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D-er D^MfHe "UWMkmg im Jahre 1866. Parteilos und zum großen Theil nach offtciΓΆsen Quellen fΓΌr das Volk bearbeitet von F. A. Erstes Blatt: Die nΓ€chsten Ursachen des Aiisbrnches der Feindseligkeiten unter den deutschen Ttaaten. Braunschweig. V er lag nou Wilhelm Zruff. l Vir glauben, der nΓ€heren Schilderung des furchtbaren blutigen Dr.una's, welches seit wenig Wochen sich im deutschen Vatcrlande abspielt, keine bessere Einleitung geben zu kΓΆnnen, als dadurch, daß wir ihm die Mahn- und Drohworte Karl Wellers, enthalten in ciΓΌ.-m in Nr. 136 der Deutschen Reichszeitung abgedruckten Gedichte, voranstellen, die zugleich den einzigen Zweck, den das Volk des BΓΌrgerkriegs werth halten kΓΆnnte, den der Einheit des Vaterlandes, Deutschlands, zum Schlachtgeschrei sich wΓ€hlen. Noch hatte das Volk die Hoffnung, die drohenden Kricgswolkcn wΓΌrden sich durch den Congrcß zertheilen, den Napoleon im Mai nach Paris zu sammen rief. Noch wΓ€hnte es, das Blut seiner SΓΆhne, BrΓΌder und Er halter wΓΌrde nicht fΓΌr dynastische Interessen verspritzt zu werden brauchen. Da rief den Großen der Dichter die Mahnung zu: Eh' noch die Kugel kommt ins Rollen, Ihr hohen Herrn bedenkt, bedenkt! Wenn erst des Unheils MΓ€chte grollen, Ist's Cure Macht nicht, die sie lenkt! Ihr spielt mit lohen FeuerbrΓ€nden, Bis aus die Gluth in Flammen bricht: Den Anfang wohl habt Ihr in HΓ€nden, Das Ende doch, das wißt Ihr nicht. Ihr, die Ihr diesen Krieg entzΓΌndet, Ihr habt nicht Noth um Haus und Heerd*. Ans Spiel, das Euch Gewinn verkΓΌndet, Setzt Ihr ein Leben, das nichts werth. Euch geht das Dasein nicht in Scherben, Euch drΓΌcken Weib und Kind nicht schwer, Und wenn Millionen rings verderben, Ihr trinkt Champagner wie vorher. O seid gewarnt! In Feuerstammen Auflodern wird der VΓΆlker Zorn: VerzweiflungsmΓΌth schaart sie zusammen, Die Noth stâßt in des Aufruhrs Horn. Sie werden kommen jene Tage Voll wilder Wuth mit Schicksalsmacht, Die Ihr wie eine Kindersage In stolzem DΓΌnkel jetzt verlacht. Sie werden kommen, laßt Euch mahneΒ» *, Ruft sie nicht wach mit Frevelmuth: Lenkt in des Rechts und Friedens Bahnen, Spielt nicht mit Volkes Gut und Blut. Noch ist es Zeit, sucht die VersΓΆhnung, Nicht Furcht, Vertrauen nur bringt Frucht, FΓΌgt zur Gewalt nicht die VerhΓΆhnung, Zu schwer sonst wird der SΓΌnden Wucht, Und Ihr, die Ihr auf hohen Zinnen Als FΓΌrsten Deutscher Lande steht, Nur Ehre habt Ihr zu gewinnen, So treu Ihr mit dem Volke geht. Groß ist's, wenn Ihr zum Wohl des Ganzen Manch' stolzem Vorrecht frei entsagt; Doch klΓ€glich klein, im Troß der Schranzen Schlepptragen jeder grâßern Macht. Schon lauern rings der Feinde viele: Still rΓΌstet das CΓ€sarenthum, Tyrannen haben stets zum Ziele Erob'rung nur und eitlen Ruhm. Herbei zur Wacht der Heimathserde! Hier gilt es, Alle Hand in Hand! Doch pfui jed' feilem SΓΆldnerschwerte, Das ΓΌbt Gewalt an fremdem Land! Dumpf schweigend sammeln sich die Heere: Vegeist'rung nicht fΓΌhrt ihren Zug-, Kein Segensspruch stΓ€rkt ihre Wehre, Von allen Lippen grollt nur Fluch Ist Deutschland nicht genug zerrissen? Blutfrevel ist der Bruderkrieg! Wir woll'ii von einem Kampf nichts wissen, Wo Niederlage jeder Sieg! Doch mΓΌssen wir das Elend tragen, So soll's auch ganz zu Ende gehn, Und als die Frucht von schweren Tagen Der Einheit Freiheitsbau erstehn: Dann wird auch eh'r nicht Frieden tagen, Eh' nicht zerbrochen jeder Zwang, Eh' nicht des Hochmuths Thron zerschlagen, GedΓ€mmt nicht fremder Herrschsucht Drang. Und eh' nicht wird ein Deutschland werden Aus einem StΓΌck und einem Holz, Bis ausgetilgt von deutscher Erden So Oesterreichs wie Preußens Stolz. Alldeutschland nur heißt die Parole: Nicht Habsburg hier und Zollern dort! Alldeutschland hallts von Pol zu Pole: Ein freier Bund der beste Hort! Ein freier Bund! Es grüßt meerΓΌbel Das Sternenbanner hell und hehr! Sah's nicht da drΓΌben aus noch trΓΌber? Nun leuchtets herrlich ΓΌber's Meer. Nach jeder dunklen Unheilswolte Folgt licht der Regenbogen nach ! Freiheit und Frieden jedem Volte, Verheißt der Zukunft neuer Tag! Wohlan, so laßt die Kugel rollen, Ein HΓΌh'rer noch ist, der sie lenkt: Zu Schanden wird der WillkΓΌr Wollen, Und anders kommt es, als Ihr denkt. Mit Schrecken wird das Spiel sich wenden, In Wettern nahn der Zeit Gericht: Den Anfang habt Ihr noch in HΓ€nden, Das Ende doch, Ihr wißt es nicht Oesterreich und Preußen hatten im zweiten Schleswig -Holsteinschen Feldzugc, Winter l864, Schleswig-Holstein den DΓ€nen entrissen. Im Bade zu Gastein (15 August 1865) war man einig geworden, daß bis zur end gΓΌltigen Entscheidung ΓΌber das Geschick der HerzogthΓΌmer, Preußen Schles wig, Oesterreich Holstein verwalten, beide VerbΓΌndete aber auf AusΓΌbung von SouvcrainetΓ€tsrechten in den besetzten Landen verzichten wollten. Die endgΓΌl tige Entscheidung zog sich in die LΓ€nge, Das Sonderbare eines derartigen VerhΓ€ltnisses mußte mancherlei Reibungen hervorrufen. Aus Bundesgenossen wurden allmΓ€hlich Gegner, Preußen suchte Oesterreich, Oesterreich Preußen zu ΓΌbertrumpfen. Der preußische Minister von Bismarck sah scheel dazu, daß Oesterreich durch den Statthalter von Gablenz in Holstein nicht in gleicher Weise auftrat, wie Herr von Manteuffel in Schleswig. Das Ziel des preußischen Staatsmannes war eben die Annerion der ClhhcrzogthΓΌmer um jeden Preis und um Oesterreich, das diesen annertonistischen Ideen wider strebte, ein Paroli zu bieten, drang Bismarck auf eine Reform des Bundes, ja lockte die deutschen VΓΆlker mit dem Versprechen der Einberufung eines Parlamentes, aus allgemeinen, gleichen und birecten Wahlen mit geheimer Ab stimmung hervorgerufen. Wenn nur der preußische Staat selbst erst die Freiheit genΓΆsse! Wenn nur die preußische Regierung die den VΓΆlkern gege benen Verheißungen immer erfΓΌllt hΓ€tte (1813, 1848)! Und Oesterreich? Es ist wahr, es trat ein fΓΌr das Recht der HerzogthΓΌmer. Aber aus welchem Grunde? Um Preußen zu verhindern, die Beute allein sich anzueignen. So wurde eine Zeitlang hier und dort agitirt, ja endlich wurden sogar die Armeen mobil gemacht. Das deutsche Volk wußte nicht wie ihm geschah. Es sah sich plΓΆtzlich in zwei Hecreslager gespalten, ohne recht zu wissen auf wessen Seite das Recht sei. Die Kabinette wΓΌnschten den Krieg und das Volk antwortete in unterthΓ€nigsten Adressen, es bΓ€te um den Frieden. Stockung im Handel und Wandel war die nΓ€chste Folge der kriegerischen RΓΌstungen. Aber der deutsche BΓΌrger trΓΆstete sich: "ein Kabinetskricg gegen das Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland ! Er ist nicht mΓΆglich! Die Soldaten werden sich weigern, sich im Bruderkampfe zu morden! " Nun, die Ereignisse gingen ihren Schritt weiter. Preußen hatte ein BΓΌndniß mit dem KΓΆnige von Italien geschlossen, das in seiner ganzen Bedeutung erst gegenwΓ€rtig sich enthΓΌllen sollte. Oesterreich sah sich in Nord und SΓΌd bedroht. Es versuchte, die Mittelstaaten fΓΌr sich zu gewinnen. Im April gab es in einer Depesche Preußen zu verstehen, es werde die holsteinische Frage an den Bund bringen. Das hΓ€tte es nur frΓΌher thun sollen! Sachsen, mitten zwischen den beiden Großstaatcn gelegen, rΓΌstete. Preußen verlangte AufklΓ€rung ΓΌber diese RΓΌstungen. Sachsen entschuldigte sich damit es mΓΌsse den Maßregeln, welche etwaige BundcsbeschlΓΌsse erforderten, recht- zeitig Folge leisten kΓΆnnen. Zwischen Oesterreich, das von Preußen geheimer RΓΌstungen beschuldigt wurde, und letzterem Staate, flogen unterdessen die Depeschen hin und her und machten die letzte Friedcnshossnung schwinden. Am 3 Mai wurde in Veneticn die EisenbahnbrΓΌcke zwischen Pcschiera und Desenzano abgebrochen, nach Italien wurden keine Billets mehr ausgegeben. In den folgenden Tagen wurde prcußischcrseits die Kriegsbereitschaft fΓΌr das zweite, dritte, vierte, fΓΌnfte, sechsste, achte und fΓΌr das Gardcarmcecorps verfΓΌgt. Außerdem wurden fΓΌr die ganze Armee die Ersatzbataillone formirt, die gesammte Infanterie auf KriegsstΓ€rke gestellt. SΓ€mmtliche Cavallerie- regimenter sollten ihren Pferdebestand vermehren und Ersatzescadrons zu 150 Pferden bilden. Die gesammte Artillerie wurde mobilistrt. Bange SchwΓΌle lastete auf den GemΓΌthern, durch Reden und Petitionen suchte man das heraufziehende Kriegswcttcr zu beschwΓΆren. Vergeblich ! Nun steckte man, wie der Vogel Strauß, den Kops in den Sand und ließ die Dinge kommen wie sie kommen wollten. Allerhand GerΓΌchte tauchten auf, eines abenteuerlicher als das andere. Hannover, hieß es, habe mit Preußen einen Vertrag geschlossen. Es werde ihm der Besitzstand garantirt, wogegen es 15000 Mann zu Preußen stelle. Auch die Dreitheilung Deutschlands (Preußen, Baiern, Oesterreich), ward vielfach angekΓΌndigt. In der Sitzung des Bundestags am 5. Mai legte Sachsen eine Sommationsnote Preußens und die Antwort des sΓ€chsischen Ministers darauf vor, fΓΌgte hinzu, das Berlinel Kabinet habe erklΓ€rt, Preußen betrachte die sΓ€chsische AufklΓ€rung fΓΌr unbefriedigend und es (Sachsen) stelle daher den Antrag auf Inter- vention des Bundes in dem Conflicte mit Preußen. Der preußische Gesandte beantwortete dies dahin, daß die militairischen Maßregeln Preußens nur einen defensiven Character trΓΌgen, mithin dem Bunde kein Anlaß vorliege, dem Antrage Sachsens nachzugeben; die ganze ΓΆsterreichische Armee ward auf den Kriegsfuß gesetzt. Am 9. Mai wurde in Frankfurt ΓΌber den Antrag Sachsens abgestimmt und derselbe angenommen. Der preußische Gesandte erklΓ€rte: Preußen wird die zu seiner Nothwehr getroffenen mili tairischen Maßnahmen gern einstellen, wenn der Bund die Abstellung seiner RΓΌstungen herbeifΓΌhrt. Sollte der Bund sich nicht dazu bewogen finden, oder die Kraft dazu nicht haben, so wird sich Preußen allerdings gezwungen sehen, die eigene Sicherheit und die Erhaltung seiner europΓ€ischen Stellung in erste Linie zu stellen. *) AllmΓ€hlig rΓΌsteten auch die Bundesstaaten, Baiem an der Spitze. Sie mΓΌssen aber sehr langsam ge- ') An demselben 9. Mai wurden die preußischen Kammern aufgelΓΆst rΓΌstet haben, der spΓ€teren Erfahrung nach! Unterdessen hielten die Minister der deutschen Mittel- und Kleinstaaten Conferenzen. Sie scheinen aber auf denselben nichts Besonderes beschlossen zu haben. Gleich einem Funken in ein Pulverfaß schlug am 16. Mai die Nachricht in das Publikum ein, aus der Gegend von Klingebeutel werde eine Grenzverletzung durch eine ΓΆster reichische Patrouille gemeldet, welche GewaltthΓ€tigkeiten gegen im Dienste befindliche preußische Zollbeamten verΓΌbt habe. Noch war aber die Stunde der Entscheidung nicht gekommen. Oesterreich versprach die Angelegenheit zu untersuchen und dieselbe verlief im Sande. General Benedeck indeß ΓΌber nahm auf Befehl des Kaisers am 18. Mai das Commando ΓΌber die auf zustellende Nordarmee und erließ einen Armeebefehl. Unterdessen schien sich eine Aenderung des VerhΓ€ltnisses vorzubereiten. Kaiser Napoleon stellte sich an, als wolle er, um das drohende Unwetter in Deutschland zu beschwΓΆren, einen Kongreß in Paris versammeln, der die brennenden Tagesfragen ordnen solle. Preußen und Italien erklΓ€rten sich bereit, ihn zu beschicken; an Oester reichs HartnΓ€ckigkeit zerschlug sich aber das Friedenswerk und der Franzosen kaiser hatte seine Liebe zur Eintracht kund gethan und konnte nun ruhig, das Weitere erwarten. Es wird ihm recht behaglich zu Muthe gewesen sein dem gekrΓΆnten Friedensstifter! Wichtig war die Bundestagssttzung vom 19. Mai. Die Regierungen von Vaiern, WΓΌrtemberg, Baden, Hessen- Darmstadt, Nassau, Weimar, Koburg und Meiningen brachten den Antrag ein: Hohe Bundesversammlung wolle an alle diejenigen Mitglieder, welche ΓΌber den Friedensstand hinausgehende militairische Maßnahmen ober RΓΌstungen vorgenommen haben, das Ersuchen richten, in der nΓ€chsten Sitzung der Bun desversammlung eine ErklΓ€rung abzugeben, ob und unter welchen Bedingun gen sie bereit seien, gleichzeitig und zwar vor einem in der Bundesversamm lung zu vereinbarenden Tage an die ZurΓΌckfΓΌhrung ihrer StreitkrΓ€fte auf den Friedensstand anzuordnen. Außerdem wurde von Seite des niederlΓ€ndi schen Gesandten der Antrag eingebracht, die Bundesversammlung mΓΆge den die Aufnahme des Herzogthums Limburg betreffenden Bundesbeschluß vom 5. September 1839 wieder aufheben, und somit den Austritt des Herzogthums aus dem BundesverhΓ€ltniß genehmigen. Bei der Abstimmung ΓΌber den ersten dieser AntrΓ€ge stimmte Preußen demselben bei und ermΓ€hnte die Bundesglieder, dem Deutschen Volke das Elend eines inneren Krieges zu ersparen, indem sie zu schleuniger Beschlußnahme ΓΌber die am 9. April. von Preußen beantragte Berufung der deutschen Volksvertretung schritten. FΓΌr den niederlΓ€ndischen Antrag, Entlassung Limburgs aus dem Bundes verbΓ€nde betreffend, wurde ein besonderer Ausschuß von fΓΌnf Mitgliedern eingesetzt. TrΓΌber und trΓΌber gestaltet sich von nun an die Situation Geringer und geringer wurden die Hoffnungen der Friedensfreunde. Am 6. Juni erscheint in der Kieler Zeitung das Einbcrufungspatent der holsteinschen StΓ€nde von Seiten des ΓΆsterreichischen Kaisers. Gegen diesen Schritt erhebt Preußen energischen Protest. Die Oesterreicher rΓ€umen Elmshorn und verschanzen sich in Wedel, die Regierung verlegt der Statthalter nach Altona, Am 7. Juni rΓΌcken die preußischen Truppen in Holstein ein, einem deutschen Bundeslande; das große Trauerspiel beginnt. Von nun an rΓΌckt Preußen nur immer vor, Oesterreich und seine Ver bΓΌndeten weichen immer zurΓΌck. Die Ereignisse treffen die zitternden Mensch lein gleich wuchtigen KeulenichlΓ€gcn. Der Krieg, das Ungeheuer, der Bruder krieg in seiner ganzen Scheußlichkeit, er thut den gefrÀßigen Rachen auf. Mein Volk, mein deutsches Volk, deine Kinder wΓΌrgen sich einander, ohne Zweck, ohne hΓΆhere Idee, und du bist ohnmΓ€chtig, ganz verlassen, dem Willen deiner Machthaber preisgegeben, deren die wenigsten ein deutsches Herz im Busen tragen. In der außerordentlichen Bundestagssitzung von 11. Juni zeigt Oesterreich an, daß preußische Truppen in Holstein eingerΓΌckt seien und daß Manteuffel die Regierungsgewalt an sich genommen habe. Diesem Act der SelbsthΓΌlfe Einhalt zu thun, sei die Bundesver sammlung nach Art. 19 der Wiener Schlußacte berufen und verpflichtet. Oesterreich beantragt daher schleunige Mobilmachung des ganzen Bundesheeres, mit Ausnahme der zur preußischen Armee gehΓΆrigen Corps. Generallieutnant von Manteuffel erlÀßt aber unter demselben Datum eine Proklamation an die Bewohner Holsteins, des Inhalts: Einwohner deS Herzogthums Holstein! Die k. t, ΓΆsterreichische Regierung hat sich durch die in der deutschen Bundesversammlung am 1. d. Mts. abgegebene ErklΓ€rung thatsΓ€chlich von dem Gasteiner Vertrage losgesagt. Die Sr. MajestΓ€t dem KΓΆnig von Preußen nach dem Wiener Frieden zustehenden SouverainetΓ€tsrechte am Herzogthum Holstein sind durch die einseitig erfolgte Einberufung der StΓ€nde verletzt. Mit Wahrung dieser Rechte hat Se. MajestΓ€t der KΓΆnig mich zu beauftragen geruht. Ich habe das Herzogthum Holstein daher wieder, wie vor dem Gasteincr Vertrage, mit preußischen Truppen besetzt. Die Hoffnung, daß die k, k, ΓΆsterreichische Regierung auf eingelegten Protest gegen Einberufung der StΓ€nde diese Maßregel rΓΌckgΓ€ngig machen werde, ist nicht erfΓΌllt worden. Ich bin dadurch genΓΆthigt, zur Wahrung der bedrohten Rechte Sr. MajestΓ€t des KΓΆnigs die oberste Regierungsgewalt auch im Herzogthum Holstein in die Hand zu nehmen und thue dieses hier durch mit der Aufforderung an Alle, insonderheit BehΓΆrden und Beamte, meinen Anordnungen ΓΌberall unweigerlich Folge zu leisten. Ich erkenne das ruhige und besonnene Verhalten, welches die Einwohner Holsteins ausnahmslos beim. EinmΓ€rsche der preußischen Truppen diesen gegenΓΌber beobachtet haben, gern an. Dasselbe ist mir ein neuer Beweis, daß die prcußenfeindliche Haltung eines Theiles der Presse und der politischen Vereine der wahren Stimmung der BevΓΆlkerung keineswegs entspricht und ich erwarte, daß auch das fernere Verhalten mich nirgends zu Ausnahms maßregeln nΓΆthigen wird. SΓ€mmtliche politischen Vereine werden geschlossen. Politische BlΓ€tter, die seither ohne Concession herausgegeben worden sind, hΓΆren mit dem heutigen Tage so lange zu erscheinen auf, bis zu ihrer Herausgabe die gesetzlich vorgeschriebene Concession eingeholt und ertheilt sein wird. BlΓ€tter, die nur zu Anzeigen concessionirt sind, haben sich auf diese zu beschrΓ€nken. Die durch Bekanntmachung des k. k. Herrn Statt halters vom 15. September 1865 eingesetzte holsteinische Landesregierung in Kiel ist aufgelΓΆst. Die Mitglieder derselben sind ihrer Functtonen enthoben. Eine Bekanntmachung ΓΌber die anderwcite Organisation der CentralbehΓΆrde bleibt vorbehalten. Der Baron Karl v. Scheel -Plessen ΓΌbernimmt auf AllerhΓΆchsten Befehl, zugleich als OberprΓ€sident fΓΌr beide HerzogthΓΌmer, die Leitung sΓ€mmtlicher GeschΓ€fte der Civilverwaltung unter der AutoritΓ€t der hΓΆchsten Militairgewalt und wird seinen Wohnsitz in Kiel haben. Einwohner des Herzogthums Holstein! Se. MajestΓ€t der KΓΆnig be absichtigt, dem Princip der ZusammengehΓΆrigkeit entsprechend, eine Gesammt vertretung der HerzogthΓΌmer Schleswig-Holstein ins Leben zu rufen. Um solche auf legalem Wege anzubahnen, sollen die StΓ€nde jedes der beiden HerzogthΓΌmer einberufen werden, und die dazu nΓΆthigen Einleitungen sind bereits getroffen. Rendsburg, den 10. Juni 1866. Der kΓΆnigl. preußische Gouverneur E. v. Manteuffel, Gencrallicutenant und Generaladjutant Sr. MajestΓ€t des KΓΆnigs. An demselben Tage verhaftet der preußische Hauptmann von Gottberg den Regierungsrath Lesser, den vom Statthalter von Gablenz ernannten RegieiungscommissΓ€r und sprengt dadurch die EtΓ€ndeversammlung zu Itzehoe. Gablenz erlÀßt die folgende Proklamation: Einwohner Holsteins! Der vertragswidrigen Besetzung Holsteins durch preußische Truppen, die mich veranlaßte, den Sitz der Statthalterschaft und der Landesregierung nach Altona zu verlegen, sind Gewaltmaßregeln gefolgt. Das Zusammentreten der in Folge allerhΓΆchsten Auftrags von mir berufenen holsteinischen Etandevcrsammlung ist durch Waffengewalt verhindert, der Landtagscommissatr verhaftet worden. Durch Proclamation vom 10. Juni hat der preußische Gouverneur fΓΌr Schleswig ferner kundgegeben, daß er die oberste Regicrungsgew.llt auch in Holstein in die Hand nehmen werde; er hat zu AusfΓΌhrung dessen der von mir im Auftrage meines Kaisers bestellten Landesregierung ihre Entlassung angekΓΌndigt und eine andere Civilverwaltung bereits eingesetzt. Die preußischen Truppen sind in An marsch auf Altona. Die mir zu Gebote stehenden StreitkrΓ€fte waren nicht darauf berechnet, einem feindlichen Angriff einer bisher verbΓΌndeten deutschen Macht Wider stand zu leisten; ich bin außer Stande, mit meiner kleinen Schaar der verΓΌbten Gewalt wirksam entgegenzutreten und das Recht zu schΓΌtzen. Um die Truppen nicht nutzlos zu opfern, weiche ich, dem allerhΓΆchsten Befehle des Kaisers solgend, der Uebermacht und verlasse mit ihnen das Land. Brave Holsteiner! Als ich auf Befehl meines allergnΓ€digsten Herrn die Regierung Eures Landes ΓΌbernahm, seid ihr mir mit Vertrauen ent gegengekommen und ihr habt dasselbe mir im wachsenden Maße bis heute bewahrt. Nehmet meinen herzlichen Dank dafΓΌr! Schwere Tage werden ΓΌber Euch kommen. Einstweilen wird die Gewalt herrschen; fΓΌgt Euch derselben mit Eurer bewΓ€hrten Besonnenheit, Bleibt aber auch in dieser neuen PrΓΌfung treu Eurer guten Sache. Euer Geschick steht in Gottes Hand, harret aus im Vertrauen auf eine glΓΌckliche LΓΆsung. Altona, 12. Juni. Der k, k. Statthalter fΓΌr Holstein. Gablenz. Am 12. Juni verlassen die Oesterreicher Holstein, mit ihnen der Herzog von Augustenburg. Die Preußen rΓΌcken in Altona ein. Die diplomatischen Beziehungen zwischen Oesterreich und Preußen werden abgebrochen, der ΓΆsterreichische Gesandte angewiesen, Berlin zu verlassen. Am 14. Juni fand die Abstimmung im Bunde ΓΌber den ΓΆsterreichischen Antrag vom 11. Juni statt. Ein weltgeschichtliches Eretgniß von unΓΌbersehbarer Tragweite! Die Bundesversammlung beschließt mit 9 gegen 7 Stimmen die Mobilmachung des siebenten, achten, neunten und zehnten Bunbesarmeecorps. Nach der Schlußziehung Β«klΓ€rt der preußische Gesandte, er betrachte den bisherigen Bundesvertrag als erloschen, lege das Project eines neuen Bundes vor und erklΓ€re seine ThΓ€tigkeit an der Versammlung fΓΌr beendet: er verlÀßt den Saal. Das PrΓ€sidium erklΓ€rt, laut Artikel 1 der Bundesakte sei der Bund ein unauflΓΆslicher Verein, auf dessen un geschmΓ€lerten Fortbcstand das gei'ammte Deutschland ein Recht habe und aus welchem der Austritt keinem Mitgliede frei stehe. Auf Einladung des PrΓ€sidiums schließt sich die Bundesversammlung dem feierlichen Proteste und der Wahrung der Rechte und ZustΓ€ndigkeiten des Bundes, welcher in voll kommen bindender Kraft sorlbcsieht, an. β€” Die Zustimmung zum Antrage achtet Preußen einer selbstΓ€ndigen KriegserklΓ€rung der betreffenden Regierungen gleich. Bei der Abstimmung am Bundestage am 14. Juni, der so verhau niß votlen fΓΌr unser deutsches Vaterland, stimmte die 13. Eurie, Braunschweig und Nassau, fΓΌr den Antrag Oesterreichs, als Curie. Braunschweig indeß erklΓ€rte: Der Antrag der k. k. ΓΆsterreichischen Regierung ist zunΓ€chst darauf gegrΓΌndet, daß der Wiener Fricdensvertrag sowie die Gasteiner Convention von Preußen verletzt worden. Da jedoch dici'e beiden VertrΓ€ge von Oester reich und Preußen lediglich in ihrer Eigenschaft als europΓ€ische GroßmΓ€chte gegen die Intcnsionen des Bundes und gegen das Bund esr echt ge schlossen, auch in Folge davon die Bundestruppen aus Holstein entfernt worden feien, so stelle es sich als untbunlich dar, fΓΌr die Aufrechterhaltung dieser internationalen, den Bund benachtbeiligenden Abmachungen von Bundes wegen einzutreten. Ferner mangele es zur Zeit gΓ€nzlich an einer genug'am vorbereiteten bundesgei'etzlichcn Grundlage fΓΌr ein Bundeserccutionsverfahren, und sonach auch fΓΌr jetzt an einem genΓΌgenden Anlasse zur MobiliΓΌrung des Bundcsheercs. Die herzogliche Regierung sehe sich daher veranlaßt, sich gegen den t. k. ΓΆsterreichischen Antrag zu erklΓ€ren. Hannover und Kur hessen erklΓ€ren sich gegen die in Punkt 4 des Antrags geforderte Ernennung des Obcrbefcblsbabcrs , stimmen aber fΓΌr den Antrag. Baden erklΓ€rte: "Die gioßhcrzogliche Regierung muß davon ausgehen, daß die durch den ΓΆsterreichischen Antrag an die bobe Bundesversammlung gekommene Anzeige ΓΌber die bedauerlichen VorfΓ€lle in Holstein zuvΓΆrderst bundcsgemÀß zu be handeln, und daß somit nach Art. 18 und 19 der Wiener Echlu^acie der Bund Racb ΓΌber die Erhaltung und Wiedeiberstcllung der innern Ruhe und Sicherheit des Bundes zu pflegen und diejenigen Maßregeln zu be stimmen bat, welche in dem vorliegenden Fall zu dieser Erhaltung und Wiederherstellung des Vundesie.btΓΆ nothwendig sind. Zu diesem Zweck wird die Bundesversammlung vor Allem einem Ausschuß den baldigsten Vorschlag der Maßregeln zu ΓΌbertragen haben, welche rathsam und nothwendig sind Die großherzogliche Regierung glaubt zugleich, daß der Zeitpunkt gekommen sei, in dem die Hohe Bundesversammlung in GemÀßhcit der Art. 11 der Bundcsactc und 21 der Wiener Schlußactc ihre ThΓ€tigkeit vermittelnd eintreten lasse, um die Wiederkehr eines bundcsmÀßigcn Zustandes zuvΓΆrderst in Holstein zu erwirken. Die Haltung, welche Oesterreich in der jΓΌngsten Zeit in der Frage der HerzogthΓΌmer dem Bund gegenΓΌber eingenommen, und die ErklΓ€rungen, welche Preußen wiederholt abgegeben, wonach von ihm eine FriedensstΓΆrung nicht ausgehen solle, lassen noch hoffen, daß es der Hohen Bundesversammlung gelingen kΓΆnne, durch unbefangene ErΓΆrterung ΓΌber die AnsprΓΌche beider Staaten einen ehrenvollen Ausgleich unter den selben unter Wahrung des Pundesrecht zu ermΓΆglichen. Indem die groß herzogliche Regierung diesen Antrag stellt, kann sie zu ihrer Genugthuung beifΓΌgen, daß sie selbst sich bereits in Verbindung mit ihren Nachbarstaaten in den Stand setzt, einer an sie ergehenden Aufforderung des Bundes zur ErfΓΌllung ihrer Bundcspflichten rechtzeitig GenΓΌge zu leisten, und daß daher nur der Wunsch, die Erhaltung des Friedens, wenn thunlich zu ermΓΆglichen, und in dieser wichtigen Frage strengstens die bundcsgesetzlichen Vorschriften einzuhalten, ihr Votum leitet." Mit blitzΓ€hnlicher Schnelligkeit traf nun Preußen die ernstesten Anstal ten, seinen Gegnern zuvorzukommen und sie zu theilen und einzeln zu schla gen. Es richtete an die Regierungen von Hannover, Sachsen, Kurhessen und Nassau ein Ultimatum, in welchem es NeutralitΓ€t, Versetzung der Armee auf FriedensΓΌtß und baldige Cinberuftmg des Parlaments zur GrΓΌndung einer neuen Bundcsverfassung forderte. Die Herrscher dieser LΓ€nder glaubten es ihrer Cbrc schuldig zu sein, diese Forderungen ablehnen zu mΓΌssen. In Folge dessen ΓΌbergab der betreffende preußische Gesandte den HΓΆfen eine fΓΆrmliche KriegserklΓ€rung. Am 16 Juni wurde am Bundestage der Antrag Sachsens auf BundeshΓΌlfe gegen Preußen mit 10 gegen 5 Stimmen angenommen O cnerreich und Baiein erklΓ€rten sich zur AusfΓΌhrung be reit. (Aber diese AusfΓΌhrung hat so lange auf sich warten lassen, bis es zu spΓ€t war.) Tie hannoveri'che Armee conccntrirte sich in GΓΆttingcn und der KΓΆnig Georg reiste in Begleitung des Kronprinzen dahin ab. Der KurfΓΌrst von Hessen ertheilte seiner Armee den Befehl, sich zum Abmarsch nach dem LΓΌden bereit zu halten. Die Sachsen hielten das Elbthal zwischen Meißen und Pirna besetzt. Man erwartete jede Stunde in der sΓ€chsischen Hauptstadt, einem der wichtigsten militairii'chen Punkte, das EinrΓΌcken der Oesterreichs zur Deckung des Landes. Sie erschienen nicht. Dagegen rΓΌckten die preußischen Marschkolonnen, vollstΓ€ndig ausgerΓΌstet, nach allen Richtungen vor. Bewegt war der Abschied der Tapfern aus dem Vaterlands. Wie mancher von ihnen ruht schon im kΓΌhlen Erdenschooßel Seit 50 Jahren hatte das zweite Garderegimcnt z. B. in Berlin gestanden. Bei seinem Ab mΓ€rsche, der Nachts 11 Uhr begann, hatten sich endlose Massen der BevΓΆlkerung eingefunden, die unter Hurrahruf und ThrΓ€nen den Scheidenden das Geleite gaben. Als das dritte GardefΓΌsilier Regiment frΓΌh halb 3 Uhr die Holz straße entlang zog, blitzerten die Gewehre blutigroth in den Strahlen der aufgehenden Morgensonne. Bewegt stimmten die Truppen das Lied an: "Morgenroth, Morgenroth, leuchtest mir zu frΓΌhem Tod ! " das Volk fiel in den Gesang ein und geleitete seine Kinder zum Bahnhofe. Ein erhebender Augenblick! β€” Der Krieg beginnt. Ehe wir die blutigen Bilder desselben uns vor Augen fΓΌhren, wollen wir noch einige statistische Notizen diesem ersten Artikel anfΓΌgen. Gegen den Antrag am 14. Juni haben Preußen, Baden, Luremburg, die zwΓΆlfte, vierzehnte, fΓΌnfzehnte und siebcnzehnte Curie gestimmt. Die engere Versammlung der Bundesversammlung theilt sich nΓ€mlich in 17 Curien, welche sich folgendermaßen vertheilen: 1. Curie Oesterreich. 2. " Preußen. 3. " Baiern. 4. " Sachsen. 5. " Hannover. 6. " WΓΌrtemberg. 7. " Baden. 8. " Kurhessen. 9. " Großherzogthum Hessen. 10. " Holstein (nicht vertreten am 14. Juni). 11. " Luremburg mit Limburg. 12. " Die Großhcrzogl. und Herzogt. SΓ€chs. HΓ€user. 13. " Braunschweig und Nassau. 14. " Mecklenburg-Schwerin und Strelitz. 15. " Oldenburg. Anhalt. Schwarzburg und Lichtenstein. 16. " Reuß. Die Lippe'schen FΓΌrstenthΓΌmer. Waldeck. 17. " LΓΌbeck. Frankfurt. Bremen. Hamburg. Außer Oesterreich (1. 2. und 3. Armeecorps) und Preußen (4. 5. und 6. Armeecorps) stellt der Deutsche Bund: 362,596 Mann, nΓ€mlich: Das 7. Bundes -Armeccorps stellt Baiem. 1387 V^Q. Meilen, 4,541,456 Einwohner. 138,038 Mann Infanterie. 23,179 Mann Cavallerie 24,760 Mann Artillerie. 3674 Mann Genie :c. Summa 188,661 Mann, wozu noch 56,500 Mann Landwehr. Das 8. Bundes-Armeccorps stellen 3 Staaten: WΓΌrtemberg. 354 Q. Meilen. 1,669,720 Einwohner. 22,029 Mann KriegsstΓ€rke; 9696 Mann FriedensstΓ€rke. Baden. 278 '/^ Q. Meilen 1,956.943 Einwohner. 16,667 Mann. Großherzogthum Hessen. 152^ Q. Meilen. 836,424 Einwohner 10,621 Mann. Das 9. Bundes-Armeccorps hat 1. Division Sachsen. 271 '/2 Q*. Meilen. 2,039,072 Einwohner. 25,396 Mann. 5. Division K.- Hessen. 174 Q. Meilen. 755,350 Einwohner. 6159 Mann FriedensstΓ€rke; 15,086 Mann KriegsstΓ€rke. 3. Division Limburg. 2435 Mann. Das 10. Bundes -Armeecorps: Hannover. 699 Q. Meilen. 1,819,777 Einw. 26.497 Mann. Braunschweig. 6? Q. Meilen. 269,915 Einw. 5359 " Holstein. 18? Q. Meilen. 550,000 Einw. . 5400 " Schwerin. 241 Q. Meilen. 542,763 Einw. . 5380 ,, Streich. 50 Q. Meilen. 99,628 Einw. . . 838 " Oldenburg. 114 Q*. Meilen. 287,163 Einw. 3738 " LΓΌbeck. 6. Q. Meilen. 55,423 Einw. . . 511 " Bremen. 3'/. Q. Meilen. 88,856 Einw. . 760 " Hamburg. 6'/2 Q. Meilen. 220. 401 Einw. . 1289 " 9 Kontingente des 10. Bundes-Armeecorps . 49,881 Mann. 15 Contingcnte der Reserve-Division . 22,511 " Außer Oesterreich und Preußen kann also der deutsche Bund stellen 362,596 " Bis zum 14. Juni 1866 bestand Deutschland aus folgenden Bundesstaaten Q. M. Kaiscrthum Oesterreich 3546. *) KΓΆnigreich Preußen mit Lauenburg 3410.**) Baiern 1383. " Hannover 700. " WΓΌrtemberg 354. Sachsen 272. KurfΓΌrstenthum Hessen 174. Großherzogthum Hessen mit der Land- grafschaft Hessen-Homburg 158. ***) Bundesgebiet. In Oesterreich in Summa 11750 Q. Meilen. ") Bundesgebiet. In Preußen in SummΒ» 510? Q. Meilen Q. M. Großherzogthum Oldenburg 116. " Sachsen-Weimar 66. Baden 278. " Luremburg mit Limburg 87. " Mecklenburg - Schwerin 24 1 . -Strelitz 49. Herzogthum Braunschweig 68. Nassau 87. Anhalt 43. " Sachsen -Coburg-Gotha 36. Altenburg 24. " Meiningen- hildburghausen 46. FΓΌrstenthum Schwarzburg -Rudolstadt 17. " Sondershausen 15. " Reuß, Γ€ltere Linie 6. " jΓΌngere Linie 15. " Lichtcnftein 3. " Lippe -Dctmold 21. " " -Schaumburg 8. Waldeck 22. Freie Stadt Hamburg 6. " " Bremen 5. " " LΓΌbeck 7. " " Frankfurt a. M. 2. Herzogthum Schleswig-Holstein 322. Summa: 11592 Q. Meilen. diesen 11592 Q*. Meilen wohnen circa 46 Millionen Menschen. Auf Das zweite Blatt enthΓ€lt die Geschichte der Occupation Hannovers, Sachsens und Kurhessens von Seiten Preußens. Druck von H. Sievers u, Co Die Occnpation des KΓΆnigreichs Hannover durch die Preußen. <2. Blatt des deutschen BΓΌrgerkrieges.) Am 15. Juni setzte ein preußisches Truppencorps bei Hamburg ΓΌber die Elbe und drang gegen die hannoversche Stadt Harburg vor. Dort hatten am Abend vorher Quartiermacher die Ankunft von 3000 Mann hannoverscher Truppen angesagt. Diese Truppen trafen indeß nicht ein; vielmehr wurden, unter Begleitung des hannoverschen Bahnpersonals, die meisten Eisenbahnwagen und Locomotiven nach SΓΌden zu in Sicherheit zu bringen gesucht. Die Preußen rΓΌckten, 5000 Mann stark, ohne Widerstand in Haiburg ein und das kleine dort befindliche Detachement vom 5. Infanterieregimente zog sich zurΓΌck. Die Einwohner empfingen die Feinde mit dumpfer Resignation. Die Bahn zwischen Harburg und Hannover war durch Aufreißen von Schienen, Abheben der Holz>'chwellen u. s, w. unfahrbar gemacht worden und auch der Telegraph antwortete nicht mehr. Den Bahnhof besetzten die Preußen und die zurΓΌckgebliebenen wenigen Unterbeamten lieferten ihnen die SchlΓΌssel aus. In Hamburg wurde den Tag darauf die hannovrische Telegraphenstation geschlossen. Herr von Manteuffel erließ an die Einwohner des occupirten Landes folgende Proklamation : "Hannoveraner! Seit Wochen hat Se. MajestΓ€t, mein KΓΆnig und Herr, sich bemΓΌht, die schwebenden Fragen mit dem kΓΆniglichen Eabinet in Hannover vertragsmÀßig zu ordnen. Es ist verweigert worden. Die Sicherheit Preußens erfordert, daß im RΓΌcken seiner Armee keine Feinde bleiben. Mein KΓΆnig und Herr hat daher die Entlassung der Soldaten verlangt, welche ΓΌber die FriedensstΓ€rke der kΓΆniglich hannoverschen Armee eingezogen worden sind. Nur durch die GewΓ€hrung dieser Forderung wΓΌrden Hannover die Leiden des Krieges erspart sein. Bis dahin muß ich Hannover als im Kriegszustande gegen Preußen betrachten und hiernach handeln. Ich rΓΌcke nicht als Feind der braven Einwohner des KΓΆnigreichs ein. Ihr Privatcigenthum wird streng geschont werden. Die kΓΆniglichen Truppen werden die preußische Disciplin auch hier bewΓ€hren. Hannove raner! Kommt auch Ihr ihnen freundlich entgegen. Harburg, 16. Juni 1866. (gez.) v. Manteuffel." Unterdessen waren die Preußen auch von Minden, Lauenburg und GlΓΌcksstiidt aus im KΓΆnigreiche vorgedrungen und bereits den 17. Juni rΓΌckten die ersten preußischen Husaren durch d ieResidenzstadt Hannover zum Bahnhofe. Am 18. Juni, dem Jahrestage der Schlacht von Waterloo, in welcher die Hannoveraner eine so heidenmÀßige Bravour bewiesen, rΓΌckte General von Manteuffel an der Spitze seiner Truppen in LΓΌneburg ein. Die Operationen gegen Hannover ΓΌberhaupt leitete der Generallieutenant von Goeben. Der Magistrat der Residenzstadt Hannover forderte die Einwohner zur Unterwerfung unter das Geschick durch folgende Bekanntmachung auf: "Der Ernst des Tages, die Gefahren, von welchen unsere theure Stadt bedroht erscheint, machen es uns zur Pflicht, die dringende Bitte, die Mahnung an unsere MitbΓΌrger zu richten, mit voller Kraft und Ent schiedenheit dahin zu wirken, daß keine Unordnungen irgend welcher Art entstehen, daß die Ruhe gewahrt bleibt, daß mit pflichttreuer Ergebung getragen wird, was getragen werden muß! In der Hand der BΓΌrger liegt der Schutz der Stadt, wir wollen und kΓΆnnen ihn uns sichern durch krΓ€ftige Sorge fΓΌr Ruhe und Ordnung!" Der KΓΆnig von Hannover begab sich den 16. Juni Morgens 3 Uhr auf die Reise nach GΓΆttingen. Dem scheidenden Monarchen brachten seine Unterthanen nicht endenwollende Hochs aus. Derselbe erließ fol gendes Abschiedswort: AnMagistrctt, BΓΌrgervorsteher unbBΓΌrger meiner geliebten Residenzstadt Hannover! Im Begriff, mit dem theuern Kronprinzen Mich zu Meiner Armee in dem sΓΌdlichen Theile Meines KΓΆnigreichs zu begeben, lasse Ich Meine theure KΓΆnigin und geliebten TΓΆchter zu Herrenhausen eurer bewΓ€hrten treuen Liebe und AnhΓ€nglichkeit zurΓΌck. Herren Hausen, 16. Juni 1866. Georg liex! Den 17. Juni, Abends 7 Uhr, rΓΌckte die 13. preußische Division unter General von Falkenstein mit klingendem Spiele in die Stadt Han nover ein. Die Infanterie und Artillerie marschirtcn nach dem Waterloo platze und zogen sodann in einzelnen ZΓΌgen zur Quartiernahme in die Stadt. Das KΓΌrassierregiment und die Cavallerie bezogen die umliegen den DΓΆrfer, die Artillerie wurde in der Artilleriekaserne untergebracht. Das Einquartieren der Truppen geschah verhΓ€ltnismÀßig rasch. Grâßere HΓ€user erhielten 6β€”12, kleinere 1 β€” 2 Mann. Der Heercstheil zΓ€hlte ca. 17,000 Mann. General von Falkenstein erließ noch an demselben Tage eine Bekanntmachung an die Einwohner und einen Corpsbefehl an feine Truppen. Die Bekanntmachung lautete: "Ich bin beute mit einem Theil der mir untergebenen Truppen in eine Von ihrer Regierung verlassene Hauptstadt eingerΓΌckt. Die Sorge fΓΌr die Verwaltung wird nun den ZurΓΌckgebliebenen anheim fallen mΓΌssen. Hierin soll Niemand von mir behindert werden. Ich werde mich zuvΓΆr derst lediglich darauf beschrΓ€nken, die fΓΌr die etwaige Sicherung meines Corps nochwendigen Maßregeln herbeizufΓΌhren und veranlassen, daß die Verpflegung desselben, die nunmehr nach Kriegsgebrauch jedem feindlichen Lande anheimfΓ€llt, in geregelter Weise herbeigeschafft werde. Hannover, 17. Juni 1866. Der commcmdirende General. gez. v. Falkenstein." Folgendes war der Corpsbefehl: "Hannover, Sachsen, Kurhessen, mit denen wir bis jetzt in Friede und Freundschaft lebten, haben auf Ansuchen Oesterreichs beschlossen, eine Erecutionsarmee gegen Preußen "ins Feld zu stellen. Es ist nicht unsere Sache, die GrΓΌnde dafΓΌr zu erforschen, aber selbstverstΓ€ndlich ist diescrhalb Er. MajestΓ€t unserem AllergnΓ€digsten KΓΆnige nichts ΓΌbrig geblieben, als den ΓΌbermΓΌthigen Regierungen jener Kleinstaaten den Krieg zu erklΓ€ren, was geschehen. Heute rΓΌcken wir nun in Kurhessen und Hannover als Feinde ein. Nichtsdestoweniger wollen wir es uns angelegen sein lassen, den ruhigen Landeseinwohnern gegenΓΌber, denen diese VorgΓ€nge gar nicht lieb sind, auch unsererseits zu zeigen, wie wir es beklagen, zu einem brudermΓΆrderischen Kriege herausgefordert zu sein, Soldaten des west phΓ€lischen Corps! In diesem Sinne laßt uns den bevorstehenden K*rieg durchkΓ€mpfen; wir wollen unsern gegenwΓ€rtigen Feinden zeigen, daß eine mehr denn fΓΌnfzigjΓ€hrige Freundschaft in uns eine zu schΓΆne Erinnerung zurΓΌckgelassen hat, um uns sofort zu rΓΌcksichtslosen Feinden umstimmen zu kΓΆnnen. Der commandircnde General. gez. v, Falkenstein." Das Benehmen der Truppen gegen die Einwohner war ein ruhiges und freundliches. Auch die letzteren ermangelten nicht, durch ruhige Er gebung ins Unvermeidliche und gefΓ€lliges Entgegenkommen, so weit der Ernst der Zeit es erlaubte, sich eine humane Behandlung zu sichern. Auf dem Bahnhofe vor der Stadt bivoucckirten 1000 Mann und fochten bort ab. Lebensmittel lieferte ihnen die Stadt, wie unter Anderen der Re staurateur Kasten von der Gcorgshalle 1000 Portionen Kaffee sandte. NatΓΌrlich wurden die Verkehrsanstaltcn, Eisenbahnen, Telegraph, Posten, sofort unter Aufsicht des preußischen MilitΓ€rs gestellt und die preußische Regierung gab sogleich Befehl, alle Eisenbahnstrecken, mit Ausnahme der nach dem SΓΌden, wieder herzustellen. Auch die ΓΆffentlichen Kassen wurden mit Beschlag belegt. Am 18. Juni Morgens zwischen 2 und 3 Uhr wurde die Festung Stade an der Elbe von einem preußischen Bataillon unter AnfΓΌhrung des Obrist- Lieutenants von Cranach besetzt. Die Besatzung wich der Uebermacht. Um 9 Uhr fr.ch erfolgte die Uebergabe der Waffen und die Preußen bezogen die Wachen Das hannoversche MilitΓ€r wurde entlassen und mußte bis zum Abend die Stadt rΓ€umen. Den Officieren wurde daS Seitengewehr gelassen. Das feindliche Bataillon war auf den Ka nonenbooten "Loreley" und "Cyclop", wie auf einem Privatdampfer von Harburg aus nach Twidensteth befΓΆrdert und dort ausgeschifft worden. Etwa 1000 Schritte vor der Festung war die Colonnc von einer Vedette entdeckt und die Garnison alarmirt worden. In Folge dessen wurden die Festungsthore geschlossen. Doch gelang es mit HΓΌlfe der von Matrosen mitgefΓΌhrten Brechinstrumenten den Preußen bald, das Thor zu erbrechen und sie strΓΆmten in die Festung hinein. In der zum Markte fΓΌhrenden Straße, auf der die Hauptwache gelegen, kam eine geschlossene Abtheilung hannoverscher Truppen in der StΓ€rke von etwa 40 Mann der Colonne entgegen und auf dem Markt wurde eine grâßere Zahl derselben sichtbar. Oberstlieutenant von Cranach forderte die Hannoveraner zum Niederlegen der Waffen auf. Der die Abtheilung commandirende Officier ließ statt dessen zur Attaque das Gewehr fΓ€llen. Da erschien em hannoverscher Stabsofficier zwischen den Abtheilungen und bat, die Feindseligkeiten ein zustellen, die hannoverschen Truppen hΓ€tten Befehl, sich nicht zu verthei digen und der Commandant wΓ€re geneigt, zu capitul,ren. DemgemÀß wurde sogleich Halt gemacht und eine Kapitulation abgeschlossen. An Kriegsmaterial wurden in Stade 21 gezogene GeschΓΌtze, 8 Haubitzen, 6 MΓΆrser und andere Kanonen, 14000 neue gezogene Gewehre, zahlreiche Munition und andere KriegsbedΓΌrfnisse erbeutet. Die Eisenbahncommu ntcation mit Hannover wurde sogleich wieder hergestellt. Unterm 19. Juni verΓΆffentlichte der General von Falkenstein noch eine Bekanntmachung ΓΌber die FortfΓΌhrung der Regierung. Dieselbe lautet "Die Verwaltung des KΓΆnigreichs Hannover geht von heute an auf mich ΓΌber Die verschiedenen BehΓΆrden haben von nun an nur Befehle von mir und dem als kΓΆniglich preußischen CommissΓ€r fΓΌr die Civilver waltung bestimmten Landrath Freiherrn von Hardenberg anzunehmen und auszufΓΌhren. Hiernach befehle ich: 1) Die bisherigen kΓΆniglich hannoverschen Minister sind ihrer Func tioncn enthoben, mit alleiniger Ausnahme des Ministers des kΓΆniglichen Hauses. 2) Das Ministerium des Krieges ruht. 3) Die GeschΓ€ftsfΓΌhrung: Γ„ des Ministeriums der auswΓ€rtigen Angelegenheiten wirb dem GeneralfecretΓ€r Geheimen Legationsrath Adolf Hartmann, K. des Ministeriums des Innern dem GeneralfecretΓ€r Geheimen Regierungsrath Heinrichs, Β«. des Cultusministeriums dem GeneralfecretΓ€r Geheimen Re gierungsrath BrΓΌel, 6. die Ministerien der Finanzen und des Handels sowie der Justiz dem GeneralfecretΓ€r des Gcsammtministeriums Geheimen Finanzrath V. Seebach hierdurch ΓΌbertragen. 4) Die Verwaltung in allen Branchen wird unverΓ€ndert nach den kΓΆnigt. hannoverschen Gesetzen und Bestimmungen fortgefΓΌhrt und verblei ben hierzu die Beamten ΓΌberall in ihren Stellen. 5) Gehalte, Pensionen und etwaige UntcrstΓΌtzungsgelder werben fort gezahlt. 6) Alle Vergehen gegen die Landesgesetze sind von den betreffenden BehΓΆrden selbstΓ€ndig zu erledigen, soweit deren Machtvollkommenheit dazu ausreicht. 7) Anderweitig tritt mit dem heutigen Tage gegen sΓ€mmtliche Ein wohner des KΓΆnigreichs Hannover, sowie gegen alle sich in demselben aufhaltendeΒ« Fremden, welche den preußischen Truppen durch eine Ver rΓ€thelische Handlung Gefahr oder Nachtheil bereiten, der in den preußi schen Gesetzen vorgesehne außerordentliche MilitΓ€rgerichtsstand in Kriegszeiten in Kraft. Hauptquartier Hannover, 19. Juni 1866. Der commandirende General. v. Falkenstein." Unter gleichem Datum erschien von demselben General folgende Proklamation, gerichtet an die hannoverschen beurlaubten Mannschaften Nach einer Verordnung der hiesigen BehΓΆrden haben sich alle be urlaubten Mannschaften unverzΓΌglich zu ihren resp. Truppentheilen zu be geben. Diese Verordnung setze ich hiermit außer Kraft, mit dem Bemerken, daß diejenigen, welche derselben dennoch Folge geben und demnΓ€chst er griffen werden sollten, dem in den preußischen Gesetzen vorgesehenen außer ordentlichen MilitΓ€rgerichtsstande in Kriegszeiten unterworfen sind. Sie werden demnach als Kriegsgefangene behandelt und in eine preußische Festung abgefΓΌhrt werden Unter dieselben Gesetze treten auch diejenigen hannoverschen Soldaten, welche sich zur Zeit noch hier oder im Lande aufhalten und auf dem Marsche zu ihren Truppentheilen betroffen werden sollten. Außerdem ist mir mitgetheilt worden, daß versprengte bewaffnete Ab theilungen noch im Lande und sogar unter MitfΓΌhrung von GeschΓΌtzen umherziehen sollen. An diese ergeht hiermit die Aufforderung, sich Angesichts dieses bei der kΓΆniglich preußischen Eommandantur in Hannover zu melden, dort haben sie ihre Waffen abzuliefern und die Mannschaften demnΓ€chst ihre Entlassung in die Heimath zu gewΓ€rtigen, wΓ€hrend den Officicren unter GewΓ€hrung des Halbsoldes, gegen Ausstellung eines Reverses, wΓ€hrend der Dauer der Feindseligkeiten zwischen Preußen und Hannover sich jeder feindseligen Handlung gegen Preußen zu enthalten, Urlaub gewΓ€hrt wer den wird. Dieselben Bestimmungen finden auch auf diejenigen Officiere An wendung, welche gegen Ausstellung eines derartigen Reverses bereits ent lassen worden sind. Wer dieser Aufforderung nachzukommen unterlÀßt, wird bei seiner Festnahme nach denselben Gesetzen, wie die vorgedachtcn, behandelt und in einer preußischen Festung detinirt werden. Hauptquartier Hannover, 19. Juni 1866. Der commandirende General des kΓΆniglich preußischen 7. Armeecorps, v. Falkenstein, General der Infanterie. Unterm 20. Juni kΓΌndigte der zum CivilcommissΓ€r bestimmte Frei herr von Hardenberg. bisber Landrath des Mansfelder Saalkreises, den noch in der Hauptstadt verweilenden Ministern an, daß sie ihrer Functionen enthoben seien. Nur der Minister des kΓΆniglichen Hauses, v. Malortie, blieb in seiner Stellung, weil dessen Ressort zur eigentlichen Staatsverwaltung in keiner Beziehung steht. Die GeneralsccretΓ€re der betreffenden Ministerien ΓΌbernahmen die Leitung der GeschΓ€fte. Bei fortwΓ€hrendem Zuzug preußischer Truppen mußten die Requisi tionen derselben schwer auf dem Lande lasten. So war den 19. Juni der Stadtverwaltung aufgegeben, binnen 3 Tagen zu liefern: 12000 Ctr. Mehl, 3000 Ctr. lebendes Fleisch, 1000 Wispel Hafer, 3400 Ctr. Heu, 5000 Ctr. Stroh, 700 Ctr Reis, 250 Ctr. Speck, 117 Ctr. gebrannten Kaffee. Die Einfahrt von Roggenbrot und frischem Fleisch wurde frei gegeben. Am 21. Juni verließen der General von Falkenstein und der Oe ucrallieutenant von Manteuffel Hannover und begaben sich zu dem im SΓΌden Hannovers aufgestellten Corps. Zahlreiche TruppcnzΓΌge bewegten sich dahin. Die preußischen Officiere mußten tΓ€glich erhalten: Kaffee mit Zuthat; Suppe, Fleisch, GemΓΌse, Braten und eine Flasche Wein; Kaffee, Abendbrot Die Mannschaften: Kaffee mit Zuthat, 1 Pfund Fleisch, GemΓΌse und Brot, 1 Schoppen Bier, Abends einen Imbiß. β€” Die Occuptttion Sachsens und Kurhessens durch die Preußen. Der Besitz des KΓΆnigreichs Sachsen bildet fΓΌr die OpeiationsplΓ€ne feindlicher Armeen eine so gΓΌnstige Basis, daß die Preußen mit Recht sich beeilten, sich der wichtigen Positionen theilhaftig zu machen, die es gewΓ€hrt. Allgemein freilich wurde angenommen, ein Theil der ΓΆsterreichi schen Armee werbe dem sΓ€chsischen, 40000 Mann starken und zwischen Pirna und Meißen aufgestellten Corps zu Hilfe eilen,- und fΓΌr den Besitz Dresdens, des SchlΓΌssels zu den PΓ€ssen des Erzgebirges, eine Schlacht liefern. Man sollte sich auch hierin getΓ€uscht sehen. Sachsen, Hannover, und Kurhessen baten zwar in Wien und MΓΌnchen um militΓ€rische Hilfe. Es wurde aber ihnen zur Erwiderung, sie hΓ€tten sich vorerst auf die Defensive zu beschrΓ€nken. In der Nacht vom 15. zum 16 Juni wie wΓ€hrend des 16. Juni rΓΌckten, die Preußen in Sachsen ein und der KΓΆnig von Sachsen nebst Herrn von Beust und dem Kriegsminister begaben sich zur Armee, die sich bei Pirna concentritte. Der Einmarsch der Preußen fand auf drei Punkten statt, bei WΓΌrzen, 6 Stunden entfernt von Leipzig, hei Strehla an der Elbe, unweit Riesa, einem wichtigen Eisenbahnknoten punkte und bei Reichenbach in der Lausitz, zwischen GΓΆrlitz und LΓΆbau. Von sΓ€chsischen Soldaten wurde die EisenbahnbrΓΌcke bei Niesa gesprengt; dem Feinde war aber die Art der Sprengung in der Weise verrathen worden, daß derselbe sogleich die Ausbesserung des Schadens in Angriff " nahm und w die Eisenbahnstrecke Leipzig-Dresden bald wieder fahrbar machte. Derselbe besetzte den Marktflecken Rirsa und rΓΌckte vorsichtig auf Meißen zu. In der Nacht vom 14. zum 15. Juni hatte das letzte sΓ€chsische MilitΓ€r, die 3 Compagnie des 4. IΓ€gcrbataillons, Leipzig verlassen und war mittels Crtrazugs nach Dresden befΓΆrdert worden. Die BrΓΌcke bei LΓΆbau hatten die sich zurΓΌckziehenden sΓ€chsischen Truppen durch Aufreißen der Schienen unbrauchbar gemacht, die Telegraphenstangen zum Theil ver brannt. Auch zwischen Riesa und Pristewitz waren die Schienen aufge hoben worden. Der Befehlshaber der in Sachsen einrΓΌckenden preußischen Armee (der Elbarmee) General von Herwarth marfchirte den 18. Juni direct auf Dresden zu, wΓ€hrend eine andere Division von Bischofswerda aus sich nach der Hauptstadt bewegte. Am 19. Juni, Halb5 Uhr Morgens, wurde auchLeipzig von 120 Mann Gardereservisten, welche auf Leiterwagen von Etlenburg ankamen, besetzt. Ihnen folgten bald grâßere Infanteriemassen und der StadtbehΓΆrde wurde die Besetzung der Stadt officiell angekΓΌndigt. Hierauf begab sich. der Commandeur der Truppen auf das Rathhaus und verlangte in der hΓΆflichsten Form die Auslieferung der hier befindlichen kΓΆniglichen Kassen, wurde aber hinsichtlich dieser Forderung an die kΓΆnigliche BehΓΆrde ver wiesen. Cin preußisches Commando nahm von den Kasernen im Schlosse Besitz. Der preußische CivilcommissΓ€r von Wurmb verlangte auf dem Dresdener Bahnhofe die Herausgabe und Uebcrlassung sΓ€mmtlicher Betriebs artikel der Leipzig-Dresdener Eisenbahn an die preußischen Truppen. Man weigerte sich anfangs. Er stellte aber die Anwendung von Gewaltmaß regeln in Aussicht und so fΓΌgte sich die Direction nothgedrungen und unter Protest Bereits unterm 16. Juni hatte Prinz Friedrich Karl einen Armee befehl an seine Truppen und eine Bekanntmachung an die Bewohner der sΓ€chsischen Lausitz erlassen. Der erstere lautete: Armeebefehl. Hauptquartier GΓΆrlitz, 16. Juni 1866. Unser KΓΆnig und Herr hat den Krieg an Sachsen, Hannover und Kurhessen erklΓ€rt Der Einmarsch meiner Truppen in das KΓΆnigreich Sachsen ist heute bereits erfolgt. Wir haben die Einwohner nicht als unsere Feinde zu betrachten und zu behandeln, sondern den Krieg nur gegen eine Regierung zu fΓΌhren, welche uns denselben durch ihre Feind seligkeit anfgezwungcn hat. Ich erwarte von den Soldaten mit vollem Vertrauen, daß sie, wie immer, so auch jetzt die alte bewΓ€hrte preußische Mannszucht aufrecht erhalten und dadurch dem Lande, welches wir zu besetzen gezwungen waren, die Lasten des Krieges mΓΆglichst erleichtern werden. Jedes Privateigenthum ist streng zu schonen, Staatseigenthum allein ist mit Beschlag zu belegen. Sollten unS auf sΓ€chsischem Gebiete ΓΆsterreichische Truppen entgegentreten, so sind dieselben zum Abzug auf zufordern, erst im WeigerungsfΓ€lle sind dieselben als Feinde zu behandeln. VorwΓ€rts denn, Kameraden, mit unserm alten Wahlspruch: "Mit Gott fΓΌr KΓΆnig und Vaterland!" und mit dem Schlachtruf: "Es lebe der KΓΆnig !" Der General der Kavallerie. Friedrich Karl. Das Dresdner Journal brachte unter demselben Datum folgende Verordnung des KΓΆnigs von Sachsen: Wir, Johann, von Gottes Gnaden KΓΆnig von Sachsen ?c. Urkunden hiermit und bekennen: Zur Verwaltung des Landes in unserm Namen und FortfΓΌhrung der vorkommenden RegierungsgeschΓ€fte wΓ€hrend unserer durch die politi schen VerhΓ€ltnisse nothwendig gewordenen Abwesenheit von unserer Residenz setzen wir. in GcmÀßheit Β§. 9 der Verfassungsurkunde vom 4. September 1831, eine Landescommission nieder, zu deren Mitgliedern wir die Staats minister Johann Paul Freiherr von Falkenstein, Richard Freiherr von Friesen und Dr. Robert Schneider, sowie den Generallieutenant der Rei terei und Oberstallmeister a. D. Karl August Marimilian von Engel ernennen. Dresden, 16. Juni 1866. (I.. 8.) Johann. Friedrich Ferdinand Freiherr v. Beust. Bernhard von Rabenhorst. Johann Paul Freiherr von Falkenstein. Richard Freiherr von Friesen. Dr. Robert Schneider. Am 18. Juni Mittags halb 12 Uhr erreichte die Avantgarde der Elb armee des ganzen Eorps die Residenz Dresden. Der Einmarsch dauerte von Mittag bis Abend ununterbrochen fort und die Truppen wurden theils in den Kasernen, theils in PrivathΓ€usern einquartirt. In der katholischen Hofkirche wurde fΓΌr die Mannschaften katholischer Confession eine zahlreich besuchte Messe gehalten. Eine Commission hΓΆherer preußi scher Eisenbahnbeamten ΓΌbernahm den Betrieb der sΓ€chsischen Staatseisen bahnen, sowie die Controle der Leipzig-Dresdener Privatbahn. Auch die Feldeisenbahnabthcilung der Armee des Generals von Herwarth rΓΌckte in Dresden ein; diejenige der Armee des Prinzen Friedrich Kar! war am Tage vorher schon bei Bautzen angekommen und hatte die gestΓΆrte Strecke von GΓΆrlitz ab Bautzen wieder fahrbar gemacht. Pie BevΓΆlkerung ver hielt sich ernst, doch ruhig; die in der sΓ€chsischen Hauptstadt anwesenden preußischen Familien flaggten zum Theil. Zum Stadtcommandanten von Leipzig wurde Hauptmann Knesebeck er nannt. Derselbe richtete sogleich fΓΌr die Presse nach preußischem Muster eine Ueberwachung ein, nach welcher von jeder Zeitung ein Pflichtercmplar bei dem Polizeiamt hinterlegt werden muß. Auf das GerΓΌcht, die Uni versitΓ€t solle geschlossen werden, beeilte sich Herr von Knesebeck den Stadt rath in Kenntniß zu setzen, daß er diese Maßrege! fΓΌr unnΓΆthig und durch nichts begrΓΌndet finde, Lehrer und Studirende kΓΆnnten ruhig ihren Ar beiten obliegen. Am Abend beS 19. Juni wurde dem Verleger der "Leipziger Abend-Β« post" durch einen Officier erΓΆffnet, daß sein Blatt von jetzt an nicht mehr erscheinen dΓΌrfe; er sei mit seiner Person und seinem VermΓΆgen fΓΌr Be folgung dieser Anordnung BΓΌrge. In Dresden ließ der preußische CivilcommissΓ€r den dortigen Zcitungsredactioneu mittheilen, es wΓΌrden keinerlei beschrΓ€nkende Maßregeln wider die Presse beabsichtigt; thatsΓ€chliche Nachrichten kΓΆnnten objectiv mitgetheilt werden; aber preußcnfeindliche Raisonnements seien zu vermeiden und wΓΌrden Zuwiderhandlungen sofortige Suspendirung des Blattes und resp. Schließung der Druckerei nach sich liefen Am 21. Juni hatten die sΓ€chsischen Truppen das Heimathsland voll stΓ€ndig gerΓ€umt und sich, zum Anschluß an das ΓΆsterreichische Heer, nach BΓΆhmen zurΓΌckgezogen. Nur der KΓΆnigftein behielt seine Besatzung und hat sie bis heute noch, da ein Angriff der Preußen auf diese Festung bis jetzt noch nicht unternommen worden sein soll. In dieser Zeit munkelte man in Dresden von gewaltsamer Fouragi rung preußischer Soldaten. In den KauflΓ€den seien Lebensmittcl, Tabak, Cigarren, GetrΓ€nke u. s. w. ohne Weiteres unter Androhung von Gewalt fΓΌr den Fall der Verweigerung, in Beschlag genommen und abgefΓΌhrt worden; in Familienwohnungen seien Soldaten eingedrungen, hΓ€tten die VorrathsrΓ€ume und Keller durchsucht und mit fortgenommen, was sie dort an Brot, Fleisch Β«. gefunden. Das "Dresdner Journal" schreibt darΓΌber unterm 21. Juni: "Wir haben es uns angelegen sein lassen, nach besten KrΓ€ften ΓΌber diese Angelegenheit Erkundigungen einzuziehen und es hat sich ergeben, daß, soviel wir zu ermitteln vermochten, jene GerΓΌchte doch vielfach ΓΌbertrieben worden sind. Es sind allerdings Requisitionen von Lebensmitteln und andern VerpflcgungsgegenstΓ€nden, Tabak :c., bei Kauf lΓ€den und in VerkaufsstΓ€tten ausgefΓΌhrt worden und ist dies leider auch in einzelnen FΓ€llen (wie z. B. bei dem Kaufmann May in der Secstraße) in einer nicht eben humanen Weise geschehen. Andererseits wird aber bestΓ€tigt, daß ΓΌber das Benehmen des requirirenden MilitΓ€rs im Allge meinen nicht zu klagen gewesen, auch meistentheils ΓΌber die entnommenen GegenstΓ€nde Quittung gegeben worden ist. Privatpersonen, denen ihr Eigenthum gewaltsam weggenommen worden wΓ€re, sind von uns nicht zu ermitteln gewesen. Wohl aber wurde uns von mehren Seiten ver sichert, daß die in PrivathΓ€usern bei verschiedenen Familien erschienenen Soldaten in der hΓΆflichsten Weise "im Auftrage ihres Commandanten" um Abgabe einiger Lebensmittel nachgesucht, wo sie dieselben erhalten, sie mit Dank entgegengenommen, und wo ihnen nichts verabfolgt werden konnte, sich ohne jede Drohung entfernt haben." Einige Tage hindurch hielten die GeschΓ€ftsleute in der Residenz ihre LΓΌden geschlossen, ja auch der Schulbesuch war, aus Furcht eines etwai gen Zusammenstoßes der Oesterreicher und Preußen in den Straßen der Stadt, auf einige Zeit suspendirt. Behufs Befestigung des militΓ€risch so wichtigen Punktes wurden Schanzen in Angriff genommen und machte aus die BevΓΆlkerung die dadurch nothwendig gewordene theilweise Zer stΓΆrung des "großen Gartens" einen sehr schmerzlichen Eindruck. Die Preise der LebensbedΓΌrfnisse stiegen zu einer fast unerschwinglichen HΓΆhe und der Umstand, daß dies Jahr die zahlreichen Fremden, die sich Dresden zum Sommeraufenthalt wΓ€hlen, ausblieb-n, drΓΌckte sehr start auf HauS eigenthΓΌmer und Vermiether besonders in den sΓΌdlichen Stadttheilen. Unterm 25. Juni enthΓ€lt das Dresdener Journal eine Bekanntmachung des MilitΓ€rgouverneurs von Sachsen, Generallieutenants von der MΓΌlbe, nach welcher das KΓΆnigreich Sachsen in Kriegszustand erklΓ€rt wird. Die sΓ€chsische Landescommission erließ deshalb folgende Bekanntmachung an die BevΓΆlkerung: "Von dem kΓΆniglich preußischen Herrn MilitΓ€rgouverneur von Sach sen ist heute der Kriegszustand im gefammten KΓΆnigreich proclamirt wor den. Diese Maßregel ist nach der uns von dem kΓΆniglich preußischen CivilcommissΓ€r, Herrn Landrath von Wurmb, ertheilten Versicherung nicht durch besondere Vorkommnisse im Lande herbeigefΓΌhrt worden, sondern eine Folge der Occupation deS Landes durch preußische Truppen und auS militΓ€rischen RΓΌcksichten nothwendig. Wir fordern daher die Bewohner aller Landestheile, mΓΆgen die letz teren zur Zeit von preußischen Truppen besetzt sein oder nicht, hierdurch auf, sich der verhangenen Maßregel mit Ruhe und Ergebung zu fΓΌgen und Alles zu vermeiden, was nach derselben zu einem Einschreiten der MilitΓ€rgewalt Anlaß geben kΓΆnnte. In Folge eines besonderen Antrages des folglich preußischen Herrn CivilcommissΓ€rS machen wir noch darauf aufmerksam, daß auch sΓ€chsische MilitΓ€rpflichtige, welche sich etwa noch zur Armee begeben, und sΓ€chsische Beamte, welche ihnen hierbei behΓΌlflich sind, oder die zur Ueberweisung von Kriegsreservisten vorgeschriebenen amtlichen Schritte thun, sich hier durch nach der Auffassung der kΓΆniglich preußischen MilitΓ€rbehΓΆrden eines standrechtlich zu bestrafenden Vergehens schuldig machen. Sachsen! Es ist eine traurige Pflicht, welche wir mit dieser Be kanntmachung erfΓΌllen, wir mΓΌssen sie aber erfΓΌllen, um großes UnglΓΌck von Einzelnen und von dem ganzen Lande abzuwenden. Ruhige Ergebung in daS zur Zeit Unvermeidliche ist das Einzige, was wir Euch jetzt empfehlen kΓΆnnen." Vom 25. Juni an wurden alle frΓΌher von sΓ€chsischen Truppen be setzten Wachtposten in Dresden, nach einem Uebereinkommen der preußi schen Commandantur mit der Polizeidirection, von preußischen Truppen bezogen. Von Anbruch der Dunkelheit an sollten die Umgegend Patrouillen durchstreifen, zum Schutze des Eigenthums und der persΓΆnlichen Sicher heit der Landleute. Die SchΓΌtzengildcn und die MilitΓ€rveteranen-Vercine, und die Turnerfeuerwehr, die bis dahin als Schutzmannschaft fungirten, waren dieser Obliegenheit entlassen worden. Die Fahrten der Tharanter Bahn mußten eingestellt werden Jeder Einwohner mußte mit einem Passagierschein sich versehen, wenn er das Weichbild der Stadt verlassen wollte. In Bautzen wurde folgendes Plakat des preußischen Stadtcomman danten an den Straßenecken angeheftet: Von heute Abend 5 Uhr ab geht Niemand mehr ΓΌber die Vorposten, Niemand wird mehr eingelassen außer unter MilitΓ€rescorte. Die Com munalgarde, SchΓΌtzenvereine und ΓΌbrigen Bewohner des Ortes liefern bis Nachmittag 2 Uhr Waffen aller Art und Munition ab, und werben dieselben vor dem Taucherkirchhof abgenommen. Werben dergleichen irgendwie verborgen gehalten und entdeckt, wird der Betreffende arretirt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Jeder mit Waffen in der Hand be troffene NichtmilitΓ€r oder zur FΓΌhrung derselben berechtigte kΓΆnigliche Beamte wird, wenn er von seinen Waffen Gebrauch macht, sofort er schossen. Jedes Haus, aus dem auf meine Leute geschossen worden, wirb unbedingt demolirt, eventuell eingeΓ€schert. Ich warne sΓ€mmtliche Ein wohner, sich persΓΆnlich und die gelΓ€mmte Stadt vor Schaden zu hΓΌten, der jedem Entgegentreten unbedingt folgen wird. Im Fall eines AlarmS verbleibt alles in den HΓ€uftrn, und wΓ€hrend der Dunkelheit sind Lichte an die Fenster des Parterre zu setzen und da, wo dies durch LΓ€den aus gefΓΌllt, in die Beietage. Das Gas in den Straßen ist von Abends 9 bis Morgens 3 Uhr in Brand zu erhalten. Bautzen, 21. Juni 1866. von BΓΆse, Generalmajor und Commandant beS Orts. In Leipzig aber erließ die preußische Commandantui folgende Be kanntmachung : Mehre Unterbeamte hiesiger Polizeiverwaltung haben sich der Aus fΓΌhrung von Recherchen unterzogen behufs Ermittelung von HeercSpftichΒ« tigen fΓΌr die kΓΆniglich sΓ€chsische Armee und haben ΓΌber das Ergebniß amtlich berichtet. Einige LocalblΓ€tter enthalten Aufforderungen zur An meldung von Stellvertretern fΓΌr den MilitΓ€rdienst. Dergleichen und andere der kΓΆniglich preußischen Regierung feindliche Handlungen ziehen die Verhaftung und AbfΓΌhrung der Betheiligten nach einer preußischen Festung nach sich, wo. sie kricgsrechtlich beurtheilt werden. Die Unter drΓΌckung der betreffenden BlΓ€tter ist von selbst verstΓ€ndlich, was hierdurch zur Kenntniß gebracht wird Leipzig, 24. Juni 1866. KΓΆniglich preußische Kommandantur. von GliSczinsti, Genemllicutenant. Die VerpflegungsquantitΓ€ten der Quarticrgeber den Truppen gegen ΓΌber, wurden in der Folge bedeutend erhΓΆht. Officiere, FΓ€hnriche, Feldwebel und Officieidienst leistende Untcrofficiere mΓΌssen zum Mittagbrot Suppe, Fleisch und GemΓΌse, außerdem Braten und eine Flasche Wein, die ΓΌbrigen Mannschaften Β«/. Pfund Fleisch (statt 15 Loth) oder Β«/Β« Pfund Speck, (statt 7V2 Loth) >/l2 Quart Branntwein und 2 Pfund Brot erhalten. Dem KurfΓΌrsten von Hessen-Cassel wurden von Seiten der preußischen Regierung wiederholt die dringendsten Vorstellungen gemacht, er mΓΆge die VorschlΓ€ge derselben annehmen. In der StΓ€nde Versammlung deS KurΒ« fΓΌrstenthums wurde am 15. Juni nach dreistΓΌndiger heftiger Debatte ein von Bischoffshausen gestellter Antrag mit 35 gegen 14 Stimmen an genommen. Derselbe lautete: Die EtΓΌndeversammlung fordert unter Bezugnahme auf die gestrige Abstimmung im Bundestage die Regierung auf, unverzΓΌglich zu der vom ganzen Lande gutgeheißenen neutralen Haltung zurΓΌckzukehren und die Mobitisirung der Truppen nicht auszufΓΌhren. Die EtΓ€ndrversanunlung verbindet hiermit die ErklΓ€rung, daß sie die Gelder fΓΌr die Mobilmachung so lange ablehnen wΓΌrde, als nicht nach gewiesen sei, daß der Zweck derselben dem Landcsinteresse vΓΆllig entspreche. Im Falle das gegenwΓ€rtige Verlangen nicht beachtet wΓΌrde, macht die StΓ€ndeversammlung die Regierung fΓΌr alle schweren Folgen verantwortlich. Als Antwort daraus bereitete der KurfΓΌrst seine Abreise nach dem SΓΌden vor; Silber und andere Wertsachen wurden fortgeschafft. Am 16. Juni reiste der preußische Gesandte ab und das hessische MilitΓ€r erhielt Befehle, sich in seiner Friedensformation zum Abmarsch bereit zu halten. Der kurhessische Gesandte verließ Berlin. Die Eisenbahnverbindungen und Telegraphenlinien wurden nach Außen hin unterbrochen. Das Publlcum verhielt sich ruhig, doch wurden in der Hauptstadt aus Vor sorge durch MilitΓ€r einige Straßen abgesperrt. Den Staatsschatz be wachten eine Anzahl entschlossener BΓΌrger. Schon waren die Preußen von Wehlctr aus in Gießen, also in dem nΓΆrdlichen Theil des Groß herzogthums Hessen-Darmstadt, eingerΓΌckt und es wurde preußischerseitS ein Ertrazug von Gießen nach Marburg bestellt.- Diese Nachrichten ver ursachten in Kassel eine unbeschreibliche Aufregung und veranlaßten den sofortigen Transport der kurhessischcn Truppen ΓΌber Bebra und Hersfeld per Eisenbahn und von da weiter angeblich nach Fulda. In Folge des Bundesbeschlusses war zwar die Mobilmachung angeordnet, aber noch nicht in den ersten AnfΓ€ngen ausgefΓΌhrt. In hΓΆchster Eile wurde, als Befehl zum Marsch eintraf, gepackt und verladen, ja der nothwendige Train mußte zum grâßten Theile durch rcquirirte Bauernpferde bis zur Eisenbahn geschafft werden. Der Bahnhof wurde abgesperrt und auch das preußische TelegraphenbΓΌreau auf kurfΓΌrstlichen Befehl aufgehoben und militΓ€risch besetzt. Auch die Eisenbahn-BΓΌreaur wurden gerΓ€umt und sΓ€mmtliche Utensilien, BilletschrΓ€nke :c. beseitigt. Die Post erhielt keine Sendungen mehr, nahm auch keine Briefe mehr an. Die Bestellung auf Ertrapost wurde abgelehnt. Gegen Abend wurde auch daS hannoversche Telegraphenamt geschloffen. Von Seiten des kommandirenden Generals der preußischen Truppen wurde im KurfΓΌrstenthum folgende Proklamation verbleitet "Hessische BrΓΌder! Auf Befehl meines KΓΆnigs und Herrn bin ich mit einem preußischen Corps heute in Eure Lande eingerΓΌckt, nachdem Eure Regierung in beklagenswerther Verblendung es verschmΓ€ht hat, im friedlichen Bunde mit Preußen fΓΌr unser gemeinsames deutsches Vater land eine Organisation zu schaffen, welche den gerechten Forderungen deS deutschen Volkes entspricht. Kaum hat ein anderer Bolksstamm so schwer unter der Zerfahrenheit unserer deutlchen ZustΓ€nde zu leiden gehabt, wie Ihr! Wir wissen, daß Ihr Euch deshalb nach glΓΌcklicheren Tagen sehnt, und kommen zu Euch, nicht als Feinde und Eroberer, sondern um Euch die deutsche Bruderhand zu reichen! Nehmt sie an und folgt nicht lΓ€nger der Stimme derer, die Euch mit Uns verfeinden mΓΆchten, weil sie *l*rin Herz fΓΌr Euer Wohl und Deutschlands Ehre haben! Nur den, der zwischen Euch und uns sich stellt, betrachten wir als unseren Feind. Ich wΓΌrde jeden Versuch des Widerstandes mit dem Schwerte in her Hand brechen, aber auch jeden Tropfen so vergossenen Blutes schwer beklagen. Ich fordere alle BehΓΆrden auf, auf ihrem Posten zu verbleiben und ihre GeschΓ€fte, wie bisher, fortzufΓΌhren. Den friedlichen BΓΌrgern verspreche ich Schutz in ihrem Eigenthum. Der Verkehr wird im Lande frei bleiben, so weit dies ohne BeeintrΓ€chtigung der militΓ€rischen Interessen mΓΆglich ist. Dagegen erwarte ich, ΓΌberall bereitwilliges Entgegenkommen zu fin den, wo ich im Interesse meiner Truppen und zur ErfΓΌllung der mir gestellten Aufgabe die HΓΌlfe des Landes in Anspruch nehmen muß. Hessische BrΓΌder ! Preußens Volk, geschaart um Preußens KΓΆnig, setzt seine hΓΆchsten G ter ein fΓΌr deutsches Recht und Deutschlands Macht. Auf! zeigt auch Ihr, daß echtes deutsches Blut in Euren Adern rollt!" Am 16. Juni 1866. Der kΓΆniglich preußische General, von Veyer. Unterdessen verbreitete sich bereits am 16. Juni in Hanau das GerΓΌcht, die Landeshauptstadt Kassel sei von den Preußen beseht worden, und der KurfΓΌrst habe mit den Truppen das Land verlassen. Jede telegraphische Verbindung war unterbrochen. Aber erst am 18. Juni erfolgte der Ein marsch der Preußen in diese alte Hessenstadt. Bis dahin waren die er forderlichen Nachtdienste in den GefΓ€ngniß- und Kassenlokalen :c. von den Turnern und SchΓΌtzen ΓΌbernommen worden. WΓ€hrend dem hielt sich der KurfΓΌrst noch in seinem Lustschlosse WilhelmshΓΆhe, 2 Stunden von Kassel, auf. Am 21. Juni wurde vom preußischen HΓΆchstcommandirenden eine Art Ministerium eingesetzt, indem er, nach Entfernung der Minister, dir bisherigen Referenten zur FortfΓΌhrung der GeschΓ€fte beauftragte. Die vormaligen Minister fΓΌgten sich den ergangenen Verboten, nur der Kriegs minister von Meyerfeld, der eine Art Urfehde gegen Preußen geloben sollte, weigerte sich und wurde nach der Festung Minden abgefΓΌhrt. Der KurfΓΌrst wurde auf WilhelmshΓΆhe scharf bewacht doch hoffte man noch immer auf eine VerstΓ€ndigung zwischen ihm und der preußischen Regierung. Diese Hoffnung ging aber nicht in ErfΓΌllung. Vielmehr wurde der FΓΌrst am 23. Iuui als Staatsgefangener nach Stettin abgefΓΌhrt. Zu seiner Bedienung gingen dahin ein LeibjΓ€ger, zwei Lakaien und die KΓΌche ab. Die Reil'e ging ΓΌber Hamm, Minden, Braunschwcig und Berlin nach der Hauptstadt Pommerns. Im sΓΌdlichen Theile des Kurstaates wurde von Seiten der Provin zialregierung zu Hanau folgende Bekanntmachung erlassen: Dem Vernehmen nach sollen in den von den Preußischen Truppen occupirten Theilen des Kurstaates Proclamationen und Ausschreiben der von den Occupationstruppen eingesetzten Commissare Β«. erlassen werden. Der commcmdirende General der kurhessischen Truppen hat sich hierdurch zu der ErΓΆffnung veranlaßt gesehen, daß er keine Kundgebung, welche gegen die legitime AutoritΓ€t Sr. KΓΆniglichen Hoheit des KurfΓΌrsten unseres allerdurchlauchtigsten LandesherrΒ«, gerichtet ist, dulden werde. Indem wir dieS mit dem Bemerken, daß wir an die uns untergebenen BehΓΆrden daS NΓΆthige erlassen haben, hiermit zur ΓΆffentlichen Kenntniß bringen, hegen wir zu dem Patriotismus der Bewohner der Provinz Hanau daS Vertrauen, daß sie die ihrem FΓΌrsten und Vaterlande gelobte Treue standhaft bewahren, die Anordnungen der legalen BehΓΆrden gegen etwaige feindliche Eingriffe bereitwillig unterstΓΌtzen und dem Waffenerfolge der zur Befreiung unseres bedrΓ€ngten Vaterlandes herbeigeeilten Truppen unseres Heimathlanbcs und der ΓΌbrigen bundeslreuen Staaten mit Ver- trauen und Zuversicht entgegengesehen weiden. Hanau, am 23. Juni 1866. KurfΓΌrstliche Regierung der Provinz Hanau. Sunkel. In Kassel war am 21. Juni dagegen folgende VerkΓΌndigung an den Straßenecken angeklebt worden: An das kurhessische Volk! In Folge des zwischen Preußen und dem KurfΓΌrstenthum Hessen ausgebrochenen Krieges ist die Occupation des KurfΓΌrstenthums durch die unter meinem Befehle stehenden Truppen vollzogen worden. Damit ist die AutoritΓ€t des KurfΓΌrsten suspcndirt. Die Minister des KurfΓΌrsten, welche daS feindliche Verhalten gegen Preußen angcrathen, habe ich ihrer Functionen enthoben und ihnen jede Amtshandlung untersagt. Einstweilen wird die Regierung des Landes von mir im Namen Sr. MajestΓ€t des KΓΆnigs von Preußen gefΓΌhrt werden, DaS StaatsvermΓΆgcn wie das der Privaten wird gewissenhaft geachtet werden. Kurhesscn! Bereits habe ich Euch fΓΌr die herzliche Aufnahme, fΓΌr die gute Verpflegung, welche meine Truppen ΓΌberall bei Euch gefunden, fΓΌr die Bereitwilligkeit, mit der Ihr den unvermeidlichen Requisitionen entgegengekommen seid, meinen Dank zu sagen. Ich erfΓΌlle gern diese Pflicht. Eure Biederkeit und LoyalitΓ€t sind in den schwersten PrΓΌfungen bewΓ€hrt gefunden worden. Ihr werdet auch der unter meiner AutoritΓ€t eingesetzten einstweiligen Landesverwaltung durch Eure loyale Haltung ihre schwierigen Aufgaben erleichtern. Ich ertheile die bestimmte Zusicherung, daß die Verfassung und die rechtmÀßigen Landesgesetze des Kurstaates beobachtet und aufrecht erhalten werden sollen, soweit der Kriegszustand irgend zulÀßt und die auch von der Landesvertretung Kurhessens bestΓ€ndig erstrebte bundesstaatliche Eini gung Deutschlands nicht Aenderungen erfordern sollte. Ich ΓΌbernehme die in der Vcrfassungsurkunde den einzelnen Mini sterien zugewiesenen Befugnisse, indem ich mir vorbehalte, kurhessische Staatsbeamte mit der verfassungsmÀßigen FortfΓΌhrung der laufenden GeschΓ€fte in der Verwaltung der Justiz, des Innern und der Finanzen zu beauftragen. Der Gang der Verwaltung wird ungestΓΆrt erhalten werben, wenn die Beamten der Landescollegien, deren Mitglieder und alle sonstigen Beamten und Diener meinen VerfΓΌgungen wie den Anordnungen der von mir mit der FortfΓΌhrung der GeschΓ€fte beauftragten Beamten willig Folge leisten. ErfΓΌllt sich diese Hoffnung, so wird es leicht sein, die Lasten des Kriegszustandes, welche zunΓ€chst Einzelnen auferlegt werden mußten, unter Heranziehung der RevenΓΌen des KurfΓΌrsten auszugleichen, so wird es mΓΆglich sein, trotz der obwaltenden VerhΓ€ltnisse dem Lande wesentliche Erleichterungen und wΓΌnschenswerthe Verbesserungen zu schaffen. Ich werde die zu baldiger Beseitigung der noch bestehenden proviso rischen Gesetze und verfassungswidrigen Verordnungen, sowie alle zu voller Herstellung des verfassungsmÀßigen Rechtszustandes erforderlichen Einlei tungen treffen. Ich werde es mir angelegen sein lassen, fΓΌr die. Aus- fΓΌllung empfindlicher LΓΌcken in der Gesetzgebung, welche den wirthschaft lichen Fortschritt des Landes nur zu lange zurΓΌckgehalten haben, Sorge zu tragen, und die der Pflege der Volksbildung und der Wissenschaft be stimmten Anstalten nach KrΓ€ften zu fΓΆrdern bemΓΌht sein. Bei gegenseitigem Vertrauen wird es unserem vereinten Streben, ich zweifle nicht daran, gelingen, bessere ZustΓΌnde und hellere Tage fΓΌr das kurhessische Land herbeizufΓΌhren. Ich zΓ€hle auf Euch, wie Ihr mir vertrauen dΓΌrft! Kassel, 21. Juni 1866. Der Generalmajor und Commandeur der preußischen Truppen in Kurhessen. v. Beyer. DaS muß man sagen, die Preußen wissen energisch zu Werke zu gehen. Seit 30 Jahren hatten die Kasseler BΓΌrger die Regierung um NiederΒ« reißung des hollΓ€ndischen Thores gebeten. Immer erfolglos. Auf Re quisition des preußischen CivilcommissΓ€rs mußte aber am 22. Juni die Stadt die Werkzeuge stellen, mittels deren die preußischen Soldaten dieses Thor in kurzer Zeit rasirten. Ueber die nΓ€heren UmstΓ€nde bei der Abreise deS KurfΓΌrsten aus seinem Lande erzΓ€hlt man sich Folgendes: Am 23. Juni Abends 7 Uhr wurde er, begleitet von den preußischen Osficieren von Legat und von Griesheim, per Wagen in Gesellschaft von 31 Personen seines Gefolges, Lakaien, nach MΓΌnchehof gebracht, um von dort per Eisenbahn seine Reise nach Stettin anzutreten. Gegen 5 Uhr war er geneigt, zu unterhandeln. Herr von Reeder bedeutete ihm jedoch, eS sei nun zu spΓ€t und er mΓΌsse abreisen. Ruhig und gefaßt trat er die Reise in Civil an. Die Hofbediensteten hatten sich am Ausgange des Schlosses in WilhelmshΓΆhe versammelt und brachten ihm ein Vivat. Er sprach noch mit einigen derselben und fuhr dann ab. Außer den un vermeidlichen Unbequemlichkeiten, die aus der nothwendigen Abschließung jeglichen Verkehrs auf WilhelmshΓΆhe hervorgingen, ging alles ganz um sichtSvoll und ordnungsmÀßig her. Mit RΓΌcksicht auf die in Stettin herrschende Cholera hatte der KΓΆnig von Preußen dem KurfΓΌrsten die Wahl zwischen den SchlΓΆssern von Stettin und KΓΆnigsberg gelassen. Der KurfΓΌrst entschied sich fΓΌr Stettin. Im kΓΆniglichen Schlosse daselbst waren fΓΌr den KurfΓΌrsten einige Zimmer hergerichtet und soll er mit der Achtung behandelt werden, die einem souverΓ€nen FΓΌrsten gebΓΌhrt. Vor seiner AbfΓΌhrung erließ der gebeugte FΓΌrst folgende Proklamation "An mein getreues Volk! Im Begriff, in die ΓΌber mich verhΓ€ngte Kriegsgefangenschaft inS Ausland abgefΓΌhrt zu werden, ist es meinem landesvΓ€terlichen Herzen BedΓΌrfniß, meinen treuen Unterthanen noch diesen Scheibegruß zuzuwfen. MΓΆge der allmΓ€chtige Gott mein Volk in seinen vΓ€terlichen Schutz nehmen und die gegenwΓ€rtige, ΓΌber dasselbe, sowie ΓΌber mich selbst und mein Haus verhΓ€ngte TrΓΌbsal mir und meinem Volt zur LΓ€uterung und zum Frieden dienen lassen! Zugleich richte ich, indem ich jetzt das Land meiner VΓ€ter zu verlassen genΓΆthigt werde, an alle in den dermalen occupirten Landestheilen bestellten Beamten und Diener die Aufforderung, die ihren bisherigen AmtsverhΓ€ltnissen entsprechenden Functionen, auf Grund ihres bestehenden Diensteides und vorbehaltlich der mir zu bewahrenden Unter thanentreue, fortzufΓΌhren, als wodurch unter allen UmstΓ€nden dem wahren Landesrecht am besten entsprochen und gleichzeitig allen etwaigen Gewissens bedrΓ€ngnissen vorgebeugt wird. Gott schenke uns bald wieder bessere Tage! Gegeben, WilhelmshΓΆhe, 23. Juni 1866. Friedlich Wilhelm." Die kurfΓΌrstlichen Truppen wurden unter das Obercommando des Prinzen Alerander von Hessen (Befehlshabers der Reichsarmee) gestellt. Das Geschick der hannoverschen Armee im Feldzuge des Jahres l866. Als die Preußen, ohne auf Widerstand zu stoßen, das hannoversche Land besetzten, zog sich die Armee (20000 Mann stark), zu der sich auch KΓΆnig Georg und der Kronprinz begaben, zunΓ€chst nach GΓΆttingen zurΓΌck, um jedenfalls von dort aus eine Vereinigung mit den Baiern, auf deren UnterstΓΌtzung man rechnen mußte, zu erstreben. Dunkel und verworren lauteten die GerΓΌchte von dem Marsche der tapfern Schaar nach dem SΓΌden. Bald sollte sie sich durchgeschlichen, bald sich durchgeschlagen, bald tapitutirt haben. Unterdessen wurde es bekannt, daß die Preußen Kurhessen besetzt hΓ€tten. Wollten die Baiern zur Rettung der Hanno veraner herbeieilen, so mußten sie in EilmΓ€rschen nach Hessen ziehen und sich mit den Preußen schlagen. Der KΓΆnig sandte mehrere Personen ins baiersche Hauptquartier, Einen dieser Abgesandten soll der Oberbefehls haber gefragt haben: "Wie stark ist Ihre Armee?" ""19000 Mann."" "Nun," war die Antwort, "bann kann sie sich wohl allein durchschlagen. Der Generallieutenant Aleranber von Arentsschild, der Ober befehlshaber der Hannoveraner, beschloß nun, den Durchzug durch die preußische Provinz Sachsen und ThΓΌringen zu versuchen. ZunΓ€chst mar schirte er auf Heiligenstadt, dann nach MΓΌhlhauscn. Die tapferen Truppen hatten nicht einmal hinreichende Nahrung. Von MΓΌhlhausen wendete man sich nach Eisenach Hier mußte der Oberbefehlshaber ΓΌber die Anzahl der preußischen Truppen in dieser Stadt falsch berichtet worden sein; denn ein FΓ€hndrich der Armee erzΓ€hlte Schreiber dieses, daß die Armee mit hΓΆchstem Unmuth den Befehl vernahm, statt Eisenach zu stΓΌrmen, wo nur 2000 Preußen lagen, nach Langensalza aufzubrechen. So war man nun schon mehrere Tage marschirt, von Verrath umgeben, ohne hinreichenden Proviant, sehnsΓΌchtig der baierschen HΓΌlfe erharrend! Die Preußen begannen das unglΓΌckliche Heer von allen Seiten einzu schließen. Sowohl die WerraΓΌbergΓ€ngc, als auch Eisenach und Gotha, waren schon am 21. Juni besetzt worden. Von Erfurt aus meldete man, die hannoversche Armee sei von GΓΆttingen ad wahrscheinlich fΓ€cher fΓΆrmig aufgelΓΆst worden, um zwischen Weimar und Eisenach nach dem SΓΌden zu entkommen. Die hannoversche Armee sei gefechtsunfΓ€hig, da sie keine Munition besitze. Nach anderen Nachrichten sollte jeder Soldat nur mit sechs Patronen versehen sein. Von 3 Uhr Nachmittags, 24. Juni, bis frΓΌh 8 Uhr, den 25. Juni wurde ein Waffenstillstand abgeschlossen. Die BemΓΌhungen, den KΓΆnig von Hannover zum Abschluß einer Capi tulation zu bewegen, blieben erfolglos, weil derselbe freien Abzug der Armee nach Baiern verlangte, um mit derselben an der Seite Oesterreichs gegen Italien zu kΓ€mpfen. PlΓ€nkeleien fanden da und dort statt. So wurde einmal eine preußische Dragonerabtheilung, die sich dem hannover- schen Corps nΓ€herte, von einer Cavallerieabtheilung desselben verfolgt und verlor einen Tobten und mehrere Gefangene, welche indessen ihre Freiheit wieder erhielten. Die Preußen zogen indessen immer engere Linien um die vergeblich auf HΓΌlfe hoffenden Bundestruppen Da wurde telegraphisch von Nordhausen und sodann von Gotha aus, am 28, Juni, Folgendes gemeldet: "Gestern Vormittag ist es zwischen den Preußen und Hannoveranern bei Langensalza, Merrsleben und an dcr Unstrut zum Kampfe gekommen," "General Fließ hat gestern mit 6000 Mann die Hannoveraner bei Langensalza angegriffen, um ihnen den Abzug sΓΌdwΓ€rts zu versperren Die letzteren zΓ€hlten 20000 Mann und waren an Artillerie und Cavallerie den Preußen weit ΓΌberlegen, welche, obschon tapfer kΓ€mpfend, erhebliche Verluste erlitten. General Fließ nahm nach Erreichung seines strategischen Zweckes sΓΌdlich von Langensalza seine alte Stellung wieder ein. Die Hannoveraner scheinen nordwΓ€rts von Langensalza und MΓΌhlhausen auf Sondershausen zu mari'chiren," Diese letztere Depesche klang denn doch ein wenig seltsam und erregte gerechtes Befremden. Man fragte sich, aus welchem Grunde General Fließ mit 6000 Mann 20000 angegriffen habe, da man doch nicht an nehmen konnte, er verachte das hannoversche Heer so sehr, daß er selbst bei solcher Uebermacht den Sieg hoffe. Die Hannoveraner haben sich in vielen FeldzΓΌgen mit Ruhm bedeckt. Und welches war der strategische Zweck des preußischen Generals gewesen, wenn er denselben dadurch er reicht hatte, baß er seine alten Stellungen wieder einnahm? Die Sachen waren auch wirklich anders. Die Preußen, an Zahl nicht um 2000 schwΓ€cher als die Hannoveraner, deren ganze Armee nicht einmal inS Feuer kam, obschon sie wiederum eine fast fcstungsartige Stellung auf dem Merrlcbener Kirchberge einnahm, waren besiegt worden und nur der Uebermacht, welche sie nach der Niederlage durch schnell herbeigerufenen Succurs entfalteten, wie der gΓ€nzlichen ErschΓΆpfung der hannoverschen Braven, die seit 5 Tagen und NΓ€chten am Nothwendigsten Mangel ge litten, war es zuzuschreiben, daß der KΓΆnig Georg am andern Tage sich zur Eapitulation entschloß. Die Wahrheit muß unter allen UmstΓ€nden aufrecht erhalten werden. So viel steht aber fest: Beide Theile haben mit LΓΆwenmuth gekΓ€mpft, deutsche BrΓΌder gegen deutsche BrΓΌder im rasenden Streite furchtbar gewΓΌthet. Langensalza wurde von den Preußen genommen, aber wieber verloren. Den ersten Angriff unternahm eine Abtheilung Koburg-Gothaer, unter Leitung ihres Herzogs, Ernst, selbst. Sie litten entsetzlich. Die von Gotha heranrΓΌckenden Preußen und Gothaer waren bereits gegen 10 Uhr frΓΌh, am 27. Juni, auf die Vor posten der Feinde gestoßen, etwa eine Stunde sΓΌdlich von Langensalza. Der Kampf selbst aber entwickelte sich erst bei Langensalza und die Han noveraner zogen sich zunΓ€chst von der Stadt zurΓΌck, um ihre starke Stel lung auf dem Kirchberge bei Merrlebcn zu behaupten. Der Kampf wogte mit Erbitterung bis Nachmittags 4 V*, Uhr hin und her und die Preußen zogen sich mit bedeutendem Verluste und unter ZurΓΌcklassitng zweier Kanonen, deren Kanoniere sΓ€mmtlich gefallen waren, auf Gotha zurΓΌck. Hart ging es an einer BrΓΌcke ΓΌber die Unstrut her, welche die Preußen beseht hatten. Die Hannoveraner aber wateten und schwammen durch den Fluß und drangen vor. Der preußische Verlust an Tobten und Verwundeten betrug etwa 1400 Mann, an Gefangenen 879 Mann; die Hannoveraner verloren an Todten und Verwundeten 1393 Mann; vermißt wurden am Tage nach der Schlacht 812 Unterofficiere und Mannschaften. Von hannoverscher Seite hatten 22 Officiere den Helden tod gefunden. Von den Vermißten kehrten Viele, zum Theil verwundet, zurΓΌck. Die hΓ€rtesten KΓ€mpfe entwickelten sich, als die Cambridge- Dragoner die preußischen und gothaischen CarreS zu sprengen versuchten, was ihnen bei einigen, doch nicht bei allen gelang. Den preußischen Truppen kostete der vergebliche Sturm auf den befestigten Kirchberg die meisten Opfer. Besonders, litten das 20, Lanbwehrregiment und das Ersatzbataillon des 26. Die Gefangenen wurden vom KΓΆnige Georg in der Capitulation natΓΌrlich freigelassen. Am 28. Juni telegraphirte General Fließ an den KΓΆnig von Preußen wie folgt: An Se. MajestΓ€t den KΓΆnig. Der hannoversche General Arentsschild ist von Sr. MajestΓ€t dem KΓΆnig von Hannover mit Vollmacht versehen, das Schicksal der kΓΆniglich hannoverschen Truppen der VerfΓΌgung Ew. MajestΓ€t dahin zu unter breiten, daß AllerhΓΆchstdieselben ΓΌber die Bedingungen einer Capitulation verfΓΌgen mΓΆgen. β€” Bis zu Ew. MajestΓ€t VerfΓΌgung wird Waffenstill stand vorgeschlagen; hannoverscherseits kein Widerstand geleistet; Verab redung ΓΌber Quartier nΓΆrdlich Langensalza getroffen. Hauptquartier Warza, 28. Juni 1866, Abends 5>/*i Uhr. Fließ, Generalmajor. Am 29. frΓΌh Β«gab sich die hannoversche Armee, rings von der Preußischen Uebermacht eingeschlossen. β€” General von Falkenstein erließ an den BΓΌrgermeister von GΓΆttingen folgendes Telegramm: "Ich fordere die Bewohner GΓΆttingens auf, der hannoverschen Armee, welche große Noth leidet, mit Lebensmitteln und Erfrischungen zu HΓΌlfe zu kommen. Dieselbe trifft ein am 30. Juni in MΓΌhlhausen, am 1. Juli in Heiligenstabt, am 2. Juli in GΓΆttingen." Diesem Telegramme nach war also die Kapitulation wirklich ein getroffen und hatte dieselbe unter folgenden Bedingungen stattgefunden: "a. Sr. MajestΓ€t der KΓΆnig von Hannover mit Sr. KΓΆniglichen Hoheit dem Kronprinzen und beliebig auszuwΓ€hlendem Gefolge nehmen ihren Aufenthalt nach freier Wahl außerhalb beS KΓΆnigreichs Hannover. Sr. MajestΓ€t PrivatvermΓΆgen bleibt zu dessen VerfΓΌgung. "d. Offiziere und Beamte der hannoverschen Armee versprechen auf Ehrenwort, gegen Preußen nicht zu dienen, behalten Waffen, GepΓ€ck und Pferde, sowie demnΓ€chst Gehalt und Competenzen, und treten der preußischen Administration des KΓΆnigreichs Hannover gegenΓΌber in die selben Rechte und AnsprΓΌche, welche ihnen bisher der kΓΆniglich hannover schen Regiemng gegenΓΌber zustanden. "o. Unteroffiziere und Gemeine in der kΓΆniglich hannoverschen Armee liefern Waffen, Pferde und Munition an die von Sr. MajestΓ€t dem KΓΆnig von Hannover zu bestimmenden Offiziere und Beamten ab und begeben sich in den von Preußen zu bestimmenden Echelons mittelst Eisenbahn in ihre Heimath mit dem Versprechen, gegen Preußen nicht zu dienen. "6. Waffen, Pferde und senstiges Kriegsmaterial der hannover schen Armee werben von besagten Offizieren und Beamten an preußische Commissaire ΓΌbergeben." Die hannoversche Armee kehrte in den folgenden Tagen zum grâßten Theile ΓΌber Braunschweig in die Heimath zurΓΌck, hΓΆchst liebevoll in Braunschweig und mir- Begeisterung und ungeheucheltem Schmerze ΓΌber das unglΓΌckliche Geschick im Vatcrlande aufgenommen. Sogleich auf die erste Nachricht vom Kampfe hin waren von Hannover aus Anstalten getroffen worden, den armen Verwundeten beizustehen und natΓΌrlich war die Opferwilligkeit eine allgemeine und unbegrenzte. So z. B. ließ, wΓ€hrend eines Concerts im Tivoli zu Hannover am 30. Juni, welches vom Braunschweiger Stadtmustkcorps unter Leitung seines Dirigenten Herrn Bretthauer gegeben wurde, letzterer, aus Veranlassung des Stadt bircctors Herrn Rasch, Achtung blasen und Herr Rasch richtete an die anwesenden BΓΌrger die Bitte, sich im großen Saale zu versammeln. Dort schilderte er denselben die augenblickliche traurige Lage der Armen und forderte sie auf, alles UeberftΓΌssige an Betten, Kleidern, Hemden, Leinen, Nahrungsmittel :c. den Verwundeten zu ΓΌbermitteln. Von allen Seiten wurde dieser Bitte bereitwilligst Folge geleistet. 6 Eisenbahn wagen wurden mit Brot, Fleisch, GetrΓ€nken, Leinen, EiS ic. vollgepackt. BΓΌrgervorfteher Guthe arrangirte sofort einen Ertrazug nach GΓΆttingen, indem gegen 20 Aerzte, Diakonissinnen und barmherzige Schwestern, Apotheker und deren GeHΓΌlsen Platz nahmen. So wurde der tapfern Armee ihr hartes Geschick wenigstens durch die Liebe ihrer AngehΓΆrigen versüßt. Wir fΓΌgen dem SchlΓΌsse dieser Berichte noch einen Ausruf fΓΌr die Verwundeten, die amtliche Verlustliste der Hannoveraner und "das westphΓ€lische Sommerlied" Ferdinand Freiligrath's bei. MitbΓΌrger in Stadt und Land! Ihr Alle kennt die Ereignisse des 27., 28. und 29. Juni. Bei Langensalza liegen mehr als Tausend unserer BrΓΌder dahingestreckt auf dem Felde der Ehre, welche getreu ihrem Eide, dem Rufe ihres Kriegs herrn in begeisterter Ergebenheit folgend, ihr Blut fΓΌr die Sache, die er vertrat, geopfert haben. MitbΓΌrger! Unsere BrΓΌder sind es, die dort standen und starben, unsere BrΓΌder, die dort verschmachtend liegen, es sind die braven, tapferen Kinder unseres Landes! HΓΌlfe thut ihnen Noth, viel, viel der HΓΌlfe! Nicht die Gefallenen bedΓΌrfen mehr unserer, aber ihre Hinterbliebenen, deren ThrΓ€nen in diesem Augenblicke in das offene Grab unserer Braven fallen, die Familien, welche rathlos zurΓΌckgeblieben sind, die den Vater, den ErnΓ€hrer bejammern, und mit erhobenen HΓ€nden zu uns flehen: helft! helft uns und den ver lassenen Kindern. ES sind die Verwundeten, die unserer bedΓΌrfen, jene wackeren, un glΓΌcklichen Soldaten, denen kaum die erste Erquickung gereicht werden konnte, deren verlangendes Auge nach der Bruderhand ausschaut, die theilnehmend, lindernd sich in die ihre legt! MitbΓΌrger! Alle jene unglΓΌcklichen Braven bedΓΌrfen unserer HΓΌlfe Sie bedΓΌrfen derselben nicht fΓΌr heute und morgen, sondern die Mehrzahl derselben und die Familien der Gefallenen fΓΌr lΓ€ngere Zeit, bis einst in anderer Weise fΓΌr dieselben gesorgt werden kann. Darum, Ihr Alle, welche Ihr das Vaterland liebt, deren Auge feucht wird Angesichts des furchtbaren Looses, welches einen Theil seiner besten SΓΆhne ereilte, thut Eure Hand auf und gebt β€” gebt nach KrΓ€ften, aber gebt rasch, und wer in diesem Augenblicke nur wenig geben kann, der gebe in den nΓ€chsten Wochen und Monaten ΓΆfter. Noch lange wird HΓΌlfe Noth thun! Die Unterzeichneten sind mit Genehmigung der kΓΆniglich preußischen CivilbehΓΆrde Hierselbst vorlΓ€ufig zu einem ComitΒ« zusammengetreten, um mΓΆglichst rasch β€” denn wir wiederholen, rasche HΓΌlfe thut Noth! β€” die sicher von Vielen fΓΌr diesen Zweck schon bereit gehaltenen Geldmittel zu einem disponiblen Fonds zu vereinigen. Unsere MitbΓΌrger hier in der Stadt bitten wir,- ihre Gaben den Unterzeichneten einhΓ€ndigen zu wollen. Aus den Provinzen bitten wir die Einsendungen unter der Adresse "An das Comite fΓΌr die Verwundeten und die Hinterbliebenen der ge- fallenen hannoverschen Soldaten in Hannover" einsenden zu wollen. Die Abrechnung wird in den ΓΆffentlichen BlΓ€ttern geschehen. Hannover, 30 Juni 1866. Klingenberg, SanitΓ€tsrath, KΓΆbelingerstraße 8. Phil. Bursch, Uhrmacher, Breitestraße 30. Zum Berge, Dr. Phil., Marktstraße 63. August Ery thropel, Kaufmann, Kramerstraße 23. Georg IΓ€nccke, Osterstraße 88. Kniep, Generalagent, Herrenstraße 1. EH. Ebhardt, Obergerichts anwalt und Notar, Knochenhauerstraße 58. Richter, Pastor, Joseph, straße 3. Schaffner, Lehrer, HΓΆltystraße 12. Lackemann, Kaufmann- Knochenhauerstraße 22. Krieger, Rath, Taubenfeld 17. Julius Messe, Hotel de Russie, Ernst-August-Platz 4. Heinrich SchΓΌtte, Generalagent, Artilleriestraße 3. G. Mehlis, Obergerichtsanwalt, Am Graben 5, Bindemann, Amtsrentmeister, Wagenerstraße 20. Mummenthey, Lehrer Leinstraße 26. Gerhard Wisse!, Tischlermeister, Leinstraße 3. Kar RΓΌmpler, Commcrzienr.ith , WindmΓΌhlenstraße 7. Christian IΓ€necke Buchdruckereibesitzcr, Osterstraße 88. Hermann Kette, Kaufmann, Calen bergcrstraße 26. H, F. Grimschl, FΓ€rbermcister , Langestraße 31 a Karl Tieburg, Kaufmann, Eeilwinderstraße 7. Theodor Schulze, Buch hΓ€ndler, Osterstraße 85. Karl IΓΌnke, Schmiedemeister, Artilleriestraße 5, Ziehe, Medicinalrath , Breitestraße 5. A. H. Schrader, Kaufmann Steinthorstraße WeftphΓ€lisches Sommerlied. Bei Wetterschein und Regenguß Und in der Sonne Strahlen, Wie thust du freudig Schuß auf Schuß, Du Saat im Land Westphalen! Du Hellwegsroggen schlank und schwank, Korn sieben Fuß und drΓΌber lang, Wie herrlich stehst und reifst du! "Ich reif' und wachse mit Gewalt, Es trieft das Jahr von Segen; Vollauf, zu sΓ€ttigen Jung und Alt, Reif ich an allen Wegen. Doch weißt du nicht, o Wandersmann, Daß Heuer mich nicht ernten kann, Wer frohen Muths mich sΓ€'te? "Hinaus durch meiner Aehren Rauch, Hinaus in Reih'n und Rotten, Die Faust geballt, die ThrΓ€n' im Aug', Zog er von Kamp und Kotten; Die Trommel rief ihn und das Horn: Er soll des deutschen Bruders Korn Im Bruderkrieg zerstampfen. "Wer holt denn nun zum Erntetanz Die schmucken Dirnen Heuer? O weh, wer schwingt den Erntekranz Wer Pflanzt ihn auf die Scheuer? Es ist ein Schnitter, der heißt Tod, Der mΓ€ht dies Jahr mit Kraut und Loth, β€” Ich weiß, wer ihn gedungen! "Es singt ein VΓΆglein auf der Haar, Am Elbstrom und am Maine, Da liegt, der hier ein PftΓΌger war, Erschlagen auf dem Raine, Er war der Seinen Stolz und Lust, Ein Bruder schoß ihn durch die Bruß! Ich rausche leis' im Winde." Ferdinand Freiligrath
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"Der Aaiserstaat Oesterreich Der K aiserstaat Oesterreich, unter der Regierung Kaisers Franz l. und (...TRUNCATED)
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German Commons - 154 Billion Tokens of Openly Licensed Text for German Language Models

A comprehensive collection of German-language text data under open licenses for training German language models.

For a full datasheet, see DATASHEET.md. For the corresponding paper, see arxiv.org/abs/2510.13996 Code: https://github.com/coral-nlp/llmdata

Dataset Description

This dataset is aggregated from 41 diverse sources and contains 154.56 billion tokens of German text data with 35.78 million documents spanning 7 thematic domains:

  • 🌐 Web Commons: 19.89B tokens source from Wiki projects, online discussions, code repositories, social media posts, YouTube transcripts
  • πŸ’¬ Political Commons: 3.57B tokens sourced from parliamentary documents, speeches, protocols, political vocabulary
  • βš–οΈ Legal Commons: 2.99B tokens sourced from court decisions, federal law, legal databases, EU legal documents
  • πŸ“° News Commons: 72.67B tokens sourced from historical and current newspapers archives
  • 🏦 Economics Commons: 0.11B tokens sourced from EU public tenders
  • πŸ“š Cultural Commons: 54.49B tokens sourced from cultural heritage collections
  • πŸ”¬ Scientific Commons: 0.84B tokens sourced from scholarly papers, books, and technical journals

Dataset Features

Each record contains the following fields:

  • id: Unique identifier string, as per each documents' source dataset
  • source: Source dataset name
  • subset: Thematic subset (Cultural, Legal, Political, Scientific, News, Web, Economic)
  • text: Main text content; deduplicated, quality filtered, with consistent formatting and encoding. Can be split at newlines to obtain paragraph text.
  • license: List of applicable licenses for each document, given as canonical SPDX license URL.
  • num_tokens: GPT-2 token count
  • perplexity: Text perplexity measured with a KenLM model trained on German Wikipedia text
  • ocr_score: OCR quality score measured using OCRoscope

Dataset Usage

  • Load the entire dataset

    from datasets import load_dataset
    
    ds = load_dataset("coral-nlp/german-commons")
    
  • Load a thematic subset

    ds = load_dataset("coral-nlp/german-commons", "cultural")
    
  • Load individual source datasets

    wikipedia = load_dataset("coral-nlp/german-commons", "web", split="wikipedia")
    

Supported splits and constituent datasets are:

Subset Split Key Dataset Name Docs Tokens License Text Type Source
web wikipedia Wikipedia 2,930,224 2,948,751,608 CC-BY-SA-4.0 Various πŸ”—
web wikivoyage Wikivoyage 20,370 42,025,478 CC-BY-SA-4.0 Travel πŸ”—
web wikidiscussions Wikipedia Discussions 8,349,076 1,218,210,917 CC-BY-SA-4.0 Online Discussions πŸ”—
web youtubecommons YouTube Commons 2,809,714 14,478,850,964 Various Video Subtitles πŸ”—
web onemillionposts One Million Posts Corpus 946,082 94,872,633 CC-BY-4.0 Online Discussions πŸ”—
web thestack The Stack (Markdown and TXT Subsets) 421,466 1,105,173,228 Various Various πŸ”—
political reichtagsprotokolle Reichtagsprotokolle 522 703,495,637 CC-BY-SA-4.0 Parliamentary Protocols πŸ”—
political germanpoliticalspeeches German Political Speeches 6,678 29,409,655 CC-BY-4.0 Speech Transcripts πŸ”—
political btdrucksachen Corpus der Drucksachen des Deutschen Bundestages 3,017 528,769,669 CC0-1.0 Parliamentary Publications πŸ”—
political btplenarprotokolle Corpus der Plenarprotokolle des Deutschen Bundestages 1,833 316,034,708 CC0-1.0 Parliamentary Protocols πŸ”—
political eurovoc EuroVoc 245,838 1,988,111,462 EUPL Parliamentary Publications πŸ”—
legal bundesrecht Corpus des Deutschen Bundesrechts 3,217 1,004,294 CC0-1.0 German Federal Laws πŸ”—
legal openlegaldata OpenLegalData 249,909 1,915,956,613 CC0-1.0 Court Decisions πŸ”—
legal bfh Corpus der Entscheidungen des BFH 10,885 67,791,931 CC0-1.0 Court Decisions πŸ”—
legal bgh20 Entscheidungen des BGH in Strafsachen des 20. Jhd. 36,062 92,873,390 CC0-1.0 Court Decisions πŸ”—
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cultural mosel MOSEL 3,127,203 3,181,917,752 CC-BY-4.0 Speech Transcripts πŸ”—
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scientific wikibooks Wikibooks 346 180,257,799 CC-BY-SA-4.0 Educational Books πŸ”—
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scientific wikiversity Wikiversity 16,371 27,802,099 CC-BY-SA-4.0 Scholarly Papers πŸ”—

Citation

If you use this dataset, please cite the correponding paper:

@article{gienapp:2025d,
    title        = {{The German Commons -- 154 Billion Tokens of Openly Licensed Text for German Language Models}},
    author       = {Lukas Gienapp and
                    Christopher Schr\"oder and
                    Stefan Schweter and
                    Christopher Akiki and
                    Ferdinand Schlatt and
                    Arden Zimmermann and
                    Phillipe Gen\^et and
                    Martin Potthast},
    year         = 2025,
    month        = oct,
    journal      = {CoRR},
    volume       = {abs/2510.13996},
    url          = {https://arxiv.org/abs/2510.13996}
}

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