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Das Basisnetz der Bundeswaldinventur liegt auf einem Raster von 4 x 4 Kilometer. Einige Länder verdichten es auf 2,83 x 2,83 Kilometer, einige sogar auf 2 x 2 Kilometer. Die Kohlenstoffinventur wird auf einem Raster von 8 x 8 Kilometer erhoben.
Bevor Inventurtrupps im Wald die Daten erheben, überprüfen wir zusammen mit Experten der Länder das bisherige Inventurverfahren und passen es an die neuen Anforderungen an. Wir legen fest, welche Daten wie zu erfassen sind, um viele Fragestellungen mit einer möglichst hohen statistischen Sicherheit beantworten zu können (siehe Aufnahmeanweisung zur BWI 2022).
Auch technischer Fortschritt, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Fragestellungen müssen berücksichtigt werden. So wurden zum Beispiel bei der vierten Bundeswaldinventur erstmals DNA-Proben zur Ermittlung der genetischen Vielfalt gesammelt.
Für die Erhebungen der Daten fahren Inventurtrupps der Länder zu den permanenten Stichprobenpunkten. Diese befinden sich in einem systematischen Stichprobennetz, das ganz Deutschland in einem Raster von 4 x 4 Kilometer überzieht. Immer mehr Länder verdichten das Netz zusätzlich auf 2,83 x 2,83 Kilometer bzw. 2 x 2 Kilometer, damit die Aussagekraft der Ergebnisse auch für kleinere Auswertungseinheiten erhöht werden kann.
Zum Auffinden der Probepunkte verwenden die Trupps Satelliten-Navigationsgeräte. An jedem Rasterpunkt, der sich in einer Waldfläche befindet, erfassen sie unter anderem die Baumart, den Durchmesser und die Höhe von ausgewählten Probebäumen sowie Daten zur Verjüngung, zum Bestockungsaufbau und zum Totholz. Insgesamt werden über 150 Merkmale aufgenommen.
Die Inventurleitungen von Bund und Ländern können über Online-Clients direkt auf der Datenbank arbeiten. Damit können sie zum Beispiel Daten aus externen Datenquellen übernehmen, den Inventurtrupps ihre Probepunkte zuweisen und den Arbeitsfortschritt überwachen. Die Datenintegrität wird über ein Rechte- und Workflow-Management gewährleistet. Mittels Offline-Client nehmen die Inventurtrupps die relevanten Daten der Vorgängerinventuren mit in den Wald und ergänzen diese um die neuen Messwerte. Nach der Erhebung, aber noch im Wald erfolgen vielfältige Plausibilitätschecks. Anschließend übertragen die Inventurtrupps die erfassten Daten zurück in die zentrale Online-Datenbank.
Die Datenbanken und Software wurden in Zusammenarbeit mit der Firma EDV Beratung Nüssler für die BWI 2012 entwickelt und nun für die BWI 2022 angepasst. Technische Unterstützung erhält die Bundeswaldinventur von der zentralen IT-Abteilung des Thünen-Instituts in Braunschweig. Dort werden die Datenbank- und Applikationsserver der Bundeswaldinventur netzwerk- und sicherheitstechnisch betreut.
Datenauswertung Kern der Auswertung ist die Hochrechnung der Daten von der Stichprobe auf die Gesamtheit der Wälder im Inventurgebiet. Das Hochrechnungsverfahren ergibt sich aus dem Stichprobendesign.
Über mehrere Rechenschritte werden aus den Messwerten der Bäume Schätzwerte und deren statistische Sicherheit für die Wälder im Inventurgebiet berechnet. Das ist sehr komplex und umfangreich, weil diese Hochrechnungen für eine ganze Reihe von Zielmerkmalen (z.B. Waldfläche, Holzvorrat, Holzzuwachs, Abgang, Nutzung, Totholz) und vielfältige Kombinationen von Klassifizierungsmerkmalen (z.B. Bundesländer, Eigentumsarten, Baumarten, Altersklassen, Nutzungsart, Abgangsgrund, Naturnähe, Bestockungstyp) gerechnet werden. Für die dritte Bundeswaldinventur wurden insgesamt 348 Zielmerkmale nach 140 Klassifizierungsmerkmalen hochgerechnet. Bei der BWI 2022 werden zusätzliche Ziel- und Klassifizierungsmerkmale sowie die Teilperioden 2012 bis 2017 und 2017 bis 2022 in Verbindung mit der Kohlenstoffinventur 2017 hochgerechnet.
Ergebnisdarstellung Die Hochrechnungsergebnisse werden in eine Ergebnisdatenbank geschrieben. Diese ist Grundlage für die Ergebnispräsentation auf der Internetseite https://bwi.info. Dort können Ergebnisse recherchiert und Tabellen, Grafiken oder Karten erzeugt werden.
Die Bundeswaldinventur ist ein von Bund und Ländern gemeinsam getragenes Projekt. Gemäß Bundeswaldgesetz §41a ist die Bundeswaldinventur eine gesetzliche Aufgabe. Den Zeitpunkt sowie grundlegende Bestimmungen zum Inventurverfahren und zu den Grunddaten bestimmt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) für jeden Inventurzyklus in einer Bundeswaldinventur-Verordnung. Details für die Datenerhebung regelt die jeweils aktuelle Aufnahmeanweisung. Das BMEL hat das Thünen-Institut für Waldökosysteme mit der Bundesinventurleitung beauftragt.
Am Thünen-Institut entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit den Ländern die Aufnahme- und Erhebungsmethodik sowie das Datenmanagement. Wir schulen die Inventurtrupps und werten die Daten bundesweit aus. Die Länder erfassen die Daten. Dafür setzen sie eigenes Personal oder Vertragsnehmer ein. Die Kohlenstoffinventuren zwischen zwei Bundeswaldinventuren führt der Bund in eigener Zuständigkeit durch. Aber auch hier können sich die Länder bei Bedarf beteiligen und beispielsweise ein – wie oben beschrieben – verdichtetes Inventurnetz erheben.
In den vergangenen Jahren hat sich die Technik der Fernerkundung weiterentwickelt und die Verfügbarkeit von Fernerkundungsdaten hat sich verbessert. Diese Informationsquellen können auch im Rahmen der Bundeswaldinventur für zusätzliche Auswertungen eingesetzt werden. So ist für die BWI 2022 geplant, Fernerkundungsdaten für regionale Auswertungen zu nutzen.
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