id
int64
58.9k
194k
slug
stringlengths
19
56
court
dict
file_number
stringlengths
2
100
date
timestamp[s]
created_date
timestamp[s]
updated_date
timestamp[s]
type
stringlengths
1
64
ecli
stringlengths
0
46
content
stringlengths
0
2.45M
114,365
olgk-1999-09-03-6-u-399
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 3/99
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-11T10:39:15
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0903.6U3.99.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Berufung des Beklagten wird das am 26.08.1998 verkündete Teilurteil der 28. Zivilkammer des Landgerichts Köln - 28 O 164/98 - abgeändert. Die Klage wird abgewiesen. Die Kosten des Rechtsstreits trägt der Kläger. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das zul&#228;ssige Rechtsmittel des Beklagten hat auch in der Sache Erfolg. Denn entgegen der Auffassung des Landgerichts kann jedenfalls von dem Fortbestand des zwischen den Zeugen S. und H. angeblich im Januar 1994 geschlossenen Interpretenvertrages &#252;ber das Jahr 1995 hinaus nicht ausgegangen werden, weil dieser Vertrag auch dann, wenn er wirksam zustandegekommen sein sollte, durch die fristlose K&#252;ndigungserkl&#228;rung des Zeugen H. vom 24.10.1995 beendet worden ist. Der Kl&#228;ger konnte deshalb durch den mit S. am 13.02.1997 geschlossenen Vertrag Nutzungsrechte an den streitgegenst&#228;ndlichen Musikst&#252;cken nicht erwerben.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Senat folgt dem Landgericht zwar in seinem gedanklichen Ansatz, da&#223; der Kl&#228;ger Rechte, die ihm Anspruch auf Unterlassung des weiteren Vertriebs des im Klageantrag n&#228;her bezeichneten CD-Tontr&#228;gers sowie Anspruch auf Vernichtung, Auskunft und Schadenersatz geben, durch den mit dem Zeugen S. am 13.02.1997 geschlossenen Vertrag nur dann erworben haben kann, wenn die Rechte vorher bei dem Zeugen S. lagen. Wenngleich es, wie noch zu zeigen sein wird, im Ergebnis hierauf nicht ankommt, vermag der Senat aber schon der Auffassung des Landgerichts, der Beklagte habe den Abschlu&#223; des Interpretenvertrages zwischen S. und H. nur unsubstantiiert bestritten, sein diesbez&#252;glicher Sachvortrag sei &#252;berdies widerspr&#252;chlich und deshalb f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits unbeachtlich, nicht beizupflichten. Da&#223; der Beklagte in dem diesem Rechtsstreit vorauslaufenden einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren 131 C 128/97 AG K&#246;ln den Abschlu&#223; des Vertrages zwischen S. und H. nicht bestritten und der im Jahre 1994 vollj&#228;hrig gewordene Zeuge H. seinerzeit, wie der Entwurf einer gegen S. gerichteten Zahlungsklage aus dem Jahre 1994 zeigt, von der Wirksamkeit des Vertrages ausgegangen ist, ist f&#252;r das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen dem Kl&#228;ger und dem Beklagten nicht von streitentscheidender Bedeutung. Denn der Beklagte war an dem damaligen Vertragsschlu&#223; nicht beteiligt und vermag aus eigenem Wissen heraus verst&#228;ndlicherweise nichts dazu zu sagen, ob es zwischen H. und S. damals tats&#228;chlich zu der von dem Kl&#228;ger behaupteten Vereinbarung gekommen ist. Deshalb durfte der Vortrag des Beklagten, er bestreite den Abschlu&#223; eines Vertrages zwischen S. und H., vom Landgericht nicht als unsubstantiiert und aus diesem Grunde als entscheidungsunerheblich angesehen werden. Dies gilt um so mehr, als sich aus dem Sachvortrag der Parteien und dem Inhalt der Akten einige Indizien ergeben, die geeignet sein k&#246;nnten, den Sachvortrag des Beklagten zu st&#252;tzen, die Unterschrift des Zeugen H. auf dem zwischen ihm und S. angeblich geschlossenen schriftlichen Vertrag sei gef&#228;lscht. Vergleicht man n&#228;mlich die unstreitig von dem Zeugen H. stammenden Unterschriften auf den von dem Beklagten vorgelegten Schreiben des Zeugen H. (Blatt 113-115 d.A.) und namentlich die Unterschrift des Zeugen H. auf seinem Personalausweis (Blatt 58 der Beiakte) mit der angeblich von ihm stammenden, neben das Datum "20/1/93" gesetzten Unterschrift, spricht viel daf&#252;r, da&#223; die letztgenannte Unterschrift nicht vom Zeugen H. stammt. Es kommen drei weitere Ungereimtheiten hinzu, die Anla&#223; geben k&#246;nnten, dem diesbez&#252;glichen Sachvortrag des Kl&#228;gers kritisch zu begegnen. Zum einen hat der Kl&#228;ger n&#228;mlich keine Erkl&#228;rung daf&#252;r geben k&#246;nnen, warum auf dem in Kopie vorgelegten Interpretenvertrag auf der letzten Seite rechts unten das Datum des "14/1/93" steht, w&#228;hrend das angeblich damit korrespondierende Vertragsangebot (Blatt 5 des Anlagenhefters) an derselben Stelle das Datum des "14/1/94" tr&#228;gt. Dar&#252;ber hinaus ist auff&#228;llig, da&#223; das Vertragsangebot und der angeblich von H. unterschriebene Vertrag in ihrem Papierformat nicht identisch sind. Der angeblich von H. unterschriebene Interpretenvertrag hat andere "Umbr&#252;che" als der nur mit der Unterschrift des Zeugen S. versehene Vertrag. Anla&#223; zu Argwohn gibt schlie&#223;lich auch der Umstand, da&#223; sich auf Seite 3 des von H. angeblich unterschriebenen Exemplars des Interpretenvertrages ein handschriftlicher Zusatz findet, der in dem Angebot des Zeugen S. nicht vorhanden ist, und zu dem sich der Kl&#228;ger nicht erkl&#228;rt hat.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Trotz des hiernach erheblichen Bestreitens des Beklagten bedurfte es im Ergebnis gleichwohl nicht der Vernehmung der zur Frage des Zustandekommens des Vertrages von den Parteien benannten Zeugen S. und H.. Denn auch dann, wenn der Vertrag wirksam zustandegekommen sein sollte, ist er nicht mehr bei Bestand, hat vielmehr durch die mit anwaltlichem Schreiben vom 24.10.1995 von H. erkl&#228;rte fristlose K&#252;ndigung sein Ende gefunden. Das folgt aus &#167; 626 Abs. 1 BGB, wonach ein Dienstverh&#228;ltnis von jedem Vertragsteil aus wichtigem Grund ohne Einhaltung einer K&#252;ndigungsfrist gek&#252;ndigt werden kann, wenn Tatsachen vorliegen, auf Grund derer dem K&#252;ndigenden unter Ber&#252;cksichtigung aller Umst&#228;nde des Einzelfalles und unter Abw&#228;gung der Interessen beider Vertragsteile die Fortsetzung des Dienstverh&#228;ltnisses bis zum Ablauf der K&#252;ndigungsfrist oder bis zu der vereinbarten Beendigung des Dienstverh&#228;ltnisses nicht zugemutet werden kann. Das ist hier der Fall. Die Vorschrift des &#167; 626 BGB, die auf alle Dauerschuldverh&#228;ltnisse anwendbar ist (BGH NJW 1972, 1128), berechtigte den Zeugen H. zur fristlosen K&#252;ndigung. Denn der Kl&#228;ger ist, worauf der Senat im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 12.05.1999 ausdr&#252;cklich hingewiesen hat, dem Sachvortrag des Beklagten nicht hinreichend entgegengetreten, wonach S. von H. vielfach vergeblich aufgefordert worden ist, abzurechnen und den in &#167; 12 des Interpretenvertrages f&#252;r jede verkaufte CD zu seinen Gunsten vorgesehenen Betrag auszuzahlen. Dieser Vortrag, der - anders als das Amtsgericht K&#246;ln in seinem im einstweiligen Verf&#252;gungsverfahren ergangenen Urteil vom 20.06.1997 (131 C 128/97) aufgrund des ihm unvollst&#228;ndig vorgetragenen Sachverhalts angenommen hat - mit R&#252;cksicht auf das Berufungsvorbringen im Verf&#252;gungsverfahren nicht der notwendigen Substantiierung entbehrt, gilt deshalb gem&#228;&#223; &#167; 138 ZPO als zugestanden. Der Beklagte brauchte und braucht nicht im einzelnen anzugeben, wann genau der Zeuge H. den Zeugen S. vor der K&#252;ndigungserkl&#228;rung vom 24.10.1995 zur Abrechnung und Zahlung aufgefordert hat und welche konkrete Produktionen davon betroffen gewesen sind. Denn der Zeuge S. hat in seinem im Anschlu&#223; an und in Reaktion auf das K&#252;ndigungsschreiben verfa&#223;ten und im damaligen Berufungsverfahren vorgelegten Schreiben vom 27.10.1995 (Blatt 137 der Beiakte 131 C 128/97 AG K&#246;ln) gar nicht in Abrede gestellt, da&#223; er von H. zur Abrechnung und Zahlung aufgefordert worden ist und da&#223; er dieser Aufforderung trotz verschiedener Anfragen nicht nachgekommen ist. Im Gegenteil: Aus dem Schreiben des Zeugen S. ergibt sich seine endg&#252;ltige Erf&#252;llungsverweigerung gerade in Bezug auf den streitgegenst&#228;ndlichen CD-Tontr&#228;ger, indem er den Zeugen H. in offensichtlich vertragswidriger Weise darauf hingewiesen hat, H. k&#246;nne und solle sich an die GEMA wenden, dort k&#246;nne er die Verkaufszahlen feststellen. Durch den Inhalt seines Schreibens vom 27.10.1995 hat S. selbst die f&#252;r den Zeugen H. bestehende Unzumutbarkeit der Fortsetzung des Vertragsverh&#228;ltnisses und die daraus folgende Berechtigung zur fristlosen K&#252;ndigung dokumentiert und best&#228;tigt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ist folglich dem nach dem Sachvortrag des Kl&#228;gers zwischen S. und H. geschlossenen Vertrag durch die K&#252;ndigungserkl&#228;rung des Zeugen H. vom 24.10.1995 der Bestand genommen, und stehen dem Kl&#228;ger deshalb Nutzungsrechte an dem streitgegenst&#228;ndlichen CD-Tontr&#228;ger nicht zu, war die Klage auf die Berufung des Beklagten unter gleichzeitiger &#196;nderung des angefochtenen Urteils abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 91 ZPO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Wert der Beschwer des Kl&#228;gers: 20.000,00 DM</p>
114,366
olgk-1999-09-03-6-u-5799
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 57/99
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-11T10:39:15
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0903.6U57.99.00
<h2>Tenor</h2> 1.) Auf die Berufung des Beklagten wird unter Zurückweisung des weitergehenden Rechtsmittels das am 17.12.1998 verkündete Urteil des Landgerichts Bonn - 14 O 134/98 - teilweise abgeändert und im Hauptausspruch wie folgt neu gefaßt: Der Beklagte wird unter Klageabweisung im übrigen verurteilt, es bei Meidung eines vom Gericht für jeden Fall der Zuwiderhandlung festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zur Höhe von 500.000 DM, ersatzweise Ordnungshaft oder Ordnungshaft bis zur Dauer von 6 Monaten zu unterlassen, im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs in Zeitungsanzeigen für eine Kfz.-Finanzierung zu werben, ohne den effektiven Jahreszins anzugeben und als solchen zu bezeichnen, wenn dies in der nachstehend wiedergegebenen Form geschieht: 2.) Die Kosten des Rechtsstreits beider Instanzen haben der Kläger zu 1/5 und der Beklagte zu 4/5 zu tragen. 3.) Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. 4.) Die Beschwer der Parteien wird wie folgt festgesetzt: für den Kläger auf 6.000 DM, für den Beklagten auf 24.000 DM. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig, hat aber nur zu einem kleinen Teil Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis zu Recht hat das Landgericht dem Beklagten die beanstandete Werbung durch Zeitungsinserate untersagt. Zu Unrecht begehrt der Kl&#228;ger, dessen Proze&#223;f&#252;hrungsbefugnis aus &#167; 13 Abs. 2 Ziff.2 UWG au&#223;er Streit ist, aber dar&#252;berhinaus auch ein Verbot dieser Werbung in anderen Werbetr&#228;gern, weil es hierf&#252;r an einer Begehungsgefahr fehlt. Insofern ist die Berufung des Beklagten gegen das Urteil des Landgerichts, das auch die Werbung in anderen Werbetr&#228;gern als Zeitungsinseraten erfa&#223;t, begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die auf S.2 dieses Urteils eingeblendete streitgegenst&#228;ndliche Werbung enth&#228;lt einen Versto&#223; gegen &#167; 4 Abs.1 PAngV, weil in ihr die Gesamtkosten f&#252;r die beworbene Kfz-Finanzierung zwar angegeben, aber nicht als "effektiver Jahreszins" bezeichnet worden sind. Ob dieser Versto&#223; sich im Hinblick auf die im Jahre 1997 vorangegangene Werbung des Beklagten bereits gem. &#167; 1 UWG als unlauter darstellt, kann dahinstehen. Denn die Anzeige ist dar&#252;ber hinaus aus den im einzelnen auf S.6 der angefochtenen Entscheidung dargelegten Gr&#252;nden, auf die gem. &#167; 543 Abs.1 ZPO verwiesen wird, irref&#252;hrend und verst&#246;&#223;t so zumindest gegen &#167; 3 UWG. Das bedarf keiner weiteren Begr&#252;ndung, weil die Gestaltung der Werbung die von der Kammer dargelegte unrichtige Zuordnung der Angabe von 1,9 % auf die gesamte Laufzeit von 36 Monaten nahelegt und die Parteien &#252;ber die Wettbewerbswidrigkeit der Anzeige auch nicht streiten. Die Schaltung der zumindest irref&#252;hrenden Werbung begr&#252;ndet im oben tenorierten Umfange aus &#167;&#167; 3, 13 Abs.2 Ziff.2 UWG den geltend gemachten Unterlassungsanspruch. Denn aus den ebenfalls von dem Landgericht (auf S.7 seiner Entscheidung) bereits zutreffend dargelegten Gr&#252;nden ist der Wettbewerbsversto&#223; geeignet, den Wettbewerb auf dem Markt des Kfz-Handels im Sinne des &#167; 13 Abs.2 Ziff.2 UWG wesentlich zu beeintr&#228;chtigen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Im Ergebnis zu Recht hat das Landgericht den Beklagten als passivlegitimiert angesehen und dementsprechend zur Unterlassung verurteilt. Entgegen der Auffassung der Kammer ergibt sich die Haftung des Beklagten indes nicht daraus, da&#223; dieser gem. &#167; 13 Abs.4 UWG f&#252;r ein Fehlverhalten des Zeitungsverlages bei der Umsetzung des Anzeigenauftrages einstehen m&#252;&#223;te. Die hiergegen von dem Beklagten vorgebrachten Einw&#228;nde werden von dem Senat geteilt. Gleichwohl kann die Berufung keinen Erfolg haben, weil der Beklagte - schon ausgehend von seinem eigenen Vorbringen - selbst St&#246;rer ist und deswegen unmittelbar aus &#167; 3 UWG in Anspruch genommen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Wortlaut des Anzeigenauftrages schloss die M&#246;glichkeit einer Ver&#246;ffentlichung der Werbung mit dem irref&#252;hrenden Wortlaut ein, mit dem sie dann tats&#228;chlich auch erschienen ist. Aus diesem Grunde muss der Beklagte als wettbewerbsrechtlicher St&#246;rer f&#252;r sie einstehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat bereits in erster Instanz (S.3 der Klageerwiderung = Bl.41) vorgetragen, er habe telefonisch <i>"darauf hingewiesen, da&#223; der Hinweis auf die Finanzierungsm&#246;glichkeit &#252;ber die Fiat-Bank in der Anzeige mit demselben, unver&#228;nderten Text abgedruckt werden sollte, wie er bei der Aktion im Oktober bis Dezember 1997 verwendet worden war". I</i>m Berufungsverfahren (S.3 der Replik vom 21.7.1999 = Bl.127) hat er sich ausdr&#252;cklich hierauf bezogen. In dem angegebenen Zeitraum waren von dem Beklagten insgesamt zehn Anzeigen im Bonner General-Anzeiger geschaltet worden. Diese Werbeanzeigen waren bez&#252;glich der in ihnen enthaltenen und hier allein interessierenden Finanzierungsangebote unterschiedlich ausgestaltet. W&#228;hrend es teilweise "1,9 % eff.Jz. bis 60 Mon. Laufzeit" gelautet hatte, hatte der Text teilweise auch die Formulierungen "1,9 % eff. p.a. bei 60 Mon." und "1,9 % eff.p.A. bis 60 Mon." enthalten. Demgegen&#252;ber hatte der Prozentsatz in allen Anzeigen einheitlich 1,9 % gelautet. Vor diesem Hintergrund war der zitierte fernm&#252;ndliche Anzeigenauftrag dahin zu verstehen, da&#223; die Anzeige bez&#252;glich des Finanzierungsangebotes alle diejenigen Elemente wieder aufweisen sollte, die auch alle vorangegangenen Anzeigen &#252;bereinstimmend aufgewiesen hatten. Was demgegen&#252;ber die in der Vergangenheit unterschiedlich ausgestalteten Einzelheiten anging, so sollte es ersichtlich - wie m&#246;glicherweise bereits in der Vergangenheit - dem beauftragten Zeitungsverlag &#252;berlassen bleiben, zu entscheiden, in welcher Fassung diese gedruckt w&#252;rden. Diese Unterscheidung zu treffen machte auch einen Sinn, weil nur die Angaben &#252;ber die - im vorliegenden Fall abweichend 36 Monate betragende - Laufzeit und &#252;ber die H&#246;he des Prozentsatzes von wirtschaftlicher Bedeutung waren, nicht aber die Frage, wie zum Ausdruck gebracht wurde, da&#223; sich die Prozentzahl auf den effektiven Jahreszins bezog. Diese Auslegung des Teiles des fernm&#252;ndlichen Anzeigenauftrages, der das Finanzierungsangebot zum Gegenstand hatte, findet ihre Best&#228;tigung in dem weiteren Vortrag des Beklagten in der Klageerwiderung, wonach die Wiederauflage der Sonderfinanzierung, also die erneute Einr&#228;umung eines Zinssatzes von 1,9 %, Grund u.a. f&#252;r die Schaltung der streitgegenst&#228;ndlichen Anzeige war.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ausgehend hiervon umfa&#223;te der Auftrag auch die M&#246;glichkeit, da&#223; der Verlag - wie es dann tats&#228;chlich auch geschehen ist - die Angabe, da&#223; es sich bei den 1,9 % um den effektiven Jahreszins handele, ganz weglassen w&#252;rde. Zumindest mu&#223;te der Beklagte mit dieser M&#246;glichkeit rechnen und sicherstellen, da&#223; die Bestimmungen der Preisangabenverordnung eingehalten wurden und durch die fehlende Angabe keine Irref&#252;hrung &#252;ber die Zinsh&#246;he entstehen konnte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; ihm freigestellt war, in welcher Weise er die Bezeichnung des Prozentsatzes als effektiven Jahreszins vornahm, legte f&#252;r den Verlag den Schlu&#223; nahe, da&#223; diese Bezeichnung auch ganz entfallen konnte. Dem Beklagten kam es mit der oben wiedergegebenen Formulierung seines Auftrages ersichtlich nur darauf an, da&#223; wiederum die - wirtschaftlich einzig bedeutsame - Angabe von 1,9 % aus der Anzeige hervorging. &#220;berdies hatte der Beklagte in der Vergangenheit f&#252;r die Bezeichnung des effektiven Jahreszinses teilweise Formulierungen verwendet oder geduldet, wie etwa "1,9 % eff. p.a. bei 60 Mon.", bei denen ausgesprochen zweifelhaft war, ob auch nur der durchschnittliche Leser aus diesen Abk&#252;rzungen den Begriff "effektiver Jahreszins" herauslesen w&#252;rde. Mu&#223;te die Angabe aber nicht verst&#228;ndlich sein, so konnte sie auch entfallen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen dieser Gefahr eines irref&#252;hrenden Abdruckes der Anzeige ohne die Bezeichnung der Prozentangabe als effektiven Jahreszins durfte der Beklagte den Anzeigenauftrag nicht auf die von ihm selbst beschriebene Weise erteilen. Aus diesem Grunde haftet er selbst als St&#246;rer f&#252;r das Erscheinen der Anzeige in der angegriffenen Fassung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Auch unter Ber&#252;cksichtigung des Umstandes, da&#223; die Parteien im Verfahren bislang lediglich &#252;ber die Frage einer Haftung des Beklagten f&#252;r ein etwaiges Fehlverhalten des Zeitungsverlages gestritten haben, besteht entgegen der Auffassung des Beklagten kein Anla&#223;, diesem die Gelegenheit zu erg&#228;nzendem Vortrag zu geben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hatte im Termin zur m&#252;ndlichen Berufungsverhandlung, in dem der Senat die vorstehend dargelegte Rechtslage er&#246;rtert hat, die M&#246;glichkeit, hierzu Stellung zu nehmen, und hat diese auch ausf&#252;hrlich genutzt. Es trifft auch nicht zu, da&#223; der Anzeigenauftrag - entgegen dem ausdr&#252;cklichen bisherigen Vortrag des Beklagten in beiden Instanzen - wegen des unterschiedlichen Wortlautes der vorangegangenen Anzeigen nicht mit den oben w&#246;rtlich wiedergegebenen Worten erteilt worden sein k&#246;nnte und deswegen eine Klarstellung durch den Beklagten pers&#246;nlich erforderlich w&#228;re. Da&#223; der Auftrag mit dem vorgetragenen Wortlaut einen eindeutigen Sinn hatte, ist vorstehend ausgef&#252;hrt worden. Ebenso ergibt sich aus der obigen Begr&#252;ndung, da&#223; die vorangegangenen Formulierungen, auf die sich der Beklagte bezogen haben will, durchaus auch die Gefahr eines v&#246;lligen Weglassens der Bezeichnung der Prozentangabe als effektiven Jahreszins in sich bargen. Schlie&#223;lich gebietet auch die Vorschrift des &#167; 139 ZPO keinen weitergehenden richterlichen Hinweis. Insbesondere hatte bereits der Kl&#228;ger, n&#228;mlich auf S.5 der Berufungserwiderung (= Bl.120), den Vortrag zur Auftragserteilung als unsubstantiiert ger&#252;gt und darauf hingewiesen, da&#223; die vorangegangenen Anzeigen unterschiedlich gestaltet waren, und daraus den Schlu&#223; auf einen gewissen Gestaltungsspielraum des Verlages gezogen. Nachdem hierauf der Beklagte erwidert hatte (S.3 der Replik = Bl.127), er wisse nicht, welchen substantiierten Vortrag der Kl&#228;ger erwarte, dem Anzeigenbetreuer sei wie in der Klageerwiderung vorgetragen der richtige Anzeigentext genannt worden, bestand keine Hinweispflicht, weil der Tatsachenvortrag eindeutig war und der Kl&#228;ger zutreffend auf die sich ergebende Rechtsfolge hingewiesen hatte. &#220;berdies hatte der Beklagte die bereits dargelegte Gelegenheit, im Verhandlungstermin zu den rechtlichen Folgen seines Tatsachenvortrages Stellung zu nehmen. Schlie&#223;lich kommt eine Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung zur Erteilung eines Hinweises bzw. zur Erm&#246;glichung weiteren Vortrages auch deswegen nicht in Betracht, weil dem Beklagten die Rechtsauffassung des Senats seit der Verhandlung am 6.8.1999 bekannt ist und er auch mit dem Schriftsatz vom 19.8.1999, mit dem er die M&#246;glichkeit zu erg&#228;nzendem Sachvortrag erstrebt, nicht vortr&#228;gt, welchen von seinem bisherigen Vortrag abweichenden Inhalt die Beauftragung des Verlages denn tats&#228;chlich gehabt haben soll.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehenden Gr&#252;nden ist die Klage im wesentlichen begr&#252;ndet. Soweit der Kl&#228;ger indes eine Verurteilung auch f&#252;r Werbungen in anderen Werbetr&#228;gern als Zeitungen erstrebt, ist die Klage auf die Berufung des Beklagten abzuweisen, weil insofern eine Begegehungsgefahr nicht besteht. Es handelt sich bei der angegriffenen Anzeige in Stil, Gr&#246;&#223;e und Aufmachung um eine typische gewerbliche (Klein-) Anzeige. Aus diesem Grunde kann aus ihrem Erscheinen nicht auf die Gefahr geschlossen werden, da&#223; sie gleichlautend auch in anderen Werbetr&#228;gern geschaltet werden k&#246;nnte, zumal die Irref&#252;hrung auch durch die grafische Anordnung der Prozentangabe gepr&#228;gt wird und nicht vorgetragen ist, welche Werbetr&#228;ger insoweit im Betracht kommen sollen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Soweit der Senat im &#252;brigen den Wortlaut des Urteilstenors geringf&#252;gig abge&#228;ndert hat, stellt dies keine inhaltliche &#196;nderung dar und dient lediglich der sprachlichen Pr&#228;zisierung und genaueren Anpassung des Titels an die konkrete Verletzungsform.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 92 Abs.1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Senat sch&#228;tzt das Interesse des Kl&#228;gers an einer Unterlassung der Werbung in anderen Werbetr&#228;gern als Zeitungsinseraten gem. &#167;&#167; 12 Abs.1 GKG, 3 ZPO auf 1/5 seines Gesamtinteresses, weil der Beklagte bislang lediglich in einer Zeitung inseriert hat und die Verhinderung einer Wiederholung dieses Wettbewerbsverstosses ersichtlich ganz im Vordergrund des kl&#228;gerischen Begehrens steht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#167; 708 Nr.10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167; 546 Abs.2 ZPO festgesetzte Beschwer der Parteien entspricht dem Wert ihres Unterliegens im Rechtsstreit.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren: 30.000 DM.</p>
114,367
olgk-1999-09-03-6-u-9699
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 96/99
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-11T10:39:15
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0903.6U96.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Berufung der Antragstellerin gegen das am 10.06.1999 verkündete Urteil der 31. Zivilkammer des Landgerichts Köln - 31 O 156/99 - wird zurückgewiesen. Die Kosten des Berufungsverfahrens trägt die Antragstellerin. Das Urteil ist mit seiner Verkündung rechtskräftig. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung der Antragstellerin hat in der Sache keinen Erfolg. Vielmehr hat das Landgericht seine gegen die Antragsgegnerin gerichtete, auf Antrag der Antragstellerin vom 24.02.1999 am 02.03.1999 erlassene einstweilige Verf&#252;gung durch das angefochtene Urteil zu Recht mit der Begr&#252;ndung aufgehoben, dem Verf&#252;gungsantrag fehle die nach &#167;&#167; 935, 940 ZPO erforderliche Dringlichkeit, er sei deshalb unzul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist der Senat entgegen den vom Landgericht ge&#228;u&#223;erten Zweifeln der Auffassung, da&#223; die Antragstellerin mit der Geltendmachung von Ausstattungs- und Leistungsschutzrechten bis zu der M&#252;nchener Messe "Bau 99" im Februar 1999 zuwarten durfte, ohne prozessuale Nachteile zu gegenw&#228;rtigen. N&#228;here Ausf&#252;hrungen hierzu sind jedoch entbehrlich, weil das Landgericht im &#252;brigen mit zutreffender Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt hat, da&#223; und warum dem Verf&#252;gungsantrag die erforderliche Dringlichkeit gefehlt hat. Der Senat schlie&#223;t sich insoweit der Begr&#252;ndung der angefochtenen Entscheidung an, nimmt sie in Bezug und sieht zur Vermeidung von Wiederholungen von der erneuten Darstellung der die Entscheidung tragenden Gr&#252;nde ab, &#167; 543 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Wie im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vom 13.08.1999 bereits ausf&#252;hrlich er&#246;rtert worden ist, gibt das Berufungsvorbringen der Antragstellerin dem Senat keinen Anla&#223;, die Richtigkeit der vom Landgericht getroffenen Feststellung, dem Verf&#252;gungsbegehren der Antragstellerin mangele es an der erforderlichen Dringlichkeit im Sinne der &#167;&#167; 935, 940 ZPO, in Zweifel zu ziehen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die jedenfalls f&#252;r die geltend gemachten Ausstattungsanspr&#252;che aus &#167; 1 UWG, nach wohl herrschender Meinung (vgl. hierzu Baumbach/Hefermehl, Wettbewerbsrecht, 20. Auflage 1998, &#167; 25 UWG Rdnr. 5 einerseits und Teplitzky, Wettbewerbsrechtliche Anspr&#252;che, 7. Aufl., Kap. 54 Rdnr. 21 andererseits, jeweils m.w.N.) auch f&#252;r auf das Markengesetz gest&#252;tzte Unterlassungsanspr&#252;che geltende Dringlichkeitsvermutung des &#167; 25 UWG ist im Streitfall aufgrund des eigenen Vorbringens der Antragstellerin widerlegt. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Senats und einhelliger Auffassung in der Rechtsprechung der Oberlandesgerichte und im juristischen Schrifttum (vgl. die Nachweise bei Baumbach/Hefermehl, a.a.O., &#167; 25 Rdnr. 13) geht die nach Ma&#223;gabe des &#167; 25 UWG zu vermutende Dringlichkeit des Antrags auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung dann verloren, wenn die antragstellende Partei trotz positiver Kenntnis der Verletzungshandlung mit der Rechtsverfolgung zu lange wartet, indem sie den Verletzer l&#228;ngere Zeit weder abgemahnt hat noch gegen ihn gerichtlich vorgegangen ist. Denn wer in Kenntnis der ma&#223;geblichen Umst&#228;nde und ihm fortdauernd drohenden Nachteile ohne &#252;berzeugenden Grund l&#228;ngere Zeit unt&#228;tig geblieben ist und dadurch die Durchsetzung des Unterlassungsanspruchs objektiv verz&#246;gert, hat damit offenbart, da&#223; es ihm mit dem erstrebten Verbot in Wirklichkeit nicht so eilig ist, als da&#223; es ihm nicht zugemutet werden k&#246;nnte, dieses im Wege eines Hauptsacheverfahrens zu erwirken (vgl. f&#252;r viele: Baumbach/Hefermehl, a.a.O., &#167; 25 UWG Rdnr. 13 und Teplitzky, a.a.O., Kap. 54 Rdnr. 24 und 28, jeweils mit zahlreichen Nachweisen aus der Rechtsprechung und dem Schrifttum).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ein solches dringlichkeitssch&#228;dliches Zuwarten ist im Streitfall gegeben. Es kann offenbleiben, ob der Antragstellerin unter dem Aspekt dringlichkeitssch&#228;dlichen Verhaltens bereits anzulasten ist, da&#223; sie nicht w&#228;hrend des Aufbaus der Messest&#228;nde an dem Wochenende vor der Er&#246;ffnung der Messe von den unter der Bezeichnung "fibran XPS" vertriebenen, t&#252;rkisfarbenen Polystyrol-Hartschaumstoffplatten der Antragsgegnerin Kenntnis genommen hat oder doch Kenntnis h&#228;tte nehmen k&#246;nnen. Denn selbst wenn man mit ihrem Sachvortrag davon ausgehen will, tats&#228;chlich habe sie das Produkt der Antragsgegnerin, das die Antragstellerin namentlich wegen seiner farblichen Ausgestaltung als unlautere Nachahmung ihrer blauen Polystyrol-Hartschaumstoff-platten ansieht, erst am 19.01.1999 auf der M&#252;nchener Messe "Bau '99" zur Kenntnis genommen, im &#252;brigen habe sie erst an diesem Tag auf der Messe ein Teilst&#252;ck der von der Antragsgegnerin dort angebotenen Hartschaumstoffplatten erhalten k&#246;nnen, hat die Antragstellerin selbst dann mehr als 5 Wochen nutzlos verstreichen lassen, bevor sie schlie&#223;lich am 24.02.1999 beim Landgericht K&#246;ln den Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung gestellt hat. Unter den besonderen Umst&#228;nden des Streitfalls erweist sich dieses Zuwarten und die damit verbundene objektive Verz&#246;gerung der Durchsetzung des jetzt geltend gemachten Unterlassungsanspruchs als dringlichkeitssch&#228;dlich. Am 19.01.1999 hielt die Antragstellerin ein Anschauungsst&#252;ck des von der Antragsgegnerin angebotenen und vertriebenen Produkts in H&#228;nden. Sie h&#228;tte den Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung deshalb ohne weiteres binnen weniger Tage vorbereiten und bei Gericht einreichen k&#246;nnen, vielleicht sogar mit dem Ziel, die Zustellung einer etwa erlassenen einstweiligen Verf&#252;gung noch auf der M&#252;nchener Messe zu erreichen. Besondere, intensiv zu pr&#252;fende und deshalb zeitraubende rechtliche Problematiken konnten sich aus Sicht der Antragstellerin nicht stellen, nachdem sie den wesentlichen Proze&#223;stoff bereits zweimal, und zwar in den Jahren 1985 und 1989, aufgearbeitet hatte. Denn insoweit tr&#228;gt die Antragstellerin selbst vor, sie sei bereits in den Jahren 1985 und 1989 zweimal gezwungen gewesen, gegen Unternehmen vorzugehen, die Polystyrol-Schaumstoffplatten in der von ihr - der Antragstellerin - f&#252;r ihre Produkte in Anspruch genommenen Farbe "blau" auf den Deutschen Markt gebracht hatten, unstreitig habe sie seinerzeit in den Verfahren 31 O 495/85 und 31 O 308/89 beim Landgericht K&#246;ln entsprechende einstweilige Verf&#252;gungen erwirkt. Statt auch die Antragsgegnerin zeitnah im Wege des einstweiligen Rechtsschutzes in Anspruch zu nehmen, hat die Antragstellerin mehr als 5 Wochen verstreichen lassen, ohne da&#223; sie plausibel und &#252;berzeugend hat erkl&#228;ren k&#246;nnen, warum sie so lange zugewartet hat. Namentlich ihr Vortrag, zwar habe sie am 19.01.1999 ein Anschauungsst&#252;ck des von der Antragsgegnerin vertriebenen Produkts in H&#228;nden gehalten, sei aber schon daran gehindert gewesen, vor dem 27.01.1999 irgendwelche internen Schritte einzuleiten, die zur Unterbindung des ger&#252;gten Wettbewerbsversto&#223;es h&#228;tten f&#252;hren k&#246;nnen, weil ihre Justitiarin D.-R. am 21.01.1999 eine Gesch&#228;ftsreise angetreten habe, von der die Justitiarin erst am 26.01.1999 zur&#252;ckgekehrt sei, entlastet sie nicht. Abgesehen davon, da&#223; sich die Antragstellerin nicht dazu ge&#228;u&#223;ert hat, warum sie denn gehindert gewesen sein will, die gesellschaftsintern verantwortliche Justitiarin am Dienstag, den 19.01.1999, oder am Mittwoch, den 20.01.1999, zu informieren, durfte sie nicht einfach die R&#252;ckkehr ihrer Justitiarin abwarten, um sich dann von ihr sagen zu lassen, wie schon in den Jahren 1985 und 1989 sei die Einschaltung der (K&#246;lner) Verfahrensbevollm&#228;chtigten erforderlich, sondern h&#228;tte bereits am 19.01.1999 entweder durch direkte Einschaltung ihrer K&#246;lner Verfahrensbevollm&#228;chtigten oder aber durch (telefonische) Kontaktaufnahme mit ihrer Justitiarin daf&#252;r Sorge tragen m&#252;ssen, da&#223; umgehend das Erforderliche veranla&#223;t wird. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund, da&#223; das Erscheinen der Antragsgegnerin auf der M&#252;nchener Messe mit dem angegriffenen Produkt die Antragsgegnerin nicht pl&#246;tzlich und unerwartet getroffen hat, jedenfalls nicht pl&#246;tzlich und unerwartet treffen durfte. Denn ungeachtet der Frage, ob die Antragstellerin die Anmeldung der Antragsgegnerin zur M&#252;nchener Messe bereits im ersten Halbjahr 1998 kannte, war ihr jedenfalls aus der Ver&#246;ffentlichung im Bundesanzeiger vom 08.10.1998 bekannt, da&#223; die Antragsgegnerin die Zulassung f&#252;r eine extrudierte Polystyrol-Hartschaumplatte f&#252;r die Bundesrepublik Deutschland beantragt hatte. Deshalb sprach - das sieht der Senat nicht anders als das Landgericht - alles daf&#252;r, da&#223; die Antragsgegnerin ihr t&#252;rkisfarbenes Produkt in der Form und der farblichen Ausgestaltung, wie es von der Antragsgegnerin unstreitig seit Jahren nicht nur in Griechenland, sondern in verschiedenen anderen nichteurop&#228;ischen und europ&#228;ischen L&#228;ndern vertrieben wird, auf der M&#252;nchener Messe vorstellen w&#252;rde. Hinzu kommt, da&#223; es einige Zeit zuvor zwischen der Antragsgegnerin und einem konzernverbundenen Unternehmen der Antragstellerin in Griechenland zu einem Rechtsstreit gekommen war, in dem es justament um den Vertrieb von t&#252;rkisfarbenen Hartschaumstoffplatten der jetzt mit der einstweiligen Verf&#252;gung angegriffenen Art in Griechenland ging. Dann aber mu&#223;te es sich auch der Antragstellerin geradezu aufdr&#228;ngen, da&#223; die Antragsgegnerin nach ihrem Obsiegen in dem in Griechenland gef&#252;hrten Rechtsstreit nunmehr versuchen w&#252;rde, ihre t&#252;rkisfarbenen D&#228;mmplatten auch im bundesdeutschen Markt anzubieten. Soweit die Antragstellerin in diesem Zusammenhang damit zu argumentieren versucht hat, sie sei ein gro&#223;er Konzern, hinsichtlich ihres Kenntnisstandes komme es deshalb allein auf die tats&#228;chliche Kenntnis der in ihrer in S. ans&#228;ssigen Rechtsabteilung verantwortlich handelnden Personen an, greift das im gegebenen Zusammenhang nicht. Es geht nicht darum, ob der Antragstellerin eine Pflicht zur Marktbeobachtung oblag, ob die Antragstellerin diese Pflicht verletzt hat und ob deshalb die Dringlichkeitsvermutung des &#167; 25 UWG widerlegt ist, sondern ausschlie&#223;lich darum, ob die Antragstellerin Anla&#223; hatte, damit zu rechnen, die Antragsgegnerin werde ihre t&#252;rkisfarbenen D&#228;mmplatten auf der "Bau '99" in Deutschland vorstellen. Hieran kann nach dem Vorgesagten kein Zweifel bestehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gereicht es der Antragstellerin demgem&#228;&#223; zum Vorwurf, da&#223; sie nicht sofort nach Kenntnisnahme des von ihr ger&#252;gten Wettbewerbsversto&#223;es t&#228;tig geworden ist, sondern die R&#252;ckkehr ihrer Justitiarin abgewartet hat, vermag der Senat noch nachzuvollziehen, warum die Antragstellerin zwischen dem 27.01. und dem 02.02.1999 versucht hat, &#252;ber einen Mittelsmann in Erfahrung zu bringen, ob und wo die Antragsgegnerin in der Bundesrepublik Deutschland &#252;ber eine Niederlassung verf&#252;ge. Nicht nachzuvollziehen vermag der Senat allerdings, warum sie die &#220;berpr&#252;fung nicht sofort nach der Entdeckung des Produkts der Antragsgegnerin auf der Messe veranla&#223;t hat und warum sie im Anschlu&#223; daran immerhin noch mehr als 3 Wochen hat verstreichen lassen, bevor sie am 24.02.1999 den Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Verf&#252;gung eingereicht hat. Konkrete Tatsachen, die das (weitere) Zuwarten plausibel oder auch nur verst&#228;ndlich erscheinen lassen k&#246;nnten, sind nicht vorgetragen und auch nicht glaubhaft gemacht. Insbesondere der blo&#223;e Hinweis der Antragstellerin, man habe einen griechischen Rechtsanwalt mit der Pr&#252;fung der Frage beauftragt, ob eine ohne die Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs bei einem deutschen Gericht erwirkte einstweilige Verf&#252;gung gegen die in Griechenland gesch&#228;ftsans&#228;ssige Antragsgegnerin &#252;berhaupt w&#252;rde vollstreckt werden k&#246;nnen, l&#228;&#223;t in Ermangelung der n&#228;heren Darlegung (und Glaubhaftmachung) der einzelnen unternommenen Schritte und des hierf&#252;r n&#246;tigen Zeitaufwands die gebotene Beschleunigung der Sache nicht erkennen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ist die Antragstellerin demgem&#228;&#223; in Kenntnis der ma&#223;geblichen Umst&#228;nde l&#228;ngere Zeit unt&#228;tig geblieben, ohne &#252;berzeugend erkl&#228;ren zu k&#246;nnen, warum sie zwischen der Kenntniserlangung und der Einreichung des Verf&#252;gungsantrages insgesamt mehr als 5 Wochen gewartet hat, fehlt ihrem Verf&#252;gungsbegehren die notwendige Dringlichkeit. Ihre Berufung gegen das angefochtene Urteil war deshalb mit der Kostenfolge des &#167; 97 Abs. 1 ZPO zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Urteil ist gem&#228;&#223; &#167; 545 Abs. 2 Satz 1 ZPO mit seiner Verk&#252;ndung rechtskr&#228;ftig.</p>
114,368
olgk-1999-09-03-9-w-1799
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 W 17/99
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-11T10:39:15
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0903.9W17.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>G r &#252; n d e</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat es mit Recht abgelehnt, Proze&#223;kostenhilfe f&#252;r die beabsichtigte Klage zu bewilligen. Proze&#223;kostenhilfe erh&#228;lt gem&#228;&#223; &#167; 114 ZPO die Partei, die nach ihren pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnissen die Kosten der Proze&#223;f&#252;hrung nicht, nur zum Teil oder nur in Raten aufbringen kann, wenn die beabsichtigte Rechtsverfolgung bzw. -verteidigung Aussicht auf Erfolg hat. Diese Erfolgsaussicht hat das Landgericht im Ergebnis mit Recht verneint.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den Unfall auch dann, wenn man seine Darstellung als zutreffend unterstellt, grob fahrl&#228;ssig herbeigef&#252;hrt, so da&#223; die Beklagte leistungsfrei ist, &#167; 61 VVG. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn man annimmt, da&#223; er zur Zeit des Unfalls infolge &#252;berm&#228;&#223;igen Alkoholgenusses unzurechnungsf&#228;hig war, denn in diesem Fall ergibt sich seine Verantwortlichkeit f&#252;r den verursachten Schaden aus &#167; 827 Satz 2 BGB analog. Der Kl&#228;ger hat sich dann n&#228;mlich schuldhaft durch geistige Getr&#228;nke in den vor&#252;bergehenden Zustand der Unzurechnungsf&#228;higkeit versetzt. Er mu&#223;te - dies ist f&#252;r den Tatbestand des &#167; 61 VVG zus&#228;tzlich erforderlich -, als er noch zurechnungsf&#228;hig war, zumindest damit rechnen, da&#223; er noch fahren werde und er hat dennoch keine geeigneten Vorkehrungen getroffen, um dies unm&#246;glich zu machen (vgl. z.B. Senat r+s 1995, 205 m.Nachw.). </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist nach seiner Darstellung sp&#228;testens seit 1995 alkoholkrank und hat sich verschiedenen Therapien unterzogen, weil es immer wieder zu R&#252;ckf&#228;llen kam. Er wu&#223;te, da&#223; er dazu neigt, auch in stark alkoholisiertem Zustand Auto zu fahren. Das Landgericht hat insoweit mit Recht herausgestellt, da&#223; er im Jahr 1996 wegen eines solchen Versto&#223;es zu einer Geldstrafe verurteilt worden ist. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger meint f&#228;lschlich, der unkontrollierte Alkoholgenu&#223;, mit dem er bereits am Tag vor dem Unfall begonnen habe, sei ihm nicht anzulasten, weil er alkoholkrank sei. Auch wenn ein Alkoholkranker mit Beginn des Alkoholgenusses nicht mehr in der Lage ist, sein Trinkverhalten zu steuern, so entlastet dies den Kl&#228;ger nicht, denn schon mit Aufnahme des Alkohokonsums mu&#223;te er sich dar&#252;ber klar sein, da&#223; er in den Zustand der Unzurechnungsf&#228;higkeit geraten k&#246;nnte oder zumindest in einen Zustand, in dem er sich ohne Notwendigkeit und gegen jede Vernunft entschlie&#223;en w&#252;rde, Auto zu fahren. Der Kl&#228;ger mu&#223;te dementsprechend mit Beginn des Alkoholkonsums daf&#252;r zu sorgen, da&#223; die Autoschl&#252;ssel f&#252;r ihn nicht mehr zug&#228;nglich waren. Welche Vorkehrungen sich insoweit anboten, hat der Senat nicht aufzuzeigen. Es war Sache des Kl&#228;gers, zuverl&#228;ssig daf&#252;r zu sorgen, da&#223; er in stark alkoholisiertem Zustand sein Auto nicht mehr benutzen konnte. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Eine Entscheidung &#252;ber die Kosten er&#252;brigt sich, vgl. &#167; 127 Abs. 4 ZPO. Hinsichtlich der Gerichtskosten gilt GKG-KV Nr. 1908.</p>
114,369
olgk-1999-09-03-ss-40999-205-
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
Ss 409/99 - 205 -
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-11T10:39:15
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0903.SS409.99.205.00
<h2>Tenor</h2> Das angefochtene Urteil wird mit seinen Feststellungen aufgehoben. Die Sache wird zu neuer Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten der Revision, an eine andere Abteilung des Amtsgerichts Bergheim zurückverwiesen.<br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Angeklagten wegen Diebstahls in zwei F&#228;llen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 5 Monaten verurteilt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die (Sprung-) Revision des Angeklagten r&#252;gt die Verletzung des &#167; 338 Nr. 5 in Verbindung mit &#167; 140 Abs. 2 StPO.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die ordnungsgem&#228;&#223; erhobene Verfahrensr&#252;ge greift durch. Die Hauptverhandlung hat in Abwesenheit eines Verteidigers stattgefunden, obwohl die Mitwirkung eines Verteidigers wegen der Schwere der Tat geboten war (&#167; 140 Abs. 2 StPO).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Schwere der Tat beurteilt sich vor allem nach der zu erwartenden Rechtsfolgenentscheidung (st&#228;ndige Senatsrechtsprechung, vgl. Senatsentscheidung vom 01.04.1986 - Ss 168/86 = StV 1986, 228; vom 18.01.1991 - Ss 630/90 = wistra 1991, 194; Kleinknecht/Meyer-Go&#223;ner, StPO, 44. Aufl., &#167; 140 Rdnr 23 m. w. N.). Abgesehen von einfach gelagerten Ausnahmef&#228;llen, bei denen die Mitwirkung eines Verteidigers entbehrlich sein mag, gibt eine Straferwartung von einem Jahr Freiheitsstrafe und dar&#252;ber jedoch in der Regel Anlass zur Beiordnung eines Pflichtverteidigers (st&#228;ndige Senatsrechtsprechung, vgl. Senatsentscheidung vom 24.09.1996 - Ss 468/96; vom 02.12.1997 - Ss 693/97; Kleinknecht/Meyer-Go&#223;ner a.a.O. m. N.). Dies gilt auch, wenn die gesamte Straferwartung nur wegen einer erforderlichen Gesamtstrafenbildung erreicht wird (Kleinknecht/Meyer-Go&#223;ner a.a.O. m. N.), bei der es sich auch um die nachtr&#228;gliche Bildung einer Gesamtstrafe nach &#167; 55 Abs. 1 StGB handeln kann. Im &#220;brigen kann selbst bei einer Straferwartung von unter einem Jahr die Hinzuziehung eines Verteidigers geboten sein. Denn es darf nicht isoliert auf den Strafausspruch im konkreten Verfahren abgestellt werden; zu ber&#252;cksichtigen sind vielmehr auch sonstige schwerwiegende mittelbare Nachteile, etwa der drohende Bew&#228;hrungsruf in einem anderen Verfahren (vgl. Senatsentscheidung vom 31.03.1993 - Ss 119/93 = StV 1993, 402; vom 02.12.1997 - Ss 693/93; Kleinknecht/Meyer-Go&#223;ner a.a.O., &#167; 140 Rdnr 25 m. w. N.).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Grunds&#228;tzen h&#228;tte dem Angeklagten f&#252;r die erste Instanz ein Pflichtverteidiger bestellt werden m&#252;ssen. Im Falle der &#220;berf&#252;hrung des Angeklagten war im Hinblick auf eine fr&#252;here Verurteilung des Angeklagten eine Gesamtfreiheitsstrafe von mehr als einem Jahr zu erwarten. Der Angeklagte ist n&#228;mlich durch Urteil des Amtsgerichts Bergheim vom 25.02.1999 wegen gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von 9 Monaten (mit Bew&#228;hrung) verurteilt worden. Diese Strafe war gesamtstrafenf&#228;hig, weil sie noch nicht erledigt war und die im vorliegenden Verfahren zu beurteilenden Taten vor jenem Urteil begangen wurden (Tatzeiten vorliegend: 12.12. und 29.12.1998). In die nachtr&#228;gliche Gesamtstrafe ist auch eine Freiheitsstrafe einzubeziehen, die zur Bew&#228;hrung ausgesetzt ist (BGH NStZ - RR 1997, 228 rechte Spalte m. N.).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Es lag auch nicht etwa ein einfach gelagerter Sachverhalt vor, der trotz der genannten Straferwartung die Beiordnung eines Pflichtverteidigers entbehrlich machte, dies schon deshalb nicht, weil der Angeklagte bestritten hat, die beiden ihm zur Last gelegten Ladendiebst&#228;hle begangen zu haben und jeweils Aussage gegen Aussage stand.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Da nach allem mit R&#252;cksicht auf die Straferwartung die Mitwirkung eines Pflichtverteidigers gem. &#167; 140 Abs. 2 StPO unerl&#228;sslich war, jedoch entgegen &#167; 338 Nr. 5 StPO unterblieben ist, muss die Sache unter Aufhebung des angefochtenen Urteils an die Vorinstanz zur&#252;ckverwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Zu dem Antrag im Verteidigerschriftsatz vom 12.07.1999, dem Angeklagten Rechtsanwalt O. als Pflichtverteidiger beizuordnen, ist anzumerken:</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Vorsitzende des Revisionsgerichts entscheidet &#252;ber die Beiordnung eines Pflichtverteidigers nur, wenn es um die Mitwirkung an der Revisionshauptverhandlung geht (vgl. Kleinknecht/Meyer-Go&#223;ner a.a.O., &#167; 140 Rdnr 5, &#167; 350 Rdnr 7 m. w. N.). Im &#220;brigen ist das Tatgericht zust&#228;ndig, auch soweit die Verteidigerbestellung f&#252;r die Revisionsbegr&#252;ndung begehrt wird. Da eine r&#252;ckwirkende Bestellung unzul&#228;ssig ist (vgl. Kleinknecht/Meyer-Go&#223;ner a.a.O., &#167; 141 Rdnr 8) und die Revisionsbegr&#252;ndung bereits vorliegt, war eine &#220;bersendung der Akten an das Amtsgericht zur vorherigen Entscheidung &#252;ber den Beiordnungsantrag nicht erforderlich.</p>
114,370
olgk-1999-09-03-19-u-5499
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 54/99
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-11T10:39:16
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0903.19U54.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Berufung der Beklagten gegen das Urteil der 3. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Aachen vom 18. Dezember 1998 - 43 O 212/97 - wird auf ihre Kosten zurückgewiesen. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Der Beklagten wird nachgelassen, die Vollstreckung gegen Sicherheitsleistung in Höhe von 290.000,-- DM abzuwenden, wenn nicht zuvor der Gegner in gleicher Höhe Sicherheit leistet. Die Sicherheiten können auch durch Bürgschaften einer deutschen Großbank, einer Genossenschaftsbank oder einer öffentlichen Sparkasse erbracht werden. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat von der Beklagten den Kaufpreis f&#252;r gelieferte Hard- und Software, ferner die Bezahlung von Transport-, Beratungs- und Installationskosten sowie von Wartungspauschalen in H&#246;he von insgesamt 263.882,14 DM begehrt. Die Beklagte ist eine 100%-ige Tochter eines &#246;sterreichischen Unternehmens und in Ungarn ans&#228;ssig; sie beliefert mit eigenen Fleischprodukten Gro&#223;h&#228;ndler und Handelsketten.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 25.2.1994 bot die Kl&#228;gerin der Beklagten schriftlich die Lieferung von Hard- und Software zur elektronischen Datenverarbeitung in deren Betrieben in Budapest und H&#233;derv&#225;r f&#252;r die Bereiche Absatz, Einkauf/Zerlegung und Produktion zum Gesamtpreis von mehr als 920.000,-- DM ohne Mehrwertsteuer, Installations- und Einweisungskosten an. Dieses Angebot wurde von der Beklagten nicht angenommen. Etwa 1 1/2 Jahre sp&#228;ter, n&#228;mlich mit "Produktschein" vom 9.8.1995, bestellte die Beklagte bei der Kl&#228;gerin ein Mehrplatzsystem, bestehend aus Server und B&#252;rostationen mit Verkabelungen sowie als "Absatzprogramme" Basis- und Warenwirtschaftsprogramme. In einer schriftlichen "Projektvereinbarung" vom selben Tag wurden die Vertr&#228;ge zu dem "Projekt L. Stufe 1" zusammengefasst, f&#252;r Hard- und Software ein Pauschalpreis von 165.000,-- DM bestimmt und die monatliche Verg&#252;tung aus dem gleichzeitig abgeschlossenen Wartungsvertrag f&#252;r die Software auf 0,9 % und f&#252;r die Hardware auf 0,4 % des Bruttovertragspreises festgelegt. Die Auslieferung erfolgte in den Monaten September bis November 1995. Sp&#228;testens seit Februar/M&#228;rz 1996 wurde die Hard- und Software ohne Beanstandungen im Echtlauf praktisch eingesetzt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Juni 1996 verhandelte die Beklagte, die hierbei einen Unternehmensberater eingeschaltet hatte, mit der Kl&#228;gerin &#252;ber den Erwerb einer Finanzbuchhaltungssoftware. Sie w&#252;nschte dabei ausdr&#252;cklich ein zweisprachiges (deutsch/ungarisches) Softwaresystem, das die Einhaltung ungarischer Rechtsvorschriften gew&#228;hrleisten sollte. Unter dem 19./24.6.1996 bestellte die Beklagte diese Software bei der Kl&#228;gerin f&#252;r 17.800,-- DM. In der Folgezeit beanstandete die Beklagte Fehler dieses Programms und hierzu nicht eingehaltene Zusagen und forderte von der Kl&#228;gerin mit Schreiben vom 3.1.1997 schlie&#223;lich bis zum 21.1.1997 definitive Zusagen und L&#246;sungen, da sie ansonsten vom Kauf zur&#252;cktreten m&#252;sse. Die Kl&#228;gerin erwiderte mit Schreiben vom 21.1.1997, die Beanstandungen bez&#246;gen sich ausschlie&#223;lich auf die Finanzbuchhaltung, seien &#252;berwiegend in der Zwischenzeit durch ein Update erledigt worden und w&#252;rden im &#252;brigen den gemeinsamen Festlegungen entsprechend erledigt. Mit Schreiben vom 20.2.1997 erkl&#228;rte die Beklagte, sie trete hiermit von s&#228;mtlichen Vertr&#228;gen zur&#252;ck, da die gelieferte Hard- und Software ihren Erwartungen nicht entspr&#228;che (Bl. 51/70 d.A.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat behauptet, die gesamte von ihr gelieferte Hard- und Software habe einwandfrei funktioniert. Probleme seien erst nach Einrichtung der Finanzbuchhaltungssoftware aufgetreten und auf manipulative Eingriffe oder Fehler von Mitarbeitern der Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren, die diesen trotz ausf&#252;hrlicher Einweisung unterlaufen seien. Die Behebung von kleineren Fehlern habe die Beklagte verhindert, die Handb&#252;cher zur Hard- und Software seien vereinbarungsgem&#228;&#223; in deutscher Sprache geliefert worden. Fehler der Finanzbuchhaltungssoftware berechtigten die Beklagte nicht zur Wandlung der fr&#252;her abgeschlossenen Vertr&#228;ge.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie 263.882,14 DM nebst 1 % Zinsen monatlich aus 248.099,45 DM seit dem 3.2.1997 und 15.782,69 DM seit Klagezustellung zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat behauptet, die von der Kl&#228;gerin erworbene Hard- und Software habe von Anfang an ein Gesamtpaket darstellen sollen. Die gelieferte Anlage habe den vertraglichen Anforderungen nicht entsprochen. So h&#228;tten weder Umsatzsteuervoranmeldungen noch f&#252;r jeden Kunden eine monatliche Aufstellung der in Anspruch genommenen Skonti erstellt werden k&#246;nnen, was nach ungarischem Recht erforderlich sei. Auch habe die Dialogf&#228;higkeit zwischen den einzelnen Modulen der Software gefehlt. Handb&#252;cher seien weder in deutscher noch in ungarischer Sprache geliefert, bei den Bildschirmmasken sei teilweise die ungarische, teilweise die deutsche Sprache verwendet worden. Die Beklagte hat desweiteren Probleme bei den Buchungen bem&#228;ngelt und behauptet, die beanstandeten Fehler wiederholt angemahnt zu haben, ohne dass die Kl&#228;gerin ihnen abgeholfen habe.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des erstinstanzlichen Sach- und Streitstandes sowie wegen des Ergebnisses der im ersten Rechtszug durchgef&#252;hrten Beweisaufnahme wird auf den Tatbestand des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Beklagte zur Zahlung von 206.987,39 DM nebst Zinsen verurteilt und die Klage abgewiesen, soweit die Kl&#228;gerin eine Verg&#252;tung f&#252;r die im Juni 1996 erworbenen Software (Fibu) verlangt hat. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, die Beklagte sei wirksam von diesen Vertr&#228;gen zur&#252;ckgetreten, weil die Kl&#228;gerin sie teilweise nicht erf&#252;llt habe. So habe sie keine Handb&#252;cher in ungarischer Sprache bereitgestellt, die gelieferten deutschen Handb&#252;cher seien in wichtigen Punkten unvollst&#228;ndig gewesen. Auch sei das Programm "Finanzbuchhaltung" zu Direktverbuchungen im Dialogbetrieb nicht in der Lage gewesen. Das R&#252;cktrittsrecht wegen dieser Vertr&#228;ge erstrecke sich nicht auf die zuvor abgeschlossenen, weil es sich insoweit um getrennte Vertr&#228;ge handele. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung wird auch insoweit auf den Inhalt der angefochtenen Entscheidung verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit der form- und fristgerecht eingelegten und auch rechtzeitig begr&#252;ndeten Berufung macht die Beklagte geltend:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Vertr&#228;ge vom 9.8.1995 und vom 19./24.6.1996 h&#228;tten von Anfang an eine Einheit gebildet. Das ergebe sich auch aus dem Schreiben der Kl&#228;gerin vom 21.1.1997, in dem sie im Zusammenhang mit der Einf&#252;hrung der Finanzbuchhaltung von einer zweiten Projektstufe gesprochen habe. Auch habe sich die Kl&#228;gerin verpflichtet, das Modul "Absatz" und das Modul "Finanzbuchhaltung" auf einen einheitlichen Releasezustand zu bringen; damit seien die einzelnen Programmteile voneinander abh&#228;ngig geworden. Beide Programme h&#228;tten auch den speziellen Anforderungen des ungarischen Steuerrechts entsprechen und in ungarischer Sprache vorliegen m&#252;ssen. Es habe sich um speziell auf diesen Bereich zugeschnittene Programme gehandelt, woraus folge, dass die zuerst gelieferten Programme unbrauchbar geworden seien, nachdem die darauf abgestimmte Finanzbuchhaltungssoftware nach dem R&#252;cktritt nicht mehr verf&#252;gbar sei. Auch h&#228;tten die erforderlichen Handb&#252;cher gefehlt, f&#252;r die Hardware habe die Kl&#228;gerin keine Dokumentation zur Verf&#252;gung gestellt, Handb&#252;cher f&#252;r das Modul ""Absatz" in ungarischer Sprache seien unstreitig nicht geliefert worden, obwohl die Kl&#228;gerin hierzu verpflichtet gewesen sei; das habe die Beklagte auch bei zahlreichen Gelegenheiten m&#252;ndlich beanstandet. Eine Verzahnung zwischen den Modulen "Absatz" und "Finanzbuchhaltung" habe nicht hergestellt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Ansicht, das mehrfache Verlangen des Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Beklagten nach Lieferung der Handb&#252;cher f&#252;r die Hardware und das Modul "Absatz" in ungarischer Sprache sei als ausreichende Mahnung anzusehen. Einer Nachfristsetzung habe es nicht bedurft, da die Kl&#228;gerin sich in diesem Prozess auf den Standpunkt gestellt habe, zur Lieferung derselben in ungarischer Sprache nicht verpflichtet zu seien. Das sei als unmissverst&#228;ndliche Ablehnung zu werten. Da sie wirksam zur&#252;ckgetreten sei, seien auch die Dienstleistungs- und Wartungsvertr&#228;ge hinf&#228;llig geworden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">unter teilweiser Ab&#228;nderung des angefochtenen Urteils die Klage in vollem Umfang abzuweisen;</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, Sicherheiten auch durch B&#252;rgschaften einer deutschen Gro&#223;bank, einer Genossenschaftsbank oder einer &#246;ffentlichen Sparkasse erbringen zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, die Vertr&#228;ge aus dem Jahr 1995 und aus dem Jahr 1996 bildeten keine Einheit, das R&#252;cktrittsrecht hinsichtlich der Finanzbuchhaltung erstrecke sich deshalb nicht auf die zuvor gelieferte Hard- und Software. Die Beklagte habe das Angebot aus dem Jahr 1994, in dem eine einheitliche L&#246;sung konzipiert gewesen sei, nicht angenommen, sondern sich 1 1/2 Jahre sp&#228;ter f&#252;r eine bescheidenere Ausstattung ihrer EDV entschieden; die Auftragsbest&#228;tigung sei eindeutig. Das Modul "Absatz" sei unabh&#228;ngig von dem Modul "Finanzbuchhaltung", was sich bereits daraus ergebe, dass es v&#246;llig problemlos ohne die Finanzbuchhaltung gelaufen sei. So habe auch die Beklagte bis 1996 eine andere Finanzbuchhaltungssoftware eingesetzt gehabt. Es sei ohne weiteres m&#246;glich gewesen, die Finanzbuchhaltungssoftware eines anderen Herstellers in das bestehende System zu integrieren. Die Kl&#228;gerin behauptet weiter, die Lieferung ungarischsprachiger Handb&#252;cher sei nicht vereinbart worden, die Parteien h&#228;tten einen Vertrag nach deutschem Recht abgeschlossen, die Beklagte habe auch gewusst, dass das anzupassende Softwareprodukt deutschsprachig gewesen sei; sie habe daher die Lieferung der Handb&#252;cher in ungarischer Sprache ausdr&#252;cklich vereinbaren m&#252;ssen, was nicht geschehen sei. Die Lieferung derselben in deutscher Sprache sei abredegem&#228;&#223; erfolgt. Bis zum Rechtsstreit habe die Beklagte das Fehlen derselben ihr gegen&#252;ber auch nicht ger&#252;gt. Zu ber&#252;cksichtigen sei in diesem Zusammenhang auch, dass die Repr&#228;sentanten der Kl&#228;gerin im selben Geb&#228;ude wie die Beklagte residiert h&#228;tten und jederzeit "&#252;ber den Flur" erreichbar gewesen seien; die Betreuung durch sie sei &#252;ber die Funktion von Handb&#252;chern weit hinausgegangen. Jedenfalls habe die Beklagte ein auf das Fehlen von Handb&#252;chern gest&#252;tztes Wandlungsrecht verwirkt, da sie die Anlage &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum r&#252;gelos genutzt habe. Auch fehle es an der erforderlichen Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Berufungsvorbringens wird auf die Schrifts&#228;tze der Parteien nebst den &#252;berreichten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Beklagten hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Mit zutreffender Begr&#252;ndung hat das Landgericht festgestellt, dass es sich bei den Vertr&#228;gen vom 9.8.1995 und vom 19./24.6.1996 - letztere betrafen die Finanzbuchhaltung - nicht um einen einheitlichen Vertrag, sondern um zwei verschiedene Vertr&#228;ge handelt. Das der Beklagten zustehende R&#252;cktrittsrecht bez&#252;glich des Vertrages aus dem Jahr 1996 berechtigt sie daher nicht, gem. &#167;&#167; 325 Abs. 1 S.2, 326 BGB auch von dem 1995 geschlossenen Vertrag zur&#252;ckzutreten mit der Begr&#252;ndung, dieser habe wegen teilweiser Unm&#246;glichkeit ( die Fibu betreffend ) kein Interesse mehr f&#252;r sie. Die Beklagte hat das urspr&#252;ngliche Angebot aus dem Jahr 1994, in dem alle Leistungen der Kl&#228;gerin - auch die Fibu - zu einem Gesamtpaket zusammengefa&#223;t waren, nicht angenommen, sondern sich 1 1/2 Jahre sp&#228;ter zu einer kleineren L&#246;sung entschlossen, die zwar das Modul "Absatz", nicht aber das Modul "Fibu" zum Vertragsgegenstand hatte (Bl. 377 d.A.) Ob und wann die Beklagte weitere Module bei der Kl&#228;gerin bestellen w&#252;rde, war offen, die 1995 bestellten Programme waren ohne die Fibu voll lauff&#228;hig und nutzbar. Daran &#228;ndert auch nichts, dass die Kl&#228;gerin sp&#228;ter, als die Finanzbuchhaltungssoftware bereits bestellt war, von zwei Stufen des Projekts gesprochen hat, die Beklagte h&#228;tte sich bis zur Bestellung dieser Software auch jederzeit f&#252;r eine andere L&#246;sung entscheiden k&#246;nnen. Wollte die Beklagte gleichwohl die beiden Vertr&#228;ge als untrennbare Einheit verstanden wissen, so h&#228;tte sie dies ausdr&#252;cklich mit der Kl&#228;gerin vereinbaren m&#252;ssen, was nicht geschehen ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte kann sich auch nicht zur Begr&#252;ndung eines R&#252;cktrittsrechts mit Erfolg darauf berufen, die Kl&#228;gerin habe f&#252;r die 1995 gelieferte EDV keine ungarisch-sprachigen Handb&#252;cher geliefert.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ob die Kl&#228;gerin &#252;berhaupt Handb&#252;cher in ungarischer Sprache zu liefern verpflichtet war, ist zweifelhaft. Eine ausdr&#252;ckliche Vereinbarung ist hier&#252;ber nicht getroffen worden, explizit ist dies erst bei der Fibu gefordert worden, wie der Zeuge Schnitter bekundet hat (Bl. 207 d.A.). Da es sich bei der Beklagten um eine 100%ige Tochter eines &#246;sterreichischen Unternehmens handelte, bei der zumindest die F&#252;hrungsebene deutschsprachig war, sprach auch der Sitz des Unternehmens nicht zwingend f&#252;r die Dokumentation in ungarischer Sprache. Allerdings hat der Zeuge K. bekundet, man habe schon 1995 gefordert, dass die Dokumentation auch in ungarischer Sprache vorliegen m&#252;sse (Bl. 213 d.A.) und die Zeugen Sch. und J. haben ausgesagt, dass bei den Masken Zweisprachigkeit ausdr&#252;cklich gew&#252;nscht worden sei (Bl. 219, 226 d.A.), was im &#252;brigen auch unstreitig ist. Sollte aber das ganze System zweisprachig laufen, was die Kl&#228;gerin akzeptiert hat, so k&#246;nnte man durchaus die Ansicht vertreten, dass dann selbstverst&#228;ndlich auch die Dokumentation zweisprachig sein musste. Hierf&#252;r spr&#228;che auch, dass nach Bekundung des f&#252;r die Kl&#228;gerin t&#228;tigen Zeugen J. beabsichtigt war, das deutsche Handbuch auf ungarisch zu &#252;bersetzen, wobei seiner Aussage allerdings nicht eindeutig zu entnehmen ist, ob sich diese Absicht nur auf die Fibu oder aber auch auf die fr&#252;her bestellten Programme bezog.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Letztlich kann diese Frage aber auf sich beruhen. Denn selbst wenn man unterstellt, die Kl&#228;gerin sei zur Lieferung ungarischsprachiger Handb&#252;cher verpflichtet gewesen, und desweiteren von der unter Beweis gestellten Behauptung der Beklagten ausgeht, ihre Mitarbeiter h&#228;tten die Kl&#228;gerin hieran erinnert (Bl. 344, 118 d.A.), berechtigt dies die Beklagte nicht zum R&#252;cktritt vom 1995 geschlossenen Vertrag, weil es an einer wirksamen Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung (&#167; 326 Abs. 1 S. 1 BGB) mangelt; diese liegt unstreitig nur hinsichtlich der Fibu vor.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Eine Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung kann allerdings ausnahmsweise als sinnlose F&#246;rmelei entbehrlich sein, wenn der Schuldner die Erf&#252;llung bereits ernsthaft und endg&#252;ltig verweigert hat. An einen solchen Tatbestand sind jedoch mit R&#252;cksicht auf die weitreichenden Folgen strenge Anforderungen zu stellen. Solange die M&#246;glichkeit besteht, dass der Schuldner noch umgestimmt werden kann, muss ein solcher Versuch unternommen werden (RGZ 102, 262, 266/67; BGH WM 1957, 1342, 1344). F&#252;r ein Absehen von dem gesetzlichen Erfordernis der Ablehnungsandrohung ist deshalb kein Raum, solange der Gl&#228;ubiger ank&#252;ndigt, nach fruchtlosem Fristablauf einen Teil der Leistung einzuklagen, und auf diese Weise sein fortdauerndes Erf&#252;llungsinteresse zu erkennen gibt. Unter solchen Umst&#228;nden beh&#228;lt das gesetzliche Erfordernis der Fristsetzung mit Ablehnungsandrohung vielmehr seine Funktion, klare Verh&#228;ltnisse zu schaffen und dem Schuldner in aller Deutlichkeit die M&#246;glichkeit abzuschneiden, sich nachtr&#228;glich doch noch auf den Boden des Vertrages zu stellen (so BGH MDR 1997, 130).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Hiernach war eine Nachfristsetzung entgegen der Ansicht der Beklagten nicht entbehrlich. Denn die Beklagte hat erstinstanzlich selbst vorgetragen, die Vertretung der Kl&#228;gerin in Ungarn habe anl&#228;sslich der diversen R&#252;gen auch wiederholt anerkannt, dass die Verpflichtung bestehe, auch ungarische Handb&#252;cher zu liefern (Bl. 118 d.A. a.E.). Von einer ernstlichen und endg&#252;ltigen Erf&#252;llungsverweigerung kann deshalb keine Rede sein, zumal sich auch aus der Aussage des Zeugen J. ergibt, dass tats&#228;chlich die Absicht bestand, die Handb&#252;cher &#252;bersetzen zu lassen. Dass die Kl&#228;gerin sich im Prozess auf den Standpunkt gestellt hat, eine derartige Verpflichtung bestehe nicht, diente als Rechtsansicht nur der Verteidigung und ist insoweit unerheblich. Die Beklagte h&#228;tte klar zu erkennen geben m&#252;ssen, dass sie die Bezahlung von der Lieferung der Handb&#252;cher abh&#228;ngig mache, was sie nicht getan hat; das gilt auch hinsichtlich der Dokumentation der Hardware. Ihr Mahnschreiben vom 3.1.1997 (Bl. 48 d.A.) und die nachfolgende K&#252;ndigung (Bl. 51, 70 d.A.) besch&#228;ftigen sich konkret nur mit der Funktionsf&#228;higkeit der Finanzbuchhaltungssoftware.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kosten der hiernach erfolglosen Berufung hat nach &#167; 97 Abs. 1 ZPO die Beklagte zu tragen. Vorl&#228;ufig vollstreckbar ist das Urteil nach &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;">Beschwer</span> f&#252;r die Beklagte: 206.987,39 DM</p>
114,371
olgk-1999-09-03-19-u-6899
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
19 U 68/99
1999-09-03T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-11T10:39:16
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0903.19U68.99.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Berufung der Beklagten wird das am 24. Februar 1999 verkündete Schlussurteil des Landgerichts Köln - 20 O 317/96 - abgeändert und wie folgt neu ge-fasst: Das Versäumnisurteil des Landgerichts Köln vom 21. Januar 1998 - 20 O 317/96 - wird auch hinsichtlich der Beklagten zu 1) und 2) aufrechterhalten. Der Kläger trägt die weiteren Kosten des Rechts-streits erster Instanz, soweit über sie noch nicht entschieden ist, sowie die Kosten des Berufungsverfahrens. Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte und auch im &#252;brigen zul&#228;ssige Berufung der Beklagten hat auch in der Sache Erfolg. Dem Kl&#228;ger steht gegen die Beklagten weder ein Anspruch auf Zahlung eines Schmerzensgeldes zu, noch sind diese verpflichtet, ihm zuk&#252;nftige materielle und immaterielle Sch&#228;den aus dem Unfall vom 25.08.1994 in der Wohnung Car. A. T. 15, C. P. auf Mallorca zu ersetzen, so dass auch die Feststellungsklage unbegr&#252;ndet ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Den Beklagten ist keine Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht vorzuwerfen, so dass Anspr&#252;che aus &#167;&#167; 823, 847 BGB nicht bestehen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Nach Ansicht des Senats ist es schon &#228;u&#223;erst zweifelhaft, ob die Beklagten &#252;berhaupt Verpflichtete im Sinne des &#167; 823 BGB sind. Verpflichteter hinsichtlich der Erf&#252;llung von Verkehrssicherungspflichten ist grunds&#228;tzlich jeder, der in der Lage ist, &#252;ber die Sache, von der eine Gefahr ausgeht, zu verf&#252;gen. Hier haben die Beklagten jedoch unwidersprochen vorgetragen, dass sie selbst blind bzw. schwerst pflegebed&#252;rftig sind. Die normalerweise mit der Rechtsposition eines Eigent&#252;mers verbundene tats&#228;chliche M&#246;glichkeit, &#252;ber die Sache zu verf&#252;gen, ist angesichts dieser, den Eltern des Kl&#228;gers - unwidersprochen - bekannten Tatsache &#228;u&#223;erst zweifelhaft. Selbst wenn man diesem Ansatz nicht folgen wollte, so steht jedenfalls fest, dass die Beklagten die Erf&#252;llung der sie treffenden Verkehrssicherungspflichten auf ihre Tochter, die Beklagte zu 3) &#252;bertragen haben, was rechtlich zul&#228;ssig ist (BGH NJW-RR 1989, 394, siehe ausf&#252;hrlich hierzu M&#252;nchener Kommentar/Mertens, BGB, 3. Aufl., &#167; 823 Rn. 221, 227). Die Verkehrssicherungspflicht der Beklagten zu 1) und 2) beschr&#228;nkte sich daher auf eine Kontroll- und &#220;berwachungspflicht (BGH a.a.O.; M&#252;nchener Kommentar a.a.O. Rn. 224 m.w.N.). Daf&#252;r, dass sie diese Kontroll- und &#220;berwachungspflicht, die sich von ihrem Umfang her ohnehin nach den Umst&#228;nden des Einzelfalles richtet und angesichts der soeben beschriebenen, den Eltern des Kl&#228;gers bekannten Situation ohnehin nur in einem geringen Umfang bestehen d&#252;rfte, verletzt haben, hat der Kl&#228;ger nichts vorgetragen und dies ist auch im &#252;brigen nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Aber selbst wenn man davon ausgehen wollte, dass die Beklagten selbst noch versicherungspflichtig sind, bestehen Anspr&#252;che aus &#167;&#167; 823, 847 BGB gegen sie nicht, da sie im Zusammenhang mit der Vermietung der Wohnung an die Eltern des Kl&#228;gers keine Verkehrssicherungspflichten verletzt haben. Die Anforderungen des Landgerichts an die von den Beklagten zu erf&#252;llenden Verkehrssicherungspflichten, die von dem Kl&#228;ger geteilt werden, sind &#252;berzogen. Vorliegend handelte es sich um eine Ferienwohnung auf Mallorca, die nicht etwa gewerblich vermietet wurde, sondern zum Eigennutzen angeschafft und - unwidersprochen - nur an Freunde und Bekannte abgegeben wurde - wenn auch nicht unentgeltlich. Diese unstreitigen Umst&#228;nde haben Auswirkungen auf den Umfang der den Beklagten obliegenden Verkehrssicherungspflichten. Denn dieser wird u.a. auch durch die Orts&#252;blichkeit einerseits und den Erwartungshorizont - in diesem Fall - des Mieters einer solchen Ferienwohnung bestimmt (M&#252;nchener Kommentar a.a.O. Rn. 216 ff., 332 m.w.N.). Verbringt jemand seine Ferien in einem s&#252;deurop&#228;ischen Land, so muss er sich selbst sagen, dass er dort nicht zwangsl&#228;ufig die Einhaltung deutschen Sicherheitsstandards erwarten darf.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nach dem Vortrag des Kl&#228;gers, den der Senat zwar bislang nicht als erwiesen ansieht, den er aber zugunsten des Kl&#228;gers als wahr unterstellt, bestand die Gefahrenlage vorliegend darin, dass sich im Schlafzimmer eine nicht voll isolierte, mit einem zweiadrigen Anschluss versehene Nachtischlampe befand, und sowohl die Sicherung im Stecker dieser Lampe als auch - die oder einige - Sicherungen im Sicherungskasten mit Dr&#228;hten &#252;berbr&#252;ckt wurden. Abgesehen davon, dass diese "Gefahrenlage" den Eltern des Kl&#228;gers bekannt war und von ihnen, was der Kl&#228;ger sich gegebenenfalls zurechnen lassen m&#252;sste, ohne weiteres hingenommen wurde, erlaubt diese Situation nicht den R&#252;ckschluss auf einen objektiven Pflichtenversto&#223; der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Vorhandensein von nur zweiadrigen Anschl&#252;ssen ist - wie der Senat aus eigener Erfahrung wei&#223; - ein in spanischen Ferienwohnungen v&#246;llig &#252;blicher Zustand und zwar durchaus auch im Zusammenhang mit nicht voll isolierten Lampen. Das mag durchaus auch den - heutigen - spanischen Sicherheitsvorschriften nicht entsprechen. Diese Situation allein f&#252;hrt aber nicht zu der Begr&#252;ndung einer Verkehrssicherungspflicht dahingehend, dass ein deutscher Wohnungseigent&#252;mer in Spanien deutschen Sicherheitsstandard in seiner Wohnung beachten muss, wenn er sie im Freundes- und Bekanntenkreis zeitweise vermietet. Ebenso wenig wie ein deutscher Erwerber einer spanischen Wohnung deutschen Sicherheitsstandard als vertragsgem&#228;&#223;e Erf&#252;llung erwarten darf, darf ein deutscher Urlauber erwarten, dass ihm dieser in Spanien geboten wird. Dies zumal angesichts der Tatsache, dass selbst in Deutschland in &#228;lteren H&#228;usern derartige Anschl&#252;sse heute noch vorzufinden sind, und jeder wei&#223;, dass dies einen gefahrerh&#246;henden Zustand darstellt, auf den man sich aber ohne weiteres, vor allen Dingen ohne Eigengef&#228;hrdung, einrichten kann.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ob - auch - das Vorhandensein &#252;berbr&#252;ckter Sicherungen in Spanien "orts&#252;blich" ist, vermag der Senat aus eigener Anschauung nicht zu beurteilen. Selbst wenn diese Art der Absicherung un&#252;blich ist, k&#246;nnte aus dem Vorhandensein einer solchen erh&#246;hten Gefahrenlage nur dann auf einen objektiven Pflichtenversto&#223; der Beklagten geschlossen werden, wenn sie diesen Zustand entweder gekannt und nicht beseitigt h&#228;tten, oder wenn man sie als verpflichtet ansehen w&#252;rde, ohne Anlass die Sicherungen ihrer Wohnung daraufhin zu &#252;berpr&#252;fen/&#252;berpr&#252;fen zu lassen, ob daran manipuliert worden ist. Beides ist nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dass die Beklagten den Zustand der Sicherungen gekannt und den Eltern des Kl&#228;gers verschwiegen haben, wird von dem Kl&#228;ger zwar behauptet. Zum einen hat er f&#252;r diese Behauptung keinerlei Beweis angetreten, zum anderen ist dies aber auch unter den gegebenen Umst&#228;nden als &#228;u&#223;erst fernliegend zu werten. Dies folgt zum einen daraus, dass, wie der zu Beweiszwecken vorgelegte Schalter sowie die Lichtbilder des Sicherungskasten belegen, erstere erst aus der Wand genommen werden musste, um die &#220;berbr&#252;ckung festzustellen bzw. bei dem Sicherungskasten Verkleidungsteile abgebaut werden mussten, um diese zu erkennen. Dass ein Wohnungseigent&#252;mer so etwas ohne Not tut, ist wenig wahrscheinlich. Noch unwahrscheinlicher ist jedoch, dass ein Wohnungseigent&#252;mer eine ja schlie&#223;lich zu allererst auch f&#252;r ihn und seine Familienangeh&#246;rigen selbst gef&#228;hrliche Situation, wenn er sie denn erkannt hat, hinnimmt. Ein solches gegen die eigenen Sicherheitsinteressen gerichtetes Verhalten der Beklagten kann jedenfalls nicht unterstellt werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Es &#252;berspannt nach Ansicht des Senats zudem die Pflichten des Eigent&#252;mers einer spanischen Ferienwohnung, ohne Anlass die Sicherungen der Wohnungen daraufhin zu &#252;berpr&#252;fen/&#252;berpr&#252;fen zu lassen, ob daran manipuliert worden ist. Da eine Verkehrssicherung, die jeden Unfall ausschlie&#223;t, nicht erreichbar ist, muss nicht f&#252;r alle denkbaren, entfernten M&#246;glichkeiten eines Schadenseintritts Vorsorge getroffen werden. Auch in s&#252;deurop&#228;ischen L&#228;ndern muss man aber nicht zwangsl&#228;ufig damit rechnen, dass an Sicherungen &#220;berbr&#252;ckungen angebracht worden sind, die deren Wirksamkeit herabsetzen. Ohne konkreten Anlass ist das Fordern einer derartigen Untersuchungspflicht dem Verkehrssicherungspflichtigen nicht zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Gibt es aber nach dem Vorhergesagten keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Beklagten die &#220;berbr&#252;ckungen gekannt haben, und waren sie auch nicht verpflichtet, die Wohnung ohne Anlass auf derartige Gefahrenquellen zu untersuchen, ist f&#252;r die Annahme der Verletzung einer Verkehrssicherungspflicht nur noch unter der Voraussetzung Raum, dass die Beklagten wussten, dass sich in der Nachttischlampe ein Draht gel&#246;st hatte, und diese Gefahr weder behoben, noch die Eltern des Kl&#228;gers vor diesem Zustand gewarnt haben. Daf&#252;r ist aber weder etwas ersichtlich noch von dem Kl&#228;ger vorgetragen. Dies ist vor allem umso unwahrscheinlicher vor dem Hintergrund, dass unstreitig nicht etwa die Beklagte zu 3) die Wohnung genutzt hatte, bevor der Kl&#228;ger mit seinen Eltern dort eingezogen ist. Vielmehr war sie vorher von einer dritten Person benutzt worden, die sie unmittelbar an die Eltern des Kl&#228;gers &#252;bergeben hat, so dass auch den Kl&#228;gern bewusst war, dass die Beklagten vor ihrem Einzug keinerlei M&#246;glichkeiten mehr hatten, die Wohnung erneut auf Sicherheitsm&#228;ngel zu untersuchen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger steht auch kein Anspruch auf Ersatz zuk&#252;nftiger materieller Sch&#228;den gem&#228;&#223; &#167; 538 BGB zu. Er ist zwar in den Schutzbereich des von seinen Eltern mit den Beklagten geschlossenen Mietvertrags einbezogen, und kann von daher aus eigenem Recht Mangelfolgesch&#228;den geltend machen (M&#252;nchener Kommentar a.a.O. &#167;&#167; 535, 536 Rn. 79 m.w.N.). Die Voraussetzungen einer Haftung der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 538 BGB sind jedoch nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Eine - verschuldensunabh&#228;ngige - Garantiehaftung der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 1. Alt. BGB (kritisch hierzu M&#252;nchener Kommentar a.a.O. &#167; 538 Rn. 4 ff.) besteht nicht. Es erscheint dem Senat schon &#228;u&#223;erst zweifelhaft, ob man bei der vorliegenden, bereits oben geschilderten, konkreten Vermietungssituation hinsichtlich dieser Ferienwohnung nicht ohnehin von einem stillschweigenden Haftungsausschluss hinsichtlich dieser Gef&#228;hrdungshaftung ausgehen muss. Aber selbst wenn man dies verneint, scheidet eine Haftung aus &#167; 538 Abs. 1 1. Alt. BGB hier aus.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Soweit man einen Mangel der Ferienwohnung in dem Vorhandensein einer nicht voll isolierten, zweiadrigen Lampe sehen wollte, scheitert der Ersatzanspruch des Kl&#228;gers jedenfalls gem&#228;&#223; &#167; 539 BGB daran, dass seinen Eltern als den Mietern der Wohnung dieser "Mangel" bei Vertragsschluss bekannt war. Die Lampe befand sich - unwidersprochen - bereits in all den Jahren dort, in denen der Kl&#228;ger mit seinen Eltern zuvor Ferien in der Wohnung verbracht hatte. Die Eltern kannten ebenso wie der Kl&#228;ger selbst somit den "mangelhaften Zustand" im Zeitpunkt des Abschlusses des Vertrages &#252;ber die Ferienwohnung im Jahre 1994.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Soweit man den Mangel der Mietsache in den &#252;berbr&#252;ckten Sicherungen im Sicherungskasten sehen wollte, die bekannterma&#223;en im nicht &#252;berbr&#252;ckten Zustand eine weitere Sicherung gegen Stromschl&#228;ge darstellen sollen, scheitert der Anspruch aus &#167; 538 Abs. 1 1. Alt. BGB gem&#228;&#223; &#167; 545 Abs. 2 BGB zum einen daran, dass die Eltern des Kl&#228;gers, die nach seinem Vortrag diesen Zustand zu Beginn des Mietverh&#228;ltnisses im Jahre 1994 erkannt haben, ihn nicht gem&#228;&#223; &#167; 545 Abs. 1 BGB den Beklagten angezeigt haben, so dass die Beklagten nicht rechtzeitig Abhilfe schaffen konnten (M&#252;nchener Kommentar a.a.O. &#167; 545 Rn. 13; Palandt/Putzo, BGB, 58. Aufl., &#167; 545 Rn. 11). Dar&#252;ber hinaus spricht vieles daf&#252;r, dass diese Sicherungssituation ausgehend von dem subjektiven Fehlerbegriff der &#167;&#167; 537, 538 BGB (siehe Staudinger/Emmerich, BGB, 13. Aufl., &#167; 537 Rn. 4) vorliegend keinen Mangel, sondern vielmehr durchaus noch die Erf&#252;llung des vertragsgem&#228;&#223;en Gebrauchs darstellt. Insbesondere vor dem Hintergrund der hier gegebenen, bereits oben dargestellten besonderen Vermietungssituation spricht viel daf&#252;r, dass die Eltern des Kl&#228;gers dadurch, dass sie in Kenntnis der gefahrerh&#246;henden Absicherungssituation die Wohnung weiter genutzt haben, ohne f&#252;r ihre eigene Sicherheit und die des Kl&#228;gers weitere Vorkehrungen zu treffen, diesen Zustand als an spanischen Verh&#228;ltnissen gemessen "vertragsgem&#228;&#223;" akzeptiert haben.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine Haftung k&#228;me mithin nur wegen des in der Lampe selbst abgerissenen Drahtes in Betracht, der dazu f&#252;hrt, dass die Lampe u.a. in dem Metallteil am Fu&#223; unter Strom stand. Aber auch bez&#252;glich dieses Mangels sind die Voraussetzungen des &#167; 538 BGB nicht erf&#252;llt. Ein Anspruch aus &#167; 538 Abs. 1 1. Alt. BGB scheitert daran, dass der Kl&#228;ger nichts dazu vorgetragen hat und auch sonst nichts hierf&#252;r ersichtlich ist, dass dieser Mangel bereits in dem Zeitpunkt vorhanden war, als die Eltern des Kl&#228;gers mit den Beklagten, vertreten durch die Beklagte zu 3), den Mietvertrag &#252;ber die Ferienwohnung geschlossen haben. Gem&#228;&#223; &#167; 538 Abs. 1 1. Alt. BGB haften die Beklagten f&#252;r diesen Mangel dann aber nur, wenn sie ihn zu vertreten haben. Daf&#252;r ist von dem insoweit darlegungs- und beweispflichtigen Kl&#228;ger weder etwas vorgetragen, noch ist dies sonst angesichts der bereits oben erw&#228;hnten Situation des unmittelbaren &#220;bergangs der Wohnung von einem anderen Mieter auf die Kl&#228;ger, ohne Zwischenschaltung der Beklagten, ersichtlich. Es ist vielmehr v&#246;llig ungekl&#228;rt, wann der Draht in der Nachttischlampe sich gel&#246;st hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Da es somit selbst bei unterstellter Richtigkeit des Vortrags des Kl&#228;gers hinsichtlich der Unfallursachen bereits an einer Anspruchsgrundlage gegen&#252;ber den Beklagten fehlt, kommt es nicht mehr darauf an, dass auch daran, dass die f&#252;r den Kl&#228;ger unbestreitbar sehr belastende Situation bez&#252;glich seines Augenlichts auf einen Stromschlag in der Wohnung der Beklagten zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, erhebliche Zweifel bestehen. Der Sachverst&#228;ndige Sch. hat in seinem Gutachten nachvollziehbar ausgef&#252;hrt, dass der Kl&#228;ger allenfalls einen leichten Stromschlag erlitten haben kann. Demgegen&#252;ber geht das medizinische Gutachten von einem schweren Stromschlag aus und sieht einen solchen auch als erforderlich f&#252;r die Diagnose "Blitzstar" an. Denn es wird dort im &#252;brigen ausgef&#252;hrt, dass zwar f&#252;r einen Blitzstar der elektrische Strom nicht zwingend in Augenn&#228;he geflossen sein muss - was hier unstreitig nicht der Fall war -, dieser vielmehr auch nach elektrischen Verbrennungen der Extremit&#228;ten vorkomme. Der Kl&#228;ger hatte aber unstreitig keine derartigen Verletzungsfolgen an der Hand, mit der er die Lampe ber&#252;hrt hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus &#167;&#167; 91, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren und zugleich Wert der Beschwer f&#252;r den Kl&#228;ger: 20.000,00 DM.</p>
114,372
lg-dusseldorf-1999-09-02-4-o-23998
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 239/98
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-14T10:23:24
Urteil
ECLI:DE:LGD:1999:0902.4O239.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin nimmt die Beklagte aus dem deutschen Anteil des europäischen Patents 0 177 330 (nachfolgend: Klagepatent, Anlage K1; deutsche Übersetzung der Beschreibung, Anlage K2) auf Unterlassung, Rechnungslegung, Auskunft, Feststellung der Schadensersatzpflicht in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent ist unter Inanspruchnahme der Priorität der US-amerikanischen Patentanmeldung 65 62 61 vom 1. Oktober 1984 am 1. Oktober 1985 beim Europäischen Patentamt angemeldet worden. Die Offenlegung der Patentanmeldung erfolgte am 9. April 1986, die Bekanntmachung des Hinweises auf die Patenterteilung am 19. Juni 1991.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Anspruch 1 des in der Verfahrenssprache Englisch erteilten Klagepatents, das einen Stent (medizinischen Spreizkörper zur Gefäßaufweitung) betrifft, lautet in der deutschen Übersetzung wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Stent (9) bzw. medizinisches Gerät zur Gefäßaufweitung, aufweisend ein Einzeldrahtstück, welches in eine geschlossene Zickzack-Gestalt geformt ist, die aus einer endlosen Aneinanderreihung von geraden Abschnitten (12) gebildet ist<b>, </b>die über eine Mehrzahl von Biegungen oder Biegestellen (13) verbunden, wobei der Stent in eine erste, kleinere Gestalt nachgiebig zusammendrückbar ist, in welcher alle geraden Abschnitte zwecks Einführung in einen Durchgang seitlich nebeneinanderliegend und dicht zueinander benachbart angeordnet sind, wobei die Biegestellen<b> </b>unter Spannung stehen, und wobei der Stent durch Freigabe der Spannung in eine zweite Gestalt nachgiebig aufweitbar ausgebildet ist, in welcher alle geraden Abschnitte einen im wesentlichen kreisförmigen oder zylindrischen Aufbau zwecks Anpressung gegen die Wand des Durchganges festlegen, um diesen offen zu halten.<b> </b></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Wegen des ”insbesondere” geltend gemachten Patentanspruchs 2 wird auf die Klagepatentschrift Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die nachfolgend abgebildeten Figuren 1 bis 10 stammen aus der Klagepatentschrift. Die Figur 1 zeigt eine Seitenansicht eines bevorzugten Ausführungsbeispieles der Erfindung; die Figur 2 zeigt eine Draufsicht auf eine Anordnung gemäß Anspruch 1. Die Figur 3 zeigt einen Schnitt durch ein Blutgefäß, das durch einen Tumor eingeschnürt wird; die Figur 4 eine Ansicht ähnlich der Figur 3, wobei ein Schritt des Verfahrens zum Einführen des erfindungsgemäßen Stents gezeigt ist. Die Figuren 5<b> </b>und 6<b> </b>zeigen<b> </b>Ansichten anschließender Schritte des in Figur 4 dargestellten Verfahrens. Eine Ansicht ähnlich der Figur 6 zeigt die Figur 7, wobei drei Stents dargestellt sind, die gemäß einem anderen Ausführungsbeispiel der Erfindung in einem Blutgefäß positioniert sind; eine Ansicht ähnlich den Figuren 6 und 7, wobei vier Stents in einem Blutgefäß entsprechend einem weiteren Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens überlappend positioniert sind, zeigt die Figur 8. Die Figur 9 zeigt eine Seitenansicht einer Hülse, die beim Verfahren zum Einführen des erfindungsgemäßen Stents verwendet wird und die Figur 10 einen Schnitt durch das proximale Ende der Hülse, wobei der Stent in der Hülse positioniert ist, um das Verfahren zum Einführen des erfindungsgemäßen Stents darzustellen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ein zur Firmengruppe der Beklagten gehörendes Unternehmen hat Nichtigkeitsklage vor dem Bundespatentgericht gegen den deutschen Anteil des europäischen Patents erhoben. Diese Klage wurde mit Urteil des Bundespatentgerichts vom 29. Januar 1998 abgewiesen (Anlage K 3). Gegen das Urteil wurde Berufung zum Bundesgerichtshof eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bietet unter der Bezeichnung ”Vanguard” und ”Passager” zwei Typen von Stents an. Deren Ausgestaltung ergibt sich aus den von der Klägerin eingereichten Prospektblättern (Anlagen K8 und K9) sowie zwei überreichten Mustern (Anlage K 8.1 und K 9.1).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nachstehend abgebildet sind zwei Lichtbilder aus den Prospekten, die die beiden Ausführungsformen zeigen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat die ( … ), vor dem Landgericht München I wegen Patentverletzung auf Unterlassung, Rechnungslegung und Feststellung der Schadensersatzpflicht in Anspruch genommen. Die Beklagte hat den Geschäftsbetrieb ( … ) übernommen, der sich mit der Herstellung von Stents beschäftigt. Das Landgericht München I hat nach Einholung eines Sachverständigengutachtens mit Urteil vom 30. Juni 1996 (Anlage B6) die Klage abgewiesen. Auf den Inhalt des Gutachtens vom 17. Mai 1998, des Ergänzungsgutachtens vom 16. November 1998 und die ergänzende Stellungsnahme vom 10. April 1999 (Anlage B3, Anlage B4 und Anlage B5) des Sachverständigen Dr. rer. nat. ( … ) wird Bezug genommen. Gegenstand des Verletzungsrechtsstreits war unter anderem auch ein Stent mit der Bezeichnung ”Stentor”, der in seiner äußeren Ausgestaltung dem Muster nach Anlage K 8.1 entspricht. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin sieht in den von der Beklagten angebotenen und vertriebenen Stents eine wortsinngemäße Verletzung ihres Klagepatents.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">zu erkennen wie geschehen, insbesondere wenn auch die Merkmale des Anspruchs 2 des Klagepatentes erfüllt sind.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, die Klage abzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sie stellt eine Verletzung des Klagepatentes in Abrede.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten und zu den Akten gereichten Schriftsätze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgründe:</b></p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist begründet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin stehen die geltend gemachten Ansprüche auf Unterlassung, Auskunft, Rechnungslegung und Feststellung der Schadensersatzpflicht zu, denn die Beklagte verletzt schuldhaft das Klageschutzrecht, Art. 64 Abs. 1 und Abs. 3 Europäisches Patentübereinkommen (EPÜ), §§ 9, 14, 139 Abs. 1 und Abs. 2, 140b Patentgesetz (PatG), §§ 242, 259 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), § 256 Zivilprozeßordnung (ZPO).</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Zuerkennung des nur ”insbesondere” geltend gemachten Anspruches 2 ist entsprechend der ständigen Rechtsprechung der Kammer entbehrlich.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Erfindung nach dem Klagepatent betrifft Stents (medizinische Spreizkörper). Die Klagepatentschrift bezeichnet es einleitend als in verschiedenen Situationen wünschenswert, über eine Einrichtung zu verfügen, mit der ein eingeengter Gefäßabschnitt aufgeweitet oder ein Durchlaß durch einen Gefäßabschnitt offen gehalten werden kann. Dies geschieht dadurch, daß der Stent stark komprimiert und mittels eines Zuführkatheters an die betreffende Gefäßstelle gebracht und dort aus dem Katheter herausgedrückt wird, wobei er sich unter Ausübung eines entsprechenden Drucks auf die Gefäßwand aufweitet, so daß diese geöffnet bzw. geweitet wird. Derartige Situationen sind beispielsweise bei der Krankheit Arteriosklerose, aber auch bei einem wachsenden Tumor gegeben, der die Blutströmung durch ein Blutgefäß einschränken oder sogar abblocken kann.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">In der Beschreibungseinleitung des Klagepatents findet sich eine ausführliche Schilderung der Entwicklung der Stents, beginnend mit einem Aufsatz von Dotter et al.. Dieser als Anlage K4 vorgelegte Aufsatz beschreibt die Verwendung von wendelförmig (spulenförmig) gewickelten Stahldrähten, die in Adern eingesetzt wurden, um diese offen zu halten.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Als weiterer Stand der Technik wird eine weitere Veröffentlichung von Dotter et. al. aus dem Jahre 1983 (Anlage K5) in der Klagepatentbeschreibung erwähnt. Bei dem sich hieraus ergebenden Stand der Technik wird ebenfalls ein<b> </b>Draht wendelförmig (spulenförmig) gewickelt. Eine Besonderheit dieses Standes der Technik ist, daß Nitinol verwendet wird, eine Metallegierung mit einem sogenannten "Formgedächtnis”. Die Legierung nimmt bei einer ersten Temperatur eine erste Gestalt und bei einer anderen Temperatur eine andere Gestalt ein. Die Figur 1 der Anlage K 5 gibt die beiden Gestalten des wendelförmigen Stents wieder. In der in der Figur 1 oben gezeigten, kleineren Gestalt kann der Stent in einfacher Weise in eine enge Hülse eingeführt werden. Befindet der Stent sich an der Stelle der Ader, wo diese aufgeweitet werden soll, wird mittels einer in die Ader eingegebenen, temperierten Flüssigkeit die Temperatur des Stents an der kritischen Stelle der Ader (also tief im Körper des Patienten) so geändert, daß der Stent auf Grund des Formgedächtnisses der verwendeten Legierung die nachfolgend gezeigte, aufgeweitete wendelförmige Gestalt annimmt und so die Ader aufweitet.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Nachstehend abgebildet ist die Figur 1 der Anlage K5.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Als weiterer Stand der Technik wird in der Beschreibung des Klagepatents eine Veröffentlichung von Cragg et al. aus dem Jahre 1983 erwähnt (Anlage K6). Auch diese Veröffentlichung schlägt wendelförmig gewickelte Drähte aus Nitinol mit Formgedächtnis vor, um in situ eine Aufweitung des Stents zu ermöglichen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beschreibung des Klagepatentes bezeichnet es als Nachteil derartiger Stents aus Nitinol, daß sie in ihrer Handhabung umständlich sein können. Sie erfordern Eiswasser oder eine erwärmte Kochsalzlösung für die Positionierung. Ferner wurde bei diesen Stents festgestellt, daß bei ihnen eine Verringerung des Freiraumes innerhalb der Ader auf Grund von Fibrin–Ablagerungen (Eiweißstoff des Blutes, der bei der Gerinnung entsteht) auf den Stent-Drähten entsteht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent bezeichnet es als das technisch zu lösende Problem (die Aufgabe) der Erfindung, einen Stent bereitzustellen, der leicht zu benutzen und zu positionieren ist und der Strömungsbeeinträchtigungen, Verengungen des Freiraumes und Verstopfungen reduziert. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Anspruch 1 des Klagepatents löst dieses technische Problem durch folgende Merkmalskombination:</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">1. Stent (9) bzw. medizinisches Gerät zur Gefäßaufweitung,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">2. aufweisend ein Einzeldrahtstück (10), welches in eine geschlossene Zick-Zack-Gestalt geformt ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">3. Die Zick-Zack-Gestalt ist durch eine endlose Aneinanderreihung gerader Abschnitte (12) gebildet, die über eine Mehrzahl von Biegungen (13) oder Biegestellen verbunden sind. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">4. Der Stent ist in eine erste, kleinere Gestalt federnd nachgiebig zusammendrückbar.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">5. In der ersten, kleineren Gestalt, liegen alle geraden Abschnitte zwecks Einführung in einen Durchgang seitlich nebeneinander und sind dicht zueinander benachbart angeordnet. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">6. In der ersten, kleineren Gestalt stehen die Biegestellen unter Spannung.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">7. Der Stent ist durch<b> </b>Freigabe der Spannung in eine zweite Gestalt nachgiebig aufweitbar ausgebildet. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">8. In der zweiten Gestalt legen alle geraden Abschnitte einen im wesentlichen kreisförmigen oder zylindrischen Aufbau zwecks Anpressung gegen die Wand des Durchganges fest, um diesen offen zu halten. </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Klagepatentbeschreibung führt aus, daß der Draht vorzugsweise aus Edelstahl besteht (vgl. Seite 3, 4. Absatz). </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Sie bezeichnet es als Vorteil, daß die Stents mit unterschiedlichen Durchmessern und Längen aus Edelstahl-Draht gebildet werden können, der in Zickzack-Struktur gebogen ist. Sie sind leicht perkutan in Venen und Arterien zu positionieren und sie erfordern nicht die Verwendung von Eiswasser oder heißer Kochsalzlösung, wie bei Nitinol-Spulen. Außerdem sind Fibrin-Ablagerungen auf den Stent-Drähten bei Edelstahl-Drähten, im Unterschied zu den intravaskulären Nitinol-Stents, bei denen innerhalb von vier Wochen eine Verengung des Hohlraumes aufgetreten ist, im Tierversuch nicht zu beobachten gewesen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Spreizkraft des Stents kann durch Wahl des Drahtdurchmessers, der Anzahl der Drahtwindungen und der Stent-Länge eingestellt werden. Schließlich, so die Klagepatentbeschreibung auf Seite 9, 1. Absatz, können auch mehrere Stents verwendet werden. Ist je nach den Umständen der interessierende Gefäßabschnitt länger als ein Stent, so können mehrere Stents nacheinander mit geringer Überlappung an den Enden positioniert werden. Wenn die Spreizkraft eines Stents nicht ausreicht, können mehrere Stents ineinander positioniert werden, um die Spreizkraft an einer bestimmten Stelle zu erhöhen. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die angegriffenen Ausführungsformen verwirklichen sämtliche Merkmale des Anspruchs 1 des Klagepatents wortsinngemäß. Der Beklagten kann weder darin gefolgt werden, daß der Sinngehalt des Anspruches 1 die Verwendung der Legierung Nitinol für die medizinischen Spreizkörper ausschließe, noch darin, daß die Merkmale 2 bis 8 des Anspruches 1 nicht von beiden angegriffenen Ausführungsformen verwirklicht würden.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 69 Abs. 1 EPO wird der Schutzbereich des Patents durch den Inhalt der Patentansprüche bestimmt, wobei die Beschreibung und die Zeichnungen zur Auslegung der Patentansprüche heranzuziehen sind. Inhalt bedeutet nicht Wortlaut, sondern Sinngehalt. Maßgebend ist der Offenbarungsgehalt der Patentansprüche und ergänzend - im Sinne einer Auslegungshilfe - der Offenbarungsgehalt der Patentschrift, soweit dieser Niederschlag in den Ansprüchen gefunden hat. Dies ergibt sich aus dem Protokoll über die Auslegung des Art. 69 Abs. 1 EPÜ (BGBl. 1976 II, 1000). Danach dient die Auslegung nicht nur zur Behebung etwaiger Unklarheiten in den Patentansprüchen, sondern auch zur Klarstellung der in den Patentansprüchen verwendeten technischen Begriffe sowie zur Klärung der Bedeutung und der Tragweite der Erfindung (st. Rspr. BGHZ 105, 1 - Ionenanalyse; BGHZ 133, 1 -Autowaschvorrichtung; vgl. auch zu § 14 PatG: BGHZ 98, 12 - Formstein). Für die Beurteilung entscheidend ist dabei die Sicht des auf dem jeweiligen Fachgebiet tätigen Fachmanns. Begriffe in den Patentansprüchen und in der Patentbeschreibung sind deshalb so zu deuten, wie sie der angesprochene Durchschnittsfachmann nach dem Gesamtinhalt der Patentschrift unter Berücksichtigung von Aufgabe und Lösung der Erfindung versteht (BGH Urt. v. 31. Januar 1984 - X ZR 7/82, GRUR 1984, 425, 426 - Bierklärmittel; Urt. v. 26. September 1996 - X ZR 72/94, GRUR 1997, 116, 117 f. - Prospekthalter; Urt. v. 29. April 1997 - X ZR 101/93, GRUR 1998, 133, 134 - Kunststoffaufbereitung). </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die angegriffenen Ausführungsformen verwirklichen die Merkmale des Anspruchs 1 des Klagepatents unter Berücksichtigung dieser Grundsätze wortsinngemäß. Unstreitig handelt es sich bei beiden angegriffenen Ausführungsformen um medizinische Geräte zur Gefäßaufweitung, sog. Stents, im Sinne des Merkmals 1. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beklagten fallen die angegriffenen Ausführungsformen nicht schon deshalb nicht in den Schutzbereich des Anspruchs 1 des Klagepatents, weil sie aus der Legierung Nitinol bestehen.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch 1 selbst enthält keine Angabe über das zur Herstellung der Stents zu verwendende Material. Der Beschreibung des Klagepatentes ist zu entnehmen, daß das Klagepatent an den im Stand der Technik bereits bekannten Stents aus der Legierung Nitinol kritisiert, daß Ablagerungen von Fibrin, einem Eiweiß, auf den Stent-Drähten festgestellt wurden, durch die es zu einer Verengung des Hohlraumes gekommen ist (vgl. Anlage K2, Seite 1 am Ende/ Seite 2 oben). Auf Seite 10 der Klagepatentbeschreibung am Ende des ersten Absatzes heißt es hierzu, daß bei der Verwendung von Edelstahl-Stents keine Verengung des Freiraumes im Rahmen der Tierversuche beobachtet werden konnte. Schließlich nennt die Beschreibung noch einen weiteren Nachteil bei der Anwendung von Nitinol-Stents, nämlich daß der Einsatz von Eiswasser oder erwärmter Kochsalzlösung die Plazierung des Stents erschweren kann. Trotzdem schränkt weder die Beschreibung des Klagepatentes den Schutzbereich des Anspruchs 1 auf die Verwendung von Edelstahl für den Stent ein bzw. sie schließt die Verwendung von Nitinol als Werkstoff aus, noch läßt sich eine derartige Einschränkung aus der Aufgabenstellung des Klagepatents, die als technisch zu lösende Probleme unter anderem die leichte Positionierbarkeit des Stents und die Reduzierung von Verstopfungen der Gefäße nennt, folgern. Dies folgt insbesondere daraus, daß die Klagepatentbeschreibung auf Seite 3 im vierten Absatz ausführt: ”Der Draht besteht vorzugsweise aus Edelstahl mit ....” Bereits die Verwendung des Begriffes "vorzugsweise” zeigt, daß es sich bei Stents aus Edelstahl um eine bevorzugte Ausführungsform eines Stents nach dem Klagepatent handelt. Daß auch der Durchschnittsfachmann die Patentschrift nicht dahingehend versteht, daß auf den Werkstoff Nitinol verzichtet werden soll, hat der vom Landgericht München I beauftragte Sachverständige im übrigen auch überzeugend in seinem Gutachten vom 17. Mai 1998 auf Seite 17 dargelegt. Auf seine Begründung kann insoweit zur Vermeidung von Wiederholungen verwiesen werden.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Beide angegriffenen Ausführungsformen erfüllen das Merkmal 2 wortsinngemäß, das verlangt, daß der Stent ein Einzeldrahtstück aufweist, welches in eine geschlossene Zick-Zack-Gestalt geformt ist, und sie erfüllen auch das Merkmal 3, das besagt, daß die Zick-Zack-Gestalt durch eine endlose Aneinanderreihung gerader Abschnitt gebildet ist, die über eine Mehrzahl von Biegungen oder Biegestellen verbunden ist. Zuzustimmen ist der Beklagten darin, daß diese beiden Merkmale die geometrische Gestalt des Stents definieren und sie daher nicht unabhängig voneinander zur Auslegung des Schutzbereiches des Anspruches 1 des Klagepatents herangezogen werden dürfen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Betrachtet man die Gesamtgestalt der beiden angegriffenen Ausführungsformen, so bestehen diese unstreitig, wie die Klägerin und die Beklagte in der mündlichen Verhandlung anschaulich anhand der überreichten Zeichnungen und der Fotos deutlich gemacht haben, aus mehreren Einzeldrahtstücken; im Falle der angegriffenen Ausführungsform I sind es insgesamt 6 Einzeldrahtstücke (vgl. Zeichnung 2). Die Struktur der beiden Ausführungsformen weist, wie die Beklagte anhand des Fotos nach Anlage B12 dargelegt hat, eine kronen- bzw. schraubenartige Zick-Zack-Konfiguration auf, wie dies auch der vom Landgericht München I beauftragte Sachverständige auf Seite 6 seiner ergänzenden Stellungnahme vom 16. November 1998 (Anlage B5) ausgeführt hat. Der Draht wird, nachdem er die erste Etage in Zick-Zack-Form um 360° umlaufen hat, in die nächste tiefere Etage geführt und in Zick-Zack-Formung auf dieser Etage weiter geführt, um dann wieder in die nächste darunter befindliche Etage geführt zu werden etc..</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Zuzustimmen ist der Klägerin jedoch darin, daß bei der Beurteilung der Frage, ob die angegriffenen Ausführungsformen die geometrische Zick-Zack-Gestalt im Sinne der Merkmale 1 und 2 aufweisen, der Fachmann nicht auf die beiden Ausführungsformen in ihrer Gesamtheit abstellt, sondern vom Sinngehalt des Patentanspruches 1 ausgehend nur "isoliert” eine Etage des Stents, in der sich die Zick-Zack-Konfiguration des Drahtes verwirklicht, heranzieht. Anspruch 1 des Klagepatents lehrt nämlich die Ausbildung nur einer einzigen "Etage" eines Stents, das heißt nur eine einfache ringförmige Konfiguration. Diese kann jedoch je nach Bedarf in der Größe ("maßgeschneidert”) variiert werden, wenn der Gefäßdurchgang, der von dem Stent offenzuhalten ist, größer ist. Schließlich schlägt die Beschreibung des Klagepatents zusätzlich vor (vgl. Seite 9, 2. Absatz), wie die Ausführungsbeispiele nach den Figuren 7 und 8 beispielhaft zeigen, bei Bedarf mehrere Stents hintereinander in ein Blutgefäß einzuführen, wenn der offen zu haltende Gefäßabschnitt länger als ein Stent ist. In diesem Fall können mehrere Stents nacheinander mit geringer Überlappung an den Enden positioniert werden.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Wie der Sachverständige auf Seite 2 seines Gutachtens vom 17. Mai 1998 ausführt, ist unter einer geschlossenen Zick-Zack-Gestalt eine Gestalt ohne jedwedes offene Ende zu verstehen. Dieses in Merkmal 2 festgelegte Erfordernis soll in technischer Hinsicht bewirken, daß durch das Schließen der Zick-Zack-Gestalt eine Gestalt des Stents geschaffen wird, die kreisförmig (ringförmig) bzw. zylindrisch ist und die auf Grund dieser durch die Ringform bewirkten Stabilität geeignet ist, ein Körpergefäß offenzuhalten (vgl. Merkmal 8). Entscheidend ist damit, daß eine räumlich körperliche Verbindung eingegangen wird, die einen beliebigen Anfang und ein beliebiges Ende aufweist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Ausgehend hiervon weist jede (bzw. die "erste”) Etage der angegriffenen Stents eine in sich geschlossene Zick-Zack-Gestalt auf. Der Sachverständige hat in seinem Gutachten vom 17. Mai 1998 auf Seite 2 ausgeführt, daß die Angabe, daß "der Einzeldraht in eine geschlossene Zick-Zack-Gestalt geformt ist” aus Sicht des Fachmannes bedeutet, daß "die <u>beiden Enden</u> des Drahtes, der zwei Enden aufweist, wie auch immer <u>miteinander verbunden werden müssen”</u>. Dem Sachverständigen kann darin zugestimmt werden, daß das Merkmal 2 offen läßt, mit welchen Mitteln eine Schließung des Einzeldrahtstückes, erreicht werden kann. Ihm kann schließlich auch darin gefolgt werden, daß bei dem Ausführungsbeispiel nach Figur 1 des Klagepatents die Verbindung der beiden Enden des Drahtes miteinander erforderlich ist, um eine Verletzung des Körpergefäßes zu vermeiden. Nach dem Verständnis des Fachmannes liegt eine Verbindung der <u>beiden Enden</u> des Drahtes aber auch darin, daß - bei der Betrachtung nur der ersten Etage des Gesamtstents - ein Ende, das heißt der Anfang des Drahtes, mit dem letzten Teilabschnitt der Etage, dem "anderen Ende" des Drahtes zusammengeführt wird. Das Schließen der Zick-Zack-Konfiguration im Sinne des Merkmales 2 bedeutet aus der Sicht des Fachmannes, daß überhaupt eine räumlich-körperliche Verbindung des Drahtes zur Herbeiführung der geschlossenen Zick-Zack-Gestalt hergestellt werden soll. Denn nur durch das Schließen der Zick-Zack-Konfiguration des Einzeldrahtes wird dieser in die erforderliche ringförmige Struktur bzw. zylindrische Konfiguration gebracht, die für das Offenhalten eines Gefäßdurchganges notwendig ist. Der Fachmann wird dies selbstverständlich mit dem Gedanken verbinden, daß die Enden des Einzeldrahts keine Gefahr für das Körpergefäß darstellen dürfen. Auf welche Weise dies im einzelnen sichergestellt werden wird, hierfür lassen sich weder dem Anspruch noch der Beschreibung Vorgaben entnehmen, so daß dem Fachmann insoweit die Wahl seiner Mittel freigestellt ist. Zwar führt die Beschreibung auf Seite 4 im letzten Absatz aus, daß "der Draht mittels einer Hülse geschlossen ist, die angeschweißt oder fest mit den Enden des Drahtes verpreßt ist, um eine endlose Struktur zu bilden.” Dies geschieht jedoch im Zusammenhang mit der Beschreibung des Ausführungsbeispieles nach der Figur 1 des Klagepatents. Diese Angabe kann daher nicht zu einer Einschränkung des technisch zu verstehenden Sinn des Merkmals 2 führen.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ein Schließen der Zick-Zack-Gestalt im Sinne des Merkmales 2 liegt bei beiden angegriffenen Ausführungsformen daher darin, daß der Beginn des Drahtes, das eine "Ende” des Drahtes, bei Vollendung der ringförmigen Struktur mit dem Abschnitt des Drahtes in der ersten Etage zusammengeführt wird, der dann weiter in der nächsten Etage des Stents verläuft und der daher - betrachtet man wie geboten nur die erste "Etage" des Gesamtstents - das andere Ende des diese Etage bildenden Stents darstellt. Dieses geschieht bei beiden angegriffenen Ausführungsformen unstreitig dadurch, daß in der "ersten Etage” mittels eines weißen Filamentes eine feste Verbindung zwischen dem Anfang des Drahtes und einem hierzu parallel verlaufenden Abschnitt des Drahtes hergestellt wird, so daß die ringförmige Gestalt des Stents herbeigeführt wird, während in den übrigen Etagen jeweils zwei parallel verlaufende Abschnitte des Drahtes nach Vollendung der ringförmigen Etage miteinander ebenfalls durch ein weißes Filament fest verbunden werden. Dabei spielt es keine Rolle, daß der Draht bei beiden angegriffenen Ausführungsformen in die nächste Etage geführt wird, eine weitere zick-zack-geformte Etage durch den Draht gebildet wird und die aneinander grenzenden Biegungen des Drahtes über blaue Fäden miteinander befestigt werden, so daß mindestens zwei und auch mehrere Zick-Zack-Gestalten miteinander verknüpft werden. Der Gedanke der angegriffenen Ausführungsformen, den Draht in mehrere weitere zick-zack-geformte Etagen zu führen, mag eine über die Lehre des Klagepatentes hinausgehende erfinderische Qualität haben, wie der Sachverständige in seinem Gutachten vom 17. Mai 1998 auf Seite 3 dargestellt hat. Sie bietet zumindest eine Alternative für die in der Klagepatentschrift vorgeschlagene Lösung, im Falle eines längeren offenzuhaltenden Gefäßabschnittes mehrere Stents hintereinander mit geringfügiger Überlappung an den Stents zu positionieren, und kann dadurch durchaus gewisse Nachteile dieser in der Klagepatentschrift gezeigten - jedoch außerhalb des hier zu erörternden Anspruchs 1 liegenden - Lösung überwinden, die der Sachverständige in seiner ergänzenden Stellungnahme vom 16. November 1998 (Anlage B5) auf Seite 5 ausführlich beschrieben hat, und weist ihr gegenüber sicherlich die Vorzüge auf, die die Beklagte ausführlich in der mündlichen Verhandlung dargelegt hat, wie zum Beispiel den Vorteil der Vermeidung eines Umschnappens bzw. Umklappens des Stents durch die Verbindung der Biegestellen über die blauen Fäden. Beide angegriffenen Ausführungsformen greifen jedoch die Lehre der Merkmale 1 und 2 insoweit auf, als sie die Formung des Einzeldrahtes in eine geometrische geschlossene Zick-Zack-Gestalt verwirklichen und diesen Gedanken fortentwickeln.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Jede einzelne Etage der angegriffenen Ausführungsformen weist damit auch endlos aneinander gereihte gerade Abschnitte, die über eine Mehrzahl von Biegungen oder Biegestellen verbunden sind, im Sinne des Merkmals 3 auf. Die Endlosigkeit der Aneinanderreihung der geraden Abschnitte ist durch den ringförmigen Verlauf einer jeden einzelnen Etage bedingt. Das Merkmal 3 kann entgegen der Auffassung des Sachverständigen in seinem Gutachten vom 17. Mai 1998 aus den bereits dargestellten Gründen nicht deshalb verneint werden, weil nicht die Enden des Drahts oder je ein Ende zweier verschiedener Drähte miteinander verbunden seien, denn das Merkmal 3 definiert die im Merkmal 2 vorgegebene geometrische Zick-Zack-Gestalt des Einzeldrahtes. Bei der Auslegung des Merkmals 3 ist ebenso wie bei der Auslegung des Merkmals 2 nur jeweils eine Etage bzw. eine Stufe der angegriffenen Ausführungsformen in Betracht zu ziehen. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die angegriffenen Ausführungsformen verwirklichen auch die Merkmale 4, 5, 6 und 7 des Anspruchs 1. Die angegriffenen Stents sind in eine erste, kleinere Gestalt federnd nachgiebig zusammendrückbar. In dieser ersten kleineren Gestalt liegen alle geraden Abschnitte zwecks Einführung in einen Durchgang seitlich nebeneinander und sind dicht zueinander benachbart (Merkmal 5); in dieser ersten kleineren Gestalt stehen auch die Biegestellen des Stents unter Spannung. Entsprechend Merkmal 7, das sich ebenso wie das Merkmal 8 mit der zweiten Gestalt des Stents beschäftigt, kann der Stent durch Freigabe der Spannung in eine zweite Gestalt nachgiebig aufgeweitet werden. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Es ist zwischen den Parteien unstreitig, daß die Beklagte den Nitinoldraht über eine Spindel wickelt und auf eine höhere Temperatur bringt. Danach verformt sie den Draht in die Zick-Zack-Gestalt. Anschließend werden die so hergestellten Nitinol–Stents auf eine Temperatur von 0° Celsius abgekühlt. Dadurch gerät der Stent in den martensitischen Zustand, wie der Sachverständige auf Seite 21 seiner ergänzenden Stellungnahme vom 16. November 1998 (Anlage B5) ausführt. Das heißt, die Kristallstruktur der Nitinol-Moleküle verändert sich so (pseudo-plastische Verformung), daß der Stent eine kleine Gestalt annimmt, die es erlaubt, ihn bei 0° Grad Celsius in eine Hülle bzw. einen Katheter zur späteren Einführung in ein menschliches Gefäß einzuführen. In diesem martensitischen Zustand bei einer Temperatur von 0° Celsius weist der Nitinol-Draht keine inneren Spannungen auf, die durch eine plastische Verformung entstanden sind. Es fehlt in diesem Zustand unstreitig den angegriffenen Ausführungsformen an der federnd elastischen Zusammendrückbarkeit. </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Gleichwohl steht dies der Verwirklichung des Merkmale 4 bis 7 durch die angegriffenen Ausführungsformen nicht entgegen. Der Beklagten kann nicht darin gefolgt werden, eine Verletzung der Merkmale 4 bis 7 durch die beiden angegriffenen Ausführungsformen scheide deshalb aus, weil die von ihr hergestellten angegriffenen Nitinol-Stents bei einer Temperatur von 0° Celsius die Eigenschaft der federnden Nachgiebigkeit nicht aufweisen, wenn sie in einen Katheter eingesetzt werden, und bei ihnen folglich auch bei einer Erwärmung auf Zimmertemperatur eine durch Zusammendrücken erzeugte Spannung in den Biegestellen nicht vorhanden sei und auch deshalb eine solche durch Zusammendrücken erzeugte Spannung auch nicht freigesetzt werden könne. Der Sachverständige hat zwar diese Eigenschaften des Werkstoffes Nitinol bei einer Temperatur von 0° Celsius bestätigt und ergänzend ausgeführt, daß nach dem Gesamtverständnis des Fachmannes vom Inhalt der Merkmale 4, 6 und 7 die elastische Expandierbarkeit des Stents sowohl direkt nach dem Zusammendrücken vorliegen müsse als auch später im menschlichen Körper kurz vor dem Plazieren des Stents (vgl. Gutachten vom 17. Mai 1998, Seite 13 oben) im Gefäß. Hiervon ausgehend hat der Sachverständige eine Verwirklichung des Merkmals 7 verneint, da nicht im gesamten von der Beklagten für die Herstellung der Stents geschaffenen Temperaturbereich von 0° Celsius bis zur Raumtemperatur diese Bedingungen gegeben seien (vgl. Anlage B5, Seite 21 unten, Seite 22 oben). Dieser Schlußfolgerung des Sachverständigen kann sich die Kammer jedoch aus den nachfolgenden patentrechtlichen Überlegungen nicht anschließen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Bei einem Vorrichtungspatent fällt jeder Gegenstand, der die anspruchsgemäßen Eigenschaften oder Merkmale aufweist, unter den Schutz des Patents. Weder wird der Schutzbereich eines Vorrichtungspatentes durch die in der Patentschrift genannten Mittel zu seiner Herstellung beschränkt, noch wird der Schutzbereich des Sachpatents dadurch eingeschränkt, daß die Art und Weise der Anwendung der Vorrichtung abweichend von den im Klagepatent genannten Bedingungen erfolgt. Der Tatsache, daß die Beklagte die Stents bei einer Temperatur von 0° Celsius in eine erste kleinere Form bringt, um sie danach in die Hülle einzuführen und die Stents dann in dieser Form auf den deutschen Markt bringt, kommt damit aus patentrechtlicher Sicht keine Bedeutung zu, und ebensowenig kommt es darauf an, ob die Beklagte in ihrer Gebrauchsanweisung dem anwendenden Arzt empfiehlt, die angegriffenen Nitinol-Stents mit 200 ml eiskalter steriler Kochsalzlösung vor der Plazierung in dem betreffenden Gefäß zu spülen (vgl. Anlage B 13).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Entscheidend ist nur, ob die angegriffenen Ausführungsformen bei Vorliegen der von Anspruch 1 des Klagepatents nach dem Verständnis des Durchschnittsfachmannes vorausgesetzten Bedingungen die Merkmale des Anspruches 1 erfüllt. Hierzu hat der Sachverständige zutreffend ausgeführt, daß nach dem Verständnis des Durchschnittsfachmannes die elastische Expandierbarkeit des Stents zum Zeitpunkt der Einführung in ein Gefäß des menschlichen Körpers gegeben sein muß. Insofern ergibt sich aus dem Verwendungszweck des Stents auch ein gewisser Temperaturbereich (Körpertemperatur), in dem die elastische Expandierbarkeit gegeben sein muß. Für die federnd nachgiebige Komprimierbarkeit folgt hingegen eine Temperaturvorgabe weder aus dem Anspruch noch aus der Bestimmung des Stents; es genügt daher, daß sie bei irgendeiner praktisch in Betracht zu ziehenden Temperatur gegeben ist. Wie die Beklagte in der mündlichen Verhandlung eingeräumt hat, sind die Stents bei Raumtemperatur zusammendrückbar, das heißt, es ist möglich, die beiden angegriffenen Ausführungsformen durch plastische Verformung, durch einfaches Zusammendrücken, in die erste kleinere Gestalt zu bringen. In dieser ersten Form weisen die angegriffenen Ausführungsformen die federnde Nachgiebigkeit auf, die Voraussetzung dafür ist, daß der Stent die zweite Gestalt annimmt. Dieses Verhalten der Nitinol-Stents hat auch der Sachverständige in seinem Gutachten vom 16. November 1995 auf Seite 19 und 20 bestätigt, wo er ausführt, daß der vollständig austenitische Nitinol-Stent bei Zimmertemperatur beim Zusammendrücken eine spannungsinduzierte martensitische Phase bildet, die sich beim Loslassen wieder in die austenitische Ausgangsphase elastisch zurückbildet. Der Stent reagiert in dieser Phase pseudoelastisch, denn nach dem Loslassen kehrt er elastisch in seine Ausgangsgestalt zurück ohne zurückbleibende Verformung. Der Stent enthält Spannungen in seinen Biegestellen durch das mechanische Zusammendrücken (Merkmal 6), welche sich nach dem Loslassen als vollständig elastisch erweisen (Merkmal 7), das heißt den Stent in seine Ursprungsgestalt (zweite Gestalt) zurückführen. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Daß in der durch mechanisches Zusammendrücken herbeigeführten ersten kleineren Gestalt alle geraden Abschnitte der angegriffenen Stents seitlich nebeneinander und dicht zueinander benachbart angeordnet sind, stellen die Beklagten nicht in Abrede (Merkmal 5). </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die angegriffenen Ausführungsformen verwirklichen auch das Merkmal 8 des Klagepatents wortsinngemäß. Der Sachverständige hat in seinem Gutachten vom 17. Mai 1998 (Anlage B4, Seiten 15/16) darauf hingewiesen, daß nach dem Verständnis des Durchschnittsfachmannes die zweite Gestalt des Stents in dem Bereich zwischen Raumtemperatur und Körpertemperatur vorliegen muß. Daß diese zweite Gestalt zumindest bei Erreichen der Körpertemperatur gegeben sein muß, ergibt sich daraus, daß nach dem Merkmal 8 die zweite Gestalt des Stents die Wirkung haben soll, daß die geraden Abschnitte der Zick-Zack-Gestalt sich im wesentlichen kreisförmig oder aber zylindrisch zwecks Anpressung gegen die Wand des Durchganges, also die Wand des offenzuhaltenden Gefäßes, festlegen, um dieses offenzuhalten, also der Stent eine ringförmige bzw. radiale Stützwirkung entfalten soll. Bereits bei Raumtemperatur weisen die angegriffenen Ausführungsformen diese zweite Gestalt auf, wie die von der Beklagten vorgelegten Muster zweifelsfrei zeigen. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Auch der Gang des Erteilungsverfahrens steht der Annahme einer Verletzung des Anspruchs 1 durch die angegriffenen Ausführungsformen nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Patentabteilung des Europäischen Patentamts mit Bescheid vom 8. November 1988 (Anlage B9) den Antrag der Anmelderin vom 6. Juni 1988, den Begriff ”potential energy” (potentielle Energie) in den Wortlaut des Anspruchs 1 aufzunehmen, zurückgewiesen, da sie hierin eine unzulässige Erweiterung sah. Sie hat statt dessen an dem Begriff ”having a stress” (Spannung) festgehalten. Es kann dahingestellt bleiben, ob hierin eine Beschränkung zu sehen ist, denn dies steht nicht der Annahme der Verwirklichung der Merkmale 6 und 7 entgegen, da die angegriffenen Ausführungsformen durch Zusammendrücken erzeugte Spannung in den Biegestellen aufweisen können.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">III. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Da die Beklagte den Gegenstand des Klagepatents rechtswidrig benutzt hat, ist sie der Klägerin zur Unterlassung verpflichtet, § 139 Abs. 1 PatG.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat der Klägerin außerdem Schadensersatz zu leisten, § 139 Abs. 2 PatG. Denn als Fachunternehmen hätte sie die Patentverletzung bei Anwendung der im Geschäftsverkehr erforderlichen Sorgfalt zumindest erkennen können, § 276 BGB. Da es hinreichend wahrscheinlich ist, daß der Klägerin durch die rechtsverletzenden Handlungen der Beklagten ein Schaden entstanden ist, der von der Klägerin jedoch noch nicht beziffert werden kann, weil sie den Umfang der rechtsverletzenden Benutzungshandlungen ohne ihr Verschulden nicht im einzelnen kennt, ist ein rechtliches Interesse der Klägerin an einer Feststellung der Schadensersatzverpflichtung anzuerkennen, § 256 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">3. </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Außerdem ist die Beklagte zur Rechnungslegung verpflichtet, damit die Klägerin in die Lage versetzt wird, den ihr zustehenden Schadensersatzanspruch beziffern zu können, § 242 BGB. Denn die Klägerin ist auf die zuerkannten Angaben angewiesen, über die sie ohne eigenes Verschulden nicht verfügt, und die Beklagte wird durch die von ihr verlangten Auskünfte - die auch für die Zeit nach Schluß der mündlichen Verhandlung zu erteilen sind, § 259 ZPO - nicht unzumutbar belastet. </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">4. </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Gemäß § 140b PatG hat die Beklagte schließlich über Herkunft und Vertriebsweg der rechtsverletzenden Erzeugnisse Auskunft zu erteilen. Die nach Absatz 2 dieser Vorschrift geschuldeten Angaben sind in der Urteilsformel zu I.2 mit den Angaben zusammengefaßt, die zum Zwecke der Rechnungslegung zu machen sind.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">IV.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit folgt aus §§ 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert beträgt 5 Millionen DM.</p> <br /><span class="absatzRechts">77</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">Dr. Meier-Beck</td> <td valign="top">Dr. Becker</td> <td valign="top">Dieck-Bogatzke </td> </tr> </table><br />
114,373
lg-dusseldorf-1999-09-02-4-o-26398
{ "id": 808, "name": "Landgericht Düsseldorf", "slug": "lg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
4 O 263/98
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-14T10:23:25
Urteil
ECLI:DE:LGD:1999:0902.4O263.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Tatbestand:</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin nimmt die Beklagte aus dem deutschen Anteil des europäischen Patents 02 54 375 (nachfolgend: Klagepatent; Anlage K1; deutsche Übersetzung; Anlage K3) auf Unterlassung, Rechnungslegung, Auskunft und Feststellung der Schadenersatzpflicht in Anspruch.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent wurde unter Beanspruchung der Priorität der niederländischen Patentanmeldung 86 01 910 vom 23. Juli 1986 beim Europäischen Patentamt am 22. Juli 1987 angemeldet. Die Veröffentlichung der Anmeldungsschrift erfolgte am 27. Januar 1988. Die Bekanntmachung der Erteilung des Klagepatents erfolgte am 9. Oktober 1991. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Beim Deutschen Patent- und Markenamt wird das Klagepatent unter der Patentrollennummer P 37 73 568 geführt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ansprüche 1 bis 3 in der ursprünglich eingereichten Fassung der Anmeldungsschrift lauten in der Verfahrenssprache Englisch wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">1. Plastic pipe part made of thermoplastic material with sound-proofing properties suitable for transporting liquids in waste pipe systems, the inside of the plastic pipe part coming into contact with the liquid, characterized in that the weight per unit area of the plastic pipe part is at least 8 kg/m².</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">2. Plastic pipe part according to Claim 1, characterized in that the density of the plastic pipe part is at least 1.4 g/cm³.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">3. Plastic pipe part according to Claim 1 or 2, characterized in that the density of the plastic pipe part is 1.4 to 2.7 g/cm³. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Anspruch 1 in der von der Prüfungsabteilung des Europäischen Patentamts erteilten Fassung des Klagepatents (Anlage B2) lautet in deutscher Sprache wie folgt: </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Extrudiertes oder spritzgußgeformtes Kunststoffrohrteil aus thermoplastischem Material mit schalldämmenden Eigenschaften zum Fördern von Flüssigkeiten in Abwasserrohrsystemen, wobei die Innenseite des Kunststoffrohrteils mit der Flüssigkeit in Berührung kommt, <b>dadurch gekennzeichnet,</b> daß dem Kunststoffrohrteil ein Gewicht pro Flächeneinheit von zumindest 8 kg/m² durch Einarbeitung eines Füllstoffes und eine Dichte von 1,6 bis 2,7 g/cm³ verliehen ist. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Gegen die Erteilung des Klagepatents wurde von mehreren Unternehmen Einspruch eingelegt. Die Einspruchsabteilung des Europäischen Patentamts hat die Auffassung vertreten, die Patentinhaberin habe keine Beschränkung von 1,4 auf 1,6 g/cm³ des Anspruches vornehmen können, da der Wert von 1,6 g/cm³ in der ursprünglichen Anmeldung nicht offenbart gewesen sei. Auf den Hilfsantrag der Patentinhaberin hat sie das Klagepatent mit Beschluß vom 14. Januar 1994 in folgender Fassung des Anspruchs 1 aufrechterhalten: </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Ein extrudiertes oder spritzgußgeformtes Kunststoffrohrteil aus thermoplastischem Material mit schalldämmenden Eigenschaften geeignet zum Fördern von Flüssigkeiten in Abwasserrohrsystemen, wobei die Innenseite des Kunststoffrohrteils mit der Flüssigkeit in Berührung kommt, <b>dadurch gekennzeichnet</b>, daß dem Kunststoffrohrteil ein Gewicht pro Flächeneinheit von zumindest 8 kg/m² und eine Dichte von 1,8 bis 2,7 g/cm³ durch Aufnahme eines Bariumsulfat-Füllers in das thermoplastische Material verliehen ist. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen die Entscheidung der Einspruchsabteilung hat die Klägerin Beschwerde eingelegt, mit der sie ihren Hauptantrag weiter verfolgt hat. Die Technische Beschwerdekammer hat in einer Mitteilung vom 13. Februar 1995 (Anlage B4; deutsche Übersetzung Anlage B4a) zum Ausdruck gebracht, daß sie eine Dichte von 1,6 g/cm³ als ursprünglich offenbart ansehe, aber daß Bariumsulfat ein bekannter Füllstoff für Kunststoffe sei, insbesondere mit Blick auf die Verbesserung der Schallabsorptionseigenschaften, daß die beanspruchte Wanddicke der Abflußrohre von 5 mm bei einer Dichte von 1,6 g/cm³ und 8 kg Gewicht je Flächeneinheit innerhalb des üblichen Bereichs der Wandstärke für Abwasserrohre liege. Sie hat weiter ausgeführt, die Frage, ob der Fachmann ein Vorurteil gegen Bariumsulfat als Füllstoff bei der Herstellung von Kunststoffzusammensetzungen habe, müsse in der mündlichen Verhandlung erörtert werden. Nachdem auch die letzte Einsprechende ihre Beschwerde zurücknahm, hat die Technische Beschwerdekammer mit Bescheid vom 20. September 1995 (Anlage B5) darauf hingewiesen, daß hinsichtlich des von der Klägerin begehrten Anspruchs ein erfinderischer Schritt vorliegen müsse. Ausweislich des Verhandlungsprotokolls vom 10. Oktober 1995 (Anlage B6) über die Sitzung der Technischen Beschwerdekammer nahm die Patentinhaberin ihre Beschwerde nach Erörterung der Sach- und Rechtslage zurück. Die Veröffentlichung der Klagepatentschrift (Anlage K1) unter Hinweis auf die Entscheidung der Einspruchsabteilung vom 14. Januar 1994 (Anlage B3) erfolgte am 13. März 1996.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist ein in Italien ansässiges Unternehmen, das sich mit der Herstellung von Kunststoffohren, unter anderem auch von Abwasserrohren, beschäftigt. Unter der Bezeichnung ”Silere-schalldämmende Abflußrohre” bietet die Beklagte Kunststoffrohre auch in der Bundesrepublik Deutschland an, wie sie in dem als Anlage K 5 von der Klägerin überreichten Gesamtkatalog abgebildet sind. Die erste angegriffene Ausführungsform (nachfolgend: Ausführungsform I) besitzt einen Durchmesser von weniger als 100 mm, die zweite angegriffene Ausführungsform besitzt einen Durchmesser von 100 bis 150 mm (nachfolgend: Ausführungsform II). Das Gewicht pro Flächeneinheit der Ausführungsform I beträgt 6,8 bis 7,2 kg/m². Die Ausführungsform II weist ein Gewicht pro Flächeneinheit von 8 kg/m² bis 10,5 kg/m² auf. Die Dichte beider Ausführungsformen schwankt zwischen 1,53 bis 1,65 g/cm³. Der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung vom 1. Dezember 1998 des Deutschen Instituts für Bautechnik ist zu entnehmen, daß die Abwasserrohre mit einer mittleren Dichte von 1,6 g/cm³ <u>+</u> 0,1 g/cm³ zugelassen wurden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin sieht in den von der Beklagten in der Bundesrepublik Deutschland angebotenen Abwasserrohren eine Verletzung ihres Klagepatents.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt nunmehr,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">1.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">es bei Meidung eines für jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu Deutsche Mark 500.000,--, ersatzweise Ordnungshaft oder einer Ordnungshaft bis zu 6 Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt 2 Jahren, zu unterlassen, </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">extrudierte oder spritzgußgeformte Kunststoffrohrteile aus thermoplastischem Material mit schalldämmenden Eigenschaften, die zum Fördern von Flüssigkeiten in Abwasserrohrsystemen geeignet sind, wobei die Innenseite des Kunststoffrohrteils mit der Flüssigkeit in Berührung kommt, </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">anzubieten, in Verkehr zu bringen, gebrauchen oder zu den genannten Zwecken einzuführen oder zu besitzen, </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">bei denen den Kunststoffrohrteilen ein Gewicht pro Flächeneinheit in kg/m² und eine Dichte in g/cm³ durch Aufnahme eines Bariumsulfat-Füllers in das thermoplastische Material wie folgt verliehen ist:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">a) Kunststoffrohrteile mit einem Durchmesser unter 100 mm (Ausführungsform I ): </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Gewicht/pro<b> </b>Flächeneinheit: 6,8 bis 7,2 kg/m² </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Dichte: 1,5 <b>-</b>1,65 g/cm³<b> </b></p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">b) Kunststoffrohrteile mit einem Durchmesser von 100 mm bis 150<b> </b>mm (Ausführungsform II): </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Gewicht pro Flächeneinheit: zumindest 8 kg/m²</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">Dichte: 1,5 - 1,65 g/cm³,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise zu b):</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Gewicht pro Flächeneinheit: zumindest 8 kg/m²</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Dichte: von mehr als 1,6 - 1,65 g/cm³.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">der Klägerin darüber Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Beklagte die zu I 1 bezeichneten Handlungen seit dem 9. November 1991 begangen hat, und zwar unter Angabe </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">a) der einzelnen Lieferungen, aufgeschlüsselt nach Liefermengen, -zeiten und -preisen und Typenbezeichnungen sowie den Namen und Anschriften der jeweiligen Abnehmer, </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">b) der einzelnen Angebote, aufgeschlüsselt nach Angebotsmengen, -zeiten, -preisen und Typenbezeichnungen sowie den Namen und Anschriften der jeweiligen Angebotsempfänger, </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">c) der betriebenen Werbung, aufgeschlüsselt nach Werbeträgern, deren Auflagenhöhe, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet, </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">d) der nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschlüsselten Gestehungskosten und des erzielten Gewinns, </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">wobei </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">sich die Verpflichtung zur Rechnungslegung für die vor dem 1. Mai 1992 begangenen Handlungen auf solche im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland in den bis zum 2. Oktober 1990 bestehenden Grenzen beschränkt, </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">der Beklagten vorbehalten bleibt, die Namen und Anschriften ihrer nicht gewerblichen Abnehmer und Angebotsempfänger statt der Klägerin einem von ihr zu bezeichnenden, ihr gegenüber zur Verschwiegenheit verpflichteten vereidigten Wirtschaftsprüfer mitzuteilen, sofern die Beklagte dessen Kosten trägt und ihn ermächtigt und verpflichtet, der Klägerin auf konkrete Anfrage mitzuteilen, ob ein bestimmter Abnehmer oder Angebotsempfänger in der Aufstellung enthalten ist; </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">festzustellen, </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">daß die Beklagte verpflichtet ist, der Klägerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch die zu I 1 bezeichneten, seit dem 9. November 1991 begangenen Handlungen entstanden ist und noch entstehen wird, wobei sich die Verpflichtung zum Schadensersatz für die vor dem 1. Mai 1992 begangenen Handlungen auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland in den bis zum 2. Oktober 1990 bestehenden Grenzen beschränkt.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bittet, die Klage abzuweisen, </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise im Falle der Verurteilung zur Rechnungslegung ihr, der Beklagten, nach ihrer Wahl vorzubehalten, die Namen und Anschriften ihrer Abnehmer und Angebotsempfänger nur einem von der Klägerin zu bezeichnenden, zur Verschwiegenheit gegenüber der Klägerin verpflichteten vereidigten Wirtschaftsprüfer mitzuteilen, sofern sie diesen ermächtigt, der Klägerin darüber Auskunft zu geben, ob ein bestimmter Abnehmer oder Angebotsempfänger in der Rechnungslegung enthalten ist.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte stellt eine Verletzung des Klagepatents in Abrede.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten und zu den Akten gereichten Schriftsätze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks"><b>Entscheidungsgründe:</b></p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin stehen keine Ansprüche auf Unterlassung, Rechnungslegung, Auskunft und Feststellung der Schadensersatzpflicht aus Art. 64 Abs. 1 und Abs. 3 Europäisches Patentübereinkommen (EPÜ), §§ 9, 14, 139 Abs. 1 und Abs. 2, 140b Patentgesetz (PatG), §§ 242, 259 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), § 256 Zivilprozeßordnung, denn die Beklagte verletzt das Klagepatent nicht.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Die Beschreibung des Klagepatents führt einleitend aus, daß die Erfindung ein extrudiertes oder spritzgußgeformtes Kunststoffrohrteil aus thermoplastischen Material mit schalldämmenden Eigenschaften zum Fördern von Flüssigkeiten in Abwasserrohrsystemen betrifft, wobei die Innenseite des Kunststoffrohrteils mit der Flüssigkeit in Berührung kommt. Ein derartiges Kunststoffrohrteil aus Polyvinylchlorid mit schalldämmenden Eigenschaften zum Fördern von Flüssigkeiten in Abwasserrohrsystemen ist aus der niederländischen Offenlegungsschrift 78 03 343 (= deutsche Offenlegungsschrift 27 14 576; Anlage K4) bekannt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Zur Verringerung der Geräuschbelästigung muß das Kunststoffrohrteil jedoch mit einer Schalldämmschicht aus einem weichen Schaumkunststoff mit offenen Poren und einem anorganischen Füllstoff ummantelt werden, wobei der Schaumkunststoff eine ununterbrochene äußere Oberfläche besitzt.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ein derartiges Kunststoffrohrteil, so kritisiert die Klagepatentbeschreibung, weist den großen Nachteil auf, daß die Herstellungskosten sehr hoch sind, da einerseits zu seiner Herstellung ein in der üblichen Weise hergestelltes Kunststoffrohrteil und andererseits eine in einem gesonderten Schritt herzustellende Verkleidung aus Schaumkunststoff verwendet werden muß.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Klagepatentbeschreibung bezeichnet es als das technisch zu lösende Problem (die Aufgabe) der Erfindung, ein extrudiertes oder spritzgußgeformtes Kunststoffrohrteil zu schaffen, bei dem es nicht mehr notwendig ist, eine gesonderte Schaumkunststoffschicht auf das Kunststoffrohrteil aufzubringen, und dennoch die bisher bei der Durchströmung derartiger Kunststoffrohrteile mit Flüssigkeiten aufgetretene Belästigung erheblich verringert wird.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Dieses Problem löst Patentanspruch 1 durch folgend Merkmalskombination:</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">1. Extrudiertes oder spritzgußgeformtes Kunststoffteil,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">a) das aus thermoplastischem Material mit schalldämmenden Eigenschaften besteht, </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">b) das geeignet zum Fördern von Flüssigkeiten in Abwasserrohrsystemen ist,</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:106px">c) wobei die Innenseite des Kunststoffrohres mit der Flüssigkeit in Berührung kommt.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:71px">2. Durch Aufnahme eines Bariumsulfat-Füllers in das thermoplastische Material ist dem Kunststoffrohrteil ein Gewicht pro Flächeneinheit von zumindest 8 kg/ m² und eine Dichte von 1,8 - 2,7 g /cm³ verliehen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die Klagepatentbeschreibung hebt hervor, daß, wenn ein Gewicht pro Flächeneinheit von zumindest 8 kg/m² durch Einarbeitung eines Füllstoffes verwendet wird, ein Kunststoffleitungssystem aus Rohren und Zubehörteilen gebildet werden kann, in dem die Rohrwand nicht nur das abzuführende Wasser fördert, sondern auch das unter solchen Umständen erzeugte Geräusch merklich herabsetzt.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Das Geräuschniveau nimmt im logarithmischen Verhältnis in dem Maße ab, wie das Gewicht pro Flächeneinheit zunimmt.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Klagepatentbeschreibung bezeichnet es als vorteilhaft, eine Dichte von 1,8 bis 2,7 zu verwenden, so daß auf diese Weise das geforderte Gewicht pro Flächeneinheit des Kunststoffrohrteils mit verhältnismäßig dünnen Wänden erreicht werden kann und daß ein derartiges Kunststoffrohrteil für Abwassersysteme verwendet werden kann, die die Anforderungen von Temperaturschwankungen, der Förderung von Wasser bei erhöhter Temperatur und der mechanischen Haltbarkeit erfüllen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Vorzugsweise beträgt die Dichte des Kunststoffes des Kunststoffrohrteils 1,8 bis 2,0 g/cm.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Das Gewicht pro Flächeneinheit der Rohrwand des Kunststoffrohrteils wird zweckmäßig durch die richtige Wahl des Verhältnisses von thermoplastischem Material und Füllstoff eingestellt, in welchem Zusammenhang Bariumsulfat insbesondere als Füllstoff erwähnt werden kann, da dieser Füllstoff nicht toxisch ist. Bariumsulfat, hergestellt auf chemischem Wege (sog. "blanc fixe”) ist vorrangig geeignet, insbesondere wegen der besseren Verarbeitungseigenschaften für die Extrusion von Rohren aus thermoplastischem Material und für die Spritzgußformung von Zubehörteilen aus derartigen thermoplastischen Materialien.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Weiter führt die Klagepatentschrift aus, daß die Mengen auf eine solche Weise gewählt werden sollen, daß das Gewicht pro Flächeneinheit und das spezifische Gewicht nach der Erfindung gewahrt bleibt. </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Das Klagepatent befaßt sich daher nicht mit der Herstellung von Kunststoffrohrteilen unter Verwendung von Bariumsulfat als Füllstoff zwecks Erhöhung des Gewichtes und der Dichte des Kunststoffrohres, sondern lehrt, die Menge des zuzusetzenden Füllstoffes so zu wählen, daß das Gewicht pro Flächeneinheit und die Dichte bestimmte Mindest- und Höchstgrenzen nicht unter- bzw. überschreitet, so daß die schalldämmenden Eigenschaften des mit dem Füllstoff Bariumsulfat versetzten thermoplastischen Materials bei verhältnismäßig dünnen Wänden des Kunststoffrohres erreicht werden.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Die angegriffenen Ausführungsformen I und II erfüllen die Merkmale des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1 des Klagepatents weder wortsinngemäß noch in äquivalenter Weise.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Bei der angegriffenen Ausführungsform I liegt das Gewicht pro Flächeneinheit mit 6,8 bis 7,2 kg/m² unter den geforderten "zumindest 8 kg/m²”, so daß das erste Merkmal des kennzeichnenden Teils nicht wortsinngemäß verwirklicht ist. </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die angegriffene Ausführungsform II verwirklicht ein Gewicht pro Flächeneinheit von 8 kg bis 10,5 kg/m², so daß das erste Merkmal des kennzeichnenden Teils des Anspruchs 1 wortsinngemäß gegeben ist. Mit einer Dichte von 1,53 bis 1,65 g/cm³ bzw. von mehr als 1,6 bis 1,65 g/cm³ erfüllen beide Ausführungsformen das zweite Merkmal des kennzeichnenden Teils nicht wortsinngemäß.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Klägerin fallen die angegriffenen Ausführungsformen auch nicht unter dem Gesichtspunkt der Äquivalenz in den Schutzbereich des Klagepatents, denn es sich handelt sich bei den im Patentanspruch 1 genannten Maßangaben zum Flächengewicht und zur Dichte um Mindest- bzw. Höchstwerte, die nach dem Verständnis des Fachmannes nicht über- oder unterschritten werden dürfen (vgl. Benkard/Ullmann, Patentgesetz, 9. Aufl., § 14 PatG, Rdnr. 74).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Angabe des Flächengewichts ergibt sich dies bereits daraus, daß der Anspruch 1 selbst davon spricht, daß ”zumindest ein Flächengewicht von 8 kg/m²” erreicht werden soll. Die Beschreibung des Klagepatents wiederholt dies auf Seite 2 im zweiten Absatz. Dort heißt es, daß, wenn ein Gewicht pro Flächeneinheit von zumindest 8 kg/m² durch Einarbeitung eines Füllstoffes verwendet wird, ein Kunststoffleitungssystem gebildet werden kann, in dem die Rohrwand nicht nur das abzuführende Wasser fördert, sondern auch das unter solchen Umständen erzeugte Geräusch merklich herabsetzt.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Zahlenangaben im Patentanspruch sind aus dem Wesen der Erfindung, das heißt nach Problemstellung und Lösung des Erfindungsgedankens zu verstehen, insbesondere nach dem erstrebten Zweck und den erstrebten Wirkungen. In der Regel handelt es sich um ungefähre Werte. In diesen Fällen darf der Schutzbereich eines Patents, dessen Patentanspruch Zahlen oder Maßangaben enthält, nicht in Bereiche erstreckt werden, die wesentlich von denen des Patentanspruchs abweichen, wenn in diesen Zahlen- oder Maßangaben das erfinderisch Neue der Lehre des Patents zu sehen ist (vgl. BGH GRUR 1984, 425, 427-Bierklärmittel). </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Eine derart wesentliche Abweichung liegt bei beiden angegriffenen Ausführungsformen vor, denn die Dichte beträgt 1,5 bis 1,65 g/cm³ bzw. mehr als 1,6 bis 1,65 g/cm³ statt 1,8 bis 2,7 g/cm³. Hierbei handelt es sich um wesentliche Abweichungen von den Zahlenangaben des Patentanspruchs, nämlich um Abweichungen von 0,15 bis 0,3 g/cm³ bzw. von 8,3 bis 16,6% des vorgegebenen spezifischen Gewichtes von 1,8 g/m². Diese Abweichung ist für den Fachmann auch nicht ohne nähere erfinderische Überlegung aus der Patentschrift herleitbar, denn die Patentschrift selbst nennt sechs bevorzugte Ausführungsformen, bei denen das spezifische Gewicht zwischen 1,8 und 2,0 g/cm³ liegt. Der Fachmann kann aus der Klagepatentschrift keinen Hinweis darauf entnehmen, daß das spezifische Gewicht von 1,8 g/cm³ auch unterschritten werden könnte und schlechtere Schallpegelwerte in Kauf genommen werden können. </p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Auch eine Gleichwirkung hinsichtlich der Schallabsorption der angegriffenen Ausführungsformen erscheint zumindest fraglich. Die von der Klägerin hinsichtlich der Ausführungsform II vorgelegten Schallpegelmessungen (vgl. Anlage K9) zeigen Abweichungen, die in einem Rahmen von 0,7 bis 6,0 dB(A) liegen, und damit nicht mehr als geringfügig anzusehen sind. </p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Das Wesen der Erfindung des Klagepatentes liegt in den im Stand der Technik nicht genannten Zahlenangaben hinsichtlich der Dichte der Kunststoffmischung. Der Schutz des Anspruchs 1 des Klagepatents kann jedoch auch deshalb nicht auf eine Dichte von 1,6 bzw. mehr als 1,6 bis 1,65 g/cm³ erweitert werden, weil Anspruch 1 im Laufe des Erteilungs-, des Einspruchs- und Beschwerdeverfahrens auf eine Dichte von mindestens 1,8 g/cm³ beschränkt worden ist und diese Beschränkung ihren Niederschlag in der Klagepatentschrift gefunden hat. Die Übernahme bestimmter Zahlenwerte in den Hauptanspruch bedeutet in der Regel eine Einschränkung des Schutzbereichs auf die angegebenen Grenzwerte (vgl. Benkard/Ullmann, Patentgesetz, 9. Aufl., § 14 PatG, Rdnr. 83, BGH GRUR 1967, 241, 244), insbesondere dann, wenn aus dem Erteilungsverfahren erkennbar wird, daß die Zahlenwerte als erfindungswesentlich angesehen werden.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Daß das erfinderisch Neue der Lehre des Klagepatents in den Zahlen– und Maßangaben des Anspruchs 1 liegt, und der Patentanspruch 1 des Klagepatents entgegen der Auffassung der Klägerin nicht über seine Maßangaben unter Erstreckung auf Äquivalente ausgelegt werden kann, zeigt der Gang des Erteilungs-, des Einspruchs- und des Beschwerdeverfahrens vor dem Europäischen Patentamt. Der Gang des Erteilungsverfahrens oder der Inhalt der Erteilungsakten sind für die Bestimmung des Gegenstandes der Erfindung nach § 14 PatG zwar grundsätzlich ohne Bedeutung; dies gilt jedoch nicht, wenn er zu Beschränkungen führt, die in der Patentschrift ihren Niederschlag gefunden haben. Dies ist vorliegend der Fall. Im Laufe des Erteilungs-, des Einspruchs– und Beschwerdeverfahrens ist der Schutzumfang des Klagepatents auf die im Anspruch 1 angegebenen Grenzwerte im Hinblick auf den erörterten Stand der Technik vom Europäischen Patentamt beschränkt worden. Die Beschränkung hat ihren Niederschlag auch in der am 13. März 1996 neu veröffentlichten Klagepatentschrift gefunden (vgl. Benkard/Ullmann, a.a.O., § 14 PatG, Rdnr. 80), da diese ausdrücklich auf die Entscheidung der Einspruchsabteilung vom 14. Januar 1994 (Anlage B3) verweist. In der am 27. Januar 1988 veröffentlichten Patentanmeldung hat die Klägerin zunächst in Anspruch 1 keine konkret angegebene Dichte und erst in den auf Anspruch 1 rückbezogenen Unteransprüchen 2 und 3 eine Dichte von 1,4 g/m² bis 2,7 g/cm³ beansprucht. Die Prüfungsabteilung des Europäischen Patentamts hat den Anspruch 1 des Klagepatents mit einer Dichte von 1,6 bis 2,7 g/m² erteilt. In der Entscheidung der Einspruchsabteilung vom 14. Januar 1994 auf Seite 6 hat diese hierzu ausgeführt, daß die Beschränkung auf den Mindestwert von 1,6 g/cm³ nicht eine freiwillige Beschränkung der Patentanmelderin gewesen sei, sondern sie sei im Hinblick darauf erfolgt, um die ursprünglich offenbarte Dichte von 1,4 g/cm³ im Hinblick auf die DIN 8062 zu unterscheiden, die bereits ebenfalls eine Dichte von 1,4 g/m² vorschlug, nämlich um die Neuheit der beanspruchten Kunststoffrohrteile zu begründen. Die Einspruchsabsteilung hat auf den Hilfsantrag der Klägerin den Anspruch 1 des Klagepatents mit einer Dichte von 1,8 bis 2,7 g/cm³ gewährt, da sie die Auffassung vertreten hat, eine Dichte von 1,6 g/cm³ stelle eine unzulässige Erweiterung im Sinne des Art. 123 Abs. 2 EPÜ dar, denn sie liege zwar innerhalb des ursprünglich offenbarten Zahlenrahmens von 1,4 bis 2,7 g/cm³, es fehle aber an der Offenbarung, daß die Erfindung gerade durch diesen Zahlenbereich von 1,6 g/cm³ bis 2,7 g/cm³ charakterisiert werde. An dieser von der Einspruchsabteilung geäußerten Auffassung hat die Technische Beschwerdekammer des Europäischen Patentamts zwar nicht mehr festgehalten, wie sich aus der Mitteilung vom 13. Februar 1995 (Anlage B4 und B4a) ergibt, und den Hauptanspruch für formal zulässig angesehen. Trotzdem hat sie den Anspruch 1 mit einer Dichte von 1,6 g/m³ für nicht gewährbar gehalten, da bei einer Dichte von 1,6 g/m³ und einem Gewicht je Flächeneinheit von 8 kg/m² sich nur eine Mindestwandstärke von 5 mm ergebe, diese Wandstärke aber im üblichen für Abwasserrohre vorgegebenen Bereich liege.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Eine Auslegung des Schutzbereiches des Klagepatents über den im Erteilungs-, Einspruchs- und Beschwerdeverfahren beanspruchten, aber rechtskräftig versagten Gegenstand des Patents hinaus ist im vorliegenden Verletzungsstreit nicht möglich (vgl. Benkard-Ullmann, a.a.O., § 14 Rdnr. 81, 82). Dem steht auch das bei der Auslegung eines Patentanspruchs stets zu berücksichtigenden Gebot der Rechtssicherheit entgegen. Dieses Gebot steht gleichwertig neben dem der angemessenen Belohnung des Erfinders; seine Beachtung soll den Schutzbereich des Patents für Außenstehende hinreichend sicher vorhersehbar machen (vgl. hierzu BGH, GRUR 1992, 594, 596 - Mechanische Betätigungsvorrichtung). Diese sollen sich darauf verlassen und darauf einrichten können, daß die im Patent unter Schutz gestellte Erfindung mit den Merkmalen des Patentanspruchs vollständig umschrieben ist. Der Anmelder hat dafür zu sorgen, daß das, wofür er Schutz begehrt hat, sorgfältig in den Merkmalen des Patentanspruches niedergelegt ist (BGH, a.a.O.). Dies muß insbesondere dann gelten, wenn, wie im Streitfall, die Öffentlichkeit aus der Patentschrift selbst eindeutig entnehmen kann, daß Beschränkungen des Anspruchs erfolgt sind.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang kann es dahingestellt blieben, ob das Europäische Patentamt, wie die Klägerin in der mündlichen Verhandlung geltend gemacht hat, die Schutzrechtslage bzw. den Stand der Technik richtig eingeschätzt hat oder nicht, denn die Berechtigung der erfolgten Einschränkung kann das Verletzungsgericht aus Gründen der Rechtssicherheit nicht nachprüfen (vgl. Benkard/Ullmann, Patentgesetz, 9. Aufl., § 14 PatG, Rdnr. 83, 90 m.w.N.; BGH GRUR 1961, 77, 79 Blinkleuchte).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 91 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorläufigen Vollstreckbarkeit folgt aus §§ 709, 108 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Der Streitwert beträgt 2 Millionen DM.</p> <br /><span class="absatzRechts">86</span><table class="absatzLinks" width="100%" cellspacing="0" cellpadding="3" border="0"> <tr> <td valign="top">Dr. Becker</td> <td valign="top">Dieck-Bogatzke </td> <td valign="top">Fricke</td> </tr> </table><br />
114,374
lg-dortmund-1999-09-02-3-o-37298
{ "id": 806, "name": "Landgericht Dortmund", "slug": "lg-dortmund", "city": 407, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
3 O 372/98
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-14T10:23:25
Urteil
ECLI:DE:LGDO:1999:0902.3O372.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin begehrt von der Beklagten Restentschädigung</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">für den Ablauf eines Erbbaurechts.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit schriftlichem Vertrag vom 14.11.1927 verpflichtete</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">sich die Rechtsvorgängerin der Beklagten, der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">ein Erbbaurecht an dem Grundstück N-straße 41 und</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">43 in E zu bestellen. Unter § 9 Ziff. 1 des Vertrages</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">heißt es wörtlich: "Der Erbbauberechtigte ist</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">verpflichtet, die errichteten Bauwerke nebst Zubehör</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">sowie die sonstigen Anlagen stets in gutem baulichen</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zustande <b>.... </b>zu erhalten." Gemäß § 14 des Vertrages</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">endete das Erbbaurecht 70 Jahre nach Eintragung in das</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Grundbuch. In § 15 des Vertrages ist geregelt, dass die</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Beklagte nach dem vertragsgemäßen Ablauf des Erbbaurechtes</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">der Klägerin für die Bauwerke und Anlagen eine</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entschädigung in Höhe von zwei Drittel des gemeinen</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wertes gewährt, die die auf dem Erbbaugelände vorhandenen</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bauten und Anlagen, die dem Kläger gehörten, zur</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zeit des Ablaufs des Erbbaurechts besitzen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin wurde als Erbbauberechtigte ins Grundbuch</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">eingetragen. Vertragsgemäß erlosch das Erbbaurecht am</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">08.03.1998.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat zur Berechnung der Entschädigung nach</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">§ 15 des Vertrages ein Privatgutachten des Sachverständigen</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">U vom 13.03.1998 eingeholt. Dieser kam zu</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">dem Ergebnis, dass der Wert der Bauwerke und Anlagen</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">auf dem Grundstück 690.000,00 DM betrug und der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">davon zwei Drittel, also 460.000,00 DM zustanden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 02.04.1998 begehrte die Klägerin von</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">der Beklagten Zahlung dieser 460.000,00 DM. Mit Schreiben</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">vom 05.05.1998 überwies die Beklagte der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">zunächst 367.000,00 DM. Mit Schreiben vom 15.06.1998</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">forderte die Klägerin die Beklagte zur Zahlung der</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">restlichen 93.000,00 DM bis zum 30.06.1998 auf. Mit</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Schreiben vom 09.07.1998 zahlte die Beklagte weitere</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">77.000,00 DM. Die Zahlung der restlichen 16.000,00 DM</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">verweigerte sie mit der Begründung, dass ihr durch einen</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Unterhaltsrückstau am Gebäude in dieser Höhe ein</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Schaden entstanden sei.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Diese 16.000,00 DM hat die Klägerin vorliegend eingeklagt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Ansicht, ihr stehe gemäß § 15 des</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Erbbauvertrages gegen die Beklagte eine Entschädigung</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">von zwei Drittel des vom Sachverständigen festgestellten</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Wertes der Liegenschaft, also 460.000,00 DM, zu.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an sie</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">16.000,00 DM nebst 6 % Zinsen seit dem</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">01.06.1998 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist der Ansicht, sie habe die Klageforderung</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">durch Aufrechnung getilgt.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Sie hat nämlich die Aufrechnung mit angeblichen Schadensersatzansprüchen</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">in Höhe von 16.000,00 DM gegen die Klageforderung erklärt.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Diesen Schadensersatzanspruch begründet die Beklagte</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">wie folgt: Sie behauptet, die Klägerin sei ihrer</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Pflicht, die Bauwerke in gutem baulichen Zustande zu</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">erhalten, nicht nachgekommen. An den Gebäuden habe im</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Zeitpunkt der Rückgabe an die Beklagte erhebliche Renovierungsstau</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">bestanden. Außerdem hätten sich dort Schäden</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">befunden, die die Kläger unter Verstoß gegen § 14</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">des Erbbauvertrages nicht beseitigt hätten. Insgesamt</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">machten diese Renovierungsrückstände und Schäden an Beseitigungskosten</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">und Minderwert einen Betrag von mindestens</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">48.000,00 DM aus. Hätte die Klägerin den Unterhaltungsrückstau</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">beseitigt, so würde der Wert der Liegenschaft</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">deshalb 48.000,00 DM mehr wert sein als dies</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">jetzt der Fall sei. Von diesen 48.000,00 DM hätte dann</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">die Beklagte gemäß § 15 des Erbbauvertrages der Klägerin</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">zwei Drittel als Entschädigung zu zahlen. Das restliche</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Drittel, mindestens 16.000,00 DM, wäre der Beklagten</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">als Mehrwert verblieben. Bei diesen</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">16.000,00 DM handelt es sich um die Gegenforderung, mit</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">der die Beklagte gegen die Klageforderung die Aufrechnung</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">erklärt hat.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Im Einzelnen trägt die Beklagte zu dem angeblichen Minderwert</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">von 48.000,00 DM Folgendes vor:</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beruft sich darauf, dass unstreitig im</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Zeitpunkt der Rückgabe der Gebäude an die Klägerin die</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Schäden am Dachstuhl vorlagen, die im Gutachten des</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Sachverständigen Q vom 10.03.1998 festgestellt</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">wurden. Auf den Inhalt dieses Gutachtens wird Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Unstreitig beträgt der Herstellungsanspruch für</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">den Dachstuhl 16.000,00 DM zuzüglich Mehrwertsteuer,</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">mithin 18.560,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Ferner behaupten die Beklagten, im Treppenhaus seien an</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">den Stufen 14 Kanten ausgebrochen, davon drei größere</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">im ersten unteren Treppenlauf im Haustüreingangsbereich.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Da eine Reparatur nicht möglich sei, veranschlagt</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">die Beklagte dafür eine Wertminderung in Höhe</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">von 1.500,00 DM netto.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Ferner beruft sich die Beklagte darauf, dass die Heizungs-</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">und Warmwasserbereitungsanlage im Zeitpunkt der</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Rückgabe des Gebäudes an sie altersbedingt erneuert</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">werden muss, wie unstreitig im Gutachten der Sachverständigen</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">U und I vom 13.03.1998 festgestellt</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">worden ist. Dafür sind unstreitig Kosten in</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Höhe von 24.043,52 DM, weitere Mauerkosten in Höhe von</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">1.500,00 DM und heizungsbedingte Elektroarbeiten in</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Höhe von 1.500,00 DM aufzuwenden. Ferner behauptet die</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Beklagte, dazu kämen Abnahme-Immissionsgebühren durch</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">den Bezirksschornsteinfeger und ggf. anfallende Gebühren</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">beim Bauordnungsamt. Aus den Reparaturkosten für</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">den Dachstuhl, den Minderwert für den Ausbruch der Kanten</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">im Treppenhaus und die Kostenerneuerung der Heizungsanlage</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">errechnet die Beklagte den Gesamtbetrag von</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">mindestens 48.000,00 DM, von dem sie ein Drittel, mithin</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">16.000,00 DM, als Schaden ansetzt.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist der Ansicht, die Beklagte habe keinen</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Schaden erlitten, da bereits der Sachverständige U</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">in seinem Gutachten die 48.000,00 DM Minderwert</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">berücksichtigt habe und dadurch die Klägerin weniger</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Entschädigung erhalten habe, als wenn sie den Unterhaltsrückstau</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">beseitigt habe.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin bestreitet mit Nichtwissen die Beschädigungen</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">im Treppenhaus.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist der Ansicht, sie habe ihrer Pflicht,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">das Gebäude in gutem baulichen Zustand zu erhalten, erfüllt.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Bei den von der Beklagten berechneten Kosten für</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">die Herstellung des Dachstuhls, der Heizungsanlage sowie</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">den Minderwert für das Treppenhaus handele es sich</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">um normalen altersbedingten Verschleiß.. Eine Pflicht,</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">den Zustand des Dachstuhls und der Heizungsanlage zu</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">verbessern, habe die Klägerin nicht.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks"><b><u>E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e</u></b></p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Umfang begründet.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Gegen den Restanspruch der Klägerin auf Zahlung der Abfindung</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">aus § 15 des Erbbauvertrages in Höhe von</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">16.000,00 DM hat die Beklagte mit einer Schadensersatzforderung</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">in Höhe von 15.201,17 DM wirksam die Aufrechnung</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">erklärt, so dass nur eine Klageforderung in Höhe</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">von 798,83 DM verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Dieser Schadensersatzanspruch aus pVV des Vertrages vom</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">14.11.1927 ergibt sich aus Folgendem:</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat ihre aus § 14 des Erbbauvertrages folgenden</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Pflicht, die Bauwerke bis zur Rückgabe an die</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Beklagte in gutem baulichen Zustand zu erhalten, nicht</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">erfüllt. Die Klägerin war verpflichtet, den Dachstuhl</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">in einem funktionsfähigen Zustand zu erhalten, bzw.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">diesen wieder in einen solchen Zustand zu versetzen.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Dieser Pflicht hat die Klägerin nicht genügt, da der</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Dachstuhl nach den unstreitigen Feststellungen des</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Sachverständigen Q im Zeitpunkt der Rückgabe an</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">die Beklagte schwerste Verschleißerscheinungen und</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Schäden aufwies. So sind Sparren, Streben, Binderpfosten</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">und Stuhlpfosten durch Braunfäule zerstört. Der</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Kopfband am Walm ist zur Hälfte gesplittert. Die vordere</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Mittelfette am Walm ist durch Drehbuch nicht mehr</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">tragfähig. Die Deckenbalken über der Dachgeschosswohnung</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">haben die zulässige Durchbiegung überschritten,</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">wichtige Teile des Daches sind von Anobiiden befallen.</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Um ihrer Pflicht zur ordnungsgemäßen baulichen Instandhaltung</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">zu genügen, hätte die Klägerin diese Mängel beseitigen</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">müssen. Auch war die Klägerin verpflichtet,</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">die Heizungs- und Warmwasseraufbereitungsanlage in</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">gutem baulichen Zustand zu halten. Das hat sie nach den</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Feststellungen im Gutachten der Sachverständigen U</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">und I nicht getan. Zu Unrecht beruft sich</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">die Klägerin darauf, dass sich die Heizungsanlage in</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">einem für ihr Alter ausreichendem Zustand befände. Unstreitig</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">stammt die Heizungs- und Wasseraufbereitungsanlage</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">noch aus der Vorkriegszeit. Nach den Feststellungen</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">der vorgenannten Gutachter, die auch insoweit</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">unstreitig sind, ist die Heizungsanlage gemessen</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">an den Anforderungen, die heute an eine Heizungsanlage</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">zu stellen sind, nicht mehr brauchbar. Zur Unterhaltungspflicht</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">der Klägerin gehört aber auch, dass diese</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">dafür Sorge trägt, dass eine den heutigen Wohn- und</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Nutzungsverhältnissen entsprechende Heizungs- und</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Warmwasseranlage sich im Gebäude befindet. Sie hätte</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">deshalb auf ihre Kosten eine neue, zeitgemäße Heizungs und</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Wasseraufbereitungsanlage einbauen müssen.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat an Kosten für die Erneuerung der Heizungs-</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">und Warmwasseranlage nur 27.043,52 DM ausreichend</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">anhand des Gutachtens substantiiert.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht berufen sich die Beklagten auf einen Minderwert</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">durch Beschädigungen an den Treppenstufen. Die Beseitigung</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">der Ausbrüche an den Kanten von Stufen im</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Treppenhaus geht über die Pflicht der Klägerin, die Gebäude</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">stets in gutem baulichen Zustand zu erhalten,</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">hinaus. Denn ein vernünftig wirtschaftender Eigentümer</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">würde diese Schäden nicht beseitigen lassen, sondern</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">die im übrigen funktionsfähige Treppe im gegenwärtigen</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Zustande belassen. Eine Beseitigung der Ausbrüche an</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">den Treppenkanten ist nämlich nicht möglich, so dass</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">diese Schäden nur durch völlige Erneuerung der Treppe</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">zu erreichen wäre, was keine bauliche Erhaltungsmaßnahme</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">mehr darstellt.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Danach sind zu Gunsten der Beklagten folgende Schadensbeseitigungskosten</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">zu berücksichtigen:</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Reparaturkosten des Dachstuhls 18.560,00 DM</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Kosten der Erneuerung der Heizungsund</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Warmwasseraufbereitungsanlage</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">nebst Zubehör 27.043,52 DM</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Zwischensumme: 45.603,52 DM</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Zu Recht geht die Beklagte davon aus, dass ihr dadurch,</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">dass die Klägerin diese Kosten nicht aufgewandt hat,</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">ein Schaden von einem Drittel, also in Höhe von</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">15.201,17 DM entstanden ist. Denn hätte die Klägerin</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">die vorgenannten Schäden am Dachstuhl beseitigt und die</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Heizungs- und Warmwasseranlage erneuert, so läge der</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Grundstückswert um den Betrag dieser Schadensbeseitigungs-</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">und Erneuerungskosten, also um 45.603,52 DM</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">höher. Von diesem Betrag hätte die Beklagte zwei Drittel</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">als Entschädigung an die Klägerin zahlen müssen.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Das restliche Drittel dieser Werterhöhung, also</p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">15.201,17 DM, wäre aber dem Vermögen der Beklagten zugute</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">gekommen, woran es jetzt fehlt.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Mithin betrug der Schaden der Beklagten 15.201,17 DM.</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen richten sich nach den §§ 92</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Abs. 2, 708 Nr. 11, 711 Satz 1 ZPO.</p>
114,375
ovgnrw-1999-09-02-13-a-332397
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
13 A 3323/97
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-12T13:54:20
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0902.13A3323.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger betreibt zusammen mit dem Arzt Dr. H. , dem Kl&#228;ger im Verfahren 13 A 3326/97, eine onkologische Praxis in der W. stra&#223;e in P. . In dem Geb&#228;ude befindet sich im Erdgescho&#223; auch die Engel-Apotheke. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Oktober 1995 brachte eine Apothekerin aus B. D. dem Gesundheitsamt des Beklagten einen Vorfall zur Kenntnis, wonach einer an Krebs erkrankten Patientin am 11. Mai 1995 in der Praxis des Kl&#228;gers zwei Rezepte mit der Bitte ausgeh&#228;ndigt worden seien, "diese in der Apotheke im Haus einzul&#246;sen". Ein Rezept habe sich auf eine Zytostatika-Rezeptur bezogen, das andere Rezept auf "Navoban Amp. V" (ein Fertigarzneimittel gegen &#220;belkeit und Erbrechen bei Zytostatika-Therapie). Die Patientin habe beide Rezepte in der "Engel-Apotheke" abgegeben. Sie sei dort mit den Worten in Empfang genommen worden, sie k&#246;nne wieder in die Praxis gehen, die Medikamente w&#252;rden nach oben gebracht. Nach vorheriger Anh&#246;rung untersagte der Beklagte sowohl dem Kl&#228;ger als auch Dr. H. mit Ordnungsverf&#252;gung vom 9. November 1995, dem Inhaber der Engel- Apotheke, Herrn T. E. , </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"> 1. Patienten aus seiner Praxis zuzuf&#252;hren, indem er oder sein Praxispersonal seine Patienten bei der Einl&#246;sung von Verschreibungen insbesondere &#252;ber fertige Arzneimittel und/oder Hilfsmittel, die grunds&#228;tzlich in jeder Apotheke erh&#228;ltlich sind, an die obige Apotheke zu verweisen;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> 2. Verschreibungen insbesondere &#252;ber fertige Arzneimittel und/oder Hilfsmittel zuzuweisen, die grunds&#228;tzlich in jeder Apotheke erh&#228;ltlich sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zugleich drohte er f&#252;r jeden Patienten, den der Kl&#228;ger oder sein Personal entgegen der Anordnung an die Engel-Apotheke verweise, die Festsetzung eines Zwangsgeldes in H&#246;he von 2.000 DM an. Vor dem Hintergrund, da&#223; der Kl&#228;ger in der Vergangenheit &#252;ber einen Zeitraum von mehr als f&#252;nf Jahren unzul&#228;ssige Absprachen mit anderen Apothekern &#252;ber die Zuweisung von Verschreibungen getroffen habe, versuche der Kl&#228;ger nunmehr offenbar, diese rechtswidrige Zuweisung von Verschreibungen mit der Engel-Apotheke fortzusetzen. Durch die Verweisung einer Patientin an die Engel-Apotheke zwecks Einl&#246;sung einer Verschreibung &#252;ber das Fertigarzneimittel "Navoban Amp. V" sei gegen das Verbot des &#167; 11 Apothekengesetz - ApoG - versto&#223;en worden, der trotz der Normadressierung an die Apothekeninhaber und deren Personal auch auf &#196;rzte anwendbar sei. Gem&#228;&#223; &#167; 14 Abs. 1 Ordnungsbeh&#246;rdengesetz - OBG - k&#246;nne er, der Beklagte, zust&#228;ndigerweise die zur Abwehr einer Gefahr f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit oder Ordnung notwendigen Ma&#223;nahmen treffen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Den Widerspruch des Kl&#228;gers, in dem dieser seine Verantwortlichkeit bzw. das Vorliegen der Voraussetzungen f&#252;r ein ordnungsrechtliches Einschreiten bestritt, wies die Bezirksregierung D. durch Bescheid vom 29. April 1996 mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ck, &#167; 11 ApoG sei auch auf &#196;rzte anwendbar und die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten sei zu Recht an den Kl&#228;ger gerichtet worden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit seiner am 20. Mai 1996 erhobenen Klage hat der Kl&#228;ger geltend gemacht, der Tenor der Ordnungsverf&#252;gung sei zu unbestimmt; der Begriff "grunds&#228;tzlich" m&#252;sse pr&#228;zisiert werden. Eine Absprache mit dem Inhaber der Engel-Apotheke &#252;ber die Zuweisung von Patienten oder von Verschreibungen gebe es nicht. Er habe sein Personal vielmehr ausdr&#252;cklich angewiesen, keine Zuweisung von Patienten usw. zugunsten einer bestimmten Apotheke vorzunehmen. Der Sachverhalt sei auch nicht hinreichend aufgekl&#228;rt worden. Aus dem einmaligen Vorfall, der Gegenstand der angegriffenen Ordnungsverf&#252;gung sei, k&#246;nne nicht allgemein auf das Vorliegen einer verbotswidrigen Absprache geschlossen werden. Um den besonderen Bed&#252;rfnissen seiner onkologischen Praxis und der Patienten gerecht zu werden, habe im Jahre 1991 unter Beteiligung von Mitarbeitern des Beklagten eine Sitzung mit Vertretern der Krankenkassen und Vertretern des Apothekervereins stattgefunden, um eine f&#252;r die Patienten interessengerechte L&#246;sung zu finden. In der Folgezeit habe dann der Apotheker Dr. H. seine Praxis mit Arzneimitteln beliefert. Nunmehr erfolge dies durch die Engel- Apotheke, die im Einzugsgebiet seiner Praxis allein Zytostatika-Zubereitungen herstellen k&#246;nne. Er, der Kl&#228;ger, sei auch nicht Verantwortlicher im ordnungsrechtlichen Sinne. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten vom 9. November 1995 in der Fassung des Widerspruchsbescheides der Bezirksregierung D. vom 29. April 1996 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Er hat geltend gemacht, bez&#252;glich Fertigarzneimittel, die in allen Apotheken zu beziehen seien, sei die Zuweisung von Verordnungen durch eine Arztpraxis in eine bestimmte Apotheke unzul&#228;ssig. Vor dem Hintergrund der fr&#252;heren Zuweisungspraxis des Kl&#228;gers und des Dr. H. an zwei andere Apotheker sei von einer erneuten Absprache, nunmehr mit der Engel-Apotheke, auszugehen. Nach den Erkenntnissen von Krankenkassen seien deutlich mehr als 90 % aller Kunden der Engel-Apotheke Patienten der Praxis des Kl&#228;gers. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 4. Juni 1997, auf dessen Gr&#252;nde Bezug genommen wird, hat das Verwaltungsgericht die fragliche Ordnungsverf&#252;gung des Beklagten und den entsprechenden Widerspruchsbescheid der Bezirksregierung D. aufgehoben. F&#252;r die angefochtene Unterlassungsverf&#252;gung fehle es an einer Rechtsgrundlage, die ein Einschreiten gegen den Kl&#228;ger als Arzt rechtfertige. Eine dem &#167; 11 ApoG vergleichbare Verbotsnorm finde sich f&#252;r &#196;rzte nur in der Berufsordnung der &#196;rztekammer; ein Recht, Verst&#246;&#223;e gegen &#228;rztliche Berufspflichten zu ahnden, stehe dem Beklagten aber nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Mit der - vom Senat zugelassenen - Berufung macht der Beklagte geltend, bei dem Apothekengesetz und insbesondere bei &#167; 11 ApoG handele es sich nicht um &#228;rztliches Standesrecht, sondern um sog. Sonderordnungsrecht, zu dessen Durchsetzung er als Ordnungsbeh&#246;rde zust&#228;ndig sei. Die Zust&#228;ndigkeit der &#196;rztekammer beschr&#228;nke sich nur auf den sog. berufsrechtlichen &#220;berhang, im &#252;brigen habe die &#196;rztekammer in der Vergangenheit auch nicht auf seine Berichte &#252;ber unzul&#228;ssige Absprachen des Kl&#228;gers mit Apothekern reagiert. &#167; 11 ApoG sei auch auf an der verbotenen Absprache beteiligte &#196;rzte anwendbar. Der Kl&#228;ger habe den Tatbestand der unzul&#228;ssigen Zuf&#252;hrung von Patienten verwirklicht, indem eine Patientin durch eine Arzthelferin seiner Praxis zwecks Einl&#246;sung eines Rezeptes &#252;ber ein Fertigarzneimittel an die Engel-Apotheke verwiesen worden sei. Vor dem Hintergrund f&#252;r die Vergangenheit nachgewiesener massiver Verst&#246;&#223;e des Kl&#228;gers gegen &#167; 11 ApoG, deretwegen dem Kl&#228;ger rechtskr&#228;ftig durch Urteil des Amtsgerichts P. eine Geldbu&#223;e (von 35.000 DM) auferlegt worden sei, sei der Schlu&#223; gerechtfertigt, da&#223; die &#196;rzte als die eigentlich treibende Kraft dieser unzul&#228;ssigen Rechtsgesch&#228;fte angesehen werden m&#252;&#223;ten. Ihre Inanspruchnahme als St&#246;rer sei deshalb aus Gr&#252;nden der Effektivit&#228;t geboten. Die Vorschrift des &#167; 11 ApoG solle eine ordnungsgem&#228;&#223;e Arzneimittelversorgung der Bev&#246;lkerung sicherstellen. Dieser Gesetzeszweck w&#252;rde erheblich eingeschr&#228;nkt, wenn pr&#228;ventive ordnungsbeh&#246;rdliche Ma&#223;nahmen nur gegen&#252;ber den an der unzul&#228;ssigen Absprache beteiligten Apothekern zul&#228;ssig w&#228;ren, nicht jedoch gegen&#252;ber den ebenfalls daran beteiligten &#196;rzten. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Er macht geltend, aus &#167; 11 ApoG sei keine Erm&#228;chtigung f&#252;r den Beklagten herzuleiten, Ma&#223;nahmen gegen &#196;rzte zu treffen. Selbst wenn dies anders gesehen w&#252;rde, sei die gegen ihn ergangene Ordnungsverf&#252;gung rechtswidrig. In bezug auf den Vorfall, der der Verf&#252;gung zugrundeliege, sei es eindeutig, da&#223; eine Zuweisung des Zytostatika-Rezeptur-Rezeptes an die Engel-Apotheke zul&#228;ssig gewesen sei, da nur diese im r&#228;umlichen Einzugsbereich der Praxis die f&#252;r die Herstellung von Zytostatika-Rezepturen erforderliche apparative Ausstattung habe. Das andere auf "Navoban" bezogene Rezept h&#228;tte die Patientin auch in einer anderen Apotheke einl&#246;sen k&#246;nnen. Es sei jedoch v&#246;llig lebensfremd, da&#223; ein Patient, der zeitnah eine chemotherapeutische Anwendung erhalten solle, zwei verschiedene Apotheken aufsuche, um die beiden &#228;rztlichen Verordnungen ausf&#252;hren zu lassen. Die Einl&#246;sung beider Rezepte in ein und derselben Apotheke sei deshalb vollkommen nat&#252;rlich und keineswegs Ausdruck einer rechtswidrigen Zuweisungst&#228;tigkeit in seiner Praxis. Wegen der r&#228;umlichen N&#228;he zwischen Apotheke und Praxis liege es in der Natur der Sache, da&#223; ein Gro&#223;teil seiner Patienten gerade die Engel- Apotheke im gleichen Hause aufsuche.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Vorbringens der Beteiligten wird Bezug genommen auf den Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze, wegen des Sachverhalts im &#252;brigen auf die Gerichtsakte und die Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"> Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> Die Berufung ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die angefochtenen Bescheide jedenfalls im Ergebnis zu Recht aufgehoben. Der Senat ist zwar - anders als das Verwaltungsgericht - der Auffassung, da&#223; auch &#196;rzte dem Anwendungsbereich des &#167; 11 Apothekengesetz - ApoG - i. d. F. der Bekanntmachung vom 15. Oktober 1980 (BGBl. I S. 1963) unterfallen k&#246;nnen, h&#228;lt aber den Tatbestand der Bestimmung in bezug auf den Kl&#228;ger f&#252;r nicht gegeben. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 11 ApoG, der seit dem Inkrafttreten des Apothekengesetzes unver&#228;ndert geblieben ist, d&#252;rfen Erlaubnisinhaber und Personal von Apotheken mit &#196;rzten oder anderen Personen, die sich mit der Behandlung von Krankheiten befassen, keine Rechtsgesch&#228;fte vornehmen oder Absprachen treffen, die eine bevorzugte Lieferung bestimmter Arzneimittel, die Zuf&#252;hrung von Patienten, die Zuweisung von Verschreibungen oder die Fertigung von Arzneimitteln ohne volle Angabe der Zusammensetzung zum Gegenstand haben. Unmittelbare Adressaten dieser Bestimmung sind zwar der Erlaubnisinhaber, d. h. der Apotheker, dem die Erlaubnis nach &#167; 1 ApoG erteilt worden ist, und das (gesamte) Apothekenpersonal. Der Anwendungsbereich der Norm beschr&#228;nkt sich aber nicht auf diesen Personenkreis. Dies l&#228;&#223;t sich sowohl vom Wortlaut als auch vom Sinn und Zweck der Vorschrift her folgern.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob von den in &#167; 11 ApoG genannten Tatbestandsvarianten der Komplex der "Zuweisungen von Verschreibungen" nicht ohnehin nur durch den Arzt (und nicht auch durch einen Apotheker) begangen werden kann, w&#228;hrend die anderen drei Varianten das Handeln des Apothekers bestimmen sollen. Der Wortlaut des &#167; 11 ApoG erfa&#223;t mit der ausdr&#252;cklichen Bezeichnung von "&#196;rzten oder anderen Personen, die sich mit der Behandlung von Krankheiten befassen", auch andere heilberuflich t&#228;tige Personen als das Apothekenpersonal. Der in der Bestimmung u. a. genannte Arzt ist jedenfalls notwendigerweise Beteiligter an einer etwaigen unzul&#228;ssigen Vereinbarung (vgl. &#167; 2 Abs. 1 Nr. 5 ApoG) mit dem Apothekenbetreiber oder dessen Personal. Den Begriffen "Rechtsgesch&#228;fte" und "Absprachen" ist das Mitwirken mehrerer Personen - au&#223;er dem durch &#167; 11 ApoG unmittelbar angesprochenen Erlaubnisinhaber und dem Apothekenpersonal mindestens einer weiteren Person - immanent. Auch wenn wegen der Normadressierung an den Erlaubnisinhaber und das Personal von Apotheken eine, nach strafrechtlichen Begriffen, "unmittelbare T&#228;terschaft" des Arztes in diesem Fall nicht in Betracht kommt, w&#228;re er aber somit "Gehilfe" einer durch den Apotheken-Betriebserlaubnisinhaber oder das Apothekenpersonal begangenen Tatbestandsverwirklichung einer apothekenrechtlich unzul&#228;ssigen Vereinbarung in Form eines Rechtsgesch&#228;fts oder einer Absprache. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auch Sinn und Zweck des &#167; 11 ApoG lassen eine Erstreckung seines Anwendungsbereichs auf andere im Bereich der Heilkunde t&#228;tige Personen als den Erlaubnisinhaber und das Personal von Apotheken geboten erscheinen. &#167; 11 ApoG, der im Laufe des Gesetzgebungsverfahrens zum Apothekengesetz zun&#228;chst als &#167; 10b u.a. zusammen mit dem - dem heutigen &#167; 10 ApoG entsprechenden - damaligen &#167; 10a, durch den die wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit und Unabh&#228;ngigkeit des Apothekers gesichert werden sollte,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">vgl. BT-Drucks. 3/1769; BT-Drucks., 3. Wahlperiode, S. 6382, 6396 f., </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">eingef&#252;gt worden ist, ist Ausdruck des Grundsatzes einer strengen Trennung zwischen dem Beruf des Arztes und dem des Apothekers und seines Personals. Die Bestimmung soll die Unabh&#228;ngigkeit des Apothekers gegen&#252;ber den anderen Heilberufen und den Heilhilfsberufen sichern. Die ausdr&#252;ckliche Regelung dieses Anliegens durch Gesetz belegt die grundlegende gesundheitspolitische Bedeutung dieses Themas f&#252;r den Gesetzgeber. Die insbesondere auch in der Statuierung eines Verbots der Zuweisung von Verschreibungen zum Ausdruck kommende Trennung zwischen dem Beruf des Arztes und dem des Apothekers soll einerseits gew&#228;hrleisten, da&#223; der Arzt sich bei der Auswahl der Arzneimittel ausschlie&#223;lich von fachlich- medizinischen Gesichtspunkten und seinem &#228;rztlichen Gewissen leiten l&#228;&#223;t; andererseits soll sie dazu beitragen, da&#223; der Apotheker die ihm zugewiesene Kontrollfunktion bei der Lieferung und Aush&#228;ndigung von Arzneimitteln sachgerecht und eigenverantwortlich entsprechend seiner herausgehobenen Stellung im Gesundheitssystem wahrnimmt. Dem Patienten soll dadurch die Sicherheit gegeben werden, da&#223; auch die Verordnung von Medikamenten durch den Arzt nur zum Zwecke seiner Heilung und nicht etwa wegen eines m&#246;glichen wirtschaftlichen Interesses des Arztes oder eines Dritten getroffen wird. Dar&#252;berhinaus tr&#228;gt &#167; 11 ApoG dazu bei, die Freiheit des Patienten in der Wahl seiner Apotheke zu wahren.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 12. November 1981 - ZA 3/79 -, n.v., vom 10. Mai 1993 - 13 A 1822/91 -; BVerwG, Beschlu&#223; vom 24. M&#228;rz 1994 - 3 B 49.93 -, NJW 1995, 1627 zu OVG NW 13 A 1822/91; Landesberufsgericht f&#252;r Heilberufe bei dem OVG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 12. Mai 1993 - LBGH A 10094/93 -, NJW 1994, 813; vgl. auch das den Kl&#228;ger betreffende Urteil des Amtsgerichts P. vom 26. Januar 1998 - 26 a OWi 11 Js 484/97 (349/97), UA S. 12.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ob die Geltung des &#167; 11 ApoG f&#252;r andere als f&#252;r die darin unmittelbar angesprochenen Erlaubnisinhaber und das Personal von Apotheken auch daraus hergeleitet werden kann, da&#223; das Apothekenrecht im Gegensatz beispielsweise zum Apothekerrecht, zu dem das allgemeine Berufszulassungsrecht, das Pr&#252;fungsrecht und das Berufs- und Standesrecht gerechnet werden kann, nicht ausschlie&#223;lich "personenbezogene" Regelungen enth&#228;lt, </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 22. Januar 1998 - 3 C 6.97 -, BVerwGE 106, 141 zu einem &#228;hnlichen Gedanken zu &#167; 69 Abs. 1 Satz 1 AMG, der eine generelle Erm&#228;chtigung zur &#220;berwachung des Verkehrs mit Arzneimitteln begr&#252;nden soll und der mit dieser generellen Auswirkung beispielsweise auch zu ordnungsrechtlichen Ma&#223;nahmen bei Verst&#246;&#223;en gegen das Apothekenrecht erm&#228;chtigt, </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">kann angesichts des Vorstehenden dahinstehen. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Wenn somit im Falle einer nach &#167; 11 ApoG verbotenen Absprache ein daran mitwirkender Arzt notwendiger Beteiligter ist, so mu&#223; konsequenterweise ihm gegen&#252;ber auch mit ordnungsrechtlichen Mitteln eingeschritten werden k&#246;nnen. Da&#223; das Apothekengesetz selbst insoweit keine ausdr&#252;ckliche Erm&#228;chtigungsgrundlage enth&#228;lt, steht dem nicht entgegen, weil - wie dies auch in den angefochtenen Bescheiden geschehen ist - &#167; 14 des Ordnungsbeh&#246;rdengesetzes - OBG - herangezogen werden kann. Dadurch, da&#223; der Arzt an einem dem Apotheker oder seinem Personal verbotenen Rechtsgesch&#228;ft oder einer verbotenen Absprache mitwirkt, begeht er selbst eine Ordnungswidrigkeit, zumindest wirkt er an dem Begehen einer solchen durch den Apotheker oder durch dessen Personal mit. In der Mi&#223;achtung eines gesetzlichen Verbots und einem Mitwirken an einem solchen Versto&#223; liegt aber eine St&#246;rung der &#246;ffentlichen Sicherheit, die die zust&#228;ndige staatliche Ordnungsbeh&#246;rde - im vorliegenden Fall den Beklagten - grunds&#228;tzlich zum Einschreiten berechtigt. Die Auffassung, &#167; 11 ApoG k&#246;nne keine Rechtsgrundlage sein f&#252;r ein Einschreiten gegen&#252;ber einem an einer unzul&#228;ssigen Absprache mit einem Apotheker beteiligten Arzt und insoweit stehe als Instrumentarium nur die &#228;rztliche Berufsordnung zur Verf&#252;gung, f&#252;hrt zudem zu dem eigenartigen Ergebnis, da&#223; der Arzt wegen seines gesetzwidrigen Verhaltens ordnungsrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden k&#246;nnte und nur mit berufsrechtlichen Konsequenzen zu rechnen h&#228;tte, w&#228;hrend der Apotheker &#252;ber &#167; 11 ApoG sowohl mit ordnungsrechtlichen als auch &#252;ber die entsprechende Berufsordnung mit berufsrechtlichen Ma&#223;nahmen rechnen m&#252;&#223;te. Wenn f&#252;r die Ahndung eines Gesetzesversto&#223;es, wie er im vorliegenden Fall in Frage steht, nur berufsrechtliche Konsequenzen nach der ma&#223;gebenden Berufsordnung in Betracht kommen sollten, w&#228;re au&#223;erdem die gesonderte Aufnahme einer mit entsprechenden berufsrechtlichen Regelungen nahezu gleichlautenden Bestimmung in einem f&#252;r das Apothekenwesen im speziellen und f&#252;r das Gesundheitswesen im allgemeinen bedeutsamen Gesetz (hier: &#167; 11 ApoG) nicht notwendig. Auch dieser Gesichtspunkt zeigt, da&#223; das Mitwirken eines Arztes bei einer nach &#167; 11 ApoG unzul&#228;ssigen Vereinbarung mit einem Apotheker nicht nur berufsrechtlichen Konsequenzen unterliegen kann. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die vorstehenden &#220;berlegungen lassen es deshalb gerechtfertigt erscheinen, wie es das Bundesverwaltungsgericht - m&#246;glicherweise nur beil&#228;ufig - formuliert hat, </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 24. M&#228;rz 1994 - 3 B 49.93 -, a.a.O., </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">au&#223;er den Apotheker auch den Arzt "dem &#167; 11 ApoG in vollem Umfang zu unterwerfen". Der dort entschiedene Fall eines vom Apotheker und Arzt gemeinsam entwickelten Arzneimittels weist gegen&#252;ber dem vorliegenden Fall keine Besonderheiten auf, die dazu zwingen, im Falle des Kl&#228;gers von einer Anwendung des &#167; 11 ApoG auf ihn abzusehen. Wenn schon eine gemeinsame Entwicklung von Arzneimitteln, die ohne intensive Zusammenarbeit zwischen Apotheker und Arzt nicht denkbar erscheint, f&#252;r beide Beteiligten die Anwendbarkeit des &#167; 11 ApoG nach sich zieht, mu&#223; dies auch gelten f&#252;r eine m&#246;gliche Vereinbarung zwischen ihnen, auch wenn m&#246;glicherweise eine weniger intensive Zusammenarbeit wie bei einer gemeinsamen Arzneimittelentwicklung gegeben ist. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Im Falle des Kl&#228;gers sind aber die seine ordnungsrechtliche Inanspruchnahme rechtfertigenden Tatbestandsmerkmale des &#167; 11 ApoG nicht zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">&#167; 11 ApoG bezeichnet als Inhalt verbotener Rechtsgesch&#228;fte und Absprachen vier Handlungsgruppen, n&#228;mlich die bevorzugte Lieferung bestimmter Arzneimittel, die Zuf&#252;hrung von Patienten, die Zuweisung von Verschreibungen oder die Fertigung von Arzneimitteln ohne volle Angabe der Zusammensetzung. Von diesen kommen, wovon auch die Beteiligten ausgehen, von der Sache her nur die zweite und dritte Fallgruppe in Betracht. Auch diese Tatbest&#228;nde sind aber bei dem Kl&#228;ger nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Fallgruppe "Zuf&#252;hrung von Patienten" ist nach Auffassung des Senats f&#252;r den Kl&#228;ger als Arzt nicht einschl&#228;gig. Diese Folgerung rechtfertigt sich bei zusammenschauender Wertung der in &#167; 11 ApoG enthaltenen Begriffe schon deshalb, weil die Zuf&#252;hrung eines "Patienten" nur als Zuf&#252;hrung einer Person zu einem Arzt Sinn macht (nur insoweit ist der Begriff "Patient" gebr&#228;uchlich), w&#228;hrend f&#252;r den Fall, da&#223; ein Arzt seine Patienten an eine bestimmte Apotheke verweist, allenfalls von der Zuf&#252;hrung von "Kunden" an diese (nicht aber von "Patienten") gesprochen werden kann. Diese Tatbestandsvariante richtet sich deshalb nur an den Apotheker und sein Personal und soll verhindern, da&#223; diese Absprachen treffen, nach denen sie "Zubringerdienste" f&#252;r einen Arzt, Zahnarzt, Tierarzt oder Heilpraktiker leisten, indem sie dem Publikum, insbesondere auch den Kunden ihrer Apotheke, die Konsultation eines bestimmten Arztes empfehlen. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vgl. Schiedermair/Pieck, Apothekengesetz, 3. Aufl. 1981, &#167; 11 ApoG, RdNr. 14 bis 16; Hoffmann, Gesetz &#252;ber das Apothekenwesen, &#167; 11 RdNr. 8.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Fall der Zuf&#252;hrung eines Kunden durch einen Arzt an eine bestimmte Apotheke, der im vorliegenden Fall in Frage steht, ist mit dieser Variante hingegen nicht gemeint. Eine solche Handlungsweise entspricht vielmehr regelm&#228;&#223;ig dem Fall der "Zuweisung von Verschreibungen" und wird von diesem erfa&#223;t. Mit der im Regelfall erfolgenden Aush&#228;ndigung eines vom Arzt ausgestellten Rezeptes an einen Patienten mit der Bitte, dieses in einer bestimmten Apotheke einzul&#246;sen, wird bei Einl&#246;sung des Rezeptes dieser Apotheke ein Kunde zugef&#252;hrt und zugleich das Merkmal der "Zuweisung einer Verschreibung" erf&#252;llt. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Eine verbotene Absprache in bezug auf die "Zuweisung von Verschreibungen" ist bei dem Kl&#228;ger gleichfalls nicht festzustellen. Dazu z&#228;hlt zun&#228;chst alles, was dazu dient, &#228;rztliche Verschreibungen unter Ausschlu&#223; anderer Apotheken unmittelbar einer einzelnen Apotheke oder mehreren Apotheken anteilm&#228;&#223;ig oder im Wechsel zukommen zu lassen. Entscheidendes Kriterium ist insoweit, da&#223; der Arzt dem Patienten die Verschreibung nicht aush&#228;ndigt, sondern unmittelbar der beg&#252;nstigten Apotheke zugehen l&#228;&#223;t, die dem Patienten sodann die verschriebenen Arzneimittel abgibt. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vgl. Schiedermair/Pieck, a.a.O., &#167; 11 ApoG, RdNr. 17 ff.; Hoffmann, a.a.O., &#167; 11 RdNr. 9.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Bei einer solchen Verfahrensweise wird dem Patienten die Freiheit genommen, die Apotheke, in der er ein vom Arzt ausgestelltes Rezept einl&#246;sen will, frei zu w&#228;hlen. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Kriterien unterf&#228;llt die dem Kl&#228;ger vorgeworfene Handlung, da&#223; einer Patientin durch eine seiner Mitarbeiterinnen zwei Rezepte mit der Bitte ausgeh&#228;ndigt worden seien, diese in der Apotheke im Erdgescho&#223; des Praxisgeb&#228;udes einzul&#246;sen, nicht dem Tatbestandsmerkmal der "Zuweisung von Verschreibungen". Die Rezepte sind nicht direkt der Engel-Apotheke zugeleitet, sondern der betreffenden Patientin &#252;bergeben worden, die diese in der Apotheke im Erdgescho&#223; des Hauses abgegeben hat. </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Zwar erscheint die Erf&#252;llung der Tatbestandsvariante "Zuweisung von Verschreibungen" auch denkbar bei &#220;berbringung des Rezeptes durch den Patienten in die Apotheke und einer auf Initiative des Arztes beruhenden "intensiven und den Patienten einsch&#252;chternden" Empfehlung des Arztes oder seines Praxispersonals, das Rezept nur in einer bestimmten Apotheke einzul&#246;sen; andererseits bleibt auch in einem solchen Fall, in dem der Patient im Besitz des vom Arzt ausgestellten Rezeptes ist, diesem grunds&#228;tzlich die M&#246;glichkeit des Einl&#246;sens in einer Apotheke seiner Wahl. F&#252;r ein derartiges massives Auftreten des Kl&#228;gers oder seines Personals sind aber bez&#252;glich des Vorfalls im Mai 1995, der zum Anla&#223; genommen wurde f&#252;r die Ordnungsverf&#252;gung gegen den Kl&#228;ger, keinerlei Anhaltspunkte ersichtlich. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf den Vorfall im Mai 1995 ist zudem nach Auffassung des Senats das f&#252;r &#167; 11 ApoG erforderliche Tatbestandsmerkmal einer Absprache zwischen dem Apotheker und dem Kl&#228;ger nicht feststellbar. Zwar k&#246;nnen "Absprachen" im Sinne der Bestimmung auch stillschweigend getroffen sein und aus einer eingespielten &#220;bung hervorgehen oder durch schl&#252;ssige Handlungen zustandekommen. Verifizierbare Anhaltspunkte f&#252;r eine in bezug auf die Zuweisung von Verschreibungen bestehende Absprache zwischen dem Kl&#228;ger und dem Apotheker im Erdgescho&#223; desselben Hauses sind aber nicht ersichtlich. Es erscheint schon zweifelhaft, ob sich allein aufgrund eines einmaligen Vorfalls die Annahme einer Absprache, d.h. eines bewu&#223;ten und gewollten Zusammenwirkens,</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 10. Mai 1993 - 13 A 1822/91 -, </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">rechtfertigen l&#228;&#223;t. Zwar mag das Verhalten des Kl&#228;gers und seines Kollegen Dr. H. in der Vergangenheit, in der nach &#167; 11 ApoG unzul&#228;ssige Absprachen u.a. mit dem Apotheker Dr. H. bestanden haben und deretwegen der Kl&#228;ger durch Urteil des Amtsgerichts P. vom 26. Januar 1998 zu einer Geldbu&#223;e von 35.000,-- DM verurteilt worden ist, die Einsch&#228;tzung nahelegen, da&#223; eine entsprechende unzul&#228;ssige Absprache auch mit dem Inhaber der Engel-Apotheke im Erdgescho&#223; des Praxisgeb&#228;udes bestand. Andererseits sind aber die Besonderheiten dieses Falles und des Vorfalls im Mai 1995, der nach Auffassung des Beklagten auch nur bez&#252;glich einer von zwei Rezept-Einl&#246;sungen zu beanstanden war, nicht zu verkennen. Der Kl&#228;ger betreibt eine onkologische Schwerpunktpraxis, die eine wohnortn&#228;here Betreuung der Patienten als in einer Klinik erm&#246;glicht. Die Durchf&#252;hrung ambulanter Krebstherapien erfordert vielfach den Einsatz individuell herzustellender, hochspezifischer Arzneimittel und dementsprechend eine individuelle, auf den jeweiligen Patienten abgestimmte Dosisfindung durch den Arzt. Ob dies zur besseren Betreuung der Patienten generell besondere Versorgungsstrukturen zwischen Arzt, Apotheker und Patient erfordert, </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu beispielsweise Fischer/ Gerdelmann, "Nicht ohne Krankenhausapotheken! Krebstherapie in der ambulanten Versorgung", Die Ersatzkasse 1998, 457, </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">kann dahinstehen. Jedenfalls ist es ein am Markt zu beobachtendes Faktum, da&#223; sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Arztpraxen, h&#228;ufig sogar in ein und demselben Geb&#228;ude, auch Apotheken befinden, insbesondere auch bei auf bestimmte Disziplinen spezialisierten Arztpraxen, auf deren Bed&#252;rfnisse sich die Apotheken einstellen. Dabei handelt es sich um tats&#228;chliche Gegebenheiten, die sich entsprechend den Bed&#252;rfnissen am Markt und u. a. aus wirtschaftlichen &#220;berlegungen, denen sich auch ein Apotheker nicht verschlie&#223;en wird, entwickeln. Eine solche Situation besteht offenbar auch im vorliegenden Fall. Wie zwischen den Beteiligten unstreitig ist, ist die Engel-Apotheke im Erdgescho&#223; des Geb&#228;udes, in dem der Kl&#228;ger seine Arztpraxis betreibt, die einzige Apotheke im r&#228;umlichen Einzugsbereich der Praxis, die die f&#252;r die Herstellung der f&#252;r die Behandlung von Krebskranken ben&#246;tigten Zytostatika-Rezepturen erforderliche apparative Ausstattung hat. Die im Mai 1995 erfolgte Einl&#246;sung des auf ein entsprechendes Zytostatikum bezogenen Rezepts durch die betreffende Patientin in der Engel-Apotheke im Erdgescho&#223; des Praxisgeb&#228;udes begegnet deshalb - auch nach Ansicht des Beklagten - in bezug auf &#167; 11 ApoG keinen Bedenken. Die Einl&#246;sung dieses Rezepts in dieser Apotheke war praktisch unumg&#228;nglich, wollte die Patientin nicht die Unbequemlichkeit auf sich nehmen, eine andere Apotheke aufsuchen zu m&#252;ssen, bei der sie zudem nicht sicher sein konnte, ob diese auch zur Herstellung des Arzneimittels in der Lage war. Nach der Beschreibung des Vorfalls im Mai 1995 in den Verwaltungsvorg&#228;ngen des Beklagten ist der Patientin in der Apotheke gesagt worden, sie k&#246;nne wieder in die Praxis gehen und die Medikamente w&#252;rden nach oben gebracht. Dieser Hinweis des Apothekenpersonals l&#228;&#223;t erkennen, da&#223; noch am selben Tage eine weitere Behandlung der Patientin in der Praxis des Kl&#228;gers erforderlich war. Es entspricht aber nicht der Lebenserfahrung, da&#223; eine Patientin, die im Rahmen einer Krebstherapie ein Rezept f&#252;r ein noch herzustellendes Arzneimittel in einer dazu geeigneten nahen Apotheke einl&#246;st, ein anderes - zwar auch f&#252;r die Krebstherapie notwendiges, aber ein Fertigarzneimittel betreffendes - Rezept in einer anderen, m&#246;glicherweise weit(er) entfernten Apotheke vorlegt. Bei unmittelbarer r&#228;umlicher N&#228;he zwischen Arztpraxis und Apotheke und insbesondere, wenn sich beide in ein und demselben Geb&#228;ude befinden, spricht vielmehr vieles daf&#252;r, da&#223; die ohnehin physisch, aber auch psychisch labilen Patienten gerade einer onkologischen Praxis den "bequemsten Weg" w&#228;hlen und die im Rahmen der Krebstherapie erhaltenen Rezepte in der n&#228;chstgelegenen und am schnellsten erreichbaren Apotheke einl&#246;sen, zumal dann, wenn diese die einzige Apotheke im weiteren Umkreis ist, die zur Herstellung des individuell zusammengestellten Zytostatika-Mittels in der Lage ist. Aus diesem Umstand erkl&#228;rt sich auch die auf einer Auswertung von Krankenkassen-Unterlagen beruhende Mitteilung des Beklagten, die in der Engel-Apotheke eingel&#246;sten Rezepte stammten zu mehr als 90 % aus der Praxis des Kl&#228;gers und seines Kollegen. Dieses nach den tats&#228;chlichen Gegebenheiten und aufgrund des Vorstehenden nicht au&#223;ergew&#246;hnliche Faktum kann nicht als durchschlagendes Indiz f&#252;r eine (apothekenrechtlich unzul&#228;ssige) Absprache zwischen dem Kl&#228;ger und dem Inhaber der Apotheke oder dem Apothekenpersonal gewertet werden. Vor dem dargestellten Hintergrund kann die in der Schilderung des Vorfalls von Mai 1995 wiedergegebene Bitte einer Praxismitarbeiterin des Kl&#228;gers an die Patientin, die Rezepte in der Apotheke im Hause - Parterre - einzul&#246;sen, auch im Sinne einer den Interessen der Patientin entgegenkommenden Empfehlung verstanden werden, aufgrund der eine m&#246;glichst schnelle Besorgung der notwendigen Arzneimittel und ein m&#246;glichst rascher Abschlu&#223; der Behandlungsnotwendigkeiten durch den Kl&#228;ger oder seinen Kollegen an diesem Tag erm&#246;glicht werden sollte. Ein zwingendes Indiz f&#252;r das Bestehen einer unzul&#228;ssigen Absprache zwischen dem Kl&#228;ger und dem Apothekenerlaubnisinhaber in bezug auf eine unzul&#228;ssige Zuweisung von Verschreibungen liegt deshalb auch darin nicht. Dies gilt erst recht angesichts der aus den Unterlagen des Beklagten erkennbaren, von diesen unterschriebenen Erkl&#228;rung der Mitarbeiter der Praxisgemeinschaft des Kl&#228;gers, da&#223; sie anl&#228;&#223;lich der Er&#246;ffnung der Engel-Apotheke im Februar 1995 nachdr&#252;cklich dar&#252;ber aufgekl&#228;rt und angewiesen worden seien, keine Patienten an die Engel-Apotheke oder andere konkrete Apotheken verweisen zu d&#252;rfen, und da&#223; alle Rezepte den Patienten ausgeh&#228;ndigt werden m&#252;&#223;ten und nicht von Praxismitarbeitern in die Apotheke verbracht werden d&#252;rften. Weitere Indizien, die die Annahme einer unzul&#228;ssigen Absprache rechtfertigen k&#246;nnen, sind aber weder von der Beklagten dargetan worden noch sonst ersichtlich. Dies gilt auch f&#252;r das Mietverh&#228;ltnis zwischen dem Kl&#228;ger und dem Inhaber der Engel- Apotheke; andernfalls w&#228;re Letzterem wohl die Apothekenbetriebserlaubnis nicht erteilt worden. Der nach der Beschreibung des Vorfalls von Mai 1995 erfolgte Verzicht des Apothekers auf die Bezahlung eines Rezeptanteils durch die Patientin reicht, weil dies der Patientin zugute kam und f&#252;r das Verh&#228;ltnis zwischen dem Kl&#228;ger und dem Apotheker unmittelbar nichts aussagt, insoweit nicht. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,376
ovgnrw-1999-09-02-4-b-155499
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 B 1554/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-12T13:54:20
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0902.4B1554.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> Der auf die Zulassungsgr&#252;nde des &#167; 146 Abs. 4 in Verbindung mit &#167; 124 Abs. 2 Nrn. 1 und 3 VwGO gest&#252;tzte Antrag hat keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Darlegungen der Antragstellerin innerhalb der Antragsfrist begr&#252;nden keine ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Beschlusses (&#167; 146 Abs. 4 in Verbindung mit &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO). </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin vertritt die Auffassung, &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO in der im Jahre 1998 g&#252;ltigen Fassung sei unwirksam. &#167; 8 AltPflG erm&#228;chtige den Verordnungsgeber nicht, den in &#167; 7 AltPflG erw&#228;hnten Begriff "alte Menschen" in &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO als "Personen nach Vollendung des 60. Lebensjahres" zu definieren. Die Ung&#252;ltigkeit des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO f&#252;hre zur Ung&#252;ltigkeit der UmlageVO insgesamt. Unmittelbar auf die gesetzlichen Regelungen in &#167; 7 AltPflG k&#246;nne der Heranziehungsbescheid nicht gest&#252;tzt werden, weil die in &#167; 8 AltPflG enthaltene Verordnungserm&#228;chtigung eine Rechtsanwendungssperre enthalte. Dem ist nicht zu folgen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO hatte in seiner Ursprungsfassung vom 28. September 1994 (GV. NRW. 1994, S. 843) folgenden Wortlaut: </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Bei der Umrechnung der &#252;ber die ambulanten Dienste erbrachten Leistungsstunden f&#252;r die Pflege alter Menschen in Vollzeitstellen ist von einer Durchschnittsarbeitszeit von 1553 Jahresarbeitsstunden f&#252;r eine Vollzeitkraft auszugehen."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> Die Verwendung des Begriffs "alter Menschen" entsprach der Formulierung in &#167; 7 Abs. 3 AltPflG. &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO ist durch Art. I Nr. 1 b der Verordnung zur &#196;nderung der Verordnung &#252;ber die Erhebung einer Umlage nach dem Altenpflegegesetz vom 12. Dezember 1996 (GV. NRW. 1996, S. 520) - &#196;ndVO - mit Wirkung ab 1. Januar 1997 (vgl. Art. II) ge&#228;ndert worden. Art. I Nr. 1 b &#196;ndVO lautet:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">"&#167; 2 wird wie folgt ge&#228;ndert:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In Absatz 1 Satz 3 werden die W&#246;rter alter Menschen durch die W&#246;rter von Personen nach Vollendung des 60. Lebensjahres ersetzt."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> Es k&#246;nnte sich deshalb allein die Frage stellen, ob der Verordnungsgeber durch &#167; 8 AltPflG zu dieser &#196;nderung des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO erm&#228;chtigt war. Fehlte es an einer solchen Erm&#228;chtigung, wie die Antragstellerin meint, so w&#228;re Art. I Nr. 1 b &#196;ndVO ung&#252;ltig. Das h&#228;tte allerdings nur zur Folge, da&#223; die UmlageVO, soweit &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 in Rede steht, wieder in der urspr&#252;nglichen Fassung anzuwenden w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Fortgeltung alter Rechtsvorschriften im Falle der Nichtigkeit der sie ersetzenden Regelungen vgl.: Schneider, Gesetzgebung, 1982, S. 275 f., Ipsen, Rechtsfolgen der Verfassungswidrigkeit von Norm und Einzelakt, 1980, S. 258 f., Pestalozza, Verfassungsproze&#223;recht, 2. Aufl. 1982, S. 175, BVerwG, Urteil vom 10. August 1990 - 4 C 3.90 ,BVerwGE 85, 289, 292.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> Diese entspricht der gesetzlichen Vorgabe in &#167; 7 Abs. 3 AltPflG und ist mit der Konzeption der UmlageVO im &#252;brigen zu vereinbaren. Aus diesem Grunde kann auch nicht angenommen werden, da&#223; eine Ung&#252;ltigkeit des Art. I Nr. 1 b &#196;ndVO die Ung&#252;ltigkeit der &#252;brigen Regelungen der &#196;ndVO oder gar der UmlageVO insgesamt zur Folge h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Vortrag der Antragstellerin, die Regelungen des &#167; 7 Abs. 3 Satz 1, Abs. 4 Nrn. 3 und 4 und Abs. 5 AltPflG seien nichtig, weil sie, soweit darin der Begriff "alte Menschen" verwendet werde, nicht den Grunds&#228;tzen der Normklarheit und der Justitiabilit&#228;t entspr&#228;chen, gen&#252;gt nicht den Darlegungsanforderungen des &#167; 146 Abs. 5 Satz 3 VwGO. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die grunds&#228;tzliche Zul&#228;ssigkeit unbestimmter Begriffe entbindet den Gesetzgeber nicht davon, eine Vorschrift so zu fassen, da&#223; sie den rechtsstaatlichen Grunds&#228;tzen der Normklarheit und Justitiabilit&#228;t entspricht. Sie mu&#223; in ihren Voraussetzungen und ihrem Inhalt so formuliert sein, da&#223; die von ihr Betroffenen die Rechtslage erkennen und ihr Verhalten danach einrichten k&#246;nnen. Die Gerichte m&#252;ssen in der Lage sein, die gesetzgeberische Entscheidung zu konkretisieren. Andererseits kann nicht erwartet werden, da&#223; jeder Zweifel ausgeschlossen wird. Die Auslegungsbed&#252;rftigkeit nimmt einer Vorschrift noch nicht die rechtsstaatlich gebotene Bestimmtheit; es ist Aufgabe der Rechtsanwendungsorgane, Zweifelsfragen zu kl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">So BVerfG, Beschlu&#223; vom 7. Juli 1971 - 1 BvR 775/66 -, BVerfGE 31, 255, 264.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Hiervon ausgehend h&#228;tte die Antragstellerin im einzelnen und substantiiert darlegen m&#252;ssen, inwiefern die fraglichen Vorschriften nach den vorgenannten Grunds&#228;tzen zu beanstanden sein sollen. Daran fehlt es.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin meint weiter, es handele sich bei der Umlage nach dem Altenpflegegesetz um eine offensichtlich verfassungswidrige Sonderabgabe. Das Verwaltungsgericht habe die Offensichtlichkeit zu Unrecht verneint. Auch dieser Einwand greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bereits in seinem Beschlu&#223; vom 16. M&#228;rz 1998 - 4 B 40/98 -, NWVBl. 1998, 359, ausgef&#252;hrt, da&#223; die Frage der Verfassungswidrigkeit im Verfahren auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nicht gekl&#228;rt werden kann. Hieran h&#228;lt er fest. Deshalb l&#228;&#223;t sich auch eine offensichtliche Verfassungswidrigkeit nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 28. April 1999 - 7 K 7478/97 - u.a.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"> und das Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 1. Juni 1999 - 3 K 9998/97 -</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> in erstinstanzlich anh&#228;ngigen Hauptsacheverfahren dem Bundesverfassungsgericht die Frage vorgelegt haben, ob die f&#252;r die Umlageerhebung ma&#223;geblichen Vorschriften des Altenpflegegesetzes mit dem Grundgesetz vereinbar sind, rechtfertigt keine andere Entscheidung, zumal die Gerichte zu durchaus unterschiedlichen rechtlichen Bewertungen gelangen. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Beide Gerichte gehen zwar davon aus, da&#223; es sich bei der Umlage um eine Sonderabgabe handelt, sind sich jedoch nicht einig darin, an welchen der f&#252;r die Erhebung einer derartigen Abgabe erforderlichen Voraussetzungen es mangeln soll. Nach Auffassung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen fehlt es an einer Gruppenhomogenit&#228;t, weil Einrichtungen zur Pflege alter Menschen nicht sachgerecht von Pflegeeinrichtungen abgegrenzt werden k&#246;nnten, die sich nicht mit der Pflege alter Menschen befassen. Die Frage, ob - bei gleichwohl unterstellter Homogenit&#228;t - eine spezifische Beziehung zwischen dem Kreis der Abgabepflichtigen und dem mit der Abgabenerhebung verfolgten Zweck besteht, l&#228;&#223;t das Gericht offen, weil der Umfang der Gruppenverantwortung nicht geregelt sei. Demgegen&#252;ber nimmt das Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf eine hinreichende Homogenit&#228;t der belasteten Gruppe an und bejaht auch eine spezifische Beziehung. Es ist jedoch der Auffassung, da&#223; die Sonderabgabe nicht gruppenn&#252;tzig verwendet wird. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidungen des Verwaltungsgerichts L&#252;neburg </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vorlagebeschlu&#223; vom 10. M&#228;rz 1999 - 5 A 21/98 - (= BVerfG - 2 BvL 1/99 - )</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"> und des VGH Baden-W&#252;rttemberg</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 28. Juli 1998 - 2 S 624/98 -, NVwZ-RR 1999, 35 im Verfahren auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"> verhalten sich nicht zur Rechtslage in Nordrhein-Westfalen. Auch hier divergieren im &#252;brigen die Begr&#252;ndungen. So ist das Verwaltungsgericht L&#252;neburg der Auffassung, es liege zwar eine Gruppenhomogenit&#228;t vor, es fehle aber sowohl an der spezifischen Sachn&#228;he als auch an einer gruppenn&#252;tzigen Verwendung, w&#228;hrend der VGH Baden-W&#252;rttemberg Bedenken hinsichtlich der Gruppenhomogenit&#228;t und Finanzierungsverantwortlichkeit &#228;u&#223;ert. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin wendet sich au&#223;erdem gegen die Auffassung des Verwaltungsgerichts, es fehle an einem berechtigten Interesse an der Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes. Fiskalische Interessen, etwa das &#246;ffentliche Interesse an einer geordneten Haushaltswirtschaft, seien im Rahmen der Interessenabw&#228;gung nicht zu ber&#252;cksichtigen. Von Bedeutung sei hingegen, da&#223; die Zahlung der Umlage f&#252;r sie erhebliche Liquidit&#228;tsprobleme mit sich bringe.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Darauf kommt es im Ergebnis jedoch nicht an. Nach der Begr&#252;ndung des Verwaltungsgerichts w&#252;rde sich die Frage, ob die Antragstellerin nach Abw&#228;gung der widerstreitenden Interessen ein berechtigtes Interesse besitzt, entscheidungserheblich nur stellen, wenn sich ernstliche Zweifel allein aus der Verfassungswidrigkeit einer Norm erg&#228;ben. Derartige Zweifel hat das Verwaltungsgericht aber gerade verneint.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon hat das Verwaltungsgericht bei seiner Interessenabw&#228;gung aber auch nicht auf allgemeine fiskalische Interessen abgestellt, sondern ausgef&#252;hrt, da&#223; durch Einnahmeausf&#228;lle letztlich die finanzielle Ausstattung der Fachseminare f&#252;r Altenpflege in Frage gestellt werde. Weshalb im &#252;brigen die Zahlung der Umlage f&#252;r das Jahr 1998 zu Liquidit&#228;tsproblemen bei der Antragstellerin f&#252;hren soll, ist aufgrund der Darlegungen im Zulassungsantrag nicht nachvollziehbar. Die erheblichen Verluste, die die Antragstellerin nach der eidesstattlichen Versicherung ihres Prokuristen unabh&#228;ngig von Umlagezahlungen erwirtschaftet hat, ohne da&#223; bisher Anla&#223; zu einer Betriebseinstellung bestand, deuten darauf hin, da&#223; sie mit abgesicherten Bankkrediten arbeitet. Weshalb gerade die Umlage f&#252;r das Jahr 1998 insoweit nicht finanzierbar sein soll, ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin eine grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache geltend macht (&#167; 146 Abs. 4 in Verbindung mit &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO), gen&#252;gt der Zulassungsantrag nicht den Darlegungsanforderungen des &#167; 146 Abs. 5 Satz 3 VwGO. Die grunds&#228;tzliche Bedeutung einer Rechtssache ist nur dargelegt, wenn in dem Zulassungsantrag eine konkrete Frage aufgeworfen wird und ein Hinweis auf den Grund enthalten ist, der das Vorliegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung rechtfertigen soll. Der pauschale Hinweis auf die "f&#252;r die Beurteilung des Streitfalls ma&#223;geblichen Rechtsfragen" reicht daf&#252;r nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Streitwertfestsetzung ergibt sich aus &#167;&#167; 20 Abs. 3, 13 Abs. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,377
ovgnrw-1999-09-02-16-b-155599
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
16 B 1555/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:37
2019-02-12T13:54:20
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0902.16B1555.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Zulassungsantrag hat keinen Erfolg, weil die geltend gemachten Zulassungsgr&#252;nde entsprechend &#167; 124 Abs. 2 Nrn. 1, 2 und 3 VwGO iVm &#167; 146 Abs. 4 VwGO nicht hinreichend dargelegt sind bzw. nicht vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel an der Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung im Sinne des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO bestehen nicht. Anders als von der genannten Vorschrift vorausgesetzt, ruft das Vorbringen des Antragstellers nicht Bedenken von solchem Gewicht gegen die Richtigkeit der erstinstanzlichen Entscheidung hervor, da&#223; deren Ergebnis ernsthaft in Frage gestellt ist und bei summarischer Pr&#252;fung die Annahme gerechtfertigt erscheint, der Erfolg des zuzulassenden Rechsmittels sei wahrscheinlicher als dessen Mi&#223;erfolg. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die angefochtene Entscheidung im wesentlichen darauf gest&#252;tzt, der Antragsteller habe einen Anordnungsanspruch nicht glaubhaft gemacht, weil nicht von der &#246;rtlichen Zust&#228;ndigkeit der Antragsgegnerin ausgegangen werden k&#246;nne. Da sich nicht zweifelsfrei feststellen lasse, wo der Antragsteller vor Beginn des Strafvollzuges am 13. November 1998 im Sinne des &#167; 86 a Abs. 2 bzw. 3 SGB VIII seinen gew&#246;hnlichen bzw. tats&#228;chlichen Aufenthalt gehabt habe, bestimme sich die Zust&#228;ndigkeit des &#246;rtlichen Jugendhilfetr&#228;gers gem&#228;&#223; &#167; 86 d SGB VIII danach, wo der Antragsteller unmittelbar vor Beginn der Aufnahme in die Jugendwohngemeinschaft des M. e.V. seinen tats&#228;chlichen Aufenthalt gehabt habe. Danach scheide eine Zust&#228;ndigkeit der Antragsgegnerin zum vorl&#228;ufigen T&#228;tigwerden aus; denn unmittelbar vor seiner Aufnahme in das Jugendwohnheim des M. e.V. am 2. Februar 1999 habe sich der Antragsteller in der Zeit vom 26. Januar bis zum 2. Februar 1999 in der JVA S. aufgehalten. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die innerhalb der Antragsfrist des &#167; 146 Abs. 5 Satz 1 VwGO erfolgten Darlegungen wecken keine Zweifel an der Richtigkeit dieser Begr&#252;ndung und der getroffenen Entscheidung. Der Antragsteller macht geltend, das Verwaltungsgericht h&#228;tte seiner W&#252;rdigung den Inhalt der eidesstattlichen Versicherung vom 12. Juli 1999 zugrundelegen m&#252;ssen, wonach er sich vor seiner Inhaftierung, wenn auch obdachlos und an wechselnden Pl&#228;tzen, im Gebiet der Stadt B. aufgehalten habe. Zu Unrecht habe das Verwaltungsgericht einen Widerspruch zwischen seiner eidesstattlichen Versicherung vom 12. Juli 1999 und den Angaben in seinem handschriftlichen Lebenslauf vom 14. Januar 1999 gesehen. Tats&#228;chlich stelle die eidesstattliche Versicherung lediglich eine Konkretisierung des handschriftlichen Lebenslaufes dar. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Auch nach Auffasssung des Senats kann indes die eidesstattlichen Versicherung des Antragstellers vom 12. Juli 1999 nicht als blo&#223;e Konkretisierung des handschriftlichen Lebenslaufes verstanden werden. In ihm hei&#223;t es n&#228;mlich, nach dem Verlust der eigenen Wohnung im Sommer 1998 habe der Antragsteller bei Freunden gewohnt und sei straff&#228;llig geworden und am 13. November 1998 inhaftiert worden. Mit dieser Angabe l&#228;&#223;t sich bei der im vorliegenden Verfahren allein m&#246;glichen summarischen Pr&#252;fung der Inhalt der eidesstattlichen Versicherung nicht in Einklang bringen, wonach er in der Zeit vom 30. August 1998 bis zu seiner Inhaftierung an wechselnden &#246;ffentlichen Pl&#228;tzen bzw. in Stra&#223;en- und U-Bahnen im Stadtgebiet B. geschlafen und lediglich "einmal ... bei einem H. F. in der M. Stra&#223;e" &#252;bernachtet habe, wobei die Formulierung "bei einem H. F. " nahelegt, da&#223; es sich insoweit gerade nicht um einen Freund, sondern um einen Bekannten gehandelt hat. Soweit in der eidesstattlichen Versicherung &#252;berhaupt mit &#246;rtlichem Bezug von Freunden die Rede ist, hei&#223;t es, der Antragsteller habe "Freunde in St. A. und in S. besucht". Nimmt man hinzu, da&#223; die Sachbearbeiterin N. vom Jugendamt der Antragsgegnerin ausweislich eines internen Schreibens vom 3. Mai 1999 und der zu den Gerichtsakten gereichten Stellungnahme vom 21. Juli 1999 auf Grund eines mit dem Antragsteller am 9. Februar 1999, &#252;ber l&#228;ngere Zeit auch unter vier Augen gef&#252;hrten Gespr&#228;chs den Eindruck gewonnen hatte, der Antragsteller habe sich vor seiner Inhaftierung an verschiedenen Orten im R. -S. - Kreis aufgehalten, kann nicht mit der f&#252;r die begehrte Entscheidung erforderlichen &#252;berwiegenden Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, der Antragsteller habe vor seiner Inhaftierung seinen gew&#246;hnlichen oder tats&#228;chlichen Aufenthalt im Sinne von &#167; 86 a Abs. 1 bis 3 SGB VIII im Stadtgebiet B. gehabt, mag sich dies im Falle einer eventuellen sp&#228;teren Beweisaufnahme auch als zutreffend herausstellen. Die Tatorte der dem Urteil des Amtsgerichts S. vom 2. Februar 1999 - 28 Ls 76/98 - zugrundeliegenden Straftaten ergeben insoweit ebenfalls kein eindeutiges Bild: Zwar trifft es zu, da&#223; die vom Antragsteller benannten Delikte im Bereich der Stadt B. ver&#252;bt worden sind; andere Taten sind hingegen im R. - S. -Kreis begangen worden. Ausweislich des Urteils des Amtsgerichts S. vom 2. Februar 1999 hat der Antragsteller etwa am 9. Oktober 1998 gegen 17.19 Uhr den Bus der Linie 535 von S. A. -N. nach S. ohne Fahrausweis benutzt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Steht nach alllem die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit des Jugendhilfetr&#228;gers nach &#167; 86 a Abs. 1 bis 3 SGB VIII nicht fest, so hat das Verwaltungsgericht zu Recht die &#167; 43 Abs. 1 SGB I verdr&#228;ngende (vgl. &#167; 37 Satz 1 SGB I)</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">- so auch Hauck, SGB VIII, &#167; 86 d Rdnr. 2 -</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">und einen Schutz der Einrichtungsorte entsprechend &#167; 86 a Abs. 2 SGB VIII nicht enthaltende Regelung des &#167; 86 d SGB VIII &#252;ber die Verpflichtung zum vorl&#228;ufigen T&#228;tigwerden als einschl&#228;gig angesehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Aus dem Vorstehenden ergibt sich zugleich, da&#223; der Antragsteller sich auch auf den Zulassungsgrund des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 VwGO (besondere tats&#228;chliche und rechtliche Schwierigkeiten der Rechtssache) nicht berufen kann, unabh&#228;ngig davon, ob man diesen Zulassungsgrund dahin versteht, da&#223; er &#252;berdurchschnittliche, das normale Ma&#223; nicht unerheblich &#252;bersteigende Schwierigkeiten erfassen will, oder ob er dann anzunehmen ist, wenn wegen der besonderen rechtlichen Schwierigkeiten der Sache im Zulassungsverfahren eine Prognose &#252;ber den Ausgang des Rechtsstreits nicht m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. Seibert, Das Verfahren auf Zulassung der Berufung - Erfahrungen mit der 6. VwGO-Novelle, NVwZ 1999, 113 (116).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zwar ist es im Hinblick auf die Handhabung der Zust&#228;ndigkeitsregelungen des &#167; 86 a Abs. 1 bis 3 SGB VIII m&#246;glicherweise schwierig zu kl&#228;ren, wo der Antragsteller sich vor seiner Inhaftierung im November 1998 tats&#228;chlich aufgehalten hat. Da das Gesetz mit der Vorschrift des &#167; 86 d SGB VIII &#252;ber die Verpflichtung zum vorl&#228;ufigen T&#228;tigwerden jedoch eine Bestimmung enth&#228;lt, die diesen Schwierigkeiten Rechnung tr&#228;gt, sind die Voraussetzungen des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 iVm &#167; 146 Abs. 4 VwGO im vorliegenden Eilverfahren nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auch grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 iVm &#167; 146 Abs. 4 VwGO kommt der Rechtssache nicht zu, weil von Seiten des Antragstellers anders als erforderlich eine kl&#228;rungsbed&#252;rftige Rechtsfrage nicht benannt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks"> II.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da dem Antrag auf Zulassung der Beschwerde nicht stattgegeben werden kann, ist die vom Antragsteller vorsorglich bereits eingelegte Beschwerde nach &#167; 146 Abs. 4 VwGO nicht statthaft. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 2, 188 Satz 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beschlu&#223; ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,378
olgham-1999-09-02-2-ss-70899
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ss 708/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:26
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0902.2SS708.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">G r ü n d e :</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Angeklagte ist durch das angefochtene Urteil wegen Steuerhehlerei in zwei Fällen zu einer Gesamtgeldstrafe von 125 Tagessätzen zu je 35,- DM verurteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach den Urteilsfeststellungen hat die Angeklagte, die sich in der Hauptverhandlung zur Sache nicht eingelassen hat, zwischen September und Dezember 1994 von dem gesondert verfolgten Zeugen H mindestens 300 Stangen (60.000 Stück) und erneut im Januar 1995 100 Stangen (20.000 Stück) unverzollte und unversteuerte Zigaretten der Marken "West" und "HB" zum Kaufpreis von 25,- DM angekauft und dadurch Abgaben (Zoll, Tabaksteuer und Einfuhrumsatzsteuer) in Höhe von insgesamt 20.924,- DM hinterzogen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Angeklagte mit Schriftsatz ihrer Verteidigerin vom 4. März 1999, eingegangen beim Amtsgericht am 8. März 1999, "Rechtsmittel" eingelegt. Das Urteil ist der Verteidigerin am 26. März 1999 zugestellt worden. Mit auf den 25. März 1999 datiertem Schriftsatz der Verteidigerin, der am 6. April 1999 beim Amtsgericht eingegangen ist, hat die Angeklagte das Rechtsmittel als "Sprungrevision" bezeichnet und</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">- ausdrücklich und ausschließlich - die Verletzung formellen Rechts gerügt. Unter der Überschrift "Verfahrensrügen" folgen sodann weitere Ausführungen, die abschließend dahin zusammengefasst werden, dass das erkennende Gericht zu einem Freispruch hätte kommen müssen und der Sprungrevision stattzugeben sei.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Revision war als unzulässig zu verwerfen. Sie ist</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">zwar form- und fristgerecht eingelegt und wirksam als</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">(Sprung-)Revision bezeichnet worden (Kleinknecht/Meyer-Goßner, StPO, 44. Aufl., § 335 Rdnr 2 und 6), doch genügt die Begründungsschrift nicht den Anforderungen des § 344 Abs. 2 S. 2 StPO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Soweit die Revision Verfahrensrügen in Form von Aufklärungsrügen beinhaltet, sind diese nicht in zulässiger Weise begründet worden. Insoweit hat die Revision schon nicht dargelegt, welche Fragen im einzelnen das Gericht an die Zeugen noch hätte stellen sollen und welche Antworten die Zeugen gegeben hätten.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Davon abgesehen kann die Aufklärungsrüge nicht darauf ge-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">stützt werden, ein vom Gericht benutztes Beweismittel sei</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">nicht voll ausgeschöpft worden (vgl. BGHSt 17, 351, 352; Kleinknecht/Meyer- Goßner, a.a.O., § 244 Rdnr. 82).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch die Sachrüge ist nicht ordnungsgemäß erhoben.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine ausdrückliche Rüge der Verletzung sachlichen Rechts fehlt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Ausführungen in der Rechtfertigungsschrift ergeben, dass die Beschwerdeführerin in Wahrheit nicht die Rechtsanwendung beanstandet, sondern die Beweiswürdigung und damit die Richtigkeit der Urteilsfeststellungen angreifen will (vgl. Senats-</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">beschluss vom 16. Februar 1999 in 2 Ss OWi 42/99 = DAR 1999, 276; BGH AnwBl 1994, 92; Kleinknecht/Meyer-Goßner, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">§ 344 Rdnr. 19 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine zulässig erhobene Sachrüge setzt aber voraus, dass die Revision - allein oder neben der Verfahrensrüge - zweifelsfrei erkennbar auf die Verletzung sachlichen Rechts gestützt werden soll. Die den Inhalt der Sachrüge ausmachende - schlüssige - Behauptung, dass auf den im Urteil festgestellten Sachverhalt materielles Recht falsch angewendet worden sei, ist der Revisionsbegründung nicht zu entnehmen. Eine derartige - schlüssi-</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">ge - Behauptung kann insbesondere auch nicht in der bloßen Erklärung der Revisionseinlegung und in der Feststellung, der Tatrichter hätte zu einem Freispruch gelangen müssen, gesehen werden (vgl. BGH bei Kusch, NStZ 1993, 31).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Aus der mit Schriftsatz vom 25. März 1999 abgegebenen Begründung der Revision ergibt sich insoweit nur, dass die Beschwerdeführerin beanstanden will, das Amtsgericht habe seine Aufklärungspflicht verletzt und die Glaubwürdigkeit des Zeugen H nicht ausreichend gewürdigt. Ob mit diesen Ausführungen zugleich auch die fehlerhafte Anwendung des materiellen Rechts geltend gemacht werden soll, ist nicht ersichtlich und auch dem Zusammenhang der Revisionsbegründung nicht zu entnehmen, zumal sich die Angriffe allein gegen die Beweiswürdigung richten (vgl. BGH NStZ 1991, 597 sowie BGHR StPO § 344 Abs. 2 S. 1,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Revisionsbegründung 2).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Das Rechtsmittel war daher gemäß § 349 Abs. 1 StPO mit der sich aus § 473 Abs. 1 StPO ergebenden Kostenfolge als unzulässig zu verwerfen.</p>
114,379
olgham-1999-09-02-2-s-sbd-6-161-u
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 (s) Sbd. 6 - 161 u. 162/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:26
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0902.2S.SBD6.161U162.9.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px"><b><span style="text-decoration:underline;">Gründe:</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller begehren für ihre Tätigkeit im vorliegenden Verfahren als gerichtlich bestellte Verteidiger des Angeklagten S jeweils eine angemessene Pauschvergütung, die nach ihrer Auffassung noch über den Höchstgebühren eines Wahlverteidigers liegen sollte. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bereits durch Beschluss vom 17. März 1997 (2 (s) Sbd. 5 - 240/96 und 18/97) die Anträge der Antragsteller auf Bewilligung einer Pauschvergütung abgelehnt sowie beiden Antragstellern durch Beschluss vom 8. März 1999 (2 (s) Sbd. 5 - 243/98 u. 1/99) einen Vorschuss auf eine künftige Pauschvergütung in Höhe von jeweils 25.000,- DM bewilligt. In diesen Beschlüssen hat der Senat Ausführungen zum besonderen Umfang und zur besonderen Schwierigkeit des vorliegenden Wirtschaftsstrafverfahrens gemacht. Auf diese Ausführungen wird Bezug genommen, insbesondere auch hinsichtlich der dargelegten Tätigkeit der Antragsteller. Nachdem nunmehr auch hinreichende Informationen über die - eingeschränkte - Tätigkeit der Antragsteller im Revisionsverfahren vorliegen, kann eine endgültige Entscheidung über die Pauschvergütungsanträge getroffen werden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Vertreter der Staatskasse hat in seiner ausführlichen Stellungnahme vom 26. Juli 1999 die den Antragstellern zustehenden gesetzlichen Gebühren sowie die sich aus den vorliegenden Akten ergebenden Prozessdaten zutreffend wiedergegeben. Der Senat nimmt daher zur Vermeidung von Wiederholungen auch auf diese den Antragstellern bekanntgegebene Stellungnahme Bezug. Da sie zudem mit der Senatsrechtsprechung übereinstimmt, tritt ihr der Senat auch in ihrer Begründung bei. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Danach ist zusammenfassend festzustellen, dass es sich für beide Antragsteller um ein besonders schwieriges und auch besonders umfangreiches Verfahren gehandelt hat. Sowohl der enorme Aktenumfang als auch die insgesamt sehr lange Verfahrensdauer haben dem Verfahren das besondere Gepräge gegeben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bei der Bemessung der Höhe der zu bewilligenden Pauschvergütung war insbesondere zum einen zu berücksichtigen, dass die Vorbereitung der am 12. September 1996 begonnen Hauptverhandlung nach der Beiordnung der Antragsteller angesichts des außerordentlichen Umfangs des Aktenmaterials einen ganz erheblichen Arbeitsaufwand erforderte. Dies gilt auch für Rechtsanwalt X, der sich zunächst als Wahlverteidiger über einen längeren Zeitraum bereits in die Materie eingearbeitet hatte. Darüber hinaus hat die Vor- und Nachbereitung der einzelnen Hauptverhandlungstage die Antragsteller zusätzlich in erheblichem Umfang in Anspruch genommen und im übrigen auch zu zahlreichen Besprechungen der Antragsteller untereinander sowie mit ihrem Mandanten geführt. Insoweit wird auf die Ausführungen der Antragsteller in ihren Schriftsätzen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Andererseits bedeutete es während der Hauptverhandlung für die Antragsteller jedoch auch eine Erleichterung, dass für ihren Mandanten jeweils ein weiterer Verteidiger zur Verfügung stand. Rechtsanwalt X hat von den insgesamt 98 Hauptverhandlungstagen nur an 92 Tagen und Rechtsanwalt Q nur an 88 Tagen teilgenommen. Zudem war Rechtsanwalt Q an diesen von ihm wahrgenommenen Hauptverhandlungstagen an 21 Tagen jeweils für zum Teil mehrere Stunden vorübergehend nicht anwesend, während Rechtsanwalt X nur an einem der von ihm wahrgenommenen Tage für rund eine halbe Stunde nicht anwesend war. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diese Umstände machen deutlich, dass die Antragsteller auch neben ihrer Tätigkeit für das vorliegende Verfahren noch die Möglichkeit hatten, in nicht unerheblichem Umfang andere Mandate wahrzunehmen und einigermaßen flexibel ihre übrige Arbeitszeit einzuteilen, was insbesondere für Rechtsanwalt Q, der zudem </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">seine Kanzlei am Sitz des Gerichts betreibt, zutrifft. Im übrigen hat auch der Vertreter der Staatskasse bereits auf die relativ lockere Terminierung zutreffend hingewiesen. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Daraus folgt, dass für die Antragsteller an sich entsprechend der ständigen Rechtsprechung des Senats eine Pauschvergütung in der Nähe der Höchstgebühren eines Wahlverteidigers nicht in Betracht kommen könnte. Diese Gebühren können nämlich nur dann erreicht oder in besonderen Ausnahmefällen gar überschritten werden, wenn der Verteidiger über einen sehr langen Zeitraum von vielen Monaten oder gar mehreren Jahren nahezu ausschließlich für das vorliegende Verfahren tätig gewesen wäre. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wenn der Senat gleichwohl hier Pauschvergütungen jeweils in der Nähe der Wahlanwaltshöchstgebühren - bezüglich der Antragsteller gestaffelt nach der zusätzlichen Abwesenheit während nur zum Teil wahrgenommener Hauptverhandlungstage - festgesetzt hat, liegt dies in erster Linie darin begründet, dass aufgrund der enormen Fülle des Aktenmaterials und aufgrund des Umfanges der Vorbereitung auf die Hauptverhandlung jedenfalls zeitweilig andere anwaltliche Verpflichtungen kaum übernommen und wahrgenommen werden konnten. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Unter Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Umstände und des gesamten Vorbringens der Antragsteller erschienen dem Senat die aus dem Tenor ersichtlichen Pauschvergütungen angemessen, so dass sie - unter Ablehnung der weitergehenden Anträge - in den genannten Höhen festgesetzt worden sind. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zudem stehen die bewilligten Pauschvergütungen in angemessenem Verhältnis zu denjenigen, die den Pflichtverteidigern der früheren Mitangeklagten Lohmann und I durch Senatsbeschluss vom 5. November 1998 (2 (s) Sbd. 5 - 86 - 89/98) bewilligt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf die festgesetzten Beträge sind die bereits durch Senatsbeschluss vom 8. März 1999 gewährten Vorschüsse in Höhe von jeweils 25.000,- auf eine künftige Pauschvergütung sowie die darüber hinaus bereits gezahlten Vorschüsse auf die gesetzlichen Gebühren anzurechnen.</p>
114,380
olgham-1999-09-02-2-ws-23999
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 Ws 239/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:29
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0902.2WS239.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Dem Verurteilten ist in der Anklage der Staatsanwaltschaft Bochum vom 25. November 1998 zur Last gelegt worden, sich durch vier selbständige Taten, in zwei Fällen eines schweren räuberischen Diebstahls, in einem Fall einer Nötigung und in einem weiteren Fall einer schweren räuberischen Erpressung schuldig gemacht zu haben. Mit Beschluss vom 3. Februar 1999 hat die 13. Strafkammer die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen und das Verfahren gegen den Verurteilten eröffnet. Im ersten Hauptverhandlungstermin vom 17. Februar 1999 hat sie das Verfahren hinsichtlich der angeklagten Nötigung gemäß § 154 Abs. 2 StPO vorläufig eingestellt. Nach durchgeführter Beweisaufnahme am 17. und 22. Februar 1999 ist der Verurteilte am 24. Februar 1999 rechtskräftig wegen schweren räuberischen Diebstahls und wegen schwerer räuberischer Erpressung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe in Höhe von drei Jahren und vier Monaten verurteilt und im übrigen freigesprochen worden. In der Kostenentscheidung des Urteils heißt es: "Der Angeklagte trägt die Kosten des Verfahrens und seine Auslagen, soweit er verurteilt worden ist; im übrigen trägt die Staatskasse die Kosten des Verfahrens und seine notwendigen Auslagen."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 25. März 1999 hat der Wahlverteidiger des Verurteilten beantragt, die dem Verurteilten entstandenen notwendigen Auslagen und Gebühren, die er mit insgesamt 2743,26 DM beziffert hat, soweit Freispruch erfolgt ist, gegen die Staatskasse festzusetzen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Beschluss vom 2. Juli 1999 hat die Rechtspflegerin des Landgerichts Bochum die Festsetzung von notwendigen Auslagen gegen die Landeskasse in vollem Umfang zurückgewiesen. Gegen diesen ihm am 12. Juli 1999 zugestellten Beschluss hat der Verurteilte mit am 15. Juli 1999 beim Landgericht Bochum eingegangenem Schreiben vom selben Tag "Erinne- rung" eingelegt und die Auffassung vertreten, dass ein Hauptverhandlungstermin weniger erforderlich gewesen wäre, falls die Anklage von vornherein auf die zur Verurteilung führenden Anklagevorwürfe beschränkt gewesen wäre.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Rechtspflegerin des Landgerichts hat dem Senat das Rechtsmittel vorgelegt, ohne eine Abhilfeentscheidung zu treffen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diese Verfahrensweise ist nach der Neufassung des § 11 RPflG aufgrund des dritten Gesetzes zur Änderung des Rechtspflegergesetzes vom 6. August 1998 (BGBl. I 2030), das am 1. Oktober 1998 in Kraft getreten ist, nicht zu beanstanden. Gemäß § 11 Abs. 1 RPflG n.F. ist gegen die Entscheidung des Rechtspflegers das Rechtsmittel gegeben, das nach den allgemeinen verfahrensrechtlichen Vorschriften zulässig ist, hier also gemäß</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">§ 464 b Abs. 3 StPO, § 104 Abs. 3 Satz 1 ZPO die sofortige Beschwerde. Für diese ist gemäß § 577 Abs. 3 ZPO eine Abhilfemöglichkeit des erstinstanzlichen Gerichts nicht vorgesehen. Diese besteht nach § 11 Abs. 2 RPflG n.F. nur noch in Bezug auf Entscheidungen, gegen die nach den allgemeinen Verfahrensvorschriften kein Rechtsmittel gegeben ist. Dies betrifft im Kostenfestsetzungsverfahren in der Regel Fälle, in denen der Beschwerdewert des § 567 Abs. 2 Satz 2 ZPO nicht erreicht ist. Dies ist vorliegend indes nicht der Fall. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Verschiedene Oberlandesgerichte vertreten demgegenüber zwar die Auffassung, dass auch nach Änderung des Rechtspflegergesetzes der Rechtspfleger im Kostenfestsetzungsverfahren die Pflicht habe, eine Abhilfeentscheidung zu treffen (OLG Stuttgart, JurBüro 1999, 88; OLG München, JurBüro 1999, 86; OLG Koblenz MDR 1999, 505; OLG Köln, JurBüro 1999, 202). Begründet wird dies damit, dass die Abhilfebefugnis seit rund einhundert Jahren fester Bestandteil der Rechtsordnung im Kostenfest-</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">setzungsverfahren sei (OLG Stuttgart a.a.O.) und daher</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">nur aufgrund einer bewussten gesetzgeberischen Entscheidung geändert werden könne (OLG München a.a.O.). Aus den Gesetzes-</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">materialien ergebe sich jedoch kein Anhaltspunkt dafür, dass die Abhilfeentscheidung des Rechtspflegers entfallen solle. Es sei zudem widersprüchlich in den Bagatellsachen eine Abhil-</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">femöglichkeit einzuräumen und dies in den wichtigen Fällen auszuschließen (OLG München a.a.O., Seite 87). Auch wider-</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">spreche die Abschaffung der Abhilfemöglichkeiten den Zielen des Gesetzgebers, da sie unzweckmäßig sei und zu keiner Beschleuni-gung und Vereinfachung des Verfahrens führe (OLG Köln a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dieser Rechtsauffassung vermag der Senat indes nicht folgen (so auch Brandenburgisches OLG, Rpfleger 1999, 174; OLG Saarbrücken Rpfleger 1999, 175; Pfälzisches OLG Zweibrücken, Rechtspfleger 1999, 176; OLG Frankfurt MDR 1990, 320; OLG Karlsruhe MDR 1999, 321; OLG Hamm Beschluss vom 22. April 1999 - 4 Ws 27/99). Sie steht nämlich in Widerspruch zum eindeutigen Wortlaut des Gesetzes. Für eine diesen Wortlaut korrigierende Auslegung ist kein Raum. Ein Redaktionsversehen des Gesetzgebers hat nämlich nicht vorgelegen. Wie sich aus der Regelung des § 11 Abs. 2 RPflG neuer Fassung ergibt, hat der Gesetzgeber das Problem der Abhilfebefugnis gesehen und in bestimmter Weise geregelt. Der Verzicht auf die Abhilfemöglichkeit entspricht daher seinem Willen (vgl. dazu Schneider, Rpfleger 1998, 499; Hansens, Rpfleger 1999, 105). </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Das gemäß § 300 StPO als sofortige Beschwerde anzusehende Rechtsmittel ist gemäß §§ 464 b Satz 3 StPO, 104 Abs. 3 Satz 1 ZPO, 11 Abs. 1 RPflG zulässig und auch in der Sache begründet. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Nach der maßgeblichen Auslagenentscheidung des Urteils kann der Verurteilte die Festsetzung seiner notwendigen Auslagen verlangen, soweit er freigesprochen oder das Verfahren eingestellt worden ist. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf vollständige Erstattung seiner notwendigen Auslagen besteht demgemäß nicht. Diese ist aber vom Verurteilten, wie sich aus dem Wortlaut seines Antrages "soweit Freispruch erfolgt ist", auch nicht beantragt worden. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Lassen sich die Mehrkosten nicht eindeutig zuordnen, weil die Aufwendungen wie die vorliegend geltend gemachten Gebühren des Wahlverteidigers das gesamte Verfahren betreffen, so müssen sie durch einen Vergleich der dem Verurteilten tatsächlich entstandenen notwendigen Auslagen mit den im Falle des beschränkten Verfahrensgegenstandes hypothetisch erwachsenen ermittelt werden. Vom Gesamthonorar ist demgemäß das fiktive Honorar abzuziehen, das dem Verteidiger zustehen würde, wenn nur die zur Verurteilung führende Tat Gegenstand des Verfahrens wäre. Die Differenz ist dem Verurteilten zu erstatten - sogenannte Differenztheorie (vgl. Kleinknecht/Meyer-Goßner, StPO, 44. Aufl. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">§ 465 Rdnr. 8 f). </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">An dieser Rechtslage hat sich auch durch die Einführung des </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">§ 464 d StPO nichts geändert. Diese Vorschrift gibt lediglich <u>die Möglichkeit</u> einer Kostenentscheidung nach Bruchteilen, schreibt sie jedoch auch für den Rechtspfleger im Kostenfestsetzungsverfahren nicht zwingend vor (so auch OLG Hamm a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Senat schließt sich hinsichtlich der Höhe der dem Verurteilten entstandenen notwendigen Auslagen und den nach der Differenztheorie zu erstattenden Mehrkosten den überzeugenden Ausführungen in der Stellungnahme des Leiters des Dezernats 10 der Verwaltungsabteilung des Oberlandesgerichts vom 11. August 1999, die dem Verurteilten bzw. seinem Verteidiger bekannt sind, an und macht sie zum Gegenstand seiner Entscheidung. Danach war der Erstattungsbetrag mit 516,15 DM festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 473 Abs. 3 StPO.</p>
114,381
olgham-1999-09-02-4-u-2699
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 U 26/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:40
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0902.4U26.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">Tatbestand:</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Bei dem Kläger handelt es sich um die Dachorganisation der Tankstellenbetreiber und -pächter sowie des Garagengewerbes. Gemäß Satzung fördert er die gewerblichen Interessen seiner Mitglieder und der ihnen angeschlossenen Unternehmen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhaltes der Satzung des Klägers im einzelnen wird auf die Fotokopie Bl. 13 ff. d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist eine Mineralölgesellschaft, die ihre Produkte überwiegend über Tankstellen vertreiben läßt. Der einzelne Tankstellenbetreiber bzw. -pächter vertreibt dabei als Handelsvertreter die Produkte der Beklagten im Namen und auf Rechnung der Beklagten. Dabei werden die Vertragsbeziehungen zwischen den als Handelsvertreter auftretenden Tankstellenbetreibern/-pächtern und der Beklagten durch einen von der Beklagten vorformulierten sogenannten "Tankstellenvertrag" geregelt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">§ 5 dieses Vertrages, der gemäß seiner Überschrift die Vergütung für den Tankstellenpächter regelt, lautet unter anderem wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"1.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Für die Erfüllung aller Verpflichtungen aus diesem Vertrag erhält Partner folgende Vergütungen:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.1</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Für getätigte Agentur-Geschäfte nach § 1, Ziffer 1.1</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">a) Litervergütung: DM 2,70 % Liter</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">....</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">4.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">Mit den in dieser Vereinbarung genannten Vergütungen sind alle von Partner übernommenen Verpflichtungen, Aufwendungen, Leistungen und von (der Beklagten) nicht zu vertretende Risiken aus dem Tankstellenvertrag (Agenturverhältnis) abgegolten. 50 % der von (der Beklagten) an Partner nach dieser Vereinbarung zu zahlenden Agenturvergütung sind für verwaltende Tätigkeiten."</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhalts des "Tankstellenvertrages" im Einzelnen wird auf die Fotokopie Bl. 18 ff. d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beanstandet im Wege der AGB-Kontrollklage nach § 13 AGBG diese zuletzt genannte Klausel, daß 50 % der Agenturvergütung für verwaltende Tätigkeit seien, als unwirksam nach § 9 AGBG, weil sie den Tankstellenpächter unangemessen benachteilige. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zweck der beanstandeten Regelung sei lediglich, den Handelsvertreterausgleichsanspruch aus § 89 b HGB des ausscheidenden Tankstellenbetreibers/-pächters zu reduzieren.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Handelsvertreter könne den Ausgleich nach § 89 b HGB nur unter Berücksichtigung der Provision für werbende, nicht jedoch derjenigen für verwaltende Tätigkeiten beanspruchen. Durch die Festlegung in der beanstandeten Klausel sei dem ausscheidenden Tankstellenbetreiber/-pächter die Möglichkeit genommen, geltend zu machen, daß der Anteil an verwaltender Tätigkeit geringer sei als 50 %. Dies sei aber der Fall. Denn der Anteil an verwaltender Tätigkeit des Tankstellenbetreibers/-pächters betrage allenfalls 10 %.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Klausel pauschaliere damit entgegen bestehenden Rechtsgrundsätzen zum einen den Anteil der verwaltenden Tätigkeit; zum anderen stelle sie nicht klar, was im einzelnen zu den verwaltenden Tätigkeiten gehöre und welchen Anteil sie an der Gesamttätigkeit des Tankstellenpächters einnehme. Damit führe die hohe Festsetzung des Verwaltungsanteils der Provision unmittelbar zu einer Reduzierung des Handelsvertreterausgleichsanspruches nach § 89 b HGB. Die allenfalls die Inkassotätigkeit umfassende verwaltenden Tätigkeit mache - wie bereits ausgeführt - maximal 10 % der Gesamttätigkeit des Tankstellenbetreibers/-pächters aus. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel sei auch unter dem Blickwinkel des Transparenzgebotes mit § 9 AGBG nicht zu vereinbaren. Zum einen sei dem Vertragspartner der Beklagten regelmäßig die Abgrenzung zwischen werbender und verwaltender Tätigkeit und deren Einfluß auf die Höhe des Handelsvertreterausgleichsanspruchs nicht bekannt. Zum anderen sei die Einschränkung des Ausgleichsanspruchs nicht etwa im Rahmen der Vertragsbeendigung geregelt, sondern unter der Überschrift "Vergütung" in § 5 des Tankstellenvertrages.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel verstoße darüber hinaus gegen die Regelungen der §§ 9, 11 Nr. 15 b AGBG.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">In der Klausel erfolge eine Tatsachenbestätigung, die im Ergebnis dazu führe, daß der Tankstellenbetreiber/-pächter im Streitfall verpflichtet sei, der Beklagten gegenüber nachzuweisen, daß der Verwaltungsanteil seiner Tätigkeit unter der formulierten 50 %-Grenze liege. Hierin liege eine unangemessene Benachteiligung des Vertragspartners der Beklagten. Denn grundsätzlich habe der Unternehmer - also die Beklagte - die Darlegungs- und Beweislast hinsichtlich der Behauptung, es bestehe ein höherer Verwaltungsaufwand als der von ihrem Vertragspartner substantiiert behauptete.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat durch Urteil vom 20. November 1998 der Beklagten antragsgemäß unter Androhung von Ordnungsmitteln untersagt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">im Zusammenhang mit dem Abschluß von Tankstellenverträgen in Allgemeinen Geschäftsbedingungen folgende, oder inhaltlich gleiche Klauseln zu verwenden:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">"50 % der von Aral an Partner nach dieser Vereinbarung zu zahlenden Agenturvergütung sind für verwaltende Tätigkeiten."</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Darüber hinaus hat es dem Kläger die Befugnis zugesprochen, die Urteilsformel zu veröffentlichen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhaltes des Urteils im einzelnen wird auf Bl. 216 ff. d.A. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil hat die Beklagte form- und fristgerecht Berufung eingelegt, mit der sie ihr Klageabweisungsbegehren aus erster Instanz weiter verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Unter Ergänzung und Vertiefung ihres erstinstanzlichen Vortrages ist die Beklagte der Ansicht, daß die beanstandete Regelung als bloße Vergütungsregelung schon nicht der AGB - rechtlichen Inhaltskontrolle gemäß § 8 AGBG unterliege. Daß die Beklagte ihre Gesamtvergütung kalkulatorisch in zwei Preise aufgeschlüsselt habe, vermöge an der Kontrollfreiheit der hier in Rede stehenden Entgeltklausel nichts zu ändern. Dem Gericht sei es aber verwehrt, in die Kalkulation des Unternehmers über eine Inhaltskontrolle der Entgeltregelungen einzugreifen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dies könne auch nicht damit begründet werden, daß lediglich eine Preisnebenabrede vorliege, die der Inhaltskontrolle zugänglich sei. Dies setze voraus, daß anstelle der beanstandeten Regelung auf dispositives Gesetzesrecht zurückgegriffen werden könne. Dies sei hier nicht der Fall. Die Parteien könnten die Höhe des Verwaltungs- bzw. Vermittlungsentgeltes frei vereinbaren. Würden solche Vereinbarungen fehlen, so werde nicht auf dispositives Gesetzesrecht zurückgegriffen, sondern eine ergänzende Vertragsauslegung vorgenommen. Dispositives Gesetzesrecht existiere nämlich zu der Frage der Bemessung der Höhe der Verwaltungsprovisionsanteile nicht. Außerdem wirke die Klausel einer ständigen Verringerung des Vermittlungsprovisionsanteils in der Handelsvertretervergütung entgegen, indem sie den Anteil der jeweiligen Vergütung für die Parteien verbindlich festschreibe. Im übrigen stelle die Höhe des Entgeltes für vermittelnde bzw. verwaltende Tätigkeit im Rahmen der Anwendung des § 89 b HGB eine dem Tatbestand dieser Vorschrift vorgelagerte Prämisse da, die sich ausschließlich nach den zwischen den Parteien getroffenen Entgeltvereinbarungen richte.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Im übrigen verstoße die Klausel auch nicht gegen die Vorschriften des AGBG. Entgegen der Ansicht des Landgerichts werde durch die beanstandete Klausel nicht die Beweislast im Rahmen der Ermittlung des Handelsvertreterausgleichsanspruchs verändert. Denn die streitgegenständliche Klausel gebe lediglich eine vom Bundesgerichtshof geforderte Aufteilung vor, so daß schon von daher eine Beweislastumkehr nicht vorliege. Auch würden dem Tankstellenhalter durch die Klausel keine Gegenbeweismöglichkeiten abgeschnitten. Denn auf die Frage, ob im Betrieb des jeweils betroffenen Tankstellenbetreibers der konkrete Zeitanteil für vermittelnde Tätigkeiten höher anzusetzen sei, komme es in diesem Zusammenhang gar nicht mehr an. Denn der Tankstellenbetreiber erhalte nach dem hier in Rede stehenden Vertragswerk weder für verwaltende noch für vermittelnde Tätigkeiten ein zeitbezogenes, sondern nur ein Umsatz- und damit erfolgsbezogenes Entgelt. Dies entspreche dem gesetzlichen Leitbild des § 87 b Abs. 1 Satz 1 HGB. Ein Prinzip, wonach sich die Vergütung des Tankstellenbetreibers für verwaltende und vermittelnde Tätigkeiten vorrangig nach den tatsächlichen Verhältnissen zu richten habe, bestehe nicht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die angegriffene Klausel eröffne der Beklagten auch keinen ungerechtfertigten Beurteilungsspielraum, der bei ihren Vertragspartnern Unklarheiten über deren Rechte und Pflichten hinterlassen und diese von der Durchsetzung ihrer Rechte abhalten könnte. Unter Zugrundelegung der angegriffenen Klausel könne der Vertragspartner der Beklagten exakt den Anteil der Provision erkennen, der der Ausgleichsberechnung zugrunde gelegt werden dürfe. Damit liege weder ein Verstoß gegen das Transparenzgebot vor, noch benachteilige die Klausel den Tankstellenbetreiber unangemessen im Sinne des § 9 AGBG.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Klägers könne der von der Beklagten angesetzte Anteil der Verwaltungsprovision auch nicht als so unangemessen hoch angesehen werden, daß dies auf eine Umgehung des unabdingbaren gesetzlichen Ausgleichsanspruches nach § 89 b HGB hinausliefe. Die Beklagte habe vielmehr festgestellt, daß der durchschnittliche Zeitanteil für verwaltende Tätigkeiten eines Tankstellenhalters bei dem hier in Rede stehenden Agenturgeschäft sich auf rund 53 % belaufe. Dabei entfielen bereits rund 42 % der Tätigkeiten im Agenturgeschäft des Tankstellenhalters (Verkauf von Frostschutz- und Mineralölprodukten im Namen und auf Rechnung der Beklagten) allein auf das Inkassowesen (Beweis: Sachverständigengutachten).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Im übrigen sei der Klageanspruch auch verwirkt. Dem Kläger sei die beanstandete Klausel seit März 1989 bekannt. Die Klausel sei eingehend mit dem Kläger besprochen worden, wobei der Kläger selbst nicht verkannt habe, daß gute Argumente für die Einführung dieser Klausel sprechen würden. Der Kläger habe lediglich gegen die Höhe des Verwaltungsanteils Einwendungen erhoben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Abänderung des erstinstanzlichen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die gegnerische Berufung zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Unter Ergänzung und Vertiefung seines erstinstanzlichen Vortrages ist der Kläger der Ansicht, daß die streitgegenständliche Klausel eine preisregelnde Vertragsklausel sei, die als Folge ihrer Pauschalierung Vergütungsteile zugunsten des Verwenders abzuspalten suche, ohne daß eine entsprechende Gegenleistung zugrunde liege. Wenn die vom Tankstellenpächter erbrachte Inkassodienstleistung einen geringeren Umfang als 50 % seiner Tätigkeit ausmache, beziehe sich die in der streitgegenständlichen Klausel enthaltene Inkassovergütung nicht auf eine echte Gegenleistung des Tankstellenpächters, so daß keine echte Preisbestimmung, sondern eine kontrollfähige Preisnebenabrede im Sinne des AGBG vorliege. Wenn es aber zutreffe, daß in jedem Einzelfall der Umfang der werbenden und der verwaltenden Tätigkeit eines Handelsvertreters zu ermitteln sei, um den Ausgleichsanspruch gemäß § 89 b HGB festzustellen, dann wirke sich die streitgegenständliche Klausel entgegen der Wertung des § 9 Abs. 2 Nr. 1 AGBG i.V.m. § 11 Ziff. 15 a) AGBG dahin aus, daß dem Tankstellenpächter, bezogen auf den zu entscheidenden Einzelfall, der Nachweis für die Behauptung abgeschnitten werde, seine werbende Tätigkeit habe mehr als 50 % und seine verwaltende Tätigkeit - entgegen dem Wortlaut der streitgegenständlichen Klausel - weniger als 50 % ausgemacht. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Wegen des Inhaltes der Parteivorträge im einzelnen wird auf die gewechselten Schriftsätze nebst Anlagen verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">Entscheidungsgründe:</span></b></p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Beklagten ist unbegründet.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zulässig. Der Kläger ist nach § 13 Abs. 2 Ziff. 2 AGBG klagebefugt. Es handelt sich bei ihm um einen rechtsfähigen Verband zur Förderung gewerblicher Interessen, nämlich unter anderem der der Tankstellenpächter. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist auch begründet. Die beanstandete Klausel verstößt gegen § 9 Abs. 2 Ziff. 1 AGBG, weil sie den Tankstellenpächter als Vertragspartner des Verwenders, nämlich der Beklagten, unangemessen benachteiligt. Denn sie verstößt gegen § 89 b Abs. 4 HGB, indem sie den Ausgleichsanspruch des Tankstellenpächters als Handelsvertreter entgegen dem gesetzlichen Verbot verkürzt. Solche Verstöße von AGB-Klauseln gegen gesetzliche Verbote können jedenfalls auch dann im Wege der AGB-Kontrollklage nach § 13 AGBG geltend gemacht werden, wenn die verletzte Norm die gleiche Schutzrichtung hat wie die Kontrollregelung des AGBG wie hier, wo es jeweils um den Schutz des Tankstellenpächters vor der willkürlichen Verkürzung seines Ausgleichsanspruches nach § 89 b Abs. 4 HGB geht (Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch 57. Aufl. § 13 AGBG Rz. 4).</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht der Beklagten liegt hier im Ergebnis keine bloße Vergütungsregelung vor, die nach § 8 AGBG der Inhaltskontrolle entzogen ist.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Vordergründig spaltet die beanstandete Klausel lediglich die von der Beklagten dem Tankstellenpächter geschuldete Vergütung in zwei Bestandteile auf, nämlich einmal in die Vergütung für dessen werbende Tätigkeit und zum anderen in die Vergütung für dessen verwaltende Tätigkeit. Damit weicht die beanstandete Klausel ihrem Wortlaut nach nicht von anderen Rechtsvorschriften ab, wie es § 8 AGBG voraussetzt, um sie der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz unterwerfen zu können. Der Wortlaut der Klausel spricht vielmehr für eine kontrollfreie Entgeltvereinbarung (Palandt a.a.O. § 8 AGBG Rz. 4 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel läßt sich nicht als bloße Preisnebenabrede auffassen, die der Kontrolle nach dem AGB-Gesetz unterliegt (zur Abgrenzung kontrollfreier Preisklauseln von kontrollfähigen Preisnebenabreden vergleiche: Ulmer/Brandner/Hensen AGBG 8. Aufl. § 8 Rdz. 14 ff.; Palandt a.a.O., § 8 AGBG Rdz. 4 ff. jeweils m.w.N.). Denn mit der beanstandeten Klausel wird lediglich die zunächst einheitlich festgesetzte Provisionsverpflichtung der Beklagten auf die beiden Tätigkeitskomplexe aufgegliedert, die der Tankstellenpächter als Handelsvertreter für die Beklagte zu erbringen und die die Beklagte demgemäß zu vergüten hat. Vordergründig liegt also lediglich eine Offenlegung der Kalkulationsgrundlage der Beklagten für die Bemessung der Gesamtvergütung vor, die keine nach § 8 AGBG kontrollfähige Preisnebenbestimmung darstellt (BGH ZIP 1998, 2097; NJW 1998, 383). </p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Es liegt auch keine willkürliche Aufspaltung der provisionspflichtigen Tätigkeit des Tankstellenpächters vor, mit der vertragsfremde Leistungsverschiebungen bezweckt würden, etwa dergestalt, daß aus der werbenden Tätigkeit etwas abgespalten würde und nur noch als verwaltende Tätigkeit honoriert würde, was ansich von der werbenden Tätigkeit umfaßt würde (vgl. zum umgekehrten Fall der Kostenüberwälzung auf den Bankkunden entgegen der gesetzlichen Kostenlastverteilung: BGH ZIP 1997, 1638; ZIP 1997, 2151; BGHZ 124, 254). Vielmehr ist die Unterscheidung von werbender und verwaltender Tätigkeit für den Tankstellenpachtvertrag grundlegend (BGH NJW RR 1988, 1061; Schreiber NJW 1998, 3757). Die vorliegende Vertragsgestaltung unterscheidet sich im Ergebnis nicht davon, als hätte die Beklagte die geschuldeten Provisionssätze für die werbende Tätigkeit einerseits und die verwaltende Tätigkeit andererseits von vornherein getrennt festgesetzt. Eine solche Aufgliederung eines Gesamtentgeltes auf unterschiedliche Gegenleistungen bleibt eine der Privatautonomie überlassenen Festsetzung der Vergütungspflicht, in die nicht über das AGB-Gesetz kontrollierend eingegriffen werden kann (BGH ZIP 1998, 2097).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Eine kontrollfähige Preisnebenabrede könnte nur allenfalls dann angenommen werden, wenn die Beklagte in dem Vertrag festgelegt hätte, was als werbende Tätigkeit und was als verwaltende Tätigkeit anzusehen ist. Dann läge lediglich eine Bemessungsklausel vor, die als Preisnebenabrede zu qualifizieren wäre und mithin von § 8 AGBG erfaßt würde. Denn diese Trennung zwischen werbender Tätigkeit und verwaltender Tätigkeit ist eine Rechtsfrage (BGH NJW 1998, 66). Wenn die Beklagte insoweit anders trennen würde, etwa (entgegen der Entscheidung BGH NJW 1998, 66) das Lagergeschäft zur verwaltenden Tätigkeit ziehen würde, könnte eine Klausel angenommen werden, die ohne weiteres der Inhaltskontrolle des AGB-Gesetzes unterliegen würde. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Gleiches könnte man auch annehmen, wenn das Verhältnis von verwaltender und werbender Tätigkeit dem Umfange nach klauselmäßig festgelegt würde. Dann würde nämlich lediglich die tatsächliche Gewichtung der beiden Tätigkeitsbereiche festgeschrieben und damit wiederum lediglich ein Bemessungskriterium für die Provision festgelegt, was als Preisnebenabrede zu qualifizieren sein könnte. </p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Diese Wege hat die Beklagte im vorliegenden Fall mit der beanstandeten Klausel aber gerade nicht beschritten. Sie hat vielmehr die Vergütung selbst für die verwaltende und damit gleichzeitig auch die für die werbende Tätigkeit festgelegt. Denn wenn 50 % der Gesamtprovision auf die verwaltende Tätigkeit entfällt, entfällt damit notwendigerweise die andere Hälfte auf die werbende Tätigkeit.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vordergründig muß es deshalb dabei bleiben, daß mit der beanstandeten Klausel lediglich die Vergütung selbst für die verwaltende und für die werbende Tätigkeit festgelegt worden ist, die zunächst einmal genau so wenig der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz unterliegt wie die Festsetzung der Gesamtvergütung selbst. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Bei dieser vordergründigen Betrachtungsweise darf man aber nicht stehen bleiben. Nach § 7 AGBG findet nämlich das AGB-Gesetz auch dann Anwendung, wenn seine Vorschriften durch anderweitige Gestaltungen umgangen werden. Das bedeutet, daß es bei der Frage der Kontrollfähigkeit einer AGB-Klausel nicht auf eine formale Betrachtungsweise ankommt, sondern daß auf Inhalt und Zweck der Klausel, insbesondere auf ihren wahren Regelungsbereich abzustellen ist. So kann eine Klausel, die von Sinn und Zweck her Nebenbestimmungen des Vertrages regelt, nicht dadurch der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz entzogen werden, daß sie in die Bestimmung der Hauptleistungspflicht "eingebaut" wird (Ulmer/Brandner/Hensen AGB-Gesetz 8. Aufl., § 7 Rdz. 12; Wolf/Horn/Lindacher AGB-Gesetz 3. Aufl. § 9 Rdz. H 103). Eine kontrollfreie Vergütungsregelung kann deshalb nur dann angenommen werden, wenn es tatsächlich nur um die bloße Festlegung der Gegenleistung, auch wirtschaftlich gesehen, geht. Nur das reine Äquivalenzverhältnis von Leistung und Gegenleistung ist der Inhaltskontrolle nach dem AGB-Gesetz entzogen (BGH NJW-RR 1993, 375).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Dagegen liegt eine kontrollfähige Nebenabrede vor, wenn die Entgeltregelung auch Bestimmungen enthält, die die Abwicklung und Vergütung von Nebenpflichten regelt (BGH ZIP 1997, 1638).</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Fall ist hier gegeben. Denn die mit der beanstandeten Klausel vorgenommene Vergütungsaufspaltung entfaltet ihre Wirkung und Bedeutung ausschließlich erst nach Beendigung des Vertragsverhältnisses, wenn es um die Berechnung des Ausgleichsanspruches des Tankstellenpächters nach § 89 b HGB geht. Während der Laufzeit des Vertrages spielt die Aufspaltung keine Rolle. Während dieser Zeit erfolgt die Abrechnung zwischen der Beklagten und dem jeweiligen Tankstellenpächter allein nach den Bestimmungen hinsichtlich der Gesamtvergütung. Die beanstandete Klausel könnte ohne weiteres fehlen, ohne daß dies Auswirkungen auf die Abrechnung zwischen der Beklagten und dem jeweiligen Tankstellenpächter hätte. Auch die Beklagte selbst hat in diesem Zusammenhang eingeräumt, daß sie die Klausel gerade zur Vereinfachung der Berechnung des Ausgleichsanspruches des Tankstellenpächters nach § 89 b HGB eingeführt hat.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Damit stellt die beanstandete Klausel nach verfolgtem Zweck und erreichter Wirkung in Wahrheit eine vertragliche Bestimmung für die Berechnung des Ausgleichsanspruchs nach § 89 b HGB dar und ist damit eine kontrollfähige Nebenbestimmung im Sinne des § 8 AGBG, da an ihre Stelle § 89 b HGB und die zu dieser Vorschrift entwickelten Rechtsgrundsätze treten würden. Denn zum dispositiven Recht im Sinne des § 8 AGBG gehören nicht nur die gesetzlich normierten Regelungen, sondern auch alle damit zusammenhängenden Rechtsgrundsätze (BGHZ 93, 358).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel ist unwirksam nach § 9 AGBG, weil sie den Tankstellenpächter als Vertragspartner der Beklagten und Verwenderin der AGB unangemessen benachteiligt, indem diese Klausel das Verschlechterungsverbot des § 89 b Abs. 4 HGB verletzt. </p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Nach dieser Bestimmung darf der Ausgleichsanspruch des Handelsvertreters nach Beendigung seines Vertragsverhältnisses nicht im Voraus ausgeschlossen werden. Das bedeutet, daß dieser Ausgleichsanspruch des Handelsvertreters, zu dem auch der Tankstellenpächter gehört, wie in § 1 Ziff. 1 des Vertrages auch ausdrücklich festgelegt ist, im Handelsvertretervertrag auch nicht zu Ungunsten des Handelsvertreters modifiziert oder in seiner Durchsetzung erschwert werden darf. Der Ausgleichsanspruch muß dem Handelsvertreter so unverkürzt verbleiben, wie er ihm nach § 89 b HGB zusteht (BGH NJW RR 1991, 156; Staub/Brüggemann HGB 4. Aufl. § 89 b Rdz. 105; Küstner/von Manteuffel/Evers, Handbuch des gesamten Außendienstrechts Band 2 6. Aufl., Rdz. 1377). Jegliche Erschwerung bei der Berechnung und Durchführung des Ausgleichsanspruches führt zur Unwirksamkeit der entsprechenden Klausel auch nach § 9 AGBG (Graf von Westphalen, Vertragsrecht und AGB-Klauselwerke Abschnitt "Handelsvertretervertrag" Rdz. 54, 60). Zu solchen verbotenen Einschränkungen zählen auch Berechnungsgrundsätze, die von der gesetzlichen Berechnungsart abweichen (MünchKom HGB/von Hoyningen-Huene § 89 b Rdz. 190; OLG Frankfurt NJW RR 1986, 458; anderer Ansicht: OLG Hamburg VersR 1993, 476; Heymann HGB § 89 b Rdz. 37). </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Nicht erfaßt werden dagegen bloße mittelbare Auswirkungen vertraglicher Vereinbarungen auf den Ausgleichsanspruch, etwa ein Provisionsverzicht für bestimmte Fälle, was sich dann beim Ausgleichsanspruch als Verminderung der Berechnungsgrundlage auswirkt (MünchKomm HGB a.a.O. § 89 b Rdz. 194). Letztlich entscheidend ist der wahre Sinn und Zweck einer Regelung, ob die freie Aushandlung der Provisionshöhe im Vordergrund steht oder die Abänderung des Ausgleichsanspruches des Handelsvertreters nach § 89 b HGB zu dessen Lasten (BGHZ 58, 60; BGH NJW 1983, 1727; Küstner u.a. a.a.O. Rdz. 1364, 1394).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel legt vordergründig zwar nur den Anteil für die verwaltende Tätigkeit an der Gesamtvergütung fest. Gleichwohl liegt keine bloße mittelbare Auswirkung auf den Ausgleichsanspruch nach § 89 b HGB vor, weil, wie dargelegt, Sinn und Zweck der Klausel sich erst bei der Berechnung dieses Ausgleichsanspruches entfalten sollen. Sie bestimmt den Betrag von der Gesamtprovision, der in die Berechnung des Ausgleichsanspruchs nicht eingestellt werden darf, weil sich dieser Ausgleichsanspruch nur nach den für werbende Tätigkeit erhaltenen Provisionen berechnet (BGH NJW 1985, 860; NJW 1998, 71; MünchKomm HGB a.a.O. § 89 b Rdz. 92 ff., 132). Damit beeinflußt die Klausel die Berechnung des Ausgleichsanspruches und muß sich folglich an dem Verschlechterungsverbot des § 89 b Abs. 4 HGB messen lassen.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen dieser Berechnung bewirkt die Klausel, wie der Beklagten zuzugeben ist, zunächst sicher eine Vereinfachung, als es nicht mehr auf mehr oder weniger komplizierte Abgrenzungsfragen ankommt, was zur verwaltenden Tätigkeit zu rechnen und wie hoch deren Anteil an der Gesamttätigkeit und der Gesamtprovision ist (vgl. BGH NJW 1998, 71; Schreiber NJW 1998, 3737). Vielmehr kann ohne weiteres die Hälfte der anrechenbaren Gesamtprovision als nicht ausgleichspflichtige Verwaltungsprovision abgezogen werden (Küstner u.a. a.a.O. Rdz. 863; MünchKom AGB § 89 b Rdz. 132).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Allein dieser Vereinfachungseffekt läßt die Klausel aber noch nicht wirksam sein. Nach § 89 b Abs. 4 HGB darf diese Berechnungsvereinfachung jedenfalls nicht zu Lasten des Tankstellenpächters gehen. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Dies läßt sich zwar abstrakt nicht abschließend beurteilen. Bei einem Tankstellenpächter, bei dem die verwaltende Tätigkeit überwiegt, mag sich die Klausel auch hinsichtlich der Höhe des Ausgleichsanspruchs positiv zu dessen Gunsten auswirken, so daß sie in diesem Falle nicht gegen das Verschlechterungsverbot des § 89 b Abs. 4 HGB verstieße. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der AGB-Kontrollklage ist aber jeweils von der kundenfeindlichsten Auslegung auszugehen (Palandt, a.a.O., § 13 AGBG Rdz. 3). Das bedeutet für den vorliegenden Fall, daß die beanstandete Klausel nur dann Bestand haben kann, wenn sie sich stets, also von ihrer Struktur her - unabhängig von den Umständen des Einzelfalles - wenn nicht zugunsten des Tankstellenpächters, so doch zumindest nicht zu seinem Nachteil auswirkt. </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Das ist aber jedenfalls dann nicht der Fall, wenn der Umfang der verwaltenden Tätigkeit des Tankstellenpächters im Vergleich zur Werbetätigkeit tatsächlich weniger als die Hälfte ausmacht. Auch in diesem Fall würden gleichwohl 50 % der anrechenbaren Gesamtprovision als nicht ausgleichspflichtige Verwaltungsprovision abgezogen.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Die beanstandete Klausel bewirkt in diesem Fall auch nicht nur eine Beweislastumkehr (vgl. dazu Schreiber a.a.O.), sondern dem Tankstellenpächter ist die Geltendmachung einer höheren Ausgleichsprovision endgültig abgeschnitten. Denn die Klausel legt die Höhe der abzuziehenden Verwaltungsprovision zum Nachteil des Tankstellenpächters endgültig fest.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Damit weicht die beanstandete Klausel in bestimmten Fallkonstellationen von der Berechnungsregelung des Ausgleichsanspruchs nach § 89 b HGB zu Lasten des Tankstellenpächters ab und verstößt damit gegen das Verschlechterungsverbot des § 89 b Abs. 4 HGB. Denn die Klausel bewirkt durch die Aufteilung der Gesamtprovision im Ergebnis, daß dem Tankstellenpächter ggfls. auch Provisionsanteile bei der Berechnung des Ausgleichsanspruchs abgezogen werden, die in Wahrheit auf werbende Tätigkeit entfallen.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Dagegen läßt sich auch nicht einwenden, daß die Bewertung der beiden Tätigkeitsbereiche des Tankstellenpächters den Vertragsparteien grundsätzlich freistünde. Richtig ist in diesem Zusammenhang, daß die Bereiche der verwaltenden und werbenden Tätigkeit des Tankstellenpächters unterschiedlich bewertet werden können. Die Gesamtvergütung muß nicht proportional im Umfang der jeweiligen Tätigkeitsbereiche aufgeteilt werden. Hier besteht sicher ein Spielraum der Parteien bei der Festlegung der Vergütungsanteile. </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Andererseits darf eine unterschiedliche Festlegung dieser Vergütungsanteile aber auch nicht zu einer Aushöhlung des Ausgleichsanspruchs führen (BGHZ 58, 60). Eine provisionsmäßige Bewertung der Verwaltungstätigkeit, die den wirtschaftlichen Verhältnissen nicht mehr gerecht würde, verstieße ebenfalls gegen das Verschlechterungsverbot des § 89 b Abs. 4 AGB, weil auch eine solche Regelung wirtschaftlich gesehen nur den Zweck haben kann, den Ausgleichsanspruch nach § 89 b HGB entgegen seiner gesetzlichen Regelung zu vermindern. </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Angesichts der rigiden Fassung der beanstandeten Klausel, die die Umstände des Einzelfalles unberücksichtigt läßt, besteht damit die naheliegende Gefahr, daß die Klausel im Einzelfall durch eine wirtschaftlich ungerechtfertigte Höhe des Abzugspostens "Verwaltungsprovision" zu einer Aushöhlung des Ausgleichsanspruches nach § 89 b HGB führt und damit gegen das Verschlechterungsverbot des § 89 b Abs. 4 HGB verstößt.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Damit stellt sie zugleich eine ungemessene Benachteiligung des Vertragspartners der Beklagten als Verwenderin im Sinne des § 9 Abs. 2 Ziff. 1 AGBG da, mag sich die Klausel im Einzelfall auch einmal zugunsten des Vertragspartners auswirken können. </p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht beruft sich die Beklagte auf eine Verwirkung des Unterlassungsanspruches des Klägers. Eine solche Verwirkung kommt im Rahmen des § 13 AGBG von vornherein nicht in Betracht, weil bei der hier durchgeführten AGB-Kontrollklage auch Interessen der Allgemeinheit wahrgenommen werden, denen gegenüber der Gesichtspunkt der Verwirkung zurücktreten muß (BGH NJW 1995, 1488; Ulmer u.a. a.a.O., § 13 AGBG Rdz. 33).</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung über die Veröffentlichungsbefugnis folgt aus § 18 AGBG wegen der häufigen Verwendung der beanstandeten Klausel durch die Beklagte. Zur Vermeidung von Wiederholungen wird auf die zutreffenden Gründe des angefochtenen Urteils verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus § 708 Ziff. 10, 711 ZPO.</p>
114,382
olgham-1999-09-02-4-uf-1599
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
4 UF 15/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:41
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0902.4UF15.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die am 19.05.1972 geborene Klägerin und der am 11.10.1968 geborene Beklagte sind getrennt lebende Eheleute. Die Klägerin lebt seit Juni 1998 nicht mehr in der ehelichen Wohnung. Die Parteien haben ein gemeinsames Kind, und zwar den am 04.05.1995 geborenen Sohn R . Die Klägerin ist als Verkäuferin teilzeitbeschäftigt. Sie hat den Beklagten auf Zahlung von Kindesunterhalt und Trennungsunterhalt für die Zeit ab Juli 1998 in Anspruch genommen. Der Beklagte, der in erster Instanz anwaltlich nicht vertreten war, hat sich auf Kreditverbindlichkeiten berufen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil, auf welches verwiesen wird, hat das Amtsgericht den Beklagten verurteilt, an Kindesunterhalt für Juli 1998 508,00 DM und ab August 1998 monatlich 288,00 DM, sowie ab Juli 1998 973,00 DM monatlichen Trennungsunterhalt zu zahlen. Das Amtsgericht hat das Einkommen des Beklagten auf 3.390,00 DM bemessen, davon Darlehensverbindlichkeiten in Höhe von 355,00 DM und 64,00 DM abgezogen und ist so zu einem Einkommen von 2.971,00 DM gelangt. Danach hat es den Kindesunterhalt auf einen Tabellenbetrag von 398,00 DM bemessen, für Juli 1998 110,00 DM Kindergeld hinzugerechnet und für die Zeit danach 110,00 DM Kindergeld abgezogen, weil der Beklagte bis Juli und die Klägerin ab August das Kindergeld bezogen habe. Nach Abzug des Tabellenbetrages von 398,00 DM und beruflichen Aufwendungen von 100,00 DM von dem Ausgangsbetrag von 2.971,00 DM hat das Amtsgericht der Klägerin 973,00 DM zugesprochen, weil eine höhere Leistungsfähigkeit nicht gegeben sei. Den Eigenverdienst der Klägerin hat das Amtsgericht außer Betracht gelassen, da die Tätigkeit überobligatorisch sei.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Entscheidung wendet sich der Beklagte mit der Berufung, mit der er den Kindesunterhalt ab Januar 1999 angreift, da er das inzwischen höhere Kindergeld berücksichtigt wissen will. Den Trennungsunterhalt greift er für die Zeit ab Juni 1998 an und trägt zur Begründung vor, das Amtsgericht habe einen weiteren Kredit mit einer monatlichen Rate von 64,70 DM, den er bei der C für eine Waschmaschine aufgenommen habe, unberücksichtigt gelassen. Außerdem sei es unzutreffend, daß das Amtsgericht den Verdienst der Klägerin außer Betracht gelassen habe, obwohl die Klägerin selbst in der Klageschrift sich 300,00 DM anrechnen lassen wolle. Sein eigenes Einkommen sei um den Gewerkschaftsbeitrag von 28,00 DM noch zu vermindern. 1999 sei das Einkommen geringer wegen Wechsel der Steuerklasse und weil Sonderzahlungen wie in 1998 nicht mehr flössen. Der Beklagte ist der Auffassung, das Einkommen der Klägerin sei im Wege der Differenzmethode in die Unterhaltsberechnung einzubeziehen, weil sie auch während des Zusammenlebens gearbeitet habe, und der Sohn von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr den Kindergarten besuche.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Abänderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen, soweit er verurteilt worden sei, an die Klägerin Kindesunterhalt für R ab Januar 1999 von mehr als monatlich 273,00 DM</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">und Trennungsunterhalt für die Klägerin von Juli bis Dezember 1998 von mehr als monatlich 842,00 DM und ab Januar 1999 von mehr als monatlich 415,00 DM zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie ist der Auffassung, es könnten nur der Gewerkschaftsbeitrag von 28,00 DM und Fahrtkosten für eine Entfernung von 5 km = 77,00 DM in Abzug gebracht werden. Sie ist ferner der Auffassung, daß ihre Berufstätigkeit nur hälftig angerechnet werden könne, da sie überobligationsmäßig erfolge. Sie meint, daß ein über 300,00 DM hinausgehendes Einkommen außer Betracht zu lassen sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den Inhalt der Akten Bezug genommen. Die Parteien sind gem. § 141 ZPO in der mündlichen Verhandlung persönlich angehört worden.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zum Teil begründet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Das Einkommen des Beklagten im Jahre 1998 ist der Dezember-Abrechnung zu entnehmen. Nach Berücksichtigung der gesetzlichen Abzüge verbleibt ein monatlicher Betrag von 3.683,00 DM. In Abzug zu bringen sind der Gewerkschaftsbeitrag mit 28,00 DM und Fahrtkosten von 77,00 DM, insgesamt also 105,00 DM. Dies ist bei der Erörterung unter den Parteien unstreitig geworden. In Abzug zu bringen sind weiterhin 35,00 DM vermögenswirksame Leistungen sowie Kredite mit einer monatlichen Rate von 355,02 DM, 64,00 DM und 64,70 DM. Auch insoweit ist zwischen den Parteien nach der Erörterung in der mündlichen Verhandlung nicht mehr streitig, daß diese Kreditraten bestehen und von dem Beklagten bedient werden. Hinzuzurechnen ist eine Steuererstattung von 25,11 DM. Daraus ergibt sich ein Einkommen des Beklagten von 3.084,98 DM. Der Kindesunterhalt mit dem Tabellenbetrag von 398,00 DM ist zwischen den Parteien ebenfalls nicht umstritten. Die Berufung des Beklagten hat insofern Erfolg, als ab Januar 1999 von diesem Tabellenbetrag das Kindergeld mit dem hälftigen Betrag von 125,00 DM in Abzug zu bringen ist, so daß ein Zahlbetrag von 273,00 DM verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Nach Abzug des Tabellenbetrages vom errechneten Einkommen des Beklagten verbleiben noch 2.686,98 DM. Daraus ergibt sich ein Bedarf der Klägerin von 3/7 = 1.151,76 DM.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Entgegen der von dem Beklagten vertretenen Auffassung sind die Eigeneinkünfte der Klägerin nicht im Wege der Differenzmethode in die Unterhaltsberechnung einzubeziehen, weil sie die ehelichen Lebensverhältnisse nicht geprägt haben. Wenngleich die Klägerin auch während des Zusammenlebens bereits ihre jetzige Tätigkeit ausgeübt und mit ihrem Verdienst zu den Einkünften beigesteuert hat, hat eine Prägung der ehelichen Lebensverhältnisse dadurch nicht nachhaltig stattgefunden. Eine Prägung ehelicher Lebensverhältnisse kann nur durch solche Einkünfte erfolgen, von denen feststeht, daß sie nachhaltig erzielt werden können und nicht unter Umständen plötzlich aufgegeben werden müssen. Die Eheleute können nämlich nicht die Gestaltung ihrer Lebensverhältnisse auch nur teilweise durch solche Einkünfte bestimmen lassen, deren Fortbestehen mit erheblichen Unsicherheitsfaktoren behaftet ist. Eheprägende Einkünfte in diesem Sinne hat die Klägerin aber nicht erzielt und erzielt sie auch weiterhin nicht. Denn ihre Tätigkeit übt sie aus, obwohl ihr die Betreuung des gemeinsamen Kindes obliegt. Zwar kann sie ihrer Berufstätigkeit nachgehen, solange das Kind den Kindergarten besucht. Unsicherheiten ergeben sich aber daraus, daß das Kind krank werden kann und den Kindergarten nicht aufsucht und sie deshalb genötigt ist, bei dem Kind zu weilen. Darüber hinaus ist die Betreuungssituation ohnehin unsicherer, sobald das Kind in die Schule kommt, weil vor allem in den unteren Schulklassen der Grundschule oft unregelmäßiger Unterricht stattfindet und auch bei Krankheit eine Betreuung für das Kind zu Hause erforderlich ist. Aus dieser Situation ergibt sich für die Klägerin unter Umständen die Notwendigkeit, zu jeder Zeit damit rechnen zu müssen, in stärkerem Umfange als bisher für das Kind da zu sein und ihre Berufstätigkeit zurückzustecken und unter Umständen sogar ganz aufzugeben. Daß das Kind zur Zeit während ihrer Abwesenheit zeitweilig von der Großmutter betreut wird, ändert daran nichts wesentliches. Auch die Großmutter steht nicht zwangsläufig immer zur Verfügung; ob das Kind in einem solchen Fall einer anderen Betreuungsperson anvertraut werden könnte, ist spekulativ und kann nicht zugrundegelegt werden. Damit steht fest, daß aus der Betreuungssituation für das Kind eine nachhaltige Prägung der Einkünfte der Klägerin nicht angenommen werden kann, ganz abgesehen davon, daß die Klägerin als betreuender Elternteil bei einem Kind diesen Alters ohnehin nicht verpflichtet wäre, neben der Betreuung einer Erwerbstätigkeit nachzugehen, auch wenn für das Kind eine anderweitige Betreuungsmöglichkeit besteht. Wegen der Unzumutbarkeit und der mangelnden Prägung der ehelichen Lebensverhältnisse können deshalb ihre Einkünfte nicht im Wege der Differenzmethode berücksichtigt werden (vgl. BGH FamRZ 1993, 146). Auf den so ermittelten Bedarf der Klägerin von 1.151,76 DM sind die Eigeneinkünfte in entsprechender Anwendung des § 1577 Abs. 2 BGB anzurechnen. Da hier keine besondere Gesichtspunkte geltend gemacht worden sind, erscheint es gerechtfertigt, die Hälfte des Eigenverdienstes auf den Bedarf anzurechnen. Dabei ist zuvor jedoch der Erwerbstätigenbonus der Klägerin anrechnungsfrei zu belassen. Bei im Senatstermin unstreitig gewordenen Einkünften von 677,00 DM ergibt sich nach Abzug des Erwerbstätigenbonus noch ein Betrag von 580,28 DM, der mit der Hälfte = 290,14 DM anzurechnen ist. Es bleibt dann noch ein Anspruch in Höhe von rund 861,00 DM übrig. Eine hälftige Anrechnung des Eigenverdienstes der Klägerin erscheint deswegen angemessen, weil dadurch der Klägerin der Erwerbstätigenbonus verbleibt und im übrigen der Vorteil ihrer Tätigkeit beiden Parteien in gleicher Weise zugute kommt. Die Klägerin hat damit insgesamt 861,00 DM + 677,00 DM zur Verfügung, also insgesamt Beträge, die oberhalb der als notwendiger Selbstbehalt angesehenen finanziellen Mitteln von 1.500,00 DM liegen, wodurch ihr Lebensunterhalt gesichert ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Für die Zeit von Januar bis September 1999 ergeben sich Änderungen im Einkommen des Beklagten durch Steuerklassenwechsel, wodurch eine Einkommenseinbuße beim Beklagten von etwa 629,00 DM anzunehmen ist. Dies ergibt sich aus einem Vergleich der Juli-Abrechnungen für 1998 und 1999. Dies bedeutet, daß nach Abzug des Kindesunterhalts das Einkommen des Beklagten nicht mehr 2.686,98 DM, sondern lediglich noch 2.057,98 DM beträgt. Daraus leitet sich ein Bedarf der Klägerin von 3/7 = 881,99 DM ab. Darauf ist nach § 1577 Abs. 2 BGB das Eigeneinkommen anzurechnen. Nach den Erörterungen im Senatstermin ist das Einkommen der Klägerin auf etwa 580,00 DM gesunken. Nach Abzug des Erwerbstätigenbonus verbleiben davon noch 497,14 DM. Die Hälfte davon = 248,57 DM ist auf den Bedarf anzurechnen, so daß noch ein Restbedarf von 633,42 DM besteht. Jedoch beträgt die Leistungsfähigkeit des Beklagten lediglich rd. 558,00 DM (2.057,98 DM abzüglich notwendiger Selbstbehalt von 1.500,00 DM). Damit ist der Unterhaltsanspruch für diesen Zeitraum auf 558,00 DM zu ermäßigen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Von Oktober 1999 bis Dezember 1999 ergibt sich eine Änderung daraus, daß die Kreditrate in Höhe von 64,70 DM entfällt, so daß die Leistungsfähigkeit des Beklagten auf rund 623,00 DM steigt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Für die Monate Januar und Februar 2000 kann der Beklagte das Realsplitting geltend machen, da ein monatlicher Unterhaltsbetrag von mindestens 600,00 DM als gesichert feststeht. Bei einem Grenzsteuersatz von etwa 40 % ergibt sich dadurch eine Steuerersparnis für den Beklagten von rund 240,00 DM. Das Einkommen des Beklagten beträgt damit 2.057,98 DM + 240,00 DM Steuerersparnis + 64,70 DM Wegfall einer Kreditrate, so daß das Einkommen des Beklagten 2.362,68 DM beträgt. Daraus ergibt sich ein Bedarf für die Klägerin von 1.012,57 DM. Darauf sind 248,57 DM anzurechnen, so daß sich ein Restbedarf von rund 764,00 DM ergibt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Für die Zeit ab März 2000 fällt auch die größere Kreditrate mit 355,02 DM weg. Dadurch erhöht sich das Einkommen des Beklagten von 2.364,70 DM auf 2.717,70 DM. Daraus ergibt sich ein Bedarf der Klägerin von 1.164,28 DM. Unter Anrechnung von Eigeneinkünften von 248,57 DM verbleibt ein Restanspruch von 916,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen beruhen auf §§ 92 Abs. 1, 97 Abs. 1, 708 Ziff. 10 ZPO.</p>
114,383
olgham-1999-09-02-6-u-5599
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
6 U 55/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:42
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0902.6U55.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b>I.</b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit seiner Klage hat der Kläger 75 % Ersatz seiner materiellen und immateriellen Schäden nach einem Verkehrsunfall vom 04.04.1997, 17.55 Uhr auf der A 33 in Richtung ... begehrt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kläger war im Begriff, mit seinem Pkw auf der linken Fahrspur der Autobahn bei einer Geschwindigkeit von 150 bis 170 km/h einen auf der rechten Spur mit ca. 80 km/h fahrenden Pkw mit Pferdeanhänger der Zeugen G. und C. zu überholen. Als dieses Gespann vor dem Kläger auf die linke Fahrspur wechselte, zog der Kläger, um eine Auffahrkollision zu verhindern, sein Fahrzeug auf die rechte Spur hinüber, wo es mit einem dort befindlichen polnischen Fahrzeug der Eheleute J. kollidierte. Die Eheleute J., deren Fahrzeug bei dem Beklagten versichert ist, verstarben infolge des Unfalls. Auch der Kläger wurde erheblich verletzt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat der Klage nach Vernehmung von Zeugen und Einholung eines Sachverständigengutachtens - mit geringfügiger Kürzung zur Höhe der materiellen Schäden - auf der Grundlage einer Haftung der Beklagten von 75 % stattgegeben. Es hat zur Begründung im wesentlichen ausgeführt, den Fahrzeugführer J. treffe ein grobes Verschulden an dem Unfall, weil dieser erwiesenermaßen auf der rechten Autobahnspur rückwärts gefahren sei. Ein Mitverschulden des Klägers an dem Unfall sei dagegen nicht nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die Berufung des Beklagten, der mit näheren Ausführungen geltend macht, für die materiellen Schäden des Unfalls nach einer Haftungsquote von nicht mehr als 25 % und für die immateriellen Schäden überhaupt nicht verantwortlich zu sein, weil dem Fahrzeugführer J. ein Verschulden nicht nachzuweisen sei. Vielmehr sei davon auszugehen, daß dessen Fahrzeug unverschuldet auf der rechten Spur zum Stehen gekommen sei, vermutlich deshalb, weil dieses Fahrzeug nicht mehr fahrbereit gewesen sei. Den Kläger dagegen - so macht der Beklagte geltend - treffe ein Unfallverschulden, weil er den Pkw J. schon aus 580 m Entfernung hätte sehen und seine Geschwindigkeit darauf einstellen können.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><b>II.</b></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung des Beklagten hat keinen Erfolg. Seine Berufung war deshalb zurückzuweisen, allerdings mit der (klarstellenden) Maßgabe, daß auch der künftige immaterielle Schaden nur unter Berücksichtigung eines Eigenverantwortungsanteils des Klägers von 25 % zu ersetzen ist. Der Kläger hat insoweit auf Rückfrage des Senats ausdrücklich klargestellt, daß seine erstinstanzliche Antragsbeschränkung auf eine Quote von 75 % selbstverständlich auch den Feststellungsantrag hinsichtlich der immateriellen Schäden betreffen sollte.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit dem Landgericht hat auch der Senat keinen Zweifel daran, daß der Fahrzeugführer J. versucht hat, mit seinem Pkw auf der rechten Spur der Autobahn rückwärts zu fahren.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Schon im Rahmen des Ermittlungsverfahrens hat das Sachverständigenbüro S. (der Sachverständige S.) die Rückleuchten des Pkw J. untersucht und festgestellt, daß die Rückfahrscheinwerfer zur Unfallzeit eingeschaltet waren. Dies ist zwischen den Parteien auch außer Streit.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Schon dies ist zwar noch kein Beweis für eine Rückwärtsfahrt, aber doch ein sehr gewichtiges Indiz dafür. Denn aus welchem Grunde hätte J. den Rückwärtsgang einlegen sollen, wenn er nur gestanden hätte und nicht auch rückwärts fahren wollte.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Örtlichkeit nach wäre ein Anlaß für eine derart verbotene und leichtsinnige Rückwärtsfahrt möglicherweise darin zu sehen, daß der Unfall sich im Bereich einer Autobahnzufahrt, kurz hinter einer Abfahrt, ereignet hat. Es erscheint naheliegend, daß der Unfallbeteiligte J. die Abfahrt verpaßt hat und möglicherweise deshalb ein kurzes Stück zurücksetzen wollte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Schließlich aber hat auch der Zeuge G. von Anfang an ausgesagt, daß ihm der Pkw J. plötzlich rückwärts fahrend entgegengekommen sei und daß er noch im Vorbeifahren gehupt habe, um ihm zu sagen, "was er für einen Unsinn mache". </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Für die Vermutung des Beklagten, J. Pkw sei nicht mehr fahrbereit gewesen und deshalb auf der rechten Fahrspur zum Stehen gekommen, gibt es keinerlei konkreten Anhaltspunkt. Selbst wenn J. ein Warnblinklicht eingeschaltet hatte (was nach wie vor ungeklärt erscheint), so ließe sich auch dies zwanglos damit erklären, daß er verbotswidrig rückwärts fahren wollte. Gegen einen technischen Defekt spricht aber vor allem, daß ein Fahrzeugführer in einer solchen Situation sein Fahrzeug sofort auf den Seitenstreifen bzw. auf den rechts verlaufenden Beschleunigungsstreifen der Autobahnzufahrt gelenkt hätte, nicht aber im Bereich der rechten Fahrspur angehalten hätte. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ein Verschulden des Klägers an dem Unfall ist nicht feststellbar.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige B. hat in seinem im jetzigen Verfahren eingeholten Gutachten eine Unfallvariante aufgezeigt, die nicht nur für den Kläger aus rechtlichen Gründen günstig, sondern darüber hinaus auch realistisch, jedenfalls aber nicht auszuräumen ist. Danach hat das Gespann des Zeugen G. möglicherweise erst 100 m vor Erreichen des rückwärtsfahrenden J. einen Spurwechsel eingeleitet, wie auch der Zeuge G. selbst ausgesagt hat. G. selbst hat offenbar das Fahrzeug des Klägers übersehen. Für den Kläger wäre in dieser Situation nicht erkennbar gewesen, ob er durch heftiges Bremsen die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs noch hinter dem spurwechselnden Gespann G. ausreichend herabsetzen konnte, ohne aufzufahren, oder ob ein eigener Spurwechsel nach rechts herüber erfolgversprechender war. Davon gehen beide Sachverständige übereinstimmend aus.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auch läßt sich zum Nachteil des Klägers nichts daraus herleiten, daß nach den Sichtüberprüfungen des Gutachters B. für den Kläger "grundsätzlich" eine Sichtmöglichkeit von ca. 580 m auf den polnischen Pkw J. bestand. Denn zunächst bestand für ihn kein Anlaß, dieses Fahrzeug besonders zu beachten. Im übrigen gelten diese gutachterlich mit 580 m ermittelten Sichtverhältnisse ohnehin dann nicht mehr, wenn der Kläger schneller als 150 km/h gefahren sein sollte. Der Pkw J. war dann wegen des sichtbehindernden Gespanns G. für den Kläger entweder gar nicht oder nur teilweise zu sehen, wie der Sachverständige ausgeführt hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Allein die Überschreitung der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h begründet noch kein Verschulden des Klägers, sondern nimmt ihm allein die Möglichkeit, sich auf die Unabwendbarkeit des Unfalls im Sinne des § 7 Abs. 2 StVG zu berufen (BGH VersR 92, 714 ff. m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Ein Verschulden des Klägers läßt sich auch nicht damit begründen, daß er sich - etwa nach den Grundsätzen der sog. Haftungseinheit - die verkehrswidrige Fahrweise des Zeugen G. zurechnen lassen muß. Nach der Rechtsprechung des BGH bilden unter mehreren Unfallbeteiligten diejenigen eine Einheit, deren Verhalten sich im wesentlichen in <u>ein und demselben</u> zum Unfall führenden Ursachenbeitrag ausgewirkt hat, bevor ein weiterer Kausalverlauf hinzugetreten ist (BGH r+s 96, 261 f.; ferner BGH r+s 95, 135 f.). Die Grenze der Zulässigkeit für die Bildung einer Zurechnungseinheit ist jedoch dort erreicht, wo die Tatbeiträge nicht miteinander verschmelzen, sondern sich lediglich zu einer höheren Gefährlichkeit addieren (vgl. Steffen in DAR 90, 40 ff.). Diese besonderen Voraussetzungen des Verschmelzens der Tatbeiträge zu einer Haftungseinheit liegen hier nicht vor. Vielmehr hat erst der plötzliche Fahrspurwechsel des Zeugen G. eine Reaktion des Klägers ausgelöst, die ihrerseits unfall(mit)ursächlich geworden ist, ohne daß sich das beiderseitige Verkehrsverhalten in ein und demselben zum Unfall führenden Beitrag ausgewirkt hätte. Ob sich umgekehrt im Verhältnis zum Kläger die Verhaltensweisen des Spurwechslers G. und des rückwärts fahrenden J. als eine gefahrenträchtige Verschmelzung von Beiträgen darstellt, mag hier dahinstehen, da es im Ergebnis nicht darauf ankommt. Jedenfalls gilt dies nicht für die Beiträge des Klägers und des Zeugen G. im Verhältnis zu dem polnischen Pkw J. (vgl. auch Senat in r+s 94, 11 ff.: Auffahrunfall auf der Autobahn mit mehreren Beteiligten). </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten konnte nach alldem keinen Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus den §§ 97, 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO.</p>
114,384
olgham-1999-09-02-9-wf-3799
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
9 WF 37/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:45
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0902.9WF37.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Gründe</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die anwaltlich vertretene Klägerin hat den Beklagten auf Feststellung verklagt, dass das während ihrer Ehe mit dem Beklagten im Juli 1999 geborene Kind N nicht das Kind des Beklagten sei. Der ebenfalls anwaltlich vertretene Beklagte ist der Klage in der Sache nicht entgegengetreten, sondern hat eingeräumt, dass das Kind nicht von ihm stammen könne, weil er schon seit Jahren keinen Verkehr mit der Klägerin gehabt habe. Er hat schriftsätzlich den Antrag ankündigen lassen, "zu erkennen, was Rechtens ist", und gleichzeitig um Prozesskostenhilfe unter Beiordnung seines Prozessbevollmächtigten nachgesucht. Das Familiengericht hat antragsgemäß Prozesskostenhilfe bewilligt, die Beiordnung eines Rechtsanwalts aber abgelehnt, weil die Sach- und Rechtslage einfach und der Beklagte nach eigener Darstellung nicht der Vater sei, so dass er sich im Rechtssinne nicht gegen die Klage verteidigen wolle. Hiergegen richtet sich die Beschwerde des Beklagten, der das Familiengericht mit eingehender Begründung nicht abgeholfen hat. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die nach § 127 Abs. S. 2 ZPO zulässige Beschwerde ist begründet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nach § 121 Abs. 2 ZPO wird der Partei auf ihren Antrag ein zur Vertretung bereiter Rechtsanwalt ihrer Wahl beigeordnet, wenn die Vertretung durch einen Rechtsanwalt erforderlich erscheint oder der Gegner durch einen Rechtsanwalt vertreten ist. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung zur Beiordnung eines Rechtsanwalts ist zwingend, sofern die gesetzlichen Voraussetzungen dafür vorliegen; ein Ermessen steht dem Gericht dann nicht zu (allgemeine Meinung, z.B. <u>Zöller/Philippi</u>, ZPO, 21. Auflage, § 121 Rdn. 1; <u>Musielak/Fischer</u>, ZPO, § 121 Rdn. 10).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hier sind die Voraussetzungen der zweiten Alternative des § 121 Abs. 2 ZPO erfüllt, weil die Klägerin durch einen Rechtsanwalt vertreten ist. Auf die Voraussetzungen der ersten Alternative (Erforderlichkeit der Beiordnung) kommt es danach nicht an. Es ist deshalb nicht mehr zu prüfen, ob die Sach- und Rechtslage einfach ist und ob der Beklagte sich gegen die Klage "im eigentlichen Sinne" hat verteidigen wollen. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hieran ändert sich auch nichts dadurch, dass im Vaterschaftsanfechtungsprozess dem beklagten Vater Prozesskostenhilfe auch dann zu bewilligen sein soll, wenn er dem Klagebegehren nicht entgegentritt und es deshalb an einer hinreichende Erfolgsaussicht (§ 114 ZPO) bietenden Verteidigung fehlt (dazu <u>Zöller/Philippi</u> aaO, § 114 Rdn. 53 m.w.N.). Ob dem zu folgen ist, kann dahinstehen. Denn der Senat hat nicht darüber zu entscheiden, ob die Bewilligung der Prozesskostenhilfe zu Recht erfolgt ist. Wenn - wie hier - Prozesskostenhilfe bewilligt wird, ist die Beiordnung eines Rechtsanwalts nach dem eindeutigen Wortlaut des § 121 Abs. 2 ZPO zwingend, sofern nur der Gegner ebenfalls anwaltlich vertreten ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Allerdings wird in der Rechtsprechung der Oberlandesgerichte auch die Rechtsansicht vertreten, der Grundsatz der Waffengleichheit, auf dem die Vorschrift des § 121 Abs. 2 ZPO beruht, gebiete auch bei einer anwaltlich vertretenen Gegenpartei dann nicht die Beiordnung eines Rechtsanwalts, wenn keine einander widerstreitenden Anträge gestellt und deshalb auch keine entgegengesetzten Interessen vertreten würden (so z.B. <u>OLG Hamm</u> (6. Familiensenat) MDR 1983, 409; <u>OLG Köln</u> FamRZ 1987, 400; AnwBl. 1995, 110). Diese Ansicht wird im Schrifttum weitgehend abgelehnt (so <u>Zöller/Philippi</u> aaO, § 121 Rdn. 9; <u>MK-ZPO (Wax)</u>, § 121 Rdn. 27, 29; <u>Wieczorek/Steiner</u>, ZPO, 3. Aufl. § 121 Rdn. 9; <u>Stein/Jonas/Bork</u>, ZPO, 21. Aufl., § 121 Rdn. 10) oder als zumindest rechtlich zweifelhaft angesehen (so <u>Musielak/Fischer</u> aaO, § 121 Rdn. 10). </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat teilt die im Schrifttum geäußerten Bedenken gegen eine solche einschränkende Auslegung des § 121 Abs. 2 ZPO. Sofern er in der Vergangenheit eine andere Ansicht vertreten hat, hält er daran nach erneuter Prüfung der Rechtslage nicht fest.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">§ 121 Abs. 2 ZPO ist seinem Wortlaut nach eindeutig. Er enthält keine Regelungslücken und verwendet - jedenfalls in der hier maßgeblichen zweiten Alternative - auch keine einer Interpretation bedürftigen unbestimmten Rechtsbegriffe. Für eine an Sinn und Zweck der gesetzlichen Regelung zu orientierende Gesetzesauslegung ist deshalb kein Raum. Würde die Beiordnung eines Rechtsanwalts trotz anwaltlich vertretener Gegenpartei davon abhängig gemacht, ob einander widerstreitende Interessen vertreten und streitige Anträge gestellt werden, liefe dies auf die Prüfung der Erforderlichkeit der Beiordnung hinaus, auf die es nach dem Willen des Gesetzgebers aber nur im Rahmen der ersten Alternative des § 121 Abs. 2 ZPO ankommt, nicht aber im Rahmen der aus dem Gesichtspunkt der Waffengleichheit abgeleiteten zweiten Alternative. Dies widerspräche der Gesetzessystematik und dem darin zum Ausdruck kommenden Willen des Gesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> b)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach § 11 a Abs. 1 S. 1 ArbGG hat der Vorsitzende des Arbeitsgerichts einer Partei, die außerstande ist, ohne Beeinträchtigung des für sie und ihre Familie notwendigen Unterhalts die Kosten des Prozesses zu bestreiten, und die nicht durch ein Mitglied oder einen Angestellten einer Gewerkschaft oder einer Vereinigung von Arbeitgebern vertreten werden kann, auf ihren Antrag einen Rechtsanwalt beizuordnen, wenn die Gegenpartei durch einen Rechtsanwalt vertreten ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beiordnung kann unterbleiben, wenn sie aus besonderen Gründen nicht erforderlich ist, oder wenn die Rechtsverfolgung offensichtlich mutwillig ist (Abs. 2). Im übrigen gelten die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über die Prozeßkostenhilfe in Verfahren vor den Gerichten in Arbeitssachen entsprechend (Abs. 3). </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Vorschrift des § 11 a ArbGG ist danach § 121 Abs. 2, 2. Alternative, ZPO weitgehende vergleichbar. Sie unterscheidet sich davon aber wesentlich durch ihren Absatz 2, der ausdrücklich eine Ausnahme von der Pflicht zur Beiordnung eines Rechtsanwalts für den Fall fehlender Erforderlichkeit zulässt. Auch diese unterschiedliche Regelung vergleichbarer Sachverhalte verbietet es, § 121 Abs. 2, 2. Alternative, ZPO gegen seinen Wortlaut zu interpretieren und die Beiordnung eines Rechtsanwalts zusätzlich von der Erforderlichkeit abhängig zu machen. Eine entsprechende Anwendung des § 11 a Abs. 2 ArbGG kommt nicht in Betracht, weil es sich um eine Ausnahmeregelung handelt, die grundsätzlich nicht analogiefähig ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes mag in den Fällen gelten, in denen die ZPO nur <u>entsprechende</u> Anwendung findet und das Verfahren grundsätzlich anders ausgestaltet ist als der Parteiprozess der ZPO. So lag es in den den Entscheidungen <u>BVerfG</u> NJW 1983, 1599 (Privatklageverfahren); 1989, 3271 (Konkursverfahren); <u>OLG Nürnberg</u> FamRZ 1987, 731 (FGG-Verfahren) zugrunde liegenden Fällen; hierzu auch <u>Stein/Jonas/Bork</u> aaO, § 121 Rdn. 10; <u>MK-ZPO(Wax)</u> aaO, § 121 Rdn. 27). Ein solcher Fall liegt hier jedoch schon deshalb nicht vor, weil auf den Kindschaftsprozess die ZPO unmittelbar anzuwenden ist und es sich zudem um ein grundsätzlich auf den Streit zweier Parteien mit einander widersprechenden Interessen und Anträgen ausgelegtes Verfahren handelt. Der (durch § 640 d ZPO eingeschränkte) Grundsatz der Amtsermittlung kann daran ebenso wenig ändern wie der Umstand, dass im Einzelfall einmal keine streitigen Anträge gestellt werden.</p>
114,385
lsgnrw-1999-09-02-l-1-al-4399
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 1 AL 43/99
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-12T13:54:20
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0902.L1AL43.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten &#252;ber die H&#246;he der Arbeitslosenhilfe im Zeitraum seit dem 01.07.1996.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Nach mehrj&#228;hrigem Bezug von Arbeitslosenhilfe legte die Beklagte der Bewilligung ab 01.01.1996 ein Bemessungsentgelt von 1.470,-- DM zugrunde (Bescheid vom 22.12.1995). Mit Bescheid vom 05.07.1996 setzte die Beklagte das ma&#223;gebliche Bemessungsentgelt mit Wirkung vom 01.07.1996 auf 1.430,-- DM fest und bewilligte Arbeitslosenhilfe in H&#246;he von 404,40 DM w&#246;chentlich.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dagegen legte der Kl&#228;ger Widerspruch ein, mit dem er sich gegen die Absenkung der Arbeitslosenhilfe wandte und geltend machte, dies versto&#223;e gegen den Gleichheitsgrundsatz in Artikel 3 Abs. 1 Grundgesetz (GG). Die H&#246;he der Absenkung sei willk&#252;rlich gew&#228;hlt. Mit Widerspruchsbescheid vom 03.09.1996 wies die Beklagte den Widerspruch als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat hiergegen am 13.09.1996 Klage erhoben, mit der er sein Begehren weiter verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sinngem&#228;&#223; beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Bescheid der Beklagten vom 05.07.1996 und den Widerspruchsbescheid vom 03.09.1996 sowie die weiteren den Zeitraum ab 01.07.1996 betreffenden Bescheide der Be klagten abzu&#228;ndern und die Beklagte zu verurteilen, ihm ab 01.07.1996 h&#246;here Arbeitslosenhilfe nach Ma&#223;gabe der gesetzlichen Vorschriften zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat auf die Gr&#252;nde des Widerspruchsbescheides Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheiden vom 30.12.1996, 04.07.1997, 19.01.1998, 28.07.1998, und 25.01.1999 bewilligte die Beklagte Arbeitslosenhilfe zun&#228;chst nach einem Bemessungsentgelt von 1.430,-- DM w&#246;chentlich in H&#246;he von 394,80 DM, ab 01.07.1997 ausgehend von einem w&#246;chentlichen Bemessungsentgelt von 1.410,-- DM in H&#246;he von 391,20 DM und ab 01.07.1998 ausgehend von einem Bemessungsentgelt von 1.380,-- DM w&#246;chentlich in H&#246;he von 387,87 DM.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Gerichtsbescheid vom 07.05.1999 hat das Sozialgericht Detmold die Klage abgewiesen und zur Begr&#252;ndung auf die Rechtsprechung des BSG (Urteile vom 25.06.1998 - B 7 AL 2/98 R und B 7 AL 128/97 R) zur Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Absenkung der Arbeitslosenhilfe nach &#167; 136 Abs. 2 b Arbeitsf&#246;rderungsgesetz (AFG) in der Fassung des Gesetzes zur Reform des Rechts der Arbeitslosenhilfe (ALHIRG) in Verbindung mit &#167; 242 v Abs. 1 AFG in der Fassung des Wachstums- und Besch&#228;ftigungsf&#246;rderungsgesetzes Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 20.05.1999 zugestellten Gerichtsbescheid hat der Kl&#228;ger am 18.06.1999 Berufung eingelegt. Zur Begr&#252;ndung macht er weiter geltend, die Absenkung der Arbeitslosenhilfe versto&#223;e gegen den Gleichheitsgrundsatz in Artikel 3 GG und sei verfassungswidrig. Ein vern&#252;nftiger, sich aus der Natur der Sache ergebender oder sonstwie sachlich einleuchtender Grund f&#252;r die Ungleichbehandlung verschiedener Guppen von Arbeitslosen sei nicht vorhanden. Die Regelung sei dem Grunde und der H&#246;he der prozentualen Minderung nach willk&#252;rlich. Die zur Verwaltungsvereinfachung vom Gesetzgeber festgelegte Pauschalierung sei unzul&#228;ssig, da die Arbeitslosenhilfe als Lohnersatzleistung sich der H&#246;he nach an individuellen Besonderheiten orientieren m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 27.07.1999 bewilligte die Beklagte nach einem Bemessungsentgelt von 1360,-- DM Arbeitslosenhilfe ab 01.07.1999 in H&#246;he von 384, 51 DM w&#246;chentlich. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung des Senats vom 02.09.1999 hob die Beklagte die Bescheide vom 04.07.1997, 28.07.1998 und 27.07.1999 teilweise auf und nahm die j&#228;hrliche Absenkung der Arbeitslosenhilfe ab 07.07.1997, ab 31.07.1998 und ab 30.07.1999 vor. Der Kl&#228;ger hat dieses Teilanerkenntnis angenommen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">den Gerichtsbescheid des Sozialgerichts Detmold vom 07.05.1999 aufzuheben und die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides vom 05.07.1996, des Widerspruchsbescheides vom 03.09.1996 sowie der weiteren Bescheide vom 30.12.1996, vom 04.07.1997, vom 02.01.1998, vom 28.07.1998, vom 25.01.1999 und vom 27. 07. 1999 zu verurteilen, ihm ab 01.07.1996 ungeminderte Arbeitslosenhilfe ohne 3-%ige Absenkung zu gew&#228;hren, hilfweise, den Rechtsstreit dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie nimmt auf die Gr&#252;nde des Gerichtsbescheides und die dort zitierte Rechtsprechung des Bundessozialgerichts Bezug.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsakte der Beklagten (Stamm-Nr. X) Bezug genommen, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Kl&#228;gers sowie seine Klage gegen den w&#228;hrend des Berufungsverfahrens ergangenen Bescheid vom 27.07.1999 &#252;ber die Bewilligung von Arbeitslosenhilfe sind unbegr&#252;ndet. Die im Kl&#228;gerantrag n&#228;her bezeichneten Bescheide sind gem&#228;&#223; &#167; 96 Sozialgerichtsgesetz (SGG) Gegenstand des gerichtlichen Verfahrens geworden. Sie sind rechtlich nicht zu beanstanden. Der Kl&#228;ger hat klar gestellt, dass die Klage und die Berufung sich nicht gegen den Be scheid vom 17.02.1998 und den Widerspruchsbescheid vom 28.07.1998 richten; diese haben die &#220;berpr&#252;fung der f&#252;r die Jahre 1994 und 1995 dem Rentenversicherungstr&#228;ger gemeldeten beitragspflichtigen Entgelte zum Gegenstand. Er hat ferner klargestellt, dass er mit der Klage und der Berufung nicht die &#220;berpr&#252;fung der Folgebescheide zur Arbeitslosenhilfe in Bezug auf die &#252;brigen Anspruchsvoraussetzungen begehrt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat zu Recht ab 01.07.1996 sowie im Juli der Folgejahre das f&#252;r die Bewilligung von Arbeitslosenhilfe ma&#223;gebliche Bemessungsentgelt nach Ma&#223;gabe des &#167; 136 Abs. 2 b AFG i.V.m. der &#220;bergangsvorschrift des &#167; 242 v Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 AFG mit einem um 0,03 verminderten Anpassungsfaktor angepa&#223;t. Der Senat nimmt insoweit gem&#228;&#223; &#167; 153 Abs. 2 SGG auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Gerichtsbescheides Bezug. Ebenso wie das Bundessozialgericht (Urteile vom 25.06.1998 - B 7 AL 128/97 R und B 7 AL 2/98 R - sowie vom 05.11.1998 - B 11 AL 7/98 R -) hat der Senat keine Zweifel an der Verfassungsm&#228;&#223;igkeit der Rechtsgrundlagen f&#252;r die Bemessung der Arbeitslosenhilfe in &#167; 242 v AFG i.V.m. &#167; 136 Abs. 2 b AFG i.d.F. des Arbeitslosenhilfe-Reformgesetzes. Diese bilden eine wirksame Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die von der Be klagten ab 01.07.1996 vorgenommene Anpassung der Arbeitslosenhilfe sowie f&#252;r die durch Bescheid vom 05. 07. 1997 erfolgte weitere Herabbemessung. Der Senat sieht insbesondere in der Anwendung der gesetzlichen Vorschriften keine den Kl&#228;ger in verfassungswidriger Weise benachteiligenden Auswirkungen. Die vom Kl&#228;ger ger&#252;gte verfassungswidrige Ungleichbehandlung bestimmter Gruppen von Arbeitslosen ist ebenfalls nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Ebenso wie das BSG (a.a.O.) hat der Senat die Verfassungsm&#228;&#223;igkeit auch in Bezug auf den Gleichheitssatz aus Art 3 Abs. 1 GG gepr&#252;ft. Die an der Dauer der Arbeitslosigkeit orientierte Absenkung des f&#252;r die Arbeitslosenhilfe ma&#223;geblichen Bemessungsentgelts stellt eine sachgerechte Differenzierung dar. Es ist nicht zu beanstanden, wenn der Gesetzgeber die H&#246;he des Bemessungsentgelts an das im Falle einer Vermittlung erreichbare Arbeitsentgelt kn&#252;pft und pauschalierend davon ausgeht, da&#223; dieses erreichbare Arbeitsentgelt mit fortschreitender Dauer der Arbeitslosigkeit sich kontinuierlich verringert. Die Neuregelung in &#167; 136 Abs. 2 b AFG, die eine j&#228;hrlich vorzunehmende rein rechnerisch-schematische Neubemessung vorsieht, wirkt sich bei einem Langzeitarbeitslosen sogar g&#252;nstiger aus als die zuvor geltende Regelung, die zu abrupten Herabbemessungen des Bemessungsentgeltes f&#252;hren konnte. Schon des halb sieht der Senat in der Pauschalierungsregelung eine den Kl&#228;ger nicht &#252;ber Geb&#252;hr beeintr&#228;chtigende sachlich gebotene Differenzierung. Die vom Kl&#228;ger zur Begr&#252;ndung herangezogene Entscheidung des BVerfG (Urteil vom 17.11.1992 - 1 BvL 8/87 - BVerfGE 87, 234) hat die verfassungsrechtliche &#220;berpr&#252;fung der Einkommensanrechnung unter nicht dauernd getrennt lebenden Ehegatten und Partnern ehe&#228;hnlicher Lebensgemeinschaften nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 137 Abs. 2a, 138, 139a AFG zum Gegenstand. Sie enth&#228;lt keine Aussagen zu den verfassungsrechtlichen Anforderungen an Regelungen zur H&#246;he des Bemessungsentgelt bei der Alhi-Gew&#228;hrung.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Bescheide vom 30.12.1996, 02.01.1998 und 25.01.1998, mit denen die Beklagte jeweils nach Ablauf des Bewilligungszeitraumes Arbeitslosenhilfe weiterbewilligte, sind nach &#220;berpr&#252;fung der &#252;brigen f&#252;r Grund und H&#246;he der Bewilligung ma&#223;geblichen Voraussetzungen ebenfalls nicht zu beanstanden. Die Bescheide vom 04.07.1997, 28.07.1998 und 27.07.1999, mit denen die Beklagte das zuvor ma&#223;gebliche Bemessungsentgelt gem&#228;&#223; &#167; 201 Satz 1 Sozialgesetzbuch 3. Buch (SGB III) angepa&#223;t hat, sind rechtm&#228;&#223;ig, nachdem die Beklagte im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung des Senats den Beginn der Absenkung der Arbeitslosenhilfe auf die Zeit vom Wirksamwerden des jeweiligen Bescheides an beschr&#228;nkt hat. Die der Vorg&#228;ngervorschrift in &#167; 136 Abs. 2 b AFG nachgebildete Regelung ist ebenfalls verfassungsm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 183, 193 SGG. Die Beklagte hat durch ihr Teilanerkenntnis im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung des Senats nur zu einem geringen Teil dem Begehren des Kl&#228;gers entsprochen. Dies rechtfertigt es nicht, ihr au&#223;ergerichtliche Kosten aufzuerlegen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde f&#252;r die Zulassung der Revision liegen nicht vor (&#167; 160 Abs. 1 und 2 SGG).</p>
114,386
vg-minden-1999-09-02-9-k-194298
{ "id": 845, "name": "Verwaltungsgericht Minden", "slug": "vg-minden", "city": 465, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 K 1942/98
1999-09-02T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:46
Urteil
ECLI:DE:VGMI:1999:0902.9K1942.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">T a t b e s t a n d :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kläger ist seit 1988 Eigentümer des mit einem Wohnhaus bebauten Grundstücks U. straß 10 in L. -H. . Das Grundstück ist seit 1965 an die zunächst von der Gemeinde H. und später von der Stadt L. betriebene öffentliche Entwässerungsanlage angeschlossen. Im gleichen Jahr entrichtete der frühere Eigentümer gemäß den damals geltenden Satzungsbestimmungen einen Kanalanschlussbeitrag.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Jahre 1997 teilte der Beklagte dem Kläger mit, dass der in der U. straße gelegene Mischwasserkanal saniert und im Rahmen dieser Maßnahme auch die Anschlussleitungen zu den einzelnen Hausgrundstücken erneuert werden sollten. Hinsichtlich der Inanspruchnahme des Grundstücks bedürfe es des Abschlusses eines Gestattungsvertrages. Der dem Kläger übersandte Vertragsentwurf enthielt u.a. in § 1 den Passus, dass die Kosten für die Herstellung der Anschlussleitung und des Kontrollschachtes auf dem Grundstück vom Anschlussnehmer zu tragen seien.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kläger den Vertragsentwurf trotz mehrfacher Erinnerung nicht unterzeichnet hatte, forderte der Beklagte ihn nach vorheriger Anhörung mit Ordnungsverfügung vom 19.03.1998 auf, auf seinem Grundstück bis zum 30.04.1998 einen Kontrollschacht nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik in Abstimmung mit dem Tiefbauamt zu errichten. Zur Begründung führte er aus, dass gemäß § 2 Abs. 6 b der Entwässerungssatzung der Stadt L. vom 14.07.1997 die zur Entwässerung der Anliegergrundstücke erforderlichen Hausanschlußleitungen bis zu dem 2 m hinter der straßenseitigen Grundstücksgrenze liegenden Kontrollschacht sowie der Kontrollschacht selbst Bestandteil der öffentlichen Abwasseranlage seien. Da auf seinem Grundstück bislang kein Kontrollschacht vorhanden sei, sei er gemäß § 12 Abs. 7 der Entwässerungssatzung verpflichtet, einen derartigen Kontrollschacht auf seine Kosten zu errichten. Für den Fall, dass der Kläger den Schacht nicht innerhalb der gesetzten Frist errichte, kündigte der Beklagte den Erlass einer Duldungsverfügung und eine Errichtung durch die Stadt im Wege der Ersatzvornahme an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen den Bescheid legte der Kläger unter dem 15.04.1998 Widerspruch ein, den er damit begründete, dass er nicht verpflichtet sei, den Kontrollschacht anlegen zu lassen, da er bereits vor Jahren den Kanalanschlussbeitrag gezahlt habe. Nach der damals geltenden Satzung sei die Stadt nach Zahlung des Anschlussbeitrages verpflichtet gewesen, den Kontrollschacht einbauen zu lassen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte wies den Widerspruch unter dem Briefkopf "A. H. L. , Der Stadtdirektor" mit Widerspruchsbescheid vom 28.04.1998 zurück, wobei er zur Begründung ergänzend ausführte, dass der für das Grundstück im Jahre 1965 gezahlte Kanalanschlussbeitrag die Kosten für einen Kontrollschacht nicht umfasst habe, da nach den Regeln der damals geltenden Entwässerungssatzung die öffentliche Anlage an der Grundstücksgrenze geendet habe. Diese Regelung sei erst durch die Entwässerungssatzung vom 24.07.1992 geändert worden. Dementsprechend enthalte § 12 Abs. 7 der derzeit gültigen Entwässerungssatzung die Regelung, dass bei bestehenden Anlagen, die bisher über keinen erforderlichen Kontrollschacht verfügten, die Stadt die Errichtung nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik im Zuge der Ausführung von Umbau- und Sanierungsarbeiten an den öffentlichen Kanälen von dem jeweiligen Grundstückseigentümer fordern werde, wobei die Kosten hierfür von dem Grundstückseigentümer zu tragen seien.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 29.04.1998 zugestellten Bescheid hat der Kläger am 25.05.1998 Klage erhoben, zu deren Begründung er darauf hinweist, dass der Widerspruchsbescheid vom 28.04.1998 bereits deshalb rechtswidrig sei, weil er von dem Stadtdirektor erlassen worden sei, den es zur damaligen Zeit bereits nicht mehr gegeben habe. In der Sache trägt er vor, dass der Kanalanschluss bereits seit einigen Jahrzehnten bestehe und die vor dem 24.07.1992 geltenden Satzungen keine Verpflichtung zur Anlage eines Kontrollschachtes enthalten hätten. Nach der Entwässerungssatzung vom 24.07.1992 und den dazu später ergangenen Änderungssatzungen werde bei Neuanschlüssen der Kontrollschacht auf Kosten der Stadt errichtet, da diese Kosten im Kanalanschlussbeitrag enthalten seien. Diese Regelung müsse auch für Altfälle gelten, da die vorherigen Satzungen keine gegenteilige Regelung enthalten hätten. Er sei der Auffassung, dass mit der Zahlung des Kanalanschlussbeitrages im Jahre 1965 alle Maßnahmen für den Anschluss an den öffentlichen Kanal auch für die Zukunft bezahlt worden seien. Der Einbau eines Kontrollschachtes sei auch nicht erforderlich, da sein Grundstück über einen ausreichenden Prüfschacht verfüge. Der in der Nähe des Hauseingangs etwa 3,50 m von der Grundstücksgrenze entfernt liegende rechteckige Schacht aus Beton habe eine Größe von 0,70 m x 0,30 m und sei mit einer Metallplatte und zwei Betonplatten abgedeckt. Er ermögliche eine Beobachtung des Abwasserflusses und im Fall einer Verstopfung die Einführung eines Spülschlauches.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">die Ordnungsverfügung des Beklagten vom 19.03.1998 und den Widerspruchsbescheid der "Alten H. L. - Der Stadtdirektor -" vom 28.04.1998 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er bezieht sich auf die Begründung der angefochtenen Bescheide und führt ergänzend aus, dass bereits nach der zum Zeitpunkt des Anschlusses des Grundstücks geltenden Entwässerungssatzung der Gemeinde H. vom 30.10.1964 die Errichtung eines Prüfschachtes auf Kosten des Grundstückseigentümer vorgesehen gewesen sei. Auch nach der Entwässerungssatzung der Stadt L. vom 04.11.1976 habe die Herstellung und Unterhaltung der Abwasseranlage auf dem Grundstück einschließlich des Prüfschachtes dem Anschlussnehmer oblegen. Seit Inkrafttreten der Entwässerungssatzung vom 24.07.1992 übernehme die Stadt bei Neuanschlüssen die Herstellung der Grundstücksanschlussleitung einschließlich des Kontrollschachtes, wobei hierfür zunächst vom Anschlussnehmer ein Kostenersatz nach Einheitssätzen zu zahlen gewesen sei. Seit Inkrafttreten der Änderungssatzung vom 28.07.1994 seien die Kosten im Kanalanschlussbeitrag enthalten. Insgesamt sei festzustellen, dass die Kosten für die Herstellung des notwendigen Kontrollschachtes zu jedem Zeitpunkt vom Grundstückseigentümer zu tragen gewesen seien. Der auf dem Grundstück vorhandene Betonschacht mit einer lichten Grundrissfläche von 0,15 m x 0,40 m, der auf die aus Zementrohren DN 100 hergestellte und in ca. 0,60 m Tiefe liegende Anschlußleitung aufgesetzt und mit einer Betonplatte 50/50 cm abgedeckt sei, habe bereits bei seiner Errichtung in den 60er Jahren nicht den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprochen und sei als Kontrollschacht gemäß DIN 1986 nicht ausreichend. Bereits bei der Errichtung eines Anbaus an das vorhandene Wohnhaus sei in der hierfür erteilten Entwässerungsgenehmigung vom 30.05.1980 und nochmals bei der Genehmigung der Errichtung einer Garage der Voreigentümer des Grundstücks zur Errichtung eines Kontrollschachtes aufgefordert worden, dem jedoch nicht nachgekommen. Der Anbau werde bis zum heutigen Tage über eine separate Anschlussleitung ohne Kontrollschacht entwässert, die erst hinter dem vorhandenen "Schacht" mit der Anschlussleitung des Altbaus zusammengeführt werde. Der vorhandene "Schacht" sei auch deshalb nicht ausreichend, weil er nur einen Teilstrom des Abwassers erfasse. Der in den Entwässerungssatzungen geforderte Prüfschacht habe jedoch das auf dem Grundstück anfallende Abwasser zu bündeln, um in ihm Prüfungen des eingeleiteten Abwassers vornehmen zu können. Er müsse daher örtlich hinter der letzten Abwassereinleitungsstelle positioniert werden und sei ausreichend zu dimensionieren. Weiter bestünden auch erhebliche Bedenken, ob die vorhandene Entwässerungsanlage hinsichtlich der Tiefenlage und des Gefälles den Anforderungen der DIN 1986 entspreche.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im übrigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorgänge des Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"> Entscheidungsgründe:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zulässig, jedoch nicht begründet. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid des Beklagten vom 19.03.1998 und der Widerspruchsbescheid vom 28.04.1998 sind rechtmäßig und verletzen den Kläger nicht in seinen Rechten (§ 113 Abs. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung - VwGO -). Der Beklagte hat den Kläger zu Recht aufgefordert, auf seinem Grundstück auf eigene Kosten einen Kontrollschacht in die Hausanschlussleitung einzubauen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Klägers führt der Umstand, dass der Widerspruchsbescheid vom 28.04.1998 unter dem Briefkopf "A. H. L. - Der Stadtdirektor" erlassen wurde, nicht zur Rechtswidrigkeit. Bei der versehentlichen Verwendung des bereits seit Jahren überholten Briefkopfes handelt es sich lediglich um eine auch vom Kläger zu erkennende offenbare Unrichtigkeit im Sinne des § 42 des Verwaltungsverfahrensgesetzes, die jederzeit berichtigt werden kann und die Rechtmäßigkeit des Verwaltungsaktes nicht berührt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt auch für die Bezeichnung des Bescheides vom 19.03.1998 als "Ordnungsverfügung". Die von dem Beklagten getroffene Regelung dient der Durchsetzung des gemeindlichen Satzungsrechts. Sie stellt keine Maßnahme der Gefahrenabwehr, sondern eine Ausübung von Hoheitsbefugnissen im Rahmen eines öffentlich-rechtlichen Benutzungsverhältnisses dar. Dies ist auch von dem Beklagten so gesehen worden, da er gemäß § 73 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 VwGO zu Recht selbst über den Widerspruch entschieden hat. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Problematik OVG NW, U.v.28.11.1994 - 22 A 2466/93 -.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsgrundlage für die Verpflichtung des Klägers zum Einbau eines Kontrollschachtes ergibt sich aus der Entwässerungssatzung der Alten H. L. vom 14.07.1997, die ihrerseits auf den §§ 7, 8 und 9 der Gemeindeordnung - GO NW -, dem § 18 a des Wasserhaushaltsgesetzes - WHG - und den §§ 51 und 53 des Landeswassergesetzes - LWG - beruht. Rechtliche Bedenken bezüglich des formell ordnungsgemäßen Zustandekommens und Inkrafttretens der Satzung sind nicht vorgetragen worden und auch sonst nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entwässerungssatzung ist auch - soweit das vorliegende Verfahren Anlass zu einer Überprüfung bietet - materiell gültiges Ortsrecht. Nach § 9 i.V.m. § 7 GO NW können Gemeinden bei öffentlichem Bedürfnis durch Satzung für die Grundstücke ihres Gebietes den Anschluss an die Kanalisation und deren Benutzung vorschreiben und die für die Ausgestaltung des öffentlich-rechtlichen Kanalbenutzungsverhältnisses erforderlichen Regelungen im Rahmen ihres Organisationsermessens treffen. Dass die Stadt L. mit der hier einschlägigen Regelung des § 12 Abs. 7 der Entwässerungssatzung die Grenzen des ihr durch die gesetzliche Ermächtigung eingeräumten ortsgesetzgeberischen Gestaltungsspielraums überschritten hat, ist nicht erkennbar. Die Regelung, dass auch bei Anlagen, die bislang über keinen Kontrollschacht verfügen oder deren Kontrollschacht zu keinem Zeitpunkt den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprach, im Zuge von Umbau- und Sanierungsarbeiten an den öffentlichen Kanälen von dem jeweiligen Grundstückseigentümer der Einbau eines Kontrollschachtes nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik gefordert wird, ist sachgerecht, da die Kontrollschächte die Übergabepunkte zwischen der privaten und der öffentlichen Abwasseranlage darstellen und in ihnen zum einen die Menge und Konsistenz des eingeleiteten Abwassers geprüft werden kann und sie zum anderen auch der Reinigung der Kanäle dienen. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Frage, welcher Anforderungen nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik an die Errichtung eines Kontrollschachtes zu stellen sind, kann auf die DIN 1986 zurückgegriffen werden. Nach § 3 Abs. 3 der Landesbauordnung - BauO NW - gelten auch die von der obersten Bauaufsichtsbehörde durch öffentliche Bekanntmachung als Technische Bauvorschriften eingeführten technischen Regeln als allgemein anerkannte Regeln der Technik. Hierzu gehört auch die mit Runderlass des Innenministers vom 04.10.1979 - VA 4 - 322.51 (MBl. NW. S. 2130) als Richtlinie bauaufsichtlich eingeführte DIN 1986 Teil 1 - Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke; Technische Bestimmungen für den Bau - (Ausgabe September 1978) bzw. die davor geltende, mit Runderlass des Ministers für Landesplanung, Wohnungsbau und öffentliche Arbeiten vom 24.05.1963 (MBl. NW S. 1100) eingeführte DIN 1986 Teil 1 (Ausgabe Juni 1962). Nach Ziffer 7.6.3. der DIN 1986 Teil 1 (Ausgabe September 1978) müssen besteigbare Schächte bei kreisförmigen Querschnitten mindestens 1,0 m lichte Weite haben, bei rechteckigen Querschnitten müssen die Abmessungen mindestens 0,8 m x 1,0 m, bei quadratischen Querschnitten mindestens 0,9 m x 0,9 m betragen. Schächte von weniger als 0,8 m Tiefe müssen mindestens die Abmessung 0,6 m x 0,8 m haben. Diesen Anforderungen genügt der auf dem Grundstück des Klägers vorhandene Prüfschacht selbst dann nicht, wenn man die Angaben des Klägers zugrunde legt. Der Schacht entsprach auch bei seiner Errichtung im Jahre 1965 nicht den damals allgemein anerkannten Regeln der Technik, da bereits die DIN 1986 Teil 1 (Ausgabe Juni 1962) unter Ziffer 9.2. - bis auf die Sonderregelung für Schächte unter 0,8 m Tiefe - die oben genannten Schachtquerschnitte vorsah.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Verpflichtung zum Einbau eines Kontrollschachtes ergibt sich weiter auch aus der bestandskräftigen Nebenbestimmung Nr. 3 zu der unter dem 30.05.1980 erteilten Entwässerungsgenehmigung für den damals errichteten Wohnhausanbau. Der darin geforderte Kontrollschacht mit einem Durchmesser von 1.000 mm ist nie gebaut worden und das Abwasser aus dem Hausanbau wird derzeit ohne Kontrollmöglichkeit direkt in die öffentliche Kanalisation eingeleitet.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Ansicht des Klägers führt die Regelung des § 12 Abs. 7 Satz 3 der Entwässerungssatzung, wonach die Kosten für den nachträglichen Einbau der Kontrollschächte von den Grundstückseigentümern zu tragen sind, auch zu keiner Benachteiligung der Eigentümer von früher angeschlossenen Grundstücken. Wie der Beklagte bereits zutreffend dargelegt hat, war sowohl nach § 11 Abs. 2 der Entwässerungssatzung der seinerzeit selbstständigen Gemeinde H. vom 30.10.1964 als auch nach § 11 Abs. 3 der Entwässerungssatzung der Stadt L. vom 04.11.1976 der in den Satzungen geforderte Prüfschacht auf Kosten des Grundstückseigentümers bzw. durch ihn selbst zu errichten. Die damals erhobenen Kanalanschlussbeiträge umfassten daher nicht die Kosten des Prüfschachtes. Auch nachdem die Stadt dazu übergangen war, gemäß § 6 Abs. 2 der Entwässerungssatzung vom 24.07.1992 die Kontrollschächte selbst zu errichten, wurden die Kosten hierfür von den Grundstückseigentümern nach Einheitssätzen erhoben. Seit Inkrafttreten der 1. Änderungssatzung vom 28.07.1994 und nunmehr unter der Geltung der Entwässerungssatzung vom 14.07.1997 sind die Kosten im Kanalanschlussbeitrag enthalten (§ 12 Abs. 6), wobei diese Regelung ausdrücklich nicht für den nachträglichen Einbau von Kontrollschächten in vorhandene Anschlussleitungen gilt. Insgesamt betrachtet ist daher festzustellen, dass die Kosten für die Errichtung der Kontrollschächte immer - in der Vergangenheit entweder direkt oder über einen Kostenersatz und heute über einen erhöhten Kanalanschlussbeitrag - von den Grundstückseigentümern zu tragen waren. Die Regelung des § 12 Abs. 7 Satz 3 der Entwässerungssatzung stellt daher keine Ungleichbehandlung von Altanschlüssen dar, sondern führt im Gegenteil den Grundsatz, dass jeder Eigentümer die Kosten des Kontrollschachtes wirtschaftlich selbst tragen soll, konsequent weiter.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist daher mit der Kostenfolge aus § 154 Abs. 1 VwGO abzuweisen. Die Entscheidungen über die vorläufige Vollstreckbarkeit und die Abwendungsbefugnis beruhen auf § 167 VwGO i.V.m. § 708 Nr. 11 und § 711 ZPO. </p>
114,387
vg-koln-1999-09-01-18-l-215099a
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
18 L 2150/99.A
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-14T10:23:48
Beschluss
ECLI:DE:VGK:1999:0901.18L2150.99A.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r ü n d e</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der gemäß § 80 Abs. 5 VwGO i.V.m. § 36 Abs. 3 AsylVfG zulässige Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung der Klage 18 K 0000/99.A - gegen den Bescheid der Antragsgegnerin vom 12.08.1999 anzuordnen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">ist begründet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bei der vom Gericht im Rahmen des § 80 Abs. 5 VwGO vorzunehmenden Interessenabwägung überwiegt das private Interesse der Antragsteller an einem weiteren Verbleib in der Bundesrepublik Deutschland bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung über ihren - von der Antragsgegnerin als unbeachtlich bewerteten - Asylfolgeantrag gegenüber dem kraft Gesetzes vermuteten öffentlichen Interesse an einer sofortigen Ausreise der Antragsteller. Denn es bestehen ernstliche Zweifel im Sinne des § 36 Abs. 4 S. 1 AsylVfG an der Rechtmäßigkeit der in Ziffer 2 des Bescheides vom 12.08.1999 enthaltenen Abschiebungsandrohung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dies ergibt sich zum einen bereits aus der gegenwärtigen Lage in der Türkei nach der Festnahme des PKK-Führers Abdullah Öcalans, aufgrund derer nach dem ad hoc-Bericht des Auswärtigen Amtes vom 25.02.1999 "ein erhöhtes Risiko einer besonderen Gefährdung für abzuschiebende Türken kurdischer Volkszugehörigkeit besteht". Nach dem zwischenzeitlich verhängten Todesurteil gegen Öcalan ist eine weitere Verschärfung der Situation eingetreten; eine aktuelle, von dem obigen ad hoc-Bericht abweichende Stellungnahme des Auswärtigen Amtes liegt bis heute nicht vor, so daß die darin zum Ausdruck kommende Gefährdungseinschätzung offenbar nach wie vor gilt. Angesichts dieser Aussage erscheint es im Rahmen der vom Gericht im Verfahren nach § 80 Abs. 5 VwGO zu treffenden Entscheidung angezeigt, Abschiebungsschutz zu gewähren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Abschiebungsschutz ist vorliegend im Hinblick auf das individuelle Vorbringen der Antragsteller zur Begründung ihres Asylfolgeantrages auch bis zur Entscheidung in der Hauptsache zu gewähren. Zwar kann nicht ausgeschlossen werden, daß hinsichtlich der vorgetragenen exilpolitischen Aktivitäten seit Januar 1998 im Rahmen der Bewegung des Wanderkirchenasyls die Dreimonatsfrist des § 51 Abs. 3 VwVfG abgelaufen ist und daher ein Anspruch auf Durchführung eines Folgeverfahrens aus diesen Gründen nicht besteht. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Unabhängig davon spricht jedoch vieles dafür, daß die Kläger aufgrund dieser Aktivitäten jedenfalls einen Anspruch auf Feststellung haben, daß Abschiebungshindernisse gemäß § 53 Abs. 1 AuslG vorliegen. Denn sie haben substantiiert und unter Beweisantritt vorgetragen, daß sie sich im Rahmen des Wanderkirchenasyls in individualisierbarer und öffentlichkeitswirksamer Weise für die Belange der Kurden eingesetzt haben und hierüber in einer Vielzahl von Zeitungsartikeln und Fernsehsendungen türkischer und deutscher Medien berichtet wurde. Sie haben ebenfalls dargelegt, daß diese Aktionen von den türkischen Sicherheitsbehörden genauestens beobachtet werden und diesen einzelne Teil- nehmer namentlich bekannt geworden sind, wobei sie offenbar als PKK-Aktivisten gelten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus §§ 154 Abs. 1 VwGO, 83 b Abs. 1 AsylVfG.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluß ist unanfechtbar (§ 80 AsylVfG).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,388
ovgnrw-1999-09-01-22-a-300499
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
22 A 3004/99
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-12T13:54:21
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0901.22A3004.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unzul&#228;ssig. Eine Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts D&#252;sseldorf vom 11. Juni 1999 ist nicht statthaft, da die Berufung nicht vom Oberverwaltungsgericht zugelassen worden ist. Als Rechtsbehelf gegen das Urteil w&#228;re nur der Antrag auf Zulassung der Berufung in Betracht gekommen (&#167; 124 Abs. 1 der Verwaltungsgerichtsordnung -VwGO-). Zudem ist die Berufung unzul&#228;ssig, weil der Kl&#228;ger trotz zutreffender Rechtsmittelbelehrung nicht - wie in &#167; 67 Abs. 1 Satz 1 VwGO vorgeschrieben - durch einen Rechtsanwalt oder Rechtslehrer an einer deutschen Hochschule vertreten ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auch wenn das vom Kl&#228;ger eingelegte Rechtsmittel als (statthafter) Antrag auf Zulassung der Berufung angesehen w&#252;rde, w&#228;re das Rechtsmittel unzul&#228;ssig, da auch insoweit vor dem Oberverwaltungsgericht gem. &#167; 67 Abs. 1 Satz 2 VwGO Vertretungszwang besteht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167; 167 VwGO in Verbindung mit &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 der Zivilproze&#223;ordnung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,389
ovgnrw-1999-09-01-9-a-219099
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 2190/99
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-12T13:54:21
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0901.9A2190.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks J. -S. - .Stra&#223;e 19 in R. , das an die st&#228;dtischen Einrichtungen der Abwasser-. und Abfallbeseitigung und der Stra&#223;enreinigung angeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Heranziehungsbescheid f&#252;r Grundbesitzabgaben vom 16. Januar 1995 zog der Beklagte den Kl&#228;ger f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck und das Jahr 1995 unter anderem zu Abwasser-. und Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren sowie zu Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren heran; wegen der Berechnung der Geb&#252;hren im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Bescheides Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiergegen legte der Kl&#228;ger Widerspruch ein. Soweit der Widerspruch sich gegen die Heranziehung zu Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren richtete, f&#252;hrte der Kl&#228;ger zur Begr&#252;ndung an, da&#223; bei der Geb&#252;hrenberechnung der reine Frischwasserma&#223;stab zugrundegelegt worden sei. Nach der Rechtsprechung des Berufungsgerichts sei in gro&#223;st&#228;dtischen und relativ inhomogen bebauten Gebieten eine Veranlagung nach dem modifizierten Frischwasserma&#223;stab geboten. Mit Widerspruchsbescheid vom 18. Dezember 1997 wies der Beklagte den Widerspruch mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ck, da&#223; die Zahl der F&#228;lle, in denen der Frischwasserma&#223;stab zur Erfassung der Niederschlagswassereinleitung ungeeignet sei, unter Ber&#252;cksichtigung der Gesamtzahl von 19.000 abwassergeb&#252;hrenpflichtigen Veranlagungsf&#228;llen unter 10 % liege und daher diese F&#228;lle bei der Ma&#223;stabsfindung nach dem Grundsatz der Typengerechtigkeit vernachl&#228;ssigt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit am 23. Dezember 1997 bei Gericht eingegangenem Schriftsatz hat der Kl&#228;ger Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend des Klageverfahrens setzte der Rat der Stadt R. mit der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 den Grenzwert f&#252;r den Abzug der nachweislich auf dem Grundst&#252;ck verbrauchten oder zur&#252;ckgehaltenen Wassermengen unter anderem r&#252;ckwirkend f&#252;r das Jahr 1995 auf 20 cbm/Jahr herab (&#167; 2 Abs. 4 Satz 4 in der Fassung des &#167; 1 Nr. 1 der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Klage hat der Kl&#228;ger, soweit diese sich gegen die Erhebung der Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren gerichtet hat, im wesentlichen folgendes geltend gemacht: Die Ermittlung der Geb&#252;hrens&#228;tze versto&#223;e gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot. Nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen sei die in der Geb&#252;hrenkalkulation praktizierte Kombination von Abschreibungen auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten und kalkulatorischen Zinsen auf der Grundlage von Anschaffungswerten i.V.m. einem Nominalzinssatz unzul&#228;ssig. Im &#252;brigen k&#246;nne von einer homogenen Bebauungsstruktur in R. nicht ausgegangen werden. Weder die erkennende Kammer noch das Berufungsgericht h&#228;tten sich bislang mit der Rechtsfrage auseinandergesetzt, ob unter Ber&#252;cksichtigung der Rechtsprechung eine Verpflichtung bestehe, auch in R. als Ruhrgebietsstadt den modifizierten Frischwasserma&#223;stab einzuf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger seine Klage hinsichtlich der festgesetzten Stra&#223;enreinigungsgeb&#252;hren zur&#252;ckgenommen hat und die Beteiligten nach Aufhebung des angefochtenen Bescheides hinsichtlich der festgesetzten Abfallentsorgungsgeb&#252;hren den Rechtsstreit insoweit &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, hat der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Grundbesitzabgabenbescheid vom 16. Januar 1995 hinsichtlich der festgesetzten Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren sowie insoweit den Widerspruchsbescheid vom 18. Dezember 1997 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Er ist der Auffassung gewesen, da&#223; insoweit der Geb&#252;hrensatz gem&#228;&#223; den geltenden rechtlichen Anforderungen kalkuliert worden und der auf dieser Grundlage erlassene Heranziehungsbescheid daher rechtm&#228;&#223;ig sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Gerichtsbescheid hat das Verwaltungsgericht das Verfahren hinsichtlich der Stra&#223;enreinigungs-. und Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren eingestellt und im &#252;brigen der Klage gegen die Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren stattgegeben. Soweit es der Klage stattgegeben hat, hat es zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; das Abzugskapital zu gering bemessen worden sei, da Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge insoweit nicht ber&#252;cksichtigt worden seien. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Gerichtsbescheides Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die zugelassene Berufung des Beklagten. Zur Begr&#252;ndung macht er im wesentlichen folgendes geltend: Entgegen der Feststellung des Verwaltungsgerichts seien die Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge bei der Erstellung der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung dem Abzugskapital zugeordnet und somit bei der Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen nicht dem zu verzinsenden Kapital zugerechnet worden. Die angewandte Kalkulationsmethode entspreche den Vorgaben des Kommunalabgabengesetzes und der neueren Rechtsprechung des Berufungsgerichts. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">den angefochtenen Gerichtsbescheid zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung macht er im wesentlich folgendes geltend: Die Geb&#252;hrens&#228;tze seien methodisch fehlerhaft kalkuliert. In der bislang vom erkennenden Senat des Berufungsgerichts bei dem Ansatz der kalkulatorischen Kosten tolerierten doppelten Erfassung des Inflationsausgleichs sei ein Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 1, 19 Abs. 4 des Grundgesetzes (GG) sowie gegen das aus dem Rechtsstaatsprinzip abzuleitende &#196;quivalenzprinzip zu sehen. Wie das Verwaltungsgericht in anderen Entscheidungen festgestellt habe, sei die von dem Berufungsgericht tolerierte Kalkulationsmethode auch nach den insoweit ma&#223;geblichen betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen unzul&#228;ssig. Unter Bezugnahme auf sein Vorbringen aus dem Widerspruchsverfahren tr&#228;gt der Kl&#228;ger weiter vor, da&#223; das Stadtgebiet von R. im Sinne der einschl&#228;gigen Rechtsprechung als nicht homogen strukturiert anzusehen sei. Vielmehr sei davon auszugehen, da&#223; in bestimmten Stadtteilen, speziell in den industriell gepr&#228;gten Stadtteilen im S&#252;den und Osten (Stadtteile H. , S. , H. , K. -.L. , O. und S. ) eine wesentlich intensivere Nutzung anzutreffen sei, als in den anderen, vornehmlich dem Wohnen dienenden Stadtteilen im n&#246;rdlichen und westlichen Bereich von R. . Die namentlich aufgef&#252;hrten Stadtteile verf&#252;gten &#252;ber ausgedehnte Gewerbe-. und Industriegebiete (einschlie&#223;lich gro&#223;r&#228;umiger Industrie-. und Zechenbrachen), wo eine wesentlich intensivere Grundst&#252;cksnutzung stattfinde bzw. m&#246;glich sei als in den Wohnbereichen. In den modernen Gro&#223;gemeinden fehle es an dem Wahrscheinlichkeitszusammenhang zwischen Wasserverbrauch und der Menge des abgeleiteten Niederschlagswassers.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der hierzu sowie zu den Verfahren 9 A 3341/98 und 9 A 3342/98 beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten, auf das Lehrbuch von W&#246;he "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", 19. Auflage 1996, sowie auf weitere betriebswirtschaftliche Lehrb&#252;cher (Schmidt, Kostenrechnung, 1996; Mayer/Liessmann/Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996; Steger, Kosten-. und Leistungsrechnung, 1996; Hoitsch, Kosten-. und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997; Kicherer, Kosten-. und Leistungsrechnung, 1998; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten-. und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998) Bezug genommen; die vorgenannten Verwaltungsvorg&#228;nge und sonstigen Unterlagen sind zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die zugelassene Berufung des Beklagten ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Grundbesitzabgabenbescheid des Beklagten vom 16. Januar 1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 18. Dezember 1997 ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO), soweit darin f&#252;r das Jahr 1995 Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren festgesetzt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage der angefochtenen Geb&#252;hrenerhebung ist die Geb&#252;hrensatzung der Stadt R. f&#252;r die Abwasserbeseitigung vom 21. Dezember 1990 in der Gestalt der 5. &#196;nderungssatzung vom 22. Dezember 1994 und der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 (AGS). Deren Regelungen sind, soweit die Satzung im Berufungsverfahren der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung unterliegt, g&#252;ltiges Satzungsrecht. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Geb&#252;hrenma&#223;stab (einheitlicher Frischwasserma&#223;stab nach &#167; 2 AGS) ist f&#252;r die Umlegung der Kosten sowohl der Schmutzwasserbeseitigung als auch der Niederschlagswasserbeseitigung grunds&#228;tzlich ein zul&#228;ssiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab i.S.d. &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-.Westfalen vom 21. Oktober 1969, GV NRW S. 712, in der f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 geltenden Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 16. Dezember 1992, GV NRW S. 561 (KAG a.F.).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997 -. 9 A 3373/96 -., NVwZ-.RR 1998, 392, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkte, die in bezug auf die Siedlungsstruktur,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu: BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. Februar 1972 -. 7 B 92/70 -., KStZ 1972, 111 (112); OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991 -. 9 A 803/88 -., Urteil vom 5. August 1994 -. 9 A 1248/92 -., insoweit nicht ver&#246;ffentlicht, Urteil vom 25. April 1997 -. 9 A 4821/95 -., </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">in der Stadt R. f&#252;r seine Unzul&#228;ssigkeit sprechen, dr&#228;ngen sich dem erkennenden Senat aus den vorliegenden Unterlagen nicht auf. Da dem erkennenden Senat die Bebauungsstruktur in der Stadt R. im Jahr 1995 auch aus anderen Verfahren nicht bekannt ist, ist auf der Grundlage der vorliegenden Verwaltungsvorg&#228;nge auch unter der Geltung des Amtsermittlungsgrundsatzes (&#167;&#167; 125 Abs. 1, 86 Abs. 1 VwGO) eine weitere Aufkl&#228;rung des Sachverhalts in dieser Richtung nicht geboten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus dem Umstand, da&#223; es sich bei der Stadt R. -. unstreitig -. nicht mehr um eine kleinere l&#228;ndliche Gemeinde ohne gr&#246;&#223;ere Gewerbefl&#228;chen und ohne zum Teil stark verdichtete Bebauung handelt. Ein allgemeiner Grundsatz, da&#223; der einheitliche Frischwasserma&#223;stab in St&#228;dten von der Gr&#246;&#223;enordnung der Stadt R. oder allgemein in Ruhrgebietsst&#228;dten regelm&#228;&#223;ig unzul&#228;ssig ist, besteht nach der Rechtsprechung des erkennenden Senats nicht. Vielmehr kommt es unter dem insoweit entscheidenden, sich aus Art. 3 Abs. 1 GG ergebenden Aspekt der Typengerechtigkeit auf das Verh&#228;ltnis der Wassergro&#223;verbraucher mit relativ kleinen versiegelten Fl&#228;chen ,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">vgl. zu den Wassergro&#223;verbrauchern: BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. Februar 1972, a.a.O.; OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O., Urteil vom 25. April 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">und der gro&#223;fl&#228;chig versiegelten Grundst&#252;cke mit relativ geringem Wasserverbrauch zur Gesamtzahl der von der Ma&#223;stabsregelung betroffenen F&#228;lle an. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Grundsatz der Typengerechtigkeit und der in diesem Rahmen zur Anwendung gelangenden 10%-.Regel etwa: BVerwG, Urteil vom 1. August 1986 -. 8 C 112.84 -., David, a.a.O., Nr. 63; OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O., Urteil vom 25. April 1997, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dieses Verh&#228;ltnis ist f&#252;r jede Gemeinde unterschiedlich. Es unterliegt zudem entsprechend der wirtschaftlichen und baulichen Entwicklung selbst innerhalb der einzelnen Gemeinde nachhaltigen Ver&#228;nderungen und entzieht sich damit von vornherein pauschalierenden Verallgemeinerungen, die etwa an die schlichte Gr&#246;&#223;enordnung einer Gemeinde ankn&#252;pfen. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung des erkennenden Senats, den Sachverhalt weiter aufzukl&#228;ren, ergibt sich auch nicht aus dem kl&#228;gerischen Vorbringen. Die Begr&#252;ndung des Widerspruchs, nach der Rechtsprechung des Berufungsgerichts sei in gro&#223;st&#228;dtischen und relativ inhomogen bebauten Gebieten eine Veranlagung nach dem modifizierten Frischwasserma&#223;stab geboten, ist zu unsubstantiiert, um daraus in bezug auf die Bebauungsstruktur der Stadt R. konkrete Anhaltspunkte entnehmen zu k&#246;nnen, die eine &#220;berpr&#252;fung der Zul&#228;ssigkeit des reinen Frischwasserma&#223;stabs in tats&#228;chlicher Hinsicht geboten h&#228;tten. Da&#223; die Gr&#246;&#223;e einer Stadt allein insoweit nicht aussagekr&#228;ftig ist, ist bereits oben dargelegt worden. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auch das Vorbringen des Kl&#228;gers im erstinstanzlichen Verfahren, auf das im Berufungsverfahren zun&#228;chst Bezug genommen worden ist, bleibt hinsichtlich der erforderlichen Substantiierung defizit&#228;r. Insoweit kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; der Beklagte im Widerspruchsbescheid unter Bezugnahme auf die Gesamtzahl der Veranlagungsf&#228;lle (19.000) ausgef&#252;hrt hat, da&#223; die Grenze von 10 % eingehalten werde. In diesem Fall erfordert die den Kl&#228;ger treffende Mitwirkungspflicht (&#167; 86 Abs. 1 Satz 1 2. Halbsatz VwGO) nun seinerseits in hinreichend konkreter Form Anhaltspunkte daf&#252;r vorzutragen, da&#223; die Bewertung des Beklagten unzutreffend ist. Von dem Kl&#228;ger wird damit weder eine kartographische Erfassung der Bebauungsstruktur des Stadtgebiets verlangt noch mu&#223; er unter Bezeichnung der einzelnen Grundst&#252;cke darlegen, da&#223; die nach dem Grundsatz der Typengerechtigkeit geltende Grenze von 10 % der betroffenen F&#228;lle &#252;berschritten wird. Stellt der Kl&#228;ger, wie hier, die Gesamtzahl der Veranlagungsf&#228;lle nicht in Frage, ist er zur Entkr&#228;ftung des Vorbringens des Beklagten lediglich gehalten, die Bebauungsgebiete grob zu bezeichnen, in denen seiner Auffassung nach Wassergro&#223;verbraucher mit relativ kleinen versiegelten Fl&#228;chen und/oder gro&#223;fl&#228;chig versiegelte Grundst&#252;cke mit relativ geringem Wasserverbrauch vorhanden sind. Dar&#252;ber hinaus obliegt es ihm, gegen&#252;ber dem Gericht die Gr&#246;&#223;enordnung der seiner Auffassung nach bestehenden Abweichungen darzulegen. Auch insoweit bedarf es keiner genauen zahlenm&#228;&#223;igen Erfassung, vielmehr reicht eine ungef&#228;hre Angabe, etwa orientiert an dem Verh&#228;ltnis der seiner Auffassung nach betroffenen Stadtteile zum gesamten Stadtgebiet, aus. Ein derartiges Vorbringen ist im erstinstanzlichen Klageverfahren und zun&#228;chst auch im Berufungsverfahren auf die gerichtliche Verf&#252;gung vom 18. Juni 1999 nicht erfolgt. Vielmehr hat sich der Kl&#228;ger darauf beschr&#228;nkt, ohne Ankn&#252;pfung an konkrete tats&#228;chliche Gegebenheiten in der Stadt R. seine pauschale Einsch&#228;tzung von der Unzul&#228;ssigkeit des reinen Frischwasserma&#223;stabs vorzutragen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Erstmals mit Schriftsatz vom 24. August 1999 sind von dem Kl&#228;ger einzelne Stadtteile konkret benannt worden, in denen nach seiner Auffassung ausgedehnte Gewerbe-. und Industriegebiete (einschlie&#223;lich gro&#223;r&#228;umiger Industrie-. und Zechenbrachen) vorhanden sein sollen. Ob dieser Vortrag den Anforderungen, die nach dem oben Dargelegten an die Mitwirkungspflicht zu stellen sind, im Hinblick auf die erforderliche Darlegung der Gr&#246;&#223;enordnung der nach Auffassung des Kl&#228;gers vorhandenen Abweichungen gen&#252;gt, kann dahingestellt bleiben. Selbst wenn man davon ausgeht, da&#223; das Vorbringen den erkennenden Senat im Rahmen des Amtsermittlungsgrundsatzes zu weiterer Sachaufkl&#228;rung verpflichtet h&#228;tte, konnte gleichwohl ohne weitere Ermittlungen zur Zul&#228;ssigkeit des reinen Frischwasserma&#223;stabs in der Sache entschieden werden. Denn ein derartiges, als hinreichend substantiiert anzusehendes Vorbringen ist nach &#167;&#167; 125 Abs. 1, 87 b Abs. 2 VwGO als versp&#228;tet zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist nach &#167; 87 b Abs. 1 Satz 1 VwGO mit gerichtlicher Verf&#252;gung vom 18. Juni 1999 unter Fristsetzung von 3 Wochen zur Angabe der Tatsachen, durch deren Ber&#252;cksichtigung oder Nichtber&#252;cksichtigung im Verwaltungsverfahren er sich beschwert f&#252;hlt, aufgefordert worden. Diese Verf&#252;gung ist dem Kl&#228;ger am 23. Juni 1999 zugestellt worden. Gem&#228;&#223; &#167; 57 Abs. 2 VwGO, &#167; 222 ZPO, &#167;&#167; 187 Abs. 1, 188 Abs. 2 BGB lief die Frist mit dem 14. Juli 1999 ab. Der Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 24. August 1999, der an demselben Tag per Telefax dem Gericht &#252;bermittelt wurde, ging mithin i.S.d. &#167; 87 b Abs. 3 Satz 1 VwGO versp&#228;tet bei Gericht ein.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Nach der &#220;berzeugung des erkennenden Senats h&#228;tte die Zulassung des Vorbringens die Erledigung des Rechtsstreits i.S.d. &#167; 87 b Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 VwGO verz&#246;gert. Allein aufgrund dieses als hinreichend substantiiert anzusehenden Vorbringens h&#228;tte die Bebauungsstruktur in der Stadt R. einschlie&#223;lich der Gro&#223;wasserverbraucher mit relativ kleinen versiegelten Fl&#228;chen und der gro&#223;fl&#228;chig versiegelten Grundst&#252;cke mit geringem Wasserverbrauch im einzelnen f&#252;r das Jahr 1995 ermittelt werden m&#252;ssen. Diese angesichts der Gesamtzahl von 19.000 Veranlagungsf&#228;llen zeitaufwendige Sachverhaltsfeststellung h&#228;tte nach der aus anderen Verfahren insoweit gewonnenen Erfahrung des erkennenden Senats innerhalb der vom Zugang des Schriftsatzes (24. August 1999, 15.03 Uhr) bis zum Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 1. September 1999 noch verbleibenden Zeit von lediglich 5 Werktagen nicht mit einem gerichtsverwertbaren Ergebnis (&#167; 108 Abs. 2 VwGO) erfolgen k&#246;nnen. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat die Versp&#228;tung auch nicht gen&#252;gend i.S.d. &#167; 87 b Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 VwGO entschuldigt. Er hat keinen Grund vorgebracht, warum er diesen Vortrag dem Gericht nicht innerhalb der ihm hierf&#252;r gesetzten 3-.Wochen-.Frist &#252;bermitteln konnte. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung hat er zudem selbst einger&#228;umt, da&#223; er seinem innerhalb der gesetzten Frist eingegangenen Schriftsatz vom 14. Juli 1999 irrt&#252;mlich seine Stellungnahme aus einem die Stadt G. betreffenden Verfahren beigef&#252;gt habe.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Eine Belehrung des Kl&#228;gers i. S. d. &#167; 87 b Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 VwGO &#252;ber die Folgen der Fristvers&#228;umung ist mit der gerichtlichen Aufforderung zur Stellungnahme vom 18. Juni 1999 erfolgt. Die Voraussetzungen des &#167; 87 b Abs. 3 Satz 3 VwGO liegen nicht vor, da die Bebauungsstruktur der Stadt R. im Jahr 1995 auch ohne den Kl&#228;ger nicht mit geringem Aufwand festzustellen ist. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Soweit die Regelung in &#167; 2 Abs. 4 der Geb&#252;hrensatzung i.d.F. der 5. &#196;nderungssatzung vom 22. Dezember 1994 hinsichtlich des Grenzwertes von 60 cbm f&#252;r den Abzug von nachweislich auf dem Grundst&#252;ck verbrauchten oder zur&#252;ckgehaltenen Wassermengen f&#252;r laufend wiederkehrende Verwendungszwecke (&#167; 2 Abs. 4 a der Geb&#252;hrensatzung) und des dar&#252;ber hinaus festgelegten vollst&#228;ndigen Ausschlusses von zur Speisung von Heizungsanlagen verbrauchtem, von hauswirtschaftlich genutztem und von zum Sprengen von Hof und Vorg&#228;rten verwendetem Wasser (&#167; 2 Abs. 4 b-.d der Geb&#252;hrensatzung) angesichts der neueren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts und des erkennenden Senats,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">vgl. die Zusammenfassung in OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndeten Zweifeln unterlag, hat der Rat der Stadt R. diesen Bedenken Rechnung getragen. Mit der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 hat er r&#252;ckwirkend unter anderem f&#252;r den hier ma&#223;gebenden Veranlagungszeitraum 1995 die Ausschlu&#223;tatbest&#228;nde des &#167; 2 Abs. 4 b -. d der Geb&#252;hrensatzung aufgehoben und den nunmehr f&#252;r s&#228;mtliche zur&#252;ckgehaltenen oder verbrauchten Wassermengen geltenden Grenzwert auf 20 cbm reduziert. Eine dar&#252;ber hinausgehende Reduzierung des Grenzwertes auf einen Wert unter 20 cbm oder ein v&#246;lliges Absehen von einem Grenzwert ist f&#252;r den Veranlagungszeitraum nicht zwingend geboten. Vielmehr sind im Rahmen des dem Ortsgesetzgeber bei der Festlegung des Geb&#252;hrenma&#223;stabes zustehenden weiten Organisationsermessens,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O., m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">etwaige verbleibende Ungleichbehandlungen innerhalb der Gruppen der Geb&#252;hrenpflichtigen durch den Grundsatz der Verwaltungspraktikabilit&#228;t gerechtfertigt. Die sich ergebenden Jahresbetr&#228;ge liegen mit 68,00 DM (3,40 DM -. &#167; 3 Abs. 1 AGS -. x 20 cbm), 38,00 DM (1,90 DM -. &#167; 3 Abs. 2 AGS -. x 20 cbm) und 30,00 DM (1,50 DM -. &#167; 3 Abs. 3 AGS -. x 20 cbm) unter der Schwelle der Erheblichkeit.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die hier streitigen Geb&#252;hrens&#228;tze des &#167; 3 AGS begegnen im Ergebnis keinen materiell- .rechtlichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot des &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG a.F. liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; in den in der Geb&#252;hrenkalkulation mit 3.189.544,00 DM veranschlagten Personalkosten Kosten f&#252;r Mitarbeiter enthalten sind, die nach der Prognose im Veranlagungszeitraum 1995 nicht f&#252;r die gemeindliche Einrichtung Abwasserbeseitigung t&#228;tig werden sollten, oder da&#223; etwa die anteiligen Kosten der Querschnitts&#228;mter der H&#246;he nach fehlerhaft veranschlagt worden sind, sind nicht ersichtlich. Das zur Ermittlung der anteiligen Kosten der zentralen Verwaltungsbereiche (Verwaltungsgemeinkosten) praktizierte und vom Beklagten im Berufungsverfahren erl&#228;uterte Gesamtkostenverfahren l&#228;&#223;t fehlerhafte methodische Ans&#228;tze nicht erkennen. Der veranschlagte Betrag ist auch der H&#246;he nach nicht geeignet, den erkennenden Senat im Rahmen des Amtsermittlungsgrundsatzes zu weitergehenden Sachverhaltsermittlungen zu veranlassen. Er bewegt sich nach der aus einer Vielzahl von Verfahren gewonnenen Erfahrung des erkennenden Senats in einem f&#252;r geb&#252;hrenkalkulierende Einrichtungen der Abwasserbeseitigung &#252;blichen Rahmen. Der Personalkostenansatz l&#228;&#223;t auch im Verh&#228;ltnis zu den veranschlagten Gesamtkosten von 30.895.016,00 DM (10,3 %) bzw. 25.232.906,00 DM (12,6 %) nicht einmal ansatzweise ein signifikantes Ungleichgewicht erkennen, das auf die unzul&#228;ssige Einbeziehung betriebsfremder Kosten hindeuten k&#246;nnte. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkte lassen sich insbesondere nicht dem Schriftsatz des Kl&#228;gers vom 31. August 1999 entnehmen, in dem er erstmals zu den Personalkosten vortr&#228;gt. Unabh&#228;ngig von der auch insoweit eingetretenen Verfristung (&#167; 87b VwGO) wird der Beklagte lediglich aufgefordert, anhand vorzulegender Unterlagen substantiiert die Betriebsnotwendigkeit des Personalkostenansatzes darzulegen. Da&#223; und ggf. aus welchem Grund in der Geb&#252;hrenkalkulation unzul&#228;ssige Personalkostenans&#228;tze enthalten sein sollen, ist auch nicht ansatzweise vorgetragen. Ohne eine diesbez&#252;gliche Substantiierung ist der erkennende Senat nicht gehalten, gleichsam ungefragt in eine &#220;berpr&#252;fung der lediglich pauschal angesprochenen Kostenposition einzutreten. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Auch die Veranschlagung der Verbandsbeitr&#228;ge mit insgesamt 11.181.933,00 DM (E. : 11.082.594,00 DM; L. : 99.339,00 DM) h&#228;lt der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung stand. Der Vortrag, die Verb&#228;nde entw&#228;sserten durch Bergsenkungen entstandene Polderfl&#228;chen und der &#252;berwiegende Teil der laufenden Betriebskosten der hierf&#252;r erforderlichen Pumpen werde von den Mitgliedskommunen bezahlt, obwohl diese Pumpwerke allein zur Vermeidung, Verminderung oder Beseitigung von Bergsch&#228;den in der Landschaft dienten, rechtfertigt selbst dann, wenn diese Schilderung zutr&#228;fe, nicht die Annahme, da&#223; die Kostenprognose insoweit fehlerhaft ist.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. ist die Gemeinde berechtigt, die von ihr f&#252;r die Mitgliedschaft in einem Wasser-. oder Bodenverband zu zahlenden Beitr&#228;ge und Umlagen nach den Grunds&#228;tzen des &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 KAG a.F. durch Geb&#252;hren denjenigen aufzuerlegen, die Einrichtungen und Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen oder denen der Verband durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt. Nach dem Gesetzeswortlaut sind damit s&#228;mtliche seitens der Gemeinde dem Verband geschuldeten (... zu zahlenden ...) Verbandslasten durch eine selbst&#228;ndige Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr umlegbar, da &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. darauf ausgerichtet ist, den Gemeinden eine vollst&#228;ndige Refinanzierungsm&#246;glichkeit bez&#252;glich der in &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. aufgef&#252;hrten Verbandslasten zu verschaffen. Den Kreis derjenigen, auf die die (gesamten) Verbandslasten umgelegt werden k&#246;nnen, legt &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG a.F. auf diejenigen fest, die -. &#252;berhaupt -. Einrichtungen und Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen oder denen der Verband -. allgemein -. durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt. Das Gesetz enth&#228;lt keine Verkn&#252;pfung dahin, da&#223; den Betreffenden Verbandslasten nur f&#252;r die speziell von ihnen benutzten Verbandsanlagen oder den ihnen durch den Verband im Einzelfall konkret gew&#228;hrten Vorteil &#252;berb&#252;rdet werden d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 18. Juli 1997 -. 9 A 2933/95 -. StuGR 1998, 306.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Statt eine selbst&#228;ndige Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr zu erheben, k&#246;nnen die Verbandslasten auch im Rahmen einer Benutzungsgeb&#252;hr, hier der Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hr, abgew&#228;lzt werden. Dies gilt jedoch nur mit Einschr&#228;nkungen. In die Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren k&#246;nnen nur diejenigen Kosten einbezogen werden, die der Gemeinde f&#252;r ihre Verbandsmitgliedschaft im Zusammenhang mit der von ihr betriebenen gemeindlichen Einrichtung der Abwasserbeseitigung entstehen. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 26. Februar 1982 -. 2 A 1667/79 -., GemH 1983, 113, Urteil vom 1. Februar 1988 -. 2 A 1883/80 -., OVGE 39, 277 (281 f), Urteil vom 15. Februar 1989 -. 2 A 2452/85 -., Urteil vom 22. M&#228;rz 1990 -. 2 A 2113/86 -..</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Ein derartiger Zusammenhang zwischen dem auf das Abpumpen der Polderfl&#228;chen entfallenden Beitragsanteil und der Abwasserbeseitigung durch die Stadt R. liegt auf der Hand: w&#252;rde das Abpumpen unterbleiben, liefen, wie ausdr&#252;cklich vorgetragen worden ist, die Poldergebiete voll und gro&#223;e, zum Teil dicht besiedelte Gebiete st&#252;nden unter Wasser. In den dicht besiedelten und damit auch kanalisierten Gebieten w&#252;rde das Wasser, sei es &#252;ber die Kanal&#246;ffnungen, sei es &#252;ber undichte Rohre bzw. undichte Rohrverbindungen in die Kanalisation eindringen und sich angesichts der f&#252;r diese Wassermassen nicht ausgelegten Kanalquerschnitte auf-. und zur&#252;ckstauen und damit die Ableitung des Abwassers gef&#228;hrden, wenn nicht gar verhindern. </p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Grund f&#252;r die Notwendigkeit, die Poldergebiete zu entw&#228;ssern, m&#246;glicherweise allein durch den Bergbau gesetzt worden ist -. wie behauptet wird -., mag zutreffen. Hierauf kommt es jedoch nicht an. Denn, wie im Fall der selbst&#228;ndigen Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr, ist dann, wenn -. wie hier -. der Verband der Gemeinde bzw. den Anschlu&#223;nehmern durch seine Ma&#223;nahmen &#252;berhaupt einen Vorteil gew&#228;hrt, auch &#252;ber die Benutzungsgeb&#252;hr insoweit die vollst&#228;ndige Refinanzierung zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Eine Grenze bei der Veranschlagung der Verbandsbeitr&#228;ge ist -. wie in anderen F&#228;llen der Kostenprognose auch -. lediglich dort gegeben, wo aufgrund des Kenntnisstandes im Prognosezeitpunkt eine Reduzierung des Verbandsbeitrages abzusehen und selbst unter Ber&#252;cksichtigung eines etwaigen Proze&#223;risikos oder sonstiger Unw&#228;gbarkeiten jeder andere als der niedrigere Kostenansatz unvertretbar, d.h. ermessensfehlerhaft, gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Prognosespielraum zuletzt: OVG NRW, Beschlu&#223; vom 9. August 1999 -. 9 A 3133/97 -..</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Hier ist bereits die erste Voraussetzung nicht erf&#252;llt. Eine Reduzierung des Verbandsbeitrages aus Rechtsgr&#252;nden war f&#252;r die Stadt R. im Zeitpunkt der Kostenprognose Ende 1994 nicht abzusehen. Denn die unter anderem der Finanzierung des Ausgleichs bergbaubedingter wasserwirtschaftlicher Ver&#228;nderungen dienenden Beitr&#228;ge zur E. und zum L. , </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">vgl. &#167;&#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, 3, 24 ff. des Gesetzes &#252;ber die E. -. Emschergenossenschaftsgesetz -. (EmscherGG) vom 7. Februar 1990, GV NRW S. 144, in der Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 15. Dezember 1992, GV NRW 1993, S. 62, und &#167;&#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, 3, 25 ff. des Gesetzes &#252;ber den L. -. Lippeverbandsgesetz -. (LippeVG) vom 7. Februar 1990, GV NRW S. 162, in der Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 15. Dezember 1992, GV NRW 1993, S. 62,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">waren im Veranlagungszeitraum 1995 zu verteilen nach dem Verh&#228;ltnis zum einen der mittelbaren oder unmittelbaren Vorteile, die die Genossen/Mitglieder von der Durchf&#252;hrung der Aufgaben der Genossenschaft/des Verbandes haben oder zu erwarten haben und zum anderen der Kosten, die die Genossenschaft/der Verband auf sich nimmt, um von Genossen/Verbandsmitgliedern herbeigef&#252;hrte oder zu erwartende nachteilige Ver&#228;nderungen im Genossenschaftsgebiet/Verbandsgebiets zu vermeiden, zu vermindern, zu beseitigen oder auszugleichen oder ihnen obliegende Leistungen abzunehmen. F&#252;r die Festlegung der Beitragsma&#223;st&#228;be in den Veranlagungsgrunds&#228;tzen reichte eine ann&#228;hernde Ermittlung der Vorteile und nachteiligen Ver&#228;nderungen aus. </p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Vgl. &#167;&#167; 25 Abs. 1 und 3, 26 Abs. 1 EmscherGG und &#167; 20 Abs. 1 der Satzung f&#252;r die E. vom 22. Januar 1991, GV NRW S. 26; &#167; 26 Abs. 1 und 3, 27 Abs. 1 LippeVG und &#167; 20 Abs. 1 der Satzung f&#252;r den L. vom 29. Januar 1991, GV NRW S. 30.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; diese Beitragsma&#223;st&#228;be als solche mit h&#246;herrangigem Recht unvereinbar sind, sind nicht gegeben; auch von der Kl&#228;gerseite sind insoweit keine Einw&#228;nde vorgebracht worden. Da&#223; in Anwendung dieser Grunds&#228;tze der den Verb&#228;nden zukommende Bewertungsspielraum &#252;berschritten worden ist, ist nicht ersichtlich. Ein Ermessensfehler ergibt sich insbesondere nicht daraus, da&#223;, wie vorgetragen worden ist, die laufenden Betriebskosten f&#252;r den Betrieb der Pumpwerke zur Entw&#228;sserung der Polderfl&#228;chen zum &#252;berwiegenden Teil auf die Mitgliedsgemeinden umgelegt worden seien. Denn die Mitbeteiligung der Gemeinden der Bergbauregionen an der Entw&#228;sserung der Polderfl&#228;chen ist dem Grunde nach sachlich gerechtfertigt. Sie tr&#228;gt zum einen der unaufl&#246;sbaren Gemengelage von Bergbau und gleichzeitigem kontinuierlichem Siedlungsbau in bzw. in der N&#228;he von Bergbaugebieten und den insoweit nicht ohne weiteres ausschlie&#223;lich dem Bergbau zuzurechnenden Verursachungsanteilen an den wasserwirtschaftlichen Mi&#223;st&#228;nden in den besiedelten Gebieten und zum anderen den aus dieser Gemengelage sowohl seitens der Gemeinden als auch seitens des Bergbaus in der Vergangenheit gezogenen Vorteilen Rechnung. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; mit der konkreten Ausgestaltung der Kostenaufteilung (Kosten des Baus und der Erweiterung der Pumpen sowie der kleinere Teil der laufenden Betriebskosten zu Lasten der Bergbauunternehmen, der &#252;brige Teil der laufenden Betriebskosten zu Lasten der Gemeinden) die Grenze der lediglich "ann&#228;hernd" zu erfolgenden Vorteils-. und Nachteilsbemessung &#252;berschritten worden ist und seitens der Stadt R. im Zeitpunkt der Kostenprognose Ende 1994 f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 mit einer &#196;nderung der Beitragsbemessung und einer deutlichen Senkung des auf sie entfallenden Genossenschafts-./Verbandsbeitrages zu rechnen war, sind weder ersichtlich noch vorgetragen. </p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat auch die Veranschlagung der kalkulatorischen Kosten (Abschreibungen und Zinsen) im Ergebnis Bestand. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Methode der Ermittlung der kalkulatorischen Kosten ist nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts ist der Ansatz kalkulatorischer Zinsen auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten in Verbindung mit einem Nominalzins auch dann nach &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz i.V.m. &#167; 6 Abs. 1 KAG a.F. in der Geb&#252;hrenkalkulation zul&#228;ssig, wenn die kalkulatorischen Abschreibungen, wie hier teilweise, auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten berechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Dies entspricht nach wie vor betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 S&#228;tze 1 u. 2 KAG a.F. und der st&#228;ndigen Rechtsprechung des erkennenden Senats.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994 -. 9 A 1248/92 -., GemH 1994, 233 m.w.N., zuletzt best&#228;tigt unter Bezugnahme auf das mittlerweile in der 19. Auflage erschienene betriebswirtschaftliche Standardwerk des anerkannten Betriebswirtschaftlers Prof. Dr. Dr. h.c. mult. W&#246;he, "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", S. 1263, 1266: OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 1998 -. 9 A 5709/97 -., StuGR 1998, 310.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Soweit das Verwaltungsgericht zu der Auffassung gelangt ist, da&#223; die Ausf&#252;hrungen in dem vorgenannten betriebswirtschaftlichen Lehrbuch zu den einzelnen kalkulatorischen Kosten, insbesondere Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwert und Nominalzinsen vom Anschaffungsrestwert, nur jeweils f&#252;r sich zu betrachten seien, ohne eine Aussage &#252;ber eine Kombination beider Rechenweisen zu treffen, fehlt es f&#252;r eine derartige einschr&#228;nkende Interpretation an konkreten Anhaltspunkten. Vielmehr enth&#228;lt das entsprechende Kapitel -. bezeichnenderweise unter der &#220;berschrift "II. Die Betriebsabrechnung, 1. Die Kostenartenrechnung, b) Die Erfassung der wichtigsten Kostenarten, dd) Die kalkulatorischen Kostenarten" -. unter den Gliederungspunkt "(1) Begriff und Aufgaben" eine Auflistung der wichtigsten in der Betriebswirtschaft anerkannten kalkulatorischen Kostenans&#228;tze (Die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Zinsen, der kalkulatorische Unternehmerlohn, die kalkulatorischen Wagniszuschl&#228;ge und die kalkulatorische Miete), die in den folgenden Gliederungspunkten (2) -. (6) n&#228;her erl&#228;utert werden und in ihrer Gesamtheit gerade ohne jede wechselseitige Einschr&#228;nkung dem Zweck dienen sollen, die Genauigkeit der Kostenrechnung zu erh&#246;hen. </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Die isolierte, traditionelle Kostenbetrachtung im Rahmen betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze, wie sie im Ergebnis in der Rechtsprechung des erkennenden Senats zum Ausdruck kommt, ist auch nach neuesten Erkenntnissen (weiterhin) zul&#228;ssig, weil die damit verbundenen Kostenanschauungen in der Betriebswirtschaftslehre unver&#228;ndert mit beachtlichem wissenschaftlichen Gewicht vertreten werden "und in der Praxis sogar &#252;berragende Bedeutung haben."</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, Zur Interdependenz kalkulatorischer Kostenarten in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung, KStZ 1999, 61 (91); im &#252;brigen auch: Tettinger, Entgelte in der Entsorgungswirtschaft, NWVBl. 1996, 81 (84), sowie die in der Fachhochschul-. und Universit&#228;tsausbildung verwendeten aktuellen Werke, wie z. B.: Schmidt, Kostenrechnung, 1996, S.61 ff. und 75 ff.; Mayer/Liessmann/ Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996, S. 123 ff. und 130 ff.; Steger, Kosten-. und Leistungsrechnung, 1996, S. 189 ff. und 219 ff.; Hoitsch, Kosten-. und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997, S. 233 ff.; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997, S. 111 ff. und 125 ff.; Kicherer, Kosten-. und Leistungsrechnung, 1998, S. 97 ff. und 106 ff.; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten-. und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998, S. 114 ff.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der durch die st&#228;ndige Befassung mit der Materie vorhandenen und durch die vorzitierten betriebswirtschaftlichen Werke dem erkennenden Senat zus&#228;tzlich vermittelten Sachkunde war die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens nach dem Amtsermittlungsgrundsatz nicht geboten. </p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Entbehrlichkeit der Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens bei eigener Sachkunde des Gerichts etwa: BVerwG, Urteil vom 10. November 1983 -. 3 C 56.82 -., BVerwGE 68, 177 (182), Beschl&#252;sse vom 19. November 1998 -. 8 B 148.98 -., und vom 11. Februar 1999 -. 9 B 381.98 -., InfAuslR 1999, 365.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Ein allgemeiner Wandel in den betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen dahingehend, da&#223; es im Veranlagungszeitraum (1995) allgemein bei Wirtschaftsbetrieben (und nicht nur bei Wirtschaftsbetrieben der &#246;ffentlichen Hand) nur noch zul&#228;ssig gewesen sein soll, eine kalkulatorische Nominalverzinsung auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten ausschlie&#223;lich i.V.m. Abschreibungen auf Anschaffungswertbasis zu berechnen, ist damit entgegen der Meinung des Verwaltungsgerichts nicht eingetreten. </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, a.a.O., S. 94 f.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Nicht gefolgt werden kann der Auffassung des Verwaltungsgerichts, die Definition des Begriffs der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze seitens des erkennenden Senats versto&#223;e gegen juristische Auslegungsgrunds&#228;tze und sei mit Art. 19 Abs. 4 GG nicht zu vereinbaren, weil eine gesetzliche Zielbestimmung bei der Auswahl der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze au&#223;er acht gelassen werde.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG G. , Urteil vom 5. November 1998 -. 13 K 8767/96 -., GemH 1999, S. 18 ff. (19).</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; der innere Zusammenhang der hier zu entscheidenden materiell- .rechtlichen Fragen mit der vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten prozessualen Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 GG jedenfalls nicht ohne weiteres erkennbar ist, trifft die Kritik auch in der Sache nicht zu. Die Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. als beachtliche Lehrmeinungen, die f&#252;r allgemeine Wirtschaftsbetriebe und nicht f&#252;r Wirtschaftsbetriebe der &#246;ffentlichen Hand gelten, entspricht dem insoweit eindeutigen Willen des Gesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Der Landesgesetzgeber hat &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. gerade in Anerkennung der Regelungsdefizite der &#246;ffentlichen Haushaltswirtschaft in bezug auf die nach &#167; 4 Abs. 2 KAG a.F. erforderliche periodengerechte Kostenverteilung den in der Privatwirtschaft ma&#223;gebenden betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen bewu&#223;t den Vorrang einger&#228;umt, im &#252;brigen aber sogar ausdr&#252;cklich auf eine ersch&#246;pfende Regelung des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs aufgrund der in der Betriebswirtschaftslehre herrschenden Meinungsverschiedenheiten verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-.Drucks. 6/810 S. 34, 35.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die damit intendierte &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Privatwirtschaft unter bewu&#223;tem Verzicht auf eine umfassende normative Entscheidung zwischen divergierenden betriebswirtschaftlichen Auffassungen schlie&#223;t eine Verengung des zu ber&#252;cksichtigenden Kreises der beachtlichen betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen durch die Rechtsprechung grunds&#228;tzlich aus, es sei denn, dem Gesetz selbst sind -. sei es durch Auslegung sei es durch ausdr&#252;ckliche Regelungen -. bestimmte Festlegungen zu den ansatzf&#228;higen Kosten zu entnehmen. </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Vorrang gesetzlicher Vorgaben etwa: OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Soweit es an solchen Vorgaben fehlt, beanspruchen s&#228;mtliche in der Betriebswirtschaft mit beachtlichem Gewicht vertretenen Lehrmeinungen &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. Rechtsgeltung und er&#246;ffnen der Gemeinde ein diesbez&#252;gliches Wahlrecht. </p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht Aufgabe der Verwaltungsgerichte zu entscheiden, welche insoweit zu ber&#252;cksichtigende betriebswirtschaftlich begr&#252;ndete Auffassung "richtig" ist.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Vgl. schon: OVG NRW, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., S. 117.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">In bezug auf die Ansatzf&#228;higkeit der kalkulatorischen Kosten sind finanzwirtschaftliche Festlegungen des Landesgesetzgebers, die eine Beschr&#228;nkung der zul&#228;ssigen Kalkulationsmethoden allein auf das vom Verwaltungsgericht alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachtete Anschaffungswert-. oder Wiederbeschaffungswertmodell geb&#246;ten, nicht festzustellen. Im Gegenteil, eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers, wie sie sich in bezug auf die kalkulatorischen Kosten aus dem Gesetz selbst und den zur Auslegung heranzuziehenden Gesetzesmaterialien ergibt.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, hat der erkennende Senat in seinem Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., den Sinn und Zweck des Gesetzes dahingehend interpretiert, da&#223; die Gemeinden in die Lage versetzt werden sollen, die dem gemeindlichen Betrieb obliegende Aufgabenerf&#252;llung ohne Belastung des allgemeinen Verwaltungshaushalts auf Dauer dadurch sicherzustellen, da&#223; kostendeckende Geb&#252;hren erhoben werden. "Aus dieser Zielsetzung folgt, da&#223; nicht nur die mit dem Betrieb der Anlage verbundenen pagatorischen Ausgaben &#252;ber Geb&#252;hreneinnahmen erwirtschaftet werden m&#252;ssen, sondern auch ausreichende finanzielle Mittel f&#252;r die Ersatzbeschaffung der Anlage anzusammeln sind".</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Hieraus allerdings den Schlu&#223; zu ziehen, da&#223; danach die Gemeinde durch die Geb&#252;hreneinnahmen am Ende der Nutzungszeit wirtschaftlich so gestellt werden solle wie zu deren Beginn,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">vgl. VG G. , Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 20, </p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">bzw. da&#223; der Gemeinde durch die in einen eigenen Betrieb get&#228;tigten Investitionen auf Dauer weder Nutzen entstehen noch ein solcher entzogen werden d&#252;rfe,</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">vgl. das hier angefochtene Urteil des VG G. , S. 11 UA, sowie VG G. , Urteil vom 9. Oktober 1997 -. 13 K 3766/95 -., NWVBl. 1998, 32 (33),</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">erweist sich als unzutreffend. Denn eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Hiernach sind entgegen der vom Verwaltungsgericht vertretenen Interdependenz der kalkulatorischen Kostenarten (Abschreibun-.gen und Zinsen) die kalkulatorischen Zinsen einerseits und die kalkulatorischen Abschreibungen andererseits in ihrer jeweiligen finanzwirtschaftlichen Funktion zu trennen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Den kalkulatorischen Zinsen ist dabei gerade nicht eine unmittelbar auf die Substanzerhaltung der jeweiligen zur Leistungserbringung eingesetzten Anlage gerichtete Funktion zuzumessen; Zweck und innere Rechtfertigung der &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der kalkulatorischen Verzinsung ist vielmehr (und allein) die Gew&#228;hrleistung eines Ausgleichs f&#252;r die durch die Aufbringung des in der Anlage gebundenen Kapitals seitens der Gemeinde zu tragenden finanziellen Belastungen. </p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Der Begr&#252;ndung der Landesregierung zum (zweiten) Entwurf eines Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-.Westfalen vom 9. Juli 1968 ist zu entnehmen, da&#223; die geb&#252;hrenrelevante Kapitalverzinsung sowohl das Fremdkapital als auch das Eigenkapital umfa&#223;t. Sie sei zusammengefa&#223;t worden, um einen einheitlichen Satz f&#252;r das gesamte Kapital (soweit es nicht nach dem letzten Halbsatz von der Verzinsung ausgeschlossen sei) zuzulassen. Dies erm&#246;gliche einen gleichm&#228;&#223;igen Geb&#252;hrensatz auch bei schwankender oder -. wie bei Annuit&#228;tendarlehen -. j&#228;hrlich abnehmender H&#246;he der Fremdkapitalzinsen. Es bleibe den Gemeinden aber freigestellt, den Fremdkapitalzins in voller H&#246;he (Hervorhebung durch den Senat) und im &#252;brigen einen angemessenen Eigenkapitalzins anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-.Drucks. 6/810, S. 35, 36.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Der danach zugelassene Ansatz der Fremdkapitalzinsen in voller H&#246;he kennzeichnet eindeutig die Zielsetzung, &#252;ber die kalkulatorische Verzinsung des f&#252;r die jeweilige Investition aufgenommenen Fremdkapitals einen Ausgleich der tats&#228;chlichen finanziellen Zinsbelastung (Effektivzinsen, Nominalzinsen) der Gemeinde zu bewirken, ihr im Rahmen der Bestimmung des "angemessenen" Zinssatzes aber dar&#252;ber hinaus die M&#246;glichkeit zu er&#246;ffnen, von einer zeit-. und kostenintensiven Erfassung schwankender tats&#228;chlicher Zinsbelastungen abzusehen und insoweit f&#252;r die Leistungsperiode einen an der tats&#228;chlichen Zinsbelastung ausgerichteten einheitlichen Zinssatz der Geb&#252;hrenkalkulation zugrundezulegen. </p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes galt nach der Vorstellung des Landesgesetzgebers auch f&#252;r die ebenfalls &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der Eigenkapitalverzinsung. Der Eigenkapitalzins -. wie der Fremdkapitalzins Wertverzehr der Leistungserstellung -. rechtfertige sich aus der Erw&#228;gung heraus, da&#223; der Benutzer einer kommunalen Einrichtung dem allgemeinen Steuerzahler, der die Einrichtung ganz oder teilweise finanziert habe, daf&#252;r einen Zins zu entrichten habe.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-.Drucks. 6/810, S. 36; im &#252;brigen auch: Protokoll Nr. 1246/69 des Kommunalpolitischen Ausschusses &#252;ber die 57. Sitzung vom 23. Mai 1969, S. 2 (Ausf&#252;hrungen zum &#196;nderungsvorschlag Nr. 29 der Vorlage 903).</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Dies beruht letztlich auf dem Gedanken, da&#223; das in der Anlage gebundene Eigenkapital der Gemeinde nicht zur Erf&#252;llung anderweitiger &#246;ffentlicher Aufgaben eingesetzt werden und daher an anderer Stelle zu Lasten des allgemeinen Haushalts keine Zinsertr&#228;ge erwirtschaften bzw. Zinsleistungen f&#252;r Fremdkapital ersparen kann.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983 -. 8 B 117.82 -., KStZ 1984, 11; OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die somit nach dem Willen des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung des Eigenkapitals zukommende Ausgleichsfunktion zielt ihrer Natur nach ebenfalls auf die am Kapitalmarkt zu erlangenden tats&#228;chlichen Zinsen (Effektiv-. bzw. Nominalzinsen) ab. Da&#223; w&#228;hrend des Gesetzgebungsverfahrens, insbesondere in bezug auf die Verzinsung des Eigenkapitals, ausschlie&#223;lich die tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen in den Blick genommen wurden, verdeutlicht etwa die Beratung des Kommunalpolitischen Ausschusses vom 23. Mai 1969. Im Lauf der Beratungen kam der &#196;nderungsvorschlag Nr. 31 der Vorlage 903 zur Sprache. Hierbei handelte es sich um die Anregung des Verbandes der Deutschen Gas-. und Wasserwerke, wonach in dem Gesetz bestimmt werden solle, da&#223; das Eigenkapital zu einem Satz verzinst werde, der dem Kapitalmarktzins f&#252;r langfristige Anlagen entspreche. Dieser Anregung wurde mit der Begr&#252;ndung nicht entsprochen, da&#223; es nicht "den" Zins f&#252;r langfristige Anlagen gebe, "sondern es gebe unterschiedliche Zinss&#228;tze f&#252;r die verschiedenen Teilm&#228;rkte des Kapitalmarkts."</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 3.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die damit seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung zugedachte finanzwirtschaftliche Funktion eines Belastungsausgleichs f&#252;r das in der Anlage gebundene Kapital zugunsten der Fremkapitalgl&#228;ubiger und des allgemeinen Haushalts bietet keinen Anhaltspunkt, im Wege der Auslegung zu einer anderweitigen Zweckbestimmung der aus der kalkulatorischen Verzinsung erwirtschafteten Geb&#252;hrenbetr&#228;ge zu gelangen. </p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hindert die Orientierung der kalkulatorischen Verzinsung an den tats&#228;chlichen Zinskonditionen des Kapitalmarkts die Annahme, der Landesgesetzgeber habe die Gemeinden verpflichten wollen, nunmehr zu ihren Lasten den Kapitalmarktzins auf einen sog. "Realzins" zu reduzieren und den insoweit noch offenen Belastungsausgleich anderweitig zu finanzieren.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Ersch&#246;pft sich damit die finanzwirtschaftliche Funktion der kalkulatorischen Verzinsung in der Gew&#228;hrleistung des Belastungsausgleichs, kommt allein der kalkulatorischen Abschreibung die Funktion zu, diejenigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften, die es der Gemeinde erm&#246;glichen, eine Ersatzbeschaffung/Wiederbeschaffung der Anlage zu finanzieren. Dementsprechend hat auch der erkennende Senat im Verfahren 9 A 1248/92 bei der Korrektur der Grundlage der kalkulatorischen Verzinsung in &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des seinerzeit beauftragten Sachverst&#228;ndigen nicht der kalkulatorischen Verzinsung die Funktion der Substanzerhaltung (der Anlage) beigemessen. "Dem Substanzerhaltungserfordernis werde schon durch die Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert -. und damit innerhalb der zutreffenden Kostenart -. Rechnung getragen".</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die isolierte Betrachtung der beiden kalkulatorischen Kostenarten Abschreibung und Verzinsung gilt nach dem Willen des Landesgesetzgebers auch dann, wenn die Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorgenommen werden. Insoweit kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; -. worauf das Berufungsgericht in st&#228;ndiger Rechtsprechung hingewiesen hat -. der Landesgesetzgeber zugunsten der Gemeinden ausdr&#252;cklich die Wahlm&#246;glichkeit er&#246;ffnen wollte, Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorzunehmen,</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 21. Juni 1979 -. II A 1628/77 -., MittNWStGB 1979, 334, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., Urteil vom 27. Oktober 1992 -. 9 A 835/91 -., StuGR 1993, 313, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235,</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">ohne insoweit mit Blick auf die Funktion der kalkulatorischen Verzinsung und deren Orientierung an den tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen wechselseitige Einschr&#228;nkungen - . etwa aus dem Verst&#228;ndnis der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze als einem &#252;bergreifenden Ordnungssystem -. auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen. </p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Angesichts der divergierenden Funktionsbestimmungen der kalkulatorischen Verzinsung einerseits und der kalkulatorischen Abschreibung andererseits bestand hierf&#252;r auch kein Anla&#223;. Denn, wie der erkennende Senat bereits in seinem Urteil vom 5. August 1994 ausgef&#252;hrt hat, ergibt die Summe der Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwerten nicht den Wiederbeschaffungswert f&#252;r eine Anlage gleicher Art und G&#252;te,</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236; im &#252;brigen auch: W&#246;he, a.a.O., S. 1263 f&#252;r den Regelfall eintretender Preissteigerungen,</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">so da&#223; sich angesichts dieser strukturellen Deckungsl&#252;cke die Frage einer &#220;berdeckung und hieran ankn&#252;pfender Korrekturmechanismen f&#252;r den Landesgesetzgeber von vornherein nicht stellte. </p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Das gilt auch in Ansehung etwaiger Zinsgewinne, die mit den je nach Femdkapitalanteil mehr oder weniger verbleibenden Abschreibungserl&#246;sen erwirtschaftet werden k&#246;nnen. Denn mit dem R&#252;ckflu&#223; des Investivkapitals &#252;ber die Abschreibungen gehen die nach der Schuldtilgung &#252;brigen Abschreibungsbetr&#228;ge in das Eigenkapital der Gemeinde &#252;ber und stehen rechtlich dem allgemeinen Haushalt zur (freien) Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Hiervon abweichende rechtliche Bindungen sollten durch das Geb&#252;hrenrecht nicht begr&#252;ndet werden; insbesondere war nicht beabsichtigt, auf der Grundlage des &#167; 6 KAG a.F. die zur&#252;ckflie&#223;enden Abschreibungsbetr&#228;ge (und die hiermit etwa erwirtschafteten Zinsgewinne) allein dem Geb&#252;hrenhaushalt zuzuordnen, so da&#223; diese einer rentierlichen Nutzung zugunsten des allgemeinen Haushalts entzogen waren. Denn die betriebswirtschaftliche Aufgabe der Abschreibungen ersch&#246;pfte sich in der periodengerechten Verteilung der durch die Leistungserbringung und dem damit verbundenen Wertverzehr entstehenden gegenw&#228;rtigen Kosten der Gemeinde.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-.Drucks. 6/810, S. 34, 35 unter ausdr&#252;cklicher Bezugnahme auf Nds. OVG, Urteil vom 16. November 1967 -. III OVG A 111/65 -., KStZ 1968, 77, wonach selbst die R&#252;cklagenbildung nicht zur Vorfinanzierung k&#252;nftiger Aufwendungen erfolgt, sondern bereits einen gegenw&#228;rtigen, n&#228;mlich den auf Abnutzung beruhenden Wertverzehr ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung auf die Funktion der Kostenverteilung folgt schon aus dem Umstand, da&#223; die Ansatzm&#246;glichkeit kalkulatorischer Kosten in der Kostenrechnung lediglich ein innerbetriebliches Instrument ist, um die durch den Betrieb bedingte Kostenbelastung m&#246;glichst zutreffend zu erfassen. Dabei m&#246;gen betriebswirtschaftliche Zielbestimmungen zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Art und Weise der Ermittlung der einzelnen kalkulatorischen Kosten f&#252;hren. Hierauf kommt es indes nicht an. Denn die verschiedenen innerbetrieblichen Zielbestimmungen begr&#252;nden keine rechtliche Verpflichtung der hiernach kalkulierenden Wirtschaftsbetriebe im Au&#223;enverh&#228;ltnis gegen&#252;ber ihren Abnehmern, die &#252;ber die Preise vereinnahmten Gelder nur der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verwenden. Soweit mit der jeweiligen Kostenkalkulation bestimmte Zielbestimmungen verbunden sind, schaffen die Betriebe, wenn sie ihre Preise entsprechend gestalten und auf dem Markt erzielen k&#246;nnen, lediglich die finanziellen M&#246;glichkeiten, der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verfahren. Nichts anderes gilt nach der Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze, wie sie in der Rechtsprechung des Senats in &#220;bereinstimmung mit dem Willen des Landesgesetzgebers getroffen worden ist, auch f&#252;r die geb&#252;hrenkalkulierenden Betriebe der &#246;ffentlichen Hand. </p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Die weitere Verwendung der eingenommenen Geb&#252;hrenbetr&#228;ge, etwa die schon im Gesetzgebungsverfahren diskutierte -. fakultative -. Zuf&#252;hrung der Abschreibungsbetr&#228;ge zu einer Erneuerungsr&#252;cklage nach der seinerzeit geltenden R&#252;cklagenverordnung, </p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-.Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">war daher von vornherein nicht Regelungsgegenstand der gemeindlichen Kostenrechnung und vollzieht sich danach au&#223;erhalb geb&#252;hrenrechtlicher Bindungen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">A.A. VG K&#246;ln , Urteil vom 20. Oktober 1998 -. 14 K 765 u.a. -., NWVBl 1999, 228 (229 f.), unter Hinweis darauf, da&#223; die Abschreibungserl&#246;se mit dem Ziel vereinnahmt w&#252;rden, eine notwendige Erneuerung der Anlage zu finanzieren und daher nicht als Fremdmittel oder zu verzinsendes Eigenkapital behandelt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die beschr&#228;nkte Kostenverteilungsfunktion war und ist bei Abschreibungen nach dem Anschaffungs-. bzw. nach dem Herstellungswert auch offenkundig, denn insoweit flie&#223;t &#252;ber die Abschreibungen -. verteilt &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer -. lediglich von der Gemeinde vorverauslagtes Kapital zum Nennwert an den Investor zur&#252;ck, nachdem der Geb&#252;hrenpflichtige durch die Leistungserbringung in den Genu&#223; seines Vorteils,</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12,</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">gelangt und damit die Bilanz von Leistung und Gegenleistung innerhalb der Geb&#252;hrenperiode ausgeglichen ist. Ein unter dem Blickwinkel des Art. 3 Abs. 1 GG zwingender sachgerechter Grund, den schon aus der Leistungserbringung an sich resultierenden Vorteil des Geb&#252;hrenschuldners noch dadurch zu erweitern, da&#223; das Eigenkapital, das vor der jeweiligen Investition dem allgemeinen Haushalt der Gemeinde (frei) zur Verf&#252;gung gestanden hat, nach dem Durchlauf durch den Geb&#252;hrenhaushalt nunmehr f&#252;r alle Zukunft allein diesem zugeordnet und zu Lasten der Gemeinde dem allgemeinen Haushalt entzogen wird, ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Auf die reine Kostenverteilungsfunktion sind die Abschreibungen in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch dann begrenzt, wenn nach Wiederbeschaffungszeitwerten abgeschrieben wird. Denn hinsichtlich des Anteils, &#252;ber den der Anschaffungs-. bzw. Herstellungswert erfa&#223;t wird, gilt das vorstehend Ausgef&#252;hrte. Soweit &#252;ber den Inflationsindex der Anlagenwert eine Aufwertung zum "Tageswert" erf&#228;hrt, die &#252;ber die Abschreibungsbetr&#228;ge zeitanteilig der Gemeinde zuflie&#223;t, handelt es sich der Sache nach um einen Bemessungsfaktor zur Bestimmung des Anteils der gegenw&#228;rtigen Nutzer an der Substanzerhaltung der im Veranlagungszeitraum zur Leistungserbringung aktuell eingesetzten Anlage. </p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985 -. 8 B 11.84 -., KStZ 1985, 129.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Die Einbeziehung der aktuellen Nutzer in die Kostenverteilung auf der Basis des Tageswertes ist schon deshalb gerechtfertigt, weil der Wertverzehr an der aktuell eingesetzten Anlage im Rahmen der von der Gemeinde auf Dauer -. &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer der einzelnen Anlage hinaus -. zu gew&#228;hrleistenden Leistungserbringung die Notwendigkeit der inflationsbedingt teureren Ersatzinvestition zum Zweck der Substanzerhaltung (mit)begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stellungnahme des St&#228;dtetages vom 7. Oktober 1968, Zuschrift Nr. 801, S. 9, die als Stellungnahme der kommunalen Spitzenverb&#228;nde Eingang in die Beratungsvorlage Nr. 903 (&#196;nderungsvor-.schlag Nr. 26 -. fakultative Zulassung der Abschreibung von Wiederbeschaffungszeitwerten -.) gefunden hat; diesem &#196;nderungsvorschlag wurde letztlich zugestimmt (vgl. u.a. die Ausschu&#223;protokolle 1126/69, S. 28, 1246/69, S. 2, und den Bericht des Kommunalpolitischen Ausschusses zur 2. Lesung LT-.Drucks. 6/1493) und f&#252;hrte zur &#196;nderung des &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz des Regierungsentwurfs "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer und dem Anschaffungs-. oder Herstellungsaufwand gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ..." in die schlie&#223;lich Gesetz gewordene Fassung "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer ... gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ... ."</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Damit erlangt der in dieser Weise ermittelte Betrag des anteiligen Wertverzehrs bereits in der aktuellen Geb&#252;hrenperiode den Charakter eines gegenw&#228;rtigen Kostenbetrages, </p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">vgl. auch BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130,</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">zu dessen Ausgleich die Abschreibungen &#252;ber die Geb&#252;hren umgelegt werden k&#246;nnen und sich in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch darin -. wie in den sonstigen F&#228;llen des Kostenausgleichs -. ersch&#246;pfen. Angesichts dessen bedarf es keiner weiteren Darlegung, da&#223; die haushaltsn&#252;tzige Verwendung der verbleibenden Abschreibungsbetr&#228;ge gegen&#252;ber den Geb&#252;hrenpflichtigen keinen Versto&#223; gegen den auch im &#246;ffentlichen Recht geltenden Grundsatz von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) in der Form des widerspr&#252;chlichen Verhaltens darstellt.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 230.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Der der Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten innewohnende Substanzerhaltungsgedanke (Prinzip der reproduktiven Substanzerhaltung) erfordert daher nur, da&#223; die Gemeinde entsprechend ihrer auf Dauer angelegten Pflicht zur Gew&#228;hrleistung der Leistungserbringung am Ende der Nutzungsdauer der Anlage die erforderlichen Haushaltsmittel f&#252;r eine Wiederbeschaffung bereitstellt.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Dieser auf den periodengerechten Kostenausgleich beschr&#228;nkten und damit die weitere Verwendung der eingenommenen Betr&#228;ge nicht erfassenden Funktion sowohl der kalkulatorischen Zinsen als auch der Abschreibungen entspricht folgerichtig der weite gesetzliche Eigenkapitalbegriff (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F.) des Geb&#252;hrenrechts, der -. bezogen auf die Abschreibungen -. keinerlei inhaltlichen Beschr&#228;nkungen unterliegt und damit grunds&#228;tzlich jedes zur Leistungserbringung eingesetzte Kapital unabh&#228;ngig von seiner Herkunft erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 27. Oktober 1992, a.a.O., Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 234.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Soweit von der kalkulatorischen Verzinsung der aus Zusch&#252;ssen und Beitr&#228;gen gebildete Eigenkapitalanteil ausgenommen worden ist, l&#228;&#223;t diese beschr&#228;nkte Ausnahme des 2. Halbsatzes des Absatzes 2 Satz 2 des &#167; 6 KAG a.F. im rechtssystematischen Zusammenhang mit dem 1. Halbsatz besonders deutlich erkennen, da&#223; das Eigenkapital der Gemeinde im &#252;brigen unabh&#228;ngig von der Herkunft der einzelnen Einnahmen generell der Verzinsung unterliegt. Best&#228;tigt wird diese Auffassung dadurch, da&#223; der Landesgesetzgeber etwa die kalkulatorische Verzinsung als Instrument der St&#228;rkung der Einnahmesituation der Gemeinden -. nicht des Geb&#252;hrenhaushalts -. ansah. Dies "habe den Sinn, der Finanzkraft der Gemeinde eine Expansion aus sich heraus zu erm&#246;glichen. </p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 2.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Dem finanzwirtschaftlichen Ziel der Gew&#228;hrleistung oder sogar der Steigerung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinden diente dar&#252;ber hinaus auch und gerade die Zulassung der Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1126/69, S. 28.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Diese nicht zuletzt in den Materialien zum Ausdruck kommende Zielsetzung kann daher bei der Frage nach dem Sinn und Zweck der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation und damit zusammenh&#228;ngend bei der Frage nach einer hieraus zu bestimmenden Kostenobergrenze nicht unber&#252;cksichtigt bleiben. Sie l&#228;&#223;t die vom Verwaltungsgericht abgeleitete Zielvorgabe -. die Gemeinde d&#252;rfe sich nach Ablauf der Nutzungsdauer wirtschaftlich nicht besser stehen als vor der Investition -. schon als im Ansatz unzutreffend erkennen.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Der Einsatz von Abschreibungserl&#246;sen f&#252;r eine Wiederbeschaffung f&#252;hrt zwar im Ergebnis dazu, da&#223; mit der Aufwendung dieses Kapitals und seiner Bindung in einer neuen Anlage dessen kalkulatorische Verzinsung zu Lasten des Geb&#252;hrenpflichtigen er&#246;ffnet wird. Die Erwirtschaftung von Abschreibungserl&#246;sen (nach Abzug etwaiger Tilgungsleistungen) &#228;ndert jedoch nichts an dem Umstand, da&#223; diese, wie oben dargelegt, lediglich dem Ausgleich der in den vergangenen Leistungsperioden durch die Leistungserbringung verursachten Kosten dienen. Die &#252;ber die Abschreibungen zur&#252;ckgeflossenen Finanzmittel sind daher wie die vorher f&#252;r die jeweilige Investition bereitgestellten Mittel Kapital der Gemeinde. Insbesondere handelt es sich nicht um Kapital des Geb&#252;hrenschuldners. Im Falle der Aufwendung dieses Kapitals f&#252;r die Wiederbeschaffung steht es anderen rentierlichen Zwecken zu Lasten des allgemeinen Haushalts nicht mehr zur Verf&#252;gung. Damit greift die seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung beigemessene finanzwirtschaftliche Funktion des Belastungsausgleichs ein. </p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts K&#246;ln l&#228;&#223;t sich aus dem Beschlu&#223; des Bundesverwaltungsgerichts vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12, eine Zuordnung der &#252;ber die Abschreibungen erwirtschafteten Finanzmittel ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt nicht begr&#252;nden. Soweit das Bundesverwaltungsgericht in dem genannten Beschlu&#223; ausf&#252;hrt, da&#223;, soweit die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer mit dem Entw&#228;sserungsbeitrag oder auf andere Weise zu dem Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage beigetragen h&#228;tten, der Ausgleich &#252;ber die Eigenkapitalverzinsung seine Grenze finde und Eigenkapitalzinsen deshalb sachgerecht nur von dem Herstellungs-. bzw. Anschaffungsaufwand berechnet werden d&#252;rften, der um das Aufkommen aus Entw&#228;sserungsbeitr&#228;gen und diesen gleichstehenden Leistungen der Benutzer vermindert worden sei, sind mit den "gleichstehenden Leistungen" jedenfalls nicht die erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge gemeint. Denn mit den vereinnahmten Abschreibungsbetr&#228;gen erfolgt, wie oben dargelegt, lediglich der Kostenausgleich f&#252;r die mit der Benutzung einhergehende Abnutzung der aktuell eingesetzten Anlage, ohne da&#223; damit eine Beteiligung an dem Herstellungsaufwand f&#252;r die Wiederbeschaffung verbunden ist. Soweit sich die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer &#252;ber die von ihnen gezahlten Abschreibungen mittelbar an dem Finanzierungsaufwand f&#252;r die bestehende Anlage beteiligen, wird diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, da&#223; nur der um die Abschreibungen verminderte Anschaffungswert (An- .schaffungsrestwert) der kalkulatorischen Verzinsung unterliegt und damit eine Verzinsung der jeweiligen "Beteiligungsrate" ausgeschlossen ist. Im &#252;brigen, d.h. im Hinblick auf Beitr&#228;ge (und Zusch&#252;sse), gew&#228;hrleistet &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F., da&#223; das insoweit aufgebrachte Kapital als Beitrag zum Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage i.S.d. oben genannten Beschlusses des Bundesverwaltungsgerichts von der Verzinsung ausgenommen wird.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Zuordnung der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge zum Geb&#252;hrenhaushalt ergibt sich auch nicht aus dem gemeindlichen Haushaltsrecht, dessen Grundsatz der Gesamtdeckung (&#167; 16 der Gemeindehaushaltsverordnung -. GemHVO -.) einer gesonderten rechtlichen Zuordnung der eingenommenen Abschreibungsbetr&#228;ge ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt gerade entgegensteht. Eine rechtliche Verpflichtung i.S.d. &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 GemHVO, diese Einnahmen auf die Verwendung f&#252;r die Wiederbeschaffung zu beschr&#228;nken und sie damit der Gesamtdeckung zu entziehen, besteht nicht; insbesondere ergibt sich eine solche rechtliche Verpflichtung, wie oben dargelegt, nicht aus dem Geb&#252;hrenrecht. Soweit das Verwaltungsgericht K&#246;ln darauf abhebt, da&#223; &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 GemHVO eine Zweckbindung von Einnahmen erm&#246;gliche,</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229 f., </p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">mag dies zutreffend sein, ohne da&#223; es insoweit einer Entscheidung bedarf. Denn mit der fakultativen haushaltsrechtlichen Zweckbindung begibt sich die Gemeinde lediglich vorweg der M&#246;glichkeit, die Geb&#252;hreneinnahmen noch anderweitig haushaltsn&#252;tzig zu verwenden. Diese Zweckbindung ist in ihren geb&#252;hrenrechtlichen Wirkungen aber nicht anders zu bewerten als die Zurverf&#252;gungstellung der entsprechenden Geb&#252;hrenbetr&#228;ge aus allgemeinen Haushaltsmitteln erst unmittelbar vor der jeweiligen Investition. In dem einen wie in dem anderen Fall werden dem allgemeinen Haushalt Finanzmittel entzogen und tr&#228;gt allein die Gemeinde die finanzielle Belastung, die dadurch entsteht, da&#223; das investierte Kapital nicht mehr zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet werden kann. Abgesehen davon schlie&#223;t selbst ein wirksamer Haushaltsvermerk &#252;ber die Zweckbindung nicht aus, da&#223; die Ausgaben, auf deren Deckung die zweckgebundenen Einnahmen beschr&#228;nkt sind, daneben nicht auch aus allgemeinen Deckungsmitteln gedeckt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Vgl. Scheel/Steup/Schneider/Lienen, Gemeindehaushaltsrecht Nordrhein-. Westfalen, 5. Aufl. 1997, Rdnr. 1 zu &#167; 17 GemHVO.</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Soweit zur Begr&#252;ndung des Ausschlusses der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge von der kalkulatorischen Verzinsung auf das Urteil des Senats vom 27. Oktober 1992 -. 9 A 835/91 -., a.a.O., S. 101, und die darin verwendete Formulierung der "vor&#252;bergehenden Verausgabung" verwiesen wird, </p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">vgl. VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229,</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">geht dies fehl. Denn die in dem genannten Urteil des Senats f&#252;r zul&#228;ssig gehaltene "vor&#252;bergehende Verausgabung" von Abschreibungsbetr&#228;gen zugunsten des allgemeinen Haushalts bezog sich ersichtlich auf die haushaltsn&#252;tzige Verwendung dieser Betr&#228;ge bis zur Wiederbeschaffung und besagt deshalb noch nichts &#252;ber deren Behandlung bei der Ermittlung der kalkulatorischen Verzinsung nach diesem Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Soweit danach &#252;ber die Geb&#252;hren vereinnahmte Abschreibungsbetr&#228;ge zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet worden sind, mag dies zu faktischen Benachteiligungen f&#252;hren, </p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236 f.,</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">ein Versto&#223; gegen &#167; 6 Abs. 2 KAG a.F. bzw. ein widerrechtliches Verhalten ist darin nicht zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der dargelegten unterschiedlichen finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen der kalkulatorischen Kostenarten erledigt sich auch der -. wiederholte -. Hinweis des Verwaltungsgerichts auf den Umstand, da&#223; eine Geb&#252;hrenkalkulation auf der Grundlage der Rechtsprechung des erkennenden Senats gegen&#252;ber den von ihm, dem Verwaltungsgericht, alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachteten Kalkulationsmodellen zu einem "erh&#246;hten Kapitalendwert" bzw. zu einer "&#220;berdeckung" oder einer "doppelten" Verrechnung der Geldentwertungsrate f&#252;hre. </p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Vgl. das hier angefochtene Urteil des VG G. , S. 12 UA, VG G. , Urteil vom 9. Oktober 1997, a.a.O., S 34, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 20 f.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Dies ist die Folge dieser unterschiedlichen Zweckbestimmungen, mithin systemimmanent und mit Blick auf die beabsichtigte St&#228;rkung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinde auch gewollt.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die insoweit vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten und in &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. statuierten betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze verm&#246;gen an der finanzwirtschaftlichen Funktions-. und Zweckbestimmung der kalkulatorischen Kostenarten nichts zu &#228;ndern. Denn anders als das Verwaltungsgericht meint, hat der Landesgesetzgeber selbst die &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Kostenrechnung nicht als &#220;bertragung (materieller) kaufm&#228;nnischer Zielsetzungen in die &#246;ffentliche Haushaltswirtschaft verstanden; vielmehr sei die Methode der betriebswirtschaftlichen Kostenberechnung lediglich ein "Instrument zur optimalen Erreichung finanzwirtschaftlicher Zwecke", </p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-.Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">um den Anforderungen des Periodenprinzips gerecht zu werden und die mit der "einfachen Einnahmen-.Ausgabenrechnung" allein nicht zu l&#246;sende Verteilung der Ausgaben "entsprechend dem Verbrauch der durch sie beschafften G&#252;ter auf die einzelnen Nutzungsperioden" zu gew&#228;hrleisten.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-.Drucks. 6/810, S. 34.</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Verwaltungsgerichts, in bezug auf den Ausschlu&#223; der "Abschreibungen unter Null" weiche die Rechtsprechung des erkennenden Senats selbst von dem im Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233, n&#228;her erl&#228;uterten Begriff der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze ab,</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">vgl. VG G. , Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 19,</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">greift nicht durch. Wie bereits ausgef&#252;hrt, ist auf die betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze nur abzustellen, soweit das Gesetz keine eigenst&#228;ndige Regelung trifft. Eine solche Regelung hat der erkennende Senat aber &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F. entnommen, wonach die Abschreibungen nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind. Ein R&#252;ckgriff auf davon abweichende betriebswirtschaftliche Grunds&#228;tze scheidet danach aus. </p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Da&#223; vor diesem Hintergrund die vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten Kalkulationsgrunds&#228;tze aus anderen Rechtsgebieten, wie etwa aus dem Handels-., dem Steuer-. und dem Preispr&#252;fungsrecht -. die im &#252;brigen jeweils eigenen finanzpolitischen Zielvorgaben folgen -.,</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">vgl. die unterschiedlichen Zielsetzungen in der Handels-. und Steuerbilanz einerseits und in der Kostenrechnung andererseits: W&#246;he, a.a.O., S. 1263,</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Bestimmung des Sinns und Zwecks der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation unbeachtlich sind, bedarf keiner n&#228;heren Erl&#228;uterung.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Die Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten in Verbindung mit einer Verzinsung des aufgewandten Kapitals auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten mit einem Nominalzins f&#252;hrt weder zu einer Verletzung des &#196;quivalenzprinzips,</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235 ,</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">noch zu einem Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Soweit ein solcher Versto&#223; wegen einer Ungleichbehandlung der Geb&#252;hrenpflichtigen gegen&#252;ber der Allgemeinheit angenommen wird,</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 228 f.,</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">wird &#252;bersehen, da&#223; Art. 3 Abs. 1 GG dem Geb&#252;hrengesetzgeber bei der Aufstellung der Geb&#252;hrens&#228;tze einen weiten Entscheidungsspielraum bel&#228;&#223;t. Art. 3 Abs. 1 GG fordert in dem hier zu beurteilenden Zusammenhang nur, da&#223; sich "die Verkn&#252;pfung zwischen den Kosten der Staatsleistung und den daf&#252;r auferlegten Geb&#252;hren nicht in einer Weise gestaltet, die, bezogen auf den Zweck der g&#228;nzlichen oder teilweisen Kostendeckung, sich unter keinem vern&#252;nftigen Gesichtspunkt als sachgerecht erweist".</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 6. Februar 1979 -. 2 BvL 5/76-., BVerfGE 50, 217 (227); BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist in die Bewertung der Umstand einzustellen, da&#223; die Geb&#252;hrenpflichtigen der Gemeinde gegen&#252;ber -. anders als die Steuerzahler -. in einem besonderen Leistungs-. und Gegenleistungsverh&#228;ltnis stehen (&#167; 4 Abs. 2 KAG a.F.) und aus der Leistungserbringung seitens der Gemeinde einen besonderen Vorteil erlangen (&#167; 6 Abs. 1 Satz 1 KAG a.F.), der es sachlich grunds&#228;tzlich rechtfertigt, die Geb&#252;hrenpflichtigen finanziell st&#228;rker zu belasten als den Steuerzahler. </p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Auch die kalkulatorischen Kostenans&#228;tze im einzelnen begegnen, soweit der vorliegende Fall Anla&#223; zur &#220;berpr&#252;fung gebietet, im Ergebnis keinen durchgreifenden Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Soweit pauschal Zweifel an der ordnungsgem&#228;&#223;en Ausschreibung von Kanalbauma&#223;nahmen ge&#228;u&#223;ert worden sind und damit wohl ein erh&#246;hter Ausgangswert f&#252;r die Berechnung geltend gemacht werden soll, mangelt es an konkreten Anhaltspunkten, die eine weitere Sachaufkl&#228;rung gebieten. Der Hinweis darauf, da&#223; lediglich zwei Baufirmen "im Gesch&#228;ft" seien, l&#228;&#223;t allein nicht den Schlu&#223; zu, da&#223; insoweit Unregelm&#228;&#223;igkeiten tats&#228;chlich erfolgt sein k&#246;nnten; insoweit k&#246;nnte es sich auch um diejenigen Firmen handeln, die aufgrund ihrer g&#252;nstigen Angebote jeweils zu Recht den Zuschlag erhalten haben. </p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon sind etwaige Fehler bei der Ausschreibung f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation unerheblich, solange die von dem beauftragten Unternehmen in Rechnung gestellten Kosten nicht in jeder Hinsicht au&#223;er Verh&#228;ltnis zu den erbrachten Leistungen stehen und damit mit den Grunds&#228;tzen des &#196;quivalenzprinzips unvereinbar sind oder sich die Auftragsvergabe nicht als rein willk&#252;rliche, ausschlie&#223;lich die Gesamtkosten erh&#246;hende Ma&#223;nahme darstellt, die sich der Sache nach nicht mehr mit dem weiten Organisationsermessen des Entsorgungstr&#228;gers, seine Aufgabe entsprechend seinen Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen durchzuf&#252;hren, in Einklang bringen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschlu&#223; vom 19. Januar 1990 -. 2 A 2171/87 -., Urteil vom 30. Januar 1991 -. 9 A 765/88 -., Teilurteil vom 15. Dezember 1994 -. 9 A 2251/93 -., NWVBl. 1995, 173.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Hierf&#252;r bieten das Vorbringen und die dem erkennenden Senat vorliegenden Unterlagen nicht einmal ansatzweise einen konkreten Anhaltspunkt.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Nicht zu beanstanden ist die mit 50 Jahren angesetzte mutma&#223;liche Nutzungsdauer der Kan&#228;le. Angesichts der f&#252;r die prognostische Bestimmung der Nutzungsdauer ma&#223;gebenden sachgerechten Kriterien der Siedlungsverdichtung (einseitige hohe Bodenpressung durch Wohnbebauung und Verkehrsbeanspruchung bei variierender Tragf&#228;higkeit des Bodens, Grundwassereinwirkungen, nennenswerte Unterbemessungen), der Werkstoffbeschaffenheit (Pro-.duktionen minderer Qualit&#228;t, Materialunvertr&#228;glichkeiten (Be- .tonmischungen) und Probleme mit der Haftfestigkeit in der Stutzentechnik) und des Wurzeleinwuchses von B&#228;umen wird die f&#252;r die Prognose ma&#223;gebende Grenze der Willk&#252;r nicht erreicht. Da der Ansatz einer mutma&#223;lichen Nutzungsdauer von 50 Jahren nach Kenntnis des Senats nicht un&#252;blich ist,</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 237, sowie die Nachweise bei Dudey, Abh&#228;ngigkeiten der kalkulatorischen Kosten von der Nutzungsdauer eines Kanalnetzes, GemH 1994, 1 ff. (je nach Material 30-.66 Jahre (Steenbock), 50-.80 Jahre (Pecher), 50-.100 Jahre (KGST und ATV Regelwerk A 133)); im &#252;brigen auch: Brod/Steenbock, Preiskalkulation bei Wasser und Abwasser, 1980, Anhang 10: je nach Material 30-.100 Jahre,</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">und sonstige konkrete Anhaltspunkte, die die getroffene Einsch&#228;tzung der Nutzungsdauer unter Ber&#252;cksichtigung des gemeindlichen Prognosespielraums und des durch die Kanaluntersuchungen ermittelten Schadensumfangs als schlichtweg unvertretbar erscheinen lassen, sich nicht aufdr&#228;ngen, ist eine weitere Sachaufkl&#228;rung nach dem Amtsermittlungsgrundsatz nicht geboten.</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Der Einwand, bei dem Ansatz der kalkulatorischen Kosten seien Schadensersatzanspr&#252;che gegen&#252;ber dem Bergbau zu Lasten der Geb&#252;hrenschuldner nicht kostenmindernd ber&#252;cksichtigt worden, greift nicht durch. Die Ermittlung der Kosten in bezug auf den Betrieb der der Leistungserbringung dienenden Anlage, insbesondere die Bestimmung der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer und die Bewertung von Kanalisationsanlagen, erfolgt grunds&#228;tzlich unabh&#228;ngig davon, welche Gr&#252;nde f&#252;r den Zustand bzw. die Ausgestaltung der Anlage ma&#223;gebend sind. Danach ist es von den Geb&#252;hrenpflichtigen in Bergbauregionen grunds&#228;tzlich hinzunehmen, da&#223; die &#246;ffentlichen Entw&#228;sserungseinrichtungen wegen bestimmter, in solchen Regionen anzutreffender besonderer Entw&#228;sserungsverh&#228;ltnisse m&#246;glicherweise mit h&#246;heren Kosten belastet werden als die Geb&#252;hrenpflichtigen in anderen Regionen.</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Dies betrifft sowohl die Instandhaltungs-./Reparaturkosten (Personal-. und Sachkosten) als auch die wegen der h&#246;heren Investitionskosten und ggf. k&#252;rzeren Nutzungsdauern h&#246;heren kalkulatorischen Kosten.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen hat im Ergebnis ebenfalls Bestand. </p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Der in Ansatz gebrachte Zinssatz von 8 % entspricht der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats. </p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung, diesen Zinssatz im Rahmen der Kostenprognose und der der Gemeinde zum Zweck der Gew&#228;hrleistung einer "angemessenen Verzinsung" (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F.) er&#246;ffneten Befugnis zur Bestimmung eines einheitlichen Zinssatzes zu reduzieren, bestand nicht. Der Ansatz von 8 % bewegt sich noch innerhalb des hierdurch er&#246;ffneten Prognose-. und Ermessensspielraums; insbesondere erweist er sich nicht als willk&#252;rlich. Angesichts der im vorzitierten Verfahren erfolgten Ermittlung des Zinssatzes auf der Grundlage des langfristigen Durchschnittszinssatzes f&#252;r die Jahre 1952 bis 1992 konnte davon ausgegangen werden, da&#223; die -. kurzfristige -. Zinsentwicklung der Jahre 1993 bis einschlie&#223;lich 1995 eine langfristig niedrigere Tendenz des ma&#223;gebenden Durchschnittszinssatzes nicht vermittelte und daher bei der Bestimmung des ansatzf&#228;higen Zinssatzes au&#223;er Betracht bleiben konnte.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Das die Ermittlung der Grundlage der Verzinsung betreffende Mi&#223;verst&#228;ndnis hinsichtlich des Ansatzes der Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge im Rahmen des Abzugskapitals ist durch die Vorlage der diesbez&#252;glichen Kalkulationsunterlagen ausger&#228;umt. Hieraus ergibt sich, da&#223; bei der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung das Abzugskapital einschlie&#223;lich der Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge jeweils bezogen auf das einzelne Anlagegut herausgerechnet und damit nicht verzinst worden ist.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Ermittlung des Anschaffungsrestwertes insoweit &#252;berh&#246;ht, als im Rahmen der Abschreibung f&#252;r den Veranlagungszeitraum zwar ein Abschreibungsbetrag in Ansatz gebracht worden ist, bei der kalkulatorischen Verzinsung jedoch der Jahresabschreibungsbetrag nicht in demselben Veranlagungszeitraum, sondern erst in der Folgeperiode abgezogen worden ist. Die sich aus der Nichtber&#252;cksichtigung der Abschreibung im Jahr der Indienststellung und der Verschiebung der Abschreibungsbetr&#228;ge in das jeweilige Folgejahr ergebende &#220;berh&#246;hung hat der erkennende Senat nach eigener, im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung offen gelegter Berechnung mit 200.463,29 DM ermittelt. Dieser &#220;berh&#246;hungsbetrag f&#252;hrt jedoch nicht zur Unwirksamkeit des Geb&#252;hrensatzes, wie im nachfolgenden Zusammenhang dargelegt wird.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Offen bleiben kann des weiteren, ob die Abschreibungs-. und Zinsbetr&#228;ge f&#252;r das sog. Sonderinteresse (163.223,00 DM),</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Abschreibungsf&#228;higkeit anlagenbezogener Verbandsbeitr&#228;ge: OVG NRW, Urteil vom 18. Juli 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">und das Kanalkataster (170.842,00 DM), </p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 1998, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">zu Recht angesetzt worden sind. Rechnet man zu den vorgenannten Betr&#228;gen den &#220;berh&#246;hungsbetrag aus der kalkulatorischen Verzinsung (200.463,29 DM) hinzu, ergibt dies einen Gesamtbetrag von 534.528,29 DM, der im Verh&#228;ltnis zu den gerechtfertigten Gesamtkosten lediglich 1,76 % (bei 30.895.016,00 DM Gesamtkosten) bzw. 2,16 % (bei 25.232.906,00 DM Gesamtkosten) ausmacht und damit in jedem Fall unterhalb der f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation ma&#223;gebenden Grenze von 3 %,</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 239,</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">bleibt. </p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Weitere Kostenminderungen sind nicht vorzunehmen. Insbesondere war die Stadt R. nicht verpflichtet, Schadensersatzleistungen des Bergbaus auf der Einnahmeseite zu veranschlagen.</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf den Umstand, da&#223; bei der nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG a.F. vorzunehmenden Veranschlagung der Kosten -. und damit auch der ggf. zu erwartenden kostenmindernden Einnahmen -. grunds&#228;tzlich eine Prognoseentscheidung zu treffen ist, </p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 9. August 1999, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">steht der Gemeinde ein weiter Ermessensspielraum zu, innerhalb dessen auch die bei dem Nachweis der Schadensverursachung &#252;blicherweise bestehenden Probleme (vgl. auch die Ausf&#252;hrungen im Widerspruchsbescheid vom 15. September 1998 sowie in der Sitzungsvorlage -. Drucksache Nr. 693/1998 -. vom 21. Juli 1998, S. 2 f.) Ber&#252;cksichtigung finden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Dabei ist nicht ausgeschlossen, da&#223; die Gemeinde selbst dann, wenn sie intern -. etwa auf der Grundlage von Rechtsgutachten -. zu der Auffassung gelangt ist, da&#223; ihr ein Schadensersatzanspruch in einer bestimmten H&#246;he zusteht, aufgrund einer vertretbaren Bewertung des mit der Realisierung des Anspruchs verbundenen Proze&#223;risikos im Einzelfall einen Abschlag von dem zu ersetzenden Betrag einkalkuliert oder von der Geltendmachung des Anspruchs insgesamt absieht und dementsprechend in der Geb&#252;hrenkalkulation keine Einnahmen veranschlagt. </p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Geht die Gemeinde -. etwa aufgrund der Eindeutigkeit des jeweiligen Schadensbildes -. im Zeitpunkt der Veranschlagung der Kosten von der Realisierung von Schadensersatzforderungen aus, ist sie lediglich dann verpflichtet, die prognostizierte Schadensersatzleistung als Einnahme zugunsten der Geb&#252;hrenpflichtigen zu veranschlagen, wenn die Geb&#252;hrenpflichtigen &#252;ber die Geb&#252;hren auch die aus dem Schadensereignis resultierenden finanziellen Belastungen tragen. Dementsprechend entf&#228;llt die Verpflichtung der Gemeinde zur Gutschrift von veranschlagten Schadensersatzleistungen, wenn der Schaden au&#223;erhalb der Kalkulation abgewickelt wird und damit die Geb&#252;hrenpflichtigen f&#252;r den Schaden auch nicht &#252;ber die Geb&#252;hren in Anspruch genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">Letzteres ist hier f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 angesichts der im Berufungsverfahren substantiiert geschilderten Praxis der direkten Kostenbeteiligung des Bergbaus durch Naturalrestitution gegeben. Hiernach werden die Geb&#252;hrenpflichtigen gerade nicht mit den aufgrund der Bergbausch&#228;den erforderlichen Investitionskosten belastet. Soweit in diesem Zusammenhang vorgebracht worden ist, aus dem Widerspruchsbescheid vom 15. August 1998 gehe hervor, da&#223; der Bergbau regelm&#228;&#223;ig an den st&#228;dtischen Kanalbauma&#223;nahmen beteiligt werde, handelt es sich offenbar um ein Mi&#223;verst&#228;ndnis. Die Beteiligung des Bergbaus stellt sich auf der Grundlage der Schilderung des Beklagten nicht als unmittelbare Beteiligung an den Kosten der seitens der Stadt durchgef&#252;hrten Umbauma&#223;nahmen dar, sondern als Kostenbeitrag im Wege der &#220;bernahme der Errichtung bestimmter Entw&#228;sserungsanlagen auf eigene Rechnung. </p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Eine weitergehende &#220;berpr&#252;fung der Art und Weise sowie des Umfangs der Kostenbeteiligung des Bergbaus ist auch unter der Geltung des Amtsermittlungsgrundsatzes nicht angezeigt. Hiernach sind die Verwaltungsgerichte zwar verpflichtet, jede m&#246;gliche Aufkl&#228;rung des Sachverhalts bis an die Grenze der Zumutbarkeit zu versuchen, sofern die Aufkl&#228;rung nach ihrer Meinung f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits erforderlich ist. Bei der &#220;berpr&#252;fung einer Kalkulation geht der erkennende Senat aufgrund der Bindung des Beklagten an Gesetz und Recht gem&#228;&#223; Art. 20 Abs. 3 GG jedoch grunds&#228;tzlich davon aus, da&#223; dessen Ausk&#252;nfte der Wahrheit entsprechen. Aufkl&#228;rungsma&#223;nahmen sind daher nur insoweit aufgezeigt, als sich dem Gericht etwa Widerspr&#252;che nach dem Sachvortrag der klagenden Partei oder aber den beigezogenen Unterlagen aufdr&#228;ngen. L&#228;&#223;t es die klagende Partei insoweit an substantiiertem Sachvortrag fehlen und ergibt sich auch aus den Unterlagen kein konkreter Anhaltspunkt f&#252;r einen fehlerhaften Kostenansatz, hat es hiermit sein Bewenden. Die Untersuchungsmaxime ist keine prozessuale Hoffnung, das Gericht werde mit ihrer Hilfe schon die klagebegr&#252;ndenden Tatsachen finden.</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O., m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Gemessen hieran ist eine weitere &#220;berpr&#252;fung der Art der Kostenbeteiligung des Bergbaus nicht geboten; die substantiierten Darlegungen des Beklagten zur Art und Weise der Beteiligung der Bergbauunternehmen an dem Ausgleich bergbaubedingter Sch&#228;den sind von der Kl&#228;gerseite nicht substantiiert in Frage gestellt worden. Insbesondere reicht insoweit der Hinweis darauf nicht aus, da&#223; die haushaltsrechtliche und kalkulationsm&#228;&#223;ige Behandlung der als Ersatzleistung &#252;bernommenen und der nicht mehr ben&#246;tigten Anlagen "unklar" sei. Soweit moniert wird, da&#223; die &#252;bernommenen Anlagen nicht nachgewiesen seien, hat dies offensichtlich seinen Grund darin, da&#223; die mit diesen Anlagen verbundenen Kosten, wie der Beklagte dargelegt hat, nicht zu Lasten der Geb&#252;hrenpflichtigen in der Kalkulation angesetzt worden sind, so da&#223; sie auch nicht zum Nachweis der Zul&#228;ssigkeit der Kostenans&#228;tze aufgef&#252;hrt werden m&#252;ssen. Daf&#252;r, da&#223; der Umfang der au&#223;erhalb der Kalkulation abgewickelten Kostenbeteiligung des Bergbaus die Grenzen des - . oben dargelegten -. gemeindlichen Prognose-. und Bewertungsspielraums &#252;berschreitet, sind konkrete Anhaltspunkte weder vorgebracht noch dr&#228;ngen sich solche aus den beigezogenen Unterlagen auf.</p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks">Soweit in bezug auf die Schadensverursachung durch Einleiter von der Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen in den meisten F&#228;llen vollst&#228;ndig abgesehen wird, ist dies in Ermangelung eindeutiger, die Verursachung durch einen bestimmten Einleiter kennzeichnender Schadensbilder aus Kostengr&#252;nden gerechtfertigt. Auch dem Geb&#252;hrenhaushalt ist nicht damit gedient, mit kostenintensiven Gerichtsverfahren einschlie&#223;lich etwaiger Beweiserhebungen durch Sachverst&#228;ndige trotz zweifelhafter Erfolgsaussichten und ggf. nur begrenzter Verursachungsbeitr&#228;ge im Einzelfall belastet zu werden.</p> <span class="absatzRechts">214</span><p class="absatzLinks">Angesichts der hiernach im vollen Umfang den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Geb&#252;hrenkalkulation kommt es zur Rechtfertigung der Geb&#252;hrens&#228;tze auf die vorgelegte Betriebsabrechnung nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">215</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis, in S&#252;ddeutschland seien die Geb&#252;hren niedriger, ist rechtlich unbeachtlich, insbesondere kann hiermit eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes des Art. 3 Abs. 1 GG nicht mit Erfolg geltend gemacht werden. H&#246;herrangiges Bundesrecht gebietet keine einheitliche Geb&#252;hrenbemessung, weil es keinen einheitlichen bundesrechtlichen Begriff der Geb&#252;hr gibt, an den die Landesgesetzgebung gebunden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">216</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 9. September 1997 -. 8 B 185.97 -., ZKF 1998, 62, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">217</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Gleichbehandlung gilt von vornherein nur innerhalb der Grenzen der Rechtsetzungsgewalt der jeweiligen Gebietsk&#246;rperschaft, </p> <span class="absatzRechts">218</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 9. September 1997, a.a.O., S. 63, m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">219</span><p class="absatzLinks">so da&#223; es auf die Rechtslage in anderen Bundesl&#228;ndern und die dort ggf. gesetzlich beschr&#228;nkten Kalkulationsspielr&#228;ume nicht ankommt.</p> <span class="absatzRechts">220</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die individuelle Heranziehung auf der Grundlage der hiernach wirksamen Satzungsbestimmungen der H&#246;he nach Fehler aufweist, sind nicht ersichtlich und auch nicht geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">221</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 1 und 155 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">222</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind. </p> <span class="absatzRechts">223</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,390
ovgnrw-1999-09-01-9-a-334298
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 3342/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:38
2019-02-12T13:54:21
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0901.9A3342.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks S. weg 15 in R. , das an die st&#228;dtischen Einrichtungen der Abwasser- und Abfallbeseitigung angeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Heranziehungsbescheid f&#252;r Grundbesitzabgaben vom 16. Januar 1995 zog der Beklagte den Kl&#228;ger f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck und das Jahr 1995 unter anderem zu Abwasser- und Abfallbeseitigungsgeb&#252;hren heran; wegen der Berechnung der Geb&#252;hren im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Bescheides Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosem Vorverfahren hat der Kl&#228;ger hiergegen Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend des Klageverfahrens setzte der Rat der Stadt R. mit der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 den Grenzwert f&#252;r den Abzug der nachweislich auf dem Grundst&#252;ck verbrauchten oder zur&#252;ckgehaltenen Wassermengen unter anderem r&#252;ckwirkend f&#252;r das Jahr 1995 auf 20 cbm/Jahr herab (&#167; 2 Abs. 4 Satz 4 in der Fassung des &#167; 1 Nr. 1 der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Klage hat der Kl&#228;ger, soweit diese sich gegen die Erhebung der Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren gerichtet hat, geltend gemacht, da&#223; die Geb&#252;hren, insbesondere im Vergleich zu s&#252;ddeutschen St&#228;dten, &#252;berh&#246;ht seien. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Grundbesitzabgabenbescheid vom 16. Januar 1995 hinsichtlich der festgesetzten Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren und Abfallentsorgungsgeb&#252;hren und den Widerspruchsbescheid vom 3. M&#228;rz 1995 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, da&#223; der Geb&#252;hrensatz gem&#228;&#223; den insoweit geltenden rechtlichen Anforderungen kalkuliert worden und der auf dieser Grundlage erlassene Heranziehungsbescheid daher rechtm&#228;&#223;ig sei.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Urteil hat das Verwaltungsgericht der Klage wegen Versto&#223;es gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot stattgegeben. Hinsichtlich der Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren hat es zur Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, da&#223; das Abzugskapital zu gering bemessen worden sei, da Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge insoweit nicht ber&#252;cksichtigt worden seien. Dar&#252;ber hinaus liege eine Verletzung des Kosten&#252;berschreitungsverbots auch deshalb vor, weil die hier zur Anwendung gelangte Kalkulationsmethode der Kombination von Abschreibungen auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten i.V.m. einer kalkulatorischen Verzinsung mit einem Nominalzinssatz nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen unzul&#228;ssig sei. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die in bezug auf die Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren zugelassene Berufung des Beklagten. Zur Begr&#252;ndung macht er im wesentlichen folgendes geltend: Entgegen der Feststellung des Verwaltungsgerichts seien die Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge bei der Erstellung der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung dem Abzugskapital zugeordnet und somit bei der Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen nicht dem zu verzinsenden Kapital zugerechnet worden. Die angewandte Kalkulationsmethode entspreche den Vorgaben des Kommunalabgabengesetzes und der neueren Rechtsprechung des Berufungsgerichts. Die Umlage der Personalkosten f&#252;r das Leitungspersonal erfolge nach dem Gesamtkostenverfahren, einem vereinfachenden Alternativverfahren, das ebenfalls von der Kommunalen Gemeinschaftsstelle f&#252;r Verwaltungsvereinfachung als praxisnahes Verfahren anerkannt sei. Soweit geltend gemacht worden sei, da&#223; bergbaubedingte Sch&#228;den und Belastungen unzul&#228;ssigerweise auf die Geb&#252;hrenpflichtigen abgew&#228;lzt w&#252;rden, sei darauf hinzuweisen, da&#223; weder im Haushaltsplan noch in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung Schadensersatzleistungen f&#252;r Bergbausch&#228;den kalkuliert w&#252;rden. Die Stadt R. mache gleichwohl Schadensersatz gegen&#252;ber dem Bergbau geltend. Dieser werde aber seitens des Bergbaus nicht in Geld, sondern im Wege der sog. Naturalrestitution geleistet. Die Festlegung der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer der Abwasseranlagen auf 50 Jahre sei in der Siedlungsverdichtung, der Werkstoffbeschaffenheit und der Zunahme von allgemeinen Haftungsanspr&#252;chen begr&#252;ndet. Bei der kalkulatorischen Verzinsung sei ein Nominalzinssatz von 8 % in Ansatz gebracht worden, der sich auf der Grundlage der Rechtsprechung des Berufungsgerichts rechtfertige. In seinem Urteil vom 5. August 1994 - 9 A 1248/92 - habe das Berufungsgerichts f&#252;r den langfristigen Zeitraum von 1952 bis 1992 einen derartigen Zinssatz f&#252;r zul&#228;ssig erachtet. Die Durchschnittsverh&#228;ltnisse, die bei der Ermittlung des Zinssatzes f&#252;r den hier in Rede stehenden Veranlagungszeitraum 1995 zugrundezulegen seien, h&#228;tten angesichts des lediglich um drei Jahre erweiterten Betrachtungszeitraums eine Herabsetzung des langfristigen durchschnittlichen Zinssatzes nicht geboten. Abschlie&#223;end werde auf das nunmehr vorliegende Betriebsergebnis hingewiesen, das eine Kostenunterdeckung ausweise.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil teilweise zu &#228;ndern und die Klage gegen die Heranziehung zu Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung macht er im wesentlich folgendes geltend: Es bestehe der Verdacht, da&#223; der Beklagte die Kosten f&#252;r das Leitungspersonal nicht entsprechend den Empfehlungen der Kommunalen Gemeinschaftsstelle f&#252;r Verwaltungsvereinfachung, sondern willk&#252;rlich umgelegt habe. In den vergangenen Jahren, also auch im Veranlagungsjahr 1995, habe die Stadt R. auf Schadensersatzforderungen gegen&#252;ber dem Bergbau ganz oder fast ganz verzichtet, die durch die Beseitigung von Bergbausch&#228;den verursachten Kosten jedoch zu Lasten des Geb&#252;hrenzahlers in der Geb&#252;hrenkalkulation bei verschiedenen Kostenarten (Unterhaltung der Abwasseranlagen, Abschreibung, Verzinsung) in Ansatz gebracht. Entsprechendes gelte hinsichtlich der Schadensersatzforderungen gegen Einleiter, die durch ihre Einleitungen Sch&#228;den an den Entw&#228;sserungsanlagen verursacht h&#228;tten. Soweit im Rahmen der Naturalrestitution neue Anlagen erworben worden seien, w&#252;rden diese nicht in den Unterlagen erscheinen. Wie dieser Verm&#246;genszuwachs bei der Geb&#252;hrenkalkulation ber&#252;cksichtigt worden sei, sei ebenso unklar wie der Umgang mit den nicht mehr ben&#246;tigten Brunnen und anderen &#252;berfl&#252;ssigen Anlagen. Im &#252;brigen werde die behauptete Naturalrestitution bezweifelt. Die Abschreibungszeit f&#252;r Abwasseranlagen von 50 Jahren sei ungew&#246;hnlich kurz. Angesichts der Information, da&#223; nur zwei Baufirmen f&#252;r Kanalbauma&#223;nahmen im Gesch&#228;ft seien, habe er Zweifel, da&#223; f&#252;r Kanalbauma&#223;nahmen im Jahr 1995 die Ausschreibung ordnungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrt worden sei. Die Behauptung des Beklagten, das Abzugskapital sei nicht zu gering bemessen, sei eine sp&#228;te Ausrede. Diese Behauptung werde vom Tatbestand des Urteils widerlegt. Die H&#246;he des Zinssatzes von 8 % lasse die Niedrigzinsphase au&#223;er Betracht und sei daher willk&#252;rlich. Aus dem Abwasserbeseitigungskonzept gehe nicht hervor, da&#223; die Kanalsanierungsma&#223;nahmen aus den &#252;ber die Abschreibungen erzielten R&#252;cklagen finanziert w&#252;rden. Obwohl die Abschreibungen f&#252;r diesen baulichen Zweck in die Abwassergeb&#252;hr eingerechnet worden seien, w&#252;rden sie widerrechtlich f&#252;r ganz andere Zwecke ausgegeben. Im &#252;brigen, hinsichtlich der zur Anwendung gelangten Kalkulationsmethoden, macht der Kl&#228;ger sich die Auffassung des Verwaltungsgerichts zu eigen. Dar&#252;ber hinaus tr&#228;gt er vor, da&#223; auch die von der Stadt R. veranschlagten Genossenschaftsbeitr&#228;ge zur Emschergenossenschaft zu hoch seien, weil die Genossenschaftsbeitr&#228;ge des Bergbaus zum Haushalt der Emschergenossenschaft zu niedrig bemessen seien. Die Emschergenossenschaft betreibe in ihrem Genossenschaftsgebiet rund 100 Entw&#228;sserungspumpwerke zur Entw&#228;sserung von Polderfl&#228;chen. Nach telefonischer Auskunft der Emschergenossenschaft w&#252;rden der gr&#246;&#223;ere Teil der Energiekosten und die anderen laufenden Betriebskosten der Pumpen von den Mitgliedskommunen bezahlt. Entsprechendes treffe auch auf den Lippeverband zu. Die laufenden Betriebskosten der Entw&#228;sserungspumpwerke seien jedoch ausschlie&#223;lich von den Bergwerksgesellschaften zu &#252;bernehmen, da die Entw&#228;sserung der Polderfl&#228;chen allein zur Vermeidung, Verminderung und Beseitigung von Bergsch&#228;den in der Landschaft dienten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der hierzu sowie zum Verfahren 9 A 3341/98 beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten, auf das Lehrbuch von W&#246;he "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", 19. Auflage 1996, sowie auf weitere betriebswirtschaftliche Lehrb&#252;cher (Schmidt, Kostenrechnung, 1996; Mayer/Liessmann/Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996; Steger, Kosten- und Leistungsrechnung, 1996; Hoitsch, Kosten- und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997; Kicherer, Kosten- und Leistungsrechnung, 1998; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten- und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998) Bezug genommen; die vorgenannten Verwaltungsvorg&#228;nge und sonstigen Unterlagen sind zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die zugelassene Berufung des Beklagten ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Grundbesitzabgabenbescheid des Beklagten vom 16. Januar 1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 3. M&#228;rz 1995 ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO), soweit darin f&#252;r das Jahr 1995 Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren festgesetzt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage der angefochtenen Geb&#252;hrenerhebung ist die Geb&#252;hrensatzung der Stadt R. f&#252;r die Abwasserbeseitigung vom 21. Dezember 1990 in der Gestalt der 5. &#196;nderungssatzung vom 22. Dezember 1994 und der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 (AGS). Deren Regelungen sind, soweit die Satzung im Berufungsverfahren der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung unterliegt, g&#252;ltiges Satzungsrecht. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Geb&#252;hrenma&#223;stab (einheitlicher Frischwasserma&#223;stab nach &#167; 2 AGS) ist f&#252;r die Umlegung der Kosten sowohl der Schmutzwasserbeseitigung als auch der Niederschlagswasserbeseitigung grunds&#228;tzlich ein zul&#228;ssiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab i.S.d. &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 21. Oktober 1969, GV NRW S. 712, in der f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 geltenden Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 16. Dezember 1992, GV NRW S. 561 (KAG a.F.).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997 - 9 A 3373/96 -, NVwZ-RR 1998, 392, m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Er ist von der Kl&#228;gerseite im Verfahren nicht beanstandet worden. Konkrete Anhaltspunkte, die in bezug auf die Siedlungsstruktur,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu: BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. Februar 1972 - 7 B 92/70 -, KStZ 1972, 111 (112); OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991 - 9 A 803/88 -, Urteil vom 5. August 1994 - 9 A 1248/92 -, insoweit nicht ver&#246;ffentlicht, Urteil vom 25. April 1997 - 9 A 4821/95 -, </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">in der Stadt R. f&#252;r seine Unzul&#228;ssigkeit sprechen, dr&#228;ngen sich dem erkennenden Senat aus den vorliegenden Unterlagen nicht auf, so da&#223; auch unter der Geltung des Amtsermittlungsgrundsatzes (&#167;&#167; 125 Abs. 1, 86 Abs. 1 VwGO) eine weitere Aufkl&#228;rung des Sachverhalts in dieser Richtung nicht geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Soweit die Regelung in &#167; 2 Abs. 4 der Geb&#252;hrensatzung i.d.F. der 5. &#196;nderungssatzung vom 22. Dezember 1994 hinsichtlich des Grenzwertes von 60 cbm f&#252;r den Abzug von nachweislich auf dem Grundst&#252;ck verbrauchten oder zur&#252;ckgehaltenen Wassermengen f&#252;r laufend wiederkehrende Verwendungszwecke (&#167; 2 Abs. 4 a der Geb&#252;hrensatzung) und des dar&#252;ber hinaus festgelegten vollst&#228;ndigen Ausschlusses von zur Speisung von Heizungsanlagen verbrauchtem, von hauswirtschaftlich genutztem und von zum Sprengen von Hof und Vorg&#228;rten verwendetem Wasser (&#167; 2 Abs. 4 b-d der Geb&#252;hrensatzung) angesichts der neueren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts und des erkennenden Senats,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">vgl. die Zusammenfassung in OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndeten Zweifeln unterlag, hat der Rat der Stadt R. diesen Bedenken Rechnung getragen. Mit der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 hat er r&#252;ckwirkend unter anderem f&#252;r den hier ma&#223;gebenden Veranlagungszeitraum 1995 die Ausschlu&#223;tatbest&#228;nde des &#167; 2 Abs. 4 b - d der Geb&#252;hrensatzung aufgehoben und den nunmehr f&#252;r s&#228;mtliche zur&#252;ckgehaltenen oder verbrauchten Wassermengen geltenden Grenzwert auf 20 cbm reduziert. Eine dar&#252;ber hinausgehende Reduzierung des Grenzwertes auf einen Wert unter 20 cbm oder ein v&#246;lliges Absehen von einem Grenzwert ist f&#252;r den Veranlagungszeitraum nicht zwingend geboten. Vielmehr sind im Rahmen des dem Ortsgesetzgeber bei der Festlegung des Geb&#252;hrenma&#223;stabes zustehenden weiten Organisationsermessens,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O., m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">etwaige verbleibende Ungleichbehandlungen innerhalb der Gruppen der Geb&#252;hrenpflichtigen durch den Grundsatz der Verwaltungspraktikabilit&#228;t gerechtfertigt. Die sich ergebenden Jahresbetr&#228;ge liegen mit 68,00 DM (3,40 DM - &#167; 3 Abs. 1 AGS - x 20 cbm), 38,00 DM (1,90 DM - &#167; 3 Abs. 2 AGS - x 20 cbm) und 30,00 DM (1,50 DM - &#167; 3 Abs. 3 AGS - x 20 cbm) unter der Schwelle der Erheblichkeit.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die hier streitigen Geb&#252;hrens&#228;tze des &#167; 3 AGS begegnen im Ergebnis keinen materiell- rechtlichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot des &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG a.F. liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; in den in der Geb&#252;hrenkalkulation mit 3.189.544,00 DM veranschlagten Personalkosten Kosten f&#252;r Mitarbeiter enthalten sind, die nach der Prognose im Veranlagungszeitraum 1995 nicht f&#252;r die gemeindliche Einrichtung Abwasserbeseitigung t&#228;tig werden sollten, oder da&#223; etwa die anteiligen Kosten der Querschnitts&#228;mter der H&#246;he nach fehlerhaft veranschlagt worden sind, sind nicht ersichtlich. Das zur Ermittlung der anteiligen Kosten der zentralen Verwaltungsbereiche (Verwaltungsgemeinkosten) praktizierte und vom Beklagten im Berufungsverfahren erl&#228;uterte Gesamtkostenverfahren l&#228;&#223;t fehlerhafte methodische Ans&#228;tze nicht erkennen. Der veranschlagte Betrag ist auch der H&#246;he nach nicht geeignet, den erkennenden Senat im Rahmen des Amtsermittlungsgrundsatzes zu weitergehenden Sachverhaltsermittlungen zu veranlassen. Er bewegt sich nach der aus einer Vielzahl von Verfahren gewonnenen Erfahrung des erkennenden Senats in einem f&#252;r geb&#252;hrenkalkulierende Einrichtungen der Abwasserbeseitigung &#252;blichen Rahmen. Der Personalkostenansatz l&#228;&#223;t auch im Verh&#228;ltnis zu den veranschlagten Gesamtkosten von 30.895.016,00 DM (10,3 %) bzw. 25.232.906,00 DM (12,6 %) nicht einmal ansatzweise ein signifikantes Ungleichgewicht erkennen, das auf die unzul&#228;ssige Einbeziehung betriebsfremder Kosten hindeuten k&#246;nnte. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Auch die Veranschlagung der Verbandsbeitr&#228;ge mit insgesamt 11.181.933,00 DM (Emschergenossenschaft: 11.082.594,00 DM; Lippeverband: 99.339,00 DM) h&#228;lt der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung stand. Der Vortrag, die Verb&#228;nde entw&#228;sserten durch Bergsenkungen entstandene Polderfl&#228;chen und der &#252;berwiegende Teil der laufenden Betriebskosten der hierf&#252;r erforderlichen Pumpen werde von den Mitgliedskommunen bezahlt, obwohl diese Pumpwerke allein zur Vermeidung, Verminderung oder Beseitigung von Bergsch&#228;den in der Landschaft dienten, rechtfertigt selbst dann, wenn diese Schilderung zutr&#228;fe, nicht die Annahme, da&#223; die Kostenprognose insoweit fehlerhaft ist.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. ist die Gemeinde berechtigt, die von ihr f&#252;r die Mitgliedschaft in einem Wasser- oder Bodenverband zu zahlenden Beitr&#228;ge und Umlagen nach den Grunds&#228;tzen des &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 KAG a.F. durch Geb&#252;hren denjenigen aufzuerlegen, die Einrichtungen und Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen oder denen der Verband durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt. Nach dem Gesetzeswortlaut sind damit s&#228;mtliche seitens der Gemeinde dem Verband geschuldeten (... zu zahlenden ...) Verbandslasten durch eine selbst&#228;ndige Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr umlegbar, da &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. darauf ausgerichtet ist, den Gemeinden eine vollst&#228;ndige Refinanzierungsm&#246;glichkeit bez&#252;glich der in &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. aufgef&#252;hrten Verbandslasten zu verschaffen. Den Kreis derjenigen, auf die die (gesamten) Verbandslasten umgelegt werden k&#246;nnen, legt &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG a.F. auf diejenigen fest, die - &#252;berhaupt - Einrichtungen und Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen oder denen der Verband - allgemein - durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt. Das Gesetz enth&#228;lt keine Verkn&#252;pfung dahin, da&#223; den Betreffenden Verbandslasten nur f&#252;r die speziell von ihnen benutzten Verbandsanlagen oder den ihnen durch den Verband im Einzelfall konkret gew&#228;hrten Vorteil &#252;berb&#252;rdet werden d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 18. Juli 1997 - 9 A 2933/95 - StuGR 1998, 306.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Statt eine selbst&#228;ndige Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr zu erheben, k&#246;nnen die Verbandslasten auch im Rahmen einer Benutzungsgeb&#252;hr, hier der Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hr, abgew&#228;lzt werden. Dies gilt jedoch nur mit Einschr&#228;nkungen. In die Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren k&#246;nnen nur diejenigen Kosten einbezogen werden, die der Gemeinde f&#252;r ihre Verbandsmitgliedschaft im Zusammenhang mit der von ihr betriebenen gemeindlichen Einrichtung der Abwasserbeseitigung entstehen. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, GemH 1983, 113, Urteil vom 1. Februar 1988 - 2 A 1883/80 -, OVGE 39, 277 (281 f), Urteil vom 15. Februar 1989 - 2 A 2452/85 -, Urteil vom 22. M&#228;rz 1990 - 2 A 2113/86 -.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Ein derartiger Zusammenhang zwischen dem auf das Abpumpen der Polderfl&#228;chen entfallenden Beitragsanteil und der Abwasserbeseitigung durch die Stadt R. liegt auf der Hand: w&#252;rde das Abpumpen unterbleiben, liefen, wie ausdr&#252;cklich vorgetragen worden ist, die Poldergebiete voll und gro&#223;e, zum Teil dicht besiedelte Gebiete st&#252;nden unter Wasser. In den dicht besiedelten und damit auch kanalisierten Gebieten w&#252;rde das Wasser, sei es &#252;ber die Kanal&#246;ffnungen, sei es &#252;ber undichte Rohre bzw. undichte Rohrverbindungen in die Kanalisation eindringen und sich angesichts der f&#252;r diese Wassermassen nicht ausgelegten Kanalquerschnitte auf- und zur&#252;ckstauen und damit die Ableitung des Abwassers gef&#228;hrden, wenn nicht gar verhindern. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Grund f&#252;r die Notwendigkeit, die Poldergebiete zu entw&#228;ssern, m&#246;glicherweise allein durch den Bergbau gesetzt worden ist - wie behauptet wird -, mag zutreffen. Hierauf kommt es jedoch nicht an. Denn, wie im Fall der selbst&#228;ndigen Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr, ist dann, wenn - wie hier - der Verband der Gemeinde bzw. den Anschlu&#223;nehmern durch seine Ma&#223;nahmen &#252;berhaupt einen Vorteil gew&#228;hrt, auch &#252;ber die Benutzungsgeb&#252;hr insoweit die vollst&#228;ndige Refinanzierung zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Eine Grenze bei der Veranschlagung der Verbandsbeitr&#228;ge ist - wie in anderen F&#228;llen der Kostenprognose auch - lediglich dort gegeben, wo aufgrund des Kenntnisstandes im Prognosezeitpunkt eine Reduzierung des Verbandsbeitrages abzusehen und selbst unter Ber&#252;cksichtigung eines etwaigen Proze&#223;risikos oder sonstiger Unw&#228;gbarkeiten jeder andere als der niedrigere Kostenansatz unvertretbar, d.h. ermessensfehlerhaft, gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Prognosespielraum zuletzt: OVG NRW, Beschlu&#223; vom 9. August 1999 - 9 A 3133/97 -.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Hier ist bereits die erste Voraussetzung nicht erf&#252;llt. Eine Reduzierung des Verbandsbeitrages aus Rechtsgr&#252;nden war f&#252;r die Stadt R. im Zeitpunkt der Kostenprognose Ende 1994 nicht abzusehen. Denn die unter anderem der Finanzierung des Ausgleichs bergbaubedingter wasserwirtschaftlicher Ver&#228;nderungen dienenden Beitr&#228;ge zur Emschergenossenschaft und zum Lippeverband, </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">vgl. &#167;&#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, 3, 24 ff. des Gesetzes &#252;ber die Emschergenossenschaft - Emschergenossenschaftsgesetz - (EmscherGG) vom 7. Februar 1990, GV NRW S. 144, in der Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 15. Dezember 1992, GV NRW 1993, S. 62, und &#167;&#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, 3, 25 ff. des Gesetzes &#252;ber den Lippeverband - Lippeverbandsgesetz - (LippeVG) vom 7. Februar 1990, GV NRW S. 162, in der Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 15. Dezember 1992, GV NRW 1993, S. 62,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">waren im Veranlagungszeitraum 1995 zu verteilen nach dem Verh&#228;ltnis zum einen der mittelbaren oder unmittelbaren Vorteile, die die Genossen/Mitglieder von der Durchf&#252;hrung der Aufgaben der Genossenschaft/des Verbandes haben oder zu erwarten haben und zum anderen der Kosten, die die Genossenschaft/der Verband auf sich nimmt, um von Genossen/Verbandsmitgliedern herbeigef&#252;hrte oder zu erwartende nachteilige Ver&#228;nderungen im Genossenschaftsgebiet/Verbandsgebiets zu vermeiden, zu vermindern, zu beseitigen oder auszugleichen oder ihnen obliegende Leistungen abzunehmen. F&#252;r die Festlegung der Beitragsma&#223;st&#228;be in den Veranlagungsgrunds&#228;tzen reichte eine ann&#228;hernde Ermittlung der Vorteile und nachteiligen Ver&#228;nderungen aus. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. &#167;&#167; 25 Abs. 1 und 3, 26 Abs. 1 EmscherGG und &#167; 20 Abs. 1 der Satzung f&#252;r die Emschergenossenschaft vom 22. Januar 1991, GV NRW S. 26; &#167; 26 Abs. 1 und 3, 27 Abs. 1 LippeVG und &#167; 20 Abs. 1 der Satzung f&#252;r den Lippeverband vom 29. Januar 1991, GV NRW S. 30.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; diese Beitragsma&#223;st&#228;be als solche mit h&#246;herrangigem Recht unvereinbar sind, sind nicht gegeben; auch von der Kl&#228;gerseite sind insoweit keine Einw&#228;nde vorgebracht worden. Da&#223; in Anwendung dieser Grunds&#228;tze der den Verb&#228;nden zukommende Bewertungsspielraum &#252;berschritten worden ist, ist nicht ersichtlich. Ein Ermessensfehler ergibt sich insbesondere nicht daraus, da&#223;, wie vorgetragen worden ist, die laufenden Betriebskosten f&#252;r den Betrieb der Pumpwerke zur Entw&#228;sserung der Polderfl&#228;chen zum &#252;berwiegenden Teil auf die Mitgliedsgemeinden umgelegt worden seien. Denn die Mitbeteiligung der Gemeinden der Bergbauregionen an der Entw&#228;sserung der Polderfl&#228;chen ist dem Grunde nach sachlich gerechtfertigt. Sie tr&#228;gt zum einen der unaufl&#246;sbaren Gemengelage von Bergbau und gleichzeitigem kontinuierlichem Siedlungsbau in bzw. in der N&#228;he von Bergbaugebieten und den insoweit nicht ohne weiteres ausschlie&#223;lich dem Bergbau zuzurechnenden Verursachungsanteilen an den wasserwirtschaftlichen Mi&#223;st&#228;nden in den besiedelten Gebieten und zum anderen den aus dieser Gemengelage sowohl seitens der Gemeinden als auch seitens des Bergbaus in der Vergangenheit gezogenen Vorteilen Rechnung. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; mit der konkreten Ausgestaltung der Kostenaufteilung (Kosten des Baus und der Erweiterung der Pumpen sowie der kleinere Teil der laufenden Betriebskosten zu Lasten der Bergbauunternehmen, der &#252;brige Teil der laufenden Betriebskosten zu Lasten der Gemeinden) die Grenze der lediglich "ann&#228;hernd" zu erfolgenden Vorteils- und Nachteilsbemessung &#252;berschritten worden ist und seitens der Stadt R. im Zeitpunkt der Kostenprognose Ende 1994 f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 mit einer &#196;nderung der Beitragsbemessung und einer deutlichen Senkung des auf sie entfallenden Genossenschafts-/Verbandsbeitrages zu rechnen war, sind weder ersichtlich noch vorgetragen. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat auch die Veranschlagung der kalkulatorischen Kosten (Abschreibungen und Zinsen) im Ergebnis Bestand. </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Methode der Ermittlung der kalkulatorischen Kosten ist nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts ist der Ansatz kalkulatorischer Zinsen auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten in Verbindung mit einem Nominalzins auch dann nach &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz i.V.m. &#167; 6 Abs. 1 KAG a.F. in der Geb&#252;hrenkalkulation zul&#228;ssig, wenn die kalkulatorischen Abschreibungen, wie hier teilweise, auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten berechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Dies entspricht nach wie vor betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 S&#228;tze 1 u. 2 KAG a.F. und der st&#228;ndigen Rechtsprechung des erkennenden Senats.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994 - 9 A 1248/92 -, GemH 1994, 233 m.w.N., zuletzt best&#228;tigt unter Bezugnahme auf das mittlerweile in der 19. Auflage erschienene betriebswirtschaftliche Standardwerk des anerkannten Betriebswirtschaftlers Prof. Dr. Dr. h.c. mult. W&#246;he, "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", S. 1263, 1266: OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 1998 - 9 A 5709/97 -, StuGR 1998, 310.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Soweit das Verwaltungsgericht zu der Auffassung gelangt ist, da&#223; die Ausf&#252;hrungen in dem vorgenannten betriebswirtschaftlichen Lehrbuch zu den einzelnen kalkulatorischen Kosten, insbesondere Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwert und Nominalzinsen vom Anschaffungsrestwert, nur jeweils f&#252;r sich zu betrachten seien, ohne eine Aussage &#252;ber eine Kombination beider Rechenweisen zu treffen, fehlt es f&#252;r eine derartige einschr&#228;nkende Interpretation an konkreten Anhaltspunkten. Vielmehr enth&#228;lt das entsprechende Kapitel - bezeichnenderweise unter der &#220;berschrift "II. Die Betriebsabrechnung, 1. Die Kostenartenrechnung, b) Die Erfassung der wichtigsten Kostenarten, dd) Die kalkulatorischen Kostenarten" - unter den Gliederungspunkt "(1) Begriff und Aufgaben" eine Auflistung der wichtigsten in der Betriebswirtschaft anerkannten kalkulatorischen Kostenans&#228;tze (Die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Zinsen, der kalkulatorische Unternehmerlohn, die kalkulatorischen Wagniszuschl&#228;ge und die kalkulatorische Miete), die in den folgenden Gliederungspunkten (2) - (6) n&#228;her erl&#228;utert werden und in ihrer Gesamtheit gerade ohne jede wechselseitige Einschr&#228;nkung dem Zweck dienen sollen, die Genauigkeit der Kostenrechnung zu erh&#246;hen. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die isolierte, traditionelle Kostenbetrachtung im Rahmen betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze, wie sie im Ergebnis in der Rechtsprechung des erkennenden Senats zum Ausdruck kommt, ist auch nach neuesten Erkenntnissen (weiterhin) zul&#228;ssig, weil die damit verbundenen Kostenanschauungen in der Betriebswirtschaftslehre unver&#228;ndert mit beachtlichem wissenschaftlichen Gewicht vertreten werden "und in der Praxis sogar &#252;berragende Bedeutung haben."</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, Zur Interdependenz kalkulatorischer Kostenarten in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung, KStZ 1999, 61 (91); im &#252;brigen auch: Tettinger, Entgelte in der Entsorgungswirtschaft, NWVBl. 1996, 81 (84), sowie die in der Fachhochschul- und Universit&#228;tsausbildung verwendeten aktuellen Werke, wie z. B.: Schmidt, Kostenrechnung, 1996, S.61 ff. und 75 ff.; Mayer/Liess- mann/Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996, S. 123 ff. und 130 ff.; Steger, Kosten- und Leistungsrechnung, 1996, S. 189 ff. und 219 ff.; Hoitsch, Kosten- und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997, S. 233 ff.; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997, S. 111 ff. und 125 ff.; Kicherer, Kosten- und Leistungsrechnung, 1998, S. 97 ff. und 106 ff.; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten- und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998, S. 114 ff..</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der durch die st&#228;ndige Befassung mit der Materie vorhandenen und durch die vorzitierten betriebswirtschaftlichen Werke dem erkennenden Senat zus&#228;tzlich vermittelten Sachkunde war die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens nach dem Amtsermittlungsgrundsatz nicht geboten. </p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Entbehrlichkeit der Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens bei eigener Sachkunde des Gerichts etwa: BVerwG, Urteil vom 10. November 1983 - 3 C 56.82 -, BVerwGE 68, 177 (182), Beschl&#252;sse vom 19. November 1998 - 8 B 148.98 -, und vom 11. Februar 1999 - 9 B 381.98 -, InfAuslR 1999, 365.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Ein allgemeiner Wandel in den betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen dahingehend, da&#223; es im Veranlagungszeitraum (1995) allgemein bei Wirtschaftsbetrieben (und nicht nur bei Wirtschaftsbetrieben der &#246;ffentlichen Hand) nur noch zul&#228;ssig gewesen sein soll, eine kalkulatorische Nominalverzinsung auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten ausschlie&#223;lich i.V.m. Abschreibungen auf Anschaffungswertbasis zu berechnen, ist damit entgegen der Meinung des Verwaltungsgerichts nicht eingetreten. </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, a.a.O., S. 94 f..</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nicht gefolgt werden kann der Auffassung des Verwaltungsgerichts, die Definition des Begriffs der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze seitens des erkennenden Senats versto&#223;e gegen juristische Auslegungsgrunds&#228;tze und sei mit Art. 19 Abs. 4 GG nicht zu vereinbaren, weil eine gesetzliche Zielbestimmung bei der Auswahl der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze au&#223;er acht gelassen werde.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998 - 13 K 8767/96 -, GemH 1999, S. 18 ff. (19).</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; der innere Zusammenhang der hier zu entscheidenden materiell- rechtlichen Fragen mit der vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten prozessualen Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 GG jedenfalls nicht ohne weiteres erkennbar ist, trifft die Kritik auch in der Sache nicht zu. Die Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. als beachtliche Lehrmeinungen, die f&#252;r allgemeine Wirtschaftsbetriebe und nicht f&#252;r Wirtschaftsbetriebe der &#246;ffentlichen Hand gelten, entspricht dem insoweit eindeutigen Willen des Gesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Landesgesetzgeber hat &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. gerade in Anerkennung der Regelungsdefizite der &#246;ffentlichen Haushaltswirtschaft in bezug auf die nach &#167; 4 Abs. 2 KAG a.F. erforderliche periodengerechte Kostenverteilung den in der Privatwirtschaft ma&#223;gebenden betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen bewu&#223;t den Vorrang einger&#228;umt, im &#252;brigen aber sogar ausdr&#252;cklich auf eine ersch&#246;pfende Regelung des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs aufgrund der in der Betriebswirtschaftslehre herrschenden Meinungsverschiedenheiten verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810 S. 34, 35.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die damit intendierte &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Privatwirtschaft unter bewu&#223;tem Verzicht auf eine umfassende normative Entscheidung zwischen divergierenden betriebswirtschaftlichen Auffassungen schlie&#223;t eine Verengung des zu ber&#252;cksichtigenden Kreises der beachtlichen betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen durch die Rechtsprechung grunds&#228;tzlich aus, es sei denn, dem Gesetz selbst sind - sei es durch Auslegung sei es durch ausdr&#252;ckliche Regelungen - bestimmte Festlegungen zu den ansatzf&#228;higen Kosten zu entnehmen. </p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Vorrang gesetzlicher Vorgaben etwa: OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Soweit es an solchen Vorgaben fehlt, beanspruchen s&#228;mtliche in der Betriebswirtschaft mit beachtlichem Gewicht vertretenen Lehrmeinungen &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. Rechtsgeltung und er&#246;ffnen der Gemeinde ein diesbez&#252;gliches Wahlrecht. </p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233 m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht Aufgabe der Verwaltungsgerichte zu entscheiden, welche insoweit zu ber&#252;cksichtigende betriebswirtschaftlich begr&#252;ndete Auffassung "richtig" ist.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Vgl. schon: OVG NRW, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., S. 117.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">In bezug auf die Ansatzf&#228;higkeit der kalkulatorischen Kosten sind finanzwirtschaftliche Festlegungen des Landesgesetzgebers, die eine Beschr&#228;nkung der zul&#228;ssigen Kalkulationsmethoden allein auf das vom Verwaltungsgericht alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachtete Anschaffungswert- oder Wiederbeschaffungswertmodell geb&#246;ten, nicht festzustellen. Im Gegenteil, eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers, wie sie sich in bezug auf die kalkulatorischen Kosten aus dem Gesetz selbst und den zur Auslegung heranzuziehenden Gesetzesmaterialien ergibt.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, hat der erkennende Senat in seinem Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., den Sinn und Zweck des Gesetzes dahingehend interpretiert, da&#223; die Gemeinden in die Lage versetzt werden sollen, die dem gemeindlichen Betrieb obliegende Aufgabenerf&#252;llung ohne Belastung des allgemeinen Verwaltungshaushalts auf Dauer dadurch sicherzustellen, da&#223; kostendeckende Geb&#252;hren erhoben werden. "Aus dieser Zielsetzung folgt, da&#223; nicht nur die mit dem Betrieb der Anlage verbundenen pagatorischen Ausgaben &#252;ber Geb&#252;hreneinnahmen erwirtschaftet werden m&#252;ssen, sondern auch ausreichende finanzielle Mittel f&#252;r die Ersatzbeschaffung der Anlage anzusammeln sind".</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Hieraus allerdings den Schlu&#223; zu ziehen, da&#223; danach die Gemeinde durch die Geb&#252;hreneinnahmen am Ende der Nutzungszeit wirtschaftlich so gestellt werden solle wie zu deren Beginn,</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 20, </p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">bzw. da&#223; der Gemeinde durch die in einen eigenen Betrieb get&#228;tigten Investitionen auf Dauer weder Nutzen entstehen noch ein solcher entzogen werden d&#252;rfe,</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">vgl. das hier angefochtene Urteil des VG Gelsenkirchen, S. 11 UA, sowie VG Gelsenkirchen, Urteil vom 9. Oktober 1997 - 13 K 3766/95 -, NWVBl. 1998, 32 (33),</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">erweist sich als unzutreffend. Denn eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Hiernach sind entgegen der vom Verwaltungsgericht vertretenen Interdependenz der kalkulatorischen Kostenarten (Abschrei-bungen und Zinsen) die kalkulatorischen Zinsen einerseits und die kalkulatorischen Abschreibungen andererseits in ihrer jeweiligen finanzwirtschaftlichen Funktion zu trennen.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Den kalkulatorischen Zinsen ist dabei gerade nicht eine unmittelbar auf die Substanzerhaltung der jeweiligen zur Leistungserbringung eingesetzten Anlage gerichtete Funktion zuzumessen; Zweck und innere Rechtfertigung der &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der kalkulatorischen Verzinsung ist vielmehr (und allein) die Gew&#228;hrleistung eines Ausgleichs f&#252;r die durch die Aufbringung des in der Anlage gebundenen Kapitals seitens der Gemeinde zu tragenden finanziellen Belastungen. </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Der Begr&#252;ndung der Landesregierung zum (zweiten) Entwurf eines Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 9. Juli 1968 ist zu entnehmen, da&#223; die geb&#252;hrenrelevante Kapitalverzinsung sowohl das Fremdkapital als auch das Eigenkapital umfa&#223;t. Sie sei zusammengefa&#223;t worden, um einen einheitlichen Satz f&#252;r das gesamte Kapital (soweit es nicht nach dem letzten Halbsatz von der Verzinsung ausgeschlossen sei) zuzulassen. Dies erm&#246;gliche einen gleichm&#228;&#223;igen Geb&#252;hrensatz auch bei schwankender oder - wie bei Annuit&#228;tendarlehen - j&#228;hrlich abnehmender H&#246;he der Fremdkapitalzinsen. Es bleibe den Gemeinden aber freigestellt, den Fremdkapitalzins in voller H&#246;he (Hervorhebung durch den Senat) und im &#252;brigen einen angemessenen Eigenkapitalzins anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35, 36.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Der danach zugelassene Ansatz der Fremdkapitalzinsen in voller H&#246;he kennzeichnet eindeutig die Zielsetzung, &#252;ber die kalkulatorische Verzinsung des f&#252;r die jeweilige Investition aufgenommenen Fremdkapitals einen Ausgleich der tats&#228;chlichen finanziellen Zinsbelastung (Effektivzinsen, Nominalzinsen) der Gemeinde zu bewirken, ihr im Rahmen der Bestimmung des "angemessenen" Zinssatzes aber dar&#252;ber hinaus die M&#246;glichkeit zu er&#246;ffnen, von einer zeit- und kostenintensiven Erfassung schwankender tats&#228;chlicher Zinsbelastungen abzusehen und insoweit f&#252;r die Leistungsperiode einen an der tats&#228;chlichen Zinsbelastung ausgerichteten einheitlichen Zinssatz der Geb&#252;hrenkalkulation zugrundezulegen. </p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes galt nach der Vorstellung des Landesgesetzgebers auch f&#252;r die ebenfalls &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der Eigenkapitalverzinsung. Der Eigenkapitalzins - wie der Fremdkapitalzins Wertverzehr der Leistungserstellung - rechtfertige sich aus der Erw&#228;gung heraus, da&#223; der Benutzer einer kommunalen Einrichtung dem allgemeinen Steuerzahler, der die Einrichtung ganz oder teilweise finanziert habe, daf&#252;r einen Zins zu entrichten habe.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 36; im &#252;brigen auch: Protokoll Nr. 1246/69 des Kommunalpolitischen Ausschusses &#252;ber die 57. Sitzung vom 23. Mai 1969, S. 2 (Ausf&#252;hrungen zum &#196;nderungsvorschlag Nr. 29 der Vorlage 903).</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Dies beruht letztlich auf dem Gedanken, da&#223; das in der Anlage gebundene Eigenkapital der Gemeinde nicht zur Erf&#252;llung anderweitiger &#246;ffentlicher Aufgaben eingesetzt werden und daher an anderer Stelle zu Lasten des allgemeinen Haushalts keine Zinsertr&#228;ge erwirtschaften bzw. Zinsleistungen f&#252;r Fremdkapital ersparen kann.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983 - 8 B 117.82 -, KStZ 1984, 11; OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die somit nach dem Willen des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung des Eigenkapitals zukommende Ausgleichsfunktion zielt ihrer Natur nach ebenfalls auf die am Kapitalmarkt zu erlangenden tats&#228;chlichen Zinsen (Effektiv- bzw. Nominalzinsen) ab. Da&#223; w&#228;hrend des Gesetzgebungsverfahrens, insbesondere in bezug auf die Verzinsung des Eigenkapitals, ausschlie&#223;lich die tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen in den Blick genommen wurden, verdeutlicht etwa die Beratung des Kommunalpolitischen Ausschusses vom 23. Mai 1969. Im Lauf der Beratungen kam der &#196;nderungsvorschlag Nr. 31 der Vorlage 903 zur Sprache. Hierbei handelte es sich um die Anregung des Verbandes der Deutschen Gas- und Wasserwerke, wonach in dem Gesetz bestimmt werden solle, da&#223; das Eigenkapital zu einem Satz verzinst werde, der dem Kapitalmarktzins f&#252;r langfristige Anlagen entspreche. Dieser Anregung wurde mit der Begr&#252;ndung nicht entsprochen, da&#223; es nicht "den" Zins f&#252;r langfristige Anlagen gebe, "sondern es gebe unterschiedliche Zinss&#228;tze f&#252;r die verschiedenen Teilm&#228;rkte des Kapitalmarkts."</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 3.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Die damit seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung zugedachte finanzwirtschaftliche Funktion eines Belastungsausgleichs f&#252;r das in der Anlage gebundene Kapital zugunsten der Fremkapitalgl&#228;ubiger und des allgemeinen Haushalts bietet keinen Anhaltspunkt, im Wege der Auslegung zu einer anderweitigen Zweckbestimmung der aus der kalkulatorischen Verzinsung erwirtschafteten Geb&#252;hrenbetr&#228;ge zu gelangen. </p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hindert die Orientierung der kalkulatorischen Verzinsung an den tats&#228;chlichen Zinskonditionen des Kapitalmarkts die Annahme, der Landesgesetzgeber habe die Gemeinden verpflichten wollen, nunmehr zu ihren Lasten den Kapitalmarktzins auf einen sog. "Realzins" zu reduzieren und den insoweit noch offenen Belastungsausgleich anderweitig zu finanzieren.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Ersch&#246;pft sich damit die finanzwirtschaftliche Funktion der kalkulatorischen Verzinsung in der Gew&#228;hrleistung des Belastungsausgleichs, kommt allein der kalkulatorischen Abschreibung die Funktion zu, diejenigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften, die es der Gemeinde erm&#246;glichen, eine Ersatzbeschaffung/Wiederbeschaffung der Anlage zu finanzieren. Dementsprechend hat auch der erkennende Senat im Verfahren 9 A 1248/92 bei der Korrektur der Grundlage der kalkulatorischen Verzinsung in &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des seinerzeit beauftragten Sachverst&#228;ndigen nicht der kalkulatorischen Verzinsung die Funktion der Substanzerhaltung (der Anlage) beigemessen. "Dem Substanzerhaltungserfordernis werde schon durch die Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert - und damit innerhalb der zutreffenden Kostenart - Rechnung getragen".</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Die isolierte Betrachtung der beiden kalkulatorischen Kostenarten Abschreibung und Verzinsung gilt nach dem Willen des Landesgesetzgebers auch dann, wenn die Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorgenommen werden. Insoweit kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; - worauf das Berufungsgericht in st&#228;ndiger Rechtsprechung hingewiesen hat - der Landesgesetzgeber zugunsten der Gemeinden ausdr&#252;cklich die Wahlm&#246;glichkeit er&#246;ffnen wollte, Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorzunehmen,</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 21. Juni 1979 - II A 1628/77 -, MittNWStGB 1979, 334, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., Urteil vom 27. Oktober 1992 - 9 A 835/91 -, StuGR 1993, 313, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235 ,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">ohne insoweit mit Blick auf die Funktion der kalkulatorischen Verzinsung und deren Orientierung an den tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen wechselseitige Einschr&#228;nkungen - etwa aus dem Verst&#228;ndnis der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze als einem &#252;bergreifenden Ordnungssystem - auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen. </p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Angesichts der divergierenden Funktionsbestimmungen der kalkulatorischen Verzinsung einerseits und der kalkulatorischen Abschreibung andererseits bestand hierf&#252;r auch kein Anla&#223;. Denn, wie der erkennende Senat bereits in seinem Urteil vom 5. August 1994 ausgef&#252;hrt hat, ergibt die Summe der Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwerten nicht den Wiederbeschaffungswert f&#252;r eine Anlage gleicher Art und G&#252;te,</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236; im &#252;brigen auch: W&#246;he, a.a.O., S. 1263 f&#252;r den Regelfall eintretender Preissteigerungen,</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">so da&#223; sich angesichts dieser strukturellen Deckungsl&#252;cke die Frage einer &#220;berdeckung und hieran ankn&#252;pfender Korrekturmechanismen f&#252;r den Landesgesetzgeber von vornherein nicht stellte. </p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Das gilt auch in Ansehung etwaiger Zinsgewinne, die mit den je nach Femdkapitalanteil mehr oder weniger verbleibenden Abschreibungserl&#246;sen erwirtschaftet werden k&#246;nnen. Denn mit dem R&#252;ckflu&#223; des Investivkapitals &#252;ber die Abschreibungen gehen die nach der Schuldtilgung &#252;brigen Abschreibungsbetr&#228;ge in das Eigenkapital der Gemeinde &#252;ber und stehen rechtlich dem allgemeinen Haushalt zur (freien) Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Hiervon abweichende rechtliche Bindungen sollten durch das Geb&#252;hrenrecht nicht begr&#252;ndet werden; insbesondere war nicht beabsichtigt, auf der Grundlage des &#167; 6 KAG a.F. die zur&#252;ckflie&#223;enden Abschreibungsbetr&#228;ge (und die hiermit etwa erwirtschafteten Zinsgewinne) allein dem Geb&#252;hrenhaushalt zuzuordnen, so da&#223; diese einer rentierlichen Nutzung zugunsten des allgemeinen Haushalts entzogen waren. Denn die betriebswirtschaftliche Aufgabe der Abschreibungen ersch&#246;pfte sich in der periodengerechten Verteilung der durch die Leistungserbringung und dem damit verbundenen Wertverzehr entstehenden gegenw&#228;rtigen Kosten der Gemeinde.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 34, 35 unter ausdr&#252;cklicher Bezugnahme auf Nds. OVG, Urteil vom 16. November 1967 - III OVG A 111/65 -, KStZ 1968, 77, wonach selbst die R&#252;cklagenbildung nicht zur Vorfinanzierung k&#252;nftiger Aufwendungen erfolgt, sondern bereits einen gegenw&#228;rtigen, n&#228;mlich den auf Abnutzung beruhenden Wertverzehr ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung auf die Funktion der Kostenverteilung folgt schon aus dem Umstand, da&#223; die Ansatzm&#246;glichkeit kalkulatorischer Kosten in der Kostenrechnung lediglich ein innerbetriebliches Instrument ist, um die durch den Betrieb bedingte Kostenbelastung m&#246;glichst zutreffend zu erfassen. Dabei m&#246;gen betriebswirtschaftliche Zielbestimmungen zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Art und Weise der Ermittlung der einzelnen kalkulatorischen Kosten f&#252;hren. Hierauf kommt es indes nicht an. Denn die verschiedenen innerbetrieblichen Zielbestimmungen begr&#252;nden keine rechtliche Verpflichtung der hiernach kalkulierenden Wirtschaftsbetriebe im Au&#223;enverh&#228;ltnis gegen&#252;ber ihren Abnehmern, die &#252;ber die Preise vereinnahmten Gelder nur der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verwenden. Soweit mit der jeweiligen Kostenkalkulation bestimmte Zielbestimmungen verbunden sind, schaffen die Betriebe, wenn sie ihre Preise entsprechend gestalten und auf dem Markt erzielen k&#246;nnen, lediglich die finanziellen M&#246;glichkeiten, der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verfahren. Nichts anderes gilt nach der Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze, wie sie in der Rechtsprechung des Senats in &#220;bereinstimmung mit dem Willen des Landesgesetzgebers getroffen worden ist, auch f&#252;r die geb&#252;hrenkalkulierenden Betriebe der &#246;ffentlichen Hand. </p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Die weitere Verwendung der eingenommenen Geb&#252;hrenbetr&#228;ge, etwa die schon im Gesetzgebungsverfahren diskutierte - fakultative - Zuf&#252;hrung der Abschreibungsbetr&#228;ge zu einer Erneuerungsr&#252;cklage nach der seinerzeit geltenden R&#252;cklagenverordnung, </p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">war daher von vornherein nicht Regelungsgegenstand der gemeindlichen Kostenrechnung und vollzieht sich danach au&#223;erhalb geb&#252;hrenrechtlicher Bindungen.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">A.A. VG K&#246;ln , Urteil vom 20. Oktober 1998 - 14 K 765 u.a. -, NWVBl. 1999, 228 (229 f.), unter Hinweis darauf, da&#223; die Abschreibungserl&#246;se mit dem Ziel vereinnahmt w&#252;rden, eine notwendige Erneuerung der Anlage zu finanzieren und daher nicht als Fremdmittel oder zu verzinsendes Eigenkapital behandelt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die beschr&#228;nkte Kostenverteilungsfunktion war und ist bei Abschreibungen nach dem Anschaffungs- bzw. nach dem Herstellungswert auch offenkundig, denn insoweit flie&#223;t &#252;ber die Abschreibungen - verteilt &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer - lediglich von der Gemeinde vorverauslagtes Kapital zum Nennwert an den Investor zur&#252;ck, nachdem der Geb&#252;hrenpflichtige durch die Leistungserbringung in den Genu&#223; seines Vorteils,</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12,</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">gelangt und damit die Bilanz von Leistung und Gegenleistung innerhalb der Geb&#252;hrenperiode ausgeglichen ist. Ein unter dem Blickwinkel des Art. 3 Abs. 1 GG zwingender sachgerechter Grund, den schon aus der Leistungserbringung an sich resultierenden Vorteil des Geb&#252;hrenschuldners noch dadurch zu erweitern, da&#223; das Eigenkapital, das vor der jeweiligen Investition dem allgemeinen Haushalt der Gemeinde (frei) zur Verf&#252;gung gestanden hat, nach dem Durchlauf durch den Geb&#252;hrenhaushalt nunmehr f&#252;r alle Zukunft allein diesem zugeordnet und zu Lasten der Gemeinde dem allgemeinen Haushalt entzogen wird, ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Auf die reine Kostenverteilungsfunktion sind die Abschreibungen in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch dann begrenzt, wenn nach Wiederbeschaffungszeitwerten abgeschrieben wird. Denn hinsichtlich des Anteils, &#252;ber den der Anschaffungs- bzw. Herstellungswert erfa&#223;t wird, gilt das vorstehend Ausgef&#252;hrte. Soweit &#252;ber den Inflationsindex der Anlagenwert eine Aufwertung zum "Tageswert" erf&#228;hrt, die &#252;ber die Abschreibungsbetr&#228;ge zeitanteilig der Gemeinde zuflie&#223;t, handelt es sich der Sache nach um einen Bemessungsfaktor zur Bestimmung des Anteils der gegenw&#228;rtigen Nutzer an der Substanzerhaltung der im Veranlagungszeitraum zur Leistungserbringung aktuell eingesetzten Anlage. </p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985 - 8 B 11.84 -, KStZ 1985, 129.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die Einbeziehung der aktuellen Nutzer in die Kostenverteilung auf der Basis des Tageswertes ist schon deshalb gerechtfertigt, weil der Wertverzehr an der aktuell eingesetzten Anlage im Rahmen der von der Gemeinde auf Dauer - &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer der einzelnen Anlage hinaus - zu gew&#228;hrleistenden Leistungserbringung die Notwendigkeit der inflationsbedingt teureren Ersatzinvestition zum Zweck der Substanzerhaltung (mit)begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stellungnahme des St&#228;dtetages vom 7. Oktober 1968, Zuschrift Nr. 801, S. 9, die als Stellungnahme der kommunalen Spitzenverb&#228;nde Eingang in die Beratungsvorlage Nr. 903 (&#196;nderungs-vorschlag Nr. 26 - fakultative Zulassung der Abschreibung von Wiederbeschaffungszeitwerten -) gefunden hat; diesem &#196;nderungsvorschlag wurde letztlich zugestimmt (vgl. u.a. die Ausschu&#223;protokolle 1126/69, S. 28, 1246/69, S. 2, und den Bericht des Kommunalpolitischen Ausschusses zur 2. Lesung LT-Drucks. 6/1493) und f&#252;hrte zur &#196;nderung des &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz des Regierungsentwurfs "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer und dem Anschaffungs- oder Herstellungsaufwand gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ..." in die schlie&#223;lich Gesetz gewordene Fassung "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer ... gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ... ."</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Damit erlangt der in dieser Weise ermittelte Betrag des anteiligen Wertverzehrs bereits in der aktuellen Geb&#252;hrenperiode den Charakter eines gegenw&#228;rtigen Kostenbetrages, </p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">vgl. auch BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130,</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">zu dessen Ausgleich die Abschreibungen &#252;ber die Geb&#252;hren umgelegt werden k&#246;nnen und sich in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch darin - wie in den sonstigen F&#228;llen des Kostenausgleichs - ersch&#246;pfen. Angesichts dessen bedarf es keiner weiteren Darlegung, da&#223; die haushaltsn&#252;tzige Verwendung der verbleibenden Abschreibungsbetr&#228;ge gegen&#252;ber den Geb&#252;hrenpflichtigen keinen Versto&#223; gegen den auch im &#246;ffentlichen Recht geltenden Grundsatz von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) in der Form des widerspr&#252;chlichen Verhaltens darstellt.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 230.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Der der Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten innewohnende Substanzerhaltungsgedanke (Prinzip der reproduktiven Substanzerhaltung) erfordert daher nur, da&#223; die Gemeinde entsprechend ihrer auf Dauer angelegten Pflicht zur Gew&#228;hrleistung der Leistungserbringung am Ende der Nutzungsdauer der Anlage die erforderlichen Haushaltsmittel f&#252;r eine Wiederbeschaffung bereitstellt.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Dieser auf den periodengerechten Kostenausgleich beschr&#228;nkten und damit die weitere Verwendung der eingenommenen Betr&#228;ge nicht erfassenden Funktion sowohl der kalkulatorischen Zinsen als auch der Abschreibungen entspricht folgerichtig der weite gesetzliche Eigenkapitalbegriff (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F.) des Geb&#252;hrenrechts, der - bezogen auf die Abschreibungen - keinerlei inhaltlichen Beschr&#228;nkungen unterliegt und damit grunds&#228;tzlich jedes zur Leistungserbringung eingesetzte Kapital unabh&#228;ngig von seiner Herkunft erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 27. Oktober 1992, a.a.O., Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 234.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Soweit von der kalkulatorischen Verzinsung der aus Zusch&#252;ssen und Beitr&#228;gen gebildete Eigenkapitalanteil ausgenommen worden ist, l&#228;&#223;t diese beschr&#228;nkte Ausnahme des 2. Halbsatzes des Absatzes 2 Satz 2 des &#167; 6 KAG a.F. im rechtssystematischen Zusammenhang mit dem 1. Halbsatz besonders deutlich erkennen, da&#223; das Eigenkapital der Gemeinde im &#252;brigen unabh&#228;ngig von der Herkunft der einzelnen Einnahmen generell der Verzinsung unterliegt. Best&#228;tigt wird diese Auffassung dadurch, da&#223; der Landesgesetzgeber etwa die kalkulatorische Verzinsung als Instrument der St&#228;rkung der Einnahmesituation der Gemeinden - nicht des Geb&#252;hrenhaushalts - ansah. Dies "habe den Sinn, der Finanzkraft der Gemeinde eine Expansion aus sich heraus zu erm&#246;glichen. </p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 2.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Dem finanzwirtschaftlichen Ziel der Gew&#228;hrleistung oder sogar der Steigerung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinden diente dar&#252;ber hinaus auch und gerade die Zulassung der Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1126/69, S. 28.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Diese nicht zuletzt in den Materialien zum Ausdruck kommende Zielsetzung kann daher bei der Frage nach dem Sinn und Zweck der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation und damit zusammenh&#228;ngend bei der Frage nach einer hieraus zu bestimmenden Kostenobergrenze nicht unber&#252;cksichtigt bleiben. Sie l&#228;&#223;t die vom Verwaltungsgericht abgeleitete Zielvorgabe - die Gemeinde d&#252;rfe sich nach Ablauf der Nutzungsdauer wirtschaftlich nicht besser stehen als vor der Investition - schon als im Ansatz unzutreffend erkennen.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Der Einsatz von Abschreibungserl&#246;sen f&#252;r eine Wiederbeschaffung f&#252;hrt zwar im Ergebnis dazu, da&#223; mit der Aufwendung dieses Kapitals und seiner Bindung in einer neuen Anlage dessen kalkulatorische Verzinsung zu Lasten des Geb&#252;hrenpflichtigen er&#246;ffnet wird. Die Erwirtschaftung von Abschreibungserl&#246;sen (nach Abzug etwaiger Tilgungsleistungen) &#228;ndert jedoch nichts an dem Umstand, da&#223; diese, wie oben dargelegt, lediglich dem Ausgleich der in den vergangenen Leistungsperioden durch die Leistungserbringung verursachten Kosten dienen. Die &#252;ber die Abschreibungen zur&#252;ckgeflossenen Finanzmittel sind daher wie die vorher f&#252;r die jeweilige Investition bereitgestellten Mittel Kapital der Gemeinde. Insbesondere handelt es sich nicht um Kapital des Geb&#252;hrenschuldners. Im Falle der Aufwendung dieses Kapitals f&#252;r die Wiederbeschaffung steht es anderen rentierlichen Zwecken zu Lasten des allgemeinen Haushalts nicht mehr zur Verf&#252;gung. Damit greift die seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung beigemessene finanzwirtschaftliche Funktion des Belastungsausgleichs ein. </p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts K&#246;ln l&#228;&#223;t sich aus dem Beschlu&#223; des Bundesverwaltungsgerichts vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12, eine Zuordnung der &#252;ber die Abschreibungen erwirtschafteten Finanzmittel ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt nicht begr&#252;nden. Soweit das Bundesverwaltungsgericht in dem genannten Beschlu&#223; ausf&#252;hrt, da&#223;, soweit die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer mit dem Entw&#228;sserungsbeitrag oder auf andere Weise zu dem Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage beigetragen h&#228;tten, der Ausgleich &#252;ber die Eigenkapitalverzinsung seine Grenze finde und Eigenkapitalzinsen deshalb sachgerecht nur von dem Herstellungs- bzw. Anschaffungsaufwand berechnet werden d&#252;rften, der um das Aufkommen aus Entw&#228;sserungsbeitr&#228;gen und diesen gleichstehenden Leistungen der Benutzer vermindert worden sei, sind mit den "gleichstehenden Leistungen" jedenfalls nicht die erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge gemeint. Denn mit den vereinnahmten Abschreibungsbetr&#228;gen erfolgt, wie oben dargelegt, lediglich der Kostenausgleich f&#252;r die mit der Benutzung einhergehende Abnutzung der aktuell eingesetzten Anlage, ohne da&#223; damit eine Beteiligung an dem Herstellungsaufwand f&#252;r die Wiederbeschaffung verbunden ist. Soweit sich die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer &#252;ber die von ihnen gezahlten Abschreibungen mittelbar an dem Finanzierungsaufwand f&#252;r die bestehende Anlage beteiligen, wird diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, da&#223; nur der um die Abschreibungen verminderte Anschaffungswert (Anschaffungsrestwert) der kalkulatorischen Verzinsung unterliegt und damit eine Verzinsung der jeweiligen "Beteiligungs-rate" ausgeschlossen ist. Im &#252;brigen, d.h. im Hinblick auf Beitr&#228;ge (und Zusch&#252;sse), gew&#228;hrleistet &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F., da&#223; das insoweit aufgebrachte Kapital als Beitrag zum Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage i.S.d. oben genannten Beschlusses des Bundesverwaltungsgerichts von der Verzinsung ausgenommen wird.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die Zuordnung der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge zum Geb&#252;hrenhaushalt ergibt sich auch nicht aus dem gemeindlichen Haushaltsrecht, dessen Grundsatz der Gesamtdeckung (&#167; 16 der Gemeindehaushaltsverordnung - GemHVO -) einer gesonderten rechtlichen Zuordnung der eingenommenen Abschreibungsbetr&#228;ge ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt gerade entgegensteht. Eine rechtliche Verpflichtung i.S.d. &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 GemHVO, diese Einnahmen auf die Verwendung f&#252;r die Wiederbeschaffung zu beschr&#228;nken und sie damit der Gesamtdeckung zu entziehen, besteht nicht; insbesondere ergibt sich eine solche rechtliche Verpflichtung, wie oben dargelegt, nicht aus dem Geb&#252;hrenrecht. Soweit das Verwaltungsgericht K&#246;ln darauf abhebt, da&#223; &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 GemHVO eine Zweckbindung von Einnahmen erm&#246;gliche,</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229 f., </p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">mag dies zutreffend sein, ohne da&#223; es insoweit einer Entscheidung bedarf. Denn mit der fakultativen haushaltsrechtlichen Zweckbindung begibt sich die Gemeinde lediglich vorweg der M&#246;glichkeit, die Geb&#252;hreneinnahmen noch anderweitig haushaltsn&#252;tzig zu verwenden. Diese Zweckbindung ist in ihren geb&#252;hrenrechtlichen Wirkungen aber nicht anders zu bewerten als die Zurverf&#252;gungstellung der entsprechenden Geb&#252;hrenbetr&#228;ge aus allgemeinen Haushaltsmitteln erst unmittelbar vor der jeweiligen Investition. In dem einen wie in dem anderen Fall werden dem allgemeinen Haushalt Finanzmittel entzogen und tr&#228;gt allein die Gemeinde die finanzielle Belastung, die dadurch entsteht, da&#223; das investierte Kapital nicht mehr zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet werden kann. Abgesehen davon schlie&#223;t selbst ein wirksamer Haushaltsvermerk &#252;ber die Zweckbindung nicht aus, da&#223; die Ausgaben, auf deren Deckung die zweckgebundenen Einnahmen beschr&#228;nkt sind, daneben nicht auch aus allgemeinen Deckungsmitteln gedeckt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Vgl. Scheel/Steup/Schneider/Lienen, Gemeindehaushaltsrecht Nordrhein-West-falen, 5. Aufl. 1997, Rdnr. 1 zu &#167; 17 GemHVO.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Soweit zur Begr&#252;ndung des Ausschlusses der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge von der kalkulatorischen Verzinsung auf das Urteil des Senats vom 27. Oktober 1992 - 9 A 835/91 -, a.a.O., S. 101, und die darin verwendete Formulierung der "vor&#252;bergehenden Verausgabung" verwiesen wird, </p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">vgl. VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229,</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">geht dies fehl. Denn die in dem genannten Urteil des Senats f&#252;r zul&#228;ssig gehaltene "vor&#252;bergehende Verausgabung" von Abschreibungsbetr&#228;gen zugunsten des allgemeinen Haushalts bezog sich ersichtlich auf die haushaltsn&#252;tzige Verwendung dieser Betr&#228;ge bis zur Wiederbeschaffung und besagt deshalb noch nichts &#252;ber deren Behandlung bei der Ermittlung der kalkulatorischen Verzinsung nach diesem Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Soweit danach &#252;ber die Geb&#252;hren vereinnahmte Abschreibungsbetr&#228;ge zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet worden sind, mag dies zu faktischen Benachteiligungen f&#252;hren, </p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236 f.,</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">ein Versto&#223; gegen &#167; 6 Abs. 2 KAG a.F. bzw. ein widerrechtliches Verhalten ist darin nicht zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der dargelegten unterschiedlichen finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen der kalkulatorischen Kostenarten erledigt sich auch der - wiederholte - Hinweis des Verwaltungsgerichts auf den Umstand, da&#223; eine Geb&#252;hrenkalkulation auf der Grundlage der Rechtsprechung des erkennenden Senats gegen&#252;ber den von ihm, dem Verwaltungsgericht, alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachteten Kalkulationsmodellen zu einem "erh&#246;hten Kapitalendwert" bzw. zu einer "&#220;berdeckung" oder einer "doppelten" Verrechnung der Geldentwertungsrate f&#252;hre. </p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Vgl. das hier angefochtene Urteil des VG Gelsenkirchen, S. 12 UA, VG Gelsenkirchen, Urteil vom 9. Oktober 1997, a.a.O., S 34, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 20 f..</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Dies ist die Folge dieser unterschiedlichen Zweckbestimmungen, mithin systemimmanent und mit Blick auf die beabsichtigte St&#228;rkung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinde auch gewollt.</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die insoweit vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten und in &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. statuierten betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze verm&#246;gen an der finanzwirtschaftlichen Funktions- und Zweckbestimmung der kalkulatorischen Kostenarten nichts zu &#228;ndern. Denn anders als das Verwaltungsgericht meint, hat der Landesgesetzgeber selbst die &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Kostenrechnung nicht als &#220;bertragung (materieller) kaufm&#228;nnischer Zielsetzungen in die &#246;ffentliche Haushaltswirtschaft verstanden; vielmehr sei die Methode der betriebswirtschaftlichen Kostenberechnung lediglich ein "Instrument zur optimalen Erreichung finanzwirtschaftlicher Zwecke", </p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">um den Anforderungen des Periodenprinzips gerecht zu werden und die mit der "einfachen Einnahmen-Ausgabenrechnung" allein nicht zu l&#246;sende Verteilung der Ausgaben "entsprechend dem Verbrauch der durch sie beschafften G&#252;ter auf die einzelnen Nutzungsperioden" zu gew&#228;hrleisten.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 34.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Verwaltungsgerichts, in bezug auf den Ausschlu&#223; der "Abschreibungen unter Null" weiche die Rechtsprechung des erkennenden Senats selbst von dem im Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233, n&#228;her erl&#228;uterten Begriff der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze ab,</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 19,</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">greift nicht durch. Wie bereits ausgef&#252;hrt, ist auf die betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze nur abzustellen, soweit das Gesetz keine eigenst&#228;ndige Regelung trifft. Eine solche Regelung hat der erkennende Senat aber &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F. entnommen, wonach die Abschreibungen nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind. Ein R&#252;ckgriff auf davon abweichende betriebswirtschaftliche Grunds&#228;tze scheidet danach aus. </p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">Da&#223; vor diesem Hintergrund die vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten Kalkulationsgrunds&#228;tze aus anderen Rechtsgebieten, wie etwa aus dem Handels-, dem Steuer- und dem Preispr&#252;fungsrecht - die im &#252;brigen jeweils eigenen finanzpolitischen Zielvorgaben folgen -,</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">vgl. die unterschiedlichen Zielsetzungen in der Handels- und Steuerbilanz einerseits und in der Kostenrechnung andererseits: W&#246;he, a.a.O., S. 1263,</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Bestimmung des Sinns und Zwecks der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation unbeachtlich sind, bedarf keiner n&#228;heren Erl&#228;uterung.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Die Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten in Verbindung mit einer Verzinsung des aufgewandten Kapitals auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten mit einem Nominalzins f&#252;hrt weder zu einer Verletzung des &#196;quivalenzprinzips,</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235 ,</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">noch zu einem Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Soweit ein solcher Versto&#223; wegen einer Ungleichbehandlung der Geb&#252;hrenpflichtigen gegen&#252;ber der Allgemeinheit angenommen wird,</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 228 f.,</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">wird &#252;bersehen, da&#223; Art. 3 Abs. 1 GG dem Geb&#252;hrengesetzgeber bei der Aufstellung der Geb&#252;hrens&#228;tze einen weiten Entscheidungsspielraum bel&#228;&#223;t. Art. 3 Abs. 1 GG fordert in dem hier zu beurteilenden Zusammenhang nur, da&#223; sich "die Verkn&#252;pfung zwischen den Kosten der Staatsleistung und den daf&#252;r auferlegten Geb&#252;hren nicht in einer Weise gestaltet, die, bezogen auf den Zweck der g&#228;nzlichen oder teilweisen Kostendeckung, sich unter keinem vern&#252;nftigen Gesichtspunkt als sachgerecht erweist".</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 6. Februar 1979 - 2 BvL 5/76-, BVerfGE 50, 217 (227); BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist in die Bewertung der Umstand einzustellen, da&#223; die Geb&#252;hrenpflichtigen der Gemeinde gegen&#252;ber - anders als die Steuerzahler - in einem besonderen Leistungs- und Gegenleistungsverh&#228;ltnis stehen (&#167; 4 Abs. 2 KAG a.F.) und aus der Leistungserbringung seitens der Gemeinde einen besonderen Vorteil erlangen (&#167; 6 Abs. 1 Satz 1 KAG a.F.), der es sachlich grunds&#228;tzlich rechtfertigt, die Geb&#252;hrenpflichtigen finanziell st&#228;rker zu belasten als den Steuerzahler. </p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Auch die kalkulatorischen Kostenans&#228;tze im einzelnen begegnen, soweit der vorliegende Fall Anla&#223; zur &#220;berpr&#252;fung gebietet, im Ergebnis keinen durchgreifenden Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Soweit pauschal Zweifel an der ordnungsgem&#228;&#223;en Ausschreibung von Kanalbauma&#223;nahmen ge&#228;u&#223;ert worden sind und damit wohl ein erh&#246;hter Ausgangswert f&#252;r die Berechnung geltend gemacht werden soll, mangelt es an konkreten Anhaltspunkten, die eine weitere Sachaufkl&#228;rung gebieten. Der Hinweis darauf, da&#223; lediglich zwei Baufirmen "im Gesch&#228;ft" seien, l&#228;&#223;t allein nicht den Schlu&#223; zu, da&#223; insoweit Unregelm&#228;&#223;igkeiten tats&#228;chlich erfolgt sein k&#246;nnten; insoweit k&#246;nnte es sich auch um diejenigen Firmen handeln, die aufgrund ihrer g&#252;nstigen Angebote jeweils zu Recht den Zuschlag erhalten haben. </p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon sind etwaige Fehler bei der Ausschreibung f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation unerheblich, solange die von dem beauftragten Unternehmen in Rechnung gestellten Kosten nicht in jeder Hinsicht au&#223;er Verh&#228;ltnis zu den erbrachten Leistungen stehen und damit mit den Grunds&#228;tzen des &#196;quivalenzprinzips unvereinbar sind oder sich die Auftragsvergabe nicht als rein willk&#252;rliche, ausschlie&#223;lich die Gesamtkosten erh&#246;hende Ma&#223;nahme darstellt, die sich der Sache nach nicht mehr mit dem weiten Organisationsermessen des Entsorgungstr&#228;gers, seine Aufgabe entsprechend seinen Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen durchzuf&#252;hren, in Einklang bringen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschlu&#223; vom 19. Januar 1990 - 2 A 2171/87 -, Urteil vom 30. Januar 1991 - 9 A 765/88 -, Teilurteil vom 15. Dezember 1994 - 9 A 2251/93 -, NWVBl. 1995, 173.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Hierf&#252;r bieten das Vorbringen und die dem erkennenden Senat vorliegenden Unterlagen nicht einmal ansatzweise einen konkreten Anhaltspunkt.</p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Nicht zu beanstanden ist die mit 50 Jahren angesetzte mutma&#223;liche Nutzungsdauer der Kan&#228;le. Angesichts der f&#252;r die prognostische Bestimmung der Nutzungsdauer ma&#223;gebenden sachgerechten Kriterien der Siedlungsverdichtung (einseitige hohe Bodenpressung durch Wohnbebauung und Verkehrsbeanspruchung bei variierender Tragf&#228;higkeit des Bodens, Grundwassereinwirkungen, nennenswerte Unterbemessungen), der Werkstoffbeschaffenheit (Pro-duktionen minderer Qualit&#228;t, Materialunvertr&#228;glichkeiten (Be- tonmischungen) und Probleme mit der Haftfestigkeit in der Stutzentechnik) und des Wurzeleinwuchses von B&#228;umen wird die f&#252;r die Prognose ma&#223;gebende Grenze der Willk&#252;r nicht erreicht. Da der Ansatz einer mutma&#223;lichen Nutzungsdauer von 50 Jahren nach Kenntnis des Senats nicht un&#252;blich ist,</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 237, sowie die Nachweise bei Dudey, Abh&#228;ngigkeiten der kalkulatorischen Kosten von der Nutzungsdauer eines Kanalnetzes, GemH 1994, 1 ff. (je nach Material 30-66 Jahre (Steenbock), 50-80 Jahre (Pecher), 50-100 Jahre (KGST und ATV Regelwerk A 133)); im &#252;brigen auch: Brod/Steenbock, Preiskalkulation bei Wasser und Abwasser, 1980, Anhang 10: je nach Material 30-100 Jahre,</p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">und sonstige konkrete Anhaltspunkte, die die getroffene Einsch&#228;tzung der Nutzungsdauer unter Ber&#252;cksichtigung des gemeindlichen Prognosespielraums und des durch die Kanaluntersuchungen ermittelten Schadensumfangs als schlichtweg unvertretbar erscheinen lassen, sich nicht aufdr&#228;ngen, ist eine weitere Sachaufkl&#228;rung nach dem Amtsermittlungsgrundsatz nicht geboten.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Der Einwand, bei dem Ansatz der kalkulatorischen Kosten seien Schadensersatzanspr&#252;che gegen&#252;ber dem Bergbau zu Lasten der Geb&#252;hrenschuldner nicht kostenmindernd ber&#252;cksichtigt worden, greift nicht durch. Die Ermittlung der Kosten in bezug auf den Betrieb der der Leistungserbringung dienenden Anlage, insbesondere die Bestimmung der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer und die Bewertung von Kanalisationsanlagen, erfolgt grunds&#228;tzlich unabh&#228;ngig davon, welche Gr&#252;nde f&#252;r den Zustand bzw. die Ausgestaltung der Anlage ma&#223;gebend sind. Danach ist es von den Geb&#252;hrenpflichtigen in Bergbauregionen grunds&#228;tzlich hinzunehmen, da&#223; die &#246;ffentlichen Entw&#228;sserungseinrichtungen wegen bestimmter, in solchen Regionen anzutreffender besonderer Entw&#228;sserungsverh&#228;ltnisse m&#246;glicherweise mit h&#246;heren Kosten belastet werden als die Geb&#252;hrenpflichtigen in anderen Regionen.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Dies betrifft sowohl die Instandhaltungs-/Reparaturkosten (Personal- und Sachkosten) als auch die wegen der h&#246;heren Investitionskosten und ggf. k&#252;rzeren Nutzungsdauern h&#246;heren kalkulatorischen Kosten.</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen hat im Ergebnis ebenfalls Bestand. </p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">Der in Ansatz gebrachte Zinssatz von 8 % entspricht der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats. </p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung, diesen Zinssatz im Rahmen der Kostenprognose und der der Gemeinde zum Zweck der Gew&#228;hrleistung einer "angemessenen Verzinsung" (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F.) er&#246;ffneten Befugnis zur Bestimmung eines einheitlichen Zinssatzes zu reduzieren, bestand nicht. Der Ansatz von 8 % bewegt sich noch innerhalb des hierdurch er&#246;ffneten Prognose- und Ermessensspielraums; insbesondere erweist er sich nicht als willk&#252;rlich. Angesichts der im vorzitierten Verfahren erfolgten Ermittlung des Zinssatzes auf der Grundlage des langfristigen Durchschnittszinssatzes f&#252;r die Jahre 1952 bis 1992 konnte davon ausgegangen werden, da&#223; die - kurzfristige - Zinsentwicklung der Jahre 1993 bis einschlie&#223;lich 1995 eine langfristig niedrigere Tendenz des ma&#223;gebenden Durchschnittszinssatzes nicht vermittelte und daher bei der Bestimmung des ansatzf&#228;higen Zinssatzes au&#223;er Betracht bleiben konnte.</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Das die Ermittlung der Grundlage der Verzinsung betreffende Mi&#223;verst&#228;ndnis hinsichtlich des Ansatzes der Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge im Rahmen des Abzugskapitals ist durch die Vorlage der diesbez&#252;glichen Kalkulationsunterlagen ausger&#228;umt. Hieraus ergibt sich, da&#223; bei der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung das Abzugskapital einschlie&#223;lich der Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge jeweils bezogen auf das einzelne Anlagegut herausgerechnet und damit nicht verzinst worden ist.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Ermittlung des Anschaffungsrestwertes insoweit &#252;berh&#246;ht, als im Rahmen der Abschreibung f&#252;r den Veranlagungszeitraum zwar ein Abschreibungsbetrag in Ansatz gebracht worden ist, bei der kalkulatorischen Verzinsung jedoch der Jahresabschreibungsbetrag nicht in demselben Veranlagungszeitraum, sondern erst in der Folgeperiode abgezogen worden ist. Die sich aus der Nichtber&#252;cksichtigung der Abschreibung im Jahr der Indienststellung und der Verschiebung der Abschreibungsbetr&#228;ge in das jeweilige Folgejahr ergebende &#220;berh&#246;hung hat der erkennende Senat nach eigener, im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung offen gelegter Berechnung mit 200.463,29 DM ermittelt. Dieser &#220;berh&#246;hungsbetrag f&#252;hrt jedoch nicht zur Unwirksamkeit des Geb&#252;hrensatzes, wie im nachfolgenden Zusammenhang dargelegt wird.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Offen bleiben kann des weiteren, ob die Abschreibungs- und Zinsbetr&#228;ge f&#252;r das sog. Sonderinteresse (163.223,00 DM),</p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Abschreibungsf&#228;higkeit anlagenbezogener Verbandsbeitr&#228;ge: OVG NRW, Urteil vom 18. Juli 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">und das Kanalkataster (170.842,00 DM), </p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 1998, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">zu Recht angesetzt worden sind. Rechnet man zu den vorgenannten Betr&#228;gen den &#220;berh&#246;hungsbetrag aus der kalkulatorischen Verzinsung (200.463,29 DM) hinzu, ergibt dies einen Gesamtbetrag von 534.528,29 DM, der im Verh&#228;ltnis zu den gerechtfertigten Gesamtkosten lediglich 1,76 % (bei 30.895.016,00 DM Gesamtkosten) bzw. 2,16 % (bei 25.232.906,00 DM Gesamtkosten) ausmacht und damit in jedem Fall unterhalb der f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation ma&#223;gebenden Grenze von 3 %,</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 239,</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">bleibt. </p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Weitere Kostenminderungen sind nicht vorzunehmen. Insbesondere war die Stadt R. nicht verpflichtet, Schadensersatzleistungen des Bergbaus auf der Einnahmeseite zu veranschlagen.</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf den Umstand, da&#223; bei der nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG a.F. vorzunehmenden Veranschlagung der Kosten - und damit auch der ggf. zu erwartenden kostenmindernden Einnahmen - grunds&#228;tzlich eine Prognoseentscheidung zu treffen ist, </p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 9. August 1999, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">steht der Gemeinde ein weiter Ermessensspielraum zu, innerhalb dessen auch die bei dem Nachweis der Schadensverursachung &#252;blicherweise bestehenden Probleme (vgl. auch die Ausf&#252;hrungen im Widerspruchsbescheid vom 15. September 1998 sowie in der Sitzungsvorlage - Drucksache Nr. 693/1998 - vom 21. Juli 1998, S. 2 f.) Ber&#252;cksichtigung finden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Dabei ist nicht ausgeschlossen, da&#223; die Gemeinde selbst dann, wenn sie intern - etwa auf der Grundlage von Rechtsgutachten - zu der Auffassung gelangt ist, da&#223; ihr ein Schadensersatzanspruch in einer bestimmten H&#246;he zusteht, aufgrund einer vertretbaren Bewertung des mit der Realisierung des Anspruchs verbundenen Proze&#223;risikos im Einzelfall einen Abschlag von dem zu ersetzenden Betrag einkalkuliert oder von der Geltendmachung des Anspruchs insgesamt absieht und dementsprechend in der Geb&#252;hrenkalkulation keine Einnahmen veranschlagt. </p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Geht die Gemeinde - etwa aufgrund der Eindeutigkeit des jeweiligen Schadensbildes - im Zeitpunkt der Veranschlagung der Kosten von der Realisierung von Schadensersatzforderungen aus, ist sie lediglich dann verpflichtet, die prognostizierte Schadensersatzleistung als Einnahme zugunsten der Geb&#252;hrenpflichtigen zu veranschlagen, wenn die Geb&#252;hrenpflichtigen &#252;ber die Geb&#252;hren auch die aus dem Schadensereignis resultierenden finanziellen Belastungen tragen. Dementsprechend entf&#228;llt die Verpflichtung der Gemeinde zur Gutschrift von veranschlagten Schadensersatzleistungen, wenn der Schaden au&#223;erhalb der Kalkulation abgewickelt wird und damit die Geb&#252;hrenpflichtigen f&#252;r den Schaden auch nicht &#252;ber die Geb&#252;hren in Anspruch genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Letzteres ist hier f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 angesichts der im Berufungsverfahren substantiiert geschilderten Praxis der direkten Kostenbeteiligung des Bergbaus durch Naturalrestitution gegeben. Hiernach werden die Geb&#252;hrenpflichtigen gerade nicht mit den aufgrund der Bergbausch&#228;den erforderlichen Investitionskosten belastet. Soweit in diesem Zusammenhang vorgebracht worden ist, aus dem Widerspruchsbescheid vom 15. August 1998 gehe hervor, da&#223; der Bergbau regelm&#228;&#223;ig an den st&#228;dtischen Kanalbauma&#223;nahmen beteiligt werde, handelt es sich offenbar um ein Mi&#223;verst&#228;ndnis. Die Beteiligung des Bergbaus stellt sich auf der Grundlage der Schilderung des Beklagten nicht als unmittelbare Beteiligung an den Kosten der seitens der Stadt durchgef&#252;hrten Umbauma&#223;nahmen dar, sondern als Kostenbeitrag im Wege der &#220;bernahme der Errichtung bestimmter Entw&#228;sserungsanlagen auf eigene Rechnung. </p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Eine weitergehende &#220;berpr&#252;fung der Art und Weise sowie des Umfangs der Kostenbeteiligung des Bergbaus ist auch unter der Geltung des Amtsermittlungsgrundsatzes nicht angezeigt. Hiernach sind die Verwaltungsgerichte zwar verpflichtet, jede m&#246;gliche Aufkl&#228;rung des Sachverhalts bis an die Grenze der Zumutbarkeit zu versuchen, sofern die Aufkl&#228;rung nach ihrer Meinung f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits erforderlich ist. Bei der &#220;berpr&#252;fung einer Kalkulation geht der erkennende Senat aufgrund der Bindung des Beklagten an Gesetz und Recht gem&#228;&#223; Art. 20 Abs. 3 GG jedoch grunds&#228;tzlich davon aus, da&#223; dessen Ausk&#252;nfte der Wahrheit entsprechen. Aufkl&#228;rungsma&#223;nahmen sind daher nur insoweit aufgezeigt, als sich dem Gericht etwa Widerspr&#252;che nach dem Sachvortrag der klagenden Partei oder aber den beigezogenen Unterlagen aufdr&#228;ngen. L&#228;&#223;t es die klagende Partei insoweit an substantiiertem Sachvortrag fehlen und ergibt sich auch aus den Unterlagen kein konkreter Anhaltspunkt f&#252;r einen fehlerhaften Kostenansatz, hat es hiermit sein Bewenden. Die Untersuchungsmaxime ist keine prozessuale Hoffnung, das Gericht werde mit ihrer Hilfe schon die klagebegr&#252;ndenden Tatsachen finden.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O., m.w.N.. </p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Gemessen hieran ist eine weitere &#220;berpr&#252;fung der Art der Kostenbeteiligung des Bergbaus nicht geboten; die substantiierten Darlegungen des Beklagten zur Art und Weise der Beteiligung der Bergbauunternehmen an dem Ausgleich bergbaubedingter Sch&#228;den sind von der Kl&#228;gerseite nicht substantiiert in Frage gestellt worden. Insbesondere reicht insoweit der Hinweis darauf nicht aus, da&#223; die haushaltsrechtliche und kalkulationsm&#228;&#223;ige Behandlung der als Ersatzleistung &#252;bernommenen und der nicht mehr ben&#246;tigten Anlagen "unklar" sei. Soweit moniert wird, da&#223; die &#252;bernommenen Anlagen nicht nachgewiesen seien, hat dies offensichtlich seinen Grund darin, da&#223; die mit diesen Anlagen verbundenen Kosten, wie der Beklagte dargelegt hat, nicht zu Lasten der Geb&#252;hrenpflichtigen in der Kalkulation angesetzt worden sind, so da&#223; sie auch nicht zum Nachweis der Zul&#228;ssigkeit der Kostenans&#228;tze aufgef&#252;hrt werden m&#252;ssen. Daf&#252;r, da&#223; der Umfang der au&#223;erhalb der Kalkulation abgewickelten Kostenbeteiligung des Bergbaus die Grenzen des - oben dargelegten - gemeindlichen Prognose- und Bewertungsspielraums &#252;berschreitet, sind konkrete Anhaltspunkte weder vorgebracht noch dr&#228;ngen sich solche aus den beigezogenen Unterlagen auf.</p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Soweit in bezug auf die Schadensverursachung durch Einleiter von der Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen in den meisten F&#228;llen vollst&#228;ndig abgesehen wird, ist dies in Ermangelung eindeutiger, die Verursachung durch einen bestimmten Einleiter kennzeichnender Schadensbilder aus Kostengr&#252;nden gerechtfertigt. Auch dem Geb&#252;hrenhaushalt ist nicht damit gedient, mit kostenintensiven Gerichtsverfahren einschlie&#223;lich etwaiger Beweiserhebungen durch Sachverst&#228;ndige trotz zweifelhafter Erfolgsaussichten und ggf. nur begrenzter Verursachungsbeitr&#228;ge im Einzelfall belastet zu werden.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Angesichts der hiernach im vollen Umfang den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Geb&#252;hrenkalkulation kommt es zur Rechtfertigung der Geb&#252;hrens&#228;tze auf die vorgelegte Betriebsabrechnung nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis, in S&#252;ddeutschland seien die Geb&#252;hren niedriger, ist rechtlich unbeachtlich, insbesondere kann hiermit eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes des Art. 3 Abs. 1 GG nicht mit Erfolg geltend gemacht werden. H&#246;herrangiges Bundesrecht gebietet keine einheitliche Geb&#252;hrenbemessung, weil es keinen einheitlichen bundesrechtlichen Begriff der Geb&#252;hr gibt, an den die Landesgesetzgebung gebunden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 9. September 1997 - 8 B 185.97 -, ZKF 1998, 62, m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Gleichbehandlung gilt von vornherein nur innerhalb der Grenzen der Rechtsetzungsgewalt der jeweiligen Gebietsk&#246;rperschaft, </p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 9. September 1997, a.a.O., S. 63, m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">so da&#223; es auf die Rechtslage in anderen Bundesl&#228;ndern und die dort ggf. gesetzlich beschr&#228;nkten Kalkulationsspielr&#228;ume nicht ankommt.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die individuelle Heranziehung auf der Grundlage der hiernach wirksamen Satzungsbestimmungen der H&#246;he nach Fehler aufweist, sind nicht ersichtlich und auch nicht geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 1 und 155 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind. </p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,391
ovgnrw-1999-09-01-9-a-520598
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 5205/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-12T13:54:21
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0901.9A5205.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks S. weg 3 in R. , das an die st&#228;dtische Einrichtung der Abwasserbeseitigung angeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Heranziehungsbescheid f&#252;r Grundbesitzabgaben vom 16. Januar 1995 zog der Beklagte den Kl&#228;ger f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck und das Jahr 1995 unter anderem zu Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren heran; wegen der Berechnung der Geb&#252;hren im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Bescheides Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosem Vorverfahren hat der Kl&#228;ger hiergegen Klage erhoben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">W&#228;hrend des Klageverfahrens setzte der Rat der Stadt R. mit der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 den Grenzwert f&#252;r den Abzug der nachweislich auf dem Grundst&#252;ck verbrauchten oder zur&#252;ckgehaltenen Wassermengen unter anderem r&#252;ckwirkend f&#252;r das Jahr 1995 auf 20 cbm/Jahr herab (&#167; 2 Abs. 4 Satz 4 in der Fassung des &#167; 1 Nr. 1 der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung seiner Klage hat der Kl&#228;ger im wesentlichen geltend gemacht, da&#223; der nach der Geb&#252;hrensatzung f&#252;r die Geb&#252;hrenbemessung ma&#223;gebende Zeitraum des Vorvorjahres unzul&#228;ssig sei und zu Abrechnungsproblemen mit den jeweiligen Mietern f&#252;hre.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">den Grundbesitzabgabenbescheid vom 16. Januar 1995 hinsichtlich der festgesetzten Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren und den Widerspruchsbescheid vom 20. November 1995 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, da&#223; der Geb&#252;hrensatz gem&#228;&#223; den insoweit geltenden rechtlichen Anforderungen kalkuliert worden, die Bemessung der Geb&#252;hren nach dem Vorvorjahreszeitraum zul&#228;ssig und damit der auf dieser Grundlage erlassene Heranziehungsbescheid rechtm&#228;&#223;ig sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Gerichtsbescheid hat das Verwaltungsgericht der Klage wegen Versto&#223;es gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, da&#223; das Abzugskapital zu gering bemessen worden sei, da Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge insoweit nicht ber&#252;cksichtigt worden seien. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Gerichtsbescheides Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die zugelassene Berufung des Beklagten. Zur Begr&#252;ndung macht er im wesentlichen folgendes geltend: Entgegen der Feststellung des Verwaltungsgerichts seien die Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge bei der Erstellung der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung dem Abzugskapital zugeordnet und somit bei der Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen nicht dem zu verzinsenden Kapital zugerechnet worden. Die angewandte Kalkulationsmethode entspreche den Vorgaben des Kommunalabgabengesetzes und der neueren Rechtsprechung des Berufungsgerichts.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den angefochtenen Gerichtsbescheid zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung bezieht er sich auf sein Vorbringen in der I. Instanz.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der hierzu sowie zu den Verfahren 9 A 3341/98 und 9 A 3342/98 beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten, auf das Lehrbuch von W&#246;he "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", 19. Auflage 1996, sowie auf weitere betriebswirtschaftliche Lehrb&#252;cher (Schmidt, Kostenrechnung, 1996; Mayer/Liessmann/Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996; Steger, Kosten- und Leistungsrechnung, 1996; Hoitsch, Kosten- und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997; Kicherer, Kosten- und Leistungsrechnung, 1998; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten- und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998) Bezug genommen; die vorgenannten Verwaltungsvorg&#228;nge und sonstigen Unterlagen sind zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die zugelassene Berufung des Beklagten ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Grundbesitzabgabenbescheid des Beklagten vom 16. Januar 1995 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 20. November 1995 ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO), soweit darin f&#252;r das Jahr 1995 Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hren festgesetzt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage der angefochtenen Geb&#252;hrenerhebung ist die Geb&#252;hrensatzung der Stadt R. f&#252;r die Abwasserbeseitigung vom 21. Dezember 1990 in der Gestalt der 5. &#196;nderungssatzung vom 22. Dezember 1994 und der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 (AGS). Deren Regelungen sind, soweit die Satzung im Berufungsverfahren der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung unterliegt, g&#252;ltiges Satzungsrecht. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Geb&#252;hrenma&#223;stab (einheitlicher Frischwasserma&#223;stab nach &#167; 2 AGS) ist f&#252;r die Umlegung der Kosten sowohl der Schmutzwasserbeseitigung als auch der Niederschlagswasserbeseitigung grunds&#228;tzlich ein zul&#228;ssiger Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab i.S.d. &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 21. Oktober 1969, GV NRW S. 712, in der f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 geltenden Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 16. Dezember 1992, GV NRW S. 561 (KAG a.F.).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997 - 9 A 3373/96 -, NVwZ-RR 1998, 392, m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Er ist von der Kl&#228;gerseite im Verfahren nicht beanstandet worden. Konkrete Anhaltspunkte, die in bezug auf die Siedlungsstruktur,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu: BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. Februar 1972 - 7 B 92/70 -, KStZ 1972, 111 (112); OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991 - 9 A 803/88 -, Urteil vom 5. August 1994 - 9 A 1248/92 -, insoweit nicht ver&#246;ffentlicht, Urteil vom 25. April 1997 - 9 A 4821/95 -, </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">in der Stadt R. f&#252;r seine Unzul&#228;ssigkeit sprechen, dr&#228;ngen sich dem erkennenden Senat aus den vorliegenden Unterlagen nicht auf, so da&#223; auch unter der Geltung des Amtsermittlungsgrundsatzes (&#167;&#167; 125 Abs. 1, 86 Abs. 1 VwGO) eine weitere Aufkl&#228;rung des Sachverhalts in dieser Richtung nicht geboten ist.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Unzul&#228;ssigkeit des Frischwasserma&#223;stabs ergibt sich auch nicht daraus, da&#223; nach &#167; 2 Abs. 2 Satz 1 AGS die dem Grundst&#252;ck zugef&#252;hrten oder auf dem Grundst&#252;ck gef&#246;rderten Wassermengen des vorletzten einj&#228;hrigen Ablesezeitraums zugrundegelegt werden. Eine derartige Ausgestaltung des Frischwasserma&#223;stabes als Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab ist rechtlich unbedenklich. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschlu&#223; vom 9. Mai 1990 - 2 A 2797/87 - m.w.N. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Da&#223; in einem solchen Fall bei der Umlegung der Abwassergeb&#252;hren auf Mieter Verrechnungsprobleme auftreten k&#246;nnen, liegt auf der Hand. &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG a.F. legt jedoch nur die im Verh&#228;ltnis der Gemeinde zu den jeweiligen Geb&#252;hrenpflichtigen an den Geb&#252;hrenma&#223;stab zu stellenden Anforderungen fest und beinhaltet keine Gew&#228;hrleistung der Refinanzierungsm&#246;glichkeiten des jeweils in Anspruch genommenen Geb&#252;hrenschuldners gegen&#252;ber Dritten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschlu&#223; vom 17. Januar 1997 - 9 B 37/97 -, Beschlu&#223; vom 14. Juni 1999 - 9 B 1054/99 -, m.w.N.. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Soweit die Regelung in &#167; 2 Abs. 4 der Geb&#252;hrensatzung i.d.F. der 5. &#196;nderungssatzung vom 22. Dezember 1994 hinsichtlich des Grenzwertes von 60 cbm f&#252;r den Abzug von nachweislich auf dem Grundst&#252;ck verbrauchten oder zur&#252;ckgehaltenen Wassermengen f&#252;r laufend wiederkehrende Verwendungszwecke (&#167; 2 Abs. 4 a der Geb&#252;hrensatzung) und des dar&#252;ber hinaus festgelegten vollst&#228;ndigen Ausschlusses von zur Speisung von Heizungsanlagen verbrauchtem, von hauswirtschaftlich genutztem und von zum Sprengen von Hof und Vorg&#228;rten verwendetem Wasser (&#167; 2 Abs. 4 b-d der Geb&#252;hrensatzung) angesichts der neueren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts und des erkennenden Senats,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">vgl. die Zusammenfassung in OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">begr&#252;ndeten Zweifeln unterlag, hat der Rat der Stadt R. diesen Bedenken Rechnung getragen. Mit der 7. &#196;nderungssatzung vom 20. Dezember 1996 hat er r&#252;ckwirkend unter anderem f&#252;r den hier ma&#223;gebenden Veranlagungszeitraum 1995 die Ausschlu&#223;tatbest&#228;nde des &#167; 2 Abs. 4 b - d der Geb&#252;hrensatzung aufgehoben und den nunmehr f&#252;r s&#228;mtliche zur&#252;ckgehaltenen oder verbrauchten Wassermengen geltenden Grenzwert auf 20 cbm reduziert. Eine dar&#252;ber hinausgehende Reduzierung des Grenzwertes auf einen Wert unter 20 cbm oder ein v&#246;lliges Absehen von einem Grenzwert ist f&#252;r den Veranlagungszeitraum nicht zwingend geboten. Vielmehr sind im Rahmen des dem Ortsgesetzgeber bei der Festlegung des Geb&#252;hrenma&#223;stabes zustehenden weiten Organisationsermessens,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O., m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">etwaige verbleibende Ungleichbehandlungen innerhalb der Gruppen der Geb&#252;hrenpflichtigen durch den Grundsatz der Verwaltungspraktikabilit&#228;t gerechtfertigt. Die sich ergebenden Jahresbetr&#228;ge liegen mit 68,00 DM (3,40 DM - &#167; 3 Abs. 1 AGS - x 20 cbm), 38,00 DM (1,90 DM - &#167; 3 Abs. 2 AGS - x 20 cbm) und 30,00 DM (1,50 DM - &#167; 3 Abs. 3 AGS - x 20 cbm) unter der Schwelle der Erheblichkeit.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die hier streitigen Geb&#252;hrens&#228;tze des &#167; 3 AGS begegnen im Ergebnis keinen materiell- rechtlichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot des &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG a.F. liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; in den in der Geb&#252;hrenkalkulation mit 3.189.544,00 DM veranschlagten Personalkosten Kosten f&#252;r Mitarbeiter enthalten sind, die nach der Prognose im Veranlagungszeitraum 1995 nicht f&#252;r die gemeindliche Einrichtung Abwasserbeseitigung t&#228;tig werden sollten, oder da&#223; etwa die anteiligen Kosten der Querschnitts&#228;mter der H&#246;he nach fehlerhaft veranschlagt worden sind, sind nicht ersichtlich. Das zur Ermittlung der anteiligen Kosten der zentralen Verwaltungsbereiche (Verwaltungsgemeinkosten) praktizierte und vom Beklagten im Berufungsverfahren erl&#228;uterte Gesamtkostenverfahren l&#228;&#223;t fehlerhafte methodische Ans&#228;tze nicht erkennen. Der veranschlagte Betrag ist auch der H&#246;he nach nicht geeignet, den erkennenden Senat im Rahmen des Amtsermittlungsgrundsatzes zu weitergehenden Sachverhaltsermittlungen zu veranlassen. Er bewegt sich nach der aus einer Vielzahl von Verfahren gewonnenen Erfahrung des erkennenden Senats in einem f&#252;r geb&#252;hrenkalkulierende Einrichtungen der Abwasserbeseitigung &#252;blichen Rahmen. Der Personalkostenansatz l&#228;&#223;t auch im Verh&#228;ltnis zu den veranschlagten Gesamtkosten von 30.895.016,00 DM (10,3 %) bzw. 25.232.906,00 DM (12,6 %) nicht einmal ansatzweise ein signifikantes Ungleichgewicht erkennen, das auf die unzul&#228;ssige Einbeziehung betriebsfremder Kosten hindeuten k&#246;nnte. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Auch die Veranschlagung der Verbandsbeitr&#228;ge mit insgesamt 11.181.933,00 DM (Emschergenossenschaft: 11.082.594,00 DM; Lippeverband: 99.339,00 DM) h&#228;lt der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung stand. Der Vortrag, die Verb&#228;nde entw&#228;sserten durch Bergsenkungen entstandene Polderfl&#228;chen und der &#252;berwiegende Teil der laufenden Betriebskosten der hierf&#252;r erforderlichen Pumpen werde von den Mitgliedskommunen bezahlt, obwohl diese Pumpwerke allein zur Vermeidung, Verminderung oder Beseitigung von Bergsch&#228;den in der Landschaft dienten, rechtfertigt selbst dann, wenn diese Schilderung zutr&#228;fe, nicht die Annahme, da&#223; die Kostenprognose insoweit fehlerhaft ist.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. ist die Gemeinde berechtigt, die von ihr f&#252;r die Mitgliedschaft in einem Wasser- oder Bodenverband zu zahlenden Beitr&#228;ge und Umlagen nach den Grunds&#228;tzen des &#167; 6 Abs. 1 Satz 1 und Satz 2 KAG a.F. durch Geb&#252;hren denjenigen aufzuerlegen, die Einrichtungen und Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen oder denen der Verband durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt. Nach dem Gesetzeswortlaut sind damit s&#228;mtliche seitens der Gemeinde dem Verband geschuldeten (... zu zahlenden ...) Verbandslasten durch eine selbst&#228;ndige Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr umlegbar, da &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. darauf ausgerichtet ist, den Gemeinden eine vollst&#228;ndige Refinanzierungsm&#246;glichkeit bez&#252;glich der in &#167; 7 Abs. 1 KAG a.F. aufgef&#252;hrten Verbandslasten zu verschaffen. Den Kreis derjenigen, auf die die (gesamten) Verbandslasten umgelegt werden k&#246;nnen, legt &#167; 7 Abs. 1 Satz 1 KAG a.F. auf diejenigen fest, die - &#252;berhaupt - Einrichtungen und Anlagen des Verbandes in Anspruch nehmen oder denen der Verband - allgemein - durch seine Einrichtungen, Anlagen und Ma&#223;nahmen Vorteile gew&#228;hrt. Das Gesetz enth&#228;lt keine Verkn&#252;pfung dahin, da&#223; den Betreffenden Verbandslasten nur f&#252;r die speziell von ihnen benutzten Verbandsanlagen oder den ihnen durch den Verband im Einzelfall konkret gew&#228;hrten Vorteil &#252;berb&#252;rdet werden d&#252;rfen. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 18. Juli 1997 - 9 A 2933/95 - StuGR 1998, 306.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Statt eine selbst&#228;ndige Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr zu erheben, k&#246;nnen die Verbandslasten auch im Rahmen einer Benutzungsgeb&#252;hr, hier der Abwasserbeseitigungsgeb&#252;hr, abgew&#228;lzt werden. Dies gilt jedoch nur mit Einschr&#228;nkungen. In die Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren k&#246;nnen nur diejenigen Kosten einbezogen werden, die der Gemeinde f&#252;r ihre Verbandsmitgliedschaft im Zusammenhang mit der von ihr betriebenen gemeindlichen Einrichtung der Abwasserbeseitigung entstehen. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 26. Februar 1982 - 2 A 1667/79 -, GemH 1983, 113, Urteil vom 1. Februar 1988 - 2 A 1883/80 -, OVGE 39, 277 (281 f), Urteil vom 15. Februar 1989 - 2 A 2452/85 -, Urteil vom 22. M&#228;rz 1990 - 2 A 2113/86 -.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ein derartiger Zusammenhang zwischen dem auf das Abpumpen der Polderfl&#228;chen entfallenden Beitragsanteil und der Abwasserbeseitigung durch die Stadt R. liegt auf der Hand: w&#252;rde das Abpumpen unterbleiben, liefen, wie ausdr&#252;cklich vorgetragen worden ist, die Poldergebiete voll und gro&#223;e, zum Teil dicht besiedelte Gebiete st&#252;nden unter Wasser. In den dicht besiedelten und damit auch kanalisierten Gebieten w&#252;rde das Wasser, sei es &#252;ber die Kanal&#246;ffnungen, sei es &#252;ber undichte Rohre bzw. undichte Rohrverbindungen in die Kanalisation eindringen und sich angesichts der f&#252;r diese Wassermassen nicht ausgelegten Kanalquerschnitte auf- und zur&#252;ckstauen und damit die Ableitung des Abwassers gef&#228;hrden, wenn nicht gar verhindern. </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Grund f&#252;r die Notwendigkeit, die Poldergebiete zu entw&#228;ssern, m&#246;glicherweise allein durch den Bergbau gesetzt worden ist - wie behauptet wird -, mag zutreffen. Hierauf kommt es jedoch nicht an. Denn, wie im Fall der selbst&#228;ndigen Abw&#228;lzungsgeb&#252;hr, ist dann, wenn - wie hier - der Verband der Gemeinde bzw. den Anschlu&#223;nehmern durch seine Ma&#223;nahmen &#252;berhaupt einen Vorteil gew&#228;hrt, auch &#252;ber die Benutzungsgeb&#252;hr insoweit die vollst&#228;ndige Refinanzierung zul&#228;ssig. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Eine Grenze bei der Veranschlagung der Verbandsbeitr&#228;ge ist - wie in anderen F&#228;llen der Kostenprognose auch - lediglich dort gegeben, wo aufgrund des Kenntnisstandes im Prognosezeitpunkt eine Reduzierung des Verbandsbeitrages abzusehen und selbst unter Ber&#252;cksichtigung eines etwaigen Proze&#223;risikos oder sonstiger Unw&#228;gbarkeiten jeder andere als der niedrigere Kostenansatz unvertretbar, d.h. ermessensfehlerhaft, gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Prognosespielraum zuletzt: OVG NRW, Beschlu&#223; vom 9. August 1999 - 9 A 3133/97 -.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Hier ist bereits die erste Voraussetzung nicht erf&#252;llt. Eine Reduzierung des Verbandsbeitrages aus Rechtsgr&#252;nden war f&#252;r die Stadt R. im Zeitpunkt der Kostenprognose Ende 1994 nicht abzusehen. Denn die unter anderem der Finanzierung des Ausgleichs bergbaubedingter wasserwirtschaftlicher Ver&#228;nderungen dienenden Beitr&#228;ge zur E. und zum L. , </p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">vgl. &#167;&#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, 3, 24 ff. des Gesetzes &#252;ber die E. - E. - (EmscherGG) vom 7. Februar 1990, GV NRW S. 144, in der Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 15. Dezember 1992, GV NRW 1993, S. 62, und &#167;&#167; 2 Abs. 1 Nr. 5, 3, 25 ff. des Gesetzes &#252;ber den L. - L. - (LippeVG) vom 7. Februar 1990, GV NRW S. 162, in der Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 15. Dezember 1992, GV NRW 1993, S. 62,</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">waren im Veranlagungszeitraum 1995 zu verteilen nach dem Verh&#228;ltnis zum einen der mittelbaren oder unmittelbaren Vorteile, die die Genossen/Mitglieder von der Durchf&#252;hrung der Aufgaben der Genossenschaft/des Verbandes haben oder zu erwarten haben und zum anderen der Kosten, die die Genossenschaft/der Verband auf sich nimmt, um von Genossen/Verbandsmitgliedern herbeigef&#252;hrte oder zu erwartende nachteilige Ver&#228;nderungen im Genossenschaftsgebiet/Verbandsgebiets zu vermeiden, zu vermindern, zu beseitigen oder auszugleichen oder ihnen obliegende Leistungen abzunehmen. F&#252;r die Festlegung der Beitragsma&#223;st&#228;be in den Veranlagungsgrunds&#228;tzen reichte eine ann&#228;hernde Ermittlung der Vorteile und nachteiligen Ver&#228;nderungen aus. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. &#167;&#167; 25 Abs. 1 und 3, 26 Abs. 1 EmscherGG und &#167; 20 Abs. 1 der Satzung f&#252;r die E. vom 22. Januar 1991, GV NRW S. 26; &#167; 26 Abs. 1 und 3, 27 Abs. 1 LippeVG und &#167; 20 Abs. 1 der Satzung f&#252;r den L. vom 29. Januar 1991, GV NRW S. 30.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; diese Beitragsma&#223;st&#228;be als solche mit h&#246;herrangigem Recht unvereinbar sind, sind nicht gegeben; auch von der Kl&#228;gerseite sind insoweit keine Einw&#228;nde vorgebracht worden. Da&#223; in Anwendung dieser Grunds&#228;tze der den Verb&#228;nden zukommende Bewertungsspielraum &#252;berschritten worden ist, ist nicht ersichtlich. Ein Ermessensfehler ergibt sich insbesondere nicht daraus, da&#223;, wie vorgetragen worden ist, die laufenden Betriebskosten f&#252;r den Betrieb der Pumpwerke zur Entw&#228;sserung der Polderfl&#228;chen zum &#252;berwiegenden Teil auf die Mitgliedsgemeinden umgelegt worden seien. Denn die Mitbeteiligung der Gemeinden der Bergbauregionen an der Entw&#228;sserung der Polderfl&#228;chen ist dem Grunde nach sachlich gerechtfertigt. Sie tr&#228;gt zum einen der unaufl&#246;sbaren Gemengelage von Bergbau und gleichzeitigem kontinuierlichem Siedlungsbau in bzw. in der N&#228;he von Bergbaugebieten und den insoweit nicht ohne weiteres ausschlie&#223;lich dem Bergbau zuzurechnenden Verursachungsanteilen an den wasserwirtschaftlichen Mi&#223;st&#228;nden in den besiedelten Gebieten und zum anderen den aus dieser Gemengelage sowohl seitens der Gemeinden als auch seitens des Bergbaus in der Vergangenheit gezogenen Vorteilen Rechnung. Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; mit der konkreten Ausgestaltung der Kostenaufteilung (Kosten des Baus und der Erweiterung der Pumpen sowie der kleinere Teil der laufenden Betriebskosten zu Lasten der Bergbauunternehmen, der &#252;brige Teil der laufenden Betriebskosten zu Lasten der Gemeinden) die Grenze der lediglich "ann&#228;hernd" zu erfolgenden Vorteils- und Nachteilsbemessung &#252;berschritten worden ist und seitens der Stadt R. im Zeitpunkt der Kostenprognose Ende 1994 f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 mit einer &#196;nderung der Beitragsbemessung und einer deutlichen Senkung des auf sie entfallenden Genossenschafts-/Verbandsbeitrages zu rechnen war, sind weder ersichtlich noch vorgetragen. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich hat auch die Veranschlagung der kalkulatorischen Kosten (Abschreibungen und Zinsen) im Ergebnis Bestand. </p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Die Methode der Ermittlung der kalkulatorischen Kosten ist nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts ist der Ansatz kalkulatorischer Zinsen auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten in Verbindung mit einem Nominalzins auch dann nach &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz i.V.m. &#167; 6 Abs. 1 KAG a.F. in der Geb&#252;hrenkalkulation zul&#228;ssig, wenn die kalkulatorischen Abschreibungen, wie hier teilweise, auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten berechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dies entspricht nach wie vor betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 S&#228;tze 1 u. 2 KAG a.F. und der st&#228;ndigen Rechtsprechung des erkennenden Senats.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994 - 9 A 1248/92 -, GemH 1994, 233 m.w.N., zuletzt best&#228;tigt unter Bezugnahme auf das mittlerweile in der 19. Auflage erschienene betriebswirtschaftliche Standardwerk des anerkannten Betriebswirtschaftlers Prof. Dr. Dr. h.c. mult. W&#246;he, "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", S. 1263, 1266: OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 1998 - 9 A 5709/97 -, StuGR 1998, 310.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Soweit das Verwaltungsgericht zu der Auffassung gelangt ist, da&#223; die Ausf&#252;hrungen in dem vorgenannten betriebswirtschaftlichen Lehrbuch zu den einzelnen kalkulatorischen Kosten, insbesondere Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwert und Nominalzinsen vom Anschaffungsrestwert, nur jeweils f&#252;r sich zu betrachten seien, ohne eine Aussage &#252;ber eine Kombination beider Rechenweisen zu treffen, fehlt es f&#252;r eine derartige einschr&#228;nkende Interpretation an konkreten Anhaltspunkten. Vielmehr enth&#228;lt das entsprechende Kapitel - bezeichnenderweise unter der &#220;berschrift "II. Die Betriebsabrechnung, 1. Die Kostenartenrechnung, b) Die Erfassung der wichtigsten Kostenarten, dd) Die kalkulatorischen Kostenarten" - unter den Gliederungspunkt "(1) Begriff und Aufgaben" eine Auflistung der wichtigsten in der Betriebswirtschaft anerkannten kalkulatorischen Kostenans&#228;tze (Die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Zinsen, der kalkulatorische Unternehmerlohn, die kalkulatorischen Wagniszuschl&#228;ge und die kalkulatorische Miete), die in den folgenden Gliederungspunkten (2) - (6) n&#228;her erl&#228;utert werden und in ihrer Gesamtheit gerade ohne jede wechselseitige Einschr&#228;nkung dem Zweck dienen sollen, die Genauigkeit der Kostenrechnung zu erh&#246;hen. </p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die isolierte, traditionelle Kostenbetrachtung im Rahmen betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze, wie sie im Ergebnis in der Rechtsprechung des erkennenden Senats zum Ausdruck kommt, ist auch nach neuesten Erkenntnissen (weiterhin) zul&#228;ssig, weil die damit verbundenen Kostenanschauungen in der Betriebswirtschaftslehre unver&#228;ndert mit beachtlichem wissenschaftlichen Gewicht vertreten werden "und in der Praxis sogar &#252;berragende Bedeutung haben."</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, Zur Interdependenz kalkulatorischer Kostenarten in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung, KStZ 1999, 61 (91); im &#252;brigen auch: Tettinger, Entgelte in der Entsorgungswirtschaft, NWVBl. 1996, 81 (84), sowie die in der Fachhochschul- und Universit&#228;tsausbildung verwendeten aktuellen Werke, wie z. B.: Schmidt, Kostenrechnung, 1996, S.61 ff. und 75 ff.; Mayer/Liess- mann/Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996, S. 123 ff. und 130 ff.; Steger, Kosten- und Leistungsrechnung, 1996, S. 189 ff. und 219 ff.; Hoitsch, Kosten- und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997, S. 233 ff.; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997, S. 111 ff. und 125 ff.; Kicherer, Kosten- und Leistungsrechnung, 1998, S. 97 ff. und 106 ff.; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten- und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998, S. 114 ff..</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der durch die st&#228;ndige Befassung mit der Materie vorhandenen und durch die vorzitierten betriebswirtschaftlichen Werke dem erkennenden Senat zus&#228;tzlich vermittelten Sachkunde war die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens nach dem Amtsermittlungsgrundsatz nicht geboten. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Entbehrlichkeit der Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens bei eigener Sachkunde des Gerichts etwa: BVerwG, Urteil vom 10. November 1983 - 3 C 56.82 -, BVerwGE 68, 177 (182), Beschl&#252;sse vom 19. November 1998 - 8 B 148.98 -, und vom 11. Februar 1999 - 9 B 381.98 -, InfAuslR 1999, 365.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Ein allgemeiner Wandel in den betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen dahingehend, da&#223; es im Veranlagungszeitraum (1995) allgemein bei Wirtschaftsbetrieben (und nicht nur bei Wirtschaftsbetrieben der &#246;ffentlichen Hand) nur noch zul&#228;ssig gewesen sein soll, eine kalkulatorische Nominalverzinsung auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten ausschlie&#223;lich i.V.m. Abschreibungen auf Anschaffungswertbasis zu berechnen, ist damit entgegen der Meinung des Verwaltungsgerichts nicht eingetreten. </p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, a.a.O., S. 94 f..</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Nicht gefolgt werden kann der Auffassung des Verwaltungsgerichts, die Definition des Begriffs der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze seitens des erkennenden Senats versto&#223;e gegen juristische Auslegungsgrunds&#228;tze und sei mit Art. 19 Abs. 4 GG nicht zu vereinbaren, weil eine gesetzliche Zielbestimmung bei der Auswahl der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze au&#223;er acht gelassen werde.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998 - 13 K 8767/96 -, GemH 1999, S. 18 ff. (19).</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; der innere Zusammenhang der hier zu entscheidenden materiell- rechtlichen Fragen mit der vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten prozessualen Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 GG jedenfalls nicht ohne weiteres erkennbar ist, trifft die Kritik auch in der Sache nicht zu. Die Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. als beachtliche Lehrmeinungen, die f&#252;r allgemeine Wirtschaftsbetriebe und nicht f&#252;r Wirtschaftsbetriebe der &#246;ffentlichen Hand gelten, entspricht dem insoweit eindeutigen Willen des Gesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Der Landesgesetzgeber hat &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. gerade in Anerkennung der Regelungsdefizite der &#246;ffentlichen Haushaltswirtschaft in bezug auf die nach &#167; 4 Abs. 2 KAG a.F. erforderliche periodengerechte Kostenverteilung den in der Privatwirtschaft ma&#223;gebenden betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen bewu&#223;t den Vorrang einger&#228;umt, im &#252;brigen aber sogar ausdr&#252;cklich auf eine ersch&#246;pfende Regelung des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs aufgrund der in der Betriebswirtschaftslehre herrschenden Meinungsverschiedenheiten verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810 S. 34, 35.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die damit intendierte &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Privatwirtschaft unter bewu&#223;tem Verzicht auf eine umfassende normative Entscheidung zwischen divergierenden betriebswirtschaftlichen Auffassungen schlie&#223;t eine Verengung des zu ber&#252;cksichtigenden Kreises der beachtlichen betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen durch die Rechtsprechung grunds&#228;tzlich aus, es sei denn, dem Gesetz selbst sind - sei es durch Auslegung sei es durch ausdr&#252;ckliche Regelungen - bestimmte Festlegungen zu den ansatzf&#228;higen Kosten zu entnehmen. </p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Vorrang gesetzlicher Vorgaben etwa: OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Soweit es an solchen Vorgaben fehlt, beanspruchen s&#228;mtliche in der Betriebswirtschaft mit beachtlichem Gewicht vertretenen Lehrmeinungen &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. Rechtsgeltung und er&#246;ffnen der Gemeinde ein diesbez&#252;gliches Wahlrecht. </p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233 m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht Aufgabe der Verwaltungsgerichte zu entscheiden, welche insoweit zu ber&#252;cksichtigende betriebswirtschaftlich begr&#252;ndete Auffassung "richtig" ist.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Vgl. schon: OVG NRW, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., S. 117.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">In bezug auf die Ansatzf&#228;higkeit der kalkulatorischen Kosten sind finanzwirtschaftliche Festlegungen des Landesgesetzgebers, die eine Beschr&#228;nkung der zul&#228;ssigen Kalkulationsmethoden allein auf das vom Verwaltungsgericht alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachtete Anschaffungswert- oder Wiederbeschaffungswertmodell geb&#246;ten, nicht festzustellen. Im Gegenteil, eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers, wie sie sich in bezug auf die kalkulatorischen Kosten aus dem Gesetz selbst und den zur Auslegung heranzuziehenden Gesetzesmaterialien ergibt.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, hat der erkennende Senat in seinem Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., den Sinn und Zweck des Gesetzes dahingehend interpretiert, da&#223; die Gemeinden in die Lage versetzt werden sollen, die dem gemeindlichen Betrieb obliegende Aufgabenerf&#252;llung ohne Belastung des allgemeinen Verwaltungshaushalts auf Dauer dadurch sicherzustellen, da&#223; kostendeckende Geb&#252;hren erhoben werden. "Aus dieser Zielsetzung folgt, da&#223; nicht nur die mit dem Betrieb der Anlage verbundenen pagatorischen Ausgaben &#252;ber Geb&#252;hreneinnahmen erwirtschaftet werden m&#252;ssen, sondern auch ausreichende finanzielle Mittel f&#252;r die Ersatzbeschaffung der Anlage anzusammeln sind".</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Hieraus allerdings den Schlu&#223; zu ziehen, da&#223; danach die Gemeinde durch die Geb&#252;hreneinnahmen am Ende der Nutzungszeit wirtschaftlich so gestellt werden solle wie zu deren Beginn,</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 20, </p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">bzw. da&#223; der Gemeinde durch die in einen eigenen Betrieb get&#228;tigten Investitionen auf Dauer weder Nutzen entstehen noch ein solcher entzogen werden d&#252;rfe,</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">vgl. das hier angefochtene Urteil des VG Gelsenkirchen, S. 11 UA, sowie VG Gelsenkirchen, Urteil vom 9. Oktober 1997 - 13 K 3766/95 -, NWVBl. 1998, 32 (33),</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">erweist sich als unzutreffend. Denn eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Hiernach sind entgegen der vom Verwaltungsgericht vertretenen Interdependenz der kalkulatorischen Kostenarten (Abschrei-bungen und Zinsen) die kalkulatorischen Zinsen einerseits und die kalkulatorischen Abschreibungen andererseits in ihrer jeweiligen finanzwirtschaftlichen Funktion zu trennen.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Den kalkulatorischen Zinsen ist dabei gerade nicht eine unmittelbar auf die Substanzerhaltung der jeweiligen zur Leistungserbringung eingesetzten Anlage gerichtete Funktion zuzumessen; Zweck und innere Rechtfertigung der &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der kalkulatorischen Verzinsung ist vielmehr (und allein) die Gew&#228;hrleistung eines Ausgleichs f&#252;r die durch die Aufbringung des in der Anlage gebundenen Kapitals seitens der Gemeinde zu tragenden finanziellen Belastungen. </p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Der Begr&#252;ndung der Landesregierung zum (zweiten) Entwurf eines Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 9. Juli 1968 ist zu entnehmen, da&#223; die geb&#252;hrenrelevante Kapitalverzinsung sowohl das Fremdkapital als auch das Eigenkapital umfa&#223;t. Sie sei zusammengefa&#223;t worden, um einen einheitlichen Satz f&#252;r das gesamte Kapital (soweit es nicht nach dem letzten Halbsatz von der Verzinsung ausgeschlossen sei) zuzulassen. Dies erm&#246;gliche einen gleichm&#228;&#223;igen Geb&#252;hrensatz auch bei schwankender oder - wie bei Annuit&#228;tendarlehen - j&#228;hrlich abnehmender H&#246;he der Fremdkapitalzinsen. Es bleibe den Gemeinden aber freigestellt, den Fremdkapitalzins in voller H&#246;he (Hervorhebung durch den Senat) und im &#252;brigen einen angemessenen Eigenkapitalzins anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35, 36.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Der danach zugelassene Ansatz der Fremdkapitalzinsen in voller H&#246;he kennzeichnet eindeutig die Zielsetzung, &#252;ber die kalkulatorische Verzinsung des f&#252;r die jeweilige Investition aufgenommenen Fremdkapitals einen Ausgleich der tats&#228;chlichen finanziellen Zinsbelastung (Effektivzinsen, Nominalzinsen) der Gemeinde zu bewirken, ihr im Rahmen der Bestimmung des "angemessenen" Zinssatzes aber dar&#252;ber hinaus die M&#246;glichkeit zu er&#246;ffnen, von einer zeit- und kostenintensiven Erfassung schwankender tats&#228;chlicher Zinsbelastungen abzusehen und insoweit f&#252;r die Leistungsperiode einen an der tats&#228;chlichen Zinsbelastung ausgerichteten einheitlichen Zinssatz der Geb&#252;hrenkalkulation zugrundezulegen. </p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes galt nach der Vorstellung des Landesgesetzgebers auch f&#252;r die ebenfalls &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der Eigenkapitalverzinsung. Der Eigenkapitalzins - wie der Fremdkapitalzins Wertverzehr der Leistungserstellung - rechtfertige sich aus der Erw&#228;gung heraus, da&#223; der Benutzer einer kommunalen Einrichtung dem allgemeinen Steuerzahler, der die Einrichtung ganz oder teilweise finanziert habe, daf&#252;r einen Zins zu entrichten habe.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 36; im &#252;brigen auch: Protokoll Nr. 1246/69 des Kommunalpolitischen Ausschusses &#252;ber die 57. Sitzung vom 23. Mai 1969, S. 2 (Ausf&#252;hrungen zum &#196;nderungsvorschlag Nr. 29 der Vorlage 903).</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Dies beruht letztlich auf dem Gedanken, da&#223; das in der Anlage gebundene Eigenkapital der Gemeinde nicht zur Erf&#252;llung anderweitiger &#246;ffentlicher Aufgaben eingesetzt werden und daher an anderer Stelle zu Lasten des allgemeinen Haushalts keine Zinsertr&#228;ge erwirtschaften bzw. Zinsleistungen f&#252;r Fremdkapital ersparen kann.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983 - 8 B 117.82 -, KStZ 1984, 11; OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die somit nach dem Willen des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung des Eigenkapitals zukommende Ausgleichsfunktion zielt ihrer Natur nach ebenfalls auf die am Kapitalmarkt zu erlangenden tats&#228;chlichen Zinsen (Effektiv- bzw. Nominalzinsen) ab. Da&#223; w&#228;hrend des Gesetzgebungsverfahrens, insbesondere in bezug auf die Verzinsung des Eigenkapitals, ausschlie&#223;lich die tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen in den Blick genommen wurden, verdeutlicht etwa die Beratung des Kommunalpolitischen Ausschusses vom 23. Mai 1969. Im Lauf der Beratungen kam der &#196;nderungsvorschlag Nr. 31 der Vorlage 903 zur Sprache. Hierbei handelte es sich um die Anregung des Verbandes der Deutschen Gas- und Wasserwerke, wonach in dem Gesetz bestimmt werden solle, da&#223; das Eigenkapital zu einem Satz verzinst werde, der dem Kapitalmarktzins f&#252;r langfristige Anlagen entspreche. Dieser Anregung wurde mit der Begr&#252;ndung nicht entsprochen, da&#223; es nicht "den" Zins f&#252;r langfristige Anlagen gebe, "sondern es gebe unterschiedliche Zinss&#228;tze f&#252;r die verschiedenen Teilm&#228;rkte des Kapitalmarkts."</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 3.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die damit seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung zugedachte finanzwirtschaftliche Funktion eines Belastungsausgleichs f&#252;r das in der Anlage gebundene Kapital zugunsten der Fremkapitalgl&#228;ubiger und des allgemeinen Haushalts bietet keinen Anhaltspunkt, im Wege der Auslegung zu einer anderweitigen Zweckbestimmung der aus der kalkulatorischen Verzinsung erwirtschafteten Geb&#252;hrenbetr&#228;ge zu gelangen. </p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hindert die Orientierung der kalkulatorischen Verzinsung an den tats&#228;chlichen Zinskonditionen des Kapitalmarkts die Annahme, der Landesgesetzgeber habe die Gemeinden verpflichten wollen, nunmehr zu ihren Lasten den Kapitalmarktzins auf einen sog. "Realzins" zu reduzieren und den insoweit noch offenen Belastungsausgleich anderweitig zu finanzieren.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Ersch&#246;pft sich damit die finanzwirtschaftliche Funktion der kalkulatorischen Verzinsung in der Gew&#228;hrleistung des Belastungsausgleichs, kommt allein der kalkulatorischen Abschreibung die Funktion zu, diejenigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften, die es der Gemeinde erm&#246;glichen, eine Ersatzbeschaffung/Wiederbeschaffung der Anlage zu finanzieren. Dementsprechend hat auch der erkennende Senat im Verfahren 9 A 1248/92 bei der Korrektur der Grundlage der kalkulatorischen Verzinsung in &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des seinerzeit beauftragten Sachverst&#228;ndigen nicht der kalkulatorischen Verzinsung die Funktion der Substanzerhaltung (der Anlage) beigemessen. "Dem Substanzerhaltungserfordernis werde schon durch die Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert - und damit innerhalb der zutreffenden Kostenart - Rechnung getragen".</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die isolierte Betrachtung der beiden kalkulatorischen Kostenarten Abschreibung und Verzinsung gilt nach dem Willen des Landesgesetzgebers auch dann, wenn die Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorgenommen werden. Insoweit kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; - worauf das Berufungsgericht in st&#228;ndiger Rechtsprechung hingewiesen hat - der Landesgesetzgeber zugunsten der Gemeinden ausdr&#252;cklich die Wahlm&#246;glichkeit er&#246;ffnen wollte, Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorzunehmen,</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 21. Juni 1979 - II A 1628/77 -, MittNWStGB 1979, 334, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., Urteil vom 27. Oktober 1992 - 9 A 835/91 -, StuGR 1993, 313, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235,</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">ohne insoweit mit Blick auf die Funktion der kalkulatorischen Verzinsung und deren Orientierung an den tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen wechselseitige Einschr&#228;nkungen - etwa aus dem Verst&#228;ndnis der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze als einem &#252;bergreifenden Ordnungssystem - auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen. </p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Angesichts der divergierenden Funktionsbestimmungen der kalkulatorischen Verzinsung einerseits und der kalkulatorischen Abschreibung andererseits bestand hierf&#252;r auch kein Anla&#223;. Denn, wie der erkennende Senat bereits in seinem Urteil vom 5. August 1994 ausgef&#252;hrt hat, ergibt die Summe der Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwerten nicht den Wiederbeschaffungswert f&#252;r eine Anlage gleicher Art und G&#252;te,</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236; im &#252;brigen auch: W&#246;he, a.a.O., S. 1263 f&#252;r den Regelfall eintretender Preissteigerungen,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">so da&#223; sich angesichts dieser strukturellen Deckungsl&#252;cke die Frage einer &#220;berdeckung und hieran ankn&#252;pfender Korrekturmechanismen f&#252;r den Landesgesetzgeber von vornherein nicht stellte. </p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Das gilt auch in Ansehung etwaiger Zinsgewinne, die mit den je nach Femdkapitalanteil mehr oder weniger verbleibenden Abschreibungserl&#246;sen erwirtschaftet werden k&#246;nnen. Denn mit dem R&#252;ckflu&#223; des Investivkapitals &#252;ber die Abschreibungen gehen die nach der Schuldtilgung &#252;brigen Abschreibungsbetr&#228;ge in das Eigenkapital der Gemeinde &#252;ber und stehen rechtlich dem allgemeinen Haushalt zur (freien) Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Hiervon abweichende rechtliche Bindungen sollten durch das Geb&#252;hrenrecht nicht begr&#252;ndet werden; insbesondere war nicht beabsichtigt, auf der Grundlage des &#167; 6 KAG a.F. die zur&#252;ckflie&#223;enden Abschreibungsbetr&#228;ge (und die hiermit etwa erwirtschafteten Zinsgewinne) allein dem Geb&#252;hrenhaushalt zuzuordnen, so da&#223; diese einer rentierlichen Nutzung zugunsten des allgemeinen Haushalts entzogen waren. Denn die betriebswirtschaftliche Aufgabe der Abschreibungen ersch&#246;pfte sich in der periodengerechten Verteilung der durch die Leistungserbringung und dem damit verbundenen Wertverzehr entstehenden gegenw&#228;rtigen Kosten der Gemeinde.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 34, 35 unter ausdr&#252;cklicher Bezugnahme auf Nds. OVG, Urteil vom 16. November 1967 - III OVG A 111/65 -, KStZ 1968, 77, wonach selbst die R&#252;cklagenbildung nicht zur Vorfinanzierung k&#252;nftiger Aufwendungen erfolgt, sondern bereits einen gegenw&#228;rtigen, n&#228;mlich den auf Abnutzung beruhenden Wertverzehr ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung auf die Funktion der Kostenverteilung folgt schon aus dem Umstand, da&#223; die Ansatzm&#246;glichkeit kalkulatorischer Kosten in der Kostenrechnung lediglich ein innerbetriebliches Instrument ist, um die durch den Betrieb bedingte Kostenbelastung m&#246;glichst zutreffend zu erfassen. Dabei m&#246;gen betriebswirtschaftliche Zielbestimmungen zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Art und Weise der Ermittlung der einzelnen kalkulatorischen Kosten f&#252;hren. Hierauf kommt es indes nicht an. Denn die verschiedenen innerbetrieblichen Zielbestimmungen begr&#252;nden keine rechtliche Verpflichtung der hiernach kalkulierenden Wirtschaftsbetriebe im Au&#223;enverh&#228;ltnis gegen&#252;ber ihren Abnehmern, die &#252;ber die Preise vereinnahmten Gelder nur der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verwenden. Soweit mit der jeweiligen Kostenkalkulation bestimmte Zielbestimmungen verbunden sind, schaffen die Betriebe, wenn sie ihre Preise entsprechend gestalten und auf dem Markt erzielen k&#246;nnen, lediglich die finanziellen M&#246;glichkeiten, der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verfahren. Nichts anderes gilt nach der Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze, wie sie in der Rechtsprechung des Senats in &#220;bereinstimmung mit dem Willen des Landesgesetzgebers getroffen worden ist, auch f&#252;r die geb&#252;hrenkalkulierenden Betriebe der &#246;ffentlichen Hand. </p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Die weitere Verwendung der eingenommenen Geb&#252;hrenbetr&#228;ge, etwa die schon im Gesetzgebungsverfahren diskutierte - fakultative - Zuf&#252;hrung der Abschreibungsbetr&#228;ge zu einer Erneuerungsr&#252;cklage nach der seinerzeit geltenden R&#252;cklagenverordnung, </p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">war daher von vornherein nicht Regelungsgegenstand der gemeindlichen Kostenrechnung und vollzieht sich danach au&#223;erhalb geb&#252;hrenrechtlicher Bindungen.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">A.A. VG K&#246;ln , Urteil vom 20. Oktober 1998 - 14 K 765 u.a. -, NWVBl. 1999, 228 (229 f.), unter Hinweis darauf, da&#223; die Abschreibungserl&#246;se mit dem Ziel vereinnahmt w&#252;rden, eine notwendige Erneuerung der Anlage zu finanzieren und daher nicht als Fremdmittel oder zu verzinsendes Eigenkapital behandelt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die beschr&#228;nkte Kostenverteilungsfunktion war und ist bei Abschreibungen nach dem Anschaffungs- bzw. nach dem Herstellungswert auch offenkundig, denn insoweit flie&#223;t &#252;ber die Abschreibungen - verteilt &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer - lediglich von der Gemeinde vorverauslagtes Kapital zum Nennwert an den Investor zur&#252;ck, nachdem der Geb&#252;hrenpflichtige durch die Leistungserbringung in den Genu&#223; seines Vorteils,</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12,</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">gelangt und damit die Bilanz von Leistung und Gegenleistung innerhalb der Geb&#252;hrenperiode ausgeglichen ist. Ein unter dem Blickwinkel des Art. 3 Abs. 1 GG zwingender sachgerechter Grund, den schon aus der Leistungserbringung an sich resultierenden Vorteil des Geb&#252;hrenschuldners noch dadurch zu erweitern, da&#223; das Eigenkapital, das vor der jeweiligen Investition dem allgemeinen Haushalt der Gemeinde (frei) zur Verf&#252;gung gestanden hat, nach dem Durchlauf durch den Geb&#252;hrenhaushalt nunmehr f&#252;r alle Zukunft allein diesem zugeordnet und zu Lasten der Gemeinde dem allgemeinen Haushalt entzogen wird, ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Auf die reine Kostenverteilungsfunktion sind die Abschreibungen in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch dann begrenzt, wenn nach Wiederbeschaffungszeitwerten abgeschrieben wird. Denn hinsichtlich des Anteils, &#252;ber den der Anschaffungs- bzw. Herstellungswert erfa&#223;t wird, gilt das vorstehend Ausgef&#252;hrte. Soweit &#252;ber den Inflationsindex der Anlagenwert eine Aufwertung zum "Tageswert" erf&#228;hrt, die &#252;ber die Abschreibungsbetr&#228;ge zeitanteilig der Gemeinde zuflie&#223;t, handelt es sich der Sache nach um einen Bemessungsfaktor zur Bestimmung des Anteils der gegenw&#228;rtigen Nutzer an der Substanzerhaltung der im Veranlagungszeitraum zur Leistungserbringung aktuell eingesetzten Anlage. </p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985 - 8 B 11.84 -, KStZ 1985, 129.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die Einbeziehung der aktuellen Nutzer in die Kostenverteilung auf der Basis des Tageswertes ist schon deshalb gerechtfertigt, weil der Wertverzehr an der aktuell eingesetzten Anlage im Rahmen der von der Gemeinde auf Dauer - &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer der einzelnen Anlage hinaus - zu gew&#228;hrleistenden Leistungserbringung die Notwendigkeit der inflationsbedingt teureren Ersatzinvestition zum Zweck der Substanzerhaltung (mit)begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stellungnahme des St&#228;dtetages vom 7. Oktober 1968, Zuschrift Nr. 801, S. 9, die als Stellungnahme der kommunalen Spitzenverb&#228;nde Eingang in die Beratungsvorlage Nr. 903 (&#196;nderungs-vorschlag Nr. 26 - fakultative Zulassung der Abschreibung von Wiederbeschaffungszeitwerten -) gefunden hat; diesem &#196;nderungsvorschlag wurde letztlich zugestimmt (vgl. u.a. die Ausschu&#223;protokolle 1126/69, S. 28, 1246/69, S. 2, und den Bericht des Kommunalpolitischen Ausschusses zur 2. Lesung LT-Drucks. 6/1493) und f&#252;hrte zur &#196;nderung des &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz des Regierungsentwurfs "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer und dem Anschaffungs- oder Herstellungsaufwand gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ..." in die schlie&#223;lich Gesetz gewordene Fassung "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer ... gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ... ."</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Damit erlangt der in dieser Weise ermittelte Betrag des anteiligen Wertverzehrs bereits in der aktuellen Geb&#252;hrenperiode den Charakter eines gegenw&#228;rtigen Kostenbetrages, </p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">vgl. auch BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130,</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">zu dessen Ausgleich die Abschreibungen &#252;ber die Geb&#252;hren umgelegt werden k&#246;nnen und sich in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch darin - wie in den sonstigen F&#228;llen des Kostenausgleichs - ersch&#246;pfen. Angesichts dessen bedarf es keiner weiteren Darlegung, da&#223; die haushaltsn&#252;tzige Verwendung der verbleibenden Abschreibungsbetr&#228;ge gegen&#252;ber den Geb&#252;hrenpflichtigen keinen Versto&#223; gegen den auch im &#246;ffentlichen Recht geltenden Grundsatz von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) in der Form des widerspr&#252;chlichen Verhaltens darstellt.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 230.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Der der Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten innewohnende Substanzerhaltungsgedanke (Prinzip der reproduktiven Substanzerhaltung) erfordert daher nur, da&#223; die Gemeinde entsprechend ihrer auf Dauer angelegten Pflicht zur Gew&#228;hrleistung der Leistungserbringung am Ende der Nutzungsdauer der Anlage die erforderlichen Haushaltsmittel f&#252;r eine Wiederbeschaffung bereitstellt.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">Dieser auf den periodengerechten Kostenausgleich beschr&#228;nkten und damit die weitere Verwendung der eingenommenen Betr&#228;ge nicht erfassenden Funktion sowohl der kalkulatorischen Zinsen als auch der Abschreibungen entspricht folgerichtig der weite gesetzliche Eigenkapitalbegriff (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F.) des Geb&#252;hrenrechts, der - bezogen auf die Abschreibungen - keinerlei inhaltlichen Beschr&#228;nkungen unterliegt und damit grunds&#228;tzlich jedes zur Leistungserbringung eingesetzte Kapital unabh&#228;ngig von seiner Herkunft erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 27. Oktober 1992, a.a.O., Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 234.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Soweit von der kalkulatorischen Verzinsung der aus Zusch&#252;ssen und Beitr&#228;gen gebildete Eigenkapitalanteil ausgenommen worden ist, l&#228;&#223;t diese beschr&#228;nkte Ausnahme des 2. Halbsatzes des Absatzes 2 Satz 2 des &#167; 6 KAG a.F. im rechtssystematischen Zusammenhang mit dem 1. Halbsatz besonders deutlich erkennen, da&#223; das Eigenkapital der Gemeinde im &#252;brigen unabh&#228;ngig von der Herkunft der einzelnen Einnahmen generell der Verzinsung unterliegt. Best&#228;tigt wird diese Auffassung dadurch, da&#223; der Landesgesetzgeber etwa die kalkulatorische Verzinsung als Instrument der St&#228;rkung der Einnahmesituation der Gemeinden - nicht des Geb&#252;hrenhaushalts - ansah. Dies "habe den Sinn, der Finanzkraft der Gemeinde eine Expansion aus sich heraus zu erm&#246;glichen. </p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 2.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Dem finanzwirtschaftlichen Ziel der Gew&#228;hrleistung oder sogar der Steigerung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinden diente dar&#252;ber hinaus auch und gerade die Zulassung der Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1126/69, S. 28.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Diese nicht zuletzt in den Materialien zum Ausdruck kommende Zielsetzung kann daher bei der Frage nach dem Sinn und Zweck der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation und damit zusammenh&#228;ngend bei der Frage nach einer hieraus zu bestimmenden Kostenobergrenze nicht unber&#252;cksichtigt bleiben. Sie l&#228;&#223;t die vom Verwaltungsgericht abgeleitete Zielvorgabe - die Gemeinde d&#252;rfe sich nach Ablauf der Nutzungsdauer wirtschaftlich nicht besser stehen als vor der Investition - schon als im Ansatz unzutreffend erkennen.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Der Einsatz von Abschreibungserl&#246;sen f&#252;r eine Wiederbeschaffung f&#252;hrt zwar im Ergebnis dazu, da&#223; mit der Aufwendung dieses Kapitals und seiner Bindung in einer neuen Anlage dessen kalkulatorische Verzinsung zu Lasten des Geb&#252;hrenpflichtigen er&#246;ffnet wird. Die Erwirtschaftung von Abschreibungserl&#246;sen (nach Abzug etwaiger Tilgungsleistungen) &#228;ndert jedoch nichts an dem Umstand, da&#223; diese, wie oben dargelegt, lediglich dem Ausgleich der in den vergangenen Leistungsperioden durch die Leistungserbringung verursachten Kosten dienen. Die &#252;ber die Abschreibungen zur&#252;ckgeflossenen Finanzmittel sind daher wie die vorher f&#252;r die jeweilige Investition bereitgestellten Mittel Kapital der Gemeinde. Insbesondere handelt es sich nicht um Kapital des Geb&#252;hrenschuldners. Im Falle der Aufwendung dieses Kapitals f&#252;r die Wiederbeschaffung steht es anderen rentierlichen Zwecken zu Lasten des allgemeinen Haushalts nicht mehr zur Verf&#252;gung. Damit greift die seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung beigemessene finanzwirtschaftliche Funktion des Belastungsausgleichs ein. </p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts K&#246;ln l&#228;&#223;t sich aus dem Beschlu&#223; des Bundesverwaltungsgerichts vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12, eine Zuordnung der &#252;ber die Abschreibungen erwirtschafteten Finanzmittel ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt nicht begr&#252;nden. Soweit das Bundesverwaltungsgericht in dem genannten Beschlu&#223; ausf&#252;hrt, da&#223;, soweit die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer mit dem Entw&#228;sserungsbeitrag oder auf andere Weise zu dem Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage beigetragen h&#228;tten, der Ausgleich &#252;ber die Eigenkapitalverzinsung seine Grenze finde und Eigenkapitalzinsen deshalb sachgerecht nur von dem Herstellungs- bzw. Anschaffungsaufwand berechnet werden d&#252;rften, der um das Aufkommen aus Entw&#228;sserungsbeitr&#228;gen und diesen gleichstehenden Leistungen der Benutzer vermindert worden sei, sind mit den "gleichstehenden Leistungen" jedenfalls nicht die erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge gemeint. Denn mit den vereinnahmten Abschreibungsbetr&#228;gen erfolgt, wie oben dargelegt, lediglich der Kostenausgleich f&#252;r die mit der Benutzung einhergehende Abnutzung der aktuell eingesetzten Anlage, ohne da&#223; damit eine Beteiligung an dem Herstellungsaufwand f&#252;r die Wiederbeschaffung verbunden ist. Soweit sich die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer &#252;ber die von ihnen gezahlten Abschreibungen mittelbar an dem Finanzierungsaufwand f&#252;r die bestehende Anlage beteiligen, wird diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, da&#223; nur der um die Abschreibungen verminderte Anschaffungswert (An- schaffungsrestwert) der kalkulatorischen Verzinsung unterliegt und damit eine Verzinsung der jeweiligen "Beteiligungsrate" ausgeschlossen ist. Im &#252;brigen, d.h. im Hinblick auf Beitr&#228;ge (und Zusch&#252;sse), gew&#228;hrleistet &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F., da&#223; das insoweit aufgebrachte Kapital als Beitrag zum Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage i.S.d. oben genannten Beschlusses des Bundesverwaltungsgerichts von der Verzinsung ausgenommen wird.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Die Zuordnung der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge zum Geb&#252;hrenhaushalt ergibt sich auch nicht aus dem gemeindlichen Haushaltsrecht, dessen Grundsatz der Gesamtdeckung (&#167; 16 der Gemeindehaushaltsverordnung - GemHVO -) einer gesonderten rechtlichen Zuordnung der eingenommenen Abschreibungsbetr&#228;ge ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt gerade entgegensteht. Eine rechtliche Verpflichtung i.S.d. &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 GemHVO, diese Einnahmen auf die Verwendung f&#252;r die Wiederbeschaffung zu beschr&#228;nken und sie damit der Gesamtdeckung zu entziehen, besteht nicht; insbesondere ergibt sich eine solche rechtliche Verpflichtung, wie oben dargelegt, nicht aus dem Geb&#252;hrenrecht. Soweit das Verwaltungsgericht K&#246;ln darauf abhebt, da&#223; &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 GemHVO eine Zweckbindung von Einnahmen erm&#246;gliche,</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229 f., </p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">mag dies zutreffend sein, ohne da&#223; es insoweit einer Entscheidung bedarf. Denn mit der fakultativen haushaltsrechtlichen Zweckbindung begibt sich die Gemeinde lediglich vorweg der M&#246;glichkeit, die Geb&#252;hreneinnahmen noch anderweitig haushaltsn&#252;tzig zu verwenden. Diese Zweckbindung ist in ihren geb&#252;hrenrechtlichen Wirkungen aber nicht anders zu bewerten als die Zurverf&#252;gungstellung der entsprechenden Geb&#252;hrenbetr&#228;ge aus allgemeinen Haushaltsmitteln erst unmittelbar vor der jeweiligen Investition. In dem einen wie in dem anderen Fall werden dem allgemeinen Haushalt Finanzmittel entzogen und tr&#228;gt allein die Gemeinde die finanzielle Belastung, die dadurch entsteht, da&#223; das investierte Kapital nicht mehr zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet werden kann. Abgesehen davon schlie&#223;t selbst ein wirksamer Haushaltsvermerk &#252;ber die Zweckbindung nicht aus, da&#223; die Ausgaben, auf deren Deckung die zweckgebundenen Einnahmen beschr&#228;nkt sind, daneben nicht auch aus allgemeinen Deckungsmitteln gedeckt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">Vgl. Scheel/Steup/Schneider/Lienen, Gemeindehaushaltsrecht Nordrhein-West-falen, 5. Aufl. 1997, Rdnr. 1 zu &#167; 17 GemHVO.</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">Soweit zur Begr&#252;ndung des Ausschlusses der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge von der kalkulatorischen Verzinsung auf das Urteil des Senats vom 27. Oktober 1992 - 9 A 835/91 -, a.a.O., S. 101, und die darin verwendete Formulierung der "vor&#252;bergehenden Verausgabung" verwiesen wird, </p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">vgl. VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229,</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">geht dies fehl. Denn die in dem genannten Urteil des Senats f&#252;r zul&#228;ssig gehaltene "vor&#252;bergehende Verausgabung" von Abschreibungsbetr&#228;gen zugunsten des allgemeinen Haushalts bezog sich ersichtlich auf die haushaltsn&#252;tzige Verwendung dieser Betr&#228;ge bis zur Wiederbeschaffung und besagt deshalb noch nichts &#252;ber deren Behandlung bei der Ermittlung der kalkulatorischen Verzinsung nach diesem Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">Soweit danach &#252;ber die Geb&#252;hren vereinnahmte Abschreibungsbetr&#228;ge zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet worden sind, mag dies zu faktischen Benachteiligungen f&#252;hren, </p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236 f.,</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">ein Versto&#223; gegen &#167; 6 Abs. 2 KAG a.F. bzw. ein widerrechtliches Verhalten ist darin nicht zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der dargelegten unterschiedlichen finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen der kalkulatorischen Kostenarten erledigt sich auch der - wiederholte - Hinweis des Verwaltungsgerichts auf den Umstand, da&#223; eine Geb&#252;hrenkalkulation auf der Grundlage der Rechtsprechung des erkennenden Senats gegen&#252;ber den von ihm, dem Verwaltungsgericht, alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachteten Kalkulationsmodellen zu einem "erh&#246;hten Kapitalendwert" bzw. zu einer "&#220;berdeckung" oder einer "doppelten" Verrechnung der Geldentwertungsrate f&#252;hre. </p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Vgl. das hier angefochtene Urteil des VG Gelsenkirchen, S. 12 UA, VG Gelsenkirchen, Urteil vom 9. Oktober 1997, a.a.O., S 34, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 20 f..</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Dies ist die Folge dieser unterschiedlichen Zweckbestimmungen, mithin systemimmanent und mit Blick auf die beabsichtigte St&#228;rkung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinde auch gewollt.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">Die insoweit vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten und in &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. statuierten betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze verm&#246;gen an der finanzwirtschaftlichen Funktions- und Zweckbestimmung der kalkulatorischen Kostenarten nichts zu &#228;ndern. Denn anders als das Verwaltungsgericht meint, hat der Landesgesetzgeber selbst die &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Kostenrechnung nicht als &#220;bertragung (materieller) kaufm&#228;nnischer Zielsetzungen in die &#246;ffentliche Haushaltswirtschaft verstanden; vielmehr sei die Methode der betriebswirtschaftlichen Kostenberechnung lediglich ein "Instrument zur optimalen Erreichung finanzwirtschaftlicher Zwecke", </p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">um den Anforderungen des Periodenprinzips gerecht zu werden und die mit der "einfachen Einnahmen-Ausgabenrechnung" allein nicht zu l&#246;sende Verteilung der Ausgaben "entsprechend dem Verbrauch der durch sie beschafften G&#252;ter auf die einzelnen Nutzungsperioden" zu gew&#228;hrleisten.</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 34.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Verwaltungsgerichts, in bezug auf den Ausschlu&#223; der "Abschreibungen unter Null" weiche die Rechtsprechung des erkennenden Senats selbst von dem im Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233, n&#228;her erl&#228;uterten Begriff der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze ab,</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 19,</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">greift nicht durch. Wie bereits ausgef&#252;hrt, ist auf die betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze nur abzustellen, soweit das Gesetz keine eigenst&#228;ndige Regelung trifft. Eine solche Regelung hat der erkennende Senat aber &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F. entnommen, wonach die Abschreibungen nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind. Ein R&#252;ckgriff auf davon abweichende betriebswirtschaftliche Grunds&#228;tze scheidet danach aus. </p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Da&#223; vor diesem Hintergrund die vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten Kalkulationsgrunds&#228;tze aus anderen Rechtsgebieten, wie etwa aus dem Handels-, dem Steuer- und dem Preispr&#252;fungsrecht - die im &#252;brigen jeweils eigenen finanzpolitischen Zielvorgaben folgen -,</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">vgl. die unterschiedlichen Zielsetzungen in der Handels- und Steuerbilanz einerseits und in der Kostenrechnung andererseits: W&#246;he, a.a.O., S. 1263,</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Bestimmung des Sinns und Zwecks der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation unbeachtlich sind, bedarf keiner n&#228;heren Erl&#228;uterung.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten in Verbindung mit einer Verzinsung des aufgewandten Kapitals auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten mit einem Nominalzins f&#252;hrt weder zu einer Verletzung des &#196;quivalenzprinzips,</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235,</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">noch zu einem Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Soweit ein solcher Versto&#223; wegen einer Ungleichbehandlung der Geb&#252;hrenpflichtigen gegen&#252;ber der Allgemeinheit angenommen wird,</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 228 f.,</p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">wird &#252;bersehen, da&#223; Art. 3 Abs. 1 GG dem Geb&#252;hrengesetzgeber bei der Aufstellung der Geb&#252;hrens&#228;tze einen weiten Entscheidungsspielraum bel&#228;&#223;t. Art. 3 Abs. 1 GG fordert in dem hier zu beurteilenden Zusammenhang nur, da&#223; sich "die Verkn&#252;pfung zwischen den Kosten der Staatsleistung und den daf&#252;r auferlegten Geb&#252;hren nicht in einer Weise gestaltet, die, bezogen auf den Zweck der g&#228;nzlichen oder teilweisen Kostendeckung, sich unter keinem vern&#252;nftigen Gesichtspunkt als sachgerecht erweist".</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 6. Februar 1979 - 2 BvL 5/76-, BVerfGE 50, 217 (227); BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130.</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist in die Bewertung der Umstand einzustellen, da&#223; die Geb&#252;hrenpflichtigen der Gemeinde gegen&#252;ber - anders als die Steuerzahler - in einem besonderen Leistungs- und Gegenleistungsverh&#228;ltnis stehen (&#167; 4 Abs. 2 KAG a.F.) und aus der Leistungserbringung seitens der Gemeinde einen besonderen Vorteil erlangen (&#167; 6 Abs. 1 Satz 1 KAG a.F.), der es sachlich grunds&#228;tzlich rechtfertigt, die Geb&#252;hrenpflichtigen finanziell st&#228;rker zu belasten als den Steuerzahler. </p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">Auch die kalkulatorischen Kostenans&#228;tze im einzelnen begegnen, soweit der vorliegende Fall Anla&#223; zur &#220;berpr&#252;fung gebietet, im Ergebnis keinen durchgreifenden Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">Soweit pauschal Zweifel an der ordnungsgem&#228;&#223;en Ausschreibung von Kanalbauma&#223;nahmen ge&#228;u&#223;ert worden sind und damit wohl ein erh&#246;hter Ausgangswert f&#252;r die Berechnung geltend gemacht werden soll, mangelt es an konkreten Anhaltspunkten, die eine weitere Sachaufkl&#228;rung gebieten. Der Hinweis darauf, da&#223; lediglich zwei Baufirmen "im Gesch&#228;ft" seien, l&#228;&#223;t allein nicht den Schlu&#223; zu, da&#223; insoweit Unregelm&#228;&#223;igkeiten tats&#228;chlich erfolgt sein k&#246;nnten; insoweit k&#246;nnte es sich auch um diejenigen Firmen handeln, die aufgrund ihrer g&#252;nstigen Angebote jeweils zu Recht den Zuschlag erhalten haben. </p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon sind etwaige Fehler bei der Ausschreibung f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation unerheblich, solange die von dem beauftragten Unternehmen in Rechnung gestellten Kosten nicht in jeder Hinsicht au&#223;er Verh&#228;ltnis zu den erbrachten Leistungen stehen und damit mit den Grunds&#228;tzen des &#196;quivalenzprinzips unvereinbar sind oder sich die Auftragsvergabe nicht als rein willk&#252;rliche, ausschlie&#223;lich die Gesamtkosten erh&#246;hende Ma&#223;nahme darstellt, die sich der Sache nach nicht mehr mit dem weiten Organisationsermessen des Entsorgungstr&#228;gers, seine Aufgabe entsprechend seinen Zweckm&#228;&#223;igkeitserw&#228;gungen durchzuf&#252;hren, in Einklang bringen l&#228;&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschlu&#223; vom 19. Januar 1990 - 2 A 2171/87 -, Urteil vom 30. Januar 1991 - 9 A 765/88 -, Teilurteil vom 15. Dezember 1994 - 9 A 2251/93 -, NWVBl. 1995, 173.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Hierf&#252;r bieten das Vorbringen und die dem erkennenden Senat vorliegenden Unterlagen nicht einmal ansatzweise einen konkreten Anhaltspunkt.</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">Nicht zu beanstanden ist die mit 50 Jahren angesetzte mutma&#223;liche Nutzungsdauer der Kan&#228;le. Angesichts der f&#252;r die prognostische Bestimmung der Nutzungsdauer ma&#223;gebenden sachgerechten Kriterien der Siedlungsverdichtung (einseitige hohe Bodenpressung durch Wohnbebauung und Verkehrsbeanspruchung bei variierender Tragf&#228;higkeit des Bodens, Grundwassereinwirkungen, nennenswerte Unterbemessungen), der Werkstoffbeschaffenheit (Pro-duktionen minderer Qualit&#228;t, Materialunvertr&#228;glichkeiten (Be- tonmischungen) und Probleme mit der Haftfestigkeit in der Stutzentechnik) und des Wurzeleinwuchses von B&#228;umen wird die f&#252;r die Prognose ma&#223;gebende Grenze der Willk&#252;r nicht erreicht. Da der Ansatz einer mutma&#223;lichen Nutzungsdauer von 50 Jahren nach Kenntnis des Senats nicht un&#252;blich ist,</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 237, sowie die Nachweise bei Dudey, Abh&#228;ngigkeiten der kalkulatorischen Kosten von der Nutzungsdauer eines Kanalnetzes, GemH 1994, 1 ff. (je nach Material 30-66 Jahre (Steenbock), 50-80 Jahre (Pecher), 50-100 Jahre (KGST und ATV Regelwerk A 133)); im &#252;brigen auch: Brod/Steenbock, Preiskalkulation bei Wasser und Abwasser, 1980, Anhang 10: je nach Material 30-100 Jahre,</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">und sonstige konkrete Anhaltspunkte, die die getroffene Einsch&#228;tzung der Nutzungsdauer unter Ber&#252;cksichtigung des gemeindlichen Prognosespielraums und des durch die Kanaluntersuchungen ermittelten Schadensumfangs als schlichtweg unvertretbar erscheinen lassen, sich nicht aufdr&#228;ngen, ist eine weitere Sachaufkl&#228;rung nach dem Amtsermittlungsgrundsatz nicht geboten.</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">Der Einwand, bei dem Ansatz der kalkulatorischen Kosten seien Schadensersatzanspr&#252;che gegen&#252;ber dem Bergbau zu Lasten der Geb&#252;hrenschuldner nicht kostenmindernd ber&#252;cksichtigt worden, greift nicht durch. Die Ermittlung der Kosten in bezug auf den Betrieb der der Leistungserbringung dienenden Anlage, insbesondere die Bestimmung der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer und die Bewertung von Kanalisationsanlagen, erfolgt grunds&#228;tzlich unabh&#228;ngig davon, welche Gr&#252;nde f&#252;r den Zustand bzw. die Ausgestaltung der Anlage ma&#223;gebend sind. Danach ist es von den Geb&#252;hrenpflichtigen in Bergbauregionen grunds&#228;tzlich hinzunehmen, da&#223; die &#246;ffentlichen Entw&#228;sserungseinrichtungen wegen bestimmter, in solchen Regionen anzutreffender besonderer Entw&#228;sserungsverh&#228;ltnisse m&#246;glicherweise mit h&#246;heren Kosten belastet werden als die Geb&#252;hrenpflichtigen in anderen Regionen.</p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Dies betrifft sowohl die Instandhaltungs-/Reparaturkosten (Personal- und Sachkosten) als auch die wegen der h&#246;heren Investitionskosten und ggf. k&#252;rzeren Nutzungsdauern h&#246;heren kalkulatorischen Kosten.</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Die Ermittlung der kalkulatorischen Zinsen hat im Ergebnis ebenfalls Bestand. </p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Der in Ansatz gebrachte Zinssatz von 8 % entspricht der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats. </p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung, diesen Zinssatz im Rahmen der Kostenprognose und der der Gemeinde zum Zweck der Gew&#228;hrleistung einer "angemessenen Verzinsung" (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F.) er&#246;ffneten Befugnis zur Bestimmung eines einheitlichen Zinssatzes zu reduzieren, bestand nicht. Der Ansatz von 8 % bewegt sich noch innerhalb des hierdurch er&#246;ffneten Prognose- und Ermessensspielraums; insbesondere erweist er sich nicht als willk&#252;rlich. Angesichts der im vorzitierten Verfahren erfolgten Ermittlung des Zinssatzes auf der Grundlage des langfristigen Durchschnittszinssatzes f&#252;r die Jahre 1952 bis 1992 konnte davon ausgegangen werden, da&#223; die - kurzfristige - Zinsentwicklung der Jahre 1993 bis einschlie&#223;lich 1995 eine langfristig niedrigere Tendenz des ma&#223;gebenden Durchschnittszinssatzes nicht vermittelte und daher bei der Bestimmung des ansatzf&#228;higen Zinssatzes au&#223;er Betracht bleiben konnte.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Das die Ermittlung der Grundlage der Verzinsung betreffende Mi&#223;verst&#228;ndnis hinsichtlich des Ansatzes der Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge im Rahmen des Abzugskapitals ist durch die Vorlage der diesbez&#252;glichen Kalkulationsunterlagen ausger&#228;umt. Hieraus ergibt sich, da&#223; bei der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung das Abzugskapital einschlie&#223;lich der Kanalanschlu&#223;beitr&#228;ge jeweils bezogen auf das einzelne Anlagegut herausgerechnet und damit nicht verzinst worden ist.</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">Allerdings ist die Ermittlung des Anschaffungsrestwertes insoweit &#252;berh&#246;ht, als im Rahmen der Abschreibung f&#252;r den Veranlagungszeitraum zwar ein Abschreibungsbetrag in Ansatz gebracht worden ist, bei der kalkulatorischen Verzinsung jedoch der Jahresabschreibungsbetrag nicht in demselben Veranlagungszeitraum, sondern erst in der Folgeperiode abgezogen worden ist. Die sich aus der Nichtber&#252;cksichtigung der Abschreibung im Jahr der Indienststellung und der Verschiebung der Abschreibungsbetr&#228;ge in das jeweilige Folgejahr ergebende &#220;berh&#246;hung hat der erkennende Senat nach eigener, im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung offen gelegter Berechnung mit 200.463,29 DM ermittelt. Dieser &#220;berh&#246;hungsbetrag f&#252;hrt jedoch nicht zur Unwirksamkeit des Geb&#252;hrensatzes, wie im nachfolgenden Zusammenhang dargelegt wird.</p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">Offen bleiben kann des weiteren, ob die Abschreibungs- und Zinsbetr&#228;ge f&#252;r das sog. Sonderinteresse (163.223,00 DM),</p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Abschreibungsf&#228;higkeit anlagenbezogener Verbandsbeitr&#228;ge: OVG NRW, Urteil vom 18. Juli 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">und das Kanalkataster (170.842,00 DM), </p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 1998, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">zu Recht angesetzt worden sind. Rechnet man zu den vorgenannten Betr&#228;gen den &#220;berh&#246;hungsbetrag aus der kalkulatorischen Verzinsung (200.463,29 DM) hinzu, ergibt dies einen Gesamtbetrag von 534.528,29 DM, der im Verh&#228;ltnis zu den gerechtfertigten Gesamtkosten lediglich 1,76 % (bei 30.895.016,00 DM Gesamtkosten) bzw. 2,16 % (bei 25.232.906,00 DM Gesamtkosten) ausmacht und damit in jedem Fall unterhalb der f&#252;r die Geb&#252;hrenkalkulation ma&#223;gebenden Grenze von 3 %,</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 239,</p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">bleibt. </p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Weitere Kostenminderungen sind nicht vorzunehmen. Insbesondere war die Stadt R. nicht verpflichtet, Schadensersatzleistungen des Bergbaus auf der Einnahmeseite zu veranschlagen.</p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf den Umstand, da&#223; bei der nach &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG a.F. vorzunehmenden Veranschlagung der Kosten - und damit auch der ggf. zu erwartenden kostenmindernden Einnahmen - grunds&#228;tzlich eine Prognoseentscheidung zu treffen ist, </p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 9. August 1999, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">steht der Gemeinde ein weiter Ermessensspielraum zu, innerhalb dessen auch die bei dem Nachweis der Schadensverursachung &#252;blicherweise bestehenden Probleme (vgl. auch die Ausf&#252;hrungen im Widerspruchsbescheid vom 15. September 1998 sowie in der Sitzungsvorlage - Drucksache Nr. 693/1998 - vom 21. Juli 1998, S. 2 f.) Ber&#252;cksichtigung finden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Dabei ist nicht ausgeschlossen, da&#223; die Gemeinde selbst dann, wenn sie intern - etwa auf der Grundlage von Rechtsgutachten - zu der Auffassung gelangt ist, da&#223; ihr ein Schadensersatzanspruch in einer bestimmten H&#246;he zusteht, aufgrund einer vertretbaren Bewertung des mit der Realisierung des Anspruchs verbundenen Proze&#223;risikos im Einzelfall einen Abschlag von dem zu ersetzenden Betrag einkalkuliert oder von der Geltendmachung des Anspruchs insgesamt absieht und dementsprechend in der Geb&#252;hrenkalkulation keine Einnahmen veranschlagt. </p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks">Geht die Gemeinde - etwa aufgrund der Eindeutigkeit des jeweiligen Schadensbildes - im Zeitpunkt der Veranschlagung der Kosten von der Realisierung von Schadensersatzforderungen aus, ist sie lediglich dann verpflichtet, die prognostizierte Schadensersatzleistung als Einnahme zugunsten der Geb&#252;hrenpflichtigen zu veranschlagen, wenn die Geb&#252;hrenpflichtigen &#252;ber die Geb&#252;hren auch die aus dem Schadensereignis resultierenden finanziellen Belastungen tragen. Dementsprechend entf&#228;llt die Verpflichtung der Gemeinde zur Gutschrift von veranschlagten Schadensersatzleistungen, wenn der Schaden au&#223;erhalb der Kalkulation abgewickelt wird und damit die Geb&#252;hrenpflichtigen f&#252;r den Schaden auch nicht &#252;ber die Geb&#252;hren in Anspruch genommen werden.</p> <span class="absatzRechts">199</span><p class="absatzLinks">Letzteres ist hier f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1995 angesichts der im Berufungsverfahren substantiiert geschilderten Praxis der direkten Kostenbeteiligung des Bergbaus durch Naturalrestitution gegeben. Hiernach werden die Geb&#252;hrenpflichtigen gerade nicht mit den aufgrund der Bergbausch&#228;den erforderlichen Investitionskosten belastet. Soweit in diesem Zusammenhang vorgebracht worden ist, aus dem Widerspruchsbescheid vom 15. August 1998 gehe hervor, da&#223; der Bergbau regelm&#228;&#223;ig an den st&#228;dtischen Kanalbauma&#223;nahmen beteiligt werde, handelt es sich offenbar um ein Mi&#223;verst&#228;ndnis. Die Beteiligung des Bergbaus stellt sich auf der Grundlage der Schilderung des Beklagten nicht als unmittelbare Beteiligung an den Kosten der seitens der Stadt durchgef&#252;hrten Umbauma&#223;nahmen dar, sondern als Kostenbeitrag im Wege der &#220;bernahme der Errichtung bestimmter Entw&#228;sserungsanlagen auf eigene Rechnung. </p> <span class="absatzRechts">200</span><p class="absatzLinks">Eine weitergehende &#220;berpr&#252;fung der Art und Weise sowie des Umfangs der Kostenbeteiligung des Bergbaus ist auch unter der Geltung des Amtsermittlungsgrundsatzes nicht angezeigt. Hiernach sind die Verwaltungsgerichte zwar verpflichtet, jede m&#246;gliche Aufkl&#228;rung des Sachverhalts bis an die Grenze der Zumutbarkeit zu versuchen, sofern die Aufkl&#228;rung nach ihrer Meinung f&#252;r die Entscheidung des Rechtsstreits erforderlich ist. Bei der &#220;berpr&#252;fung einer Kalkulation geht der erkennende Senat aufgrund der Bindung des Beklagten an Gesetz und Recht gem&#228;&#223; Art. 20 Abs. 3 GG jedoch grunds&#228;tzlich davon aus, da&#223; dessen Ausk&#252;nfte der Wahrheit entsprechen. Aufkl&#228;rungsma&#223;nahmen sind daher nur insoweit aufgezeigt, als sich dem Gericht etwa Widerspr&#252;che nach dem Sachvortrag der klagenden Partei oder aber den beigezogenen Unterlagen aufdr&#228;ngen. L&#228;&#223;t es die klagende Partei insoweit an substantiiertem Sachvortrag fehlen und ergibt sich auch aus den Unterlagen kein konkreter Anhaltspunkt f&#252;r einen fehlerhaften Kostenansatz, hat es hiermit sein Bewenden. Die Untersuchungsmaxime ist keine prozessuale Hoffnung, das Gericht werde mit ihrer Hilfe schon die klagebegr&#252;ndenden Tatsachen finden.</p> <span class="absatzRechts">201</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O., m.w.N.. </p> <span class="absatzRechts">202</span><p class="absatzLinks">Gemessen hieran ist eine weitere &#220;berpr&#252;fung der Art der Kostenbeteiligung des Bergbaus nicht geboten; die substantiierten Darlegungen des Beklagten zur Art und Weise der Beteiligung der Bergbauunternehmen an dem Ausgleich bergbaubedingter Sch&#228;den sind von der Kl&#228;gerseite nicht substantiiert in Frage gestellt worden. Insbesondere reicht insoweit der Hinweis darauf nicht aus, da&#223; die haushaltsrechtliche und kalkulationsm&#228;&#223;ige Behandlung der als Ersatzleistung &#252;bernommenen und der nicht mehr ben&#246;tigten Anlagen "unklar" sei. Soweit moniert wird, da&#223; die &#252;bernommenen Anlagen nicht nachgewiesen seien, hat dies offensichtlich seinen Grund darin, da&#223; die mit diesen Anlagen verbundenen Kosten, wie der Beklagte dargelegt hat, nicht zu Lasten der Geb&#252;hrenpflichtigen in der Kalkulation angesetzt worden sind, so da&#223; sie auch nicht zum Nachweis der Zul&#228;ssigkeit der Kostenans&#228;tze aufgef&#252;hrt werden m&#252;ssen. Daf&#252;r, da&#223; der Umfang der au&#223;erhalb der Kalkulation abgewickelten Kostenbeteiligung des Bergbaus die Grenzen des - oben dargelegten - gemeindlichen Prognose- und Bewertungsspielraums &#252;berschreitet, sind konkrete Anhaltspunkte weder vorgebracht noch dr&#228;ngen sich solche aus den beigezogenen Unterlagen auf.</p> <span class="absatzRechts">203</span><p class="absatzLinks">Soweit in bezug auf die Schadensverursachung durch Einleiter von der Geltendmachung von Schadensersatzanspr&#252;chen in den meisten F&#228;llen vollst&#228;ndig abgesehen wird, ist dies in Ermangelung eindeutiger, die Verursachung durch einen bestimmten Einleiter kennzeichnender Schadensbilder aus Kostengr&#252;nden gerechtfertigt. Auch dem Geb&#252;hrenhaushalt ist nicht damit gedient, mit kostenintensiven Gerichtsverfahren einschlie&#223;lich etwaiger Beweiserhebungen durch Sachverst&#228;ndige trotz zweifelhafter Erfolgsaussichten und ggf. nur begrenzter Verursachungsbeitr&#228;ge im Einzelfall belastet zu werden.</p> <span class="absatzRechts">204</span><p class="absatzLinks">Angesichts der hiernach im vollen Umfang den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Geb&#252;hrenkalkulation kommt es zur Rechtfertigung der Geb&#252;hrens&#228;tze auf die vorgelegte Betriebsabrechnung nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">205</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis, in S&#252;ddeutschland seien die Geb&#252;hren niedriger, ist rechtlich unbeachtlich, insbesondere kann hiermit eine Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes des Art. 3 Abs. 1 GG nicht mit Erfolg geltend gemacht werden. H&#246;herrangiges Bundesrecht gebietet keine einheitliche Geb&#252;hrenbemessung, weil es keinen einheitlichen bundesrechtlichen Begriff der Geb&#252;hr gibt, an den die Landesgesetzgebung gebunden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">206</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 9. September 1997 - 8 B 185.97 -, ZKF 1998, 62, m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">207</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Gleichbehandlung gilt von vornherein nur innerhalb der Grenzen der Rechtsetzungsgewalt der jeweiligen Gebietsk&#246;rperschaft, </p> <span class="absatzRechts">208</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 9. September 1997, a.a.O., S. 63, m.w.N.,</p> <span class="absatzRechts">209</span><p class="absatzLinks">so da&#223; es auf die Rechtslage in anderen Bundesl&#228;ndern und die dort ggf. gesetzlich beschr&#228;nkten Kalkulationsspielr&#228;ume nicht ankommt.</p> <span class="absatzRechts">210</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die individuelle Heranziehung auf der Grundlage der hiernach wirksamen Satzungsbestimmungen der H&#246;he nach Fehler aufweist, sind nicht ersichtlich und auch nicht geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">211</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 1 und 155 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">212</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind. </p> <span class="absatzRechts">213</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,392
ovgnrw-1999-09-01-9-a-571598
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
9 A 5715/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-12T13:54:21
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0901.9A5715.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind Eigent&#252;mer des Grundst&#252;cks F. stra&#223;e 214 in G. , das an die st&#228;dtische Einrichtung der Entw&#228;sserung angeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Heranziehungsbescheid f&#252;r Grundbesitzabgaben vom 12. Januar 1996 zog der Beklagte die Kl&#228;ger f&#252;r das genannte Grundst&#252;ck und das Jahr 1996 unter anderem zu Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren heran; wegen der Berechnung der Geb&#252;hren im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Bescheides Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach erfolglosem Vorverfahren haben die Kl&#228;ger Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung haben sie im wesentlichen folgendes geltend gemacht: Die Ermittlung der Geb&#252;hrens&#228;tze versto&#223;e gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot. Nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen sei die in der Geb&#252;hrenkalkulation praktizierte Kombination von Abschreibung auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten und kalkulatorischen Zinsen auf der Grundlage von Anschaffungswerten i.V.m. einem Nominalzinssatz unzul&#228;ssig. Ob die Verteilung der Kosten f&#252;r die Beseitigung des Schmutzwassers einerseits und die Beseitigung des Niederschlagswassers andererseits sachgerecht erfolgt sei, sei zweifelhaft. Auch seien die Bedenken hinsichtlich der &#220;bernahme der ungepr&#252;ften Angaben der Geb&#252;hrenpflichtigen zur befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che nicht ausger&#228;umt. Der Begriff der "befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che" sei unbestimmt. Die Geb&#252;hrenbemessung lediglich nach der "befestigten" Fl&#228;che trage dem Differenzierungsgebot nicht gen&#252;gend Rechnung, da je nach Oberfl&#228;chenbelag der jeweilige Versiegelungsgrad und damit der prozentuale Anteil des abflie&#223;enden bzw. versickernden Niederschlagswassers h&#246;chst unterschiedlich sein k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">den Grundbesitzabgabenbescheid vom 12. Januar 1996 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 29. November 1996 hinsichtlich der Schmutz- und Niederschlagswassergeb&#252;hr aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Er hat die Auffassung vertreten, da&#223; die Geb&#252;hrens&#228;tze gem&#228;&#223; den insoweit geltenden rechtlichen Anforderungen kalkuliert worden seien und der auf dieser Grundlage erlassene Heranziehungsbescheid daher rechtm&#228;&#223;ig sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mit dem angefochtenen Urteil hat das Verwaltungsgericht der Klage wegen Versto&#223;es gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot stattgegeben. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, da&#223; die zur Anwendung gelangte Kalkulationsmethode der Kombination von Abschreibungen auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten i.V.m. einer kalkulatorischen Verzinsung mit einem Nominalzinssatz nach betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen unzul&#228;ssig sei. Dar&#252;ber hinaus sei der Ansatz der kalkulatorischen Zinsen &#252;berh&#246;ht, weil in dem der Verzinsung zugrundegelegten Anschaffungswert von 432.442.100,00 DM Kosten f&#252;r Anlagen im Bau in H&#246;he von 4.620.000,00 DM ber&#252;cksichtigt worden seien. Derartige Vorfinanzierungskosten d&#252;rften jedoch nicht in die Geb&#252;hrenkalkulation eingestellt werden. Des weiteren sei der Anschaffungswert teilweise durch R&#252;ckrechnung aus dem Wiederbeschaffungszeitwert ohne die insoweit erforderlichen Abschl&#228;ge ermittelt worden. Auch die zwischenzeitlich vorgelegte Betriebsabrechnung weise eine &#220;berdeckung aus. Wegen der weiteren Begr&#252;ndung im einzelnen wird auf den Inhalt des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Hiergegen richtet sich die zugelassene Berufung des Beklagten, zu dessen Begr&#252;ndung er im wesentlichen geltend macht, die angewandte Kalkulationsmethode entspreche den Vorgaben des Kommunalabgabengesetzes und der neueren Rechtsprechung des Berufungsgerichts. Die des weiteren beanstandeten Kostenans&#228;tze w&#252;rden insgesamt weniger als 3 % der zul&#228;ssigen Gesamtkosten ausmachen, so da&#223; allein deshalb die in der Geb&#252;hrensatzung festgelegten Geb&#252;hrens&#228;tze nicht unwirksam seien.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung wiederholen sie ihr Vorbringen aus dem erstinstanzlichen Verfahren und machen sich die Auffassung des Verwaltungsgerichts zu eigen. Erg&#228;nzend tragen sie vor, da&#223; in der bislang vom erkennenden Senat des Berufungsgerichts bei dem Ansatz der kalkulatorischen Kosten tolerierten doppelten Erfassung des Inflationsausgleichs ein Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 1, 19 Abs. 4 des Grundgesetzes f&#252;r die Bundesrepublik Deutschland (GG) sowie gegen das aus dem Rechtsstaatsprinzips abzuleitende &#196;quivalenzprinzip zu sehen sei. Der Beklagte werde des weiteren aufgefordert, anhand vorzulegender Unterlagen substantiiert darzulegen, da&#223; f&#252;r die prognostizierten Personalausgaben nur Personal Ber&#252;cksichtigung gefunden habe, was ausschlie&#223;lich im Bereich Abwasserbeseitigung t&#228;tig sei, und da&#223; auf mehreren Verwaltungssektoren t&#228;tiges Personal bei der Ermittlung der Kosten f&#252;r die Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren nur anteilig (sektoral) mit den entsprechenden Zeitanteilen Ber&#252;cksichtigung gefunden habe.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten im &#252;brigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der hierzu beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des Beklagten, auf das Lehrbuch von W&#246;he "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", 19. Auflage 1996, sowie auf weitere betriebswirtschaftliche Lehrb&#252;cher (Schmidt, Kostenrechnung, 1996; Mayer/Liess-mann/Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996; Steger, Kosten- und Leistungsrechnung, 1996; Hoitsch, Kosten- und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997; Kicherer, Kosten- und Leistungsrechnung, 1998; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten- und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998) Bezug genommen; die vorgenannten Verwaltungsvorg&#228;nge und sonstigen Unterlagen sind zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die zugelassene Berufung des Beklagten ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Grundbesitzabgabenbescheid des Beklagten vom 12. Januar 1996 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 29. Novem-ber 1996 ist rechtm&#228;&#223;ig und verletzt die Kl&#228;ger nicht in ihren Rechten (&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO), soweit darin f&#252;r das Jahr 1996 Entw&#228;sserungsgeb&#252;hren festgesetzt worden sind.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage der angefochtenen Geb&#252;hrenerhebung sind die &#167;&#167; 1 - 5, 7 - 10 der Entw&#228;sserungsgeb&#252;hrensatzung der Stadt G. vom 17. Dezember 1992 in der Fassung der 5. &#196;nderungssatzung vom 13. Dezember 1995 (EGS).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die genannten Bestimmungen sind formell g&#252;ltiges Satzungsrecht; sie sind, soweit hier von Belang, auch in materiell-rechtlicher Hinsicht nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dies gilt sowohl f&#252;r den in &#167; 3 EGS enthaltenen Frischwasserma&#223;stab als Geb&#252;hrenma&#223;stab zur Bemessung der Schmutzwassergeb&#252;hren als auch f&#252;r den in &#167; 4 EGS geregelten Ma&#223;stab der bebauten oder befestigten angeschlossenen Grundst&#252;cksfl&#228;che zur Bemessung der Niederschlagswassergeb&#252;hren. Beide Ma&#223;st&#228;be gen&#252;gen den nach &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 des Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 21. Oktober 1969, GV NRW S. 712, in der f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1996 geltenden Fassung des &#196;nderungsgesetzes vom 16. Dezember 1992, GV NRW S. 561 (KAG a.F.) an einen Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab zu stellenden Anforderungen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997 - 9 A 1921/95 -, NWVBl. 1997, 422, Urteil vom 24. Juni 1998 - 9 A 1924/98 -.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der in &#167; 3 Abs. 2 EGS im Rahmen des Frischwasserma&#223;stab enthaltene Grenzwert f&#252;r den Abzug von nachweislich nicht in die &#246;ffentliche Abwasseranlage gelangte Abwassermengen von 20 cbm ist mit h&#246;herrangigem Recht vereinbar.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auch f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1996 sind die durch den vorgenannten Grenzwert bedingten Ungleichbehandlungen innerhalb der Gruppen der Geb&#252;hrenpflichtigen durch den Grundsatz der Verwaltungspraktikabilit&#228;t gerechtfertigt, zumal die sich ergebenden Jahresbetr&#228;ge f&#252;r die Schmutzwasserbeseitigung mit 45,20 DM (Nichtverbandsmitglieder) und 24,20 DM (Verbands-mitglieder) nach wie vor im Bagatellbereich anzusiedeln sind. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der in &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 EGS verwandte Begriff der "befestig-ten Grundst&#252;cksfl&#228;che" ist hinreichend bestimmt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Definition in OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Den insoweit ge&#228;u&#223;erten - pauschalen - Bedenken schlie&#223;t sich der erkennende Senat nicht an. </p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Eine weitere Differenzierung in der Geb&#252;hrensatzung hinsichtlich der Art und Weise der jeweiligen Befestigung ist nicht geboten. Denn wenn - wie hier - der Satzungsgeber berechtigt ist, &#252;berhaupt einen Wahrscheinlichkeitsma&#223;stab zu w&#228;hlen, ist er in der Auswahl des Ma&#223;stabes weitgehend frei.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 18. M&#228;rz 1996 - 9 A 428/93 -.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Es gen&#252;gt dabei, da&#223; der von der Ma&#223;stabsregelung vorausgesetzte Zusammenhang zwischen Geb&#252;hrenbemessung und Art und Umfang der Inanspruchnahme denkbar und nicht offensichtlich unm&#246;glich ist. </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 25. August 1995 - 9 A 3907/93 -.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen gen&#252;gt der vom Satzungsgeber gew&#228;hlte Ma&#223;stab der "befestigten" Grundst&#252;cksfl&#228;che. Dieser ber&#252;cksichtigt zwar nur einen der f&#252;r das Ma&#223; der Inanspruchnahme aussagekr&#228;ftigen Parameter, n&#228;mlich die Befestigung als solche. Die damit verbundene Vernachl&#228;ssigung aller &#252;brigen Parameter, wie etwa der Verschmutzung des Niederschlagswassers, des jeweiligen Neigungswinkels und der Art der Befestigung und - damit verbunden - des Grades der Bodenverdichtung, ist jedoch gerechtfertigt. Denn im Rahmen der zul&#228;ssigen Pauschalierung kann davon ausgegangen werden, da&#223; bei der mit einer Befestigung verbundenen Verdichtung des Bodens das bei Regenf&#228;llen schlagartig auftretende Niederschlagswasser mangels ausreichender Versickerung oder Verdunstung zur Beseitigung abgeleitet werden mu&#223;, und da&#223; die Menge des abzuleitenden Wassers steigt, je gr&#246;&#223;er die befestigte Grundst&#252;cksfl&#228;che ist. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Da&#223; mit dem Begriff der "befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che" die unterschiedlichen Befestigungsmaterialien und -arten und das damit korrespondierende, differierende Ma&#223; der Oberfl&#228;chenverdichtung und - damit zusammenh&#228;ngend - die Menge des abgeleiteten Oberfl&#228;chenwassers nicht im einzelnen ber&#252;cksichtigt werden, liegt auf der Hand, aber auch im Rahmen des dem Ortsgesetzgeber bei der Ausgestaltung des Wahrscheinlichkeitsma&#223;stabes im Sinne des &#167; 6 Abs. 3 Satz 2 KAG a.F. zukommenden, weiten Ermessensspielraums. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkt daf&#252;r, da&#223; insoweit der im Rahmen des Art. 3 Abs. 1 GG zu beachtende Grundsatz der Typengerechtigkeit, </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">vgl. zum Grundsatz der Typengerechtigkeit und der in diesem Rahmen zur Anwendung gelangenden 10%-Regel etwa: BVerwG, Urteil vom 1. August 1986 - 8 C 112.84 -, David, Abgabenrecht, Nr. 63; OVG NRW, Urteil vom 15. April 1991 - 9 A 803/88 -, Urteil vom 25. April 1997 - 9 A 4821/95 -,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">verletzt ist, sind nicht vorgetragen und dr&#228;ngen sich dem Senat auch im &#252;brigen nicht auf. </p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Soweit aufgrund der Verwendung besonderer Befestigungsmaterialien das auf dem jeweiligen Grundst&#252;ck anfallende Niederschlagswasser insgesamt dort verbleibt, wird diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, da&#223; nach &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 EGS Niederschlagswassergeb&#252;hren nur insoweit erhoben werden, als von dem jeweiligen Grundst&#252;ck &#252;berhaupt Niederschlagswasser "in die &#246;ffentliche Abwasseranlage gelangt". </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Eine andere rechtliche Bewertung ist auch nicht deshalb geboten, weil in &#167; 4 Abs. 1 Satz 3 EGS bei begr&#252;nten Dachfl&#228;chen der durch die technische Ausstattung bedingten teilweisen Zur&#252;ckhaltung von Oberfl&#228;chenwasser durch einen Geb&#252;hrennachla&#223; Rechnung getragen wird. Dies beruht auf der im Rahmen einer pauschalierenden Betrachtung gewonnenen Erkenntnis, da&#223; eine ordnungsgem&#228;&#223; dimensionierte und ausgef&#252;hrte Dachfl&#228;chenbegr&#252;nung grunds&#228;tzlich geeignet ist, dauerhaft einen signifikanten Teil des bei Niederschl&#228;gen auftreffenden Oberfl&#228;chenwassers aufzunehmen, ohne ihn - auch nicht verz&#246;gert - abzuleiten. Demgegen&#252;ber konnte jedenfalls f&#252;r den Veranlagungszeitraum 1996 eine entsprechende Eignung anderer Materialien zur Oberfl&#228;chenbefestigung, insbesondere unter dem Aspekt der Gew&#228;hrleistung einer dauerhaften Absorption, nicht generell unterstellt werden. Denn anders als bei der Dachfl&#228;chenbegr&#252;nung kommt es zur Beurteilung der Absorptionsf&#228;higkeit nicht nur auf das zur Bodenbefestigung unmittelbar verwendete Material sondern auch auf die Art und Weise der jeweiligen Gr&#252;ndung im Einzelfall an, was der Annahme einer der Dachfl&#228;chenbegr&#252;nung entsprechenden generellen Eignung dieser Materialien zur Aufnahme von Niederschlagswasser von vornherein entgegensteht.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Auch die hier streitigen Geb&#252;hrens&#228;tze f&#252;r die Bemessung der Schmutzwasser- und Niederschlagswassergeb&#252;hren begegnen keinen durchgreifenden materiell- recht-lichen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Ein Versto&#223; gegen das Kosten&#252;berschreitungsverbot des &#167; 6 Abs. 1 Satz 3 KAG a.F. liegt im Ergebnis nicht vor. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Dies gilt zun&#228;chst in bezug auf die kalkulatorischen Kosten (Abschreibung und Zinsen). Ihre Ermittlung ist in methodischer Hinsicht nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts ist der Ansatz kalkulatorischer Zinsen auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten in Verbindung mit einem Nominalzins auch dann nach &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz i.V.m. &#167; 6 Abs. 1 KAG a.F. in der Geb&#252;hrenkalkulation zul&#228;ssig, wenn die kalkulatorischen Abschreibungen, wie hier teilweise, auf der Grundlage von Wiederbeschaffungszeitwerten berechnet werden.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dies entspricht nach wie vor betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 S&#228;tze 1 u. 2 KAG a.F. und der st&#228;ndigen Rechtsprechung des erkennenden Senats.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994 - 9 A 1248/92 -, GemH 1994, 233 m.w.N., zuletzt best&#228;tigt unter Bezugnahme auf das mittlerweile in der 19. Auflage erschienene betriebswirtschaftliche Standardwerk des anerkannten Betriebswirtschaftlers Prof. Dr. Dr. h.c. mult. W&#246;he, "Einf&#252;hrung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre", S. 1263, 1266: OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 1998 - 9 A 5709/97 -, StuGR 1998, 310.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Soweit das Verwaltungsgericht zu der Auffassung gelangt ist, da&#223; die Ausf&#252;hrungen in dem vorgenannten betriebswirtschaftlichen Lehrbuch zu den einzelnen kalkulatorischen Kosten, insbesondere Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwert und Nominalzinsen vom Anschaffungsrestwert, nur jeweils f&#252;r sich zu betrachten seien, ohne eine Aussage &#252;ber eine Kombination beider Rechenweisen zu treffen, fehlt es f&#252;r eine derartige einschr&#228;nkende Interpretation an konkreten Anhaltspunkten. Vielmehr enth&#228;lt das entsprechende Kapitel - bezeichnenderweise unter der &#220;berschrift "II. Die Betriebsabrechnung, 1. Die Kostenartenrechnung, b) Die Erfassung der wichtigsten Kostenarten, dd) Die kalkulatorischen Kostenarten" - unter den Gliederungspunkt "(1) Begriff und Aufgaben" eine Auflistung der wichtigsten in der Betriebswirtschaft anerkannten kalkulatorischen Kostenans&#228;tze (Die kalkulatorischen Abschreibungen, die kalkulatorischen Zinsen, der kalkulatorische Unternehmerlohn, die kalkulatorischen Wagniszuschl&#228;ge und die kalkulatorische Miete), die in den folgenden Gliederungspunkten (2) - (6) n&#228;her erl&#228;utert werden und in ihrer Gesamtheit gerade ohne jede wechselseitige Einschr&#228;nkung dem Zweck dienen sollen, die Genauigkeit der Kostenrechnung zu erh&#246;hen. </p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die isolierte, traditionelle Kostenbetrachtung im Rahmen betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze, wie sie im Ergebnis in der Rechtsprechung des erkennenden Senats zum Ausdruck kommt, ist auch nach neuesten Erkenntnissen (weiterhin) zul&#228;ssig, weil die damit verbundenen Kostenanschauungen in der Betriebswirtschaftslehre unver&#228;ndert mit beachtlichem wissenschaftlichen Gewicht vertreten werden "und in der Praxis sogar &#252;berragende Bedeutung haben."</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, Zur Interdependenz kalkulatorischer Kostenarten in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung, KStZ 1999, 61 (91); im &#252;brigen auch: Tettinger, Entgelte in der Entsorgungswirtschaft, NWVBl. 1996, 81 (84), sowie die in der Fachhochschul- und Universit&#228;tsausbildung verwendeten aktuellen Werke, wie z. B.: Schmidt, Kostenrechnung, 1996, S.61 ff. und 75 ff.; Mayer/Liess-mann/Mertens, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1996, S. 123 ff. und 130 ff.; Steger, Kosten- und Leistungsrechnung, 1996, S. 189 ff. und 219 ff.; Hoitsch, Kosten- und Erl&#246;srechnung, 2. Aufl. 1997, S. 233 ff.; Freidank, Kostenrechnung, 6. Aufl. 1997, S. 111 ff. und 125 ff.; Kicherer, Kosten- und Leistungsrechnung, 1998, S. 97 ff. und 106 ff.; Schweitzer/K&#252;pper, Systeme der Kosten- und Erl&#246;srechnung, 7. Aufl. 1998, S. 114 ff..</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der durch die st&#228;ndige Befassung mit der Materie vorhandenen und durch die vorzitierten betriebswirtschaftlichen Werke dem erkennenden Senat zus&#228;tzlich vermittelten Sachkunde war die Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens nach dem Amtsermittlungsgrundsatz nicht geboten. </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Entbehrlichkeit der Einholung eines Sachverst&#228;ndigengutachtens bei eigener Sachkunde des Gerichts etwa: BVerwG, Urteil vom 10. November 1983 - 3 C 56.82 -, BVerwGE 68, 177 (182), Beschl&#252;sse vom 19. November 1998 - 8 B 148.98 -, und vom 11. Februar 1999 - 9 B 381.98 -, InfAuslR 1999, 365.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Ein allgemeiner Wandel in den betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen dahingehend, da&#223; es im Veranlagungszeitraum (1995) allgemein bei Wirtschaftsbetrieben (und nicht nur bei Wirtschaftsbetrieben der &#246;ffentlichen Hand) nur noch zul&#228;ssig gewesen sein soll, eine kalkulatorische Nominalverzinsung auf der Grundlage von Anschaffungs(rest)werten ausschlie&#223;lich i.V.m. Abschreibungen auf Anschaffungswertbasis zu berechnen, ist damit entgegen der Meinung des Verwaltungsgerichts nicht eingetreten. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gawel, a.a.O., S. 94 f..</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Nicht gefolgt werden kann der Auffassung des Verwaltungsgerichts, die Definition des Begriffs der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze seitens des erkennenden Senats versto&#223;e gegen juristische Auslegungsgrunds&#228;tze und sei mit Art. 19 Abs. 4 GG nicht zu vereinbaren, weil eine gesetzliche Zielbestimmung bei der Auswahl der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze au&#223;er acht gelassen werde.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Vgl. das angefochtene Urteil, S. 7 UA, zugleich VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998 - 13 K 8767/96 -, GemH 1999, S. 18 ff. (19).</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Abgesehen davon, da&#223; der innere Zusammenhang der hier zu entscheidenden materiell-rechtlichen Fragen mit der vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten prozessualen Rechtsweggarantie des Art. 19 Abs. 4 GG jedenfalls nicht ohne weiteres erkennbar ist, trifft die Kritik auch in der Sache nicht zu. Die Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze i.S.d. &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. als beachtliche Lehrmeinungen, die f&#252;r allgemeine Wirtschaftsbetriebe und nicht f&#252;r Wirtschaftsbetriebe der &#246;ffentlichen Hand gelten, entspricht dem insoweit eindeutigen Willen des Gesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Der Landesgesetzgeber hat &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. gerade in Anerkennung der Regelungsdefizite der &#246;ffentlichen Haushaltswirtschaft in bezug auf die nach &#167; 4 Abs. 2 KAG a.F. erforderliche periodengerechte Kostenverteilung den in der Privatwirtschaft ma&#223;gebenden betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tzen bewu&#223;t den Vorrang einger&#228;umt, im &#252;brigen aber sogar ausdr&#252;cklich auf eine ersch&#246;pfende Regelung des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs aufgrund der in der Betriebswirtschaftslehre herrschenden Meinungsverschiedenheiten verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810 S. 34, 35.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die damit intendierte &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Privatwirtschaft unter bewu&#223;tem Verzicht auf eine umfassende normative Entscheidung zwischen divergierenden betriebswirtschaftlichen Auffassungen schlie&#223;t eine Verengung des zu ber&#252;cksichtigenden Kreises der beachtlichen betriebswirtschaftlichen Lehrmeinungen durch die Rechtsprechung grunds&#228;tzlich aus, es sei denn, dem Gesetz selbst sind - sei es durch Auslegung sei es durch ausdr&#252;ckliche Regelungen - bestimmte Festlegungen zu den ansatzf&#228;higen Kosten zu entnehmen. </p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Vorrang gesetzlicher Vorgaben etwa: OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Soweit es an solchen Vorgaben fehlt, beanspruchen s&#228;mtliche in der Betriebswirtschaft mit beachtlichem Gewicht vertretenen Lehrmeinungen &#252;ber &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. Rechtsgeltung und er&#246;ffnen der Gemeinde ein diesbez&#252;gliches Wahlrecht. </p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233 m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Es ist nicht Aufgabe der Verwaltungsgerichte zu entscheiden, welche insoweit zu ber&#252;cksichtigende betriebswirtschaftlich begr&#252;ndete Auffassung "richtig" ist.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Vgl. schon: OVG NRW, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., S. 117.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">In bezug auf die Ansatzf&#228;higkeit der kalkulatorischen Kosten sind finanzwirtschaftliche Festlegungen des Landesgesetzgebers, die eine Beschr&#228;nkung der zul&#228;ssigen Kalkulationsmethoden allein auf das vom Verwaltungsgericht alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachtete Anschaffungswert- oder Wiederbeschaffungswertmodell geb&#246;ten, nicht festzustellen. Im Gegenteil, eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers, wie sie sich in bezug auf die kalkulatorischen Kosten aus dem Gesetz selbst und den zur Auslegung heranzuziehenden Gesetzesmaterialien ergibt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Wie das Verwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt hat, hat der erkennende Senat in seinem Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., den Sinn und Zweck des Gesetzes dahingehend interpretiert, da&#223; die Gemeinden in die Lage versetzt werden sollen, die dem gemeindlichen Betrieb obliegende Aufgabenerf&#252;llung ohne Belastung des allgemeinen Verwaltungshaushalts auf Dauer dadurch sicherzustellen, da&#223; kostendeckende Geb&#252;hren erhoben werden. "Aus dieser Zielsetzung folgt, da&#223; nicht nur die mit dem Betrieb der Anlage verbundenen pagatorischen Ausgaben &#252;ber Geb&#252;hreneinnahmen erwirtschaftet werden m&#252;ssen, sondern auch ausreichende finanzielle Mittel f&#252;r die Ersatzbeschaffung der Anlage anzusammeln sind".</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Hieraus allerdings den Schlu&#223; zu ziehen, da&#223; danach die Gemeinde durch die Geb&#252;hreneinnahmen am Ende der Nutzungszeit wirtschaftlich so gestellt werden solle wie zu deren Beginn,</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">vgl. das angefochtene Urteil, S. 10 UA, zugleich VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 20, </p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">bzw. da&#223; der Gemeinde durch die in einen eigenen Betrieb get&#228;tigten Investitionen auf Dauer weder Nutzen entstehen noch ein solcher entzogen werden d&#252;rfe,</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 9. Oktober 1997 - 13 K 3766/95 -, NWVBl. 1998, 32 (33),</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">erweist sich als unzutreffend. Denn eine derartige Zielbestimmung widerspricht eindeutig der Intention des Landesgesetzgebers.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Hiernach sind entgegen der vom Verwaltungsgericht vertretenen Interdependenz der kalkulatorischen Kostenarten (Abschrei-bungen und Zinsen) die kalkulatorischen Zinsen einerseits und die kalkulatorischen Abschreibungen andererseits in ihrer jeweiligen finanzwirtschaftlichen Funktion zu trennen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Den kalkulatorischen Zinsen ist dabei gerade nicht eine unmittelbar auf die Substanzerhaltung der jeweiligen zur Leistungserbringung eingesetzten Anlage gerichtete Funktion zuzumessen; Zweck und innere Rechtfertigung der &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der kalkulatorischen Verzinsung ist vielmehr (und allein) die Gew&#228;hrleistung eines Ausgleichs f&#252;r die durch die Aufbringung des in der Anlage gebundenen Kapitals seitens der Gemeinde zu tragenden finanziellen Belastungen. </p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der Begr&#252;ndung der Landesregierung zum (zweiten) Entwurf eines Kommunalabgabengesetzes f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 9. Juli 1968 ist zu entnehmen, da&#223; die geb&#252;hrenrelevante Kapitalverzinsung sowohl das Fremdkapital als auch das Eigenkapital umfa&#223;t. Sie sei zusammengefa&#223;t worden, um einen einheitlichen Satz f&#252;r das gesamte Kapital (soweit es nicht nach dem letzten Halbsatz von der Verzinsung ausgeschlossen sei) zuzulassen. Dies erm&#246;gliche einen gleichm&#228;&#223;igen Geb&#252;hrensatz auch bei schwankender oder - wie bei Annuit&#228;tendarlehen - j&#228;hrlich abnehmender H&#246;he der Fremdkapitalzinsen. Es bleibe den Gemeinden aber freigestellt, den Fremdkapitalzins in voller H&#246;he (Hervorhebung durch den Senat) und im &#252;brigen einen angemessenen Eigenkapitalzins anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35, 36.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Der danach zugelassene Ansatz der Fremdkapitalzinsen in voller H&#246;he kennzeichnet eindeutig die Zielsetzung, &#252;ber die kalkulatorische Verzinsung des f&#252;r die jeweilige Investition aufgenommenen Fremdkapitals einen Ausgleich der tats&#228;chlichen finanziellen Zinsbelastung (Effektivzinsen, Nominalzinsen) der Gemeinde zu bewirken, ihr im Rahmen der Bestimmung des "angemessenen" Zinssatzes aber dar&#252;ber hinaus die M&#246;glichkeit zu er&#246;ffnen, von einer zeit- und kostenintensiven Erfassung schwankender tats&#228;chlicher Zinsbelastungen abzusehen und insoweit f&#252;r die Leistungsperiode einen an der tats&#228;chlichen Zinsbelastung ausgerichteten einheitlichen Zinssatz der Geb&#252;hrenkalkulation zugrundezulegen. </p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes galt nach der Vorstellung des Landesgesetzgebers auch f&#252;r die ebenfalls &#252;ber die Geb&#252;hren umzulegenden Kosten der Eigenkapitalverzinsung. Der Eigenkapitalzins - wie der Fremdkapitalzins Wertverzehr der Leistungserstellung - rechtfertige sich aus der Erw&#228;gung heraus, da&#223; der Benutzer einer kommunalen Einrichtung dem allgemeinen Steuerzahler, der die Einrichtung ganz oder teilweise finanziert habe, daf&#252;r einen Zins zu entrichten habe.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 36; im &#252;brigen auch: Protokoll Nr. 1246/69 des Kommunalpolitischen Ausschusses &#252;ber die 57. Sitzung vom 23. Mai 1969, S. 2 (Ausf&#252;hrungen zum &#196;nderungsvorschlag Nr. 29 der Vorlage 903).</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Dies beruht letztlich auf dem Gedanken, da&#223; das in der Anlage gebundene Eigenkapital der Gemeinde nicht zur Erf&#252;llung anderweitiger &#246;ffentlicher Aufgaben eingesetzt werden und daher an anderer Stelle zu Lasten des allgemeinen Haushalts keine Zinsertr&#228;ge erwirtschaften bzw. Zinsleistungen f&#252;r Fremdkapital ersparen kann.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983 - 8 B 117.82 -, KStZ 1984, 11; OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die somit nach dem Willen des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung des Eigenkapitals zukommende Ausgleichsfunktion zielt ihrer Natur nach ebenfalls auf die am Kapitalmarkt zu erlangenden tats&#228;chlichen Zinsen (Effektiv- bzw. Nominalzinsen) ab. Da&#223; w&#228;hrend des Gesetzgebungsverfahrens, insbesondere in bezug auf die Verzinsung des Eigenkapitals, ausschlie&#223;lich die tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen in den Blick genommen wurden, verdeutlicht etwa die Beratung des Kommunalpolitischen Ausschusses vom 23. Mai 1969. Im Lauf der Beratungen kam der &#196;nderungsvorschlag Nr. 31 der Vorlage 903 zur Sprache. Hierbei handelte es sich um die Anregung des Verbandes der Deutschen Gas- und Wasserwerke, wonach in dem Gesetz bestimmt werden solle, da&#223; das Eigenkapital zu einem Satz verzinst werde, der dem Kapitalmarktzins f&#252;r langfristige Anlagen entspreche. Dieser Anregung wurde mit der Begr&#252;ndung nicht entsprochen, da&#223; es nicht "den" Zins f&#252;r langfristige Anlagen gebe, "sondern es gebe unterschiedliche Zinss&#228;tze f&#252;r die verschiedenen Teilm&#228;rkte des Kapitalmarkts."</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 3.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die damit seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung zugedachte finanzwirtschaftliche Funktion eines Belastungsausgleichs f&#252;r das in der Anlage gebundene Kapital zugunsten der Fremkapitalgl&#228;ubiger und des allgemeinen Haushalts bietet keinen Anhaltspunkt, im Wege der Auslegung zu einer anderweitigen Zweckbestimmung der aus der kalkulatorischen Verzinsung erwirtschafteten Geb&#252;hrenbetr&#228;ge zu gelangen. </p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus hindert die Orientierung der kalkulatorischen Verzinsung an den tats&#228;chlichen Zinskonditionen des Kapitalmarkts die Annahme, der Landesgesetzgeber habe die Gemeinden verpflichten wollen, nunmehr zu ihren Lasten den Kapitalmarktzins auf einen sog. "Realzins" zu reduzieren und den insoweit noch offenen Belastungsausgleich anderweitig zu finanzieren.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Ersch&#246;pft sich damit die finanzwirtschaftliche Funktion der kalkulatorischen Verzinsung in der Gew&#228;hrleistung des Belastungsausgleichs, kommt allein der kalkulatorischen Abschreibung die Funktion zu, diejenigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften, die es der Gemeinde erm&#246;glichen, eine Ersatzbeschaffung/Wiederbeschaffung der Anlage zu finanzieren. Dementsprechend hat auch der erkennende Senat im Verfahren 9 A 1248/92 bei der Korrektur der Grundlage der kalkulatorischen Verzinsung in &#220;bereinstimmung mit den Ausf&#252;hrungen des seinerzeit beauftragten Sachverst&#228;ndigen nicht der kalkulatorischen Verzinsung die Funktion der Substanzerhaltung (der Anlage) beigemessen. "Dem Substanzerhaltungserfordernis werde schon durch die Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert - und damit innerhalb der zutreffenden Kostenart - Rechnung getragen".</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238. </p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die isolierte Betrachtung der beiden kalkulatorischen Kostenarten Abschreibung und Verzinsung gilt nach dem Willen des Landesgesetzgebers auch dann, wenn die Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorgenommen werden. Insoweit kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; - worauf das Berufungsgericht in st&#228;ndiger Rechtsprechung hingewiesen hat - der Landesgesetzgeber zugunsten der Gemeinden ausdr&#252;cklich die Wahlm&#246;glichkeit er&#246;ffnen wollte, Abschreibungen nach dem Wiederbeschaffungszeitwert vorzunehmen,</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">vgl.: OVG NRW, Urteil vom 21. Juni 1979 - II A 1628/77 -, MittNWStGB 1979, 334, Urteil vom 26. Februar 1982, a.a.O., Urteil vom 27. Oktober 1992 - 9 A 835/91 -, StuGR 1993, 313, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235,</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">ohne insoweit mit Blick auf die Funktion der kalkulatorischen Verzinsung und deren Orientierung an den tats&#228;chlichen Kapitalmarktkonditionen wechselseitige Einschr&#228;nkungen - etwa aus dem Verst&#228;ndnis der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze als einem &#252;bergreifenden Ordnungssystem - auch nur ansatzweise in Betracht zu ziehen. </p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Angesichts der divergierenden Funktionsbestimmungen der kalkulatorischen Verzinsung einerseits und der kalkulatorischen Abschreibung andererseits bestand hierf&#252;r auch kein Anla&#223;. Denn, wie der erkennende Senat bereits in seinem Urteil vom 5. August 1994 ausgef&#252;hrt hat, ergibt die Summe der Abschreibungen nach Wiederbeschaffungszeitwerten nicht den Wiederbeschaffungswert f&#252;r eine Anlage gleicher Art und G&#252;te,</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236; im &#252;brigen auch: W&#246;he, a.a.O., S. 1263 f&#252;r den Regelfall eintretender Preissteigerungen,</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">so da&#223; sich angesichts dieser strukturellen Deckungsl&#252;cke die Frage einer &#220;berdeckung und hieran ankn&#252;pfender Korrekturmechanismen f&#252;r den Landesgesetzgeber von vornherein nicht stellte. </p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Das gilt auch in Ansehung etwaiger Zinsgewinne, die mit den je nach Femdkapitalanteil mehr oder weniger verbleibenden Abschreibungserl&#246;sen erwirtschaftet werden k&#246;nnen. Denn mit dem R&#252;ckflu&#223; des Investivkapitals &#252;ber die Abschreibungen gehen die nach der Schuldtilgung &#252;brigen Abschreibungsbetr&#228;ge in das Eigenkapital der Gemeinde &#252;ber und stehen rechtlich dem allgemeinen Haushalt zur (freien) Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Hiervon abweichende rechtliche Bindungen sollten durch das Geb&#252;hrenrecht nicht begr&#252;ndet werden; insbesondere war nicht beabsichtigt, auf der Grundlage des &#167; 6 KAG a.F. die zur&#252;ckflie&#223;enden Abschreibungsbetr&#228;ge (und die hiermit etwa erwirtschafteten Zinsgewinne) allein dem Geb&#252;hrenhaushalt zuzuordnen, so da&#223; diese einer rentierlichen Nutzung zugunsten des allgemeinen Haushalts entzogen waren. Denn die betriebswirtschaftliche Aufgabe der Abschreibungen ersch&#246;pfte sich in der periodengerechten Verteilung der durch die Leistungserbringung und dem damit verbundenen Wertverzehr entstehenden gegenw&#228;rtigen Kosten der Gemeinde.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 34, 35 unter ausdr&#252;cklicher Bezugnahme auf Nds. OVG, Urteil vom 16. November 1967 - III OVG A 111/65 -, KStZ 1968, 77, wonach selbst die R&#252;cklagenbildung nicht zur Vorfinanzierung k&#252;nftiger Aufwendungen erfolgt, sondern bereits einen gegenw&#228;rtigen, n&#228;mlich den auf Abnutzung beruhenden Wertverzehr ber&#252;cksichtigt.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung auf die Funktion der Kostenverteilung folgt schon aus dem Umstand, da&#223; die Ansatzm&#246;glichkeit kalkulatorischer Kosten in der Kostenrechnung lediglich ein innerbetriebliches Instrument ist, um die durch den Betrieb bedingte Kostenbelastung m&#246;glichst zutreffend zu erfassen. Dabei m&#246;gen betriebswirtschaftliche Zielbestimmungen zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Art und Weise der Ermittlung der einzelnen kalkulatorischen Kosten f&#252;hren. Hierauf kommt es indes nicht an. Denn die verschiedenen innerbetrieblichen Zielbestimmungen begr&#252;nden keine rechtliche Verpflichtung der hiernach kalkulierenden Wirtschaftsbetriebe im Au&#223;enverh&#228;ltnis gegen&#252;ber ihren Abnehmern, die &#252;ber die Preise vereinnahmten Gelder nur der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verwenden. Soweit mit der jeweiligen Kostenkalkulation bestimmte Zielbestimmungen verbunden sind, schaffen die Betriebe, wenn sie ihre Preise entsprechend gestalten und auf dem Markt erzielen k&#246;nnen, lediglich die finanziellen M&#246;glichkeiten, der kalkulatorischen Zielbestimmung entsprechend zu verfahren. Nichts anderes gilt nach der Definition der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze, wie sie in der Rechtsprechung des Senats in &#220;bereinstimmung mit dem Willen des Landesgesetzgebers getroffen worden ist, auch f&#252;r die geb&#252;hrenkalkulierenden Betriebe der &#246;ffentlichen Hand. </p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die weitere Verwendung der eingenommenen Geb&#252;hrenbetr&#228;ge, etwa die schon im Gesetzgebungsverfahren diskutierte - fakultative - Zuf&#252;hrung der Abschreibungsbetr&#228;ge zu einer Erneuerungsr&#252;cklage nach der seinerzeit geltenden R&#252;cklagenverordnung, </p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">war daher von vornherein nicht Regelungsgegenstand der gemeindlichen Kostenrechnung und vollzieht sich danach au&#223;erhalb geb&#252;hrenrechtlicher Bindungen.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">A.A. VG K&#246;ln , Urteil vom 20. Oktober 1998 - 14 K 765 u.a. -, NWVBl. 1999, 228 (229 f.), unter Hinweis darauf, da&#223; die Abschreibungserl&#246;se mit dem Ziel vereinnahmt w&#252;rden, eine notwendige Erneuerung der Anlage zu finanzieren und daher nicht als Fremdmittel oder zu verzinsendes Eigenkapital behandelt werden k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Die beschr&#228;nkte Kostenverteilungsfunktion war und ist bei Abschreibungen nach dem Anschaffungs- bzw. nach dem Herstellungswert auch offenkundig, denn insoweit flie&#223;t &#252;ber die Abschreibungen - verteilt &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer - lediglich von der Gemeinde vorverauslagtes Kapital zum Nennwert an den Investor zur&#252;ck, nachdem der Geb&#252;hrenpflichtige durch die Leistungserbringung in den Genu&#223; seines Vorteils,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12,</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">gelangt und damit die Bilanz von Leistung und Gegenleistung innerhalb der Geb&#252;hrenperiode ausgeglichen ist. Ein unter dem Blickwinkel des Art. 3 Abs. 1 GG zwingender sachgerechter Grund, den schon aus der Leistungserbringung an sich resultierenden Vorteil des Geb&#252;hrenschuldners noch dadurch zu erweitern, da&#223; das Eigenkapital, das vor der jeweiligen Investition dem allgemeinen Haushalt der Gemeinde (frei) zur Verf&#252;gung gestanden hat, nach dem Durchlauf durch den Geb&#252;hrenhaushalt nunmehr f&#252;r alle Zukunft allein diesem zugeordnet und zu Lasten der Gemeinde dem allgemeinen Haushalt entzogen wird, ist nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Auf die reine Kostenverteilungsfunktion sind die Abschreibungen in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch dann begrenzt, wenn nach Wiederbeschaffungszeitwerten abgeschrieben wird. Denn hinsichtlich des Anteils, &#252;ber den der Anschaffungs- bzw. Herstellungswert erfa&#223;t wird, gilt das vorstehend Ausgef&#252;hrte. Soweit &#252;ber den Inflationsindex der Anlagenwert eine Aufwertung zum "Tageswert" erf&#228;hrt, die &#252;ber die Abschreibungsbetr&#228;ge zeitanteilig der Gemeinde zuflie&#223;t, handelt es sich der Sache nach um einen Bemessungsfaktor zur Bestimmung des Anteils der gegenw&#228;rtigen Nutzer an der Substanzerhaltung der im Veranlagungszeitraum zur Leistungserbringung aktuell eingesetzten Anlage. </p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985 - 8 B 11.84 -, KStZ 1985, 129.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Die Einbeziehung der aktuellen Nutzer in die Kostenverteilung auf der Basis des Tageswertes ist schon deshalb gerechtfertigt, weil der Wertverzehr an der aktuell eingesetzten Anlage im Rahmen der von der Gemeinde auf Dauer - &#252;ber die mutma&#223;liche Nutzungsdauer der einzelnen Anlage hinaus - zu gew&#228;hrleistenden Leistungserbringung die Notwendigkeit der inflationsbedingt teureren Ersatzinvestition zum Zweck der Substanzerhaltung (mit)begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Vgl. Stellungnahme des St&#228;dtetages vom 7. Oktober 1968, Zuschrift Nr. 801, S. 9, die als Stellungnahme der kommunalen Spitzenverb&#228;nde Eingang in die Beratungsvorlage Nr. 903 (&#196;nderungs-vorschlag Nr. 26 - fakultative Zulassung der Abschreibung von Wiederbeschaffungszeitwerten -) gefunden hat; diesem &#196;nderungsvorschlag wurde letztlich zugestimmt (vgl. u.a. die Ausschu&#223;protokolle 1126/69, S. 28, 1246/69, S. 2, und den Bericht des Kommunalpolitischen Ausschusses zur 2. Lesung LT-Drucks. 6/1493) und f&#252;hrte zur &#196;nderung des &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz des Regierungsentwurfs "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer und dem Anschaffungs- oder Herstellungsaufwand gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ..."in die schlie&#223;lich Gesetz gewordene Fassung "Dazu geh&#246;ren auch ... Abschreibungen, die nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer ... gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind, ... ."</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Damit erlangt der in dieser Weise ermittelte Betrag des anteiligen Wertverzehrs bereits in der aktuellen Geb&#252;hrenperiode den Charakter eines gegenw&#228;rtigen Kostenbetrages, </p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">vgl. auch BVerwG, Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130,</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">zu dessen Ausgleich die Abschreibungen &#252;ber die Geb&#252;hren umgelegt werden k&#246;nnen und sich in ihrer geb&#252;hrenrechtlichen Wirkung auch darin - wie in den sonstigen F&#228;llen des Kostenausgleichs - ersch&#246;pfen. Angesichts dessen bedarf es keiner weiteren Darlegung, da&#223; die haushaltsn&#252;tzige Verwendung der verbleibenden Abschreibungsbetr&#228;ge gegen&#252;ber den Geb&#252;hrenpflichtigen keinen Versto&#223; gegen den auch im &#246;ffentlichen Recht geltenden Grundsatz von Treu und Glauben (&#167; 242 BGB) in der Form des widerspr&#252;chlichen Verhaltens darstellt.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 230.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Der der Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten innewohnende Substanzerhaltungsgedanke (Prinzip der reproduktiven Substanzerhaltung) erfordert daher nur, da&#223; die Gemeinde entsprechend ihrer auf Dauer angelegten Pflicht zur Gew&#228;hrleistung der Leistungserbringung am Ende der Nutzungsdauer der Anlage die erforderlichen Haushaltsmittel f&#252;r eine Wiederbeschaffung bereitstellt.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">Dieser auf den periodengerechten Kostenausgleich beschr&#228;nkten und damit die weitere Verwendung der eingenommenen Betr&#228;ge nicht erfassenden Funktion sowohl der kalkulatorischen Zinsen als auch der Abschreibungen entspricht folgerichtig der weite gesetzliche Eigenkapitalbegriff (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F.) des Geb&#252;hrenrechts, der - bezogen auf die Abschreibungen - keinerlei inhaltlichen Beschr&#228;nkungen unterliegt und damit grunds&#228;tzlich jedes zur Leistungserbringung eingesetzte Kapital unabh&#228;ngig von seiner Herkunft erfa&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 27. Oktober 1992, a.a.O., Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 234.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Soweit von der kalkulatorischen Verzinsung der aus Zusch&#252;ssen und Beitr&#228;gen gebildete Eigenkapitalanteil ausgenommen worden ist, l&#228;&#223;t diese beschr&#228;nkte Ausnahme des 2. Halbsatzes des Absatzes 2 Satz 2 des &#167; 6 KAG a.F. im rechtssystematischen Zusammenhang mit dem 1. Halbsatz besonders deutlich erkennen, da&#223; das Eigenkapital der Gemeinde im &#252;brigen unabh&#228;ngig von der Herkunft der einzelnen Einnahmen generell der Verzinsung unterliegt. Best&#228;tigt wird diese Auffassung dadurch, da&#223; der Landesgesetzgeber etwa die kalkulatorische Verzinsung als Instrument der St&#228;rkung der Einnahmesituation der Gemeinden - nicht des Geb&#252;hrenhaushalts - ansah. Dies "habe den Sinn, der Finanzkraft der Gemeinde eine Expansion aus sich heraus zu erm&#246;glichen. </p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1246/69, S. 2.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Dem finanzwirtschaftlichen Ziel der Gew&#228;hrleistung oder sogar der Steigerung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinden diente dar&#252;ber hinaus auch und gerade die Zulassung der Abschreibung vom Wiederbeschaffungszeitwert.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausschu&#223;prot. Nr. 1126/69, S. 28.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Diese nicht zuletzt in den Materialien zum Ausdruck kommende Zielsetzung kann daher bei der Frage nach dem Sinn und Zweck der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation und damit zusammenh&#228;ngend bei der Frage nach einer hieraus zu bestimmenden Kostenobergrenze nicht unber&#252;cksichtigt bleiben. Sie l&#228;&#223;t die vom Verwaltungsgericht abgeleitete Zielvorgabe - die Gemeinde d&#252;rfe sich nach Ablauf der Nutzungsdauer wirtschaftlich nicht besser stehen als vor der Investition - schon als im Ansatz unzutreffend erkennen.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Der Einsatz von Abschreibungserl&#246;sen f&#252;r eine Wiederbeschaffung f&#252;hrt zwar im Ergebnis dazu, da&#223; mit der Aufwendung dieses Kapitals und seiner Bindung in einer neuen Anlage dessen kalkulatorische Verzinsung zu Lasten des Geb&#252;hrenpflichtigen er&#246;ffnet wird. Die Erwirtschaftung von Abschreibungserl&#246;sen (nach Abzug etwaiger Tilgungsleistungen) &#228;ndert jedoch nichts an dem Umstand, da&#223; diese, wie oben dargelegt, lediglich dem Ausgleich der in den vergangenen Leistungsperioden durch die Leistungserbringung verursachten Kosten dienen. Die &#252;ber die Abschreibungen zur&#252;ckgeflossenen Finanzmittel sind daher wie die vorher f&#252;r die jeweilige Investition bereitgestellten Mittel Kapital der Gemeinde. Insbesondere handelt es sich nicht um Kapital des Geb&#252;hrenschuldners. Im Falle der Aufwendung dieses Kapitals f&#252;r die Wiederbeschaffung steht es anderen rentierlichen Zwecken zu Lasten des allgemeinen Haushalts nicht mehr zur Verf&#252;gung. Damit greift die seitens des Landesgesetzgebers der kalkulatorischen Verzinsung beigemessene finanzwirtschaftliche Funktion des Belastungsausgleichs ein. </p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts K&#246;ln l&#228;&#223;t sich aus dem Beschlu&#223; des Bundesverwaltungsgerichts vom 19. September 1983, a.a.O., S. 12, eine Zuordnung der &#252;ber die Abschreibungen erwirtschafteten Finanzmittel ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt nicht begr&#252;nden. Soweit das Bundesverwaltungsgericht in dem genannten Beschlu&#223; ausf&#252;hrt, da&#223;, soweit die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer mit dem Entw&#228;sserungsbeitrag oder auf andere Weise zu dem Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage beigetragen h&#228;tten, der Ausgleich &#252;ber die Eigenkapitalverzinsung seine Grenze finde und Eigenkapitalzinsen deshalb sachgerecht nur von dem Herstellungs- bzw. Anschaffungsaufwand berechnet werden d&#252;rften, der um das Aufkommen aus Entw&#228;sserungsbeitr&#228;gen und diesen gleichstehenden Leistungen der Benutzer vermindert worden sei, sind mit den "gleichstehenden Leistungen" jedenfalls nicht die erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge gemeint. Denn mit den vereinnahmten Abschreibungsbetr&#228;gen erfolgt, wie oben dargelegt, lediglich der Kostenausgleich f&#252;r die mit der Benutzung einhergehende Abnutzung der aktuell eingesetzten Anlage, ohne da&#223; damit eine Beteiligung an dem Herstellungsaufwand f&#252;r die Wiederbeschaffung verbunden ist. Soweit sich die Grundst&#252;ckseigent&#252;mer &#252;ber die von ihnen gezahlten Abschreibungen mittelbar an dem Finanzierungsaufwand f&#252;r die bestehende Anlage beteiligen, wird diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, da&#223; nur der um die Abschreibungen verminderte Anschaffungswert (Anschaffungsrestwert) der kalkulatorischen Verzinsung unterliegt und damit eine Verzinsung der jeweiligen "Beteili-gungsrate" ausgeschlossen ist. Im &#252;brigen, d.h. im Hinblick auf Beitr&#228;ge (und Zusch&#252;sse), gew&#228;hrleistet &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F., da&#223; das insoweit aufgebrachte Kapital als Beitrag zum Aufwand f&#252;r die Herstellung oder Erweiterung der Entw&#228;sserungsanlage i.S.d. oben genannten Beschlusses des Bundesverwaltungsgerichts von der Verzinsung ausgenommen wird.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die Zuordnung der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge zum Geb&#252;hrenhaushalt ergibt sich auch nicht aus dem gemeindlichen Haushaltsrecht, dessen Grundsatz der Gesamtdeckung (&#167; 16 der Gemeindehaushaltsverordnung - GemHVO -) einer gesonderten rechtlichen Zuordnung der eingenommenen Abschreibungsbetr&#228;ge ausschlie&#223;lich zum Geb&#252;hrenhaushalt gerade entgegensteht. Eine rechtliche Verpflichtung i.S.d. &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 GemHVO, diese Einnahmen auf die Verwendung f&#252;r die Wiederbeschaffung zu beschr&#228;nken und sie damit der Gesamtdeckung zu entziehen, besteht nicht; insbesondere ergibt sich eine solche rechtliche Verpflichtung, wie oben dargelegt, nicht aus dem Geb&#252;hrenrecht. Soweit das Verwaltungsgericht K&#246;ln darauf abhebt, da&#223; &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 GemHVO eine Zweckbindung von Einnahmen erm&#246;gliche,</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229 f., </p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">mag dies zutreffend sein, ohne da&#223; es insoweit einer Entscheidung bedarf. Denn mit der fakultativen haushaltsrechtlichen Zweckbindung begibt sich die Gemeinde lediglich vorweg der M&#246;glichkeit, die Geb&#252;hreneinnahmen noch anderweitig haushaltsn&#252;tzig zu verwenden. Diese Zweckbindung ist in ihren geb&#252;hrenrechtlichen Wirkungen aber nicht anders zu bewerten als die Zurverf&#252;gungstellung der entsprechenden Geb&#252;hrenbetr&#228;ge aus allgemeinen Haushaltsmitteln erst unmittelbar vor der jeweiligen Investition. In dem einen wie in dem anderen Fall werden dem allgemeinen Haushalt Finanzmittel entzogen und tr&#228;gt allein die Gemeinde die finanzielle Belastung, die dadurch entsteht, da&#223; das investierte Kapital nicht mehr zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet werden kann. Abgesehen davon schlie&#223;t selbst ein wirksamer Haushaltsvermerk &#252;ber die Zweckbindung nicht aus, da&#223; die Ausgaben, auf deren Deckung die zweckgebundenen Einnahmen beschr&#228;nkt sind, daneben nicht auch aus allgemeinen Deckungsmitteln gedeckt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Vgl. Scheel/Steup/Schneider/Lienen, Gemeindehaushaltsrecht Nordrhein- Westfalen, 5. Aufl. 1997, Rdnr. 1 zu &#167; 17 GemHVO.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Soweit zur Begr&#252;ndung des Ausschlusses der erwirtschafteten Abschreibungsbetr&#228;ge von der kalkulatorischen Verzinsung auf das Urteil des Senats vom 27. Oktober 1992 - 9 A 835/91 -, a.a.O., S. 101, und die darin verwendete Formulierung der "vor&#252;bergehenden Verausgabung" verwiesen wird, </p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">vgl. VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 229,</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">geht dies fehl. Denn die in dem genannten Urteil des Senats f&#252;r zul&#228;ssig gehaltene "vor&#252;bergehende Verausgabung" von Abschreibungsbetr&#228;gen zugunsten des allgemeinen Haushalts bezog sich ersichtlich auf die haushaltsn&#252;tzige Verwendung dieser Betr&#228;ge bis zur Wiederbeschaffung und besagt deshalb noch nichts &#252;ber deren Behandlung bei der Ermittlung der kalkulatorischen Verzinsung nach diesem Zeitpunkt.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Soweit danach &#252;ber die Geb&#252;hren vereinnahmte Abschreibungsbetr&#228;ge zugunsten des allgemeinen Haushalts verwendet worden sind, mag dies zu faktischen Benachteiligungen f&#252;hren, </p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 236 f.,</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">ein Versto&#223; gegen &#167; 6 Abs. 2 KAG a.F. bzw. ein widerrechtliches Verhalten ist darin nicht zu sehen.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der dargelegten unterschiedlichen finanzwirtschaftlichen Zielsetzungen der kalkulatorischen Kostenarten erledigt sich auch der - wiederholte - Hinweis des Verwaltungsgerichts auf den Umstand, da&#223; eine Geb&#252;hrenkalkulation auf der Grundlage der Rechtsprechung des erkennenden Senats gegen&#252;ber den von ihm, dem Verwaltungsgericht, alternativ f&#252;r zul&#228;ssig erachteten Kalkulationsmodellen zu einem "erh&#246;hten Kapitalendwert" bzw. zu einer "&#220;berdeckung" oder einer "doppelten" Verrechnung der Geldentwertungsrate f&#252;hre. </p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks">Vgl. das hier angefochtene Urteil des VG Gelsenkirchen, S. 12 UA, zugleich Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S 20 f., VG Gelsenkirchen, Urteil vom 9. Oktober 1997, a.a.O., S 34.</p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Dies ist die Folge dieser unterschiedlichen Zweckbestimmungen, mithin systemimmanent und mit Blick auf die beabsichtigte St&#228;rkung der Eigenkapitalausstattung der Gemeinde auch gewollt.</p> <span class="absatzRechts">140</span><p class="absatzLinks">Die insoweit vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten und in &#167; 6 Abs. 2 Satz 1 KAG a.F. statuierten betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze verm&#246;gen an der finanzwirtschaftlichen Funktions- und Zweckbestimmung der kalkulatorischen Kostenarten nichts zu &#228;ndern. Denn anders als das Verwaltungsgericht meint, hat der Landesgesetzgeber selbst die &#220;bernahme betriebswirtschaftlicher Grunds&#228;tze der Kostenrechnung nicht als &#220;bertragung (materieller) kaufm&#228;nnischer Zielsetzungen in die &#246;ffentliche Haushaltswirtschaft verstanden; vielmehr sei die Methode der betriebswirtschaftlichen Kostenberechnung lediglich ein "Instrument zur optimalen Erreichung finanzwirtschaftlicher Zwecke", </p> <span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 35,</p> <span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">um den Anforderungen des Periodenprinzips gerecht zu werden und die mit der "einfachen Einnahmen-Ausgabenrechnung" allein nicht zu l&#246;sende Verteilung der Ausgaben "entsprechend dem Verbrauch der durch sie beschafften G&#252;ter auf die einzelnen Nutzungsperioden" zu gew&#228;hrleisten.</p> <span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">Vgl. LT-Drucks. 6/810, S. 34.</p> <span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Verwaltungsgerichts, in bezug auf den Ausschlu&#223; der "Abschreibungen unter Null" weiche die Rechtsprechung des erkennenden Senats selbst von dem im Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 233, n&#228;her erl&#228;uterten Begriff der betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze ab,</p> <span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">vgl. das angefochtene Urteil, S. 9 UA, zugleich VG Gelsenkirchen, Urteil vom 5. November 1998, a.a.O., S. 19,</p> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">greift nicht durch. Wie bereits ausgef&#252;hrt, ist auf die betriebswirtschaftlichen Grunds&#228;tze nur abzustellen, soweit das Gesetz keine eigenst&#228;ndige Regelung trifft. Eine solche Regelung hat der erkennende Senat aber &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F. entnommen, wonach die Abschreibungen nach der mutma&#223;lichen Nutzungsdauer gleichm&#228;&#223;ig zu bemessen sind. Ein R&#252;ckgriff auf davon abweichende betriebswirtschaftliche Grunds&#228;tze scheidet danach aus. </p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Da&#223; vor diesem Hintergrund die vom Verwaltungsgericht angef&#252;hrten Kalkulationsgrunds&#228;tze aus anderen Rechtsgebieten, wie etwa aus dem Handels-, dem Steuer- und dem Preispr&#252;fungsrecht - die im &#252;brigen jeweils eigenen finanzpolitischen Zielvorgaben folgen -,</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">vgl. die unterschiedlichen Zielsetzungen in der Handels- und Steuerbilanz einerseits und in der Kostenrechnung andererseits: W&#246;he, a.a.O., S. 1263,</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">f&#252;r die Bestimmung des Sinns und Zwecks der gemeindlichen Geb&#252;hrenkalkulation unbeachtlich sind, bedarf keiner n&#228;heren Erl&#228;uterung.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Die Abschreibung nach Wiederbeschaffungszeitwerten in Verbindung mit einer Verzinsung des aufgewandten Kapitals auf der Grundlage von Anschaffungs- (rest)werten mit einem Nominalzins f&#252;hrt weder zu einer Verletzung des &#196;quivalenzprinzips,</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 235,</p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">noch zu einem Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Soweit ein solcher Versto&#223; wegen einer Ungleichbehandlung der Geb&#252;hrenpflichtigen gegen&#252;ber der Allgemeinheit angenommen wird,</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa VG K&#246;ln, Urteil vom 20. Oktober 1998, a.a.O., S. 228 f.,</p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">wird &#252;bersehen, da&#223; Art. 3 Abs. 1 GG dem Geb&#252;hrengesetzgeber bei der Aufstellung der Geb&#252;hrens&#228;tze einen weiten Entscheidungsspielraum bel&#228;&#223;t. Art. 3 Abs. 1 GG fordert in dem hier zu beurteilenden Zusammenhang nur, da&#223; sich "die Verkn&#252;pfung zwischen den Kosten der Staatsleistung und den daf&#252;r auferlegten Geb&#252;hren nicht in einer Weise gestaltet, die, bezogen auf den Zweck der g&#228;nzlichen oder teilweisen Kostendeckung, sich unter keinem vern&#252;nftigen Gesichtspunkt als sachgerecht erweist".</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 6. Februar 1979 - 2 BvL 5/76-, BVerfGE 50, 217 (227); BVerwG, Beschlu&#223; vom 19. September 1983, a.a.O., Beschlu&#223; vom 25. M&#228;rz 1985, a.a.O., S. 130.</p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Insoweit ist in die Bewertung der Umstand einzustellen, da&#223; die Geb&#252;hrenpflichtigen der Gemeinde gegen&#252;ber - anders als die Steuerzahler - in einem besonderen Leistungs- und Gegenleistungsverh&#228;ltnis stehen (&#167; 4 Abs. 2 KAG a.F.) und aus der Leistungserbringung seitens der Gemeinde einen besonderen Vorteil erlangen (&#167; 6 Abs. 1 Satz 1 KAG a.F.), der es sachlich grunds&#228;tzlich rechtfertigt, die Geb&#252;hrenpflichtigen finanziell st&#228;rker zu belasten als den Steuerzahler. </p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks">Auch die Ans&#228;tze der kalkulatorischen Kosten im einzelnen ergeben, soweit der vorliegende Fall Anla&#223; zur &#220;berpr&#252;fung gebietet, zu durchgreifenden rechtlichen Bedenken keinen Anla&#223;.</p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Sie haben auf der Grundlage der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung 1996 und der in zul&#228;ssiger Weise nachgereichten,</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Zul&#228;ssigkeit des Nachschiebens von Betriebsabrechnungen und sonstigen Nachberechnungen: OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 239 sowie etwa OVG NRW, Urteil vom 19. September 1997, a.a.O., </p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Nachberechnung Bestand.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die in der Nachberechnung nunmehr mit 11.388.500,00 DM ausgewiesenen kalkulatorischen Abschreibungen sind, wie oben dargelegt, in methodischer Hinsicht in zul&#228;ssiger Weise nach dem Wiederbeschaffungszeitwert berechnet worden. Die zur Anwendung gelangten Abschreibungss&#228;tze von 1,5 % (f&#252;r vor 1962 hergestellte Kan&#228;le) und 1,0 % (f&#252;r ab 1962 hergestellte Kan&#228;le) hat der Senat ebenso f&#252;r zul&#228;ssig erachtet, wie die Einbeziehung von anlagenbezogenen Eigenleistungen in die Ermittlungen des Wiederbeschaffungszeitwertes. Diese waren bislang lediglich f&#252;r den Zeitpunkt ab 1987 ber&#252;cksichtigt worden, sind in der Nachberechnung nunmehr zu Recht auf den Zeitraum bis 1986 einschlie&#223;lich in Ansatz gebracht worden. Methodische Fehler bei der nachtr&#228;glichen Einbeziehung dieser Kosten sind nicht ersichtlich; insbesondere ist der neu ber&#252;cksichtigte Anteil der Ingenieureigenleistung von 5 % lediglich auf den Wiederbeschaffungszeitwert bis 1986 einschlie&#223;lich bezogen worden. Die H&#246;he des insoweit zur Anwendung gelangten Prozentsatzes von 5 % ist nicht zu beanstanden; </p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">vgl. zum Ganzen: OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997, a.a.O., Urteil vom 24. Juni 1998, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">163</span><p class="absatzLinks">Gegenteiliges ist nicht geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">164</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber war die Berechnung der kalkulatorischen Zinsen in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung (21.441.700,00 DM) fehlerhaft, da in unzul&#228;ssiger Weise Zinsen f&#252;r "Anlagen im Bau" von 275.800,00 DM ber&#252;cksichtigt worden sind, dar&#252;ber hinaus der bei der Ermittlung des Anschaffungswertes im Fall der R&#252;ckrechnung grunds&#228;tzlich erforderliche Abschlag, </p> <span class="absatzRechts">165</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997, a.a.O.,</p> <span class="absatzRechts">166</span><p class="absatzLinks">unterblieben und das Abzugskapital nach der unzul&#228;ssigen Prozentmethode,</p> <span class="absatzRechts">167</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 18. Juni 1997 - 9 A 2933/95 -, StuGR 1998, 306, </p> <span class="absatzRechts">168</span><p class="absatzLinks">berechnet worden ist. Mit der vorliegenden Nachberechnung sind diese Fehler jedoch beseitigt worden. "Anlagen im Bau" sind in der Berechnung des Anschaffungswertes nicht mehr enthalten. </p> <span class="absatzRechts">169</span><p class="absatzLinks">F&#252;r den 31. Dezember 1995/1. Januar 1996 ergibt sich auf der Grundlage der Ist- Kosten-Rechnung ein Anschaffungswert des Entw&#228;sserungsnetzes von 425.990.559,00 DM, </p> <span class="absatzRechts">170</span><p class="absatzLinks">vgl. zum identischen Wert: OVG NRW, Urteil vom 24. Juni 1998, a.a.O., S. 23 UA,</p> <span class="absatzRechts">171</span><p class="absatzLinks">der aufgrund der Zug&#228;nge im Jahr 1996 (8.430.028,00 DM) unter gleichzeitiger Ber&#252;cksichtigung der Abg&#228;nge (568.716,00 DM) auf 433.851.871,00 DM zu erh&#246;hen ist. Abz&#252;glich der Gesamtsumme der nicht indexierten Abschreibungen (124.320.424,00 DM) errechnet sich ein Restbuchwert zum 31. Dezember 1996 von 309.531.447,00 DM. Dieser Wert ist niedriger als der mit 310.020.400,00 DM (ohne die Anlagen im Bau) in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung veranschlagte Anschaffungsrestwert und soll daher - zugunsten der Geb&#252;hrenpflichtigen - der weiteren Berechnung zugrundegelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">172</span><p class="absatzLinks">Der genannte Betrag ist um die Ingenieureigenleistungen f&#252;r den Zeitraum bis 1986 in H&#246;he von 12.594.109,00 DM einschlie&#223;lich,</p> <span class="absatzRechts">173</span><p class="absatzLinks">vgl. die Ermittlung in: OVG NRW, Urteil vom 24. Juni 1998, a.a.O., S. 23 UA,</p> <span class="absatzRechts">174</span><p class="absatzLinks">auf 322.125.556,00 DM zu erh&#246;hen. Abz&#252;glich des f&#252;r den Zeitraum der R&#252;ckrechnung bis 1990 einschlie&#223;lich anzusetzenden Abschlags von 8,44 % (24.679.113,00 DM),</p> <span class="absatzRechts">175</span><p class="absatzLinks">vgl. die Ermittlung in: OVG NRW, Urteil vom 24. Juni 1998, a.a.O., S. 23 UA,</p> <span class="absatzRechts">176</span><p class="absatzLinks">verbleibt ein Anschaffungsrestbuchwert von 297.446.443,00 DM. </p> <span class="absatzRechts">177</span><p class="absatzLinks">Hiervon ist gem&#228;&#223; &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 2. Halbsatz KAG a.F. der noch nicht abgeschriebene Teil des Abzugskapitals abzuziehen. </p> <span class="absatzRechts">178</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997, a.a.O..</p> <span class="absatzRechts">179</span><p class="absatzLinks">Nach der Neuberechnung des Beklagten, die nicht mehr nach der Prozentmethode vorgenommen worden ist und der Berechnung des Senats im Verfahren 9 A 1921/95 entspricht, ergibt sich ein Betrag von 40.958.712,00 DM. Ausgehend von einem hieraus zu ermittelnden Restbuchwert von 256.487.731,00 DM errechnet sich unter Anwendung eines - wie oben dargelegt - zul&#228;ssigen Nominalzinssatzes von 8 % ein Zinsbetrag von rund 20.519.018,00 DM. Zuz&#252;glich der veranschlagten Zinsen f&#252;r Ger&#228;te im Geb&#252;hrenbereich in H&#246;he von 15.100,00 DM ergibt sich danach ein Zinsbetrag von insgesamt 20.534.118,00 DM.</p> <span class="absatzRechts">180</span><p class="absatzLinks">Der in Ansatz gebrachte Zinssatz von 8 % entspricht der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats. </p> <span class="absatzRechts">181</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 5. August 1994, a.a.O., S. 238.</p> <span class="absatzRechts">182</span><p class="absatzLinks">Eine Verpflichtung, diesen Zinssatz im Rahmen der Kostenprognose und der der Gemeinde zum Zweck der Gew&#228;hrleistung einer "angemessenen Verzinsung" (&#167; 6 Abs. 2 Satz 2 1. Halbsatz KAG a.F.) er&#246;ffneten Befugnis zur Bestimmung eines einheitlichen Zinssatzes zu reduzieren, bestand nicht. Der Ansatz von 8 % bewegt sich noch innerhalb des hierdurch er&#246;ffneten Prognose- und Ermessensspielraums; insbesondere erweist er sich nicht als willk&#252;rlich. Angesichts der im vorzitierten Verfahren erfolgten Ermittlung des Zinssatzes auf der Grundlage des langfristigen Durchschnittszinssatzes f&#252;r die Jahre 1952 bis 1992 konnte davon ausgegangen werden, da&#223; die - kurzfristige - Zinsentwicklung der Jahre 1993 bis einschlie&#223;lich 1996 eine langfristig niedrigere Tendenz des ma&#223;gebenden Durchschnittszinssatzes nicht vermittelte und daher bei der Bestimmung des ansatzf&#228;higen Zinssatzes au&#223;er Betracht bleiben konnte.</p> <span class="absatzRechts">183</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich sind die in der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung 1996 aufgef&#252;hrten Personalkosten i.H.v. 2.038.000,00 DM ebenso wie die "ZVA-Kosten" entsprechend der Rechtsprechung des erkennenden Senats,</p> <span class="absatzRechts">184</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteil vom 24. Juli 1995 - 9 A 2251/93 -, StuGR 1995, 486, </p> <span class="absatzRechts">185</span><p class="absatzLinks">um die anlagenbezogenen Eigenleistungen bereinigt worden. </p> <span class="absatzRechts">186</span><p class="absatzLinks">Konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; in den veranschlagten Personalkosten Kosten f&#252;r Mitarbeiter enthalten sind, die nach der Prognose im Veranlagungszeitraum 1996 nicht f&#252;r die gemeindliche Einrichtung Abwasserbeseitigung t&#228;tig werden sollten, oder da&#223; etwa die anteiligen Kosten der Querschnitts&#228;mter der H&#246;he nach fehlerhaft veranschlagt worden sind, sind nicht ersichtlich. Der veranschlagte Betrag ist auch der H&#246;he nach nicht geeignet, den erkennenden Senat im Rahmen des Amtsermittlungsgrundsatzes zu weitergehenden Sachverhaltsermittlungen zu veranlassen. Er bewegt sich nach der aus einer Vielzahl von Verfahren gewonnenen Erfahrung des erkennenden Senats in einem f&#252;r geb&#252;hrenkalkulierende Einrichtungen der Abwasserbeseitigung &#252;blichen Rahmen. Der Personalkostenansatz l&#228;&#223;t auch im Verh&#228;ltnis zu den veranschlagten Gesamtkosten von 72.112.646,00 DM (rund 2,8 %) nicht einmal ansatzweise ein signifikantes Ungleichgewicht erkennen, das auf die unzul&#228;ssige Einbeziehung betriebsfremder Kosten hindeuten k&#246;nnte. </p> <span class="absatzRechts">187</span><p class="absatzLinks">Insgesamt errechnen sich unter Ber&#252;cksichtigung der &#252;brigen unstreitigen Kosten der Geb&#252;hrenbedarfsberechnung 1996 ohne die Kosten f&#252;r die Fortf&#252;hrung des Kanalkatasters (35.000,00 DM) Gesamtkosten in H&#246;he von 71.665.164,00 DM. Der sich gegen&#252;ber dem veranschlagten Geb&#252;hrenaufkommen von 72.112.646,00 DM ergebende Differenzbetrag (447.482,00 DM) liegt selbst unter Zugrundelegung des niedrigeren Anschaffungsrestwertes aus der Ist-Kosten-Rechnung mit rund 0,6 % vom gerechtfertigten Kostenansatz deutlich unterhalb der Bagatellgrenze von 3 %. Die Geb&#252;hrens&#228;tze haben danach auch ohne eine Entscheidung dar&#252;ber, ob Kosten der Fortf&#252;hrung des Kanalkatasters nur abgeschrieben oder aber in voller H&#246;he im Zeitpunkt der Zahlung angesetzt werden k&#246;nnen, Bestand.</p> <span class="absatzRechts">188</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Tendenz, derartige Kosten als nicht abschreibungsf&#228;hig, sondern als im Zeitpunkt der Zahlung ansatzf&#228;hig anzusehen: OVG NRW, Urteil vom 24. Juni 1998, a.a.O., S. 24 UA.</p> <span class="absatzRechts">189</span><p class="absatzLinks">Auch die Ermittlung des Schl&#252;ssels f&#252;r die Verteilung der Kosten auf die Sparten Schmutzwasser (58 %) und Niederschlagswasser (42 %) in dem der Geb&#252;hrenberechnung zugrundeliegenden Gutachten vom 18. August 1995 keinen durchgreifenden Bedenken. Das Ausgangsgutachten vom 24. Juli 1992 ist bereits vom erkennenden Senat &#252;berpr&#252;ft und insbesondere von der Methodik her f&#252;r beanstandungsfrei erachtet worden.</p> <span class="absatzRechts">190</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997 a.a.O.. </p> <span class="absatzRechts">191</span><p class="absatzLinks">Die nun vorliegende, an die aktuellen Verh&#228;ltnisse angepa&#223;te Neubewertung vom 18. August 1995 ist auf der Grundlage der insoweit best&#228;tigten methodischen Ans&#228;tze erfolgt, wobei lediglich Korrekturen bei der Einzelbewertung aufgrund der Kosten- und Abgabenentwicklung vorgenommen worden sind. Substantiierte Einw&#228;nde, die gegen die Verwertbarkeit des Gutachtens spr&#228;chen, sind nicht geltend gemacht worden und dr&#228;ngen sich dem Senat auch nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">192</span><p class="absatzLinks">Die von der Stadt G. praktizierte Art und Weise der Ermittlung der befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;chen verst&#246;&#223;t nicht gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Die aufgrund der "Selbstveranlagung" trotz der von der Stadt G. herangezogenen weiteren Erkenntnisquellen, der Plausibilit&#228;tskontrolle und des st&#228;ndigen Ver&#228;nderungsdienstes verbleibenden Ungerechtigkeiten sind aus Gr&#252;nden der Verwaltungspraktikabilit&#228;t gerechtfertigt. </p> <span class="absatzRechts">193</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 20. M&#228;rz 1997, a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">194</span><p class="absatzLinks">Es liegt auf der Hand, da&#223; die Kosten einer Ermittlung/Vermessung der einzelnen befestigten Grundst&#252;cksfl&#228;che vor Ort bei ca. 33.000 Grundst&#252;cken v&#246;llig au&#223;er Verh&#228;ltnis zu dem Gerechtigkeitsgewinn stehen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">195</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; auf der Grundlage der hiernach wirksamen Satzungsbestimmungen die individuelle Heranziehung der H&#246;he nach Fehler aufweist, sind nicht ersichtlich und auch nicht geltend gemacht worden.</p> <span class="absatzRechts">196</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 1, 159 Satz 2 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">197</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht gegeben sind. </p> <span class="absatzRechts">198</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,393
ovgnrw-1999-09-01-21-a-252799a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
21 A 2527/99.A
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-12T13:54:21
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0901.21A2527.99A.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag bleibt erfolglos.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der unter I. der Antragsschrift formulierten Frage,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">"ob bei Personen, die schon einmal wegen der Unterst&#252;tzung der LTTE von den srilankischen Gerichten verurteilt worden sind, eine erh&#246;hte Gef&#228;hrdung im Sinne einer beachtlichen Wahrscheinlichkeit politischer Verfolgung im Falle einer nunmehrigen R&#252;ckkehr nach Sri Lanka besteht,"</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> besteht kein grunds&#228;tzlicher Kl&#228;rungsbedarf. Der Rechtsprechung des Senats liegt seit jeher zugrunde, da&#223; f&#252;r die Prognose im Hinblick auf eine Gef&#228;hrdung bei der R&#252;ckkehr besondere individuelle Umst&#228;nde, die sich gefahrbegr&#252;ndend oder -erh&#246;hend auswirken k&#246;nnen, zu ber&#252;cksichtigen sind. In der Rechtsprechung des Senats ist in Auswertung des Auskunftsmaterials ferner gekl&#228;rt, da&#223; zu diesen Umst&#228;nden auch und insbesondere Verbindungen zur LTTE oder dahingehende Verdachtsmomente zu rechnen sind; da&#223; dies auch und erst recht f&#252;r erfolgte staatliche Ma&#223;nahmen in Ankn&#252;pfung an einen LTTE- Verdacht, mithin auch f&#252;r eine entsprechende Verurteilung gilt, liegt auf der Hand. Schlie&#223;lich hat der Senat wiederholt ausgesprochen, da&#223; nur anhand der Umst&#228;nde des Einzelfalles entschieden werden kann, ob wegen der angesprochenen Umst&#228;nde mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit politische Verfolgung droht (vgl. etwa Urteile vom 7. M&#228;rz 1996 - 21 A 3644/94.A -, vom 13. Juni 1997 - 21 A 3223/96.A -, vom 17. Juni 1998 - 21 A 4925/95.A - und vom 5. Februar 1999 - 21 A 4118/96.A - sowie Beschlu&#223; vom 28. Januar 1998 - 21 A 3532/96.A -). Ebenso ist gekl&#228;rt, da&#223; R&#252;ckkehrer im Hinblick auf die bei staatlichen Beh&#246;rden bekannten Aktivit&#228;ten der LTTE bzw. ihrer Auslandsorganisationen und wegen der Besorgnis der Infiltration nicht allgemein als in besonderem Ma&#223;e gef&#228;hrdet anzusehen sind (vgl. zuletzt Urteil vom 28. Juli 1999 - 1969/96.A -). Da&#223; der vorliegende Fall Anla&#223; gibt sowie die M&#246;glichkeit und Notwendigkeit bietet, &#252;ber die danach gegebenen Grunds&#228;tze hinaus n&#228;here verallgemeinerungsf&#228;hige Aussagen zu den bei der Frage nach dem Grad der Gefahrenlage einzustellenden Umst&#228;nden und deren Gewicht zu treffen, ist nicht nachvollziehbar aufgezeigt. Abgesehen davon, da&#223; die Spannweite erw&#228;genswerter Umst&#228;nde zu gro&#223; und das m&#246;gliche Zusammentreffen verschiedener Ans&#228;tze zu vielf&#228;ltig ist, um f&#252;r die Weiterentwicklung und Einheitlichkeit der Rechtsprechung f&#246;rderliche grunds&#228;tzliche Aussagen zu machen, und sich die ma&#223;geblichen Aspekte auch ohne weitere berufungsgerichtliche Vorgaben erschlie&#223;en, bietet gerade der vorliegende Fall keine Grundlage f&#252;r eine gewisserma&#223;en typisierende Betrachtung. Es liegt auf der Hand, da&#223; die R&#252;ckkehrgef&#228;hrdung eines Asylbewerbers, der sich nach einer Verurteilung noch weit &#252;ber ein Jahr in seinem Heimatland aufgehalten hat, nicht ohne Ber&#252;cksichtigung seiner Situation in dieser Zeit gerichtet werden kann. Denn es spricht viel daf&#252;r, da&#223; denkbare Nachwirkungen einer Verurteilung sich auch damals schon - insbesondere wenn behauptete Meldeauflagen nicht befolgt wurden - gezeigt h&#228;tten, wenn sie denn drohen. Daf&#252;r, da&#223; erst und allein ein Auslandsaufenthalt die M&#246;glichkeit von Nachwirkungen einer Verurteilung schafft, spricht hingegen nach den Feststellungen in dem vorgenannten Urteil nichts &#220;berzeugendes. Zu dem danach wesentlichen Umstand des weiteren Aufenthalts des Beigeladenen in Sri Lanka nach seiner angef&#252;hrten Verurteilung zu einer Geldstrafe sowie seiner Freilassung aus der Haft aber hat das Verwaltungsgericht, ohne da&#223; insofern R&#252;gen angebracht oder sonst Bedenken ersichtlich w&#228;ren, angesichts der grob widerspr&#252;chlichen Angaben des Beigeladenen keine Feststellungen treffen k&#246;nnen. Insgesamt ergibt sich so, da&#223; die Fragestellung in der Antragsschrift zu abstrakt angelegt ist, um im vorliegenden Verfahren beantwortet werden zu k&#246;nnen. Zugleich best&#228;tigt der Fall die Schwierigkeiten, angesichts der Vielfalt konkreter Konstellationen &#252;ber die in der Rechtsprechung des Senats anerkannte M&#246;glichkeit einer im Falle der R&#252;ckkehr mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit drohenden politischen Verfolgung und &#252;ber das Aufzeigen einzustellender Aspekte hinaus verallgemeinerungsf&#228;hige Aussagen zu machen. Das Weitere ist der Aufarbeitung in tats&#228;chlicher und wertender Hinsicht im Einzelfall zu &#252;berlassen, wobei es auch Sache des Asylbewerbers ist, die in seinem Fall in Betracht zu ziehenden Umst&#228;nde, ihr Gewicht sowie ihre Verbindungen untereinander im Hinblick auf das Hervorrufen oder Steigern einer Gef&#228;hrdung im Falle der R&#252;ckkehr deutlich aufzuzeigen, und dies angesichts der Beschr&#228;nkung des Zugangs zum Berufungsverfahren bereits in der ersten Instanz.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der unter II. aufgeworfenen Frage geht der Senat nicht abschlie&#223;end auf die zumindest schwerwiegenden M&#228;ngel in der Darlegung des f&#252;r sie ebenfalls in Anspruch genommenen Zulassungsgrundes der grunds&#228;tzlichen Bedeutung ein. Diese ergeben sich insbesondere daraus, da&#223; die Fragestellung wegen ihrer zahlreichen - oft nur f&#252;r den Einzelfall festzustellenden, insofern aber nicht konsequent f&#252;r den konkreten Fall aufgearbeiteten - Pr&#228;missen und sonstigen Kautelen schon die gebotene Pr&#228;zisierung und damit gemessen an den rechtlichen Kriterien die Kl&#228;rungsf&#228;higkeit fehlen d&#252;rfte und die f&#252;r den gesehenen Kl&#228;rungsbedarf aufgezeigten Entwicklungen ohne jegliche Aufbereitung vor dem Hintergrund des bei Antragstellung bereits erreichten Standes der den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten seit vielen Jahren bekannten, laufend fortentwickelten Senatsrechtsprechung und ohne Blick auf die m&#246;glicherweise ber&#252;hrten einzelnen Elemente in den Voraussetzungen f&#252;r das jeweils in Rede stehende Begehren aneinandergereiht werden. Der Antrag ist auch insoweit jedenfalls unbegr&#252;ndet, weil die aufgezeigten Umst&#228;nde insbesondere im Hinblick auf den Ma&#223;stab der beachtlichen Wahrscheinlichkeit, bei besorgten Ma&#223;nahmen nach den ge&#228;nderten Bestimmungen des Ein- und Ausreise- sowie Pa&#223;rechts auch im Hinblick auf das Kriterium der politischen Verfolgung zu einer &#196;nderung der Senatsrechtsprechung keinen Anla&#223; geben. Hierzu wird - unter Verzicht auf weitere Begr&#252;ndung, &#167; 78 Abs. 5 Satz 1 AsylVfG - auf das schon erw&#228;hnte, den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten bekannte Senatsurteil vom 28. Juli 1999 - 21 A 1969/96.A - verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die unter III. aufgeworfene Frage stellt sich im vorliegenden Verfahren nicht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,394
olgham-1999-09-01-12-u-10598
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
12 U 105/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-14T10:23:55
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0901.12U105.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Tatbestand:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin macht aus gemäß § 67 VVG übergegangenem Recht gegen die Beklagte Ansprüche ihrer Versicherungsnehmerin auf Schadensersatz gemäß § 823 Abs. 1 BGB und aus positiver Vertragsverletzung wegen eines Brandschadens in S geltend, wo in der Nacht vom 04. auf den 05. Mai 1993 durch Brandstiftung unbekannter Täter das bei der Klägerin als Gebäudeversicherer versicherte Mehrfamilienwohnhaus A-Straße ihrer Versicherungsnehmerin, der Firma X1 in S GmbH (im folgenden: Firma X1) beschädigt wurde.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein Mehrfamilienhaus, welches aus zwei zusammen errichteten Gebäudeblöcken besteht. Das Gebäude hat 5 Obergeschosse und ist auf Stahlbetonstützen und -unterzügen errichtet. Im Erdgeschoß des Gebäudes sind offene Durchfahrten und Plätze sowie massive Einbauten der Treppenhäuser und teilweise massive Abgrenzungen für Mieterabstellräume vorhanden. In jedem Geschoß befinden sich insgesamt 16 Mietwohnungen, die unterschiedliche Wohnungsgrößen aufweisen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unmittelbar neben diesem Gebäude befand sich im Jahre 1993 die Baustelle der Gesellschaft bürgerlichen Rechts "T", die dort ein Einkaufszentrum mit Geschäften sowie Arztpraxen errichtete und deren Generalunternehmerin die Beklagte war. Dieses Bauvorhaben war Anfang Mai im Rohbau fertig gestellt. Bei dem geplanten Neubau handelte es sich überwiegend um Geschäftsräume, die einseitig bis an das Gebäude der Firma X1 herangeführt wurden. In diesem Zusammenhang sollte auch ein Teil des Wohnhauses (Gebäude Nr. #) unterbaut werden, um dort ebenfalls Geschäftsräume zu errichten. Zu diesem Zwecke beabsichtigte die GbR T den Abschluß eines Pachtvertrages über die betreffende Fläche mit der Firma X1. In dem Entwurf eines schriftlichen Pachtvertrages war die gewerbliche Unterbauung, nicht aber die Nutzung als Baustofflager gestattet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte lagerte in den Hohlraum (Durchgang) des auf Betonpfeilern erstellten Gebäudes Baumaterial ab, bei dem es sich um Betonschutzmatten des Fabrikats "F", Brandgefahrenklasse B 2 der DIN 4102 (schwer entflammbar), nämlich auf Rollen gewickelte Dämmatten, sowie um leere Klebstoffeimer handelte, die nach der Behauptung der Klägerin Reste von leicht entzündbarem Klebstoff auf Bitumenbasis enthielten.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach der Behauptung der Beklagten erfolgte ihre Lagerung dort mit Einverständnis der GbR T. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Den Zugang zu den abgelagerten Materialien und zu dem durch Stelzen abgegrenzten Raum sicherte die Beklagte durch einen 2 m hohen Bauzaun aus ca. 6 mm starkem Draht mit Stahlrohrstützen, der aus 3 bis 4 m breiten, mit Draht verbundenen Einzelelementen bestand. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">In der Nacht vom 04. auf den 05. Mai 1993 setzten unbekannte Täter das gelagerte Material in Brand. An dem Gebäude entstand erheblicher Schaden. Verschiedene Bewohner des Hauses erlitten Rauchvergiftungen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Staatsanwaltschaft Rostock leitete wegen der Brandstiftung das Ermittlungsverfahren 234 Js 17576/93 ein, das mangels Ermittlung der Täter inzwischen gemäß § 170 Abs. 2 StPO eingestellt worden ist. Im Schlußvermerk der Polizei vom 09.07.1993 heißt es unter anderem, daß als Brandursache die Zündung der Betonschutzmatten mit offener Flamme anzusehen sei; es sei nicht ausgeschlossen, daß zur Zündung Treibmittel verwendet worden seien.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat zunächst mit ihrem am 24.12.1997 bei Gericht eingegangenen und am 19.01.1998 zugestellten Mahnbescheid Schadensersatz von 781.432,00 DM verlangt. Sodann hat sie mit ihrer Klagebegründung, auf deren Inhalt insoweit Bezug genommen wird, den von ihr nach ihrem Vortrag an ihre Versicherungsnehmerin X1 geleisteten Schadensersatz mit 697.492,53 DM geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen errechnet die Klägerin den genannten Schadensbetrag wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Zeitwertschaden gemäß Gutachten des </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sachverständigen Bauassessor Architekt </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dipl.-Ing. C vom 15.03.1994: 635.876,00 DM</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Aufräumungs- und Abbruchkosten gemäß </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Gutachten des Sachverständigen C: 24.437,50 DM</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Rechnung des Ingenieur- und Planungsbüros </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">X2 vom 03.08.1993 an die Klägerin </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">über brutto: 9.572,60 DM</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Rechnung des chemischen Labors X3</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">und Partner vom 12.10.1993 an die Klägern </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">über brutto: 13.197,86 DM</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Rechnung des Sachverständigen C vom</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">18.03.1994 an die Klägerin über brutto 14.408,57 DM</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Den Gesamtbetrag von 697.492,53 DM nebst 5 % Zinsen seit Rechtshängigkeit macht die Klägerin nunmehr gegen die Beklagte geltend.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist der Auffassung, die Beklagte hafte ihr aus gemäß § 67 VVG übergegangenem Recht auf Schadensersatz gemäß § 823 Abs. 1 BGB wegen Verletzung von Sorgfaltspflichten und wegen positiver Vertragsverletzung aus einem Vertrag vom 29.04.1993, dessen Nebenpflichten über die Materiallagerung die Beklagte bewußt verletzt habe.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Insoweit hatte die Beklagte unabhängig von dem Bauvorhaben der GbR T mit der Firma X1 einen schriftlichen VOB-Bauvertrag vom 29.04.1993 über die Fassadensanierung des Wohnhauses A-Straße abgeschlossen. In den vereinbarten Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Firma X1 heißt es unter anderem:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">"Die Lagerung feuergefährlicher bzw. leicht entflammbarer Materialien in den Baulichkeiten ist unzulässig.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Lagerung anderer Materialien muß von der Bauleitung ausdrücklich gestattet werden." </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Zum Zeitpunkt des Schadens hatte die Beklagte mit ihren Arbeiten aufgrund dieses Vertrages noch nicht begonnen. Als vertragliche Frist für den Beginn der Ausführungsleistungen war insoweit der 07.06.1993 vereinbart. Bei sämtlichen gelagerten Materialien handelte es sich um solche, die mit diesem Vertrag nicht in Zusammenhang standen.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an die Klägerin 697.492,53 DM nebst 5 % Zinsen seit Rechtshängigkeit zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat einen Anspruch der Klägerin nach Grund und Höhe bestritten. Sie ist der Auffassung, keine Sorgfaltspflichten verletzt zu haben.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ferner hat die Beklagte die Einrede der Verjährung erhoben.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage durch Urteil vom 06.05.1998, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, im wesentlichen mit der Begründung abgewiesen, daß die Beklagte ihre Verkehrssicherungspflichten nicht verletzt habe und sie kein Verschulden treffe. Ein Anspruch aus positiver Vertragsverletzung scheide schon deshalb aus, weil die Beklagte das Material nicht im Rahmen des Vertrages vom 29.04.1993 dort abgelagert habe.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die form- und fristgerechte Berufung der Klägerin, die unter Vertiefung und Ergänzung ihres erstinstanzlichen Vorbringens weiterhin ihre streitige Forderung in vollem Umfange verfolgt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin ist der Auffassung, mit seiner Verfahrensweise habe das Landgericht ihren Anspruch auf rechtliches Gehör verletzt, weil es zu Unrecht Vortrag der Beklagten aus der Klageerwiderung vom 29.04.1998 als unstreitig angesehen und zur Grundlage seiner Entscheidung vom 06.05.1998 gemacht habe, ohne der Klägerin die Möglichkeit zu der im Termin beantragten Stellungnahme binnen 2 Wochen zu geben. So habe das Landgericht fälschlicherweise den Abschluß eines Pachtvertrages der GbR mit der Firma X1 über die Lagerfläche und die Berechtigung der Beklagten zur dortigen Lagerung aufgrund ihres Vertrages mit der GbR zugrunde gelegt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Abänderung des angefochtenen Urteils </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">1.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen,</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">an die Klägerin 697.492,53 DM nebst 5 % Zinsen seit Rechtshängigkeit zu zahlen,</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">2.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">hilfsweise, </p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Aufhebung des angefochtenen Urteils die Sache zur erneuten Verhandlung und Entscheidung an das Landgericht zurückzuverweisen.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Berufung zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Sie bestreitet weiterhin einen Anspruch der Klägerin nach Grund und Höhe einschließlich Zinsen. Sie tritt unter Vertiefung sowie Ergänzung ihres erstinstanzlichen Vorbringens dem Sachvortrag der Klägerin entgegen.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des beiderseitigen Parteivorbringens wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schriftsätze der Parteien nebst Anlagen in den Akten verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Die Akten 334 Js 17576/93 StA Rostock waren zu Informationszwecken Gegenstand der mündlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Berufung der Klägerin führt gemäß § 538 Abs. 1 Ziff. 3 ZPO zur Zurückverweisung der nicht entscheidungsreifen Sache an das Landgericht, das zu Unrecht den nach Grund und Höhe streitigen Anspruch der Klägerin auf Schadensersatz als unbegründet abgewiesen hat.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Der Schadensersatzanspruch der Klägerin aus übergegangenem Recht gemäß § 67 VVG, § 823 Abs. 1 BGB ist dem Grunde nach gerechtfertigt, da der Versicherungsnehmerin der Klägerin, der Firma X1 GmbH in S (im folgenden: Firma X1), gegen die Beklagte ein Anspruch auf Ersatz ihres Schadens aus der Brandstiftung vom 04./05.05.1993 zusteht und die Klägerin ihrer Versicherungsnehmerin den Schaden ersetzt hat (§ 67 I 1 VVG).</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob das Verfahren in erster Instanz entsprechend der Auffassung der Klägerin an einem wesentlichen Verfahrensfehler im Sinne von § 539 ZPO leidet, weil nach Ansicht der Klägerin ihr das Landgericht das rechtliche Gehör zu der von der Beklagten am 29.04.1998 eingereichten Klageerwiderung durch Versagung der beantragten Schriftsatzfrist verweigert und deshalb seiner Entscheidung vom 06.05.1998 einen unzutreffenden Sachverhalt als unstreitig zugrunde gelegt hat. Gegen die Auffassung der Klägerin spricht, daß die Frist des § 132 Abs. 1 ZPO bei dem Schriftsatz der Beklagten vom 29.04.1998 gewahrt gewesen war. Jedenfalls kann aber die Frage eines Verfahrensfehlers offenbleiben, weil eine eigene Sachentscheidung des Senats zum Grunde des Anspruchs ohne Beweisaufnahme möglich und deshalb gemäß § 540 ZPO sachdienlich war.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Aktivlegitimation der Klägerin folgt aus § 67 Abs. 1 VVG i.V.m. § 823 Abs. 1 BGB, dessen Voraussetzungen entgegen der Auffassung des Landgerichts vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte bestreitet in ihrer Berufungserwiderung ohne Erfolg, daß zwischen der Klägerin und der Firma X1 versicherungsvertragliche Beziehungen bestehen, ferner daß die Klägerin für den streitigen Schadensfall eintrittspflichtig war und daß sie den behaupteten Schaden ausgeglichen hat. Die Klägerin hat in ihrer Klagebegründung vom 30.03.1998 vorgetragen, daß sie die Gebäudeversicherung der Firma X1 betreffend deren Gebäude A-Straße in S ist und sie deren Schaden aus der Brandstiftung vom 04./05.05.1993 gemäß § 67 VVG aus übergegangenem Recht geltend macht. Die Beklagte hat in ihrer Klageerwiderung vom 29.04.1998 vorgetragen, der streitgegenständliche Vorgang werde im Kern zutreffend angegeben. Die Beklagte hat sich in diesem Schriftsatz lediglich gegen ihren streitigen Verstoß gegen Verkehrssicherungspflichten sowie gegen die bestrittene Anspruchshöhe gewandt. Sie hat aber nicht die weiteren Voraussetzungen des § 67 VVG wie das Bestehen eines Versicherungsvertrages der Klägerin mit der Firma X1 und eines Schadensausgleiches durch die Klägerin in Abrede gestellt. Die Beklagte ist deshalb aufgrund ihres Schriftsatzes vom 29.04.1998, der Gegenstand der mündlichen Verhandlung vom 06.05.1998 war, unter dem Gesichtspunkt des prozessualen Geständnisses nach § 288 ZPO mit für die Berufungsinstanz bindender Wirkung (§ 532 ZPO) gehindert, jetzt erstmals diese laut Klageerwiderung "zutreffend angegebenen" versicherungsvertraglichen Beziehungen der Klägerin mit der Firma X1 und den Schadensausgleich seitens der Klägerin dem Grunde nach zu bestreiten. Im übrigen hat der Senat angesichts der zu den Akten gereichten Unterlagen und nach dem Inhalt der beigezogenen Ermittlungsakte der StA Rostock keinen Zweifel daran, daß die Klägerin tatsächlich die Gebäudeversicherung der Firma X1 für deren Gebäude A-Straße in S ist und sie der Firma X1 auch den streitigen Schaden ersetzt hat. In den Unterlagen und in der Ermittlungsakte ist stets vom Gebäude der Firma X1 als der Geschädigten aus der Brandstiftung vom 04./05.05.1993 die Rede. Die Klägerin hat den Bericht des Sachverständigen C vom 16.03.1994 zur Ermittlung der Schadenshöhe aus dem genannten Vorfall zur Schadensnummer ######## sowie zu ihrer Versicherungsscheinnummer ###### betreffend ihren Versicherungsnehmer X1 in Auftrag gegeben. Aus dem weiteren Schreiben der Klägerin vom 30.03.1999 ist zu entnehmen, daß sie die Überweisung der dort genannten Zahlung in einer die streitige Klageforderung übersteigenden Höhe an die Firma X1 veranlaßt hat. Angesichts dessen kann kein vernünftiger Zweifel daran bestehen, daß die Klägerin als Gebäudeversicherer der Firma X1 dieser den streitigen Schaden ersetzt hat und insoweit die Voraussetzungen des § 67 Abs. 1 Satz 1 VVG vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Schadensersatzanspruch der Firma X1 gegen die Beklagte folgt aus § 823 Abs. 1 BGB, wobei die Beklagte entsprechend § 31 BGB für den von ihrem örtlichen Bauleiter verursachten Schaden haftet.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Die Lagerung der Dämmstoffmatten im Erdgeschoß unterhalb der Wohnungen des Gebäudes A-Straße verletzte das Eigentum der Firma X1 und war rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hatte kein Recht, das Grundstück der Versicherungsnehmerin der Klägerin zur Lagerung von Baumaterialien zu nutzen. Das Landgericht ist zu Unrecht davon ausgegangen, daß die Beklagte aufgrund des von der Firma X1 mit der Gesellschaft bürgerlichen Rechts "T" geschlossenen Pachtvertrages im Verhältnis zur Firma X1 berechtigt gewesen sei, das Baumaterial auf dem Grundstück der Firma X1 unter dem in deren Eigentum stehenden Gebäude zu lagern. Ein solcher Pachtvertrag war entgegen den Feststellungen des Landgerichts zwischen der Firma X1 und der GbR T als der Auftraggeberin der Beklgten zur damaligen Zeit nicht abgeschlossen worden. Das ist im Berufungsverfahren unstreitig geworden und folgt aus dem an die damalige Auftraggeberin der Beklagten gerichteten Schreiben der Firma X1 vom 07.05.1993, in dem es hierzu heißt:</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">"Da zwischen uns und Ihnen über den vom Brand betroffenen Teil des Gebäudes in der A-Straße noch kein Pachtvertrag abgeschlossen worden ist, der vorliegende Entwurf des Pachtvertrages darüber hinaus Ihnen nur die gewerbliche Unterbauung, nicht aber die Nutzung des Baustofflager gestattet und sie dort Baumaterial (ohne unsere Zustimmung) eingelagert haben, ...."</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die Parteien haben in der mündlichen Verhandlung vor dem Senat insoweit die inhaltliche Richtigkeit dieses Schreibens eingeräumt. Das Schreiben beweist, daß zwar seinerzeit zwischen der Firma X1 sowie der GbR T Verhandlungen über den Abschluß eines Pachtvertrages geführt worden waren und daß nach dem vorliegenden Entwurf des Pachtvertrages eine gewerbliche Unterbauung, nicht die Einlagerung von Baumaterial, im fraglichen Bereich vorgesehen war, aber jedenfalls zur Zeit der Brandstiftung vom 04./05.05.1993 noch kein Pachtvertrag abgeschlossen worden war. Aus einem Pachtvertrag zwischen der Firma X1 und ihrer Auftraggeberin konnte die Beklagte deshalb ihre Berechtigung zur Lagerung von Baumaterial im hier in Rede stehenden Bereich nicht herleiten. Auf die weitere Frage, ob auch bei Abschluß des vorgesehenen Pachtvertrages nach den vertraglichen Vereinbarungen dann überhaupt die Ablagerung von Baumaterial in diesem Bereich zulässig gewesen wäre, kommt es deshalb nicht mehr an. Offensichtlich war in dem geplanten Pachtvertrag keine Erlaubnis für die Einlagerung von Baumaterial vorgesehen, wie dem zitierten Schreiben der Firma X1 an die GbR vom 07.05.1993 zu entnehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Sonstige konkrete Anhaltspunkte für das erforderliche Einverständnis der Firma X1 mit der Lagerung des streitigen Materials durch die Beklagte in dem hier in Rede stehenden Gebäudebereich liegen nicht vor. Aus dem genannten Schreiben vom 07.05.1993 ergibt sich, daß die Einlagerung des Baumaterials ohne Zustimmung der Firma X1 erfolgt war und sie davon vor dem Schadensfalls auch keine Kenntnis besessen hatte. Gegen ihr Einverständnis spricht außerdem der von ihr am 29.04.1993 mit der Beklagten geschlossene schriftliche Bauvertrag über die Fassadensanierung der in Rede stehenden Wohnanlage durch die Beklagte, wo es in den vertraglich vereinbarten Besonderen Vertragsbedingungen der Firma X1 zu Ziff. 4 der ZVB wie folgt heißt:</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">"Materiallagerung:</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Die Lagerung feuergefährlicher bzw. leicht entflammbarer Materialien in den Baulichkeiten ist unzulässig.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Die Lagerung anderer Materialien muß von der Bauleitung ausdrücklich gestattet werden."</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Diese Klausel beschränkt sich bei verständiger Würdigung ihres Wortlauts sowie ihres Sinnzusammenhanges (§§ 133, 157 BGB) nicht nur auf den Fall der Lagerung <u>in</u> den Baulichkeiten selbst, sondern erfaßt angesichts der Besonderheit des hier auf Betonstützen errichteten Gebäudes auch die Einlagerung <u>unterhalb</u> dieses Hauses, die einer Lagerung im Gebäude selbst gleichzusetzen ist. Nach der zitierten Vorschrift war daher die Lagerung feuergefährlicher bzw. leicht entflammbarer Materialien durch die Beklagte generell unzulässig und mußte die Lagerung anderer Materialien von der Bauleitung ausdrücklich gestattet sein. Daran fehlt es hier. In diesem Zusammenhang ist es unerheblich, daß die Beklagte das Baumaterial nicht mit Rücksicht auf den Fassadenrenovierungsvertrag vom 29.04.1993 gelagert hatte. Denn wenn die Beklagte schon im Rahmen dieses Vertrages dort kein Material einlagern durfte, jedenfalls nicht ohne die ausdrückliche und hier fehlende Erlaubnis der Firma X1, dann war sie erst recht nicht im Zusammenhang mit der Ausführung eines anderen Bauvertrages, den die Beklagte mit der GbR T abgeschlossen hatte, dazu berechtigt. Die von der Klägerin bestrittene Erlaubnis der GbR zur Lagerung des Baumaterials hat keine rechtliche Bedeutung, weil es keine wirksame Erlaubnis eines Dritten zu Lasten anderer gibt.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die nach alledem rechtswidrige Eigentumsverletzung der Beklagten durch die ungenehmigte Lagerung des Baumaterials auf dem Grundstück der Versicherungsnehmerin der Klägerin war für den eingetretenen Schaden kausal.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Die gelagerten Baumaterialien sind nach dem Tatbestand des angefochtenen Urteils, dessen Berichtigung nach § 320 I ZPO die Beklagte nicht beantragt hat, und nach den polizeilichen Feststellungen in der Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft Rostock in der Nacht vom 04. auf den 05.05.1993 von unbekannten Tätern in Brand gesetzt worden und haben den in Rede stehenden Schaden am Gebäude der Firma X1 verursacht. Die Beklagte kann sich nicht darauf berufen, daß es sich bei den in Brand gesetzten Materialien um Betonschutzmatten der Marke F handelte, die gemäß DIN 4102 der Brandgefahrenklasse B 2 (schwer entflammbar) angehören. Unstreitig sind jedenfalls diese Dämmatten in Brand gesetzt worden, wie auch die Beklagte eingeräumt hat. Andere Brandursachen scheiden ersichtlich aus und hat die Beklagte nicht schlüssig dargelegt. Nach den polizeilichen Feststellungen in der Ermittlungsakte sind technische Ursachen und eine Selbstentzündung des Materials ausgeschlossen. Vielmehr wurde der streitige Brandschaden am Gebäude der Firma X1 dadurch verursacht, daß unbekannte Täter die Dämmatten in Brand setzten. Darauf, ob entsprechend dem Vortrag der Klägerin von der Beklagten außerdem auch leere Eimer mit Resten von Klebstoffen auf Bitumenbasis dort gelagert worden waren, kommt es deshalb nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Der Brandschaden ist entgegen der Auffassung des Landgerichts eine adäquat kausale Folge der Verletzungshandlung der Beklagten, also ihrer rechtswidrigen Lagerung des Baumaterials auf dem Grundstück der Firma X1. Nach der Lebenserfahrung liegt es nicht außerhalb aller Wahrscheinlichkeit, daß in einer Großstadt zur Nachtzeit kriminelle Personen versuchen, abgelagertes Baumaterial in Brand zu setzen, wie es hier geschehen ist. Die Möglichkeit eines solchen Schadenseintritts ist nicht so entfernt, daß sie nach der Erfahrung des Lebens vernünftigerweise nicht in Betracht gezogen werden kann (vgl. dazu RGZ 78, 272; Palandt-Heinrichs, BGB, 58. Aufl. 1999, Vorb. vor § 249 Rdn. 59 m.w.N.). Die von der Klägerin überreichte polizeiliche Kriminalstatistik für die Stadt S weist allein für das in Rede stehende Jahr 1993 insgesamt 144 Brandstiftungen aus. Dem steht der von der Beklagten zum Schutz des Materials errichtete Bauzaun nicht entgegen, weil er Brandstiftungen durch Dritte offensichtlich nicht zuverlässig verhindern konnte. Auch das Landgericht räumt in seinem angefochtenen Urteil ein, daß es für einen "zündelnden Täter" ein leichtes gewesen wäre, ohne Beiseiteschieben des Zaunes einen brennenden Gegenstand in den Materialbereich zu werfen (eine Lunte, ein Stück brennendes Papier oder ein Stück brennendes Holz).</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Kausalzusammenhang wird entgegen der Auffassung der Beklagten durch das vorsätzliche Handeln der unbekannten Täter nicht unterbrochen.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Es ist anerkannt, daß aus dem vorsätzlichen Verhalten Dritter entstehende Schäden dem Erstschädiger nach dem Schutzzweck der verletzten Norm zuzurechnen sein können (vgl. Palandt a.a.O. Rdn. 76; BGHZ 106, 313, 316 = NJW 1989, 2127 ff.). Eine solche Zurechnung muß unter den vorliegenden Umständen erfolgen. Wie der BGH in der vorstehend zitierten Entscheidung darlegt, wird durch das auf freier Entschließung beruhende Verhalten eines Dritten die Kausalität eines früheren haftungsbegründenden Umstandes (Ereignisses) allenfalls dann unterbrochen, wenn dieser frühere Zustand (dieses frühere Ereignis) für das Dazutreten des Dritten und sein Verhalten völlig bedeutungslos und indifferent, mithin das Verhalten des Dritten von dem Vorhandensein oder von dem Nichtvorhandensein des früheren Umstandes (Ereignisses) gänzlich unabhängig war; hingegen wird die Ursächlichkeit des ersten, den konkreten Haftungsgrund bildenden Umstandes nicht ausgeschlossen, wenn dieser Umstand für das Verhalten des Dritten irgendwie bedingend war oder gar dieses Verhalten durch den ersten Umstand erst ausgelöst oder veranlaßt wurde.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Danach ist hier eine Unterbrechung der Kausalität der Einlagerung des Baumaterials durch die Beklagte auf dem Grundstück der Firma X1 für den durch die Brandstiftung unbekannter Dritter entstandenen Schaden der Firma X1 nicht festzustellen. Vielmehr ist davon auszugehen, daß der durch die Brandstiftung verursachte Schaden gerade durch die Lagerung der Materialien auf dem Grundstück der Firma X1 ausgelöst worden ist. Es entspricht der Lebenserfahrung, daß Baustellen nicht selten das Ziel von vandalistischen Attacken einschließlich der Inbrandsetzung von Baumaterialien sind. Es war hier deshalb nicht völlig ungewöhnlich, daß die gelagerten Baustoffe im Erdgeschoß des Gebäudes der Firma X1 für entsprechend veranlagte Personen einen Anreiz dazu geben würden, zu versuchen, diese in Brand zu setzen. Angesichts dessen ist auch der Zurechnungszusammenhang zwischen der rechtswidrigen Materiallagerung der Beklagten und dem geltend gemachten Schaden zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Zurechnung des Schadens wird nicht dadurch ausgeschlossen, daß dieser erst unmittelbar durch das weitere Ereignis, das Eingreifen eines Dritten, die Brandstiftung, ausgelöst worden ist. Nach gefestigter Rechtsprechung wäre dafür erforderlich, daß die Ursächlichkeit des ersten Umstandes für das zweite Ereignis bei rechtlicher Wertung nach dem Schutzzweck der Norm völlig unerheblich war (vgl. dazu BGH a.a.O. und NJW-RR 1988, 731 sowie VersR 1988, 640). Bei der gebotenen rechtlich wertenden Betrachtung ergibt sich hier, daß die Folgen des haftungsbegründenden Tuns der Beklagten noch in den Bereich der Gefahr fallen, zu deren Abwehr § 823 Abs. 1 BGB erlassen worden ist. Diese Vorschrift dient auch der Verhinderung und dem Ausgleich von Schäden, die durch rechtswidrige Eingriffe in das Eigentum, wie sie die vorliegende rechtswidrige Materiallagerung auf einem fremden Grundstück darstellt, verursacht werden. Ein solcher Schaden hat sich hier verwirklicht. </p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat schließlich auch fahrlässig schuldhaft gehandelt (§ 276 BGB).</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Ihr fahrlässiges Verhalten bezieht sich sowohl auf die Verletzungshandlung, die rechtswidrige Materiallagerung, als auch auf den Eintritt des Schadens. Die Beklagte hatte aus den dargelegten Gründen keinen konkreten Anhaltspunkt dafür, anzunehmen, daß ihr die Firma X1 die Lagerung der in Rede stehenden Baumaterialien auf ihrem Grundstück gestattet hatte. Aufgrund der zitierten Klausel des Fassadensanierungsvertrages mußte sie davon ausgehen, daß die Lagerung feuergefährlicher bzw. leicht entflammbarer Materialien generell unzulässig war und die Lagerung anderer Materialien auf dem Grundstück der Firma X1 ausdrücklich gestattet sein mußte. Aber auch unabhängig von dieser Klausel hätte sich die Beklagte bei der Versicherungsnehmerin der Klägerin zumindest danach erkundigen müssen, ob sie überhaupt das streitige Material in dem in Rede stehenden Bereich des Grundstückes, das bekanntermaßen nicht der Auftraggeberin der Beklagten gehörte, abgelagert werden durfte. Das hat die Beklagte unstreitig unterlassen und ist ihr vorzuwerfen. Das fahrlässige Verschulden der Beklagten erstreckt sich auch auf die schädigende Brandstiftung, weil die Beklagte damit hätte rechnen müssen, daß auf unbefugte dritte Personen durch die abgelagerten Baumaterialien ein Anreiz zur Brandstiftung verübt werden konnte und daß der aufgestellte Drahtzaun von seiner Beschaffenheit her wegen der dargelegten Möglichkeit, brennende Stoffe über diesen Zaun auf das Material zu werfen, nicht dazu geeignet war, eine solche Brandstiftung mit den daraus resultierenden Gebäudeschäden für die Firma X1 zu verhindern.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin hat deshalb aus übergegangenem Recht ihrer Versicherungsnehmerin gegen die Beklagte Anspruch auf Schadensersatz gemäß §§ 823 Abs. 1 BGB, 67 I 1 VVG.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Die mit der Klage geltend gemachten Ansprüche sind nicht nach § 852 Abs. 1 BGB verjährt.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Beklagte ihre erstinstanzlich erhobene Einrede der Verjährung in der Berufungsinstanz nicht ausdrücklich wiederholt. Dies war aber auch nicht erforderlich, da es genügt, wenn die Verjährungseinrede einmal erhoben worden ist (vgl. BGH NJW 1990, 326). Dafür, daß sich die Beklagte jetzt nicht mehr auf die angeblich eingetretene Verjährung berufen will, liegt kein konkreter Anhaltspunkt vor. Jedoch ist die Verjährungseinrede nicht begründet, weil ausweislich der unstreitigen vorprozessualen Korrespondenz die Beklagte mit Schreiben vom 1.09.1995 einen Verjährungsverzicht bis zum 23.08.1996 erklärt hat. Mit Schreiben vom 23.05.1996 wurde der Verjährungsverzicht bis zum 31.12.1996 verlängert. Schließlich hat die Beklagte durch ihre Haftpflichtversicherung mit Schreiben vom 30.12.1996 auf die Einrede der Verjährung bis zum 31.12.1997 verzichtet. Die Verjährung ist demnach durch den am 24.12.1997 beantragten Mahnbescheid vom 9.1.1998 rechtzeitig unterbrochen worden (§ 693 Abs. 2 ZPO, § 209 II 1 BGB).</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Die Höhe des Schadens, mit der sich das Landgericht konsequenterweise nicht befaßt hat, ist weiterhin streitig und nicht ohne Beweisaufnahme entscheidungsreif. Schon jetzt ist aber nach dem bisherigen Sach- und Streitstand davon auszugehen, daß der geltend gemachte Anspruch mit hoher Wahrscheinlichkeit der Höhe nach wenigstens teilweise besteht, was für ein Grundurteil ausreichend ist (vgl. z.B. BGH ZfBR 1995, 292, 296).</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung der Klägerin war nach alledem gemäß § 538 I 3 ZPO der Rechtsstreit zur weiteren Verhandlung und Entscheidung, auch über die Kosten des Berufungsverfahrens, an das Landgericht zurückzuverweisen. Von einer eigenen Sachentscheidung nach § 540 ZPO hat der Senat abgesehen. Zur Klärung der Höhe des Schadensersatzanspruches bedarf es der Durchführung einer umfangreichen Beweisaufnahme. Es liegen keine Anhaltspunkte dafür vor, daß die durch die Zurückverweisung verursachte Verfahrensverzögerung die Aussicht der Klägerin auf eine Realisierung des ihr zustehenden Anspruches verringern wird. Daher erscheint im Rahmen der gebotenen Abwägung zwischen der mit einer Zurückverweisung verbundenen Verzögerung und Verteuerung des Verfahrens auf der einen und dem Interesse der Parteien an der Wahrung des vollen Instanzenzuges auf der anderen Seite (vgl. dazu BGH ZfBR 1993, 221, 222) unter den vorliegenden Umständen eine eigene Sachentscheidung des Senats zur Höhe gemäß § 540 ZPO nicht als sachdienlich.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Die Nebenentscheidungen folgen aus §§ 708 Ziff. 10, 711, 546 Abs. 2 ZPO.</p>
114,395
olgham-1999-09-01-3-u-1199
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 11/99
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-14T10:23:59
Grund- und Teilurteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0901.3U11.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am ####1916 geborene Kläger verlangt von der Beklagten, die medizinische Geräte vertreibt, Schadensersatz.</p><span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Am 30.06.1995 wurde der Kläger in das X-Hospital in X2 eingeliefert, wo festgestellt wurde, daß er eine neue Herzklappe benötigte. Zur Durchführung der Operation erfolgte am 09.07.1997 die Verlegung in die Universitätsklinik X2. Dort wurde dem Kläger am selben Tag eine neue Herzklappe eingesetzt. Nach der Operation wurde ihm auf der Intensivstation der Universitätsklinik eine Drainage angelegt, um aus dem Wundbereich Sekret abzusaugen.</p><span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hierbei wurde eine Flaschenkombination mit entsprechenden Schlauchverbindungen verwendet, die die Universitätsklinik von der Beklagten bezogen hatte. Es handelte sich um zwei Plastikflaschen mit einem Inhaltsvolumen von je 1 l, die nebeneinander in einer Halterung aus Drahtgeflecht untergebracht waren. Jede Flasche hat oben einen Drehverschluß, aus dem jeweils zwei Plastikschläuche herausführen. Der eine Schlauch wird zum Wundbereich der Operationsstelle verlegt, der andere Schlauch ist dazu bestimmt, die Verbindung zu einem separaten Luftabsauggerät herzustellen, so daß durch den Luftabsog in der Flasche ein Vakuum erzeugt werden kann, das bewirken soll, daß das Sekret aus dem Wundbereich abgesaugt und in die Auffangflasche transportiert wird. Die Vakuumanlage ist auf bestimmten Stationen der Universitätsklinik mit einem eigenen Sicherungssystem ausgestattet, um zu verhindern, daß Sekretreste in die Schläuche gelangen, wodurch eine lebensbedrohliche Situation für den Patienten ausgelöst werden könnte. Üblicherweise ist eine Thoraxdrainage mit dem Sicherungssystem eines sogenannten Wasserschlosses versehen. Wegen des bereits vorhandenen Sicherungssystems forderte die Universitätsklinik unter dem 19.02.1991 bei der Beklagten unter der Bezeichnung „Thorax-Drainage-System 1045 Sonderanfertigung X2“ 1.500 dieser sogenannten Zwei-Flaschen-Sets an (Bl. 129 d. A.). Entsprechend lieferte die Beklagte diese Zwei-Flaschen-Sets an die Universitätsklinik. Das hier im Streit stehende Zwei-Flaschen-Set wurde frühestens am 03.02.1995 von der Beklagten an die Universitätsklinik geliefert.</p><span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 10.07.1995 wurde der Kläger gegen 16:00 Uhr in das X-Hospital zurückverlegt. Während des Transports wurde das verwendete Zwei-Flaschen-Set mitgeführt, um die Drainageschläuche in dem Operationsbereich am Körper des Klägers belassen zu können. Auf der Intensivstation des X-Hospitals sollte das Absaugen von Wundsekret fortgesetzt werden.</p><span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das X-Hospital verfügt über keine eigene Vakuumanlage. Dort wurde der Vakuumschlauch - ohne das zur Sicherung dienende Wasserschloß - an einen Ejektor angeschlossen. Infolge einer Funktionsstörung in dem Ejektor kam es dazu, daß statt der Absaugwirkung ein Pumpeffekt eintrat. Hierdurch bedingt fiel der Kläger in ein Koma, das bis heute andauert.</p><span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat die Beklagte auf Zahlung eines Schmerzensgeldes - Vorstellung: 200.000,00 DM -, Ersatz materieller Schäden und Feststellung der Verpflichtung zum Ersatz aller materiellen und immateriellen Schäden in Anspruch genommen. Er hat behauptet, daß das mangelhaft gelieferte Zwei-Flaschen-Set die Funktionsstörung in der Ejektoranlage im X-Hospital verursacht habe. Das Zwei-Flaschen-Set habe entweder eine Sicherheitseinrichtung oder einen entsprechenden Warnhinweis aufweisen müssen. Die Beklagten haben bestritten, daß sie das Zwei-Flaschen-Set hergestellt hätten. Das verwendete Flaschen-Set sei voll funktionsfähig und nicht mit Fehlern behaftet. Auch die Höhe der materiellen Schadensbeträge und die tatsächlichen Bemessungsgrundlagen zum Schmerzensgeld haben die Beklagte bestritten. Wegen der Einzelheiten des erstinstanzlichen Parteivorbringens und der in erster Instanz gestellten Anträge wird auf den Tatbestand des landgerichtlichen Urteils verwiesen.</p><span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat die Klage abgewiesen und zur Begründung ausgeführt, daß der Beklagten weder eine fehlende Sicherung des Zwei-Flaschen-Sets noch das Unterlassen eines Warnhinweises angelastet werden könne.</p><span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil wendet sich der Kläger mit der Berufung und beantragt,</p><span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1.</p><span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 40.720,59 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 27.09.1997 zu zahlen;</p><span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2.</p><span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Beklagte zu verurteilen, an ihn ein angemessenes Schmerzensgeld nebst 4 % Zinsen seit dem 27.09.1997 zu zahlen;</p><span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">3.</p><span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">festzustellen, daß die Beklagte verpflichtet sei, ihm alle materiellen und immateriellen Schäden zu ersetzen, die aus dem Vorfall vom 10.07.1995 resultieren, soweit die Ansprüche nicht auf Dritte übergegangen seien bzw. übergehen würden.</p><span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p><span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1.</p><span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">die gegnerische Berufung zurückzuweisen;</p><span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2.</p><span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">ihr zu gestatten, eine von ihr zu leistende Sicherheit auch durch die Bürgschaft einer Großbank, Sparkasse oder Genossenschaftsbank zu erbringen.</p><span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Parteien wiederholen, vertiefen und ergänzen ihren erstinstanzlichen Vortrag. Wegen der Einzelheiten ihres Vorbringens in der Berufungsinstanz wird auf die in dieser Instanz gewechselten Schriftsätze mit ihren Anlagen Bezug genommen.</p><span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch Einholung eines schriftlichen Gutachtens gemäß Beweisbeschluß vom 8. März 1999 (Bl. 343, 344 d. A.), den Prokuristen der Beklagten angehört und den Sachverständigen sein schriftliches Gutachten vom 28.06.1999 erläutern lassen. Insoweit wird auf das schriftliche Gutachten und auf den Vermerk des Berichterstatters zum Senatstermin vom 1. September 1999 verwiesen.</p><span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :</span></strong></p><span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat in dem zuerkannten Umfang Erfolg.</p><span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">I.</p><span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte materielle Schaden (Klageantrag zu 1) und der Anspruch auf Zahlung eines Schmerzensgeldes (Klageantrag zu 2) bestehen dem Grunde nach gem. §§ 823, 847 BGB.</p><span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">1.</p><span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat gegen die Beklagte materielle und immaterielle Schadensersatzansprüche gem. §§ 823 Abs. 2 BGB, 3 Abs. 2, Abs. 3 Gerätesicherheitsgesetz (GSG), 847 BGB.</p><span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Es ist anerkannt, daß § 3 Abs. 3 GSG ein Schutzgesetz im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB ist (BGH VersR 1988, 635, 636; Kullmann/Pfister, Kza 2450, A I).</p><span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dahinstehen kann, ob auch gegen ein weiteres Schutzgesetz, und zwar gegen § 3 der Medizingeräteverordnung verstoßen worden ist oder ob diese Bestimmung bei Sonderanfertigungen nicht anzuwenden ist (vgl. Nöthlichs, Sicherheitstechnik, Kza 6712).</p><span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Anwendung des GSG ist jedenfalls nicht, und zwar auch nicht durch § 48 Abs. 2 S. 1 Medizinproduktegesetz (MPG) ausgeschlossen, weil das Zwei-Flaschen-Set nicht <strong>nach den Vorschriften des Medizinproduktegesetzes</strong> erstmalig in Verkehr gebracht worden ist.</p><span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Bei dem Zwei-Flaschen-Set handelt es sich um ein technisches Arbeitsmittel im Sinne von § 2 Abs. 1 S. 1, S. 2 Nr. 2, Nr. 3, Abs. 2 b GSG. Die Beklagte hat gegen das Schutzgesetz des § 3 Abs. 3 GSG verstoßen. Die in § 3 Abs. 3 GSG enthaltene Schutzbestimmung ist nicht gem. § 3 Abs. 2 GSG dadurch ausgeschlossen worden, daß das Zwei-Flaschen-Set hier nach den schriftlichen Angaben des Verwenders - der Medizinischen Einrichtungen der Westfälischen Wilhelms-Universität vom 19.02.1991 (Bl. 129 d. A.) - als „Sonderanfertigung X2“ hergestellt und geliefert werden sollte. § 3 Abs. 2 GSG bestimmt nur, daß die Schutzbestimmungen des § 3 Abs. 1 S. 2 GSG nicht gelten. Diese Regelung beruht auf dem Gedanken, daß derjenige, der ein technisches Arbeitsmittel in den Verkehr bringt, nicht in die Pflicht genommen werden soll, wenn er auf die sicherheitstechnischen Ausführungen der Geräte keinen Einfluß hatte. Mit der ausdrücklichen Regelung in § 3 Abs. 2 GSG ist deutlich zum Ausdruck gebracht worden, daß <strong>nur</strong> die Schutzbestimmungen des § 3 Abs. 1 S. 2 GSG nicht gelten, dagegen ist § 3 Abs. 3 GSG auf die darin bezeichnete Sonderanfertigung von technischen Arbeitsmitteln anzuwenden (vgl. Kullmann/Pfister, Kza 2450 B. III 4 e).</p><span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die in § 3 Abs. 3 GSG bestimmte Instruktionspflicht, insbesondere zur Verhinderung von Gefahren bei der Verwendung des Zwei-Flaschen-Sets hat die Beklagte nicht erfüllt. Allein die Angabe auf der Verpackung, daß es sich um eine Sonderanfertigung handelt, genügt den Anforderungen an diese Instruktionspflicht nicht. Die Instruktions- und Warnpflichten können zwar deutlich herabgesetzt sein, wenn das Produkt - wie hier - an Fachpersonal in Verkehr gebracht wird, sind aber keineswegs schon allgemein deshalb ausgeschlossen, weil das betroffene Produkt von Fachpersonal gehandhabt wird (BGH NJW 1996, 2224, 2226). Je gewichtiger die Gefahr für Gesundheit und Leben ist, desto höhere Anforderungen sind an die Gestaltung der Warnhinweise zu stellen (vgl. Bundesverfassungsgericht NJW 1997, 249). Die insoweit erforderlichen Warnhinweise fehlten hier völlig. Es hätte nahegelegen einen deutlichen Hinweis, zum Beispiel des Inhalts auf den Flaschen anzubringen: <strong>Sonderanfertigung,</strong> darf nur auf Stationen ... der Universitätsklinik X2 verwendet werden, sonst droht <strong>Lebensgefahr.</strong></p><span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Warnpflicht erstreckt sich nicht nur auf den bestimmungsgemäßen Gebrauch des Produktes, sondern auch auf den naheliegenden Fehlgebrauch innerhalb des allgemeinen Verwendungszwecks (BGH MDR 1989, 534; 1999, 936, 937). Der Sachverständige Y hat hierzu ausgeführt, daß das Pflegepersonal für die Intensivmedizin hätte wissen müssen, daß solche Flaschen-Sets nicht ohne Wasserschloß zur Anwendung kommen dürfen. Gleichwohl lag der Fehlgebrauch hier deshalb nahe, weil - so der Sachverständige Y - die Erfahrung in der Praxis lehre, daß sich das Personal bei Verlegungen nicht hinreichend um das Problem von Sonderanfertigungen kümmere.</p><span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Daß der Vorfall und der Schaden am 10.07.1995 durch die Verwendung des streitgegenständlichen Flaschen-Sets verursacht worden ist, hat der Sachverständige bestätigt. Das Thorax-Drainage-Set hätte - ohne Wasserschloß - nicht an den im X-Hospital vorhandenen Ejektor angeschlossen werden dürfen. Ein entsprechender Warnhinweis hätte den Anschluß an den dortigen Ejektor verhindert. Dafür, daß ein solcher Warnhinweis beachtet worden wäre, spricht eine tatsächliche Vermutung (vgl. BGH NJW 1992, 560; 1994, 3349;). Diese Vermutung hat die Beklagte nicht widerlegt.</p><span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte haftet der Klägerin für die in Rede stehenden Ansprüche. Dabei kann dahinstehen, ob die Beklagte als Herstellerin oder Einführerin - nur diese waren Normadressaten der bis Ende 1992 geltenden Fassung des GSG - anzusehen ist. Jedenfalls hat die Beklagte die Flaschen-Sets als Lieferantin in den Verkehr gebracht. Seit Anfang des Jahres 1993 zählen auch diejenigen zu den Normadressaten des § 3 GSG, die das technische Arbeitsmittel in Verkehr gebracht haben. Das hier im Streit stehende Flaschen-Set ist frühestens am 03.02.1995 geliefert worden.</p><span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Das Verhalten der Beklagten wertet der Senat schon deshalb als schuldhaft gem. § 823 Abs. 2 S. 2, 276 BGB, weil sie die sich aufdrängende Instruktionspflicht nicht beachtet und den naheliegenden Fehlgebrauch des nicht gesicherten Zwei-Flaschen-Sets hätte voraussehen können.</p><span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">2.</p><span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat gegen die Beklagte einen weiteren Anspruch gem. §§ 823 Abs. 1, 847 BGB.</p><span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat bei der Inverkehrgabe der Zwei-Flaschen-Sets durch Unterlassen eines gebotenen Warnhinweises gegen die ihr obliegende Verkehrssicherungspflicht verstoßen und dadurch die Verletzung des Klägers verursacht. Die Beklagte hätte den naheliegenden Fehlgebrauch des Thorax-Drainage-Sets erkennen und davor deutlich warnen müssen. Dies gilt auch für den Fall, wenn man der Auffassung sein sollte, daß es sich bei dem Zwei-Flaschen-Set nicht um ein technisches Arbeitsmittel handelt und deshalb die Vorschriften des GSG nicht einschläglich sein sollten. Es entspricht der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, daß sich die allgemeine Verkehrssicherungspflicht nicht auf die Einhaltung von normierten sicherheitstechnischen Regeln beschränkt, weil solche Vorschriften lediglich entsprechende Sorgfaltspflichten konkretisieren, dagegen keine abschließende Festlegung der Verantwortlichkeit darstellen (zuletzt BGH MDR 1999, 936, 937). Ist wie hier die naheliegende Möglichkeit einer nicht sicherheitsgerechten Anwendung vorhersehbar, muß davor gewarnt werden. Das hat die Beklagte nicht getan.</p><span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">II.</p><span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das Feststellungsbegehren des Klägers ist aufgrund der umfassenden Haftung des Beklagten sowohl wegen der materiellen als auch wegen der immateriellen Schäden begründet, die nicht bereits von den Klageanträgen zu 1) und 2) erfaßt werden.</p><span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">III.</p><span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Bezüglich der Höhe der geltend gemachten Zahlungsansprüche war die nicht entscheidungsreife Sache gem. § 538 Abs. 1 Ziff. 3) an das Landgericht zurückzuverweisen, das die nach Grund und Höhe streitigen Ansprüche des Klägers als unbegründet abgewiesen hat. Eine eigene Sachentscheidung im Sinne von §§ 540 ZPO hielt der Senat nicht für sachdienlich. Die Beweisaufnahme auch zur Schadenshöhe vor dem Senat durchzuführen, erschien weder zweckmäßig noch liegt dies hier im Interesse der Parteien an der Wahrnehmung der Sachaufklärungsmöglichkeiten von zwei Instanzen, zumal der Kläger die Zurückverweisung insoweit ausdrücklich in der Berufungsbegründung angeregt hat (Bl. 318 d. A.).</p><span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">IV.</p><span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Das Urteil beschwert die Beklagte mit mehr als 60.000,00 DM.</p>
114,396
olgham-1999-09-01-3-u-24798
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
3 U 247/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-14T10:24:00
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0901.3U247.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">(Von der Darstellung des <u><b>Tatbestandes</b></u> wird gem. § 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.) </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung des Beklagten und die Anschlußberufung der Klägerin sind nur teilweise begründet. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Klägerin steht gegen den Beklagten gem. §§ 823 Abs. 1, 847 BGB ein angemessenes Schmerzensgeld zu, weil die zahnärztliche Behandlung der Klägerin durch den Beklagten teilweise fehlerhaft war. Aus dem gleichen Grund und aus dem Aspekt der Schlechterfüllung des Behandlungsvertrages steht der Klägerin materiell ein Schadensersatzanspruch in Höhe von insgesamt DM 5.500,00 zu.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Zur Vermeidung von Wiederholungen verweist der Senat zunächst auf die zutreffenden Ausführungen in der angefochtenen Entscheidung des Landgerichts. Die ergänzende Beweisaufnahme durch den Senat hat im wesentlichen keine anderen Ergebnisse erbracht. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">a) Die Behandlung der Klägerin durch den Beklagten war insoweit fehlerhaft, als der Beklagte die Zähne 35 und 44 bis 46 zu stark beschliffen hat. Das zu starke Beschleifen bezieht sich nicht nur auf den Zahn 44, sondern auch auf die anderen vorgenannten Zähne. Der Sachverständige hat eindrucksvoll und überzeugend anhand einer Skizze belegt, daß die äußeren Zähne sich bereits vor dem Abschleifen unterhalb der Kauebene befanden und deshalb ein Beschleifen der Oberfläche nicht erforderlich und somit unnötig war. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Soweit der Beklagte Nachbesserungsarbeiten durchgeführt hat, erschließt sich hieraus nicht zwingend, daß deshalb etwa der Zahn 44 nicht zu stark beschliffen worden sein kann. Der Sachverständige weist überzeugend darauf hin, daß schon das zu starke Abschleifen als solches Grund für die Nachbesserungsarbeiten gewesen sein kann. Gerade für den Zahn 44 existiert ein Röntgenbild, das nach der Darstellung des Sachverständigen das zu starke konische Abschleifen belegt. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Durch das zu starke Abschleifen zumindest des Zahns 44 ist es zu einer Traumatisierung des Zahns und zu einer akuten und schmerzhaften Pulpitis gekommen. Der Sachverständige hat mit einer überzeugenden Begründung im einzelnen ausgeführt, daß durch das zu starke Beschleifen die Pulpa fast tangiert wurde und letztlich dieses Beschleifen für die  wenn auch erst später  aufgetretene akute Pulpitis verantwortlich ist. Dem steht nicht entgegen, daß der Sachverständige andere Ursachen nicht mit letzter Sicherheit ausschließen konnte. Letzte Sicherheit und der Ausschluß jeglicher anderer, in der Medizin theoretisch immer denkbaren Möglichkeiten ist nicht erforderlich. Es genügt ein für das praktische Leben brauchbarer Grad von Gewißheit, der vorliegend erreicht ist. So ist schon außer einer im wesentlichen nur theoretischen Möglichkeit kein anderer Grund als das zu starke Beschleifen ersichtlich, der die akute Pulpitis im Dezember 1996 und die dadurch bedingten Schmerzen verursacht haben könnte. Durch Karies oder durch Bohren konnte die Pulpitis nicht verursacht worden sein, weil gerade dieser Zahn 44 kariesfrei war, also nicht entsprechend zu behandeln war. Die Zeitspanne von dem Beschleifen des Zahns im April 1996 bis zu der erstmaligen Beschwerdesymptomatik im Dezember steht dem nicht entgegen. Auch nach einer solchen, auf den ersten Blick durchaus lang erscheinenden Zeitspanne kann es noch zu einer kausal durch das Abschleifen bedingten akuten Pulpitis mit entsprechenden Schmerzzuständen kommen. Nach Abwägung aller Umstände hält der Senat die Überlegung des Sachverständigen für überzeugend, daß durch das zu starke Beschleifen des Zahns die Pulpa zu weit an die Oberfläche gelangte, es durch eine Erhitzung zu einem Schaden und dann später zu einer Schmerzreaktion kam. </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nicht ursächlich war die schon aus Sicht des Beklagten vor seiner Behandlung insoweit angegriffene Zahnsubstanz der Klägerin. Zwar mag die Zahnhartsubstanz schon früher bis in Pulpennähe erkrankt gewesen sein; jedoch war diese, wie der Sachverständige in seinem schriftlichen Gutachten ausgeführt hat, bereits durch den Vorbehandler saniert und offenbar ohne Reaktion. Denn von einer früher bereits aufgetretenen Pulpitis ist in der Dokumentation des Beklagten keine Rede. Ganz im Gegenteil bewirkte der vorgefundene Zustand die Notwendigkeit besonderer Vorsicht und die nur eingeschränkte und geringfügige Möglichkeit, den Zahn zu beschleifen. Gerade dieser Umstand spricht deshalb eher dafür, daß das zu starke Beschleifen das spätere Trauma bedingt hat. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Pulpitis hat der Beklagte fehlerhaft behandelt. Der Sachverständige hat im einzelnen ausgeführt, daß die endodontischen Maßnahmen "anders hätten verlaufen müssen". Der Beklagte hat es unterlassen, eine Initialaufnahme und insbesondere eine Meßaufnahme zu fertigen. Die Messungen waren nach den Ausführungen des Sachverständigen unbedingt erforderlich, weil sonst ungeklärt blieb, ob man zu weit bis in den Knochen gelangte oder aber zu wenig Gewebe herausnahm. Dabei kann sich der Beklagte nicht auf etwaige Vorarbeiten des von der Klägerin in Anspruch genommenen zahnärztlichen Notdienstes berufen. Dessen Erkenntnisse lagen dem Beklagten bei Durchführung seiner Arbeiten nicht vor. Es war allein seine Aufgabe, aufgrund eigener Untersuchungen und entsprechender Messungen die erforderlichen Arbeiten durchzuführen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Sachverständige hat insbesondere die durchzuführenden Messungen, die an allen letztlich extrahierten Zähnen nicht vorgenommen wurden, als ganz wichtig, als fundamental bezeichnet. Ein Student hätte bei einem solchen Unterlassen im Examen die Prüfung nicht bestanden. Auf der Basis dieser Ausführungen bewertet der Senat deshalb den Verstoß gegen den zahnärztlichen Standard als aus objektiver ärztlicher Sicht nicht mehr verständlich und deshalb als grob behandlungsfehlerhaft. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">c)</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Infolge des groben Behandlungsfehlers des Beklagten kommt es zu einer Beweislastumkehr mit der Folge, daß der Beklagte zu beweisen hatte, daß die nachfolgenden Beschwerden der Klägerin unvermeidbar und die nachfolgenden Zahnextraktionen notwendig und unabdingbar waren. Diesen Beweis hat der Beklagte nicht erbracht. Die Dokumentation des Beklagten als solche läßt nicht den Schluß zu, daß der Beklagte alles unternommen hat, um die Extraktion zu vermeiden. Ganz im Gegenteil hat der Sachverständige angenommen, daß das Pulpengewebe wegen zu kleiner Instrumente nicht vollständig ausgeräumt wurde, es hierdurch zu Beschwerden kam und die Extraktion der Zähne bei konsequent durchgeführter fachgerechter Behandlung mit allergrößter Wahrscheinlichkeit hätte vermieden werden können. Unerheblich ist dabei, ob letztlich die Extraktion der Zähne wegen der Beschwerden auf Wunsch und mit Einverständnis der Klägerin erfolgte. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">d)</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Fehlerhaft war auch die Bißlage im linken Unterkieferbereich. Auch insoweit hat die ergänzende Beweisaufnahme durch den Senat keine anderen Ergebnisse gebracht. Der Sachverständige hat noch einmal ausgeführt, daß durch sachgerechtes zahnärztliches Verhalten der richtige Biß hätte erreicht werden können. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">e)</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Aufgrund der Fehlbehandlung und der damit verbundenen Beschwerden und gesundheitlichen Beeinträchtigungen steht der Klägerin ein angemessenes Schmerzensgeld zu. Das Landgericht mag sich bei der Bemessung des Schmerzensgeldes u.a. an der Zeitspanne von etwa 17 1/2 Monaten von Mitte April 1996 bis Oktober 1997 orientiert und u.a. deshalb insgesamt ein Schmerzensgeld von 17.500,00 DM zugesprochen haben. Der Senat ist der Ansicht, daß auf der Basis der übrigen landgerichtlichen Erwägungen zur Höhe des Schmerzensgeldes und unter nochmaliger Berücksichtigung aller Umstände höchstens ein Schmerzensgeld von DM 15.000,00 DM erforderlich und angemessen ist. Mit diesem Betrag sind die erlittenen Beschwerden, psychischen Beeinträchtigungen und der Verlust der extrahierten Zähne ausreichend abgegolten. Ein höheres Schmerzensgeld ist auch nicht deshalb angezeigt, weil die Behandlung der Klägerin durch den Beklagten teilweise grob fehlerhaft erfolgte. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">f)</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Berechtigt sind auch die zugesprochenen Kosten von insgesamt DM 5.500,00. Diese (Mehr-)Kosten für die zwei Implantate im Unterkiefer rechts und für die augmentativen Maßnahmen sind durch die Behandlungsfehler des Beklagten bedingt. Auch diesbezüglich kann auf die Ausführungen in der landgerichtlichen Entscheidung Bezug genommen werden. Soweit die Klägerin mit der Hilfsanschlußberufung die Differenz zwischen zugesprochenem Schmerzensgeld und ihrer Begehrensvorstellung (insgesamt 5.000,00 DM) "aufzufüllen" versucht, bleibt dies ohne Erfolg. Soweit die Mehrkosten bezifferbar sind, ist eine Verurteilung des Beklagten erfolgt. Ein weiterer bezifferbarer Anspruch steht der Klägerin nicht zu. Der Sachverständige hat auch vor dem Senat die durch die Fehler des Beklagten bedingten Kosten mit insgesamt maximal DM 5.500,00 geschätzt. Nichts konkret anderes ergibt sich aus dem vorgelegten Heil- und Kostenplan. </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Begründet ist jedoch der Feststellungsantrag, unabhängig davon, daß  wie ausgeführt  ein weiterer konkreter materieller Schaden nicht zugesprochen werden konnte. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die prozessualen Nebenentscheidungen beruhen auf den §§ 97 Abs. 1, 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Beschwer des Beklagten beträgt DM 53.500,00 (DM 15.000,00 Schmerzensgeld + DM 5.500,00 Zahlung + DM 33.000,00 Feststellung). </p>
114,397
olgham-1999-09-01-5-uf-8499
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
5 UF 84/99
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-14T10:24:02
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0901.5UF84.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b>Von der Darstellung des Tatbestandes wird gemäß § 543 Abs. 1 ZPO abgesehen.</b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung der Antragsgegnerin ist zulässig und begründet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar scheitert die Zulässigkeit des von dem Antragsteller unter dem 26. November 1997 erhobenen Scheidungsantrags nicht daran, daß er nicht ordnungsgemäß zugestellt worden ist. Denn der Mangel, daß er der Antragsgegnerin entgegen § 199 ZPO nicht förmlich über die zuständigen Behörden zugeleitet worden ist, ist gemäß § 187 ZPO dadurch geheilt, daß sie den Scheidungsantrag auf den Postweg per Einschreiben mit Rückschein tatsächlich erhalten hat. § 187 ZPO ist auch auf Zustellungsmängel im internationalen Rechtsverkehr anzuwenden (vgl. Zöller-Geimer, ZPO, 21. Aufl., § 199 Randziffer 17). Wie sich aus dem Rückschein und dem Vergleich der dortigen Unterschrift mit derjenigen auf der Erklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse vom 03. Juni 1999 ergibt, hat die Antragsgegnerin den Empfang der gerichtlichen Sendung am 20. Mai 1998 quittiert. Auch das - nicht unterzeichnete - Erwiderungsschreiben vom 20. Juli 1998 macht deutlich, daß ihr die Antragsschrift tatsächlich zugegangen ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Jedoch sind die verfahrensrechtlichen Voraussetzungen für die Scheidung der am 07. November 1996 geschlossenen Ehe der Parteien zur Zeit noch nicht erfüllt. Das Familiengericht hat die Haltung der Antragsgegnerin zur Scheidung nicht hinreichend untersucht, indem es sie entgegen § 613 Abs. 1 ZPO nicht persönlich angehört hat. Die Pflicht zur Anhörung der Antragsgegnerin entfällt vorliegend nicht deshalb, weil sie sich im Ausland aufhält und unter dem 20. Juli 1998 an das Gericht geschrieben hat. Ob dieses Schreiben in jedem Satz von ihrem Willen getragen wird, läßt sich nicht feststellen. Zum einen fehlt die Unterschrift, zum anderen kann die Antragsgegnerin kein Deutsch, so daß ohne den Vergleich mit dem rumänischen Text, der nicht vorliegt, nicht festgestellt werden kann, ob sie das, was ihr privater Übersetzer geschrieben hat, in dieser Weise erklären wollte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Eine Ausnahme von der Pflicht zur Anhörung besteht unter den augenblicklichen Umständen noch nicht. Wenn die Antragsgegnerin nicht doch noch vor dem deutschen Gericht erscheint, muß versucht werden, sie in Rumänien anzuhören (vgl. Zöller-Philippi, ZPO 21. Aufl., § 613 Randziffer 4). Daß die dortigen Behörden die Rechtshilfe verweigern werden, kann man derzeit nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Verstoß gegen § 613 ZPO stellt einen schwerwiegenden Verfahrensverstoß dar, der zur Aufhebung und Zurückverweisung gemäß § 539 ZPO führt. Gegen eine eigene Sachentscheidung des Senats gemäß § 540 ZPO spricht neben der fehlenden Entscheidungsreife der Umstand, daß nur auf diesem Weg der Antragsgegnerin Gelegenheit gegeben werden kann, den nachehelichen Unterhalt im Verbund geltend zu machen (§ 623 Abs. 4 ZPO). Die dadurch eintretende Verfahrensverzögerung fällt gegenüber der übrigen Verfahrensdauer nicht besonders ins Gewicht.</p>
114,398
lsgnrw-1999-09-01-l-12-al-15798
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 12 AL 157/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-12T13:54:21
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0901.L12AL157.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Umstritten ist, ob die Beklagte zu Recht die Bewilligung von Arbeitslosenhilfe ab dem 02.02.1996 aufgehoben hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am ... geborene Kl&#228;ger beantragte am 06.12.1995 die Bewilligung von Arbeitslosenhilfe f&#252;r die Zeit ab 01.01.1996. Am 05.12.1995 hatte er die 2. juristische Staatspr&#252;fung bestanden. Das Referendargehalt wurde ihm bis Ende Dezember 1995 gezahlt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheiden vom 21.12.1995 und 09.01.1996 bewilligte die Beklagte dem Kl&#228;ger Arbeitslosenhilfe vom 01.01. bis 28.12.1996 in H&#246;he von w&#246;chentlich 259,80 DM. Die Ehefrau des Kl&#228;gers hatte zu der Zeit kein Einkommen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 15.01.1996 teilte der Kl&#228;ger der Beklagten mit, da&#223; seiner Frau durch Bescheid der Universit&#228;t zu K&#246;ln vom 08.01.1996 ein Habilitationsstipendium im Rahmen des Lise-Meitner-Programms bewilligt worden sei. Das Stipendium von insgesamt 3.900,-- DM monatlich setze sich zusammen aus einem Grundbetrag von 3.400,-- DM, einem Sach- und Reisekostenzuschu&#223; von 200,-- DM und einem Kinderbetreuungszuschlag von 300,-- DM. Die Bewilligung erfolgte f&#252;r die Dauer von zwei Jahren. Die erste Auszahlung fand am 02.02.1996 statt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Daraufhin teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit Bescheiden vom 23.01.1996, 15.04.1996 und 02.05.1996 mit, da&#223; die Bewilligung von Arbeitslosenhilfe ab 02.02.1996 aufgehoben werde, weil unter Ber&#252;cksichtigung des Einkommens seiner Ehefrau Bed&#252;rftigkeit nicht mehr gegeben sei. - Mit seinem Widerspruch wandte sich der Kl&#228;ger gegen die Ber&#252;cksichtigung des Stipendiums. In keinem Falle d&#252;rfe der volle Betrag angerechnet werden, sondern allenfalls der Grund betrag von 3.400,-- DM. Weiterhin m&#252;&#223;ten Werbungskosten und Versicherungsbeitr&#228;ge abgezogen werden. Der Anrechnung des Stipendiums stehe &#167; 138 Abs. 3 Arbeitsf&#246;rderungsgesetz (AFG) entgegen. Die Leistung sei allein daf&#252;r bestimmt, seiner Frau bei der Erstellung der Habilitationsschrift zu helfen. Das Stipendium diene nicht zur Sicherung der allgemeinen Lebensf&#252;hrung. Das Fehlen des Verheiratetenzuschlages, wie er sonst im &#246;ffentlichen Recht gezahlt werde, zeige, da&#223; das Stipendium nicht f&#252;r die Erf&#252;llung ehelicher Unterhaltspflichten gew&#228;hrt werde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 31.05.1996 wies die Beklagte den Widerspruch als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck und f&#252;hrte aus, bei dem nach &#167; 138 Abs. 3 AFG zu ber&#252;cksichtigenden Einkommen m&#252;sse es sich nicht um Arbeitsentgelt im Sinne von &#167; 14 des Vierten Buches des Sozialgesetzbuches (SGB IV) handeln. Zugrunde gelegt werden m&#252;sse der Grundbetrag von 3.400,-- DM. Selbst wenn man Aufwendungen in H&#246;he von 667,84 DM als abzugsf&#228;hig anerkenne, verbleibe ein anzurechnendes Einkommen von w&#246;chentlich 260,39 DM. Bei einem Leistungssatz des Kl&#228;gers von 259,80 DM ergebe sich kein Auszahlungsbetrag.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 05.06.1996 zugestellten Widerspruchsbescheid hat der Kl&#228;ger am 4.07.1996 Klage bei dem Sozialgericht in K&#246;ln erhoben. Er hat weiterhin die Auffassung vertreten, da&#223; angesichts des besonderen Charakters des Stipendiums eine Ber&#252;cksichtigung als an rechenbares Einkommen im Rahmen der Bed&#252;rftigkeitspr&#252;fung nicht erfolgen d&#252;rfe. Es handele sich bei dem Stipendium um eine zweckgebundene Leistung zur Berufsausbildung.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Seit dem 29.02.1996 ist der Kl&#228;ger als Rechtsanwalt selbst&#228;ndig t&#228;tig. Vor dem Sozialgericht hat der Kl&#228;ger selbst beantragt, die Bescheide der Beklagten vom 23.01.1996, 15.04.1996 und 02.05.1996 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 31.05.1996 insoweit aufzuheben, als sie den Zeitraum bis zum 28.02.1996 einschlie&#223;lich betreffen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat an ihrer im Verwaltungs- und Widerspruchsverfahren vertretenen Rechtsauffassung festgehalten.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 27.02.1997 hat das Sozialgericht der Klage entsprochen und die angefochtenen Bescheide insoweit aufgehoben, als sie die Zeit bis zum 28.02.1996 einschlie&#223;lich betreffen. Das Sozialgericht hat die Auffassung vertreten: Bei dem Stipendium der Ehefrau des Kl&#228;gers handele es sich um eine zweckgebundene Leistung im Sinne von &#167; 138 Abs. 3 AFG, die nicht auf die Arbeitslosenhilfe des Kl&#228;gers angerechnet werden d&#252;rfe. Die Nichtanrechnung erfolge weder deshalb, weil es sich bei dem Stipendium nicht um Entgelt im Sinne von &#167; 14 SGB IV handele noch deshalb, weil die Leistung steuerfrei sei. Ma&#223;gebend f&#252;r die Entscheidung sei, da&#223; die H&#246;he des Stipendiums sich ausschlie&#223;lich am Lebensalter des Stipendiaten, nicht aber an seinen Lebens- oder Familienstand orientiere. Mit dem Geld solle nur der eigene Lebensunterhalt zum Zweck der z&#252;gigen und zielgerichteten Erstellung der Habilitationsschrift abgedeckt werden. Der Grundbetrag von 3.400,-- DM diene in keiner Weise auch zur Bestreitung des Lebensunterhaltes von Kindern oder Ehegatten. Die Begrenztheit des Stipendiums zeige sich auch darin, da&#223; Versicherungen wie Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherungen nicht im Stipendium enthalten seien, sondern vom Betreffen den selbst aufgebracht werden m&#252;&#223;ten. Die Zielgerichtetheit der Zuwendung aus dem Stipendium ergebe sich aus dem im Bewilligungsbescheid ersichtlichen Verpflichtungen, die der Stipendiat zu er f&#252;llen habe. Ein Vergleich mit dem Unterhaltsgeld nach dem AFG, welches vom Bundessozialgericht (BSG) als anrechenbar angesehen worden sei, komme nicht in Betracht. Das Unterhaltsgeld habe Lohnersatzfunktion und diene durchaus der Sicherung des allgemeinen Lebensunterhalts. Es sei in der H&#246;he abh&#228;ngig vom Familienstrand.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Im Gegensatz hierzu werde das Stipendium im Grundbetrag unabh&#228;ngig vom Familienstand und Elternschaft ausdr&#252;cklich nach dem Lebensalter berechnet.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Dieses mit einer falschen Rechtsmittelbelehrung versehene Urteil wurde der Beklagten am 07.04.1997 zugestellt. Sie hat zun&#228;chst am 02.05.1997 Berufung eingelegt. Auf einen entsprechenden Hinweis des Senates hin hat sie die Berufung zur&#252;ckgenommen und am 30.03.1998 Nichtzulassungsbeschwerde eingelegt. Daraufhin ist die Berufung vom Sozialgericht mit Beschluss vom 10.09.1998 zugelassen worden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte vertritt die Auffassung, &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG stehe der Anrechnung des Stipendiums auf die Arbeitslosenhilfe des Kl&#228;gers nicht entgegen. Vom Wesensgehalt dieser Vorschrift her w&#252;rden nur solche Leistungen privilegiert, die einen besonderen Aufwand abgelten sollten; nicht zweckgebunden seien dagegen Leistungen, die als Lohnersatz dem allgemeinen Lebensunterhalt dienten. Bei einer Habilitation handele es sich dem Wesen nach nicht um eine Ausbildung, wie bereits das BSG entschieden habe. Eine Zweckgebundenheit zur Berufsausbildung sei daher zu verneinen. Das Stipendium der Ehefrau diene auch nicht einer besonderen Zweckbindung, indem es etwa einen besonderen Bedarf des Stipendiaten abdecken solle, sondern es diene in erster Linie der Sicherstellung des Lebensunterhaltes w&#228;hrend der Dauer der Habilitation. Eine Zweckbindung des Stipendiums k&#246;nne nur teilweise anerkannt werden. Der Stipendienbetrag weise neben dem Grundbetrag separat noch einen Kinderbetreuungszuschu&#223; sowie einen Sach- und Reisekostenzuschu&#223; aus. Diese Zusch&#252;sse seien zweifelsfrei zweckgebunden und damit nicht anrechenbar. Der Grundbetrag diene dagegen zur Deckung der allgemeinen Lebenshaltungskosten. Auch die Steuerfreiheit des Stipendiums deute eher auf eine Anrechenbarkeit hin. Stipendien zur F&#246;rderung der wissenschaftlichen Fortbildung seien n&#228;mlich selbst dann steuerfrei, wenn sie nur f&#252;r die Bestreitung des Lebensunterhalts bestimmt seien. Die Steuerbefreiung des Stipendiums k&#246;nne somit f&#252;r die Beurteilung des vorliegenden Sachverhalts nicht zu Gunsten des Kl&#228;gers entscheidend sein.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt, das Urteil des Sozialgerichts K&#246;ln vom 27.02.1997 abzu&#228;ndern und die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und die Beklagte unter Ab&#228;nderung des Urteils des Sozialgerichts K&#246;ln vom 27.02.1997 zu verurteilen, ihm Arbeitslosenhilfe auch f&#252;r die Zeit vom 29.02.1996 bis 31.05.1996 zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger h&#228;lt das angefochtene Urteil hinsichtlich der Zeit bis zum 28.02.1996 f&#252;r zutreffend. Beim Stipendium seiner Ehefrau handele es sich um eine zweckgebundene Leistung. Dies folge daraus, da&#223; der Ehefrau die staatlichen Leistungen allein zum Zwecke der Anfertigung einer Habilitationsschrift und zur Vorbereitung f&#252;r die sp&#228;tere Professur bewilligt worden seien. Die Habilitationsschrift sei f&#252;r den Einstieg in den wissenschaftlichen Dienst als Professor an einer Hochschule unabdingbar, so da&#223; die Habilitation als Berufsausbildung zu werten sei. Die Zweckgebundenheit des bewilligten Stipendiums zeige sich auch darin, da&#223; ein Widerruf des Bewilligungsbescheides jederzeit m&#246;glich sei, wenn die vergebenen Mittel nicht zweckentsprechend verwendet w&#252;rden oder das Vorhaben abgebrochen werde. Die Zweckbindung zeige sich darin, da&#223; die Stipendiatin ihre Arbeitskraft auf das Habilitationsvorhaben zu konzentrieren habe. Zutreffend habe das Sozialgericht darauf hinge wiesen, da&#223; das Stipendium unabh&#228;ngig vom Familienstand gew&#228;hrt werde und folglich mit dem zur Verf&#252;gung gestellten Geld nur der eigene Lebensunterhalt zum Zwecke der z&#252;gigen und zielgerichteten Erstellung der Habilitationsschrift abgedeckt werden sollen. Dies zeige sich auch daran, da&#223; der Grundbetrag von 3.400,-- DM stets konstant bleibe, unabh&#228;ngig davon, ob Kinder vorhanden seien oder nicht. Der Grundbetrag diene ersichtlich nicht der Bestreitung des Unterhalts dritter Personen. Er beinhalte noch nicht einmal die notwendigen Aufwendungen zum Abschlu&#223; notwendiger Versicherungen. Eine andere Betrachtung f&#252;hre zu dem nicht nachvollziehbaren Ergebnis, da&#223; der Stipendiat die im Falle einer privaten Krankenversicherung zu entrichtenden erheblichen Beitr&#228;ge nicht nur f&#252;r sich, sondern auch f&#252;r den Ehegatten zu entrichten h&#228;tte. Dies w&#252;rde jedoch zu einer solchen Minderung des dem Stipendiaten zur Verf&#252;gung stehenden Etats f&#252;hren, da&#223; der mit der Zahlung des Stipendiums verfolgte Zweck gef&#228;hrdet werde. Das Stipendium k&#246;nne auch nicht, wie vom Sozialgericht zutreffend ausgef&#252;hrt, mit der Zahlung von &#220;bergangsgeld im Sinne des AFG verglichen werden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger begehrt im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 01.09.199 erstmals die Zahlung von Arbeitslosenhilfe bis zum 31.05.1996. Die erfolgte Einschr&#228;nkung auf die Zeit bis zum 28.02.1996 sei zu Unrecht erfolgt. Zwar sei er ab 29.02.1996 selbst&#228;ndig als Rechtsanwalt t&#228;tig, diese T&#228;tigkeit sei jedoch vom zeitlichen Aufwand her bis Ende Mai 1996 so geringf&#252;gig gewesen, da&#223; dies der Gew&#228;hrung von Arbeitslosenhilfe nicht entgegengestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat der Klage&#228;nderung widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat dem Kl&#228;ger aufgegeben, Unterlagen und Belege f&#252;r Aufwendungen vorzulegen, die von Stipendium abzuziehen sein k&#246;nnten, wenn man es als anrechenbar ansehen sollte. Der Kl&#228;ger hat mitgeteilt, da&#223; er hiervon absehen wolle.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der den Kl&#228;ger betreffenden Verwaltungsakte der Beklagten Bezug genommen. Diese Akten waren Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig. Zwar war bei Einlegung der Berufung nur ein Betrag von 995,90 DM (23 Tage x 43,30 DM) streitig, worauf der Senat die Beteiligten mit Verf&#252;gung vom 10.03.1998 hingewiesen hat. Jedoch war das angefochtene Urteil mit einer unzutreffenden Rechtsmittelbelehrung versehen, so da&#223; die am 30.03.1998 eingelegte Nichtzulassungsbeschwerde der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 66 Abs. 2 SGG noch rechtzeitig war. Da das Sozialgericht der Beschwerde abgeholfen und die Berufung zugelassen hat, war das Verfahren gem&#228;&#223; &#167; 145 Abs. 5 S. 1, 1 HS SGG als Berufungsverfahren fortzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die in zweiter Instanz erhobene Klage auf Zahlung von Arbeitslosenhilfe auch f&#252;r die Zeit vom 29.02. bis 31.05.1996 war als unzu l&#228;ssig abzuweisen. Dem Kl&#228;ger war urspr&#252;nglich Arbeitslosenhilfe bis zum 28.12.1996 bewilligt worden. Mit der Aufhebung dieser Bewilligung ab 02.02.1996 wird also auch die Zeit vom 29.02. bis 31.05.1996 erfa&#223;t. Der Kl&#228;ger hat jedoch in erster Instanz sein Klagebegehren ausdr&#252;cklich auf die Zeit bis zum 28.02.1996 beschr&#228;nkt. Eine solche Beschr&#228;nkung des Klageantrages ist zul&#228;ssig. Damit wurden die urspr&#252;nglich angefochtenen Bescheide f&#252;r die Zeit ab dem 29.02.1996 bestandskr&#228;ftig. Der erstmals in zweiter Instanz vorgetragene Sachverhalt f&#252;r die Zeit ab 29.02.1996 ist v&#246;llig neu. Bis zum 28.02.1996 war zu pr&#252;fen, ob das Stipendium der Ehefrau bei der Arbeitslosenhilfe des arbeitslosen Kl&#228;gers anzurechnen war oder nicht. Hiermit haben sich die Beklagte im Verwaltungs- und Widerspruchsverfahren und das Sozialgericht auseinandergesetzt. Nunmehr aber stellt sich die zus&#228;tzliche Frage, in wie weit trotz Aufnahme einer selbst&#228;ndigen T&#228;tigkeit in zeitlicher Hinsicht noch Verf&#252;gbarkeit angenommen werden kann und ob nunmehr nicht eigenes Einkommen aus Erwerbst&#228;tigkeit den Anspruch aus schlie&#223;en k&#246;nnte. Eine solche Klage&#228;nderung, der die Beklagte ausdr&#252;cklich widersprochen hat, h&#228;lt der Senat nicht f&#252;r sachdienlich im Sinne von &#167; 99 SGG. Auch &#167; 99 Abs. 3 Nr. 3 SGG greift nicht ein, da jedenfalls der Klagegrund f&#252;r die Zeit ab 29.02.1996 er weitert wird.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Berufung bez&#252;glich der Zeit vom 02.02. bis 28.02.1996 erweist sich als begr&#252;ndet. Die Klage war auch bezogen auf diesen Zeitraum abzuweisen, weil der Kl&#228;ger durch die angefochtenen Bescheide nicht beschwert ist. Die Beklagte hat die Bewilligung von Arbeitslosenhilfe ab 02.02.1996 zu Recht aufgehoben. Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf Arbeitslosenhilfe ab dem 02.02.1996, weil das Stipendium seiner Ehefrau entgegen der Auffassung des Sozialgerichtes auf seine Arbeitslosenhilfe anzurechnen ist und der Anrechnungsbetrag seinen Leistungsanspruch &#252;bersteigt, so da&#223; sich ein Auszahlungsbetrag f&#252;r ihn nicht ergibt.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger wurde f&#252;r die Zeit nach Beendigung seiner Referendarausbildung ab 01.01.1996 Arbeitslosenhilfe in H&#246;he von 259,80 DM zuerkannt. Diese Entscheidung war rechtm&#228;&#223;ig. Der Kl&#228;ger war arbeitslos, hatte Arbeitslosenhilfe beantragt, stand der Arbeitsvermittlung zur Verf&#252;gung und war bed&#252;rftig im Sinne des &#167; 134 AFG. Der Kl&#228;ger war insbesondere nicht erwerbst&#228;tig, seine Ehefrau bezog keine Leistungen, die nach &#167; 138 AFG als Einkommen anrechnungsf&#228;hig gewesen w&#228;ren. Dies hat sich ab dem 02.02.1996 ge&#228;ndert. An diesem Tag ist der Ehefrau erstmals die Leistung in H&#246;he von 3.900,-- DM aus dem Stipendium zugeflossen. Hierbei handelt es sich um eine wesentliche &#196;nderung im Sinne des &#167; 48 Abs. 1 S. 1 SGB X, die Beklagte berechtigt, den Verwaltungsakt &#252;ber Bewilligung von Arbeitslosenhilfe mit Wirkung f&#252;r die Zukunft ab &#196;nderung der Verh&#228;ltnisse aufzuheben. Dies hat die Beklagte auch gesetzeskonform umgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Seit dem 02.02.1996 bezog die Ehefrau des Kl&#228;gers fortlaufend monatlich ein Stipendium im Rahmen des Lise-Maitner-Programms zur Vorbereitung ihrer Habilitation von 3.900,-- DM monatlich. In H&#246;he von 3.400,-- DM (Grundbetrag des Stipendiums) ist dieser Geldzuflu&#223; als Einkommen nach &#167; 138 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AFG auf die Arbeitslosenhilfe des Kl&#228;gers anzurechnen. Das Habilitationsstipendium ist entgegen der Ansicht des Kl&#228;gers und des Sozialgerichtes nicht nach &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG von der Anrechnung ausgeschlossen. Es ist weder als Leistung zur Berufsausbildung noch als sonstige zweckgebundene Leistung anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Vorbereitung auf die Habilitation ist keine Berufsausbildung im Sinne von &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG. Berufsausbildung liegt nur dann vor, wenn es sich dem Wesen nach um eine Ausbildung handelt und diese dazu dient, F&#228;higkeiten zu erlangen, die die Aus&#252;bung des zuk&#252;nftigen Berufes erm&#246;glichen. Sie setzt ein echtes Ausbildungsverh&#228;ltnis voraus, das nach Inhalt und zeitlicher Gestaltung sowie Leistungskontrolle einem von vornherein festgelegten Plan entspricht und sich an einem bestimmten Ausbildungsziel orientiert. Dazu geh&#246;rt in der Regel, da&#223; sachkundige verantwortliche Ausbilder bestellt sind, die den Ausbildenden anleiten, belehren und ihn mit dem Ziel unterweisen, ihm die f&#252;r den erstrebten Beruf notwendigen Kenntnisse und F&#228;higkeiten zu vermitteln. Einen derartigen Ausbildungscharakter hat die Habilitation nicht. F&#252;r den von der Ehefrau erstrebten Beruf einer Hochschullehrerin sind zwar au&#223;er einem abgeschlossenen Hochschulstudium u.a. die Promotion und nachfolgend die Habilitation regelm&#228;&#223;ig Einstellungsvoraussetzungen. Dies rechtfertigt es jedoch nicht, die Habilitation als Berufsausbildung zu qualifizieren, denn sie dient dem Nachweis der Bef&#228;higung zu eigenst&#228;ndiger wissenschaftlicher Arbeit bzw. zus&#228;tzlichen wissenschaftlichen Leistungen. Sie erfolgt weder nach einem bestimmten, festen Zeitplan noch ist eine Leistungskontrolle bzw. Unterweisung oder Belehrung durch einen Ausbilder festgelegt. Die im Einzelfall erfolgende Betreuung durch einen "Habilitationsvater" ist einem geregelten Ausbildungsgang nicht vergleichbar. Dies ist vom Bundessozialgericht (BSG) bereits mit Urteil vom 21.03.1996 - 11 RAr 95/95 - entschieden worden. Der Senat schlie&#223;t sich dieser Rechtsprechung des BSG an.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; nicht von Ausbildung gesprochen werden kann, f&#252;hrt jedoch nicht zwangsl&#228;ufig zur Anrechenbarkeit des Stipendiums. Es war ferner zu pr&#252;fen, ob es sich nicht um eine sonstige zweckgebundene Leistung im Sinne von &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG handelt. Die Bezeichnung "zweckgebunden" ist nicht so eng auszulegen, da&#223; darunter lediglich solche Leistungen zu verstehen w&#228;ren, die der Empf&#228;nger nur zu dem im Gesetz oder in einer Vereinbarung vor gesehenen Zweck verwenden darf und bei denen der Leistende ein Kontrollrecht oder einen Einflu&#223; auf die Verwendung hat. Vielmehr fallen darunter auch solche Betr&#228;ge, die aus einem bestimmten Anla&#223; sowie in einer bestimmten Erwartung gegeben werden und die der Empf&#228;nger zwar im allgemeinen f&#252;r einen bestimmten Zweck verwenden wird, ohne da&#223; er jedoch dazu angehalten werden k&#246;nnte. Die vom Gesetzgeber vorgenommene Aufz&#228;hlung in &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG ist nicht ersch&#246;pfend, gleichartig privilegierte Leistungen sind eben falls anrechnungsfrei (vgl. BSG SozR 4100 &#167; 138 Nr. 13; BSG in SozR 3 4100 &#167; 138 Nr. 1 mit weiteren Nachweisen). Als zweckgebun den in diesem Sinne sieht der Senat den Kinderbetreuungszuschu&#223; in H&#246;he von 300,-- DM an, da die Kinderbetreuungskosten nachgewiesen werden m&#252;ssen und ein Differenzbetrag zur&#252;ckzuzahlen ist (vgl. Ziffer II 1 b des Lise-Meitner-Programms). Auch der Sach- und Reisekostenzuschu&#223; in H&#246;he von 200,-- DM (vgl. Ziffer II 1 c) ist in diesem Sinne zweckgebunden. Bei dem Grundbetrag von 3.400,-- DM vermag der Senat im Gegensatz zu dem Kl&#228;ger und dem Sozialgericht eine Zweckbindung nicht zu erkennen. Nicht als von der Anrechnung ausgenommene zweckgebundene Leistungen im Sinne des &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG sind n&#228;mlich solche Leistungen, deren Zweck darin besteht, dem allgemeinen Lebensunterhalt des Empf&#228;ngers zu dienen (vgl. BSG a.a.O.).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Zur &#220;berzeugung des Senates dient der Grundbetrag im wesentlichen dem Lebensunterhalt der Ehefrau des Kl&#228;gers. Der Umstand, da&#223; keine familienbezogenen Leistungen gew&#228;hrt werden und sich die Ehefrau selbst um ihre Kranken-, Renten- und Unfallversicherung k&#252;mmern mu&#223;, stehen dem nicht entgegen. Das Stipendium wird hochqualifzierten Wissenschaftlerinnen gew&#228;hrt, die sich dadurch voll auf ihre Habilitation konzentrieren k&#246;nnen. Ihnen wird dadurch "der R&#252;cken frei gehalten", um sich ihrer Habilitation widmen zu k&#246;nnen. Diese allgemeine Zweckbindung reicht jedoch nicht aus, eine Anrechnung nach &#167; 138 Abs. 3 nr. 3 AFG auszuschlie&#223;en. Zur &#220;berzeugung des Senates mu&#223; auf die Zweckbindung des Geldes abgestellt werden. Das Stipendium dient grade dazu, den Lebensunterhalt der Ehefrau wegen der Inanspruchnahme durch die Habilitation sicherzustellen. Daf&#252;r spricht auch, da&#223; das Stipendium nicht gew&#228;hrt wird, soweit &#220;bergangsgelder aus &#246;ffentlichen Kassen zu stehen. Solche &#220;bergangsgelder sind aber nach der Rechtsprechung des Bundessozialgerichtes (Urteil vom 21.03.1996), anrechenbar im Sinne der vorgenannten Vorschrift. Zwar wurde &#220;bergangsgeld im Falle des BSG in einem Betrag ausbezahlt. Es kann jedoch zur &#220;berzeugung des Senates keinen Unterschied machen bei der Anrechnung nach &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG, ob der Betrag in einer Summe oder monatlich laufend ausgezahlt wird.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Auch wenn das Stipendium keine familienbezogenen Anteile enth&#228;lt, ist die Anrechnung sachgerecht. Auch Arbeitsentgelt wird in der freien Wirtschaft nicht familienbezogen gew&#228;hrt. Es unterliegt je doch keinem Zweifel, da&#223; Arbeitsentgelt eines Ehegatten anrechnungsf&#228;hig ist. Ist dieses so hoch, da&#223; (bei Ber&#252;cksichtigung aller Freibetr&#228;ge), noch ein Unterhaltsbeitrag f&#252;r den Ehegatten geleistet werden kann, so ist die Anrechnung geboten. Der Senat vermag nicht zu erkennen, warum dies bei dem Grundbetrag des Stipendiums anders sein sollte. Rein theoretisch k&#246;nnte auch ein wohlhabender Bekannter des Habilitanden einen Zuschu&#223; mit gleicher Intension wie beim Lise-Meitner-Programm gew&#228;hren und dies in nach oben unbegrenzter H&#246;he. Die Anrechnung ist sozial geboten, um Mi&#223;br&#228;uchen vorzubeugen. Je geringer das Stipendium oder die freiwillige Leistung eines Dritten ist, desto weniger werden sich durch die Ber&#252;cksichtigung von Freibetr&#228;gen sozial ungerechtfertigte Ergebnisse ergeben.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; das Stipendium bei Vernachl&#228;ssigung der Habilitation m&#246;glicherweise zur&#252;ckgefordert werden kann, ist kein Grund, von der Anrechnung abzusehen. Auf einen eventuellen Erstattungsanspruch, der sich nur bei vertrauenswidrigem Verhalten des Beg&#252;nstigten realisiert, kann man sich nicht berufen (vgl. BSG Urteil vom 18.03.1999 - B 14 KG 5/98 R-).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Wenn aber der Grundbetrag des Stipendiums der Ehefrau des Kl&#228;gers auf die Arbeitslosenhilfe des Kl&#228;gers anzurechnen ist, dann ergibt sich f&#252;r den Kl&#228;ger kein Zahlbetrag, so da&#223; die Entscheidungen der Beklagten auch rechnerisch zu best&#228;tigen waren. Im Februar 1996 hatte der Kl&#228;ger Anspruch auf Arbeitslosenhilfe in H&#246;he von 259,80 DM pro Woche. Das anrechenbare Einkommen der Ehefrau betrug 3.400,-- DM im Monat. Von diesem Betrag sind abzusetzen:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">- Freibetrag nach &#167; 138 Abs. 1 Satz 2 AFG 1.203,80 DM - Kinderfreibetrag (D&#252;sseldorfer Tabelle Stand 0101.1996) 435,-- DM - Krankenversicherung Ehefrau 473,50 DM - Unfallversicherung Ehefrau 37,40 DM - Lebensversicherung der Ehefrau (abz&#252;glich Angaben im Termin vom 01.09.1999) 14,50 DM</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Damit sind 2.164,20 DM abzusetzen, so da&#223; ein anrechenbares Ein kommen in H&#246;he von 1.235,80 DM verbleibt. Diese Abz&#252;ge h&#228;lt der Senat nach der allgemeinen Lebenserfahrung f&#252;r &#252;blich und damit f&#252;r glaubhaft. Weitere Absetzungen h&#228;tten sich aufgrund entsprechender Nachweise ergeben k&#246;nnen. Der Kl&#228;ger hat jedoch trotz entsprechender Aufforderung durch den Senat keine weiteren Belege vorgelegt. Die Kraftfahrzeugversicherung, die eigene Lebensversicherung und die Familienversicherung waren daher mangels Nach weises nicht absetzbar. Ausgehend von einem anrechnungsf&#228;higen Einkommen der Ehefrau von 1.235,80 DM (dieses x 3: 13) ergibt sich ein w&#246;chentliches anrechenbares Einkommen in H&#246;he von 285,18 DM. Damit &#252;bersteigt der w&#246;chentliche Anrechnungsbetrag von 285,18 DM den Leistungsbetrag des Kl&#228;gers in H&#246;he von 259,80 DM. Die Be klagte hat somit im Ergebnis zutreffend entschieden, da&#223; sich f&#252;r den Kl&#228;ger ab 02.02.1996 kein Auszahlungsbetrag an Arbeitslosenhilfe mehr ergibt.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auf die Berufung der Beklagten war somit das angefochtene Urteil abzu&#228;ndern und die Klage in vollem Umfang abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167; 183, 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Revision zugelassen, weil er der Frage grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne von &#167; 160 Abs. 2 Nr. 1 SGG beigemessen hat, ob Bez&#252;ge (der Ehefrau) aus einem Habilitationsstipendium nach &#167; 138 Abs. 3 Nr. 3 AFG auf die Arbeitslosenhilfe des Leistungsbeziehers anzurechnen sind.</p>
114,399
lsgnrw-1999-09-01-l-12-al-4998
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 12 AL 49/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-12T13:54:22
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0901.L12AL49.98.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Umstritten ist, ob der Kl&#228;ger auch f&#252;r die Zeit vom 01.08. bis zum 19.09.1997 einen Anspruch auf Arbeitslosengeld hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger war vom 09.07.1990 bis zum 30.06.1997 als Schwei&#223;er bei der Firma I. in B. besch&#228;ftigt. Das Arbeitsverh&#228;ltnis endete durch K&#252;ndigung des Arbeitgebers vom 30.04.1997 zum 30.06.1997 wegen hoher krankheitsbedingter Fehlzeiten. Die K&#252;ndigungsfrist des Arbeitgebers betrug zwei Monate zum Monatsende. Der Kl&#228;ger erhielt eine Abfindung von 16.000,-- DM. Bei Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses hatte er noch einen Urlaubsabgeltungsanspruch, der einem Urlaub bis zum 21.07.1997 entsprach.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Am 25.06.1997 meldete sich der Kl&#228;ger bei der Beklagten arbeitslos und beantragte Arbeitslosengeld. Am 09.07.1997 erkrankte der Kl&#228;ger und war bis zum 19.09.1997 arbeitsunf&#228;hig. Vom 09. bis 31.07.1997 erhielt er Krankengeld.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 01.09.1997 lehnte die Beklagte den Antrag des Kl&#228;gers ab mit der Begr&#252;ndung, er habe bis einschlie&#223;lich 21.07.1997 eine Urlaubsabgeltung erhalten bzw. zu beanspruchen. Bis zu diesem Zeitpunkt ruhe sein Anspruch auf Leistungen gem&#228;&#223; &#167; 117 Abs. 1 a AFG. Ab 09.07.1997 habe er einen vorrangigen Anspruch auf Krankengeld (&#167; 118 AFG).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Auf seinen erneuten Antrag vom 19.09.1997 bewilligte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit Bescheid vom 08.10.1997 Arbeitslosengeld ab 20.09.1997.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Gegen den Bescheid vom 01.09.1997 erhob der Kl&#228;ger am 15.09.1997 Widerspruch. Zur Begr&#252;ndung trug er im wesentlichen vor: Wegen des Beginns der Arbeitsunf&#228;higkeit ab 09.07.1997 habe ein Krankengeldanspruch nur bis zum 31.07.1997 bestanden, da ab diesem Zeitpunkt eine Mitgliedschaft bei der Krankenversicherung nicht mehr gegeben gewesen sei. Demgem&#228;&#223; sei Arbeitslosengeld sp&#228;testens ab 21.07.1997 zu zahlen, da eine Gew&#228;hrung von Arbeitslosengeld wegen Arbeitsunf&#228;higkeit gem&#228;&#223; &#167; 105 b AFG auch dann zu erfolgen habe, wenn zugleich die Voraussetzungen des Ruhens des Arbeitslosengel des infolge einer Urlaubsabgeltung wegen Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses erf&#252;llt seien.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 23.10.1997 wies die Beklagte den Widerspruch des Kl&#228;gers zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie im wesentlichen aus: Ein Anspruch folge nicht aus &#167; 105 b AFG. Diese Regelung k&#246;nne nur dann zu einem Anspruch auf Arbeitslosengeld f&#252;hren, wenn der Arbeitslose w&#228;hrend des Bezuges von Arbeitslosengeld arbeitsunf&#228;hig erkranke. Der Anspruch des Kl&#228;gers habe aber am 09.07.1997, als er arbeitsunf&#228;hig geworden sei, geruht.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen den ihm am 27.10.1997 zugestellten Widerspruchsbescheid hat der Kl&#228;ger am 28.10.1997 Klage vor dem Sozialgericht K&#246;ln erhoben. Er hat im wesentlichen sein fr&#252;heres Vorbringen wiederholt und er g&#228;nzend darauf hingewiesen, er habe die Urlaubsabgeltung erst am 10.07.1997 erhalten, als er bereits arbeitsunf&#228;hig gewesen sei. Er habe daher einen Anspruch auf Gleichwohlgew&#228;hrung gehabt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">den Bescheid der Beklagten vom 01.09.1997 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 23.10.1997 aufzuheben und die Beklagte zu verurteilen, ihm Arbeitslosengeld f&#252;r die Zeit vom 01.08. bis zum 19.09.1997 nach Ma&#223;gabe der gesetzlichen Bestimmungen zu bewilligen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 23.01.1998 hat das Sozialgericht die Klage abgewiesen. In den Entscheidungsgr&#252;nden hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt: Der Kl&#228;ger habe f&#252;r die streitige Zeit vom 01.08. bis zum 19.09.1997 keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Wegen seiner Arbeitsunf&#228;higkeit bedingenden Erkrankung sei der Kl&#228;ger nicht verf&#252;gbar im Sinne von &#167; 103 AFG gewesen. Arbeitslosengeld k&#246;nne trotz des Wegfalls der Verf&#252;gbarkeit wegen Arbeitsunf&#228;higkeit dem Arbeitslosen nur dann zustehen, wenn er w&#228;hrend des Bezuges von Arbeitslosengeld arbeitsunf&#228;hig werde (&#167; 105 b AFG). Wie der Formulierung "Bezug" entnommen werden m&#252;sse, sei nicht entscheidend, ob ein Stammrecht auf Arbeitslosengeld bestehe, sondern ob tat s&#228;chlich ein realisierbarer Anspruch vorhanden sei, der nicht nach den &#167;&#167; 116 ff. AFG ruhe. Das Gesetz kn&#252;pfe allein daran an, da&#223; die Arbeitsunf&#228;higkeit w&#228;hrend des Bezuges von Arbeitslosengeld eintrete. Dies und die vom Gesetzgeber gew&#228;hlte Formulierung, da&#223; der Arbeitslose den Anspruch f&#252;r die Zeit der Arbeitsunf&#228;higkeit "nicht verliere", mache deutlich, da&#223; die Fortzahlung des Arbeitslosengeldes grunds&#228;tzlich nur in Betracht kommen solle, wenn im Zeitpunkt des Eintritts der Arbeitsunf&#228;higkeit Arbeitslosengeld zu zahlen sei und weiterzuzahlen w&#228;re, wenn die Arbeitsunf&#228;higkeit nicht eingetreten w&#228;re. Dies sei hier nicht der Fall. Der Kl&#228;ger sei zu einem Zeitpunkt arbeitsunf&#228;hig geworden, als ein Anspruch auf Arbeitslosengeld noch nach &#167; 117 Abs. 1 a AFG wegen des Anspruchs auf Urlaubsabgeltung geruht habe. Seine Arbeitsunf&#228;higkeit sei am 09.07.1997 eingetreten. Sein Anspruch habe aber bis zum 21.07.1997 wegen der Urlaubsabgeltung geruht. Er sei damit nicht w&#228;hrend des Bezuges von Arbeitslosengeld arbeitsunf&#228;hig geworden. Abweichend von der Wortbedeutung habe das Bundessozialgericht (BSG) jedoch Zeiten des Ruhens eines Anspruchs Zeiten eines Bezuges gleichgestellt, wenn eine am gesetzlichen Wortlaut orientierte Auslegung dem erkennbaren Zweck und objektiven Willen des Gesetzgebers zuwiderlaufe. Dies k&#246;nne jedoch bei &#167; 105 b AFG nicht angenommen werden. Zweck dieser Vorschrift sei es, bei k&#252;rzeren Arbeitsunf&#228;higkeitszeiten die mit einem Wechsel des Leistungstr&#228;gers verbundenen Unannehmlichkeiten zu verhindern. Dieser Zielsetzung entspreche es, wenn &#167; 105 b AFG nur Anwendung finde, sofern die Beklagte bei Eintritt der Arbeitsunf&#228;higkeit Leistungen zu er bringen habe. Dem Bezug von Arbeitslosengeld k&#246;nne der ruhende Anspruch auf diese Leistung nicht gleichgestellt werden. Denn das Ruhen des Anspruchs auf Arbeitslosengeld bei Erhalt einer das Ruhen ausl&#246;senden anderen Leistung solle gerade bewirken, da&#223; die Beklagte vorerst nicht Leistungstr&#228;ger sei. Ein realisierbarer Anspruch habe auch nicht deshalb bestanden, weil der Kl&#228;ger erst am 10.07.1997 die Urlaubsabgeltung von seinem Arbeitgeber erhalten, also zu Beginn der Arbeitslosigkeit der Arbeitgeber den Anspruch nicht bereits erf&#252;llt habe. Daraus folge kein Anspruch nach &#167; 117 Abs. 4 AFG. Nach dieser Vorschrift bestehe nur dann ein Anspruch, wenn der Arbeitgeber eine Leistung, die nach &#167; 117 zum Ruhen f&#252;hre, zum F&#228;lligkeitszeitpunkt nicht gezahlt habe oder wenn deutlich werde, da&#223; eine Zahlung nicht zu er warten sei. Hier habe der Arbeitgeber aber zum tariflichen F&#228;lligkeitszeitpunkt am 10.07.1997 die Urlaubsabgeltung gezahlt und zu keinem Zeitpunkt erkennen lassen, da&#223; er die geschuldete Urlaubsabgeltung nicht habe zahlen wollen. Auch eine verfassungskonforme Auslegung f&#252;hre nicht zu einem Anspruch ab 01.08.1997. Allerdings habe die Neuregelung des &#167; 19 Abs. 2 SGB V zur Folge, da&#223; der Kl&#228;ger ohne Lohnfortzahlungsschutz ab diesem Zeitpunkt sei. W&#228;hrend vor den Regelungen des Gesundheitsreformgesetzes der Krankengeldanspruch auch dann bestehen geblieben sei, wenn die Arbeitsunf&#228;higkeit binnen vier Wochen nach dem Ausscheiden aus der Versicherung eingetreten sei, ende die dem Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis nachfolgende Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung nun nach Ablauf von einem Monat, ohne da&#223; der Anspruch auf Krankengeld - auch nicht durch Abschlu&#223; einer freiwilligen Versicherung - erhalten werden k&#246;nne. Zusammen mit der unver&#228;ndert gebliebenen Regelung des &#167; 105 b AFG in Verbindung mit &#167; 117 Abs. 1 a AFG sowie des &#167; 155 AFG f&#252;hre dies da zu, da&#223; der Arbeitslose seinen Krankengeldanspruch aus der nach gehenden Versicherung verliere, aber keinen neuen Lohnersatzanspruch erwerben k&#246;nne, auch wenn er &#252;ber den Ruhenszeitraum hinaus arbeitsunf&#228;hig bleibe. Dies sei problematisch, da der erkrankte Arbeitslose ohne Absicherung sei, obwohl die Ruhensregelung nur den Bezug einer Doppelleistung verhindern wolle. Nach dem Ende des Ruhenszeitraumes erhalte der Arbeitslose nun &#252;berhaupt keine Leistungen mehr. Auch sei es f&#252;r den Arbeitslosen nur schwer nach vollziehbar, da&#223; derjenige, der die Urlaubsabgeltung wegen Zahlungsverzuges oder Konkurses des Arbeitgebers nicht oder versp&#228;tet erhalte, durch den Bezug von Arbeitslosengeld nach &#167; 117 Abs. 4 AFG Leistungen erhalte, w&#228;hrend der Arbeitslose, dessen Arbeitgeber seine Verpflichtungen erf&#252;lle, schutzlos bleibe. Eine verfassungskonforme Regelung d&#252;rfe sich aber nicht &#252;ber die Grenzen hin wegsetzen, die sich aus dem m&#246;glichen Wortsinn und dem Bedeutungszusammenhang des Gesetzes erg&#228;ben. Andernfalls l&#228;ge nicht mehr ei ne Auslegung sondern eine Gesetzeskorrektur vor. So sei es aber hier. Denn nach Wortlaut und Zweck des &#167; 105 b AFG solle die Bundesanstalt f&#252;r Arbeit nur dann Arbeitslosengeld trotz des Wegfalls der Verf&#252;gbarkeit fortzahlen, wenn sie im Zeitpunkt der Arbeitsunf&#228;higkeit bereits f&#252;r die Leistungsgew&#228;hrung zust&#228;ndig gewesen sei. Auch die in der Regelung des &#167; 155 Abs. 2 AFG liegende L&#252;cke, da&#223; f&#252;r die Zeit der Urlaubsabgeltung der Krankenversicherungsschutz nur eingeschr&#228;nkt weitergelte, k&#246;nne nur durch den Gesetzgeber geschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 05.03.1998 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 20.03.1998 Berufung eingelegt. Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er im wesentlichen vor: Nach der Entscheidung des BSG vom 26.06.1991 - 10 RAr 9/90 - trete die Ruhensregelung des &#167; 117 Abs. 1 a AFG nicht ein, wenn der Arbeitslose w&#228;hrend dieses Zeitraumes arbeitsunf&#228;hig erkranke. Denn die Ruhensregelung des &#167; 117 Abs. 1 a AFG ber&#252;hre die Gew&#228;hrung von Arbeitslosengeld nach &#167; 105 b AFG nicht. Dies bedeute, da&#223; der Arbeitslosengeldanspruch des Kl&#228;gers ab 01.08.1997 nicht mehr geruht habe, der angefochtene Bescheid daher rechtswidrig sei.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Sozialgerichts K&#246;ln vom 23.01.1998 abzu&#228;ndern und die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides vom 01.09.1997 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 23.10.1997 zu verurteilen, ihm f&#252;r die Zeit vom 01.08. bis zum 19.09.1997 Arbeitslosengeld zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das angefochtene Urteil f&#252;r zutreffend. Nach ihrer Auffassung ist das genannte Urteil des Bundessozialgerichts nicht einschl&#228;gig. In jenem Fall - so die Beklagte - habe sich der Kl&#228;ger am 24.03. arbeitslos gemeldet, bevor er am 26.03. arbeitsunf&#228;hig erkrankt sei. Damit habe er ab 24.03. rechtm&#228;&#223;ig einen Anspruch auf Arbeitslosengeld gehabt, der an sich gem&#228;&#223; &#167; 117 Abs. 1 a AFG wegen der noch ausstehenden Urlaubsabgeltung geruht h&#228;tte. Da die Auszahlung der Urlaubsabgeltung infolge des Konkurses des ehemaligen Arbeitgebers nicht erfolgt sei, sei Arbeitslosengeld nach &#167; 117 Abs. 4 AFG gezahlt worden. Aufgrund des rechtm&#228;&#223;igen Anspruchs auf Arbeitslosengeld sei der Leistungsempf&#228;nger in jenem Fall unter die Regelung des &#167; 105 b AFG gefallen. Anders verhalte es sich dagegen im vorliegenden Fall. Ein Anspruch auf Arbeitslosengeld gem&#228;&#223; &#167; 105 b AFG sei nicht entstanden, da Arbeitsunf&#228;higkeit eingetreten sei, als der Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 117 Abs. 1 a AFG geruht habe. Die Vorschrift des &#167; 117 Abs. 4 AFG finde keine Anwendung, weil keine Anhaltspunkt daf&#252;r vorgelegen h&#228;tten, da&#223; eine Verz&#246;gerung der Auszahlung der Urlaubsabgeltung eintreten werde. &#167; 105 b AFG greife im vorliegenden Fall daher nicht, weil ein Anspruch auf Arbeitslosengeld nicht bestanden habe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsakte der Beklagten, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung waren, Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die form- und fristgerecht eingelegte Berufung des Kl&#228;gers ist zu l&#228;ssig, in der Sache jedoch nicht begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger ist nicht beschwert im Sinne von &#167; 54 Abs. 2 SGG, denn die angefochtenen Be scheide der Beklagten sind nicht rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht ist zu Recht zu dem Ergebnis gelangt, da&#223; der Kl&#228;ger im streitbefangenen Zeitraum vom 01.08. bis zum 19.09.1997 keinen Anspruch auf Zahlung von Arbeitslosengeld hat. Anspruch auf Zahlung von Arbeitslosengeld hat gem&#228;&#223; &#167; 100 AFG nur, wer u. a. der Arbeitsvermittlung zur Verf&#252;gung steht. Der Arbeitsvermittlung steht zur Verf&#252;gung, wer eine zumutbare, nach &#167; 168 AFG die Beitragspflicht begr&#252;ndende Besch&#228;ftigung unter den &#252;blichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes aus&#252;ben kann und darf. Da der Kl&#228;ger im streitbefangenen Zeitraum arbeitsunf&#228;hig erkrankt war - er wurde operiert - war er bezogen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht verf&#252;gbar.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger kann seinen Anspruch auch nicht auf &#167; 105 b AFG st&#252;tzen. Wird nach dieser Vorschrift der Arbeitslose w&#228;hrend des Bezuges von Arbeitslosengeld infolge Krankheit oder infolge einer nicht rechtswidrigen Sterilisation oder eines nicht rechtswidrigen Abbruchs der Schwangerschaft durch einen Arzt arbeitsunf&#228;hig oder wird er w&#228;hrend des Bezuges von Arbeitslosengeld auf Kosten der Krankenkasse station&#228;r behandelt, so verliert er dadurch nicht den Anspruch auf Arbeitslosengeld f&#252;r die Dauer der Arbeitsunf&#228;higkeit oder station&#228;ren Behandlung bis zur Dauer von sechs Wochen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zutreffend ist das Sozialgericht zu dem Ergebnis gekommen, Voraussetzung f&#252;r die Anwendung dieser Vorschrift sei, da&#223; die Arbeitsunf&#228;higkeit w&#228;hrend des tats&#228;chlichen Bezuges von Arbeitslosengeld eingetreten sein mu&#223;. Das ist hier nicht der Fall. Der Senat hat dem angefochtenen Urteil des Sozialgerichts insoweit nichts hinzu zuf&#252;gen. Er h&#228;lt es in der Begr&#252;ndung und im Ergebnis nach eigener &#220;berpr&#252;fung und &#220;berzeugung in vollem Umfang f&#252;r zutreffend. Es wird deshalb gem&#228;&#223; &#167; 153 Abs. 2 SGG auf die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen im Berufungsverfahren gibt zu einer anderen Beurteilung keinen Anla&#223;. Die vom Kl&#228;ger erw&#228;hnte Entscheidung des BSG vom 26.06.1991 - 10 RAr 9/90 - kann nach Auffassung des Senats auf den vorliegenden Fall keine Anwendung finden. Wenn der Arbeitgeber bei Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses eine Urlaubsabgeltung zahlt, ruht das Arbeitslosengeld nach &#167; 117 Abs. 1 a AFG f&#252;r die Dauer der Abgeltung. Das gilt auch bei einer Erkrankung, weil &#167; 105 b AFG die Fortzahlung von Arbeitslosengeld nur vorsieht, wenn die Arbeitsunf&#228;higkeit w&#228;hrend des Bezuges von Arbeitslosengeld eintritt (vgl. BSG vom 24.07.1986 - 7 RAr 13/85 -). Der vom BSG entschiedene Fall unterscheidet sich vom vorliegenden dadurch, da&#223; dort wegen des Konkurses des Arbeitgebers und der daraus folgenden Nichtzahlung der Urlaubsabgeltung zun&#228;chst nach &#167; 117 Abs. 4 AFG Arbeitslosengeld tats&#228;chlich gezahlt worden ist. Bei der Leistung nach &#167; 117 Abs. 4 AFG handelt es sich um eine echte Zahlung von Arbeitslosengeld im Sinne von &#167; 100 AFG. &#167; 105 b AFG ist aber nicht anwendbar, wenn das Arbeitslosengeld vor der Erkrankung nach &#167; 117 Abs. 1 a AFG ruht (vgl. Gagel, AFG, vor &#167; 105 a und &#167; 105 b Randnr. 3). Nach Auffassung des Senates stellt das BSG in der genannten Entscheidung aber erkennbar darauf ab, da&#223; tats&#228;chlich Arbeitslosengeld gezahlt worden ist, bevor die Arbeitsunf&#228;higkeit bedingende Erkrankung eintrat. Kern der Vorschrift des &#167; 105 b AFG ist nach der Rechtsprechung des BSG, da&#223; ein durch setzbarer Anspruch auf Arbeitslosengeld besteht und erst danach Arbeitsunf&#228;higkeit eintritt. Das ist hier aber gerade nicht der Fall. Insoweit besteht nach Auffassung des Senats eine L&#252;cke im Gesetz. Der Senat folgt diesbez&#252;glich der Entscheidung des Hessischen Landessozialgerichts vom 21.04.1993 - L - 6/Ar 1242/91 -, wonach in der Regelung des &#167; 155 AFG insoweit eine L&#252;cke zu erblicken ist, als f&#252;r die Zeit der Urlaubabgeltung mit der Folge des Ruhens des Anspruchs auf Arbeitslosengeld gem&#228;&#223; &#167; 117 Abs. 1 a AFG der Krankenversicherungsschutz nur eingeschr&#228;nkt weitergilt. Diese L&#252;cke l&#228;&#223;t sich nicht damit schlie&#223;en, da&#223; festgestellt wird, die Urlaubsabgeltung greife f&#252;r die Tage der Arbeitsunf&#228;higkeit nicht Platz. Denn es fehlt an der Erf&#252;llung des Kernbereichs des &#167; 105 b AFG n&#228;mlich des Eintritts der Arbeitsunf&#228;higkeit w&#228;hrend des tats&#228;chlichen Bezuges von Arbeitslosengeld. Der Senat folgt auch der Auffassung des Hessischen Landessozialgerichts, die L&#252;cke k&#246;nne nicht entsprechend dem Urteil des BSG vom 26.11.1996 - 7 RAr 2/85 - geschlossen werden. In jenem Urteil ist die gleich zeitig mit dem erstmaligen Arbeitsausfall eintretende Arbeitsunf&#228;higkeit nicht als den Anspruch auf Kurzarbeitergeld ausschlie&#223;end angesehen worden, obwohl auch &#167; 65 Abs. 4 AFG voraus setzt, da&#223; der Anspruchsteller w&#228;hrend des Bezuges von Kurzarbeitergeld arbeitsunf&#228;hig wird. Darin sah das BSG eine planwidrige L&#252;cke, die es in ausdr&#252;cklicher Abgrenzung zu &#167; 105 b AFG im Hin blick auf die fr&#252;here Gesetzeslage des &#167; 164 Abs. 2 AFG (in der bis zum 31.12.1980 geltenden Fassung mit der Folge, da&#223; Kurzarbeitergeld gezahlt wurde, gleichg&#252;ltig, ob zun&#228;chst die Arbeitsunf&#228;higkeit oder zuerst der Arbeitsausfall eintrat) und die Schaffung des &#167; 65 Abs. 4 AFG sowie die Neufassung des &#167; 164 Abs. 2 AFG ohne erkennbare &#196;nderungsabsicht des Gesetzgebers dahin ausf&#252;llte, da&#223; praktisch der fr&#252;here Rechtszustand wiederhergestellt wurde (vgl. Hessisches Landessozialgericht a.a.O.). Im vorliegenden Fall ergeben sich jedoch weder aus den gesetzgeberischen Materialien noch aus sonstigen gesetzlichen Vorschriften Anhaltspunkte, wie diese L&#252;cke geschlossen werden k&#246;nnte. Die L&#252;cke kann daher nach Auffassung des Senats nur durch den Gesetzgeber beseitigt werden.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung die Revision zu gelassen (&#167; 160 Abs. 2 Nr. 1 SGG).</p>
114,400
olgk-1999-09-01-25-uf-13498
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 UF 134/98
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-11T10:39:18
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0901.25UF134.98.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Bescherde des Antragsgegners vom 02.06.1998 (Bl. 67ff GA) wird der Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Leverkusen vom 29.04.1998 - 30 F 270/97 (Bl. 44 - 52 GA) - unter Zurückweisung der Beschwerde im Übrigen teilweise abgeändert und wie folgt neu gefasst: Das Umgangsrecht der Antragstellerin mit den Verfahrensbeteiligten Kindern wird dahin eingeschränkt, dass die Mutter-Kind-Kontakte zunächst in indirekter Form der Gestalt stattfinden, dass die Antragstellerin 1. Anlass gebundene kleine Geschenke an die Kinder M. S. und M. J. gibt und 2. brieflich mit den vorgenannten Kindern verkehren kann sowie das der Antragsgegner an die Antragstellerin 1. monatliche Entwicklungsberichte über die vorgenannten Kinder, die mit aktuellen Fotos von diesen versehen sind, schickt und 2. Schreiben der Kinder und von diesen gefertigte Bilder übermittelt. Diese Kontakte erfolgen über fachkompetente, beratende Mitarbeiter des Verfahrensbeteiligten zu 4) (z.Zt. Frau P. oder Frau W. bzw. deren Nachfolger oder Vertreter), denen die Entwicklungsberichte, Geschenke, Fotos sowie Bilder zur Weiterleitung an die Gegenseite zu übergeben sind. Die Beteiligten zu 1) und 2) haben zur fachlichen Beglei-tung der informellen Kontakte zu von den Mitarbeitern des Beteiligten zu 4) für erforderlich gehaltenen Beratungsge-sprächen zur Verfügung zu sehen, um eine behutsame Wiederaufnahme direkter Mutter-Kind-Kontakte möglichst frühzeitig zu erreichen. Die Gerichtskosten des Umgangsrechtsregelungsverfahrens einschließlich des Beschwerdeverfahrens tragen die Betei-ligten zu 1) und 2) je zur Hälfte. Aussergerichtliche Kosten und Auslagen werden nicht erstattet. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G R &#220; N D E :</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167;&#167; 621 Abs. 1 Nr. 2, 621 e Abs. 1, 3, 516, 519 Abs. 1 und 2 ZPO, 1684 Abs. 3 BGB zul&#228;ssige - insbesondere frist- und formgerecht eingelegte - befristete Beschwerde des Antragsgegners hat in der Sache teilweise Erfolg. Das Amtsgericht hat das Umgangsrecht der Antragstellerin zu umfassend ausgestaltet. Das gem. &#167; 1684 Abs. 1 2. Halbsatz BGB bestehende Umgangsrecht der Antragstellerin war im Interesse des Wohles der betroffenen Kinder im tenorierten Umfang gem. &#167; 1684 Abs. 4 Satz 1 BGB einzuschr&#228;nken, da dies zum Wohle der Kinder erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) und zu 2) sind seit dem 18.05.1995 geschieden. Die elterliche Sorge f&#252;r die beiden Kinder wurde dem Vater zur alleinigen Aus&#252;bung &#252;bertragen. Die Trennung der Eltern erfolgte vor &#252;ber 7 Jahren. Eine vom Gericht festgelegte Umgangsregelung wurde im Scheidungsurteil nicht getroffen, da die Eltern sich diesbez&#252;glich einvernehmlich einigen wollten. Bis ca. November 1996 hatten sich die Beteiligten zu 1) und 2) dahingehend verst&#228;ndigt, dass die beiden S&#246;hne die Beteiligte zu 2) (die Mutter) mit &#220;bernachtung besuchen konnten. Jedoch &#228;nderte sich die Lebenssituation der Beteiligten zu 2) im November 1996 dahingehend, dass sie sich r&#228;umlich nicht mehr in der Lage sah, die Kinder &#252;ber Nacht bei sich aufzunehmen, so dass die Vereinbarung dahin ge&#228;ndert wurde, dass die Kinder samstags von 10:00 bis 18:00 Uhr bei der Mutter sein konnten und auf eine &#220;bernachtung verzichtet wurde. Dabei ging die Beteiligte zu 2) davon aus, dass dieser Zustand nur einige Monate andauern w&#252;rde, weil sie glaubte, im gleichen Hause eine ger&#228;umigere 3-Zimmer-Wohnung beziehen zu k&#246;nnen. Diese Erwartung der Beteiligten zu 2) erf&#252;llte sich dann aber nicht. Mittlerweile ist sie nach K. umgezogen und hat am 29.04.1998 wieder geheiratet. Seit diesem Zeitpunkt bestehen zwischen der Beteiligten zu 2) und ihren Kindern keine Besuchskontakte mehr. Diese weigerten sich in immer st&#228;rkerem Ma&#223;e, die Beteiligte zu 2) zu besuchen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aus diesem Grunde kam der Verfahrensbeteiligte zu 1) der Umgangsrechtsregelung des Amtsgerichts - Familiengericht - Leverkusen vom 29.04.1998, in welcher der Beteiligten zu 2) ein</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">14-t&#228;giges Umgangsrecht gew&#228;hrt worden war, nicht nach.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Gegen diese Umgangsrechtsregelung wehrt sich der Beteiligte zu 1) mit seiner Beschwerde, da diese Regelung dem Kindeswohl entgegenstehe. Die Beteiligte zu 2) habe durch ihr unzuverl&#228;ssiges Verhalten es selbst herbeigef&#252;hrt, dass sich die gemeinsamen Kinder der Beteiligten zu 1) und 2) von ihr abgewandt h&#228;tten. Es k&#246;nne nicht dem Kindeswohl entsprechen, diese sie zu den von ihnen abgelehnten Besuchskontakten zu zwingen. Trotz guten Zuredens w&#252;rden sie strikt jeglichen Kontakt zur Beteiligten zu 2) ablehnen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Dem ist die Kindesmutter, die Beteiligte zu 2) und Antragstellerin, entgegengetreten. Sie tr&#228;gt vor, der Kindesvater, der Antragsgegner und Beteiligte zu 1), habe seine Kinder negativ gegen sie beeinflusst. Dies sei ausschlaggebend f&#252;r deren ablehnende Haltung ihr gegen&#252;ber.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben gem&#228;&#223; Beweisbeschluss vom 04.12.1998 durch Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens &#252;ber die Frage, ob es dem Wohlergehen der betroffenen Kinder abtr&#228;glich ist, wenn das Umgangsrecht der Antragstellerin mit den Kindern in dem Rahmen durchgef&#252;hrt wird, wie es der Entscheidung des Familiengerichts Leverkusen vom</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">29. April 1998 entspricht und welche Umgangsrechtsregelung bejahendenfalls aus Gr&#252;nden des Kindeswohls zu w&#228;hlen ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der zu den Akten gereichten Schrifts&#228;tze nebst der aktenkundigen Urkunden sowie wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme auf den Inhalt des schriftlichen Gutachtens vom 21.05.1999 (Bl. 173 - 188 GA) der Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Psychologin - Forensische Psychologin - G. H. verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten zu 1) und 2) haben sich nach Erstellung des Gutachtens mit den Vorschl&#228;gen der Sachverst&#228;ndigen zur Umgangsrechtsregelung einverstanden erkl&#228;rt. Entsprechend war das Umgangsrecht auszugestalten.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist n&#228;mlich in &#220;bereinstimmung mit der Sachverst&#228;ndigen der Auffassung, dass die stark zum Nachteil der Antragstellerin (Beteiligte zu 2)) eingeschr&#228;nkte Umgangsrechtsregelung zur Zeit f&#252;r eine gedeihliche seelische und geistige Entwicklung der Kinder erforderlich ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Nach den f&#252;r den Senat &#252;berzeugenden Gutachten der Sachverst&#228;ndigen Heinz sprechen die Befunde der Begutachtung der Kinder daf&#252;r, dass gegenw&#228;rtige Ablehnung pers&#246;nlicher Zusammentreffen mit der Mutter (Beteiligte zu 2)) durch die beiden Kinder vorrangig als Folge der individuellen Psychodynamik des Kindes M. (mit dem Erleben tiefer Verunsicherung als spezifischem Ausl&#246;ser) und des Bed&#252;rfnisses des Kindes Mi. nach Orientierung und Harmonie mit bzw. an dem &#228;lteren Bruder zu betrachten.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Weder die Exploration der Kinder, noch die psychologische Exploration der Erwachsenen, noch die informatorischen Anh&#246;rungen f&#246;rderten - nach den &#252;berzeugenden Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen - Hinweise auf eine gezielte Beeinflussung M.'s und Mi.s' durch den Vater (Beteiligter zu 1)) zu Tage. Aus psychologischer Sicht besteht f&#252;r den Senat im Einklang mit den einleuchtenden, widerspruchsfreien Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen kein Zweifel an der erzieherischen Kompetenz und einem hinreichend ausgepr&#228;gten Verantwortungsbewusstsein in Bezug auf die Belange der Kinder M. und Mi. seitens des Beteiligten zu 1) und seiner 2. Ehefrau. Der Entwicklungsstand der beiden Kinder, die Befunde der im Rahmen der Begutachtung durchgef&#252;hrten informatorischen Anh&#246;rungen der Klassenlehrerinnen, die Angaben der Kinder &#252;ber die Freizeitgestaltung im Rahmen der Exploration sowie der Umgang mit den Erlebens- und Verhaltensauff&#228;lligkeiten besonders des Kindes M. belegen danach, dass der Kindesvater &#252;ber die Alltagsversorgung hinaus auf eine umfassende Forderung der beiden Jungen bedacht ist. So vermochte die Sachverst&#228;ndige auch in Bezug auf die Besuchsfrage das Bem&#252;hen des Beteiligten zu 1) und seiner Ehepartnerin festzustellen, den Bed&#252;rfnissen der beiden Kinder gerecht zu werden. Dabei konnte die Sachverst&#228;ndige grunds&#228;tzlich nicht ausschlie&#223;en, dass in famili&#228;ren Konstellationen der vorliegenden Art die Hauptbezugspersonen - das sind vorliegend der Kindesvater und dessen neue Ehepartnerin - den Kindern ihre aversive Haltung bzw. negativen Gef&#252;hle in Bezug auf bestimmte Verhaltensweisen des anderen, nicht gegenw&#228;rtigen Elternteils (hier z.B. Unregelm&#228;&#223;igkeiten in Bezug auf den Besuchsrhythmus, Gestaltung der Zusammentreffen, Weitergabe von Informationen &#252;ber den Konflikt zwischen den Erwachsenen an die Kinder) in subtiler, f&#252;r sensibilisierte Kinder jedoch wahrnehmbare Art und Weise vermittelt und diese somit indirekt gegen die Mutter beeinflusst hat. Gleichwohl fanden sich nach den Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen keine konkreten Anhaltspunkte dahin, dass eine gezielte Beeinflussung der Kinder erfolgt ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Ist aber die gegenw&#228;rtige Ablehnung pers&#246;nlicher Zusammentreffen mit der Mutter durch die beiden Kinder vorrangig Folge der individuellen Psychodynamik des Kindes M. und des Bed&#252;rfnisses des Kindes Mi. nach Orientierung und Harmonie mit bzw. an dem &#228;lteren Bruder, h&#228;ngt die Frage, in welchem Umfang das auszugestaltende Umgangsrecht dem Wohl der Kinder abtr&#228;glich oder zutr&#228;glich ist, dabei entscheidend aus psychologischer Sicht von der psychischen Verfassung des Kindes M. ab. Auch wenn die Phase, in welcher M. auff&#228;llige Erlebens- und Verhaltensauff&#228;lligkeiten gezeigt hat, der Vergangenheit angeh&#246;rt, und er dispositionelle Faktoren, die famili&#228;re Krise und ihre Folgen f&#252;r die emotionale Verfassung und die Lebensumst&#228;nde der einzelnen Mitglieder im allgemeinen als das Verhalten der Kindesmutter im Rahmen der Besuchskontakte im speziellen in einen urs&#228;chlichen Zusammenhang mit der ablehnenden Haltung des Kindes gestellt werden m&#252;ssen, besitzt im Hinblick auf die Frage der Mutter-Kinder-Kontakte vorrangig das Erleben M.' und Mi.s Relevanz. Diesbez&#252;glich ist davon auszugehen, dass M. bis heute eigene pers&#246;nliche Kontakte mit der Kindesmutter und selbst pers&#246;nliche Kontakte seiner Hauptbezugspersonen (Vater und 2. Ehefrau) mit dieser als starke Gef&#228;hrdung seines Sicherheitsgef&#252;hls in Bezug auf die Stabilit&#228;t des Gef&#252;ges seiner existentiell bedeutsamen Beziehungen und seiner Lebensumst&#228;nde empfindet, der er lediglich mit der Strategie der Vermeidung zu begegnen vermag. Um eine Verfestigung bzw. Festschreibung dieser Strategie zu verhindern, erscheint allein eine fachkompetent begleitete, allm&#228;hliche Ann&#228;herung zwischen den beiden Kindern und ihrer Mutter auf dem Weg indirekter Kontakte, welche alle erwachsenen Bezugspersonen M.' und Mi.s und die Kinder selbst zuzustimmen vermochten, aus psychologischer Sicht sinnvoll.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Sowohl M. als auch Mi. wiesen n&#228;mlich den Vater und dessen neue Lebenspartnerin, welche sie seit nahezu 5 Jahren kennen, als Hauptbezugspersonen aus und lie&#223;en eine enge Bindung an diese erkennen. In Bezug auf Mi. bleibt festzuhalten, dass er &#252;ber eine sichere Bindung an diese Bezugsperson verf&#252;gt, M. jedoch Erlebens- und Verhaltensweisen zeigt, welche auf ein durch Unsicherheit gekennzeichnetes internales Modell von Bindung schlie&#223;en lassen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligte zu 2) lebt gegenw&#228;rtig gemeinsam mit ihrem 2. Ehemann in K&#246;ln. Zu dessen 3 T&#246;chtern aus 1. Ehe besteht - so die Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen, nach Angaben der Kindesmutter und ihres neuen Ehegatten regelm&#228;&#223;iger Kontakt. Die Beteiligte zu 2) vermochte durchaus ihr Interesse und eine positive emotionale Beziehung zu ihren beiden Kindern deutlich zu machen. Hierf&#252;r spricht auch, dass sie sich bereiterkl&#228;rte, letztlich den Bed&#252;rfnissen ihrer S&#246;hne Priorit&#228;t im Hinblick auf die vorliegende Umgangsrechtsregelung zu geben und ihre eigenen W&#252;nsche zur&#252;ckzustellen. So respektiert sie vorerst den indirekten Kontakt &#252;ber einen neutralen Dritten zu ihren Kindern. Dabei tr&#228;gt die Beziehung M.' und Mi.s zu der Beteiligten zu 2) durchaus positive Z&#252;ge, ist jedoch gegenw&#228;rtig in erster Linie von einem hohen Ma&#223; an Unsicherheit und Vermeidung gepr&#228;gt. Bei M. ist davon auszugehen, dass die im Rahmen der ehelichen Auseinandersetzungen entstandenen Konflikte, der Verlust der Mutter als Hauptbezugsperson in einer entwicklungspsychologisch hoch bedeutsamen Phase, die Etablierung eines Besuchsrhythmus und die Neubildung zweier neuer famili&#228;rer Systeme eine seine Anpassungsf&#228;higkeit &#252;berfordernde Belastung darstellten, f&#252;r welche der Junge seinem Entwicklungsstand entsprechend einen indirekten Ausdruck w&#228;hlte, wie er von der Sachverst&#228;ndigen n&#228;her erl&#228;utert.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dabei stellt die Darstellung beider Verfahrensbeteiligten Elternteile in Bezug auf die Erlebens- und Verhaltensweisen des Jungen vor der Verweigerung der Besuche bei der Mutter in Verbindung mit den genannten belastenden Umst&#228;nden eine hinreichende Erkl&#228;rung f&#252;r die ablehnende Haltung des Jungen dar. Die Entscheidung M.' gegen den pers&#246;nlichen Kontakt mit der Mutter stellt aus psychologischer Sicht - so die &#252;berzeugenden Feststellungen der Sachverst&#228;ndigen - den Versuch dar, durch eine &#220;berbetonung von im Rahmen der Besuchskontakte aufgetretenen Problemen und Differenzen die erlebte emotionale Belastung durch die Gesamtsituation auf ein ertr&#228;gliches Ma&#223; zu reduzieren. Von daher brauchen gravierende erzieherische Fehlverhalten seitens der Beteiligten zu 2) und ihres neuen Partners im Rahmen der Besuche als Erkl&#228;rung nicht noch zus&#228;tzlich angenommen zu werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die psychische Situation von M. hat sich zwischenzeitlich weitgehend stabilisiert. Seine psychotherapeutische Behandlung kann bald abgeschlossen werden. Um diese Stabilisierung zu verfestigen ist die eingeschr&#228;nkte Besuchsregelung - wie oben ausgef&#252;hrt - erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung regelt sich f&#252;r beide Instanzen nach &#167; 13 a Abs. 1 Satz 1 FGG.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gegenstandswert f&#252;r beide Verfahren (&#167; 30 Abs. 3 KostO) wegen der Bedeutung und Schwierigkeit der Sache: 10.000,00 DM.</p>
114,401
olgk-1999-09-01-27-wf-12699
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
27 WF 126/99
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-11T10:39:18
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0901.27WF126.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Beschwerde wird zurückgewiesen.<br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist in der Sache nicht gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Familiengericht hat der Antragstellerin die nachgesuchte Prozesskostenhilfe mit Recht verweigert, weil diese einen als Verm&#246;gen im Sinne von &#167; 115 Abs. 2 ZPO einzusetzenden Anspruch auf Prozesskostenvorschuss gegen den Antragsgegner hat. Allerdings ist in Rechtsprechung und Schrifttum umstritten, ob und gegebenenfalls unter welchen Voraussetzungen vollj&#228;hrige Kinder von ihren Eltern einen Prozesskostenvorschuss verlangen k&#246;nnen (vgl. etwa Palandt/Diederichsen, BGB, 58. Aufl., &#167; 1610 Rn. 34; Wendl/Staudigl/Scholz, Das Unterhaltsrecht in der familienrichterlichen Praxis, 4. Aufl., &#167; 6 Rn. 24, jeweils m.w.N.). Der Senat ist schon bisher der Auffassung gefolgt, dass vollj&#228;hrige Kinder von ihren Eltern einen Kostenvorschuss fordern k&#246;nnen, solange sie noch keine von diesen unabh&#228;ngige Lebensstellung erreicht haben (z. B. Senatsbeschluss vom 25.01.1994 - 27 WF 3/94 -). An dieser Rechtsprechung h&#228;lt der Senat fest. Sie ber&#252;cksichtigt, dass die Eltern bis zum Erreichen einer selbst&#228;ndigen Lebensstellung durch ihre Kinder noch eine gesteigerte Verantwortung f&#252;r diese haben (vgl. Z&#246;ller/Philippi, ZPO, 21. Aufl., &#167; 621 f Rn. 9; im Ergebnis auch B&#252;ttner NJW 1999, 2326). Die Voraussetzungen f&#252;r einen Anspruch auf Prozesskostenvorschuss sind im vorliegenden Fall erf&#252;llt, da die Antragstellerin noch Studentin ist, es sich bei dem Unterhaltsprozess um eine pers&#246;nliche lebenswichtige Angelegenheit handelt und der Antragsgegner nach den eigenen Angaben der Antragstellerin zu seinen Einkommensverh&#228;ltnissen den erforderlichen Kostenvorschuss ohne weiteres leisten kann.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Geb&#252;hr nach &#167; 11 Abs. 2 GKG i.V.m. Nr. 1952 des Kostenverzeichnisses: 50,-- DM</p>
114,402
olgk-1999-09-01-2-u-1999
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
2 U 19/99
1999-09-01T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-11T10:39:18
Urteil
ECLI:DE:OLGK:1999:0901.2U19.99.00
<h2>Tenor</h2> Die Berufung der Kläger gegen das am 7. Januar 1999 verkündete Urteil der 8. Zivilkammer des Landgerichts Köln - 8 O 275/98 - wird zurückgewiesen. Die Kläger haben die Kosten des Berufungsverfahrens jeweils zur Hälfte zu tragen. Dieses Urteil ist vorläufig vollstreckbar. Den Klägern wird das Recht eingeräumt, die Vollstreckung des Beklagten gegen Sicherheitsleistung in Höhe von jeweils 3.500,00 DM abzuwenden, wenn nicht vor der Vollstreckung der Beklagte jeweils Sicherheit in gleicher Höhe leistet. Den Parteien wird nachgelassen, die Sicher-heitsleistung auch durch eine selbstschuldnerische Bankbürgschaft einer deutschen Großbank, einer Volksbank oder öffentlich-rechtlichen Sparkasse zu erbringen. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger betreiben in E. eine Firma, die sich mit der Ausf&#252;hrung von Maler- und Industrieanstricharbeiten befa&#223;t. Der Beklagte war der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der inzwischen in Konkurs gefallenen "R. GmbH" (im folgenden: Gemeinschuldnerin).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Sommer 1997 f&#252;hrten die Kl&#228;ger f&#252;r die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin auf der Grundlage eines Angebotes vom 12./16. Juni 1997 verschiedene Malerarbeiten an einem Bauvorhaben in K. aus. Unter dem 16. Juni 1997 berechneten die Kl&#228;ger hier&#252;ber einen Betrag von 53.314,00 DM, wobei sie 2 % Skonto bei sofortiger Zahlung einr&#228;umten. Auf diese Rechnung erbrachte der Beklagte f&#252;r die GmbH am 19. Juni 1997 eine Scheckzahlung in H&#246;he von 60.000,00 DM; zugleich erteilte er den Kl&#228;gern den Auftrag zur Durchf&#252;hrung von weiteren Malerarbeiten. Unter dem 7. Juli 1997 stellten die Kl&#228;ger f&#252;r die bis dahin insgesamt ausgef&#252;hrten Arbeiten 125.215,52 DM abz&#252;glich der geleisteten 60.000,-- DM, im Ergebnis also 65.215,52 DM in Rechnung. Hierauf zahlte der Beklagte f&#252;r die GmbH am 8. Juli 1997 weitere 50.000,00 DM. Am 10. Juli 1997 erteilten die Kl&#228;ger f&#252;r weitere Arbeiten eine Rechnung, die einen Nettobetrag von 63.197,69 DM auswies. Die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin leistete indes keine weiteren Zahlungen mehr. Ende Oktober 1997 stellte sie Eigenantrag auf Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens wegen Zahlungsunf&#228;higkeit, nachdem die Finanzverwaltung wegen Steuerr&#252;ckst&#228;nden in H&#246;he von 2.200.000,00 DM am 9. Oktober 1997 ihre Gesch&#228;ftskonten gepf&#228;ndet hatte.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger begehren nunmehr von dem Beklagten als fr&#252;herem Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Gemeinschuldnerin die Bezahlung der noch offenen Rechnungsbetr&#228;ge in H&#246;he von insgesamt 87.892,86 DM (= Restbetrag aus der Rechnung vom 7. Juli 1997: 15.215,52 DM und Betrag aus der Rechnung vom 10. Juli 1997: 72.677,34 DM).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Sie haben vorgetragen, der Beklagte habe sie &#252;ber die Zahlungsf&#228;higkeit und Zahlungswilligkeit der Auftraggeberin get&#228;uscht, indem er am 19. Juni 1997 auf ausdr&#252;ckliche Nachfrage wahrheitswidrig angegeben habe, "Geld sei f&#252;r die Firma kein Problem". Zudem habe der Beklagte bei der &#220;bergabe des Schecks in H&#246;he von 50.000,00 DM nochmals versichert, finanzielle Schwierigkeiten w&#252;rden nicht bestehen. Tats&#228;chlich habe der Beklagte bereits im Juni/Juli 1997 von den erheblichen Steuerr&#252;ckst&#228;nden und somit den finanziellen Schwierigkeiten der GmbH Kenntnis gehabt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">den Beklagten zu verurteilen, an sie 87.892,86 DM nebst 8 % Zinsen seit dem 16. August 1997 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Er hat sich darauf berufen, die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin habe im Juni/Juli 1997 noch &#252;ber gen&#252;gende finanzielle Mittel verf&#252;gt, um ihre Verpflichtungen zu erf&#252;llen. Dies beweise die Tatsache, da&#223; die &#252;bergebenen Schecks problemlos eingel&#246;st worden seien.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Durch Urteil vom 7. Januar 1999 hat das Landgericht die Klage mit der Begr&#252;ndung abgewiesen, die Kl&#228;ger h&#228;tten nicht hinreichend dargelegt, da&#223; der Beklage wider besseres Wissen eine wirtschaftliche St&#228;rke der GmbH vorget&#228;uscht bzw. da&#223; bereits zum Zeitpunkt der Auftragserteilung ein Konkursgrund vorgelegen habe. Hinsichtlich der weiteren Einzelheiten des Sachverhaltes wird auf den Tatbestand und die Entscheidungsgr&#252;nde des angefochtenen Urteils des Landgerichts K&#246;ln verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihnen am 20. Januar 1999 zugestellte Urteil haben die Kl&#228;ger mit einem am 19. Februar 1999 bei Gericht eingegangen Schriftsatz Berufung eingelegt, die sie nach Verl&#228;ngerung der Berufungsbegr&#252;ndungsfrist bis zum 3. Mai 1999 durch einen an diesem Tag bei Gericht eingegangenen Schriftsatz begr&#252;ndet haben.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger wiederholen und vertiefen ihren erstinstanzlichen Sachvortrag. Sie tragen vor, der Beklagte habe als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer sp&#228;testens Ende April 1997 die Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens beantragen m&#252;ssen. Bereits Anfang 1997 habe eine &#220;berschuldung der Gemeinschuldnerin bestanden. Die Steuernachforderungen seien dem Grunde nach bereits vor Ank&#252;ndigung und Durchf&#252;hrung der Betriebspr&#252;fung entstanden. Der Beklagte habe vor der Pf&#228;ndung der Konten durch die zugestellten Steuerbescheide und der im Rahmen der Betriebspr&#252;fung erfolgten Schlu&#223;besprechungen Kenntnis von den Steuerr&#252;ckst&#228;nden erhalten. Die Betriebspr&#252;fung habe im M&#228;rz/April 1997 und die Schlu&#223;besprechung im Mai 1997 stattgefunden. Es entspreche allgemeiner Praxis der Finanzbeh&#246;rden, da&#223; zwischen der Betriebspr&#252;fung und einer etwaigen Pf&#228;ndungs- und Einziehungsverf&#252;gung mindestens 6 Monate l&#228;gen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte habe sie sowohl durch die bei der Auftragserteilung abgegebene Erkl&#228;rungen als auch durch die &#220;berzahlung der ersten Teilrechnung &#252;ber die tats&#228;chliche finanzielle Situation der Gemeinschuldnerin get&#228;uscht. Zudem sei der Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 826 BGB zum Schadensersatz verpflichtet, da er zum Zeitpunkt der T&#228;uschungshandlung gewu&#223;t habe, da&#223; die Gemeinschuldnerin in unmittelbarer Zukunft nicht mehr alle Verbindlichkeiten erf&#252;llen konnte. Daneben bestehe eine Ersatzverpflichtung nach den Grunds&#228;tzen einer culpa in contrahendo. Der Beklagte habe durch seine ausdr&#252;cklichen Erkl&#228;rungen in besonderem Ma&#223;e pers&#246;nliches Vertrauen in Anspruch genommen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">das angefochtene Urteil des Landgerichts K&#246;ln vom 7. Januar 1999 abzu&#228;ndern und entsprechend dem erstinstanzlichen Schlu&#223;antrag zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:10px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:20px">##blob##nbsp;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:30px">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Er verteidigt - unter Wiederholung und Vertiefung seines erstinstanzlichen Vortrags - das Urteil des Landgerichts und tr&#228;gt vor, die Voraussetzungen einer Konkursverschleppung seien mangels Konkursantragspflicht nicht gegeben. Die Steuerr&#252;ckst&#228;nde basierten ausschlie&#223;lich auf Sch&#228;tzungen. Gegen die Feststellungen der Steuerforderungen zur Konkurstabelle habe - was von den Kl&#228;gern nicht bestritten wird - der Konkursverwalter Einspruch eingelegt. Weder im Fr&#252;hjahr noch im Sommer 1997 habe eine Veranlassung zur Passivierung der Steuerr&#252;ckst&#228;nde bestanden. Den Nachforderungen des Finanzamtes h&#228;tten im Juni/Juli 1997 kurzfristig realisierbare Au&#223;enst&#228;nde in H&#246;he von mindestens 5.000.000,00 DM gegen&#252;bergestanden. Die Voraussetzungen f&#252;r eine T&#228;uschung seien bereits deshalb nicht gegeben, weil die Gemeinschuldnerin bis Oktober 1997 zahlungsf&#228;hig gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Weiterhin erhebt der Beklagte Einwendungen gegen die Rechnungen der Kl&#228;ger. Er ist der Auffassung, diese seien mangels Vorlage der Massennachweise und der Tageslohnzettel nicht pr&#252;ff&#228;hig. Zudem seien die Rechnungen &#252;berh&#246;ht, es stehe allenfalls noch ein Betrag von 12.869,17 DM offen. Unstreitig hat der Konkursverwalter die von den Kl&#228;gern zur Tabelle angemeldete Werklohnforderung in voller H&#246;he bestritten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Wegen aller weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den vorgetragenen Inhalt der beiderseits im Berufungsverfahren gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">ENTSCHEIDUNGSGR&#220;NDE</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;ger bleibt in der Sache ohne Erfolg. Das Landgericht hat die Klage zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte ist den Kl&#228;gern unter keinem rechtlichen Gesichtspunkt aus seiner T&#228;tigkeit als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer f&#252;r die Gemeinschuldnerin zum Schadensersatz verpflichtet. Den Kl&#228;gern steht gegen den Beklagten weder aus culpa in contrahendo noch aus deliktischen Gesichtspunkten ein Anspruch auf Zahlung von 87.892,86 DM nebst Zinsen zu.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine Haftung des Beklagten als fr&#252;herer Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Gemeinschuldnerin aus den Grunds&#228;tzen einer culpa in contrahendo liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Folgen einer Verletzung von vorvertraglichen Aufkl&#228;rungs- und Obhutspflichten haftet, wenn bei den Vertragsverhandlungen ein Vertreter t&#228;tig wird, nach allgemeinen Grunds&#228;tzen in der Regel ausschlie&#223;lich der Vertretene, vorliegend somit die sp&#228;tere Gemeinschuldnerin. Eine eigene Haftung des Vertreters ist nur dann gerechtfertigt, wenn dieser dem Verhandlungsgegenstand besonders nahesteht, weil er wirtschaftlich selbst stark an dem Vertragsschlu&#223; interessiert ist und aus dem Gesch&#228;ft eigenen Nutzen erstrebt. Dar&#252;ber hinaus kommt nach der Rechtsprechung eine Haftung des Vertreters f&#252;r ein Verschulden bei den Vertragsverhandlungen ausnahmsweise dann in Betracht, wenn er &#252;ber das normale Verhandlungsvertrauen hinausgegangen ist, das bei Anbahnung von Gesch&#228;ftsbeziehungen immer besteht oder doch vorhanden sein sollte, und er gegen&#252;ber dem Verhandlungspartner in besonderem Ma&#223;e pers&#246;nliches Vertrauen f&#252;r den Bestand und die Erf&#252;llung des in Aussicht genommenen Rechtsgesch&#228;fts in Anspruch genommen und dadurch die Vertragsverhandlungen beeinflu&#223;t hat (vgl. hierzu z.B.: BGH, ZIP 1991, 1140 [1141 f.] mit weiteren umfangreichen Nachweisen aus der Rechtsprechung auf S. 1141 unten/1142 oben; BGHZ 126, 181 [183]).</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Keine der beiden Ausnahmen ist hier gegeben:</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Ein haftungsbegr&#252;ndendes wirtschaftliches Eigeninteresse des Beklagten an dem Zustandekommen der Werkvertr&#228;ge mit den Kl&#228;gern wird von den Kl&#228;gern nicht aufgezeigt. Selbst wenn man unterstellt, da&#223; der Beklagte als damaliger Alleingesch&#228;ftsf&#252;hrer der Firma "R. GmbH" an dem erfolgreichen Abschlu&#223; der Vertragsverhandlungen mit den Kl&#228;gern zumindest mittelbar wirtschaftlich interessiert war, reicht dies nicht aus. Von der Rechtsprechung ist wiederholt ausgesprochen worden, da&#223; die Beteiligung eines Vertreters an der von ihm vertretenen Gesellschaft bzw. seine Stellung als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer noch nicht zu einer Haftung aus Verhandlungsverschulden f&#252;hrt (BGH, NJW-RR 1988, 615 [616]; BGH, ZIP 1991, 1140 [1142] m.w.N.; BGHZ 126, 181 [186 ff.]).</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Auch wenn man dem Sachvortrag der Kl&#228;ger folgt, der Beklagte habe erkl&#228;rt, "Geld sei f&#252;r die Firma kein Problem, finanzielle Schwierigkeiten w&#252;rden nicht bestehen", so hat der Beklagte durch diese &#196;u&#223;erungen weder in besonderem Ma&#223;e pers&#246;nliches Vertrauen in Anspruch genommen noch gegen besondere Offenbarungspflichten versto&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen f&#252;r eine Inanspruchnahme eines besonderen Vertrauens sind nur dann gegeben, wenn der Vertreter einer Gesellschaft dem Verhandlungspartner eine zus&#228;tzliche, von ihm pers&#246;nlich ausgehende Gew&#228;hr f&#252;r die Richtigkeit und Vollst&#228;ndigkeit seiner Erkl&#228;rungen geboten hat, die f&#252;r den Willensentschlu&#223; des anderen Teils bedeutsam gewesen ist (BGH, ZIP 1987, 175 [176 f.]; BGH, ZIP 1991, 1140 [1142] m.w.N.). Die von den Kl&#228;gern behaupteten Erkl&#228;rungen rechtfertigen nicht die Annahme, der Beklagte sei nicht nur als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der GmbH aufgetreten, sondern habe zus&#228;tzlich eine pers&#246;nliche Gew&#228;hr f&#252;r die Richtigkeit seiner Angaben zu der wirtschaftlichen Situation der von ihm vertretenen Firma &#252;bernommen. Die allgemein gehaltenen &#196;u&#223;erungen erlauben bereits nicht den R&#252;ckschlu&#223;, da&#223; der Beklagte pers&#246;nlich f&#252;r die Erf&#252;llung der Verg&#252;tungsanspr&#252;che der Kl&#228;ger eintreten wollte. Eine solche Gew&#228;hr ergibt sich ebensowenig aus dem Umstand, da&#223; der Beklagte f&#252;r die GmbH auf die erste Teilrechnung der Kl&#228;ger vom 16. Juni 1997 eine &#220;berzahlung leistete. Aus diesem Verhalten des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers konnten die Kl&#228;ger allenfalls entnehmen, da&#223; die Gemeinschuldnerin bereit und in der Lage war, Rechnungen z&#252;gig zu bezahlen und auf noch nicht f&#228;llige Forderungen eine Anzahlung zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Eine pers&#246;nliche Haftung des Beklagten l&#228;&#223;t sich weiterhin nicht damit begr&#252;nden, dieser habe die Kl&#228;ger bei der Auftragserteilung nicht vollst&#228;ndig &#252;ber die finanzielle Situation der Auftraggeberin aufgekl&#228;rt. Die Frage nach den Voraussetzungen, unter denen gegen&#252;ber dem Vertragspartner eine Pflicht zur Offenbarung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse einer Gesellschaft anzunehmen sind, wird in der Literatur und Rechtsprechung unterschiedlich beantwortet (vgl. hierzu: BGH ZIP 1991, 1140 [1142]). Einer Entscheidung &#252;ber den Umfang dieser Pflichten bedarf es indes nicht. Eine Offenbarungspflicht betraf allenfalls das Verh&#228;ltnis der Gemeinschuldnerin zu den Kl&#228;gern und begr&#252;ndet keine zus&#228;tzliche Haftung des Vertreters. Tritt dieser f&#252;r die Gesellschaft bei den Vertragsverhandlungen auf, nimmt er nur das bei der Anbahnung von Gesch&#228;ftsbeziehungen bestehende normale Verhandlungsvertrauen in Anspruch. Unterl&#228;&#223;t der Vertreter die Abgabe von ma&#223;gebenden Erkl&#228;rungen f&#252;r die Vertretene, verletzt er eine Pflicht der Gesellschaft, wof&#252;r allein diese einzustehen hat (BGH, ZIP 1991, 1140 [1142]; BGHZ 126, 181 [189]). Dies gilt auch, wenn der Beklagte, wie die Kl&#228;ger geltend machen, eine nicht vorhandene Zahlungsf&#228;higkeit der Gesellschaft vorgespiegelt hat. Hierdurch wird ebenfalls nur das Vertrauen des Gesch&#228;ftspartners in die Leistungsf&#228;higkeit der Gesellschaft entt&#228;uscht. Die Aufgabe des Gesch&#228;ftsf&#252;hrers beschr&#228;nkt sich darauf, die Interessen der Gesellschaft im Rahmen der Rechte und Pflichten wahrzunehmen. Erf&#252;llt er als Vertretungsorgan der Gesellschaft diese Aufgabe nicht ordnungsgem&#228;&#223;, trifft dies wie bei der Unterlassung gebotener Aufkl&#228;rung ausschlie&#223;lich die GmbH (BGH, ZIP 1991, 1140 [1143]).</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Besondere pers&#246;nliche Beziehungen, die dem Vertreter ausnahmsweise eine zus&#228;tzliche Offenbarungspflicht auferlegen k&#246;nnen (vgl. BGHZ 87, 27 [33 f.]; BGH, NJW-RR 1991, 289 [290]), werden weder von den Kl&#228;gern vorgetragen noch ergeben sie sich aus dem unstreitigen Sachvortrag. Es bestanden weder langj&#228;hrige pers&#246;nliche noch gesch&#228;ftliche Beziehungen zwischen den Parteien. Der erste Kontakt war vielmehr erst kurz vor dem ersten Auftrag im Fr&#252;hsommer 1997 durch einen gemeinsamen Materiallieferanten zustande gekommen. Aufgrund der bisherigen Gesch&#228;ftsverbindung konnten die Kl&#228;ger allenfalls darauf vertrauen, da&#223; die k&#252;nftigen Gesch&#228;fte ebenfalls wie die bisher abgewickelten Werkvertr&#228;ge ablaufen w&#252;rden. Eine besondere Beziehung der Auftragnehmer zum Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der Auftraggeberin ergab sich hieraus noch nicht.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte haftet ebenfalls nicht gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 2 i.V.m. &#167; 64 GmbHG auf Bezahlung der noch offenstehenden Rechnungssumme. Zwar hat der Bundesgerichtshof mit Urteil vom 6. Juni 1994 (NJW 1994, 2220 = MDR 1994, 781) entschieden, da&#223; der Gesch&#228;ftsf&#252;hrer einer GmbH bei schuldhaftem Versto&#223; gegen die Konkursantragspflicht des &#167; 64 Abs. 1 GmbHG verpflichtet ist, den Gl&#228;ubigern, die nach Eintritt der Konkursreife mit der GmbH in Gesch&#228;ftsbeziehung treten (sogenannte "Neugl&#228;ubiger"), den ihnen dadurch entstehenden Schaden &#252;ber den sogenannten "Quotenschaden" hinaus zu ersetzen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Es l&#228;&#223;t sich jedoch nicht feststellen, da&#223; der Beklagte als Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der GmbH gegen seine Konkursantragspflicht versto&#223;en hat. Zwischen den Parteien ist nunmehr unstreitig, da&#223; die Gesellschaft erst Ende Oktober 1997 einen Eigenantrag auf Er&#246;ffnung des Konkursverfahrens gestellt hat, nachdem sie wegen der von der Finanzverwaltung eingeleiteten Kontenpf&#228;ndung zahlungsunf&#228;hig geworden war. Die Kl&#228;gerin zeigen nicht auf, da&#223; bereits zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt Konkursantrag wegen Zahlungsunf&#228;higkeit h&#228;tte gestellt werden m&#252;ssen. Gegen eine Zahlungsunf&#228;higkeit der Gesellschaft im Juni/Juli 1997 spricht schon der Umstand, da&#223; die Firma zu diesem Zeitpunkt noch Zahlungen in H&#246;he von insgesamt 110.000,00 DM an die Kl&#228;ger erbrachte.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig bestehen gen&#252;gend Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Gesellschaft vor Abschlu&#223; des Werkvertrages &#252;berschuldet gewesen ist und daher aus diesem Grunde Konkursantrag h&#228;tte gestellt werden m&#252;ssen (zu den Voraussetzungen dieses Konkursgrundes allgemein: BGH, NJW 1983, 676 [677]; Schulze-Osterloh in: Baumbach/Hueck, GmbHG, 16. Auflage 1996, &#167; 63 Rdnr. 7 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger legen, worauf der Senat in der m&#252;ndlichen Verhandlung hingewiesen hat, nicht schl&#252;ssig dar, da&#223; das Aktivverm&#246;gen der sp&#228;teren Gemeinschuldnerin schon im Juni 1997 nicht mehr die Verbindlichkeiten deckte. Die Kl&#228;ger tragen lediglich vor, der Beklagte h&#228;tte Anfang 1997, sp&#228;testens Ende April 1997 Konkursantrag f&#252;r die GmbH stellen m&#252;ssen. Dies wird, worauf der Senat in der m&#252;ndlichen Verhandlung hingewiesen hat, weder durch das Aufzeigen der Aktiva und Passiva der Gesellschaft noch durch Vorlage einer &#220;berschuldungsbilanz konkretisiert. Allein das Bestehen einer erheblichen Steuernachforderung in H&#246;he von 2.200.000,00 DM rechtfertigt f&#252;r sich noch nicht die Annahme einer &#220;berschuldung der Gemeinschuldnerin. Dies gilt umsomehr, da die Steuerr&#252;ckst&#228;nde weder im April 1997 noch zum Zeitpunkt des Abschlusses der Werkvertr&#228;ge rechtskr&#228;ftig festgestellt worden waren. Die zugrundeliegenden Steuerbescheide sind - so der nicht bestrittene Vortrag des Beklagten - derzeit immer noch nicht bestandskr&#228;ftig, weil der Konkursverwalter im Einvernehmen mit den steuerlichen Beratern der Gemeinschuldnerin gegen die Feststellung der Steuerforderungen zur Konkurstabelle Einspruch eingelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Insoweit sind etwaige Verbindlichkeiten der Gesellschaft gegen&#252;ber dem Finanzamt auch nicht als Wertansatz in einer &#220;berschuldungsbilanz zu ber&#252;cksichtigten. Zwar sind handels- und bilanzrechtlich s&#228;mtliche Verbindlichkeiten, bestritten oder unbestritten, im &#220;berschuldungsstatus zu passivieren. F&#252;r den insolvenzrechtlichen &#220;berschuldungsbegriff (vgl. BGHZ 119, 201 = MDR 1997, 1135) gilt aber insoweit eine Ausnahme, als eine bestrittene Forderung noch der Kl&#228;rung in einem Proze&#223; bedarf und &#252;ber sie noch nicht rechtskr&#228;ftig entschieden worden ist. In solchen F&#228;llen kann insolvenzrechtlich von der Passivierung der streitigen, einen Konkursgrund ausmachenden Verbindlichkeit abgesehen werden. Hintergrund dieser Rechtsprechung ist der Gedanke, da&#223; das Konkursverfahren kein Erkenntnisverfahren ist und bei streitigen Forderungen, die den Konkursgrund ausmachen w&#252;rden, eine Kl&#228;rung nicht im Konkursverfahren, sondern im ordentlichen Rechtsweg herbeigef&#252;hrt werden m&#252;&#223;te (Kuhn/Uhlenbruck, KO, 11. Auflage 1994, &#167; 102 Rdnr. 6s; OLG Hamm, KTS 1971, 54 [56]; OLG Frankfurt, KTS 1973, 140 [141]; OLG Celle, OLGR 1998, 308).</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Wie in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat ebenfalls er&#246;rtert worden ist, k&#246;nnen sich die Kl&#228;ger - entgegen ihrer auch im Schriftsatz vom 25. 8. 1999 wiederholten und weiter begr&#252;ndeten Auffassung - nicht mit Erfolg darauf berufen, sie seien nicht in der Lage, zu den Verm&#246;gensverh&#228;ltnissen der Gesellschaft zum Zeitpunkt der Auftragserteilung weiter vorzutragen. Die Tatsache, da&#223; der Beklagte als fr&#252;herer Gesch&#228;ftsf&#252;hrer unter Umst&#228;nden zu der Unternehmenslage bessere Detailkenntnisse besitzt als ein au&#223;enstehender Gl&#228;ubiger, f&#252;hrt zu keiner Verlagerung der Darlegungslast. Darlegungs- und beweispflichtig f&#252;r das Vorliegen der objektiven Voraussetzungen der Konkursantragspflicht (mithin der Zahlungsunf&#228;higkeit bzw. &#220;berschuldung) ist grunds&#228;tzlich der Gl&#228;ubiger, im vorliegenden Fall die Kl&#228;ger. Als Beteiligte des Konkursverfahrens bestand f&#252;r sie die M&#246;glichkeit, gegebenenfalls nach Einholung von Ausk&#252;nften, weiter zu der damaligen wirtschaftlichen Situation der Gemeinschuldnerin im Jahre 1997 vorzutragen. Erst wenn feststeht, da&#223; die Gesellschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt rechnerisch &#252;berschuldet war, ist es Sache eines beklagten fr&#252;heren Gesch&#228;ftsf&#252;hrers, diejenigen Umst&#228;nde darzulegen, die es aus damaliger Sicht rechtfertigten, das Unternehmen trotzdem fortzuf&#252;hren (vgl. allgemein: BGHZ NJW 1994, 2220 = MDR 1994, 781).</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Auch eine Haftung des Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 823 Abs. 2 BGB i.V.m. &#167; 263 StGB scheidet aus. Es l&#228;&#223;t sich unter Ber&#252;cksichtigung der vorstehenden Ausf&#252;hrungen zu der fehlenden Darlegung der wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse der Gesellschaft im Juni/Juli 1997 nicht feststellen, da&#223; der Beklagte einen Betrug zu Lasten der Kl&#228;ger begangen hat, indem er diese &#252;ber die Erf&#252;llungsbereitschaft oder -f&#228;higkeit der Gesellschaft t&#228;uschte. Daher bedarf es keiner Beweisaufnahme zu den von den Kl&#228;gern vorgetragenen &#196;u&#223;erungen des Beklagten.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Ein Schadensersatzanspruch gem&#228;&#223; &#167; 826 BGB kommt ebenfalls nicht in Betracht. Nach dem Vortrag der Kl&#228;ger kann nicht davon ausgegangen werden, da&#223; der Beklagte zum Zeitpunkt der Vertragsverhandlungen wu&#223;te oder h&#228;tte wissen m&#252;ssen, da&#223; die Gesellschaft zur Erf&#252;llung der begr&#252;ndeten Verbindlichkeiten wegen Zahlungsunf&#228;higkeit nicht in der Lage bzw. die Durchf&#252;hrbarkeit durch &#220;berschuldung der Gesellschaft von vornherein schwerwiegend gef&#228;hrdet war (vgl. allgemein: BGH, ZIP 1991, 1141 [1144] m.w.N.; OLG Celle, NJW-RR 1994, 615).</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 97 Abs. 1, 100 Abs. 1 ZPO.; die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit auf den &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Streitwert des Berufungsverfahrens: 87.892,86 DM</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Beschwer der Kl&#228;ger: &#252;ber 60.000,00 DM</p>
114,403
ovgnrw-1999-08-31-8-a-597498a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 A 5974/98.A
1999-08-31T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-12T13:54:22
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0831.8A5974.98A.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der vorliegenden Rechtssache kommt keine grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne von &#167; 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylVfG zu. In der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesverwaltungsgerichts ist grunds&#228;tzlich gekl&#228;rt, unter welchen Umst&#228;nden der den Schutzbereich des Asylrechts begrenzende "Terrorismusvorbehalt" einen Anspruch auf Anerkennung als Asylberechtigter nach Art. 16 a Abs. 1 GG ausschlie&#223;t. Danach liegt es au&#223;erhalb des Asylrechts, wenn f&#252;r terroristische Aktivit&#228;ten nur ein neuer Kampfplatz in Deutschland gesucht wird, um sie dort fortzusetzen oder zu unterst&#252;tzen; entsprechendes gilt f&#252;r denjenigen, der erstmals von deutschem Boden aus die Umsetzung politischer Ziele mit terroristischen Mitteln betreibt. Ob ein asylsuchender Fl&#252;chtling von diesem "Terrorismusvorbehalt" betroffen ist, beurteilt sich insbesondere danach, inwieweit sein Handeln in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt gepr&#228;gt ist durch die Bet&#228;tigung in oder f&#252;r Organisationen, die ihrerseits die Durchf&#252;hrung oder Unterst&#252;tzung terroristischer Aktivit&#228;ten zum Ziel haben. Wird die Unterst&#252;tzung terroristischer Aktivit&#228;ten erst in Deutschland aufgenommen, ist eine besonders sorgf&#228;ltige Pr&#252;fung erforderlich, inwieweit das Handeln des Asylbewerbers im vorstehenden Sinne insgesamt terroristisch gepr&#228;gt ist. Ma&#223;gebend ist, ob das Verhalten des Asylbewerbers bei einer wertenden Gesamtbetrachtung aller Umst&#228;nde des einzelnen Falles sich als "aktive Unterst&#252;tzung terroristischer Aktivit&#228;ten darstellt".</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">BVerfG, Beschlu&#223; vom 20. Dezember 1989 - 2 BvR 958/86 -, BVerfGE 81, 142, 145; Beschlu&#223; vom 25. April 1991 - 2 BvR 1437/90 -, InfAuslR 1991, 257, 260; Beschlu&#223; vom 13. Oktober 1994 - 2 BvR 126/94 -, DVBl. 1995, 34, 35; BVerwG, Urteil vom 10. Januar 1995 - 9 C 276.94 -, Buchholz 402.25 &#167; 1 AsylVfG Nr. 175; Urteil vom 30. M&#228;rz 1999 - 9 C 23.98 -; vgl. auch Senatsbeschlu&#223; vom 6. Juni 1994 - 25 A 3388/91.A -, InfAuslR 1995, 30, 34.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Antragsbegr&#252;ndung legt einen dar&#252;ber hinausgehenden Kl&#228;rungsbedarf nicht dar. Insbesondere hat das Verwaltungsgericht im angefochtenen Urteil die erste Tat, die Anla&#223; f&#252;r eine Pr&#252;fung im vorstehenden Sinne sein kann - hier die Spendengelderpressung vom November 1994 -, bei der von ihm angestellten Pr&#252;fung, ob das Verhalten des Kl&#228;gers insgesamt terroristisch gepr&#228;gt ist, nicht au&#223;er Betracht gelassen. Im Rahmen der von ihm vorgenommenen Einzelfallw&#252;rdigung hat das Verwaltungsgericht diese abgeurteilte Tat ber&#252;cksichtigt, jedoch nicht als ausreichend bewertet, um eine terroristische Pr&#228;gung feststellen zu k&#246;nnen. Nach den Vorgaben der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung war eine derartige umfassende Pr&#252;fung aller Umst&#228;nde des vorliegenden Einzelfalles auch geboten, zumal die Tat von einem erst 19 Jahre alten Asylbewerber rund acht Monate nach der Einreise in die Bundesrepublik Deutschland begangen worden war, die Strafvollstreckung zur Bew&#228;hrung ausgesetzt worden war und die Tat im Zeitpunkt der erstinstanzlichen Entscheidung bereits vier Jahre zur&#252;cklag.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Von einer weiteren Begr&#252;ndung wird gem&#228;&#223; &#167; 78 Abs. 5 Satz 1 AsylVfG abgesehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO i.V.m. &#167; 83 b Abs. 1 AsylVfG.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist gem&#228;&#223; &#167; 80 AsylVfG unanfechtbar. Das Urteil des Verwaltungsgerichts ist nunmehr rechtskr&#228;ftig (&#167; 78 Abs. 5 Satz 2 AsylVfG).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,404
lsgnrw-1999-08-31-l-5-kr-5299
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 5 KR 52/99
1999-08-31T00:00:00
2018-11-28T11:28:39
2019-02-12T13:54:22
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0831.L5KR52.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten nach Teilr&#252;cknahme der Klage nur noch um die H&#246;he der Beitr&#228;ge zur freiwilligen Krankenversicherung vom 01.04. bis 31.08.1997.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der am ... geborene Kl&#228;ger traf mit seinem ehemaligen Arbeitgeber der Fa ... St. GmbH unter dem 18.11.1996 folgende Aufhebungsvereinbarung: "1. Das zwischen der Firma und dem Mitarbeiter bestehende Arbeitsverh&#228;ltnis wird auf Veranlassung der Firma im beiderseitigen Einvernehmen zum 31.03.1997 beendet, da sonst aus betrieblichen Gr&#252;nden eine K&#252;ndigung durch den Arbeitgeber h&#228;tte erfolgen m&#252;ssen. 2. Der Mitarbeiter erh&#228;lt eine Abfindung gem&#228;&#223; &#167;&#167; 9 und 10 KSchG unter Beachtung von &#167; 3 Ziff. 9 EStG in H&#246;he von 23.800,-- DM ... 4. Mit Erf&#252;llung dieser Aufhebungsvereinbarung sind alle beiderseitigen Anspr&#252;che aus dem Arbeitsverh&#228;ltnis erloschen."</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Arbeitsverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers fand vereinbarungsgem&#228;&#223; sein Ende. F&#252;r die Zeit vom 01.04. bis 31.08.1997 beantragte der Kl&#228;ger, der von 1979 bis zum 31.03.1997 bei der Beklagten pflichtversichert war, die Mitgliedschaft in der freiwilligen Krankenversicherung ohne Anspruch auf Krankengeld sowie die Mitgliedschaft in der Pflegeversicherung. Seit dem 01.09.1997 bezieht der Kl&#228;ger Altersrente f&#252;r Schwerbehinderte.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 04.09.1997 teilte die Beklagte dem Kl&#228;ger mit, da&#223; sie die freiwillige Versicherung vom 01.04.1997 an durchf&#252;hre. F&#252;r die Zeit vom 01.04. bis 31.08.1997 werde zur Beitragsbemessung die vom ehemaligen Arbeitgeber des Kl&#228;gers gezahlte Abfindung zugrunde gelegt, so da&#223; man zu einem Monatsbeitrag in H&#246;he von 558,90 DM einschlie&#223;lich der Pflegeversicherung gelange. Ab 01.09.1997 erfolge eine Neueinstufung der freiwilligen Versicherung. Ab diesem Zeitpunkt werde die monatliche Rente und etwaige sonstige Eink&#252;nfte des Kl&#228;gers der Beitragsberechnung zugrunde gelegt. Eine arbeitgeberseitige Abfindungszahlung geh&#246;re grunds&#228;tzlich zum steuerpflichtigen bzw. sozialversicherungspflichtigen Arbeitslohn, weil sie nach &#167; 19 Abs. 1 EStG zu den Eink&#252;nften aus nicht selbst&#228;ndiger Arbeit z&#228;hle. Eine Abfindung wegen Aufl&#246;sung eines Arbeitsverh&#228;ltnisses sei jedoch nach &#167; 3 Nr. 9 EStG grunds&#228;tzlich bis zu 24.000,-- DM steuer- und beitragsfrei. Aufgrund des Arbeitsverh&#228;ltnisses des Kl&#228;gers mit seinem ehemaligen Arbeitgeber seien aus der Abfindung f&#252;r die Zeit der Pflichtmitgliedschaft bis zum 31.03.1997 auch keine Beitr&#228;ge berechnet worden. Nach &#167; 240 SGB V werde die Beitragsbemessung f&#252;r freiwillig Versicherte durch die Satzung geregelt. Dabei sei sicherzustellen, da&#223; die Beitragsbelastung die gesamte wirtschaftliche Leistungsf&#228;higkeit des freiwilligen Mitglieds ber&#252;cksichtige. Der Begriff der wirtschaftlichen Leistungsf&#228;higkeit sei im Gesetz nicht n&#228;her geregelt. In der Begr&#252;ndung des Entwurfs eines Gesundheitsreformgesetzes werde dieser Begriff wie folgt beschrieben: "Bei der Beitragsgestaltung ist die gesamte wirtschaftliche Leistungsf&#228;higkeit des Mitglieds zu ber&#252;cksichtigen, d.h. alle Einnahmen und Geldmittel, die das Mitglied zum Lebensunterhalt verbraucht und verbrauchen k&#246;nnte, sind ohne R&#252;cksicht auf ihre steuerliche Behandlung der Beitragsbemessung zugrunde zu legen." Zu den Einnahmen zum Lebensunterhalt geh&#246;re auch eine Abfindung, die zwecks Aufl&#246;sung eines Arbeitsverh&#228;ltnisses gezahlt worden sei. Im Gegensatz zu den beitragspflichtigen Einnahmen von Arbeitnehmern w&#252;rden Abfindungen zwecks Aufl&#246;sung von Arbeitsverh&#228;ltnissen als Einnahmen bei der Bemessung der Beitr&#228;ge zur freiwilligen Versicherung daher zugrunde gelegt. Diese Auffassung st&#252;tze man auch auf die Urteile des Bundessozialgeichts vom 28.04.1987, Az. 12 RK 50/85, und vom 23.02.1988, Az. 12 RK 34/86.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Am 15.09.1997 erhob der Kl&#228;ger mit der Begr&#252;ndung Widerspruch, h&#228;tte er die Aufhebungsvereinbarung mit seinem Arbeitgeber nicht unterzeichnet, so h&#228;tte der Arbeitgeber ansonsten eine betriebsbedingte K&#252;ndigung ausgesprochen. Die gezahlte Abfindung enthalte keinerlei Arbeitsentgelt, sondern sei in voller H&#246;he als Ausgleich f&#252;r den Verlust seines Arbeitsplatzes und den Wegfall k&#252;nftiger Verdienstm&#246;glichkeiten gezahlt worden. Die von der Beklagten erw&#228;hnten Urteile des Bundessozialgerichts seien auf den vorliegenden Fall nicht &#252;bertragbar, da in diesen Urteilen davon ausgegangen worden sei, da&#223; in den Abfindungen Arbeitsentgelte enthalten seien.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 21.04.1998 wies die Beklagte den Widerspruch zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus, bei der Bemessung von Beitr&#228;gen zur freiwilligen Versicherung sei die gesamte wirtschaftliche Leistungsf&#228;higkeit eines Mitglieds zu ber&#252;cksichtigen. Grunds&#228;tzlich seien hierbei alle Einnahmen zum Lebensunterhalt zugrunde zu legen. Der Begriff der gesamten wirtschaftlichen Leistungsf&#228;higkeit sei nicht unbedingt mit dem der Einnahmen zum Lebensunterhalt identisch. Inhaltlich stehe er ihm aber zumindest nahe. Umfangreiche Rechtsprechung zum Begriff der Einnahmen zum Lebensunterhalt und die Feststellung der beitragspflichtigen Einnahmen nach einheitlichen Kriterien bei allen Krankenkassen habe die Spitzenverb&#228;nde der Krankenkassen dazu bewogen, in dem Gemeinsamen Rundschreiben vom 29.03.1995 zu beschreiben, welche Einnahmen letztendlich als Einnahmen zum Lebensunterhalt zu ber&#252;cksichtigen seien. In diesem Rundschreiben sei die Einkunftsart "Abfindung bei Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses" als Einnahme zum Lebensunterhalt aufgelistet. Im &#252;brigen sei die Satzung der Beklagten u.a. unter Ber&#252;cksichtigung der Grunds&#228;tze des &#167; 240 SGB V erstellt worden. In &#167; 17 Nr. 1 dieser Satzung hei&#223;e es: "Die Beitr&#228;ge freiwilliger Mitglieder sind nach den beitragspflichtigen Einnahmen zu bemessen. Hierzu geh&#246;ren das Arbeitsentgelt sowie alle anderen Einnahmen, die f&#252;r den Lebensunterhalt verbraucht werden oder verbraucht werden k&#246;nnten, ohne R&#252;cksicht auf ihre steuerliche Behandlung." Diese Satzungsbestimmung entspreche in Verbindung mit &#167; 240 SGB V geltendem Recht. Auch wenn die Abfindung als Einmalzahlung geleistet worden sei, wirke sie sich wirtschaftlich nicht anders aus, als wenn sie in monatlichen Teilbetr&#228;gen ausgezahlt worden w&#228;re. Die Zweckbestimmung der Abfindung, die Bestreitung des Lebensunterhaltes &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum, werde durch die Einmalzahlung nicht aufgehoben. Man habe von dem Abfindungsbetrag in H&#246;he von insgesamt 23.800,-- DM einen Beitragszuschu&#223; zur freiwilligen Krankenversicherung und Pflegeversicherung des ehemaligen Arbeitgebers in Abzug gebracht. Ein F&#252;nftel der gerundeten Differenz in H&#246;he von 21.000,-- DM betrage 4.200,-- DM. Diesen Betrag habe man f&#252;r die Zeit vom 01.04. bis 31.08.1997 der monatlichen Beitragsbemessung zugrunde gelegt. Nach &#167; 17 Abs. 4 der Satzung der Beklagten seien die Monatsbez&#252;ge in H&#246;he von 4.200,-- DM der Beitragsklasse mit dem Mittelwert 4.050,-- DM zu zuordnen. Bei einem Beitragssatz von 12,1 v.H. zur Krankenversicherung (erm&#228;&#223;igter Beitragssatz ohne Krankengeldanspruch) und 1,7 v.H. zur Pflegeversicherung ergebe sich ein Monatsbeitrag zur Krankenversicherung in H&#246;he von 490,05 DM und ein solcher zur Pflegeversicherung in H&#246;he von 68,85 DM.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Am 11.05.1998 hat der Kl&#228;ger mit der erg&#228;nzenden Begr&#252;ndung Klage erhoben, aus &#167; 240 Abs. 2 SGB V ergebe sich neben einer Mindestbeitragsgrenze auch ein Wertungshinweis. Zwar solle bei der Beitragsbemessung die gesamte Leistungsf&#228;higkeit eines freiwilligen Mitglieds ber&#252;cksichtigt werden. Abfindungen geh&#246;rten aber nicht zu den Leistungen, die f&#252;r den Lebensunterhalt frei zur Verf&#252;gung gestellt w&#252;rden. Vielmehr seien sie zweckbestimmte Leistungen, die aus sozialpolitischen Gr&#252;nden wegen eines Ausgleichs f&#252;r vorhandene Defizite gezahlt w&#252;rden. Abfindungen errechneten sich nicht mit R&#252;cksicht auf eine k&#252;nftige Arbeitslosigkeit, sondern den "erdienten" Bestandsschutz. Das Risiko zuk&#252;nftiger Arbeitslosigkeit werde durch die Arbeitslosenversicherung abgedeckt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Nachdem der Kl&#228;ger im Hinblick auf eine k&#252;nftige Unterwerfung der Beklagten unter den rechtskr&#228;ftigen Ausgang des Verfahrens wegen der Beitr&#228;ge zur freiwilligen Krankenversicherung die Klage wegen der Beitr&#228;ge zur sozialen Pflegeversicherung zur&#252;ckgenommen hatte, hat das Sozialgericht mit Urteil vom 23.04.1999 die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte es aus, da&#223; es sich bei der Abfindung um ein Entgelt gehandelt habe, das der Kl&#228;ger zur Sicherstellung seines Lebensunterhalts habe nutzen k&#246;nnen. Angesichts der weiten Fassung von &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 der Satzung der Beklagten, wonach zu den beitragspflichtigen Einnahmen alle Einnahmen geh&#246;rten, die f&#252;r den Lebensunterhalt verbraucht werden oder verbraucht werden k&#246;nnten, ohne R&#252;cksicht auf ihre steuerliche Behandlung, habe man Bedenken, sich im vorliegenden Falle dem von der Beklagten erw&#228;hnten Urteil des Bundessozialgerichts vom 28.04.1987 zu folgen, wonach allein der sogenannte Entgeltanteil einer Abfindung im Gegensatz zum sogenannten Sozialanteil bei der Bemessung von freiwilligen Beitr&#228;gen zur Krankenversicherung zugrunde gelegt werden solle. Im vorliegenden Falle sei angesichts der beruflichen und sozialen Gesamtumst&#228;nde nicht ersichtlich, welcher sogenannte Sozialanteil &#252;ber den sogenannten Entgeltanteil der Abfindung hinaus &#252;berhaupt in Betracht kommen solle. Der vom Kl&#228;ger geltend gemachte Wegfall k&#252;nftiger Verdienstm&#246;glichkeiten sei nur geringf&#252;gigen Ausma&#223;es, ber&#252;cksichtige man das Lebensalters des Kl&#228;gers sowie den Umstand, da&#223; bereits zum 01.09.1997 die Altersrente f&#252;r Schwerbehinderte in Anspruch genommen worden sei. Hinzu komme, da&#223; der Kl&#228;ger nach seiner eigenen Angabe im Verhandlungstermin bei seinem ehemaligen Arbeitgeber ein monatliches Entgelt von ca. 5.500,-- bis 5.600,-- DM erzielt habe. Der Gesamtabfindungsbetrag von 23.800,-- DM mache danach nur unwesentlich mehr als vier Monatsl&#246;hne aus. Im &#252;brigen m&#252;sse ber&#252;cksichtigt werden, da&#223; bei dem Kl&#228;ger ebenfalls nach seiner eigenen Angabe ein GdB von 80 festgestellt sei. H&#228;tte sein Arbeitsverh&#228;ltnis unter Einhaltung der ma&#223;gebenden K&#252;ndigungsfrist nur mit Zustimmung der Hauptf&#252;rsorgestelle gek&#252;ndigt werden k&#246;nnen, so stehe zur &#220;berzeugung der Kammer fest, da&#223; in dem Abfindungsbetrag ausschlie&#223;lich Arbeitsentgelt zu erblicken sei.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihm am 01.06.1999 zugestellte Urteil hat der Kl&#228;ger am 16.06.1999 Berufung eingelegt. Zur Begr&#252;ndung wird nunmehr vorgetragen, wenn man das erw&#228;hnte Urteil des Bundessozialgerichts vom 28.04.1987 der Beurteilung des vorliegenden Falles zugrunde legen w&#252;rde, so d&#252;rfe auf keinen Fall der gesamte Abfindungsbetrag umgelegt werden. Es sei lediglich der Entgeltanteil einer Abfindung unter dem Gesichtspunkt, da&#223; er dem Lebensunterhalt zu dienen bestimmt sei, bei der Beitragsbemessung zugrunde zu legen. Dabei sei zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; das von der Beklagten in Bezug genommene Urteil des Bundessozialgerichts ohnehin nur auf die F&#228;lle anwendbar sei, in denen der Tatbestand des &#167; 117 Abs. 2 Satz 1 AFG, wonach ein Arbeitsverh&#228;ltnis ohne Einhaltung einer der ordentlichen K&#252;ndigungsfrist des Arbeitgebers entsprechenden Frist beendet worden sein m&#252;sse, vorliege. Diese Voraussetzung sei im vorliegenden Falle gerade nicht erf&#252;llt. Selbst wenn man diese Auffassung jedoch vertreten wolle, so ruhte der Anspruch auf Arbeitslosengeld gem&#228;&#223; &#167; 117 Abs. 2 Satz 1 AFG nur von dem Ende des Arbeitsverh&#228;ltnisses an bis zu dem Tage, an dem das Arbeitsverh&#228;ltnis bei Einhaltung dieser Frist geendet h&#228;tte, wobei zus&#228;tzlich die Ruhensbegrenzungsregelung nach &#167; 117 Abs. 3 AFG zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">das Urteil des Sozialgerichts Dortmund vom 23.04.1999 zu &#228;ndern und den Bescheid vom 04.09.1997 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 21.04.1998 insoweit aufzuheben, als f&#252;r die Monate April bis einschlie&#223;lich August 1997 jeweils ein &#252;ber einen Monatsbetrag von 172,22 DM hinausgehender Beitrag zur freiwilligen Krankenversicherung erhoben wird.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie h&#228;lt das erstinstanzliche Urteil im Ergebnis f&#252;r zutreffend.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mittels der Abfindung sei relativ exakt das Entgelt f&#252;r denjenigen Zeitraum gezahlt worden, der bis zum Beginn der Altersrente f&#252;r Schwerbehinderte des Kl&#228;gers noch verblieben sei. Im &#252;brigen sei die Abfindungsregelung nicht durch einen arbeitsgerichtlichen Vergleich zustande gekommen, so da&#223; es sich ohnehin nicht um eine Abfindung im Sinne der &#167;&#167; 9 ff. KSchG handele.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das Gericht hat eine schriftliche Auskunft der Fa. F. St. GmbH eingeholt. Auf diese Auskunft vom 18.08.1999 wird genauso Bezug genommen wie auf den seitens der Fa. F. St. GmbH beigezogenen Auszug aus dem f&#252;r deren Arbeitsverh&#228;ltnis mit dem Kl&#228;ger ma&#223;gebenden Manteltarifvertrag f&#252;r die Arbeiter, Angestellten und Auszubildenden in der Eisen-, Metall-, Elektro- und Zentralheizungsindustrie Nordrhein-Westfalen vom 29.02.1988 in der Fassung vom 06.05./19.06.1990 unter Ber&#252;cksichtigung der &#196;nderungstarifvertr&#228;ge vom 15.03. und 31.08.1994. Schlie&#223;lich wird Bezug genommen auf das beigezogene Zeugnis, das die Fa. F. St. GmbH unter dem 16.12.1996 im Falle des Kl&#228;gers ausgestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Sachverhaltes und des Vorbringens der Beteiligten wird Bezug genommen auf die Gerichtsakte und die Verwaltungsakte der Beklagten, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet. Die angefochtenen Bescheide waren insoweit rechtswidrig, als f&#252;r die Monate April bis einschlie&#223;lich August 1997 jeweils ein &#252;ber einen Monatsbeitrag in H&#246;he von 172,22 DM (= Mindestbeitrag im Sinne von &#167; 240 Abs. 4 Satz 1 SGB V) hinausgehender Beitrag zur freiwilligen Krankenversicherung erhoben wurde. Zu Unrecht legte die Beklagte bei der Beitragsbemessung die Abfindung nach Herausrechnung eines Beitragszuschusses in vollem Umfange zugrunde.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 240 Abs. 1 Satz 2 SGB V wird die Beitragsbemessung f&#252;r freiwillige Mitglieder durch die Satzung einer Krankenkasse geregelt. Dabei ist &#167; 240 Abs. 1 Satz 2 SGB V zufolge sicherzustellen, da&#223; die Beitragsbelastung die gesamte wirtschaftliche Leistungsf&#228;higkeit des freiwilligen Mitglieds ber&#252;cksichtigt. Was die satzungsrechtliche Regelung im &#252;brigen betrifft, so wird kraft &#167; 240 Abs. 2 Satz 1 SGB V, wonach die Satzung der Krankenkasse mindestens die Einnahmen des freiwilligen Mitglieds zu ber&#252;cksichtigen hat, die bei einem vergleichbaren versicherungspflichtig Besch&#228;ftigten der Beitragsbemessung zugrunde zu legen sind, und im Rahmen der Vorschriften nach den Abs&#228;tzen 2 Satz 2 und 3 bis 4 a des &#167; 240 SGB V ein Regelungsspielraum zugunsten der Krankenkasse er&#246;ffnet. Dabei stellt die Pflicht zur Ber&#252;cksichtigung der gesamten wirtschaftlichen Leistungsf&#228;higkeit gegen&#252;ber der rein einnahmeorientierten Beitragsbemessung nach altem Recht gem&#228;&#223; &#167; 180 Abs. 4 RVO insofern eine Neuerung dar, als die Beitragsbemessung nunmehr als leistungsf&#228;higkeitsbezogen zu bezeichnen ist. Gleichwohl darf deswegen nicht auf die Zul&#228;ssigkeit einer von Einnahmen der freiwillig Versicherten g&#228;nzlich losgel&#246;sten, rein verm&#246;gensbezogenen Beitragsbemessung geschlossen werden. Vielmehr bleiben die Einnahmen der Ausgangspunkt. Das folgt au&#223;er aus &#167; 240 Abs. 2 Satz 1 SGB V aus dem auch f&#252;r freiwillige Mitglieder geltenden &#167; 223 Abs. 2 Satz 1, wonach die Beitr&#228;ge nach den beitragspflichtigen Einnahmen der Mitglieder zu bemessen sind. Vor diesem systematischen Hintergrund &#252;bt die Ber&#252;cksichtigung der gesamten wirtschaftlichen Leistungsf&#228;higkeit die Funktion eines Korrektivs einer ausschlie&#223;lich einnahmeorientierten Beitragsbemessung aus. Diese Korrektur kann in zwei Richtungen erfolgen: Einmal da&#223; vorhandene Einnahmen au&#223;er acht bleiben, weil sie die Leistungsf&#228;higkeit nicht erh&#246;hen - z.B. bestimmte Sozialleistungen wie etwa laufende Leistungen der Sozialhilfe (BSGE, 56, 101), der Mehrbedarf nach &#167; 23 Abs. 1 Nr. 2 BSHG sowie ein vom Sozialhilfetr&#228;ger &#252;bernommener Krankenversicherungsbeitrag (BSGE 64, 100), die Witwen-Grundrente nach dem BVG (BSG SozR 2200 &#167; 180 Nr. 8) -. Zum anderen da&#223; &#252;ber nachgewiesene Einnahmen hinaus f&#252;r die Beitragsbemessung von h&#246;heren Einnahmen ausgegangen wird (vgl. zum Ganzen ebenso Peters, in: Kasseler Kommentar &#167; 240 SGB V Rdnr. 18). Soweit das Bundessozialgericht zum fr&#252;heren Recht zweckbestimmte Sozialleistungen - wie bereits beispielsweise erw&#228;hnt - nicht zu den damaligen Einnahmen zum Lebensunterhalt gerechnet hatte, so gelten solche Leistungen auch weiterhin nicht als beitragspflichtige Einnahmen, weil sie nicht die wirtschaftliche Leistungsf&#228;higkeit erh&#246;hen, sondern aus sozialpolitischen Gr&#252;nden lediglich vorhandene Defizite ausgleichen. Dasselbe gilt f&#252;r die Behandlung von Abfindungen aus Anla&#223; der Beendigung von Arbeitsverh&#228;ltnissen (vgl. wohl ebenso Peters, a.a.O., Rdnr. 21).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Einerseits bestand im vorliegenden Falle keine Mindestber&#252;cksichtigungspflicht der Beklagten im Sinne von &#167; 240 Abs. 2 Satz 1 SGB V. Die streitbefangene Abfindung w&#228;re n&#228;mlich bei einem dem Kl&#228;ger vergleichbaren versicherungspflichtig Besch&#228;ftigten der Beitragsbemessung nicht zugrunde zu legen gewesen, weil sie als Entsch&#228;digung f&#252;r die Zeit nach Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses gezahlt worden ist und sich daher der zeitlich vorangegangenen versicherungspflichtigen Besch&#228;ftigung nicht zuordnen l&#228;&#223;t (vgl. ebenso BSG, Urteil vom 21.02.1990, Az. 12 RK 20/88 = SozR 3-2400 &#167; 14 Nr. 2).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Andererseits hat die Beklagte von ihrem Regelungsspielraum dahin Gebrauch gemacht, da&#223; sie in &#167; 17 Abs. 1 Satz 2 ihrer Satzung die Begrifflichkeit des bis Ende 1988 geltenden &#167; 180 Abs. 4 RVO in einer nur unwesentlich abgewandelten sprachlichen Fassung fortschrieb, indem sie das gesetzliche Tatbestandsmerkmal "sonstige Einnahmen zum Lebensunterhalt" in die inhaltlich entsprechende satzungsrechtliche Gestalt der "anderen Einnahmen, die f&#252;r den Lebensunterhalt verbraucht werden oder verbraucht werden k&#246;nnten, ohne R&#252;cksicht auf ihre steuerliche Behandlung" &#252;bernahm. Vor diesem rechtlichen Hintergrund ist es sachgerecht, die als st&#228;ndig zu bezeichnende h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung des Bundessozialgerichts zur Beitragspflichtigkeit einer lohnsteuerfreien Abfindung im Rahmen der freiwilligen Krankenversicherung nach Ma&#223;gabe von &#167; 180 Abs. 4 RVO in der bis zum 31.12.1988 geltenden Fassung (vgl. Urteile des BSG vom 28.04.1987, Az. 12 RK 50/85 = SozR 2200 &#167; 180 Nr. 36, 23.02.1988, Az. 12 RK 34/86 = SozR 2200 &#167; 180 Nr. 39, und 21.02.1990, Az. 12 RK 15/89 = USK 9093) bei der L&#246;sung des vorliegenden Falles zugrunde zu legen.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach dieser h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung ist in Anlehnung an die Regelung von &#167; 117 Abs. 2 AFG zwischen einem beitragspflichtigen "Arbeitsentgelt" und einem beitragsfreien "sozialen Anteil" zu unterscheiden. Zwar wurde &#167; 117 Abs. 2 bis 3 a AFG mit Wirkung vom 01.04.1997 aufgehoben und durch eine inhaltlich anders gestaltete Regelung in &#167; 115 a AFG ersetzt. Auf den vorliegenden Fall ist &#167; 117 AFG aber noch in der Fassung vom 31.03.1997 anzuwenden, da &#167; 115 a AFG erst am 01.04.1997 in Kraft getreten ist, w&#228;hrend der Anspruch des Kl&#228;gers auf die streitbefangene Abfindung bereits mit Abschlu&#223; des Aufhebungsvertrages am 18.11.1996 entstand.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hat der Arbeitslose wegen der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses eine Abfindung, Entsch&#228;digung oder &#228;hnliche Leistung erhalten oder zu beanspruchen und ist das Arbeitsverh&#228;ltnis ohne Einhaltung einer der ordentlichen K&#252;ndigungsfrist des Arbeitgebers entsprechenden Frist beendet worden, so ruht der Anspruch auf Arbeitslosengeld von dem Ende des Arbeitsverh&#228;ltnisses an bis zu dem Tage, an dem das Arbeitsverh&#228;ltnis bei Einhaltung dieser Frist geendet h&#228;tte, &#167; 117 Abs. 2 Satz 1 AFG. Diese Frist beginnt mit der K&#252;ndigung, die der Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses vorausgegangen ist, bei Fehlen einer solchen K&#252;ndigung mit dem Tage der Vereinbarung &#252;ber die Beendigung des Arbeitsverh&#228;ltnisses, &#167; 117 Abs. 2 Satz 2 AFG. Dabei dient der beitragspflichtige Arbeitsentgeltanteil im Sinne der erw&#228;hnten Rechtsprechung des Bundessozialgerichts der Abgeltung des vorzeitig (vor dem Ablauf der ordentlichen K&#252;ndigungsfrist) eingetretenen Wegfalls des Arbeitsentgeltes.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine dar&#252;ber hinaus gezahlte Abfindung stellt als beitragsfreier sozialer Anteil eine Entsch&#228;digung f&#252;r den Verlust sozialer Besitzst&#228;nde, insbesondere des Arbeitsplatzes dar.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">&#220;bertr&#228;gt man diese h&#246;chstrichterlichen Kriterien auf den vorliegenden Fall, so zeigt sich, da&#223; ein Ruhen im Sinne von &#167; 117 Abs. 2 Satz 1 AFG nicht eingetreten ist, weswegen es an einem beitragspflichtigen Arbeitsentgeltanteil der streitbefangenen Abfindung mangelt. Bei einer hypothetischen K&#252;ndigungserkl&#228;rung am 18.11.1996 (= Tag der Vereinbarung des Aufhebungsvertrages) w&#228;re die f&#252;r das Arbeitsverh&#228;ltnis des Kl&#228;gers ma&#223;gebende viermonatige K&#252;ndigungsfrist mit Ablauf des 31.03.1997 verstrichen, so da&#223; das Arbeitsverh&#228;ltnis zu demselben Zeitpunkt sein Ende gefunden h&#228;tte wie im vorliegenden Falle. Im Zusammenhang mit der einschl&#228;gigen K&#252;ndigungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 20 Nr. 3, 4. Variante des Manteltarifvertrages f&#252;r die Arbeiter, Angestellten und Auszubildenden in der Eisen-, Metall-, Elektro- und Zentralheizungsindustrie vom 29.02.1988 in der Fassung vom 06.05./19.06.1990 unter Ber&#252;cksichtigung der &#196;nderungsvertr&#228;ge vom 15.03. und 31.08.1994 (= vier Monate zum Ende eines Kalendermonats nach einer Betriebszugeh&#246;rigkeit von 10 bis unter 12 Jahren) bedarf es der klarstellenden Anmerkung, da&#223; der Kl&#228;ger dem Betrieb seines Arbeitgebers seit dem 01.11.1985 zugeh&#246;rte und somit zum Zeitpunkt der hypothetischen K&#252;ndigungserkl&#228;rung am 18.11.1996 erst auf eine 11-j&#228;hrige Betriebszugeh&#246;rigkeit zur&#252;ckblicken konnte.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht hat sich das Sozialgericht auf den Standpunkt gestellt, eine hypothetische K&#252;ndigung sei immerhin als problematisch mit R&#252;cksicht auf die Schwerbehinderteneigenschaft des Kl&#228;gers anzusehen. Dabei hat es &#167; 19 Abs. 1 SchwbG unber&#252;cksichtigt gelassen. Nach dieser gesetzlichen Vorschrift hat die Hauptf&#252;rsorgestelle die Zustimmung zu erteilen bei K&#252;ndigungen in Betrieben und Dienststellen, die nicht nur vor&#252;bergehend eingestellt oder aufgel&#246;st werden, wenn zwischen dem Tage der K&#252;ndigung und dem Tage, bis zu dem Gehalt oder Lohn gezahlt wird, mindestens drei Monate liegen, &#167; 19 Abs. 1 Satz 1 SchwbG. Unter der gleichen Voraussetzung soll sie die Zustimmung auch bei K&#252;ndigungen in Betrieben und Dienststellen erteilen, die nicht nur vor&#252;bergehend wesentlich eingeschr&#228;nkt werden, wenn die Gesamtzahl der verbleibenden Schwerbehinderten zur Erf&#252;llung der Verpflichtung nach &#167; 5 ausreicht, &#167; 19 Abs. 1 Satz 2 SchwbG. Zum einen ist in diesem Zusammenhang zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Fuhrpark, in dem der Kl&#228;ger besch&#228;ftigt war, ausweislich des Arbeitszeugnisses vom 16.12.1996 bereits per 01.01.1997 aufgegeben wurde. Deswegen lag eine nicht nur vor&#252;bergehende wesentliche Betriebseinschr&#228;nkung im Sinne von &#167; 19 Abs. 1 Satz 2 SchwbG vor. Zum anderen w&#228;re auch die Dreimonatsfrist im Sinne von &#167; 19 Abs. 1 Satz 1 SchwbG zwischen hypothetischer K&#252;ndigungserkl&#228;rung am 18.11.1996 und Beendigung der Lohnzahlung per 31.03.1997 gewahrt worden, so da&#223; von einer Zustimmung der Hauptf&#252;rsorgestelle sehr wohl auszugehen gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Senat vermag die Bewertung des Sozialgerichts, bei der Abfindung handele es sich deshalb g&#228;nzlich um beitragspflichtiges Arbeitsentgelt, weil der Kl&#228;ger f&#252;nf Monate nach Beendigung seines Arbeitsverh&#228;ltnisses zum fr&#252;hestm&#246;glichen Zeitpunkt die Altersrente f&#252;r Schwerbehinderte in Anspruch nahm, nicht zu teilen. Ungeachtet dessen galt es, durch die Abfindung den Verlust des sozialen Besitzstandes des Kl&#228;gers zu entsch&#228;digen. Hierf&#252;r ist n&#228;mlich bedeutsam, da&#223; der Kl&#228;ger sehr wohl auch die Freiheit gehabt h&#228;tte, bis sp&#228;testens zur Vollendung des 65. Lebensjahres bzw. bis zum Beginn der Regelaltersrente in dem auf diesen Zeitpunkt folgenden Kalendermonat durch eine versicherungspflichtige Besch&#228;ftigung weitere rentensteigernde Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung zu erwerben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist es entgegen der von der Beklagten in der Berufungserwiderung vertretenen Auffassung unerheblich, da&#223; es sich bei der zwischen dem Kl&#228;ger und seinem ehemaligen Arbeitgeber getroffenen Abfindungsregelung vom 18.11.1996 nicht um einen arbeitsgerichtlichen Vergleich handelt.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 Abs. 1 Satz 1 SGG.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Revision folgt aus &#167; 160 Abs. 2 Nr. 1 SGG. Die vom Senat zu beantwortende Rechtsfrage, ob und inwieweit Abfindungen zwecks Beendigung von Arbeitsverh&#228;ltnissen bei der Beitragsbemessung im Rahmen der freiwilligen Krankenversicherung nach den ab dem 01.01.1989 geltenden gesetzlichen Vorschriften zu ber&#252;cksichtigen sind, ist bislang h&#246;chstrichterlich noch nicht gekl&#228;rt und hat grunds&#228;tzliche Bedeutung.</p>
114,405
lsgnrw-1999-08-31-l-5-kr-5899
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 5 KR 58/99
1999-08-31T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:22
Urteil
ECLI:DE:LSGNRW:1999:0831.L5KR58.99.00
<span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten streiten dar&#252;ber, ob die Beklagte verpflichtet ist, die Kl&#228;gerin mit einem handbetriebenen Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad zu versorgen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die 19 ... geborene Kl&#228;gerin ist bei der Beklagten krankenversichert. Die die Kl&#228;gerin behandelnde Fach&#228;rztin f&#252;r innere Medizin Dr. F. verordnete unter dem 12.09.1996 ein Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad. Diese Verordnung wurde damit begr&#252;ndet, da&#223; die Kl&#228;gerin seit ihrer Geburt an einer Spina bifida leide. Infolgedessen bestehe eine Querschnittsl&#228;hmung mit kompletter schlaffer Parese beider Beine. Au&#223;erdem bestehe eine erhebliche Skoliose. Durch die permanent gebeugte Haltung im Rollstuhl bestehe eine progrediente Fehlhaltung der Wirbels&#228;ule. Schlie&#223;lich w&#252;rde durch die Versorgung mit einem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad dem Grundbed&#252;rfnis der Kl&#228;gerin Rechnung getragen, Entfernungen, die ein nicht Behinderter zu Fu&#223; zur&#252;cklege, &#252;berhaupt absolvieren zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Es wurde ein Kostenvoranschlag vom 21.10.1996 vorgelegt, der f&#252;r ein Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad nebst diverser Zusatzausstattung einen Endbetrag von insgesamt 7.324,86 DM ausweist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte holte ein MDK-Gutachten ein. Dr. G. f&#252;hrte unter dem 17.12.1996 aus, durch das verordnete Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad k&#246;nne es zu keinem zus&#228;tzlichen Behinderungsausgleich kommen. Die ausgefallene Gehfunktion sei im Sinne von &#167; 33 SGB V durch den vorhandenen Rollstuhl ausreichend ausgeglichen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 27.01.1997 lehnte es die Beklagte demgem&#228;&#223; ab, die Kl&#228;gerin mit einem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad zu versorgen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Am 06.03.1997 erhob die Kl&#228;gerin mit der Begr&#252;ndung Widerspruch, ein herk&#246;mmlicher Rollstuhl sei bei ihr nicht als Ausgleich f&#252;r die ausgefallene Gehfunktion anzusehen, weil es durch den Gebrauch dieses Hilfsmittels immer wieder zu Beschwerden im Schulter- und Halswirbelbereich komme. Das Bundessozialgericht habe bereits entschieden, da&#223; zwischen dem durch einen Selbstfahrerrollstuhl regelm&#228;&#223;ig er&#246;ffneten Freiraum und den Entfernungen, die ein Gesunder bzw. nicht Behinderter zu Fu&#223; zur&#252;cklege, eine L&#252;cke bestehe, die ebenfalls noch den Grundbed&#252;rfnissen zuzurechnen sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte veranla&#223;te ein weiteres MDK-Gutachten. Unter dem 28.07.1997 f&#252;hrte Frau Dr. P. aus, au&#223;er durch den bereits vorhandenen Rollstuhl werde die bei der Kl&#228;gerin bestehende Behinderung durch einen behindertengerecht umgebauten Pkw ausgeglichen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Widerspruchsbescheid vom 06.10.1997 wies die Beklagte den Widerspruch zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung wurde ausgef&#252;hrt, dem von der Kl&#228;gerin erw&#228;hnten Urteil des Bundessozialgerichts habe ein anderer Sachverhalt zugrunde gelegen. In jenem Falle sei es um die Versorgung mit einer Rollstuhl-Fahrrad-Kombination gegangen, bei der der Rollstuhl in ein Fahrrad ohne Vorderrad eingeh&#228;ngt werde und die Funktion des fehlenden Vorderrades &#252;bernehme. Eine Hilfsperson auf dem Sattel des Fahrrades treibe die Konstruktion an und lenke sie. Bei diesem Ger&#228;t handele es sich dann um ein Hilfsmittel im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung, wenn der Versicherte nicht in der Lage sei, einen manuell betriebenen Rollstuhl oder einen Elektrorollstuhl zu bedienen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Am 17.10.1997 hat die Kl&#228;gerin Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung legte sie eine Stellungnahme von Dr. C., Kinderkrankenhaus der Stadt K., vom 04.05.1998 vor, auf die genauso Bezug genommen wird wie auf eine von der Kl&#228;gerin au&#223;erdem vorgelegte Bescheinigung von Dr. M.-St., Chefarzt der W.-W.-Klinik, Zentrum f&#252;r Wirbels&#228;ulenchirurgie "Deutsches Skoliose-Zentrum", vom 26.05.1998. Dar&#252;ber hinaus st&#252;tzte sich die Kl&#228;gerin auf ein Urteil des Bundessozialgerichts vom 16.04.1998, Az. B 3 KR 9/97 R. In jenem Falle sei entschieden worden, da&#223; ein querschnittsgel&#228;hmter Versicherter von der Krankenkasse die Versorgung mit einem handbetriebenen Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad verlangen k&#246;nne. Ob ein Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad gleichzeitig die Funktion eines Fahrrades erf&#252;lle, k&#246;nne dahingestellt bleiben. Die Kl&#228;gerin erkl&#228;re n&#228;mlich ihre Bereitschaft, gem&#228;&#223; der Argumentation des Bundessozialgerichts in seinem Urteil vom 16.04.1998 einen Eigenanteil in H&#246;he von 700,-- DM zu leisten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung ihres Bescheides vom 27.01.1997 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 06.10.1997 zu verurteilen, der Kl&#228;gerin ein Rollstuhl-Bike zu gew&#228;hren.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie f&#252;hrte zur Begr&#252;ndung aus, das von der Kl&#228;gerin erw&#228;hnte Urteil des Bundessozialgerichts vom 16.04.1998 sei auf den vorliegenden Fall nicht &#252;bertragbar. In jenem Falle sei lediglich entschieden worden, da&#223; ein Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad als Hilfsmittel im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung anzusehen sei, weil es bei einem Kind bzw. Jugendlichen umfassend zur Integration in den Kreis etwa gleichaltriger Kinder und Jugendlicher beitrage. Diese Integration in den Kreis Gleichaltriger habe das Bundessozialgericht als allgemeines Grundbed&#252;rfnis angesehen. Ob auch bei einem erwachsenen Versicherten, der seinen Rollstuhl im &#252;blichen Umfang mit den H&#228;nden bewegen k&#246;nne, der durch ein Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad er&#246;ffnete gr&#246;&#223;ere Bewegungsfreiraum noch zu den allgemeinen Grundbed&#252;rfnissen z&#228;hle, habe das Bundessozialgericht aber ausdr&#252;cklich offen gelassen. Zwar bestehe zwischen dem durch einen manuell betriebenen Rollstuhl regelm&#228;&#223;ig er&#246;ffneten Freiraum und den Entfernungen, die ein Gesunder vor allem im l&#228;ndlichen Bereich zu Fu&#223; zur&#252;cklege, eine L&#252;cke; genauso wie mit einem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad k&#246;nne diese L&#252;cke jedoch mit einem Rollstuhl mit Hebelmechanik geschlossen werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Mit Urteil vom 11.05.1999 hat das Sozialgericht der Klage mit der Begr&#252;ndung stattgegeben, die Versorgung mit einem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad erweitere den Bewegungsfreiraum der Kl&#228;gerin wesentlich. Der bereits vorhandene manuell zu betreibende Rollstuhl sei zum Zur&#252;cklegen gr&#246;&#223;erer Entfernungen nicht geeignet.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gegen das ihr am 17.06.1999 zugestellte Urteil hat die Beklagte am 06.07.1999 Berufung eingelegt. Zur Begr&#252;ndung wird erg&#228;nzend vorgetragen, es k&#246;nne nicht Aufgabe der Krankenversicherung sein, die Gehbehinderung der Kl&#228;gerin in allen Entfernungen/Lebensbereichen auszugleichen. Auch &#228;ltere Versicherte oder Versicherte mit geringf&#252;gigeren Behinderungen, f&#252;r die ein Krankenfahrstuhl (noch) nicht ben&#246;tigt werde, k&#246;nnten anspruchsvollere Strecken oder l&#228;ngere Wege nicht zu Fu&#223; zur&#252;cklegen. Dies bedeute jedoch nicht, da&#223; die gesetzliche Krankenversicherung hierf&#252;r einen Ausgleich schaffen m&#252;sse. Es stelle sich nach wie vor die Frage, ob es Aufgabe der Krankenversicherung sei, eine Gehbehinderung in einem Ma&#223;e bzw. f&#252;r eine Entfernung auszugleichen, die auch von nicht Behinderten nicht zu Fu&#223; zur&#252;ckgelegt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">unter &#196;nderung des angefochtenen Urteils die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Sie bezieht sich auf ihre bisherigen Ausf&#252;hrungen sowie auf das angefochtene Urteil des Sozialgerichts.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten des Sachverhalts und des Vorbringens der Beteiligten wird Bezug genommen auf die Gerichtsakte und die Verwaltungsakte der Beklagten, die Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gewesen sind.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Berufung ist unbegr&#252;ndet. Das Sozialgericht hat der Klage zu Recht stattgegeben. Die angefochtenen Bescheide sind rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat einen Anspruch auf Versorgung mit einem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad aus &#167; 33 Abs. 1 Satz 1 SGB V. Danach haben Versicherte Anspruch auf Versorgung mit Seh- und H&#246;rhilfen, K&#246;rperersatzst&#252;cken, orthop&#228;dischen und anderen Hilfsmitteln, die im Einzelfall erforderlich sind, um den Erfolg der Krankenbehandlung zu sichern oder eine Behinderung auszugleichen, soweit die Hilfsmittel nicht als allgemeine Gebrauchsgegenst&#228;nde des t&#228;glichen Lebens anzusehen oder nach &#167; 34 Abs. 4 SGB V ausgeschlossen sind.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein Ausschluss gem&#228;&#223; &#167; 34 Abs. 4 SGB V liegt offensichtlich nicht vor; da auch keiner der Beteiligten diese Auffassung vertritt, er&#252;brigen sich weitere Ausf&#252;hrungen hierzu.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ferner handelt es sich bei dem begehrten Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad nicht um einen allgemeinen Gebrauchsgegenstand des t&#228;glichen Lebens. Hierzu geh&#246;ren nur solche Gegenst&#228;nde, die allgemein im t&#228;glichen Leben verwendet, d.h. &#252;blicherweise von einer gro&#223;en Zahl von Personen regelm&#228;&#223;ig benutzt werden. Das ist bei einem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad nicht der Fall, weil dieses Ger&#228;t bauartbedingt nur in der Kombination mit einem Rollstuhl benutzt werden kann. Es kommt mithin f&#252;r Gesunde nicht in Betracht. Da&#223; es seiner Funktion nach einem Fahrrad vergleichbar ist, das auch von Gesunden benutzt zu werden pflegt, ist rechtlich unerheblich, weil es allein auf die besondere bauartbedingte Funktion ankommt (vgl. ebenso zur Fahrrad-Rollstuhl-Kombination bzw. zum Rollstuhlboy bzw. zum Rollfiets BSG, Urteil vom 08.06.1994, Az. 3/1 RK 13/93 = SozR 3-2500 &#167; 33 Nr. 7 und zum Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad bzw. Rollstuhl-Bike BSG, Urteil vom 16.04.1998, Az. B 3 KR 9/97 R = SozR 3-2500 &#167; 33 Nr. 27).</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist das von der Kl&#228;gerin begehrte Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad erforderlich im Sinne des &#167; 33 Abs. 1 Satz 1 SGG V. Sie ben&#246;tigt dieses Hilfsmittel zwecks Ausgleichs ihrer Behinderung. Zu einer solchen Behinderung z&#228;hlen prim&#228;r die ausgefallenen nat&#252;rlichen Funktionen (vgl. etwa BSGE 37, 138, 141). Es kann dahingestellt bleiben, ob es f&#252;r einen Ausgleich der bei der Kl&#228;gerin nicht mehr bestehenden Funktion der Beine ausreicht, da&#223; sie einen manuell betriebenen Rollstuhl mit Hilfe ihrer oberen Extremit&#228;ten fortbewegen kann. Jedenfalls sind Teil der auszugleichenden Behinderung ferner auch weitergehende Folgen, soweit diese lebensnotwendige Grundbed&#252;rfnisse betreffen. Ein solches lebensnotwendiges Grundbed&#252;rfnis stellt im vorliegenden Falle ein hinreichender k&#246;rperlicher Freiraum dar (vgl. in diesem rechtlichen Zusammenhang etwa BSG SozR 2200 &#167; 182 b Nr. 34; SozR 3-2500 &#167; 33 Nr. 7).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Bei der Schaffung eines hinreichenden k&#246;rperlichen Freiraumes ist als Zielvorgabe derjenige eines Gesunden ma&#223;gebend. Dies folgt letztlich aus einer Interpretation des &#167; 27 Abs. 1 Satz 1 SGB V. Nach dieser Vorschrift haben Versicherte Anspruch auf Krankenbehandlung, wenn sie notwendig ist, um eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verh&#252;ten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern. Die Krankenbehandlung umfa&#223;t u.a. die Versorgung mit Arznei-, Verband-, Heil- und Hilfsmitteln, &#167; 27 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 SGB V. Vor diesem rechtlichen Hintergrund ist kein vern&#252;nftiges Argument daf&#252;r ersichtlich, einem gehbehinderten Versicherten ein geringeres lebensnotwendiges Grundbed&#252;rfnis nach einem k&#246;rperlichen Freiraum zuzugestehen als einem nicht Gehbehinderten.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">&#220;bertr&#228;gt man diese rechtlichen Kriterien auf den vorliegenden Fall, so kann im Sinne des Wirtschaftlichkeitsgebots des &#167; 12 Abs. 1 Satz 1 SGB V allein ein Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad das Mittel der Wahl sein. Es verschafft der Kl&#228;gerin einen viel weiteren k&#246;rperlichen Freiraum als bei einer Versorgung durch den vorhandenen Rollstuhl, aber auch durch den von der Beklagten mit R&#252;cksicht auf die Skoliose angebotenen Handhebelrollstuhl. Dies folgt daraus, da&#223; ein Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad dank mehrstufiger Schaltung durch Handkurbeln viel leichter angetrieben werden kann.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dabei sieht der Senat die &#252;ber die blo&#223;e Gehunf&#228;higkeit hinausgehenden Gesundheitsst&#246;rungen der Kl&#228;gerin - z.B. Kombination von kongenitaler und L&#228;hmungsskoliose, Blasen- und Mastdarml&#228;hmung - als unerheblich f&#252;r die Beantwortung der Frage der Hilfsmittelversorgung an. Unter Ber&#252;cksichtigung der konkreten Betreuungssituation im vorliegende Falle (zum Erfordernis der individuellen Bedarfspr&#252;fung bei der Hilfsmittelversorgung vgl. etwa BSG SozR 3-2500 &#167; 33 Nr. 7) zeigt sich n&#228;mlich bereits in allgemeinkundiger Weise, da&#223; die Kraft der Kl&#228;gerin nicht dazu auseichen w&#252;rde, sowohl per manuell betriebenem Rollstuhl als auch per Handhebelrollstuhl in der h&#252;geligen Gegend, in der die Kl&#228;gerin wohnt, nennenswerte Strecken allein zur&#252;cklegen zu k&#246;nnen. Von daher hat die Kl&#228;gerin schon in quantitativer Hinsicht zumindest ein allgemeines Grundbed&#252;rfnis nach einem k&#246;rperlichen Freiraum, der in der Regel durch einen handbetriebenen Rollstuhl in ebenem Gel&#228;nde er&#246;ffnet wird, so da&#223; es insoweit auch in diesem Falle auf sich beruhen kann, ob zwischen dem durch einen manuell betriebenen Rollstuhl regelm&#228;&#223;ig er&#246;ffneten Freiraum und den Entfernungen, die ein Gesunder auch bei eingeschr&#228;nktem Gesundheitszustand vor allem im l&#228;ndlichen Bereich zu Fu&#223; zur&#252;cklegt, eine L&#252;cke besteht, die ebenfalls noch den Grundbed&#252;rfnissen zuzurechnen ist (vgl. in diesem Zusammenhang das eine solche Bedarfsl&#252;cke wohl bejahende obiter dictum im Urteil des BSG SozR 3-2500 &#167; 33 Nr. 7).</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber vermag der Senat die Auffassung der Beklagten, wonach die Kl&#228;gerin f&#252;r das Zur&#252;cklegen von Wegstrecken au&#223;erhalb ihrer Wohnung mit dem vorhandenen behindertengerecht ausgestatteten Auto ausreichend versorgt sein soll, nicht zu teilen (vgl. im Sinne der Beklagten ebenso die nicht bzw. nicht hinreichend - so Landessozialgericht Baden-W&#252;rttemberg - nach quantitativem und qualitativem Aspekt des Grundbed&#252;rfnisses eines k&#246;rperlichen Freiraumes differenzierenden Urteile des Bayerischen LSG vom 17.09.1998, Az. L 4 KR 96/96, beim BSG anh&#228;ngig unter Az. B 3 KR 10/99 R, LSG Baden-W&#252;rttemberg vom 22.01.1999, Az. L 4 KR 291/98, beim BSG anh&#228;ngig unter Az. B 3 KR 2/99 R, und LSG f&#252;r das Saarland vom 02.03.1999, Az. L 2 K 24/97, beim BSG anh&#228;ngig unter Az. B 3 KR 13/99 R). Anders als das Landessozialgericht Niedersachsen in einem obiter dictum seines rechtskr&#228;ftig gewordenen Urteils vom 27.05.1998, Az. L 4 KR 235/96, h&#228;lt der Senat etwaige Beschwernisse beim Ein- und Aussteigen w&#228;hrend der Benutzung eines behindertengerecht ausgestatteten Autos mit R&#252;cksicht auf eine wegen des Wirtschaftlichkeitsgebots gem&#228;&#223; &#167; 12 SGB V nicht zu erfolgende Optimalversorgung allerdings f&#252;r unerheblich. Indessen birgt das Grundbed&#252;rfnis eines k&#246;rperlichen Freiraumes in f&#252;r die Hilfsmittelversorgung relevanter Weise au&#223;er dem quantitativen einen qualitativen Aspekt, dem die Beklagte nicht hinreichend Rechnung getragen hat.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dieser qualitative Aspekt des Grundbed&#252;rfnisses eines k&#246;rperlichen Freiraumes besteht in der M&#246;glichkeit des unmittelbaren k&#246;rperlichen Fortbewegens mit all seinen audio-visuellen und kommunikativen M&#246;glichkeiten. Der Qualit&#228;t einer solchen k&#246;rperlichen Fortbewegung vermag ein nur mittelbares Fortbewegen im Auto bei weitem nicht gerecht zu werden. Dar&#252;ber hinaus hat die Kl&#228;gerin im Verhandlungstermin in genauso glaubhafter wie f&#252;r den Senat anschaulichen Weise dargestellt, mit welchen Defiziten die Benutzung ihres behindertengerecht ausgestatteten Autos f&#252;r ihre k&#246;rperliche Fortbewegung behaftet ist. Dabei stellen sich der Kl&#228;gerin un&#252;berwindbare Hindernisse etwa beim Aufsuchen von Gesch&#228;ften, Arztpraxen, Fu&#223;g&#228;ngerzonen in den Weg, die sie in den F&#228;llen nicht vorhandener ortsnaher Parkpl&#228;tze auch nicht durch die Benutzung sowohl des bereits vorhandenen Rollstuhls als auch des von der Beklagten angebotenen Handhebelrollstuhls, sondern nur unter Zuhilfenahme des begehrten Rollstuhleinh&#228;ngefahrrades zu &#252;berwinden in der Lage ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Beklagten ist immerhin zuzugeben, da&#223; die Kl&#228;gerin durch die Versorgung mit einem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad in die Lage versetzt werden wird, solche Entfernungen zur&#252;ckzulegen, die auch von nicht Behinderten nicht zu Fu&#223; zur&#252;ckgelegt werden k&#246;nnen oder zumindest auf bequemere Weise unter Zuhilfenahme eines Fahrrades absolviert werden. In diesem Zusammenhang ist dem Rollstuhleinh&#228;ngefahrrad eine gewisse Doppelfunktion - Ausgleich der Gehbehinderung/Fahrrad - eigen. Dieser die Hilfsmittelversorgung gleichsam &#252;berschie&#223;enden Doppelfunktion wird jedoch Rechnung getragen, indem die Beklagte nicht gehindert sein wird, von der Kl&#228;gerin den sogar von deren Seite freiwillig erbotenen Eigenanteil zu verlangen. Unter dem Gesichtspunkt ersparter Aufwendungen kann vom Versicherten n&#228;mlich eine Eigenbeteiligung dann verlangt werden, wenn anzunehmen ist, da&#223; er ohne die Behinderung einen allgemeinen Gebrauchsgegenstand des t&#228;glichen Lebens - hier Fahrrad - angeschafft h&#228;tte. Dabei geht der Senat davon aus, da&#223; ein solcher Eigenanteil auch derzeit noch bei 700,-- DM liegen d&#252;rfte (vgl. hierzu ebenso BSG SozR 3-2500 &#167; 33 Nr. 27).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Der Senat weicht mit seiner Entscheidung nicht von der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung des Bundessozialgerichts ab, weil eine dieser Entscheidung entgegenstehende Rechtsprechung ersichtlicher weise nicht vorhanden ist. Das Urteil des Bundessozialgerichts vom 06.08.1998, Az. B 3 KR 14/97 R (= SozR 3-2500 &#167; 33 Nr. 29) verh&#228;lt sich gerade nicht zu der streitbefangenen, sondern in spiegelbildlicher Weise zu der ganz anders gelagerten Problematik, ob eine behindertengerechte Ausstattung eines Kraftfahrzeuges ein Hilfsmittel im Sinne von &#167; 33 SGB V sein kann. Im &#252;brigen hat das Bundessozialgericht in diesem Urteil immerhin Stellung dahin bezogen, da&#223; es beim Grundbed&#252;rfnis eines k&#246;rperlichen Freiraumes nur um einen Basisausgleich einer nicht vorhandenen Gehf&#228;higkeit gehen kann, so da&#223; ein "vollst&#228;ndiges Gleichziehen mit den letztlich unbegrenzten Mobilit&#228;tsm&#246;glichkeiten" eines gesunden Versicherten als Zielvorgabe der Hilfsmittelversorgung nicht in Betracht kommen kann. Im vorliegenden Falle geht es indessen lediglich um eine uneingeschr&#228;nkte - mit Ausnahme der oben erw&#228;hnten Doppelfunktion, f&#252;r die die Beklagte einen Eigenanteil verlangen darf - dem Basisausgleich der Organfunktion des Gehens dienende Hilfsmittelversorgung.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 193 Abs. 1 Satz 1 SGG.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Revision folgt aus &#167; 160 Abs. 2 Nr. 1 SGG. Die vom Senat zu beantwortende Rechtsfrage der Reichweite des allgemeinen Grundbed&#252;rfnisses nach k&#246;rperlichem Freiraum eines erwachsenen Versicherten ist bislang h&#246;chstrichterlich noch nicht gekl&#228;rt und hat grunds&#228;tzliche Bedeutung.</p>
114,406
olgk-1999-08-31-1-u-399
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
1 U 3/99
1999-08-31T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-11T10:39:18
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0831.1U3.99.00
<h2>Tenor</h2> Auf den im Schriftsatz des Beklagten vom 19.08.1999 enthaltenen Antrag wird entsprechend § 269 Abs. 3 ZPO festgestellt, dass der Rechtsstreit bis auf eine Hauptforderung von 18.303,66 DM zuzüglich der titulierten Zinsen erledigt ist. Das Versäumnisurteil des Landgerichts Köln vom 17.09.1998 - 15 O 515/96 - wird im übrigen für wirkungslos erklärt.<br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Entsprechend &#167; 269 Abs. 3 ZPO waren die Wirkungen der &#252;bereinstimmenden Erledigungserkl&#228;rung der Parteien in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 17.06.1999 ausdr&#252;cklich auszusprechen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Zwar f&#252;hrt die &#252;bereinstimmende Erledigungserkl&#228;rung nach allgemeiner Meinung ohne weiteres zur Wirkungslosigkeit der im Prozess vorangegangenen noch nicht rechtskr&#228;ftigen Entscheidungen. Diese Wirkung tritt allein aufgrund der Parteierkl&#228;rungen ein, ohne dass es einer gerichtlichen Entscheidung bedarf (Z&#246;ller-Vollkommer, ZPO, 21. Auflage, &#167; 91 a Rnr. 12 m.w.N.).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf Antrag der Parteien kann diese Wirkung analog &#167; 269 Abs. 3 ZPO ausdr&#252;cklich ausgesprochen werden. Ein solcher Antrag ist in dem Schriftsatz des Beklagten vom 19.08.1999, der auf eine "Berichtigung" des Urteils abzielt, zu sehen.</p>
114,407
olgk-1999-08-31-25-uf-15499
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 UF 154/99
1999-08-31T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-11T10:39:18
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0831.25UF154.99.00
<h2>Tenor</h2> 1. Der Prozesskostenhilfeantrag des Verfahrensbeteiligten zu 2) wird zurückgewiesen. 2. Die Beschwerde des Verfahrensbeteiligten zu 2) vom 14. Juli 1999 gegen den Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Köln vom 23. Juni 1999 (Bl. 84 - 88 GA) - 315 F 162/98 - wird auf Kosten des Verfahrensbeteiligten zu 2) zurückgewiesen. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>GR&#220;NDE:</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die gem&#228;&#223; &#167;&#167; 621 e Abs. 1, 621 Abs. 1 Nr. 1 zul&#228;ssige befristete Beschwerde des Verfahrensbeteiligten zu 2) hat in der Sache keinen Erfolg. Zurecht und mit zutreffender Begr&#252;ndung, auf die der Senat wegen der Einzelheiten verweist, hat das Amtsgericht in dem angegriffenen Beschluss der Verfahrensbeteiligten zu 1) das alleinige elterliche Sorgerecht f&#252;r die gemeinsamen Kinder der Verfahrensbeteiligten zu 1) und 2) &#252;bertragen und ein Umgangsrecht des Verfahrensbeteiligten zu 2) mit seinen Kindern f&#252;r die Dauer von 18 Monaten ausgeschlossen, weil dies dem Wohl der Kinder am besten entspricht, &#167; 1671 Abs. 2 Nr. 2 BGB. Dem Antrag der</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Verfahrensbeteiligten zu 1) in vorliegendem Sorgerechtsverfahren war daher - wie vom Amtsgericht erkannt - zu entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit R&#252;cksicht auf das Beschwerdevorbringen des Verfahrensbeteiligten zu 2) ist den zutreffenden amtsgerichtlichen Ausf&#252;hrungen nur folgendes hinzuzuf&#252;gen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch das Beschwerdevorbringen hat die dringende Besorgnis nicht entkr&#228;ftet, dass der Antragsgegner (Verfahrensbeteiligter zu 2)) sein Umgangsrecht dazu mi&#223;braucht, die beiden gemeinsamen Kinder der Kindesmutter (Antragstellerin und Verfahrensbeteiligte zu 1)) zu entziehen. Gerade im Hinblick auf das gesamte Vorbringen des Verfahrensbeteiligten zu 2) ist dies zu bef&#252;rchten. Denn in seinem gesamten Vortrag bringt der Verfahrensbeteiligte zu 2) zum Ausdruck, dass er seine von ihm getrennt lebende Ehefrau (Verfahrensbeteiligte zu 1)) in keiner Weise f&#252;r f&#228;hig h&#228;lt, die gemeinsamen Kinder zu betreuen und zu erziehen. Das f&#228;ngt damit an, dass er der Antragstellerin (Verfahrensbeteiligte zu 1)) vorwirft, sie vernachl&#228;ssige den Haushalt und k&#246;nne nicht f&#252;r eine richtige Ern&#228;hrung der Kinder sorgen. Dar&#252;ber hinaus wirft er ihr vor, sie verweigere grundlos den Kontakt zu ihm.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Senat h&#228;lt es f&#252;r ausreichend glaubhaft gemacht, dass der Vorwurf des Verfahrensbeteiligten zu 2), seine Ehefrau, die Verfahrensbeteiligte zu 1), sei nicht in der Lage den Haushalt ordnungsgem&#228;&#223; zu f&#252;hren und die gemeinsamen Kinder zu betreuen, nicht zutrifft. Insbesondere die eidesstattlichen Versicherungen der Mitarbeiterinnen Kaminski und Heinz des Frauenhauses, in dem die Verfahrensbeteiligte zu 1) mit ihren Kindern aufh&#228;ltig ist, ergibt gegenteiliges. Dar&#252;ber hinaus hat die Mitarbeiterin des Jugendamtes der Stadt K., Frau S.-W. in ihrer m&#252;ndlichen Anh&#246;rung im Termin am 28. April 1999 (Bl. 63 GA) durchaus die Erziehungsf&#228;higkeit der Verfahrensbeteiligten zu 1) in vollem Umfang bejaht. Der Senat</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">hat keine Veranlassung, an der Glaubhaftigkeit der eidesstattlichen Versicherungen sowie der Bekundung der Sachbearbeiterin des Jugendamtes zu zweifeln.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Erweist sich also der Vortrag des Verfahrensbeteiligten zu 2) hinsichtlich der Erziehungsf&#228;higkeit seiner Ehefrau, der Verfahrenbeteiligten zu 1), und deren Geeignetheit zur Haushaltsf&#252;hrung als unzutreffend, so ist auch der &#252;brige Vortrag des Verfahrensbeteiligten zu 2) in einem anderen Lichte zu sehen. Die Verfahrensbeteiligte zu 1) scheint gerade nicht die Person zu sein, die grundlos die Familie im Stich gelassen hat. Gerade im Hinblick auf die Herkunft und die Erziehung der Verfahrensbeteiligten zu 1) muss es nach &#220;berzeugung des Senates schon schwerwiegende Gr&#252;nde geben, die die Verfahrensbeteiligte zu 1) dazu veranlasst hat, ihren Ehemann, den Verfahrensbeteiligten zu 2), zu verlassen. Die Verfahrensbeteiligte zu 1) wu&#223;te, dass sie damit erheblich Schwierigkeiten auf sich nahm und sich weitgehend isolierte. Nahm sie dies alles auf sich, so muss ihre Not sehr gro&#223; gewesen sein.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Andererseits trifft es den Verfahrensbeteiligten zu 2), wie sein Verhalten zeigt, schwer, dass verlassen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das die Kinder der Verfahrensbeteiligten zu 1) und 2) unter dieser famili&#228;ren Ausnahmesituation stark gelitten haben, zeigt sich an deren Verhalten gegen&#252;ber dritten. Sowohl aus der eidesstattlichen Versicherung der vorbenannten Mitarbeiterinnen des Frauenhauses sowie der m&#252;ndlichen Erl&#228;uterung der Mitarbeiterin des Jugendamtes wie auch aufgrund des Eindruckes des Amtsrichters ist der Senat der &#220;berzeugung, dass zum Wohle des Kindes die Situation dahin befriedet werden muss, dass zun&#228;chst der Verfahrensbeteiligte zu 2) die restliche Familie in Ruhe l&#228;sst. Dies kann nur dadurch gew&#228;hrleistet werden, dass f&#252;r eine &#220;bergangszeit jeglicher Kontakt des Verfahrensbeteiligten zu 2) zu seiner Familie -</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">auch zu seinen Kindern - ausgeschlossen wird. Man wird abwarten m&#252;ssen, wie sich in den n&#228;chsten 1 1/2 Jahren die Situation entwickelt.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Eine weniger einschneidende Ma&#223;nahme erschien dem Senat nicht m&#246;glich, da sich derzeit keine geeigneten Personen finden, die einen Kontakt des Verfahrensbeteiligten zu 2) mit seinen Kindern begleiten wollen. Dies mag in der religi&#246;s-politischen Einstellung des Verfahrensbeteiligten zu 2) begr&#252;ndet sein. Gleichwohl hat der Senat diese nicht zu entscheidenden Grundlage f&#252;r seine Entscheidung gemacht. Entscheidend f&#252;r den Senat war seine &#220;berzeugung, dass derzeit die Kinder allein bei ihrer Mutter, der Verfahrensbeteiligten zu 1), gut aufgehoben sind und der Verfahrensbeteiligte zu 2) auch im Interesse seiner eigenen Kinder zun&#228;chst eine Befriedung der Situation abzuwarten hat, um dann in beruhigter Atmosph&#228;re m&#246;glicherweise wieder Kontakt zu seinen Kindern zu finden. Bei der derzeitigen Situation kann jedenfalls, wollte man dem Verfahrensbeteiligten zu 2) ein Besuchsrecht einr&#228;umen, eine Gef&#228;hrdung des Kindes wurde es nicht ausgeschlossen werden. Allein dies spricht aber schon daf&#252;r, dass es dem Kindeswohl am besten entspricht, wenn die Verfahrensbeteiligte zu 1) das alleinige Sorgerecht erh&#228;lt und f&#252;r die n&#228;chsten 1 1/2 Jahre ein Besuchsrecht des Verfahrensbeteiligten zu 2) ausgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 13 a Abs. 1 S. 2 FGG.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Beschwerdewert 5.000,00 DM (&#167; 30 Abs. 3 KostO). Die Beschwerde erstreckt sich lediglich auf die Regelung des Umgangsrechtes bez&#252;glich der beiden Kinder.</p>
114,408
olgk-1999-08-31-25-wf-10899
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
25 WF 108/99
1999-08-31T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-11T10:39:19
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0831.25WF108.99.00
<h2>Tenor</h2> Auf die Beschwerde des Klägers wird der seinen Prozeßkostenhilfeantrag zurückweisende Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Leverkusen vom 31. Mai 1999 aufgehoben und die Sache zur erneuten Entscheidung an das Amtsgericht - Familiengericht - Leverkusen mit der Maßgabe zurückverwiesen, Prozeßkostenhilfe nicht aus den Gründen des angefochtenen Beschlusses zu verweigern.<br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger ist der nichteheliche Vater des Beklagten. Er erkannte seine Vaterschaft unmittelbar nach der Geburt des Beklagten vor dem Jugendamt H.-H. an und verpflichtete sich in einer Urkunde des Jugendamtes H.-H. vom 30. November 1995 - H/JA 31 - Urkundenregister Nr. -, dem Kinde in Anpassung an die Regelbedarfsverordnung 1995 vom 1. Januar 1996 an den Regelunterhalt abz&#252;glich zur H&#228;lfte anzurechnender Sozialleistungen in einer H&#246;he von 249 DM monatlich, vom 7. Lebensjahr bis zur Vollendung des 12. Lebensjahres in H&#246;he von 324 DM, sowie vom 13. Lebensjahr bis zu Vollendung des 18. Lebensjahres in H&#246;he von 402 DM zu zahlen. Ferner unterwarf er sich wegen dieser Betr&#228;ge der sofortigen Zwangsvollstreckung aus dieser Urkunde. Der Kl&#228;ger war seinerzeit Student und auf Grund seines geringen Einkommens leistungsunf&#228;hig. In der Hoffnung, da&#223; er sein Studium bald w&#252;rde beenden k&#246;nnen, um dann ausreichend Geld zur Befriedigung der Unterhaltsverpflichtungen zu verdienen, hatte er sich zu der vorgenannten Unterhaltsleistung verpflichtet. Der Kl&#228;ger beendete sein Studium der Ozeanografie im Jahre 1997 und war ab dem 1. 4. 1997 erwerbst&#228;tig, wobei sein Nettoeinkommen ca. 2. 200 DM betrug. Nach Beendigung der befristeten Arbeitsverh&#228;ltnisse am 3.7.1998 war der Kl&#228;ger zun&#228;chst arbeitslos. Seit Oktober 1998 besucht er eine Umschulungsma&#223;nahme zur Umschulung als Netzwerkprogrammierer, die voraussichtlich bis September 1999 andauern wird. W&#228;hrend der Umschulungsma&#223;nahme erh&#228;lt der Kl&#228;ger ein Unterhaltsgeld in H&#246;he von 1. 228,80 DM monatlich.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat Ab&#228;nderungsklage erhoben mit dem Ziel, ab dem 3. 7. 1998 keinen Unterhalt mehr zahlen zu m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht - Familiengericht - hat seinen Antrag, ihm f&#252;r diese Rechtsverfolgung Proze&#223;kostenhilfe zu bewilligen, durch Beschlu&#223; vom 31. Mai 1999 mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ckgewiesen, seine finanzielle Situation habe sich nicht ge&#228;ndert, weil er zum Zeitpunkt der Errichtung der Jugendamtsurkunde sogar ein noch geringeres Einkommen gehabt habe als jetzt. Der dagegen eingelegten Beschwerde des Kl&#228;gers hat das Familiengericht nicht abgeholfen und die Sache dem Senat zur Entscheidung &#252;ber die Beschwerde vorgelegt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die gem. &#167;&#167; 127 Abs. 2, 569 ZPO zul&#228;ssige Beschwerde ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der vom Antragsteller beabsichtigten Rechtsverfolgung kann die f&#252;r die Gew&#228;hrung von Proze&#223;kostenhilfe notwendige hinreichende Aussicht auf Erfolg nicht mit der Begr&#252;ndung abgesprochen werden, die tats&#228;chlichen wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse des Kl&#228;gers h&#228;tten sich seit der Errichtung der Urkunde nicht ge&#228;ndert.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat eine Ab&#228;nderungsklage gem. &#167; 323 ZPO erhoben. Dieses ist die richtige Klageart, wenn ein auf k&#252;nftig f&#228;llig werdende wiederkehrende Leistungen lautender Titel an die stets wandelbaren wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse angepa&#223;t werden soll, weil sich die f&#252;r die Verpflichtung zur Leistung ma&#223;geblichen Umst&#228;nden ver&#228;ndert haben.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Bei dem im vorliegenden Fall abzu&#228;ndernden Titel handelt es sich um eine vor dem Jugendamt abgegebene Verpflichtungserkl&#228;rung gem. &#167;&#167; 59 Abs. 1 Nr. 4, 60 SGB VIII (KJHG). Derartige Titel werden notariellen Urkunden gleichgestellt, so da&#223; auf diese gem. &#167; 323 Abs. 4 ZPO die Vorschriften der Ab&#228;nderungsklage entsprechende Anwendung finden (vgl. BGH NJW 1985, 64 = FamRZ 1984, 997; OLG Dresden FamRZ 1998, 767; Baumbach/Hartmann, ZPO, 57. Aufl., &#167; 323 Rn. 78).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Allerdings entspricht es der herrschenden, vom Senat geteilten Auffassung, da&#223; die restriktiven Vorschriften des &#167; 323 Abs. 2 und 3 ZPO auf derartige Titel keine Anwendung finden (vgl. BGH NJW 1983, 230; BGH NJW 1985, 64 = FamRZ 1984, 997; Z&#246;ller/Vollkommer, ZPO, 21. Aufl. &#167; 323 Rn. 45). Auch m&#252;ssen die Voraussetzungen des &#167; 323 Abs. 1 ZPO nicht erf&#252;llt sein (vgl. BGH NJW 1986, 2054; OLG Hamm FamRZ 1999, 794; Baumbach/Hartmann aaO Rn.73). Die Frage der Ab&#228;nderbarkeit eines solchen Titels richtet sich - ebenso wie bei einem Proze&#223;vergleich - vielmehr nach dem materiellen Recht. F&#252;r Proze&#223;vergleiche ist es daher anerkannt, da&#223; sich die Frage der Ab&#228;nderung nach den Grunds&#228;tzen des Fehlens bzw. Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage richtet (vgl. BGH NJW 1995, 1892; Musielak, ZPO, &#167; 323 Rn. 48).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ob dies auch f&#252;r die Jugendamtsurkunden gilt (so OLG Hamm FamRZ 1999, 794; Wendl &#167; 8 Rn 157), erscheint zweifelhaft. So wird die Auffassung vertreten, die Grunds&#228;tze &#252;ber das Fehlen bzw. den Wegfall der Gesch&#228;ftsgrundlage k&#246;nnten nicht auf einseitige Rechtsgesch&#228;fte Anwendung finden (BGH NJW 1993, 850; Palandt/Diederichsen, BGB, 58. Aufl. &#167; 242 Rn. 114; a.A. Staudinger/Schmidt, BGB, 1995, &#167; 242 BGB Rn. 1111; Alff in: BGB-RGRK, BGB, 12. Aufl. &#167; 242 Rn. 56; differenzierend: Roth in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB, 3. Aufl., &#167; 242 BGB Rn. 568). Verpflichtungserkl&#228;rungen vor dem Jugendamt werden aber nach einer weitverbreiteten Ansicht in Rechtsprechung und Literatur als deklaratorisches bzw. best&#228;tigendes Schuldanerkenntnis angesehen (vgl. BGHZ 1, 181, 183; BGHZ 17, 252, 256; LG Berlin FamRZ 1970, 144, 145; Staudinger/Eichenhofer BGB, 1997, &#167; 1615e Rn. 17; Steffen in : BGB-BGRK aaO &#167; 780 Rn. 20; Gernhuber, Lehrbuch des Familienrechts, 4. Aufl. &#167; 47 VI 3; Odersky, Nichtehelichengesetz, 4. Aufl. &#167; 1615e BGB Anm. II 3 e). Nach zutreffender Auffassung handelt sich dabei jedenfalls, von Ausnahmen abgesehen, nicht um eine vertragliche Unterhaltsregelung gem. &#167; 1615e BGB a.F. (KG NJW 1971, 434; LG Berlin FamRZ 1970, 144; Staudinger/Eichenhofer aaO Rn. 17; Mutschler in: BGB-RGRK &#167; 1615e Rn. 4; &#167; Odersky aaO), zumal das Jugendamt bei diesem Rechtsgesch&#228;ft nicht als Vertreter des Kindes handelt, sondern als &#246;ffentlicher Sachwalter der Kindesinteressen (vgl. Staudinger/Eichenhofer aaO Rn. 18).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsnatur des gesetzlich nicht geregelten deklaratorischen bzw. best&#228;tigenden Schuldanerkenntnisses wiederum wird nicht einheitlich beurteilt. W&#228;hrend es sich dabei nach einer Auffassung um einen kausalen Feststellungsvertrag handeln soll, wird es andererseits als kausales Anerkenntnis ohne Vertragscharakter angesehen (vgl. Steffen in: BGB-RGRK &#167; 780 Rn. 7; H&#252;ffer in: M&#252;nchener Kommentar zum BGB &#167; 780 Rn. 3 f, jew. m.w.N.). Welcher der vorgenannten Auffassung zu folgen ist, kann f&#252;r den vorliegenden Fall ebenso dahinstehen wie die Frage, ob es sich bei derartigen Jugendamtsurkunden tats&#228;chlich um ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis handelt, oder ob diese Verpflichtung nicht nur zur blo&#223;en Titelschaffung und Beweiserleichterung dient, so da&#223; es keinerlei Bindungswirkung entfaltet (so Staudinger/Eichenhofer aaO &#167; 1615e Rn. 19; Odersky aaO &#167; 1615e Anm. 3 e; G&#246;ppinger aaO &#167; 47 VI 2). Selbst wenn man die Jugendamtsurkunde als deklaratorisches Schuldanerkenntnis und dieses wiederum als einseitiges Rechtsgesch&#228;ft ansieht, kann dies im vorliegenden Fall nicht dazu f&#252;hren, da&#223; dem Kl&#228;ger die Geltendmachung seiner derzeitigen Leistungsunf&#228;higkeit verwehrt wird. Dies ergibt sich aus folgendem:</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Wirkungen eines - insoweit unterstellten - deklaratorischen Schuldanerkenntnisses h&#228;ngen letztlich von den konkreten Umst&#228;nden des Einzelfalles ab. Generell liegen sie darin, da&#223; der Schuldner diejenigen Einwendungen nicht mehr geltend machen kann, die er im Zeitpunkt seiner Erkl&#228;rung kannte bzw. mit denen er rechnen konnte (vgl. BGH NJW 1973, 620; Steffen in: BGB-RGRK &#167; 780 Rn. 9 m.w.N.). Der Kl&#228;ger war bei der Errichtung der Urkunde Student. Aufgrund seiner beengten finanziellen Verh&#228;ltnisse, die ihm auch bekannt waren, war er hinsichtlich des Kindesunterhalts damals nicht leistungsf&#228;hig im Sinne des &#167; 1603 BGB. Die gleichwohl erfolgte Verpflichtung zur Zahlung des Kindesunterhalts in H&#246;he von 249 DM monatlich geschah unstreitig auf dem Hintergrund, dass er mit dem baldigen Abschlu&#223; des Examens und der sich daran anschlie&#223;enden Aufnahme einer Erwerbst&#228;tigkeit rechnete, aufgrund derer er dann zur Zahlung des Kindesunterhalts f&#228;hig - und insoweit auch verpflichtet - war. Diese Vorstellungen haben sich - wenn auch mit etwas zeitlicher Verz&#246;gerung - verwirklicht. Nach gut einem Jahr der Leistungsf&#228;higkeit hat der Kl&#228;ger dann aber seinen Arbeitsplatz verloren, so dass er - bislang unstreitig - unter Ber&#252;cksichtigung des bezogenen Arbeitslosen- bzw. sp&#228;ter Umschulungsgeldes tats&#228;chlich leistungsunf&#228;hig geworden ist. Nichts spricht daf&#252;r, da&#223; seine damalige Verpflichtungserkl&#228;rung dahingehend verstanden werden k&#246;nnte oder auch nur verstanden worden ist, da&#223; er, weil er im Zeitpunkt der Erkl&#228;rung leistungsunf&#228;hig war, den Einwand der fehlenden Leistungsf&#228;higkeit auch nach zwischenzeitlich eingetretener l&#228;ngerer Leistungsf&#228;higkeit nie wieder solle geltend machen k&#246;nnen bzw. wollen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Da sich die Ab&#228;nderbarkeit des vorliegenden Titels bereits aus den vorgenannten Gr&#252;nden ergibt, kann der Senat die Frage offenlassen, ob nicht auf Jugendamtsurkunden - wenn man sie als einseitige Rechtsgesch&#228;fte ansieht - dennoch die Grunds&#228;tze des Fehlens bzw. des Wegfalls der Gesch&#228;ftsgrundlage wenigstens entsprechend Anwendung finden m&#252;ssen, wenn nur dadurch eine Ungleichbehandlung von Schuldnern, die sich in einer Jugendamtsurkunde - und damit auch und gerade im Interesse des Kindes in einer schnellen und kosteng&#252;nstigen Weise - zur Zahlung von Kindesunterhalt verpflichtet haben, gegen&#252;ber denjenigen Schuldnern vermieden werden kann, die sich zu einer entsprechenden Leistung in einem Proze&#223;vergleich verpflichtet haben. Es w&#228;re wohl mit den Grunds&#228;tzen von Treu und Glauben kaum vereinbar, dass ein Schuldner allein durch die Art der freiwilligen Verpflichtung mit zuk&#252;nftigen Einwendungen ausgeschlossen wird.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Da der Kl&#228;ger eine Ab&#228;nderung des Titels nicht f&#252;r eine Zeit begehrt, in der seine bei Errichtung der Urkunde vorhandene Leistungsunf&#228;higkeit - ohne zwischenzeitlich eingetretene Leistungsf&#228;higkeit - unver&#228;ndert fortbestand, bedurfte es keiner Entscheidung der Frage, ob er auch mit einem solchen Einwand geh&#246;rt werden k&#246;nnte, und ob ein derartiger Einwand mit einer Ab&#228;nderungsklage gem. &#167; 323 ZPO, einer negativen Feststellungsklage, einer Vollstreckungsabwehrklage gem. &#167; 767 ZPO oder einer Unterlassungsklage gem. &#167; 826 BGB geltend zu machen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Auf die Beschwerde des Kl&#228;gers war daher der den Proze&#223;kostenhilfeantrag zur&#252;ckweisende Beschluss des Familiengerichts aufzuheben und die Sache zur erneuten Pr&#252;fung an das Familiengericht zur&#252;ckzuverweisen, damit die weiteren f&#252;r die Erfolgsaussicht der Rechtsverfolgung ma&#223;geblichen Umst&#228;nde - ausreichendes Bem&#252;hen um eine andere Arbeitsstelle nach Eintritt der Arbeitslosigkeit bzw. Notwendigkeit der Umschulung - gepr&#252;ft werden k&#246;nnen.</p>
114,409
vg-dusseldorf-1999-08-30-12-k-446596
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
12 K 4465/96
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-14T10:24:09
Urteil
ECLI:DE:VGD:1999:0830.12K4465.96.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kläger ist Eigentümer des Grundstücks Gemarkung G1 in X, das an die L Straße angrenzt. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">In der Zeit vom Januar 1989 bis September 1991 wurden in der L Straße Straßenbauarbeiten durchgeführt. Unter anderem wurden im Bereich zwischen C1- und Mstraße der Regenwasserkanal erneuert und die vorhandenen 4 alten Sinkkästen durch 14 neue ersetzt. Auf beiden Seiten der Straße wurden Parkflächen geschaffen, die in Längsrichtung durch neu hergestellte Baumscheiben unterteilt und begrenzt werden. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Den Arbeiten lag ein Beschluß der Bezirksvertretung F vom 21. Juni 1988 (Drucksache Nr. 812/88) zugrunde, wonach in der L Straße zwischen Q- und C1straße folgende Straßenbauarbeiten durchzuführen waren:</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1. Begrünung des Straßenraums</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">3. Anordnen des Parkens in Längs- und Schrägaufstellung</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Tiefbau- und Entwässerungsarbeiten wurden im Februar bzw. Mai 1990, die Baumpflanzungen am 21. Oktober 1991 abgenommen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zu den anteiligen Kosten dieser Maßnahme im Bereich zwischen C1- und Mstraße zog der Beklagte den Kläger durch Bescheid vom 6. November 1995 auf der Grundlage von § 8 Kommunalabgabengesetz für das Land Nordrhein-Westfalen - KAG - zu einem Straßenbaubeitrag in Höhe von 8.117,86 DM heran, auf den er anteilig für die Baumaßnahme gewährte Landeszuschüsse in Höhe von 1.101,78 DM anrechnete, so daß sich ein geforderter Betrag von 7.016,08 DM ergab. Den hiergegen eingelegten Widerspruch wies er durch Widerspruchsbescheid vom 26. Februar 1996, als Einschreiben zur Post am selben Tag, als unbegründet zurück.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit der am 27. März 1999 erhobenen Klage macht der Kläger geltend, der Bescheid sei bereits in formeller Hinsicht fehlerhaft, da er nicht eigenhändig unterschrieben sei. Zudem seien die Landeszuschüsse nicht richtig angerechnet worden. Sollte auch der Parkstreifen auf der Westseite abgerechnet worden sein, sei dies nicht rechtens, da auf der Westseite lediglich aufgrund einer Markierung das Parken halb auf der Fahrbahn und halb auf dem Gehweg erlaubt sei.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Austausch von Sinkkästen sei bloße Instandsetzung, die nicht beitragsfähig sei. Die Maßnahme sei im übrigen überflüssig gewesen, da seines Erachtens die vorhandenen Sinkkästen nicht verschlissen gewesen seien. Kosten für Kanalerneuerung seien durch die Grundbesitzabgaben und den Anschlußbeitrag abgedeckt. Da die Maßnahme bereits 1989 abgeschlossen gewesen sei, sei die Beitragsforderung verjährt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Sein Grundstück sei sowohl bei der Abrechnung der M Straße als auch bei der vorliegenden Veranlagung jeweils mit der vollen Fläche in Ansatz gebracht worden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">den Heranziehungsbescheid des Beklagten vom 6. November 1995 in der Form des Widerspruchs- bescheides vom 26. Februar 1996 aufzuheben. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Er hält die Beitragsforderung dem Grunde und der Höhe nach für gerechtfertigt. Es seien nur die standardmäßig ausgebauten Parkstreifen abgerechnet worden; sog. "halbachsiges Gehwegparken" sei im abgerechneten Abschnitt jedoch auch nicht anzutreffen. Eine Verjährung sei vor Erlaß des streitigen Beitragsbescheides nicht eingetreten, da das gemeindliche Bauprogramm erst mit der Abnahme der Baumpflanzung im Jahre 1991 erfüllt gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wegen des Sach- und Streitstandes im übrigen wird auf den Inhalt der Gerichtsakte sowie der beigezogenen Verwaltungsvorgänge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgründe:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die zulässige Klage ist zum Teil begründet.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine Straßenbaubeitragspflicht nach § 8 des Kommunalabgabengesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen - KAG - ist für das klägerische Grundstück dem Grunde nach entstanden, hinsichtlich der Höhe jedoch nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang gerechtfertigt. Im übrigen sind die angefochtenen Bescheide rechtswidrig und verletzen den Kläger in seinen Rechten (§ 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Dabei ist in formeller Hinsicht allerdings nicht zu beanstanden, daß der Beitragsbescheid nicht vom zuständigen Sachbearbeiter des Beklagten eigenhändig unterzeichnet ist. Gem. § 119 Abs. 4 AO müssen schriftliche Verwaltungsakte, die mit Hilfe automatischer Einrichtungen erlassen werden, nicht unterzeichnet sein. Diese Voraussetzung ist vorliegend erfüllt. Deckblatt und Berechnungsbogen, die die individuellen Angaben und Festsetzungen zum konkreten Beitragsschuldverhältnis enthalten, sind vorliegend nach Angaben des Beklagten, denen vom Kläger nicht substantiiert widersprochen wurde, mit Hilfe elektronischer Datenverarbeitung automatisiert erstellt und im Original an die Beitragspflichtigen versandt worden. Demgegenüber ist es unschädlich, wenn die für alle Anlieger der abgerechneten Straße gleichlautenden Erläuterungen als Fotokopie beigefügt waren, da diese Anlagen lediglich dem Verständnis des Inhalts der Beitragsbescheide dienen, am Regelungscharakter des jeweiligen Verwaltungsakts jedoch nicht teilhaben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Materiell-rechtlich ist die geltend gemachte Beitragsforderung dem Grunde nach entstanden, der Höhe nach jedoch nur in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage ist § 8 KAG in Verbindung mit der im Zeitpunkt der Abnahme der Arbeiten im Oktober 1991 geltenden Satzung über die Erhebung von Beiträgen nach § 8 KAG für straßenbauliche Maßnahmen im Gebiet der Stadt X vom 19. Oktober 1990 - KAGS -, die soweit es den hier in Rede stehenden Abrechnungsfall betrifft, gültiges Ortsrecht darstellt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Insbesondere ist nicht zu beanstanden, daß die Satzung keine Vergünstigung für sogenannte Eckgrundstücke enthält, mit der Folge, daß das Grundstück des Klägers sowohl bei der Veranlagung zu Beiträgen für die M Straße als auch im vorliegenden Beitragsverfahren jeweils mit der vollen Fläche in die Verteilung einbezogen wurde. Grundsätzlich steht die Entscheidung, ob eine Eckermäßigung gewährt werden soll, im Ermessen des Ortsgesetzgebers. Er kann sich auch ohne Rechtsverstoß dahin entscheiden, von einer Eckermäßigung gänzlich abzusehen, da die Vorteile der Eckgrundstücke und der sonstigen Grundstücke noch wenigstens annährend gleich sind und beide Gruppen daher gleich behandelt werden dürfen. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 20. Juli 1992 - 2 A 399/91 - mit weiteren Nachweisen. </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach den oben genannten Vorschriften erhebt die Stadt X Beiträge zum teilweisen Ersatz des Aufwandes für straßenbauliche Maßnahmen - dies sind gemäß § 1 Abs. 2 KAGS die Herstellung, Erweiterung und Verbesserung im Bereich der öffentlichen Straßen, Wegen und Plätze - und als Gegenleistung für die dadurch den Eigentümern der erschlossenen Grundstücke gebotenen wirtschaftlichen Vorteile.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die in der L Straße durchgeführten Arbeiten stellen eine beitragsfähige, mit wirtschaftlichen Vorteilen für die Anlieger verbundene Maßnahme in diesem Sinne dar. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Für die Beurteilung ist allerdings nicht allein auf den vom Beklagten abgerechneten Bereich zwischen C1- und Mstraße abzustellen; vielmehr umfaßt das hier maßgebliche Abrechnungsgebiet auch das anschließende Teilstück zwischen M- und Qstraße.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Enthält die maßgebliche Beitragssatzung wie hier den sogenannten weiten Anlagebegriff, wonach eine "Anlage" nicht mit einer Erschließungsanlage im Sinne des Erschließungsbeitragsrechts identisch sein muß, ist Anlage im Sinne von § 8 Abs. 1 Satz 1 KAG alles, was im Bereich von öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen Gegenstand einer Maßnahme im Sinne dieser Vorschrift sein kann und was nach Maßgabe des Bauprogramms im Einzelfall hergestellt, erneuert oder verbessert werden kann. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 24. Oktober 1986, - 2 A 840/84 -, KStZ 1987, 74.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Danach können grundsätzlich auch Teilstücke von Anbaustraßen selbständig abrechenbare Anlagen im beitragsrechtlichen Sinne sein, </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 5. Juli 1990, - 2 A 1691/88 -, GemHH 1992, 108 mit weiteren Nachweisen,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">wenn sich das maßgebliche Bauprogramm auf den entsprechenden Straßenbereich beschränkt. Wird dagegen aufgrund eines einheitlichen Bauprogramms im Zuge einer Gesamtbaumaßnahme eine vollständige Anbaustraße ausgebaut, und will die Gemeinde dennoch einzelne Bereiche dieser Straße einer jeweils selbständigen Beitragsveranlagung zuführen, ist dies nur im Wege einer förmlichen Abschnittsbildung nach § 8 Abs. 5 KAG möglich, es sei denn, die einzelnen Abrechnungsbereiche stellen sich bei objektiver Betrachtung der tatsächlichen örtlichen Gegebenheiten jeweils als tatsächlich und rechtlich selbständige Erschließungsanlage dar.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vorliegend sah das gemeindliche Bauprogramm in Form des Beschlusses der Bezirksvertretung F vom 21. Juni 1988 (Drucksache Nr. 812/88) den Ausbau der L Straße zwischen Q- und C1straße vor. Anhaltspunkte, nach denen es sich bei objektiver Betrachtung der tatsächlichen örtlichen Gegebenheiten bei dem Teilstück C1- bis Mstraße einerseits und der Anschlußstrecke M- bis Qstraße andererseits jeweils um tatsächlich und rechtlich selbständige Erschließungsanlagen handeln könnte, bestehen angesichts des weitgehend gleichartigen Ausbauzustandes und des untergeordneten Charakters der einmündenden Straßen nicht. Der Beklagte war zu einer gesonderten Abrechnung des Teilstücks zwischen C1- und Mstraße auch nicht etwa allein aufgrund dessen - rechtlich - gezwungen, daß - bei sonst weitgehend übereinstimmendem und zeitgleichem Ausbau - allein im abgerechneten Bereich der Regenwasserkanal vollständig erneuert werden mußte. Auch im Teilausbau einer Teileinrichtung kann nämlich eine beitragspflichtige Erneuerung in Bezug auf die gesamte Anlage liegen, was weiter unten noch ausführlich dargelegt werden wird.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Eine separate Abrechnung des Bereichs zwischen C1- und Mstraße hätte mithin überhaupt nur im Wege der Abschnittsbildung erfolgen können, bei der sich jedoch die Frage stellen würde, ob es vorteilsgerecht wäre, allein die Anlieger dieses Abschnitts mit den Kosten der Kanalerneuerung zu belasten, obwohl die hiervon ausgehenden Vorteile den Eigentümern aller erschlossenen Grundstücke der gesamten L Straße zugute kommen dürften. Die Frage kann jedoch offen bleiben, weil ausweislich der Verwaltungsvorgänge vor Entstehen der Beitragspflicht für die L Straße insgesamt,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu Dietzel, Hinsen, Kallerhoff, Das Straßenbaubeitragsrecht nach § 8 KAG NW, 3. Auflage 1995, Rdnr. 134 mit weiteren Nachweisen,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">eine Abschnittsbildung durch das hierfür zuständige Gemeindeorgan gar nicht vorgenommen wurde und nach diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich war.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Das fehlerhaft gebildete Abrechnungsgebiet führt allerdings nicht zur Rechtswidrigkeit und damit zur vollständigen Aufhebung des angefochtenen Beitragsbescheides. Bei Abgabenbescheiden, die eine durch materielles Recht begründete Abgabenpflicht lediglich deklaratorisch festsetzen, sind bei der gerichtlichen Überprüfung nämlich alle rechtlichen Begründungen und Tatsachen zu berücksichtigen, die die streitige Festsetzung zu rechtfertigen vermögen. Das schließt die Berücksichtigung auch solcher Rechtsgründe und Tatsachen ein, die die Verwaltungsbehörde zur Begründung des angefochtenen Bescheides nicht angeführt hat. Das Gericht hat also gemäß § 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO zu prüfen, ob sich der Bescheid mit einer fehlerfreien Begründung ganz oder teilweise aufrechterhalten läßt. Etwas anderes gilt nur dann, wenn die anderweitige rechtliche Begründung oder das Zugrundelegen anderer Tatsachen zu einer Wesensänderung des Bescheides führen würde oder wenn die Rechtmäßigkeit des Beitrages und die (teilweise) Bestätigung des Bescheides einen Willensakt der Gemeinde voraussetzen würde und eine solche Entscheidung der Gemeinde nicht vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Erschließungsbeitragsrecht BVerwG, Urteil vom 27. Januar 1982, - 8 C 12.81 - DVBl. 1982 S. 548.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Danach hatte das Gericht die Rechtmäßigkeit des angefochtenen Bescheides unter Berücksichtigung des zutreffenden Abrechnungsgebietes zu beurteilen, weil es sich bei Fehlern infolge unrichtiger Abgrenzung des Abrechnungsgebietes nach der zitierten Rechtsprechung um reine, den Wesensgehalt des Bescheides nicht tangierende, Berechnungsfehler handelt und eine - wenn überhaupt mögliche - Abschnittsbildung vorliegend wegen des Entstehens der Beitragspflicht für die Kölner Straße insgesamt nicht mehr in Betracht kommen kann.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die in der L Straße in ihrer gesamten Ausdehnung durchgeführten Arbeiten erfüllen die Tatbestandsvoraussetzungen des § 8 Abs. 2 KAG i.V.m. § 1 Abs. 2 KAGS. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Durch die Neuanlage der Parkstreifen wird die Gesamtfläche der Straße infolge der Schaffung einer zusätzlichen, bisher nicht vorhandenen Teilanlage, die den ruhenden Verkehr aufnimmt, weiter funktional aufgeteilt. Die Trennung des fließenden vom ruhenden Verkehr ermöglicht einen leichteren und sichereren Verkehrsablauf. Dem steht nicht entgegen, daß die Anlieger bereits bislang ihre Fahrzeuge am Fahrbahnrand abstellen konnten. Durch die Anlegung des von der Fahrbahn getrennten Parkstreifens wird das Parken auf Dauer sicherer. Die abgestellten Fahrzeuge behindern nicht den fließenden Verkehr, sie selbst sind vor Beschädigungen durch vorbeifahrende Kraftfahrzeuge besser geschützt.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 20. September 1989 - 2 A 2052/86 -.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte dafür, daß auch Bereiche abgerechnet worden sein könnten, in denen nur sog. halbachsiges Parken möglich ist, bestehen nach dem Vortrag des Beklagten und dem Inhalt der Verwaltungsvorgänge nicht.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Der Austausch des Regenwasserkanals gegen einen neuen Kanal gleicher Dimension stellt eine beitragsfähige Erneuerung dar, die dann anzunehmen ist, wenn die frühere Anlage infolge bestimmungsgemäßer Nutzung trotz ordnungsgemäßer Erhaltung und Instandsetzung so abgenutzt war, daß sie durch eine neue Anlage gleicher oder gleichwertiger Art ersetzt werden mußte.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 15. November 1991 - 2 A 1232/89 - und vom 4. Juli 1986 - 2 A 1761/85 -, ZKF 1987, 39 jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Eine ordnungsgemäße Unterhaltung und Instandsetzung wird angenommen, wenn eine Anlage verschlissen und zumindest die übliche Nutzungszeit abgelaufen ist.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 15. November 1991 - 2 A 1232/89 - und vom 4. Juli 1986 - 2 A 1761/85 -, jeweils a.a.O.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Daß diese Voraussetzungen bei einem Kanal, der lt. Aktenlage um die Jahrhundertwende verlegt wurde, im Jahre 1988 vorgelegen haben, kann nicht ernstlich zweifelhaft sein.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Annahme einer Erneuerung steht auch nicht entgegen, daß nur der Kanal zwischen C1- und Mstraße erneuert wurde. Für das Merkmal "Erneuerung" ist nicht entscheidend, ob die Anlage quantitativ von der Strecke her nahezu vollständig vom Bauprogramm erfaßt wird. Maßgeblich ist vielmehr, ob bei natürlicher Betrachtungsweise lediglich eine oder mehrere punktuelle - nicht beitragsfähige - Unterhaltungs- oder Instandsetzungsarbeiten vorgenommen wurden, oder ob eine beitragsfähige Erneuerungsmaßnahme der Gesamtanlage unter Aussparung nach Einschätzung der Gemeinde nicht erneuerungsbedürftiger Teile vorliegt. § 8 Abs. 2 KAG will nämlich jedwede Verbesserung und Erneuerung einer Anlage gleich welchen räumlichen Umfangs von der Beitragspflicht erfaßt wissen und lediglich die laufende Unterhaltung und Instandsetzung ausscheiden. Daraus ergibt sich, daß eine Baumaßnahme in diese Typenkategorien eingeordnet werden muß, nicht aber danach unterschieden werden muß, ob sich eine Erneuerung räumlich mehr oder weniger vollständig auf die ganze Anlage erstreckt. Es würde die Gemeinden zu unnötigen, dem Grundsatz sparsamer und wirtschaftlicher Haushaltsführung widersprechenden Ausbauentscheidungen verleiten, wenn man für die Beitragsfähigkeit einer an sich notwendigen Erneuerung fordern würde, daß die Maßnahme in räumlicher Hinsicht bis auf untergeordnete Teile die vollständige Anlage umfaßt, weil die Gemeinden dann aus Gründen der Herbeiführung der Beitragsfähigkeit zu räumlich weiteren Bauprogrammen als der Sache nach für erforderlich gehalten geneigt sein könnten.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteil vom 8. Dezember 1995 - 15 A 2402/93 - zum vergleichbaren Fall einer Verbesserung i.S. des § 8 Abs. 2 KAG.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Angesichts des Umstandes, daß der Austausch des Regenwasserkanals vorliegend ein 127 m langes, zusammenhängendes Teilstück der etwa 317 m langen L Straße betraf, können die durchgeführten Arbeiten nicht mehr als bloße Unterhaltung oder Instandsetzung bezeichnet werden, sondern sind als beitragsfähige Erneuerung im oben aufgezeigten Sinne zu qualifizieren. </p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Demgegenüber stellt die Erhöhung der Zahl der Straßenabläufe eine beitragsrechtliche Verbesserung dar, weil hierdurch ein schnelleres Abfließen des auf die Straße auftreffenden Regenwassers ermöglicht wird.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Vgl. Dietzel, Hinsen, Kallerhoff, a.a.O. Rdnr. 70.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Anders als die Erneuerung setzt eine beitragsfähige Verbesserung allerdings keine Abnutzung der Anlage voraus</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 31. Januar 1992 - 2 A 2223788 -,</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">so daß auch vorliegend offen bleiben kann, ob die vorhandenen Straßenabläufe verschlissen waren oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Durch die Anlegung der Parkstreifen ist auch ein wirtschaftlicher Vorteil in Form einer Steigerung des Gebrauchswertes der Anliegergrundstücke eingetreten. Die von der Fahrbahn abgegrenzten Parkstreifen verschaffen den Anliegern eine straßenrechtlich abgesicherte Parkmöglichkeit in unmittelbarer Nähe ihrer Grundstücke und verbessern insoweit die Erreichbarkeit der Grundstücke.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 28. Januar 1981 - 2 A 1277/79 und vom 22. Juli 1986 - 2 A 254/84 -.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Wirtschaftliche Vorteile bieten auch die Erneuerung des Kanals und die erhöhte Zahl der Sinkkästen, da durch die Maßnahme nunmehr wieder eine auf Dauer - besser - funktionierende und störungsfreie Entwässerung der Straße gewährleistet wird, die die Erreichbarkeit der Grundstücke auf lange Zeit sichert.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit OVG NW, Urteile vom 25. Februar 1989, - 2 A 2562/86 - und vom 21. Februar 1990, 2 A 2787/86 -.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die danach dem Grunde nach bestehende Beitragsforderung ist nicht verjährt. Gemäß § 12 Abs. 1 Ziffer 4 KAG in Verbindung mit § 69 Abs. 2 Abgabenordnung - AO - beträgt die Verjährungsfrist für Straßenbaubeiträge vier Jahre und beginnt mit Ablauf des Jahres, in dem die Beitragspflicht entstanden ist (§ 170 Abs. 1 AO). Gemäß § 8 Abs. 7 Satz 1 KAG entsteht die Beitragspflicht mit der endgültigen Herstellung der Anlage, d.h. mit deren Fertigstellung entsprechend dem gemeindlichen Bauprogramm, wobei die programmgemäße Herstellung nicht bereits mit Beendigung der Arbeiten durch den Bauunternehmer, sondern erst mit der Abnahme der letzten zur Baumaßnahme gehörenden Arbeiten durch die Gemeinde abgeschlossen ist.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NW, Urteile vom 5. Juni 1985 - 2 A 1864/83 - KStZ 1986 und vom 22. August 1995 - 15 A 3907/92 - mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Danach ist die Beitragspflicht am 21. Oktober 1991 entstanden, weil an diesem Tage lt. Abnahmeprotokoll die Pflanzarbeiten in den neu angelegten Parkstreifen (Bäume) von der Gemeinde abgenommen worden sind. Die Bäume dienen der Gestaltung und Unterteilung der Parkstreifen und damit als Zubehör im Sinne des § 2 Abs. 2 Nr. 3 StrWG der Verkehrsfunktion dieser Teileinrichtung, </p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Urteil vom 29. November 1989 - 2 A 1419/87 -,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">mit der Folge, daß ihre Pflanzung zur programmgemäßen Herstellung der Parkstreifen gehört und erst nach Abnahme dieser Arbeiten eine Beitragspflicht entstehen konnte.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Der Höhe nach sind die beitragsfähigen Kosten und die Verteilung des umlegungsfähigen Aufwands auf die erschlossenen Grundstücke nach dem oben Gesagten insoweit zu korrigieren, als der Aufwand für beide Teilstrecken der L Straße zusammenzufassen und auf alle zwischen C1- und Qstraße erschlossenen Grundstücke zu verteilen war.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Zweifel an der Richtigkeit der vom Beklagten für die beiden Abschnitte jeweils ermittelten Kosten bestehen nicht. Insbesondere sind bei der Ermittlung der Entwässerungskosten zu Recht die vollen Kosten für die neuen Straßenabläufe sowie die Hälfte der für die Erneuerung des Kanals angefallenen Kosten der Straßenentwässerung zugeordnet und nach Abzug des Gemeindeanteils in den umlegungsfähigen Aufwand eingestellt worden. </p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Entsteht in Erfüllung des Bauprogramms Aufwand an der Entwässerungsanlage, so ist zu beachten, daß diese aus mehreren Teilen besteht, die entweder allein der Straßenentwässerung, allein der Grundstücksentwässerung oder beiden Zwecken dienen. Im Rahmen des durch Straßenbaubeiträge zu deckenden Aufwands können nur die Aufwendungen beitragsfähig sein, welche die der Straßenentwässerung dienenden Teile betreffen. Uneingeschränkt beitragsfähig sind aus diesem Grund die Kosten für die Straßenabläufe und die diese mit dem Kanal verbindenden Leitungen, da diese ausschließlich der Straßenentwässerung dienen. Sind von der Ausbaumaßnahme - auch - Einrichtungen betroffen, die mehreren Zwecken dienen, z.B. ein Regenwasserkanal, der wie im vorliegenden Fall sowohl das auf der Straße als auch das auf den - versiegelten - Grundstücksflächen anfallende Regenwasser aufnimmt, so muß dem dadurch Rechnung getragen werden, daß die Straßenentwässerung nur mit einem bestimmten Anteil der für den Ausbau oder Erneuerung dieser Anlage entstandenen Kosten belastet wird. Denn durch das Betreiben und in der Folge durch die Erneuerung einer solchen Gemeinschaftseinrichtung werden Kosten gespart, die zusätzlich anfallen würden, wenn sowohl für die Straßen- als auch für die Grundstücksentwässerung getrennte Anlagen betrieben würden. Dabei ist es im Fall eines reinen Regenwasserkanals im oben beschriebenen Sinne nach der Rechtsprechung grundsätzlich nicht zu beanstanden, wenn der auf die Straßenentwässerung und die Grundstücksentwässerung entfallende Anteil jeweils mit 50 % der entstanden Kosten angesetzt wird. Denn es ist davon auszugehen, daß in der Regel die Kosten für zwei getrennte Regenwasserkanäle im wesentlichen gleich hoch sein werden, da Verlegungstiefe und Rohrdurchmesser nicht voneinander abweichen werden.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Vgl. Dietzel, Hinsen, Kallerhoff, a.a.O. Rdnr. 165 sowie Driehaus, Kommunalabgabenrecht § 8, Rdnr. 328, jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Danach hat auch der Beklagte vorliegend zu Recht die Hälfte der für die Erneuerung des Kanals entstandenen Kosten in den beitragsfähigen Aufwand einbezogen. Dem steht nicht entgegen, daß die Stadt X im Rahmen der Gebührenbedarfsberechnung für die Nutzung des städtischen Kanalsystems, wie die im Verfahren vom Kläger vorgelegte Berechnung zeigt, von einem anderen Verhältnis der eingeleiteten Regenwasseranteile und einem nicht unerheblich höheren Anteil des auf den Grundstücken anfallenden Regenwassers ausgeht, da beide Ermittlungsmethoden, -grundlagen und -zwecke nicht vergleichbar sind. Während nämlich bei der Zuordnung der anteiligen Kosten für die Herstellung bzw. Erneuerung des Regenwasserkanals zur Straßenentwässerung einerseits und Grundstücksentwässerung andererseits Grundlage die Kostenersparnis ist, die dadurch eintritt, daß in der konkreten Straße statt zwei getrennter Regenwasserkanäle nur ein - gemeinsamer - Kanal gebaut bzw. erneuert werden mußte, sind Ausgangspunkt bei der Berechnung der Kanalbenutzungsgebühr nicht Herstellungs- bzw. Erneuerungskosten einzelner - konkreter - Kanäle, sondern die Betriebskosten für das gesamte Kanalnetz der Gemeinde. Während in diesem Rahmen von Bedeutung ist, in welchem Verhältnis die gesamte - vorhandene - städtische Kanalisation durch das auf die Straße im Stadtgebiet anfallende Regenwasser einerseits und das von den übrigen versiegelten Flächen eingeleitete Wasser andererseits in Anspruch genommen wird, stellt sich bei der Bemessung des Straßenbaubeitrags allein die Frage, welche Kosten bei Herstellung getrennter Regenwasserkanäle entstanden wären und wie hoch dementsprechend die Kostenersparnis im Falle einer gemeinschaftlichen Einrichtung ist.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Aus denselben Erwägungen ist auch die Annahme des Klägers unzutreffend, mit den von ihm entrichteten Grundbesitzabgaben und dem Anschlußbeitrag sei auch der Aufwand für die Straßenentwässerung abgegolten, da diese Abgaben ausschließlich auf den die Grundstücksentwässerung betreffenden Anteil erhoben und gezahlt werden.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die für die Maßnahme gewährten Landeszuschüsse sind in zutreffender Weise zur Finanzierung der Maßnahme verwendet worden. Bei öffentlichen Zuweisungen vom Bund oder den Ländern spricht eine Vermutung dafür, daß sie zunächst zur Abdeckung des von der Gemeinde endgültig zu tragenden Aufwands, d.h. zur Deckung etwaiger nicht beitragsfähiger Kosten sowie des Gemeindeanteils am beitragsfähigen Aufwand dienen. </p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Vgl. Driehaus, Erschließungs- und Ausbaubeiträge, 5. Auflage, NJW-Schriftenreihe Heft 42, § 34, Rdnr. 34 und 35 mit weiteren Nachweisen. </p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Überschreitet die Zuwendung die Höhe der von der Gemeinde endgültig zu tragenden Kosten, kann der überschießende Betrag - nur - dann den Anliegern gutgeschrieben werden, wenn der Zuschußgeber für diesen Fall von vornherein auf eine Rückzahlung des Überschusses verzichtet hat.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Demgemäß bestimmt Ziffer 8.10.5 der hier maßgeblichen "Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung städtebaulicher Maßnahmen" (Rd.Erl. d. MLS vom 16. März 1983 - III B 1-50.10-815/83 -, MBL.NW. S. 715), auf die der Zuwendungsbescheid vom 13. November 1985 ausdrücklich Bezug nimmt, daß zuwendungsfähig bei Maßnahmen im Sinne von § 8 KAG allein der nach der Beitragssatzung auf die Gemeinde entfallende Anteil ist. Ob aus den zitierten Richtlinien und dem Zuwendungsbescheid ein etwaiger Verzicht auf Rückerstattung nicht zur Deckung dieser Kosten verwendeter Fördermittel herauszulesen ist, kann vorliegend dahinstehen, da der Beklagte den überschießenden Betrag auf die Beiträge der Anlieger angerechnet hat, so daß diese jedenfalls nicht beschwert sind. </p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Sonstige Fehler bei der Ermittlung des beitragsfähigen Aufwandes und der Verteilung desselben auf die erschlossenen Grundstücke sind nicht ersichtlich und wurden auch vom Kläger nicht geltend gemacht.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Unter Berücksichtigung des zutreffenden Abrechnungsgebiets (L Straße in der gesamten Länge), d.h. eines berichtigten umlegungsfähigen Aufwandes von 73.281,18 DM und der neuen Summe der Beitragsquadratmeter von 31.907,76 qm errechnet sich ein Betrag von 2,296656 DM/qm. Auf dieser Basis entfällt auf das klägerische Grundstück - unter Berücksichtigung eines ebenfalls auf die gesamte Erschließungsanlage umgerechneten Zuschußanteils (Gesamtbetrag der auf beide Abschnitte anzurechnenden Zuschüsse: 12.675,84 DM / 31.907,76 qm = 0,397265 DM/qm) - ein Beitrag von 4204,10 DM. Soweit mit dem angefochtenen Bescheid ein diesen Betrag übersteigender Beitrag gefordert wird, war der Bescheid aufzuheben; im übrigen war die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 155 Abs. 1 VwGO; die Entscheidung hinsichtlich der vorläufigen Vollstreckbarkeit beruht auf § 167 VwGO in Verbindung mit §§ 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,410
ovgnrw-1999-08-30-3-b-141599
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 B 1415/99
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:22
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0830.3B1415.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der allein geltend gemachte Zulassungsgrund eines Mangels des erstinstanzlichen Verfahrens (&#167; 146 Abs. 4, &#167; 124 Abs. 2 Nr. 5 VwGO) liegt nicht vor. Der angefochtene Beschlu&#223; des Verwaltungsgerichts ist, wie von &#167; 122 Abs. 2 Satz 2 VwGO gefordert, mit einer Begr&#252;ndung versehen. Das Verwaltungsgericht hat im Tenor des vom 20. April 1999 datierenden Beschlusses unter Ziff. 1 "zur Begr&#252;ndung" der Ablehnung des Aussetzungsantrags "auf das die Klage abweisende Urteil vom heutigen Tage Bezug genommen". Dieses Urteil (Verfahren 17 K 5398/97), das aufgrund der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 20. April 1999 ergangen ist und am 18. Mai 1999 verk&#252;ndet wurde, ist den Beteiligten gleichzeitig mit dem angefochtenen Beschlu&#223; zugestellt worden. Dies gen&#252;gt dem Begr&#252;ndungserfordernis des &#167; 122 Abs. 2 Satz 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 30. Novem- ber 1995 - 4 B 248.95 -, Buchholz 310 &#167; 138 Ziff. 6 VwGO Nr. 30, S. 4 (zu &#167; 138 Nr. 6 VwGO); Kopp/Schenke, VwGO, Kommentar, 11. Aufl. 1998, &#167; 117, Rdnr. 16; Eyermann/Schmidt, VwGO, Kom- mentar, 10. Aufl. 1998, &#167; 138 Rdnr. 28; Redeker/von Oertzen, VwGO, Kommentar, 12. Aufl. 1997, &#167; 138 Rdnr. 9.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Streitwertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167; 13 Abs. 1, 14, 20 Abs. 3 GKG.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167; 25 Abs. 3 Satz 2 GKG).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,411
ovgnrw-1999-08-30-8-b-90299
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
8 B 902/99
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:22
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0830.8B902.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;&#223;t die Beschwerde gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4, &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO zu und sieht von einer weiteren Begr&#252;ndung gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 6 Satz 2, 1. Halbsatz, &#167; 124 a Abs. 2 Satz 2 VwGO ab. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die auch im &#252;brigen zul&#228;ssige Beschwerde ist begr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat den Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes zu Unrecht abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der w&#246;rtlich gestellte Antrag auf Erla&#223; einer einstweiligen Anordnung (&#167; 123 VwGO) ist allerdings nach dem erkennbaren Rechtsschutzziel des Antragstellers (&#167; 88 VwGO) als Rechtsschutzgesuch nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO aufzufassen,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu: Schoch, in: Schoch/Schmidt- A&#223;mann/Pietzner, VwGO, Stand: M&#228;rz 1999, Rdnr. 104 zu &#167; 123; vgl. Bay. VGH, Beschlu&#223; vom 25. Juli 1994 - 25 CE 94.2402 -, BayVBl. 1995, S. 308; Beschlu&#223; vom 27. August 1987 - Nr. 25 CE 87.01911 -, BayVBl. 1988, S. 17 (18); VGH Bad- W&#252;rtt., Beschlu&#223; vom 14. Januar 1991 - 3 S 3127/90 -, VBl.BW 1991, S. 219 (220),</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">weil mit der Entlassungsverf&#252;gung vom 27. Oktober 1998 ein Verwaltungsakt angegriffen wird, gegen den im Wege der Anfechtungsklage (&#167; 42 Abs. 1 VwGO) vorzugehen ist und deshalb vorl&#228;ufiger Rechtsschutz grunds&#228;tzlich &#252;ber &#167; 80 Abs. 5 VwGO zu erlangen ist (&#167; 123 Abs. 5 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der in diesem Antrag enthaltene </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu: Bay. VGH, Beschlu&#223; vom 1. April 1999 - 2 CS 98.2646 -, Bay.VBl. 1999, S. 467</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">und vom Antragsteller auch mit Schriftsatz vom 11. Januar 1999 (GA Bl. 80) und seinem Antrag auf Zulassung der Beschwerde vom 26. April 1999 (GA Bl. 118) ausdr&#252;cklich erhobene Antrag auf Feststellung, da&#223; seine Klage gegen die Entlassungsverf&#252;gung der Antragsgegnerin vom 27. Oktober 1998 und den Widerspruchsbescheid vom 12. Januar 1999 aufschiebende Wirkung hat, hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Antragsgegnerin geht erkennbar davon aus, da&#223; ihre Entlassungsverf&#252;gung vom 27. Oktober 1998 ungeachtet des hiergegen eingelegten Widerspruchs des Antragstellers und seiner zwischenzeitlich erhobenen Klage sofort vollziehbar ist. Darauf deutet nicht nur der Wortlaut der Verf&#252;gung vom 27. Oktober 1998 hin, in dem es - entsprechend &#167; 10 Abs. 2 der Verordnung &#252;ber die Mitwirkung der Helfer im Technischen Hilfswerk vom 7. November 1991 (BGBl. I S. 2064) - THW-MitwirkVO - und &#167; 17 Abs. 7 Satz 1 und 2 der Richtlinie &#252;ber die Mitwirkung der Helfer im Technischen Hilfswerk vom 1. Dezember 1991 (THW-Rundverf&#252;gung vom 22. November 1991, abgedruckt in: Roeber/Goeckel, Katastrophenschutzgesetz, Kommentar, Stand: Juni 1996, Band 3, Anlage 33.1) - THW-HelferRiLi - hei&#223;t: "Nach Zustellung des Entlassungsbescheides haben Sie an den angeordneten Dienstveranstaltungen nicht mehr teilzunehmen. Ihr Dienstverh&#228;ltnis ruht bis zum Abschlu&#223; des Rechtsbehelfsverfahrens durch den bestandskr&#228;ftigen Entlassungs- oder einen Widerspruchsbescheid oder durch ein rechtskr&#228;ftiges Urteil.". Dies ergibt sich auch ausdr&#252;cklich aus den Stellungnahmen der Antragsgegnerin im hier anh&#228;ngigen Verfahren (z.B. S. 3 der Antragserwiderung vom 4. Dezember 1998, GA Bl. 38 und Stellungnahme vom 9. August 1999 zur gerichtlichen Verf&#252;gung vom 26. Juli 1999, GA Bl. 139 f.).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wird - wie hier - die aufschiebende Wirkung eines Rechtsbehelfs nicht beachtet, so ist diese allerdings nicht gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 VwGO anzuordnen, </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">so jedoch: OVG NRW, Beschlu&#223; vom 13. September 1974 - 1 B 649/74 -, OVGE 30, 46 (50 f.); Beschlu&#223; vom 29. August 1975 - II B 615/75 -, OVGE 31, 193 (194); Beschlu&#223; vom 2. April 1976 - XII B 1412/76 -, OVGE 32, 14 (16 f.); Beschlu&#223; vom 12. Februar 1981 - 18 B 392/81 -, VerwRspr. 32, Nr. 177, S. 871; Beschlu&#223; vom 22. November 1985 - 14 B 2406/85 -, NVwZ 1987, 334 (335),</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">weil diese kraft Gesetzes besteht (&#167; 80 Abs. 1 VwGO), sondern es ist eine dahingehende Feststellung zu treffen, da&#223; der Rechtsbehelf aufschiebende Wirkung hat. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. Finkelnburg/Jank, vorl&#228;ufiger Rechtsschutz im Verwaltungsstreitverfahren, 4. Auflage, &#167; 44 II, Rdnr. 905, 906, 908 m.w.N.; Kopp, VwGO, 11. Auflage, Rdnr. 181 zu &#167; 80; Schmidt, Eyermann/Fr&#246;hler, VwGO, 10. Auflage, Rdnr. 109 zu &#167; 80; BVerwG, Beschlu&#223; vom 17. Dezember 1965 - 2 C 32.65 -, Buchholz 232, &#167; 44 BBG Nr. 8, S. 21; OVG Bremen, Beschlu&#223; vom 19. M&#228;rz 1990 - 1 B 9/90 -, D&#214;V 1991, 473 (nur Leitsatz); OVG Hamburg, Beschlu&#223; vom 2. Oktober 1981 - Bs V 117/81 -, NVwZ 1982, S. 323 (324); OVG L&#252;neburg, Beschlu&#223; vom 13. Juni 1990 - 5 M 22/90 -, NVwZ 1990, S. 1194; OVG NRW, Beschlu&#223; vom 3. September 1992 - 14 B 684/92 -, NVwZ-RR 1993, 269; Bay. VGH, Beschlu&#223; vom 1. April 1999 - 2 CS 98.2646 -, Bay.VBl. 1999, S. 467; Beschlu&#223; vom 16. Juli 1980 - 7 CS 90.1090 -, NVwZ-RR 1990, S. 639 m.w.N. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Klage des Antragstellers gegen die Entlassungsverf&#252;gung vom 27. Oktober 1998 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 12. Januar 1999 kommt aufschiebende Wirkung zu (&#167; 80 Abs. 1 Satz 1 VwGO). </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwGO, wonach die aufschiebende Wirkung von Widerspruch und Anfechtungsklage u.a. in anderen durch Bundesgesetz vorgeschriebenen F&#228;llen entf&#228;llt, sind nicht erf&#252;llt. &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3, 1. Alt. VwGO setzt ein formelles Bundesgesetz voraus, wozu eine Rechtsverordnung (Art. 80 GG), die nicht in einem verfassungsrechtlich geregelten Gesetzgebungsverfahren zustandegekommen ist, nicht geh&#246;rt. </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. Maunz, in: Maunz/D&#252;rig/Herzog/ Scholz, GG, Stand: Juni 1998, Rdnr. 14 zu Art. 80.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Eine Rechtsverordnung - wie hier &#167; 10 Abs. 2 THW-MitwirkVO - reicht deshalb als Rechtsgrundlage f&#252;r den bundesgesetzlichen Ausschlu&#223; der aufschiebenden Wirkung im Sinne des &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwGO nicht aus. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. Schoch, in: Schoch/Schmidt- A&#223;mann/Pietzner, a.a.O., Rdnr. 126 zu &#167; 80; Redeker/von Oertzen, VwGO, 12. Auflage, Rdnr. 18 zu &#167; 80 und 8 und &#167; 68; Schmidt, in: Eyermann/Fr&#246;hler, a.a.O., Rdnr. 28 zu &#167; 80; Puttler, in: Sodan/Ziekow, VwGO, Stand: Juli 1998, Rdnr. 71 zu &#167; 80; Kopp, VwGO, a.a.O., Rdnr. 39 zu &#167; 80; Finkelnburg/Jank, a.a.O., Rdnr. 701.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Ausschlu&#223; der aufschiebenden Wirkung in den F&#228;llen des &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 VwGO stellt eine Ausnahme zu der Regel des &#167; 80 Abs. 1 VwGO dar, wonach Widerspruch und Anfechtungsklage grunds&#228;tzlich aufschiebende Wirkung zukommt. Der durch einen Verwaltungsakt Betroffene hat regelm&#228;&#223;ig einen Anspruch darauf, da&#223; dessen Rechtm&#228;&#223;igkeit (und im Vorverfahren zus&#228;tzlich die Zweckm&#228;&#223;igkeit, &#167; 68 Abs. 1 VwGO) in dem daf&#252;r vorgesehenen Verfahren umfassend gepr&#252;ft wird, bevor der Verwaltungsakt vollzogen werden kann. Die aufschiebende Wirkung eines Rechtsbehelfs ist deshalb f&#252;r die Wirksamkeit des zu erlangenden Rechtsschutzes (Art. 19 Abs. 4 GG) von wesentlicher Bedeutung. Der Ausschlu&#223; der aufschiebenden Wirkung f&#252;hrt zu einer Verk&#252;rzung des Rechtsschutzes, weil das vorl&#228;ufige Rechtsschutzverfahren lediglich eine summarische Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage im Rahmen einer Interessenabw&#228;gung gebietet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu auch: Clausing, Strukturver&#228;nderungen in der Verwaltungsgerichtsbarkeit?, NVwZ 1992, S. 717 (720). </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine einschr&#228;nkende Anwendung des &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwGO ist mit R&#252;cksicht auf die Bedeutung der aufschiebenden Wirkung f&#252;r die Rechtsschutzgarantie gem&#228;&#223; Art. 19 Abs. 4 GG und das Regel-Ausnahme-Verh&#228;ltnis der Bestimmung, das auf den Willen des Gesetzgebers schlie&#223;en l&#228;&#223;t, nur in beschr&#228;nkten, auf besonderen Gr&#252;nden beruhenden F&#228;llen die aufschiebende Wirkung von Widerspruch und Anfechtungsklage auszuschlie&#223;en, geboten.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. Finkelnburg/Jank, a.a.O., Rdnr. 700; im Ergebnis auch: Schoch, in: Schoch/Schmidt- A&#223;mann/Pietzner, a.a.O., Rdnr. 127 zu &#167; 80 unter Verneinung eines m&#246;glichen Versto&#223;es gegen Art. 19 Abs. 4 GG; vgl. auch Kopp, a.a.O., Rdnr. 39 zu &#167; 80.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die von der Antragsgegnerin angef&#252;hrte Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 17. April 1991 </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">- 1 BvR 419/81, 213/83 -, NJW 1991, 2005 (2006); so auch BVerwG, Urteil vom 15. Dezember 1966 - VIII C 111.64 -, BVerwGE 25, 348 (349 f.) zu &#167; 68 VwGO</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">bezieht sich auf &#167; 68 Abs. 1 Satz 2 VwGO, wonach es einer Nachpr&#252;fung des Verwaltungsakts in einem Vorverfahren nicht bedarf, wenn ein Gesetz dies f&#252;r besondere F&#228;lle bestimmt. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist aus den dargelegten Gr&#252;nden nicht auf den Anwendungsbereich des &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwGO &#252;bertragbar. Der Ausschlu&#223; des Vorverfahrens f&#252;hrt nicht in gleichem Umfang zur Rechtsschutzverk&#252;rzung wie der Ausschlu&#223; der aufschiebenden Wirkung eines Rechtsbehelfs, der gerichtlichen Rechtsschutz wegen der Verfahrensdauer g&#228;nzlich hinf&#228;llig werden lassen kann. Mit der Vollziehung eines Verwaltungsakts werden n&#228;mlich h&#228;ufig vollendete Tatsachen geschaffen, gegen die dann wirksamer Rechtsschutz nicht mehr zu erreichen ist. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Ein Ausschlu&#223; der aufschiebenden Wirkung des Rechtsbehelfs durch &#167; 17 Abs. 7 THW-Helferrichtlinie kommt erst recht nicht in Betracht, da es nicht einmal um eine Rechtsverordnung, sondern lediglich um Verwaltungsvorschriften handelt.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 13 Abs. 1 Satz 2, 20 Abs. 3 GKG, wobei der gesetzliche Auffangwert wegen des vorl&#228;ufigen Charakters der begehrten Entscheidung um die H&#228;lfte gek&#252;rzt worden ist (Ziff. I 7. des Streitwertkataloges f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit 1996, NVwZ 1996, 563).</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist gem&#228;&#223; &#167; 152 Abs. 1, &#167; 25 Abs. 3 Satz 2 GKG unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,412
ovgnrw-1999-08-30-14-a-183898a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
14 A 1838/98.A
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:23
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0830.14A1838.98A.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachte grunds&#228;tzliche Bedeutung, &#167; 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylVfG, kommt der Sache nicht (mehr) zu. Grunds&#228;tzliche Bedeutung hat eine Asylsache dann, wenn mit ihr eine bisher h&#246;chstrichterlich und obergerichtlich nicht beantwortete Rechtsfrage oder eine bisher obergerichtlich nicht gekl&#228;rte tats&#228;chliche Frage mit verallgemeinerungsf&#228;higem Gehalt aufgeworfen wird, die sich in dem erstrebten Berufungsverfahren stellen w&#252;rde und im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortentwicklung des Rechts berufungsgerichtlicher Kl&#228;rung bedarf. Eine solche Frage l&#228;&#223;t sich dem Zulassungsantrag - unabh&#228;ngig davon, ob die Erfordernisse des Darlegungsgebots, &#167; 78 Abs. 4 S. 4 AsylVfG, gewahrt worden sind, - nicht entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die aufgeworfene Frage, ob wegen des Vorgehens milit&#228;rischer und polizeilicher Kr&#228;fte der serbisch dominierten jugoslawischen Bundesrepublik und der serbischen Republik im Kosovo seit Februar/M&#228;rz 1998 eine Gruppenverfolgung der albanischen Bewohner des Kosovo wegen ihrer Volkszugeh&#246;rigkeit anzunehmen sei und eine inl&#228;ndische Fluchtalternative nicht bestehe, kommt es bei einer Entscheidung in einem Berufungsverfahren nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung des Zulassungsgrundes ist die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der Entscheidung &#252;ber den Antrag auf Zulassung ma&#223;geblich. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"> Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 24. Juni 1999 - 14 A 2788/94.A -, m.w.N., und 5. Juli 1999 - 13 A 1856/98.A -; vgl. auch BVerwG, Urteil vom 20. Oktober 1992 - 9 C 77.91 -, BVerwGE 94, 104.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Seit Stellung des Zulassungsantrages haben sich die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse in der Bundesrepublik Jugoslawien grundlegend ver&#228;ndert und auch die Erkenntnislage hat sich gewandelt. Die Entwicklung der tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse w&#228;hrend des Jahres 1999 rechtfertigt nunmehr - erneut - die Prognose, da&#223; albanischen Volkszugeh&#246;rigen derzeit und in absehbarer Zeit eine unmittelbare oder mittelbare staatliche Verfolgung wegen ihrer Volkszugeh&#246;rigkeit im Kosovo nicht droht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ende Februar/Anfang M&#228;rz 1999</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteile vom 24. Februar 1999 - 14 A 3840/94.A - und 11. M&#228;rz 1999 - 13 A 3894/94.A -</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">hatten die beiden zust&#228;ndigen Senate des Gerichts aufgrund der damaligen Erkenntnislage die Auffassung vertreten, da&#223; den albanischen Bewohnern des Kosovo eine Gruppenverfolgung wegen ihrer Volkszugeh&#246;rigkeit nicht drohte.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ende Februar 1999 begann allerdings die serbisch dominierte Staatsmacht durch Milit&#228;r, Sonderpolizei und paramilit&#228;rische Einheiten eine - wohl unter dem Codenamen "Operation Hufeisen" seit langem geplante - Aktion zur systematischen Vertreibung m&#246;glichst vieler albanischst&#228;mmiger Staatsangeh&#246;riger aus dem Kosovo, in deren Verlauf seit Mitte M&#228;rz 1999 Tausende von albanischen Volkszugeh&#246;rigen get&#246;tet und Hunderttausende mi&#223;handelt, verletzt und vertrieben wurden und Eigentum albanischer Volkszugeh&#246;riger im gro&#223;en Umfang gepl&#252;ndert oder vernichtet wurde. Ganze Landstriche sollen entv&#246;lkert und zerst&#246;rt worden sein. Das ergibt sich aus der dichten Presseberichterstattung und aus &#246;ffentlichen &#196;u&#223;erungen u.a. der Generalsekret&#228;re von UNO und NATO, von Mitgliedern der Bundesregierung und anderen Regierungen von NATO- Mitgliedsstaaten und von den Fl&#252;chtlingsbeauftragten der UNO und der EU. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. bereits Senatsbeschlu&#223; vom 24. Juni 1999 - 14 A 2788/94.A -.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dennoch bedarf es nicht der Entscheidung, ob es sich bei diesem Vorgehen um eine regionale</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu OVG NRW, Beschlu&#223; vom 5. Juli 1999 - 13 A 1856/98.A - und VG D&#252;sseldorf, Urteil vom 23. Juli 1999 - 1 K 7776/98.A -</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">oder eine &#246;rtlich begrenzte, auf die im Kosovo ans&#228;ssigen albanischen Volkszugeh&#246;rigen beschr&#228;nkte Gruppenverfolgung handelte</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Abgrenzung BVerwG, Urteile vom 30. April 1996 - 9 C 171.95 -, BVerwGE 101, 135, 139 ff., und vom 9. September 1997 - 9 C 43.46 -, DVBl. 1998, 247, </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">und ob die milit&#228;rischen und polizeilichen Kr&#228;fte bereits seit Anfang 1998 im Kosovo zur Umsetzung eines Verfolgungsprogramms gegen Albaner vorgegangen sind. Denn inzwischen hat die serbisch dominierte jugoslawische Staatsf&#252;hrung und die F&#252;hrung der serbischen Republik nach schweren Luftangriffen von zweieinhalb Monaten Dauer durch Streitkr&#228;fte der NATO auf Ziele in der gesamten Bundesrepublik Jugoslawien, die zuvor f&#252;r den Fall der Herbeif&#252;hrung einer humanit&#228;ren Katastrophe im Kosovo der Regierung in Belgrad angedroht worden waren, eingelenkt und nach der Annahme des sogenannten Petersberger Friedensplanes und dem Abschlu&#223; eines milit&#228;rischen R&#252;ckzugsabkommens die milit&#228;rischen, polizeilichen und paramilit&#228;rischen Kr&#228;fte aus dem Kosovo zur&#252;ckgezogen. Aufgrund der Kosovo-Friedensresolution des UN- Sicherheitsrates vom 10. Juni 1999 (Resolution Nr. 1244)</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">abgedruckt: EuGRZ 1999, 362</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">ist - beginnend Mitte Juni 1999 - eine "internationale Sicherheitspr&#228;senz" (Kfor) unter ma&#223;geblicher Beteiligung starker NATO-Kr&#228;fte in das Kosovo einger&#252;ckt und hat die Region vollst&#228;ndig besetzt. Die serbische und die serbisch dominierte jugoslawische Regierung haben aufgrund dessen nicht mehr die Macht, ihre Herrschaft f&#252;r das Gebiet des Kosovo effektiv auszu&#252;ben und ein etwa noch weiterbestehendes Verfolgungsprogramm zu verwirklichen. Die Provinz geh&#246;rt zwar nach wie vor zur Bundesrepublik Jugoslawien und ihre Einwohner sind jugoslawische Staatsangeh&#246;rige. Sowohl dem jugoslawischen Gesamtstaat als auch dem serbischen Teilstaat fehlt aber f&#252;r diesen Teil des Territoriums die effektive Gebietsgewalt, d. h. die Staatsgewalt im Sinne wirksamer hoheitlicher &#220;berlegenheit, die eine politische Verfolgung der dort lebenden Bev&#246;lkerung erm&#246;glichen w&#252;rde. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu BVerfG, Beschlu&#223; vom 10. Juli 1989 - 2 BvR 502, 1000, 961/86 -, BVerfGE 80, 315, 334 ff., und BVerwG, Urteil vom 22. M&#228;rz 1994 - 9 C 443/93 -, NVwZ 1994, 1112.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die internationale Sicherheitspr&#228;senz und eine im Aufbau befindliche "internationale zivile Pr&#228;senz" sind zun&#228;chst f&#252;r ein Jahr eingerichtet worden mit der Ma&#223;gabe, da&#223; dieser Zeitraum verl&#228;ngert wird, wenn der UN-Sicherheitsrat nichts anderes beschlie&#223;t. Eine &#220;bergangsverwaltung der UN soll eine substantielle Autonomie der Bev&#246;lkerung des Kosovo gew&#228;hrleisten und u. a. ein sicheres Umfeld f&#252;r alle Menschen im Kosovo schaffen, die zivile &#246;ffentliche Ordnung aufrechterhalten, die Menschenrechte sch&#252;tzen und f&#246;rdern und die sichere und ungehinderte R&#252;ckkehr aller Fl&#252;chtlinge und Vertriebenen in ihre Heimat im Kosovo gew&#228;hrleisten. Nur einige hundert jugoslawische und serbische Staatsbedienstete werden in das Kosovo zur&#252;ckkehren d&#252;rfen, um sachlich und &#246;rtlich begrenzte Aufgaben bei den UN-Institutionen, bei der Markierung und R&#228;umung von Minenfeldern, bei St&#228;tten des serbischen Kulturerbes und an wichtigen Grenz&#252;berg&#228;ngen wahrzunehmen. Es gibt keine Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; die Kfor und die internationale zivile Pr&#228;senz den Kosovo vorzeitig verlassen und serbischen oder serbisch dominierten jugoslawischen Kr&#228;ften eine Wiederholung vergleichbarer Verfolgungen der albanischen Bev&#246;lkerung im Kosovo erm&#246;glichen w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ebenso OVG NRW, Beschlu&#223; vom 5. Juli 1999 - 13 A 1856/98.A -.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Diese inzwischen eingetretenen grundlegenden Ver&#228;nderungen der Lage im Kosovo sind aufgrund der breiten aktuellen Berichterstattung allgemeinkundig und bed&#252;rfen deshalb keiner weiteren Kl&#228;rung in einem Berufungsverfahren. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu BVerwG, Urteil vom 20. Oktober 1992 - 9 C 77.91 -, a.a.O.; GK-AsylVfG 1992 Stand Dezember 1998 &#167; 78 Rdnr. 137 ff.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die weiter aufgeworfene Frage, ob die Lage im Kosovo - nur insoweit k&#246;nnte der Sache &#252;berhaupt grunds&#228;tzliche Bedeutung zukommen - einen Anspruch auf Gew&#228;hrung von Abschiebungsschutz gem&#228;&#223; &#167; 53 Abs. 6 AuslG begr&#252;ndet, ist in der Rechtsprechung der beiden zust&#228;ndigen Senate des Gerichts - verneinend - gekl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. Beschl&#252;sse vom 16. November 1998 - 13 A 4113/98.A -, InfAuslR 1999, 124 = NVwZ-Beil. 1999, 35, und vom 17. Februar 1999 - 14 A 1066/98 -.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">An der f&#252;r die genannten Entscheidungen ma&#223;geblichen Rechtslage hat sich nichts ge&#228;ndert. Das Abkommen &#252;ber die R&#252;ckf&#252;hrung und R&#252;ck&#252;bernahme von ausreisepflichtigen deutschen und jugoslawischen Staatsangeh&#246;rigen ist weder von der Bundesrepublik Deutschland noch von der Bundesrepublik Jugoslawien bisher gek&#252;ndigt worden. Das EU-Flugverbot f&#252;r die nationale jugoslawische Fluglinie JAT besteht nach wie vor.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Erg&#228;nzend weist der Senat darauf hin, da&#223; - wie den Erlassen des Innenministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen vom 4. und 10. August 1999, I B 5/6.2.1, zu entnehmen ist - der Flughafen Pristina seit dem 2. August 1999 f&#252;r humanit&#228;re Charterfl&#252;ge ge&#246;ffnet ist und inzwischen die freiwillige R&#252;ckkehr von Fl&#252;chtlingen aus der Bundesrepublik Deutschland in das Kosovo durch die Internationale Organisation f&#252;r Migration (IOM) betreut wird.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 2 VwGO, 83 b AsylVfG.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,413
ovgnrw-1999-08-30-16-a-60999
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
16 A 609/99
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:23
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0830.16A609.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist gem&#228;&#223; &#167; 124a Abs. 3 Satz 5 VwGO unzul&#228;ssig. Der Beklagte hat die Berufung entgegen &#167; 124a Abs. 3 Satz 1 VwGO nicht innerhalb eines Monats nach Zustellung des Beschlusses &#252;ber die Zulassung der Berufung begr&#252;ndet. F&#252;r die mit Schriftsatz vom 17. August 1999 nachgeholte Begr&#252;ndung kann dem Beklagten die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gem&#228;&#223; &#167; 60 Abs. 1 VwGO nicht gew&#228;hrt werden.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Wiedereinsetzung nach &#167; 60 Abs. 1 VwGO setzt voraus, da&#223; der Proze&#223;beteiligte ohne Verschulden gehindert war, die gesetzliche Frist einzuhalten. Davon ist nicht auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ein Verschulden eines Vertreters ist als eigenes Verschulden des durch ihn vertretenen Beteiligten anzusehen (&#167; 173 VwGO iVm &#167; 85 Abs. 2 ZPO). F&#252;r die Proze&#223;vertretung von juristischen Personen des &#246;ffentlichen Rechts oder Beh&#246;rden durch Beamte oder Angestellte mit Bef&#228;higung zum Richteramt gelten insoweit die Sorgfaltsanforderungen an Rechtsanw&#228;lte entsprechend. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 6. Juni 1995 - 6 C 13.93 -, NVwZ-RR 1996, 60 m.w.N. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bedient sich der Bevollm&#228;chtigte - wie hier - Hilfspersonen, bedeutet dies, da&#223; sie mit der erforderlichen Sorgfalt ausgew&#228;hlt, angeleitet und &#252;berwacht werden m&#252;ssen. Durch eine zweckm&#228;&#223;ige B&#252;roorganisation ist dabei insbesondere alles Erforderliche zu tun, um Fristvers&#228;umnisse zu verhindern. Da&#223; der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Beklagten dieser Obliegenheit hier nachgekommen ist, ist jedoch nicht hinreichend glaubhaft gemacht worden. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ein Organisationsverschulden f&#228;llt dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten dann zur Last, wenn er nicht durch allgemeine Anweisung daf&#252;r Sorge tr&#228;gt, da&#223; der Ablauf von Rechtsmittelfristen, einschlie&#223;lich derer zu ihrer Begr&#252;ndung, zuverl&#228;ssig rechtzeitig bemerkt wird. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 21. Oktober 1997 - 2 C 13.97 - mit Hinweis auf BVerwG, Beschlu&#223; vom 24. August 1995 - 3 B 37.95 -, Buchholz 310 &#167; 60 Nr. 202 m.w.N. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dazu, da&#223; Fristen dementsprechend in der geeigneten Form festgehalten werden, </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa auch BGH, Beschlu&#223; vom 10. Oktober 1991 - VII ZB 4/91 -, NJW 1992, 574, </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">geh&#246;rt ma&#223;gebend, Rechtsmittelfristen und Rechtsmittelbegr&#252;ndungsfristen deutlich von allen anderen Fristen abgehoben zu notieren. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 27. Juni 1984 - 9 B 3209.82 -, Buchholz 310 &#167; 60 Nr. 140. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gerade in Bezug auf Rechtsmittelbegr&#252;ndungsfristen ist demnach von gesteigerten Sorgfaltspflichten auszugehen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa BVerwG, Beschlu&#223; vom 30. Juli 1997 - 11 B 23/97 -, NJW 1997, 3390. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Proze&#223;bevollm&#228;chtigte des Beklagten in der danach erforderlichen Art und Weise Sicherungsma&#223;nahmen im Rahmen seiner B&#252;roorganisation f&#252;r den Fall des Eingangs einer - eine Rechtsmittelfrist oder Rechtsmittelbegr&#252;ndungsfrist ausl&#246;senden - gerichtlichen Entscheidung getroffen hat, l&#228;&#223;t sich dem Wiedereinsetzungsvorbringen des Beklagten nicht entnehmen. Von der F&#252;hrung eines gesonderten Vorlagekalenders in derartigen Fristsachen etwa ist auch im Vermerk der Regierungsamtsfrau Fuchs, die mit der b&#252;rom&#228;&#223;igen F&#252;hrung der Akten betraut ist, nicht die Rede. Soweit dem Beklagtenvortrag eine blo&#223;e Anordnung zu entnehmen ist, die zwischenzeitlichen Eing&#228;nge nach R&#252;ckkehr aus dem Urlaub dem Proze&#223;bevollm&#228;chtigten zur Bearbeitung vorzulegen, wird eine solche Handhabung der Besonderheit von Fristensachen nicht gerecht.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 2, 188 Satz 2 VwGO. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit der Kostenentscheidung beruht auf &#167; 167 VwGO iVm &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Der Senat l&#228;&#223;t die Revision nicht zu, weil die Voraussetzungen des &#167; 132 Abs. 2 VwGO nicht vorliegen. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,414
ovgnrw-1999-08-30-18-b-243998
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
18 B 2439/98
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:23
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0830.18B2439.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,415
ovgnrw-1999-08-30-21-a-294596
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
21 A 2945/96
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:23
Urteil
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0830.21A2945.96.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> Tatbestand:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin betreibt eine Anlage zur Aufarbeitung von stabf&#246;rmigen Leuchtstoffr&#246;hren mit einer "Zerlegemaschine", die einen Durchsatz von bis zu 4.000 R&#246;hren je Stunde erm&#246;glicht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Auf den im Juli 1991 gestellten Antrag erteilte die Beklagte der Kl&#228;gerin durch Bescheid vom 17. Januar 1992 nach &#167; 7 Abs. 2 des Abfallgesetzes (AbfG) die Genehmigung f&#252;r die Errichtung und den bis zum 31. Dezember 2002 befristeten Betrieb der Anlage. Der Genehmigung ist folgende Nebenbestimmung beigef&#252;gt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">III.4 Als Sicherheitsleistung wird f&#252;r Rekultivierungsma&#223;nahmen sowie zur Verhinderung oder Beseitigung von Beeintr&#228;chtigungen des Wohls der Allgemeinheit eine Bankb&#252;rgschaft in H&#246;he von 100.000,00 DM zugunsten des Landes Nordrhein-Westfalen gefordert. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"> Hierzu ist seitens der Beklagten im Rahmen der Pr&#252;fung des Genehmigungsantrags vermerkt worden: Die bei der Zerlegung der Leuchtstoffr&#246;hren anfallenden Komponenten (Sockel bzw. Kappen, Leuchtstoff und Glasbruch), die mit Quecksilber verunreinigt seien, seien besonders &#252;berwachungsbed&#252;rftige Abf&#228;lle, die ohne Weiterbehandlung auf einer Untertagedeponie entsorgt werden m&#252;&#223;ten. Die weitere Aufbereitung bzw. eine Entsorgung als Abf&#228;lle sei ungewi&#223;. Auch die Kl&#228;gerin habe best&#228;tigt, da&#223; Verwertungs- und Entsorgungsnachweise noch nicht vorl&#228;gen. Daher sei erforderlich, da&#223; vor Inbetriebnahme der Anlage eine Sicherheitsleistung in H&#246;he von 100.000,00 DM und entsprechende Verwertungs- und Entsorgungsnachweise vorgelegt w&#252;rden. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nachdem bei der Abnahme der Anlage festgestellt worden war, da&#223; die Sicherheitsleistung nicht vorlag, forderte die Beklagte die Kl&#228;gerin zur Beibringung der Sicherheitsleistung auf. Diese wandte ein, die Sicherheitsleistung bedeute eine hohe finanzielle Belastung, zumindest von 2.500,00 DM je Jahr, und eine Einschr&#228;nkung des Kreditrahmens. Mit Schreiben vom 3. November 1994 beantragte sie, die Nebenbestimmung III.4 nach &#167; 49 Abs. 1 des Verwaltungsverfahrensgesetzes (VwVfG) zu widerrufen. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus: Durch das Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz sei die Rechtslage dahin ge&#228;ndert worden, da&#223; gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 2 AbfG eine Sicherheitsleistung bei Anlagen zur Lagerung oder Behandlung von Abf&#228;llen nicht mehr verlangt werden k&#246;nne; auch das Bundes-Immissionsschutzgesetz enthalte daf&#252;r keine Rechtsgrundlage. Da sich die der auf Dauer wirkenden Nebenbestimmung zugrunde liegende Rechtslage in einer Weise ge&#228;ndert habe, da&#223; die Nebenbestimmung nicht mehr erlassen werden d&#252;rfe, sei die Beklagte zum Widerruf verpflichtet. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beklage wertete diesen Antrag als auf Wiederaufgreifen des Verfahrens gerichtet und lehnte ihn mit Bescheid vom 11. November 1994 ab. Zur Begr&#252;ndung ist ausgef&#252;hrt: Der Antrag sei unzul&#228;ssig, weil die Drei-Monats-Frist des &#167; 51 Abs. 3 VwVfG nicht eingehalten sei. Als Grund f&#252;r ein Wiederaufgreifen sei allein in Betracht zu ziehen, da&#223; mit dem Inkrafttreten des Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetzes gem&#228;&#223; &#167; 67 Abs. 7 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) abfallrechtliche Genehmigungen als Genehmigungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz fortgelten und da&#223; nach diesem Gesetz eine Sicherheitsleistung nicht verlangt werden k&#246;nne. Sollte darin eine nachtr&#228;gliche &#196;nderung der Rechtslage zu Gunsten der Kl&#228;gerin gesehen werden k&#246;nnen, w&#228;re die &#196;nderung bereits 1993 eingetreten, was der Kl&#228;gerin bekannt gewesen sei. Der Antrag sei auch unbegr&#252;ndet. Aus &#167; 67 Abs. 7 BImSchG folge, da&#223; die nach dem Abfallbeseitigungsgesetz erteilten Genehmigungen mit dem Inhalt fortgelten, mit dem sie erlassen seien. Damit bestehe ein materieller Rechtsgrund f&#252;r das Behaltend&#252;rfen oder Erbringenm&#252;ssen der Sicherheitsleistung nach Ma&#223;gabe der bestandskr&#228;ftigen Regelung; deren Aufhebung komme f&#252;r ein Vorhaben, das nunmehr dem Bundes-Immissionsschutzgesetz unterfalle, grunds&#228;tzlich nicht in Betracht. Eine Wille des Gesetzgebers, die materielle Rechtslage f&#252;r nach Abfallrecht entschiedene F&#228;lle r&#252;ckwirkend zu &#228;ndern, sei nicht zum Ausdruck gelangt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Den hiergegen erhobenen Widerspruch begr&#252;ndete die Kl&#228;gerin wie folgt: Rechtsgrundlage f&#252;r die begehrte Aufhebung der belastenden Nebenbestimmung sei jedenfalls &#167; 49 Abs. 1 VwVfG. Da die Voraussetzungen f&#252;r einen Widerruf vorl&#228;gen, best&#252;nden erst Recht keine Bedenken gegen eine R&#252;cknahme f&#252;r den Fall, da&#223; die Anordnung einer Sicherheitsleistung von Anfang an - etwa wegen Fehlens der Abfalleigenschaft der aufzubereitenden Leuchtstoffr&#246;hren - rechtswidrig gewesen sei oder nachtr&#228;glich durch die in Rede stehende Gesetzes&#228;nderung rechtswidrig geworden sei. Gr&#252;nde, die einem Widerruf entgegenst&#252;nden, seien nicht ersichtlich. Eine inhaltsgleiche Regelung m&#252;&#223;te nicht erneut erlassen werden, da mit der &#220;berf&#252;hrung von Abfallentsorgungsanlagen in das Immissionsschutzrecht die fr&#252;her ma&#223;gebliche Bestimmung des &#167; 8 Abs. 2 AbfG nicht mehr einschl&#228;gig sei und das jetzt eingreifende Bundes-Immissionsschutzgesetz eine Erm&#228;chtigungsgrundlage nicht biete. Ein Widerruf sei auch nicht aus anderen Gr&#252;nden unzul&#228;ssig; insbesondere gebe es keine Selbstbindung der Beh&#246;rden durch Weisung oder einheitliche Verwaltungspraxis, wie die Aufhebung einer entsprechenden Nebenbestimmung in einem anderen Fall durch die Bezirksregierung M. zeige. Das grunds&#228;tzlich er&#246;ffnete Ermessen der Beklagten verdichte sich hier zu einem Anspruch auf den Widerruf der Regelung, weil sich die ihr zugrundeliegende Rechtslage ge&#228;ndert habe, eine entsprechende Regelung nicht mehr getroffen werden d&#252;rfe und daher durch die nachtr&#228;gliche &#196;nderung der Rechtslage die Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r den Grundrechtseingriff entfallen sei. Auch der Grundsatz der Gesetzm&#228;&#223;igkeit der Verwaltung gebiete die Aufhebung der belastenden Regelung. &#167; 67 Abs. 7 Satz 1 BImSchG stehe dem nicht entgegen. Die Vorschrift solle lediglich im Hinblick auf die Zulassung den Bestandsschutz abfallrechtlich zugelassener Anlagen sicherstellen, diese im &#252;brigen aber den Bestimmungen des Bundes-Immissionsschutzgesetzes unterstellen; sie rechtfertige insbesondere nicht die Aufrechterhaltung einer belastenden Regelung wie die nach dem neuen Recht nicht mehr vorgesehene Forderung einer Sicherheitsleistung. Ziel der Gesetzes&#228;nderung, bei der eine entsprechende Rechtsgrundlage nicht in das Bundes-Immissionsschutzgesetz &#252;bernommen worden sei, sei es gewesen, die Anlagenbetreiber solcher Entsorgungsanlagen, die sich hinsichtlich der Nachsorge nicht wesentlich von Produktionsanlagen unterschieden, durch die Abschaffung der Sicherheitsleistung wirtschaftlich zu entlasten. Daher sei kein sachlicher Grund erkennbar, Betreiber von Altanlagen von dieser Verg&#252;nstigung auszunehmen. Der Antrag sei aber auch gem&#228;&#223; &#167; 51 VwVfG zul&#228;ssig, weil es f&#252;r die Berechnung der Frist des &#167; 51 Abs. 3 VwVfG nicht auf das Kennenm&#252;ssen, sondern auf die tats&#228;chliche Kenntnis von der ge&#228;nderten Rechtslage ankomme, die sie, die Kl&#228;gerin, erst in einem anwaltlichen Beratungsgespr&#228;ch am 31. August 1994 erlangt habe. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 20. Dezember 1994, der Kl&#228;gerin zugestellt am 23. Dezember 1994, wies die Beklagte den Widerspruch der Kl&#228;gerin zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat die Kl&#228;gerin am 23. Januar 1995 Klage erhoben, zu deren Begr&#252;ndung sie erg&#228;nzend geltend gemacht hat: &#167; 67 Abs. 7 Satz 1 BImSchG biete keinen materiellen Rechtsgrund f&#252;r das Festhalten an der nach altem Recht auferlegten Sicherheitsleistung. Es sei nicht Anliegen des Gesetzgebers gewesen, die Altanlagenbetreiber insoweit schlechter zu stellen und Wettbewerbsnachteilen auszusetzen. Hiergegen spreche auch, da&#223; Betreiber von Altanlagen jederzeit auf die erteilte abfallrechtliche Genehmigung verzichten und statt dessen eine neue immissionsschutzrechtliche Genehmigung beantragen k&#246;nnten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung ihres Bescheides vom 11. November 1994 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 20. Dezember 1994 zu verpflichten, die Nebenbestimmung unter III.4 des Genehmigungsbescheides vom 17. Januar 1992 aufzuheben, hilfsweise, die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides vom 11. November 1994 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 20. Dezember 1994 zu verpflichten, &#252;ber den Antrag vom 3. November 1994 auf Aufhebung der Nebenbestimmung unter III.4 des Genehmigungsbescheides vom 17. Januar 1992 unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks"> Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">und sich im wesentlichen auf die Begr&#252;ndung der erlassenen Bescheide bezogen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"> Durch das angefochtene Urteil hat das Verwaltungsgericht die Beklagte gem&#228;&#223; dem Hilfsantrag verpflichtet und im &#252;brigen die Klage abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Nach Zustellung des Urteils am 8. Mai 1996 hat die Beklagte am 3. Juni 1996 hiergegen Berufung eingelegt. Die Kl&#228;gerin hat am 26. Februar 1997 Anschlu&#223;berufung eingelegt. </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte macht geltend: Die Kl&#228;gerin habe keinen Anspruch auf erneute Bescheidung, weil ihr, der Beklagten, kein Ermessen er&#246;ffnet sei, &#252;ber den Widerruf zu entscheiden. Ein Widerruf der streitigen Nebenbestimmung w&#228;re n&#228;mlich unzul&#228;ssig. Zwar sei &#167; 8 Abs. 2 AbfG f&#252;r eine heute nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz zuzulassende Abfallentsorgungsanlage keine taugliche Rechtsgrundlage f&#252;r die Anordnung einer Sicherheitsleistung. F&#252;r Altanlagen enthalte aber &#167; 67 Abs. 7 BImSchG eine materielle Regelung, nach der die in einem abfallrechtlichen Zulassungsbescheid getroffenen Regelungen auch dann fortgelten, wenn die Abfallentsorgungsanlage nunmehr dem Regime des Bundes-Immissionsschutzgesetzes unterstehe. Zweck dieser Vorschrift sei es, wie sich auch aus den Gesetzesmaterialien ergebe, eine durch den Wechsel vom Abfall- ins Immissionsschutzrecht bedingte Schlechterstellung der Betreiber von Altanlagen zu verhindern und den betreffenden Anlagen Bestandsschutz zu gew&#228;hren, aber nicht, die Betreiber von Altanlagen, die nun dem Bundes-Immissionsschutzgesetz unterl&#228;gen, von der Verpflichtung zur Erbringung einer Sicherheitsleistung freizustellen und sie so &#252;ber das gesetzgeberische Ziel der Bestandssicherung hinaus rechtlich besserzustellen. Dies w&#252;rde aber erm&#246;glicht, k&#246;nnte sich der Anlagenbetreiber im Wege einer erneuten Sachentscheidung der Pflicht zur Erbringung einer Sicherheitsleistung entledigen. Daher sei auch kein Raum f&#252;r Ermessenserw&#228;gungen hinsichtlich etwaiger Wettbewerbsnachteile; der Gesetzgeber habe in Kenntnis m&#246;glicher Nachteile die abschlie&#223;ende Regelung geschaffen. Aus dem Vorstehenden folge auch, da&#223; ein - weitgehender - Anspruch auf Aufhebung der Nebenbestimmung sich insbesondere nicht aus &#167; 51 Abs. 1 Nr. 1 VwVfG ergebe, weil eine nachtr&#228;gliche &#196;nderung der Rechtslage zu Gunsten der Kl&#228;gerin nicht eingetreten sei.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil zu &#228;ndern und die Klage in vollem Umfang abzuweisen, sowie die Anschlu&#223;berufung zur&#252;ckzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">die Berufung zur&#252;ckzuweisen und - im Wege der Anschlu&#223;berufung - unter entsprechender &#196;nderung des erstinstanzlichen Urteils nach dem erstinstanzlichen Hauptantrag zu erkennen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> Zur Begr&#252;ndung macht sie geltend: Der Anspruch auf Aufhebung der belastenden Regelung zur Erbringung einer Sicherheitsleistung ergebe sich bereits aus &#167; 51 Abs. 1 Nr. 1 VwVfG. &#167; 67 Abs. 7 BImSchG stehe der Annahme einer nachtr&#228;glichen &#196;nderung der Rechtslage zu ihren Gunsten nicht entgegen; aus der Vorschrift folge nur, da&#223; die genehmigte Anlage gem&#228;&#223; der abfallrechtlich erteilten Genehmigung einschlie&#223;lich ihrer Nebenbestimmungen Bestandsschutz genie&#223;e. Ein solcher Fortbestand der Zulassungsentscheidung mit dem bisherigen Gehalt trotz eingetretener Rechts&#228;nderung werde in &#167; 51 Abs. 1 VwVfG gerade vorausgesetzt und k&#246;nne daher nicht gegen das Eingreifen dieser Regelung angef&#252;hrt werden. Da die sonstigen Voraussetzungen f&#252;r das Wiederaufgreifen des Verfahrens vorl&#228;gen und eine Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die streitige Anordnung nicht mehr bestehe, k&#246;nne sie, die Kl&#228;gerin, die Aufhebung beanspruchen. Dies gelte auch unabh&#228;ngig von &#167; 51 VwVfG bei Anwendung der &#167;&#167; 48, 49 VwVfG. Die Beklagte sei unter Ermessensreduzierung zum Widerruf verpflichtet, da sich bei der streitigen auf Dauer wirkenden Regelung die ihr zugrundeliegenden rechtlichen Verh&#228;ltnisse ge&#228;ndert h&#228;tten und die Anordnung nicht mehr erlassen werden d&#252;rfe. Der mit &#167; 67 Abs. 7 BImSchG bezweckte Bestandsschutz schlie&#223;e eine Besserstellung dadurch, da&#223; Altanlagen dem Regime des Bundes-Immissionsschutzgesetzes unterstellt werden sollten, nicht aus. Diese Besserstellung werde durch die allgemeinen Vorschriften &#252;ber die Aufhebung bestandskr&#228;ftiger Verwaltungsakte bewirkt. Jedenfalls habe die Beklagte nach Ermessen neu zu entscheiden. Ein Widerruf sei nicht unzul&#228;ssig. Daf&#252;r k&#246;nne &#167; 67 Abs. 7 BImSchG nicht herangezogen werden, da diese Vorschrift nicht materiell regele, da&#223; auf die erfa&#223;ten Anlagen nach wie vor &#167; 8 Abs. 2 AbfG anzuwenden sei.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Entscheidungsgr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist unbegr&#252;ndet. Die Beklagte kann das mit der Berufung verfolgte Ziel der Klageabweisung in vollem Umfang nicht erreichen, da ihre Verpflichtung zur Neubescheidung nicht zu ihren Lasten rechtswidrig ist. Die gem&#228;&#223; &#167; 127 Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) zul&#228;ssige Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin ist begr&#252;ndet; denn sie kann nicht nur eine Ermessensentscheidung &#252;ber die Aufhebung der Nebenbestimmung verlangen, sondern weitergehend deren Aufhebung. Die Beklagte ist daher unter Zur&#252;ckweisung ihrer Berufung auf die Anschlu&#223;berufung der Kl&#228;gerin gem&#228;&#223; dem erstinstanzlichen Hauptantrag zu verpflichten (&#167;&#167; 113 Abs. 5 Satz 1, 129 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin kann ihr Begehren auf Aufhebung der Nebenbestimmung III.4 zur Genehmigung vom 17. Januar 1992, die bestandskr&#228;ftig geworden ist, auf &#167; 51 Abs. 1 Nr. 1 VwVfG st&#252;tzen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte ist f&#252;r dieses Verwaltungshandeln zust&#228;ndig. Aus &#167; 51 Abs. 4 VwVfG folgt der Rechtsgedanke, da&#223; zur Entscheidung &#252;ber die Aufhebung oder &#196;nderung eines unanfechtbaren Verwaltungsakts die jetzt zur Entscheidung in der Sache, d.h. zum Erla&#223; des betroffenen Verwaltungsakts berufene Beh&#246;rde zust&#228;ndig ist. Zust&#228;ndig zur Erteilung der immissionsschutzrechtlichen Genehmigung, also zur Entscheidung &#252;ber den Genehmigungsantrag in bezug auf eine Anlage der von der Kl&#228;gerin betriebenen Art ist die Beklagte. Dies folgt aus &#167; 1 Abs. 1 der Verordnung zur Regelung von Zust&#228;ndigkeiten auf dem Gebiet des technischen Umweltschutzes (ZustVOtU) vom 14. Juni 1994 in der zur Zeit ma&#223;geblichen Fassung (SGV 282) in Verbindung mit Nr. 10.1.1 Unterziffer 1. der Anlage. Die Anlage der Kl&#228;gerin ist eine nach der Verordnung &#252;ber genehmigungsbed&#252;rftige Anlagen (4. BImSchV) in der jetzt ma&#223;geblichen Fassung genehmigungsbed&#252;rftige Anlage, die ganz oder teilweise einer Umweltsvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nach dem Gesetz &#252;ber die Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung (UVPG) zu unterwerfen ist. Nach Nr. 1 der Anlage zu &#167; 3 UVPG in Verbindung mit Nr. 27 des Anhangs zu dieser Anlage gilt dies f&#252;r die Zulassung von Abfallentsorgungsanlagen, wenn f&#252;r sie ein Verfahren mit &#214;ffentlichkeitsbeteiligung durchzuf&#252;hren ist; dies betrifft nach &#167; 2 Abs. 1 Nr. 1 4. BImSchV solche Anlagen, die in Spalte 1 des Anhangs aufgef&#252;hrt sind. Die Anlage der Kl&#228;gerin unterf&#228;llt Nr. 8.10 a) Spalte 1 des Anhangs. Sie ist eine Anlage zur Behandlung von besonders &#252;berwachungsbed&#252;rftigen Abf&#228;llen, auf die die Vorschriften des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes (KrW-/AbfG) Anwendung finden. Die in der Anlage der Kl&#228;gerin aufbereiteten Leuchtstoffr&#246;hren sind besonders &#252;berwachungsbed&#252;rftige Abf&#228;lle im Sinne von &#167; 41 Abs. 1 KrW-/AbfG in Verbindung mit &#167; 1 Nr. 1 der Bestimmungsverordnung besonders &#252;berwachungsbed&#252;rftige Abf&#228;lle - Bestb&#252;AbfV - vom 10. September 1996, BGBl. I 1366, weil sie unter Ziffer 20 der Anlage 1 zu dieser Verordnung mit dem Abfallschl&#252;ssel 20 01 21 aufgef&#252;hrt sind. Es steht auch zur &#220;berzeugung des Gerichts fest, da&#223; die Anlage der Kl&#228;gerin eine Anlage mit einem Durchsatz von 10 Tonnen je Tag oder mehr ist. Ma&#223;gebend f&#252;r die Beurteilung ist der durch die erteilte Genehmigung zugelassene Betriebsumfang. Dieser ist nicht ausdr&#252;cklich auf eine bestimmte t&#228;gliche Durchsatzleistung beschr&#228;nkt. Eine Beschr&#228;nkung auf einen Durchsatz von weniger als 10 Tonnen je Tag ergibt sich auch nicht aus der Kapazit&#228;t der genehmigten Anlage. Nach Angaben in den vorliegenden Verwaltungsvorg&#228;ngen und den Er&#246;rterungen in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Senat ist zugrunde zu legen, da&#223; die "Zerlegemaschine" eine Durchsatzkapazit&#228;t von 4.000 Leuchtstoffr&#246;hren entsprechend 1 Tonne je Stunde hat. Eine Beschr&#228;nkung der Betriebszeiten regelt die erteilte Genehmigung nicht, und auch sonst fehlen Anhaltspunkte daf&#252;r, da&#223; der bestimmungsgem&#228;&#223;e Betrieb einen Vollastbetrieb von 10 Stunden nicht zul&#228;&#223;t. Angesichts dessen ist auch unter Ber&#252;cksichtigung der in der m&#252;ndlichen Verhandlung gemachten Angaben zum tats&#228;chlichen Betriebsumfang davon auszugehen, da&#223; der zugelassene Betrieb die zust&#228;ndigkeitsbestimmende Durchsatzmenge erreicht.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 Nr. 1 VwVfG liegen vor. Die der Genehmigung vom 17. Januar 1992 zugrundeliegende Rechtslage hat sich in bezug auf die streitige Nebenbestimmung nachtr&#228;glich zu Gunsten der Kl&#228;gerin ge&#228;ndert. Eine &#196;nderung der Rechtslage liegt vor, wenn eine nachtr&#228;glich ergangene Rechtsvorschrift die f&#252;r den Erla&#223; des Verwaltungsakts ma&#223;geblichen Rechtsnormen mit Wirkung f&#252;r den erlassenen Verwaltungsakt, also dessen entscheidungserhebliche Voraussetzungen betreffend &#228;ndert; das ist, wenn die &#228;ndernde Rechtsvorschrift nicht r&#252;ckwirkend in Kraft tritt, der Fall, wenn sie einen Sachverhalt betrifft, der in einem Verwaltungsakt mit Dauerwirkung geregelt worden ist. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 13. Juni 1995 - 6 B 15.95 -, Buchholz 421.0 (Pr&#252;fungswesen), Nr. 351; Klappstein in Knack (Hrsg.), VwVfG, 4. A., &#167; 51 Rdnr. 5.2; Sachs in Stelkens/Bonk/ Sachs, VwVfG, 5. A., &#167; 51 Rdnr. 94.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks"> Rechtsgrundlage der Nebenbestimmung III.4, die der auf der Grundlage des &#167; 7 Abs. 2 des Abfallgesetzes (AbfG) vom 27. August 1986, BGBl. I, 1410 in der bis zum Inkrafttreten des Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetzes vom 22. April 1993, BGBl. I, 466 zum 1. Mai 1993 geltenden Fassung f&#252;r die Errichtung und den Betrieb der als ortsfeste Abfallentsorgungsanlage aufgefa&#223;ten Anlage der Kl&#228;gerin erteilten Plangenehmigung beigef&#252;gt worden war, war &#167; 8 Abs. 2 AbfG. Nach dieser Vorschrift konnte die zust&#228;ndige Beh&#246;rde in der Planfeststellung oder in der Genehmigung verlangen, da&#223; der Inhaber einer Abfallentsorgungsanlage f&#252;r die Rekultivierung sowie zur Verhinderung oder Beseitigung von Beeintr&#228;chtigungen des Wohls der Allgemeinheit nach Stillegung der Anlage Sicherheit leistet. Durch Art. 6 Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz ist &#167; 7 AbfG dahin ge&#228;ndert worden, da&#223; die Errichtung und der Betrieb von ortsfesten Abfallentsorgungsanlagen zur Lagerung oder Behandlung von Abf&#228;llen der Genehmigung nach den Vorschriften des Bundes-Immissionsschutzgesetzes, nicht aber einer weiteren abfallrechtlichen Zulassung bed&#252;rfen (Abs. 1). Ferner ist &#167; 8 Abs. 2 AbfG dahin gefa&#223;t worden, da&#223; eine Sicherheitsleistung nur noch vom Inhaber einer Anlage zur Ablagerung von Abf&#228;llen (Deponie) verlangt werden kann. Entsprechende Bestimmungen finden sich nun in &#167; 31 Abs. 2, &#167; 32 Abs. 3 KrW-/AbfG. Schlie&#223;lich ist durch Art. 8 Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz in &#167; 67 BImSchG ein Absatz 7 angef&#252;gt worden, nach dessen Satz 1 eine Planfeststellung oder Genehmigung nach dem Abfallgesetz als Genehmigung nach dem Bundes- Immissionsschutzgesetz fortgilt. Folge dieser Rechts&#228;nderung ist, da&#223; die f&#252;r eine Aufnahme der streitigen Nebenbestimmung geltende und in Bezug genommene Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die Anordnung einer Sicherheitsleistung f&#252;r Anlagen der hier in Rede stehenden Art weggefallen ist. </p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Der nachtr&#228;gliche Wegfall der Erm&#228;chtigungsgrundlage ber&#252;hrt die streitige Nebenbestimmung unmittelbar, weil diese eine Regelung mit Dauerwirkung ist. Eine solche ist dadurch gepr&#228;gt, da&#223; der Sachverhalt, der ihr zugrundeliegt und f&#252;r den sie Rechtsfolgen begr&#252;ndet, nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt fixiert ist, sondern f&#252;r einen bestimmten Zeitraum zugrundegelegt wird, sie mithin ein auf Dauer angelegtes Rechtsverh&#228;ltnis begr&#252;ndet oder inhaltlich &#228;ndert. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschlu&#223; vom 13. Juni 1995, a.a.O.; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Urteil vom 28. Juli 1983 - 2 S 299/81 -, NuR 1984, 102, 104, zu einer naturschutzrechtlichen Sicherheitsleistung.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Nebenbestimmung III.4 ist auf Rechtswirkungen jedenfalls f&#252;r die Dauer des genehmigten Anlagenbetriebs angelegt. Sie ersch&#246;pft sich nicht in der einmaligen Handlungspflicht, die Bankb&#252;rgschaft beizubringen, sondern begr&#252;ndet f&#252;r die Dauer des Betriebes und gegebenenfalls dar&#252;ber hinaus auch die Verpflichtung der Kl&#228;gerin, eine Vertragsgestaltung mit einer Bank beizubehalten, der ein Dauerrechtsverh&#228;ltnis in Gestalt eines B&#252;rgschaftsverh&#228;ltnisses zwischen der Bank und dem Land Nordrhein-Westfalen als Sicherungsnehmer entspricht. Diese auf Dauer angelegte Rechtswirkung der streitigen Anordnung entspricht Sinn und Zweck der Befugnis aus &#167; 8 Abs. 2 AbfG und der abfallrechtlichen Sicherheitsleistung. Diese zielt auf die Pflichten des Betreibers einer Abfallentsorgungsanlage, auch nach deren Stillegung Beeintr&#228;chtigungen des Wohls der Allgemeinheit, die beispielsweise von abgelagerten oder entsorgten Abf&#228;llen bzw. von R&#252;ckst&#228;nden der Abfallbehandlung oder von in der Anlage zur&#252;ckgelassenen, noch nicht behandelten Abf&#228;llen ausgehen k&#246;nnen, zu verhindern oder zu beseitigen. Die Sicherheitsleistung soll sicherstellen, da&#223; der Verpflichtete die notwendigen Schutzvorkehrungen nach Einstellung des Betriebes auch wirklich auf seine Kosten trifft und das Risiko einer etwaigen Zahlungsunf&#228;higkeit im Hinblick auf nach Stillegung erforderliche, oft erheblich kostenaufwendige Abwehrma&#223;nahmen den Verursacher trifft und nicht zu Lasten der Allgemeinheit geht. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 29. November 1991 - 7 C 6.91 -, BVerwGE 89, 215, 218; Kunig/Schwermer/Versteyl, AbfG, 2.A., 1992, &#167; 8 Rdnr. 32; Kunig/Paetow/Versteyl, KrW-/AbfG, 1998, &#167; 32 Rdnr. 77 f.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Sie erf&#252;llt ihren Sinn daher nur, wenn der Zeitraum bis zum m&#246;glichen Zeitpunkt der Realisierung der abzusichernden Pflichten abgedeckt wird.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts (NVwZ 1997, 820 ff.) steht &#167; 67 Abs. 7 Satz 1 BImSchG einer Wirkung des Wegfalls der Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die streitige Nebenbestimmung nicht entgegen. Mit dieser Vorschrift werden die genehmigungsrechtlichen Konsequenzen aus dem Wegfall des abfallrechtlichen Zulassungserfordernisses f&#252;r die von der Rechts&#228;nderung betroffenen Anlagen und aus der Unterstellung dieser Anlagen nur unter das immissionsschutzrechtliche Genehmigungserfordernis gezogen. Sinn und Zweck der &#220;bergangsbestimmung ist, wie auch im Gesetzgebungsverfahren zum Ausdruck gelangt ist</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">- vgl. BT-Drucks. 12/4208 S. 27 und 12/4340 S. 28 -, </p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks"> "sicherzustellen, da&#223; Anlagen, die k&#252;nftig zulassungsrechtlich dem Bundes- Immissionsschutzgesetz unterfallen, aber noch nach dem Abfallgesetz genehmigt oder planfestgestellt wurden, insoweit Bestandsschutz genie&#223;en, im &#252;brigen aber dem Regime des Bundes-Immissionsschutzgesetzes unterstellt werden." Der bezweckte Bestandsschutz ist auf das Zulassungsrecht bezogen; er bedeutet, da&#223; der Betreiber einer genehmigten Anlage keiner neuen Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz bedarf, die Anlage vielmehr als danach zugelassen gilt. Mangels einer abweichenden ausdr&#252;cklichen gesetzlichen Bestimmung zum fortgeltenden Genehmigungsinhalt erfa&#223;t die Fortgeltung die Altgenehmigung unver&#228;ndert, also mit dem zum Zeitpunkt der Gesetzes&#228;nderung gegebenen Inhalt einschlie&#223;lich beigef&#252;gter Nebenbestimmungen; dies gilt auch f&#252;r die Festsetzung einer Sicherheitsleistung nach &#167; 8 Abs. 2 AbfG oder f&#252;r eine Befristung.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Vgl. Czajka in Feldhaus, Bundesimmissionsschutzrecht Band I, &#167; 67 BImSchG Anmerkung 11; Hansmann in Landmann/Rohmer, Umweltrecht Band I, Stand: 15.3.1999, &#167; 67 BImSchG Rdnrn. 10 und 44; Jarass, BImSchG, 2.A., &#167; 67 Rdnr. 30.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"> Die durch die gesetzliche &#220;bergangsbestimmung bewirkte Fortgeltung auch der die Sicherheitsleistung anordnenden Nebenbestimmung hat aber nicht gleichsam aus sich selbst zur Folge, da&#223; die belastende auf Dauer angelegte Nebenbestimmung einer fortdauernden materiell-rechtlichen Grundlage nicht mehr bedarf oder die Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die von &#167; 67 Abs. 7 Satz 1 BImSchG erfa&#223;ten Anlagen in das nunmehr einschl&#228;gige Immissionsschutzrecht gleichsam hin&#252;bergezogen wurde. Ersteres w&#252;rde die allgemeinen Grunds&#228;tze f&#252;r die Betrachtung und zu den rechtlichen Voraussetzungen von Dauerverwaltungsakten in einer Weise durchbrechen, da&#223; es insofern einer - fehlenden - ausdr&#252;cklichen gesetzlichen Regelung bed&#252;rfte. Gegen ein Hin&#252;berziehen der Erm&#228;chtigungsgrundlage, die f&#252;r die abfallrechtlich gepr&#228;gte Nebenbestimmung ma&#223;geblich war, spricht schon deren mit der Rechts&#228;nderung einhergehende Beschr&#228;nkung auf Deponien und damit das Fehlen einer - ansonsten in der Technik der Gesetzgebung bei &#220;bergangsbestimmungen gegebenenfalls praktizierten - ausdr&#252;cklichen Anordnung der Fortgeltung alten Rechts. Die Unterstellung der nach dem Abfallgesetz zugelassenen Anlagen unter das "Regime" des Bundes-Immissionsschutzgesetzes bewirkt, da&#223; f&#252;r diese Anlagen nunmehr nur die materiell-rechtlichen Vorschriften des Immissionsschutzrechts ma&#223;geblich sind.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der vorbezeichnete Wegfall der Erm&#228;chtigungsgrundlage des &#167; 8 Abs. 2 AbfG w&#252;rde sich auf die streitige Nebenbestimmung nur dann nicht auswirken, wenn diese in einer Vorschrift des Bundes-Immissionsschutzgesetzes eine Entsprechung f&#228;nde. Das ist aber nicht der Fall. Eine Erm&#228;chtigungsgrundlage daf&#252;r, da&#223; - was in Bezug auf die streitige Nebenbestimmung allein in Betracht zu ziehen ist - zur Gew&#228;hrleistung der Pflichten zur Nachsorge nach &#167; 5 Abs. 3 BImSchG eine Sicherheitsleistung gefordert werden kann, gibt es nicht. &#167; 5 Abs. 3 BImSchG trifft hier zu keine Aussage. Auch &#167; 12 Abs. 1 BImSchG, wonach die Genehmigung unter Bedingungen erteilt oder mit Auflagen verbunden werden kann, soweit dies erforderlich ist, um die Erf&#252;llung der in &#167; 6 des Gesetzes genannten Genehmigungsvoraussetzungen, wozu auch die Erf&#252;llung der sich aus &#167; 5 Abs. 3 des Gesetzes ergebenden Nachsorgepflichten geh&#246;rt, sicherzustellen, bietet, obschon der Wortlaut nicht entgegensteht, f&#252;r die Forderung einer Sicherheitsleistung keine Erm&#228;chtigungsgrundlage. Die Unzul&#228;ssigkeit dieses Instruments zur Sicherstellung der Nachsorgepflichten folgt im Umkehrschlu&#223; zu &#167; 15 a Abs. 3 BImSchG, &#167; 56 Abs. 2 Bundesberggesetz und &#167; 8 Abs. 2 AbfG; nach diesen Vorschriften ist die zust&#228;ndige Beh&#246;rde ausdr&#252;cklich erm&#228;chtigt, zur Sicherstellung von Betreiberpflichten eine Sicherheitsleistung zu fordern. Dies zeigt, da&#223; der Gesetzgeber diesem Instrument ein erheblich belastendes Gewicht beimi&#223;t und es lediglich nach seiner Entscheidung besonders bedeutsamen Fallgestaltungen zuweisen will. Aus dem Fehlen einer entsprechenden Vorschrift zur Pflicht aus &#167; 5 Abs. 3 BImSchG ist zu schlie&#223;en, da&#223; f&#252;r den Bereich der immissionsschutzrechtlichen Nachsorgepflichten dieses Instrument nicht zugelassen ist. Dies best&#228;tigt die Entstehungsgeschichte der Vorschrift. Der Gesetzgeber hat bewu&#223;t davon Abstand genommen, der Beh&#246;rde die Befugnis zu geben, die Genehmigungserteilung mit der Forderung einer Sicherheitsleistung zu verkn&#252;pfen, nachdem zu einem entsprechenden Vorschlag im Referentenentwurf eines Dritten Gesetzes zur &#196;nderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes gem&#228;&#223; der inhaltlichen Wiedergabe bei Vallendar in UPR 1991, 91, 93 im Rahmen einer Sachverst&#228;ndigenanh&#246;rung Zweifel an der Praktikabilit&#228;t und Kritik daran vorgebracht worden waren, da&#223; den Unternehmen durch eine Sicherheitsleistung Geldmittel in betr&#228;chtlichem Umfang und f&#252;r lange Zeit entzogen w&#252;rden und sich dies vor allem f&#252;r kleine und mittlere Unternehmen sehr belastend auswirke.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Aus den vorstehenden Erw&#228;gungen folgt, da&#223; aus der in &#167; 67 Abs. 7 Satz 1 BImSchG angeordneten Fortgeltung einer Genehmigung nach Abfallrecht als Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz kein Grund herzuleiten ist, der dem Wegfall der Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die streitige Nebenbestimmung durch die mit dem Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetz in Kraft getretenen Rechts&#228;nderungen entgegengehalten werden kann. Damit steht fest, da&#223; sich die &#196;nderungen zu Gunsten der Kl&#228;gerin auswirken. Nach Wegfall der Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die streitige, auf Dauer angelegte Nebenbestimmung ist die Beklagte entgegen ihrer Auffassung auch nicht aus sonstigen Rechtsgr&#252;nden an der &#196;nderung der Genehmigung durch Aufhebung der Nebenbestimmung III.4 gehindert; insbesondere folgt aus &#167; 67 Abs. 7 Satz 1 BImSchG nicht, da&#223; eine nach dieser Vorschrift fortgeltende Nebenbestimmung von vornherein einer Aufhebung oder &#196;nderung entzogen w&#228;re. Die auch durch sonstige Bestimmungen des nunmehr ma&#223;geblichen Immissionsschutzrechts nicht ausgeschlossene Aufhebung beurteilt sich allein nach den allgemeinen Regeln des Verwaltungsrechts. </p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Liegen somit die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 Nr. 1 VwVfG vor, hat die Beklagte auf den Antrag der Kl&#228;gerin vom 3. November 1994 unter Durchbrechung der Bestandskraft &#252;ber die &#196;nderung der Genehmigung vom 17. Januar 1992 durch Aufhebung der Nebenbestimmung III.4 zu entscheiden. Denn der Antrag der Kl&#228;gerin ist zul&#228;ssig. Insbesondere ist die Antragsfrist von drei Monaten ab Kenntniserlangung von dem Grund f&#252;r das Wiederaufgreifen, &#167; 51 Abs. 3 VwVfG, gewahrt. Es spricht nichts daf&#252;r, da&#223; die Kl&#228;gerin fr&#252;her als drei Monate vor der Antragstellung Anfang November 1994 von dem Grund f&#252;r das Wiederaufgreifen Kenntnis erlangt hat; vielmehr ist das Vorbringen, erst aus Anla&#223; eines umfassenden Beratungsgespr&#228;chs mit einem Rechtsanwalt am 31. August 1994 von der f&#252;r die streitige Nebenbestimmung erheblichen &#196;nderung der Rechtslage erfahren zu haben, nachvollziehbar. Denn der Grund f&#252;r das Wiederaufgreifen schlie&#223;t &#252;ber die Kenntnis vom Inkrafttreten des Investitionserleichterungs- und Wohnbaulandgesetzes und der rechtlichen Folgen f&#252;r das Zulassungsverfahren hinaus auch ein, da&#223; mit dem Eingreifen allein des Immissionsschutzrechts keine Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die streitige Nebenbestimmung mehr besteht. Da&#223; die Kl&#228;gerin jedenfalls auch darauf bezogene Rechtskenntnisse bereits vor dem anwaltlichem Beratungsgespr&#228;ch erlangte, ist angesichts der Komplexit&#228;t der Zusammenh&#228;nge nicht anzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die im danach wiederaufzugreifenden Verfahren zu treffende Sachentscheidung ist nicht auf &#167;&#167; 48, 49 VwVfG zur&#252;ckzugreifen, vielmehr ist - schon im Hinblick auf &#167; 51 Abs. 5 VwVfG, wonach die Vorschriften der &#167;&#167; 48 Abs. 1 Satz 1, 49 Abs. 1 VwVfG unber&#252;hrt bleiben, die Entscheidungswege nach den genannten Vorschriften und nach &#167; 51 VwVfG also nebeneinander und unabh&#228;ngig voneinander gegeben sind - allein die f&#252;r den Verwaltungsakt jetzt geltende materielle Rechtslage ma&#223;gebend.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 21. April 1982 - 8 C 75.80 -, NJW 1982, 2204, 2205 sowie Klappstein, a.a.O. &#167; 51 Rdnr. 4.3; Sachs, a.a.O. &#167; 51 Rdnr. 29 ff.; Kopp, VwVfG, 6.A., &#167; 51 Rdnr. 10; Schwabe, JZ 1985, 545, 552.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks"> Nach dieser ist, wie sich aus den vorstehenden Er&#246;rterungen ergibt, eine Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die streitige, eine belastende Regelung darstellende Nebenbestimmung nicht mehr gegeben. Schon aus diesem Grund hat die Beklagte die Nebenbestimmung aufzuheben. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Ob dar&#252;ber hinaus ein Anspruch auf Aufhebung der Nebenbestimmung unmittelbar aus &#167; 49 Abs. 1 VwVfG oder aus &#167; 48 Abs. 1 VwVfG unabh&#228;ngig von und neben dem durch &#167; 51 VwVfG er&#246;ffneten Weg begr&#252;ndet ist, bedarf keiner Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1 und 2 VwGO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit wegen der Kosten auf &#167; 167 VwGO, &#167;&#167; 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde, die Revision zuzulassen (&#167; 132 Abs. 2 VwGO), liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,416
olgham-1999-08-30-18-u-2899
{ "id": 821, "name": "Oberlandesgericht Hamm", "slug": "olgham", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
18 U 28/99
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-14T10:24:10
Urteil
ECLI:DE:OLGHAM:1999:0830.18U28.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><u>T a t b e s t a n d :</u></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Klägers, die Zeugin M, betrieb aufgrund eines Vertrages mit der Beklagten eine Postagentur in N. Der Kläger arbeitete gelegentlich in dieser Postagentur mit. Mit der Klage verlangt er unter Vorlage der Ablichtung eines Einlieferungsscheines vom 06.08.1997 (Bl. 6 GA) von der Beklagten Schadensersatz mit der Behauptung, ein von ihm in der Postagentur seiner Ehefrau am 06.08.1997 aufgegebenes Wertpaket mit dem Inhalt französischer und US-amerikanischer Banknoten im Gegenwert von 64.500,00 DM sei abhanden gekommen. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im einzelnen hat er behauptet:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Er habe zusammen mit dem zwischenzeitlich verstorbenen iranischen Staatsangehörigen N einen Handel mit Fotoartikeln in Frankreich betrieben. Diese Fotoartikel seien bei deutschen Lieferanten bestellt, nach Frankreich verbracht und dort von Moeini gewinnbringend an iranische Kunden, die bar in Dollar oder Franc zu bezahlen pflegten, veräußert worden. Am 01.08.1997, einem Freitag, sei er, der Kläger, zu N nach Paris gefahren. N habe Außenstände von den iranischen Kunden im Gegenwert von 78.000,00 DM hereingeholt und ihm ausgehändigt. Einen Teil des Geldes habe er über das Bankkonto seiner Ehefrau in deutsche Währung umgetauscht. Banknoten im Gegenwert von 64.500,00 DM habe er am Dienstag, dem 05.08.1997, in seinem Büro in ein Paket gelegt und das Paket am Mittwoch, dem 06.08.1997, zur Postagentur seiner Ehefrau gebracht, den Einlieferungsschein (Ablichtung Bl. 6 GA) ausgefüllt und das Paket und den ausgefüllten Einlieferungsschein seiner Ehefrau übergeben, die die Einlieferung in das elektronische Erfassungssystem Epos eingegeben und das Paket entgegengenommen habe. Der Fahrer der Beklagten, der Zeuge Q3, habe das Paket noch am selben Tage mitgenommen. Im Bereich der Beklagten sei es abhanden gekommen. Hierzu hat er auf den unstreitigen Umstand verwiesen, daß das Paket den angegebenen Empfänger, den Bruder des Klägers in I, nicht erreicht hat. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat weiter behauptet, die Banknoten im Gegenwert von 64.500,00 DM seien dazu bestimmt gewesen, über seinen Bruder in I eine GmbH zu gründen, die den Handel mit Fotoartikeln mit Frankreich habe übernehmen sollen. </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">die Beklagte zu verurteilen, an ihn 64.500,00 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 04.09.1997 zu zahlen. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte hat beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"> die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Sie hat bestritten, daß der Kläger am 06.08.1997 ein Wertpaket über die Postagentur der Zeugin M eingeliefert habe und daß in dem Postpaket Devisen im Gegenwert von 64.500,00 DM gewesen seien. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien erster Instanz wird auf den Tatbestand des am 1. Dezember 1998 verkündeten Urteils der 11. Zivilkammer des Landgerichts Münster (Bl. 81 ff. GA) verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Landgericht hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugen M, Q2 und Q3. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt der Sitzungsniederschrift vom 1. Dezember 1998 (Bl. 66 ff. GA) Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch das angefochtene Urteil hat das Landgericht die Klage abgewiesen und zur Begründung ausgeführt, der beweisbelastete Kläger habe die Einlieferung eines Paketes mit einem Inhalt von Devisen im Gegenwert von 64.500,00 DM nicht bewiesen. Wegen der weiteren Einzelheiten der landgerichtlichen Begründung wird auf die Entscheidungsgründe des angefochtenen Urteils verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil richtet sich die fristgerecht eingereichte und begründete Berufung des Klägers, mit der er sein erstinstanzliches Begehren weiterverfolgt. Zur Begründung seiner Berufung ergänzt und vertieft er sein erstinstanzliches Vorbringen. Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt der Berufungsbegründung vom 19. März 1999 nebst Anlagen (Bl. 109 ff. GA) sowie den Inhalt des Schriftsatzes vom 26. August 1999 (Bl. 150 ff. GA) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks" style="margin-left:35px">unter Abänderung des angefochtenen Urteils die Beklagte zu verurteilen, an ihn 64.500,00 DM nebst 9,5 % Zinsen seit dem 04.09.1997 zu zahlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks"> die Berufung zurückzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Sie tritt dem angefochtenen Urteil unter näherer Darlegung bei. Wegen der Einzelheiten wird auf den Inhalt der Berufungserwiderung vom 5. Juli 1999 (Bl. 136 ff. GA) Bezug genommen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat Beweis erhoben durch uneidliche Vernehmung der Zeugin M. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf den Inhalt des Berichterstattervermerkes vom 30.08.1999 (Bl. 179 ff. GA) verwiesen. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><b><u>Entscheidungsgründe:</u></b></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht begründet. </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der vom Kläger verfolgte Schadensersatzanspruch ergibt sich nicht § 12 Abs. 5 des Gesetzes über das Postwesen in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. Juli 1989 (BGBl I S. 1449), zuletzt geändert durch Art. 6 des Post- und Telekommunikationsneuordnungsgesetzes vom 3. September 1994 (BGBl I S. 2368) - im folgenden Postgesetz alter Fassung -, der zur Zeit des im Streitfall in Rede stehenden Schadensfalles galt. Danach haftet die Beklagte grundsätzlich verschuldensunabhängig für den Verlust einer Sendung mit Wertangabe. </p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme läßt sich indes nicht feststellen, daß das nach Behauptung des Klägers am 06.08.1997 aufgegebene Wertpaket mit Devisen im Gegenwert von 64.500,00 DM im Bereich der Beklagten verlorengegangen ist. Denn der insofern beweisbelastete Kläger hat nicht bewiesen, daß er am 6. August 1997 ein Wertpaket mit französischen und US-amerikanischen Banknoten im Wert von 64.500,00 DM in der Postagentur seiner Ehefrau, der Zeugin M, eingeliefert hat. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">a)</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Überzeugung von der Richtigkeit der diesbezüglichen Behauptung des Klägers läßt sich nicht gem. § 418 ZPO schon aufgrund des Einlieferungsscheines vom 06.08.1997 gewinnen. Der Einlieferungsschein weist lediglich eine Erklärung einer für die Postagentur der Zeugin M handelnden Person aus, daß ein Wertpaket mit Wertangabe 65.000,00 DM eingeliefert worden sei, nicht aber die Richtigkeit dieser Erklärung. Das wäre nur dann anders, wenn der Einlieferungsschein eine öffentliche Urkunde i.S.d. § 418 ZPO wäre. Das ist aber nicht der Fall. Durch das Post- und Telekommunikationsneuordnungsgesetz ist die Post privatisiert worden. Während früher der Posteinlieferungsschein als öffentliche Urkunde angesehen wurde (vgl. RG HRR 40, S. 334) kann diese Einordnung nach der Privatisierung der Post nicht mehr aufrechterhalten werden. Vielmehr stellt sich der Einlieferungsschein nur noch als Quittung gem. § 368 BGB dar, deren Beweiswirkung sich nach § 416 ZPO beurteilt. Danach enthält die Quittung lediglich ein außergerichtliches Geständnis hinsichtlich des Leistungsempfangs und ist als solche nicht mehr als ein Indiz für die Wahrheit der zugestandenen Tatsache. Die Beweiskraft einer Quittung hängt vielmehr von den Umständen des Einzelfalles ab. Sie unterliegt der freien richterlichen Beweiswürdigung und kann durch jeden Gegenbeweis entkräftet werden. Der Gegenbeweis ist bereits dann geglückt, wenn die Überzeugung des Gerichts von der zu beweisenden Tatsache erschüttert wird; daß sie als unwahr erwiesen wird oder sich auch nur eine zwingende Schlußfolgerung gegen sie ergibt, ist nicht nötig (vgl. BGH WM 1988, S. 524 ff., 525). </p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">b)</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im Streitfall ist die Überzeugung des Senats von der Richtigkeit der von dem Kläger behaupteten Tatsache, am 06.08.1997 ein Wertpaket mit Devisen im Gegenwert von 64.500,00 DM in der Postagentur seiner Ehefrau eingeliefert zu haben, aufgrund der Widersprüche, Unklarheiten und Ungereimtheiten im Vorbringen des Klägers auch unter Berücksichtigung der Aussagen der Zeugin M in erster und zweiter Instanz sowie der erstinstanzlichen Aussage des Zeugen Q3 sowie der im Rechtsstreit vorgelegten schriftlichen Unterlagen erschüttert. Die erstinstanzliche Aussage der Zeugin Q2 ist für die Entscheidung des Rechtsstreits ohne Bedeutung, da sie zu den hier in Rede stehenden Vorgängen vom 06.08.1997 Angaben nicht machen konnte. </p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">aa)</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Gegen die Richtigkeit der Behauptung des Klägers sprechen insbesondere folgende Umstände:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Angesichts der bankmäßigen Möglichkeiten, Geld nach I zu überweisen, erscheint es bereits als außerordentlich ungewöhnlich, Geld in der behaupteten Größenordnung in einem Postpaket zu versenden. Darüber hinaus ist die von dem Kläger behauptete Herkunft der Devisen dunkel. Es gibt keinerlei Belege über die Verkäufe von Fotoartikeln in Frankreich. Nach der Darstellung des Klägers wurden die Fotoartikel an Händler verkauft. Daß diese keine Rechnungen brauchen, ist nicht glaubhaft. Die Händler würden diese Belege schon für ihre Buchführung zum Beleg des Wareneinkaufes brauchen. Daß in dem von dem Kläger behaupteten Umfange nur Bargeschäfte getätigt worden sein sollen, ist nicht gerade wahrscheinlich. </p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Darüber hinaus hat der Kläger sein Vorbringen im Rechtsstreit verschiedentlich gewechselt, ohne daß hierfür ein plausibler Grund ersichtlich ist. In der Klageschrift (Bl. 2 GA) hat der Kläger vortragen lassen, daß ihm die Devisen am 01.08.1997 von N übergeben worden seien. Dem entspricht auch die Bestätigung N vom 23.09.1997 (in Ablichtung Bl. 25 GA), die nach Angaben des Klägers im Senatstermin vom 30.08.1999 von ihm, dem Kläger selbst, formuliert worden ist. Im erstinstanzlichen Verhandlungstermin vom 01.12.1998 (vgl. Bl. 68 GA) hat der Kläger im Widerspruch hierzu dagegen angegeben, daß die Devisen von 78.000,00 DM in dieser Höhe erst während seines Aufenthaltes in Frankreich vom 01.08. bis 04.08.1997 zusammengebracht und deshalb auch erst am 04.08.1997 übergeben worden seien. Angesprochen auf den Widerspruch zum Inhalt der Klageschrift und der Bescheinigung vom 23.09.1997 hat der Kläger dann diese Erklärung wieder zurückgenommen und angegeben, dann sei der 01.08.1997 doch richtig (vgl. Bl. 70 GA). </p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Weiter hat der Kläger im Verhandlungstermin vom 01.12.1998 angegeben, daß Lieferantenverbindlichkeiten in der Größenordnung von lediglich bis 5.000,00 DM offenstanden, während er dann im weiteren Verlauf der Verhandlungen im Widerspruch hierzu erklärt hat, die Lieferantenverbindlichkeiten hätten sich aufgrund der Rechnungen vom 11.03.1997, 11.04.1997 und 02.05.1997 auf ca. 35.000,00 DM belaufen. Diese Erklärung paßt wiederum nicht mit der Aussage der Zeugin M zusammen, daß Rechnungen stets innerhalb der gesetzten Zahlungsziele bezahlt worden seien, was bedeuten würde, daß am 06.08.1997 Beträge aus den vorgenannten Rechnungen nicht mehr offen sein konnten. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Im erstinstanzlichen Verhandlungstermin hat der Kläger angekündigt, daß der Umtausch des Differenzbetrages zwischen nach eigener Behauptung erhaltenen Devisen im Gegenwert von 78.000,00 DM und nach eigener Behauptung übersandten Banknoten im Werte von 64.500,00 DM belegt werden könne, weil der Umtausch über das Konto der Ehefrau des Klägers gelaufen sei. Im Senatstermin vom 30.08.1999 hat der Kläger demgegenüber angegeben, daß der Umtausch nicht belegt werden könne. Das ist, wenn die erstinstanzliche Behauptung des Klägers, die Devisen seien über das Konto der Ehefrau umgetauscht worden, in keiner Weise nachvollziehbar. </p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Im Senatstermin vom 30.08.1999 hat der Kläger offene Rechnungen der Lieferfirma C vorgelegt. Es ist nicht nachzuvollziehen, daß der Kläger zur Begleichung dieser Rechnungen einen verzinslichen Kredit aufgenommen hat (vgl. Blatt 69 d. A.), wenn er selbst über Devisen im Gegenwert von 64.500,00 DM verfügte, die er ohne Zinsaufwand zur Begleichung dieser Rechnungen hätte einsetzen können. </p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Schließlich ist auch die Erklärung des Klägers, die Devisen hätten zum Zwecke der Gründung einer GmbH in I eingesetzt werden sollen, dunkel. Belege über diese Absicht, etwa einen Gesellschaftsvertrag, hat der Kläger nicht vorgelegt. Daß es nach Darstellung des Klägers mit dem Finanzamt in N nach einer Betriebsprüfung Schwierigkeiten gegeben habe, ist keine tragfähige Erklärung dafür, die GmbH in I gründen zu wollen. </p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">bb)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die unter Buchstaben aa) aufgeführten Widersprüchlichkeiten, Unklarheiten und Ungereimtheiten werden durch die von dem Kläger im Senatstermin vorgetragenen Argumente nicht ausgeräumt. </p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Daß der Kläger im Senatstermin vom 30.08.1999 ergänzend weitere Lieferantenrechnungen vorgelegt hat, die seine Behauptung, Fotoartikel im Werte von 57.000,00 DM eingekauft und in Frankreich für ca. 78.000,00 DM weiterverkauft zu haben, betragsmäßig stützen, spricht nicht durchgreifend dafür, daß die Ware entsprechend in Frankreich verkauft worden ist.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die schriftlichen Erklärungen des verstorbenen Mitarbeiters N vom 23.09.1997 sind ebenfalls viel zu allgemein gehalten, als daß sie die Behauptung des Klägers entscheidend stützen könnten. </p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Schließlich ist auch der vorgelegte Einlieferungsschein - wie bereits ausgeführt - nicht mehr als ein Indiz. Die Beweiskraft dieses Indizes ist darüber hinaus dadurch herabgesetzt, daß angesichts der Zugangsmöglichkeiten des Klägers zur Postagentur seiner Ehefrau dieser ohne weiteres in der Lage gewesen wäre, den Einlieferungsschein selbst herzustellen. </p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">cc)</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Richtigkeit der Behauptung des Klägers wird schließlich entscheidend auch nicht durch die Aussage der Zeugin M gestützt. Die Aussage der Zeugin M ist nämlich in wesentlichen Punkten ungenau und mit dem eigenen Vorbringen des Klägers nicht in Übereinstimmung zu bringen. </p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Es ist schon nicht recht nachzuvollziehen, weshalb die Zeugin mit ihrem Ehemann, dem Kläger, nicht darüber gesprochen haben will, inwiefern der nach Darstellung des Klägers in Frankreich erwirtschaftete Gewinn nicht zur Bezahlung offener Rechnungen, sondern zur Gründung einer GmbH eingesetzt werden sollte. Immerhin war die Zeugin im Außenverhältnis zu den Lieferantenfirmen Schuldnerin hinsichtlich des Kaufpreises für die gelieferten Fotoartikel. Sie mußte deshalb ein Interesse daran haben, daß der Gewinn entsprechend verwendet wurde. Soweit die Zeugin dazu angegeben hat, Lieferantenrechnungen seien ohnehin stets innerhalb des angegebenen Fälligkeitszeitraumes beglichen worden, ist dies nicht in Übereinstimmung zu bringen mit den eigenen erstinstanzlichen Angaben des Klägers, es seien Lieferantenschulden in Höhe von 35.000,00 DM aufgrund der Rechnungen von März bis Anfang Mai 1997 offen gewesen. Im übrigen sind von dem Kläger im Senatstermin weitere Rechnungen vorgelegt worden, die am 06.08.1997 unstreitig noch nicht bezahlt waren. </p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Soweit die Zeugin ausgesagt hat, von dem Differenzbetrag zwischen 78.000,00 DM und 64.500,00 DM seien Lieferantenrechnungen bezahlt worden, müßte dies belegbar sein. Belege sind indes weder von dem Kläger noch von der Zeugin vorgelegt worden. Die diesbezügliche Aussage der Zeugin M ist deshalb für den Senat nicht überprüfbar und damit fragwürdig. </p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Angesichts dieser Unklarheiten gewinnt der Umstand Bedeutung, daß die Zeugin als Ehefrau des Klägers ein eigenes persönliches und wirtschaftliches Interesse am Ausgang dieses Rechtsstreites haben dürfte. Insgesamt vermag der Senat deshalb der Aussage der Zeugin M nicht zu folgen. </p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Letztlich ist darauf hinzuweisen, daß selbst für den - vom Senat nicht für erwiesen gehaltenen - Fall, daß der Kläger tatsächlich ein Paket mit US-amerikanischen und französischen Banknoten eingeliefert hätte, keinerlei Feststellungen zum ungefähren Wert möglich wären. Welche Banknoten der Kläger in das Paket gelegt hat, hat jedenfalls niemand gesehen und mitgezählt, auch nicht die Ehefrau des Klägers. Die eigenen Angaben des Klägers (auch seiner Ehefrau gegenüber) sind kein Beweis; eine Parteivernehmung des Klägers nach § 448 ZPO kam nicht in Betracht. Es ist auch in keiner Weise belegt, welche Teilbeträge von den angeblich in Frankreich vereinnahmten (umgerechnet) 78.000,00 DM umgetauscht und anderweitig verwendet worden sind und wieviel Geld danach noch übrig geblieben ist. Dazu konnte auch die Ehefrau des Klägers keine auch nur einigermaßen präzisen Angaben machen.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Weitere Anspruchsgrundlagen sind nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist deshalb mit der Kostenfolge aus § 97 Abs. 1 ZPO zurückzuweisen. Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit rechtfertigt sich gem. § 708 Nr. 10, § 711 ZPO.</p>
114,417
olgk-1999-08-30-16-wx-12399
{ "id": 822, "name": "Oberlandesgericht Köln", "slug": "olgk", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 Wx 123/99
1999-08-30T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-11T10:39:20
Beschluss
ECLI:DE:OLGK:1999:0830.16WX123.99.01
<h2>Tenor</h2> Die weitere sofortige Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluß der 29. Zivilkammer des Landgerichts Köln vom 22.07.1999 - 29 T 61/99 - wird zurückgewiesen. Die Gerichtskosten des Verfahrens der weiteren sofortigen Beschwerde werden der Antragstellerin auferlegt. Eine Erstattung außergerichtlicher Kosten findet nicht statt. <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline;"><b>G r &#252; n d e</b></span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die weitere sofortige Beschwerde der Antragstellerin ist zul&#228;ssig. Sie ist insbesondere formgerecht eingelegt worden. Auch bei der Einlegung der Beschwerde zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle des Gerichts ist die Vertretung durch einen Bevollm&#228;chtigten m&#246;glich, wenn die Bevollm&#228;chtigung ordnungsgem&#228;&#223; nachgewiesen ist (Keidel/Kuntze/Winkler/Kahl, &#167; 21 FGG Rz. 18). Vorliegend hat die Antragstellerin die Bevollm&#228;chtigung ihres Lebensgef&#228;hrten, des Herrn J. A., zur Beschwerdeeinlegung der Rechtspflegerin gegen&#252;ber durch Vorlage ihres Personalausweises ausdr&#252;cklich best&#228;tigt. Gegenstand der Beschwerde, &#252;ber die der Senat zu entscheiden hat, ist allerdings nur das Protokoll der Rechtspflegerin vom 18.08.1999. Der der Rechtspflegerin &#252;berreichte Schriftsatz vom 17.08.1999, auf dem im Protokoll lediglich Bezug genommen ist, hat dagegen unber&#252;cksichtigt zu bleiben, da er der Form des &#167; 29 FGG nicht gen&#252;gt (Keidel/Kuntze/Winkler/Kahl, &#167; 29 FGG Rz. 29; OLG K&#246;ln, NJW-RR 1995, 968 f).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die weitere sofortige Beschwerde der Antragstellerin ist aber in der Sache unbegr&#252;ndet. Zu Recht hat das Landgericht in der angefochtenen Entscheidung die Anfechtung der Wahl der Verwaltungsratsmitglieder Frau B., Herr W. und Herr S. durch die Antragstellerin als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen. Bei der Wahl eines Verwaltungsbeirats gem. &#167; 29 WEG haben die Mitglieder der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft die Grunds&#228;tze ordnungsgem&#228;&#223;er Verwaltung zu beachten. Die Entscheidung dar&#252;ber, ob eine Ma&#223;nahme - hier die Wahl bestimmter Wohnungseigent&#252;mer zu Mitgliedern des Verwaltungsbeirates - noch ordnungsgem&#228;&#223;er Verwaltung entspricht, mu&#223; ber&#252;cksichtigen, da&#223; der Eigent&#252;mergemeinschaft insoweit ein erheblicher Ermessensspielraum zusteht und da&#223; sie nicht gen&#246;tigt ist, immer nur die Entscheidung zu treffen, die ein au&#223;enstehender unbeteiligter Dritter als die beste und die ausgewogenste Entscheidung bezeichnen w&#252;rde (vgl. insoweit Weitnauer-L&#252;ke, &#167; 21 WEG Rz. 12). Ordnungsgem&#228;&#223; ist in diesem Zusammenhang, was dem Interesse der Gesamtheit der Wohnungseigent&#252;mer nach billigem Ermessen entspricht. Gerade bei personellen Entscheidungen wird sich selten erreichen lassen, da&#223; die Ausgew&#228;hlten das uneingeschr&#228;nkte Vertrauen s&#228;mtlicher Wohnungseigent&#252;mer genie&#223;en. Da der Verwaltungsbeirat kein origin&#228;res Organ der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ist, seine Aufgabe vielmehr darin besteht, dort, wo die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft hierf&#252;r ein Bed&#252;rfnis sieht, den Verwalter und die Gemeinschaft bei der Erf&#252;llung ihrer Aufgaben zu unterst&#252;tzen (B&#228;rmann/Pick, &#167; 29 WEG Rz. 1), k&#246;nnen an die Eignung eines Wohnungseigent&#252;mers, das Amt eines Mitgliedes des Verwaltungsbeirates zu &#252;bernehmen, nicht die gleichen Anforderungen gestellt werden, wie an die Eignung f&#252;r das Amt des Verwalters. Die Bestellung eines Wohnungseigent&#252;mers zum Mitglied des Verwaltungsbeirates widerspricht deshalb nur dann ordnungsgem&#228;&#223;er Verwaltung, wenn schwerwiegende Gr&#252;nde gegen diese Person sprechen (Weitnauer/L&#252;ke, &#167; 29 WEG Rz. 3; Bub/Kreutzer/Rapp/Spiegelberger/Stuhrmann/Wenzel, &#167; 29 WEG Rz. 38; Bielefeld, Der Wohnungseigent&#252;mer, 16.3). Insbesondere bei kleineren Wohnungseigent&#252;mergemeinschaften, bei denen die Zahl der zur &#220;bernahme des Amtes bereiten Wohnungseigent&#252;mer gering ist, scheidet ein Wohnungseigent&#252;mer nicht schon deshalb als geeigneter Kandidat aus, weil er mit einem der anderen Wohnungseigent&#252;mer im Streit liegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung des vorstehend dargelegten Ma&#223;stabes sind die drei Wohnungseigent&#252;mer, die in der Versammlung vom 27.10.1998 in den Verwaltungsbeirat gew&#228;hlt wurden, f&#252;r dieses Amt nicht ungeeignet, ihre Wahl widerspricht also nicht den Grunds&#228;tzen ordnungsgem&#228;&#223;er Verwaltung. Insoweit kann zun&#228;chst auf den Beschlu&#223; des Amtsgerichts und die Entscheidung des Landgerichts, deren Gr&#252;nde sich der Senat vollinhaltlich zu eigen macht (&#167; 543 ZPO), Bezug genommen werden. Erg&#228;nzend hierzu ist noch auszuf&#252;hren: Entgegen der Ansicht der Antragstellerin war es weder rechtlich noch moralisch verwerflich, da&#223; die Verwalterin die Antragstellerin mit Billigung des Verwaltungsbeirates auf Zahlung r&#252;ckst&#228;ndiger Teile einer Sonderumlage in Anspruch genommen hat. Jedes Mitglied der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ist zur Erf&#252;llung der ihm obliegenden finanziellen Verpflichtungen auch dann verpflichtet, wenn andere Mitglieder der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ebenfalls mit ihren Zahlungspflichten im R&#252;ckstand sind.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Da&#223; ein Mitglied der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft, das f&#252;r den Verwaltungsbeirat kandidierte, sich geweigert hat, die Antragstellerin in der entsprechenden Wohnungseigent&#252;merversammlung zu vertreten, ist ebenfalls keine schwerwiegende Verfehlung. Dabei kann offen bleiben, ob ein anderes Mitglied der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft, auch wenn es dem Beirat angeh&#246;rt, &#252;berhaupt verpflichtet ist, eine solche Vertretung zu &#252;bernehmen, wenn die Teilungserkl&#228;rung eine derartige Verpflichtung nicht vorsieht, die Vertretung in Wohnungseigent&#252;merversammlungen dort vielmehr anders geregelt ist. In Anbetracht der unsicheren Rechtslage liegt jedenfalls keine schwere Verfehlung vor, die die Ungeeignetheit f&#252;r das Amt eines Mitglieds des Verwaltungsbeirates dokumentieren w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Da&#223; der Verwaltungsbeirat die Unregelm&#228;&#223;igkeiten des Verwalters bei der Jahresabrechnung 1995, die Gegenstand der Entscheidung des Senats vom 07.12.1998 - 16 Wx 177/98 - waren, nicht erkannt hat, reicht ebenfalls nicht aus, um die Beiratsmitglieder, die bereits 1996 und in der Folgezeit t&#228;tig waren, von einer Wiederwahl in den Beirat auszuschlie&#223;en. Die Mitglieder des Verwaltungsbeirates sind in der Regel Laien. Sie k&#246;nnen nicht alle Rechtsvorschriften, die etwa bei der Fertigung einer Jahresabrechnung zu beachten sind, &#252;berblicken. &#220;bersehen sie Fehler, die sp&#228;ter gerichtlich beanstandet werden, decken sie dabei aber nicht ihnen bekanntes strafrechtlich relevantes Verhalten des Verwalters, so verlieren sie nicht durch ihr einmaliges objektives Fehlverhalten die Eignung, k&#252;nftig wieder Mitglied des Verwaltungsbeirates zu werden. Es mu&#223; von ihnen lediglich verlangt werden, da&#223; sie k&#252;nftig die Vorgaben der Gerichte zum Inhalt der Jahresabrechnung beachten. Da&#223; dies vorliegend nicht geschehen w&#228;re, wird nicht behauptet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Da&#223; das Mitglied W. m&#246;glicherweise nicht die gen&#252;gende R&#252;cksicht gegen&#252;ber dem Gemeinschaftseigentum an den Tag legt, wenn es durch auslaufendes &#214;l aus seinem Motorrad eine im Gemeinschaftseigentum stehende Zufahrt immer wieder verschmutzt, nimmt ihm ebenfalls nicht die generelle Eignung, Mitglied des Verwaltungsbeirates zu werden. Die Antragstellerin ist hier ggf. darauf zu verweisen, das Mitglied auf Unterlassung der Besch&#228;digung des Gemeinschaftseigentums in Anspruch zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung f&#252;r das vorliegende Verfahren beruht auf &#167; 47 WEG. Es bestand keine Veranlassung, von dem Grundsatz abzuweichen, da&#223; in Wohnungseigentumssachen regelm&#228;&#223;ig keine Erstattung au&#223;ergerichtlicher Kosten erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Beschwerdewert f&#252;r das Rechtsbeschwerdeverfahren betr&#228;gt 5.000,00 DM.</p>
114,419
vg-koln-1999-08-27-11-k-990597
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 K 9905/97
1999-08-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-14T10:24:13
Urteil
ECLI:DE:VGK:1999:0827.11K9905.97.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 16.12.1996 lehnte der Beklagte einen Antrag der Klägerin auf Erteilung eines Bauvorbescheides zur Errichtung eines Spitz-, Walm- oder Pultdaches auf ihrem mit einem Flachdach versehenen Wohnhaus (Bungalow) T.-----weg 00 in 00000 G.       , unter Hinweis auf eine Gestaltungssatzung vom 15.10.1984 ab.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit dagegen erhobenem Widerspruch trug die Klägerin u. a. vor: Die Gestaltungssatzung sei formell unwirksam, weil sie nicht nach § 103 Abs. 1 Nr. 1 BauO NW 1970 von der Oberen Bauaufsichtsbehörde genehmigt worden sei und eine Übergangsvorschrift zur BauO NW 1984 nicht eingreife.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Mit <span style="text-decoration:underline">Widerspruchsbescheid</span> vom 21.10.1997 wies der Landrat des Erftkreises den Widerspruch mit der ergänzenden Begründung zurück, dass formelle Mängel der Gestaltungssatzung 1984 nicht vorlägen, insbesondere eine Genehmigung nicht erforderlich gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit der rechtzeitig erhobenen <span style="text-decoration:underline">Klage</span> wird ergänzend zum Widerspruch vorgetragen: Die Gestaltungssatzung aus 1984 enthalte</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">i. w. planerische Elemente und sei deshalb unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die nunmehr neu beschlossene Gestaltungssatzung vom 20.11.1997 leide an formellen Mängeln (Fehlen eines Datums in der Überschrift; Wortabweichung in § 4: "ihrer" anstatt "der") und sei wie die Vorgängersatzung materiell unwirksam.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">den Beklagten unter Aufhebung des Bescheides vom 16.12.1996 und des Widerspruchsbescheides des Landrates des Erftkreises vom 21.10.1997 zu verpflichten, der Klägerin antragsgemäß einen positiven Bauvorbescheid zur Errichtung eines Spitz-, Walm- oder Pultdaches auf dem Wohnhaus T.-----weg 00 in G.       zu erteilen,<span style="text-decoration:underline">hilfsweise</span> festzustellen,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">dass der Ablehnungsbescheid vom 16.12.1996 rechtswidrig war und der Beklagte seinerzeit verpflichtet war, den beantragten Vorbescheid zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Wegen weiterer Einzelheiten wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsvorgänge verwiesen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die angefochtenen Bescheide sind rechtmäßig.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">1)   Die Klägerin hat keinen Anspruch auf den beantragten Vorbescheid, weil die geplante Dachaufstockung nach der wirksamen <span style="text-decoration:underline">Ortsgestaltungssatzung vom 20.11.1997</span> unzulässig ist.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Satzung ist formell wirksam. Die Bekanntmachung im Amtsblatt ist zwar insoweit <span style="text-decoration:underline">unvollständig</span>, als die Überschrift nicht das Datum erhalten hat, unter dem die Bekanntmachungsanordnung vom Bürgermeister unterzeichnet worden ist; die damit verletzte Formvorschrift des § 2 Abs. 5 der BekanntmVO NW enthält jedoch lediglich einen redaktionellen Hinweis und gehört nicht zu den zwingenden Formalia, die abschließend in § 2 Abs. 4 der BekanntmVO aufgeführt sind. Die von der Klägerin in § 4 der Gestaltungssatzung 1997 beanstandete Abweichung vom Wortlaut des Ratsbeschlusses ist unwesentlich (wenn auch vermeidbar). Da die Gestaltungssatzung 1997 wegen möglicher <span style="text-decoration:underline">formeller</span> Mängel der sachlich gleichlautenden Satzung vom 15.10.1984 beschlossen wurde und nicht wegen neuer bauordnungsrechtlicher Tatsachen, Erkenntnisse und Überlegungen, bedurfte es auch keiner neuen Abwägung der maßgeblichen Belange der vorgeschriebenen Flachdachgestaltung. Es gelten weiterhin die schriftliche Begründung für die Gestaltungssatzung vom 15.10.1984 und die dazu angestellten, schriftlich niedergelegten Vorüberlegungen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die vorgeschriebene Flachdachgestaltung ist <span style="text-decoration:underline">sachlich</span> nicht zu beanstanden; die genannte Begründung enthält im wesentlichen <span style="text-decoration:underline">gestalterische</span> Elemente</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">- freier Blick auf die Kölner Bucht und einen Park; Anpassung des Siedlungsbildes an die Topographie -</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">und hält sich damit</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">- trotz des Vorhandenseins des untergeordneten planerischen Elements der Einheitlichkeit der Bebauung - im Rahmen der Ermächtigung des § 86 Abs. 1 Nr. 1 BauO NW 1995.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG Lüneburg, Urteil vom 27.08.1991 - 11 L 254/89 -BauR 1992, 212.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die durchaus abwägungsrelevanten Belange einiger Eigentümer der betroffenen Grundstücke - Schaffung weiteren Wohnraumes, technische Mängel von Flachdächern - sind vom Satzungsgeber als abzuwägende Elemente erkannt worden (vgl. Anlage zur Beschlußvorlage und Niederschrift der am 23.02.1984 durchgeführten Einwohnerversammlung), dann aber rechtsfehlerfrei zugunsten der oben genannten Gestaltungselemente verworfen worden.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG Lüneburg, Beschluss vom 30.06.1987 - 1 C 19/86 - BRS 47 Nr. 13.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine <span style="text-decoration:underline">Abweichung</span> von der Festsetzung der Gestaltungssatzung musste vom Beklagten nicht gem. § 73 BauO NW 1995 zugelassen werden, weil eine andere als die festgesetzte Dachform dem in der Gestaltungssatzung festgelegten <span style="text-decoration:underline">öffentlichen</span> Interesse ersichtlich zuwiderläuft (und zudem nachbarliche Interessen berührt).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">2)   Der von der Klägerin gestellte <span style="text-decoration:underline">Hilfsantrag</span> ist als <span style="text-decoration:underline">Fortsetzungsfeststellungsklage</span> wegen möglicher Geltendmachung eines Amtshaftungsanspruchs gem. § 113 Abs. 1 letzter Satz VwGO zulässig; er ist aber unbegründet, weil der beantragte Vorbescheid auch nach der Rechtslage <span style="text-decoration:underline">vor</span> der Bekanntmachung der Gestaltungssatzung 1997 nicht zugunsten der Klägerin hätte erteilt werden dürfen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die bereits genannte Gestaltungssatzung vom 15.10.1984 ist <span style="text-decoration:underline">formell wirksam</span>, bedurfte insbesondere nicht einer Genehmigung der Oberen Bauaufsichtsbehörde gem. § 103 BauO NW 1970.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Gemäß § 83 Abs. 2 letzter Satz BauO NW 1984 traten die (neuen) Vorschriften über die Ermächtigung zum Erlass von örtlichen Bauvorschriften bereits am Tage nach der Verkündung der BauO NW 1984 in Kraft</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">- also am <span style="text-decoration:underline">01.08.1984</span>; die übrigen Vorschriften traten erst am 01.01.1985 in Kraft -.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Obwohl der Rat der Stadt G.       die Satzung am 26.06.1984 - also vor dem Stichtag 01.08.1984 - beschlossen hatte, richtete sich das rechtliche Erfordernis einer Genehmigung nach den Vorschriften, die im Zeitpunkt der (gedachten) Erteilung der Genehmigung galten; der Landrat des Erftkreises war also berechtigt, den Genehmigungsantrag des Beklagten vom 27.08.1984 nach der neuen Vorschrift des § 81 BauO NW 1984 zu behandeln und eine Genehmigung nicht vorzunehmen (dies gilt unabhängig von der vorliegend nicht einschlägigen Vorschrift des § 83 Abs. 3 BauO NW 1984).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Gestaltungssatzung 1984 ist nach dem oben Ausgeführten <span style="text-decoration:underline">materiell wirksam</span> und stellte ein rechtliches Hindernis für eine andere als die dort festgelegte Dachkonstruktion ohne Abweichungsmöglichkeit gem. § 73 BauO NW 1995 dar.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO.</p>
114,420
ovgnrw-1999-08-27-13-a-6199a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
13 A 61/99.A
1999-08-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:23
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0827.13A61.99A.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger sind jugoslawische Staatsangeh&#246;rige albanischer Volkszugeh&#246;rigkeit aus dem Kosovo. Die Kl&#228;ger zu 1. und 2. reisten erstmals im November 1988 in die Bundesrepublik Deutschland ein. Nachdem ihr erster Asylantrag Anfang 1989 bestandskr&#228;ftig abgelehnt worden war, stellten sie und der 1989 in Deutschland geborene Kl&#228;ger zu 3. nach erneuter Einreise im September 1991 einen (erneuten) Asylantrag. Mit Bescheiden vom 28. Dezember 1994 lehnte das Bundesamt f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge (Bundesamt) bez&#252;glich der Kl&#228;ger zu 1. und 2. die Durchf&#252;hrung weiterer Asylverfahren und bez&#252;glich des Kl&#228;gers zu 3. den Asylantrag ab. Die Voraussetzungen der &#167;&#167; 51 Abs. 1, 53 AuslG wurden verneint. Zugleich forderte das Bundesamt die Kl&#228;ger unter Androhung der Abschiebung nach Jugoslawien zur Ausreise auf. </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die hierauf erhobene Klage der Kl&#228;ger mit dem Antrag, </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1. die Beklagte unter Aufhebung der Bescheide des Bundesamtes f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge vom 28. Dezember 1994 zu verpflichten, sie als Asylberechtigte anzuerkennen und festzustellen, da&#223; die Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG sowie Abschiebungshindernisse nach &#167; 53 AuslG vorliegen,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">2. die Abschiebungsandrohungen in den Bescheiden des Bundesamtes f&#252;r die Anerkennung ausl&#228;ndischer Fl&#252;chtlinge vom 28. Dezember 1994 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">hat das Verwaltungsgericht Arnsberg die Beklagte durch Urteil vom 18. November 1998 unter Aufhebung der insoweit entgegenstehenden Bescheide des Bundesamtes verpflichtet, das Vorliegen von Abschiebungshindernissen nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG im Hinblick auf eine Abschiebung nach Jugoslawien festzustellen; im &#252;brigen hat es die Klage abgewiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, die Voraussetzungen f&#252;r die Gew&#228;hrung von Abschiebungsschutz nach den &#167;&#167; 51, 53 AuslG seien nicht gegeben. Es l&#228;ge aber ein Abschiebungshindernis nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG vor, weil aufgrund der von heftigen K&#228;mpfen zwischen der UCK und serbischen Sicherheitskr&#228;ften gekennzeichneten Lage im Kosovo die beachtliche Wahrscheinlichkeit einer landesweit drohenden konkreten Gefahr bestehe, da&#223; die Kl&#228;ger als Kosovo-Albaner Opfer eines Gefechtes oder serbischen &#220;berfalls auf ein Dorf oder eine Stadt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der vom Senat bez&#252;glich des stattgebenden Teils des Urteils des Verwaltungsgerichts zugelassenen Berufung beantragt der Beteiligte,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">das angefochtene Urteil teilweise zu &#228;ndern und die Klage in vollem Umfang abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Wegen des &#252;brigen Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Streitakte und der Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"> II.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Senat entscheidet &#252;ber die Berufung durch Beschlu&#223; nach &#167; 130 a VwGO, weil er sie einstimmig f&#252;r begr&#252;ndet und die Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt. Die Beteiligten sind zu dieser Entscheidungsform geh&#246;rt worden.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Gegenstand des Berufungsverfahrens ist aufgrund des Urteils des Verwaltungsgerichts und der beschr&#228;nkten Zulassung der Berufung im Beschlu&#223; vom 13. Januar 1999 nur die Frage eines etwaigen Abschiebungsschutzes nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG. Die Fragen der Durchf&#252;hrung eines weiteren Asylverfahrens bez&#252;glich der Kl&#228;ger zu 1. und 2., des Asylbegehrens des Kl&#228;gers zu 3. und des Vorliegens der Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 AuslG sind durch das Urteil des Verwaltungsgerichts rechtskr&#228;ftig ablehnend entschieden worden; sie sind dementsprechend nicht Gegenstand des Berufungsverfahrens.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG betreffende Berufung des Beteiligten ist begr&#252;ndet. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Beklagte zu Unrecht verpflichtet, das Vorliegen von Abschiebungshindernissen nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG im Hinblick auf Jugoslawien festzustellen. </p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Von der Abschiebung eines Ausl&#228;nders in einen anderen Staat kann abgesehen werden, wenn dort f&#252;r diesen Ausl&#228;nder eine erhebliche konkrete Gefahr f&#252;r Leib, Leben oder Freiheit besteht. Gefahren in diesem Staat, denen die Bev&#246;lkerung oder die Bev&#246;lkerungsgruppe, der der Ausl&#228;nder angeh&#246;rt, allgemein ausgesetzt ist, werden bei Entscheidungen nach &#167; 54 ber&#252;cksichtigt (&#167; 53 Abs. 6 AuslG). Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und des Bundesverwaltungsgerichts zum Zusammenwirken und zur verfassungskonformen Auslegung dieser Regelungen und ihres Zusammenwirkens </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerfG, Beschlu&#223; vom 21. Dezember 1994 - 2 BvL 81 u. 82/92 - , InfAuslR 1995, 251; BVerwG, Urteile vom 17. Oktober 1995 - 9 C 9.95 -, DVBl. 1996, 203, vom 4. Juni 1996 - 9 C 134.95 -, InfAuslR 1996, 289 und vom 19. November 1996 - 1 C 6.95 -, InfAuslR 1997, 193</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">ist Abschiebungsschutz nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG wegen der dort genannten Gefahren grunds&#228;tzlich nur bei einer individuellen Gefahrenlage zu gew&#228;hren. Berufen sich Asylsuchende lediglich auf allgemeine Gefahren im Sinne des &#167; 53 Abs. 6 Satz 2 AuslG, die nicht nur ihnen pers&#246;nlich, sondern ihrer Bev&#246;lkerungsgruppe im Zielland drohen, ist Abschiebungsschutz auch f&#252;r den Einzelnen ausschlie&#223;lich durch eine generelle Regelung gem&#228;&#223; &#167; 54 AuslG zu gew&#228;hren. Danach erfa&#223;t &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG allgemeine Gefahren i.S.d. &#167; 53 Abs. 6 Satz 2 AuslG auch dann nicht, wenn sie den einzelnen Ausl&#228;nder konkret und in individualisierbarer Weise betreffen. Nur dann, wenn dem einzelnen Ausl&#228;nder Abschiebungsschutz nach &#167; 53 Abs. 1 bis 4 und an sich auch nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG nicht zusteht, er aber gleichwohl nicht abgeschoben werden darf, weil die Grundrechte aus Art. 1 Abs. 1, Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG wegen einer extremen Gefahrenlage die Gew&#228;hrung von Abschiebungsschutz unabh&#228;ngig von einer Ermessensentscheidung nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 2, &#167; 54 AuslG gebieten, ist &#167; 53 Abs. 6 Satz 2 AuslG verfassungskonform einschr&#228;nkend dahin auszulegen, da&#223; eine Entscheidung nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG nicht ausgeschlossen ist. </p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Bei der Prognose, die der Feststellung einer solchen extremen Gefahrenlage vorangehen mu&#223;, kann nicht unber&#252;cksichtigt bleiben, da&#223; zur Zeit und auf absehbare Zeit eine Abschiebung der Kl&#228;ger nicht zu erwarten ist und auf welchen Gr&#252;nden dies beruht.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Einerseits drohte nach der Rechtsprechung des Senats </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteile vom 19. Januar 1998 - 13 A 2296/94.A - und vom 11. M&#228;rz 1999 - 13 A 3894/94.A -</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">und des ebenfalls f&#252;r asylsuchende albanische Volkszugeh&#246;rige aus dem Kosovo zust&#228;ndigen 14. Senats des erkennenden Gerichts</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteile vom 21. Januar 1998 - 14 A 2730/94.A - und vom 24. Februar 1999 - 14 A 3840/94.A - </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">albanischen Volkszugeh&#246;rigen allein wegen ihrer Volkszugeh&#246;rigkeit keine beachtlich wahrscheinliche Gefahr staatlicher Verfolgungsma&#223;nahmen oder sonstige abschiebungsrechtlich bedeutsame Gefahr.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Andererseits erfolgte die R&#252;ckf&#252;hrung abgelehnter Asylbewerber in die Bundesrepublik Jugoslawien seit Ende 1996 auf der Grundlage des Abkommens &#252;ber die R&#252;ckf&#252;hrung und R&#252;ck&#252;bernahme von ausreisepflichtigen deutschen und jugoslawischen Staatsangeh&#246;rigen vom 10. Oktober 1996. Gem&#228;&#223; Art. 5 Abs. 4 dieses Abkommens geschieht die R&#252;ckf&#252;hrung auf dem Luftwege und wird grunds&#228;tzlich von den nationalen Fluggesellschaften des um die R&#252;ck&#252;bernahme ersuchten Staates durchgef&#252;hrt. Der Europ&#228;ische Rat hat allerdings wegen "ernsthafter Verletzung der Menschenrechte und des humanit&#228;ren V&#246;lkerrechts" im Kosovo durch "willk&#252;rliche Gewaltakte und brutale Repression (der Regierung) gegen ihre eigenen B&#252;rger" am 15. Juni 1998 als Sanktion gegen die Bundesrepublik Jugoslawien beschlossen, u. a. der nationalen jugoslawischen Fluggesellschaft JAT die Landerechte in den EU-Staaten zu entziehen. Die Verordnung (EG) Nr. 1901/98 vom 7. September 1998 zur Umsetzung dieses Flugverbotes ist mit Ver&#246;ffentlichung im Amtsblatt der EG (ABl. L 248) vom 8. September 1998, S. 1, in Kraft getreten. Da die EU-Verordnung keine Ausnahmen f&#252;r R&#252;ckf&#252;hrungsfl&#252;ge vorsieht, sind seither Abschiebungen jugoslawischer Staatsangeh&#246;riger in ihr Herkunftsland nicht mehr m&#246;glich. Das nordrhein-westf&#228;lische Ministerium f&#252;r Inneres und Justiz hat deshalb auch mit Erla&#223; vom 9. September 1998 - I B 3/44.386-I 14, I B 5/6.2.1 - die nachgeordneten Beh&#246;rden gebeten, Duldungen gem&#228;&#223; &#167; 55 Abs. 2 AuslG zu erteilen und f&#252;r eine Freilassung der in Abschiebehaft befindlichen jugoslawischen Staatsangeh&#246;rigen Sorge zu tragen. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Bei dieser Sach- und Rechtslage, von der, weil das R&#252;ckf&#252;hrungsabkommen von keiner Seite gek&#252;ndigt worden ist und das Flugverbot f&#252;r die JAT nach wie vor besteht, auch gegenw&#228;rtig noch auszugehen ist, </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Beschlu&#223; vom 24. August 1999 - 14 A 498/99.A - ,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> ist es verfassungsrechtlich nicht geboten, zus&#228;tzlich Abschiebungsschutz gem&#228;&#223; &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG in bezug auf die Bundesrepublik Jugoslawien trotz der Sperrwirkung des Satzes 2 dieser Vorschrift zu gew&#228;hren. Das Zusammenwirken der Regelungen im R&#252;ck&#252;bernahmeabkommen mit dem Flugverbot f&#252;r die JAT f&#252;hrt zu einer Lage, die in ihren Auswirkungen einer generellen Regelung gem&#228;&#223; &#167; 54 AuslG nahekommt. Zwar steht nicht fest, wie lange das Flugverbot f&#252;r die JAT Bestand haben wird. Der Senat hat jedoch keine Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme, da&#223; es zu einem Zeitpunkt aufgehoben werden k&#246;nnte und die R&#252;ckf&#252;hrung von abgelehnten Asylbewerbern dann wieder aufgenommen wird, wenn in der Bundesrepublik Jugoslawien Verh&#228;ltnisse bestehen, die f&#252;r albanische Volkszugeh&#246;rige aus dem Kosovo eine Gefahrenlage im Sinne des &#167; 53 Abs. 6 Satz 2 AuslG darstellen, ohne da&#223; eine Regelung gem&#228;&#223; &#167; 54 AuslG besteht. Eine R&#252;ckf&#252;hrung der Kl&#228;ger auf dem Luftwege &#252;ber Belgrad mit Weiterreise in den Kosovo, wobei sie eventuell Gefahren iSd &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG ausgesetzt sein k&#246;nnten, ist daher gegenw&#228;rtig auszuschlie&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im &#252;brigen ist auch nicht feststellbar, da&#223; den Kl&#228;gern gegenw&#228;rtig in ihrer Heimat unabh&#228;ngig von ihrer Volkszugeh&#246;rigkeit individuelle Gefahren im Sinne des &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit drohen. Dies gilt erst recht angesichts der derzeitigen Lage im Kosovo, weil aufgrund der mit dem Einr&#252;cken sog. Kfor- Truppen verbundenen gravierenden &#196;nderung der tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse offensichtlich nicht mehr die Gefahr einer politischen Verfolgung des albanischen Bev&#246;lkerungsteils des Kosovo und damit der Kl&#228;ger in Form der Gruppenverfolgung durch Umsetzung eines Vertreibungsprogramms des serbischen Staates besteht,</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NW, Beschlu&#223; vom 05. Juli 1999 - 13 A 1856/98.A - und 20. Juli 1999 - 13 A 1135/98.A sowie vom 19. August 1999 - 14 A 1229/98.A -,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">und nach Einstellung der milit&#228;rischen Auseinandersetzungen und Abzug des jugoslawischen Milit&#228;rs nebst Sonderpolizeieinheiten und Paramilit&#228;rgruppen - dies ist allgemeinkundig (&#167; 291 ZPO) und bedarf keines Nachweises - die vom Verwaltungsgericht gesehene Gefahr, da&#223; die Kl&#228;ger Opfer eines Gefechts oder serbischen &#220;berfalls werden k&#246;nnten, auf absehbare Zeit ausgeschlossen ist. Insoweit scheidet ein Abschiebungshindernis nach &#167; 53 Abs. 6 Satz 1 AuslG auch vor dem Hintergrund einer f&#252;r die Zukunft nicht auszuschlie&#223;enden R&#252;ckf&#252;hrung von Kosovo-Albanern &#252;ber den wieder ge&#246;ffneten Flughafen Pristina,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu die Erlasse des Innenministeriums des Landes Nordrhein- Westfalen vom 4. und 10. August 1999 - I B 5/6.2.1 - und die Presseinformation des Innenministeriums vom 20. August 1999 bez&#252;glich freiwilliger R&#252;ckkehr,</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">oder &#252;ber den Flughafen Skopje und Bustransfer in den Kosovo aus.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Nach alledem ist der Berufung mit den Nebenentscheidungen aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO, &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 10, 711, 713 ZPO und &#167; 132 Abs. 2 VwGO stattzugeben. </p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,421
ovgnrw-1999-08-27-3-b-212098
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 B 2120/98
1999-08-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:40
2019-02-12T13:54:23
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0827.3B2120.98.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Senat entscheidet &#252;ber die Zulassung der Beschwerde und zugleich &#252;ber die Beschwerde selbst; die Beteiligten sind vor- her auf diese M&#246;glichkeit hingewiesen worden und hatten Gele- genheit zur (erg&#228;nzenden) Stellungnahme. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">I. Die Beschwerde ist wegen eines erstinstanzlichen Verfah- rensmangels zuzulassen, auf dem die angefochtene Entscheidung beruhen kann (&#167; 146 Abs. 4, &#167; 124 Abs. 2 Nr. 5 VwGO). </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dem Antragsteller war mit richterlicher Verf&#252;gung vom 11. August 1998 eine Frist von drei Wochen zur Gegen&#228;u&#223;erung auf die Antragserwiderung des Antragsgegners einger&#228;umt worden. Indem das Verwaltungsgericht w&#228;hrend der noch laufenden &#196;u&#223;erungsfrist mit dem angefochtenen Beschlu&#223; vom 25. August 1998 &#252;ber den Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO entschieden hat, hat es gegen den Grundsatz rechtlichen Geh&#246;rs i.S.v. Art. 103 Abs. 1 GG, &#167; 108 Abs. 2 VwGO versto&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 15. August 1991 - 4 C 11.90 -, NJW 1992, 327.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat im Zulassungsantrag auch (sinngem&#228;&#223;) dargelegt, was er vorgetragen h&#228;tte, wenn ihm die M&#246;glichkeit zur Stellungnahme auf die Antragserwiderung nicht wie gesche- hen abgeschnitten worden w&#228;re. Es kann nicht ausgeschlossen werden, da&#223; der Beschlu&#223; des Verwaltungsgericht in Kenntnis dieses Vortrags anders ausgefallen w&#228;re; mithin beruht der Beschlu&#223; auf dem Geh&#246;rsversto&#223;.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">II. Die Beschwerde hat aber in der Sache keinen Erfolg. Das Verwaltungsgericht hat den Antrag auf Anordnung der aufschie- benden Wirkung (der inzwischen erhobenen) Klage gegen die He- ranziehungsbescheide vom 18. M&#228;rz 1998 in Gestalt der Wider- spruchsbescheide vom 12. August 1998 im Ergebnis zu Recht ab- gelehnt. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im vorliegenden Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes ist vordringlich nur den vom Rechtsschutzsuchenden selbst aufgeworfenen Fragen nachzugehen - abgesehen von (hier nicht vorliegenden) Fehlern, die sich bei summarischer Pr&#252;fung als offensichtlich aufdr&#228;ngen. Dabei k&#246;nnen allerdings mit Blick auf die Funktion und die begrenzten Erkenntnism&#246;glichkeiten des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzverfahrens weder schwierige Rechtsfragen vertieft oder abschlie&#223;end gekl&#228;rt noch komplizierte Tatsachenfeststellungen getroffen werden. </p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. den Beschlu&#223; des Senats vom 25. August 1988 - 3 B 2564/85 -, OVGE 40, 160 = NWVBl. 1990, 16 = NVwZ-RR 1990, 54.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Nach diesem Pr&#252;fungsma&#223;stab ist das Beschwerdevorbringen nicht geeignet, ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der angefochtenen Bescheide oder eine unbillige H&#228;rte i.S.v. &#167; 80 Abs. 5, Abs. 4 Satz 3 VwGO zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1. Der Senat hegt keine ernstlichen Zweifel an der Annahme, da&#223; es sich bei der abgerechneten Ausbauma&#223;nahme um die erstmalige endg&#252;ltige Herstellung des Weges handelt. Das Verwaltungsgericht hat zutreffend darauf hingewiesen, da&#223; es vor Erteilung der Zustimmung der Bezirksregierung gem&#228;&#223; &#167; 125 Abs. 2 BauGB vom 31. Januar 1997 an einer rechtm&#228;&#223;igen Herstellung und damit an einer Voraussetzung f&#252;r die Entstehung einer endg&#252;ltigen Beitragspflicht fehlte und der Antragsgegner insbesondere auch sein technisches Bauprogramm bis zu diesem Zeitpunkt &#228;ndern konnte. Die Zustimmung der Bezirksregierung war erforderlich, da angesichts der Freifl&#228;chen &#246;stlich der Ausbaustrecke deren Verlauf und Gestaltung nicht durch die &#214;rtlichkeit vorgegeben war.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">2. Die Grundst&#252;cke des Antragstellers d&#252;rften auch als "Bauland" i.S.v. &#167; 133 Abs. 1 BauGB erschlossen sein. Entgegen den Ausf&#252;hrungen der Beschwerde, die sie dem Au&#223;enbereich zuordnen will, spricht nach derzeitigem Erkenntnisstand des Senats &#220;berwiegendes f&#252;r die Annahme, da&#223; sie zu dem im Zusammenhang bebauten Ortsteil (&#167; 34 Abs. 1 BauGB) von geh&#246;ren. Da&#223; - wie die Beschwerde geltend macht - der Antragsgegner die Grundst&#252;cke in der Vergangenheit und m&#246;glicherweise nach (schwankender) Rechtsansicht einzelner Amtswalter auch noch in j&#252;ngerer Zeit dem Au&#223;enbereich zugerechnet hat, ist unerheblich. Mangels eines Bebauungsplans sind grunds&#228;tzlich die in der &#214;rtlichkeit gegebenen Bebauungsverh&#228;ltnisse ma&#223;geblich. Die vom Antragsgegner vorgelegten Fotos und die in seinen Verwaltungsvorg&#228;ngen befindlichen Pl&#228;ne sprechen daf&#252;r, da&#223; der erforderliche Bebauungszusammenhang gegeben ist. Denn die am weg, am weg und im Hintergel&#228;nde dieser Stra&#223;en gelegene Reihenhausbebauung reicht entlang der gesamten s&#252;dlichen Grundst&#252;cksgrenze unmittelbar an das Flurst&#252;ck 250 bzw. an die ca. 4 Meter breite Parzelle 202 heran. Der Bebauungszusammenhang d&#252;rfte auch nicht durch den ca. 25-30 m gro&#223;en Abstand zwischen den Geb&#228;uden auf dem Flurst&#252;ck 250 und den Reihenh&#228;usern unterbrochen sein. Zudem d&#252;rfte der Beobachter vor Ort weder wegen der Gr&#246;&#223;e der Grundst&#252;cke des Antragstellers noch wegen der auf ihnen verwirklichten baulichen Anlagen (Tennishalle mit Hotel) den Eindruck haben, es handele sich um Fremdk&#246;rper, die am Bebauungszusammenhang nicht mehr teiln&#228;hmen. Nach den vorgelegten Fotos und Pl&#228;nen erscheinen diese Geb&#228;ude vielmehr als Abschlu&#223; der Bebauung vor der weiter n&#246;rdlichen gelegenen Trasse der Autobahn A 4.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">3. Hinsichtlich des geltend gemachten Aufwandes bestehen ebenfalls keine ernstlichen Zweifel i.S.v. &#167; 80 Abs. 5, Abs. 4 Satz 3 VwGO. </p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">a) Die nur einseitige Anbaubarkeit des Gro&#223;rotter Wegs (auf mehr als 2/3 der Abrechnungsstrecke) f&#252;hrt nicht zur Anwendung des in der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung entwickelten sog. Halbteilungsgrundsatzes. </p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu BVerwG, Urteil vom 31. Januar 1992 - 8 C 31.90 -, BVerwGE 89, 362 = DVBl. 1992, 1104; Driehaus, Er- schlie&#223;ungs- und Ausbaubeitr&#228;ge, 5. Aufl. 1999, &#167; 12 Rdnr. 40 ff. (44, 48).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Denn es spricht &#220;berwiegendes f&#252;r die Annahme, da&#223; der Antragsgegner sich mit dem Ausbau des Wegs als Mischverkehrsfl&#228;che in einer Breite von ca. 6 Metern auf den Umfang beschr&#228;nkt hat, der f&#252;r eine hinreichende Erschlie&#223;ung der angrenzenden bebaubaren Grundst&#252;cke unerl&#228;&#223;lich ist. Dies gilt zum einen mit Blick auf die massive Wohnbebauung westlich der Ausbaustrecke bis zur Einm&#252;ndung des weges. Es d&#252;rfte aber auch nicht zu beanstanden sein, da&#223; dieser Ausbauumfang auf der weiteren Teilstrecke entlang der Grundst&#252;cke des Antragstellers fortgef&#252;hrt wurde; diese Entscheidung d&#252;rfte innerhalb des weiten Beurteilungsspielraums einer Gemeinde bei der Bestimmung des f&#252;r die Erschlie&#223;ung Unerl&#228;&#223;lichen liegen, </p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu Driehaus, Erschlie&#223;ungs- und Ausbaubeitr&#228;ge, 5. Aufl. 1999, &#167; 12 Rdnr. 50 ff.,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">zumal - wie der Antragsteller selbst vortr&#228;gt - diese Teilstrecke zum Abstellen von Kraftfahrzeugen genutzt wird.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">b) Auch hinsichtlich der Umlagef&#228;higkeit der geltend gemachten Fremdkapitalkosten hegt der Senat nach derzeitigem Erkenntnisstand keine ernstlichen Zweifel. Insbesondere d&#252;rfte es vom Ansatz her nicht zu beanstanden sein, da&#223; der Antragsgegner, da f&#252;r die vor geraumer Zeit (1975) durchgef&#252;hrten Kanalbauarbeiten keine Rechnungsunterlagen mehr vorhanden waren, insoweit auf gesicherte Erfahrungss&#228;tze (hier: in Gestalt des f&#252;r das Jahr 1975 geltenden Einheitssatzes) zur&#252;ckgegriffen</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">- vgl. BVerwG, Urteile vom 16. August 1985 - 8 C 120-122.83 -, NJW 1986, 1122 (1124) und vom 15. November 1085 - 8 C 41.84 -, BRS 43 Nr. 96 (S. 246) = D&#214;V 1986, 391 (L) -</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">und auf dieser Grundlage Fremdkapitalkosten ab dem Herstel- lungszeitpunkt der Teileinrichtung Stra&#223;enentw&#228;sserung (12. Juni 1975, dem Tag der Abnahme) berechnet hat. Etwaige weitere, ins Einzelne gehende Fragen der Berechnung der Fremdkapitalkosten m&#252;ssen mit Blick auf den oben dargestellten gerichtlichen Kontrollma&#223;stab im Eilverfahren der Pr&#252;fung im Hauptsacheverfahren vorbehalten bleiben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">4. Eine Reduzierung der f&#252;r sein Grundst&#252;ck angesetzten Verteilungseinheiten kann der Antragsteller voraussichtlich ebenfalls nicht beanspruchen: </p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">a) Nach derzeitigem Erkenntnisstand d&#252;rfte der Antragsgegner das Flurst&#252;ck 250 zu Recht bis zur Hinterkante der Bebauung bzw. seiner tats&#228;chlichen erschlie&#223;ungsbeitragsrechtlich relevanten Nutzung in die Verteilung einbezogen haben. Soweit der Antragsteller geltend macht, da&#223; eine Teilfl&#228;che der Parzelle innerhalb der Anbauverbotszone gem&#228;&#223; &#167; 9 FStrG liege bzw. als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und deshalb unbebaubar sei, ist dies insoweit unerheblich, als &#246;ffentlich-rechtliche Baubeschr&#228;nkungen nur dann Einflu&#223; auf dem Umfang der erschlossenen Grundst&#252;cksfl&#228;che haben, wenn das dadurch betroffenen Nutzungsma&#223; eine Komponente der satzungsm&#228;&#223;igen Verteilungsregelung ist. </p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteile vom 3. Februar 1989 - 8 C 66.87 -, BVerwGE 81, 251 (256 f.) = NVwZ 1989, 1076 und vom 10. Oktober 1995 - 8 C 12.94 -, NVwZ 1996, 800 (802) = KStZ 1997, 72; Drie- haus, &#167; 17 Rdnr. 50.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Letzteres ist hier indessen nicht der Fall; die vorliegend nach &#167; 5 Abs. 3 Buchst. a) EBS 1988 bei Grundst&#252;cken im unbeplanten Innenbereich ma&#223;gebliche tats&#228;chliche Gescho&#223;fl&#228;che wird durch die erw&#228;hnten Baubeschr&#228;nkungen nicht betroffen. Im &#252;brigen liegen nach einem Vermerk des Amtes 63 des Antragsgegners vom 28. Oktober 1998 (Anlage 1 zum Schriftsatz des Antragsgegners vom 5. November 1998) sowohl die auf dem Grundst&#252;ck des Antragstellers errichteten Geb&#228;ude als auch die Stellpl&#228;tze au&#223;erhalb der 40-Meter- Anbauverbotszone nach &#167; 9 FStrG; eine eventuell erforderliche weitergehende Kl&#228;rung diesbez&#252;glicher Fragen mu&#223; dem Hauptsacheverfahren vorbehalten bleiben.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b) Die satzungsrechtliche Regelung &#252;ber die Tiefenbegrenzung von 40 Metern (&#167; 5 Abs. 5 Satz 1 EBS 1988) kommt vorliegend ebenfalls nicht zur Anwendung, weil das Flurst&#252;ck 250 &#252;ber diese Grenze hinaus baulich und gewerblich genutzt wird (Satz 4 der Vorschrift). Der abweichenden Interpretation dieser Satzungsbestimmung durch den Antragsteller vermag sich der Senat nicht anzuschlie&#223;en. </p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">c) Schlie&#223;lich bestehen auch keine ernstlichen Zweifel dagegen, da&#223; dem Antragsteller, der zwischenzeitlich mit zwei weiteren Bescheiden vom 30. Juni 1999 auch zu (Teil- )Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen f&#252;r den an das Flurst&#252;ck 250 angrenzenden weg herangezogen wurde, die Verg&#252;nstigung f&#252;r Mehrfacherschlie&#223;ung (&#167; 7 Abs. 1 EBS 1988) nicht gew&#228;hrt wurde, weil seine Grundst&#252;cke nicht "&#252;berwiegend Wohnzwecken dienen"; gegen die Wirksamkeit dieser satzungsm&#228;&#223;igen Voraussetzung hegt der Senat keine Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu Driehaus, a.a.O., &#167; 18 Rdnr. 72 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">5. Hinsichtlich des weiteren Einwands der Verwirkung der Beitragsforderung nimmt der Senat auf die zutreffenden Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts Bezug.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">6. Da&#223; die vom Antragsteller geforderten Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge f&#252;r den Weg und den weg in der Summe mehr als 510.000 DM betragen und somit, wie der Antragsteller einwendet, den nach seinen Angaben mit rund 810.000 DM anzusetzenden Wert seiner Grundst&#252;cke weitestgehend "aufzehren", was er als "kalte Enteignung" bezeichnet, f&#252;hrt ebenfalls nicht zu einem Erfolg des Aussetzungsantrages: Diese Umst&#228;nde begr&#252;nden keine Bedenken gegen die einschl&#228;gigen Bestimmungen der EBS, insbesondere mu&#223;te der Antragsgegner keine diese Folgen vermeidende Satzungsregelung vorsehen. Eventuelle Billigkeitsma&#223;nahmen gem&#228;&#223; &#167; 135 Abs. 5 BauGB sind nicht Gegenstand des vorliegenden Verfahrens.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu Driehaus, a.a.O., &#167; 26 Rdnr. 38 ff. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Pr&#252;fung der diesbez&#252;glichen Voraussetzungen durch den Antragsgegner konnte im &#252;brigen nach dessen Angaben noch nicht erfolgen, weil der Antragsteller die hierf&#252;r erforderlichen Unterlagen bislang nicht vorgelegt hat.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Eine unbillige H&#228;rte i.S.v. &#167; 80 Abs. 4 Satz 3 VwGO ist weder geltend noch glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 13 Abs. 1, 14 Abs. 1, 20 Abs. 3 GKG.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Diese Entscheidung ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167; 25 Abs. 3 Satz 2 GKG).</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,422
ovgnrw-1999-08-27-4-b-109099
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 B 1090/99
1999-08-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:41
2019-02-12T13:54:24
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:1999:0827.4B1090.99.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"> G r &#252; n d e :</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"> Der auf die Zulassungsgr&#252;nde des &#167; 146 Abs. 4 in Verbindung mit &#167; 124 Abs. 2 Nrn. 1 und 3 VwGO gest&#252;tzte Antrag hat keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Darlegungen des Antragstellers innerhalb der Antragsfrist begr&#252;nden keine ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Beschlusses (&#167; 146 Abs. 4 in Verbindung mit &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO). </p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller vertritt die Auffassung, &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO in der im Jahre 1998 g&#252;ltigen Fassung sei unwirksam. &#167; 8 AltPflG erm&#228;chtige den Verordnungsgeber nicht, den in &#167; 7 AltPflG erw&#228;hnten Begriff "alte Menschen" in &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO als "Personen nach Vollendung des 60. Lebensjahres" zu definieren. Die Ung&#252;ltigkeit des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO f&#252;hre zur Ung&#252;ltigkeit der UmlageVO insgesamt. Unmittelbar auf die gesetzlichen Regelungen in &#167; 7 AltPflG k&#246;nne der Heranziehungsbescheid nicht gest&#252;tzt werden, weil die in &#167; 8 AltPflG enthaltene Verordnungserm&#228;chtigung eine Rechtsanwendungssperre enthalte. Dem ist nicht zu folgen. </p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO hatte in seiner Ursprungsfassung vom 28. September 1994 (GV. NRW. 1994, S. 843) folgenden Wortlaut: </p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">"Bei der Umrechnung der &#252;ber die ambulanten Dienste erbrachten Leistungsstunden f&#252;r die Pflege alter Menschen in Vollzeitstellen ist von einer Durchschnittsarbeitszeit von 1553 Jahresarbeitsstunden f&#252;r eine Vollzeitkraft auszugehen."</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"> Die Verwendung des Begriffs "alter Menschen" entsprach der Formulierung in &#167; 7 Abs. 3 AltPflG. &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO ist durch Art. I Nr. 1 b der Verordnung zur &#196;nderung der Verordnung &#252;ber die Erhebung einer Umlage nach dem Altenpflegegesetz vom 12. Dezember 1996 (GV. NRW. 1996, S. 520) - &#196;ndVO - mit Wirkung ab 1. Januar 1997 (vgl. Art. II) ge&#228;ndert worden. Art. I Nr. 1 b &#196;ndVO lautet:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">"&#167; 2 wird wie folgt ge&#228;ndert:</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">In Absatz 1 Satz 3 werden die W&#246;rter alter Menschen durch die W&#246;rter von Personen nach Vollendung des 60. Lebensjahres ersetzt."</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"> Es k&#246;nnte sich deshalb allein die Frage stellen, ob der Verordnungsgeber durch &#167; 8 AltPflG zu dieser &#196;nderung des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 UmlageVO erm&#228;chtigt war. Fehlte es an einer solchen Erm&#228;chtigung, wie der Antragsteller meint, so w&#228;re Art. I Nr. 1 b &#196;ndVO ung&#252;ltig. Das h&#228;tte allerdings nur zur Folge, da&#223; die UmlageVO, soweit &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 in Rede steht, wieder in der urspr&#252;nglichen Fassung anzuwenden w&#228;re. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Zur Fortgeltung alter Rechtsvorschriften im Falle der Nichtigkeit der sie ersetzenden Regelungen vgl.: Schneider, Gesetzgebung, 1982, S. 275 f., Ipsen, Rechtsfolgen der Verfassungswidrigkeit von Norm und Einzelakt, 1980, S. 258 f., Pestalozza, Verfassungsproze&#223;recht, 2. Aufl. 1982, S. 175, BVerwG, Urteil vom 10. August 1990 - 4 C 3.90 ,BVerwGE 85, 289, 292.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks"> Diese entspricht der gesetzlichen Vorgabe in &#167; 7 Abs. 3 AltPflG und ist mit der Konzeption der UmlageVO im &#252;brigen zu vereinbaren. Aus diesem Grunde kann auch nicht angenommen werden, da&#223; eine Ung&#252;ltigkeit des Art. I Nr. 1 b &#196;ndVO die Ung&#252;ltigkeit der &#252;brigen Regelungen der &#196;ndVO oder gar der UmlageVO insgesamt zur Folge h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller meint weiter, es handele sich bei der Umlage nach dem Altenpflegegesetz um eine offensichtlich verfassungswidrige Sonderabgabe. Das Verwaltungsgericht habe die Offensichtlichkeit zu Unrecht verneint. Auch dieser Einwand greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat bereits in seinem Beschlu&#223; vom 16. M&#228;rz 1998 - 4 B 40/98 -, NWVBl. 1998, 359, ausgef&#252;hrt, da&#223; die Frage der Verfassungswidrigkeit im Verfahren auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nicht gekl&#228;rt werden kann. Hieran h&#228;lt er fest. Deshalb l&#228;&#223;t sich auch eine offensichtliche Verfassungswidrigkeit nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Umstand, da&#223; das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 28. April 1999 - 7 K 7478/97 - u.a.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"> und das Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf </p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 1. Juni 1999 - 3 K 9998/97 -</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"> in erstinstanzlich anh&#228;ngigen Hauptsacheverfahren dem Bundesverfassungsgericht die Frage vorgelegt haben, ob die f&#252;r die Umlageerhebung ma&#223;geblichen Vorschriften des Altenpflegegesetzes mit dem Grundgesetz vereinbar sind, rechtfertigt keine andere Entscheidung, zumal die Gerichte zu durchaus unterschiedlichen rechtlichen Bewertungen gelangen. </p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Beide Gerichte gehen zwar davon aus, da&#223; es sich bei der Umlage um eine Sonderabgabe handelt, sind sich jedoch nicht einig darin, an welchen der f&#252;r die Erhebung einer derartigen Abgabe erforderlichen Voraussetzungen es mangeln soll. Nach Auffassung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen fehlt es an einer Gruppenhomogenit&#228;t, weil Einrichtungen zur Pflege alter Menschen nicht sachgerecht von Pflegeeinrichtungen abgegrenzt werden k&#246;nnten, die sich nicht mit der Pflege alter Menschen befassen. Die Frage, ob - bei gleichwohl unterstellter Homogenit&#228;t - eine spezifische Beziehung zwischen dem Kreis der Abgabepflichtigen und dem mit der Abgabenerhebung verfolgten Zweck besteht, l&#228;&#223;t das Gericht offen, weil der Umfang der Gruppenverantwortung nicht geregelt sei. Demgegen&#252;ber nimmt das Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf eine hinreichende Homogenit&#228;t der belasteten Gruppe an und bejaht auch eine spezifische Beziehung. Es ist jedoch der Auffassung, da&#223; die Sonderabgabe nicht gruppenn&#252;tzig verwendet wird. </p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidungen des Verwaltungsgerichts L&#252;neburg </p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vorlagebeschlu&#223; vom 10. M&#228;rz 1999 - 5 A 21/98 - (= BVerfG - 2 BvL 1/99 - )</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"> und des VGH Baden-W&#252;rttemberg</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Beschlu&#223; vom 28. Juli 1998 - 2 S 624/98 -, NVwZ-RR 1999, 35 im Verfahren auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks"> verhalten sich nicht zur Rechtslage in Nordrhein-Westfalen. Auch hier divergieren im &#252;brigen die Begr&#252;ndungen. So ist das Verwaltungsgericht L&#252;neburg der Auffassung, es liege zwar eine Gruppenhomogenit&#228;t vor, es fehle aber sowohl an der spezifischen Sachn&#228;he als auch an einer gruppenn&#252;tzigen Verwendung, w&#228;hrend der VGH Baden-W&#252;rttemberg Bedenken hinsichtlich der Gruppenhomogenit&#228;t und Finanzierungsverantwortlichkeit &#228;u&#223;ert. </p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin eine grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache geltend macht (&#167; 146 Abs. 4 in Verbindung mit &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO), gen&#252;gt der Zulassungsantrag nicht den Darlegungsanforderungen des &#167; 146 Abs. 5 Satz 3 VwGO. Die grunds&#228;tzliche Bedeutung einer Rechtssache ist nur dargelegt, wenn in dem Zulassungsantrag eine konkrete Frage aufgeworfen wird und ein Hinweis auf den Grund enthalten ist, der das Vorliegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung rechtfertigen soll. Der pauschale Hinweis auf die "f&#252;r die Beurteilung des Streitfalls ma&#223;geblichen Rechtsfragen" reicht daf&#252;r nicht aus.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO, die Streitwertfestsetzung ergibt sich aus &#167;&#167; 20 Abs. 3, 13 Abs. 1 GKG. Dieser Beschlu&#223; ist unanfechtbar.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"> </p>
114,425
schog-koln-1999-08-27-3-u-21198-bsch
{ "id": 830, "name": "Schifffahrtsobergericht Köln", "slug": "schog-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
3 U 211/98 Bsch
1999-08-27T00:00:00
2018-11-28T11:28:41
2019-01-18T16:07:38
Urteil
ECLI:DE:SCHOGK:1999:0827.3U211.98BSCH.00
<h2>Tenor</h2> <br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><b><span style="text-decoration:underline;">E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e</span></b></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die in formeller Hinsicht bedenkenfreie Berufung der Klägerin hat in der Sache keinen Erfolg. </p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Schiffahrtsgericht hat zu Recht Schadensersatzansprüche gegen die Beklagten gemäß §§ 3, 4, 92 ff., 114 BSchG, 823 BGB aus dem Schiffsunfall vom 17.12.1995 auf dem Dortmund-Ems-Kanal zwischen MS "E." und MS "R." verneint. Insoweit wird zur Vermeidung von Wiederholungen auf die zutreffenden Ausführungen des Schiffahrtsgerichts in dem angefochtenen Urteil Bezug genommen. Das Berufungsvorbringen der Klägerin gibt keine Veranlassung zu einer abweichenden Beurteilung. Insbesondere hat der Senat übereinstimmend mit dem Schiffahrtsgericht nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme nicht die für eine Verurteilung der Beklagten erforderliche sichere Überzeugung gewonnen, dass MS "R." in den Kurs des entgegen kommenden MS "E." gefahren wäre. Die Aussage des Zeugen G. ist zu den gefahrenen Kursen unergiebig. Mangels sonstiger objektiver Umstände reichen auch die Aussagen der Zeugen van den B und van den B. R., die als Schiffsführer von MS "E." praktisch in eigener Sache ausgesagt haben, nicht aus (vgl. Wassermeyer, Der Kollisionsprozeß in der Binnenschiffahrt, 4. Aufl., S. 77 f.). Es liegt somit "non liquet" vor, bei dem Ersatzansprüche des Geschädigten aus dem Zusammenstoß der Schiffe gegen den angeblichen Schädiger ausgeschlossen sind (vgl. Vortisch/Bemm, Binnenschiffahrtsrecht, 4. Aufl., § 93 a Rdnr. 7 f.).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Eine Beweislastumkehr oder ein Anscheinsbeweis kommt der Klägerin entgegen ihrer Auffassung nicht zugute. Nach neuerer Auffassung gibt es im Binnenschiffahrtsrecht keine Beweislastumkehr für das Verschulden bei objektiven Verstößen gegen Normen (vgl. Wassermeyer aaO. S. 90; Vortisch/Bemm aaO. § 92 b Rdnr. 33 f.). Auch ein Anscheinsbeweis streitet nicht für die Klägerin. Es ist bereits kein Verstoß der Beklagten gegen § 3.05 und § 3.07 BSchStrO zu erkennen. Grundsätzlich ist das Fahren mit Scheinwerfern nicht verboten, es sei denn, dass sie blenden und dadurch die Schiffahrt oder den Verkehr an Land gefährden und behindern, § 3.07 Abs. 2 BSchStrO.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Klägerin behauptet selbst nicht, dass Schiffsführer van den B. durch die Scheinwerfer von MS "R." geblendet worden wäre. Dieser hat selbst bekundet, der Bergfahrer habe bei einer Entfernung von ca. 200 m von Bug zu Bug alle Scheinwerfer ausgemacht. Dass die Scheinwerfer hiervon abweichend erst unmittelbar vor der Kollision ausgestellt worden wären, kann der Aussage des Zeugen G. nicht mit der erforderlichen Sicherheit entnommen werden.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Soweit die Klägerin darauf abstellt, der Beklagte zu 3) habe durch das vorangegangene Fahren mit Scheinwerfern seine eigene Sehfähigkeit nach dem Abstellen beeinträchtigt, fällt dies nicht in den Schutzbereich von § 3.07 Abs. 2 BSchStrO. Durch diese Norm sollen nur die anderen Verkehrsteilnehmer zu Wasser und zu Land vor Blendung geschützt werden. Zudem ist es eine bloße Vermutung der Klägerin, dass der Beklagte zu 3) zum Zeitpunkt der Kollision "blind wie ein Maulwurf" gefahren wäre. Seine Augen können sich nach dem Abschalten der Scheinwerfer auch wieder an die Dunkelheit angepasst haben. Die hierfür benötigte Zeit ist individuell verschieden. Es ist ungeklärt, wie viele Sekunden zwischen dem Ausschalten der Scheinwerfer und der Kollision lagen. Nach seiner Aussage vor der Wasserschutzpolizei will der Beklagte zu 3) die Scheinwerfer schon etwa 300 m vor der S.-F.-Brücke bei einer Entfernung von ca. 1 km von MS "E." ausgeschaltet haben. Da beide Schiffe nach der jeweiligen Darstellung ihrer Schiffsführer vor der Begegnung langsam machten, also den Kanal mit einer Geschwindigkeit von ca. 5 - 6 km/h befuhren, näherten sie sich einander mit ca. 3 m pro Sekunde. Auch bei Zugrundelegung der Aussage des Zeugen van den B., die Scheinwerfer von MS "R." seien bei einer Entfernung von 200 m von Bug zu Bug ausgestellt worden, blieb somit bis zur Kollision eine Zeitspanne von mehr als 1 Minute, in der sich die Augen des Beklagten zu 3) an die Dunkelheit gewöhnt haben dürften. </p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Zudem war MS "Ellery" mit den vorgeschriebenen Positionslampen ausgestattet, die mit Sicherheit erkennbar waren. </p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man aber annehmen wollte, dass das Sehvermögen des Beklagten zu 3) infolge des vorangegangenen Fahrens mit Scheinwerfern noch eingeschränkt war, kann daraus nicht prima facie geschlossen werden, er habe einen Hauer nach backbord gemacht. Der Beklagte zu 3) musste lediglich bei der Kanalverengung im Bereich zwischen Kilometer 88,9 und 89,0 etwas nach backbord ziehen, da dort das linke Ufer mit der Spundwand um 10 m verspringt. Nach der Aussage des Zeugen van den B. vor dem Schiffahrtsgericht soll die Kollision auch in diesem Bereich stattgefunden haben. Dem kann jedoch nicht gefolgt werden; denn der Zeuge hat - wie auch die übrigen Beteiligten - gegenüber der Wasserschutzpolizei angegeben, der Unfall habe sich bei Kilometer 88,7 ereignet. Im Hinblick auf die zeitliche Nähe - die Vernehmung durch die Wasserschutzpolizei ist noch am Unfalltag erfolgt - ist davon auszugehen, dass die damaligen Aussagen der Beteiligten zum Kollisionsort zutreffen. Bei einem Zusammenstoß bei Kilometer 88,7, also aus Sicht des Beklagten zu 3) hinter der S.-F.-Brücke, musste MS "R." aber schon über 200 m in dem verengten Kanalbereich geradeaus gefahren sein. Das durch die Kanalverengung bedingte Steuermanöver war demnach längst beendet. Der Unfall kann ebenso gut dadurch passiert sein, dass der Zeuge van den B. vor dem Zusammenstoß, als kein Gegenverkehr herrschte, in der Kanalmitte gefahren ist, zumal sich auf seiner Seite die Böschung befand, und sodann dem Bergfahrer nicht genug Platz gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Aus dem Umstand, dass der Beklagte zu 3) das Schiff gesteuert hat, ergibt sich kein Verstoß gegen § 1.09 BSchStrO. Der Beklagte zu 3) war im Sinne von § 1.09 Abs. 1 BSchStrO zum Führen des Schiffs geeignet. Er besaß auch die erforderliche Streckenkenntnis, da er die Unfallstelle unstreitig als Steuermann bereits mehr als hundertmal passiert hatte. Das </p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Fahren mit Scheinwerfern lässt keinen zwingenden Schluß auf mangelnde Streckenkenntnis zu. </p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach alledem war die Berufung der Klägerin mit der Kostenfolge aus § 97 Abs. 1 ZPO zurückzuweisen. </p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf §§ 708 Nr. 10, 713 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Streitwert für das Berufungsverfahren und Beschwer der Klägerin: 50.000,00 DM</p>
111,738
lsgsh-1999-08-24-l-3-b-5699-p
{ "id": 1068, "name": "Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht", "slug": "lsgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 3 B 56/99 P
1999-08-24T00:00:00
2018-11-27T02:30:23
2019-01-17T11:35:39
Beschluss
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde gegen den Beschlu&#223; des Sozialgerichts Itzehoe vom 19. Mai 1999 wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die weitere Beschwerde wird zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beteiligten streiten in der Hauptsache um die Zustimmung zur gesonderten Berechnung von Investitionsaufwendungen nach &#167; 82 Abs. 3 Satz 3 erster Halbsatz des Sozialgesetzbuches, Elftes Buch (SGB XI).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin betreibt das Senioren- und Pflegeheim L&#8230; GmbH. Mit Schreiben vom 26.10.1998 legte sie dem Beklagten eine Berechnung &#252;ber gesondert berechenbare Investitionsaufwendungen in H&#246;he von 26,96 DM pro Tag pro Platz vor. Dabei legte sie einen Pachtzins von monatlich 100.000,00 DM zugrunde. Der Beklagte stimmte der gesonderten Berechnung pro Tag und Platz nur in H&#246;he von 23,26 DM zu und ging dabei von der orts&#252;blichen Miete f&#252;r vergleichbaren Wohnraum in Itzehoe in H&#246;he von 18,00 DM pro Quadratmeter aus (Bescheid vom 30.11.1998). Dagegen erhob die Kl&#228;gerin Widerspruch und machte geltend, es sei nicht auf den Pachtzins vergleichbaren Wohnraums, sondern vergleichbarer Hotelunterk&#252;nfte abzustellen. Mit Bescheid vom 21.01.1999, den Proze&#223;bevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin zugestellt am 25.01.1999, wies der Beklagte den Widerspruch zur&#252;ck. Dagegen hat die Kl&#228;gerin am 24.02.1999 bei dem Sozialgericht Itzehoe Klage erhoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a class="Overl" name="rd_3" title="zum Orientierungssatz">3</a></dt> <dd><p>Nach Hinweis an die Beteiligten, da&#223; nicht das Sozialgericht, sondern das Verwaltungsgericht f&#252;r Streitigkeiten dieser Art zust&#228;ndig sei, hat das Sozialgericht mit Beschlu&#223; vom 19.05.1999 den Rechtsweg zu den Gerichten der Sozialgerichtsbarkeit f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt und den Rechtsstreit an das Schleswig-Holsteinische Verwaltungsgericht verwiesen. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt: Die zur Entscheidung stehende Streitigkeit sei &#246;ffentlich - rechtlicher Art im Sinne von &#167; 40 Abs. 1 Satz 1 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO). Zwar seien bei gesonderter Berechnung betriebsnotwendiger Investitionsaufwendungen im Sinne von &#167; 82 Abs. 3 Satz 1 SGB XI die zwischen dem Pflegebed&#252;rftigen und der Pflegeeinrichtung entstehenden Rechtsbeziehungen privatrechtlicher Natur. Die hierzu gem&#228;&#223; &#167; 82 Abs. 3 Satz 3 erster Halbsatz SGB XI erforderliche Zustimmung der zust&#228;ndigen Landesbeh&#246;rde bzw. deren Ablehnung habe jedoch gegen&#252;ber der Pflegeeinrichtung im Subordinationsverh&#228;ltnis durch Verwaltungsakt zu ergehen. &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 des Sozialgerichtsgesetzes (SGG) weise die Streitigkeit auch nicht der Sozialgerichtsbarkeit zu. Streitigkeiten um die Zustimmung nach &#167; 82 Abs. 3 Satz 3 erster Halbsatz SGB XI betr&#228;fen keine Angelegenheiten nach dem SGB XI in dem von &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG gemeinten Sinne. Das folge sowohl aus der w&#246;rtlichen, als auch der historischen, als auch der gesetzessystematischen Auslegung der Vorschrift. Zwar schlie&#223;e der Wortlaut der Vorschrift nicht zwingend aus, die Zustimmung zur gesonderten Berechnung betriebsnotwendiger Investitionsaufwendungen als Angelegenheit nach dem SGB XI zu betrachten, weil &#167; 82 Abs. 3 Satz 3 erster Halbsatz SGB XI hierzu eine gesetzliche Bestimmung enthalte. Ein solches Verst&#228;ndnis der Vorschrift sei jedoch nicht zutreffend. Wie das Bundesverwaltungsgericht zutreffend ausgef&#252;hrt habe, k&#246;nne eine Angelegenheit nach dem SGB XI nur dann gegeben sein, wenn der Streitfall zum Regelungsbereich des SGB XI geh&#246;re, das Rechtsverh&#228;ltnis, aus dem der Klaganspruch hergeleitet werde, also diesem Gesetz unterfalle (BVerwG, Beschlu&#223; vom 23. Dezember 1998 - 3 B 22/98 -). Das treffe auf die Zustimmung nach &#167; 82 Abs. 3 Satz 3 erster Halbsatz SGB XI nicht zu. Das SGB XI regele die Pflegeversicherung. Nach seiner &#220;berschrift beziehe es sich auf die soziale Pflegeversicherung. Nach &#167;&#167; 23 ff. SGB XI sei dar&#252;ber hinaus auch die private Pflegeversicherung einbezogen worden. Unter Angelegenheiten nach dem SGB XI im Sinne des &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG seien die Angelegenheiten der sozialen und privaten Pflegeversicherung zu verstehen. Die Einf&#252;hrung des &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG habe der Zuweisung dieser Materie an die Sozialgerichtsbarkeit dienen sollen (BVerwG, aaO; BSG SozR 3-1500 &#167; 51 Nr. 19). Die Vorschrift beziehe sich ausschlie&#223;lich auf den Bereich des Leistungs- und Leistungserbringungsrechts. Dieses Ergebnis werde auch durch die Entstehungsgeschichte der Vorschrift best&#228;tigt. Aus der Begr&#252;ndung des Entwurfes zum 1. SGB XI-&#196;nderungsgesetz, welcher vorgesehen habe, da&#223; die Gerichte der Sozialgerichtsbarkeit in Angelegenheiten der privaten Pflegeversicherung nur noch &#252;ber Streitigkeiten nach &#167; 44 SGB XI entscheiden sollten, gehe hervor, da&#223; nach der beabsichtigten Novellierung des &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG sich die Vorschrift lediglich auf eine Rechtswegzust&#228;ndigkeit der Sozialgerichtsbarkeiten in Angelegenheiten der sozialen Pflegeversicherung erstrecke. Diese Ausf&#252;hrungen seien als authentische Interpretation der Vorschrift aufzufassen. Zu demselben Ergebnis f&#252;hre schlie&#223;lich die gesetzessystematische Betrachtung. Nicht nur in &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG, sondern auch in &#167; 73 Abs. 2 Satz 1, 74 Abs. 3 Satz 2 und 85 Abs. 5 Satz 3 SGB XI seien Rechtswegzuweisungen an die Sozialgerichtsbarkeit vorgenommen worden. Dies w&#228;re &#252;berfl&#252;ssig gewesen, wenn sich &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG nicht nur auf Angelegenheiten der Pflegeversicherung, sondern auch auf alle sonstigen Angelegenheiten nach dem SGB XI erstrecke. Die Zustimmung zur gesonderten Berechnung betriebsnotwendiger Investitionsaufgaben sei aber keine Aufgabe der Pflegeversicherung. Sie obliege nicht den Pflegeversicherungstr&#228;gern, sondern den durch Landesrecht bestimmten Beh&#246;rden. Das SGB XI enthalte auch keine verbindlichen Regelungen zu Art, H&#246;he, Laufzeit und Verteilung der gesondert berechenbaren Aufwendungen. &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG k&#246;nne insoweit auch nicht erweiternd ausgelegt werden. Der Gesichtspunkt der Sachkunde, der Sachn&#228;he und des Sachzusammenhanges, welcher f&#252;r die Auslegung der Vorschriften &#252;ber die Rechtswegzuweisung im Zweifel besondere Bedeutung habe, lege eine solche Entscheidung nicht nahe. Eine besondere Kompetenz der Sozialgerichtsbarkeit sei insoweit nicht gegeben. Im Gegenteil spreche die Abh&#228;ngigkeit von Entscheidungen nach &#167; 82 Abs. 3 Satz 3 erster Halbsatz SGG von denjenigen &#252;ber die &#246;ffentliche Investitionsf&#246;rderung nach &#167; 9 SGB XI daf&#252;r, es nicht nur hinsichtlich des letztgenannten Bereiches, sondern auch hinsichtlich des erstgenannten Bereiches bei der allgemeinen Rechtswegzuweisung an die Verwaltungsgerichtsbarkeit gem&#228;&#223; &#167; 40 Abs.1 Satz 1 VwGO zu belassen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Gegen diesen dem Beklagten am 2. Juni 1999 zugestellten Beschlu&#223; richtet sich seine am 4. Juni 1999 bei dem Sozialgericht eingegangene Beschwerde. Damit macht er geltend, es k&#246;nne nicht ernsthaft zweifelhaft sein, da&#223; auch die Streitigkeiten um die Zustimmung nach &#167; 82 Abs. 3 Satz 3 erster Halbsatz SGB XI Streitigkeiten seien, die in Angelegenheiten nach dem SGB XI im Sinne von &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG entst&#252;nden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin teilt die Rechtsauffassung des Beklagten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Das Sozialgericht hat der Beschwerde nicht abgeholfen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde ist nach &#167;&#167; 17 a Abs. 4 Satz 3 GVG, 172, 173 SGG zul&#228;ssig. Die Abhilfeentscheidung des Sozialgerichts, die in &#167; 17 a Abs. 4 GVG nicht vorgesehen ist, hindert eine Entscheidung des Senats nicht (vgl. BSG SozR 3 1500 &#167; 51 Nr. 19).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde ist jedoch unbegr&#252;ndet. Zu Recht hat das Sozialgericht den Rechtsweg zu den Sozialgerichten nicht f&#252;r zul&#228;ssig erachtet und den Rechtsstreit nach &#167; 17 a Abs. 2 Satz 1 GVG an das Schleswig-Holsteinische Verwaltungsgericht verwiesen. Der Senat schlie&#223;t sich voll inhaltlich der vom Sozialgericht vertretenen Rechtsauffassung an und verweist deshalb in entsprechender Anwendung von &#167; 153 Abs. 2 SGG (vgl. dazu Meyer-Ladewig, SGG, 6. Auflage, &#167; 142 Rz. 5 b) die Beschwerde aus den Gr&#252;nden der angefochtenen Entscheidung zur&#252;ck.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Lediglich erg&#228;nzend ist auszuf&#252;hren, da&#223; zwar die vom Sozialgericht zitierte Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts die Investitionsf&#246;rderung des Landes nach &#167; 82 Abs. 2 i.V.m. &#167; 9 SGB XI betraf. Im vorliegenden Fall geht es dagegen um die Zustimmung zur gesonderten Berechnung der nach &#167; 82 Abs. 2 SGB XI nicht gedeckten Investitionsaufwendungen. Diese kann die Pflegeeinrichtung nach &#167; 82 Abs. 3 Satz 1 SGB XI den Pflegebed&#252;rftigen gesondert berechnen. Deshalb ist der vorliegende Rechtsstreit aber nicht als ein solcher in Angelegenheiten nach dem SGB XI im Sinne von &#167; 51 Abs. 2 Satz 2 SGG zu qualifizieren. Denn das Rechtsverh&#228;ltnis zwischen Pflegeeinrichtung und Pflegebed&#252;rftigen ist - worauf das Sozialgericht zu Recht hingewiesen hat - privatrechtlicher Natur. Da die Zustimmung zur gesonderten Investitionskostenberechnung in engem Zusammenhang mit der Investitionsf&#246;rderung nach &#167; 9 SGB XI steht, hat das Sozialgericht zutreffend auch f&#252;r diesen Rechtsstreit die Zust&#228;ndigkeit der Verwaltungsgerichte angenommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung der entscheidungserheblichen Rechtsfrage hat der Senat die weitere Beschwerde zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,720
lsgsh-1997-09-30-l-1-kr-9596
{ "id": 1068, "name": "Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht", "slug": "lsgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 1 Kr 95/96
1997-09-30T00:00:00
2018-11-27T02:30:20
2019-01-17T11:35:38
Urteil
ECLI:DE:LSGSH:1997:0930.L1KR95.96.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Auf die Berufung der Beklagten werden die Urteile des Sozialgerichts Kiel vom 9. Juli 1996 aufgehoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klagen werden abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Au&#223;ergerichtliche Kosten haben sich die Beteiligten in beiden Rechtsz&#252;gen nicht zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Revision wird zugelassen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beteiligten streiten dar&#252;ber, ob der Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Beklagten einen Anspruch auf &#220;bernahme der Kosten hat, die ihm f&#252;r eine Behandlung im Ausland sowie die Reise dorthin entstanden sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger ist &#8230; 1985 geboren. Seit seiner Geburt leidet er an einer Tetraspastik, die die Koordination der Bewegungsabl&#228;ufe einschr&#228;nkt. Er ist Rollstuhlfahrer und auf Gehhilfen angewiesen. In Deutschland wurde er bisher krankengymnastisch behandelt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Am 15. Februar 1994 beantragte er bei der Beklagten die &#220;bernahme der Kosten f&#252;r den ersten Abschnitt der manualtherapeutischen Behandlung nach der Methode von Dr. K. in der U&#8230; vom 12. bis 26. M&#228;rz 1994. Zur Begr&#252;ndung des Antrages trug er vor, die Behandlung sei f&#252;r die Verbesserung seiner Gehf&#228;higkeit notwendig. Die Therapiemethode werde in Deutschland nicht angeboten. In anderen Behandlungsf&#228;llen sei sie bereits erfolgreich angewandt worden. Die Behandlungskosten w&#252;rden sich auf 4.800,00 DM zuz&#252;glich Unterkunft und Flugkosten, insgesamt 7.300,00 DM, belaufen. Dabei spare die Behandlung m&#246;glicherweise andere Kosten f&#252;r einen neuen Rollstuhl und weitere Gehhilfen ein. Der Beklagten lag ein Gutachten von Dr. E. vom MDK Bayern vom 23. September 1993 vor. Mit Bescheid vom 15. Februar 1994 lehnte sie die Kosten&#252;bernahme ab. Zur Begr&#252;ndung der Entscheidung f&#252;hrte sie aus, nach diesem Gutachten stelle die Methode nach Dr. K. einen Verbund von Manualtherapie, Massage, Krankengymnastik und diversen Au&#223;enseiterverfahren dar. Die Methode bed&#252;rfe einer weiteren wissenschaftlichen Abkl&#228;rung. Der Kl&#228;ger machte mit seinem Widerspruch vom 5. August 1994 geltend, die Behandlung nach Dr. K. entspreche dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse. Sie k&#246;nne nur in der U&#8230; durchgef&#252;hrt werden. Zahlreiche Krankenkassen h&#228;tten die Kosten bereits &#252;bernommen. Anl&#228;&#223;lich des ersten Behandlungsabschnitts seien ihm 7.235,00 DM an Kosten entstanden. Der Kl&#228;ger beantragte ferner die &#220;bernahme der Kosten f&#252;r den zweiten Behandlungsabschnitt, der f&#252;r die Zeit vom 3. bis 15. Oktober 1994 geplant war. Er f&#252;gte eine Stellungnahme des Kinderarztes Dr. G. und der Krankengymnastin Frau T: bei. Mit Bescheid vom 8. August 1994 lehnte die Beklagte auch die &#220;bernahme dieser Kosten ab. Hiergegen legte der Kl&#228;ger am 2. September 1994 Widerspruch ein.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Beklagte holte ein Gutachten von Dr. P. (MDK) vom 28 . September 1994 ein. Dieser f&#252;hrte aus, der Gesundheitszustand des Kl&#228;gers habe sich objektiv gebessert. Die Behandlungsmethode nach Dr. K. beinhalte schulmedizinisch anerkannte und nicht anerkannte Verfahrensweisen. Die anerkannten Verfahrensweisen k&#246;nnten auch in Deutschland praktiziert werden, z. B. im Kinder Zentrum P., in der Medizinischen Universit&#228;tsklinik in L. und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in S.. Mit Bescheid vom 5. Oktober 1994 half die Beklagte dem Widerspruch des Kl&#228;gers teilweise ab und &#252;bernahm die Kosten beider Behandlungsabschnitte f&#252;r die Behandlungen in der U &#8230; und f&#252;r die Verpflegung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Die Beklagte f&#252;hrte aus, die Flugkosten k&#246;nnten nicht &#252;bernommen werden, da eine Behandlung des Kl&#228;gers auch in Sa. m&#246;glich sei. Es handele sich um eine Einzelfallentscheidung ohne pr&#228;judizielle Wirkung, die allein im Hinblick auf den guten Behandlungserfolg getroffen worden sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Am 7. November 1994 hat der Kl&#228;ger gegen die Entscheidung der Beklagten Klage erhoben - S 7 Kr 90/94. Die Beklagte f&#252;hrte daraufhin das Widerspruchsverfahren durch und wies den Widerspruch bez&#252;glich der Reisekosten mit Widerspruchsbescheid vom 17. Januar 1995 zur&#252;ck. Die Entscheidung begr&#252;ndete sie im wesentlichen damit, da&#223; die Kosten f&#252;r eine Auslandsbehandlung und deren Nebenkosten nur dann im Rahmen pflichtgem&#228;&#223;en Ermessens &#252;bernommen werden k&#246;nnten, wenn eine dem anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entsprechende Behandlung nur dort m&#246;glich sei. Hier seien die Behandlungskosten nur wegen des guten Behandlungserfolges in der Ukraine erstattet worden. Die Fahrkosten k&#246;nnten demgegen&#252;ber nicht &#252;bernommen werden, weil die Behandlung auch im Inland m&#246;glich gewesen sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Zur Begr&#252;ndung der Klage hat der Kl&#228;ger vorgetragen, eine entsprechende Behandlung, wie Dr. K. sie in der U&#8230; durchf&#252;hre, werde im Inland nicht angeboten. Demgem&#228;&#223; h&#228;tten bereits mehrere Krankenkassen ihren Versicherten gegen&#252;ber die Zusage f&#252;r die &#220;bernahme der s&#228;mtlichen Kosten erteilt. Unerheblich sei es, ob eine Cerebralparese in Deutschland &#252;berhaupt behandelt werden k&#246;nne, sondern ma&#223;geblich sei, da&#223; die von Dr. K. verfolgte Methode, die nach Aussage der Beklagten selbst bei ihm gute Behandlungserfolge erzielt habe, in Deutschland nicht angeboten werde. Es sei widerspr&#252;chlich, da&#223; die Beklagte zwar die Behandlungs- und Verpflegungskosten, nicht aber die Flugkosten &#252;bernommen habe. Das Gutachten von Dr. E., auf welches die Beklagte sich ma&#223;geblich st&#252;tze, sei nicht verwertbar, denn es sei unsachlich.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Bescheide der Beklagten vom 15. Februar 1994 und vom 8. August 1994 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 17. Januar 1995 aufzuheben und die Beklagte zu verurteilen, die Antr&#228;ge des Kl&#228;gers unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Sie hat sich auf den Inhalt der angefochtenen Bescheide, das Gutachten von Dr. L. vom 23. September 1993 und das Gutachten von Dr. E. vom 28. September 1994 bezogen. Ferner hat sie weitere gutachterliche Stellungnahmen von Dr. E vom 28. M&#228;rz 1995 und 22. Februar 1996 vorgelegt. Au&#223;erdem hat sie diverse Stellungnahmen von Prof. Dr. S. vom Fr&#252;hdiagnose-Zentrum der Universit&#228;ts-Kinderklinik W, von Prof . Dr. V vom Kinderzentrum M., eine Stellungnahme von Prof. Dr. Dr. H. von der Neurop&#228;diatrischen Abteilung der G...-Universit&#228;t in G. und einen Bericht von Dr. K.: und Prof . Dr. S., F. Z., vorgelegt, schlie&#223;lich eine Liste von manualtherapeutischen &#196;rzten in der Bundesrepublik Deutschland, die auch Kinder behandeln.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Das Sozialgericht hat Beweis erhoben durch Anh&#246;rung des Kinderarztes Dr. G. vom M&#8230;-Krankenhaus in S&#8230;. Mit Urteil vom 9. Juli 1996 hat es der Klage stattgegeben und die Beklagte verurteilt, den Kl&#228;ger unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden. Zur Begr&#252;ndung hat es im wesentlichen ausgef&#252;hrt, die Beklagte habe zu Unrecht das ihr einger&#228;umte Ermessen nicht ausge&#252;bt. Der grunds&#228;tzlich dem Kl&#228;ger zustehende Krankenversicherungsanspruch ruhe zwar, solange der Kl&#228;ger sich im Ausland aufhalte. Von diesem Grundsatz gebe es jedoch Ausnahmen, die hier eingriffen. Es bestehe keine M&#246;glichkeit, den Kl&#228;ger rechtzeitig und ausreichend im Inland medizinisch zu behandeln. Die Behandlungsmethode von Dr. K., die unstreitig bei ihm Erfolg gebracht habe, werde zwar in M.und in S: angeboten, jedoch seien diese Behandlungspl&#228;tze ausgebucht. In S. werde die Methode nicht angeboten, weder in P . noch in Sa. oder L. Somit sei es nicht m&#246;glich gewesen, die Erfolge der Behandlung in der U auch im Inland herbeizuf&#252;hren. Es handele sich hierbei um eine Behandlung, die dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entspreche. Der Erfolg der Behandlung sei in einer statistisch relevanten Zahl von F&#228;llen nachgewiesen, und es gebe hinreichende allgemeine Erkenntnisse &#252;ber die Erkrankung, die die Behandlung erforderlich machten. Die Methode beinhalte manualtherapeutische Elemente, verbunden mit Akupressur, Akupunktur, Apis-Therapie, Phytotherapie und Reflexzonentherapie , die zu einer Aufl&#246;sung von Blockaden und einer Normalisierung des Muskeltonus f&#252;hrten. Da&#223; dies nicht nur im Falle des Kl&#228;gers, sondern auch in einer weiteren hinreichenden Zahl von F&#228;llen eine erforderliche Behandlung gewesen sei, gehe aus der Stellungnahme des Sachverst&#228;ndigen und aus den beigezogenen &#228;rztlichen Unterlagen hervor. Dabei seien auch die von Dr. E benannten Nebenwirkungen unbeachtlich, weil ihnen gegen&#252;ber entsprechende Vorsichtsma&#223;nahmen getroffen werden k&#246;nnten. Dem Gutachten von Dr. E sei im &#252;brigen nicht zu folgen, da es wissenschaftlichen Anspr&#252;chen nicht gen&#252;ge.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Gegen die ihr am 13. November 1996 zugestellte Entscheidung richtet sich die Berufung der Beklagten, die am 11. Dezember 1996 beim Schleswig-Holsteinischen Landessozialgericht eingegangen ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Am 21. Juni 1995 beantragte der Kl&#228;ger bei der Beklagten auch die &#220;bernahme der Kosten f&#252;r den dritten Behandlungsabschnitt (9. bis 23. Juli 1995). Der Beklagten lag eine Stellungnahme vom Pr&#252;fdienst des Bundesversicherungsamtes vor. Ferner holte sie eine weitere gutachterliche Stellungnahme von Dr. Peters (MDK) vom 22. August 1995 ein. Mit Bescheid vom 8. September 1995 wies sie den Antrag des Kl&#228;gers auf weitere &#220;bernahme der Behandlungskosten sowie der Nebenkosten zur&#252;ck. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte sie aus, ein Therapieerfolg der Behandlung in der U&#8230; sei zwar erkennbar. Jedoch seien auch im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gen&#252;gend Einrichtungen vorhanden, die vergleichbare Behandlungen durchf&#252;hrten. Die Beklagte benannte hierzu das Kinder Zentrum P., das F. sowie die Fachkliniken f&#252;r Kinder- und Jugendpsychiatrie in L. und Sa.. Mit einer im Inland intensiver betriebenen Krankengymnastik k&#246;nnten gleiche Ergebnisse erzielt werden. Auch eine ambulante manualtherapeutische Behandlung sei m&#246;glich. Da es sich um eine Au&#223;enseitertherapie handele, k&#246;nnten die Kosten nicht &#252;bernommen werden. Die Behandlung durch Dr. K. entspreche nicht dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse. Gegen diese Entscheidung legte der Kl&#228;ger am 19. September 1995 Widerspruch ein, den die Beklagte mit Widerspruchsbescheid vom 16. Oktober 1995 zur&#252;ckwies. Sie bezog sich auf die vorgenannten Begr&#252;ndungen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Gegen diese Entscheidung hat der Kl&#228;ger am <em>2.</em> November 1995 Klage erhoben (S 7 Kr 96/96) .</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Er hat beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">den Bescheid der Beklagten vom 8. September 1995 in der Fassung des Widerspruchsbescheides vom 16. Oktober 1995 aufzuheben und die Beklagte zu verurteilen, seinen Antrag unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu zu bescheiden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Das Gericht hat auch in diesem Verfahren Dr. G. als Sachverst&#228;ndigen geh&#246;rt. Mit Urteil vom 9. Juli 1996 hat es mit gleicher Begr&#252;ndung wie in dem Verfahren bez&#252;glich der ersten beiden Behandlungsabschnitte der Klage stattgegeben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Die Entscheidung ist der Beklagten am 13. November 1996 zugestellt worden, sie hat dagegen am 12. Dezember 1996 beim Schleswig-Holsteinischen Landessozialgericht Berufung eingelegt .</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Der Senat hat beide Verfahren mit Beschlu&#223; vom 1. September 1997 zur gemeinsamen Verhandlung und Entscheidung zusammengefa&#223;t .</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Die Beklagte tr&#228;gt vor, ein Anspruch auf eine Behandlung oder auf &#220;bernahme der Kosten im Ausland bestehe dann, wenn die Erprobung der Methode abgeschlossen sei. Es m&#252;&#223;ten wissenschaftlich einwandfrei gef&#252;hrte Statistiken &#252;ber die Zahl der F&#228;lle und &#252;ber die Wirksamkeit der Methode vorliegen. Diese Anspruchsvoraussetzungen seien hinsichtlich der Behandlung durch Dr. K. nicht erf&#252;llt. Dr. E. stehe mit seiner Kritik an der Methode - anders als das Sozialgericht Kiel dies angenommen habe - nicht allein. Prof. Dr. H. habe die Erfolgsrate der Behandlung von Dr. K. als schwer objektivierbar angesehen. Es gebe seiner Auffassung nach keinen Hinweis daf&#252;r, da&#223; die Methode Vorteile gegen&#252;ber anderen, im Inland angebotenen Behandlungsmethoden aufweise. Prof. Dr. V aus M. halte die Therapieform nicht f&#252;r eine wissenschaftlich anerkannte Methode. Dr. R. vom Sb. r&#252;ge das Fehlen einer vergleichenden Effektivit&#228;tsstudie. Nach den Feststellungen des Sozialgerichts Kiel sei eine Behandlung des Kl&#228;gers auch in M. und S. m&#246;glich gewesen. Es sei unerheblich, da&#223; die dortigen Behandlungspl&#228;tze belegt seien, weil der Kl&#228;ger auch auf die Behandlung in der U&#8230; ein Jahr gewartet habe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Urteile des Sozialgerichts Kiel vom 9. Juli 1996 aufzuheben und die Klagen abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger beantragt ,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">1. die m&#252;ndliche Verhandlung zu vertagen unter Hinweis auf den ihm erst heute ausgeh&#228;ndigten Ablichtungsteil des Gutachtens von Prof. Dr. M. sowie die &#252;bergebene Ablichtung des Presseberichts Nr. 61/97 des Bundessozialgerichts,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">2. die Berufung zur&#252;ckzuweisen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">3. hilfsweise die Revision zuzulassen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Er bezieht sich auf seinen bisherigen Vortrag.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Der Senat hat den Auszug aus einem Gutachten von Prof. Dr. M. von der O. beigezogen, der den Beteiligten zur Kenntnis gegeben worden ist. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 30. September 1997 haben dem Senat die beiden Verfahrensakten sowie die Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten hinsichtlich der Antr&#228;ge des Kl&#228;gers Vorgelegen.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Die Berufung der Beklagten ist zul&#228;ssig; der Beschwerdewert betr&#228;gt &#252;ber 1.000,00 DM.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p>Es stellt keine Klagerweiterung dar, da&#223; der Kl&#228;ger in der Berufungsverhandlung auch den Bescheid vom 5. Oktober 1994 angefochten hat, mit dem dem Widerspruch teilweise stattgegeben worden ist, denn hierdurch ist der Streitgegenstand nicht ge&#228;ndert worden. Die Einbeziehung dieses Bescheides in den Klagantrag diente nur der Klarstellung, weil bereits im Antrag vor dem Sozialgericht die Bescheide vom 15. Februar und 8. August 1994 in der Fassung des Widerspruchsbescheides, welcher den Bescheid vom 5. Oktober 1994 impliziert, angefochten worden sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>Die Berufung ist auch begr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger hat gegen&#252;ber der Beklagten keinen Anspruch auf Erstattung der Kosten f&#252;r die Behandlung durch Dr. K. in der U&#8230; (hinsichtlich des dritten Behandlungsabschnitts) und auch keinen Anspruch hinsichtlich der Reisekosten. Es fehlt daher an einer Anspruchsgrundlage auf Bet&#228;tigung des Ermessens durch die Beklagte . Zu Unrecht hat das Sozialgericht die Beklagte zu einer Neubescheidung verpflichtet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; &#167; 11 Abs. 1 Nr. 4 i.V.m. &#167; 27 Sozialgesetzbuch, F&#252;nftes Buch (SGB V) haben Versicherte einen Anspruch auf Krankenbehandlung, wenn diese notwendig ist, um eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verh&#252;ten oder Krankheitsbeschwerden zu lindern. Der Kl&#228;ger ist bei der Beklagten gegen Krankheit versichert und geh&#246;rt daher dem Grunde nach zu dem anspruchsberechtigten Personenkreis des &#167; 27 SGB V. Nach den Feststellungen des Senats leidet er seit seiner Geburt unter einer Cerebralparese mit einer spastisch betonten Quadriplegie. Diese &#228;u&#223;ert sich in statomotorischen Entwicklungsr&#252;ckst&#228;nden. Der Kl&#228;ger ist damit krank im Sinne des Gesetzes und hat gegen&#252;ber der Beklagten einen Leistungsanspruch .</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Zwar ruht gem&#228;&#223; &#167; 16 Abs. 1 Nr. 1 SGB V der Anspruch auf Leistungen, solange sich der Versicherte im Ausland aufh&#228;lt. Dies schlie&#223;t einen Anspruch auf &#220;bernahme der Behandlungskosten jedoch nicht aus. Nach &#167; 18 Abs. 1 Satz 1 SGB V kann die Krankenkasse, wenn eine dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entsprechende Behandlung der Erkrankung nur im Ausland m&#246;glich ist, die erforderlichen Behandlungskosten ganz oder teilweise &#252;bernehmen. Dies setzt einerseits voraus, da&#223; eine ausreichende und rechtzeitige Behandlung im Inland nicht m&#246;glich ist und andererseits, da&#223; die Auslandsbehandlung hinsichtlich ihrer Qualit&#228;t und Wirksamkeit dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse entspricht und den medizinischen Fortschritt ber&#252;cksichtigt (BSG, Urteil vom 23.11.1995, Az.: 1 RK 5/95, SozR 3-2500 &#167; 18 Nr. 1). Die allgemeine Regelung des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 SGB V gilt n&#228;mlich auch f&#252;r den Leistungsanspruch im Rahmen des &#167; 18 Abs. 1 SGB V. Zwar bezieht sich der Leistungsanspruch im Rahmen des &#167; 2 SGB V stets auf die Belange und die Besonderheiten des jeweiligen einzelnen Behandlungsfalles. Das bedeutet, da&#223; die ausreichende M&#246;glichkeit einer Inlandsbehandlung nicht schon dann bejaht werden kann, wenn die Behandlung generell f&#252;r Erkrankungen dieser Art geeignet ist. Entsprechend kann die Wirksamkeit einer Auslandsbehandlung nicht bereits dann verneint werden, wenn sie generell f&#252;r die in Frage stehende Erkrankung nicht heranzuziehen ist (BSG a.a.O.). Das &#228;ndert aber nichts daran, da&#223; die Behandlungsmethode, f&#252;r die eine Kostenerstattung begehrt wird, gleichwohl eine anerkannte Methode sein mu&#223;. Durch die Regelung des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 SGB V hat der Gesetzgeber eine das gesamte Leistungsrecht bestimmende Regelung getroffen, mit welcher er ausdr&#252;cklich Leistungen aus dem Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen hat, die mit wissenschaftlich nicht anerkannten Methoden erbracht werden. Neue Verfahren, die nicht ausreichend erprobt sind oder Au&#223;enseitermethoden, die zwar bekannt sind, sich aber (noch) nicht bew&#228;hrt haben, l&#246;sen nach dem Willen des Gesetzgebers keine Leistungspflicht der Krankenkassen aus. Das gilt selbst dann, wenn neue Methoden im Einzelfall zu einer Heilung der Krankheit oder Linderung der Krankheitsbeschwerden gef&#252;hrt haben (BT-Drucksache 11/2237, S. 157; BSG, Urteil vom 5.7.1995, Az.: 1 RK 6/95, SozR 3-2500 &#167; 27 Nr. 5). Neue, bislang nicht zum allgemein anerkannten Stand der medizinischen Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung zuzurechnende Therapieverfahren k&#246;nnen in den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung nach den Anforderungen des &#167; 135 Abs. 1 SGB V einbezogen werden. Danach d&#252;rfen neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in der Vertrags&#228;rztlichen Versorgung zu Lasten der Krankenkassen grunds&#228;tzlich nur abgerechnet werden, wenn der Bundesausschu&#223; der &#196;rzte und Krankenkassen auf Antrag der Kassen&#228;rztlichen Bundesvereinigung, einer Kassen&#228;rztlichen Vereinigung oder eines Spitzenverbandes der Krankenkassen in Richtlinien nach &#167; 92 Abs. 1 Satz 2 Nr. 5 entsprechende Empfehlungen abgegeben hat. Diese Empfehlungen sind sowohl im positiven wie auch im negativen Falle bindend f&#252;r die Versicherungstr&#228;ger und pr&#228;gen damit den Leistungsanspruch der Versicherten. Dies gilt nicht nur f&#252;r die Abrechnung der Leistungen im engeren Sinne durch die &#196;rzte, sondern auch im Verh&#228;ltnis zwischen den Versicherten und den Krankenkassen (BSG, Urteile vom 16. September 1997 , Az.: 1 RK 17/95, 28/95, 30/95, 32/95 und 14/96). Hinsichtlich der Behandlungsmethode nach Dr. K. ist bislang weder eine positive noch eine negative Empfehlung in den Richtlinien &#252;ber die neuen Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen. Dies kann auf einem Mangel des gesetzlichen Leistungssystems beruhen, der darin gesehen werden kann, da&#223; das Empfehlungsverfahren (noch) nicht durchgef&#252;hrt worden ist, eine solche Behandlungsmethode jedoch therapeutisch zweckm&#228;&#223;ig ist. Auch in derartigen F&#228;llen kann daher ein Kostenerstattungsanspruch f&#252;r die selbst beschaffte Leistung in Betracht kommen. Dabei ist die Zweckm&#228;&#223;igkeit der Methode in diesem Sinne dann anzunehmen, wenn ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist. Dies setzt voraus, da&#223; die Behandlungsweise sich in der medizinischen Praxis durchgesetzt hat. Davon ist auszugehen, wenn sie in der medizinischen Fachdiskussion eine breite Resonanz gefunden hat und von einer erheblichen Zahl von &#196;rzten angewandt wird. Die Verbreitung einer Methode kann als Beleg f&#252;r ihre Zweckm&#228;&#223;igkeit gewertet werden, weil sich erfolgreiche oder erfolgversprechende Untersuchungs- und Behandlungsverfahren erfahrungsgem&#228;&#223; &#252;ber kurz oder lang durchsetzen, w&#228;hrend ungeeigneten Therapieeins&#228;tzen eine breite Akzeptanz versagt bleibt (BSG, Urteil vom 16. September 1997, Pressebericht 61/97).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>Im Rahmen dieser Voraussetzungen kann ein entsprechender Kostenerstattungsanspruch nach &#167; 18 Abs. 1 SGB V auch bei einer Behandlung im Ausland bestehen, wenn eine ad&#228;quate Behandlungsm&#246;glichkeit im Inland im Rahmen der Vertrags&#228;rztlichen Versorgung nicht m&#246;glich ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Nach den Feststellungen des Senats sind diese Voraussetzungen f&#252;r die Behandlungsmethode von Dr. K. in L./U&#8230; nicht erf&#252;llt. Dabei kann dahingestellt bleiben, ob eine ad&#228;quate und wirksame Behandlungsm&#246;glichkeit f&#252;r den Kl&#228;ger im Inland nicht besteht oder ob die bisher durchgef&#252;hrten krankengymnastischen M&#246;glichkeiten bislang erfolgreich und ausreichend gewesen sind. Unter rechtlichen Gesichtspunkten kommt es auf diese Frage nicht an, denn die Anspruchsvoraussetzungen f&#252;r einen Kostenerstattungsanspruch sind deshalb nicht erf&#252;llt , weil die Behandlungsmethode von Dr. K. nicht dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse im oben genannten Sinne des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 SGB V entspricht .</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>Aufgrund der s&#228;mtlichen vorliegenden &#228;rztlichen Aussagen kommt der Senat zu dem Ergebnis, da&#223; die gesamte &#228;rztliche Zuwendung f&#252;r den Kl&#228;ger Erfolge bewirkt hat. Der Therapieerfolg ist durch den Bericht der behandelnden Krankengymnastin T.; vom 23. September 1994 attestiert worden. Ferner hat ihn Dr. P. vom MdK im Gutachten vom 28. September 1994 gleichfalls bejaht. Hierbei ist aber zu ber&#252;cksichtigen, da&#223; die Wirkungen der "konventionellen" Behandlungen im Inland und der Behandlung von Dr. K. ineinandergreifen. Aus dem Grunde kann noch nicht einmal der &#252;berwiegende Ursachenzusammenhang zwischen der Behandlungsmethode von Dr. K und dem Behandlungserfolg mit Sicherheit positiv festgestellt werden. Nach der oben dargelegten Rechtslage ist darauf jedoch auch nicht ma&#223;geblich abzustellen. Entscheidend ist vielmehr, da&#223; die Behandlungsmethode nach Dr. K. &#252;ber das Experimentierstadium bislang nicht hinausgelangt ist und insbesondere keine hinreichenden Kenntnisse &#252;ber ihre Eignung zur erfolgreichen Behandlung von Diplegien bestehen. Dies ergibt sich aus den dem Senat vor1iegenden &#228;rztlichen Stellungnahmen. Nach ihnen sind die vom BSG in der Entscheidung vom 16. September 1997 aufgestellten Voraussetzungen nicht erf&#252;llt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><p>Dr. K. stellt selber in seiner Bescheinigung vom 18. Dezember 1994 dar, da&#223; er seine neuro-physiologische Behandlung ausschlie&#223;lich selbst sowie die an seinem Zentrum angestellten &#196;rzte durchf&#252;hrten. Ausl&#228;ndische &#196;rzte seien in die Behandlungsmethode nicht eingewiesen worden. Damit stellt er selbst in Abrede, da&#223; sich die Methode in der Weise durchgesetzt habe, da&#223; sie in der &#196;rzteschaft auf eine breite Resonanz gesto&#223;en ist und von ihr angewandt wird. Die Methode von Dr. K. stellt eine besondere Form der Manualtherapie dar, die mit einem Konglomerat von einzelnen Behandlungsformen, wie Bienenstichtherapie, Akupressur, Akupunktur, Phytotherapie und Reflexzonentherapie verbunden und lediglich geeignet ist, die Symptome der Grunderkrankung zumindest vor&#252;bergehend zu verbessern. Darauf haben Prof Dr. Sb. vom Fr&#252;hdiagnosezentrum W. in seiner Stellungnahme vom 3. August 1994 (Bl. 45 der GA) und Prof. Dr. H. vom Zentrum Kinderheilkunde der G...-Universit&#228;t G. in der Stellungnahme vom 13. Juli 1993 (Bl. 56 der Gerichtsakte) hingewiesen. Manualtherapie wird auch in der Bundesrepublik Deutschland in verschiedener Form durchgef&#252;hrt. Die Beklagte hat eine Liste von Manualtherapeuten, die ausdr&#252;cklich auch Kinder behandeln und die vertraglich t&#228;tig sind, vorgelegt. Prof . Dr. V. vom Kinderzentrum M. hat am 14. April 1994 (Bl. 55 der Gerichtsakte) ausgef&#252;hrt, da&#223; die Manualtherapie seit November 1993 an seinem Institut in differenzierter Form durchgef&#252;hrt wird, allerdings nicht nach der Methode von Dr. K.. Er hatte auch vornehmlich erhebliche Behandlungserfolge durch dessen Methode attestiert (Stellungnahme vom 1. April 1993, Bl. 58 der Gerichtsakte), hat allerdings in der Stellungnahme vom 14. Juni 1993 (Bl. 60 der Gerichtsakte) ausgef&#252;hrt, die Methode m&#252;sse noch weiter analysiert werden, er beschr&#228;nkte sich auf "erste Beobachtungen". In der Stellungnahme vom 6. Dezember 1993 (Bl. 62 der Gerichtsakte) f&#252;hrte er aus, da&#223; er die Manualtherapie in die neuro-physiologische Behandlung integriere, da&#223; er aber keine unkonventionelle Behandlung, wie die nach Dr. K., vornehme. In seiner gutachterlichen Stellungnahme vom 16. September 1994 (Bl. 66 ff. der Gerichtsakte) sah er in einer anders gearteten Manualtherapie eine Behandlungsalternative zu der Methode von Dr. K., dessen Behandlungsmethode er als unspezifisch und als ein Konglomerat von Einzelmethoden ansah. Hiermit stimmte er &#252;berein mit dem Inhalt des Aufsatzes von Kreck/Sailer in P&#228;diatrische Praxis 1994/95 (Bl. 71 ff der Gerichtsakte), in dem die Autoren sich wegen methodischer M&#228;ngel der Behandlungsweise zu einer Bewertung der Methode nicht in der Lage sahen. Diese gesamten Stellungnahmen zusammenfassend kam der Sachverst&#228;ndige Prof. Dr. M. zu dem Ergebnis, da&#223; derzeit die Hintergr&#252;nde der Methode von Dr. K. nicht erforscht seien. Unbestreitbar habe die Methode zwar in einer Reihe von F&#228;llen Erfolge bewirkt. Ein Wirkmechanismus sei aber noch v&#246;llig unbekannt. Damit hat Prof. Dr. M. gerade das Experimentierstadium geschildert, welches nach dem Sinne des Gesetzgebers einen Leistungsanspruch im Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung ausschlie&#223;en sollte. Au&#223;erdem ist aus diesem Gutachten wie auch aus den vorstehenden &#228;rztlichen Stellungnahmen erkennbar, da&#223; sich die Behandlungsmethode von Dr. K. in der Fach&#228;rzteschaft nicht durchgesetzt hat, sondern da&#223; vielmehr nach Behandlungsans&#228;tzen gesucht wird, die eine Integration einer manualtherapeutischen Behandlung in die neuro-physiologische Behandlung erm&#246;glicht, dabei aber auf eine wissenschaftlich gradlinige Grundlage gestellt werden kann, um zielgerichtete Behandlungserfolge zu bewirken und um die Ungewi&#223;heiten der Wirkungsanteile der verschiedenen methodischen Ans&#228;tze auszur&#228;umen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>Damit ist nach den oben dargelegten Voraussetzungen der Anspruch f&#252;r eine Kosten&#252;bernahme jedoch nicht erf&#252;llt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>Das Gutachten von Dr. G. vom 29. April 1996 steht dem nicht entgegen und bewirkt keinen Leistungsanspruch des Kl&#228;gers . Zwar hat Dr. G. ausgef&#252;hrt, da&#223; die Methode nach Dr. K. eine statistisch relevante Zahl von nachweisbaren Behandlungserfolgen bewirkt habe, da&#223; durchgreifende Bedenken hinsichtlich der Nebenwirkungen der Behandlungsmethode nicht best&#228;nden und da&#223; eine ad&#228;quate Behandlungsm&#246;glichkeit im Inland nicht vorhanden sei. Jedoch hat er die statistisch relevante Zahl nachweisbarer Behandlungserfolge lediglich vor dem Hintergrund der hier bekannt gewordenen Einzelerfolge angenommen, unabh&#228;ngig von den Fragen, da&#223; die Relation zwischen den Erfolgen und Mi&#223;erfolgen unbekannt ist, die Begleitumst&#228;nde der Behandlungserfolge (&#252;briges Behandlungsumfeld) nicht bekannt sind und der Ursachenzusammenhang zwischen der in Rede stehenden Behandlungsmethode und der tats&#228;chlichen Behandlungserfolge g&#228;nzlich ungekl&#228;rt ist. Im &#252;brigen w&#252;rde es nach den Erfordernissen, die im Urteil des BSG vom 5. Juli 1995 (a.a.0.) aufgestellt worden sind, nicht ausreichen, wenn eine statistisch hinreichende Zahl von Behandlungserfolgen nachzuweisen w&#228;re, solange das experimentelle Stadium der Ursachenforschung noch nicht abgeschlossen ist. Nach diesen rechtlichen Vorgaben w&#252;rden die Annahmen von Dr. G. den Leistungsanspruch des Kl&#228;gers daher nicht begr&#252;nden k&#246;nnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_44">44</a></dt> <dd><p>Unter Auswertung des gesamten Akteninhalts kommt der Senat folglich zu dem Ergebnis, da&#223; die Behandlung des Kl&#228;gers im Zusammenhang mit den auch weiterhin angewandten hiesigen krankengymnastischen Behandlungen in der Vergangenheit Erfolge gebracht hat. Ob und in welcher Weise die Behandlung nach Dr. K. geeignet ist, generell im Sinne einer besonderen Therapieform unabh&#228;ngig von der Anerkennung durch die medizinische Wissenschaft allgemeine Behandlungserfolge zu erbringen, ist bislang noch v&#246;llig offen. Derzeit kann diese Frage auch nicht gekl&#228;rt werden, weil sich die Behandlungsmethode bislang im experimentellen Stadium befindet. Sie ist eng an die Person von Dr. K. gekn&#252;pft und verschlie&#223;t sich damit einer raschen weitergehenden medizinischen Erkenntnis . Sie hat sich nicht durchgesetzt. Die Leistungsvoraussetzungen des &#167; 2 Abs. 1 Satz 3 SGB V sind damit nicht erf&#252;llt, so da&#223; der Kl&#228;ger gegen&#252;ber der Beklagten keinen Leistungsanspruch im Rahmen des &#167; 18 Abs. 1 SGB V auf Erstattung der Behandlungskosten hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_45">45</a></dt> <dd><p>Auch der Anspruch auf Erstattung der Flugkosten ist unbegr&#252;ndet . Dies gilt einerseits f&#252;r die geltend gemachten Kosten des dritten Behandlungsabschnitts, da bereits der Anspruch auf die Hauptleistung nicht bestand. Weiter gilt dies aber auch f&#252;r die Flugkosten anl&#228;&#223;lich des ersten und zweiten Behandlungsabschnittes. Entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers ist es nicht widerspr&#252;chlich, da&#223; die Beklagte diese Behandlungskosten zwar &#252;bernommen hat, nicht aber die Flugkosten. Dabei kann in diesem Zusammenhang dahingestellt bleiben, da&#223; selbst ein Anspruch auf Erstattung der Behandlungskosten ebenfalls nicht bestand. Nach &#167; 18 Abs. 2 SGB V kann die Krankenkasse in den F&#228;llen, in denen sie die Kosten f&#252;r eine Auslandsbehandlung bezahlt, auch die weiteren Kosten f&#252;r den Versicherten und f&#252;r eine erforderliche Begleitperson ganz oder teilweise &#252;bernehmen. Auch dieser Anspruch steht - wie der Hauptanspruch - im Ermessen des Krankenversicherungstr&#228;gers. Dies ergibt sich bereits aus dem Wortlaut der Vorschrift. Zwingend w&#228;re selbst bei einem Anspruch des Kl&#228;gers auf Erstattung der ausl&#228;ndischen Behandlungskosten die &#220;bernahme auch der Transportkosten nicht. Unabh&#228;ngig von der Frage des Hauptanspruchs ist es daher nicht ermessensfehlerhaft, da&#223; die Beklagte auch hinsichtlich der ersten beiden Behandlungsabschnitte die Erstattung der Flugkosten abgelehnt hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_46">46</a></dt> <dd><p>Der Senat sah keine Veranlassung, gem&#228;&#223; dem Hauptantrag des Kl&#228;gers den Rechtsstreit zu vertagen. Der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r des Kl&#228;gers ist nicht verletzt. Zwar st&#252;tzt sich der Senat bei seiner Entscheidung u.a. auch auf den Inhalt des Gutachtens von Prof. Dr. M.. Dieses Gutachten ist in seinem Bewertungsteil, in dem die Methode von Dr. K. diskutiert wird, dem Kl&#228;gervertreter am 12. September 1997 &#252;bersandt worden. Das Gutachten ist aus einem anderen gleichgelagerten Verfahren, das ebenfalls vor dem Senat anh&#228;ngig war, in dieses Verfahren &#252;bernommen worden. Zutreffend ist zwar, da&#223; aus den Gr&#252;nden des sozialrechtlichen Datenschutzes die individualisierenden Merkmale, wie die medizinische Aktenvorgeschichte und die Untersuchungsbefunde, im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 30. September dem Kl&#228;ger &#252;bergeben worden ist, nachdem der Kl&#228;ger des anderen Verfahrens diesem zugestimmt hat. Der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r ist dadurch aber nicht verletzt, denn die Anwendbarkeit und die Verbreitung sowie der wissenschaftliche Hintergrund f&#252;r die Methode von Dr. K. beurteilt sich unabh&#228;ngig von den individualisierenden Merkmalen des parallel gelagerten Falles. Aus dem Grunde stellt der Senat auf diese individualisierenden Merkmale des Gutachtens auch nicht ab. Der Teil des Gutachtens ist nicht entscheidungserheblich. - Der Senat sah sich ferner nicht im Hinblick auf das Urteil des BSG vom 16. September 1997 (aaO) veranla&#223;t, den Rechtsstreit zu vertagen, weil zum Zeitpunkt der m&#252;ndlichen Verhandlung das Urteil lediglich in der Form des Presseberichts bekannt war, nicht aber in der vollst&#228;ndigen abgesetzten Fassung. Der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r fordert lediglich, da&#223; den Beteiligten M&#246;glichkeit gegeben werden mu&#223;, sich zu den ma&#223;geblichen Tatsachen des Verfahrens rechtlich zu &#228;u&#223;ern. Dies umfa&#223;t jedoch grunds&#228;tz1ich nicht die Notwendigkeit, eine Stellungnahme auch zu einer rechtlichen Bewertung durch ein anderes Gericht, auch der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung, abgeben zu k&#246;nnen. Aus dem Grunde war hierdurch auch keine Vertagung des Rechtsstreits geboten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_47">47</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 193 Abs. 1 und 4 Satz 1 SGG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_48">48</a></dt> <dd><p>Der Senat hat die Revision zugelassen, da die Voraussetzungen hinsichtlich der Anerkennung der Behandlungsmethode von Dr. K. als neue Therapie ma&#223;geblich auf die neuere Rechtsprechung des Bundessozialgerichts gest&#252;tzt ist und die Entscheidung vom 17. September 1997 bislang lediglich als Pressever&#246;ffentlichung bekannt war.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,943
ag-neumunster-1997-04-25-22-c-91096
{ "id": 1045, "name": "Amtsgericht Neumünster", "slug": "ag-neumunster", "city": 635, "state": 17, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Amtsgericht" }
22 C 910/96
1997-04-25T00:00:00
2018-11-27T07:30:12
2019-01-17T11:35:43
Urteil
ECLI:DE:AGNEUMU:1997:0425.22C910.96.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte wird verurteilt, an den Kl&#228;ger 738,63 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 1. Juni 1996 zu zahlen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Rechtsstreits werden gegeneinander aufgehoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Von der Darstellung des Tatbestandes wird gem&#228;&#223; 313 a ZPO abgesehen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Die Klage ist nur in H&#246;he der H&#228;lfte des vom Kl&#228;ger geltend gemachten Schadensbetrages von 1.477,27 DM, n&#228;mlich nur in H&#246;he von 738,63 DM, aus &#167;&#167; 7 Abs. 1, 18 StVG, 3 Nr. 1 PflVG begr&#252;ndet. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Unstreitig ist, dass am Fahrzeug des Kl&#228;gers ein Schaden dadurch entstanden ist, dass sein Fahrzeug mit dem bei der Beklagten haftpflichtversicherten Lkw, der von dem Zeugen ... gefahren worden ist, auf der Auffahrt der Firma ... zusammengesto&#223;en ist. Damit liegen die Voraussetzungen f&#252;r einen Schadensersatzanspruch aus &#167; 7 Abs. 1 StVG gegen den Halter und &#167;&#167; 18 Abs. 1, 7 Abs. 1 StVG gegen den Fahrer, f&#252;r die die Beklagte gem&#228;&#223; &#167; 3 Nr. 1 PflVG einzutreten hat, vor. Sie hat f&#252;r die von dem Lkw ausgehende Betriebsgefahr einzustehen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Die Ersatzpflicht ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 7 Abs. 2 StVG ausgeschlossen, da die Beklagte nicht bewiesen hat, dass der Unfall durch ein unabwendbares Ereignis verursacht worden ist. Als unabwendbares Ereignis kommt hier nur die Behauptung der Beklagten in Betracht, der Kl&#228;ger sei mit seinem Fahrzeug auf den stehenden Lkw aufgefahren. Diese Behauptung ist jedoch nicht bewiesen. Zwar hat der Fahrer des Lkw, der Zeuge &#8230;, ausgesagt, dass der Kl&#228;ger aufgefahren sei, als er gestanden habe. Das Gericht ist jedoch von der Richtigkeit dieser Aussage nicht &#252;berzeugt. Dagegen spricht, dass der Zeuge ein Paket nicht bei der Firma ... sondern in deren Nachbarschaft abzuliefern hatte und er nach dem Zusammensto&#223; und der Unfallaufnahme r&#252;ckw&#228;rts von der Einfahrt der Firma ... auf die Stra&#223;e zur&#252;ckgefahren ist, um zu wenden und zu der Firma zu gelangen, bei der er das Paket abliefern wollte. Dies spricht eher daf&#252;r, dass der Zeuge ... von vornherein beabsichtigt hat, wieder r&#252;ckw&#228;rts aus der Einfahrt herauszufahren, um zu wenden und entweder tats&#228;chlich bereits im R&#252;ckw&#228;rtsgang fuhr oder zur&#252;ckrollte, als der Lkw mit dem Pkw des Kl&#228;gers zusammenstie&#223;. Als Fahrer des Lkw hat der Zeuge auch ein Interesse daran, nicht ein eigenes schuldhaftes Verhalten einzugestehen. Es ist deshalb nicht unwahrscheinlich, dass der Zeuge eine unwahre Aussage gemacht hat. Eine &#220;berzeugung von der Richtigkeit der Aussage konnte das Gericht deshalb nicht gewinnen. Dem steht nicht entgegen, dass der Zeuge angab, das Fahrzeug auf dem Gel&#228;nder Der Firma ... abzustellen. Dagegen spricht, dass sich der Zusammensto&#223; auf der Einfahrt ereignete, wo der Lkw nicht h&#228;tte abgestellt werden k&#246;nnen. Die Aussage des Zeugen ... &#252;berzeugt auch in diesem Punkt nicht. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Andererseits mu&#223; sich der Kl&#228;ger die von seinem Fahrzeug ausgehende Betriebsgefahr gem&#228;&#223; &#167; 17 StVG anrechnen lassen. Nach dieser Vorschrift h&#228;ngt die Verpflichtung zum Schadensersatz und der Umfang des zu leistenden Ersatzes von den Umst&#228;nden, insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder dem anderen Teil verursacht worden ist. Auf beiden Seiten ist lediglich die von beiden Fahrzeugen ausgehende Betriebsgefahr zu ber&#252;cksichtigen. Ein Verschulden ist weder auf Seiten des Kl&#228;gers bewiesen, da, wie bereits ausgef&#252;hrt, der Aussage des Zeugen ... nicht zu folgen ist, unabh&#228;ngig davon, dass sich die Beklagte nicht auf den Zeugen ... zum Beweis f&#252;r ein Verschulden des Kl&#228;gers berufen hat. Umgekehrt hat der Kl&#228;ger aber auch nicht ein Verschulden seitens des Halters oder Fahrers des Lkw bewiesen. Hier k&#228;me ohnehin nur ein schuldhaftes Verhalten des Zeugen ... als Fahrer in Betracht. Dieser hat jedoch bestritten, r&#252;ckw&#228;rts gefahren zu sein. Auch wenn die Aussage nicht hinreichend glaubhaft ist, so l&#228;&#223;t sich ihr jedoch auch nicht im Umkehrschlu&#223; beweiskr&#228;ftig entnehmen, dass der Zeuge r&#252;ckw&#228;rts gefahren ist, ohne auf den Kl&#228;ger R&#252;cksicht zu nehmen und dadurch den Unfall verschuldet hat. Da auf beiden Seiten mithin die Betriebsgefahr der Fahrzeuge zu ber&#252;cksichtigen ist, kommt eine Haftung lediglich im Umfang von 50 % des eingetretenen Schadens zugunsten des Kl&#228;gers in Betracht. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Zur &#220;berzeugung des Gerichtes steht fest, dass durch den Unfall am Fahrzeug des Kl&#228;gers ein Schaden im Umfang von 1.477,27 DM eingetreten ist. Die Ehefrau des Kl&#228;gers hat als Zeugin glaubhaft best&#228;tigt, dass das Fahrzeug vor dem Zusammensto&#223; mit einem Lkw auf dem Gel&#228;nde der Firma Blumen Ludwig keinen Schaden aufgewiesen habe und danach der Sto&#223;f&#228;nger vorne heruntergehangen h&#228;tte. Sie habe sich den Schaden am Fahrzeug angesehen, nachdem ihr Mann nach Hause gekommen sei und ihr erz&#228;hlt habe, dass er einen Zusammensto&#223; mit einem Lkw auf der Einfahrt der Firma ... gehabt habe. Die Zeugin konnte sich zwar an das Datum des Tages nicht erinnern, aus dem Umstand, dass der Kl&#228;ger den Zusammensto&#223; auf dem Gel&#228;nde der Firma ... erw&#228;hnte, kann jedoch gefolgert werden, dass es sich um den gleichen Tag handelte, an dem sich der Unfall ereignete. Aus der ebenfalls glaubhaften Aussage des Zeugen ... ergibt sich, dass zur Beseitigung des Schadens am Sto&#223;f&#228;nger ein Betrag von insgesamt 1.477,27 DM inklusive Mehrwertsteuer aufzuwenden war. Er konnte zwar nicht mehr genau angeben, weshalb der von ihm erstellte Kostenvoranschlag vom 9.5.1996 erst so sp&#228;t nach dem Unfalltag am 11.4.1996 erstellt worden ist. Er gab jedoch in &#220;bereinstimmung mit der Aussage der Zeugin ... an, dass der Sto&#223;f&#228;nger vorne besch&#228;digt war. Au&#223;erdem habe sich nach seiner Aussage die Grillblende verzogen, was im Zusammenhang mit dem Schaden am vorderen Sto&#223;f&#228;nger stehen kann. Das Gericht geht deshalb davon aus, dass die in dem Kostenvoranschlag des Zeugen ... vom 9.5.1996 angebrachten Reparaturen betreffend den Sto&#223;f&#228;nger und die Grillblende erforderlich waren, um den durch den Zusammensto&#223; mit dem bei der Beklagten haftpflichtversicherten Lkw entstandenen Schaden zu beseitigen. Die im Kostenvoranschlag in Ansatz gebrachten Kosten sind der H&#246;he nach nicht beanstandet worden, weshalb sie vom Gericht zugrundegelegt werden. Entgegen der Meinung der Beklagten h&#228;lt das Gericht auch die Kosten f&#252;r die Verbringung zum Lackierer f&#252;r ersatzf&#228;hig, auch wenn die Reparatur nicht nachgewiesen worden ist. Der Kl&#228;ger kann gem&#228;&#223; &#167; 249 BGB anstelle der als Schadensersatz in erster Linie geschuldeten Wiederherstellung des fr&#252;heren Zustandes den dazu erforderlichen Betrag verlangen. Ist f&#252;r eine fachgerechte Wiederherstellung die Verbringung zu einem Lackierer bei einer vom Gesch&#228;digten ausgesuchten Fachwerkstatt erforderlich, so sind auch die daf&#252;r anfallenden Kosten zu ersetzen. Der H&#246;he nach ist mithin von dem im Kostenvoranschlag des Zeugen ... genannten Betrag als Gesamtschaden am Fahrzeug des Kl&#228;gers, mithin von einem Schaden von 1.477,27 DM auszugehen. Hiervon kann der Kl&#228;ger 50 % von der Beklagten ersetzt verlangen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p> Der Zinsanspruch folgt aus Verzug gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 284, 286, 288 BGB, der durch das Mahnschreiben der Kl&#228;gerseite vom 15.5.1996 eingetreten ist. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 92 Abs. 1 ZPO, die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit aus &#167;&#167; 708 Nr. 11, 713 ZPO. </p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,944
lg-kiel-1987-12-22-2-o-24287
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
2 O 242/87
1987-12-22T00:00:00
2018-11-27T07:30:12
2019-01-17T11:35:43
Urteil
ECLI:DE:LGKIEL:1987:1222.2O242.87.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagten werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kl&#228;ger 20.943,57 DM nebst 4 % Zinsen seit dem 10. April 1987 zu zahlen; im &#252;brigen wird die Klage abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Rechtsstreits haben die Beklagten als Gesamtschuldner zu tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 27.000,-- DM vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger, Halter und Eigent&#252;mer des Campingbusses, Marke Volkswagen, Typ Joker 1, amtliches Kennzeichen KI- , macht Schadensersatzanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall gegen den Beklagten zu 1) als Fahrer des VW Passat, amtliches Kennzeichen HB - , und die Beklagte zu 2) als Haftpflichtversicherer des VW Passat geltend. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Am 15. M&#228;rz 1987 befuhr das kl&#228;gerische Fahrzeug die Bundesautobahn 7 in Fahrtrichtung Hamburg-Bremen. Der Wagen wurde von dem Schwager des Kl&#228;gers, dem Zeugen ..., gesteuert. Es herrschte Schneefall, die Fahrbahn war glatt. Aus einer Entfernung von 250 - 300 m sah der Zeuge ..., da&#223; sich auf der linken Fahrspur vor ihm ein Fahrzeug drehte. Auf der rechten Fahrspur fuhr ein Lkw, der nach rechts in Richtung Standspur fuhr und dort mit der Leitplanke kollidierte. Der Zeuge ... wechselte auf die rechte Fahrspur, setzte seine Geschwindigkeit auf &#8222;Schrittgeschwindigkeit&#8220; herab und schaltete die Warnblinkanlage ein. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Sodann wurde auch das kl&#228;gerische Fahrzeug in den Unfall verwickelt. Auf welche Weise dies geschah, ist zwischen den Parteien im wesentlichen streitig. Unstreitig ist lediglich, da&#223; der Beklagte zu 1) mit der linken Vorderseite des von ihm gesteuerten Passat auf die rechte Heckseite des kl&#228;gerischen Fahrzeugs auffuhr, wodurch zumindest die rechte hintere Heckseite des Campingbusses besch&#228;digt wurde. Ob der Beklagte zu 1) dar&#252;ber hinaus die am Fahrzeug eingetreten Gesamtsch&#228;den - mittelschwere Besch&#228;digungen der linken und rechten Fahrzeugseite, weitere Sch&#228;den im Heckbereich an tragenden Teilen sowie an Teilen der Fahrzeuginnenausstattung - verursacht hat, ist streitig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger behauptet, der von dem Beklagten zu 1) gesteuerte VW Passat sei auf der rechten Fahrspur mit hoher Geschwindigkeit in das kl&#228;gerische Fahrzeug hineingefahren, was eine Drehung des Campingbusses entgegen dem Uhrzeigersinn verursacht habe. Dadurch sei das kl&#228;gerische Fahrzeug nach links in die mittlere Leitplanke gedr&#252;ckt worden. Dort sei der Campingbus von zumindest einem weiteren Fahrzeug angefahren worden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Demgegen&#252;ber tragen die Beklagten vor, der Beklagte zu 1) habe lediglich das hintere rechte R&#252;cklicht des VW-Busses besch&#228;digt, f&#252;r weitere Sch&#228;den sei der Beklagte zu 1) nicht urs&#228;chlich geworden. Der Beklagte zu 1) sei allenfalls noch Schrittgeschwindigkeit gefahren, habe das Fahrzeug auf der eisglatten Fahrbahn jedoch nicht mehr lenken k&#246;nnen und habe mit der vorderen linken Ecke seines Pkw die hintere rechte Ecke des VW-Busses ber&#252;hrt, der am linken Fahrbahnrand bereits gestanden habe. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Den gelten gemachten Schaden beziffert der Kl&#228;ger wie folgt: </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:36pt"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"> </th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">1. Wiederbeschaffungswert</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">&#160;18.000,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">2. Abschleppkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">587,01 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">3. Unterbringungskosten (einschl. Verzehrkosten)</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">117,63 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">4. Gutachtenkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">713,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">5. weitere Kosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">515,56 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">6. Wiederbeschaffungsdauer (24 Tage &#224; 75,00 DM)</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">1.800,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">7. R&#252;cktransportkosten der Familienangeh&#246;rigen</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right"> <span style="text-decoration:underline">156,00 DM</span> </p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">&#160;21.889,20 DM</p></td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Wegen der Aufschl&#252;sselung der Position 5 &#8222;weitere Kosten&#8220; wird auf den kl&#228;gerischen Schriftsatz vom 13. August 1987, Seite 6 (Bl. 60 d. A.), Bezug genommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Beklagten als Gesamtschuldner zu verurteilen, an ihn 21.889,20 DM nebst 9 % Zinsen auf 10.000,00 DM sowie 12 % Zinsen auf 11.889,20 DM seit dem 10. April 1987 zu zahlen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Die Beklagten beantragen, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Klage abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Sie machen im &#252;brigen geltend: </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p> Von den Wiederbeschaffungskosten des Fahrzeuges in H&#246;he von 18.000,00 DM sei die Mehrwertsteuer herauszurechnen, weil es sich bei dem Campingbus - was unstreitig ist - um ein Gesch&#228;ftsfahrzeug handele. Daher k&#246;nne der Kl&#228;ger auch nur den entgangenen Gewinn als Nutzungsausfall beanspruchen. Allenfalls st&#252;nden ihm aber 14 Tage Nutzungsausfall zu. Dar&#252;ber hinaus sei die Nutzungsausfallentsch&#228;digung pro Tag h&#246;chstens mit 63,00 DM zu beziffern. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p> Eine &#220;bernachtung der Familienmitglieder sei nicht erforderlich gewesen. Bei den Verzehrkosten handele es sich um ersparte Aufwendungen. R&#252;cktransportkosten seien nur in H&#246;he von 75,50 DM ersatzf&#228;hig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p> Wegen der Einzelheiten des Parteivorbringens wird auf die gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen Bezug genommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p> Das Gericht hat Beweis erhoben. Wegen des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf die Sitzungsniederschrift vom 4. Dezember 1987 (Bl. 122 ff. d. A.) sowie die schriftliche Erkl&#228;rung des Zeugen ... vom 29. November 1987 (Bl. 121 d. A.) verwiesen. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>I.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Die Klage hat im wesentlichen Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>1. Sie ist dem Grunde nach gegen den Beklagten zu 1) aus &#167; 18 StVG, gegen die Beklagte zu 2) in Verbindung mit &#167; 3 PflVG begr&#252;ndet, wobei sich die gesamtschuldnerische Haftung aus einer entsprechenden Anwendung von &#167; 840 BGB ergibt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Allerdings ist nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme unklar geblieben, ob der Beklagte zu 1) f&#252;r den an dem Campingbus entstanden Gesamtschaden urs&#228;chlich geworden ist. Dies ist nach den &#252;berzeugenden Ausf&#252;hrungen des Sachverst&#228;ndigen zwar &#252;berwiegend wahrscheinlich, ist jedoch auch in Verbindung mit den - wenig ergiebigen - Zeugenaussagen nicht geeignet, das Gericht von der Richtigkeit der kl&#228;gerischen Darstellungen des Unfallverlaufes zu &#252;berzeugen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Die Unaufkl&#228;rbarkeit geht gleichwohl zu Lasten der Beklagten. Das folgt aus &#167; 830 Abs. 1 Satz 2 BGB, der mit Blick auf die im Stra&#223;enverkehrsgesetz enthaltenen Anspruchsgrundlagen entsprechende Anwendung findet. Die Funktion von &#167; 830 BGB, wonach von mehreren Beteiligten an einer unerlaubten Handlung jeder f&#252;r den Schaden verantwortlich ist, wenn sich nicht ermitteln l&#228;&#223;t, welcher der Beteiligten durch seine Handlung den Schaden verursacht hat, besteht darin, dem Beweisnotstand des Verletzten Rechnung zu tragen (BGHZ 33, 290 f.). Ein Ersatzanspruch des Gesch&#228;digten soll nicht daran scheitern, da&#223; nicht mit Sicherheit festgestellt werden kann, wer von mehreren beteiligten T&#228;tern der eigentliche Sch&#228;diger gewesen ist. Dieser in &#167; 830 Abs. 1 Satz 2 BGB enthaltene Rechtsgedanke trifft auf f&#252;r &#167; 18 StVG zu (BGH NJW 1969, 2137 f.), so da&#223; angesichts der gleichartigen Interessenlage eine analoge Anwendung dieser Vorschrift geboten ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Der Beklagte zu 1) war auch Beteiligter im Sinne der genannten Gesetzesbestimmung. Hierf&#252;r ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (vgl. nur BGHZ 25, 274; 33, 292) lediglich ein tats&#228;chlicher einheitlicher, &#246;rtlich und zeitlich zusammenh&#228;ngender Vorgang erforderlich, der sich aus mehreren selbst&#228;ndigen Handlungen zusammensetzt und in dessen Bereich der rechtswidrige Schadenserfolg f&#228;llt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Diese Voraussetzungen sind vorliegend gegeben. Bei nat&#252;rlicher Auffassung bildet das Unfallgeschehen einen einheitlichen - &#246;rtlich und zeitlich zusammenh&#228;ngenden - Lebenssachverhalt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Es w&#228;re lebensfremd, den am kl&#228;gerischen Fahrzeug eingetretenen Gesamtschaden von den einzelnen m&#246;glichen Verursachungsanteilen - Karambolage mehrerer Fahrzeuge - isolieren zu wollen</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>2. Die Verpflichtung der Beklagten zum Schadensausgleich besteht dem Grunde nach zu 100 %. Das Gericht ist davon &#252;berzeugt, da&#223; der Beklagte bei Beobachtung der erforderlichen Sorgfalt den Unfall h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen, er also fahrl&#228;ssig gehandelt hat. Er h&#228;tte seine Fahrweise auf die schlechten Witterungsverh&#228;ltnisse einstellen k&#246;nnen und m&#252;ssen. Demgegen&#252;ber hat der Fahrer des kl&#228;gerischen Fahrzeuges, indem er die Geschwindigkeit stark reduzierte und die Warnblinkanlage einschaltete, denjenigen Sorgfaltsanforderungen entsprochen, die auch ein besonders besonnener und erfahrener Fahrer angewendet h&#228;tte. Die Betriebsgefahr des kl&#228;gerischen Fahrzeuges hat demnach au&#223;er Betracht zu bleiben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Von den Wiederbeschaffungskosten des Fahrzeuges darf der Kl&#228;ger den Beklagten auch die Mehrwertsteuer in Rechnung stellen. Dem steht nicht entgegen, da&#223; die f&#252;r die Beschaffung des Ersatzfahrzeuges angefallene Mehrwertsteuer im Zuge des Vorsteuerabzuges geltend gemacht worden ist. Denn dies &#228;ndert nichts an dem Umstand, da&#223; der Unfall anl&#228;&#223;lich einer Urlaubsreise, also einer Privatfahrt entstanden ist. Die Aufwendungen f&#252;r die Wiederbeschaffung stellen sich als Kosten dar, die auf die private Nutzung des Kraftfahrzeuges entfallen. Sie bilden daher in voller H&#246;he einen umsatzsteuerrechtlich relevanten Eigenverbrauch (vgl. Peter, Umsatzsteuer, Stand 1982, &#167; 1 Rd. 216), den der Kl&#228;ger dem Finanzamt gegen&#252;ber zu offenbaren hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Die Klage ist auch hinsichtlich der Abschleppkosten (587,01 DM) sowie der Gutachtenkosten (713,00 DM) gegr&#252;ndet. Das gilt auch f&#252;r die weiteren Kosten in H&#246;he von insgesamt 515,56 DM. Dar&#252;ber streiten die Parteien denn auch nicht. Jedenfalls ist die detaillierte Aufschl&#252;sselung dieser Schadensposition im kl&#228;gerischen Schriftsatz vom 13. August 1987 von den Beklagten nicht (mehr) angegriffen worden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Die geltend gemachten Unterbringungs- und Verzehrkosten f&#252;r die Familienangeh&#246;rigen kann der Kl&#228;ger demgegen&#252;ber nicht verlangen. Denn er hat nicht vorgetragen, da&#223; er, der Kl&#228;ger, diese Aufwendungen getragen hat. Die Liquidierung von Fremdsch&#228;den kommt jedoch nur unter sehr eingeschr&#228;nkten - und hier nicht vorliegenden - Voraussetzungen in Betracht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p>Eine Nutzungsentsch&#228;digung steht dem Kl&#228;ger f&#252;r 14 Tage &#224; 75,00 DM, also insgesamt in H&#246;he von 1.050,00 DM zu. Da&#223; es sich bei dem Campingbus nicht um ein ausschlie&#223;lich privat genutztes Fahrzeug handelt, steht dem nicht entgegen. Denn die Zuerkennung einer Entsch&#228;digung f&#252;r Nutzungsausfall findet ihre innere Rechtfertigung darin, da&#223; sich die derart abstrakte Nutzungsentsch&#228;digung letztlich f&#252;r eine dem Gesch&#228;digten f&#252;r dessen Sparsamkeit gew&#228;hrt Pr&#228;mie darstellt (vgl. Staudinger-Medicus, &#167; 253 BGB Rn. 33 ff.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p>Die H&#246;he der Nutzungsentsch&#228;digung sch&#228;tzt das Gericht nach &#167; 287 ZPO auf 75,00 DM pro Tag. Es lehnt sich dabei an die Tabelle von Sanden/Danner an, wonach f&#252;r ein &#228;hnliches Fahrzeug, n&#228;mlich den Caravelle C Syncro, die Ausfallentsch&#228;digung mit 75,00 DM pro Tag angegeben wird. Wollte man lediglich auf der Grundlage des Basismodelles abrechnen, so w&#252;rde hierbei verkannt, da&#223; das kl&#228;gerische Fahrzeug &#252;ber eine Campingausstattung verf&#252;gte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p>Allerdings stellen lediglich 14 Tage Nutzungsausfall einen ersatzf&#228;higen Schaden dar. In dem zu den Akten gereichten Parteigutachten des Sachverst&#228;ndigen &#8222;K&#8220; wird die Wiederbeschaffungsdauer eines gleichwertigen und &#228;hnlichen Kraftfahrzeuges mit 12 - 14 Tagen angegeben. Diese Sicht der Dinge macht sich das Gericht zu eigen (&#167; 287 ZPO). Der Kl&#228;ger tr&#228;gt vor, zu dem 24 Tage andauernden Nutzungsausfall sei es dadurch gekommen, da&#223; der gesamte Bestand der Verk&#228;uferin ausverkauft war und daher das Fahrzeug von dieser erst beschafft werden mu&#223;te. Bei dieser Sachlage kann der Kl&#228;ger nur dann den tats&#228;chlich entstandenen Nutzungsausfall als Schaden liquidieren, wenn er darlegt, da&#223; die Beschaffung eines Ersatzfahrzeuges auch bei anderen H&#228;ndlern zu einem gleich langen Nutzungsausfall gef&#252;hrt h&#228;tte. Da insoweit nichts vorgetragen ist, kann vorliegend offen bleiben, wie viele H&#228;ndler der Gesch&#228;digte unter Zumutbarkeitsgesichtspunkten h&#228;tte befragen m&#252;ssen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich stehen dem Kl&#228;ger nur 78,00 DM an R&#252;cktransportkosten der Familienangeh&#246;rigen zu. Hinsichtlich der R&#252;ckfahrt von Oyten nach Kiel handelt es sich n&#228;mlich um ersparte Aufwendungen. Denn auch ohne das sch&#228;digende Ereignis h&#228;tten die Familienangeh&#246;rigen - es handelte sich um eine Urlaubsreise - Aufwendungen f&#252;r die R&#252;ckreise nach Kiel gehabt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p>Die Klage ist demnach wie folgt begr&#252;ndet:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><table class="Rsp" style="margin-left:36pt"> <tr> <th colspan="2" rowspan="1"></th> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Wiederbeschaffungswert</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">&#160;18.000,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Abschleppkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">587,01 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Gutachtenkosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">713,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">weitere Kosten</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">515,56 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">Nutzungsausfallentsch&#228;digung</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right">1.050,00 DM</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:left">R&#252;cktransportkosten der Familienangeh&#246;rigen</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right"><span style="text-decoration:underline">78,00 DM</span></p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="padding:1px; margin-top:0px; margin-bottom:0px; text-align:right"><span style="text-decoration:underline">&#160;20.943,57 DM</span></p></td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>II.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>Der Zinsanspruch ist lediglich im tenorierten Umfang aus &#167;&#167; 284 ff. BGB gegr&#252;ndet, weil der Kl&#228;ger entgegen seiner Ank&#252;ndigung keine Bankbescheinigung, aus der sich auch die H&#246;he des in Anspruch genommenen Kredites ergibt, zu den Akten gereicht hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p><strong>III.</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p>Die Nebenentscheidungen beruhen auf &#167;&#167; 92 Abs. 2, 709 Abs. 1 Satz 1 ZPO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
111,945
lg-kiel-1986-05-16-2-o-2686
{ "id": 1064, "name": "Landgericht Kiel", "slug": "lg-kiel", "city": 632, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
2 O 26/86
1986-05-16T00:00:00
2018-11-27T07:30:12
2019-01-17T11:35:43
Urteil
ECLI:DE:LGKIEL:1986:0516.2O26.86.0A
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Klage wird abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Von den Kosten des Rechtsstreits tragen der Kl&#228;ger 77 vom Hundert, die Beklagte 23 vom Hundert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger darf die Zwangsvollstreckung der Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 220,-- DM abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte darf die Zwangsvollstreckung des Kl&#228;gers gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 80,-- DM abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung in gleicher H&#246;he Sicherheit leistet.</p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tatbestand<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger macht mit der Klage restliche Schadensersatzanspr&#252;che aus einem Verkehrsunfall vom 30. Juli 1985 geltend, bei welchem sein Wohnmobil VW LT 28, Baujahr 1977, amtliches Kennzeichen RD... , erheblich besch&#228;digt wurde. Die Ersatzpflicht der Beklagten aus &#167; 839 BGB ist dem Grunde nach zwischen den Parteien unstreitig. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p> Mit der Klage macht der Kl&#228;ger restliche Wertminderung in H&#246;he von 400,-- DM geltend, nachdem die Beklagte lediglich 100,-- DM als Wertminderung erstattet hat. Ferner verlangt der Kl&#228;ger weiteren Nutzungsausfall f&#252;r 30 Tage &#224; 95,-- DM, worauf die Beklagte lediglich 75,-- DM pro Tag erstattet hat, wobei die Zahlung f&#252;r einen Zeitraum von 10 Tagen erst nach Rechtsh&#228;ngigkeit erfolgt ist. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p> Schlie&#223;lich verlangt der Kl&#228;ger &#252;ber die bereits erstattete Unkostenpauschale in H&#246;he von 30,-- DM hinaus weitere 10,-- DM. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger ist der Meinung, die Wertminderung im Schadensgutachten der DEKRA, die dort mit 100,-- DM ermittelt wurde, sei in Anbetracht des Fahrzeugwertes und des Schadensumfanges zu niedrig. Die Nutzungsausfallentsch&#228;digung f&#252;r das auch f&#252;r die t&#228;glichen Fahrten zur Arbeit benutzte Fahrzeug sei &#252;ber den f&#252;r einen Pkw gleichen Typs ohne Wohnwagenausbau angegebenen Betrag hinaus angemessen zu erh&#246;hen. Wegen des Unfalles sei ihm die Nutzungsm&#246;glichkeit des Fahrzeuges im Sommerurlaub 1985 entgangen; statt dessen habe er mit seiner Familie in der n&#228;heren Umgebung gezeltet. Schlie&#223;lich ist der Kl&#228;ger der Ansicht, dass die Unkostenpauschale von 30,-- DM in Anbetracht der Preissteigerungen unangemessen niedrig sei. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger hatte zun&#228;chst gegen die Beklagte Klage auf Zahlung von 1.760,-- DM erhoben. Nach Zahlung eines Betrages von 750,-- DM haben die Parteien den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p> Der Kl&#228;ger beantragt nunmehr, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Beklagte zu verurteilen, an ihn 1.010,-- DM nebst 4 % Zinsen seit 21. Dezember 1985 zu zahlen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p> Die Beklagte beantragt, </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"> die Klage abzuweisen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p> Sie ist der Auffassung, durch die geleisteten Zahlungen sei die Wertminderung im Hinblick darauf, dass es sich bei dem besch&#228;digten Fahrzeug um ein Wohnmobil handelt und mit R&#252;cksicht auf dessen Alter angemessen ber&#252;cksichtigt. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p> Ein abstrakt berechneter Nutzungsausfall sei entsprechend der Rechtsprechung zu Wohnwagen f&#252;r ein Wohnmobil nicht zu ersetzen; jedenfalls m&#252;sse sich eine Nutzungsausfallentsch&#228;digung aber lediglich nach dem Wert des Fahrzeuges ohne die wohnmobiltypischen Einbauten berechnen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p> Wegen der weiteren Einzelheiten des Vorbringens der Parteien wird auf den vorgetragenen Inhalt ihrer Schrifts&#228;tze Bezug genommen. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p> Eine Beweisaufnahme hat nicht stattgefunden. </p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p> Das Gericht hat auf Antrag der Parteien das schriftliche Verfahren angeordnet. </p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Entscheidungsgr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Die Klage ist nicht begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger hat &#252;ber den gezahlten Betrag von 100,-- DM hinaus keinen weiteren Anspruch auf Ersatz der Wertminderung. Ein Ersatz merkantiler Wertminderung kommt nur dann in Betracht, wenn trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Reparatur damit gerechnet werden muss, dass der urspr&#252;ngliche Zustand nicht wieder hergestellt werden konnte. Mithin entf&#228;llt eine Wertminderung in der Regel bei reinen Blechsch&#228;den (vgl. Palandt-Heinrichs, &#167; 251 Anm. 4 b) aa) ; Landgericht K&#246;ln, VersR 81, 45). Zwar handelt es sich im vorliegenden Fall nicht nur um reine Blechsch&#228;den; das vom Kl&#228;ger vorgelegte Gutachten der DEKRA zeigt jedoch, dass der weit &#252;berwiegende Anteil der Reparaturarbeiten und Ersatzteile auf Karosseriearbeiten entf&#228;llt, die, wie dem Gutachten zu entnehmen ist, deshalb besonders aufwendig waren, weil f&#252;r die notwendigen Schwei&#223;arbeiten ein gro&#223;er Teil der Innenausbauten entfernt werden musste. Die Karosseriearbeiten waren mit einem Austausch von Karosserieteilen in nicht unwesentlichem Umfang verbunden, was zur Folge hatte, dass grade solche Fahrzeugteile, die einem zeitabh&#228;ngigen Verschlei&#223; unterlagen, n&#228;mlich die Karosserieteile, nach rund achtj&#228;hrigem Gebrauch durch Neuteile ersetzt wurden. Schon dies verbietet die Annahme einer Wertminderung. Dem entspricht es, dass die einschl&#228;gigen Berechnungsmethoden zur Ermittlung der Wertminderung regelm&#228;&#223;ig nur von den minderwerterheblichen Reparaturkosten ausgehen, insbesondere also von solchen Reparaturkosten, die am Fahrgestell und tragenden Teilen des Fahrzeuges vorgenommen wurden. Bei Berechnung der Wertminderung ist ferner zu ber&#252;cksichtigten, dass das Fahrzeug des Kl&#228;gers im Zeitpunkt der Reparatur bereits acht Jahre alt war. Bei Fahrzeugen eines solchen Alters kommt eine Wertminderung ohnehin nicht mehr in Betracht, da der K&#228;ufer eines Fahrzeuges der Tatsache, dass Unfallsch&#228;den beseitigt wurden, keine besondere wertbildende Bedeutung mehr beimisst. Dies gilt insbesondere auch bei Wohnmobilen, da ein Anbietermarkt mit einer Mehrzahl gleich ausgestatteter Fahrzeuge nicht vorhanden ist mit der Folge, dass es nur h&#246;chst selten vorkommen kann, dass ein Interessent, dem mehrere Fahrzeuge mit einer Ausstattung, die seinen Vorstellungen entspricht, zur Verf&#252;gung stehen, daneben auch noch die M&#246;glichkeit hat, zwischen einem Unfallfahrzeug und einem Wohnmobil, das noch keinen Unfall hatte, zu w&#228;hlen. Schlie&#223;lich scheitert die Zuerkennung einer Wertminderung auch daran, dass der Zeitwert des Fahrzeuges, den der Sachverst&#228;ndige mit dem unstreitigen Betrag von 24.561,40 DM (ohne Mehrwertsteuer) ermittelt hat, unter 40 % des Listenpreises liegt, den der Kl&#228;ger mit 63.000,-- DM (ohne Mehrwertsteuer) angegeben hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Unter diesen Umst&#228;nden kann der Kl&#228;ger jedenfalls keine &#252;ber den Betrag von 100,-- DM hinausgehende Wertminderung verlangen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Auch Nutzungsausfallentsch&#228;digung kann der Kl&#228;ger nicht beanspruchen. Auf das Wohnmobil des Kl&#228;gers sind weder die von der Rechtssprechung f&#252;r privat genutzte Personenkraftwagen entwickelten Grunds&#228;tze noch die Erw&#228;gungen des Bundesgerichtshofes zur entgangenen Nutzungsm&#246;glichkeit eines Wohnwagens (DAR 1983, 76) uneingeschr&#228;nkt anzuwenden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Soweit der Kl&#228;ger, wie er vorgetragen hat, das Wohnmobil insbesondere f&#252;r seine t&#228;glichen Fahrten zur Arbeitsst&#228;tte und sonstigen Familienfahrten wie einen gew&#246;hnlichen Pkw benutzt, stellt die Benutzbarkeit des Fahrzeuges einen selbst&#228;ndigen Verm&#246;genswert neben dessen Substanzwert dar; der Verm&#246;genswert besteht in der st&#228;ndigen Verf&#252;gbarkeit des Fahrzeuges, also in der M&#246;glichkeit, es jederzeit aus Bequemlichkeit und zur Zeitersparnis benutzen zu k&#246;nnen. Dieser geldwerte Verm&#246;gensvorteil rechtfertigt die Zuerkennung eines pauschalen Schadensersatzes im Falle seiner vor&#252;bergehenden Entziehung. Diese Erw&#228;gungen treffen jedoch nicht zu, soweit der Kl&#228;ger das Wohnmobil zu Urlaubszwecken benutzt. Insoweit dient das Fahrzeug - wie ein Wohnwagen - nicht den einem Pkw vergleichbaren Zwecken und Einsatzm&#246;glichkeiten. Die Benutzung des Wohnwagens zu Urlaubszwecken dient nicht der Befriedigung allgemeiner und allt&#228;glicher Bed&#252;rfnisse, sondern dar&#252;ber hinausgehenden besonderen Bed&#252;rfnissen und Luxusbed&#252;rfnissen. Insoweit hat die Fahrzeugnutzung keinen geldwerten Verm&#246;gensvorteil; seine vor&#252;bergehende Entziehung stellt nicht bereits einen Verm&#246;gensschaden dar. Ein Verm&#246;gensschaden ist vielmehr nur dann gegeben, wenn die Entziehung der Benutzbarkeit des Wohnmobils zu Wohnzwecken sonstigen verm&#246;genswerte Aufwendungen oder den Verlust sonstiger verm&#246;genswerter Rechte zur Folge hat. Derartige Aufwendungen h&#228;tten im vorliegenden Fall etwa dann vorgelegen, wenn der Kl&#228;ger zur Durchf&#252;hrung des geplanten Urlaubs ein anderes Wohnmobil angemietet h&#228;tte oder infolge des vor&#252;bergehenden Verlusts seines Fahrzeuges w&#228;hrend der Urlaubsreise erh&#246;hte Kosten f&#252;r Hotelunterk&#252;nfte und dergleichen gehabt h&#228;tte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Hieraus ergibt sich f&#252;r den vorliegenden Fall folgendes:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Soweit dem Kl&#228;ger die Nutzungsm&#246;glichkeit des Wohnmobils f&#252;r seine t&#228;glichen Fahrten zur Arbeit und f&#252;r sonstige Familienfahrten entgangen ist und soweit ihm &#252;berhaupt die Verf&#252;gbarkeit des Fahrzeuges als t&#228;gliches Transportmittel vorenthalten blieb, hat er Anspruch auf Nutzungsausfallentsch&#228;digung. Deren H&#246;he orientiert sich an den Aufwendungen, die der Kl&#228;ger hatte, um ein Fahrzeug f&#252;r seine t&#228;glichen Bed&#252;rfnisse verf&#252;gbar zu haben. Da die den Wohnzwecken dienenden Einbauten im Fahrzeug nicht der Befriedigung dieser t&#228;glichen Bed&#252;rfnisse dienten, k&#246;nnen sie bei der Berechnung der Nutzungsausfallentsch&#228;digung keine Ber&#252;cksichtigung finden. Abzustellen ist vielmehr auf den Wert der Nutzungsm&#246;glichkeit des Fahrzeuges ohne Ber&#252;cksichtigung der allein Urlaubszwecken dienenden Einbauten. Diesen Wert hat die Beklagte zutreffend anhand der f&#252;r das Basisfahrzeug (VW LT 28 D) g&#252;ltigen Tabellens&#228;tzen mit 75,-- DM pro Tag ermittelt. Eine h&#246;here Entsch&#228;digung f&#252;r den blo&#223;en Entzug der t&#228;glichen Benutzbarkeit des Fahrzeuges kann der Kl&#228;ger mithin nicht verlangen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Soweit dem Kl&#228;ger die Benutzung des Fahrzeuges auch f&#252;r eine geplante Urlaubsreise entgangen ist, war er gehalten, seinen Schaden entsprechend den f&#252;r Wohnwagen geltenden Grunds&#228;tzen konkret zu berechnen. Einen derartigen (&#252;ber 75,-- DM / Tag hinausgehenden) Schaden hat der Kl&#228;ger jedoch nicht geltend gemacht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich hat der Kl&#228;ger auch keinen Anspruch auf restliche Unkostenpauschale. Die mit dem Schadensereignis verbundenen Verm&#246;gensaufwendungen des Kl&#228;gers f&#252;r Porto, Telefon und Fahrkosten sind mit dem Betrag von 30,-- DM hinreichend abgegolten ( &#167; 287 ZPO). Die &#252;beraus geringen Preissteigerungsraten der vergangenen Jahre rechtfertigen eine Anhebung der von den Gerichten &#252;blicherweise zuerkannten Pauschale um 25 vom Hundert keinesfalls.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Danach war die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung folgt, soweit die Parteien den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, aus &#167; 91 a ZPO. Es entspricht billigem Ermessen, der Beklagten insoweit die Kosten des Rechtsstreits aufzuerlegen, da die f&#252;r die Zuerkennung der Nutzungsausfallentsch&#228;digung ma&#223;gebliche Reparaturdauer von 30 Tagen zwischen den Parteien unstreitig ist, bislang aber nur eine Nutzungsausfallentsch&#228;digung f&#252;r 20 Tage erstattet worden war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Im &#252;brigen folgen die Nebenentscheidung aus den &#167;&#167; 91, 708 Nr. 11, 711 ZPO.</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>