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olgmuen-2019-02-07-34-ar-11418
{ "id": 277, "name": "Oberlandesgericht München", "slug": "olgmuen", "city": null, "state": 4, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
34 AR 114/18
2019-02-07T00:00:00
2019-02-11T11:04:18
2019-02-13T12:21:02
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <div> <p>Als funktional zust&#228;ndig wird die allgemeine Zivilkammer bestimmt.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p>I.</p> <p><rd nr="1"/>Die in M&#252;nchen ans&#228;ssige Kl&#228;gerin, ein Versicherungsunternehmen, begehrt nach Abgabe an das im Mahnbescheid als Streitgericht bezeichnete Landgericht Augsburg mit Anspruchsbegr&#252;ndung vom 12.2.2018 von dem im Bezirk des Landgerichts Augsburg wohnhaften Beklagten, einem Versicherungsvermittler, R&#252;ckzahlung von Provisionsvorsch&#252;ssen i.H.v. 6.150,23 &#8364; wegen vom Beklagten vermittelter, aber stornierter bzw. reduzierter Versicherungen. Die Parteien schlossen am 1.4.2009 einen Versicherungsagenturvertrag, wonach der Beklagte ausschlie&#223;lich f&#252;r die Kl&#228;gerin im Wesentlichen die Erschlie&#223;ung neuer Kundenkreise und die Pflege der Bestandskunden &#252;bernahm. Die Kl&#228;gerin st&#252;tzt ihren Anspruch auf Ziff. 4 der nach dem Agenturvertrag geltenden Allgemeinen Provisionsbedingungen, wonach eine Abschlussprovision zur&#252;ckbelastet wird, soweit ein Versicherungsvertrag storniert oder reduziert wird.</p> <p><rd nr="2"/>Das Verfahren wurde zun&#228;chst von der allgemeinen Einlaufstelle des Landgerichts Augsburg der f&#252;r Streitigkeiten aus Versicherungsvertragsverh&#228;ltnissen gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 72 a Abs. 1 Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG zust&#228;ndigen 9">GVG zust&#228;ndigen 9</v.abk></verweis.norm>. Zivilkammer des Landgerichts Augsburg zugeteilt. Nach Eingang der Anspruchsbegr&#252;ndung verf&#252;gte die Vorsitzende dieser Kammer die Umtragung in den allgemeinen Turnus.</p> <p><rd nr="3"/>Die 2. Zivilkammer des Landgerichts Augsburg (Az.: 21 O 178/18) erkl&#228;rte sich nach Zustellung der Klage und Eingang von Klageerwiderung und Replik mit Beschluss vom 25.6.2018 f&#252;r unzust&#228;ndig und leitete das Verfahren der 9. Zivilkammer zu. Zur Begr&#252;ndung ist ausgef&#252;hrt, es sei die Zust&#228;ndigkeit der Spezialkammer gegeben. Es handle sich zwar nicht um eine Streitigkeit zwischen Versicherungsnehmer, Versichertem oder Bezugsberechtigem einerseits und Versicherer andererseits. Unter <verweis.norm>&#167; 72a Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> w&#252;rden wegen der Sachn&#228;he aber auch Streitigkeiten aus Versicherungsvermittlung und -beratung i.S.d. <verweis.norm>&#167; 59 <v.abk ersatz="VVG">VVG</v.abk></verweis.norm> sowie Streitigkeiten mit Versicherungsmaklern i.S.d. <verweis.norm>&#167; 59 Abs. 3 <v.abk ersatz="VVG">VVG</v.abk></verweis.norm> fallen, wobei die Beteiligung des Versicherungsnehmers, Versicherten oder Bezugsberechtigen nicht zwingend sei. Die im Rahmen des <verweis.norm>&#167; 72a Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> erforderliche Sachn&#228;he ergebe sich daraus, dass zur Beurteilung der Begr&#252;ndetheit von Provisionsr&#252;ckforderungen gegen den Versicherungsvermittler in Einzelheiten der zu Grunde liegenden Versicherungsvertr&#228;ge einzusteigen sei.</p> <p><rd nr="4"/>Der Beschluss wurde den Parteien mitgeteilt.</p> <p><rd nr="5"/>Mit Beschluss vom 4.7.2018 lehnte die 9. Zivilkammer (Az. 91 O 178/18) die &#220;bernahme des Verfahrens ab mit der Begr&#252;ndung, es liege keine Streitigkeit i.S.d. <verweis.norm>&#167; 72a Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> vor. Eine Sachn&#228;he zu Versicherungsvertragsverh&#228;ltnissen, mit der die &#252;ber den Wortlaut des <verweis.norm>&#167; 72a Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> hinausgehende Ausweitung des Anwendungsbereiches gerechtfertigt werden k&#246;nne, bestehe, wenn Anspr&#252;che eines Versicherungsnehmers gegen Versicherungsvermittler/-berater betroffen seien, die im Zusammenhang mit deren Vermittlungs- oder Beratungst&#228;tigkeit stehen. Insoweit gehe es um die unmittelbare Einwirkung dieser Personen auf den konkreten Versicherungsvertrag und die im Versicherungsvertragsgesetz enthaltenen Regelungen. Im vorliegenden Fall sei nicht ersichtlich, inwiefern zur Begr&#252;ndetheit der Klage Einzelheiten der zugrundeliegenden Versicherungsvertr&#228;ge beurteilt werden m&#252;ssten.</p> <p><rd nr="6"/>Mit Beschluss vom 11.7.2018 hat die 2. Zivilkammer des Landgerichts Augsburg (Az. nunmehr: 21 O 2275/18) die Akten dem Oberlandesgericht M&#252;nchen (Az.: 34 AR 114/18) zur Bestimmung der zust&#228;ndigen Zivilkammer entsprechend <verweis.norm>&#167; 36 Abs. 1 Nr. 6 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> vorgelegt. Dieser Beschluss wurde mit dem Ablehnungsbeschluss der 9. Zivilkammer vom 4.7.2018 den Parteien mitgeteilt.</p> <p><rd nr="7"/>Die Parteien hatten im Bestimmungsverfahren Gelegenheit zur &#196;u&#223;erung. Die Kl&#228;gerin hat vorgetragen, es bestehe die M&#246;glichkeit, dass im Rahmen der Beweisaufnahme die Frage zu pr&#252;fen sei, wer die Nichtausf&#252;hrung eines Versicherungsvertrages zu vertreten habe. Dies k&#246;nne auch Fragen des Versicherungsvertrages betreffen.</p> <p>II.</p> <p><rd nr="8"/>Das Oberlandesgericht M&#252;nchen ist als das n&#228;chst h&#246;here Gericht analog <verweis.norm>&#167;&#167; 36 Abs. 1, 37 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> zur Entscheidung &#252;ber den Zust&#228;ndigkeitsstreit berufen.</p> <p><rd nr="9"/>1. Die Voraussetzungen f&#252;r die funktionelle Zust&#228;ndigkeitsbestimmung entsprechend <verweis.norm>&#167;&#167; 36 Abs. 1 Nr. 6, 37 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> liegen vor. Die 2. und die 9. Zivilkammer des Landgerichts Augsburg haben sich jeweils durch Beschl&#252;sse f&#252;r unzust&#228;ndig erkl&#228;rt. Zwar setzt <verweis.norm>&#167; 36 Abs. 1 Nr. 6 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> nach seinem Wortlaut voraus, dass sich verschiedene Gerichte, und nicht einzelne Spruchk&#246;rper, rechtskr&#228;ftig f&#252;r unzust&#228;ndig erkl&#228;rt haben. Die Vorschrift ist jedoch entsprechend anwendbar, wenn zwischen mehreren Spruchk&#246;rpern des gleichen Gerichts ein Zust&#228;ndigkeitsstreit besteht und die Entscheidung des Kompetenzkonflikts nicht von der Auslegung des Gesch&#228;ftsverteilungsplans, sondern von einer gesetzlichen Zuweisungsregelung abh&#228;ngt (BGH NJW-RR 2014, 573; BGH NJW 2000, 80; KG BeckRS 2018, 32681; OLG Frankfurt a. M. BeckRS 2018, 17370; OLG Hamburg BeckRS 2018, 33588; H&#252;&#223;tege in Thomas/Putzo ZPO 39. Aufl. <verweis.norm>&#167; 72a <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> Rn. 9; Z&#246;ller/L&#252;ckemann ZPO 32. Aufl. <verweis.norm>&#167; 72a <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> Rn. 7; BeckOK ZPO/Fischer 31. Edition &#167; 348 Rn. 64; F&#246;lsch in MDR 2018, 1481; Schultzky in MDR 2018, 1015 ff.). Bei der in <verweis.norm>&#167; 72a <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> aufgef&#252;hrten Zust&#228;ndigkeit der Spezialkammern handelt es sich um eine gesetzliche Zust&#228;ndigkeitsverteilung (BeckOK/Feldmann GVG 1. Edition &#167; 72a Rn. 6; Z&#246;ller/L&#252;ckemann <verweis.norm>&#167; 72a <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> Rn. 2; F&#246;lsch in MDR 2018, 1481 ff.).</p> <p><rd nr="10"/>Auch die weiteren Voraussetzungen des <verweis.norm>&#167; 36 Abs. 1 Nr. 6 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> sind erf&#252;llt. Die 2. Zivilkammer des Landgerichts Augsburg hat die Zustellung der Klage veranlasst und damit die f&#252;r die Zust&#228;ndigkeitsbestimmung notwendige Rechtsh&#228;ngigkeit der Klage gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167;&#167; 253 Abs. 1, 263 Abs. 1 <v.abk ersatz="ZPO bewirkt (BGH NJW-RR 1996">ZPO bewirkt (BGH NJW-RR 1996</v.abk></verweis.norm>, 254; Z&#246;ller/Schultzky &#167; 36 Rn. 31; H&#252;&#223;tege in Thomas/Putzo &#167; 36 Rn. 22). Die am Kompetenzkonflikt beteiligten Spruchk&#246;rper haben sich auch jeweils durch den Parteien bekannt gegebene Entscheidungen f&#252;r unzust&#228;ndig erkl&#228;rt, die 2. Zivilkammer durch Beschluss vom 25.6.2018 und die 9. Zivilkammer durch den die &#220;bernahme ablehnenden Beschluss vom 4.7.2018. Dieser wurde zwar nicht durch die 9. Zivilkammer, wohl aber durch die 2. Zivilkammer - was ausreichend ist - mit Verf&#252;gung vom 11.7.2018 an die Parteien herausgegeben. Die entsprechende Anwendung des <verweis.norm>&#167; 36 Abs. 1 Nr. 6 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> bei einem Kompetenzkonflikt zwischen zwei Spruchk&#246;rpern setzt n&#228;mlich zumindest voraus, dass die betreffenden Entscheidungen den Beteiligten bekannt gemacht wurden (KG NJW-RR 2018, 639; KG BeckRS 2018, 32681; H&#252;&#223;tege in Thomas/Putzo &#167; 36 Rn. 23; Z&#246;ller/Schultzky &#167; 36 Rn. 35).</p> <p><rd nr="11"/>Die Zust&#228;ndigkeit des 9. Zivilsenats steht auch nicht bereits deswegen fest, weil der Beschluss des 2. Zivilsenats f&#252;r den 9. Zivilsenat bindend w&#228;re. Eine Vorschrift, die - wie etwa <verweis.norm>&#167; 281 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> oder <verweis.norm>&#167; 102 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> - die Bindung eines Verweisungsbeschlusses regeln w&#252;rde, fehlt im Zusammenhang mit der Zust&#228;ndigkeitsregelung des <verweis.norm>&#167; 72a <v.abk ersatz="GVG (OLG Hamburg BeckRS 2018">GVG (OLG Hamburg BeckRS 2018</v.abk></verweis.norm>, 18116). Die bindende Wirkung einer Verweisung gem. <verweis.norm>&#167; 281 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> setzt voraus, dass zwei verschiedene Gerichte beteiligt sind. Das trifft auf allgemeine Zivilkammern und Spezialkammern desselben Landgerichts, deren Abgrenzung voneinander keine Frage der sachlichen Zust&#228;ndigkeit im herk&#246;mmlichen Sinne der ZPO ist, nicht zu (BGH NJW 1978, 1531).</p> <p><rd nr="12"/>2. Funktional zust&#228;ndig ist die allgemeine Zivilkammer.</p> <p><rd nr="13"/>a) Die in <verweis.norm>&#167; 72a Satz 1 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> getroffenen Regelung orientiert sich an den in <verweis.norm>&#167; 348 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> genannten Sachgebieten und deren Begriffsverst&#228;ndnis. Die unter <verweis.norm>&#167; 72a Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> (entsprechend <verweis.norm>&#167; 348 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. h <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm>) genannten Streitigkeiten aus Versicherungsvertragsverh&#228;ltnissen umfassen Streitigkeiten &#252;ber Anspr&#252;che aus Versicherungsverh&#228;ltnissen zwischen dem Versicherungsnehmer, dem Versicherten oder dem Bezugsberechtigten einerseits und dem Versicherer anderseits und - nach dem Willen des Gesetzgebers - daneben, wegen der Sachn&#228;he, auch Streitigkeiten aus Versicherungsvermittlung und -beratung i.S.d. <verweis.norm>&#167; 59 <v.abk ersatz="VVG (BT">VVG (BT</v.abk></verweis.norm>-Drs. 18/11437, 45; BeckOK/Feldmann <verweis.norm>&#167; 72a <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> Rn. 16). Streitigkeiten aus Versicherungsvertragsverh&#228;ltnissen betreffen Anspr&#252;che aus Versicherungsvertr&#228;gen, also alle mit der Begr&#252;ndung und Durchf&#252;hrung eines Versicherungsverh&#228;ltnisses verbundenen Streitigkeiten (B&#252;scher in Wieczorek/Sch&#252;tze ZPO 4. Aufl. &#167; 348 Rn. 62; Klimke in Pr&#246;lss/Martin VVG 30. Aufl. &#167; 215 Rn. 4). Streitigkeiten aus Versicherungsvermittlung und -beratung sind Klagen mit Versicherungsvermittlern i.S.d. <verweis.norm>&#167; 59 Abs. 2 und 3 <v.abk ersatz="VVG">VVG</v.abk></verweis.norm>, d.h. mit Versicherungsvertretern oder -maklern bzw. mit Versicherungsberatern i.S.d. <verweis.norm>&#167; 59 Abs. 4 <v.abk ersatz="VVG">VVG</v.abk></verweis.norm>, die im Zusammenhang mit dem Abschluss oder der Anbahnung eines (zumindest abstrakt in Aussicht genommenen) Versicherungsvertrages stehen (Klimke in Pr&#246;lss/Martin &#167; 215 Rn. 6, 7). Die in der Gesetzesbegr&#252;ndung enthaltene Formulierung &#8222;aus&#8220; setzt das Vorliegen eines Versicherungsvermittlungs- oder -beratungsvertrages voraus, aus dem die betreffenden Anspr&#252;che abgeleitet werden.</p> <p><rd nr="14"/>b) Ausgehend von diesem Verst&#228;ndnis ist nicht ersichtlich, dass f&#252;r den vorliegenden Rechtsstreit eine Sonderzust&#228;ndigkeit nach <verweis.norm>&#167; 72a Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm> begr&#252;ndet sein k&#246;nnte. Grundlage des streitgegenst&#228;ndlichen Anspruchs ist kein Versicherungsvertrags-, vermittlungs- oder -beratungsverh&#228;ltnis, sondern der zwischen den Parteien abgeschlossene Agenturvertrag i.V.m. mit den in Bezug genommenen Allgemeinen Provisionsbedingungen der Kl&#228;gerin. Die neu geschaffenen gesetzlichen Sonderzust&#228;ndigkeiten sollen nach der Gesetzesbegr&#252;ndung sicherstellen, dass eine h&#228;ufige Befassung mit einer bestimmten Materie eine schnellere und kompetentere Bearbeitung der betreffenden Verfahren erwarten l&#228;sst. Dieses Anliegen vermag jedoch nichts daran zu &#228;ndern, dass die hierzu neu geschaffenen Vorschriften - wie auch sonstige Zust&#228;ndigkeitsnormen - einer klaren und eindeutigen Abgrenzung bed&#252;rfen. Denn ihre uferlose Ausdehnung br&#228;chte die Gefahr mit sich, die mit ihrer Einf&#252;hrung von dem Gesetzgeber erhofften Spezialisierungseffekte wieder zunichte zu machen (KG BeckRS 2018, 32681). Es mag sein, dass im vorliegenden Fall im Zusammenhang mit dem geltend gemachten Anspruch auf Provisionsr&#252;ckzahlung auch Fragestellungen versicherungsvertraglicher Art von Bedeutung sein k&#246;nnen. Allein dies rechtfertigt jedoch noch nicht die Anwendung des <verweis.norm>&#167; 72a Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 <v.abk ersatz="GVG">GVG</v.abk></verweis.norm>.</p> </div>
188,452
ovgnrw-2019-02-06-4-a-93917
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 939/17
2019-02-06T00:00:00
2019-02-11T11:03:54
2019-02-13T12:21:02
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0206.4A939.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 7.3.2017 ergangene Urteil des Verwaltungsgerichts D&#252;sseldorf wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 15.000,00 &#8364; festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht wegen der geltend gemachten ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des erstinstanzlichen Urteils (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO) zuzulassen. Die ernstlichen Zweifel sind ausschlie&#223;lich behauptet, nicht jedoch, wie &#167; 124a Abs. 4 Satz 4 VwGO verlangt, dargelegt. Der Einwand des Kl&#228;gers, sein Vortrag sei unstreitig gestellt worden, begr&#252;ndet schon deshalb keine ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des Urteils, weil das Gericht den Sachverhalt im Verwaltungsprozess von Amts wegen erforscht (&#167; 86 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Verfahrensmangel (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 5 VwGO) liegt nicht vor. Der Kl&#228;ger hat hierzu vorgebracht, er habe von der in der m&#252;ndlichen Verhandlung erw&#228;hnten Klageerwiderung und Vorlage der Verwaltungsvorg&#228;nge sowie von im erstinstanzlichen Urteil angef&#252;hrten Schreiben der C.&#160; C1.&#160;&#160; vom 12.10.2016 und der Deutschen Rentenversicherung S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 3.12.2014 keine Kenntnis erhalten. Diese Einw&#228;nde f&#252;hren nicht auf einen Versto&#223; gegen den Grundsatz der Wahrung rechtlichen Geh&#246;rs.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Gebot rechtlichen Geh&#246;rs verlangt, dass das Urteil nur auf Tatsachen und Beweisergebnisse gest&#252;tzt wird, zu denen die Beteiligten sich &#228;u&#223;ern konnten (Art. 103 Abs. 1 GG, &#167; 108 Abs. 2 VwGO). Die Verwertung von Tatsachen und Beweisergebnissen setzt deshalb voraus, dass diese von den Verfahrensbeteiligten oder vom Gericht im Einzelnen bezeichnet zum Gegenstand der m&#252;ndlichen Verhandlung gemacht oder sonst in das Verfahren eingef&#252;hrt worden sind, und dass sich die Beteiligten hierzu &#228;u&#223;ern konnten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">StRspr. vgl. BVerfG, Beschluss vom 18.7.2001 &#8210; 2 BvR 982/00 &#8210;, InfAuslR 2001, 463 = juris, Rn. 15 f.; BVerwG, Urteil vom 14.11.2016 &#8210; 5 C 10.15 D &#8210;, BVerwGE 156, 229 = juris, Rn . 65.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Es liegt jedoch keine Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs vor, wenn ein Beteiligter es unterl&#228;sst, Gebrauch von den ihm verfahrensrechtlich gebotenen M&#246;glichkeiten zu machen, sich rechtliches Geh&#246;r zu verschaffen. F&#252;r den Fall, dass eine m&#252;ndliche Verhandlung stattfindet, begr&#252;ndet der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r vor allem das Recht des Beteiligten auf &#196;u&#223;erung in dieser Verhandlung. Inwieweit diese Gelegenheit wahrgenommen wird, ist Sache des Beteiligten. Durch seine prozessuale Mitverantwortung wird der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r begrenzt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 7.6.2017 &#8210; 5 C 5.17 D &#8210;, juris, Rn. 8.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die M&#246;glichkeit, sich Kenntnis &#252;ber die Klageerwiderung und die Verwaltungsvorg&#228;nge zu verschaffen, h&#228;tte dem Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung offen gestanden. Ausweislich des Protokolls der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 7.3.2017 ist die Sach- und Rechtslage mit den Erschienenen, unter anderem dem Kl&#228;ger und seinem Prozessbevollm&#228;chtigten, er&#246;rtert worden. Dabei h&#228;tte ausreichend Gelegenheit bestanden, sich die entsprechende Kenntnis durch Nachfrage bzw. Einsichtnahme in die Verwaltungsvorg&#228;nge zu verschaffen, zumal der Kl&#228;ger selbst vorgetragen hat, dass der Beklagtenvertreter in der Verhandlung auf die Klageerwiderung und die Verwaltungsvorg&#228;nge hingewiesen habe. Abgesehen davon kann der Kl&#228;ger schon deshalb nicht mit Erfolg geltend machen, er habe sich zu Angaben der C.&#160; C1.&#160;&#160; &#252;ber in den Jahren 2010 bis 2015 gezahlte Lohnsummen und Angaben der Deutschen Rentenversicherung S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#252;ber von seiner Firma, der B.&#160;&#160;&#160;&#160; o. e. I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH, von 2010 bis 2013 besch&#228;ftigte Rohrinstallateure nicht &#228;u&#223;ern k&#246;nnen, weil er ausweislich eines Aktenvermerks am 6.12.2016 auf die von der Firma zur Sozialversicherung gemeldeten Arbeitnehmer f&#252;r Klempner- und Installationsarbeiten angesprochen worden war. Mit dieser Kenntnis oblag es ihm, sich im Laufe des weiteren Verfahrens Akteneinsicht zu verschaffen, wenn er zu den genauen Erkenntnissen, die der Beklagten vorlagen, h&#228;tte Stellung nehmen wollen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus erfordert eine R&#252;ge der Verletzung des Anspruchs auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs regelm&#228;&#223;ig die substantiierte Darlegung dessen, was die Prozesspartei bei ausreichender Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs noch vorgetragen h&#228;tte und inwiefern dieser Vortrag zur Kl&#228;rung des geltend gemachten Anspruchs geeignet gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">StRspr. vgl. BVerwG, Beschluss vom 31.8.2016 &#8210; 4 B 36.16 &#8210;, juris, Rn. 3.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">An einer solchen substantiierten Darlegung fehlt es. Anhaltspunkte daf&#252;r, dass dem Kl&#228;ger eine weitere Darlegung nicht m&#246;glich war, bestehen nicht. Abgesehen davon, dass er auch zur Begr&#252;ndung seines Zulassungsantrags h&#228;tte Akteneinsicht nehmen k&#246;nnen, war dem Kl&#228;ger bereits seit dem 6.12.2016 bekannt, dass die Beklagte &#252;ber Nachweise von fortbestehenden Arbeitsverh&#228;ltnissen mit seiner Firma verf&#252;gt, auf die das Verwaltungsgericht in seinem Urteil unter Verweis auf die Schreiben der C.&#160; C1.&#160;&#160; und der Deutschen Rentenversicherung S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Bezug genommen hat.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167;&#160;47 Abs.&#160;1, 52 Abs.&#160;1 GKG und lehnt sich an Nr. 54.1 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit (NVwZ-Beilage 2/2013) an.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist nach &#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, &#167;&#160;68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5 i. V. m. &#167;&#160;66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3 GKG unanfechtbar.</p>
188,446
bverfg-2019-02-06-1-bvq-419
{ "id": 3, "name": "Bundesverfassungsgericht", "slug": "bverfg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Verfassungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
1 BvQ 4/19
2019-02-06T00:00:00
2019-02-11T11:03:16
2019-02-13T12:21:02
Ablehnung einstweilige Anordnung
ECLI:DE:BVerfG:2019:qk20190206.1bvq000419
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung wird abgelehnt.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h1>A.</h1> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p> Der Antrag ist darauf gerichtet, den Vollzug des durch Art. 1 des Gesetzes zur &#196;nderung des Zensusvorbereitungsgesetzes 2021 und Zweiten Dopingopfer-Hilfegesetzes sowie Bundesbesoldungsgesetzes vom 27. November 2018 (BGBl I S. 2010) in das Zensusvorbereitungsgesetz (ZensVorbG 2021) eingef&#252;gten &#167; 9a ZensVorbG 2021 im Wege des Erlasses einer einstweiligen Anordnung durch das Bundesverfassungsgericht (&#167; 32 BVerfGG) au&#223;er Kraft zu setzen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>I.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p> Nach der Verordnung (EG) Nr. 763/2008 in Verbindung mit der Verordnung (EU) Nr. 2017/712 ist die Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, der Europ&#228;ischen Kommission f&#252;r das Bezugsjahr 2021 statistische Daten und Metadaten f&#252;r die Volks- und Wohnungsz&#228;hlung zu &#252;bermitteln. Zu diesem Zweck sieht &#167; 9a ZensVorbG 2021, der mit Art. 1 des Gesetzes zur &#196;nderung des Zensusvorbereitungsgesetzes 2021 und Zweiten Dopingopfer-Hilfegesetzes sowie Bundesbesoldungsgesetzes vom 27. November 2018 (BGBl I S. 2010) in das Zensusvorbereitungsgesetz eingef&#252;gt wurde, eine ab dem 14. Januar 2019 durchzuf&#252;hrende Pilotdaten&#252;bermittlung durch die nach Landesrecht f&#252;r das Meldewesen zust&#228;ndigen Beh&#246;rden und die statistischen Landes&#228;mter an das Statistische Bundesamt vor, die eine Pr&#252;fung der &#220;bermittlungswege und der Qualit&#228;t der zum Zensus 2021 zu &#252;bermittelnden Daten aus den Melderegistern sowie den Test und die Weiterentwicklung der Programme f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Zensus 2021 erm&#246;glichen soll (&#167; 9a Abs. 1 S&#228;tze 1 und 2, Abs. 2 Satz 2 ZensVorbG 2021). Diese umfasst die nicht anonymisierten oder pseudonymisierten Meldedaten der in &#167; 9a Abs. 1 Satz 2 ZensVorbG 2021 genannten Personen mit den in &#167; 9a Abs. 2 bis 4 ZensVorbG 2021 genannten Merkmalen, die neben Namen und Wohnanschriften unter anderem auch Geschlecht, Staatsangeh&#246;rigkeiten, Familienstand und die Zugeh&#246;rigkeit zu &#246;ffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften einschlie&#223;en. Eine Verarbeitung der Daten zu anderen als den in &#167; 9a Abs. 1 Satz 1 ZensVorbG 2021 genannten Zwecken ist ausgeschlossen (&#167; 9a Abs. 5 Satz 3 ZensVorbG 2021). Die Daten sind nach &#167; 9a Abs. 6 ZensVorbG 2021 unverz&#252;glich zu l&#246;schen, soweit sie nicht mehr erforderlich sind, sp&#228;testens jedoch zwei Jahre nach dem Stichtag des 13. Januar 2019. Nach der Gesetzesbegr&#252;ndung geht der Gesetzgeber davon aus, dass die H&#246;chstspeicherfrist von zwei Jahren im Hinblick auf alle &#252;bermittelten Daten ausgesch&#246;pft werden muss, um ausreichend Zeit f&#252;r den Test und die Weiterentwicklung der Programme zur Verf&#252;gung zu stellen (BRDrucks 206/18, S. 15).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>II.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p> 1. Die Antragsteller werden an ihren Wohnorten im Melderegister gef&#252;hrt. Sie sind der Ansicht, dass der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung schon deswegen begr&#252;ndet sei, weil eine noch zu erhebende Verfassungsbeschwerde gegen &#167; 9a ZensVorbG 2021 offensichtlich begr&#252;ndet sei. Jedenfalls aber &#252;berwiege das Interesse an der vorl&#228;ufigen Aussetzung beziehungsweise Einschr&#228;nkung der Daten&#252;bermittlung gegen&#252;ber dem staatlichen Vollzugsinteresse.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p> &#167; 9a ZensVorbG 2021 verletze die Antragsteller in ihrem Recht auf informationelle Selbstbestimmung aus Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG, da er einen fl&#228;chendeckenden und intensiven Eingriff in das Recht auf informationelle Selbstbestimmung begr&#252;nde, der nicht durch die Gesetzeszwecke gerechtfertigt sei. So sei schon der Erforderlichkeitsgrundsatz in Verbindung mit dem Gebot der m&#246;glichst fr&#252;hzeitigen Anonymisierung verletzt, da f&#252;r die &#220;berpr&#252;fung der &#220;bermittlungswege eine &#220;bermittlung anonymisierter, pseudonymisierter oder unechter Daten ausreiche und f&#252;r die Zwecke der Pr&#252;fung der Datenqualit&#228;t und der Programmentwicklung eine nicht anonymisierte Stichprobe gen&#252;ge. Soweit die Gesetzesbegr&#252;ndung die Verwendung nicht anonymisierter Daten f&#252;r notwendig erachte, enthalte sie keine Begr&#252;ndung, wieso eine hinreichend gro&#223;e Stichprobe hierf&#252;r nicht ausreiche. Jedenfalls sei eine nicht anonymisierte Vollerhebung unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig, weil die Summe der &#252;bermittelten und gespeicherten Merkmale R&#252;ckschl&#252;sse &#252;ber Lebenslauf, Wohnsituation, Migrationshintergrund, Partnerschaft, famili&#228;re Verh&#228;ltnisse und sozialen Status erlaube und gegebenenfalls Einblicke in den Kernbereich der privaten Lebensgestaltung im Hinblick auf sexuelle Orientierung, eheliche Gemeinschaft, Familienleben und religi&#246;se Bekenntnisse erm&#246;gliche. Die hiermit verbundene Eingriffstiefe stehe au&#223;er Verh&#228;ltnis zum Nutzen einer Erprobung und Optimierung der bereits weitgehend erprobten &#220;bermittlungswege und Programme. Mit einer Speicherung der nicht anonymisierten Daten &#252;ber einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren w&#252;rden diese nicht nur dem Zugriff einer Vielzahl von Beh&#246;rdenmitarbeitern und externen Dienstleistern zug&#228;nglich, sondern auch einem Risiko eines illegalen Zugriffs durch Dritte ausgesetzt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p> Jedenfalls aber &#252;berwiege das Interesse an der vorl&#228;ufigen Aussetzung oder Einschr&#228;nkung der Daten&#252;bermittlung gegen&#252;ber dem staatlichen Vollzugsinteresse, da bei einer nicht anonymisierten Daten&#252;bermittlung irreparable Nachteile f&#252;r alle melderechtlich erfassten Personen entst&#252;nden, wohingegen ein Probedurchlauf gegebenenfalls auch zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt oder in einem reduzierten Umfang m&#246;glich beziehungsweise f&#252;r eine ordnungsgem&#228;&#223;e Durchf&#252;hrung des Zensus 2021 nicht unverzichtbar sei.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p> 2. Zum Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung haben das Bundesministerium des Innern, f&#252;r Bau und Heimat und der Bundesbeauftragte f&#252;r den Datenschutz und die Informationsfreiheit Stellung genommen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h1>B.</h1> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p> Der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung ist abzulehnen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p> Nach &#167; 32 Abs. 1 BVerfGG kann das Bundesverfassungsgericht im Streitfall einen Zustand durch einstweilige Anordnung vorl&#228;ufig regeln, wenn dies zur Abwehr schwerer Nachteile, zur Verhinderung drohender Gewalt oder aus einem anderen wichtigen Grund zum gemeinen Wohl dringend geboten ist. Dabei haben die Gr&#252;nde, die f&#252;r die Verfassungswidrigkeit des angegriffenen Hoheitsakts vorgetragen werden, grunds&#228;tzlich au&#223;er Betracht zu bleiben, es sei denn, die Verfassungsbeschwerde erwiese sich von vornherein als unzul&#228;ssig oder offensichtlich unbegr&#252;ndet (vgl. BVerfGE 112, 284 &lt;291&gt;; 121, 1 &lt;14 f.&gt;; stRspr). Bei offenem Ausgang des Verfassungsbeschwerdeverfahrens muss das Bundesverfassungsgericht auf Grundlage einer Folgenabw&#228;gung entscheiden (vgl. BVerfGE 117, 126 &lt;135&gt;; 121, 1 &lt;17&gt;; stRspr).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p> 1. Eine gegebenenfalls noch zu erhebende Verfassungsbeschwerde w&#228;re nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht offensichtlich unzul&#228;ssig oder unbegr&#252;ndet. So ist schon im Gesetzgebungsverfahren zum Teil umstritten geblieben, ob und in welchem Umfang eine zentrale Analyse und Speicherung der nicht anonymisierten oder pseudonymisierten Meldedaten zum Zweck der Erreichung der mit der Pilotdatenlieferung verfolgten Zwecke erforderlich ist (vgl. BTDrucks 206/18, S. 7 ff., 14 f. sowie BT-Plenarprotokoll 19/58, S. 6564A mit BT-Plenarprotokoll 19/52, S. 5609AB, S. 5610BC, S. 5612A - 5613A und BT-Plenarprotokoll 19/58, S. 6565BC, S. 6566B - 6567A, S. 6567B, S. 6568A - D). Auch der Bundesbeauftragte f&#252;r den Datenschutz und die Informationsfreiheit hat bis zuletzt Bedenken gegen&#252;ber der durchgehenden Verwendung von Klardaten in dem durch &#167; 9a ZensVorbG 2021 legitimierten Testdurchlauf angemeldet, w&#228;hrend das Bundesministerium des Innern, f&#252;r Bau und Heimat diese als zur Erreichung der Gesetzeszwecke unerl&#228;sslich ansieht. Insoweit wird sich in einem gegebenenfalls durchzuf&#252;hrenden Hauptsacheverfahren insbesondere die Frage stellen, ob die vom Gesetzgeber verfolgten Zwecke auch durch eine in Umfang, Form oder begrenzte Daten&#252;bermittlung und -speicherung gleicherma&#223;en erreicht werden k&#246;nnten. Auch wird zu fragen sein, welcher Mehrwert einer Verwendung der vollst&#228;ndigen Echtdaten im Vergleich zu einer begrenzteren Daten&#252;bermittlung - etwa in Form einer Beschr&#228;nkung auf einzelne Merkmale oder einer Verwendung anonymisierter Datens&#228;tze, die gegebenenfalls durch nicht anonymisierte Stichproben erg&#228;nzt werden k&#246;nnten - zukommt und ob dieser in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zum Eingriffsgewicht steht. Diese Fragen bed&#252;rfen n&#228;herer Aufkl&#228;rung und k&#246;nnen vorliegend nicht in der f&#252;r das Eilverfahren gebotenen K&#252;rze der Zeit gekl&#228;rt werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p> 2. Im Rahmen der demnach gebotenen Folgenabw&#228;gung muss das Bundesverfassungsgericht die Folgen, die eintreten w&#252;rden, wenn eine einstweilige Anordnung nicht erginge, die Verfassungsbeschwerde aber Erfolg h&#228;tte, gegen&#252;ber den Nachteilen abw&#228;gen, die entst&#252;nden, wenn die begehrte einstweilige Anordnung erlassen w&#252;rde, der Verfassungsbeschwerde aber der Erfolg zu versagen w&#228;re (vgl. BVerfGE 117, 126 &lt;135&gt;; 121, 1 &lt;17&gt;; stRspr).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p> Wird die Aussetzung des Vollzugs eines Gesetzes begehrt, ist bei der Folgenabw&#228;gung ein besonders strenger Ma&#223;stab anzulegen (vgl. BVerfGE 3, 41 &lt;44&gt;; 104, 51 &lt;55&gt;; 112, 284 &lt;292&gt;; 121, 1 &lt;17&gt;; stRspr). Das Bundesverfassungsgericht darf von seiner Befugnis, den Vollzug eines in Kraft getretenen Gesetzes auszusetzen, nur mit gr&#246;&#223;ter Zur&#252;ckhaltung Gebrauch machen, da der Erlass einer solchen einstweiligen Anordnung stets ein erheblicher Eingriff in die Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers ist (vgl. BVerfGE 64, 67 &lt;69&gt;; 117, 126 &lt;135&gt;; 121, 1 &lt;17&gt;; 140, 211 &lt;219&gt;). M&#252;ssen die f&#252;r eine vorl&#228;ufige Regelung sprechenden Gr&#252;nde schon im Regelfall so schwer wiegen, dass sie den Erlass einer einstweiligen Anordnung unabdingbar machen, so m&#252;ssen sie im Fall der begehrten Au&#223;ervollzugsetzung eines Gesetzes dar&#252;ber hinaus besonderes Gewicht haben (vgl. BVerfGE 104, 23 &lt;27 f.&gt;; 117, 126 &lt;135&gt;; 122, 342 &lt;361 f.&gt;; stRspr). Insoweit ist von entscheidender Bedeutung, ob die Nachteile irreversibel oder nur sehr erschwert revidierbar sind (vgl. BVerfGE 91, 70 &lt;76 f.&gt;; 118, 111 &lt;123&gt;; 140, 211 &lt;219 f.&gt;), um das Aussetzungsinteresse durchschlagen zu lassen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p> Bei Anwendung dieser Ma&#223;st&#228;be scheidet eine Aussetzung der Pilotlieferung nach &#167; 9a ZensVorbG 2021 im Wege des Erlasses einer einstweiligen Anordnung durch das Bundesverfassungsgericht aus.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p> a) Ergeht eine einstweilige Anordnung nicht, h&#228;tte die noch zu erhebende Verfassungsbeschwerde aber Erfolg, so w&#252;rden die Daten der Antragsteller sowie aller melderechtlich erfassten Personen zu Unrecht in nicht anonymisierter Form zusammengef&#252;hrt und f&#252;r die gesetzlich vorgesehenen Zwecke genutzt, obwohl dies f&#252;r deren Erf&#252;llung nicht erforderlich oder sonst unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig w&#228;re.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p> In einer solchen zweck&#228;ndernden &#220;bermittlung der in &#167; 9a Abs. 2 bis 4 ZensVorbG 2021 genannten personenbezogenen Merkmale aller zum ma&#223;geblichen Stichtag melderechtlich erfassten Personen liegt allerdings nicht nur aufgrund der Streubreite und Anlasslosigkeit der Ma&#223;nahme ein erheblicher Grundrechtseingriff. So tr&#228;gt die nicht anonymisierte oder pseudonymisierte Weitergabe und Sammlung von Merkmalen wie Geschlecht, Staatsangeh&#246;rigkeit, Familienstand oder die Zugeh&#246;rigkeit zu einer &#246;ffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaft in Verbindung mit personenbezogenen Angaben &#252;ber Ehegatten, Lebenspartner und minderj&#228;hrige Kinder oder gesetzliche Vertreter das Potential in sich, einzelne Lebensbereiche des Betroffen abzubilden und in vielgestaltiger Weise f&#252;r eine weitere Verkn&#252;pfung und Verwendung zu erschlie&#223;en (vgl. BVerfGE 65, 1 &lt;44 f., 53&gt;). Dies gilt umso mehr, als sich der Gesetzgeber zur Erreichung der in &#167; 9a Abs. 1 Satz 1 ZensVorbG 2021 genannten Zwecke bewusst gegen eine im Kontext statistischer Erhebung sonst &#252;bliche und grunds&#228;tzlich auch verfassungsrechtlich gebotene fr&#252;hzeitige Anonymisierung beziehungsweise Trennung von Erhebungs- und Hilfsmerkmalen (vgl. BVerfGE 65, 1 &lt;48 ff., 53 f., 61&gt;) entschieden hat (BTDrucks 19/3828, S. 15).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p> Jedoch verdichtet und konkretisiert sich der in der Speicherung f&#252;r Einzelne liegende Nachteil f&#252;r ihre Freiheit und Privatheit auch bei der Sammlung von Daten zu statistischen Zwecken erst durch einen Abruf der Daten zu einer m&#246;glicherweise irreparablen Beeintr&#228;chtigung. Die Datenbevorratung erm&#246;glicht zwar den Abruf, doch f&#252;hrt erst dieser zu konkreten Belastungen. Das Gewicht eines denkbaren Einsch&#252;chterungseffekts h&#228;ngt dann davon ab, unter welchen Voraussetzungen die bevorrateten Daten abgerufen und verwendet werden k&#246;nnen. Je weiter die Befugnisse staatlicher Stellen insoweit reichen, desto eher m&#252;ssen die B&#252;rgerinnen und B&#252;rger bef&#252;rchten, dass diese Stellen ihr Kommunikationsverhalten &#252;berwachen oder - wie im Fall der Erhebung f&#252;r statistische Zwecke relevanter Daten - diese f&#252;r Zwecke des Verwaltungsvollzugs auswerten oder mit Daten aus anderen Quellen verkn&#252;pfen. Mit der Speicherung allein ist in der Regel jedoch noch kein derart schwerwiegender Nachteil verbunden, dass er die Au&#223;erkraftsetzung eines Gesetzes erforderte (vgl. BVerfGE 121, 1 &lt;20&gt; sowie BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Ersten Senats vom 8. Juni 2016 - 1 BvQ 42/15 -, juris, Rn. 18 jeweils zur Vorratsdatenspeicherung).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p> Vorliegend dient die &#220;bermittlung und Speicherung der in &#167; 9a Abs. 2 bis 4 ZensVorbG 2021 genannten Merkmale jedoch ausschlie&#223;lich der Verfolgung der in &#167; 9a Abs. 1 Satz 2 ZensVorbG 2021 genannten Zwecke, das hei&#223;t der Vorbereitung und Erm&#246;glichung der statistischen Erhebungen zum Zensus 2021. Eine Nutzung zu anderen als den hier genannten Zwecken - insbesondere eine Verkn&#252;pfung mit anderen Datenbest&#228;nden oder eine Verwendung zu Zwecken des Verwaltungsvollzuges - hat der Gesetzgeber hingegen ausdr&#252;cklich ausgeschlossen (&#167; 9a Abs. 5 Satz 5 ZensVorbG 2021). An den Inhalt der Daten selbst d&#252;rfen die Beh&#246;rden hierf&#252;r nicht ankn&#252;pfen und an ihm haben sie auch keinerlei Interesse. Da die Pilotdaten&#252;bermittlung als Teil des Zensus zudem den Vorgaben des Bundesstatistikgesetzes zur Geheimhaltung und zu Sicherheitsanforderungen an die elektronische Daten&#252;bermittlung unterliegen (&#167;&#167; 11a, 16 BStatG), bleiben auch insoweit die Nachteile begrenzt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p> b) Angesichts dieser eng begrenzten Verwendungszwecke und der Vorgaben des Bundesstatistikgesetzes zur Geheimhaltung und zu Sicherheitsanforderungen an die elektronische Daten&#252;bermittlung (&#167;&#167; 11a, 16 BStatG), deren Einhaltung vom Bundesbeauftragten f&#252;r den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Ausf&#252;llung seiner Beratungs- und Kontrollt&#228;tigkeit auch weiter &#252;berwacht wird, &#252;berwiegen diese Nachteile nicht mit der erforderlichen Deutlichkeit gegen&#252;ber den Nachteilen, die bei Erlass der hilfsweise begehrten einstweiligen Anordnung trotz sp&#228;terer Erfolglosigkeit einer noch zu erhebenden Verfassungsbeschwerde einzutreten drohen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p> Denn bei der Erforderlichkeit (vgl. BVerfGE 65, 1 &lt;44, 54&gt;) der &#220;bermittlung s&#228;mtlicher nicht anonymisierter Meldedaten f&#252;r die in &#167; 9a Abs. 1 Satz 1 ZensVorbG 2021 genannten Zwecke, deren Erreichung der Gesetzgeber als notwendige Voraussetzung f&#252;r eine ungef&#228;hrdete und erfolgreiche Durchf&#252;hrung des Zensus 2021 ansieht, drohte eine Aussetzung der Vollziehung des Gesetzes die Pr&#252;fung der &#220;bermittlungswege und der Qualit&#228;t der zu &#252;bermittelnden Daten beziehungsweise die Pr&#252;fung und Weiterentwicklung der Programme zu vereiteln. Es w&#252;rden damit die Durchf&#252;hrung des auch unionsrechtlich vorgeschriebenen Zensus 2021 erschwert und dem Bund (sowie mittelbar auch den L&#228;ndern und den Kommunen) notwendige Entscheidungsgrundlagen und Strukturdaten f&#252;r politische Entscheidungen m&#246;glicherweise entzogen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 19. September 2018 - 2 BvF 1/15 -, juris, Rn. 147 f.). Angesicht des unionsrechtlich vorgegebenen Termins des Zensus k&#246;nnte dies auch nicht rechtzeitig nachgeholt werden. Nach dem bei vorl&#228;ufiger Betrachtung nicht unplausibel erscheinenden Vortrag des Bundesministeriums des Innern, f&#252;r Bau und Heimat ist der Probedurchlauf mit Daten aller Meldebeh&#246;rden erforderlich, weil sonst die Qualit&#228;t der Merkmale und der Programme nicht &#252;berpr&#252;ft werden k&#246;nnten. Dies gelte insbesondere f&#252;r die Verarbeitung der Originalschreibweisen f&#252;r Namen und die Pr&#252;fung von Mehrfachf&#228;llen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p> c) Auch eine Beschr&#228;nkung der Pilotdaten&#252;bermittlung auf eine stichprobenhafte &#220;bermittlung nicht anonymisierter Daten im Wege der einstweiligen Anordnung erscheint angesichts der vorgenannten Umst&#228;nde nicht geboten. Zwar wird aus den Gesetzesmaterialien und den hier vorliegenden Stellungnahmen nicht mit abschlie&#223;ender Gewissheit deutlich, ob eine nicht anonymisierte Daten&#252;bermittlung s&#228;mtlicher Datens&#228;tze und insbesondere eine dauerhafte Speicherung s&#228;mtlicher Datens&#228;tze &#252;ber eine Dauer von bis zu zwei Jahren f&#252;r die Erreichung der in &#167; 9a Abs. 1 Satz 1 ZensVorbG 2021 genannten Zwecke erforderlich ist oder eine grundrechtsfreundlichere Ausgestaltung des Probetestlaufs auch durch Anpassung der vorgesehenen Verfahren erreicht werden k&#246;nnte. Die vom Bundesministerium des Innern, f&#252;r Bau und Heimat vorgelegte Stellungnahme l&#228;sst es jedoch zumindest plausibel erscheinen, dass eine Beschr&#228;nkung auf eine nicht anonymisierte Teildatenlieferung die Gefahr in sich tr&#252;ge, zumindest einzelne der vom Gesetzgeber zum Zweck der Durchf&#252;hrung des Zensus 2021 und zur Steigerung der Validit&#228;t seiner Ergebnisse als erforderlich erachteten Pr&#252;f- und Optimierungsma&#223;nahmen zu vereiteln und so die Durchf&#252;hrung des Zensus 2021 in seiner vorgesehenen Form zu gef&#228;hrden. Unter diesen Umst&#228;nden ist es jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass eine Beschr&#228;nkung der Daten&#252;bermittlung auf eine stichprobenhafte &#220;bermittlung nicht anonymisierter Daten in ihrer Wirkung einer vollst&#228;ndigen Aussetzung des Gesetzesvollzuges gleichk&#228;me, die aus den oben genannten Gr&#252;nden nicht geboten ist.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p> Diese Entscheidung ist unanfechtbar.</p> </dd> </dl> </div>
188,455
ovgnrw-2019-02-05-1-a-221618
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 A 2216/18
2019-02-05T00:00:00
2019-02-11T11:03:55
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0205.1A2216.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird auf Kosten der Kl&#228;gerin abgelehnt.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 130,49&#160;Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Kl&#228;gerin auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;124a Abs.&#160;4 Satz&#160;4 und Abs.&#160;5 Satz&#160;2 VwGO zuzulassen, wenn einer der Gr&#252;nde des &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 VwGO innerhalb der Begr&#252;ndungsfrist dargelegt ist und vorliegt. &#8222;Darlegen&#8220; i.&#160;S.&#160;v. &#167;&#160;124a Abs.&#160;4 Satz&#160;4 VwGO bedeutet, unter konkreter Auseinandersetzung mit dem angefochtenen Urteil fallbezogen zu erl&#228;utern, weshalb die Voraussetzungen des jeweils geltend gemachten Zulassungsgrundes im Streitfall vorliegen sollen. Die Zulassungsbegr&#252;ndung soll es dem Oberverwaltungsgericht erm&#246;glichen, die Zulassungsfrage allein auf ihrer Grundlage zu beurteilen, also ohne weitere aufw&#228;ndige Ermittlungen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend rechtfertigt das fristgerecht vorgelegte, g&#228;nzlich ungeordnete Zulassungsvorbringen die begehrte Zulassung der Berufung aus keinem der&#8211;&#160;(allenfalls) sinngem&#228;&#223; benannten&#160;&#8211; Zulassungsgr&#252;nde. Es gen&#252;gt ganz &#252;berwiegend bereits nicht den Anforderungen an eine hinreichende Darlegung und greift im &#220;brigen in der Sache nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">1. Die Berufung kann zun&#228;chst nicht wegen der sinngem&#228;&#223; geltend gemachten ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit der erstinstanzlichen Entscheidung i.&#160;S.&#160;d. &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 VwGO zugelassen werden. Ernstliche Zweifel in diesem Sinne sind begr&#252;ndet, wenn zumindest ein einzelner tragender Rechtssatz der angefochtenen Entscheidung oder eine erhebliche Tatsachenfeststellung mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten in Frage gestellt wird und sich die Frage, ob die Entscheidung etwa aus anderen Gr&#252;nden im Ergebnis richtig ist, nicht ohne weitergehende Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage beantworten l&#228;sst. Diese Voraussetzungen sind hier nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat zur Begr&#252;ndung der Klageabweisung ausgef&#252;hrt: Die Kl&#228;gerin habe keinen Anspruch auf weitere Beihilfe zu ihren Aufwendungen f&#252;r die ihr von dem Arzt U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter dem 16.&#160;M&#228;rz 2013 bzw. unter dem 20.&#160;M&#228;rz 2013 in Rechnung gestellten beiden ayurvedischen Massagen. Nicht entscheidungserheblich sei die Frage, ob Behandlungen nach der ayurvedischen Medizin wissenschaftlich anerkannt oder zumindest (nur) wissenschaftlich noch nicht anerkannt seien. Zwei isolierte Massagen seien n&#228;mlich auch dann keine ayurvedische Behandlung, wenn dabei eine gr&#246;&#223;ere Menge &#8222;medizinierten &#214;les&#8220; zum Einsatz komme. Zugrunde zu legen sei, dass sich die Behandlung bei Herrn U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Fr&#252;hjahr 2013 auf die beiden in Rechnung gestellten ayurvedischen Massagen beschr&#228;nkt habe. Denn die Kl&#228;gerin habe trotz wiederholter Aufforderung durch das Gericht &#8211;&#160;zuletzt mit Fristsetzung nach &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 VwGO bis zum 4.&#160;April 2018&#160;&#8211; weder dargelegt noch nachgewiesen, dass die beiden Massagen Teil einer umfassenden ayurvedischen Behandlung waren. Dass zwei isolierte Massagen keine ayurvedische Behandlung im medizinischen Sinne darstellten, ergebe sich ohne weiteres aus dem Gutachten von Dr.&#160;N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aus dem Jahr 2008, aus dem vom Gericht eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachten von Dr.&#160;L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und aus allgemein zug&#228;nglichen Quellen, n&#228;mlich aus den im Internet verf&#252;gbaren Erl&#228;uterungen einschl&#228;giger Kliniken (Kliniken F.&#160;&#160;&#160;&#160; -Mitte und I.&#160;&#160;&#160;&#160;-klinik) zu Ayurveda-Behandlungen. Der weitere, auf Genehmigung der fraglichen beiden Massagen durch das Finanzministerium NRW gerichtete Klageantrag bleibe ebenfalls ohne Erfolg, weil er voraussetze, dass die ayurvedische Therapie als wissenschaftlich noch nicht anerkannte Heilbehandlung akzeptiert werde.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Hiergegen macht die Kl&#228;gerin mit ihrem Zulassungsvorbringen, soweit sich dieses nicht in einer von vornherein nicht zielf&#252;hrenden Bezugnahme auf nicht konkretisiertes erstinstanzliches Vorbringen ersch&#246;pft</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#8211;&#160;vgl. insoweit OVG NRW, Beschluss vom 10.&#160;Januar 2019 &#8211;&#160;1&#160;A&#160;4171/18&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;33&#160;f.&#160;&#8211;,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">unter den Gliederungspunkten &#8222;Einheitlichkeit der Rechtsprechung&#8220; und &#8222;Fortbildung des Rechts&#8220; das Folgende geltend. Ger&#252;gt werde zun&#228;chst, dass das Verwaltungsgericht sie trotz der seinerzeit schon 4,5j&#228;hrigen Verfahrensdauer erstmals am 2.&#160;M&#228;rz 2018 zu der Erkl&#228;rung aufgefordert habe, ob die beiden Massagen Teil einer Ayurveda-Behandlung waren. Ferner f&#252;hrt sie gegen diese Aufforderung zwei &#196;u&#223;erungen des Sachverst&#228;ndigen Dr.&#160;L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; an. Dieser habe die konkret durchgef&#252;hrte Behandlung in seinem Gutachten f&#252;r beihilfef&#228;hig erachtet und in der (ersten) m&#252;ndlichen Verhandlung vom 1.&#160;M&#228;rz 2018 au&#223;erdem das Vorliegen guter Evidenzen f&#252;r die Wirksamkeit von Ayurveda schon im Jahre 2013 festgestellt. Die ferner ergangene gerichtliche Aufforderung nach &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 VwGO vom 19.&#160;M&#228;rz 2018 sei schon wegen der falschen Jahresangabe 2018 unwirksam. Unabh&#228;ngig davon h&#228;tte das Verwaltungsgericht durch Befragung des Arztes aufkl&#228;ren m&#252;ssen, ob die beiden Massagen Teil einer Ayurveda-Behandlung waren. Auch habe sie zu der Aufforderung nach &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 VwGO mit den (in der Zulassungsbegr&#252;ndung noch einmal w&#246;rtlich zitierten) Schrifts&#228;tzen vom 14.&#160;M&#228;rz 2018 und vom 19.&#160;M&#228;rz 2018 ausreichend vorgetragen. Die Sanktion des &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 VwGO greife nicht, weil der Sachverst&#228;ndige die Massage eines Masseurs als Teil einer Ayurveda-Behandlung angesehen habe. Au&#223;erdem sei die in der Verf&#252;gung vom 19.&#160;M&#228;rz 2018 ge&#228;u&#223;erte Unterstellung des Verwaltungsgerichts unsinnig, sie &#8211;&#160;die Kl&#228;gerin&#160;&#8211; wolle die Erledigung des Rechtsstreits verz&#246;gern. Die weitere Unterstellung im angefochtenen Urteil, die konkreten Massagen seien keine ayurvedischen Behandlung, und die entsprechende rechtliche Bewertung verlie&#223;en unzul&#228;ssig (und das Recht auf Geh&#246;r verletzend) den Boden der Tatsachen und stellten &#8222;'folgerichtig' eine unzul&#228;ssige Beweiswertung dar&#8220;. Indem das Verwaltungsgericht die I.&#160;&#160;&#160;&#160;-klinik zitiert habe, habe es Tatsachen in das Verfahren eingef&#252;hrt, ohne ihr zuvor Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Die Einf&#252;hrung, &#8222;Verdrehung&#8220; bzw. Nichtber&#252;cksichtigung der vom Sachverst&#228;ndigen angegebenen Tatsache, Massagen seien Teil der kl&#228;gerischen Ayurveda-Behandlung, stellten einen schweren Verfahrensfehler dar. Die Abweisung des auf die Genehmigung der beiden Massagen gerichteten Klageantrags sei &#8222;keinesfalls ausreichend&#8220;, weil das Gutachten des Sachverst&#228;ndigen zu einer allgemeinen Zulassung &#8222;der Ayurveda&#8220; zwinge.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dieses Vorbringen l&#228;sst sich dem Zulassungsgrund des &#167;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 VwGO (nur) insoweit zuordnen, als die Kl&#228;gerin die Annahme des Verwaltungsgerichts, die konkret erfolgten beiden Massagen stellten keine ayurvedischen Behandlung dar, f&#252;r eine &#8222;Verdrehung&#8220; der im Sachverst&#228;ndigengutachten ge&#228;u&#223;erten Einsch&#228;tzung bzw. f&#252;r eine tatsachenwidrige Nichtbeachtung dieser &#196;u&#223;erungen h&#228;lt und deswegen die entsprechende Beweisw&#252;rdigung bem&#228;ngelt. &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 VwGO erfasst in Abgrenzung zu &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;5 VwGO n&#228;mlich grunds&#228;tzlich auch Fehler bei der Feststellung und W&#252;rdigung des entscheidungserheblichen Sachverhalts und bei der Beweisw&#252;rdigung.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. Seibert, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5.&#160;Aufl.&#160;2018, &#167;&#160;124 Rn.&#160;82&#160;bis 85 und Rn.&#160;189&#160;f., sowie Kuhlmann, in: Wysk, VwGO, 2.&#160;Aufl. 2016, &#167;&#160;124 Rn.&#160;16, jeweils m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zwar entscheidet das Gericht gem&#228;&#223; &#167;&#160;108 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO nach seiner freien, aus dem Gesamtergebnis des Verfahrens gewonnenen &#220;berzeugung. Daraus folgt aber auch die Verpflichtung, der &#220;berzeugungsbildung den im Verfahren festgestellten Sachverhalt vollst&#228;ndig und richtig zugrunde zu legen. Das Gericht darf nicht einzelne erhebliche Tatsachenfeststellungen oder Beweisergebnisse bei seiner rechtlichen W&#252;rdigung au&#223;er Acht lassen, insbesondere Umst&#228;nde &#252;bergehen, deren Entscheidungserheblichkeit sich ihm auf der Grundlage seiner Rechtsauffassung h&#228;tte aufdr&#228;ngen m&#252;ssen. In solchen F&#228;llen fehlt es an einer tragf&#228;higen Tatsachengrundlage f&#252;r die innere &#220;berzeugungsbildung des Gerichts, auch wenn die darauf basierende rechtliche W&#252;rdigung als solche nicht zu beanstanden ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 15.&#160;Februar 2010&#8211;&#160;2&#160;B&#160;126.09&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;4, m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die in Rede stehende R&#252;ge der Kl&#228;gerin zeigt einen Fehler dieser Art nicht auf. Das Verwaltungsgericht hat seiner Entscheidung die Rechtsauffassung zugrunde gelegt, eine Ayurveda-Behandlung liege wegen des ganzheitlichen Ansatzes dieses Medizin- und Heilsystems nur vor, wenn sie dessen drei Kernelemente (innerliche Therapie, Ern&#228;hrungstherapie und manuelle Therapien) umfasse; die hier nur nachgewiesenen beiden Massagen gen&#252;gten dem nicht. Eine gegenteilige Aussage hat der Sachverst&#228;ndige Dr.&#160;L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; entgegen der Ansicht der Kl&#228;gerin nicht getroffen. In seinem Gutachten vom 21.&#160;August 2016 f&#252;hrt dieser zwar schlussfolgernd aus, dass es sich bei der durchgef&#252;hrten Behandlung bei korrekter Indikationsstellung &#8222;um eine zu diesem Zeitpunkt wissenschaftlich anerkannte Heilbehandlung gehandelt&#8220; habe, f&#252;r die die Kosten erstattet werden sollten. Er ist bei dieser Aussage aber erkennbar von der (nicht zutreffenden) Vorstellung ausgegangen, dass diese Massagen Teil einer Gesamtbehandlung gewesen seien. Das ergibt sich aus der im Absatz zuvor ge&#228;u&#223;erten Bewertung, der erfolgte Einsatz k&#246;rpertherapeutischer/massagetherapeutischer Verfahren der Ayurveda-Medizin entspreche der g&#228;ngigen Ayurveda-Praxis bei Kopf-, Schulter- und Nackenschmerzen &#8222;als Bestandteil einer multimodalen Therapiestrategie&#8220;. Nach dieser &#196;u&#223;erung sind Massagen n&#228;mlich nur ein &#8222;Therapieelement&#8220; (so der im folgenden Satz des Gutachtens verwendete Begriff) einer multimodalen, also mehrere unterschiedliche Behandlungselemente kombinierenden Behandlungsstrategie. Nichts Abweichendes ergibt sich aus den Erl&#228;uterungen, die der Sachverst&#228;ndige in der (ersten) m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht am 1.&#160;M&#228;rz 2018 zu seinem Gutachten gegeben hat. Die ausweislich des Verhandlungsprotokolls erfolgte (im weiteren Verlauf des Termins &#252;brigens noch relativierte) Angabe, es habe bereits 2013 &#8222;gute Evidenzen f&#252;r die Wirksamkeit von Ayurveda gegeben&#8220;, betrifft n&#228;mlich ungeachtet dessen, wie sie zu bewerten w&#228;re, nicht die allein entscheidungstragende Annahme des Verwaltungsgerichts, die Kl&#228;gerin habe im Fr&#252;hjahr 2013 schon keine Ayurveda-Therapie, sondern nur zwei &#8222;isolierte&#8220; Massagen erhalten.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2. Die Berufung kann auch nicht nach &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;3 VwGO wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung der Rechtssache zugelassen werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Eine Rechtssache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne dieser Vorschrift, wenn sie eine konkrete noch nicht gekl&#228;rte Rechts- oder Tatsachenfrage aufwirft, deren Beantwortung sowohl f&#252;r die Entscheidung des Verwaltungsgerichts von Bedeutung war als auch f&#252;r die Entscheidung im Berufungsverfahren erheblich sein wird, und die &#252;ber den konkreten Fall hinaus wesentliche Bedeutung f&#252;r die einheitliche Anwendung oder Weiterentwicklung des Rechts hat. Zur Darlegung des Zulassungsgrundes ist die Frage auszuformulieren und substantiiert auszuf&#252;hren, warum sie f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig und entscheidungserheblich gehalten und aus welchen Gr&#252;nden ihr Bedeutung &#252;ber den Einzelfall hinaus zugemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 13.&#160;Februar 2018&#8211;&#160;1&#160;A&#160;2517/16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;32, und vom 13.&#160;Oktober 2011 &#8211;&#160;1&#160;A&#160;1925/09&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;31&#160;f., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Diese Darlegungsanforderungen werden hier mit der blo&#223;en, nur in einer &#220;berschrift enthaltenen Behauptung, eine Zulassung sei aus Gr&#252;nden der &#8222;Fortbildung des Rechts&#8220; geboten, offensichtlich nicht erf&#252;llt. Die Kl&#228;gerin vers&#228;umt es schon, eine entsprechende Rechts- oder Tatsachenfrage auszuformulieren. Unterstellt man zu ihren Gunsten, dass sie gekl&#228;rt wissen will, ob ayurvedische Behandlungen im Fr&#252;hjahr 2013 bereits wissenschaftliche anerkannt oder zumindest (nur) noch nicht anerkannt waren, so fehlt es an der Darlegung, weshalb diese Frage f&#252;r das angefochtene Urteil von Bedeutung gewesen sein soll, obwohl das Verwaltungsgericht bereits das Vorliegen einer ayurvedischen Therapie verneint hat.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">3. Die begehrte Zulassung der Berufung kann ferner nicht nach &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;4 VwGO erfolgen. Nach dieser Vorschrift ist die Berufung zuzulassen, wenn das Urteil des Verwaltungsgerichts von einer Entscheidung eines in der Norm aufgef&#252;hrten divergenzrelevanten Gerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht. Eine solche Divergenz ist nur dann hinreichend bezeichnet, wenn ein inhaltlich bestimmter, die angefochtene Entscheidung tragender Rechtssatz dargelegt wird, mit dem die Vorinstanz einem in der Rechtsprechung eines divergenzrelevanten Gerichts aufgestellten ebensolchen entscheidungstragenden Rechtssatz in Anwendung derselben Rechtsvorschrift widersprochen hat.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 21.&#160;April 2010&#8211;&#160;1&#160;A&#160;1326/08&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;34, und vom 25.&#160;Januar 2012 &#8211;&#160;1&#160;A&#160;640/10&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;2; ferner etwa Seibert, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5.&#160;Aufl.&#160;2018, &#167;&#160;124a Rn.&#160;215 bis 217, m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Mit der blo&#223;en Berufung auf die &#8222;Einheitlichkeit des Rechts&#8220; (&#220;berschrift des Gliederungspunktes&#160;I.) ist eine die Berufung er&#246;ffnende Divergenz ersichtlich nicht dargelegt. Es fehlt schon an der Bezeichnung und Gegen&#252;berstellung divergierender Rechtss&#228;tze. Namentlich finden sich, wie schon der Beklagte in seiner Erwiderungsschrift vom 26.&#160;Juli 2018 unwidersprochen und zutreffend ausgef&#252;hrt hat, in der Zulassungsbegr&#252;ndung keinerlei Anhaltspunkte f&#252;r oder Hinweise auf irgendeine gerichtliche Entscheidung, von der das Verwaltungsgericht i.&#160;S.&#160;d. &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;4 VwGO abgewichen sein k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">4. Die Berufung kann schlie&#223;lich nicht nach &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;5 VwGO zugelassen werden. Danach ist die Berufung zuzulassen, wenn ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann. Damit sind Verst&#246;&#223;e gegen Vorschriften gemeint, die den Verfahrensablauf bzw. den Weg zu dem Urteil und die Art und Weise des Urteilserlasses regeln. Nicht erfasst sind hingegen Verst&#246;&#223;e gegen Vorschriften, die den Urteilsinhalt betreffen und deren Verletzung sich als Mangel der sachlichen Entscheidung darstellt. Ein Verfahrensmangel ist nur dann ausreichend bezeichnet, wenn er sowohl in den ihn (vermeintlich) begr&#252;ndenden Tatsachen als auch in seiner rechtlichen W&#252;rdigung substantiiert dargetan wird.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa BVerwG, Beschluss vom 20.&#160;Dezember 2017 &#8211;&#160;5&#160;B 10.17&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;19, m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Daran gemessen kommt die Zulassung der Berufung nicht in Betracht, weil das Zulassungsvorbringen einen solchen Verfahrensmangel unter keinem denkbaren Gesichtspunkt aufzeigt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">a) Das gilt zun&#228;chst f&#252;r die bereits oben behandelte sinngem&#228;&#223;e R&#252;ge, das Verwaltungsgericht habe die &#196;u&#223;erungen des Sachverst&#228;ndigen &#8222;verdreht&#8220; bzw. ignoriert. Dass n&#228;mlich insoweit ein (auch) verfahrensrechtlich relevanter Versto&#223; gegen den &#220;berzeugungsgrundsatz (&#167;&#160;108 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO) dargelegt sein und vorliegen k&#246;nnte, ist mit Blick auf die obigen Ausf&#252;hrungen zu 1. auszuschlie&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">b) Ein Verfahrensfehler ist auch nicht mit dem Vortrag der Kl&#228;gerin in der Begr&#252;ndungsschrift (S.&#160;5, drittletzter Absatz) dargelegt, die ger&#252;gte Bewertung des Verwaltungsgerichts, die konkreten Massagen seien keine ayurvedische Behandlung, verletze ihr Recht auf Geh&#246;r.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Zur Wahrung rechtlichen Geh&#246;rs gem&#228;&#223; Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG hat das Gericht den Beteiligten zu allen ma&#223;geblichen Rechts- und Tatsachenfragen die Gelegenheit einzur&#228;umen, Stellung zu beziehen. Es muss den Vortrag der Beteiligten zur Kenntnis nehmen und bei seiner Entscheidung in Erw&#228;gung ziehen. Das Gericht hat in den Entscheidungsgr&#252;nden in angemessener Weise zum Ausdruck zu bringen, aus welchen Gr&#252;nden es von einer Auseinandersetzung mit dem rechtlichen und tats&#228;chlichen Vorbringen eines Beteiligten abgesehen hat. Es ist aber andererseits nicht verpflichtet, sich in den Entscheidungsgr&#252;nden mit jedem rechtlichen und tats&#228;chlichen Argument ausdr&#252;cklich zu befassen. Es darf ein Vorbringen au&#223;er Betracht lassen, das nach seinem Rechtsstandpunkt unerheblich oder offensichtlich unsubstantiiert ist. Grunds&#228;tzlich ist davon auszugehen, dass ein Gericht das von ihm entgegengenommene Vorbringen auch in seine Erw&#228;gungen einbezogen hat. Nur bei Vorliegen deutlich gegenteiliger Anhaltspunkte kann ein Versto&#223; gegen den Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r angenommen werden. Der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r ist aber erst dann verletzt, wenn Vortrag nicht zur Kenntnis genommen oder nicht in Erw&#228;gung gezogen ist, der aus der ma&#223;geblichen Sicht des Gerichts entscheidungserheblich war oder gewesen w&#228;re. Ebenso ist es f&#252;r eine erfolgreiche Geh&#246;rsr&#252;ge erforderlich, dass die unterstellte Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs zu einer anderen, f&#252;r den Rechtsmittelf&#252;hrer g&#252;nstigeren Entscheidung gef&#252;hrt h&#228;tte bzw. im Rahmen des Berufungsverfahrens f&#252;hren w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 1.&#160;August 2012&#8211;&#160;1&#160;A&#160;864/11&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;3 bis 8, m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind mit der vorstehend wiedergegebenen R&#252;ge ersichtlich nicht dargelegt. Es fehlt insoweit bereits an jeglichen Darlegungen, die &#252;ber die Behauptung eines solchen Versto&#223;es hinausgehen. Sofern diese Behauptung auf die R&#252;ge abzielen sollte, das Gericht habe mit seiner in Rede stehenden, allein entscheidungstragenden Bewertung, es habe schon keine ayurvedische Behandlung vorgelegen, eine sachverst&#228;ndige &#196;u&#223;erung und damit zugleich entsprechenden Vortrag der Kl&#228;gerin missachtet, so griffe dies ersichtlich nicht durch. Das Verwaltungsgericht hat n&#228;mlich gerade die insoweit relevante, von ihm nur anders (und zutreffend, s.&#160;o.) interpretierte gutachterlichen &#196;u&#223;erung herangezogen (UA S.&#160;13), um seine im Urteil vorgenommene Bewertung, die f&#252;r die Kl&#228;gerin keineswegs &#252;berraschend gewesen ist (vgl. zuletzt die protokollierte Nachfrage des Gerichts, ob die Massagen in eine umfassende Behandlung eingebunden gewesen seien), zu begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">c) Ein Geh&#246;rsversto&#223; ist auch nicht mit dem Vortrag dargelegt, das Verwaltungsgericht habe, indem es auf die im Internet verf&#252;gbaren Ausf&#252;hrungen der I.&#160;&#160;&#160;&#160;-klinik zum umfassenden Ansatz der Ayurveda-Behandlungen abgestellt habe, (nicht schon allgemeinkundige) Tatsachen in das Verfahren eingef&#252;hrt, ohne der Kl&#228;gerin zuvor Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zur Darlegung einer geltend gemachten Versagung rechtlichen Geh&#246;rs in Bezug auf &#8211;&#160;wie hier&#160;&#8211; einzelne Feststellungen oder rechtliche Gesichtspunkte muss der Rechtsmittelf&#252;hrer ausf&#252;hren, was er bei ausreichender Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs vorgetragen h&#228;tte und inwieweit dieser Vortrag zur Kl&#228;rung des behaupteten Anspruchs geeignet gewesen w&#228;re. Nur so wird n&#228;mlich dem Rechtsmittelgericht die nach &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;5 VwGO erforderliche Pr&#252;fung erm&#246;glicht, ob das Urteil auf dem geltend gemachten Geh&#246;rsversto&#223; beruht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 25.&#160;April 1990&#8211;&#160;2&#160;B&#160;37.90&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;2, m.&#160;w.&#160;N. (zu &#167;&#160;138 Nr.&#160;3 VwGO), und OVG Brandenburg, Beschluss vom 28.&#160;Oktober 2003 &#8211;&#160;2&#160;A&#160;369/02.&#160;AZ&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;3; ferner Seibert, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5.&#160;Aufl.&#160;2018, &#167;&#160;124a Rn.&#160;218&#160;f. und &#167;&#160;124 Rn.&#160;223, sowie Kuhlmann, in: Wysk, VwGO, 2.&#160;Aufl. 2016, &#167;&#160;138 Rn.&#160;28.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">An solchen Ausf&#252;hrungen fehlt es hier. Unabh&#228;ngig davon spricht auch nichts daf&#252;r, dass eine insoweit unterstellte Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs zu einer anderen, f&#252;r die Kl&#228;gerin g&#252;nstigere Entscheidung gef&#252;hrt h&#228;tte bzw. im Rahmen des Berufungsverfahrens f&#252;hren w&#252;rde. Das Verwaltungsgericht hat seine Einsch&#228;tzung, die beiden Massagen stellten f&#252;r sich genommen keine Ayurveda-Behandlung dar, n&#228;mlich &#252;berzeugend zugleich mit weiteren, diese Einsch&#228;tzung ebenfalls st&#252;tzenden Dokumente begr&#252;ndet, deren Heranziehung und Auswertung die Kl&#228;gerin mit ihrer Zulassungsbegr&#252;ndung nicht angegriffen hat. Herangezogen hat es insoweit die Ausf&#252;hrungen des Dr.&#160;N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (Kliniken F.&#160;&#160;&#160;&#160; -Mitte) in dessen in einem anderen Verfahren erstellten, von der Kl&#228;gerin selbst vorgelegten Gutachten vom 18.&#160;Februar 2008, entsprechende &#196;u&#223;erungen der Kliniken F.&#160;&#160;&#160;&#160; -Mitte im Internet sowie die Ausf&#252;hrungen des Dr.&#160;L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zur Multimodalit&#228;t der Therapiestrategien in der Ayurveda-Medizin.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">d) Die Kl&#228;gerin r&#252;gt ferner (sinngem&#228;&#223;), das Verwaltungsgericht sei verpflichtet gewesen, durch Befragung des Arztes U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aufzukl&#228;ren, ob die beiden Massagen in eine multimodale Ayurveda-Behandlung eingebettet gewesen seien.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der mit diesem Vortrag geltend gemachte Versto&#223; gegen die Pflicht zur Amtsermittlung (&#167;&#160;86 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO) liegt ungeachtet der Frage hinreichender Darlegung jedenfalls der Sache nach nicht vor. Ein solcher im Rahmen von &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;5 VwGO zu ber&#252;cksichtigender Aufkl&#228;rungsmangel kann, da die anwaltlich vertretene Kl&#228;gerin ausweislich des Protokolls der m&#252;ndlichen Verhandlung keinen entsprechenden Beweisantrag gestellt hat, hier nur dann angenommen werden, wenn sich die Beweiserhebung geradezu aufdr&#228;ngt. Das ist jedoch jedenfalls der Sache nach nicht der Fall. Das Verwaltungsgericht durfte im Gegenteil ersichtlich von einer weiteren Aufkl&#228;rung des Sachverhalts absehen. Eine solche Aufkl&#228;rung h&#228;tte sich n&#228;mlich auf eine nicht einmal von der Kl&#228;gerin selbst behauptete Tatsache bezogen, die zudem aus ihrer Sph&#228;re herr&#252;hrte und deshalb ggf. &#8211;&#160;im Sinne einer Obliegenheit&#160;&#8211; von ihr zu belegen gewesen w&#228;re. Au&#223;erdem sprach auch nichts daf&#252;r, dass sich die Kl&#228;gerin im Fr&#252;hjahr 2013 einer ganzheitlichen Ayurveda-Therapie unterzogen hat, da sie trotz gerichtlicher Aufforderungen keine weiteren Rechnungen des Arztes U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aus dem ma&#223;geblichen Zeitraum vorgelegt und auch sonst keinen entsprechenden Vortrag geleistet hatte.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">e) Ein Verfahrensversto&#223; ergibt sich schlie&#223;lich auch nicht aus den Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin, mit denen sie die im Vorfeld der (zweiten) m&#252;ndlichen Verhandlung vom 26.&#160;April 2018 erfolgten, an sie gerichteten Aufforderungen des Verwaltungsgerichts r&#252;gt, zu erkl&#228;ren und ggf. zu belegen, ob die fraglichen Massagen Teil einer ggf. l&#228;ngeren und umfassenderen Behandlung waren.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">aa) Das gilt zun&#228;chst in Bezug auf die insoweit zuletzt ergangene, mit dem Hinweis auf die Regelung des &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 VwGO versehene Aufforderung dieser Art. Nach &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 Satz&#160;1 VwGO kann das Gericht Erkl&#228;rungen und Beweismittel, die erst nach Ablauf einer nach &#167;&#160;87b Abs.&#160;1 und 2 VwGO gesetzten Frist vorgebracht werden, zur&#252;ckweisen und ohne weitere Ermittlungen entscheiden, wenn die weiteren Voraussetzungen der Vorschrift (Nr. 1 bis 3) gegeben sind und &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 Satz&#160;3 VwGO dem nicht entgegensteht. Zwar kann eine auf &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 VwGO gest&#252;tzte, als fehlerhaft angesehene Zur&#252;ckweisung von Vorbringen durch das Verwaltungsgericht im Verfahren auf Zulassung der Berufung mit der Verfahrensr&#252;ge wegen eines Geh&#246;rsversto&#223;es geltend gemacht werden.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ortloff/Riese, in: Schoch/Schneider/Bier, VwGO, Stand: September 2018, &#167;&#160;87b Rn.&#160;46a.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Eine Zur&#252;ckweisung ist hier aber nicht erfolgt. Das ergibt sich schon aus dem Umstand, dass es im Urteilszeitpunkt ersichtlich an zur&#252;ckweisungsf&#228;higem Vortrag gefehlt hat. Die Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich in Bezug auf die ihr gestellte Frage zu keinem Zeitpunkt Tatsachen angegeben oder Beweismittel bezeichnet. Dies ist entgegen der durch nichts belegten Behauptung in der Zulassungsbegr&#252;ndungsschrift weder mit ihren auf die Aufforderung reagierenden Schrifts&#228;tzen vom 19.&#160;M&#228;rz 2018 und vom 21.&#160;M&#228;rz 2018 noch danach in irgendeiner Weise geschehen, und auch zuvor fehlte es &#8211;&#160;namentlich im Schriftsatz vom 14.&#160;M&#228;rz 2018&#160;&#8211; an jeglichem einschl&#228;gigen Vortrag. Best&#228;tigt wird dieser Befund dadurch, dass das angefochtene Urteil dementsprechend auch keinerlei &#8211;&#160;ansonsten gebotene&#160;&#8211; Ausf&#252;hrungen zu einer Zur&#252;ckweisung von Erkl&#228;rungen und/oder Beweismitteln enth&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">bb) Alles weitere Vorbringen, mit dem die Kl&#228;gerin die gerichtlichen Aufforderungen vom 2.&#160;M&#228;rz 2018 und vom 19.&#160;M&#228;rz 2018 bzw. die entsprechende Vorgehensweise des Verwaltungsgerichts r&#252;gt, ist unerheblich. Schon nicht dargelegt ist zun&#228;chst, gegen welche (verfahrensrechtliche) Norm das Verwaltungsgericht versto&#223;en haben soll, indem es die Frage, ob &#252;berhaupt eine dem Konzept der Ayurveda-Medizin entsprechende Behandlung erfolgt ist, erst nach 4,5j&#228;hriger Verfahrensdauer aufgeworfen hat. Auf die angebliche Unwirksamkeit der Aufforderung nach &#167;&#160;87b VwGO vom 19.&#160;M&#228;rz 2018, die aus der Verwendung der Jahreszahl &#8222;2018&#8220; statt &#8211;&#160;richtig&#160;&#8211; &#8222;2013&#8220; in dem Verf&#252;gungstext folgen soll, kommt es aus mehreren Gr&#252;nden nicht an. Die Kl&#228;gerin hat n&#228;mlich, wie ihr Schriftsatz vom 19.&#160;M&#228;rz 2018 zeigt, &#8211;&#160;erstens&#160;&#8211; den offensichtlichen Schreibfehler als solchen erkannt. Zweitens hat das Gericht dem Prozessbevollm&#228;chtigten der Kl&#228;gerin daraufhin eine korrigierte Aufforderung zugestellt. Drittens schlie&#223;lich hat das Gericht, wie bereits ausgef&#252;hrt, eine Zur&#252;ckweisung nach &#167;&#160;87b Abs.&#160;3 VwGO gerade nicht vorgenommen. Die weitere R&#252;ge der Kl&#228;gerin, es sei unsinnig, ihr eine Verz&#246;gerungsabsicht zu unterstellen, l&#228;sst jede rechtliche Einordnung vermissen und kann deswegen ersichtlich keinen (verfahrensrechtlichen) Fehler des Verwaltungsgerichts aufzeigen. Im &#220;brigen trifft sie, wie schon die Lekt&#252;re der Aufforderung vom 19.&#160;M&#228;rz 2018 zeigt, der Sache nach nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">5. Die R&#252;ge, die Abweisung des Klageantrags zu&#160;1. sei zu Unrecht erfolgt, hat die Kl&#228;gerin keinem Zulassungsgrund zugeordnet. Sie f&#252;hrt bei ihrer allenfalls in Betracht kommenden Einordnung als R&#252;ge i.&#160;S.&#160;v. &#167; 124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 VwGO nicht auf die begehrte Zulassung der Berufung. Denn es ist ersichtlich nicht fehlerhaft, den behaupteten Anspruch auf Genehmigung der beiden Massagen durch das Finanzministerium NRW mit der &#8211;&#160;nach allem Vorstehenden nicht zu beanstandenden&#160;&#8211; Erw&#228;gung zu verneinen, dass eine ayurvedische Behandlung, &#8222;&#252;ber deren wissenschaftliche Anerkennung (&#8230;) gegebenenfalls gestritten werden k&#246;nnte&#8220; (UA S.&#160;13 Mitte), nicht gegeben ist. Dass genau diese Erw&#228;gung tragend war (und es folglich entgegen dem Zulassungsvorbringen nicht auf die gutachterlichen &#196;u&#223;erungen zu 2013 vorhandenen Evidenzen ankommen konnte), ergibt sich aus dem Aufbau des Urteils. Die den Klageantrag zu 1. betreffenden, ihm den Erfolg absprechenden Ausf&#252;hrungen schlie&#223;en n&#228;mlich unmittelbar an die soeben zitierte Verneinung einer ayurvedischen Therapie im Fr&#252;hjahr 2013 an und verweisen mit der Formulierung &#8222;vor diesem Hintergrund&#8220; genau auf diese.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwerts beruht auf den &#167;&#167;&#160;47 Abs.&#160;1 und 3, 52 Abs.&#160;1 und Abs.&#160;3 Satz&#160;1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist hinsichtlich der Streitwertfestsetzung nach den &#167;&#167;&#160;68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5, 66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3 GKG und im &#220;brigen gem&#228;&#223; &#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO unanfechtbar. Das angefochtene Urteil ist nun rechtskr&#228;ftig, &#167;&#160;124a Abs.&#160;5 Satz&#160;4 VwGO.</p>
188,454
vg-koln-2019-02-05-7-k-1474517
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7 K 14745/17
2019-02-05T00:00:00
2019-02-11T11:03:55
2019-02-13T15:42:39
Urteil
ECLI:DE:VGK:2019:0205.7K14745.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage  wird abgewiesen.</p> <p>Der  Kläger  trägt  die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Das Urteil ist hinsichtlich der Kostenentscheidung vorläufig vollstreckbar. Der Kläger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 % des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte zuvor Sicherheit in gleicher Höhe leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>T a t b e s t a n d</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 00.00.0000 in der Stadt Karaganda (ehemalige UdSSR, jetzt: Kasachstan) geborene Kläger W.      C.     stellte am 01.11.1991 gemeinsam mit seiner Ehefrau W1.         und drei Kindern einen Antrag auf Aufnahme als Aussiedler an das Bundesverwaltungsamt. Ausweislich seiner Geburtsurkunde vom 00.00.0000 stammt er von den deutschen Volkszugehörigen P.    und F.    C.     , geborene U.     ab. Die Großeltern sind nach seinen Angaben ebenfalls deutsche Volkszugehörige gewesen. In seinem Inlandspass aus dem Jahr 1976 ist der Kläger mit deutscher Nationalität eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Im Antrag erklärte er, seine Muttersprache sei Deutsch, die jetzige Umgangssprache in der Familie sei Russisch. Die deutsche Sprache könne er verstehen. Sprechen und Schreiben waren nicht angekreuzt. In der Familie werde deutsch gesprochen von den Großeltern, den Eltern, von ihm selbst und seiner Ehegattin.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach Zustimmung des Landes Bayern wurden dem Kläger und seinen Familienangehörigen am 04.08.1993 ein Aufnahmebescheid als Spätaussiedler erteilt. Am 25.10.1993 reiste der Kläger mit seiner Familie in das Bundesgebiet ein und wurde als Spätaussiedler registriert.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Am 25.11.1993 stellte er beim zuständigen Landratsamt Reutlingen einen Antrag auf Ausstellung einer Spätaussiedlerbescheinigung nach § 15 Abs. 1 BVFG. Bei der Vorsprache aus Anlass der Antragstellung wurde laut einem Aktenvermerk festgestellt, dass der Kläger „schlecht“ deutsch sprach und verstand. Handschriftlich war zugefügt, dass eine Verständigung nicht möglich gewesen sei. Herr B. antworte „nicht“ auf einfache Fragen. Das Wort „nicht“ war nachträglich in den Satz eingefügt worden. Die Befragung sei mit Sprachmittler, nämlich dem Schwiegervater erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid vom 29.06.1994 wurde der Antrag auf Ausstellung einer Spätaussiedlerbescheinigung nach § 15 Abs. 1 BVFG abgelehnt. In der Begründung war ausgeführt, es fehle am objektiven Bestätigungsmerkmal der deutschen Sprache. Der Kläger sei bei seiner Einreise in das Bundesgebiet der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig gewesen. Im Aussiedlungsgebiet sei die deutsche Sprache nicht die Muttersprache oder bevorzugte Umgangssprache in der Familie gewesen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Ehefrau des Klägers wurde als Spätaussiedlerin anerkannt. Der Kläger erhielt eine Bescheinigung als Ehegatte einer Spätaussiedlerin gemäß § 15 Abs. 2 BVFG.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 29.10.1994, eingegangen beim Landratsamt S.      am 03.11.1994, legte der Kläger Widerspruch gegen die Ablehnung ein und bat darum, diesen trotz Fristüberschreitung zu berücksichtigen. Er stamme aus einer deutschen Familie. Seine Eltern und Großeltern seien Deutsche und hätten sehr gut Deutsch gesprochen. Leider seien alle – bis auf seine Mutter – inzwischen gestorben. Er habe bis zu seinem 6. Lebensjahr nur deutsch gesprochen. Danach sei er auf die Schule gekommen, wo nur russisch gesprochen werden durfte. Nach der Ankunft in Deutschland habe er so schnell wie möglich versucht, seine Deutschkenntnisse zu  verbessern und Arbeit zu finden. Bei der Vorsprache habe er sich nicht besonders klar auf Deutsch ausgedrückt, weil er unter Stress gestanden habe. Am Tag der Ausreise aus Kasachstan sei er geschlagen worden. Er bitte um ein erneutes persönliches Gespräch und Prüfung seines Falles.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Landratsamt Reutlingen teilte dem Kläger mit Schreiben vom 14.11.1994 mit, dass es keinen Anlass für eine erneute Prüfung des Falls sehe. Der Kläger habe bei seiner Ankunft nicht ausreichend deutsch gesprochen. Die Befragung habe daher durch einen Sprachmittler, den Schwiegervater stattfinden müssen. Eine einfache Unterhaltung in deutscher Sprache sei nicht möglich gewesen. Der Kläger sei durch seine Ehefrau und den Schwiegervater auf die Bedeutung der deutschen Sprachkenntnisse hingewiesen worden und darauf, dass bei Nichtvorliegen eine Rückstufung nach § 7 Abs. 2 BVFG als Ehegatte eines Spätaussiedlers erfolgen müsse. Der Kläger habe daher bis zu der Entscheidung am 22.06.1994 genügend Zeit gehabt, nochmals vorzusprechen und seine Sprachkenntnisse nachzuweisen. Es könne nun, ein Jahr nach der Einreise nach Deutschland, nicht mehr festgestellt werden, wann der Kläger seine Sprachkenntnisse erworben habe. Es wurde angeregt, den Widerspruch zurückzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Da der Kläger darauf nicht reagierte, wurde der Widerspruch dem zuständigen Regierungspräsidium Tübingen vorgelegt, der diesen durch Widerspruchsbescheid vom 16.12.1996 wegen einer Versäumung der Widerspruchsfrist als unzulässig zurückwies. Eine Klage gegen den Widerspruchsbescheid wurde nicht erhoben.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben seiner damaligen Bevollmächtigten vom  29.01.2014 beantragte der Kläger beim Bundesverwaltungsamt erneut die Erteilung eines Aufnahmebescheides als Spätaussiedler und berief sich auf die neue Rechtslage nach dem 10. Änderungsgesetz.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 10.11.2015 legte das BVA dieses Schreiben als Antrag auf Wiederaufgreifen des Aufnahmeverfahrens mit dem Ziel der Ausstellung einer Spätaussiedlerbescheinigung aus und lehnte diesen ab. Ein Grund für das Wiederaufgreifen des Verfahrens liege nicht vor, da sich die Rechtslage durch das 10. Änderungsgesetz nicht zugunsten des Klägers geändert habe. Denn für die Rechtsstellung des Klägers sei nach wie vor die Rechtslage zum Zeitpunkt der Übersiedlung maßgeblich. Der hiergegen am 12.01.2016 erhobene Widerspruch wurde durch Widerspruchsbescheid vom 14.01.2016 wegen Verfristung als unzulässig zurückgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben seiner Prozessbevollmächtigten vom 23.12.2016 stellte der Kläger beim Bundesverwaltungsamt den Antrag, ihm eine Spätaussiedlerbescheinigung nach § 15 Abs. 1 BVFG auszustellen. Die Registrierung als Ehegatte einer Spätaussiedlerin durch das Landratsamt S.          sei eindeutig fehlerhaft und zu korrigieren. Der Kläger stamme von deutschen Eltern ab und sei in einer deutschen Familie aufgewachsen. Sämtliche Familienmitglieder, insbesondere die Mutter sowie die Geschwister W1.         und Waldemar seien als Spätaussiedler anerkannt. Auch habe der Kläger einen Aufnahmebescheid als Spätaussiedler erhalten und sei als solcher registriert worden. Die Bescheinigung sei daher zu korrigieren.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Auf einen entsprechenden Hinweis des Bundesverwaltungsamtes beantragte der Kläger mit Schreiben seiner Prozessbevollmächtigten vom 16.02.2017 das Wiederaufgreifen des bestandskräftig abgeschlossenen Bescheinigungsverfahrens nach § 51 VwVfG.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zur Begründung wurde u.a. vorgetragen, der Vorwurf der nicht ausreichenden Sprachkenntnisse sei unzutreffend. Im Aufnahmeverfahren seien von dem bevollmächtigten Schwager unzutreffende Angaben gemacht worden. Die Angaben zur Vorsprache am 25.11.1993 beim Landratsamt S.          seien unrichtig. Er sei kurz vor der Ausreise im Krankenhaus in Karaganda an Lippe und Kinn frisch operiert worden und habe anschließend längere Zeit Fieber und Eiter in der Wunde gehabt. Größere sprachliche Darstellungen seien ihm zum Zeitpunkt der Vorsprache daher nicht möglich gewesen. Er habe auch gar nicht sprechen dürfen. Dies könnten zahlreiche Zeugen bestätigen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Es sei zu berücksichtigen, dass die Benutzung der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit, insbesondere in der Schule und in den Betrieben, auch im Bergbau, streng verboten gewesen sei. Daher hätte nur in der Familie deutsch gesprochen werden können. Der Kontakt zur Großmutter habe fast ausschließlich auf Deutsch stattgefunden.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dem Kläger könne nicht angelastet werden, dass der Bescheid vom 29.06.1994 bestandskräftig geworden sei. Es habe einige Zeit gedauert, bis der Bescheid bei ihm angekommen sei, da er in der Zwischenzeit umgezogen sei. Daher sei der Widerspruch so spät eingelegt worden. Der Kläger habe den Sachverhalt ohne einen Rechtsanwalt nicht nachvollziehen können. Die Kosten eines Rechtsanwaltes habe er nicht aufbringen können. Er habe sich um eine Wohnung und um eine Arbeitsstelle kümmern müssen. Außerdem habe er nicht gegen den Staat, der ihn letztlich aufgenommen habe, vor Gericht ziehen wollen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die fehlerhafte Einstufung des Klägers sei verfassungswidrig und unerträglich und verstoße gegen Art. 1, 3 und 6 GG. Sämtliche anderen Familienmitglieder seien als Spätaussiedler anerkannt worden. Durch seinen Ausschluss seien seine Würde und der Anspruch auf Gleichbehandlung verletzt. Es sei nicht zutreffend, dass das Prinzip der Rechtssicherheit hier überwiege, weil der Bescheid in einem Massenverfahren ergangen sei und die maßgeblichen Tatsachen nicht mehr feststellbar seien. Der Kläger habe erhebliche persönliche Nachteile durch diese Entscheidung gehabt, weil  die im Aussiedlungsgebiet abgeleisteten Arbeitszeiten von 1970 bis 1993 nicht  bei seinen Rentenansprüchen, auch nicht bei einer Witwenrente seiner Ehefrau, berücksichtigt würden. Er sei mittlerweile, auch aufgrund seiner Tätigkeit im Bergbau, schwer erkrankt. Bei Anerkennung als Spätaussiedler wären diese Erkrankungen als Berufskrankheit anerkannt worden mit allen daraus folgenden Vergünstigungen. Deshalb müsse hier das Individualinteresse des Klägers Vorrang vor dem Prinzip der Rechtssicherheit haben. Das Ermessen sei daher auf Null reduziert.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Durch Bescheid des Bundesverwaltungsamts vom 11.07.2017 wurde der Antrag auf Wiederaufgreifen des Bescheinigungsverfahrens erneut abgelehnt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gegen den am 12.07.2017 zugestellten Bescheid legte der Kläger mit Schreiben seiner Prozessbevollmächtigten vom 12.08.2017 am 14.08.2017 Widerspruch ein.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Durch Widerspruchsbescheid vom 13.10.2017 wurde der Widerspruch zurückgewiesen. Gegen den am 18.10.2017 zugestellten Bescheid hat der Kläger am 14.11.2017 Klage erhoben, mit der er seinen Antrag auf Ausstellung einer Spätaussiedlerbescheinigung weiterverfolgt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Er wiederholt seinen Vortrag, er sei deutscher Volkszugehöriger und habe als solcher auch einen Aufnahmebescheid erhalten. Sämtliche Familienmitglieder, insbesondere seine Mutter und seine Geschwister, seien als Spätaussiedler anerkannt. Erst das Landratsamt S.          habe ihn zu Unrecht als Ehegatten einer Spätaussiedlerin eingestuft. Dies führe zu massiven schwerwiegenden Nachteilen im Hinblick auf die rentenrechtliche Anrechnung von Beitragszeiten und weiteren Leistungen wegen der inzwischen vorliegenden schweren Erkrankungen, sodass die Aufrechterhaltung des ablehnenden Bescheides schlechthin unerträglich sei. Auch könne der Kläger Rentenansprüche aus seiner früheren Tätigkeit im Aussiedlungsgebiet nicht mehr geltend machen, weil der kasachische Staat diese Ansprüche ablehne. Die Ungleichbehandlung habe inzwischen auch zu einer erheblichen psychischen Beeinträchtigung und Depressionen geführt.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Ein Vorrang der Rechtssicherheit könne hier nicht angenommen werden. Die Allgemeinheit habe keinerlei Nachteile, die vorrangig wären gegenüber den Nachteilen des Klägers. Es gebe eine Vielzahl von Fällen, in denen ein falsch eingeschätzter Status nachträglich noch korrigiert worden sei. Ein grobes Verschulden des Klägers im Hinblick auf die Bestandskraft der unanfechtbaren Ablehnungsentscheidung liege nicht vor. Eine anwaltliche Vertretung habe er sich nicht leisten können.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Es gebe neue Beweismittel, die ohne Verschulden des Klägers seinerzeit nicht hätten vorgebracht worden können. Zeugen könnten bestätigen, dass der Kläger bei seiner Anhörung im November 1993 wegen einer Verletzung an Lippe und Kinn Schmerzen gehabt habe und deshalb nichts gesprochen habe. Das seinerzeit angefertigte Protokoll sei zur Feststellung von unzureichenden Sprachkenntnissen in keiner Weise geeignet. Die Befragung sei auch nur sehr kurz gewesen. Die Sprachprüfung hätte daher wiederholt werden müssen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Sohn des Klägers sowie seine Geschwister könnten bezeugen, dass die Sprachkenntnisse des Vaters sich in keiner Weise von denen der Mutter unterschieden und dass der Kläger im Zeitpunkt der Übersiedlung die deutsche Sprache verstanden und gesprochen habe. Aus diesem Grund habe er auch sehr bald nach seiner Einreise Arbeit gefunden. Dies wäre ohne ausreichende Deutschkenntnisse nicht möglich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch liege eine neue Tatsache vor, die zuvor nicht habe bewiesen werden können. Der Kläger leide nämlich unter massiven psychischen und geistigen Blockaden beim Sprechen, vor allem bei Behörden und bei Prüfungen. Er benötige längere Zeit, um einen Sachverhalt zu verstehen und sich darauf verbal zu äußern. Dies sei auch schon bei der Anhörung im Jahr 1993 der Fall gewesen und könne von noch zu benennenden Zeugen bestätigt werden. Dies hätte im Rahmen des rechtlichen Gehörs berücksichtigt werden müssen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Ablehnung des Spätaussiedlerstatus führe zu einer massiven Ungleichbehandlung gegenüber den übrigen Mitgliedern seiner Familie und sei daher ein Verstoß gegen Art. 3 und Art. 6 GG sowie gegen Art. 1 GG. Das Abstellen auf die aktuellen Sprachkenntnisse bei der Einreise sei willkürlich gewesen. Andere Antragsteller hätten den Status allein aufgrund einer Ehe mit einer Spätaussiedlerin erlangt. Auch bei der Umsiedlung von EU-Bürgern komme es nicht auf die Sprachkenntnisse an.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Der Kläger beantragt sinngemäß,</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides des Bundesverwaltungsamts vom 11.07.2017 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 13.10.2017 zu verpflichten, das Verfahren wiederaufzugreifen und dem Kläger eine Spätaussiedlerbescheinigung nach § 15 Abs. 1 BVFG zu erteilen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">              die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sie verweist auf die angefochtenen Bescheide und trägt ergänzend vor, es seien keine Gründe für ein Wiederaufgreifen des Verfahrens gegeben. Eine Änderung der Rechtslage oder Sachlage zugunsten des Klägers liege nicht vor. Der Kläger habe auch keine neuen Beweismittel vorgelegt. Sein Vortrag, er sei vor seiner Ausreise aus Kasachstan geschlagen worden und seine unzureichenden Sprachkenntnisse seien darauf zurückzuführen, habe er bereits im Widerspruchsschreiben vom 29.10.1994 vorgetragen. Im Übrigen habe er seinerzeit auch angegeben, warum er keine ausreichenden Sprachkenntnisse habe.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Soweit der Kläger sich nun auf eine Blockade beim Sprechen berufe, sei dies keine neue Tatsache, sondern dem Kläger schon seinerzeit bekannt gewesen. Im Übrigen sei die Entscheidung auch nicht offensichtlich rechtswidrig gewesen. Soweit die Bescheinigungsbehörde auf die aktuellen Sprachkenntnisse des Klägers bei der Einreise abgestellt habe, sei dies in Übereinstimmung mit der damaligen Rechtsauslegung des § 6 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 BVFG 1993 erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Wegen der Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf die Gerichtsakte sowie auf die von der Beklagten vorgelegten Verwaltungsvorgänge (3 Bände) und die vom Kläger vorgelegten Unterlagen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks"><strong>E n t s c h e i d u n g s g r ü n d e</strong></p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist zulässig, aber unbegründet. Der Bescheid des Bundesverwaltungsamtes vom 11.07.2017 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 13.10.2017 ist rechtmäßig und verletzt den Kläger nicht in seinen Rechten, § 113 Abs. 5 Satz 1 VwGO. Der Kläger hat keinen Anspruch auf ein Wiederaufgreifen des Verfahrens und Erteilung einer Spätaussiedlerbescheinigung.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen für einen Anspruch auf Wiederaufgreifen des bestandskräftig abgeschlossenen Bescheinigungsverfahrens nach § 51 Abs. 1 oder nach § 51 Abs. 5 i.V.m. §§ 48, 49 VwVfG sind nicht erfüllt.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Nach § 51 Abs. 1 Nr. 1 VwVfG hat die Behörde auf Antrag des Betroffenen über die Aufhebung und Änderung  eines unanfechtbaren Verwaltungsaktes zu entscheiden, wenn sich die dem Verwaltungsakt zugrunde liegende Sach- oder Rechtslage nachträglich zugunsten des Betroffenen geändert hat. Dies ist im vorliegenden Verfahren nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Der Kläger kann sich insbesondere nicht auf eine Änderung der Rechtslage durch das am 14.09.2013 in Kraft getretene 10. Gesetz zur Änderung des Bundesvertriebenengesetzes vom 06.09.2013 (BGBl. I S. 3554) berufen. Diese Änderung wirkt sich nicht zugunsten des Klägers aus. Für seinen Anspruch auf Erteilung einer Spätaussiedlerbescheinigung nach § 15 Abs. 1 BVFG ist nämlich weiterhin die Rechtslage im Zeitpunkt seiner Einreise in das Bundesgebiet am 25.10.1993 maßgeblich.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ist für den Erwerb der Spätaussiedlereigenschaft im Sinne des § 4 Abs. 1 BVFG aus Gründen des materiellen Rechts grundsätzlich auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der Einreise zum dauernden Aufenthalt im Bundesgebiet abzustellen,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 10.10.2018 – 1 C 26/17 – juris, Rn. 24, Urteile vom 16.07.2015 – 1 C 30.14 und 1 C 29.14 – .</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Das schließt ein, dass günstige Rechtsänderungen einem Antragsteller nach diesem Zeitpunkt grundsätzlich nicht mehr zugutekommen. Dies gilt auch für das 10. BVFG-Änderungsgesetz. Dieses entfaltet mangels einer ausdrücklichen Regelung keine Rückwirkung auf Übersiedlungen vor seinem Inkrafttreten,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">              vgl. BVerwG, Urteil vom 10.10.2018 – 1 C 26/17 – juris Rn. 25 f.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">In der hiermit verbundenen Privilegierung der in den Aussiedlungsgebieten verbliebenen Deutschstämmigen liegt keine verfassungswidrige Ungleichbehandlung im Sinne des Art. 3 Abs. 1 GG. Die Entscheidung des Gesetzgebers, bereits übergesiedelte Personen nicht an der Lockerung der rechtlichen Anforderungen an die deutsche Volkszugehörigkeit teilhaben zu lassen, beruht auf einem sachlichen Grund. Bezweckt war die Erleichterung der Übersiedlung für noch im Aussiedlungsgebiet wohnende Personen und nicht des Zugangs bereits in Deutschland lebender Personen zu den mit dem Spätaussiedlerstatus verbundenen Vergünstigungen, insbesondere zu den Ansprüchen nach dem Fremdrentengesetz,</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">              vgl. BVerwG, Urteil vom 10.10.2018 – 1 C 26/17 – juris, Rn. 28.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Auch die Sachlage hat sich nicht zugunsten des Klägers verändert. Die Änderung muss tatsächliche Umstände betreffen, die im ursprünglichen Verfahren für den Erlass des Verwaltungsakts entscheidungserheblich waren. Für die Ablehnung der Spätaussiedlerbescheinigung durch Bescheid vom 29.06.1994 waren die bei der Anhörung am 25.11.1993 festgestellten Sprachkenntnisse des Klägers entscheidungserheblich. Soweit der Kläger sich jetzt darauf beruft, die Sprachschwierigkeiten bei der Anhörung seien auf eine schwere Kieferverletzung bzw. auf eine psychisch oder geistig bedingte Sprachblockade zurückzuführen, handelt es sich nicht um neue Tatsachen. Vielmehr lagen diese Umstände angeblich bereits im Zeitpunkt der Anhörung vor und sind nicht nachträglich eingetreten.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Es kann dahinstehen, ob eine Änderung der Sachlage auch dann vorliegt, wenn die entscheidungserheblichen Tatsachen zwar Im Zeitpunkt des ursprünglichen Verwaltungsverfahren schon vorlagen, aber nicht – auch nicht mit einem Rechtsbehelf (§ 51 Abs. 2 VwVfG) –  geltend gemacht werden konnten,</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">              vgl. Kopp/Ramsauer, VwVfG, 16. Aufl. 2015, § 51 Rn. 25.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Denn der Kläger hätte die jetzt vorgetragenen Hinderungsgründe für den Nachweis seiner Sprachkenntnisse  bereits im Zeitpunkt der Anhörung  -notfalls mit Hilfe der anwesenden Familienangehörigen - vortragen können. Jedenfalls hätten diese in einem nachfolgenden Rechtsmittelverfahren geltend gemacht werden können. Der Kläger kann sich nicht darauf berufen, er habe sich seinerzeit einen Rechtsanwalt nicht leisten können. Denn aus seinem Widerspruchsschreiben vom 29.10.1994 ergibt sich ohne Zweifel, dass er Gründe für seine Sprachschwierigkeiten sehr wohl auch ohne einen Rechtsanwalt geltend machen konnte. Dafür, dass der Kläger seinerzeit ohne sein Verschulden verhindert war, die Widerspruchsfrist einzuhalten, gibt es keine Anhaltspunkte.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Aus denselben Gründen kann der Kläger sich auch nicht auf den Wiederaufgreifensgrund des  51 Abs.1 Nr. 2 VwVfG berufen. Danach ist das Verfahren wiederaufzugreifen, wenn neue Beweismittel vorliegen, die eine dem Betroffenen günstigere Entscheidung herbeigeführt haben würden. Neue Beweismittel im Sinne dieser Vorschrift liegen nicht vor. Zwar hat sich der Kläger nunmehr auf Zeugen berufen, die bestätigen könnten, dass er wegen seiner Gesichtsverletzung bzw. wegen einer psychisch/geistigen Blockade bei der Anhörung nicht richtig habe sprechen können. Es ist jedoch nicht dargelegt, dass diese Zeugen im ursprünglichen Verwaltungsverfahren nicht zur Verfügung standen und damit neue Beweismittel sind. Dafür gibt es auch keine Anhaltspunkte, zumal es sich überwiegend um Familienangehörige handelt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Ist somit ein Grund für das Wiederaufgreifen des Verfahrens nach § 51 Abs. 1 VwVfG nicht erkennbar, kommt ein Anspruch auf eine erneute Entscheidung nur bei Anwendung der allgemeinen Vorschriften über die Aufhebung von bestandskräftigen Verwaltungsakten nach § 51 Abs. 1 i.V.m. §§ 48, 49 VwVfG in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat aber auch keinen Anspruch auf die nachträgliche Aufhebung des bestandskräftigen Ablehnungsbescheides vom 29.06.1994.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Das Bundesverwaltungsamt hat den Antrag auf Erlass einer neuen Sachentscheidung über den Antrag auf Erteilung einer Spätaussiedlerbescheinigung ermessensfehlerfrei abgelehnt. Die Behörde hat hierbei zutreffend auf die Abwägung der grundsätzlich gleichwertigen Belange des Schutzes der Bestandskraft der ablehnenden Entscheidung und damit der Belange des Rechtsfriedens und der Rechtssicherheit auf der einen und auf das Interesse des Klägers an einer erneuten Sachentscheidung auf der anderen Seite abgehoben. Es ist aus rechtlicher Sicht nicht zu beanstanden, dass sie im Ergebnis dem öffentlichen Interesse an Rechtsfrieden und Rechtssicherheit den Vorzug gegeben hat. Hierbei bedarf auch keiner abschließenden Klärung, ob der ablehnende Bescheid bei heutiger Rechtsauslegung rechtswidrig wäre. Denn allein dieser Umstand geböte nicht ausnahmsweise eine erneute Sachentscheidung und damit ein Wiederaufgreifen. Das Ermessen der Behörde zu Gunsten des Betroffenen verdichtet sich lediglich dann, wenn das Festhalten an dem bestandskräftigen Verwaltungsakt schlechthin unerträglich wäre,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 13.12.2011 – 5 C 9/11 – , Urteil vom 10.10.2018 – 1 C 26/17 – juris Rn. 31.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Ob dies der Fall ist, hängt von den Umständen des Einzelfalls und einer Gewichtung der einschlägigen Gesichtspunkte ab. Die Ablehnung des Wiederaufgreifens eines Verfahrens ist insbesondere dann schlechthin unerträglich, wenn die Berufung der Behörde auf die Unanfechtbarkeit als ein Verstoß gegen die guten Sitten, Treu und Glauben oder den allgemeinen Gleichheitsgrundsatz zu bewerten wäre oder eine offensichtliche Rechtswidrigkeit der bestandskräftigen Entscheidung gegeben ist. Diese Voraussetzungen für eine Ermessensreduzierung sind nicht erfüllt.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Insbesondere ist die Ablehnung der Erteilung einer Spätaussiedlerbescheinigung durch den Bescheid vom 29.06.1994 nicht offensichtlich rechtswidrig. Die Rechtmäßigkeit des Bescheides richtet sich nach der im Zeitpunkt der Übersiedlung des Klägers im Oktober 1993 geltenden Rechtslage,</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteile vom 16.07.2015 – 1 C 29.14 – und vom 10.10.2018 – 1 C 26.17 – ,</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">also nach der Fassung der §§ 4 und 6 Abs. 2 BVFG 1993. Danach konnte Spätaussiedler nur ein deutscher Volkszugehöriger sein. Für die deutsche Volkszugehörigkeit war erforderlich, dass der Antragsteller von einem deutschen Staatsangehörigen oder deutschen Volkszugehörigen abstammte (Nr. 1), ihm die Eltern oder andere Verwandte bestätigende Merkmale wie Sprache, Erziehung und Kultur vermittelt hatten (Nr. 2) und der Antragsteller sich bis zum Verlassen des Aussiedlungsgebietes zum deutschen Volkstum bekannt hatte (Nr. 3).</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Zwar erfüllte der Kläger die Anforderungen der Abstammung von deutschen Volkszugehörigen und des Bekenntnisses zum deutschen Volkstum, da er in seinem Inlandspass mit der deutschen Nationalität eingetragen war. Die seinerzeit zuständige Behörde konnte jedoch die erforderliche Vermittlung der deutschen Sprache nicht feststellen.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Möglicherweise hat sie hierbei überzogene Anforderungen an die Sprachvermittlung gestellt, indem sie verlangt hat, dass der Antragsteller die deutsche Sprache als Muttersprache oder als bevorzugte Umgangssprache beherrscht. Dieser Maßstab war jedoch nicht offensichtlich rechtswidrig, weil er im Zeitpunkt des Erlasses des Bescheides im Juni 1994 der herrschenden Meinung in Rechtsprechung und Literatur entsprach,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteile vom 12.11.1996 – 9 C 8.96 – und vom 17.06.1997 – 9 C 10.96 - ; von Schenckendorff, Vertriebenen- und Flüchtlingsrecht, Loseblattkommentar, Stand März 2018, § 6 BVFG n.F. Rn. 185.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Aber auch, wenn man die geringeren Anforderungen an die Sprachvermittlung heranzieht, die nach der späteren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur Auslegung des § 6 Abs. 2 Nr. 2 BVFG 1993 entwickelt worden sind, lässt sich eine offensichtliche Rechtswidrigkeit der Ablehnung nicht feststellen. Danach war erforderlich, dass die Eltern oder andere Verwandte die deutsche Sprache neben der Landessprache vom Säuglingsalter bis zur Selbständigkeit „mit Gewicht“ vermittelten, d.h. dem Kind so beibrachten, wie sie sie selbst beherrschten. Der Kenntnis der deutschen Sprache zur Zeit der Aussiedlung kam hierbei Bedeutung als Indiz für die in der Kindheit erfolgte Sprachvermittlung zu,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 19.10.2000 – 5 C 44.99 – , Beschluss vom 10.08.2016 – 1 B 83.99 – , OVG NRW, Urteil vom 23.06.2017 – 11 A 3043/15 – .</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Da der Kläger bei seiner Anhörung am 25.11.1993 auch einfache Fragen nicht beantwortet hat und somit eine Verständigung mit ihm nicht möglich war, war der Umfang seiner Sprachkenntnisse bei der Übersiedlung nicht feststellbar. Den Verlauf der Anhörung hat der Kläger nicht bestritten. Er ist lediglich der Meinung, die Mitarbeiter der zuständigen Behörde hätten nicht berücksichtigt, dass er aufgrund der frischen Gesichtsverletzung oder aufgrund einer Sprachblockade im Zeitpunkt der Anhörung gar nicht zu einem Gespräch in der Lage gewesen sei. Die Anhörung sei daher nicht ordnungsgemäß erfolgt und zur Feststellung der vorhandenen Sprachkenntnisse nicht geeignet gewesen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Es kann offen bleiben, ob die Schwierigkeiten des Klägers bei der Anhörung am 25.11.1993 möglicherweise auch durch die Verletzung im Kieferbereich oder durch eine Blockade aufgrund der Prüfungssituation beeinflusst waren und die vorhandenen Sprachkenntnisse somit  nicht zutreffend ermittelt und bewertet werden konnten. Dies ist jedoch keineswegs offensichtlich. Denn zum einen hätte es nahe gelegen, bereits bei der Anhörung auf diese Hindernisse hinzuweisen und um eine Verschiebung zu bitten, was jedoch nicht erfolgt ist. Bereits aus diesem Grund bestehen Zweifel daran, ob die Anhörung allein aus diesen Gründen fehlgeschlagen ist.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Zum anderen gibt es deutliche Hinweise darauf, dass eine Vermittlung der deutschen Sprache an den Kläger in der Kindheit nicht mit dem erforderlichen Gewicht erfolgt ist. Der Kläger gibt selbst in seinem Widerspruchsschreiben vom 29.10.1994 an, er habe bis zu seinem 6. Lebensjahr nur Deutsch gesprochen. In der Schule habe er jedoch nur Russisch sprechen sollen. Das sei nicht seine Schuld. Im Aufnahmeantrag war angekreuzt worden, dass der Kläger die deutsche Sprache verstehe. „Sprechen“ und „Schreiben“ waren nicht angekreuzt. Im Widerspruch dazu wurde erklärt, in der Familie werde auch von dem Antragsteller Deutsch gesprochen. In einer separaten Erklärung zur deutschen Sprache vom 14.10.1991 wurde angegeben, der Kläger verstehe Deutsch; er spreche es aber ganz selten und zwar nur mit den Eltern und Ureltern. In einem Schreiben des bevollmächtigten Schwagers vom 15.02.1993 wurde mitgeteilt, die Familie könne sich zur Zeit in der deutschen Sprache verständigen. In welchem Umfang der Kläger somit in der Kindheit bis zur Selbständigkeit die deutsche Sprache gesprochen hat, bleibt somit vage und ungeklärt.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Es spricht aber sehr viel dafür, dass der Kläger die deutsche Sprache nicht in dem Umfang wie seine Eltern beherrscht hat. Selbst im Klageverfahren werden hierzu keine eindeutigen Aussagen gemacht. So heißt es beispielsweise im Schriftsatz vom 24.01.2018 auf Seite 5, die Familienmitglieder hätten sich untereinander fast nur in russischer Sprache unterhalten, um staatliche Sanktionen abzuwenden. Dies heiße jedoch nicht, dass der Kläger die deutsche Sprache nicht verstanden hätte, zumal die christlichen Gebete an deutschen Feiertagen ausschließlich in deutscher Sprache gesprochen worden seien.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Dieser Vortrag deutet insgesamt darauf hin, dass die deutsche Sprache als Alltagssprache dem Kläger nur in der frühen Kindheit bis zum Schulalter vermittelt worden ist und er die Sprache daher verstanden, aber kaum gesprochen hat. Letztlich ist die Beurteilung des Merkmals der deutschen Sprachvermittlung in der Kindheit des Klägers aufgrund der Aktenlage nicht möglich. Daher kann keine Rede davon sein, dass die Ablehnung der Ausstellung der Spätaussiedlerbescheinigung offensichtlich rechtswidrig war.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Eine offensichtliche Rechtswidrigkeit lässt sich auch nicht daraus herleiten, dass andere Familienangehörige des Klägers als Spätaussiedler anerkannt wurden. Denn die Spätaussiedlereigenschaft ist für  jeden Antragsteller individuell zu beurteilen. Dies gilt insbesondere für die Vermittlung der Sprachkenntnisse, die sich auch innerhalb einer Familie unterschiedlich entwickeln können.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Ebensowenig ergibt sich eine offensichtliche Rechtswidrigkeit der Verweigerung des Spätaussiedlerstatus daraus, dass dem Kläger ursprünglich ein Aufnahmebescheid erteilt worden ist. Denn im Aufnahmeverfahren wird der zukünftige Spätaussiedlerstatus, der erst mit der Einreise entsteht, nur vorläufig festgestellt. Im vorliegenden Verfahren ist insbesondere vor der Ausreise kein Sprachtest erfolgt. Demnach ist es möglich, dass die Beurteilung der Vermittlung von Sprachkenntnissen im Bescheinigungsverfahren nach der Einreise von der Bewertung im Aufnahmeverfahren abweicht.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Es lässt sich auch nicht feststellen, dass das Festhalten des Bundesverwaltungsamtes an der bestandskräftigen Ablehnung aus anderen Gründen unerträglich ist.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Insbesondere gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass die Beklagte durch eine unterschiedliche Ausübung der Rücknahmebefugnis gegen den allgemeinen Gleichheitssatz verstößt. Es sind dem Gericht keine Fälle bekannt, in denen eine bestandskräftige Ablehnung der Spätaussiedlerbescheinigung gemäß § 51 Abs. 5 VwVfG aufgehoben worden ist.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Das private Interesse des Klägers an einer Aufhebung der Ablehnungsentscheidung überwiegt auch nicht deshalb, weil er wegen des Fehlens der Spätaussiedlereigenschaft keine Ansprüche auf eine Fremdrente und eventuelle weitere Sozialleistungen hat. Dass es sich hierbei um einen erheblichen Nachteil handelt, der den Kläger sehr belastet, kann nachvollzogen werden. Es ist jedoch gleichwohl nicht unerträglich, an der bestandskräftigen Entscheidung festzuhalten. Denn der Gesetzgeber hat den Anspruch auf Fremdrente nur solchen Personen zugestanden, die nach der Einreise eine Spätaussiedlerbescheinigung erhalten. Er ist hierbei davon ausgegangen, dass die Prüfung und Feststellung der Spätaussiedlereigenschaft in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit der Einreise stattfindet, weil nur dann die Voraussetzungen für die Anerkennung der deutschen Volkszugehörigkeit zuverlässig ermittelt werden können.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Der Kläger hat jedoch die Frist für die Erhebung des Widerspruchs ohne eine stichhaltige Begründung verstreichen lassen und sich mit dem Status des Ehemanns einer Spätaussiedlerin eine lange Zeit abgefunden. Erst 20  Jahre später im Jahr 2014 hat er die Wiederaufnahme seines Verfahrens beantragt. Die seinerzeitige Entscheidung war, wie ausgeführt, nicht offensichtlich rechtswidrig. Nachdem nach dieser langen  Zeit eine eindeutige Feststellung der Sprachkenntnisse im Zeitpunkt der Einreise als Indiz für die familiäre Sprachvermittlung kaum noch möglich ist, erweist sich das Festhalten an der seinerzeitigen Entscheidung nicht als rechtlich bedenklich.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf § 154 Abs. 1 VwGO. Die Entscheidung über die vorläufig Vollstreckbarkeit folgt aus § 167 VwGO i.V.m. §§ 708, 711 Nr. 11 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil steht den Beteiligten die Berufung an das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen zu, wenn sie von diesem zugelassen wird. Die Berufung ist nur zuzulassen, wenn</p> <span class="absatzRechts">78</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">1. ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">2. die Rechtssache besondere tatsächliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">3. die Rechtssache grundsätzliche Bedeutung hat,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">4. das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtshöfe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder</p> </li> <li><span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">5. ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils bei dem Verwaltungsgericht Köln, Appellhofplatz, 50667 Köln, schriftlich zu beantragen. Der Antrag auf Zulassung der Berufung muss das angefochtene Urteil bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung des Antrags auf Zulassung der Berufung auch als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a der Verwaltungsgerichtsordnung – VwGO – und der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung – ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Gründe, aus denen die Berufung zugelassen werden soll, sind innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollständigen Urteils darzulegen. Die Begründung ist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 Münster, einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Vor dem Oberverwaltungsgericht und bei Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht eingeleitet wird, muss sich jeder Beteiligte durch einen Prozessbevollmächtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollmächtigte sind Rechtsanwälte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europäischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Befähigung zum Richteramt besitzen, für Behörden und juristische Personen des öffentlichen Rechts auch eigene Beschäftigte oder Beschäftigte anderer Behörden oder juristischer Personen des öffentlichen Rechts mit Befähigung zum Richteramt zugelassen. Darüber hinaus sind die in § 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im Übrigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Die Antragsschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks"><strong>Beschluss</strong></p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Der Wert des Streitgegenstandes wird auf</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">5.000,00 €</span></strong></p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks"><strong>Gründe</strong></p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Der festgesetzte Streitwert entspricht dem gesetzlichen Auffangstreitwert im Zeitpunkt der Klageerhebung (§ 52 Abs. 2 GKG).</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluss kann schriftlich oder zu Protokoll des Urkundsbeamten der Geschäftsstelle, Beschwerde bei dem Verwaltungsgericht Köln, Appellhofplatz, 50667 Köln eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Maßgabe des § 55a der Verwaltungsgerichtsordnung – VwGO – und der Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung – ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, einzulegen. Ist der Streitwert später als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zulässig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200 Euro übersteigt.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p>
188,453
vg-dusseldorf-2019-02-05-23-l-18618
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23 L 186/18
2019-02-05T00:00:00
2019-02-11T11:03:54
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0205.23L186.18.00
<h2>Tenor</h2> <ul class="ol"><li><strong>1.</strong><p>Die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs des Antragstellers vom 5. Januar 2018 gegen die Auflagen zum Erlaubnisbescheid des Antragsgegners vom 6. Dezember 2017</p> </li> </ul> <p><strong>-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; unter Nr. 2.3</strong></p> <p><strong>-&#160;&#160;&#160; sowie unter Nr.&#160;2.4, soweit sie verlangt, den Transport mindestens drei Werktage vorher anzuzeigen und eine Anzeige nicht auch erst einen Werktag vorher gen&#252;gen l&#228;sst,</strong></p> <p><strong>wird wiederhergestellt.</strong></p> <p><strong>Im &#220;brigen wird der Antrag abgelehnt.</strong></p> <ul class="ol"><li><strong>2.</strong><p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> </li> <li><strong>3.</strong><p>Der Streitwert wird auf 2.500,- Euro festgesetzt.</p> </li> </ul><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 19. Januar 2018 w&#246;rtlich gestellte Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs vom 5. Januar 2018 gegen die Nebenbestimmungen,</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; so die Befristung bis zum 1. Oktober 2019,</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Bestimmung/Bedingung, dass die Erlaubnis bei Fort- oder Ausfall der verantwortlichen Personen erlischt,</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Erteilung der Registriernummer gem&#228;&#223; &#167;&#160;4 Binnenmarkt-Tierseuchenschutzverordnung,</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Nebenbestimmungen unter den Nummern 2.3, 2.4, 3, 4.1, 4.2, 4.3, 4.4 und 4.6 der Erlaubnis</strong></p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks"><strong>-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sowie aus der der Erlaubnis beigef&#252;gten Anlage die Nummern 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13 und 14,</strong></p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks"><strong>der durch den Antragsgegner am 6. Dezember 2017 erteilten Erlaubnis wiederherzustellen,</strong></p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">hat im tenorierten Umfang Erfolg; im &#220;brigen war er abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong> Der Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs nach &#167;&#160;80 Abs. 5 Satz 1 VwGO ist nur teilweise zul&#228;ssig.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 Alt. 2 VwGO kann das Gericht der Hauptsache die aufschiebende Wirkung eines Widerspruchs bzw. einer Anfechtungsklage wiederherstellen, wenn die Beh&#246;rde die sofortige Vollziehung nach &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO besonders angeordnet hat. Das Verfahren nach &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO ist nur statthaft, soweit der Antragsteller sich gegen ein Verwaltungshandeln wendet, das in der Hauptsache mit der Anfechtungsklage angegriffen werden kann. Wird gegen Nebenbestimmungen im Sinne des &#167; 36 VwVfG NRW zu einem beg&#252;nstigenden Verwaltungsakt vorgegangen, ist in der Hauptsache eine isolierte Anfechtungsklage gegen s&#228;mtliche Formen von Nebenbestimmungen zul&#228;ssig. Lediglich die Begr&#252;ndetheit einer Anfechtungsklage h&#228;ngt - abgesehen von der Rechtswidrigkeit der Nebenbestimmung und der Rechtsverletzung f&#252;r den Kl&#228;ger - davon ab, ob der &#252;brige Verwaltungsakt ohne die angefochtene Nebenbestimmung sinnvoller- und rechtm&#228;&#223;igerweise bestehen bleiben kann.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 22. November 2000 - 11 C 2/00 - BVerwGE 112, 221 = juris Rn. 25; OVG NRW, Urteil vom 16. April 2018 - 4 A 589/17 - juris Rn. 24; Finkelnburg/Dombert/K&#252;lpmann, Vorl&#228;ufiger Rechtsschutz im Verwaltungsstreitverfahren, 7. Aufl. 2017, &#167; 44 Rn. 937, m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Abzugrenzen von der isoliert angreifbaren Nebenbestimmung sind einem Verwaltungsakt beigef&#252;gte Hinweise auf die Rechtslage, insbesondere auf bestehende gesetzliche Beschr&#228;nkungen einer erteilten Erlaubnis oder besondere Verpflichtungen unmittelbar aus dem Gesetz (Inhaltsbestimmungen). Es kommt f&#252;r die rechtliche Einordnung einer in einem Erlaubnisbescheid enthaltenen Einschr&#228;nkung als Inhalts- oder Nebenbestimmung auf den objektiven Erkl&#228;rungsgehalt des Bescheides und nicht auf die Bezeichnung der entsprechenden Regelung durch die Beh&#246;rde an. Wenn eine Einschr&#228;nkung nach ihrem objektiven Erkl&#228;rungsgehalt das erlaubte Verhalten und damit den Inhalt der Hauptregelung n&#228;her bestimmt, anstatt als gesonderte Leistungsverpflichtung zum Hauptinhalt der Erlaubnis hinzuzutreten, ist sie eine Inhaltsbestimmung und keine gesondert anfechtbare Nebenbestimmung. Vorl&#228;ufiger Rechtsschutz gegen sie kann nur &#252;ber &#167; 123 Abs.&#160;1 VwGO erlangt werden.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 13. Januar 2018 - 8 B 28/17 - juris Rn. 7, und Urteil vom 30. September&#160;2009 - 5 C 32.08 - BVerwGE 135, 67 = juris Rn. 11; OVG NRW, Beschluss vom 22. M&#228;rz 2017 &#8209;&#160;13 B 1053/16&#160;&#8209; juris Rn. 19.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon ist der Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO nur statthaft, soweit er sich gegen die Befristung bis zum 1.&#160;Oktober 2019, die Bestimmung, dass die Erlaubnis bei Fort- oder Ausfall der verantwortlichen Personen erlischt und die unter den Nummern 2.3, 2.4, 3, 4.1, 4.2, 4.3, 4.4 und 4.6 verf&#252;gten Nebenbestimmungen der Erlaubnis richtet. Denn insoweit handelt es sich - ohne Weiteres - um Nebenbestimmungen im Sinne des &#167;&#160;36 Abs. 1, 2 VwVfG NRW, n&#228;mlich um eine Befristung, eine Bedingung sowie Auflagen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Bei der von dem Antragsteller ebenfalls angegriffenen Erteilung der Registriernummer gem&#228;&#223; &#167; 4 Binnenmarkt-Tierseuchenschutzverordnung (BmTierSSchV) sowie den Nrn.&#160;4 bis 14 der Anlage zur Erlaubnis handelt es sich dagegen um Inhaltsbestimmungen, f&#252;r die der gestellte Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung nach &#167; 80 Abs.&#160;5 Satz 1 VwGO unstatthaft ist. Durch die Erteilung der Registriernummer im Sinne von &#167;&#160;4 BmTierSSchV wird das genehmigte Verhalten - Hunde zum Zwecke der Abgabe gegen Entgelt oder sonstige Gegenleistung aus Spanien in das Inland zu verbringen und gegen Entgelt oder sonstige Gegenleistung zu vermitteln - und damit der Inhalt der Hauptregelung n&#228;her bestimmt. Denn es wird festgelegt, dass die genehmigte T&#228;tigkeit unter dieser bestimmten Registrierungsnummer erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Bei den au&#223;erdem angegriffenen Nrn. 4 bis 14 der Anlage zur Erlaubnis handelt es sich um Hinweise auf die Rechtslage. Der Antragsgegner hat insoweit f&#252;r den objektiven Empf&#228;nger in der Bescheidbegr&#252;ndung deutlich gemacht, dass er lediglich auf bestehende gesetzliche Beschr&#228;nkungen der Erlaubnis sowie besondere Verpflichtungen unmittelbar aus dem Gesetz hinweisen m&#246;chte, ohne selbst unmittelbare Regelungen zu treffen. Der Erlaubnisbescheid vom 6.&#160;Dezember 2017 enth&#228;lt am Ende auf Seite 5 einen &#8222;wichtigen Hinweis&#8220; auf diverse Gesetze, Rechtsverordnungen sowie EU-Verordnungen und &#8209;&#160;Richtlinien, die &#8222;f&#252;r die vom Verein ausge&#252;bte T&#228;tigkeit des Verbringens und Vermittelns von Hunden unmittelbare Geltung&#8220; h&#228;tten und &#8222;von Ihnen einzuhalten&#8220; seien; die der Erlaubnis beigef&#252;gte Anlage enthalte eine Erl&#228;uterung zu den genannten wichtigsten Bestimmungen. So finden sich die gesetzlichen Regelungen zu den den EU-Heimtierausweis betreffenden Nrn. 4 und 5 der Anlage zur Erlaubnis in &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. Anlage 3 Nr. 7 Spalte 2 BmTierSSchV i. V. m. Anhang III Teil 1 zur Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr. 577/2013, zu den die TRACES-Bescheinigungen betreffenden Nrn. 6 bis 11 der Anlage zur Erlaubnis in &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. Anlage 3 Nr. 7 Spalte 2 BmTierSSchV i. V. m. Anhang E Teil 1 der Richtlinie 92/65/EWG sowie die den Transport betreffenden Nrn.&#160;12 bis 14 der Anlage zur Erlaubnis in der Verordnung (EG) Nr. 1/2005. Damit sollen auch die in der Anlage aufgef&#252;hrten Einschr&#228;nkungen der Erlaubnis nach ihrem objektiven Erkl&#228;rungsgehalt das genehmigte Verhalten n&#228;her bestimmen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong> Soweit der Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO zul&#228;ssig ist, ist er &#252;berwiegend unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 Abs. 5 Satz 1 Alt. 2 VwGO kann das Gericht der Hauptsache in den F&#228;llen des &#167;&#160;80 Abs.&#160;2 Satz 1 Nr. 4 VwGO die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs ganz oder teilweise wiederherstellen, wenn eine Abw&#228;gung der widerstreitenden Belange ergibt, dass das Interesse des Antragstellers an der aufschiebenden Wirkung seines Rechtsbehelfs &#252;berwiegt und das &#246;ffentliche Interesse an einer sofortigen Vollziehung zur&#252;ckstehen muss. Hierbei finden ma&#223;geblich die Erfolgsaussichten des eingelegten Rechtsbehelfs in der Hauptsache Ber&#252;cksichtigung. Ergibt die im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes gebotene summarische Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage, dass der angefochtene Verwaltungsakt bzw. die Nebenbestimmung offensichtlich rechtswidrig ist, &#252;berwiegt das private Aufschubinteresse des Antragstellers. Denn an der Vollziehung einer rechtswidrigen hoheitlichen Ma&#223;nahme kann kein &#246;ffentliches Interesse bestehen. Wird die sofortige Vollziehung nach &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO angeordnet, &#252;berwiegt bei offensichtlicher Rechtm&#228;&#223;igkeit der angegriffenen Verf&#252;gung nicht schon allein deshalb das &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehbarkeit. Vielmehr muss dar&#252;ber hinaus ein besonderes &#246;ffentliches Interesse an der sofortigen Vollziehung gegeben sein. Unabh&#228;ngig von einer Interessenabw&#228;gung ist die Anordnung der sofortigen Vollziehung aufzuheben, wenn sie formell rechtswidrig ergangen ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon muss die f&#252;r eine Entscheidung nach &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO erforderliche und von dem Gericht nach diesen Ma&#223;st&#228;ben unter eigener Ermessensaus&#252;bung zu treffende Abw&#228;gung des Interesses des Antragstellers an der Aussetzung der Vollziehung mit dem &#246;ffentlichen Interesse an einer sofortigen Vollziehung vorliegend &#252;berwiegend zu Ungunsten des Antragstellers ausfallen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><strong>1.</strong> Gegen die Begr&#252;ndung der Anordnung der sofortigen Vollziehung ist nichts zu erinnern.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 80 Abs. 3 Satz 1 VwGO ist in den F&#228;llen des &#167; 80 Abs. 2 Nr. 4 VwGO das besondere Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts schriftlich zu begr&#252;nden. Dieses Begr&#252;ndungserfordernis soll neben der Information des Betroffenen und des mit einem eventuellen Aussetzungsantrag befassten Gerichts vor allem die Beh&#246;rde selbst mit Blick auf Art. 19 Abs. 4 GG zwingen, sich des Ausnahmecharakters der Vollziehungsanordnung bewusst zu werden und die Frage des Sofortvollzuges besonders sorgf&#228;ltig zu pr&#252;fen. Die Anforderungen an den erforderlichen Inhalt einer solchen Begr&#252;ndung d&#252;rfen hierbei jedoch nicht &#252;berspannt werden. Diese muss allein einen bestimmten Mindestinhalt aufweisen. Dazu geh&#246;rt es insbesondere, dass sie sich - in aller Regel - nicht lediglich auf eine Wiederholung der den Verwaltungsakt tragenden Gr&#252;nde, auf eine blo&#223;e Wiedergabe des Textes des &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO oder auf lediglich formelhafte, abstrakte und letztlich inhaltsleere Wendungen, namentlich solche ohne erkennbaren Bezug zu dem konkreten Fall, beschr&#228;nken darf.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 1. Juni 2017 - 20 B 475/17 - nicht ver&#246;ffentlicht, und vom 6.&#160;Mai&#160;2016 - 8 B 866/15 - juris Rn. 4.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben ist die Begr&#252;ndung der Vollziehungsanordnung hier nicht zu beanstanden. Sie weist einen hinreichenden Bezug zum Einzelfall auf und ersch&#246;pft sich nicht in einer Wiederholung des Gesetzestextes. Der Antragsgegner hat ausgef&#252;hrt, dass nicht hinnehmbar sei, dass der Antragsteller durch Einlegung des Widerspruchs zun&#228;chst davon verschont bliebe, die Nebenbestimmungen zu seiner Erlaubnis vom 6. Dezember&#160;2017 zu beachten, da die Beachtung tierschutzrechtlicher Bestimmungen oder Anordnungen dazu diene, Schmerzen, Leiden und Sch&#228;den von Tieren abzuwenden bzw. vorzubeugen. Diese Erw&#228;gungen sind nicht deshalb unvereinbar mit dem Begr&#252;ndungserfordernis des &#167;&#160;80 Abs. 3 Satz 1 VwGO, weil sie zugleich das Interesse am Erlass einer entsprechenden Ordnungsverf&#252;gung selbst begr&#252;nden w&#252;rden. Das besondere &#246;ffentliche Interesse kann gerade bezogen auf Anordnungen, die - wie hier - der Gefahrenabwehr dienen, mit dem Interesse am Erlass des Verwaltungsakts zusammenfallen. Eine gewisse Redundanz und Formelhaftigkeit der Begr&#252;ndung ist unter diesen Umst&#228;nden unvermeidlich und erlaubt nicht den Schluss, die Beh&#246;rde habe nicht einzelfallbezogen die f&#252;r und gegen den Sofortvollzug sprechenden Umst&#228;nde abgewogen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 30. Mai 2018 - 20 B 542/17 - juris Rn. 10, m. w. N., und vom 8. April&#160;2014 - 16 B 207/14 - juris Rn. 3.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Dass dem Antragsgegner der Ausnahmecharakter der Anordnung der sofortigen Vollziehung bewusst gewesen ist, wird auch dadurch deutlich, dass er die sofortige Vollziehung gesondert, gut einen Monat nach Erteilung der streitgegenst&#228;ndlichen Erlaubnis angeordnet und zudem mit einer eigenen Rechtsbehelfsbelehrung zum Antrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz versehen hat. Anlass daf&#252;r mag die Erhebung des Widerspruchs einen Tag zuvor gewesen sein; dies &#228;ndert aber nichts daran, dass der Antragsgegner sich bewusst war, dass durch die (nachtr&#228;gliche) Anordnung der sofortigen Vollziehung ausnahmsweise die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs entfallen wird.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Antragstellers verlangt die Begr&#252;ndung der Anordnung der sofortigen Vollziehung von Nebenbestimmungen auch keine derart einzelfallbezogene Begr&#252;ndung, die jede Nebenbestimmung gesondert in den Blick nimmt. Dies gilt jedenfalls dann, wenn der Erlass der Nebenbestimmungen - wie hier - demselben Ziel, vorliegend dem Tierschutz, zu dienen bestimmt ist. Zur Vermeidung unn&#246;tiger Wiederholungen kann die Anordnung der sofortigen Vollziehung jedenfalls in einem solchen Fall f&#252;r alle Nebenbestimmungen zusammengefasst begr&#252;ndet werden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><strong>2.</strong> In der Sache erweisen sich die mit dem Widerspruch angegriffenen Nebenbestimmungen zu dem Erlaubnisbescheid vom 6. Dezember 2017 ganz &#252;berwiegend als offensichtlich rechtm&#228;&#223;ig, sodass der Widerspruch des Antragstellers insoweit voraussichtlich erfolglos bleiben wird. Lediglich bez&#252;glich der Auflagen unter Nr. 2.3 (Impfschutz) sowie teilweise unter Nr. 2.4 (Anzeige des Transports mindestens drei Werktage vorher) des Bescheides war die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs wiederherzustellen, weil sie sich als rechtswidrig erweisen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 36 Abs. 1 VwVfG NRW darf ein Verwaltungsakt, auf den - wie hier bei Vorliegen der Erlaubnisvoraussetzungen - ein Anspruch besteht,</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">ebenso zur tierschutzrechtlichen Erlaubnis: VG Schleswig, Urteil vom 2. M&#228;rz 2017 - 1 A 56/15 - juris Rn. 26,</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">mit einer Nebenbestimmung nur versehen werden, wenn sie durch Rechtsvorschrift zugelassen ist oder wenn sie sicherstellen soll, dass die gesetzlichen Voraussetzungen des Verwaltungsaktes erf&#252;llt werden. Die Beif&#252;gung von Nebenbestimmungen zu einer tierschutzrechtlichen Erlaubnis ist durch &#167; 21 Abs. 5 Satz 1 TierSchG i. V. m. &#167; 11 Abs. 2a TierSchG in der bis zum 12. Juli 2013 geltenden Fassung (im Folgenden: &#167; 11 Abs. 2a TierSchG a. F.) zugelassen. Nach &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 TierSchG bedarf derjenige, der - wie der Antragsteller - Wirbeltiere, die nicht Nutztiere sind, zum Zwecke der Abgabe gegen Entgelt oder eine sonstige Gegenleistung in das Inland verbringen oder einf&#252;hren oder die Abgabe solcher Tiere, die in das Inland verbracht oder eingef&#252;hrt werden sollen oder worden sind, gegen Entgelt oder eine sonstige Gegenleistung vermitteln will, der Erlaubnis der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde. Gem&#228;&#223; &#167;&#160;11 Abs. 2a Satz 1 TierSchG a. F. kann die Erlaubnis, soweit es zum Schutz der Tiere erforderlich ist, unter Befristungen, Bedingungen und Auflagen erteilt werden. Gem&#228;&#223; &#167; 21 Abs. 5 Satz 1 TierSchG ist auf &#167;&#160;11 Abs. 2a TierSchG a.&#160;F. zur&#252;ckzugreifen, weil noch keine Rechtsverordnung nach &#167;&#160;11 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 TierSchG erlassen wurde, die den konkreten Inhalt der Erlaubnis regelt, zu dem auch Nebenbestimmungen zur Erlaubnis geh&#246;ren. F&#252;r einen solchen Fall bestimmt &#167; 21 Abs. 5 Satz 1 TierSchG, dass bis zum Erlass einer solchen Rechtsverordnung unter anderem &#167; 11 Abs. 2a TierSchG a. F. weiter anzuwenden ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Vgl. BT-Drs. 17/11811, S. 29; Nieders&#228;chsisches OVG, Beschluss vom 4.&#160;Dezember&#160;2017 &#8209;&#160;11&#160;LA&#160;26/17&#160;&#8209; juris Rn. 8, m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">In den Nrn. 1 bis 6 des &#167; 11 Abs. 2a Satz 2 TierSchG a. F. werden einzelne m&#246;gliche Nebenbestimmungen - wie das Wort "insbesondere" deutlich macht - beispielhaft aufgez&#228;hlt, sodass Raum f&#252;r weitere Nebenbestimmungen verbleibt.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch die Begr&#252;ndung zur Einf&#252;gung des Abs. 2a in &#167; 11 TierSchG: BT-Drs. 13/7015, S. 21.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Erforderlich aber auch ausreichend ist dabei, dass die konkrete Auflage zum Schutz der Tiere erforderlich ist, d. h. den Zielen des Tierschutzes dient. Soweit die Auflage zugleich andere Rechtsg&#252;ter mittelbar sch&#252;tzt, ist dies als Reflexwirkung zul&#228;ssig, solange ihre haupts&#228;chliche Zielrichtung der Schutz der Tiere bleibt. Denn die Beif&#252;gung von Nebenbestimmungen zu einer Erlaubnis nach &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 TierSchG verfolgt den Zweck, das in &#167;&#160;2 TierSchG vorgegebene Schutzniveau durch genauere Regelungen auszuf&#252;llen und zu konkretisieren und auf diese Weise einen wirksamen Tierschutz zu erreichen. Da die Nebenbestimmungen nach &#167; 11 Abs. 2a TierSchG a. F. der Gefahrenabwehr dienen, setzt der Erlass einer auf diese Vorschrift gest&#252;tzten Nebenbestimmung grunds&#228;tzlich nicht voraus, dass bereits Verst&#246;&#223;e gegen die Gebote des &#167; 2 TierSchG festgestellt wurden oder mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind. Schlie&#223;lich muss jede einzelne Nebenbestimmung nicht nur dem Tierschutz i. S. d. &#167; 2 TierSchG dienen, sondern auch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig sein.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. Nieders&#228;chsisches OVG, Beschluss vom 4. Dezember 2017 - 11 LA 26/17 - juris Rn. 9, m. w. N.; Bayerischer VGH, Beschluss vom 19.&#160;November&#160;2009 &#8209;&#160;9&#160;ZB&#160;07.2282&#160;&#8209; juris Rn.&#160;4; Hirt/Maisack/Moritz, TierSchG, 3. Aufl. 2016, &#167; 11 Rn. 27; Dietz, Inhalt und Bestandskraft der Erlaubnis nach &#167; 11 des Tierschutzgesetzes, NuR 1999, 681 (683 f.).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Daneben kann eine tierschutzrechtliche Erlaubnis gem&#228;&#223; &#167; 36 Abs. 1 Alt. 2 VwVfG NRW auch dann mit einer Nebenbestimmung versehen werden, wenn sie sicherstellen soll, dass die Erlaubnisvoraussetzungen aus &#167; 11 Abs. 2 TierSchG a. F., der ebenfalls &#252;ber &#167;&#160;21 Abs. 5 Satz 1 TierSchG weiterhin Anwendung findet, erf&#252;llt werden und bleiben.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Vgl. Hirt/Maisack/Moritz, TierSchG, 3. Aufl. 2016, &#167; 11 Rn. 28.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">In Anwendung dieser Grunds&#228;tze sind die angegriffenen Nebenbestimmungen &#252;berwiegend rechtm&#228;&#223;ig. Im Einzelnen gilt Folgendes:</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks"><strong>a.</strong> Die Befristung der Erlaubnis bis zum 1. Oktober 2019 ist rechtlich nicht zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Sie ist insbesondere verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Die Befristung ist ein legitimes Mittel, um den Erfordernissen des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit&#160; Rechnung zu tragen, wenn die k&#252;nftige Entwicklung der ma&#223;geblichen Sach- oder Rechtslage im Zeitpunkt des Erlasses noch nicht hinreichend &#252;bersehbar ist.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kopp/Ramsauer, VwVfG, 19. Aufl. 2018, &#167; 36 Rn. 55.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Vorliegend ist die Entwicklung der Sachlage nicht hinreichend &#252;bersehbar. In der Vergangenheit gab es Unklarheiten bei der Erstellung der TRACES-Meldungen durch den Antragsteller, die aus Sicht des Antragsgegners Zweifel an dessen Zuverl&#228;ssigkeit aufkommen lie&#223;en. Wie erheblich diese Zweifel waren und inwieweit sie &#252;berhaupt berechtigt waren, ist f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Befristungsentscheidung unerheblich. Denn sie bedeutet keine Entscheidung &#252;ber die Zuverl&#228;ssigkeit des Antragstellers, sondern dient in sachgerechter Weise lediglich dazu, dem Antragsteller die Erlaubnis zun&#228;chst nur f&#252;r einen gewissen Zeitraum (knapp zwei Jahre) zu erteilen, damit er sich bei Aus&#252;bung der erlaubten T&#228;tigkeit - im Hinblick auf die Einhaltung des Tierschutzes - bew&#228;hren kann. Die M&#246;glichkeit des Widerrufs bedeutet kein gleich geeignetes, milderes Mittel gegen&#252;ber der Befristung, weil sie dem Antragsteller nicht in gleicher Weise vor Augen f&#252;hrt, dass die Erlaubnis zun&#228;chst nur probeweise erteilt wurde. Da eine Verl&#228;ngerung der Erlaubnisdauer dadurch keineswegs ausgeschlossen ist, vom Antragsgegner sogar eine unbefristete Erlaubnis in Aussicht gestellt wurde, ist sie dem Antragsteller auch zumutbar.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks"><strong>b.</strong> Die aufl&#246;sende Bedingung zur Erlaubnis,</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">&#8222;Sie erlischt bei [&#8230;] Fort- oder Ausfall der verantwortlichen Personen.&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">ist ebenfalls rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Diese Nebenbestimmung ist nicht zu unbestimmt. Nach &#167; 37 Abs. 1 VwVfG NRW muss ein Verwaltungsakt - und so auch eine Nebenbestimmung - inhaltlich hinreichend bestimmt sein. Hinreichend bestimmt ist ein Verwaltungsakt bzw. eine Nebenbestimmung, wenn der Adressat erkennen kann, was von ihm gefordert wird und wenn die Bestimmung dar&#252;ber hinaus geeignet ist, Grundlage f&#252;r Ma&#223;nahmen zu ihrer zwangsweisen Durchsetzung zu sein. Es gen&#252;gt, wenn sich die Regelung aus dem gesamten Inhalt des Bescheides, insbesondere seiner Begr&#252;ndung, sowie den weiteren, den Beteiligten bekannten oder ohne Weiteres erkennbaren Umst&#228;nden unzweifelhaft erkennen l&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">StRspr., vgl. zuletzt ausf&#252;hrlich: BVerwG, Urteil vom 26. Oktober 2017 - 8 C 18/16 - BVerwGE 160, 193 = juris Rn. 13 f.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon ist ohne Weiteres sowohl f&#252;r den Antragsteller als auch die Vollzugsbeh&#246;rde erkennbar, unter welchen Voraussetzungen die Erlaubnis erlischt. Mit dem &#8222;Fort- oder Ausfall der verantwortlichen Personen&#8220; ist gemeint, dass die im Zeitpunkt der Erlaubniserteilung als f&#252;r den Antragsteller verantwortlich genannten Personen (Frau T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und Frau Korbstein) s&#228;mtlich nicht mehr f&#252;r diesen t&#228;tig sein sollten. Der verwendete Plural gibt schon nicht das Verst&#228;ndnis des Antragstellers her, die Erlaubnis w&#252;rde bereits erl&#246;schen, sobald auch nur eine der verantwortlichen Personen fort- oder ausfallen sollte. Dies best&#228;tigt der nachfolgende Zusatz im Erlaubnisbescheid, wonach von der Erlaubnis die T&#228;tigkeit des Verbringens und Vermittelns von Hunden, die andere als die genannten verantwortlichen Personen f&#252;r den Antragsteller erbringen, nicht erfasst wird. In diesem Fall w&#228;re - so der Erlaubnisbescheid - f&#252;r diese Personen die Aufnahme als weitere verantwortliche Person oder - wenn die Person ihren Wohnsitz oder st&#228;ndigen Aufenthalt nicht im Gebiet des Antragsgegners hat - eine eigene Erlaubnis bei der f&#252;r sie zust&#228;ndigen Veterin&#228;rbeh&#246;rde zu beantragen. Der Antragsgegner will also sicherstellen, dass die erlaubte T&#228;tigkeit nicht fortgef&#252;hrt wird, wenn nicht mehr die ihr als Verantwortliche bekannten Personen, sondern unbekannte Dritte die Vereinst&#228;tigkeit des Antragstellers fortf&#252;hren sollten.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">So verstanden ist diese aufl&#246;sende Bedingung auch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Denn sie gew&#228;hrleistet zum Wohl der Tiere, dass die erlaubte T&#228;tigkeit nur fortgef&#252;hrt werden darf, solange die vom Antragsgegner als zuverl&#228;ssig und sachkundig eingestuften Personen die Verantwortung f&#252;r den Antragsteller tragen. Da weitere verantwortliche Personen nach Pr&#252;fung durch den Antragsgegner in die Erlaubnis aufgenommen werden k&#246;nnen, um so bei einem etwaigen Ausfall von Frau T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und Frau L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; die Geltung der Erlaubnis zu erhalten, ist nicht erkennbar, wie diese Bedingung den Antragsteller unzumutbar beeintr&#228;chtigen sollte.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Auch die damit zusammenh&#228;ngende Bedingung, dass Frau L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als f&#252;r den Antragsteller stellvertretend verantwortliche Person der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde bis zum 1.&#160;Juni&#160;2018 den Nachweis der Sachkunde einreicht, ist nach &#167; 11 Abs. 2 Nr. 1 TierSchG a. F. i.&#160;V. m. &#167; 21 Abs. 5 Satz 1 TierSchG rechtm&#228;&#223;ig ergangen. Denn danach darf die Erlaubnis nur erteilt werden, wenn die f&#252;r die T&#228;tigkeit verantwortliche Person aufgrund ihrer Ausbildung oder ihres bisherigen beruflichen oder sonstigen Umgangs mit Tieren die f&#252;r die T&#228;tigkeit erforderlichen fachlichen Kenntnisse und F&#228;higkeiten hat.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks"><strong>c.</strong> Die Auflage unter Nr. 2.3 des Bescheides,</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">&#8222;Es d&#252;rfen nur Hunde verbracht werden, die &#252;ber den gesetzlich vorgeschriebenen Tollwutimpfschutz hinaus auch &#252;ber einen g&#252;ltigen Impfschutz (d. h. nach dem vom Hersteller vorgeschriebenen Impfprotokoll) gegen die Erkrankungen Staupe, Parvovirose, Hepatitis contagiosa canis, Leptospirose und Parainfluenza verf&#252;gen.&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">ist rechtswidrig und verletzt den Antragsteller in seinen Rechten. Da der Erlaubnisbescheid auch ohne diese Nebenbestimmung sinnvoller- und rechtm&#228;&#223;igerweise bestehen bleiben kann, wird der Widerspruch des Antragstellers insoweit voraussichtlich Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Diese Auflage ist nicht von der Erm&#228;chtigungsgrundlage des &#167; 11 Abs. 2a TierSchG a. F. gedeckt, weil mit ihr nicht wie erforderlich in erster Linie tierschutzrechtliche Ziele verfolgt werden. Der Antragsgegner fordert den Nachweis eines zus&#228;tzlichen Impfschutzes vor dem Hintergrund, dass in den Mittelmeerl&#228;ndern eine spezielle Seuchensituation bestehe und die zu verbringenden Hunde durch den Aufenthalt in dortigen T&#246;tungs-, Auffangstationen oder Tierheimen einem erh&#246;hten Infektionsdruck ausgesetzt seien. Damit verfolgt er jedoch haupts&#228;chlich tierseuchenrechtliche Zwecke, indem er mittels der Impfpflicht die Ausbreitung von Infektionskrankheiten nach dem Verbringen des Hundes in das Inland verhindern will. Es geht hingegen nicht prim&#228;r um das Wohl des zu verbringenden Hundes und dessen Schutz vor vermeidbaren Leiden. Der vom Antragsgegner angef&#252;hrte mittelbare Schutz der Tiere im Inland vor Ansteckung, die in Kontakt mit dem verbrachten Hund treten k&#246;nnten, spricht gerade die tierseuchenrechtliche Zielsetzung der Auflage an.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon, ob diese tierseuchenrechtlichen Ziele sachlich begr&#252;ndet sein m&#246;gen und diese gerade bei der streitgegenst&#228;ndlichen erlaubnispflichtigen T&#228;tigkeit des Antragstellers - dem Verbringen von Hunden in das Inland - bedeutsam werden, kann dieses Anliegen nach der g&#252;ltigen Gesetzeslage nicht im Wege der tierschutzrechtlichen Erlaubniserteilung eingebracht werden. Denn solange das Bundesministerium f&#252;r Ern&#228;hrung und Landwirtschaft von seiner Verordnungserm&#228;chtigung in &#167; 11 Abs. 2 TierSchG in der seit dem 13. Juli 2013 g&#252;ltigen Fassung nicht Gebrauch gemacht hat, um den Inhalt der Erlaubnis zu regeln, findet &#167; 11 Abs.&#160;2a TierSchG a. F. gem&#228;&#223; &#167;&#160;21 Abs. 5 Satz 1 TierSchG weiterhin Anwendung. Zwar wurde die Erlaubnispflicht in &#167; 11 Abs. 1 Nr.&#160;5 TierSchG f&#252;r das Verbringen oder Einf&#252;hren von Wirbeltieren, die nicht Nutztiere sind, zum Zwecke der Abgabe gegen Entgelt oder eine sonstige Gegenleistung in das Inland oder f&#252;r das Vermitteln der Abgabe solcher Tiere, die in das Inland verbracht oder eingef&#252;hrt werden sollen oder worden sind, gegen Entgelt oder eine sonstige Gegenleistung, erst zum 13. Juli 2013 und damit gleichzeitig mit dem grunds&#228;tzlichen Au&#223;erkrafttreten des &#167; 11 Abs. 2a TierSchG eingef&#252;hrt. Die damalige Neufassung des &#167; 11 TierSchG trug vor allem der Absicht Rechnung, hinsichtlich der Erlaubniserteilung f&#252;r die in der Vorschrift genannten T&#228;tigkeiten nur noch die wesentlichen Regelungen im Gesetz zu treffen und das N&#228;here der Regelung durch Verordnung vorzubehalten.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">So die Gesetzesbegr&#252;ndung in BT-Drs. 17/10572, S. 29.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Verordnungserm&#228;chtigung er&#246;ffnet auch die M&#246;glichkeit, den Inhalt der unterschiedlichen Erlaubnisse im Katalog des &#167; 11 Abs. 1 TierSchG unterschiedlich zu regeln und damit insbesondere die bisherige Zulassung von Nebenbestimmungen in &#167; 11 Abs. 2a TierSchG a. F., &#8222;soweit es zum Schutz der Tiere erforderlich ist&#8220;, anzupassen. Im vorliegenden Fall der Erlaubnis nach &#167; 11 Abs. 1 Nr. 5 TierSchG w&#228;re dadurch eine Zulassung auch von Nebenbestimmungen zu tierseuchenrechtlichen Zwecken denkbar. Solange es aber an einer entsprechenden Umsetzung durch den Verordnungsgeber fehlt, sind Nebenbestimmungen zu der tierschutzrechtlichen Erlaubnis nach &#167; 11 Abs. 1 Nr. 5 TierSchG, die nicht in erster Linie dem Tierschutz dienen, unzul&#228;ssig. Vor diesem Hintergrund kommt es nicht darauf an, ob die tierschutzrechtliche Auflage - wie vom Antragsteller vertreten - auch unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig ist, weil es keine ebenso weitreichende gesetzliche Impfpflicht f&#252;r Hunde gibt.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu f&#252;r eine Hundeschule: VG Schleswig, Urteil vom 2. M&#228;rz 2017 - 1 A 56/15 - juris Rn. 35.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Davon unber&#252;hrt verbleibt auch bereits nach der derzeit g&#252;ltigen Rechtslage den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden die M&#246;glichkeit, tierseuchenrechtliche Ordnungsverf&#252;gungen auf Grundlage von &#167; 24 Abs. 3 TierGesG zu erlassen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks"><strong>d.</strong> Die Auflage unter Nr. 2.4 des Bescheides,</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">&#8222;Die Transporte sind mindestens 3 Werktage vor der Durchf&#252;hrung beim Kreis-O.&#160;&#160;&#160;&#160; Veterin&#228;r- und Lebensmittel&#252;berwachungsamt <span style="text-decoration:underline">und</span> bei dem zust&#228;ndigen Veterin&#228;ramt der Pflegestelle oder des Endabnehmers anzuzeigen. Daraus m&#252;ssen Name und Adresse der Pflegestelle oder des Endabnehmers, Datum der Ankunft, Art, Anzahl, Herkunft und Transpondernummern der verbrachten Tiere sowie der &#220;bergabeort und die &#220;bergabezeit ersichtlich sein.&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">ist rechtswidrig und verletzt den Antragsteller in seinen Rechten, soweit sie verlangt, den Transport mindestens drei Werktage vorher anzuzeigen, und eine Anzeige nicht auch erst einen Werktag vorher gen&#252;gen l&#228;sst. Da der Erlaubnisbescheid auch bei einer entsprechenden geltungserhaltenden Reduktion dieser Nebenbestimmung sinnvoller- und rechtm&#228;&#223;igerweise bestehen bleiben kann, wird der Widerspruch des Antragstellers insoweit voraussichtlich Erfolg haben.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller ist zun&#228;chst nach &#167; 16 Abs. 2 TierSchG allgemein zur Auskunft &#252;ber seine T&#228;tigkeit verpflichtet. Nach dieser Vorschrift haben nat&#252;rliche und juristische Personen und nicht rechtsf&#228;hige Personenvereinigungen der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde auf Verlangen die Ausk&#252;nfte zu erteilen, die zur Durchf&#252;hrung der der Beh&#246;rde durch dieses Gesetz &#252;bertragenen Aufgaben erforderlich sind. Die Auskunftspflicht trifft jede Person, die Adressat einer tierschutzrechtlichen Anordnung sein kann, insbesondere jeden Tierhalter, Tierbetreuer und Betreuungspflichtigen nach &#167; 2 TierSchG sowie auch jede andere Person, die mit Tieren Umgang hat.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG W&#252;rzburg, Beschluss vom 17. M&#228;rz 2017 - W 5 S 17.232 - juris Rn. 21; VG Minden, Urteil vom 26. April 2012 - 2 K 695/12 - juris Rn. 28, m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Sie setzt nach ihrem Wortlaut und gefahrenabwehrrechtlichen Sinn und Zweck nicht erst ein, sobald konkrete Verdachtsmomente eines Versto&#223;es gegen tierschutzrechtliche Vorschriften gegen&#252;ber dem Betroffenen vorliegen, vielmehr gen&#252;gt es, dass das zust&#228;ndige Veterin&#228;ramt gegen&#252;ber dem Adressaten ein Informationsbed&#252;rfnis zur Erf&#252;llung seiner &#220;berwachungsaufgabe besitzt.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG Minden, Urteil vom 26. April 2012 - 2 K 695/15 - juris Rn. 30.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Die konkret unter der Auflage Nr. 2.4 vorgesehene Anzeigepflicht findet ihre weitgehende gesetzliche Entsprechung in &#167; 19 Satz 1 BmTierSSchV. Die Vorschrift ist unabh&#228;ngig davon, ob der Antragsteller gewerbsm&#228;&#223;ig t&#228;tig wird, vorliegend anwendbar. Denn eine entsprechende Voraussetzung enth&#228;lt sie nicht. So regelt die BmTierSSchV ausweislich seines &#167;&#160;1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 ganz allgemein das innergemeinschaftliche Verbringen sowie die Einfuhr, Durchfuhr und Ausfuhr - unter anderem - von Hunden. Die Frage der Gewerbsm&#228;&#223;igkeit spielt lediglich im Rahmen der Pflicht zur Anzeige und Registrierung der T&#228;tigkeit gem&#228;&#223; &#167;&#160;4 BmTierSSchV eine Rolle. Eine systematische Verbindung zwischen &#167;&#160;4 BmTierSSchV und &#167; 19 BmTierSSchV besteht nicht.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu &#167;&#167; 4 und 8 BmTierSSchV: OVG NRW, Beschluss vom 5. Dezember 2018 - 13 B 1316/18 - juris Rn. 25.</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 19 Satz 1 BmTierSSchV kann die zust&#228;ndige Beh&#246;rde, soweit es zur Durchf&#252;hrung der &#220;berwachung erforderlich ist, anordnen, dass der Empf&#228;nger von Tieren oder Waren aus anderen Mitgliedstaaten die voraussichtliche Ankunftszeit der f&#252;r den Bestimmungsort zust&#228;ndigen Beh&#246;rde unter Angabe der Art und der Menge der Tiere oder Waren mindestens einen Werktag vorher anzeigt. Dies hat der Antragsgegner mit der Auflage unter Nr. 2.4 umgesetzt. Indem er aber die Vorlagefrist von mindestens einem Werktag auf mindestens drei Werktage vor dem Transport zulasten des Antragstellers verk&#252;rzt hat, hat er den Rahmen der gesetzlichen Erm&#228;chtigungsgrundlage insoweit verlassen.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Eine vollst&#228;ndige Aufhebung der Auflage im Hinblick auf die vom Antragsteller geltend gemachten datenschutzrechtlichen Bedenken kommt hingegen nicht in Betracht. Die vom Antragsteller ger&#252;gte &#220;bermittlung des Namens und der Adresse der Pflegestelle und des Endabnehmers verst&#246;&#223;t nicht gegen datenschutzrechtliche Vorschriften, insbesondere nicht gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 5 Abs. 1 DSGVO m&#252;ssen personenbezogene Daten insbesondere (Nr. 1) auf rechtm&#228;&#223;ige Weise, nach Treu und Glauben und in einer f&#252;r die betroffene Person nachvollziehbaren Weise verarbeitet werden (&#8222;Rechtm&#228;&#223;igkeit, Verarbeitung nach Treu und Glauben, Transparenz&#8220;) sowie (Nr. 2) f&#252;r festgelegte, eindeutige und legitime Zwecke erhoben werden und d&#252;rfen nicht in einer mit diesen Zwecken nicht zu vereinbarenden Weise weiterverarbeitet werden (&#8222;Zweckbindung&#8220;) und (Nr. 3) dem Zweck angemessen und erheblich sowie auf das f&#252;r die Zwecke der Verarbeitung notwendige Ma&#223; beschr&#228;nkt sein (&#8222;Datenminimierung&#8220;).</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Diesen Vorgaben entspricht die &#220;bermittlung und Speicherung der personenbezogenen Daten &#252;ber die Pflegestellen und die Endabnehmer. Die Daten werden - wie dargelegt - auf gesetzlicher Grundlage verarbeitet. Der Antragsgegner durfte die abstrakte gesetzliche Auskunftspflicht im Wege der Auflage gegen&#252;ber dem Antragsteller konkretisieren. Die Benennung der Pflegestellen und Endabnehmer ist zum Schutz der Tiere erforderlich, da nur so etwaige dortige tierschutzwidrige Zust&#228;nde von den zust&#228;ndigen Veterin&#228;r&#228;mtern schnell zugeordnet und abgestellt werden k&#246;nnen. Dementsprechend sind auch die von &#167;&#160;5 Abs. 1 Nr. 2 DSGVO geforderte Zweckbindung der Datenerhebung sowie die nach &#167; 5 Abs. 1 Nr. 3 DSGVO gebotene Datenminimierung gegeben. Gegenteiliges ergibt sich nicht aus der vom Antragsteller vorgelegten, unverbindlichen Stellungnahme des Bayerischen Landesbeauftragten f&#252;r den Datenschutz vom 2.&#160;Juli 2018. Diese verh&#228;lt sich schon nicht zu der streitgegenst&#228;ndlichen Datenerhebung im Rahmen einer tierschutzrechtlichen Erlaubnis nach &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 TierSchG.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks"><strong>e.</strong> Die unter Nr. 3 des Bescheides dem Antragsteller auferlegte Pflicht zur F&#252;hrung eines Bestandsbuches ist rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller greift die Auflage nur insoweit an, als der &#8222;Bezug zu der den Transport begleitenden TRACES-Bescheinigung (Ausdruck oder INTRA-Nr. der TRACES Bescheinigung)&#8220; in dem vom Antragsteller zu f&#252;hrenden Bestandsbuch hergestellt werden muss. Da der Antragsteller nicht verpflichtet sei, eine Meldung seiner Transporte &#252;ber das TRACES-System durchf&#252;hren zu lassen, m&#252;sse er auch keine TRACES-Bescheinigung dokumentieren.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Diese Pr&#228;misse geht fehl. Der Antragsteller ist gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. Anlage 3 Nr. 7 Spalte 2 BmTierSSchV verpflichtet sicherzustellen, dass beim Verbringen von Hunden in das Inland eine amtstier&#228;rztliche Bescheinigung mitgef&#252;hrt wird, die in &#220;bereinstimmung mit dem TRACES-System erstellt wurde.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Vgl. Beschluss der Kammer vom 27. August 2018 - 23 L 1260/17 - juris Rn. 38 ff.; im Ergebnis ebenso in einem obiter dictum der nachgehende Beschluss des OVG NRW vom 5. Dezember 2018 &#8209;&#160;13&#160;B&#160;1316/18&#160;&#8209; juris Rn. 26 f.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">&#167; 8 Abs. 1 Satz 1 BmTierSSchV wird nicht durch vorrangiges Unionsrecht, insbesondere nicht durch die Verordnung (EU) Nr. 576/2013 &#252;ber die Verbringung von Heimtieren zu anderen als Handelszwecken vom 12. Juni 2013 verdr&#228;ngt. Nach &#167; 1 Abs. 3 BmTierSSchV sind die Vorschriften dieser Verordnung nicht anzuwenden, soweit unmittelbar geltende Vorschriften der Europ&#228;ischen Gemeinschaft oder der Europ&#228;ischen Union im Anwendungsbereich dieser Verordnung inhaltsgleiche oder abweichende Anforderungen an das innergemeinschaftliche Verbringen, die Einfuhr, Durchfuhr oder Ausfuhr regeln. Vorliegend sind die abweichenden Anforderungen der Verordnung (EU) Nr. 576/2013 an das innergemeinschaftliche Verbringen von Heimtieren jedoch nicht einschl&#228;gig, weil die Hundetransporte des Antragstellers keine Verbringung von Heimtieren im Sinne dieser Verordnung darstellen.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Die Verordnung (EU) Nr. 576/2013 gilt f&#252;r die grenz&#252;berschreitende Verbringung von Heimtieren zu anderen als Handelszwecken (Art. 2 Abs. 1). Entsprechend ihrer Begriffsbestimmungen findet sie auf die Verbringung von Heimtieren Anwendung, die von ihrem Halter oder einer erm&#228;chtigten Person mitgef&#252;hrt werden und f&#252;r die der Halter oder die erm&#228;chtigte Person f&#252;r die Dauer der Verbringung verantwortlich bleibt (Art. 3 Buchst. b). Halter in diesem Sinne ist eine nat&#252;rliche Person, die im Ausweis als Halter genannt ist (Art. 3 Buchst. c). Die Verbringung erfolgt ferner zu anderen als Handelszwecken, wenn sie weder den Verkauf eines Heimtieres noch den &#220;bergang des Eigentums an dem Heimtier bezweckt (Art. 3 Buchst. a).</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Hiernach kommt eine Anwendung der Verordnung (EU) Nr. 576/2013 schon deshalb nicht in Betracht, weil der Antragsteller eine juristische Person ist und damit weder selbst Halter sein noch eine nat&#252;rliche Person hierzu erm&#228;chtigen kann. Auch die Personen, die die Hunde nach Deutschland transportieren, sind nicht Halter der Hunde. Nach den dem Antrag auf Erlaubniserteilung beigef&#252;gten Konzept des Antragstellers handelt es sich lediglich um Flugpaten, auf deren Namen ein oder mehrere Hunde bei der Airline angemeldet werden. Ausweislich des vorgelegten &#8222;Tierschutzvertrages&#8220; verbleibt die Haltereigenschaft beim Antragsteller, der diese nach dem Transport des Hundes nach Deutschland an den neuen Halter &#252;bertr&#228;gt.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies bezwecken die vom Antragsteller durchgef&#252;hrten Hundetransporte auch den &#220;bergang des Eigentums im Sinne von Art. 3 Buchst. a) Verordnung (EU) Nr. 576/2013. Nach deren Sinn und Zweck soll allein dem Halter oder einer von ihm erm&#228;chtigten Person erm&#246;glicht werden, Heimtiere ohne gr&#246;&#223;ere b&#252;rokratische Hemmnisse - etwa auf einer Urlaubsreise - grenz&#252;berschreitend mit sich zu f&#252;hren. Sie will hingegen nicht erm&#246;glichen, Heimtiere unter erleichterten Bedingungen zu verbringen, um sie - wie hier - an Dritte abzugeben. Dass das vermittelte Tier nach dem vom Antragsteller vorgelegten &#8222;Tierschutzvertrag&#8220; nur in den Besitz des neuen Tierhalters &#252;bergeht und die zivilrechtlichen Eigentumsrechte formal beim Antragsteller verbleiben, vermag an einem Eigentums&#252;bergang im Sinne des Unionsrechts nichts zu &#228;ndern.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Vgl. Beschluss der Kammer vom 27. August 2018 - 23 L 1260/17 - juris Rn. 28; ebenso in einem obiter dictum der nachgehende Beschluss des OVG NRW vom 5. Dezember 2018 - 13 B 1316/18 - juris Rn. 21 ff., m. w. N.; vgl. auch zur Vorg&#228;ngerverordnung (EG) Nr. 998/2003: BT-Drs. 17/10572, S. 46 f.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Nach dem damit anwendbaren &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 BmTierSSchV d&#252;rfen Tiere und Waren der in Anlage 3 Spalte 1 genannten Arten oder Verwendungszwecke innergemeinschaftlich nur verbracht werden, wenn sie von einer dort f&#252;r sie in Spalte 2 genannten gemeinschaftsrechtlich vorgeschriebenen Bescheinigung begleitet sind. Anlage 3 Nr. 7 Spalte 2 verlangt f&#252;r das Verbringen von Hunden neben einem Heimtierausweis eine amts&#228;rztliche Bescheinigung nach Muster des Anhangs E Teil 1 der Richtlinie 92/65/EWG in der jeweils geltenden Fassung. Dass diese gemeinschaftsrechtlich vorgeschriebene Bescheinigung durch das TRACES-System erzeugt sein muss, d.&#160;h. online in der TRACES-Datenbank erstellt sein muss, folgt aus einer systematischen, unionsrechtskonformen Auslegung dieses Begriffs mit Art. 20 der Richtlinie 90/425/EWG.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Nach Art. 20 Abs. 1 Richtlinie 90/425/EWG schafft die Kommission nach dem in Art.&#160;18 genannten Verfahren ein informatisiertes System zum Verbund der Veterin&#228;rbeh&#246;rden, insbesondere f&#252;r einen leichteren Informationsaustausch zwischen den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der Regionen, in denen die die Tiere begleitenden Gesundheitszeugnisse oder Dokumente ausgestellt wurden, und den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden des Bestimmungsmitgliedstaats. Die Kommission erl&#228;sst nach dem in Art. 18 genannten Verfahren die Durchf&#252;hrungsbestimmungen zu vorliegendem Artikel und insbesondere geeignete Vorschriften f&#252;r den Datenaustausch und die Regeln &#252;ber den Datenschutz (Abs. 3).</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Diese Vorschrift kann zur Auslegung des Begriffs der gemeinschaftsrechtsrechtlich vorgeschriebenen Bescheinigung herangezogen werden, weil &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 i.&#160;V.&#160;m. Anlage&#160;3 Nr. 7 Spalte 2 BmTierSSchV auf die Richtlinie 92/65/EWG Bezug nimmt, die ihrerseits systematisch auf der Richtlinie 90/425/EWG aufbaut und auf sie verweist.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von der Zielsetzung, im Hinblick auf die Verwirklichung des Binnenmarktes die Anforderungen an den Schutz der Tiergesundheit zu harmonisieren, enth&#228;lt die Richtlinie 90/425/EWG die grunds&#228;tzlichen Erw&#228;gungen sowie allgemeine Vorschriften zu Kontrollen und zum Informationsaustausch. Ihr Anwendungsbereich beschr&#228;nkt sich auf die in Anhang A und B genannten Tiere. Mit der Richtlinie 92/65/EWG wurden weitergehend tierseuchenrechtliche Vorschriften f&#252;r Tiere und Erzeugnisse tierischen Ursprungs geregelt, die bislang noch nicht von solchen Regelungen erfasst waren. In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden wird in diesem Zusammenhang ausgef&#252;hrt: &#8222;F&#252;r die Durchf&#252;hrung der Kontrollen und die entsprechenden Folge- und Schutzma&#223;nahmen gelten die allgemeinen Vorschriften der Richtlinie 90/425/EWG des Rates vom 26. Juni 1990 zur Regelung der veterin&#228;rrechtlichen und tierz&#252;chterischen Kontrollen im innergemeinschaftlichen Handel mit lebenden Tieren und Erzeugnissen im Hinblick auf den Binnenmarkt.&#8220; Dar&#252;ber hinaus bestimmt Art. 12 Abs. 1 Satz 1 der Richtlinie 92/65/EWG: &#8222;Die Kontrollvorschriften der Richtlinie 90/425/EWG finden insbesondere hinsichtlich der Durchf&#252;hrung der vorzunehmenden Kontrollen sowie der Folgema&#223;nahmen auf die unter die vorliegende Richtlinie fallenden Tiere, Samen, Eizellen und Embryonen Anwendung, f&#252;r die eine Gesundheitsbescheinigung mitgef&#252;hrt wird&#8220;. Dass die Richtlinie 92/65/EWG zu diesen Kontrollvorschriften auch die Verwendung des in Art. 20 Richtlinie 90/425/EWG vorgesehenen Datenbanksystems z&#228;hlt, verdeutlicht schlie&#223;lich Art. 12 Abs. 4, wonach die Angabe des Bestimmungsorts gem&#228;&#223; Art. 4 Abs. 2 der Richtlinie 90/425/EWG bei Tieren, Samen, Eizellen und Embryonen, f&#252;r die eine Gesundheitsbescheinigung gem&#228;&#223; der vorliegenden Richtlinie mitgef&#252;hrt wird, nach dem ANIMO-System erfolgen muss. Art. 4 Abs. 2 der Richtlinie 90/425/EWG bestimmt, dass die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Ursprungsmitgliedstaats, welche die die Tiere oder Erzeugnisse begleitende Bescheinigung oder das begleitende Dokument ausgestellt hat, am Ausstellungstag der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde des Bestimmungsortes die von der Kommission nach dem in Art. 18 genannten Verfahren festzulegenden Angaben nach Anhang D vermittels des in Art. 20 vorgesehenen Informationssystems mitteilt.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Das TRACES-System, das das ANIMO-System abgel&#246;st hat, wurde durch die Entscheidung der Kommission 2004/292/EG vom 30. M&#228;rz 2004 in der Fassung der Entscheidung der Kommission vom 9. Februar 2005, auf der Grundlage von Art. 20 Richtlinie 90/425/EWG eingef&#252;hrt. Nach Art. 3 Abs. 2 a) der vorgenannten Kommissionsentscheidungen tragen die Mitgliedstaaten daf&#252;r Sorge, dass ab dem 31.&#160;Dezember 2004 u.&#160;a. Teile I und II der Veterin&#228;rbescheinigungen f&#252;r den Handel in TRACES erfasst werden. Dar&#252;ber hinaus hat die Kommission auf der Grundlage des Art.&#160;20 Abs. 3 der Richtlinie 90/425/EWG die Verordnung (EG) Nr. 599/2004 vom 30.&#160;M&#228;rz&#160;2004 zur Festlegung einheitlicher Musterbescheinigungen und Kontrollberichte f&#252;r den innergemeinschaftlichen Handel mit Tieren und Erzeugnissen tierischen Ursprungs erlassen, die am 31. Dezember&#160;2004 in Kraft getreten ist. In deren Erw&#228;gungsgr&#252;nden ist ausgef&#252;hrt, die Vereinheitlichung der f&#252;r den innergemeinschaftlichen Handel vorgeschriebenen Veterin&#228;rbescheinigungen sei Voraussetzung f&#252;r die Einf&#252;hrung des TRACES-Systems, um die erfassten Daten ordnungsgem&#228;&#223; verarbeiten und analysieren und den Gesundheitsschutz in der Gemeinschaft verbessern zu k&#246;nnen. Nach Artikel 1 dieser Verordnung werden die f&#252;r den innergemeinschaftlichen Handel vorgeschriebenen Gesundheits- bzw. Genusstauglichkeitsbescheinigungen, mit Ausnahme der Gesundheitsbescheinigungen f&#252;r registrierte Equiden, nach dem im Anhang vorgegebenen vereinheitlichen Muster ausgestellt. Teile I und II der im Anhang dieser Verordnung enthaltenen Bescheinigung entsprechen Teilen I und II der im Anhang E Teil 1 der Richtlinie 92/65/EWG abgedruckten Bescheinigung.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Ist der Antragsteller demnach gem&#228;&#223; &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 i. V. m. Anlage 3 Nr. 7 Spalte 2 BmTierSSchV verpflichtet sicherzustellen, dass beim Verbringen von Hunden in das Inland eine amtstier&#228;rztliche Bescheinigung mitgef&#252;hrt wird, die in &#220;bereinstimmung mit dem TRACES-System erstellt wurde, so ist es auch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig, dem Antragsteller per Auflage aufzugeben, die erlangte TRACES-Bescheinigung in einem Bestandsbuch zu dokumentieren. Die Buchf&#252;hrungspflicht des Antragstellers ist Ausfluss seiner - bereits angesprochenen - Auskunftspflicht aus &#167; 16 Abs. 2 TierSchG, die insofern auch in &#167;&#160;5 BmTierSSchV konkretisiert wird (vgl. zu dessen vorliegender Anwendbarkeit: Gliederungspunkt III.1 des Beschlusses).</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der besonderen Umst&#228;nde des Einzelfalls sind die verlangten Buchf&#252;hrungspflichten zum Schutz der Tiere erforderlich. Die im Einzelnen von dem Antragsteller in das Bestandsbuch einzutragenden Angaben sind notwendig, um den Transport der Hunde in das Inland l&#252;ckenlos nachvollziehen zu k&#246;nnen. Anhand dessen kann der Antragsgegner gegebenenfalls aufgetretene tierschutzrechtliche Verst&#246;&#223;e pr&#228;zise lokalisieren und unterbinden.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks"><strong>f.</strong> Die unter Nr. 4.1 des Bescheides aufgef&#252;hrte Auflage zur Vorlage einer - n&#228;her spezifizierten - Liste aller Pflegestellen ist auf Grundlage von &#167; 11 Abs. 2a Satz 1 TierSchG a. F. rechtm&#228;&#223;ig, da sie zum Schutz der Tiere dem Informationsbed&#252;rfnis des Antragsgegners zur Erf&#252;llung seiner &#220;berwachungsaufgabe Rechnung tr&#228;gt. Die Ausf&#252;hrungen zur Auskunftspflicht im Rahmen der Auflage unter Nr. 2.4 gelten entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Des von dem Antragsteller angenommenen R&#252;ckgriffs auf &#167; 11 Abs. 2 Nr. 3 TierSchG a.&#160;F. bedarf es damit nicht. Nach dieser Vorschrift darf eine Erlaubnis nur erteilt werden, wenn die der T&#228;tigkeit dienenden R&#228;ume und Einrichtungen eine den Anforderungen des &#167; 2 entsprechende Ern&#228;hrung, Pflege und Unterbringung der Tiere erm&#246;glichen. Da vorliegend durch die Auflage nur verlangt wird, eine Liste aller Pflegestellen dem Veterin&#228;r- und Lebensmittel&#252;berwachungsamt des Antragsgegners zur Verf&#252;gung zu stellen, um gegebenenfalls weitere tierschutzrechtliche Ma&#223;nahmen auch diesen gegen&#252;ber verf&#252;gen zu k&#246;nnen, kommt es nicht darauf an, ob diese Pflegestellen die der T&#228;tigkeit des Antragstellers dienende &#8222;R&#228;ume&#8220; oder &#8222;Einrichtungen&#8220; darstellen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks"><strong>g.</strong> Die unter Nr. 4.2 des Bescheides enthaltene Fortbildungspflicht ist auf Grundlage von &#167;&#160;11 Abs. 2a Satz 2 Nr. 3 TierSchG a. F. rechtm&#228;&#223;ig ergangen. Nach dieser besonderen Vorschrift kann als Auflage zu einer Erlaubnis insbesondere die regelm&#228;&#223;ige Fort- und Weiterbildung angeordnet werden.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Dem entspricht die Auflage unter Nr. 4.2, wonach sich &#8222;[d]ie verantwortlichen Personen fortw&#228;hrend, selbst&#228;ndig auf allen Gebieten, die das tierschutzgerechte Verbringen und Vermitteln von Hunden betreffen, fortzubilden haben&#8220;. Sie ist auch nicht zu unbestimmt. Indem konkret aufgegeben wird, dass sich die verantwortlichen Personen mindestens sechs Stunden pro Jahr auf allen Gebieten, die das tierschutzgerechte Verbringen und Vermitteln von Hunden betreffen, fortzubilden hat, ist hinreichend klar, was und in welchem Umfang Fortbildungsgegenstand sein soll.</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">Die Auflage entspricht auch dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit. Von den verantwortlichen Personen des Antragsgegners wird nichts Unm&#246;gliches verlangt. Der Einwand des Antragsgegners, es gebe nicht so viele Fortbildungsm&#246;glichkeiten in diesem Bereich, dass der geforderten Stundenzahl gen&#252;gt werden k&#246;nne, ist unsubstantiiert und widerspricht den vom Antragsteller selbst im Verwaltungsverfahren vorgelegten Bescheinigungen &#252;ber die von seinen verantwortlichen Personen entsprechend absolvierten Lehrg&#228;nge.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks"><strong>h.</strong> Die durch Nr. 4.3 des Bescheides auferlegte Pflicht,</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">vor der Zusammenarbeit mit anderen nat&#252;rlichen oder juristischen Personen sicherzustellen, dass diese &#252;ber alle erforderlichen tierschutzrechtlichen Erlaubnisse und/oder Zulassungen verf&#252;gen und die tierschutz- und tierseuchenrechtlichen Anforderungen durch diese, soweit erforderlich, erf&#252;llt werden,</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">ist rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Die Auflage ist insbesondere verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Sie dient dem Tierschutz, indem sie sicherstellt, dass die durch den Antragsgegner erfolgte tierschutzrechtliche &#220;berpr&#252;fung des Antragstellers nicht dadurch unterlaufen wird, dass dessen Aufgaben an Dritte au&#223;erhalb des Zust&#228;ndigkeitsbezirks des Antragsgegners delegiert werden. Der Antragsteller hat dem in seiner Antragsbegr&#252;ndung nichts entgegengesetzt.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks"><strong>i.</strong> Die Auflage unter Nr. 4.4 des Bescheides, die der verantwortlichen Person die - darin n&#228;her konkretisierte - &#220;berwachung der Haltung der Hunde in den End- und Pflegestellen durch Vor- und Nachkontrollen vorschreibt, ist rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Sie ist dem Antragsteller insbesondere zumutbar. Der Antragsgegner weist zutreffend darauf hin, dass es der Antragsteller selbst in der Hand hat, einer etwaigen &#220;berforderung der derzeit zwei verantwortlichen Personen bei den Vor- und Nachkontrollen durch eine Reduzierung der Pflegestellen oder Erh&#246;hung der Anzahl der verantwortlichen Personen entgegenzuwirken. Die von dem Antragsteller praktizierte Delegierung dieser Vor- und Nachkontrollen auf die allein von ihm selbst als zuverl&#228;ssig und sachkundig erachteten Vereinsmitglieder stellt kein gleich geeignetes Mittel dar. Denn die &#220;berpr&#252;fung der Zuverl&#228;ssigkeit und Sachkunde der f&#252;r den Antragsteller handelnden Personen obliegt allein dem Antragsgegner. Diese ist nur bei den verantwortlichen Personen des Antragstellers sichergestellt.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">Dass der Antragsteller gerade von dem Antragsgegner gegen&#252;ber Tierh&#228;ndlern und Z&#252;chtern in sachlich nicht gerechtfertigter Weise unter Versto&#223; gegen Art. 3 Abs. 1 GG ungleich behandelt werden w&#252;rde, behauptet der Antragsteller lediglich unsubstantiiert, sodass schon weder eine Vergleichbarkeit der Sachverhalte noch eine Ungleichbehandlung ersichtlich ist.</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks"><strong>j.</strong> Die Auflage unter Nr. 4.6 des Bescheides, wonach der Antragsteller f&#252;r &#8222;R&#252;ckl&#228;ufer&#8220;, das sind Hunde, die nicht dauerhaft vermittelt werden konnten, eine R&#252;cknahmekapazit&#228;t in H&#246;he von 1&#160;% der im Jahresdurchschnitt vermittelten Hunde, mindestens jedoch zwei Pflegestellenpl&#228;tze, vorzuhalten hat, ist rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">Sie dient dem Tierschutz, da sie sicherstellt, dass zur&#252;ckgegebene Hunde tierschutzgerecht anderweitig, au&#223;erhalb eines Tierheims untergebracht werden k&#246;nnen. Die vom Antragsteller stattdessen als ausreichend erachtete Ma&#223;nahme, im Einzelfall nach Bedarf zu entscheiden, wo er einen &#8222;R&#252;ckl&#228;ufer&#8220; unterbringt, ist nicht gleich geeignet, um das sachlich legitime Ziel des Antragsgegners, eine Abgabe des Hundes an ein Tierheim zu vermeiden, zu erreichen. Denn falls kein Pflegestellenplatz f&#252;r einen &#8222;R&#252;ckl&#228;ufer&#8220; vorgehalten wird, ist eine anderweitige Unterbringung au&#223;erhalb eines Tierheims nicht sichergestellt.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks"><strong>3.</strong> An der sofortigen Vollziehung der rechtm&#228;&#223;igen Nebenbestimmungen besteht auch ein besonderes &#246;ffentliches Interesse. Dieses liegt darin, das Verbringen der Hunde durch den Antragsteller in das Inland von Anfang an ohne Unterbrechung durch ein Rechtschutzverfahren in einem tierschutzgerechten Rahmen ablaufen zu lassen.</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks"><strong>III.</strong> Ungeachtet dessen, dass - wie dargelegt - der gestellte Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO unzul&#228;ssig ist, soweit der Antragsteller mit ihm auch die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs gegen die Erteilung der Registriernummer nach &#167;&#160;4 Satz 3 BmTierSSchV sowie gegen die in unter den Nrn. 4 bis 14 der Anlage zur Erlaubnis aufgef&#252;hrten Hinweise begehrt, wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass die dortigen Bestimmungen im Einklang mit dem Gesetz stehen. Insofern w&#228;ren sie weder &#252;ber einen Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung nach &#167; 123 Abs. 1 Satz 2 VwGO gerichtet darauf, diese Bestimmungen vorl&#228;ufig nicht beachten zu m&#252;ssen, noch, wenn man davon ausginge, dass ihnen Regelungswirkung zuk&#228;me, weil sie in die Form einer Auflage gekleidet w&#228;ren, vom Antragsteller &#252;ber &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO erfolgreich angreifbar.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks"><strong>1.</strong> Die Vergabe der Registriernummer ist nach &#167; 4 BmTierSSchV zwingend vorgegeben.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 4 Satz 1 Nr. 1 BmTierSSchV hat unter anderem derjenige, der gewerbsm&#228;&#223;ig Tiere innergemeinschaftlich verbringen oder einf&#252;hren will, dies vor Aufnahme der T&#228;tigkeit der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde anzuzeigen. Nach Satz 3 erfasst die zust&#228;ndige Beh&#246;rde die angezeigten Betriebe unter Erteilung einer Registriernummer in einem Register.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der Anzeigepflicht nach &#167; 4 Satz 1 Nr. 1 BmTierSSchV liegen hier vor. Die Vermittlungst&#228;tigkeit des Antragstellers erfolgt "gewerbsm&#228;&#223;ig" im Sinne dieser Vorschrift. Die gewerbsm&#228;&#223;ige Verbringung setzt in richtlinienkonformer Auslegung keine Gewinnerzielungsabsicht voraus. Vielmehr gen&#252;gt, dass die Verbringung dazu bestimmt ist, Tiere gegen Zahlung eines Betrages an Dritte zu vermitteln, der grunds&#228;tzlich die entstandenen Kosten deckt.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Vgl. EuGH, Urteil vom 3. Dezember 2015 - C-301/14 - juris Rn. 52; BVerwG, Urteil vom 7. Juli 2016 &#8209;&#160;3 C 23/15&#160;&#8209; juris Rn. 20.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Der Begriff der Gewerbsm&#228;&#223;igkeit ist offen f&#252;r eine unionsrechtskonforme Auslegung, die auf eine Gewinnerzielungsabsicht verzichtet und es gen&#252;gen l&#228;sst, dass Einnahmen erzielt werden, die grunds&#228;tzlich kostendeckend sind. F&#252;r diese Auslegung spricht zudem, dass die hier in Rede stehende Verbringung von Tieren zwar von Massentiertransporten weit entfernt ist, aber auf der Grundlage einer weitgehenden Refinanzierung durch die f&#252;r die Tiervermittlung zu bezahlenden Betr&#228;ge doch eine Dimension erreicht, die mit Blick auf den Zweck des Tierseuchenschutzes eine &#220;berwachung nahelegt.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 7. Juli 2016 - 3 C 23/15 - juris Rn. 26.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Gemessen an diesen Ma&#223;st&#228;ben ist bei der im Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes allein m&#246;glichen und damit gebotenen summarischen Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage von einer grunds&#228;tzlichen Kostendeckung der Vermittlungst&#228;tigkeit des Antragstellers auszugehen. Soweit der Antragsteller dies in Abrede stellt, fehlt es bereits an nachvollziehbaren Angaben und Belegen. Er behauptet lediglich, dass seine T&#228;tigkeit nicht kostendeckend sei, weil seine Ausgaben die Einnahmen bei weitem &#252;berstiegen. Insofern beruft er sich auf den Fall des eingef&#252;hrten Hundes &#8222;N.&#160;&#160; &#8220;, f&#252;r den keine Schutzgeb&#252;hr habe eingenommen werden k&#246;nnen. Da der Antragsteller seine Arbeit erst Mitte 2017, ein halbes Jahr vor Stellung des Antrags auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes, aufgenommen habe, k&#246;nne er derzeit aber noch keine konkrete Gegen&#252;berstellung vorlegen. Dies best&#228;tigt die 1. Vorsitzende des Antragstellers, Frau T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , in ihrer eidesstattlichen Versicherung vom 17.&#160;Januar 2018. Sie erkl&#228;rt darin, dass die Tierarzt-, Unterbringungs-, Futter-, OP-, Transport- und Bescheinigungskosten die Schutzgeb&#252;hren in den meisten F&#228;llen &#252;berstiegen. Gleichwohl k&#246;nne sie noch nicht nachweisen, wie wirtschaftlich oder kostendeckend die Vereinst&#228;tigkeit sei.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">Diesen Angaben steht entgegen, dass ausweislich des von dem Antragsteller verwendeten Formulars zum Abschluss eines Tierschutzvertrages eine Schutzgeb&#252;hr in H&#246;he von 380,- Euro verlangt wird, die &#8222;f&#252;r jeden Hund individuelle medizinische Versorgung, Impfung, Chip, Entwurmung und Transport beinhaltet&#8220;. Nur f&#252;r den Fall, dass der &#220;bernehmende &#8222;aufgrund des Allgemeinzustandes des Hundes vom Unkostenbeitrag befreit ist&#8220;, &#8222;freut&#8220; sich der Antragsteller &#252;ber eine &#8222;freiwillige Spende&#8220;. Auf seiner Internetseite (http://L......vermittlung/schutzgebuehr, zuletzt aufgerufen am 5. Februar 2019) f&#252;hrt der Antragsteller dazu n&#228;her aus:</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">&#8222;Die Schutzgeb&#252;hr ist eine Mischkalkulation unterschiedlicher Kostenfaktoren und dient dazu, unsere Tierschutzarbeit am Laufen zu halten: Angefangen bei den Kosten f&#252;rs Freikaufen aus den T&#246;tungs-Stationen sind auch tier&#228;rztliche Behandlungen (Impfungen, Entwurmung, Chip, Kastrationen, EU-Pass, sowie OP Kosten f&#252;r verletzte Tiere usw.), Unterbringungen in Pensionen, Kosten f&#252;r die Ausreise und der Transport nach Deutschland in dieser Geb&#252;hr inbegriffen. [&#8230;]</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">Die Einnahmen aus den Schutzgeb&#252;hren sind nach dem Sozialprinzip aufgebaut: Die jungen und gesunden Hunde, f&#252;r die weniger Kosten anfallen, tragen die &#228;lteren, kranken oder nur schwer vermittelbaren Hunde mit. Dennoch reichen diese Schutzgeb&#252;hren nicht aus, um alle anfallenden Kosten f&#252;r unsere Sch&#252;tzlinge zu tragen, sodass wir au&#223;erdem auf Spenden angewiesen sind, um eine optimale Tier&#228;rztliche Versorgung zu gew&#228;hrleisten.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Ausgehend von den ma&#223;geblichen vertraglichen Regelungen und dem Konzept des Antragstellers erhebt der Antragsteller grunds&#228;tzlich eine Schutzgeb&#252;hr, aufgrund deren H&#246;he von 380,- Euro von einer jedenfalls weitgehenden Kostendeckung ohne Weiteres ausgegangen werden kann. Daran &#228;ndert nichts, dass dies in Einzelf&#228;llen anders sein mag. Ma&#223;geblich ist vielmehr, ob nach dem Gesamtgepr&#228;ge der T&#228;tigkeit diese als grunds&#228;tzlich kostendeckend ausgestaltet ist, sodass durch die f&#252;r die Tiervermittlung zu zahlenden Betr&#228;ge eine weitgehende Refinanzierung erreicht wird. Im &#220;brigen sind auch in den F&#228;llen, in denen der &#220;bernehmende vom Unkostenbeitrag befreit wird, die als Spende erzielten Einnahmen unter anderem vom &#220;bernehmenden erbracht worden. Ist das Konzept des Antragstellers damit auf eine Kostendeckung durch Zahlung eines Betrages der die Tiere &#220;bernehmenden angelegt, wird dies durch die pauschalen Angaben des Antragstellers nicht widerlegt.</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks"><strong>2.</strong> Ebenso folgen die in den Nrn. 4 bis 14 der Anlage zur Erlaubnis aufgef&#252;hrten Hinweise aus gesetzlichen Vorgaben.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die dagegen vom Antragsteller erhoben Einw&#228;nde greifen nicht durch. Er wendet sich nicht gegen die Bestimmungen unter den Nrn. 4 bis 14 der Anlage zur Erlaubnis im Einzelnen, sondern r&#252;gt generell, dass die Vorgaben nicht anwendbar seien, weil sie nur f&#252;r ein gewerbsm&#228;&#223;iges Verbringen von Hunden in das Inland (&#167; 4 BmTierSSchV i. V. m. Art.&#160;12 der Richtlinie 90/425/EWG) bzw. nur in Verbindung mit einer wirtschaftlichen T&#228;tigkeit (Verordnung &lt;EG&gt; Nr. 1/2005) g&#228;lten; dar&#252;ber hinaus existiere f&#252;r die durch die Bestimmungen angesprochene Verwendung des TRACES-Systems keine Rechtsgrundlage. Diese Einw&#228;nde greifen aber - wie ausgef&#252;hrt - nicht durch. Die T&#228;tigkeit des Antragstellers ist nach Ma&#223;gabe des Unionsrechts sowohl als gewerbsm&#228;&#223;ig bzw. wirtschaftlich einzustufen als auch unter Beachtung des TRACES-Systems durchzuf&#252;hren. Soweit der Antragsteller schlie&#223;lich geltend macht, in Andalusien sei es bei einzelnen Veterin&#228;r&#228;mtern unm&#246;glich, TRACES-Meldungen in der vom Antragsgegner verlangten Form zu erhalten, ist er darauf zu verweisen, die Ausstellung der Bescheinigungen dort gerichtlich durchzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1, &#167; 155 Abs. 1 Satz 3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwertes ergibt sich aus &#167; 53 Abs. 2 Nr. 2, &#167; 52 Abs. 1 und 2 Gerichtskostengesetz (GKG). Das Interesse des Antragstellers wird im Hauptsacheverfahren mit dem Auffangwert des &#167; 52 Abs. 2 GKG angesetzt. Dieser erm&#228;&#223;igt sich in Verfahren auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes wegen der Vorl&#228;ufigkeit der erstrebten Entscheidung um die H&#228;lfte.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen die Entscheidung &#252;ber den Antrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) schriftlich Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist ist auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) eingeht.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist, und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen. Das Oberverwaltungsgericht pr&#252;ft nur die dargelegten Gr&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sind durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten einzureichen. Im Beschwerdeverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67&#160;Abs.&#160;4&#160;Satz&#160;4&#160;VwGO und &#167;&#160;5&#160;Nr.&#160;6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;).</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sollen m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) oder zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle eingelegt werden; &#167;&#160;129a&#160;der&#160;Zivilprozessordnung gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,--&#160;Euro nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift soll m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">War der Beschwerdef&#252;hrer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das &#252;ber die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der vers&#228;umten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.</p>
180,230
ovgnrw-2019-02-05-6-a-38017
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 A 380/17
2019-02-05T00:00:00
2019-02-07T14:18:34
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0205.6A380.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf die Wertstufe bis 7.000,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">&#220;ber ihn ist nicht mehr in der Sache zu entscheiden, weil sich der Rechtsstreit, der dem angegriffenen Gerichtsbescheid zu Grunde liegt, in der Hauptsache erledigt hat (1.). Damit entf&#228;llt zugleich das Rechtsschutzinteresse f&#252;r die Fortf&#252;hrung des Zulassungsverfahrens, wenn der Rechtsmittelf&#252;hrer - wie vorliegend - keine Erledigungserkl&#228;rung abgibt, sondern den &#220;bergang zur Fortsetzungsfeststellungsklage (vgl. &#167;&#160;113 Abs. 1 Satz 4 VwGO) w&#228;hlt, es jedoch an einem berechtigten Interesse an der begehrten Feststellung fehlt. So liegt der Fall hier (2).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Der Rechtsstreit hat sich in der Hauptsache erledigt und zwar bereits vor Ergehen des angegriffenen Gerichtsbescheides.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat sich mit Schreiben vom 2. Juni 2015 um die Einstellung in den gehobenen Polizeivollzugsdienst des beklagten Landes im Jahr 2016 (Einstellungsjahr 2016) beworben. Das beklagte Land hat dies mit Bescheid vom 5. Februar 2016 abgelehnt. Der Kl&#228;ger hat hiergegen Klage mit dem Ziel der Aufhebung des Ablehnungsbescheides sowie der Verpflichtung des beklagten Landes zur erneuten Entscheidung &#252;ber seine Bewerbung erhoben. Das Verwaltungsgericht hat die Klage durch Gerichtsbescheid vom 30. Dezember 2016 als unbegr&#252;ndet abgewiesen. Das Verpflichtungsbegehren hatte sich indes bereits zuvor, n&#228;mlich mit dem Verstreichen des Einstellungstermins (1. September 2016) oder jedenfalls kurz danach erledigt. Sofern - wie im Falle des nordrhein-westf&#228;lischen Polizeivollzugsdienstes - Stellen f&#252;r Beamte zu regelm&#228;&#223;ig wiederkehrenden Zeitpunkten ausgeschrieben und besetzt werden, so erlischt der materielle Einstellungsanspruch grunds&#228;tzlich mit dem Verstreichen des Einstellungszeitpunkts und der Besetzung der Stellen durch andere Bewerber.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 25. Februar 2010 - 2 C 22.09 -, BVerwGE 136, 140 = juris Rn. 19; OVG NRW, Urteil vom 30. November 2017 - 6 A 2111/14 -, juris Rn. 53.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Ob der Zeitpunkt der Erledigung geringf&#252;gig hinausgeschoben wird, wenn der Dienstherr - wie hier das beklagte Land bis zum 30. September des jeweiligen Jahres - "Nachz&#252;gler" f&#252;r die Einstellung und Ausbildung noch einige Wochen sp&#228;ter akzeptiert, ist im vorliegenden Zusammenhang ohne Belang.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 30. November 2017</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">- 6 A 2111/14 -, a. a. O. Rn. 55.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2. Der Senat hat den Kl&#228;ger auf Vorstehendes hingewiesen. Dieser hat daraufhin nicht den Rechtsstreit in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt, sondern eine Umstellung des Klageantrags in ein Fortsetzungsfeststellungsbegehren (vgl. &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO) vorgenommen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dahinstehen kann vorliegend, ob eine solche Umstellung im Zulassungsverfahren ausgeschlossen ist, wenn die Erledigung bereits w&#228;hrend des erstinstanzlichen Verfahrens eingetreten ist und der &#220;bergang zur Fortsetzungsfeststellungsklage somit schon im erstinstanzlichen Verfahren m&#246;glich gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">So Bayerischer VGH, Beschluss vom 18. April 2017</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">- 12 ZB 13.2095 -, juris Rn. 16.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Denn unterstellt, diese M&#246;glichkeit ist dem Kl&#228;ger auch noch im vorliegenden Zulassungsverfahren er&#246;ffnet, fehlt es ihm jedenfalls an dem nach &#167; 113 Abs. 1 Satz 4 VwGO erforderlichen berechtigten Interesse an der begehrten Feststellung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Senat hat die Beteiligten unter dem 8. November 2018 darauf hingewiesen, dass der streitbefangene Ablehnungsbescheid aus den Gr&#252;nden des Urteils des Bundesverwaltungsgerichts vom 17. November 2017 - 2 C 25.17 -, juris, sowie des Senatsbeschlusses vom 12. September 2018 - 6 A 2272/18 -, NWVBl. 2019, 73 = juris, rechtswidrig ist. In diesem (rechtskr&#228;ftigen) Beschluss hat der Senat u. a. Folgendes ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der Senat schlie&#223;t sich unter Aufgabe seiner bisherigen Rechtsprechung der Rechtsauffassung des Bundesverwaltungsgerichts an, wonach die Versagung der Einstellung eines Bewerbers in den Polizeivollzugsdienst wegen einer T&#228;towierung einer hinreichend bestimmten gesetzlichen Grundlage bedarf.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteil vom 17. November 2017 - 2 C 25.17 -, NJW 2018, 1185 = juris, Rn. 33 ff.; OVG NRW, Beschluss vom 23. Juli 2018 - 6 B 556/18 -, juris, Rn. 5 ff.; anders noch OVG NRW, Beschluss vom 14. Juli 2016</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">- 6 B 540/16 -, juris, Rn. 5 ff.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">(&#8230;). Die nach dem Vorstehenden erforderliche gesetzliche Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die Reglementierung des zul&#228;ssigen Ausma&#223;es von T&#228;towierungen bei Beamten ist in Nordrhein-Westfalen nicht gegeben. Der Erlass des (damaligen) Ministeriums f&#252;r Inneres und Kommunales Nordrhein-Westfalen vom 29. Mai 2013 - 403-26.00.07A - gen&#252;gt als blo&#223;e Verwaltungsvorschrift hierf&#252;r nicht.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Daraufhin hat das beklagte Land mit Schriftsatz vom 15. November 2018 mitgeteilt, dass &#8222;nach der vom Oberverwaltungsgericht angegebenen Rechtsprechung&#8220; der Ablehnungsbescheid &#8222;auch aus hiesiger Sicht rechtswidrig ist&#8220;. Damit hat es die Rechtswidrigkeit des Bescheides anerkannt. Zugleich hat es erkl&#228;rt, die T&#228;towierungen des Kl&#228;gers w&#252;rden nicht mehr zu einer Ablehnung seiner Einstellung in den Polizeivollzugsdienst f&#252;hren. Ein berechtigtes Interesse des Kl&#228;gers an der von ihm begehrten Feststellung ist vor diesem Hintergrund nicht mehr gegeben. Sein Hinweis auf die unter dem 1. M&#228;rz 2018 erfolgte &#8222;Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 758 vom 25. Januar 2018&#8220; (LT-Drucks. 17/2064) rechtfertigt keine andere Beurteilung. Er geht mit Blick auf den Senatsbeschluss vom 12.&#160;September 2018</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">- 6 A 2272/18 -, a. a. O., ins Leere.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
180,229
ovgnrw-2019-02-05-4-a-27419a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 274/19.A
2019-02-05T00:00:00
2019-02-07T14:18:33
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0205.4A274.19A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag der Kl&#228;ger auf Zulassung der Berufung gegen das auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 22.11.2018 ergangene Urteil des Verwaltungsgerichts D&#252;sseldorf wird abgelehnt.</p> <p>Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <h1>&#160;</h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Kl&#228;ger auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht wegen der allein geltend gemachten grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache zuzulassen (&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG). Grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG hat eine Rechtssache nur dann, wenn sie eine bisher h&#246;chstrichterlich oder obergerichtlich nicht beantwortete Rechtsfrage oder eine im Bereich der Tatsachenfeststellung bisher obergerichtlich nicht gekl&#228;rte Frage von allgemeiner Bedeutung aufwirft, die sich in dem angestrebten Berufungsverfahren stellen w&#252;rde und die im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortentwicklung des Rechts berufungsgerichtlicher Kl&#228;rung bedarf. F&#252;r die Darlegung dieser Voraussetzungen ist neben der Formulierung einer Rechts- oder Tatsachenfrage erforderlich, dass der Zulassungsantrag konkret auf die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit und -f&#228;higkeit der Rechts- bzw. Tatsachenfrage sowie ihre &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung eingeht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 26.4.2018 &#8211; 4 A 869/16.A &#8211;, juris, Rn. 4 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Eine auf tats&#228;chliche Verh&#228;ltnisse gest&#252;tzte Grundsatzr&#252;ge erfordert &#252;berdies die Angabe konkreter Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die f&#252;r die Entscheidung erheblichen Tatsachen etwa im Hinblick auf hierzu vorliegende gegens&#228;tzliche Ausk&#252;nfte oder abweichende Rechtsprechung einer unterschiedlichen W&#252;rdigung zug&#228;nglich sind. Insoweit ist es Aufgabe des Rechtsmittelf&#252;hrers, durch die Benennung von bestimmten begr&#252;ndeten Informationen, Ausk&#252;nften, Presseberichten oder sonstigen Erkenntnisquellen zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit daf&#252;r darzulegen, dass nicht die Feststellungen, Erkenntnisse und Einsch&#228;tzungen des Verwaltungsgerichts, sondern die gegenteiligen Bewertungen in der Zulassungsschrift zutreffend sind, so dass es zur Kl&#228;rung der sich insoweit stellenden Fragen der Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens bedarf.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 26.4.2018 &#8211; 4 A 869/16.A &#8211;, juris, Rn. 6 f., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diesen Darlegungsanforderungen gen&#252;gt die Antragsbegr&#252;ndung nicht. Die von den Kl&#228;gern aufgeworfene Frage,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">ob Angeh&#246;rigen der schiitischen Minderheit, welche bereits in Pakistan aufgrund ihrer schiitischen Glaubenszugeh&#246;rigkeit bedroht wurden, im Falle einer R&#252;ckkehr nach Pakistan ein ernsthafter Schaden im Sinne des &#167; 4 Abs. 1 Nr. 2 Asylgesetz droht,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrt nicht zur Berufungszulassung. Die Kl&#228;ger legen die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit der Frage nicht schl&#252;ssig dar. Mit den Schilderungen zur Bedrohung vor der Ausreise aus Pakistan und zur fehlenden Existenzsicherungsm&#246;glichkeit als Kosmetikverk&#228;ufer au&#223;erhalb von Karachi ersch&#252;ttern sie nicht die Einsch&#228;tzung des Verwaltungsgerichts, auch im Hinblick auf den subsidi&#228;ren Schutz k&#246;nnten die Kl&#228;ger auf die M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme internen Schutzes verwiesen werden. Sie k&#246;nnten sich etwaigen Bedrohungen durch eine Flucht innerhalb Pakistans entziehen, der Kl&#228;ger zu 1. sei auch in anderen Landesteilen Pakistans zur Sicherstellung des Lebensunterhalts seiner Familie in der Lage. Es besteht kein Anhalt daf&#252;r, dass schiitischen R&#252;ckkehrern nach Pakistan die Sicherstellung ihres Existenzminimums generell nicht m&#246;glich oder unzumutbar sein k&#246;nnte. Insoweit benennen die Kl&#228;ger bereits keine Erkenntnisquellen, aus denen sich eine generell fehlende Existenzsicherungsm&#246;glichkeit f&#252;r arbeitsf&#228;hige schiitische R&#252;ckkehrer ergeben k&#246;nnte. Es ist nicht Aufgabe des Senats, sondern obliegt aufgrund ihrer Darlegungslast gem&#228;&#223; &#167; 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG den Kl&#228;gern, diejenigen Informationen aufzufinden und konkret zu benennen, die aus ihrer Sicht f&#252;r die Beantwortung der von ihnen aufgeworfenen Frage von Bedeutung sind.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die von den Kl&#228;gern der Sache nach geltend gemachten Zweifel an der Richtigkeit des Urteils sind kein Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167; 78 Abs. 3 AsylG. Andere Zulassungsgr&#252;nde, insbesondere Verfahrensm&#228;ngel, sind selbst sinngem&#228;&#223; nicht geltend gemacht. Dies gilt auch insoweit, als der Kl&#228;ger die Sachverhalts- und Beweisw&#252;rdigung des Verwaltungsgerichts in Zweifel zieht. Diese ist dem sachlichen Recht zuzuordnen und rechtfertigt von vornherein nicht die Zulassung der Berufung wegen eines Verfahrensmangels.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 11.12.2018 &#8210; 4 A 3890/18.A&#160;&#8210;, juris, Rn. 11 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167; 154 Abs. 2, 159 Satz 1 VwGO in Verbindung mit &#167; 100 Abs. 1 ZPO und &#167; 83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167; 80 AsylG unanfechtbar.</p>
188,461
vg-aachen-2019-02-04-3-k-495517
{ "id": 840, "name": "Verwaltungsgericht Aachen", "slug": "vg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
3 K 4955/17
2019-02-04T00:00:00
2019-02-11T11:03:57
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:VGAC:2019:0204.3K4955.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Aachen wird ausgesetzt.</p> <p>Es wird gem&#228;&#223; Art. 267 AEUV eine Vorabentscheidung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union zu folgenden Auslegungsfragen eingeholt:</p> <ul class="ol"><li><p>1. Ist Art.&#160;2 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/126/EG so auszulegen, dass ein F&#252;hrerscheindokument, und zwar einschlie&#223;lich der darin dokumentierten Fahrberechtigungen, von den Mitgliedstaaten auch dann strikt anzuerkennen ist, wenn die Ausstellung dieses Dokuments auf einem Umtausch eines F&#252;hrerscheindokuments nach Art.&#160;11 Abs. 1 der Richtlinie 2006/126/EG beruht?</p> </li> </ul> <ul class="ol"><li><p>2. Falls Frage 1 zu bejahen ist: Darf ein Mitgliedstaat die Anerkennung des umgetauschten F&#252;hrerscheindokuments gem&#228;&#223; Art.&#160;11 Abs. 4 Unterabs. 2 der Richtlinie 2006/126/EG ablehnen, wenn der Umtausch durch den Ausstellerstaat zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, in welchem der Mitgliedstaat, von dem die materielle Fahrberechtigung herr&#252;hrt, diese bereits entzogen hatte?</p> </li> </ul> <ul class="ol"><li><p>3. Falls Frage 2 zu verneinen ist und eine Anerkennungspflicht besteht: Darf ein Mitgliedstaat die Anerkennung des umgetauschten F&#252;hrerscheindokuments jedenfalls dann ablehnen, wenn der Mitgliedstaat, in dessen Hoheitsbereich sich die Frage der Anerkennung des F&#252;hrerscheindokuments stellt, aufgrund "unbestreitbarer Informationen" feststellen kann, dass die materielle Fahrberechtigung zum Zeitpunkt des Umtauschs des F&#252;hrerscheindokuments nicht mehr bestand?</p> </li> </ul><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Kl&#228;ger ist deutscher Staatsb&#252;rger und wohnt im deutsch-niederl&#228;ndischen Grenzgebiet auf der niederl&#228;ndischen Seite. Er begehrt die Aufhebung eines Bescheides, in welchem der Beklagte ihm das Recht abspricht, aufgrund seines niederl&#228;ndischen F&#252;hrerscheindokuments in Deutschland Kraftfahrzeuge zu f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">2&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der am 28. November 1990 geborene Kl&#228;ger erwarb am 3.&#160;Juli 2008 in Deutschland die Fahrerlaubnis der Klassen AM und B sowie am 1. Juli 2015 die Fahrerlaubnis der Klasse T. Dazu stellten ihm die deutschen Beh&#246;rden einen F&#252;hrerschein mit der Nummer J&#160;2408774372 aus.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">3&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 9. Juni 2016 geriet er als Fahrer eines Kraftfahrzeugs in eine polizeiliche Kontrolle. Ein Drogenvortest verlief positiv auf Cannabis. Eine chemisch-toxikologische Untersuchung der Blutprobe f&#252;hrte im Blutserum zu einem Nachweis des Cannabis-Wirkstoffs THC sowie zum Nachweis von Spuren von Amphetamin.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">4&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit Schreiben vom 20. September 2016 teilte der Beklagte dem Kl&#228;ger mit, dass beabsichtigt sei, ihm wegen der vorgenannten Fahrt unter Drogeneinfluss die Fahrerlaubnis zu entziehen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">5&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 29. September 2016 meldete der Kl&#228;ger seinen deutschen Wohnsitz ab und verzog in die Niederlande, wo er sich am 13. Oktober 2016 in einem niederl&#228;ndischen Grenzort mit seinem Wohnsitz anmeldete.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">6&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 1. November 2016 wandte sich der Kl&#228;ger an die niederl&#228;ndischen Beh&#246;rden und beantragte, seinen deutschen F&#252;hrerschein (Nr. J&#160;2408774372) in einen niederl&#228;ndischen F&#252;hrerschein umzutauschen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">7&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit sofort vollziehbarer Ordnungsverf&#252;gung vom 9. November 2016 entzog der Beklagte dem Kl&#228;ger die am 3.&#160;Juli 2008 (Klassen AM und B) bzw. 1. Juli 2015 (Klasse T) erteilte Fahrerlaubnis und forderte ihn unter Zwangsgeldandrohung auf, den unter der Nummer J&#160;2408774372 ausgestellten F&#252;hrerschein unverz&#252;glich abzugeben. Zur Begr&#252;ndung verwies er darauf, dass der Kl&#228;ger nicht geeignet sei, Kraftfahrzeuge zu f&#252;hren. Bei ihm bestehe eine Drogenproblematik. Auch in Zukunft sei damit zu rechnen, dass er, wie es am 9. Juni 2016 der Fall gewesen sei, ein Kraftfahrzeug unter Drogeneinfluss f&#252;hren werde.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">8&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 12.&#160;November 2016 wurde der Bescheid vom 9. November 2016 dem Kl&#228;ger &#252;ber seinen damaligen deutschen Rechtsanwalt ordnungsgem&#228;&#223; zugestellt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">9&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 14. November 2016 pr&#252;fte die in den Niederlanden f&#252;r den F&#252;hrerscheinumtausch zust&#228;ndige Beh&#246;rde "Rijksdienst voor het Wegverkeer" (k&#252;nftig: RDW), ob dem Kl&#228;ger, der seinen deutschen F&#252;hrerschein vorgelegt hatte, die darin dokumentierte Fahrerlaubnis der Klassen AM, B und T noch zustehe. Dazu f&#252;hrte der RDW eine Computerabfrage in der europ&#228;ischen F&#252;hrerschein-Datenbank "R&#233;seau permis de conduire" (k&#252;nftig: RESPER) durch.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">10&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; An diesem Tag zeigte die europ&#228;ische Datenbank RESPER der niederl&#228;ndischen Beh&#246;rde RDW an, dass die dem Kl&#228;ger am 3.&#160;Juli 2008 bzw. 1. Juli 2015 in Deutschland erteilte Fahrerlaubnis g&#252;ltig (Niederl&#228;ndisch: "geldig") sei.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">11&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 17. November 2016 stellte die RDW dem Kl&#228;ger einen niederl&#228;ndischen F&#252;hrerschein (Nr.&#160;5871795197) aus. In Spalte 10 des Dokuments (Erteilungsdatum) hei&#223;t es "3.&#160;Juli 2008" bzw. "1. Juli 2015". In Spalte 12 des Dokuments (Zusatzabgaben) ist "AM 70.D.J&#160;2408774372" und "B 70.D. J&#160;2408774372" eingetragen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">12&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Beklagte erhielt mit einem am 5. Dezember 2016 eingegangenen Schreiben der RDW davon Kenntnis, dass der Kl&#228;ger seinen deutschen F&#252;hrerschein in einen niederl&#228;ndischen F&#252;hrerschein umgetauscht hatte. Das deutsche F&#252;hrerscheindokument lag dem Schreiben bei.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">13&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Beklagte fragte beim niederl&#228;ndischen RDW nach, ob mit Blick auf die deutsche Fahrerlaubnisentziehung mit Bescheid vom 9. November 2016 am niederl&#228;ndischen F&#252;hrerschein vom 17. November 2016 festgehalten werde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">14&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit Mail vom 4.&#160;Januar 2017 teilte der RDW mit, dass er an der vorgenommenen Umschreibung festhalte, da die Datenbank RESPER ihm bei einer Abfrage am 14.&#160;November 2016 die G&#252;ltigkeit der deutschen Fahrerlaubnis angezeigt habe.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">15&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Am 17. Januar 2017 befuhr der Kl&#228;ger mit seinem Pkw eine im deutsch-niederl&#228;ndischen Grenzgebiet auf deutscher Seite gelegene Stra&#223;e im Gebiet des Beklagten und geriet dabei in eine Polizeikontrolle. Die Polizeibeamten hielten ihm vor, dass er keine g&#252;ltige Fahrerlaubnis f&#252;r Deutschland besitze.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">16&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit dem hier streitbefangenen Bescheid vom 5. September 2017 stellte der Beklagte fest, dass der dem Kl&#228;ger am 17.&#160;November 2016 in den Niederlanden ausgestellte F&#252;hrerschein (Nr. 5871795197, Klassen: AM, B und T) nicht dazu berechtige, in Deutschland fahrerlaubnispflichtige Fahrzeuge zu f&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">17&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte der Beklagte u.a. aus: Mit bestandskr&#228;ftiger Ordnungsverf&#252;gung sei dem Kl&#228;ger wegen der Drogenfahrt vom 9. Juni 2016 die Fahrerlaubnis wirksam entzogen worden. Allerdings habe der Kl&#228;ger sein F&#252;hrerscheindokument entgegen der Vorlagepflicht nicht abgegeben, sondern nach Wegzug aus dem Bundesgebiet in einen niederl&#228;ndischen F&#252;hrerschein umgetauscht. Dieser EU-F&#252;hrerschein sei ohne jede Eignungs&#252;berpr&#252;fung der niederl&#228;ndischen Beh&#246;rden im Umtauschverfahren erteilt worden. Das Dokument k&#246;nne daher nach Ma&#223;gabe des &#167; 28 der deutschen Fahrerlaubnis-Verordnung keine Fahrberechtigung im Bundesgebiet vermitteln.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">18&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Kl&#228;ger hat am 15. September 2017 dagegen Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung tr&#228;gt er im Wesentlichen vor, dass der Feststellungsbescheid gegen den im Unionsrecht verankerten Grundsatz der gegenseitigen Anerkennung von EU-F&#252;hrerscheinen versto&#223;e, wie sich aus dem Urteil des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union vom 26. April 2012 in der Rechtssache Hofmann (C-419/10) ergebe.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">19&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Mit Beschluss vom 26. Februar 2018 &#8211; 3 L 1545/17 &#8211;, der im Internet unter www.nrwe.de ver&#246;ffentlicht ist, hat die Kammer den Antrag des Kl&#228;gers auf Gew&#228;hrung einstweiligen Rechtsschutzes abgelehnt: Nach Ma&#223;gabe der deutschen Rechtsprechung und Rechtslehre sei vorliegend die Anerkennung des niederl&#228;ndischen F&#252;hrerscheindokuments abzulehnen. Auch wenn man die Rechtslage angesichts des Unionsrechts als offen ansehe, sei bei der im Eilverfahren gebotenen Abw&#228;gung der Interessen der Sicherheit des Stra&#223;enverkehrs Vorrang gegen&#252;ber den Mobilit&#228;tsinteressen des Kl&#228;gers einzur&#228;umen. Die Beschwerde des Kl&#228;gers gegen diesen Beschluss hat das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen mit Beschluss vom 14. Juni 2018 &#8211; 16 B 360/18 &#8211; zur&#252;ckgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">20&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Der Rechtsstreit im Klageverfahren ist auszusetzen. Es ist eine Vorabentscheidung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Europ&#228;ischer Gerichtshof) zu den im Beschlusstenor formulierten Fragen einzuholen, vgl. Art. 267 AEUV.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">21&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zum rechtlichen Rahmen des Unionsrechts:</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">22&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Artikel 2 Abs. 1 der Richtlinie 2006/126/EG:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">"Die von den Mitgliedstaaten ausgestellten F&#252;hrerscheine werden gegenseitig anerkannt."</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">23&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Artikel 11 Abs. 1 der Richtlinie 2006/126/EG:</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">"Hat der Inhaber eines von einem Mitgliedstaat ausgestellten g&#252;ltigen F&#252;hrerscheins seinen ordentlichen Wohnsitz in einem anderen Mitgliedstaat begr&#252;ndet, so kann er einen Antrag auf Umtausch seines F&#252;hrerscheins gegen einen gleichwertigen F&#252;hrerschein stellen. Es ist Sache des umtauschenden Mitgliedstaats, zu pr&#252;fen, f&#252;r welche Fahrzeugklasse der vorgelegte F&#252;hrerschein tats&#228;chlich noch g&#252;ltig ist."</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">24&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Artikel 11 Abs. 4 Unterabs. 2 der Richtlinie 2006/126/EG:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">"Ein Mitgliedstaat lehnt die Anerkennung der G&#252;ltigkeit eines F&#252;hrerscheins ab, der von einem anderen Mitgliedstaat einer Person ausgestellt wurde, deren F&#252;hrerschein im Hoheitsgebiet des erstgenannten Mitgliedstaats eingeschr&#228;nkt, ausgesetzt oder entzogen worden ist."</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">25&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zum rechtlichen Rahmen des deutschen Rechts:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">26&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#167;&#160;29 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 der Verordnung &#252;ber die Zulassung von Personen zum Stra&#223;enverkehr (Fahrerlaubnis-Verordnung) bestimmt:</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">"Inhaber einer ausl&#228;ndischen Fahrerlaubnis d&#252;rfen im Umfang ihrer Berechtigung im Inland Kraftfahrzeuge f&#252;hren, wenn sie hier keinen ordentlichen Wohnsitz nach &#167; 7 haben."</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">27&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#167;&#160;29 Abs.&#160;3 der Fahrerlaubnis-Verordnung bestimmt:</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">"Die Berechtigung nach Absatz 1 gilt nicht f&#252;r Inhaber ausl&#228;ndischer Fahrerlaubnisse,</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">(&#8230;)</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; denen die Fahrerlaubnis im Inland vorl&#228;ufig oder rechtskr&#228;ftig von einem Gericht oder sofort vollziehbar oder bestandskr&#228;ftig von einer Verwaltungsbeh&#246;rde entzogen worden ist,</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">(&#8230;)</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">In den F&#228;llen des Satzes 1 kann die Beh&#246;rde einen feststellenden Verwaltungsakt &#252;ber die fehlende Berechtigung erlassen."</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">28&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Vorlagefragen sind entscheidungserheblich.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">29&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die gerichtliche Entscheidung &#252;ber die Klage h&#228;ngt davon ab, ob der angegriffene Bescheid vom 5. September 2017 mit Unionsrecht vereinbar ist.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">30&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im Bescheid wird dem Kl&#228;ger das Recht abgesprochen, aufgrund eines in den Niederlanden durch Umtausch erworbenen F&#252;hrerscheindokuments auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland fahrerlaubnispflichtige Fahrzeuge zu f&#252;hren. Das angerufene Verwaltungsgericht beabsichtigt, den angegriffenen Bescheid als rechtm&#228;&#223;ig anzusehen. Es h&#228;lt eine Ausnahme von der unionsrechtlichen Anerkennungspflicht f&#252;r geboten, weil dem Kl&#228;ger zum Zeitpunkt des Umtauschs seines deutschen F&#252;hrerscheindokuments in den Niederlanden bereits die deutsche materielle Fahrberechtigung entzogen war. Daher d&#252;rfte es nicht gerechtfertigt sein, das in den Niederlanden umgetauschte Dokument im Ergebnis besser zustellen als das zugrundeliegende deutsche Originaldokument, das dem Kl&#228;ger zum Zeitpunkt des Umtauschs keine materielle Fahrberechtigung mehr vermittelt hat. An dieser Entscheidung sieht sich das Gericht aber gehindert. So erscheinen die unionsrechtlichen Voraussetzungen, unter denen ein im Ausstellerstaat durch Umtausch erworbenes F&#252;hrerscheindokument in einem anderen Mitgliedstaat ausnahmsweise als ung&#252;ltig angesehen werden darf, als auslegungs- bzw. kl&#228;rungsbed&#252;rftig.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">31&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zur ersten Auslegungsfrage:</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das Gericht geht davon aus, dass die erste Frage zu bejahen ist mit der Folge, dass die nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs gegebene Anerkennungspflicht "ohne jede Formalit&#228;t" (vgl. dazu etwa: Urteil Hofmann, C-419/10, ECLI:EU:C:2012:240, Rn. 43) ohne Weiteres auch f&#252;r umgetauschte F&#252;hrerscheindokumente und die darin dokumentierte materielle Fahrberechtigung gilt.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">32&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zur zweiten Auslegungsfrage:</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Das Gericht tendiert dazu, die zweite Auslegungsfrage ebenfalls zu bejahen. Daf&#252;r spricht der (deutsche) Wortlaut der Regelung in Art. 11 Abs. 4 Unterabs. 2 der Richtlinie 2006/126/EG. Danach kann die Anerkennung eines F&#252;hrerscheindokuments in einem Mitgliedstaat ohne Weiteres abgelehnt werden, wenn dieser Mitgliedstaat dem Betroffenen zuvor die materielle Fahrberechtigung entzogen hat.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">33&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Umgekehrt ist es f&#252;r die Kammer unter dem Aspekt der Sicherheit des Stra&#223;enverkehrs und des damit verfolgten Schutzes von Leib und Leben der Verkehrsteilnehmer nur schwer vorstellbar, dass durch blo&#223;en Umtausch eines F&#252;hrerscheindokuments eine zuvor aufgrund von Eignungsm&#228;ngeln entzogene Fahrberechtigung ohne jede Eignungspr&#252;fung der betreffenden Person neu entstehen soll.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">34&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dies gilt auch deshalb, weil nach den unionsrechtlichen Vorgaben gem&#228;&#223; Anhang I Nr. 3 der Richtlinie 2006/126/EG zwischen dem F&#252;hrerscheindokument als einem blo&#223;en Beweisdokument (nach deutscher Terminologie: "F&#252;hrerschein") und der materiellen Fahrberechtigung (nach deutscher Terminologie: "Fahrerlaubnis") zu unterscheiden ist. Diese Unterscheidung spiegelt sich in den Eintragungen wider, welche im umgetauschten F&#252;hrerscheindokument vorhanden sein m&#252;ssen. Dementsprechend hat die niederl&#228;ndische RDW am 17.&#160;November 2016 in Spalte 12 ihres F&#252;hrerscheindokuments folgende Eintr&#228;ge vorgenommen:</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">"AM 70.D.J&#160;2408774372" und "B 70.D.J&#160;2408774372".</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">35&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die von der RDW dabei gebrauchte Codezahl "70", die der Bezeichnung der F&#252;hrerscheinklasse (AM bzw. B) folgt, dokumentiert nach Anhang I Nr. 3 der Richtlinie 2006/126/EG, dass die Erteilung des Dokuments auf einem Umtausch beruht, wobei die Buchstaben- und Zahlenkombination "D.J&#160;2408774372" den eingetauschten deutschen ("D") EU-F&#252;hrerschein bezeichnet. Hinzu kommen die Eintr&#228;ge in Spalte&#160;10 des niederl&#228;ndischen F&#252;hrerscheindokuments, welche die Daten der in Deutschland erworbenen Fahrberechtigungen ausweisen: "3.&#160;Juli 2008" hinsichtlich der Klassen AM und B sowie "1. Juli 2015" hinsichtlich der Fahrerlaubnis der Klasse T.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">36&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gleichwohl stellt sich die angerufene Kammer die Frage, ob und in welchem Umfang der weite Wortlaut der Regelung in Artikel 11 Abs. 4 Unterabs. 2 der Richtlinie 2006/126/EG einschr&#228;nkend auszulegen ist, und zwar im Lichte der besonderen Bedeutung des in Art. 2 Abs. 1 der Richtlinie 2006/126/EG verankerten Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung von F&#252;hrerscheindokumenten, welcher der Verwirklichung der nach Art. 21 AEUV allen Unionsb&#252;rgern garantierten Freiz&#252;gigkeit im Unionsgebiet dient.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">37&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; So hat der Europ&#228;ische Gerichtshof in st&#228;ndiger Rechtsprechung zum so genannten "F&#252;hrerscheintourismus" unmissverst&#228;ndlich klargestellt, dass es einem Mitgliedstaat, der dem Betroffenen die Fahrberechtigung in der Vergangenheit wegen Eignungsm&#228;ngeln entzogen oder nicht erteilt hat, keineswegs gestattet ist, deswegen die Anerkennung eines F&#252;hrerscheindokuments abzulehnen, das dem Betroffenen danach in einem anderen Mitgliedstaat auf der Grundlage einer dortigen Eignungspr&#252;fung ausgestellt worden ist, vgl. dazu Urteile Hofmann, C-419/10, ECLI:EU:C:2012:240, Rn. 70 und Aky&#252;z C&#8209;467/10, ECLI:EU:C:2012:112, Rn. 47 sowie in diesem Sinne bereits Urteil Kapper, C&#8209;476/01, ECLI:EU:C:2004:261, Rn. 77 und Beschl&#252;sse Halbritter C&#8209;227/05 ECLI:EU:C:2006:245 Rn. 28 und Kremer, C&#8209;340/05, ECLI:EU:C:2006:620, Rn. 30.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">38&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Allerdings greift die im Urteil Hofmann, C-419/10, ECLI:EU:C:2012:240, Rn. 76 ff. ma&#223;gebliche Erw&#228;gung beim hier zu betrachtenden Dokumentenumtausch gerade nicht. So hat der Europ&#228;ische Gerichtshof im genannten Urteil auch darauf abgestellt, dass eine weniger anerkennungsfreundliche Rechtsauslegung der Richtlinie 2006/126/EG dazu f&#252;hrte, dass der von der Nichtanerkennung seines F&#252;hrerscheindokuments Betroffene keine Fahrberechtigung im neuen Wohnmitgliedstaat erwerben k&#246;nnte, was wiederum auf eine ungerechtfertigte Beschr&#228;nkung des durch Art.&#160;21 AEUV garantierten Rechts hinauslaufe, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">39&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Indessen ist der Eintritt dieser unionsrechtswidrigen Situation gerade nicht zu bef&#252;rchten, wenn die Anerkennung eines umgetauschten F&#252;hrerscheindokuments abgelehnt wird. So bleibt es dem davon Betroffenen unbenommen, sich in seinem Wohnmitgliedstaat einer Eignungspr&#252;fung zu unterziehen und sich danach ein F&#252;hrerscheindokument ausstellen zu lassen, das in allen Mitgliedstaaten (also auch in demjenigen, der ihm zuvor die Fahrberechtigung entzogen hat) ohne weitere Formalit&#228;ten anzuerkennen ist.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">40&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Weitere Unsicherheiten bei der Bestimmung der Reichweite des Anerkennungsgrundsatzes und seiner Ausnahme entstehen aber dadurch, dass nach dem Fallrecht des Europ&#228;ischen Gerichtshofs der jeweilige Aufenthaltsstaat nicht befugt ist, eine Nachpr&#252;fung vorzunehmen, ob ein anderer Mitgliedstaat die einschl&#228;gigen Ausstellungsvoraussetzungen f&#252;r F&#252;hrerscheindokumente beachtet hat. Der Besitz eines von einem Mitgliedstaat ausgestellten F&#252;hrerscheins ist n&#228;mlich als Beweis daf&#252;r anzusehen, dass sein Inhaber am Tag seiner Ausstellung die einschl&#228;gigen Voraussetzungen erf&#252;llte, vgl. dazu etwa die Urteile Grasser C&#8209;184/10, ECLI:EU:C:2011:324, Rn.&#160;21 und Schwarz C-321/07 ECLI:EU:C:2009:104, Rn.&#160;77.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">41&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kammer bezweifelt, ob dieser Grundsatz beim Dokumentenumtausch uneingeschr&#228;nkt anwendbar ist. So bezieht sich die vom umtauschenden Mitgliedstaat nach Artikel 11 Abs. 1 Satz 2 der Richtlinie 2006/126/EG vorzunehmende Pr&#252;fung darauf, f&#252;r welche Fahrzeugklasse das zum Umtausch vorgelegte Dokument noch g&#252;ltig ist. Damit hat der Ausstellerstaat die G&#252;ltigkeit von Verwaltungsakten zu beurteilen, die nicht er, sondern ein anderer Mitgliedstaat erlassen hat. Diese Besonderheit l&#228;sst es zweifelhaft erscheinen, ob der Besitz eines umgetauschten F&#252;hrerscheindokuments tats&#228;chlich als Beweis f&#252;r die Erf&#252;llung aller Umtauschvoraussetzungen gelten kann.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">42&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im &#220;brigen d&#252;rfte es f&#252;r die Frage der Anerkennung des umgetauschten F&#252;hrerscheindokuments nicht etwa darauf ankommen, ob die Ausstellung des Dokuments, wie im vorliegenden Fall, auf der Grundlage eines unrichtigen G&#252;ltigkeitsvermerks im EU-Register RESPER erfolgte.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">43&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Zur dritten Auslegungsfrage:</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Sollte Art. 11 Abs. 4 Unterabs. 2 der Richtlinie 2006/126/EG nicht anwendbar sein, stellt sich f&#252;r die Kammer die Frage, ob sich die Ablehnung der Anerkennung aus dem Fallrecht des Europ&#228;ischen Gerichtshofs ergibt. Danach ist ma&#223;geblich, ob aufgrund &#8222;unbestreitbarer Informationen&#8220; feststeht, dass ein Mitgliedstaat bei der Ausstellung des F&#252;hrerscheindokuments gegen solche Voraussetzungen versto&#223;en hat, die f&#252;r das unionsrechtliche Anerkennungssystem von grundlegender Bedeutung sind. Das ist etwa beim "Wohnsitzerfordernis" anerkannt, vgl. Urteile Hofmann, C-419/10, ECLI:EU:C:2012:240, Rn. 43 f. und Grasser C&#8209;184/10, ECLI:EU:C:2011:324, Rn.&#160;33 sowie Urteil Wiedemann u.a. C&#8209;329/06 u.a., ECLI:EU:C:2008:366 Rn. 72.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">44&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vor diesem Hintergrund erscheint der Kammer eine Ausnahme von der Anerkennungspflicht bei umgetauschten F&#252;hrerscheindokumenten m&#246;glich, wenn ein Mitgliedstaat, in dessen Hoheitsbereich die Frage der Anerkennung zu beantworten ist, aufgrund "unbestreitbarer Informationen" feststellen kann, dass die materielle Fahrberechtigung zum Zeitpunkt des Umtauschs des F&#252;hrerscheindokuments nicht mehr bestand.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">45&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im Sinne einer wirksamen Bek&#228;mpfung des "F&#252;hrerscheintourismus" w&#228;ren damit solche F&#228;lle von der unionsrechtlichen Anerkennungspflicht ausgenommen, in denen ein Mitgliedstaat (beispielsweise bei einer Verkehrskontrolle) aus den Spalten 10 und 12 des ihm vorgelegten EU-F&#252;hrerscheindokuments eine materielle Fahrberechtigung entnehmen kann, die dieser Mitgliedstaat, wie im vorliegenden Fall geschehen, in der Vergangenheit selbst erteilt, aber schon vor dem Umtausch der F&#252;hrerscheindokumente zweifelsfrei wirksam entzogen hat.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist kraft Unionsrechts unanfechtbar.</p>
188,460
lg-duisburg-2019-02-04-69-qs-519
{ "id": 807, "name": "Landgericht Duisburg", "slug": "lg-duisburg", "city": 408, "state": 12, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
69 Qs 5/19
2019-02-04T00:00:00
2019-02-11T11:03:57
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:LGDU:2019:0204.69QS5.19.00
<h2>Tenor</h2> <p>Auf die sofortige Beschwerde der Beschwerdef&#252;hrerin wird der Beschluss wegen des Eintritts der Vollstreckungsverj&#228;hrung aufgehoben.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens und die notwendigen Auslagen der Beschwerdef&#252;hrerin werden der Staatskasse auferlegt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>I.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Verwaltungsbeh&#246;rde &#8211; Schulamt f&#252;r die Stadt N &#8211; erlie&#223; am 12.02.2015 gegen die Beschwerdef&#252;hrerin einen Bu&#223;geldbescheid &#252;ber 730 Euro zzgl. Auslagen und Geb&#252;hren. Der Bescheid wurde am Dienstag, 17.02.2015, zugestellt. Die Beschwerdef&#252;hrerin lie&#223; die zweiw&#246;chige Rechtsmittelfrist verstreichen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Beschwerdef&#252;hrerin zun&#228;chst trotz Zahlungsaufforderungen nichts zahlte und die Verwaltungsbeh&#246;rde bereits einen Erzwingungshaftbefehl beim Amtsgericht erwirkt hatte, trafen die Verwaltungsbeh&#246;rde und die Beschwerdef&#252;hrerin am 06.03.2017 eine Ratenzahlungsvereinbarung &#252;ber monatliche Zahlungen in H&#246;he von 50 Euro ab M&#228;rz 2017 (Bl. 10 d.&#160;A.).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Bis Anfang Januar 2018 zahlte die Beschwerdef&#252;hrerin nur sechs der&#160; f&#228;lligen elf Raten, die am 02.11.2017 f&#228;llige Rate zahlte sie nicht mehr. Dies nahm die Verwaltungsbeh&#246;rde zum Anlass, die Ratenzahlungsvereinbarung zu widerrufen und mit Schreiben an das Amtsgericht vom 10.01.2018, dort eingegangen am 16.01.2018, erneut die Anordnung von Erzwingungshaft gegen die Beschwerdef&#252;hrerin zu beantragen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Bis einschlie&#223;lich M&#228;rz 2018 zahlte die Beschwerdef&#252;hrerin dessen ungeachtet weitere 100 Euro, zuletzt 50 Euro am 02.03.2018.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Den Antrag der Beschwerdef&#252;hrerin vom 18.10.2018, ihr aufgrund ihrer finanziellen Lage &#8211; sie bezieht Leistungen nach dem SGB II &#8211; erneut eine Zahlungserleichterung zu gew&#228;hren, lehnte die Verwaltungsbeh&#246;rde ab.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht erlie&#223; daraufhin am 19.12.2018 einen Erzwingungshaftbefehl &#252;ber 13 Tage wegen der noch offenen Geldbu&#223;e in H&#246;he von 330 Euro.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Gegen den Beschluss hat die Beschwerdef&#252;hrerin rechtzeitig sofortige Beschwerde eingelegt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks"><strong>II.</strong></p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss des Amtsgerichts vom 19.12.2018 war aufzuheben, da die Geldbu&#223;e mittlerweile nicht mehr vollstreckt werden darf, nachdem Vollstreckungsverj&#228;hrung eingetreten ist, &#167; 34 OWiG.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 34 Abs. 2 Nr. 2 OWiG endete trotz des zwischenzeitlichen Ruhens der Verj&#228;hrung sp&#228;testens am 14.01.2019.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Verj&#228;hrung begann gem&#228;&#223; &#167; 34 Abs. 3 OWiG mit Rechtskraft des Bu&#223;geldbescheids. Diese trat am 03.03.2015 ein, nachdem die zweiw&#246;chige Rechtsmittelfrist, die mit der Zustellung am 17.02.2015 begonnen hatte, abgelaufen war.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Verj&#228;hrung ruhte zwar ab dem 06.03.2017 gem&#228;&#223; &#167; 34 Abs. 4 Nr. 3 OWiG, da an diesem Tag der Beschwerdef&#252;hrerin eine Zahlungserleichterung bewilligt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 2 Jahre und 3 Tage der Verj&#228;hrungsfrist verstrichen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Bewilligung der Zahlungserleichterung und damit auch das Ruhen der Verj&#228;hrung endeten aber sp&#228;testens mit dem Eingang des Schreibens der Verwaltungsbeh&#246;rde vom 10.01.2018 beim Amtsgericht am 16.01.2018. Damit wurde aktenkundig, dass die Verwaltungsbeh&#246;rde die bewilligte Zahlungserleichterung widerrufen hatte und nun die Fortsetzung der Vollstreckung betrieb. Die Erkennbarkeit dieses Ereignisses aus der Akte ist auch deshalb von besonderer Bedeutung, damit keine Zweifel &#252;ber die Dauer des Ruhens entstehen k&#246;nnen (vgl. KK-OWiG/Ellbogen, 5. Aufl. 2018, OWiG &#167; 34 Rn. 17).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Lauf der restlichen 362 Tage der Verj&#228;hrungsfrist endete damit am ersten auf Sonntag, den 13.01.2019, folgenden Werktag, mithin am Montag, den 14.01.2019.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die im Schreiben der Verwaltungsbeh&#246;rde vom 04.06.2018 (Bl. 24 d.&#160;A.) gegen&#252;ber dem Amtsgericht dargestellte Ansicht, die letzte &#8222;verj&#228;hrungsunterbrechende Ma&#223;nahme&#8220; sei der Eingang einer Rate in H&#246;he von 50 Euro im M&#228;rz 2018 gewesen, ist nicht haltbar.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Auch wenn die Beschwerdef&#252;hrerin zu diesem Zeitpunkt noch schuldbefreiend auf die Geldbu&#223;e zahlen konnte, geschah dies nicht mehr im Rahmen einer bewilligten Zahlungserleichterung im Sinne des &#167; 34 Abs. 4 Nr. 3 OWiG.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Wie dargestellt, hatte die Verwaltungsbeh&#246;rde diese bereits im Januar 2018 unmissverst&#228;ndlich widerrufen. In dem Schreiben vom 10.01.2018 bat die Verwaltungsbeh&#246;rde das Amtsgericht ausdr&#252;cklich darum, &#8222;die Staatsanwaltschaft entsprechend zu informieren, damit das Antreten der Erzwingungshaft veranlasst werden kann.&#8220; Eine noch bestehende Zahlungserleichterung h&#228;tte ein solches Vorgehen ausgeschlossen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Es ergeben sich aus der Akte auch keinerlei Anhaltspunkte daf&#252;r, dass der Beschwerdef&#252;hrerin seitens der Verwaltungsbeh&#246;rde zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt erneut eine Zahlungserleichterung bewilligt worden w&#228;re. Wegen der oben bereits angesprochenen Bedeutung f&#252;r die Frage der Verj&#228;hrung h&#228;tte es dazu einer eindeutigen Dokumentation in der Akte bedurft. Dagegen spricht auch, dass die Verwaltungsbeh&#246;rde die Vollstreckung bis zuletzt weiter betrieben und sich eindeutig gegen die Bewilligung einer weiteren Zahlungserleichterung ausgesprochen hat.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks"><strong>III.</strong></p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Kosten des hiermit abgeschlossenen Beschwerdeverfahrens fallen der Staatskasse zur Last. Diese hat in entsprechender Anwendung des &#167; 467 Abs. 1 StPO auch die notwendigen Auslagen der Beschwerdef&#252;hrerin zu tragen.</p>
188,459
ovgnrw-2019-02-04-6-b-172118
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 B 1721/18
2019-02-04T00:00:00
2019-02-11T11:03:56
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0204.6B1721.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 2.500 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde des Antragstellers, &#252;ber die der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs.&#160;4 Satz 6 VwGO im Rahmen der dargelegten Gr&#252;nde befindet, ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung in Bezug auf die Untersuchungsanordnung vom 22. August 2018 mit der Ma&#223;gabe abgelehnt, dass der Antragsgegner den Untersuchungsauftrag an den Amtsarzt des Gesundheitsamts des Kreises L.&#160;&#160;&#160;&#160; gleichen Datums ersetzt durch einen, der den Satz &#8222;Ich bitte auch zu kl&#228;ren, ob der psychische Gesundheitszustand des Beamten Dienstf&#228;higkeit im allgemeinen Vollzugsdienst und in der Laufbahn des mittleren Verwaltungsdienstes in absehbarer Zeit zul&#228;sst.&#8220; nicht mehr enth&#228;lt. Das dagegen gerichtete Beschwerdevorbringen des Antragstellers greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Antragstellers hat das Verwaltungsgericht zutreffend angenommen, dass die vom Bundesverwaltungsgericht formulierten strengen Anforderungen an die Angabe der Gr&#252;nde f&#252;r eine Untersuchungsanordnung sowie von Art und Umfang der Untersuchung,</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Beschluss vom 10. April 2014 - 2 B 80.13 - ZBR 2014, 254 = juris, Rn. 8 ff., sowie Urteile vom 30. Mai 2013 - 2 C 68.11 -, BVerwGE, 146, 347 = juris Rn. 19 ff., und vom 26. April 2012 - 2 C 17.10 -, ZBR 2013, 128 = juris, Rn. 19 f.,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">nicht gelten, wenn der Dienstherr die Anordnung auf &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG st&#252;tzt. Dabei ist das Verwaltungsgericht der Rechtsprechung des Senats gefolgt,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">vgl. Beschl&#252;sse vom 10. September 2018 - 6 B 1087/18 -, juris Rn. 8 ff., vom 7. September 2018 &#8209;&#160;6&#160;B 1113/18 -, juris Rn. 13 ff., vom 4. September 2018&#160;- 6 B 1124/18 -, juris Rn.14 ff., vom 3.&#160;September 2018 - 6 B 860/18 -, D&#214;D 2019, 16 = juris Rn. 15 ff., und vom 26. April 2018 - 6 B 68/18 -, NWVBl. 2018, 370 = juris Rn. 9 ff.,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">an der dieser auch in Ansehung des Beschwerdevorbringens festh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller weist darauf hin, dass die gesetzliche Regelung des &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 BeamtStG nicht nur F&#228;lle erfasse, in denen der Beamte sich selbst f&#252;r dienstf&#228;hig halte, der Dienstherr aber aufgrund konkreter Vorkommnisse Zweifel an der Dienstf&#228;higkeit hat. Daraus l&#228;sst sich aber nichts daf&#252;r ableiten, dass die besonderen Anforderungen f&#252;r eine Untersuchungsanordnung, die das Bundesverwaltungsgericht anhand solcher F&#228;lle entwickelt hat, auch f&#252;r Untersuchungsanordnungen gelten, die auf &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG gest&#252;tzt werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dem Vorbringen des Antragstellers, es reiche nicht aus, allein auf die Fehlzeiten des Beamten zu verweisen, ist nicht zu folgen. F&#252;r den Fall, dass die Fehlzeiten die in &#167;&#160;26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG vorgesehene Dauer erreichen und der Dienstherr sich ausdr&#252;cklich darauf st&#252;tzt, hat der Gesetzgeber einen alternativen, einfacheren Weg f&#252;r das Zurruhesetzungsverfahren er&#246;ffnet. Der Dienstherr muss dann in der Untersuchungsaufforderung nicht konkret darlegen, dass und warum die zugrunde liegenden Erkrankungen Zweifel an der Dienstf&#228;higkeit des Beamten begr&#252;nden; da die Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigungen Angaben zu Gr&#252;nden der Dienstf&#228;higkeit nicht enthalten, kann er dies regelm&#228;&#223;ig auch nicht. Er muss lediglich kl&#228;ren, ob mit der Wiederherstellung der vollen Dienstf&#228;higkeit innerhalb von sechs Monaten zu rechnen ist, was naturgem&#228;&#223; von der Art der Erkrankung abh&#228;ngt. Daraus l&#228;sst sich allerdings nicht ableiten, dass vom Dienstherrn die - ihm bisher nicht m&#246;gliche - Angabe von Gr&#252;nden f&#252;r die Untersuchungsanordnung zu fordern ist, die &#252;ber die Dauer der krankheitsbedingten Fehlzeiten hinausgehen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 26. April 2018 - 6 B 68/18 -, a. a. O., Rn. 16.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Antragstellers, das Bundesverwaltungsgericht habe aber festgestellt, Fehlzeiten k&#246;nnten Zweifel an der Dienstf&#228;higkeit des Beamten nur begr&#252;nden, wenn dies schl&#252;ssig dargelegt werde,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 10. April 2014 - 2 B 80.13 -, a. a. O. Rn. 20, sowie Urteil vom 30. Mai 2013 - 2 C 68.11&#160;&#8209;, a. a. O. Rn. 27,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">greift nicht durch. Diese Feststellung bezieht sich lediglich auf Fallgestaltungen, in denen sich der Dienstherr nicht auf die Vermutensregel gest&#252;tzt hatte; den Entscheidungen ist nicht zu entnehmen, dass Fehlzeiten in dem hierzu erforderlichen Ausma&#223; &#252;berhaupt vorlagen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 3. September 2018 &#8209;&#160;6 B 860/18 -, a. a. O., Rn. 26.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Durch diese Vorgehensweise wird dem Beamten, anders als von der Beschwerde dargestellt, weder die M&#246;glichkeit zur &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Untersuchungsanordnung genommen noch ist er deshalb unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen und damit nicht gerechtfertigten Eingriffen in seine verfassungsrechtlich gesch&#252;tzten Rechte ausgesetzt. Vielmehr ist der Anlass der Aufforderung zur amts&#228;rztlichen Untersuchung mit der erheblichen - hier seit Januar 2018 bestehenden - Dauer der krankheitsbedingten Dienstunf&#228;higkeit konkret benannt. Der Beamte wei&#223; damit, warum der Amtsarzt ihn untersuchen soll. Die amts&#228;rztliche Untersuchung dient dann dem Zweck festzustellen, ob im Sinne des &#167;&#160;26 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 BeamtStG keine Aussicht besteht, dass innerhalb von sechs Monaten (&#167;&#160;33 Abs.&#160;1 Satz&#160;3 LBG NRW) die Dienstf&#228;higkeit wieder voll hergestellt ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 3. September 2018 &#8209;&#160;6 B 860/18 -, a. a. O., Rn. 22.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Aus dem vom Antragsteller angef&#252;hrten Umstand, dass es sich bei &#167; 26 Abs. 1 Satz&#160;2 BeamtstG um eine Vermutungsregel handelt, folgt nichts anderes. Selbstredend bedeutet diese nicht, dass die Beh&#246;rde den Beamten &#8222;schematisch&#8220; &#8209;&#160;so die Beschwerde - in den Ruhestand versetzen darf. Abgesehen davon, dass die vom Antragsteller geforderte M&#246;glichkeit, die Vermutung zu widerlegen, ohne Weiteres bestand, er aber hierzu nichts unternommen hat, dient die angeordnete Untersuchung gerade der Kl&#228;rung, ob die Vermutung zutrifft oder ob die Fehlzeiten auf Erkrankungen zur&#252;ckzuf&#252;hren sind, die die Dienstf&#228;higkeit nicht dauerhaft ber&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Andere Anforderungen an die Begr&#252;ndung der Untersuchungsaufforderung gelten auch nicht dann, wenn der Dienstherr Erkenntnisse &#252;ber m&#246;gliche Erkrankungen hat. In einem solchen Fall darf er ebenfalls nach &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG vorgehen und muss nicht konkret darlegen, dass und warum diese Zweifel an der Dienstf&#228;higkeit des Beamten begr&#252;nden. Die Kenntnis (m&#246;glicher) Ursachen der Fehlzeiten, wie sie etwa privat&#228;rztlichen Bescheinigungen zu entnehmen sind, beseitigt das berechtigte Interesse des Dienstherrn an einer weiteren und umfassenden Kl&#228;rung des Gesundheitszustandes des Beamten durch mit den Anforderungen der Dienstaus&#252;bung vertraute Amts&#228;rzte nicht. Sind Untersuchungsanlass langdauernde Fehlzeiten, ist es nicht fernliegend, dass neben den bekannten Erkrankungen auch noch weitere gesundheitliche Einschr&#228;nkungen vorliegen. Deren - amts&#228;rztlicher - Ermittlung und Feststellung bedarf es nicht zuletzt auch mit Blick auf die Suche nach einer weiteren Verwendungsm&#246;glichkeit f&#252;r den Beamten, zu der der Dienstherr im Fall der Dienstunf&#228;higkeit grunds&#228;tzlich verpflichtet ist.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 7. September 2018 &#8209;&#160;6 B 1113/18 -, a. a. O. Rn. 19.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Wie der Dienstherr in Situationen zu verfahren hat, in denen lange Fehlzeiten auf offenkundigen Umst&#228;nden wie den vor&#252;bergehenden Folgen eines Dienstunfalls beruhen, ist nicht entscheidungserheblich, da weder dargelegt noch erkennbar ist, dass ein solcher Fall hier vorliegt.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dies zugrunde gelegt, bestand auch keine Verpflichtung des Antragsgegners, zun&#228;chst auf anderen Wegen die Gr&#252;nde f&#252;r die Fehlzeiten zu eruieren, etwa beim Beamten nachzufragen oder ihn zur Vorlage von Unterlagen aufzufordern.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 3. September 2018 &#8209;&#160;6 B 860/18 -, a. a. O., Rn. 37 ff.; offen gelassen von BVerwG, Beschluss vom 16. Mai 2018 - 2 VR 3.18 -, juris Rn. 7.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Gelegenheit, dem Dienstherrn solche n&#228;heren Erkenntnisse zu verschaffen, hatte der Antragsteller ohne Weiteres, ohne dass er sie genutzt h&#228;tte. Der Dienstherr ist aber nicht aus Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgr&#252;nden darauf beschr&#228;nkt, den Beamten vorab lediglich zu einem amts&#228;rztlichen Gespr&#228;ch oder zu einer eng begrenzten orientierenden Erstuntersuchung aufzufordern, um sich so Kenntnis zu verschaffen, was Ursache f&#252;r die Fehlzeiten sein k&#246;nnte und welche &#228;rztlichen Untersuchungen im konkreten Fall angezeigt sind. Vielmehr kann er sich nach der gesetzgeberischen Grundentscheidung auf die Vermutung des &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG st&#252;tzen und die amts&#228;rztliche Untersuchung zur Kl&#228;rung der Frage anordnen, ob Aussicht besteht, dass der Beamte innerhalb der vom Landesrecht bestimmten Fristen wieder voll dienstf&#228;hig sein wird. Ein amts&#228;rztliches Gespr&#228;ch oder eine orientierende Erstuntersuchung zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts ist im Gesetz nicht vorgesehen. Der Dienstherr ist zwar unmittelbar aus dem Beamtenverh&#228;ltnis zur Anordnung einer solchen (unwesentlich) milderen, lediglich vorbereitenden Ma&#223;nahme berechtigt. Derartige vorherige Ermittlungsma&#223;nahmen sind aber nicht aus Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgr&#252;nden geboten, zumal auch eine auf &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG gest&#252;tzte Untersuchungsanordnung nicht zu besonders eingriffsintensiven Untersuchungen &#8209;&#160;etwa psychologischer oder psychiatrischer Art - berechtigt.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Ganzen OVG NRW, Beschluss vom 3. September 2018 - 6 B 860/18 -, a. a. O., Rn. 37 ff.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg wendet der Antragsteller weiter ein, nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 30. Mai 2013 - 2 C 68.11 -, a. a. O., stehe ohne Spielraum f&#252;r Interpretationen fest, dass die Anordnung Angaben zu Art und Umfang der &#228;rztlichen Untersuchung enthalten m&#252;sse. Die Beschwerde l&#228;sst schon au&#223;er Acht, dass diese Anforderungen nach einer j&#252;ngeren Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts &#8222;nicht absolut&#8220; gelten, insbesondere dann keine Anwendung finden, wenn die Beh&#246;rde keinerlei weitergehenden Erkenntnisse als die hat, dass und in welchem Umfang der Beamte krankheitsbedingte Fehltage aufweist.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 16. Mai 2018 - 2 VR 3.18 -, juris Rn. 6.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Das Erfordernis, Art und Umfang der Untersuchung festzulegen, korrespondiert mit der nur in Bezug auf &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 BeamtStG bestehenden Verpflichtung, tats&#228;chliche Umst&#228;nde zu benennen, die die Dienstunf&#228;higkeit als nahe liegend erscheinen lassen, und sich zumindest in den Grundz&#252;gen dar&#252;ber klar zu werden, in welcher Hinsicht Zweifel an der Gesundheit des Beamten bestehen. Nur bei dieser Ausgangssituation ergibt sich die Notwendigkeit, dass der Dienstherr mitteilt, welche &#228;rztlichen Untersuchungen er f&#252;r geboten h&#228;lt, damit der Beamte anhand dieser Angaben mit Blick auf den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz ihre Berechtigung &#252;berpr&#252;fen kann. Liegt der Anlass f&#252;r die Untersuchungsaufforderung in Fehlzeiten im Sinne von &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG, darf der Dienstherr eine amts&#228;rztliche Untersuchung zur Erhebung des Krankheitsbildes und seiner m&#246;glichen Entwicklung anordnen, um eine Grundlage f&#252;r die nach dieser Vorschrift erforderliche Prognose zu erhalten.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 3. September 2018 &#8209;&#160;6 B 860/18 -, a. a. O., Rn. 32&#160;f.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dass hier nach den eingereichten Arbeitsunf&#228;higkeitsbescheinigungen und den &#228;rztlichen Attesten, die von einem Facharzt f&#252;r Psychiatrie/Psychotherapie ausgestellt worden sind, sowie dem amts&#228;rztlichen Gutachten vom 4. Juni 2018 deutliche Anhaltspunkte f&#252;r eine psychische Erkrankung vorliegen, erfordert keine n&#228;here Konkretisierung von Art und Umfang der amts&#228;rztlichen Untersuchung. Nach dem - insoweit den Antragsteller beg&#252;nstigenden - Beschluss des Verwaltungsgerichts steht fest, dass der Antragsteller sich auf der Grundlage der angefochtenen Untersuchungsanordnung keiner Untersuchung seines psychischen Gesundheitszustandes unterziehen muss. Mit der danach verbleibenden amts&#228;rztlichen Grunduntersuchung des k&#246;rperlich-physischen Gesundheitszustands, die naturgem&#228;&#223; abh&#228;ngig vom Einsatzbereich des Beamten erfolgen muss, sind nach den obigen Ausf&#252;hrungen keine unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igen Grundrechtseingriffe verbunden. Eine weitergehende Festlegung dieser Untersuchung ist grunds&#228;tzlich weder rechtlich geboten noch m&#246;glich, da die Einzelheiten der Untersuchung von deren Verlauf und den dabei gewonnenen Erkenntnissen abh&#228;ngig sind.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 3. September 2018 &#8209;&#160;6 B 860/18 -, a. a. O., Rn. 33.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sind danach durch die Untersuchungsanordnung rechtm&#228;&#223;igerweise s&#228;mtliche - wenig eingriffsintensive - Grunduntersuchungen vom Untersuchungsauftrag an den Amtsarzt umfasst, kann der Antragsteller sich nicht darauf berufen, es k&#246;nne ihm nicht abverlangt werden, erst im Untersuchungstermin f&#252;r sich zu entscheiden, ob er bestimmte Untersuchungen &#252;ber sich ergehen lassen m&#252;sse oder nicht.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 47 Abs. 1, &#167; 52 Abs. 1 und 2, &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar.</p>
188,458
ovgnrw-2019-02-04-4-b-113718
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 B 1137/18
2019-02-04T00:00:00
2019-02-11T11:03:56
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0204.4B1137.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde des Antragstellers gegen die Versagung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes durch den Beschluss des Verwaltungsgerichts D&#252;sseldorf vom 12.7.2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 3.000,00 &#8364; festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Antragstellers ist unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat seinen Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung der Klage 3 K 4105/18 (VG D&#252;sseldorf) gegen die Ordnungsverf&#252;gung der Antragsgegnerin vom 27.4.2018 wiederherzustellen bzw. hinsichtlich der Zwangsmittelandrohung anzuordnen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">im Ergebnis zu Recht abgelehnt. Seine Begr&#252;ndung, bei der im Rahmen des &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung sei ma&#223;geblich zu ber&#252;cksichtigen, dass die Ordnungsverf&#252;gung der Antragsgegnerin nicht offensichtlich rechtswidrig sei, vielmehr alles f&#252;r ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit spreche, wird durch das Beschwerdevorbringen, auf dessen Pr&#252;fung der Senat nach &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO beschr&#228;nkt ist, nicht in Frage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Erm&#228;chtigungsgrundlage f&#252;r die Aufhebung der dem Antragsteller erteilten Geeignetheitsbest&#228;tigung vom 11.9.2009 ist zwar, wie der Antragsteller zutreffend einwendet, nicht &#167; 49 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwVfG NRW. Der fehlerhafte Widerruf der Geeignetheitsbest&#228;tigung ist jedoch als R&#252;cknahme mit Wirkung f&#252;r die Zukunft im Sinne des &#167; 48 Abs. 1 VwVfG NRW gerechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dabei ist davon auszugehen, dass die Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r das Bistro mit der Anschrift I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in I1.&#160;&#160;&#160; erteilt worden ist. Ob eine von einer Beh&#246;rde abgegebene Erkl&#228;rung eine Regelung im Sinne des &#167; 35 VwVfG NRW enth&#228;lt und welchen Inhalt diese hat, bestimmt sich nach den gem&#228;&#223; &#167;&#167; 133, 157 BGB f&#252;r die Auslegung von Willenserkl&#228;rungen geltenden Ma&#223;st&#228;ben. Danach ist anhand der im &#246;ffentlichen Recht entsprechend anwendbaren Auslegungsregel des &#167; 133 BGB nicht ma&#223;geblich, was die Beh&#246;rde bei ihrer Erkl&#228;rung gedacht hat (innerer Wille), sondern wie der B&#252;rger die Erkl&#228;rung unter Ber&#252;cksichtigung der ihm bekannten oder erkennbaren Umst&#228;nde bei objektiver Auslegung verstehen musste.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17.1.2019 &#8210; 4 E 779/18 &#8210;, juris, Rn. 10 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen der Auslegung einer solchen Willenserkl&#228;rung ist daher der wirkliche Wille des Erkl&#228;renden als eine &#8222;innere&#8220; Tatsache zu erforschen. Hat der Erkl&#228;rungsempf&#228;nger den wirklichen Willen des Erkl&#228;renden erkannt, so bestimmt dieser wirkliche Wille den Inhalt der Erkl&#228;rung, ohne dass es auf weiteres ankommt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 23.5.1986 &#8210; 8 C 5.85 &#8210;, NVwZ 1986, 1011 = juris, Rn. 22 f.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zwar hat die Antragsgegnerin ausweislich des Wortlautes des Bescheides vom 11.9.2009 antragsgem&#228;&#223; eine Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r ein Bistro mit der Anschrift I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in I1.&#160;&#160;&#160; erteilt. Der Erteilung war jedoch eine Nachtragsgenehmigung f&#252;r &#196;nderungen der Baugenehmigung zur Nutzung des Bistros als eigenst&#228;ndiger gastronomischer Betrieb unter der Anschrift I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 5.5.2009 vorangegangen. Unter der Anschrift I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in I1.&#160;&#160;&#160; werden dagegen unstreitig zwei Spielhallen und kein Bistro betrieben. In der Folgezeit und auch im Beschwerdeverfahren sind sowohl Antragsteller als auch Antragsgegnerin davon ausgegangen, dass sich die Geeignetheitsbest&#228;tigung auf das Bistro mit der Anschrift I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in I1.&#160;&#160;&#160; bezieht. Angesichts des &#252;bereinstimmenden Verst&#228;ndnisses der Beteiligten vom Inhalt und von der Bedeutung der Geeignetheitsbest&#228;tigung erlaubt eine nach &#167;&#160;133 BGB gebotene Auslegung nur den Schluss, die Antragsgegnerin habe &#8210; trotz einer Falschbezeichnung,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">vgl. zur Unbeachtlichkeit einer derartigen falsa demonstratio: BVerwG, Beschluss vom 5.7.2007 &#8210; 2 B 39.07 &#8210;, juris, Rn. 4, &#8210;</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">eine Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r das Bistro I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erteilt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ein Widerruf der Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r das Bistro I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in I1.&#160;&#160;&#160; nach &#167; 49 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwVfG kommt deshalb nicht in Betracht, weil der Antragsteller im Beschwerdeverfahren erstmals vorgetragen hat, dass die im Bistro angebotenen Speisen und Getr&#228;nke seit Inbetriebnahme des Bistros in der Spielhalle zubereitet werden (Seite 2, vierter Absatz, sowie Seite 3, f&#252;nfter Absatz des Schriftsatzes vom 15.8.2018), und die Antragsgegnerin bei einer Kontrolle vor Erteilung der Geeignetheitsbest&#228;tigung schon h&#228;tte erkennen k&#246;nnen, dass das Bistro nicht als Aufstellort f&#252;r Geldspielger&#228;te mit Gewinnm&#246;glichkeit geeignet sei (Seite 2, dritter Absatz des Schriftsatzes vom 23.10.2018). Diese Angabe ist seitens der Antragsgegnerin nicht widerlegt. Aus den Verwaltungsvorg&#228;ngen ergeben sich auch keine Anhaltspunkte daf&#252;r, dass im Bistro des Antragstellers jemals eigenst&#228;ndig Getr&#228;nke angeboten worden sein k&#246;nnten. Vielmehr hat sich die Antragsgegnerin bei der Bearbeitung des entsprechenden Antrags auf Erteilung der Geeignetheitsbest&#228;tigung nach einem Hinweis zur erforderlichen Erkennbarkeit als Bistro auf vom Antragsteller vorgelegte Lichtbilder zum Angebot von Getr&#228;nken im Bistro verlassen, die die bereits erfolgte Einrichtung eines Bistros nicht erkennen lie&#223;en. Eine Ortsbesichtigung oder anderweitige weitere Ermittlungen sind zu diesem Zeitpunkt nicht vorgenommen worden. Dem Bistro fehlte nach dem Vorbringen des Antragstellers mithin von Anfang an eine durch den Schankbetrieb gepr&#228;gte Nutzung, wie sie &#167; 33c Abs. 3 GewO in Verbindung mit &#167; 1 Abs. 1 SpielV f&#252;r die Best&#228;tigung der Geeignetheit einer R&#228;umlichkeit zum Aufstellen von Geldspielger&#228;ten vorsieht. Besteht dieser Mangel des Bistros von Anfang an, kommt ein Widerruf nach &#167; 49 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 VwVfG NRW nicht in Betracht. Danach ist ein Widerruf nur dann m&#246;glich, wenn die Beh&#246;rde auf Grund nachtr&#228;glich eingetretener Tatsachen berechtigt w&#228;re, den Verwaltungsakt nicht zu erlassen. Nachtr&#228;glich eingetretene Tatsachen liegen jedoch dann nicht vor, wenn die tats&#228;chlichen Voraussetzungen f&#252;r den Erlass des Verwaltungsakts von Anfang an fehlen und die Beh&#246;rde erst nachtr&#228;glich davon erf&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 19.9.2018 &#8210; 8 C 16.17 &#8210;, GewArch 2019, 24 = juris, Rn. 12 ff.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die fehlerhaft als Widerruf gewertete Aufhebung der Geeignetheitsbest&#228;tigung l&#228;sst sich jedoch in eine R&#252;cknahme der Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r die Zukunft nach &#167;&#160;48 Abs. 1 VwVfG NRW umdeuten. Als Akt der Rechtserkenntnis ist die Umdeutung auch im verwaltungsgerichtlichen Verfahren zul&#228;ssig, wenn den Beteiligten rechtliches Geh&#246;r gew&#228;hrt wurde.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 19.9.2018 &#8210; 8 C 16.17 &#8210;, GewArch 2019, 24 = juris, Rn. 24.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Einer gesonderten Anh&#246;rung zur Frage der Umdeutung bedurfte es nicht, weil der Antragsteller sich in seiner Beschwerdebegr&#252;ndung ausf&#252;hrlich mit der Problematik einer Umdeutung in vorliegendem Fall auseinandergesetzt, damit f&#252;r beide Beteiligte Gelegenheit zur Stellungnahme bestanden hat.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen der Umdeutung nach &#167; 47 Abs. 1 und 2 VwVfG NRW sind erf&#252;llt. Der Widerruf und die R&#252;cknahme sind auf das gleiche Ziel, die Aufhebung der dem Antragsteller erteilten Geeignetheitsbest&#228;tigung, gerichtet. Die R&#252;cknahme h&#228;tte von der Antragsgegnerin als zust&#228;ndiger Beh&#246;rde in der gleichen Verfahrensweise und in der gleichen Form verf&#252;gt werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Die Voraussetzungen des &#167; 48 Abs. 1 VwVfG NRW sind entgegen der Ansicht des Antragstellers ebenfalls erf&#252;llt. Nach den oben zitierten, nicht zu widerlegenden Angaben des Antragstellers waren die Voraussetzungen des &#167; 1 Abs. 1 Nr. 1 SpielV in dem Bistro I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in I1.&#160;&#160;&#160; von Anfang an nicht erf&#252;llt, mithin die Geeignetheitsbest&#228;tigung vom 11.9.2009 von Anfang an rechtswidrig. Auch die R&#252;cknahmefrist des &#167; 48 Abs. 4 VwVfG NRW ist eingehalten. Dabei kommt es nicht auf die zwischen den Beteiligten umstrittene Frage an, ob die Antragsgegnerin bereits bei der ersten Anh&#246;rung zum beabsichtigten Widerruf der Geeignetheitsbest&#228;tigung vom 17.3.2011 die vollst&#228;ndige Kenntnis der Entscheidungsgrundlagen hatte, so dass die Jahresfrist bereits im M&#228;rz 2012 abgelaufen gewesen sein k&#246;nnte. Im Rahmen der Umdeutung, die einen Akt der Rechtserkenntnis darstellt,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 18.1.2017 &#8210; 8 C 1.16 &#8210;, BVerwGE 157, 187 = juris, Rn. 17 f.,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">kann die Frist f&#252;r eine zul&#228;ssige R&#252;cknahme des Verwaltungsakts nicht zu laufen beginnen, bevor der zust&#228;ndige Amtswalter erf&#228;hrt, dass der Verwaltungsakt von Anfang an rechtswidrig war. Diese Kenntnis der urspr&#252;nglichen Rechtswidrigkeit der Geeignetheitsbest&#228;tigung ist erst mit Kenntnisnahme des Schriftsatzes des Antragstellers vom 15.8.2018 gegeben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;cknahme f&#252;r die Zukunft l&#246;st keine f&#252;r den Antragsteller ung&#252;nstigeren Rechtsfolgen aus als der fehlerhafte Widerruf der Geeignetheitsbest&#228;tigung (&#167; 47 Abs. 2 Satz 1 VwVfG NRW). Ebenso wie dieser beendet die R&#252;cknahme die Wirksamkeit der Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r drei Spielger&#228;te in dem Bistro des Antragstellers f&#252;r die Zukunft (&#167; 43 Abs. 2 VwVfG). Entgegen der Ansicht des Antragstellers l&#246;sen weder die R&#252;cknahme noch der Widerruf finanzielle Ausgleichsanspr&#252;che aus. Ein etwaiger finanzieller Ausgleichsanspruch ist im &#220;brigen nicht bei der Entscheidung &#252;ber die Aufhebung eines Verwaltungsaktes zu ber&#252;cksichtigen, bei der es prim&#228;r um die Wiederherstellung des rechtm&#228;&#223;igen Zustandes geht. In Bezug auf beg&#252;nstigende Verwaltungsakte, die nicht eine einmalige oder laufende Geldleistung oder teilbare Sachleistung gew&#228;hren oder hierf&#252;r Voraussetzung sind, hat der Gesetzgeber dem Gesichtspunkt des Vertrauensschutzes durch die Ausgleichsregelung in &#167; 48 Abs. 3 VwVfG NRW Rechnung getragen. Vor diesem Hintergrund ist in Fallgestaltungen, in denen &#8210; wie vorliegend &#8210; ausschlie&#223;lich wirtschaftliche Interessen des Beg&#252;nstigten betroffen sind und au&#223;ergew&#246;hnliche Umst&#228;nde, die eine andere Entscheidung m&#246;glich erscheinen lassen, weder geltend gemacht noch sonst ersichtlich sind, die Ermessensentscheidung der Beh&#246;rde in Richtung auf die R&#252;cknahme des Verwaltungsaktes ebenso "intendiert" wie beim Widerruf.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 10.11.2016 &#8210; 4 A 466/14 &#8210;, GewArch 2017, 157 = juris, Rn. 54 f., m. w. N., und Beschl&#252;sse vom 18.1.2017 &#8210; 4 A 1998/14 &#8210;, ZfWG 2017, 182 = juris, Rn. 8 f., m. w. N. sowie vom 15.12.2017 &#8210; 4 A 2519/16 &#8210;, juris, Rn. 10,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der Umdeutung steht deshalb auch &#167; 47 Abs. 3 VwVfG NRW nicht entgegen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dessen ungeachtet ist das Vertrauen des Antragstellers auf den Bestand der Geeignetheitsbest&#228;tigung nicht schutzw&#252;rdig. Nach &#167; 48 Abs. 3 Satz 2 in Verbindung mit Abs. 2 Satz 3 Nr. 2 VwVfG NRW besteht kein Anspruch auf Ausgleich eines Verm&#246;gensnachteils, weil der Antragsteller die Geeignetheitsbest&#228;tigung durch Angaben erwirkt hat, die in wesentlicher Beziehung zumindest unvollst&#228;ndig waren. Ausweislich der von ihm im Antragsverfahren auf den Hinweis, man m&#252;sse den Hauptzweck des Betreibens eines Bistros erkennen k&#246;nnen, vorgelegten Lichtbilder sollte das Bistro &#252;ber einen eigenst&#228;ndigen Verkauf von Hei&#223;- und Kaltgetr&#228;nken verf&#252;gen, wof&#252;r er als Beleg Bilder einer Kaffeemaschine und einer Getr&#228;nkekarte f&#252;r das &#8222;L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Cafe&#8220; beigef&#252;gt hatte. Erst mit Blick auf diesen Vortrag, unter Ber&#252;cksichtigung der Gewerbeanmeldung f&#252;r den Betrieb eines Bistros ohne Alkoholausschank/ohne eigene Speisenzubereitung und der Nachtragsgenehmigung der Nutzung des Bistros als eigenst&#228;ndiger gastronomischer Betrieb ist die Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r das Bistro ergangen. Eine eigenst&#228;ndige Bewirtung des Bistros hat jedoch nach den nunmehrigen Angaben des Antragstellers zu keinem Zeitpunkt tats&#228;chlich stattgefunden. Auf die Vorwerfbarkeit der unzul&#228;nglichen Angaben kommt es nach &#167; 48 Abs. 2 Satz 3 Nr. 2 VwVfG NRW nicht an. Es gen&#252;gt, dass sie objektiv unvollst&#228;ndig oder unrichtig waren.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die R&#252;cknahme f&#252;r die Zukunft widerspricht nicht der erkennbaren Absicht der Antragsgegnerin. Vielmehr hat diese bereits in dem Widerrufsbescheid im Rahmen einer Hilfserw&#228;gung ihre Befugnis auch zur R&#252;cknahme der Geeignetheitsbest&#228;tigung angef&#252;hrt und sowohl im Tenor als auch in der Begr&#252;ndung deutlich gemacht, dass sie rechtm&#228;&#223;ige Zust&#228;nde herbeif&#252;hren sowie den Jugend- und Spielerschutz gew&#228;hrleisten wollte. Eine R&#252;cknahme f&#252;r die Vergangenheit, wie sie &#167; 48 Abs. 1, Abs. 3 Satz 2 in Verbindung mit Abs. 2 Satz 3 und 4 VwVfG im Regelfall vorsieht, kam f&#252;r die Antragsgegnerin schon deshalb nicht in Betracht, weil sich die Schutzzwecke des &#167; 1 SpielV nicht r&#252;ckwirkend verwirklichen lassen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 19.9.2018 &#8210; 8 C 16.17 &#8210;, GewArch 2019, 24 = juris, Rn. 30.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 47 Abs. 1, 53 Abs. 2 Nr. 2 und 2, 52 Abs. 1 GKG und ber&#252;cksichtigt, dass Gegenstand des Beschwerdeverfahrens die Geeignetheitsbest&#228;tigung f&#252;r drei Spielger&#228;te ist.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#167; 152 Abs. 1 VwGO, 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs.&#160;3 Satz 3 GKG).</p>
188,457
vg-dusseldorf-2019-02-04-17-l-21119a
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
17 L 211/19.A
2019-02-04T00:00:00
2019-02-11T11:03:56
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0204.17L211.19A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die aufschiebende Wirkung der Klage 17 K 535/19.A gegen die in Ziffer 4 des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (Bundesamt) vom 15. Januar 2019 enthaltene Abschiebungsandrohung wird angeordnet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>beschlossen:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>Die aufschiebende Wirkung der Klage 17 K 535/19.A gegen die in Ziffer 4 des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (Bundesamt) vom 15. Januar 2019 enthaltene Abschiebungsandrohung wird angeordnet.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>Gem. &#167; 36 Abs. 4 Satz 1 AsylG darf die Aussetzung der Abschiebung nur angeordnet werden, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Bescheides bestehen. Dies ist der Fall. Die W&#252;rdigung des Bundesamtes im angefochtenen Bescheid, der Antragsteller besitze nicht die syrische Staatsangeh&#246;rigkeit, vermag nach diesem Ma&#223;stab nicht zu tragen. Der 1979 geborene Antragsteller gibt an, kurdischer Volkszugeh&#246;rigkeit zu sein und etwa 100km von der Stadt Hasaka entfernt aus dem syrischen Dorf B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu stammen. Er geh&#246;re der Personengruppe der Maktumin an und besitze eine wei&#223;e Dorfvorsteherbescheinigung. Er sei Bauer bzw. Sch&#228;fer gewesen und habe eine Kuh besessen. Einen festen Wohnsitz habe er nicht gehabt, er sei herumgezogen. Mit Geld habe er nicht so viel zu tun gehabt, deswegen k&#246;nne er keine syrischen Geldscheine benennen. Im Alter von etwa 17 Jahren sei ihm in einer Operation in der T&#252;rkei, wo seine Gro&#223;mutter, die in Qamishli geboren sei, gelebt habe, ein Hirntumor entfernt worden, dadurch leide er an Epilepsie. Diesen Befund best&#228;tigt ein Arztbrief des B1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -L.&#160;&#160;&#160;&#160; Krankenhauses in F.&#160;&#160;&#160;&#160; . Der beim Bundesamt zur Herkunft befragte Dolmetscher gab an, ihm sei eine genaue Zuordnung nicht m&#246;glich, der Antragsteller spreche teils mit syrischem, teils mit t&#252;rkischem Dialekt.</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>Vor dem Hintergrund der nachvollziehbaren Unsicherheiten &#252;ber die Herkunft des Antragstellers hat die Antragsgegnerin sodann (folgerichtig) einen Termin f&#252;r eine Sprach- und Textanalyse anberaumt, die auch am 11. Oktober 2016 erfolgte (Bl. 65 VV). Wie bei dieser Tatsachenlage dennoch der Einzelentscheider deutlich &#252;ber zwei Jahre sp&#228;ter aus eigener Anschauung, ohne das gutachterliche Ergebnis der von der Antragsgegnerin selbst eingeleiteten Sprachanalyse abzuwarten und eingedenk der Tatsache, dass der Antragsteller offenkundig ein nomadenartiges Leben als Bauer bzw. Sch&#228;fer gef&#252;hrt und einen lokal begrenzten, nicht bildungsorientierten Hintergrund hat sowie eingedenk einer fr&#252;heren Kopfoperation mit Entfernung eines Hirntumors und kognitiver Beeintr&#228;chtigungen, zu der &#220;berzeugung gelangen konnte, der Antragsteller sei kein Syrer, ist rechtlich nicht nachvollziehbar und begr&#252;ndet ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Bescheides.</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung der Kammer ist ein Einzelentscheider regelm&#228;&#223;ig nicht in der Lage, aus eigener Anschauung &#252;ber die streitgegenst&#228;ndliche Frage der Staatsangeh&#246;rigkeit eines die kurdische Volkszugeh&#246;rigkeit innehabenden Antragstellers aus dem arabischen Raum ohne Zuhilfenahme eines Sprachgutachtens mit hinreichender Sicherheit zu befinden (vgl. bereits Beschluss vom 14. Mai 2018 &#8211; 17 L 895/18.A &#8211;, juris). Das Sprachgutachten aufw&#228;ndig sind und oftmals die Gutachtenerstellung lange dauert, ist f&#252;r sich genommen kein Grund, von dieser Rechtsprechung abzuweichen.</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des gerichtskostenfreien Verfahrens (&#167;&#167; 154 Abs. 1 VwGO, 83b AsylG).</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 80 AsylG).</strong></p>
188,456
vg-dusseldorf-2019-02-04-17-kammer
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
17. Kammer
2019-02-04T00:00:00
2019-02-11T11:03:55
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0204.17KAMMER.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die aufschiebende Wirkung der Klage 17 K 535/19.A gegen die in Ziffer 4 des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (Bundesamt) vom 15. Januar 2019 enthaltene Abschiebungsandrohung wird angeordnet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>beschlossen:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>Die aufschiebende Wirkung der Klage 17 K 535/19.A gegen die in Ziffer 4 des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (Bundesamt) vom 15. Januar 2019 enthaltene Abschiebungsandrohung wird angeordnet.</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>Gem. &#167; 36 Abs. 4 Satz 1 AsylG darf die Aussetzung der Abschiebung nur angeordnet werden, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Bescheides bestehen. Dies ist der Fall. Die W&#252;rdigung des Bundesamtes im angefochtenen Bescheid, der Antragsteller besitze nicht die syrische Staatsangeh&#246;rigkeit, vermag nach diesem Ma&#223;stab nicht zu tragen. Der 1979 geborene Antragsteller gibt an, kurdischer Volkszugeh&#246;rigkeit zu sein und etwa 100km von der Stadt Hasaka entfernt aus dem syrischen Dorf B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu stammen. Er geh&#246;re der Personengruppe der Maktumin an und besitze eine wei&#223;e Dorfvorsteherbescheinigung. Er sei Bauer bzw. Sch&#228;fer gewesen und habe eine Kuh besessen. Einen festen Wohnsitz habe er nicht gehabt, er sei herumgezogen. Mit Geld habe er nicht so viel zu tun gehabt, deswegen k&#246;nne er keine syrischen Geldscheine benennen. Im Alter von etwa 17 Jahren sei ihm in einer Operation in der T&#252;rkei, wo seine Gro&#223;mutter, die in Qamishli geboren sei, gelebt habe, ein Hirntumor entfernt worden, dadurch leide er an Epilepsie. Diesen Befund best&#228;tigt ein Arztbrief des B1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -L.&#160;&#160;&#160;&#160; Krankenhauses in F.&#160;&#160;&#160;&#160; . Der beim Bundesamt zur Herkunft befragte Dolmetscher gab an, ihm sei eine genaue Zuordnung nicht m&#246;glich, der Antragsteller spreche teils mit syrischem, teils mit t&#252;rkischem Dialekt.</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>Vor dem Hintergrund der nachvollziehbaren Unsicherheiten &#252;ber die Herkunft des Antragstellers hat die Antragsgegnerin sodann (folgerichtig) einen Termin f&#252;r eine Sprach- und Textanalyse anberaumt, die auch am 11. Oktober 2016 erfolgte (Bl. 65 VV). Wie bei dieser Tatsachenlage dennoch der Einzelentscheider deutlich &#252;ber zwei Jahre sp&#228;ter aus eigener Anschauung, ohne das gutachterliche Ergebnis der von der Antragsgegnerin selbst eingeleiteten Sprachanalyse abzuwarten und eingedenk der Tatsache, dass der Antragsteller offenkundig ein nomadenartiges Leben als Bauer bzw. Sch&#228;fer gef&#252;hrt und einen lokal begrenzten, nicht bildungsorientierten Hintergrund hat sowie eingedenk einer fr&#252;heren Kopfoperation mit Entfernung eines Hirntumors und kognitiver Beeintr&#228;chtigungen, zu der &#220;berzeugung gelangen konnte, der Antragsteller sei kein Syrer, ist rechtlich nicht nachvollziehbar und begr&#252;ndet ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Bescheides.</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung der Kammer ist ein Einzelentscheider regelm&#228;&#223;ig nicht in der Lage, aus eigener Anschauung &#252;ber die streitgegenst&#228;ndliche Frage der Staatsangeh&#246;rigkeit eines die kurdische Volkszugeh&#246;rigkeit innehabenden Antragstellers aus dem arabischen Raum ohne Zuhilfenahme eines Sprachgutachtens mit hinreichender Sicherheit zu befinden (vgl. bereits Beschluss vom 14. Mai 2018 &#8211; 17 L 895/18.A &#8211;, juris). Das Sprachgutachten aufw&#228;ndig sind und oftmals die Gutachtenerstellung lange dauert, ist f&#252;r sich genommen kein Grund, von dieser Rechtsprechung abzuweichen.</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des gerichtskostenfreien Verfahrens (&#167;&#167; 154 Abs. 1 VwGO, 83b AsylG).</strong></p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 80 AsylG).</strong></p>
188,450
ovgni-2019-02-04-11-la-36618
{ "id": 601, "name": "Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht", "slug": "ovgni", "city": null, "state": 11, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
11 LA 366/18
2019-02-04T00:00:00
2019-02-11T11:03:47
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Braunschweig - Einzelrichter der 5. Kammer - vom 8. Juni 2018 wird abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Wert des Streitgegenstandes f&#252;r das Zulassungsverfahren wird auf 5.000 EUR festgesetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Zulassungsantrag des Kl&#228;gers, der auf die Zulassungsgr&#252;nde gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nrn. 1 bis 5 VwGO gest&#252;tzt wird, ist unbegr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Der Fortsetzungsfeststellungsklage des Kl&#228;gers liegt ein dem Kl&#228;ger am 29. Februar 2016 gegen 21.40 Uhr in der Innenstadt von B. erteilter Platzverweis eines Polizeibeamten der Beklagten zugrunde. In den Stunden zuvor (bis ca. 20.36 Uhr) fand an gleicher Stelle eine Kundgebung mit anschlie&#223;endem Aufzug der Gruppierung BRAGIDA statt, gegen deren Versammlung sich parallel eine station&#228;re Gegendemonstration der Partei Die Linke und des B&#252;ndnisses gegen Rechts unter dem Motto &#8222;Stoppt die rechte Gewalt&#8220; richtete, die um 20.40 Uhr endete. Wegen vereinzelt auftretender gewaltt&#228;tiger Aktionen von Demonstranten gegen Teilnehmer der Versammlung der BRAGIDA und gegen Polizeibeamte musste die Polizei gegen die ausge&#252;bte Gewalt einschreiten. Der Kl&#228;ger war vor Ort und fertigte mit einer Spiegelreflexkamera Bildaufnahmen vom Versammlungsgeschehen. Zur Sicherung von Beweismaterial im Hinblick auf ein m&#246;gliches strafbares Verhalten von Teilnehmern der Gegendemonstration forderte die Polizei den Kl&#228;ger gegen 20.30 Uhr auf, die SD-Karte seiner Kamera auszuh&#228;ndigen. Dieser Aufforderung kam der Kl&#228;ger nicht nach. Es erging eine polizeiliche Beschlagnahmeanordnung, der der Kl&#228;ger nicht freiwillig nachkam. Im Zuge der Durchsetzung der Anordnung kam es zu Handlungen des Kl&#228;gers, die der Verhinderung der Beschlagnahme dienten. Die Polizei gelangte in den Besitz der Kamera. Die SD-Karte wurde sp&#228;ter unter einem Einsatzfahrzeug der Polizei gefunden. Die Polizei nahm den Kl&#228;ger in ihre Dienststelle mit. Bei seiner Entlassung um 21.40 Uhr wurde ihm ein Platzverweis des Inhalts erteilt, die B. Innenstadt bis 23.00 Uhr desselben Tages nicht mehr zu betreten. Mit seiner Klage hat der Kl&#228;ger die Feststellung der Rechtswidrigkeit des Platzverweises begehrt. Die Klage hat das Verwaltungsgericht mit dem angegriffenen Urteil abgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die Berufung ist nicht wegen ernstlicher Zweifel an der Richtigkeit der angefochtenen Entscheidung zuzulassen (&#167; 124 Abs. 2 Nr.1 VwGO).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Ernstliche Zweifel sind nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts dann gegeben, wenn ein einzelner tragender Rechtssatz oder eine erhebliche Tatsachenfeststellung mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten in Frage gestellt wird. Daf&#252;r ist nicht erforderlich, dass bei der im Zulassungsverfahren allein m&#246;glichen summarischen &#220;berpr&#252;fung der Erfolg des Rechtsmittels wahrscheinlicher ist als der Misserfolg (vgl. hierzu BVerfG, Beschl. v. 21.12.2009 - 1 BvR 812/09 -, NJW 2010, 1062, juris, Rn. 16, m.w.N.). Weiter liegen ernstliche Zweifel an der Richtigkeit eines Urteils dann nicht vor, wenn lediglich einzelne Rechtss&#228;tze, tats&#228;chliche oder unterlassene Feststellungen zu Zweifeln Anlass geben, das Urteil aber im Ergebnis aus anderen Gr&#252;nden offensichtlich richtig ist (BVerwG, Beschl. v. 10.3.2004 -&#160;7&#160;AV 4/03&#160;-, NVwZ-RR 2004, 542, juris, Rn. 9). Dem Kl&#228;ger ist es mit der Begr&#252;ndung seines Zulassungsantrages nicht gelungen, erhebliche Tatsachenfeststellungen oder einen die Entscheidung tragenden Rechtssatz mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten in Frage zu stellen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Das Verwaltungsgericht hat mit zutreffenden Erw&#228;gungen das Vorliegen der Voraussetzungen zur Erteilung eines Platzverweises gegen den Kl&#228;ger bejaht. Rechtsgrundlage f&#252;r den Platzverweis ist &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 Nds. SOG. Nach dieser Vorschrift kann die Polizei zur Abwehr einer Gefahr jede Person vor&#252;bergehend von einem Ort verweisen oder ihr vor&#252;bergehend das Betreten eines Ortes verbieten. Der f&#252;r die Beklagte handelnde Polizeibeamte erteilte dem Kl&#228;ger am 29. Februar 2016 einen Platzverweis f&#252;r die B. Innenstadt. Hierbei handelt es sich um einen Verwaltungsakt, der den Anforderungen an die Bestimmtheit gen&#252;gt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger r&#252;gt, dass die gegen ihn angeordnete Ma&#223;nahme zu unbestimmt sei. Die Innenstadt sei nicht hinreichend umgrenzt. Eine Karte, der er die &#246;rtlichen Begrenzungen der Ma&#223;nahme h&#228;tte entnehmen k&#246;nnen, sei ihm nicht ausgeh&#228;ndigt worden. Ein Verwaltungsakt muss, um hinreichend bestimmt im Sinne des &#167; 1 Abs.&#160;1 NVwVfG i.V.m. &#167; 37 Abs. 1 VwVfG zu sein, zum einen den Adressaten in die Lage versetzen, zu erkennen, was von ihm gefordert wird, und zum anderen eine geeignete Grundlage f&#252;r Ma&#223;nahmen zu seiner zwangsweisen Durchsetzung darstellen. Im Einzelnen richten sich die Anforderungen an die notwendige Bestimmtheit eines Verwaltungsakts nach den Besonderheiten des jeweils anzuwendenden und mit dem Verwaltungsakt umzusetzenden materiellen Rechts. Der Regelungsgehalt eines Verwaltungsakts ist entsprechend &#167;&#167; 133, 157 BGB durch Auslegung zu ermitteln. Dabei ist der erkl&#228;rte Wille ma&#223;gebend, wie ihn der Empf&#228;nger bei objektiver W&#252;rdigung verstehen konnte. Bei der Ermittlung dieses objektiven Erkl&#228;rungswertes sind alle dem Empf&#228;nger bekannten oder erkennbaren Umst&#228;nde heranzuziehen (BVerwG, Urt. v. 16.10.2013 - 8 C 21/12 -, BVerwGE 148, 146, juris, Rn. 13 und 14).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die Bezeichnung der &#246;rtlichen Reichweite der hier ergangenen Anordnung (B. Innenstadt) gen&#252;gte den Anforderungen an deren Bestimmtheit. Ma&#223;gebend sind gerade bei m&#252;ndlichen polizeilichen Anordnungen, die ohne Verzug an Ort und Stelle getroffen werden m&#252;ssen, die konkreten Umst&#228;nde des Einzelfalles. Es kommt vor allem darauf an, wie der Betroffene die Ma&#223;nahme verstehen muss (Bayerischer VGH, Urt. v. 20.3.2001 - 24 B 99.2709 -, NVwZ 2001, 1291, juris, Rn. 49). F&#252;r den Kl&#228;ger als Adressaten der Anordnung war hinreichend deutlich, was von ihm verlangt wurde. Ob der Ansicht der Beklagten zu folgen ist, dass in B. die Innenstadt r&#228;umlich eindeutig durch die Grenzen des Stadtbezirks Nr. 131 festgelegt wird, kann in dem vorliegenden Verfahren auf sich beruhen. Der Kl&#228;ger hat der Annahme der Beklagten, er sei ein ortskundiger B., bei dem ein hinreichendes Vertrautsein mit den &#246;rtlichen Gegebenheiten und den Bezeichnungen der einzelnen Stadtteile vorauszusetzen sei, nicht widersprochen. Zudem enthalten die Verwaltungsvorg&#228;nge der Beklagten und auch der erstinstanzliche Schriftwechsel der Beteiligten keine Hinweise darauf, dass die r&#228;umliche Reichweite der Ma&#223;nahme f&#252;r den Kl&#228;ger unklar war. Schlie&#223;lich hat die Beklagte nachvollziehbar dargelegt, dass der handelnde Polizeibeamte dem Kl&#228;ger im Falle einer Nachfrage zum r&#228;umlichen Geltungsbereich die Reichweite der Anordnung erl&#228;utert h&#228;tte. Eine solche Nachfrage hat der Kl&#228;ger offenkundig nicht gestellt. Deshalb konnte der handelnde Polizeibeamte davon ausgehen, dass dem Kl&#228;ger die r&#228;umliche Reichweite der polizeilichen Anordnung bekannt war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Die Voraussetzungen eines Platzverweises liegen auch in materiell-rechtlicher Hinsicht vor. Der Kl&#228;ger wurde von einem Ort verwiesen. Mit dem Begriff des Ortes in &#167; 17 Abs.&#160;1 Satz 1 Nds. SOG wird ein engerer r&#228;umlicher Bereich umschrieben. Eine Beschr&#228;nkung auf ein Geb&#228;ude, auf eine Stra&#223;e oder auf einen Platz ist damit nicht verbunden. Je nach Gefahrenlage kann die Ma&#223;nahme auch einen dar&#252;berhinausgehenden Bereich betreffen. Ma&#223;geblich ist, welche Gefahr zu beseitigen ist. Hiernach richtet sich vorrangig die Ausdehnung des betroffenen Ortes (Waechter, in: BeckOK, Polizei- und Ordnungsrecht Niedersachsen, &#167; 17, Rn. 27). Daran gemessen erstreckt sich der dem Kl&#228;ger erteilte Platzverweis mit der Bezeichnung &#8222;B. Innenstadt&#8220; auf eine begrenzte &#214;rtlichkeit. Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r die polizeiliche Gefahrenabwehr waren die Ereignisse im Zuge der Versammlungen der BRAGIDA und der Partei Die Linke bzw. des B&#252;ndnisses gegen Rechts. Beide Veranstaltungen fanden in der Innenstadt B. statt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger beruft sich in diesem rechtlichen Zusammenhang ohne Erfolg auf eine Entscheidung des Senats (Senatsbeschl. v. 28.6.2013 - 11 LA 27/13 -, Nord&#214;R 2013, 416, juris), mit der eine erstinstanzliche Entscheidung im Zulassungsverfahren best&#228;tigt wurde, nach der sich ein auf der Grundlage von &#167; 17 Abs. 4 Satz 1 Nds. SOG ergangener Platzverweis in Gestalt eines Aufenthaltsverbots f&#252;r den gesamten Innenstadtbereich B. f&#252;r einen Zeitraum von 14 Stunden als rechtswidrig erwies. Der Kl&#228;ger ist der Auffassung, dass das Oberverwaltungsgericht mit diesem Beschluss den hier streitgegenst&#228;ndlichen &#246;rtlichen &#8222;Bereich&#8220; bereits als solchen im Sinne des &#167; 17 Abs. 4 Satz 1 Nds. SOG und nicht als &#8222;Ort&#8220; im Sinne des &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 Nds. SOG angesehen habe. Dieser Ansicht ist nicht zu folgen. Wie bereits ausgef&#252;hrt, ist der Ort, von dem verwiesen wird, unter Ber&#252;cksichtigung der Umst&#228;nde des Einzelfalls, insbesondere der Art, des Umfangs und der Dauer der zu beseitigenden Gefahr, festzulegen. Eine solche Einsch&#228;tzung kann unterschiedliche Ma&#223;nahmen nach &#167; 17 Nds. SOG nach sich ziehen. Abgesehen davon hat sich der Senat zu der von dem Kl&#228;ger aufgeworfenen Frage in dem zitierten Beschluss nicht ge&#228;u&#223;ert. Die auf das Zulassungsvorbringen der Beklagten in jenem Verfahren bezogenen Ausf&#252;hrungen des Gerichts betrafen nicht die r&#228;umliche Ausdehnung des Aufenthaltsverbots, sondern die Frage, ob die polizeiliche Prognose, der Kl&#228;ger werde in dem vom dem Aufenthaltsverbot umfassten Bereich Straftaten begehen, zutreffend war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Das Verwaltungsgericht hat zu Recht angenommen, dass aus der ma&#223;geblichen ex-ante-Betrachtung des handelnden Polizeibeamten (vgl. hierzu: BVerwG, Urt. v. 26.2.1974 - I C 31.72 -, BVerwGE 45, 51, juris, Rn. 38) von dem Kl&#228;ger eine konkrete Gefahr im Sinne des &#167; 2 Nr. 1 Buchst. a Nds. SOG ausging, die bef&#252;rchten lie&#223;, dass durch das Verhalten des Kl&#228;gers die polizeiliche Arbeit im Zuge des nachlaufenden Einsatzes der Polizei nach Beendigung der beiden Versammlungen gest&#246;rt wird. Zum Schutzgut der &#246;ffentlichen Sicherheit geh&#246;ren auch staatliche Einrichtungen, die sowohl in ihrem Bestand als auch in ihrem Funktionieren Schutz genie&#223;en. Wenn Dritte eine polizeiliche Ma&#223;nahme st&#246;ren oder behindern, stellt dies eine konkrete Gefahr f&#252;r das Funktionieren einer staatlichen Einrichtung und damit f&#252;r die &#246;ffentliche Sicherheit dar (OVG Rheinland-Pfalz, Urt. v. 27.3.2014 - 7 A 10993/13 -, juris, Rn. 29; Denninger, in: Lisken/Denninger, Handbuch des Polizeirechts, 5. Auflage 2012, D Rn. 22 und 25).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Nach den Feststellungen des Verwaltungsgerichts hat sich der Kl&#228;ger kurz vor der Erteilung des Platzverweises geweigert, die beschlagnahmte Kamera samt Speichermedium herauszugeben und sich dabei in einer Weise verhalten, die einen k&#246;rperlichen Einsatz von zwei Polizeibeamten erforderte, um die Anordnung durchzusetzen. Der Kl&#228;ger habe deutlich zu erkennen gegeben, dass er sich weigere, der polizeilichen Anordnung auf Herausgabe des Speichermediums Folge zu leisten. Sein Verhalten, die Speicherkarte aus der Kamera zu nehmen und auf den Boden zu werfen, demonstriere deutlich den Willen, die T&#228;tigkeit der Polizei an diesem Tage zu behindern.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Der Einwand des Kl&#228;gers, er habe das von dem Verwaltungsgericht festgestellte Verhalten bestritten, so dass das Verwaltungsgericht nicht auf dieser Tatsachenbasis habe entscheiden d&#252;rfen, &#252;berzeugt nicht. Der Kl&#228;ger hat im erstinstanzlichen Verfahren die Darstellung des Verlaufs der Durchsetzung der Beschlagnahmeanordnung durch die Beklagte als falsch zur&#252;ckgewiesen und darauf verwiesen, dass die Vernehmung der eingesetzten Polizeibeamten im Rahmen des gegen ihn anh&#228;ngigen strafgerichtlichen Verfahrens wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte abzuwarten sei. Das Verwaltungsgericht hat sich ausweislich der Urteilsgr&#252;nde bei der Beurteilung des entscheidungserheblichen Sachverhalts ma&#223;geblich auf die zeugenschaftlichen Aussagen der am 29. Februar 2016 vor Ort eingesetzten Polizeibeamten im strafgerichtlichen Prozess gegen den Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung des Amtsgerichts B. am 16. Mai 2017 gest&#252;tzt. Das Ergebnis dieser Zeugenaussagen durfte das Verwaltungsgericht im Rahmen seiner &#220;berzeugungsbildung verwerten, ohne eine erneute Beweisaufnahme durchzuf&#252;hren. Die Aussagen sind nachvollziehbar und widerspruchsfrei und werden zudem vom Kl&#228;ger im Zulassungsverfahren nicht angegriffen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Soweit der Kl&#228;ger geltend macht, dass ihm die (durch die Zeugenaussagen) vermittelte Tatsachenbasis teilweise unbekannt gewesen sei, greift dieser Einwand ebenfalls nicht durch. Der Kl&#228;ger und sein Prozessbevollm&#228;chtigter waren in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Amtsgericht anwesend und haben die Aussagen der Polizeibeamten und deren Protokollierung verfolgt. Die Aussagen der Polizeibeamten waren dem Kl&#228;ger daher durchaus bekannt. Ob dem Kl&#228;ger die Sitzungsniederschrift vom 16. Mai 2017 vom Amtsgericht &#252;bermittelt wurde, ist f&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Rechtsstreits unerheblich. Ebensowenig kommt es darauf an, ob dem Kl&#228;ger bekannt geworden ist, dass das Verwaltungsgericht die Akte des strafgerichtlichen Verfahrens beigezogen hat. Nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen hat der Kl&#228;ger von dem Inhalt der Zeugenaussagen der Polizeibeamten Kenntnis gehabt. Der hiesigen Gerichtsakte ist zudem zu entnehmen, dass die Beklagte einen Schriftsatz vom 13. Juli 2017 vorgelegt hat, dem neben der Kopie eines Anschreibens der aktenf&#252;hrenden Staatsanwaltschaft an die Beklagte als Anlage eine Kopie der amtsgerichtlichen Sitzungsniederschrift vom 16. Mai 2017 beigef&#252;gt war. Ausweislich einer Verf&#252;gung des Berichterstatters vom 20.&#160;Juli 2017 wurde der Schriftsatz der Beklagten an den Prozessbevollm&#228;chtigten des Kl&#228;gers zur Kenntnis und Stellungnahme weitergeleitet. Un&#252;blich w&#228;re es, wenn diese &#220;bermittlung ohne die beiden Anlagen erfolgt w&#228;re.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Angesichts der vorstehenden Feststellungen des Verwaltungsgerichts, die die von der Polizei angeordneten Ma&#223;nahmen tragen, kann auf sich beruhen, ob auch die weiteren vom erstinstanzlichen Gericht angef&#252;hrten Tatsachen f&#252;r die Gefahrenprognose heranzuziehen sind. Gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Platzverweises spricht nicht, dass die Ma&#223;nahme 70 Minuten nach der Beschlagnahme und rund 60 Minuten nach dem Ende der Versammlungen erteilt wurde. Um 21.40 Uhr befanden sich noch ca. 15 Teilnehmer der Gegendemonstration in unmittelbarer N&#228;he des Kundgebungsortes und erwarteten den Kl&#228;ger, der zu diesem Zeitpunkt aus der Polizeidienststelle entlassen wurde. Da es zuvor w&#228;hrend der beiden Versammlungen zu t&#228;tlichen Auseinandersetzungen gekommen war, die nach den polizeilichen Feststellungen auch von Teilnehmern der Gegendemonstration ausgingen, und sich auch nach dem Ende beider Veranstaltungen noch Demonstranten beider Lager in der Innenstadt aufhielten, bestand jedenfalls um 21.40 Uhr noch die Gefahr, dass der Kl&#228;ger die polizeiliche Arbeit, die mit der Beendigung der Versammlungen noch nicht abgeschlossen war, behindert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger wurde auch vor&#252;bergehend des Ortes verwiesen. Der Platzverweis war zeitlich auf 80 Minuten begrenzt. Der Platzverweis war nach der Begr&#252;ndung des Verwaltungsgerichts auch verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Hiergegen hat der Kl&#228;ger in der Zulassungsbegr&#252;ndung nichts vorgetragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Die Zulassungsr&#252;ge gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 VwGO ist unbegr&#252;ndet. Besondere tats&#228;chliche Schwierigkeiten weist die Rechtssache nach den vorstehenden Ausf&#252;hrungen zu &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO nicht auf.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Die Grundsatzr&#252;ge (&#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO) des Kl&#228;gers greift ebenfalls nicht durch. Grunds&#228;tzliche Bedeutung hat eine Rechtssache dann, wenn sich darin eine entscheidungserhebliche Rechts- oder Tatsachenfrage von &#252;ber den Einzelfall hinausgehender Bedeutung stellt, die bisher in der Rechtsprechung noch nicht gekl&#228;rt ist und daher im Interesse der Einheit, der Fortbildung oder der einheitlichen Auslegung und Anwendung des Rechts der Kl&#228;rung durch das Rechtsmittelgericht bedarf. Diesen Anforderungen gen&#252;gt die von dem Kl&#228;ger erhobene R&#252;ge nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;ger h&#228;lt die Frage f&#252;r grunds&#228;tzlich bedeutsam,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">was einen Bereich im Sinne des &#167; 17 Abs. 4 Satz 1 Nds. SOG von einem Ort im Sinne des &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 Nds. SOG unterscheidet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Diese Frage ist nicht grunds&#228;tzlich bedeutsam. Soweit sie sich auf die Vorschrift des &#167;&#160;17 Abs. 4 Satz 1 Nds. SOG bezieht, ist sie nicht entscheidungserheblich, weil im vorliegenden Verfahren allein die Voraussetzungen des &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 Nds. SOG streitgegenst&#228;ndlich sind. Soweit die Frage die Auslegung des Begriffes &#8222;Ort&#8220; in &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 Nds. SOG betrifft, sind allgemeing&#252;ltige Aussagen, die &#252;ber die Ausf&#252;hrungen zu dem Zulassungsgrund des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO hinausgehen, nicht m&#246;glich, weil die r&#228;umliche Ausdehnung des Ortes von den Umst&#228;nden des Einzelfalls abh&#228;ngt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Die Voraussetzungen einer Divergenzr&#252;ge nach &#167; 124 Abs. 2 Nr. 4 VwGO hat der Kl&#228;ger ebenfalls nicht dargelegt. Der Kl&#228;ger macht geltend, dass das Urteil des Verwaltungsgerichts hinsichtlich der Einordnung der gesamten Innenstadt von Braunschweig als Ort im Sinne des &#167; 17 Abs. 1 Satz 1 Nds. SOG statt als Bereich im Sinne des &#167; 17 Abs. 4 Satz 1 Nds. SOG von der Entscheidung des Senats vom 28. Juni 2013 (- 11 LA 27/13 -, a.a.O., juris) abweiche. Eine Divergenz ist nur dann gegeben, wenn mit dem Zulassungsantrag ein inhaltlich bestimmter, die angefochtene Entscheidung tragender abstrakter Rechtssatz benannt wird, mit dem das Verwaltungsgericht einem in der zitierten Entscheidung des Senats aufgestellten, dieselbe Rechtsfrage betreffenden tragenden Rechtssatz in Anwendung derselben Rechtsvorschrift widersprochen hat. Einen solchen Rechtssatz benennt der Kl&#228;ger in der Zulassungsbegr&#252;ndung weder ausdr&#252;cklich noch konkludent.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Die Verfahrensr&#252;ge des Kl&#228;gers gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nr. 5 VwGO ist unbegr&#252;ndet. Das Verwaltungsgericht hat weder seine Amtsaufkl&#228;rungspflicht gem&#228;&#223; &#167; 86 Abs. 1 VwGO noch seine Hinweispflicht nach &#167; 86 Abs. 3 VwGO verletzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Zu Unrecht macht der Kl&#228;ger geltend, das Verwaltungsgericht sei seiner Pflicht zur Amtsermittlung nicht nachgekommen, weil es ohne weitere Beweisaufnahme davon ausgegangen sei, dass er durch sein Verhalten polizeiliche Ma&#223;nahmen gest&#246;rt habe, obwohl er ein solches Verhalten bestritten habe. Ein Gericht verletzt seine Pflicht zur ersch&#246;pfenden Sachverhaltsaufkl&#228;rung grunds&#228;tzlich dann nicht, wenn es von einer Beweiserhebung absieht, die ein anwaltlich vertretener Beteiligter nicht ausdr&#252;cklich beantragt hat und die sich dem Gericht auch nicht aufdr&#228;ngen musste (BVerwG, Beschl. v. 10.10.2013 - 10 B 19.13 -, juris, Rn. 3). Der anwaltlich vertretene Kl&#228;ger hat einen f&#246;rmlichen Beweisantrag im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht nicht gestellt. Dem erstinstanzlichen Gericht musste sich auch nicht eine Beweiserhebung aufdr&#228;ngen. Im verwaltungsgerichtlichen Prozess entscheidet das Gericht &#252;ber die Art der heranzuziehenden Beweismittel und den Umfang der Beweisaufnahme im Rahmen seiner Pflicht zur Sachverhaltsermittlung von Amts wegen nach Ermessen. Mit der Pflicht zur Amtsermittlung - und auch mit dem Grundsatz der materiellen Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme nach &#167;&#160;96 Abs.&#160;1 VwGO - ist es vereinbar, dass das Verwaltungsgericht die am Vorfallstag eingesetzten Polizeibeamten nicht selbst vernommen hat, sondern sich auf deren Zeugenaussagen im Strafprozess gegen den Kl&#228;ger gest&#252;tzt hat. Es h&#228;ngt von der jeweiligen prozessualen Situation ab, ob ein mittelbares Beweismittel ausreicht oder ob das unmittelbare Beweismittel zu nutzen ist. Danach k&#246;nnen auch in einem anderen gerichtlichen Verfahren protokollierte Aussagen ausreichen (OVG Nordrhein-Westfalen, Beschl. v. 23.1.2014 - 16 A 242/10 -, juris, Rn. 10; Rixen, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5. Aufl. 2018, &#167; 86, Rn. 39; Kopp/ Schenke, VwGO, 24. Aufl. 2018, &#167; 96, Rn. 5). Dass hier ausnahmsweise eine erneute Zeugenvernehmung der Polizeibeamten, etwa zur Gewinnung eines pers&#246;nlichen Eindrucks, erforderlich gewesen ist, macht der Kl&#228;ger mit seiner Zulassungsbegr&#252;ndung nicht geltend. Zudem hatten der Kl&#228;ger und sein Prozessbevollm&#228;chtigter Gelegenheit, den im strafgerichtlichen Prozess vernommenen Polizeibeamten im Verhandlungstermin vor dem Amtsgericht erg&#228;nzend Fragen zur ihren Wahrnehmungen zu stellen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Das angegriffene Urteil ist keine der Hinweispflicht des Gerichts gem&#228;&#223; &#167; 86 Abs. 3 VwGO widersprechende unzul&#228;ssige &#220;berraschungsentscheidung. Eine den Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r verletzende &#220;berraschungsentscheidung liegt nur vor, wenn das Gericht auf eine rechtliche Sichtweise oder auf eine bestimmte Bewertung des Sachverhalts abstellt, mit der auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Verlauf des Verfahrens unter Ber&#252;cksichtigung der Vielfalt vertretbarer Rechtsauffassungen nicht zu rechnen brauchte (BVerwG, Beschl. v.13.1.2009 - 9 B 64.08 -, juris). Nach Ansicht des Kl&#228;gers ist das Urteil &#252;berraschend gewesen, weil das Verwaltungsgericht ohne rechtlichen Hinweis angenommen habe, dass er sich st&#246;rend verhalten habe, obwohl er diesen Sachverhalt bestritten habe. Die unterschiedlichen Bewertungen des hier streitgegenst&#228;ndlichen Geschehens, das zur Erteilung des Platzverweises gegen den Kl&#228;ger f&#252;hrte, waren Gegenstand der Er&#246;rterungen der Beteiligten sowohl in den gewechselten Schrifts&#228;tzen im gerichtlichen Verfahren als auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Verwaltungsgericht. Es konnte den Kl&#228;ger daher nicht &#252;berraschen, dass das Verwaltungsgericht seine &#220;berzeugung auf der ihm von den Beteiligten vermittelten Tatsachenbasis gewonnen hat. Eine Hinweispflicht in Bezug auf die beabsichtigte W&#252;rdigung des Prozessstoffes bestand f&#252;r das Verwaltungsgericht nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=MWRE190000493&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
180,231
ovgnrw-2019-02-04-6-a-201218a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 A 2012/18.A
2019-02-04T00:00:00
2019-02-07T14:18:34
2019-02-13T12:21:03
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0204.6A2012.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Zulassungsgr&#252;nde lassen sich den Ausf&#252;hrungen auf den Seiten 2 bis 15 (bis III.) der Antragsschrift nicht entnehmen. Sie geben lediglich den Sachverhalt sowie erstinstanzliche Schrifts&#228;tze wieder.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Antragsvorbringen zeigt nicht auf, dass die sodann (ab Seite 15 unten) allein geltend gemachte Geh&#246;rsverletzung (&#167; 78 Abs. 3 Nr. 3 AsylG i. V. m. &#167;&#160;138 Nr. 3 VwGO) vorliegt. Der Kl&#228;ger beruft sich darauf, sein Anspruch auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs sei dadurch missachtet worden, dass wegen der zu Unrecht erfolgten Versagung von Prozesskostenhilfe sein Prozessbevollm&#228;chtigter nicht in der m&#252;ndlichen Verhandlung f&#252;r ihn aufgetreten und so die Stellung von Beweisantr&#228;gen unm&#246;glich gemacht worden sei. Damit wird kein Verfahrensfehler dargelegt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Zwar kann der Anspruch eines Kl&#228;gers auf rechtliches Geh&#246;r gem&#228;&#223; Art. 103 Abs. 1 GG, &#167; 108 Abs. 2 VwGO dadurch verletzt werden, dass ihm in rechtswidriger Weise Prozesskostenhilfe vorenthalten und er dadurch um die M&#246;glichkeit anwaltlichen Beistandes gebracht wird mit der Folge, dass dies als Geh&#246;rsversto&#223; dem angefochtenen Urteil anhaftet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 23. Oktober 2006 - 6 B 29.06 -, juris Rn. 5 f.; OVG NRW, Beschluss vom 12.&#160;M&#228;rz 2008 - 13 A 2643/07.A -, juris Rn. 22; Bay.VGH, Beschluss vom 20. September 2017 &#8209;&#160;15&#160;ZB 17.31105 -, juris Rn. 6.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dass die Voraussetzungen vorliegen, wird mit dem Zulassungsantrag nicht dargelegt. Dies gilt schon deshalb, weil der Kl&#228;ger auch nach der Ablehnung des Prozesskostenhilfeantrags - bis heute - durchgehend durch seinen bevollm&#228;chtigten Rechtsanwalt vertreten war. Dieser hat das Mandat nicht niedergelegt, sondern vielmehr vor der m&#252;ndlichen Verhandlung, zu der er unter Hinweis auf die Versagung von Prozesskostenhilfe nicht erschienen ist, noch umfangreich vorgetragen. Es ist nicht erkennbar, dass angesichts dessen auch im Termin eine anwaltliche Vertretung geboten gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu diesem Ma&#223;stab OVG NRW, Beschluss vom 12. M&#228;rz 2008 - 13 A 2643/07.A -, a. a. O., Rn. 22.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Mit der Antragsbegr&#252;ndung wird auch nicht dargelegt, welche Beweisantr&#228;ge der Prozessbevollm&#228;chtigte bei Anwesenheit gestellt h&#228;tte, etwa welche konkreten Fragen ungeachtet des von ihm bereits vorgelegten Erkenntnismaterials aus seiner Sicht noch weiterer Aufkl&#228;rung bedurft h&#228;tten. Das Zulassungsvorbringen richtet sich vielmehr im Stile einer Berufungsschrift gegen die W&#252;rdigung des Verwaltungsgerichts, wegen der vorgetragenen Aktivit&#228;ten f&#252;r die Partei &#8222;Ahwazi Democratic Popular Front&#8220; sei der Kl&#228;ger bei einer R&#252;ckkehr in den Iran keiner mit einem Verfolgungsgrund verkn&#252;pften Verfolgungshandlung ausgesetzt. Dem setzt dieser seine eigene Auffassung entgegen, er werde als Mitglied einer verbotenen Partei als Bedrohung des iranischen Staates angesehen; auf eine hervorgehobene T&#228;tigkeit komme es nicht an.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO, &#167; 83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 80 AsylG).</p>
188,463
ovgnrw-2019-02-01-13-a-333218a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
13 A 3332/18.A
2019-02-01T00:00:00
2019-02-11T11:03:59
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0201.13A3332.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Arnsberg vom 18.&#160;Juni&#160;2018 wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht wegen des allein geltend gemachten Verfahrensfehlers der Verletzung rechtlichen Geh&#246;rs nach &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG i.V.m. &#167;&#160;138 Nr.&#160;3 VwGO zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">1. Eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r (Art.&#160;103 Abs. 1 GG) ergibt sich nicht dadurch, dass das Verwaltungsgericht die in der m&#252;ndlichen Verhandlung gestellten Beweisantr&#228;ge mit der Begr&#252;ndung abgelehnt hat, die zum Beweis gestellten Tatsachen, n&#228;mlich</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#8222;dass die polizeiliche Anzeige vom 28. November 2017 gegen&#252;ber der Staatsanwaltschaft in der Provinz Kapisa echt ist&#8220;, und</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">&#8222;dass es in Afghanistan &#252;blich ist, dass die entsprechenden Vordrucke bei der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde erworben werden k&#246;nnen, durch eine amtliche Person aufgenommen und sodann bei der zust&#228;ndigen Staatsanwaltschaft abgegeben werden&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">k&#246;nnten als wahr unterstellt werden.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r bietet grunds&#228;tzlich keinen Schutz gegen Entscheidungen des Gerichts, die das Vorbringen eines Beteiligten aus Gr&#252;nden des formellen oder materiellen Rechts ganz oder teilweise unber&#252;cksichtigt lassen. Die Ablehnung einer beantragten Beweiserhebung verletzt das rechtliche Geh&#246;r nur dann, wenn sie im ma&#223;geblichen Prozessrecht keinerlei St&#252;tze mehr findet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 10. August 2015 - 5 B 48.15 -, juris, Rn. 10, und vom 8. M&#228;rz 2006 - 1 B 84.05 -, juris, Rn. 7; OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 16.&#160;Mai 2018 - 13 A 1190/18.A -, juris, Rn. 4 f., vom 18.&#160;Januar 2018 - 13 A 3298/17.A -, juris, Rn. 10 f., und vom 14.&#160;Juli 2017 &#8209;&#160;13 A 1277/17.A -, juris, Rn.&#160;11&#160;f.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Ablehnung eines Beweisantrags durch Wahrunterstellung setzt voraus, dass die behauptete Beweistatsache im Folgenden so behandelt wird, als w&#228;re sie wahr (vgl. &#167;&#160;244 Abs.&#160;3 Satz&#160;2 a.E. StPO). Dies kommt regelm&#228;&#223;ig nur f&#252;r nicht entscheidungs-erhebliche Behauptungen in Frage. Das Gericht darf sich im weiteren Verlauf nicht in Widerspruch zu den als wahr unterstellten Annahmen setzen und muss sie ohne inhaltliche Einschr&#228;nkung so behandeln, als w&#228;ren sie nachgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl.&#160;BVerwG, Beschluss vom 3. Dezember 2012 &#8211; 2 B 32.12 &#8211;, juris Rn.&#160;12 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Echtheit der Urkunde und der angegebene &#252;bliche Verfahrensablauf bei Erstattung einer Strafanzeige waren ausgehend vom ma&#223;geblichen Standpunkt des Verwaltungsgerichts nicht entscheidungserheblich. Der Kl&#228;ger f&#252;hrt insbesondere an, die Wahrunterstellung der Echtheit der Urkunde und des zum Beweis gestellten Verfahrensablaufs erstrecke sich auf die &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit der Staatsanwaltschaft in Kapisa f&#252;r den Entf&#252;hrungsfall seiner Tochter. Deshalb habe das Verwaltungsgericht seine Angaben &#252;ber die Entf&#252;hrung der Tochter nicht mit der Feststellung in Zweifel ziehen d&#252;rfen, dass seine Ortsangaben &#8211; Kabul als damaliger Wohnort der Familie einerseits und Kapisa als erst nachtr&#228;glich benannter Ort der Entf&#252;hrung andererseits &#8211; nicht nachvollziehbar seien. Indes kommt es auf die Ortsangaben nicht an. Das Gericht hat den Vortrag des Kl&#228;gers &#252;ber die (angebliche) Entf&#252;hrung seiner Tochter unabh&#228;ngig von dessen Ortsangaben mit selbstst&#228;ndig tragender Begr&#252;ndung auch deshalb f&#252;r nicht glaubhaft gehalten, weil sie im Zusammenhang mit der bereits nicht glaubhaft dargelegten vorangegangenen Bedrohung seiner Person gestanden haben solle. Lediglich &#8222;abgesehen davon&#8220; geht es auf die Angaben des Kl&#228;gers zum Ort der Entf&#252;hrung ein (Urteilsabdruck S. 13).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Stellte sich das Vorbringen des Kl&#228;gers zur Entf&#252;hrung seiner Tochter nach dem ma&#223;geblichen Standpunkt des Verwaltungsgerichts auch ungeachtet der Angaben zum Entf&#252;hrungsort als unglaubhaft dar, war das Gericht aufgrund der Wahrunterstellung der mit Blick auf den Entf&#252;hrungsort unter Beweis gestellten Tatsachen nicht gehalten, die vom Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung angef&#252;hrte durch die Entf&#252;hrung begr&#252;ndete Drucksituation zu dessen Gunsten zu ber&#252;cksichtigen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch im &#220;brigen hat der Kl&#228;ger einen Widerspruch zu den als wahr unterstellten Annahmen nicht aufgezeigt. Mit der Wahrunterstellung der Echtheit der Urkunde und des angegebenen &#252;blichen Verfahrensablaufs ist &#252;ber die Nachvollziehbarkeit seiner Angaben zum Ort der Entf&#252;hrung und erst recht &#252;ber die vorgetragene Entf&#252;hrung als solche nichts gesagt. Sein dar&#252;ber hinaus erhobener Einwand, das Gericht habe nicht zugrunde legen d&#252;rfen, dass es in Afghanistan in erheblichem Umfang echte Dokumente wahren Inhalts gebe, weil sich als Ergebnis der beantragten Beweiserhebung h&#228;tte ergeben k&#246;nnen, dass das Dokument echt sei, zeigt einen Widerspruch zu der als wahr unterstellten Echtheit der Anzeige ebenfalls nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">2. Soweit der Kl&#228;ger geltend macht, das Verwaltungsgericht habe sein Vorbringen bez&#252;glich seiner T&#228;tigkeit f&#252;r die Firma &#8222;U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; bzw. f&#252;r die NATO &#8211; unter Verletzung der prozessualen F&#252;rsorgepflicht &#8211; als pauschal und unsubstantiiert in Zweifel gezogen, ohne diese Zweifel in der m&#252;ndlichen Verhandlung durch gezielte Fragen und Vorhalte erkennen zu lassen, hat er eine Verletzung seines Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r nach Art.&#160;103 Abs. 1 GG ebenfalls nicht aufgezeigt.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Insbesondere hat das Verwaltungsgericht dem Kl&#228;ger insoweit nicht unter dem Gesichtspunkt einer unzul&#228;ssigen &#220;berraschungsentscheidung das rechtliche Geh&#246;r versagt. Eine den Anspruch auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs konkretisierende gerichtliche Hinweispflicht zur Vermeidung einer &#220;berraschungsentscheidung besteht nur dann, wenn auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Prozessverlauf nicht mit einer bestimmten Bewertung seines Sachvortrags durch das Verwaltungsgericht zu rechnen braucht. Dabei ist aber zu ber&#252;cksichtigen, dass aus dem in Art. 103 Abs. 1 GG verb&#252;rgten Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs grunds&#228;tzlich keine Hinweis- oder Aufkl&#228;rungspflicht in Bezug auf die Rechtsansicht des Gerichts folgt und dass das Gericht auch nicht verpflichtet ist, bereits in der m&#252;ndlichen Verhandlung das m&#246;gliche oder voraussichtliche Ergebnis der Sachverhalts- oder Beweisw&#252;rdigung bekannt zu geben, weil sich die tats&#228;chliche und rechtliche Einsch&#228;tzung regelm&#228;&#223;ig erst aufgrund der abschlie&#223;enden Entscheidungsfindung nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung ergibt. Dagegen kann von einer &#220;berraschungsentscheidung nicht gesprochen werden, wenn das Gericht Tatsachen, zu denen sich die Beteiligten &#228;u&#223;ern konnten, in einer Weise w&#252;rdigt, die nicht den subjektiven Erwartungen eines Prozessbeteiligten entsprechen oder von ihm f&#252;r unrichtig gehalten werden.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschluss vom 29. Mai 1991 - 1 BvR 1383/90 -, juris, Rn. 7; BVerwG, Beschl&#252;sse vom 2.&#160;Mai 2017 - 5 B 75.15 D -, juris, Rn.&#160;11, und vom 28.&#160;Mai 2015 - 1 B 22.15 u.a. -, juris, Rn. 3; OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 15. Februar 2018 - 13 A 342/18.A -, juris, Rn. 6, und vom 17. Oktober 2017 &#8209;&#160;13 A 2346/17.A -, juris, Rn. 3, jeweils m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Art. 103 Abs. 1 GG begr&#252;ndet keine Verpflichtung des Verwaltungsgerichts, auf Unstimmigkeiten und Widerspr&#252;che hinzuweisen und eigene Nachforschungen durch weitere Fragen anzustellen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 15. Februar 2018 - 13 A 342/18.A -, juris, Rn. 14, vom 11. Januar 2017 - 13 A 2220/16.A - , juris, Rn. 6 f. m.w.N., und vom 6. Juni 2016 - 13 A 1882/15.A -, juris, Rn. 28 ff.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Es entspricht vielmehr st&#228;ndiger h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa BVerwG, Beschluss vom 25. August 2015 &#8209;&#160;1 B 40.15 -, juris, Rn. 14,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">dass der Betroffene im Rahmen seiner individuellen M&#246;glichkeiten gehalten ist, schl&#252;ssige, nachvollziehbare und substantiierte Angaben zu seinem Verfolgungsschicksal zu machen. Von dieser dem Asylbewerber obliegenden Mitwirkungspflicht dispensiert die Hinweispflicht des &#167; 86 Abs. 3 VwGO nicht, denn diese dient nicht der Auff&#252;llung von L&#252;cken und Defiziten im Vorbringen des Asylbewerbers, sondern nur der Unterst&#252;tzung des Asylbewerbers bei der Wahrnehmung seiner Mitwirkungspflicht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 15. August 2003 - 1 B 107.03, 1 PKH 28.03 -, juris, Rn. 5; OVG NRW, Beschluss vom 15. Februar 2018 - 13 A 342/18.A -, juris, Rn. 16 ff.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Auch ist die R&#252;ge der Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs nicht geeignet, eine &#8211; vermeintlich &#8211; fehlerhafte Feststellung und Bewertung des Sachverhalts einschlie&#223;lich seiner rechtlichen W&#252;rdigung oder eine &#8211; vermeintlich &#8211; fehlerhafte Rechtsauffassung zu beanstanden.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschluss vom 22. November 2005 - 2 BvR 1090/05 -, juris, Rn. 26; OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 9. Januar 2017 - 13 A 1801/16.A -, juris, Rn. 3, vom 8. Mai 2015 - 13 A 949/15.A -, juris, Rn. 3 f., und vom 18. September 2014 - 13 A 1019/14.A -, juris, Rn. 7 f., jeweils m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Hiervon ausgehend bestehen keine Anhaltspunkte f&#252;r eine Verletzung des rechtlichen Geh&#246;rs. Das Verwaltungsgericht hat keine Anforderungen an den Sachvortrag gestellt, mit denen der Kl&#228;ger nicht rechnen musste. Es hat den Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu seiner T&#228;tigkeit f&#252;r die Firma U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bzw. die NATO &#8211; insbesondere zu deren Ort und Dauer &#8211; befragt. Dabei war es nicht gehalten, den Versuch zu unternehmen, durch gezielte Nachfragen weitere Details in Erfahrung zu bringen. Eine andere Bewertung ergibt sich nicht unter Ber&#252;cksichtigung der vom Kl&#228;ger angef&#252;hrten Rechtsprechung, insbesondere des Beschlusses der 1. Kammer des Zweiten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 22. Juli 1996 &#8211; 2 BvR 1416/94 &#8211;,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">NVwZ-Beilage 1997, 11 (13).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die dort angef&#252;hrten besonderen Umst&#228;nde des Einzelfalls sind mit der prozessualen Situation des Kl&#228;gers im erstinstanzlichen Verfahren nicht vergleichbar.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen wendet sich der Kl&#228;ger in dieser Hinsicht im Kern gegen die Sachverhaltsw&#252;rdigung durch das Verwaltungsgericht, womit er den Verfahrensmangel eines Geh&#246;rsversto&#223;es nicht begr&#252;nden kann.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">3. Auch die weitere R&#252;ge des Kl&#228;gers, das Verwaltungsgericht habe seine Einw&#228;nde gegen die Verwertbarkeit der Anh&#246;rungsniederschrift des Bundesamts nicht zur Kenntnis genommen, sondern die Niederschrift aus einem lediglich formalen Grund f&#252;r verwertbar gehalten, f&#252;hrt nicht zur Zulassung der Berufung nach &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG i.V.m. &#167;&#160;138 Nr.&#160;3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Das verfassungsrechtlich aus Art. 103 Abs. 1 GG folgende Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs gibt einem Prozessbeteiligten das Recht, alles aus seiner Sicht Wesentliche vortragen zu k&#246;nnen, und verpflichtet das Gericht, dieses Vorbringen zur Kenntnis zu nehmen und in seine Entscheidungserw&#228;gungen einzustellen. Art. 103 Abs. 1 GG ist allerdings grunds&#228;tzlich erst dann verletzt, wenn sich im Einzelfall klar ergibt, dass das Gericht tats&#228;chliches Vorbringen eines Beteiligten entweder &#252;berhaupt nicht zur Kenntnis genommen oder bei seiner Entscheidung nicht erwogen hat. Das Gericht ist hingegen nicht gehalten, den Ausf&#252;hrungen eines Beteiligten in der Sache zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschluss vom 22. November 2005 - 2 BvR 1090/05 -, juris, Rn. 26; OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 9. Januar 2017 - 13 A 1801/16.A -, juris, Rn. 3, vom 8. Mai 2015 - 13 A 949/15.A -, juris, Rn. 3 f., und vom 18. September 2014 - 13 A 1019/14.A -, juris, Rn. 7 f., jeweils m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vorliegend hat sich das Verwaltungsgericht mit den vom Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung erhobenen Einw&#228;nden gegen die Richtigkeit des Anh&#246;rungsprotokolls auseinandergesetzt. Aus dem Umstand, dass es die Einw&#228;nde auf Seite 14 der Urteilsgr&#252;nde nicht ausdr&#252;cklich wiedergegeben und im Ergebnis nicht f&#252;r durchgreifend erachtet hat, l&#228;sst sich nicht schlie&#223;en, dass es diese nicht zur Kenntnis genommen und gew&#252;rdigt hat. Das Gericht muss den Vortrag des Kl&#228;gers nicht in jedem Detail in den Entscheidungsgr&#252;nden w&#252;rdigen. Auch ist es nicht gehalten, der Einsch&#228;tzung des Kl&#228;gers zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">4. Schlie&#223;lich ist auch das Vorbringen des Kl&#228;gers bez&#252;glich der Feststellungen des Verwaltungsgerichts zu den erhaltenen Drohbriefen nicht geeignet, die Zulassung der Berufung wegen einer Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r zu begr&#252;nden. Auch in dieser Hinsicht wendet sich der Kl&#228;ger gegen die Sachverhalts- und Beweisw&#252;rdigung des Gerichts. Sein Vorbringen ist dem sachlichen Recht und nicht der Frage nach der Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs zuzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO, &#167; 83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 80 AsylG).</p>
188,462
ovgnrw-2019-02-01-7-b-136018
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 B 1360/18
2019-02-01T00:00:00
2019-02-11T11:03:58
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0201.7B1360.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Beschluss des Verwaltungsgerichts M&#252;nster vom 30.8.2018 wird ge&#228;ndert. Die aufschiebende Wirkung der bei dem Verwaltungsgericht M&#252;nster anh&#228;ngigen Klage - 2 K 7095/17 - gegen die Baugenehmigung der Antragsgegnerin vom 30.10.2017 (Aktenzeichen: 63-01008/2016) wird angeordnet.</p> <p>Die Antragsgegnerin und die Beigeladene tragen die Kosten des Verfahrens beider Rechtsz&#252;ge jeweils zur H&#228;lfte; ihre au&#223;ergerichtlichen Kosten tragen sie jeweils selbst.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r beide Instanzen auf 5.000 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde, mit der der Antragsteller seinen erstinstanzlichen Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner bei dem Verwaltungsgericht M&#252;nster anh&#228;ngigen Klage - 2 K 7095/17 - gegen die der Beigeladenen durch die Antragsgegnerin erteilte Baugenehmigung vom 30.10.2017 f&#252;r das Vorhaben des sog. H.-centers weiterverfolgt, ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist zul&#228;ssig. Insbesondere ist der Antragsteller, der Sondereigent&#252;mer einer in der N&#228;he der geplanten Zufahrt zu dem Vorhaben gelegenen Wohnung ist, unstreitig antragsbefugt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist auch begr&#252;ndet. In Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 Satz&#160;1 VwGO bzw. &#167;&#160;80a Abs.&#160;3 Satz&#160;2 i.V.m. &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 Satz&#160;1 VwGO entscheidet das Gericht auf der Grundlage einer eigenen Abw&#228;gung der widerstreitenden Vollzugs- und Suspensivinteressen. Wesentliches Element dieser Interessenabw&#228;gung ist die Beurteilung der Erfolgsaussichten des Rechtsbehelfs in der Hauptsache, die dem Charakter des Eilverfahrens entsprechend nur aufgrund einer summarischen Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage erfolgen kann. Ist es nicht m&#246;glich, die Erfolgsaussichten des Rechtsbehelfs in der Hauptsache wenigstens summarisch zu beurteilen, so sind allein die einander gegen&#252;berstehenden Interessen unter Ber&#252;cksichtigung der mit der Anordnung oder Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung einerseits und deren Ablehnung andererseits verbundenen Folgen zu gewichten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa BVerwG, Beschluss vom 22.3.2010 - 7 VR 1.10 -, juris, und Beschluss vom 16.9.2014 - 7 VR 1.14 -, BRS 82 Nr. 226 = BauR 2015, 252.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Danach f&#228;llt die Interessenabw&#228;gung zu Gunsten des Antragstellers aus. Entgegen der Annahme des Verwaltungsgerichts &#252;berwiegen die Erfolgsaussichten der Klage - 2 K 7095/17 -. Der Antragsteller kann voraussichtlich auf der Grundlage des &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3, Abs. 3, Abs. 1 b) des Gesetzes &#252;ber erg&#228;nzende Vorschriften zu Rechtsbehelfen in Umweltangelegenheiten nach der EG-Richtlinie 2003/35/EG - in der Fassung vom 23.8.2017 (BGBl. I. S. 3290) - Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz (UmwRG) die Aufhebung oder jedenfalls die Feststellung der Rechtswidrigkeit und Nichtvollziehbarkeit der Baugenehmigung der Antragsgegnerin vom 30.10.2017 f&#252;r das sog. H.&#8209;center verlangen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">&#167; 4 UmwRG ist hier anwendbar. Nach &#167; 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 UmwRG ist das Gesetz u. a. auf Rechtsbehelfe gegen Zulassungsentscheidungen im Sinne des &#167; 2 Abs. 6 des Gesetzes &#252;ber die Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit von Vorhaben (UVPG) anzuwenden, f&#252;r die nach diesem Gesetz eine Pflicht zur Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung bestehen kann. Darunter f&#228;llt die Baugenehmigung, die der Beigeladenen am 30.10.2017 f&#252;r ihr Vorhaben erteilt worden ist. Es handelt sich um eine Zulassungsentscheidung nach &#167; 2 Abs. 6 Nr. 1 UVPG, n&#228;mlich eine Genehmigung &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit eines Vorhabens, die in einem Verwaltungsverfahren getroffen wird. Das Vorhaben war nach Anl. 1 Ziff. 18.8., 18.6 zum UVPG einer allgemeinen Vorpr&#252;fung des Einzelfalls zu unterwerfen. Nach Lage der Dinge musste eine allgemeine Vorpr&#252;fung der Umweltvertr&#228;glichkeit wegen der vorhabenbedingten erheblichen Umweltauswirkungen durch den zu erwartenden Verkehr eine Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fungspflicht ergeben. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens f&#252;r den auf das Vorhaben der Beigeladenen bezogenen Bebauungsplan Nr. wurde ausweislich der Planbegr&#252;ndung eine Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung als Umweltpr&#252;fung (vgl. &#167; 2 Abs. 4 BauGB) durchgef&#252;hrt. Auf diese Pr&#252;fung der Umweltvertr&#228;glichkeit im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens hat sich die Antragsgegnerin auch in der im gerichtlichen Verfahren vorgelegten Entscheidung vom 21.6.2018 &#252;ber den Antrag auf Aussetzung der Vollziehung unter Hinweis auf &#167; 50 Abs. 1 Satz&#160;2 UVPG gest&#252;tzt, und ausgef&#252;hrt, einer f&#252;r die bauaufsichtliche Zulassung des Vorhabens bestehenden Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fungspflicht sei damit gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es liegt zwar kein Fehler im Sinne von &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 Nrn. 1 und 2 UmwRG, aber mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit ein anderer Verfahrensfehler im Sinne von &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 UmwRG vor. Die Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung gen&#252;gt unter Ber&#252;cksichtigung der besonderen Umst&#228;nde des vorliegenden Einzelfalls in einem wesentlichen Bereich nicht den Anforderungen des &#167; 16 Abs. 1 und 3 UVPG in Verbindung mit Anlage 4 Nr. 3. Dort wird entsprechend den Vorgaben der Richtlinie 2011/92/EU vom 13.12.2011 - UVP-Richtlinie (vgl. Art. 5 Abs. 1, Anhang IV Nr. 3 und 4) und der Richtlinie 2001/42/EG vom 27.6.2001 - des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates - Plan-UP-Richtlinie (Art. 5, Anhang I b)) bestimmt, dass der UVP-Bericht als Zusammenfassung des Ergebnisses der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung bzw. Umweltpr&#252;fung auch den Zustand der Umwelt ohne Durchf&#252;hrung des in Rede stehenden Vorhabens (Basisszenario) darstellen soll; dies ist Grundlage f&#252;r die Prognose, inwieweit das in Rede stehende Vorhaben zu erheblichen Umweltauswirkungen f&#252;hrt. Eine ordnungsgem&#228;&#223;e Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung erfasst danach mithin nicht nur die zus&#228;tzlichen Auswirkungen eines Vorhabens auf die Umwelt. Sie hat auch die bestehenden Vorbelastungen der ma&#223;geblichen Umweltbereiche, wie etwa die m&#246;glichen Umweltauswirkungen durch bestehende Anlagen oder andere am Standort vorhandene Quellen in den Blick zu nehmen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 23.10.2017 - 8 B 709/17 -, juris; BVerwG, Beschluss vom 25.4.2018 - 9 A 16.16 -, DVBl. 2018, 1426; Mitschang, in: Schink/Reidt/Mitschang, Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fungsgesetz, Umweltrechtsbehelfsgesetz, Kommentar, &#167; 50 UVPG, Rn. 51 und 61.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Diese Anforderungen sind hier nicht erf&#252;llt. Aus den Gr&#252;nden des rechtskr&#228;ftigen Senatsurteils vom 12.4.2018 - 7 D 53/16.NE -, juris, ist die Verkehrsl&#228;rmvorbelastung auf dem I. im Bereich des Vorhabens unzureichend ermittelt worden. Die vorgelegte Verkehrsprognose und dementsprechend der Umweltbericht bzw. UVP-Bericht gingen unter anderem f&#252;r den Prognosehorizont 2018 davon aus, dass die Belastung des I1. bei Realisierung des H.&#8209;centers nicht &#252;ber 15.600 Kfz t&#228;glich steigt; dem lag die Annahme zugrunde, dass kein Verkehr von der U.-T.-Stra&#223;e auf den I. verlagert werde, weil diese Stra&#223;e weiterhin zur Verf&#252;gung stehe. Die nach der Vorlage des Umweltberichts und vor Erteilung der Baugenehmigung erfolgte Sperrung der U.&#8209;T.&#8209;Stra&#223;e h&#228;tte unter den hier gegebenen Umst&#228;nden zu einer erneuten &#220;berpr&#252;fung und Bewertung der l&#228;rmbedingten Auswirkungen des Vorhabens und zu einer &#196;nderung der Angaben im Umweltbericht f&#252;hren m&#252;ssen, weil nach dem vorliegenden schalltechnischen Bericht bereits im Prognose-Nullfall f&#252;r das Jahr 2018 aus den Verkehrsbelastungen des I1. Beurteilungspegel deutlich &#252;ber 70 dB(A) erwartet wurden. Dies h&#228;tte zudem auch eine erneute Beteiligung der &#214;ffentlichkeit nach &#167; 22 UVPG erfordert. Dabei handelt es sich auch im Sinne der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">vgl. etwa BVerwG, Urteil vom 28.11.2017 - 7 A 17.12 -, NVwZ 2018, Beilage 1 Nr. 29,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">um einen Fehler der &#228;u&#223;eren Ordnung des Verfahrens. Er betrifft nicht den durch materiell-rechtliche Vorgaben gesteuerten Prozess der Willens- und Entscheidungsbildung, sondern in dem strukturierten Verfahren der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung die Phase der Informationsgewinnung im Vorfeld der Sachentscheidung. Entgegen der Einsch&#228;tzung der Beigeladenen geht es hier mithin um einen Verfahrensfehler und nicht um inhaltliche M&#228;ngel der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung. Im &#220;brigen ist die Vorschrift im Lichte der Rechtsprechung des Gerichtshofs der&#160;Europ&#228;ischen Union (EuGH) auszulegen. Der Gesetzgeber hat in &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nr.&#160;3 UmwRG die Rechtsprechung des EuGH in der sog. Altrip-Entscheidung, EuGH, Urteil vom 7.11.2013 - Rs. C-72/12 - umsetzen wollen (vgl. BT&#8209;Drs. 18/5927, S.&#160;9 f.). Darin stellte der EuGH fest, dass die Mitgliedstaaten daran gehindert seien, ihre nationalen Vorschriften zur Umsetzung der Richtlinie allein auf die Anfechtung wegen des Unterbleibens einer Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung zu beschr&#228;nken. Der Ausschluss ihrer Anwendbarkeit in dem Fall, dass eine Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung zwar durchgef&#252;hrt wurde, aber mit - unter Umst&#228;nden schwerwiegenden - Fehlern behaftet sei, w&#252;rde den Bestimmungen der Richtlinie &#252;ber die Beteiligung der &#214;ffentlichkeit weitgehend ihre praktische Wirksamkeit nehmen. Ein solcher Ausschluss liefe dem in der Richtlinie verfolgten Ziel zuwider, einen weiten Zugang zu den Gerichten zu gew&#228;hren. Dieses Ziel ist in Art. 11 Abs. 3 der Richtlinie 2011/92/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13. Dezember 2011 &#252;ber die Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung bei bestimmten &#246;ffentlichen und privaten Projekten (ABl. L 26/1 vom 28. Januar 2012) normiert. Der EuGH f&#252;hrte weiterhin aus, dass es Sache des betreffenden Gerichts oder der betreffenden Stelle sei, u. a. den Grad der Schwere des geltend gemachten Fehlers zu ber&#252;cksichtigen und dabei insbesondere zu pr&#252;fen, ob dieser Fehler der betroffenen &#214;ffentlichkeit eine der Garantien genommen habe, die geschaffen worden seien, um ihr im Einklang mit den Zielen der Richtlinie Zugang zu Informationen und die Beteiligung am Entscheidungsprozess zu erm&#246;glichen. Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Rechtsprechung darf &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nr.&#160;3 b) UmwRG nicht dahingehend missverstanden werden, dass ein Verfahrensfehler nach seinem Intensit&#228;tsgrad einem faktischen Totalausfall der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung gleichkommen muss. Bei einem solch restriktiven Verst&#228;ndnis liefe die Nr.&#160;3 im Ergebnis weitgehend leer und w&#252;rde den dargestellten Vorgaben des EuGH nicht gerecht. Dieser hat vielmehr gerade zum Ausdruck gebracht, dass es nicht gen&#252;gt, einen Aufhebungsanspruch nur f&#252;r die F&#228;lle einzur&#228;umen, in denen eine Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nicht stattgefunden hat. Ein derart enges Verst&#228;ndnis w&#252;rde den Bestimmungen der Richtlinie 2011/92/EU (bzw. fr&#252;her der Richtlinie 85/337/EWG) &#252;ber die Beteiligung der &#214;ffentlichkeit weitgehend ihre praktische Wirksamkeit nehmen und damit im Sinne der Rechtsprechung des EuGH ihrem Zweck zuwiderlaufen. Schweregrad und Intensit&#228;t des von &#167;&#160;4 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nr.&#160;3 UmwRG erfassten Verfahrensfehlers werden weiter durch den Buchstaben c) konkretisiert. Danach muss der Verfahrensfehler &#8222;der betroffenen &#214;ffentlichkeit die M&#246;glichkeit der gesetzlich vorgesehenen Beteiligung am Entscheidungsprozess genommen&#8220; haben. Die vergleichbare individualbezogene (vgl. die Gesetzesbegr&#252;ndung in BT&#8209;Drs. 18/5927, S.&#160;10 f.) Formulierung sieht &#167;&#160;4 Abs.&#160;3 Satz&#160;2 UmwRG vor, der regelt, wann eine nat&#252;rliche Person im Sinne von &#167;&#160;4 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 Nr.&#160;1 UmwRG die Aufhebung einer Entscheidung verlangen kann. Die gesetzliche Formulierung verk&#252;rzt allerdings die zitierte Aussage des EuGH. Dieser spricht nicht davon, dass der Fehler die Beteiligungsm&#246;glichkeit am Entscheidungsprozess genommen haben muss, sondern dass &#8222;eine der Garantien genommen&#8220; wird, die dazu dient, den Zugang zu Informationen und die Beteiligung am Entscheidungsprozess zu erm&#246;glichen. Der EuGH bringt damit zum Ausdruck, dass bestimmte (inhaltliche) Garantien eingehalten werden m&#252;ssen, um die Voraussetzung f&#252;r einen Zugang zu Informationen sowie eine (ausreichende) Beteiligung am Entscheidungsprozess zu schaffen. Die Garantien k&#246;nnen etwa darin bestehen, dass bestimmte grundlegende Anforderungen an die Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung eingehalten werden, damit der Beteiligte eine hinreichende Grundlage f&#252;r seine Beteiligung hat. Wird dem Beteiligten eine Verfahrensgarantie in diesem Sinne genommen, leidet das Verfahren an einem besonders schwerwiegenden Fehler, bei dem davon auszugehen ist, dass er Einfluss auf die Zulassungsentscheidung hatte und dementsprechend einen Aufhebungsanspruch begr&#252;ndet. Die Bestimmung der Schwere eines Fehlers hat sich demnach an den nach Unionsrecht einzuhaltenden Garantien zu orientieren, etwa an den Vorgaben des Art. 5 Abs. 3 der Richtlinie 2011/92/EU f&#252;r die vom Projekttr&#228;ger vorzulegenden Angaben. Darin werden bestimmte grundlegende Mindestanforderungen an die Umweltvertr&#228;glichkeitsuntersuchung verlangt. Hierzu geh&#246;ren unter anderem die notwendigen Angaben zur Feststellung und Beurteilung der Hauptauswirkungen, die das Projekt voraussichtlich auf die Umwelt haben wird. Ein Mangel hinsichtlich dieser Mindestanforderungen ist nach seiner Art und Schwere einem Unterbleiben der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung (Nr.&#160;1) oder der &#214;ffentlichkeitsbeteiligung (Nr.&#160;2) grunds&#228;tzlich gleichzustellen, wenn der Beteiligte nur eingeschr&#228;nkt in der Lage war, sich am Entscheidungsprozess zu beteiligen. Das bedeutet umgekehrt, dass es f&#252;r einen Aufhebungsanspruch regelm&#228;&#223;ig nicht gen&#252;gt, wenn lediglich einzelne Aspekte der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nicht mit einer hinreichenden Tiefe ermittelt, einzelne Angaben fehlerhaft, Unterlagen unzureichend oder Bewertungen fragw&#252;rdig sind. Die &#214;ffentlichkeitsbeteiligung dient gerade dazu, derartige Fehler oder Unzul&#228;nglichkeiten der Gutachten oder der zu Grunde liegenden Untersuchungen aufzusp&#252;ren und gegebenenfalls Einwendungen zu erheben, damit die Defizite behoben werden. Sie w&#228;re nach ihrem Sinn und Zweck entbehrlich, wenn eine in jeder Hinsicht fehlerfreie Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung Voraussetzung f&#252;r eine rechtm&#228;&#223;ige &#214;ffentlichkeitsbeteiligung w&#228;re. Ob eine Verk&#252;rzung des Verfahrensrechts in diesem Sinne vorliegt, ist eine Frage des Einzelfalls.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 20.2.2018 - 8 B 840/17 -, NWVBl. 2018, 295, m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Der Verfahrensmangel ist danach auch nach Art und Schwere mit den in &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 Nrn. 1 und 2 UmwRG genannten F&#228;llen vergleichbar. Er f&#252;hrt im vorliegenden Einzelfall zu einem Ausfall eines hier wesentlichen Teils der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung im Sinne der vorgenannten Grunds&#228;tze. Die Problematik des vorhabenbedingten Verkehrsl&#228;rms vor dem Hintergrund einer hohen Vorbelastung war eine wesentliche Frage im Rahmen der planerischen Konfliktbew&#228;ltigung. Die Verkehrsl&#228;rmvorbelastung zur Tagzeit lag f&#252;r eine Vielzahl von Anwohnern am I. in H&#246;he des Vorhabens, u. a. auch f&#252;r den Antragsteller, schon auf der Grundlage der Feststellungen der Antragsgegnerin, die Gegenstand des Normenkontrollverfahrens - 7 D 53/16.NE - waren, in einem Bereich, der nach den Ma&#223;st&#228;ben der Rechtsprechung die Schwelle der Gesundheitsgefahr erreicht bzw. &#252;berschreitet. Verkehrsl&#228;rm, der den Wert von 70 dB(A) tags deutlich &#252;berschreitet, ist grunds&#228;tzlich nicht mehr zumutbar. Dieser Wert markiert die Schwelle gesundheitsgef&#228;hrdender L&#228;rmbelastung.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa OVG NRW, Beschluss vom 26.4.2018 - 7 B 1459/17.NE -, BauR 2018, 1084; Urteil vom 26.11.2018 - 10 D 35/16.NE -, m. w. N. sowie BVerwG, Beschluss vom 25.4.2018 - 9 A 16.16 -, DVBl. 2018, 1426.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Mangel des Verfahrens im Sinne des &#167; 4 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 UmwRG ist bislang nicht geheilt worden. Die Antragsgegnerin hat auf Anfrage des Senats im Beschwerdeverfahren mitgeteilt, die Durchf&#252;hrung eines erg&#228;nzenden Verfahrens zum Bebauungsplan sei eingeleitet, die Abw&#228;gungsmaterialien w&#252;rden derzeit aktualisiert, um damit in eine erneute &#214;ffentlichkeits- und Beh&#246;rdenbeteiligung zu gehen. Nach dem Vorbringen der Beigeladenen im Beschwerdeverfahren warten die von ihr beauftragten Gutachter auf aktualisierte Verkehrszahlen der Antragsgegnerin, diese h&#228;tten bislang nicht erstellt werden k&#246;nnen, weil der zust&#228;ndige Mitarbeiter innerhalb der Verwaltung der Antragsgegnerin wegen eines Verkehrsunfalls im Sommer mehrere Monate ausgefallen sei. Dem hat Antragsgegnerin im Beschwerdeverfahren nicht widersprochen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Es erscheint aus den genannten Gr&#252;nden damit zugleich nicht zweifelhaft, dass gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 3 Satz 2 i.V.m. Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 UmwRG dem Antragsteller durch den Verfahrensfehler die M&#246;glichkeit der gesetzlich vorgesehenen Beteiligung am Entscheidungsprozess genommen wurde. Dem steht nicht die Erw&#228;gung des Verwaltungsgerichts im angefochtenen Beschluss entgegen, der Antragsteller habe im Bebauungsplanaufstellungsverfahren w&#228;hrend der &#214;ffentlichkeitsbeteiligung die M&#246;glichkeit gehabt, sich am Entscheidungsprozess zu beteiligen, die gleiche M&#246;glichkeit habe er im Rahmen des eingeleiteten erg&#228;nzenden Verfahrens der Heilung des Bebauungsplans. Der Verweis auf die M&#246;glichkeit der Beteiligung im 2015 abgeschlossenen, an einem schwerwiegenden Fehler leidenden Planaufstellungsverfahren w&#252;rde aus den genannten Gr&#252;nden im Sinne der Rechtsprechung des EuGH den Bestimmungen der Richtlinie &#252;ber die Beteiligung der &#214;ffentlichkeit weitgehend ihre praktische Wirksamkeit nehmen, weil der Antragsteller w&#228;hrend der Offenlage im Fr&#252;hjahr 2015 keine Veranlassung hatte, zu den ma&#223;geblichen Ver&#228;nderungen der tats&#228;chlichen Gegebenheiten Stellung zu nehmen, die erst Mitte Dezember 2015 eintraten. Die etwaige M&#246;glichkeit im Rahmen des eingeleiteten erg&#228;nzenden Verfahrens Stellung zu nehmen, ist f&#252;r das vorliegende Verfahren nicht relevant. Zweck der gesetzlichen Regelung ist es, die Beteiligung des Betroffenen vor der Zulassung des der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung unterworfenen Vorhabens zu sichern.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 4 Abs. 3 Satz 1 UmwRG gilt Abs. 1 auch f&#252;r den unstreitig zul&#228;ssigen Rechtsbehelf des Antragstellers. Die Berufung auf &#167; 4 UmwRG ist dem Antragsteller entgegen der Annahme der Beigeladenen nicht deshalb verwehrt, weil er gegen den Vorbescheid vom 4.5.2016 keinen Rechtsbehelf eingelegt hat. Der Vorbescheid traf keine abschlie&#223;ende Regelung zu den durch das Vorhaben vor dem Hintergrund der Vorbelastung durch unzumutbaren Verkehrsl&#228;rm aufgeworfenen Fragen der Bew&#228;ltigung der L&#228;rmimmissionsproblematik. Die positive Beurteilung der planungsrechtlichen Zul&#228;ssigkeit des Vorhabens beschr&#228;nkte sich auf den dargestellten Umfang. Im Text des Vorbescheids und auch den durch gr&#252;nen Zugeh&#246;rigkeitsstempel zum Gegenstand der Feststellung gemachten Anlagen finden sich keine konkreten Angaben zum Umfang der vorhabenbedingten L&#228;rmimmissionen bzw. ihrer Beurteilung vor dem Hintergrund der bestehenden Vorbelastung durch Verkehrsl&#228;rm. Soweit sich in den Nebenbestimmungen einzelne Regelungen mit immissionsschutzrechtlichem Bezug finden, sollten damit ersichtlich nur solche Betriebsweisen ausgeschlossen werden, deren immissionsschutzrechtliche Unvertr&#228;glichkeit f&#252;r die Antragsgegnerin bereits feststand, ohne dass damit eine positive Feststellung im &#220;brigen verbunden gewesen w&#228;re. Danach kann dahin stehen, ob der Vorbescheid &#252;berhaupt gegen&#252;ber dem Antragsteller Wirkung erlangt hat; dies erscheint zweifelhaft, weil der Vorgang der Antragsgegnerin nur die &#220;bersendung der ersten vier von insgesamt sechs Seiten des Vorbescheids und eines verkleinerten Ausschnitts des Lageplans dokumentiert. Schlie&#223;lich ist auch fraglich, ob eine Bestandskraft des Vorbescheids den Anspruch nach &#167; 4 UmwRG &#252;berhaupt ausschlie&#223;en k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu etwa OVG NRW, Urteil vom 17.6.2014 - 2 A 1434/13 u. a. -, BRS 82 Nr. 116 = BauR 2014, 1900.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 1 b Satz 1 UmwRG in der Hauptsache voraussichtlich kein Anspruch auf Aufhebung der Baugenehmigung, sondern nur auf Feststellung ihrer Rechtswidrigkeit und Nichtvollziehbarkeit besteht, ist im vorliegenden Verfahren die aufschiebende Wirkung anzuordnen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 23.10.2017 - 8 B 565/17 -, juris; Schiller, in: Landmann u. a. Umweltrecht, Loseblattkommentar, Stand April 2018, &#167; 4 UmwRG, Rn. 89; sowie Seibert, Die Fehlerbehebung durch erg&#228;nzendes Verfahren nach dem UmwRG, NVwZ 2018, 97 ff. (103).</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Angesichts der im Hinblick auf &#167; 4 UmwRG aufgezeigten Erfolgsaussichten der Klage l&#228;sst der Senat offen, ob ein Versto&#223; gegen das R&#252;cksichtnahmegebot zulasten des Antragstellers vorliegen k&#246;nnte, weil die Baugenehmigung vorhabenbedingten Gewerbel&#228;rm ungeachtet der aufgezeigten grundrechtsrelevanten Verkehrsl&#228;rmbelastung am I. im Bereich des Vorhabens zul&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. allg. zur Sonderfallpr&#252;fung in entsprechenden Konstellationen: Feldhaus/Tegeder, TA L&#228;rm, Kommentar, Rn. 73 zu Nr. 3.2.2 TA L&#228;rm; sowie Hansmann, in Landmann/Rohmer, Umweltrecht, Loseblattkommentar, Rn. 44 ff. zu Nr. 3 TA L&#228;rm.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Mit Blick auf die positive Beurteilung der Erfolgsaussichten der Klage rechtfertigen auch andere Gesichtspunkte keine Interessenabw&#228;gung zugunsten der Antragsgegnerin bzw. der Beigeladenen.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur allgemeinen Interessenabw&#228;gung: OVG NRW, Beschluss vom 23.10.2017 - 8 B 709/17 -, juris, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Zwar kann auch bei positiven Erfolgsaussichten im Ausnahmefall von einer stattgebenden Entscheidung nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO abgesehen werden; das Interesse an der sofortigen Vollziehung &#252;berwiegt, wenn der Verwaltungsakt nur aus formellen Gr&#252;nden rechtswidrig ist und davon auszugehen ist, dass ein formell ordnungsgem&#228;&#223;er Verwaltungsakt mit identischem, rechtm&#228;&#223;igen Inhalt in angemessener Zeit erlassen wird.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa Saurenhaus/Buchheister, in Wysk, Verwaltungsgerichtsordnung, Kompakt-Kommentar, 2. Aufl., &#167; 80, Rn. 50, m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Sachverhalt liegt hier indes aus den dargelegten Gr&#252;nden nicht vor. Dass das f&#252;r eine Heilung des Mangels von der Antragsgegnerin nach ihrem Vorbringen eingeleitete erg&#228;nzende Verfahren absehbar vor dem Abschluss st&#252;nde, ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die von der Beigeladenen f&#252;r die Konstellation der allgemeinen folgenorientierten Abw&#228;gung bei offenen Erfolgsaussichten der Hauptsache vorgetragenen Aspekte zur wirtschaftlichen Bedeutung der ungehinderten Realisierung ihres Vorhabens sind demgegen&#252;ber mit Blick auf die derzeit bestehenden Erfolgsaussichten der Klage gegen die Baugenehmigung ebenso wenig durchgreifend wie ein Interesse an der Verwirklichung von geplanten 33 Wohnungen sowie einer Quartiersgarage im Plangebiet.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Angesichts dessen kann der Senat auch offen lassen, ob im Rahmen der Interessenabw&#228;gung das Gewicht der f&#252;r die Vollziehung der Baugenehmigung von der Antragsgegnerin und der Beigeladenen angef&#252;hrten Interessen nicht zus&#228;tzlich dadurch gemindert wird, dass die Baugenehmigung voraussichtlich auch materiell rechtswidrig ist. Sie d&#252;rfte derzeit objektiv-rechtlich gegen Vorgaben des ma&#223;geblichen Bebauungsplans Nr. versto&#223;en. Das Vorhabengrundst&#252;ck liegt in einem Mischgebiet, das der Bebauungsplan Nr. festsetzt, der hier im vorl&#228;ufigen Rechtsschutzverfahren mangels offensichtlicher M&#228;ngel zugrunde zu legen ist. Der Senat geht entsprechend seiner st&#228;ndigen Praxis in vorl&#228;ufigen Rechtsschutzverfahren von der Wirksamkeit eines Bebauungsplans aus, der nicht an offensichtlichen M&#228;ngeln leidet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa OVG NRW, Beschluss vom 20.6.2018 - 7 B 91/18 -, juris.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">In dem Mischgebiet ist das Vorhaben der Beigeladenen nach der Art der baulichen Nutzung nicht zul&#228;ssig. Das Vorhaben umfasst als wesentlichen Bestandteil einen gro&#223;fl&#228;chigen Einzelhandelsbetrieb (Verbrauchermarkt). Nach &#167; 6 BauNVO dienen Mischgebiete dem Wohnen und der Unterbringung von Gewerbebetrieben, die das Wohnen nicht wesentlich st&#246;ren. Zul&#228;ssig sind dort zwar auch Einzelhandelsbetriebe und sonstige Gewerbebetriebe. Allerdings ergibt sich schon aus der Regelung des &#167;&#160;11 Abs. 3 Nr. 1 und 2 BauNVO, dass gro&#223;fl&#228;chige Einzelhandelsbetriebe grunds&#228;tzlich sondergebiets- oder kerngebietspflichtig und deshalb nicht von den Tatbest&#228;nden des &#167; 6 BauNVO umfasst sind.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 1, &#167; 159 Satz 1, &#167; 162 Abs. 3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung ergibt sich aus &#167; 52 Abs. 1, &#167; 53 Abs. 2 Nr. 2 GKG, &#167; 63 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 GKG; der Senat legt f&#252;r das Hauptsacheverfahren nach Nr. 7a des Streitwertkatalogs der Bausenate des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen vom 22.1.2019 (zur Ver&#246;ffentlichung vorgesehen) einen Wert von 10.000 Euro zugrunde, der f&#252;r das vorliegende Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes gem&#228;&#223; Nr. 14a des Katalogs zu halbieren ist.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar.</p>
188,464
ovgnrw-2019-01-31-11-a-145815a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 A 1458/15.A
2019-01-31T00:00:00
2019-02-11T11:03:59
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0131.11A1458.15A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird ge&#228;ndert.</p> <p>Der Bescheid des Bundesamts f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 27. Januar 2015 wird aufgehoben.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des gerichtskostenfreien Verfahrens beider Instanzen.</p> <p>Der Beschluss ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he des vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht der Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p> <p>Die Revision wird nicht zugelassen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Senat entscheidet &#252;ber die Berufung des Kl&#228;gers nach Anh&#246;rung der Beteiligten durch Beschluss, weil er sie einstimmig f&#252;r begr&#252;ndet und eine m&#252;ndliche Verhandlung nicht f&#252;r erforderlich h&#228;lt (vgl. &#167;&#160;130a VwGO). Einer Zustimmung der Beteiligten zu dieser Verfahrensweise bedarf es nicht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">I.&#160;Die gegen den Bescheid des Bundesamts f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (im Folgenden: Bundesamt) vom 27.&#160;Januar 2015 gerichtete statthafte Anfechtungsklage</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">-&#160;vgl. hierzu BVerwG, Urteil vom 27. Oktober 2015 &#8209;&#160;1 C 32.14 -, BVerwGE 153, 162 = juris -</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">ist zul&#228;ssig. Dem Kl&#228;ger fehlt entgegen der Auffassung der Beklagten nicht das daf&#252;r erforderliche Rechtsschutzbed&#252;rfnis. Ein solches besteht f&#252;r denjenigen, der mit dem von ihm angestrengten gerichtlichen Rechtsschutzverfahren ein rechtsschutzw&#252;rdiges Interesse verfolgt. Das Rechtschutzbed&#252;rfnis fehlt hingegen, wenn die Klage f&#252;r den Kl&#228;ger offensichtlich keinerlei rechtliche oder tats&#228;chliche Vorteile bringen kann. Dabei ist jedoch kein strenger Ma&#223;stab anzulegen und das Rechtsschutzbed&#252;rfnis im Zweifel zu bejahen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. W.-R. Schenke, in: Kopp/Schenke<em>,</em> VwGO, Kommentar, 24. Auflage 2018, Vorb &#167;&#160;40 Rn. 30 und 38, m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ausgehend hiervon ist das Rechtsschutzbed&#252;rfnis im Fall des Kl&#228;gers zu bejahen. Die Durchf&#252;hrung des Verfahrens ist f&#252;r ihn weder mit Blick auf die von ihm wegen seines hier am 1. August 2018 geborenen deutschen Kinds nach &#167; 28 Abs. 1 Nr. 3 AufenthG beantragte Aufenthaltserlaubnis nutzlos geworden (1.) noch ist das erforderliche Rechtsschutzbed&#252;rfnis wegen der zuvor auf seinen Antrag erfolgten Ausstellung eines nigerianischen Nationalpasses durch die nigerianische Botschaft in C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; entfallen (2.).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.&#160;Die in Ziffer 2 des angefochtenen Bescheids angeordnete Abschiebungsanordnung nach Belgien hat sich nicht erledigt. Denn die beantragte Aufenthaltserlaubnis ist dem Kl&#228;ger bisher noch nicht erteilt worden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.&#160;Die gegen Ziffer 1 des angefochtenen Bescheids erhobene Klage ist nicht von vornherein aussichtslos, weil der Kl&#228;ger einen nigerianischen Nationalpass beantragt und angenommen hat und ein etwaiges Asylverfahren durch die Bundesrepublik Deutschland schon deswegen nicht mehr durchzuf&#252;hren w&#228;re. Unabh&#228;ngig davon, dass Gegenstand der gegen Ziffer 1 des angefochtenen Bescheids erhobenen Klage die Frage ist, ob die Voraussetzungen des &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 AsylG vorliegen, d. h. ob der Asylantrag des Kl&#228;gers deswegen unzul&#228;ssig ist, weil Belgien f&#252;r die Durchf&#252;hrung seines Asylverfahrens zust&#228;ndig ist, f&#252;hrt die Annahme oder Erneuerung eines Nationalpasses des Ausl&#228;nders nicht in jedem Fall automatisch zu einem Erl&#246;schen seiner Rechtsstellung als Asylberechtigter bzw. Fl&#252;chtling gem&#228;&#223; &#167; 72 Abs. 1 Nr. 1 AsylG. Vielmehr kommt diesem Verhalten eine Indizwirkung dahin zu, dass sich der Betroffene wieder unter den Schutz seines Heimatlands stellen will, die aber durch die Umst&#228;nde des Einzelfalls entkr&#228;ftet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 27. Juli 2017&#160;- 1 C 28.16&#160;-, BVerwGE 159, 270 = juris.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ausgehend hiervon f&#252;hrt die Annahme des nigerianischen Nationalpasses durch den Kl&#228;ger schon nicht &#8222;automatisch&#8220; zum Erl&#246;schen eines etwaigen Anspruchs auf die Anerkennung von Asyl oder die Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft. Zudem tr&#228;gt der Kl&#228;ger hierzu vor, er mache keine staatliche Verfolgung, sondern eine solche durch die Boko Haram geltend. Ob und in welchem Umfang vor diesem Hintergrund eine Asylanerkennung oder Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft in Betracht kommt, bleibt daher der Pr&#252;fung in einem Asylverfahren vorbehalten, das von der Bundesrepublik Deutschland durchzuf&#252;hren ist. Im Rahmen (der Zul&#228;ssigkeitspr&#252;fung einer Anfechtungsklage) des hier anh&#228;ngigen Verfahrens ist jedenfalls f&#252;r die Kl&#228;rung dieser Frage kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">II. Die Anfechtungsklage ist auch begr&#252;ndet. In dem f&#252;r die rechtliche Beurteilung ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Entscheidung des Senats (vgl. &#167;&#160;77 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 AsylG) ist der Bescheid des Bundesamts vom 27.&#160;Januar 2015 rechtswidrig und verletzt den Kl&#228;ger in seinen Rechten (&#167;&#160;113 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">1. Die Voraussetzungen der f&#252;r die Feststellung der Unzul&#228;ssigkeit des Asylantrags (Ziffer 1. des Bescheids vom 27.&#160;Januar 2015) im Zeitpunkt der gerichtlichen Entscheidung (&#167; 77 Abs. 1 Satz 1 AsylG) ma&#223;geblichen Rechtsgrundlage des &#167;&#160;29 Abs.&#160;1 Nr.&#160;1 AsylG sind nicht erf&#252;llt. Nach dieser Vorschrift ist ein Asylantrag unzul&#228;ssig, wenn ein anderer Staat auf Grund von Rechtsvorschriften der Europ&#228;ischen Gemeinschaft oder eines v&#246;lkerrechtlichen Vertrags f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndig ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Belgien ist nicht mehr zust&#228;ndig f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens des Kl&#228;gers. Eine Zust&#228;ndigkeit Belgiens besteht nicht mehr nach der Verordnung (EU) Nr.&#160;604/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist (Dublin&#160;III-VO).</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Denn wegen versp&#228;teter Stellung des Wiederaufnahmegesuchs an C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist nunmehr die Beklagte f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Verfahrens des Kl&#228;gers zust&#228;ndig (a.). Auf diesen Zust&#228;ndigkeits&#252;bergang kann sich der Kl&#228;ger berufen (b.).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">a.&#160;Das Wiederaufnahmegesuch der Beklagten an C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist erst nach Ablauf der Frist des Art. 23 Abs. 2 Satz 1 Dublin III-VO erfolgt. Nach dieser Vorschrift ist das Wiederaufnahmegesuch so bald wie m&#246;glich, auf jeden Fall aber innerhalb von zwei Monaten nach der Eurodac-Treffermeldung i. S. d. Art. 9 Abs. 5 der Verordnung (EU) Nr. 603/2013 zu stellen. Die Eurodac-Treffermeldung datiert ausweislich der Verwaltungsvorg&#228;nge auf den 8. Mai 2014, das auf Art. 18 Abs. 1 b Dublin III-VO gest&#252;tzte Wiederaufnahmegesuch an C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; wurde erst am 5. August 2014 und damit nach Ablauf der Frist des Art. 23 Abs. 2 Satz 1 Dublin III-VO gestellt. Selbst wenn mit dem Verwaltungsgericht davon ausgegangen w&#252;rde, der Eurodac-Treffer sei der Beklagten erst am 22. Mai 2014 bekannt geworden, w&#228;re die Zweimonatsfrist des Art. 23 Abs. 2 Dublin III-VO nicht eingehalten.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">b.&#160;Der Kl&#228;ger kann sich auf den Ablauf der Frist f&#252;r die Stellung des Wiederaufnahmegesuchs mit der Folge des Zust&#228;ndigkeits&#252;bergangs auf die Beklagte berufen. Art.&#160;27 Abs.&#160;1 Dublin III-VO garantiert einen wirksamen gerichtlichen Rechtsschutz, der u.&#160;a. die M&#246;glichkeit beinhaltet, einen Rechtsbehelf gegen eine &#220;berstellungsentscheidung einzulegen und die Einhaltung der zur Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats ma&#223;geblichen Vorschriften der Dublin III-VO zur gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung zu stellen. Darauf hat der Gerichtshof der Europ&#228;ischen Union in Fortf&#252;hrung seiner bisherigen Rechtsprechung</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">-&#160;Urteile vom 7. Juni 2016 - C-63/15 Ghezelbash und C-155/15 Karim -, beide juris &#8209;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">hingewiesen und betont, dass sich ein Asylsuchender im Rahmen eines Rechtsbehelfs gegen eine ihm gegen&#252;ber ergangene &#220;berstellungsentscheidung auf den Ablauf der Frist f&#252;r die Stellung des Aufnahmegesuchs berufen kann, wobei dies auch dann gilt, wenn der ersuchte Mitgliedstaat zur Aufnahme des Asylbewerbers bereit ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. EuGH, Urteil vom 26. Juli 2017 - C-670/16 Mengesteab -, juris, Rn.&#160;41 ff., 62.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">2.&#160;Die auf &#167; 34a Abs. 1 Satz 1 AsylVfG (a. F.) gest&#252;tzte Abschiebungsanordnung in Ziffer 2 des angefochtenen Bescheids ist ebenfalls rechtswidrig. Nach den &#167;&#167; 34a Abs. 1 Satz 1, 77 Abs. 1 Satz 1 AsylG (n. F.) ordnet das Bundesamt die Abschiebung in einen f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndigen Staat (&#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 AsylG) an, sobald feststeht, dass sie durchgef&#252;hrt werden kann. Diese Voraussetzungen sind nicht erf&#252;llt. Die Abschiebung nach C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist nicht durchf&#252;hrbar; C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist nach den unter I. getroffenen Feststellungen nicht mehr zust&#228;ndig f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus den &#167;&#167;&#160;154 Abs.&#160;1 VwGO, 83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#160;167 VwGO, &#167;&#167;&#160;708 Nr.&#160;10, 711 Satz&#160;1 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Revision ist nicht zuzulassen, weil die Voraussetzungen des &#167;&#160;132 Abs.&#160;2 VwGO nicht vorliegen.</p>
188,451
olgce-2019-01-31-8-u-18018
{ "id": 603, "name": "Oberlandesgericht Celle", "slug": "olgce", "city": null, "state": 11, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
8 U 180/18
2019-01-31T00:00:00
2019-02-11T11:03:48
2019-02-13T12:21:04
Urteil
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Berufung der Kl&#228;gerin gegen das am 28. Juni 2018 verk&#252;ndete Teilanerkenntnis- und Endurteil der 6. Zivilkammer des Landgerichts Hannover wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kosten des Berufungsverfahrens tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Dieses Urteil und das Urteil des Landgerichts sind vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung der Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des insgesamt vollstreckbaren Betrags abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110&#160;% des jeweils zu vollstreckenden Betrags leistet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Revision wird zugelassen, soweit der Senat eine Verpflichtung der Bausachverst&#228;ndigen zur Bauteil&#246;ffnung verneint hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Streitwert wird f&#252;r das Berufungsverfahren auf bis zu 320.000,00 &#8364; festgesetzt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin begehrt Versicherungsleistungen im Zusammenhang mit einem Geb&#228;udeschaden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die Parteien verbindet ein Wohngeb&#228;udeversicherungsvertrag betreffend das unter der postalischen Anschrift F. in L. belegene Einfamilienhaus zum gleitenden Neuwert. Dem Versicherungsvertrag liegen die Allgemeinen Versicherungsbedingungen f&#252;r die Verbundene Wohngeb&#228;udeversicherung (VGB 2002), die Besonderen Bedingungen f&#252;r die Wohngeb&#228;udeversicherung (BBW) sowie die Besonderen Bedingungen f&#252;r die Versicherung weiterer Elementarsch&#228;den in der Wohngeb&#228;udeversicherung (BWE 2002) zugrunde. Hinsichtlich des Inhalts der VGB 2002 wird auf die die Anlage B 1, hinsichtlich des Inhalts der BBW wird auf die Anlage B&#160;2 und hinsichtlich der BWE 2002 wird auf die Anlage B 3 Bezug genommen (s&#228;mtlich im Anlagenband Beklagte).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Am 2. Juni 2013 kam es im versicherten Geb&#228;ude zu einem Hochwasserschaden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat behauptet, dass das Geb&#228;ude durch das Hochwasser und die hierbei eingetretenen Sch&#228;den am Fundament <span style="text-decoration:underline">zerst&#246;rt</span> worden sei, sodass ihr ein Anspruch auf die vollen Wiederherstellungskosten gem&#228;&#223; &#167; 27 Ziffer 1 a) VGB 2002 zustehe. Auf dieser Grundlage belaufe sich der Anspruch der Kl&#228;gerin gegen die Beklagte auf 531.360,00 &#8364;. Die Beklagte hat demgegen&#252;ber behauptet, dass das Geb&#228;ude durch das Hochwasser nur <span style="text-decoration:underline">besch&#228;digt</span> worden sei. Deshalb k&#246;nne die Kl&#228;gerin nur Erstattung der Reparaturkosten verlangen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Mit Urteil vom 20. August 2014 hat das Landgericht die auf Feststellung einer entsprechenden Leistungspflicht gerichtete Klage abgewiesen (Bl. 79 - 84 d. A.). Die Klage sei unzul&#228;ssig, weil angesichts der M&#246;glichkeit einer Leistungsklage kein Feststellungsinteresse bestehe. Der Senat hat seinerseits mit Urteil vom 19. M&#228;rz 2015 (Bl. 184 - 193 d. A.) das landgerichtliche Urteil aufgehoben und den Rechtsstreit zur abermaligen Verhandlung und Durchf&#252;hrung einer Beweisaufnahme an das Landgericht zur&#252;ckverwiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Nach Zur&#252;ckverweisung des Rechtsstreits hat die Kl&#228;gerin erg&#228;nzend vorgetragen, dass bei dem Versicherungsfall auch ihre Einbauk&#252;che zerst&#246;rt worden sei und die Beklagte dementsprechend auch insoweit zur Zahlung verpflichtet sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Im Anschluss hat die Kl&#228;gerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">1. festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, f&#252;r die durch das Hochwasser am 2. Juni 2013 an dem versicherten Geb&#228;ude "F. in L." entstandenen Sch&#228;den eine bedingungsgem&#228;&#223;e Entsch&#228;digung in H&#246;he der orts&#252;blichen Wiederherstellungskosten (einschlie&#223;lich Architektengeb&#252;hren sowie sonstiger Konstruktions- und Planungskosten) unter Anrechnung der Restwerte zu leisten,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"><strong>hilfsweise</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">a) festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin die durch das versicherte Ereignis Hochwasser am 2./3. Juni 2013 zerst&#246;rte bzw. besch&#228;digte K&#252;che bedingungsgem&#228;&#223; zu ersetzen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">b) festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin das durch das versicherte Ereignis Hochwasser am 2./3. Juni 2013 zerst&#246;rte bzw. besch&#228;digte Geb&#228;ude bedingungsgem&#228;&#223; zu ersetzen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">2. festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, die Versicherungsleistungen bedingungsgem&#228;&#223; zu verzinsen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">3. festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin durch die verz&#246;gerte Regulierung eingetretene Sch&#228;den zu ersetzen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat den Antrag zu 2 anerkannt. Den Hilfsantrag zu 1 b) hat sie unter der Bedingung anerkannt, dass die Klage insoweit zul&#228;ssig ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Im &#220;brigen hat sie beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Klage abzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Das Haus sei nicht zerst&#246;rt, sondern durch das Hochwasser lediglich besch&#228;digt worden. Auf die Reparaturkosten habe sie einen Betrag in H&#246;he von 163.983,33 &#8364; (Restbetrag nach Abzug der Selbstbeteiligung) geleistet. Dies sei geschehen, nachdem die Kl&#228;gerin der Beklagten die Reparatur des streitgegenst&#228;ndlichen Geb&#228;udes durch Vorlage der entsprechenden Rechnungen nachgewiesen habe (Bl.&#160;138 d. A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Das Landgericht hat nach Zur&#252;ckverweisung des Rechtsstreits Beweis erhoben gem&#228;&#223; Beweisbeschluss vom 29. April 2015 (Bl. 201 - 203 d. A.) in der Fassung des Beschlusses vom 16. Juli 2015 (Bl. 216 d. A.) durch Einholung eines schriftlichen Sachverst&#228;ndigengutachtens. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Gutachten der Sachverst&#228;ndigen Dipl.-Ing. R. H. vom 28.&#160;Februar 2017 Bezug genommen (in der Aktentasche). Dar&#252;ber hinaus hat das Landgericht die Sachverst&#228;ndige angeh&#246;rt. Hinsichtlich des Ergebnisses der Anh&#246;rung wird auf das Sitzungsprotokoll vom 6. Juni 2018 Bezug genommen (Bl.&#160;371 - 374 d. A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Mit Teilanerkenntnis- und Endurteil vom 28. Juni 2018 hat das Landgericht die Beklagte entsprechend dem Anerkenntnis der Beklagten verurteilt und die Klage im &#220;brigen abgewiesen. Der Antrag zu 1 sei unbegr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin habe nicht bewiesen, dass das versicherte Objekt bei dem Hochwasser zerst&#246;rt worden sei. Im Gegenteil sei die Sachverst&#228;ndige zu dem &#252;berzeugenden Ergebnis gekommen, dass das Haus reparaturf&#228;hig und reparaturw&#252;rdig sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Den Antrag zu 2 habe die Beklagte anerkannt. Der Antrag zu 3 sei unzul&#228;ssig. Die Kl&#228;gerin begehre insoweit Erstattung ihres Verzugsschadens und k&#246;nne diesen auch beziffern. Im &#220;brigen seien Voraussetzungen und H&#246;he des Anspruchs streitig, sodass auch bei einer antragsgem&#228;&#223;en Feststellung durch die Kammer nicht mit einer Leistung der Beklagten zu rechnen sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Der Hilfsantrag zu 1 a) sei unbegr&#252;ndet. Die Kl&#228;gerin habe nicht substanziiert vorgetragen, dass es sich bei der durch Hochwasser besch&#228;digten K&#252;che um eine dem Versicherungsschutz unterfallende Sache handele.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Der Hilfsantrag zu 1 b) sei unzul&#228;ssig. Insoweit fehle es am Feststellungsinteresse, weil eine Leistungspflicht der Beklagten dem Grunde nach unstreitig sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Hiergegen richtet sich die Berufung der Kl&#228;gerin. Das vom Landgericht eingeholte Gutachten sei nicht schl&#252;ssig und nachvollziehbar. Die Sachverst&#228;ndige habe keine Feststellungen zu etwaigen Sch&#228;den am Fundament getroffen. Entgegen den Ausf&#252;hrungen im landgerichtlichen Urteil sei dies auch nicht an der mangelnden Zustimmung der Kl&#228;gerin gescheitert. Die Kl&#228;gerin sei vielmehr ausdr&#252;cklich damit einverstanden gewesen, dass die Sachverst&#228;ndige in eigener Verantwortung eine Bauteil&#246;ffnung vornehme.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Im Hinblick auf den Hilfsantrag zu 1 a) habe die Kl&#228;gerin vorgetragen, dass die K&#252;che individuell gefertigt worden sei. Die Vorlage von Unterlagen sei ihr nicht m&#246;glich. Wom&#246;glich k&#246;nne der benannte Zeuge aber Unterlagen zur Verf&#252;gung stellen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_25">25</a></dt> <dd><p>Soweit die Kl&#228;gerin mit dem Hilfsantrag zu 1 b) Feststellung der generellen Leistungspflicht der Beklagten begehrt habe, verkenne das Landgericht, dass Verj&#228;hrung drohe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_26">26</a></dt> <dd><p>Nicht nachvollziehbar seien auch die Feststellungen des Landgerichts zum Verzugsschaden. Die Kl&#228;gerin habe erstinstanzlich dargelegt, dass die Beklagte mit der von ihr geschuldeten Leistung in Verzug gesetzt worden sei.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_27">27</a></dt> <dd><p>Bei der Kostenverteilung sei das Landgericht fehlerhaft von einem sofortigen Anerkenntnis der Beklagten ausgegangen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_28">28</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_29">29</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">das Urteil des Landgerichts Hannover vom 28. Juni 2018, Az. 8 O 64/14, aufzuheben und</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_30">30</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">1. festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, f&#252;r die durch das Hochwasser am 2. Juni 2013 an dem versicherten Geb&#228;ude "F. in L." entstandenen Sch&#228;den eine bedingungsgem&#228;&#223;e Entsch&#228;digung in H&#246;he der orts&#252;blichen Wiederherstellungskosten (einschlie&#223;lich Architektengeb&#252;hren sowie sonstiger Konstruktions- und Planungskosten) unter Anrechnung der Restwerte zu leisten,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_31">31</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt"><strong>hilfsweise</strong></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_32">32</a></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">a) festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin die durch das versicherte Ereignis Hochwasser am 2./3. Juni 2013 zerst&#246;rte bzw. besch&#228;digte K&#252;che bedingungsgem&#228;&#223; zu ersetzen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_33">33</a></dt> <dd><p style="margin-left:90pt">b) festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin das durch das versicherte Ereignis Hochwasser am 2./3. Juni 2013 zerst&#246;rte bzw. besch&#228;digte Geb&#228;ude bedingungsgem&#228;&#223; zu ersetzen,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_34">34</a></dt> <dd><p style="margin-left:54pt">2. festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin durch die verz&#246;gerte Regulierung eingetretene Sch&#228;den zu ersetzen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_35">35</a></dt> <dd><p>Die Beklagte beantragt,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_36">36</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">die Berufung zur&#252;ckzuweisen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_37">37</a></dt> <dd><p>Sie verteidigt das landgerichtliche Urteil. Das Geb&#228;ude sei durch das Hochwasser nicht zerst&#246;rt worden, weshalb die Kl&#228;gerin auch keine Entsch&#228;digung f&#252;r die angebliche Zerst&#246;rung ihres Geb&#228;udes verlangen k&#246;nne. Soweit die Sachverst&#228;ndige von einer weitergehenden Untersuchung des Geb&#228;udes Abstand genommen habe, sei das nur auf die Verweigerungshaltung der Kl&#228;gerin zur&#252;ckzuf&#252;hren. Zutreffend habe das Landgericht auch von einer Beweisaufnahme &#252;ber die K&#252;che abgesehen. Soweit die Kl&#228;gerin eine individuelle Anfertigung der K&#252;che behauptet habe, sei diese Behauptung v&#246;llig inhaltsleer gewesen. Hierauf habe das Landgericht die Kl&#228;gerin im &#220;brigen auch hingewiesen. Auch im &#220;brigen sei das landgerichtliche Urteil nicht zu beanstanden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_38">38</a></dt> <dd><p>Wegen des weiteren Vorbringens der Parteien im &#220;brigen und im Einzelnen wird auf den vorgetragenen Inhalt der gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen sowie auf das landgerichtliche Urteil verwiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_39">39</a></dt> <dd><p>Der Senat hat Beweis erhoben durch Vernehmung des Zeugen F. M. Hinsichtlich des Ergebnisses der Beweisaufnahme wird auf das Sitzungsprotokoll vom 14. Januar 2019 Bezug genommen (Bl. 497 - 500 d. A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_40">40</a></dt> <dd><p>Die zul&#228;ssige Berufung der Kl&#228;gerin ist unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;gerin stehen gegen die Beklagte keine weitergehenden Anspr&#252;che gem&#228;&#223; &#167; 1 Satz 1 VVG in Verbindung mit dem zwischen den Parteien zustande gekommenen Versicherungsvertrag in dem von der Kl&#228;gerin geltend gemachten Umfang zu.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_41">41</a></dt> <dd><p>Im Einzelnen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_42">42</a></dt> <dd><p>A. Antrag zu 1</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_43">43</a></dt> <dd><p>1. Der auf Feststellung der Leistungspflicht der Beklagten gem&#228;&#223; &#167; 1 Satz 1 VVG in Verbindung mit &#167; 27 Ziffer 1 a) VGB 2002 gerichtete Antrag ist zul&#228;ssig. Zur Begr&#252;ndung wird auf die Ausf&#252;hrungen im Senatsurteil vom 19. M&#228;rz 2015 (Bl. 184 - 193 d. A.) Bezug genommen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_44">44</a></dt> <dd><p>2. Der Antrag ist allerdings unbegr&#252;ndet. Die Voraussetzungen eines Anspruchs gem&#228;&#223; &#167; 27 Ziffer 1 a) VGB 2002 liegen nicht vor.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_45">45</a></dt> <dd><p>a) Der Versicherungsfall im Sinne von &#167; 1 Ziffer 1 BEW 2002 ist unstreitig eingetreten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_46">46</a></dt> <dd><p>b) Leistungsverweigerungsrechte macht die Beklagte nicht geltend.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_47">47</a></dt> <dd><p>c) Die Kl&#228;gerin kann allerdings nicht die Kosten f&#252;r die Wiederherstellung des Geb&#228;udes gem&#228;&#223; &#167; 27 Ziffer 1 a) VGB 2002 verlangen. Danach ersetzt der Versicherer in der gleitenden Neuwertversicherung bei zerst&#246;rten Geb&#228;uden die orts&#252;blichen Wiederherstellungskosten des Geb&#228;udes unmittelbar vor Eintritt des Versicherungsfalls.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_48">48</a></dt> <dd><p>Ein Geb&#228;ude ist zerst&#246;rt, wenn eine Reparatur technisch nicht m&#246;glich ist oder wenn eine Reparatur wirtschaftlich unvertretbar ist. Beides hat die Kl&#228;gerin nicht bewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_49">49</a></dt> <dd><p>aa) Soweit die Kl&#228;gerin eine Zerst&#246;rung des Geb&#228;udes behauptet, hat sie eine Besch&#228;digung des Hausfundaments vorgetragen. Dieses bestehe aus einer sog. schwarzen Wanne, also einem aus normalen Beton bestehenden Fundament mit einer Bitumendickschicht mit Unterbau (Bl. 51 d. A.). Das Hochwasser sei zwischen Wanne und Fundament eingedrungen, wobei Fundament und Sockel besch&#228;digt worden seien. Aufgrund dessen sei eine Sanierung technisch und wirtschaftlich nicht m&#246;glich, denn dies w&#252;rde eine Entfernung des Geb&#228;udes und anschlie&#223;ende Wiedererrichtung erfordern (Bl. 112, 117, 119 d. A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_50">50</a></dt> <dd><p>Diese Behauptung hat die Kl&#228;gerin nicht bewiesen. Das Landgericht hat unter Bezugnahme auf die von der Sachverst&#228;ndigen getroffenen Feststellungen in seinem Urteil ausgef&#252;hrt, dass sich bei einer Begehung des Hauses keine Anhaltspunkte f&#252;r eine Besch&#228;digung des Fundaments ergeben h&#228;tten. Die von der Sachverst&#228;ndigen f&#252;r erforderlich erachtete Bauteil&#246;ffnung habe die Kl&#228;gerin abgelehnt. Damit sei die Kl&#228;gerin f&#252;r ihre Behauptung einer irreparablen Besch&#228;digung des Fundaments beweisf&#228;llig geblieben (Bl. 382, 383 d. A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_51">51</a></dt> <dd><p>An diese Feststellungen ist der Senat gem&#228;&#223; &#167; 529 Abs. 1 Nr. 1 ZPO grunds&#228;tzlich gebunden. Das gilt nur dann nicht, wenn konkrete Anhaltspunkte Zweifel an der Richtigkeit oder Vollst&#228;ndigkeit der entscheidungserheblichen Feststellungen begr&#252;nden und deshalb eine erneute Feststellung gebieten. Das gilt grunds&#228;tzlich auch f&#252;r Tatsachenfeststellungen, die auf der Grundlage eines Sachverst&#228;ndigengutachtens getroffen worden sind (vgl. BGH NJW 2014, 74).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_52">52</a></dt> <dd><p>An solchen Zweifeln fehlt es im vorliegenden Fall. Die Sachverst&#228;ndige hat in ihrem Gutachten vom 28. Februar 2017 unter anderem ausgef&#252;hrt, dass zwar in der Fassade des Hauses im Bereich des Erdgeschosses Risse vorhanden seien. Diese Risse seien aber nicht auf das Hochwasserereignis im Jahr 2013 zur&#252;ckzuf&#252;hren. Vielmehr handele es sich um Schwindrisse, die w&#228;hrend und kurz nach der Bauphase entstanden seien. Daneben seien Setzungsrisse und Fugen im Bauwerk vorhanden, die aber ebenfalls nicht in einem Zusammenhang mit dem Versicherungsfall st&#252;nden. Lediglich die Perimeter-D&#228;mmplatten im Bereich des Sockels an der West-, Ost- und S&#252;dfassade h&#228;tten sich durch eingedrungenes Wasser und nachfolgenden Frost gel&#246;st. Die mit einer Reparatur verbundenen Kosten w&#252;rden sich aber auf gerade einmal 6.558,00 &#8364; netto belaufen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_53">53</a></dt> <dd><p>Diese Feststellungen begegnen keinen Bedenken und auch die Kl&#228;gerin hat erstinstanzlich hiergegen keine Einw&#228;nde erhoben. Dasselbe gilt f&#252;r die von der Sachverst&#228;ndigen f&#252;r eine eingehendere Untersuchung des Fundaments f&#252;r erforderlich erachtete, tats&#228;chlich aber nicht durchgef&#252;hrte Bauteil&#246;ffnung. Zu dieser Bauteil&#246;ffnung war die Sachverst&#228;ndige nicht verpflichtet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_54">54</a></dt> <dd><p>Die Sachverst&#228;ndige hat die Parteien bereits mit Schreiben vom 3. Dezember 2015 (Bl. 240, 241 d. A.) darauf hingewiesen, dass die beweispflichtige Partei f&#252;r den geplanten Ortstermin Handwerker zur Verf&#252;gung stellen m&#252;sse, damit diese die erforderlichen Arbeiten f&#252;r das &#214;ffnen und Freilegen der zu untersuchenden Bauteile nach Angabe der Sachverst&#228;ndigen ausf&#252;hren k&#246;nnten. Mit Schreiben vom 11. Dezember 2015 (Bl. 243, 244 d. A.) hat die Sachverst&#228;ndige diese Vorgabe weiter pr&#228;zisiert. Unter anderem hei&#223;t es in diesem Schreiben:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_55">55</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">"Das &#214;ffnen, Freilegen und Schlie&#223;en von Bauteilen kann dabei in jedem Fall nur auf alleinige Gefahr der beweisf&#252;hrenden Partei geschehen. F&#252;r die Arbeiten, Messungen usw. kann die Sachverst&#228;ndige keine Haftung &#252;bernehmen."</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_56">56</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat der Sachverst&#228;ndigen daraufhin mit Schreiben vom 23. August 2018 (Bl. 293 d. A.) mitgeteilt, dass sie keine Bauteil&#246;ffnung vornehmen werde.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_57">57</a></dt> <dd><p>Damit ist die Kl&#228;gerin insoweit beweisf&#228;llig geblieben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_58">58</a></dt> <dd><p>Ob ein Sachverst&#228;ndiger zu einer Bauteil&#246;ffnung in eigener Verantwortung und auf eigenes Risiko verpflichtet ist, wird in der Rechtsprechung uneinheitlich beantwortet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_59">59</a></dt> <dd><p>Teilweise wird die Auffassung vertreten, dass der Sachverst&#228;ndige auch zu Bauteil&#246;ffnungen verpflichtet sei, wenn nur so die Beweisfrage beantwortet werden k&#246;nne. Zur Begr&#252;ndung wird angef&#252;hrt, dass &#167; 404 a Abs. 1 ZPO eine umfassende Weisungsbefugnis des Gerichts gegen&#252;ber dem Sachverst&#228;ndigen enthalte (vgl. OLG Celle, 4. Senat, BauR 1998, 1281; OLG Karlsruhe IBR 2018, 599). Eine solche Weisungsbefugnis umfasse auch die Bauteil&#246;ffnung. Denn es sei die ureigenste Aufgabe eines Sachverst&#228;ndigen, die Grundlagen f&#252;r die Erstattung des Gutachtens zu schaffen. Er habe zu beurteilen, was dazu erforderlich sei und habe seine Hilfsperson entsprechend anzuleiten (vgl. OLG Celle, 5. Senat, MDR 2017, 422). Die Konzentration auch vorbereitender Ma&#223;nahmen in der Person des Sachverst&#228;ndigen sei praktikabel und f&#252;hre am ehesten zu effizienten Ergebnissen (vgl. Th&#252;ringer Oberlandesgericht ZfIR 2007, 253). Dem Sachverst&#228;ndigen w&#252;rden auch keine Haftungsfolgen aufgeb&#252;rdet, die &#252;ber den normalen Umfang der ordnungsgem&#228;&#223;en Erf&#252;llung seiner Berufspflichten hinausgingen (vgl. OLG Frankfurt BauR 1998, 231).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_60">60</a></dt> <dd><p>Die Gegenmeinung h&#228;lt dem entgegen, dass es nach dem Beibringungsgrundsatz Aufgabe der Parteien sei, dem gerichtlich bestellten Sachverst&#228;ndigen die Ausf&#252;hrung seiner gutachterlichen T&#228;tigkeit zu erm&#246;glichen (vgl. OLG Schleswig BauR 2018, 1772; OLG D&#252;sseldorf BauR 2016, 299; OLG Hamm IBR 2007, 160). Soweit eine Partei die Bauteil&#246;ffnung vornehmen k&#246;nne, sei diese deshalb auch nicht erforderlich im Sinne von &#167;&#160;404 a Abs. 4 ZPO (vgl. OLG Oldenburg, Beschluss vom 21. November 2013, Az. 3 W 30/13; OLG Bamberg BauR 2002, 829). Der Eingriff in die Substanz des zu begutachtenden Objekts geh&#246;re f&#252;r den Gutachter weder zu seiner Ausbildung noch zum eigentlichen Zuschnitt seines Gewerkes (vgl. OLG Frankfurt DS 2018, 215). Die Bauteil&#246;ffnung f&#252;hre unter Umst&#228;nden auch zu einem nicht unerheblichen Haftungsrisiko des Gutachters. Im Falle der Beauftragung eines Handwerksbetriebes w&#252;rde dem Sachverst&#228;ndigen zudem dessen Insolvenzrisiko aufgeb&#252;rdet, was nicht sachgerecht w&#228;re (vgl. OLG Rostock BauR 2003, 757). &#220;berdies f&#252;hre die Verpflichtung des Sachverst&#228;ndigen zur Ausf&#252;hrung substanzverletzender Eingriffe zu einer grundrechtsrelevanten Indienstnahme Privater im Hinblick auf die Wahrnehmung &#246;ffentlicher Aufgaben. Ein gerichtliches Weisungsrecht sei hieran gemessen nicht verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig (vgl. OLG Schleswig a. a. O.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_61">61</a></dt> <dd><p>Jedenfalls im vorliegenden Fall schlie&#223;t sich der Senat der zweiten Auffassung an.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_62">62</a></dt> <dd><p>Eine generelle Pflicht des Sachverst&#228;ndigen zur Durchf&#252;hrung von Bauteil&#246;ffnungen kann weder dem Gesetz noch dem allgemeinen Pflichtenkreis des Sachverst&#228;ndigen entnommen werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_63">63</a></dt> <dd><p>Soweit die Pflicht des Sachverst&#228;ndigen zur Bauteil&#246;ffnung teilweise auf &#167; 404a Abs. 1 ZPO gest&#252;tzt wird, kann ein solcher Regelungsumfang der Gesetzesbegr&#252;ndung nicht entnommen werden. Danach beabsichtigte der Gesetzgeber mit der Regelung vielmehr, Ablehnungsantr&#228;gen der Parteien durch klare Vorgaben des Gerichts vorzubeugen (Seite 39 BT-Drucks. 11/3621). Dass der Gesetzgeber mit der Bestimmung auch eine Konkretisierung des Pflichtenkreises des Sachverst&#228;ndigen beabsichtigte, ergibt sich aus der Gesetzesbegr&#252;ndung hingegen nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_64">64</a></dt> <dd><p>In diesem Zusammenhang kann auch nicht dem Argument zugestimmt werden, die Bauteil&#246;ffnung sei die ureigenste Aufgabe des Sachverst&#228;ndigen. Die Aufgabe des Sachverst&#228;ndigen ist gem&#228;&#223; &#167; 407 ZPO die Erstellung eines Gutachtens. Dementsprechend muss der Sachverst&#228;ndige prim&#228;r eine analytische T&#228;tigkeit entfalten, nicht aber auch handwerkliche Leistungen erbringen (vgl. Bruns, BauR 2015, 183 [185]). Auch hat der Sachverst&#228;ndige gem&#228;&#223; &#167; 407a Abs. 1 Satz 1 ZPO nach Erteilung des Gutachtenauftrags lediglich zu pr&#252;fen, ob der Auftrag in sein <span style="text-decoration:underline">Fach</span>gebiet f&#228;llt. Die etwaige F&#228;higkeit zur Vornahme etwaiger vorbereitender Ma&#223;nahmen wird in der Norm hingegen nicht erw&#228;hnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_65">65</a></dt> <dd><p>Entscheidend ist nach Auffassung des Senats vielmehr, dass die Verpflichtung des Sachverst&#228;ndigen &#246;ffentlich-rechtlicher Natur ist (vgl. BGH VersR 2003, 1049; BGH NJW 1976, 1154; BGH NJW 1973, 554; Zimmermann in M&#252;nchener Kommentar zur ZPO, 5. Aufl., &#167;&#160;404a, Rn. 2; Scheuch in BeckOK ZPO, Stand: 01.12.2018, &#167; 404a, Rn. 1). Deshalb unterliegt auch das Weisungsrecht des Gerichts gem&#228;&#223; &#167; 404a Abs. 1 Satz 1 ZPO den im &#214;ffentlichen Recht geltenden allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tzen und hier insbesondere dem &#220;berma&#223;verbot. Dementsprechend setzt die Erteilung von Weisungen durch das Gericht regelm&#228;&#223;ig eine Abw&#228;gung zwischen den Interessen der beweispflichtigen Partei einerseits und den mit einer Durchf&#252;hrung des Gutachtenauftrags f&#252;r den Sachverst&#228;ndigen verbundenen Anforderungen voraus. Insbesondere kommt hierbei dem Gesichtspunkt der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit im engeren Sinn besondere Bedeutung zu (vgl.&#160;Grzeszick in: Maunz/D&#252;rig, Grundgesetz-Kommentar, 84. EL, Art. 20, Rn.&#160;117). Ob eine Ma&#223;nahme f&#252;r den Betroffenen zumutbar ist, kann nur auf der Grundlage einer einzelfallbezogenen Abw&#228;gung zwischen dem Nutzen der Ma&#223;nahme und den durch die Ma&#223;nahmen herbeigef&#252;hrten Beeintr&#228;chtigungen beurteilt werden (vgl. Grzeszick a. a. O.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_66">66</a></dt> <dd><p>Soweit es um die Bauteil&#246;ffnung des Fundaments als vorbereitende Ma&#223;nahme f&#252;r eine Begutachtung geht, sprechen gegen ein Weisungsrecht des Senats die mit einer solchen Ma&#223;nahme f&#252;r den Sachverst&#228;ndigen regelm&#228;&#223;ig verbundenen Haftungsrisiken. Denn die nicht zerst&#246;rungsfreie Untersuchung des Hausfundaments birgt die Gefahr, dass die Horizontal- oder Vertikalsperre besch&#228;digt wird. Dieses Risiko kann auch unter Hinweis auf die Sachkunde des Sachverst&#228;ndigen nicht von vornherein von der Hand gewiesen werden. Denn der Sachverst&#228;ndige wird die Bauteil&#246;ffnung im Regelfall nicht in eigener Person durchf&#252;hren k&#246;nnen, sondern sich insoweit eines Fachunternehmens bedienen m&#252;ssen. Mit der Einschaltung dritter und m&#246;glicherweise nicht gleicherma&#223;en fachkundiger Personen ist aber immer die Gefahr verbunden, dass diesen Personen Fehler unterlaufen und zwar auch bei einer sorgf&#228;ltigen &#220;berwachung durch den Sachverst&#228;ndigen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_67">67</a></dt> <dd><p>Dass der Sachverst&#228;ndige im Fall einer Inanspruchnahme durch den Gesch&#228;digten gem&#228;&#223; &#167; 831 Abs. 1 Satz 2 BGB den Versuch des Entlastungsbeweises unternehmen kann, hei&#223;t nicht, dass ihm dieser Beweis auch gelingt. Denn insbesondere bei der &#220;berwachung der mit der Bauteil&#246;ffnung beauftragten Personen ist der Umfang der insoweit erforderlichen Sorgfalt h&#228;ufig eine Wertungsfrage, die letztlich erst von den Gerichten entschieden werden kann.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_68">68</a></dt> <dd><p>Auch dass Sachverst&#228;ndige etwa im Fall einer zus&#228;tzlichen Qualifikation als Ingenieur h&#228;ufig haftpflichtversichert sind, vermag das mit einer Bauteil&#246;ffnung verbundene Risiko nicht in einem relevanten Umfang einzuschr&#228;nken. Denn die Muster-AVB des GDW f&#252;r die Besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen f&#252;r die Berufshaftpflichtversicherung von Architekten, Bauingenieuren und Beratenden Ingenieuren mit Stand Februar 2016 (BBR Arch) sehen keinen Versicherungsschutz f&#252;r T&#228;tigkeiten vor, die &#252;ber das im Versicherungsschein beschriebene Berufsbild hinausgehen. Insbesondere gilt das f&#252;r eigene Bauleistungen des Versicherungsnehmers, vgl. A. Ziff. 1.2.1 b) BBR Arch. Hinzu kommt, dass der Eintritt eines Versicherungsfalls und die nachfolgende Inanspruchnahme des Versicherers diesen wiederum gem&#228;&#223; &#167; 92 Abs. 1 VVG zur anschlie&#223;enden K&#252;ndigung des Versicherungsvertrags berechtigten. Die Wiedererlangung des Versicherungsschutzes bei einem anderen Versicherer ist aber regelm&#228;&#223;ig (wenn &#252;berhaupt) nur gegen Zahlung h&#246;herer Pr&#228;mien zu erhalten. Auch dies ist ein Risiko, das dem Sachverst&#228;ndigen regelm&#228;&#223;ig nicht zugemutet werden kann.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_69">69</a></dt> <dd><p>Schlie&#223;lich folgt ein hinreichender Schutz des Sachverst&#228;ndigen vor einer Inanspruchnahme des Gesch&#228;digten auch nicht aus Art. 34 Satz 1 GG. Zwar kommt es danach bei einer Amtspflichtverletzung zu einer Haftungsverlagerung auf den Staat. Allerdings &#252;bt ein vom Gericht beauftragter Sachverst&#228;ndiger keine &#246;ffentliche Gewalt f&#252;r das Gericht aus (vgl. BGH NJW 1973, 554). Dementsprechend scheidet ein Anspruchs&#252;bergang im Fall eines durch den Sachverst&#228;ndigen oder ein von ihm beauftragtes Unternehmen verursachten Sachschadens regelm&#228;&#223;ig aus (vgl. BGH a. a. O.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_70">70</a></dt> <dd><p>Im Gegenzug kann ein &#252;berwiegendes Interesse der Kl&#228;gerin an einer Bauteil&#246;ffnung durch den Sachverst&#228;ndigen nicht festgestellt werden. Ein etwaiges Kosteninteresse kann die Kl&#228;gerin f&#252;r sich bereits deshalb nicht ins Feld f&#252;hren, weil die mit einer Bauteil&#246;ffnung verbundenen Kosten ohnehin zun&#228;chst von ihr zu tragen sind, &#167; 17 Abs. 1 GKG. Auch das Risiko etwaiger, mit einer Bauteil&#246;ffnung verbundener weitergehender Sch&#228;den besteht unabh&#228;ngig von der Durchf&#252;hrung im Auftrag der Kl&#228;gerin oder im Auftrag des Sachverst&#228;ndigen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_71">71</a></dt> <dd><p>Zwar steht der Kl&#228;gerin im Fall einer Bauteil&#246;ffnung durch den Sachverst&#228;ndigen und hiermit verbundener weitergehender Sch&#228;den neben dem ausf&#252;hrenden Handwerker in der Person des Sachverst&#228;ndigen ein weiterer Schuldner zur Verf&#252;gung (vgl. Spindler in: BeckOGK BGB, Stand: 01.07.2018, &#167; 831 Rn. 71). Der Vorteil eines zweiten Gesamtschuldners besteht aber ausschlie&#223;lich in der Reduzierung eines etwaig bestehenden Insolvenzrisikos. Dieses Insolvenzrisiko besteht f&#252;r den Sachverst&#228;ndigen nach einer etwaigen Verurteilung zur Zahlung von Schadensersatz und einer nachfolgenden Inanspruchnahme des mit der Bauteil&#246;ffnung beauftragten Fachunternehmers im Rahmen des Gesamtschuldnerausgleichs gem&#228;&#223; &#167; 426 BGB jedoch gleicherma&#223;en. Es ist aber nicht nachvollziehbar, weshalb dieses Insolvenzrisiko einseitig der Sachverst&#228;ndige tragen soll.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_72">72</a></dt> <dd><p>Auch im &#220;brigen erf&#228;hrt die Kl&#228;gerin durch eine Bauteil&#246;ffnung auf eigene Veranlassung keine relevanten Rechtsnachteile. Insbesondere wird sie hierdurch nicht an der ihr obliegenden Beweisf&#252;hrung gehindert.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_73">73</a></dt> <dd><p>Unter diesen Umst&#228;nden haben weder das Landgericht noch der Senat die Sachverst&#228;ndige zu einer Bauteil&#246;ffnung in eigener Zust&#228;ndigkeit verpflichten d&#252;rfen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_74">74</a></dt> <dd><p>Nur h&#246;chst vorsorglich weist der Senat darauf hin, dass bereits das Landgericht diesen Rechtsstandpunkt vertreten und die Parteien hierauf hingewiesen hat. Mit Faxschreiben vom 23. August 2016 (Bl. 292 d. A.) hat die Sachverst&#228;ndige dem Gericht mitgeteilt, dass die Kl&#228;gerin keine Bauteil&#246;ffnung vornehmen werde. Deshalb bitte die Sachverst&#228;ndige um eine entsprechende Weisung durch das Gericht. Die Vorsitzende hat der Sachverst&#228;ndigen daraufhin mitgeteilt, dass</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_75">75</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">"das Gericht eine Partei nicht anweisen kann, eine Bauteil&#246;ffnung vorzunehmen. Sollte sich der Sachverhalt ohne Bauteil&#246;ffnung nicht aufkl&#228;ren lassen, vermerken Sie dies bitte in Ihrem Gutachten; es m&#252;sste dann ggf. nach Beweislast entschieden werden." (Bl. 293 R d. A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_76">76</a></dt> <dd><p>Durch dieses den Parteivertretern in Abschrift &#252;bermittelte Schreiben hat das Landgericht seine Rechtsauffassung klar zu erkennen gegeben. Zwar hat das Landgericht die Anfrage der Sachverst&#228;ndigen erkennbar lediglich als Bitte um eine isolierte Anweisung der Kl&#228;gerin verstanden, nicht aber als Bitte um eine Anweisung der Sachverst&#228;ndigen. Allerdings ist kurz vorher eine entsprechende explizite Aufforderung des Kl&#228;gervertreters eingegangen (Bl. 290 d. A.). Dementsprechend ist durch dieses Schreiben f&#252;r die Kl&#228;gerin erkennbar geworden, dass das Landgericht auch f&#252;r eine Anweisung der Sachverst&#228;ndigen zur Bauteil&#246;ffnung keine Veranlassung sieht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_77">77</a></dt> <dd><p>Letztlich kommt es hierauf aber nicht entscheidend an, denn auch im Berufungsverfahren ist die Kl&#228;gerin von ihrem Standpunkt nicht abger&#252;ckt und hat sich insbesondere nicht zu einer durch sie selbst veranlassten Bauteil&#246;ffnung bereit erkl&#228;rt. Dementsprechend kann auch dahingestellt bleiben, ob eine entsprechende Bereitschaft der Kl&#228;gerin im Berufungsverfahren &#252;berhaupt noch zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re oder ob es sich hierbei um ein Angriffsmittel gehandelt h&#228;tte, das bereits erstinstanzlich h&#228;tte unterbreitet werden m&#252;ssen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_78">78</a></dt> <dd><p>bb) Auch einen wirtschaftlichen Totalschaden hat die Kl&#228;gerin nicht bewiesen. Das Landgericht ist abermals auf der Grundlage des eingeholten Sachverst&#228;ndigengutachtens zu dem Ergebnis gelangt, dass mit der Reparatur des Hauses Kosten in H&#246;he von 164.599,59 &#8364; netto bzw. 195.873,51 &#8364; brutto verbunden seien. Dem stehe ein Zeitwert des Geb&#228;udes in H&#246;he von 384.156,00 &#8364; gegen&#252;ber.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_79">79</a></dt> <dd><p>Auch insoweit begegnen die Feststellungen des Landgerichts keinen Bedenken. Soweit die Beklagte ihrerseits Einw&#228;nde gegen die H&#246;he der Reparaturkosten erhoben hat, ist dies f&#252;r den Rechtsstreit ohne Relevanz. Anhaltspunkte f&#252;r weitergehende Reparaturkosten oder auch eine fehlerhaft zu hohe Ermittlung des Zeitwerts bestehen hingegen nicht und werden auch von der Kl&#228;gerin mit Ausnahme der von ihr behaupteten Sch&#228;den am Fundament nicht aufgezeigt. Soweit es aber die Sch&#228;den am Fundament betrifft, ist die Kl&#228;gerin beweisf&#228;llig geblieben (s. o.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_80">80</a></dt> <dd><p>Die Ausf&#252;hrungen der Beklagten in der Berufungsbegr&#252;ndung f&#252;hren nicht zu einer abweichenden W&#252;rdigung. Die Kl&#228;gerin vertritt lediglich weiterhin die Auffassung, dass die Sachverst&#228;ndige zu einer Bauteil&#246;ffnung in eigener Zust&#228;ndigkeit h&#228;tte angehalten werden m&#252;ssen. Eine Bauteil&#246;ffnung in eigener Verantwortung hat die Kl&#228;gerin hingegen ausdr&#252;cklich abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_81">81</a></dt> <dd><p>B. Hilfsantrag zu 1 a)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_82">82</a></dt> <dd><p>Der Kl&#228;gerin steht gegen die Beklagte auch kein Anspruch gem&#228;&#223; &#167; 1 Satz 1 VVG in Verbindung mit &#167; 1 Nr. 2 a) VGB 2002 wegen der an der vorhandenen Einbauk&#252;che entstandenen Sch&#228;den zu.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_83">83</a></dt> <dd><p>Gem&#228;&#223; &#167; 1 Nr. 2 a) VGB 2002 sind solche Einbaum&#246;bel bzw. Einbauk&#252;chen mitversichert, die nicht serienm&#228;&#223;ig produziert, sondern individuell f&#252;r das Geb&#228;ude raumspezifisch geplant und gefertigt sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_84">84</a></dt> <dd><p>Die Abgrenzung von individuell f&#252;r das Geb&#228;ude raumspezifisch geplanten und gefertigten Einbauk&#252;chen erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Wohngeb&#228;udeversicherung typischerweise das Risiko von Substanzsch&#228;den des Geb&#228;udes abdeckt, w&#228;hrend die Hausratversicherung die Einrichtung des Geb&#228;udes umfasst (vgl. OLG Saarbr&#252;cken VersR&#160;2012, 1029; OLG Saarbr&#252;cken VersR 1996, 97; OLG K&#246;ln, NJW-RR 1993, 861). Dementsprechend erfasst &#167; 1 Nr. 2 a) VGB 2002 nur solche Einbauk&#252;chen, bei denen bei nat&#252;rlicher Betrachtungsweise von einer Einheit zwischen Geb&#228;ude und Einbaum&#246;beln/-k&#252;chen auszugehen ist, weil diese individuell f&#252;r das Geb&#228;ude gefertigt worden sind und deshalb jedenfalls nicht ohne gr&#246;&#223;eren Aufwand von ihrem Standort zu trennen und an anderer Stelle wiederzuverwenden w&#228;ren (vgl. OLG Saarbr&#252;cken VersR 2012, 1029).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_85">85</a></dt> <dd><p>Dabei ist nicht auf die Anpassung der K&#252;che in ihrer Gesamtheit abzustellen, denn insoweit erfolgt immer eine Orientierung am vorhandenen Raumangebot und eine Anpassung durch den zus&#228;tzlichen Einbau von Blenden und Arbeitsfl&#228;che. Entscheidend ist vielmehr, ob die Einzelelemente der K&#252;che in Gestalt von Schr&#228;nken, Theken, Regalen pp. serienm&#228;&#223;ig gefertigt oder individuell angepasst werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_86">86</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat sich auf die Behauptung beschr&#228;nkt, dass die K&#252;che vom K&#252;chenstudio M. individuell geplant, gefertigt und eingebaut worden sei (Bl. 73 d. A.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_87">87</a></dt> <dd><p>Diese Behauptung hat der vom Senat vernommene Zeuge M. indes nicht best&#228;tigt. Der Zeuge hat vielmehr ausgesagt, die einzelnen Elemente (Korpusteile) der K&#252;che nach dem Katalog des K&#252;chenherstellers bestellt und eingebaut zu haben. So sei er auch im Jahr 2014 nach dem streitgegenst&#228;ndlichen Wasserschaden erneut verfahren. In diesem Zusammenhang hat der Zeuge erg&#228;nzend ausgesagt, im Jahr 2014 einzelne Bestandteile der K&#252;che individuell angefertigt zu haben. Das gelte f&#252;r die Arbeitsplatten, die Abdeckplatte auf der Bar, das abgeh&#228;ngte Bord &#252;ber der Bar sowie die Fu&#223;leisten unterhalb der K&#252;chenelemente und unterhalb des Barelementes. Au&#223;erdem habe er f&#252;r den Sockel der Bar eine speziell mit dem Fu&#223;boden verbundene Sonderkonstruktion fertigen m&#252;ssen. Ob der Zeuge diese Arbeiten auch bereits bei erstmaligem Einbau der K&#252;che vornahm, hat er nicht mehr angeben k&#246;nnen. Doch selbst wenn das der Fall gewesen sein sollte, w&#252;rde sich dadurch am Charakter einer nicht der Geb&#228;udeversicherung unterfallenden Einbauk&#252;che nichts &#228;ndern. Vielmehr handelt es sich bei diesen Anpassungen um Arbeiten, die bei jeder Einbauk&#252;che in gewissem Umfang vorgenommen werden m&#252;ssen, um den vorhandenen Raumangebot Rechnung zu tragen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_88">88</a></dt> <dd><p>C. Hilfsantrag zu 1 b)</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_89">89</a></dt> <dd><p>Soweit die Kl&#228;gerin mit diesem Antrag Feststellung der generellen Leistungspflicht der Beklagten aufgrund des streitgegenst&#228;ndlichen Elementarschadensereignisses begehrt, hat das Landgericht den Antrag zutreffend als unzul&#228;ssig bewertet. Die Leistungspflicht der Beklagten dem Grunde nach steht au&#223;er Streit. Demzufolge besteht kein Interesse der Kl&#228;gerin an einer entsprechenden Feststellung, &#167;&#160;256 Abs. 1 ZPO. Etwas anderes gilt auch nicht im Hinblick auf die Gefahr einer etwaigen Verj&#228;hrung des Leistungsanspruchs.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_90">90</a></dt> <dd><p>Das Interesse an einer alsbaldigen Feststellung besteht, wenn eine tats&#228;chliche Unsicherheit ein Rechtsverh&#228;ltnis nach Art und Umfang gef&#228;hrdet (BGH NJW 92, 437). Ein solches Feststellungsinteresse ist jedoch regelm&#228;&#223;ig zu verneinen, wenn ein Anerkenntnis vorliegt und dar&#252;ber hinaus eine Verj&#228;hrung von Anspr&#252;chen nicht droht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_91">91</a></dt> <dd><p>Im vorliegenden Fall hat die Beklagte nach Einf&#252;hrung des Hilfsantrags in den Rechtsstreit explizit darauf hingewiesen, ihre Leistungspflicht dem Grunde nach nicht zu bestreiten. Hierin ist ein Anerkenntnis zu sehen mit der Folge eines Neubeginns der Verj&#228;hrungsfrist gem&#228;&#223; &#167; 212 BGB. Damit droht eine Verj&#228;hrung des Leistungsanspruchs dem Grunde nach nicht vor April 2020 (vgl. OLG Hamm, Urteil vom 22. Dezember 2016, Az. 9 U 198/15).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_92">92</a></dt> <dd><p>D. Antrag zu 2</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_93">93</a></dt> <dd><p>Insoweit begehrt die Kl&#228;gerin die Feststellung, dass die Beklagte zur Erstattung des durch die versp&#228;tete Regulierung verbundenen Schadens verpflichtet ist. Auf entsprechende Nachfrage des Landgerichts zur H&#246;he des insoweit anzusetzenden Streitwerts hat die Kl&#228;gerin auf die angefallenen Anwaltskosten in H&#246;he von 2.858,38&#160;&#8364; verwiesen (Bl. 306 d. A.). Insoweit k&#246;nnen dem Kl&#228;gervortrag aber die Voraussetzungen f&#252;r einen entsprechenden Anspruch dem Grunde nach nicht entnommen werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_94">94</a></dt> <dd><p>Der Anspruch auf Erstattung einer Gesch&#228;ftsgeb&#252;hr im Sinne von Nr. 2300 VV RVG setzt eine Anspruchsgrundlage voraus, die sich au&#223;erhalb deliktischer Anspr&#252;che in der Regel aus Verzug gem&#228;&#223; &#167;&#167; 280, 286 BGB ergibt. Dar&#252;ber hinaus setzt die Erstattungsf&#228;higkeit der Anwaltsgeb&#252;hren als materieller Schaden voraus, dass die Beauftragung des Rechtsanwalts mit der vorgerichtlichen T&#228;tigkeit erforderlich und zweckm&#228;&#223;ig war (vgl. BGH NJW 2012, 919).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_95">95</a></dt> <dd><p>1. Insoweit ist bereits nicht erkennbar, welcher Anspruch der Kl&#228;gerin Gegenstand der Mandatierung war. Dementsprechend ist auch nicht erkennbar, ob eine Hauptforderung existiert, mit deren Befriedigung die Beklagte in Verzug h&#228;tte geraten k&#246;nnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_96">96</a></dt> <dd><p>2. Dar&#252;ber hinaus bestehen keine Anhaltspunkte, dass sich die Beklagte bei erstmaliger Mandatierung des Kl&#228;gervertreters im September 2013 (vgl. Bl. 346 d.&#160;A.) mit irgendeiner von ihr geschuldeten Leistung bereits in Verzug befand und dass es sich bei den vorgerichtlich angefallenen Rechtsanwaltskosten deshalb um einen kausal auf diesem Verzug beruhenden Schaden handelt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_97">97</a></dt> <dd><p>Um einen Schuldner mit der von ihm geschuldeten Leistung in Verzug zu setzen, bedarf es au&#223;erhalb der F&#228;lle des &#167; 286 Abs. 2 BGB einer Mahnung. Dass die Kl&#228;gerin die Beklagte aber nach F&#228;lligkeit eines bestehenden Anspruchs und noch vor Mandatierung des Kl&#228;gervertreters zur Zahlung aufforderte, kann weder dem Parteivortrag noch den eingereichten vorgerichtlichen Schreiben entnommen werden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_98">98</a></dt> <dd><p>Eine Mahnung war auch nicht ausnahmsweise gem&#228;&#223; &#167; 286 Abs. 2 BGB entbehrlich. Insbesondere bestehen keine Anhaltspunkte, dass die Beklagte die von ihr geschuldete Leistung noch vor Beauftragung des Kl&#228;gervertreters gem&#228;&#223; &#167; 286 Abs. 2 Nr. 3 BGB ernsthaft und endg&#252;ltig verweigert hatte. An das Vorliegen einer endg&#252;ltigen Erf&#252;llungsverweigerung sind im Hinblick auf den Zweck der Fristsetzung strenge Anforderungen zu stellen (vgl. BGH NJW-RR 1993, 139; BGH NJW 1986, 661). Der Schuldner muss die Erf&#252;llung des Vertrages gegen&#252;ber dem Gl&#228;ubiger unmissverst&#228;ndlich, endg&#252;ltig und ernstlich ablehnen, sodass f&#252;r den Gl&#228;ubiger nicht mehr zweifelhaft sein darf, dass er unter keinen Umst&#228;nden mehr mit einer freiwilligen Leistung rechnen kann. Der Schuldner muss eindeutig und gewisserma&#223;en als "sein letztes Wort" den Willen zum Ausdruck gebracht haben, dass er seine Vertragspflichten nicht erf&#252;llen werde (vgl. BGH NJW 2013, 1431).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_99">99</a></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin hat kein Schreiben der Beklagten eingereicht, das als letztes Wort der Beklagten verstanden werden k&#246;nnte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_100">100</a></dt> <dd><p>In der Berufungsbegr&#252;ndung hat die Kl&#228;gerin zwar vorgetragen, dass sie die Beklagte bereits vor Mandatierung des Kl&#228;gervertreters zur Zahlung an den Grundschuldgl&#228;ubiger aufgefordert habe. Die Beklagte hat diesen Vortrag aber bereits erstinstanzlich bestritten (Bl. 331 d. A.). Einen Beweis f&#252;r ihre Behauptung hat die Kl&#228;gerin aber nicht angeboten und insbesondere auch nicht die angeblichen Mahnschreiben von August, September und Oktober 2013 vorgelegt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>III.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_101">101</a></dt> <dd><p>1. Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 97 Abs. 1 ZPO. Eine Ab&#228;nderung der landgerichtlichen Kostenentscheidung ist nicht veranlasst. Ob das erstinstanzliche Anerkenntnis der Beklagten ein sofortiges Anerkenntnis im Sinne von &#167; 93 ZPO ist, kann dahingestellt bleiben. Dieses Anerkenntnis bezieht sich lediglich auf eine Nebenforderung, die gem&#228;&#223; &#167; 43 Abs. 1 GKG den Streitwert nicht erh&#246;ht und dementsprechend auch keine isolierten Kosten verursacht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_102">102</a></dt> <dd><p>2. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167; 708 Nr.&#160;10, &#167;&#160;711 ZPO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_103">103</a></dt> <dd><p>3. Der Senat hat die Revision zugelassen. Der Senat verneint jedenfalls im vorliegenden Fall die Pflicht der Sachverst&#228;ndigen zur Vornahme einer Bauteil&#246;ffnung und weicht damit von einem tragenden abstrakten Rechtssatz anderer Oberlandesgerichte ab. Damit liegt ein Fall der Divergenz im strengen Sinne gem&#228;&#223; &#167;&#160;543 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 Alt. 2 ZPO vor.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_104">104</a></dt> <dd><p>4. Der f&#252;r das Berufungsverfahren ma&#223;gebliche Streitwert orientiert sich allein am Hauptantrag zu 1. Diesen Antrag bewertet der Senat mit 293.901,34 &#8364;. Der Antrag zu 1 ist auf Erstattung der Wiederherstellungskosten aufgrund einer vollst&#228;ndigen Zerst&#246;rung des Geb&#228;udes gerichtet. Die Kl&#228;gerin hat die Wiederherstellungskosten insgesamt mit 531.360,00 &#8364; beziffert (Bl. 7 d.&#160;A.). Abz&#252;glich der von der Beklagten bereits erbrachten Zahlungen in H&#246;he von 158.983,33 &#8364; und abz&#252;glich des Selbstbehalts in H&#246;he von 5.000,00 &#8364; verbleibt ein Betrag in H&#246;he von 367.376,67 &#8364;. Abzuziehen ist schlie&#223;lich noch der Feststellungsabschlag, den der Senat mit 20% bemisst.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_105">105</a></dt> <dd><p>Die Hilfsantr&#228;ge wirken sich demgegen&#252;ber nicht streitwerterh&#246;hend aus. Dem Vortrag der Kl&#228;gerin k&#246;nnen keine Anhaltspunkte entnommen werden, dass der Schaden an der Einbauk&#252;che nicht bereits vom Hauptantrag zu 1 erfasst wird. Wenn es sich aber bei dem Anspruch auf Erstattung der an der Einbauk&#252;che entstandenen Sch&#228;den um eine bereits in den Wiederherstellungskosten enthaltene Rechnungsposition handelt, besitzt der Hilfsantrag zu 1 a) keine &#252;ber die geltend gemachten Wiederherstellungskosten hinausgehende wirtschaftliche Bedeutung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_106">106</a></dt> <dd><p>Die weiteren Anspr&#252;che betreffen Nebenforderungen im Sinne von &#167; 43 Abs. 1 GKG, die den Streitwert nicht erh&#246;hen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_107">107</a></dt> <dd><p>Dementsprechend errechnet sich der Streitwert f&#252;r das Berufungsverfahren wie folgt:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_108">108</a></dt> <dd><table class="Rsp"> <tr><th colspan="3" rowspan="1"></th></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">Wiederherstellungskosten ...................................................</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">531.360,00</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#8364;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">abzgl. bereits geleistete Zahlungen ....................................</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">-158.983,33</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#8364;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">abzgl. Selbstbehalt ..............................................................</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">-5.000,00</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#8364;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">abzgl. Feststellungsabschlag von 20 % ..............................</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">-73.475,33</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#8364;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p></td> </tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">Gesamt ................................................................................</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">293.901,34</p></td> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"><p style="text-align:left">&#8364;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</p></td> </tr> </table></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=KORE204382019&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
180,270
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{ "id": 268, "name": "Landgericht München II", "slug": "lg-munchen-ii", "city": 188, "state": 4, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 O 14461/17
2019-01-31T00:00:00
2019-02-07T14:19:18
2019-02-13T12:21:04
Endurteil
<h2>Tenor</h2> <div> <p>1. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2. Die Kl&#228;gerin hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p>3. Das Urteil ist gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110% des zu vollstreckenden Betrages vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <p><rd nr="1"/>Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagtenseite wegen Verletzung ihrer Rechte aus dem nationalen Teil des europ&#228;ischen Patents 806 auf Unterlassung, Auskunft, Rechnungslegung, R&#252;ckruf und Feststellung der Schadensersatzpflicht in Anspruch.</p> <p>A. Zu den Parteien</p> <p><rd nr="2"/>Die Kl&#228;gerin ist eingetragene Inhaberin (K (E) 3) des europ&#228;ischen Patents 806 (im Folgenden: Klagepatent, K (E) 1) mit dem Titel Verfahren und Vorrichtung zur Kommunikationskanalauswahl.</p> <p><rd nr="3"/>Die Beklagte ist eine USamerikanische Gesellschaft mit Sitz in Kalifornien. Sie ist das Mutterunternehmen der P. -Gruppe und entwickelt, vertreibt und stellt u.a. mobile Computer und Kommunikationsger&#228;te her, die unter den Marken x und y vertrieben werden.</p> <p>B. Klagepatent</p> <p><rd nr="4"/>Das Klagepatent wurde am 20.11.2006 unter Inanspruchnahme der Priorit&#228;t vom 28.11.2005 (US &#8230;506) angemeldet. Der Hinweis auf die Erteilung des Klagepatents wurde am 30.03.2016 ver&#246;ffentlicht.</p> <p><rd nr="5"/>Patentanspruch 8 lautet im englischen Original wie folgt:</p> <p>&#8222;8. A communication terminal (10) comprising:</p> <p>a communication controller (63) including a transceiver device for transmitting signals over a communication link; a user interface including a display and an input interface; an input detection device (61) configured to sense input of letters by a user in a standby screen, representing a title for a second communication terminal; a title memory; a data retrieving mechanism (65), configured to retrieve information associated with the title of the second communication terminal and connected to a display control device (62) for presenting the retrieved information on the display and the data retrieving mechanism (65) is configured to retrieve information related to selectable communication channels usable for communicating with the second communication terminal;</p> <p>characterised in that the display control device (62) is configured to present, on the display, a plurality of selectable items (152-157) only representing the usable communication channels, responsive to sensing of input of the title; wherein once the user starts to type letters, the display control device (62) is configured to present the different usable communication channels for selection.&#8220;</p> <p><rd nr="6"/>Patentanspruch 8 lautet in deutscher &#220;bersetzung:</p> <p>8. Kommunikationsendger&#228;t umfassend:</p> <p>eine Kommunikationssteuervorrichtung (63) umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung; eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle; eine Eingabedetektionsvorrichtung (61), die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentieren; einen Titelspeicher; einen Datenabfragemechanismus (65), der dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung (62) f&#252;r die Darstellung der abgefragten Information auf der Anzeige verbunden ist; und der Datenabfragemechanismus (65) dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> <p>dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten (152-157) auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen.</p> <p><rd nr="7"/>Anspruch 11 lautet im englischen Original:</p> <p>11. The communication terminal (10) according to claim 8, wherein the display control device (62) is configured to present the plurality of selectable items (152-157) as separate icons.</p> <p><rd nr="8"/>In deutscher &#220;bersetzung:</p> <p>11. Kommunikationsendger&#228;t (10) nach Anspruch 8, wobei die Anzeigesteuervorrichtung (62) zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten (152-157) als gesonderte Ikonen ausgebildet ist.</p> <p><rd nr="9"/>Die Kl&#228;gerin macht im Verfahren nur noch eine beschr&#228;nkte Anspruchskombination aus Anspruch 8, kombiniert mit dem abh&#228;ngigen Anspruch 11, geltend (S. 4 Replik). Die Merkmale des (urspr&#252;nglich unbeschr&#228;nkt) geltend gemachten Patentanspruchs 8 ergeben sich im Einzelnen aus der Merkmalsgliederung K (E) 2; die Merkmale des beschr&#228;nkten Anspruchs folgen aus K&#160;(E) 6.</p> <p><rd nr="10"/>Das Klagepatent ist nicht standardessentiell.</p> <p><rd nr="11"/>Die nachfolgend wiedergegebene Figur 1 des Klagepatents zeigt ein beispielhaftes Mobiltelefon:</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_706-1-de.PNG" alt=""/></p> <p><rd nr="12"/>Das Klagepatent geht hierbei grunds&#228;tzlich von einem Mobiltelefon mit einem Eingabebereich (input interface) 14 aus, das mit Kn&#246;pfen oder Tasten arbeitet, [0016]. Indes erlaubt das Klagepatent auch den Einsatz eines Touch-Displays, [0016] aE.</p> <p>C. Zu der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform</p> <p><rd nr="13"/>Die Kl&#228;gerin wendete sich zun&#228;chst explizit, aber nicht abschlie&#223;end, gegen die Mobilfunkger&#228;te x 7 Plus, x 7, x 6s Plus, x 6s, x SE (S. 22/23, 57 Klageschrift). Sie erl&#228;uterte in der Replik, auch die Mobilfunkger&#228;te x 8 Plus, x 8, und x X verwirklichten das Klagepatent (S. 29 Replik).</p> <p><rd nr="14"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen unterst&#252;tzen Mobilfunkstandards wie GSM, GPRS, UMTS oder LTE. Sie verf&#252;gen &#252;ber ein Multi-Touch Widescreen Display mit LED-Hintergrund-Beleuchtung und IPS-Technologie. Mittels einer Home-Taste an den angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen kann der Benutzer in das Hauptmen&#252; des Systems wechseln (S. 23/28 Klageschrift). Die fraglichen Mobilfunkger&#228;te weisen keine physische Tastatur auf (S. 30 Replik).</p> <p><rd nr="15"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen werden durch das Betriebssystem iOS gesteuert, das auch die Funktion Spotlight-Suche umfasst, mittels derer der Nutzer u.a. auf dem Telefon gespeicherte Kontakte finden kann (S. 28/29 Klageschrift). In iOS 11 hei&#223;t die fragliche Suchfunktion Siri &amp; Suchen (S. 29 Replik). Die Spotlight-Suche/ Funktion Siri &amp; Suchen (im Folgenden zusammenfassend &#8222;Suchfunktionalit&#228;t&#8220;) kann der Nutzer aktivieren, indem er in dem Home-Screen auf dem Display des Telefons nach unten streicht (S. 18 Klageerwiderung-II, S.30 Replik, S. 22 Duplik mit Bildern). Die Suchfunktionalit&#228;t zeigt nicht nur Kontakte an, vielmehr stellt sie eine Inhalte des jeweiligen iPhones, aber auch Inhalte aus dem Internet umfassende Abfragefunktion dar. Eine Kommunikation kann aus der Suchfunktionalit&#228;t heraus nicht gestartet werden, vielmehr ist hierzu der Wechsel in die Telefon-/ Nachrichten-/ Facetime-Anwendung erforderlich (S. 24/26 Duplik mit Bildern, SVG, Augenschein).</p> <p>D. </p> <p><rd nr="16"/>Die Kl&#228;gerin bringt vor,</p> <p>I. sie sei - entgegen der Auffassung der Beklagtenseite - aktivlegitimiert.</p> <p>II. Vorw&#252;rfe der Beklagtenseite, die Kl&#228;gerin w&#252;rde eine Marktmacht missbrauchen und durch die Klage den Mitbewerber N. vom Markt dr&#228;ngen wollen, wies die Kl&#228;gerin zur&#252;ck. Sie unterstrich, die Beklagtenseite wolle vielmehr die Kl&#228;gerin sch&#228;digen durch Anstiftung der Lizenznehmer der Kl&#228;gerin dazu, Lizenzgeb&#252;hren nicht mehr zu zahlen, (S. 63/75 Replik).</p> <p>III. Zu der Auslegung des Merkmals &#8222;Standby-Anzeige&#8220; st&#252;tzt sie sich auf [0018], und unterstreicht, die Standby-Anzeige erlaube die Eingabe einer Nummer und die Einleitung eines Anrufs. Entscheidend sei, dass aus der Standby-Anzeige heraus ein Kommunikationskanal zug&#228;nglich sei, dass mithin keine gesonderte Anwendung f&#252;r die Aktivierung des Kommunikationskanals aufgerufen werden m&#252;sse, sondern durch die blo&#223;e Aktivierung einer allgemeinen Eingabem&#246;glichkeit - gleich der Eingabe einer Telefonnummer im Stand der Technik - etwaige Kommunikationskan&#228;le aufgerufen werden k&#246;nnen (Klage S. 20, 34/35, Replik S. 7/8). Dieses Verst&#228;ndnis werde durch [0003] und [0019] gedeckt (S. 8/9 Replik).</p> <p><rd nr="17"/>Ein anderes folge nicht aus [0021] mit Figur 6: die dort beschriebene Ausf&#252;hrungsform sei nicht in Anspruch 8 des Klagepatents beansprucht, weil die Kontaktliste aufgerufen werde, um eine Verbindung einzuleiten (S. 10 Replik unter Bezugnahme auf [0018]). Die Kl&#228;gerin unterstreicht, dass das Teilmerkmal &#8222;Standby-Anzeige&#8220; erst im Verlauf des Erteilungsverfahrens in die Anspr&#252;che 1 und 8 aufgenommen worden sei, um Bedenken wegen <verweis.norm>Art. 84 <v.abk ersatz="EP&#220; auszur&#228;umen (Teilanmeldung K">EP&#220; auszur&#228;umen (Teilanmeldung K</v.abk></verweis.norm>&#160;(E) 7, Absichtserkl&#228;rung K (E) 8, Klagepatent mit &#196;nderungen des Pr&#252;fers K (E) 9).</p> <p>IV. Nach obiger zutreffender Auslegung sei das Merkmal verletzt. Denn die Suchfunktionalit&#228;t erlaube das Eintippen und Eingeben einer Nummer, wie dies die klagepatentgem&#228;&#223;e Standby-Anzeige verlange (S. 35 Klageschrift).</p> <p><rd nr="18"/>Nichts anderes folge aus den Einwendungen der Beklagtenseite. Erstens k&#246;nne man nicht nur - wie die Beklagtenseite das tue - den Sperrbildschirm oder den Home-Screen als Standby-Anzeige ansehen. Vielmehr sei eine Standby-Anzeige dadurch gekennzeichnet, dass man eine Nummer eingeben k&#246;nne - das k&#246;nne man weder bei Sperrbildschirm noch bei dem Home-Screen, aber bei Eingabe in die Suchfunktion (S. 30 Replik). Es sei zu ber&#252;cksichtigen, dass die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen keine physische Tastatur aufwiesen, wie dies das Klagepatent ausdr&#252;cklich vorsehe, [0016]. Durch die Wischgeste erscheine die Tastatur erst, und erst dann k&#246;nne &#252;ber eine patentgem&#228;&#223;e Standby-Anzeige gesprochen werden (S. 30/31 Replik).</p> <p><rd nr="19"/>Die Suchfunktion sei keine spezifische Funktionalit&#228;t f&#252;r einen Kommunikationskanal, ebenso wenig ein Adressbuch oder eine Kontaktliste, wovon sich das Klagepatent (mit der Standby-Anzeige) abgrenzen wolle (S. 31 Replik).</p> <p>V. Eine Aussetzung des Verfahrens mit Blick auf die Nichtigkeitsklage (S. 33/61 Replik) oder andere Verfahren (S. 76/80 Replik) sei nicht veranlasst.</p> <p>E. Antr&#228;ge</p> <p><rd nr="20"/>Die Kl&#228;gerin k&#252;ndigte zun&#228;chst schrifts&#228;tzlich folgende Antr&#228;ge an:</p> <p>I. Die Beklagte wird verurteilt,</p> <p>1. es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu EUR 250.000 - ersatzweise Ordnungshaft - oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt zwei Jahren, wobei die Ordnungshaft an den gesetzlichen Vertretern der Beklagten zu vollziehen ist, zu unterlassen, Kommunikationsendger&#228;te in der Bundesrepublik Deutschland anzubieten, in den Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu diesen Zwecken einzuf&#252;hren oder zu besitzen,</p> <p>die Folgendes umfassen:</p> <p>- eine Kommunikationssteuervorrichtung umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung;</p> <p>- eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle;</p> <p>- eine Eingabedetektionsvorrichtung, die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentiert;</p> <p>- einen Titelspeicher;</p> <p>- einen Datenabfragemechanismus, der dazu ausgebildet ist, Information zu detektieren, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung f&#252;r die Darstellung der abgefragenen Information auf der Anzeige verbunden ist; und der Datenabfragemechanismus dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> <p>dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen.</p> <p>(Anspruch 8, unmittelbare Verletzung),</p> <p>insbesondere, wenn die Kommunikationssteuervorrichtung zum Aufbau einer Kommunikationsverbindung mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t &#252;ber einen ausgew&#228;hlten aus der Mehrzahl von Kommunikationskan&#228;len ausgebildet ist;</p> <p>(Anspruch 9, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die Eingabedetektionsvorrichtung dazu ausgebildet ist, die Eingabe eines Befehls zu detektieren, indem einer der Kommunikationskan&#228;le ausgew&#228;hlt wird;</p> <p>(Anspruch 10, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die Anzeigesteuervorrichtung zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten als gesonderte Ikonen ausgebildet ist;</p> <p>(Anspruch 11, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die verschiedenen Kommunikationskan&#228;le zwei Typen der Gruppe: Sprachanruf, Videoanruf, Textnachrichten, Bildnachrichten und E-Mail umfassen;</p> <p>(Anspruch 12, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information Identit&#228;tsdaten eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 13, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information ein Bild eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 14, unmittelbare Verletzung)</p> <p>2. der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, in welchem Umfang die Beklagte die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. M&#228;rz 2016 begangen hat, und zwar unter Angabe</p> <p>a) der Namen und Anschriften der Lieferanten und anderer Vorbesitzer,</p> <p>b) der Namen und Anschriften der gewerblichen Abnehmer sowie der Verkaufsstellen, f&#252;r die die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der Menge der hergestellten, ausgelieferten, erhaltenen und bestellten Erzeugnisse sowie der Preise, die f&#252;r die betreffenden Erzeugnisse bezahlt wurden;</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben die entsprechenden Einkaufs- und Verkaufsbelege (n&#228;mlich Rechnungen, hilfsweise Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen;</p> <p>3. der Kl&#228;gerin schriftlich in geordneter Form (gegliedert nach Kalendervierteljahren) Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Beklagte die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. April 2016 begangen hat, und zwar unter Angabe:</p> <p>a) die Mengen der erhaltenen oder bestellten Erzeugnisse,</p> <p>b) der einzelnen Lieferungen (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Liefermengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Abnehmer einschlie&#223;lich der Verkaufsstellen, f&#252;r welche die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der einzelnen Angebote (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Angebotsmengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Angebotsempf&#228;nger,</p> <p>d) der betriebenen Werbung, aufgeschl&#252;sselt nach Werbetr&#228;gern, deren Auflagenh&#246;he, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet,</p> <p>e) der nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschl&#252;sselten Gestehungskosten und des erzielten Gewinns,</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben zu b) die entsprechenden Belege (n&#228;mlich Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen,</p> <p>wobei es der Beklagten vorbehalten bleibt, die Namen und Anschriften der nichtgewerblichen Abnehmer und Angebotsempf&#228;nger statt der Kl&#228;gerin einem von der Kl&#228;gerin zu benennenden, ihr gegen&#252;ber zur Verschwiegenheit verpflichteten, in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen, vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern die Beklagten dessen Kosten tr&#228;gt, und ihn erm&#228;chtigen und verpflichten, der Kl&#228;gerin auf konkrete Anfrage mitzuteilen, ob ein bestimmter Abnehmer oder Angebotsempf&#228;nger in der Aufstellung enthalten ist;</p> <p>4. die unter Ziffer I.1. bezeichneten, in Verkehr gebrachten und im Besitz Dritter befindlichen Erzeugnisse aus den Vertriebswegen zur&#252;ckzurufen,</p> <p>indem diejenigen Dritten, denen durch die Beklagte oder mit deren Zustimmung Besitz an den Erzeugnissen einger&#228;umt wurde, unter Hinweis darauf, dass die Kammer mit dem hiesigen Urteil auf eine Verletzung des Klagepatents erkannt hat, ernsthaft aufgefordert werden, die Erzeugnisse an die Beklagte zur&#252;ckzugeben und den Dritten f&#252;r den Fall der R&#252;ckgabe der Erzeugnisse eine R&#252;ckzahlung des gegebenenfalls bereits bezahlten Kaufpreises sowie die &#220;bernahme der Kosten der R&#252;ckgabe zugesagt wird und endg&#252;ltig zu entfernen, indem die Beklagte die erfolgreich zur&#252;ckgerufenen Erzeugnisse wieder an sich nimmt.</p> <p>II. Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch die unter Ziffer I.1. bezeichneten, seit dem 30. April 2016 begangenen Handlungen der Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <p>III. Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p><rd nr="21"/>Sie stellte in dem fr&#252;hen ersten Termin sodann folgende Antr&#228;ge, die die nunmehr eingeschr&#228;nkte Geltendmachung der Anspr&#252;che des Klagepatents ber&#252;cksichtigen:</p> <p>I. Die Beklagte wird verurteilt,</p> <p>1. es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu EUR 250.000 - ersatzweise Ordnungshaft - oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt zwei Jahren, wobei die Ordnungshaft an den gesetzlichen Vertretern der Beklagten zu vollziehen ist, zu unterlassen, Kommunikationsendger&#228;te in der Bundesrepublik Deutschland anzubieten, in den Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu diesen Zwecken einzuf&#252;hren oder zu besitzen,</p> <p>die Folgendes umfassen:</p> <p>- eine Kommunikationssteuervorrichtung umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung;</p> <p>- eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle;</p> <p>- eine Eingabedetektionsvorrichtung, die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentiert;</p> <p>- einen Titelspeicher;</p> <p>- einen Datenabfragemechanismus, der dazu ausgebildet ist, Information zu detektieren, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung f&#252;r die Darstellung der abgefragenen Information auf der Anzeige verbunden ist; und der Datenabfragemechanismus dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> <p>dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen; und wobei die Anzeigesteuervorrichtung zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten als gesonderte Ikonen ausgebildet ist.</p> <p>(Anspruch 8, eingeschr&#228;nkte Fassung, unmittelbare Verletzung),</p> <p>insbesondere, wenn die Kommunikationssteuervorrichtung zum Aufbau einer Kommunikationsverbindung mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t &#252;ber einen ausgew&#228;hlten aus der Mehrzahl von Kommunikationskan&#228;len ausgebildet ist;</p> <p>(Anspruch 9, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die Eingabedetektionsvorrichtung dazu ausgebildet ist, die Eingabe eines Befehls zu detektieren, indem einer der Kommunikationskan&#228;le ausgew&#228;hlt wird;</p> <p>(Anspruch 10, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die verschiedenen Kommunikationskan&#228;le zwei Typen der Gruppe: Sprachanruf, Videoanruf, Textnachrichten, Bildnachrichten und E-Mail umfassen;</p> <p>(Anspruch 12, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information Identit&#228;tsdaten eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 13, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information ein Bild eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 14, unmittelbare Verletzung)</p> <p>2. der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, in welchem Umfang die Beklagte die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. M&#228;rz 2016 begangen hat, und zwar unter Angabe</p> <p>a) der Namen und Anschriften der Lieferanten und anderer Vorbesitzer,</p> <p>b) der Namen und Anschriften der gewerblichen Abnehmer sowie der Verkaufsstellen, f&#252;r die die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der Menge der hergestellten, ausgelieferten, erhaltenen und bestellten Erzeugnisse sowie der Preise, die f&#252;r die betreffenden Erzeugnisse bezahlt wurden;</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben die entsprechenden Einkaufs- und Verkaufsbelege (n&#228;mlich Rechnungen, hilfsweise Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen;</p> <p>3. der Kl&#228;gerin schriftlich in geordneter Form (gegliedert nach Kalendervierteljahren) Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Beklagte die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. April 2016 begangen hat, und zwar unter Angabe:</p> <p>a) der Mengen der erhaltenen oder bestellten Erzeugnisse,</p> <p>b) der einzelnen Lieferungen (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Liefermengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Abnehmer einschlie&#223;lich der Verkaufsstellen, f&#252;r welche die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der einzelnen Angebote (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Angebotsmengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Angebotsempf&#228;nger,</p> <p>d) der betriebenen Werbung, aufgeschl&#252;sselt nach Werbetr&#228;gern, deren Auflagenh&#246;he, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet,</p> <p>e) der nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschl&#252;sselten Gestehungskosten und des erzielten Gewinns,</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben zu b) die entsprechenden Belege (n&#228;mlich Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen,</p> <p>wobei es der Beklagten vorbehalten bleibt, die Namen und Anschriften der nichtgewerblichen Abnehmer und Angebotsempf&#228;nger statt der Kl&#228;gerin einem von der Kl&#228;gerin zu benennenden, ihr gegen&#252;ber zur Verschwiegenheit verpflichteten, in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen, vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern die Beklagte dessen Kosten tr&#228;gt, und ihn erm&#228;chtigt und verpflichtet, der Kl&#228;gerin auf konkrete Anfrage mitzuteilen, ob ein bestimmter Abnehmer oder Angebotsempf&#228;nger in der Aufstellung enthalten ist;</p> <p>4. die unter Ziffer I.1. bezeichneten, in Verkehr gebrachten und im Besitz Dritter befindlichen Erzeugnisse aus den Vertriebswegen zur&#252;ckzurufen,</p> <p>indem diejenigen Dritten, denen durch die Beklagte oder mit deren Zustimmung Besitz an den Erzeugnissen einger&#228;umt wurde, unter Hinweis darauf, dass die Kammer mit dem hiesigen Urteil auf eine Verletzung des Klagepatents erkannt hat, ernsthaft aufgefordert werden, die Erzeugnisse an die Beklagte zur&#252;ckzugeben und den Dritten f&#252;r den Fall der R&#252;ckgabe der Erzeugnisse eine R&#252;ckzahlung des gegebenenfalls bereits bezahlten Kaufpreises sowie die &#220;bernahme der Kosten der R&#252;ckgabe zugesagt wird und endg&#252;ltig zu entfernen, indem die Beklagte die erfolgreich zur&#252;ckgerufenen Erzeugnisse wieder an sich nimmt.</p> <p>II. Es wird festgestellt, dass die Beklagte verpflichtet ist, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der der N. Inc. durch die unter Ziffer I.1. bezeichneten, in der Zeit vom 30. April 2016 bis zum 20. September 2017 begangenen Handlungen der Beklagten und der der Kl&#228;gerin durch die unter Ziffer I.1. bezeichneten, seit dem 21. September 2017 begangenen Handlungen der Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <p>III. Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p><rd nr="22"/>Die Beklagtenseite hat einer etwaigen Teilklager&#252;cknahme unter Verwahrung gegen die Kostenlast zugestimmt. Im &#220;brigen beantragt sie Klageabweisung,</p> <p>hilfsweise Aussetzung des Verfahrens im Hinblick auf die anh&#228;ngige Nichtigkeitsklage.</p> <p><rd nr="23"/>Sie beantragt weiter hilfsweise, </p> <p>das Urteil nur gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von mindestens 1,152 Mrd. &#8364; f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar zu erkl&#228;ren, und der Beklagtenseite zu gestatten, die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung (auch durch Gestellung einer B&#252;rgschaft) abzuwenden.</p> <p><rd nr="24"/>Im Hinblick auf die nichttechnischen Erwiderungen beantragt die Beklagtenseite weiter hilfsweise </p> <p>die Aussetzung bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des UK High Court, HP-2017-000015, &#167;&#160;148 ZPO, bzw. bis zur Entscheidung der EU-Kommission &#252;ber die Wettbewerbsverfahren gegen die Kl&#228;gerin wegen AT.40220, AT.39711, <verweis.norm>Art. 16 <v.abk ersatz="VO 2003/1/EG">VO 2003/1/EG</v.abk></verweis.norm>, au&#223;erdem weiter hilfsweise von der EU Kommission eine Stellungnahme zur Anwendung der Wettbewerbsregeln einzuholen und das Verfahren bis zum Erhalt der Stellungnahme auszusetzen, und zuletzt hilfsweise eine Vorlage an den EuGH, um die Kartellrechtswidrigkeit des behaupteten kl&#228;gerischen Verhaltens &#252;berpr&#252;fen zu lassen.</p> <p><rd nr="25"/>Die Kl&#228;gerin wendet sich gegen eine Aussetzung.</p> <p>F. Die Beklagtenseite bringt vor:</p> <p><rd nr="26"/>I. Die Beklagtenseite bestreitet die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin (S. 2/3 Klageerwiderung, S. 2/4 Duplik).</p> <p><rd nr="27"/>II. Eine Auslegung des Begriffs Standby-Anzeige schon nach dem Wortlaut zeige, dass hier eine Funktion des Telefons angesprochen sei, in der es lediglich bereit sei, Anrufe zu empfangen und Nutzereingaben entgegen zu nehmen (S. 15 Klageerwiderung). Der Fachmann habe den Begriff zum Priorit&#228;tszeitpunkt so verstanden, dass das Telefon allenfalls Batterieladung, Signalst&#228;rke, Namen des Netzbetreibers, Uhrzeiten und gegebenenfalls eventuelle Benachrichtigungen anzeigte (S. 15 Klageerwiderung, FBD 101). Zwar sei es bei einer Ausstattung des Telefons mit einer physischen Tastatur m&#246;glich gewesen, direkt im Standby-Modus eine Nummer einzugeben, das sei f&#252;r das Verst&#228;ndnis des Begriffs indes nicht konstitutiv gewesen. Ma&#223;geblich sei vielmehr, dass das Ger&#228;t im Grundzustand sei, mithin kein weiteres Men&#252; und keine weitere Funktion ge&#246;ffnet sei. Dieses fachm&#228;nnische Verst&#228;ndnis decke sich mit dem Verst&#228;ndnis der Beschreibung in [0003]. Nur bei einem Verst&#228;ndnis von Standby-Anzeige als &#8222;Nullzustand&#8220; mache auch der &#8222;Witz&#8220; des Klagepatents [0018] Sinn (S. 16/17 Klageerwiderung). Es handele sich schon dann nicht mehr um eine klagepatentgem&#228;&#223;e Standby-Anzeige, wenn der Nutzer &#252;berhaupt eine Anwendung aufrufen m&#252;sse. Standby-Anzeige sei damit der Grundzustand des Ger&#228;ts (S. 6 Duplik).</p> <p><rd nr="28"/>Der Umstand, dass die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen keine physische Tastatur h&#228;tten, erlaube keine weitere Auslegung - insbesondere folge nichts anderes aus dem kl&#228;gerseits in Bezug genommenen [0016]. Schlie&#223;lich k&#246;nne auch ein Touchscreen st&#228;ndig eine Tastatur anzeigen (S. 6/7 Duplik).</p> <p><rd nr="29"/>Nicht klagepatentgem&#228;&#223; sei es, wenn nur gespeicherte Telefonnummern aus der Standby-Anzeige heraus angerufen werden k&#246;nnten (S. 27 Duplik unter Bezugnahme auf [0018]).</p> <p><rd nr="30"/>III. Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen verwirklichten das Merkmal nicht. Standby-Anzeige im klagepatentgem&#228;&#223;en Sinne sei allein der Sperrbildschirm der angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen, in dem jedoch keine Anwendung gestartet und kein Men&#252; ge&#246;ffnet sei (S. 17/18 Klageerwiderung). Die Suchfunktionalit&#228;t m&#252;sse hingegen gesondert aufgerufen werden; sie k&#246;nne durch eine Geste (Streichen nach unten im &#8222;Home-Screen&#8220;) gestartet werden (S. 18 Klageerwiderung). Die im Klagepatent beschriebene Problemstellung passe auf die angegriffene Ausf&#252;hrungsform nicht, weil stets die Auswahl einer Anwendung erforderlich sei (S. 7 Duplik).</p> <p><rd nr="31"/>Die Beklagtenseite unterstreicht: Die Anzeige der virtuellen Tastatur sei von der Suchfunktionalit&#228;t selbst zu unterscheiden. Das werde deutlich, wenn man eine physische Tastatur an das iPhone anschlie&#223;e - dann werde gerade keine Tastatur angezeigt. Daher diene die Wischgeste entgegen der Darstellung der Kl&#228;gerin nicht dazu, eine Tastatur anzuzeigen, sondern die Suchanwendung zu starten (S. 23, 29 Duplik mit Bildern).</p> <p><rd nr="32"/>Die Suchfunktionalit&#228;t erlaube die Suche nach bestimmten Themen an verschiedenen Orten des Mobiltelefons (S. 18 Klageerwiderung). Sie erlaube hingegen gerade nicht den Aufruf einer Kommunikation nach Eingabe einer (in dem Telefon nicht gespeicherten) Telefonnummer aus der Anwendung heraus (S. 27 Duplik mit Bild). Der klagepatentgem&#228;&#223;en Funktionsbeschreibung komme die Telefonanwendung am n&#228;chsten - sie sei indes nicht klagepatentgem&#228;&#223;, weil die Anwendung erst gestartet werden m&#252;sse (S. 28 Duplik).</p> <p><rd nr="33"/>Es sei auch nicht richtig, wie kl&#228;gerseits dargestellt, dass die Suchfunktionalit&#228;t keine Anwendung sei, weil sie nicht gel&#246;scht werden k&#246;nne und nicht &#252;ber ein Symbol auf dem Bildschirm verf&#252;gte - die Gestensteuerung ersetze technisch nur den Aufruf einer Anwendung durch Bet&#228;tigen eines Symbols. Der Navigationsaufwand sei derselbe (S. 29/ 30 Duplik).</p> <p><rd nr="34"/>IV. Ihren Aussetzungsantrag mit Blick auf die Nichtigkeitsklage FBD 102 st&#252;tzt die Beklagtenseite auf die fehlende Neuheit gegen&#252;ber den Entgegenhaltungen Hawkins (FBD 104), Stepanich (FBD 107) und Kwon (FBD 108) (S. 22 Klageerwiderung). Auch der Anspruch in der nunmehr geltend gemachten Fassung sei nicht patentf&#228;hig (S. 34/63 Duplik).</p> <p><rd nr="35"/>Durch die Geltendmachung einer eingeschr&#228;nkten Merkmalskombination habe sich der Aussetzungsma&#223;stab verschoben (S. 34 Duplik).</p> <p><rd nr="36"/>V. Im &#220;brigen sei jedenfalls eine etwaige Verurteilung zur Unterlassung unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig, weil dies gegen Kartellrecht versto&#223;en w&#252;rde: Die Kl&#228;gerin halte auf dem Markt f&#252;r Premium-LTE-Basisband-Chips&#228;tze und auf dem SEP-Lizenzmarkt eine marktbeherrschende Stellung (S. 23 ff.). Die relevanten M&#228;rkte seien durch starke Markteintrittsbarrieren gekennzeichnet (S. 26 ff. Klageerwiderung). Eine Vielzahl von Wettbewerbsbeh&#246;rden (im Einzelnen S. 18 ff., FBD 8, 8b, 9, 10) ermittelten wegen missbr&#228;uchlichen Verhaltens gegen die Kl&#228;gerin, teilweise sei sie schon zur Zahlung hoher Bu&#223;gelder verpflichtet worden. Unter anderem habe sie durch ein Rabattsystem die Beklagtenseite zu einem exklusiven Bezug von Premium-Basisband-Chips&#228;tzen gezwungen, um so ihre Mitbewerber aus dem Markt zu dr&#228;ngen. Ihre marktbeherrschende Stellung wolle sie auch durch die hiesige Klage st&#228;rken (S. 36 Klageerwiderung). Dabei sei irrelevant, dass das hiesige Verfahren kein SEP betr&#228;fe. Denn die Kl&#228;gerin wolle die Beklagtenseite durch die hiesige daf&#252;r &#8222;bestrafen&#8220;, dass die Beklagtenseite nach einer f&#252;nfj&#228;hrigen Periode des Bezugs nur von Chips der Kl&#228;gerin nunmehr N. -Chips&#228;tze verwende (S. 37 Klageerwiderung).</p> <p><rd nr="37"/>Die Geltendmachung des Unterlassungsanspruchs habe kein anderes Ziel als die Aufrechterhaltung und Ausweitung der marktbeherrschenden Stellung der Kl&#228;gerin durch den Ausschluss von N., sei daher missbr&#228;uchlich, <verweis.norm>Art. 102 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm>, und daher abzuweisen. Anderenfalls tr&#252;ge das Gericht zu einer Sch&#228;digung oder einem Ausschluss des Wettbewerbs auf dem Markt f&#252;r Premium-Basisband-Chips&#228;tzen bei. Auch wenn hier ein nicht-beherrschter Markt betroffen sei, m&#252;sse nach der Rechtsprechung des EuGH das hiesige Verhalten mit Blick auf die Stellung der Kl&#228;gerin im beherrschten Markt in einer Gesamtbetrachtung gew&#252;rdigt werden (S. 37 ff. Klageerwiderung).</p> <p><rd nr="38"/>Neben der m&#246;glichen Aussetzung nach <verweis.norm>Art. 16 Abs. 1 <v.abk ersatz="VO 2003/1/EG">VO 2003/1/EG</v.abk></verweis.norm>, oder zur Anfrage bei der Europ&#228;ischen Kommission oder zur Durchf&#252;hrung eines Vorabentscheidungsverfahrens oder mit Blick auf ein Verfahren im Vereinigten K&#246;nigreich (S. 44 ff. Klageerwiderung) m&#252;sse das Gericht daher die Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit des Ausspruchs des Unterlassungsanspruchs nach <verweis.norm>Art. 3 Abs. 2 der <v.abk ersatz="Durchsetzungsrichtlinie 2004/48/EG beachten (S">Durchsetzungsrichtlinie 2004/48/EG beachten (S</v.abk></verweis.norm>. 44 Klageerwiderung). Die Kl&#228;gerin versto&#223;e auch unmittelbar gegen <verweis.norm>Art. 3 der <v.abk ersatz="Entscheidung der Kommission vom 24">Entscheidung der Kommission vom 24</v.abk></verweis.norm>.01.2018 (S. 6ff. Duplik).</p> <p><rd nr="39"/>VI. Mit der Duplik machte die Beklagtenseite auch einen Lizenzeinwand geltend (Duplik Teil III). Weil es hierauf nicht streitentscheidend ankommt, verweist das Gericht auf den Sachvortrag der Beklagtenseite in der Duplik Teil III.</p> <p><rd nr="40"/>VII. Hilfsweise seien R&#252;ckruf- und Vernichtungsanspr&#252;che wegen Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit abzuweisen, weiter hilfsweise seien vollstreckungsrechtliche Besonderheiten zu beachten (S. 65/71 Klageerwiderung, FBD 18, FBD 19, S. 46 Duplik), insbesondere eine erh&#246;hte Vollstreckungssicherheit.</p> <p>G. Prozessuales</p> <p><rd nr="41"/>Die Beklagtenseite verk&#252;ndete mit Schriftsatz vom 21.08.2018 den Streit an die O. A. Co Ltd., die I. Corporation und die E. Corporation. Die E. Corporation trat mit Schriftsatz vom 6.9.2018 dem Streit bei.</p> <p><rd nr="42"/>Das Gericht hat die Sache in zwei Terminen ausf&#252;hrlich mit den Parteien er&#246;rtert.</p> <p><rd nr="43"/>Zur Erg&#228;nzung des Tatbestands nimmt das Gericht Bezug auf alle zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, sowie s&#228;mtliche gerichtlichen Verf&#252;gungen, Beschl&#252;sse und Protokolle.</p> <p><rd nr="44"/>Nach dem Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung reichte die beklagte Partei den Schriftsatz vom 25.1.2019 ein. Darin wird mitgeteilt, dass die Einspruchsabteilung des Europ&#228;ischen Patentamtes in den Einspruchsverfahren betreffend das EP &#8230; 067 (7 O 14455/17 und 7 O 14460/17) und das EP &#8230; 658 (7 O 14457/17 und 7 O 14462/17) am 23.1.2019 die vorl&#228;ufige Rechtsauffassung vertreten habe, dass diese Patente nicht rechtsbest&#228;ndig seien. Diese vorl&#228;ufige Einsch&#228;tzung habe auch Einfluss auf die Beurteilung der Rechtsbest&#228;ndigkeit des hiesigen Klagepatents, denn alle Patente entstammten derselben Ursprungsanmeldung.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p><rd nr="45"/>Die Klage ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <p>A. </p> <p><rd nr="46"/>Die Klage ist zul&#228;ssig.</p> <p><rd nr="47"/>I. Das Landgericht M&#252;nchen ist zust&#228;ndig. Die internationale und &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit folgt aus <verweis.norm>Art. 7 Nr. 2 <v.abk ersatz="EuGVVO">EuGVVO</v.abk></verweis.norm>, &#167;&#160;38 Nr. 1 GZVJu, die sachliche (ausschlie&#223;liche) Zust&#228;ndigkeit ergibt sich aus &#167;&#160;143 PatG.</p> <p><rd nr="48"/>II. Der Klage fehlt nicht das Rechtsschutzbed&#252;rfnis, auch nicht wegen des beklagtenseits erhobenen Kartellrechtseinwands.</p> <p><rd nr="49"/>1. Das Rechtsschutzbed&#252;rfnis fehlt einer Klage nur unter besonderen Umst&#228;nden. Grunds&#228;tzlich besteht ein Anspruch auf die M&#246;glichkeit, ein ordentliches Gericht anzurufen. Das Rechtsschutzbed&#252;rfnis einer Klage ist von der Begr&#252;ndetheit zu trennen, d.h. der Berechtigung des materiellen Klagebegehrens (Z&#246;ller-Greger, ZPO, 32. Aufl. 2018, vor <verweis.norm>&#167; 253 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> Rn. 18 mwN). Eine Klage kann u.a. unzul&#228;ssig sein, wenn das Gericht bei einer Gesamtw&#252;rdigung Indizien daf&#252;r feststellt, dass der Kl&#228;ger mit der Klage ausschlie&#223;lich prozesszweckfremde Zwecke verfolgt (BGH NJW 2017, 674, 675 Rn. 25 mwN; als h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung zu dem Rechtsschutzbed&#252;rfnis als allgemeine Prozessvoraussetzung auf das Patentrecht &#252;bertragbar).</p> <p><rd nr="50"/>Immaterialg&#252;terrechte sind im europ&#228;ischen Prim&#228;r- und Sekund&#228;rrecht ebenso wie national auf verfassungsrechtlicher Ebene gesch&#252;tzt. Sie gew&#228;hren ein Ausschlie&#223;lichkeitsrecht, das insbesondere die Geltendmachung eines Unterlassungsanspruchs gew&#228;hrt. Dessen Aus&#252;bung kann grunds&#228;tzlich keinen Missbrauch begr&#252;nden (Calliess/Ruffert-Wei&#223;, EUV/AEUV, 5. Auflage, <verweis.norm>Art. 102 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm> Rn. 39 mwN): Es ist eine Grundwertung des Patentrechts, dass der Patentinhaber sein Ausschlie&#223;lichkeitsrecht auch aus&#252;ben darf. Anderes kann grunds&#228;tzlich nur gelten, wenn das fragliche Patent standardessenziell ist und dem Patentinhaber hierdurch eine marktbeherrschende Stellung vermittelt, oder wenn sich aus den Modalit&#228;ten der Aus&#252;bung der Rechte aus dem (nicht standardessentiellen aber nicht umgehbaren) Patent ergibt, dass ein kartellrechtlich relevantes Ziel verfolgt wird (und die Aus&#252;bung des Rechts mithin nicht mehr seinem &#8222;spezifischen Gegenstand&#8220; entspricht, siehe Calliess/Ruffert-Wei&#223;, EUV/AEUV, 5. Auflage, <verweis.norm>Art. 102 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm> Rn. 39 mwN; grundlegend EuGH verb. Rs. C-241/91 P und 242/91 P GRUR-Int 1995, 490, 493, Rn. 50 ff. - Magill; EuGH 238/87 GRUR-Int 1990, 141, Rn. 9 - Volvo/Veng). An die Annahme einer solchen Ausnahmesituation sind strenge Anforderungen zu stellen (zB EuGH Rs. C-418/01 - IMS Health MMR 2004, 456, Rn. 34, 35 mwN). Eine Lizenz soll dann erteilt werden m&#252;ssen, wenn ihre Verweigerung das Auftreten eines neuen Erzeugnisses verhindert, nach dem eine potenzielle Nachfrage der Verbraucher besteht, die Verweigerung darf nicht gerechtfertigt sein, und sie muss geeignet sein, jeglichen Wettbewerb auf einem abgeleiteten Markt auszuschlie&#223;en (EuGH Rs. C-418/01 - IMS Health MMR 2004, 456, Rn. 38 mwN). Dieser Ansatz kann dahingehend generalisiert werden, dass bei Vorliegen der vorgenannten Umst&#228;nde die Geltendmachung von Anspr&#252;chen auf Unterlassung, R&#252;ckruf und Vernichtung aus einem Ausschlie&#223;lichkeit vermittelnden Immaterialg&#252;terrecht ausgeschlossen sein soll.</p> <p><rd nr="51"/>2. Nach diesem Ma&#223;stab liegt keine Rechtsmissbr&#228;uchlichkeit der Antr&#228;ge auf Unterlassung, R&#252;ckruf und Vernichtung (nachfolgend alleine: Antrag auf Unterlassung) vor, die zu einer Unzul&#228;ssigkeit der Klage insoweit f&#252;hren w&#252;rde.</p> <p><rd nr="52"/>a. Das Gericht pr&#252;ft die Rechtsmissbr&#228;uchlichkeit des Antrags auf Unterlassung als Teil der Zul&#228;ssigkeit der Klage, obwohl die Beklagtenseite diesen Punkt (nur) als Begr&#252;ndetheitsproblem ansieht. Das Gericht hat aber die Zul&#228;ssigkeit einer Klage von Amts wegen zu pr&#252;fen und vorgetragene Tatsachen rechtlich eigenst&#228;ndig zu werten, unabh&#228;ngig von der juristischen Einkleidung durch die Parteien.</p> <p><rd nr="53"/>b. Die Beklagtenseite hat nicht belegt, dass die Kl&#228;gerin (lediglich) prozesszweckfremde Ziele mit der Klage verfolgt. Sie hat nicht belegt, dass die Klage nur dem Zweck dient, ihre marktbeherrschende Stellung auf dem Markt f&#252;r Premium-Basisband-Chips&#228;tze auszubauen, und/ oder N. als Mitbewerber aus dem Markt zu dr&#228;ngen.</p> <p><rd nr="54"/>Irrelevant ist, ob die Kl&#228;gerin eine marktbeherrschende Stellung innehat, und wenn ja, auf welchem Markt. Denn die Geltendmachung der kl&#228;gerischen Anspr&#252;che, insbesondere des Unterlassungsanspruchs, ist schon keine missbr&#228;uchliche Verhaltensweise. Entgegen den oben dargestellten Grunds&#228;tzen hat die Beklagtenseite schon nicht belegt, dass durch die Geltendmachung des Unterlassungsanspruchs das Auftreten eines neuen Erzeugnisses verhindert wird. Vielmehr behauptet die Beklagtenseite, dass die patentgem&#228;&#223;e Erfindung nicht benutzt werde. Die engen Voraussetzungen, unter denen nach der Rechtsprechung des EuGH die Geltendmachung eines Immaterialg&#252;terrechts ausgeschlossen sein soll, sind mithin nicht erf&#252;llt.</p> <p><rd nr="55"/>Die Vorgehensweise der Kl&#228;gerin erfordert des Weiteren keine Marktmacht, auch nicht bei der beklagtenseits herangezogenen Gesamtschau des Prozessverhaltens der Kl&#228;gerin. Die Kl&#228;gerin geht als Patentinhaberin gegen die Beklagtenseite vor, unabh&#228;ngig von der Stellung beider Parteien auf bestimmten M&#228;rkten. Die Beklagtenseite behauptet zwar, dass die Kl&#228;gerin mit den Klagen ein au&#223;erhalb des eigentlichen Klagebegehrens liegendes Ziel verfolge, n&#228;mlich N. aus dem Markt zu dr&#228;ngen. Dem steht indes schon entgegen, dass die Kl&#228;gerin nach dem Vortrag der Beklagtenseite ihre Unterlassungsanspr&#252;che (nur) &#8222;&#252;berwiegend&#8220; gegen iPhones richte, die N. -Chips enthielten (S. 8 Klageerwiderung Teil I). Das bedeutet gleichzeitig, dass sie auch gegen iPhones vorgeht, die Qualcomm-Chips enthalten. Belegt ist die Behauptung, die Kl&#228;gerin verfolge mit den Klagen das Ziel, N. aus dem Markt zu dr&#228;ngen, im &#220;brigen nicht. Schlie&#223;lich kommt hinzu, dass die Beklagtenseite eines der wichtigsten Unternehmen auf dem Markt der Mobilfunktelefonherstellung ist, und die hiesigen Verfahren Signalwirkung f&#252;r andere Unternehmen haben k&#246;nnen, die ein gesondertes gerichtliches Vorgehen gegen diese Unternehmen entbehrlich machen w&#252;rde. Im &#220;brigen hat die Beklagtenseite nicht im Einzelnen vorgetragen, welche konkreten anderen Unternehmen durch welche konkreten Produkte Patentrechte der Kl&#228;gerin verletzen und warum und seit wann die Kl&#228;gerin hiervon in einer Weise Kenntnis erlangt hat, die eine Klageerhebung mit einiger Erfolgswahrscheinlichkeit erm&#246;glichten.</p> <p><rd nr="56"/>Wollte man der Argumentationslinie der Beklagtenseite folgen, w&#228;re die Kl&#228;gerin im &#220;brigen effektiv jeglicher M&#246;glichkeit beraubt, die Verletzung ihrer Patente durch Mobilfunkhersteller zu ahnden, jedenfalls soweit diese andere als ihre Chips verwenden. Konsequent zu Ende gedacht d&#252;rfte die Kl&#228;gerin auch nicht gegen die Hersteller patentverletzender Chips vorgehen, weil ein etwaiger Unterlassungs- und R&#252;ckrufanspruch Auswirkungen auf Mobilfunkhersteller und damit mittelbar auf die Marktquote N. s haben k&#246;nnte. Die Kl&#228;gerin w&#228;re mithin wegen einer (bestrittenen) marktbeherrschenden Stellung auf einem abgeschlossenen Markt effektiv daran gehindert, jegliche ihrer Patente - gleich welcher Markt hierdurch betroffen sein k&#246;nnte - durchzusetzen. Dieses Ergebnis ist mit der oben dargestellten gesetzgeberischen Wertung des Patentrechts nicht vereinbar.</p> <p><rd nr="57"/>Ein Anspruch auf Lizenzerteilung kommt nur unter engen Voraussetzungen bei standardessentiellen Patenten in Betracht, ein solches liegt unstreitig nicht vor. Eine Ausweitung auf nicht standardessentielle Patente, kommt nach der Rechtsprechung des EuGH (wie vorzitiert) allenfalls dann in Betracht, wenn deren Benutzung unabdingbar ist. Die Beklagtenseite tr&#228;gt insoweit aber gerade vor, das Klagepatent nicht zu nutzen.</p> <p><rd nr="58"/>d. Die Kl&#228;gerin verst&#246;&#223;t durch die Geltendmachung des Unterlassungsanspruchs auch nicht gegen die Entscheidung der EU-Kommission, Case AT.40220. Zwar ist sie trotz der eingelegten Nichtigkeitsklage mangels Suspensivwirkung (<verweis.norm>Art. 278 S. 1 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm>) verbindlich. Der Beschluss der EU-Kommission erfasst aber die hiesige Klage nicht. Wie oben festgestellt, stellt die Klage keinen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung der Kl&#228;gerin dar. Insbesondere ist f&#252;r die Klage keine marktbeherrschende Stellung erforderlich, sondern nur die Inhaberschaft des Klagepatents. Es liegt mithin kein Verhalten vor, das ein vergleichbares Ziel oder eine vergleichbare Wirkung aufweist wie das durch den Beschluss der EU-Kommission adressierte Verhalten.</p> <p><rd nr="59"/>3. Nach alledem ist die Klage nicht als kartellrechtsversto&#223;end anzusehen. Sie ist nicht rechtsmissbr&#228;uchlich.</p> <p><rd nr="60"/>4. Die Klage ist insgesamt zul&#228;ssig.</p> <p>B. </p> <p><rd nr="61"/>Die Klage ist aber unbegr&#252;ndet. Es kann dahinstehen, ob die Kl&#228;gerin aktivlegitimiert ist. Ferner kann der Lizenzeinwand dahinstehen. Denn die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen verletzen das Klagepatent nicht.</p> <p><rd nr="62"/>I. Das Klagepatent EP 806 betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Kommunikationskanalauswahl. Es wurde am 20.11.2006 unter Inanspruchnahme der Priorit&#228;t vom 28.11.2005 (US &#8230;506) angemeldet. Der Hinweis auf die Erteilung des Klagepatents wurde am 30.03.2016 ver&#246;ffentlicht.</p> <p><rd nr="63"/>1. Als relevanter Fachmann ist nach &#252;bereinstimmender Definition der Parteien, der sich die Kammer anschlie&#223;t, ein Dipl.-Ing. zu definieren, mit der Fachrichtung Nachrichtentechnik mit mehrj&#228;hriger Erfahrung in der Konzeption von Kommunikationsendger&#228;ten und Fachkenntnissen im Bereich Kommunikationstechniken wie Festnetz- und Mobiltelefonie. Soweit die Parteien dar&#252;ber divergieren, ob der Fachmann Kenntnisse im Bereich der verschiedenen g&#228;ngigen Kommunikationsstandards haben m&#252;sse (so die Kl&#228;gerin) oder Kenntnisse &#252;ber Benutzeroberfl&#228;chen ausreichend seien (so die Beklagtenseite), kommt es hierauf nicht streitentscheidend an.</p> <p><rd nr="64"/>2. Das Klagepatent erl&#228;utert zum Stand der Technik im Priorit&#228;tszeitpunkt, dass fr&#252;he Kommunikationsendger&#228;te und -verfahren nur zur Nutzung eines Kommunikationskanals bestimmt waren, etwa der Telegraf und sp&#228;ter die Sprachtelefonie f&#252;r konventionelle Telefone. Auch fr&#252;he Mobiltelefone waren urspr&#252;nglich nur f&#252;r Sprachtelefonie entwickelt und geeignet. Im Zuge der Weiterentwicklung mobiler Kommunikationsger&#228;te traten weitere Kan&#228;le hinzu, so etwa die M&#246;glichkeit, Textnachrichten &#252;ber den Short Message Service (SMS) zu versenden oder - in sp&#228;teren Entwicklungsstufen - Multimedianachrichten (MMS) (Abs. [0002]).</p> <p><rd nr="65"/>Zum Priorit&#228;tszeitpunkt nutzten laut Klagepatent viele Anwender ihre Mobiltelefone sowohl f&#252;r Sprachtelefonie als auch f&#252;r Textnachrichten. Die Benutzeroberfl&#228;chen der Mobiltelefone waren jedoch nach wie vor haupts&#228;chlich auf die Anwahl von Telefonnummern f&#252;r Sprachverbindungen ausgelegt, so dass die Eingabe einer Textnachricht nicht ohne Navigieren in die entsprechende Anwendung m&#246;glich war, wenn das Mobiltelefon sich in einem Standby-Zustand befand (Abs. [0003]). Die Eingabe einer Telefonnummer in der Standby-Anzeige erlaubte meist lediglich den Aufbau einer Sprachverbindung (Abs. [0003]), nicht die unmittelbare Eingabe einer Textnachricht.</p> <p><rd nr="66"/>Das Klagepatent geht in erster Linie von einem Mobiltelefon mit Bildschirm und physischer Tastatur aus, sieht aber auch die M&#246;glichkeit des Einsatzes eines Touch-Screens vor, [0016]. Insoweit wei&#223; der Fachmann, dass eine Touch-Screen-Tastatur dauerhaft oder nur bei Bedarf angezeigt werden kann.</p> <p><rd nr="67"/>3. Diesen Stand der Technik kritisiert das Klagepatent indirekt [3; 36] dahingehend, dass der Nutzer, der einen anderen Kanal als das Telefon benutzen wollte, zun&#228;chst diesen anderen Kommunikationskanal ausw&#228;hlen musste durch &#214;ffnen der entsprechenden Anwendung und anschlie&#223;end erst den Empf&#228;nger der beabsichtigten Nachricht ausw&#228;hlen konnte.</p> <p><rd nr="68"/>4. Das Klagepatent m&#246;chte im Wege einer Alternative bzw. Verbesserung eine effizientere M&#246;glichkeit bereitstellen, um eine Kommunikationsverbindung zu einem zweiten Endger&#228;t in einem Kommunikationsendger&#228;t auszuw&#228;hlen, welches mehrere Kommunikationskan&#228;le verwenden kann, also etwa Sprachtelefonie und Textnachrichten (Abs. [0005]).</p> <p><rd nr="69"/>5. Zur L&#246;sung dieser Aufgabe schl&#228;gt das Klagepatent ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Kommunikationskanalauswahl vor. Die Erfindung nach dem Klagepatent erlaubt es, so [0036], zun&#228;chst den zu kontaktierenden Kontakt auszuw&#228;hlen und sodann den hierzu zu nutzenden Kommunikationskanal, wobei die Auswahl des Kontakts vorliegend dadurch von statten geht, dass in einem Stand-by-Bildschirm durch den Benutzer Buchstaben eingegeben werden, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentieren, und im Anschluss daran die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl angeboten werden, wobei sie, so die nun geltend gemachte Einschr&#228;nkung, als gesonderte Ikonen dargestellt werden.</p> <p><rd nr="70"/>Die Kl&#228;gerin macht Anspruch 8 nunmehr nur noch in eingeschr&#228;nkter Fassung geltend (Einschr&#228;nkung auf Anspruchskombination 8 mit 11).</p> <p><rd nr="71"/>Beide Parteien gliedern den neu gefassten Anspruch 8 auf dieselbe Weise, der sich die Kammer anschlie&#223;t (K (E) 6, zuvor K (E) 2). Die von der urspr&#252;nglichen Fassung abweichenden Merkmale der eingeschr&#228;nkten Merkmalskombination hat das Gericht unterstrichen.</p> <table border="0" rules="none" class="cals framenone"> <colgroup> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="70%"/> </colgroup> <tbody> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.</p> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>A communication terminal (10) comprising:</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.1</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a communication controller (63) including a transceiver device for transmitting signals over a communication link;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.2</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a user interface including a display and an input interface;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.3</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>an input detection device (61) configured to sense input of letters by a user in a standby screen, representing a title for a second communication terminal;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.4</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a title memory;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a data retrieving mechanism (65),</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.1</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>configured to retrieve information associated with the title of the second communication terminal and connected to a display control device (62) for presenting the retrieved information on the display; and</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>configured to retrieve information related to selectable communication channels usable for communicating with the second communication terminal;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>characterised in that</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>the display control device (62) is configured to present, on the display, a plurality of selectable items (152-157) only representing the usable communication channels, responsive to sensing of input of the title; wherein</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6.1</p> <p>8.6.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>once the user starts to type letters, the display control device (62) is configured to present the different usable communication channels for selection; and the display control device is configured to present the plurality of selectable items as separate icons.</p> </td></tr> </tbody> </table> <p>Deutsche &#220;bersetzung:</p> <table border="0" rules="none" class="cals framenone"> <colgroup> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="70%"/> </colgroup> <tbody> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.</p> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>Kommunikationsendger&#228;t umfassend</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.1</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>eine Kommunikationssteuervorrichtung (63) umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.2</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.3</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>eine Eingabedetektionsvorrichtung (61), die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentieren;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.4</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>einen Titelspeicher;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>einen Datenabfragemechanismus (65),</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.1</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>der dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung (62) f&#252;r die Darstellung der abgefragenen Information auf der Anzeige verbunden ist; und</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>der dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>dadurch gekennzeichnet, dass</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten (152-157) auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6.1</p> <p>8.6.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen; und wobei die Anzeigesteuervorrichtung zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten als gesonderte Ikonen ausgebildet ist.</p> </td></tr> </tbody> </table> <p><rd nr="72"/>II. Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen verwirklichen die technische Lehre des neu gefassten Patentanspruchs 8 des Klagepatents weder wortsinngem&#228;&#223; noch mit &#228;quivalenten Mitteln. Streitig ist zwischen den Parteien die Verwirklichung der Merkmale 8.3, 8.5.1, 8.5.2 und 8.6. Jedenfalls eine Verwirklichung des Merkmals 8.3 durch die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen besteht nicht.</p> <p><rd nr="73"/>1. Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen machen von Anspruch 8 keinen unmittelbaren wortsinngem&#228;&#223;en Gebrauch. Sie weisen keine Standby-Anzeige im patentgem&#228;&#223;en Sinne (Merkmal 8.3) auf.</p> <p><rd nr="74"/>a. Gem&#228;&#223; <verweis.norm>Art. 69 <v.abk ersatz="EP&#220;">EP&#220;</v.abk></verweis.norm> wird der Schutzbereich eines europ&#228;ischen Patents durch die Patentanspr&#252;che bestimmt. Beschreibung und Zeichnungen sind zur Auslegung indes heranzuziehen. Erforderlich ist eine funktionsorientierte Auslegung, wobei die Patentschrift ihr eigenes Lexikon darstellen kann (BGH GRUR 1999, 909, 912 - Spannschraube). Begriffe in den Patentanspr&#252;chen und in der Patentbeschreibung sind so zu deuten, wie sie der angesprochene Durchschnittsfachmann nach dem Gesamtinhalt der Patentschrift unter Ber&#252;cksichtigung von Aufgabe und L&#246;sung der Erfindung versteht (BGH GRUR 1999, 909, 911 - Spannschraube, mwN). Eine (wohlwollende) Auslegung muss auch dann erfolgen, wenn der Anspruchswortlaut scheinbar eindeutig ist (BGH GRUR 2015, 875, 876 - Rotorelemente, mwN). Patentanspr&#252;che sind in Zweifelsf&#228;llen grunds&#228;tzlich so auszulegen, dass sie sich im Verh&#228;ltnis zu in der Schrift mitgeteiltem Stand der Technik abgrenzen, es ihnen mithin nicht bereits insoweit an Neuheit fehlt. Bei Widerspr&#252;chen zwischen Patentanspr&#252;chen und Beschreibung sind solche Bestandteile der Beschreibung, die in den Patentanspr&#252;chen keinen Niederschlag gefunden haben, grunds&#228;tzlich nicht in den Patentschutz einbezogen (BGH GRUR 2011, 701, 703 Rn. 23 - Okklusionsvorrichtung).</p> <p><rd nr="75"/>b. Eine klagepatentgem&#228;&#223;e &#8222;Standby-Anzeige&#8220; im Sinne des Merkmals 8.3 setzt hiernach voraus, dass ein Adressbuch oder &#228;hnliches nicht zielgerichtet ge&#246;ffnet ist und in diesem Modus Buchstaben eingegeben werden k&#246;nnen und sodann aufgrund dieser Eingabe eine Auswahl an Kontaktierungsm&#246;glichkeiten angezeigt wird. Das setzt aus der Sicht des Fachmanns voraus, dass auch im Standby-Modus das Adressbuch im Hintergrund ge&#246;ffnet sein muss, oder durch die Eingabe im Standby-Modus im Hintergrund ge&#246;ffnet wird. Anderenfalls w&#228;re technisch nicht erkl&#228;rlich, wie die anschlie&#223;ende Suche nach weiteren Kommunikationskan&#228;len funktionieren kann. Da Patentanspr&#252;che nach oben Gesagtem grunds&#228;tzlich so auszulegen sind, dass sie eine neue Erfindung offenbaren, muss Merkmal 8.3 des Klagepatents so gelesen werden, dass ein zielgerichteter Aufruf des Adressbuchs aber in jedem Fall zu unterbleiben hat. Denn andernfalls w&#252;rde Anspruch 8 nichts anderes beanspruchen, als in [0004] als vorbekannt beschrieben.</p> <p><rd nr="76"/>Ein anderes folgt auch nicht aus dem Umstand, dass das Klagepatent in [0021] und [0023] als Ausf&#252;hrungsbeispiele vorsieht, dass eine Nummer aus einer Konktaktliste abgerufen werden kann ([0021], Z. 20 ff.:</p> <p>&#8222;In an exemplary embodiment, an address number may be input using input interface 14 tc [sic] type the number, or by fetching the number in a contact list stored in the terminal using e.g. a navigationtool 141 of the input interface.&#8221;; [0023]: &#8220;According to an exemplary embodiment of Fig. 1, a user has input an address number in the form of a telephone number +123456789, either using input interface 14 to type the number or by fetching the number in a contact list stored in the terminal.&#8220;)</p> <p><rd nr="77"/>Denn diese Ausf&#252;hrungsbeispiele lassen sich mit dem Wortlaut des Anspruchs nicht (mehr) vereinen und sind daher nach vorzitierter h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung gerade nicht (mehr) beansprucht. Anderenfalls w&#228;re der &#8222;Witz&#8220; des Klagepatents, wonach gerade kein zielgerichteter Aufruf des Adressbuchs oder einer Kontaktliste erforderlich ist, konterkariert, wie dies auch die Kl&#228;gerin - allerdings mit im Ergebnis abweichendem Auslegungsergebnis - sieht (S. 10 Replik).</p> <p><rd nr="78"/>Weil schon dieser Aspekt des Begriffs &#8222;Standby-Anzeige&#8220; in den angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen nicht verwirklicht ist, kommt es auf die &#252;brigen Umst&#228;nde des Verst&#228;ndnisses der Standby-Anzeige nicht mehr an.</p> <p><rd nr="79"/>c. Unter Zugrundelegung der obigen Auslegung liegt keine Verletzung des Merkmals 8.3 vor. Denn die Suchfunktion Spotlight l&#228;uft nicht im Hintergrund sondern muss durch den Nutzer extra und zielgerichtet aufgerufen werden. Dies geschieht, indem der Nutzer im Home-Screen-Modus auf dem Display nach unten streicht. Wie die Beklagtenseite zutreffend unterstreicht, ist es f&#252;r die Patentverletzung unerheblich, ob ein Programm durch das Bet&#228;tigen eines Buttons oder durch eine Geste auf dem Display, der eine Aktivierung eines bestimmten Programms zugewiesen ist, aufgerufen wird (zu S.18 Klageerwiderung-II).</p> <p><rd nr="80"/>Die Kl&#228;gerseite dringt auch nicht mit ihrer Argumentation durch, durch die Geste werde erst eine Tastatur aufgerufen, und erst dann sei von einem patentgem&#228;&#223;en Standby-Modus zu sprechen (zu S. 30 Replik). Das ist widerlegt durch die - nicht bestrittenen Angaben der Beklagtenseite, bei Anschluss einer Tastatur werde in der Suchfunktionalit&#228;t keine virtuelle Tastatur angezeigt (S. 23, 29 Duplik). Ebenso w&#228;re technisch ohne Weiteres eine Anwendung denkbar, die allein die Anzeige einer virtuellen Tastatur erm&#246;glicht. Das zeigt, dass die Suchfunktionalit&#228;t bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform gerade nicht den patentgem&#228;&#223;en Standby-Modus erzeugen soll, sondern eine &#252;ber die Anzeige der Tastatur hinausgehende Anwendung ist, die dem im Patent beschriebenen Adressbuch gleichsteht. Weil der Begriff &#8222;Standby-Modus&#8220; des Merkmals 8.3 aber gerade den zielgerichteten Aufruf einer Anwendung, wie etwa eines Adressbuchs ausschlie&#223;t, wird durch den Aufruf der Suchfunktionalit&#228;t das Merkmal nicht verwirklicht.</p> <p><rd nr="81"/>2. Merkmal 8.3 wird auch nicht mit einem patentrechtlich &#228;quivalenten Mittel verwirklicht. Vortrag hierzu fehlt. Eine &#228;quivalente Verletzung ist auch sonst nicht ersichtlich.</p> <p><rd nr="82"/>3. Nach alledem liegt keine unmittelbare (wortsinngem&#228;&#223;e oder &#228;quivalente) Patentverletzung vor.</p> <p><rd nr="83"/>Die Klage ist mithin unbegr&#252;ndet.</p> <p><rd nr="84"/>III. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;269 Abs. 3 S. 2 ZPO, soweit sie teilweise zur&#252;ckgenommen worden ist (Geltendmachung einer nur eingeschr&#228;nkten Merkmalskombination), im &#220;brigen aus &#167;&#160;91 ZPO.</p> <p><rd nr="85"/>IV. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#160;709 S. 2 ZPO.</p> <p><rd nr="86"/>V. Die Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung nach <verweis.norm>&#167; 156 Abs. 1 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> war nicht veranlasst.</p> <p><rd nr="87"/>Nach <verweis.norm>&#167; 156 Abs. 1 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> kann das Gericht die Wiederer&#246;ffnung einer Verhandlung, die geschlossen war, anordnen.</p> <p><rd nr="88"/>Vorliegend hat die Einspruchsabteilung des Europ&#228;ischen Patentamtes am 23.1.2019, und damit nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung, im Rahmen der Ladung zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor der Einspruchsabteilung eine vorl&#228;ufige und nicht bindende Einsch&#228;tzung in Bezug auf die Rechtsbest&#228;ndigkeit des EP &#8230; 067 (7 O 14455/17 und 7 O 14460/17) und des EP &#8230; 658 (7 O 14457/17 und 7 O 14462/17) kommuniziert. Hiernach seien diese beiden Patente nicht rechtsbest&#228;ndig. Auch wenn die Kammer die Einsch&#228;tzung der beklagten Partei teilte, dass diese vorl&#228;ufige Einsch&#228;tzung auch Einfluss auf die Beurteilung der Rechtsbest&#228;ndigkeit des hiesigen Klagepatents habe, war eine Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht veranlasst. Denn wie gezeigt war die Klage mangels Verletzung abzuweisen. Auf die Rechtsbest&#228;ndigkeit des Klagepatents kam es daher nicht entscheidend an. </p> <table border="0" rules="none" class="cals framenone"> <colgroup> <col width="100%"/> </colgroup> <tbody> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p>Verk&#252;ndet am 31.01.2019</p> </td></tr> </tbody> </table> </div>
180,269
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{ "id": 268, "name": "Landgericht München II", "slug": "lg-munchen-ii", "city": 188, "state": 4, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 O 14456/17
2019-01-31T00:00:00
2019-02-07T14:19:18
2019-02-13T12:21:04
Endurteil
<h2>Tenor</h2> <div> <p>1. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2. Die Kl&#228;gerin hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p>3. Das Urteil ist f&#252;r die Beklagtenseite gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrags vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <p><rd nr="1"/>Die Kl&#228;gerin nimmt die Beklagtenseite wegen Verletzung ihrer Rechte aus dem nationalen Teil des europ&#228;ischen Patents 806 B&#160;1 auf Unterlassung, Auskunft, Rechnungslegung, R&#252;ckruf und Feststellung der Schadensersatzpflicht in Anspruch.</p> <p>A. Zu den Parteien</p> <p><rd nr="2"/>Die Kl&#228;gerin ist eingetragene Inhaberin (K (E) 3) des europ&#228;ischen Patents 806 B&#160;1 (im Folgenden: Klagepatent, K (E) 1) mit dem Titel Verfahren und Vorrichtung zur Kommunikationskanalauswahl.</p> <p><rd nr="3"/>Die Beklagte zu 1) ist eine irische Tochtergesellschaft der P. Inc. mit Sitz in Irland. Sie ist f&#252;r den deutschen P. Online-Store und das P. Contact Center verantwortlich. Die Beklagte zu 2) betreibt die physischen P. Retail Stores in Deutschland. Komplement&#228;rin ist die P. Holding BV mit Sitz in den Niederlanden; Kommanditistin ist die P. Retail Europe Unlimited Company mit Sitz in Irland.</p> <p>B. Klagepatent</p> <p><rd nr="4"/>Das Klagepatent wurde am 20.11.2006 unter Inanspruchnahme der Priorit&#228;t vom 28.11.2005 (US &#8230; 506) angemeldet. Der Hinweis auf die Erteilung des Klagepatents wurde am 30.03.2016 ver&#246;ffentlicht.</p> <p><rd nr="5"/>Patentanspruch 8 lautet im englischen Original wie folgt:</p> <p>&#8222;8. A communication terminal (10) comprising:</p> <p>a communication controller (63) including a transceiver device for transmitting signals over a communication link; a user interface including a display and an input interface; an input detection device (61) configured to sense input of letters by a user in a standby screen, representing a title for a second communication terminal; a title memory; a data retrieving mechanism (65), configured to retrieve information associated with the title of the second communication terminal and connected to a display control device (62) for presenting the retrieved information on the display and the data retrieving mechanism (65) is configured to retrieve information related to selectable communication channels usable for communicating with the second communication terminal;</p> <p>characterised in that the display control device (62) is configured to present, on the display, a plurality of selectable items (152-157) only representing the usable communication channels, responsive to sensing of input of the title; wherein once the user starts to type letters, the display control device (62) is configured to present the different usable communication channels for selection.&#8220;</p> <p><rd nr="6"/>Patentanspruch 8 lautet in deutscher &#220;bersetzung:</p> <p>8. Kommunikationsendger&#228;t umfassend:</p> <p>eine Kommunikationssteuervorrichtung (63) umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung; eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle; eine Eingabedetektionsvorrichtung (61), die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentieren; einen Titelspeicher; einen Datenabfragemechanismus (65), der dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung (62) f&#252;r die Darstellung der abgefragten Information auf der Anzeige verbunden ist; und der Datenabfragemechanismus (65) dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> <p>dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten (152-157) auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen.</p> <p><rd nr="7"/>Anspruch 11 lautet im englischen Original:</p> <p>11. The communication terminal (10) according to claim 8, wherein the display control device (62) is configured to present the plurality of selectable items (152-157) as separate icons.</p> <p><rd nr="8"/>In deutscher &#220;bersetzung:</p> <p>11. Kommunikationsendger&#228;t (10) nach Anspruch 8, wobei die Anzeigesteuervorrichtung (62) zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten (152-157) als gesonderte Ikonen ausgebildet ist.</p> <p><rd nr="9"/>Die Kl&#228;gerin macht im Verfahren nur noch eine beschr&#228;nkte Anspruchskombination aus Anspruch 8, kombiniert mit dem abh&#228;ngigen Anspruch 11, geltend (S. 4 Replik). Die Merkmale des (urspr&#252;nglich unbeschr&#228;nkt) geltend gemachten Patentanspruchs 8 ergeben sich im Einzelnen aus der Merkmalsgliederung K (E) 2; die Merkmale des beschr&#228;nkten Anspruchs folgen aus K&#160;(E) 6.</p> <p><rd nr="10"/>Das Klagepatent ist nicht standardessentiell.</p> <p><rd nr="11"/>Die nachfolgend wiedergegebene Figur 1 des Klagepatents zeigt ein beispielhaftes Mobiltelefon:</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_703-1-de.PNG" alt=""/></p> <p><rd nr="12"/>Das Klagepatent geht hierbei grunds&#228;tzlich von einem Mobiltelefon mit einem Eingabebereich (input interface) 14 aus, das mit Kn&#246;pfen oder Tasten arbeitet, [0016]. Indes erlaubt das Klagepatent auch den Einsatz eines Touch-Displays, [0016] aE.</p> <p>C. Zu der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform</p> <p><rd nr="13"/>Die Kl&#228;gerin wendete sich zun&#228;chst explizit, aber nicht abschlie&#223;end, gegen die Mobilfunkger&#228;te P. 7 Plus, P. 7, P. 6s Plus, P. 6s, P. SE (S. 22/23, 57 Klageschrift). Sie erl&#228;uterte in der Replik, auch die Mobilfunkger&#228;te P. 8 Plus, P. 8, und P. X verwirklichten das Klagepatent (S. 29 Replik).</p> <p><rd nr="14"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen unterst&#252;tzen Mobilfunkstandards wie GSM, GPRS, UMTS oder LTE. Sie verf&#252;gen &#252;ber ein Multi-Touch Widescreen Display mit LED-Hintergrund-Beleuchtung und IPS-Technologie. Mittels einer Home-Taste an den angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen kann der Benutzer in das Hauptmen&#252; des Systems wechseln (S. 23/28 Klageschrift). Die fraglichen Mobilfunkger&#228;te weisen keine physische Tastatur auf (S. 30 Replik).</p> <p><rd nr="15"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen werden durch das Betriebssystem iOS gesteuert, das auch die Funktion Spotlight-Suche umfasst, mittels derer der Nutzer u.a. auf dem Telefon gespeicherte Kontakte finden kann (S. 28/29 Klageschrift). In iOS 11 hei&#223;t die fragliche Suchfunktion Siri &amp; Suchen (S. 29 Replik). Die Spotlight-Suche/ Funktion Siri &amp; Suchen (im Folgenden zusammenfassend &#8222;Suchfunktionalit&#228;t&#8220;) kann der Nutzer aktivieren, indem er in dem Home-Screen auf dem Display des Telefons nach unten streicht (S. 19 Klageerwiderung-II, S.30 Replik, S. 22 Duplik mit Bildern). Die Suchfunktionalit&#228;t zeigt nicht nur Kontakte an, vielmehr stellt sie eine Inhalte des jeweiligen P. s, aber auch Inhalte aus dem Internet umfassende Abfragefunktion dar. Eine Kommunikation kann aus der Suchfunktionalit&#228;t heraus nicht gestartet werden, vielmehr ist hierzu der Wechsel in die Telefon-/ Nachrichten-/ Facetime-Anwendung erforderlich (S. 24/26 Duplik mit Bildern, SVG, Augenschein).</p> <p>D. </p> <p><rd nr="16"/>Die Kl&#228;gerin bringt vor,</p> <p>I. sie sei - entgegen der Auffassung der Beklagtenseite - aktivlegitimiert.</p> <p>II. Vorw&#252;rfe der Beklagtenseite, die Kl&#228;gerin w&#252;rde eine Marktmacht missbrauchen und durch die Klage den Mitbewerber N. vom Markt dr&#228;ngen wollen, wies die Kl&#228;gerin zur&#252;ck. Sie unterstrich, die Beklagtenseite wolle vielmehr die Kl&#228;gerin sch&#228;digen durch Anstiftung der Lizenznehmer der Kl&#228;gerin dazu, Lizenzgeb&#252;hren nicht mehr zu zahlen, (S. 63/75 Replik).</p> <p>III. Zu der Auslegung des Merkmals &#8222;Standby-Anzeige&#8220; st&#252;tzt sie sich auf [0018], und unterstreicht, die Standby-Anzeige erlaube die Eingabe einer Nummer und die Einleitung eines Anrufs. Entscheidend sei, dass aus der Standby-Anzeige heraus ein Kommunikationskanal zug&#228;nglich sei, dass mithin keine gesonderte Anwendung f&#252;r die Aktivierung des Kommunikationskanals aufgerufen werden m&#252;sse, sondern durch die blo&#223;e Aktivierung einer allgemeinen Eingabem&#246;glichkeit - gleich der Eingabe einer Telefonnummer im Stand der Technik - etwaige Kommunikationskan&#228;le aufgerufen werden k&#246;nnen (Klage S. 20, 34/35, Replik S. 7/8). Dieses Verst&#228;ndnis werde durch [0003] und [0019] gedeckt (S. 8/9 Replik).</p> <p><rd nr="17"/>Ein anderes folge nicht aus [0021] mit Figur 6: die dort beschriebene Ausf&#252;hrungsform sei nicht in Anspruch 8 des Klagepatents beansprucht, weil die Kontaktliste aufgerufen werde, um eine Verbindung einzuleiten (S. 10 Replik unter Bezugnahme auf [0018]). Die Kl&#228;gerin unterstreicht, dass das Teilmerkmal &#8222;Standby-Anzeige&#8220; erst im Verlauf des Erteilungsverfahrens in die Anspr&#252;che 1 und 8 aufgenommen worden sei, um Bedenken wegen <verweis.norm>Art. 84 <v.abk ersatz="EP&#220; auszur&#228;umen (Teilanmeldung K">EP&#220; auszur&#228;umen (Teilanmeldung K</v.abk></verweis.norm>&#160;(E) 7, Absichtserkl&#228;rung K (E) 8, Klagepatent mit &#196;nderungen des Pr&#252;fers K (E) 9).</p> <p>IV. Nach obiger zutreffender Auslegung sei das Merkmal verletzt. Denn die Suchfunktionalit&#228;t erlaube das Eintippen und Eingeben einer Nummer, wie dies die klagepatentgem&#228;&#223;e Standby-Anzeige verlange (S. 35 Klageschrift).</p> <p><rd nr="18"/>Nichts anderes folge aus den Einwendungen der Beklagtenseite. Erstens k&#246;nne man nicht nur - wie die Beklagtenseite das tue - den Sperrbildschirm oder den Home-Screen als Standby-Anzeige ansehen. Vielmehr sei eine Standby-Anzeige dadurch gekennzeichnet, dass man eine Nummer eingeben k&#246;nne - das k&#246;nne man weder bei Sperrbildschirm noch bei dem Home-Screen, aber bei Eingabe in die Suchfunktion (S. 30 Replik). Es sei zu ber&#252;cksichtigen, dass die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen keine physische Tastatur aufwiesen, wie dies das Klagepatent ausdr&#252;cklich vorsehe, [0016]. Durch die Wischgeste erscheine die Tastatur erst, und erst dann k&#246;nne &#252;ber eine patentgem&#228;&#223;e Standby-Anzeige gesprochen werden (S. 30/31 Replik).</p> <p><rd nr="19"/>Die Suchfunktion sei keine spezifische Funktionalit&#228;t f&#252;r einen Kommunikationskanal, ebenso wenig ein Adressbuch oder eine Kontaktliste, wovon sich das Klagepatent (mit der Standby-Anzeige) abgrenzen wolle (S. 31 Replik).</p> <p>V. Eine Aussetzung des Verfahrens mit Blick auf die Nichtigkeitsklage (S. 33/61 Replik) oder andere Verfahren (S. 76/80 Replik) sei nicht veranlasst.</p> <p>E. Antr&#228;ge</p> <p><rd nr="20"/>Die Kl&#228;gerin k&#252;ndigte zun&#228;chst schrifts&#228;tzlich folgende Antr&#228;ge an:</p> <p>I. Die Beklagten werden verurteilt,</p> <p>1. es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu EUR 250.000 - ersatzweise Ordnungshaft - oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt zwei Jahren, wobei die Ordnungshaft an den gesetzlichen Vertretern der Beklagten zu vollziehen ist, zu unterlassen, Kommunikationsendger&#228;te in der Bundesrepublik Deutschland anzubieten, in den Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu diesen Zwecken einzuf&#252;hren oder zu besitzen,</p> <p>die Folgendes umfassen:</p> <p>- eine Kommunikationssteuervorrichtung umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung;</p> <p>- eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle;</p> <p>- eine Eingabedetektionsvorrichtung, die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentiert;</p> <p>- einen Titelspeicher;</p> <p>- einen Datenabfragemechanismus, der dazu ausgebildet ist, Information zu detektieren, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung f&#252;r die Darstellung der abgefragenen Information auf der Anzeige verbunden ist; und der Datenabfragemechanismus dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> <p>dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen.</p> <p>(Anspruch 8, unmittelbare Verletzung),</p> <p>insbesondere, wenn die Kommunikationssteuervorrichtung zum Aufbau einer Kommunikationsverbindung mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t &#252;ber einen ausgew&#228;hlten aus der Mehrzahl von Kommunikationskan&#228;len ausgebildet ist;</p> <p>(Anspruch 9, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die Eingabedetektionsvorrichtung dazu ausgebildet ist, die Eingabe eines Befehls zu detektieren, indem einer der Kommunikationskan&#228;le ausgew&#228;hlt wird;</p> <p>(Anspruch 10, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die Anzeigesteuervorrichtung zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten als gesonderte Ikonen ausgebildet ist;</p> <p>(Anspruch 11, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die verschiedenen Kommunikationskan&#228;le zwei Typen der Gruppe: Sprachanruf, Videoanruf, Textnachrichten, Bildnachrichten und E-Mail umfassen;</p> <p>(Anspruch 12, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information Identit&#228;tsdaten eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 13, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information ein Bild eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 14, unmittelbare Verletzung)</p> <p>2. der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, in welchem Umfang die Beklagten die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. M&#228;rz 2016 begangen haben, und zwar unter Angabe</p> <p>a) der Namen und Anschriften der Lieferanten und anderer Vorbesitzer,</p> <p>b) der Namen und Anschriften der gewerblichen Abnehmer sowie der Verkaufsstellen, f&#252;r die die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der Menge der hergestellten, ausgelieferten, erhaltenen und bestellten Erzeugnisse sowie der Preise, die f&#252;r die betreffenden Erzeugnisse bezahlt wurden;</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben die entsprechenden Einkaufs- und Verkaufsbelege (n&#228;mlich Rechnungen, hilfsweise Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen;</p> <p>3. der Kl&#228;gerin schriftlich in geordneter Form (gegliedert nach Kalendervierteljahren) Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Beklagten die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. April 2016 begangen haben, und zwar unter Angabe:</p> <p>a) die Mengen der erhaltenen oder bestellten Erzeugnisse,</p> <p>b) der einzelnen Lieferungen (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Liefermengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Abnehmer einschlie&#223;lich der Verkaufsstellen, f&#252;r welche die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der einzelnen Angebote (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Angebotsmengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Angebotsempf&#228;nger,</p> <p>d) der betriebenen Werbung, aufgeschl&#252;sselt nach Werbetr&#228;gern, deren Auflagenh&#246;he, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet,</p> <p>e) der nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschl&#252;sselten Gestehungskosten und des erzielten Gewinns,</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben zu b) die entsprechenden Belege (n&#228;mlich Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen,</p> <p>wobei es den Beklagten vorbehalten bleibt, die Namen und Anschriften der nichtgewerblichen Abnehmer und Angebotsempf&#228;nger statt der Kl&#228;gerin einem von der Kl&#228;gerin zu benennenden, ihr gegen&#252;ber zur Verschwiegenheit verpflichteten, in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen, vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern die Beklagten dessen Kosten tragen, und ihn erm&#228;chtigen und verpflichten, der Kl&#228;gerin auf konkrete Anfrage mitzuteilen, ob ein bestimmter Abnehmer oder Angebotsempf&#228;nger in der Aufstellung enthalten ist;</p> <p>4. in der Bundesrepublik Deutschland jeweils in ihrem unmittelbaren und/oder mittelbaren Besitz und/oder Eigentum befindlichen, unter Ziffer I.1. bezeichneten Erzeugnisse auf eigene Kosten zu vernichten oder nach ihrer Wahl an einen von der Kl&#228;gerin zu benennenden oder zu beauftragenden Gerichtsvollzieher zum Zwecke der Vernichtung auf Kosten der Beklagten herauszugeben;</p> <p>5. die unter Ziffer I.1. bezeichneten, in Verkehr gebrachten und im Besitz Dritter befindlichen Erzeugnisse aus den Vertriebswegen zur&#252;ckzurufen,</p> <p>indem diejenigen Dritten, denen durch die Beklagten oder mit deren Zustimmung Besitz an den Erzeugnissen einger&#228;umt wurde, unter Hinweis darauf, dass die Kammer mit dem hiesigen Urteil auf eine Verletzung des Klagepatents erkannt hat, ernsthaft aufgefordert werden, die Erzeugnisse an die Beklagten zur&#252;ckzugeben und den Dritten f&#252;r den Fall der R&#252;ckgabe der Erzeugnisse eine R&#252;ckzahlung des gegebenenfalls bereits bezahlten Kaufpreises sowie die &#220;bernahme der Kosten der R&#252;ckgabe zugesagt wird und endg&#252;ltig zu entfernen, indem die Beklagten die erfolgreich zur&#252;ckgerufenen Erzeugnisse wieder an sich nehmen.</p> <p>II. Es wird festgestellt, dass die Beklagten verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch die unter Ziffer I.1. bezeichneten, seit dem 30. April 2016 begangenen Handlungen der Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <p>III. Die Beklagten tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p><rd nr="21"/>Sie stellte in dem fr&#252;hen ersten Termin sodann folgende Antr&#228;ge, die die nunmehr eingeschr&#228;nkte Geltendmachung der Anspr&#252;che des Klagepatents ber&#252;cksichtigen:</p> <p>I. Die Beklagten werden verurteilt,</p> <p>1. es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu EUR 250.000 - ersatzweise Ordnungshaft - oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt zwei Jahren, wobei die Ordnungshaft an den gesetzlichen Vertretern der Beklagten zu vollziehen ist, zu unterlassen, Kommunikationsendger&#228;te in der Bundesrepublik Deutschland anzubieten, in den Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu diesen Zwecken einzuf&#252;hren oder zu besitzen,</p> <p>die Folgendes umfassen:</p> <p>- eine Kommunikationssteuervorrichtung umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung;</p> <p>- eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle;</p> <p>- eine Eingabedetektionsvorrichtung, die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentiert;</p> <p>- einen Titelspeicher;</p> <p>- einen Datenabfragemechanismus, der dazu ausgebildet ist, Information zu detektieren, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung f&#252;r die Darstellung der abgefragenen Information auf der Anzeige verbunden ist; und der Datenabfragemechanismus dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> <p>dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei die Anzeigesteuervorrichtung dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen; und wobei die Anzeigesteuervorrichtung zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten als gesonderte Ikonen ausgebildet ist.</p> <p>(Anspruch 8, eingeschr&#228;nkte Fassung, unmittelbare Verletzung),</p> <p>insbesondere, wenn die Kommunikationssteuervorrichtung zum Aufbau einer Kommunikationsverbindung mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t &#252;ber einen ausgew&#228;hlten aus der Mehrzahl von Kommunikationskan&#228;len ausgebildet ist;</p> <p>(Anspruch 9, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die Eingabedetektionsvorrichtung dazu ausgebildet ist, die Eingabe eines Befehls zu detektieren, indem einer der Kommunikationskan&#228;le ausgew&#228;hlt wird;</p> <p>(Anspruch 10, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die verschiedenen Kommunikationskan&#228;le zwei Typen der Gruppe: Sprachanruf, Videoanruf, Textnachrichten, Bildnachrichten und E-Mail umfassen;</p> <p>(Anspruch 12, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information Identit&#228;tsdaten eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 13, unmittelbare Verletzung) und/oder insbesondere wenn die abgefragene Information ein Bild eines Benutzers des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts umfasst;</p> <p>(Anspruch 14, unmittelbare Verletzung)</p> <p>2. der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, in welchem Umfang die Beklagten die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. M&#228;rz 2016 begangen haben, und zwar unter Angabe</p> <p>d) der Namen und Anschriften der Lieferanten und anderer Vorbesitzer,</p> <p>e) der Namen und Anschriften der gewerblichen Abnehmer sowie der Verkaufsstellen, f&#252;r die die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>f) der Menge der hergestellten, ausgelieferten, erhaltenen und bestellten Erzeugnisse sowie der Preise, die f&#252;r die betreffenden Erzeugnisse bezahlt wurden;</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben die entsprechenden Einkaufs- und Verkaufsbelege (n&#228;mlich Rechnungen, hilfsweise Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen;</p> <p>3. der Kl&#228;gerin schriftlich in geordneter Form (gegliedert nach Kalendervierteljahren) Rechnung zu legen, in welchem Umfang die Beklagten die zu Ziffer I.1. bezeichneten Handlungen seit dem 30. April 2016 begangen haben, und zwar unter Angabe:</p> <p>a) der Mengen der erhaltenen oder bestellten Erzeugnisse,</p> <p>b) der einzelnen Lieferungen (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Liefermengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Abnehmer einschlie&#223;lich der Verkaufsstellen, f&#252;r welche die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der einzelnen Angebote (unter Angabe der Marken der jeweiligen Erzeugnisse sowie allen Identifikationsmerkmalen wie Typenbezeichnung, Artikelbezeichnung, laufender Produktnummer), aufgeschl&#252;sselt nach Angebotsmengen, -zeiten und -preisen (und ggf. Typenbezeichnungen) sowie der Namen und Anschriften der Angebotsempf&#228;nger,</p> <p>d) der betriebenen Werbung, aufgeschl&#252;sselt nach Werbetr&#228;gern, deren Auflagenh&#246;he, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet,</p> <p>e) der nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschl&#252;sselten Gestehungskosten und des erzielten Gewinns,</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben zu b) die entsprechenden Belege (n&#228;mlich Lieferscheine) in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen,</p> <p>wobei es den Beklagten vorbehalten bleibt, die Namen und Anschriften der nichtgewerblichen Abnehmer und Angebotsempf&#228;nger statt der Kl&#228;gerin einem von der Kl&#228;gerin zu benennenden, ihr gegen&#252;ber zur Verschwiegenheit verpflichteten, in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen, vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern die Beklagten dessen Kosten tragen, und ihn erm&#228;chtigen und verpflichten, der Kl&#228;gerin auf konkrete Anfrage mitzuteilen, ob ein bestimmter Abnehmer oder Angebotsempf&#228;nger in der Aufstellung enthalten ist;</p> <p>4. in der Bundesrepublik Deutschland jeweils in ihrem unmittelbaren und/oder mittelbaren Besitz und/oder Eigentum befindlichen, unter Ziffer I.1. bezeichneten Erzeugnisse auf eigene Kosten zu vernichten oder nach ihrer Wahl an einen von der Kl&#228;gerin zu benennenden oder zu beauftragenden Gerichtsvollzieher zum Zwecke der Vernichtung auf Kosten der Beklagten herauszugeben;</p> <p>5. die unter Ziffer I.1. bezeichneten, in Verkehr gebrachten und im Besitz Dritter befindlichen Erzeugnisse aus den Vertriebswegen zur&#252;ckzurufen,</p> <p>indem diejenigen Dritten, denen durch die Beklagten oder mit deren Zustimmung Besitz an den Erzeugnissen einger&#228;umt wurde, unter Hinweis darauf, dass die Kammer mit dem hiesigen Urteil auf eine Verletzung des Klagepatents erkannt hat, ernsthaft aufgefordert werden, die Erzeugnisse an die Beklagten zur&#252;ckzugeben und den Dritten f&#252;r den Fall der R&#252;ckgabe der Erzeugnisse eine R&#252;ckzahlung des gegebenenfalls bereits bezahlten Kaufpreises sowie die &#220;bernahme der Kosten der R&#252;ckgabe zugesagt wird und endg&#252;ltig zu entfernen, indem die Beklagten die erfolgreich zur&#252;ckgerufenen Erzeugnisse wieder an sich nehmen.</p> <p>II. Es wird festgestellt, dass die Beklagten verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der der N. R., Inc. durch die unter Ziffer I.1. bezeichneten, in der Zeit vom 30. April 2016 bis zum 20. September 2017 begangenen Handlungen der Beklagten und der der Kl&#228;gerin durch die unter Ziffer I.1. bezeichneten, seit dem 21. September 2017 begangenen Handlungen der Beklagten entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <p>III. Die Beklagten tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p><rd nr="22"/>Die Beklagtenseite hat einer etwaigen Teilklager&#252;cknahme unter Verwahrung gegen die Kostenlast zugestimmt. Im &#220;brigen beantragt sie Klageabweisung,</p> <p>hilfsweise Aussetzung des Verfahrens im Hinblick auf die anh&#228;ngige Nichtigkeitsklage.</p> <p><rd nr="23"/>Sie beantragt weiter hilfsweise, </p> <p>das Urteil nur gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von mindestens 1,152 Mrd. &#8364; f&#252;r vorl&#228;ufig vollstreckbar zu erkl&#228;ren, und der Beklagtenseite zu gestatten, die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung (auch durch Gestellung einer B&#252;rgschaft) abzuwenden.</p> <p><rd nr="24"/>Im Hinblick auf die nichttechnischen Erwiderungen beantragt die Beklagtenseite weiter hilfsweise </p> <p>die Aussetzung bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung des UK High Court, HP-2017-000015, &#167;&#160;148 ZPO, bzw. bis zur Entscheidung der EU-Kommission &#252;ber die Wettbewerbsverfahren gegen die Kl&#228;gerin wegen AT.40220, AT.39711, <verweis.norm>Art. 16 <v.abk ersatz="VO 2003/1/EG">VO 2003/1/EG</v.abk></verweis.norm>, au&#223;erdem weiter hilfsweise von der EU Kommission eine Stellungnahme zur Anwendung der Wettbewerbsregeln einzuholen und das Verfahren bis zum Erhalt der Stellungnahme auszusetzen, und zuletzt hilfsweise eine Vorlage an den EuGH, um die Kartellrechtswidrigkeit des behaupteten kl&#228;gerischen Verhaltens &#252;berpr&#252;fen zu lassen.</p> <p><rd nr="25"/>Die Kl&#228;gerin wendet sich gegen eine Aussetzung.</p> <p>F. </p> <p><rd nr="26"/>Die Beklagtenseite bringt vor:</p> <p><rd nr="27"/>I. Die Beklagtenseite bestreitet die Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin (S. 2/3 Klageerwiderung-II, S. 2/4 Duplik-II).</p> <p><rd nr="28"/>II. Eine Auslegung des Begriffs Standby-Anzeige schon nach dem Wortlaut zeige, dass hier eine Funktion des Telefons angesprochen sei, in der es lediglich bereit sei, Anrufe zu empfangen und Nutzereingaben entgegen zu nehmen (S. 15 Klageerwiderung-II). Der Fachmann habe den Begriff zum Priorit&#228;tszeitpunkt so verstanden, dass das Telefon allenfalls Batterieladung, Signalst&#228;rke, Namen des Netzbetreibers, Uhrzeiten und gegebenenfalls eventuelle Benachrichtigungen anzeigte (S. 16 Klageerwiderung-II, FBD 101). Zwar sei es bei einer Ausstattung des Telefons mit einer physischen Tastatur m&#246;glich gewesen, direkt im Standby-Modus eine Nummer einzugeben, das sei f&#252;r das Verst&#228;ndnis des Begriffs indes nicht konstitutiv gewesen. Ma&#223;geblich sei vielmehr, dass das Ger&#228;t im Grundzustand sei, mithin kein weiteres Men&#252; und keine weitere Funktion ge&#246;ffnet sei. Dieses fachm&#228;nnische Verst&#228;ndnis decke sich mit dem Verst&#228;ndnis der Beschreibung in [0003]. Nur bei einem Verst&#228;ndnis von Standby-Anzeige als &#8222;Nullzustand&#8220; mache auch der &#8222;Witz&#8220; des Klagepatents [0018] Sinn (S. 16/17 Klageerwiderung-II). Es handele sich schon dann nicht mehr um eine klagepatentgem&#228;&#223;e Standby-Anzeige, wenn der Nutzer &#252;berhaupt eine Anwendung aufrufen m&#252;sse. Standby-Anzeige sei damit der Grundzustand des Ger&#228;ts (S. 6 Duplik-II).</p> <p><rd nr="29"/>Der Umstand, dass die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen keine physische Tastatur h&#228;tten, erlaube keine weitere Auslegung - insbesondere folge nichts anderes aus dem kl&#228;gerseits in Bezug genommenen [0016]. Schlie&#223;lich k&#246;nne auch ein Touchscreen st&#228;ndig eine Tastatur anzeigen (S. 6/7 Duplik-II).</p> <p><rd nr="30"/>Nicht klagepatentgem&#228;&#223; sei es, wenn nur gespeicherte Telefonnummern aus der Standby-Anzeige heraus angerufen werden k&#246;nnten (S. 27 Duplik-II unter Bezugnahme auf [0018]).</p> <p><rd nr="31"/>III. Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen verwirklichten das Merkmal nicht. Standby-Anzeige im klagepatentgem&#228;&#223;en Sinne sei allein der Sperrbildschirm der angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen, in dem jedoch keine Anwendung gestartet und kein Men&#252; ge&#246;ffnet sei (S. 18 Klageerwiderung-II). Die Suchfunktionalit&#228;t m&#252;sse hingegen gesondert aufgerufen werden; sie k&#246;nne durch eine Geste (Streichen nach unten im &#8222;Home-Screen&#8220;) gestartet werden (S. 19 Klageerwiderung-II). Die im Klagepatent beschriebene Problemstellung passe auf die angegriffene Ausf&#252;hrungsform nicht, weil stets die Auswahl einer Anwendung erforderlich sei (S. 7 Duplik-II).</p> <p><rd nr="32"/>Die Beklagtenseite unterstreicht: Die Anzeige der virtuellen Tastatur sei von der Suchfunktionalit&#228;t selbst zu unterscheiden. Das werde deutlich, wenn man eine physische Tastatur an das P. anschlie&#223;e - dann werde gerade keine Tastatur angezeigt. Daher diene die Wischgeste entgegen der Darstellung der Kl&#228;gerin nicht dazu, eine Tastatur anzuzeigen, sondern die Suchanwendung zu starten (S. 23, 29 Duplik-II mit Bildern).</p> <p><rd nr="33"/>Die Suchfunktionalit&#228;t erlaube die Suche nach bestimmten Themen an verschiedenen Orten des Mobiltelefons (S. 19 Klageerwiderung-II). Sie erlaube hingegen gerade nicht den Aufruf einer Kommunikation nach Eingabe einer (in dem Telefon nicht gespeicherten) Telefonnummer aus der Anwendung heraus (S. 27 Duplik-II mit Bild). Der klagepatentgem&#228;&#223;en Funktionsbeschreibung komme die Telefonanwendung am n&#228;chsten - sie sei indes nicht klagepatentgem&#228;&#223;, weil die Anwendung erst gestartet werden m&#252;sse (S. 28 Duplik-II).</p> <p><rd nr="34"/>Es sei auch nicht richtig, wie kl&#228;gerseits dargestellt, dass die Suchfunktionalit&#228;t keine Anwendung sei, weil sie nicht gel&#246;scht werden k&#246;nne und nicht &#252;ber ein Symbol auf dem Bildschirm verf&#252;gte - die Gestensteuerung ersetze technisch nur den Aufruf einer Anwendung durch Bet&#228;tigen eines Symbols. Der Navigationsaufwand sei derselbe (S. 29/ 30 Duplik-II).</p> <p><rd nr="35"/>IV. Ihren Aussetzungsantrag mit Blick auf die Nichtigkeitsklage FBD 102 st&#252;tzt die Beklagtenseite auf die fehlende Neuheit gegen&#252;ber den Entgegenhaltungen Hawkins (FBD 104), Stepanich (FBD 107) und Kwon (FBD 108) (S. 23 Klageerwiderung-II). Auch der Anspruch in der nunmehr geltend gemachten Fassung sei nicht patentf&#228;hig (S. 34/63 Duplik-II).</p> <p><rd nr="36"/>Durch die Geltendmachung einer eingeschr&#228;nkten Merkmalskombination habe sich der Aussetzungsma&#223;stab verschoben (S. 34 Duplik-II).</p> <p><rd nr="37"/>V. Im &#220;brigen sei jedenfalls eine etwaige Verurteilung zur Unterlassung unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig, weil dies gegen Kartellrecht versto&#223;en w&#252;rde: Die Kl&#228;gerin halte auf dem Markt f&#252;r Premium-LTE-Basisband-Chips&#228;tze und auf dem SEP-Lizenzmarkt eine marktbeherrschende Stellung (S. 23 ff.). Die relevanten M&#228;rkte seien durch starke Markteintrittsbarrieren gekennzeichnet (S. 26 ff. Klageerwiderung-I). Eine Vielzahl von Wettbewerbsbeh&#246;rden (im Einzelnen S. 18 ff., FBD 8, 8b, 9, 10) ermittelten wegen missbr&#228;uchlichen Verhaltens gegen die Kl&#228;gerin, teilweise sei sie schon zur Zahlung hoher Bu&#223;gelder verpflichtet worden. Unter anderem habe sie durch ein Rabattsystem die Beklagtenseite zu einem exklusiven Bezug von Premium-Basisband-Chips&#228;tzen gezwungen, um so ihre Mitbewerber aus dem Markt zu dr&#228;ngen. Ihre marktbeherrschende Stellung wolle sie auch durch die hiesige Klage st&#228;rken (S. 36 Klageerwiderung). Dabei sei irrelevant, dass das hiesige Verfahren kein SEP betr&#228;fe. Denn die Kl&#228;gerin wolle die Beklagtenseite durch die hiesige daf&#252;r &#8222;bestrafen&#8220;, dass die Beklagtenseite nach einer f&#252;nfj&#228;hrigen Periode des Bezugs nur von Chips der Kl&#228;gerin nunmehr N. -Chips&#228;tze verwende (S. 37 Klageerwiderung-I).</p> <p><rd nr="38"/>Die Geltendmachung des Unterlassungsanspruchs habe kein anderes Ziel als die Aufrechterhaltung und Ausweitung der marktbeherrschenden Stellung der Kl&#228;gerin durch den Ausschluss von N., sei daher missbr&#228;uchlich, <verweis.norm>Art. 102 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm>, und daher abzuweisen. Anderenfalls tr&#252;ge das Gericht zu einer Sch&#228;digung oder einem Ausschluss des Wettbewerbs auf dem Markt f&#252;r Premium-Basisband-Chips&#228;tzen bei. Auch wenn hier ein nicht-beherrschter Markt betroffen sei, m&#252;sse nach der Rechtsprechung des EuGH das hiesige Verhalten mit Blick auf die Stellung der Kl&#228;gerin im beherrschten Markt in einer Gesamtbetrachtung gew&#252;rdigt werden (S. 37 ff. Klageerwiderung-I).</p> <p><rd nr="39"/>Neben der m&#246;glichen Aussetzung nach <verweis.norm>Art. 16 Abs. 1 <v.abk ersatz="VO 2003/1/EG">VO 2003/1/EG</v.abk></verweis.norm>, oder zur Anfrage bei der Europ&#228;ischen Kommission oder zur Durchf&#252;hrung eines Vorabentscheidungsverfahrens oder mit Blick auf ein Verfahren im Vereinigten K&#246;nigreich (S. 44 ff. Klageerwiderung) m&#252;sse das Gericht daher die Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit des Ausspruchs des Unterlassungsanspruchs nach <verweis.norm>Art. 3 Abs. 2 der <v.abk ersatz="Durchsetzungsrichtlinie 2004/48/EG beachten (S">Durchsetzungsrichtlinie 2004/48/EG beachten (S</v.abk></verweis.norm>. 44 Klageerwiderung). Die Kl&#228;gerin versto&#223;e auch unmittelbar gegen <verweis.norm>Art. 3 der <v.abk ersatz="Entscheidung der Kommission vom 24">Entscheidung der Kommission vom 24</v.abk></verweis.norm>.01.2018 (S. 6ff. Duplik).</p> <p><rd nr="40"/>VI. Mit der Duplik machte die Beklagtenseite auch einen Lizenzeinwand geltend (Duplik Teil III). Weil es hierauf nicht streitentscheidend ankommt, verweist das Gericht auf den Sachvortrag der Beklagtenseite in der Duplik Teil III.</p> <p><rd nr="41"/>VII. Hilfsweise seien R&#252;ckruf- und Vernichtungsanspr&#252;che wegen Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit abzuweisen, weiter hilfsweise seien vollstreckungsrechtliche Besonderheiten zu beachten (S. 65/71 Klageerwiderung-I, FBD 18, FBD 19, S. 46 Duplik-I), insbesondere eine erh&#246;hte Vollstreckungssicherheit.</p> <p>G. Prozessuales</p> <p><rd nr="42"/>Die Beklagtenseite verk&#252;ndete mit Schriftsatz jeweils vom 21.08.2018 den Streit an die O. A. Co Ltd., die I. Corporation und die E. Corporation. Die E. Corporation trat mit Schriftsatz vom 6.9.2018 dem Streit bei.</p> <p><rd nr="43"/>Das Gericht hat die Sache in zwei Terminen ausf&#252;hrlich mit den Parteien er&#246;rtert.</p> <p><rd nr="44"/>Zur Erg&#228;nzung des Tatbestands nimmt das Gericht Bezug auf alle zwischen den Parteien gewechselten Schrifts&#228;tze nebst Anlagen, sowie s&#228;mtliche gerichtlichen Verf&#252;gungen, Beschl&#252;sse und Protokolle.</p> <p><rd nr="45"/>Nach dem Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung reichte die beklagte Partei den Schriftsatz vom 25.1.2019 ein. Darin wird mitgeteilt, dass die Einspruchsabteilung des Europ&#228;ischen Patentamtes in den Einspruchsverfahren betreffend das EP &#8230; 067 (7 O 14455/17 und 7 O 14460/17) und das EP &#8230; 658 (7 O 14457/17 und 7 O 14462/17) am 23.1.2019 die vorl&#228;ufige Rechtsauffassung vertreten habe, dass diese Patente nicht rechtsbest&#228;ndig seien. Diese vorl&#228;ufige Einsch&#228;tzung habe auch Einfluss auf die Beurteilung der Rechtsbest&#228;ndigkeit des hiesigen Klagepatents, denn alle Patente entstammten derselben Ursprungsanmeldung.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p><rd nr="46"/>Die Klage ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <p>A. </p> <p><rd nr="47"/>Die Klage ist zul&#228;ssig.</p> <p><rd nr="48"/>I. Das Landgericht M&#252;nchen ist zust&#228;ndig. Die internationale und &#246;rtliche Zust&#228;ndigkeit folgt aus <verweis.norm>Art. 7 Nr. 2 <v.abk ersatz="EuGVVO">EuGVVO</v.abk></verweis.norm>, &#167;&#160;38 Nr. 1 GZVJu, die sachliche (ausschlie&#223;liche) Zust&#228;ndigkeit ergibt sich aus &#167;&#160;143 PatG.</p> <p><rd nr="49"/>II. Der Klage fehlt nicht das Rechtsschutzbed&#252;rfnis, auch nicht wegen des beklagtenseits erhobenen Kartellrechtseinwands.</p> <p><rd nr="50"/>1. Das Rechtsschutzbed&#252;rfnis fehlt einer Klage nur unter besonderen Umst&#228;nden. Grunds&#228;tzlich besteht ein Anspruch auf die M&#246;glichkeit, ein ordentliches Gericht anzurufen. Das Rechtsschutzbed&#252;rfnis einer Klage ist von der Begr&#252;ndetheit zu trennen, d.h. der Berechtigung des materiellen Klagebegehrens (Z&#246;ller-Greger, ZPO, 32. Aufl. 2018, vor <verweis.norm>&#167; 253 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> Rn. 18 mwN). Eine Klage kann u.a. unzul&#228;ssig sein, wenn das Gericht bei einer Gesamtw&#252;rdigung Indizien daf&#252;r feststellt, dass der Kl&#228;ger mit der Klage ausschlie&#223;lich prozesszweckfremde Zwecke verfolgt (BGH NJW 2017, 674, 675 Rn. 25 mwN; als h&#246;chstrichterliche Rechtsprechung zu dem Rechtsschutzbed&#252;rfnis als allgemeine Prozessvoraussetzung auf das Patentrecht &#252;bertragbar).</p> <p><rd nr="51"/>Immaterialg&#252;terrechte sind im europ&#228;ischen Prim&#228;r- und Sekund&#228;rrecht ebenso wie national auf verfassungsrechtlicher Ebene gesch&#252;tzt. Sie gew&#228;hren ein Ausschlie&#223;lichkeitsrecht, das insbesondere die Geltendmachung eines Unterlassungsanspruchs gew&#228;hrt. Dessen Aus&#252;bung kann grunds&#228;tzlich keinen Missbrauch begr&#252;nden (Calliess/Ruffert-Wei&#223;, EUV/AEUV, 5. Auflage, <verweis.norm>Art. 102 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm> Rn. 39 mwN): Es ist eine Grundwertung des Patentrechts, dass der Patentinhaber sein Ausschlie&#223;lichkeitsrecht auch aus&#252;ben darf. Anderes kann grunds&#228;tzlich nur gelten, wenn das fragliche Patent standardessenziell ist und dem Patentinhaber hierdurch eine marktbeherrschende Stellung vermittelt, oder wenn sich aus den Modalit&#228;ten der Aus&#252;bung der Rechte aus dem (nicht standardessentiellen aber nicht umgehbaren) Patent ergibt, dass ein kartellrechtlich relevantes Ziel verfolgt wird (und die Aus&#252;bung des Rechts mithin nicht mehr seinem &#8222;spezifischen Gegenstand&#8220; entspricht, siehe Calliess/Ruffert-Wei&#223;, EUV/AEUV, 5. Auflage, <verweis.norm>Art. 102 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm> Rn. 39 mwN; grundlegend EuGH verb. Rs. C-241/91 P und 242/91 P GRUR-Int 1995, 490, 493, Rn. 50 ff. - Magill; EuGH 238/87 GRUR-Int 1990, 141, Rn. 9 - Volvo/Veng). An die Annahme einer solchen Ausnahmesituation sind strenge Anforderungen zu stellen (zB EuGH Rs. C-418/01 - IMS Health MMR 2004, 456, Rn. 34, 35 mwN). Eine Lizenz soll dann erteilt werden m&#252;ssen, wenn ihre Verweigerung das Auftreten eines neuen Erzeugnisses verhindert, nach dem eine potenzielle Nachfrage der Verbraucher besteht, die Verweigerung darf nicht gerechtfertigt sein, und sie muss geeignet sein, jeglichen Wettbewerb auf einem abgeleiteten Markt auszuschlie&#223;en (EuGH Rs. C-418/01 - IMS Health MMR 2004, 456, Rn. 38 mwN). Dieser Ansatz kann dahingehend generalisiert werden, dass bei Vorliegen der vorgenannten Umst&#228;nde die Geltendmachung von Anspr&#252;chen auf Unterlassung, R&#252;ckruf und Vernichtung aus einem Ausschlie&#223;lichkeit vermittelnden Immaterialg&#252;terrecht ausgeschlossen sein soll.</p> <p><rd nr="52"/>2. Nach diesem Ma&#223;stab liegt keine Rechtsmissbr&#228;uchlichkeit der Antr&#228;ge auf Unterlassung, R&#252;ckruf und Vernichtung (nachfolgend alleine: Antrag auf Unterlassung) vor, die zu einer Unzul&#228;ssigkeit der Klage insoweit f&#252;hren w&#252;rde.</p> <p><rd nr="53"/>a. Das Gericht pr&#252;ft die Rechtsmissbr&#228;uchlichkeit des Antrags auf Unterlassung als Teil der Zul&#228;ssigkeit der Klage, obwohl die Beklagtenseite diesen Punkt (nur) als Begr&#252;ndetheitsproblem ansieht. Das Gericht hat aber die Zul&#228;ssigkeit einer Klage von Amts wegen zu pr&#252;fen und vorgetragene Tatsachen rechtlich eigenst&#228;ndig zu werten, unabh&#228;ngig von der juristischen Einkleidung durch die Parteien.</p> <p><rd nr="54"/>b. Die Beklagtenseite hat nicht belegt, dass die Kl&#228;gerin (lediglich) prozesszweckfremde Ziele mit der Klage verfolgt. Sie hat nicht belegt, dass die Klage nur dem Zweck dient, ihre marktbeherrschende Stellung auf dem Markt f&#252;r Premium-Basisband-Chips&#228;tze auszubauen, und/ oder N. als Mitbewerber aus dem Markt zu dr&#228;ngen.</p> <p><rd nr="55"/>Irrelevant ist, ob die Kl&#228;gerin eine marktbeherrschende Stellung innehat, und wenn ja, auf welchem Markt. Denn die Geltendmachung der kl&#228;gerischen Anspr&#252;che, insbesondere des Unterlassungsanspruchs, ist schon keine missbr&#228;uchliche Verhaltensweise. Entgegen den oben dargestellten Grunds&#228;tzen hat die Beklagtenseite schon nicht belegt, dass durch die Geltendmachung des Unterlassungsanspruchs das Auftreten eines neuen Erzeugnisses verhindert wird. Vielmehr behauptet die Beklagtenseite, dass die patentgem&#228;&#223;e Erfindung nicht benutzt werde. Die engen Voraussetzungen, unter denen nach der Rechtsprechung des EuGH die Geltendmachung eines Immaterialg&#252;terrechts ausgeschlossen sein soll, sind mithin nicht erf&#252;llt.</p> <p><rd nr="56"/>Die Vorgehensweise der Kl&#228;gerin erfordert des Weiteren keine Marktmacht, auch nicht bei der beklagtenseits herangezogenen Gesamtschau des Prozessverhaltens der Kl&#228;gerin. Die Kl&#228;gerin geht als Patentinhaberin gegen die Beklagtenseite vor, unabh&#228;ngig von der Stellung beider Parteien auf bestimmten M&#228;rkten. Die Beklagtenseite behauptet zwar, dass die Kl&#228;gerin mit den Klagen ein au&#223;erhalb des eigentlichen Klagebegehrens liegendes Ziel verfolge, n&#228;mlich N. aus dem Markt zu dr&#228;ngen. Dem steht indes schon entgegen, dass die Kl&#228;gerin nach dem Vortrag der Beklagtenseite ihre Unterlassungsanspr&#252;che (nur) &#8222;&#252;berwiegend&#8220; gegen P. s richte, die N. -Chips enthielten (S. 8 Klageerwiderung Teil I). Das bedeutet gleichzeitig, dass sie auch gegen P. s vorgeht, die Qualcomm-Chips enthalten. Belegt ist die Behauptung, die Kl&#228;gerin verfolge mit den Klagen das Ziel, N. aus dem Markt zu dr&#228;ngen, im &#220;brigen nicht. Schlie&#223;lich kommt hinzu, dass die Beklagtenseite eines der wichtigsten Unternehmen auf dem Markt der Mobilfunktelefonherstellung ist, und die hiesigen Verfahren Signalwirkung f&#252;r andere Unternehmen haben k&#246;nnen, die ein gesondertes gerichtliches Vorgehen gegen diese Unternehmen entbehrlich machen w&#252;rde. Im &#220;brigen hat die Beklagtenseite nicht im Einzelnen vorgetragen, welche konkreten anderen Unternehmen durch welche konkreten Produkte Patentrechte der Kl&#228;gerin verletzen und warum und seit wann die Kl&#228;gerin hiervon in einer Weise Kenntnis erlangt hat, die eine Klageerhebung mit einiger Erfolgswahrscheinlichkeit erm&#246;glichten.</p> <p><rd nr="57"/>Wollte man der Argumentationslinie der Beklagtenseite folgen, w&#228;re die Kl&#228;gerin im &#220;brigen effektiv jeglicher M&#246;glichkeit beraubt, die Verletzung ihrer Patente durch Mobilfunkhersteller zu ahnden, jedenfalls soweit diese andere als ihre Chips verwenden. Konsequent zu Ende gedacht d&#252;rfte die Kl&#228;gerin auch nicht gegen die Hersteller patentverletzender Chips vorgehen, weil ein etwaiger Unterlassungs- und R&#252;ckrufanspruch Auswirkungen auf Mobilfunkhersteller und damit mittelbar auf die Marktquote N. s haben k&#246;nnte. Die Kl&#228;gerin w&#228;re mithin wegen einer (bestrittenen) marktbeherrschenden Stellung auf einem abgeschlossenen Markt effektiv daran gehindert, jegliche ihrer Patente - gleich welcher Markt hierdurch betroffen sein k&#246;nnte - durchzusetzen. Dieses Ergebnis ist mit der oben dargestellten gesetzgeberischen Wertung des Patentrechts nicht vereinbar.</p> <p><rd nr="58"/>Ein Anspruch auf Lizenzerteilung kommt nur unter engen Voraussetzungen bei standardessentiellen Patenten in Betracht, ein solches liegt unstreitig nicht vor. Eine Ausweitung auf nicht standardessentielle Patente, kommt nach der Rechtsprechung des EuGH (wie vorzitiert) allenfalls dann in Betracht, wenn deren Benutzung unabdingbar ist. Die Beklagtenseite tr&#228;gt insoweit aber gerade vor, das Klagepatent nicht zu nutzen.</p> <p><rd nr="59"/>d. Die Kl&#228;gerin verst&#246;&#223;t durch die Geltendmachung des Unterlassungsanspruchs auch nicht gegen die Entscheidung der EU-Kommission, Case AT.40220. Zwar ist sie trotz der eingelegten Nichtigkeitsklage mangels Suspensivwirkung (<verweis.norm>Art. 278 S. 1 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm>) verbindlich. Der Beschluss der EU-Kommission erfasst aber die hiesige Klage nicht. Wie oben festgestellt, stellt die Klage keinen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung der Kl&#228;gerin dar. Insbesondere ist f&#252;r die Klage keine marktbeherrschende Stellung erforderlich, sondern nur die Inhaberschaft des Klagepatents. Es liegt mithin kein Verhalten vor, das ein vergleichbares Ziel oder eine vergleichbare Wirkung aufweist wie das durch den Beschluss der EU-Kommission adressierte Verhalten.</p> <p><rd nr="60"/>3. Nach alledem ist die Klage nicht als kartellrechtsversto&#223;end anzusehen. Sie ist nicht rechtsmissbr&#228;uchlich</p> <p><rd nr="61"/>4. Die Klage ist insgesamt zul&#228;ssig.</p> <p>B. </p> <p><rd nr="62"/>Die Klage ist aber unbegr&#252;ndet. Es kann dahinstehen, ob die Kl&#228;gerin aktivlegitimiert ist. Ferner kann der Lizenzeinwand dahinstehen. Denn die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen verletzen das Klagepatent nicht.</p> <p><rd nr="63"/>I. Das Klagepatent EP 806 B&#160;1 betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Kommunikationskanalauswahl. Es wurde am 20.11.2006 unter Inanspruchnahme der Priorit&#228;t vom 28.11.2005 (US &#8230;506) angemeldet. Der Hinweis auf die Erteilung des Klagepatents wurde am 30.03.2016 ver&#246;ffentlicht.</p> <p><rd nr="64"/>1. Als relevanter Fachmann ist nach &#252;bereinstimmender Definition der Parteien, der sich die Kammer anschlie&#223;t, ein Dipl.-Ing. zu definieren, mit der Fachrichtung Nachrichtentechnik mit mehrj&#228;hriger Erfahrung in der Konzeption von Kommunikationsendger&#228;ten und Fachkenntnissen im Bereich Kommunikationstechniken wie Festnetz- und Mobiltelefonie. Soweit die Parteien dar&#252;ber divergieren, ob der Fachmann Kenntnisse im Bereich der verschiedenen g&#228;ngigen Kommunikationsstandards haben m&#252;sse (so die Kl&#228;gerin) oder Kenntnisse &#252;ber Benutzeroberfl&#228;chen ausreichend seien (so die Beklagtenseite), kommt es hierauf nicht streitentscheidend an.</p> <p><rd nr="65"/>2. Das Klagepatent erl&#228;utert zum Stand der Technik im Priorit&#228;tszeitpunkt, dass fr&#252;he Kommunikationsendger&#228;te und -verfahren nur zur Nutzung eines Kommunikationskanals bestimmt waren, etwa der Telegraf und sp&#228;ter die Sprachtelefonie f&#252;r konventionelle Telefone. Auch fr&#252;he Mobiltelefone waren urspr&#252;nglich nur f&#252;r Sprachtelefonie entwickelt und geeignet. Im Zuge der Weiterentwicklung mobiler Kommunikationsger&#228;te traten weitere Kan&#228;le hinzu, so etwa die M&#246;glichkeit, Textnachrichten &#252;ber den Short Message Service (SMS) zu versenden oder - in sp&#228;teren Entwicklungsstufen - Multimedianachrichten (MMS) (Abs. [0002]).</p> <p><rd nr="66"/>Zum Priorit&#228;tszeitpunkt nutzten laut Klagepatent viele Anwender ihre Mobiltelefone sowohl f&#252;r Sprachtelefonie als auch f&#252;r Textnachrichten. Die Benutzeroberfl&#228;chen der Mobiltelefone waren jedoch nach wie vor haupts&#228;chlich auf die Anwahl von Telefonnummern f&#252;r Sprachverbindungen ausgelegt, so dass die Eingabe einer Textnachricht nicht ohne Navigieren in die entsprechende Anwendung m&#246;glich war, wenn das Mobiltelefon sich in einem Standby-Zustand befand (Abs. [0003]). Die Eingabe einer Telefonnummer in der Standby-Anzeige erlaubte meist lediglich den Aufbau einer Sprachverbindung (Abs. [0003]), nicht die unmittelbare Eingabe einer Textnachricht.</p> <p><rd nr="67"/>Das Klagepatent geht in erster Linie von einem Mobiltelefon mit Bildschirm und physischer Tastatur aus, sieht aber auch die M&#246;glichkeit des Einsatzes eines Touch-Screens vor, [0016]. Insoweit wei&#223; der Fachmann, dass eine Touch-Screen-Tastatur dauerhaft oder nur bei Bedarf angezeigt werden kann.</p> <p><rd nr="68"/>3. Diesen Stand der Technik kritisiert das Klagepatent indirekt [3; 36] dahingehend, dass der Nutzer, der einen anderen Kanal als das Telefon benutzen wollte, zun&#228;chst diesen anderen Kommunikationskanal ausw&#228;hlen musste durch &#214;ffnen der entsprechenden Anwendung und anschlie&#223;end erst den Empf&#228;nger der beabsichtigten Nachricht ausw&#228;hlen konnte.</p> <p><rd nr="69"/>4. Das Klagepatent m&#246;chte im Wege einer Alternative bzw. Verbesserung eine effizientere M&#246;glichkeit bereitstellen, um eine Kommunikationsverbindung zu einem zweiten Endger&#228;t in einem Kommunikationsendger&#228;t auszuw&#228;hlen, welches mehrere Kommunikationskan&#228;le verwenden kann, also etwa Sprachtelefonie und Textnachrichten (Abs. [0005]).</p> <p><rd nr="70"/>5. Zur L&#246;sung dieser Aufgabe schl&#228;gt das Klagepatent ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Kommunikationskanalauswahl vor. Die Erfindung nach dem Klagepatent erlaubt es, so [0036], zun&#228;chst den zu kontaktierenden Kontakt auszuw&#228;hlen und sodann den hierzu zu nutzenden Kommunikationskanal, wobei die Auswahl des Kontakts vorliegend dadurch von statten geht, dass in einem Stand-by-Bildschirm durch den Benutzer Buchstaben eingegeben werden, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentieren, und im Anschluss daran die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl angeboten werden, wobei sie, so die nun geltend gemachte Einschr&#228;nkung, als gesonderte Ikonen dargestellt werden.</p> <p><rd nr="71"/>Die Kl&#228;gerin macht Anspruch 8 nunmehr nur noch in eingeschr&#228;nkter Fassung geltend (Einschr&#228;nkung auf Anspruchskombination 8 mit 11).</p> <p><rd nr="72"/>Beide Parteien gliedern den neu gefassten Anspruch 8 auf dieselbe Weise, der sich die Kammer anschlie&#223;t (K (E) 6, zuvor K (E) 2). Die von der urspr&#252;nglichen Fassung abweichenden Merkmale der eingeschr&#228;nkten Merkmalskombination hat das Gericht unterstrichen.</p> <table border="0" rules="none" class="cals framenone"> <colgroup> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="70%"/> </colgroup> <tbody> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.</p> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>A communication terminal (10) comprising:</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.1</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a communication controller (63) including a transceiver device for transmitting signals over a communication link;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.2</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a user interface including a display and an input interface;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.3</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>an input detection device (61) configured to sense input of letters by a user in a standby screen, representing a title for a second communication terminal;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.4</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a title memory;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>a data retrieving mechanism (65),</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.1</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>configured to retrieve information associated with the title of the second communication terminal and connected to a display control device (62) for presenting the retrieved information on the display; and</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>configured to retrieve information related to selectable communication channels usable for communicating with the second communication terminal;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>characterised in that</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>the display control device (62) is configured to present, on the display, a plurality of selectable items (152-157) only representing the usable communication channels, responsive to sensing of input of the title; wherein</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6.1</p> <p>8.6.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>once the user starts to type letters, the display control device (62) is configured to present the different usable communication channels for selection; and the display control device is configured to present the plurality of selectable items as separate icons.</p> </td></tr> </tbody> </table> <p>Deutsche &#220;bersetzung:</p> <table border="0" rules="none" class="cals framenone"> <colgroup> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="9%"/> <col width="70%"/> </colgroup> <tbody> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.</p> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>Kommunikationsendger&#228;t umfassend</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.1</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>eine Kommunikationssteuervorrichtung (63) umfassend eine Transceivervorrichtung zur &#220;bertragung von Signalen &#252;ber eine Kommunikationsverbindung;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.2</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>eine Benutzerschnittstelle umfassend eine Anzeige und eine Eingabeschnittstelle;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.3</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>eine Eingabedetektionsvorrichtung (61), die dazu ausgebildet ist, die Eingabe von Buchstaben durch einen Benutzer in einer Standby-Anzeige zu detektieren, die einen Titel f&#252;r ein zweites Kommunikationsendger&#228;t repr&#228;sentieren;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.4</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>einen Titelspeicher;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>einen Datenabfragemechanismus (65),</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.1</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>der dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die mit dem Titel des zweiten Kommunikationsendger&#228;ts assoziiert ist und mit einer Anzeigesteuervorrichtung (62) f&#252;r die Darstellung der abgefragenen Information auf der Anzeige verbunden ist; und</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.5.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>der dazu ausgebildet ist, Information abzufragen, die sich auf ausw&#228;hlbare Kommunikationskan&#228;le bezieht, die f&#252;r das Kommunizieren mit dem zweiten Kommunikationsendger&#228;t verwendbar sind;</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="3" rowspan="1" align="left"> <p>dadurch gekennzeichnet, dass</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6</p> </td><td colspan="2" rowspan="1" align="left"> <p>die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, eine Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten (152-157) auf der Anzeige darzustellen, die lediglich die verwendbaren Kommunikationskan&#228;le repr&#228;sentieren, die auf das Detektieren der Eingabe des Titels ansprechbar sind; wobei</p> </td></tr> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p/> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>8.6.1</p> <p>8.6.2</p> </td><td colspan="1" rowspan="1" align="left"> <p>die Anzeigesteuervorrichtung (62) dazu ausgebildet ist, am Anfang der Eingabe von Buchstaben durch den Benutzer die verschiedenen verwendbaren Kommunikationskan&#228;le zur Auswahl darzustellen; und wobei die Anzeigesteuervorrichtung zur Darstellung der Mehrzahl von ausw&#228;hlbaren Punkten als gesonderte Ikonen ausgebildet ist.</p> </td></tr> </tbody> </table> <p><rd nr="73"/>II. Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen verwirklichen die technische Lehre des neu gefassten Patentanspruchs 8 des Klagepatents weder wortsinngem&#228;&#223; noch mit &#228;quivalenten Mitteln. Streitig ist zwischen den Parteien die Verwirklichung der Merkmale 8.3, 8.5.1, 8.5.2 und 8.6. Jedenfalls eine Verwirklichung des Merkmals 8.3 durch die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen besteht nicht.</p> <p><rd nr="74"/>1. Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen machen von Anspruch 8 keinen unmittelbaren wortsinngem&#228;&#223;en Gebrauch. Sie weisen keine Standby-Anzeige im patentgem&#228;&#223;en Sinne (Merkmal 8.3) auf.</p> <p><rd nr="75"/>a. Gem&#228;&#223; <verweis.norm>Art. 69 <v.abk ersatz="EP&#220;">EP&#220;</v.abk></verweis.norm> wird der Schutzbereich eines europ&#228;ischen Patents durch die Patentanspr&#252;che bestimmt. Beschreibung und Zeichnungen sind zur Auslegung indes heranzuziehen. Erforderlich ist eine funktionsorientierte Auslegung, wobei die Patentschrift ihr eigenes Lexikon darstellen kann (BGH GRUR 1999, 909, 912 - Spannschraube). Begriffe in den Patentanspr&#252;chen und in der Patentbeschreibung sind so zu deuten, wie sie der angesprochene Durchschnittsfachmann nach dem Gesamtinhalt der Patentschrift unter Ber&#252;cksichtigung von Aufgabe und L&#246;sung der Erfindung versteht (BGH GRUR 1999, 909, 911 - Spannschraube, mwN). Eine (wohlwollende) Auslegung muss auch dann erfolgen, wenn der Anspruchswortlaut scheinbar eindeutig ist (BGH GRUR 2015, 875, 876 - Rotorelemente, mwN). Patentanspr&#252;che sind in Zweifelsf&#228;llen grunds&#228;tzlich so auszulegen, dass sie sich im Verh&#228;ltnis zu in der Schrift mitgeteiltem Stand der Technik abgrenzen, es ihnen mithin nicht bereits insoweit an Neuheit fehlt. Bei Widerspr&#252;chen zwischen Patentanspr&#252;chen und Beschreibung sind solche Bestandteile der Beschreibung, die in den Patentanspr&#252;chen keinen Niederschlag gefunden haben, grunds&#228;tzlich nicht in den Patentschutz einbezogen (BGH GRUR 2011, 701, 703 Rn. 23 - Okklusionsvorrichtung).</p> <p><rd nr="76"/>b. Eine klagepatentgem&#228;&#223;e &#8222;Standby-Anzeige&#8220; im Sinne des Merkmals 8.3 setzt hiernach voraus, dass ein Adressbuch oder &#228;hnliches nicht zielgerichtet ge&#246;ffnet ist und in diesem Modus Buchstaben eingegeben werden k&#246;nnen und sodann aufgrund dieser Eingabe eine Auswahl an Kontaktierungsm&#246;glichkeiten angezeigt wird. Das setzt aus der Sicht des Fachmanns voraus, dass auch im Standby-Modus das Adressbuch im Hintergrund ge&#246;ffnet sein muss, oder durch die Eingabe im Standby-Modus im Hintergrund ge&#246;ffnet wird. Anderenfalls w&#228;re technisch nicht erkl&#228;rlich, wie die anschlie&#223;ende Suche nach weiteren Kommunikationskan&#228;len funktionieren kann. Da Patentanspr&#252;che nach oben Gesagtem grunds&#228;tzlich so auszulegen sind, dass sie eine neue Erfindung offenbaren, muss Merkmal 8.3 des Klagepatents so gelesen werden, dass ein zielgerichteter Aufruf des Adressbuchs aber in jedem Fall zu unterbleiben hat. Denn andernfalls w&#252;rde Anspruch 8 nichts anderes beanspruchen, als in [0004] als vorbekannt beschrieben.</p> <p><rd nr="77"/>Ein anderes folgt auch nicht aus dem Umstand, dass das Klagepatent in [0021] und [0023] als Ausf&#252;hrungsbeispiele vorsieht, dass eine Nummer aus einer Konktaktliste abgerufen werden kann ([0021], Z. 20 ff.:</p> <p>&#8222;In an exemplary embodiment, an address number may be input using input interface 14 tc [sic] type the number, or by fetching the number in a contact list stored in the terminal using e.g. a navigationtool 141 of the input interface.&#8221;; [0023]: &#8220;According to an exemplary embodiment of Fig. 1, a user has input an address number in the form of a telephone number +123456789, either using input interface 14 to type the number or by fetching the number in a contact list stored in the terminal.&#8220;)</p> <p><rd nr="78"/>Denn diese Ausf&#252;hrungsbeispiele lassen sich mit dem Wortlaut des Anspruchs nicht (mehr) vereinen und sind daher nach vorzitierter h&#246;chstrichterlicher Rechtsprechung gerade nicht (mehr) beansprucht. Anderenfalls w&#228;re der &#8222;Witz&#8220; des Klagepatents, wonach gerade kein zielgerichteter Aufruf des Adressbuchs oder einer Kontaktliste erforderlich ist, konterkariert, wie dies auch die Kl&#228;gerin - allerdings mit im Ergebnis abweichendem Auslegungsergebnis - sieht (S. 10 Replik).</p> <p><rd nr="79"/>Weil schon dieser Aspekt des Begriffs &#8222;Standby-Anzeige&#8220; in den angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen nicht verwirklicht ist, kommt es auf die &#252;brigen Umst&#228;nde des Verst&#228;ndnisses der Standby-Anzeige nicht mehr an.</p> <p><rd nr="80"/>c. Unter Zugrundelegung der obigen Auslegung liegt keine Verletzung des Merkmals 8.3 vor. Denn die Suchfunktion Spotlight l&#228;uft nicht im Hintergrund sondern muss durch den Nutzer extra und zielgerichtet aufgerufen werden. Dies geschieht, indem der Nutzer im Home-Screen-Modus auf dem Display nach unten streicht. Wie die Beklagtenseite zutreffend unterstreicht, ist es f&#252;r die Patentverletzung unerheblich, ob ein Programm durch das Bet&#228;tigen eines Buttons oder durch eine Geste auf dem Display, der eine Aktivierung eines bestimmten Programms zugewiesen ist, aufgerufen wird (zu S.18 Klageerwiderung-II).</p> <p><rd nr="81"/>Die Kl&#228;gerseite dringt auch nicht mit ihrer Argumentation durch, durch die Geste werde erst eine Tastatur aufgerufen, und erst dann sei von einem patentgem&#228;&#223;en Standby-Modus zu sprechen (zu S. 30 Replik). Das ist widerlegt durch die - nicht bestrittenen Angaben der Beklagtenseite, bei Anschluss einer Tastatur werde in der Suchfunktionalit&#228;t keine virtuelle Tastatur angezeigt (S. 23, 29 Duplik-II). Ebenso w&#228;re technisch ohne Weiteres eine Anwendung denkbar, die allein die Anzeige einer virtuellen Tastatur erm&#246;glicht. Das zeigt, dass die Suchfunktionalit&#228;t bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform gerade nicht den patentgem&#228;&#223;en Standby-Modus erzeugen soll, sondern eine &#252;ber die Anzeige der Tastatur hinausgehende Anwendung ist, die dem im Patent beschriebenen Adressbuch gleichsteht. Weil der Begriff &#8222;Standby-Modus&#8220; des Merkmals 8.3 aber gerade den zielgerichteten Aufruf einer Anwendung, wie etwa eines Adressbuchs ausschlie&#223;t, wird durch den Aufruf der Suchfunktionalit&#228;t das Merkmal nicht verwirklicht.</p> <p><rd nr="82"/>2. Merkmal 8.3 wird auch nicht mit einem patentrechtlich &#228;quivalenten Mittel verwirklicht. Vortrag hierzu fehlt. Eine &#228;quivalente Verletzung ist auch sonst nicht ersichtlich.</p> <p><rd nr="83"/>3. Nach alledem liegt keine unmittelbare (wortsinngem&#228;&#223;e oder &#228;quivalente) Patentverletzung vor.</p> <p><rd nr="84"/>Die Klage ist mithin unbegr&#252;ndet.</p> <p><rd nr="85"/>III. Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;269 Abs. 3 S. 2 ZPO, soweit sie teilweise zur&#252;ckgenommen worden ist (Geltendmachung einer nur eingeschr&#228;nkten Merkmalskombination), im &#220;brigen aus &#167;&#160;91 ZPO.</p> <p><rd nr="86"/>IV. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#160;709 S. 2 ZPO.</p> <p><rd nr="87"/>V. Die Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung nach <verweis.norm>&#167; 156 Abs. 1 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> war nicht veranlasst.</p> <p><rd nr="88"/>Nach <verweis.norm>&#167; 156 Abs. 1 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> kann das Gericht die Wiederer&#246;ffnung einer Verhandlung, die geschlossen war, anordnen.</p> <p><rd nr="89"/>Vorliegend hat die Einspruchsabteilung des Europ&#228;ischen Patentamtes am 23.1.2019, und damit nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung, im Rahmen der Ladung zur m&#252;ndlichen Verhandlung vor der Einspruchsabteilung eine vorl&#228;ufige und nicht bindende Einsch&#228;tzung in Bezug auf die Rechtsbest&#228;ndigkeit des EP &#8230; 067 (7 O 14455/17 und 7 O 14460/17) und des EP &#8230; 658 (7 O 14457/17 und 7 O 14462/17) kommuniziert. Hiernach seien diese beiden Patente nicht rechtsbest&#228;ndig. Auch wenn die Kammer die Einsch&#228;tzung der beklagten Partei teilte, dass diese vorl&#228;ufige Einsch&#228;tzung auch Einfluss auf die Beurteilung der Rechtsbest&#228;ndigkeit des hiesigen Klagepatents habe, war eine Wiederer&#246;ffnung der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht veranlasst. Denn wie gezeigt war die Klage mangels Verletzung abzuweisen. Auf die Rechtsbest&#228;ndigkeit des Klagepatents kam es daher nicht entscheidend an. </p> <table border="0" rules="none" class="cals framenone"> <colgroup> <col width="100%"/> </colgroup> <tbody> <tr> <td colspan="1" rowspan="1" valign="top"> <p>Verk&#252;ndet am 31.01.2019</p> </td></tr> </tbody> </table> </div>
180,268
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{ "id": 268, "name": "Landgericht München II", "slug": "lg-munchen-ii", "city": 188, "state": 4, "jurisdiction": "Ordentliche Gerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Landgericht" }
7 O 10137/17
2019-01-31T00:00:00
2019-02-07T14:19:18
2019-02-13T12:21:04
Endurteil
<h2>Tenor</h2> <div> <p>1. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>2. Die Kl&#228;gerin hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.</p> <p>3. Das Urteil ist f&#252;r die Beklagten gegen Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110% des jeweils zu vollstreckenden Betrags vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <p><rd nr="1"/>Die Kl&#228;gerin macht mit der vorliegenden Klage Anspr&#252;che wegen Verletzung des Gebrauchsmusters DE 501 U1 durch von der Beklagten zu 1) in Korea als sog. &#8222;white label Produkte&#8220; (also ohne Nennung der Marke eines Original Equipment Manufacturer, kurz OEM) hergestellte und in Deutschland angebotene Speichermodule (load-reduce dual in-line memory modules, kurz LRDIMM) geltend. Diese Speichermodule werden zudem, so der bestrittene Vortrag der Kl&#228;gerin, von der Beklagten zu 2) unter ihrer eigenen Marke und mit eigenen Produktnummern in Deutschland f&#252;r die Server-Produkte der Beklagten zu 1) angeboten.</p> <p><rd nr="2"/>Die Kl&#228;gerin ist eine europ&#228;ische Niederlassung des weltweit operierenden, USamerikanischen Speicherchipherstellers E. Inc. mit Sitz in Irvine, California. Die Muttergesellschaft der Kl&#228;gerin wurde im Jahr 2000 gegr&#252;ndet und ist ein Zulieferer f&#252;r modulare Hochleistungsspeichersysteme.</p> <p><rd nr="3"/>Die Beklagte zu 1) ist eine s&#252;dkoreanische Halbleiterherstellerin. Das Unternehmen wurde im Februar 1983 als Y. Co., Ltd gegr&#252;ndet. Gr&#246;&#223;ter Anteilseigner ist die K. . Das Unternehmen ist ein direkter Wettbewerber des Konzerns der Kl&#228;gerin.</p> <p><rd nr="4"/>Die Beklagte zu 2) ist die deutsche Tochter des USamerikanischen Informationstechnikunternehmens E. mit Sitz in Palo Alto im Bundesstaat Kalifornien.</p> <p><rd nr="5"/>Die Kl&#228;gerin ist nach eigenem Vortrag seit dem 04.07.2017 die eingetragene Inhaberin des deutschen Gebrauchsmusters DE 501 U1 (im Folgenden &#8222;Klagegebrauchsmuster&#8220;; Anlage K1), das am 06.02.2017 unter Inanspruchnahme der Priorit&#228;ten der US 12/504,131 und US 12/761,179 vom 16.07.2009 bzw. 15.04.2010 als Abzweigung der Europ&#228;ischen Patentanmeldung 10 73 0021.2 eingetragen wurde. Der Hinweis auf die Eintragung wurde am 16.03.2017 ver&#246;ffentlicht.</p> <p><rd nr="6"/>Bei dem Klagegebrauchsmuster handelt es sich nach dem &#252;bereinstimmenden Vortrag aller Parteien um ein f&#252;r den Standard JEDEC essentielles Schutzrecht.</p> <p><rd nr="7"/>Das Klagegebrauchsmuster steht in Kraft (Registerausdruck gem. Anlage K2). Die Beklagte zu 1 hat unter dem 5.12.2017 L&#246;schungsantrag (Anlage FBD B 10) beim Deutschen Patent- und Markenamt gegen das Klagegebrauchsmuster eingereicht.</p> <p><rd nr="8"/>Das Europ&#228;ische Patentamt hat in Bezug auf die Europ&#228;ische Patentanmeldung EP 660 (Anmelde-Nr. 18 179 414.0) aus der Familie des Klagegebrauchsmusters mit identischen Anspr&#252;chen Ende 2018 einen Pr&#252;fbescheid zum europ&#228;ischen Recherchebericht erlassen. Hierin wird festgestellt, dass der Gegenstand der Anmeldung durch die Entgegenhaltung &#8222;Halbert&#8220; in Kombination mit dem Wissen des angesprochenen Fachmanns nahegelegt sei (Anlage K 19 S. 2-4 des Konvoluts SK28; &#220;bersetzung Anlage B SK 29).</p> <p><rd nr="9"/>Das US-PTO hat in Bezug auf das parallele US-Patent 185 am 5.7.2018 festgestellt, dass die Entgegenhaltung &#8222;Halbert&#8220; der erfinderischen T&#228;tigkeit nicht alleine, sondern nur in Kombination mit der weiteren Entgegenhaltung &#8222;Amidi&#8220; entgegenstehe (Anlage B SK 18; &#220;bersetzung Anlage B SK 18a).</p> <p><rd nr="10"/>Die eingetragenen Schutzanspr&#252;che lauten wie folgt:</p> <p>&#8222;Schutzanspruch 1:</p> <p>Speichermodul zur Verwendung in einem Computersystem, das einen Systemspeichercontroller aufweist, mit:</p> <p>einer gedruckten Leiterplatte bzw. Printed Circuit Board (PCB), die in einem Modulschlitz des Computersystems anbringbar ist, wobei die PCB einen Randstecker hat, der eine Vielzahl elektrischer Kontakte aufweist, die an einem Rand der PCB positioniert und dazu positioniert sind, l&#246;sbar mit korrespondierenden Kontakten eines Computersystem-Sockels verbunden zu werden, um elektrische Leitf&#228;higkeit zwischen dem Systemspeichercontroller und dem Speichermodul bereitzustellen; Speichervorrichtungen, die jeweils eine Bitbreite von 4 Bits haben, wobei die Speichervorrichtungen mechanisch mit der PCB verbunden und in mehreren Reihen mit n Speichervorrichtungen pro Reihe angeordnet sind, wobei jede Reihe eine Bitbreite hat, die gleich einer Bitbreite des Speichermoduls ist; einer Steuerschaltung, die mechanisch mit der PCB verbunden und &#252;ber registrierte Steuerleitungen betriebsbereit mit den Speichervorrichtungen verbunden ist, wobei die Steuerschaltung dazu konfigurierbar ist, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation, die von dem Speichercontroller empfangen werden, zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen, wobei die Lese- oder Schreiboperation auf eine bestimmte der mehreren Reihen abzielt; und n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen, die mechanisch mit der PCB verbunden und an entsprechenden Positionen entlang des Rands der PCB verteilt sind, wobei die n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen dazu konfigurierbar sind, betriebsbereit mit dem Systemspeichercontroller verbunden zu werden, und dazu konfigurierbar sind, Modulsteuersignale von der Steuerschaltung zu empfangen, wobei jede der Vielzahl von Daten&#252;bertragungsschaltungen eine Bitbreite von 8 Bits hat und mit zwei zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in jeder der mehreren Reihen verbunden ist; wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar ist, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch Freigeben von Datenpfaden und durch Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation auf den Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und den beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in der bestimmten der mehreren Reihen; wobei das Speichermodul des Weiteren Column Address Strobe(CAS)-Latenz bzw. Speicherlatenz verwendet, um die Operation der n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen zu steuern.&#8220;</p> <p>Schutzanspruch 2:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 1, wobei das Speichermodul dazu konfiguriert ist, mit dem Speichercontroller &#252;ber Steuerleitungen und Datenleitungen zu kommunizieren, wobei die Steuerschaltung mit den Steuerleitungen verbunden ist und jede Daten&#252;bertragungsschaltung mit einem jeweiligen 8-Bit-Abschnitt der Datenleitungen verbunden ist.</p> <p>Schutzanspruch 3:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 2, wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfiguriert ist, dem Speichercontroller eine Speichervorrichtungslast auf jedem Bit des jeweiligen 8-Bit-Abschnitts der Datenleitungen w&#228;hrend einer Schreiboperation zu pr&#228;sentieren.</p> <p>Schutzanspruch 4:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 1, wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung Logik aufweist, die auf die Modulsteuersignale anspricht, und wobei die Datenpfade Tristate-Puffer aufweisen, die von der Logik gesteuert werden.</p> <p>Schutzanspruch 5:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 4, wobei die Tristate-Puffer die Datensignale regenerieren, um Signalwellenformen wiederherzustellen.</p> <p>Schutzanspruch 6:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 1, wobei die Modulsteuersignale eine Richtung des Datenflusses durch die n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen angeben.</p> <p>Schutzanspruch 7:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 6, wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung verschiedene Datenpfade f&#252;r verschiedene Richtungen des Datenflusses aufweist.</p> <p>Schutzanspruch 8:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 1, wobei die Steuerschaltung des Weiteren dazu konfiguriert ist, die Terminierung der Datensignale f&#252;r die Lese oder Schreiboperation gem&#228;&#223; der CAS-Latenz zu steuern.</p> <p>Schutzanspruch 9:</p> <p>Speichermodul zur Verwendung in einem Computersystem, das einen Systemspeichercontroller aufweist, mit:</p> <p>einer gedruckten Leiterplatte bzw. Printed Circuit Board (PCB), die in einem Modulschlitz des Computersystems anbringbar ist, wobei die PCB einen Randstecker hat, der eine Vielzahl elektrischer Kontakte aufweist, die an einem Rand der PCB positioniert und dazu positioniert sind, l&#246;sbar mit korrespondierenden Kontakten eines Computersystem-Sockels verbunden zu werden, um elektrische Leitf&#228;higkeit zwischen dem Systemspeichercontroller und dem Speichermodul bereitzustellen; Speichervorrichtungen, die jeweils eine Bitbreite von 8 Bits haben, wobei die Speichervorrichtungen mechanisch mit der PCB verbunden und in mehreren Reihen mit n Speichervorrichtungen pro Reihe angeordnet sind, wobei jede Reihe eine Bitbreite hat, die gleich einer Bitbreite des Speichermoduls ist; einer Steuerschaltung, die mechanisch mit der PCB verbunden und &#252;ber registrierte Steuerleitungen betriebsbereit mit den Speichervorrichtungen verbunden ist, wobei die Steuerschaltung dazu konfigurierbar ist, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation, die von dem Speichercontroller empfangen werden, zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen, wobei die Lese- oder Schreiboperation auf eine bestimmte der mehreren Reihen abzielt; und n Daten&#252;bertragungsschaltungen, die mechanisch mit der PCB verbunden und an entsprechenden Positionen entlang des Rands der PCB verteilt sind, wobei die n Daten&#252;bertragungsschaltungen dazu konfigurierbar sind, betriebsbereit mit dem Systemspeichercontroller verbunden zu werden, und dazu konfigurierbar sind, Modulsteuersignale von der Steuerschaltung zu empfangen, wobei jede der Vielzahl von Daten&#252;bertragungsschaltungen eine Bitbreite von 8 Bits hat und mit einer zugeh&#246;rigen Speichervorrichtung in jeder der mehreren Reihen verbunden ist; wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar ist, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch Freigeben von Datenpfaden und durch Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation auf den Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und der zugeh&#246;rigen Speichervorrichtung in der bestimmten der mehreren Reihen; wobei das Speichermodul des Weiteren Column Address Strobe(CAS)-Latenz bzw. Speicherlatenz verwendet, um die Operation der n Daten&#252;bertragungsschaltungen zu steuern.</p> <p>Schutzanspruch 10:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 9, wobei das Speichermodul dazu konfiguriert ist, mit dem Speichercontroller &#252;ber Steuerleitungen und Datenleitungen zu kommunizieren, wobei die Steuerschaltung mit den Steuerleitungen verbunden ist und jede Daten&#252;bertragungsschaltung mit einem jeweiligen 8-Bit-Abschnitt der Datenleitungen verbunden ist.</p> <p>Schutzanspruch 11:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 10, wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfiguriert ist, dem Speichercontroller eine Speichervorrichtungslast auf jedem Bit des jeweiligen 8-Bit-Abschnitts der Datenleitungen w&#228;hrend einer Schreiboperation zu pr&#228;sentieren.</p> <p>Schutzanspruch 12:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 9, wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung Logik aufweist, die auf die Modulsteuersignale anspricht, und wobei die Datenpfade Tristate-Puffer aufweisen, die von der Logik gesteuert werden.</p> <p>Schutzanspruch 13:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 12, wobei die Tristate-Puffer die Datensignale regenerieren, um Signalwellenformen wiederherzustellen.</p> <p>Schutzanspruch 14:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 9, wobei die Modulsteuersignale eine Richtung des Datenflusses durch die n Daten&#252;bertragungsschaltungen angeben.</p> <p>Schutzanspruch 15:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 14, wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung verschiedene Datenpfade f&#252;r verschiedene Richtungen des Datenflusses aufweist.</p> <p>Schutzanspruch 16:</p> <p>Speichermodul nach Anspruch 9, wobei die Steuerschaltung des Weiteren dazu konfiguriert ist, die Terminierung der Datensignale f&#252;r die Lese oder Schreiboperation gem&#228;&#223; der CAS-Latenz zu steuern.</p> <p><rd nr="11"/>Die Kl&#228;gerin gliedert den vorliegend geltend gemachten Schutzanspruch 1 wie folgt (vgl. Merkmalsgliederung gem. Anlage K 8):</p> <p>1. Speichermodul zur Verwendung in einem Computersystem, das einen Systemspeichercontroller aufweist, mit:</p> <p>1.1 einer gedruckten Leiterplatte bzw. Printed Circuit Board (PCB), die in einem Modulschlitz des Computersystems anbringbar ist,</p> <p>1.1.1 wobei die PCB einen Randstecker hat, der eine Vielzahl elektrischer Kontakte aufweist, die an einem Rand der PCB positioniert und dazu positioniert sind, l&#246;sbar mit korrespondierenden Kontakten eines Computersystem-Sockels verbunden zu werden, um elektrische Leitf&#228;higkeit zwischen dem Systemspeichercontroller und dem Speichermodul bereitzustellen;</p> <p>1.2 Speichervorrichtungen,</p> <p>1.2.1 die jeweils eine Bitbreite von 4 Bits haben,</p> <p>1.2.2 wobei die Speichervorrichtungen mechanisch mit der PCB verbunden und</p> <p>1.2.3 in mehreren Reihen mit n Speichervorrichtungen pro Reihe angeordnet sind,</p> <p>1.2.3.1 wobei jede Reihe eine Bitbreite hat, die gleich einer Bitbreite des Speichermoduls ist;</p> <p>1.3 einer Steuerschaltung, die mechanisch mit der PCB verbunden und &#252;ber registrierte Steuerleitungen betriebsbereit mit den Speichervorrichtungen verbunden ist,</p> <p>1.3.1 wobei die Steuerschaltung dazu konfigurierbar ist, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation, die von dem Speichercontroller empfangen werden, zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen,</p> <p>1.3.1.1 wobei die Lese- oder Schreiboperation auf eine bestimmte der mehreren Reihen abzielt; und</p> <p>1.4 n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen, die mechanisch mit der PCB verbunden und an entsprechenden Positionen entlang des Rands der PCB verteilt sind,</p> <p>1.4.1 wobei die n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen dazu konfigurierbar sind, betriebsbereit mit dem Systemspeichercontroller verbunden zu werden,</p> <p>1.4.2 und dazu konfigurierbar sind, Modulsteuersignale von der Steuerschaltung zu empfangen,</p> <p>1.4.3 wobei jede der Vielzahl von Daten&#252;bertragungsschaltungen eine Bitbreite von 8 Bits hat und</p> <p>1.4.4 mit zwei zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in jeder der mehreren Reihen verbunden ist;</p> <p>1.4.5 wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar ist, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch Freigeben von Datenpfaden und durch Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation auf den Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und den beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in der bestimmten der mehreren Reihen;</p> <p>1.5 wobei das Speichermodul des Weiteren Column Address Strobe (CAS)-Latenz bzw. Speicherlatenz verwendet, um die Operation der n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen zu steuern.</p> <p><rd nr="12"/>Im Einzelnen sind folgende Produkte angegriffen (angegriffene Ausf&#252;hrungsformen):</p> <p>Produktbezeichnung B1 Speicher Reihen (&#8222;ranks&#8220;) Produktbezeichnung B2</p> <p>HMA42GL7AFR4N 16GB 2 16 GB RAM DDR4 PC4-17000 2133 MHz</p> <p>HMA84GL7AMR4N 32GB 4 32 GB RAM DDR4 PC4-17000 2133 MHz</p> <p>HMA42GL7MFR4N 16GB 2 16 GB RAM DDR4 PC4-17000 2133 MHz</p> <p>HMA84GL7MMR4N 32GB 4 32 GB RAM DDR4 PC4-17000 2133 MHz</p> <p>HMA84GL7AFR4N 32GB 2 32 GB RAM DDR4 PC4-19200 2400 MHz</p> <p>HMAA8GL7AMR4N 64GB 4 64 GB RAM DDR4 PC4-19200 2400 MHz</p> <p>HMA84GL7MFR4N 32GB 2 32 GB RAM DDR4 PC4-19200 2400 MHz</p> <p>HMAA8GL7MMR4N 64GB 4 64 GB RAM DDR4 PC4-19200 2400 MHz </p> <p><rd nr="13"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen werden von der Kl&#228;gerin wie nachfolgend dargestellt exemplarisch anhand des Models HMA84GL7AFR4N-UH (32 GB DDR 4 SDRAM Load Reduced DIMM [LRDIMM]; kurz als &#8222;B1 LRDIMM&#8220;) vertieft er&#246;rtert. Dieses Model hat 2 Reihen (Ranks) von Speichervorrichtungen. Die Vorder- und R&#252;ckseite des HMA84GL7AFR4N-UH haben folgendes Aussehen:</p> <p>Abbildung 1: &#8230; Abbildung 2:</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_715-1-de.png" alt=""/></p> <p><rd nr="14"/>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt vor, dass sie derzeit zu Recht eingetragene Inhaberin des Klagegebrauchsmusters sei. Ihr seien auch die Anspr&#252;che f&#252;r die Vergangenheit wirksam abgetreten worden.</p> <p><rd nr="15"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen (wie oben dargestellt) w&#252;rden nicht nur - insoweit unstreitig - von der Beklagten zu 1 sondern auch von der Beklagten zu 2) unter ihrer eigenen Marke und mit eigenen Produktnummern in Deutschland f&#252;r die Server-Produkte der Beklagten zu 1) angeboten. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den diesbez&#252;glich schrifts&#228;tzlich Vortrag der Kl&#228;gerin verwiesen.</p> <p><rd nr="16"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen machten von Schutzanspruch 1 unmittelbaren wortsinngem&#228;&#223;en Gebrauch. Insbesondere die zwischen den Parteien streitigen Merkmalsgruppen 1.3 und 1.4 seien im Sinne der Kl&#228;gerin auszulegen.</p> <p><rd nr="17"/>Das Klagegebrauchsmuster sei rechtsbest&#228;ndig. Der L&#246;schungsantrag der Beklagten zu 1) habe keine Aussicht auf Erfolg.</p> <p><rd nr="18"/>Die Kl&#228;gerin bzw. deren Mutter seien den aufgrund der Standardessentialit&#228;t des Klagegebrauchsmusters bestehenden kartellrechtlichen Verpflichtungen gegen&#252;ber den Beklagten vollumf&#228;nglich nachgekommen.</p> <p><rd nr="19"/>Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <p>A. Die Beklagten werden verurteilt,</p> <p>I. es bei Meidung eines f&#252;r jeden Fall der Zuwiderhandlung vom Gericht festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu EUR 250.000,00 - ersatzweise Ordnungshaft - oder Ordnungshaft bis zu sechs Monaten, im Falle wiederholter Zuwiderhandlung bis zu insgesamt zwei Jahren, wobei die Ordnungshaft an den gesetzlichen Vertretern der Beklagten zu vollziehen ist, jeweils zu unterlassen,</p> <p>&#8222; Speichermodule zur Verwendung in einem Computersystem, das einen Systemspeichercontroller aufweist, mit:</p> <p>einer gedruckten Leiterplatte bzw. Printed Circuit Board (PCB), die in einem Modulschlitz des Computersystems anbringbar ist, wobei die PCB einen Randstecker hat, der eine Vielzahl elektrischer Kontakte aufweist, die an einem Rand der PCB positioniert und dazu positioniert sind, l&#246;sbar mit korrespondierenden Kontakten eines Computersystem-Sockels verbunden zu werden, um elektrische Leitf&#228;higkeit zwischen dem Systemspeichercontroller und dem Speichermodul bereitzustellen;</p> <p>Speichervorrichtungen, die jeweils eine Bitbreite von 4 Bits haben, wobei die Speichervorrichtungen mechanisch mit der PCB verbunden und in mehreren Reihen mit n Speichervorrichtungen pro Reihe angeordnet sind, wobei jede Reihe eine Bitbreite hat, die gleich einer Bitbreite des Speichermoduls ist;</p> <p>einer Steuerschaltung, die mechanisch mit der PCB verbunden und &#252;ber registrierte Steuerleitungen betriebsbereit mit den Speichervorrichtungen verbunden ist, wobei die Steuerschaltung dazu konfigurierbar ist, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation, die von dem Speichercontroller empfangen werden, zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen, wobei die Lese- oder Schreiboperation auf eine bestimmte der mehreren Reihen abzielt; und n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen, die mechanisch mit der PCB verbunden und an entsprechenden Positionen entlang des Rands der PCB verteilt sind, wobei die n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen dazu konfigurierbar sind, betriebsbereit mit dem Systemspeichercontroller verbunden zu werden, und dazu konfigurierbar sind, Modulsteuersignale von der Steuerschaltung zu empfangen, wobei jede der Vielzahl von Daten&#252;bertragungsschaltungen eine Bitbreite von 8 Bits hat und mit zwei zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in jeder der mehreren Reihen verbunden ist;</p> <p>wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar ist, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch Freigeben von Datenpfaden und durch Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation auf den Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und den beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in der bestimmten der mehreren Reihen;</p> <p>wobei das Speichermodul des Weiteren Column Address Strobe(CAS)-Latenz bzw. Speicherlatenz verwendet, um die Operation der n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen zu steuern;</p> <p>in der Bundesrepublik Deutschland anzubieten, in Verkehr zu bringen oder zu gebrauchen oder zu den genannten Zwecken einzuf&#252;hren oder zu besitzen;</p> <p>(unmittelbare Verletzung des Vorrichtungsanspruchs 1 des DE 501 U1)</p> <p>II. der Kl&#228;gerin dar&#252;ber Auskunft zu erteilen, in welchem Umfang sie die unter Ziffer A.I. bezeichneten Handlungen seit dem 04.07.2017 begangen haben, und zwar unter Angabe</p> <p>a) der Namen und Anschriften der Hersteller, Lieferanten und anderer Vorbesitzer,</p> <p>b) der Namen und Anschriften gewerblicher Abnehmer, einschlie&#223;lich der Verkaufsstellen, f&#252;r die die Erzeugnisse bestimmt waren,</p> <p>c) der Menge der ausgelieferten, erhaltenen oder bestellten Erzeugnisse sowie der bezahlten Preise, die f&#252;r die betreffenden Erzeugnisse bezahlt wurden,</p> <p>wobei zum Nachweis der Angaben die entsprechenden Kauf- oder Mietbelege, n&#228;mlich Rechnungen, hilfsweise Lieferscheine, in Kopie vorzulegen sind, wobei geheimhaltungsbed&#252;rftige Details au&#223;erhalb der auskunftspflichtigen Daten geschw&#228;rzt werden d&#252;rfen;</p> <p>III. der Kl&#228;gerin in einer einheitlichen, geordneten Aufstellung unter Vorlage von Belegen, wie Rechnungen, hilfsweise Lieferscheinen oder Quittungen, schriftlich sowie in elektronischer Form, dar&#252;ber Rechnung zu legen, in welchem Umfang sie die unter Ziffer A.I. bezeichneten Handlungen seit dem 04.07.2017 begangen haben, und zwar jeweils unter Angabe</p> <p>a) der einzelnen Lieferungen, aufgeschl&#252;sselt nach Liefermengen, -zeiten und - preisen, einschlie&#223;lich der Rechnungsnummern, und der jeweiligen Typenbezeichnungen sowie der Namen und Abschriften der Abnehmer,</p> <p>b) der einzelnen Angebote, aufgeschl&#252;sselt nach Angebotsmengen, -zeiten und - preisen und der jeweiligen Typenbezeichnungen sowie der Namen und Anschriften der Angebotsempf&#228;nger,</p> <p>c) der betriebenen Werbung, aufgeschl&#252;sselt nach Werbetr&#228;gern, deren Auflagenh&#246;he, Verbreitungszeitraum und Verbreitungsgebiet, im Falle von Internet-Werbung der Domain, der Zugriffszahlen und der Schaltungszeitr&#228;ume, und bei direkter Werbung, wie Rundbriefen, der Namen und Anschriften der Empf&#228;nger,</p> <p>d) der nach den einzelnen Kostenfaktoren aufgeschl&#252;sselten Gestehungskosten und des erzielten Gewinns,</p> <p>wobei es den Beklagten gegebenenfalls vorbehalten bleibt, die Namen und Anschriften der Angebotsempf&#228;nger und der nicht-gewerblichen Abnehmer statt der Kl&#228;gerin einem von dieser zu bezeichnenden und ihr gegen&#252;ber zur Verschwiegenheit verpflichteten, in der Bundesrepublik Deutschland ans&#228;ssigen, vereidigten Wirtschaftspr&#252;fer mitzuteilen, sofern die Beklagten die durch die Einschaltung des Wirtschaftspr&#252;fers entstehenden Kosten tragen und ihn zugleich erm&#228;chtigen, der Kl&#228;gerin auf Anfrage mitzuteilen, ob bestimmte Angebotsempf&#228;nger oder nicht-gewerbliche Abnehmer in der erteilten Rechnungslegung enthalten sind;</p> <p>IV. die vorstehend unter Ziffer A.I. bezeichneten, im Besitz gewerblicher Abnehmer befindlichen Erzeugnisse gegen&#252;ber den gewerblichen Abnehmern unter Hinweis auf den gerichtlich festgestellten gebrauchsmusterverletzenden Zustand der Erzeugnisse mit der verbindlichen Zusage zur&#252;ckzurufen, etwaige Entgelte zu erstatten sowie notwendige Verpackungs- und Transportkosten sowie mit der R&#252;ckgabe verbundene Zoll- und Lagekosten zu &#252;bernehmen, oder diese Erzeugnisse aus den Vertriebswegen endg&#252;ltig zu entfernen, indem die Beklagten diese Erzeugnisse wieder an sich nehmen.</p> <p>B. Es wird festgestellt, dass die Beklagten verpflichtet sind, der Kl&#228;gerin allen Schaden zu ersetzen, der ihr durch die in Ziffer A.I bezeichneten, seit dem 04.07.2017 begangenen Handlungen entstanden ist und noch entstehen wird.</p> <p>C. Die Beklagten tragen die Kosten des Rechtsstreits.</p> <p>D. </p> <p>Das Urteil ist vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> <p>E. </p> <p>F&#252;r den Fall der Anordnung einer Sicherheitsleistung wird der Kl&#228;gerin gestattet, diese auch in Form einer Bank- oder Sparkassenb&#252;rgschaft zu erbringen.</p> <p>F. </p> <p>Die H&#246;he der Sicherheitsleistung wird f&#252;r die einzelnen vollstreckbaren Teile des Urteils gesondert festgestellt.</p> <p><rd nr="20"/>Die Beklagten beantragen, </p> <p>die Klage abzuweisen und hilfsweise, das Verfahren im Hinblick auf den L&#246;schungsantrag gegen das Klagegebrauchsmuster auszusetzen.</p> <p><rd nr="21"/>Die Kl&#228;gerin wendete sich bis zum Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung gegen eine Aussetzung.</p> <p><rd nr="22"/>Die Beklagten tragen vor, dass die Klage bereits wegen fehlender Aktivlegitimation der Kl&#228;gerin abzuweisen sei, weil diese nicht Inhaberin des Klagegebrauchsmusters sei. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den diesbez&#252;glichen schrifts&#228;tzlichen Vortrag der Beklagten verwiesen Unabh&#228;ngig hiervon sei die &#220;bertragung auf die Kl&#228;gerin wegen Sittenwidrigkeit unwirksam. Dies ergebe sich insbesondere aus dem engen zeitlichen Konnex zwischen der Gr&#252;ndung der Kl&#228;gerin, der angeblichen &#220;bertragung des Gebrauchsmusters und der Einreichung der vorliegenden Klage. Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf den diesbez&#252;glichen schrifts&#228;tzlichen Vortrag der Beklagten verwiesen.</p> <p><rd nr="23"/>Die Beklagte zu 2) sei nicht passivlegitimiert. Sie biete in der Bundesrepublik Deutschland Technologiedienstleistungen, Infrastrukturen und L&#246;sungen an, aber keine Speichermodule.</p> <p><rd nr="24"/>Die angegriffenen Speichermodule machten von Schutzanspruch 1 des Klagegebrauchsmusters bei richtiger Auslegung keinen Gebrauch. Folgte man der breiten Auslegung der Kl&#228;gerin w&#228;re das Klagegebrauchsmuster nicht rechtsbest&#228;ndig. Bei der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform w&#252;rden - insoweit unstreitig - s&#228;mtliche Daten, die von der Steuerschaltung &#252;ber die Daten&#252;bertragungsschaltungen zu den Reihen der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform gelangen, stets an s&#228;mtliche Reihen geleitet, nicht nur an eine bestimmte. Daher seien auch keinerlei Datenpfade zwischen dem Systemspeicherkontroller und den mehreren Reihen verschlossen, die &#252;ber die Puffer laufen. Daher sei eine Schalterfunktion dergestalt, dass der Weg zu den beiden Speichervorrichtungen in der einen, bestimmten Reihe er&#246;ffnet wird, und der Weg zu allen sonstigen Reihen verschlossen bleibt, nicht gegeben. Daher erfolge auch keine Freigabe, weil dies nach der von den Beklagten favorisierten Auslegung voraussetze, dass Pfade verschlossen sind. Jeder Datenpuffer der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform leite aber - insoweit unstreitig - s&#228;mtliche ankommenden Daten an beide mit ihm verbundenen Reihen weiter.</p> <p><rd nr="25"/>Der Antrag der Beklagten nach <verweis.norm>&#167; 110 <v.abk ersatz="ZPO wurde mit rechtskr&#228;ftigen Zwischenurteil vom 25">ZPO wurde mit rechtskr&#228;ftigen Zwischenurteil vom 25</v.abk></verweis.norm>.1.2018 zur&#252;ckgewiesen. Wegen der Details wird auf dieses Zwischenurteil verwiesen.</p> <p><rd nr="26"/>Zur Erg&#228;nzung des Tatbestandes wird auf die eingereichten Schrifts&#228;tze samt Anlagen sowie die Sitzungsniederschriften vom 25.1.2018 und 6.12.2018 verwiesen.</p> <p><rd nr="27"/>Unter dem 20.12.2018 reichten die Beklagten einen nachgelassenen Schriftsatz ein.</p> <p><rd nr="28"/>Unter dem 14.1.2019 haben die Beklagten und unter dem 15.1.2019 hat die Kl&#228;gerin mitgeteilt, dass das DPMA mit Zwischenbescheid vom 8.1.2019 (Anlage B SK 34) mitgeteilt habe, dass der L&#246;schungsantrag gegen das Klagegebrauchsmuster nach vorl&#228;ufiger Auffassung voraussichtlich Erfolg haben werde. Keiner der Schutzanspr&#252;che sei gegen&#252;ber der Entgegenhaltung &#8222;Ellsberry&#8220; erfinderisch. Termin f&#252;r die m&#252;ndliche Verhandlung wurde auf den 28.5.2019 festgelegt.</p> <p><rd nr="29"/>Die Kl&#228;gerin teilte in dem Schriftsatz vom 15.1.2019 dar&#252;ber hinaus mit, dass sie dem Aussetzungsantrag der Beklagten nun nicht mehr entgegentrete und nunmehr selbst die Aussetzung des Rechtsstreits bis zur erstinstanzlichen Entscheidung des DPMA beantrage.</p> <p><rd nr="30"/>Die Beklagten verwiesen in dem Schriftsatz vom 14.1.2019 auf ihren Abweisungsantrag und nur hilfsweise gestellten Aussetzungsantrag.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p><rd nr="31"/>Die zul&#228;ssige Klage ist unbegr&#252;ndet. Die Klage war abzuweisen, weil die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen vom Gegenstand des Schutzanspruchs 1 des Klagegebrauchsmusters keinen Gebrauch machen. Jedenfalls die Merkmalsgruppen 1.3 und 1.4 werden nicht verwirklicht. Denn nach dem unstreitigen Vortrag der Beklagten werden s&#228;mtliche Daten, die von der Steuerschaltung &#252;ber die Daten&#252;bertragungsschaltungen zu den Reihen der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform gelangen, stets an s&#228;mtliche Reihen geleitet, nicht nur an eine bestimmte. Daher ist eine - nach zutreffender Auslegung erforderliche - Schalterfunktion dergestalt, dass der Weg zu den beiden Speichervorrichtungen in der einen, bestimmten Reihe er&#246;ffnet wird, und der Weg zu allen sonstigen Reihen verschlossen bleibt, nicht gegeben. Auf das weitere Verteidigungsvorbringen der Beklagten kam es daher nicht mehr an.</p> <p><rd nr="32"/>Dem nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung von der Klagepartei gestellten, nunmehr in erster Linie verfolgten Aussetzungsantrag war nicht zu entsprechen. Denn die Beklagten haben im Termin und in dem Schriftsatz vom 14.1.2019 die Aussetzung nur hilfsweise f&#252;r den Fall beantragt, dass die Klage nicht abgewiesen wird. Damit liegt ein &#252;bereinstimmender Aussetzungsantrag nicht vor. Da die Klage bereits jetzt entscheidungs- und abweisungsreif ist, war dem Verfahren, dem Beschleunigungsgrundsatz folgend, durch Abweisung der Klage Fortgang zu geben. Demnach war die m&#252;ndliche Verhandlung auch nicht wieder zu er&#246;ffnen (<verweis.norm>&#167; 156 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm>). Das nicht nachgelassene Vorbringen der Parteien war, soweit es &#252;ber Rechtsausf&#252;hrungen hinausgeht, nach <verweis.norm>&#167; 296a <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> nicht zu ber&#252;cksichtigen.</p> <p>A. Gegenstand und Auslegung des Klagegebrauchsmusters </p> <p><rd nr="33"/>Das Klagegebrauchsmuster bezieht sich im Allgemeinen auf Speicheruntersysteme von Computersystemen und insbesondere auf Systeme und Vorrichtungen zum Verbessern der Leistung und der Speicherkapazit&#228;t von Speicheruntersystemen oder Speicherplatten. Im Detail bezieht sich das Klagegebrauchsmuster auf Speicherplatten, die Dual In-Line Memory Modules (DIMMs) bzw. doppelreihige Speicherbausteine aufweisen (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0001]).</p> <p>angesprochener Fachmann</p> <p><rd nr="34"/>Der Adressat des Klagegebrauchsmusters, d.h. der hier relevante Durchschnittsfachmann (kurz &#8222;Fachmann&#8220;), ist Fachmann auf dem Gebiet der Halbleiter-Speichertechnik und hat insbesondere detaillierte Kenntnisse &#252;ber Speicheruntersysteme, Speicherplatten und Speichermodule f&#252;r Computer-Systeme. Er besitzt typischerweise einen Hochschulabschluss im Fachgebiet Elektrotechnik, Informatik oder Physik mit Schwerpunkt Halbleitertechnik und/oder Mikroelektronik. Er verf&#252;gt &#252;ber mehrj&#228;hrige praktische Erfahrung in der Konzeption von Halbleiter-Speichermodulen, etwa in einer Entwicklungsabteilung eines einschl&#228;gigen Unternehmens und auch im Rahmen von Standardisierungsgremien. Schon alleine aufgrund seines Hochschulstudiums hat der relevante Durchschnittsfachmann fundierte Kenntnisse im Bereich Computer-Systeme im Allgemeinen. Insbesondere hat er ein detailliertes Fachwissen auf den Gebieten Halbleiter-Speichersysteme und Mikroelektronik.</p> <p><rd nr="35"/>Ferner ist der Fachmann mit den die Funktionsweise eines Speichermoduls zwingend vorge-benden Normierungsvorschriften, wie den einschl&#228;gigen Standards der JEDEC Solid State Technology Association (kurz &#8220;JEDEC&#8220;) bestens vertraut. Sie geh&#246;ren schon wegen ihres normativen Charakters zu seinem t&#228;glichen Arbeitswerkzeug und somit zu seinem allgemeinen Fachwissen. Speichermodule m&#252;ssen mit einer Vielzahl verschiedener Komponenten von verschiedensten Herstellern wechselwirken k&#246;nnen. Die JEDEC-Standards sind dabei die ma&#223;geblichen Standards, die eine solche Wechselwirkung reibungslos erm&#246;glichen. De facto sind Speichermodule, die f&#252;r ein Computersystem nicht den Eindruck erwecken, mit den JEDEC-Standards kompatibel zu sein, nahezu unverk&#228;uflich. Das Klagegebrauchsmuster nennt die JEDEC-Standards selbst ausdr&#252;cklich in Abs. [0006].</p> <p>Stand der Technik</p> <p><rd nr="36"/>Das Klagegebrauchsmuster beschreibt in den Figuren 1A bis 2D Speichermodule nach dem Stand der Technik. Danach war ein Aufbau von Speichermodulen mit einer Steuerschaltung und einer Vielzahl von Speichervorrichtungen in verschiedenen Reihen, die jeweils mit einem Systemspeichercontroller verbunden sind, im Stand der Technik bereits bekannt. Fig. 2A des Klagegebrauchsmusters zeigt ein solches herk&#246;mmliches Speicheruntersystem 200, das mit einem Speichermodul 210 mit zwei Reihen von Speichervorrichtungen 212 best&#252;ckt ist (Klagegebrauchsmuster, [0035]).</p> <p>Figur 2a (im Original mit farbigen Markierungen):</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_715-2-de.png" alt=""/></p> <p><rd nr="37"/>Jede Reihe des Speichermoduls 210 weist eine Vielzahl von Speichervorrichtungen 212 auf, die beispielsweise als Dynamic Random Access Memory (DRAM) oder Synchronous DRAM (SDRAM) ausgebildet sein k&#246;nnen. Ein Register 230 des Speichermoduls (rot hinterlegt) empf&#228;ngt von einem au&#223;erhalb des Speicheruntersystems gelegenen Systemspeichercontroller 220 (gr&#252;n hinterlegt) eine Vielzahl von Steuerleitungen 240 (als einzige durchgezogene Linie gezeigt). Das Register 230 selbst ist wiederum &#252;ber Steuerleitungen 242 mit den einzelnen Speichervorrichtungen 212 jeder Reihe des Speichermoduls 210 verbunden (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0035]).</p> <p><rd nr="38"/>&#220;ber Datenleitungen 250 (gestrichelte Linien) sind die einzelnen Speichervorrichtungen 212 des Speicheruntersystems ebenfalls mit dem Systemspeichercontroller 220 verbunden. Aus diesem Grund erf&#228;hrt der Systemspeichercontroller 220 w&#228;hrend einer Schreiboperation alle Speichervorrichtungen 212 als Last &#252;ber die Datenleitungen 250. Ebenfalls erf&#228;hrt jede Speichervorrichtung 212 w&#228;hrend einer Leseoperation mehrere andere Speichervorrichtungen 212 sowie den Systemspeichercontroller 220 als Last &#252;ber die Datenleitung (Klagegebrauchsmuster, [0035]).</p> <p><rd nr="39"/>Diese erh&#246;hte Last an den Ausg&#228;ngen des Systemcontrollers und an den Ausg&#228;ngen der Speichervorrichtungen f&#252;hrt zu einem langsameren System und wird vom Klagegebrauchsmuster als wesentlicher Nachteil der bekannten Speichermodule beschrieben (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0031]). Entsprechend beschreibt das Klagegebrauchsmuster diesen Nachteil nahezu wortgleich f&#252;r alle Figuren zum Stand der Technik (Figuren 1A bis 2B), so beispielsweise f&#252;r Figur 1A:</p> <p>&#8222;Daher erf&#228;hrt der Systemspeichercontroller 120 w&#228;hrend einer Schreiboperation alle Speichervorrichtungen 112 als Last &#252;ber die Datenleitungen 150, und w&#228;hrend einer Leseoperation erf&#228;hrt jede Speichervorrichtung 112 mehrere andere Speichervorrichtungen 112, sowie den Systemspeichercontroller 120, als Last &#252;ber die Datenleitungen 150&#8220; (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0032], f&#252;r die anderen Figuren s. auch Abs. [0033], [0035], [0036] und [0038] des Klagegebrauchsmusters).</p> <p><rd nr="40"/>Als m&#246;gliche L&#246;sung dieses Nachteils wurde im Stand der Technik vorgeschlagen, die Datensignale nicht mehr direkt zwischen dem Systemspeichercontroller und den Speichervorrichtungen zu &#252;bertragen, sondern wie die Steuersignale durch einen Speicherpuffer zu schicken. Dieser Vorschlag liegt den Figuren 2C und 2D zugrunde und ist in Abs. [0039] beschrieben. Diese Konfigurationen weisen jedoch ebenfalls erhebliche Nachteile auf, z.B. sind extrem viele Datenleitungen auf dem Speichermodul erforderlich und die Zeitsteuerung von Datensignalen ist erheblich erschwert (vgl. Klagegebrauchsmuster, Abs. [0040]).</p> <p>Aufgabe</p> <p><rd nr="41"/>Das Klagegebrauchsmuster stellt sich daher die Aufgabe, ein Speichermodul mit hoher Speicherdichte und Zugriffsgeschwindigkeit bereitzustellen, was insbesondere die Reduzierung der Lasten des Systemspeichercontrollers und der Speichervorrichtungen erfordert.</p> <p>L&#246;sung</p> <p><rd nr="42"/>Um die gew&#252;nschte Lastenreduzierung zu erreichen, verwendet das Klagegebrauchsmuster sogenannte Daten&#252;bertragungsschaltungen in Speicheruntersystemen. Fig. 3c des Klagegebrauchsmusters zeigt ein solches Speicheruntersystem, das Daten&#252;bertragungsschaltungen 416&#8216; (gelb hinterlegt) umfasst.</p> <p>Figur 3c (im Original mit farbigen Markierungen):</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_715-3-de.png" alt=""/></p> <p><rd nr="43"/>Jede Daten&#252;bertragungsschaltung 416&#8216; ist innerhalb des Speichermoduls &#252;ber Steuerleitungen 442&#8216; einerseits mit der Steuerschaltung (rot hinterlegt) und andererseits mit einer oder mehreren Speichervorrichtungen in mehreren Reihen verbunden (vgl. Klagegebrauchsmuster, Abs. [0042], [0050]). Nach au&#223;en ist jede Daten&#252;bertragungsschaltung &#252;ber Datenleitungen 450&#8216; mit dem Systemspeichercontroller verbunden und dient somit als Verbindungselement f&#252;r die &#220;bertragung von Daten zwischen dem Systemspeichercontroller und den Speichervorrichtungen.</p> <p><rd nr="44"/>Um sich vom Stand der Technik abzugrenzen, beansprucht das Klagegebrauchsmuster eine ganz konkrete Funktionalit&#228;t der Daten&#252;bertragungsschaltung. Das Klagegebrauchsmuster beschreibt dies als selektives Zulassen oder Verhindern der Daten&#252;bertragung zwischen dem Systemspeichercontroller und bestimmten Speichervorrichtungen, wobei die Modulsteuersignale der Daten&#252;bertragungsschaltung anzeigen, zu welchen Speichervorrichtungen diese die Daten&#252;bertragung zulassen soll:</p> <p>&#8222;Wie zum Beispiel in Fig. 3A gezeigt, ist die erste Daten&#252;bertragungsschaltung 4161 dazu konfigurierbar, auf Modulsteuersignale anzusprechen, indem sie Daten&#252;bertragung zwischen dem Systemspeichercontroller 420 und entweder den ausgew&#228;hlten Speichervorrichtungen 412A1 und 412C1 oder den ausgew&#228;hlten Speichervorrichtungen 412B1 und 412D1 selektiv zul&#228;sst oder verhindert, und die zweite Daten&#252;bertragungsschaltung 4162 ist dazu konfigurierbar, auf Modulsteuersignale anzusprechen, indem sie Daten&#252;bertragung zwischen dem Systemspeichercontroller 420 und entweder den ausgew&#228;hlten Speichervorrichtungen 412A2 und 412C2 oder den ausgew&#228;hlten Speichervorrichtungen 412B2 und 412D2 selektiv zul&#228;sst oder verhindert.&#8220; (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0051])</p> <p><rd nr="45"/>Die Grundidee des selektiven Zulassens oder Verhinderns der Daten&#252;bertragung durch die Daten&#252;bertragungsschaltung ist in Figur 5 des Klagegebrauchsmusters dargestellt:</p> <p>Figur 5 (im Original mit farbigen Markierungen):</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_715-4-de.jpeg" alt=""/></p> <p><rd nr="46"/>Die Daten&#252;bertragungsschaltung 416 (gelb umrandet) weist eine Steuerlogikschaltung 502 auf, um die verschiedenen Komponenten der Daten&#252;bertragungsschaltung 416 zu steuern. Die dargestellte Daten&#252;bertragungsschaltung 416 schaltet eine einzige Datenleitung 518 zwischen dem Systemspeichercontroller 420 (gr&#252;n hinterlegt) und den Speichervorrichtungen, die &#252;ber die Datenleitungen 452 mit der Daten&#252;bertragungsschaltung 416 verbunden sind (nicht dargestellt).</p> <p><rd nr="47"/>Bei einer Schreiboperation fungieren sog. Tristate-Puffer 504 und 506 innerhalb der Daten&#252;bertragungsschaltung gewisserma&#223;en als &#8222;Weiche&#8220;, die jeweils nur den Datenpfad zu bestimmten Speichervorrichtungen freigeben, den Datenpfad zu den &#252;brigen Speichervorrichtungen jedoch blockieren:</p> <p><rd nr="48"/>Demgem&#228;&#223; wird, wenn die Steuerlogikschaltung 502 beispielsweise ein Signal &#8222;Freigabe A&#8221; empf&#228;ngt, ein erster Tristate-Puffer 504 in Pfad A aktiviert und treibt den Datenwert aktiv an seinem Ausgang, w&#228;hrend ein zweiter Tristate-Puffer 506 in Pfad B mit seinem Ausgang im Hochimpedanzzustand deaktiviert wird. In diesem Zustand gestattet die Daten&#252;bertragungsschaltung 416, dass die Daten entlang des Pfads A an ein erstes Endger&#228;t Y1 geleitet werden, das mit der ersten Gruppe der Speichervorrichtungen 412, z. B. denjenigen in den Reihen A und C, verbunden ist und nur mit diesen kommuniziert. In &#228;hnlicher Weise &#246;ffnet, wenn ein Signal &#8222;Freigabe B&#8221; empfangen wird, der erste Tristate 503 den Pfad A und der zweite Tristate 506 schlie&#223;t den Pfad B, so dass die Daten an ein zweites Endger&#228;t Y2 geleitet werden, das mit der zweiten Gruppe der Speichervorrichtungen 412, zum Beispiel denjenigen in den Reihen B und D, verbunden ist und nur mit diesen kommuniziert (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0062]).</p> <p><rd nr="49"/>Die nachfolgenden Grafiken veranschaulichen die in einer Daten&#252;bertragungsschaltung 416 ablaufenden Vorg&#228;nge w&#228;hrend einer Schreiboperation. Aus ihnen wird unmittelbar ersichtlich, dass die Daten&#252;bertragungsschaltung bei einer Schreiboperation selektiv nur einen Datenpfad zwischen dem Systemspeichercontroller und den &#252;ber diesen Datenpfad mit der Daten&#252;bertragungsschaltung verbundenen Speichervorrichtungen freigibt, w&#228;hrend der Datenpfad zu den anderen Speichervorrichtungen in der Daten&#252;bertragungsschaltung blockiert wird:</p> <p>Figur 5 (im Original mit farbigen Markierungen):</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_715-5-de.jpeg" alt=""/></p> <p><rd nr="50"/>Auch bei einer Leseoperation fungiert die Daten&#252;bertragungsschaltung als &#8222;Weiche&#8220;, in diesem Fall durch den Multiplexer 508:</p> <p>&#8222;F&#252;r eine Leseoperation fungiert die Daten&#252;bertragungsschaltung 416 als Multiplexerschaltung. Bei der in Fig. 5 dargestellten Ausf&#252;hrungsform werden zum Beispiel Datensignale, die aus den Speichervorrichtungen 412 einer Reihe gelesen werden, an dem ersten oder zweiten Endger&#228;t Y1, Y2 der Daten&#252;bertragungsschaltung empfangen. Die Datensignale werden in einen Multiplexer 508 eingespeist, welcher eines ausw&#228;hlt, um es an seinen Ausgang zu routen. Die Steuerlogikschaltung 502 erzeugt ein Auswahlsignal, um das gew&#228;hlte Datensignal auszuw&#228;hlen, und das ausgew&#228;hlte Datensignal wird entlang einer einzigen Datenleitung 518 an den Systemspeichercontroller 420 &#252;bertragen, vorzugsweise nachdem es durch einen Lesepuffer 509 hindurchgegangen ist.&#8220; (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0063])</p> <p><rd nr="51"/>Die nachfolgenden Grafiken veranschaulichen die in einer Daten&#252;bertragungsschaltung 416 ablaufenden Vorg&#228;nge w&#228;hrend einer Leseoperation. Aus ihnen wird unmittelbar ersichtlich, dass eine Daten&#252;bertragungsschaltung auch bei einer Leseoperation selektiv nur einen Datenpfad zwischen dem Systemspeichercontroller und den &#252;ber diesen Datenpfad mit der Daten&#252;bertragungsschaltung verbundenen Speichervorrichtungen freigibt, w&#228;hrend der Datenpfad zu den anderen Speichervorrichtungen in der Daten&#252;bertragungsschaltung blockiert wird.</p> <p>Figur 5 (im Original mit farbigen Markierungen):</p> <p><img src="BayBuergerServiceRS_2019_715-6-de.jpeg" alt=""/></p> <p><rd nr="52"/>Der Kern der dem Klagegebrauchsmuster zugrundeliegenden Lehre liegt also darin, dass die Daten&#252;bertragungsschaltungen Modulsteuersignale empfangen (siehe Absatz [0051]) und anhand dieser Modulsteuersignale nur Datenpfade zu bestimmten Speichervorrichtungen freigeben, also eine elektrische Verbindung herstellen, w&#228;hrend die Datenpfade zu anderen Speichervorrichtungen, die ebenfalls mit dieser Daten&#252;bertragungsschaltung verbunden sind, blockiert bleiben, also elektrisch isoliert sind. Durch das Blockieren der nicht freigegebenen Datenpfade erreicht das Klagegebrauchsmuster die gew&#252;nschte Lastreduzierung f&#252;r den Systemspeichercontroller und die Speichervorrichtungen.</p> <p><rd nr="53"/>Der Gegenstand des Anspruchs 1 beansprucht eine spezifische Ausgestaltung eines lastreduzierenden Speichermoduls zur Verwendung in einem Computersystem. Insbesondere stellt er detaillierte Anforderungen an die Ausgestaltung der Speichervorrichtungen und Daten&#252;bertragungsschaltungen.</p> <p><rd nr="54"/>Die Besonderheit des Anspruchs 1 des Klagegebrauchsmusters ist, dass nach Merkmal 1.4.5 Datenpfade zu zwei Speichervorrichtungen in nur einer bestimmten Reihe freigegeben werden und Datensignale zu diesen Speichervorrichtungen getrieben werden.</p> <p><rd nr="55"/>Die Parteien gliedern den geltend gemachten Schutzanspruch 1 &#252;bereinstimmend wie nachfolgend dargestellt. Die Kammer schlie&#223;t sich dieser Merkmalsgliederung an:</p> <p>1. Speichermodul zur Verwendung in einem Computersystem, das einen Systemspeichercontroller aufweist, mit:</p> <p>1.1 einer gedruckten Leiterplatte bzw. Printed Circuit Board (PCB), die in einem Modulschlitz des Computersystems anbringbar ist,</p> <p>1.1.1 wobei die PCB einen Randstecker hat, der eine Vielzahl elektrischer Kontakte aufweist, die an einem Rand der PCB positioniert und dazu positioniert sind, l&#246;sbar mit korrespondierenden Kontakten eines Computersystem-Sockels verbunden zu werden, um elektrische Leitf&#228;higkeit zwischen dem Systemspeichercontroller und dem Speichermodul bereitzustellen;</p> <p>1.2 Speichervorrichtungen,</p> <p>1.2.1 die jeweils eine Bitbreite von 4 Bits haben,</p> <p>1.2.2 wobei die Speichervorrichtungen mechanisch mit der PCB verbunden und</p> <p>1.2.3 in mehreren Reihen mit n Speichervorrichtungen pro Reihe angeordnet sind,</p> <p>1.2.3.1 wobei jede Reihe eine Bitbreite hat, die gleich einer Bitbreite des Speichermoduls ist;</p> <p>1.3 einer Steuerschaltung, die mechanisch mit der PCB verbunden und &#252;ber registrierte Steuerleitungen betriebsbereit mit den Speichervorrichtungen verbunden ist,</p> <p>1.3.1 wobei die Steuerschaltung dazu konfigurierbar ist, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation, die von dem Speichercontroller empfangen werden, zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen,</p> <p>1.3.1.1 wobei die Lese- oder Schreiboperation auf eine bestimmte der mehreren Reihen abzielt; und</p> <p>1.4 n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen, die mechanisch mit der PCB verbunden und an entsprechenden Positionen entlang des Rands der PCB verteilt sind,</p> <p>1.4.1 wobei die n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen dazu konfigurierbar sind, betriebsbereit mit dem Systemspeichercontroller verbunden zu werden,</p> <p>1.4.2 und dazu konfigurierbar sind, Modulsteuersignale von der Steuerschaltung zu empfangen,</p> <p>1.4.3 wobei jede der Vielzahl von Daten&#252;bertragungsschaltungen eine Bitbreite von 8 Bits hat und</p> <p>1.4.4 mit zwei zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in jeder der mehreren Reihen verbunden ist;</p> <p>1.4.5 wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar ist, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch Freigeben von Datenpfaden und durch Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation auf den Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und den beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in der bestimmten der mehreren Reihen;</p> <p>1.5 wobei das Speichermodul des Weiteren Column Address Strobe (CAS)-Latenz bzw. Speicherlatenz verwendet, um die Operation der n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen zu steuern.</p> <p><rd nr="56"/>Einige dieser Merkmale bed&#252;rfen der n&#228;heren Erl&#228;uterung:</p> <p>Erzeugung von Modulsteuersignalen, Merkmal 1.3.1 </p> <p><rd nr="57"/>Merkmal 1.3.1 beschreibt die Steuerschaltung des beanspruchten Speichermoduls genauer. Danach ist die Steuerschaltung dazu konfigurierbar, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation (&#8230;) zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen. F&#252;r den vorliegenden Fall wichtig ist die in Merkmal 1.3.1 vorgenommene Differenzierung zwischen Steuersignalen und Modulsteuersignalen sowie die Auslegung von &#8222;erzeugen&#8220;. Die Funktion der Modulsteuersignale ist, wie die weitere Auslegung zeigen wird, die Signalisierung an die Daten&#252;bertragungsschaltung, nur bestimmte Datenpfade freizugeben, konkret die Datenpfade, die zu den zwei Speichervorrichtungen in der einen bestimmten Reihe f&#252;hren, wie sich aus Merkmal 1.3.1 in Verbindung mit Merkmal 1.3.1.1 und 1.4.5 ergibt.</p> <p>Steuersignal vs. Modulsteuersignal </p> <p><rd nr="58"/>Merkmal 1.3.1 differenziert zwischen Steuersignalen und Modulsteuersignalen:</p> <p>&#8222;[&#8230;], wobei die Steuerschaltung dazu konfigurierbar ist, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation, die von dem Speichercontroller empfangen werden, zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen,"!</p> <p><rd nr="59"/>Steuersignale werden von dem Systemspeichercontroller an die Steuerschaltung &#252;bertragen und beziehen sich auf eine Lese- oder Schreiboperation. Sie werden von der Steuerschaltung empfangen und registriert.</p> <p><rd nr="60"/>Modulsteuersignale werden von der Steuerschaltung selbst erzeugt und von der Steuerschaltung an die Daten&#252;bertragungsschaltungen &#252;bertragen (vgl. Merkmal 1.4.2 und 1.4.5). Signale, die entweder bereits vom Systemspeichercontroller erzeugt werden (und nicht von der Steuerschaltung selbst) oder von der Steuerschaltung direkt an die Speichervorrichtungen &#252;bertragen werden (und nicht an die Daten&#252;bertragungsschaltungen), sind dementsprechend keine Modulsteuersignale im Sinne des Klagegebrauchsmusters.</p> <p>Erzeugen</p> <p><rd nr="61"/>Der Begriff &#8222;Erzeugen&#8220; wird in der Gebrauchsmusterbeschreibung nicht weiter definiert. Seine Bedeutung f&#252;r die Lehre des Klagegebrauchsmusters ergibt sich jedoch aus dem US Patent 7,289,386 (Anlage FBD B 5), auf welches das Klagegebrauchsmuster in Abs. [0049] vollumf&#228;nglich Bezug nimmt (&#8222;Beispiele von Schaltungen, die als Steuerschaltung 430, 430&#8216; dienen k&#246;nnen, sind im Einzelnen in den US-Patenten Nr. 7,289, 386 (&#8230;) beschrieben, die jeweils vollumf&#228;nglich unter Bezugnahme hier aufgenommen sind&#8220;, [0049] letzter Satz).</p> <p><rd nr="62"/>Die Idee des genannten US Patents 386 bestand darin, auf dem Speichermodul eine neue Einheit vorzusehen, welche dem Speichercontroller eine einzelne Reihe mit 1 Gigabyte Speicherkapazit&#228;t &#8222;vorspiegelt&#8220;, w&#228;hrend das Speichermodul in Wahrheit zwei Reihen mit je 512 Megabyte Speicherkapazit&#228;t enth&#228;lt. Hierf&#252;r war es notwendig, auf dem Speichermodul ein neues, propriet&#228;res Signal zu &#8222;erzeugen&#8220; (&#8222;generate&#8220;), welches der Speichercontroller nicht kennt. Erzeugt wurde dieses Signal durch die neue Einheit auf dem Speichermodul, das sog. &#8222;logic element&#8220;. In dem US Patent 386 wurde somit sogar eine neue Einheit geschaffen, um das gew&#252;nschte neue Signal zu erzeugen. Hieraus folgt f&#252;r die Auslegung von Merkmal 1.3.1, dass auch das Modulsteuersignal von der Steuerschaltung neu geschaffen werden muss. Insbesondere gen&#252;gt es nicht, ein bereits vorhandenes Signal lediglich weiterzuleiten.</p> <p><rd nr="63"/>Dieses Verst&#228;ndnis deckt sich mit dem des ma&#223;geblichen Fachmanns. Dieser setzt &#8222;erzeugen&#8220; gleich mit &#8222;hervorbringen&#8220; oder &#8222;entstehen lassen&#8220; - wie es auch dem allgemeinen Sprachgebrauch entspricht. Auch hiernach ist ein blo&#223;es Weiterleiten von bereits existierenden Signalen nicht erfasst.</p> <p>Modulsteuersignal veranlasst Daten&#252;bertragungsschaltung, einen bestimmten Datenpfad freizugeben </p> <p><rd nr="64"/>Die Modulsteuersignale bewirken, dass die Daten&#252;bertragungsschaltungen einen bestimmten von mehreren Datenpfaden freigeben. Dieser Datenpfad f&#252;hrt zu zwei bestimmten Speichervorrichtungen in einer Reihe (Merkmale 1.3.1.1 und 1.4.5).</p> <p><rd nr="65"/>Dies ergibt sich eindeutig aus Merkmal 1.4.5:</p> <p>1.4.5 &#8222;wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar ist, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch Freigeben von Datenpfaden und durch Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation (&#8230;) in der bestimmten der mehreren Reihen&#8220;</p> <p><rd nr="66"/>Merkmal 1.4.5 legt somit fest, dass die Modulsteuersignale dazu f&#252;hren, dass die Daten&#252;bertragungsschaltungen die entsprechenden Datenpfade f&#252;r die eine bestimmte der mehreren Reihen freigeben bzw. die Datensignale in die eine bestimmte der mehreren Reihen treiben. Die Modulsteuersignale geben also die Datenpfade, bzw. die bestimmte Reihe vor, die Daten&#252;bertragungsschaltungen setzen die Vorgabe um.</p> <p><rd nr="67"/>Diese Funktion der Modulsteuersignale ergibt sich auch schon aus der Merkmalsgruppe 1.3:</p> <p>1.3 &#8222;einer Steuerschaltung (&#8230;)&#8220;</p> <p>1.3.1 "[&#8230;], wobei die Steuerschaltung dazu konfigurierbar ist, Steuersignale f&#252;r eine Lese- oder Schreiboperation, die von dem Speichercontroller empfangen werden, zu registrieren und Modulsteuersignale zu erzeugen,</p> <p>1.3.1.1 wobei die Lese- oder Schreiboperation auf eine bestimmte der mehreren Reihen abzielt;.&#8220;</p> <p><rd nr="68"/>Die gesamte Merkmalsgruppe 1.3 spezifiziert die Steuerschaltung, auch Merkmal 1.3.1.1. Danach erzeugt die Steuerschaltung die Modulsteuersignale (Merkmal 1.3.1) und bewirkt hierdurch, dass die Lese- oder Schreiboperation (die vom Systemspeichercontroller stammt) auf eine bestimmte der mehreren Reihen abzielt (Merkmal 1.3.1. i.V.m. 1.3.1.1).</p> <p>&#8222;Daten&#252;bertragungsschaltungen&#8220;, Merkmalsgruppe 1.4 </p> <p><rd nr="69"/>Merkmal 1.4 beschreibt die Daten&#252;bertragungsschaltungen des beanspruchten Speichermoduls genauer. Aus der Beschreibung des Klagegebrauchsmusters ergibt sich, dass diese bei bestimmten Ausf&#252;hrungsformen einen Puffer aufweisen oder auch selbst als solcher fungieren k&#246;nnen (siehe z.B. [0054]). Hieraus ergibt sich im Umkehrschluss, dass sich die Funktion der Daten&#252;bertragungsschaltungen nicht auf einen Puffer beschr&#228;nkt.</p> <p><rd nr="70"/>Bereits dem Namen nach, muss zumindest eine Form von &#8222;Schaltung&#8220; f&#252;r zu &#252;bertragende Daten gegeben sein. Die Daten&#252;bertragungsschaltung muss die Datenpfade zu ausgew&#228;hlten Speichervorrichtungen in einer bestimmten Reihe freigeben, diese also entweder an- oder aus&#8220;schalten&#8220;. Dieses Verst&#228;ndnis best&#228;tigen die Merkmale 1.4.2 sowie 1.4.5.</p> <p><rd nr="71"/>Merkmal 1.4.2 verlangt, dass die Daten&#252;bertragungsschaltungen dazu konfigurierbar sind, die Modulsteuersignale von der Steuerschaltung zu empfangen. Wie dargelegt, sind die von der Steuerschaltung erzeugten Modulsteuersignale daf&#252;r verantwortlich, welcher Datenpfad zu den zwei Speichervorrichtungen in der einen bestimmten der mehreren Reihen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation ausgew&#228;hlt wird.</p> <p><rd nr="72"/>Nach Merkmal 1.4.5 ist jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch &#8222;Freigeben von Datenpfaden&#8220; und durch &#8222;Treiben von Datensignalen&#8220; f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation auf den Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und den beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in der bestimmten der mehreren Reihen.</p> <p><rd nr="73"/>Auch Fig. 5 st&#252;tzt die Grundidee dieses Verst&#228;ndnisses. Die Daten&#252;bertragungsschaltung muss auf Grundlage der Modulsteuersignale den konkreten Datenpfad von bzw. zu den bestimmten Speichervorrichtungen freigeben bzw. frei&#8220;schalten&#8220;.</p> <p><rd nr="74"/>&#8222;Freigeben von Datenpfaden und (&#8230;) Treiben von Datensignalen (&#8230;) in der bestimmten der mehreren Reihen&#8220;, Merkmal 1.4.5 Merkmal 1.4.5 beschreibt den eigentlichen Kern der Lehre des Klagegebrauchsmusters wie folgt:</p> <p>&#8222;n/2 Daten&#252;bertragungsschaltungen [&#8230;], wobei jede Daten&#252;bertragungsschaltung dazu konfigurierbar ist, auf die Modulsteuersignale anzusprechen durch Freigeben von Datenpfaden und durch Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation auf den Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und den beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in der bestimmten der mehreren Reihen.&#8220;</p> <p><rd nr="75"/>Die nach Merkmal 1.4.5 freizugebenden Datenpfade sind diejenigen zwischen dem Systemspeichercontroller und den zwei Speichervorrichtungen in der einen bestimmten ausgew&#228;hlten Reihe. &#220;ber diese Datenpfade sendet der Systemspeichercontroller Daten zu und empf&#228;ngt Daten von den Speichervorrichtungen. Jeder dieser Datenpfade verl&#228;uft vom Systemspeichercontroller zu einer Daten&#252;bertragungsschaltung (vgl. Merkmal 1.4.1) und von dort weiter zu den mit der jeweiligen Daten&#252;bertragungsschaltung verbundenen Speichervorrichtungen in den mehreren Reihen (vgl. Merkmal 1.4.4). Die Daten&#252;bertragungsschaltungen fungieren also gewisserma&#223;en als Weiche.&#8220;</p> <p><rd nr="76"/>Nach Merkmal 1.4.5 soll die Daten&#252;bertragungsschaltung nun bestimmte Datenpfade &#8222;freigeben&#8220; und auf diesen freigegebenen Datenpfaden Daten treiben. Die Freigabe eines Datenpfades setzt schon nach dem Wortlaut voraus, dass der Datenpfad zuvor geschlossen ist. Weil nach Merkmal 1.4.5 nur die Datenpfade zwischen dem Systemspeichercontroller und den Speichervorrichtungen in der ausgew&#228;hlten Reihe freigegeben werden sollen, m&#252;ssen alle anderen Datenpfade notwendigerweise geschlossen sein. Die Daten&#252;bertragungsschaltung soll also nur mit den Speichervorrichtungen der einen ausgew&#228;hlten Reihe eine aktive Verbindung herstellen, nicht aber mit den Speichervorrichtungen der anderen Reihen.</p> <p><rd nr="77"/>Auch das Treiben von Datensignalen in &#8222;der bestimmten der mehreren Reihen&#8220; bedeutet, dass Daten nur in die eine ausgew&#228;hlte Reihe &#8222;getrieben&#8220; werden, nicht in die anderen Reihen (siehe hierzu auch die in Fig. 5 sowie Absatz [0064] enthaltene Grundidee der Weichenstellung). Am Beispiel der Weiche veranschaulicht, sollen also innerhalb der Daten&#252;bertragungsschaltung die Wege zu den ausgew&#228;hlten Speichervorrichtungen ge&#246;ffnet werden, w&#228;hrend die Wege zu allen anderen Speichervorrichtungen blockiert bleiben.</p> <p><rd nr="78"/>Dieses Verst&#228;ndnis wird von der Beschreibung des Klagegebrauchsmusters gest&#252;tzt. Wie bereits dargelegt, umschreibt das Klagegebrauchsmuster das Freigeben von Datenpfaden als selektives Zulassen und Verhindern der Daten&#252;bertragung zwischen dem Systemspeichercontroller und den Speichervorrichtungen (vgl. Abs. [0010], [0011], [0042], [0051]). Auch hieraus ergibt sich f&#252;r den Fachmann, dass nach dem Klagegebrauchsmuster die Verbindung zwischen dem Systemspeichercontroller und den nicht ausgew&#228;hlten Speichervorrichtungen in der Daten&#252;bertragungsschaltung blockiert werden soll.</p> <p><rd nr="79"/>Die Beschreibung des Klagegebrauchsmusters konkretisiert das &#8222;Freigeben von Datenpfaden&#8220; nach Merkmal 1.4.5 sogar noch weiter:</p> <p>&#8222;Um die von dem Systemspeichercontroller 420 erfahrenen Speichervorrichtungslasten zu reduzieren (zum Beispiel w&#228;hrend einer Schreiboperation), ist die Daten&#252;bertragungsschaltung 416 bestimmter Ausf&#252;hrungsformen vorteilhaft dazu konfiguriert, von dem Systemspeichercontroller 420 als einzige Speicherlast erkannt zu werden. Dieses vorteilhafte Ergebnis wird bei bestimmten Ausf&#252;hrungsformen in gew&#252;nschter Weise erzielt, indem die Daten&#252;bertragungsschaltungen 416 verwendet werden, um nur die aktivierten Speichervorrichtungen 412 mit dem Speichercontroller 420 elektrisch zu verbinden (zum Beispiel die eine, zwei oder mehr Speichervorrichtungen 412, in welche Daten zu schreiben sind), und die anderen Speichervorrichtungen 412 von dem Speichercontroller 420 elektrisch zu isolieren (zum Beispiel die eine, zwei oder mehr Speichervorrichtungen 412, in welche keine Daten zu schreiben sind)." (Klagegebrauchsmuster, Abs. [0058])</p> <p><rd nr="80"/>Das oben beschriebene Ziel des Klagegebrauchsmusters, gegen&#252;ber dem Stand der Technik eine erhebliche Lastenreduzierung und somit deutlich verbesserte Leistung bei reduziertem Energiebedarf zu erreichen, soll also nach der Lehre des Klagegebrauchsmusters dadurch erreicht werden, dass die Daten&#252;bertragungsschaltung immer nur zu zwei Speichervorrichtungen einer Reihe eine elektrische Verbindung aufbaut.</p> <p><rd nr="81"/>Der Fachmann versteht Merkmal 1.4.5 mithin so, dass die Daten&#252;bertragungsschaltung nur zu den &#8222;beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen der bestimmten der mehreren Reihen&#8220; eine elektrische Verbindung aufbauen soll, w&#228;hrend die Datenpfade zu den anderen Speichervorrichtungen elektrisch isoliert bleiben und folglich auch keine Daten an diese anderen Speichervorrichtungen &#252;bertragen werden.</p> <p><rd nr="82"/>Soweit die Kl&#228;gerin dagegen, u.a. auch in dem nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 15.1.2019, argumentiert, dass der eingetragene Wortlaut des Schutzanspruches 1 ein weiteres Verst&#228;ndnis zulasse mit der Folge, dass es f&#252;r eine wortsinngem&#228;&#223;e Verwirklichung ausreiche, wenn die Signale diese (bestimmten) Speichermodule erreichten, die aufgrund von Steuerbefehlen &#8222;zuh&#246;rten&#8220;, und es unsch&#228;dlich sei, wenn auch alle anderen Speichermodule sie bek&#228;men, die aber mangels entsprechender Steuerbefehle nicht &#8222;zuh&#246;rten&#8220;, ist dieser Argumentation schon aus den oben genannten Gr&#252;nden nicht zu folgen. Mit der Kl&#228;gerin ist zwar festzustellen, dass die Beschreibung des Klagegebrauchsmusters auf den ersten Blick keine einzige einengende, weil allgemein gehaltene, Beschreibungsstelle aufweist. Die Beschreibung erl&#228;utert vielmehr ausschlie&#223;lich &#8222;bestimmte Ausf&#252;hrungsformen&#8220; ohne - auf den ersten Blick - Schutzanspruch 1 in der eingetragenen Form allgemein zu erl&#228;utern. Allerdings finden sich in [21] und [41] der Beschreibung &#8222;Generalklauseln&#8220; wonach bestimmte Zeichnungen bzw. Erl&#228;uterungen pars pro toto zu verstehen seien. Derartige spezifische und als pars pro toto zu verstehende Erl&#228;uterungen finden sich zum Beispiel in [54] wonach die Datenbits selektiv nur an ausgew&#228;hlte, und nicht an alle, Speichervorrichtungen gesendet werden; und zwar betreffend diejenige &#8222;alternative&#8220; Ausf&#252;hrungsform, bei der laut Kl&#228;gerin die Daten&#252;bertragungsschaltung als Puffer fungiert. Allerdings ist nirgends beschrieben, dass die Pufferfunktion alternativ zur Weichenfunktion verstanden werden soll; im Gegenteil, der Wortlaut des eingetragenen Anspruchs 1 spricht von selektiv senden. Die Pufferfunktion stellt somit eine zus&#228;tzliche Eigenschaft zur Weichenfunktion dar. [66] best&#228;tigt das; denn dort sind auch bei dem Einsatz von Puffern Daten&#252;bertragungsschaltungen deaktiviert und Signale werden nur an bestimmte Speichereinrichtungen &#252;ber die &#8222;richtigen&#8220; Datenpfade getrieben. Die anderen (falschen) Datenpfade sind zu Gunsten einer Entlastung elektrisch isoliert.</p> <p><rd nr="83"/>Die Zusammenschau von Schutzanspruch 1 mit dem abh&#228;ngigen Schutzanspruch 4 zeigt ebenfalls, dass die Verwendung als Puffer einen zus&#228;tzlichen Unterfall und keine Alternative zum Grundkonzept der Verwendung als Weiche darstellt. Schlussendlich offenbart [37] als Stand der Technik eine Vorbeiflug-Konfiguration, bei welcher Steuersignale entlang der Steuerleitungen von dem Register zu den Speichervorrichtungen einer gegebenen Reihe gesendet werden. Die Signale erreichen dabei jede Speichervorrichtung der Reihe sequentiell. Das Klagegebrauchsmuster vermag sich hiervon nur dann abzugrenzen, wenn man der obigen Auslegung folgt.</p> <p><rd nr="84"/>Etwas anders ergibt sich auch nicht aus dem von der Kl&#228;gerin im nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 15.1.2019 zitierten Absatz [5]. Dieser lautet:</p> <p>&#8222;Im Betrieb werden die Reihen eines Speichermoduls durch Steuersignale ausgew&#228;hlt oder aktiviert, die vom Prozessor empfangen werden. Beispiele solcher Steuersignale beinhalten, sind jedoch nicht beschr&#228;nkt auf, Reihenauswahlsignale, auch Chipauswahlsignale genannt. Die meisten Computer- und Serversysteme unterst&#252;tzen eine begrenzte Anzahl von Reihen pro Speichermodul, was die Speicherdichte, die in jedem Speichermodul integriert werden kann, einschr&#228;nkt.&#8220;</p> <p><rd nr="85"/>Denn dieser Absatz beschreibt die Funktionsweise von im Stand der Technik bekannten Speichermodulen. Wie die von Absatz [58] beschriebene Lastreduktion und das vom Wortlaut des Schutzanspruchs geforderte Freigeben von ansonsten geschlossenen Datenpfaden sowie das Treiben von Datensignalen f&#252;r die Lese- oder Schreiboperation nur auf den &#8222;richtigen&#8220; Datenpfaden zwischen dem Systemspeichercontroller und den beiden zugeh&#246;rigen Speichervorrichtungen in der bestimmten der mehreren Reihen anders als oben beschrieben be-werkstelligt werden soll, ergibt sich weder hieraus noch aus den Ausf&#252;hrungen der Kl&#228;gerin in deren nicht nachgelassenen Schriftsatz vom 15.1.2019.</p> <p>B. keine Gebrauchsmusterverletzung</p> <p><rd nr="86"/>Die angegriffenen Ausf&#252;hrungsformen machen vom geltend gemachten Anspruch 1 des Klagegebrauchsmusters keinen Gebrauch. Jedenfalls die Merkmalsgruppen 1.3 und 1.4 werden nicht verwirklicht. Die Klage war daher mangels Gebrauchsmusterverletzung kostenpflichtig abzuweisen.</p> <p>Im Einzelnen:</p> <p><rd nr="87"/>Nach dem unstreitigen Vortrag der Beklagten werden s&#228;mtliche Daten, die von der Steuerschaltung &#252;ber die Daten&#252;bertragungsschaltungen zu den Reihen der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform gelangen, stets an s&#228;mtliche Reihen geleitet, nicht nur an eine bestimmte. Daher sind auch keinerlei Datenpfade zwischen dem Systemspeicherkontroller und den mehreren Reihen verschlossen, die &#252;ber die Puffer laufen. Daher ist eine Schalterfunktion dergestalt, dass der Weg zu den beiden Speichervorrichtungen in der einen, bestimmten Reihe er&#246;ffnet wird, und der Weg zu allen sonstigen Reihen verschlossen bleibt, nicht gegeben. Daher erfolgt auch keine Freigabe, weil dies nach dem oben gefundenen Auslegungsergebnis voraussetzt, dass Pfade verschlossen sind. Jeder Datenpuffer der angegriffenen Ausf&#252;hrungsform leitet s&#228;mtliche ankommenden Daten an beide mit ihm verbundenen Reihen weiter.</p> <p>C. Nebenentscheidungen</p> <p><rd nr="88"/>Die Kostenentscheidung ergibt sich aus <verweis.norm>&#167; 91 Abs. 1 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm>, diejenige zur vorl&#228;ufigen Vollstreckbarkeit aus <verweis.norm>&#167; 709 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm>. </p> </div>
180,233
ovgnrw-2019-01-31-4-a-16118a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 161/18.A
2019-01-31T00:00:00
2019-02-07T14:18:34
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0131.4A161.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 7.11.2017 ergangene Urteil des Verwaltungsgerichts K&#246;ln wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger geltend gemachte Verletzung seines Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r (Zulassungsgrund nach &#167;&#160;78 Abs. 3 Nr. 3 AsylG i.&#160;V.&#160;m. &#167; 138 Nr.&#160;3 VwGO) liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das in Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG und &#167;&#160;108 Abs.&#160;2 VwGO verankerte Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs verpflichtet das Gericht, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Es ist indes grunds&#228;tzlich davon auszugehen, dass ein Gericht diesen Anforderungen gen&#252;gt. Die Gerichte sind nicht verpflichtet, jedes Vorbringen in den Gr&#252;nden ausdr&#252;cklich zu bescheiden. Deshalb m&#252;ssen im Einzelfall besondere Umst&#228;nde deutlich machen, dass tats&#228;chliches Vorbringen eines Beteiligten entweder &#252;berhaupt nicht zur Kenntnis genommen oder doch bei der Entscheidung nicht erwogen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17.8.2017 &#8210; 4 A 1904/17.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2 ff., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat in seinem Urteil das Vorbringen des Kl&#228;gers wiedergegeben und gew&#252;rdigt (Urteilsabdruck, Seite 2, letzter Absatz, bis Seite 4, dritter Absatz, sowie Seite 7, dritter Absatz, bis Seite 8, dritter Absatz). Dass es dieses anders als der Kl&#228;ger gewertet hat, begr&#252;ndet keinen Versto&#223; gegen das Gebot rechtlichen Geh&#246;rs.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat nicht die &#220;berzeugung gewinnen k&#246;nnen, dass der Kl&#228;ger in seinem Heimatland vor seiner Ausreise fl&#252;chtlingsrechtlich relevante Verfolgung erlitten hat. Seine auswendig gelernt wirkenden Schilderungen h&#228;tten &#8210; auch in der m&#252;ndlichen Verhandlung &#8210; insgesamt nicht von einem eigens Erlebten gezeugt. Auch habe der Kl&#228;ger die bereits vom Bundesamt aufgezeigten Ungereimtheiten und Widerspr&#252;chlichkeiten nicht ausr&#228;umen k&#246;nnen. In diesem Zusammenhang hat das Verwaltungsgericht lediglich beispielhaft einzelne Gesichtspunkte seiner W&#252;rdigung &#8210; zur zeitlichen Einordnung der Angelegenheit mit der DVD, zur Antwort des Kl&#228;gers auf die Frage, weshalb am Fluss nicht geschossen worden sei, zu seinen Angaben der Heimatadresse sowie der Teilnahme an einer Demonstration &#8210; erg&#228;nzend zu den umfangreichen Ausf&#252;hrungen des Bundesamts (Bescheid vom 1.6.2017, Seite 3, letzter Absatz, bis Seite 5, zweiter Absatz) hervorgehoben. Es hat die Klage mithin schon nicht &#8210; wie der Kl&#228;ger meint &#8210; im Wesentlichen deshalb abgewiesen, weil er sich nicht mehr daran erinnern konnte, wann sich die Angelegenheit mit der DVD und der nachfolgenden Verhaftung abgespielt habe. Vor allem aber ersch&#246;pfen sich die Einw&#228;nde des Kl&#228;gers, die nicht einmal auf alle Argumente des Bundesamts und des Verwaltungsgerichts eingehen, in Kritik an der Sachverhalts- und Beweisw&#252;rdigung des Verwaltungsgerichts. Einw&#228;nde gegen die Sachverhalts- und Beweisw&#252;rdigung des Gerichts sind aber dem sachlichen Recht zuzurechnen und rechtfertigen, sofern sie &#8210; wie hier &#8210; nicht von Willk&#252;r gepr&#228;gt ist, von vornherein nicht die Zulassung der Berufung wegen eines Verfahrensmangels nach &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 1.2.2010 &#8210; 10 B 21.09 &#8210;, juris, Rn. 13, und vom 2.11.1995 &#8210; 9 B 710.94 &#8210;, NVwZ-RR 1996, 359 = juris, Rn 5.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r wird auch nicht mit dem Einwand des Kl&#228;gers aufgezeigt, das Verwaltungsgericht habe sich nicht ausf&#252;hrlich mit seiner Teilnahme an einer Demonstration in K&#246;ln befasst, insbesondere nicht aufgef&#252;hrt, welche Erkenntnisse das Gericht zu der Ansicht gebracht h&#228;tten, die Teilnahme an einer Demonstration sei &#8222;nach derzeitiger Erkenntnislage&#8220; nicht mit Verfolgung bedroht. Es ist insoweit nicht ersichtlich, dass sich das Verwaltungsgericht unter Versto&#223; gegen das prozessuale Gebot, das Urteil nur auf Tatsachen- und Beweisergebnisse zu st&#252;tzen, zu denen die Beteiligten sich &#228;u&#223;ern konnten (&#167; 108 Abs.&#160;2 VwGO), nicht in das Verfahren eingef&#252;hrte Erkenntnisquellen herangezogen hat. Indem das Verwaltungsgericht in der Mitteilung des Kl&#228;gers, er habe 2016 in L.&#160;&#160;&#160; an einer Demonstration gegen das Regime Kabila teilgenommen, &#8222;unter Ber&#252;cksichtigung der aktuellen Erkenntnislage&#8220; keine tragf&#228;higen Anhaltspunkte f&#252;r beachtliche Nachfluchtgr&#252;nde entnommen hat, hat es (noch) erkennbar Bezug genommen auf den aktuellsten in das Verfahren eingef&#252;hrten Lagebericht des Ausw&#228;rtigen Amts vom 21.6.2017, wonach die Regierung den exilpolitischen T&#228;tigkeiten ihrer Landsleute in Deutschland grunds&#228;tzlich wenig Bedeutung beimesse, soweit es sich nicht um die Aufforderung bzw. Anstiftung zu Straftaten handele.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausw&#228;rtiges Amt, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der Demokratischen Republik Kongo vom 21.6.2017, S.&#160;15.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Wunsch des Kl&#228;gers, das Verwaltungsgericht h&#228;tte sich ausf&#252;hrlicher mit den Risiken seiner Demonstrationsteilnahme besch&#228;ftigen m&#252;ssen, betrifft nicht seinen Anspruch auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs. Das gilt selbst dann, wenn diesem Vorbringen sinngem&#228;&#223; eine Aufkl&#228;rungsr&#252;ge zu entnehmen sein sollte. Ein Aufkl&#228;rungsmangel begr&#252;ndet grunds&#228;tzlich &#8210; so auch hier &#8210; weder einen Geh&#246;rsversto&#223;, noch geh&#246;rt er zu den sonstigen Verfahrensm&#228;ngeln im Sinne der &#167;&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG, 138 VwGO. Dies gilt auch insoweit, als der gerichtlichen Aufkl&#228;rungsverpflichtung verfassungsrechtliche Bedeutung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 19.12.2016 &#8210; 4 A 2203/15.A &#8210;, juris, Rn. 24 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO und &#167;&#160;83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 AsylG unanfechtbar.</p>
180,232
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2019-01-31T00:00:00
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2019-02-13T12:21:04
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0131.4A162.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 7.11.2017 ergangene Urteil des Verwaltungsgerichts K&#246;ln wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger geltend gemachte Verletzung seines Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r (Zulassungsgrund nach &#167;&#160;78 Abs. 3 Nr. 3 AsylG i.&#160;V.&#160;m. &#167; 138 Nr.&#160;3 VwGO) liegt nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das in Art.&#160;103 Abs.&#160;1 GG und &#167;&#160;108 Abs.&#160;2 VwGO verankerte Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs verpflichtet das Gericht, die Ausf&#252;hrungen der Prozessbeteiligten zur Kenntnis zu nehmen und in Erw&#228;gung zu ziehen. Es ist indes grunds&#228;tzlich davon auszugehen, dass ein Gericht diesen Anforderungen gen&#252;gt. Die Gerichte sind nicht verpflichtet, jedes Vorbringen in den Gr&#252;nden ausdr&#252;cklich zu bescheiden. Deshalb m&#252;ssen im Einzelfall besondere Umst&#228;nde deutlich machen, dass tats&#228;chliches Vorbringen eines Beteiligten entweder &#252;berhaupt nicht zur Kenntnis genommen oder doch bei der Entscheidung nicht erwogen worden ist.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 17.8.2017 &#8210; 4 A 1904/17.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2 ff., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat in seinem Urteil das Vorbringen des Kl&#228;gers wiedergegeben und gew&#252;rdigt (Urteilsabdruck, Seite 2, dritter Absatz, bis Seite 4, dritter Absatz, sowie Seite 7, vorletzter Absatz, bis Seite 8, zweiter Absatz). Dass es dieses anders als der Kl&#228;ger gewertet hat, begr&#252;ndet keinen Versto&#223; gegen das Gebot rechtlichen Geh&#246;rs.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat das Vorbringen des Kl&#228;gers, er sei bereits in der Vergangenheit unberechtigt inhaftiert gewesen und in Haft gefoltert worden, f&#252;r unglaubhaft gehalten. Seine Schilderungen seien insoweit oberfl&#228;chlich, vage und ohne jegliche Details geblieben; er habe nicht glaubhaft vermitteln k&#246;nnen, etwas eigens Erlebtes zu schildern. Dem von ihm vorgelegten Haftbefehl von 2013 komme schon deshalb nur ein geringer Aussagewert zu, weil jedes Dokument &#8210; auch Haftbefehle &#8210; mit vom Besteller vorgegebenem Inhalt von der formal zust&#228;ndigen Stelle k&#228;uflich erworben werden k&#246;nnten. Der Kl&#228;ger habe auch keine nachvollziehbaren Angaben dazu gemacht, wie er an den Haftbefehl gekommen sei. Schlie&#223;lich sei weder ein Grund f&#252;r den Haftbefehl ersichtlich noch, ob er &#252;berhaupt noch in Kraft sei.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Indem der Kl&#228;ger dem entgegen h&#228;lt, er habe keineswegs oberfl&#228;chlich vorgetragen und das von ihm vorgelegte Schreiben der Polizei von 2013 sei entgegen der Annahme des Verwaltungsgerichts nicht gekauft, ersch&#246;pfen sich seine Einw&#228;nde in Kritik an der Sachverhalts- und Beweisw&#252;rdigung des Verwaltungsgerichts. Einw&#228;nde gegen die Sachverhalts- und Beweisw&#252;rdigung des Gerichts sind aber dem sachlichen Recht zuzurechnen und rechtfertigen, sofern sie &#8210; wie hier &#8210; nicht von Willk&#252;r gepr&#228;gt ist, von vornherein nicht die Zulassung der Berufung wegen eines Verfahrensmangels nach &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 1.2.2010 &#8210; 10 B 21.09 &#8210;, juris, Rn. 13, und vom 2.11.1995 &#8210; 9 B 710.94 &#8210;, NVwZ-RR 1996, 359 = juris, Rn 5.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Eine Verletzung des Anspruchs auf rechtliches Geh&#246;r wird auch nicht mit dem Einwand des Kl&#228;gers aufgezeigt, das Verwaltungsgericht h&#228;tte zumindest durch Einholung einer Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amts &#252;berpr&#252;fen m&#252;ssen, ob das Schreiben tats&#228;chlich echt sei. Die damit erhobene Aufkl&#228;rungsr&#252;ge betrifft nicht seinen Anspruch auf Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs. Ein Aufkl&#228;rungsmangel begr&#252;ndet grunds&#228;tzlich &#8210; so auch hier &#8210; weder einen Geh&#246;rsversto&#223;, noch geh&#246;rt er zu den sonstigen Verfahrensm&#228;ngeln im Sinne der &#167;&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;3 AsylG, 138 VwGO. Dies gilt auch insoweit, als der gerichtlichen Aufkl&#228;rungsverpflichtung verfassungsrechtliche Bedeutung zukommt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 19.12.2016 &#8210; 4 A 2203/15.A &#8210;, juris, Rn. 24 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg bleibt schlie&#223;lich der Einwand des Kl&#228;gers, das Verwaltungsgericht h&#228;tte zumindest in der m&#252;ndlichen Verhandlung darauf hinweisen m&#252;ssen, dass es von einer F&#228;lschung des polizeilichen Dokuments ausgehe. Abgesehen davon, dass das Verwaltungsgericht nicht notwendig von einer F&#228;lschung ausgegangen ist, sondern die M&#246;glichkeit in Betracht gezogen hat, dass es sich um ein &#8210; allerdings gekauftes &#8210; Dokument handelt, das von der zust&#228;ndigen Stelle ausgestellt wurde, bestand keine entsprechende Hinweispflicht. Das Recht auf rechtliches Geh&#246;r begr&#252;ndet keine Pflicht des Gerichts, die Beteiligten vorab auf seine Rechtsauffassung oder die m&#246;gliche W&#252;rdigung des Sachverhalts hinzuweisen, weil sich die tats&#228;chliche und rechtliche Einsch&#228;tzung regelm&#228;&#223;ig erst aufgrund der abschlie&#223;enden Entscheidungsfindung nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung ergibt. Eine gerichtliche Hinweispflicht &#8210; zur Vermeidung einer &#220;berraschungsentscheidung &#8210; besteht nur dann, wenn auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Prozessverlauf nicht mit einer bestimmten Bewertung seines Sachvortrags durch das Verwaltungsgericht zu rechnen braucht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 18.12.2017 &#8210; 6 B 52.17 &#8210;, juris, Rn. 6, und vom 29.1.2010 &#8210; 5 B 21.09 u. a. &#8210;, Buchholz 310 &#167;&#160;86 Abs.&#160;3 VwGO Nr.&#160;61 = juris, Rn. 18, m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter musste schon mit Blick auf die im Wesentlichen gleichartige W&#252;rdigung in dem im Verfahren vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes ergangenen Beschluss vom 7.7.2017 &#8210; 5 L 2105/17.A, VG K&#246;ln &#8210; (Beschlussabdruck, Seite 4, dritter Absatz) damit rechnen, dass das Verwaltungsgericht dem vorgelegten Haftbefehl, selbst wenn er echt w&#228;re, auch im Hauptsacheverfahren ohne weitere Sachverhaltsaufkl&#228;rung nur einen geringen Aussagewert beigemessen k&#246;nnte, weil Haftbefehle und andere Dokumente in der D. R. Kongo mit dem gew&#252;nschten Inhalt von der zust&#228;ndigen Stelle k&#228;uflich erworben werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. Ausw&#228;rtiges Amt, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in der Demokratischen Republik Kongo vom 21.6.2017, S.&#160;23.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO und &#167;&#160;83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 AsylG unanfechtbar.</p>
175,012
eugh-2019-01-31-c-18317
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C-183/17
2019-01-31T00:00:00
2019-01-31T19:20:42
2019-01-31T19:20:42
Urteil
ECLI:EU:C:2019:78
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Dritte Kammer)</p> <p class="C19Centre">31.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Rechtsmittel &#8211; Entwicklungszusammenarbeit &#8211; Haushaltsvollzug der Europ&#228;ischen Union im Rahmen der indirekten Mittelverwaltung &#8211; Nichtigkeitsklage&#160;&#8211; Zul&#228;ssigkeit&#160;&#8211; Anfechtbare Handlungen &#8211; Beschluss &#252;ber die &#220;bertragung einer Haushaltsvollzugsaufgabe auf eine andere als die urspr&#252;nglich betraute Person &#8211; Beschluss, keine neuen Haushaltsvollzugsaufgaben mehr auf die urspr&#252;nglich betraute Einrichtung zu &#252;bertragen &#8211; Verordnung (EG, Euratom) Nr.&#160;2342/2002 &#8211; Art.&#160;43 &#8211; Delegierte Verordnung (EU) Nr.&#160;1268/2012&#160;&#8211; Art.&#160;43&#160;&#8211; Begriff &#8218;internationale Organisation&#8216; &#8211; Voraussetzungen &#8211; Schadensersatzantrag&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In den verbundenen Rechtssachen C&#8209;183/17&#160;P und C&#8209;184/17&#160;P</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend zwei Rechtsmittel nach Art.&#160;56 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union, eingelegt am 11.&#160;April 2017 von der</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>International Management Group</b> mit Sitz in Br&#252;ssel (Belgien), Prozessbevollm&#228;chtigte: L.&#160;Levi und J.&#8209;Y.&#160;de Cara, avocats,</p> <p class="C72Alineadroite">Rechtsmittelf&#252;hrerin,</p> <p class="C02AlineaAltA">andere Partei des Verfahrens:</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Europ&#228;ische Kommission,</b> vertreten durch F.&#160;Castillo de la Torre und J.&#160;Baquero Cruz als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Beklagte im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Dritte Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten der Vierten Kammer M.&#160;Vilaras in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Dritten Kammer sowie der Richter J.&#160;Malenovsk&#253; (Berichterstatter), L.&#160;Bay Larsen, M.&#160;Safjan und D.&#160;&#352;v&#225;by,</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: H.&#160;Saugmandsgaard &#216;e,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: R.&#160;&#350;ere&#351;, Verwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 13.&#160;Juni 2018,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 27.&#160;September 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihren Rechtsmitteln beantragt die International Management Group (im Folgenden: IMG) die Aufhebung der Urteile des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 2.&#160;Februar 2017, International Management Group/Kommission (T&#8209;29/15, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:56, im Folgenden: angefochtenes Urteil T&#8209;29/15), und vom 2.&#160;Februar 2017, International Management Group/Kommission (T&#8209;381/15, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:57, im Folgenden: angefochtenes Urteil T&#8209;381/15) (im Folgenden zusammen: angefochtene Urteile), mit denen dieses Gericht ihre Klagen, mit denen sie in der Rechtssache T&#8209;29/15 die Nichtigerkl&#228;rung des Durchf&#252;hrungsbeschlusses C(2014)&#160;9787 final der Kommission vom 16.&#160;Dezember 2014 zur &#196;nderung des Durchf&#252;hrungsbeschlusses C(2013)&#160;7682 &#252;ber das Jahresaktionsprogramm 2013 f&#252;r Myanmar/Burma zulasten des Gesamthaushaltsplans der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014) und in der Rechtssache T&#8209;381/15 zum einen die Nichtigerkl&#228;rung des im Schreiben der Europ&#228;ischen Kommission an IMG vom 8.&#160;Mai 2015 enthaltenen Beschlusses der Kommission (im Folgenden: Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015) (zusammen mit dem Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014: streitige Beschl&#252;sse) sowie zum anderen den Ersatz des durch den Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015 verursachten Schadens begehrte, abgewiesen hat.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Die Finanzregelung von 2002</i> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Verordnung Nr.&#160;1605/2002</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung (EG, Euratom) Nr.&#160;1605/2002 des Rates vom 25.&#160;Juni 2002 &#252;ber die Haushaltsordnung f&#252;r den Gesamthaushaltsplan der Europ&#228;ischen Gemeinschaften (ABl.&#160;2002, L&#160;248, S.&#160;1) in der durch die Verordnung (EG, Euratom) Nr.&#160;1995/2006 des Rates vom 13.&#160;Dezember 2006 (ABl.&#160;2006, L&#160;390, S.&#160;1) ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: Verordnung Nr.&#160;1605/2002) wurde mit Wirkung zum 1.&#160;Januar 2013 durch die Verordnung (EU, Euratom) Nr.&#160;966/2012 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 25.&#160;Oktober 2012 &#252;ber die Haushaltsordnung f&#252;r den Gesamthaushaltsplan der Union und zur Aufhebung der Verordnung Nr.&#160;1605/2002 (ABl.&#160;2012, L&#160;298, S.&#160;1) aufgehoben. Art.&#160;212 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;966/2012 sah jedoch u.&#160;a. vor, dass die Art.&#160;53 und 53d der Verordnung Nr.&#160;1605/2002 weiterhin Anwendung auf s&#228;mtliche Mittelbindungen finden, die bis zum 31.&#160;Dezember 2013 eingegangen sein werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;53 der Verordnung Nr.&#160;1605/2002 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Kommission f&#252;hrt den Haushalt entsprechend den Artikeln&#160;53a bis 53d nach einer der folgenden Methoden aus:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;nach dem Prinzip der zentralen Mittelverwaltung oder</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;nach dem Prinzip der geteilten oder dezentralen Verwaltung oder</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;nach dem Prinzip der gemeinsamen Verwaltung mit internationalen Organisationen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;53d dieser Verordnung sieht u.&#160;a. vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der gemeinsamen Mittelverwaltung werden &#8230; bestimmte Haushaltsvollzugsaufgaben internationalen Organisationen &#8230; &#252;bertragen &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die mit der betreffenden internationalen Organisation geschlossenen Vereinbarungen &#252;ber die Bereitstellung der Finanzmittel m&#252;ssen genaue Bestimmungen &#252;ber die Haushaltsvollzugsaufgaben enthalten, die dieser Organisation &#252;bertragen werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230; &#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;Verordnung Nr.&#160;2342/2002</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung (EG, Euratom) Nr.&#160;2342/2002 der Kommission vom 23.&#160;Dezember 2002 mit Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Verordnung Nr.&#160;1605/2002 (ABl.&#160;2002, L&#160;357, S.&#160;1) in der durch die Verordnung (EG, Euratom) Nr.&#160;478/2007 der Kommission vom 23.&#160;April 2007 (ABl.&#160;2007, L&#160;111, S.&#160;13) ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: Verordnung Nr.&#160;2342/2002) (zusammen mit der Verordnung Nr.&#160;1605/2002: Finanzregelung 2002) wurde mit Wirkung zum 1.&#160;Januar 2013 von der Delegierten Verordnung (EU) Nr.&#160;1268/2012 der Kommission vom 29.&#160;Oktober 2012 &#252;ber die Anwendungsbestimmungen f&#252;r die Verordnung Nr.&#160;966/2012 (ABl.&#160;2012, L&#160;362, S.&#160;1) (im Folgenden zusammen mit der Verordnung Nr.&#160;966/2012: Finanzregelung 2012) aufgehoben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;43 (&#8222;Gemeinsame Verwaltung&#8220;) Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;2342/2002 sah u.&#160;a. vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Bei den internationalen Organisationen gem&#228;&#223; Artikel 53d der [Verordnung Nr.&#160;1605/2002] handelt es sich im Einzelnen um:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;internationale &#246;ffentliche Einrichtungen, die durch zwischenstaatliche Abkommen geschaffen werden, sowie von diesen eingerichtete spezialisierte Agenturen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230; &#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Die Finanzregelung 2012</i> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Verordnung Nr.&#160;966/2012</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung Nr.&#160;966/2012 ist gem&#228;&#223; ihrem Art.&#160;214 Abs.&#160;1 am 27.&#160;Oktober 2012 in Kraft getreten. Nach Art.&#160;214 Abs.&#160;2 galt sie, unbeschadet besonderer, f&#252;r andere Artikel dieser Verordnung vorgesehene Daten, ab dem 1.&#160;Januar 2013.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu diesen anderen Artikeln geh&#246;rt Art.&#160;58 (&#8222;Arten des Haushaltsvollzugs&#8220;), der ausschlie&#223;lich auf ab dem 1.&#160;Januar 2014 eingegangene Mittelbindungen Anwendung findet und dessen Abs.&#160;1 vorsieht:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Kommission f&#252;hrt den Haushalt nach einer der folgenden Methoden aus:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;direkt (&#8218;direkte Mittelverwaltung&#8216;) &#252;ber ihre Dienststellen &#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;in geteilter Mittelverwaltung mit den Mitgliedstaaten (&#8218;geteilte Mittelverwaltung&#8216;) oder</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;indirekt (&#8218;indirekte Mittelverwaltung&#8216;) &#8230; im Wege der &#220;bertragung von Haushaltsvollzugsaufgaben auf:</p> <p class="C11Marge1avecretrait">i)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittl&#228;nder oder von diesen benannte Einrichtungen,</p> <p class="C11Marge1avecretrait">ii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;internationale Organisationen und deren Agenturen,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230; &#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Art.&#160;84 bis 86 der Verordnung Nr.&#160;966/2012 galten ab dem 1.&#160;Januar 2013.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;84 (&#8222;Finanzierungsbeschluss&#8220;) der Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jede Ausgabe ist Gegenstand von vier Vorg&#228;ngen: Mittelbindung, Feststellung, Zahlungsanordnung und Zahlung. </p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Mittelbindung geht ein Finanzierungsbeschluss des betreffenden Organs oder der Beh&#246;rden voran, denen das Organ entsprechende Befugnisse &#252;bertragen hat, sofern die betreffenden Mittel nicht &#8230; ohne Basisrechtsakt verwendet werden k&#246;nnen. </p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dem Beschluss nach Absatz 2 werden das verfolgte Ziel, die erwarteten Ergebnisse, die Methode der Umsetzung und ihr Gesamtbetrag angegeben. Er enth&#228;lt zudem eine Beschreibung der zu finanzierenden Ma&#223;nahmen, Angaben zur H&#246;he der f&#252;r die einzelnen Ma&#223;nahmen vorgesehenen Betr&#228;ge und den vorl&#228;ufigen Durchf&#252;hrungszeitplan. </p> <p class="C02AlineaAltA">Im Fall direkter Mittelverwaltung werden in dem Beschluss auch die [betraute] Einrichtung oder Person nach Artikel 58 Absatz 1 Buchstabe c, die f&#252;r die Wahl der Einrichtung oder der Person angelegten Kriterien sowie die ihr &#252;bertragenen Aufgaben angegeben.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230; &#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;85 (&#8222;Mittelbindungsarten&#8220;) Abs.&#160;1 dieser Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Eine Mittelbindung besteht darin, die Mittel vorzumerken, die erforderlich sind, um Zahlungen, die sich aus rechtlichen Verpflichtungen ergeben, zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt leisten zu k&#246;nnen.</p> <p class="C02AlineaAltA">Eine rechtliche Verpflichtung ist die Handlung, durch die der Anweisungsbefugte eine Verpflichtung eingeht, die eine Belastung zur Folge hat.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230; &#8220; </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;86 (&#8222;Mittelbindungsvorschriften&#8220;) Abs.&#160;1 der Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Bei allen haushaltswirksamen Ma&#223;nahmen muss der zust&#228;ndige Anweisungsbefugte eine Mittelbindung vornehmen, bevor er eine rechtliche Verpflichtung gegen&#252;ber Dritten eingeht &#8230; &#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;Delegierte Verordnung Nr.&#160;1268/2012</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;43 (&#8222;Besondere Bestimmungen f&#252;r die indirekte Mittelverwaltung mit internationalen Organisationen&#8220;) Abs.&#160;1 der Delegierten Verordnung Nr.&#160;1268/2012 hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Bei den internationalen Organisationen gem&#228;&#223; Artikel 58 Absatz 1 Buchstabe c Ziffer ii der [Verordnung Nr.&#160;966/2012] handelt es sich im Einzelnen um:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;internationale &#246;ffentliche Einrichtungen, die durch zwischenstaatliche Abkommen geschaffen werden, sowie von diesen eingerichtete spezialisierte Agenturen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Verordnung Nr.&#160;883/2013</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung (EU, Euratom) Nr.&#160;883/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 11.&#160;September 2013 &#252;ber die Untersuchungen des Europ&#228;ischen Amtes f&#252;r Betrugsbek&#228;mpfung (OLAF) und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr.&#160;1073/1999 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates und der Verordnung (Euratom) Nr.&#160;1074/1999 des Rates (ABl.&#160;2013, L&#160;248, S.&#160;1) ist am 1.&#160;Oktober 2013 in Kraft getreten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;7 (&#8222;Durchf&#252;hrung der Untersuchungen&#8220;) Abs.&#160;6 dieser Verordnung sieht insbesondere vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Erweist sich bei einer Untersuchung, dass es sinnvoll sein k&#246;nnte, administrative Sicherungsma&#223;nahmen zum Schutz der finanziellen Interessen der Union zu ergreifen, so setzt [OLAF] unverz&#252;glich das betroffene Organ, die betroffene Einrichtung oder die betroffene sonstige Stelle &#252;ber die laufende Untersuchung in Kenntnis. Dabei werden folgende Informationen mitgeteilt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">Die betroffenen Organe, Einrichtungen und sonstigen Stellen k&#246;nnen in enger Zusammenarbeit mit [OLAF] jederzeit beschlie&#223;en, geeignete Sicherungsma&#223;nahmen, einschlie&#223;lich Ma&#223;nahmen zur Beweissicherung, zu ergreifen und setzen [OLAF] unverz&#252;glich von einem solchen Beschluss in Kenntnis.&#8220; </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Vorgeschichte der Rechtsstreite</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Die Rechtsmittelf&#252;hrerin</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach ihren dem Gerichtshof in den Akten vorliegenden Statuten wurde IMG am 25.&#160;November 1994 als internationale Organisation mit der Bezeichnung &#8222;International Management Group&#160;&#8211; Infrastructure for Bosnia and Herzegovina&#8220; und Sitz in Belgrad (Serbien) errichtet, um den am Wiederaufbau Bosnien-Herzegowinas beteiligten Staaten zu diesem Zweck eine spezialisierte Stelle zur Verf&#252;gung stellen zu k&#246;nnen. Seitdem dehnte IMG ihren T&#228;tigkeitsbereich immer weiter aus und schloss am 13.&#160;Juni 2012 ein Sitzabkommen mit dem K&#246;nigreich Belgien.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Der urspr&#252;ngliche Beschluss </i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 7.&#160;November 2013 erlie&#223; die Kommission auf der Grundlage von Art.&#160;84 der Verordnung Nr.&#160;966/2012 den Durchf&#252;hrungsbeschluss C(2013)&#160;7682 final &#252;ber das Jahresaktionsprogramm 2013 f&#252;r Myanmar/Burma zulasten des Gesamthaushaltsplans der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: urspr&#252;nglicher Beschluss).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;1&#160;dieses Beschlusses hie&#223; es, dass das Aktionsprogramm f&#252;r das Jahr 2013 f&#252;r Myanmar/Burma, wie in den Anh&#228;ngen 1 und 2 dieses Beschlusses n&#228;her ausgef&#252;hrt, genehmigt sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;3 des Beschlusses konnten die Haushaltsvollzugsaufgaben im Rahmen der gemeinsamen Mittelverwaltung unter der Voraussetzung des Abschlusses einer &#220;bertragungsvereinbarung auf die in den Anh&#228;ngen 1 und 2 des Beschlusses aufgef&#252;hrten Einrichtungen &#252;bertragen werden. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anhang 2 des Beschlusses beschrieb die zweite Aktion des Aktionsprogramms f&#252;r das Jahr 2013 f&#252;r Myanmar/Burma. Die Abschnitte&#160;5 und 8 dieses Anhangs sahen im Wesentlichen vor, dass diese Aktion aus einem Programm zur Entwicklung des Handels bestand, dessen Kosten, die auf 10 Mio. Euro veranschlagt wurden, von der Europ&#228;ischen Union finanziert w&#252;rden und dessen Durchf&#252;hrung in gemeinsamer Verwaltung mit IMG sichergestellt w&#252;rde. Nr.&#160;8.3.1 dieses Anhangs stellte IMG als eine in Myanmar/Burma bereits etablierte und an der Durchf&#252;hrung von unionsfinanzierten Projekten in diesem Staat mitwirkende internationale Organisation vor.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 und seine Vorgeschichte</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 17.&#160;Februar 2014 setzte das OLAF die Kommission davon in Kenntnis, dass es eine Untersuchung zum Status von IMG er&#246;ffnet habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 24.&#160;Februar 2014 leitete der Generalsekret&#228;r der Kommission diese Information an den Generaldirektor Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung dieses Organs weiter, wobei er ihn auf die M&#246;glichkeit hinwies, Sicherungsma&#223;nahmen auf der Grundlage von Art.&#160;7 Abs.&#160;6 der Verordnung Nr.&#160;883/2013 zu erlassen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 26.&#160;Februar 2014 erlie&#223; dieser Generaldirektor Sicherungsma&#223;nahmen auf der Grundlage der genannten Vorschrift. Diese begr&#252;ndete er damit, dass die urspr&#252;ngliche Untersuchung des OLAF Zweifel am Status von IMG habe aufkommen lassen (im Folgenden: Sicherungsma&#223;nahmen vom 26.&#160;Februar 2014). Diese Sicherungsma&#223;nahmen bestanden im Wesentlichen darin, zum einen den Abschluss neuer &#220;bertragungsvereinbarungen mit IMG im Rahmen der indirekten Mittelverwaltung des Unionshaushalts gem&#228;&#223; der Verordnung Nr.&#160;966/2012 und zum anderen die Erstreckung bereits mit IMG geschlossener &#220;bertragungsvereinbarungen im Rahmen der gemeinsamen Verwaltung des Unionshaushalts auf der Grundlage der Verordnung Nr.&#160;1605/2002 zeitweilig zu verbieten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 25.&#160;April 2014 richtete dieser Generaldirektor ein Schreiben an IMG (im Folgenden: Schreiben vom 25.&#160;April 2014), in dem er sie &#252;ber drei neue Gesichtspunkte in der Akte der Kommission informierte, n&#228;mlich erstens den Umstand, dass f&#252;nf Mitgliedstaaten der Union, die nach Angaben von IMG Mitglieder dieser Organisation sein sollten, sich nicht als solche betrachteten, zweitens den Umstand, dass der Generalsekret&#228;r der Organisation der Vereinten Nationen (UNO) angegeben habe, dass IMG keine Sonderorganisation der UNO sei, und drittens, dass Ungewissheiten in Bezug auf die Vollmachten von Personen best&#252;nden, die bestimmte Staaten bei der Unterzeichnung der Gr&#252;ndungsakte von IMG vertreten h&#228;tten. Der Generaldirektor Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung der Kommission teilte ferner mit, dass er in Anbetracht der sich aus diesen Gesichtspunkten ergebenden Zweifel hinsichtlich des Status von IMG seine Dienststellen angewiesen habe, in Bezug auf diese Organisation vor&#252;bergehend auf Verfahren zu verzichten, die die Ausf&#252;hrung von Haushaltsaufgaben durch internationale Organisationen erlauben. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 15.&#160;Dezember 2014 erhielt die Kommission den vom OLAF nach Abschluss seiner Untersuchung erstellten Bericht (im Folgenden: OLAF&#8209;Bericht), der eine Reihe von Empfehlungen enthielt. In diesem Bericht stellte das OLAF im Wesentlichen fest, dass IMG keine internationale Organisation im Sinne der Finanzregelungen von 2002 und 2012 sei, und empfahl der Kommission, Sanktionen gegen IMG zu verh&#228;ngen und die Betr&#228;ge zur&#252;ckzufordern, die an diese wegen ihrer Eigenschaft als internationale Organisation gezahlt worden waren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am n&#228;chsten Tag erlie&#223; die Kommission gest&#252;tzt auf Art.&#160;84 der Verordnung Nr.&#160;966/2012 den Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014. Nach Art.&#160;1 dieses Beschlusses wurde Anhang 2 des urspr&#252;nglichen Beschlusses durch einen neuen Anhang ersetzt, dessen Abschnitte 1 und 4.3 im Wesentlichen vorsahen, dass nicht mehr IMG, sondern die Deutsche Gesellschaft f&#252;r Internationale Zusammenarbeit GmbH (im Folgenden: GIZ) mit der Durchf&#252;hrung des in diesem urspr&#252;nglichen Beschluss vorgesehenen Programms zur Entwicklung des Handels im Wege der indirekten Mittelverwaltung betraut wurde.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 16.&#160;Januar 2015 erstellte der juristische Dienst der Kommission einen Vermerk mit dem Titel &#8222;Rechtliche Bewertung des [OLAF&#8209;Berichts] zur Untersuchung &#8230; in Bezug auf [IMG]&#8220; (im Folgenden: Stellungnahme des juristischen Dienstes).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 8.&#160;Mai 2015 richtete die Kommission ein Schreiben an IMG, um diese &#252;ber die Konsequenzen zu informieren, die sie aus dem OLAF&#8209;Bericht zu ziehen beabsichtige. In diesem Schreiben teilte sie mit, obwohl sie den meisten Empfehlungen des OLAF nicht nachkommen werde, habe sie u.&#160;a. beschlossen, dass ihre Dienststellen erst dann mit IMG neue &#220;bertragungsvereinbarungen nach dem in der Verordnung Nr.&#160;966/2012 f&#252;r internationale Organisationen vorgesehenen Modus der indirekten Mittelverwaltung abschlie&#223;en w&#252;rden, wenn hinsichtlich des Status von IMG als internationale Organisation absolute Gewissheit bestehe. Dieser Teil des Schreibens stellt den in Rn.&#160;1 des vorliegenden Urteils angesprochenen Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015 dar. </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Die angefochtenen Urteile</b> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Angefochtenes Urteil T&#8209;29/15</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschrift, die am 21.&#160;Januar 2015 bei der Kanzlei des Gerichts einging und unter dem Aktenzeichen T&#8209;29/15 in das Register eingetragen wurde, erhob IMG eine Klage auf Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses vom 16.&#160;Dezember 2014.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schriftsatz, der am 24.&#160;M&#228;rz 2015 bei der Kanzlei des Gerichts einging, erhob die Kommission eine Einrede der Unzul&#228;ssigkeit gegen diese Klage, mit der die Unanfechtbarkeit des Beschlusses vom 16.&#160;Dezember 2014 geltend gemacht wurde, weil dieser zum einen keine verbindlichen Rechtswirkungen erzeuge und zum anderen rein best&#228;tigenden Charakter zu dem Schreiben vom 25.&#160;April 2014 habe, mit dem IMG &#252;ber die Sicherungsma&#223;nahmen vom 26.&#160;Februar 2014 informiert worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Beschluss vom 30.&#160;Juni 2015 hat das Gericht die Entscheidung &#252;ber diese Einrede und die Kostenentscheidung dem Endurteil vorbehalten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 2.&#160;Februar 2017 erlie&#223; das Gericht das angefochtene Urteil T&#8209;29/15, mit dem es die Klage von IMG abwies und dieser die Kosten auferlegte. Hierbei stellte es erstens in den Rn.&#160;28 bis 78 dieses Urteils fest, dass die Unzul&#228;ssigkeitseinrede der Kommission unbegr&#252;ndet sei, weil der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 zum einen verbindliche Rechtswirkungen zeitige, indem er IMG endg&#252;ltig die M&#246;glichkeit zum Abschluss einer &#220;bertragungsvereinbarung nehme, und zum anderen nicht rein best&#228;tigend zu dem Schreiben vom 25.&#160;April 2014 sei. Die Klage von IMG gegen diesen Beschluss sei daher zul&#228;ssig. Zweitens f&#252;hrte das Gericht in den Rn.&#160;79 bis 169 und 174 dieses Urteils aus, dass keiner der sieben von IMG angef&#252;hrten Klagegr&#252;nde durchdringe und ihre Klage deshalb als unbegr&#252;ndet abzuweisen sei.</p> <p class="C06Titre3">&#160;Angefochtenes Urteil T&#8209;381/15</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschrift, die am 14.&#160;Juli 2015 bei der Kanzlei des Gerichts einging und unter dem Aktenzeichen T&#8209;381/15 in das Register eingetragen wurde, erhob IMG eine Klage, mit der sie die Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses vom 8.&#160;Mai 2015 und den Ersatz des durch diesen verursachten Schadens begehrte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schriftsatz, der am 25.&#160;September 2015 bei der Kanzlei des Gerichts einging, erhob die Kommission eine Einrede der Unzul&#228;ssigkeit gegen diese Klage, mit der sie die Unanfechtbarkeit des Beschlusses vom 8.&#160;Mai 2015 insbesondere wegen des Fehlens verbindlicher Rechtsfolgen geltend machte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Beschluss vom 29.&#160;Januar 2016 hat das Gericht die Entscheidung &#252;ber diese Einrede und die Kostenentscheidung dem Endurteil vorbehalten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 2.&#160;Februar 2017 erlie&#223; das Gericht das angefochtene Urteil T&#8209;381/15, mit dem es die Erledigung eines Teils der Klage von IMG feststellte, die Klage im &#220;brigen abwies und IMG die Kosten auferlegte. Hierbei stellte es zun&#228;chst in den Rn.&#160;41 bis 53 und 75 dieses Urteils fest, dass der Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015 verbindliche Rechtswirkungen gezeitigt habe, da er IMG die M&#246;glichkeit genommen habe, mit der Durchf&#252;hrung neuer Haushaltsaufgaben nach dem Modus der indirekten Mittelverwaltung mit einer internationalen Organisation gem&#228;&#223; Art.&#160;58 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;966/2012 betraut zu werden, und dass die Nichtigkeitsklage von IMG daher zul&#228;ssig sei. Sodann f&#252;hrte das Gericht in den Rn.&#160;76 bis 160 des Urteils aus, dass keiner der von IMG vorgebrachten acht Klagegr&#252;nde durchdringe und ihre Nichtigkeitsklage deshalb als unbegr&#252;ndet abzuweisen sei. Schlie&#223;lich wies das Gericht in den Rn.&#160;170 bis 173 des Urteils den Schadensersatzantrag von IMG als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem entschied das Gericht in den Rn.&#160;174 bis 184 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 &#252;ber einen Antrag der Kommission, der darauf gerichtet war, zwei von IMG beigebrachte Aktenst&#252;cke, n&#228;mlich den OLAF&#8209;Bericht und die Stellungnahme des juristischen Dienstes, aus den Gerichtsakten zu entfernen. Es wies diesen Antrag in Bezug auf den OLAF&#8209;Bericht zur&#252;ck und gab ihm in Bezug auf die Stellungnahme des juristischen Dienstes statt.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Antr&#228;ge der Parteien und Verfahren vor dem Gerichtshof </b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem Rechtsmittel in der Rechtssache C&#8209;183/17&#160;P beantragt IMG, </p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das angefochtene Urteil T&#8209;29/15 aufzuheben, soweit darin ihre Nichtigkeitsklage als unbegr&#252;ndet abgewiesen worden ist;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsstreit durch Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses vom 16.&#160;Dezember 2014 endg&#252;ltig zu entscheiden;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Kommission zur Tragung der Kosten des erstinstanzlichen Verfahrens und des Rechtsmittelverfahrens zu verurteilen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem Rechtsmittel in der Rechtssache C&#8209;184/17&#160;P beantragt IMG,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das angefochtene Urteil T&#8209;381/15 aufzuheben, soweit darin ihre Nichtigkeits- und Schadensersatzklage als unbegr&#252;ndet abgewiesen worden ist;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsstreit endg&#252;ltig zu entscheiden, indem der Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015 f&#252;r nichtig erkl&#228;rt und die Union zum Ersatz der durch diesen Beschluss verursachten Sch&#228;den verurteilt wird;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Kommission zur Tragung der Kosten des erstinstanzlichen Verfahrens und des Rechtsmittelverfahrens zu verurteilen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission beantragt, die beiden Rechtsmittel zur&#252;ckzuweisen und IMG die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem hat die Kommission zwei Anschlussrechtsmittel eingelegt, mit denen sie beantragt, </p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die angefochtenen Urteile in beiden Rechtssachen aufzuheben, soweit ihre Unzul&#228;ssigkeitseinreden zur&#252;ckgewiesen worden sind, und endg&#252;ltig &#252;ber die Rechtsstreite zu entscheiden, indem die Klagen als unzul&#228;ssig abgewiesen und IMG die Kosten auferlegt werden;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dar&#252;ber hinaus in der Rechtssache C&#8209;184/17&#160;P die Entfernung des OLAF&#8209;Berichts aus den Gerichtsakten anzuordnen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;IMG beantragt, diese beiden Anschlussrechtsmittel zur&#252;ckzuweisen und der Kommission die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 8.&#160;Februar 2018 sind die Parteien aufgefordert worden, zu einer m&#246;glichen Verbindung der beiden Rechtssachen zu gemeinsamem m&#252;ndlichen Verfahren und zu gemeinsamer Entscheidung des Gerichtshofs Stellung zu nehmen. Die hat IMG auf dieses Schreiben hin erkl&#228;rt, insoweit keine Einw&#228;nde zu haben. Die Kommission hat sich innerhalb der gesetzten Frist nicht ge&#228;u&#223;ert.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Beschluss vom 20.&#160;M&#228;rz 2018 sind die Rechtssachen C&#8209;183/17&#160;P und C&#8209;184/17&#160;P nach Anh&#246;rung des Berichterstatters und des Generalanwalts zu gemeinsamem m&#252;ndlichen Verfahren und zu gemeinsamer Entscheidung des Gerichtshofs verbunden worden.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Anschlussrechtsmitteln</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission macht erstens geltend, das Gericht habe in den Rn.&#160;57 bis 63 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 und in den Rn.&#160;44 bis 48 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 zu Unrecht die Auffassung vertreten, dass die streitigen Beschl&#252;sse verbindliche Rechtswirkungen gehabt h&#228;tten, weil sie IMG die M&#246;glichkeit genommen h&#228;tten, neue &#220;bertragungsvereinbarungen im Rahmen einer indirekten Mittelverwaltung von durch den Unionshaushalt finanzierten Projekten zu schlie&#223;en. Zwar sei durch den Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 der urspr&#252;ngliche Beschluss insoweit ge&#228;ndert worden, als die GIZ an die Stelle von IMG als zum Abschluss einer speziellen &#220;bertragungsvereinbarung befugte Einrichtung gesetzt worden sei, und weise der Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015 darauf hin, dass die Kommission keine neuen &#220;bertragungsvereinbarungen mit IMG mehr schlie&#223;en wolle. IMG habe jedoch auch keinerlei Anspruch darauf, dass solche Vereinbarungen mit ihr geschlossen w&#252;rden, so dass die streitigen Beschl&#252;sse ihr gegen&#252;ber allenfalls faktische Wirkungen gehabt h&#228;tten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens macht die Kommission geltend, ein Finanzierungsbeschluss wie der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 sei entgegen den Ausf&#252;hrungen des Gerichts in den Rn.&#160;49 bis 52 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 ein rein interner Rechtsakt, der keine verbindliche Rechtswirkung gegen&#252;ber Dritten erzeuge.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens schlie&#223;lich bringt die Kommission vor, das Gericht habe fehlerhaft entschieden, dass der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 keinen rein best&#228;tigenden Rechtsakt zu dem Schreiben vom 25.&#160;April 2014 darstelle, mit dem IMG &#252;ber den Erlass der Sicherungsma&#223;nahmen vom 26.&#160;Februar 2014 informiert worden sei. Entgegen den Ausf&#252;hrungen des Gerichts in den Rn.&#160;70 bis 73 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 habe dieser Beschluss n&#228;mlich keine neuen tats&#228;chlichen oder rechtlichen Gesichtspunkte enthalten. Au&#223;erdem sei, auch wenn diese Sicherungsma&#223;nahmen und dieser Beschluss auf unterschiedliche Rechtsgrundlagen gest&#252;tzt und im Rahmen unterschiedlicher Verfahren erlassen worden seien, wie das Gericht in den Rn.&#160;74 bis 76 dieses Urteils ausgef&#252;hrt habe, der Beschluss gleichwohl die direkte und zwangsl&#228;ufige Folge der Sicherungsma&#223;nahmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In ihrem Anschlussrechtsmittel in der Rechtssache C&#8209;184/17&#160;P macht die Kommission zudem geltend, dass IMG kein Zugang zum OLAF&#8209;Bericht h&#228;tte gew&#228;hrt werden d&#252;rfen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sie ersucht daher den Gerichtshof darum, diesen Bericht aus der Gerichtsakte zu entfernen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;IMG h&#228;lt diese verschiedenen Argumente f&#252;r nicht stichhaltig.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was erstens das in Rn.&#160;45 des vorliegenden Urteils angesprochene Vorbringen der Kommission betreffend das Fehlen verbindlicher Rechtswirkungen der streitigen Beschl&#252;sse betrifft, so k&#246;nnen nach st&#228;ndiger Rechtsprechung alle Bestimmungen oder Ma&#223;nahmen der Organe,<b/>Einrichtungen und sonstigen Stellen der Union, gleich welcher Form, die verbindliche Rechtswirkungen erzeugen, die die Interessen einer nat&#252;rlichen oder juristischen Person durch eine qualifizierte &#196;nderung ihrer Rechtsstellung beeintr&#228;chtigen, Gegenstand einer Nichtigkeitsklage sein (Urteile vom 11.&#160;November 1981, IBM/Kommission, 60/81, EU:C:1981:264, Rn.&#160;9, vom 12.&#160;September 2006, Reynolds Tobacco u.&#160;a./Kommission, C&#8209;131/03&#160;P, EU:C:2006:541, Rn.&#160;54, und vom 13.&#160;Oktober 2011, Deutsche Post und Deutschland/Kommission, C&#8209;463/10&#160;P&#160;und&#160;C&#8209;475/10&#160;P, EU:C:2011:656, Rn.&#160;37).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall hat das Gericht zun&#228;chst in den &#8211; von der Kommission nicht ger&#252;gten &#8211; Rn.&#160;37 bis 42 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 festgestellt, dass der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 ein auf der Grundlage von Art.&#160;84 der Verordnung Nr.&#160;966/2012 von diesem Organ erlassener Finanzierungsbeschluss sei, der nicht nur die Rechtswirkung gehabt habe, sondern dessen Gegenstand selbst es gewesen sei, den urspr&#252;nglichen Beschluss dahin zu &#228;ndern, dass an Stelle von IMG die GIZ als mit der Durchf&#252;hrung der im Rahmen des Aktionsprogramms f&#252;r Myanmar/Burma f&#252;r das Jahr 2013 vorgesehenen Aktion der Entwicklung des Handels betraute Einrichtung benannt wurde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen dieser Pr&#252;fung hat das Gericht in Rn.&#160;38 dieses Urteils insbesondere festgestellt, dass es zwischen den Parteien unstreitig sei, dass IMG selbst im urspr&#252;nglichen Beschluss nur &#8222;vorbehaltlich des Abschlusses einer &#220;bertragungsvereinbarung&#8220; als zust&#228;ndige Stelle benannt worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter Ber&#252;cksichtigung dieser verschiedenen Gesichtspunkte hat das Gericht sodann in den Rn.&#160;44 bis 48 und 57 bis 63 des Urteils festgestellt, dass der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 verbindliche Rechtswirkungen erzeugt habe, die die Interessen von IMG beeintr&#228;chtigen k&#246;nnten, indem ihr die M&#246;glichkeit zum Abschluss dieser &#220;bertragungsvereinbarung genommen werde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist festzustellen, dass Art.&#160;84 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;966/2012, auf den sowohl der urspr&#252;ngliche Beschluss als auch der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 gest&#252;tzt waren, vorsieht, dass einer Mittelbindung ein solcher Beschluss vorangeht. Diese Mittelbindung besteht, wie sich aus den Art.&#160;85 Abs.&#160;1 und Art.&#160;86 Abs.&#160;1 dieser Verordnung ergibt, darin, dass der Anweisungsbefugte zun&#228;chst die Mittelbindung der Ausgabe vornimmt und dann eine rechtliche Verpflichtung gegen&#252;ber dem Dritten eingeht, der die Zahlungen empfangen soll, die diese Ausgabe konkretisieren. Folglich macht die Kommission zu Recht geltend, dass zu dem Zeitpunkt, als der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 erlassen wurde, keine rechtliche Verpflichtung gegen&#252;ber IMG eingegangen worden war und dass IMG daher keinen Anspruch darauf hatte, dass eine &#220;bertragungsvereinbarung mit ihr geschlossen wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie das Gericht in den Rn.&#160;42 und 59 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 ausgef&#252;hrt hat, werden allerdings in einem Mittelbindungsbeschluss gem&#228;&#223; Art.&#160;84 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;966/2012 auch &#8222;die betraute Einrichtung oder Person&#160;&#8230;, die f&#252;r [ihre] Wahl &#8230; angelegten Kriterien sowie die ihr &#252;bertragenen Aufgaben&#8220; angegeben. So war im urspr&#252;nglichen Beschluss IMG als mit einer der im Rahmen des Aktionsprogramms f&#252;r Myanmar/Burma f&#252;r das Jahr 2013 vorgesehenen Aktionen betraute Einrichtung gew&#228;hlt worden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem ergibt sich aus Art.&#160;53d Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;1605/2002, der zum Zeitpunkt des Erlasses des urspr&#252;nglichen Beschlusses anwendbar war, dass eine &#220;bertragungsvereinbarung, wie sie in diesem Beschluss vorgesehen ist, die Modalit&#228;ten des Vollzugs der zuvor in einem gegebenen Fall auf eine internationale Organisation &#252;bertragenen Haushaltsaufgaben pr&#228;zisieren muss. Dem Abschluss dieser Vereinbarung muss somit notwendigerweise der Erlass eines Finanzierungsbeschlusses vorausgehen, die dieser Organisation solche Aufgaben zuweist; er kann nur mit diesem Beschluss erfolgen. Daher hat der Verlust der Eigenschaft als mit den fraglichen Aufgaben betraute Einrichtung automatisch den Verlust der M&#246;glichkeit zum Abschluss der entsprechenden &#220;bertragungsvereinbarung zur Folge. Gegenstand und Rechtswirkung des Beschlusses vom 16.&#160;Dezember 2014 war aber gerade die Benennung der GIZ als betraute Einrichtung, um es der Kommission zu erm&#246;glichen, eine &#220;bertragungsvereinbarung mit dieser Einrichtung anstelle von IMG zu schlie&#223;en.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat das Gericht in den Rn.&#160;44, 45, 57, 59, 60 und 62 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 zu Recht festgestellt, dass IMG durch den Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 sowohl die Rechtsstellung einer f&#252;r die &#220;bertragung einer Haushaltsaufgabe gew&#228;hlten Einrichtung als auch jede tats&#228;chliche M&#246;glichkeit genommen wurde, die entsprechende &#220;bertragungsvereinbarung zu schlie&#223;en.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Verlust einer solchen Rechtsstellung stellt aber offensichtlich eine verbindliche Rechtswirkung dar, die geeignet ist, die Interessen von IMG zu beeintr&#228;chtigen. Der Verlust jeder tats&#228;chlichen M&#246;glichkeit, die entsprechende &#220;bertragungsvereinbarung zu schlie&#223;en, ist, wie in Rn.&#160;57 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt, die automatische Folge dieses Verlusts einer Rechtsstellung und stellt insofern auch eine verbindliche Rechtswirkung dar.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der von der Kommission zur St&#252;tzung ihres Anschlussrechtsmittels in der Rechtssache C&#8209;183/17&#160;P vorgebrachte Grund ist daher, soweit damit das Fehlen einer verbindlichen Rechtswirkung des Beschlusses vom 16.&#160;Dezember 2014 geltend gemacht wird, als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was den Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015 betrifft, ist vorab festzustellen, dass dieser keine zuk&#252;nftige Absicht zum Ausdruck bringt, wie die Kommission indes behauptet, sondern einen gefassten und gegenw&#228;rtigen Beschluss, keine &#220;bertragungsvereinbarung mehr zu schlie&#223;en, &#8222;bis hinsichtlich des Status von IMG als internationale Organisation absolute Gewissheit besteht&#8220;. Insoweit nimmt er dem Betroffenen jede tats&#228;chliche Aussicht auf die &#220;bertragung neuer Haushaltsvollzugsaufgaben und die Gew&#228;hrung der entsprechenden Mittel im Rahmen einer indirekten Mittelverwaltung des Unionshaushalts, wie das Gericht in den Rn.&#160;44 und 45 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 dargelegt hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat aber bereits entschieden, dass, wenn eine von der Kommission gegen&#252;ber einer bestimmten Person in Aus&#252;bung eigener Befugnisse erlassene Entscheidung zur Folge hat, dass diese Person allein durch den Erlass dieser Entscheidung alle echten Chancen auf die Gew&#228;hrung einer Unionsfinanzierung einb&#252;&#223;t, diese Wirkung als verbindliche Rechtswirkung dieser Entscheidung anzusehen ist (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 22.&#160;April 1997, Geotronics/Kommission, C&#8209;395/95&#160;P, EU:C:1997:210, Rn.&#160;14 und 15).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der von der Kommission zur St&#252;tzung ihres Anschlussrechtsmittels in der Rechtssache C&#8209;184/17&#160;P vorgebrachte Grund ist daher auch als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen, soweit damit das Fehlen einer verbindlichen Rechtswirkung des Beschlusses vom 8.&#160;Mai 2015 geltend gemacht wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was zweitens das in Rn.&#160;46 des vorliegenden Urteils wiedergegebene Vorbringen der Kommission betrifft, wonach ein Finanzierungsbeschluss wie der in den vorliegenden Rechtssachen in Rede stehende als ein Rechtsakt ohne jede verbindliche Rechtswirkung gegen&#252;ber Dritten anzusehen sei, ist darauf hinzuweisen, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung Rechtsakte, die nur im verwaltungsinternen Bereich der sie erlassenden Organe, Einrichtungen oder sonstigen Stellen der Union Wirkungen entfalten sollen, grunds&#228;tzlich keine mit der Nichtigkeitsklage gem&#228;&#223; Art.&#160;263&#160;AEUV anfechtbare Rechtsakte sein k&#246;nnen (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 25.&#160;Februar 1988, Les Verts/Parlament, 190/84, EU:C:1988:94, Rn.&#160;8, und vom 6.&#160;April 2000, Spanien/Kommission, C&#8209;443/97, EU:C:2000:190, Rn.&#160;28).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall gen&#252;gt jedoch die Feststellung, dass dem Gericht, da es aus den in den Rn.&#160;57 bis 59 des vorliegenden Urteils genannten Gr&#252;nden zu Recht angenommen hat, dass der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 auf die Erzeugung verbindlicher Rechtswirkungen gegen&#252;ber IMG abgezielt hatte, nicht vorgeworfen werden kann, einen Rechtsfehler begangen zu haben, indem es in den Rn.&#160;49 bis 52 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 das Vorbringen der Kommission, wonach dieser Beschluss nur in ihrem internen Bereich Rechtswirkungen entfalte, als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens schlie&#223;lich macht die Kommission, wie in Rn.&#160;47 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt worden ist, geltend, dass der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 als &#8222;rein best&#228;tigender Rechtsakt zu einem fr&#252;heren Rechtsakt&#8220;, n&#228;mlich dem Schreiben vom 25.&#160;April 2014, mit dem IMG vom Erlass der Sicherungsma&#223;nahmen vom 26.&#160;Februar 2014 informiert wurde, h&#228;tte eingestuft werden m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ein Rechtsakt ist als rein best&#228;tigend zu einem anderen Rechtsakt anzusehen, wenn er ihm gegen&#252;ber keinen neuen rechtlichen oder tats&#228;chlichen Gesichtspunkt enth&#228;lt (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 14.&#160;April 1970, Nebe/Kommission, 24/69, EU:C:1970:22, Rn.&#160;8, und vom 3.&#160;April 2014, Kommission/Niederlande und ING Groep, C&#8209;224/12&#160;P, EU:C:2014:213, Rn.&#160;69).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall hat das Gericht in den Rn.&#160;70 bis 73 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 festgestellt, dass, w&#228;hrend die Pr&#252;fung des Inhalts der Sicherungsma&#223;nahmen vom 26.&#160;Februar 2014 gezeigt habe, dass diese die Wirkung gehabt h&#228;tten, den Abschluss einer &#220;bertragungsvereinbarung wie der von dem urspr&#252;nglichen Beschluss erfassten mit IMG vor&#252;bergehend auszusetzen, die Pr&#252;fung des Beschlusses vom 16.&#160;Dezember 2014 ergeben habe, dass sein Inhalt die verbindliche Rechtswirkung gehabt habe, IMG in spezifischer und endg&#252;ltiger Weise die M&#246;glichkeit zum Abschluss einer solchen Vereinbarung zu nehmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit hat das Gericht die neuen rechtlichen und tats&#228;chlichen Gesichtspunkte hervorgehoben, die den Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 gegen&#252;ber den Sicherungsma&#223;nahmen vom 26.&#160;Februar 2014 kennzeichnen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist der von der Kommission zur St&#252;tzung ihres Anschlussrechtsmittels in der Rechtssache C&#8209;183/17&#160;P vorgebrachte Rechtsmittelgrund als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen, soweit damit geltend gemacht wird, der Beschluss vom 16.&#160;Dezember 2014 sei ein &#8222;rein best&#228;tigender Rechtsakt zu einem fr&#252;heren Rechtsakt&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da keiner der von der Kommission zur St&#252;tzung ihrer Anschlussrechtsmittel vorgebrachten Rechtsmittelgr&#252;nde durchzudringen vermag, sind diese Anschlussrechtsmittel insgesamt zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dar&#252;ber hinaus braucht &#252;ber den Antrag der Kommission, den OLAF&#8209;Bericht aus der Akte zu entfernen, nicht entschieden zu werden, weil dieser gegenstandslos geworden ist, da die Kommission dem Gerichtshof in der m&#252;ndlichen Verhandlung mitgeteilt hat, IMG diesen Bericht von sich aus &#252;bermittelt zu haben.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Rechtsmitteln</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur St&#252;tzung ihrer Rechtsmittel, die auf die Aufhebung der angefochtenen Urteile abzielen, soweit darin ihre Nichtigkeitsklagen als unbegr&#252;ndet abgewiesen worden sind, bringt IMG vier Rechtsmittelgr&#252;nde in der Rechtssache C&#8209;183/17&#160;P bzw. f&#252;nf Rechtsmittelgr&#252;nde in der Rechtssache C&#8209;184/17&#160;P vor. Dar&#252;ber hinaus erhebt sie mehrere R&#252;gen in Bezug auf die Behandlung bestimmter Aktenst&#252;cke aus den Gerichtsakten durch das Gericht.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem bringt IMG zur St&#252;tzung ihres Rechtsmittels, das auf die Aufhebung des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 abzielt, soweit darin ihre Schadensersatzklage als unbegr&#252;ndet abgewiesen worden ist, einen sechsten Rechtsmittelgrund in der Rechtssache C&#8209;184/17&#160;P vor.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist der zweite Rechtsmittelgrund zu pr&#252;fen, den IMG in den verbundenen Rechtssachen jeweils vorgebracht hat.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Zum zweiten Rechtsmittelgrund in den Rechtssachen C</i>&#8209;<i>183/17&#160;P und C</i>&#8209;<i>184/17&#160;P</i> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Vorbringen der Verfahrensbeteiligten</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;IMG macht erstens geltend, das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, indem es festgestellt habe, dass der Kommission kein Rechtsfehler und kein offensichtlicher Beurteilungsfehler unterlaufen sei, als sie die streitigen Beschl&#252;sse gest&#252;tzt auf Gr&#252;nde erlassen habe, die sich auf Zweifel dieses Organs hinsichtlich ihres Status als internationale Organisation im Sinne der Finanzregelungen von 2002 und 2012 beziehen. Die von der Kommission zur Begr&#252;ndung ihrer Zweifel vorgelegten Beweise betr&#228;fen n&#228;mlich nur einen Teil der 16 Mitglieder von IMG und nicht den Status dieser Einrichtung als internationale Organisation im Sinne der genannten Regelungen als solchen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens habe das Gericht den Sachverhalt verf&#228;lscht, indem es die von IMG vorgebrachten Argumente gegen die Begr&#252;ndetheit der streitigen Beschl&#252;sse pauschal zur&#252;ckgewiesen habe, statt die zahlreichen von der Betroffenen im Anhang zu ihren Schrifts&#228;tzen zur Best&#228;tigung ihres Status als internationale Organisation vorgelegten Dokumente (Statuten, Gr&#252;ndungsprotokoll, Sitzabkommen mit dem K&#246;nigreich Belgien, Erkl&#228;rungen von Botschaftern etc.) zu pr&#252;fen. Diese Dokumente, die der Kommission zum Zeitpunkt des Erlasses der streitigen Beschl&#252;sse zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tten, belegten aber, dass IMG eine internationale Organisation sei, die im Jahr 1994 auf der Basis eines von 16 Staaten sowie dem Amt der Europ&#228;ischen Gemeinschaften f&#252;r humanit&#228;re Hilfe (ECHO) im Anschluss an eine Sitzung der Arbeitsgruppe des Hohen Fl&#252;chtlingskommissars der Vereinten Nationen geschlossenen zwischenstaatlichen Abkommens gegr&#252;ndet worden sei, um den am Wiederaufbau von Bosnien-Herzegowina beteiligten Staaten zu diesem Zweck eine spezielle Einrichtung zur Verf&#252;gung stellen zu k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point78">78</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In ihrer Klagebeantwortung macht die Kommission geltend, dass die zu entscheidende Frage bei die Pr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der angefochtenen Urteile nicht sei, ob IMG den Status einer internationalen Organisation im Sinne der Finanzregelungen von 2002 und 2012 besitze, sondern vielmehr, ob das Organ unter Ber&#252;cksichtigung der Zweifel, die hieran bestanden h&#228;tten, beschlie&#223;en durfte, IMG nicht mehr im Hinblick auf diesen Status mit Haushaltsvollzugsaufgaben zu betrauen. In diesem Zusammenhang beschr&#228;nkten sich die in Rn.&#160;76 des vorliegenden Urteils wiedergegebenen Argumente von IMG darauf, die Tatsachen- und Beweisw&#252;rdigung des Gerichts zu r&#252;gen, und seien insofern als unzul&#228;ssig zur&#252;ckzuweisen, weil sie nicht der Kontrolle des Gerichtshofs im Rechtsmittelverfahren unterl&#228;gen. Au&#223;erdem sei das Argument, die von der Kommission zur Begr&#252;ndung der in den streitigen Beschl&#252;ssen zum Ausdruck gebrachten Zweifel vorgelegten Beweise betr&#228;fen nur einen Teil der 16 Mitglieder der IMG, in der ersten Instanz nicht vorgebracht worden und m&#252;sse daher aufgrund seiner Neuheit als in der Rechtsmittelinstanz unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen werden. Jedenfalls habe das Gericht mit seiner Feststellung, dass die Zweifel in Bezug auf den Status von IMG als internationale Organisation die streitigen Beschl&#252;sse rechtfertigten, weder einen Rechtsfehler begangen noch die von IMG vorgelegten Beweisst&#252;cke verf&#228;lscht. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point79">79</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In ihrer Erwiderung bringt IMG erg&#228;nzend vor, dass ihr Vorbringen die rechtliche Stichhaltigkeit der vom Gericht in den angefochtenen Urteilen in Bezug auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit der streitigen Beschl&#252;sse im Hinblick auf die Finanzregelungen von 2002 und 2012 ausgef&#252;hrte Argumentation in Frage stelle und daher zul&#228;ssig sei.</p> <p class="C06Titre3">&#160;W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Zul&#228;ssigkeit</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point80">80</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Kommission die Zul&#228;ssigkeit einiger der von IMG zur St&#252;tzung ihres jeweils zweiten Rechtsmittelgrundes vorgebrachten R&#252;gen in Frage stellt, ist vorab daran zu erinnern, dass es zul&#228;ssig ist, dass ein Rechtsmittelf&#252;hrer vor dem Gerichtshof die Auslegung und Anwendung des Unionsrechts durch das Gericht im ersten Rechtszug beanstandet (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 13.&#160;Juli 2000, Salzgitter/Kommission, C&#8209;210/98&#160;P, EU:C:2000:397, Rn.&#160;43, und vom 12.&#160;September 2006, Reynolds Tobacco u.&#160;a./Kommission, C&#8209;131/03&#160;P, EU:C:2006:541, Rn.&#160;51) und in diesem Rahmen Rechtsmittelgr&#252;nde geltend macht, mit denen die Begr&#252;ndetheit der von diesem Gericht im angefochtenen Urteil vorgenommenen Beurteilungen aus rechtlichen Erw&#228;gungen ger&#252;gt wird (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 9.&#160;Juni 2011, Diputaci&#243;n Foral de Vizcaya u.&#160;a./Kommission, C&#8209;465/09&#160;P bis C&#8209;470/09&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2011:372, Rn.&#160;146, und vom 4.&#160;September 2014, Spanien/Kommission, C&#8209;197/13&#160;P, EU:C:2014:2157, Rn.&#160;49 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point81">81</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall macht IMG aber mit ihren in Rn.&#160;76 des vorliegenden Urteils wiedergegebenen R&#252;gen einen Fehler geltend, den das Gericht bei der Anwendung der Finanzregelungen von 2002 und 2012 in den Rn.&#160;102 bis 106 und 113 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 sowie in den Rn.&#160;98 bis 103, 108 und 109 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 in Beantwortung von Klagegr&#252;nden, mit denen IMG die Rechtm&#228;&#223;igkeit der streitigen Beschl&#252;sse im Hinblick auf diese Regelungen beanstandet hat, begangen haben soll.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point82">82</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem ist festzustellen, dass mit dem Argument, die von der Kommission zur Begr&#252;ndung der in den streitigen Beschl&#252;ssen zum Ausdruck gebrachten Zweifel vorgelegten Beweise betr&#228;fen nur einen Teil der 16 Mitglieder von IMG, aus rechtlichen Erw&#228;gungen die Beurteilung des Gerichts zum einen in Rn.&#160;103 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15, die auf Rn.&#160;89 dieses Urteils verweist, die wiederum auf Rn.&#160;85 dieses Urteils verweist, und zum anderen in Rn.&#160;98 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15, die auf dessen Rn.&#160;85 verweist, ger&#252;gt werden soll, wonach diese Beschl&#252;sse unter Ber&#252;cksichtigung des Zusammenhangs, in dem sie ergangen sind, als u.&#160;a. durch diese Beweise gerechtfertigt anzusehen seien. Eine solche R&#252;ge kann im Licht der in Rn.&#160;80 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung im Rechtsmittelverfahren nicht aus dem Grund als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen werden, dass sie nicht im ersten Rechtszug erhoben worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point83">83</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die von IMG zur St&#252;tzung ihres jeweils zweiten Rechtsmittelgrundes in den verbundenen Rechtssachen vorgebrachten R&#252;gen sind daher zul&#228;ssig.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Begr&#252;ndetheit</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point84">84</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Begr&#252;ndetheit ist festzustellen, dass der zweite Rechtsmittelgrund der Rechtsmittel auf die Rn.&#160;102 bis 106 und 113 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 bzw. auf die Rn.&#160;98 bis 103, 108 und 109 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 abzielt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point85">85</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit hat IMG vor dem Gericht zum einen die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Beschlusses vom 16.&#160;Dezember 2014 im Hinblick auf die Finanzregelungen von 2002 und 2012 sowie zum anderen die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Beschlusses vom 8.&#160;Mai 2015 im Hinblick auf die Finanzregelung von 2012 in Zweifel gezogen. In diesem Rahmen hat sie, wie das Gericht in den Rn.&#160;102 und 104 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 sowie in Rn.&#160;96 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 festgestellt hat, u.&#160;a. geltend gemacht, sie sei eine durch ein zwischenstaatliches Abkommen geschaffene internationale Organisation im Sinne dieser Regelungen, wie aus den verschiedenen vor der Kommission wie auch dem Gericht vorgelegten Beweisst&#252;cken hervorgehe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point86">86</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um diese Argumente zu widerlegen hat das Gericht zun&#228;chst, in den Rn.&#160;103 und 105 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 sowie in Rn.&#160;98 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15, ausgef&#252;hrt, dass die Kommission in den streitigen Beschl&#252;ssen Zweifel am Status von IMG als internationale Organisation ge&#228;u&#223;ert habe, indem sie sich auf die im Schreiben vom 25.&#160;April 2014 &#8211; wie es in Rn.&#160;24 des vorliegenden Urteils wiedergegeben worden ist &#8211; vorgebrachten Gesichtspunkte gest&#252;tzt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point87">87</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sodann hat das Gericht in den Rn.&#160;104 bis 105 des angefochtenen Urteils T&#8209;29/15 und in Rn.&#160;102 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 festgestellt, dass die von IMG vorgebrachten Argumente und Beweise nicht geeignet seien, eine fehlende Begr&#252;ndetheit der von der Kommission in den streitigen Beschl&#252;ssen auf der Grundlage der fraglichen Gesichtspunkte ge&#228;u&#223;erten Zweifel darzutun.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point88">88</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist festzustellen, dass nach den Art.&#160;53 und 53d Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1605/2002 sowie nach Art.&#160;58 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;966/2012, durch die die Verordnung Nr.&#160;1605/2002 aufgehoben und ersetzt worden ist, die Kommission den Unionshaushalt u.&#160;a. ausf&#252;hren kann, indem sie Haushaltsvollzugsaufgaben auf internationale Organisationen &#252;bertr&#228;gt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point89">89</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus diesen Vorschriften ergibt sich, dass die Kommission, wenn sie den Erlass eines Beschlusses beabsichtigt, durch den Haushaltsvollzugsaufgaben unter diesem Gesichtspunkt auf eine bestimmte Einrichtung &#252;bertragen werden, verpflichtet ist, sich zu vergewissern, dass diese Einrichtung die Eigenschaft einer internationalen Organisation besitzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point90">90</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erl&#228;sst die Kommission nach dem Erlass eines Beschlusses &#252;ber die &#220;bertragung von Haushaltsvollzugsaufgaben auf eine bestimmte Einrichtung in deren Eigenschaft als internationale Organisation Beschl&#252;sse wie die streitigen Beschl&#252;sse auf der Grundlage von Gesichtspunkten, die ihrer Ansicht nach geeignet sind, diese Eigenschaft in Frage zu stellen, m&#252;ssen diese Beschl&#252;sse zudem in rechtlicher und tats&#228;chlicher Hinsicht gerechtfertigt sein. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point91">91</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Begriff &#8222;internationale Organisation&#8220; im Sinne der Art.&#160;53 und 53d der Verordnung Nr.&#160;1605/2002 und des Art.&#160;58 der Verordnung Nr.&#160;966/2012 wurde in Art.&#160;43 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;2342/2002 und dann in Art.&#160;43 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1268/2012, durch die die Verordnung Nr.&#160;2342/2002 aufgehoben und ersetzt worden ist, gleichlautend definiert. Nach diesen Vorschriften umfasst er u.&#160;a. &#8222;internationale &#246;ffentliche Einrichtungen, die durch zwischenstaatliche Abkommen geschaffen werden, sowie von diesen eingerichtete spezialisierte Agenturen&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point92">92</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall hat das Gericht die Rechtm&#228;&#223;igkeit der streitigen Beschl&#252;sse nicht im Hinblick auf diese Definition gepr&#252;ft, sondern nur festgestellt, dass die von IMG vorgebrachten Argumente und Beweismittel die Zweifel der Kommission am Status von IMG als internationale Organisation nicht in Frage stellten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point93">93</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Feststellung ist aber rechtsfehlerhaft, da keiner der vom Gericht vorgebrachten, in Rn.&#160;86 des vorliegenden Urteils genannten Gesichtspunkte zur Rechtfertigung der Zweifel der Kommission rechtlich geeignet ist, diese zu begr&#252;nden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point94">94</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was den ersten dieser Gesichtspunkte betrifft, der die Frage betrifft, ob mehrere von IMG als Mitglied dargestellte Staaten tats&#228;chlich Mitglieder der Organisation waren, geht n&#228;mlich aus den Feststellungen des Gerichts selbst hervor, dass die insoweit gehegten Zweifel der Kommission nur &#8222;bestimmte&#8220; Mitglieder von IMG betrafen, und zwar genauer f&#252;nf von insgesamt 16. Solche Zweifel, selbst wenn man unterstellt, dass sie begr&#252;ndet sind, f&#252;hren aber v&#246;lkerrechtlich nicht dazu, dass die Einrichtung, deren Mitglieder diese Staaten nicht &#8211; oder nicht mehr &#8211; sein sollen, ihre Eigenschaft als &#8222;internationale Organisation&#8220; verliert, erst recht nicht, wenn die betreffenden Staaten, wie hier, nur eine kleine Minderheit der Mitglieder der fraglichen Einrichtung darstellen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point95">95</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was den zweiten Gesichtspunkt angeht, der sich auf Zweifel an den Vollmachten von Personen bezieht, die bestimmte Staaten bei der Unterzeichnung der Gr&#252;ndungsakte von IMG vertreten haben, ist ebenfalls festzustellen, dass dieser m&#246;glicherweise die G&#252;ltigkeit der Unterschriftshandlungen speziell dieser Staaten bei der Gr&#252;ndung von IMG in Frage stellen k&#246;nnte, aber nicht die G&#252;ltigkeit der Gr&#252;ndung dieser Einrichtung selbst, da die geltend gemachten etwaigen Vertretungsm&#228;ngel nur eine begrenzte Zahl der teilnehmenden Staaten betrafen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point96">96</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum dritten Gesichtspunkt, wonach der UN-Generalsekret&#228;r gegen&#252;ber dem OLAF angegeben habe, dass IMG keine Sonderorganisation der UNO sei, gen&#252;gt die Feststellung, dass dieser rechtlich unerheblich ist. Wie n&#228;mlich Rn.&#160;91 des vorliegenden Urteils zu entnehmen ist, setzen die Finanzregelungen von 2002 und 2012 keineswegs voraus, dass eine Einrichtung eine Sonderorganisation der UNO sein muss, um als &#8222;internationale Organisation&#8220; qualifiziert werden zu k&#246;nnen. Au&#223;erdem war es vorliegend unstreitig, dass IMG nie vorgegeben hat, eine solche Organisation zu sein, sondern die Eigenschaft einer &#8222;internationale[n] &#246;ffentliche[n Einrichtung], die durch zwischenstaatliche Abkommen geschaffen [wurde]&#8220;, f&#252;r sich beanspruchte, wie aus den in Rn.&#160;85 des vorliegenden Urteils wiedergegebenen Feststellungen des Gerichts klar hervorgeht.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point97">97</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist der von IMG zur St&#252;tzung ihrer Rechtsmittel in den Rechtssachen C&#8209;183/17&#160;P und C&#8209;184/17&#160;P jeweils vorgebrachte zweite Rechtsmittelgrund, mit dem geltend gemacht wird, das Gericht habe in den angefochtenen Urteilen fehlerhaft festgestellt, dass der Kommission kein Rechtsfehler und kein offensichtlicher Beurteilungsfehler unterlaufen sei, als sie den Erlass der streitigen Beschl&#252;sse mit ihren Zweifeln hinsichtlich des Status von IMG als &#8222;internationale Organisation&#8220; im Sinne der Finanzregelungen von 2002 und 2012 gerechtfertigt habe, begr&#252;ndet. Den Rechtsmittelgr&#252;nden ist daher stattzugeben, ohne dass gepr&#252;ft zu werden braucht, ob diese Entscheidung des Gerichts dar&#252;ber hinaus auch eine Sachverhaltsverf&#228;lschung enth&#228;lt.</p> <p class="C06Titre3">&#160;Zu den Folgerungen, die daraus zu ziehen sind, dass dem jeweils zweiten Rechtsmittelgrund stattgegeben wird</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point98">98</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die Folgerungen betrifft, die aus dem in der vorstehenden Randnummer festgestellten Rechtsfehler zu ziehen sind, ist erstens darauf hinzuweisen, dass die Zur&#252;ckweisung der Klagegr&#252;nde von IMG in Bezug auf den Rechtsfehler, den die Kommission dadurch begangen hat, dass sie die streitigen Beschl&#252;sse mit ihren Zweifeln am Status von IMG als internationale Organisation rechtfertigte, den tragenden Grund f&#252;r den Tenor der angefochtenen Urteile darstellt, soweit mit ihnen die Nichtigkeitsklagen dieser Einrichtung abgewiesen worden sind. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point99">99</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die angefochtenen Urteile sind daher aufzuheben, soweit mit ihnen die Nichtigkeitsklagen von IMG als unbegr&#252;ndet abgewiesen wurden, ohne dass die anderen von IMG vorgebrachten Rechtsmittelgr&#252;nde und R&#252;gen gepr&#252;ft zu werden brauchen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point100">100</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens hatte, wie in Rn.&#160;33 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt worden ist, IMG in der Rechtssache T&#8209;381/15 auch einen Antrag auf Ersatz der Sch&#228;den gestellt, die ihr durch den Beschluss vom 8.&#160;Mai 2015 entstanden sein sollen, indem die Kommission darin erkl&#228;rte, dass sie keine neuen &#220;bertragungsvereinbarungen im Rahmen einer indirekten Mittelverwaltung des Unionshaushalts mehr mit IMG schlie&#223;en werde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point101">101</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat aber folgerichtig auch diesen Schadensersatzantrag auf der Grundlage der in Rn.&#160;97 des vorliegenden Urteils dargestellten rechtsfehlerhaften Beurteilung zur&#252;ckgewiesen, wie sich aus den Rn.&#160;170 und 172 des angefochtenen Urteils T&#8209;381/15 ergibt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point102">102</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist das angefochtene Urteil T&#8209;381/15 auch aufzuheben, soweit darin dieser Schadensersatzantrag als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckgewiesen wurde.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Nichtigkeitsklagen und zum Schadensersatzantrag</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point103">103</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Ist der Rechtsstreit teilweise zur Entscheidung reif, kann der Gerichtshof nach Art.&#160;61 Abs.&#160;1 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union selbst endg&#252;ltig &#252;ber diesen Teil des Rechtsstreits entscheiden und die Rechtssache im &#220;brigen an das Gericht zur&#252;ckverweisen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point104">104</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall ist es angebracht, dass der Gerichtshof endg&#252;ltig &#252;ber die beiden Nichtigkeitsklagen entscheidet, die zur Entscheidung reif sind. Wie sich n&#228;mlich aus den Rn.&#160;92 bis 96 des vorliegenden Urteils ergibt, sind die streitigen Beschl&#252;sse rechtswidrig, da die von der Kommission zu ihrer Begr&#252;ndung angef&#252;hrten Gesichtspunkte nicht geeignet sind, die Eigenschaft von IMG als internationale Organisation im Sinne der Finanzregelungen von 2002 und 2012 in Frage zu stellen. Diese Beschl&#252;sse sind daher insgesamt f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point105">105</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Was den Schadensersatzantrag in der Rechtssache T&#8209;381/15 betrifft, ist darauf hinzuweisen, dass &#8211; wie in Rn.&#160;101 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt &#8211; das Gericht ihn ausschlie&#223;lich auf der Grundlage seiner Beurteilung zur&#252;ckgewiesen hat, wonach der Kommission weder ein Rechtsfehler noch ein offensichtlicher Beurteilungsfehler unterlaufen sei, indem sie den Erlass des Beschlusses vom 8.&#160;Mai 2015 mit ihren Zweifeln am Status von IMG als internationale Organisation gerechtfertigt habe. Zwar geht aus den vorstehenden Randnummern hervor, dass diese Beurteilung mit einem Rechtsfehler behaftet ist; es ist jedoch weiter erforderlich, die &#252;brigen Argumente der Parteien in Bezug auf diesen Schadensersatzantrag zu pr&#252;fen, insbesondere diejenigen, die sich auf das Bestehen und den Umfang der von IMG behaupteten Sch&#228;den beziehen, &#252;ber die vor dem Gerichtshof im &#220;brigen nicht verhandelt worden ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point106">106</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist festzustellen, dass dieser Teil des Rechtsstreits nicht zur Entscheidung reif und die Rechtssache daher insoweit an das Gericht zur&#252;ckzuverweisen ist.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point107">107</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;184 Abs.&#160;2 seiner Verfahrensordnung entscheidet der Gerichtshof &#252;ber die Kosten, wenn das Rechtsmittel begr&#252;ndet ist und er den Rechtsstreit selbst endg&#252;ltig entscheidet.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point108">108</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;138 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung, der nach deren Art.&#160;184 Abs.&#160;1 auf das Rechtsmittelverfahren Anwendung findet, ist die unterliegende Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point109">109</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Da im vorliegenden Fall die Kommission in den Rechtssachen C&#8209;183/17&#160;P, C&#8209;184/17&#160;P und T&#8209;29/15 unterlegen ist, sind ihr gem&#228;&#223; dem Antrag von IMG die Kosten in diesen drei Rechtssachen aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point110">110</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf die Rechtssache T&#8209;381/15 dagegen ist darauf hinzuweisen, dass die Kommission zwar im Rahmen der Nichtigkeitsklage von IMG unterlegen ist, die Rechtssache in Bezug auf den mit dieser Nichtigkeitsklage verbundenen Schadensersatzantrag aber noch nicht entscheidungsreif ist und an das Gericht zur&#252;ckverwiesen werden muss.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point111">111</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist die Kostenentscheidung in dieser Rechtssache nach Art.&#160;137 der Verfahrensordnung, der nach deren Art.&#160;184 Abs.&#160;1 auf das Rechtsmittelverfahren Anwendung findet, vorzubehalten.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Dritte Kammer) f&#252;r Recht erkannt und entschieden:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Urteile des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 2.&#160;Februar 2017, International Management Group/Kommission (T</b>&#8209;<b>29/15, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:56), und vom 2.&#160;Februar 2017, International Management Group/Kommission (T</b>&#8209;<b>381/15, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:57), werden aufgehoben.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Der Durchf&#252;hrungsbeschluss C(2014) 9787 final der Kommission vom 16.&#160;Dezember 2014 zur &#196;nderung des Durchf&#252;hrungsbeschlusses C(2013) 7682 &#252;ber das Jahresaktionsprogramm 2013 f&#252;r Myanmar/Burma zulasten des Gesamthaushaltsplans der Europ&#228;ischen Union wird f&#252;r nichtig erkl&#228;rt.</b> </p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Der Beschluss der Europ&#228;ischen Kommission, keine neuen &#220;bertragungsvereinbarungen in der indirekten Mittelverwaltung mehr mit der International Management Group zu schlie&#223;en, der in ihrem Schreiben vom 8.&#160;Mai 2015 enthalten ist, wird f&#252;r nichtig erkl&#228;rt.</b> </p> <p class="C08Dispositif">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Rechtssache T</b>&#8209;<b>381/15 wird zur Entscheidung &#252;ber den Antrag der International Management Group auf Ersatz der Sch&#228;den, die dieser Einrichtung durch den in Nr.&#160;3 des Tenors genannten Beschluss der Kommission entstanden sein sollen, an das Gericht der Europ&#228;ischen Union zur&#252;ckverwiesen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Anschlussrechtsmittel werden zur&#252;ckgewiesen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Kommission tr&#228;gt die Kosten in den Rechtssachen C</b>&#8209;<b>183/17&#160;P, C</b>&#8209;<b>184/17&#160;P und T</b>&#8209;<b>29/15.</b> </p> <p class="C08Dispositif">7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>In der Rechtssache T</b>&#8209;<b>381/15 bleibt die Kostenentscheidung vorbehalten.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprachen: Englisch und Franz&#246;sisch.</p>
175,011
eugh-2019-01-31-c-70417
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C-704/17
2019-01-31T00:00:00
2019-01-31T19:20:41
2019-01-31T19:20:41
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:85
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C36Centre"> <br/> </p> <p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DER GENERALANW&#196;LTIN</p> <p class="C36Centre">ELEANOR SHARPSTON</p> <p class="C36Centre">vom 31.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>704/17</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>D. H.</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Weiterer Beteiligter:</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Ministerstvo vnitra </b>(Innenministerium, Tschechische Republik)</p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Nejvy&#353;&#353;&#237; spr&#225;vn&#237; soud [Oberstes Verwaltungsgericht, Tschechische Republik])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts &#8211; Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union &#8211; Art.&#160;6 und 47 &#8211; Gemeinsame Asylpolitik und subsidi&#228;rer Schutz &#8211; Richtlinie 2013/33/EU &#8211; Art.&#160;9 &#8211; Garantien f&#252;r Antragsteller auf internationalen Schutz, die in Haft genommen wurden &#8211; Gerichtliche &#220;berpr&#252;fung von Haftanordnungen &#8211; Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf &#8211; Nationale Bestimmung, dass die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung eingestellt werden muss, wenn der Antragsteller auf internationalen Schutz freigelassen wird&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dieser Vorlage auf Vorabentscheidung ersucht der Nejvy&#353;&#353;&#237; spr&#225;vn&#237; soud (Oberstes Verwaltungsgericht, Tschechische Republik) den Gerichtshof um Auslegung der Bestimmungen der Richtlinie 2013/33/EU(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) &#252;ber die Garantien f&#252;r Antragsteller auf internationalen Schutz, die aufgrund einer Anordnung der zust&#228;ndigen Beh&#246;rden in Haft genommen wurden. Das vorlegende Gericht m&#246;chte wissen, ob diese Richtlinie im Licht der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>), insbesondere der darin verankerten Rechte auf Freiheit und Sicherheit sowie auf einen wirksamen Rechtsbehelf, nationalen Rechtsvorschriften entgegensteht, nach denen Gerichtsverfahren, mit denen die Inhaftnahme angefochten wird, eingestellt werden m&#252;ssen, wenn die betreffende Person aus der Haft freigelassen wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof wird die Frage des vorlegenden Gerichts u.&#160;a. anhand des Grundrechts auf einen wirksamen Rechtsbehelf in Verbindung mit den allgemeinen unionsrechtlichen Grunds&#228;tzen der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t im Kontext der nationalen Verfahrensautonomie pr&#252;fen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Die Europ&#228;ische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (im Folgenden: EMRK)</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;5 Abs.&#160;1 EMRK(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>) hat &#8222;[j]ede Person &#8230; das Recht auf Freiheit und Sicherheit&#8220;. Art.&#160;5 Abs.&#160;4 bestimmt, dass &#8222;[j]ede Person, die festgenommen oder der die Freiheit entzogen ist, &#8230; das Recht [hat] zu beantragen, dass ein Gericht innerhalb kurzer Frist &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Freiheitsentziehung entscheidet und ihre Entlassung anordnet, wenn die Freiheitsentziehung nicht rechtm&#228;&#223;ig ist&#8220;. Nach Art.&#160;5 Abs.&#160;5 hat &#8222;[j]ede Person, die unter Verletzung dieses Artikels von Festnahme oder Freiheitsentziehung betroffen ist, &#8230; Anspruch auf Schadensersatz&#8220;.</p> <p class="C04Titre1">&#160;Unionsrecht</p> <p class="C05Titre2">&#160;Charta</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;6 der Charta hat &#8222;[j]eder Mensch das Recht auf Freiheit und Sicherheit&#8220;(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>). Die &#252;brigen Bestimmungen des Art.&#160;5 EMRK werden nicht besonders wiedergegeben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;47 Abs.&#160;1 hat jede Person, deren durch das Recht der Union garantierte Rechte oder Freiheiten verletzt worden sind, das Recht, bei einem Gericht einen wirksamen Rechtsbehelf einzulegen(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;51 Abs.&#160;1 der Charta gelten deren Bestimmungen f&#252;r die Mitgliedstaaten &#8222;ausschlie&#223;lich bei der Durchf&#252;hrung des Rechts der Union&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;52 Abs.&#160;1 lautet: &#8222;Jede Einschr&#228;nkung der Aus&#252;bung der in dieser Charta anerkannten Rechte und Freiheiten muss gesetzlich vorgesehen sein und den Wesensgehalt dieser Rechte und Freiheiten achten. Unter Wahrung des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit d&#252;rfen Einschr&#228;nkungen nur vorgenommen werden, wenn sie erforderlich sind und den von der Union anerkannten dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzungen oder den Erfordernissen des Schutzes der Rechte und Freiheiten anderer tats&#228;chlich entsprechen.&#8220; Art.&#160;52 Abs.&#160;3 bestimmt: &#8222;Soweit diese Charta Rechte enth&#228;lt, die den durch die [EMRK] garantierten Rechten entsprechen, haben sie die gleiche Bedeutung und Tragweite, wie sie ihnen in der genannten Konvention verliehen wird. Diese Bestimmung steht dem nicht entgegen, dass das Recht der Union einen weiter gehenden Schutz gew&#228;hrt.&#8220; Art.&#160;52 Abs.&#160;7 bestimmt, dass die Gerichte der Union und der Mitgliedstaaten &#8222;[d]ie Erl&#228;uterungen, die als Anleitung f&#252;r die Auslegung [der] Charta verfasst wurden, &#8230; von den Gerichten der Union und der Mitgliedstaaten geb&#252;hrend zu ber&#252;cksichtigen [sind]&#8220;(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erl&#228;uterungen wird klargestellt, dass &#8222;[d]ie Rechte nach Artikel 6 &#8230; den Rechten [entsprechen], die durch Artikel 5 EMRK garantiert sind, denen sie nach Artikel 52 Absatz 3 der Charta an Bedeutung und Tragweite gleichkommen&#8220;. Demgem&#228;&#223; d&#252;rfen &#8222;[d]ie Einschr&#228;nkungen, die legitim an diesen Rechten vorgenommen werden k&#246;nnen, &#8230; daher nicht &#252;ber die Einschr&#228;nkungen hinausgehen, die im Rahmen &#8230; [der] EMRK zul&#228;ssig sind&#8220;. Die Erl&#228;uterungen machen deutlich, dass der in Art.&#160;47 der Charta garantierte Schutz umfassender ist als der in Art.&#160;13 der EMRK vorgesehene, da er das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf vor einem Gericht garantiert.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Richtlinie 2013/32</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;26 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2013/32 zu gemeinsamen Verfahren f&#252;r die Zuerkennung und Aberkennung des internationalen Schutzes(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>) lautet: &#8222;Wird ein Antragsteller in Gewahrsam genommen, so stellen die Mitgliedstaaten sicher, dass eine rasche gerichtliche &#220;berpr&#252;fung des Gewahrsams gem&#228;&#223; der Richtlinie 2013/33/EU m&#246;glich ist.&#8220; </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Richtlinie 2013/33</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden der Richtlinie 2013/33 wird Folgendes ausgef&#252;hrt.</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Europ&#228;ische Rat nahm das Stockholmer Programm an(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>), in dem erneut die Verpflichtung zu dem Ziel bekr&#228;ftigt wird, auf der Grundlage hoher Schutzstandards sowie fairer und wirksamer Verfahren einen gemeinsamen Raum des Schutzes und der Solidarit&#228;t zu schaffen, der auf einem gemeinsamen Asylverfahren und einem einheitlichen Status f&#252;r Personen, denen internationaler Schutz gew&#228;hrt wird, beruht (5. Erw&#228;gungsgrund).</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf die Behandlung von Personen, die unter diese Richtlinie fallen, sind die Mitgliedstaaten gehalten, ihren Verpflichtungen aus v&#246;lkerrechtlichen Instrumenten nachzukommen, denen sie beigetreten sind (10. Erw&#228;gungsgrund).</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Solche Personen d&#252;rfen nur in sehr klar definierten au&#223;ergew&#246;hnlichen Umst&#228;nden, die in der Richtlinie 2013/33 festgelegt sind, in Haft genommen werden unter Beachtung der Grunds&#228;tze der Erforderlichkeit und der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit in Bezug auf die Art und Weise und den Zweck der Inhaftnahme. Befindet sich ein Antragsteller auf internationalen Schutz in Haft, sollte er wirksamen Zugang zu den erforderlichen Verfahrensgarantien, beispielsweise zur Einlegung eines Rechtsbehelfs bei einer nationalen Justizbeh&#246;rde haben (15. Erw&#228;gungsgrund).</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Richtlinie 2013/33 steht im Einklang mit den Grundrechten und Grunds&#228;tzen, die insbesondere mit der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union anerkannt wurden. Sie zielt vor allem darauf ab, u.&#160;a. die Anwendung der Art.&#160;6 und 47 der Charta zu f&#246;rdern, und muss entsprechend umgesetzt werden (35. Erw&#228;gungsgrund).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 enth&#228;lt u.&#160;a. folgende Definitionen: Ein &#8222;Antrag auf internationalen Schutz&#8220; bezeichnet &#8222;das Ersuchen eines Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen um Schutz durch einen Mitgliedstaat, bei dem davon ausgegangen werden kann, dass er die Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft oder die Gew&#228;hrung des subsidi&#228;ren Schutzstatus anstrebt, und der nicht ausdr&#252;cklich um eine andere, gesondert zu beantragende Form des Schutzes au&#223;erhalb des Anwendungsbereichs der Richtlinie 2011/95/EU ersucht&#8220;(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>). &#8222;Antragsteller&#8220; bezeichnet &#8222;einen Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen, der einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt hat, &#252;ber den noch nicht endg&#252;ltig entschieden wurde&#8220;(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>). &#8222;Haft&#8220; bezeichnet &#8222;die r&#228;umliche Beschr&#228;nkung eines Antragstellers durch einen Mitgliedstaat auf einen bestimmten Ort, an dem der Antragsteller keine Bewegungsfreiheit hat&#8220;(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 bestimmt, dass die Richtlinie 2013/33 &#8222;f&#252;r alle Drittstaatsangeh&#246;rigen und Staatenlosen [gilt], die im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats einschlie&#223;lich an der Grenze, in den Hoheitsgew&#228;ssern oder in den Transitzonen internationalen Schutz beantragen, solange sie als Antragsteller im Hoheitsgebiet verbleiben d&#252;rfen &#8230;&#8220;. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;4 k&#246;nnen die Mitgliedstaaten g&#252;nstigere Bestimmungen f&#252;r die Aufnahme von Antragstellern erlassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8 regelt die materiellen Bedingungen f&#252;r die Inhaftnahme von Antragstellern auf internationalen Schutz. Antragsteller d&#252;rfen nur aus den in Art.&#160;8 Abs.&#160;3 angegebenen Gr&#252;nden in Haft genommen werden. Nach Art.&#160;8 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d k&#246;nnen die Mitgliedstaaten insbesondere eine Person, die um internationalen Schutz ersucht, im Rahmen eines R&#252;ckf&#252;hrungsverfahrens gem&#228;&#223; der Richtlinie 2008/115/EG(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>) in Haft nehmen &#8222;zur Vorbereitung seiner R&#252;ckf&#252;hrung und/oder Fortsetzung des Abschiebungsverfahrens&#8220;, wenn der betreffende Mitgliedstaat &#8222;auf der Grundlage objektiver Kriterien, einschlie&#223;lich der Tatsache, dass der Antragsteller bereits Gelegenheit zum Zugang zum Asylverfahren hatte, belegen kann, dass berechtigte Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme bestehen, dass er den Antrag auf internationalen Schutz nur beantragt, um die Vollstreckung der R&#252;ckkehrentscheidung zu verz&#246;gern oder zu vereiteln&#8220;. Die Haftgr&#252;nde werden im einzelstaatlichen Recht geregelt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art 9 (&#8222;Garantien f&#252;r in Haft befindliche Antragsteller&#8220;) lautet: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ein Antragsteller wird f&#252;r den k&#252;rzest m&#246;glichen Zeitraum und nur so lange in Haft genommen, wie die in Artikel 8 Absatz 3 genannten Gr&#252;nde gegeben sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Haft der Antragsteller wird von einer Justiz- oder Verwaltungsbeh&#246;rde schriftlich angeordnet. In der Anordnung werden die sachlichen und rechtlichen Gr&#252;nde f&#252;r die Haft angegeben.</p> <p class="C02AlineaAltA">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wird die Haft von einer Verwaltungsbeh&#246;rde angeordnet, so sorgen die Mitgliedstaaten von Amts wegen und/oder auf Antrag des Antragstellers f&#252;r eine z&#252;gige gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Inhaftnahme. Findet eine derartige &#220;berpr&#252;fung von Amts wegen statt, so wird so schnell wie m&#246;glich nach Beginn der Haft entschieden. Findet die &#220;berpr&#252;fung auf Antrag des Antragstellers statt, so wird &#252;ber sie so schnell wie m&#246;glich nach Einleitung des diesbez&#252;glichen Verfahrens entschieden. Zu diesem Zweck legen die Mitgliedstaaten in ihrem einzelstaatlichen Recht die Frist fest, in der die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung von Amts wegen und/oder die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung auf Antrag des Antragstellers durchzuf&#252;hren ist.</p> <p class="C02AlineaAltA">Falls sich die Haft infolge der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung als unrechtm&#228;&#223;ig herausstellt, wird der betreffende Antragsteller unverz&#252;glich freigelassen.</p> <p class="C02AlineaAltA">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Haft befindliche Antragsteller werden unverz&#252;glich schriftlich und in einer Sprache, die sie verstehen, oder von der vern&#252;nftigerweise angenommen werden darf, dass sie sie verstehen, &#252;ber die Gr&#252;nde f&#252;r die Haft und die im einzelstaatlichen Recht vorgesehenen Verfahren f&#252;r die Anfechtung der Haftanordnung sowie &#252;ber die M&#246;glichkeit informiert, unentgeltlich Rechtsberatung und &#8209;vertretung in Anspruch zu nehmen.</p> <p class="C02AlineaAltA">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Haft wird in angemessenen Zeitabst&#228;nden von Amts wegen und/oder auf Antrag des betroffenen Antragstellers von einer Justizbeh&#246;rde &#252;berpr&#252;ft, insbesondere wenn sie von l&#228;ngerer Dauer ist oder sich ma&#223;gebliche Umst&#228;nde ergeben oder neue Informationen vorliegen, die sich auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Haft auswirken k&#246;nnten. </p> <p class="C02AlineaAltA">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Falle einer gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung der Haftanordnung nach Absatz 3 sorgen die Mitgliedstaaten daf&#252;r, dass der Antragsteller unentgeltliche Rechtsberatung und &#8209;vertretung in Anspruch nehmen kann. Die Rechtsberatung und &#8209;vertretung umfasst zumindest die Vorbereitung der erforderlichen Verfahrensdokumente und die Teilnahme an der Verhandlung im Namen des Antragstellers vor den Justizbeh&#246;rden.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Anwendbares nationales Recht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht teilt mit, dass die Vorschriften &#252;ber die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Inhaftnahme in &#167;&#160;46a Abs.&#160;6 bis 9 des Z&#225;kon &#269;.&#160;325/1999 Sb., o azylu (Gesetz Nr.&#160;325/1999 Slg., im Folgenden: Asylgesetz Nr.&#160;325/1999) Antragstellern die M&#246;glichkeit gab, eine Haftanordnung innerhalb von 30 Tagen nach Zustellung der Anordnung anzufechten. Der Krajsk&#253; soud (Regionalgericht, Tschechische Republik) &#8211; das erstinstanzliche Gericht &#8211; konnte &#252;ber die Klage innerhalb von sieben Arbeitstagen ab Zustellung der Verwaltungsakte an das Gericht entscheiden. Gegen das ergehende Urteil konnte beim vorlegenden Gericht Kassationsbeschwerde eingelegt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Wirkung vom 15.&#160;August 2017 wurde &#167;&#160;46a Abs.&#160;9 des Asylgesetzes Nr.&#160;325/1999 durch das Gesetz Nr.&#160;222/2017 Slg. ge&#228;ndert. Gem&#228;&#223; der neuen Fassung von &#167;&#160;46a Abs.&#160;9(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>) hat das Gericht (nach den Angaben in dem Vorlagebeschluss) nunmehr das bei ihm anh&#228;ngige Verfahren automatisch einzustellen, wenn der Antragsteller auf internationalen Schutz vor Verk&#252;ndung der Entscheidung &#252;ber seine Anfechtungsklage gegen die Inhaftnahme aus der Haft freigelassen wird. &#220;ber die Freilassung des Antragstellers haben die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden das betreffende Gericht unverz&#252;glich zu unterrichten. Dieses gilt f&#252;r das erstinstanzliche Verfahren und entsprechend auch f&#252;r das Kassationsverfahren vor dem vorlegenden Gericht.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Sachverhalt, Verfahren und Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 20.&#160;M&#228;rz 2017 wurde festgestellt, dass sich Herr D.&#160;H. ohne g&#252;ltige Reisedokumente oder Aufenthaltsgenehmigung im Hoheitsgebiet der Tschechischen Republik aufhielt. Er erhielt eine Ausweisungsverf&#252;gung mit Einreiseverbot und wurde zum Zweck der Abschiebung in Haft genommen. Herr D.&#160;H. beantragte internationalen Schutz im Hoheitsgebiet der Tschechischen Republik. Mit Anordnung vom 28.&#160;M&#228;rz 2017 wurde er von der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde mit der Begr&#252;ndung in Haft behalten, dass er den Antrag auf internationalen Schutz lediglich mit dem Ziel gestellt habe, seinen Aufenthalt zu legalisieren und der Ausweisung aus der Tschechischen Republik zu entgehen (im Folgenden: Haftanordnung).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr D.&#160;H. erhob gegen die Haftanordnung Anfechtungsklage vor dem Krajsk&#253; soud (Regionalgericht). Die Klage wurde am 4.&#160;Juli 2017 als unbegr&#252;ndet abgewiesen. Am 16.&#160;August 2017, also einen Tag nach dem Inkrafttreten der in Rede stehenden nationalen Ma&#223;nahme, legte Herr D.&#160;H. Kassationsbeschwerde beim vorlegenden Gericht ein. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwischenzeitlich, am 5.&#160;April 2017, hatte Herr D.&#160;H. seinen Antrag auf internationalen Schutz zur&#252;ckgezogen. Daraufhin wurde er aus der Haft freigelassen; er verlie&#223; freiwillig das Hoheitsgebiet der Tschechischen Republik und reiste in die Republik Belarus. Die zust&#228;ndige Beh&#246;rde unterrichtete das vorlegende Gericht &#252;ber seine Freilassung aus der Haft und beantragte gem&#228;&#223; der in Rede stehenden nationalen Ma&#223;nahme die Einstellung des beim vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Kassationsverfahrens.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund fragt das vorlegende Gericht:</p> <p class="C02AlineaAltA">Steht die Auslegung von Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33/EU in Verbindung mit den Art.&#160;6 und 47 der Charta einer innerstaatlichen rechtlichen Regelung entgegen, die es dem vorlegenden Gericht verwehrt, eine Gerichtsentscheidung in Sachen der Inhaftnahme eines Ausl&#228;nders zu &#252;berpr&#252;fen, nachdem der Ausl&#228;nder aus der Haft entlassen wurde?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Tschechische Republik und die Kommission haben schriftliche Stellungnahmen eingereicht. Die Rechtssache ist der Gro&#223;en Kammer zugewiesen worden. Unbeschadet der Bedeutung der Rechtsfrage wurde eine m&#252;ndliche Verhandlung nicht f&#252;r notwendig befunden. </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Bewertung</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zul&#228;ssigkeit</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es entspricht st&#228;ndiger Rechtsprechung, dass in Verfahren nach Art.&#160;267 AEUV das nationale Gericht, das allein &#252;ber unmittelbare Kenntnis des zugrunde liegenden Sachverhalts verf&#252;gt, die besten Voraussetzungen besitzt, um unter Ber&#252;cksichtigung der Besonderheiten der Rechtssache die Notwendigkeit einer Vorabentscheidung f&#252;r den Erlass seines Urteils zu beurteilen. Daher ist der Gerichtshof grunds&#228;tzlich gehalten, &#252;ber ihm vorgelegte Fragen zu befinden, wenn diese die Auslegung des Unionsrechts betreffen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr D.&#160;H. wurde aus der Haft freigelassen (und verlie&#223; anschlie&#223;end das Hoheitsgebiet der Tschechischen Republik). Der Gerichtshof hat von Amts wegen die Frage zu pr&#252;fen, ob das vorlegende Gericht um ein allgemeines Gutachten ersucht oder die Kl&#228;rung einer hypothetischen Frage w&#252;nscht, was die Vorlage unzul&#228;ssig machen w&#252;rde(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens ist das nicht der Fall. Aus dem Vorlagebeschluss geht hervor, dass die Haftanordnung als solche nicht aufgehoben wurde und dass der Antragsteller nach nationalem Recht, bevor er Schadensersatz wegen unrechtm&#228;&#223;iger Haft geltend machen kann, eine Aufhebung der Haftanordnung erwirken muss. Das vorlegende Gericht ist der Auffassung, dass eine automatische Verfahrenseinstellung den Antragsteller um das Recht auf einen derartigen Schadensersatz bringen w&#252;rde. Die tschechische Regierung widerspricht dieser Rechtsauffassung. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist nicht Sache des Gerichtshofs &#252;ber die Anwendbarkeit nationaler Vorschriften zur Entscheidung eines Ausgangsverfahrens zu befinden. Der Gerichtshof hat vielmehr im Rahmen der Verteilung der Zust&#228;ndigkeiten zwischen den Unionsgerichten und den nationalen Gerichten den rechtlichen Kontext der Vorabentscheidungsfrage, wie er in der Vorlageentscheidung definiert ist, zu ber&#252;cksichtigen(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>). Der Gerichtshof ist jedoch befugt, dem vorlegenden Gericht alle Hinweise zur Auslegung des Unionsrechts zu geben, die es diesem erm&#246;glichen, f&#252;r die Entscheidung der bei ihm anh&#228;ngigen Rechtssache &#252;ber die Frage der Vereinbarkeit zu befinden(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da es nicht ausgeschlossen ist, dass Herr D.&#160;H. das Verfahren zur Aufhebung der Haftanordnung fortsetzen m&#246;chte und da das vorlegende Gericht der Auffassung ist, dass die Antwort, die der Gerichtshof auf die Vorlagefrage gibt, f&#252;r seine Pr&#252;fungen im Ausgangsverfahren relevant ist, hat der Gerichtshof meines Erachtens &#252;ber diese Frage zu befinden.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Allgemeine Bemerkungen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist unstreitig, dass Herr D.&#160;H. einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt hat und dass er daher Antragsteller im Sinne der Richtlinie 2013/33 ist(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>). Unstreitig ist auch, dass er infolge der Haftanordnung im Sinne des Art.&#160;2 Buchst.&#160;h dieser Richtlinie in Haft genommen wurde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, dass die vor dem 15.&#160;August 2017 geltende Fassung des nationalen Gesetzes auf das erstinstanzliche Verfahren gegen die Haftanordnung Anwendung gefunden habe, dass aber nun die ge&#228;nderte Fassung dieser Bestimmung, die eine automatische Einstellung erforderlich macht, in dem bei ihm anh&#228;ngigen Verfahren anzuwenden sei.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht m&#246;chte gekl&#228;rt wissen, ob Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33 der in Rede stehenden nationalen Ma&#223;nahme entgegensteht. Es ist anerkennenswert, dass das vorlegende Gericht sich seiner Verantwortung bewusst ist, diese Richtlinie wenn n&#246;tig uneingeschr&#228;nkt umzusetzen, ohne auf die vorherige Aufhebung der in Rede stehenden nationalen Ma&#223;nahme auf gesetzgeberischem Wege oder durch irgendein anderes verfassungsrechtliches Verfahren zu warten(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>).Es ist sich ebenfalls bewusst, dass es die Auslegung dieser Bestimmung soweit wie m&#246;glich am Wortlaut und Zweck der Richtlinie 2013/33 ausrichten muss, um das mit der Richtlinie verfolgte Ziel zu erreichen(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>), um die volle Wirksamkeit der fraglichen Richtlinie zu gew&#228;hrleisten und zu einem Ergebnis zu gelangen, das mit dem von der Richtlinie verfolgten Ziel im Einklang steht(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>). Das vorlegende Gericht hebt hervor, dass die in Rede stehende nationale Ma&#223;nahme zur automatischen Verfahrenseinstellung f&#252;r alle Verfahren gilt, also sowohl f&#252;r erstinstanzliche Verfahren als auch f&#252;r Kassationsverfahren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn Verwaltungs- oder Justizbeh&#246;rden der Mitgliedstaaten die zur Umsetzung der Richtlinie 2013/33 erlassenen nationalen Rechtsvorschriften anwenden, handeln sie im Anwendungsbereich des Unionsrechts und somit zur Durchf&#252;hrung des Rechts der Union im Sinne des Art.&#160;51 Abs.&#160;1 der Charta(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>). Sie sind daher zur Achtung der in den Art.&#160;6 und 47 der Charta verankerten Grundrechte auf Freiheit und auf einen wirksamen Rechtsbehelf verpflichtet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit die Charta Rechte enth&#228;lt, die den durch die EKMR garantierten Rechten entsprechen, haben sie die gleiche Bedeutung und Tragweite, wie sie ihnen in der genannten Konvention verliehen wird(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>). Nach den Erl&#228;uterungen zur Charta entspricht ihr Art.&#160;6 Art.&#160;5 EMRK; demgegen&#252;ber erweitert Art.&#160;47 der Charta Art.&#160;13 EMRK(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>). Der Mindestschutzstandard der garantierten Rechte wird daher nicht nur durch den Wortlaut der EMRK(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>), sondern u.&#160;a. auch durch die Rechtsprechung des EGMR in Stra&#223;burg bestimmt(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof muss zwei Fragen kl&#228;ren. Erstens: In welchem Umfang besteht das Recht auf gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit einer Inhaftnahme nach Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33? Zweitens: Inwieweit gelten f&#252;r die zweitinstanzliche &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit einer derartigen Inhaftnahme dieselben Bedingungen wie sie f&#252;r erstinstanzliche &#220;berpr&#252;fungen gelten?</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Inhaftnahme: Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8 der Richtlinie 2013/33 enth&#228;lt strikte materielle Voraussetzungen f&#252;r die Inhaftnahme von Personen, die internationalen Schutz beantragen. Durch Art.&#160;9 erhalten die so in Haft genommenen Personen verschiedene gewichtige Garantien. Dazu geh&#246;rt, dass der Betreffende nur so lange in Haft genommen werden darf, wie die in Art.&#160;8 Abs.&#160;3 dieser Richtlinie genannten Gr&#252;nde gegeben sind (Art.&#160;9 Abs.&#160;1). Der Vorlagebeschluss ist insoweit nicht explizit, aber es scheint, dass Herr D.&#160;H. auf der Grundlage von Art.&#160;8 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d (<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>) in Haft genommen worden war.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wird ein Antragsteller in Haft genommen, so muss ihm die M&#246;glichkeit einer z&#252;gigen gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Inhaftnahme gegeben werden(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>). Zus&#228;tzlich werden ihm wichtige Verfahrensgarantien gew&#228;hrt: Das Recht, in einer Sprache, die er versteht, &#252;ber die Gr&#252;nde f&#252;r die Haft und die Verfahren f&#252;r die Anfechtung der Haftanordnung informiert zu werden(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>) und das Recht, unentgeltliche Rechtsberatung und &#8209;vertretung in Anspruch nehmen zu k&#246;nnen(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>). Falls sich die Haft infolge der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung als unrechtm&#228;&#223;ig herausstellt, ist der betreffende Antragsteller unverz&#252;glich freizulassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Bestimmungen des Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33 im Licht der Bestimmungen der Art.&#160;6 und 47 der Charta und der EMRK, auf die sich die Charta bezieht, zu lesen sind, ist es angebracht, zun&#228;chst die in der EMRK vorgeschriebenen Schutzstandards in Erinnerung zu rufen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;5 Abs.&#160;1 EMRK darf die Freiheit nur in den dort angef&#252;hrten besonderen F&#228;llen und nur auf die gesetzlich vorgeschriebene Weise entzogen werden. Jede Person, die festgenommen oder der die Freiheit entzogen ist, hat das Recht nach Art.&#160;5 Abs.&#160;4 zu beantragen, dass ein Gericht innerhalb kurzer Frist &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Freiheitsentzugs entscheidet und ihre Entlassung anordnet, wenn der Freiheitsentzug nicht rechtm&#228;&#223;ig ist(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>). Das Hauptziel dieser gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung besteht erkennbar darin, der in Haft befindlichen Person die M&#246;glichkeit zu geben, ihr Recht auf Freiheit durchzusetzen. Wenn die Inhaftnahme unrechtm&#228;&#223;ig erfolgte, sollte sie selbstverst&#228;ndlich nicht l&#228;nger in Haft bleiben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings verschwinden die <i>Folgen</i> und <i>Auswirkungen</i> einer unrechtm&#228;&#223;igen Haft nicht wie von Zauberhand, wenn die T&#252;ren der Haftanstalt aufspringen und die in Haft genommene Person freigelassen wird. Mit der gerichtlichen Feststellung, dass die Inhaftnahme unrechtm&#228;&#223;ig erfolgte, wird damit auch festgestellt, dass es unzul&#228;ssig gewesen war, die betreffende Person Tage oder Wochen eingesperrt zu halten. Keine Macht auf Erden kann ihr diese Zeit einfach so zur&#252;ckgeben. Aber die Gerichte k&#246;nnen es <i>kenntlich machen und ausspre</i><i>chen</i>, dass die Inhaftnahme nicht rechtm&#228;&#223;ig war. Damit wird der Sachverhalt richtig gestellt. Dies kann f&#252;r die Zukunft wichtig sein, und zwar immer dann, wenn diese Person ein Formular auszuf&#252;llen hat, in dem es um ihre Vergangenheit geht, oder wenn eine Amtsperson oder ein m&#246;glicher Arbeitgeber &#252;ber sie eine Computerrecherche durchf&#252;hrt. Dies kann als solches schon ein gewisses Ma&#223; an Genugtuung enthalten: offizielle Anerkennung, dass ein Unrecht, eine Ungerechtigkeit begangen wurde.Die betroffene Person m&#246;chte aber m&#246;glicherweise auch weitergehen und eine Entsch&#228;digung f&#252;r diese verlorenen Tage oder Wochen verlangen. In Art.&#160;5 Abs.&#160;5 EMRK hei&#223;t es demgem&#228;&#223;, dass jede Person, der unter Verletzung der in Art.&#160;5 Abs.&#160;1 und 4 dieses Artikels genannten Bestimmungen die Freiheit entzogen worden ist, einen durchsetzbaren Anspruch auf Schadensersatz hat(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf das in Art.&#160;47 der Charta verankerte Recht auf gerichtlichen Rechtsschutz hat der Gerichtshof festgestellt, dass jede Person, deren durch das Recht der Union garantierte Rechte oder Freiheiten verletzt worden sind, das Recht hat, nach Ma&#223;gabe der in diesem Artikel vorgesehenen Bedingungen bei einem Gericht einen wirksamen Rechtsbehelf einzulegen. Der Gerichtshof hat dazu betont, dass das Vorhandensein einer wirksamen, zur Gew&#228;hrleistung des Unionsrechts dienenden gerichtlichen Kontrolle dem Wesen eines Rechtsstaats inh&#228;rent ist(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Wortlaut von Art.&#160;9 Abs.&#160;3 und 5 der Richtlinie 2013/33 l&#228;sst keinen Zweifel daran, dass einem <i>in Haft befindlichen</i> Antragsteller die M&#246;glichkeit gegeben werden muss, die Rechtm&#228;&#223;igkeit seiner Inhaftnahme gerichtlich &#252;berpr&#252;fen zu lassen. Besteht dieses Recht fort, wenn das Verfahren, das der Antragsteller w&#228;hrend seiner Haft eingeleitet hat, noch anh&#228;ngig ist, er aber durch eine Verwaltungsentscheidung der zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rde aus der Haft entlassen wird?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich bin der Auffassung, dass diese Frage mit &#8222;Ja&#8220; beantwortet werden muss.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;9 Abs.&#160;3 beginnt mit den Worten: &#8222;Wird die Haft von einer Verwaltungsbeh&#246;rde angeordnet &#8230;&#8220; Es hei&#223;t nicht: &#8222;Wenn der Antragsteller in Haft ist &#8230;&#8220; Die Betonung liegt also auf der <i>Rechtstatsache</i>, dass die zust&#228;ndige Beh&#246;rde eine Freiheitsentziehung angeordnet hat. Es ist diese Rechtstatsache, um die es geht, denn es ist das Recht auf Freiheit, dass durch eine staatliche Ma&#223;nahme eingeschr&#228;nkt wurde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dies wird durch den Wortlaut des Art.&#160;9 Abs.&#160;2 best&#228;tigt. Danach wird &#8222;[d]ie Haft der Antragsteller &#8230; von einer Justiz- oder Verwaltungsbeh&#246;rde schriftlich angeordnet. In der Anordnung werden die sachlichen und rechtlichen Gr&#252;nde f&#252;r die Haft angegeben&#8220;. Es ist diese Haftanordnung, die Gegenstand der rechtlichen &#220;berpr&#252;fung ist, weil sie die Grundlage f&#252;r die Freiheitsentziehung darstellt. Falls als Ergebnis der &#220;berpr&#252;fung der Haftanordnung &#8222;sich die Haft &#8230; als unrechtm&#228;&#223;ig herausstellt, wird der betreffende Antragsteller unverz&#252;glich freigelassen&#8220; (Art.&#160;9 Abs.&#160;3 letzter Satz). Die Strenge der Kontrolle der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Haftanordnung kommt deutlich in Erw&#228;gungsgrund 15 der Richtlinie 2013/33 zum Ausdruck, in dem es hei&#223;t, dass &#8222;Antragsteller &#8230; nur in den in der Richtlinie eindeutig definierten Ausnahmef&#228;llen und im Einklang mit den Grunds&#228;tzen der Erforderlichkeit und der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit in Bezug auf die Art und Weise und den Zweck der Inhaftnahme in Haft genommen werden [d&#252;rfen]&#8220;(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens best&#228;tigt der Wortlaut des Art.&#160;9 der Richtlinie 2012/33 die von mir vertretene Auffassung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die Ziele und den Zweck dieser Bestimmung betrifft, so besteht nat&#252;rlich der &#252;bliche und unmittelbare Zweck der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Haftanordnung darin, die Haftanordnung aufzuheben, damit der Betroffene seine Freiheit wiedererlangt. Aber die Folgen und Auswirkungen der Inhaftnahme sind dieselben unabh&#228;ngig davon, ob die Freilassung aus der Haft durch eine weitere Verwaltungsentscheidung der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde oder aufgrund eines Gerichtsurteils zur Aufhebung der urspr&#252;nglichen Haftanordnung erfolgt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine Auslegung der Richtlinie, wonach die betreffende Person, sobald sie nicht mehr in Haft ist, nicht mehr gesch&#252;tzt ist, w&#252;rde zu seltsamen Unstimmigkeiten f&#252;hren. Es gen&#252;gen zwei Beispiele, um dies zu verdeutlichen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angenommen zwei Antragsteller auf internationalen Schutz, A und B, werden von den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden in Haft genommen und zwar aus Gr&#252;nden, die nach Art.&#160;8 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2013/33 unzul&#228;ssig sind. Beide erheben Anfechtungsklage. Nach zwei Wochen erkennen die Beh&#246;rden ihren Fehler in Bezug auf A und lassen ihn am Morgen des 15. Tages seiner Inhaftnahme frei. B bleibt in Haft. Am Nachmittag dieses Tages wird &#252;ber beide Klagen vor dem f&#252;r die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung solcher Fragen zust&#228;ndigen Gericht verhandelt. Wenn die durch die Richtlinie gew&#228;hrten Rechte mit der Freilassung aus der Haft entfallen w&#252;rden, w&#252;rde die Klage des A abgewiesen, w&#228;hrend im Fall des B eine Entscheidung erginge, mit der die Haftanordnung aufgehoben, die unverz&#252;gliche Freilassung an diesem Nachmittag angeordnet und ihm die M&#246;glichkeit eines Schadensersatzanspruchs wegen unrechtm&#228;&#223;iger Haft er&#246;ffnet w&#252;rde. Nur sechs Stunden trennen die Zeitpunkte, zu denen A und B ihre Freiheit wiedererlangen. Beide befanden sich l&#228;nger als zwei Wochen unrechtm&#228;&#223;ig in Haft. Bei einer restriktiven Auslegung des Art.&#160;9 dahin gehend, dass er nur diejenigen Antragsteller erfasst, die tats&#228;chlich <i>in Haft sind</i>, wenn ihre F&#228;lle vor Gericht verhandelt werden, w&#252;rde A trotzdem jeglicher gerichtliche Schutz entzogen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nehmen wir andererseits den Fall an, dass der Antragsteller C von den zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rden in Haft genommen wird, wobei es sich um eine Personenverwechslung handelt &#8211; er ist zwar ein Antragsteller auf internationalen Schutz, aber ist tats&#228;chlich nicht die Person D, den die Beh&#246;rden in Haft zu nehmen beabsichtigten, und es gibt nach der Richtlinie keine Rechtsgr&#252;nde f&#252;r seine Inhaftnahme. C erhebt Anfechtungsklage. Bevor sein Fall vor Gericht verhandelt wird (und w&#228;hrend er weiterhin lautstark geltend macht, dass er nicht D ist) wird er abgeschoben. Er befindet sich somit nicht mehr in Haft und k&#246;nnte sich bei einer restriktiven Auslegung des Art.&#160;9 zu seinem Schutz nicht an die Gerichte wenden, da er (im Wege der Abschiebung) &#8222;freigelassen&#8220; wurde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine Berechtigung der zust&#228;ndigen Beh&#246;rden, eine Person, die sie gem&#228;&#223; Art.&#160;8 der Richtlinie 2013/33 in Haft genommen haben, dadurch dem Geltungsbereich und dem Schutz des Artikels 9 der Richtlinie zu entziehen, dass sie einfach eine weitere Verwaltungsentscheidung treffen, um diese Person freizulassen und um anschlie&#223;end die Bestimmung wie im Ausgangsverfahren &#252;ber die automatische Verfahrenseinstellung anzuwenden, enthielte die reale M&#246;glichkeit eines Missbrauchs. Es w&#228;re m&#246;glich, dass die Beh&#246;rden einen Antragsteller auf internationalen Schutz nacheinander in Haft nehmen, freilassen, wieder in Haft nehmen und wieder freilassen, um damit zu erreichen, dass er zu keinem Zeitpunkt eine gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Haftanordnung(en) erhalten kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit sage ich nicht, dass dies tats&#228;chlich geschieht. Ich m&#246;chte aber auf das historische Beispiel aus dem Vereinigten K&#246;nigreich eines missgl&#252;ckten Gesetzes auf dem H&#246;hepunkt des Kampfes der Suffragetten um das Frauenwahlrecht hinweisen. Militante Frauenrechtlerinnen wurden wegen geringf&#252;giger Sachsch&#228;den oder wegen Behinderung der Polizei inhaftiert. Sie begannen im Gef&#228;ngnis einen Hungerstreik und wurden ziemlich brutal zwangsern&#228;hrt. Als sich das Mitgef&#252;hl der &#214;ffentlichkeit ihnen zuwendete, hatte die liberale Regierung Stanley Baldwin einen Einfall. K&#246;nnte man nicht, anstatt sie im Gef&#228;ngnis, wenn sie durch Nahrungsmangel geschw&#228;cht waren, zwangsweise zu ern&#228;hren, einfach unter Auflagen freilassen? Sobald sie wieder zu essen beg&#228;nnen und ihre Kraft wiedererlangt h&#228;tten, k&#246;nnte man sie erneut festnehmen und wieder einsperren. Also erlie&#223; die Regierung den Prisoners (Temporary Discharge for Ill Health) Act 1913 (Gefangenengesetz &#252;ber vor&#252;bergehende Entlassung bei schlechter Gesundheit 1913). Das Gesetz wurde schnell unter dem Beinamen &#8222;The Cat and Mouse Act&#8220; bekannt, denn die grausame Analogie zu einer Katze, die mit ihrer Beute spielt, bevor sie sie erledigt, war mehr als deutlich. Unter den Gegebenheiten des vorliegenden Falles besteht Anlass, anzunehmen, dass es zu Missbrauch kommen k&#246;nnte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist auch darauf hinzuweisen, dass, wie das vorlegende Gericht ausf&#252;hrt, eine gerichtliche Entscheidung &#252;ber die Aufhebung der Haftanordnung eine notwendige Voraussetzung f&#252;r eine Schadensersatzklage wegen unrechtm&#228;&#223;iger Haft darstellt. Die tschechische Regierung bestreitet in ihren schriftlichen Erkl&#228;rungen, dass dies nach nationalem Recht unbedingt richtig sei, und ich kann mich nicht dazu &#228;u&#223;ern, ob die Auslegung des nationalen Rechts durch die Regierung oder den Nejvy&#353;&#353;&#237; spr&#225;vn&#237; soud (Oberstes Verwaltungsgericht) die richtige ist. Ich m&#246;chte nur zwei Bemerkungen allgemeinerer Art machen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens besteht der Zweck der in Art.&#160;9 verankerten Garantien zur &#220;berpr&#252;fung der in Art.&#160;8 Abs.&#160;3 genannten Haftgr&#252;nde nicht nur darin, sicherzustellen, dass die Antragsteller freigelassen werden, wenn diese Gr&#252;nde nicht nachgewiesen werden k&#246;nnen, sondern auch darin, von willk&#252;rlichen Verletzungen des Rechts des Antragstellers auf Freiheit abzuhalten(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>). Im Hinblick darauf, dass diese Bestimmung im Licht der in den Art.&#160;6 und 47 der Charta verankerten Grundrechte auszulegen ist, spricht dies f&#252;r eine nicht-restriktiven Auslegung, w&#228;hrend die entgegengesetzte Auslegung meines Erachtens diesen Grundrechten widersprechen w&#252;rde(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens enth&#228;lt die Rechtsprechung des Gerichtshofs zur Frage des Interesses einer Person an der Durchf&#252;hrung eines gerichtlichen Verfahrens hierzu hilfreiche Hinweise. So hat der Gerichtshof im Zusammenhang mit einzelnen vom Rat erlassenen restriktiven Ma&#223;nahmen im Rahmen der Gemeinsamen Au&#223;en- und Sicherheitspolitik entschieden, dass ein Antragsteller ein Interesse daran hat, die Aufhebung eines Rechtsakts zu beantragen, insbesondere wenn die Feststellung der Rechtswidrigkeit als Grundlage f&#252;r eine k&#252;nftige Klage auf materiellen oder immateriellen Schadensersatz dienen kann(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>), der durch den angefochtenen Rechtsakt verursacht wurde(<a href="#Footnote38" name="Footref38">38</a>). Selbst wenn keine Aussicht auf Ersatz eines Verm&#246;gensschadens besteht, k&#246;nnte der Antragsteller gleichwohl ein immaterielles Interesse an der Durchf&#252;hrung des Verfahrens haben, da eine m&#246;gliche Nichtigerkl&#228;rung eine Form der Wiedergutmachung des von ihm erlittenen immateriellen Schadens darstellt, der ihm aufgrund der Rechtswidrigkeit der betreffenden Handlung entstanden ist(<a href="#Footnote39" name="Footref39">39</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens lassen sich die Grunds&#228;tze dieser Rechtsprechung durchaus auf einen Sachverhalt &#252;bertragen, in dem die betreffende Person einen Eingriff in ihr in Art.&#160;6 der Charta verankertes Grundrecht auf Freiheit erlitten hat. Ich bin daher der Ansicht, dass Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33 nicht nur einem Antragsteller, der noch in Haft ist, zwecks &#220;berpr&#252;fung Zugang zu den Gerichten gew&#228;hrt, sondern dass diese Bestimmung es auch einem Antragsteller, der in Haft gewesen war, dann aber durch Verwaltungsanordnung freigelassen wurde, erm&#246;glicht, auf Feststellung zu klagen, dass die ihm auferlegte Haft unrechtm&#228;&#223;ig gewesen war.Ob eine solche Feststellung eine moralische Genugtuung f&#252;r das erlittene Unrecht darstellt oder als Ausgangspunkt f&#252;r eine Schadensersatzklage wegen unrechtm&#228;&#223;iger Inhaftnahme dient, ist insoweit unerheblich.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich sei angemerkt, dass das vorlegende Gericht darauf hinweist, dass die in Rede stehende nationale Ma&#223;nahme die automatische Verfahrenseinstellung vorschreibt und somit die gerichtliche &#220;berpr&#252;fung einer verwaltungsrechtlichen Haftanordnung <i>sogar in der ersten Instanz</i> ausschlie&#223;t. Das vorlegende Gericht vertritt die Auffassung, dass eine solche Regelung nicht mit Art.&#160;9 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2013/33 vereinbar sei; das findet auch meine Zustimmung. Eine Bestimmung, die tats&#228;chlich dazu f&#252;hrt, die gerichtliche Kontrolle auszuschalten, l&#228;sst sich nur schwer mit der grundlegenden Pr&#228;misse der Rechtsstaatlichkeit in der Europ&#228;ischen Union in Einklang bringen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich bin daher der Ansicht, dass die Frage des vorlegenden Gerichts allgemein dahin zu beantworten ist, dass Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33 einer nationalen Bestimmung wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden insofern entgegensteht, als die nationalen Gerichte durch diese Bestimmung verpflichtet werden, ein Gerichtsverfahren, das von einem Antragsteller auf internationalen Schutz zur Anfechtung einer gegen ihn erlassenen Haftanordnung anh&#228;ngig gemacht wurde, einzustellen, wenn die betreffende Person durch eine nachfolgende Anordnung aus der Haft freigelassen wird.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Gerichtliche &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Inhaftnahme: Kassationsverfahren</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Verfahren hatte Herr D.&#160;H. den Vorteil, dass die Haftanordnung in seinem Fall <i>vor</i> dem Inkrafttreten der ge&#228;nderten Fassung des &#167;&#160;46a Abs.&#160;9 des Asylgesetzes Nr.&#160;325/1999 gerichtlich gepr&#252;ft wurde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Behalten die Mitgliedstaaten nach Unionsrecht den Gestaltungsspielraum, vorschreiben zu k&#246;nnen, dass <i>Rechtsbehelfs</i><i>verfahren </i>gegen eine erstinstanzliche Gerichtsentscheidung automatisch eingestellt werden m&#252;ssen, wenn der Antragsteller durch Verwaltungsanordnung aus der Haft freigelassen wird, bevor die Entscheidung des Gerichts ergeht?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sowohl die Regierung der Tschechischen Republik als auch die Kommission halten eine solche Auffassung mit Art.&#160;9 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2013/33 f&#252;r vereinbar. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich bin anderer Ansicht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit der Richtlinie 2013/33 soll ein hoher Schutzstandard sowie ein faires und wirksames Verfahren f&#252;r Antragsteller eingef&#252;hrt werden(<a href="#Footnote40" name="Footref40">40</a>). Die Entstehungsgeschichte der Richtlinie zeigt, dass rechtliche und verfahrensrechtliche Garantien f&#252;r die Inhaftnahme von Antragstellern eingef&#252;hrt wurden, um ein h&#246;heres Ma&#223; an Harmonisierung zu gew&#228;hrleisten und die in der fr&#252;heren Ma&#223;nahme festgelegten Mindeststandards f&#252;r die Aufnahme von Asylbewerbern zu verbessern (Richtlinie 2003/9/EG)(<a href="#Footnote41" name="Footref41">41</a>). Das Ziel war sicherzustellen, dass diese Bestimmungen in vollem Umfang mit den Grundrechten, die in der Charta verankert sind, sowie mit den Verpflichtungen aus dem V&#246;lkerrecht vereinbar sind(<a href="#Footnote42" name="Footref42">42</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insofern als die Richtlinie 2033/13 eine Mindestharmonisierung der Aufnahmebedingungen f&#252;r Antragsteller vorsieht(<a href="#Footnote43" name="Footref43">43</a>), legt sie ein Grundniveau fest, das kein Mitgliedstaat unterschreiten darf. Es steht ihnen jedoch frei, gro&#223;z&#252;gigere Regelungen zu erlassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Richtlinie 2013/33 enth&#228;lt keine Verpflichtung der Mitgliedstaaten, eine zweite Instanz gerichtlicher Kontrolle f&#252;r den Fall vorzusehen, dass Antragsteller eine Entscheidung der ersten Instanz anfechten wollen(<a href="#Footnote44" name="Footref44">44</a>). Zudem entspricht es st&#228;ndiger Rechtsprechung, dass der Grundsatz des effektiven gerichtlichen Rechtsschutzes dem Einzelnen nur ein Recht auf Zugang zu einem Gericht und nicht zu mehreren Gerichtsinstanzen er&#246;ffnet(<a href="#Footnote45" name="Footref45">45</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine nationale Bestimmung wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende f&#228;llt somit uneingeschr&#228;nkt in den Geltungsbereich der Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten vorbehaltlich der Grunds&#228;tze der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t des Unionsrechts(<a href="#Footnote46" name="Footref46">46</a>). Die Bereitstellung einer zweiten Instanz d&#252;rfte aber nebenbei bemerkt nicht nur f&#252;r den Beschwerdef&#252;hrer von Vorteil sein. Auf diese Weise wird den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden des Mitgliedstaats eine Eingreifm&#246;glichkeit gegeben, wenn sie etwas (zu Recht oder zu Unrecht) als eine &#8222;schlechte&#8220; erstinstanzliche Entscheidung betrachten, und in F&#228;llen, in denen mehrere Gerichte in erster Instanz zust&#228;ndig sind, erm&#246;glicht dies eine koh&#228;rente Rechtsprechung auf zweitinstanzlicher Ebene, wodurch f&#252;r alle Beteiligten Einheitlichkeit und Rechtssicherheit gew&#228;hrleistet werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der Pr&#252;fung des Gestaltungsspielraums der Mitgliedstaaten muss aber auch ber&#252;cksichtigt werden, dass Art.&#160;9 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2033/13 in besonderer Weise Ausdruck der f&#252;r Antragsteller im weiteren Kontext des Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems in Bezug auf das Recht auf einen wirksamen Rechtsschutz festzulegenden Aufnahmebedingungen ist. Mit dieser Richtlinie sollen wirksame materiell-rechtliche und verfahrensrechtliche Garantien eingef&#252;hrt werden, um die Rechtm&#228;&#223;igkeit von Haftanordnungen sicherzustellen(<a href="#Footnote47" name="Footref47">47</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat in einer Reihe von Rechtssachen geurteilt, in denen Einzelpersonen gegen eine erstinstanzliche Entscheidung klagten, bei der es um Rechte ging, die sich aus dem Unionsrecht herleiteten, bei denen das Unionsrecht aber keine zweite Instanz auf der nationalen Ebene vorsah. In diesen F&#228;llen war es erforderlich, die nationalen Verfahrensregeln f&#252;r eine solche Kontrolle anhand des Effektivit&#228;tsgrundsatzes zu &#252;berpr&#252;fen. Zwei j&#252;ngere Beispiele m&#246;gen diesen Ansatz des Gerichtshofs veranschaulichen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So betraf das Urteil in der Rechtssache Belastingdienst/Toeslagen(<a href="#Footnote48" name="Footref48">48</a>) die Berufung eines Drittstaatsangeh&#246;rigen gegen einen Bescheid der nationalen Beh&#246;rde, mit der die Erstattung von Zusch&#252;ssen zu Miet- und Krankenkosten angeordnet wurde. Das vorlegende Gericht ersuchte um Auslegung des Art.&#160;39 der Richtlinie 2005/85/EG(<a href="#Footnote49" name="Footref49">49</a>) und des Art.&#160;13 der Richtlinie 2008/115 im Licht der Art.&#160;18, 19 Abs.&#160;2 und 47 der Charta. Die Frage war, ob diese Bestimmungen einer nationalen Regelung entgegenstehen, die zwar einen Rechtsbehelf gegen ein erstinstanzliches Urteil f&#252;r den Fall vorsieht, das dieses eine Entscheidung best&#228;tigt, mit dem ein Antrag auf internationalen Schutz abgelehnt und eine R&#252;ckkehrverpflichtung auferlegt wird, diesen Rechtsbehelf aber nicht kraft Gesetzes mit aufschiebender Wirkung ausstattet, obwohl der Betroffene die ernsthafte Gefahr eines Versto&#223;es gegen den Grundsatz der Nichtzur&#252;ckweisung geltend macht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat ausgef&#252;hrt, dass, obwohl diese Richtlinien keine Regelungen &#252;ber die Schaffung und Ausgestaltung eines zweiten Rechtszugs f&#252;r Rechtsbehelfe gegen abschl&#228;gige Entscheidungen &#252;ber einen Antrag auf internationalen Schutz und R&#252;ckkehrentscheidungen enthalten(<a href="#Footnote50" name="Footref50">50</a>), &#8222;die Richtlinie 2008/115 ebenso wie die Richtlinie 2005/85, wie sich aus dem 24.&#160;Erw&#228;gungsgrund der ersteren und dem achten Erw&#228;gungsgrund der letzteren ergibt, unter Beachtung der insbesondere in der Charta anerkannten Grundrechte und Grunds&#228;tze auszulegen [ist]&#8220;(<a href="#Footnote51" name="Footref51">51</a>). Der Gerichtshof hat anschlie&#223;end die nationalen Bestimmungen gem&#228;&#223; den Grunds&#228;tzen von &#196;quivalenz und Effektivit&#228;t &#252;berpr&#252;ft und festgestellt, dass der Grundsatz der Effektivit&#228;t in diesem Fall keine &#252;ber die Grundrechte hinaus gehenden Anforderungen, insbesondere &#252;ber die durch Artikel 47 der Charta garantierten, enthielt(<a href="#Footnote52" name="Footref52">52</a>). Der Gerichtshof hat festgestellt, dass in dem betreffenden Fall beide Grunds&#228;tze gewahrt waren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Gegensatz dazu hat der Gerichtshof in seinem Urteil in der Rechtssache S&#225;nchez Morcillo und Abril Garc&#237;a(<a href="#Footnote53" name="Footref53">53</a>), das die Auslegung des Art.&#160;7 der Richtlinie 93/13/EWG &#252;ber missbr&#228;uchliche Klauseln in Verbrauchervertr&#228;gen(<a href="#Footnote54" name="Footref54">54</a>) und Art.&#160;47 der Charta betraf, festgestellt, dass die betreffenden nationalen Bestimmungen geeignet waren, die Wirksamkeit des mit der Richtlinie 93/13 eingef&#252;hrten Verbraucherschutzes zu beeintr&#228;chtigen(<a href="#Footnote55" name="Footref55">55</a>). Bei der &#220;berpr&#252;fung der nationalen Bestimmungen aufgrund des Grundsatzes der Effektivit&#228;t, hat der Gerichtshof festgestellt, dass die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, die Wirksamkeit der den Einzelnen aus der Richtlinie 93/13 erwachsenden Rechte (im betreffenden Fall gegen die Verwendung missbr&#228;uchlicher Klauseln) zu gew&#228;hrleisten, das <i>Erfordernis eines gerichtlichen Schutzes</i>, das in Art.&#160;47 der Charta auch garantiert ist, impliziert. Dieser Schutz muss sowohl f&#252;r die Bestimmung der Gerichte gelten, die f&#252;r die Entscheidung &#252;ber Klagen, die sich auf das Unionsrecht st&#252;tzen, zust&#228;ndig sind, als auch f&#252;r die Festlegung der Verfahrensmodalit&#228;ten(<a href="#Footnote56" name="Footref56">56</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens ist der Ansatz des Gerichtshofs im letzteren Fall hier sinngem&#228;&#223; anwendbar. Letztlich entscheidet die Effektivit&#228;t der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung der Haftanordnungen dar&#252;ber, ob die materiellen Voraussetzungen in Art.&#160;8 und die Garantien in Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33 die Antragsteller so sch&#252;tzen, wie dies vorgesehen ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf den Grundsatz der Effektivit&#228;t sind meines Erachtens folgende Aspekte des vom vorlegenden Gericht beschriebenen Sachverhalts besonders relevant.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens kann es bei einer automatischen Verfahrenseinstellung zu einer willk&#252;rlichen Behandlung kommen. Wenn die zweite Instanz nicht in der Lage ist, die Verhandlung &#252;ber eine erstinstanzlichen Entscheidung &#252;ber eine Haftanordnung abzuschlie&#223;en, bevor die betroffene Person freigelassen wird, wird es eine unterschiedliche Behandlung im Vergleich zu den F&#228;llen geben, in denen der Antragsteller in Haft ist. Selbst wenn die Gr&#252;nde f&#252;r die &#220;berpr&#252;fung und die betreffenden Sachverhalte &#252;bereinstimmen, k&#246;nnte letztere Person mit einem Rechtsmittel gegen das erstinstanzliche Urteil vorgehen, w&#228;hrend erstere dazu nicht berechtigt w&#228;re. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens k&#246;nnten die Verwaltungsbeh&#246;rden einfach dadurch, dass sie den betreffenden Antragsteller freilassen, erreichen, dass die zweite Instanz niemals in der Lage ist, ein erstinstanzliches Urteil zu &#252;berpr&#252;fen. Der Grundsatz der Waffengleichheit w&#228;re dadurch nicht gewahrt(<a href="#Footnote57" name="Footref57">57</a>). Zudem werden die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden, indem sie den Gerichten anzeigen, wenn ein Antragsteller freigelassen wird, was die automatische Einstellung des Verfahrens zu Folge hat, auch in die Lage versetzt, das Berufungsgericht bei der unabh&#228;ngigen Wahrnehmung seiner Aufgaben zu behindern.Wenn, wie das vorlegende Gericht in seinem Vorlagebeschluss mitteilt, Rechtsbeschwerden in der Regel erst nach der Freilassung des betreffenden Antragstellers zu ihm gelangen, dann bedeutet die automatische Verfahrenseinstellung, dass dem vorlegenden Gericht tats&#228;chlich die M&#246;glichkeit genommen wird, die Rechtm&#228;&#223;igkeit von Haftanordnungen zu &#252;berpr&#252;fen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar trifft es sicherlich zu, dass Art.&#160;9 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2013/33 nicht verlangt, eine zweite gerichtliche &#220;berpr&#252;fungsinstanz einzurichten; wenn aber die Mitgliedstaaten diese zus&#228;tzliche &#220;berpr&#252;fung in ihr nationales Systeme aufnehmen, m&#252;ssen die <i>Bedingungen </i>unter denen diese &#220;berpr&#252;fung durchgef&#252;hrt wird, den allgemeinen Rahmen der Garantien in dieser Richtlinie beachten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das fr&#252;he Urteil des Gerichtshofs in der Rechtssache Sotgiu(<a href="#Footnote58" name="Footref58">58</a>) kann hierzu als Beispiel herangezogen werden. Diese Rechtssache betraf die Auslegung der Ausnahme von der Freiz&#252;gigkeit der Arbeitnehmer bei T&#228;tigkeit in der &#246;ffentlichen Verwaltung nach Art.&#160;48 Abs.&#160;4 EWGV. Der Gerichtshof hat festgestellt, dass den Interessen, die diese Ausnahme den Mitgliedstaaten zu sch&#252;tzen erlaubt, mit der M&#246;glichkeit gen&#252;ge getan ist, den Zugang ausl&#228;ndischer Staatsangeh&#246;riger zu gewissen T&#228;tigkeiten in der &#246;ffentlichen Verwaltung zu beschr&#228;nken. Diese Bestimmung kann jedoch <i>nicht </i>herangezogen werden, um eine unterschiedliche Behandlung in Bezug auf Entlohnung oder sonstige Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer zu rechtfertigen, <i>wenn diese einmal in den Dienst der Verwaltung aufgenommen sind </i>(<a href="#Footnote59" name="Footref59">59</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dementsprechend hat meines Erachtens ein Mitgliedstaat, wenn er eine zweite Instanz f&#252;r die &#220;berpr&#252;fung von Haftanordnungen <i>einrichtet</i>, die Garantien des Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33, einschlie&#223;lich der Garantie des effektiven gerichtlichen Rechtsschutzes zu beachten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie ich an anderer Stelle ausgef&#252;hrt habe, ist eine Einschr&#228;nkung des Rechts auf einen wirksamen Rechtsbehelf nach Art 47 der Charta in F&#228;llen, in denen eine nationale Ma&#223;nahme in den Anwendungsbereich des Unionsrechts f&#228;llt,nur dann gerechtfertigt, wenn sie gesetzlich vorgesehen ist, den Wesensgehalt dieses Rechts achtet und unter Wahrung des allgemeinen Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit erforderlich ist und den von der Europ&#228;ischen Union anerkannten dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzungen oder den Erfordernissen des Schutzes der Rechte und Freiheiten anderer tats&#228;chlich entspricht. Meines Erachtens muss in F&#228;llen wie dem vorliegenden eine &#220;berpr&#252;fung nach Art.&#160;52 Abs.&#160;1 der Charta durchgef&#252;hrt werden, um das Schutzniveau, das Art.&#160;47 der Charta dem Einzelnen gew&#228;hrt, sicherzustellen. Ein anderer methodischer Ansatz h&#228;tte die &#252;berraschende (und meines Erachtens unvertretbare) Folge, dass die Mitgliedstaaten diesen Kriterien einfach dadurch entgehen k&#246;nnten, dass sie in einem Bereich innerhalb ihrer Verfahrensautonomie handeln w&#252;rden, in dem der Unionsgesetzgeber das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf konkretisierend ausgestaltet hat(<a href="#Footnote60" name="Footref60">60</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund scheint mir die in Rede stehende nationale Ma&#223;nahme nicht dem Grundsatz der Effektivit&#228;t zu gen&#252;gen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie steht es mit dem &#196;quivalenzgrundsatz?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Grundsatz verlangt die Gleichbehandlung von auf einen Versto&#223; gegen das nationale Recht gest&#252;tzter Rechtsbehelfe und entsprechender, auf einen Versto&#223; gegen das Unionsrecht gest&#252;tzter Rechtsbehelfe, nicht aber die Gleichwertigkeit nationaler Verfahrensvorschriften, die f&#252;r unterschiedliche Verfahren gelten(<a href="#Footnote61" name="Footref61">61</a>). Die Situation eines Drittstaatsangeh&#246;rigen, der um internationalen Schutz ersucht, ist in gewisser Hinsicht eine besondere.Es gibt beispielsweise v&#246;lkerrechtliche Verpflichtungen sowie spezifische Bestimmungen des Unionsrechts, die sich auf seine Situation auswirken(<a href="#Footnote62" name="Footref62">62</a>). Ein Drittstaatsangeh&#246;riger, der im Rahmen der Richtlinie 2013/33 um internationalen Schutz ersucht, unterliegt daher nicht notwendigerweise denselben Verfahrensregeln, die f&#252;r nationale Angelegenheiten gelten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht nennt in seinem Vorlagebeschluss verschiedene Beispiele f&#252;r nationale Verfahren, die eine gerichtliche Kontrolle einer Inhaftierung beinhalten, wie beispielsweise die &#220;berpr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Inhaftierung durch die Polizei oder der Einweisung in eine Heilanstalt. Wie mir scheint, sind diese Verfahren mit der in Rede stehenden nationalen Ma&#223;nahme vergleichbar.Letztlich ist es jedoch Sache des vorlegenden Gerichts, zu pr&#252;fen, ob die nationalen Verfahrensregeln zur Umsetzung dieser Richtlinie mit allgemeineren Verfahrensregeln vergleichbar sind, die die Inhaftnahme von Einzelpersonen regeln. Wie der Gerichtshof ausgef&#252;hrt hat, &#8222;ist es Sache des nationalen Gerichts mit seiner unmittelbaren Kenntnis der anwendbaren Verfahrensmodalit&#228;ten, die Gleichartigkeit der betreffenden Rechtsbehelfe unter dem Gesichtspunkt ihres Gegenstands, ihres Rechtsgrundes und ihrer wesentlichen Merkmale zu pr&#252;fen&#8220;(<a href="#Footnote63" name="Footref63">63</a>).</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof vor, auf die Vorlagefrage des Nejvy&#353;&#353;&#237; spr&#225;vn&#237; soud (Oberstes Verwaltungsgericht, Tschechische Republik) wie folgt zu antworten: </p> <p class="C02AlineaAltA">Art.&#160;9 der Richtlinie 2013/33 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Juni 2013 zu gemeinsamen Verfahren f&#252;r die Zuerkennung und Aberkennung des internationalen Schutzes im Licht der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union ist dahin auszulegen, dass er einer nationalen Bestimmung wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden insofern entgegensteht, als die nationalen Gerichte durch diese Bestimmung verpflichtet werden, ein Gerichtsverfahren, das von einem Antragsteller auf internationalen Schutz zur Anfechtung einer gegen ihn erlassenen Haftanordnung anh&#228;ngig gemacht wurde, automatisch einzustellen, wenn die betreffende Person durch eine nachfolgende Anordnung aus der Haft freigelassen wird, bevor die Entscheidung des Gerichts ergeht.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Englisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Juni 2013 zur Festlegung von Normen f&#252;r die Aufnahme von Personen, die internationalen Schutz beantragen (ABl.&#160;2013, L&#160;180, S.&#160;96). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl. 2010, C&#160;83, S.&#160;389 (im Folgenden: die Charta). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unterzeichnet in Rom am 4.&#160;November 1950 (im Folgenden: EMRK).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;6 der Charta entspricht Art.&#160;5 EMRK. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Recht basiert auf Art.&#160;13 EMRK.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erl&#228;uterungen zur Charta der Grundrechte (ABl.&#160;2007, C&#160;303, S.&#160;17).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 2013/32/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Juni 2013 (ABl.&#160;2013, L&#160;180, S.&#160;60). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf seiner Tagung vom 10. und 11.&#160;Dezember 2009.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 Buchst.&#160;a. Der Querverweis bezieht sich auf die Richtlinie 2011/95/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13.&#160;Dezember 2011 &#252;ber Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, f&#252;r einen einheitlichen Status f&#252;r Fl&#252;chtlinge oder f&#252;r Personen mit Anrecht auf subsidi&#228;ren Schutz und f&#252;r den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes (ABl.&#160;2011, L&#160;337, S.&#160;9). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 Buchst.&#160;b. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 Buchst.&#160;h. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16.&#160;Dezember 2008 &#252;ber gemeinsame Normen und Verfahren in den Mitgliedstaaten zur R&#252;ckf&#252;hrung illegal aufh&#228;ltiger Drittstaatsangeh&#246;rige (ABl.&#160;2008, L&#160;348, S.&#160;98). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Folgenden bezeichne ich den ge&#228;nderten Gesetzestext als &#8222;in Rede stehende nationale Ma&#223;nahme&#8220; und die ger&#252;gte Vorschrift als &#8222;automatische Verfahrenseinstellung&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 22.&#160;November 2005, Mangold (C&#8209;144/04, EU:C:2005:709, Rn.&#160;34 bis 36.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 17.&#160;Juli 2008, Corporaci&#243;n Dermoest&#233;tica (C&#8209;500/06, EU:C:2008:421, Rn.&#160;20 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 16.&#160;Dezember 2008, Michaniki (C&#8209;213/07, EU:C:2008:731, Rn.&#160;51 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. oben Rn.&#160;9 und 11.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. hierzu Urteil vom 8.&#160;September 2015, Taricco u.&#160;a. (C&#8209;105/14, EU:C:2015:555, Rn.&#160;49). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 13.&#160;November 1990, Marleasing (C&#8209;106/89, EU:C:1990:395, Rn.&#160;8). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Urteil vom 6.&#160;November 2018, Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:874, Rn.&#160;59).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Urteil vom 5.&#160;April 2016, Aranyosi und C&#259;ld&#259;raru (C&#8209;404/15 und C&#8209;659/15&#160;PPU, EU:C:2016:198, Rn.&#160;84 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit. Art.&#160;52 Abs.&#160;3 soll die notwendige &#220;bereinstimmung zwischen den Rechten in der Charta und den entsprechenden Rechten in der EMRK sichergestellt werden. Vgl. Urteil vom 28.&#160;Juli 2016, JZ (C&#8209;294/16&#160;PPU, EU:C:2016:610, Rn.&#160;50).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 14.&#160;September 2017, K. (C&#8209;18/16, EU:C:2017:680, Rn.&#160;50).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe oben Nr.&#160;8; vgl. auch zu Art.&#160;6 der Charta Urteil vom 15.&#160;M&#228;rz 2017 (Al Chodor, C&#8209;528/15, EU:C:2017:213, Rn.&#160;37).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 22.&#160;Dezember 2010, DEB (C&#8209;279/09, EU:C:2010:811, Rn.&#160;35).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r den Wortlaut dieser Bestimmung siehe oben Nr.&#160;14.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;26 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2013/32 und Art.&#160;9 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2013/33.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;9 Abs.&#160;4.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;9 Abs.&#160;6.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil des EGMR von 8.&#160;Juli 2004, Vachev/Bulgarien (ECHR:2004:0708JUD004298798, &#167;&#160;71).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteile des EGMR vom 16.&#160;Juni 2005, Storck/Deutschland (ECHR:2005:0616JUD006160300, &#167;&#160;119 bis &#167;&#160;122) und vom 19.&#160;Februar 2009, A.&#160;u.&#160;a./Vereinigtes K&#246;nigreich (ECHR:2009:0219JUD000345505, &#167;&#160;226 bis &#167;&#160;229).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 28.&#160;M&#228;rz 2017, Rosneft, C&#8209;72/15, EU:C:2017:236, Rn.&#160;73. Die entsprechenden Rechte in der EMRK sind die Art.&#160;6 und 13.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 15.&#160;Februar 2016, N.&#160;(C&#8209;601/15&#160;PPU, EU:C:2016:84, Rn.&#160;56). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens sind die Worte &#8222;Befindet sich ein Antragsteller in Haft&#8220; in Erw&#228;gungsgrund 15 nicht dahin auszulegen, dass der Antragsteller tats&#228;chlich k&#246;rperlich in Haft zu sein hat, um eine gerichtliche &#220;berpr&#252;fung beantragen zu k&#246;nnen. Es ist aber auch st&#228;ndige Rechtsprechung, dass die Erw&#228;gungsgr&#252;nde eines Unionsrechtsakts rechtlich nicht verbindlich sind und weder herangezogen werden k&#246;nnen, um von den Bestimmungen des betreffenden Rechtsakts abzuweichen, noch um diese Bestimmungen in einem Sinne auszulegen, der ihrem Wortlaut offensichtlich widerspricht (vgl. Urteil vom 24.&#160;November 2005, Deutsches Milch-Kontor, C&#8209;136/04, EU:C:2005:716, Rn.&#160;32 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe meine Stellungnahme in N.&#160;(C&#8209;601/15&#160;PPU, EU:C:2016:85, Nr.&#160;136); vgl. auch Erw&#228;gungsgr&#252;nde 10 und 35 der Richtlinie 2013/33. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 22.&#160;Dezember 2008, Gordon/Kommission (C&#8209;198/07&#160;P, EU:C:2008:761, Rn.&#160;19 und 60). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref38" name="Footnote38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. z.&#160;B. Urteil vom 27.&#160;Juni 2013, Xeda International und Pace International/Kommission (C&#8209;149/12&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2013:433, Rn.&#160;32 und 33).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref39" name="Footnote39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Urteile vom 28.&#160;Mai 2013, Abdulrahim/Rat und Kommission (C&#8209;239/12&#160;P, EU:C:2013:331, Rn.&#160;70 bis 72), und vom 15.&#160;Juni 2017, Al-Faqih u.&#160;a./Kommission (C&#8209;19/16&#160;P, EU:C:2017:466, Rn.&#160;36 und 37).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref40" name="Footnote40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;5. Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2013/33.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref41" name="Footnote41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 2003/9/EG des Rates vom 27.&#160;Januar 2003 zur Festlegung von Mindestnormen f&#252;r die Aufnahme von Asylbewerbern in den Mitgliedstaaten (ABl.&#160;2003, L&#160;31, S.&#160;18). Die Ma&#223;nahme beinhaltete keine spezifischen Gr&#252;nde f&#252;r die Inhaftnahme oder Garantien f&#252;r Antragsteller.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref42" name="Footnote42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Kommissionsvorschlag f&#252;r eine Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates zur Festlegung von Mindestnormen f&#252;r die Aufnahme von Asylbewerbern in den Mitgliedstaaten (Neufassung), KOM/2008/0815 endg. vom 3.12.2008.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref43" name="Footnote43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 der Richtlinie 2013/33. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref44" name="Footnote44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erst recht enth&#228;lt die Richtlinie 2013/33 daher auch keine besonderen Bestimmungen &#252;ber den Ablauf eines zweitinstanzlichen Verfahrens wie etwa, ob das Beschwerdeverfahren eines Antragstellers nach seiner Haftentlassung einzustellen ist.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref45" name="Footnote45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (Aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776, Rn.&#160;34 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref46" name="Footnote46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die nationalen Bestimmungen d&#252;rfen nicht weniger g&#252;nstig sein als die f&#252;r entsprechende innerstaatliche Klagen (Grundsatz der &#196;quivalenz) und die Aus&#252;bung der durch die Unionsrechtsordnung verliehenen Rechte nicht praktisch unm&#246;glich machen oder erschweren (Grundsatz der Effektivit&#228;t), Urteil vom 26.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (Aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776, Rn.&#160;39 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Zum Grundsatz der Effektivit&#228;t vgl. auch Art.&#160;19 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 EUV, der die Mitgliedstaaten verpflichtet, die erforderlichen Rechtsbehelfe zu schaffen, damit ein wirksamer Rechtsschutz &#8222;in den vom Unionsrecht erfassten Bereichen&#8220; gew&#228;hrleistet ist. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref47" name="Footnote47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe oben, Nr.&#160;57.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref48" name="Footnote48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (Aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref49" name="Footnote49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 2005/85/EG des Rates vom 1.&#160;Dezember 2005 &#252;ber Mindestnormen f&#252;r Verfahren in den Mitgliedstaaten zur Zuerkennung und Aberkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft (ABl.&#160;2005, L&#160;326, S.&#160;13). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref50" name="Footnote50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (Aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776, Rn.&#160;30).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref51" name="Footnote51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (Aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776, Rn.&#160;31 unter Verweis auf das Urteil vom 19.&#160;Juni 2018, Gnandi (C&#8209;181/16, EU:C:2018:465, Rn.&#160;51).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref52" name="Footnote52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 2.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (Aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776, Rn.&#160;47).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref53" name="Footnote53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 17.&#160;Juli 2014, S&#225;nchez Morcillo und Abril Garc&#237;a (C&#8209;169/14, EU:C:2014:2099).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref54" name="Footnote54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Rates vom 5.&#160;April 1993 (ABl.&#160;1993, L&#160;95, S.&#160;29).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref55" name="Footnote55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 17.&#160;Juli 2014, S&#225;nchez Morcillo und Abril Garc&#237;a (C&#8209;169/14, EU:C:2014:2099, Rn.&#160;50).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref56" name="Footnote56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 17.&#160;Juli 2014, S&#225;nchez Morcillo und Abril Garc&#237;a (C&#8209;169/14, EU:C:2014:2099, Rn.&#160;35).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref57" name="Footnote57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung ist der Grundsatz der Waffengleichheit ebenso wie etwa der Grundsatz des kontradiktorischen Verfahrens nur ein Ausfluss des Begriffs des fairen Verfahrens als solchem, das die Verpflichtung umfasst, jeder Partei eine angemessene M&#246;glichkeit zu bieten, ihre Sache unter Bedingungen zu vertreten, die sie gegen&#252;ber ihrem Gegner nicht klar benachteiligen. Vgl. Urteil vom 17.&#160;Juli 2014, S&#225;nchez Morcillo und Abril Garc&#237;a (C&#8209;169/14, EU:C:2014:2099, Rn.&#160;48 und 49). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref58" name="Footnote58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil von 12.&#160;Februar 1974 (152/73, EU:C:1974:13). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref59" name="Footnote59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 12.&#160;Februar 1974, Sotgiu (152/73, EU:C:1974:13, Rn.&#160;4). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref60" name="Footnote60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meine Schlussantr&#228;ge in der Rechtssache Star Storage u.a. (C&#8209;439/14 und C&#8209;488/14, EU:C:2016:307, Nrn. 37 und 38).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref61" name="Footnote61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 6.&#160;Oktober 2015, T&#226;r&#537;ia (C&#8209;69/14, EU:C:2015:662, Rn.&#160;34). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref62" name="Footnote62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu den v&#246;lkerrechtlichen Instrumenten geh&#246;rt das Genfer Abkommen &#252;ber die Rechtstellung der Fl&#252;chtlinge, das in Genf am 28.&#160;Juli 1951 unterzeichnet wurde (United Nations Treaty Series, Bd. 189, S.&#160;150, Nr.&#160;2545 (1954)) in der Fassung des New Yorker Protokolls vom 31.&#160;Januar 1967 (im Folgenden: Genfer Fl&#252;chtlingskonvention); in deutscher Sprache verf&#252;gbar unter: https://www.uno-fluechtlingshilfe.de/shop/media/pdf/7b/8b/76/GFK_Pocket_2015.pdf.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref63" name="Footnote63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (Aufschiebende Wirkung des Rechtsmittels) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776, Rn.&#160;43 mit Verweisung auf die Urteile vom 27.&#160;Juni 2013, Agrokonsulting-04 (C&#8209;93/12, EU:C:2013:432, Rn.&#160;39) und vom 9.&#160;November 2017, Dimos Zagoriou (C&#8209;217/16, EU:C:2017:841, Rn.&#160;20).</p>
175,010
eugh-2019-01-31-c-22517
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-225/17
2019-01-31T00:00:00
2019-01-31T19:20:41
2019-01-31T19:20:41
Urteil
ECLI:EU:C:2019:82
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Vierte Kammer)</p> <p class="C19Centre">31.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Rechtsmittel &#8211; Gemeinsame Au&#223;en- und Sicherheitspolitik &#8211; Restriktive Ma&#223;nahmen gegen die Islamische Republik Iran &#8211; Einfrieren von Geldern und wirtschaftlichen Ressourcen &#8211; Nichtigerkl&#228;rung einer Aufnahme durch das Gericht der Europ&#228;ischen Union &#8211; &#196;nderung der Kriterien f&#252;r die Aufnahme in eine Liste der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden &#8211; Erneute Aufnahme &#8211; Beweise, die sich auf die Zeit vor der ersten Aufnahme beziehen &#8211; Tatsachen, die vor der ersten Aufnahme bekannt waren &#8211; Rechtskraft &#8211; Umfang &#8211; Rechtssicherheit &#8211; Vertrauensschutz &#8211; Grundsatz ne bis in idem &#8211; Effektiver gerichtlicher Rechtsschutz&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;225/17&#160;P</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Rechtsmittel nach Art.&#160;56 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union, eingelegt am 27.&#160;April 2017,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Islamic Republic of Iran Shipping Lines</b> mit Sitz in Teheran (Iran), </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Hafize Darya Shipping Lines (HDSL)</b> mit Sitz in Teheran, </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Khazar Shipping Lines</b> mit Sitz in Anzali Free Zone (Iran), </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>IRISL Europe GmbH</b> mit Sitz in Hamburg (Deutschland), </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Qeshm Marine Services &amp; Engineering Co.,</b> vormals IRISL Marine Services and Engineering Co., mit Sitz in Qeshm (Iran), </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Irano Misr Shipping Co.</b> mit Sitz in Alexandria (&#196;gypten), </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Safiran Payam Darya Shipping Lines</b> mit Sitz in Teheran, </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Marine Information Technology Development Co., </b>vormals Shipping Computer Services Co., mit Sitz in Teheran, </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Rahbaran Omid Darya Ship Management Co.,</b> auch bekannt als Soroush Sarzamin Asatir, mit Sitz in Teheran, </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Hoopad Darya Shipping Agency,</b> vormals South Way Shipping Agency Co. Ltd, mit Sitz in Teheran, </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Valfajr 8th Shipping Line Co.</b> mit Sitz in Teheran,</p> <p class="C02AlineaAltA">Prozessbevollm&#228;chtigte: M.&#160;Lester, QC, und M.&#160;Taher, Solicitor,</p> <p class="C72Alineadroite">Rechtsmittelf&#252;hrerinnen,</p> <p class="C02AlineaAltA">andere Parteien des Verfahrens:</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Rat der Europ&#228;ischen Union,</b> vertreten durch J.&#160;Kneale und M.&#160;Bishop als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Beklagter im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA">unterst&#252;tzt durch:</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Europ&#228;ische Kommission,</b> vertreten durch D.&#160;Gauci und T.&#160;Scharf als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Streithelferin im ersten Rechtszug (T&#8209;87/14),</p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Vierte Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten des Gerichtshofs K.&#160;Lenaerts in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Vierten Kammer sowie der Richter T.&#160;von Danwitz (Berichterstatter), C.&#160;Lycourgos, E.&#160;Juh&#225;sz und C.&#160;Vajda,</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanw&#228;ltin: E.&#160;Sharpston,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: A.&#160;Calot Escobar,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge der Generalanw&#228;ltin in der Sitzung vom 13.&#160;September 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem Rechtsmittel beantragen die Islamic Republic of Iran Shipping Lines (im Folgenden: IRISL), die Hafize Darya Shipping Lines (HDSL), die Khazar Shipping Lines, die IRISL Europe GmbH, die Qeshm Marine Services &amp; Engineering Co. (vormals IRISL Marine Services and Engineering Co.), die Irano Misr Shipping Co., die Safiran Payam Darya Shipping Lines, die Marine Information Technology Development Co. (vormals Shipping Computer Services Co.), die Rahbaran Omid Darya Ship Management Co. (auch bekannt als Soroush Sarzamin Asatir), die Hoopad Darya Shipping Agency (vormals South Way Shipping Agency Co. Ltd) und die Valfajr 8th Shipping Line Co. die Aufhebung des Urteils des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 17.&#160;Februar 2017, Islamic Republic of Iran Shipping Lines u.&#160;a./Rat (T&#8209;14/14 und T&#8209;87/14, im Folgenden: angefochtenes Urteil, EU:T:2017:102), mit dem das Gericht ihre Antr&#228;ge zur&#252;ckgewiesen hat, die</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;in der Rechtssache T&#8209;14/14 auf die Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses 2013/497/GASP des Rates vom 10.&#160;Oktober 2013 zur &#196;nderung des Beschlusses 2010/413/GASP &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran (ABl.&#160;2013, L&#160;272, S.&#160;46) sowie der Verordnung (EU) Nr.&#160;971/2013 des Rates vom 10.&#160;Oktober 2013 zur &#196;nderung der Verordnung (EU) Nr.&#160;267/2012 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran (ABl.&#160;2013, L&#160;272, S.&#160;1), soweit diese Rechtsakte sie betreffen (im Folgenden: streitige Handlungen vom Oktober 2013), und</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;in der Rechtssache T&#8209;87/14 (ABl.&#160;2013, L&#160;316, S.&#160;1) auf die Feststellung der Unanwendbarkeit des Beschlusses 2013/497 und der Verordnung Nr.&#160;971/2013 und auf die Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses 2013/685/GASP des Rates vom 26.&#160;November 2013 zur &#196;nderung des Beschlusses 2010/413/GASP &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran (ABl.&#160;2013, L&#160;316, S.&#160;46) und der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr.&#160;1203/2013 des Rates vom 26.&#160;November 2013 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung (EU) Nr.&#160;267/2012 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran (ABl.&#160;2013, L&#160;316, S.&#160;1), soweit diese Rechtsakte sie betreffen (im Folgenden: streitige Handlungen vom November 2013), gerichtet waren.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Vorgeschichte des Rechtsstreits</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 23.&#160;Dezember 2006 nahm der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (im Folgenden: Sicherheitsrat) die Resolution 1737&#160;(2006) an. Nach deren Ziff.&#160;7 darf die Islamische Republik Iran die mit ihren proliferationsrelevanten nuklearen T&#228;tigkeiten oder der Entwicklung von Tr&#228;gersystemen f&#252;r Kernwaffen zusammenh&#228;ngenden G&#252;ter und Technologien nicht ausf&#252;hren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 24.&#160;M&#228;rz 2007 nahm der Sicherheitsrat die Resolution 1747 (2007) an. Nach deren Ziff.&#160;5 darf die Islamische Republik Iran keine R&#252;stungsg&#252;ter oder sonstiges Wehrmaterial aus ihrem Hoheitsgebiet oder durch ihre Staatsangeh&#246;rigen oder unter Benutzung von ihre Flagge f&#252;hrenden Schiffen oder Luftfahrzeugen, sei es auf direktem oder indirektem Weg, liefern, verkaufen oder transferieren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 9.&#160;Juni 2010 nahm der Sicherheitsrat die Resolution 1929 (2010) an, durch die der Geltungsbereich der mit den vorgenannten Resolutionen verh&#228;ngten restriktiven Ma&#223;nahmen ausgeweitet wurde und weitere restriktive Ma&#223;nahmen gegen die Islamische Republik Iran eingef&#252;hrt wurden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Europ&#228;ische Rat begr&#252;&#223;te am 17.&#160;Juni 2010 die Annahme der Resolution 1929 (2010) und ersuchte den Rat der Europ&#228;ischen Union, Ma&#223;nahmen zur Umsetzung der in dieser Resolution vorgesehenen Ma&#223;nahmen sowie Begleitma&#223;nahmen zu erlassen, damit alle noch bestehenden Bedenken in Bezug auf die Entwicklung sensibler Technologien durch die Islamische Republik Iran zur Unterst&#252;tzung ihrer Nuklear- und Tr&#228;gerraketenprogramme auf dem Verhandlungsweg ausger&#228;umt werden k&#246;nnen (im Folgenden: Erkl&#228;rung vom 17.&#160;Juni 2010). Diese Ma&#223;nahmen sollten sich auf den Handel, den Finanzsektor, den iranischen Verkehrssektor, darunter IRISL und ihre Tochtergesellschaften, und Schl&#252;sselbranchen der Gas- und &#214;lindustrie konzentrieren. Es war ebenfalls vorgesehen, die Ma&#223;nahme des Einfrierens von Verm&#246;genswerten insbesondere auf die Mitglieder des Korps der Islamischen Revolutionsgarden zu erstrecken.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 26.&#160;Juli 2010 wurde der Beschluss 2010/413/GASP des Rates &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran und zur Aufhebung des Gemeinsamen Standpunkts 2007/140/GASP (ABl.&#160;2010, L&#160;195, S.&#160;39, berichtigt im ABl. 2010, L&#160;197, S.&#160;19) erlassen, in dessen Erw&#228;gungsgr&#252;nden 4, 5, 7 und 8 es hei&#223;t:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Sicherheitsrat &#8230; hat am 9.&#160;Juni 2010 die Resolution 1929&#160;(2010) angenommen &#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Europ&#228;ische Rat hat am 17.&#160;Juni 2010 &#8230; den Rat ersucht, Ma&#223;nahmen zur Umsetzung der in der Resolution 1929 (2010) [des Sicherheitsrats] vorgesehenen Ma&#223;nahmen sowie Begleitma&#223;nahmen zu erlassen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(7)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Resolution 1929&#160;(2010) weitet die mit der Resolution 1737&#160;(2006) verh&#228;ngten finanziellen Restriktionen und Reisebeschr&#228;nkungen auf weitere Personen und Einrichtungen aus, einschlie&#223;lich auf Personen und Einrichtungen des Korps der Islamischen Revolutionsgarden und Einrichtungen [von IRISL].</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(8)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; der [Erkl&#228;rung vom 17.&#160;Juni 201] sollten die Einreisebeschr&#228;nkungen und das Einfrieren von Geldern und wirtschaftlichen Ressourcen auf die Personen und Einrichtungen, die vom Sicherheitsrat&#160;&#8230;, benannt werden, und dar&#252;ber hinaus auf weitere Personen und Einrichtungen Anwendung finden &#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;20 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b dieses Beschlusses sah das Einfrieren von Geldern und wirtschaftlichen Ressourcen von &#8222;Personen und Einrichtungen&#8220; vor, &#8222;die an den &#8230; nuklearen T&#228;tigkeiten Irans &#8230; beteiligt sind, direkt damit in Verbindung stehen oder Unterst&#252;tzung daf&#252;r bereitstellen &#8230; oder Personen und Einrichtungen, die den benannten Personen oder Einrichtungen bei der Umgehung der Bestimmungen der Resolutionen 1737&#160;(2006), 1747&#160;(2007), 1803&#160;(2008) und 1929&#160;(2010) oder dieses Beschlusses oder bei dem Versto&#223; gegen diese Bestimmungen behilflich waren, sowie weitere f&#252;hrende Mitglieder und Einrichtungen &#8230; [von IRISL] und von Einrichtungen, die unter ihrem Eigentum oder ihrer Kontrolle stehen oder in ihrem Namen handeln; diese sind in Anhang II aufgef&#252;hrt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Namen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen wurden in den Anhang II dieses Beschlusses aufgenommen. Begr&#252;ndet wurde dies f&#252;r IRISL u.&#160;a. damit, dass sie &#8222;an der Bef&#246;rderung milit&#228;rischer Fracht, einschlie&#223;lich verbotener Fracht aus Iran [beteiligt war]. Drei dieser Vorf&#228;lle beinhalteten klare Verletzungen, die dem Iran-Sanktionsausschuss des [Sicherheitsrats] gemeldet wurden. &#8230;&#8220; Die Begr&#252;ndung f&#252;r die &#252;brigen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen lautete, dass sie im Eigentum oder unter der Kontrolle von IRISL st&#252;nden oder in ihrem Namen handelten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr.&#160;668/2010 des Rates zur Durchf&#252;hrung von Art.&#160;7 Abs.&#160;2 der Verordnung (EG) Nr.&#160;423/2007 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran (ABl.&#160;2010, L&#160;195, S.&#160;25) wurden ebenfalls am 26.&#160;Juli 2010 die Namen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen aus im Wesentlichen mit den in der vorstehenden Randnummer angef&#252;hrten identischen Gr&#252;nden der Liste in Anhang V der Verordnung (EG) Nr.&#160;423/2007 des Rates vom 19.&#160;April 2007 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran (ABl.&#160;2007, L&#160;103, S.&#160;1) hinzugef&#252;gt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung (EU) Nr.&#160;961/2010 des Rates vom 25.&#160;Oktober 2010 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran und zur Aufhebung der Verordnung Nr.&#160;423/2007 (ABl.&#160;2010, L&#160;281, S.&#160;1) sah in Art.&#160;16 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;d das Einfrieren der Gelder und wirtschaftlichen Ressourcen vor, die Eigentum oder Besitz der in Anhang VIII aufgef&#252;hrten Personen, Organisationen und Einrichtungen waren, f&#252;r die festgestellt wurde, dass sie &#8222;juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen, die im Eigentum oder unter der Kontrolle [von IRISL] stehen&#8220;, sind. Dieses Aufnahmekriterium wurde im Wesentlichen in Art.&#160;23 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;e der Verordnung (EG) Nr.&#160;267/2012 des Rates vom 23.&#160;M&#228;rz 2012 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran und zur Aufhebung der Verordnung Nr.&#160;961/2010 (ABl.&#160;2012, L&#160;88, S.&#160;1) &#252;bernommen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Namen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen verblieben aus im Wesentlichen mit den in Rn.&#160;8 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten identischen Gr&#252;nden immer wieder in Anhang VIII der Verordnung Nr.&#160;961/2010 und in Anhang IX der Verordnung Nr.&#160;267/2012.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 16.&#160;September 2013, Islamic Republic of Iran Shipping Lines u.&#160;a./Rat (T&#8209;489/10, im Folgenden: Urteil vom 16.&#160;September 2013, EU:T:2013:453), erkl&#228;rte das Gericht Anhang II des Beschlusses 2010/413, den Anhang der Durchf&#252;hrungsverordnung Nr.&#160;668/2010, Anhang VIII der Verordnung Nr.&#160;961/2010 und Anhang IX der Verordnung Nr.&#160;267/2012 f&#252;r nichtig, soweit sie die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen betrafen. Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte es aus, dass der Rat seine Behauptung, IRISL sei einer bereits benannten Person oder Einrichtung bei der Verletzung von Resolutionen des Sicherheitsrats behilflich gewesen, nicht rechtlich hinreichend begr&#252;ndet habe. Er habe auch nicht nachgewiesen, dass IRISL f&#252;r die nukleare Proliferation Unterst&#252;tzung bereitgestellt habe, indem sie dreimal unter Versto&#223; gegen das R&#252;stungsg&#252;terembargo milit&#228;rische G&#252;ter bef&#246;rdert habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat erlie&#223; am 10.&#160;Oktober 2013 den Beschluss 2013/497. Nach dem zweiten Erw&#228;gungsgrund dieses Beschlusses sollten die Kriterien f&#252;r die Benennung im Hinblick auf das Einfrieren von Geldern, die Personen und Einrichtungen betreffen, die bereits benannten Personen und Einrichtungen Hilfe dabei geleistet haben, die Bestimmungen der einschl&#228;gigen Resolutionen des Sicherheitsrats oder des Beschlusses 2010/413 zu umgehen bzw. gegen diese zu versto&#223;en, angepasst werden, um Personen und Einrichtungen zu erfassen, die selbst gegen die genannten Bestimmungen versto&#223;en haben bzw. diese umgangen haben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit diesem Beschluss wurde der Wortlaut von Art.&#160;20 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b des Beschlusses 2010/413 wie folgt ge&#228;ndert:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;&#8230; Personen und Einrichtungen, die an den &#8230; nuklearen T&#228;tigkeiten Irans &#8230; beteiligt sind oder direkt damit in Verbindung stehen&#160;&#8230;, oder Personen und Einrichtungen, die den benannten Personen oder Einrichtungen bei der Umgehung der Bestimmungen der Resolutionen 1737&#160;(2006), 1747&#160;(2007), 1803&#160;(2008) und 1929&#160;(2010) des Sicherheitsrates &#8230; oder dieses Beschlusses oder bei dem Versto&#223; gegen diese Bestimmungen behilflich waren oder die selbst eine solche Umgehung oder einen solchen Versto&#223; begangen haben, sowie weitere Mitglieder und Einrichtungen &#8230; [von IRISL] und von Einrichtungen, die in deren Eigentum oder unter deren Kontrolle stehen oder Personen und Einrichtungen, die [in deren] Namen &#8230; handeln oder Personen und Einrichtungen, die Versicherungsdienstleistungen oder sonstige wesentliche Dienstleistungen f&#252;r &#8230; [IRISL] oder f&#252;r Einrichtungen, die in deren Eigentum oder unter deren Kontrolle stehen bzw. in deren Namen handeln, erbringen; diese sind in Anhang II aufgef&#252;hrt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebenfalls am 10.&#160;Oktober 2013 erlie&#223; der Rat die Verordnung Nr.&#160;971/2013, um den Beschluss 2013/497 in der Europ&#228;ischen Union umzusetzen. Mit dieser Verordnung wurde der Wortlaut von Art.&#160;23 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b und e der Verordnung Nr.&#160;267/2012 wie folgt ge&#228;ndert:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;&#8230; In Anhang IX sind die nat&#252;rlichen und juristischen Personen, Organisationen und Einrichtungen aufgef&#252;hrt, in Bezug auf die festgestellt wurde, dass sie&#160;&#8230;:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;nat&#252;rliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen sind, die diese Verordnung, den Beschluss [2010/413] oder die Resolutionen 1737&#160;(2006), 1747&#160;(2007), 1803&#160;(2008) und 1929&#160;(2010) des [Sicherheitsrats] umgangen oder verletzt haben oder einer in der Liste aufgef&#252;hrten Person, Organisation oder Einrichtung bei einer solchen Umgehung oder Verletzung behilflich waren;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">e)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen sind, die im Eigentum oder unter der Kontrolle [von IRISL] stehen oder nat&#252;rliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen sind, die in ihrem Namen handeln, oder nat&#252;rliche oder juristische Personen, Organisationen oder Einrichtungen sind, die Versicherungs- oder sonstige wesentliche Dienstleistungen f&#252;r [IRISL] oder f&#252;r Einrichtungen erbringen, die in [deren] Eigentum oder unter [deren] Kontrolle stehen oder in [deren] Namen handeln.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit den streitigen Handlungen vom November 2013 nahm der Rat die Namen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen erneut in die in Anhang II des Beschlusses 2010/413 und in Anhang IX der Verordnung Nr.&#160;267/2012 enthaltenen Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden (im Folgenden: streitige Listen), auf.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Gr&#252;nde f&#252;r die Aufnahme von IRISL in diese Listen waren identisch und lauteten:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;IRISL war an der Bef&#246;rderung von Wehrmaterial aus Iran unter Versto&#223; gegen Nummer 5 der Resolution 1747&#160;(2007) des [Sicherheitsrats] beteiligt. Dem Iran-Sanktionsausschuss des [Sicherheitsrats] sind im Jahr 2009 drei klare Verletzungen gemeldet worden.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die erneute Aufnahme der &#252;brigen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen in diese Listen wurde bei HDSL, Safiran Payam Darya Shipping Lines und Hoopad Darya Shipping Agency damit begr&#252;ndet, dass sie &#8222;im Namen der IRISL&#8220; handelten, bei Khazar Shipping Lines, IRISL Europe und Valfajr 8th Shipping Line, dass sie &#8222;im Eigentum der IRISL&#8220; st&#252;nden, bei Qeshm Marine Services &amp; Engineering und Marine Information Technology Development, dass sie &#8222;von IRISL kontrolliert&#8220; w&#252;rden, bei Irano Misr Shipping, dass sie &#8222;wesentliche Dienstleistungen f&#252;r die IRISL&#8220; erbringe und bei Rahbaran Omid Darya Ship Management, dass sie &#8222;im Namen der IRISL&#8220; handele und &#8222;ihr wesentliche Dienstleistungen&#8220; erbringe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 18.&#160;Oktober 2015 erlie&#223; der Rat zur Umsetzung des mit der Islamischen Republik Iran vereinbarten gemeinsamen umfassenden Aktionsplans zur iranischen Nuklearfrage vom 14.&#160;Juli 2015 zum einen den Beschluss (GASP) 2015/1863 zur &#196;nderung des Beschlusses 2010/413/GASP &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Iran (ABl.&#160;2015, L&#160;274, S.&#160;174), mit dem die Anwendung der im Beschluss 2013/685 vorgesehenen restriktiven Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber den Rechtsmittelf&#252;hrerinnen ausgesetzt wurde, und zum anderen die Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2015/1862 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung Nr.&#160;267/2012 (ABl.&#160;2015, L&#160;274, S.&#160;161), mit der ihre Namen von der Liste in Anhang IX der Verordnung Nr.&#160;267/2012 gestrichen wurden.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Verfahren vor dem Gericht und angefochtenes Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschriften, die am 6.&#160;Januar und 7.&#160;Februar 2014 bei der Kanzlei des Gerichts eingingen, erhoben die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen in der Rechtssache T&#8209;14/14 Klage auf Nichtigerkl&#228;rung der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und in der Rechtssache T&#8209;87/14 auf Nichtigerkl&#228;rung der streitigen Handlungen vom November 2013 sowie auf Erkl&#228;rung der Unanwendbarkeit der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 gem&#228;&#223; Art.&#160;277 AEUV. Das Gericht verband diese beiden Rechtssachen zu gemeinsamer m&#252;ndlicher Verhandlung und Entscheidung.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im angefochtenen Urteil entschied das Gericht &#252;ber die Klage in der Rechtssache T&#8209;87/14, nachdem es die Klage in der Rechtssache T&#8209;14/14 abgewiesen hatte. In den Rn.&#160;53 bis 105 des angefochtenen Urteils wies es zun&#228;chst alle Klagegr&#252;nde zur&#252;ck, mit denen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen ihre Einrede der Rechtswidrigkeit der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 untermauert hatten. Diese Klagegr&#252;nde waren erstens auf eine fehlende Rechtsgrundlage, zweitens auf eine Verletzung ihres berechtigten Vertrauens sowie des Grundsatzes der Rechtssicherheit, des Grundsatzes <i>ne bis in idem</i> und des Grundsatzes der Rechtskraft, drittens auf einen Ermessensmissbrauch, viertens auf eine Verletzung ihrer Verteidigungsrechte und f&#252;nftens auf eine Verletzung ihrer Grundrechte, insbesondere ihres Eigentumsrechts und des Rechts auf Wahrung ihres Ansehens gest&#252;tzt. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Rn.&#160;106 bis 211 des angefochtenen Urteils wies das Gericht sodann alle Klagegr&#252;nde zur&#252;ck, mit denen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen ihren Antrag auf Nichtigerkl&#228;rung der streitigen Handlungen vom November 2013 untermauert hatten. Diese Klagegr&#252;nde waren erstens auf eine fehlende Rechtsgrundlage, zweitens auf offensichtliche Beurteilungsfehler seitens des Rates, drittens auf eine Verletzung der Verteidigungsrechte, viertens auf eine Verletzung der Grunds&#228;tze des Vertrauensschutzes, der Rechtssicherheit und der Rechtskraft sowie des Grundsatzes <i>ne bis in idem</i> und des Diskriminierungsverbots und f&#252;nftens auf eine Verletzung ihrer Grundrechte, insbesondere ihres Eigentumsrechts und des Rechts auf Wahrung ihres Ansehens, sowie eine Verletzung des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit gest&#252;tzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich wies das Gericht die Klage in den Rechtssachen T&#8209;14/14 und T&#8209;87/14 insgesamt ab.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Antr&#228;ge der Parteien vor dem Gerichtshof</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen beantragen,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das angefochtene Urteil aufzuheben;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ihren vor dem Gericht gestellten Antr&#228;gen stattzugeben;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dem Rat die Kosten des Rechtsmittelverfahrens und des Verfahrens des ersten Rechtszugs aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das Rechtsmittel als unzul&#228;ssig und, hilfsweise, als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;hilfsweise, f&#252;r den Fall, dass der Gerichtshof das angefochtene Urteil aufhebt und selbst endg&#252;ltig in der Sache entscheidet, die Nichtigkeitsklage abzuweisen und den Antrag auf Erkl&#228;rung der Unanwendbarkeit zur&#252;ckzuweisen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsmittelf&#252;hrerinnen die Kosten des Rechtsmittelverfahrens aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Europ&#228;ische Kommission beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das Rechtsmittel als unzul&#228;ssig und, hilfsweise, als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsmittelf&#252;hrerinnen die Kosten des Rechtsmittelverfahrens aufzuerlegen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zum Rechtsmittel</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur Zul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels</b> </p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat wendet die Unzul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels ein und f&#252;hrt zur Begr&#252;ndung aus, die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen h&#228;tten kein Interesse an einer Entscheidung dar&#252;ber, da die gegen sie ergriffenen restriktiven Ma&#223;nahmen durch den Beschluss 2015/1863 und die Durchf&#252;hrungsverordnung 2015/1862 aufgehoben worden seien und sein Beschluss, sie mit den streitigen Handlungen vom November 2013 erneut in die streitigen Listen aufzunehmen, ihr Ansehen nicht besch&#228;dige. Insbesondere beziehe sich die Begr&#252;ndung f&#252;r die Wiederaufnahme auf einen &#246;ffentlichen Bericht des Sanktionsausschusses des Sicherheitsrats f&#252;r das Jahr 2009.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission f&#252;gt hinzu, dass das Rechtsmittel f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren sei, da die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen in Wahrheit eine &#220;berpr&#252;fung der vom Gericht entschiedenen Rechtssache durch den Gerichtshof begehrten. Die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen beschr&#228;nkten sich weitgehend darauf, die Gr&#252;nde und Argumente zu wiederholen, die sie vor dem Gericht vorgetragen h&#228;tten, ohne sich auf Rechtsfragen zu beschr&#228;nken. Dies gelte insbesondere f&#252;r ihren sechsten Rechtsmittelgrund.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen halten das Rechtsmittel f&#252;r zul&#228;ssig. Sie tragen vor, dass sie sehr wohl ein Interesse daran h&#228;tten, die Rechtswidrigkeit <i>ab initio</i> der gegen sie ergriffenen restriktiven Ma&#223;nahmen anerkennen zu lassen, ihr Ansehen wiederherzustellen, das von der Union selbst gesch&#228;digt worden sei, und gegebenenfalls eine Schadensersatzklage zu erheben. Au&#223;erdem gingen die Rechtsfehler des Gerichts, die zur Nichtigerkl&#228;rung des angefochtenen Urteils f&#252;hren m&#252;ssten, klar aus ihrer Rechtsmittelschrift hervor.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Erstes ist zum Rechtsschutzinteresse darauf hinzuweisen, dass dessen Vorliegen nach st&#228;ndiger Rechtsprechung voraussetzt, dass das Rechtsmittel der Partei, die es eingelegt hat, im Ergebnis einen Vorteil verschaffen kann (Urteil vom 21.&#160;Dezember 2011, Frankreich/People&#8217;s Mojahedin Organization of Iran, C&#8209;27/09&#160;P, EU:C:2011:853, Rn.&#160;43 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat ferner entschieden, dass eine Person oder Einrichtung, deren Name in eine Liste von Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, aufgenommen wurde, unter Ber&#252;cksichtigung der Auswirkungen auf ihren Ruf, auch nach Streichung ihres Namens von dieser Liste oder nach Aussetzung des Einfrierens ihrer Verm&#246;genswerte, zumindest ein immaterielles Interesse an der Nichtigerkl&#228;rung dieser Aufnahme beh&#228;lt, um vom Unionsrichter anerkennen zu lassen, dass sie niemals in eine solche Liste h&#228;tte aufgenommen werden d&#252;rfen (Urteile vom 29.&#160;November 2018, National Iranian Tanker Company/Rat, C&#8209;600/16&#160;P, EU:C:2018:966, Rn.&#160;33 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung, sowie vom 29.&#160;November 2018, Bank Tejarat/Rat, C&#8209;248/17&#160;P, EU:C:2018:967, Rn.&#160;29).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach haben die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen im Hinblick auf die Weiterverfolgung der Nichtigerkl&#228;rung ihrer erneuten Aufnahme in die streitigen Listen zumindest ein immaterielles Interesse an der Nichtigerkl&#228;rung des angefochtenen Urteils, obwohl gem&#228;&#223; dem Beschluss 2015/1863 und der Durchf&#252;hrungsverordnung 2015/1862 das Einfrieren ihrer Verm&#246;genswerte aufgrund der erneuten Aufnahme in die Liste in Anhang II des Beschlusses 2010/413 ausgesetzt und ihre Namen von der Liste in Anhang IX der Verordnung Nr.&#160;267/2012 gestrichen wurden. Auch die blo&#223;e Tatsache, dass eine solche Aufnahme auf einem &#246;ffentlichen Bericht einer internationalen Einrichtung wie dem Sicherheitsrat beruht, stellt nicht das &#8211; zumindest immaterielle &#8211; Interesse der betroffenen Person oder Einrichtung in Frage, die Nichtigerkl&#228;rung eines Rechtsakts der Union zu verfolgen, der allein schon ihrem Ansehen schaden oder einen bereits bestehenden Schaden noch verschlimmern k&#246;nnte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vom Rat erhobene Einrede der Unzul&#228;ssigkeit greift daher nicht durch.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit als Zweites die Kommission die Unzul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels einwendet, weil die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen nur eine &#220;berpr&#252;fung der bereits vor dem Gericht vorgetragenen Klagegr&#252;nde und Argumente begehrten, ist darauf hinzuweisen, dass im ersten Rechtszug gepr&#252;fte Rechtsfragen im Rechtsmittelverfahren erneut aufgeworfen werden k&#246;nnen, wenn der Rechtsmittelf&#252;hrer die Auslegung oder Anwendung des Unionsrechts durch das Gericht beanstandet. K&#246;nnte n&#228;mlich ein Rechtsmittelf&#252;hrer sein Rechtsmittel nicht in dieser Weise auf bereits vor dem Gericht geltend gemachte Klagegr&#252;nde und Argumente st&#252;tzen, so w&#252;rde dies dem Rechtsmittelverfahren einen Teil seiner Bedeutung nehmen (Urteile vom 19.&#160;Januar 2017, Kommission/Total und Elf Aquitaine, C&#8209;351/15&#160;P, EU:C:2017:27, Rn.&#160;31 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung, und vom 17.&#160;Mai 2017, Portugal/Kommission, C&#8209;337/16&#160;P, EU:C:2017:381, Rn.&#160;20).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall werden im Rechtsmittel bei einer Gesamtbetrachtung die beanstandeten Randnummern des angefochtenen Urteils und die Gr&#252;nde, aus denen sie nach Ansicht der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen Rechtsfehler enthalten, hinreichend pr&#228;zise angegeben, und es wird entgegen dem, was die Kommission nahegelegt hat, nicht nur Vorbringen wiederholt oder wiedergegeben, so dass es dem Gerichtshof m&#246;glich ist, seine Rechtm&#228;&#223;igkeitskontrolle vorzunehmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach ist die von der Kommission erhobene Einrede der Unzul&#228;ssigkeit zu verwerfen, soweit sie sich gegen das Rechtsmittel insgesamt richtet.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Feststellung greift jedoch in keiner Weise der Pr&#252;fung der Zul&#228;ssigkeit einzelner, jeweils f&#252;r sich genommener Rechtsmittelgr&#252;nde vor (Urteile vom 14.&#160;Juni 2016, Marchiani/Parlament, C&#8209;566/14&#160;P, EU:C:2016:437, Rn.&#160;34, und vom 4.&#160;Mai 2017, RFA International/Kommission, C&#8209;239/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2017:337, Rn.&#160;20).</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur Begr&#252;ndetheit</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen st&#252;tzen ihr Rechtsmittel auf neun Gr&#252;nde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit den ersten f&#252;nf Gr&#252;nden werden Rechtsfehler des Gerichts bei der Pr&#252;fung der Klagegr&#252;nde ger&#252;gt, die f&#252;r die Einrede der Rechtswidrigkeit der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 in der Rechtssache T&#8209;87/14 angef&#252;hrt worden waren. Mit diesen Handlungen hatte der Rat die Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, ge&#228;ndert.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit den letzten vier Rechtsmittelgr&#252;nden wird die Pr&#252;fung der in der Rechtssache T&#8209;87/14 vorgetragenen Gr&#252;nde f&#252;r die Nichtigerkl&#228;rung der streitigen Handlungen vom November 2013 durch das Gericht ger&#252;gt. Mit diesen Handlungen hatte der Rat die Namen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen erneut in die streitigen Listen aufgenommen, und zwar f&#252;r IRISL auf der Grundlage des Aufnahmekriteriums nach Art.&#160;20 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b des Beschlusses 2010/413 in der durch den Beschluss 2013/497 ge&#228;nderten Fassung und nach Art.&#160;23 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;267/2012 in der durch die Verordnung Nr.&#160;971/2013 ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: Kriterium des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;[2007]) und f&#252;r die &#252;brigen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen auf der Grundlage des Aufnahmekriteriums nach Art.&#160;20 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b des Beschlusses 2010/413 in der durch den Beschluss 2013/497 ge&#228;nderten Fassung und nach Art.&#160;23 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;e der Verordnung Nr.&#160;267/2012 in der durch die Verordnung Nr.&#160;971/2013 ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: Kriterium der Verbindung zu IRISL).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Erstes sind der zweite und der achte Rechtsmittelgrund zusammen mit den dritten Teilen des ersten und des sechsten Rechtsmittelgrundes zu pr&#252;fen, mit denen Rechtsfehler in Bezug auf die Folgen des Urteils vom 16.&#160;September 2013 ger&#252;gt werden, als Zweites der zweite Teil des ersten Rechtsmittelgrundes, mit dem ger&#252;gt wird, es sei auf das Argument, der Rat habe keinen objektiven Grund und keine Rechtfertigung f&#252;r die &#196;nderung der Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, durch die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 geliefert, nicht eingegangen worden, als Drittes der vierte und der siebte Rechtsmittelgrund, mit denen eine Verletzung der Verteidigungsrechte ger&#252;gt wird, als Viertes der dritte, der f&#252;nfte und der neunte Rechtsmittelgrund zusammen mit dem ersten Teil des ersten Rechtsmittelgrundes und dem zweiten Teil des sechsten Rechtsmittelgrundes, mit denen eine Verletzung des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und der Grundrechte sowie ein Rechtsfehler des Gerichts wegen der Verneinung eines Ermessensmissbrauchs durch den Rat ger&#252;gt wird, und als Letztes der erste Teil des sechsten Rechtsmittelgrundes, mit dem Rechtsfehler des Gerichts ger&#252;gt werden, weil es nicht festgestellt habe, dass der Rat mehrere offensichtliche Beurteilungsfehler begangen habe.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum zweiten und zum achten Rechtsmittelgrund und zu den dritten Teilen des ersten und des sechsten Rechtsmittelgrundes </i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem zweiten und dem achten Rechtsmittelgrund sowie den dritten Teilen des ersten und des sechsten Rechtsmittelgrundes machen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen im Wesentlichen geltend, das Gericht sei zu Unrecht davon ausgegangen, dass der Rat im Anschluss an das rechtskr&#228;ftige Urteil vom 16.&#160;September 2013 die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013 habe erlassen k&#246;nnen, ohne den Grundsatz der Rechtskraft, die Grunds&#228;tze des Vertrauensschutzes und der Rechtssicherheit, den Grundsatz <i>ne bis in idem</i> oder das in Art.&#160;47 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta) verankerte Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf zu verletzen. Die einzige Begr&#252;ndung f&#252;r die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 sei eine Umgehung dieses Urteils.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die genannten Grunds&#228;tze st&#252;nden dem entgegen, dass der Rat die Aufnahmekriterien f&#252;r ihre erneute Aufnahme in die streitigen Listen umformuliere, ohne dass sich der Sachverhalt ge&#228;ndert habe oder neue Beweise vorl&#228;gen und obwohl im Urteil vom 16.&#160;September 2013 festgestellt worden sei, dass zwischen dem in Ziff.&#160;5 der Resolution 1747&#160;(2007) vorgesehenen Verbot der Bef&#246;rderung von R&#252;stungsg&#252;tern und der nuklearen Proliferation kein Zusammenhang bestehe, und das Aufnahmekriterium f&#252;r die mit IRISL verbundenen Einrichtungen zur&#252;ckgewiesen worden sei. Die erneute Aufnahme von IRISL sei auf dieselben Behauptungen zu angeblichen Verst&#246;&#223;en gegen die Resolution 1747&#160;(2007) im Jahr 2009 gest&#252;tzt wie diejenigen, auf deren Grundlage ihre mit dem Urteil vom 16.&#160;September 2013 f&#252;r nichtig erkl&#228;rte urspr&#252;ngliche Aufnahme erfolgt sei. Das Gericht habe sich auf die Feststellung beschr&#228;nkt, dass diese Vorkommnisse hinreichend aktuell gewesen seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem verleihe die M&#246;glichkeit, eine Person oder Einrichtung erneut in eine Liste von Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, aufzunehmen, nachdem eine erste Aufnahme f&#252;r nichtig erkl&#228;rt worden sei, dem Rat keine absolute und unbegrenzte Befugnis zur erneuten Aufnahme wegen desselben, aber anders beschriebenen Sachverhalts. Die Rn.&#160;186 bis 189 des angefochtenen Urteils seien daher fehlerhaft. Eine andere Auslegung &#8222;verewige&#8220; den Rechtsstreit nur und n&#228;hme dem Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf seinen Sinn. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat tritt mit Unterst&#252;tzung der Kommission dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen entgegen.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist festzustellen, dass, wie das Gericht in Rn.&#160;183 des angefochtenen Urteils zu Recht ausgef&#252;hrt hat, die von den Unionsgerichten erlassenen Nichtigkeitsurteile, sobald sie unanfechtbar geworden sind, Rechtskraft erlangen. Diese erstreckt sich nicht nur auf den Tenor des Nichtigkeitsurteils, sondern auch auf die Gr&#252;nde, die den Tenor tragen und daher von diesem nicht zu trennen sind (Urteile vom 29.&#160;November 2018, National Iranian Tanker Company/Rat, C&#8209;600/16&#160;P, EU:C:2018:966, Rn.&#160;42, sowie vom 29.&#160;November 2018, Bank Tejarat/Rat, C&#8209;248/17&#160;P, EU:C:2018:967, Rn.&#160;70).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung erstreckt sich die Rechtskraft au&#223;erdem lediglich auf diejenigen Tatsachen- und Rechtsfragen, die tats&#228;chlich oder notwendigerweise Gegenstand einer gerichtlichen Entscheidung waren (Urteile vom 29.&#160;M&#228;rz 2011, ThyssenKrupp Nirosta/Kommission, C&#8209;352/09&#160;P, EU:C:2011:191, Rn.&#160;123, sowie vom 13.&#160;September 2017, Pappalardo u.&#160;a./Kommission, C&#8209;350/16&#160;P, EU:C:2017:672, Rn.&#160;37), wie sich aus Rn.&#160;184 des angefochtenen Urteils ergibt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall hatte das Gericht, worauf es in Rn.&#160;185 des angefochtenen Urteils zu Recht hingewiesen hat, im Urteil vom 16.&#160;September 2013 die urspr&#252;ngliche Aufnahme von IRISL f&#252;r nichtig erkl&#228;rt, nachdem es in den Rn.&#160;38 und 39 dieses Urteils die Begr&#252;ndung f&#252;r diese Aufnahme, sie sei einer benannten Person oder Einrichtung bei einem Versto&#223; gegen die Resolutionen des Sicherheitsrats behilflich gewesen, als unzureichend eingestuft und in den Rn.&#160;58 und 66 festgestellt hatte, dass der Rat nicht nachgewiesen habe, dass IRISL, indem sie dreimal unter Versto&#223; gegen das Verbot nach Ziff.&#160;5 der Resolution 1747&#160;(2007) milit&#228;rische G&#252;ter bef&#246;rdert habe, f&#252;r die nukleare Proliferation Unterst&#252;tzung bereitgestellt habe. Damit hat das Gericht jedoch weder die drei Vorkommnisse noch die Beweise daf&#252;r in Frage gestellt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat hingegen, wie ebenfalls zu Recht aus den Rn.&#160;80, 186 und 187 des angefochtenen Urteils hervorgeht, im Urteil vom 16.&#160;September 2013 weder zur G&#252;ltigkeit der Aufnahmekriterien Stellung genommen, auf deren Grundlage die urspr&#252;ngliche Aufnahme von IRISL erfolgte und die sich auf die Bereitstellung von Unterst&#252;tzung f&#252;r die nukleare Proliferation und die Hilfe f&#252;r eine benannte Person oder Einrichtung beim Versto&#223; gegen die Resolutionen des Sicherheitsrates bezogen, noch hat es folgerichtig etwas zu der Frage ausgef&#252;hrt, ob die Aufnahme von IRISL auf der Grundlage des Kriteriums des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007) gerechtfertigt war.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich der anderen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen ergibt sich zutreffend aus Rn.&#160;188 des angefochtenen Urteils, dass das Gericht im Urteil vom 16.&#160;September 2013, ohne die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Kriterien zu pr&#252;fen, auf deren Grundlage sie in die Listen aufgenommen wurden, und ohne zu pr&#252;fen, ob sie diese Kriterien erf&#252;llten, lediglich festgestellt hat, dass der Umstand, dass sie im Eigentum von IRISL oder unter ihrer Kontrolle st&#252;nden oder in ihrem Namen handelten, nicht den Erlass und die Aufrechterhaltung von restriktiven Ma&#223;nahmen gegen sie rechtfertige, da IRISL selbst nicht wirksam in die Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren w&#252;rden, aufgenommen worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Generalanw&#228;ltin in Nr.&#160;106 ihrer Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, ist den Feststellungen des Gerichts im Urteil vom 16.&#160;September 2013, auf die in den Rn.&#160;48 bis 50 des vorliegenden Urteils eingegangen worden ist und die nach der in den Rn.&#160;46 und 47 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung in Rechtskraft erwachsen, nicht zu entnehmen, dass der Rat im Rahmen der Ma&#223;nahmen, die ergriffen wurden, um dem Urteil vom 16.&#160;September 2013 nachzukommen, nicht h&#228;tte entscheiden k&#246;nnen, die bestehenden Aufnahmekriterien, auf deren Grundlage die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen urspr&#252;nglich aufgenommen worden waren, beizubehalten oder sie &#8211; in seiner Rolle als Gesetzgeber &#8211; anzupassen, um mittels der Verst&#228;rkung der zur Verf&#252;gung stehenden rechtlichen Mittel das Ziel zu verfolgen, Druck auf die Islamische Republik Iran auszu&#252;ben, damit sie ihr Nuklearproliferationsprogramm einstellen muss.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie das Gericht in Rn.&#160;186 des angefochtenen Urteils zu Recht festgestellt hat, war die erneute Aufnahme von IRISL in die streitigen Listen insoweit auf ein anderes Kriterium gest&#252;tzt als diejenigen, auf deren Grundlage sie durch die mit dem Urteil vom 16.&#160;September 2013 f&#252;r nichtig erkl&#228;rten Beschl&#252;sse in die Listen aufgenommen wurde, und damit auf eine andere rechtliche Grundlage (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 29.&#160;November 2018, Bank Tejarat/Rat, C&#8209;248/17&#160;P, EU:C:2018:967, Rn.&#160;74).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#220;berdies hat der Gerichtshof bereits entschieden, dass die Rechtswidrigkeit von Handlungen, mit denen eine Person oder Einrichtung in eine Liste von Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, aufgenommen wurde, wenn sich die Rechtswidrigkeit daraus ergibt, dass die vom Rat vorgelegten Informationen nicht ausreichten, um ihre tats&#228;chliche Grundlage zu untermauern, den Rat nicht daran hindern konnte, nach einer erneuten Pr&#252;fung der Situation der betroffenen Person oder Einrichtung neue restriktive Ma&#223;nahmen auf der Grundlage bereits vorhandener oder verf&#252;gbarer tats&#228;chlicher Gesichtspunkte zu erlassen (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 29.&#160;November 2018, National Iranian Tanker Company/Rat, C&#8209;600/16&#160;P, EU:C:2018:966, Rn.&#160;45 und 56, sowie vom 29.&#160;November 2018, Bank Tejarat/Rat, C&#8209;248/17&#160;P, EU:C:2018:967, Rn.&#160;73 und 82).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie aus den Rn.&#160;132 und 186 des angefochtenen Urteils hervorgeht, stellte entgegen dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen die erneute Aufnahme von IRISL in die streitigen Listen auf der Grundlage eines anderen Kriteriums als derjenigen, auf deren Grundlage sie bis zur Verk&#252;ndung des Urteils vom 16.&#160;September 2013 in den Listen gef&#252;hrt wurde, schon f&#252;r sich allein einen neuen Gesichtspunkt f&#252;r die Situation der &#252;brigen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen dar.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach hat das Gericht in den Rn.&#160;90 und 189 des angefochtenen Urteils rechtsfehlerfrei entschieden, dass die Rechtskraft des Urteils vom 16.&#160;September 2013 dem Erlass der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013 nicht entgegengestanden hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen, das Gericht habe im Urteil vom 16.&#160;September 2013 festgestellt, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Verbot nach Ziff.&#160;5 der Resolution 1747&#160;(2007) und der nuklearen Proliferation gebe, beruht auf einem falschen Verst&#228;ndnis dieses Urteils. Denn das Gericht hat sich, wie Rn.&#160;49 des Urteils zu entnehmen ist, darauf beschr&#228;nkt, das Aufnahmekriterium der Unterst&#252;tzung der nuklearen Proliferation auszulegen und es im Rahmen der Rechtssache, mit der es befasst war, anzuwenden, indem es u.&#160;a. ausgef&#252;hrt hat, dass die Verbote nach Ziff.&#160;5 der Resolution 1747&#160;(2007) und Ziff.&#160;7 der Resolution 1737&#160;(2006) unterschiedlich seien und nicht unter allen Umst&#228;nden zwangsl&#228;ufig die gleichen G&#252;ter und Technologien umfassten. Es hat in Rn.&#160;52 des genannten Urteils in tats&#228;chlicher Hinsicht weiter ausgef&#252;hrt, dass sich aus den ihm vorgelegten Schriftst&#252;cken keine Anhaltspunkte daf&#252;r erg&#228;ben, dass die von den in Rn.&#160;48 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Vorkommnissen erfassten G&#252;ter zugleich unter das in Ziff.&#160;7 der Resolution 1737&#160;(2006) vorgesehene Verbot im Zusammenhang mit proliferationsrelevanten G&#252;tern fielen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was den Grundsatz des Vertrauensschutzes anbelangt, ist darauf hinzuweisen, dass sich, wie aus Rn.&#160;191 des angefochtenen Urteils hervorgeht, nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs jeder auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes berufen kann, bei dem ein Unionsorgan durch klare Zusicherungen begr&#252;ndete Erwartungen geweckt hat. Dagegen kann niemand eine Verletzung dieses Grundsatzes geltend machen, dem keine solchen Zusicherungen gegeben wurden (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 13.&#160;September 2017, Pappalardo u.&#160;a./Kommission, C&#8209;350/16&#160;P, EU:C:2017:672, Rn.&#160;39, und vom 21.&#160;Februar 2018, Kreuzmayr, C&#8209;628/16, EU:C:2018:84, Rn.&#160;46).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Entgegen dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen konnte das Urteil vom 16.&#160;September 2013 bei ihnen keine begr&#252;ndeten Erwartungen dahin wecken, dass der Rat nach diesem Urteil die anwendbaren Aufnahmekriterien nicht &#228;ndern k&#246;nnte oder unter Beachtung dieses Urteils einen Beschluss &#252;ber die erneute Aufnahme in die streitigen Listen f&#252;r die Zukunft fassen k&#246;nnte. Es konnte dies umso weniger, wie sich aus den Rn.&#160;193 und 194 des angefochtenen Urteils ergibt, als das Gericht in den Rn.&#160;64 und 82 des Urteils vom 16.&#160;September 2013 entschieden hatte, dass der Rat die anwendbare Regelung in seiner Eigenschaft als Gesetzgeber anpassen k&#246;nne, um weitere F&#228;lle vorzusehen, in denen restriktive Ma&#223;nahmen angenommen werden k&#246;nnten, und dass der Rat &#252;ber einen Zeitraum von zwei Monaten und zehn Tagen verf&#252;ge, um die festgestellten Verst&#246;&#223;e zu beheben, indem er gegebenenfalls neue restriktive Ma&#223;nahmen gegen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen erlasse. Aus diesen Gr&#252;nden und da die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen in ihrer Rechtsmittelschrift kein klares zus&#228;tzliches Argument f&#252;r eine Verletzung des Grundsatzes der Rechtssicherheit durch das Gericht vorbringen, kann eine solche Verletzung auch nicht festgestellt werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum in Art.&#160;50 der Charta verankerten Grundsatz <i>ne bis in idem</i> gen&#252;gt der Hinweis, dass restriktive Ma&#223;nahmen pr&#228;ventiven Charakter haben (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 21.&#160;Dezember 2011, Afrasiabi u.&#160;a., C&#8209;72/11, EU:C:2011:874, Rn.&#160;44, sowie vom 18.&#160;Juli 2013, Kommission u.&#160;a./Kadi, C&#8209;584/10&#160;P, C&#8209;593/10&#160;P und C&#8209;595/10&#160;P, EU:C:2013:518, Rn.&#160;132). Somit kann dieser Grundsatz, der sich auf Verfolgungsma&#223;nahmen und Sanktionen wegen einer Straftat bezieht, f&#252;r die eine Person bereits durch ein rechtskr&#228;ftiges Strafurteil freigesprochen oder verurteilt wurde, nicht angef&#252;hrt werden, um die G&#252;ltigkeit solcher Ma&#223;nahmen in Abrede zu stellen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich hat das Gericht in den Rn.&#160;90, 196 und 199 des angefochtenen Urteils rechtsfehlerfrei entschieden, dass der Rat die Grunds&#228;tze des Vertrauensschutzes und der Rechtssicherheit sowie den Grundsatz <i>ne bis in idem</i> nicht verletzt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich machen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen geltend, das Gericht habe ihr in Art.&#160;47 der Charta verankertes Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf verletzt, weil es nicht festgestellt habe, dass der Rat ohne neue Tatsachen oder Beweise die Aufnahmekriterien f&#252;r ihre erneute Aufnahme in die streitigen Listen nicht h&#228;tte &#228;ndern d&#252;rfen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass mit dieser Bestimmung der sich aus Art.&#160;6 Abs.&#160;1 und Art.&#160;13 der am 4.&#160;November 1950 in Rom unterzeichneten Europ&#228;ischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten ergebende Schutz im Unionsrecht gew&#228;hrleistet wird. Nach Art.&#160;47 Abs.&#160;1 der Charta hat jede Person, deren durch das Recht der Union garantierte Rechte oder Freiheiten verletzt worden sind, das Recht, nach Ma&#223;gabe der in diesem Artikel vorgesehenen Bedingungen bei einem Gericht einen wirksamen Rechtsbehelf einzulegen. Der Grundsatz des effektiven gerichtlichen Rechtsschutzes kann den Rat jedoch nicht daran hindern, eine Person oder Einrichtung auf der Grundlage anderer Aufnahmegr&#252;nde als derjenigen, auf denen die erstmalige Aufnahme beruhte, oder auf der Grundlage desselben Aufnahmegrundes, der auf andere Beweise gest&#252;tzt wird, erneut in die Listen von Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, aufzunehmen. Mit diesem Grundsatz soll n&#228;mlich sichergestellt werden, dass eine beschwerende Ma&#223;nahme vor Gericht angefochten werden kann, nicht aber, dass eine neue beschwerende Ma&#223;nahme, die auf andere Gr&#252;nde oder Beweise gest&#252;tzt wird, nicht ergehen kann (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 29.&#160;November 2018, National Iranian Tanker Company/Rat, C&#8209;600/16&#160;P, EU:C:2018:966, Rn.&#160;53 und 54). Daher und in Anbetracht der Erw&#228;gungen in den Rn.&#160;53 und 54 des vorliegenden Urteils stand dieser Grundsatz dem Erlass der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013 nicht entgegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem sind der zweite und der achte Rechtsmittelgrund sowie die dritten Teile des ersten und des sechsten Rechtsmittelgrundes zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum zweiten Teil des ersten Rechtsmittelgrundes </i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem zweiten Teil des ersten Rechtsmittelgrundes tragen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen vor, das Gericht habe im angefochtenen Urteil die von ihnen vor ihm erhobene R&#252;ge nicht gepr&#252;ft, wonach der Rat keinen objektiven Grund und keine Rechtfertigung daf&#252;r geliefert habe, dass die Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, durch die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 ge&#228;ndert worden seien. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat vertritt, unterst&#252;tzt durch die Kommission, die Auffassung, dass der zweite Teil des ersten Rechtsmittelgrundes unbegr&#252;ndet sei.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen mit dem zweiten Teil ihres ersten Rechtsmittelgrundes geltend machen, das Gericht sei nicht auf ihr Argument eingegangen, dass die Aufnahmekriterien nicht angemessen begr&#252;ndet worden seien, gen&#252;gt der Hinweis, dass das Gericht in den Rn.&#160;65 bis 78 des angefochtenen Urteils ausgef&#252;hrt hat, warum die Kriterien seiner Meinung nach als gerechtfertigt und verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig anzusehen seien. Das Gericht hat sich somit zu diesem Argument ge&#228;u&#223;ert.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit der zweite Teil des ersten Rechtsmittelgrundes dahin zu verstehen ist, dass dem Gericht damit vorgeworfen werden soll, nicht von Amts wegen festgestellt zu haben, dass eine formelle Begr&#252;ndung der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 fehle, mit denen der Rat die Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, ge&#228;ndert hat, ist Folgendes anzumerken.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung muss die nach Art.&#160;296 AEUV vorgeschriebene Begr&#252;ndung die &#220;berlegungen des Organs, das den Rechtsakt erlassen hat, so klar und eindeutig zum Ausdruck bringen, dass die Betroffenen ihr die Gr&#252;nde f&#252;r die erlassenen Ma&#223;nahmen entnehmen und das zust&#228;ndige Gericht seine Kontrollaufgabe wahrnehmen kann (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 15.&#160;November 2012, Al&#8209;Aqsa/Rat und Niederlande/Al&#8209;Aqsa, C&#8209;539/10&#160;P und C&#8209;550/10&#160;P, Rn.&#160;138 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung, und vom 15.&#160;November 2012, Rat/Bamba, C&#8209;417/11&#160;P, EU:C:2012:718, Rn.&#160;50).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Begr&#252;ndung muss jedoch der Natur des betreffenden Rechtsakts und dem Kontext, in dem er erlassen worden ist, angepasst sein. Das Begr&#252;ndungserfordernis ist nach den Umst&#228;nden des Einzelfalls, insbesondere nach dem Inhalt des Rechtsakts, der Art der angef&#252;hrten Gr&#252;nde und nach dem Interesse zu beurteilen, das die Adressaten oder andere von dem Rechtsakt unmittelbar und individuell betroffene Personen an Erl&#228;uterungen haben k&#246;nnen. In der Begr&#252;ndung brauchen nicht alle tats&#228;chlich und rechtlich einschl&#228;gigen Gesichtspunkte genannt zu werden, da die Frage, ob eine Begr&#252;ndung ausreichend ist, nicht nur anhand des Wortlauts des Rechtsakts zu beurteilen ist, sondern auch anhand seines Kontexts sowie s&#228;mtlicher Rechtsvorschriften auf dem betreffenden Gebiet (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 15.&#160;November 2012, Al&#8209;Aqsa/Rat und Niederlande/Al&#8209;Aqsa, C&#8209;539/10&#160;P und C&#8209;550/10&#160;P, EU:C:2012:711, Rn.&#160;139 und 140, sowie vom 8.&#160;September 2016, Iranian Offshore Engineering &amp; Construction/Rat, C&#8209;459/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:646, Rn.&#160;24).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Erstes ist festzustellen, dass im zweiten Erw&#228;gungsgrund des Beschlusses 2013/497 ausgef&#252;hrt ist, dass die Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, die Personen und Einrichtungen betreffen, die bereits benannten Personen und Einrichtungen Hilfe dabei geleistet haben, die Bestimmungen der einschl&#228;gigen Resolutionen des Sicherheitsrates oder des Beschlusses 2010/413 zu umgehen bzw. gegen diese zu versto&#223;en, angepasst werden sollen, um Personen und Einrichtungen zu erfassen, die selbst gegen die genannten Bestimmungen versto&#223;en haben bzw. diese umgangen haben. Diese Begr&#252;ndung ist im zweiten Erw&#228;gungsgrund der Verordnung Nr.&#160;971/2013 im Kern &#252;bernommen worden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtfertigung f&#252;r die Annahme des Kriteriums eines Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007), auf dessen Grundlage die erneute Aufnahme von IRISL in die streitigen Listen erfolgte, geht somit klar aus dem Wortlaut der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 hervor. Wie das Gericht in Rn.&#160;68 des angefochtenen Urteils zutreffend ausgef&#252;hrt hat, sind zudem die allgemeinen Regeln der Union, die den Erlass restriktiver Ma&#223;nahmen vorsehen, anhand von Wortlaut und Ziel der Resolutionen des Sicherheitsrats auszulegen, die sie umsetzen (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 3.&#160;September 2008, Kadi und Al Barakaat International Foundation/Rat und Kommission, C&#8209;402/05&#160;P und C&#8209;415/05&#160;P, EU:C:2008:461, Rn.&#160;297, sowie vom 16.&#160;November 2011, Bank Melli Iran/Rat, C&#8209;548/09&#160;P, EU:C:2011:735, Rn.&#160;104).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Zweites ist zun&#228;chst darauf hinzuweisen, dass in den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 1 und 3 des Beschlusses 2013/497 auf den Beschluss 2010/413 verwiesen wird, der mit ihm ge&#228;ndert wird und bereits in Art.&#160;20 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b vorsah, dass die Gelder von Personen und Einrichtungen, die im Eigentum oder unter der Kontrolle von IRISL stehen oder in ihrem Namen handeln, eingefroren werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebenso verweist die Verordnung Nr.&#160;971/2013 nicht nur auf diese Beschl&#252;sse, sondern auch auf die Verordnung Nr.&#160;267/2012, die mit ihr ge&#228;ndert wird, darunter Art.&#160;23 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;e, der ebenfalls bereits das Einfrieren der Gelder solcher Personen und Einrichtungen vorsah. Die Verordnung Nr.&#160;267/2012 hat die Verordnung Nr.&#160;961/2010 ersetzt, die der Umsetzung des Beschlusses 2010/413 diente und in Art.&#160;16 das Einfrieren der Gelder von Personen und Einrichtungen, die im Eigentum oder unter der Kontrolle von IRISL stehen, vorsah.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Des Weiteren wird in den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 4 und 5 des Beschlusses 2010/413 auf die Annahme der Resolution 1929&#160;(2010) durch den Sicherheitsrat und die Erkl&#228;rung vom 17.&#160;Juni 2010 verwiesen, mit der der Europ&#228;ische Rat den Rat ausdr&#252;cklich ersucht hat, Ma&#223;nahmen zur Umsetzung der in der Resolution 1929&#160;(2010) vorgesehenen Ma&#223;nahmen sowie &#8222;Begleitma&#223;nahmen&#8220; zu erlassen. Diese Ma&#223;nahmen sollten sich auf den iranischen Verkehrssektor einschlie&#223;lich &#8222;IRISL und ihrer Tochtergesellschaften&#8220; konzentrieren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner ist in den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 7 und 8 des Beschlusses 2010/413 ausgef&#252;hrt, dass die Resolution 1929&#160;(2010) die mit der Resolution 1737&#160;(2006) verh&#228;ngten finanziellen Restriktionen und Reisebeschr&#228;nkungen auf Einrichtungen von IRISL ausgeweitet hat und dass gem&#228;&#223; der Erkl&#228;rung vom 17.&#160;Juni 2010 das Einfrieren von Geldern auf weitere Personen und Einrichtungen Anwendung finden sollte, die vom Sicherheitsrat nach denselben Kriterien benannt werden. Auch in der Verordnung Nr.&#160;961/2010 wurde auf den Beschluss 2010/413, auf die Resolution 1929&#160;(2010) und auf die Erkl&#228;rung vom 17.&#160;Juni 2010 Bezug genommen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund geht die Rechtfertigung daf&#252;r, dass der Rat mit dem Beschluss 2010/413 und der Verordnung Nr.&#160;961/2010 Bestimmungen erlassen hat, die das Einfrieren der Gelder von Tochtergesellschaften von IRISL und im weiteren Sinne von mit ihr in Verbindung stehenden Personen und Einrichtungen vorsehen, um die Wirksamkeit der gegen sie ergriffenen Ma&#223;nahmen sicherzustellen und somit zu verhindern, dass die Ma&#223;nahmen mit deren Hilfe unterlaufen werden, vor dem Hintergrund des historischen Kontexts dieser Rechtsakte und s&#228;mtlicher Vorschriften zur Regelung der restriktiven Ma&#223;nahmen gegen die Islamische Republik Iran klar, verst&#228;ndlich und eindeutig aus diesen Rechtsakten hervor.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aufgrund dieses ihnen bekannten Kontexts und der Gesamtheit der Vorschriften konnten die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen die Gr&#252;nde f&#252;r diese Bestimmungen verstehen und konnte das Gericht seine Kontrollaufgabe wahrnehmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point78">78</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist im Ergebnis festzuhalten, dass in den streitigen Handlungen vom Oktober 2013 die Aufrechterhaltung des Aufnahmekriteriums im Hinblick auf das Einfrieren der Gelder der Einrichtungen, die im Eigentum oder unter der Kontrolle von IRISL stehen oder in ihrem Namen handeln, sowie seine Ausdehnung auf die Einrichtungen, die Versicherungs- oder sonstige wesentliche Dienstleistungen f&#252;r IRISL erbringen, rechtlich hinreichend begr&#252;ndet ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point79">79</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist dem Gericht kein Rechtsfehler unterlaufen, als es nicht von Amts wegen festgestellt hat, dass eine Begr&#252;ndung f&#252;r die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 fehle.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point80">80</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der zweite Teil des ersten Rechtsmittelgrundes zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum vierten und zum siebten Rechtsmittelgrund</i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point81">81</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem vierten und dem siebten Rechtsmittelgrund tragen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen vor, das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, als es angenommen habe, dass ihre Verteidigungsrechte beim Erlass der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013 gewahrt worden seien. Die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen machen als Erstes geltend, das Kriterium der Verbindung zu IRISL sei, da es diese ausdr&#252;cklich benenne, als ein pers&#246;nliches Kriterium anzusehen, so dass der Rat sie von den von ihm beabsichtigten &#196;nderungen habe unterrichten und ihnen eine Stellungnahme habe zugestehen m&#252;ssen. Als Zweites r&#252;gen sie, dass der Rat die Stellungnahme von IRISL nicht ber&#252;cksichtigt habe, bevor er &#252;ber ihre erneute Aufnahme in die Listen entschieden habe, und dass er sie selbst erneut in die streitigen Listen aufgenommen habe, bevor er auf ihre Stellungnahme reagiert habe und ihnen die Dokumente zur Rechtfertigung der erneuten Aufnahme ausgeh&#228;ndigt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point82">82</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat, unterst&#252;tzt durch die Kommission, verneint die Begr&#252;ndetheit des vierten und des siebten Rechtsmittelgrundes.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point83">83</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Erstes ist darauf hinzuweisen, dass bei restriktiven Ma&#223;nahmen mit individueller Geltung es die Achtung der Verteidigungsrechte und des Anspruchs auf effektiven gerichtlichen Rechtsschutz u.&#160;a. erfordert, dass die zust&#228;ndige Unionsbeh&#246;rde der betroffenen Person die ihr vorliegenden, diese Person belastenden Informationen, auf die sie ihre Entscheidung st&#252;tzt, mitteilt (Urteil vom 28.&#160;M&#228;rz 2017, Rosneft, C&#8209;72/15, EU:C:2017:236, Rn.&#160;121 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point84">84</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall stellen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen jedoch nicht in Abrede, dass es sich bei dem Kriterium der Verbindung zu IRISL, das sich aus den streitigen Handlungen vom Oktober 2013 ergibt, um einen Rechtsakt mit allgemeiner Geltung handelt, wie das Gericht in Rn.&#160;97 des angefochtenen Urteils zu Recht festgestellt hat, da in ihm objektiv und abstrakt eine Kategorie von Personen und Einrichtungen benannt wird, bei denen es sich nicht um IRISL selbst handelt und auf die restriktive Ma&#223;nahmen anwendbar sein k&#246;nnen. Sie stellen auch nicht in Abrede, dass die anderen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen als IRISL von diesem Kriterium nicht individuell betroffen sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point85">85</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher musste der Rat die ihm zur Verf&#252;gung stehenden Informationen nicht den anderen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen als IRISL &#252;bermitteln, bevor er das Kriterium der Verbindung zu IRISL anwandte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point86">86</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was IRISL selbst anbelangt, ist festzustellen, dass dieses Kriterium nicht als Grundlage f&#252;r den Erlass individueller restriktiver Ma&#223;nahmen gegen sie dienen kann, so dass der von ihr angef&#252;hrte pers&#246;nliche Charakter den Rat nicht zur Anwendung der in Rn.&#160;83 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung verpflichtet. Jedenfalls sah schon die Regelung, die vor den streitigen Handlungen vom Oktober 2013 galt, ein solches auf sie anwendbares pers&#246;nliches Kriterium vor, so dass die fehlende Information &#252;ber die betreffende &#196;nderung ihr keinen Schaden zugef&#252;gt und ihr insbesondere nicht jede M&#246;glichkeit genommen hat, sich an den Rat zu wenden, um &#8211; gegebenenfalls nach Verk&#252;ndung des Urteils vom 16.&#160;September 2013 &#8211; ihren Standpunkt zum individuellen Charakter dieses Kriteriums zu vertreten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point87">87</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit ergibt sich, dass das Gericht rechtsfehlerfrei zu dem Schluss gekommen ist, dass die Verteidigungsrechte der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen beim Erlass der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 nicht verletzt wurden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point88">88</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Zweites ist zu der Frage, ob dem Gericht ein Rechtsfehler unterlaufen ist, als es in den Rn.&#160;173 bis 181 des angefochtenen Urteils festgestellt hat, dass der Rat die Verteidigungsrechte der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen bei ihrer erneuten Aufnahme in die streitigen Listen nicht verletzt habe, darauf hinzuweisen, dass im Fall eines Folgebeschlusses &#252;ber das Einfrieren von Geldern, auf dessen Grundlage der Name einer Person oder Einrichtung auf einer Liste von Personen oder Einrichtungen, deren Gelder eingefroren werden, verbleibt, grunds&#228;tzlich im Voraus die belastenden Umst&#228;nde mitgeteilt werden m&#252;ssen und der betroffenen Person oder Einrichtung Gelegenheit zur Anh&#246;rung gegeben werden muss (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 21.&#160;Dezember 2011, Frankreich/People&#8217;s Mojahedin Organization of Iran, C&#8209;27/09&#160;P, EU:C:2011:853, Rn.&#160;62, und vom 7.&#160;April 2016, Central Bank of Iran/Rat, C&#8209;266/15&#160;P, EU:C:2016:208, Rn.&#160;32).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point89">89</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wurden dem Betroffenen hinreichend genaue Informationen mitgeteilt, die es ihm erlauben, zu den vom Rat zur Last gelegten Gesichtspunkten sachdienlich Stellung zu nehmen, verpflichtet der Grundsatz der Beachtung der Verteidigungsrechte den Rat nicht dazu, von sich aus Zugang zu allen in seinen Akten enthaltenen Schriftst&#252;cken zu gew&#228;hren. Nur auf Antrag des Betroffenen hat der Rat Einsicht in alle nicht vertraulichen Verwaltungspapiere zu gew&#228;hren, die die in Rede stehende Ma&#223;nahme betreffen (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 16.&#160;November 2011, Bank Melli Iran/Rat, C&#8209;548/09&#160;P, EU:C:2011:735, Rn.&#160;92, und vom 28.&#160;Juli 2016, Tomana u.&#160;a./Rat und Kommission, C&#8209;330/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:601, Rn.&#160;66).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point90">90</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem ist nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs das Recht, vor dem Erlass von Rechtsakten, mit denen restriktive Ma&#223;nahmen gegen bereits von diesen Ma&#223;nahmen erfasste Personen oder Einrichtungen aufrechterhalten werden, geh&#246;rt zu werden, zu wahren, wenn der Rat diesen Personen oder Einrichtungen neue Beweismittel entgegengehalten hat, und nicht, wenn eine solche Aufrechterhaltung auf dieselben Gr&#252;nde gest&#252;tzt wird wie diejenigen, die dem Erlass des urspr&#252;nglichen Rechtsakts &#252;ber die Verh&#228;ngung der betreffenden restriktiven Ma&#223;nahmen zugrunde liegen (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 21.&#160;Dezember 2011, Frankreich/People&#8217;s Mojahedin Organization of Iran, C&#8209;27/09&#160;P, EU:C:2011:853, Rn.&#160;63, sowie vom 28.&#160;Juli 2016, Tomana u.&#160;a./Rat und Kommission, C&#8209;330/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:601, Rn.&#160;67).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point91">91</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Generalanw&#228;ltin in Nr.&#160;190 ihrer Schlussantr&#228;ge hervorgehoben hat, ist im vorliegenden Fall der ma&#223;gebliche Zeitpunkt f&#252;r die Pr&#252;fung, ob der Rat das Recht der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen auf rechtliches Geh&#246;r gewahrt hat, der Zeitpunkt, zu dem er sie erneut in die streitigen Listen aufgenommen hat, also der 26.&#160;November 2013. Wie sich aber aus den Rn.&#160;173 bis 175 des angefochtenen Urteils ergibt, hat der Rat den Rechtsmittelf&#252;hrerinnen die Gr&#252;nde f&#252;r die von ihm geplante erneute Aufnahme mit Schreiben vom 22. bzw. 30.&#160;Oktober 2013 mitgeteilt. Diese beruhten auf den gleichen Tatumst&#228;nden und waren im Wesentlichen mit denjenigen identisch, die in den 2010 erlassenen Beschl&#252;ssen &#252;ber die urspr&#252;ngliche Aufnahme standen, so dass es sich um Informationen handelte, die ihnen bereits bekannt waren. Ferner ist den Rn.&#160;176 bis 180 des angefochtenen Urteils zu entnehmen, dass die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen vor Erlass der streitigen Handlungen vom November 2013 mit Schreiben vom 15. bzw. 19.&#160;November 2013 Stellung zu diesen Informationen nahmen, worauf der Rat am 27.&#160;November 2013 antwortete und ihnen die Schriftst&#252;cke aus seiner Akte &#252;bermittelte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point92">92</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Generalanw&#228;ltin in Nr.&#160;193 ihrer Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, ist der Rat entgegen dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen &#252;berdies nicht verpflichtet, vor dem Erlass geplanter restriktiver Ma&#223;nahmen auf Stellungnahmen der betroffenen Person oder Einrichtung zu antworten. Die &#220;bersendung einer solchen Antwort geh&#246;rt n&#228;mlich, wenn die Betroffenen geh&#246;rt wurden, vielmehr zur Begr&#252;ndung des Rechtsakts, mit dem diese Ma&#223;nahmen beschlossen werden, als zur Wahrung der Verteidigungsrechte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point93">93</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat somit rechtsfehlerfrei festgestellt, dass der Rat die Verteidigungsrechte der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen beim Erlass der streitigen Handlungen vom November 2013 nicht verletzt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point94">94</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher sind der vierte und der siebte Rechtsmittelgrund zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum dritten, f&#252;nften und neunten Rechtsmittelgrund sowie zum ersten Teil des ersten Rechtsmittelgrundes und zum zweiten Teil des sechsten Rechtsmittelgrundes</i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point95">95</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem dritten, f&#252;nften und neunten Rechtsmittelgrund sowie mit dem ersten Teil ihres ersten Rechtsmittelgrundes und dem zweiten Teil ihres sechsten Rechtsmittelgrundes machen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen geltend, das Gericht habe zum einen in den Rn.&#160;63, 71, 74 und 76 des angefochtenen Urteils unzutreffend angenommen, dass die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 gerechtfertigt seien und zum Ziel der Bek&#228;mpfung der nuklearen Proliferation in Iran in einem angemessenen Verh&#228;ltnis st&#252;nden, und zum anderen in den Rn.&#160;93 bis 95 des angefochtenen Urteils, dass der Erlass dieser Handlungen, die, wie sie meinen, nach dem Urteil vom 16.&#160;September 2013 nicht mit diesem Ziel im Einklang gestanden h&#228;tten, keinen Ermessensmissbrauch des Rates darstelle. Das Gericht habe au&#223;erdem einen Rechtsfehler begangen, als es die Auffassung vertreten habe, dass die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013 ihre Grundrechte, insbesondere ihr Recht auf Eigentum und das Recht auf Wahrung ihres Ansehens, nicht in ungerechtfertigter und unverh&#228;ltnism&#228;&#223;iger Weise verletzten. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point96">96</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen tragen erstens vor, das Kriterium des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007) sei nicht geeignet und stehe in keinem angemessenen Verh&#228;ltnis zum Ziel der Bek&#228;mpfung der nuklearen Proliferation in Iran, da zwischen der nach Ziff.&#160;5 dieser Resolution verbotenen Bef&#246;rderung von R&#252;stungsg&#252;tern, den T&#228;tigkeiten der betroffenen Einrichtung und der nuklearen Proliferation kein Zusammenhang bestehe. Gleiches gelte f&#252;r das Kriterium der Verbindung zu IRISL, denn die Aufnahme einer Tochtergesellschaft in eine Liste der Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, sei nur dann gerechtfertigt, wenn die Muttergesellschaft an der nuklearen Proliferation beteiligt gewesen sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point97">97</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens sei die Argumentation des Gerichts widerspr&#252;chlich. Es habe die Rechtm&#228;&#223;igkeit dieser Kriterien best&#228;tigt, ohne zu erl&#228;utern, inwieweit sie geeignet seien und zum genannten Ziel in einem angemessenen Verh&#228;ltnis st&#252;nden, und gleichzeitig in den Rn.&#160;101 und 102 des angefochtenen Urteils &#8211; zu Unrecht &#8211; entschieden, dass diese Kriterien nicht voraussetzten, dass eine Verbindung zwischen den Rechtsmittelf&#252;hrerinnen und der nuklearen Proliferation bestehe, und dem Rat nicht geb&#246;ten, eine solche Verbindung nachzuweisen. Damit habe das Gericht diese Kriterien zu weit ausgelegt. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point98">98</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht habe auch nicht gepr&#252;ft, inwiefern ihre erneute Aufnahme in die streitigen Listen dabei helfe, das verfolgte Ziel zu erreichen und Druck auf die Islamische Republik Iran auszu&#252;ben, obwohl IRISL entgegen den Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Urteil weder im Eigentum noch unter der Kontrolle der iranischen Regierung stehe. Drittens habe das Kriterium der Verbindung zu IRISL, da IRISL darin erneut ausdr&#252;cklich benannt werde, diese in den Augen der Welt als eine Einrichtung dargestellt, die Unterst&#252;tzung f&#252;r die nukleare Proliferation bereitstelle, was zu schwerwiegenden Folgen f&#252;r ihr Ansehen und ihre Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit gef&#252;hrt habe. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point99">99</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat, unterst&#252;tzt durch die Kommission, tritt dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen entgegen.&#160;</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point100">100</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen des dritten, f&#252;nften und neunten Rechtsmittelgrundes sowie des ersten Teils des ersten Rechtsmittelgrundes und des zweiten Teils des sechsten Rechtsmittelgrundes machen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen im Wesentlichen als Erstes geltend, das Gericht habe zu Unrecht angenommen, dass die Verletzung ihres Grundrechts auf Eigentum und ihres Rechts auf Achtung ihres Ansehens, zu der die streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013 f&#252;hren k&#246;nnten, verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig sei und dass auch die Formulierung des Kriteriums des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007) und des Kriteriums der Verbindung zu IRISL den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit wahre. Es habe sich dabei auf die gleiche Argumentation gest&#252;tzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point101">101</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist darauf hinzuweisen, dass nach Art.&#160;52 Abs.&#160;1 der Charta jede Einschr&#228;nkung der Aus&#252;bung der in der Charta anerkannten Rechte und Freiheiten gesetzlich vorgesehen sein und den Wesensgehalt dieser Rechte und Freiheiten achten muss und unter Wahrung des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit Einschr&#228;nkungen dieser Rechte und Freiheiten nur vorgenommen werden d&#252;rfen, wenn sie erforderlich sind und den von der Union anerkannten dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzungen oder den Erfordernissen des Schutzes der Rechte und Freiheiten anderer tats&#228;chlich entsprechen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point102">102</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Wie das Gericht in den Rn.&#160;204 und 205 des angefochtenen Urteils ausgef&#252;hrt hat, gilt das in Art.&#160;17 der Charta verankerte Eigentumsrecht folglich nicht schrankenlos. Der Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit verlangt zudem, dass die von einer Bestimmung des Unionsrechts eingesetzten Mittel zur Erreichung der mit der betreffenden Regelung verfolgten legitimen Ziele geeignet sind und nicht &#252;ber das dazu Erforderliche hinausgehen (Urteile vom 15.&#160;November 2012, Al&#8209;Aqsa/Rat und Niederlande/Al-Aqsa, C&#8209;539/10&#160;P und C&#8209;550/10&#160;P, EU:C:2012:711, Rn.&#160;122 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung, und vom 29.&#160;November 2018, National Iranian Tanker Company/Rat, C&#8209;600/16&#160;P, EU:C:2018:966, Rn.&#160;76).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point103">103</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zur gerichtlichen Kontrolle der Wahrung des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit hat der Gerichtshof, worauf auch das Gericht in Rn.&#160;62 des angefochtenen Urteils zu Recht hingewiesen hat, dem Unionsgesetzgeber ein weites Ermessen in Bereichen zuerkannt, in denen er politische, wirtschaftliche und soziale Entscheidungen treffen und komplexe Pr&#252;fungen vornehmen muss. Er hat daraus geschlossen, dass eine in einem solchen Bereich erlassene Ma&#223;nahme nur dann rechtswidrig ist, wenn sie zur Erreichung des vom zust&#228;ndigen Organ verfolgten Ziels offensichtlich ungeeignet ist (Urteil vom 28.&#160;November 2013, Rat/Manufacturing Support &amp; Procurement Kala Naft, C&#8209;348/12&#160;P, EU:C:2013:776, Rn.&#160;120 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point104">104</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Was das Ziel anbelangt, das der Rat mit dem Erlass der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013, mit denen der Beschluss 2010/413 und die Verordnung Nr.&#160;267/2012 ge&#228;ndert wurden, verfolgt, hat der Gerichtshof bereits entschieden, dass dieser Beschluss und diese Verordnung das Ziel haben, die nukleare Proliferation zu verhindern und auf diese Weise Druck auf die Islamische Republik Iran auszu&#252;ben, die betreffenden Aktivit&#228;ten zu beenden. Dieses Ziel, das in den allgemeineren Rahmen der Bem&#252;hungen um die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit f&#228;llt, ist rechtm&#228;&#223;ig (Urteil vom 29.&#160;November 2018, National Iranian Tanker Company/Rat, C&#8209;600/16&#160;P, EU:C:2018:966, Rn.&#160;77 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point105">105</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Sodann ist hinsichtlich der Geeignetheit der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 und November 2013 zur Erreichung dieses Ziels in Bezug auf das Kriterium des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007) festzustellen, dass dieser Resolution, wie der Rat geltend macht, zu entnehmen ist, dass nach Ansicht des Sicherheitsrats das in Ziff.&#160;5 der Resolution vorgesehene Verbot der Bef&#246;rderung von R&#252;stungsg&#252;tern aus dem Iran gew&#228;hrleisten soll, dass das iranische Nuklearprogramm ausschlie&#223;lich friedlichen Zwecken dient, und die Einf&#252;hrung sensibler Technologien durch den Iran zur Unterst&#252;tzung seiner Nuklear- und Tr&#228;gerraketenprogramme verhindern soll.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point106">106</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Generalanw&#228;ltin in den Nrn.&#160;76 und 77 ihrer Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, k&#246;nnen der iranischen Regierung die Erl&#246;se aus dem R&#252;stungsg&#252;terhandel unmittelbar oder mittelbar Ressourcen oder Mittel verschiedener Art liefern, die ihr eine Weiterverfolgung der T&#228;tigkeiten der nuklearen Proliferation erm&#246;glichen, und daf&#252;r zweckentfremdet werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point107">107</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden erlaubt das Kriterium des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007), die Verhaltensweisen von Personen und Einrichtungen, bei denen die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie die T&#228;tigkeiten der nuklearen Proliferation in Iran f&#246;rdern, auch dann zu erfassen, wenn diese keine unmittelbare oder mittelbare Verbindung zur nuklearen Proliferation haben und nicht in diese T&#228;tigkeiten verwickelt sind, wie das Gericht zutreffend in den Rn.&#160;101 und 102 des angefochtenen Urteils festgestellt hat. Dieses Kriterium erscheint daher zur Erreichung des in Rn.&#160;104 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Ziels geeignet.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point108">108</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Was die Erforderlichkeit dieses Kriteriums betrifft, l&#228;sst entgegen dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen der Umstand, dass es mit ihm m&#246;glich ist, Ma&#223;nahmen des Einfrierens von Geldern zu erlassen, wenn keine Verbindung zwischen den betroffenen Personen oder Einrichtungen und der nuklearen Proliferation besteht, nicht darauf schlie&#223;en, dass diese Ma&#223;nahmen &#252;ber das hinausgehen, was erforderlich ist, um das genannte Ziel zu erreichen. Der Gerichtshof hat n&#228;mlich bereits entschieden, dass nicht ersichtlich ist, dass ein Aufnahmekriterium wie das der Unterst&#252;tzung der iranischen Regierung, mit dem eigene T&#228;tigkeiten der betroffenen Person oder Einrichtung erfasst werden k&#246;nnen, die als solche keine unmittelbare oder mittelbare Verbindung zur nuklearen Proliferation aufweisen, aber dennoch zu ihr beitragen k&#246;nnen, ungeeignet w&#228;re und &#252;ber das zur Erreichung dieses Ziels Erforderliche hinausginge (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 29.&#160;November 2018, National Iranian Tanker Company/Rat, C&#8209;600/16&#160;P, EU:C:2018:966, Rn.&#160;78). Es ist ferner darauf hinzuweisen, dass die gro&#223;e Zahl der Resolutionen des Sicherheitsrats sowie die verschiedenen Ma&#223;nahmen der Union, die eine nach der anderen verabschiedet werden, der Notwendigkeit Rechnung tragen, das Spektrum der restriktiven Ma&#223;nahmen zu erweitern, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point109">109</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Tragweite des Kriteriums der Verbindung zu IRISL ist festzustellen, dass es zu einem rechtlichen Rahmen geh&#246;rt, der klar durch die Ziele begrenzt wird, die mit der Regelung &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen die Islamische Republik Iran verfolgt werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point110">110</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat insoweit bereits entschieden, dass, wenn die Gelder einer die iranische Regierung unterst&#252;tzenden Einrichtung eingefroren werden, die nicht unerhebliche Gefahr besteht, dass sie auf die ihr geh&#246;renden oder von ihr kontrollierten Einrichtungen Druck aus&#252;bt, um die Auswirkungen der gegen sie gerichteten Ma&#223;nahmen zu unterlaufen, so dass das Einfrieren der Gelder dieser Einrichtungen erforderlich und angemessen ist, um die Wirksamkeit der erlassenen Ma&#223;nahmen zu gew&#228;hrleisten und um zu garantieren, dass diese Ma&#223;nahmen nicht unterlaufen werden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 22.&#160;September 2016, NIOC u.&#160;a./Rat, C&#8209;595/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:721, Rn.&#160;89 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point111">111</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Mit diesem Kriterium wird somit auf objektive Weise ein eng begrenzter Kreis von Personen und Einrichtungen festgelegt, die aufgrund ihrer Verbindungen zu IRISL das Unterlaufen der gegen IRISL gerichteten restriktiven Ma&#223;nahmen erleichtern k&#246;nnten und folglich das in Rn.&#160;104 des vorliegenden Urteils genannte Ziel, die nukleare Proliferation zu verhindern und somit Druck auf die Islamische Republik Iran auszu&#252;ben, untergraben k&#246;nnten, und zwar unabh&#228;ngig davon, ob diese Personen und Einrichtungen an T&#228;tigkeiten der nuklearen Proliferation beteiligt sind. Es ist daher nicht ersichtlich, dass dieses Kriterium offensichtlich &#252;ber das hinausgeht, was zur Erreichung dieses Ziels erforderlich ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point112">112</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht der Ausf&#252;hrungen in den Rn.&#160;106 bis 111 des vorliegenden Urteils ist au&#223;erdem das Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen zur&#252;ckzuweisen, wonach das Gericht seine Argumentation habe widerspr&#252;chlich werden lassen, indem es angenommen habe, dass das Kriterium des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007) und das Kriterium der Verbindung zu IRISL, obwohl sie gerechtfertigt seien und in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zum genannten Ziel st&#252;nden, es nicht erforderten, dass eine Verbindung zwischen der betroffenen Person oder Einrichtung und der nuklearen Proliferation nachzuweisen sei. Mit diesen Ausf&#252;hrungen hat das Gericht die beiden Kriterien nicht &#252;berm&#228;&#223;ig weit ausgelegt und seine Argumentation ist auch nicht widerspr&#252;chlich.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point113">113</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Dem Gericht ist ferner in Bezug auf die geltend gemachte Beeintr&#228;chtigung des Ansehens der Rechtsmittelf&#252;hrerinnen kein Rechtsfehler unterlaufen, als es in Rn.&#160;209 des angefochtenen Urteils ausgef&#252;hrt hat, dass der Rat nicht behaupte, die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen seien selbst an der nuklearen Proliferation beteiligt, so dass sie nicht pers&#246;nlich mit Verhaltensweisen in Verbindung gebracht w&#252;rden, die eine Gefahr f&#252;r den Weltfrieden und die internationale Sicherheit darstellten, und die Beeintr&#228;chtigung ihres Ansehens sei zwangsl&#228;ufig geringer, als wenn ihre erneute Aufnahme in die streitigen Listen auf einen solchen Grund gest&#252;tzt worden w&#228;re. Auch das Kriterium der Verbindung zu IRISL bringt nicht zum Ausdruck, dass IRISL pers&#246;nlich an der nuklearen Proliferation beteiligt w&#228;re. Somit ist nicht ersichtlich, dass diese Beeintr&#228;chtigung angesichts der &#252;berragenden Bedeutung des in Rn.&#160;104 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Ziels und der Notwendigkeit, die Personen und Einrichtungen &#252;ber die allgemeinen Kriterien f&#252;r die Aufnahme von Personen und Einrichtungen in die Listen der Personen und Einrichtungen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, klar und pr&#228;zise zu definieren, im vorliegenden Fall also die Verbindungen zu IRISL, die als solche, sobald sie festgestellt sind, eine solche Aufnahme rechtfertigen, offensichtlich &#252;ber das Erforderliche hinausgeht.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point114">114</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich hat das Gericht rechtsfehlerfrei in den Rn.&#160;71, 73, 75 bis 77, 103 und 208 des angefochtenen Urteils im Wesentlichen festgestellt, dass das Kriterium des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007) und das Kriterium der Verbindung zu IRISL als mit dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit vereinbar zu betrachten seien und die Beschr&#228;nkungen des Eigentumsrechts und die Beeintr&#228;chtigung des Ansehens nicht au&#223;er Verh&#228;ltnis zu den angestrebten Zielen zu stehen schienen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point115">115</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Als Zweites ist festzustellen, dass die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen keinen Nachweis daf&#252;r erbracht haben, dass der Rat durch den Erlass der streitigen Handlungen vom Oktober 2013 einen Ermessensmissbrauch begangen hat. Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs ist eine Rechtshandlung nur dann ermessensmissbr&#228;uchlich, wenn aufgrund objektiver, schl&#252;ssiger und &#252;bereinstimmender Indizien anzunehmen ist, dass sie ausschlie&#223;lich oder zumindest vorwiegend zu anderen als den angegebenen Zwecken oder mit dem Ziel erlassen worden ist, ein Verfahren zu umgehen, das der Vertrag speziell vorsieht, um die konkrete Sachlage zu bew&#228;ltigen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 28.&#160;M&#228;rz 2017, Rosneft, C&#8209;72/15, EU:C:2017:236, Rn.&#160;135), worauf das Gericht zu Recht in Rn.&#160;92 des angefochtenen Urteils hingewiesen hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point116">116</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Wie sich aus den Rn.&#160;46 bis 63 und 101 bis 114 des vorliegenden Urteils ergibt, hat das Gericht in den Rn.&#160;93 bis 95 des angefochtenen Urteils zutreffend festgestellt, dass das Urteil vom 16.&#160;September 2013 dem Erlass dieser Rechtshandlungen nicht entgegenstand. Diese sind mit dem legitimen Ziel, die nukleare Proliferation zu verhindern und damit Druck auf die Islamische Republik Iran auszu&#252;ben, damit sie die T&#228;tigkeiten im Zusammenhang mit der nuklearen Proliferation beendet, vereinbar, so dass es den auf einen Ermessensmissbrauch gest&#252;tzten Klagegrund zu Recht zur&#252;ckgewiesen hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point117">117</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach sind der dritte, der f&#252;nfte und der neunte Rechtsmittelgrund sowie der erste Teil des ersten Rechtsmittelgrundes und der zweite Teil des sechsten Rechtsmittelgrundes zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum ersten Teil des sechsten Rechtsmittelgrundes</i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point118">118</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen des ersten Teils ihres sechsten Rechtsmittelgrundes machen die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen als Erstes geltend, das Gericht habe zu Unrecht keine offensichtlichen Beurteilungsfehler des Rates bei der erneuten Aufnahme von IRISL in die streitigen Listen festgestellt. Die Begr&#252;ndung des Gerichts in den Rn.&#160;117 und 131 des angefochtenen Urteils, die sich auf die Feststellung tats&#228;chlicher Verst&#246;&#223;e gegen die Resolution 1747&#160;(2007) aus dem Jahr 2009 st&#252;tze, sei sachlich unrichtig. Der Bericht des Sanktionsausschusses des Sicherheitsrats f&#252;r das Jahr 2009, auf den sich der Rat gest&#252;tzt habe, lasse nicht erkennen, dass IRISL gegen diese Resolution versto&#223;en habe. Das Gericht habe zudem in den Rn.&#160;120 und 124 des angefochtenen Urteils den Beweisen und insbesondere den Zeugenaussagen, die die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen vorgelegt h&#228;tten, um zu belegen, dass IRISL an dem Versto&#223; gegen die Resolution 1747&#160;(2007) nicht beteiligt gewesen sei, nicht ausreichend Gewicht beigemessen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point119">119</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen tragen als Zweites vor, das Gericht habe es in den Rn.&#160;136 bis 165 des angefochtenen Urteils unterlassen, Fehler des Rates bei der Tatsachenw&#252;rdigung festzustellen, als es entschieden habe, dass die erneute Aufnahme der anderen Rechtsmittelf&#252;hrerinnen als IRISL auf der Grundlage des Kriteriums der Verbindung zu IRISL gerechtfertigt sei. So habe sich das Gericht hinsichtlich Khazar Shipping Lines, IRISL Europe und Valfajr 8th Shipping Line auf die Feststellung beschr&#228;nkt, dass ihre erneute Aufnahme in die streitigen Listen gerechtfertigt sei, weil sie im Eigentum der IRISL st&#252;nden. Der Rat habe aber weder die H&#246;he der Beteiligung noch die Wahrscheinlichkeit daf&#252;r gepr&#252;ft, dass Druck auf sie ausge&#252;bt werde, um die Beschr&#228;nkungen gegen&#252;ber IRISL zu umgehen. In Bezug auf Qeshm Marine Services &amp; Engineering und Marine Information Technology Development habe das Gericht nur darauf hingewiesen, dass es sich um Tochtergesellschaften von IRISL handele. Au&#223;erdem habe das Gericht f&#228;lschlich angenommen, dass HDSL und Safiran Payam Darya Shipping Lines im Namen von IRISL handelten, weil sie als tats&#228;chlich Beg&#252;nstigte einige ihrer Schiffe &#252;bernommen h&#228;tten. Hinsichtlich Irano Misr Shipping habe der Rat nicht die Dienstleistungen benannt, die sie erbringe, und nicht erl&#228;utert, inwiefern diese wesentlich seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point120">120</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Ansicht des Rates und der Kommission ist der erste Teil des sechsten Rechtsmittelgrundes unzul&#228;ssig, jedenfalls aber unbegr&#252;ndet.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point121">121</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs ist allein das Gericht f&#252;r die Feststellung und W&#252;rdigung der Tatsachen sowie grunds&#228;tzlich f&#252;r die Pr&#252;fung der Beweise, auf die es seine Feststellungen st&#252;tzt, zust&#228;ndig. Sind diese Beweise ordnungsgem&#228;&#223; erhoben und die allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tze sowie die Vorschriften &#252;ber die Beweislast und das Beweisverfahren eingehalten worden, ist es n&#228;mlich allein Sache des Gerichts, den Wert der ihm vorgelegten Beweise zu beurteilen. Diese Beurteilung ist somit, sofern die Beweise nicht verf&#228;lscht werden, keine Rechtsfrage, die als solche der Kontrolle des Gerichtshofs unterliegt (Urteil vom 7.&#160;April 2016, Akhras/Rat, C&#8209;193/15&#160;P, EU:C:2016:219, Rn.&#160;67 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point122">122</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen im vorliegenden Fall geltend machen, dass die erneute Aufnahme von IRISL auf der Grundlage des Kriteriums des Versto&#223;es gegen die Resolution 1747&#160;(2007) im Hinblick auf den vom Rat angef&#252;hrten Bericht des Sanktionsausschusses des Sicherheitsrats f&#252;r das Jahr 2009 und die Zeugenaussagen, die sie vorgelegt h&#228;tten, nicht gerechtfertigt gewesen sei, ist festzustellen, dass die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen den Gerichtshof in Wirklichkeit um eine erneute W&#252;rdigung der Tatsachen und Beweise und des diesen beizumessenden Wertes ersuchen, ohne deren Verf&#228;lschung zu behaupten, was im Stadium des Rechtsmittels nicht zul&#228;ssig ist. Aus denselben Gr&#252;nden ist ihr Vorbringen zu den Tatsachenfeststellungen des Gerichts in den Rn.&#160;136 bis 165 des angefochtenen Urteils unzul&#228;ssig, die sich darauf beziehen, dass Khazar Shipping Lines, IRISL Europe und Valfajr 8th Shipping Line im Eigentum und Qeshm Marine Services &amp; Engineering und Marine Information Technology Development unter der Kontrolle von IRISL st&#252;nden, dass HDSL und Safiran Payam Darya Shipping Lines in ihrem Namen handelten und Irano Misr Shipping ihr wesentliche Dienstleistungen erbringe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point123">123</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Der erste Teil des sechsten Rechtsmittelgrundes ist daher zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point124">124</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Da s&#228;mtliche Rechtsmittelgr&#252;nde zur&#252;ckgewiesen worden sind, ist das Rechtsmittel insgesamt zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point125">125</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;184 Abs.&#160;2 seiner Verfahrensordnung entscheidet der Gerichtshof &#252;ber die Kosten, wenn das Rechtsmittel unbegr&#252;ndet ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point126">126</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;138 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung, der nach deren Art.&#160;184 Abs.&#160;1 auf das Rechtsmittelverfahren Anwendung findet, ist die unterliegende Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point127">127</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Rechtsmittelf&#252;hrerinnen mit ihrem Vorbringen unterlegen sind, sind ihnen entsprechend dem Antrag des Rates neben ihren eigenen Kosten die Kosten des Rates aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point128">128</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;140 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung, der nach deren Art.&#160;184 Abs.&#160;1 auf das Rechtsmittelverfahren Anwendung findet, tr&#228;gt die Kommission ihre eigenen Kosten.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Vierte Kammer) f&#252;r Recht erkannt und entschieden:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Rechtsmittel wird zur&#252;ckgewiesen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Islamic Republic of Iran Shipping Lines, die Hafize Darya Shipping Lines (HDSL), die Khazar Shipping Lines, die IRISL Europe GmbH, die Qeshm Marine Services &amp; Engineering Co., die Irano Misr Shipping Co., die Safiran Payam Darya Shipping Lines, die Marine Information Technology Development Co., die Rahbaran Omid Darya Ship Management Co., die Hoopad Darya Shipping Agency und die Valfajr 8th Shipping Line Co. tragen neben ihren eigenen Kosten die Kosten des Rates der Europ&#228;ischen Union.</p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Europ&#228;ische Kommission tr&#228;gt ihre eigenen Kosten.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Englisch.</p>
175,009
eugh-2019-01-31-c-5518
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-55/18
2019-01-31T00:00:00
2019-01-31T19:20:40
2019-01-31T19:20:40
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:87
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DES GENERALANWALTS</p> <p class="C36Centre">GIOVANNI PITRUZZELLA</p> <p class="C36Centre">vom 31.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>55/18</b> </p> <p class="C37Centregras">Federaci&#243;n de Servicios de Comisiones Obreras (CCOO)</p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Deutsche Bank SAE,</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Beteiligte:</b> </p> <p class="C37Centregras">Federaci&#243;n Estatal de Servicios de la Uni&#243;n General de Trabajadores (FES-UGT),</p> <p class="C37Centregras">Confederaci&#243;n General del Trabajo (CGT),</p> <p class="C37Centregras">Confederaci&#243;n Solidaridad de Trabajadores Vascos (ELA),</p> <p class="C37Centregras"> <b>Confederaci&#243;n Intersindical Galega (CIG)</b> </p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen der Audiencia Nacional [Nationaler Gerichtshof, Spanien])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Sozialpolitik &#8211; Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer &#8211; Arbeitszeitgestaltung &#8211; Richtlinie 2003/88/EG &#8211; T&#228;gliche Ruhezeit &#8211; W&#246;chentliche Ruhezeit &#8211; W&#246;chentliche H&#246;chstarbeitszeit &#8211; Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta der Grundrechte &#8211; Richtlinie 89/391/EWG &#8211; Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz &#8211; Verpflichtung der Unternehmen zur Einf&#252;hrung eines Systems zur Messung der t&#228;glichen Arbeitszeit&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist es f&#252;r die Gew&#228;hrleistung der vollen Wirksamkeit des Schutzes der Gesundheit und Sicherheit der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz &#8211; Ziele, die die Richtlinie 2003/88/EG(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) u.&#160;a. durch die Festlegung von H&#246;chstarbeitszeiten verfolgt &#8211; erforderlich, dass die Mitgliedstaaten die Verpflichtung des Arbeitgebers vorsehen, Instrumente zur Messung der tats&#228;chlichen t&#228;glichen und w&#246;chentlichen Arbeitszeit einzuf&#252;hren?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das ist im Wesentlichen die Frage, die durch das den Gegenstand der vorliegenden Rechtssache bildende Vorabentscheidungsersuchen der Audiencia Nacional (Nationaler Gerichtshof, Spanien) aufgeworfen wird. Dieses Vorabentscheidungsersuchen ergeht im Rahmen eines Verbandsrechtsstreits, den einige Arbeitnehmergewerkschaften mit dem Ziel einleiteten, nachzuweisen und feststellen zu lassen, dass die Beklagte, die Deutsche Bank SAE (im Folgenden: Deutsche Bank), verpflichtet ist, ein System zur Erfassung der t&#228;glichen effektiven geleisteten Arbeitszeit zu schaffen, das es gestattet, die angemessene Einhaltung der gesetzlich und in Tarifvertr&#228;gen festgelegten Arbeitszeit zu &#252;berpr&#252;fen. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den vorliegenden Schlussantr&#228;gen werde ich die Gr&#252;nde darlegen, aus denen ich der Ansicht bin, dass sich aus dem Unionsrecht die Verpflichtung der Mitgliedstaaten ergibt, eine Arbeitszeitregelung einzuf&#252;hren, die, wenn auch begrenzt durch den Ermessensspielraum, der den Mitgliedstaaten aufgrund der Mindestharmonisierungsfunktion der Richtlinie 2003/88 einger&#228;umt ist, die effektive Einhaltung der Vorschriften &#252;ber die Grenzen der Arbeitszeiten durch die Einf&#252;hrung von Systemen zur Messung der tats&#228;chlich geleisteten Arbeit sicherstellt. Das Fehlen solcher Mechanismen in der Rechtsordnung eines Mitgliedstaats beeintr&#228;chtigt n&#228;mlich meines Erachtens die praktische Wirksamkeit der angef&#252;hrten Richtlinie.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher bin ich der Auffassung, dass die Richtlinie 2003/88 nationalen Rechtsvorschriften entgegensteht, die den Arbeitgebern nicht ausdr&#252;cklich allgemein eine Form der Messung oder Kontrolle der Regelarbeitszeit der Arbeitnehmer im Allgemeinen vorschreiben.</p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vierten Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2003/88 hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Verbesserung von Sicherheit, Arbeitshygiene und Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer bei der Arbeit stellen Zielsetzungen dar, die keinen rein wirtschaftlichen &#220;berlegungen untergeordnet werden d&#252;rfen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;3 (&#8222;T&#228;gliche Ruhezeit&#8220;) der Richtlinie 2003/88 hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Ma&#223;nahmen, damit jedem Arbeitnehmer pro 24-Stunden-Zeitraum eine Mindestruhezeit von elf zusammenh&#228;ngenden Stunden gew&#228;hrt wird.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;5 (&#8222;W&#246;chentliche Ruhezeit&#8220;) der Richtlinie 2003/88 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Ma&#223;nahmen, damit jedem Arbeitnehmer pro Siebentageszeitraum eine kontinuierliche Mindestruhezeit von 24 Stunden zuz&#252;glich der t&#228;glichen Ruhezeit von elf Stunden gem&#228;&#223; Artikel&#160;3 gew&#228;hrt wird. </p> <p class="C02AlineaAltA">Wenn objektive, technische oder arbeitsorganisatorische Umst&#228;nde dies rechtfertigen, kann eine Mindestruhezeit von 24 Stunden gew&#228;hlt werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;6 (&#8222;W&#246;chentliche H&#246;chstarbeitszeit&#8220;) der Richtlinie 2003/88 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Ma&#223;nahmen, damit nach Ma&#223;gabe der Erfordernisse der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer: </p> <p class="C09Marge0avecretrait">a) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die w&#246;chentliche Arbeitszeit durch innerstaatliche Rechts- und Verwaltungsvorschriften oder in Tarifvertr&#228;gen oder Vereinbarungen zwischen den Sozialpartnern festgelegt wird; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">b) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die durchschnittliche Arbeitszeit pro Siebentageszeitraum 48 Stunden einschlie&#223;lich der &#220;berstunden nicht &#252;berschreitet.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;22 (&#8222;Sonstige Bestimmungen&#8220;) der Richtlinie 2003/88 sieht Folgendes vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist einem Mitgliedstaat freigestellt, Artikel&#160;6 nicht anzuwenden, wenn er die allgemeinen Grunds&#228;tze der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer einh&#228;lt und mit den erforderlichen Ma&#223;nahmen daf&#252;r sorgt, dass </p> <p class="C09Marge0avecretrait">a) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;kein Arbeitgeber von einem Arbeitnehmer verlangt, im Durchschnitt des in Artikel&#160;16 Buchstabe&#160;b) genannten Bezugszeitraums mehr als 48 Stunden innerhalb eines Siebentagezeitraums zu arbeiten, es sei denn der Arbeitnehmer hat sich hierzu bereit erkl&#228;rt; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">b) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;keinem Arbeitnehmer Nachteile daraus entstehen, dass er nicht bereit ist, eine solche Arbeit zu leisten; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">c) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Arbeitgeber aktuelle Listen &#252;ber alle Arbeitnehmer f&#252;hrt, die eine solche Arbeit leisten; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">d) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Listen den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden zur Verf&#252;gung gestellt werden, die aus Gr&#252;nden der Sicherheit und/oder des Schutzes der Gesundheit der Arbeitnehmer die M&#246;glichkeit zur &#220;berschreitung der w&#246;chentlichen H&#246;chstarbeitszeit unterbinden oder einschr&#228;nken k&#246;nnen; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">e) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Arbeitgeber die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden auf Ersuchen dar&#252;ber unterrichtet, welche Arbeitnehmer sich dazu bereit erkl&#228;rt haben, im Durchschnitt des in Artikel&#160;16 Buchstabe&#160;b) genannten Bezugszeitraums mehr als 48 Stunden innerhalb eines Siebentagezeitraums zu arbeiten. </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230; </p> <p class="C02AlineaAltA">(3) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sofern die Mitgliedstaaten von den in diesem Artikel genannten M&#246;glichkeiten Gebrauch machen, setzen sie die Kommission unverz&#252;glich davon in Kenntnis.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Richtlinie 89/391/EWG des Rates vom 12.&#160;Juni 1989 &#252;ber die Durchf&#252;hrung von Ma&#223;nahmen zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer bei der Arbeit(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Vorkehrungen, um zu gew&#228;hrleisten, dass die Arbeitgeber, die Arbeitnehmer und die Arbeitnehmervertreter den f&#252;r die Anwendung dieser Richtlinie erforderlichen Rechtsvorschriften unterliegen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;11 Abs.&#160;3 der Richtlinie 89/391 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Arbeitnehmervertreter mit einer besonderen Funktion bei der Sicherheit und beim Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer haben das Recht, den Arbeitgeber um geeignete Ma&#223;nahmen zu ersuchen und ihm diesbez&#252;glich Vorschl&#228;ge zu unterbreiten, um so jeder Gefahr f&#252;r die Arbeitnehmer vorzubeugen und/oder die Gefahrenquellen auszuschalten.&#8220;</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Spanisches Recht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;34 des Estatuto de los Trabajadores, in der Fassung des Real decreto legislativo (K&#246;nigliches Gesetzesdekret) 2/2015 zur Billigung der Neufassung des Arbeitnehmerstatuts vom 23.&#160;Oktober 2015(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>) (im Folgenden: Arbeitnehmerstatut) sieht Folgendes vor:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Dauer der Arbeitszeit wird durch die Tarifvertr&#228;ge oder Arbeitsvertr&#228;ge festgelegt. Die Regelarbeitszeit betr&#228;gt im Jahresdurchschnitt h&#246;chstens 40 tats&#228;chlich geleistete Wochenstunden. </p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwischen dem Ende eines Arbeitszeitraums und dem Beginn des folgenden liegen mindestens zw&#246;lf Stunden. Die Anzahl der tats&#228;chlich geleisteten gew&#246;hnlichen Arbeitsstunden darf neun Stunden t&#228;glich nicht &#252;berschreiten, sofern nicht in einem Tarifvertrag oder in Ermangelung dessen in einer Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und den Arbeitnehmervertretern eine andere Verteilung der t&#228;glichen Arbeitszeit vereinbart wird; die t&#228;glichen Ruhezeiten sind in jedem Fall zu beachten. </p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;35 (&#8222;&#220;berstunden&#8220;) des Arbeitnehmerstatuts bestimmt:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Arbeitsstunden, die &#252;ber die im Einklang mit dem vorstehenden Artikel festgelegte H&#246;chstdauer der Regelarbeitszeit hinaus geleistet werden, stellen &#220;berstunden dar. &#8230; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Zahl der &#220;berstunden darf 80 Stunden j&#228;hrlich nicht &#252;berschreiten. </p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Leistung von &#220;berstunden ist freiwillig, soweit sie nicht in einem Tarifvertrag oder in einem Individualarbeitsvertrag innerhalb der Grenzen von Abs.&#160;2 festgelegt ist. </p> <p class="C09Marge0avecretrait">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Berechnung der &#220;berstunden wird die Arbeitszeit jedes Arbeitnehmers t&#228;glich aufgezeichnet und zum f&#252;r die Zahlung der Verg&#252;tung festgelegten Zeitpunkt zusammengez&#228;hlt, wobei dem Arbeitnehmer eine Kopie der Aufstellung im Beleg zur entsprechenden Zahlung &#252;bermittelt wird.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die dritte Zusatzbestimmung (&#8222;Zust&#228;ndigkeiten der Arbeitnehmervertreter im Bereich der Arbeitszeit&#8220;) des Real Decreto 1561/1995, de 21 de septiembre 1995, sobre jornadas especiales de trabajo (K&#246;nigliches Dekret 1561/1995 vom 21.&#160;September 1995 &#252;ber Sonderarbeitszeiten)(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>) lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Unbeschadet der den Arbeitnehmervertretern im Bereich der Arbeitszeit im Arbeitnehmerstatut und im vorliegenden Real Decreto zuerkannten Befugnisse haben diese Vertreter das Recht &#8230;:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;jeden Monat vom Arbeitgeber &#252;ber die von den Arbeitnehmern geleisteten &#220;berstunden unterrichtet zu werden, unabh&#228;ngig von der gew&#228;hlten Form des Ausgleichs; sie erhalten zu diesem Zweck eine Kopie der Aufstellung nach Art.&#160;35 Abs.&#160;5 des Arbeitnehmerstatuts.&#8220;</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Sachverhalt, Ausgangsverfahren und Vorlagefragen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 26.&#160;Juli 2017 reichte die Federaci&#243;n de Servicios de Comisiones Obreras (CCOO), eine Arbeitnehmergewerkschaft, die Teil der auf staatlicher Ebene in Spanien repr&#228;sentativsten Gewerkschaftsorganisation ist, eine Verbandsklage bei der Audiencia Nacional (Nationaler Gerichtshof) gegen die Deutsche Bank ein und beantragte den Erlass eines Urteils, mit dem festgestellt werde, dass diese verpflichtet sei, ein System zur Erfassung der von den Arbeitnehmern geleisteten t&#228;glichen effektiven Arbeitszeit einzuf&#252;hren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses System sollte die &#220;berpr&#252;fung zum einen der Einhaltung der vereinbarten Arbeitszeit und zum anderen der Verpflichtung, den Gewerkschaftsvertretern die Informationen &#252;ber die monatlich geleisteten &#220;berstunden gem&#228;&#223; Art.&#160;35 Abs.&#160;5 des Arbeitnehmerstatuts und der dritten Zusatzbestimmung des Real Decreto 1561/1995 zu &#252;bermitteln, gestatten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am Verfahren haben sich zur Unterst&#252;tzung des Standpunkts der CCOO vier andere Gewerkschaftsorganisationen beteiligt: die Federaci&#243;n Estatal de Servicios de la Uni&#243;n General de Trabajadores (FES-UGT), die Confederaci&#243;n General del Trabajo (CGT), die Confederaci&#243;n Solidaridad de Trabajadores Vascos (ELA) und die Confedaraci&#243;n Intersindacal Galega (CIG). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Ansicht der Kl&#228;gerinnen ergibt sich die Verpflichtung zur Schaffung eines Systems zur Erfassung der t&#228;glichen Arbeitszeit aus der Auslegung der Art.&#160;34 und 35 des Arbeitnehmerstatuts in Verbindung mit Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta der Grundrechte und den Art.&#160;3, 5, 6, 8 und 22 der Richtlinie 2003/88. Die Deutsche Bank bringt hingegen vor, dass nach den Urteilen des Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) vom 23.&#160;M&#228;rz und vom 20.&#160;April 2017 das spanische Recht eine solche allgemeine Verpflichtung nicht vorsehe.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Audiencia Nacional (Nationaler Gerichtshof) stellte fest, dass, obwohl das beklagte Unternehmen an verschiedene Vorschriften &#252;ber die Arbeitszeiten gebunden sei, die sich aus mehreren nationalen Tarifvertr&#228;gen der Branche und Betriebsvereinbarungen erg&#228;ben, sie keine Art der Erfassung der tats&#228;chlich von der Belegschaft geleisteten Arbeitszeit nutze, die es gestatte, die Einhaltung der Vorschriften &#252;ber die Arbeitszeiten, die in den Gesetzen und Tarifvertr&#228;gen festgelegt seien, sowie die etwaige Leistung von &#220;berstunden zu &#252;berpr&#252;fen. Das beklagte Unternehmen n&#252;tze eine Software (Absences Calendar), durch die nur die ganzt&#228;gigen Abwesenheiten (Urlaub, Arbeitsbefreiung, Krankheit usw.) aufgezeichnet werden k&#246;nnten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Inspecci&#243;n de Trabajo y Seguridad Social (Inspektion f&#252;r Arbeit und soziale Sicherheit) der Provinzen Madrid und Navarra verlangte von der Beklagten, ein System zur Erfassung der t&#228;glichen Arbeitszeit einzuf&#252;hren. Da dies nicht geschah, stellte sie das Vorliegen eines Versto&#223;es fest und schlug die Auferlegung einer Sanktion vor. Aufgrund des Urteils des Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) vom 23.&#160;M&#228;rz 2017 wurde jedoch keine Sanktion verh&#228;ngt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, dass in diesem Urteil, das im Plenum, jedoch mit einigen Sondervoten, ergangen sei, das Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) eine allgemeine Verpflichtung im spanischen Recht, die Regelarbeitszeit aufzuzeichnen, ausgeschlossen habe. Insbesondere habe das Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) darauf hingewiesen, dass Art.&#160;35 Abs.&#160;5 des Arbeitnehmerstatuts nur zur F&#252;hrung einer Liste der geleisteten &#220;berstunden und zur Mitteilung der Zahl der gegebenenfalls von den Arbeitnehmern geleisteten Stunden am Ende jedes Monats an ihre Gewerkschaftsvertreter verpflichte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) st&#252;tzte diese Entscheidung im Wesentlichen auf folgende Gr&#252;nde: Die Verpflichtung zur F&#252;hrung einer Liste sei in Art.&#160;35 des Arbeitnehmerstatuts betreffend die &#220;berstunden enthalten, und nicht in Art.&#160;34 betreffend die Arbeitszeit. Wenn der spanische Gesetzgeber eine solche Liste vorschreiben habe wollen, habe er dies speziell getan, wie f&#252;r die Teilzeitbesch&#228;ftigten, mobilen Arbeitnehmer, Arbeitnehmer in der Handelsmarine und Arbeitnehmer im Eisenbahnsektor. Art.&#160;22 der Richtlinie 2003/88 sehe, wie das spanische Recht, die Verpflichtung vor, eine Liste der &#220;berstunden, aber nicht der normalen Arbeitszeit, die die vorgesehene H&#246;chstarbeitszeit nicht &#252;berschreite, zu f&#252;hren. Die F&#252;hrung einer solchen Liste impliziere die Verarbeitung personenbezogener Daten des Arbeitnehmers mit der Gefahr, dass das Unternehmen ungerechtfertigt in das Privatleben des Arbeitnehmers eingreife. Das Vers&#228;umnis, eine solche Liste zu f&#252;hren, werde nicht als ein klarer und eindeutiger Versto&#223; gegen die Vorschriften &#252;ber die Zuwiderhandlungen und Sanktionen in der Sozialordnung eingestuft. Diese Auslegung w&#252;rde die Verteidigungsrechte des Arbeitnehmers im Verfahren nicht verletzen, da der Arbeitnehmer nach den spanischen Verfahrensvorschriften nicht daran gehindert werde, mit anderen Mitteln die etwaige Leistung von &#220;berstunden nachzuweisen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht &#228;u&#223;ert Zweifel an der Vereinbarkeit des Standpunktes des Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) mit dem Unionsrecht. Insoweit weist es zun&#228;chst darauf hin, dass eine Umfrage unter der erwerbst&#228;tigen Bev&#246;lkerung in Spanien im Jahr 2016 ergeben habe, dass 53,7&#160;% der &#220;berstunden nicht aufgezeichnet w&#252;rden. Au&#223;erdem habe die spanische Generaldirektion Besch&#228;ftigung des Ministeriums f&#252;r Besch&#228;ftigung und Soziale Sicherheit in zwei Berichten (vom 31.&#160;Juli 2014 und vom 1.&#160;M&#228;rz 2016) dargelegt, dass die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden genau bekannt sein m&#252;sse, damit festgestellt werden k&#246;nne, ob &#220;berstunden geleistet worden seien. Das erkl&#228;re, weshalb die Arbeitsinspektoren verlangt h&#228;tten, ein System zur Erfassung der t&#228;glichen Arbeitszeit einzuf&#252;hren, das als einziges Mittel zur Pr&#252;fung angesehen werde, ob die H&#246;chstarbeitszeiten im Referenzzeitraum &#252;berschritten w&#252;rden. Das vorlegende Gericht weist auch darauf hin, dass die Auslegung des spanischen Rechts durch das Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) in der Praxis zur Folge habe, dass die Arbeitnehmer nicht &#252;ber ein Beweismittel verf&#252;gten, das f&#252;r den Nachweis einer &#252;ber die Regelarbeitszeit hinausgehenden Leistung wesentlich sei, und ihre Vertreter nicht &#252;ber ein f&#252;r die Pr&#252;fung der Einhaltung der Vorschriften erforderliches Mittel verf&#252;gten, mit der weiteren Folge, dass die Kontrolle der Einhaltung der Arbeitszeit und der Ruhezeiten allein dem Ermessen des Arbeitgebers &#252;berlassen bleibe.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Ansicht des vorlegenden Gerichts kann in dieser Situation das nationale Recht die Einhaltung der Verpflichtungen betreffend die Arbeitszeitgestaltung nach der Richtlinie 2003/88 und, was die Rechte der Arbeitnehmervertreter angehe, nach der Richtlinie 89/391 nicht gew&#228;hrleisten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat die Audiencia Nacional (Nationaler Gerichtshof) beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen: </p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist davon auszugehen, dass das K&#246;nigreich Spanien durch die Art.&#160;34 und 35 des Arbeitnehmerstatuts nach ihrer Auslegung in der Rechtsprechung die erforderlichen Ma&#223;nahmen erlassen hat, um die Wirksamkeit der Grenzen f&#252;r die Dauer der t&#228;glichen Arbeitszeit sowie der w&#246;chentlichen und t&#228;glichen Ruhezeiten, die in den Art.&#160;3, 5 und 6 der Richtlinie 2003/88 vorgesehen sind, f&#252;r Vollzeitarbeitnehmer zu gew&#228;hrleisten, die sich nicht ausdr&#252;cklich individuell oder kollektiv zur Ableistung von &#220;berstunden verpflichtet haben und die keine mobilen Arbeitnehmer, Arbeitnehmer in der Handelsmarine oder Arbeitnehmer im Eisenbahnsektor sind?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sind Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union sowie die Art.&#160;3, 5, 6, 16 und 22 der Richtlinie 2003/88 in Verbindung mit Art.&#160;4 Abs.&#160;1, Art.&#160;11 Abs.&#160;3 und Art.&#160;16 Abs.&#160;3 der Richtlinie 89/391 dahin auszulegen, dass sie innerstaatlichen Rechtsvorschriften wie den Art.&#160;34 und 35 des Arbeitnehmerstatuts entgegenstehen, aus denen nach gefestigter Rechtsprechung nicht abzuleiten ist, dass von den Unternehmen verlangt werden kann, ein System zur Erfassung der t&#228;glichen effektiven Arbeitszeit f&#252;r Vollzeitarbeitnehmer einzuf&#252;hren, die sich nicht ausdr&#252;cklich individuell oder kollektiv zur Ableistung von &#220;berstunden verpflichtet haben und die keine mobilen Arbeitnehmer, Arbeitnehmer in der Handelsmarine oder Arbeitnehmer im Eisenbahnsektor sind?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist davon auszugehen, dass der den Mitgliedstaaten durch Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union sowie die Art.&#160;3, 5, 6, 16 und 22 der Richtlinie 2003/88 in Verbindung mit Art.&#160;4 Abs.&#160;1, Art.&#160;11 Abs.&#160;3 und Art.&#160;16 Abs.&#160;3 der Richtlinie 89/391 auferlegten Verpflichtung, die Dauer der Arbeitszeit aller Arbeitnehmer allgemein zu begrenzen, f&#252;r gew&#246;hnliche Arbeitnehmer durch die innerstaatlichen Rechtsvorschriften in den Art.&#160;34 und 35 des Arbeitnehmerstatuts Gen&#252;ge getan wird, aus denen nach gefestigter Rechtsprechung nicht abzuleiten ist, dass von den Unternehmen verlangt werden kann, ein System zur Erfassung der t&#228;glichen effektiven Arbeitszeit f&#252;r Vollzeitarbeitnehmer einzuf&#252;hren, die sich nicht ausdr&#252;cklich individuell oder kollektiv zur Ableistung von &#220;berstunden verpflichtet haben, im Unterschied zu mobilen Arbeitnehmern, Arbeitnehmern in der Handelsmarine und Arbeitnehmern im Eisenbahnsektor? </p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>Rechtliche W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Vorbemerkungen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Einleitend ist meines Erachtens darauf hinzuweisen, dass, wie die Kommission in ihren Erkl&#228;rungen dargelegt hat, die drei Vorlagefragen des vorlegenden Gerichts miteinander verbunden sind und sich unter einigen Gesichtspunkten &#252;berschneiden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ergibt sich n&#228;mlich aus ihrem Wortlaut, dass sich die Antwort auf die erste Frage aus der Antwort auf die zweite und die dritte Vorlagefrage, die sich untereinander inhaltlich decken, ergibt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinem Vorabentscheidungsersuchen m&#246;chte das vorlegende Gericht vom Gerichtshof wissen, ob Bestimmungen des nationalen Rechts wie die Art.&#160;34 und 35 des Arbeitnehmerstatuts in ihrer Auslegung durch das Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) einen wirksamen Schutz des Arbeitnehmers im Bereich der t&#228;glichen und w&#246;chentlichen Arbeitszeit sowie der t&#228;glichen und w&#246;chentlichen Ruhezeiten erm&#246;glichen, wie er in Umsetzung des Unionsrechts vorgesehen wurde, obwohl sie nicht den Einsatz eines Systems zur Erfassung der t&#228;glichen Arbeitszeit vorschreiben. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Kontext halte ich es daher f&#252;r angebracht, die drei Vorlagefragen des vorlegenden Gerichts gemeinsam zu pr&#252;fen und sie wie folgt umzuformulieren: Stehen Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union sowie die Art.&#160;3, 5, 6, 16 und 22 der Richtlinie 2003/88 in Verbindung mit Art.&#160;4 Abs.&#160;1, Art.&#160;11 Abs.&#160;3 und Art.&#160;16 Abs.&#160;3 der Richtlinie 89/391, n&#228;mlich Bestimmungen, die &#252;ber die Auferlegung von Grenzen f&#252;r die Dauer der Arbeitszeit das Ziel eines wirksamen Schutzes der Gesundheit und Sicherheit des Arbeitnehmers am Arbeitsplatz verfolgen, nationalen Rechtsvorschriften wie den Art.&#160;34 und 35 des spanischen Arbeitnehmerstatuts in ihrer Auslegung durch die spanische Rechtsprechung entgegen, aus denen nicht abzuleiten ist, dass von den Unternehmen verlangt werden kann, ein System zur Erfassung der t&#228;glichen effektiven Arbeitszeit f&#252;r Vollzeitarbeitnehmer einzuf&#252;hren, die nicht ausdr&#252;cklich individuell oder kollektiv die Leistung von &#220;berstunden akzeptiert haben und die keine mobilen Arbeitnehmer, Arbeitnehmer in der Handelsmarine oder Arbeitnehmer im Eisenbahnsektor sind?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit weise ich darauf hin, dass vor dem Gerichtshof zwei entgegengesetzte grunds&#228;tzliche Auffassungen, wenn auch mit verschiedenen Nuancen, vertreten wurden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die erste, die vom vorlegenden Gericht, der Kommission und den klagenden Gewerkschaftsverb&#228;nden vertreten wird, geht davon aus, dass das Unionsrecht ohne Weiteres eine praktische Verpflichtung zur Messung der Arbeitszeit zulasten des Arbeitgebers impliziert, mit der Folge, dass dieses Recht einer nationalen Regelung wie der spanischen entgegenst&#252;nde, die nach der Auslegung durch das Tribunal Supremo (Oberster Gerichtshof) das Bestehen einer solchen Verpflichtung ausschlie&#223;t.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der zweiten Auffassung, die von der im Ausgangsverfahren beklagten Bank, vom K&#246;nigreich Spanien und von den anderen Mitgliedstaaten, die Beteiligte im Verfahren vor dem Gerichtshof sind, n&#228;mlich vom Vereinigten K&#246;nigreich und von der Tschechischen Republik, vertreten wird, kann in Ermangelung einer spezifischen Regelung in der Richtlinie 2003/88 den Unternehmen keine allgemeine Verpflichtung zur Messung der Arbeitszeit auferlegt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Beantwortung der Fragen des vorlegenden Gerichts halte ich es f&#252;r erforderlich, zun&#228;chst die Tragweite der Richtlinie 2003/88 im System des Sozialrechts der Union im Licht der vom Gerichtshof in dem Bereich entwickelten Rechtsprechungsgrunds&#228;tze klarzustellen, um sodann auf der Grundlage dieser Analyse zu bestimmen, ob das Unionsrecht und insbesondere diese Richtlinie das Bestehen einer allgemeinen Verpflichtung zur Messung der Arbeitszeit vorsehen. </p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ziele und Inhalt der Richtlinie 2003/88</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Ziel der Richtlinie 2003/88 ist es, Mindestvorschriften festzulegen, die dazu bestimmt sind, den Schutz der Gesundheit und der Sicherheit am Arbeitsplatz zu verbessern, wobei dieses Ziel u.&#160;a. durch eine Angleichung der innerstaatlichen Arbeitszeitvorschriften erreicht wird(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Erreichung dieser Ziele legt die Richtlinie 2003/88 t&#228;gliche Mindestruhezeiten (nach Art.&#160;3 elf zusammenh&#228;ngende Stunden pro 24-Stunden-Zeitraum) und w&#246;chentliche Mindestruhezeiten (nach Art.&#160;5 24 Stunden pro Siebentageszeitraum), sowie eine durchschnittliche w&#246;chentliche H&#246;chstarbeitszeit von 48 Stunden einschlie&#223;lich der &#220;berstunden (nach Art.&#160;6 Buchst.&#160;b) fest.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#220;ber diese Bestimmungen wird Art.&#160;31 der Charta der Grundrechte umgesetzt, der, nachdem er in Abs.&#160;1 anerkennt, dass &#8222;[j]ede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer &#8230; das Recht auf gesunde, sichere und w&#252;rdige Arbeitsbedingungen [hat]&#8220;, in Abs.&#160;2 bestimmt, dass &#8222;[j]ede Arbeitnehmerin und jeder Arbeitnehmer &#8230; das Recht auf eine Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit, auf t&#228;gliche und w&#246;chentliche Ruhezeiten sowie auf bezahlten Jahresurlaub [hat]&#8220;. Dieses Recht steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Achtung der Menschenw&#252;rde, die in Titel I der Charta allgemein gesch&#252;tzt ist(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Recht auf eine Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit und das Recht auf t&#228;gliche und w&#246;chentliche Ruhezeiten stellen au&#223;erdem einen Ausdruck der gemeinsamen Verfassungs&#252;berlieferungen der Mitgliedstaaten dar, wie sich aus zahlreichen nationalen Verfassungen ergibt(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem systematischen Rahmen hat der Gerichtshof best&#228;tigt, dass die Bestimmungen der Richtlinie 2003/88 besonders wichtige Regeln des Sozialrechts der Union sind, die jedem Arbeitnehmer als ein zum Schutz seiner Sicherheit und seiner Gesundheit bestimmter Mindestanspruch zugutekommen m&#252;ssen(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>), wobei dieser Schutz nicht nur im individuellen Interesse des Arbeitnehmers, sondern auch im Interesse seines Arbeitgebers sowie der Allgemeinheit liegt(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine erste Folgerung, die meines Erachtens aus dem instrumentalen Zusammenhang zwischen der Richtlinie 2003/88 und den von der Charta anerkannten sozialen Grundrechten gezogen werden kann, ist, dass die Auslegung der Richtlinie 2003/88 und die Bestimmung ihres Anwendungsbereichs die umfassende und tats&#228;chliche Inanspruchnahme der von ihr den Arbeitnehmern zuerkannten subjektiven Rechte erm&#246;glichen m&#252;ssen, wobei jedes Hindernis zu beseitigen ist, das diese Inanspruchnahme tats&#228;chlich begrenzen oder beeintr&#228;chtigen kann. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu diesem Zweck ist bei der Auslegung und Umsetzung der Richtlinie 2003/88 zu ber&#252;cksichtigen, dass wie der Gerichtshof mehrmals festgestellt hat, der Arbeitnehmer als die schw&#228;chere Partei des Arbeitsvertrags anzusehen ist, so dass verhindert werden muss, dass der Arbeitgeber ihm eine Beschr&#228;nkung seiner Rechte auferlegen kann(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher verst&#246;&#223;t jede Praxis oder Unterlassung eines Arbeitgebers, die den Arbeitnehmer davon abhalten kann, seine Rechte auszu&#252;ben, gegen das mit der Richtlinie verfolgte Ziel(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem ist nach dem Gerichtshof aufgrund dieser schw&#228;cheren Position zu bedenken, dass der Arbeitnehmer davon abgeschreckt werden kann, seine Rechte gegen&#252;ber seinem Arbeitgeber ausdr&#252;cklich geltend zu machen, da die Einforderung dieser Rechte ihn Ma&#223;nahmen des Arbeitgebers aussetzen k&#246;nnte, die sich zu seinem Nachteil auf das Arbeitsverh&#228;ltnis auswirken k&#246;nnen(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund m&#252;sste eine Auslegung der Richtlinie 2003/88, die die koh&#228;rente Erreichung ihrer Ziele und den umfassenden und wirksamen Schutz der den Arbeitnehmern durch sie gew&#228;hrten Rechte gestattet, die Bestimmung von spezifischen Verpflichtungen der an ihrer Umsetzung beteiligten Personen umfassen, die vermeiden k&#246;nnen, dass das strukturelle Ungleichgewicht in der wirtschaftlichen Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer die tats&#228;chliche Inanspruchnahme der von der Richtlinie zuerkannten Rechte beeintr&#228;chtigt. </p> <p class="C22Titrenumerote2">C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum Erfordernis der Sicherstellung der praktischen Wirksamkeit der Richtlinie 2003/88</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der oben beschriebene systematische Rahmen erlaubt es, den Inhalt der Verpflichtungen genauer festzulegen, die die Richtlinie 2003/88 den verschiedenen Personen, auf die sie anwendbar ist, auferlegt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst sind die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der Richtlinie gehalten, &#8222;die erforderlichen Ma&#223;nahmen [zu treffen]&#8220;, damit dem Arbeitnehmer die von der Richtlinie gew&#228;hrleisteten Rechte (t&#228;gliche Ruhezeit, w&#246;chentliche Ruhezeit, w&#246;chentliche Arbeitszeit usw.) gew&#228;hrt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Wendung &#8222;[d]ie Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Ma&#223;nahmen, damit &#8230;&#8220;, mit der alle Artikel beginnen, die die Mindestvorschriften im Bereich der Grenzen der Arbeitszeiten enthalten (Art.&#160;3, 4, 5 und 6, soweit es den vorliegenden Fall betrifft), hat meines Erachtens eine zweifache Bedeutung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum einen best&#228;tigt sie die Wichtigkeit der Umsetzung in das nationale Recht mit weiten, aber funktionalisierten M&#246;glichkeiten der Abweichung. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen verst&#228;rkt diese Wendung, im Licht des im vorstehenden Abschnitt beschriebenen systematischen Rahmens, die Verantwortung der Mitgliedstaaten, das Ergebnis des wirksamen Schutzes der Gesundheit und Sicherheit des Arbeitnehmers sicherzustellen, deren Schutz zu den grundlegenden Zielen der Richtlinie 2003/88 geh&#246;rt, wie sich ausdr&#252;cklich u.&#160;a. aus dem vierten Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie ergibt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die wiederholt verwendete Formulierung scheint deshalb zu bedeuten, dass die Mitgliedstaaten zwar die Mittel und Wege, mit denen sie die Richtlinie 2003/88 umsetzen, frei w&#228;hlen k&#246;nnen, sie jedoch jedenfalls Ma&#223;nahmen zu erlassen haben, die die tats&#228;chliche Inanspruchnahme der von der Richtlinie gew&#228;hrleisteten Rechte sicherstellen k&#246;nnen, durch eine nationale Regelung, die konkret geeignet ist, das Ziel des Schutzes der Gesundheit und der Sicherheit der Arbeitnehmer mittels der effektiven Einhaltung der Grenzen der Arbeitszeiten zu erreichen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem muss das Recht eines Mitgliedstaats, mit dem eine Richtlinie umgesetzt wird, nach st&#228;ndiger Rechtsprechung tats&#228;chlich die vollst&#228;ndige Anwendung der Richtlinie gew&#228;hrleisten, die Rechtslage hinreichend klar bestimmen und die Beg&#252;nstigten in die Lage versetzen, von allen ihren Rechten Kenntnis zu erlangen(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere sollte die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, die &#8222;erforderlichen Ma&#223;nahmen&#8220; zu erlassen, neben der Umsetzung der Vorschriften &#252;ber die Arbeitszeiten in das nationale Recht die Einf&#252;hrung von allem umfassen, was f&#252;r die Verwirklichung der in Art.&#160;31 der Charta verankerten Grundrechte erforderlich ist, wobei jedes Hindernis zu beseitigen ist, das die Inanspruchnahme der zu diesem Zweck von der Richtlinie 2003/88 &#8211; die, wie in der vorstehenden Nr.&#160;36 dargelegt, eine Umsetzung von Art.&#160;31 der Charta darstellt &#8211;zuerkannten subjektiven Rechte tats&#228;chlich beeintr&#228;chtigt oder beschr&#228;nkt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung wird im &#220;brigen den Mitgliedstaaten jedenfalls unmissverst&#228;ndlich eine Verpflichtung zur Erreichung eines bestimmten Ergebnisses auferlegt, die im Hinblick auf die Anwendung der in der Richtlinie 2003/88 aufgestellten Regeln durch keinerlei Bedingungen eingeschr&#228;nkt ist(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>), wobei alle zur Erf&#252;llung dieser Verpflichtung geeigneten Ma&#223;nahmen allgemeiner oder besonderer Art zu treffen sind(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>) und zu vermeiden ist, dass, auch durch Unterlassungen des nationalen Gesetzgebers(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>), die praktische Wirksamkeit der Richtlinie beeintr&#228;chtigt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere in Bezug auf die unionsrechtliche Regelung im Bereich der Arbeitszeit hat der Gerichtshof festgestellt, dass die Wirksamkeit der Rechte, die den Arbeitnehmern verliehen werden, in vollem Umfang gew&#228;hrleistet werden muss, was notwendig die Verpflichtung f&#252;r die Mitgliedstaaten impliziert, die Einhaltung jeder der in dieser Richtlinie aufgestellten Mindestvorschriften zu gew&#228;hrleisten. Diese Auslegung entspricht n&#228;mlich als einzige dem Ziel dieser Richtlinie, einen wirksamen Schutz der Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer zu gew&#228;hrleisten.(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>)</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Regelung eines Mitgliedstaats muss daher uneingeschr&#228;nkt die praktische Wirksamkeit der den Arbeitnehmern durch die Richtlinie 2003/88 gew&#228;hrten Rechte im Hinblick auf einen wirksamen Schutz der Gesundheit und der Sicherheit der Arbeitnehmer gew&#228;hrleisten(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diesen Verpflichtungen der Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der Richtlinie entspricht, um die praktische Wirksamkeit zu gew&#228;hrleisten, eine besondere Verantwortung des Arbeitgebers(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>), der seinerseits die Verpflichtung hat, angemessene Ma&#223;nahmen zu treffen, um den Arbeitnehmern die Aus&#252;bung ihrer von der Richtlinie 2003/88 gew&#228;hrleisteten Rechte ohne Hindernisse zu erm&#246;glichen. </p> <p class="C22Titrenumerote2">D.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Messung der Arbeitszeit und Wirksamkeit des Schutzes der Rechte des Arbeitnehmers</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen des bisher dargestellten rechtlichen Kontextes ist zur Beantwortung der Fragen des vorlegenden Gerichts zu pr&#252;fen, ob durch das Fehlen eines Systems zur Messung der Dauer und Lage der Arbeitszeit des Arbeitnehmers die durch die Richtlinie 2003/88 einger&#228;umten Rechte ihres Inhalts beraubt und die praktische Wirksamkeit ihrer Bestimmungen und der Schutz der Rechte, die diese Bestimmungen den Arbeitnehmern in der Union gew&#228;hren, beseitigt w&#252;rden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist erstens darauf hinzuweisen, dass es ohne ein solches System keine Garantie gibt, dass die von der Richtlinie 2003/88 festgelegten zeitlichen Beschr&#228;nkungen tats&#228;chlich beachtet werden, und daher daf&#252;r, dass die Rechte, die die Richtlinie den Arbeitnehmern gew&#228;hrt, ohne Hindernisse ausge&#252;bt werden k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ohne ein System zur Messung der Arbeitszeiten k&#246;nnen n&#228;mlich das Ausma&#223; tats&#228;chlich geleisteter Arbeit und ihre Lage nicht objektiv und sicher festgestellt werden. Es ist ohne ein solches System au&#223;erdem nicht m&#246;glich, zwischen Stunden zu unterscheiden, die als Regelarbeitszeit oder als &#220;berstunden geleistet wurden, und daher einfach und sicher zu pr&#252;fen, ob die von der Richtlinie 2003/88 eingef&#252;hrten Grenzen konkret beachtet wurden oder nicht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um das Fehlen der Garantien f&#252;r den wirksamen Schutz der Rechte im Zusammenhang mit der Einhaltung der Arbeitszeiten auszugleichen, k&#246;nnen au&#223;erdem die den Kontrollorganen, wie den Arbeitsinspektoren, &#252;bertragenen Befugnisse nicht ausreichen. Auch die f&#252;r die Kontrolle der Einhaltung des Systems f&#252;r die Sicherheit am Arbeitsplatz zust&#228;ndige Beh&#246;rde hat n&#228;mlich ohne ein System zur Messung der Arbeitszeit keine konkrete M&#246;glichkeit, eine etwaige Nichterf&#252;llung der Verpflichtungen festzustellen und zu beanstanden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass die Schwierigkeiten der Feststellung der tats&#228;chlich geleisteten Arbeitsstunden ohne ein zuverl&#228;ssiges System zur Messung der Arbeitszeit im &#220;brigen beim vorlegenden Gericht in den zwei oben in Nr.&#160;23 angef&#252;hrten Berichten der Generaldirektion Besch&#228;ftigung des Ministeriums f&#252;r Besch&#228;ftigung und Soziale Sicherheit, der Beh&#246;rde, der das spanische Recht die Aufgaben der Kontrolle im Bereich Gesundheitsschutz und Sicherheit am Arbeitsplatz &#252;bertr&#228;gt, dargelegt wurden(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem hat der Gerichtshof insoweit bereits auf die Bedeutung des Bestehens eines Systems zur Messung der Arbeitszeit f&#252;r die Gew&#228;hrleistung der praktischen Wirksamkeit der Unionsregelung &#252;ber die Beschr&#228;nkung der Arbeitszeit hingewiesen. Im Urteil Worten (Urteil vom 30.&#160;Mai 2013, C&#8209;342/12, EU:C:2013:355) hat der Gerichtshof n&#228;mlich festgestellt, dass die Verpflichtung des Arbeitgebers, den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden unverz&#252;glich Zugang zu den Aufzeichnungen &#252;ber die Arbeitszeiten zu gew&#228;hren, erforderlich sein kann, wenn sie zu einer effizienteren Anwendung der Regelungen &#252;ber die Arbeitsbedingungen f&#252;hrt(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn jedoch die unverz&#252;gliche Vorlage der Aufzeichnungen &#252;ber die Anwesenheiten erforderlich sein kann, um die Wirksamkeit der Bestimmungen &#252;ber die Arbeitszeit zum Schutz des Arbeitnehmers zu gew&#228;hrleisten, entzieht erst recht das Fehlen jedes Instruments zur Messung der Arbeitszeit den f&#252;r die Kontrollen zust&#228;ndigen Personen ein f&#252;r die Pr&#252;fung der Einhaltung der Regeln wesentliches Element.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens l&#228;sst das Fehlen eines wirksamen Arbeitszeiterfassungssystems nicht nur keine tats&#228;chliche Feststellung der geleisteten Arbeit zu, sondern macht es auch viel schwieriger f&#252;r den Arbeitnehmer, die Rechte, die ihm die Richtlinie 2003/88 gew&#228;hrt, in einem Gerichtsverfahren zu wahren. Ohne ein solches System w&#228;re es n&#228;mlich, wenn der Arbeitgeber Arbeitsleistungen unter Versto&#223; gegen die von dieser Richtlinie vorgesehenen Beschr&#228;nkungen der Arbeitszeit vorschriebe, sehr schwierig, eine wirksame Abhilfe gegen diese rechtswidrigen Verhaltensweisen zu schaffen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit scheint es nicht hinreichend, wie das K&#246;nigreich Spanien in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu behaupten, dass der Arbeitnehmer seine Rechte gerichtlich geltend machen k&#246;nnte. Ohne ein geeignetes System zur Messung der Regelarbeitszeit wird dem Arbeitnehmer n&#228;mlich eine viel schwerere Beweislast f&#252;r den Fall auferlegt, dass er gegen den Arbeitgeber wegen Versto&#223;es gegen die Verpflichtungen nach der Richtlinie 2003/88 eine Klage erhebt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Arbeitnehmer kann n&#228;mlich zwar auf andere Mittel zur&#252;ckgreifen, um vor Gericht Verst&#246;&#223;e des Arbeitgebers gegen Verpflichtungen aus der Regelung der Arbeitszeit nachzuweisen, wie z.&#160;B. Zeugen oder andere Anhaltspunkte, wie E&#8209;Mails oder erhaltene oder verschickte Nachrichten, doch entzieht ihm das Fehlen von objektiven Belegen zur Dauer seines Arbeitstags eine erste wesentliche Nachweism&#246;glichkeit. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem wird die Wirksamkeit des Zeugenbeweises vor Gericht durch die schw&#228;chere Position des Arbeitnehmers im Arbeitsverh&#228;ltnis und daher durch die m&#246;gliche Zur&#252;ckhaltung &#8211; aus Angst vor Vergeltungsma&#223;nahmen &#8211; von Kollegen, gegen den Arbeitgeber als Zeuge auszusagen, verringert.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist auf die in den vorstehenden Nrn.&#160;40 bis 42 angef&#252;hrte Rechtsprechung hinzuweisen, nach der die schw&#228;chere Position des Arbeitnehmers im Arbeitsverh&#228;ltnis den Arbeitnehmer tats&#228;chlich davon abschrecken k&#246;nnte, seine Rechte gegen&#252;ber seinem Arbeitgeber ausdr&#252;cklich geltend zu machen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Abschreckungswirkung, die eng mit der vertraglichen Stellung des Arbeitgebers verbunden ist, erh&#246;ht sich erheblich, wenn das System &#252;ber keine Instrumente zur Messung der Arbeitszeit verf&#252;gt und daher den etwaigen Beweis vor Gericht besonders schwierig macht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus den vorstehenden Erw&#228;gungen ergibt sich, dass das Fehlen eines Mechanismus zur Erfassung der Arbeitszeit die Wirksamkeit der Rechte, die die Richtlinie 2003/88 den Arbeitnehmern gew&#228;hrt, erheblich schw&#228;cht, die im Wesentlichen dem Ermessen des Arbeitgebers &#252;berlassen werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem folgt aus diesen Erw&#228;gungen, dass, auch wenn eine solche Verpflichtung nicht ausdr&#252;cklich in der Richtlinie 2003/88 vorgesehen ist, sie f&#252;r die Erreichung der von dieser vorgesehenen Ziele und zur Inanspruchnahme der von ihr zuerkannten subjektiven Rechte zweckdienlich und wesentlich ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#220;berdies schw&#228;cht das Fehlen eines Systems zur Messung der Arbeitszeit auch die Rechte auf Unterrichtung und die damit verbundene Kontrollfunktion der Gewerkschaftsvertreter der Arbeitnehmer, die ihnen im Bereich der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer von Art.&#160;4 Abs.&#160;1 und Art.&#160;11 Abs.&#160;3 der Richtlinie 89/391 im Einklang mit Art.&#160;27 der Charta der Grundrechte ausdr&#252;cklich einger&#228;umt werden, erheblich(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zusammengefasst zeigen die vorstehenden Erw&#228;gungen, dass die Verpflichtung zur Messung der t&#228;glichen Arbeitszeit eine wesentliche Funktion im Hinblick auf die Einhaltung aller anderen Verpflichtungen nach der Richtlinie 2003/88, wie die Grenzen der t&#228;glichen Arbeitszeit, die t&#228;gliche Ruhezeit, die Grenzen der w&#246;chentlichen Arbeitszeit, die w&#246;chentliche Ruhezeit und die etwaige Leistung von &#220;berstunden, erf&#252;llt. Diese Verpflichtungen sind nicht nur mit dem Recht des Arbeitnehmers und seiner Vertreter, in regelm&#228;&#223;igen Abst&#228;nden das Ausma&#223; geleisteter Arbeit f&#252;r die Zwecke der Verg&#252;tung &#252;berpr&#252;fen zu k&#246;nnen, sondern insbesondere mit dem Ziel des Schutzes der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz verbunden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Auslegung in den vorstehenden Abs&#228;tzen kann meines Erachtens nicht durch die verschiedenen Argumente der Beteiligten im Verfahren vor dem Gerichtshof zur St&#252;tzung der gegenteiligen Ansicht in Frage gestellt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit halte ich erstens das Vorbringen, das den Ausschluss des Bestehens einer allgemeinen Verpflichtung zur Einf&#252;hrung eines Mechanismus zur Messung der tats&#228;chlich geleisteten Arbeitszeit darauf st&#252;tzt, dass die ausdr&#252;ckliche Regelung eines Systems zur Messung der Arbeitszeiten im Unionsrecht fehle, w&#228;hrend in speziellen F&#228;llen hingegen unionsrechtlich die Verpflichtung zur Erfassung der Arbeitszeit vorgesehen sei(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>), f&#252;r nicht entscheidend.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Argument, das auf das bekannte juristische Auslegungsargument zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, das im Grundsatz <i>ubi lex voluit dixit, ubi noluit tacuit </i>zum Ausdruck kommt, wird jedoch durch die Ergebnisse der systematischen und teleologischen Auslegung der Richtlinie 2003/88 in den vorstehenden Abs&#228;tzen widerlegt, die die Notwendigkeit des Bestehens eines Systems zur Messung der tats&#228;chlich geleisteten Arbeitszeiten f&#252;r die Zwecke der Sicherstellung der praktischen Wirksamkeit des Unionsrechts betreffend die Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit gezeigt haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen steht das Bestehen einer ausdr&#252;cklichen Verpflichtung zur Erfassung der Arbeitszeit in einigen speziellen F&#228;llen in keiner Weise im Widerspruch zu der von mir vorgeschlagenen Auslegung. Einige Kategorien von Arbeitnehmern und die Arbeitnehmer einiger spezifischer Branchen ben&#246;tigen n&#228;mlich einen besonderen Schutz &#8211; aufgrund der der Leistung innewohnenden Merkmale, wie z.&#160;B. die Teilzeitbesch&#228;ftigten oder die mobilen Arbeitnehmer&#160;&#8211;, und f&#252;r sie sieht das Unionsrecht besonders strenge und umfassende Kontrollsysteme vor.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die &#8222;gew&#246;hnlichen&#8220; Arbeitnehmer, die nicht in diese spezifischen Kategorien fallen, setzt die Richtlinie 2003/88 hingegen das Bestehen eines Mittels zur Erfassung der Arbeitszeit, das eine einfache Aufzeichnung in Papierform, in elektronischer Form oder ein anderes Instrument, sofern es f&#252;r das Ziel geeignet ist, sein kann, voraus.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was zweitens die angebliche Verletzung von gegen die Verarbeitung personenbezogener Daten betreffenden Grundrechten durch die Einf&#252;hrung von Systemen zur Messung der Arbeitszeit anbelangt, hat der Gerichtshof bereits festgestellt, dass, auch wenn der Inhalt von Aufzeichnungen &#252;ber die Arbeitszeiten unter den Begriff &#8222;personenbezogene Daten&#8220; im Sinne des Unionsrechts fallen kann, dieses einer nationalen Regelung nicht entgegensteht, nach der die Verpflichtung besteht, der f&#252;r die &#220;berwachung der Arbeitsbedingungen zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rde die Aufzeichnungen &#252;ber die Arbeitszeiten so zur Verf&#252;gung zu stellen, dass sie unverz&#252;glich eingesehen werden k&#246;nnen(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nat&#252;rlich wird der Arbeitgeber die in den Aufzeichnungen enthaltenen Daten rechtm&#228;&#223;ig nutzen m&#252;ssen, indem er nur den Personen den Zugang gew&#228;hrt, die ein qualifiziertes Interesse haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was drittens das Vorbringen betrifft, wonach das spanische Recht die Bestimmungen der Richtlinie 2003/88 f&#252;r den Arbeitnehmer sogar g&#252;nstiger umgesetzt habe (z.&#160;B. indem es die w&#246;chentliche H&#246;chstarbeitszeit herabgesetzt habe), so beruht dieses auf dem Missverst&#228;ndnis, die unterschiedliche Bedeutung der materiell-rechtlichen Verpflichtungen (die Mindestvorschriften der Richtlinie) einerseits und der instrumentalen Verpflichtungen (Kontrollsysteme f&#252;r die tats&#228;chliche Einhaltung der Ersteren) andererseits zu verwechseln. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Verfahren geht es nicht um die korrekte Umsetzung der von der Richtlinie 2003/88 den Mitgliedstaaten ausdr&#252;cklich auferlegten Verpflichtungen (t&#228;gliche und w&#246;chentliche Mindestruhezeiten, w&#246;chentliche H&#246;chstarbeitszeit usw.), sondern um die Frage, ob es f&#252;r die korrekte Einhaltung dieser Verpflichtungen erforderlich ist oder nicht, auch ein geeignetes Kontrollinstrument vorzusehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Viertens scheint es mir auch nicht m&#246;glich, sich auf den Schutz zu beziehen, den die Unionsrechtsordnung der unternehmerischen Freiheit gew&#228;hrt, die das Recht umfasst, Organisationsmodelle zu w&#228;hlen, die f&#252;r die spezifische T&#228;tigkeit am geeignetsten angesehen werden, um die Auffassung zu widerlegen, dass eine rechtliche Verpflichtung besteht, ein System zur Messung der Arbeitszeiten vorzusehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point83">83.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist daran zu erinnern, dass der vierte Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2003/88 klar darlegt, dass &#8222;[d]ie Verbesserung von Sicherheit, Arbeitshygiene und Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer bei der Arbeit &#8230; Zielsetzungen dar[stellen], die keinen rein wirtschaftlichen &#220;berlegungen untergeordnet werden d&#252;rfen&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point84">84.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen haben die Vertreter der Beklagten im Ausgangsverfahren in der m&#252;ndlichen Verhandlung nicht angegeben, welche die tats&#228;chlichen praktischen Hindernisse f&#252;r die Schaffung eines Systems zur Messung der Arbeitszeit im Unternehmen w&#228;ren. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point85">85.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem verf&#252;gen zwar, wie im folgenden Kapitel dargelegt wird, die Mitgliedstaaten &#252;ber ein weites Ermessen beim Erlass der nationalen Regelungen &#252;ber die Arbeitszeit, jedoch m&#252;sste auch die Regelung von unterschiedlichen Systemen je nach der organisatorischen Komplexit&#228;t und den Merkmalen des jeweiligen Unternehmens in ihren Ermessensspielraum fallen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Autonomie der Mitgliedstaaten bei der Bestimmung des Messsystems</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point86">86.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus der von mir in den vorstehenden Abs&#228;tzen dargelegten Auslegung ergibt sich zwar das Bestehen einer Verpflichtung zur Einf&#252;hrung eines Arbeitszeiterfassungssystems aufgrund des Mindestharmonisierungszwecks der Richtlinie 2003/88, und entsprechend den Ausf&#252;hrungen in der vorstehenden Nr.&#160;49 bin ich au&#223;erdem der Meinung, dass die Bestimmung der Formen und Wege der Umsetzung dieser Verpflichtung(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>) sowie die Definition der konkreten Modalit&#228;ten, die eine einfache Kontrolle der Einhaltung der Regeln &#252;ber die Arbeitszeiten gestatten, dem Ermessen der Mitgliedstaaten &#252;berlassen sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point87">87.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass die derzeitige Technologie die verschiedensten Systeme zur Erfassung der Arbeitszeit erm&#246;glicht(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>) (Aufzeichnungen in Papierform, Computerprogramme, elektronische Zutrittsausweise), wobei diese Systeme auch nach den Besonderheiten und Erfordernissen der einzelnen Unternehmen unterschiedlich sein k&#246;nnten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point88">88.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch wenn die Mitgliedstaaten &#252;ber einen weiten Ermessensspielraum bei der Wahl der Formen und Wege zur Umsetzung der Verpflichtung, ein Arbeitszeiterfassungssystem einzuf&#252;hren, verf&#252;gen, ergibt sich aus den vorstehenden Erw&#228;gungen und insbesondere aus der oben in den Nrn.&#160;45&#160;ff. dargelegten Verpflichtung der Mitgliedstaaten, die praktische Wirksamkeit der Richtlinie und die Wirksamkeit der den Arbeitnehmern von ihr verliehenen Rechte zu gew&#228;hrleisten, dass ein solches Erfassungssystem geeignet sein muss, diese Ziele zu erreichen(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>).</p> <p class="C22Titrenumerote2">F.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zu den Vorlagefragen </b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point89">89.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist meines Erachtens eine nationale Regelung, nach der keine Verpflichtung der Unternehmen zur Einf&#252;hrung eines Systems zur Erfassung der von allen Arbeitnehmern geleisteten t&#228;glichen Arbeitszeit besteht, nicht mit dem Unionsrecht vereinbar. Es ist jedenfalls Sache des vorlegenden Gerichts, zu pr&#252;fen, ob die im Ausgangsverfahren fragliche Regelung im Einklang mit den angef&#252;hrten Artikeln der Richtlinie 2003/88 und Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta ausgelegt werden kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point90">90.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs haben n&#228;mlich die nationalen Gerichte bei der Anwendung des innerstaatlichen Rechts dieses so weit wie m&#246;glich anhand des Wortlauts und des Zwecks der fraglichen Richtlinie auszulegen, um das in der Richtlinie festgelegte Ziel zu erreichen und damit Art.&#160;288 AEUV nachzukommen(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point91">91.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Entscheidung des im Ausgangsverfahren gepr&#252;ften Falls ist darauf hinzuweisen, dass diese Verpflichtung einer unionsrechtskonformen Auslegung die Verpflichtung der nationalen Gerichte umfasst, eine gefestigte Rechtsprechung gegebenenfalls abzu&#228;ndern, wenn sie auf einer Auslegung des nationalen Rechts beruht, die mit den Zielen einer Richtlinie unvereinbar ist. Folglich darf ein nationales Gericht nicht davon ausgehen, dass es eine nationale Vorschrift nicht im Einklang mit dem Unionsrecht auslegen k&#246;nne, nur weil sie in st&#228;ndiger Rechtsprechung in einem nicht mit dem Unionsrecht vereinbaren Sinne ausgelegt worden ist(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point92">92.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist es Sache des vorlegenden Gerichts zu pr&#252;fen, ob es unter Verwendung der dem spanischen Recht bekannten Auslegungsinstrumente m&#246;glich ist, das Arbeitnehmerstatut dahin auszulegen, dass es die Verpflichtung des Unternehmens vorsieht, ein System zur Messung der t&#228;glichen Anwesenheiten der Vollzeitarbeitnehmer einzuf&#252;hren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point93">93.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sofern die unionsrechtskonforme Auslegung nicht m&#246;glich sein sollte, w&#228;re, da die unmittelbare Anwendung der Richtlinie 2003/88 in den horizontalen Beziehungen zwischen Privatpersonen unzul&#228;ssig ist, zu pr&#252;fen, ob Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta angewendet werden kann, um die Unternehmen zu einem System zur Messung der t&#228;glichen Anwesenheiten zu verpflichten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point94">94.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat die unmittelbare Wirkung von Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta in den horizontalen Beziehungen zwischen Privatpersonen in Bezug auf das Recht auf bezahlten Jahresurlaub bereits anerkannt(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>). Da das Recht auf Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit und auf (t&#228;gliche und w&#246;chentliche) Ruhezeiten dieselbe Struktur aufweist wie das Recht auf bezahlten Jahresurlaub und es sich um eng verbundene Rechte handelt, die beide die Gew&#228;hrleistung gesunder, sicherer und w&#252;rdiger Arbeitsbedingungen zum Ziel haben und in derselben Bestimmung der Charta verankert sind, ist meines Erachtens die Rechtsprechung des Gerichtshofs zur unmittelbaren Wirkung von Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta in den horizontalen Beziehungen auch in Bezug auf die Rechte auf Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit und auf Ruhezeiten des Arbeitnehmers anwendbar.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point95">95.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Rechte k&#246;nnen daher unmittelbar gegen&#252;ber dem Arbeitgeber geltend gemacht werden, vorausgesetzt, es handelt sich um eine Situation, die in den Anwendungsbereich des Unionsrechts f&#228;llt(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>), was hier der Fall ist, da die nationale Regelung die Umsetzung der Richtlinie 2003/88 &#252;ber bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung darstellt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point96">96.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit meine ich, dass die durch Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta gew&#228;hrleisteten Rechte auf eine Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit und auf Ruhezeiten des Arbeitnehmers und die entsprechenden Verpflichtungen des Arbeitgebers inhaltlich auch die Einf&#252;hrung eines Systems zur Messung der Arbeitszeiten umfassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point97">97.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur St&#252;tzung dieser weiten Auslegung der Rechte auf Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit und auf Arbeitsruhe ist vorab darauf hinzuweisen, dass, da es sich um ein &#8222;soziales Recht&#8220; handelt, der Anspruch des Inhabers auf positive Leistungen von Seiten des Staates oder anderer Verpflichteter in der Natur dieser Art von Rechten liegt. Diese Art von Rechten kann nur &#252;ber positive Leistungen von Seiten des Verpflichteten gew&#228;hrleistet werden, deren Fehlen und Unzul&#228;nglichkeit dem Recht seine Wirksamkeit nimmt. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point98">98.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vorstehenden Erw&#228;gungen zur Auslegung der Richtlinie 2003/88, die gezeigt haben, wie die Wirksamkeit des Rechts auf eine Begrenzung der H&#246;chstarbeitszeit und auf Ruhezeiten von der M&#246;glichkeit abh&#228;ngt, dass es eine sichere und objektive Methode gibt, die es erlaubt, die tats&#228;chlich geleisteten Arbeitsstunden zu &#252;berpr&#252;fen, sprechen im &#220;brigen f&#252;r eine Auslegung von Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta, aus der das Bestehen einer Verpflichtung des Unternehmens abgeleitet wird, einen solchen Kontrollmechanismus einzuf&#252;hren, wobei es diesem jedoch freisteht, die Techniken zu w&#228;hlen, die es im Zusammenhang mit den eigenen, mit der Unternehmensorganisation verbundenen spezifischen Anforderungen als angemessener ansieht.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnisse</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point99">99.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof vor, das Vorabentscheidungsersuchen der Audiencia Nacional (Nationaler Gerichtshof, Spanien) wie folgt zu beantworten: </p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union sowie die Art.&#160;3, 5, 6, 16 und 22 der Richtlinie 2003/88/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 4.&#160;November 2003 &#252;ber bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung sind dahin auszulegen, dass sie den Unternehmen die Verpflichtung auferlegen, ein System zur Erfassung der t&#228;glichen effektiven Arbeitszeit f&#252;r Vollzeitarbeitnehmer einzuf&#252;hren, die sich nicht ausdr&#252;cklich individuell oder kollektiv zur Ableistung von &#220;berstunden verpflichtet haben und die keine mobilen Arbeitnehmer, Arbeitnehmer in der Handelsmarine oder Arbeitnehmer im Eisenbahnsektor sind, und dass sie innerstaatlichen Rechtsvorschriften entgegenstehen, aus denen eine solche Verpflichtung nicht abzuleiten ist.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Den Mitgliedstaaten steht es frei, die f&#252;r die Erreichung der praktischen Wirksamkeit der vorstehend angef&#252;hrten Bestimmungen des Unionsrechts geeignetste Form der Erhebung der effektiven t&#228;glichen Arbeitszeit vorzusehen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht hat jedoch zu pr&#252;fen, ob es ihm unter Ber&#252;cksichtigung des gesamten innerstaatlichen Rechts und unter Anwendung der von diesem anerkannten Auslegungsmethoden m&#246;glich ist, zu einer Auslegung dieses Rechts zu gelangen, die in der Lage ist, die volle Wirksamkeit des Unionsrechts sicherzustellen. Sollte es unm&#246;glich sein, innerstaatliche Rechtsvorschriften wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden in einer Weise auszulegen, die ihre Konformit&#228;t mit der Richtlinie 2003/88 und Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta der Grundrechte gew&#228;hrleistet, folgt aus der letzteren Bestimmung, dass das vorlegende Gericht diese nationalen Rechtsvorschriften unangewendet zu lassen und sich zu vergewissern hat, dass die Verpflichtung des Unternehmens, sich mit einem zur Messung der effektiven Arbeitszeit geeigneten System auszustatten, eingehalten wird.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Italienisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 4.&#160;November 2003 &#252;ber bestimmte Aspekte der Arbeitszeitgestaltung (ABl.&#160;2003, L&#160;299, S.&#160;9).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;1989, L&#160;183, S.&#160;1.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;BOE Nr.&#160;255 vom 24.&#160;Oktober 2015.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;BOE Nr.&#160;230 vom 26.&#160;September 1995.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Urteile vom 9.&#160;November 2017, Maio Marques da Rosa (C&#8209;306/16, EU:C:2017:844, Rn.&#160;45), vom 10.&#160;September 2015, Federaci&#243;n de Servicios Privados del sindicato Comisiones Obreras (C&#8209;266/14, EU:C:2015:578, Rn.&#160;23). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne auch die Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Tanchev in der Rechtssache King (C&#8209;214/16, EU:C:2017:439, Nr.&#160;36).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. insoweit die Schlussantr&#228;ge der Generalanw&#228;ltin Trstenjak in der Rechtssache Schultz-Hoff (C&#8209;520/06, EU:C:2008:38, Nr.&#160;53 und Fn.&#160;22), in denen zwar Erw&#228;gungen zum Anspruch auf Urlaub angestellt, aber auch verschiedene Verfassungen der Mitgliedstaaten er&#246;rtert werden und der Schluss gezogen wird, dass Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Charta Vorbilder in den Verfassungen zahlreicher Mitgliedstaaten hat.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 10.&#160;September 2015, Federaci&#243;n de Servicios Privados del sindicato Comisiones Obreras (C&#8209;266/14, EU:C:2015:578, Rn.&#160;24), vom 1.&#160;Dezember 2005, Dellas u.&#160;a. (C&#8209;14/04, EU:C:2005:728, Rn.&#160;49 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung); Beschluss vom 4.&#160;M&#228;rz 2011, Grigore (C&#8209;258/10, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2011:122, Rn.&#160;41). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. die Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Bot in der Rechtssache Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:338, Nr.&#160;52).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 25.&#160;November 2010, Fu&#223; (C&#8209;429/09, EU:C:2010:717, Rn.&#160;80 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Vgl. auch Urteil vom 6.&#160;November 2018, Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:874, Rn.&#160;41).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf den Anspruch auf Urlaub nach Art.&#160;7 der Richtlinie 2003/88 vgl. Urteil vom 6.&#160;November 2018, Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:874, Rn.&#160;42).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf den Anspruch auf Urlaub nach Art.&#160;7 der Richtlinie 2003/88 vgl. Urteil vom 6.&#160;November 2018, Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:874, Rn.&#160;41 und 42).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 12.&#160;Juni 2003, Kommission/Luxemburg (C&#8209;97/01, EU:C:2003:336, Rn.&#160;32).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 5.&#160;Oktober 2004, Pfeiffer u.&#160;a. (C&#8209;397/01 bis C&#8209;403/01, EU:C:2004:584, Rn.&#160;104).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteile vom 26.&#160;Juni 2001, BECTU (C&#8209;173/99, EU:C:2001:356, Rn.&#160;55), vom 25.&#160;November 2010, Fu&#223; (C&#8209;429/09, EU:C:2010:717, Rn.&#160;39); Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Ruiz-Jarabo Colomer in den verbundenen Rechtssachen Pfeiffer u.&#160;a. (C&#8209;397/01 bis C&#8209;403/01, EU:C:2003:245, Nr.&#160;23).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne die Schlussantr&#228;ge der Generalanw&#228;ltin Trstenjak in der Rechtssache Schultz-Hoff (C&#8209;350/06, EU:C:2008:37, Nr.&#160;45 und die in Fn.&#160;31 angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 7.&#160;September 2006, Kommission/Vereinigtes K&#246;nigreich (C&#8209;484/04, EU:C:2006:526, Rn.&#160;40); Urteil vom 1.&#160;Dezember 2005, Dellas u.&#160;a. (C&#8209;14/04, EU:C:2005:728, Rn.&#160;45 und 53); Urteil vom 14.&#160;Oktober 2010, Fu&#223; (C&#8209;243/09, EU:C:2010:609, Rn.&#160;64).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss vom 11.&#160;Januar 2007, Vorel (C&#8209;437/05, EU:C:2007:23, Rn.&#160;36); vgl. insoweit auch die Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Wathelet in der Rechtssache H&#228;lv&#228; u.&#160;a. (C&#8209;175/16, EU:C:2017:285, Nr.&#160;44).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Von besonderer Verantwortung wird in den Schlussantr&#228;gen des Generalanwalts Bot in der Rechtssache Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:338, Nr.&#160;35) in Bezug auf den Anspruch auf Urlaub gesprochen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus diesen Berichten geht hervor, dass ein System zur Erfassung der t&#228;glichen Arbeitszeit als einziges Mittel zur Pr&#252;fung angesehen wird, ob die H&#246;chstarbeitszeiten im Referenzzeitraum &#252;berschritten wurden.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Rn.&#160;37 des Urteils. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Bestimmung r&#228;umt den Arbeitnehmern und ihren Vertretern das Recht auf Unterrichtung und Anh&#246;rung im Unternehmen ein.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie z.&#160;B. im Fall der Teilzeitbesch&#228;ftigten oder der mobilen Arbeitnehmer. Vgl. insoweit Art.&#160;9 Buchst.&#160;b der Richtlinie 2002/15/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 11.&#160;M&#228;rz 2002 zur Regelung der Arbeitszeit von Personen, die Fahrt&#228;tigkeiten im Bereich des Stra&#223;entransports aus&#252;ben (ABl.&#160;2002, L&#160;80, S.&#160;35), Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Richtlinie 1999/63/EG des Rates vom 21.&#160;Juni 1999 zu der Vereinbarung &#252;ber die Regelung der Arbeitszeit von Seeleuten (ABl.&#160;1999, L&#160;167, S.&#160;33), und Paragraf 12 des Anhangs der Richtlinie 2014/112/EU des Rates vom 19.&#160;Dezember 2014 zur Durchf&#252;hrung der Europ&#228;ischen Vereinbarung &#252;ber die Regelung bestimmter Aspekte der Arbeitszeitgestaltung in der Binnenschifffahrt (ABl.&#160;2014, L&#160;367, S.&#160;86).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 30.&#160;Mai 2013, Worten (C&#8209;342/12, EU:C:2013:355, Rn.&#160;27 und 28).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. insoweit Urteil vom 20.&#160;Januar 2009, Schultz-Hoff u.&#160;a. (C&#8209;350/06 und C&#8209;520/06, EU:C:2009:18, Rn.&#160;47); in Bezug auf den Anspruch auf Urlaub vgl. zuletzt auch die Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Bot in der Rechtssache Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:338, Nr.&#160;25), in Bezug auf die Pflicht der Mitgliedstaaten zur Festlegung der Voraussetzungen f&#252;r die Aus&#252;bung und die Umsetzung des Anspruchs aber bereits die Schlussantr&#228;ge der Generalanw&#228;ltin Trstenjak in der Rechtssache Schultz-Hoff (C&#8209;520/06, EU:C:2008:38, Nrn.&#160;45, 55 und 56).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission hat diesen Gesichtspunkt in ihren Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof hervorgehoben.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf der Grundlage der dem Gerichtshof zur Verf&#252;gung stehenden Informationen aus der Akte und dem Vorbringen in der m&#252;ndlichen Verhandlung scheint insoweit das von der Beklagten im Ausgangsverfahren eingef&#252;hrte, oben in Nr.&#160;19 beschriebene System auf den ersten Blick die vorstehend dargelegten Eignungsvoraussetzungen nicht zu erf&#252;llen. Es ist jedenfalls Sache des vorlegenden Gerichts zu bestimmen, ob das der Fall ist.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteile vom 24.&#160;Januar 2012, Dominguez (C&#8209;282/10, EU:C:2012:33, Rn.&#160;24 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), und vom 6.&#160;November 2018, Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:874, Rn.&#160;58).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteile vom 24.&#160;Januar 2012, Dominguez (C&#8209;282/10, EU:C:2012:33, Rn.&#160;27 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), sowie vom 6.&#160;November 2018, Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:874, Rn.&#160;60).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 6.&#160;November 2018, Max-Planck-Gesellschaft zur F&#246;rderung der Wissenschaften (C&#8209;684/16, EU:C:2018:874, Rn.&#160;49 bis 51 und 69 bis 79).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;51 Abs.&#160;1 der Charta.</p>
175,008
eugh-2019-01-31-c-2518
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-25/18
2019-01-31T00:00:00
2019-01-31T19:20:40
2019-01-31T19:20:40
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:86
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DER GENERALANW&#196;LTIN</p> <p class="C36Centre">JULIANE KOKOTT</p> <p class="C36Centre">vom 31.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>25/18</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Brian Andrew Kerr</b> </p> <p class="C37Centregras">gegen</p> <p class="C37Centregras">Pavlo Postnov,</p> <p class="C37Centregras">Natalia Postnova</p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Okrazhen sad &#8211; Blagoevgrad [Regionalgericht Blagoevgrad, Bulgarien])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen &#8211; Verordnung (EU) Nr.&#160;1215/2012 &#8211; Gerichtliche Zust&#228;ndigkeit, Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen &#8211; Art.&#160;24 Nr.&#160;1 Unterabs.&#160;1 &#8211; Ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r Verfahren, die dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen zum Gegenstand haben &#8211; Art.&#160;24 Nr.&#160;2 &#8211; Ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r Verfahren, die die G&#252;ltigkeit von Beschl&#252;ssen der Organe von Gesellschaften oder juristischen Personen zum Gegenstand haben &#8211; Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a &#8211; Besondere Zust&#228;ndigkeit, wenn ein Vertrag oder Anspr&#252;che aus einem Vertrag den Gegenstand des Verfahrens bilden &#8211; Klage auf Zahlung eines Beitrags f&#252;r die Instandhaltung einer Liegenschaft aufgrund eines Beschlusses einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit &#8211; Anwendbares Recht &#8211; Anwendbarkeit der Verordnung (EG) Nr.&#160;593/2008&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Einleitung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Welches nationale Gericht ist nach der Br&#252;ssel-Ia-Verordnung(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) international zust&#228;ndig, wenn eine Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft die Zahlung von Beitr&#228;gen zur Instandhaltung einer Liegenschaft durch Klage erzwingen m&#246;chte, die s&#228;umigen Wohnungseigent&#252;mer ihren Wohnsitz aber in einem anderen Mitgliedstaat haben? Diese Frage stellt sich vorliegend anl&#228;sslich einer Zahlungsverpflichtung, der Beschl&#252;sse einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft zugrunde liegen, die nach nationalem Recht keine eigene Rechtspers&#246;nlichkeit hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht fragt sich in diesem Zusammenhang, ob statt des allgemeinen Gerichtsstands des Wohnsitzes des Beklagten der besondere Gerichtsstand des Erf&#252;llungsorts der in Rede stehenden Verpflichtung herangezogen werden kann, insoweit es sich bei den in Rede stehenden Zahlungsanspr&#252;chen um &#8222;Anspr&#252;che aus einem Vertrag&#8220; im Sinne von Art.&#160;7 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung handelt. Ferner m&#246;chte das vorlegende Gericht erfahren, ob die Rom&#8209;I-Verordnung(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) auf Beschl&#252;sse einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft wie die vorliegend streitgegenst&#228;ndlichen anwendbar ist und nach welchem Statut die Anspr&#252;che aus diesen Beschl&#252;ssen materiell-rechtlich zu beurteilen sind.</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Br&#252;ssel</b>&#8209;<b>Ia-Verordnung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 15 und 16 der Br&#252;ssel Ia-Verordnung lauten auszugsweise wie folgt: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(15) Die Zust&#228;ndigkeitsvorschriften sollten in hohem Ma&#223;e vorhersehbar sein und sich grunds&#228;tzlich nach dem Wohnsitz des Beklagten richten. Diese Zust&#228;ndigkeit sollte stets gegeben sein au&#223;er in einigen genau festgelegten F&#228;llen, in denen aufgrund des Streitgegenstands oder der Vertragsfreiheit der Parteien ein anderes Ankn&#252;pfungskriterium gerechtfertigt ist. Der Sitz juristischer Personen muss in der Verordnung selbst definiert sein, um die Transparenz der gemeinsamen Vorschriften zu st&#228;rken und Kompetenzkonflikte zu vermeiden.</p> <p class="C02AlineaAltA">(16) Der Gerichtsstand des Wohnsitzes des Beklagten sollte durch alternative Gerichtsst&#228;nde erg&#228;nzt werden, die entweder aufgrund der engen Verbindung zwischen Gericht und Rechtsstreit oder im Interesse einer geordneten Rechtspflege zuzulassen sind. Das Erfordernis der engen Verbindung soll Rechtssicherheit schaffen und verhindern, dass die Gegenpartei vor einem Gericht eines Mitgliedstaats verklagt werden kann, mit dem sie vern&#252;nftigerweise nicht rechnen konnte. &#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Vorbehaltlich der Vorschriften dieser Verordnung sind Personen, die ihren Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben, ohne R&#252;cksicht auf ihre Staatsangeh&#246;rigkeit vor den Gerichten dieses Mitgliedstaats zu verklagen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Eine Person, die ihren Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats hat, kann in einem anderen Mitgliedstaat verklagt werden:</p> <p class="C29Marge0doubleretrait">1. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;a) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;wenn ein Vertrag oder Anspr&#252;che aus einem Vertrag den Gegenstand des Verfahrens bilden, vor dem Gericht des Ortes, an dem die Verpflichtung erf&#252;llt worden ist oder zu erf&#252;llen w&#228;re;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">b) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;im Sinne dieser Vorschrift &#8211; und sofern nichts anderes vereinbart worden ist &#8211; ist der Erf&#252;llungsort der Verpflichtung</p> <p class="C14Marge2avecretrait">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;f&#252;r den Verkauf beweglicher Sachen der Ort in einem Mitgliedstaat, an dem sie nach dem Vertrag geliefert worden sind oder h&#228;tten geliefert werden m&#252;ssen;</p> <p class="C14Marge2avecretrait">-&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;f&#252;r die Erbringung von Dienstleistungen der Ort in einem Mitgliedstaat, an dem sie nach dem Vertrag erbracht worden sind oder h&#228;tten erbracht werden m&#252;ssen;</p> <p class="C10Marge1">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ist Buchstabe b nicht anwendbar, so gilt Buchstabe a&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;24 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung sieht u.&#160;a. folgende ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeiten vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Ohne R&#252;cksicht auf den Wohnsitz der Parteien sind folgende Gerichte eines Mitgliedstaats ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;f&#252;r Verfahren, welche dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen sowie die Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen zum Gegenstand haben, die Gerichte des Mitgliedstaats, in dem die unbewegliche Sache belegen ist.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;f&#252;r Verfahren, welche die G&#252;ltigkeit, die Nichtigkeit oder die Aufl&#246;sung einer Gesellschaft oder juristischen Person oder die G&#252;ltigkeit der Beschl&#252;sse ihrer Organe zum Gegenstand haben, die Gerichte des Mitgliedstaats, in dessen Hoheitsgebiet die Gesellschaft oder juristische Person ihren Sitz hat. Bei der Entscheidung dar&#252;ber, wo der Sitz sich befindet, wendet das Gericht die Vorschriften seines Internationalen Privatrechts an;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;27 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung hat das Gericht eines Mitgliedstaats &#8222;sich von Amts wegen f&#252;r unzust&#228;ndig zu erkl&#228;ren, wenn es wegen einer Streitigkeit angerufen wird, f&#252;r die das Gericht eines anderen Mitgliedstaats aufgrund des Artikels 24 ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig ist&#8220;. Nach Art.&#160;28 Abs.&#160;1 derselben Verordnung hat sich das Gericht ebenfalls von Amts wegen f&#252;r unzust&#228;ndig zu erkl&#228;ren, wenn seine Zust&#228;ndigkeit nicht nach der Verordnung begr&#252;ndet ist, soweit der Beklagte mit Wohnsitz in einem anderen Mitgliedstaat sich nicht r&#252;gelos auf das Verfahren eingelassen hat.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Rom</b>&#8209;<b>I-Verordnung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach dem siebten Erw&#228;gungsgrund zur Rom-I-Verordnung sollten &#8222;der materielle Anwendungsbereich und die Bestimmungen dieser Verordnung &#8230; mit der Verordnung (EG) Nr.&#160;44/2001 des Rates vom 22.&#160;Dezember 2000 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (&#8218;Br&#252;ssel I&#8216;) &#8230; im Einklang stehen&#8220;. Dementsprechend f&#252;hrt der 17.&#160;Erw&#228;gungsgrund zur Rom-I-Verordnung aus, dass &#8222;die Begriffe &#8218;Erbringung von Dienstleistungen&#8216; und &#8218;Verkauf beweglicher Sachen&#8216; so ausgelegt werden [sollten] wie bei der Anwendung von Artikel&#160;5 der Verordnung (EG) Nr.&#160;44/2001, soweit der Verkauf beweglicher Sachen und die Erbringung von Dienstleistungen unter jene Verordnung fallen&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;f der Rom&#8209;I-Verordnung sind von ihrem Anwendungsbereich &#8222;Fragen betreffend das Gesellschaftsrecht, das Vereinsrecht und das Recht der juristischen Personen, wie die Errichtung durch Eintragung oder auf andere Weise, die Rechts- und Handlungsf&#228;higkeit, die innere Verfassung und die Aufl&#246;sung von Gesellschaften, Vereinen und juristischen Personen sowie die pers&#246;nliche Haftung der Gesellschafter und der Organe f&#252;r die Verbindlichkeiten einer Gesellschaft, eines Vereins oder einer juristischen Person&#8220;, ausgenommen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Nationales Recht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsverh&#228;ltnisse aus Wohnungseigentum regelt in Bulgarien das Zakon za sobstvenostta (Eigentumsgesetz). Dessen Art.&#160;38 stellt klar, an welchen Teilen eines Wohngeb&#228;udes Gemeinschaftseigentum bestehen kann. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Zakon za upravlenie na etazhnata sobstvenost (Gesetz &#252;ber die Verwaltung von Wohnungseigentum, ZUES) legt die jeweiligen Rechte und Pflichten der Eigent&#252;mer, Nutzer und Bewohner im Rahmen der Verwaltung von Gemeinschaftseigentum fest. Als Verwaltungsorgane bestimmt dessen Art.&#160;10 die Hauptversammlung und den Verwaltungsrat (Verwalter). Nach Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Nr.&#160;5 ZUES bestimmt die Hauptversammlung die H&#246;he der Beitr&#228;ge f&#252;r die Ausgaben f&#252;r Verwaltung und Instandhaltung der gemeinschaftlichen Bereiche des Geb&#228;udes. Entsprechende Beschl&#252;sse der Hauptversammlung sind gem&#228;&#223; Art.&#160;38 Abs.&#160;2 ZUES nach Ma&#223;gabe der bulgarischen Zivilprozessordnung vollstreckbar, wobei eine Rechtsschutzm&#246;glichkeit zwecks Aufhebung des betreffenden Beschlusses nach Art.&#160;40 ZUES besteht. Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Nr.&#160;8 ZUES stellt klar, dass Entscheidungen der Verwaltungsorgane der Eigent&#252;mergemeinschaft f&#252;r die Eigent&#252;mer bindend sind. Es obliegt ihnen ferner nach Nr.&#160;9 dieser Vorschrift, sich entsprechend den von ihnen gehaltenen ideellen Eigentumsanteilen an Renovierungskosten und an der Bildung entsprechender R&#252;cklagen sowie nach Nr.&#160;10 an den Ausgaben f&#252;r Verwaltung und Instandhaltung der gemeinschaftlichen Teile des Geb&#228;udes zu beteiligen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>Sachverhalt und Ausgangsverfahren</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger im erstinstanzlichen Verfahren und nunmehr Beschwerdef&#252;hrer im Verfahren vor dem vorlegenden Gericht, Herr Kerr, ist Verwalter einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft einer in der Stadt Bansko (Bulgarien) belegenen Liegenschaft. Er leitete vor dem Rayonen sad Razlog (Kreisgericht Razlog, Bulgarien) ein Verfahren gegen zwei Wohnungseigent&#252;mer, Herrn Postnov und Frau Postnova, ein. Dabei ging es um die Zahlung von Beitr&#228;gen, die diese aufgrund von Beschl&#252;ssen der Hauptversammlung der Wohnungseigent&#252;mer in den Jahren 2013 bis 2017 f&#252;r die Instandhaltung der gemeinschaftlichen Teile des Geb&#228;udes ganz oder teilweise schuldeten. Nach dem Vorbringen des Beschwerdef&#252;hrers im Ausgangsverfahren sei mit dem Klageantrag ein Antrag auf Sicherung der Zwangsvollstreckung des eingeklagten Anspruchs gestellt worden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angaben zu eventuellen Antr&#228;gen der Beklagten oder sonstiger Miteigent&#252;mer auf Aufhebung der betreffenden Beschl&#252;sse nach Art.&#160;40 ZUES sind den Ausf&#252;hrungen des vorlegenden Gerichts nicht zu entnehmen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vom erstinstanzlichen Gericht zugrunde gelegte Anschrift der Beklagten befindet sich in der Republik Irland. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem M&#228;ngel der Klageschrift auf Hinweis des in erster Instanz angerufenen Rayonen sad Razlog (Kreisgericht Razlog) behoben worden waren, erkl&#228;rte sich dieses Gericht f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Klage f&#252;r unzust&#228;ndig. Gegen diese erstinstanzliche Entscheidung wendet sich nun der Verwalter mit seiner Beschwerde. </p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Vorabentscheidungsersuchen und Verfahren vor dem Gerichtshof</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Beschluss vom 19.&#160;Dezember 2017, eingegangen am 16.&#160;Januar 2018, hat das Okrazhen sad &#8211; Blagoevgrad (Regionalgericht Blagoevgrad, Bulgarien) dem Gerichtshof nach Art.&#160;267 AEUV folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorgelegt:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sind die Entscheidungen von nicht personifizierten Rechtsgemeinschaften, die kraft Gesetzes aufgrund der besonderen Inhaberschaft eines Rechts entstehen, die mit Mehrheit ihrer Mitglieder getroffen werden, aber alle, auch diejenigen, die nicht abgestimmt haben, binden, Grundlage einer &#8222;vertraglichen Verpflichtung&#8220; im Hinblick auf die Bestimmung der internationalen Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung (&#1045;U) Nr.&#160;1215/2012? </p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r den Fall, dass die erste Frage verneint wird: Sind auf solche Entscheidungen die Regeln &#252;ber die Bestimmung des anzuwendenden Rechts bei Vertragsverh&#228;ltnissen der Verordnung Nr.&#160;593/2008 anzuwenden? </p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r den Fall, dass die erste und die zweite Frage verneint werden: Sind auf solche Entscheidungen die Vorschriften der Verordnung (&#1045;G) Nr.&#160;864/2007 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 11.&#160;Juli 2007 &#252;ber das auf au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht (Rom II) anzuwenden, und welche der in der Verordnung genannten au&#223;ervertraglichen Anspruchsgrundlagen ist hier einschl&#228;gig? </p> <p class="C09Marge0avecretrait">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r den Fall, dass die erste oder die zweite Frage bejaht wird: Sind die Entscheidungen nicht personifizierter Gemeinschaften &#252;ber die Ausgaben f&#252;r Geb&#228;udeinstandhaltung als &#8222;Dienstleistungsvertrag&#8220; im Sinne von Art.&#160;4 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;593/2008 oder als solche &#252;ber ein &#8222;dingliches Recht&#8220; oder &#8222;Miete oder Pacht&#8220; im Sinne von Art.&#160;4 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c dieser Verordnung anzusehen?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Vorabentscheidungsverfahren vor dem Gerichtshof haben die Republik Lettland und die Europ&#228;ische Kommission schriftlich Stellung genommen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Zul&#228;ssigkeit des Vorabentscheidungsersuchens </b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den Ausf&#252;hrungen des vorlegenden Gerichts wurde das Ausgangsverfahren durch die Beschwerde des erstinstanzlichen Kl&#228;gers gegen einen Beschluss des Rayonen sad Razlog (Kreisgericht Razlog) eingeleitet, mit dem dieses Gericht sich f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die erhobene Klage f&#252;r unzust&#228;ndig erkl&#228;rt hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ob das verfahrenseinleitende Schriftst&#252;ck den Beklagten in erster Instanz nach Ma&#223;gabe der geltenden Rechtsvorschriften &#8211; hier wohl in Anwendung der Bestimmungen der Zustell-Verordnung(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>) &#8211; &#252;bermittelt worden ist, ist der Vorlageentscheidung nicht ausdr&#252;cklich zu entnehmen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden mag man bei vordergr&#252;ndiger Betrachtung die Frage der Entscheidungserheblichkeit des vorliegenden Vorabentscheidungsersuchens aufwerfen. Denn wenn das verfahrenseinleitende Schriftst&#252;ck den Beklagten in erster Instanz nicht zugestellt worden w&#228;re, h&#228;tte das in erster Instanz angerufene nationale Gericht seine internationale Zust&#228;ndigkeit unter Umst&#228;nden nicht pr&#252;fen d&#252;rfen. In diesem Fall m&#252;sste das Beschwerdegericht dem Rechtsmittel des Verwalters bereits aus diesem Grund stattgeben, ohne dass es auf die Beantwortung der Vorlagefragen ank&#228;me.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch wenn die Zul&#228;ssigkeit eines Vorabentscheidungsersuchens grunds&#228;tzlich nicht von der kontradiktorischen Natur des Ausgangsverfahrens &#8211; hier des Rechtsmittelverfahrens &#8211; abh&#228;ngt(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>), ist in diesem Zusammenhang dennoch hervorzuheben, dass die ordnungsgem&#228;&#223;e &#220;bermittlung des verfahrenseinleitenden Schriftst&#252;cks sowohl bei der Pr&#252;fung der internationalen Zust&#228;ndigkeit durch ein nationales Gericht(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>) nach den Bestimmungen der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung als auch bei der Anerkennung einer sp&#228;teren Sachentscheidung(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>) von erheblicher Bedeutung ist. Als Ausfluss des Anspruchs des Beklagten auf rechtliches Geh&#246;r(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>) und auf Wahrung seiner Verteidigungsrechte(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>) kommt dem &#220;bermittlungserfordernis besondere Bedeutung zu.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorliegend vermag jedoch der Umstand, dass der Vorlageentscheidung nicht explizit zu entnehmen ist, ob und gegebenenfalls wie das verfahrenseinleitende Schriftst&#252;ck den Beklagten &#252;bermittelt worden ist, f&#252;r sich genommen keine Zweifel an der Entscheidungserheblichkeit des Vorabentscheidungsersuchens aufkommen zu lassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r Vorabentscheidungsersuchen, welche die Auslegung des Unionsrechts betreffen, gilt n&#228;mlich nach st&#228;ndiger Rechtsprechung eine Vermutung der Entscheidungserheblichkeit(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>). Hinzu kommt, dass der Gerichtshof die fehlende Entscheidungserheblichkeit der ihm gestellten Fragen nur h&#246;chst ausnahmsweise feststellt, und zwar dann, wenn sie offensichtlich ist(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>). Davon ist hier nicht auszugehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht f&#252;hrt im &#220;brigen aus, dass die Beschwerde des Kl&#228;gers sich darauf beziehe, dass die Beklagten bis zum Zeitpunkt des angefochtenen Beschlusses keine Einw&#228;nde betreffend die Zust&#228;ndigkeit des Gerichts erhoben h&#228;tten. Dar&#252;ber hinaus betont das vorlegende Gericht, dass seine Feststellungen &#8222;in tats&#228;chlicher und rechtlicher Sicht&#8220; auf einer &#8222;Pr&#252;fung der von den Parteien vorgetragenen Argumente, unter Ber&#252;cksichtigung der Entscheidung, deren Aufhebung beantragt wird&#8220;, getroffen wurden. Dies deutet darauf hin, dass eine &#220;bermittlung des verfahrenseinleitenden Schriftst&#252;cks tats&#228;chlich erfolgt ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jedenfalls ist es Sache des nationalen Gerichts, vor Erlass einer Sachentscheidung, und damit gegebenenfalls nach Erhalt der Antwort des Gerichtshofs zu den vorgelegten Auslegungsfragen, f&#252;r die ordnungsgem&#228;&#223;e Zustellung des verfahrenseinleitenden Schriftst&#252;cks, zu sorgen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus alledem ergibt sich, dass faktische Unsicherheiten zum Zeitpunkt und zur Art der &#220;bermittlung des verfahrenseinleitenden Schriftst&#252;cks &#8211; sowohl in erster Instanz als auch im anh&#228;ngigen Beschwerdeverfahren &#8211; keine Zweifel an der Zul&#228;ssigkeit des Vorabentscheidungsersuchens entstehen lassen k&#246;nnen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">VI.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Inhaltliche W&#252;rdigung der Vorlagefragen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht hat dem Gerichtshof vier Vorlagefragen zur Vorabentscheidung vorgelegt. Die erste Vorlagefrage betrifft den besonderen Gerichtsstand f&#252;r Vertr&#228;ge bzw. f&#252;r Anspr&#252;che aus einem Vertrag nach Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung. F&#252;r den Fall, dass dieser Gerichtsstand nicht greifen sollte, wird eine zweite Frage zur Anwendbarkeit der Rom&#8209;I-Verordnung gestellt. F&#252;r den Fall, dass die Rom&#8209;I-Verordnung auf eine solche Fallkonstellation nicht anwendbar sein sollte, wird in einer dritten Frage um Kl&#228;rung der Anwendbarkeit der Rom&#8209;II-Verordnung(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>) ersucht. In seiner vierten Frage bittet das vorlegende Gericht schlie&#223;lich um Auskunft dar&#252;ber, ob &#8211; aus kollisionsrechtlicher Sicht &#8211; die in Rede stehenden Beschl&#252;sse als &#8222;Dienstleistungsvertrag&#8220; im Sinne von Art.&#160;4 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b der Rom&#8209;I-Verordnung oder als Vertrag &#252;ber ein &#8222;dingliches Recht&#8220; (Buchst.&#160;c) bzw. als &#8222;Miete oder Pacht&#8220; (Buchst.&#160;c) im Sinne von Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Rom&#8209;I-Verordnung anzusehen sind. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachfolgend ist dementsprechend zun&#228;chst auf die Auslegung der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung einzugehen. Es wird sich dabei zeigen, dass die kollisionsrechtlichen Fragestellungen, welche Gegenstand der zweiten bis vierten Vorlagefragen sind, einer Pr&#252;fung anhand weiterer Instrumente nicht bed&#252;rfen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Auslegung der Br&#252;ssel</b>&#8209;<b>Ia-Verordnung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die erste Vorlagefrage, betreffend die Auslegung von Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung, bezieht sich auf &#8222;Entscheidungen von nicht personifizierten Rechtsgemeinschaften, die kraft Gesetzes aufgrund der besonderen Inhaberschaft eines Rechts entstehen, die mit Mehrheit ihrer Mitglieder getroffen werden, aber alle, auch diejenigen, die nicht abgestimmt haben, binden&#8220;. Nach den Ausf&#252;hrungen des vorlegenden Gerichts zum Sachverhalt sind jedoch nicht etwa die jeweiligen Entscheidungen der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft Gegenstand des Ausgangsverfahrens, sondern hierauf gest&#252;tzte Zahlungsanspr&#252;che. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>) sieht einen besonderen Gerichtsstand am Erf&#252;llungsort der jeweiligen Verpflichtung vor, &#8222;wenn ein Vertrag oder Anspr&#252;che aus einem Vertrag den Gegenstand des Verfahrens bilden&#8220;(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>). Aus systematischer Sicht ist jedoch zun&#228;chst hervorzuheben, dass der R&#252;ckgriff auf diesen besonderen Gerichtsstand bei Vorliegen einer ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;24 ausgeschlossen ist(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu diesen ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeiten geh&#246;ren einerseits die in Art.&#160;24 Nr.&#160;1 normierte Zust&#228;ndigkeit der Gerichte des Mitgliedstaats, in dem eine unbewegliche Sache belegen ist, f&#252;r Verfahren, welche dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>) zum Gegenstand haben. Andererseits geh&#246;rt dazu auch die in Art.&#160;24 Nr.&#160;2 vorgesehene Zust&#228;ndigkeit der Gerichte des Mitgliedstaats, in dessen Hoheitsgebiet eine Gesellschaft oder juristische Person ihren Sitz hat, f&#252;r bestimmte gesellschaftsrechtliche Verfahren(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund erfordert eine zweckm&#228;&#223;ige Beantwortung der ersten Vorlagefrage eine Vorabpr&#252;fung der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeiten nach Art.&#160;24 Nrn.&#160;1 und 2 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung. Nur f&#252;r den Fall, dass keine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit nach diesen Bestimmungen in Frage k&#228;me, w&#228;re eine Auslegung des Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung erforderlich. </p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zu den ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeiten nach Art.&#160;24 der Br&#252;ssel</b>&#8209;<b>Ia-Verordnung</b> </p> <p class="C24Titrenumerote4">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum ausschlie&#223;lichen Gerichtsstand bez&#252;glich unbeweglicher Sachen (Art.&#160;24 Nr.&#160;1)</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Fraglich ist zun&#228;chst, ob Verfahren &#252;ber Zahlungsanspr&#252;che aus Beschl&#252;ssen einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit im Zusammenhang mit der Verwaltung der betreffenden Liegenschaft als Verfahren anzusehen sind, &#8222;welche dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen&#8220; oder &#8222;die Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen zum Gegenstand haben&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gerade die vierte Vorlagefrage macht deutlich, dass das vorlegende Gericht &#8211; allerdings mit Blick auf die Anwendung der Rom-I-Verordnung und ihre eventuelle Bedeutung f&#252;r die auf die Bestimmung des Erf&#252;llungsorts anzuwendenden materiell-rechtlichen Vorschriften &#8211; Zweifel daran hegt, ob das im Ausgangsfall anh&#228;ngige Verfahren als Verfahren, welches &#8222;dingliche Rechte an unbeweglichen Sachen&#8220; oder &#8222;die Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen&#8220; zum Gegenstand hat, anzusehen ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der siebte Erw&#228;gungsgrund der Rom-I-Verordnung stellt klar, dass die Bestimmungen dieser Verordnung u.&#160;a. mit der Br&#252;ssel&#8209;I-Verordnung(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>) im Einklang stehen sollten. Das vorlegende Gericht geht zudem zu Recht davon aus, dass dieses sogenannte Konkordanzgebot auch f&#252;r das Verh&#228;ltnis zwischen Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung und Rom&#8209;I-Verordnung gilt(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund ist anzunehmen, dass die Auslegungszweifel des vorlegenden Gerichts in Bezug auf die Frage, ob es vorliegend um dingliche Rechte an einer unbeweglichen Sache geht, sich insoweit auch auf Art.&#160;24 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung beziehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie bereits ausgef&#252;hrt ist die Zahlung von ausstehenden Beitr&#228;gen, die zwei Miteigent&#252;mer f&#252;r die Verwaltung und Instandhaltung der betreffenden Liegenschaft angeblich schulden, Gegenstand des Ausgangsverfahrens. Damit geht es um Pflichten &#8211; um es mit den Worten des vorlegenden Gerichts auszudr&#252;cken &#8211; aus der Inhaberschaft von Miteigentumsanteilen als dingliche Rechte an einer unbeweglichen Sache. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs ist der Begriff des &#8222;dinglichen Rechts&#8220; an einer unbeweglichen Sache im Sinne von Art.&#160;24 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung dahin gehend autonom und eng(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>) auszulegen, dass das fragliche Recht gegen&#252;ber jedermann <i>(erga omnes)</i> wirken muss(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>). Zudem fordert die Rechtsprechung, dass der Bestand oder Umfang dieses Rechts Gegenstand des Verfahrens ist(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Ausgangsverfahren st&#252;tzt sich die Klage des Verwalters jedoch auf schuldrechtliche Anspr&#252;che der Eigent&#252;mergemeinschaft auf Zahlung von Beitr&#228;gen f&#252;r die Instandhaltung der gemeinschaftlichen Bereiche der Liegenschaft. Die dinglichen Rechte der beklagten Miteigent&#252;mer am Gemeinschaftseigentum &#8211; in Gestalt von ideellen Miteigentumsanteilen &#8211; bleiben hiervon zun&#228;chst unber&#252;hrt, so dass eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;24 Nr.&#160;1 in Anwendung der zitierten Rechtsprechung ausscheiden muss.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine andere Beurteilung k&#246;nnte sich hier jedoch daraus ergeben, dass nach dem Vorbringen des Beschwerdef&#252;hrers im Ausgangsverfahren mit dem Klageantrag ein Antrag auf Sicherung der Zwangsvollstreckung(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>) gestellt worden sei, wor&#252;ber jedoch das erste Gericht nicht entschieden h&#228;tte. Ein solcher Antrag k&#246;nnte sich aber auf die dinglichen Rechte der Beklagten aus ihren Miteigentumsanteilen auswirken, etwa durch Einschr&#228;nkung ihrer Verf&#252;gungsbefugnisse(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>). Eine internationale Zust&#228;ndigkeit aus Art.&#160;24 Nr.&#160;1 Unterabs.&#160;1, 1. Alt. der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung w&#228;re damit begr&#252;ndet. Es obliegt demnach dem vorlegenden Gericht, zu ermitteln, welche dinglichen Auswirkungen sich im Ausgangsfall aus dem Antrag auf Sicherung der Zwangsvollstreckung auf die Miteigentumsanteile der Beklagten ergeben k&#246;nnten(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Lediglich der Vollst&#228;ndigkeit halber sei angemerkt, dass die Verwaltung einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft nicht mit der Nutzung einer Liegenschaft gleichgestellt werden kann, weswegen auszuschlie&#223;en ist, dass &#8222;die Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen&#8220; Gegenstand des Ausgangsverfahrens ist.</p> <p class="C24Titrenumerote4">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum ausschlie&#223;lichen Gerichtsstand bez&#252;glich Gesellschaften und juristischer Personen (Art.&#160;24 Nr.&#160;2)</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;24 Nr.&#160;2 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung begr&#252;ndet eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit der Gerichte des Mitgliedstaats, in dessen Hoheitsgebiet eine Gesellschaft oder juristische Person(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>) ihren Sitz hat, u.&#160;a. f&#252;r Verfahren, welche die G&#252;ltigkeit der Beschl&#252;sse ihrer Organe zum Gegenstand haben (4. Alt.).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus der Unterscheidung zwischen Gesellschaften und juristischen Personen kann zun&#228;chst geschlossen werden, dass &#8222;nicht personifizierte Gemeinschaften&#8220;, d.&#160;h. Personenvereinigungen ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit, wie wohl die im Ausgangsfall in Rede stehende Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft nach bulgarischem Recht, von Art.&#160;24 Nr.&#160;2 grunds&#228;tzlich erfasst werden, ohne dass hier auf den Begriff der Gesellschaft n&#228;her einzugehen w&#228;re.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings ist anzumerken, dass Art.&#160;24 Nr.&#160;2, 4. Alt. der Br&#252;ssel- Ia-Verordnung nur solche Verfahren erfasst, welche die Rechtswirksamkeit eines Beschlusses zum Gegenstand haben.(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>) Davon zu unterscheiden sind Verfahren, welche die Durchf&#252;hrung entsprechender Beschl&#252;sse zum Gegenstand haben, wie etwa die in Rede stehende Klage auf Zahlung von Beitr&#228;gen aus einem entsprechenden Beschluss.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Festzuhalten ist demnach, dass eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;24 Nr.&#160;2, 4. Alt. der Br&#252;ssel- Ia-Verordnung f&#252;r ein Verfahren der in Rede stehenden Art nicht greift.</p> <p class="C24Titrenumerote4">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zwischenergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r den Fall, dass angesichts des Klagegegenstands im Ausgangsverfahren auch keine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;24 Nr.&#160;1 Unterabs.&#160;1, 1. Alt. der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung begr&#252;ndet werden kann(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>), ist nun auf die Auslegung des Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung einzugehen.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur besonderen Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel</b>&#8209;<b>Ia-Verordnung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit der ersten Vorlagefrage zur Auslegung des Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung soll im Wesentlichen gekl&#228;rt werden, ob die in Rede stehenden Zahlungsanspr&#252;che als Anspr&#252;che aus einem Vertrag im Sinne dieser Vorschrift anzusehen sind. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung an die Stelle der Br&#252;ssel&#8209;I-Verordnung getreten ist, nimmt der Gerichtshof in st&#228;ndiger Rechtsprechung(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>) an, dass die Auslegung der Bestimmungen der letztgenannten Verordnung durch den Gerichtshof auch f&#252;r die Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung gilt, soweit die Bestimmungen dieser beiden Rechtsakte der Union als gleichwertig angesehen werden k&#246;nnen. Soweit Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung den Vorg&#228;ngerbestimmungen in Art.&#160;5 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;I-Verordnung sowie in Art.&#160;5 Nr.&#160;1 des Br&#252;sseler &#220;bereinkommens (in der Folge: EuGV&#220;)(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>) entspricht, bleibt die Auslegung dieser Vorg&#228;ngerbestimmungen durch den Gerichtshof auch f&#252;r Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung ma&#223;geblich(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu Art.&#160;5 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Br&#252;ssel&#8209;I-Verordnung hat der Gerichtshof entschieden, dass der Abschluss eines Vertrags kein Tatbestandsmerkmal darstellt(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>). Dennoch ist f&#252;r seine Anwendung die Feststellung einer Verpflichtung unerl&#228;sslich, da sich die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit nach dieser Vorschrift nach dem Ort bestimmt, an dem die der Klage zugrunde liegende Verpflichtung erf&#252;llt worden ist oder zu erf&#252;llen w&#228;re. Die Wendung &#8222;Vertrag oder Anspr&#252;che aus einem Vertrag&#8220; im Sinne dieser Bestimmung kann somit nicht so verstanden werden, dass sie eine Situation erfasst, in der es an einer von einer Partei gegen&#252;ber einer anderen freiwillig eingegangenen Verpflichtung fehlt(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daraus zieht der Gerichtshof den Schluss, dass die Anwendung der besonderen Zust&#228;ndigkeitsregel f&#252;r Vertr&#228;ge oder Anspr&#252;che aus einem Vertrag voraussetzt, dass eine von einer Person gegen&#252;ber einer anderen freiwillig eingegangene rechtliche Verpflichtung bestimmt werden kann, auf die sich die betreffende Klage st&#252;tzt(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dabei hat der Gerichtshof die erforderliche Freiwilligkeit auch in solchen F&#228;llen angenommen, in denen die streitige Verpflichtung ihre Rechtsgrundlage in Vereinsstatuten bzw. in Beschl&#252;ssen von Vereinsorganen(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>), in der Aus&#252;bung einer Gesch&#228;ftsf&#252;hrungst&#228;tigkeit nach Ma&#223;gabe des Gesellschaftsrechts(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>), in Rechtsvorschriften(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>) aus der Fluggastrechte-Verordnung(<a href="#Footnote38" name="Footref38">38</a>) oder in einer einseitigen Erkl&#228;rung(<a href="#Footnote39" name="Footref39">39</a>) fand. Diese F&#228;lle zeigen, dass der Gerichtshof das Tatbestandsmerkmal &#8222;Vertrag oder Anspr&#252;che aus einem Vertrag&#8220; nicht eng auslegt(<a href="#Footnote40" name="Footref40">40</a>), wenngleich in der Rechtsprechung h&#228;ufig ein formaler Hinweis auf das Regel-Ausnahmeverh&#228;ltnis zwischen allgemeinem Gerichtsstand nach Art.&#160;4 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung und besonderen Gerichtsst&#228;nden zu finden ist(<a href="#Footnote41" name="Footref41">41</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Beantwortung der ersten Vorlagefrage ist daher entscheidend, ob im Ausgangsfall &#8222;eine von einer Person gegen&#252;ber einer anderen freiwillig eingegangene rechtliche Verpflichtung&#8220; auszumachen ist. In diesem Zusammenhang ist zu pr&#252;fen, inwieweit die vom Gerichtshof in der Rechtssache Peters Bauunternehmung(<a href="#Footnote42" name="Footref42">42</a>) zugrunde gelegten &#220;berlegungen f&#252;r den vorliegenden Fall Geltung beanspruchen k&#246;nnten. In dieser Rechtssache ging es um die Einordnung einer Zahlungsverpflichtung, die auf der freiwilligen Mitgliedschaft in einer Unternehmensvereinigung fu&#223;te. Hierzu stellte der Gerichtshof fest, dass &#8222;der Beitritt zu einem Verein zwischen den Vereinsmitgliedern enge Bindungen gleicher Art schafft, wie sie zwischen Vertragsparteien bestehen&#8220;(<a href="#Footnote43" name="Footref43">43</a>), so dass es gerechtfertigt sei, f&#252;r die Anwendung des Art.&#160;5 Nr.&#160;1 EuGV&#220; die in Frage stehenden Anspr&#252;che als vertragliche Anspr&#252;che anzusehen(<a href="#Footnote44" name="Footref44">44</a>). Unerheblich sei in diesem Zusammenhang, &#8222;ob dieser Anspruch sich unmittelbar aus dem Beitritt oder aber aus diesem Beitritt in Verbindung mit einem Beschluss eines Vereinsorgans ergibt&#8220;(<a href="#Footnote45" name="Footref45">45</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Blick auf den Ausgangsfall ist daher zun&#228;chst festzuhalten, dass die Modalit&#228;ten der Beschlussfassung der Entscheidung, auf welche die Zahlungsforderung gest&#252;tzt wird(<a href="#Footnote46" name="Footref46">46</a>), oder der Umstand, dass die Aufhebung der betreffenden Entscheidung von den s&#228;umigen Miteigent&#252;mern nicht beantragt wurde, f&#252;r die Beurteilung der Freiwilligkeit der Verpflichtung der Miteigent&#252;mer aus dieser Entscheidung unerheblich sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich der Mitgliedschaft in der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ist zwar hervorzuheben, dass sie einerseits gesetzlich vorgeschrieben ist, da das hier ma&#223;gebliche bulgarische Recht die Verwaltung von Gemeinschaftseigentum durch eine Eigent&#252;mergemeinschaft zwingend vorschreibt. Andererseits werden die Einzelheiten der Verwaltung gegebenenfalls durch Vertrag geregelt, und der Eintritt in die Gemeinschaft erfolgt durch freiwilligen Erwerb einer Eigentumswohnung samt Miteigentumsanteilen an den gemeinschaftlichen Bereichen der Liegenschaft. Diese Aspekte rechtfertigen daher die Annahme, dass es sich bei der in Rede stehenden Verpflichtung der Miteigent&#252;mer gegen&#252;ber der Eigent&#252;mergemeinschaft im Ergebnis um eine freiwillig eingegangene rechtliche Verpflichtung handelt(<a href="#Footnote47" name="Footref47">47</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Ergebnis steht auch im Einklang mit den Zielen, die die Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung verfolgt. Ausweislich ihrer Erw&#228;gungsgr&#252;nde 15 und 16 sollten &#8222;die Zust&#228;ndigkeitsvorschriften &#8230; in hohem Ma&#223;e vorhersehbar sein&#8220; und &#8222;der Gerichtsstand des Wohnsitzes des Beklagten &#8230; durch alternative Gerichtsst&#228;nde erg&#228;nzt werden, die entweder aufgrund der engen Verbindung zwischen Gericht und Rechtsstreit oder im Interesse einer geordneten Rechtspflege zuzulassen sind&#8220;. Bereits im Urteil Peters Bauunternehmung(<a href="#Footnote48" name="Footref48">48</a>) hob der Gerichtshof insoweit hervor, dass, &#8222;da nach den innerstaatlichen Rechtsordnungen meistens der Ort des Vereinssitzes auch Erf&#252;llungsort f&#252;r die Verpflichtungen aus der Mitgliedschaft ist, &#8230; die Anwendung [des vertraglichen Gerichtsstands] &#8230; praktische Vorteile [hat]: Das Gericht des Ortes, an dem sich der Sitz des Vereins befindet, kann n&#228;mlich in der Regel die Vereinssatzung, &#8209;bestimmungen und &#8209;beschl&#252;sse sowie die Umst&#228;nde, die mit der Entstehung des Rechtsstreits zusammenh&#228;ngen, am besten verstehen.&#8220; </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese &#220;berlegungen erscheinen auf die vorliegende Konstellation &#252;bertragbar. Wie die lettische Regierung in ihrer schriftlichen Stellungnahme zu Recht betont, steht die Er&#246;ffnung eines Gerichtsstands f&#252;r Anspr&#252;che aus der Verwaltung von Wohnungseigentum am Ort der Beschlussfassung(<a href="#Footnote49" name="Footref49">49</a>), soweit er dem Erf&#252;llungsort der in Rede stehenden Verpflichtung entspricht(<a href="#Footnote50" name="Footref50">50</a>), im Einklang mit der Zielsetzung der besonderen Zust&#228;ndigkeiten nach Art.&#160;7 Nr.&#160;1, wie sie im 16.&#160;Erw&#228;gungsgrund zur Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung zum Ausdruck kommt. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere wird dadurch vermieden, dass Zahlungsanspr&#252;che gegen Miteigent&#252;mer, die gegebenenfalls ihren Wohnsitz in unterschiedlichen Staaten haben, und Fragen zur G&#252;ltigkeit der zugrunde liegenden Beschl&#252;sse vor unterschiedlichen Gerichten verhandelt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf der Grundlage der vorstehenden Erw&#228;gungen schlage ich dem Gerichtshof daher vor, die erste Vorlagefrage dahin gehend zu beantworten, dass unbeschadet einer etwaigen ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;24 Nr.&#160;1 Unterabs.1, 1. Alt. in Verbindung mit Art.&#160;8 Nr.&#160;4 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung Verfahren &#252;ber Anspr&#252;che aus Entscheidungen, die durch die Mehrheit der Mitglieder einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit getroffen werden, aber alle Mitglieder, auch diejenigen, die nicht abgestimmt haben, binden, als Anspr&#252;che aus einem Vertrag im Sinne von Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung anzusehen sind.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Schlussfolgerungen im Hinblick auf die weiteren Vorlagefragen</b> </p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur zweiten Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die zweite Vorlagefrage betreffend die Anwendbarkeit der Rom&#8209;I-Verordnung wurde f&#252;r den Fall gestellt, dass die erste Frage verneint wird. Da ich dem Gerichtshof vorschlage, die erste Frage zu bejahen, k&#246;nnte sich dementsprechend die Beantwortung der zweiten Vorlagefrage er&#252;brigen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich der Anwendbarkeit der Rom&#8209;I-Verordnung ist jedenfalls zu bedenken, dass diese sich nicht bereits daraus ergibt, dass eine Klage unter den besonderen Gerichtsstand f&#252;r Vertr&#228;ge oder Anspr&#252;che aus Vertr&#228;gen nach Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung f&#228;llt.(<a href="#Footnote51" name="Footref51">51</a>) Zu beachten sind n&#228;mlich die Ausnahmen zum sachlichen Anwendungsbereich der Rom&#8209;I-Verordnung. Nach ihrem Art.&#160;1 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;f findet die Rom&#8209;I-Verordnung insbesondere keine Anwendung auf &#8222;Fragen betreffend das Gesellschaftsrecht, das Vereinsrecht und das Recht der juristischen Personen &#8230;&#8220;. Aus diesem Ausnahmetatbestand folgt, dass Zahlungsanspr&#252;che einer Rechtsgemeinschaft gegen ihre Mitglieder kollisionsrechtlich nicht nach der Rom&#8209;I-Verordnung zu beurteilen sind, obwohl solche Anspr&#252;che als &#8222;Anspr&#252;che aus einem Vertrag&#8220; im Sinne von Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung, die keinen entsprechenden Ausnahmetatbestand enth&#228;lt, anzusehen sind(<a href="#Footnote52" name="Footref52">52</a>). </p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur dritten Vorlagefrage </b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die dritte Vorlagefrage zur Anwendbarkeit der Rom&#8209;II-Verordnung wird auch nur f&#252;r den Fall einer negativen Antwort sowohl auf die erste als auch auf die zweite Vorlagefrage gestellt. Mithin er&#252;brigt sich angesichts meines Antwortvorschlags zur ersten Vorlagefrage ihre Beantwortung.</p> <p class="C23Titrenumerote3">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur vierten Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vierte Vorlagefrage zur Auslegung von Art.&#160;4 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b bzw. c der Rom&#8209;I-Verordnung wird hingegen f&#252;r den Fall einer positiven Antwort zur ersten oder zur zweiten Frage gestellt, wenn also aus der Anwendbarkeit des besonderen Gerichtsstands des Erf&#252;llungsorts einer vertraglichen Verpflichtung die Anwendbarkeit der Kollisionsregeln f&#252;r vertragliche Schuldverh&#228;ltnisse folgen w&#252;rde. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meinen vorangegangenen Erw&#228;gungen zur Anwendbarkeit der Rom&#8209;I-Verordnung(<a href="#Footnote53" name="Footref53">53</a>) ist allerdings zu entnehmen, dass diese Verordnung auf das im Ausgangsverfahren in Rede stehende Rechtsverh&#228;ltnis ausweislich ihres Art.&#160;1 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;f grunds&#228;tzlich nicht anwendbar ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie bereits angedeutet(<a href="#Footnote54" name="Footref54">54</a>) ist dennoch erkennbar, dass mit der vierten Vorlagefrage das vorlegende Gericht im Wesentlichen erfahren m&#246;chte, inwieweit die Einordnung des Rechtsverh&#228;ltnisses, welchem im Ausgangsverfahren der streitgegenst&#228;ndliche Zahlungsanspruch zugrunde liegt, sich auf die Rechtsvorschriften auswirkt, die zur Bestimmung des Erf&#252;llungsorts der betreffenden Leistung anzuwenden sind. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da es nach st&#228;ndiger Rechtsprechung Aufgabe des Gerichtshofs ist, dem nationalen Gericht eine f&#252;r die Entscheidung des bei diesem anh&#228;ngigen Rechtsstreits sachdienliche Antwort zu geben, hat er die ihm vorgelegten Fragen gegebenenfalls umzuformulieren. Au&#223;erdem kann der Gerichtshof veranlasst sein, unionsrechtliche Vorschriften zu ber&#252;cksichtigen, die das nationale Gericht in seiner Frage nicht angef&#252;hrt hat(<a href="#Footnote55" name="Footref55">55</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund k&#246;nnten die vom vorlegenden Gericht in der vierten Vorlagefrage zum Ausdruck gebrachten Auslegungszweifel hinsichtlich der Einordnung des Rechtsverh&#228;ltnisses, das der Zahlungsklage zugrunde liegt, als &#8222;Dienstleistungsvertrag&#8220;(<a href="#Footnote56" name="Footref56">56</a>) oder als Vertrag &#252;ber ein &#8222;dingliches Recht&#8220;(<a href="#Footnote57" name="Footref57">57</a>) bzw. als Miete oder Pacht(<a href="#Footnote58" name="Footref58">58</a>) auch als Fortf&#252;hrung der Auslegungszweifel hinsichtlich Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung verstanden werden. Daf&#252;r spricht insbesondere, dass das vorlegende Gericht sich in seiner Vorlageentscheidung auf Art.&#160;68 des Zakon za zadalzheniata i dogovorite (Gesetz &#252;ber Schuldverh&#228;ltnisse und Vertr&#228;ge) betreffend die Bestimmung des Leistungsorts einer Forderung bezieht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vierte Vorlagefrage sollte daher umformuliert werden und dahin gehend gedeutet werden, dass sie darauf abzielt, zu bestimmen, ob der Erf&#252;llungsort der in Rede stehenden Verpflichtung nach Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;b zweiter. Spiegelstrich der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung zu bestimmen ist. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r Dienstleistungsvertr&#228;ge enth&#228;lt Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;b zweiter&#160;Spiegelstrich der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung n&#228;mlich eine Regel zur unionsautonomen Bestimmung des Erf&#252;llungsorts der Verpflichtung, sofern der in Rede stehende Vertrag eine entsprechende Vereinbarung nicht enth&#228;lt. Ma&#223;geblich ist hiernach der Ort, an dem die vertragscharakteristische Leistung &#8211; mithin die Dienstleistungen &#8211; nach dem Vertrag erbracht worden ist oder h&#228;tte erbracht werden m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs zu Art.&#160;5 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;b der Br&#252;ssel&#8209;I-Verordnung, dessen Wortlaut mit demjenigen von Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;b der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung &#252;bereinstimmt, &#8222;bedeutet &#8230; der Begriff &#8218;Dienstleistungen&#8216; zumindest, dass die Partei, die sie erbringt, eine bestimmte T&#228;tigkeit gegen Entgelt durchf&#252;hrt&#8220;(<a href="#Footnote59" name="Footref59">59</a>)(<a href="#Footnote60" name="Footref60">60</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Fraglich ist also, in welchem Verh&#228;ltnis die von den Miteigent&#252;mern zu leistenden Beitr&#228;ge, um deren Zahlung es im Ausgangsverfahren geht, zur Verwaltungst&#228;tigkeit der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft stehen. Die T&#228;tigkeit besteht im Wesentlichen in der Instandhaltung der Liegenschaft und damit einhergehend im Abschluss von Vertr&#228;gen unterschiedlicher Nature mit Dritten in Ausf&#252;hrung dieser Gesch&#228;ftsbesorgungst&#228;tigkeit, etwa zur Reinigung und zur Pflege der gemeinschaftlichen Bereiche der Liegenschaft, zur Ausf&#252;hrung von Reparaturen oder zur Energieversorgung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu bedenken ist allerdings, dass diese Gesch&#228;ftsbesorgungst&#228;tigkeit selbst nicht zwingend entgeltlich erfolgt. Dies ist etwa nur dann der Fall, wenn die Verwaltung einer aus Eigentumswohnungen bestehenden Liegenschaft an einen spezialisierten Dienstleister &#252;bertragen &#8211; und nicht etwa ehrenamtlich durch einen der Miteigent&#252;mer durchgef&#252;hrt &#8211; wird. Hinzu kommt, dass die von den Miteigent&#252;mern an die Gemeinschaft zu leistenden Beitr&#228;ge zu einem nicht unwesentlichen Teil der Deckung von Steuern und Abgaben und damit nicht der Erf&#252;llung von vertraglichen Verpflichtungen gegen&#252;ber Dritten dienen, die im Namen und f&#252;r Rechnung der Eigent&#252;mergemeinschaft eingegangen wurden. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts dieser &#220;berlegungen zur gemischten oder jedenfalls uneinheitlichen Natur der in Rede stehenden Beitr&#228;ge gebieten es meines Erachtens die Prinzipien der Rechtssicherheit und Vorhersehbarkeit der Bestimmung der internationalen Zust&#228;ndigkeit(<a href="#Footnote61" name="Footref61">61</a>), Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;b zweiter Spiegelstrich der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung auf eine Konstellation wie die des Ausgangsverfahrens nicht anzuwenden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dementsprechend w&#228;re der Erf&#252;llungsort nach der &#8211; gem&#228;&#223; Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;c der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung &#8211; subsidi&#228;ren Regel des Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung zu bestimmen, wonach der Gerichtsstand f&#252;r Vertr&#228;ge oder Anspr&#252;che aus Vertr&#228;gen im Sinne dieser Bestimmung an dem Ort er&#246;ffnet ist, &#8222;an dem die Verpflichtung erf&#252;llt worden ist oder zu erf&#252;llen w&#228;re&#8220;. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die entsprechende Bestimmung des Erf&#252;llungsorts ist nach der sog. Tessili-Regel(<a href="#Footnote62" name="Footref62">62</a>) die vom anwendbaren Kollisionsrecht des Forumsstaats jeweils zur Anwendung berufene <i>lex causae</i> ma&#223;geblich.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dabei w&#228;re zu beachten, dass der Erf&#252;llungsort im Sinne des Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung mit Blick auf die konkret streitige Verpflichtung &#8211; im Ausgangsfall also die Zahlungsverpflichtung und nicht die vertragscharakteristische Leistung wie nach Buchst.&#160;b &#8211; zu bestimmen w&#228;re(<a href="#Footnote63" name="Footref63">63</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher schlage ich dem Gerichtshof vor, die vierte Vorlagefrage, umzuformulieren, um ihren Bezug zu Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung zu verdeutlichen, und wie folgt zu beantworten: </p> <p class="C02AlineaAltA">Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung ist dahin gehend auszulegen, dass</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Ausf&#252;hrung einer Verwaltungst&#228;tigkeit durch eine Eigent&#252;mergemeinschaft, in deren Rahmen Entscheidungen &#252;ber die Ausgaben f&#252;r Geb&#228;udeinstandhaltung getroffen werden, nicht den &#8222;Dienstleistungen&#8220; im Sinne von Buchst.&#160;b zweiter Spiegelstrich zuzurechnen ist;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Ort, an dem eine sich aus solchen Entscheidungen ergebende Zahlungsverpflichtung erf&#252;llt worden ist oder zu erf&#252;llen w&#228;re, nach dem auf das betreffende Rechtsverh&#228;ltnis nach den Kollisionsregeln des Forumsstaats anwendbaren Statut in Anwendung von Buchst.&#160;a zu bestimmen ist. </p> <p class="C21Titrenumerote1">VII.&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aufgrund der vorstehenden Ausf&#252;hrungen schlage ich dem Gerichtshof vor, das Vorabentscheidungsersuchen des Okrazhen sad &#8211; Blagoevgrad (Regionalgericht Blagoevgrad, Bulgarien) wie folgt zu beantworten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unbeschadet einer ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit nach Art.&#160;24 Nr.&#160;1 Unterabs.&#160;1, 1. Alt. in Verbindung mit Art.&#160;8 Nr.&#160;4, Satz 1 1. Alt. der Verordnung (EU) Nr.&#160;1215/2012 (Br&#252;ssel Ia) sind Verfahren &#252;ber Anspr&#252;che aus Entscheidungen, die durch die Mehrheit der Mitglieder einer Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft ohne eigene Rechtspers&#246;nlichkeit getroffen werden, aber alle Mitglieder, auch diejenigen, die nicht abgestimmt haben, binden, als Anspr&#252;che aus einem Vertrag im Sinne von Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung (EU) Nr.&#160;1215/2012 (Br&#252;ssel Ia) anzusehen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;7 Nr.&#160;1 der Verordnung (EU) Nr.&#160;1215/2012 (Br&#252;ssel Ia) ist dahin gehend auszulegen, dass</p> <p class="C11Marge1avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Ausf&#252;hrung einer Verwaltungst&#228;tigkeit durch die Organe einer Eigent&#252;mergemeinschaft, in deren Rahmen Entscheidungen &#252;ber die Ausgaben f&#252;r Geb&#228;udeinstandhaltung getroffen werden, nicht den &#8222;Dienstleistungen&#8220; im Sinne von Buchst.&#160;b 2. Spiegelstrich zuzurechnen ist;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Ort, an dem eine sich aus solchen Entscheidungen ergebende Zahlungsverpflichtung erf&#252;llt worden ist oder zu erf&#252;llen w&#228;re, nach dem auf das betreffende Rechtsverh&#228;ltnis nach den Kollisionsregeln des Forumsstaats anwendbaren Statut in Anwendung von Buchst.&#160;a zu bestimmen ist.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Deutsch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung (EU) Nr.&#160;1215/2012 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 12.&#160;Dezember 2012 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (ABl.&#160;2012, L&#160;351, S.&#160;1, im Folgenden: Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung (EG) Nr.&#160;593/2008 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 17.&#160;Juni 2008 &#252;ber das auf vertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht (Rom I) (ABl.&#160;2008, L&#160;177, S.&#160;6, im Folgenden: Rom&#8209;I-Verordnung). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung (EG) Nr.&#160;1393/2007 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13.&#160;November 2007 &#252;ber die Zustellung gerichtlicher und au&#223;ergerichtlicher Schriftst&#252;cke in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten (Zustellung von Schriftst&#252;cken) und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr.&#160;1348/2000 des Rates (ABl.&#160;2007, L&#160;324, S.&#160;79, im Folgenden: Zustell-Verordnung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne insbesondere Urteil vom 3.&#160;M&#228;rz 1994, Eurico Italia u.&#160;a. (C&#8209;332/92, C&#8209;333/92 und C&#8209;335/92, EU:C:1994:79, Rn.&#160;11 und 13). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. etwa die Verpflichtung zur Aussetzung des Verfahrens nach Art.&#160;19 der Zustell-Verordnung in Verbindung mit Art.&#160;28 Abs.&#160;3 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung, bis die ordnungsgem&#228;&#223;e &#220;bermittlung des verfahrenseinleitenden Schriftst&#252;cks festgestellt werden kann.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Rechtsfolge einer fehlenden, fehlerhaften oder nicht rechtzeitigen Zustellung im Rahmen der Anerkennung, vgl. Art.&#160;45 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Peiffer E. / Peiffer M., in Paulus D. / Peiffer E. / Peiffer M., Europ&#228;ische Gerichtsstands- und Vollstreckungsverordnung (Br&#252;ssel Ia), Kommentar, Art.&#160;28, Rn.&#160;18 und 29.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Queirolo I., in Magnus/Mankowski, ECPIL Commentary of Brussels Ibis Regulation, Art.&#160;28, Rn.&#160;20. Siehe hierzu bereits Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Bot in der Rechtssache A (C&#8209;112/13, EU:C:2014:207, Nrn. 53&#160;ff.) und Urteil vom 11.&#160;September 2014 (C&#8209;112/13, EU:C:2014:2195, Rn.&#160;51&#160;ff.).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 7.&#160;September 1999, Beck und Bergdorf (C&#8209;355/97, EU:C:1999:391, Rn.&#160;22), vom 23.&#160;Januar 2018, F.&#160;Hoffmann-La Roche u.&#160;a. (C&#8209;179/16, EU:C:2018:25, Rn.&#160;45), vom 29.&#160;Mai 2018, Liga van Moskee&#235;n en Islamitische Organisaties Provincie Antwerpen u.&#160;a. (C&#8209;426/16, EU:C:2018:335, Rn.&#160;31), und vom 25.&#160;Juli 2018, Conf&#233;d&#233;ration paysanne u.&#160;a. (C&#8209;528/16, EU:C:2018:583, Rn.&#160;73).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus der in Fn.&#160;10 angef&#252;hrten st&#228;ndigen Rechtsprechung ergibt sich, dass der Gerichtshof die Entscheidung &#252;ber ein Ersuchen eines nationalen Gerichts nur dann verweigern darf, wenn die erbetene Auslegung des Unionsrechts offensichtlich in keinem Zusammenhang mit der Realit&#228;t oder dem Gegenstand des Ausgangsrechtsstreits steht, wenn das Problem hypothetischer Natur ist oder wenn er nicht &#252;ber die tats&#228;chlichen und rechtlichen Angaben verf&#252;gt, die f&#252;r eine zweckdienliche Beantwortung der ihm vorgelegten Fragen erforderlich sind.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung (EG) Nr.&#160;864/2007 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 11.&#160;Juli 2007 &#252;ber das auf au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht (&#8222;Rom II&#8220;) (ABl.&#160;2007, L&#160;199, S.&#160;73).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Nr.&#160;5 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die deutsche Fassung dieser Bestimmung weicht insoweit von anderen Sprachfassungen ab, die teils unspezifischer abgefasst sind (englische Fassung &#8222;matters relating to a contract&#8220;, spanische Fassung: &#8222;materia contractual&#8220;, franz&#246;sische Fassung: &#8222;en mati&#232;re contractuelle&#8220;, ungarische Fassung: &#8222;egy szerz&#337;d&#233;s&#8220;, italienische Fassung: &#8222;materia contrattuale&#8220;, rum&#228;nische Fassung: &#8222;materie contractual&#259;&#8220;).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe hierzu auch Art.&#160;27 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sowie f&#252;r die Miete oder Pacht von unbeweglichen Sachen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Nr.&#160;6 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung (EG) Nr.&#160;44/2001 des Rates vom 22.&#160;Dezember 2000 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (ABl.&#160;2001, L&#160;12, S.&#160;1, im Folgenden: Br&#252;ssel&#8209;I-Verordnung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe in diesem Sinne schon Urteil vom 15.&#160;Juni 2017, Kareda (C&#8209;249/16, EU:C:2017:472, Rn.&#160;32), unter Verweis auf das Urteil vom 21.&#160;Januar 2016, ERGO Insurance und Gjensidige Baltic (C&#8209;359/14 und C&#8209;475/14, EU:C:2016:40, Rn.&#160;43).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu den systematischen und teleologischen Gr&#252;nden dieses Grundsatzes, siehe bereits meine Schlussantr&#228;ge in der Rechtssache Schmidt (C&#8209;417/15, EU:C:2016:535, Nrn. 35 und 37) und das Urteil vom 16.&#160;November 2016 in derselben Sache (EU:C:2016:881, Rn.&#160;28&#160;ff.).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Schmidt (C&#8209;417/15, EU:C:2016:881, Rn.&#160;31) unter Verweis auf das Urteil vom 17.&#160;Dezember 2015, Komu u.&#160;a. (C&#8209;605/14, EU:C:2015:833, Rn.&#160;27 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Schmidt (C&#8209;417/15, EU:C:2016:881, Rn.&#160;30) ebenfalls unter Verweis auf das Urteil Komu u.&#160;a. (C&#8209;605/14, EU:C:2015:833, Rn.&#160;26 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;397 Abs.&#160;1 der bulgarischen ZPO kann der Schuldner in diesem Rahmen offenbar mit einem gerichtlichen Verbot belegt werden, &#252;ber ein Grundst&#252;ck zu verf&#252;gen. Siehe https://e-justice.europa.eu/content_interim_and_precautionary_measures-78-bg-de.do?member=1 (Stand: 26.11.2018).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit &#252;bereinstimmend hat der Gerichtshof im Urteil Komu u.&#160;a. (C&#8209;605/14, EU:C:2015:833) entschieden, dass ein Antrag auf Aufl&#246;sung der Miteigent&#252;mergemeinschaft an einer unbeweglichen Sache durch Verkauf, mit dessen Durchf&#252;hrung ein Treuh&#228;nder betraut wird, unter den dinglichen Gerichtsstand falle. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sollte sich im vorliegenden Fall die Zust&#228;ndigkeit der bulgarischen Gerichte aus Art.&#160;24 Nr.&#160;1 Unterabs.1, 1. Alt. der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung aus dem Antrag auf Sicherung der Zwangsvollstreckung ergeben, k&#246;nnte gegebenenfalls die Zust&#228;ndigkeit dieser Gerichte hinsichtlich der eingeklagten gesicherten Geldforderung nach Art.&#160;8 Nr.&#160;4 derselben Verordnung begr&#252;ndet werden.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch hier weichen allerdings die einzelnen Sprachfassungen dieser Bestimmung voneinander ab: Die englische Sprachfassung bezieht sich etwa auf &#8222;companies or other legal persons or associations of natural or legal persons&#8220;. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 2.&#160;Oktober 2008, Hassett und Doherty (C&#8209;372/07, EU:C:2008:534, Rn.&#160;26).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. hierzu oben, Nr.&#160;40.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 16.&#160;November 2016, Schmidt (C&#8209;&#8209;417/15, EU:C:2016:881, Rn.&#160;26), und vom 9.&#160;M&#228;rz 2017, Pula Parking (C&#8209;551/15, EU:C:2017:193, Rn.&#160;31).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#220;bereinkommen vom 27.&#160;September 1968 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (ABl.&#160;1972, L&#160;299, S.&#160;32).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Urteil vom 15.&#160;Juni 2017, Kareda (C&#8209;249/16, EU:C:2017:472, Rn.&#160;27). Siehe zuletzt auch Urteil vom 15.&#160;November 2018, Kuhn (C&#8209;308/17, EU:C:2018:911, Rn.&#160;31).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 28.&#160;Januar 2015, Kolassa (C&#8209;375/13, EU:C:2015:37, Rn.&#160;38), und vom 21.&#160;April 2016, Austro-Mechana (C&#8209;572/14, EU:C:2016:286, Rn.&#160;34).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 14.&#160;M&#228;rz 2013, &#268;esk&#225; spo&#345;itelna (C&#8209;419/11, EU:C:2013:165, Rn.&#160;46), vom 28.&#160;Januar 2015, Kolassa (C&#8209;375/13, EU:C:2015:37, Rn.&#160;39), und vom 21.&#160;April 2016, Austro-Mechana (C&#8209;572/14, EU:C:2016:286, Rn.&#160;35). Siehe auch schon zum EuGV&#220;, Urteil vom 17.&#160;Juni 1992, Handte (C&#8209;26/91, EU:C:1992:268, Rn.&#160;15).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 15.&#160;Juni 2017, Kareda (C&#8209;249/16, EU:C:2017:472, Rn.&#160;28), vom 14.&#160;M&#228;rz 2013, &#268;esk&#225; spo&#345;itelna (C&#8209;419/11, EU:C:2013:165, Rn.&#160;47), vom 28.&#160;Januar 2015, Kolassa (C&#8209;375/13, EU:C:2015:37, Rn.&#160;39), und vom 21.&#160;April 2016, Austro-Mechana (C&#8209;572/14, EU:C:2016:286, Rn.36).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 1983, Peters Bauunternehmung (34/82, EU:C:1983:87, Rn.&#160;13).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 10.&#160;September 2015, Holterman Ferho Exploitatie u.&#160;a. (C&#8209;47/14, EU:C:2015:574, Rn.&#160;54).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 7.&#160;M&#228;rz 2018, Flightright u.&#160;a. (C&#8209;274/16, C&#8209;447/16 und C&#8209;448/16, EU:C:2018:160, Rn.&#160;64). Siehe davor schon Urteil vom 9.&#160;Juli 2009, Rehder (C&#8209;204/08, EU:C:2009:439, Rn.&#160;28).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref38" name="Footnote38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung (EG) Nr.&#160;261/2004 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 11.&#160;Februar 2004 &#252;ber eine gemeinsame Regelung f&#252;r Ausgleichs- und Unterst&#252;tzungsleistungen f&#252;r Flugg&#228;ste im Fall der Nichtbef&#246;rderung und bei Annullierung oder gro&#223;er Versp&#228;tung von Fl&#252;gen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr.&#160;295/91 (ABl.&#160;2004, L&#160;46, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref39" name="Footnote39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 20.&#160;Januar 2005, Engler (C&#8209;27/02, EU:C:2005:33, Rn.&#160;53) (Gewinnzusage).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref40" name="Footnote40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne schon Urteil vom 20.&#160;Januar 2005, Engler (C&#8209;27/02, EU:C:2005:33, Rn.&#160;48).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref41" name="Footnote41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 14.&#160;Juli 2016, Granarolo (C&#8209;196/15, EU:C:2016:559, Rn.&#160;18 und19) unter Verweis auf das Urteil vom 18.&#160;Juli 2013, &#214;FAB (C147/12C147/12, EU:C:2013:490, Rn.&#160;30 und 31).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref42" name="Footnote42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 1983, Peters Bauunternehmung (34/82, EU:C:1983:87, Rn.&#160;13).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref43" name="Footnote43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 1983, Peters Bauunternehmung (34/82, EU:C:1983:87, Rn.&#160;13). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref44" name="Footnote44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Best&#228;tigt wurde dieser Ansatz im Urteil vom 10.&#160;M&#228;rz 1992, Powell Duffryn (C&#8209;214/89, EU:C:1992:115), hinsichtlich der Geltung gegen&#252;ber Anteilseignern einer Gerichtsstandvereinbarung, die in Gesellschaftsstatuten vorgesehen war, sowie im bereits zitierten Urteil vom 20.&#160;Januar 2005, Engler (C&#8209;27/02, EU:C:2005:33, Rn.&#160;45). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref45" name="Footnote45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 1983, Peters Bauunternehmung (34/82, EU:C:1983:87, Rn.&#160;18).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref46" name="Footnote46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den zitierten Rechtsvorschriften des nationalen Rechts werden die Instandhaltungskosten, an denen sich alle Miteigent&#252;mer entsprechend der von ihnen gehaltenen ideellen Anteile zu beteiligen haben, durch Mehrheitsbeschluss der Eigent&#252;merversammlung beschlossen. Der bindende Charakter des entsprechenden Beschlusses kn&#252;pft damit nicht daran, ob ein Miteigent&#252;mer den Beschluss mitgetragen hat oder nicht.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref47" name="Footnote47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Rechtssache C&#8209;421/18 wird der Gerichtshof zu kl&#228;ren haben, ob diese Erw&#228;gungen auch auf einen Fall &#252;bertragen werden k&#246;nnen, in dem eine Rechtsanwaltskammer Beitragszahlungsanspr&#252;che gegen eines seiner Mitglieder gerichtlich geltend macht. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref48" name="Footnote48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 1983, Peters Bauunternehmung (34/82, EU:C:1983:87, Rn.&#160;14).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref49" name="Footnote49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser stimmt dar&#252;ber hinaus mit der Belegenheit der Liegenschaft &#252;berein.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref50" name="Footnote50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Bestimmung des Erf&#252;llungsorts, siehe allerdings meine Ausf&#252;hrungen zur vierten Vorlagefrage unten, Nrn. 62&#160;ff.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref51" name="Footnote51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Bezugnahme der Kommission auf das Konkordanzgebot greift insofern zu kurz.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref52" name="Footnote52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne auch: Von Hein in Rauscher, Gro&#223;kommentar EuZPR/EuIPR, Bd. III Rom I-VO, Rom II-VO, 4.&#160;Aufl. 2015, Art.&#160;1 Rom I-VO, Nr.&#160;47. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref53" name="Footnote53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. oben, Nr.&#160;60.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref54" name="Footnote54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. oben, Nr.&#160;34.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref55" name="Footnote55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe zuletzt Urteil vom 7.&#160;August 2018, Smith (C&#8209;122/17, EU:C:2018:631, Rn.&#160;34). S.&#160;auch, statt vieler, Urteil vom 22.&#160;Juni 2017, E.ON Biofor Sverige (C&#8209;549/15, EU:C:2017:490, Rn.&#160;72).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref56" name="Footnote56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorauszuschicken ist, dass der Begriff der Dienstleistung nach Art.&#160;7 Nr.&#160;1 Buchst.&#160;b zweiter Spiegelstrich der Br&#252;ssel-Ia-Verordnung dem gleichen Begriff nach Art.&#160;4 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b der Rom-I-Verordnung entspricht. Siehe in diesem Sinne Paulus, in Paulus/Peiffer/Peiffer, Kommentar zur VO (EU) Nr.&#160;1215/2012, Art.&#160;7 Rn.&#160;97 m.w.N.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref57" name="Footnote57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. hierzu oben, hinsichtlich Art.&#160;24 Nr.&#160;1 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung, Nrn. 33&#160;ff.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref58" name="Footnote58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. oben, Nr. 41.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref59" name="Footnote59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 23.&#160;April 2009, Falco Privatstiftung und Rabitsch (C&#8209;533/07, EU:C:2009:257, Rn.&#160;29). Vgl. auch Urteil vom 14.&#160;Juli 2016, Granarolo (C&#8209;196/15, EU:C:2016:559, Rn.&#160;37).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref60" name="Footnote60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der Auslegung dieses Tatbestandsmerkmals l&#228;sst der Gerichtshof allerdings die Verschaffung eines &#8222;wirtschaftlichen Werts&#8220; als Gegenleistung gen&#252;gen, wenn eine Zahlungsverpflichtung nicht auszumachen ist. Vgl. etwa Urteil vom 19.&#160;Dezember 2013, Corman-Collins (C&#8209;9/12, EU:C:2013:860, Rn.&#160;40).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref61" name="Footnote61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Erw&#228;gungsgr&#252;nde 15 und 16 der Br&#252;ssel&#8209;Ia-Verordnung.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref62" name="Footnote62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 6.&#160;Oktober 1976, Industrie tessili italiana Como (12/76, EU:C:1976:133).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref63" name="Footnote63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;St&#228;ndige Rechtsprechung seit dem Urteil vom 6.&#160;Oktober 1976, De Bloos (14/76, EU:C:1976:134).</p>
175,007
eugh-2019-01-31-c-14918
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-149/18
2019-01-31T00:00:00
2019-01-31T19:20:39
2019-01-31T19:20:39
Urteil
ECLI:EU:C:2019:84
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Sechste Kammer)</p> <p class="C19Centre">31.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen &#8211; Auf au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendendes Recht &#8211; Verordnung (EG) Nr.&#160;864/2007 (Rom&#160;II) &#8211; Art.&#160;16 und 27 &#8211; Eingriffsnormen &#8211; Richtlinie 2009/103/EG &#8211; Kraftfahrzeug&#8209;Haftpflichtversicherung &#8211; Art.&#160;28&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;149/18</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom Tribunal da Rela&#231;&#227;o de Lisboa (Berufungsgericht Lissabon, Portugal) mit Entscheidung vom 20.&#160;Dezember 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 26.&#160;Februar 2018, in dem Verfahren</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Agostinho da Silva Martins</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Dekra Claims Services Portugal SA</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Sechste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung der Kammerpr&#228;sidentin C.&#160;Toader sowie der Richter A.&#160;Rosas und M.&#160;Safjan (Berichterstatter),</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: H.&#160;Saugmandsgaard &#216;e,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: A.&#160;Calot Escobar,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens,</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der portugiesischen Regierung, vertreten durch L.&#160;Inez Fernandes, M.&#160;Figueiredo, P.&#160;Lacerda, L.&#160;Medeiros und P.&#160;Barros da Costa als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der spanischen Regierung, vertreten durch L.&#160;Aguilera Ruiz und V.&#160;Ester Casas als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch M.&#160;Wilderspin und P.&#160;Costa de Oliveira als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des nach Anh&#246;rung des Generalanwalts ergangenen Beschlusses, ohne Schlussantr&#228;ge &#252;ber die Rechtssache zu entscheiden,</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs">Urteil</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung der Art.&#160;16 und 27 der Verordnung (EG) Nr.&#160;864/2007 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 11.&#160;Juli 2007 &#252;ber das auf au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht (&#8222;Rom&#160;II&#8220;) (ABl.&#160;2007, L&#160;199, S.&#160;40, im Folgenden: Rom&#8209;II-Verordnung) sowie von Art.&#160;28 der Richtlinie 2009/103/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16.&#160;September 2009 &#252;ber die Kraftfahrzeug&#8209;Haftpflichtversicherung und die Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht (ABl.&#160;2009, L&#160;263, S.&#160;11). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen Herrn Agostinho da Silva Martins und der Versicherungsgesellschaft Dekra Claims Services Portugal SA &#252;ber die Bestimmung des auf eine Schadenersatzverpflichtung aus einem Autounfall in Spanien anwendbaren Rechts.</p> <p class="C04Titre1">&#160;Rechtlicher Rahmen</p> <p class="C05Titre2">&#160;Unionsrecht</p> <p class="C06Titre3">&#160;Rom&#8209;II-Verordnung</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der siebte Erw&#228;gungsgrund der Rom&#8209;II-Verordnung lautet: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Der materielle Anwendungsbereich und die Bestimmungen dieser Verordnung sollten mit der Verordnung (EG) Nr.&#160;44/2001 des Rates vom 22.&#160;Dezember 2000 &#252;ber die gerichtliche Zust&#228;ndigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen &#8230; (Br&#252;ssel I) und den Instrumenten, die das auf vertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht zum Gegenstand haben, in Einklang stehen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 (&#8222;Allgemeine Kollisionsnorm&#8220;) der Rom&#8209;II-Verordnung bestimmt: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit in dieser Verordnung nichts anderes vorgesehen ist, ist auf ein au&#223;ervertragliches Schuldverh&#228;ltnis aus unerlaubter Handlung das Recht des Staates anzuwenden, in dem der Schaden eintritt, unabh&#228;ngig davon, in welchem Staat das schadensbegr&#252;ndende Ereignis oder indirekte Schadensfolgen eingetreten sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Haben jedoch die Person, deren Haftung geltend gemacht wird, und die Person, die gesch&#228;digt wurde, zum Zeitpunkt des Schadenseintritts ihren gew&#246;hnlichen Aufenthalt in demselben Staat, so unterliegt die unerlaubte Handlung dem Recht dieses Staates.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ergibt sich aus der Gesamtheit der Umst&#228;nde, dass die unerlaubte Handlung eine offensichtlich engere Verbindung mit einem anderen als dem in den Abs&#228;tzen 1 oder 2 bezeichneten Staat aufweist, so ist das Recht dieses anderen Staates anzuwenden. Eine offensichtlich engere Verbindung mit einem anderen Staat k&#246;nnte sich insbesondere aus einem bereits bestehenden Rechtsverh&#228;ltnis zwischen den Parteien &#8211; wie einem Vertrag &#8211; ergeben, das mit der betreffenden unerlaubten Handlung in enger Verbindung steht.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;15 (&#8222;Geltungsbereich des anzuwendenden Rechts&#8220;) dieser Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Das nach dieser Verordnung auf au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht ist insbesondere ma&#223;gebend f&#252;r</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">h)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Bedingungen f&#252;r das Erl&#246;schen von Verpflichtungen und die Vorschriften &#252;ber die Verj&#228;hrung und die Rechtsverluste, einschlie&#223;lich der Vorschriften &#252;ber den Beginn, die Unterbrechung und die Hemmung der Verj&#228;hrungsfristen und der Fristen f&#252;r den Rechtsverlust.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;16 (&#8222;Eingriffsnormen&#8220;) der Verordnung lautet: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Verordnung ber&#252;hrt nicht die Anwendung der nach dem Recht des Staates des angerufenen Gerichts geltenden Vorschriften, die ohne R&#252;cksicht auf das f&#252;r das au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnis ma&#223;gebende Recht den Sachverhalt zwingend regeln.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;27 (&#8222;Verh&#228;ltnis zu anderen Gemeinschaftsrechtsakten&#8220;) der Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Verordnung ber&#252;hrt nicht die Anwendung von Vorschriften des Gemeinschaftsrechts, die f&#252;r besondere Gegenst&#228;nde Kollisionsnormen f&#252;r au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse enthalten.&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;&#220;bereinkommen von Rom</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;7 (&#8222;Zwingende Vorschriften&#8220;) des am 19.&#160;Juni 1980 in Rom zur Unterzeichnung aufgelegten &#220;bereinkommens &#252;ber das auf vertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht (ABl.&#160;1980, L&#160;266, S.&#160;1, im Folgenden: &#220;bereinkommen von Rom) sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei Anwendung des Rechts eines bestimmten Staates aufgrund dieses &#220;bereinkommens kann den zwingenden Bestimmungen des Rechts eines anderen Staates, mit dem der Sachverhalt eine enge Verbindung aufweist, Wirkung verliehen werden, soweit diese Bestimmungen nach dem Recht des letztgenannten Staates ohne R&#252;cksicht darauf anzuwenden sind, welchem Recht der Vertrag unterliegt. Bei der Entscheidung, ob diesen zwingenden Bestimmungen Wirkung zu verleihen ist, sind ihre Natur und ihr Gegenstand sowie die Folgen zu ber&#252;cksichtigen, die sich aus ihrer Anwendung oder ihrer Nichtanwendung ergeben w&#252;rden.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses &#220;bereinkommen ber&#252;hrt nicht die Anwendung der nach dem Recht des Staates des angerufenen Gerichtes geltenden Bestimmungen, die ohne R&#252;cksicht auf das auf den Vertrag anzuwendende Recht den Sachverhalt zwingend regeln.&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;Rom&#8209;I-Verordnung</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung (EG) Nr.&#160;593/2008 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 17.&#160;Juni 2008 &#252;ber das auf vertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht (Rom&#160;I) (ABl.&#160;2008, L&#160;177, S.&#160;6, im Folgenden: Rom&#8209;I-Verordnung) ersetzte das &#220;bereinkommen von Rom. Art.&#160;9 (&#8222;Eingriffsnormen&#8220;) Abs.&#160;1 und 2 dieser Verordnung lautet wie folgt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine Eingriffsnorm ist eine zwingende Vorschrift, deren Einhaltung von einem Staat als so entscheidend f&#252;r die Wahrung seines &#246;ffentlichen Interesses, insbesondere seiner politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Organisation, angesehen wird, dass sie ungeachtet des nach Ma&#223;gabe dieser Verordnung auf den Vertrag anzuwendenden Rechts auf alle Sachverhalte anzuwenden ist, die in ihren Anwendungsbereich fallen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Verordnung ber&#252;hrt nicht die Anwendung der Eingriffsnormen des Rechts des angerufenen Gerichts.&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;Richtlinie 2009/103</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;28 (&#8222;Innerstaatliche Rechtsvorschriften&#8220;) der Richtlinie 2009/103 sieht vor: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen im Einklang mit dem Vertrag Bestimmungen beibehalten oder einf&#252;hren, die f&#252;r den Gesch&#228;digten g&#252;nstiger sind als die Bestimmungen, die zur Umsetzung dieser Richtlinie erforderlich sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten teilen der Kommission den Wortlaut der wichtigsten innerstaatlichen Rechtsvorschriften mit, die sie auf dem unter diese Richtlinie fallenden Gebiet erlassen.&#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;Portugiesisches Recht</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;11 des Decreto-Lei Nr.&#160;291/2007 (gesetzesvertretende Verordnung Nr.&#160;291/2007) vom 21.&#160;August 2007 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;1. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die in Art.&#160;4 vorgesehene Haftpflichtversicherung deckt:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die zivilrechtliche Schadenersatzpflicht bei Unf&#228;llen auf portugiesischem Hoheitsgebiet;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Schadenersatzpflicht bei Unf&#228;llen auf dem Hoheitsgebiet anderer Staaten, deren nationale Versicherungsb&#252;ros dem &#220;bereinkommen zwischen den nationalen Versicherungsb&#252;ros beigetreten sind, nach dem auf den Unfall anzuwendenden Recht, an dessen Stelle bei Unf&#228;llen im r&#228;umlichen Geltungsbereich des Vertrags &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum [vom 2.&#160;Mai 1992 (ABl.&#160;1994, L&#160;1, S.&#160;3)] das portugiesische Recht tritt, sofern es eine h&#246;here Deckung vorsieht;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;bei Unf&#228;llen auf einer Strecke im Sinne von Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b nur Sch&#228;den von in Mitgliedstaaten sowie in Staaten, deren nationale Versicherungsb&#252;ros dem &#220;bereinkommen zwischen den nationalen Versicherungsb&#252;ros beigetreten sind, ans&#228;ssigen Personen, und zwar nach portugiesischem Recht.</p> <p class="C02AlineaAltA">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die in Art.&#160;4 vorgesehene Haftpflichtversicherung deckt die Sch&#228;den von Fu&#223;g&#228;ngern, Radfahrern und anderen nicht motorisierten Verkehrsteilnehmern, wenn und soweit das Gesetz, das auf die aus dem Autounfall resultierende Haftpflicht anwendbar ist, den Ersatz dieser Sch&#228;den vorsieht.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;498 (&#8222;Verj&#228;hrung&#8220;) des C&#243;digo Civil (B&#252;rgerliches Gesetzbuch) sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Anspruch auf Schadenersatz verj&#228;hrt nach einer Frist von drei Jahren ab dem Zeitpunkt, zu dem der Gesch&#228;digte von dem ihm zustehenden Anspruch Kenntnis erlangt, auch wenn ihm die haftende Person und das gesamte Ausma&#223; der Sch&#228;den nicht bekannt sind, unbeschadet der allgemeinen Verj&#228;hrung im Fall des Ablaufs der betreffenden Frist seit dem sch&#228;digenden Ereignis.</p> <p class="C02AlineaAltA">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der R&#252;ckgriffsanspruch zwischen den Haftenden verj&#228;hrt ebenfalls nach einer Frist von drei Jahren ab dem Zeitpunkt der Erf&#252;llung.</p> <p class="C02AlineaAltA">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stellt die rechtswidrige Handlung eine Straftat dar, f&#252;r die gesetzlich eine l&#228;ngere Verj&#228;hrungsfrist vorgesehen ist, so findet diese Frist Anwendung.</p> <p class="C02AlineaAltA">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verj&#228;hrung des Schadenersatzanspruchs bewirkt nicht die Verj&#228;hrung einer etwaigen Eigentumsklage oder Klage auf Herausgabe wegen ungerechtfertigter Bereicherung.&#8220;</p> <p class="C04Titre1">&#160;Ausgangsverfahren und Vorlagefragen</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 20.&#160;August 2015 ereignete sich in Spanien ein Verkehrsunfall zwischen zwei Fahrzeugen, von denen das eine in Portugal zugelassen war und von seinem Eigent&#252;mer Herrn&#160;da Silva Martins gelenkt wurde und das andere in Spanien zugelassen und bei der Versicherungsgesellschaft Segur Caixa versichert war, die in Portugal von der Dekra Claims Services Portugal vertreten wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Fahrzeug von Herrn da Silva Martins wurde von hinten durch die Vorderseite des in Spanien zugelassenen Fahrzeugs gerammt und konnte aufgrund der Besch&#228;digungen nicht mehr fahren. Somit musste dieses Fahrzeug nach Portugal abgeschleppt werden, wo es repariert wurde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Reparaturkosten f&#252;r das Fahrzeug von Herrn da Silva Martins wurden zun&#228;chst von der Versicherungsgesellschaft Axa Portugal, nunmehr Ageas Portugal, im Rahmen der Deckung eigener Fahrzeugsch&#228;den &#252;bernommen. Da der Lenker des in Spanien zugelassenen Fahrzeugs allein f&#252;r den Unfall verantwortlich war, ersetzte sein Versicherer, die Segur Caixa, der Axa Portugal diese Kosten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Ausgangsverfahren begehrt Herr da Silva Martins den Ersatz der mittelbaren Sch&#228;den aus dem Unfall.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Seiner Ansicht nach ist auf den Ausgangsrechtsstreit portugiesisches Recht anwendbar, insbesondere Art.&#160;498 Abs.&#160;1 des B&#252;rgerlichen Gesetzbuchs, der eine dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist f&#252;r die Klage auf Ersatz der Sch&#228;den aus einem Schadensereignis vorsehe. Da sich der Unfall am 20.&#160;August 2015 ereignet habe, sei die am 11.&#160;November 2016 vorgenommene Einleitung des Verfahrens somit fristgerecht erfolgt. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Segur Caixa macht hingegen geltend, dass auf das Schadenersatzbegehren des Kl&#228;gers im Ausgangsverfahren spanisches Recht anwendbar sei, das f&#252;r die Klage auf Ersatz der Sch&#228;den aus einem Schadensereignis eine einj&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist vorsehe. Diese Klage sei somit au&#223;erhalb der Frist erhoben worden. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das erstinstanzliche Gericht gab der von der Segur Caixa erhobenen Einrede der Verj&#228;hrung statt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr da Silva Martins legte gegen das Urteil dieses Gerichts Berufung ein, in der er beantragt, das Urteil aufzuheben und die Verj&#228;hrungsfrist nach portugiesischem Recht anzuwenden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den Ausf&#252;hrungen des vorlegenden Gerichts gelangt im Lichte der Rom&#8209;II-Verordnung das spanische Recht mit seiner einj&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist zur Anwendung. Da allerdings auch die Anwendung der Richtlinie 2009/103 und der in Portugal geltenden Regelung &#252;ber das Kraftfahrzeug&#8209;Haftpflichtversicherungssystem, die eine dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist vorsehe, nicht ausgeschlossen sei, stelle sich insbesondere die Frage, ob den portugiesischen Rechtsvorschriften, die diese Richtlinie in innerstaatliches Recht umsetzten und bestimmten, dass das portugiesische Recht an die Stelle des Rechts des Vertragsstaats des Vertrags &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum, in dem sich der Unfall ereignet habe, trete, &#8222;sofern es eine h&#246;here Deckung vorsieht&#8220;, zwingender Charakter im Sinne von Art.&#160;16 der Rom&#8209;II-Verordnung zukomme.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat das Tribunal da Rela&#231;&#227;o de Lisboa (Berufungsgericht Lissabon, Portugal) beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist der in Portugal geltenden Regelung als zwingender abweichender Regelung im Sinne von Art.&#160;16 der Rom&#8209;II&#8209;Verordnung Vorrang einzur&#228;umen?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Kann diese Regelung als Bestimmung des Gemeinschaftsrechts verstanden werden, die eine Kollisionsnorm im Sinne des Art.&#160;27 der Rom&#8209;II&#8209;Verordnung enth&#228;lt?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Kann davon ausgegangen werden, dass auf einen portugiesischen Staatsangeh&#246;rigen, der in Spanien einen Verkehrsunfall erlitten hat, im Sinne von Art.&#160;28 der Richtlinie 2009/103 die Verj&#228;hrungsregelung des Art.&#160;498 Abs.&#160;3 des portugiesischen B&#252;rgerlichen Gesetzbuchs anzuwenden ist?</p> <p class="C04Titre1">&#160;Zu den Vorlagefragen</p> <p class="C05Titre2">&#160;Zur ersten Frage</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner ersten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;16 der Rom&#8209;II-Verordnung dahin auszulegen ist, dass eine nationale Rechtsvorschrift wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende, die eine dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist f&#252;r die Klage auf Ersatz der aus einem Schadensereignis resultierenden Sch&#228;den vorsieht, als Eingriffsnorm im Sinne dieser Bestimmung angesehen werden kann.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass zum einen aus Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Rom&#8209;II-Verordnung hervorgeht, dass auf ein au&#223;ervertragliches Schuldverh&#228;ltnis aus unerlaubter Handlung das Recht des Staates anzuwenden ist, in dem der Schaden eintritt, unabh&#228;ngig davon, in welchem Staat das schadensbegr&#252;ndende Ereignis oder indirekte Schadensfolgen eingetreten sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen bestimmt Art.&#160;15 Buchst.&#160;h dieser Verordnung, dass das nach dieser Verordnung auf au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht insbesondere f&#252;r die Vorschriften &#252;ber die Verj&#228;hrung und die Rechtsverluste ma&#223;gebend ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings erlaubt Art.&#160;16 der Rom&#8209;II-Verordnung die Anwendung der nach dem Recht des Staates des angerufenen Gerichts geltenden Vorschriften, die ohne R&#252;cksicht auf das f&#252;r das au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnis ma&#223;gebende Recht den Sachverhalt zwingend regeln.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;W&#228;hrend der in dieser Bestimmung verwendete Begriff &#8222;Eingriffsnormen&#8220; im Kontext dieser Verordnung nicht definiert wird, definiert Art.&#160;9 Abs.&#160;1 der Rom&#8209;I-Verordnung die Eingriffsnorm als zwingende Vorschrift, deren Einhaltung von einem Staat als so entscheidend f&#252;r die Wahrung seines &#246;ffentlichen Interesses, insbesondere seiner politischen, sozialen oder wirtschaftlichen Organisation, angesehen wird, dass sie ungeachtet des nach Ma&#223;gabe dieser Verordnung auf den Vertrag anzuwendenden Rechts auf alle Sachverhalte anzuwenden ist, die in ihren Anwendungsbereich fallen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das Erfordernis der Koh&#228;renz bei der Anwendung der Verordnungen Rom I und Rom II (Urteil vom 21.&#160;Januar 2016, ERGO Insurance und Gjensidige Baltic, C&#8209;359/14 und C&#8209;475/14, EU:C:2016:40, Rn.&#160;43) f&#252;r eine m&#246;glichst weitgehende Harmonisierung der Auslegung der funktional identischen Begriffe in diesen beiden Verordnungen spricht, ist davon auszugehen, dass ungeachtet des Umstands, dass die Rom&#8209;II-Verordnung in bestimmten Sprachfassungen eine andere Terminologie als die Rom&#8209;I-Verordnung verwendet, die &#8222;Eingriffsnormen&#8220; im Sinne des Art.&#160;16 der Rom&#8209;II-Verordnung der Definition der &#8222;Eingriffsnormen&#8220; nach Art.&#160;9 der Rom&#8209;I-Verordnung entsprechen, so dass die vom Gerichtshof vorgenommene Auslegung des letzteren Begriffs auch f&#252;r die &#8222;Eingriffsnormen&#8220; des Art.&#160;16 der Rom&#8209;II-Verordnung gilt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass der Gerichtshof im Zusammenhang mit dem &#220;bereinkommen von Rom festgestellt hat, dass die Ausnahme aufgrund des Bestehens einer &#8222;zwingenden Vorschrift&#8220; im Sinne des Rechts des betroffenen Mitgliedstaats eng auszulegen ist (Urteil vom 17.&#160;Oktober 2013, Unamar, C&#8209;184/12, EU:C:2013:663, Rn.&#160;49).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs muss das nationale Gericht in diesem Zusammenhang im Rahmen seiner Pr&#252;fung des &#8222;zwingenden&#8220; Charakters der nationalen Vorschriften, die es anstelle des ausdr&#252;cklich von den Vertragsparteien gew&#228;hlten Rechts anzuwenden gedenkt, nicht nur den genauen Wortlaut dieser Vorschriften, sondern auch deren allgemeine Systematik sowie s&#228;mtliche Umst&#228;nde, unter denen diese Vorschriften erlassen wurden, ber&#252;cksichtigen, um zu dem Schluss gelangen zu k&#246;nnen, dass es sich insoweit um zwingende Vorschriften handelt, als der nationale Gesetzgeber sie offenbar erlassen hat, um ein von dem betroffenen Mitgliedstaat als wesentlich angesehenes Interesse zu sch&#252;tzen (Urteil vom 17.&#160;Oktober 2013, Unamar, C&#8209;184/12, EU:C:2013:663, Rn.&#160;50). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Entsprechend ist davon auszugehen, dass das vorlegende Gericht bei der Bestimmung, ob eine &#8222;Eingriffsnorm&#8220; im Sinne von Art.&#160;16 der Rom&#8209;II-Verordnung vorliegt, auf der Grundlage einer ausf&#252;hrlichen Analyse des Wortlauts, der allgemeinen Systematik, des Telos sowie des Entstehungszusammenhangs dieser Vorschrift festzustellen hat, ob ihr in der innerstaatlichen Rechtsordnung eine derartige Bedeutung zukommt, dass ein Abweichen von dem gem&#228;&#223; Art.&#160;4 dieser Verordnung anwendbaren Recht als gerechtfertigt erscheint.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Vorlageentscheidung l&#228;sst sich entnehmen, dass Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b des Decreto-Lei Nr.&#160;291/2007 bestimmt, dass bei Unf&#228;llen auf dem Hoheitsgebiet von Vertragsstaaten des Vertrags &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum das portugiesische Recht an die Stelle der Schadenersatzpflicht nach dem auf den Unfall anzuwendenden Recht tritt, sofern es eine h&#246;here Deckung vorsieht. Gem&#228;&#223; Art.&#160;498 Abs.&#160;1 des B&#252;rgerlichen Gesetzbuchs betr&#228;gt die Verj&#228;hrungsfrist f&#252;r die Klage auf Ersatz der Sch&#228;den aus einem Schadensereignis drei Jahre, w&#228;hrend das nach Ansicht des vorlegenden Gerichts gem&#228;&#223; Art.&#160;4 der Rom&#8209;II-Verordnung in diesem Fall anwendbare spanische Recht eine einj&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist vorsieht.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Obwohl es dem Gerichtshof nicht obliegt, die in der vorstehenden Randnummer angef&#252;hrten Bestimmungen im Lichte der in Rn.&#160;31 des vorliegenden Urteils genannten Kriterien zu beurteilen, ist darauf hinzuweisen, dass die innerstaatlichen Verj&#228;hrungsvorschriften trotz ihrer Unterschiedlichkeit durch Art.&#160;15 Buchst.&#160;h der Rom&#8209;II-Verordnung ausdr&#252;cklich der allgemeinen Regelung zur Bestimmung des anwendbaren Rechts unterworfen werden und keine andere unionsrechtliche Norm spezifische Anforderungen in Bezug auf die Verj&#228;hrung einer Klage wie der im Ausgangsverfahren aufstellt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden w&#252;rde, wie die Europ&#228;ische Kommission ausf&#252;hrt, die Anwendung einer anderen Verj&#228;hrungsfrist als der des als anwendbar bestimmten Rechts auf die Klage auf Ersatz der Sch&#228;den aus einem Schadensereignis das Vorliegen von besonders wichtigen Gr&#252;nden wie etwa einer offensichtlichen Beeintr&#228;chtigung des Rechts auf einen wirksamen Rechtsbehelf und auf effektiven gerichtlichen Rechtsschutz bei Anwendung des nach Art.&#160;4 der Rom&#8209;II-Verordnung als anwendbar bestimmten Rechts erfordern.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die erste Frage zu antworten, dass Art.&#160;16 der Rom&#8209;II-Verordnung dahin auszulegen ist, dass eine nationale Rechtsvorschrift wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende, die eine dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist f&#252;r die Klage auf Ersatz der aus einem Schadensereignis resultierenden Sch&#228;den vorsieht, nicht als Eingriffsnorm im Sinne dieser Bestimmung angesehen werden kann, es sei denn, das angerufene Gericht stellt auf der Grundlage einer ausf&#252;hrlichen Analyse des Wortlauts, der allgemeinen Systematik, des Telos sowie des Entstehungszusammenhangs dieser Vorschrift fest, dass ihr in der innerstaatlichen Rechtsordnung eine derartige Bedeutung zukommt, dass ein Abweichen von dem gem&#228;&#223; Art.&#160;4 dieser Verordnung anwendbaren Recht als gerechtfertigt erscheint.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur zweiten und zur dritten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner zweiten und seiner dritten Frage, die zusammen zu behandeln sind, m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;27 der Rom&#8209;II-Verordnung dahin auszulegen ist, dass Art.&#160;28 der Richtlinie 2009/103 in der in innerstaatliches Recht umgesetzten Form eine Vorschrift des Unionsrechts im Sinne dieses Art.&#160;27 darstellt, die Kollisionsnormen f&#252;r au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse enth&#228;lt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; diesem Art.&#160;27 ber&#252;hrt die Rom&#8209;II-Verordnung nicht die Anwendung von Vorschriften des Unionsrechts, die f&#252;r besondere Gegenst&#228;nde Kollisionsnormen f&#252;r au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse enthalten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist zum einen darauf hinzuweisen, dass sich weder dem Wortlaut noch den Zielen der Richtlinie 2009/103 entnehmen l&#228;sst, dass mit dieser Richtlinie Kollisionsnormen festgelegt werden sollen (Urteil vom 21.&#160;Januar 2016, ERGO Insurance und Gjensidige Baltic, C&#8209;359/14 und C&#8209;475/14, EU:C:2016:40, Rn.&#160;40).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Richtlinie beschr&#228;nkt sich n&#228;mlich darauf, die Mitgliedstaaten zum Erlass von Ma&#223;nahmen zum Schutz des Gesch&#228;digten eines Verkehrsunfalls und des Halters des an diesem Unfall beteiligten Kraftfahrzeugs zu verpflichten (Urteil vom 21.&#160;Januar 2016, ERGO Insurance und Gjensidige Baltic, C&#8209;359/14 und C&#8209;475/14, EU:C:2016:40, Rn.&#160;39). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen ist festzustellen, dass Art.&#160;28 der Richtlinie 2009/103 zwar im Einklang mit seinem Ziel des Schutzes von Gesch&#228;digten von durch Kraftfahrzeuge verursachten Unf&#228;llen tats&#228;chlich den Erlass von f&#252;r diese Gesch&#228;digten g&#252;nstigeren Regelungen als den durch diese Richtlinie vorgeschriebenen erm&#246;glicht, diese Bestimmung jedoch ausschlie&#223;lich die Umsetzungsgesetzgebung eines Mitgliedstaats betrifft und sich nicht auf die Frage bezieht, ob diese g&#252;nstigeren Regelungen in einem bestimmten Fall gegen&#252;ber den Regelungen anderer Mitgliedstaaten vorrangig zur Anwendung gelangen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit erfolgt in einem solchen Fall die Beurteilung der innerstaatlichen Umsetzungsvorschriften erst, nachdem in einem ersten Schritt nach den Vorschriften der Rom&#8209;II-Verordnung das anwendbare Recht bestimmt wurde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit ist auf die zweite und die dritte Frage zu antworten, dass Art.&#160;27 der Rom&#8209;II-Verordnung dahin auszulegen ist, dass Art.&#160;28 der Richtlinie 2009/103 in der in innerstaatliches Recht umgesetzten Form keine Vorschrift des Unionsrechts im Sinne dieses Art.&#160;27 darstellt, die Kollisionsnormen f&#252;r au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse enth&#228;lt.</p> <p class="C04Titre1">&#160;Kosten</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Sechste Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;16 der Verordnung (EG) Nr.&#160;864/2007 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 11.&#160;Juli 2007 &#252;ber das auf au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse anzuwendende Recht (&#8222;Rom&#160;II&#8220;) ist dahin auszulegen, dass eine nationale Rechtsvorschrift wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende, die eine dreij&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist f&#252;r die Klage auf Ersatz der aus einem Schadensereignis resultierenden Sch&#228;den vorsieht, nicht als Eingriffsnorm im Sinne dieser Bestimmung angesehen werden kann, es sei denn, das angerufene Gericht stellt auf der Grundlage einer ausf&#252;hrlichen Analyse des Wortlauts, der allgemeinen Systematik, des Telos sowie des Entstehungszusammenhangs dieser Vorschrift fest, dass ihr in der innerstaatlichen Rechtsordnung eine derartige Bedeutung zukommt, dass ein Abweichen von dem gem&#228;&#223; Art.&#160;4 dieser Verordnung anwendbaren Recht als gerechtfertigt erscheint.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;27 der Verordnung Nr.&#160;864/2007 ist dahin auszulegen, dass Art.&#160;28 der Richtlinie 2009/103/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16.&#160;September 2009 &#252;ber die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und die Kontrolle der entsprechenden Versicherungspflicht in der in innerstaatliches Recht umgesetzten Form keine Vorschrift des Unionsrechts im Sinne dieses Art.&#160;27 darstellt, die Kollisionsnormen f&#252;r au&#223;ervertragliche Schuldverh&#228;ltnisse enth&#228;lt. </b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Portugiesisch.</p>
188,465
vg-dusseldorf-2019-01-30-2-l-231518
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 L 2315/18
2019-01-30T00:00:00
2019-02-11T11:03:59
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0130.2L2315.18.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Die aufschiebende Wirkung der Klage 2 K 2976/18 gegen die f&#252;r sofort vollziehbar erkl&#228;rte Entlassungsverf&#252;gung der Bezirksregierung D&#252;sseldorf vom 22.&#160;Februar 2018 wird wiederhergestellt.</strong></p> <p><strong>Der Antragsgegner tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</strong></p> <p><strong>Der Streitwert wird auf die Wertstufe bis 16.000,-- Euro festgesetzt.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 2. August 2018 bei Gericht sinngem&#228;&#223; gestellte Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>die aufschiebende Wirkung der Klage 2 K 2976/18 gegen die f&#252;r sofort vollziehbar erkl&#228;rte Entlassungsverf&#252;gung der Bezirksregierung D&#252;sseldorf vom 22. Februar 2018 wiederherzustellen,</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 Var.&#160;2 i.V.m. Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO statthafte Antrag ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die zusammen mit der Entlassungsverf&#252;gung vom 22. Februar 2018 ergangene Anordnung der sofortigen Vollziehung gen&#252;gt den formellen Anforderungen des &#167;&#160;80 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 VwGO. Aus der Begr&#252;ndung ergibt sich, dass der Antragsgegner die Interessen des Antragstellers an der aufschiebenden Wirkung einer Klage und das &#246;ffentliche Interesse an einer sofortigen Vollziehung gegeneinander abgewogen und aus welchen Gr&#252;nden er ein besonderes &#246;ffentliches Interesse an der sofortigen Durchsetzung der Entlassung aus dem Beamtenverh&#228;ltnis auf Probe angenommen hat. Er hat zum einen darauf verwiesen, dass das &#246;ffentliche Interesse der Sch&#252;ler an einer geordneten Unterrichtsversorgung durch den Leistungs- und Eignungsanforderungen des Lehrerberufs entsprechende Lehrkr&#228;fte h&#246;her zu bewerten sei als das Interesse des Antragstellers an seiner Weiterbesch&#228;ftigung. Damit hebt der Antragsgegner einen wichtigen Belang der Allgemeinheit f&#252;r den Sofortvollzug hervor, der mit dem weiteren Einsatz des Antragstellers einer konkreten Gef&#228;hrdung ausgesetzt w&#228;re. Zum anderen hat der Antragsgegner darauf abgestellt, dass mit einem Absehen von der Anordnung der sofortigen Vollziehung die Fortzahlung der Besoldung an den Antragsteller und folglich die Gefahr nicht realisierbarer R&#252;ckforderungsanspr&#252;che verbunden w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. insoweit: OVG NRW, Beschluss vom 15. Dezember 2011 &#8211; 6 B 1287/11 &#8211;, juris, Rnrn. 33 f.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Inwieweit diese in formeller Hinsicht nicht zu beanstandende Begr&#252;ndung inhaltlich tragf&#228;hig ist, bleibt im Rahmen des &#167; 80 Abs. 3 Satz 1 VwGO unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Allerdings geht die dem Gericht gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 Satz&#160;1 VwGO obliegende eigene Pr&#252;fung, ob das Interesse des Antragstellers an der Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage das &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung der angegriffenen Verf&#252;gung &#252;berwiegt, zu dessen Gunsten aus. Hierbei ist zun&#228;chst zu pr&#252;fen, ob die angegriffene Verwaltungsentscheidung offensichtlich rechtm&#228;&#223;ig oder offensichtlich rechtswidrig ist. Denn an der sofortigen Vollziehung offensichtlich rechtm&#228;&#223;iger Entscheidungen besteht regelm&#228;&#223;ig, an der sofortigen Vollziehung offensichtlich rechtswidriger Entscheidungen hingegen niemals ein &#246;ffentliches Interesse. F&#252;hrt diese im Rahmen des &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 Satz&#160;1 Var.&#160;2 VwGO notwendig summarische Pr&#252;fung zu keinem eindeutigen Ergebnis, ist auf Grund sonstiger, nicht nur an den Erfolgsaussichten des Hauptsacheverfahrens orientierter Gesichtspunkte abzuw&#228;gen, welches Interesse schwerer wiegt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vorliegend erweist sich die angegriffene Entlassungsverf&#252;gung als offensichtlich materiell rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Bezirksregierung D&#252;sseldorf hat den streitgegenst&#228;ndlichen Entlassungsbescheid auf eine Nichtbew&#228;hrung in der Probezeit und damit auf &#167; 21 Nr. 1, &#167; 23 Abs. 3 Satz 1 Nr.&#160;2&#160;BeamtStG i.V.m. &#167; 28 Abs. 2 LBG NRW und &#167;&#160;5 Abs. 8 Satz 4 LVO NRW gest&#252;tzt. Die Nichtbew&#228;hrung hat sie dabei prim&#228;r der aus Anlass des bevorstehenden Ablaufs der bis zum 31. Januar 2018 verl&#228;ngerten laufbahnrechtlichen Probezeit erstellten dienstlichen Beurteilung entnommen, die dem Antragsteller am 18. Januar 2018 bekanntgegeben worden ist (im Folgenden dienstliche Beurteilung a.F.). Zwar ist es in erster Linie Sache einer solchen aktuellen dienstlichen Beurteilung, &#252;ber die in &#167; 9 BeamtStG genannten Auswahlkriterien der Ernennung (hier: Umwandlung in das Beamtenverh&#228;ltnis auf Lebenszeit) verl&#228;sslich Auskunft zu geben.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. nur BVerwG, Urteil vom 19.&#160;Dezember&#160;2002 &#8211;&#160;2&#160;C&#160;31.01&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;15.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch hei&#223;t es im Gesamturteil: &#8222;Herr T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat sich in der Probezeit nicht bew&#228;hrt.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die dienstliche Beurteilung a.F. ist aber entweder durch den Schriftsatz der Bezirksregierung D&#252;sseldorf vom 16.&#160;Januar 2019 aufgehoben worden (dazu Gliederungspunkt I.) oder rechtswidrig (dazu Gliederungspunkt III.) und vermag deshalb in keinem Fall, das Urteil der Nichtbew&#228;hrung und in der Folge die Entlassungsverf&#252;gung als solche zu tragen. &#220;berdies kann dahinstehen, ob eine nachtr&#228;gliche Auswechslung der die Entlassungsverf&#252;gung tragenden dienstlichen Beurteilung m&#246;glich ist, weil auch die am 16. Januar 2019 &#252;bersendete dienstliche Beurteilung &#8211; wollte man dem im Anhang des Schriftsatzes der Bezirksregierung vom selben Tag befindlichen und mit &#8222;Dienstliche Beurteilung w&#228;hrend der laufbahnrechtlichen/arbeitsvertraglichen Probezeit&#8220; &#252;berschriebenen Dokument (im Folgenden dienstliche Beurteilung n.F.) eine solche Bedeutung zumessen &#8211; rechtswidrig ist (dazu Gliederungspunkt II.).</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">I. Wollte man in der dienstlichen Beurteilung n.F. eine vollst&#228;ndig neue dienstliche Beurteilung des Antragstellers erblicken &#8211; daf&#252;r spricht die Tatsache der Bekanntgabe an den Prozessbevollm&#228;chtigten des Antragstellers &#8211;, so l&#228;ge hierin die konkludente Aufhebung der dienstlichen Beurteilung a.F., weil jedenfalls die dienstliche Beurteilung n.F. unter anderem auch den gesamten Beurteilungszeitraum der dienstlichen Beurteilung a.F. abdeckt. In Folge der Aufhebung w&#228;re die dienstliche Beurteilung a.F. nicht l&#228;nger wirksam und k&#246;nnte folglich nicht tragende Grundlage der angegriffenen Entlassungsverf&#252;gung sein.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">II. Eine solche zu bilden vermag auch die dienstliche Beurteilung n.F. nicht. Sie ist rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Das ergibt sich bereits daraus, dass entgegen Nr. 10.1 Satz 1 der Richtlinien f&#252;r die dienstliche Beurteilung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Leiterinnen und Leiter an &#246;ffentlichen Schulen und Zentren f&#252;r schulpraktische Lehrerausbildung des f&#252;r Schule zust&#228;ndigen Ministeriums &#8211; RdErl. d. Ministeriums f&#252;r Schule und Bildung v. 19.07.2017 &#8211; 213-1.18.07.03-6214 &#8211; BASS 21-02 Nr.&#160;2 (im Folgenden BRL n.F.) kein Beurteilungsgespr&#228;ch stattgefunden hat. Insoweit gen&#252;gt das Beurteilungsgespr&#228;ch vom 17. Januar 2018 nicht. Es hat sich nur auf die dienstliche Beurteilung a.F. bezogen, welche nach den Richtlinien f&#252;r die dienstliche Beurteilung der Lehrkr&#228;fte sowie der Leiterinnen und Leiter an &#246;ffentlichen Schulen und Zentren f&#252;r schulpraktische Lehrerausbildung, Runderlass des Ministeriums f&#252;r Schule, Jugend und Kinder vom 2.&#160;Januar 2003, BASS 21-02 Nr.&#160;2 (im Folgenden: BRL a.F.) ergangen ist, nicht aber auf die dienstliche Beurteilung n.F., welcher die BRL n.F. zugrunde gelegt worden sind. Ein Beurteilungsgespr&#228;ch zu einer Beurteilung nach den BRL a.F. vermag aber den Zweck eines Beurteilungsgespr&#228;chs zu einer Beurteilung gem&#228;&#223; den BRL n.F. nicht zu erreichen. Zweck des Beurteilungsgespr&#228;chs ist gem&#228;&#223; Nr. 10.1 S&#228;tze 2 und 3 BRL n.F. der Vergleich des Leistungs-, Bef&#228;higungs- und Eignungsbildes, das die Beurteilerin beziehungsweise der Beurteiler innerhalb des Beurteilungszeitraumes gewonnen hat, mit der Einsch&#228;tzung der oder des zu Beurteilenden, der zudem die M&#246;glichkeit erhalten soll, die Sachverhalte darzulegen, die ihr oder ihm f&#252;r die Beurteilung wichtig erscheinen. Dieser Zweck kann durch ein Beurteilungsgespr&#228;ch zu einer dienstlichen Beurteilung nach den BRL a.F. nicht erreicht werden, weil die BRL n.F. gegen&#252;ber den BRL a.F. erhebliche Ver&#228;nderungen normieren, die sich nicht lediglich in Formalien ersch&#246;pfen, sondern auch Einfluss auf den Inhalt sowie das Ergebnis einer dienstlichen Beurteilung und damit zugleich auf den Verlauf sowie den Inhalt des zugeh&#246;rigen Beurteilungsgespr&#228;chs haben k&#246;nnen. So modifiziert die BRL n.F. durch ihre Nr. 6.1 die zu bewertenden Einzelmerkmale, f&#252;hrt diesbez&#252;glich mit Nrn. 7.3 und 7.4 ein Punktesystem ein und gibt durch Nr. 11.3 in der laufbahnrechtlichen Probezeit eine bestimmte Gewichtung der Einzelnoten vor.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Au&#223;erdem weist die dienstliche Beurteilung n.F. weitere, ihre Rechtswidrigkeit begr&#252;ndende M&#228;ngel auf. Zum einen datiert die dienstliche Beurteilung n.F. ausweislich ihres letzten Blattes (Seite 5) auf den 18. Januar 2018. Damit wird suggeriert, der ihr zugrunde liegende Bewertungsvorgang habe ebenfalls bereits zu diesem Zeitpunkt statt- respektive seinen Abschluss gefunden. Das kann aber g&#228;nzlich ausgeschlossen werden, weil die Bezirksregierung D&#252;sseldorf bis in das Jahr 2019 hinein vorgetragen hat, die dienstliche Beurteilung a.F. sei zurecht nach den BRL a.F. erfolgt. Allein plausibel erscheint damit eine Durchf&#252;hrung des Bewertungsvorgangs fr&#252;hestens im Januar 2019. Damit ist jedenfalls das Datum der dienstlichen Beurteilung n.F. unrichtig, wobei durch diese unrichtige Datierung Zweifel daran entstehen, ob &#252;berhaupt ein erneuter Bewertungsvorgang durch den zust&#228;ndigen Schulleiter stattgefunden hat. Zum anderen ist der dienstlichen Beurteilung n.F. mit der Zeitspanne vom 12. September 2011 bis zum 18.&#160;Januar 2018 ein falscher Beurteilungszeitraum zugrunde gelegt worden, weil die Zeitspanne vom 12.&#160;September 2011 bis zum 5. November 2013 bereits von den dienstlichen Beurteilungen vom 29. M&#228;rz 2012, 18. Juni 2012, 18. Juli 2013 und vom 5.&#160;November 2013 abgedeckt und daher verbraucht ist.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">III. Wenn man demgegen&#252;ber davon ausginge, dass die dienstliche Beurteilung a.F. nicht aufgehoben worden und daher nach wie vor wirksam ist (dazu Gliederungspunkt 1.), verbliebe es bei der offensichtlichen Rechtswidrigkeit der Entlassungsverf&#252;gung, weil die dienstliche Beurteilung a.F. nicht unter Zugrundelegung der einschl&#228;gigen Beurteilungsrichtlinien zustande gekommen ist und hierin ein die Rechtswidrigkeit der dienstlichen Beurteilung a.F. begr&#252;ndender Fehler liegt (dazu Gliederungspunkt 2.).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">1. Daf&#252;r, dass die dienstliche Beurteilung a.F. nicht aufgehoben worden und noch wirksam ist, spricht immerhin, dass die Bezirksregierung D&#252;sseldorf in ihrem Schriftsatz vom 16.&#160;Januar 2019 andeutet, ein vollumf&#228;nglicher Ersatz der dienstlichen Beurteilung a.F. durch die dienstliche Beurteilung n.F. solle gerade nicht erfolgen. Dort hei&#223;t es: &#8222;Als Anlage &#252;bermittle ich die Beurteilung des Antragstellers vom 18. Januar 2018 in der Form gem&#228;&#223; der neuen Beurteilungsrichtlinien [&#8230;]. Diese ersetzt der Form nach die dienstliche Beurteilung, wie sie sich bisher im Verwaltungsvorgang befindet.&#8220; Daraus und aus der Datierung der dienstlichen Beurteilung n.F. auf den 18. Januar 2018 k&#246;nnte geschlossen werden, dass der dienstlichen Beurteilung n.F. nicht die Bedeutung einer neuen dienstlichen Beurteilung zukommen soll, mit der die konkludente Aufhebung der urspr&#252;nglichen dienstlichen Beurteilung a.F. einherginge. Die dienstliche Beurteilung n.F. w&#252;rde dann lediglich veranschaulichen sollen, dass die Unterschiede zwischen der BRL&#160;a.F. und der BRL n.F. rein f&#246;rmlicher Natur und damit f&#252;r das Ergebnis der Nichtbew&#228;hrung ohne Bedeutung sind. Dies ist, wie bereits unter Gliederungspunkt II. dargestellt, allerdings nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">2. Mit der dienstlichen Beurteilung a.F. ist der Antragsteller nicht unter Zugrundelegung der einschl&#228;gigen Beurteilungsrichtlinien beurteilt worden. Anstelle der BRL n.F. sind bei der dienstlichen Beurteilung a.F., welche vom 18. Januar 2018 stammt, die BRL a.F. angewendet worden. Die BRL n.F. ist ausweislich ihrer Nr. 16 mit Wirkung vom 01.01.2018 in Kraft getreten. Zugleich werden die BRL a.F. aufgehoben.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Die Beurteilung anhand der nicht einschl&#228;gigen BRL a.F. verletzt das Gebot der Einheitlichkeit des Beurteilungsma&#223;stabs und f&#252;hrt zur Rechtswidrigkeit der dienstlichen Beurteilung. Zwar handelt es sich bei den BRL n.F. lediglich um Verwaltungsvorschriften. Eine landeseinheitliche, vom Wortlaut des Nr. 16 BRL n.F. abweichende Verwaltungspraxis w&#228;re dementsprechend nicht zu beanstanden, weil Verwaltungsvorschriften grunds&#228;tzlich keine Au&#223;enwirkung entfaltenden Rechtsnormen darstellen, sondern ihrerseits nur eine einheitliche Verwaltungspraxis sicherstellen sollen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Urteile vom 2. M&#228;rz 2000 &#8211; 2 C 7/99, 2 C 8/99, 2 C 9/99, 2 C 10/99 &#8211;, juris, Rnrn. 18 f.; OVG NRW, Beschluss vom 5. Februar 2014 &#8211; 6 B 10/14 &#8211;, juris, Rn.&#160;6 f. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Eine entsprechende landeseinheitliche Verwaltungspraxis ist jedoch nicht, jedenfalls aber nicht substantiiert genug vorgetragen. Die Bezirksregierung D&#252;sseldorf hat lediglich auf von ihr so bezeichnete &#220;bergangsvorschriften in einem durch Schriftsatz vom 10. Januar 2019 beigebrachten Dokument mit der &#220;berschrift &#8222;FAQ &#8211; Richtlinien f&#252;r die dienstliche Beurteilung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Leiterinnen und Leiter an &#246;ffentlichen Schulen und Zentren f&#252;r schulpraktische Lehrerausbildung des f&#252;r Schule zust&#228;ndigen Ministeriums&#8220; (im Folgenden FAQ) verwiesen. Dazu hat sie vorgetragen, die von ihr herangezogenen FAQ h&#228;tten f&#252;r sie bindenden Erlasscharakter. Zur Genese der FAQ hat sie unter Beibringung einer vom Ministerium f&#252;r Schule und Bildung (im Folgenden MSB) stammenden E-Mail dargelegt, die Arbeitsgruppe, welche die BRL n.F. erstellt habe, habe angesichts vieler offener Detailfragen den Beschluss zur Erstellung der FAQ gefasst, selbige vor Ver&#246;ffentlichung im Bildungsportal mit den Bezirksregierungen abgestimmt und sie den Besch&#228;ftigtenvertretungen zur Kenntnis gebracht. Mithin w&#252;rden die FAQ beziehungsweise die von ihnen beinhalteten &#220;bergangsvorschriften vom Richtliniengeber der BRL n.F. stammen und seien von dort aus landeseinheitlich vorgegeben. Ihr Ziel sei die Schaffung einer einheitlichen Verwaltungspraxis. Damit hat die Bezirksregierung D&#252;sseldorf letztlich nur zur Rechtsqualit&#228;t der FAQ vorgetragen, aber nicht behauptet, die von ihr herangezogene Passage auf Seite 10 der FAQ habe zu einer landeseinheitlichen Verwaltungspraxis gef&#252;hrt, nach der Beurteilungen zum Ablauf der laufbahnrechtlichen Probezeit bei Ablauf ebendieser mit oder vor dem 31. M&#228;rz 2018 auch bei Erstellung der dienstlichen Beurteilung am oder nach dem 1. Januar 2018 entgegen Nr. 16 BRL n.F. nach den BRL a.F. erfolgt seien. Allein der geltend gemachte Umstand, sie habe die Regelung als entsprechende &#220;bergangsvorschrift aufgefasst, l&#228;sst keinen hinreichend sicheren Schluss auf eine entsprechende landesweite Handhabung zu, zumal eine solche landeseinheitliche Verwaltungspraxis auch deshalb fernliegt, weil dem von der Bezirksregierung D&#252;sseldorf herangezogenen Abschnitt auf Seite 10 der FAQ bei objektivem Verst&#228;ndnis gar nicht die Bedeutung einer entsprechenden &#220;bergangsvorschrift beigemessen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst verbietet es sich bereits mit Blick auf den Inhalt der von der Bezirksregierung D&#252;sseldorf herangezogenen Passage auf Seite 10 der FAQ, diese als &#220;bergangsvorschrift zu betrachten, die bei einem Ende der Probezeit bis zum 31. M&#228;rz 2018 noch die BRL a.F. f&#252;r anwendbar erkl&#228;rt. Aus ihrem Kontext ergibt sich, dass sie nicht als ein Nr. 16 BRL&#160;n.F. entgegenstehender Anwendungsbefehl anzusehen ist. Das entsprechende Antwortfeld der FAQ zur Frage: &#8222;Ab wann sind die neuen Richtlinien anzuwenden?&#8220; beginnt, indem in Kongruenz mit Nr. 16 BRL n.F. angegeben wird: &#8222;Die neuen Richtlinien treten zum 01.01.2018 in Kraft.&#8220; Sodann folgt der Satz, den die Bezirksregierung D&#252;sseldorf offenbar als &#220;bergangsvorschrift interpretiert hat: &#8222;F&#252;r die Anwendung bedeutet das: [&#8230;] F&#252;r die abschlie&#223;ende Beurteilung w&#228;hrend der laufbahnrechtlichen Probezeit sind die neuen Richtlinien dann anzuwenden, wenn die Probezeit nach dem 31.&#160;M&#228;rz 2018 endet.&#8220; Damit hat es aber nicht sein Bewenden. Vielmehr folgt mit Blick auf Nr.&#160;3.2 Satz 1 BRL a.F, wonach eine Beurteilung gem&#228;&#223; Nr. 3.1.1 [eine solche in der laufbahnrechtlichen Probezeit; Anmerkung der Kammer] sp&#228;testens drei Monate vor Ablauf der allgemeinen oder im Einzelfall festgesetzten Probezeit abzugeben ist, der folgende Passus: &#8222;Da die Beurteilung in der Regel drei Monate vor Ablauf abzugeben ist, f&#228;llt dies dann in die Zeit nach Inkrafttreten der neuen Richtlinien.&#8220; Dadurch und durch den vorangehenden Bezug zu Nr. 16 BRL n.F. wird deutlich, dass der von der Bezirksregierung D&#252;sseldorf herangezogene Satz, die Anwendung der BRL n.F. nicht an ein Probezeitende nach dem 31. M&#228;rz 2018 kn&#252;pft. Stattdessen hat er rein deskriptiven Charakter, indem er korrekt vorrechnet, dass bei Einhaltung der Dreimonatsfrist von Nr.&#160;3.2. Satz 1 BRL a.F. und Ablauf der Probezeit bis zum 31. M&#228;rz 2018 noch die BRL a.F. anzuwenden sind, weil die dienstliche Beurteilung in diesem Fall noch vor dem Inkrafttreten der BRL n.F. am 1. Januar 2018 erfolgt sein w&#252;rde. In dieser Aussage ersch&#246;pft sich der Satz jedoch. Ihm kann aus den genannten Gr&#252;nden insbesondere nicht entnommen werden, dass auch bei Nichteinhaltung der Dreimonatsfrist beziehungsweise Abweichung von Nr. 3.2 Satz 1 BRL a.F. &#8211; so liegt es in Bezug auf die streitbefangene dienstliche Beurteilung a.F. &#8211; eine Anwendung der BRL a.F. entgegen Nr. 16 BRL n.F. erfolgen sollte, zumal daf&#252;r kein sachlicher Grund ersichtlich ist.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Auch der gesamte Charakter der FAQ streitet dagegen, dass durch einen ihrer Bestandteile ohne erkennbaren und nachvollziehbaren Grund von einer im Wortlaut so deutlichen Vorschrift, wie sie Nr. 16 BRL n.F. darstellt, abgewichen werden soll. Zu beachten ist bereits der Name. FAQ ist die &#252;bliche Abk&#252;rzung f&#252;r den englischsprachigen Begriff &#8222;Frequently asked questions&#8220;; zu Deutsch: h&#228;ufig gestellte Fragen. Die &#220;berschrift zielt also auf h&#228;ufig gestellte Fragen zu der BRL n.F. ab. Damit weckt sie hinsichtlich des Inhalts der FAQ von vorneherein die Erwartung, dass dieser zwar Beschreibungen, eventuell auch Konkretisierungen, nicht aber Abweichungen von der BRL n.F. umfasst. Denn bei derogierenden Elementen w&#252;rde es sich semantisch nicht mehr um die Beantwortung von Fragen zur BRL n.F., sondern um h&#246;herrangig danebenstehende Regelungen handeln. Auch der erl&#228;uternde Stil und der Frage-Antwort-Aufbau suggerieren, dass der untergeordneten Beh&#246;rde nicht ohne weiteres die Weisung zur Abweichung von den BRL n.F. erteilt, sondern ihr lediglich durch Beschreibungen und Konkretisierungen beim Verst&#228;ndnis und der Anwendung geholfen werden soll. Damit vertr&#228;gt sich ein ohne sachlichen Grund vom klaren Wortlaut der BRL n.F. abweichender Inhalt der Antwortfelder nicht.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich unterstreichen auch die sonstigen Umst&#228;nde, dass ein objektiver Betrachter nicht von einer Verdr&#228;ngung von Nr. 16 BRL n.F. ausgehen kann. Die FAQ sind auf einem frei im Internet abrufbaren Portal f&#252;r jedermann einzusehen, weshalb es fernliegt, dass sie ohne Darlegung eines nachvollziehbaren Grundes eine Weisung gegen&#252;ber nachgeordneten Beh&#246;rden zur Abweichung von den BRL n.F. enthalten. Als Prim&#228;rziel dr&#228;ngt sich vielmehr die blo&#223;e Information der nachgeordneten Beh&#246;rden und der Allgemeinheit auf. Daf&#252;r spricht ebenfalls, dass ihre Herkunft nicht ohne weiteres zu erkennen ist, weil ausschlie&#223;lich eine &#8211; allerdings dem MSB zuzuordnende &#8211; E-Mail-Adresse als Kontaktoption, nicht aber eine erlassende Beh&#246;rde oder dergleichen angegeben ist. Zudem wird &#8211; anders als in der BRL n.F. &#8211; keine Rechtsgrundlage angegeben und auf eine irgendwie geartete Zuschreibung einer Rechtsqualit&#228;t, etwa durch Bezeichnung als Runderlass, verzichtet. Ebenfalls ist kein Erlassdatum, sondern nur ein Stand genannt, wobei der insoweit angegebene Zeitpunkt, Februar 2018, die Frage aufwirft, ob die von der Bezirksregierung D&#252;sseldorf herangezogene Passage &#252;berhaupt bereits vor Inkrafttreten der BRL n.F. Bestandteil der FAQ war, was f&#252;r ein Verst&#228;ndnis als &#220;bergangsvorschrift mindestens vorauszusetzen w&#228;re. Zuletzt ist zu beachten, dass der BRL a.F. und der BRL n.F. jeweils noch Anlagen, der BRL a.F. auch ein erg&#228;nzender Runderlass (RdErl. des Ministeriums f&#252;r Schule und Weiterbildung vom 3. Juni 2011 [Beurteilungsrichtlinien; Anpassungsbedarf aufgrund beamtenrechtlicher Neuregelungen dienstliche Beurteilung w&#228;hrend der Probezeit]; BASS 21 &#8211; 02 Nr. 2.1.) zur Seite gestellt waren. H&#228;tte das MSB mit den FAQ von der im Wortlaut sehr eindeutigen Regelung der Nr. 16 BRL n.F. abweichen wollen, so h&#228;tte es nahegelegenen, die FAQ oder nur die von der Bezirksregierung D&#252;sseldorf herangezogene Passage &#8211; wenn schon nicht als Bestandteil der BRL n.F. &#8211; wenigstens als Anlage oder erg&#228;nzenden Runderlass auszugestalten und zu bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Der Wert des Streitgegenstandes beruht auf &#167; 53 Abs.&#160;2 Nr. 2 GKG i.V.m. &#167;&#160;52 Abs.&#160;1 GKG und Ziff. 1.5 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit sowie &#167; 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 2 und S&#228;tzen 2 sowie 3 GKG. Wegen des vorl&#228;ufigen Charakters des vorliegenden Eilverfahrens ist demgem&#228;&#223; lediglich die H&#228;lfte des sich aus &#167; 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 2 und S&#228;tzen 2 sowie 3 GKG ergebenden Betrags anzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen die Entscheidung &#252;ber den Antrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) schriftlich Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist ist auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) eingeht.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist, und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen. Das Oberverwaltungsgericht pr&#252;ft nur die dargelegten Gr&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sind durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten einzureichen. Im Beschwerdeverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67&#160;Abs.&#160;4&#160;Satz&#160;4&#160;VwGO und &#167;&#160;5&#160;Nr.&#160;6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sollen m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) oder zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle eingelegt werden; &#167;&#160;129a&#160;der&#160;Zivilprozessordnung gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,--&#160;Euro nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift soll m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">War der Beschwerdef&#252;hrer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das &#252;ber die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der vers&#228;umten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.</p>
180,272
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34 Wx 181/18
2019-01-30T00:00:00
2019-02-07T14:19:19
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <div> <p>I. Die Beschwerde des Beteiligten gegen den Beschluss des Amtsgerichts Rosenheim - Grundbuchamt - vom 8. Mai 2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>II. Der Gesch&#228;ftswert des Beschwerdeverfahrens wird auf 5.000 &#8364; festgesetzt.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p>I.</p> <p><rd nr="1"/>In Abteilung I des Wohnungseigentumsgrundbuchs ist unter lfd. Nr. &#8230;b und &#8230;c jeweils Frau &#8230; &#8230; als Inhaberin eines H&#228;lfte-Bruchteils am Miteigentumsanteil, verbunden mit dem Sondereigentum an einem Hotelappartement mit Tiefgaragenstellplatz, eingetragen. Die Eintragung unter lfd. Nr. &#8230;b beruht auf dem rechtsgesch&#228;ftlichen Erwerb eines H&#228;lfte-Anteils vom vormaligen Alleineigent&#252;mer. Die Eintragung unter lfd. Nr. ..c beruht auf Erbfolge gem&#228;&#223; Erbvertrag vom 2.8.1988 sowie Nachtrag vom 13.4.2005, beides er&#246;ffnet vom Nachlassgericht am 29.10.2007, eingetragen im Grundbuch am 28.7.2008. Im Erbvertrag, geschlossen zwischen dem Voreigent&#252;mer des zweiten H&#228;lfe-Bruchteils und &#8230; &#8230;, hatten sich die Vertragsparteien gegenseitig zu alleinigen Erben eingesetzt. Im notariellen Nachtrag wurde erg&#228;nzend bestimmt, dass Schlusserben des L&#228;ngstlebenden vier namentlich bezeichnete Personen sein sollen. Au&#223;erdem wurde Testamentsvollstreckung angeordnet, und zwar sowohl nach dem Erstversterbenden als auch nach dem L&#228;ngerlebenden. Gem&#228;&#223; ausdr&#252;cklicher Bestimmung besteht die Aufgabe des Testamentsvollstreckers jeweils lediglich darin,</p> <p>die im Zusammenhang des Erbfalls anfallenden Aufgaben zu erledigen, insbesondere die Zahlung der Beerdigungskosten und aller sonstigen mit dem Erbfall im Zusammenhang stehenden Kosten vorzunehmen. Mit Erledigung dieser Aufgabe endet das Amt des Testamentsvollstreckers.</p> <p><rd nr="2"/>Zum Testamentsvollstrecker ernannt wurde der Beteiligte.</p> <p><rd nr="3"/>In Abteilung II des Grundbuchs wurde zugleich mit der Eintragung der Erbin &#8230; &#8230; ein Testamentsvollstreckervermerk am Anteil Abt. I / &#8230;c eingetragen.</p> <p><rd nr="4"/>Mit Anwaltsschriftsatz vom 12.4.2018 beantragte der Beteiligte in seiner Eigenschaft als Testamentsvollstrecker nach dem Tode des zuerst Verstorbenen, den Testamentsvollstreckervermerk im Grundbuch wegen Unrichtigkeit zu l&#246;schen. Er behauptet, die Testamentsvollstreckung sei beendet. Zur Begr&#252;ndung verweist er auf das Sterbedatum des Erstverstorbenen (am 14.9.2007) und die Dauer des seither verstrichenen Zeitraums von mehr als zehn Jahren. Er tr&#228;gt vor, an der L&#246;schung des Vermerks bestehe ein erhebliches und dringendes Interesse, weil die Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft gegen ihn in seiner Eigenschaft als Testamentsvollstrecker einen Titel erwirkt und Zwangsvollstreckungsma&#223;nahmen eingeleitet habe. Er meint, die L&#246;schung sei wegen offensichtlicher Unrichtigkeit von Amts wegen durchzuf&#252;hren.</p> <p><rd nr="5"/>Nachdem das Grundbuchamt zun&#228;chst unter Hinweis darauf, dass zur Herbeif&#252;hrung der L&#246;schung die Unrichtigkeit des Grundbuchs nachzuweisen sei, Gelegenheit gegeben hatte, tats&#228;chliche Gr&#252;nde f&#252;r die Beendigung der Testamentsvollstreckung vorzutragen, hat es den Antrag mit Beschluss vom 8.5.2018 zur&#252;ckgewiesen. Die ausstehende &#196;u&#223;erung lasse ebenso wie der Umstand, dass gegen den Testamentsvollstrecker Forderungen tituliert worden seien und vollstreckt w&#252;rden, darauf schlie&#223;en, dass die Testamentsvollstreckung nicht beendet sei. Auch zu der an den Testamentsvollstrecker im Jahr 2016 anl&#228;sslich eines Gl&#228;ubigerantrags gerichteten Anfrage nach der Aufgabenerledigung habe sich dieser nicht ge&#228;u&#223;ert. Der im Erbvertrag umrissene Aufgabenkreis sei f&#252;r sich genommen nicht aussagekr&#228;ftig.</p> <p><rd nr="6"/>Gegen diese Entscheidung wendet sich der Beteiligte mit der Beschwerde. Er beanstandet, dass sein (nach Beschlusserlass) eingegangenes Gesuch um Fristverl&#228;ngerung unbeachtet geblieben ist. Weiter tr&#228;gt er vor, die im Grundbuch eingetragene Eigent&#252;merin sei bereits am 1.2.2018 verstorben; Kopien der Sterbeurkunde sind beigef&#252;gt. Der Rechtsstreit, in dem er - der Beteiligte - von der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft auf Zahlung in Anspruch genommen werde, sei noch nicht abgeschlossen.</p> <p><rd nr="7"/>Das Grundbuchamt hat nicht abgeholfen.</p> <p><rd nr="8"/>Gegen&#252;ber dem Beschwerdegericht hat der Beteiligte erg&#228;nzend vorgetragen, die Testamentsvollstreckung sei bereits kurz nach dem Tode des erstverstorbenen Erblassers beendet gewesen, und zwar sp&#228;testens mit der Eintragung dessen Alleinerbin als Eigent&#252;merin im Grundbuch. Dies ergebe sich schon aus dem beschr&#228;nkten Aufgabenkreis. Zahlungsanspr&#252;che der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft best&#252;nden daher nur im Verh&#228;ltnis zur Erbin, nicht zum Testamentsvollstrecker. Der im Grundbuch noch eingetragene Testamentsvollstreckervermerk diene der Wohnungseigent&#252;mergemeinschaft im Streitverfahren zu Unrecht als Indiz f&#252;r das Fortbestehen des Amtes. Der Vermerk sei auch deshalb unrichtig, weil aus ihm nicht hervorgehe, dass Testamentsvollstreckung &#8222;f&#252;r Vor- und Schlusserbschaft&#8220; angeordnet sei. Die im Grundbuch eingetragene Eigent&#252;merin sei am 1.2.2018 verstorben. Die Testamentsvollstreckung nach dem zweiten Erbfall habe erst mit deren Tod begonnen. Deshalb k&#246;nne eine Erkl&#228;rung dahingehend, dass die Testamentsvollstreckung insgesamt beendet sei, nicht abgegeben werden.</p> <p>II.</p> <p><rd nr="9"/>Das Rechtsmittel hat keinen Erfolg.</p> <p><rd nr="10"/>1. Zun&#228;chst bedarf der eingelegte Rechtsbehelf der Auslegung.</p> <p><rd nr="11"/>Weil der Beteiligte mit seinem an das Grundbuchamt gerichteten und mit der Beschwerde weiterverfolgten Begehren geltend gemacht hat, die L&#246;schung sei wegen offensichtlicher Unrichtigkeit von Amts wegen durchzuf&#252;hren, kommt in Betracht, dass seine Eingaben lediglich als Anregung auszulegen sind, ein Verfahren nach <verweis.norm>&#167;&#167; 84 ff. <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> (L&#246;schung gegenstandsloser Eintragungen) einzuleiten.</p> <p><rd nr="12"/>Bei interessengerechter Auslegung scheidet ein solches Verst&#228;ndnis jedoch hier aus.</p> <p><rd nr="13"/>Zwar ist mit dem angegriffenen Beschluss des Grundbuchamts, die letztlich erstrebte L&#246;schung abzulehnen, jedenfalls faktisch die Entscheidung verbunden, ein Amtsverfahren nicht einzuleiten. Eine solche Entscheidung kann aber selbst dann, wenn sie konkludent in der Antragszur&#252;ckweisung enthalten w&#228;re, nicht mit der Beschwerde zur &#220;berpr&#252;fung des im Instanzenzug &#252;bergeordneten Gerichts gestellt werden, &#167; 85 Abs. 2 Halbs. 2 GBO. Insoweit kommt vielmehr nur die befristete Erinnerung gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 11 Abs. 2 Satz 1 <v.abk ersatz="RPflG">RPflG</v.abk></verweis.norm> als statthafter Rechtsbehelf in Betracht (Senat vom 22.12.2016, 34 Wx 455/16 = Rpfleger 2017, 258; Demharter GBO 31. Aufl. &#167; 85 Rn. 7). Weil der anwaltlich vertretene Beteiligte sein Rechtsmittel jedoch ausdr&#252;cklich als Beschwerde bezeichnet und zudem unmittelbar beim &#252;bergeordneten Gericht eingelegt hat, entspricht eine Behandlung als Erinnerung ersichtlich nicht dem Erkl&#228;rten.</p> <p><rd nr="14"/>Das Begehren des Beteiligten, der im Rechtsmittelzug ebenso wie bereits erstinstanzlich eine konkrete Antragstellung vermeidet, ist vielmehr dahingehend auszulegen, dass er die - aus seiner Sicht berichtigende - L&#246;schung der im Grundbuch eingetragenen Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkung zumindest auch oder hilfsweise auf dem Weg der Grundbuchberichtigung nach <verweis.norm>&#167; 13 Abs. 1, &#167; 22 Abs. 1 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> zu erreichen sucht. Immerhin bezeichnet er sich selbst durchg&#228;ngig als Antragsteller. Das angegebene wirtschaftliche Eigeninteresse spricht ebenfalls daf&#252;r, dass vorrangig das Ziel der L&#246;schung im Fokus steht. Mit der Beschwerde behauptet er zudem selbst nicht, sein Begehren sei vom Grundbuchamt zu Unrecht als Berichtigungsantrag behandelt worden. Er erstrebt ausweislich der Beschwerdebegr&#252;ndung eine inhaltliche &#220;berpr&#252;fung der Entscheidung und der ihr zugrunde liegenden Wertung, dass der Nachweis der Grundbuchunrichtigkeit erforderlich und nicht gef&#252;hrt sei. Da f&#252;r die Auslegung von Verfahrenserkl&#228;rungen der erkl&#228;rte Wille entscheidend ist, wie er auch aus Begleitumst&#228;nden und nicht zuletzt der Interessenlage hervorgehen kann (vgl. BGH, IV ZR 527/15, juris Rn. 16 m. w. N.), ist der eingelegte Rechtsbehelf dahingehend auszulegen, dass der Beteiligte den erstinstanzlich gestellten Berichtigungsantrag nach <verweis.norm>&#167; 22 Abs. 1 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> mit der Beschwerde weiterverfolgt. Denn im Zweifel gilt, was nach den Ma&#223;st&#228;ben der Rechtsordnung vern&#252;nftig ist und der wohlverstandenen Interessenlage entspricht.</p> <p><rd nr="15"/>2. Die gegen die Zur&#252;ckweisung des Berichtigungsantrags gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 11 Abs. 1 <v.abk ersatz="RPflG">RPflG</v.abk></verweis.norm>, <verweis.norm>&#167; 71 Abs. 1 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> statthafte Beschwerde ist zul&#228;ssig (<verweis.norm>&#167; 73 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm>, <verweis.norm>&#167; 10 Abs. 2 Satz 1 <v.abk ersatz="FamFG">FamFG</v.abk></verweis.norm>) eingelegt.</p> <p><rd nr="16"/>Der Beteiligte geh&#246;rt als Testamentsvollstrecker zum Kreis der Beschwerdeberechtigten.</p> <p><rd nr="17"/>Im grundbuchrechtlichen Antragsverfahren folgt die Beschwerdeberechtigung allerdings nicht allein aus der erstinstanzlichen Zur&#252;ckweisung eines Antrags. Hinzukommen muss vielmehr, dass der Beschwerdef&#252;hrer gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 13 Abs. 1 Satz 2 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> antragsberechtigt ist. Geht es - wie hier - um eine Berichtigung des Grundbuchs gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 22 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm>, ist nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs antragsberechtigt derjenige, dessen Recht nicht oder nicht richtig eingetragen ist, also der unmittelbar gewinnende Teil, dem der Berichtigungsanspruch nach <verweis.norm>&#167; 894 <v.abk ersatz="BGB">BGB</v.abk></verweis.norm> zusteht, und derjenige, der zu Unrecht eingetragen ist, also der Buchberechtigte, der sein Buchrecht letztlich unmittelbar durch die berichtigende Eintragung verliert (BGH NJW 2014, 1593; NJW 1994, 1158). Dabei reicht es f&#252;r die Frage der Antrags- und Beschwerdeberechtigung wohl aus, dass diese Umst&#228;nde schl&#252;ssig behauptet werden (H&#252;gel/Holzer GBO 3. Aufl. &#167; 22 Rn. 13 f. m. w. N.). Lediglich mittelbare Vor- oder Nachteile, insbesondere die vorgetragenen wirtschaftlichen Interessen des Beteiligten, begr&#252;nden hingegen kein Antrags- und daher auch kein Beschwerderecht (Demharter &#167; 71 Rn. 63 mit &#167; 13 Rn. 42 f.).</p> <p><rd nr="18"/>Die hier beantragte L&#246;schung des Vermerks ber&#252;hrt unmittelbar die Rechtsstellung des Testamentsvollstreckers. Aus dem Vermerk ergibt sich zwar nur die Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkung des als Eigent&#252;mer eingetragenen Erben (<verweis.norm>&#167; 2211 <v.abk ersatz="BGB">BGB</v.abk></verweis.norm>) und nicht auch positiv die Verf&#252;gungsbefugnis des Testamentsvollstreckers. Dessen Verf&#252;gungsbefugnis beurteilt sich vielmehr ausschlie&#223;lich nach materiellem Recht gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167;&#167; 2205 bis 2209 <v.abk ersatz="BGB (Keller/Munzig GBO 7">BGB (Keller/Munzig GBO 7</v.abk></verweis.norm>. Aufl. &#167; 52 Rn. 18). Allerdings sch&#252;tzt der gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 52 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> eingetragene Vermerk aufgrund der hierdurch bewirkten Grundbuchsperre auch den Testamentsvollstrecker vor einer Verf&#252;gung des Erben (H&#252;gel/Zeiser &#167; 52 Rn. 41; Schaub in Bauer/Schaub GBO 4. Aufl. &#167;&#160;52 Rn. 36). Dies begr&#252;ndet die Antragsberechtigung des Testamentsvollstreckers.</p> <p><rd nr="19"/>Hinzu kommt, dass sich die Herbeif&#252;hrung der L&#246;schung als letzter Akt der Vollstreckungst&#228;tigkeit darstellen kann, so dass sich in diesem Fall die Antragsberechtigung des Testamentsvollstreckers bereits aus dessen Amtsstellung ergibt.</p> <p><rd nr="20"/>3. Die Beschwerde ist jedoch nicht begr&#252;ndet.</p> <p><rd nr="21"/>Die Voraussetzungen f&#252;r eine L&#246;schung des Testamentsvollstreckervermerks aufgrund Unrichtigkeitsnachweises, <verweis.norm>&#167; 22 Abs. 1 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm>, liegen nicht vor.</p> <p><rd nr="22"/>a) Unrichtig ist das Grundbuch, wenn die durch den Grundbuchinhalt dargestellte Rechtslage nicht der materiellen Rechtslage entspricht (Palandt/Herrler BGB 78. Aufl. &#167; 894 Rn. 2). Hinsichtlich des nach <verweis.norm>&#167; 52 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> eingetragenen Vermerks wird das Grundbuch daher unrichtig, wenn die eingetragene Verf&#252;gungsbeschr&#228;nkung nach materiellem Recht nicht mehr besteht.</p> <p><rd nr="23"/>Bei der hier angeordneten Abwicklungsvollstreckung (<verweis.norm>&#167; 2203 <v.abk ersatz="BGB">BGB</v.abk></verweis.norm>) endet das Amt des Testamentsvollstreckers durch vollst&#228;ndige Erledigung s&#228;mtlicher ihm zugewiesener Aufgaben (Palandt/Weidlich &#167; 2225 Rn. 3; H&#252;gel/Zeiser &#167; 52 Rn. 51).</p> <p><rd nr="24"/>b) Der zur L&#246;schung des Vermerks erforderliche Unrichtigkeitsnachweis ist gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 29 Abs. 1 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> in der Regel durch &#246;ffentliche Urkunden zu f&#252;hren, soweit die Umst&#228;nde nicht beim Grundbuchamt offenkundig sind. Nur in besonderen Ausnahmef&#228;llen, n&#228;mlich dann, wenn ein formgerechter Nachweis unm&#246;glich ist und der Zivilrechtsweg nicht offensteht, um eine Berichtigungsbewilligung nach <verweis.norm>&#167; 19 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> zu erstreiten, k&#246;nnen Erleichterungen greifen (H&#252;gel/Holzer &#167; 22 Rn. 65 f.; Schaub in Bauer/Schaub &#167; 52 Rn. 98 f.).</p> <p><rd nr="25"/>Der Unrichtigkeitsnachweis ist hier nicht gef&#252;hrt.</p> <p><rd nr="26"/>Beim Grundbuchamt sind zwar das Todesdatum des Erstverstorbenen sowie aus dem der Erbeneintragung zugrundeliegenden Erbvertrag nebst Nachtrag der beschr&#228;nkte Aufgabenkreis des Testamentsvollstreckers offenkundig. Dies rechtfertigt jedoch auch unter Ber&#252;cksichtigung des Umstands, dass die Alleinerbin als Gesamtrechtsnachfolgerin des Erstverstorbenen im Grundbuch eingetragen wurde, nicht zwingend die Annahme, die Testamentsvollstreckung sei durch Aufgabenerledigung beendet. Vielmehr bestehen diesbez&#252;glich tats&#228;chliche Zweifel, die sich aus dem Testamentsvollstreckerhandeln gegen&#252;ber dem Grundbuchamt ergeben. Diese Zweifel bestehen selbst dann, wenn das Grundbuchamt &#252;ber den Berichtigungsantrag vor Ablauf der Stellungnahmefrist entschieden hat und die ausgebliebene Reaktion somit zu Unrecht zum Nachteil des Beteiligten gewertet hat. Ernsthafte Zweifel an der behaupteten vollst&#228;ndigen Erledigung sind jedenfalls deshalb berechtigt, weil der Testamentsvollstrecker die an ihn im Jahr 2016 anl&#228;sslich eines Gl&#228;ubigerantrags gerichtete Anfrage nach der Aufgabenerledigung lediglich dahingehend beantwortet hatte, dass die Anfrage der &#220;berpr&#252;fung bed&#252;rfe und nicht kurzfristig erledigt werden k&#246;nne. Selbst wenn dieser Auskunft lediglich taktische Gr&#252;nde zugrunde gelegen haben sollten - was nicht beurteilt werden kann -, ist sie doch geeignet, massive Zweifel an der nun zur Begr&#252;ndung des Berichtigungsbegehrens aufgestellten Behauptung hervorzurufen, wonach sp&#228;testens seit Eintragung der Erbin im Grundbuch die dem Testamentsvollstrecker zugewiesenen Aufgaben vollst&#228;ndig erledigt gewesen seien. Denn diese Behauptung steht in unvereinbarem Widerspruch zu der noch mit Anwaltsschriftsatz vom 14.6.2016 behaupteten Notwendigkeit einer nicht kurzfristig zu erledigenden &#220;berpr&#252;fung.</p> <p><rd nr="27"/>Eine Beendigung der Testamentsvollstreckung jedenfalls in Bezug auf das gegenst&#228;ndliche Eigentum folgt auch bei einer reinen Abwicklungsvollstreckung nicht schon aus der berichtigenden Erbeneintragung. Ein anderes Verst&#228;ndnis w&#228;re mit <verweis.norm>&#167; 52 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm> unvereinbar, denn nach dieser Vorschrift ist von Amts wegen mit der Berichtigung der Eigent&#252;mereintragung durch Eintragung des Erben ein Testamentsvollstreckervermerk miteinzutragen. Davon darf nur abgesehen werden, wenn nachgewiesen ist, dass der Nachlassgegenstand (das Grundst&#252;ck) nicht der Verwaltung des Testamentsvollstreckers unterliegt. Dieser Ausnahmefall liegt aber nicht ohne weiteres deshalb vor, weil Testamentsvollstreckung in Form der Abwicklungsvollstreckung, also in der vom Gesetz als Regelfall erachteten Form der Testamentsvollstreckung (vgl. Palandt/Weidlich &#167;&#160;2203 Rn. 1), angeordnet ist. Hinzu kommen m&#252;ssen vielmehr weitere Umst&#228;nde, etwa eine Freigabe des Grundst&#252;cks aus der Verwaltung durch Erkl&#228;rung des Testamentsvollstreckers gegen&#252;ber den Erben gem&#228;&#223; <verweis.norm>&#167; 2217 <v.abk ersatz="BGB">BGB</v.abk></verweis.norm>, sofern dies dem Grundbuchamt in der Form des <verweis.norm>&#167; 29 <v.abk ersatz="GBO nachgewiesen ist (KEHE/Munzig GBO 7">GBO nachgewiesen ist (KEHE/Munzig GBO 7</v.abk></verweis.norm>. Aufl. &#167; 52 Rn. 14).</p> <p><rd nr="28"/>Sonstige Urkunden, die die Behauptung der Aufgabenerledigung st&#252;tzen w&#252;rden, sind nicht vorgelegt. Der Umfang der Abwicklungst&#228;tigkeit ist dem Grundbuchamt bzw. dem Beschwerdesenat nicht bekannt. Konkreter Vortrag zur Abwicklungst&#228;tigkeit fehlt. F&#252;r Nachweiserleichterungen ist in dieser Situation, zumal angesichts der widerspr&#252;chlichen Einlassungen des Beteiligten, kein Raum.</p> <p><rd nr="29"/>Im Grundbuchverfahren unerheblich ist die Frage, ob der Testamentsvollstrecker kraft seines Amtes auch f&#252;r die Befriedigung der Wohngeldforderungen zust&#228;ndig ist. Denn unabh&#228;ngig davon, ob diese Frage positiv oder negativ beantwortet wird, bestehen aus den genannten Gr&#252;nden nicht behobene Zweifel an der behaupteten Aufgabenerledigung.</p> <p><rd nr="30"/>c) Der L&#246;schungsantrag kann au&#223;erdem deshalb keinen Erfolg haben, weil nach dem eigenen Beschwerdevorbringen des Beteiligten eine Berichtigung des Grundbuchs durch L&#246;schung des Testamentsvollstreckervermerks selbst dann nicht bewirkt wird, wenn die Testamentsvollstreckung nach dem Erstverstorbenen materiellrechtlich erloschen sein sollte.</p> <p><rd nr="31"/>Das unrichtig gewordene Grundbuch darf nur in der Weise berichtigt werden, dass es den ge&#228;nderten Rechtszustand insgesamt richtig wiedergibt, denn Sinn und Zweck des Berichtigungsverfahrens besteht darin, die Grundbuchlage mit der materiellen Rechtslage in &#220;bereinstimmung zu bringen (Senat vom 11.1.2018, 34 Wx 201/17 = FGPrax 2018, 109 m. w. N.). Dieses Ziel kann nach dem Vorbringen des Beteiligten schon deshalb nicht auf die beantragte Weise erreicht werden, weil bereits vor Antragstellung die eingetragene Eigent&#252;merin verstorben war. Auch insoweit ist Testamentsvollstreckung angeordnet.</p> <p><rd nr="32"/>Unabh&#228;ngig davon, dass der Beteiligte die Sterbeurkunde hinsichtlich dieses zweiten Todesfalles lediglich in Kopie vorgelegt hat, so dass sein Vorbringen insoweit nicht urkundenm&#228;&#223;ig belegt ist, rechtfertigt dieses Vorbringen erhebliche Zweifel daran, dass das Grundbuch nach L&#246;schung des Vermerks die materielle Rechtslage zutreffend beschreiben w&#252;rde.</p> <p>III.</p> <p><rd nr="33"/>Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst, weil der Beteiligte die gerichtlichen Kosten des Beschwerdeverfahrens bereits nach dem Gesetz, <verweis.norm>&#167; 22 Abs. 1 <v.abk ersatz="GNotKG">GNotKG</v.abk></verweis.norm>, zu tragen hat.</p> <p><rd nr="34"/>Der Gesch&#228;ftswert wird mangels hinreichender Anhaltspunkte f&#252;r eine Sch&#228;tzung des wirtschaftlichen Interesses des Beschwerdef&#252;hrers mit dem Auffangwert des <verweis.norm>&#167; 36 Abs. 3 <v.abk ersatz="GNotKG">GNotKG</v.abk></verweis.norm> bestimmt.</p> <p><rd nr="35"/>Die Voraussetzungen f&#252;r die Zulassung der Rechtsbeschwerde, <verweis.norm>&#167; 78 Ab. 2 <v.abk ersatz="GBO">GBO</v.abk></verweis.norm>, liegen nicht vor.</p> </div>
180,271
olgmuen-2019-01-30-24-u-321317
{ "id": 277, "name": "Oberlandesgericht München", "slug": "olgmuen", "city": null, "state": 4, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
24 U 3213/17
2019-01-30T00:00:00
2019-02-07T14:19:18
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <div> <p>1. Bei dem Streitwertbeschluss des Senats vom 20.12.2018, Az. 24 U 3213/17, hat es sein Bewenden.</p> <p>2. Diese Entscheidung ergeht gerichtsgeb&#252;hrenfrei.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p><rd nr="1"/>1. Die Streitwertbeschwerde ist mangels Statthaftigkeit unzul&#228;ssig. Zwar w&#228;re die Streitwertbeschwerde allein nach dem Wortlaut des &#167;&#160;68 Abs. 1 Satz 1 GKG statthaft. Gem&#228;&#223; &#167;&#160;66 Abs. 3 Satz 2 GKG i. V. m. &#167;&#160;68 Abs. 1 Satz 5 GKG w&#228;re Beschwerdegericht jedoch als n&#228;chsth&#246;heres Gericht der Bundesgerichtshof, dessen Anrufung durch eine Streitwertbeschwerde aber ausgeschlossen ist (<verweis.norm>&#167; 66 Abs. 3 Satz 3 <v.abk ersatz="GKG">GKG</v.abk></verweis.norm> i. V. m. &#167;&#160;68 Abs. 1 Satz 5 GKG). Daraus folgt, dass sich eine Streitwertbeschwerde nicht gegen Entscheidungen der Oberlandesgerichte richten kann (vgl. BGH vom 10.07.2007 - VIII ZB 27/07 - juris; Hartmann, Kostengesetze, 48. Aufl. 2018, &#167;&#160;68 GKG Rn. 4; Meyer, GKG/FamGKG, 16. Aufl. 2018, &#167;&#160;68 GKG Rn. 8 [der allerdings irrt&#252;mlich auf die Verweisung des &#167;&#160;68 Abs. 1 Satz 3 GKG abstellt]).</p> <p><rd nr="2"/>2. Im Interesse des Anliegens der Kl&#228;gervertreter wird die Streitwertbeschwerde daher als Gegenvorstellung aufgefasst. Diese veranlasst keine &#196;nderung des angegriffenen Beschlusses. Der Senat h&#228;lt an seiner Auffassung fest, dass es den Geb&#252;hrenstreitwert (<verweis.norm>&#167; 48 Abs. 1 Satz 1 <v.abk ersatz="GKG">GKG</v.abk></verweis.norm>, &#167;&#160;9 Satz 1 ZPO) nicht erh&#246;ht, wenn der Kl&#228;ger seinen Antrag auf Zahlung einer Rente zum Ersatz eines Haushaltsf&#252;hrungsschadens wegen deren teilweise angenommener Beschr&#228;nkung bis zur Vollendung des 75. Lebensjahres mit einem diesbez&#252;glichen Feststellungsantrag f&#252;r die Zeit nach Vollendung des 75. Lebensjahres verbindet.</p> <p><rd nr="3"/>a) Zur Begr&#252;ndung verweist der Senat zun&#228;chst auf seine Beschl&#252;sse vom 25.06.2018 und vom 27.08.2018 im Verfahren 24 W 725/18 (juris Rn. 1 bzw. Rn. 3&#160;f.).</p> <p><rd nr="4"/>b) Der mit der Gegenvorstellung erhobene Einwand, bei Zugrundelegung dieser Rechtsauffassung k&#246;nne der Kl&#228;ger, der eine Haushaltsf&#252;hrungsrente bis zur Vollendung des 75. Lebensjahres zugesprochen erh&#228;lt, mit seinem die Zeit nach Vollendung des 75. Lebensjahres betreffenden Feststellungsantrag aber abgewiesen wird, mangels (wertm&#228;&#223;iger) Beschwer niemals ein Rechtsmittel einlegen, &#252;berzeugt nicht.</p> <p><rd nr="5"/>Dieser Auffassung liegt die Annahme zugrunde, dass jedwede zur Einlegung eines Rechtsmittels erforderliche Beschwer (<verweis.norm>&#167; 511 Abs. 2 Nr. 1 <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm>, &#167;&#160;26 Nr. 8 EGZPO) stets einen betragsm&#228;&#223;ig &#228;quivalenten Niederschlag im Geb&#252;hrenstreitwert gefunden haben m&#252;sse. Diese Pr&#228;misse trifft aber nicht zu, wie eine Betrachtung der wertm&#228;&#223;igen Behandlung von Nebenforderungen zeigt. Diese erh&#246;hen gem&#228;&#223; &#167;&#160;4 Abs. 1 Halbsatz 2 ZPO i. V. m. &#167;&#160;48 Abs. 1 Satz 1 GKG den Geb&#252;hrenstreitwert nicht. Nach der Logik der Gegenvorstellung m&#252;sste daraus folgen, dass ein Kl&#228;ger mangels (wertm&#228;&#223;iger) Beschwer in keinem Fall Berufung einlegen kann, wenn ihm die eingeklagte Hauptforderung voll zugesprochen wird, er hinsichtlich der auf diese geltend gemachten Zinsen aber abgewiesen wird. Dies ist jedoch nicht der Fall. Verfolgt der Kl&#228;ger seine Anspr&#252;che (allein) wegen der Zinsen weiter, so werden diese zur Hauptsache und die Berufung zul&#228;ssig, sofern die geltend gemachte Zinsforderung die Berufungssumme des &#167;&#160;511 Abs. 2 Nr. 1 ZPO erreicht (Noethen in Schneider/Herget, Streitwertkommentar, 14. Aufl. 2016, Rn. 4766 m. w. N.).</p> <p><rd nr="6"/>Nicht anders l&#228;ge es hier. Der Grund daf&#252;r, dass der Senat in der oben wiedergegebenen Fallkonstellation eine Erh&#246;hung des Geb&#252;hrenstreitwerts ablehnt, liegt darin, dass der Feststellungsantrag f&#252;r die Zeit nach Vollendung des 75. Lebensjahres funktional an die Stelle des Antrags auf Zahlung einer Haushaltsf&#252;hrungsrente bis zur Vollendung des 75. Lebensjahres tritt und sich der gem&#228;&#223; &#167;&#160;9 Satz 1 ZPO i. V. m. &#167;&#160;48 Abs. 1 Satz 1 GKG anzusetzende Geb&#252;hrenstreitwert auch nicht erh&#246;hte, wenn die Haushaltsf&#252;hrungsrente &#252;ber die Vollendung des 75. Lebensjahres hinaus zu gew&#228;hren w&#228;re. Diese funktionale Einheit w&#252;rde aufgel&#246;st, wenn der Kl&#228;ger zwar mit seinem Antrag auf Haushaltsf&#252;hrungsrente obsiegte, mit seinem Feststellungsantrag aber abgewiesen w&#252;rde und er sich hiergegen wenden m&#246;chte. In diesem Fall w&#228;re mit Blick auf die Berufungssumme ein eigener Wert des Feststellungsantrags nach Ma&#223;gabe der <verweis.norm>&#167;&#167; 3 ff. <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm> i. V. m. <verweis.norm>&#167; 48 Abs. 1 Satz 1 <v.abk ersatz="GKG">GKG</v.abk></verweis.norm> zu bestimmen. Dass ein Feststellungsantrag f&#252;r die Zeit nach Vollendung des 75. Lebensjahres von vornherein auch hinsichtlich des Geb&#252;hrenstreitwerts zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re, wenn er isoliert, also ohne eine Haushaltsf&#252;hrungsrente f&#252;r die Zeit bis zur Vollendung des 75. Lebensjahres, geltend gemacht w&#252;rde, versteht sich von selbst; hierbei d&#252;rfte es sich aber um eine theoretische Fallgestaltung handeln.</p> <p><rd nr="7"/>3. Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst (<verweis.norm>&#167; 68 Abs. 3 <v.abk ersatz="GKG">GKG</v.abk></verweis.norm>).</p> </div>
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2019-01-30T00:00:00
2019-02-07T14:18:35
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0130.6A2720.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf die Wertstufe bis 25.000,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung bleibt ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist gem&#228;&#223; &#167; 124a Abs. 4 Satz 4 und Abs. 5 Satz 2 VwGO nur zuzulassen, wenn einer der Gr&#252;nde des &#167; 124 Abs. 2 VwGO fristgerecht dargelegt ist und vorliegt. Das ist nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Aus den im Zulassungsverfahren vorgetragenen Gr&#252;nden ergeben sich die behaupteten ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils nicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">St&#252;tzt der Rechtsmittelf&#252;hrer seinen Zulassungsantrag auf den Zulassungsgrund der ernstlichen Zweifel im Sinne des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO, muss er sich mit den entscheidungstragenden Annahmen des Verwaltungsgerichts auseinandersetzen. Dabei muss er den tragenden Rechtssatz oder die Feststellungen tats&#228;chlicher Art bezeichnen, die er mit seinem Antrag angreifen will, und mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten in Frage stellen. Es gen&#252;gt hingegen nicht, wenn er pauschal die Unrichtigkeit der Entscheidung des Verwaltungsgerichts behauptet oder wenn er lediglich sein Vorbringen erster Instanz wiederholt, ohne im Einzelnen auf die Gr&#252;nde des angefochtenen Urteils einzugehen. Diesen Anforderungen entspricht das Zulassungsvorbringen nicht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die auf die Verpflichtung des beklagten Landes gerichtete Klage, den Eintritt des Kl&#228;gers in den Ruhestand bis zum Ablauf des Monats Februar 2018 hinauszuschieben, durch Urteil vom 25. September 2017 abgewiesen. Der</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Kl&#228;ger sei mit Ablauf des 29. Februar 2016 wegen Erreichens der Altersgrenze (vgl. &#167; 31 LBG NRW) in den Ruhestand getreten. Damit sei ein Hinausschieben des Eintritts in den Ruhestand rechtlich nicht mehr m&#246;glich. Art. 19 Abs. 4 GG stehe dem nicht entgegen. Dem Gebot effektiver Rechtsschutzgew&#228;hrung sei dadurch Gen&#252;ge getan, dass der Beamte vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze im Wege einstweiligen gerichtlichen Rechtsschutzes ein vorl&#228;ufiges Hinausschieben des Eintritts in den Ruhestand erreichen k&#246;nne, wenn er meine, der Dienstherr habe seinen Antrag auf Hinausschieben der Altersgrenze zu Unrecht abgelehnt. Vorliegend seien dem Kl&#228;ger nahezu zwei Monate nach der ablehnenden Entscheidung des beklagten Landes verblieben, um um einstweiligen Rechtsschutz nachzusuchen. Innerhalb dieses Zeitraums w&#228;re eine vorl&#228;ufige Regelung bzw. Sicherung seines Status zu erlangen gewesen.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diesen n&#228;her begr&#252;ndeten Erw&#228;gungen setzt das Zulassungsvorbringen nichts Durchgreifendes entgegen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat zu Recht angenommen, dass nach dem Eintritt des Kl&#228;gers in den Ruhestand wegen Erreichens der Altersgrenze mit Ablauf des 29. Februar 2016 ein Hinausschieben des Eintritts in den Ruhestand (vgl. &#167; 32 LBG NRW) nicht mehr in Betracht kommt. Bereits begrifflich ist ein Hinausschieben des Eintritts in den Ruhestand nur m&#246;glich, solange der Ruhestand noch nicht begonnen hat.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 21. Dezember 2011</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- 2 B 94.11 -, juris Rn. 14; OVG NRW, Beschluss vom 29. Mai 2013 - 6 B 201/13 -, D&#214;D 2013, 272 = juris Rn. 6; VGH BW, Urteil vom 11. Juni 2013</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">- 4 S 83/13 -, juris Rn. 21; OVG Hamburg, Beschluss vom 5. Juni 2012 - 1 Bs 98/12 -, I&#214;D 2012, 244 = juris Rn. 6.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen w&#252;rde ein nachtr&#228;gliches Hinausschieben des Eintritts in den Ruhestand einer r&#252;ckwirkenden (status&#228;ndernden) Wiederbegr&#252;ndung des aktiven Beamtenverh&#228;ltnisses gleichkommen, die aber im Hinblick auf die Regelung in &#167; 8 Abs. 4 &#160;&#160;&#160;&#160;&#160; BeamtStG unzul&#228;ssig und insoweit unwirksam w&#228;re; einer erneuten Berufung in das Beamtenverh&#228;ltnis mit Wirkung ex nunc st&#252;nde &#167; 23 Abs. 1 Satz 1 Nr. 5 BeamtStG entgegen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. auch VGH BW, Urteil vom 11. Juni 2013 - 4 S 83/13 -, a. a. O. Rn. 21.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Der Einwand des Kl&#228;gers, in Anbetracht der &#252;blichen Dauer eines verwaltungsgerichtlichen Eilverfahrens h&#228;tte er vor Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze keine vorl&#228;ufige Regelung bzw. Sicherung seines Status erreichen k&#246;nnen, greift nicht durch. Ihm verblieb nach Erhalt des Ablehnungsbescheides am 5.&#160;Januar 2016 gen&#252;gend Zeit, um beim Verwaltungsgericht den Erlass einer einstweiligen Anordnung (vgl. &#167; 123 VwGO) zu beantragen. Die Verwaltungsgerichte, die bei der Auslegung und Anwendung des &#167; 123 VwGO gehalten sind, den Erfordernissen eines effektiven Rechtsschutzes (Art. 19 Abs. 4 GG) Rechnung zu tragen,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerfG, Beschluss vom 25. Oktober 1988</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">- 2 BvR 745/88 -, BVerfGE 79, 69 = juris Rn. 17,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">gew&#228;hren im Verfahren nach &#167; 123 VwGO auch sehr kurzfristig den erforderlichen Rechtsschutz. N&#246;tigenfalls nutzen sie die M&#246;glichkeit, durch eine Zwischenentscheidung (sog. H&#228;ngebeschluss) Zeit f&#252;r eine den Anforderungen des Art. 19 Abs. 4 GG gen&#252;gende Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage zu gewinnen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">2. Die Berufung ist auch nicht wegen der geltend gemachten grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache (Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs.&#160;2 Nr. 3 VwGO) zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Eine Rechtssache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung, wenn sie eine im Berufungsverfahren kl&#228;rungsbed&#252;rftige und f&#252;r die Entscheidung dieses Verfahrens erhebliche Rechts- oder Tatsachenfrage aufwirft, deren Beantwortung &#252;ber den konkreten Fall hinaus wesentliche Bedeutung f&#252;r die einheitliche Anwendung oder Weiterentwicklung des Rechts hat. Dabei ist zur Darlegung dieses Zulassungsgrundes die Frage auszuformulieren und substantiiert auszuf&#252;hren, warum sie f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig und entscheidungserheblich gehalten und aus welchen Gr&#252;nden ihr Bedeutung &#252;ber den Einzelfall hinaus zugemessen wird. Die Begr&#252;ndung des Zulassungsantrags verfehlt diese Anforderungen. Der Kl&#228;ger formuliert bereits keine konkrete Rechtsfrage, sondern macht geltend, den Ausf&#252;hrungen des BVerwG im oben genannten Beschluss vom 21. Dezember 2011 - 2 B 94.11 -, a. a. O. Rn. 14, sei nicht zu folgen bzw. sie seien nicht nachzuvollziehen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">3. Die sinngem&#228;&#223; erhobene Verfahrensr&#252;ge (vgl. &#167; 124 Abs. 2 Nr. 5 VwGO) greift ebenfalls nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Eine mangelnde Sachaufkl&#228;rung kann dem Verwaltungsgericht schon deshalb nicht vorgeworfen werden, weil von einem anwaltlich vertretenen Beteiligten im Allgemeinen - so auch hier - erwartet werden kann, dass er eine von ihm f&#252;r notwendig erachtete Beweisaufnahme bis zum Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung in der gem&#228;&#223; &#167;&#160;86 Abs. 2 VwGO vorgesehenen Form beantragt. Ausweislich des Protokolls &#252;ber die m&#252;ndliche Verhandlung hat der Kl&#228;ger keinen Beweisantrag gestellt. Die Notwendigkeit einer weiteren Sachaufkl&#228;rung musste sich dem Verwaltungsgericht auch sonst nicht aufdr&#228;ngen; insoweit wird auf die Ausf&#252;hrungen unter 1. Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">4. Soweit der Kl&#228;ger schlie&#223;lich auf sein erstinstanzliches Vorbringen verweist, verkennt er, dass (auch) dies den Darlegungsanforderungen des &#167; 124a Abs. 4 Satz 4 VwGO nicht gen&#252;gt.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Nach alledem kommt es im vorliegenden Verfahren auf die Frage, ob die Klage mit Ablauf des Monats Februar 2018 unzul&#228;ssig geworden ist, nicht mehr an.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167; 47 Abs. 1, 52 Abs. 6 Satz 1 Nr. 1 i. V. m. Satz 4 GKG.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG). Mit der Ablehnung des Zulassungsantrags wird das angefochtene Urteil rechtskr&#228;ftig (&#167;&#160;124a Abs.&#160;5 Satz&#160;4 VwGO).</p>
180,222
ovgni-2019-01-30-10-la-2119
{ "id": 601, "name": "Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht", "slug": "ovgni", "city": null, "state": 11, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
10 LA 21/19
2019-01-30T00:00:00
2019-02-07T14:18:23
2019-02-13T12:21:04
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Der Antrag der Beklagten auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Braunschweig - Einzelrichterin der 1. Kammer - vom 20. Dezember 2018 wird abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beklagte tr&#228;gt die au&#223;ergerichtlichen Kosten des gerichtskostenfreien Zulassungsverfahrens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Der Antrag der Beklagten, die Berufung gegen das erstinstanzliche Urteil zuzulassen, hat keinen Erfolg. Denn der von ihr allein geltend gemachte Zulassungsgrund der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache (&#167; 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylG) liegt nicht vor.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Eine Rechtssache ist nur dann im Sinne des &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG grunds&#228;tzlich bedeutsam, wenn sie eine h&#246;chstrichterlich noch nicht gekl&#228;rte Rechtsfrage oder eine obergerichtlich bislang noch nicht beantwortete Tatsachenfrage von allgemeiner Bedeutung aufwirft, die im Rechtsmittelverfahren entscheidungserheblich ist und im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Weiterentwicklung des Rechts einer fall&#252;bergreifenden Kl&#228;rung in einem Berufungsverfahren bedarf (GK-AsylG, Stand: November 2018, &#167;&#160;78 AsylG Rn. 88 ff. m.w.N.; Hailbronner, Ausl&#228;nderrecht, Stand: November 2018, &#167;&#160;78 AsylG Rn. 21 ff. m.w.N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die Darlegung der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache gem&#228;&#223; &#167;&#160;78 Abs.&#160;4 Satz&#160;4 AsylG verlangt daher nach der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Senats (u. a. Senatsbeschluss vom 13.09.2018 - 10 LA 349/18 -, juris Rn. 2 ff.):</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">1. dass eine bestimmte Tatsachen- oder Rechtsfrage konkret und eindeutig bezeichnet,</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">2. ferner erl&#228;utert wird, warum sie im angestrebten Berufungsverfahren entscheidungserheblich und kl&#228;rungsbed&#252;rftig w&#228;re und</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">3. schlie&#223;lich dargetan wird, aus welchen Gr&#252;nden ihre Beantwortung &#252;ber den konkreten Einzelfall hinaus dazu beitr&#252;ge, die Rechtsfortbildung zu f&#246;rdern oder die Rechtseinheit zu wahren.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Die Beklagte hat zur Begr&#252;ndung dieses Zulassungsgrunds die folgenden Fragen aufgeworfen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p style="margin-left:36pt">&#8222;ob die der Gefahrrealisierung entgegenstehende Einholung der Zusage bez&#252;glich Zugangs zu Obdach, Nahrungsmitteln und sanit&#228;ren Anlagen durch die Beh&#246;rden des Mitgliedstaates dem Aufgabenbereich des Bundesamtes oder dem Aufgabenbereich der f&#252;r die Durchf&#252;hrung der &#220;berstellung zust&#228;ndigen Ausl&#228;nderbeh&#246;rde unterf&#228;llt und<br>ob das Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge bei der Prognose einer zielstaatsbezogenen Gef&#228;hrdung das Vorhandensein einer solchen Zusicherung einzubeziehen hat.&#8220;</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Diese Fragen verleihen der Rechtssache keine grunds&#228;tzliche Bedeutung. Denn sie k&#246;nnen ohne Weiteres bereits im Zulassungsverfahren beantwortet werden bzw. sind, soweit sie hier &#252;berhaupt entscheidungserheblich sind, auch bereits h&#246;chstrichterlich gekl&#228;rt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Zum einen besteht in Dublin-Verfahren eine &#8220;Gesamtzust&#228;ndigkeit&#8220; des Bundesamts zur Pr&#252;fung inlandsbezogener und zielstaatsbezogener Abschiebungshindernisse (Senatsurteil vom 29.05.2018 - 10 LB 160/18 -, nicht ver&#246;ffentlicht; Nieders&#228;chsisches OVG, Beschluss vom 20.06.2017 - 13 PA 104/17 -, juris Rn. 16 m.w.N; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 04.01.2017 - 11 S 2301/16 -, juris Rn. 19 m.w.N.; OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 18.07.2016 - 13 A 1859/14.A -, juris Rn. 125), wenn das Bundesamt eine Abschiebungsanordnung nach &#167; 34a Abs. 1 Satz 1 AsylG verf&#252;gt hat. Soweit die Beklagte zur Begr&#252;ndung des Zulassungsantrags auf die &#8220;neue Rechtslage&#8220; abstellt, wonach eine Abschiebungsandrohung gem&#228;&#223; &#167; 35 AsylG zu erfolgen habe, &#252;bersieht sie, dass das Bundesamt in dem angefochtenen Bescheid vom 8. Mai 2018 zu Recht eine Abschiebungsanordnung verf&#252;gt hat, weil der Asylantrag des Kl&#228;gers gem&#228;&#223; &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 AsylG abgelehnt worden ist. Die Abschiebungsanordnung nach &#167; 34a Abs. 1 Satz 1 AsylG darf - als Festsetzung eines Zwangsmittels - jedoch erst dann ergehen, wenn nach dem Wortlaut dieser Vorschrift &#8222;feststeht&#8220;, dass die Abschiebung durchgef&#252;hrt werden kann. Das Bundesamt hat damit sowohl zielstaatsbezogene Abschiebungsverbote als auch der Abschiebung entgegenstehende inlandsbezogene Vollstreckungshindernisse und somit auch zu pr&#252;fen, ob besonders schutzbed&#252;rftige Personen im Zielstaat einen gesicherten Zugang zu Obdach, Nahrungsmitteln und sanit&#228;ren Anlagen haben und falls nicht, ob das sich daraus ergebende Abschiebungsverbot durch eine entsprechende Zusicherung der Beh&#246;rde des Zielstaats entf&#228;llt. Insoweit besteht eine von der gew&#246;hnlichen Rollenverteilung zwischen Bundesamt und Ausl&#228;nderbeh&#246;rde abweichende &#8220;Gesamtzust&#228;ndigkeit&#8220; des Bundesamts, die eine Entscheidung aus &#8220;einer Hand&#8220; sichern soll.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Zum anderen bezieht sich die Frage, ob f&#252;r besonders schutzbed&#252;rftige Personen im Zielstaat ein gesicherter Zugang zu Obdach, Nahrungsmitteln und sanit&#228;ren Anlagen besteht, ohnehin auf zielstaatsbezogene Tatsachen, die das Bundesamt in jedem Fall, also etwa auch bei anerkannten Schutzberechtigten und dem Ergehen einer Abschiebungsandrohung nach &#167; 35 AsylG, zu kl&#228;ren hat. Kommt das Bundesamt zu der Feststellung, dass es zur Beseitigung eines ansonsten bestehenden Abschiebungsverbots einer Zusicherung bedarf, so obliegt es ihm, diese Zusicherung einzuholen. Etwas Anderes gilt nur f&#252;r Umst&#228;nde, die Gefahren betreffen, die sich im Einzelfall im Zusammenhang mit der Durchf&#252;hrung einer Abschiebung ergeben. Hierzu z&#228;hlt jedoch nicht die Frage, ob besonders schutzbed&#252;rftige Fl&#252;chtlinge im Zielstaat Obdach, Nahrungsmittel und sanit&#228;re Anlagen vorfinden (vgl. hierzu ausf&#252;hrlich BVerwG, Beschluss vom 08.08.2018 - 1 B 25.18 -, juris Rn. 17).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO und &#167; 83b AsylG.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 80 AsylG).</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=MWRE190000469&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
180,214
lsgsh-2019-01-30-l-9-ay-319-b-er
{ "id": 1068, "name": "Schleswig-Holsteinisches Landessozialgericht", "slug": "lsgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 9 AY 3/19 B ER
2019-01-30T00:00:00
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2019-02-13T12:21:05
Beschluss
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde des Antragstellers gegen den Beschluss des Sozialgerichts Itzehoe vom 10. Dezember 2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beteiligten haben einander auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren au&#223;ergerichtliche Kosten nicht zu erstatten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde des Antragstellers hat keinen Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Sie ist form- und fristgerecht erhoben worden (&#167; 173 Satz 1 Sozialgerichtsgesetz [SGG]) und auch im &#220;brigen zul&#228;ssig. Insbesondere ist angesichts der offenen Antragstellung &#8211; begehrt werden unspezifisch die weitere Gew&#228;hrung von Leistungen und die Zahlung dieser Leistungen durch Konto&#252;berweisung &#8211; angesichts des prozessualen Meistbeg&#252;nstigungsgrundsatzes von der Statthaftigkeit der Beschwerde (vgl. &#167; 172 Abs. 3 Nr. 1 SGG) auszugehen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde ist aber nicht begr&#252;ndet. Zu Recht hat das Sozialgericht den Antrag des Antragstellers auf Erlass einer einstweiligen Anordnung abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Soweit es dem Antragsteller insbesondere um die Auszahlung f&#252;r den Monat Oktober 2018 bewilligter Leistungen geht, die der Antragsgegner verweigert, weil er &#8211; der Antragsteller &#8211; sich in diesem Zeitraum durchgehend au&#223;erhalb seines Gebiets und damit der Wohnsitzauflage zuwider aufgehalten habe, fehlt es bereits an der f&#252;r den Anordnungsgrund erforderlichen Eilbed&#252;rftigkeit. Im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes scheidet die Verpflichtung zur Gew&#228;hrung von Leistungen f&#252;r in der Vergangenheit liegende Zeitr&#228;ume grunds&#228;tzlich aus. Der Antragsteller hat nicht dargelegt und glaubhaft gemacht, dass eine durch die Vorenthaltung dieser Leistungen in der Vergangenheit m&#246;glicherweise entstandene Notlage bis heute fortwirkt. Ihm ist deshalb ein Abwarten der Hauptsacheentscheidung zuzumuten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Soweit der Antragsteller aktuell die Zahlung von Leistungen begehrt, fehlt es ebenfalls an einem Anordnungsgrund. Dabei ber&#252;cksichtigt der Senat, dass der Antragsgegner dem Antragsteller mit Bescheid vom 10. August 2018 Leistungen nach &#167; 2 Abs. 1 und 2 Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) f&#252;r den Zeitraum bis 31. Januar 2019 in H&#246;he von monatlich 597,77 EUR &#8211; auszuzahlen an den Antragsteller in H&#246;he von monatlich 382,69 EUR per Scheck &#8211; bewilligt und diese Bewilligungsentscheidung bisher augenscheinlich nicht aufgehoben hat.&#160;&#160;Der Antragsteller m&#252;sste nur in den Zust&#228;ndigkeitsbereich des Antragsgegners zur&#252;ckkehren und dort entsprechend der Wohnsitzauflage seinen Wohnsitz nehmen, um existenzsichernde Leistungen in gesetzlicher H&#246;he auch tats&#228;chlich in Anspruch nehmen zu k&#246;nnen. Dies ist dem Antragsteller nach Lage der Dinge auch ohne Weiteres zuzumuten. Die Frage, inwieweit eine Umverteilung des Antragstellers bzw. die Aufhebung der Wohnsitzauflage aus pers&#246;nlichen Gr&#252;nden (Herstellung einer Lebensgemeinschaft mit seiner Lebensgef&#228;hrtin) beansprucht werden kann, ist eine asyl- bzw. aufenthaltsrechtliche Frage, die der gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung durch die Gerichte der Verwaltungsgerichtsbarkeit vorbehalten ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Soweit der Antragsteller die Auszahlung der ihm bewilligten Leistungen durch Konto&#252;berweisung begehrt, fehlt es an einem Anordnungsanspruch. Dies gilt schon deshalb, weil sein Leistungsanspruch durch Wohnsitznahme au&#223;erhalb des Zust&#228;ndigkeitsbereichs des Antragsgegners nach &#167; 11 Abs. 2 AsylbLG auf &#8211; hier nicht begehrte &#8211; Reisebeihilfen beschr&#228;nkt ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Nach &#167; 11 Abs. 2 Satz 1 AsylbLG darf Leistungsberechtigten in den Teilen der Bundesrepublik Deutschland, in denen sie sich einer asyl- oder ausl&#228;nderrechtlichen r&#228;umlichen Beschr&#228;nkung zuwider aufhalten, von der f&#252;r den tats&#228;chlichen Aufenthaltsort zust&#228;ndigen Beh&#246;rde regelm&#228;&#223;ig nur eine Reisebeihilfe zur Deckung des unabweisbaren Bedarfs f&#252;r die Reise zu ihrem rechtm&#228;&#223;igen Aufenthaltsort gew&#228;hrt werden. Diese Vorschrift ist auch auf Personen anwendbar, die entgegen einer Wohnsitzauflage ihren Wohnsitz an einem anderen Ort genommen haben (so Groth in: jurisPK-SGB XII, 2. Aufl. 2014 &#167; 11 Rn. 29.1; Wahrendorf in: Grube/Wahrendorf, SGB XII, 6. Aufl. 2018, &#167; 11 Rn. 3; Deibel, ZFSH/SGB 2015, S. 117, 127; a.A. Siefert in: dies., AsylbLG, 1. Aufl. 2018, &#167; 11 Rn. 25). Zwar ist &#8211; im Sinne der asyl- und aufenthaltsrechtlichen Begrifflichkeiten &#8211; die Wohnsitzauflage kein Unterfall der r&#228;umlichen Beschr&#228;nkungen; darauf deutet insbesondere die Systematik des &#167; 61 Aufenthaltsgesetz (AufenthG) hin.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Es entspricht jedoch dem klaren gesetzgeberischen Willen und dem Sinn und Zweck der Regelung, dass &#167; 11 Abs. 2 AsylbLG auch f&#252;r denjenigen Personenkreis gelten soll, der das Gebiet, f&#252;r das eine Wohnsitzauflage erteilt ist, nicht nur vor&#252;bergehend verl&#228;sst, sondern sich gew&#246;hnlich au&#223;erhalb dieses Gebiets aufh&#228;lt oder gar dauerhaft au&#223;erhalb dieses Gebiets seinen Wohnsitz nimmt. So hei&#223;t es in der Gesetzesbegr&#252;ndung zum Gesetz zur Verbesserung der Rechtsstellung von asylsuchenden und geduldeten Ausl&#228;ndern (vom 23. Dezember 2014 [BGBl. I S. 2439]) ausdr&#252;cklich:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p style="margin-left:18pt">&#8222;Nach der Systematik der gesetzlichen Regelungen soll eine gerechte Verteilung der Sozialkosten zwischen den L&#228;ndern dadurch gew&#228;hrleistet werden, dass Sozialleistungen lediglich an dem Wohnort erbracht werden, auf den sich die Wohnsitzauflage bezieht. Insbesondere sollen Asylbewerber und geduldete Ausl&#228;nder, die unter Versto&#223; gegen eine Wohnsitzauflage in ein anderes Bundesland umzuziehen, dort keine Anspr&#252;che nach dem Asylbewerberleistungsgesetz geltend machen k&#246;nnen.&#8220; (BT-Drucks. 18/3144, S. 10).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Dieser Gedanke ist in der Begr&#252;ndung zum Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (vom 20. Oktober 2015 [BGBl. I S. 1722]), mit dem der Gesetzgeber die &#196;nderungen in &#167;&#167; 10a, 11 Abs. 2 AsylbLG vorgenommen hat, nochmals aufgegriffen worden (BT-Drs. 18/6185, S. 47).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Die klare Zielsetzung der gesetzlichen Regelung w&#252;rde konterkariert werden, w&#252;rde man die Wohnsitzauflage nicht den r&#228;umlichen Beschr&#228;nkungen i.S. des &#167; 11 Abs. 2 Satz 1 AsylbLG zurechnen. Dann n&#228;mlich bliebe der f&#252;r den Ort der Wohnsitzauflage zust&#228;ndige Leistungstr&#228;ger auch bei einer tats&#228;chlich abweichenden Wohnsitznahme nach &#167; 10a Abs. 1 Satz 1 AsylbLG f&#252;r die Leistungsgew&#228;hrung zust&#228;ndig und m&#252;sste, weil die Voraussetzungen des &#167; 11 Abs. 2 AsylbLG nicht erf&#252;llt w&#228;ren, dort dauerhaft ungek&#252;rzte Leistungen erbringen. Das auch aus Gr&#252;nden der gerechten Verteilung der Sozialkosten eingef&#252;hrte Instrumentarium der Wohnsitzauflage k&#246;nnte so keine Steuerungswirkung entfalten.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>Ist die Regelung des &#167; 11 Abs. 2 Satz 1 AsylbLG auf den Antragsteller anwendbar, steht sie dem geltend gemachten Anspruch entgegen, auch wenn der Antragsgegner seine Bewilligungsentscheidung vom 10. August 2018 bisher nicht nach &#167; 48 Abs. 1 Zehntes Buch Sozialgesetzbuch (SGB X) aufgehoben hat. Denn der Antragsteller begehrt mit der &#220;berweisung der Leistungen anstelle der Auszahlung mittels Scheck einen anderen als den bisher gew&#228;hrten Zahlungsweg. Er macht einen weitergehenden Anspruch geltend, f&#252;r den die formellen und materiellen Leistungsvoraussetzungen ungeachtet der fortwirkenden Bewilligungsentscheidung erneut zu &#252;berpr&#252;fen sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>An einem Anordnungsanspruch w&#252;rde es aber selbst dann fehlen, wenn &#167; 11 Abs. 2 AsylbLG auf den Antragsteller nicht anwendbar w&#228;re. Auch dann h&#228;tte der Antragsteller keinen spruchreifen Anspruch auf Auszahlung der Leistungen durch Konto&#252;berweisung. Allerdings ist die Vorschrift des &#167; 3 Abs. 6 Satz 1 AsylbLG, nach der Leistungen in Geld dem Leistungsberechtigten pers&#246;nlich ausgeh&#228;ndigt werden sollen, auf den Antragsteller nicht anwendbar. Der Antragsteller erh&#228;lt und beansprucht Leistungen nach &#167; 2 AsylbLG, so dass sich Art und Umfang der Leistungsgew&#228;hrung nach dem Sozialgesetzbuch Zw&#246;lftes Buch (SGB XII) richten. Dort gibt es &#8211; anders als etwa in &#167; 42 Abs. 3 Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) &#8211; keine spezifische Regelung dazu, in welcher Form Geldleistungen zu erbringen sind (vgl. &#167; 10 SGB XII), so dass der zust&#228;ndige Tr&#228;ger dar&#252;ber nach pflichtgem&#228;&#223;em Ermessen zu bestimmen hat (&#167; 17 Abs. 2 Satz 1 SGB XII). Eine Ermessensreduzierung auf Null zugunsten einer Konto&#252;berweisung vermag der Senat allerdings nicht zu erkennen, zumal die Zahlung der Leistungen durch Scheck die Einhaltung der Wohnsitzauflage, die auch leistungsspezifischen Zwecken dient, zumindest zu f&#246;rdern vermag.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung ergeht entsprechend &#167; 193 Abs. 1 Satz 1, Abs. 4 SGG. Sie orientiert sich am Ausgang des Verfahrens.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 177 SGG).</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
175,015
eugh-2019-01-30-c-58717
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-587/17
2019-01-30T00:00:00
2019-01-31T19:20:44
2019-01-31T19:20:44
Urteil
ECLI:EU:C:2019:75
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Vierte Kammer)</p> <p class="C19Centre">30.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Rechtsmittel&#160;&#8211; Europ&#228;ischer Garantiefonds f&#252;r die Landwirtschaft (EGFL)&#160;&#8211; Verordnung (EG) Nr.&#160;1290/2005&#160;&#8211; Verordnung (EU) Nr.&#160;1306/2013&#160;&#8211; Von der Finanzierung durch die Europ&#228;ische Union ausgeschlossene Ausgaben&#160;&#8211; Zu Unrecht geleistete Ausfuhrerstattungen&#160;&#8211; Wiedereinziehung&#160;&#8211; Fehlende Aussch&#246;pfung s&#228;mtlicher Rechtsbehelfe&#160;&#8211; Keine Kassationsbeschwerde im Anschluss an das negative Gutachten eines bei der Cour de cassation (Kassationshof, Belgien) zugelassenen Anwalts&#160;&#8211; Art.&#160;267 AEUV&#160;&#8211; Keine Vorlage zur Vorabentscheidung an den Gerichtshof&#160;&#8211; Vers&#228;umnis des Mitgliedstaats&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;587/17&#160;P</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Rechtsmittel nach Art.&#160;256 Abs.&#160;1 AEUV und Art.&#160;56 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union, eingelegt am 5.&#160;Oktober 2017,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>K&#246;nigreich Belgien,</b> vertreten durch J.&#8209;C.&#160;Halleux, M.&#160;Jacobs und C.&#160;Pochet als Bevollm&#228;chtigte im Beistand von E.&#160;Gr&#233;goire und J.&#160;Mariani, avocats,</p> <p class="C72Alineadroite">Kl&#228;ger,</p> <p class="C02AlineaAltA">andere Partei des Verfahrens:</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Europ&#228;ische Kommission,</b> vertreten durch A.&#160;Bouquet und B.&#160;Hofst&#246;tter als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Beklagte im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Vierte Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten der Siebten Kammer T.&#160;von Danwitz in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Vierten Kammer, der Richterin K.&#160;J&#252;rim&#228;e sowie der Richter C.&#160;Lycourgos (Berichterstatter), E.&#160;Juh&#225;sz und C.&#160;Vajda,</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: N.&#160;Wahl,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: V.&#160;Giacobbo-Peyronnel, Verwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 27.&#160;Juni 2018,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 4.&#160;Oktober 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinem Rechtsmittel begehrt das K&#246;nigreich Belgien die Aufhebung des Urteils des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 20.&#160;Juli 2017, Belgien/Kommission (T&#8209;287/16, EU:T:2017:531, nicht ver&#246;ffentlicht, im Folgenden: angefochtenes Urteil), mit dem das Gericht seine Klage auf Nichtigerkl&#228;rung des Durchf&#252;hrungsbeschlusses (EU) 2016/417 der Kommission vom 17.&#160;M&#228;rz 2016 &#252;ber den Ausschluss bestimmter von den Mitgliedstaaten zu Lasten des Europ&#228;ischen Garantiefonds f&#252;r die Landwirtschaft (EGFL) und des Europ&#228;ischen Landwirtschaftsfonds f&#252;r die Entwicklung des l&#228;ndlichen Raums (ELER) get&#228;tigter Ausgaben von der Finanzierung durch die Europ&#228;ische Union (ABl.&#160;2016, L&#160;75, S.&#160;16) (im Folgenden: streitiger Beschluss), soweit hinsichtlich des K&#246;nigreichs Belgien ein Betrag von 9&#160;601&#160;619 Euro von dieser Finanzierung ausgeschlossen wurde, abgewiesen hat.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 Abs.&#160;1 der Verordnung (EG) Nr.&#160;1290/2005 des Rates vom 21.&#160;Juni 2005 &#252;ber die Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik (ABl.&#160;2005, L&#160;209, S.&#160;1) sah vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Aus dem [Europ&#228;ischen Garantiefonds f&#252;r die Landwirtschaft (EGFL)] werden in einer zwischen den Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft geteilten Mittelverwaltung folgende gem&#228;&#223; dem Gemeinschaftsrecht get&#228;tigte Ausgaben finanziert:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Erstattungen bei der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse in Drittl&#228;nder,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a dieser Verordnung bestimmte: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;erlassen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik alle Rechts- und Verwaltungsvorschriften sowie alle sonstigen Ma&#223;nahmen, um einen wirksamen Schutz der finanziellen Interessen der Gemeinschaft zu gew&#228;hrleisten, insbesondere um</p> <p class="C11Marge1avecretrait">i)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;sich zu vergewissern, dass die durch den EGFL und [den Europ&#228;ischen Landwirtschaftsfonds f&#252;r die Entwicklung des l&#228;ndlichen Raums (ELER)] finanzierten Ma&#223;nahmen tats&#228;chlich und ordnungsgem&#228;&#223; durchgef&#252;hrt worden sind;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">ii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unregelm&#228;&#223;igkeiten zu verhindern und zu verfolgen;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">iii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die infolge von Unregelm&#228;&#223;igkeiten oder Vers&#228;umnissen abgeflossenen Betr&#228;ge wieder einzuziehen&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;32 Abs.&#160;5 Unterabs.&#160;4 und Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a dieser Verordnung lautete:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">Wird im Rahmen des Wiedereinziehungsverfahrens amtlich oder gerichtlich endg&#252;ltig festgestellt, dass keine Unregelm&#228;&#223;igkeit vorliegt, so meldet der betreffende Mitgliedstaat die nach Unterabsatz 1 von ihm zu tragende finanzielle Belastung dem EGFL als Ausgabe.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(8)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Durchf&#252;hrung des Verfahrens nach Artikel 31 Absatz 3 kann die Kommission beschlie&#223;en, die zu Lasten des Gemeinschaftshaushalts verbuchten Betr&#228;ge in folgenden F&#228;llen von der Finanzierung durch die Gemeinschaft auszuschlie&#223;en:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;in Anwendung der Abs&#228;tze 5 und 6 dieses Artikels, wenn sie feststellt, dass die Unregelm&#228;&#223;igkeiten oder die Nichtwiedereinziehung auf Unregelm&#228;&#223;igkeiten oder Vers&#228;umnisse zur&#252;ckzuf&#252;hren sind, f&#252;r die die Verwaltung oder eine Dienststelle des betreffenden Mitgliedstaats verantwortlich ist;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung Nr.&#160;1290/2005 wurde durch die Verordnung (EU) Nr.&#160;1306/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 17.&#160;Dezember 2013 &#252;ber die Finanzierung, die Verwaltung und das Kontrollsystem der Gemeinsamen Agrarpolitik und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) Nr.&#160;352/78, (EG) Nr.&#160;165/94, (EG) Nr.&#160;2799/98, (EG) Nr.&#160;814/2000, (EG) Nr.&#160;1290/2005 und (EG) Nr.&#160;485/2008 des Rates (ABl.&#160;2013, L&#160;347, S.&#160;549, berichtigt in ABl.&#160;2016, L&#160;130, S.&#160;13) aufgehoben und ersetzt. Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 wurde durch die im Wesentlichen inhaltsgleiche Bestimmung des Art.&#160;58 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;e der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 ersetzt, die den Vorschriften der erstgenannten Bestimmung insbesondere hinzugef&#252;gt hat, dass die Mitgliedstaaten die erforderlichen Ma&#223;nahmen zur Einleitung der notwendigen rechtlichen Schritte erlassen, um wenn notwendig zu Unrecht gezahlte Betr&#228;ge wiedereinzuziehen. Die Bestimmungen von Art.&#160;32 Abs.&#160;5 Unterabs.&#160;4 und Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 wurden im Wesentlichen in Art.&#160;54 Abs.&#160;2 Unterabs.&#160;2 und Abs.&#160;5 Buchst.&#160;c der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 &#252;bernommen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Vorgeschichte des Rechtsstreits</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Zu den geleisteten Ausfuhrerstattungen und den betr&#252;gerischen Wiedereinfuhren </i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Lauf des Jahres 1992 ver&#228;u&#223;erte die Gesellschaft G&#233;n&#233;rale Sucri&#232;re, deren Rechtsnachfolgerin die Gesellschaft Saint-Louis Sucre ist, insgesamt 24&#160;000 Tonnen Zucker an die Gesellschaften Metelmann &amp; CO und Sucre Export. Gem&#228;&#223; den Kaufvertr&#228;gen war dieser Zucker f&#252;r die Ausfuhr aus der Europ&#228;ischen Union bestimmt. Die beiden letztgenannten Gesellschaften verkauften 6&#160;000 Tonnen dieses Zuckers &#252;ber zwei Vermittler an die Gesellschaften Proud Trading und Shawline Offshore weiter. Auch in diesen Kaufvertr&#228;gen war vorgesehen, dass der Zucker f&#252;r einen Drittstaat bestimmt sei und das Hoheitsgebiet der Union nach seiner Verladung unverz&#252;glich zu verlassen habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Beladung der Schiffe f&#252;r die &#220;berfahrt vom Hafen von Antwerpen (Belgien) nach Usbekistan wurde zwischen dem 20.&#160;Januar und dem 29.&#160;M&#228;rz 1993 durchgef&#252;hrt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Gesellschaft Manuport Services, die zusammen mit der Gesellschaft Belgian Bunkering and Stevedoring von Saint-Louis Sucre mit der Entgegennahme und Verladung des Zuckers an Bord der Schiffe sowie der dazugeh&#246;rigen Dokumentation beauftragt wurde, f&#252;hrte f&#252;r Rechnung der Letztgenannten diese Dokumentation durch und &#252;bermittelte die Ausfuhrbescheinigungen der zust&#228;ndigen Zahlstelle, n&#228;mlich dem Bureau d&#8217;intervention et de restitution belge (Belgische Interventions- und Erstattungsstelle, im Folgenden: BIRB), das damals die Bezeichnung Office central des contingents et licences (Belgique) (Zentralstelle f&#252;r Kontingente und Lizenzen [Belgien]) trug. Auf der Grundlage dieser Bescheinigungen erhielt Saint-Louis Sucre vom BIRB Vorsch&#252;sse auf ihre zu erwartenden Ausfuhrerstattungen ausbezahlt. Diese Vorsch&#252;sse wurden von Saint-Louis Sucre endg&#252;ltig als Ausfuhrerstattungen vereinnahmt, als der Nachweis erbracht wurde, dass der Zucker das Zollgebiet der Union tats&#228;chlich verlassen hatte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In weiterer Folge stellte sich heraus, dass die von Metelmann &amp; CO und Sucre Export an Proud Trading und Shawline Offshore weiterver&#228;u&#223;erten 6&#160;000 Tonnen Zucker, nachdem sie Belgien &#252;ber den Hafen von Antwerpen verlassen hatten, in Wahrheit von ihrem urspr&#252;nglichen Bestimmungsziel abgebracht wurden und auf der Grundlage gef&#228;lschter Dokumente (T2L-Formulare) in betr&#252;gerischer Weise &#252;ber den Hafen von Guernica in Spanien in das Hoheitsgebiet der Union wiedereingef&#252;hrt wurden. Saint-Louis Sucre informierte das BIRB von sich aus &#252;ber die Entdeckung dieser betr&#252;gerischen Wiedereinfuhren.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Strafverfahren</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil des Hof van beroep te Antwerpen (Berufungsgericht Antwerpen, Belgien) vom 22.&#160;Oktober 2003, das ein Urteil der Rechtbank van eerste aanleg te Antwerpen (Gericht erster Instanz Antwerpen, Belgien) vom 21.&#160;Juni 2001 best&#228;tigte, wurden zwei Personen, die als Vermittler zwischen Metelmann &amp; CO und Sucre Export auf der einen sowie Proud Trading und Shawline Offshore auf der anderen Seite aufgetreten waren, wegen betr&#252;gerischer Wiedereinfuhren mit gef&#228;lschten Dokumenten, Verwendung gef&#228;lschter Dokumente und Betrugs strafgerichtlich verurteilt. Namentlich das BIRB hatte sich dem Verfahren gegen diese Personen als Nebenkl&#228;ger angeschlossen und ihre Verurteilung dem Grunde nach zu vorl&#228;ufig mit einem Cent festgesetztem Schadensersatz erwirkt, wobei diese Verurteilung mit Urteil der Cour de cassation (Kassationshof, Belgien) vom 22.&#160;Juni 2004 Rechtskraft erlangt hat.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Zivilrechtliches Wiedereinziehungsverfahren </i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem das BIRB Kenntnis von dem begangenen Betrug erlangt hatte, forderte es am 16.&#160;M&#228;rz 1994 von Saint-Louis Sucre die R&#252;ckerstattung eines Betrags von 167&#160;020&#160;445 Belgischen Franken (BEF), das entspricht 4&#160;140&#160;328,68 Euro, da die von dieser Gesellschaft in Antwerpen zur Ausfuhr angemeldeten Zuckerchargen, f&#252;r die der Nachweis des Verlassens des Zollgebiets der Union durch die T5&#8209;Formulare als Kontrolldokumente erbracht worden sei, mit Hilfe gef&#228;lschter Dokumente in Form von T2L&#8209;Formularen in dieses Zollgebiet wiedereingef&#252;hrt worden seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Saint-Louis Sucre erkl&#228;rte sich mit der Wiedereinziehungsforderung des BIRB nicht einverstanden, da sie sich f&#252;r diesen Betrug nicht verantwortlich f&#252;hlte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 19.&#160;November 1996 sowie vom 13.&#160;Februar 1997 erhielt das BIRB seine Forderung aufrecht und vertrat die Auffassung, der in Rede stehende Zucker sei niemals ausgef&#252;hrt worden. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem das BIRB seine Aufforderung zur Zahlung der Hauptsumme samt der seit dem 16.&#160;April 1994 angefallenen Zinsen wiederholt hatte, entschloss sich Saint-Louis Sucre am 16.&#160;Mai 1997, diesen Betrag samt den f&#252;r den Zeitraum vom 16.&#160;April 1994 bis zum 16.&#160;Mai 1997 angefallenen Zinsen, mithin insgesamt 5&#160;133&#160;087,54 Euro, unter Vorbehalt und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht an das BIRB zu entrichten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Eingang dieser Zahlung leistete das K&#246;nigreich Belgien an den EGFL einen Betrag von 4&#160;106&#160;470,28 Euro, der 80&#160;% des von Saint-Louis Sucre entrichteten Betrags entspricht. Die restlichen 20&#160;%, also 1&#160;026&#160;617,52 Euro, behielt es gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr.&#160;595/91 des Rates vom 4.&#160;M&#228;rz 1991 betreffend Unregelm&#228;&#223;igkeiten und die Wiedereinziehung zu Unrecht gezahlter Betr&#228;ge im Rahmen der Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik sowie die Einrichtung eines einschl&#228;gigen Informationssystems und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr.&#160;283/72 (ABl.&#160;1991, L&#160;67, S.&#160;11) ein.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 18.&#160;Juni 1997 erhob Saint-Louis Sucre beim Tribunal de premi&#232;re instance de Bruxelles (Gericht erster Instanz Br&#252;ssel, Belgien) Klage auf R&#252;ckerstattung des Betrags von 5&#160;133&#160;087,54 Euro zuz&#252;glich Verzugszinsen, Prozesszinsen und Kosten durch das BIRB.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 20.&#160;M&#228;rz 2008 gab dieses Gericht, nachdem es den Ausgang des Strafverfahrens abgewartet hatte, dieser Klage statt und verurteilte das BIRB zur R&#252;ckerstattung dieser Betr&#228;ge.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das BIRB legte gegen dieses Urteil ein Rechtsmittel bei der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht Br&#252;ssel, Belgien) ein und beantragte, das Urteil abzu&#228;ndern und das urspr&#252;ngliche Begehren von Saint-Louis Sucre zur&#252;ckzuweisen. Hilfsweise beantragte das BIRB, dem Gerichtshof drei Fragen zur Vorabentscheidung &#252;ber die Auslegung der Verordnung (EWG) Nr.&#160;3665/87 der Kommission vom 27.&#160;November 1987 &#252;ber gemeinsame Durchf&#252;hrungsvorschriften f&#252;r Ausfuhrerstattungen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen (ABl.&#160;1987, L&#160;351, S.&#160;1, berichtigt in ABl.&#160;1988, L&#160;337, S.&#160;29) vorzulegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 3.&#160;Mai 2012, zugestellt am 29.&#160;Juni 2012, best&#228;tigte die Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) das Urteil des Tribunal de premi&#232;re instance de Bruxelles (Gericht erster Instanz, Br&#252;ssel). Dar&#252;ber hinaus entschied sie, dass dem Gerichtshof keine Frage zur Vorabentscheidung vorzulegen sei. Folglich verurteilte sie das BIRB zur Zahlung des Betrags von 10&#160;114&#160;003,39 Euro an Saint-Louis Sucre, was 5&#160;133&#160;087,54 Euro entspricht, nebst Zinsen ab dem 1.&#160;Juni 1997, zuz&#252;glich Verzugszinsen seit dem 7.&#160;M&#228;rz 2011, Prozesszinsen und Kosten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Anschluss an dieses Urteil ersuchte das BIRB einen bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalt um ein Gutachten im Hinblick auf die Erhebung einer Kassationsbeschwerde, wie es das belgische Verfahrensrecht vorsieht.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Anwalt erstattete am 25.&#160;September 2012 sein Gutachten, in dem er auf der Grundlage des Studiums der Akten sowie der unionsrechtlichen Rechtsprechung zu dem Schluss gelangte, dass es &#8222;unm&#246;glich [sei] das Urteil der [Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012] vor der Cour de cassation (Kassationshof) mit ausreichender Erfolgsaussicht anzufechten, soweit das BIRB zur Zahlung des Betrags von 10&#160;114&#160;003,39 Euro verpflichtet wird&#8220;. Infolge dieses negativen Gutachtens entschied das BIRB, die Sache nicht weiter zu verfolgen und nahm von der Einlegung einer Kassationsbeschwerde Abstand. Das BIRB zahlte den ihm auferlegten Gesamtbetrag von 10&#160;659&#160;055,85 Euro, d.&#160;h. 10&#160;114&#160;003,39 Euro nebst den einschl&#228;gigen Zinsen, an Saint-Louis Sucre.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Belastung des EGFL mit dem Betrag von 9&#160;601&#160;619,85 Euro</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 4.&#160;Juli 2012 teilte das BIRB der Kommission mit, dass aufgrund des auch im Fall der Einlegung einer Kassationsbeschwerde sofort vollstreckbaren Urteils der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 der ihm auferlegte Betrag dem EGFL in Rechnung gestellt werde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 13.&#160;November 2012 teilte das BIRB der Kommission mit, dass es gem&#228;&#223; Art.&#160;32 Abs.&#160;5 Unterabs.&#160;4 der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 den Betrag, den es an Saint-Louis Sucre habe zahlen m&#252;ssen, n&#228;mlich 10&#160;659&#160;055,85 Euro dem EGFL in Rechnung stelle, von dem zum einen 1&#160;026&#160;617,52 Euro f&#252;r die vom K&#246;nigreich Belgien nach der Verordnung Nr.&#160;595/91 von den 5&#160;133&#160;087,54 Euro einbehaltenen 20&#160;% und zum anderen die Gerichtskosten in H&#246;he von 30&#160;818,48 Euro abzuziehen seien. Folglich wurden im Zuge des Rechnungsabschlusses f&#252;r das Jahr 2012 Ausgaben in H&#246;he von 9&#160;601&#160;619,85 Euro dem EGFL als negative Einnahmen angelastet.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In seiner Jahreserkl&#228;rung f&#252;r dieses Jahr wies das BIRB daher einen positiven Berichtigungsposten in H&#246;he von 9&#160;601&#160;619,85 Euro aus.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem Durchf&#252;hrungsbeschluss C(2016)&#160;1543 final der Kommission vom 17.&#160;M&#228;rz 2016 &#252;ber den Rechnungsabschluss bestimmter Zahlstellen in Belgien und in Deutschland f&#252;r die vom EGFL f&#252;r das Haushaltsjahr 2012 finanzierten Ausgaben wurde dieser angepasste Betrag nach den Rechnungspr&#252;fungen seitens der Union f&#252;r das Haushaltsjahr 2012 ber&#252;cksichtigt und daher an das K&#246;nigreich Belgien gezahlt.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Administratives Finanzkorrekturverfahren</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Infolge der Belastung des EGFL mit dem Betrag von 9&#160;601&#160;619,85 Euro leitete die Kommission mit Schreiben vom 27.&#160;M&#228;rz 2013 ein Konformit&#228;tsabschlussverfahren ein. Sie wandte sich gegen die Anmeldung als Ausgabe zulasten des EGFL in zwei Punkten, n&#228;mlich erstens gegen die Entscheidung, nicht alle m&#246;glichen Rechtsmittel, hier konkret in Form einer Kassationsbeschwerde, auszusch&#246;pfen, um die betreffende Summe von Saint-Louis Sucre wiedereinzuziehen, und zweitens gegen die Belastung mit den Zinsen nach dem Jahr 1997.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 23.&#160;Mai 2013 beanstandete das BIRB diese beiden Punkte auf der Grundlage des Art.&#160;32 Abs.&#160;5 Unterabs.&#160;4 der Verordnung Nr.&#160;1290/2005. Es brachte dazu vor, dass nicht jede Kassationsbeschwerde automatisch zu einer Vorlage zur Vorabentscheidung an den Gerichtshof gef&#252;hrt h&#228;tte, da dessen Rechtsprechung das Unterlassen einer solchen Vorlage insbesondere im Rahmen der sogenannten &#8222;acte clair&#8220;-Doktrin zulasse. Im &#220;brigen verwies das BIRB auf das negative Gutachten des bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts und erl&#228;uterte die diesen Anw&#228;lten im belgischen System zukommende besondere Rolle. Folglich sei die Einlegung einer Kassationsbeschwerde keine Frage der Opportunit&#228;t gewesen, sondern die Einlegung eines solchen Rechtsmittels sei schlichtweg unm&#246;glich gewesen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach einem bilateralen Treffen mit dem BIRB am 13.&#160;Oktober 2014 und mehreren Schriftwechseln erhielt die Kommission in einer Mitteilung vom 12.&#160;Juni 2015 nach den Art.&#160;10 und 11 der Verordnung (EG) Nr.&#160;885/2006 der Kommission vom 21.&#160;Juni 2006 mit Durchf&#252;hrungsvorschriften zur Verordnung (EG) Nr.&#160;1290/2005 hinsichtlich der Zulassung der Zahlstellen und anderen Einrichtungen sowie des Rechnungsabschlusses f&#252;r den EGFL und den ELER (ABl.&#160;2006, L&#160;171, S.&#160;90) ihren Standpunkt aufrecht, dass das K&#246;nigreich Belgien den unionsrechtlichen Anforderungen f&#252;r das Haushaltsjahr 2012 nicht entsprochen habe, weil die belgischen Beh&#246;rden nicht alle m&#246;glichen Rechtsmittel ausgesch&#246;pft h&#228;tten, um den in Rede stehenden Betrag wiedereinzuziehen, was eine Pr&#252;fung der Saint-Louis Sucre betreffenden Vorabentscheidungsfrage durch den Gerichtshof h&#228;tte erm&#246;glichen k&#246;nnen, weshalb das BIRB nicht das Recht habe, vom EGFL den Ersatz der als Ausfuhrerstattungen geleisteten Zahlungen nach Art.&#160;32 Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 zu fordern. Folglich werde vorgeschlagen, den Betrag von 9&#160;601&#160;619 Euro von der Finanzierung durch die Union auszuschlie&#223;en.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf der Grundlage eines zusammenfassenden Berichts vom 22.&#160;Februar 2016 erlie&#223; die Kommission am 17.&#160;M&#228;rz 2016 den streitigen Beschluss, mit dem sie gegen&#252;ber dem K&#246;nigreich Belgien diesen Betrag von der Finanzierung durch die Union ausgeschlossen hat.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Klage vor dem Gericht und angefochtenes Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit am 30.&#160;Mai 2016 bei der Kanzlei des Gerichts eingegangener Klageschrift erhob das K&#246;nigreich Belgien Klage auf Nichtigerkl&#228;rung des streitigen Beschlusses.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur St&#252;tzung dieser Klage machte das K&#246;nigreich Belgien zwei Klagegr&#252;nde geltend. Erstens habe die Kommission gegen Art.&#160;31 Abs.&#160;1 und Art.&#160;32 Abs.&#160;8 der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 versto&#223;en, indem sie nicht nachgewiesen habe, dass die vom BIRB get&#228;tigte Ausgabe unionsrechtswidrig gewesen sei und dass die mangelnde Wiedereinziehung bzw. die Unregelm&#228;&#223;igkeit auf eine dem BIRB zurechenbare Unregelm&#228;&#223;igkeit oder ein ihm zurechenbares Vers&#228;umnis zur&#252;ckzuf&#252;hren sei. Hilfsweise machte sie als zweiten Klagegrund einen Versto&#223; gegen Art.&#160;31 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 sowie gegen den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz geltend, da der durch den streitigen Beschluss von der Finanzierung durch die Union ausgeschlossene Betrag nicht der Bedeutung der festgestellten Unionsrechtswidrigkeit entspreche und dem der Union entstandenen finanziellen Schaden nicht Rechnung getragen worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem angefochtenen Urteil hat das Gericht diese beiden Klagegr&#252;nde zur&#252;ckgewiesen und infolgedessen die Klage zur G&#228;nze abgewiesen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Antr&#228;ge der Parteien</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinem Rechtsmittel beantragt das K&#246;nigreich Belgien,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das angefochtene Urteil aufzuheben,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den streitigen Beschluss insoweit f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren, als er den Betrag von 9&#160;601&#160;619 Euro von der Finanzierung durch die Union ausschlie&#223;t, und </p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Kommission die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das Rechtsmittel zur&#252;ckzuweisen und</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dem K&#246;nigreich Belgien die Kosten aufzuerlegen. </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zum Rechtsmittel</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich Belgien st&#252;tzt sein Rechtsmittel als einzigen Rechtsmittelgrund auf eine unrichtige Auslegung der Bestimmung von Art.&#160;32 Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005, die sich nunmehr im Wesentlichen in Art.&#160;54 Abs.&#160;5 Buchst.&#160;c der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 wiederfinde, durch das Gericht. Dieser Rechtsmittelgrund ist in sechs Teile gegliedert.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Zum ersten Teil des einzigen Rechtsmittelgrundes</i> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Vorbringen der Parteien</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem ersten Teil seines einzigen Rechtsmittelgrundes macht das K&#246;nigreich Belgien geltend, das Gericht sei in Rn.&#160;56 des angefochtenen Urteils zu Unrecht davon ausgegangen, dass die belgischen Beh&#246;rden dadurch, dass sie gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 keine Kassationsbeschwerde eingelegt h&#228;tten, nicht alle innerstaatlichen Rechtsmittel ausgesch&#246;pft h&#228;tten. Das Gericht habe den au&#223;erordentlichen Charakter der Kassationsbeschwerde sowie die besondere Rolle der bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anw&#228;lte nach dem belgischen Verfahrensrecht nicht ber&#252;cksichtigt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Auslegung durch das Gericht stehe derjenigen durch den Europ&#228;ischen Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte in den Entscheidungen vom 5.&#160;Dezember 2002, Vogl/Deutschland (CE:ECHR:2002:1205DEC006586301, Rn.&#160;2), sowie vom 5.&#160;M&#228;rz 2013, Chapman/Belgien (CE:ECHR:2013:0305DEC003961906, Rn.&#160;33), entgegen. Dieser Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte habe n&#228;mlich wiederholt die Besonderheit der Rolle des bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts im belgischen Gerichtssystem und dessen zwingende Befassung anerkannt. So habe der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte in der letztgenannten Entscheidung nach der Feststellung, dass &#8222;der Beschwerdef&#252;hrer sich an einen bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalt gewandt hat, um dem belgischen Prozessrecht &#252;ber die Anrufung der Cour de cassation (Kassationshof) zu entsprechen&#8220;, dass &#8222;der bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassene Anwalt der Auffassung war, dass keine vern&#252;nftige Erfolgsaussicht bestehe&#8220;, und dass &#8222;der Beschwerdef&#252;hrer auf der Grundlage dieses negativen Gutachtens auf seine Kassationsbeschwerde verzichtet hat&#8220;, ausgef&#252;hrt, dass &#8222;angesichts der pr&#228;ventiven Rolle des bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts im Interesse sowohl der Cour de cassation (Kassationshof) als auch der Rechtsunterworfenen &#8230; der Beschwerdef&#252;hrer im vorliegenden Fall alles getan hat, was von ihm zu erwarten war, um die innerstaatlichen Rechtsmittel auszusch&#246;pfen&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission macht geltend, dass der erste Teil des einzigen Rechtsmittelgrundes unzul&#228;ssig sei, da damit ein Argument vorgetragen werde, das vor dem Gericht nicht geltend gemacht worden sei, und er dar&#252;ber hinaus jedenfalls unbegr&#252;ndet sei.</p> <p class="C06Titre3">&#160;W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich der Zul&#228;ssigkeit des ersten Teils des einzigen Rechtsmittelgrundes ist darauf hinzuweisen, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs dessen Befugnisse im Rahmen eines Rechtsmittels auf die Beurteilung der rechtlichen Entscheidung &#252;ber das im ersten Rechtszug er&#246;rterte Vorbringen beschr&#228;nkt sind. Eine Partei kann daher vor dem Gerichtshof nicht erstmals ein Angriffs- oder Verteidigungsmittel vorbringen, das sie vor dem Gericht nicht vorgebracht hat, da ihr damit letztlich gestattet w&#252;rde, den Gerichtshof, dessen Befugnisse bei Rechtsmitteln begrenzt sind, mit einem weiter reichenden Rechtsstreit zu befassen, als ihn das Gericht zu entscheiden hatte (Urteil vom 13.&#160;Juli 2017, Saint-Gobain Glass Deutschland/Kommission, C&#8209;60/15&#160;P, EU:C:2017:540, Rn.&#160;50 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ein Argument, das im ersten Rechtszug nicht geltend gemacht wurde, kann jedoch dann nicht als ein neues, im Rechtsmittelverfahren unzul&#228;ssiges Angriffs- oder Verteidigungsmittel angesehen werden, wenn es lediglich eine Erweiterung eines bereits vor dem Gericht geltend gemachten Arguments darstellt (Urteil vom 13.&#160;Juli 2017, Saint-Gobain Glass Deutschland/Kommission, C&#8209;60/15&#160;P, EU:C:2017:540, Rn.&#160;51 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie das Gericht in Rn.&#160;54 des angefochtenen Urteils festgehalten hat, hat das K&#246;nigreich Belgien nun entgegen der Ansicht der Kommission mit dem ersten in seiner Klageschrift im ersten Rechtszug vorgebrachten Klagegrund im Wesentlichen bestritten, dadurch eine Unregelm&#228;&#223;igkeit oder ein Vers&#228;umnis begangen zu haben, dass die belgischen Beh&#246;rden nicht alle m&#246;glichen Rechtsmittel ausgesch&#246;pft h&#228;tten. Insoweit machte dieser Mitgliedstaat geltend, dass es infolge des negativen Gutachtens des vom BIRB im Hinblick auf die Einlegung einer Kassationsbeschwerde konsultierten bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts tats&#228;chlich keine M&#246;glichkeit zur Einlegung eines solchen Rechtsmittels gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 gegeben habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar trifft es zu, dass das K&#246;nigreich Belgien, wie die Kommission betont, vor dem Gericht keine Missachtung der in seiner Rechtsmittelschrift zitierten Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte geltend gemacht hat, doch zielt dieses Argument darauf ab, aufzuzeigen, dass das Gericht zu Unrecht davon ausgegangen sei, dieser Mitgliedstaat habe nicht alle innerstaatlichen Rechtsmittel ausgesch&#246;pft. Somit handelt es sich blo&#223; um die Erweiterung der im Rahmen des ersten Klagegrundes in der Klageschrift im ersten Rechtszug entwickelten Argumentation.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist die von der Kommission erhobene Einrede der Unzul&#228;ssigkeit zur&#252;ckzuweisen und der erste Teil des einzigen Rechtsmittelgrundes f&#252;r zul&#228;ssig zu erkl&#228;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Sache ist zum einen auszuf&#252;hren, dass es, wie das Gericht in Rn.&#160;56 des angefochtenen Urteils festgehalten und das K&#246;nigreich Belgien in seiner Rechtsmittelschrift einger&#228;umt hat, den belgischen Beh&#246;rden im vorliegenden Fall nicht unm&#246;glich war, gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 eine Kassationsbeschwerde einzulegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden kann dieser Mitgliedstaat dem Gericht nicht vorwerfen, in dieser Rn.&#160;56 festgestellt zu haben, dass diese Beh&#246;rden nicht alle im belgischen Recht vorgesehenen Rechtsmittel ausgesch&#246;pft h&#228;tten, um die streitigen Betr&#228;ge wiedereinzuziehen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen ist auf das Vorbringen des K&#246;nigreichs Belgien, das Gericht habe die Entscheidung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte vom 5.&#160;Dezember 2002, Vogl/Deutschland (CE:ECHR:2002:1205DEC006586301, Rn.&#160;2), missachtet, festzustellen, dass dieses Vorbringen in keiner Weise untermauert wurde und somit nicht durchdringen kann.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit dieser Mitgliedstaat vermeint, das Gericht habe eine gegenteilige Auslegung vertreten wie der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte in der Entscheidung vom 5.&#160;M&#228;rz 2013, Chapman/Belgien (CE:ECHR:2013:0305DEC003961906, Rn.&#160;33), ist darauf hinzuweisen, dass es in dieser Entscheidung um die Voraussetzung nach Art.&#160;35 Abs.&#160;1 der am 4.&#160;November 1950 in Rom unterzeichneten Europ&#228;ischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten ging, wonach der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte erst nach Aussch&#246;pfung der innerstaatlichen Rechtsbehelfe angerufen werden kann.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Generalanwalt in den Nrn.&#160;75 und 76 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, hat diese Voraussetzung den Zweck, den Vertragsstaaten dieser Konvention die Gelegenheit zu geben, die behaupteten Verst&#246;&#223;e gegen diese zu verhindern oder zu beseitigen, bevor der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte damit befasst wird (EGMR, 28.&#160;Juli 1999, Selmouni/Frankreich, CE:ECHR:1999:0728JUD002580394, &#167;&#160;74, und EGMR, 6.&#160;Januar 2011, Paksas/Litauen, CE:ECHR:2011:0106JUD003493204, &#167;&#160;75), w&#228;hrend die in Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 normierte und im Wesentlichen in Art.&#160;58 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 &#252;bernommene Verpflichtung der Mitgliedstaaten, alle erforderlichen Ma&#223;nahmen zur Wiedereinziehung der infolge von Unregelm&#228;&#223;igkeiten oder Vers&#228;umnissen abgeflossenen Betr&#228;ge zu treffen, den Schutz der finanziellen Interessen der Union sicherstellen soll. Somit beziehen sich diese Erfordernisse auf unterschiedliche rechtliche Regelungsbereiche, so dass die vorgenannte Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte f&#252;r die Auslegung der Anwendungsvoraussetzungen des Art.&#160;32 Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005, nunmehr im Wesentlichen &#252;bernommen in Art.&#160;54 Abs.&#160;5 Buchst.&#160;c der Verordnung Nr.&#160;1306/2013, ohne Relevanz ist, insbesondere was die Auslegung des Begriffs des Vers&#228;umnisses in diesen beiden Bestimmungen betrifft.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher sind die Argumente des K&#246;nigreichs Belgien hinsichtlich der Missachtung der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte nicht geeignet, einen Rechtsfehler des Gerichts bei der Auslegung und Anwendung dieser unionsrechtlichen Bestimmungen aufzuzeigen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit ist der erste Teil des einzigen Rechtsmittelgrundes als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;Zum zweiten Teil des einzigen Rechtsmittelgrundes</p> <p class="C06Titre3">&#160;Vorbringen der Parteien</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem zweiten Teil seines einzigen Rechtsmittelgrundes macht das K&#246;nigreich Belgien im Wesentlichen geltend, das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, indem es in den Rn.&#160;55 bis 62 des angefochtenen Urteils entschieden habe, dass dieser Mitgliedstaat nicht mit der erforderlichen Sorgfalt gehandelt habe, um die streitigen Betr&#228;ge wiedereinzuziehen, und somit ein Vers&#228;umnis begangen habe, da er es durch die unterlassene Einlegung eines &#8211; ihm m&#246;glich gewesenen &#8211; Rechtsmittels gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 absolut unm&#246;glich gemacht habe, dass dem Gerichtshof von der Cour de cassation (Kassationshof) Fragen nach der Auslegung der Verordnung Nr.&#160;3665/87 zur Vorabentscheidung vorgelegt w&#252;rden, und er nicht alle ihm zur Verf&#252;gung stehenden Mittel f&#252;r die Wiedereinziehung ausgesch&#246;pft habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich Belgien bringt zun&#228;chst vor, dass das Gericht dadurch die Handlungsweise der belgischen Beh&#246;rden unrichtig beurteilt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diesen w&#228;re es n&#228;mlich zwar theoretisch nicht unm&#246;glich gewesen, ein Rechtsmittel gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 zu erheben, doch habe infolge des negativen Gutachtens des vom BIRB konsultierten bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts keine Chance bestanden, dass diese einem solchen Rechtsmittel stattgegeben h&#228;tte, und zwar aufgrund der besonderen diesen Anw&#228;lten vom belgischen Gesetzgeber zuerkannten Rolle als Filter f&#252;r Kassationsbeschwerden, die ihren Mandanten von der Einlegung einer Beschwerde ohne vern&#252;nftige Erfolgsaussichten abraten m&#252;ssten, um eine &#220;berlastung dieses Gerichts durch offensichtlich unbegr&#252;ndete oder unzul&#228;ssige Rechtsmittel zu vermeiden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Gerichtshof hat das K&#246;nigreich Belgien im Wesentlichen darauf verwiesen, dass eine Kassationsbeschwerdeschrift nach den belgischen Verfahrensvorschriften von einem bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalt unterzeichnet sein m&#252;sse und ein Rechtsunterworfener, der eine solche Beschwerde erheben wolle, zuvor das Gutachten eines solchen Anwalts zu den Erfolgsaussichten der Beschwerde einholen m&#252;sse. Obwohl er nicht an ein negatives Gutachten des konsultierten Anwalts gebunden sei und diesen mit der Einlegung einer gegebenenfalls von ihm selbst verfassten Beschwerdeschrift in seinem Namen beauftragen k&#246;nne, komme eine solche Vorgehensweise faktisch kaum vor. In einem solchen Fall m&#252;sste der Anwalt n&#228;mlich in der Beschwerdeschrift angeben, dass diese &#8222;auf Verlangen und &#252;ber Entwurf&#8220; eingereicht worden sei, wodurch f&#252;r die Cour de cassation (Kassationshof) erkennbar w&#228;re, dass er deren Inhalt nicht bef&#252;rworte. Dar&#252;ber hinaus w&#252;rde der Beschwerdef&#252;hrer bei einem solchen Vorgehen eine Verurteilung zur Zahlung einer Entsch&#228;digung wegen missbr&#228;uchlicher Beschwerdeeinlegung riskieren. Auch wenn im &#220;brigen im Fall eines negativen Gutachtens des konsultierten bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts nichts den betreffenden Beschwerdewilligen daran hindere, ein zweites Gutachten bei einem anderen bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalt einzuholen, sei es in der Praxis doch sehr selten, dass dieser ein Gutachten mit gegenteiligem Ergebnis wie der erste abgebe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall habe der vom BIRB konsultierte Anwalt nach eingehender und sorgf&#228;ltiger Analyse insbesondere der Rechtsprechung des Gerichtshofs ein negatives Gutachten abgegeben. Indem sie nach diesem Gutachten von der Erhebung einer Kassationsbeschwerde abgesehen h&#228;tten, h&#228;tten die belgischen Beh&#246;rden so gehandelt, wie es jeder vern&#252;nftige und umsichtige Rechtsunterworfene getan h&#228;tte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner repliziert das K&#246;nigreich Belgien auf den Vorhalt des Gerichts in Rn.&#160;57 des angefochtenen Urteils, dieser Mitgliedstaat habe durch die unterlassene Einlegung einer Kassationsbeschwerde gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 die Vorlage von Fragen zur Vorabentscheidung &#252;ber die Auslegung der Verordnung Nr.&#160;3665/87 an den Gerichtshof durch die Cour de cassation (Kassationshof) absolut unm&#246;glich gemacht, zum einen, dass die besondere Filterfunktion der bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anw&#228;lte zur Funktionsf&#228;higkeit der Justiz beitrage. Diese Funktion &#252;bertrage allerdings nicht die Zust&#228;ndigkeit der Cour de cassation (Kassationshof) zur Vorlage von Vorabentscheidungsfragen an den Gerichtshof auf diese Anw&#228;lte, da der Mandant im Zweifelsfall immer noch die Cour de cassation (Kassationshof) anrufen k&#246;nne. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen verweist das K&#246;nigreich Belgien darauf, dass nicht jedes Rechtsmittel automatisch eine Vorlage zur Vorabentscheidung an den Gerichtshof ausgel&#246;st h&#228;tte, da in manchen F&#228;llen ein Absehen von einer Vorlage nach den Grunds&#228;tzen des Urteils vom 6.&#160;Oktober 1982, Cilfit u.&#160;a. (283/81, EU:C:1982:335, Rn.&#160;21), gerechtfertigt sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nun habe vorliegend der vom BIRB konsultierte bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassene Anwalt die einschl&#228;gige Rechtsprechung des Gerichtshofs analysiert und erl&#228;utert, warum die im Urteil vom 11.&#160;Januar 2007, Vonk Dairy Products (C&#8209;279/05, EU:C:2007:18), getroffene L&#246;sung auch auf den vorliegenden Fall zu &#252;bertragen sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich bezweifelt das K&#246;nigreich Belgien, dass die systematische Einlegung eines im Hinblick auf das fundierte negative Gutachten eines bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts, eines mit diesem besonderen Verfahren vertrauten Spezialisten, offensichtlich chancenlosen Rechtsmittels ein zufriedenstellendes Beispiel f&#252;r die nach Art.&#160;32 Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005 geforderte Sorgfalt darstelle. Eine solche Vorgehensweise erscheine vielmehr unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig und w&#252;rde das Wiedereinziehungsverfahren unn&#246;tig in die L&#228;nge ziehen, ohne dass eine Erfolgsgarantie best&#252;nde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission verweist in ihrer Rechtsmittelbeantwortung zun&#228;chst darauf, dass die Ausfuhrerstattungen unbestreitbar zu Unrecht an Saint-Louis Sucre geleistet worden seien. Den belgischen Beh&#246;rden sei ein Vers&#228;umnis vorzuwerfen, indem sie gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 keine Kassationsbeschwerde eingelegt h&#228;tten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens h&#228;tten die nationalen Beh&#246;rden die M&#246;glichkeit gehabt, trotz des negativen Gutachtens des vom BIRB konsultierten bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts eine solche Beschwerde einzulegen oder ein zweites Gutachten eines anderen Anwalts einzuholen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens m&#252;sse die Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten bei der Regelung des Zugangs zu ihren obersten Gerichten, insbesondere in Form der Zwischenschaltung von Vorabgutachten spezialisierter Anw&#228;lte mit den Grunds&#228;tzen der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t in Einklang gebracht werden. So k&#246;nne diese Autonomie nicht geltend gemacht werden, um insbesondere der Verpflichtung der obersten Gerichte zur Anrufung des Gerichtshofs im Wege des Vorabentscheidungsverfahrens nach Art.&#160;267 AEUV zu entgehen. In diesem Zusammenhang stehe es den bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anw&#228;lten nicht zu, zu entscheiden, ob die durch eine Rechtssache aufgeworfenen unionsrechtlichen Fragen vom Gerichtshof im Sinne der Rechtsprechung nach dem Urteil vom 6.&#160;Oktober 1982, Cilfit u.&#160;a. (283/81, EU:C:1982:335), bereits entschieden worden seien oder ob die Cour de cassation (Kassationshof) eine Vorlage zur Vorabentscheidung vornehmen m&#252;sse, und so den Zugang zu diesem Rechtsweg durch Blockierung der Einlegung von Kassationsbeschwerden zu filtern. Nun w&#252;rde allerdings die vom K&#246;nigreich Belgien vertretene Position darauf hinauslaufen, den bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anw&#228;lten eine solche Rolle zuzuerkennen, die aber nur der Cour de cassation (Kassationshof) selbst zukomme.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar treffe es zu, dass nicht jedes Rechtsmittel die Cour de cassation (Kassationshof) zwangsl&#228;ufig veranlasst h&#228;tte, eine Vorlage zur Vorabentscheidung an den Gerichtshof vorzunehmen, doch h&#228;tten die belgischen Beh&#246;rden durch die unterlassene Einlegung einer Kassationsbeschwerde gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 der Cour de cassation (Kassationshof) endg&#252;ltig die M&#246;glichkeit genommen, eine solche Vorlage vorzunehmen. Da im vorliegenden Fall die Ausfuhrerstattungen unbestrittenerma&#223;en zu Unrecht gezahlt worden seien und dieser Fall Rechtsfragen aufwerfe, die eine Auslegung der Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;3665/87 erforderten, sei das K&#246;nigreich Belgien verpflichtet gewesen, gegen das besagte Urteil ein Rechtsmittel einzulegen, um der Cour de cassation (Kassationshof) die Vorlage an den Gerichtshof zu erm&#246;glichen. In diesem Zusammenhang lasse sich der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Gerichtshofs entnehmen, dass den Mitgliedstaaten kein Ermessen hinsichtlich der Opportunit&#228;t einer Wiedereinziehung zu Unrecht gezahlter Beihilfen zustehe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens sei die Stellungnahme des vom BIRB konsultierten bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts, wie die Kommission bereits vor dem Gericht geltend gemacht habe, unrichtig und l&#252;ckenhaft, und zwar sowohl hinsichtlich der vorgenommenen Auslegung der Rechtsprechung des Gerichtshofs als auch in Bezug auf die Notwendigkeit der Vorlage von Vorabentscheidungsfragen an diesen. Somit handle es sich nicht um ein &#8222;fundiertes Vorabgutachten&#8220; eines mit diesem Verfahren &#8222;vertrauten&#8220; Spezialisten auf der Grundlage einer &#8222;eingehenden Analyse&#8220;, wie das K&#246;nigreich Belgien behaupte.</p> <p class="C06Titre3">&#160;W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Entscheidung &#252;ber den zweiten Teil des einzigen Rechtsmittelgrundes ist als Erstes darauf hinzuweisen, dass die Kommission gem&#228;&#223; Art.&#160;32 Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005, der nunmehr im Wesentlichen in Art.&#160;54 Abs.&#160;5 Buchst.&#160;c der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 &#252;bernommen wurde, beschlie&#223;en kann, die zulasten des Unionshaushalts verbuchten Betr&#228;ge von der Finanzierung durch die Union auszuschlie&#223;en, wenn sie feststellt, dass die Nichtwiedereinziehung auf Vers&#228;umnisse zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, f&#252;r die die Beh&#246;rden eines Mitgliedstaats verantwortlich sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die diesen Beh&#246;rden in diesem Zusammenhang obliegenden Pflichten betrifft, bestimmt Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005, dass die Mitgliedstaaten alle Ma&#223;nahmen erlassen, um einen wirksamen Schutz der finanziellen Interessen der Union zu gew&#228;hrleisten, insbesondere um die infolge von Unregelm&#228;&#223;igkeiten oder Vers&#228;umnissen abgeflossenen Betr&#228;ge wiedereinzuziehen. Art.&#160;58 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;e der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 &#252;bernimmt im Wesentlichen diese Bestimmung und erg&#228;nzt, dass die Mitgliedstaaten die erforderlichen Ma&#223;nahmen erlassen, um wenn notwendig die notwendigen rechtlichen Schritte zu einer solchen Wiedereinziehung einzuleiten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Indem besagter im Wesentlichen in diesem Art.&#160;58 Abs.&#160;1 &#252;bernommene Art.&#160;9 Abs.&#160;1 die Mitgliedstaaten zur Wahrung des Schutzes der finanziellen Interessen der Union sowie zur Wiedereinziehung der zu Unrecht gezahlten Betr&#228;ge verpflichtet, ist er im Hinblick auf die Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik Ausdruck der allgemeinen Sorgfaltspflicht nach Art.&#160;4 Abs.&#160;3 EUV (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 21.&#160;Februar 1991, Deutschland/Kommission, C&#8209;28/89, EU:C:1991:67, Rn.&#160;31, vom 21.&#160;Januar 1999, Deutschland/Kommission, C&#8209;54/95, EU:C:1999:11, Rn.&#160;66 und 177, sowie vom 13.&#160;November 2001, Frankreich/Kommission, C&#8209;277/98, EU:C:2001:603, Rn.&#160;40). Diese w&#228;hrend des gesamten Verfahrens zur Wiedereinziehung dieser Betr&#228;ge bestehende Verpflichtung bedeutet, dass die innerstaatlichen Beh&#246;rden diese Wiedereinziehung rasch und zeitnah betreiben und auf die ihnen zur Verf&#252;gung stehenden &#220;berpr&#252;fungs- und Eintreibungsmittel zur&#252;ckgreifen m&#252;ssen, um den Schutz dieser Interessen zu gew&#228;hrleisten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings besagen diese Bestimmungen nicht, welche spezifischen Ma&#223;nahmen zu diesem Zweck zu ergreifen sind, insbesondere, welche gerichtlichen Verfahren zur Wiedereinziehung dieser Betr&#228;ge eingeleitet werden m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Verwaltung der EGFL-Finanzierung in erster Linie Sache der nationalen Beh&#246;rden ist, die f&#252;r die strikte Einhaltung der Unionsvorschriften zu sorgen haben und &#252;ber die dazu erforderliche geografische N&#228;he verf&#252;gen (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 24.&#160;Januar 2002, Frankreich/Kommission, C&#8209;118/99, EU:C:2002:39, Rn.&#160;37, und vom 7.&#160;Juli 2005, Griechenland/Kommission, C&#8209;5/03, EU:C:2005:426, Rn.&#160;40), sind die Mitgliedstaaten, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;93 seiner Schlussantr&#228;ge festgehalten hat, am besten in der Lage, die zu Unrecht gezahlten bzw. infolge von Unregelm&#228;&#223;igkeiten oder Vers&#228;umnissen abgeflossenen Betr&#228;ge wiedereinzuziehen und die zu diesem Zweck geeignetsten Ma&#223;nahmen zu bestimmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit obliegt es konkret den innerstaatlichen Beh&#246;rden, vorbehaltlich der Einhaltung der in Rn.&#160;67 des vorliegenden Urteils angesprochenen Sorgfaltspflicht, die Rechtsbehelfe auszuw&#228;hlen, die sie f&#252;r die Wiedereinziehung der betreffenden Betr&#228;ge unter Ber&#252;cksichtigung der besonderen Umst&#228;nde des Einzelfalls f&#252;r am geeignetsten halten (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 21.&#160;Juli 2005, Griechenland/Kommission, C&#8209;370/03, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2005:489, Rn.&#160;44).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nun kann, wie der Generalanwalt in den Nrn. 101 und 102 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, die Entscheidung eines Mitgliedstaats, nicht alle diese Rechtebehelfe einschlie&#223;lich der au&#223;erordentlichen auszusch&#246;pfen, in einer Vielzahl von Konstellationen und aus ganz unterschiedlichen Gr&#252;nden erfolgen. Somit kann nicht ohne Ber&#252;cksichtigung dieser Umst&#228;nde davon ausgegangen werden, dass die Aussch&#246;pfung dieser Rechtsbehelfe in jedem Fall notwendig w&#228;re, um die finanziellen Interessen der Union zu sch&#252;tzen, und dass das Unterbleiben ihrer Aussch&#246;pfung stets ein Vers&#228;umnis darstelle.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden ist dem K&#246;nigreich Belgien im Wesentlichen dahin beizupflichten, dass die in Rn.&#160;67 des vorliegenden Urteils angesprochene Sorgfaltspflicht nicht notwendigerweise bedeutet, dass die Mitgliedstaaten systematisch und unabh&#228;ngig von den besonderen Umst&#228;nden des Einzelfalls s&#228;mtliche nach ihrem innerstaatlichen Recht zur Verf&#252;gung stehenden Rechtsbehelfe aussch&#246;pfen m&#252;ssen, um die zu Unrecht gezahlten Betr&#228;ge wiedereinzuziehen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Zweites ist das Gericht in den Rn.&#160;57 bis 60 des angefochtenen Urteils davon ausgegangen, dass dem K&#246;nigreich Belgien insofern ein solches Vers&#228;umnis vorzuwerfen sei, als es durch die unterlassene Einlegung eines Rechtsmittels gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012, die die Vorlage von Fragen zur Vorabentscheidung &#252;ber die Auslegung der Verordnung Nr.&#160;3665/87 an den Gerichtshof abgelehnt habe, die Vorlage dieser Fragen durch die Cour de cassation (Kassationshof) an den Gerichtshof absolut unm&#246;glich gemacht habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass die Cour de cassation (Kassationshof) als Gericht, dessen Entscheidungen selbst nicht mehr mit Rechtsmitteln des innerstaatlichen Rechts angefochten werden k&#246;nnen, gem&#228;&#223; Art.&#160;267 Abs.&#160;3 AEUV grunds&#228;tzlich verpflichtet ist, den Gerichtshof im Wege des Vorabentscheidungsverfahrens anzurufen, wenn sich ihr eine unionsrechtliche Frage stellt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Generalanwalt im Wesentlichen in den Nrn. 111 bis 113 seiner Schlussantr&#228;ge festgehalten hat, kann das Vorliegen eines Vers&#228;umnisses seitens des K&#246;nigreichs Belgien nicht auf den alleinigen Umstand gest&#252;tzt werden, dass es durch die unterlassene Einlegung eines Rechtsmittels gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 der Cour de cassation (Kassationshof) die M&#246;glichkeit genommen hat, dem Gerichtshof Fragen nach der Auslegung der Verordnung Nr.&#160;3665/87 zur Vorabentscheidung vorzulegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens ist n&#228;mlich f&#252;r die Feststellung eines solchen Vers&#228;umnisses entscheidend, ob die belgischen Beh&#246;rden s&#228;mtliche zum Schutz der finanziellen Interessen der Union erforderlichen Ma&#223;nahmen ergriffen haben, und konkret, ob sie durch die unterlassene Einlegung besagten Rechtsmittels von der Nutzung eines Rechtsbehelfs Abstand genommen haben, der es ihnen mit angemessener Wahrscheinlichkeit erm&#246;glicht h&#228;tte, die streitigen Betr&#228;ge wiedereinzuziehen. Im Rahmen dieser Pr&#252;fung, die, wie aus den Erw&#228;gungen in den Rn.&#160;71 und 72 des vorliegenden Urteils folgt, im Licht aller besonderen Umst&#228;nde des Einzelfalls durchzuf&#252;hren ist, ist der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die Einlegung eines Rechtsmittels gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 die Cour de cassation (Kassationshof) dazu h&#228;tte veranlassen k&#246;nnen, dieses Urteil aufgrund der Antwort des Gerichtshofs auf etwaige Vorabentscheidungsfragen nach der Auslegung der relevanten unionsrechtlichen Bestimmungen aufzuheben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens l&#228;sst sich der st&#228;ndigen Rechtsprechung des Gerichtshofs entnehmen, dass die in Rn.&#160;74 des vorliegenden Urteils genannte Verpflichtung der Cour de cassation (Kassationshof) zur Anrufung des Gerichtshofs im Wege des Vorabentscheidungsverfahrens, wenn sich ihr eine unionsrechtliche Frage stellt, nicht besteht, wenn sie feststellt, dass die gestellte Frage nicht entscheidungserheblich ist, dass die betreffende unionsrechtliche Bestimmung bereits Gegenstand einer Auslegung durch den Gerichtshof war oder dass die richtige Anwendung des Unionsrechts derart offenkundig ist, dass f&#252;r einen vern&#252;nftigen Zweifel keinerlei Raum bleibt; ob ein solcher Fall gegeben ist, ist unter Ber&#252;cksichtigung der Eigenheiten des Unionsrechts, der besonderen Schwierigkeiten seiner Auslegung und der Gefahr voneinander abweichender Gerichtsentscheidungen innerhalb der Union zu beurteilen (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 6.&#160;Oktober 1982, Cilfit u.&#160;a., 283/81, EU:C:1982:335, Rn.&#160;21, vom 9.&#160;September 2015, Ferreira da Silva e Brito u.&#160;a., C&#8209;160/14, EU:C:2015:565, Rn.&#160;38 und 39, sowie vom 4.&#160;Oktober 2018, Kommission/Frankreich [Steuervorauszahlung f&#252;r ausgesch&#252;ttete Dividenden], C&#8209;416/17, EU:C:2018:811, Rn.&#160;110).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point78">78</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts dieser Rechtsprechung kann weder davon ausgegangen werden, dass die Cour de cassation (Kassationshof) unabh&#228;ngig von den Umst&#228;nden des Einzelfalls automatisch den Gerichtshof um Vorabentscheidung ersucht h&#228;tte, wenn gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 Kassationsbeschwerde eingelegt worden w&#228;re, noch, dass eine Vorlage zur Vorabentscheidung den Gerichtshof zwangsl&#228;ufig dazu veranlasst h&#228;tte, das Unionsrecht dahin auszulegen, dass die Cour de cassation (Kassationshof) in weiterer Folge das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 aufgehoben h&#228;tte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point79">79</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit folgt aus den Erw&#228;gungen in den Rn.&#160;71 bis 78 des vorliegenden Urteils, dass das Vorliegen eines dem K&#246;nigreich Belgien zuzurechnenden Vers&#228;umnisses im Sinne von Art.&#160;32 Abs.&#160;8 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1290/2005, im Wesentlichen in Art.&#160;54 Abs.&#160;5 Buchst.&#160;c der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 &#252;bernommen, im Licht s&#228;mtlicher Umst&#228;nde des Einzelfalls zu beurteilen war.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point80">80</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu diesen insoweit zu ber&#252;cksichtigenden Umst&#228;nden z&#228;hlen, wie der Generalanwalt in den Nrn.&#160;105 und 109 seiner Schlussantr&#228;ge festgehalten hat, als Erstes die nach innerstaatlichem Recht zur Verf&#252;gung stehenden Ma&#223;nahmen zur Wiedereinziehung der streitigen Betr&#228;ge, die in den Rn.&#160;10 bis 13 des angefochtenen Urteils und in den Rn.&#160;11 bis 14 des vorliegenden Urteils aufgef&#252;hrten vom betreffenden Mitgliedstaat tats&#228;chlich erlassenen Wiedereinziehungsma&#223;nahmen sowie die von diesem Mitgliedstaat diesbez&#252;glich bereits ergriffenen Rechtsbehelfe und deren Ergebnis.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point81">81</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall ist insbesondere der Umstand zu ber&#252;cksichtigen, dass das K&#246;nigreich Belgien gegen Saint-Louis Sucre s&#228;mtliche vom innerstaatlichen Recht vorgesehenen ordentlichen Rechtsmittel eingelegt hat, dass sowohl das Tribunal de premi&#232;re instance de Bruxelles (Gericht erster Instanz, Br&#252;ssel) als auch die Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel), diese in ihrem Urteil vom 3.&#160;Mai 2012, diesen Mitgliedstaat zur R&#252;ckerstattung der Betr&#228;ge samt Verzugszinsen, Prozesszinsen und Kosten an diese Gesellschaft verurteilt haben und dass die Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) entschieden hat, dass dem Gerichtshof keine Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point82">82</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Zweites sind die vom K&#246;nigreich Belgien infolge dieses Urteils unternommenen prozessualen Schritte in Richtung einer etwaigen Kassationsbeschwerde zu ber&#252;cksichtigen, n&#228;mlich die in Rn.&#160;19 des angefochtenen Urteils festgestellte und in Rn.&#160;20 des vorliegenden Urteils in Erinnerung gerufene Tatsache, dass das BIRB im Einklang mit den belgischen Verfahrensvorschriften das Gutachten eines bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts zu den Erfolgsaussichten dieser Beschwerde eingeholt hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point83">83</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Drittes muss das Vorliegen eines etwaigen Vers&#228;umnisses seitens des K&#246;nigreichs Belgien aufgrund seiner Entscheidung, keine solche Beschwerde einzulegen, gem&#228;&#223; den Erw&#228;gungen in den Rn.&#160;76 und 78 des vorliegenden Urteils im Hinblick darauf gepr&#252;ft werden, wie dieser Mitgliedstaat unter den in den beiden vorstehenden Randnummern angef&#252;hrten Umst&#228;nden die Erfolgsaussichten des m&#246;glichen Rechtsmittels nach dem negativen Gutachten des konsultierten bei der Cour de cassation (Kassationshof) zugelassenen Anwalts sowie in diesem Rahmen die Wahrscheinlichkeit beurteilt hat, dass das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) von der Cour de cassation (Kassationshof) im Licht einer Antwort des Gerichtshofs auf etwaige Vorabentscheidungsfragen nach der Auslegung der relevanten unionsrechtlichen Bestimmungen aufgehoben wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point84">84</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Viertes sind bei der Pr&#252;fung des Vorliegens eines etwaigen Vers&#228;umnisses des K&#246;nigreichs Belgien die Kosten des Wiedereinziehungsverfahrens und der Einlegung einer Kassationsbeschwerde im Verh&#228;ltnis zu den wiedereinzuziehenden Betr&#228;gen zu ber&#252;cksichtigen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point85">85</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Obwohl das Gericht in Rn.&#160;55 des angefochtenen Urteils ausgef&#252;hrt hat, dass das Vorliegen eines dem K&#246;nigreich Belgien zuzurechnenden Vers&#228;umnisses im Sinne von Art.&#160;32 Abs.&#160;8 der Verordnung Nr.&#160;1290/2005, nunmehr im Wesentlichen in Art.&#160;54 Abs.&#160;5 Buchst.&#160;c der Verordnung Nr.&#160;1306/2013 &#252;bernommen, im Hinblick auf die Umst&#228;nde des Einzelfalls zu pr&#252;fen sei, hat es diese, insbesondere die in den Rn.&#160;83 und 84 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Umst&#228;nde, nicht ordnungsgem&#228;&#223; gepr&#252;ft.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point86">86</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So hat es in den Rn.&#160;56 bis 62 des angefochtenen Urteils das Vorliegen eines solchen Vers&#228;umnisses allein aus der Tatsache abgeleitet, dass dieser Mitgliedstaat kein Rechtsmittel gegen das Urteil der Cour d&#8217;appel de Bruxelles (Berufungsgericht, Br&#252;ssel) vom 3.&#160;Mai 2012 eingelegt habe, obwohl ihm das m&#246;glich gewesen sei, und dadurch die Vorlage von Vorabentscheidungsfragen nach der Auslegung der Verordnung Nr.&#160;3665/87 an den Gerichtshof durch die Cour de cassation (Kassationshof) unm&#246;glich gemacht habe, woraus es den Schluss gezogen hat, dass dieser Mitgliedstaat nicht alle ihm zur Verf&#252;gung stehenden Mittel ausgesch&#246;pft habe, um die streitigen Betr&#228;ge wiedereinzuziehen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point87">87</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit ist dem Gericht ein Rechtsfehler unterlaufen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point88">88</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher greift der zweite Teil des einzigen Rechtsmittelgrundes durch und ist das angefochtene Urteil aufzuheben.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Folgen der Aufhebung des angefochtenen Urteils</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point89">89</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;61 Abs.&#160;1 seiner Satzung kann der Gerichtshof der Europ&#228;ischen Union im Fall der Aufhebung der Entscheidung des Gerichts die Sache zur Entscheidung an das Gericht zur&#252;ckverweisen oder den Rechtsstreit selbst endg&#252;ltig entscheiden, wenn dieser zur Entscheidung reif ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point90">90</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall erfordert die Entscheidung des Rechtsstreits eine Neubeurteilung der Umst&#228;nde des Falles im Licht der Erw&#228;gungen in den Rn.&#160;80 bis 84 des vorliegenden Urteils, die das Gericht effizienter vornehmen kann, nachdem es den Parteien Gelegenheit gegeben hat, ihren entsprechenden Standpunkt zu erl&#228;utern.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point91">91</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Deshalb ist die Sache an das Gericht zur&#252;ckzuverweisen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point92">92</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Sache an das Gericht zur&#252;ckverwiesen wird, ist die Entscheidung &#252;ber die Kosten des vorliegenden Rechtsmittelverfahrens vorzubehalten.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Vierte Kammer) f&#252;r Recht erkannt und entschieden:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Urteil des Gerichts des Europ&#228;ischen Union vom 20.&#160;Juli 2017, Belgien/Kommission (T</b>&#8209;<b>287/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:531), wird aufgehoben.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Rechtssache T</b>&#8209;<b>287/16 wird an das Gericht der Europ&#228;ischen Union zur&#252;ckverwiesen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Kostenentscheidung bleibt vorbehalten.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Franz&#246;sisch.</p>
175,014
eugh-2019-01-30-c-22017
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-220/17
2019-01-30T00:00:00
2019-01-31T19:20:43
2019-01-31T19:20:43
Urteil
ECLI:EU:C:2019:76
<p class="sum-title-1"> <a id="judgment"/>URTEIL DES GERICHTSHOFS (Erste Kammer)</p> <p class="sum-title-1">30.&#160;Januar 2019&#160;(<span class="note"> <a id="c-ECR_62017CJ0220_DE_01-E0001" href="#t-ECR_62017CJ0220_DE_01-E0001">*1</a> </span>)</p> <p class="index">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung&#160;&#8211; Rechtsangleichung&#160;&#8211; G&#252;ltigkeit der Richtlinie 2014/40/EU&#160;&#8211; Herstellung, Aufmachung und Verkauf von Tabakerzeugnissen&#160;&#8211; Regelung der &#8218;Inhaltsstoffe&#8216;&#160;&#8211; Verbot aromatisierter Tabakerzeugnisse&#8220;</p> <p class="normal">In der Rechtssache C&#8209;220/17</p> <p class="normal">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom Verwaltungsgericht Berlin (Deutschland) mit Entscheidung vom 21.&#160;April 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 27.&#160;April 2017, in dem Verfahren</p> <p class="normal"> <span class="bold">Planta Tabak-Manufaktur Dr. Manfred Obermann GmbH &amp; Co. KG</span> </p> <p class="pnormal">gegen</p> <p class="normal"> <span class="bold">Land Berlin</span> </p> <p class="normal">erl&#228;sst</p> <p class="normal">DER GERICHTSHOF (Erste Kammer)</p> <p class="normal">unter Mitwirkung der Vizepr&#228;sidentin des Gerichtshofs R.&#160;Silva de Lapuerta in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Ersten Kammer sowie der Richter A.&#160;Arabadjiev, E.&#160;Regan, C.&#160;G.&#160;Fernlund und S.&#160;Rodin (Berichterstatter),</p> <p class="normal">Generalanwalt: H.&#160;Saugmandsgaard &#216;e,</p> <p class="normal">Kanzler: R.&#160;&#350;ere&#351;, Verwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="normal">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 21.&#160;M&#228;rz 2018,</p> <p class="normal">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Planta Tabak-Manufaktur Dr. Manfred Obermann GmbH &amp; Co. KG, vertreten durch die Rechtsanw&#228;lte T.&#160;Masing und&#160;C.&#160;Eckart,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der spanischen Regierung, vertreten durch S.&#160;Jim&#233;nez Garc&#237;a als Bevollm&#228;chtigten,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der franz&#246;sischen Regierung, vertreten durch R.&#160;Coesme und D.&#160;Colas als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der ungarischen Regierung, vertreten durch G.&#160;Ko&#243;s und Z.&#160;Feh&#233;r als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs, vertreten durch S.&#160;Brandon, I.&#160;Rogers und Z.&#160;Lavery als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der norwegischen Regierung, vertreten durch P.&#160;Wenner&#229;s, M.&#160;Schei und M.&#160;Reinertsen Norum als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">des Europ&#228;ischen Parlaments, vertreten durch L.&#160;Visaggio, U.&#160;R&#246;sslein und J.&#160;Rodrigues als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">des Rates der Europ&#228;ischen Union, vertreten durch P.&#160;Plaza Garc&#237;a, E.&#160;Karlsson und R.&#160;Wiemann als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch M.&#160;Kellerbauer und J.&#160;Tomkin als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 4.&#160;Juli 2018</p> <p class="normal">folgendes</p> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Urteil</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point1">1</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14, der Art.&#160;8 bis&#160;11 &#8211; insbesondere von Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2, Abs.&#160;4 Buchst.&#160;a Satz&#160;2 und Abs.&#160;6, Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b, e und f sowie Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 Satz&#160;1 &#8211; und von Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c sowie die Auslegung von Art.&#160;7 Abs.&#160;14 und von Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 3.&#160;April 2014 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Herstellung, die Aufmachung und den Verkauf von Tabakerzeugnissen und verwandten Erzeugnissen und zur Aufhebung der Richtlinie 2001/37/EG (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2014:127:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2014, L&#160;127, S.&#160;1</a>, berichtigt im <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2015:150:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2015, L&#160;150, S.&#160;24</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point2">2</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Es ergeht in einem Rechtsstreit zwischen der Planta Tabak-Manufaktur Dr. Manfred Obermann GmbH &amp; Co. KG (im Folgenden: Planta Tabak) und dem Land Berlin (Deutschland) wegen des Verbots des Inverkehrbringens bestimmter Tabakerzeugnisse und der Vorschriften &#252;ber die Kennzeichnung und Verpackung von Tabakerzeugnissen.</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Rechtlicher Rahmen</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point3">3</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Der neunte Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2014/40 lautet:</p> <p class="normal">&#8222;Um die einheitliche Anwendung dieser Richtlinie in den Mitgliedstaaten zu gew&#228;hrleisten, sind eine Reihe von Begriffsbestimmungen erforderlich. Wenn f&#252;r verschiedene Erzeugniskategorien unterschiedliche Anforderungen gelten und ein Erzeugnis unter mehr als eine dieser Kategorien f&#228;llt (z.&#160;B.&#160;Pfeifentabak, Tabak zum Selbstdrehen), so sollten die strengeren Anforderungen gelten.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point4">4</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Der 16.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie lautet:</p> <p class="normal">&#8222;Die Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Vorschriften wird noch durch die Bedenken im Zusammenhang mit Tabakerzeugnissen erh&#246;ht, die ein charakteristisches Aroma au&#223;er Tabakaroma haben, welches m&#246;glicherweise den Einstieg in den Tabakkonsum erleichtert oder die Konsumgewohnheiten beeinflusst. Ma&#223;nahmen, mit denen ungerechtfertigte Unterschiede bei der Behandlung verschiedener Arten aromatisierter Zigaretten eingef&#252;hrt w&#252;rden, sollten vermieden werden. Jedoch sollte der Verkauf von Erzeugnissen mit charakteristischen Aromen mit h&#246;heren Verkaufsmengen &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum hinweg eingestellt werden, um den Verbrauchern ausreichend Zeit zu geben, zu anderen Erzeugnissen zu wechseln.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point5">5</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;1 der Richtlinie bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;Ziel dieser Richtlinie ist die Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten &#8230;</p> <p class="normal">&#8230;,</p> <p class="normal">damit &#8211; ausgehend von einem hohen Schutz der menschlichen Gesundheit, besonders f&#252;r junge Menschen &#8211; das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts f&#252;r Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse erleichtert wird und die Verpflichtungen der Union im Rahmen des [Rahmen&#252;bereinkommens der Weltgesundheitsorganisation (WHO)] zur Eind&#228;mmung des [Tabakkonsums] (Framework Convention on Tobacco Control, im Folgenden &#8218;FCTC&#8216;) [genehmigt durch den Beschluss 2004/513/EG des Rates vom 2.&#160;Juni 2004 &#252;ber den Abschluss des WHO-Rahmen&#252;bereinkommens zur Eind&#228;mmung des Tabakkonsums (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2004:213:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2004, L&#160;213, S.&#160;8</a>)] eingehalten werden.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point6">6</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;2 der Richtlinie sieht vor:</p> <p class="normal">&#8222;Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck</p> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">14.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#8218;neuartiges Tabakerzeugnis&#8216; ein Tabakerzeugnis, das</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">nicht in eine der nachstehenden Kategorien f&#228;llt: Zigaretten, Tabak zum Selbstdrehen, Pfeifentabak, Wasserpfeifentabak, Zigarren, Zigarillos, Kautabak, Schnupftabak und Tabak zum oralen Gebrauch; &#8230;</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point7">7</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;7 der Richtlinie bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten verbieten das Inverkehrbringen von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma.</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(7)&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten verbieten das Inverkehrbringen von Tabakerzeugnissen, die in irgendwelchen ihrer Bestandteile Aromastoffe enthalten, etwa in Filtern, Papieren, Packungen, Kapseln, oder die sonstige technische Merkmale enthalten, mit denen sich der Geruch oder Geschmack der betreffenden Tabakprodukte oder deren Rauchintensit&#228;t ver&#228;ndern lassen. Filter, Papier und Kapseln d&#252;rfen weder Tabak noch Nikotin enthalten.</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(12)&#160;&#160;&#160;Tabakerzeugnisse mit Ausnahme von Zigaretten und von Tabak zum Selbstdrehen sind von den Verboten in den Abs&#228;tzen&#160;1 und&#160;7 ausgenommen. &#8230;</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(14)&#160;&#160;&#160;Im Fall von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma, deren unionsweite Verkaufsmengen 3&#160;% oder mehr einer bestimmten Erzeugniskategorie darstellen, gilt dieser Artikel ab 20.&#160;Mai 2020.</p> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point8">8</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Art.&#160;8 bis&#160;11 der Richtlinie, die zu Kapitel&#160;II (&#8222;Kennzeichnung und Verpackung&#8220;) ihres Titels&#160;II geh&#246;ren, enthalten allgemeine Bestimmungen, Bestimmungen &#252;ber allgemeine Warnhinweise und die Informationsbotschaft f&#252;r Rauchtabakerzeugnisse, Bestimmungen &#252;ber kombinierte gesundheitsbezogene Warnhinweise f&#252;r Rauchtabakerzeugnisse sowie Bestimmungen &#252;ber die Kennzeichnung von Rauchtabakerzeugnissen mit Ausnahme von Zigaretten, von Tabak zum Selbstdrehen und von Tabak f&#252;r Wasserpfeifen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point9">9</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Art.&#160;9 der Richtlinie hei&#223;t es:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Jede Packung und jede Au&#223;enverpackung von Rauchtabakerzeugnissen tr&#228;gt einen der folgenden allgemeinen Warnhinweise:</p> <p class="normal">&#8218;Rauchen ist t&#246;dlich &#8211; h&#246;ren Sie jetzt auf.&#8216;</p> <p class="normal">oder</p> <p class="normal">&#8218;Rauchen ist t&#246;dlich&#8216;.</p> <p class="normal">Die Mitgliedstaaten bestimmen, welcher dieser in Unterabsatz 1 genannten allgemeinen Warnhinweise verwendet wird.</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(4)&#160;&#160;&#160;Der allgemeine Warnhinweis und die Informationsbotschaft nach den Abs&#228;tzen&#160;1 und&#160;2 sind</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">in Helvetika fett schwarz auf wei&#223;em Hintergrund zu drucken. Um sprachlichen Erfordernissen gerecht zu werden, d&#252;rfen die Mitgliedstaaten die Schriftgr&#246;&#223;e selbst bestimmen, sofern die im nationalen Recht festgelegte Schriftgr&#246;&#223;e gew&#228;hrleistet, dass der entsprechende Text den gr&#246;&#223;tm&#246;glichen Anteil der f&#252;r diese gesundheitsbezogenen Warnhinweise reservierten Fl&#228;che einnimmt, &#8230;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(6)&#160;&#160;&#160;Die Kommission legt im Wege von Durchf&#252;hrungsrechtsakten die genaue Anordnung des allgemeinen Warnhinweises und der Informationsbotschaft auf in Beuteln verkauftem Tabak zum Selbstdrehen fest, wobei sie den verschiedenen Formen von Beuteln Rechnung tr&#228;gt.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point10">10</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Art.&#160;10 der Richtlinie 2014/40 hei&#223;t es:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Jede Packung und jede Au&#223;enverpackung von Rauchtabakerzeugnissen tr&#228;gt kombinierte gesundheitsbezogene Warnhinweise. Die kombinierten gesundheitsbezogenen Warnhinweise</p> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">umfassen Informationen &#252;ber Raucherentw&#246;hnung, darunter Telefonnummern, E&#8209;Mail-Adressen oder Websites, die dazu bestimmt sind, &#252;ber Hilfsprogramme f&#252;r Personen zu informieren, die das Rauchen aufgeben wollen;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">e)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">werden an der Oberkante einer Packung und jeder Au&#223;enverpackung angebracht und werden in derselben Richtung wie die &#252;brigen Informationen auf dieser Fl&#228;che der Packung ausgerichtet. &#220;bergangsweise geltende Ausnahmen von dieser Verpflichtung bez&#252;glich der Positionierung der kombinierten gesundheitlichen Warnhinweise k&#246;nnen in Mitgliedstaaten mit weiterhin obligatorischen Steuerzeichen oder nationalen Kennzeichnungen f&#252;r Steuerzwecke wie folgt einger&#228;umt werden:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">i)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In F&#228;llen, in denen das Steuerzeichen oder die nationalen Kennzeichnungen f&#252;r Steuerzwecke an der Oberkante einer Packung aus Karton angebracht sind, kann der auf der R&#252;ckseite anzubringende kombinierte gesundheitsbezogene Warnhinweis direkt unter das an der Oberkante einer Kartonverpackung angebrachte Steuerzeichen oder die nationale Kennzeichnung platziert werden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">ii)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Besteht die Packung aus weichem Material, k&#246;nnen die Mitgliedstaaten f&#252;r das Steuerzeichen oder die nationale Kennzeichnung f&#252;r Steuerzwecke eine rechteckige Fl&#228;che mit einer H&#246;he von nicht mehr als 13&#160;mm zwischen der Oberkante der Packung und dem oberen Ende des kombinierten gesundheitsbezogenen Warnhinweises vorsehen.</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">Die in den Ziffern i und ii genannten Ausnahmen gelten f&#252;r einen Zeitraum von drei Jahren ab dem 20.&#160;Mai 2016. Markennamen oder Logos d&#252;rfen nicht oberhalb der gesundheitsbezogenen Warnhinweise angebracht werden;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">f)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">werden hinsichtlich Format, Layout, Gestaltung und Proportionen entsprechend den Vorgaben reproduziert, die die Kommission gem&#228;&#223; Absatz&#160;4 macht;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point11">11</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 Satz&#160;1 der Richtlinie sieht vor:</p> <p class="normal">&#8222;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen Rauchtabakerzeugnisse mit Ausnahme von Zigaretten, Tabak zum Selbstdrehen und Tabak f&#252;r Wasserpfeifen von der Verpflichtung ausnehmen, die Informationsbotschaft gem&#228;&#223; Artikel&#160;9 Absatz&#160;2 und den kombinierten gesundheitsbezogenen Warnhinweis gem&#228;&#223; Artikel&#160;10 zu tragen.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point12">12</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;13 der Richtlinie bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Die Kennzeichnung der Packung und der Au&#223;enverpackung sowie das Tabakerzeugnis selbst d&#252;rfen weder Elemente noch Merkmale aufweisen, die</p> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">c)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">sich auf den Geschmack, Geruch, eventuelle Aromastoffe oder sonstige Zusatzstoffe oder auf deren Fehlen beziehen;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(3)&#160;&#160;&#160;Die nach den Abs&#228;tzen&#160;1 und&#160;2 verbotenen Elemente und Merkmale k&#246;nnen unter anderem sein: Texte, Symbole, Namen, Markennamen, figurative und sonstige Zeichen.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point13">13</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;29 Abs.&#160;1 der Richtlinie lautet:</p> <p class="normal">&#8222;Die Mitgliedstaaten setzen die Rechts- und Verwaltungsvorschriften in Kraft, die erforderlich sind, um dieser Richtlinie bis zum 20.&#160;Mai 2016 nachzukommen. Sie teilen der Kommission unverz&#252;glich den Wortlaut dieser Vorschriften mit.</p> <p class="normal">Sie wenden diese Ma&#223;nahmen ab dem 20.&#160;Mai 2016 an; Artikel&#160;7 Absatz&#160;14, Artikel&#160;10 Absatz&#160;1 Buchstabe e, Artikel&#160;15 Absatz&#160;13 und Artikel&#160;16 Absatz&#160;3 bleiben davon unber&#252;hrt.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point14">14</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Art.&#160;30 der Richtlinie hei&#223;t es:</p> <p class="normal">&#8222;Die Mitgliedstaaten d&#252;rfen das Inverkehrbringen folgender Erzeugnisse, die dieser Richtlinie nicht gen&#252;gen, bis zum 20.&#160;Mai 2017 zulassen:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Tabakerzeugnisse, die gem&#228;&#223; der Richtlinie 2001/37/EG [des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 5.&#160;Juni 2001 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Herstellung, die Aufmachung und den Verkauf von Tabakerzeugnissen (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2001:194:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2001, L&#160;194, S.&#160;26</a>)] vor dem 20.&#160;Mai 2016 hergestellt oder in den freien Verkehr gebracht und gekennzeichnet wurden;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefragen</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point15">15</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Planta Tabak stellt Tabakerzeugnisse her und vertreibt sie, insbesondere aromatisierten Tabak zum Selbstdrehen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point16">16</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit dem Gesetz &#252;ber Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse vom 4.&#160;April 2016 (BGBl. 2016&#160;I S.&#160;569, im Folgenden: TabakerzG) wurde die Richtlinie 2014/40 umgesetzt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point17">17</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Am 25.&#160;April 2016 erhob Planta Tabak beim Verwaltungsgericht Berlin (Deutschland) Klage auf Feststellung, dass bestimmte, das Verbot von Aromen, die Schockfotos und das Verbot der Werbung f&#252;r Aromen betreffende Vorschriften des TabakerzG auf ihre Erzeugnisse nicht anwendbar seien. Ferner macht sie geltend, dass Art.&#160;7 Abs.&#160;1 und&#160;7, die Art.&#160;8 bis&#160;11 und Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2014/40 das Prim&#228;rrecht der Union verletzten, insbesondere die Grunds&#228;tze der Rechtssicherheit, der Gleichbehandlung und der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point18">18</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Erstens hat das vorlegende Gericht Zweifel an der G&#252;ltigkeit und der Auslegung der Bestimmungen der Richtlinie 2014/40 &#252;ber das Verbot von Aromen in Tabakerzeugnissen, &#252;ber die Kennzeichnung und Verpackung dieser Erzeugnisse und &#252;ber das Verbot der Werbung f&#252;r Aromen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point19">19</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Es fragt zun&#228;chst nach der Auslegung von Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 und nach der Vereinbarkeit dieser Bestimmung mit dem Grundsatz der Rechtssicherheit im Hinblick auf das Verbot des Inverkehrbringens von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma, das seit dem 20.&#160;Mai 2016 f&#252;r Erzeugnisse besteht, deren unionsweite Verkaufsmengen weniger als 3&#160;% einer bestimmten Erzeugniskategorie darstellen, und in den &#252;brigen F&#228;llen ab dem 20.&#160;Mai 2020 gilt. Es f&#252;hrt aus, die betroffenen Hersteller von Tabakerzeugnissen seien nicht in der Lage, Informationen &#252;ber die unionsweiten Verkaufsmengen zu erlangen, obwohl die Kommission mit ihrem Durchf&#252;hrungsbeschluss (EU) 2015/2186 vom 25.&#160;November 2015 zur Festlegung eines Formats f&#252;r die Bereitstellung und Verf&#252;gbarmachung von Informationen &#252;ber Tabakerzeugnisse (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2015:312:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2015, L&#160;312, S.&#160;5</a>) ein Melde- und Informationssystem geschaffen habe, das darauf abziele, mittelfristig diese Informationen zu sammeln und den Betroffenen zug&#228;nglich zu machen. Weder die Internetseiten der Kommission noch diejenigen der zust&#228;ndigen bundesdeutschen Beh&#246;rden enthielten entsprechende Angaben oder weiterf&#252;hrende Hinweise. Das bei der Anwendung der Ausnahme in Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 anzuwendende Verfahren sei daher nicht eindeutig festgelegt worden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point20">20</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Auch der in dieser Bestimmung verwendete Begriff &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; werde in der Richtlinie 2014/40 nicht definiert und sei durch Auslegung nicht sicher bestimmbar. Insbesondere sei fraglich, ob die Einteilung in Erzeugniskategorien allein anhand der Art des Tabakerzeugnisses oder der Art des Aromas vorzunehmen sei oder ob die beiden Kriterien miteinander zu kombinieren seien (Mentholzigaretten, Mentholfeinschnitt usw.).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point21">21</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem versto&#223;e Art.&#160;7 der Richtlinie in Bezug auf den Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verbote des Inverkehrbringens von Tabakerzeugnissen gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung, da bei aromatisierten Tabakerzeugnissen anhand ihrer Verkaufsmengen unterschieden werde, obwohl die Situation angesichts der mit der Richtlinie verfolgten Ziele &#8211; Schutz der Gesundheit der Verbraucher und Beseitigung von Handelshemmnissen &#8211; bei diesen Erzeugnissen vergleichbar sei.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point22">22</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#220;berdies bed&#252;rfe der Kl&#228;rung, ob die in der Richtlinie 2014/40 festgelegten Fristen f&#252;r das Verbot von Aromen mit dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und mit Art.&#160;34 AEUV im Einklang st&#252;nden, wenn man die negativen wirtschaftlichen und sozialen Folgen f&#252;r kleine und mittlere Unternehmen ber&#252;cksichtige, die sich auf &#8222;Nischenprodukte&#8220; mit einem unionsweiten Marktanteil von weniger als 3&#160;% spezialisiert h&#228;tten, deren Inverkehrbringen seit dem 20.&#160;Mai 2016 untersagt sei.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point23">23</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zweitens sei angesichts der Zeitpunkte, zu denen der Durchf&#252;hrungsbeschluss (EU) 2015/1735 der Kommission vom 24.&#160;September 2015 zur genauen Anordnung des allgemeinen Warnhinweises und der Informationsbotschaft auf in Beuteln verkauftem Tabak zum Selbstdrehen (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2015:252:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2015, L&#160;252, S.&#160;49</a>) und der Durchf&#252;hrungsbeschluss (EU) 2015/1842 der Kommission vom 9.&#160;Oktober 2015 &#252;ber die technischen Spezifikationen f&#252;r das Layout, die Gestaltung und die Form der kombinierten gesundheitsbezogenen Warnhinweise f&#252;r Rauchtabakerzeugnisse (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2015:267:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2015, L&#160;267, S.&#160;5</a>) erlassen worden seien, auf die K&#252;rze der in Art.&#160;29 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2014/40 vorgesehenen Frist f&#252;r die Umsetzung der Richtlinie und den Beginn der Anwendung der nationalen Vorschriften hinzuweisen, die am 20.&#160;Mai 2016 geendet habe.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point24">24</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Insoweit sei zun&#228;chst fraglich, ob der nationale Gesetzgeber unionsrechtlich &#252;berhaupt zum Erlass eigener &#220;bergangsregelungen befugt sei. Sollte dies zu verneinen sein, sei ferner fraglich, ob es nicht gegen den in Art.&#160;4 Abs.&#160;3 EUV verankerten Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit in Verbindung mit dem Prinzip der einheitlichen und effektiven Anwendung des Unionsrechts versto&#223;e, wenn von den Mitgliedstaaten verlangt werde, die Richtlinie 2014/40 deutlich vor dem Ablauf der in ihrem Art.&#160;29 Abs.&#160;1 festgelegten Frist umzusetzen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point25">25</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem lasse sich das zeitliche Zusammentreffen des Ablaufs der Frist f&#252;r die Umsetzung der Richtlinie 2014/40 und der Anwendung der nationalen Vorschriften schwer mit dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit vereinbaren. Ohne die n&#228;heren Angaben in den Durchf&#252;hrungsbeschl&#252;ssen 2015/1735 und&#160;2015/1842, u.&#160;a. in Bezug auf die genaue Anordnung des allgemeinen Warnhinweises und der Informationsbotschaft auf in Beuteln verkauftem Tabak zum Selbstdrehen, seien die Hersteller nicht in der Lage gewesen, Verpackungs- und Druckvorlagen zu planen und in Auftrag zu geben sowie gegebenenfalls den Umbau entsprechender Abf&#252;ll- und Verpackungsmaschinen vorzusehen. Zwischen dem Erlass dieser Beschl&#252;sse und dem Ablauf der in Art.&#160;29 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2014/40 vorgesehenen Frist am 20.&#160;Mai 2016 h&#228;tten aber nur etwa sieben Monate gelegen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point26">26</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Drittens sei im Hinblick auf den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit fraglich, ob die blo&#223;e Nennung eines zul&#228;ssigerweise in Tabakerzeugnissen enthaltenen Aromas, Geruchs- oder Geschmacksstoffs auf der Verpackung oder der Au&#223;enverpackung in neutraler, nicht werbender Form nach Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2014/40 erlaubt sei.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point27">27</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Schlie&#223;lich m&#252;sse gekl&#228;rt werden, ob das in Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2014/40 aufgestellte Verbot der Verwendung bestimmter Marken eine unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Enteignung im Sinne von Art.&#160;17 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta) darstelle. Die von dieser Bestimmung betroffenen Markeninhaber seien von jeder sinnvollen oder relevanten Nutzung der Marken ausgeschlossen, und dieser Ausschluss treffe sie wirtschaftlich ebenso wie eine f&#246;rmliche Enteignung. Die Kennzeichnungsvorgaben aus Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst&#160;c der Richtlinie h&#228;tten zur Folge, dass f&#252;r die Markeninhaber wesentliche Nutzungsm&#246;glichkeiten im Sinne von Art.&#160;10 der Richtlinie (EU) 2015/2436 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16.&#160;Dezember 2015 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Marken (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2015:336:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2015, L&#160;336, S.&#160;1</a>) dauerhaft entfielen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point28">28</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Unter diesen Umst&#228;nden hat das Verwaltungsgericht Berlin beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">1.</p> </td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sind die Abs.&#160;1 und&#160;7 des Art.&#160;7 der Richtlinie 2014/40 in Verbindung mit Abs.&#160;14 des Art.&#160;7 der Richtlinie 2014/40 wegen Versto&#223;es gegen den Grundsatz der Rechtssicherheit ung&#252;ltig, weil sie den Mitgliedstaaten aufgeben, das Inverkehrbringen von bestimmten Tabakerzeugnissen zu verbieten, ohne dass klar und deutlich ist, welche dieser Tabakerzeugnisse genau bereits ab 20.&#160;Mai 2016 und welche erst ab 20.&#160;Mai 2020 verboten werden sollen?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sind die Abs.&#160;1 und&#160;7 des Art.&#160;7 der Richtlinie 2014/40 in Verbindung mit Abs.&#160;14 des Art.&#160;7 der Richtlinie 2014/40 wegen Versto&#223;es gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz ung&#252;ltig, weil sie hinsichtlich der durch die Mitgliedstaaten zu erlassenden Verbote nach Verkaufsmengen unterscheiden, ohne dass es daf&#252;r einen rechtfertigenden Grund gibt?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">c)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sind die Abs.&#160;1 und&#160;7 des Art.&#160;7 der Richtlinie 2014/40 wegen Versto&#223;es gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und/oder gegen Art.&#160;34 AEUV ung&#252;ltig, weil sie den Mitgliedstaaten aufgeben, das Inverkehrbringen von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma, deren unionsweite Verkaufsmengen weniger als 3&#160;% einer bestimmten Erzeugniskategorie darstellen, bereits ab 20.&#160;Mai 2016 zu verbieten?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">d)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im Fall der Verneinung der Fragen 1. a bis&#160;1. c: Wie ist der Begriff &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; in Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 zu verstehen? Hat die Einteilung in &#8222;Erzeugniskategorien&#8220; nach der Art des charakteristischen Aromas zu erfolgen oder nach der Art des (aromatisierten) Tabakerzeugnisses oder aufgrund einer Kombination beider Kriterien?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">e)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im Fall der Verneinung der Fragen 1. a bis&#160;1. c: Wie ist festzustellen, ob hinsichtlich eines bestimmen Tabakerzeugnisses die 3%-Grenze gem&#228;&#223; Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 erreicht ist, solange es keine offiziellen und &#246;ffentlich zug&#228;nglichen Zahlen und Statistiken dazu gibt?</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">2.</p> </td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">D&#252;rfen die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der Art.&#160;8 bis&#160;11 der Richtlinie 2014/40 in nationales Recht erg&#228;nzende &#220;bergangsregelungen treffen?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im Fall der Verneinung von Vorlagefrage 2. a:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sind Art.&#160;9 Abs.&#160;6 und Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 Buchst.&#160;f der Richtlinie 2014/40 wegen Versto&#223;es gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und/oder gegen Art.&#160;34 AEUV ung&#252;ltig, weil sie die Festlegung bestimmter Kennzeichnungs- und Verpackungsvorgaben an die Kommission delegieren, ohne dieser daf&#252;r eine Frist zu setzen und ohne weiter gehende &#220;bergangsregelungen oder &#8209;fristen vorzusehen, welche sicherstellen, dass betroffenen Unternehmen ausreichend Zeit zur Anpassung an die Richtlinienvorgaben bleibt?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sind Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 (Text des Warnhinweises) und Abs.&#160;4 Satz&#160;2 (Schriftgr&#246;&#223;e), Art.&#160;10 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 Buchst.&#160;b (Informationen &#252;ber Raucherentw&#246;hnung) und Buchst.&#160;e (Positionierung der Warnhinweise) sowie Art&#160;11 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 (Etikettierung) der Richtlinie 2014/40 wegen Versto&#223;es gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und/oder gegen Art.&#160;34 AEUV ung&#252;ltig, weil sie den Mitgliedstaaten diverse Wahl- und Gestaltungsrechte einr&#228;umen, ohne ihnen daf&#252;r eine Frist zu setzen und ohne weiter gehende &#220;bergangsregelungen oder &#8209;fristen vorzusehen, welche sicherstellen, dass betroffenen Unternehmen ausreichend Zeit zur Anpassung an die Richtlinienvorgaben bleibt?</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">3.</p> </td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c in Verbindung mit Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40 so auszulegen, dass er den Mitgliedstaaten aufgibt, die Verwendung von auf den Geschmack, Geruch, Aroma- oder sonstige Zusatzstoffe bezogenen Informationen auch dann zu verbieten, wenn es sich um nicht werbliche Informationen handelt und die Verwendung der Inhaltsstoffe weiterhin erlaubt ist?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2014/40 ung&#252;ltig, weil er gegen Art.&#160;17 der Charta verst&#246;&#223;t?</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Zu den Vorlagefragen</span> </p> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Zu den Buchst.&#160;a bis c der ersten Frage</span> </span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point29">29</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit den Buchst.&#160;a bis c der ersten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;7 Abs.&#160;1 und&#160;7 der Richtlinie 2014/40 und deren Art.&#160;7 Abs.&#160;14 ung&#252;ltig sind, weil sie gegen den Grundsatz der Rechtssicherheit, der Gleichbehandlung oder der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit oder gegen Art.&#160;34 AEUV versto&#223;en.</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Zur Vereinbarkeit von Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 mit dem Grundsatz der Rechtssicherheit</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point30">30</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das vorlegende Gericht wirft die Frage auf, ob Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40, der den Mitgliedstaaten aufgibt, das Inverkehrbringen bestimmter Tabakerzeugnisse zu verbieten, ohne dass klar und deutlich ist, welche dieser Erzeugnisse bereits ab 20.&#160;Mai 2016 verboten werden sollen und welche erst ab 20.&#160;Mai 2020, gegen den Grundsatz der Rechtssicherheit verst&#246;&#223;t.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point31">31</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Der Grundsatz der Rechtssicherheit verlangt zwar nach st&#228;ndiger Rechtsprechung, dass eine Unionsregelung es den Betroffenen erm&#246;glicht, den Umfang der ihnen damit auferlegten Verpflichtungen genau zu erkennen, und dass sie ihre Rechte und Pflichten eindeutig erkennen und sich darauf einstellen k&#246;nnen (Urteil vom 25.&#160;Juli 2018, Teglgaard und Fl&#248;jstrupg&#229;rd, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A597&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;239/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A597&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:597</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A597&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point52" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">52</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point32">32</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Es ist jedoch nicht erforderlich, dass ein Gesetzgebungsakt selbst Angaben technischer Natur enth&#228;lt, und es steht dem Unionsgesetzgeber frei, einen allgemeinen Rechtsrahmen zu schaffen, der gegebenenfalls sp&#228;ter konkretisiert wird (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Pillbox 38, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;477/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:324</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point78" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">78</a> und&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point139" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">139</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point33">33</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Der Umstand, dass Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 keine n&#228;heren Angaben dazu enth&#228;lt, bei welchen Erzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma die unionsweiten Verkaufsmengen 3&#160;% oder mehr einer bestimmten Erzeugniskategorie darstellen, und keine konkrete Verfahrensweise vorsieht, um zu bestimmen, welche Erzeugnisse von Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie erfasst werden, bedeutet nicht, dass Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie gegen den Grundsatz der Rechtssicherheit verst&#246;&#223;t. Sofern es an einer Regelung auf Unionsebene fehlt, ist es n&#228;mlich Sache der Mitgliedstaaten oder gegebenenfalls der Hersteller selbst, eine zuverl&#228;ssige Methode festzulegen, mit der die Einhaltung der Anforderung, die sich aus dieser Vorschrift ergibt, sichergestellt werden kann (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Pillbox 38, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;477/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:324</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point101" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">101</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point34">34</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Anbetracht dessen ist nicht ersichtlich, dass Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 gegen den Grundsatz der Rechtssicherheit verst&#246;&#223;t.</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Zur Vereinbarkeit von Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 mit den Grunds&#228;tzen der Gleichbehandlung und der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit sowie mit Art.&#160;34 AEUV</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point35">35</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das vorlegende Gericht wirft zun&#228;chst die Frage auf, ob die in Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 vorgenommene Unterscheidung der Tabakerzeugnisse nach Verkaufsmengen gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung verst&#246;&#223;t.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point36">36</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass der allgemeine unionsrechtliche Grundsatz der Gleichbehandlung verlangt, dass vergleichbare Sachverhalte nicht unterschiedlich und unterschiedliche Sachverhalte nicht gleich behandelt werden, es sei denn, dass eine solche Behandlung objektiv gerechtfertigt ist (Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Pillbox 38, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;477/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:324</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point35" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">35</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point37">37</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Vergleichbarkeit verschiedener Sachverhalte ist in Anbetracht aller Merkmale zu beurteilen, die sie kennzeichnen. Diese Merkmale sind u.&#160;a. im Licht des Gegenstands und des Ziels der Unionshandlung, mit der die fragliche Unterscheidung eingef&#252;hrt wird, zu bestimmen und zu beurteilen. Au&#223;erdem sind die Grunds&#228;tze und Ziele des Regelungsbereichs zu ber&#252;cksichtigen, in den die Handlung f&#228;llt (Urteil vom 12.&#160;Mai 2011, Luxemburg/Parlament und Rat, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A290&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;176/09</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A290&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2011:290</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A290&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point32" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">32</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point38">38</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit der Richtlinie 2014/40 wird nach ihrem Art.&#160;1 ein zweifaches Ziel verfolgt, und zwar soll sie &#8211; ausgehend von einem hohen Schutz der menschlichen Gesundheit, besonders f&#252;r junge Menschen &#8211; das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts f&#252;r Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse erleichtern (Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Polen/Parlament und Rat, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;358/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:323</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point80" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">80</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point39">39</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Damit das Ziel, das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts f&#252;r Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse zu erleichtern, verwirklicht wird, sollten nach dem 16.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2014/40 Ma&#223;nahmen vermieden werden, mit denen ungerechtfertigte Unterschiede bei der Behandlung verschiedener Arten aromatisierter Zigaretten eingef&#252;hrt w&#252;rden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point40">40</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#220;berdies hat der Gerichtshof im Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Philip Morris Brands u.&#160;a. (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;547/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:325</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point114" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">114</a>), festgestellt, dass Tabakerzeugnisse mit einem charakteristischen Aroma zum einen &#228;hnliche objektive Eigenschaften aufweisen und zum anderen &#228;hnliche Auswirkungen auf den erstmaligen Tabakkonsum und die Aufrechterhaltung des Tabakgebrauchs haben.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point41">41</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Somit unterscheiden sich Tabakerzeugnisse mit einem charakteristischen Aroma, deren unionsweite Verkaufsmengen weniger als 3&#160;% einer bestimmten Erzeugniskategorie darstellen, von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma, deren unionsweite Verkaufsmengen 3&#160;% oder mehr einer bestimmten Erzeugniskategorie darstellen, weder hinsichtlich des Ziels, das reibungslose Funktionieren des Binnenmarkts f&#252;r Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse zu erleichtern, noch hinsichtlich des Ziels, f&#252;r einen hohen Schutz der menschlichen Gesundheit zu sorgen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point42">42</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Folglich ist f&#252;r die Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung davon auszugehen, dass bei den von den Verboten charakteristischer Aromen in Art.&#160;7 Abs.&#160;1 und&#160;7 der Richtlinie 2014/40 betroffenen aromatisierten Erzeugnissen vergleichbare Sachverhalte vorliegen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point43">43</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach der in Rn.&#160;36 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung ist eine unterschiedliche Behandlung vergleichbarer Sachverhalte gerechtfertigt, wenn sie auf einem objektiven und angemessenen Kriterium beruht, d.&#160;h., wenn sie im Zusammenhang mit einem rechtlich zul&#228;ssigen Ziel steht, das mit der in Rede stehenden Regelung verfolgt wird, und wenn diese unterschiedliche Behandlung in angemessenem Verh&#228;ltnis zu dem mit der betreffenden Behandlung verfolgten Ziel steht (Urteil vom 16.&#160;Dezember 2008, Arcelor Atlantique et Lorraine u.&#160;a., <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2008%3A728&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;127/07</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2008%3A728&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2008:728</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2008%3A728&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point47" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">47</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point44">44</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Insoweit hat der Gerichtshof dem Unionsgesetzgeber ein weites Ermessen im Rahmen der Aus&#252;bung der ihm &#252;bertragenen Zust&#228;ndigkeiten zugebilligt, wenn seine T&#228;tigkeit politische, wirtschaftliche und soziale Entscheidungen erfordert und wenn er komplexe Beurteilungen und Pr&#252;fungen vornehmen muss (Urteil vom 16.&#160;Dezember 2008, Arcelor Atlantique et Lorraine u.&#160;a., <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2008%3A728&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;127/07</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2008%3A728&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2008:728</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2008%3A728&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point57" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">57</a>). Der Unionsgesetzgeber k&#246;nnte daher in Aus&#252;bung seines weiten Ermessens eine Harmonisierung nur in Etappen vornehmen und nur einen schrittweisen Abbau der einseitig von den Mitgliedstaaten getroffenen Ma&#223;nahmen verlangen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Philip Morris Brands u.&#160;a., <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;547/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:325</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point63" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">63</a> und&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point134" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">134</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point45">45</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Bezug auf die mit Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 verfolgten Ziele geht aus ihrem 16.&#160;Erw&#228;gungsgrund hervor, dass der Verkauf von Erzeugnissen mit charakteristischen Aromen, die h&#246;here Verkaufsmengen aufweisen, &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum hinweg eingestellt werden sollte, um den Verbrauchern ausreichend Zeit zu geben, zu anderen Erzeugnissen zu wechseln.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point46">46</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Wie der Generalanwalt in Nr.&#160;48 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, zielt das Kriterium der Verkaufsmengen von Tabakerzeugnissen einer bestimmten Erzeugniskategorie mit einem charakteristischen Aroma nicht auf Tabakerzeugnisse mit einem speziellen Aroma ab und ist in Bezug auf die Hersteller neutral. Aus den Akten, &#252;ber die der Gerichtshof verf&#252;gt, ergibt sich n&#228;mlich nicht, dass Tabakerzeugnisse mit einem charakteristischen Aroma, deren unionsweite Verkaufsmengen weniger als 3&#160;% einer bestimmten Erzeugniskategorie darstellen, haupts&#228;chlich von kleinen und mittleren Unternehmen hergestellt werden. Infolgedessen ist dieses Kriterium als objektiv gerechtfertigt anzusehen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point47">47</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#220;berdies ist es als angemessen anzusehen, den Verbrauchern ausreichend Zeit zu geben, zu anderen Erzeugnissen zu wechseln, was es erm&#246;glicht, die wirtschaftlichen Folgen des Verbots in Art.&#160;7 der Richtlinie 2014/40 mit dem Gebot der Gew&#228;hrleistung eines hohen Schutzes der menschlichen Gesundheit in Einklang zu bringen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point48">48</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ein Kriterium, das wie das im Ausgangsverfahren in Rede stehende auf den Verkaufsmengen von Erzeugnissen beruht, spiegelt n&#228;mlich, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;50 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, die Konsumgewohnheiten sowie die wirtschaftliche Bedeutung der Herstellung der erfassten Erzeugnisse wider.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point49">49</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Unter diesen Umst&#228;nden verst&#246;&#223;t Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 nicht gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point50">50</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sodann wirft das vorlegende Gericht die Frage auf, ob das in Art.&#160;7 Abs.&#160;1 und&#160;7 der Richtlinie 2014/40 aufgestellte Verbot des Inverkehrbringens von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma, deren unionsweiter Marktanteil weniger als 3&#160;% einer bestimmten Erzeugniskategorie betr&#228;gt, mit dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit vereinbar ist.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point51">51</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung verlangt der Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit, dass die Handlungen der Unionsorgane zur Erreichung der mit der betreffenden Regelung verfolgten legitimen Ziele geeignet sind und nicht &#252;ber die Grenzen dessen hinausgehen, was zur Erreichung dieser Ziele erforderlich ist, wobei, wenn mehrere geeignete Ma&#223;nahmen zur Auswahl stehen, die am wenigsten belastende zu w&#228;hlen ist und die dadurch bedingten Nachteile in angemessenem Verh&#228;ltnis zu den angestrebten Zielen stehen m&#252;ssen (Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Polen/Parlament und Rat, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;358/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:323</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point78" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">78</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point52">52</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Bezug auf die gerichtliche Nachpr&#252;fung der in der vorstehenden Randnummer des vorliegenden Urteils genannten Voraussetzungen geht aus der in Rn.&#160;44 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung hervor, dass der Unionsgesetzgeber in einem Bereich wie dem hier betroffenen, in dem von ihm politische, wirtschaftliche und soziale Entscheidungen verlangt werden und in dem er komplexe Beurteilungen vornehmen muss, &#252;ber ein weites Ermessen verf&#252;gt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point53">53</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Angesichts des mit dem Verbot des Inverkehrbringens von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma verfolgten Ziels ist festzustellen, dass dieses Verbot auch geeignet ist, einen hohen Schutz der menschlichen Gesundheit, besonders f&#252;r junge Menschen, sicherzustellen. Es wird n&#228;mlich nicht bestritten, dass bestimmte Aromen insbesondere f&#252;r junge Menschen attraktiv sind und den Einstieg in den Tabakkonsum erleichtern (Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Polen/Parlament und Rat, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;358/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:323</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point81" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">81</a> und&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point82" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">82</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point54">54</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Hierzu hat der Gerichtshof in den Urteilen vom 4.&#160;Mai 2016, Polen/Parlament und Rat (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;358/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:323</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A323&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point102" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">102</a>), und vom 4.&#160;Mai 2016, Philip Morris Brands u.&#160;a. (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;547/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:325</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point190" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">190</a>), ausgef&#252;hrt, dass der Unionsgesetzgeber durch Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 die wirtschaftlichen Folgen des Verbots in Art.&#160;7 der Richtlinie und das Erfordernis, bei einem durch gesundheitssch&#228;dliche Eigenschaften gekennzeichneten Erzeugnis einen hohen Schutz der menschlichen Gesundheit zu gew&#228;hrleisten, miteinander in Ausgleich gebracht hat.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point55">55</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Somit ist festzustellen, dass das Verbot des Inverkehrbringens von Tabakerzeugnissen mit einem charakteristischen Aroma nicht offensichtlich &#252;ber das zur Erreichung des angestrebten Ziels erforderliche Ma&#223; hinausgeht.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point56">56</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Unter diesen Umst&#228;nden verst&#246;&#223;t Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 nicht gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point57">57</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zudem ist zu den Zweifeln des vorlegenden Gerichts an der Vereinbarkeit von Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 mit Art.&#160;34 AEUV festzustellen, dass Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie zwar eine Beschr&#228;nkung im Sinne von Art.&#160;34 AEUV darstellt; sie ist jedoch nach den Ausf&#252;hrungen in Rn.&#160;54 des vorliegenden Urteils durch die Abw&#228;gung der wirtschaftlichen Folgen des Verbots in Art.&#160;7 der Richtlinie gegen das Erfordernis, einen hohen Schutz der menschlichen Gesundheit zu gew&#228;hrleisten, gerechtfertigt und verst&#246;&#223;t nicht gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit. Folglich verst&#246;&#223;t Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 auch nicht gegen Art.&#160;34 AEUV.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point58">58</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach alledem ist auf die Buchst.&#160;a bis c der ersten Frage zu antworten, dass die Pr&#252;fung dieser Frage nichts ergeben hat, was die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40 ber&#252;hren k&#246;nnte.</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Zu den Buchst.&#160;d und e der ersten Frage</span> </span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point59">59</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit den Buchst.&#160;d und e der ersten Frage ersucht das vorlegende Gericht den Gerichtshof um die Auslegung des Begriffs &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; in Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 und um n&#228;here Angaben dazu, wie festzustellen ist, ob bei einem bestimmten Tabakerzeugnis die in diesem Artikel vorgesehene 3%-Grenze erreicht ist.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point60">60</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Bei der Auslegung einer Vorschrift des Unionsrechts sind nicht nur ihr Wortlaut, sondern auch ihr Zusammenhang und die Ziele zu ber&#252;cksichtigen, die mit der Regelung, zu der sie geh&#246;rt, verfolgt werden (Urteil vom 26.&#160;September 2018, Baumgartner, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A772&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;513/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A772&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:772</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A772&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point23" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">23</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point61">61</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zun&#228;chst ist darauf hinzuweisen, dass der in Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 verwendete Begriff &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; in ihrem Art.&#160;2 (&#8222;Begriffsbestimmungen&#8220;) nicht definiert wird.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point62">62</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sodann ist zum Zusammenhang von Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 festzustellen, dass nach ihrem Art.&#160;7 Abs.&#160;12 Zigaretten und Tabak zum Selbstdrehen die einzigen von den Verboten in Art.&#160;7 Abs.&#160;1 und&#160;7 erfassten Tabakerzeugnisse sind.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point63">63</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem sind bei der Definition des Begriffs &#8222;neuartiges Tabakerzeugnis&#8220; in Art.&#160;2 Nr.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 Zigaretten und Tabak zum Selbstdrehen als gesonderte Kategorien von Tabakerzeugnissen aufgef&#252;hrt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point64">64</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#220;berdies wird Tabak zum Selbstdrehen im neunten Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie als Beispiel f&#252;r eine &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; genannt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point65">65</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Daher stellen Zigaretten ebenso wie Tabak zum Selbstdrehen eine &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; im Sinne von Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 dar.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point66">66</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zu den mit Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie verfolgten Zielen geht aus ihrem 16.&#160;Erw&#228;gungsgrund hervor, dass der Verkauf von Erzeugnissen mit charakteristischen Aromen, die h&#246;here Verkaufsmengen aufweisen, &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum hinweg eingestellt werden sollte, um den Verbrauchern ausreichend Zeit zu geben, zu anderen Erzeugnissen zu wechseln.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point67">67</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Da die Auslegung, wonach Zigaretten ebenso wie Tabak zum Selbstdrehen eine &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; im Sinne von Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 darstellen, zu diesen Zielen nicht im Widerspruch steht und da eine Vermutung daf&#252;r spricht, dass gleiche Begriffe in der gleichen Handlung der Union die gleiche Bedeutung haben, ist der Begriff &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; im Sinne dieser Bestimmung nicht anders auszulegen als der gleiche Begriff in anderen Bestimmungen der Richtlinie.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point68">68</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#220;berdies geht in Bezug auf die Methode, anhand deren sich feststellen l&#228;sst, ob ein bestimmtes Tabakerzeugnis unionsweit die 3%-Grenze erreicht, ab der die in Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 vorgesehene Ausnahme zur Anwendung kommt, aus der in Rn.&#160;33 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung hervor, dass es mangels einer Unionsregelung Sache der Mitgliedstaaten ist, eine zuverl&#228;ssige Methode festzulegen, mit der die Einhaltung der Anforderung, die sich aus der genannten Vorschrift ergibt, sichergestellt werden kann.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point69">69</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Aus den Akten, &#252;ber die der Gerichtshof verf&#252;gt, ergibt sich, dass die Bundesrepublik Deutschland im Einklang mit dieser Rechtsprechung Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 dadurch umgesetzt hat, dass sie in &#167;&#160;34 Abs.&#160;3 der Verordnung &#252;ber Tabakerzeugnisse und verwandte Erzeugnisse vom 27.&#160;April 2016 (BGBl. 2016&#160;I S.&#160;980) vorgeschrieben hat, welche Aromen Tabakerzeugnisse enthalten m&#252;ssen, damit das Verbot ihres Inverkehrbringens erst ab dem 20.&#160;Mai 2020 anzuwenden ist.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point70">70</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Angesichts dieser Erw&#228;gungen ist auf die Buchst.&#160;d und e der ersten Frage zu antworten, dass Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 dahin auszulegen ist, dass der Begriff &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; im Sinne dieser Bestimmung Zigaretten und Tabak zum Selbstdrehen erfasst und dass das Verfahren, um festzustellen, ob ein bestimmtes Tabakerzeugnis die in dieser Bestimmung vorgesehene 3%-Grenze erreicht, im nationalen Recht des betreffenden Mitgliedstaats zu regeln ist.</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Zur zweiten Frage</span> </span> </p> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Zu Buchst.&#160;a der zweiten Frage</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point71">71</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit Buchst.&#160;a der zweiten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob die Art.&#160;8 bis&#160;11 der Richtlinie 2014/40 dahin auszulegen sind, dass sie es den Mitgliedstaaten gestatten, erg&#228;nzende &#220;bergangsfristen neben den in Art.&#160;29 Abs.&#160;1 und in Art.&#160;30 Buchst.&#160;a der Richtlinie vorgesehenen Fristen festzulegen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point72">72</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;29 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2014/40 sieht vor, dass die Mitgliedstaaten die Rechts- und Verwaltungsvorschriften in Kraft setzen, die erforderlich sind, um der Richtlinie bis zum 20.&#160;Mai 2016 nachzukommen, und dass sie diese Ma&#223;nahmen ab dem 20.&#160;Mai 2016 anwenden, wobei u.&#160;a. Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie davon unber&#252;hrt bleibt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point73">73</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;30 (&#8222;&#220;bergangsbestimmung&#8220;) der Richtlinie sieht jedoch in Buchst.&#160;a vor, dass die Mitgliedstaaten das Inverkehrbringen von Tabakerzeugnissen, die gem&#228;&#223; der Richtlinie 2001/37 vor dem 20.&#160;Mai 2016 hergestellt oder in den freien Verkehr gebracht und gekennzeichnet wurden, bis zum 20.&#160;Mai 2017 zulassen d&#252;rfen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point74">74</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Dagegen sehen die Art.&#160;8 bis&#160;11 der Richtlinie 2014/40 keine &#220;bergangsfristen vor, die an die Stelle der in den Art.&#160;29 und&#160;30 der Richtlinie vorgesehenen Fristen treten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point75">75</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Angesichts dieser Erw&#228;gungen ist auf Buchst.&#160;a der zweiten Frage zu antworten, dass die Art.&#160;8 bis&#160;11 der Richtlinie 2014/40 dahin auszulegen sind, dass sie es den Mitgliedstaaten nicht gestatten, erg&#228;nzende &#220;bergangsfristen neben den in den Art.&#160;29 und&#160;30 der Richtlinie vorgesehenen Fristen festzulegen.</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Zu Buchst.&#160;b der zweiten Frage</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point76">76</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit Buchst.&#160;b der zweiten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob im Fall der Verneinung von Buchst.&#160;a der zweiten Frage Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2, Abs.&#160;4 Buchst.&#160;a Satz&#160;2 und Abs.&#160;6, Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b, e und f sowie Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 Satz&#160;1 der Richtlinie 2014/40 gegen den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und gegen Art.&#160;34 AEUV versto&#223;en.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point77">77</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Insoweit weist das vorlegende Gericht darauf hin, dass Art.&#160;9 Abs.&#160;6 und Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;f der Richtlinie 2014/40 die Festlegung bestimmter Kennzeichnungs- und Verpackungsvorgaben f&#252;r Tabakerzeugnisse an die Kommission delegierten, ohne ihr daf&#252;r eine Frist zu setzen und ohne weiter gehende &#220;bergangsregelungen oder &#8209;fristen vorzusehen, um sicherzustellen, dass den betroffenen Unternehmen ausreichend Zeit zur Anpassung an die Vorgaben der Richtlinie bleibe.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point78">78</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zum Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit ist festzustellen, dass die allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tze, zu denen dieser Grundsatz z&#228;hlt, Teil der Unionsrechtsordnung sind und daher von den Unionsorganen, aber auch von den Mitgliedstaaten bei der Aus&#252;bung der Befugnisse, die ihnen die Unionsrichtlinien &#252;bertragen, beachtet werden m&#252;ssen (Urteil vom 2.&#160;Juni 2016, ROZ-&#346;WIT, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A400&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;418/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A400&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:400</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A400&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point20" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">20</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point79">79</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Richtlinie 2014/40 ist nach ihrem Art.&#160;32 am 19.&#160;Mai 2014 in Kraft getreten, w&#228;hrend die Mitgliedstaaten verpflichtet waren, die Rechts- und Verwaltungsvorschriften, die erforderlich sind, um der Richtlinie nachzukommen, sp&#228;testens ab dem 20.&#160;Mai 2016 anzuwenden, wobei u.&#160;a. Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie davon unber&#252;hrt blieb.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point80">80</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Frist von zwei Jahren, &#252;ber die die Mitgliedstaaten verf&#252;gten, um die Bestimmungen zur Umsetzung der Richtlinie 2014/40 zu erlassen und sicherzustellen, dass den betroffenen Wirtschaftsteilnehmern ausreichend Zeit zur Anpassung an die Vorgaben der Richtlinie bleibt, reicht im Hinblick auf den Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit aus.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point81">81</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#220;berdies d&#252;rfen die Mitgliedstaaten nach Art.&#160;30 der Richtlinie 2014/40 bis zum 20.&#160;Mai 2017 das Inverkehrbringen von Tabakerzeugnissen zulassen, die gem&#228;&#223; der Richtlinie 2001/37 vor dem 20.&#160;Mai 2016 hergestellt oder in den freien Verkehr gebracht und gekennzeichnet wurden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point82">82</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zur Frage, ob Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2, Abs.&#160;4 Buchst.&#160;a Satz&#160;2 und Abs.&#160;6, Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b, e und f sowie Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 Satz&#160;1 der Richtlinie 2014/40 gegen Art.&#160;34 AEUV versto&#223;en, ist festzustellen, dass der Grundsatz des freien Warenverkehrs Einfuhr&#8209;, Ausfuhr- und Durchfuhrverboten oder &#8209;beschr&#228;nkungen nicht entgegensteht, die u.&#160;a. zum Schutz der Gesundheit und des Lebens von Menschen gerechtfertigt sind (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 14.&#160;Dezember 2004, Swedish Match, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2004%3A802&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;210/03</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2004%3A802&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2004:802</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2004%3A802&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point60" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">60</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point83">83</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Folglich stehen die Bestimmungen von Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2, Abs.&#160;4 Buchst.&#160;a Satz&#160;2 und Abs.&#160;6, von Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b, e und f sowie von Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 Satz&#160;1 der Richtlinie 2014/40 mit dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und mit Art.&#160;34 AEUV im Einklang.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point84">84</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Unter diesen Umst&#228;nden ist auf Buchst.&#160;b der zweiten Frage zu antworten, dass die Pr&#252;fung dieser Frage nichts ergeben hat, was die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2, Abs.&#160;4 Buchst.&#160;a Satz&#160;2 und Abs.&#160;6, von Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b, e und f sowie von Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 Satz&#160;1 der Richtlinie 2014/40 ber&#252;hren k&#246;nnte.</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Zur dritten Frage</span> </span> </p> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Zu Buchst.&#160;a der dritten Frage</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point85">85</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit Buchst.&#160;a der dritten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40 dahin auszulegen ist, dass er den Mitgliedstaaten aufgibt, die Verwendung auf den Geschmack, Geruch, Aroma- oder sonstige Zusatzstoffe bezogener Informationen auch dann zu verbieten, wenn es sich um nicht werbliche Informationen handelt und die Verwendung der betreffenden Inhaltsstoffe weiterhin erlaubt ist.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point86">86</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40 d&#252;rfen die Kennzeichnung der Packung und der Au&#223;enverpackung sowie das Tabakerzeugnis selbst weder Elemente noch Merkmale aufweisen, die sich auf den Geschmack, Geruch, eventuelle Aromastoffe oder sonstige Zusatzstoffe oder auf deren Fehlen beziehen. Diese Elemente und Merkmale k&#246;nnen u.&#160;a. durch Texte, Symbole, Namen, Markennamen, figurative und sonstige Zeichen repr&#228;sentiert werden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point87">87</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Da nach dem Wortlaut von Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2014/40 Tabakerzeugnisse &#8222;weder Elemente noch Merkmale&#8220; aufweisen d&#252;rfen, die sich auf &#8222;Aromastoffe&#8220;&#8222;beziehen&#8220;, und da nach dem Wortlaut von Art.&#160;13 Abs.&#160;3 der Richtlinie diese Elemente und Merkmale u.&#160;a. Texte, Symbole, Namen, Markennamen, figurative und sonstige Zeichen sein k&#246;nnen, die nicht werblicher Art sind, ist davon auszugehen, dass der Unionsgesetzgeber nicht zwischen werblichen Informationen und nicht werblichen Informationen unterscheiden wollte. Diese Auslegung wird dadurch best&#228;tigt, dass der Unionsgesetzgeber in Art.&#160;20 Abs.&#160;4 Buchst.&#160;b der Richtlinie, anders als in deren Art.&#160;13, ausdr&#252;cklich vorgeschrieben hat, dass die Packungen und die Au&#223;enverpackung von elektronischen Zigaretten und Nachf&#252;llbeh&#228;ltern keine der in Art.&#160;13 der Richtlinie 2014/40 genannten Elemente oder Merkmale enthalten; davon ausgenommen sind nach Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie Informationen, die sich auf Aromastoffe oder auf deren Fehlen beziehen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point88">88</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#220;berdies lassen sich, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;78 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, Tabakerzeugnisse mit einem charakteristischen Aroma nach wie vor von anderen Tabakerzeugnissen unterscheiden, sofern sie nicht eines der in Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a bis e der Richtlinie genannten Elemente verwenden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point89">89</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem ist angesichts der Feststellung des Gerichtshofs im Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Philip Morris Brands u.&#160;a. (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;547/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:325</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A325&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point141" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">141</a>), dass das Verbot von Elementen oder Merkmalen, die sich auf eventuelle Aromastoffe beziehen, unabh&#228;ngig davon gilt, ob die fraglichen Informationen inhaltlich zutreffen, davon auszugehen, dass sich dieses Verbot auch auf nicht werbliche Informationen unter Angabe der Inhaltsstoffe bezieht, deren Verwendung die Richtlinie 2014/40 erlaubt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point90">90</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Folglich ist Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40 dahin auszulegen, dass er den Mitgliedstaaten aufgibt, die Verwendung auf den Geschmack, Geruch, Aroma- oder sonstige Zusatzstoffe bezogener Informationen auch dann zu verbieten, wenn es sich um nicht werbliche Informationen handelt und die Verwendung der betreffenden Inhaltsstoffe weiterhin erlaubt ist.</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Zu Buchst.&#160;b der dritten Frage</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point91">91</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit Buchst.&#160;b der dritten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2014/40 aufgrund der darin vorgesehenen erheblichen Beschr&#228;nkungen der Verwendung von Markennamen gegen Art.&#160;17 der Charta verst&#246;&#223;t.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point92">92</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das in Art.&#160;17 der Charta verankerte Eigentumsrecht erstreckt sich nach Art.&#160;17 Abs.&#160;2 auch auf das geistige Eigentum.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point93">93</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Durch das Verbot, auf der Kennzeichnung der Packung und der Au&#223;enverpackung sowie dem Tabakerzeugnis selbst Markennamen anzugeben, die sich auf eventuelle Aromastoffe beziehen, beschr&#228;nkt Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2014/40 in Verbindung mit deren Art.&#160;13 Abs.&#160;3 die Verwendung dieser Marken.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point94">94</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das Eigentumsrecht ist jedoch nicht schrankenlos gew&#228;hrleistet, sondern muss im Hinblick auf seine gesellschaftliche Funktion gesehen werden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 15.&#160;Januar 2013, Kri&#382;an u.&#160;a., <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2013%3A8&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;416/10</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2013%3A8&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2013:8</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2013%3A8&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point113" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">113</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point95">95</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Diese Erw&#228;gung spiegelt sich vor allem darin wider, auf welche Weise nach Art.&#160;52 Abs.&#160;1 der Charta der Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit zu handhaben ist (Urteil vom 22.&#160;Januar 2013, Sky &#214;sterreich, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2013%3A28&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;283/11</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2013%3A28&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2013:28</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2013%3A28&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point47" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">47</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point96">96</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach der letztgenannten Bestimmung muss jede Einschr&#228;nkung der Aus&#252;bung der in der Charta anerkannten Rechte und Freiheiten gesetzlich vorgesehen sein, deren Wesensgehalt achten, unter Wahrung des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit erforderlich sein und den von der Union anerkannten dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzungen oder den Erfordernissen des Schutzes der Rechte und Freiheiten anderer tats&#228;chlich entsprechen (Urteil vom 4.&#160;Mai 2016, Pillbox 38, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;477/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2016:324</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2016%3A324&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point160" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">160</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point97">97</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im vorliegenden Fall ist festzustellen, dass die Beschr&#228;nkung der Verwendung von Markennamen in der Richtlinie 2014/40 festgelegt worden ist und dass sie nur die Verwendung der Marken durch die Hersteller auf der Kennzeichnung der Packung und der Au&#223;enverpackung sowie dem Tabakerzeugnis selbst betrifft und ihr Markenrecht somit nicht in seinem Wesensgehalt antastet. Dies soll einen erh&#246;hten Schutz der Gesundheit bei der Beseitigung der Hemmnisse gew&#228;hrleisten, die sich aus den nationalen Etikettierungsvorschriften ergeben (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 10.&#160;Dezember 2002, British American Tobacco [Investments] und Imperial Tobacco, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2002%3A741&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;491/01</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2002%3A741&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2002:741</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2002%3A741&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point150" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">150</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point98">98</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Richtlinie 2014/40 l&#228;sst n&#228;mlich die Freiheit der Inhaber der unter ihren Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 fallenden Markennamen unber&#252;hrt, sie in jeder anderen als der von diesen Bestimmungen erfassten Weise zu nutzen, etwa beim Gro&#223;handelsverkauf. Folglich kommt die in Rn.&#160;93 des vorliegenden Urteils angesprochene Beschr&#228;nkung der Verwendung von Markennamen nicht einem Entzug des Eigentums gleich.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point99">99</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem ist, da Tabakerzeugnisse, die ein charakteristisches Aroma haben, nach den Angaben im 16.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2014/40 den Einstieg in den Tabakkonsum erleichtern oder die Konsumgewohnheiten beeinflussen, das Verbot, auf der Kennzeichnung der Packung und der Au&#223;enverpackung sowie dem Tabakerzeugnis selbst Marken anzubringen, die sich auf einen Aromastoff beziehen, geeignet, ihre Anziehungskraft zu verringern, und entspricht den von der Union anerkannten dem Gemeinwohl dienenden Zielsetzungen, indem es dazu beitr&#228;gt, einen hohen Schutz der &#246;ffentlichen Gesundheit zu gew&#228;hrleisten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point100">100</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Folglich hat die Pr&#252;fung der dritten Frage nichts ergeben, was die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40 ber&#252;hren k&#246;nnte.</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Kosten</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point101">101</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem beim vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <p class="normal">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Erste Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">1.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Die Pr&#252;fung der ersten Vorlagefrage hat nichts ergeben, was die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;7 Abs.&#160;1, 7 und&#160;14 der Richtlinie 2014/40/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 3.&#160;April 2014 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Herstellung, die Aufmachung und den Verkauf von Tabakerzeugnissen und verwandten Erzeugnissen und zur Aufhebung der Richtlinie 2001/37/EG ber&#252;hren k&#246;nnte.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">2.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Art.&#160;7 Abs.&#160;14 der Richtlinie 2014/40 ist dahin auszulegen, dass der Begriff &#8222;Erzeugniskategorie&#8220; im Sinne dieser Bestimmung Zigaretten und Tabak zum Selbstdrehen erfasst und dass das Verfahren, um festzustellen, ob ein bestimmtes Tabakerzeugnis die in dieser Bestimmung vorgesehene 3%-Grenze erreicht, im nationalen Recht des betreffenden Mitgliedstaats zu regeln ist.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">3.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Die Art.&#160;8 bis&#160;11 der Richtlinie 2014/40 sind dahin auszulegen, dass sie es den Mitgliedstaaten nicht gestatten, erg&#228;nzende &#220;bergangsfristen neben den in den Art.&#160;29 und&#160;30 der Richtlinie vorgesehenen Fristen festzulegen.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">4.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Die Pr&#252;fung der zweiten Vorlagefrage hat nichts ergeben, was die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2, Abs.&#160;4 Buchst.&#160;a Satz&#160;2 und Abs.&#160;6, von Art.&#160;10 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b, e und f sowie von Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 Satz&#160;1 der Richtlinie 2014/40 ber&#252;hren k&#246;nnte.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">5.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40 ist dahin auszulegen, dass er den Mitgliedstaaten aufgibt, die Verwendung auf den Geschmack, Geruch, Aroma- oder sonstige Zusatzstoffe bezogener Informationen auch dann zu verbieten, wenn es sich um nicht werbliche Informationen handelt und die Verwendung der betreffenden Inhaltsstoffe weiterhin erlaubt ist.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">6.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Die Pr&#252;fung der dritten Vorlagefrage hat nichts ergeben, was die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c und Abs.&#160;3 der Richtlinie 2014/40 ber&#252;hren k&#246;nnte.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tbody> <tr> <td>&#160;</td> <td> <div class="signaturecase"> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory3left"> <p class="normal">Silva&#160;de&#160;Lapuerta</p> </div> <div class="signatorycenter"> <p class="normal">Arabadjiev</p> </div> <div class="signatory3right"> <p class="normal">Regan</p> </div> </div> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory2left"> <p class="normal">Fernlund</p> </div> <div class="signatory2right"> <p class="normal">Rodin</p> </div> </div> <p class="normal">Verk&#252;ndet in &#246;ffentlicher Sitzung in Luxemburg am 30.&#160;Januar 2019.</p> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory2left"> <p class="normal">Der Kanzler</p> <p class="normal">A.&#160;Calot Escobar</p> </div> <div class="signatory2right"> <p class="normal">Der Pr&#228;sident</p> <p class="normal">K.&#160;Lenaerts</p> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> <hr class="note"/> <p class="note">(<span class="note"> <a id="t-ECR_62017CJ0220_DE_01-E0001" href="#c-ECR_62017CJ0220_DE_01-E0001">*1</a> </span>) Verfahrenssprache: Deutsch.</p>
175,013
eugh-2019-01-30-t-29017
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
T-290/17
2019-01-30T00:00:00
2019-01-31T19:20:42
2019-01-31T19:20:42
Urteil
ECLI:EU:T:2019:37
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTS (Sechste Kammer)</p> <p class="C19Centre">30.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Gemeinsame Au&#223;en- und Sicherheitspolitik&#160;&#8211; Restriktive Ma&#223;nahmen angesichts der Lage in der Ukraine&#160;&#8211; Einfrieren von Geldern&#160;&#8211; Liste der Personen, Organisationen und Einrichtungen, deren Gelder und wirtschaftliche Ressourcen eingefroren werden&#160;&#8211; Beibehaltung des Namens des Kl&#228;gers auf der Liste&#160;&#8211; Begr&#252;ndungspflicht&#160;&#8211; Einrede der Rechtswidrigkeit&#160;&#8211; Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit&#160;&#8211; Rechtsgrundlage&#160;&#8211; Offensichtlicher Beurteilungsfehler&#160;&#8211; Grundsatz ne bis in idem&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache T&#8209;290/17</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Edward Stavytskyi,</b> wohnhaft in Br&#252;ssel (Belgien), Prozessbevollm&#228;chtigte: J.&#160;Grayston, Solicitor, sowie Rechtsanw&#228;lte P.&#160;Gj&#248;rtler, G.&#160;Pandey und D.&#160;Rovetta,</p> <p class="C72Alineadroite">Kl&#228;ger,</p> <p class="C19Centre">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Rat der Europ&#228;ischen Union,</b> vertreten durch V.&#160;Piessevaux und J.&#8209;P.&#160;Hix als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Beklagter,</p> <p class="C02AlineaAltA">unterst&#252;tzt durch</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Europ&#228;ische Kommission,</b> vertreten durch E.&#160;Paasivirta und L.&#160;Baumgart als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Streithelferin,</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend eine Klage nach Art.&#160;263 AEUV auf Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses (GASP) 2017/381 des Rates vom 3.&#160;M&#228;rz 2017 zur &#196;nderung des Beschlusses 2014/119/GASP &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen bestimmte Personen, Organisationen und Einrichtungen angesichts der Lage in der Ukraine (ABl.&#160;2017, L&#160;58, S.&#160;34) und der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2017/374 des Rates vom 3.&#160;M&#228;rz 2017 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung (EU) Nr.&#160;208/2014 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen bestimmte Personen, Organisationen und Einrichtungen angesichts der Lage in der Ukraine (ABl.&#160;2017, L&#160;58, S.&#160;1), soweit der Name des Kl&#228;gers auf der Liste der Personen, Organisationen und Einrichtungen belassen wurde, gegen die sich diese restriktiven Ma&#223;nahmen richten,</p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DAS GERICHT (Sechste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten G.&#160;Berardis (Berichterstatter) sowie der Richter D.&#160;Spielmann und Z.&#160;Csehi,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: P.&#160;Cullen, Verwaltungsrat,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 12.&#160;September 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Dem Rechtsstreit zugrunde liegender Sachverhalt</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger, Herr Edward Stavytskyi, ist ein ehemaliger Minister f&#252;r Energie und Kohleindustrie der Ukraine.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 5.&#160;M&#228;rz 2014 erlie&#223; der Rat der Europ&#228;ischen Union auf der Grundlage von Art.&#160;29 EUV den Beschluss 2014/119/GASP &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen bestimmte Personen, Organisationen und Einrichtungen angesichts der Lage in der Ukraine (ABl.&#160;2014, L&#160;66, S.&#160;26).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 1 und 2 des Beschlusses 2014/119 hei&#223;t es:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat hat am 20.&#160;Februar 2014 jede Gewaltanwendung in der Ukraine auf das Sch&#228;rfste verurteilt. Er forderte die sofortige Beendigung der Gewalt in der Ukraine und die uneingeschr&#228;nkte Achtung der Menschenrechte und der Grundfreiheiten. Er rief die Regierung der Ukraine zu gr&#246;&#223;ter Zur&#252;ckhaltung auf und appellierte an die Oppositionsf&#252;hrer, sich von denjenigen zu distanzieren, die zu radikalen Handlungen, einschlie&#223;lich Gewaltanwendung, &#252;bergehen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(2) Der Rat hat am 3.&#160;M&#228;rz 2014 beschlossen, im Hinblick auf die St&#228;rkung und Unterst&#252;tzung der Rechtsstaatlichkeit sowie die Achtung der Menschenrechte in der Ukraine restriktive Ma&#223;nahmen f&#252;r das Einfrieren und die Einziehung von Verm&#246;genswerten auf Personen, die als f&#252;r die Veruntreuung staatlicher Verm&#246;genswerte der Ukraine verantwortlich identifiziert wurden, sowie auf f&#252;r Menschenrechtsverletzungen verantwortliche Personen zu konzentrieren.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 Abs.&#160;1 und 2 des Beschlusses 2014/119 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;S&#228;mtliche Gelder und wirtschaftlichen Ressourcen, die im Besitz oder im Eigentum der Personen, die als f&#252;r die Veruntreuung staatlicher Verm&#246;genswerte der Ukraine verantwortlich identifiziert wurden, sowie der f&#252;r Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine verantwortlichen Personen und der mit ihnen verbundenen, in der Liste im Anhang aufgef&#252;hrten, nat&#252;rlichen oder juristischen Personen, Organisationen oder Einrichtungen stehen oder von diesen gehalten oder kontrolliert werden, werden eingefroren.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Den im Anhang aufgef&#252;hrten nat&#252;rlichen oder juristischen Personen, Organisationen oder Einrichtungen d&#252;rfen weder unmittelbar noch mittelbar Gelder oder wirtschaftliche Ressourcen zur Verf&#252;gung gestellt werden oder zugutekommen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Modalit&#228;ten dieser restriktiven Ma&#223;nahmen werden in den weiteren Abs&#228;tzen dieses Artikels festgelegt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 5.&#160;M&#228;rz 2014 erlie&#223; der Rat au&#223;erdem auf der Grundlage von Art.&#160;215 Abs.&#160;2 AEUV die Verordnung (EU) Nr.&#160;208/2014 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen bestimmte Personen, Organisationen und Einrichtungen angesichts der Lage in der Ukraine (ABl.&#160;2014, L&#160;66, S.&#160;1).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem Beschluss 2014/119 entsprechend schreibt die Verordnung Nr.&#160;208/2014 den Erlass der betreffenden restriktiven Ma&#223;nahmen vor und legt deren Modalit&#228;ten mit im Wesentlichen demselben Wortlaut wie der Beschluss 2014/119 fest.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Namen der von dem Beschluss 2014/119 und der Verordnung Nr.&#160;208/2014 betroffenen Personen sind in einer Liste im Anhang des Beschlusses und in Anhang I der Verordnung (im Folgenden: streitige Liste) u.&#160;a. mit der Begr&#252;ndung f&#252;r ihre Aufnahme verzeichnet. Der Name des Kl&#228;gers stand nicht auf der streitigen Liste.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Beschluss 2014/119 und die Verordnung Nr.&#160;208/2014 wurden mit dem Durchf&#252;hrungsbeschluss 2014/216/GASP des Rates vom 14.&#160;April 2014 zur Durchf&#252;hrung des Beschlusses 2014/119 (ABl.&#160;2014, L&#160;111, S.&#160;91) bzw. mit der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr.&#160;381/2014 des Rates vom 14.&#160;April 2014 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung Nr.&#160;208/2014 (ABl.&#160;2014, L&#160;111, S.&#160;33) (im Folgenden: Rechtsakte vom April 2014) ge&#228;ndert.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit den Rechtsakten vom April 2014 wurde der Name des Kl&#228;gers mit den Identifizierungsinformationen &#8222;ehemaliger Minister f&#252;r Energie und Kohleindustrie der Ukraine&#8220; und mit folgender Begr&#252;ndung in die Liste aufgenommen:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Person ist in der Ukraine Gegenstand von Ermittlungen wegen der Beteiligung an Straftaten im Zusammenhang mit der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder der Ukraine und des illegalen Transfers dieser Gelder in das Ausland.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschrift, die am 25.&#160;Juni 2014 bei der Kanzlei des Gerichts einging, erhob der Kl&#228;ger Klage auf Nichtigerkl&#228;rung der Rechtsakte vom April 2014, soweit sie ihn betrafen. Diese Klage wurde unter dem Aktenzeichen T&#8209;486/14 in das Register eingetragen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Beschluss 2014/119 wurde au&#223;erdem durch den am 31.&#160;Januar 2015 in Kraft getretenen Beschluss (GASP) 2015/143 des Rates vom 29.&#160;Januar 2015 (ABl.&#160;2015, L&#160;24, S.&#160;16) ge&#228;ndert. Was die Benennungskriterien f&#252;r die von den in Rede stehenden restriktiven Ma&#223;nahmen erfassten Personen angeht, ergibt sich aus Art.&#160;1 des Beschlusses 2015/143, dass Art.&#160;1 Abs.&#160;1 des Beschlusses 2014/119 folgende Fassung erhielt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;S&#228;mtliche Gelder und wirtschaftlichen Ressourcen, die im Besitz oder im Eigentum der Personen, die als f&#252;r die Veruntreuung staatlicher Verm&#246;genswerte der Ukraine verantwortlich identifiziert wurden, sowie der f&#252;r Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine verantwortlichen Personen und der mit ihnen verbundenen, in der Liste im Anhang aufgef&#252;hrten, nat&#252;rlichen oder juristischen Personen, Organisationen oder Einrichtungen stehen oder von diesen gehalten oder kontrolliert werden, werden eingefroren.</p> <p class="C02AlineaAltA">F&#252;r die Zwecke dieses Beschlusses z&#228;hlen zu Personen, die als f&#252;r die Veruntreuung staatlicher Verm&#246;genswerte der Ukraine verantwortlich erkl&#228;rt wurden, Personen, die Gegenstand von Untersuchungen der ukrainischen Beh&#246;rden sind </p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;wegen der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte der Ukraine oder wegen Beihilfe hierzu oder </p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;wegen Amtsmissbrauchs als Inhaber eines &#246;ffentlichen Amtes, um sich selbst oder einer dritten Partei einen ungerechtfertigten Vorteil zu verschaffen und wodurch ein Verlust staatlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte der Ukraine verursacht wird, oder wegen Beihilfe hierzu.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit der Verordnung (EU) 2015/138 des Rates vom 29.&#160;Januar 2015 zur &#196;nderung der Verordnung Nr.&#160;208/2014 (ABl.&#160;2015, L&#160;24, S.&#160;1) wurde diese entsprechend dem Beschluss 2015/143 ge&#228;ndert.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Beschluss 2014/119 und die Verordnung Nr.&#160;208/2014 wurden sp&#228;ter mit dem Beschluss (GASP) 2015/364 des Rates vom 5.&#160;M&#228;rz 2015 zur &#196;nderung des Beschlusses 2014/119 (ABl.&#160;2015, L&#160;62, S.&#160;25) und der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2015/357 des Rates vom 5.&#160;M&#228;rz 2015 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung Nr.&#160;208/2014 (ABl.&#160;2015, L&#160;62, S.&#160;1) &#252;berarbeitet. Durch den Beschluss 2015/364 erhielt Art.&#160;5 des Beschlusses 2014/119 eine neue Fassung, mit der die in Rede stehenden restriktiven Ma&#223;nahmen bis zum 6.&#160;M&#228;rz 2016 verl&#228;ngert wurden. Mit der Durchf&#252;hrungsverordnung 2015/357 erhielt Anhang&#160;I der Verordnung Nr.&#160;208/2014 eine neue Fassung, mit der die Eintr&#228;ge zu 18 Personen ge&#228;ndert wurden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem Beschluss 2015/364 und der Durchf&#252;hrungsverordnung 2015/357 wurde der Name des Kl&#228;gers mit den Identifizierungsinformationen &#8222;ehemaliger Minister f&#252;r Energie und Kohleindustrie der Ukraine&#8220; und mit folgender Begr&#252;ndung auf der streitigen Liste belassen:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Person ist Gegenstand strafrechtlicher Verfolgung seitens der ukrainischen Beh&#246;rden wegen der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger erhob gegen den Beschluss 2015/364 und die Durchf&#252;hrungsverordnung 2015/357 keine Klage.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 28.&#160;Januar 2016, Stavytskyi/Rat (T&#8209;486/14, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2016:45), erkl&#228;rte das Gericht die Rechtsakte vom April 2014 f&#252;r nichtig und stellte insoweit im Wesentlichen fest, dass der Name des Kl&#228;gers in die streitige Liste aufgenommen worden sei, ohne dass der Rat &#252;ber hinreichende Beweise verf&#252;gt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 4.&#160;M&#228;rz 2016 erlie&#223; der Rat den Beschluss (GASP) 2016/318 zur &#196;nderung des Beschlusses 2014/119 (ABl.&#160;2016, L&#160;60, S.&#160;76) und die Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2016/311 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung Nr.&#160;208/2014 (ABl.&#160;2016, L&#160;60, S.&#160;1), mit denen er die Anwendung der betreffenden restriktiven Ma&#223;nahmen bis zum 6.&#160;M&#228;rz 2017 verl&#228;ngerte, ohne die in der vorstehenden Rn.&#160;15 wiedergegebene Begr&#252;ndung in Bezug auf den Kl&#228;ger zu &#228;ndern.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschrift, die am 17.&#160;Mai 2016 bei der Kanzlei des Gerichts einging, erhob der Kl&#228;ger Klage auf Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses 2016/318 und der Durchf&#252;hrungsverordnung 2016/311, soweit sie ihn betrafen. Diese Klage wurde unter dem Aktenzeichen T&#8209;242/16 in das Register eingetragen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 21.&#160;Oktober 2016 machte der Kl&#228;ger den Rat darauf aufmerksam, dass dieser durch angeblich falsche Angaben der Generalstaatsanwaltschaft der Ukraine (im Folgenden: Generalstaatsanwaltschaft) irregeleitet worden sei, und beantragte Zugang zu bestimmten Dokumenten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Antwort darauf teilte der Rat dem Kl&#228;ger mit Schreiben vom 12.&#160;Dezember 2016 erstens mit, dass er beabsichtige, die restriktiven Ma&#223;nahmen gegen ihn aufrechtzuerhalten. Zweitens bemerkte der Rat, dass die Generalstaatsanwaltschaft mit Schreiben vom 25.&#160;Juli und 16.&#160;November 2016 best&#228;tigt habe, dass gegen den Kl&#228;ger ein Strafverfahren wegen Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder anh&#228;ngig sei. Drittens legte der Rat seinem Schreiben diese Dokumente bei sowie ein weiteres Dokument vom 18.&#160;November 2016, das Fragen des Rates an die Generalstaatsanwaltschaft und deren Antworten enth&#228;lt (im Folgenden: Antworten der Generalstaatsanwaltschaft). Viertens forderte der Rat den Kl&#228;ger auf, seine eventuelle Stellungnahme bis zum 13.&#160;Januar 2017 einzureichen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 13.&#160;Januar 2017 machte der Kl&#228;ger beim Rat u.&#160;a. geltend, dass die Generalstaatsanwaltschaft das betreffende Strafverfahren allein zu dem Zweck, damit es weiter anh&#228;ngig bleibe, manipuliert habe und der von diesem Verfahren betroffene Sachverhalt bereits von anderen ukrainischen Beh&#246;rden, einschlie&#223;lich der Justiz, untersucht worden sei, die dabei keine Rechtsverst&#246;&#223;e festgestellt h&#228;tten. Der Kl&#228;ger wies au&#223;erdem darauf hin, dass er bei der Kommission f&#252;r die Kontrolle der Dateien der Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation (Interpol) beantragt habe, seinen Namen von der Liste der international gesuchten Personen zu streichen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 6.&#160;Februar 2017 &#252;bermittelte der Rat dem Kl&#228;ger einige Dokumente, die er von den ukrainischen Beh&#246;rden erhalten hatte, n&#228;mlich ein Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 27.&#160;Januar 2017 und mehrere Entscheidungen ukrainischer Gerichte, und ersuchte den Kl&#228;ger, hierzu bis zum 13.&#160;Februar 2017 Stellung zu nehmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 13.&#160;Februar 2017 antwortete der Kl&#228;ger auf dieses Ersuchen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 3.&#160;M&#228;rz 2017 erlie&#223; der Rat den Beschluss (GASP) 2017/381 zur &#196;nderung des Beschlusses 2014/119 (ABl.&#160;2017, L&#160;58, S.&#160;34) und die Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2017/374 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung Nr.&#160;208/2014 (ABl.&#160;2017, L&#160;58, S.&#160;1) (im Folgenden: angefochtene Rechtsakte), mit denen er die Anwendung der in Rede stehenden restriktiven Ma&#223;nahmen bis zum 6.&#160;M&#228;rz 2018 verl&#228;ngerte, ohne die oben in Rn.&#160;15 wiedergegebene Begr&#252;ndung in Bezug auf den Kl&#228;ger zu &#228;ndern.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 6.&#160;M&#228;rz 2017 &#252;bermittelte der Rat dem Kl&#228;ger die angefochtenen Rechtsakte und beantwortete gleichzeitig dessen Schreiben vom 13.&#160;Januar und 13.&#160;Februar 2017.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat (T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166), wies das Gericht die oben in Rn.&#160;19 erw&#228;hnte Klage des Kl&#228;gers ab.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Verfahren und Antr&#228;ge der Parteien</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschrift, die am 16.&#160;Mai 2017 bei der Kanzlei des Gerichts eingegangen ist, hat der Kl&#228;ger die vorliegende Klage erhoben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 28.&#160;Juli 2017 hat der Rat die Klagebeantwortung eingereicht und anschlie&#223;end am 3.&#160;August 2017 einen begr&#252;ndeten Antrag nach Art.&#160;66 der Verfahrensordnung des Gerichts, den Inhalt bestimmter Anlagen zur Klageschrift und zur Klagebeantwortung in den &#246;ffentlich zug&#228;nglichen Unterlagen der vorliegenden Rechtssache nicht zu zitieren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 5.&#160;September 2017 hat die Europ&#228;ische Kommission beantragt, im vorliegenden Verfahren als Streithelferin zur Unterst&#252;tzung der Antr&#228;ge des Rates zugelassen zu werden. Mit Entscheidung vom 21.&#160;September 2017 hat der Pr&#228;sident der Sechsten Kammer des Gerichts diesem Antrag nach Art.&#160;144 Abs.&#160;4 der Verfahrensordnung stattgegeben, nachdem die Hauptparteien keine Vertraulichkeitsgesichtspunkte geltend gemacht hatten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das schriftliche Verfahren ist nach der Einreichung der Erwiderung, der Gegenerwiderung, des Streithilfeschriftsatzes und der Stellungnahmen der Hauptparteien hierzu am 19.&#160;Dezember 2017 abgeschlossen worden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit am 17.&#160;Januar 2018 bei der Kanzlei eingegangenem Schriftsatz hat der Kl&#228;ger nach Art.&#160;106 Abs.&#160;1 und 2 der Verfahrensordnung die Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung beantragt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf Vorschlag des Berichterstatters hat das Gericht (Sechste Kammer) beschlossen, die m&#252;ndliche Verhandlung zu er&#246;ffnen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Sitzung vom 12.&#160;September 2018 haben die Hauptparteien m&#252;ndlich verhandelt und Fragen des Gerichts beantwortet; die Kommission hat an dieser Sitzung nicht teilgenommen, wor&#252;ber sie das Gericht mit Schreiben vom 16.&#160;August 2018 unterrichtet hatte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger beantragt, </p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die angefochtenen Rechtsakte f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren, soweit mit ihnen sein Name auf der streitigen Liste belassen wurde;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dem Rat die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Klage abzuweisen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;hilfsweise, f&#252;r den Fall der Nichtigerkl&#228;rung der angefochtenen Rechtsakte, gem&#228;&#223; Art.&#160;60 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union die Wirkungen des Beschlusses 2017/381 bis zum Wirksamwerden der Nichtigerkl&#228;rung der Durchf&#252;hrungsverordnung 2017/374 aufrechtzuerhalten;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dem Kl&#228;ger die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission beantragt, die Klage abzuweisen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtliche W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger macht vier Klagegr&#252;nde geltend: erstens die Rechtswidrigkeit des in Art.&#160;1 Abs.&#160;1 des Beschlusses 2014/119 in der durch den Beschluss 2015/143 ge&#228;nderten Fassung und in Art.&#160;3 Abs.&#160;1a der Verordnung Nr.&#160;208/2014 in der durch die Verordnung&#160;2015/138 ge&#228;nderten Fassung vorgesehenen Benennungskriteriums (im Folgenden: ma&#223;gebliches Kriterium), zweitens einen offensichtlichen Beurteilungsfehler, da der Umstand, dass gegen ihn ein Strafverfahren vor den ukrainischen Beh&#246;rden anh&#228;ngig sei, keine hinreichende Tatsachengrundlage darstelle, drittens einen Versto&#223; gegen die Begr&#252;ndungspflicht und viertens einen Irrtum &#252;ber die Rechtsgrundlage, da die ihn betreffenden restriktiven Ma&#223;nahmen nicht der Gemeinsamen Au&#223;en- und Sicherheitspolitik (GASP), sondern der internationalen Zusammenarbeit in Strafsachen zuzurechnen seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da einige Argumente, die bei verschiedenen Klagegr&#252;nden vorgebracht werden, miteinander zusammenh&#228;ngen, ist davon auszugehen, dass der Kl&#228;ger sinngem&#228;&#223; erstens einen Versto&#223; gegen die Begr&#252;ndungspflicht, zweitens die Rechtswidrigkeit des ma&#223;geblichen Kriteriums, dessen Unverh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und das Fehlen einer Rechtsgrundlage f&#252;r dieses und drittens offensichtliche Beurteilungsfehler bei der Anwendung dieses Kriteriums auf seinen Fall geltend macht.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zum Versto&#223; gegen die Begr&#252;ndungspflicht</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger macht zum einen geltend, dass die Begr&#252;ndung daf&#252;r, dass sein Namen durch die angefochtenen Rechtsakte auf der Liste belassen worden sei, die mit der oben in Rn.&#160;15 wiedergegebenen &#252;bereinstimmt, allgemein und stereotyp sei, da sie sich auf eine Wiederholung der bei der Definition des ma&#223;geblichen Kriteriums verwendeten Formulierung beschr&#228;nke.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen vertritt der Kl&#228;ger die Auffassung, dass der Rat diese Begr&#252;ndung nicht durch die Angaben vervollst&#228;ndigen d&#252;rfe, die in den Schreiben enthalten seien, die er ihm im Lauf des Verfahrens &#252;bermittelt habe, das zum Erlass der angefochtenen Rechtsakte gef&#252;hrt habe (siehe oben, Rn.&#160;21, 23 und 26), da ein Rechtsakt selbst eine hinreichende Begr&#252;ndung enthalten m&#252;sse. Jedenfalls stellten die sich aus den betreffenden Schreiben ergebenden erg&#228;nzenden Angaben keine hinreichende Begr&#252;ndung dar.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat tritt, unterst&#252;tzt von der Kommission, dem Vorbringen des Kl&#228;gers entgegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;296 Abs.&#160;2 AEUV sind &#8222;[d]ie Rechtsakte &#8230; mit einer Begr&#252;ndung zu versehen&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;41 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;c der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta), der Art.&#160;6 Abs.&#160;1 EUV den gleichen rechtlichen Rang wie den Vertr&#228;gen zuerkennt, umfasst das Recht auf eine gute Verwaltung insbesondere &#8222;die Verpflichtung der Verwaltung, ihre Entscheidungen zu begr&#252;nden&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung muss die nach Art.&#160;296 AEUV und Art.&#160;41 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;c der Charta vorgeschriebene Begr&#252;ndung der Natur des angefochtenen Rechtsakts und dem Kontext, in dem er erlassen worden ist, angepasst sein. Sie muss die &#220;berlegungen des Organs, das den Rechtsakt erlassen hat, so klar und eindeutig zum Ausdruck bringen, dass der Betroffene ihr die Gr&#252;nde f&#252;r die erlassene Ma&#223;nahme entnehmen kann und das zust&#228;ndige Gericht seine Kontrolle durchf&#252;hren kann. Das Begr&#252;ndungserfordernis ist anhand der Umst&#228;nde des Einzelfalls zu beurteilen (vgl. Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;77 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Begr&#252;ndung eines Rechtsakts brauchen nicht alle tats&#228;chlich oder rechtlich einschl&#228;gigen Gesichtspunkte genannt zu werden, da die Frage, ob die Begr&#252;ndung den Erfordernissen von Art.&#160;296 Abs.&#160;2 AEUV und Art.&#160;41 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;c der Charta gen&#252;gt, nicht nur im Hinblick auf den Wortlaut des Rechtsakts zu beurteilen ist, sondern auch im Hinblick auf dessen Kontext und s&#228;mtliche Rechtsvorschriften auf dem betreffenden Gebiet. Somit ist ein beschwerender Rechtsakt hinreichend begr&#252;ndet, wenn er in einem Zusammenhang ergangen ist, der dem Betroffenen bekannt war und ihm gestattet, die Tragweite der ihm gegen&#252;ber getroffenen Ma&#223;nahme zu verstehen. Ferner m&#252;ssen die Anforderungen an die Genauigkeit, die an die Begr&#252;ndung eines Rechtsakts zu stellen sind, den tats&#228;chlichen M&#246;glichkeiten sowie den technischen und zeitlichen Bedingungen angepasst werden, unter denen der Rechtsakt ergeht (vgl. Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;78 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere darf die Begr&#252;ndung f&#252;r das Einfrieren von Geldern grunds&#228;tzlich nicht nur aus einer allgemeinen und stereotypen Formulierung bestehen. Sie muss vielmehr unter den in der vorstehenden Rn.&#160;46 gemachten Einschr&#228;nkungen die spezifischen und konkreten Gr&#252;nde enthalten, die den Rat zu der Annahme veranlasst haben, dass die einschl&#228;gigen Bestimmungen auf den Betroffenen anwendbar sind (vgl. Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;79 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorliegend ist festzustellen, dass die Begr&#252;ndung f&#252;r die Beibehaltung des Namens des Kl&#228;gers auf der streitigen Liste (siehe oben, Rn.&#160;15) spezifisch und konkret ist und die Anhaltspunkte genannt werden, die der Beibehaltung zugrunde liegen, n&#228;mlich der Umstand, dass der Kl&#228;ger Gegenstand strafrechtlicher Verfolgung seitens der ukrainischen Beh&#246;rden wegen der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem fand die Aufrechterhaltung der restriktiven Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber dem Kl&#228;ger in einem Kontext statt, der diesem bekannt war; der Kl&#228;ger war im Laufe des Schriftwechsels mit dem Rat u.&#160;a. &#252;ber die Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 25.&#160;Juli 2016, 16.&#160;November 2016 und 27.&#160;Januar 2017 sowie deren Antworten informiert worden (siehe oben, Rn.&#160;21 und 23), auf die der Rat die Aufrechterhaltung dieser Ma&#223;nahmen gest&#252;tzt hat (vgl. in diesem Sinne entsprechend Urteile vom 15.&#160;November 2012, Rat/Bamba, C&#8209;417/11&#160;P, EU:C:2012:718, Rn.&#160;53 und 54 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung, und vom 6.&#160;September 2013, Bank Melli Iran/Rat, T&#8209;35/10 und T&#8209;7/11, EU:T:2013:397, Rn.&#160;88). In diesen Schreiben sind der Name der mit den Ermittlungen betrauten Beh&#246;rde, das Aktenzeichen der u.&#160;a. gegen den Kl&#228;ger eingeleiteten Strafverfahren und das Datum ihrer Er&#246;ffnung, der dem Kl&#228;ger zur Last gelegte Sachverhalt, die Namen der anderen betroffenen Personen und Einrichtungen, die H&#246;he der mutma&#223;lich veruntreuten &#246;ffentlichen Gelder, die einschl&#228;gigen Artikel des ukrainischen Strafgesetzbuchs sowie der Umstand erw&#228;hnt, dass der Kl&#228;ger schriftlich dar&#252;ber informiert worden sei, dass er verd&#228;chtigt werde. Insbesondere im Schreiben vom 25.&#160;Juli 2016 wird klargestellt:</p> <p class="C02AlineaAltA">[<i>vertraulich</i>](<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Schreiben vom 12.&#160;Dezember 2016 hat der Rat klar darauf hingewiesen, dass das Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 25.&#160;Juli 2016, wie es durch das Schreiben vom 25.&#160;November 2016 best&#228;tigt worden sei, einschl&#228;gige Informationen enthalte, aus denen sich ableiten lasse, dass gegen den Kl&#228;ger weiterhin ein Strafverfahren wegen Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte anh&#228;ngig sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen sind die angefochtenen Rechtsakte in einem Kontext ergangen, zu dem auch der Schriftwechsel zwischen dem Kl&#228;ger und dem Rat im Rahmen der Rechtssachen geh&#246;rt, in denen die Urteile vom 28.&#160;Januar 2016 Stavytskyi/Rat (T&#8209;486/14, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2016:45), und vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat (T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166), ergangen sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger hat all diese Informationen vor dem Erlass der angefochtenen Rechtsakte erhalten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Schreiben vom 6.&#160;M&#228;rz 2017 datiert zwar nach dem Erlass der angefochtenen Rechtsakte; es beschr&#228;nkt sich aber im Wesentlichen darauf, Gesichtspunkte, die in dem Schriftwechsel enthalten waren, den der Kl&#228;ger und der Rat vor ihrem Erlass gef&#252;hrt hatten, sowie die Rechtsprechung des Gerichts anzuf&#252;hren. Dieses Schreiben kann somit bei der Pr&#252;fung dieser Rechtsakte ber&#252;cksichtigt werden (vgl. in diesem Sinne entsprechend Urteil vom 15.&#160;Juni 2017, Kiselev/Rat, EU:T:2017:392, Rn.&#160;47 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Jedenfalls stimmt der Inhalt des Schreibens vom 6.&#160;M&#228;rz 2017 weitgehend mit dem der angefochtenen Rechtsakte und des vorherigen Schriftwechsels zwischen dem Rat und dem Kl&#228;ger &#252;berein (vgl. in diesem Sinne entsprechend Urteil vom 15.&#160;Juni 2017, Kiselev/Rat, EU:T:2017:392, Rn.&#160;48 und 49).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht dessen ist festzustellen, dass in den angefochtenen Rechtsakten in ihrem Kontext betrachtet die tats&#228;chlichen und rechtlichen Gesichtspunkte, auf die sie sich ihrem Urheber zufolge gr&#252;nden, rechtlich hinreichend angegeben sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Feststellung l&#228;sst sich nicht durch das Argument des Kl&#228;gers in Zweifel ziehen, die ihn betreffende Begr&#252;ndung sei stereotyp.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist zu bemerken, dass in dieser Begr&#252;ndung zwar die gleichen Erw&#228;gungen angef&#252;hrt werden wie die, auf die die restriktiven Ma&#223;nahmen gegen andere in die Liste aufgenommene nat&#252;rliche Personen gest&#252;tzt wurden, doch sollen diese Erw&#228;gungen die konkrete Situation des Kl&#228;gers umrei&#223;en, gegen den, wie gegen andere, nach den Angaben des Rates gerichtliche Verfahren im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder in der Ukraine anh&#228;ngig waren (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;256/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;82 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei der Begr&#252;ndungspflicht um ein wesentliches Formerfordernis handelt, das von der Stichhaltigkeit der Gr&#252;nde zu unterscheiden ist, die zur materiellen Rechtm&#228;&#223;igkeit des streitigen Rechtsakts geh&#246;rt. Denn die Begr&#252;ndung eines Rechtsakts soll f&#246;rmlich die Gr&#252;nde zum Ausdruck bringen, auf denen dieser Rechtsakt beruht. Weisen die Gr&#252;nde Fehler auf, so beeintr&#228;chtigen diese die materielle Rechtm&#228;&#223;igkeit des Rechtsakts, nicht aber dessen Begr&#252;ndung, die, obwohl sie fehlerhafte Gr&#252;nde enth&#228;lt, zureichend sein kann (vgl. Urteil vom 5.&#160;November 2014, Mayaleh/Rat, T&#8209;307/12 und T&#8209;408/13, EU:T:2014:926, Rn.&#160;96 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Selbst wenn also der Rat &#8211; wie der Kl&#228;ger in der m&#252;ndlichen Verhandlung geltend gemacht hat &#8211; einer Pflicht zu gesteigerter Sorgfalt unterl&#228;ge, wenn er nach mehreren Jahren restriktive Ma&#223;nahmen gegen ein und dieselbe Person aufrechterh&#228;lt, h&#228;tte dieser Umstand keine Auswirkungen auf die Kontrolle, die das Gericht hinsichtlich der Begr&#252;ndung der angefochtenen Rechtsakte aus&#252;bt, w&#228;hrend diese Pflicht eine strengere Kontrolle rechtfertigen k&#246;nnte, was das Vorliegen eines offensichtlichen Beurteilungsfehlers betrifft.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht der vorstehenden Erw&#228;gungen sind die auf einen Versto&#223; gegen die Begr&#252;ndungspflicht gerichteten R&#252;gen des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zum Klagegrund, das ma&#223;gebliche Kriterium sei rechtswidrig, unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig und es gebe keine Rechtsgrundlage hierf&#252;r </b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger h&#228;lt das ma&#223;gebliche Kriterium, wie es im Beschluss 2015/143 und in der Verordnung 2015/138 vorgesehen sei, f&#252;r rechtswidrig, weil es gegen den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz versto&#223;e und es im Rahmen der GASP an einer Rechtsgrundlage fehle, soweit es dahin ausgelegt werden k&#246;nnte, dass es den Erlass restriktiver Ma&#223;nahmen gegen jede Person erm&#246;gliche, gegen die die ukrainischen Beh&#246;rden wegen der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder ermittelten, unabh&#228;ngig davon, ob der der betreffenden Person zur Last gelegte Sachverhalt geeignet sei, die Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine und damit die rechtlichen und institutionellen Grundlagen dieses Landes zu beeintr&#228;chtigen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sollte das ma&#223;gebliche Kriterium erm&#246;glichen, allein auf Personen abzustellen, bei denen es um einen solchen Sachverhalt gehe, m&#252;sste der Rat selbst eine Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitspr&#252;fung vornehmen. Nach der Rechtsprechung d&#252;rfe sich der Rat zwar grunds&#228;tzlich auf die Informationen st&#252;tzen, die die Generalstaatsanwaltschaft ihm &#252;bermittle. Er werde dadurch jedoch nicht von der Pflicht entbunden, die Frage zu pr&#252;fen, ob diese Informationen f&#252;r die Annahme ausreichten, dass der Sachverhalt, der der Person zur Last gelegt werde, gegen die ermittelt werde, geeignet sei, die Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine zu beeintr&#228;chtigen. Der Rat w&#252;rde nur dann den Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz beachten, wenn er sich vergewissere, dass diese Frage bejaht werden k&#246;nne. Anderenfalls k&#246;nnten eventuelle Eingriffe der Unionsorgane im Zusammenhang mit in einem Drittstaat anh&#228;ngigen Strafverfahren nicht mehr der GASP unterfallen, sondern der justiziellen Zusammenarbeit in Strafsachen und der polizeilichen Zusammenarbeit. Um einen Versto&#223; gegen Art.&#160;40 AEUV zu vermeiden, m&#252;ssten sie daher auf anderen Rechtsgrundlagen erlassen werden als Art.&#160;29 AEUV und Art.&#160;215 AEUV, wobei ein R&#252;ckgriff auf den letztgenannten Artikel den vorherigen Erlass eines der GASP zuzuordnenden Beschlusses voraussetze.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat und die Kommission treten dem Vorbringen des Kl&#228;gers entgegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorab ist darauf hinzuweisen, dass sich die Parteien dar&#252;ber einig sind, dass die Rechtsprechung anerkannt hat, dass es zul&#228;ssig ist, restriktive Ma&#223;nahmen, die in Anwendung des ma&#223;geblichen Kriteriums getroffen werden, auf der Grundlage von Art.&#160;29 AEUV und Art.&#160;215 AEUV zu erlassen, sofern der Sachverhalt der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte, dessen die ins Auge gefassten Personen verd&#228;chtigt werden, in Anbetracht der Betr&#228;ge, um die es geht, der Natur der veruntreuten Gelder oder Verm&#246;genswerte oder der Tatumst&#228;nde geeignet ist, die institutionellen und rechtlichen Grundlagen des betreffenden Landes zu beeintr&#228;chtigen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die die GASP betreffenden Ziele des EU-Vertrags werden namentlich in Art.&#160;21 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b EUV wie folgt beschrieben:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Union legt die gemeinsame Politik sowie Ma&#223;nahmen fest, f&#252;hrt diese durch und setzt sich f&#252;r ein hohes Ma&#223; an Zusammenarbeit auf allen Gebieten der internationalen Beziehungen ein, um &#8230; Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, die Menschenrechte und die Grunds&#228;tze des V&#246;lkerrechts zu festigen und zu f&#246;rdern&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Ziel wird in dem oben in Rn.&#160;3 zitierten zweiten Erw&#228;gungsgrund des Beschlusses 2014/119 erw&#228;hnt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit k&#246;nnen der Rechtsprechung zufolge Ziele wie das in Art.&#160;21 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b EUV genannte durch das Einfrieren von Verm&#246;genswerten erreicht werden, dessen Anwendungsbereich &#8211; wie hier &#8211; auf Personen beschr&#228;nkt wird, die als f&#252;r die Veruntreuung &#246;ffentlicher Verm&#246;genswerte verantwortlich identifiziert wurden, sowie auf mit ihnen verbundene Personen, Organisationen und Einrichtungen, d.&#160;h. auf Personen, deren Handlungen das ordnungsgem&#228;&#223;e Funktionieren der &#246;ffentlichen Einrichtungen und der zu ihnen geh&#246;renden Stellen beeintr&#228;chtigt haben k&#246;nnen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;95 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Achtung der Rechtsstaatlichkeit ist zudem, wie sich aus Art.&#160;2 EUV und aus den Pr&#228;ambeln des EU-Vertrags und der Charta ergibt, einer der grundlegenden Werte, auf denen die Union beruht. Sie ist dar&#252;ber hinaus nach Art.&#160;49 EUV eine Voraussetzung f&#252;r den Beitritt zur Union. Der Begriff der Rechtsstaatlichkeit findet sich im &#220;brigen auch in der Pr&#228;ambel der am 4.&#160;November 1950 in Rom unterzeichneten Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;97).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Rechtsprechung des Gerichtshofs und des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte sowie in den Arbeiten der Europ&#228;ischen Kommission f&#252;r Demokratie durch Recht, einer Einrichtung des Europarats, findet sich eine nicht ersch&#246;pfende Aufz&#228;hlung der Grunds&#228;tze und Normen, die die Rechtsstaatlichkeit ausmachen. Dazu geh&#246;ren die Grunds&#228;tze der Rechtm&#228;&#223;igkeit, der Rechtssicherheit und des Verbots der Willk&#252;r der Exekutive; unabh&#228;ngige und unparteiische Gerichte, eine wirksame gerichtliche Kontrolle einschlie&#223;lich der Wahrung der Grundrechte sowie die Gleichheit vor dem Gesetz (vgl. dazu die Liste der Kriterien der Rechtsstaatlichkeit, die die Europ&#228;ische Kommission f&#252;r Demokratie durch Recht in ihrer 106. Vollsitzung am 11./12.&#160;M&#228;rz 2016 in Venedig verabschiedet hat). Ferner wird in bestimmten Rechtsakten im Zusammenhang mit dem ausw&#228;rtigen Handeln der Union u.&#160;a. die Bek&#228;mpfung der Korruption als ein der Rechtsstaatlichkeit innewohnender Grundsatz genannt (vgl. z.&#160;B. die Verordnung [EG] Nr.&#160;1638/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 24.&#160;Oktober 2006 zur Festlegung allgemeiner Bestimmungen zur Schaffung eines Europ&#228;ischen Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstruments [ABl.&#160;2006, L&#160;310, S.&#160;1]) (Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;98).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner ist darauf hinzuweisen, dass die Verfolgung von Wirtschaftsverbrechen wie der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder ein wesentliches Mittel zur Bek&#228;mpfung der Korruption ist und dass die Bek&#228;mpfung der Korruption im Zusammenhang mit dem ausw&#228;rtigen Handeln der Union einen der Rechtsstaatlichkeit innewohnenden Grundsatz darstellt (Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;141).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings l&#228;sst sich zwar nicht ausschlie&#223;en, dass bestimmte Handlungen, die die Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder betreffen, geeignet sind, die Rechtsstaatlichkeit zu beeintr&#228;chtigen; es kann jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass jede in einem Drittland begangene Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder ein Eingreifen der Union im Rahmen ihrer Zust&#228;ndigkeiten im Bereich der GASP mit dem Ziel einer St&#228;rkung und Unterst&#252;tzung der Rechtsstaatlichkeit in diesem Land rechtfertigt. Eine Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder kann ein T&#228;tigwerden der Union im Rahmen der GASP mit dem Ziel der St&#228;rkung und Unterst&#252;tzung der Rechtsstaatlichkeit in diesem Land nur dann rechtfertigen, wenn die beanstandeten Handlungen geeignet sind, die institutionellen und rechtlichen Grundlagen des betreffenden Landes zu beeintr&#228;chtigen (Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;99).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demzufolge ist das ma&#223;gebliche Kriterium nur insoweit als mit der Rechtsordnung der Union vereinbar anzusehen, als es so ausgelegt werden kann, dass es mit den Erfordernissen der von ihm zu beachtenden h&#246;herrangigen Normen, genauer mit dem Ziel der St&#228;rkung und Unterst&#252;tzung der Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine, in Einklang steht. Diese Auslegung erm&#246;glicht es im &#220;brigen, dem weiten Ermessensspielraum Rechnung zu tragen, &#252;ber den der Rat bei der Aufstellung der allgemeinen Aufnahmekriterien verf&#252;gt, und gew&#228;hrleistet zugleich eine grunds&#228;tzlich umfassende Kontrolle der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Handlungen der Union im Hinblick auf die Grundrechte (vgl. Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;100 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist das ma&#223;gebliche Kriterium dahin auszulegen, dass es nicht abstrakt jede Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder erfasst, sondern nur solche Veruntreuungen &#246;ffentlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte, die angesichts der H&#246;he oder der Natur der veruntreuten Gelder oder Verm&#246;genswerte oder in Anbetracht der Tatumst&#228;nde zumindest geeignet sind, die institutionellen und rechtlichen Grundlagen der Ukraine, namentlich die Grunds&#228;tze der Rechtm&#228;&#223;igkeit, des Verbots der Willk&#252;r der Exekutive, der wirksamen gerichtlichen Kontrolle und der Gleichheit vor dem Gesetz und letzten Endes die Achtung der Rechtsstaatlichkeit in diesem Land zu beeintr&#228;chtigen. So ausgelegt steht dieses Kriterium mit den einschl&#228;gigen Zielen des EU-Vertrags in Einklang und in einem angemessenen Verh&#228;ltnis zu ihnen (Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;101).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht dieser Rechtsprechung, die von den Parteien nicht in Frage gestellt wird, ist festzustellen, dass das so ausgelegte ma&#223;gebliche Kriterium nicht rechtswidrig ist und mit den Rechtsakten, die sich auf Art.&#160;29 AEUV und Art.&#160;215 AEUV st&#252;tzen, die somit geeignete Rechtsgrundlagen darstellen, eingef&#252;hrt werden durfte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daraus ergibt sich auch, dass der Rat dadurch, dass er das ma&#223;gebliche Kriterium eingef&#252;hrt hat, nicht gegen Art.&#160;40 Abs.&#160;1 EUV versto&#223;en hat, wonach die Durchf&#252;hrung der GASP die Anwendung der Verfahren und den jeweiligen Umfang der Befugnisse der Organe, die in den Vertr&#228;gen f&#252;r die Aus&#252;bung der in den Art.&#160;3 bis 6 AEUV aufgef&#252;hrten Zust&#228;ndigkeiten der Union vorgesehen sind, unber&#252;hrt l&#228;sst.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich ist die Generalstaatsanwaltschaft der Rechtsprechung zufolge eine der obersten Justizbeh&#246;rden in der Ukraine, da sie in diesem Staat als &#246;ffentliche Anklagebeh&#246;rde in Strafsachen fungiert und Voruntersuchungen im Rahmen von Strafverfahren durchf&#252;hrt (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 19.&#160;Oktober 2017, Yanukovych/Rat, C&#8209;598/16&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:786, Rn.&#160;53). Es ist au&#223;erdem bereits entschieden worden, dass von der Generalstaatsanwaltschaft stammende Beweise, sofern sie inhaltlich hinreichend konkret sind, den Erlass restriktiver Ma&#223;nahmen gegen Personen rechtfertigen k&#246;nnen, gegen die Strafverfahren wegen der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder anh&#228;ngig sind (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 15.&#160;September 2016, Yanukovych/Rat, T&#8209;346/14, EU:T:2016:497, Rn.&#160;139), was im &#220;brigen auch der Kl&#228;ger einr&#228;umt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht der vorstehenden Erw&#228;gungen sind s&#228;mtliche R&#252;gen, mit denen der Kl&#228;ger beanstandet, das ma&#223;gebliche Kriterium sei rechtswidrig, unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig und es gebe keine Rechtsgrundlage hierf&#252;r, zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu pr&#252;fen ist allerdings, ob der Rat bei der Anwendung des insbesondere in dem oben in Rn.&#160;72 angegebenen Sinne ausgelegten ma&#223;geblichen Kriteriums auf den Kl&#228;ger offensichtliche Beurteilungsfehler begangen hat.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zum Vorliegen offensichtlicher Beurteilungsfehler bei der Anwendung des ma&#223;geblichen Kriteriums auf den Fall des Kl&#228;gers</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point78">78</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger macht im Wesentlichen geltend, der Rat habe beim Erlass der angefochtenen Rechtsakte nicht &#252;ber eine hinreichend gesicherte Tatsachengrundlage verf&#252;gt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point79">79</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat tritt, unterst&#252;tzt von der Kommission, dem Vorbringen des Kl&#228;gers entgegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point80">80</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bevor auf das Vorbringen des Kl&#228;gers im Einzelnen eingegangen wird, sind Vorbemerkungen zur gerichtlichen Kontrolle und zu den Pflichten des Rates angezeigt.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zur gerichtlichen Kontrolle und zu den Pflichten des Rates</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point81">81</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung hat der Unionsrichter im Rahmen der von ihm vorgenommenen gerichtlichen Kontrolle restriktiver Ma&#223;nahmen dem Rat ein weites Ermessen bei der Festlegung der allgemeinem Kriterien zuzugestehen, mit denen der Kreis der Personen bestimmt wird, gegen die solche Ma&#223;nahmen verh&#228;ngt werden k&#246;nnen (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;81 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point82">82</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings erfordert die durch Art.&#160;47 der Charta garantierte Effektivit&#228;t der gerichtlichen Kontrolle, dass sich der Unionsrichter, wenn er die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Begr&#252;ndung pr&#252;ft, die der Entscheidung, den Namen einer Person in eine Liste von restriktiven Ma&#223;nahmen unterliegenden Personen aufzunehmen oder dort zu belassen, zugrunde liegt, vergewissert, dass diese Entscheidung, die eine individuelle Betroffenheit dieser Person begr&#252;ndet, auf einer hinreichend gesicherten Tatsachengrundlage beruht. Dies setzt eine &#220;berpr&#252;fung der in der Begr&#252;ndung dieser Entscheidung angef&#252;hrten Tatsachen voraus, so dass sich die gerichtliche Kontrolle nicht nur auf die Beurteilung der abstrakten Wahrscheinlichkeit der angef&#252;hrten Gr&#252;nde, sondern auch auf die Frage erstreckt, ob diese Gr&#252;nde &#8211; oder zumindest einer von ihnen, der f&#252;r sich genommen als ausreichend angesehen wird, um die betreffende Entscheidung zu st&#252;tzen &#8211; hinreichend genau und konkret belegt sind (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;82 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point83">83</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung ist der Rat nicht verpflichtet, von Amts wegen und systematisch eigene Untersuchungen oder Nachpr&#252;fungen zur Erlangung erg&#228;nzender Informationen durchzuf&#252;hren, wenn er f&#252;r den Erlass restriktiver Ma&#223;nahmen gegen Personen, die aus einem Drittstaat stammen und gegen die dort gerichtliche Verfahren anh&#228;ngig sind, bereits &#252;ber von den Beh&#246;rden dieses Drittstaats vorgelegte Beweise verf&#252;gt (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;83 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point84">84</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist daran zu erinnern, dass die Generalstaatsanwaltschaft, wie oben in Rn.&#160;75 bemerkt, eine der obersten ukrainischen Justizbeh&#246;rden ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point85">85</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar musste der Rat im vorliegenden Fall die Beweise, die ihm die ukrainischen Beh&#246;rden &#252;bermittelt hatten, im Licht insbesondere der Stellungnahme des Kl&#228;gers und der von ihm gegebenenfalls genannten entlastenden Gesichtspunkte sorgf&#228;ltig und unparteiisch pr&#252;fen. Im &#220;brigen trifft den Rat beim Erlass restriktiver Ma&#223;nahmen die Verpflichtung, den in Art.&#160;41 der Charta verankerten Grundsatz der guten Verwaltung zu beachten, aus dem nach st&#228;ndiger Rechtsprechung die Verpflichtung des zust&#228;ndigen Organs folgt, sorgf&#228;ltig und unparteiisch alle relevanten Gesichtspunkte des Einzelfalls zu untersuchen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;85 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point86">86</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus der Rechtsprechung ergibt sich aber auch, dass bei der Beurteilung der Natur, der Art und der Intensit&#228;t des Beweises, der vom Rat verlangt werden kann, die Natur und der konkrete Umfang der restriktiven Ma&#223;nahmen sowie ihr Zweck zu ber&#252;cksichtigen sind (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;86 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point87">87</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Beschluss 2014/119 f&#252;gt sich insoweit, wie sich aus seinen Erw&#228;gungsgr&#252;nden 1 und 2 ergibt (siehe oben, Rn.&#160;3), in den allgemeineren Rahmen einer Politik der Union zur Unterst&#252;tzung der ukrainischen Beh&#246;rden ein, die die politische Stabilisierung der Ukraine beg&#252;nstigen soll. Er entspricht somit den Zielen der GASP, die insbesondere in Art.&#160;21 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b EUV definiert werden, wonach sich die Union f&#252;r eine internationale Zusammenarbeit einsetzt, um Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, die Menschenrechte und die Grunds&#228;tze des V&#246;lkerrechts zu festigen und zu f&#246;rdern (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;87 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point88">88</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Rahmen sehen die in Rede stehenden restriktiven Ma&#223;nahmen das Einfrieren der Gelder und wirtschaftlichen Ressourcen insbesondere der Personen vor, die als f&#252;r die Veruntreuung staatlicher Verm&#246;genswerte der Ukraine verantwortlich identifiziert wurden. Denn dadurch, dass die Wiedereinziehung dieser Verm&#246;genswerte erleichtert wird, wird die Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine gest&#228;rkt und unterst&#252;tzt (siehe oben, Rn.&#160;68 bis 72).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point89">89</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich sollen diese restriktiven Ma&#223;nahmen weder Fehlverhalten der betroffenen Personen ahnden noch diese durch Zwang von Fehlverhalten abbringen. Diese Ma&#223;nahmen bezwecken allein, den ukrainischen Beh&#246;rden die Feststellung der begangenen Veruntreuungen &#246;ffentlicher Verm&#246;genswerte zu erleichtern und ihnen die M&#246;glichkeit zu erhalten, das infolge der Veruntreuung Erlangte einzuziehen. Sie haben somit reinen Sicherungscharakter (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;89 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point90">90</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vom Rat aufgrund der ihm durch die Art.&#160;21 und 29 EUV verliehenen Befugnisse verh&#228;ngten in Rede stehenden restriktiven Ma&#223;nahmen haben somit keine strafrechtliche Konnotation. Sie k&#246;nnen daher nicht einer Entscheidung &#252;ber das Einfrieren von Verm&#246;genswerten gleichgesetzt werden, die eine nationale Justizbeh&#246;rde eines Mitgliedstaats im Rahmen des einschl&#228;gigen Strafverfahrens und unter Beachtung der entsprechenden Verfahrensgarantien erl&#228;sst. Die f&#252;r den Rat geltenden Anforderungen hinsichtlich der Beweise, auf die die Aufnahme einer Person in die Liste der Personen, deren Verm&#246;genswerte eingefroren werden, gest&#252;tzt ist, k&#246;nnen daher nicht genau dieselben sein wie die, die f&#252;r die nationale Justizbeh&#246;rde in dem vorgenannten Fall gelten (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;90 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point91">91</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was der Rat im vorliegenden Fall pr&#252;fen muss, ist zum einen, inwieweit sich mit den von der Generalstaatsanwaltschaft &#252;bermittelten Informationen, auf die er sich gest&#252;tzt hat, nachweisen l&#228;sst, dass der Kl&#228;ger, wie in der Begr&#252;ndung f&#252;r die Aufnahme seines Namens in die betreffende Liste ausgef&#252;hrt wird, Gegenstand strafrechtlicher Verfolgung seitens der ukrainischen Beh&#246;rden wegen Tatsachen ist, die m&#246;glicherweise eine Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder darstellen, und zum anderen, ob diese strafrechtliche Verfolgung erm&#246;glicht, die Handlungen des Kl&#228;gers gem&#228;&#223; dem ma&#223;geblichen Kriterium einzustufen. Nur wenn der Rat dabei nicht zu diesem Ergebnis gelangte, m&#252;sste er gem&#228;&#223; der oben in Rn.&#160;85 angef&#252;hrten Rechtsprechung zus&#228;tzliche &#220;berpr&#252;fungen vornehmen (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;91 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point92">92</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen ist es im Rahmen der durch die angefochtenen Rechtsakte geregelten Zusammenarbeit (siehe oben, Rn.&#160;87) grunds&#228;tzlich nicht Aufgabe des Rates, selbst zu pr&#252;fen und zu beurteilen, ob die Anhaltspunkte, auf die sich die ukrainischen Beh&#246;rden st&#252;tzen, um den Kl&#228;ger wegen Tatsachen strafrechtlich zu verfolgen, die sich als Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder einstufen lassen, zutreffend und einschl&#228;gig sind. Wie oben in Rn.&#160;89 ausgef&#252;hrt, will der Rat mit dem Erlass der angefochtenen Rechtsakte die Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder, derentwegen die ukrainischen Beh&#246;rden ermitteln, n&#228;mlich nicht selbst ahnden, sondern den ukrainischen Beh&#246;rden die M&#246;glichkeit erhalten, diese Veruntreuungen festzustellen und das infolgedessen Erlangte einzuziehen. Es obliegt daher den ukrainischen Beh&#246;rden, im Rahmen der Strafverfolgungsma&#223;nahmen die Anhaltspunkte, auf die sie sich st&#252;tzen, zu &#252;berpr&#252;fen und gegebenenfalls daraus die Konsequenzen f&#252;r den Ausgang der Strafverfahren zu ziehen. Ferner k&#246;nnen die Pflichten des Rates im Rahmen der angefochtenen Rechtsakte, wie sich oben aus Rn.&#160;90 ergibt, nicht denen gleichgesetzt werden, die eine nationale Justizbeh&#246;rde eines Mitgliedstaats im Rahmen eines namentlich im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit in Strafsachen eingeleiteten Strafverfahrens zum Einfrieren von Verm&#246;genswerten hat (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;92 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point93">93</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Auslegung wird durch Rn.&#160;77 des Urteils vom 5.&#160;M&#228;rz 2015, Ezz u.&#160;a./Rat (C&#8209;220/14&#160;P, EU:C:2015:147), best&#228;tigt, in der der Gerichtshof unter &#228;hnlichen Umst&#228;nden wie den in der vorliegenden Rechtssache gegebenen entschieden hat, dass der Rat oder das Gericht nicht die Begr&#252;ndetheit der gegen die Kl&#228;ger eingeleiteten Ermittlungen, sondern nur die Begr&#252;ndetheit des Beschlusses &#252;ber das Einfrieren von Geldern im Hinblick auf das Rechtshilfeersuchen der &#228;gyptischen Beh&#246;rden zu &#252;berpr&#252;fen hatte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point94">94</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar darf der Rat nicht unter allen Umst&#228;nden von den Feststellungen der ukrainischen Justizbeh&#246;rden ausgehen, die in den von diesen &#252;bermittelten Dokumenten enthalten sind. Ein solches Vorgehen st&#252;nde weder mit dem Grundsatz der guten Verwaltung noch allgemein mit der den Unionsorganen nach Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 EUV in Verbindung mit Art.&#160;51 Abs.&#160;1 der Charta obliegenden Pflicht im Einklang, bei der Anwendung des Unionsrechts die Grundrechte zu beachten (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;94 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point95">95</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist jedoch Aufgabe des Rates, je nach den Umst&#228;nden des Einzelfalls zu beurteilen, ob es notwendig ist, zus&#228;tzliche &#220;berpr&#252;fungen durchzuf&#252;hren, insbesondere die ukrainischen Beh&#246;rden um die &#220;bermittlung erg&#228;nzender Beweise zu ersuchen, wenn sich die bereits vorgelegten als unzureichend erweisen. Es l&#228;sst sich n&#228;mlich nicht ausschlie&#223;en, dass Anhaltspunkte, die dem Rat entweder durch die ukrainischen Beh&#246;rden selbst oder auf andere Weise zur Kenntnis gebracht worden sind, den Rat dazu veranlassen, daran zu zweifeln, dass die von den ukrainischen Beh&#246;rden bislang vorgelegten Beweise hinreichend sind. Im &#220;brigen k&#246;nnen die betroffenen Personen im Rahmen der ihnen einzur&#228;umenden M&#246;glichkeit, zu den Gr&#252;nden Stellung zu nehmen, die der Rat der Beibehaltung ihrer Namen auf der betreffenden Liste zugrunde zu legen beabsichtigt, solche Anhaltspunkte und sogar entlastende Gesichtspunkte nennen, die es erforderlich machen, dass der Rat zus&#228;tzliche &#220;berpr&#252;fungen durchf&#252;hrt. Insbesondere l&#228;sst sich &#8211; auch wenn es nicht Sache des Rates ist, seine Beurteilung an die Stelle der Beurteilung der ukrainischen Justizbeh&#246;rden zu setzen, was die Begr&#252;ndetheit der in den Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft erw&#228;hnten Strafverfahren betrifft &#8211; nicht ausschlie&#223;en, dass der Rat vor allem in Anbetracht der Stellungnahme des Kl&#228;gers gehalten ist, die ukrainischen Beh&#246;rden um n&#228;here Informationen zu den Anhaltspunkten zu ersuchen, auf die diese Verfahren gest&#252;tzt werden (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;95 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point96">96</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anhand dieser Erw&#228;gungen ist das konkrete Vorbringen des Kl&#228;gers zu w&#252;rdigen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zur Frage, ob die von der Generalstaatsanwaltschaft &#252;bermittelten Informationen ausreichend sind</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point97">97</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger macht als Erstes geltend, dass der Rat die Beweislast trage, wenn er restriktive Ma&#223;nahmen gegen eine Person erlasse, und dass jede in diesem Zusammenhang getroffene Entscheidung auf einer Tatsachengrundlage beruhen m&#252;sse, die hinreichend gesichert sei und das Vorliegen eines diese Person betreffenden Strafverfahrens wegen konkret bezeichneter Handlungen der Veruntreuung von Geldern belegen k&#246;nnte, die geeignet seien, die institutionellen und rechtlichen Grundlagen der Ukraine zu beeintr&#228;chtigen. Insoweit weist er darauf hin, dass die Veruntreuung von Geldern, die ihm in den Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft, auf die sich der Rat gest&#252;tzt habe, insbesondere im Schreiben vom 25.&#160;Juli 2016, zur Last gelegt w&#252;rden, auf Immobilien bez&#246;gen, die sich ihrer Natur entsprechend immer noch in der Ukraine bef&#228;nden und nicht ins Ausland gebracht werden k&#246;nnten. In diesem Schreiben w&#252;rden nicht gen&#252;gend Einzelheiten genannt, und es werde nicht erl&#228;utert, wie der Kl&#228;ger den dort erw&#228;hnten Betrag von [<i>vertraulich</i>] ukrainischen Hrywnja (UAH) habe erlangen k&#246;nnen. Dieser angeblichen Veruntreuung k&#246;nnte daher nur durch Handlungen der ukrainischen Beh&#246;rden entgegengetreten werden, so dass das vom Rat beschlossene Einfrieren von Geldern des Kl&#228;gers keinerlei Auswirkungen auf diese angebliche Veruntreuung habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point98">98</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat k&#246;nne sich auch nicht mit Erfolg darauf berufen, dass im Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 25.&#160;Juli 2016 erw&#228;hnt werde, dass im Verlauf der Ermittlungen auf Antrag des Ermittlers mit in den Jahren 2014 und 2015 erlassenen Entscheidungen des Bezirksgerichts [<i>vertraulich</i>] (im Folgenden: Bezirksgericht) Gegenst&#228;nde [<i>vertraulich</i>] beschlagnahmt worden seien. Die einzige Angabe, die sich unmittelbar auf den Kl&#228;ger beziehe, betreffe n&#228;mlich die Beschlagnahme [<i>vertraulich</i>], was kein &#252;berzeugender Beleg f&#252;r ein Strafverfahren wegen angeblicher Veruntreuung von Immobilien im Wert von [<i>vertraulich</i>] UAH sein k&#246;nne.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point99">99</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat macht, unterst&#252;tzt von der Kommission, geltend, dass die dem Kl&#228;ger vorgeworfene Veruntreuung von Geldern dem ukrainischen Staat Geld- oder Verm&#246;gensverluste verursacht habe. Diesem w&#252;rden n&#228;mlich die Eigentums&#8209;, Gebrauchs- und Nutzungsrechte an den veruntreuten Geldern oder Verm&#246;genswerten, einschlie&#223;lich eventueller Einnahmen aus diesen, vorenthalten, solange diese Veruntreuung, beispielsweise durch ein rechtskr&#228;ftiges Gerichtsurteil, nicht r&#252;ckg&#228;ngig gemacht worden sei. Im &#220;brigen habe das Bezirksgericht mit Beschluss vom 3.&#160;Oktober 2014 die Beschlagnahme [<i>vertraulich</i>] angeordnet.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point100">100</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass sich der Rat beim Erlass der angefochtenen Rechtsakte im Wesentlichen auf die Informationen im Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 25.&#160;Juli 2016 und auf deren Antworten gest&#252;tzt hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point101">101</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Schreiben enth&#228;lt die oben in Rn.&#160;49 wiedergegebenen Informationen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point102">102</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Die Generalstaatsanwaltschaft hat au&#223;erdem angegeben, dass der in dem betreffenden Schreiben geschilderte Sachverhalt den Straftatbestand des Art.&#160;191 Abs.&#160;5 des ukrainischen Strafgesetzbuchs verwirkliche, der die Veruntreuung fremder Gegenst&#228;nde von besonders gro&#223;em Wert durch kollusives Zusammenwirken einer Gruppe von Personen unter Strafe stelle.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point103">103</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem hat die Generalstaatsanwaltschaft darauf hingewiesen, dass im Lauf der Ermittlungen auf Antrag des Ermittlers mit Entscheidungen des Bezirksgerichts aus den Jahren 2014 und 2015 Gegenst&#228;nde [<i>vertraulich</i>] beschlagnahmt worden seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point104">104</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden ist festzustellen, dass der Rat beim Erlass der angefochtenen Rechtsakte zu der Straftat, deren der Kl&#228;ger verd&#228;chtigt wurde, und zum Stand des diesbez&#252;glichen Verfahrens &#252;ber hinreichend genaue Informationen verf&#252;gte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point105">105</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zum Vorbringen des Kl&#228;gers, dass es im vorliegenden Fall um die Veruntreuung von Immobilien gehe, die ihrer Natur entsprechend nicht aus der Ukraine gebracht werden k&#246;nnten, ist zu bemerken, dass das ma&#223;gebliche Kriterium f&#252;r die Benennung einer Person nicht darauf abstellt, dass die Gefahr bestehen muss, dass die &#246;ffentlichen Gelder, deren Veruntreuung die betreffende Person verd&#228;chtigt wird, ins Ausland gebracht werden. Daher reicht der Hinweis auf die Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder, sofern er begr&#252;ndet ist, f&#252;r sich allein aus, um die restriktiven Ma&#223;nahmen gegen den Kl&#228;ger zu rechtfertigen (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;106 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point106">106</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung erfasst der Begriff der Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder jede Handlung, die eine unrechtm&#228;&#223;ige Verwendung von Mitteln, die einer &#246;ffentlich-rechtlichen K&#246;rperschaft geh&#246;ren oder deren Kontrolle unterstellt sind, zu bestimmungswidrigen, insbesondere privaten Zwecken darstellt. Um unter diesen Begriff zu fallen, muss diese Verwendung also zu einer Beeintr&#228;chtigung der finanziellen Interessen der betroffenen K&#246;rperschaft gef&#252;hrt und mithin einen in Geld zu bemessenden Schaden verursacht haben (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;107 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point107">107</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Eine solche &#8211; weite &#8211; Auslegung des in Rede stehenden Begriffs ist geboten, um die volle Wirksamkeit des Beschlusses 2014/119 im Hinblick auf die Verwirklichung seines Ziels, die Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine zu st&#228;rken, zu gew&#228;hrleisten. In Anbetracht des reinen Sicherungscharakters der streitigen Ma&#223;nahme sind im &#220;brigen die allgemeinen Unionsrechtsgrunds&#228;tze der Gesetzm&#228;&#223;igkeit im Zusammenhang mit Straftaten und Strafen sowie der Unschuldsvermutung, die in Art.&#160;49 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 bzw. Art.&#160;48 Abs.&#160;1 der Charta verankert sind, im vorliegenden Fall nicht anwendbar und k&#246;nnen daher einer solchen weiten Auslegung nicht entgegenstehen (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;109 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point108">108</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Rat zutreffend bemerkt hat, verursacht im vorliegenden Fall die im Schreiben vom 25.&#160;Juli 2016 beschriebene Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder oder Verm&#246;genswerte, solange sie andauert und nicht &#8211; beispielsweise durch eine in Rechtskraft erwachsene Gerichtsentscheidung &#8211; r&#252;ckg&#228;ngig gemacht wird, einen Verlust f&#252;r den ukrainischen Staat, dem die Eigentums&#8209;, Gebrauchs- und Nutzungsrechte an den veruntreuten Geldern oder Verm&#246;genswerten, einschlie&#223;lich eventueller Einnahmen aus diesen, vorenthalten werden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;110 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point109">109</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Der Umstand, dass die Gelder des Kl&#228;gers in der Union infolge der in den angefochtenen Rechtsakten vorgesehenen restriktiven Ma&#223;nahmen vorl&#228;ufig eingefroren werden, tr&#228;gt dazu bei, den ukrainischen Beh&#246;rden f&#252;r den Fall, dass der Kl&#228;ger verurteilt wird, ihre Aufgabe, die veruntreuten Gelder oder Verm&#246;genswerte einzuziehen, zu erleichtern, und vervollst&#228;ndigt die auf nationaler Ebene erlassenen Ma&#223;nahmen, wie die vom Bezirksgericht angeordnete Beschlagnahme von Gegenst&#228;nden (siehe oben, Rn.&#160;103) (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;111 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point110">110</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Falls n&#228;mlich die Vorw&#252;rfe gegen den Kl&#228;ger von den ukrainischen Gerichten als begr&#252;ndet erachtet werden und diese die Einziehung der veruntreuten Gelder anordnen, kann die Einziehung u.&#160;a. unter Verwendung der Verm&#246;genswerte erfolgen, die der Kl&#228;ger m&#246;glicherweise in der Union angelegt hat. Insoweit ist unerheblich, ob diese etwa aus der Transaktion stammen, die Gegenstand der Ermittlungen gegen den Kl&#228;ger ist, da es darum geht, dem ukrainischen Staat die Wiedererlangung von Geldern zu erleichtern, die ihm niemals h&#228;tten entzogen werden d&#252;rfen (vgl. Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;112 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point111">111</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht dessen ist das Vorbringen des Kl&#228;gers zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point112">112</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Als Zweites macht der Kl&#228;ger geltend, dass er den Rat darauf hingewiesen habe, dass sich der ihm im Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 25.&#160;Juli 2016 zur Last gelegte Sachverhalt in den Jahren 2006 und 2007 zugetragen habe und im Jahr 2008 bereits von den ukrainischen Gerichten gepr&#252;ft worden sei, die dabei keine Rechtswidrigkeit h&#228;tten feststellen k&#246;nnen. Zwar habe der Rat auf diesen Hinweis reagiert, indem er der Generalstaatsanwaltschaft Fragen hierzu gestellt habe; deren Antworten seien jedoch nicht zufriedenstellend gewesen, insbesondere was die Beachtung des Grundsatzes <i>ne bis in idem</i> betreffe, so dass der Rat nicht davon habe ausgehen k&#246;nnen, dass er &#252;ber hinreichende Anhaltspunkte verf&#252;gt habe, um die Belassung des Namens des Kl&#228;gers auf der Liste zu rechtfertigen. Im &#220;brigen k&#246;nne der Rat dem Kl&#228;ger nicht vorwerfen, keine Unterlagen zur St&#252;tzung seines Vorbringens beigebracht zu haben, da es Sache des Rates sei, sicherzustellen, dass er &#252;ber eine hinreichend gesicherte Tatsachengrundlage verf&#252;ge.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point113">113</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat weist, unterst&#252;tzt von der Kommission, darauf hin, dass der Kl&#228;ger, als er vorgetragen habe, dass der ihm zur Last gelegte Sachverhalt bereits von ukrainischen Gerichten gepr&#252;ft worden sei, die einschl&#228;gigen Gerichtsentscheidungen nicht vorgelegt habe. Der Rat meint, proaktiv gehandelt zu haben, da er zus&#228;tzliche Informationen von der Generalstaatsanwaltschaft verlangt habe, die in ihren Antworten auf die Fragen des Rates die erforderlichen Klarstellungen vorgenommen und insbesondere angegeben habe, dass der betreffende Sachverhalt nicht strafrechtlich gew&#252;rdigt worden sei. Die Anwendung des Grundsatzes <i>ne bis in idem</i> sei daher ausgeschlossen. Somit habe der Rat &#252;ber eine hinreichend gesicherte Tatsachengrundlage verf&#252;gt, um die Aufrechterhaltung der restriktiven Ma&#223;nahmen gegen den Kl&#228;ger zu rechtfertigen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point114">114</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist daran zu erinnern, dass der Rat infolge des Vorbringens des Kl&#228;gers im Rahmen der Rechtssache, in der das Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat (T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166), ergangen ist, der Generalstaatsanwaltschaft einige Fragen gestellt hat, insbesondere um herauszufinden, ob sich, wie der Kl&#228;ger behauptet hat, der Sachverhalt, der dem Kl&#228;ger im Rahmen des Strafverfahrens zur Last gelegt worden war, auf das sich ein Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 30.&#160;November 2015 bezieht und das mit dem zusammenf&#228;llt, auf das im Schreiben vom 25.&#160;Juli 2016 Bezug genommen wird, in den Jahren 2006 und 2007 zugetragen hatte und von ukrainischen Gerichten bereits gepr&#252;ft worden war.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point115">115</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Die Antworten der Generalstaatsanwaltschaft auf die Fragen des Rates finden sich in einem Arbeitsdokument des Rates vom 16.&#160;November 2016. Diesem Dokument zufolge fand die Immobilientransaktion, die mit der dem Kl&#228;ger vorgeworfenen Veruntreuung &#246;ffentlicher Gelder zusammenh&#228;ngt, in den Jahren 2006 und 2007 statt und konkretisierte sich in einer Tauschvereinbarung [<i>vertraulich</i>]:</p> <p class="C02AlineaAltA">[<i>vertraulich</i>].</p> <p class="C02AlineaAltA">[<i>vertraulich</i>].</p> <p class="C02AlineaAltA">[<i>vertraulich</i>].</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point116">116</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem ihm die Antworten der Generalstaatsanwaltschaft vom Rat &#252;bermittelt worden waren, entgegnete der Kl&#228;ger mit Schreiben vom 13.&#160;Januar 2017 u.&#160;a., dass die Tauschvereinbarung [<i>vertraulich</i>] durch mehrere Entscheidungen ukrainischer Gerichte in den Jahren 2008 und 2009 [<i>vertraulich</i>] und durch das Bezirksgericht, die alle keine Rechtswidrigkeit festgestellt h&#228;tten, als rechtm&#228;&#223;ig anerkannt worden sei. Au&#223;erdem wies der Kl&#228;ger darauf hin, dass die Generalstaatsanwaltschaft im Jahr 2009 die Rechtm&#228;&#223;igkeit der u.&#160;a. von ihm beim Abschluss dieser Vereinbarung vorgenommenen Handlungen gepr&#252;ft und einger&#228;umt habe, dass keine Rechtswidrigkeit vorliege.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point117">117</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zwischen den Parteien ist unstreitig, dass der Rat, nachdem er das Schreiben des Kl&#228;gers vom 13.&#160;Januar 2017 zur Kenntnis genommen hatte, die Generalstaatsanwaltschaft nicht um zus&#228;tzliche Informationen ersucht hat. Der Rat macht insoweit geltend, er habe sich darauf beschr&#228;nken d&#252;rfen, sich auf die seiner Ansicht nach detaillierten Informationen zu st&#252;tzen, die ihm die Generalstaatsanwaltschaft bereits &#252;bermittelt gehabt habe, da der Kl&#228;ger seinem Schreiben die von ihm dort genannten Gerichtsentscheidungen nicht beigef&#252;gt gehabt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point118">118</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger hingegen h&#228;lt die Antworten der Generalstaatsanwaltschaft f&#252;r sehr allgemein und wenig informativ. Die Generalstaatsanwaltschaft habe n&#228;mlich, obwohl sie best&#228;tigt habe, dass die dem Kl&#228;ger zur Last gelegten Handlungen, die in den Jahren 2006 und 2007 stattgefunden h&#228;tten, anschlie&#223;end f&#252;r rechtm&#228;&#223;ig erkl&#228;rt worden seien, behauptet, dass die derzeit laufenden Ermittlungen Schuldbeweise erbracht h&#228;tten, ohne im Zusammenhang mit diesen Ermittlungen Tatsachen zu nennen. Die Generalstaatsanwaltschaft nenne zudem nicht die Gr&#252;nde, aus denen die neuen Ermittlungen mit dem Grundsatz <i>ne bis in idem</i> vereinbar seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point119">119</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist festzustellen, dass sich der Rat in Anbetracht der vom Kl&#228;ger geltend gemachten Gesichtspunkte gem&#228;&#223; den oben in den Rn.&#160;94 und 95 dargestellten Grunds&#228;tzen erneut an die Generalstaatsanwaltschaft wenden musste.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point120">120</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Die Anhaltspunkte, &#252;ber die der Rat verf&#252;gte, erm&#246;glichten n&#228;mlich &#8211; entgegen der von diesem vertretenen Ansicht &#8211; nicht, auszuschlie&#223;en, dass dem Strafverfahren, auf das er sich f&#252;r die Aufrechterhaltung der den Kl&#228;ger betreffenden restriktiven Ma&#223;nahmen st&#252;tzt, der Grundsatz <i>ne bis in idem</i> entgegenstand.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point121">121</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang ist erstens festzustellen, dass der Kl&#228;ger im Schreiben vom 13.&#160;Januar 2017 nicht nur auf Entscheidungen von Wirtschafts- oder Verwaltungsgerichten Bezug nimmt, sondern auch auf eine Entscheidung des Bezirksgerichts, also des gleichen Gerichts wie des im Schreiben der Generalstaatsanwaltschaft vom 25.&#160;Juli 2016 genannten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point122">122</a>&#160;&#160;&#160;&#160;[<i>vertraulich</i>].</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point123">123</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens ist darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem Grundsatz <i>ne bis in idem</i> um einen allgemeinen Unionsrechtsgrundsatz handelt, der unabh&#228;ngig von jeder Vorschrift gilt (Urteil vom 18.&#160;Oktober 2001, X/EZB, T&#8209;333/99, EU:T:2001:251, Rn.&#160;149).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point124">124</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf die Gerichte der Mitgliedstaaten wird dieser Grundsatz in Art.&#160;50 der Charta anerkannt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point125">125</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Dar&#252;ber hinaus ist auf Art.&#160;4 (&#8222;Recht, wegen derselben Sache nicht zweimal vor Gericht gestellt oder bestraft zu werden&#8220;) des Protokolls Nr.&#160;7 zur am 4.&#160;November 1950 in Rom unterzeichneten Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten hinzuweisen, in dem es hei&#223;t:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Niemand darf wegen einer Straftat, wegen der er bereits nach dem Gesetz und dem Strafverfahrensrecht eines Staates rechtskr&#228;ftig verurteilt oder freigesprochen worden ist, in einem Strafverfahren desselben Staates erneut verfolgt oder bestraft werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Absatz 1 schlie&#223;t die Wiederaufnahme des Verfahrens nach dem Gesetz und dem Strafverfahrensrecht des betreffenden Staates nicht aus, falls neue oder neu bekannt gewordene Tatsachen vorliegen oder das vorausgegangene Verfahren schwere, den Ausgang des Verfahrens ber&#252;hrende M&#228;ngel aufweist.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point126">126</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Protokoll gilt f&#252;r die Ukraine.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point127">127</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung kann eine Entscheidung einer in der betreffenden nationalen Rechtsordnung zur Mitwirkung bei der Strafrechtspflege berufenen Beh&#246;rde, die Strafverfolgung gegen einen Beschuldigten einzustellen, unter bestimmten Voraussetzungen den endg&#252;ltigen Strafklageverbrauch zur Folge haben. In einem solchen Fall ist davon auszugehen, dass die Situation der betroffenen Person in den Anwendungsbereich des Grundsatzes <i>ne bis in idem</i> f&#228;llt &#8211; auch wenn im Rahmen eines solchen Verfahrens kein Gericht t&#228;tig wird und die in diesem Verfahren getroffene Entscheidung nicht in Form eines Urteils ergeht (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 11.&#160;Februar 2003, G&#246;z&#252;tok und Br&#252;gge, C&#8209;187/01 und C&#8209;385/01, EU:C:2003:87, Rn.&#160;27 bis 31). Hingegen ist der Grundsatz <i>ne bis in idem</i> nicht auf eine Entscheidung anwendbar, mit der eine Beh&#246;rde eines Staates nach sachlicher Pr&#252;fung des ihr unterbreiteten Sachverhalts in einem Stadium, zu dem gegen einen Tatverd&#228;chtigen noch keine Beschuldigung erhoben worden ist, die Strafverfolgung einstellt, wenn diese Einstellungsentscheidung nach dem nationalen Recht dieses Staates die Strafklage nicht endg&#252;ltig verbraucht und damit in diesem Staat kein Hindernis f&#252;r eine erneute Strafverfolgung wegen derselben Tat bildet (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 22.&#160;Dezember 2008, Turansk&#253;, C&#8209;491/07, EU:C:2008:768, Rn.&#160;45).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point128">128</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht dessen ist festzustellen, dass es dem Rat anhand der Informationen, &#252;ber die er aufgrund der Antworten der Generalstaatsanwaltschaft beim Erlass der angefochtenen Rechtsakte verf&#252;gte, nicht m&#246;glich war, festzustellen, ob der Grundsatz <i>ne bis in idem</i> dem Strafverfahren gegen den Kl&#228;ger entgegenstand, dessen Existenz die Grundlage f&#252;r die Aufrechterhaltung der restriktiven Ma&#223;nahmen gegen den Kl&#228;ger war, da der Rat den Inhalt der Entscheidung des Bezirksgerichts und der Entscheidungen der Generalstaatsanwaltschaft, die der Kl&#228;ger in seinem Schreiben vom 13.&#160;Februar 2017 genannt hatte, nicht kannte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point129">129</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Auch wenn der Rat nicht die Begr&#252;ndetheit der in der Ukraine anh&#228;ngigen Strafverfahren zu &#252;berpr&#252;fen (siehe oben, Rn.&#160;91 bis 93) und ebenso wenig zu w&#252;rdigen hat, ob diese Verfahren mit den einschl&#228;gigen Verfahrensregeln des ukrainischen Rechts im Einklang stehen (Urteil vom 22.&#160;M&#228;rz 2018, Stavytskyi/Rat, T&#8209;242/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2018:166, Rn.&#160;134), ist er gleichwohl verpflichtet, sich zu vergewissern, dass dem Strafverfahren, auf das er sich f&#252;r die Aufrechterhaltung restriktiver Ma&#223;nahmen gegen eine Person st&#252;tzt, nicht der Grundsatz <i>ne bis in idem</i> entgegensteht, sofern ihm die betroffene Person Anhaltspunkte mitteilt, die geeignet sind, insoweit Zweifel bestehen zu lassen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point130">130</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar hat der Kl&#228;ger in seinem Schreiben vom 13.&#160;Januar 2017 weder den Grundsatz <i>ne bis in idem</i> ausdr&#252;cklich genannt noch die Entscheidungen der ukrainischen Beh&#246;rden vorgelegt, die belegen k&#246;nnten, dass dem gegen ihn anh&#228;ngigen Verfahren dieser Grundsatz entgegensteht; unbeschadet dessen waren die von ihm genannten Informationen ausreichend, um f&#252;r den Rat &#8211; auch in Anbetracht des Inhalts der von der Generalstaatsanwaltschaft bereits gegebenen Antworten, in denen u.&#160;a. der Umstand erw&#228;hnt wurde, dass die Verfolgungsorgane beschlossen hatten, keine strafrechtlichen Ermittlungen einzuleiten (siehe oben, Rn.&#160;115) &#8211; die Pflicht zu begr&#252;nden, von der Generalstaatsanwaltschaft zus&#228;tzliche Ausk&#252;nfte zu verlangen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point131">131</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang ist klarzustellen, dass es nicht um die Frage geht, ob der Rat aufgrund der ihm zur Kenntnis gebrachten Anhaltspunkte deshalb verpflichtet war, den Namen des Kl&#228;gers von der Liste zu nehmen, weil das den Kl&#228;ger betreffende Strafverfahren gegen den Grundsatz <i>ne bis in idem</i> verstie&#223;, sondern lediglich darum, ob der Rat verpflichtet war, diese Anhaltspunkte zu ber&#252;cksichtigen und zus&#228;tzliche &#220;berpr&#252;fungen vorzunehmen oder die ukrainischen Beh&#246;rden um Aufkl&#228;rung zu ersuchen. Daher reicht es, dass diese Anhaltspunkte geeignet sind, gerechtfertigte Zweifel am Ablauf der Ermittlungen und daran zu wecken, dass die von der Generalstaatsanwaltschaft &#252;bermittelten Informationen ausreichend sind (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 21.&#160;Februar 2018, Klyuyev/Rat, T&#8209;731/15, EU:T:2018:90, Rn.&#160;242).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point132">132</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem unterlag der Kl&#228;ger beim Erlass der angefochtenen Rechtsakte seit mehreren Jahren den in Rede stehenden restriktiven Ma&#223;nahmen, und zwar durchgehend wegen der Existenz ein und desselben von der Generalstaatsanwaltschaft gef&#252;hrten Strafverfahrens. In einem solchen Kontext musste zum einen die Generalstaatsanwaltschaft grunds&#228;tzlich in der Lage sein, dem Rat alle zus&#228;tzlichen Informationen zu &#252;bermitteln, die dieser ben&#246;tigen konnte, und sich zum anderen der Rat umso mehr verpflichtet sehen, sich eingehender mit der Frage eines m&#246;glichen, von den ukrainischen Beh&#246;rden zulasten des Kl&#228;gers begangenen Versto&#223;es gegen ein grundlegendes Prinzip wie den Grundsatz <i>ne bis in idem</i> auseinanderzusetzen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point133">133</a>&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht dessen ist festzustellen, dass der Rat einen offensichtlichen Beurteilungsfehler begangen hat, indem er die angefochtenen Rechtsakte erlassen hat, ohne die ukrainischen Beh&#246;rden um erg&#228;nzende Informationen zu ersuchen, was f&#252;r die Nichtigerkl&#228;rung der angefochtenen Rechtsakte, soweit der Kl&#228;ger betroffen ist, ausreicht, ohne dass es erforderlich w&#228;re, sein &#252;briges Vorbringen zu pr&#252;fen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point134">134</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich des vom Rat hilfsweise gestellten Antrags (siehe oben, Rn.&#160;36 zweiter Gedankenstrich), mit dem er sinngem&#228;&#223; begehrt, die Wirkungen des Beschlusses 2017/381 bis zum Ablauf der Frist f&#252;r die Einlegung eines Rechtsmittels bzw., falls Rechtsmittel eingelegt wird, bis zur Entscheidung &#252;ber das Rechtsmittel aufrechtzuerhalten, gen&#252;gt der Hinweis, dass der Beschluss 2017/381 nur bis zum 6.&#160;M&#228;rz 2018 Wirkungen entfaltet hat. Seine Nichtigerkl&#228;rung durch das vorliegende Urteil hat daher keine Auswirkungen auf den Zeitraum nach diesem Datum, so dass eine Entscheidung &#252;ber die Aufrechterhaltung der Wirkungen dieses Beschlusses nicht erforderlich ist (vgl. Urteil vom 6.&#160;Juni 2018, Arbuzov/Rat, T&#8209;258/17, EU:T:2018:331, Rn.&#160;107 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point135">135</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;134 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung ist die unterliegende Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen. Da der Rat unterlegen ist, sind ihm gem&#228;&#223; dem Antrag des Kl&#228;gers dessen Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point136">136</a>&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;138 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung tragen die Organe, die dem Rechtsstreit als Streithelfer beigetreten sind, ihre eigenen Kosten. Demzufolge tr&#228;gt die Kommission ihre eigenen Kosten.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat</p> <p class="C19Centre">DAS GERICHT (Sechste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">f&#252;r Recht erkannt und entschieden:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Beschluss (GASP) 2017/381 des Rates vom 3.&#160;M&#228;rz 2017 zur &#196;nderung des Beschlusses 2014/119/GASP &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen bestimmte Personen, Organisationen und Einrichtungen angesichts der Lage in der Ukraine und die Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2017/374 des Rates vom 3.&#160;M&#228;rz 2017 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung (EU) Nr.&#160;208/2014 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen bestimmte Personen, Organisationen und Einrichtungen angesichts der Lage in der Ukraine werden f&#252;r nichtig erkl&#228;rt, soweit der Name von Herrn Edward Stavytskyi auf der Liste der Personen, Organisationen und Einrichtungen, auf die diese restriktiven Ma&#223;nahmen Anwendung finden, belassen wird.</p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat der Europ&#228;ischen Union tr&#228;gt seine eigenen Kosten sowie die Herrn Stavytskyi entstandenen Kosten.</p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Europ&#228;ische Kommission tr&#228;gt ihre eigenen Kosten.</b> </p> <table width="100%"> <tr> <td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:left">Berardis</p> </td><td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:center">Spielmann</p> </td><td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:right">Csehi</p> </td> </tr> </table> <p class="C77SignaturesAlinea">Verk&#252;ndet in &#246;ffentlicher Sitzung in Luxemburg am 30.&#160;Januar 2019.</p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C49FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Englisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nicht wiedergegebene vertrauliche Daten.</p>
188,466
vg-koln-2019-01-29-17-l-229618
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17 L 2296/18
2019-01-29T00:00:00
2019-02-11T11:04:00
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:VGK:2019:0129.17L2296.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>1.</p> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>2.</p> <p>Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 1.080,59 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der sinngem&#228;&#223;e Antrag des Antragstellers,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung seiner Klage 17 K 6829/18 gegen den Bescheid der Antragsgegnerin vom 20. September 2018 in der Form des Widerspruchsbescheids vom 24. September 2018 anzuordnen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO kann das Gericht auf Antrag die aufschiebende Wirkung einer Klage ganz oder teilweise anordnen, wenn eine beh&#246;rdliche Ma&#223;nahme kraft Gesetzes sofort vollziehbar ist, wie hier nach &#167; 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 VwGO die Heranziehung zu einem Stra&#223;enbaubeitrag. Nach &#167; 80 Abs. 4 Satz 3 VwGO, der f&#252;r das gerichtliche Aussetzungsverfahren entsprechend anwendbar ist, soll bei der Anforderung &#246;ffentlicher Abgaben und Kosten die Aussetzung der Vollziehung nur bei Vorliegen ernstlicher Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angegriffenen Verwaltungsakts erfolgen oder wenn die Vollziehung f&#252;r den Abgabenpflichtigen eine unbillige, nicht durch &#252;berwiegende &#246;ffentliche Interessen gebotene H&#228;rte zur Folge h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen liegen hier nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Zahlung des geforderten Betrags in H&#246;he von 4.322,37 Euro f&#252;r den Antragsteller eine unbillige H&#228;rte im Sinne des &#167; 80 Abs. 4 Satz 3 VwGO bedeuten w&#252;rde, sind weder vorgetragen noch sonst ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es bestehen auch keine ernstlichen Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angegriffenen Bescheids. Ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angegriffenen Verwaltungsakts sind nach der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen nur dann anzunehmen, wenn bei summarischer Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage ein Obsiegen des Antragstellers im Hauptsacheverfahren &#252;berwiegend wahrscheinlich ist. Im summarischen Verfahren k&#246;nnen vordringlich nur die Einw&#228;nde ber&#252;cksichtigt werden, die der Rechtsschutzsuchende selbst gegen die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Veranlagung vorbringt, es sei denn, es dr&#228;ngen sich andere, offensichtliche Fehler auf. Ferner k&#246;nnen weder aufwendige Tatsachenfeststellungen getroffen werden noch sind schwierige Rechtsfragen abschlie&#223;end zu kl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">St.&#160;Rspr., zuletzt etwa OVG NRW, Beschluss vom 15. Januar 2018 &#8211; 15 B 1489/17 &#8211;, juris Rn. 8. Vgl. auch OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 30. Juni 2004 &#8211;15 B 576/04 &#8211;, juris Rn.&#160;7, und vom 17. M&#228;rz 1994 &#8211; 15 B 3022/93 &#8211;, juris Rn. 2 ff.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In Anwendung dieser Ma&#223;st&#228;be ist ein Erfolg des Antragstellers in der Hauptsache nicht &#252;berwiegend wahrscheinlich.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">1. Rechtsgrundlage des angegriffenen Bescheids ist &#167; 8 Abs. 2 KAG NRW i.&#160;V.&#160;m. der Satzung der Stadtwerke H&#252;rth &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach &#167; 8 KAG f&#252;r stra&#223;enbaurechtliche Ma&#223;nahmen vom 25. August 2015 (im Folgenden: SBS).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die vom Antragsteller vorgebrachten Einwendungen gegen die Wirksamkeit der SBS greifen voraussichtlich nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage der SBS ist &#167; 2 Abs. 1 Satz 1 KAG NRW i.&#160;V.&#160;m. &#167; 2 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 der Unternehmenssatzung f&#252;r die Anstalt des &#246;ffentlichen Rechts &#8222;Stadtwerke H&#252;rth, Technische Betriebe und Einrichtungen, Anstalt des &#246;ffentlichen Rechts&#8221; vom 4. Februar 2015 (im Folgenden: Unternehmenssatzung). Danach ist die Anstalt berechtigt, anstelle der Stadt Satzungen &#252;ber die Abgaben und Entgelte f&#252;r die Benutzung der Einrichtungen f&#252;r die gem&#228;&#223; &#167; 2 Abs. 1 &#252;bertragenen Aufgaben, einschlie&#223;lich der Erhebung von Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen und Beitr&#228;gen nach dem KAG NRW, zu erlassen. Zu den nach &#167; 2 Abs. 1 der Unternehmenssatzung &#252;bertragenen Aufgaben geh&#246;ren laut Nr. 6 u.&#160;a. die Unterhaltung, der Betrieb und der Bau von Gemeindestra&#223;en.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Die Unternehmenssatzung begegnet bei summarischer Pr&#252;fung keinen Bedenken.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Sie beruht auf &#167; 114a Abs. 2 Satz 1 GO NRW, wonach die Gemeinde die Rechtsverh&#228;ltnisse einer Anstalt &#246;ffentlichen Rechts (im Folgenden: A&#246;R) durch eine Satzung regelt, und wurde von dem nach &#167; 41 Abs. 1 Satz 2 Buchst.&#160;l GO NRW zust&#228;ndigen Rat der Stadt H&#252;rth erlassen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Auch materiell erweist sich die Unternehmenssatzung hinsichtlich der &#220;bertragung der Aufgaben der Unterhaltung, des Betriebs und des Baus von Gemeindestra&#223;en und der Satzungsbefugnis zur Erhebung von Beitr&#228;gen nach dem KAG NRW als voraussichtlich rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 114a Abs. 1 Satz 1 GO NRW kann die Gemeinde Unternehmen und Einrichtungen in der Rechtsform einer A&#246;R errichten oder bestehende Regie- und Eigenbetriebe sowie eigenbetriebs&#228;hnliche Einrichtungen im Wege der Gesamtrechtsnachfolge in rechtsf&#228;hige A&#246;R umwandeln. Dabei kann sie der Anstalt einzelne oder alle mit einem bestimmten Zweck zusammenh&#228;ngende Aufgaben ganz oder teilweise &#252;bertragen und ihr das Recht einr&#228;umen, an ihrer Stelle Satzungen f&#252;r das &#252;bertragene Aufgabengebiet zu erlassen, &#167; 114a Abs. 3 GO NRW.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die M&#246;glichkeit der Gemeinde, Aufgaben auf eine A&#246;R zu &#252;bertragen, beschr&#228;nkt w&#228;re, gibt es nicht. Vielmehr sollte durch die Einf&#252;hrung dieser Rechtsform eine zus&#228;tzliche Organisationsstruktur f&#252;r die Erf&#252;llung kommunaler Aufgaben geschaffen werden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. Gesetzesentwurf der Landesregierung zum Ersten Gesetz zur Modernisierung von Regierung und Verwaltung in Nordrhein-Westfalen, LT-Drs.&#160;12/3730 vom 25. Februar 1999, S. 109; Held / Winkel, Kommunalverfassungsrecht NRW, &#167; 114a GO, S.&#160;3, 8; Rehn u.&#160;a., GO NRW, &#167; 114a, S. 4 f.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Im Einzelfall k&#246;nnen sich aus der Natur der Sache zwar m&#246;glicherweise Beschr&#228;nkungen ergeben, wenn etwa die Aufgabe zum Kern der gemeindlichen Selbstverwaltung geh&#246;rt oder die Beh&#246;rdenfunktion f&#252;r die Aufgabe pr&#228;gend ist.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Held / Winkel z&#228;hlen dazu beispielhaft das Ordnungs- und Standesamt auf, vgl. Kommunalverfassungsrecht NRW, &#167;&#160;114a GO, S. 9.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dies gilt aber nicht f&#252;r die hier in Frage stehenden Aufgaben der Unterhaltung, des Betriebs und des Baus von Gemeindestra&#223;en. Diese Aufgaben geh&#246;ren weder zum Kern der gemeindlichen Selbstverwaltung noch ist f&#252;r sie die Beh&#246;rdenfunktion pr&#228;gend. Vielmehr stehen bei ihnen technisch-betriebliche Strukturen im Vordergrund, die eine Aufgabenwahrnehmung durch eine A&#246;R zulassen. Sie sind in dieser Hinsicht mit der Stra&#223;enreinigungspflicht der Gemeinde vergleichbar, deren &#220;bertragung auf eine A&#246;R m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG Arnsberg, Urteil vom 10. Mai 2012 &#8211; 7 K 966/11 &#8211;, juris Rn.&#160;17 ff. So auch Held / Winkel, Kommunalverfassungsrecht NRW, &#167;&#160;114a GO, S.&#160;9 f.; Rehn u.&#160;a., GO NRW, &#167; 114a, S. 14 f.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Der &#220;bertragung der Unterhaltung, des Betriebs und des Baus von Gemeindestra&#223;en auf eine A&#246;R kann auch nicht entgegen gehalten werden, dass die Gemeinde nach &#167; 47 Abs. 1 StrWG NRW Tr&#228;gerin der Stra&#223;enbaulast ist. W&#228;hrend die &#220;bertragung der Stra&#223;enbaulast als solche in der Literatur wegen der damit zusammenh&#228;ngenden Planungsaufgaben kritisch gesehen wird,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Held / Winkel, Kommunalverfassungsrecht NRW, &#167;&#160;114a GO, S.&#160;9 f.; Rehn u.&#160;a., GO NRW, &#167; 114a, S. 14 f.,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">geht es vorliegend allein um die &#220;bertragung einzelner, aus der Stra&#223;enbaulast folgender Aufgaben (vgl. &#167; 9 Abs. 1 Satz 1 StrWG NRW).</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auch die durch die Unternehmenssatzung statuierte &#220;bertragung der Befugnis zum Erlass von Beitragssatzungen und damit zugleich zur Erhebung von Stra&#223;enbaubeitr&#228;gen begegnet keinen Bedenken. Der nordrhein-westf&#228;lische Gesetzgeber ging bei der Einf&#252;hrung von &#167; 114a GO NRW ausdr&#252;cklich davon aus, dass einer A&#246;R die Befugnis zur Erhebung von Kommunalabgaben &#252;bertragen werden kann.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Gesetzesentwurf der Landesregierung zum Ersten Gesetz zur Modernisierung von Regierung und Verwaltung in Nordrhein-Westfalen, LT-Drs.&#160;12/3730 vom 25. Februar 1999, S. 107.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dem entspricht die gesetzliche Regelung in &#167; 1 Abs. 1 KAG NRW. W&#228;hrend nach Satz 1 Gemeinden berechtigt sind, nach Ma&#223;gabe dieses Gesetzes Abgaben, d.&#160;h. Steuern, Geb&#252;hren und Beitr&#228;ge zu erheben, erstreckt Satz 2 diese Befugnis &#8211; mit Ausnahme der Erhebung von Steuern &#8211; ausdr&#252;cklich auf A&#246;R im Sinne des &#167; 114a GO NRW. Satz 2 wurde 2007 durch das Gesetz zur St&#228;rkung der kommunalen Selbstverwaltung eingef&#252;gt und sollte lediglich klarstellen, dass A&#246;R erm&#228;chtigt sind, auf der Grundlage eigener Abgabensatzungen Geb&#252;hren und Beitr&#228;ge zu erheben.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Beschlussempfehlung und Bericht des Ausschusses f&#252;r Kommunalpolitik und Verwaltungsstrukturreform zu dem Gesetzentwurf der Landesregierung (LT-Drs. 14/3979) zum Gesetz zur St&#228;rkung der kommunalen Selbstverwaltung, LT-Drs. 14/4981 vom 11. September 2007, S.&#160;73. Vgl. auch Driehaus, Kommunalabgabenrecht, &#167; 1 Rn. 31; Rehn u.&#160;a., GO NRW, &#167; 114a, S. 16.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dies ist f&#252;r die Erhebung von Abwassergeb&#252;hren nach &#167; 4 Abs. 2, &#167; 6 KAG NRW in der Rechtsprechung auch bereits bejaht worden.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">VG Minden, Urteil vom 23. August 2007 &#8211; 9 K 3062/06 &#8211;, juris Rn.&#160;23&#160;ff.; VG Gelsenkirchen, Urteil vom 1. Juni 2006 &#8211; 13 K 3017/04 &#8211;, juris Rn. 26 ff., und Beschluss vom 10. Februar 2005 &#8211; 13 L 1963/04 &#8211;, juris Rn. 24 ff. Das OVG NRW geht inzident ebenfalls von der M&#246;glichkeit aus, dass eine A&#246;R aufgrund eigener Satzung Abwassergeb&#252;hren erheben kann, vgl. Beschluss vom 7. September 2004 &#8211; 9 B 1551/04 &#8211;, juris Rn. 4.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Erhebung von Stra&#223;enbaubeitr&#228;gen nach &#167; 8 Abs. 2 KAG NRW gilt nichts anderes. Dem steht insbesondere nicht entgegen, dass &#167; 8 Abs. 1 Satz 1 KAG NRW der &#8222;Gemeinde&#8220; das Recht zur Beitragserhebung zuweist. Damit wird die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Erhebung von Stra&#223;enbaubeitr&#228;gen lediglich der kommunalen Verwaltungsebene zugeordnet, w&#228;hrend die Gemeinde im Rahmen ihres Selbstverwaltungsrechts bestimmt, welche organisatorische Einheit die Erf&#252;llung der Aufgabe wahrnimmt. Diese nimmt an der die Gemeinde erm&#228;chtigenden gesetzlichen Grundlage teil,</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Gelsenkirchen, Urteil vom 1. Juni 2006 &#8211; 13 K 3017/04 &#8211;, juris Rn.&#160;35,</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">wie &#167; 1 Abs. 1 Satz 2 KAG NRW als allgemeine Vorschrift f&#252;r A&#246;R ausdr&#252;cklich klarstellt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Mit der &#220;bertragung der Unterhaltung, des Betriebs und des Baus von Gemeindestra&#223;en auf eine A&#246;R fallen diese Aufgaben auch nicht aus dem kommunalen Einflussbereich heraus. Die A&#246;R unterliegt trotz ihrer rechtlichen Eigenst&#228;ndigkeit bei der Erf&#252;llung ihrer Aufgaben der Kontrolle der Gemeinde, wie die zahlreichen Verflechtungen in &#167; 114a GO NRW zeigen. So unterliegt der Verwaltungsrat der A&#246;R den Weisungen des Rats der Gemeinde (Abs.&#160;7) und wird vom B&#252;rgermeister als Vorsitzendem gef&#252;hrt (Abs. 8 Satz&#160;2). Daneben beh&#228;lt der Rat der Gemeinde durch seine Satzungsbefugnis Kontrolle &#252;ber die A&#246;R, er bleibt &#8222;Herr &#252;ber Inhalt und Reichweite der Aufgaben&#252;bertragung&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Held / Winkel, Kommunalverfassungsrecht NRW, &#167;&#160;114a GO, S. 10. Vgl. auch Rehn u.&#160;a., GO NRW, &#167; 114a S. 5, 15 f.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Demnach konnte die Stadt H&#252;rth der Antragsgegnerin in der Unternehmenssatzung wirksam die Aufgaben der Unterhaltung, des Betriebs und des Baus von Gemeindestra&#223;en sowie die Befugnis zum Erlass von Satzungen &#252;ber die Erhebung von Beitr&#228;gen nach dem KAG NRW &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die SBS begegnet auch im &#220;brigen keinen Bedenken. Sie wurde von dem nach &#167;&#160;114a Abs. 7 Satz 3 Nr. 1 GO NRW zust&#228;ndigen Verwaltungsrat der Antragsgegnerin erlassen. Formelle oder materielle Fehler dr&#228;ngen sich nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2. Die weiteren Voraussetzungen f&#252;r eine Heranziehung des Antragstellers zu einem Stra&#223;enbaubeitrag liegen nach summarischer Pr&#252;fung ebenfalls vor.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 1 SBS erhebt die Antragsgegnerin zum teilweisen Ersatz des Aufwandes f&#252;r die nachmalige Herstellung (Erneuerung), Erweiterung und Verbesserung von Anlagen im Bereich von &#246;ffentlichen Stra&#223;en, Wegen und Pl&#228;tzen und als Gegenleistung f&#252;r die durch die M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme den Eigent&#252;mern und Erbbauberechtigten der erschlossenen Grundst&#252;cke erwachsenden wirtschaftlichen Vorteile Beitr&#228;ge nach Ma&#223;gabe der Satzung.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">a) Die Beitragserhebung ist dem Grunde nach voraussichtlich rechtm&#228;&#223;ig.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die von der Antragsgegnerin vorgenommene Anlagenabgrenzung nach &#167; 1 SBS sowie die Beitragsf&#228;higkeit der Kanalbauma&#223;nahme nach &#167; 2 Abs. 1 Nr. 4 Buchst. f SBS sind vom Antragsteller weder ger&#252;gt noch offensichtlich fehlerhaft.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Des Weiteren begr&#252;ndet die Ma&#223;nahme f&#252;r die von der Anlage erschlossenen Grundst&#252;cke wirtschaftliche Vorteile im Sinne des &#167; 8 Abs. 2 Satz 2 KAG NRW. Zu diesem Kreis der beg&#252;nstigten Grundst&#252;cke geh&#246;rt nach summarischer Pr&#252;fung auch das Grundst&#252;ck des Antragstellers mit der heutigen Katasterbezeichnung Gemarkung I.&#160;&#160;&#160;&#160; , Flur 00, Flurst&#252;ck 0000.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Ein der Beitragspflicht unterliegendes Grundst&#252;ck im Sinne des &#167; 8 Abs. 2 Satz 2 KAG NRW ist die &#8222;wirtschaftliche Einheit&#8220;, d.&#160;h. jeder demselben Eigent&#252;mer geh&#246;rende Teil der Grundfl&#228;che, der selbst&#228;ndig baulich oder gewerblich genutzt werden kann. Ausgangspunkt f&#252;r die Bestimmung der wirtschaftlichen Einheit ist das Buchgrundst&#252;ck. Davon ausgehend ist festzustellen, ob das Buchgrundst&#252;ck zur Bildung einer wirtschaftlichen Einheit um Fl&#228;chen vergr&#246;&#223;ert oder verkleinert werden muss. Ma&#223;geblicher Zeitpunkt f&#252;r die Beurteilung dieser Frage ist der Zeitpunkt des Entstehens der sachlichen Beitragspflichten.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">St.&#160;Rspr, vgl. etwa OVG NRW, Urteile vom 24. Juni 2008 &#8211; 15 A 285/06 &#8211;, juris Rn.&#160;23, und vom 15. M&#228;rz 2005 &#8211; 15 A 636/03 &#8211;, juris Rn. 43.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Die sachlichen Beitragspflichten sind vorliegend mit der bautechnischen Abnahme am 19. November 2015 entstanden (vgl. &#167; 11 Abs. 1 Buchst. a SBS). Zu diesem Zeitpunkt bestand das Grundst&#252;ck des Antragstellers zwar noch aus den beiden Flurst&#252;cken 0000 und 0000. Diese bildeten aber ein einziges Buchgrundst&#252;ck, da sie im Grundbuch unter einer gemeinsamen laufenden Grundst&#252;cksnummer gef&#252;hrt wurden.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 16. Februar 2010 &#8211; 15 A 2613/09 &#8211;, juris Rn. 5, und vom 11. April 2007 &#8211; 15 A 4358/06 &#8211;, juris Rn. 3.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Bildung kleiner wirtschaftlicher Einheiten dr&#228;ngt sich nicht auf. Hierf&#252;r sprechen bei summarischer Pr&#252;fung weder die Bebauung des Buchgrundst&#252;cks mit zwei Wohngeb&#228;uden noch seine Gesamtfl&#228;che von 952 m&#178;.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Vgl. ablehnend f&#252;r ein 900 m&#178; gro&#223;es Buchgrundst&#252;cks OVG NRW, Urteil vom 24. Juni 2008 &#8211; 15 A 4328/05 &#8211;, juris Rn. 24.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Demnach entspricht die beitragspflichtige wirtschaftliche Einheit vollst&#228;ndig dem heutigen Flurst&#252;ck 0000. Vor diesem Hintergrund begegnet es &#8211; auch mit Blick auf die formelle Bestimmtheit des angegriffenen Bescheids (&#167; 12 Abs. 1 Nr. 3 Buchst. b, Nr.&#160;4 Buchst. b KAG NRW i.&#160;V.&#160;m. &#167; 119 Abs. 1, &#167; 157 Abs. 1 Satz 2 AO) &#8211; keinen durchgreifenden Bedenken, dass im Bescheid das Flurst&#252;ck 0000 als beitragspflichtiges Grundst&#252;ck genannt ist. Es handelt sich lediglich um die im Grundbuch fortgeschriebene Bezeichnung desselben beitragspflichtigen Buchgrundst&#252;cks. Eine Differenzierung des Stra&#223;enbaubeitrags nach den beiden fr&#252;heren Flurst&#252;cken 0000 und 0000 ist nicht erforderlich.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Das Grundst&#252;ck des Antragstellers erf&#228;hrt durch die abgerechnete Kanalbauma&#223;nahme auch einen wirtschaftlichen Vorteil im Sinne des &#167; 8 Abs. 2 Satz 2 KAG NRW. Die vorteilhafte Inanspruchnahme begr&#252;ndet sich darin, dass es unmittelbar an die Anlage angrenzt. Von welcher Stra&#223;e aus der Zugang auf das Grundst&#252;ck erfolgt, ist beitragsrechtlich nicht relevant.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Vgl. etwa OVG NRW, Urteil vom 19. Februar 2008 &#8211; 15 A 2568/05 &#8211;, juris Rn. 26.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">b) Auch der H&#246;he nach ist die Beitragserhebung bei summarischer Pr&#252;fung nicht zu beanstanden. Einwendungen gegen die Aufwandsermittlung und -verteilung hat der Antragsteller nicht geltend gemacht. Offenkundige Fehler zu seinen Lasten dr&#228;ngen sich ebenfalls nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 53 Abs. 2 Nr. 2, &#167; 52 Abs. 1 GKG. Die Kammer hat entsprechend ihrer st&#228;ndigen Rechtsprechung ein Viertel der streitigen Beitragssumme angesetzt.</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Gegen Ziffer&#160;1 dieses Beschlusses kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe schriftlich bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, Beschwerde eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist wird auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der&#160; Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO&#160; und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 M&#252;nster, eingeht.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinander setzen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten m&#252;ssen sich bei der Einlegung und der Begr&#252;ndung der Beschwerde durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollm&#228;chtigte sind Rechtsanw&#228;lte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzen, f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts auch eigene Besch&#228;ftigte oder Besch&#228;ftigte anderer Beh&#246;rden oder juristischer Personen des &#246;ffentlichen Rechts mit Bef&#228;higung zum Richteramt zugelassen. Dar&#252;ber hinaus sind die in &#167; 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im &#220;brigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Gegen Ziffer&#160;2 dieses Beschlusses kann innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, Beschwerde eingelegt werden. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist schriftlich, zu Protokoll des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO&#160; und der ERVV bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, einzulegen.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200&#160;Euro &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p>
180,236
ovgnrw-2019-01-29-6-b-167318
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 B 1673/18
2019-01-29T00:00:00
2019-02-07T14:18:35
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0129.6B1673.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens tr&#228;gt die Antragstellerin.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 2.500,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die in der Beschwerdebegr&#252;ndung dargelegten Gr&#252;nde, die der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 6 Satz 4 VwGO allein zu pr&#252;fen hat, rechtfertigen nicht die Aufhebung oder &#196;nderung des angefochtenen Beschlusses.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat es abgelehnt, der Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung zu untersagen, aus der dienstlichen Weisung vom 11. Oktober 2018 eine Pflicht der Antragstellerin herzuleiten, sich einer &#228;rztlichen Untersuchung zu unterziehen. Lediglich zur Klarstellung hat es in die Beschlussformel aufgenommen, dass einer orthop&#228;dischen Zusatzbegutachtung ausschlie&#223;lich hinsichtlich der linken Schulter Folge zu leisten sei. Die Antragstellerin habe die tats&#228;chlichen Voraussetzungen eines Anordnungsanspruchs nicht glaubhaft gemacht (&#167; 123 Abs. 1 und 3 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 ZPO). Die Untersuchungsaufforderung, die ihre Rechtsgrundlage in &#167; 33 Abs. 1 Satz 1 LBG NRW finde, werde sich im Hauptsacheverfahren voraussichtlich als rechtm&#228;&#223;ig erweisen. Die in verfahrensrechtlicher Hinsicht zu beachtenden Beteiligungsrechte von Personalrat, Gleichstellungsbeauftragter und Schwerbehindertenvertretung seien gewahrt. Die Aufforderung sei auch materiell rechtm&#228;&#223;ig. Sie enthalte hinreichende Angaben zum Anlass der amts&#228;rztlichen Untersuchung. Sie st&#252;tze sich auf die Fehlzeiten der seit dem 2. Mai 2018 dienstunf&#228;hig erkrankten Antragstellerin (&#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG). Ferner gehe aus dem von der Antragstellerin der Antragsgegnerin zug&#228;nglich gemachten Bericht des Facharztes f&#252;r Chirurgie T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 4. Mai 2018 hervor, dass sie unter einer Schultererkrankung leide, die sich nach ihren eigenen, auf eine Untersuchung im St. Sixtus-Hospital gest&#252;tzten Angaben auch erst nach drei bis f&#252;nf Jahren bessern k&#246;nne. Trotz der vorgelegten Unterlagen sei eine amts&#228;rztliche Untersuchung erforderlich;&#160; denn im Arztbericht vom 4. Mai 2018 fehlten eine Prognose &#252;ber die voraussichtliche Dauer der Dienstunf&#228;higkeit und hinreichende Angaben &#252;ber Art und Ausma&#223; der Beeintr&#228;chtigung der Bewegungsf&#228;higkeit. Auch mit Blick auf die weitere Verwendungsm&#246;glichkeit bed&#252;rfe es einer erneuten und amts&#228;rztlichen Ermittlung. Art und Umfang der Untersuchung seien ebenfalls hinreichend angegeben. Dahinstehen k&#246;nne, ob bei einer auf die Vermutensregelung des &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG gest&#252;tzten Aufforderung keine n&#228;here Eingrenzung erforderlich sei. Denn diese ergebe sich aus den in der Aufforderung zitierten, von der Antragstellerin vorgelegten Unterlagen. Im &#220;brigen finde eine Konkretisierung auf eine allgemeinmedizinische Untersuchung sowie eine orthop&#228;dische Zusatzuntersuchung - letztere durch Ankn&#252;pfung an die Diagnose des behandelnden Arztes auf eine Begutachtung der linken Schulter beschr&#228;nkt - statt. Schlie&#223;lich seien die Untersuchungen mit der Ank&#252;ndigung&#160; als &#8222;voraussichtlich&#8220; nicht ins Belieben des Amtsarztes gestellt, da die Antragsgegnerin sie - unter dem Vorbehalt der Erforderlichkeit - in ihren Willen aufgenommen habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die mit der Beschwerde gegen diese weiter begr&#252;ndeten Feststellungen des Verwaltungsgerichts erhobenen Einwendungen f&#252;hren zu keiner abweichenden Entscheidung.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde macht ohne Erfolg geltend, die streitgegenst&#228;ndliche Untersuchungsaufforderung k&#246;nne nicht auf die sogenannte Vermutensregelung des &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG gest&#252;tzt werden, da die Antragsgegnerin umfassende Kenntnis vom Grund der Dienstunf&#228;higkeit habe. Zweifel an der Dienstf&#228;higkeit sind nach dieser Regelung begr&#252;ndet, wenn der Beamte - wie hier die Antragstellerin - innerhalb von sechs Monaten mehr als drei Monate keinen Dienst getan hat. Dieser vom Gesetzgeber er&#246;ffnete alternative, einfachere und an weitere Voraussetzungen nicht gebundene Weg f&#252;r das Zurruhesetzungsverfahren ist dem Dienstherrn nicht verschlossen, wenn er - wie im Fall der Antragstellerin - &#252;ber die reinen Fehlzeiten hinausgehende Kenntnis &#252;ber die Erkrankung/en hat; dies beseitigt das berechtigte Interesse des Dienstherrn an einer weiteren und umfassenden Kl&#228;rung des Gesundheitszustandes des Beamten durch mit den Anforderungen der Dienstaus&#252;bung vertraute Amts&#228;rzte nicht. Au&#223;erdem ist es nicht fernliegend, dass neben den bekannten Erkrankungen auch noch weitere gesundheitliche Einschr&#228;nkungen vorliegen. Deren - amts&#228;rztlicher - Ermittlung und Feststellung bedarf es nicht zuletzt auch mit Blick auf die Suche nach einer weiteren Verwendungsm&#246;glichkeit f&#252;r den Beamten, zu der der Dienstherr im Fall der Dienstunf&#228;higkeit grunds&#228;tzlich verpflichtet ist. St&#252;tzt der Dienstherr sich auf die wegen erheblicher Fehlzeiten vermutete Dienstunf&#228;higkeit, wei&#223; der Adressat auch, warum die Untersuchungsanordnung ergeht. Die amts&#228;rztliche Untersuchung dient dann dem Zweck festzustellen, ob im Sinne des &#167;&#160;26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG keine Aussicht besteht, dass innerhalb von sechs Monaten (&#167; 33 Abs. 1 Satz 3 LBG NRW) die Dienstf&#228;higkeit wieder voll hergestellt ist, was regelm&#228;&#223;ig medizinische Sachkunde erfordert.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Ganzen bereits OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 20. Dezember 2018 - 6 B 1716/18 -, juris Rn. 25 ff., vom 17. Dezember 2018 - 6 B 1612/18 -, juris Rn. 25, vom 7. September 2018 - 6 B 1113/18 -, juris Rn. 19, und vom 26. April 2018 - 6 B 68/18 -, NWVBl 2018, 370 = juris 9 ff.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Aus Vorstehendem folgt zugleich, dass der Antragstellerin auch nicht - wie die Beschwerde meint - zuvor &#8222;die M&#246;glichkeit einger&#228;umt werden (muss), die Vermutung der dauernden Dienstf&#228;higkeit zu widerlegen&#8220;. Denn es ist gerade Zweck der mit der Aufforderung aufgegebenen Unterziehung der amts&#228;rztlichen Untersuchung zu &#252;berpr&#252;fen, ob sich die Zweifel an der Dienstf&#228;higkeit erh&#228;rten.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig von den danach aufgrund der Vermutensregelung begr&#252;ndeten Zweifeln an der Dienstf&#228;higkeit hat das Verwaltungsgericht feststellt, dass die Untersuchungsaufforderung auch den weitergehenden Anforderungen gen&#252;gt, die das Bundesverwaltungsgericht f&#252;r diejenigen F&#228;lle entwickelt hat, in denen der Dienstherr seine Zweifel auf &#167; 26 Abs. 1 Satz 1 BeamtStG st&#252;tzt. Danach muss der Beamte anhand dieser Begr&#252;ndung die Auffassung der Beh&#246;rde nachvollziehen und pr&#252;fen k&#246;nnen, ob die angef&#252;hrten Gr&#252;nde tragf&#228;hig sind. Er muss erkennen k&#246;nnen, welcher Vorfall oder welches Ereignis zur Begr&#252;ndung der Aufforderung herangezogen wird. Die Beh&#246;rde darf insbesondere nicht nach der &#220;berlegung vorgehen, der Adressat werde schon wissen, worum es geht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 10. April 2014 - 2 B 80.13 -, ZBR 2014, 254 = juris Rn. 8 ff., Urteile vom 30. Mai 2013 - 2 C 68.11 -, BVerwGE 146, 347 = juris Rn. 19 f., und vom 26. April 2012 - 2 C 17.10 -, NVwZ 2012, 1483 = juris Rn. 16 ff.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Mit der Beschwerde wird nichts Substantiiertes daf&#252;r vorgetragen, dass diesen Anforderungen entgegen den erstinstanzlichen Annahmen nicht hinreichend Gen&#252;ge getan sein k&#246;nnte. Vielmehr verweist das Verwaltungsgericht zutreffend darauf, dass die Antragsgegnerin in der Untersuchungsaufforderung ausdr&#252;cklich auf die ihr von der Antragstellerin zug&#228;nglich gemachten Unterlagen Bezug genommen hat, u.a. auf den Bericht des behandelnden Facharztes f&#252;r Chirurgie, T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , vom 4. Mai 2018 und die von der Antragstellerin pers&#246;nlich verfasste Stellungnahme vom 14. September 2018. Danach leidet die Antragstellerin unter einer Schultererkrankung (&#8222;Adh&#228;sive Kapsulitis glenohumeral li.&#8220;), die sie zu Krankmeldung veranlasst hat und deren Besserung drei bis f&#252;nf Jahre in Anspruch nehmen kann.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dass bei entsprechender Therapie - wie die Beschwerde geltend macht - die Heilung oder Besserung beschleunigt werden kann und infolge dessen letztlich m&#246;glicherweise gar keine dauernde Dienstunf&#228;higkeit vorliegt, ist hier ohne Belang. Denn die f&#252;r eine Untersuchungsaufforderung allein erforderlichen &#8222;Zweifel&#8220; an der Dienstf&#228;higkeit werden damit nicht in Frage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entgegen dem Vorbringen der Beschwerde hat das Verwaltungsgericht ferner beanstandungsfrei angenommen, dass Art und Umfang der Untersuchung in der Untersuchungsaufforderung auch dann hinreichend festgelegt sind, wenn nicht die im Rahmen der Vermutensregel des &#167; 26 Abs. 1 Satz 2 BeamtStG herabgesetzten Anforderungen an diese Angaben,</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">vgl. dazu OVG NRW, Beschluss vom 3. September 2018 - 6 B 860/18 -, juris Rn. 30 ff., mit weiteren Nachweisen,</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">zugrunde zu legen sein sollten. Der Dienstherr muss sich grunds&#228;tzlich bereits im Vorfeld des Erlasses zumindest in den Grundz&#252;gen dar&#252;ber klar werden, in welcher Hinsicht Zweifel am k&#246;rperlichen Zustand oder der Gesundheit des Beamten bestehen und welche &#228;rztlichen Untersuchungen zur endg&#252;ltigen Kl&#228;rung geboten sind. Das ist insbesondere der Fall, wenn sich der Beamte einer fachpsychiatrischen Untersuchung unterziehen soll.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu BVerwG, Beschluss vom 10. April 2014 - 2 B 80.13 -, a. a. O. Rn. 10, und Urteil vom 30.&#160;Mai 2013 - 2 C 68.11 -, a. a. O. Rn. 22 f.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen gen&#252;gt die Angabe, es solle eine &#8222;allgemeinmedizinische Untersuchung&#8220; und eine &#8222;orthop&#228;dische Zusatzbegutachtung&#8220; durchgef&#252;hrt werden. Soweit die Beschwerde m&#246;glicherweise meint, es bed&#252;rfe dar&#252;ber hinaus einer Angabe der im einzelnen anzuwendenden Untersuchungsmethoden, &#252;berspannt sie die Anforderungen an den Inhalt einer Untersuchungsaufforderung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen folgt - wie vom Verwaltungsgericht festgestellt - aus der Bezugnahme auf den Bericht des behandelnden Facharztes M.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; eine weitere Konkretisierung des Untersuchungsgegenstandes der orthop&#228;dischen Zusatzuntersuchung, n&#228;mlich auf eine Begutachtung der linken Schulter.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Gegen eine solche Bezugnahme bestehen auch keine grunds&#228;tzlichen Bedenken. Die erforderliche Information des Beamten kann durch eine (ausdr&#252;ckliche) Bezugnahme auf ein anderweitiges, dem Beamten bekanntes Schreiben ebenso gut bewirkt werden wie durch die Angabe der ma&#223;geblichen Umst&#228;nde in der Anordnung selbst. Die gegenteilige Annahme liefe auf einen zweckfreien Formalismus hinaus, der weder rechtlich geboten noch sachgerecht w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 23. Juli 2018 - 6 B 859/18 -, juris Rn. 5.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Konkrete Einw&#228;nde, weshalb die vom Verwaltungsgericht vorgenommene Auslegung rechtlich zu beanstanden sein soll, benennt die Beschwerde nicht. Soweit sie meint, mit der &#8222;Beschr&#228;nkung&#8220; der Untersuchungsanordnung auf die linke Schulter in der Beschlussformel greife das Verwaltungsgericht unzul&#228;ssig in die beh&#246;rdliche Entscheidungskompetenz ein, verkennt sie, dass damit keine Einschr&#228;nkung oder Modifikation der Untersuchungsaufforderung erfolgt, sondern diese lediglich ausgelegt wird. Die entsprechende Beschlussformel dient ausdr&#252;cklich nur der Klarstellung.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich trifft es auf keine durchgreifenden Bedenken, dass die Antragsgegnerin die Benennung der amts&#228;rztlichen Untersuchung mit der Formulierung &#8222;voraussichtlich&#8220; einleitet. Insbesondere stellt sie damit Art und Umfang der Untersuchung nicht entgegen den Anforderungen der Rechtsprechung,</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Beschluss vom 10. April 2014 - 2 B 80.13 -, a. a. O. Rn. 10, Urteil vom 30. Mai 2013 - 2 C 68.11 -, a. a. O. Rn. 19; vgl. auch OVG NRW, Beschluss vom 27. November 2013 - 6 B 975/13 -, ZBR 2014, 141 = juris Rn. 21,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">&#8222;ins Belieben des Amtsarztes&#8220;. Ebenso wenig hat diese Formulierung zur Folge, dass die Zusatzbegutachtung als von der streitgegenst&#228;ndlichen Untersuchungsaufforderung noch nicht umfasst anzusehen w&#228;re. Vielmehr bringt die Antragsgegnerin damit zum Ausdruck, dass sie - unter dem Vorbehalt der Erforderlichkeit - die Durchf&#252;hrung einer solchen Untersuchung bereits in ihren Willen aufgenommen bzw. angeordnet hat.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu auch OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 20. Dezember 2018 - 6 B 1716/18 -, a. a. O. Rn. 12, und vom 10. September 2018 - 6 B 1087/18 -, juris Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Wegen der Eingriffe in die grundrechtsbewehrte pers&#246;nliche Sph&#228;re des Beamten und der weitreichenden dienstrechtlichen Konsequenzen, die mit &#228;rztlichen Untersuchungen verbunden sind, berechtigt eine solche, nicht auf konkrete Erkenntnisse zu den Erkrankungen gest&#252;tzte Untersuchungsanordnung allerdings nicht zur Durchf&#252;hrung besonders eingriffsintensiver Untersuchungen, wie etwa fachpsychiatrische Untersuchungen, die ggf. einer eigenen Untersuchungsanordnung bed&#252;rfen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Vgl. ausf&#252;hrlich dazu OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 4. September 2018 - 6 B 1124/18 -, juris Rn. 21, und vom 3. September 2018 - 6 B 860/18 -, a. a. O. Rn. 35, jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf &#167;&#167; 47 Abs. 1, 52 Abs. 1 und 2, 53 Abs. 2 Nr. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
180,235
ovgnrw-2019-01-29-11-a-252517
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
11 A 2525/17
2019-01-29T00:00:00
2019-02-07T14:18:35
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0129.11A2525.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 5.000&#160;Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Rechtssache weist weder die vom Kl&#228;ger geltend gemachten besonderen rechtlichen Schwierigkeiten i. S. d. &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;2 2. Alt. VwGO auf noch rechtfertigt das Zulassungsvorbringen die Zulassung wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung i. S. d. &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">I. Die Feststellung des Verwaltungsgerichts, dem Kl&#228;ger stehe ein Anspruch auf Einbeziehung seiner Adoptivtochter und seiner Adoptivenkel in seinen Aufnahmebescheid nicht zu, begegnet keinen rechtlichen Bedenken. Besondere rechtliche Schwierigkeiten i. S. d. &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 2. Alt. VwGO ergeben sich insoweit nicht.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Eine nachtr&#228;gliche Einbeziehung der Angeh&#246;rigen des Kl&#228;gers in seinen Aufnahmebescheid nach &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG scheidet aus. Nach dieser Vorschrift kann abweichend von &#167; 27 Abs. 2 Satz 1 BVFG der im Aussiedlungsgebiet verbliebene Ehegatte oder Abk&#246;mmling eines Sp&#228;taussiedlers, der seinen st&#228;ndigen Aufenthalt im Geltungsbereich des Gesetzes hat, nachtr&#228;glich nach Satz 1 in den Aufnahmebescheid des Sp&#228;taussiedlers einbezogen werden, wenn die sonstigen Voraussetzungen vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Adoptivtochter des Kl&#228;gers und seine Adoptivenkel sind nicht i. S. d. &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG im Aussiedlungsgebiet verbliebene Abk&#246;mmlinge eines Sp&#228;taussiedlers. Ihre nachtr&#228;gliche Einbeziehung in den Aufnahmebescheid des Kl&#228;gers scheitert bereits daran, dass die Adoptivtochter, von der auch die Adoptivenkel ihren Status ableiten, erst mit Beschluss des Amtsgerichts T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 3. Juni 2015 und damit nach der im Jahr 2002 erfolgten &#220;bersiedlung des Kl&#228;gers ins Bundesgebiet von diesem adoptiert worden ist.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">1. In der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung ist gekl&#228;rt, dass Abk&#246;mmlinge, die erst nach Ausreise der Bezugsperson geboren worden sind, nicht in den Aufnahmebescheid der Bezugsperson einbezogen werden k&#246;nnen, weil ihre Eintragung nicht &#8222;nachgeholt&#8220; werden kann.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteile vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris, Rn. 16 ff., und vom 2. Juni 2005 - 5 C 14.04 -, BVerwGE 123, 378 = juris, Rn. 9 ff.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die in &#167; 27 Abs. 2 Satz 2 BVFG geregelte Ausnahme f&#252;r die Einbeziehung von w&#228;hrend des Aussiedlungsvorgangs geborenen Abk&#246;mmlingen betrifft einen Sonderfall und l&#228;sst den Grundsatz unber&#252;hrt, dass die Einbeziehung von nach der Ausreise der Bezugsperson geborenen Abk&#246;mmlingen nicht &#8222;nachgeholt&#8220; werden kann. Dementsprechend setzt auch eine nachtr&#228;gliche Einbeziehung nach &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG voraus, dass der Abk&#246;mmling zum Zeitpunkt der Aussiedlung der Bezugsperson bereits geboren war. Die Vorschrift erm&#246;glicht eine &#8222;nachtr&#228;gliche&#8220; Einbeziehung &#8222;abweichend von Satz 1&#8220;. Nach &#167; 27 Abs. 2 Satz 1 BVFG wird &#8222;der im Aussiedlungsgebiet lebende Abk&#246;mmling ... zum Zweck der gemeinsamen Aussiedlung&#8220; einbezogen. Ein Abk&#246;mmling, der zum Zeitpunkt der Aussiedlung der Bezugsperson noch nicht lebte, kann daher nicht gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG &#8222;abweichend von Satz 1 ... nachtr&#228;glich&#8220; einbezogen werden.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 16. September 2015 - 11 A 1838/14 -, juris, Rn. 23; nachfolgend BVerwG, Urteil vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Diese Auslegung entspricht der Absicht des Gesetzgebers. Die nunmehr in &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG geregelte nachtr&#228;gliche Einbeziehungsm&#246;glichkeit ist durch das Neunte Gesetz zur &#196;nderung des Bundesvertriebenengesetzes vom 4. Dezember 2011 (BGBl. I S. 2426 - 9. BVFG-&#196;nderungsgesetz -) als &#167; 27 Abs. 3 BVFG in das Bundesvertriebenengesetz eingef&#252;gt worden. In der Gesetzesbegr&#252;ndung zum 9. BVFG-&#196;nderungsgesetz ist ausdr&#252;cklich ausgef&#252;hrt, dass der einzubeziehende Ehegatte oder Abk&#246;mmling im Aussiedlungsgebiet verblieben sein m&#252;sse. Eine nachtr&#228;gliche Einbeziehung sei damit nur m&#246;glich, wenn zum Zeitpunkt der Aussiedlung des Sp&#228;taussiedlers die Ehe bereits bestanden habe &#8222;bzw. der Abk&#246;mmling bereits geboren war&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. BR-Drs. 57/11 vom 4. Februar 2011, S. 6; wortgleich BT-Drs. 17/5515 vom 13. April 2011, S. 7; vgl. OVG NRW, Urteil vom 16. September 2015 - 11 A 1838/14 -, juris, Rn. 24; nachfolgend BVerwG, Urteil vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Durch das Zehnte Gesetz zur &#196;nderung des Bundesvertriebenengesetzes vom 6. September 2013 (BGBl. I S. 3554 - 10. BVFG-&#196;nderungsgesetz -) ist diese Regelung als &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG &#252;bernommen worden. Das Erfordernis einer H&#228;rte ist entfallen, ansonsten ist die Regelung unver&#228;ndert geblieben. Die Vorschrift er&#246;ffnet damit - nach wie vor - keine nachtr&#228;gliche Einbeziehungsm&#246;glichkeit f&#252;r Abk&#246;mmlinge, die erst nach der &#220;bersiedlung der Bezugsperson nach Deutschland geboren wurden.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris, Rn. 18; OVG NRW, Urteil vom 16. September 2015 - 11 A 1838/14 -, juris, Rn. 26.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">2. Gleiches gilt auch f&#252;r Abk&#246;mmlinge, die erst nach der Aussiedlung der Bezugsperson nach Deutschland - hier des Kl&#228;gers - die Abk&#246;mmlingseigenschaft erlangt haben. &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG er&#246;ffnet - wie oben dargelegt - nach der Intention des Gesetzgebers keine Einbeziehungsm&#246;glichkeit f&#252;r Abk&#246;mmlinge, die es zum Zeitpunkt der &#220;bersiedlung der Bezugsperson nach Deutschland noch nicht gab.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris, Rn. 16 ff., 18.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Adoptivtochter des Kl&#228;gers ist zwar bereits am 18. Mai 1978 und damit vor der &#220;bersiedlung des Kl&#228;gers nach Deutschland geboren. Sie war aber zu diesem Zeitpunkt im Rechtssinn (noch) kein &#8222;Abk&#246;mmling&#8220; des Kl&#228;gers, der &#8222;nachtr&#228;glich&#8220; in den Aufnahmebescheid des Kl&#228;gers einbezogen werden k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">a. Abk&#246;mmlinge im Sinne der Einbeziehungsvorschriften des Bundesvertriebenengesetzes sind - neben leiblichen Kindern und Enkeln - auch als minderj&#228;hrige Kinder Adoptierte.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris, Rn. 16 ff., 18; OVG NRW, Urteile vom 16. September 2015 - 11 A 1838/14 -, juris, Rn. 27, und vom 27. Januar 2004 - 2 A 3304/02 -, juris, Rn. 32 f.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Vorliegend ist die Adoptivtochter des Kl&#228;gers als Vollj&#228;hrige adoptiert worden. Die Adoption eines Vollj&#228;hrigen ist in der Regel keine Volladoption, allerdings erwirbt auch der vollj&#228;hrige Adoptierte gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 1754 Abs. 1, 1767 Abs. 2 Satz 1 BGB die Stellung als Kind des Annehmenden.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 21. November 2006 - 5 C 19.05 -, BVerwGE 127, 177 = juris, Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ob der vollj&#228;hrige Adoptierte damit regelm&#228;&#223;ig auch zum Abk&#246;mmling i. S. d. Einbeziehungsvorschriften des Bundesvertriebenengesetzes wird</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">- dies f&#252;r den Anwendungsbereich des Art. 116 &#160; Abs. 1 GG bezweifelnd: BVerwG, Urteil vom 21. November 2006 - 5 C 19.05 -, BVerwGE 127, 177 =&#160;&#160; juris, Rn. 13 f. -,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">muss der Senat hier ebenso wenig entscheiden wie die Frage, ob vorliegend die Eigenschaft als Abk&#246;mmling jedenfalls deshalb begr&#252;ndet worden ist, weil das Amtsgericht T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit Beschluss vom 3. Juni 2015 (002 F 445/14) ausgesprochen hat, dass sich die Wirkungen der Annahme gem&#228;&#223; &#167; 1772 Abs. 1 Satz 1 lit. b) BGB nach den Vorschriften &#252;ber die Annahme eines Minderj&#228;hrigen richten, weshalb es sich hier - wie bei der Adoption minderj&#228;hriger Kinder - um eine Volladoption mit den Wirkungen gem&#228;&#223; den &#167;&#167; 1754 bis 1756 BGB handelt. Ob daraus aber folgt, dass die vollj&#228;hrige Adoptivtochter auch Abk&#246;mmling des Kl&#228;gers im vertriebenenrechtlichen Sinn geworden ist, kann der Senat offenlassen. Denn die Angeh&#246;rigen des Kl&#228;gers sind aus den nachfolgenden Gr&#252;nden nicht im Aussiedlungsgebiet verbliebene Abk&#246;mmlinge i. S. d. &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">b. Die Eigenschaft eines &#8222;Abk&#246;mmlings&#8220; h&#228;tten die Adoptivtochter des Kl&#228;gers und ihre beiden am 15. M&#228;rz 2004 geborenen Kinder jedenfalls erst durch die Adoption im Jahr 2015 erworben. In dieser Hinsicht weist die Beklagte zutreffend darauf hin, dass bei Adoptivkindern nicht der Zeitpunkt ihrer Geburt, sondern der Zeitpunkt der Adoption ma&#223;gebend ist. Die Adoption wirkt nach den &#167;&#167; 1754 ff. BGB nicht zur&#252;ck, sondern begr&#252;ndet das neue Eltern-Kind-Verh&#228;ltnis unter L&#246;sung des Kindes aus dem Verwandtschaftsverh&#228;ltnis zur Herkunftsfamilie nur f&#252;r die Zukunft. Erst mit der Wirksamkeit der Annahme erlangt ein Kind die rechtliche Stellung eines Kindes des Annehmenden (vgl. &#167; 1754 BGB).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris, Rn. 16 ff., 18; OVG NRW, Urteil vom 16. September 2015 - 11 A 1838/14 -, juris, Rn. 29; BGH, Urteil vom 8. Juli 1981 - IVb ZR 597/80 -, juris, Rn. 18.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Die Gr&#252;nde, die dazu gef&#252;hrt haben, dass die Adoption (erst) im Jahr 2015 und nicht bereits vor der &#220;bersiedlung des Kl&#228;gers durchgef&#252;hrt worden ist, sind rechtlich nicht von Bedeutung.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">c. Der Kl&#228;ger beruft sich in diesem Zusammenhang auch ohne Erfolg darauf, dass durch das Amtsgericht T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bindend ausgesprochen worden sei, dass die Annahme seiner Adoptivtochter mit den Wirkungen einer Minderj&#228;hrigenannahme erfolgt sei. Dieses habe bindend festgestellt, dass die Adoptivtochter bereits als Minderj&#228;hrige in die Familie aufgenommen worden sei.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger ist zwar darin zu folgen, dass der Beschluss des Amtsgerichts T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (auch) f&#252;r die Beh&#246;rden und Gerichte bindend ist. An diese familiengerichtliche Entscheidung &#252;ber das Adoptionsbegehren sind sie aber nur insoweit gebunden, als es die Tatsache einer nach deutschem Recht wirksamen Annahme als Kind, und zwar zu den Bedingungen einer Minderj&#228;hrigenadoption, betrifft.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. zum Umfang der Bindungswirkung einer familiengerichtlichen Entscheidung &#252;ber ein Adoptionsbegehren f&#252;r den Staatsangeh&#246;rigkeitserwerb BVerwG, Urteil vom 19. Februar 2015 - 1 C 17.14 -, BVerwGE 151, 245 = juris, Rn. 17.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Eine weitergehende Bindungswirkung f&#252;r die Frage, ob mit der Adoption die Eigenschaft als Abk&#246;mmling i. S. d. &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG erworben wurde, kommt der familiengerichtlichen Entscheidung nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon entfaltet die bindende Feststellung der Annahme als Kind mit den Wirkungen der Minderj&#228;hrigenannahme - wie bereits aufgezeigt - keine R&#252;ckwirkung und f&#252;hrt daher nicht dazu, dass von einer durch Adoption begr&#252;ndeten Abk&#246;mmlingseigenschaft bereits vor der &#220;bersiedlung der Bezugsperson auszugehen ist.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">3. Soweit der Kl&#228;ger anf&#252;hrt, das Vater-Tochter-Verh&#228;ltnis, das er zu seiner leiblichen Tochter pflege, unterscheide sich nicht von seinem Verh&#228;ltnis zu seiner Adoptivtochter, die bereits mit vier Jahren in die Familie aufgenommen worden sei und keinen anderen Vater als ihn kenne, weswegen schon vor seiner &#220;bersiedlung die gleiche famili&#228;re Bindung wie zu seinem leiblichen Kind bestanden habe, f&#252;hrt auch dies nicht zur Annahme der Begr&#252;ndung der Abk&#246;mmlingseigenschaft im Sinne des Bundesvertriebenengesetzes vor der &#220;bersiedlung des Kl&#228;gers.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger macht mit seinem Einwand im Ergebnis geltend, auch Stiefkinder, die in einer mit leiblichen Kindern vergleichbaren famili&#228;ren N&#228;hebeziehung zu ihrer Bezugsperson stehen, seien - ungeachtet einer m&#246;glichen sp&#228;teren Adoption - deren Abk&#246;mmlinge. Das trifft nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beruft sich zur Begr&#252;ndung seiner Auffassung auf die Entstehungsgeschichte sowie den Sinn und Zweck der Einbeziehungsregelung des &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG. Mit dieser Regelung in der hier ma&#223;geblichen Fassung des 10. BVFG-&#196;nderungsgesetzes sollte zwar die nachtr&#228;gliche Einbeziehung von Ehegatten und Abk&#246;mmlingen in den Aufnahmebescheid des Sp&#228;taussiedlers weiter erleichtert werden, indem eine Einbeziehung unabh&#228;ngig von einem - in &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG i. d. F. des 9. BVFG-&#196;nderungsgesetzes noch vorgesehenen - Nachweis eines H&#228;rtefalls und ohne zeitliche Einschr&#228;nkung erm&#246;glicht wurde. Sie stellt eine &#8222;weitere Option&#8220; dar, die neben die M&#246;glichkeit der Einbeziehung zum Zwecke der gemeinsamen Aussiedlung nach &#167; 27 Abs. 2 Satz 1 BVFG tritt.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Vgl. BT-Drs. 17/13937 S. 6 f.; vgl. auch BVerwG, Urteil vom 27. September 2016 - 1 C 17.15 -, BVerwGE 156, 164 = juris, Rn. 18.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Wie unter 1. bereits dargelegt, wollte der Gesetzgeber aber ausdr&#252;cklich nicht darauf verzichten, dass die Eigenschaft als Abk&#246;mmling bereits im Zeitpunkt der &#220;bersiedlung der Bezugsperson besteht. F&#252;r die vom Kl&#228;ger vorgenommene Auslegung, dass es f&#252;r die Anwendbarkeit des &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG ausreichen soll, wenn im Zeitpunkt der &#220;bersiedlung der Bezugsperson - wenn auch nicht rechtlich, so doch jedenfalls tats&#228;chlich - die Voraussetzungen der Eigenschaft als &#8222;Abk&#246;mmling&#8220; erf&#252;llt werden, fehlt es sowohl nach dem Wortlaut als auch nach der Entstehungsgeschichte und Sinn und Zweck der zugrunde zu legenden gesetzlichen Bestimmung an Anhaltspunkten. Die vom Kl&#228;ger im Ergebnis gew&#252;nschte Ausdehnung des Begriffs des &#8222;Abk&#246;mmlings&#8220; auf Stiefkinder findet im Gesetz daher keine St&#252;tze.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Wollte der Gesetzgeber die Einbeziehung von Abk&#246;mmlingen &#252;ber die biologische Abstammung oder rechtlich begr&#252;ndete Kindschaftsverh&#228;ltnisse, wie sie durch die Adoption Minderj&#228;hriger entstehen, hinaus - insbesondere auch auf Stiefkinder - ausdehnen, bed&#252;rfte es hierf&#252;r einer &#196;nderung der bisherigen gesetzlichen Regelung.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">II. Die Zulassung der Berufung rechtfertigt sich auch nicht wegen des weiter geltend gemachten Zulassungsgrundes der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache nach &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO. Die vom Kl&#228;ger im Rahmen dieses Zulassungsgrundes sinngem&#228;&#223; aufgeworfenen Fragen,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">ob in der Bundesrepublik Deutschland als Kind der Bezugsperson im Erwachsenenalter mit den Wirkungen der Minderj&#228;hrigenannahme Adoptierte nachtr&#228;glich gem&#228;&#223; &#167; 27 Abs. 2 Satz 3 BVFG in den Aufnahmebescheid des vorher bereits Ausgesiedelten einbezogen werden m&#252;ssen,</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">ob das Bundesverwaltungsamt an den Tatbestand und die Entscheidungsgr&#252;nde des deutschen Familiengerichts im Adoptionsverfahren dahingehend gebunden ist, dass es sowohl in tats&#228;chlicher als auch rechtlicher Hinsicht an dessen Feststellungen, n&#228;mlich das Vorliegen der Voraussetzungen f&#252;r eine Annahme des Vollj&#228;hrigen mit den Wirkungen der Minderj&#228;hrigenannahme, gebunden ist,</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">lassen sich - wie sich aus den Darlegungen unter I. ergibt - auf der Grundlage des Gesetzes und einer sachgerechten Gesetzesinterpretation sowie anhand der dazu ergangenen h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung ohne weiteres auch ohne die Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens beantworten.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die vom Kl&#228;ger &#252;berdies angeregte Vorlage an das Bundesverfassungsgericht gem&#228;&#223; Art. 100 Abs. 1 GG oder den Europ&#228;ischen Gerichtshof gem&#228;&#223; Art. 267 AEUV sieht der Senat vor diesem Hintergrund keine Veranlassung.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Das Urteil des Verwaltungsgerichts ist nunmehr rechtskr&#228;ftig (&#167;&#160;124a Abs.&#160;5 Satz&#160;4 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167;&#160;47 Abs.&#160;1 und 3, 52 Abs.&#160;2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, 68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5 i. V. m. 66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3 GKG).</p>
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Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:72
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DES GENERALANWALTS</p> <p class="C36Centre">YVES BOT</p> <p class="C36Centre">vom 29.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Gutachten 1/17</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Gutachtenantrag des K&#246;nigreichs Belgien</b> </p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Gutachten nach Art.&#160;218 Abs.&#160;11 AEUV &#8211; Umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen zwischen Kanada einerseits und der Europ&#228;ischen Union und ihren Mitgliedstaaten andererseits (CETA) &#8211; Beilegung von Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten (ISDS) &#8211; Errichtung eines Gerichts und einer Rechtsbehelfsinstanz &#8211; Vereinbarkeit mit dem Prim&#228;rrecht der Union &#8211; Erfordernis der Autonomie der Unionsrechtsordnung und des Gerichtssystems der Union &#8211; Anwendbarkeit der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union auf die von der Union vorgenommene Aus&#252;bung ihrer Zust&#228;ndigkeit f&#252;r den Abschluss eines v&#246;lkerrechtlichen Abkommens &#8211; Art.&#160;20 und 21 der Charta &#8211; Grundsatz der Gleichbehandlung &#8211; Art.&#160;47 der Charta &#8211; Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C19Centre">Inhaltsverzeichnis</p> <p class="C19Centre"> <br/> </p> <p class="CTOC1">I. Einleitung</p> <p class="CTOC1">II. Kontext des Antrags auf Gutachten</p> <p class="CTOC1">III. Gutachtenantrag des K&#246;nigreichs Belgien</p> <p class="CTOC2">A. Zur Vereinbarkeit des CETA mit der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts</p> <p class="CTOC3">1. Das Gerichtssystem der Union als Garantie f&#252;r die Autonomie der Unionsrechtsordnung</p> <p class="CTOC3">2. Die Voraussetzungen f&#252;r die Schaffung eines spezifischen Streitbeilegungsmechanismus durch die von der Union geschlossenen internationalen &#220;bereink&#252;nfte</p> <p class="CTOC3">3. Das Erfordernis der Gegenseitigkeit beim Schutz der Investoren jeder Vertragspartei</p> <p class="CTOC3">4. Ein Mechanismus im Einklang mit der fehlenden unmittelbaren Wirkung des CETA</p> <p class="CTOC3">5. Das Urteil Achmea pr&#228;judiziert nicht die Beurteilung der Vereinbarkeit des ICS mit dem Erfordernis der Autonomie der Unionsrechtsordnung</p> <p class="CTOC3">6. Die von den Vertragsparteien vorgesehenen Garantien zur Wahrung der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts</p> <p class="CTOC3">7. Der ICS ber&#252;hrt nicht die Aufgabe der nationalen Gerichte, eine effektive Anwendung des Unionsrechts zu gew&#228;hrleisten</p> <p class="CTOC3">8. Die Koh&#228;renz mit den Zielen des ausw&#228;rtigen Handelns der Union</p> <p class="CTOC3">9. Die Einrichtung eines Mechanismus der vorherigen Befassung des Gerichtshofs und die M&#246;glichkeit einer vollst&#228;ndigen &#220;berpr&#252;fung der Urteilsspr&#252;che durch die Gerichte der Mitgliedstaaten sind nicht notwendig</p> <p class="CTOC2">B. Zum allgemeinen Grundsatz der Gleichbehandlung und zum Gebot der Effektivit&#228;t des Unionsrechts</p> <p class="CTOC2">C. Zur Vereinbarkeit von Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA mit dem Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht</p> <p class="CTOC3">1. Allgemeine Erw&#228;gungen</p> <p class="CTOC3">2. Zum Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu dem CETA-Gericht</p> <p class="CTOC3">3. Zu den Verg&#252;tungsbedingungen f&#252;r die Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz</p> <p class="CTOC3">4. Zu den Voraussetzungen f&#252;r die Ernennung und die etwaige Abberufung der Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz</p> <p class="CTOC3">5. Zu den f&#252;r die Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz geltenden Ethikregeln</p> <p class="CTOC1">IV. Ergebnis</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Einleitung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 30.&#160;Oktober 2016 haben Kanada einerseits und die Europ&#228;ische Union und ihre Mitgliedstaaten andererseits in Br&#252;ssel ein umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen, besser bekannt unter der Abk&#252;rzung &#8222;CETA&#8220; <i>(Comprehensive Economic and Trade Agreement)</i> (im Folgenden: CETA), unterzeichnet(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebenso wie u.&#160;a. das Abkommen, das Gegenstand des Gutachtens&#160;2/15 (Freihandelsabkommen mit Singapur) vom 16.&#160;Mai 2017(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) war, ist das CETA insoweit ein Freihandelsabkommen der sogenannten &#8222;neuen Generation&#8220;, als es zus&#228;tzlich zu den traditionellen Bestimmungen zum Abbau von Z&#246;llen und nichttarif&#228;ren Hemmnissen f&#252;r den Handel mit Waren und Dienstleistungen Vorschriften u.&#160;a. &#252;ber die Investitionen, das &#246;ffentliche Auftragswesen, den Schutz des geistigen Eigentums und die nachhaltige Entwicklung enth&#228;lt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Obwohl das CETA bereits unterzeichnet ist, wurde es noch nicht im Sinne von Art.&#160;218 Abs.&#160;6 AEUV abgeschlossen. Es wird jedoch teilweise vorl&#228;ufig angewendet(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gegenstand der vorliegenden Rechtssache ist ein Antrag auf Gutachten, den das K&#246;nigreich Belgien am 7.&#160;September 2017 beim Gerichtshof gem&#228;&#223; Art.&#160;218 Abs.&#160;11 AEUV eingereicht hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gutachtenantrag des K&#246;nigreichs Belgien lautet wie folgt:</p> <p class="C02AlineaAltA">Ist das am 30. Oktober 2016 in Br&#252;ssel unterzeichnete CETA zwischen Kanada einerseits und der Europ&#228;ischen Union und ihren Mitgliedstaaten andererseits in seinem Kapitel&#160;8 (&#8222;Investitionen&#8220;) Abschnitt&#160;F (&#8222;Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Investoren und Staaten&#8220;) mit den Vertr&#228;gen &#8211; einschlie&#223;lich der Grundrechte &#8211; vereinbar?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Durch Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA, in dem die Art.&#160;8.18 bis 8.45 dieses Abkommens enthalten sind, soll ein auch unter der Abk&#252;rzung &#8222;ISDS&#8220; (<i>Investor State Dispute Settlement System</i>) bekannter Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten eingef&#252;hrt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierf&#252;r ist in diesem Abschnitt die Errichtung eines Gerichts (im Folgenden: Gericht bzw. CETA-Gericht) und einer Rechtsbehelfsinstanz (im Folgenden: Rechtsbehelfsinstanz bzw. CETA-Rechtsbehelfsinstanz) sowie auf l&#228;ngere Sicht eines multilateralen Investitionsgerichtshofs mit Rechtsbehelfsinstanz vorgesehen, wodurch die T&#228;tigkeit der ersten Gerichte beendet w&#252;rde. Es ist somit geplant, ein &#8211; unter seiner englischen Bezeichnung <i>Investment Court System</i> (ICS) besser bekanntes &#8211; &#8222;Investitionsgerichtssystem&#8220; (im Folgenden: ICS) zu schaffen, wobei das CETA-Gericht nur eine erste Phase dieses Systems darstellen w&#252;rde. Dieses Gericht w&#228;re demnach die erste konkrete Anwendung der Reform des ISDS-Mechanismus, die von der Europ&#228;ischen Kommission 2015(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>) als Reaktion auf die &#246;ffentliche Befragung zum Schutz von Investitionen und zum ISDS(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>) skizziert worden war. Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA sieht mithin einen institutionalisierten verfahrensrechtlichen Rahmen zur Beilegung etwaiger Streitigkeiten zwischen dem Investor einer Vertragspartei und der anderen Vertragspartei &#252;ber die Auslegung und die Anwendung des CETA vor, durch den die dem klassischen ISDS-Mechanismus nachgesagten M&#228;ngel abgestellt werden sollen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit der Aufnahme dieses reformierten Mechanismus in das CETA sieht sich die Union als Initiatorin einer umfassenden Reform des Modells der Beilegung von Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten durch die Entwicklung des aktuellen auf den Prinzipien der Schiedsgerichtsbarkeit beruhenden <i>Ad-hoc-</i>ISDS-Mechanismus hin zu einem ICS, das in der Errichtung eines st&#228;ndigen multilateralen Gerichtshofs seine Vollendung f&#228;nde(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In seinem Antrag auf Gutachten legt das K&#246;nigreich Belgien dem Gerichtshof seine Zweifel an der Vereinbarkeit von Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA mit den Vertr&#228;gen dar. Diese Zweifel betreffen im Wesentlichen die Auswirkungen dieses Teils des Abkommens auf die ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts, den allgemeinen Gleichbehandlungsgrundsatz und das Gebot der Effektivit&#228;t des Unionsrechts sowie das Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht.</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Kontext des Antrags auf Gutachten</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Recht der internationalen Investitionen hat zwei verschiedene Komponenten: ein aus Normen zum Schutz ausl&#228;ndischer Investitionen bestehendes materielles Recht und ein der transnationalen Schiedsgerichtsbarkeit zuzurechnendes Verfahrensrecht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang erm&#246;glicht der ISDS-Mechanismus die Beilegung von Streitigkeiten, wenn ein Investor meint, ein Staat habe seine Verpflichtungen aus einem v&#246;lkerrechtlichen Investitionsabkommen verletzt. Durch die Aufnahme von Bestimmungen &#252;ber einen ISDS-Mechanismus in ein v&#246;lkerrechtliches Investitionsabkommen erhalten ausl&#228;ndische Investoren somit die M&#246;glichkeit, einen Rechtsstreit mit dem Staat, in dem die Investition get&#228;tigt wurde, nicht vor die Gerichte dieses Staates, sondern nach den in diesem Abkommen angef&#252;hrten Bestimmungen vor ein <i>Ad-hoc-</i>Schiedsgericht zu bringen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Boom des Investor-Staat-Schiedsverfahrens ist ein relativ neues Ph&#228;nomen; es hat sich als eine Reaktion auf die mutma&#223;lichen Unzul&#228;nglichkeiten des Justizwesens in manchen Gastl&#228;ndern herausgebildet, die den Investoren das Vertrauen in die Justiz genommen haben. Mit dieser Form der Streitbeilegung soll den Investoren deshalb ein neutrales und wirksames Mittel zur Regelung eines Rechtsstreits an die Hand gegeben werden, was sich dadurch investitionsf&#246;rdernd auswirken soll, dass den Wirtschaftsteilnehmern, die im Ausland investieren wollen, Sicherheit vermittelt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Streitbeilegungsmechanismus in Gestalt der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit wurde somit seit seinen Anf&#228;ngen von dem Willen der Vertragsparteien geleitet, die Regelung von Streitf&#228;llen zwischen ausl&#228;ndischen Investoren und dem Gaststaat auszulagern(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>). Dieser Streitbeilegungsmechanismus soll auch an die Stelle des diplomatischen Schutzes treten, bei dem der Staat, dem der Investor angeh&#246;rt, dessen Anspr&#252;che gegen&#252;ber dem Gaststaat der Investition vertritt(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>). Er ist folglich eine Fortsetzung der Entwicklung, Investitionsstreitigkeiten aus dem politischen und diplomatischen Bereich herauszul&#246;sen. Die Investor-Staat-Streitbeilegung ist auch eine Alternative f&#252;r den anderen Mechanismus der Beilegung von Investitionsstreitigkeiten, n&#228;mlich das zwischenstaatliche Schiedsverfahren, das dieselben Nachteile aufweist wie der diplomatische Schutz, d.&#160;h. aus der Sicht des Investors ein Abh&#228;ngigkeitsverh&#228;ltnis gegen&#252;ber seinem Heimatstaat und aus der Sicht dieses Staates das Risiko, dass die ergriffene Ma&#223;nahme seine Beziehungen zu anderen Staaten belasten kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als die Union eine Au&#223;enkompetenz f&#252;r Direktinvestitionen erhielt, musste sie ein Modell f&#252;r die Beilegung von Streitf&#228;llen im Zusammenhang mit der Einhaltung der Schutznormen in Freihandelsabkommen entwickeln, die sie mit Drittstaaten geschlossen hatte(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>). Die in bilateralen Investitionsabkommen enthaltenen Schiedsklauseln werden n&#228;mlich im internationalen Investitionsrecht als ein Kernst&#252;ck des Schutzes ausl&#228;ndischer Investitionen im Gaststaat angesehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Investitionsschiedsgerichtsbarkeit in ihrer klassischen Form st&#246;&#223;t jedoch auf Kritik, vor allem wegen der mangelnden Legitimit&#228;t und der fehlenden Garantien f&#252;r die Unabh&#228;ngigkeit der Schiedsrichter, wegen des Mangels an Koh&#228;renz und an Berechenbarkeit der Schiedsspr&#252;che, wegen der Unm&#246;glichkeit, den ergangenen Schiedsspruch &#252;berpr&#252;fen zu lassen, wegen der Gefahr eines &#8222;Regelungsstillstands&#8220;(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>) und wegen der hohen Verfahrenskosten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht der an der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit ge&#252;bten Kritik bringt die Beschleunigung der Verhandlungen zwischen der Union und Drittstaaten zur Entwicklung bilateraler Freihandelsbeziehungen mit einer Investitionskomponente zahlreiche politische wie auch rechtliche Herausforderungen mit sich.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine der wichtigsten dieser Herausforderungen besteht in der Definition eines Modells, das es der Union und ihren Mitgliedstaaten erlaubt, sich an eine Schiedsgerichtspraxis anzupassen, die bei der Beilegung von Streitigkeiten &#252;ber den Schutz ausl&#228;ndischer Investitionen die Regel darstellt, und gleichzeitig das klassische Modell zu verbessern, um zum einen auf die Kritik an der Funktionsweise der Schiedsgerichte und der Legitimit&#228;t einer Investor-Staat-Schiedsgerichtsbarkeit zu reagieren und zum anderen die Koh&#228;renz mit den wesentlichen Grunds&#228;tzen der Streitbeilegungsmechanismen in der Unionsrechtsordnung zu wahren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das gew&#228;hlte Modell ist in mehrfacher Hinsicht durch gewisse originelle Merkmale gekennzeichnet, die ihm einen hybriden Charakter &#8211; eine Art Kompromiss zwischen einem Schiedsgericht und einem internationalen Gerichtshof &#8211; verleihen. Die Union hat somit im Rahmen des CETA den Weg einer Institutionalisierung und eines Prozesses der &#8222;Verrichterlichung&#8220; des Mechanismus der Beilegung von Investitionsstreitigkeiten eingeschlagen, der ein ausgewogenes Verh&#228;ltnis zwischen Tradition und Innovation bei der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit erkennen l&#228;sst. Es muss betont werden, dass es sich hier um ein Experiment handelt: Die Union setzt sich an die Spitze einer Bewegung, bei der sich erst noch erweisen wird, ob sie rechtlich fortbesteht(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Union musste die Verhandlungen mit Drittstaaten zu diesem Punkt pragmatisch f&#252;hren und dem Umstand Rechnung tragen, dass die Investor-Staat-Schiedsgerichtsbarkeit von ihren Partnern sowie von den Investoren selbst als unverzichtbares Element f&#252;r deren Schutz angesehen wird(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>). F&#252;r die Union bestand die vordringliche Aufgabe deshalb darin, diesem Streitbeilegungsmechanismus zuzustimmen, ihn zugleich aber auch zu verbessern und den Blick l&#228;ngerfristig auf substanziellere Entwicklungen wie das Projekt eines multilateralen Investitionsgerichtshofs zu richten(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das CETA enth&#228;lt daher einen Streitbeilegungsmechanismus, dessen Gestalt sich im Lauf der Verhandlungen gewandelt hat, damit u.&#160;a. die Ergebnisse einer von der Kommission dazu unternommenen &#246;ffentlichen Befragung ber&#252;cksichtigt werden konnten(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>). Die Lebhaftigkeit der Debatte &#252;ber die Zweckm&#228;&#223;igkeit und die Merkmale eines solchen Mechanismus ist haupts&#228;chlich darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, dass sich im Rahmen der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit private Interessen und &#246;ffentliche Interessen gegen&#252;berstehen. Diese Schiedsgerichtsbarkeit wirft somit zwangsl&#228;ufig Probleme auf, die die staatliche Politik beeinflussen k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die von der Union angesto&#223;ene Reform, wie sie im CETA zum Ausdruck kommt, beruht momentan auf zwei Hauptaspekten: dem ausdr&#252;cklichen Verweis auf das Recht der Vertragsparteien, im &#246;ffentlichen Interesse regelnd t&#228;tig zu werden, verbunden mit pr&#228;ziser gefassten Investitionsschutzbestimmungen, um gewisse &#252;bertriebene Auslegungen der Normen abzustellen(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>), und dem Willen, ein u.&#160;a. durch die Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit seiner Mitglieder sowie durch die Transparenz seiner Verfahren gekennzeichnetes Gerichtssystem anzustreben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses System in seinem derzeitigen Entwicklungsstand, das sich von der klassischen Schiedsgerichtsbarkeit entfernt, um sich einem Gerichtssystem anzun&#228;hern, ist Gegenstand des vorliegenden Gutachtenverfahrens. Die dieses System betreffenden CETA-Vorschriften geh&#246;ren nicht zu den Bestimmungen, die vorl&#228;ufig angewendet werden(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Obwohl dieses System die &#220;berschrift &#8222;Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Investoren und Staaten&#8220; tr&#228;gt, erfasst es nicht nur F&#228;lle, in denen ein Investor eines Mitgliedstaats Klage gegen Kanada und in denen ein kanadischer Investor Klage gegen einen Mitgliedstaat erhebt, sondern auch F&#228;lle, in denen ein kanadischer Investor die Union verklagt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die wesentlichen Vorschriften &#252;ber die Organisation und die Errichtung des ICS finden sich in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA. Zu bestimmten Aspekten wird jedoch auf von dem in Art.&#160;26.1 CETA genannten Gemischten CETA-Ausschuss zu fassende Beschl&#252;sse verwiesen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Hauptmerkmal dieses Streitbeilegungsmechanismus besteht in der Einsetzung eines st&#228;ndigen Gerichts, das &#252;ber Klagen von Investoren gegen eine Vertragspartei entscheiden soll(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>). Das Gericht setzt sich aus 15 Mitgliedern zusammen, die vom Gemischten CETA-Ausschuss ernannt werden(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>), und zwar f&#252;r eine Amtszeit von f&#252;nf Jahren, die einmal verl&#228;ngert werden kann(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitglieder des Gerichts m&#252;ssen die in ihren jeweiligen L&#228;ndern zur Aus&#252;bung des Richteramts erforderlichen Qualifikationen besitzen oder Juristen von anerkannt hervorragender Bef&#228;higung sein und &#252;ber nachweisliches Fachwissen auf dem Gebiet des V&#246;lkerrechts verf&#252;gen(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>). Die Mitglieder des Gerichts m&#252;ssen unabh&#228;ngig sein und Regeln zur Vermeidung von Interessenkonflikten einhalten(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>). Zur Verhandlung der F&#228;lle werden innerhalb des Gerichts Kammern gebildet, denen jeweils drei Mitglieder des Gerichts angeh&#246;ren, die alle vom Pr&#228;sidenten des Gerichts nach einem Rotationsverfahren ernannt werden, durch das sichergestellt wird, dass die Zusammensetzung der Kammern nach dem Zufallsprinzip erfolgt und nicht vorhersehbar ist(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gegen die Urteilsspr&#252;che des Gerichts kann Rechtsbehelf bei einer st&#228;ndigen Rechtsbehelfsinstanz eingelegt werden(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>). Der Rechtsbehelf kann insbesondere auf Rechtsfehler oder auf offenkundige Fehler bei der W&#252;rdigung des Sachverhalts, u.&#160;a. bei der Beurteilung relevanter Vorschriften des innerstaatlichen Rechts, gest&#252;tzt werden(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>). Die Mitglieder der Rechtsbehelfsinstanz werden vom Gemischten CETA-Ausschuss ernannt(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>). Sie m&#252;ssen &#252;ber dieselben Qualifikationen wie die Mitglieder des Gerichts verf&#252;gen und unterliegen denselben Ethikregeln(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;8.41 Abs.&#160;1 CETA ist &#8222;[e]in nach diesem Abschnitt verk&#252;ndeter Urteilsspruch ... f&#252;r die Streitparteien und f&#252;r den betreffenden Fall bindend&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei den materiell-rechtlichen Bestimmungen verbindet der neue Ansatz die Bekr&#228;ftigung des Rechts der Vertragsparteien zum Erlass von Regelungen(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>) mit dem Bem&#252;hen um eine pr&#228;zise Festlegung der grundlegenden Schutzvorschriften(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So sollen durch das CETA die grenz&#252;berschreitenden Investitionen zwischen der Union und Kanada gef&#246;rdert werden, indem den Investoren der Vertragsparteien ein hohes Ma&#223; an Schutz f&#252;r ihre Investitionen geboten wird, w&#228;hrend gleichzeitig die Regelungsbefugnis jeder Vertragspartei gesch&#252;tzt wird(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dar&#252;ber hinaus wurde zum Zeitpunkt der Unterzeichnung von CETA ein Gemeinsames Auslegungsinstrument festgelegt(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>), das in Nr.&#160;6 spezifische Auslegungsleitlinien f&#252;r den ICS enth&#228;lt. Zudem haben die Kommission und der Rat bei der Unterzeichnung dieses Abkommens die Erkl&#228;rung Nr.&#160;36 abgegeben, in der sie die f&#252;r die Errichtung des ICS zu treffenden Ma&#223;nahmen benennen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Anschluss an diesen deskriptiven Teil meiner Ausf&#252;hrungen m&#246;chte ich sogleich darauf hinweisen, dass ich bei meiner Stellungnahme zum Gutachtenantrag des K&#246;nigreichs Belgien die politischen und wirtschaftlichen Aspekte der unterbreiteten Problematik trotz ihrer Bedeutung beiseitelassen werde, halte ich es doch f&#252;r notwendig, zu betonen, dass es im vollen Ermessen der Unionsorgane steht, bei der Durchf&#252;hrung der gemeinsamen Handelspolitik auf eine bew&#228;hrte Praxis der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit zur&#252;ckzugreifen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist deshalb nicht meine Aufgabe, zur Zweckm&#228;&#223;igkeit der Aufnahme eines derartigen Streitbeilegungsmechanismus in die von der Union mit Drittstaaten ausgehandelten Abkommen und zu den wirtschaftlichen Auswirkungen, die der ISDS-Mechanismus auf den Anreiz ausl&#228;ndischer Investoren und die Entwicklung ihrer Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit m&#246;glicherweise hat, aus politischer Sicht Stellung zu nehmen. Dies f&#228;llt in den weiten Beurteilungsspielraum der Unionsorgane(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>). Im &#220;brigen ist es das Ergebnis der demokratischen Debatte, die innerhalb der Union und in den Mitgliedstaaten gef&#252;hrt wurde. Ich habe nur zu pr&#252;fen, ob das geplante Abkommen insoweit, als es die Praxis der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit &#252;bernimmt, diese jedoch anpasst, um sie zu einem gerichtlichen Modell zu entwickeln, unter rein rechtlichen Gesichtspunkten mit dem Prim&#228;rrecht der Union vereinbar ist.</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>Gutachtenantrag des K&#246;nigreichs Belgien</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich Belgien m&#246;chte mit seinem Antrag auf Gutachten zur Kl&#228;rung des rechtlichen Rahmens beitragen, in den sich das CETA einf&#252;gen muss, nimmt aber nicht selbst dazu Stellung, wie seines Erachtens die dem Gerichtshof vorgelegten Fragen beantwortet werden sollten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich Belgien erkl&#228;rt auch, es sei sich dessen bewusst, dass bestimmte Ma&#223;nahmen zur Durchf&#252;hrung des CETA und der Erkl&#228;rung Nr.&#160;36 ergriffen werden m&#252;ssten, was das Gutachten des Gerichtshofs beeinflussen k&#246;nne.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Antrag auf Gutachten betrifft die drei folgenden Probleme: die Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs, den Grundsatz der Gleichbehandlung und das Gebot der Effektivit&#228;t des Unionsrechts sowie das Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was zun&#228;chst die Zul&#228;ssigkeit des Antrags des K&#246;nigreichs Belgien betrifft, so ist der Pr&#228;ventionscharakter des Gutachtenverfahrens zu unterstreichen. Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass &#8222;nach Art.&#160;218 Abs.&#160;11 AEUV das Parlament, der Rat, die Kommission oder ein Mitgliedstaat ein Gutachten des Gerichtshofs &#252;ber die Vereinbarkeit einer geplanten &#220;bereinkunft mit den Vertr&#228;gen einholen kann. Diese Bestimmung zielt darauf ab, Komplikationen zu vermeiden, die entstehen k&#246;nnten, wenn die Vereinbarkeit v&#246;lkerrechtlicher &#220;bereink&#252;nfte, die die Union verpflichten, mit den Vertr&#228;gen vor Gericht bestritten w&#252;rde&#8220;(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>). &#8222;Eine gerichtliche Entscheidung, mit der eine die Union verpflichtende v&#246;lkerrechtliche &#220;bereinkunft nach ihrem Abschluss wegen ihres Inhalts oder des Verfahrens ihres Zustandekommens f&#252;r mit den Vertr&#228;gen unvereinbar erkl&#228;ren w&#252;rde, w&#252;rde n&#228;mlich nicht nur unionsintern, sondern auch auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen zu ernsten Schwierigkeiten f&#252;hren und k&#246;nnte f&#252;r alle Beteiligten einschlie&#223;lich der Drittstaaten Nachteile mit sich bringen&#8220;(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie bereits erw&#228;hnt, ist das CETA zwar schon unterzeichnet, jedoch noch nicht im Sinne von Art.&#160;218 Abs.&#160;6 AEUV abgeschlossen worden. Es handelt sich also weiterhin um eine &#8222;geplante&#8220; &#220;bereinkunft im Sinne von Art.&#160;218 Abs.&#160;11 AEUV.</p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Vereinbarkeit des CETA mit der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich Belgien weist darauf hin, dass der Gerichtshof in Rn.&#160;246 seines Gutachtens&#160;2/13 den &#8222;Grundsatz der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts&#8220; aufgestellt hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Mitgliedstaat verweist auch auf die Gr&#252;nde, aus denen der Gerichtshof in seinem Gutachten&#160;1/09 vom 8.&#160;M&#228;rz 2011(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>) den Entwurf eines internationalen &#220;bereinkommens zur Schaffung eines Gerichts f&#252;r europ&#228;ische Patente und Gemeinschaftspatente f&#252;r mit dem Unionsrecht unvereinbar erkl&#228;rt hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter Hinweis darauf, dass das Gericht nach Art.&#160;8.18 Abs.&#160;1 CETA die Vereinbarkeit einer Ma&#223;nahme des abgeleiteten Unionsrechts mit den Bestimmungen von Kapitel&#160;8 Abschnitte&#160;C und D CETA pr&#252;fen d&#252;rfe, bemerkt das K&#246;nigreich Belgien, im Rahmen dieser Pr&#252;fung k&#246;nne das Gericht regelm&#228;&#223;ig mit Fragen nach der Auslegung des Unionsrechts konfrontiert werden. Unter Bezugnahme auf Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA f&#252;hrt das K&#246;nigreich Belgien aus, das Gericht m&#252;sse das Unionsrecht selbst auslegen, wenn es an einer herrschenden Auslegung fehle.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar unterscheide sich das CETA von dem im Gutachten&#160;1/09 gepr&#252;ften Mechanismus insoweit, als das Gericht einen bei ihm anh&#228;ngigen Rechtsstreit nicht unmittelbar nach Unionsrecht als dem anwendbaren Recht zu entscheiden und auch nicht die G&#252;ltigkeit eines Unionsrechtsakts zu pr&#252;fen habe; ebenso wie die in den Gutachten&#160;1/09 und 2/13 gepr&#252;ften Mechanismen erm&#228;chtige der ICS das Gericht jedoch, die Vereinbarkeit von Bestimmungen des abgeleiteten Unionsrechts mit den einschl&#228;gigen CETA-Bestimmungen zu pr&#252;fen und zu diesem Zweck das Unionsrecht auszulegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da der im CETA vorgesehene ISDS-Mechanismus nicht die Verpflichtung oder auch nur die M&#246;glichkeit f&#252;r das Gericht vorsehe, dem Gerichtshof eine Frage nach der Auslegung des Unionsrechts zur Vorabentscheidung vorzulegen (kein Mechanismus der Vorabbefassung), fragt sich das K&#246;nigreich Belgien, ob diese Regelung, die nach Art.&#160;8.41 Abs.&#160;1 CETA bindende rechtskr&#228;ftige Urteilsspr&#252;che zur Folge haben kann, mit dem Grundsatz der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts vereinbar ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich Belgien m&#246;chte kurz gesagt wissen, ob der Grundsatz der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts durch das CETA verletzt wird. Der Gerichtshof soll insbesondere klarstellen, ob Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA eine ausreichende Garantie f&#252;r die einheitliche Auslegung des Unionsrechts bietet oder ob im Gegenteil wegen der Bindungswirkung des Urteilsspruchs gem&#228;&#223; Art.&#160;8.41 Abs.&#160;1 CETA das Erfordernis der vom Gerichtshof zu gew&#228;hrleistenden einheitlichen Auslegung beeintr&#228;chtigt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Beantwortung dieses Teils des Antrags auf Gutachten werde ich meine Pr&#252;fung dort beginnen, wo der Gerichtshof im Gutachten&#160;2/15 die seinige beendet hat. Denn in diesem Gutachten hat der Gerichtshof seine Pr&#252;fung darauf beschr&#228;nkt, wie die Zust&#228;ndigkeiten f&#252;r die materiell- und verfahrensrechtlichen Aspekte der Au&#223;enpolitik der Union im Bereich der Investitionen zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten verteilt sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der Union mit dem Vertrag von Lissabon, wie sich aus Art.&#160;3 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;e und Art.&#160;207 Abs.&#160;1 AEUV ergibt, eine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r Direktinvestitionen &#252;bertragen wurde, indem diese in den Bereich der gemeinsamen Handelspolitik eingegliedert wurden. Die Union verf&#252;gt zudem &#252;ber eine geteilte Zust&#228;ndigkeit im Bereich anderer Investitionen als Direktinvestitionen(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat ausgef&#252;hrt, dass die der Union nach Art.&#160;207&#160;AEUV zustehende ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r ausl&#228;ndische Direktinvestitionen sich auf alle materiell-rechtlichen Bestimmungen erstreckt, die normalerweise in einem bilateralen Investitionsschutzabkommen zu finden sind(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>). Hingegen teilt die Union mit den Mitgliedstaaten ihre Zust&#228;ndigkeit f&#252;r Bestimmungen &#252;ber die Beilegung von Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten(<a href="#Footnote38" name="Footref38">38</a>). Dazu hat der Gerichtshof in seinem Gutachten&#160;2/15 erkl&#228;rt, dass es sich um eine Regelung handelt, &#8222;die Streitigkeiten der gerichtlichen Zust&#228;ndigkeit der Mitgliedstaaten entzieht&#8220;, so dass sie nur mit deren Einverst&#228;ndnis eingef&#252;hrt werden kann(<a href="#Footnote39" name="Footref39">39</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat in seinem Gutachten&#160;2/15 jedoch nicht gepr&#252;ft, ob der in einem Abkommen &#252;ber internationale Investitionen vorgesehene Streitbeilegungsmechanismus mit dem Unionsrecht im Hinblick auf die Wahrung der Unionszust&#228;ndigkeiten vereinbar ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jetzt muss sich der Gerichtshof in Bezug auf ein derartiges Abkommen mit Kanada zur M&#246;glichkeit und den Modalit&#228;ten einer Koexistenz eines solchen Streitbeilegungsmechanismus und des Gerichtssystems der Union &#228;u&#223;ern.</p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Gerichtssystem der Union als Garantie f&#252;r die Autonomie der Unionsrechtsordnung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In seinem Gutachten&#160;2/13 hat der Gerichtshof ausgef&#252;hrt: &#8222;Um sicherzustellen, dass die besonderen Merkmale und die Autonomie der Rechtsordnung der Union erhalten bleiben, haben die Vertr&#228;ge ein Gerichtssystem geschaffen, das zur Gew&#228;hrleistung der Koh&#228;renz und der Einheitlichkeit bei der Auslegung des Unionsrechts dient.&#8220;(<a href="#Footnote40" name="Footref40">40</a>)</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Rahmen &#8222;ist es Sache der nationalen Gerichte und des Gerichtshofs, die volle Anwendung des Unionsrechts in allen Mitgliedstaaten und den Schutz der Rechte zu gew&#228;hrleisten, die den Einzelnen aus ihm erwachsen&#8220;(<a href="#Footnote41" name="Footref41">41</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Aufgabe des Gerichtshofs besteht gem&#228;&#223; Art.&#160;19 Abs.&#160;1 EUV in der &#8222;Wahrung des Rechts bei der Auslegung und Anwendung der Vertr&#228;ge&#8220;. Dies bedeutet, dass der Gerichtshof daf&#252;r verantwortlich ist, &#8222;die Autonomie der damit durch die Vertr&#228;ge geschaffenen Unionsrechtsordnung zu wahren&#8220;(<a href="#Footnote42" name="Footref42">42</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In seinem Gutachten&#160;1/09 hat der Gerichtshof bekr&#228;ftigt, dass er diese Verantwortung mit den nationalen Gerichten teilt. Er hat n&#228;mlich erkl&#228;rt, dass &#8222;nach Art.&#160;19 Abs.&#160;1 EUV ... der Gerichtshof und die Gerichte der Mitgliedstaaten &#252;ber die Wahrung dieser Rechtsordnung und des Gerichtssystems der Union [wachen]&#8220;(<a href="#Footnote43" name="Footref43">43</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof st&#252;tzt sich auch auf Art.&#160;4 Abs.&#160;3 EUV, und zwar mit folgenden Worten: Es &#8222;obliegt ... den Mitgliedstaaten nach dem in Art.&#160;4 Abs.&#160;3 Unterabs.&#160;1 EUV niedergelegten Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit, in ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet insbesondere f&#252;r die Anwendung und Wahrung des Unionsrechts zu sorgen&#8220;(<a href="#Footnote44" name="Footref44">44</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat ferner betont, dass &#8222;[d]as nationale Gericht ... in Zusammenarbeit mit dem Gerichtshof eine Aufgabe [erf&#252;llt], die beiden gemeinsam &#252;bertragen ist, um die Wahrung des Rechts bei der Anwendung und Auslegung der Vertr&#228;ge zu sichern&#8220;(<a href="#Footnote45" name="Footref45">45</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere &#8222;besteht das Schl&#252;sselelement des so gestalteten Gerichtssystems in dem in Art.&#160;267 AEUV vorgesehenen Vorabentscheidungsverfahren, das durch die Einf&#252;hrung eines Dialogs von Gericht zu Gericht gerade zwischen dem Gerichtshof und den Gerichten der Mitgliedstaaten die einheitliche Auslegung des Unionsrechts gew&#228;hrleisten soll &#8230; und damit die Sicherstellung seiner Koh&#228;renz, seiner vollen Geltung und seiner Autonomie sowie letztlich des eigenen Charakters des durch die Vertr&#228;ge geschaffenen Rechts erm&#246;glicht&#8220;(<a href="#Footnote46" name="Footref46">46</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof unterstreicht damit nachdr&#252;cklich &#8222;die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Unionsgericht und nationalen Gerichten der Mitgliedstaaten f&#252;r die Gew&#228;hrleistung der Verfassungsstruktur des [Unionsrechts]systems&#8220;(<a href="#Footnote47" name="Footref47">47</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses besondere, durch einen st&#228;ndigen Dialog gekennzeichnete Verh&#228;ltnis zwischen dem Gerichtshof und den nationalen Gerichten ist Ausdruck der in der Union bestehenden spezifischen Rechtsordnung und dient zugleich zu deren Schutz. Daher will der Gerichtshof dieses Verh&#228;ltnis vor jeglicher Beeintr&#228;chtigung bewahren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings weise ich sogleich darauf hin, dass die Wahrung der Autonomie der Unionsrechtsordnung keine Autarkie bedeutet(<a href="#Footnote48" name="Footref48">48</a>). Sie verlangt nur, dass die Integrit&#228;t dieser Rechtsordnung unangetastet bleibt, die weitgehend auf der Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs zur letztverbindlichen Auslegung des Unionsrechts und auf der Zusammenarbeit beruht, die er zu diesem Zweck mit den Gerichten der Mitgliedstaaten pflegt.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Voraussetzungen f&#252;r die Schaffung eines spezifischen Streitbeilegungsmechanismus durch die von der Union geschlossenen internationalen &#220;bereink&#252;nfte</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung stellt f&#252;r die Union eine von ihr gem&#228;&#223; den Vorschriften der Vertr&#228;ge geschlossene internationale &#220;bereinkunft eine Handlung eines Unionsorgans dar(<a href="#Footnote49" name="Footref49">49</a>). Solche internationalen &#220;bereink&#252;nfte sind ab ihrem Inkrafttreten fester Bestandteil der Rechtsordnung der Union(<a href="#Footnote50" name="Footref50">50</a>). In Art.&#160;216 Abs.&#160;2 AEUV hei&#223;t es, dass &#8222;[d]ie von der Union geschlossenen internationalen &#220;bereink&#252;nfte ... die Organe der Union und die Mitgliedstaaten [binden]&#8220;. Daher haben nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs &#8222;diese &#220;bereink&#252;nfte Vorrang vor den Bestimmungen des abgeleiteten [Unions]rechts(<a href="#Footnote51" name="Footref51">51</a>). Das CETA wird somit, sobald es in Kraft tritt, automatisch in die Unionsrechtsordnung integriert werden, der es ebenso wie andere Rechtsquellen der Union angeh&#246;ren wird(<a href="#Footnote52" name="Footref52">52</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem ergibt sich aus Art.&#160;19 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b EUV und Art.&#160;267 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b AEUV, dass &#8222;der Gerichtshof befugt [ist], im Wege der Vorabentscheidung &#252;ber die G&#252;ltigkeit und die Auslegung der Handlungen der Unionsorgane zu entscheiden, und zwar ohne jede Ausnahme&#8220;(<a href="#Footnote53" name="Footref53">53</a>), was die von der Union geschlossenen internationalen &#220;bereink&#252;nfte einschlie&#223;t. Der Gerichtshof ist auch befugt, &#8222;&#252;ber die Auslegung von Beschl&#252;ssen des durch das Abkommen geschaffenen und mit dessen Durchf&#252;hrung beauftragten Organs zu entscheiden&#8220;(<a href="#Footnote54" name="Footref54">54</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gleichwohl ist von vornherein darauf hinzuweisen, dass die Anwendbarkeit der von der Union geschlossenen Abkommen vor dem Unionsrichter oder den nationalen Gerichten an bestimmte Grenzen sto&#223;en kann, vor allem dann, wenn diese Abkommen den Einzelnen nach Auffassung des Gerichtshofs keine Rechte verleihen, auf die sie sich vor Gericht berufen k&#246;nnten. In diesem Zusammenhang untersucht der Gerichtshof Art und Struktur des betreffenden internationalen Abkommens und pr&#252;ft, ob seine Bestimmungen inhaltlich unbedingt und hinreichend genau sind(<a href="#Footnote55" name="Footref55">55</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beim CETA braucht der Gerichtshof nicht zu pr&#252;fen, ob dieses Abkommen geeignet ist, unmittelbare Wirkung zu entfalten, denn in Art.&#160;30.6 CETA kommt der explizite Wille der Vertragsparteien zum Ausdruck, eine solche Wirkung abzulehnen. Art.&#160;30.6 Abs.&#160;1 bestimmt n&#228;mlich, dass das CETA &#8222;in den innerstaatlichen Rechtsordnungen der Vertragsparteien [nicht] unmittelbar geltend gemacht werden kann(<a href="#Footnote56" name="Footref56">56</a>). Das geplante Abkommen wird daher, obwohl es nach seinem Inkrafttreten fester Bestandteil der Unionsrechtsordnung sein wird, innerhalb dieser Rechtsordnung nicht unmittelbar geltend gemacht werden k&#246;nnen. Folglich werden weder die Gerichte der Union noch die mitgliedstaatlichen Gerichte dieses Abkommen in den bei ihnen anh&#228;ngigen Rechtsstreitigkeiten unmittelbar anwenden k&#246;nnen. Wir haben es also mit zwei Rechtssystemen zu tun, die nebeneinander bestehen und deren &#220;berschneidungen bewusst begrenzt worden sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ein von der Union geschlossenes Abkommen wird nur dann fester Bestandteil der Unionsrechtsordnung, wenn seine Bestimmungen mit den Vertr&#228;gen und den aus ihnen abzuleitenden Verfassungsgrunds&#228;tzen im Einklang stehen(<a href="#Footnote57" name="Footref57">57</a>). Damit die Verfassungsautonomie der Unionsrechtsordnung gewahrt wird, d&#252;rfen die von der Union mit Drittstaaten geschlossenen internationalen Abkommen daher das empfindliche Gleichgewicht zwischen &#8222;der v&#246;lkerrechtlichen Herkunft und der Besonderheit des Unionsrechts&#8220; nicht st&#246;ren(<a href="#Footnote58" name="Footref58">58</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit hat der Gerichtshof wiederholt entschieden, dass &#8222;eine internationale &#220;bereinkunft, die die Schaffung eines mit der Auslegung ihrer Bestimmungen betrauten Gerichts vorsieht, dessen Entscheidungen f&#252;r die Organe, einschlie&#223;lich des Gerichtshofs, bindend sind, grunds&#228;tzlich nicht mit dem Unionsrecht unvereinbar ist&#8220;(<a href="#Footnote59" name="Footref59">59</a>). &#8222;Die Zust&#228;ndigkeit der Union im Bereich der internationalen Beziehungen und ihre F&#228;higkeit zum Abschluss internationaler &#220;bereink&#252;nfte&#8220; &#8211; so der Gerichtshof &#8211; &#8222;umfasst n&#228;mlich notwendigerweise die M&#246;glichkeit, sich den Entscheidungen eines durch solche &#220;bereink&#252;nfte geschaffenen oder bestimmten Gerichts in Bezug auf die Auslegung und Anwendung ihrer Bestimmungen zu unterwerfen&#8220;(<a href="#Footnote60" name="Footref60">60</a>). In seinem Gutachten&#160;2/15 hat der Gerichtshof dargelegt, dass die Zust&#228;ndigkeit der Union f&#252;r den Abschluss internationaler &#220;bereink&#252;nfte ebenso notwendigerweise die M&#246;glichkeit umfasst, sich den Entscheidungen &#8222;eines Gremiums zu unterwerfen, das, ohne formell ein Gericht zu sein, im Wesentlichen gerichtliche Funktionen aus&#252;bt&#8220;(<a href="#Footnote61" name="Footref61">61</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat jedoch klargestellt, dass &#8222;eine internationale &#220;bereinkunft nur dann Auswirkungen auf seine eigenen Zust&#228;ndigkeiten haben kann, wenn die wesentlichen Voraussetzungen f&#252;r die Wahrung des Wesens dieser Zust&#228;ndigkeiten erf&#252;llt sind und folglich die Autonomie der Unionsrechtsordnung nicht beeintr&#228;chtigt wird&#8220;(<a href="#Footnote62" name="Footref62">62</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Gerichtshof ausgef&#252;hrt hat, setzt &#8222;[d]ie Wahrung der Autonomie der [Unions]rechtsordnung ... zum einen voraus, dass die Zust&#228;ndigkeiten der [Union] und ihrer Organe, wie sie im Vertrag ausgestaltet sind, nicht verf&#228;lscht werden(<a href="#Footnote63" name="Footref63">63</a>). Sie erfordert zum anderen, dass der fragliche Streitbeilegungsmechanismus nicht dazu f&#252;hrt, &#8222;dass der [Union] und ihren Organen bei der Aus&#252;bung ihrer internen Zust&#228;ndigkeiten eine bestimmte Auslegung der durch das &#220;bereinkommen &#252;bernommenen [Unions]vorschriften verbindlich vorgegeben wird&#8220;(<a href="#Footnote64" name="Footref64">64</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat in seinem Gutachten&#160;2/13 insbesondere hervorgehoben, dass &#8222;das in der geplanten &#220;bereinkunft vorgesehene T&#228;tigwerden der durch die [Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten(<a href="#Footnote65" name="Footref65">65</a>)] mit Entscheidungsbefugnissen ausgestatteten Organe nicht dazu f&#252;hren [darf], dass der Union und ihren Organen bei der Aus&#252;bung ihrer internen Zust&#228;ndigkeiten eine bestimmte Auslegung der Regeln des Unionsrechts verbindlich vorgegeben wird&#8220;(<a href="#Footnote66" name="Footref66">66</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof konnte, wie er in seinem Gutachten&#160;1/09 ausgef&#252;hrt hat, die Schaffung von Gerichtssystemen durch internationale &#220;bereinkommen billigen, wenn diese Systeme im Wesentlichen die Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten &#252;ber die Auslegung oder Anwendung dieser &#220;bereinkommen selbst zum Gegenstand hatten und weder die Zust&#228;ndigkeiten der Gerichte der Mitgliedstaaten im Zusammenhang mit der Auslegung und Anwendung des Unionsrechts noch deren Befugnis oder Verpflichtung, den Gerichtshof um Vorabentscheidung zu ersuchen, und dessen Zust&#228;ndigkeit, darauf zu antworten, ber&#252;hrten(<a href="#Footnote67" name="Footref67">67</a>). Dagegen widersetzte sich der Gerichtshof der Gr&#252;ndung eines internationalen Gerichts, das nicht nur die Bestimmungen des &#220;bereinkommens, durch das es errichtet wurde, sondern auch andere Instrumente des Unionsrechts auslegen und anwenden sollte, und das m&#246;glicherweise &#252;ber einen bei ihm anh&#228;ngigen Rechtsstreit im Licht der Grundrechte und der allgemeinen Grunds&#228;tze des Unionsrechts zu entscheiden oder sogar die G&#252;ltigkeit eines Rechtsakts der Union zu &#252;berpr&#252;fen hatte(<a href="#Footnote68" name="Footref68">68</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist daher zu pr&#252;fen, ob die dem CETA-Gericht in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA &#252;bertragene Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Auslegung und Anwendung der CETA-Bestimmungen dazu f&#252;hren k&#246;nnte, dass den Organen der Union, vor allem dem Gerichtshof, eine bestimmte Auslegung des Unionsrechts bei der Aus&#252;bung der ihnen durch die Vertr&#228;ge &#252;bertragenen Zust&#228;ndigkeiten vorgeschrieben w&#252;rde. Verletzt Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA insbesondere den &#8222;Grundsatz der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts&#8220;(<a href="#Footnote69" name="Footref69">69</a>)?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bevor ich mich dem Kern dieser Problematik zuwende, muss meines Erachtens zun&#228;chst dargelegt werden, weshalb bei der Pr&#252;fung, ob Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA die Autonomie der Unionsrechtsordnung beeintr&#228;chtigt, das Erfordernis der Gegenseitigkeit beim Schutz der Investoren jeder Vertragspartei zu ber&#252;cksichtigen ist.</p> <p class="C23Titrenumerote3">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Erfordernis der Gegenseitigkeit beim Schutz der Investoren jeder Vertragspartei</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Investiert eine nat&#252;rliche oder juristische Person in einem Mitgliedstaat der Union, gilt f&#252;r diese Investition das Recht dieses Staates, zu dem das Unionsrecht als fester Bestandteil geh&#246;rt. Kommt es zu einer Auseinandersetzung &#252;ber die Anwendung dieses Rechts, werden die Gerichte dieses Staates den Rechtsstreit aufgrund des Rechts zu entscheiden haben, f&#252;r dessen Beachtung sie sorgen m&#252;ssen, gegebenenfalls nach der Befassung des Gerichtshofs im Wege eines Vorabentscheidungsersuchens. Wenn der Investor sich an ein nationales Gericht wendet, kann er die Aufhebung einer nationalen Ma&#223;nahme und/oder die Zuerkennung von Schadensersatz beantragen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jedes kanadische Unternehmen, das in einem Mitgliedstaat der Union investiert, unterliegt somit in Bezug auf diese Investition dem Recht dieses Mitgliedstaats, wozu auch das Unionsrecht geh&#246;rt. Es ist klar, dass ein Investor aus einem Drittstaat, der in einem Mitgliedstaat investieren will, &#252;ber ein Regelwerk zum Schutz dieser Investition und &#252;ber Rechtswege zur Geltendmachung seiner Anspr&#252;che verf&#252;gen wird. Ohne die Handelspartner der Union belehren oder ihnen b&#246;swillige Absicht unterstellen zu wollen, erscheint es aber nicht als selbstverst&#228;ndlich, dass es f&#252;r die Investoren aus der Union in den Drittstaaten, mit denen die Union Investitionsbeziehungen entwickeln m&#246;chte, ein gleichwertiges materiell- und verfahrensrechtliches Schutzniveau gibt. Deshalb muss die Union bei der Durchf&#252;hrung ihrer Handelspolitik mit diesen Staaten auf gegenseitiger Basis materiell- und verfahrensrechtliche Bestimmungen zum Schutz der zwischen beiden Vertragspartnern vorgenommenen Investitionen aushandeln.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Existenz unterschiedlicher Schutzstandards in den internen Rechtsordnungen der Vertragsstaaten macht somit den Abschluss eines bilateralen Abkommens erforderlich, aufgrund dessen die Investoren jeder Vertragspartei, wenn sie im Hoheitsgebiet der anderen Partei investieren, den gleichen Schutz erhalten k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das CETA wurde zwischen den Vertragsparteien auf der Basis der Gegenseitigkeit ausgehandelt. Mit diesem Abkommen soll also den Investoren jeder Vertragspartei ein gleichwertiger materiell- und verfahrensrechtlicher Schutz gew&#228;hrt werden. Derartige Abkommen sollen damit sicherstellen, dass Unternehmen aus der Union bei ihren Investitionen in Drittstaaten und Unternehmen aus Drittstaaten bei ihren Investitionen in der Union unter den gleichen Bedingungen agieren. Unter diesem Blickwinkel m&#252;ssen die materiell- und verfahrensrechtlichen Schutzstandards, die f&#252;r Unternehmen aus der Union bei einer Investition in Drittstaaten gelten, den Schutzstandards gleichwertig sein, die f&#252;r Unternehmen aus Drittstaaten bei einer Investition in der Union gelten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Genauer gesagt ist es die Bef&#252;rchtung ausl&#228;ndischer Investoren, sie w&#252;rden bei Anrufung der nationalen Gerichte schlechter behandelt als einheimische Investoren, die somit zur gegenseitigen Einr&#228;umung der M&#246;glichkeit des Zugangs zu einem spezifischen Streitbeilegungsmechanismus f&#252;hrt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang muss die Gegenseitigkeit als eines der Leitprinzipien f&#252;r die ausw&#228;rtigen Beziehungen der Union betrachtet werden(<a href="#Footnote70" name="Footref70">70</a>). Die Anwendung der Gegenseitigkeit auf die ausw&#228;rtigen Vertragsbeziehungen der Union ist deshalb gerechtfertigt, weil die Union als V&#246;lkerrechtssubjekt den v&#246;lkerrechtlichen Regeln unterliegt, an die sie sich freiwillig gebunden hat, wobei die Verpflichtung auf Gegenseitigkeit ein fester Bestandteil dieser Regeln ist(<a href="#Footnote71" name="Footref71">71</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das CETA auf einem Gebot des gegenseitigen Schutzes der Investoren jeder Vertragspartei beruht, hielten es die CETA-Verhandlungsf&#252;hrer f&#252;r erforderlich, in dieses Abkommen Bestimmungen, wie sie sich in Kapitel&#160;8 Abschnitte&#160;C und D CETA finden, aufzunehmen, wonach jede der Vertragsparteien verpflichtet ist, den Investoren der anderen Vertragspartei einen angemessenen und gleichwertigen Schutz zu gew&#228;hren. Ein solches Streben nach Gegenseitigkeit hat der Gerichtshof in seinem Gutachten&#160;2/15 mit folgenden Worten ber&#252;cksichtigt: &#8222;[I]n Anbetracht des Umstands, dass der in Art.&#160;63 AEUV verankerte freie Kapital- und Zahlungsverkehr zwischen den Mitgliedstaaten und Drittstaaten den Drittstaaten nicht formell entgegengehalten werden kann, kann der Abschluss internationaler &#220;bereink&#252;nfte, die zur Errichtung dieses freien Kapital- und Zahlungsverkehrs auf gegenseitiger Basis beitragen, als zur vollst&#228;ndigen Verwirklichung dieses freien Verkehrs erforderlich angesehen werden, der eines der Ziele des Dritten Teils (&#8218;Die internen Politiken und Ma&#223;nahmen der Union&#8216;) Titel&#160;IV (&#8218;Die Freiz&#252;gigkeit, der freie Dienstleistungs- und Kapitalverkehr&#8216;) des AEU-Vertrags ist&#8220;(<a href="#Footnote72" name="Footref72">72</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie im Konzeptpapier der Kommission vom 5.&#160;Mai 2015(<a href="#Footnote73" name="Footref73">73</a>) zu lesen ist, hat die Union, &#8222;[d]a im Hoheitsgebiet der EU hohe Standards f&#252;r die F&#246;rderung und den Schutz von Investitionen gelten, ... ein nat&#252;rliches Interesse daran, dass auch in Drittl&#228;ndern &#228;hnlich glaubw&#252;rdige und durchsetzbare Garantien f&#252;r Investoren und Investitionen aus der EU etabliert werden&#8220;(<a href="#Footnote74" name="Footref74">74</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die F&#228;higkeit der Union, die T&#228;tigkeit von Investoren aus der Union in Drittstaaten zu f&#246;rdern und zu unterst&#252;tzen sowie das Unionsgebiet f&#252;r ausl&#228;ndische Investoren attraktiv zu machen, h&#228;ngt folglich weitgehend davon ab, dass Abkommen mit Drittstaaten geschlossen werden, die einen angemessenen und gegenseitigen Schutz dieser Investitionen vorsehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn im Rahmen eines internationalen Abkommens zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und einem Drittstaat andererseits auf gegenseitiger Basis materiell- und verfahrensrechtliche Bestimmungen zum Schutz von Investitionen vereinbart werden, findet dies seine Erkl&#228;rung in dem Umstand, dass die Beziehungen zwischen diesen Vertragsparteien, anders als dies bei den Beziehungen zwischen den Mitgliedstaaten der Fall ist, nicht von gegenseitigem Vertrauen gepr&#228;gt sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Gerichtshof unl&#228;ngst in seinem Urteil vom 6.&#160;M&#228;rz 2018, Achmea(<a href="#Footnote75" name="Footref75">75</a>), dargelegt hat, beruht &#8222;[d]as Unionsrecht ... somit auf der grundlegenden Pr&#228;misse, dass jeder Mitgliedstaat mit allen anderen Mitgliedstaaten eine Reihe gemeinsamer Werte teilt &#8211; und anerkennt, dass sie sie mit ihm teilen &#8211;, auf die sich, wie es in Art.&#160;2&#160;EUV hei&#223;t, die Union gr&#252;ndet. Diese Pr&#228;misse impliziert und rechtfertigt die Existenz gegenseitigen Vertrauens zwischen den Mitgliedstaaten bei der Anerkennung dieser Werte und damit bei der Beachtung des Unionsrechts, mit dem sie umgesetzt werden&#8220;(<a href="#Footnote76" name="Footref76">76</a>). Die Beziehungen, die die Union zu Drittstaaten aufnimmt, beruhen jedoch nicht auf einer solchen Pr&#228;misse. Die Organe der Union versuchen daher, wenn sie ein Abkommen wie das CETA aushandeln, daf&#252;r zu sorgen, dass den Investoren aus der Union in den Drittstaaten dasselbe Schutzniveau zur Verf&#252;gung steht, wie es die Union und ihre Mitgliedstaaten den ausl&#228;ndischen Investoren bieten. In diesem Sinne wird auf der Grundlage eines zwischen den Vertragsparteien frei vereinbarten Schutzniveaus versucht, Gegenseitigkeit herzustellen, wobei die Vertragsparteien sich bem&#252;hen, eine Einigung &#252;ber die Schutzvorschriften zu erzielen, die sie bereit sind, den Investoren aus dem Gebiet jeder dieser beiden Parteien wechselseitig zugutekommen zu lassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point83">83.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Festlegung solcher Vorschriften zum Schutz ausl&#228;ndischer Investitionen macht es auch erforderlich, Art und Modalit&#228;ten des Streitbeilegungsmechanismus zu bestimmen, der die Beachtung dieser Vorschriften gew&#228;hrleisten soll.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point84">84.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Denn nicht jede der Vertragsparteien hat notwendigerweise das Vertrauen, dass das Gerichtssystem der anderen Partei die Beachtung der Vorschriften des Abkommens sicherstellen wird. Die beiden Vertragsparteien m&#252;ssen sich deshalb &#252;ber einen neutralen Streitbeilegungsmechanismus verst&#228;ndigen, in den sie wie auch die Investoren aufgrund seiner Merkmale Vertrauen fassen. Indem er den ausl&#228;ndischen Investoren hinsichtlich des Schutzes ihrer Investitionen Sicherheit bietet, wird der Gaststaat neue Investitionen anziehen k&#246;nnen. Genau dies ist das Hauptziel der Investitionsabkommen. Unter diesem Aspekt kann die Schaffung eines Streitbeilegungsmechanismus als der Grundpfeiler des eingef&#252;hrten Schutzsystems erscheinen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point85">85.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Frage, ob die Autonomie des Unionsrechts durch das CETA hinreichend gewahrt wird, kann mithin nicht ohne Ber&#252;cksichtigung dieses Aspekts der Gegenseitigkeit bei dem angestrebten materiell- und verfahrensrechtlichen Schutz er&#246;rtert werden(<a href="#Footnote77" name="Footref77">77</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point86">86.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen dieser Er&#246;rterung erscheint mir der Umstand, dass es sich bei der anderen Vertragspartei des geplanten Abkommens um Kanada handelt, dessen Gerichtssystem ausreichende Garantien bieten d&#252;rfte, nicht entscheidend, da wir es in Wirklichkeit mit einem Mechanismus zu tun haben, der dazu bestimmt ist, als Modell in internationale Abkommen mit Drittstaaten, die m&#246;glicherweise nicht die gleichen Garantien bieten, Eingang zu finden. Die Bewertung sollte daher nicht je nach betroffenem Drittstaat unterschiedlich ausfallen, da es um die Definition eines Modells geht, das den die Unionsrechtsordnung gestaltenden Grunds&#228;tzen entspricht und zugleich in allen Handelsabkommen zwischen der Union und Drittstaaten angewandt werden kann. Auf jeden Fall hat sich im vorliegenden Verfahren herausgestellt, dass es Unterschiede bei dem materiell-rechtlichen Schutz gibt, der ausl&#228;ndischen Investoren im Gebiet der einzelnen Vertragsparteien gew&#228;hrt wird(<a href="#Footnote78" name="Footref78">78</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point87">87.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daraus folgt: Selbst wenn es aus Sicht der Union &#252;berfl&#252;ssig erscheinen mag, in einem internationalen Investitionsabkommen Bestimmungen zum Schutz der Investoren vorzusehen, die sich in mancherlei Hinsicht mit im Unionsrecht geltenden Bestimmungen &#252;berschneiden und somit die Errichtung eines spezifischen Streitbeilegungsmechanismus in Frage stellen k&#246;nnten, l&#228;sst eine solche Argumentation doch au&#223;er Acht, dass nicht zwangsl&#228;ufig eine Symmetrie zwischen dem materiell- und verfahrensrechtlichen Schutzniveau innerhalb der Union und innerhalb der Drittstaaten besteht, mit denen die Union ihre Beziehungen im Bereich der Investitionen entwickeln will. Genau wegen dieser potenziellen Asymmetrie muss ein gemeinsamer materiell- und verfahrensrechtlicher Schutzstandard ausgehandelt werden, der allein die Gegenseitigkeit bei der Anwendung des jeweiligen Abkommens garantieren und den Investoren aus der Union einen wirksamen und einheitlichen Schutz gew&#228;hrleisten kann, wenn sie in Drittstaaten investieren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point88">88.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anders als bisweilen geltend gemacht wird, stellt die Errichtung eines Streitbeilegungsmechanismus der hier in Rede stehenden Art meines Erachtens weder das Gerichtssystem der Union und ihrer Mitgliedstaaten noch die Eignung dieses Systems in Frage, mit Klagen ausl&#228;ndischer Investoren effizient, unabh&#228;ngig und unparteiisch umzugehen. Mit der &#220;bernahme eines solchen Mechanismus in ihre bilateralen Investitionsbeziehungen will die Union einem Wunsch nach Neutralit&#228;t und Spezialisierung im Rahmen der Investor-Staat-Streitbeilegung entsprechen, bei dem nicht &#252;bersehen werden darf, dass er auch den europ&#228;ischen Investoren bei ihrer Gesch&#228;ftst&#228;tigkeit in einem Drittstaat zugutekommen wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point89">89.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der Entscheidung &#252;ber die Vereinbarkeit des in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehenen Streitbeilegungsmechanismus mit dem Prim&#228;rrecht der Union m&#252;ssen wir daher den Blickwinkel erweitern und ber&#252;cksichtigen, dass die Investoren aus der Union zu sch&#252;tzen sind, wenn sie in Drittstaaten gesch&#228;ftlich t&#228;tig werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point90">90.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Aspekt entkr&#228;ftet auch weitgehend das Argument, es gebe gro&#223;enteils &#220;berschneidungen zwischen den Investitionsschutznormen des Unionsrechts und denen des CETA, was die Schaffung eines Streitbeilegungsmechanismus zus&#228;tzlich zu den Rechtsschutzm&#246;glichkeiten vor den Gerichten der Union und der Mitgliedstaaten &#252;berfl&#252;ssig mache.</p> <p class="C23Titrenumerote3">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ein Mechanismus im Einklang mit der fehlenden unmittelbaren Wirkung des CETA</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point91">91.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat bereits entschieden, dass &#8222;es den Unionsorganen, die f&#252;r das Aushandeln und den Abschluss eines [Abkommens zwischen der Union und Drittstaaten] zust&#228;ndig sind, unbenommen [bleibt], mit den betroffenen Drittstaaten zu vereinbaren, welche Wirkungen die Bestimmungen dieses Abkommens in der internen Rechtsordnung der Vertragsparteien haben sollen&#8220;(<a href="#Footnote79" name="Footref79">79</a>). Wie die Kommission in ihrer Stellungnahme bemerkt, wird in praktisch allen Freihandelsabkommen, die die Union j&#252;ngst geschlossen hat, eine unmittelbare Wirkung dieser Abkommen ausdr&#252;cklich ausgeschlossen. Der Hauptgrund f&#252;r den Ausschluss einer unmittelbaren Wirkung der Abkommen besteht darin, dass im Einklang mit den Zielen der gemeinsamen Handelspolitik eine effektive Gegenseitigkeit zwischen den Vertragsparteien sichergestellt werden soll.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point92">92.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die Frage betrifft, ob das am 15.&#160;April 1994 in Marrakesch unterzeichnete &#220;bereinkommen zur Errichtung der Welthandelsorganisation (World Trade Organisation, WTO) sowie die &#220;bereink&#252;nfte in den Anh&#228;ngen&#160;1 bis 3 dieses &#220;bereinkommens (im Folgenden zusammen: WTO-&#220;bereinkommen)(<a href="#Footnote80" name="Footref80">80</a>) vor dem Unionsrichter geltend gemacht werden kann, um die Vereinbarkeit dieser &#220;bereinkommen mit dem Unionsrecht &#252;berpr&#252;fen zu lassen, so hat der Gerichtshof eine solche M&#246;glichkeit der Geltendmachung grunds&#228;tzlich ausgeschlossen(<a href="#Footnote81" name="Footref81">81</a>), und zwar um unter Ber&#252;cksichtigung des Erfordernisses der &#8222;Gegenseitigkeit&#8220; zu verhindern, dass &#8222;den Legislativ- und Exekutivorganen der Union der Spielraum genommen w&#252;rde, &#252;ber den die entsprechenden Organe der Handelspartner der Union verf&#252;gen&#8220;(<a href="#Footnote82" name="Footref82">82</a>). Der Gerichtshof ber&#252;cksichtigt insoweit bei der Festlegung seines eigenen Standpunkts, welchen Standpunkt diese Handelspartner zu der Frage, ob die WTO-&#220;bereinkommen unmittelbar geltend gemacht werden k&#246;nnen, einnehmen, wobei er darauf hinweist, dass &#8222;manche der Vertragsparteien, darunter die wichtigsten Handelspartner der Union, aus Inhalt und Zweck der WTO-&#220;bereinkommen gerade gefolgert [haben], dass diese nicht zu den Normen geh&#246;ren, an denen ihre Gerichte die Rechtm&#228;&#223;igkeit ihrer innerstaatlichen Rechtsvorschriften messen&#8220;(<a href="#Footnote83" name="Footref83">83</a>). &#8222;W&#252;rde ein solches Fehlen von Gegenseitigkeit hingenommen, best&#252;nde&#8220; &#8211; so der Gerichtshof &#8211; &#8222;die Gefahr, dass es hierdurch zu einem Ungleichgewicht bei der Anwendung der WTO-&#220;bereinkommen kommt&#8220;(<a href="#Footnote84" name="Footref84">84</a>). Diese L&#246;sung bezeugt den Willen des Gerichtshofs, zur Wahrung der Gegenseitigkeit bei der Anwendung des &#220;bereinkommens eine Benachteiligung der Union gegen&#252;ber ihren wichtigsten Handelspartnern zu verhindern und so die Stellung der Union auf internationaler Ebene zu sch&#252;tzen(<a href="#Footnote85" name="Footref85">85</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point93">93.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie bereits dargelegt, haben die Vertragsparteien beschlossen, dem CETA ausdr&#252;cklich keine unmittelbare Wirkung zuzuerkennen(<a href="#Footnote86" name="Footref86">86</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point94">94.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Vertragsparteien haben zur Wahrung des Gleichgewichts zwischen ihnen bei der Anwendung dieses Abkommens und somit zur Aufrechterhaltung der Gegenseitigkeit bei der Umsetzung ihrer vertraglichen Verpflichtungen beschlossen, einen spezifischen Mechanismus zur Beilegung der Investor-Staat-Streitigkeiten einzurichten. Der Ausschluss einer unmittelbaren Wirkung dieses Abkommens bekr&#228;ftigt daher die N&#252;tzlichkeit eines solchen Mechanismus. Da es nicht zu den Aufgaben der innerstaatlichen Gerichte der Vertragsparteien geh&#246;rt, die im CETA festgelegten Schutzstandards anzuwenden, ist es folgerichtig, wenn ein Streitbeilegungsmechanismus vorgesehen wird, der au&#223;erhalb des innerstaatlichen Gerichtssystems der Vertragsparteien angesiedelt ist.</p> <p class="C23Titrenumerote3">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Urteil Achmea pr&#228;judiziert nicht die Beurteilung der Vereinbarkeit des ICS mit dem Erfordernis der Autonomie der Unionsrechtsordnung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point95">95.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Rechtssache, in der dieses Urteil ergangen ist, hatte der Gerichtshof dar&#252;ber zu befinden, ob die Art.&#160;267 und 344&#160;AEUV dahin auszulegen sind, dass sie einer Bestimmung in einer internationalen &#220;bereinkunft zwischen den Mitgliedstaaten wie Art.&#160;8 des Abkommens zwischen dem K&#246;nigreich der Niederlande und der Tschechischen und Slowakischen F&#246;derativen Republik &#252;ber die F&#246;rderung und den gegenseitigen Schutz von Investitionen (im Folgenden: BIT) entgegenstehen, nach der ein Investor eines dieser Mitgliedstaaten im Fall einer Streitigkeit &#252;ber Investitionen in dem anderen Mitgliedstaat gegen diesen ein Verfahren vor einem Schiedsgericht einleiten darf, dessen Gerichtsbarkeit sich dieser Mitgliedstaat unterworfen hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point96">96.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Urteil Achmea hat der Gerichtshof diese Frage bejaht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point97">97.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu diesem Ergebnis gelangte der Gerichtshof wie folgt: Er erinnerte zun&#228;chst daran, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung &#8222;eine internationale &#220;bereinkunft die in den Vertr&#228;gen festgelegte Zust&#228;ndigkeitsordnung und damit die Autonomie des Rechtssystems der Union, deren Wahrung der Gerichtshof sichert, nicht beeintr&#228;chtigen darf. Dieser Grundsatz ist insbesondere in Art.&#160;344 AEUV verankert; danach verpflichten sich die Mitgliedstaaten, Streitigkeiten &#252;ber die Auslegung oder Anwendung der Vertr&#228;ge nicht anders als hierin vorgesehen zu regeln&#8220;(<a href="#Footnote87" name="Footref87">87</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point98">98.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof wies sodann darauf hin, dass die Beziehungen zwischen den Mitgliedstaaten auf dem Grundsatz gegenseitigen Vertrauens bei der Beachtung des Unionsrechts beruhen und dass es in eben diesem Zusammenhang &#8222;den Mitgliedstaaten nach dem in Art.&#160;4 Abs.&#160;3 Unterabs.&#160;1 EUV niedergelegten Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit [obliegt], in ihrem jeweiligen Hoheitsgebiet insbesondere f&#252;r die Anwendung und Wahrung des Unionsrechts zu sorgen und zu diesem Zweck alle geeigneten Ma&#223;nahmen allgemeiner oder besonderer Art zur Erf&#252;llung der Verpflichtungen, die sich aus den Vertr&#228;gen oder den Handlungen der Unionsorgane ergeben, zu ergreifen&#8220;(<a href="#Footnote88" name="Footref88">88</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point99">99.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter Hinweis auf die gem&#228;&#223; Art.&#160;19&#160;EUV grundlegende Funktion der nationalen Gerichte und des Gerichtshofs, &#8222;die volle Anwendung des Unionsrechts in allen Mitgliedstaaten und den Schutz der Rechte zu gew&#228;hrleisten, die den Einzelnen aus ihm erwachsen&#8220;(<a href="#Footnote89" name="Footref89">89</a>), sowie darauf, dass &#8222;das Schl&#252;sselelement des so gestalteten Gerichtssystems in dem in Art.&#160;267 AEUV vorgesehenen Vorabentscheidungsverfahren [besteht]&#8220;(<a href="#Footnote90" name="Footref90">90</a>), pr&#252;fte der Gerichtshof anschlie&#223;end die Merkmale des durch das BIT geschaffenen Streitbeilegungsmechanismus.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point100">100.</a>&#160;In diesem Zusammenhang stellte er erstens fest, dass das in Art.&#160;8 des BIT vorgesehene Schiedsgericht gegebenenfalls &#8222;das Unionsrecht und insbesondere die Bestimmungen &#252;ber die Grundfreiheiten, darunter die Niederlassungsfreiheit und die Kapitalverkehrsfreiheit, auszulegen oder sogar anzuwenden [hatte]&#8220;(<a href="#Footnote91" name="Footref91">91</a>). Zweitens kann ein derartiges Gericht laut Gerichtshof &#8222;nicht als ein &#8218;Gericht eines Mitgliedstaats&#8216; im Sinne von Art.&#160;267&#160;AEUV angesehen werden und ist folglich nicht befugt, den Gerichtshof mit einem Vorabentscheidungsersuchen anzurufen&#8220;(<a href="#Footnote92" name="Footref92">92</a>). Drittens ber&#252;cksichtigte der Gerichtshof den Umstand, dass der Schiedsspruch eines solchen Gerichts nicht der systematischen und vollst&#228;ndigen Kontrolle durch ein Gericht eines Mitgliedstaats unterliegt(<a href="#Footnote93" name="Footref93">93</a>), weshalb nicht gew&#228;hrleistet ist, &#8222;dass die unionsrechtlichen Fragen, die das Schiedsgericht zu behandeln haben k&#246;nnte, eventuell im Wege eines Vorabentscheidungsersuchens dem Gerichtshof vorgelegt werden k&#246;nnten&#8220;(<a href="#Footnote94" name="Footref94">94</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point101">101.</a>&#160;Was den letzteren Punkt betrifft, so hat der Gerichtshof zwischen dem auf der Parteiautonomie beruhenden Handelsschiedsverfahren und dem Schiedsverfahren zwischen einem Investor und einem Mitgliedstaat differenziert, das sich aus einem zwischen Mitgliedstaaten geschlossenen Vertrag herleitet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point102">102.</a>&#160;Hinsichtlich der auf dem ausdr&#252;cklichen Willen der Parteien beruhenden Handelsschiedsverfahren hat der Gerichtshof in seinen Urteilen vom 1.&#160;Juni 1999, Eco Swiss(<a href="#Footnote95" name="Footref95">95</a>), und vom 26.&#160;Oktober 2006, Mostaza Claro(<a href="#Footnote96" name="Footref96">96</a>), entschieden, dass &#8222;die Erfordernisse der Wirksamkeit des Schiedsverfahrens es rechtfertigen, Schiedsspr&#252;che durch die Gerichte der Mitgliedstaaten nur in beschr&#228;nktem Umfang zu &#252;berpr&#252;fen, soweit die grundlegenden Bestimmungen des Unionsrechts im Rahmen dieser Kontrolle gepr&#252;ft werden k&#246;nnen und gegebenenfalls Gegenstand einer Vorlage zur Vorabentscheidung an den Gerichtshof sein k&#246;nnen&#8220;(<a href="#Footnote97" name="Footref97">97</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point103">103.</a>&#160;Dies gilt dem Gerichtshof zufolge jedoch nicht f&#252;r ein Schiedsverfahren wie das in Art.&#160;8 des BIT vorgesehene, da dieses sich &#8222;aus einem Vertrag her[leitet], in dem Mitgliedstaaten &#252;bereingekommen sind, der Zust&#228;ndigkeit ihrer eigenen Gerichte und damit dem System von gerichtlichen Rechtsbehelfen, dessen Schaffung ihnen Art.&#160;19 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 EUV in den vom Unionsrecht erfassten Bereichen vorschreibt ..., Rechtsstreitigkeiten zu entziehen, die die Anwendung und Auslegung des Unionsrechts betreffen k&#246;nnen&#8220;(<a href="#Footnote98" name="Footref98">98</a>). Dies kann es nach Ansicht des Gerichtshofs &#8222;ausschlie&#223;en ..., dass &#252;ber diese Streitigkeiten, obwohl sie die Auslegung oder Anwendung des Unionsrechts betreffen k&#246;nnten, in einer Weise entschieden wird, die die volle Wirksamkeit des Unionsrechts gew&#228;hrleistet&#8220;(<a href="#Footnote99" name="Footref99">99</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point104">104.</a>&#160;Der Gerichtshof war deshalb der Auffassung, dass die Schiedsklausel in dem BIT die Autonomie des Unionsrechts beeintr&#228;chtigte(<a href="#Footnote100" name="Footref100">100</a>). Zwei Mitgliedstaaten waren n&#228;mlich &#252;bereingekommen, durch ein bilaterales Investitionsschutzabkommen das Unionsrecht der Zust&#228;ndigkeit ihrer eigenen Gerichte und damit dem justiziellen Dialog zwischen diesen Gerichten und dem Gerichtshof zu entziehen, wodurch die Einheit und die Wirksamkeit des Unionsrechts gef&#228;hrdet werden konnten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point105">105.</a>&#160;Anscheinend lie&#223; sich der Gerichtshof bei dieser L&#246;sung haupts&#228;chlich von dem Gedanken leiten, dass das Gerichtssystem der Union insoweit, als es auf dem gegenseitigen Vertrauen zwischen den Mitgliedstaaten und deren loyaler Zusammenarbeit beruht, von Grund auf damit unvereinbar ist, den Mitgliedstaaten die M&#246;glichkeit zu geben, in ihren bilateralen Beziehungen einen parallelen Streitbeilegungsmechanismus einzuf&#252;hren, der die Auslegung und Anwendung des Unionsrechts zum Gegenstand haben k&#246;nnte. Insofern hat der Gerichtshof Art.&#160;344&#160;AEUV dahin ausgelegt, dass er einem solchen Mechanismus entgegensteht, wobei der Umstand, dass es sich um Investor-Staat-Streitigkeiten handelte, daran nichts &#228;nderte. Au&#223;erdem wurde auf Art.&#160;267&#160;AEUV abgestellt, da das Vorabentscheidungsverfahren durch die Wirkungsweise eines solchen Mechanismus zwangsl&#228;ufig beeintr&#228;chtigt wurde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point106">106.</a>&#160;Die vom Gerichtshof im Urteil Achmea entwickelte L&#246;sung l&#228;sst sich meines Erachtens nicht auf die Pr&#252;fung des ICS &#252;bertragen, da die f&#252;r die Argumentation ma&#223;geblichen Pr&#228;missen sich voneinander unterscheiden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point107">107.</a>&#160;Ich habe n&#228;mlich bereits erw&#228;hnt, dass die Beziehungen zwischen Vertragsparteien wie der Union und ihren Mitgliedstaaten auf der einen und Kanada auf der anderen Seite nicht auf gegenseitigem Vertrauen beruhen(<a href="#Footnote101" name="Footref101">101</a>), und gerade aus diesem Grund wollen diese Parteien in dem geplanten Abkommen auf gegenseitiger Basis einen materiell- und verfahrensrechtlichen Schutzstandard festlegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point108">108.</a>&#160;Insofern kann dieses Abkommen weder dem Grundsatz gegenseitigen Vertrauens zwischen den Mitgliedstaaten(<a href="#Footnote102" name="Footref102">102</a>) noch dem Grundsatz der loyalen Zusammenarbeit, die von diesen Staaten zu beachten sind, Abbruch tun.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point109">109.</a>&#160;Da Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA somit Teil eines Abkommens mit einem Drittstaat ist, das von der Union und ihren Mitgliedstaaten geschlossen werden soll und die Beziehungen zwischen diesen Vertragsparteien, nicht aber die gegenseitigen Beziehungen unter Mitgliedstaaten regelt, kann die vom Gerichtshof im Urteil Achmea zu den Art.&#160;267 und 344&#160;AEUV entwickelte Argumentation meines Erachtens nicht f&#252;r den ICS gelten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point110">110.</a>&#160;In diesem Zusammenhang weise ich weiter darauf hin, dass anders als bei dem BIT in der Rechtssache Achmea, dessen Klausel &#252;ber das anwendbare Recht den Eindruck erwecken konnte, als sei das betreffende Schiedsgericht zust&#228;ndig f&#252;r Rechtsstreitigkeiten &#252;ber die Auslegung und die Anwendung des Unionsrechts, wird im CETA ausdr&#252;cklich klargestellt, worauf ich sp&#228;ter noch zur&#252;ckkommen werde, dass das vor dem CETA-Gericht anwendbare Recht ausschlie&#223;lich aus den einschl&#228;gigen CETA-Bestimmungen in ihrer Auslegung nach dem V&#246;lkerrecht besteht. Das innerstaatliche Recht jeder Vertragspartei, wozu bei den Mitgliedstaaten das Unionsrecht geh&#246;rt(<a href="#Footnote103" name="Footref103">103</a>), kann von diesem Gericht nur als Tatsache herangezogen werden, wobei eine etwaige Auslegung innerstaatlichen Rechts f&#252;r die Gerichte und Beh&#246;rden der beklagten Vertragspartei nicht bindend ist. Zudem ist das Unionsrecht anders als bei den bilateralen Investitionsschutzabkommen zwischen Mitgliedstaaten wie dem Abkommen in der Rechtssache Achmea nicht Teil des zwischen den Vertragsparteien geltenden V&#246;lkerrechts.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point111">111.</a>&#160;Um den Fall der bilateralen Investitionsschutzvereinbarungen zwischen Mitgliedstaaten deutlich vom Fall der Investitionsabkommen wie des CETA zu unterscheiden, hat der Gerichtshof im &#220;brigen in seinem Urteil Achmea auf seine st&#228;ndige Rechtsprechung verwiesen, wonach &#8222;eine internationale &#220;bereinkunft, die die Schaffung eines mit der Auslegung ihrer Bestimmungen betrauten Gerichts vorsieht, dessen Entscheidungen f&#252;r die Organe, einschlie&#223;lich des Gerichtshofs, bindend sind, grunds&#228;tzlich nicht mit dem Unionsrecht unvereinbar [ist]. Die Zust&#228;ndigkeit der Union im Bereich der internationalen Beziehungen und ihre F&#228;higkeit zum Abschluss internationaler &#220;bereink&#252;nfte umfassen n&#228;mlich notwendigerweise die M&#246;glichkeit, sich den Entscheidungen eines durch solche &#220;bereink&#252;nfte geschaffenen oder bestimmten Gerichts in Bezug auf die Auslegung und Anwendung ihrer Bestimmungen zu unterwerfen, sofern die Autonomie der Union und ihrer Rechtsordnung gewahrt bleibt&#8220;(<a href="#Footnote104" name="Footref104">104</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point112">112.</a>&#160;Im Zusammenhang mit dieser Rechtsprechung und um zu verdeutlichen, warum der in dem fraglichen BIT vorgesehene Streitbeilegungsmechanismus die Autonomie der Unionsrechtsordnung beeintr&#228;chtigte, hat der Gerichtshof erkl&#228;rt: &#8222;[I]m vorliegenden Fall [ist] au&#223;er dem Umstand, dass die Streitigkeiten, die unter die Gerichtsbarkeit des in Art.&#160;8 des BIT vorgesehenen Schiedsgerichts fallen, die Auslegung sowohl dieser &#220;bereinkunft als auch des Unionsrechts betreffen k&#246;nnen, die M&#246;glichkeit der Zuweisung dieser Streitigkeiten zu einer Einrichtung, die nicht Teil des Gerichtssystems der Union ist, in einer &#220;bereinkunft vorgesehen, die nicht von der Union, sondern von den Mitgliedstaaten geschlossen wurde. Art.&#160;8 des BIT ist jedoch geeignet, neben dem Grundsatz des gegenseitigen Vertrauens zwischen den Mitgliedstaaten die Erhaltung des eigenen Charakters des durch die Vertr&#228;ge geschaffenen Rechts, die durch das in Art.&#160;267 AEUV vorgesehene Vorabentscheidungsverfahren gew&#228;hrleistet wird, in Frage zu stellen, und ist daher nicht mit der ... Verpflichtung zur loyalen Zusammenarbeit vereinbar&#8220;(<a href="#Footnote105" name="Footref105">105</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point113">113.</a>&#160;Nach diesen Ausf&#252;hrungen &#8211; und obwohl das Pr&#252;fungsschema nicht mit demjenigen identisch sein kann, das der Gerichtshof auf ein bilaterales Investitionsschutz&#252;bereinkommen zwischen Mitgliedstaaten angewandt hat &#8211; ist gleichwohl festzustellen, dass bei der Errichtung eines Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten durch ein Abkommen zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten auf der einen und einem Drittstaat auf der anderen Seite die Autonomie der Unionsrechtsordnung beachtet werden muss.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point114">114.</a>&#160;In diesem Sinne und unter Ber&#252;cksichtigung der soeben dargelegten Gesichtspunkte ist nunmehr entsprechend dem Ersuchen im Gutachtenantrag des K&#246;nigreichs Belgien zu pr&#252;fen, ob der in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehene ICS geeignet ist, die Autonomie der Unionsrechtsordnung insbesondere dadurch zu gef&#228;hrden, dass er die ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts beeintr&#228;chtigt.</p> <p class="C23Titrenumerote3">6.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die von den Vertragsparteien vorgesehenen Garantien zur Wahrung der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point115">115.</a>&#160;Die dem Gerichtshof und den nationalen Gerichten durch Art.&#160;19 Abs.&#160;1 EUV &#252;bertragene Aufgabe, die Wahrung des Unionsrechts innerhalb der Unionsrechtsordnung zu sichern, wird durch die Einrichtung eines Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten, wie er in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehen ist, meines Erachtens nicht beeintr&#228;chtigt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point116">116.</a>&#160;Das CETA enth&#228;lt n&#228;mlich hinreichende Garantien zur Wahrung der Rolle des Gerichtshofs bei der letztverbindlichen Auslegung des Unionsrechts sowie des Mechanismus der Zusammenarbeit zwischen nationalen Gerichten und Gerichtshof in Form des Vorabentscheidungsverfahrens.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point117">117.</a>&#160;Die CETA-Verhandlungsf&#252;hrer haben somit bewusst daf&#252;r gesorgt, dass die Bestimmungen des CETA m&#246;glichst wenig mit den Bestimmungen des Unionsrechts in Konflikt geraten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point118">118.</a>&#160;Ich meine daher, dass es in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA gelungen ist, eine Balance zwischen der Akzeptanz einer externen Kontrolle der T&#228;tigkeit der Union und ihrer Mitgliedstaaten anhand der in diesem Kapitel enthaltenen Investitionsschutzbestimmungen einerseits und der Wahrung der Autonomie des Unionsrechts andererseits zu gew&#228;hrleisten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point119">119.</a>&#160;In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, zu pr&#252;fen, f&#252;r welche Rechtsvorschriften das CETA-Gericht genau zust&#228;ndig ist und wie dieses Gericht mit dem innerstaatlichen Recht der Vertragsparteien, wozu das Unionsrecht geh&#246;rt, umgehen soll.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point120">120.</a>&#160;Die Zust&#228;ndigkeit des CETA-Gerichts ist eng begrenzt. Gem&#228;&#223; Art.&#160;8.18 Abs.&#160;1 CETA kann dieses Gericht n&#228;mlich nur &#252;ber die Verletzung einer Pflicht nach Abschnitt&#160;C (&#8222;Diskriminierungsfreie Behandlung&#8220;)(<a href="#Footnote106" name="Footref106">106</a>) oder nach Abschnitt&#160;D (&#8222;Investitionsschutz&#8220;) von Kapitel&#160;8 CETA entscheiden. Diese Zust&#228;ndigkeitsbegrenzung wird in Art.&#160;8.18 Abs.&#160;5 CETA bekr&#228;ftigt, wonach das CETA-Gericht &#8222;nicht &#252;ber Klagen [entscheidet], die au&#223;erhalb des Geltungsbereichs dieses Artikels liegen&#8220;. Im &#220;brigen ergibt sich aus dem Wortlaut von Art.&#160;8.18 Abs.&#160;1 CETA, dass ein Investor wegen einer Ma&#223;nahme der Union oder eines Mitgliedstaats nur dann Klage erheben darf, wenn er nachweisen kann, dass diese Ma&#223;nahme ihm einen Schaden verursacht hat. Er darf eine solche Ma&#223;nahme nicht abstrakt anfechten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point121">121.</a>&#160;Au&#223;erdem bestimmt Art.&#160;8.31 Abs.&#160;1 CETA zum anwendbaren Recht und dessen Auslegung, dass das &#8222;Gericht ... bei seinen Entscheidungen dieses Abkommen so an[wendet], wie es nach dem [in Wien am 23.&#160;Mai 1969 abgeschlossenen] Wiener &#220;bereinkommen &#252;ber das Recht der Vertr&#228;ge und anderen zwischen den Vertragsparteien geltenden v&#246;lkerrechtlichen Regeln und Grunds&#228;tzen auszulegen ist&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point122">122.</a>&#160;Aus dieser Bestimmung geht hervor, dass das CETA-Gericht, wenn es seine Entscheidung erl&#228;sst, nur das CETA und die anderen zwischen den Vertragsparteien geltenden v&#246;lkerrechtlichen Regeln und Grunds&#228;tze anwendet, so dass es nicht f&#252;r die Anwendung der Bestimmungen des Unionsrechts zust&#228;ndig ist(<a href="#Footnote107" name="Footref107">107</a>). Das innerstaatliche Recht der Vertragsparteien geh&#246;rt somit nicht zu den Rechtsvorschriften, die f&#252;r die vom CETA-Gericht zu entscheidenden Streitf&#228;lle gelten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point123">123.</a>&#160;Im &#220;brigen f&#228;llt es nach Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA &#8222;nicht in die Zust&#228;ndigkeit des Gerichts, die Rechtm&#228;&#223;igkeit einer Ma&#223;nahme, die vorgeblich einen Versto&#223; gegen dieses Abkommen darstellt, nach dem innerstaatlichen Recht einer Vertragspartei zu beurteilen&#8220;. Das bedeutet mit anderen Worten, dass das Gericht unter keinen Umst&#228;nden befugt ist, &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit eines Rechtsakts eines Mitgliedstaats oder der Union im Hinblick auf das nationale Recht dieses Staates bzw. das Unionsrecht zu entscheiden. Wegen dieses Zust&#228;ndigkeitsausschlusses kann festgestellt werden, dass das Gericht nicht in die Zust&#228;ndigkeit der nationalen Gerichte und des Unionsrichters im Bereich der Rechtm&#228;&#223;igkeitskontrolle von Rechtsakten eingreift, die den Rechtsordnungen der Mitgliedstaaten und der Unionsrechtsordnung angeh&#246;ren(<a href="#Footnote108" name="Footref108">108</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point124">124.</a>&#160;Obwohl der Gerichtshof also hervorgehoben hat, dass das Gerichtssystem der Union ein &#8222;vollst&#228;ndiges System von Rechtsbehelfen und Verfahren [ist], das die Kontrolle der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Handlungen der Organe gew&#228;hrleisten soll&#8220;(<a href="#Footnote109" name="Footref109">109</a>), l&#228;sst der durch das CETA geschaffene Streitbeilegungsmechanismus dieses System doch unber&#252;hrt, da mit ihm nicht die Rechtm&#228;&#223;igkeit von Rechtsakten der Union &#252;berpr&#252;ft werden soll. Dieser Mechanismus dient allein der &#220;berpr&#252;fung, ob Ma&#223;nahmen der Vertragsparteien mit den einschl&#228;gigen CETA-Bestimmungen vereinbar sind, und zwar zwecks Zuerkennung einer Entsch&#228;digung an die gesch&#228;digten Investoren, falls eine Unvereinbarkeit festgestellt werden sollte. Das den Rechtsprechungsorganen der Union von den Vertr&#228;gen verliehene Monopol der Rechtm&#228;&#223;igkeitskontrolle von Rechtsakten der Union wird daher nicht in Frage gestellt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point125">125.</a>&#160;Entscheidet das CETA-Gericht in Aus&#252;bung seiner Zust&#228;ndigkeit &#252;ber die Vereinbarkeit einer Ma&#223;nahme einer der Vertragsparteien mit dem CETA, so ist es nicht befugt, wie aus Art.&#160;8.39 Abs.&#160;1 CETA hervorgeht, eine Ma&#223;nahme, die es f&#252;r mit Kapitel&#160;8 CETA unvereinbar halten sollte, aufzuheben oder die Anpassung dieser Ma&#223;nahme anzuordnen(<a href="#Footnote110" name="Footref110">110</a>). Nach dieser Bestimmung kann das CETA-Gericht nur Schadensersatz in Geld oder mit Zustimmung des Beklagten die R&#252;ckerstattung von Verm&#246;genswerten zusprechen, die einem Investor durch Enteignung entzogen wurden(<a href="#Footnote111" name="Footref111">111</a>). Der ICS steht daher in der Tradition der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit, vor der insbesondere entsch&#228;digungsrechtliche Streitf&#228;lle verhandelt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point126">126.</a>&#160;Wie die franz&#246;sische Regierung zu Recht bemerkt, ist es nicht Sache des CETA-Gerichts, Rechtsstreitigkeiten zwischen zwei Parteien zu entscheiden, die unterschiedlicher Auffassung hinsichtlich der G&#252;ltigkeit oder der Auslegung eines Rechtsakts der Union sind, oder gar einen solchen Akt aufzuheben oder dessen Anpassung zu empfehlen. Das CETA-Gericht wird im Gegenteil nur f&#252;r die &#220;berpr&#252;fung zust&#228;ndig sein, ob eine bestimmte Anwendung des Unionsrechts im Einklang mit dem CETA steht, wie auch das DSB nur pr&#252;ft, ob eine bestimmte Anwendung des Unionsrechts im Einklang mit den WTO-&#220;bereinkommen steht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point127">127.</a>&#160;Es geh&#246;rt somit zu den Garantien, mittels deren eine Beeintr&#228;chtigung des Grundsatzes der Autonomie der Unionsrechtsordnung ausgeschlossen werden kann, dass die Urteilsspr&#252;che des CETA-Gerichts begrenzte Auswirkungen haben. In diesem Zusammenhang ist erg&#228;nzend darauf hinzuweisen, dass diese Urteilsspr&#252;che nach Art.&#160;8.41 Abs.&#160;1 CETA &#8222;f&#252;r die Streitparteien und f&#252;r den betreffenden Fall bindend&#8220; sein m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point128">128.</a>&#160;Im Rahmen der Aus&#252;bung dieser so begrenzten Zust&#228;ndigkeit ist auch der dem CETA-Gericht zustehende Auslegungsspielraum eingeschr&#228;nkt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point129">129.</a>&#160;In Bezug auf das innerstaatliche Recht jeder Vertragspartei bestimmt Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA n&#228;mlich &#8222;[z]ur Klarstellung: Bei seiner Beurteilung, ob eine Ma&#223;nahme im Einklang mit diesem Abkommen steht, kann das Gericht das innerstaatliche Recht einer Vertragspartei, soweit angezeigt, als Tatsache heranziehen&#8220;. Diese Bestimmung verdeutlicht den von den Vertragsparteien gew&#228;hlten Ansatz, wonach das CETA-Gericht das innerstaatliche Recht jeder Vertragspartei so wenig wie m&#246;glich auslegen und stattdessen so ber&#252;cksichtigen soll, wie es ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point130">130.</a>&#160;Insoweit ist es meines Erachtens unbedingt erforderlich, dass das CETA-Gericht die Befugnis hat, das innerstaatliche Recht jeder Vertragspartei &#8222;zu ber&#252;cksichtigen&#8220;. Denn es liegt in der Logik der von der Union ausgehandelten neuen Freihandelsabkommen und insbesondere ihrer Vorschriften &#252;ber internationale Investitionen, das Gleichgewicht zwischen den privaten Interessen der Investoren und den von den Vertragsparteien vertretenen &#246;ffentlichen Interessen wiederherzustellen. Das bedeutet, dass es den Vertragsparteien m&#246;glich sein muss, sich vor dem Gericht auf ihre innerstaatlichen Regelungen zu berufen, wenn diese den Schutz eines &#246;ffentlichen Interesses vorsehen, um die ihnen vorgeworfene Ma&#223;nahme oder Verhaltensweise zu rechtfertigen. K&#246;nnte das Gericht die Regelungen im innerstaatlichen Recht der Vertragsparteien nicht ber&#252;cksichtigen, w&#228;re es ihm unm&#246;glich, im &#246;ffentlichen Interesse liegenden legitimen Zielen Rechnung zu tragen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point131">131.</a>&#160;Zu dem im CETA so angelegten Gleichgewicht hei&#223;t es in Nr.&#160;6 Buchst.&#160;a des Gemeinsamen Auslegungsinstruments: &#8222;Das CETA enth&#228;lt moderne Investitionsvorschriften, nach denen die Regierungen weiterhin das Recht haben, im &#246;ffentlichen Interesse regelnd t&#228;tig zu werden, auch wenn sich diese Regelungen auf eine ausl&#228;ndische Investition auswirken, wobei es gleichzeitig ein hohes Ma&#223; an Schutz f&#252;r Investitionen und eine faire und transparente Streitbeilegung garantiert.&#8220; Weiter hei&#223;t es in Nr.&#160;6 Buchst.&#160;b des Gemeinsamen Auslegungsinstruments: &#8222;Im CETA wird klargestellt, dass die Regierungen ihre Gesetze &#228;ndern d&#252;rfen, und zwar auch, wenn sich dies negativ auf eine Investition oder die Gewinnerwartungen eines Investors auswirkt&#8220;(<a href="#Footnote112" name="Footref112">112</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point132">132.</a>&#160;Als Konkretisierung dieses Gedankens bestimmt Art.&#160;8.9 (&#8222;Investitionen und Regulierungsma&#223;nahmen&#8220;) Abs.&#160;1 CETA: &#8222;F&#252;r die Zwecke dieses Kapitels bekr&#228;ftigen die Vertragsparteien ihr Recht, zur Erreichung legitimer politischer Ziele wie des Schutzes der &#246;ffentlichen Gesundheit, Sicherheit, des Schutzes der Umwelt oder der &#246;ffentlichen Sittlichkeit, des Sozial- oder Verbraucherschutzes oder der F&#246;rderung und des Schutzes der kulturellen Vielfalt in ihrem jeweiligen Gebiet Regelungen zu erlassen.&#8220; Art.&#160;8.9 Abs.&#160;2 CETA sieht vor: &#8222;Zur Klarstellung: Die blo&#223;e Tatsache, dass eine Vertragspartei &#8211; auch durch &#196;nderung ihrer Gesetze &#8211; Regelungen in einer Art und Weise trifft, die sich auf eine Investition negativ auswirkt oder die Erwartungen eines Investors, einschlie&#223;lich seiner Gewinnerwartungen, beeintr&#228;chtigt, stellt keinen Versto&#223; gegen eine Verpflichtung aus diesem Abschnitt dar.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point133">133.</a>&#160;Diese Bestimmungen machen deutlich, dass ein Gleichgewicht zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Investoren und dem souver&#228;nen Recht der Staaten besteht, im &#246;ffentlichen Interesse Regelungen zu erlassen. Das wirtschaftliche Gebot, Investitionen zu f&#246;rdern und zu sch&#252;tzen, wird somit gegen den Schutz von im &#246;ffentlichen Interesse liegenden Zielen abgewogen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point134">134.</a>&#160;Eine Ber&#252;cksichtigung des innerstaatlichen Rechts der Vertragsparteien darf f&#252;r das CETA-Gericht jedoch kein Anlass sein, dieses Recht zu &#228;ndern. Es hat das Recht so zu ber&#252;cksichtigen, wie es ist. Das ist die Bedeutung der Regel, wonach das Gericht, wenn es das innerstaatliche Recht einer Vertragspartei ber&#252;cksichtigt, dieses Recht nur &#8222;als eine Tatsache&#8220; heranziehen kann. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die internationalen Gerichte, die zu kontrollieren haben, ob ein Staat die Verpflichtungen aus einem v&#246;lkerrechtlichen Vertrag erf&#252;llt hat, und die zu diesem Zweck das Recht dieses Staates &#252;berpr&#252;fen m&#252;ssen, seit jeher die Frage nach dem Sinngehalt dieses nationalen Rechts als eine Tatfrage behandeln(<a href="#Footnote113" name="Footref113">113</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point135">135.</a>&#160;Das CETA-Gericht kann bei seiner Entscheidung, ob die streitgegenst&#228;ndliche Verhaltensweise oder Ma&#223;nahme mit dem CETA vereinbar ist, die Bestimmungen im innerstaatlichen Recht der Vertragsparteien somit als Tatsachen in Betracht ziehen(<a href="#Footnote114" name="Footref114">114</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point136">136.</a>&#160;Es gibt noch eine weitere Beschr&#228;nkung in Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 des geplanten Abkommens, durch die verhindert werden soll, dass das CETA-Gericht in Bezug auf das innerstaatliche Recht rechtssch&#246;pferisch t&#228;tig wird. Wenn das Gericht das innerstaatliche Recht einer Vertragspartei als Tatsache heranzieht, hat es n&#228;mlich &#8222;der herrschenden Auslegung des innerstaatlichen Rechts durch die Gerichte und Beh&#246;rden der betreffenden Vertragspartei [zu folgen], wobei eine etwaige vom Gericht vorgenommene Auslegung innerstaatlichen Rechts f&#252;r die Gerichte und Beh&#246;rden dieser Vertragspartei nicht bindend ist&#8220;. Das CETA-Gericht kann mithin das Unionsrecht nicht verbindlich auslegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point137">137.</a>&#160;So ist es zwar denkbar, dass das Gericht bei seiner Kontrolle, wenn es z.&#160;B. die Tragweite des beanstandeten Verhaltens ermitteln muss, eine bestimmte Auslegung des Unionsrechts vornimmt; das Gericht ist jedoch gem&#228;&#223; Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA verpflichtet, der Auslegung des Unionsrechts zu folgen, die der Gerichtshof gegebenenfalls vorgenommen hat, wobei Letzterer unter keinen Umst&#228;nden daran gebunden ist, wie das CETA-Gericht das Unionsrecht auslegen k&#246;nnte. Eine etwaige Auslegung des innerstaatlichen Rechts durch das CETA-Gericht h&#228;tte daher keine Bindungswirkung f&#252;r die Beh&#246;rden und Gerichte der beklagten Vertragspartei.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point138">138.</a>&#160;Infolgedessen ist das CETA-Gericht an die Auslegung des Unionsrechts durch den Gerichtshof gebunden und hat nach Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA dieser Auslegung zu folgen, wohingegen weder der Gerichtshof noch die Organe der Union, noch die nationalen Gerichte oder Beh&#246;rden an die vom CETA-Gericht eventuell vorgenommene Auslegung des Unionsrechts gebunden sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point139">139.</a>&#160;Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA stellt somit sicher, dass eine Auslegung des Unionsrechts durch das CETA-Gericht nur stattfinden kann, wenn die Unionsrechtsordnung keinen entsprechenden Hinweis enth&#228;lt, und dass dieses Gericht eine solche Auslegung nur vornimmt, um &#252;ber den bei ihm anh&#228;ngigen Rechtsstreit zu entscheiden, wobei diese Auslegung weder die Beh&#246;rden noch die Gerichte der Union bindet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point140">140.</a>&#160;Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA enth&#228;lt also hinreichende Garantien, um zu verhindern, dass das CETA-Gericht eine Auslegung des Unionsrechts innerhalb der Unionsrechtsordnung durchsetzen kann. Insoweit sind die wesentlichen Funktionen des Gerichtshofs nicht beeintr&#228;chtigt. Vor allem l&#228;sst der in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA geschaffene Streitbeilegungsmechanismus die Funktion des Gerichtshofs unber&#252;hrt, das Unionsrecht letztverbindlich auszulegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point141">141.</a>&#160;Diese Bestimmung tr&#228;gt der Rechtsprechung des Gerichtshofs Rechnung, wonach mit Entscheidungsbefugnissen ausgestattete Organe im Rahmen einer von der Union geschlossenen &#220;bereinkunft nicht &#8222;der Union und ihren Organen bei der Aus&#252;bung ihrer internen Zust&#228;ndigkeiten eine bestimmte Auslegung der Regeln des Unionsrechts verbindlich [vorgeben d&#252;rfen]&#8220;(<a href="#Footnote115" name="Footref115">115</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point142">142.</a>&#160;Zwar hat der Gerichtshof in seinem Gutachten&#160;2/13 ausgef&#252;hrt, dass &#8222;[d]ie Auslegung einer Bestimmung des Unionsrechts, unter Einschluss des abgeleiteten Rechts, ... grunds&#228;tzlich einer Entscheidung des Gerichtshofs [bedarf], wenn es mehrere plausible Auslegungen dieser Bestimmung gibt&#8220;(<a href="#Footnote116" name="Footref116">116</a>). &#8222;Wenn es dem Gerichtshof&#8220; &#8211; so hei&#223;t es dort weiter &#8211; &#8222;nicht gestattet w&#228;re, <i>die verbindliche Auslegung</i> des abgeleiteten Rechts vorzunehmen, und wenn sich der [Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte] bei seiner Pr&#252;fung der Vereinbarkeit dieses Rechts mit der EMRK selbst f&#252;r eine der plausiblen Auslegungen entscheiden m&#252;sste, w&#252;rde <i>der Grundsatz der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts</i> fraglos verletzt&#8220;(<a href="#Footnote117" name="Footref117">117</a>). Dieser Grundsatz wird hier jedoch nicht verletzt, da die Auslegung des Unionsrechts durch das CETA-Gericht, soweit sie m&#246;glich sein und tats&#228;chlich erfolgen sollte, keine Bindungswirkung gegen&#252;ber den Beh&#246;rden und Gerichten der Union h&#228;tte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point143">143.</a>&#160;Daran &#228;ndert auch der Umstand nichts, dass, wie bereits erw&#228;hnt, ein Urteilsspruch des CETA-Gerichts nach Art.&#160;8.41 Abs.&#160;1 CETA f&#252;r die Streitparteien und f&#252;r den betreffenden Fall bindend sein wird. Sollte das CETA-Gericht gezwungen sein, das Unionsrecht selbst auszulegen, und es an einer Auslegung fehlen, die von ihm zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re, behielte der Gerichtshof weiterhin die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r eine verbindliche Auslegung des Unionsrechts. Der Urteilsspruch des CETA-Gerichts wird nur f&#252;r die Streitparteien und f&#252;r den betreffenden Fall bindend sein. Der Gerichtshof wird also, wenn er eine Auslegung des Unionsrechts durch das CETA-Gericht f&#252;r unzutreffend h&#228;lt, diese Auslegung verwerfen und eine Auslegung vornehmen k&#246;nnen, die ihm als die treffendste erscheint, ohne dass die Union deshalb ihre v&#246;lkerrechtlichen Verpflichtungen verletzen w&#252;rde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point144">144.</a>&#160;Der Auslegungsspielraum des Gerichts ist zudem dadurch begrenzt, dass die Vertragsparteien &#8222;bindende Auslegungen festlegen k&#246;nnen ... um eine etwaige Fehlinterpretation des CETA durch die Gerichte zu verhindern oder zu korrigieren&#8220;(<a href="#Footnote118" name="Footref118">118</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point145">145.</a>&#160;So bestimmt Art.&#160;8.31 Abs.&#160;3 CETA: &#8222;Bei ernsthaften Bedenken in Bezug auf Auslegungsfragen, die sich auf Investitionen auswirken k&#246;nnen, kann der Ausschuss f&#252;r Dienstleistungen und Investitionen dem Gemischten CETA-Ausschuss nach Artikel&#160;8.44 Absatz&#160;3 Buchstabe&#160;a die Annahme von Auslegungen dieses Abkommens empfehlen. Eine vom Gemischten CETA-Ausschuss angenommene Auslegung ist f&#252;r das nach diesem Abschnitt eingesetzte Gericht bindend. Der Gemischte CETA-Ausschuss kann beschlie&#223;en, dass eine Auslegung ab einem bestimmten Zeitpunkt bindende Wirkung hat&#8220;(<a href="#Footnote119" name="Footref119">119</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point146">146.</a>&#160;Au&#223;erdem trifft bzw. formuliert gem&#228;&#223; Art.&#160;26.3 Abs.&#160;3 CETA &#8222;[d]er Gemischte CETA-Ausschuss ... seine Beschl&#252;sse und ... seine Empfehlungen einvernehmlich&#8220;. In Analogie zu den Ausf&#252;hrungen des Gerichtshofs im Gutachten&#160;1/00 stellt eine solche Beschlussfassung eine Garantie f&#252;r die Union dar, dass ihr in ihren Beziehungen zu den Mitgliedstaaten oder deren Staatsangeh&#246;rigen keine Auslegung verbindlich vorgegeben wird, die der Rechtsprechung des Gerichtshofs zuwiderl&#228;uft(<a href="#Footnote120" name="Footref120">120</a>). Der Text des CETA hindert auch nicht daran, die von der Union im Rahmen des Gemischten Ausschusses vertretene Auffassung gegebenenfalls dem Gerichtshof im Wege der im AEU-Vertrag vorgesehenen Rechtsbehelfe vorzulegen(<a href="#Footnote121" name="Footref121">121</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point147">147.</a>&#160;Weiter ist darauf hinzuweisen, dass nach Art.&#160;8.28 Abs.&#160;1 CETA &#8222;eine Rechtsbehelfsinstanz eingesetzt [wird], der die &#220;berpr&#252;fung von nach diesem Abschnitt ergangenen Urteilsspr&#252;chen obliegt&#8220;. Gem&#228;&#223; Art.&#160;8.28 Abs.&#160;7 CETA hat der Gemischte CETA-Ausschuss &#8222;umgehend einen Beschluss [zu fassen], in dem ... administrative und organisatorische Aspekte der Arbeitsweise der Rechtsbehelfsinstanz geregelt werden&#8220;, die in dieser Bestimmung im Einzelnen aufgef&#252;hrt sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point148">148.</a>&#160;Die blo&#223;e Existenz der Rechtsbehelfsinstanz ist eine zus&#228;tzliche Garantie daf&#252;r, dass es beim Erlass einer Entscheidung im Rahmen des Streitbeilegungsmechanismus gem&#228;&#223; Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA zu keinem falschen Verst&#228;ndnis des als Tatsache herangezogenen Unionsrechts kommt. Denn die Rechtsbehelfsinstanz wird nach Art.&#160;8.28 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b CETA einen Urteilsspruch des CETA-Gerichts auch &#8222;aufgrund von offenkundigen Fehlern bei der W&#252;rdigung des Sachverhalts, unter anderem bei der Beurteilung relevanter Vorschriften des innerstaatlichen Rechts&#8220;, ab&#228;ndern oder aufheben k&#246;nnen. Das bedeutet, dass es m&#246;glich sein wird, einen etwaigen Fehler des CETA-Gerichts bei der Auslegung des Unionsrechts im Rahmen der &#220;berpr&#252;fung seiner Urteilsspr&#252;che durch die Rechtsbehelfsinstanz noch zu korrigieren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point149">149.</a>&#160;Nach Art.&#160;8.28 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b CETA muss deshalb ein Rechtsmittelf&#252;hrer, der die W&#252;rdigung des einschl&#228;gigen innerstaatlichen Rechts durch das Gericht beanstandet, entsprechend dem Erfordernis des Nachweises eines offenkundigen Fehlers dartun, dass das Gericht Erw&#228;gungen angestellt hat, die dem Inhalt des in Rede stehenden innerstaatlichen Rechts offensichtlich zuwiderlaufen, oder diesen eine Tragweite beigemessen hat, die ihm offensichtlich nicht zukommt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point150">150.</a>&#160;Die Beschr&#228;nkung der &#220;berpr&#252;fung im Rechtsbehelfsverfahren auf offenkundige Fehler bei der W&#252;rdigung des Sachverhalts steht im Einklang mit dem Grundgedanken, wonach das Gericht das innerstaatliche Recht der Vertragsparteien m&#246;glichst wenig auslegen soll. Es gilt daher zu verhindern, dass sich der Rechtsstreit in der ersten wie auch in der Rechtsbehelfsinstanz auf die Bedeutung dieses innerstaatlichen Rechts konzentriert.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point151">151.</a>&#160;Es ist festzuhalten, dass diese in Art.&#160;8.28 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b CETA vorgesehene &#220;berpr&#252;fung im Rechtsbehelfsverfahren der Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs im Rechtsmittelverfahren entspricht. Insoweit ist der Gerichtshof nach st&#228;ndiger Rechtsprechung &#8222;im Rahmen eines Rechtsmittels ausschlie&#223;lich zu der Nachpr&#252;fung befugt, ob eine Verf&#228;lschung des nationalen Rechts stattgefunden hat, die sich in offensichtlicher Weise aus den Akten ergeben muss&#8220;(<a href="#Footnote122" name="Footref122">122</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point152">152.</a>&#160;Die auf einen offenkundigen Fehler begrenzte &#220;berpr&#252;fung durch die Rechtsbehelfsinstanz d&#252;rfte freilich nur f&#252;r den wohl relativ seltenen Fall eine Rolle spielen, dass es in der Unionsrechtsordnung keinen einzigen Anhaltspunkt daf&#252;r gibt, wie eine Bestimmung des Unionsrechts verstanden werden sollte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point153">153.</a>&#160;Ist das CETA-Gericht dagegen nachweislich von einer bestehenden Auslegung des Unionsrechts abgewichen, dann k&#246;nnte seine W&#252;rdigung meines Erachtens als einfacher Rechtsfehler gem&#228;&#223; Art.&#160;8.28 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a CETA beanstandet werden, weil dann davon auszugehen w&#228;re, dass dieses Gericht Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA verletzt hat, der seine Zust&#228;ndigkeit begrenzt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point154">154.</a>&#160;Wie bereits erw&#228;hnt, geht aus Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA n&#228;mlich hervor, dass das Gericht, wenn es das innerstaatliche Recht einer Vertragspartei als Tatsache heranzieht, der herrschenden Auslegung dieses Rechts durch die Gerichte und Beh&#246;rden der betreffenden Vertragspartei folgen muss. Daher w&#228;re der Versto&#223; gegen Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA nach meinem Daf&#252;rhalten ein Fehler bei der Anwendung des anwendbaren Rechts im Sinne von Art.&#160;8.28 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a CETA, wobei dieser Versto&#223; festgestellt werden k&#246;nnte, wenn das Gericht eine eigenst&#228;ndige Auslegung des Unionsrechts ohne R&#252;cksicht auf die Auslegung dieses Rechts seitens der Organe oder der Gerichte der Union vorn&#228;hme, obwohl es nach Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA verpflichtet w&#228;re, sich auf die herrschende Auslegung des Unionsrechts zu st&#252;tzen. Die Verletzung dieser Verpflichtung w&#252;rde mit anderen Worten einen Rechtsfehler darstellen, dessen Nachweis nicht die Feststellung einer Offenkundigkeit im Sinne von Art.&#160;8.28 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b CETA verlangen w&#252;rde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point155">155.</a>&#160;Daraus folgt, dass das CETA-Gericht f&#252;r die Auslegung und Anwendung des CETA zust&#228;ndig ist und dass es wegen dieser genau begrenzten Zust&#228;ndigkeit das Ziel einer einheitlichen Auslegung des Unionsrechts oder die den Unionsgerichten &#252;bertragene Aufgabe, die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Rechtsakte der Organe zu &#252;berpr&#252;fen, nicht gef&#228;hrden kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point156">156.</a>&#160;Angesichts der Garantien, mit denen die Einrichtung des Streitbeilegungsmechanismus gem&#228;&#223; Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA versehen ist, bin ich der Meinung, dass die Union sich einer externen Kontrolle unterwerfen darf, die auf die Beachtung der im CETA aufgef&#252;hrten Standards im Bereich des Investitionsschutzes gerichtet ist, ohne dass die Autonomie der Unionsrechtsordnung beeintr&#228;chtigt w&#252;rde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point157">157.</a>&#160;Au&#223;erdem ist das CETA, wie mehrere Verfahrensbeteiligte dargelegt haben, weder mit dem Entwurf eines Abkommens &#252;ber die Schaffung des Europ&#228;ischen Wirtschaftsraums (EWR) in der im Gutachten&#160;1/91 (EWR-Abkommen &#8211; I) vom 14.&#160;Dezember 1991(<a href="#Footnote123" name="Footref123">123</a>) behandelten Fassung noch mit dem im Gutachten&#160;1/00(<a href="#Footnote124" name="Footref124">124</a>) behandelten Entwurf eines &#220;bereinkommens &#252;ber die Schaffung eines gemeinsamen europ&#228;ischen Luftverkehrsraums (GELR-&#220;bereinkommen) vergleichbar. Mit Kapitel&#160;8 Abschnitte&#160;C und D CETA wird n&#228;mlich eine Erweiterung des Besitzstands der Gemeinschaft auf Kanada durch eine &#220;bertragung des Unionsrechts weder bezweckt noch bewirkt. Wenngleich es materiell-rechtliche &#220;berschneidungen mit dem im unionsinternen Recht vorgesehenen Investitionsschutz gibt, l&#228;sst sich doch nicht sagen, dass die Bestimmungen in Kapitel&#160;8 Abschnitte&#160;C und D CETA damit identisch w&#228;ren. Diese Bestimmungen verweisen auf die &#252;blichen Standards im Bereich des internationalen Investitionsschutzes, wobei sie diese verdeutlichen und verst&#228;rken. Im &#220;brigen enth&#228;lt das CETA auch nicht die Verpflichtung, eine einheitliche Auslegung der im CETA und im innerstaatlichen Recht der Vertragsparteien enthaltenen Schutznormen zu gew&#228;hrleisten(<a href="#Footnote125" name="Footref125">125</a>). Unter diesem Aspekt besteht nicht die Gefahr, dass die Auslegung von Kapitel&#160;8 Abschnitte&#160;C und D CETA durch das Gericht Auswirkungen auf die Auslegung des unionsinternen Rechts haben k&#246;nnte, die der Gerichtshof in seinem Gutachten&#160;1/91 f&#252;r mit dem Grundsatz der Autonomie der Unionsrechtsordnung unvereinbar erkl&#228;rt hat(<a href="#Footnote126" name="Footref126">126</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point158">158.</a>&#160;Jedenfalls kommt es entscheidend darauf an, dass der durch das CETA geschaffene Mechanismus aufgrund der vorstehend aufgef&#252;hrten Garantien auch hinsichtlich im Kern gleichlautender Schutznormen nicht dazu f&#252;hrt, dass der Union und ihren Organen bei der Aus&#252;bung ihrer internen Zust&#228;ndigkeit eine bestimmte Auslegung von Regeln des Unionsrechts vorgeschrieben wird, die m&#246;glicherweise im CETA &#228;hnlich formuliert w&#228;ren, wobei jede Kategorie von Normen formal getrennt bliebe und ihre eigene Auslegung behalten k&#246;nnte(<a href="#Footnote127" name="Footref127">127</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point159">159.</a>&#160;Die Vorschriften des CETA &#252;ber das CETA-Gericht sind auch von denjenigen des Entwurfs einer &#220;bereinkunft &#252;ber den Beitritt der Europ&#228;ischen Union zur EMRK zu unterscheiden, der Gegenstand des Gutachtens&#160;2/13 war. In diesem Gutachten hat der Gerichtshof mehrere Gr&#252;nde hervorgehoben, aus denen sich eine Beeintr&#228;chtigung der Autonomie des Unionsrechts ergab, wozu u.&#160;a. der Umstand geh&#246;rte, dass die geplante &#220;bereinkunft die gegenseitigen Beziehungen zwischen der Union und den Mitgliedstaaten sowie die Zust&#228;ndigkeitsverteilung zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten st&#246;ren konnte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point160">160.</a>&#160;Das CETA-Gericht hat jedoch keinerlei Befugnis, sich zu den gegenseitigen Beziehungen zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten, zwischen den Mitgliedstaaten selbst oder zwischen den Investoren aus einem Mitgliedstaat und den anderen Mitgliedstaaten zu &#228;u&#223;ern. Das CETA-Gericht unterscheidet sich insoweit von den in den Gutachten&#160;1/09 und 2/13 behandelten Rechtsprechungsorganen, als das in jedem dieser Gutachten gepr&#252;fte &#220;bereinkommen zwar von der Union geschlossen worden war, sowohl das Gericht f&#252;r europ&#228;ische Patente und Gemeinschaftspatente als auch der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte jedoch befugt gewesen w&#228;ren, &#252;ber unionsinterne Rechtsstreitigkeiten zu entscheiden. So verh&#228;lt es sich beim CETA-Gericht nicht, das nur &#252;ber Rechtsstreitigkeiten entscheiden darf, bei denen sich Investoren einer Vertragspartei und die andere Vertragspartei gegen&#252;berstehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point161">161.</a>&#160;Im &#220;brigen entscheidet das CETA-Gericht nicht &#252;ber die Zust&#228;ndigkeitsverteilung zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten. Das CETA sieht n&#228;mlich in seinem Art.&#160;8.21 Modalit&#228;ten vor, nach denen der Beklagte im Rahmen eines von einem kanadischen Investor eingeleiteten Verfahrens automatisch bestimmt wird, und zwar unbeschadet der Verordnung (EU) Nr.&#160;912/2014 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 23.&#160;Juli 2014 zur Schaffung der Rahmenbedingungen f&#252;r die Regelung der finanziellen Verantwortung bei Investor-Staat-Streitigkeiten vor Schiedsgerichten, welche durch internationale &#220;bereink&#252;nfte eingesetzt wurden, bei denen die Europ&#228;ische Union Vertragspartei ist(<a href="#Footnote128" name="Footref128">128</a>). So sieht Art.&#160;8.21 Abs.&#160;1 CETA bei einem vorgeblichen Versto&#223; gegen dieses Abkommen seitens der Union oder eines Mitgliedstaats vor, dass ein Investor, der beabsichtigt, eine Klage nach Art.&#160;8.23 CETA einzureichen, &#8222;der ... Union ein Ersuchen um Feststellung des Beklagten&#8220; &#252;bermitteln muss. Die Union stellt sodann fest, ob es sich bei dem Beklagten um sie selbst oder um einen ihrer Mitgliedstaaten handelt, und teilt dies dem Investor mit(<a href="#Footnote129" name="Footref129">129</a>). Wird dem Investor nicht innerhalb von 50 Tagen nach seinem Ersuchen um Feststellung des Beklagten mitgeteilt, wer als Beklagter ermittelt wurde, und handelt es sich bei den im Ersuchen genannten Ma&#223;nahmen ausschlie&#223;lich um Ma&#223;nahmen eines Mitgliedstaats, so ist Letzterer der Beklagte. Umfassen die in dem Ersuchen genannten Ma&#223;nahmen auch solche der Union, so ist die Union der Beklagte(<a href="#Footnote130" name="Footref130">130</a>). Das CETA-Gericht ist an diese Feststellung nach Art.&#160;8.21 Abs.&#160;3 oder 4 CETA gebunden(<a href="#Footnote131" name="Footref131">131</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point162">162.</a>&#160;Die Regeln, anhand deren festgestellt werden kann, ob die Union oder der betroffene Mitgliedstaat als Beklagter aufzutreten hat, finden sich in der Verordnung Nr.&#160;912/2014. Die von der Kommission erlassenen Beschl&#252;sse sind Durchf&#252;hrungsrechtsakte. Es handelt sich somit um Rechtsakte, die zur Kontrolle ihrer Rechtm&#228;&#223;igkeit den Unionsgerichten vorgelegt werden k&#246;nnen. Wie der Rat zu Recht hervorhebt, entscheidet also letztlich der Gerichtshof dar&#252;ber, wer als Beklagter aufzutreten hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point163">163.</a>&#160;Die vorliegende Rechtssache unterscheidet sich infolgedessen vom Gutachten&#160;2/13, in dem der Gerichtshof festgestellt hat, dass die in der geplanten &#220;bereinkunft vorgesehenen Modalit&#228;ten des Mitbeschwerdegegner-Mechanismus nicht gew&#228;hrleisteten, dass die besonderen Merkmale der Union und des Unionsrechts erhalten blieben. Diese Modalit&#228;ten beeintr&#228;chtigten n&#228;mlich die ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die Entscheidung &#252;ber die Verteilung der Zust&#228;ndigkeiten zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten(<a href="#Footnote132" name="Footref132">132</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point164">164.</a>&#160;Da das CETA-Gericht somit gem&#228;&#223; Art.&#160;8.21 CETA nicht befugt ist, &#252;ber die Verteilung der Zust&#228;ndigkeiten zwischen der Union und ihren Mitgliedstaaten zu entscheiden, kann nicht festgestellt werden, dass das CETA in dieser Hinsicht die Autonomie der Unionsrechtsordnung beeintr&#228;chtigen w&#252;rde.</p> <p class="C23Titrenumerote3">7.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Der ICS ber&#252;hrt nicht die Aufgabe der nationalen Gerichte, eine effektive Anwendung des Unionsrechts zu gew&#228;hrleisten</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point165">165.</a>&#160;Durch Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA wird ein Mechanismus geschaffen, den man als &#8222;gerichts&#228;hnlich&#8220; bezeichnen k&#246;nnte, der in mancherlei Hinsicht noch von den Regeln der Investitionsschiedsgerichtsbarkeit gepr&#228;gt ist und der im Wesentlichen die Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten &#252;ber die Auslegung oder Anwendung des betreffenden internationalen Abkommens selbst zum Gegenstand hat. Au&#223;erdem ber&#252;hrt dieser Mechanismus, da er eine alternative Form der Beilegung von Streitigkeiten im Bereich des Investitionsschutzes darstellt, bei denen es um die Anwendung des CETA geht, weder die Zust&#228;ndigkeiten der Gerichte der Mitgliedstaaten f&#252;r die Auslegung und Anwendung des Unionsrechts noch deren Befugnis oder Verpflichtung, den Gerichtshof um Vorabentscheidung zu ersuchen, und dessen Zust&#228;ndigkeit, die Fragen dieser Gerichte zu beantworten(<a href="#Footnote133" name="Footref133">133</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point166">166.</a>&#160;Obwohl das Gericht ebenso wie das im Gutachten&#160;1/09 behandelte Gericht f&#252;r europ&#228;ische Patente und Gemeinschaftspatente au&#223;erhalb des institutionellen und gerichtlichen Rahmens der Union verortet ist, wird ihm doch, anders als dies bei dem Patentgericht hinsichtlich einer betr&#228;chtlichen Zahl von Klagen Einzelner im Zusammenhang mit dem Gemeinschaftspatent der Fall war(<a href="#Footnote134" name="Footref134">134</a>), keine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Entscheidung &#252;ber Klagen ausl&#228;ndischer Investoren im Bereich des Investitionsschutzes oder f&#252;r die Auslegung und Anwendung des Unionsrechts in diesem Bereich &#252;bertragen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point167">167.</a>&#160;Wie die Kommission in ihrer Stellungnahme zu Recht bemerkt, soll das CETA-Gericht nicht das unionsinterne Recht, sondern allein die Bestimmungen des CETA anwenden. Das CETA trifft zus&#228;tzliche v&#246;lkerrechtliche Schutzma&#223;nahmen und sieht einen spezifischen Mechanismus vor, der es den Investoren der jeweils anderen Vertragspartei erlaubt, sich auf diese Schutzma&#223;nahmen zu berufen. Jedoch beschr&#228;nkt das CETA nicht die den ausl&#228;ndischen Investoren nach dem unionsinternen Recht zustehenden materiellen Rechte. Es f&#252;hrt auch nicht zu einer Beschr&#228;nkung der Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs oder der mitgliedstaatlichen Gerichte, &#252;ber Klagen zu entscheiden, mit deren Erhebung sichergestellt werden soll, dass solche durch das unionsinterne Recht verliehenen Rechte beachtet werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point168">168.</a>&#160;So hindert die Errichtung des ICS die ausl&#228;ndischen Investoren nicht daran, wegen des Schutzes ihrer Investitionen die Gerichte der Vertragsparteien zwecks Anwendung des innerstaatlichen Rechts dieser Parteien anzurufen(<a href="#Footnote135" name="Footref135">135</a>). In diesem Fall werden sich die ausl&#228;ndischen Investoren wegen der fehlenden Direktwirkung des CETA vor den Gerichten der Vertragsparteien nicht unmittelbar auf eine Verletzung dieses Abkommens, sondern nur auf das innerstaatliche Recht dieser Parteien berufen k&#246;nnen, vorausgesetzt nat&#252;rlich, dass es geeignete Schutzvorschriften enth&#228;lt. Abgesehen davon, dass beide Klagearten somit auf unterschiedlichen Referenznormen beruhen, haben sie nicht zwangsl&#228;ufig denselben Streitgegenstand. Im Gegensatz zu einer Klage vor dem CETA-Gericht wird mit einer Klage vor den innerstaatlichen Gerichten der Vertragsparteien n&#228;mlich nicht nur eine Entsch&#228;digung, sondern auch die Aufhebung eines innerstaatlichen Rechtsakts dieser Parteien beantragt werden k&#246;nnen. Es handelt sich also um zwei Rechtsschutzm&#246;glichkeiten, die sich erg&#228;nzen, nicht aber gegeneinander austauschbar sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point169">169.</a>&#160;Die Vertragsparteien haben Regeln f&#252;r das Wahlrecht der ausl&#228;ndischen Investoren aufgestellt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point170">170.</a>&#160;In Art.&#160;8.22 (&#8222;Verfahrens- und sonstige Vorschriften f&#252;r die Einreichung einer Klage beim Gericht&#8220;) CETA hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ein Investor kann nur dann eine Klage nach Artikel&#160;8.23 einreichen, wenn er</p> <p class="C09Marge0avecretrait">...</p> <p class="C09Marge0avecretrait">f)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;etwaige bereits nach innerstaatlichem oder internationalem Recht angestrengte Klagen oder Gerichtsverfahren in Bezug auf eine Ma&#223;nahme, die vorgeblich einen Versto&#223; gegen das Abkommen darstellt und die in seiner Klage angef&#252;hrt wird, zur&#252;cknimmt beziehungsweise einstellt, und</p> <p class="C09Marge0avecretrait">g)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;auf sein Recht verzichtet, in Bezug auf eine Ma&#223;nahme, die vorgeblich einen Versto&#223; gegen das Abkommen darstellt und die in seiner Klage angef&#252;hrt wird, eine Klage oder ein Gerichtsverfahren nach innerstaatlichem oder internationalem Recht anzustrengen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point171">171.</a>&#160;Diese Bestimmungen zeigen, dass dem CETA-Gericht nur eine alternative Zust&#228;ndigkeit &#252;bertragen wird. So privilegiert laut Nr.&#160;6 Buchst.&#160;a des Gemeinsamen Auslegungsinstruments &#8222;[d]as CETA ... nicht die Anrufung [des] mit dem Abkommen eingerichteten [ICS]. Die Investoren k&#246;nnen sich stattdessen daf&#252;r entscheiden, die verf&#252;gbaren Rechtsbehelfe vor inl&#228;ndischen Gerichten einzulegen&#8220;. Im &#220;brigen k&#246;nnten die Investoren, wenn es f&#252;r sie unm&#246;glich w&#228;re, parallel zu einer Klage vor dem CETA-Gericht oder im Anschluss an eine solche Klage die Gerichte der Vertragsparteien anzurufen, dazu verleitet werden, sich zun&#228;chst an diese Gerichte zu wenden. Diese Bestimmungen f&#246;rdern somit die Ersch&#246;pfung der innerstaatlichen Rechtswege, selbst wenn eine solche nicht als Vorbedingung f&#252;r den Zugang zum CETA-Gericht vorgeschrieben ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point172">172.</a>&#160;Es ist also festzustellen, dass die mitgliedstaatlichen Gerichte, auch wenn sie wegen der fehlenden Direktwirkung des CETA nicht die Aufgabe haben, dieses Abkommen anzuwenden, dennoch ihren Status als &#8222;ordentliche&#8220; Gerichte der Unionsrechtsordnung, einschlie&#223;lich ihrer Rolle bei eventuellen Ersuchen um Vorabentscheidung, nicht verlieren. Im &#220;brigen wird dem Gerichtshof seine Zust&#228;ndigkeit, die von diesen Gerichten zur Vorabentscheidung vorgelegten Fragen zu beantworten, nicht genommen. Es kann daher keine Verf&#228;lschung der Zust&#228;ndigkeiten festgestellt werden, die die Vertr&#228;ge den Unionsorganen und den Mitgliedstaaten zuweisen und die f&#252;r die Wahrung der Natur des Unionsrechts wesentlich sind(<a href="#Footnote136" name="Footref136">136</a>).</p> <p class="C23Titrenumerote3">8.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Koh&#228;renz mit den Zielen des ausw&#228;rtigen Handelns der Union</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point173">173.</a>&#160;Bei der Pr&#252;fung der Vereinbarkeit von Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA mit dem Grundsatz der Autonomie des Unionsrechts ist meines Erachtens geb&#252;hrend zu ber&#252;cksichtigen, dass die Union in der Lage sein muss, zur Verwirklichung der Grunds&#228;tze und Ziele ihres ausw&#228;rtigen Handelns beizutragen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point174">174.</a>&#160;Wie die slowakische Regierung in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu Recht bemerkt hat, sollte der Gerichtshof den Grundsatz der Autonomie des Unionsrechts inhaltlich so bestimmen, dass nicht nur die spezifischen Merkmale des Unionsrechts gewahrt bleiben, sondern die Union sich auch an der Entwicklung des V&#246;lkerrechts und einer regelbasierten V&#246;lkerrechtsordnung beteiligen kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point175">175.</a>&#160;Mit den Bestimmungen in Kapitel&#160;8 CETA l&#228;sst sich nach meiner Meinung eine Balance zwischen der Wahrung des spezifischen Verfassungsgef&#252;ges der Union und deren ausw&#228;rtigem Handeln erreichen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point176">176.</a>&#160;Nach Art.&#160;3 Abs.&#160;5 EUV sch&#252;tzt und f&#246;rdert die Union &#8222;[i]n ihren Beziehungen zur &#252;brigen Welt ... ihre Werte und Interessen und tr&#228;gt zum Schutz ihrer B&#252;rgerinnen und B&#252;rger bei. Sie leistet einen Beitrag zu ... globaler nachhaltiger Entwicklung, ... zu freiem und gerechtem Handel ... sowie zur strikten Einhaltung und Weiterentwicklung des V&#246;lkerrechts ...&#8220;. Dieses letztere Ziel setzt logischerweise voraus, dass die Union die Initiativen und Kontrollmechanismen f&#246;rdern sollte, mit denen die Effektivit&#228;t der v&#246;lkerrechtlichen Vertr&#228;ge, an denen sie beteiligt ist, gest&#228;rkt wird(<a href="#Footnote137" name="Footref137">137</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point177">177.</a>&#160;Bei ihrem Handeln auf internationaler Ebene muss sich die Union gem&#228;&#223; Art.&#160;21 Abs.&#160;2 EUV &#8222;f&#252;r ein hohes Ma&#223; an Zusammenarbeit auf allen Gebieten der internationalen Beziehungen ein[setzen]&#8220;, indem sie insbesondere die &#8222;Rechtsstaatlichkeit ... und die Grunds&#228;tze des V&#246;lkerrechts&#8220;(<a href="#Footnote138" name="Footref138">138</a>) durch &#8222;die Integration aller L&#228;nder in die Weltwirtschaft ..., unter anderem auch durch den schrittweisen Abbau internationaler Handelshemmnisse&#8220;(<a href="#Footnote139" name="Footref139">139</a>), festigt und f&#246;rdert, indem sie &#8222;zur Entwicklung von internationalen Ma&#223;nahmen [beitr&#228;gt] ..., um eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen&#8220;(<a href="#Footnote140" name="Footref140">140</a>), und indem sie &#8222;eine Weltordnung [f&#246;rdert], die auf einer verst&#228;rkten multilateralen Zusammenarbeit und einer verantwortungsvollen Weltordnungspolitik beruht&#8220;(<a href="#Footnote141" name="Footref141">141</a>). Nach Art.&#160;207 Abs.&#160;1 AEUV wird &#8222;[d]ie gemeinsame Handelspolitik ... im Rahmen der Grunds&#228;tze und Ziele des ausw&#228;rtigen Handelns der Union gestaltet&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point178">178.</a>&#160;Kapitel&#160;8 CETA entspricht meines Erachtens in vollem Umfang diesen Zielen, da die darin enthaltenen Vorschriften &#252;ber den Investitionsschutz, die zur Rechtssicherheit f&#252;r die Investoren sowie zur Ausweitung des Handelsverkehrs zwischen der Union und Kanada beitragen(<a href="#Footnote142" name="Footref142">142</a>), und ein spezifischer Streitbeilegungsmechanismus mit der ausdr&#252;cklichen Bekr&#228;ftigung des Rechts der Vertragsparteien einhergehen, die notwendigen Regelungen zu erlassen, um legitime Ziele des Allgemeinwohls etwa im Bereich der &#246;ffentlichen Gesundheit, der Sicherheit, des Umwelt- oder des sozialen Schutzes zu erreichen.</p> <p class="C23Titrenumerote3">9.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Einrichtung eines Mechanismus der vorherigen Befassung des Gerichtshofs und die M&#246;glichkeit einer vollst&#228;ndigen &#220;berpr&#252;fung der Urteilsspr&#252;che durch die Gerichte der Mitgliedstaaten sind nicht notwendig</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point179">179.</a>&#160;Wie gesagt besteht der Daseinszweck eines Streitbeilegungsmechanismus, wie er in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehen ist, darin, die Neutralit&#228;t und die Autonomie der Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten im Verh&#228;ltnis zu den Gerichtssystemen der Vertragsparteien zu gew&#228;hrleisten. Nach dieser Logik ist es verst&#228;ndlich, dass die Vertragsparteien kein Verfahren der vorherigen Befassung des Gerichtshofs und auch keine Regelung vorgesehen haben, wonach die Urteilsspr&#252;che des Gerichts systematisch einer vollst&#228;ndigen &#220;berpr&#252;fung durch ihre Gerichte sollten unterworfen werden k&#246;nnen. Eine solche Ankn&#252;pfung an das Gerichtssystem der Vertragsparteien h&#228;tte im Widerspruch zu ihrem Willen gestanden, einen Streitbeilegungsmechanismus einzuf&#252;hren, der gerade au&#223;erhalb ihrer Gerichtssysteme angesiedelt sein sollte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point180">180.</a>&#160;Da Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA anerkannterma&#223;en hinreichende Garantien enth&#228;lt, um zu verhindern, dass dieser Mechanismus die ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts beeintr&#228;chtigt, kann diese Entscheidung der Vertragsparteien nach meiner Meinung nicht in Frage gestellt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point181">181.</a>&#160;Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass je nach der Wahl der Schiedsordnung, aufgrund deren eine Klage erhoben wird(<a href="#Footnote143" name="Footref143">143</a>), eine &#220;berpr&#252;fung durch die Gerichte des Mitgliedstaats, in dem die Vollstreckung beantragt wird, vor allem bei einem Konflikt mit der &#246;ffentlichen Ordnung dieses Staates(<a href="#Footnote144" name="Footref144">144</a>) nicht ausgeschlossen ist(<a href="#Footnote145" name="Footref145">145</a>). Die Vereinbarkeit des in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehenen Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten mit dem Grundsatz der Autonomie des Unionsrechts h&#228;ngt meines Erachtens aber nicht von der Existenz einer solchen &#220;berpr&#252;fung ab.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point182">182.</a>&#160;Was im &#220;brigen den mitunter ge&#228;u&#223;erten Vorschlag betrifft, in einem derartigen Abkommen ein Verfahren zur vorherigen Befassung des Gerichtshofs bei Fragen nach der Auslegung des Unionsrechts vorzusehen, so ist, wie die deutsche Regierung und die Kommission zu Recht darlegen, das Erfordernis der Gegenseitigkeit zu ber&#252;cksichtigen. Denn abgesehen davon, dass es schwierig, wenn nicht unm&#246;glich w&#228;re, ein solches Verfahren mit Drittstaaten zu vereinbaren(<a href="#Footnote146" name="Footref146">146</a>), m&#252;sste die Union, falls ihre Partner damit einverstanden w&#228;ren, auch diesen wegen der f&#252;r ihre beiderseitigen Beziehungen ma&#223;geblichen Gegenseitigkeit die M&#246;glichkeit einr&#228;umen, ihren innerstaatlichen Gerichten eine Zust&#228;ndigkeit f&#252;r Vorabentscheidungen &#252;ber die Auslegung des innerstaatlichen Rechts vorzusehen. F&#252;r die Investoren aus der Union liefe dies dem Daseinszweck des Streitbeilegungsmechanismus zuwider, der darin besteht, neutral und von den innerstaatlichen Gerichten der anderen Vertragspartei unabh&#228;ngig zu sein. Das w&#252;rde das Interesse an diesem Mechanismus und dessen Attraktivit&#228;t erheblich verringern, insbesondere wenn die Union Beziehungen zu Drittstaaten aufnehmen sollte, deren innerstaatliche Gerichte den Anforderungen an Unparteilichkeit und Unabh&#228;ngigkeit sowie dem Beschleunigungsgebot nicht oder nur unvollkommen entsprechen, und k&#246;nnte letztlich das Schutzniveau f&#252;r die von Investoren aus der Union in diesen Staaten get&#228;tigten Investitionen beeintr&#228;chtigen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point183">183.</a>&#160;Ich begr&#252;&#223;e deshalb das Vorgehen der CETA-Verhandlungsf&#252;hrer, die bei den Bestimmungen dieses Abkommens besonders sorgf&#228;ltig darauf geachtet haben, dass der vorgesehene Streitbeilegungsmechanismus m&#246;glichst wenig in die Gerichtssysteme der Vertragsparteien eingreift.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point184">184.</a>&#160;Nach alledem bin ich der Meinung, dass der in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehene Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten die Autonomie des Unionsrechts nicht beeintr&#228;chtigt und insbesondere den Grundsatz der ausschlie&#223;lichen Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs f&#252;r die verbindliche Auslegung des Unionsrechts unber&#252;hrt l&#228;sst.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum allgemeinen Grundsatz der Gleichbehandlung und zum Gebot der Effektivit&#228;t des Unionsrechts</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point185">185.</a>&#160;In diesem Teil seines Antrags auf Gutachten tr&#228;gt das K&#246;nigreich Belgien zun&#228;chst vor, das CETA sehe f&#252;r kanadische Investoren einen privilegierten Rechtsweg vor. Kanadische Unternehmen, die in der Union investierten, k&#246;nnten n&#228;mlich einen Rechtsstreit entweder vor ein unionsinternes Gericht oder vor das CETA-Gericht bringen, w&#228;hrend Unternehmen aus der Union, die in der Union investierten, diese Wahlm&#246;glichkeit nicht h&#228;tten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point186">186.</a>&#160;Es sei zu pr&#252;fen, ob eine solche Situation mit Art.&#160;20 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union(<a href="#Footnote147" name="Footref147">147</a>), wonach &#8222;alle Personen ... vor dem Gesetz gleich [sind]&#8220;, sowie mit Art.&#160;21 Abs.&#160;2 der Charta, wonach &#8222;unbeschadet besonderer Bestimmungen der Vertr&#228;ge ... in ihrem Anwendungsbereich jede Diskriminierung aus Gr&#252;nden der Staatsangeh&#246;rigkeit verboten [ist]&#8220;, vereinbart werden k&#246;nne.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point187">187.</a>&#160;Das K&#246;nigreich Belgien macht sodann geltend, nach Art.&#160;8.39 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a CETA sei, wenn ein kanadischer Investor Klage beim CETA-Gericht im Namen eines &#8222;gebietsans&#228;ssigen Unternehmens&#8220; (d.&#160;h. eines in der Union ans&#228;ssigen Unternehmens, das direkt oder indirekt im Eigentum oder unter der Kontrolle dieses kanadischen Investors stehe)(<a href="#Footnote148" name="Footref148">148</a>) erhebe, der von diesem Gericht gegebenenfalls zuerkannte Schadensersatz an dieses gebietsans&#228;ssige Unternehmen zu zahlen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point188">188.</a>&#160;Diese Bestimmung k&#246;nne zwar durch die f&#252;r internationale Investitionsschutzabkommen typische Zielsetzung gerechtfertigt werden, die Wirtschaft der Vertragspartei zu f&#246;rdern, in deren Gebiet das betreffende Unternehmen ans&#228;ssig sei. Gleichwohl m&#252;sse gepr&#252;ft werden, ob diese Bestimmung mit den Art.&#160;20 und 21 der Charta vereinbar sei.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point189">189.</a>&#160;Das K&#246;nigreich Belgien wirft schlie&#223;lich die Frage auf, ob dann, wenn das CETA-Gericht feststellen sollte, dass eine von der Kommission oder einer mitgliedstaatlichen Wettbewerbsbeh&#246;rde gegen einen kanadischen Investor (oder ein gebietsans&#228;ssiges Unternehmen) verh&#228;ngte Geldbu&#223;e eine Bestimmung in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;C oder D CETA verletze, und wenn es eine Entsch&#228;digung in H&#246;he dieser Geldbu&#223;e zusprechen sollte, der Wegfall der Wirkungen dieser Geldbu&#223;e mit dem Grundsatz der Gleichbehandlung und mit dem Gebot der Effektivit&#228;t des Unionsrechts zu vereinbaren w&#228;re.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point190">190.</a>&#160;Nach Art.&#160;8.9 Abs.&#160;3 und 4 CETA d&#252;rfe das CETA-Gericht, wenn die Union eine staatliche Beihilfe f&#252;r mit Art.&#160;108&#160;AEUV unvereinbar erkl&#228;rt und deren R&#252;ckerstattung angeordnet habe, diese Entscheidung nicht als einen Versto&#223; gegen das CETA werten und daher auch keine Entsch&#228;digung in H&#246;he dieser staatlichen Beihilfe zusprechen. Das CETA enthalte jedoch keine entsprechende Bestimmung zum Schutz der Entscheidungen, die von der Kommission oder von den Wettbewerbsbeh&#246;rden der Mitgliedstaaten im Rahmen der Art.&#160;101 und 102&#160;AEUV erlassen w&#252;rden. Es k&#246;nne daher nicht ausgeschlossen werden, dass ein kanadischer Investor im Gegensatz zu Investoren aus der Union den finanziellen Konsequenzen eines Versto&#223;es gegen das Wettbewerbsrecht der Union entgehe.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point191">191.</a>&#160;Das K&#246;nigreich Belgien m&#246;chte kurz gesagt wissen, ob es unter bestimmten Umst&#228;nden m&#246;glich ist, dass die Urteilsspr&#252;che des Gerichts gegen die Art.&#160;20 und 21 der Charta sowie gegen das Gebot der Effektivit&#228;t des Unionsrechts versto&#223;en. Dies kann dem K&#246;nigreich Belgien zufolge in zwei Situationen der Fall sein: erstens, wenn einem gebietsans&#228;ssigen Unternehmen nach Art.&#160;8.39 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a CETA Schadensersatz zugesprochen wird, und zweitens, wenn das Gericht wegen einer in Anwendung des Wettbewerbsrechts der Union verh&#228;ngten Geldbu&#223;e Schadensersatz zusprechen k&#246;nnte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point192">192.</a>&#160;Der erste vom K&#246;nigreich Belgien angesprochene Problembereich ist darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren, dass eine Klage nach Art.&#160;8.23 Abs.&#160;1 CETA entweder vom Investor einer Vertragspartei in eigenem Namen oder vom Investor einer Vertragspartei im Namen eines gebietsans&#228;ssigen Unternehmens, das direkt oder indirekt in seinem Eigentum oder unter seiner Kontrolle steht, erhoben werden kann. Im letzteren Fall w&#228;re die durch den Urteilsspruch festgesetzte Entsch&#228;digung gem&#228;&#223; Art.&#160;8.39 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a CETA an das gebietsans&#228;ssige Unternehmen zu zahlen. Dieser Befund ist meines Erachtens nicht geeignet, Investoren aus der Union, die innerhalb der Union investieren, zu diskriminieren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point193">193.</a>&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass das in diesen beiden Bestimmungen genannte gebietsans&#228;ssige Unternehmen selbst eine Form der Investition darstellt. Denn nach Art.&#160;8.1 CETA bezeichnet der Ausdruck &#8222;erfasste Investition&#8220; in Bezug auf eine Vertragspartei eine Investition, die u.&#160;a. &#8222;direkt oder indirekt im Eigentum oder unter der Kontrolle eines Investors der anderen Vertragspartei steht&#8220;, und unter dem Ausdruck &#8222;Investition&#8220; sind &#8222;Verm&#246;genswerte jeder Art, die direkt oder indirekt im Eigentum oder unter der Kontrolle eines Investors stehen&#8220;, zu verstehen, wozu u.&#160;a. ein Unternehmen z&#228;hlen kann. Angesichts der Kontrolle, die der Investor einer Vertragspartei somit &#252;ber das im Hoheitsbereich der anderen Vertragspartei gebietsans&#228;ssige Unternehmen aus&#252;bt, k&#228;me eine vom CETA-Gericht zugesprochene Entsch&#228;digung, auch wenn sie an das gebietsans&#228;ssige Unternehmen gezahlt w&#252;rde, letztlich dem Investor der ersteren Vertragspartei zugute, der im &#220;brigen nach Art.&#160;8.23 Abs.&#160;1 CETA als einziger berechtigt ist, Klage beim Gericht zu erheben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point194">194.</a>&#160;Da der Investor einer Vertragspartei und das im Hoheitsbereich der anderen Vertragspartei gebietsans&#228;ssige Unternehmen in Wirklichkeit einander gleichgestellt werden m&#252;ssen(<a href="#Footnote149" name="Footref149">149</a>), geht die Frage des K&#246;nigreichs Belgien dahin, ob ausl&#228;ndische Investoren, die &#252;ber einen spezifischen materiell- und verfahrensrechtlichen Schutz verf&#252;gen, und einheimische Investoren, f&#252;r die es einen solchen Schutz nicht gibt, ungleich behandelt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point195">195.</a>&#160;Dazu ergibt sich aus Art.&#160;207 Abs.&#160;1 Satz&#160;2 AEUV in Verbindung mit Art.&#160;21&#160;EUV, dass die Union bei der Aus&#252;bung der ihr durch den EU- und den AEU-Vertrag u.&#160;a. auch f&#252;r die gemeinsame Handelspolitik &#252;bertragenen Zust&#228;ndigkeiten die Grundrechte achten muss, zu denen der Grundsatz der Gleichbehandlung geh&#246;rt(<a href="#Footnote150" name="Footref150">150</a>). Die Union ist eine Rechtsunion, in der alle Handlungen ihrer Organe der Kontrolle daraufhin unterliegen, ob sie insbesondere mit den Vertr&#228;gen, den allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tzen und den Grundrechten im Einklang stehen(<a href="#Footnote151" name="Footref151">151</a>). Das gilt auch f&#252;r das ausw&#228;rtige Handeln der Union(<a href="#Footnote152" name="Footref152">152</a>). In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass die von der Union geschlossenen internationalen &#220;bereink&#252;nfte nach st&#228;ndiger Rechtsprechung &#8222;ab ihrem Inkrafttreten fester Bestandteil der Rechtsordnung der Union [sind] ... Ihre Bestimmungen m&#252;ssen deshalb mit den Vertr&#228;gen und den aus ihnen abzuleitenden Verfassungsgrunds&#228;tzen im Einklang stehen&#8220;(<a href="#Footnote153" name="Footref153">153</a>). Dazu geh&#246;rt ausweislich ihres Art.&#160;51 nat&#252;rlich auch die Charta, die gem&#228;&#223; Art.&#160;6 Abs.&#160;1 EUV &#8222;rechtlich gleichrangig&#8220; mit den Vertr&#228;gen ist. Auch vor dem formellen Inkrafttreten der Charta hatte der Gerichtshof schon den Grundsatz aufgestellt, dass die Gestaltung der ausw&#228;rtigen Beziehungen der Union im Einklang mit den Grundrechten der Union stehen muss(<a href="#Footnote154" name="Footref154">154</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point196">196.</a>&#160;Nach den Erl&#228;uterungen zur Charta(<a href="#Footnote155" name="Footref155">155</a>) entspricht zwar &#8222;Artikel&#160;18 Absatz&#160;1 [AEUV Art.&#160;21 Abs.&#160;2 der Charta] und findet entsprechend Anwendung&#8220;. Zudem erfolgt nach Art.&#160;52 Abs.&#160;2 der Charta die Aus&#252;bung der durch diese anerkannten Rechte, die in den Vertr&#228;gen geregelt sind, im Rahmen der in den Vertr&#228;gen festgelegten Bedingungen und Grenzen. Folglich ist Art.&#160;21 Abs.&#160;2 der Charta so zu verstehen, dass er die gleiche Tragweite wie Art.&#160;18 Abs.&#160;1 AEUV hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point197">197.</a>&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;18 Abs.&#160;1 AEUV ist &#8222;[u]nbeschadet besonderer Bestimmungen der Vertr&#228;ge &#8230; in ihrem Anwendungsbereich jede Diskriminierung aus Gr&#252;nden der Staatsangeh&#246;rigkeit verboten&#8220;. Diese Bestimmung steht im zweiten Teil (&#8222;Nichtdiskriminierung und Unionsb&#252;rgerschaft&#8220;) dieses Vertrags. Sie betrifft in den Anwendungsbereich des Unionsrechts fallende Situationen, in denen ein Angeh&#246;riger eines Mitgliedstaats nur aufgrund seiner Staatsangeh&#246;rigkeit gegen&#252;ber den Angeh&#246;rigen eines anderen Mitgliedstaats diskriminiert wird. Diese Bestimmung findet nach Ansicht des Gerichtshofs daher keine Anwendung im Fall einer etwaigen Ungleichbehandlung zwischen Angeh&#246;rigen der Mitgliedstaaten und Drittstaatsangeh&#246;rigen(<a href="#Footnote156" name="Footref156">156</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point198">198.</a>&#160;Dies &#228;ndert meines Erachtens jedoch nichts daran, dass ein internationales Abkommen wie das CETA den Grundsatz der Gleichbehandlung einhalten muss, der ein in Art.&#160;20 der Charta niedergelegter allgemeiner Grundsatz des Unionsrechts ist(<a href="#Footnote157" name="Footref157">157</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point199">199.</a>&#160;Ich m&#246;chte in dieser Hinsicht hinzuf&#252;gen, dass die Rechtsprechung, die darauf gerichtet ist, die politische Handlungsf&#228;higkeit der Organe und Einrichtungen der Union auf internationaler Ebene dadurch zu wahren, dass sie diesen eine unterschiedliche Behandlung von Drittl&#228;ndern erlaubt, hier nicht in Frage gestellt wird(<a href="#Footnote158" name="Footref158">158</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point200">200.</a>&#160;Zum Investitionsschutz hei&#223;t es in Nr.&#160;6 Buchst.&#160;a des Gemeinsamen Auslegungsinstruments, dass &#8222;[d]as CETA ... nicht dazu f&#252;hren [wird], dass ausl&#228;ndische gegen&#252;ber einheimischen Investoren beg&#252;nstigt werden&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point201">201.</a>&#160;Was die Pr&#252;fung der Frage anbelangt, ob der allgemeine Grundsatz der Gleichbehandlung bei der Einrichtung des ICS beachtet wird, so ist darauf hinzuweisen, dass dieser Grundsatz nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs verlangt, vergleichbare Sachverhalte nicht unterschiedlich und unterschiedliche Sachverhalte nicht gleich zu behandeln, es sei denn, dass eine solche Behandlung objektiv gerechtfertigt ist(<a href="#Footnote159" name="Footref159">159</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point202">202.</a>&#160;Die meisten Regierungen, die Stellungnahmen abgegeben haben, sowie der Rat und die Kommission sind der Meinung, das K&#246;nigreich Belgien gehe zu Unrecht von der Pr&#228;misse aus, dass die in der Union investierenden kanadischen Unternehmen und die in der Union investierenden EU-Unternehmen sich in ein und derselben Lage bef&#228;nden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point203">203.</a>&#160;Dies sei gerade nicht der Fall, da die eine Kategorie der vorerw&#228;hnten Unternehmen internationale Investitionen, die andere Kategorie aber unionsinterne Investitionen vornehme, was nicht vergleichbar sei. Die unionsinternen Investitionen unterl&#228;gen zwangsl&#228;ufig in gewissem Umfang anderen Regeln als die internationalen Investitionen. Miteinander vergleichbar seien allein die Lage der in der Union investierenden kanadischen Unternehmen und die Lage der in Kanada investierenden EU-Unternehmen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point204">204.</a>&#160;Der Unterschied, der darin bestehe, dass die in der Union investierenden kanadischen Unternehmen Rechtsstreitigkeiten vor das CETA-Gericht bringen k&#246;nnten, w&#228;hrend die in der Union investierenden EU-Unternehmen diese M&#246;glichkeit nicht h&#228;tten, k&#246;nne daher nicht als &#8222;Diskriminierung&#8220; gewertet werden. Insoweit berufen sich diese Verfahrensbeteiligten auf eine analoge Anwendung der Rechtsprechung des Gerichtshofs, wonach die Ungleichbehandlung zwischen B&#252;rgern, denen die Vorschriften eines Abkommens zwischen den Mitgliedstaaten zur Vermeidung der Doppelbesteuerung zugutek&#228;men, und B&#252;rgern, denen derartige Vorschriften nicht zugutek&#228;men, keine Diskriminierung darstelle, da die Situationen, in denen sich diese beiden Personengruppen bef&#228;nden, nicht miteinander vergleichbar seien(<a href="#Footnote160" name="Footref160">160</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point205">205.</a>&#160;Jedenfalls sei es falsch, davon auszugehen, dass die in der Union investierenden kanadischen Unternehmen wegen der M&#246;glichkeit, das CETA-Gericht anzurufen, gegen&#252;ber den in der Union investierenden EU-Unternehmen privilegiert w&#252;rden. Diese M&#246;glichkeit sei nur ein Ausgleich daf&#252;r, dass das CETA vor den innerstaatlichen Gerichten der Vertragsparteien nicht unmittelbar geltend gemacht werden k&#246;nne.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point206">206.</a>&#160;Wie die meisten Verfahrensbeteiligten, die Stellung genommen haben, bin ich der Auffassung, dass sich allein die Investoren einer Vertragspartei, die im Hoheitsgebiet der jeweils anderen Vertragspartei investieren, in vergleichbaren Situationen befinden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point207">207.</a>&#160;Wie die deutsche Regierung in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu Recht hervorgehoben hat, ist die Lage der kanadischen Investoren, die in der Union investieren, nicht mit der Lage der europ&#228;ischen Investoren vergleichbar, die in ihrem eigenen Wirtschaftsraum investieren. Man kann die kanadischen bzw. europ&#228;ischen Investoren nur hinsichtlich der Investitionen miteinander vergleichen, die sie im Hoheitsgebiet der jeweils anderen Vertragspartei vornehmen. Bei diesem Vergleich werden alle Investoren, die sich in einer vergleichbaren Lage befinden, gleichbehandelt. Zwar haben die Investoren aller Vertragsparteien keinen Zugang zum CETA-Gericht im Hinblick auf Investitionen, die sie im Hoheitsgebiet der Vertragspartei vornehmen, der sie angeh&#246;ren. Wie die deutsche Regierung ausgef&#252;hrt hat, liegt dies daran, dass diese Investoren nicht die mit einer Investition in einem fremden Wirtschaftsraum verbundenen Risiken und Kosten getragen haben und in einem rechtlichen Umfeld agieren, das ihnen vertraut ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point208">208.</a>&#160;Im &#220;brigen erinnere ich daran, dass die Beziehungen zwischen Vertragsparteien wie der Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und Kanada andererseits nicht auf gegenseitigem Vertrauen beruhen, weshalb diese Parteien in dem geplanten Abkommen auf einer Basis der Gegenseitigkeit ein materiell- und verfahrensrechtliches Schutzniveau festlegen wollen. Der Umstand, dass die durch das CETA geschaffenen gegenseitigen Rechte und Pflichten nur auf Investoren einer der beiden Vertragsparteien anwendbar sind, ist somit eine Folge des bilateralen Charakters des CETA(<a href="#Footnote161" name="Footref161">161</a>), das die Investoren jeder Vertragspartei vor den Nachteilen bewahren soll, die sie bei Investitionen im Hoheitsgebiet der anderen Vertragspartei erleiden k&#246;nnten. Folglich befindet sich ein EU-Investor bez&#252;glich einer im Hoheitsgebiet der Union vorgenommenen Investition nicht in der gleichen Lage wie ein kanadischer Investor.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point209">209.</a>&#160;Selbst wenn aber angenommen werden sollte, dass sich die in der Union investierenden kanadischen Investoren und die ebenfalls dort investierenden EU-Investoren in einer vergleichbaren Lage bef&#228;nden, w&#228;re der Umstand, dass nur die erstere Investorengruppe den durch das CETA eingef&#252;hrten Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten in Anspruch nehmen kann, jedenfalls durch das Ziel, ausl&#228;ndische Investitionen im Hoheitsgebiet jeder Vertragspartei zu f&#246;rdern, objektiv gerechtfertigt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point210">210.</a>&#160;In diesem Zusammenhang hat der Gerichtshof n&#228;mlich entschieden: &#8222;Wird eine unterschiedliche Behandlung zweier vergleichbarer Sachverhalte festgestellt, liegt kein Versto&#223; gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung vor, sofern es f&#252;r die unterschiedliche Behandlung eine geb&#252;hrende Rechtfertigung gibt&#8220;(<a href="#Footnote162" name="Footref162">162</a>). Dies ist nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs der Fall, &#8222;wenn die unterschiedliche Behandlung im Zusammenhang mit einem rechtlich zul&#228;ssigen Ziel steht, das mit der Ma&#223;nahme, die zu einer solchen unterschiedlichen Behandlung f&#252;hrt, verfolgt wird, und wenn die unterschiedliche Behandlung in angemessenem Verh&#228;ltnis zu diesem Ziel steht&#8220;(<a href="#Footnote163" name="Footref163">163</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point211">211.</a>&#160;Wie bereits erw&#228;hnt, hat der Gerichtshof entschieden, dass &#8222;[d]ie Organe und Einrichtungen der Union ... bei der Gestaltung der ausw&#228;rtigen Beziehungen &#252;ber eine gro&#223;e Bandbreite politischer Entscheidungsbefugnisse [verf&#252;gen]&#8220; und dass &#8222;[d]ie Gestaltung der ausw&#228;rtigen Beziehungen ... zwangsl&#228;ufig Entscheidungen politischer Natur [impliziert]&#8220;(<a href="#Footnote164" name="Footref164">164</a>). Deshalb ist den Organen der Union in diesem Rahmen ein weites Ermessen zuzuerkennen, so dass sich die gerichtliche Kontrolle der Frage, ob eine unterschiedliche Behandlung im Zusammenhang mit einem rechtlich zul&#228;ssigen Ziel steht, das mit der Ma&#223;nahme, die zu dieser Ungleichbehandlung f&#252;hrt, verfolgt wird, und ob eine solche Ungleichbehandlung in angemessenem Verh&#228;ltnis zu diesem Ziel steht, auf offensichtliche Fehler beschr&#228;nken muss(<a href="#Footnote165" name="Footref165">165</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point212">212.</a>&#160;Es kann aber kein vern&#252;nftiger Zweifel daran bestehen, dass mit der Einrichtung des ICS ein rechtlich zul&#228;ssiges Ziel verfolgt wird. Ich verweise insoweit auf die Nrn.&#160;173 bis 178 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge, in denen ich dargelegt habe, dass die Einrichtung des ICS mit den Zielen im Einklang steht, die die Union nach den Vertr&#228;gen im Rahmen ihres ausw&#228;rtigen Handelns und insbesondere bei der Durchf&#252;hrung der gemeinsamen Handelspolitik erreichen soll, wozu das Ziel geh&#246;rt, ausl&#228;ndische Investitionen auf der Grundlage der Gegenseitigkeit zu f&#246;rdern. Der durch das CETA geschaffene Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten ist fester Bestandteil des in diesem Abkommen vorgesehenen Schutzrahmens, so dass die CETA-Verhandlungsf&#252;hrer im Rahmen des ihnen zustehenden Ermessens davon ausgehen durften, dass das mit dem CETA verfolgte Ziel, ausl&#228;ndische Investitionen zu f&#246;rdern und attraktiv zu machen, ohne einen solchen Mechanismus nicht so effizient erreicht w&#252;rde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point213">213.</a>&#160;Infolgedessen versto&#223;en die Bestimmungen in Kapitel&#160;8 CETA meines Erachtens nicht gegen den allgemeinen Grundsatz der Gleichbehandlung(<a href="#Footnote166" name="Footref166">166</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point214">214.</a>&#160;Was den zweiten Aspekt des vom K&#246;nigreich Belgien angesprochenen Problembereichs anbelangt, bei dem es im Kern darum geht, ob das CETA-Gericht die Wirkungen einer von der Kommission oder einer mitgliedstaatlichen Wettbewerbsbeh&#246;rde verh&#228;ngten Geldbu&#223;e dadurch neutralisieren kann, dass es einem kanadischen Investor Schadensersatz in gleicher H&#246;he zuspricht, so bin ich ebenso wie die meisten Verfahrensbeteiligten, die Stellungnahmen abgegeben haben, der Auffassung, dass mehrere Regelungen das Risiko begrenzen, dass das CETA-Gericht ohne &#220;berschreitung seiner Zust&#228;ndigkeit die gegen einen kanadischen Investor aufgrund des Wettbewerbsrechts der Union verh&#228;ngte Geldbu&#223;e als einen Versto&#223; gegen eine in Kapitel&#160;8 CETA vorgesehene Investitionsschutzvorschrift werten k&#246;nnte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point215">215.</a>&#160;So wird in Art.&#160;8.9 Abs.&#160;1 und 2 CETA das Recht der Vertragsparteien anerkannt, in ihrem jeweiligen Gebiet Regelungen zur Erreichung legitimer Ziele im &#246;ffentlichen Interesse zu erlassen. Wie der Rat in seiner Stellungnahme zu Recht hervorhebt, beinhaltet dieses Recht die Befugnis, eine Politik zur Bek&#228;mpfung wettbewerbswidriger Verhaltensweisen im Binnenmarkt der Union beizubehalten und umzusetzen(<a href="#Footnote167" name="Footref167">167</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point216">216.</a>&#160;Im &#220;brigen bestimmt Art.&#160;17.2 Abs.&#160;1 in Kapitel&#160;17 (&#8222;Wettbewerbspolitik&#8220;) CETA: &#8222;Die Vertragsparteien erkennen die Bedeutung eines freien und unverf&#228;lschten Wettbewerbs im Rahmen ihrer Handelsbeziehungen an. Die Vertragsparteien r&#228;umen ein, dass wettbewerbswidriges Gesch&#228;ftsgebaren das reibungslose Funktionieren der M&#228;rkte st&#246;ren und die Vorteile der Handelsliberalisierung zunichtemachen kann.&#8220; Au&#223;erdem lautet Art.&#160;17.2 Abs.&#160;2 CETA: &#8222;Die Vertragsparteien treffen geeignete Ma&#223;nahmen zum Verbot wettbewerbswidrigen Gesch&#228;ftsgebarens und erkennen an, dass solche Ma&#223;nahmen der Verwirklichung der Ziele dieses Abkommens f&#246;rderlich sind.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point217">217.</a>&#160;Angesichts dieser Bestimmungen in Art.&#160;8.9 Abs.&#160;1 und 2 CETA sowie in Kapitel&#160;17 CETA scheint mir das Risiko einer Neutralisierung der Entscheidungen, die von den Vertragsparteien ergriffen werden, um ein wettbewerbswidriges Verhalten zu ahnden, eng begrenzt zu sein.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point218">218.</a>&#160;Zu diesen materiell-rechtlichen Garantien kommen noch die von mir bereits erw&#228;hnten verfahrensrechtlichen Garantien hinzu, die in der Verpflichtung des CETA-Gerichts, gem&#228;&#223; Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA der Auslegung des innerstaatlichen Rechts durch die Gerichte und Beh&#246;rden der betreffenden Vertragspartei zu folgen, sowie darin bestehen, dass eine unzutreffende Auslegung seitens des CETA-Gerichts erforderlichenfalls korrigiert wird, da es ein Rechtsbehelfsverfahren gibt bzw. der Gemischte Ausschuss das CETA mit Bindungswirkung auslegen kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point219">219.</a>&#160;Das Gebot der Effektivit&#228;t des Wettbewerbsrechts der Union wird daher meines Erachtens durch die Errichtung des ICS nicht ber&#252;hrt.</p> <p class="C22Titrenumerote2">C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Vereinbarkeit von Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA mit dem Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point220">220.</a>&#160;Das K&#246;nigreich Belgien m&#246;chte wissen, ob Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA mit Art.&#160;47 der Charta allein betrachtet oder in Verbindung mit dem in den Art.&#160;20 und 21 der Charta niedergelegten Grundsatz der Gleichbehandlung vereinbar ist. In diesem Teil seines Antrags auf Gutachten verweist dieser Mitgliedstaat auch auf die Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte zu Art.&#160;6 EMRK.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point221">221.</a>&#160;In diesem Zusammenhang tr&#228;gt das K&#246;nigreich Belgien erstens vor, die in diesem Abschnitt&#160;F vorgesehene Regelung k&#246;nne kleinen und mittleren Unternehmen den Zugang zum CETA-Gericht &#252;berm&#228;&#223;ig erschweren, da gem&#228;&#223; Art.&#160;8.27 Abs.&#160;14 CETA die Verg&#252;tungen und Auslagen der mit dem Rechtsstreit befassten Mitglieder des Gerichts von den Streitparteien zu zahlen seien und gem&#228;&#223; Art.&#160;8.39 Abs.&#160;5 CETA sowohl die Kosten des Verfahrens &#8211; zu denen die Kosten des ICSID-Sekretariats geh&#246;rten &#8211; als auch die Kosten f&#252;r Rechtsvertretung und Rechtsbeistand &#8211; au&#223;er in Ausnahmef&#228;llen &#8211; von der unterliegenden Streitpartei zu tragen seien.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point222">222.</a>&#160;Zudem sei im CETA gegenw&#228;rtig nicht die M&#246;glichkeit der Gew&#228;hrung von Prozesskostenhilfe vorgesehen, w&#228;hrend Art.&#160;47 Abs.&#160;3 der Charta das Recht auf eine solche Hilfe ausdr&#252;cklich vorsehe, soweit diese erforderlich sei, um den Zugang zu den Gerichten wirksam zu gew&#228;hrleisten, und der Gerichtshof in Rn.&#160;59 seines Urteils vom 22.&#160;Dezember 2010, DEB(<a href="#Footnote168" name="Footref168">168</a>), entschieden habe, dass dieses Recht auch Unternehmen zustehe.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point223">223.</a>&#160;Das Risiko, die gesamten Kosten in von Natur aus teuren Verfahren tragen zu m&#252;ssen, k&#246;nne einen Investor, der nur &#252;ber begrenzte Finanzmittel verf&#252;ge, von einer Klageerhebung abhalten. Daraus k&#246;nnte der Schluss gezogen werden, dass das CETA das Recht auf Zugang zu einem Gericht beeintr&#228;chtige.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point224">224.</a>&#160;Das K&#246;nigreich Belgien wirft zweitens die Frage nach der Vereinbarkeit der in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;12 bis 15 und in Art.&#160;8.28 Abs.&#160;7 Buchst.&#160;d CETA vorgesehenen Verg&#252;tungsbedingungen f&#252;r die Mitglieder der geplanten Gerichte mit dem in Art.&#160;47 Abs.&#160;2 der Charta verankerten Recht auf Zugang zu &#8222;einem unabh&#228;ngigen, unparteiischen und zuvor durch Gesetz errichteten Gericht&#8220; auf.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point225">225.</a>&#160;Da die wesentlichen Merkmale dieser Verg&#252;tungsbedingungen nicht im Text des CETA selbst festgehalten seien, sondern weitgehend ins Ermessen des Gemischten CETA-Ausschusses gestellt w&#252;rden, seien Zweifel an der Vereinbarkeit dieser Bedingungen mit den Grunds&#228;tzen der Gewaltenteilung angebracht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point226">226.</a>&#160;Die Verg&#252;tungsbedingungen f&#252;r die Richter m&#252;ssten vom Gesetzgeber zuvor festgelegt werden und k&#246;nnten nicht von der Exekutive bestimmt werden. Das K&#246;nigreich Belgien verweist insoweit auf die Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte und auf die am 17.&#160;November 2010 vom Beirat der europ&#228;ischen Richter (CCJE) verabschiedete Magna Carta der Richter.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point227">227.</a>&#160;Auch der Umstand, dass die Verg&#252;tung der Mitglieder der geplanten Gerichte nach dem CETA nicht (oder zumindest noch nicht) in einem festen und regul&#228;ren Gehalt, sondern in einer monatlichen Grundverg&#252;tung zuz&#252;glich tageweiser Verg&#252;tungen f&#252;r die Arbeit an einem Streitfall bestehen solle, k&#246;nne sich als mit dem Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht unvereinbar erweisen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point228">228.</a>&#160;In diesem Zusammenhang bezieht sich das K&#246;nigreich Belgien auf Art.&#160;6.1 der vom 8. bis 10.&#160;Juli 1998 vom Europarat angenommenen Europ&#228;ischen Charta &#252;ber das Richterstatut, wonach die Verg&#252;tung der Richter so festgesetzt werden solle, &#8222;dass sie vor Druck gesch&#252;tzt werden, der die Richtung ihrer Entscheidungen und ganz allgemein ihr richterliches Verhalten beeinflussen soll, so dass ihre Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit beeintr&#228;chtigt werden&#8220;. Das K&#246;nigreich Belgien zitiert auch verschiedene im Rahmen des Europarats angenommene Empfehlungen, denen zufolge die Besoldung von Richtern anhand einer allgemeinen Gehaltstabelle und nicht nach ihren Leistungen festgelegt werden sollte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point229">229.</a>&#160;Aus den im CETA aktuell vorgesehenen Verg&#252;tungsbedingungen gehe hervor, dass die Verg&#252;tung teilweise von der Anzahl der von den Investoren anh&#228;ngig gemachten Rechtsstreitigkeiten abh&#228;nge. Daher k&#246;nnte sich die Entwicklung einer f&#252;r die Investoren g&#252;nstigen Rechtsprechung positiv auf die Verg&#252;tung auswirken.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point230">230.</a>&#160;Das K&#246;nigreich Belgien fragt drittens, ob das in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;2 und 3 sowie in Art.&#160;8.28 Abs.&#160;3 und Abs.&#160;7 Buchst.&#160;c CETA vorgesehene Verfahren zur Ernennung der Mitglieder der geplanten Gerichte mit Art.&#160;47 Abs.&#160;2 der Charta vereinbar ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point231">231.</a>&#160;Es tr&#228;gt vor, diese Mitglieder w&#252;rden vom Gemischten Ausschuss ernannt, d.&#160;h. vom Exekutivorgan des CETA, dessen Vorsitz gemeinsam vom kanadischen Minister for International Trade und von dem f&#252;r Handel zust&#228;ndigen Mitglied der Kommission (oder ihren jeweiligen Vertretern) gef&#252;hrt werde(<a href="#Footnote169" name="Footref169">169</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point232">232.</a>&#160;Aus der Europ&#228;ischen Charta &#252;ber das Richterstatut, auf die sich der Europ&#228;ische Gerichtshof f&#252;r Menschenrechte bereits gest&#252;tzt habe und auf die auch in den Empfehlungen des CCJE verwiesen werde, gehe aber hervor, dass die Ernennung von Richtern, wenn sie von der Exekutive vorgenommen werde, zwingend aufgrund der Empfehlung einer im Wesentlichen aus Angeh&#246;rigen der Judikative bestehenden unabh&#228;ngigen Stelle erfolgen m&#252;sse.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point233">233.</a>&#160;Das K&#246;nigreich Belgien fragt viertens nach der Vereinbarkeit der in Art.&#160;8.28 Abs.&#160;4 und in Art.&#160;8.30 Abs.&#160;4 CETA vorgesehenen Voraussetzungen f&#252;r die Abberufung von Mitgliedern der geplanten Gerichte mit Art.&#160;47 Abs.&#160;2 der Charta.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point234">234.</a>&#160;Es macht geltend, nach diesen Bestimmungen k&#246;nne ein Mitglied auf gemeinsame Initiative der Vertragsparteien im Wege eines Beschlusses des Gemischten Ausschusses ohne die M&#246;glichkeit eines Rechtsbehelfs abberufen werden. Aus der Europ&#228;ischen Charta &#252;ber das Richterstatut und den Empfehlungen des CCJE ergebe sich jedoch, dass eine Entscheidung, mit der ein Richter abberufen werde, unter Beteiligung einer unabh&#228;ngigen Stelle und im Rahmen eines fairen Verfahrens unter Beachtung der Rechte der Verteidigung erfolgen sowie vor einer h&#246;heren gerichtlichen Instanz anfechtbar sein m&#252;sse. Jedenfalls d&#252;rften die Richter, wenn ihre Unabh&#228;ngigkeit gew&#228;hrleistet werden solle, nicht von der Exekutive abberufen werden k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point235">235.</a>&#160;F&#252;nftens m&#246;chte das K&#246;nigreich Belgien schlie&#223;lich wissen, ob die Ethikregeln, die die Mitglieder der geplanten Gerichte nach Art.&#160;8.28 Abs.&#160;4, Art.&#160;8.30 Abs.&#160;1 und Art.&#160;8.44 Abs.&#160;2 CETA beachten m&#252;ssen, mit Art.&#160;47 Abs.&#160;2 der Charta vereinbar sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point236">236.</a>&#160;In diesen Bestimmungen sei im Wesentlichen vorgesehen, dass diese Mitglieder die Leitlinien des internationalen Anwaltsverbands (<i>International Bar Association</i>, im Folgenden: IBA) zu Interessenkonflikten in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit (im Folgenden: IBA-Leitlinien), die der Rat der IBA am 22.&#160;Mai 2004 angenommen habe, bis zur Vorlage eines Verhaltenskodexes durch den Ausschuss f&#252;r Dienstleistungen und Investitionen einhalten m&#252;ssten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point237">237.</a>&#160;Aus den Empfehlungen des CCJE und der Magna Carta der Richter ergebe sich aber, dass die f&#252;r die Richter geltenden Standesregeln von den Richtern selbst ausgehen m&#252;ssten. Zumindest m&#252;ssten die Richter eine wesentliche Rolle beim Erlass dieser Regeln spielen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point238">238.</a>&#160;Die IBA-Leitlinien richteten sich an Schiedsrichter und nicht an Richter. F&#252;r Schiedsrichter einerseits und f&#252;r Richter andererseits k&#246;nnten aber unterschiedliche Anforderungen an Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit gelten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point239">239.</a>&#160;Zwar d&#252;rften die Mitglieder nach Art.&#160;8.30 Abs.&#160;1 CETA &#8222;weder als Rechtsberater noch als von einer Partei benannter Sachverst&#228;ndiger oder Zeuge bei anh&#228;ngigen oder neuen Investitionsstreitigkeiten im Rahmen dieses Abkommens oder anderer internationaler &#220;bereink&#252;nfte t&#228;tig werden&#8220;; diese Vorschrift verlange jedoch nicht, dass sie ihre zus&#228;tzlichen Aktivit&#228;ten anzeigten, geschweige denn, dass diese T&#228;tigkeiten vorab genehmigt werden m&#252;ssten. Nach den einschl&#228;gigen internationalen Instrumenten wie der Europ&#228;ischen Charta &#252;ber das Richterstatut m&#252;sse die Aus&#252;bung einer entgeltlichen Nebent&#228;tigkeit hingegen angezeigt und vorab genehmigt werden.</p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Allgemeine Erw&#228;gungen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point240">240.</a>&#160;Zur Beantwortung der Fragen des K&#246;nigreichs Belgien weise ich darauf hin, dass die Union, wenn sie im Rahmen ihrer Zust&#228;ndigkeiten beabsichtigt, ein internationales Abkommen zu schlie&#223;en, die Grundrechte zu achten hat(<a href="#Footnote170" name="Footref170">170</a>), zu denen auch die in Art.&#160;47 der Charta verankerten Rechte geh&#246;ren. Will der Rat also ein internationales Abkommen schlie&#223;en, durch das ein Streitbeilegungsmechanismus wie in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehen errichtet wird, so muss er gew&#228;hrleisten, dass die Voraussetzungen f&#252;r den Zugang zu diesem Mechanismus und dessen Funktionsweise im Einklang mit den von der Union garantierten Grundrechten stehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point241">241.</a>&#160;Der Gerichtshof hat zu Einrichtungen, die als &#8222;Gericht&#8220; im Sinne des Unionsrechts Bestandteile des Rechtsbehelfssystems jedes Mitgliedstaats in den vom Unionsrecht erfassten Bereichen sind, ausgef&#252;hrt, dass &#8222;die Wahrung der Unabh&#228;ngigkeit dieser Einrichtungen von grundlegender Bedeutung [ist], wie Art.&#160;47 Abs.&#160;2 der Charta best&#228;tigt, wonach zu den Anforderungen im Zusammenhang mit dem Grundrecht auf einen wirksamen Rechtsbehelf der Zugang zu einem &#8218;unabh&#228;ngigen&#8216; Gericht geh&#246;rt&#8220;(<a href="#Footnote171" name="Footref171">171</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point242">242.</a>&#160;Dennoch m&#246;chte ich sogleich darauf hinweisen, dass bei der vom Gerichtshof auf Ersuchen des K&#246;nigreichs Belgien vorzunehmenden Beurteilung verschiedener Aspekte der Organisation und Funktionsweise des ICS meines Erachtens nicht au&#223;er Acht gelassen werden kann, dass das von den CETA-Verhandlungsf&#252;hrern in Betracht gezogene Modell mehrere originelle Merkmale aufweist, die ihm einen hybriden Charakter als eine Art Kompromiss zwischen einem Schiedsgericht und einem internationalen Gerichtshof verleihen. In diesem Sinne enth&#228;lt der durch das CETA eingesetzte Streitbeilegungsmechanismus nicht nur die Wesensmerkmale eines Gerichts, sondern auch Elemente, die aus der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit herr&#252;hren. Wenngleich in dem geplanten Abkommen von einem &#8222;Gericht&#8220; die Rede ist, was auf ein echtes Rechtsprechungsorgan hindeuten k&#246;nnte, handelt es sich doch um einen stark an die Regeln der Schiedsgerichtsbarkeit angelehnten Mechanismus. So ist Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA von den f&#252;r die Investitionsschiedsgerichtsbarkeit geltenden Regeln gepr&#228;gt, was u.&#160;a. in Art.&#160;8.23 (Einreichung einer Klage beim Gericht), in Art.&#160;8.25 (Zustimmung zur Streitbeilegung durch das Gericht), in Art.&#160;8.36 (Transparenz der Verfahren) und in Art.&#160;8.41 (Vollstreckung von Urteilsspr&#252;chen) zum Ausdruck kommt. Au&#223;erdem wird in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;14 bzw. Art.&#160;8.30 Abs.&#160;1 CETA zur Verg&#252;tung der Mitglieder des Gerichts und zu den Ethikregeln auf die f&#252;r die Schiedsgerichtsbarkeit geltenden Regeln verwiesen. Schlie&#223;lich ist bemerkenswert, dass das CETA-Gericht keine Urteile, sondern Urteilsspr&#252;che erl&#228;sst.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point243">243.</a>&#160;Zwar haben die Vertragsparteien den Willen ge&#228;u&#223;ert, sich einem neuen System zuzuwenden, das an die innerhalb ihrer Rechtsordnungen geltenden Justizsysteme angelehnt ist(<a href="#Footnote172" name="Footref172">172</a>). Wie die Kommission in der m&#252;ndlichen Verhandlung zu Recht dargelegt hat, macht eine Anlehnung an die Justizsysteme aus dieser Einrichtung aber noch kein Gericht im vollen und eigentlichen Sinn des Wortes, reduziert sie freilich auch nicht auf eine herk&#246;mmliche Schiedsstelle.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point244">244.</a>&#160;Nun beruhen die Fragen des K&#246;nigreichs Belgien auf der Pr&#228;misse, dass der in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehene Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten einem echten Gericht gleichzustellen ist. Unter dieser Pr&#228;misse beanstandet dieser Mitgliedstaat mehrere Aspekte der Organisation und Funktionsweise dieses Mechanismus im Hinblick auf die f&#252;r Gerichte aufgestellten Standards. Angesichts des hybriden Charakters dieses Mechanismus scheint mir diese Pr&#228;misse jedoch falsch zu sein. Die f&#252;r eine derartige Einrichtung gebotenen Anforderungen an Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit m&#252;ssen vielmehr im Einklang mit den oben erw&#228;hnten Besonderheiten stehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point245">245.</a>&#160;In diesem Rahmen sollte sich der Gerichtshof bei seiner Beurteilung meines Erachtens von der Feststellung leiten lassen, dass es den CETA-Verhandlungsf&#252;hrern gelungen ist, sich auf ein Modell zu einigen, mit dem in zahlreichen Punkten Verbesserungen gegen&#252;ber den f&#252;r die klassische Investitionsschiedsgerichtsbarkeit geltenden Regeln eingef&#252;hrt werden, sei es in Bezug auf die Transparenz der Verfahren oder die Unabh&#228;ngigkeit bei der Behandlung der Klagen. Wenngleich ein solches Modell stets verbessert werden kann, sollte der Gerichtshof nach meinem Daf&#252;rhalten dennoch ber&#252;cksichtigen, dass es ein auf der Grundlage der Gegenseitigkeit bilateral ausgehandeltes Modell ist, und unter diesem Blickwinkel pr&#252;fen, ob es ausreichende Garantien enth&#228;lt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point246">246.</a>&#160;Hieran ankn&#252;pfend sollte bei der vom K&#246;nigreich Belgien erbetenen Pr&#252;fung auch dem Umstand Rechnung getragen werden, dass das in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehene Modell nur ein Schritt auf dem Weg zur Errichtung eines multilateralen Investitionsgerichtshofs mit einer Rechtsbehelfsinstanz ist, wie der von den Vertragsparteien hierzu in Art.&#160;8.29 CETA erkl&#228;rte Wille erkennen l&#228;sst(<a href="#Footnote173" name="Footref173">173</a>). Daher muss nach meiner Meinung sowohl der experimentelle als auch der evolution&#228;re Charakter des zu pr&#252;fenden Mechanismus ber&#252;cksichtigt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point247">247.</a>&#160;Im &#220;brigen erfordern die Verfahrensvorschriften in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA in mehrfacher Hinsicht den Erlass von Durchf&#252;hrungsbestimmungen durch den Gemischten Ausschuss oder den Ausschuss f&#252;r Dienstleistungen und Investitionen. Die Kommission hat dem Gerichtshof im vorliegenden Gutachtenverfahren mitgeteilt, dass sie Arbeiten in Angriff genommen habe, die erstens die Organisation und Funktionsweise der Rechtsbehelfsinstanz, zweitens einen verbindlichen Verhaltenskodex zur St&#228;rkung der Garantien f&#252;r die Unparteilichkeit und Unabh&#228;ngigkeit der Mitglieder der Gerichte und der Mediatoren sowie drittens Mediationsregeln f&#252;r die Streitparteien zum Gegenstand h&#228;tten. Der Gerichtshof sollte meines Erachtens ber&#252;cksichtigen, dass sich die Vertragsparteien verpflichtet haben, die in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA vorgesehenen Verfahrensgarantien klarzustellen, da dieser Abschnitt nicht alle Einzelheiten zur Organisation und zur Funktionsweise des ICS enthalten kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point248">248.</a>&#160;In Beantwortung einer Frage, die das K&#246;nigreich Belgien in seinem Antrag auf Gutachten mehrfach aufwirft, halte ich es zudem im Hinblick auf die in Art.&#160;47 der Charta niedergelegten Rechte nicht <i>per&#160;se</i> f&#252;r kritikw&#252;rdig, dass im Rahmen eines internationalen Abkommens wie des CETA ein mit Vertretern der Union und Vertretern Kanadas parit&#228;tisch besetztes Gremium, das seine Beschl&#252;sse einvernehmlich trifft(<a href="#Footnote174" name="Footref174">174</a>), wie es bei dem in Art.&#160;26&#160;CETA vorgesehenen Gemischten CETA-Ausschuss der Fall ist(<a href="#Footnote175" name="Footref175">175</a>), die Aufgabe hat, mehrere Vorschriften &#252;ber die Organisation und Funktionsweise des ICS durchzuf&#252;hren; der allgemeine Rahmen und die wesentlichen Merkmale des betreffenden Mechanismus sind n&#228;mlich in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA selbst festgelegt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point249">249.</a>&#160;Wie mehrere Verfahrensbeteiligte hervorgehoben haben, tragen die bilaterale und parit&#228;tische Zusammensetzung des Gemischten Ausschusses sowie der Umstand, dass seine Beschl&#252;sse einvernehmlich getroffen werden, dazu bei, dass die Beschl&#252;sse dieses Ausschusses im Einklang mit den Bestimmungen von Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA stehen. Ein Beschluss kann von diesem Ausschuss n&#228;mlich nur erlassen werden, wenn er von der Union und ihren Mitgliedstaaten einerseits und von Kanada andererseits mitgetragen wird, wobei jede Vertragspartei sich einem Beschluss widersetzen kann, der ihres Erachtens von den Grunds&#228;tzen der Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit oder vom Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf abweichen w&#252;rde. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass jede Vertragspartei sich gerade wegen der Gegenseitigkeit, einem Kernst&#252;ck des geplanten Abkommens, veranlasst sehen wird, f&#252;r Beschl&#252;sse einzutreten, die ihren Investoren, wenn diese im Hoheitsgebiet der anderen Vertragspartei agieren, eine dem Beschleunigungsgebot sowie den Anforderungen an Sachverstand, Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit entsprechende Streitbeilegung garantieren k&#246;nnen. Das liegt auch im Interesse jeder Vertragspartei, wenn sie im Rahmen eines Rechtsstreits als Beklagte auftreten wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point250">250.</a>&#160;Hinzu kommt, dass die Festlegung der Standpunkte, die die Union innerhalb des Gemischten CETA-Ausschusses vertreten wird, in &#220;bereinstimmung mit Art.&#160;218 Abs.&#160;9 AEUV wird erfolgen m&#252;ssen, was bedeutet, dass sie den Anforderungen des Unionsrechts, einschlie&#223;lich der Grundrechte, unter der Kontrolle durch den Gerichtshof werden entsprechen m&#252;ssen(<a href="#Footnote176" name="Footref176">176</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point251">251.</a>&#160;Gest&#252;tzt auf diese Erw&#228;gungen werde ich im Folgenden in Bezug auf jeden der vom K&#246;nigreich Belgien hervorgehobenen Aspekte aufzeigen, welche Verfahrensgarantien meines Erachtens sicherstellen k&#246;nnen, dass das in Art.&#160;47 der Charta verankerte Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht hinreichend gewahrt wird.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen zu dem CETA-Gericht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point252">252.</a>&#160;Wie gesagt verf&#252;gt das CETA-Gericht &#252;ber keine ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r Klagen ausl&#228;ndischer Investoren im Bereich des Investitionsschutzes. Das Gericht ist nur ein alternativer Mechanismus zur Beilegung der in diesem Bereich die Anwendung des CETA betreffenden Streitf&#228;lle, der die von den Vertragsparteien er&#246;ffneten Rechtsschutzm&#246;glichkeiten erg&#228;nzt. Sofern das innerstaatliche Recht der Vertragsparteien angemessene Schutzbestimmungen enth&#228;lt(<a href="#Footnote177" name="Footref177">177</a>), hindert die Errichtung des ICS ausl&#228;ndische Investoren somit nicht daran, zum Schutz ihrer Investitionen die Gerichte dieser Parteien anzurufen, damit deren innerstaatliches Recht auf ihren Fall angewandt wird. Diese Investoren werden dann die vor den Gerichten der Vertragsparteien bestehenden verfahrensrechtlichen Garantien u.&#160;a. hinsichtlich der Prozesskostenhilfe in Anspruch nehmen k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point253">253.</a>&#160;Im &#220;brigen verzichten ausl&#228;ndische Investoren, wenn sie stattdessen beschlie&#223;en, sich an das CETA-Gericht zu wenden, freiwillig(<a href="#Footnote178" name="Footref178">178</a>) auf die Anrufung der Gerichte der Vertragsparteien und somit auf die vor diesen bestehenden verfahrensrechtlichen Garantien.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point254">254.</a>&#160;Jedenfalls haben die Vertragsparteien dem Anliegen des K&#246;nigreichs Belgien hinsichtlich der Ber&#252;cksichtigung der finanziellen Lage von Investoren, die vor dem CETA-Gericht eine Klage erheben wollen, vor allem wenn es sich um kleine und mittlere Unternehmen handelt, Rechnung getragen, um L&#246;sungen anzubieten, die einen effektiven Zugang zu diesem Streitbeilegungsmechanismus garantieren k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point255">255.</a>&#160;So wird mit Art.&#160;8.39 Abs.&#160;5 CETA zwar insoweit, als die Kosten des Verfahrens und andere vertretbare Kosten, einschlie&#223;lich der Kosten f&#252;r Rechtsvertretung und Rechtsbeistand, von der unterliegenden Streitpartei zu tragen sind, ein legitimes Ziel verfolgt, n&#228;mlich die Verhinderung missbr&#228;uchlicher Verfahren; das Gericht kann jedoch nach derselben Bestimmung von dieser Regel abweichen, wenn dies &#8222;nach der Sachlage des Falles&#8220; gerechtfertigt ist, wozu meines Erachtens im Wege der Auslegung auch die finanzielle Lage des Kl&#228;gers gerechnet werden k&#246;nnte(<a href="#Footnote179" name="Footref179">179</a>). Das Gericht verf&#252;gt also &#252;ber einen gewissen Spielraum, um eine mechanische, in bestimmten Einzelf&#228;llen m&#246;glicherweise zu strenge Anwendung des Grundsatzes, wonach die unterliegende Streitpartei die Verfahrenskosten und die anderen vertretbaren Kosten tragen muss, zu entsch&#228;rfen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point256">256.</a>&#160;Eine weitere Ma&#223;nahme zur Reduzierung der Verfahrenskosten findet sich in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;9 CETA, wonach die Streitparteien &#8222;vereinbaren [k&#246;nnen], dass mit einem Fall nur ein einziges Mitglied des Gerichts befasst wird, das nach dem Zufallsprinzip aus dem Kreis der Staatsangeh&#246;rigen eines Drittlands ernannt wird. Das Ersuchen eines Kl&#228;gers um Befassung eines einzigen Mitglieds des Gerichts wird vom Beklagten wohlwollend gepr&#252;ft, insbesondere dann, wenn es sich beim Kl&#228;ger um ein kleines oder mittleres Unternehmen handelt ...&#8220;. Wie sich &#252;berdies aus Art.&#160;8.19 CETA ergibt, wird die g&#252;tliche Beilegung der Streitf&#228;lle gef&#246;rdert, und zwar durch ein zu diesem Zweck organisiertes Verfahren der Konsultationen zwischen den Parteien(<a href="#Footnote180" name="Footref180">180</a>). In diesem Rahmen bestimmt Art.&#160;8.19 Abs.&#160;3 CETA: &#8222;Die Streitparteien k&#246;nnen die Konsultationen gegebenenfalls per Videokonferenz oder in anderer Form f&#252;hren, wenn es sich beispielsweise bei dem Investor um ein kleines oder mittleres Unternehmen handelt.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point257">257.</a>&#160;Schlie&#223;lich hei&#223;t es in Art.&#160;8.39 Abs.&#160;6 CETA: &#8222;Der Gemischte CETA-Ausschuss pr&#252;ft die Einf&#252;hrung erg&#228;nzender Vorschriften zur Verringerung der finanziellen Belastung f&#252;r Kl&#228;ger, bei denen es sich um nat&#252;rliche Personen oder um kleine und mittlere Unternehmen handelt. Mit entsprechenden erg&#228;nzenden Vorschriften kann insbesondere den finanziellen Ressourcen solcher Kl&#228;ger und der H&#246;he des geforderten Schadensersatzes Rechnung getragen werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point258">258.</a>&#160;Es handelt sich um eine Problematik, die in der Erkl&#228;rung Nr.&#160;36 mit den folgenden Verpflichtungen Ber&#252;cksichtigung findet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Der Zugang zu dieser neuen Gerichtsbarkeit f&#252;r die schw&#228;chsten Parteien, das hei&#223;t f&#252;r [kleine und mittlere Unternehmen] und Privatpersonen, wird verbessert und erleichtert. Zu diesem Zweck geschieht Folgendes:</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Annahme erg&#228;nzender Vorschriften durch den [G]emischten Ausschuss gem&#228;&#223; Artikel 8.39 [Abs.&#160;6] des CETA zur Verringerung der finanziellen Belastung f&#252;r Kl&#228;ger, bei denen es sich um nat&#252;rliche Personen oder um kleine und mittlere Unternehmen handelt, wird vorangetrieben, sodass diese erg&#228;nzenden Vorschriften so rasch wie m&#246;glich angenommen werden k&#246;nnen.</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unabh&#228;ngig vom Ausgang der Gespr&#228;che im [G]emischten Ausschuss wird die Kommission angemessene Ma&#223;nahmen zur &#246;ffentlichen (Ko-)finanzierung von Klagen kleiner und mittlerer Unternehmen vor dieser Gerichtsbarkeit sowie die Bereitstellung technischer Hilfe vorschlagen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point259">259.</a>&#160;Ich bin deshalb der Ansicht, dass Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA das in Art.&#160;47 der Charta verankerte Recht auf Zugang zu einem Gericht nicht beeintr&#228;chtigt.</p> <p class="C23Titrenumerote3">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zu den Verg&#252;tungsbedingungen f&#252;r die Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point260">260.</a>&#160;In Art.&#160;8.27 Abs.&#160;12 bis 15 CETA sind die wesentlichen Merkmale der Verg&#252;tungsregelung f&#252;r die Mitglieder des CETA-Gerichts festgelegt, d.&#160;h. in einer ersten Phase eine monatliche Grundverg&#252;tung, die von beiden Vertragsparteien zu gleichen Teilen finanziert und durch Verg&#252;tungen und Auslagen erg&#228;nzt wird, die nach Vorschrift&#160;14 Abs.&#160;1 der Verwaltungs- und Finanzordnung des ICSID festgesetzt und vom Gericht gem&#228;&#223; Art.&#160;8.39 Abs.&#160;5 unter den Streitparteien aufgeteilt werden. Dass die Verg&#252;tung f&#252;r die Mitglieder des Gerichts aus diesen beiden Komponenten &#8211; einem fixen Teil sowie einem von Anzahl und Komplexit&#228;t der ihnen zur Entscheidung vorgelegten Rechtsstreitigkeiten abh&#228;ngigen Teil &#8211; besteht, stimmt mit dem hybriden Charakter des errichteten Streitbeilegungsmechanismus und mit der Tatsache &#252;berein, dass diese Mitglieder zumindest in einer ersten Phase bei dem Gericht nicht vollzeitlich besch&#228;ftigt sein werden. Im &#220;brigen scheint mir die Bestimmung in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;12 CETA, wonach der Gemischte CETA-Ausschuss die H&#246;he der monatlichen Grundverg&#252;tung festsetzt, die Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit der Mitglieder des Gerichts an sich nicht zu ber&#252;hren(<a href="#Footnote181" name="Footref181">181</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point261">261.</a>&#160;Das gilt nach meiner Meinung auch f&#252;r die Bestimmung in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;15 CETA, mit der eine zweite Phase er&#246;ffnet werden k&#246;nnte und der zufolge &#8222;[d]er Gemischte CETA-Ausschuss ... im Wege eines Beschlusses die Grundverg&#252;tung und sonstige Verg&#252;tungen und Auslagen in ein regul&#228;res Gehalt umwandeln und die jeweiligen Modalit&#228;ten und Bedingungen festlegen [kann]&#8220;. Diese Bestimmung entspricht dem in der Erkl&#228;rung Nr.&#160;36 ge&#228;u&#223;erten Willen, &#8222;darauf hinzuarbeiten, dass die Richter ihre T&#228;tigkeit vollzeitlich aus&#252;ben&#8220;, und ist Ausdruck des evolution&#228;ren Charakters des von den Vertragsparteien beabsichtigten Mechanismus, der allm&#228;hlich die Eigenschaften eines echten Gerichts annehmen soll.</p> <p class="C23Titrenumerote3">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zu den Voraussetzungen f&#252;r die Ernennung und die etwaige Abberufung der Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point262">262.</a>&#160;Das Verfahren zur Ernennung der Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz ist in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;2 und 3 sowie in Art.&#160;8.28 Abs.&#160;3 und 7 CETA geregelt, woraus sich u.&#160;a. ergibt, dass sie durch Beschluss des Gemischten CETA-Ausschusses ernannt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point263">263.</a>&#160;Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA enth&#228;lt die wesentlichen Bestimmungen zur Begrenzung dieser dem Gemischten CETA-Ausschuss &#252;bertragenen Durchf&#252;hrungsbefugnis, um die Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit der k&#252;nftig ernannten Mitglieder zu gew&#228;hrleisten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point264">264.</a>&#160;So ergibt sich aus Art.&#160;8.27 Abs.&#160;4 CETA, dass der Gemischte Ausschuss Bewerber wird ausw&#228;hlen m&#252;ssen, die &#8222;die in ihren jeweiligen L&#228;ndern zur Aus&#252;bung des Richteramts erforderlichen Qualifikationen besitzen oder Juristen von anerkannt hervorragender Bef&#228;higung [sind]&#8220;. Nach dieser Bestimmung m&#252;ssen sie auch &#8222;&#252;ber nachweisliches Fachwissen auf dem Gebiet des V&#246;lkerrechts verf&#252;gen&#8220;; au&#223;erdem ist es &#8222;w&#252;nschenswert, dass sie &#252;ber Fachwissen insbesondere auf den Gebieten internationales Investitionsrecht, internationales Handelsrecht und Streitbeilegung im Rahmen internationaler Investitions- oder Handelsabkommen verf&#252;gen&#8220;(<a href="#Footnote182" name="Footref182">182</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point265">265.</a>&#160;Nach ihrer Ernennung haben die Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz die Bestimmungen des Art.&#160;8.30 (&#8222;Ethikregeln&#8220;) CETA zu beachten, dessen Absatz&#160;1 speziell ihre Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit sicherstellen soll(<a href="#Footnote183" name="Footref183">183</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point266">266.</a>&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;8.30 Abs.&#160;4 CETA k&#246;nnen die Vertragsparteien &#8222;[a]uf begr&#252;ndete Empfehlung des Pr&#228;sidenten des Gerichts oder auf ihre gemeinsame Initiative hin ... im Wege eines Beschlusses des Gemischten CETA-Ausschusses ein Mitglied vom Gericht ausschlie&#223;en, wenn dessen Verhalten nicht den in Absatz&#160;1 genannten Anforderungen entspricht und mit einer weiteren Zugeh&#246;rigkeit zum Gericht unvereinbar ist&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point267">267.</a>&#160;Die vorerw&#228;hnten Garantien, die auf der bilateralen und parit&#228;tischen Zusammensetzung des Gemischten Ausschusses sowie auf dessen einvernehmlicher Beschlussfassung beruhen, erlauben meines Erachtens die Feststellung, dass weder die Ernennung noch die etwaige Abberufung eines Mitglieds des Gerichts oder der Rechtsbehelfsinstanz sich nach anderen als den in Art.&#160;8.27 Abs.&#160;4 bzw. Art.&#160;8.30 Abs.&#160;1 CETA aufgestellten Bedingungen richtet.</p> <p class="C23Titrenumerote3">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zu den f&#252;r die Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz geltenden Ethikregeln</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point268">268.</a>&#160;Art.&#160;8.30 Abs.&#160;1 CETA, der pr&#228;zise Regeln zur Gew&#228;hrleistung von Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit der Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz enth&#228;lt, lautet wie folgt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitglieder des Gerichts m&#252;ssen unabh&#228;ngig sein. Sie d&#252;rfen keiner Regierung nahestehen[(<a href="#Footnote184" name="Footref184">184</a>)]. Sie d&#252;rfen keine Weisungen einer Organisation oder Regierung entgegennehmen, die Angelegenheiten im Zusammenhang mit der Streitigkeit betreffen. Sie d&#252;rfen sich nicht an der Pr&#252;fung von Streitigkeiten beteiligen, wenn dies einen direkten oder indirekten Interessenkonflikt zur Folge h&#228;tte. Sie m&#252;ssen die [IBA-Leitlinien] oder etwaige nach Artikel&#160;8.44 Absatz&#160;2 angenommene erg&#228;nzende Vorschriften einhalten. Au&#223;erdem d&#252;rfen sie ab dem Zeitpunkt ihrer Ernennung weder als Rechtsberater noch als von einer Partei benannter Sachverst&#228;ndiger oder Zeuge bei anh&#228;ngigen oder neuen Investitionsstreitigkeiten im Rahmen dieses Abkommens oder anderer internationaler &#220;bereink&#252;nfte t&#228;tig werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point269">269.</a>&#160;Weiter ist zur Einhaltung dieser Anforderungen au&#223;er dem bereits zitierten Art.&#160;8.30 Abs.&#160;4 CETA auch Art.&#160;8.30 Abs.&#160;2 CETA zu nennen, der einer Streitpartei, nach deren Auffassung sich ein Mitglied des Gerichts in einem Interessenkonflikt befindet, die M&#246;glichkeit gibt, &#8222;den Pr&#228;sidenten des Internationalen Gerichtshofs [zu] ersuchen, eine Entscheidung &#252;ber die Ablehnung der Ernennung des betreffenden Mitglieds zu treffen&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point270">270.</a>&#160;Im &#220;brigen sollen die in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA enthaltenen Vorschriften &#252;ber die Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit durch einen Verhaltenskodex erg&#228;nzt werden, der gem&#228;&#223; Art.&#160;8.44 Abs.&#160;2 CETA vom Ausschuss f&#252;r Dienstleistungen und Investitionen festgelegt werden soll(<a href="#Footnote185" name="Footref185">185</a>). Nach dieser Bestimmung wird dieser Verhaltenskodex u.&#160;a. Offenlegungspflichten, die Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit der Mitglieder sowie die Vertraulichkeit zum Gegenstand haben. Dieser Verhaltenskodex wird somit zur Klarstellung und Intensivierung der bereits ausdr&#252;cklich in Art.&#160;8.30 Abs.&#160;1 CETA vorgesehenen Garantien beitragen, um Interessenkonflikte zu verhindern, vor allem was Nebent&#228;tigkeiten der Mitglieder und ihre vorherige Genehmigung anbelangt(<a href="#Footnote186" name="Footref186">186</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point271">271.</a>&#160;Aus all diesen Gr&#252;nden bin ich unter Ber&#252;cksichtigung meiner vorstehenden allgemeinen Erw&#228;gungen der Ansicht, dass die Bestimmungen in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA das in Art.&#160;47 der Charta verankerte Recht auf Zugang zu einem unabh&#228;ngigen und unparteiischen Gericht nicht verletzen, da sie f&#252;r dieses Recht ein Schutzniveau gew&#228;hrleisten, das auf die besonderen Merkmale des in diesem Abschnitt vorgesehenen Mechanismus zur Beilegung von Investor-Staat-Streitigkeiten zugeschnitten ist.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point272">272.</a>&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof vor, sich gutachtlich wie folgt zu &#228;u&#223;ern:</p> <p class="C02AlineaAltA">Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F des umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommens (CETA) zwischen Kanada einerseits und der Europ&#228;ischen Union und ihren Mitgliedstaaten andererseits, mit dem ein Mechanismus zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Investoren und Staaten eingef&#252;hrt wird, ist mit dem Vertrag &#252;ber die Europ&#228;ische Union, dem Vertrag &#252;ber die Arbeitsweise der Europ&#228;ischen Union und der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union vereinbar.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Franz&#246;sisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) zwischen Kanada einerseits und der Europ&#228;ischen Union und ihren Mitgliedstaaten andererseits (ABl. 2017, L&#160;11, S.&#160;23). Der Beschluss des Rates der Europ&#228;ischen Union &#252;ber die Unterzeichnung (Beschluss [EU] 2017/37 des Rates vom 28. Oktober 2016) ist im ABl. 2017, L&#160;11, S.&#160;1, ver&#246;ffentlicht. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;EU:C:2017:376, im Folgenden: Gutachten&#160;2/15.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Beschluss (EU) 2017/38 des Rates vom 28.&#160;Oktober 2016 &#252;ber die vorl&#228;ufige Anwendung des umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommens (CETA) zwischen Kanada einerseits und der Europ&#228;ischen Union und ihren Mitgliedstaaten andererseits (ABl. 2017, L&#160;11, S.&#160;1080).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Konzeptpapier der Kommission vom 5.&#160;Mai 2015 mit dem Titel &#8222;Investitionen in der TTIP und dar&#252;ber hinaus: der Reformkurs. St&#228;rkung des Rechts auf Regulierung und &#220;bergang von den derzeitigen Ad-hoc-Schiedsverfahren zu einem Investitionsgericht&#8220;, abrufbar unter folgender Internetadresse: http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2015/may/tradoc_153455.pdf.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Arbeitspapier der Dienststellen der Kommission, Bericht vom 13.&#160;Januar 2015 mit dem Titel &#8222;Consultation publique en ligne sur les modalit&#233;s de la protection des investissements et le r&#232;glement des diff&#233;rends entre investisseurs et &#201;tats (RDIE) dans le cadre du partenariat transatlantique de commerce et d&#8217;investissement (TTIP)&#8220; [&#214;ffentliche Online-Befragung zu den Modalit&#228;ten des Schutzes von Investitionen und zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Investoren und Staaten (ISDS) im Rahmen der Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP)] [SWD(2015) 3 final], abrufbar unter folgender Internetadresse:&#160;http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2015/march/tradoc_153307.pdf.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Verhandlungsrichtlinien f&#252;r ein &#220;bereinkommen zur Errichtung eines multilateralen Gerichtshofs f&#252;r die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten. Ratsdokument vom 20.&#160;M&#228;rz 2018, Nr.&#160;12981/17, abrufbar unter folgender Internetadresse: http://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-12981-2017-ADD-1-DCL-1/de/pdf.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Jean, G.-A., Le droit des investissements internationaux face &#224; l&#8217;Union europ&#233;enne, Dissertation vom 28.&#160;November 2016, Rn.&#160;847.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die deutsche Regierung in der m&#252;ndlichen Verhandlung ausgef&#252;hrt hat, erlaubt der Investitionsschutz in der Form, wie er in einem Abkommen wie dem CETA konzipiert ist, dass sich der Investor von &#8222;seinem&#8220; Staat emanzipiert. Abkommen &#252;ber den Schutz von Investitionen erm&#246;glichen es den Investoren somit, selbst Klage zu erheben, ohne auf das Wohlwollen des Staates angewiesen zu sein, dessen Staatsangeh&#246;rigkeit sie besitzen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung erkl&#228;rt, dass sie die Verhandlungen &#252;ber drei weitere Abkommen mit den Vereinigten Staaten Mexiko, der Republik Singapur und der Sozialistischen Republik Vietnam, die fast identische Bestimmungen enthielten, abgeschlossen habe und dass gegenw&#228;rtig &#252;ber &#228;hnliche Abkommen mit der Republik Chile, der Volksrepublik China, der Republik Indonesien, Japan, Malaysia, der Union von Myanmar und der Republik der Philippinen verhandelt werde.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Einer der Hauptkritikpunkte am ISDS-Mechanismus ist in der Tat die Gefahr einer mittelbar abschreckenden Wirkung im Bereich der staatlichen Politik dergestalt, dass manche Regierungen angesichts der mit einer Klage verbundenen Risiken dazu verleitet werden k&#246;nnten, bei ihren politischen Entscheidungen Selbstzensur zu &#252;ben, um die Risiken, vor einem Schiedsgericht verklagt zu werden und Strafzahlungen leisten sowie die Verfahrenskosten tragen zu m&#252;ssen, zu begrenzen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Jean, G.-A., a.&#160;a.&#160;O., Rn.&#160;25.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Mitteilung der Kommission an den Rat, das Europ&#228;ische Parlament, den Europ&#228;ischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen &#8222;Auf dem Weg zu einer umfassenden europ&#228;ischen Auslandsinvestitionspolitik&#8220; (KOM[2010] 343 endg.), S.&#160;11.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So sieht Art.&#160;8.29 CETA mit der &#220;berschrift &#8222;Errichtung eines multilateralen Investitionsgerichtshofs mit Rechtsbehelfsinstanz&#8220; vor: &#8222;Die Vertragsparteien streben f&#252;r die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten gemeinsam mit anderen Handelspartnern die Errichtung eines multilateralen Investitionsgerichtshofs mit Rechtsbehelfsinstanz an. Bei Errichtung eines solchen multilateralen Mechanismus erl&#228;sst der Gemischte CETA-Ausschuss einen Beschluss, dem zufolge Entscheidungen in von diesem Abschnitt erfassten Investitionsstreitigkeiten in Anwendung des multilateralen Mechanismus getroffen werden, und legt geeignete &#220;bergangsregelungen fest.&#8220;</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Fn.&#160;6 dieser Schlussantr&#228;ge.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aufgrund der Pr&#228;zision der im CETA enthaltenen Schutzklauseln kann deshalb der relativ weite Auslegungsspielraum, &#252;ber den die Schiedsgerichte &#252;blicherweise verf&#252;gen, begrenzt werden: vgl. Tercier, P., &#8222;Voies de recours&#8220;, in Kessedjian, C., Le droit europ&#233;en et l&#8217;arbitrage d&#8217;investissement, Verlag Panth&#233;on-Assas, Paris, 2011, S.&#160;165 bis 177, der darauf hinweist, dass den Schiedsgerichten bei &#8222;zumeist sehr vagen Vertragstexten ..., die nur einige allgemeine Grunds&#228;tze enthalten, eine erhebliche Auslegungsaufgabe, wenn nicht gar eine kreative Funktion zukommt&#8220;, so dass sie eine &#8222;quasi-normative T&#228;tigkeit aus&#252;ben&#8220; (S.&#160;171).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a des Beschlusses 2017/38 werden n&#228;mlich von den Bestimmungen des Kapitels&#160;8 CETA nur die Art.&#160;8.1 bis 8.8, 8.13, 8.15 und 8.16 in gewissem Umfang vorl&#228;ufig angewendet.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.27 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.27 Abs.&#160;2 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.27 Abs.&#160;5 CETA. Die Amtszeit von sieben der unmittelbar nach Inkrafttreten des geplanten Abkommens ernannten 15 Personen wird jedoch auf sechs Jahre festgesetzt.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.27 Abs.&#160;4 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.30 (&#8222;Ethikregeln&#8220;) CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.27 Abs.&#160;6 und 7 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art&#160;8.28 CETA. Aus der Erkl&#228;rung Nr.&#160;36 der Kommission und des Rates zum Investitionsschutz und zum Investitionsgerichtshof (ABl. 2017, L&#160;11, S.&#160;20, im Folgenden: Erkl&#228;rung Nr.&#160;36) geht hervor, dass das Rechtsmittelverfahren &#8222;die Koh&#228;renz der in erster Instanz ergangenen Entscheidungen ... gew&#228;hrleisten und damit zur Rechtssicherheit [beitragen]&#8220; soll.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.28 Abs.&#160;2 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.28 Abs.&#160;3 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.28 Abs.&#160;4 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;8.9 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;N&#228;mlich die Inl&#228;nderbehandlung (Art.&#160;8.6 CETA), die Meistbeg&#252;nstigung (Art.&#160;8.7 CETA), die gerechte und billige Behandlung (Art.&#160;8.10 CETA) und den Schutz bei Enteignung (Art.&#160;8.12 CETA).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. allgemein Bonomo, S., Les trait&#233;s bilat&#233;raux relatifs aux investissements:<i>entre protection des investissements &#233;trangers et sauvegarde de la souverainet&#233; des &#201;tats</i>, Presses universitaires d&#8217;Aix-Marseille, Aix-en-Provence, 2012.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gemeinsames Auslegungsinstrument zum umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommen (CETA) zwischen Kanada und der Europ&#228;ischen Union und ihren Mitgliedstaaten (ABl. 2017, L&#160;11, S.&#160;3, im Folgenden: Gemeinsames Auslegungsinstrument).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 21.&#160;Dezember 2016, Swiss International Air Lines (C&#8209;272/15, EU:C:2016:993, Rn.&#160;24), in dem der Gerichtshof ausgef&#252;hrt hat, dass &#8222;[d]ie Organe und Einrichtungen der Union ... bei der Gestaltung der ausw&#228;rtigen Beziehungen &#252;ber eine gro&#223;e Bandbreite politischer Entscheidungsbefugnisse [verf&#252;gen]&#8220; und dass &#8222;[d]ie Gestaltung der ausw&#228;rtigen Beziehungen ... zwangsl&#228;ufig Entscheidungen politischer Natur [impliziert]&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten 2/13 (Beitritt der Union zur EMRK) vom 18.&#160;Dezember 2014 (EU:C:2014:2454, Rn.&#160;145 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), im Folgenden: Gutachten 2/13.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten 2/13 (Rn.&#160;146 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;EU:C:2011:123, im Folgenden: Gutachten&#160;1/09.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/15 (Rn.&#160;243).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/15 (Rn.&#160;78 bis 109).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref38" name="Footnote38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/15 (Rn.&#160;293).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref39" name="Footnote39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;2/15 (Rn.&#160;292).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref40" name="Footnote40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;174).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref41" name="Footnote41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;175 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref42" name="Footnote42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;67).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref43" name="Footnote43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;66). Vgl. auch Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Associa&#231;&#227;o Sindical dos Ju&#237;zes Portugueses (C&#8209;64/16, EU:C:2018:117, Rn.&#160;32 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref44" name="Footnote44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;173 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Vgl. auch Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Associa&#231;&#227;o Sindical dos Ju&#237;zes Portugueses (C&#8209;64/16, EU:C:2018:117, Rn.&#160;34 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref45" name="Footnote45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;69). Vgl. auch Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Associa&#231;&#227;o Sindical dos Ju&#237;zes Portugueses (C&#8209;64/16, EU:C:2018:117, Rn.&#160;33 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref46" name="Footnote46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;176 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref47" name="Footnote47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Simon, D., &#8222;Avis n&#233;gatif sur le projet de cr&#233;ation d&#8217;une juridiction des brevets&#8220;, Europe, Nr.&#160;5, LexisNexis, Paris, 2011, S.&#160;4 bis 7, Rn.&#160;20.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref48" name="Footnote48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Lenaerts, K., &#8222;Les fondements constitutionnels de l&#8217;Union europ&#233;enne dans leur rapport avec le droit international&#8220;, La Cour de justice de l&#8217;Union europ&#233;enne sous la pr&#233;sidence de Vassilios Skouris (2003-2015): Liber amicorum Vassilios Skouris, Bruylant, Br&#252;ssel, 2015, S.&#160;367 bis 385, nach dessen Ansicht &#8222;eine Tendenz zum Isolationismus nicht zu den Wesensmerkmalen der Verfassungsautonomie der Union geh&#246;rt&#8220; (S.&#160;369).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref49" name="Footnote49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Western Sahara Campaign UK (C&#8209;266/16, EU:C:2018:118, Rn.&#160;45 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref50" name="Footnote50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Western Sahara Campaign UK (C&#8209;266/16, EU:C:2018:118, Rn.&#160;46 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref51" name="Footnote51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 10.&#160;Januar 2006, IATA und ELFAAIATA und ELFAAIATA und ELFAA (C&#8209;344/04, EU:C:2006:10, Rn.&#160;35 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref52" name="Footnote52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. zu dieser Frage Lenaerts, K., &#8222;Droit international et monisme de l&#8217;ordre juridique de l&#8217;Union&#8220;, Revue de la Facult&#233; de droit de l&#8217;Universit&#233; de Li&#232;ge, Nr.&#160;4, Larcier, Br&#252;ssel, 2010, S.&#160;505 bis 519.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref53" name="Footnote53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Western Sahara Campaign UK (C&#8209;266/16, EU:C:2018:118, Rn.&#160;44 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref54" name="Footnote54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 20.&#160;September 1990, Sevince (C&#8209;192/89, EU:C:1990:322, Rn.&#160;10 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Laut Gerichtshof gilt dies umso mehr, als Art.&#160;267&#160;AEUV die einheitliche Anwendung aller zur Unionsrechtsordnung geh&#246;renden Bestimmungen innerhalb der Union sichern und damit verhindern soll, dass diese Bestimmungen je nach der Auslegung, die ihnen in den verschiedenen Mitgliedstaaten gegeben wird, unterschiedliche Rechtswirkungen entfalten (Rn.&#160;11 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref55" name="Footnote55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 3.&#160;Juni 2008, Intertanko u.&#160;a.Intertanko u.&#160;a.Intertanko u.&#160;a.Intertanko u.&#160;a.Intertanko u.&#160;a. (C&#8209;308/06, EU:C:2008:312, Rn.&#160;45 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref56" name="Footnote56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. auch Art.&#160;30.6 Abs.&#160;2 CETA, der bestimmt: &#8222;Eine Vertragspartei darf in ihrem innerstaatlichen Recht kein Klagerecht gegen die andere Partei vorsehen, das sich darauf gr&#252;ndet, dass eine Ma&#223;nahme der anderen Vertragspartei mit diesem Abkommen nicht vereinbar ist.&#8220;</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref57" name="Footnote57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Western Sahara Campaign UK (C&#8209;266/16, EU:C:2018:118, Rn.&#160;46 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref58" name="Footnote58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Lenaerts, K., &#8222;Droit international et monisme de l&#8217;ordre juridique de l&#8217;Union&#8220;, a.&#160;a.&#160;O., insbesondere S.&#160;506.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref59" name="Footnote59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;182 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref60" name="Footnote60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref61" name="Footnote61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;2/15 (Rn.&#160;299).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref62" name="Footnote62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;183 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref63" name="Footnote63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten&#160;1/00&#160;(&#220;bereinkommen &#252;ber die Schaffung eines gemeinsamen europ&#228;ischen Luftverkehrsraums) vom 18.&#160;April 2002 (EU:C:2002:231, Rn.&#160;12 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), im Folgenden: Gutachten&#160;1/00.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref64" name="Footnote64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten&#160;1/00 (Rn.&#160;13 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref65" name="Footnote65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unterzeichnet am 4.&#160;November 1950 in Rom (im Folgenden: EMRK).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref66" name="Footnote66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;184 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). In seinem Gutachten&#160;1/92 (EWR-Abkommen &#8211; II) vom 10.&#160;April 1992 (EU:C:1992:189) hat der Gerichtshof auch dargelegt, dass die durch das betreffende internationale Abkommen eingesetzten Organe die Autonomie des Unionsrechts wahren m&#252;ssen und daher weder die Verbindlichkeit der Entscheidungen des Gerichtshofs in der Unionsrechtsordnung au&#223;er Acht lassen noch sich in Widerspruch zur Rechtsprechung des Gerichtshofs setzen d&#252;rfen (Rn.&#160;22 bis 24). Dieser Grundsatz stellt f&#252;r den Gerichtshof &#8222;eine wesentliche, f&#252;r die Autonomie der [Unions]rechtsordnung unerl&#228;ssliche Garantie dar&#8220; (Rn.&#160;24).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref67" name="Footnote67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;77).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref68" name="Footnote68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;78).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref69" name="Footnote69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;246).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref70" name="Footnote70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Dero, D., La r&#233;ciprocit&#233; et le droit des Communaut&#233;s et de l&#8217;Union europ&#233;ennes, Bruylant, Br&#252;ssel, 2006, S.&#160;227.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref71" name="Footnote71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Dero, D., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;230.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref72" name="Footnote72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;2/15 (Rn.&#160;240).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref73" name="Footnote73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Fn.&#160;5 dieser Schlussantr&#228;ge.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref74" name="Footnote74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. S.&#160;1 dieses Konzeptpapiers.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref75" name="Footnote75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;C&#8209;284/16, EU:C:2018:158. Im Folgenden: Urteil Achmea.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref76" name="Footnote76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;34 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref77" name="Footnote77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Gegenseitigkeit steht somit laut Dero, D., a.&#160;a.&#160;O. (S.&#160;287), &#8222;im Zentrum einer Dialektik zwischen Verselbst&#228;ndigung und Unterordnung des [Unions]rechts gegen&#252;ber dem V&#246;lkerrecht&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref78" name="Footnote78">78</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Kommission in der m&#252;ndlichen Verhandlung erkl&#228;rt hat und wie mehrere Mitgliedstaaten hervorgehoben haben, bietet das Recht der anderen Vertragspartei, hier das kanadische Recht, den europ&#228;ischen Investoren nicht zwangsl&#228;ufig einen angemessenen Schutz vor Diskriminierung oder Enteignung.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref79" name="Footnote79">79</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 13.&#160;Januar 2015, Rat und Kommission/Stichting Natuur en Milieu und Pesticide Action Network Europen/Stichting Natuur en Milieu und Pesticide Action Network Europen/Stichting Natuur en Milieu und Pesticide Action Network Europe (C&#8209;404/12&#160;P und C&#8209;405/12&#160;P, EU:C:2015:5, Rn.&#160;45 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref80" name="Footnote80">80</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Beschluss 94/800/EG des Rates vom 22.&#160;Dezember 1994 &#252;ber den Abschluss der &#220;bereink&#252;nfte im Rahmen der multilateralen Verhandlungen der Uruguay-Runde (1986-1994) im Namen der Europ&#228;ischen Gemeinschaft in Bezug auf die in ihre Zust&#228;ndigkeit fallenden Bereiche (ABl. 1994, L&#160;336, S.&#160;1) gebilligte &#220;bereink&#252;nfte.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref81" name="Footnote81">81</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 4.&#160;Februar 2016, C &amp; J Clark International und PumaC &amp; J Clark International und Puma (C&#8209;659/13 und C&#8209;34/14, EU:C:2016:74), in dem der Gerichtshof darauf hingewiesen hat, dass &#8222;WTO-&#220;bereinkommen wegen ihrer Natur und ihrer Systematik grunds&#228;tzlich nicht zu den Normen geh&#246;ren, an denen der Gerichtshof die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Handlungen der Unionsorgane misst&#8220; (Rn.&#160;85). Der Gerichtshof hat diese Aussage auf Entscheidungen und Empfehlungen des Streitbeilegungsgremiums (DSB) der WTO erstreckt (Rn.&#160;94 bis 96).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref82" name="Footnote82">82</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd., Rn.&#160;86 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref83" name="Footnote83">83</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd. Der Gerichtshof demonstriert auf diese Weise, dass &#8222;die Gegenseitigkeit bei der Anwendung eines Abkommens eine Bedingung f&#252;r die Anerkennung der unmittelbaren Wirkung der Bestimmungen dieses Abkommens sein kann&#8220; (vgl. Dero, D., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;496).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref84" name="Footnote84">84</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref85" name="Footnote85">85</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Dero, D., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;499.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref86" name="Footnote86">86</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;30.6 Abs.&#160;1 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref87" name="Footnote87">87</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;32 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref88" name="Footnote88">88</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;34 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref89" name="Footnote89">89</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;36 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref90" name="Footnote90">90</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;37 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref91" name="Footnote91">91</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;42).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref92" name="Footnote92">92</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;49).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref93" name="Footnote93">93</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Denn &#8222;eine solche gerichtliche &#220;berpr&#252;fung [kann] durch dieses Gericht nur vorgenommen werden ..., soweit das nationale Recht sie gestattet&#8220; (Rn.&#160;53 des Urteils Achmea).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref94" name="Footnote94">94</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;50).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref95" name="Footnote95">95</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;C&#8209;126/97, EU:C:1999:269 (Rn.&#160;35, 36 und 40).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref96" name="Footnote96">96</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;C&#8209;168/05, EU:C:2006:675 (Rn.&#160;34 bis 39).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref97" name="Footnote97">97</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;54).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref98" name="Footnote98">98</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;55 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref99" name="Footnote99">99</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;56).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref100" name="Footnote100">100</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;59).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref101" name="Footnote101">101</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So verlangt das Unionsrecht nicht, in die Rechtssysteme von Drittstaaten zu vertrauen, und zwar unabh&#228;ngig davon, wie hoch die Vertrauensw&#252;rdigkeit des Gerichtssystems dieser Staaten einzusch&#228;tzen ist.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref102" name="Footnote102">102</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor allem beeintr&#228;chtigt das CETA im Gegensatz zu dem BIT, um das es im Urteil Achmea ging, nicht das &#8222;Vertrauen, das die Mitgliedstaaten gegenseitig ihren Rechtssystemen und Rechtspflegeorganen entgegenbringen&#8220; (vgl. u.&#160;a. Urteil vom 10.&#160;Februar 2009, Allianz und Generali Assicurazioni Generali, C&#8209;185/07, EU:C:2009:69, Rn.&#160;30).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref103" name="Footnote103">103</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;41).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref104" name="Footnote104">104</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;57 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref105" name="Footnote105">105</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil Achmea (Rn.&#160;58).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref106" name="Footnote106">106</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf die Ausweitung, die Leitung, den Betrieb, die Verwaltung, die Aufrechterhaltung, die Verwendung, die Nutzung und den Verkauf der erfassten Investition oder die Verf&#252;gung dar&#252;ber sowie unter den Voraussetzungen des Art.&#160;8.18 Abs.&#160;2 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref107" name="Footnote107">107</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit meine ich diejenigen Bestimmungen des Unionsrechts, die nicht im CETA enthalten sind, denn das CETA wird, wie bereits erw&#228;hnt, ab dem Zeitpunkt seines Inkrafttretens ebenso wie andere Rechtsquellen der Union automatisch Teil der Unionsrechtsordnung werden.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref108" name="Footnote108">108</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. im Gegensatz dazu Gutachten&#160;1/09, wo der Gerichtshof dem Umstand Rechnung getragen hat, dass das Gericht f&#252;r europ&#228;ische Patente und Gemeinschaftspatente m&#246;glicherweise die G&#252;ltigkeit eines Rechtsakts der Union zu &#252;berpr&#252;fen hatte (Rn.&#160;78).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref109" name="Footnote109">109</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;70 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs geht hervor, dass &#8222;[d]ie &#220;berwachung der Rechtm&#228;&#223;igkeit von Rechtsakten der Union, die [er] nach den Vertr&#228;gen gew&#228;hrleistet, ... auf zwei komplement&#228;ren Gerichtsverfahren [beruht]: Mit seinen Art.&#160;263 und&#160;277 einerseits und mit Art.&#160;267 andererseits hat der AEU-Vertrag ein vollst&#228;ndiges System von Rechtsbehelfen und Verfahren geschaffen, das die Rechtm&#228;&#223;igkeitskontrolle der Unionshandlungen gew&#228;hrleisten soll, mit der der Unionsrichter betraut wird (vgl. u.&#160;a. Urteil vom 28.&#160;M&#228;rz 2017, Rosneft, C&#8209;72/15, EU:C:2017:236, Rn.&#160;66 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref110" name="Footnote110">110</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. im Gegensatz dazu Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;22), in dem das Spektrum der Ma&#223;nahmen beschrieben wird, die die Vertragsparteien in den Rechtssachen, an denen sie als Parteien beteiligt sind, zu ergreifen haben, um das endg&#252;ltige Urteil des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte zu befolgen, wozu auch die &#196;nderung ihres innerstaatlichen Rechts geh&#246;rt.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref111" name="Footnote111">111</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Selbst in diesem zweiten Fall muss der Beklagte die M&#246;glichkeit haben, anstelle der R&#252;ckgabe der Verm&#246;genswerte eine entsprechende Entsch&#228;digung zu zahlen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref112" name="Footnote112">112</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. auch Nr.&#160;2 des Gemeinsamen Auslegungsinstruments, wonach &#8222;[d]as CETA ... die F&#228;higkeit der ... Union und ihrer Mitgliedstaaten und Kanadas [wahrt], ihre eigenen Gesetze und Vorschriften, die im &#246;ffentlichen Interesse die Wirtschaftst&#228;tigkeit regulieren, zur Erreichung legitimer politischer Ziele ... zu erlassen und anzuwenden&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref113" name="Footnote113">113</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Theorie, wonach das staatliche Recht aus v&#246;lkerrechtlicher Sicht nur eine Tatsache darstellt, geht auf die v&#246;lkerrechtliche Rechtsprechung zur&#252;ck. So sind nach der Formulierung des St&#228;ndigen Internationalen Gerichtshofs &#8222;[i]m Sinne des V&#246;lkerrechts und des Gerichtshofs als dessen Organ ... die nationalen Gesetze blo&#223;e Tatsachen, Demonstrationen des Willens und der Aktivit&#228;t der Staaten, in gleicher Weise wie Gerichtsentscheidungen oder Verwaltungsma&#223;nahmen&#8220; (Urteil vom 25.&#160;Mai 1926, Deutsche Interessen im polnischen Oberschlesien [Begr&#252;ndetheit], StIGH, Serie A, Nr.&#160;7, S.&#160;19). Vgl. dazu Santulli, C., Le statut international de l&#8217;ordre juridique &#233;tatique &#8211; <i>&#201;tude du traitement du droit interne par le droit international</i>, &#233;ditions A.&#160;Pedone, Paris, 2001, S.&#160;259 ff. Vgl. auch wegen einer Reminiszenz an diesen Grundsatz in der Rechtsprechung des Internationalen Gerichtshofs Urteil vom 12.&#160;Juli 2005, Grenzkonflikt (Benin/Niger) (I.C.J. Reports 2005, S.&#160;90, &#167;&#160;28).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref114" name="Footnote114">114</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Nouvel,&#160;Y., &#8222;Commentaire de l&#8217;arr&#234;t Achmea&#8220;, Journal du Droit&#160;International (Clunet), LexisNexis, Paris, Nr.&#160;3, Juli 2018, Kommentar 14, S.&#160;903, dem zufolge es nach Art.&#160;8.31 Abs.&#160;2 CETA &#8222;nicht Aufgabe des Gerichts ist, auf der Grundlage des Unionsrechts zu entscheiden &#8211; mit anderen Worten, aus der rechtlichen Regelung die damit verbundene Rechtsfolge herzuleiten; hingegen d&#252;rfen die Schiedsrichter die europarechtliche Regelung als Tatsache heranziehen, sofern dies relevant ist. In Aus&#252;bung seiner Rechtsprechungsfunktion kann das Schiedsgericht Kenntnis von einer europarechtlichen Regelung nehmen, die dann dem Sachverhalt des Rechtsstreits zuzurechnen ist, wobei es pr&#252;fen wird, ob es sich um einen relevanten materiell-rechtlichen Aspekt handelt&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref115" name="Footnote115">115</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;184 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref116" name="Footnote116">116</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;245).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref117" name="Footnote117">117</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;246, kursive Hervorhebung nur hier).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref118" name="Footnote118">118</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Nr.&#160;6 Buchst.&#160;e des Gemeinsamen Auslegungsinstruments.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref119" name="Footnote119">119</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. auch Art.&#160;26.1 Abs.&#160;5 Buchst.&#160;e CETA, wonach der Gemischte CETA-Ausschuss &#8222;Auslegungen der Bestimmungen dieses Abkommens vornehmen [kann], die f&#252;r die nach Kapitel acht Abschnitt F (Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Investoren und Staaten) und nach Kapitel neunundzwanzig (Streitbeilegung) eingesetzten Gerichte bindend sind&#8220;. Gem&#228;&#223; Art.&#160;26.1 Abs.&#160;1 CETA setzt sich der Gemischte Ausschuss aus Vertretern der Union und Vertretern Kanadas zusammen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref120" name="Footnote120">120</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;1/00 (Rn.&#160;40).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref121" name="Footnote121">121</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Gutachten&#160;1/00 (Rn.&#160;39).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref122" name="Footnote122">122</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 20.&#160;Dezember 2017, Spanien/Kommission (C&#8209;81/16&#160;P, EU:C:2017:1003, Rn.&#160;42 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref123" name="Footnote123">123</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;EU:C:1991:490 (Rn.&#160;4 und 5 sowie 41 und 42). Im Folgenden: Gutachten&#160;1/91.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref124" name="Footnote124">124</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;1/00 (Rn.&#160;3).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref125" name="Footnote125">125</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anders als es in dem im Gutachten&#160;1/91 behandelten Entwurf eines Abkommens &#252;ber die Schaffung des EWR vorgesehen war (Rn.&#160;8, 9 und 43). Vgl. zum GELR-&#220;bereinkommen auch Gutachten&#160;1/00 (Rn.&#160;4, 5 und 10).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref126" name="Footnote126">126</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang hat der Gerichtshof im Wesentlichen entschieden, dass die Autonomie der Unionsrechtsordnung durch ein Abkommen beeintr&#228;chtigt wird, das vorsieht, dass ein anderes Rechtsprechungsorgan als der Gerichtshof f&#252;r die Auslegung und Anwendung seiner Bestimmungen zust&#228;ndig sein soll, obwohl dieses Abkommen einen wesentlichen Teil der Regeln, einschlie&#223;lich solcher des abgeleiteten Rechts, &#252;bernimmt, die f&#252;r die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen innerhalb der Union gelten und bei denen es sich in ihrer Mehrzahl um grundlegende Bestimmungen der Unionsrechtsordnung handelt; denn damit bewirkt das Abkommen, dass in die Unionsrechtsordnung ein umfangreicher Komplex von Rechtsnormen eingef&#252;gt wird, der neben eine Gruppe gleichlautender Unionsnormen tritt (vgl. Gutachten&#160;1/91, Rn.&#160;41 und 42).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref127" name="Footnote127">127</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;1/00 (Rn.&#160;41).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref128" name="Footnote128">128</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl. 2014, L&#160;257, S.&#160;121.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref129" name="Footnote129">129</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;8.21 Abs.&#160;3 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref130" name="Footnote130">130</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;8.21 Abs.&#160;4 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref131" name="Footnote131">131</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;8.21 Abs.&#160;7 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref132" name="Footnote132">132</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Gutachten&#160;2/13 (Rn.&#160;215 bis 235). Das CETA unterscheidet sich auch in diesem Punkt von dem Abkommen, zu dem das Gutachten&#160;1/91 erstellt wurde (Rn.&#160;30 bis 36).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref133" name="Footnote133">133</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;77).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref134" name="Footnote134">134</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;89).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref135" name="Footnote135">135</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In seinem Gutachten&#160;2/15 erkl&#228;rt der Gerichtshof dazu, es handle sich um eine &#8222;M&#246;glichkeit, deren Wahrnehmung im Ermessen des kl&#228;gerischen Investors liegt&#8220; (Rn.&#160;290).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref136" name="Footnote136">136</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gutachten&#160;1/09 (Rn.&#160;89).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref137" name="Footnote137">137</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu De Witte, B., &#8222;A selfish Court? The Court of justice and the Design of International Dispute Settlement Beyond the European Union&#8220;, The European Court of Justice and external relations law: constitutional challenges, Hart Publishing, Oxford, 2014, S.&#160;33 bis 46, insbesondere S.&#160;34.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref138" name="Footnote138">138</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;21 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b EUV.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref139" name="Footnote139">139</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;21 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;e EUV.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref140" name="Footnote140">140</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;21 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;f EUV.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref141" name="Footnote141">141</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;21 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;h EUV.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref142" name="Footnote142">142</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Gutachten&#160;2/15 (Rn.&#160;94).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref143" name="Footnote143">143</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Art.&#160;8.23 Abs.&#160;2 CETA. Vgl. auch zur Vollstreckung von Urteilsspr&#252;chen Art.&#160;8.41 Abs.&#160;3 bis 6 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref144" name="Footnote144">144</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Art.&#160;V des am 10.&#160;Juni 1958 in New York unterzeichneten &#220;bereinkommens &#252;ber die Anerkennung und Vollstreckung ausl&#228;ndischer Schiedsspr&#252;che, in dem einige restriktive Gr&#252;nde aufgef&#252;hrt sind, aus denen die Vollstreckung versagt werden darf.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref145" name="Footnote145">145</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen k&#246;nnte ein im Rahmen von Kapitel&#160;8 CETA ergangener Urteilsspruch einer solchen gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung entgehen, wenn der Investor sich f&#252;r das am 18.&#160;M&#228;rz 1965 in Washington unterzeichnete &#220;bereinkommen zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten zwischen Staaten und Angeh&#246;rigen anderer Staaten des Internationalen Zentrums zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (International Centre for Settlement of Investment Disputes, ICSID) entscheiden w&#252;rde. Vgl. jedoch hinsichtlich einer differenzierteren Auffassung in diesem Punkt Jean, G.-A., a.&#160;a.&#160;O., Rn.&#160;1036 ff.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref146" name="Footnote146">146</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Kommission in ihrer Stellungnahme zu Recht bemerkt, k&#246;nnten Drittstaaten in der vorherigen Einschaltung des Gerichtshofs ein einseitiges Privileg sehen, das die Neutralit&#228;t des Streitbeilegungsmechanismus gef&#228;hrden w&#252;rde.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref147" name="Footnote147">147</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Folgenden: Charta.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref148" name="Footnote148">148</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Art.&#160;8.23 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref149" name="Footnote149">149</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Kommission in ihrer Stellungnahme hervorhebt, sind die gebietsans&#228;ssigen Unternehmen ein Ableger des ausl&#228;ndischen Investors, so dass es gerechtfertigt ist, sie mit diesem Investor, in dessen Eigentum oder unter dessen Kontrolle sie stehen, gleichzustellen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref150" name="Footnote150">150</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gleichheitssatz steht in Art.&#160;21 Abs.&#160;1 EUV.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref151" name="Footnote151">151</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 6.&#160;Oktober 2015, Schrems (C&#8209;362/14, EU:C:2015:650, Rn.&#160;60 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref152" name="Footnote152">152</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteile vom 19.&#160;Juli 2016, H/Rat und KommissionH/Rat und Kommission (C&#8209;455/14&#160;P, EU:C:2016:569, Rn.&#160;41), und vom 28.&#160;M&#228;rz 2017, Rosneft (C&#8209;72/15, EU:C:2017:236, Rn.&#160;72).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref153" name="Footnote153">153</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 27.&#160;Februar 2018, Western Sahara Campaign UK (C&#8209;266/16, EU:C:2018:118, Rn.&#160;46 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref154" name="Footnote154">154</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 3.&#160;September 2008, Kadi und Al Barakaat International Foundation/Rat und Kommission (C&#8209;402/05&#160;P und C-415/05&#160;P, EU:C:2008:461, Rn.&#160;285).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref155" name="Footnote155">155</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl. 2007, C&#160;303, S.&#160;17.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref156" name="Footnote156">156</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Urteile vom 4.&#160;Juni 2009, Vatsouras und KoupatantzeVatsouras und KoupatantzeVatsouras und Koupatantze (C&#8209;22/08 und C&#8209;23/08, EU:C:2009:344, Rn.&#160;51 und 52), und vom 7.&#160;April 2011, Francesco Guarnieri &amp; Cie (C&#8209;291/09, EU:C:2011:217, Rn.&#160;20). Vgl. auch Urteil vom 20.&#160;November 2017, Petrov u.&#160;a./ParlamentPetrov u.&#160;a./ParlamentPetrov u.&#160;a./ParlamentPetrov u.&#160;a./ParlamentPetrov u.&#160;a./ParlamentPetrov u.&#160;a./ParlamentPetrov u.&#160;a./Parlament (T&#8209;452/15, EU:T:2017:822, Rn.&#160;39 bis 41). Nach Ansicht von Bribosia,&#160;E., Rorive,&#160;I. und Hislaire,&#160;J., &#8222;Article&#160;21 &#8211; Non-discrimination&#8220;, Charte des droits fondamentaux de l&#8217;Union europ&#233;enne. Commentaire article par article, Bruylant, Br&#252;ssel, 2018, S.&#160;489 bis 514, insbesondere Rn.&#160;10 und 11, k&#246;nnte Art.&#160;21 Abs.&#160;2 der Charta dahin ausgelegt werden, dass er auf Ungleichbehandlungen zwischen Unionsb&#252;rgern und Drittstaatsangeh&#246;rigen anwendbar sei.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref157" name="Footnote157">157</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 22.&#160;Mai 2014, Glatzel (C&#8209;356/12, EU:C:2014:350, Rn.&#160;43).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref158" name="Footnote158">158</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu u.&#160;a. Urteil vom 21.&#160;Dezember 2016, Swiss International Air Lines (C&#8209;272/15, EU:C:2016:993, Rn.&#160;25 ff.). Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs &#8222;gibt es ... im AEU-Vertrag keinen allgemeinen Grundsatz, nach dem die Union in ihren Au&#223;enbeziehungen Drittl&#228;nder unter allen Aspekten gleich behandeln m&#252;sste&#8220; (Rn.&#160;26 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref159" name="Footnote159">159</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 7.&#160;M&#228;rz 2017, RPO (C&#8209;390/15, EU:C:2017:174, Rn.&#160;41 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref160" name="Footnote160">160</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 5.&#160;Juli 2005, D. (C&#8209;376/03, EU:C:2005:424, Rn.&#160;53 bis 63).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref161" name="Footnote161">161</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. dazu Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Wathelet in der Rechtssache Achmea (C&#8209;284/16, EU:C:2017:699, Nr.&#160;75).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref162" name="Footnote162">162</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 7.&#160;M&#228;rz 2017, RPO (C&#8209;390/15, EU:C:2017:174, Rn.&#160;52 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref163" name="Footnote163">163</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd. (Rn.&#160;53 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref164" name="Footnote164">164</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 21.&#160;Dezember 2016, Swiss International Air Lines (C&#8209;272/15, EU:C:2016:993, Rn.&#160;24).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref165" name="Footnote165">165</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Urteil vom 7.&#160;M&#228;rz 2017, RPO (C&#8209;390/15, EU:C:2017:174, Rn.&#160;54 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref166" name="Footnote166">166</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. im gleichen Sinne Entscheidung Nr.&#160;2017-749-DC des Conseil constitutionnel (Verfassungsrat, Frankreich) vom 31.&#160;Juli 2017 zum umfassenden Wirtschafts- und Handelsabkommen zwischen Kanada einerseits und der Europ&#228;ischen Union und ihren Mitgliedstaaten andererseits (JORF vom 11.&#160;August 2017).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref167" name="Footnote167">167</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen hei&#223;t es in Nr.&#160;6 Buchst.&#160;a des Gemeinsamen Auslegungsinstruments: &#8222;Das CETA enth&#228;lt moderne Investitionsvorschriften, nach denen die Regierungen weiterhin das Recht haben, im &#246;ffentlichen Interesse regelnd t&#228;tig zu werden, auch wenn sich diese Regelungen auf eine ausl&#228;ndische Investition auswirken, wobei es gleichzeitig ein hohes Ma&#223; an Schutz f&#252;r Investitionen und eine faire und transparente Streitbeilegung garantiert.&#8220; In Nr.&#160;6 Buchst.&#160;b des Gemeinsamen Auslegungsinstruments hei&#223;t es weiter: &#8222;Im CETA wird klargestellt, dass die Regierungen ihre Gesetze &#228;ndern d&#252;rfen, und zwar auch, wenn sich dies negativ auf eine Investition oder die Gewinnerwartungen eines Investors auswirkt.&#8220; Vgl. auch ganz allgemein Nr.&#160;2 des Gemeinsamen Auslegungsinstruments.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref168" name="Footnote168">168</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;C&#8209;279/09, EU:C:2010:811.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref169" name="Footnote169">169</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;26.1 Abs.&#160;1 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref170" name="Footnote170">170</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe Nr.&#160;195 dieser Schlussantr&#228;ge.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref171" name="Footnote171">171</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 25.&#160;Juli 2018, Minister for Justice and Equality (M&#228;ngel des Justizsystems) (C&#8209;216/18&#160;PPU, EU:C:2018:586, Rn.&#160;53 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). In diesem Urteil hat der Gerichtshof entschieden, dass &#8222;das Erfordernis der richterlichen Unabh&#228;ngigkeit zum Wesensgehalt des Grundrechts auf ein faires Verfahren geh&#246;rt, dem als Garant f&#252;r den Schutz s&#228;mtlicher dem Einzelnen aus dem Unionsrecht erwachsender Rechte und f&#252;r die Wahrung der in Art.&#160;2 EUV genannten Werte, die den Mitgliedstaaten gemeinsam sind, u.&#160;a. des Werts der Rechtsstaatlichkeit, grundlegende Bedeutung zukommt&#8220; (Rn.&#160;48). Im &#220;brigen hat der Gerichtshof in seinem Urteil vom 14.&#160;Juni 2017, Online Games u.&#160;a. (C&#8209;685/15, EU:C:2017:452), Folgendes entschieden: &#8222;Hinsichtlich des Rechts nach Art.&#160;47 Abs.&#160;2 der Charta auf ein unabh&#228;ngiges und unparteiisches Gericht umfasst der Begriff der &#8218;Unabh&#228;ngigkeit&#8216;, die der Aufgabe des Richters innewohnt, zwei Aspekte. Der erste, externe, Aspekt setzt voraus, dass die Stelle vor Interventionen oder Druck von au&#223;en gesch&#252;tzt ist, die die Unabh&#228;ngigkeit des Urteilens ihrer Mitglieder im Hinblick auf die ihnen unterbreiteten Rechtsstreite gef&#228;hrden k&#246;nnten&#8220; (Rn.&#160;60). &#8222;Der zweite, interne, Aspekt steht mit dem Begriff der &#8218;Unparteilichkeit&#8216; in Zusammenhang und bezieht sich darauf, dass hinsichtlich der Parteien des Rechtsstreits und ihren jeweiligen Interessen an dessen Gegenstand ein gleicher Abstand gewahrt wird. Dieser Aspekt ... verlangt, dass Sachlichkeit obwaltet und neben der strikten Anwendung der Rechtsnormen keinerlei Interesse am Ausgang des Rechtsstreits besteht&#8220; (Rn.&#160;61). &#8222;Diese Garantien der Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit setzen voraus, dass es Regeln &#8211; insbesondere statutarische und Verfahrensregeln &#8211; gibt, die es erm&#246;glichen, bei den Rechtsunterworfenen jeden berechtigten Zweifel an der Unempf&#228;nglichkeit der genannten Stelle f&#252;r Einflussnahmen von au&#223;en und an ihrer Neutralit&#228;t in Bezug auf die einander gegen&#252;berstehenden Interessen auszur&#228;umen&#8220; (Rn.&#160;62).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref172" name="Footnote172">172</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Nr.&#160;6 Buchst.&#160;f des Gemeinsamen Auslegungsinstruments.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref173" name="Footnote173">173</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne auch Nr.&#160;6 Buchst.&#160;i des Gemeinsamen Auslegungsinstruments sowie Erkl&#228;rung Nr.&#160;36.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref174" name="Footnote174">174</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;26.3 Abs.&#160;3 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref175" name="Footnote175">175</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Ausschuss f&#252;r Dienstleistungen und Investitionen ist ein unter Aufsicht des Gemischten CETA-Ausschusses eingesetzter Sonderausschuss (vgl. Art.&#160;26.2 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b CETA).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref176" name="Footnote176">176</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Gutachten&#160;1/00 (Rn.&#160;39).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref177" name="Footnote177">177</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was bei der Union und ihren Mitgliedstaaten kaum zu bezweifeln ist.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref178" name="Footnote178">178</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. zur Zustimmung des Investors dazu, die Streitigkeit nach den in Kapitel&#160;8 Abschnitt&#160;F CETA beschriebenen Verfahren durch das Gericht beilegen zu lassen, Art.&#160;8.22 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a CETA. Zur R&#252;cknahme bzw. Einstellung einer Klage vor den Gerichten der Vertragsparteien bzw. zum Verzicht auf eine solche Klage vgl. Art.&#160;8.22 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;f und g CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref179" name="Footnote179">179</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8.39 Abs.&#160;5 CETA bestimmt au&#223;erdem: &#8222;Wurde den Klagen nur in Teilen stattgegeben, so werden die Kosten proportional nach Zahl oder Umfang der erfolgreichen Teile der Klagen festgesetzt.&#8220;</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref180" name="Footnote180">180</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In die gleiche Richtung geht auch Art.&#160;8.20 CETA, wonach die Streitparteien eine Mediation in Anspruch nehmen k&#246;nnen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref181" name="Footnote181">181</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich verweise insoweit auf meine allgemeinen Erw&#228;gungen zum Gemischten CETA-Ausschuss (siehe Nrn.&#160;248 bis 250 dieser Schlussantr&#228;ge). Vgl. zur Verg&#252;tung der Mitglieder der Rechtsbehelfsinstanz auch Art.&#160;8.28 Abs.&#160;7 Buchst.&#160;d CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref182" name="Footnote182">182</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. hinsichtlich der Rechtsbehelfsinstanz Art.&#160;8.28 Abs.&#160;4 CETA.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref183" name="Footnote183">183</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref184" name="Footnote184">184</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Fu&#223;note an dieser Stelle des Textes hei&#223;t es dazu: &#8222;Zur Klarstellung: Die Tatsache, dass eine Person eine Verg&#252;tung von einer staatlichen Stelle erh&#228;lt, reicht allein nicht aus, um nicht als Mitglied des Gerichts in Betracht zu kommen.&#8220; Die Kommission hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung insoweit erkl&#228;rt, diese Klarstellung ziele ganz besonders auf die Berufsgruppe der Hochschullehrer ab, die zwar eine Verg&#252;tung vom Staat erhielten, aber auch die Anforderungen an Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit erf&#252;llten. Die Kommission hat auch die Bezieher einer staatlichen Rente erw&#228;hnt. Es ist jedenfalls klar, dass f&#252;r diese Personen s&#228;mtliche Bestimmungen des Art.&#160;8.30 CETA gelten, mit denen ein etwaiger Interessenkonflikt, der ihre Unabh&#228;ngigkeit und Unparteilichkeit beeintr&#228;chtigen k&#246;nnte, verhindert und gegebenenfalls geahndet werden soll.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref185" name="Footnote185">185</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Unterabs.&#160;2 dieser Bestimmung hei&#223;t es: &#8222;Die Vertragsparteien bem&#252;hen sich nach besten Kr&#228;ften um eine Festlegung des Verhaltenskodexes bis sp&#228;testens zum ersten Tag der vorl&#228;ufigen Anwendung beziehungsweise des Inkrafttretens dieses Abkommens, in jedem Fall aber bis sp&#228;testens zwei Jahre nach diesem Zeitpunkt.&#8220; Vgl. auch Nr.&#160;6 Buchst.&#160;f des Gemeinsamen Auslegungsinstruments und Erkl&#228;rung Nr.&#160;36, wonach &#8222;[d]ie ethischen Anforderungen an die Mitglieder des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz ... so rasch wie m&#246;glich ... in einem verbindlichen und zwingenden Verhaltenskodex im Einzelnen festgelegt [werden]&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref186" name="Footnote186">186</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dazu f&#252;hrt die deutsche Regierung in ihrer Stellungnahme aus, die Leitlinie&#160;3 der von den Mitgliedern des Gerichts und der Rechtsbehelfsinstanz gem&#228;&#223; Art.&#160;8.30 Abs.&#160;1 CETA zu beachtenden IBA-Leitlinien sehe eine umfassende Offenlegungspflicht hinsichtlich aller die Unabh&#228;ngigkeit oder Unparteilichkeit der Schiedsrichter potenziell beeintr&#228;chtigenden Umst&#228;nde vor.</p>
188,468
lsgnrw-2019-01-28-l-2-as-215818-b-er
{ "id": 799, "name": "Landessozialgericht NRW", "slug": "lsgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Sozialgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
L 2 AS 2158/18 B ER
2019-01-28T00:00:00
2019-02-11T11:04:00
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:LSGNRW:2019:0128.L2AS2158.18B.ER.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde der Antragstellerin gegen den Beschluss des Sozialgerichts D&#252;sseldorf vom 03.12.2018 wird zur&#252;ckgewiesen. Kosten f&#252;r das Beschwerdeverfahren sind nicht zu erstatten. Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe wird abgelehnt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Gr&#252;nde:</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Beschwerde ist nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Sozialgericht hat dem auf einstweilige Verpflichtung des Antragsgegners zur Gew&#228;hrung von Leistungen der Grundsicherung nach dem Sozialgesetzbuch Zweites Buch (SGB II) gerichteten Antrag zu Recht nur hinsichtlich des Mehrbedarfszuschlags f&#252;r Alleinerziehende entsprochen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 86b Abs. 2 Satz 2 Sozialgerichtsgesetz (SGG) kann das Gericht der Hauptsache auf Antrag eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis treffen, wenn eine solche Regelung zur Abwendung wesentlicher Nachteile notwendig erscheint. Der Erlass einer einstweiligen Anordnung setzt somit voraus, dass ein materieller Anspruch besteht, f&#252;r den vorl&#228;ufiger Rechtsschutz begehrt wird (Anordnungsanspruch), und dass der Erlass einer gerichtlichen Entscheidung besonders eilbed&#252;rftig ist (Anordnungsgrund). Eilbed&#252;rftigkeit besteht, wenn dem Betroffenen ohne eine schnelle Entscheidung eine erhebliche, &#252;ber Randbereiche hinausgehende Verletzung seiner Rechte unmittelbar droht, die durch eine sp&#228;tere Entscheidung in der Hauptsache nicht mehr beseitigt werden kann (vgl. BVerfG, Beschluss vom 12.05.2005, 1 BvR 569/05, Rn. 23 bei juris). Der gem&#228;&#223; Art. 19 Abs. 4 Grundgesetz (GG) von den Gerichten zu gew&#228;hrende effektive Rechtsschutz erfordert auch Rechtsschutzerlangung innerhalb angemessener Zeit. Daraus folgt, dass gerichtlicher Rechtsschutz namentlich in Eilverfahren so weit wie m&#246;glich der Schaffung solcher vollendeter Tatsachen zuvorzukommen hat, die dann, wenn sich eine Ma&#223;nahme bei (endg&#252;ltiger) richterlicher Pr&#252;fung als rechtswidrig erweist, jedenfalls nicht mehr vollst&#228;ndig r&#252;ckg&#228;ngig gemacht werden k&#246;nnen (BVerfG, Beschluss vom 16.05.1995, 1 BvR 1087/91, Rn. 28 bei juris).</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der geltend gemachte Anordnungsanspruch und die Eilbed&#252;rftigkeit sind glaubhaft zu machen (&#167; 86b Abs. 2 Satz 4 SGG i. V. m. &#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 Abs. 1 Zivilprozessordnung -ZPO-). Daf&#252;r ist erforderlich, aber auch ausreichend, dass die tats&#228;chlichen Voraussetzungen von Anordnungsanspruch und Anordnungsgrund zur &#220;berzeugung des Gerichts mit &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit vorliegen (vgl. BSG, Beschluss vom 08.08.2001, B 9 V 23/01 B, Rn. 5 bei juris).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ob ein Anordnungsanspruch vorliegt, ist in der Regel durch summarische Pr&#252;fung der Erfolgsaussichten in der Hauptsache zu ermitteln. K&#246;nnen ohne die Gew&#228;hrung von Eilrechtsschutz jedoch schwere und unzumutbare Nachteile entstehen, die durch das Hauptsacheverfahren nicht mehr zu beseitigen w&#228;ren, ist eine abschlie&#223;ende Pr&#252;fung erforderlich (BVerfG, Beschluss vom 12.05.2005, 1 BvR 569/05, Rn. 24 f. bei juris). Liegt ein Anordnungsanspruch nicht vor, ist ein sch&#252;tzenswertes Recht zu verneinen und der Eilantrag abzulehnen. Hat die Hauptsache hingegen offensichtlich Aussicht auf Erfolg, ist dem Eilantrag stattzugeben, wenn die Angelegenheit eine gewisse Eilbed&#252;rftigkeit aufweist. Kann bei der im einstweiligen Rechtsschutzverfahren vielfach nur m&#246;glichen summarischen Pr&#252;fung die Erfolgsaussicht nicht abschlie&#223;end beurteilt werden, muss das Gericht anhand einer Folgenabw&#228;gung unter umfassender Ber&#252;cksichtigung grundrechtlicher Belange entscheiden (BVerfG, Beschluss vom 12.05.2005, 1 BvR 569/05, Rn. 26 bei juris; vgl. auch Keller in Meyer-Ladewig/Keller/Leitherer/Schmidt, SGG, 12. Aufl. 2017, &#167; 86b Rn. 29a). Je schwerwiegender ein durch ein Abwarten des Hauptsacheverfahrens endg&#252;ltig eintretender Schaden ausfiele, desto geringere Anforderungen sind im Rahmen der Folgenabw&#228;gung an die &#220;berzeugung des Gerichts vom Bestehen eines Anordnungsanspruchs zu richten. Damit verbunden ist jedoch nicht eine Reduzierung der Bem&#252;hungen, die nach Lage des konkreten Einzelfalles vom Rechtsschutzsuchenden zur Glaubhaftmachung des von ihm geltend gemachten Anordnungsanspruchs und Anordnungsgrundes zu verlangen sind. Wer geltend macht, ohne eine schnelle gerichtliche Entscheidung von schweren und unzumutbaren Nachteilen unmittelbar bedroht zu sein, von dem ist zu erwarten, dass er alles ihm M&#246;gliche sowie nach den konkreten Umst&#228;nden des Einzelfalls Zumutbare unternimmt, um die ihm drohenden Nachteile nicht eintreten zu lassen. Fehlt es ersichtlich an derartigen Bem&#252;hungen, k&#246;nnen im Einzelfall erhebliche Zweifel insbesondere am Vorliegen des Anordnungsgrundes, aber auch des Anordnungsanspruchs gerechtfertigt sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Gew&#228;hrung von Leistungen der Grundsicherung nach dem SGB II im Streit steht. Wird geltend gemacht, auf die Gew&#228;hrung existenzsichernder Leistungen dringend angewiesen zu sein, dann muss vom Antragsteller erwartet werden, dass er alles in seiner Macht Stehende unternimmt, diese Mittel m&#246;glichst schnell zur &#220;berwindung der behaupteten finanziellen oder sonstigen Notlage zu erhalten.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Unter Ber&#252;cksichtigung der vorstehend aufgef&#252;hrten Rechtsgrunds&#228;tze konnte die Beschwerde auch nach sorgf&#228;ltiger Anstellung einer Folgenabw&#228;gung keinen Erfolg haben. Es ist nicht glaubhaft gemacht worden, dass die Antragstellerin die Voraussetzungen f&#252;r einen Bezug von allgemeinen Leistungen (Regelleistungen und Unterkunftskosten) nach dem SGB II erf&#252;llt. Derartigen Leistungsanspr&#252;chen steht der in &#167; 7 Abs. 5 SGB II normierte Leistungsausschluss f&#252;r Auszubildende, deren Ausbildung im Rahmen des Bundesausbildungsf&#246;rderungsgesetzes (BAf&#246;G) dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig ist, entgegen. Die Antragstellerin absolviert eine Ausbildung, die im Rahmen des BAf&#246;G dem Grunde nach f&#246;rderungsf&#228;hig ist. Leistungen nach diesem Gesetz erh&#228;lt sie nur wegen des Erreichens der F&#246;rderungsh&#246;chstdauer nicht. Das Sozialgericht, auf dessen Ausf&#252;hrungen im angefochtenen Beschluss der Senat zur Vermeidung von Wiederholungen nach eigener Pr&#252;fung Bezug nimmt, hat zutreffend dargelegt, dass sich ein Leistungsanspruch f&#252;r die Beschwerdef&#252;hrerin weder aus der Ausnahmeregelung in &#167; 7 Abs. 6 SGB II noch aus der speziellen Regelung f&#252;r Auszubildende in &#167; 27 SGB II ergibt. Der Senat stimmt mit dem Sozialgericht auch darin &#252;berein, dass der Leistungsausschluss sich nicht als eine besondere H&#228;rte im Sinne von &#167; 27 Abs. 3 S. 1 SGB II f&#252;r die Antragstellerin darstellt. Ob ein besonderer H&#228;rtefall vorliegt, ist unter Ber&#252;cksichtigung der individuellen Umst&#228;nde des Einzelfalles zu beurteilen. Eine besondere H&#228;rte kann dann vorliegen, wenn ein wesentlicher Teil der Ausbildung bereits absolviert ist und der bevorstehende Abschluss unverschuldet an Mittellosigkeit zu scheitern droht. Dies setzt allerdings voraus, dass mit den Leistungen der Grundsicherung nur eine vor&#252;bergehende und kurzzeitige Notlage bis zum Ausbildungsabschluss zu &#252;berbr&#252;cken ist. Es muss deshalb eine durch objektive Umst&#228;nde belegbare Aussicht bestehen, dass nachweisbar (beispielsweise durch Meldung zur Pr&#252;fung, wenn alle Pr&#252;fungsvoraussetzungen bereits erf&#252;llt sind) die Ausbildung mit den SGB II-Leistungen h&#246;chstwahrscheinlich in absehbarer Zeit durch einen Abschluss zu Ende gebracht werden kann (siehe auch Bundessozialgericht, Urteil vom 06.09.2007 zum Az. B 14/7b AS 28 /06 R, zur Rn. 35 bei juris).</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Es ist hier nicht glaubhaft gemacht worden, dass die Antragstellerin mit ihrer Ausbildung weit fortgeschritten ist und diese voraussichtlich in absehbarer Zeit erfolgreich beenden wird. Aussagekr&#228;ftige Unterlagen dar&#252;ber wurden von ihr auch im Beschwerdeverfahren nicht vorgelegt, obwohl der rechtskundig vertretenen Antragstellerin schon in Anbetracht der Begr&#252;ndung der ablehnenden Entscheidung des Sozialgerichts deren Wichtigkeit f&#252;r einen Antragserfolg bekannt sein musste. Aus dem im Beschwerdeverfahren vorgelegten E-Mail-Verkehr mit einem Hochschulprofessor ist lediglich ersichtlich, dass die Antragstellerin diesem offenbar Themenvorschl&#228;ge f&#252;r eine Abschlussarbeit unterbreitet hat. Ob diese Vorschl&#228;ge von Seiten der Hochschule angenommen worden sind, ist nicht erkennbar. F&#252;r den Senat bestehen schon deshalb gro&#223;e Zweifel an einem baldigen Studienabschluss, weil die Antragstellerin zuvor offenbar kein f&#252;r eine Abschlussarbeit ausreichendes Leistungsverm&#246;gen gezeigt hat. Dies ist aus dem von ihr vorgelegten E-Mails ebenfalls ersichtlich und deckt sich zudem mit ihren Angaben gegen&#252;ber dem Antragsgegner in der Niederschrift vom 24.07.2018, in der es hei&#223;t, sie habe M&#228;rz 2018 ihr Studium abgebrochen, weil sie die Masterarbeit nicht bestanden habe. Gegen ein baldiges Erreichen des Ausbildungsziels spricht auch der Umstand, dass die Antragstellerin von der ihr im Bescheid des Studierendenwerks D&#252;sseldorf vom 23.02.2017 aufgezeichneten M&#246;glichkeit zur Erlangung weiterer Leistungen nach dem BAf&#246;G, n&#228;mlich eine Bescheinigung der Hochschule &#252;ber einen voraussichtlich binnen Jahresfrist erreichbaren Studienabschluss einzureichen, keinen Gebrauch gemacht hat.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf einer entsprechenden Anwendung von &#167; 193 SGG.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Mangels Erfolgsaussicht war der Antrag auf Prozesskostenhilfe abzulehnen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 177 SGG).</p>
188,467
vg-aachen-2019-01-28-2-l-519a
{ "id": 840, "name": "Verwaltungsgericht Aachen", "slug": "vg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 L 5/19.A
2019-01-28T00:00:00
2019-02-11T11:04:00
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:VGAC:2019:0128.2L5.19A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die aufschiebende Wirkung der unter dem Aktenzeichen 2 K 18/19.A erhobenen Klage gegen die Abschiebungsandrohung in dem Bescheid des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 03. Dezember 2018 wird angeordnet.</p> <p>Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des gerichtskostenfreien Verfahrens.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der sinngem&#228;&#223;e Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung der unter dem Aktenzeichen 2 K 18/19.A erhobenen Klage gegen die Abschiebungsandrohung in den Bescheid des Antragsgegners vom 03. Dezember 2018 anzuordnen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Antrag nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 Satz&#160;1 VwGO ist statthaft, da die in der Hauptsache erhobene Klage keine aufschiebende Wirkung entfaltet (vgl. &#167;&#160;75 Abs.&#160;1 AsylG i.V.m. &#167;&#167; 71a Abs. 1 u. 4, 34 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nr.&#160;3, 36 Abs.&#160;1 und 3 AsylG).</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat den Aussetzungsantrag auch fristgerecht im Sinne des <a href="https://www.juris.de/r3/?docId=BJNR111260992BJNE006206116&amp;${__hash__}38;docFormat=xsl&amp;${__hash__}38;oi=72KgDNenw7&amp;${__hash__}38;docPart=S&amp;${__hash__}38;sourceP=%7B%22source%22:%22Link%22%7D">&#167;&#160;36 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AsylG</a>, d. h. innerhalb von einer Woche nach Bekanntgabe des angegriffenen Bescheides gestellt. Der streitgegenst&#228;ndliche Bescheid des Bundesamtes datiert vom 03. Dezember 2018 und wurde dem Antragsteller am 28. Dezember 2018 zugestellt. Der Eilantrag des Antragstellers ging am 04. Januar 2019 bei dem erkennenden Gericht ein. Die Wochenfrist des &#167;&#160;35 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AsylG ist damit gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist auch begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die im Verfahren nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 Satz&#160;1 VwGO vorzunehmende Interessenabw&#228;gung zwischen dem &#246;ffentlichen Interesse an der nach &#167;&#160;75 Abs.&#160;1 AsylG i.V.m. &#167;&#167;&#160;34 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nr.&#160;3, 35 AsylG gesetzlich angeordneten sofortigen Vollziehbarkeit des Verwaltungsakts und dem Interesse des Antragstellers an einer einstweiligen Aussetzung der Vollziehung f&#228;llt vorliegend zugunsten des Antragstellers aus. Denn nach der im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes allein m&#246;glichen und gebotenen summarischen Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage bestehen ernstliche Zweifel i.S.d. &#167;&#160;36 Abs.&#160;4 Satz&#160;1 i.V.m. Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AsylG an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Androhung der Abschiebung des Antragstellers nach Eritrea (Ziffer 3 des angefochtenen Bescheides). In einem solchen Falle muss wegen der hier in Rede stehenden hochrangigen Rechtsg&#252;ter des Antragstellers (Art.&#160;19 Abs.&#160;4 GG i.V.m. Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Satz&#160;1 und 2 GG, Art.&#160;3 EMRK) seinem Interesse an einer Aussetzung der Vollziehung der Vorrang einger&#228;umt werden.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Verwaltungsakts liegen dann vor, wenn erhebliche Gr&#252;nde daf&#252;r sprechen, dass die Ma&#223;nahme einer rechtlichen Pr&#252;fung wahrscheinlich nicht standh&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Urteil vom 14. Mai 1996 - 2 BvR 1516/93 , juris Rn. 93 ff.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dies ist vorliegend der Fall.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel bestehen vorliegend bereits daran, ob das Bundesamt den Asylantrag des Antragstellers zu Recht gem&#228;&#223; &#167;&#160;29&#160; Abs. 1 Nr. 5 AsylG als unzul&#228;ssig abgelehnt hat (Ziffer 1 des Bescheids). Voraussetzung hierf&#252;r w&#228;re, dass der Asylantrag des Antragstellers als Zweitantrag nach &#167;71a AsylG zu werten ist. Ein Zweitantrag liegt vor, wenn der Ausl&#228;nder nach erfolglosem Abschluss eines Asylverfahrens in einem sicheren Drittstaat im Sinne von &#167;&#160;26a AsylG oder einem der in &#167;&#160;71a AsylG sonst genannten Staaten im Bundesgebiet einen Asylantrag stellt. Zweifelhaft ist hier bereits, ob die in &#167; 71a AsylG genannte &#8222;Zweitantragssituation&#8220; &#252;berhaupt gegeben ist. Denn dieser setzt ein erfolglos abgeschlossenes Asylverfahren in einem sicheren Drittstaat voraus. Der vom Antragsteller in D&#228;nemark gestellte Asylantrag hatte jedoch Erfolg. Diesem wurde am 28. Mai 2015 in D&#228;nemark die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuerkannt. Die Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft wurde jedoch aufgrund der strafrechtlichen Verurteilung des Antragstellers wegen Vergewaltigung widerrufen (vgl. das Schreiben des d&#228;nischen Immigration Service vom 28. Juni 2017, Bl. 88 der Beiakte des Bundesamts).</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Auch wenn der Widerruf der Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft im Ergebnis dazu f&#252;hrt, dass dem Antragsteller trotz des in D&#228;nemark durchgef&#252;hrten Asylverfahrens im Ergebnis internationaler Schutz in einem sicheren Drittstaat nicht mehr gew&#228;hrt wird, ist der Widerruf der Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft nicht ohne weiteres mit einem von vornherein erfolglosen Asylverfahren vergleichbar.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst ist im Falle des Widerrufs von in einem anderen Mitgliedstaat gew&#228;hrtem Fl&#252;chtlingsschutz nicht von der Anwendbarkeit des &#167;&#160;29 Abs. 1 Nr. 2 AsylG, wonach ein Asylantrag unzul&#228;ssig ist, wenn ein anderer Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union dem Ausl&#228;nder bereits internationalen Schutz im Sinne des &#167;&#160;1 Absatz&#160;1 Nummer&#160;2 AsylG gew&#228;hrt hat, auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Berlin, Beschluss vom 26.Juli 2018, 23 L 389.18 A, zit. nach juris, VG Augsburg Beschluss vom 06. April 2017 - Au 7 S 17.30656.0A, in diesem Sinne auch: BVerwG, Urteil vom 04. September 2012 - 10 C 13/11 - , BVerwGE 144, 127-144.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Dies wird damit begr&#252;ndet, dass der gew&#228;hrte internationale Schutz durch den Widerruf entf&#228;llt und die Schutzbed&#252;rftigkeit des Betroffenen wieder auflebt. Ob in diesem Falle f&#252;r einen erneuten Asylantrag im Bundesgebiet &#167; 71a AsylG einschl&#228;gig ist (in diesem Sinne wohl VG Augsburg a.a.O.), also ein Zweitantrag vorliegt, ist soweit ersichtlich in der Rechtsprechung und der einschl&#228;gigen Kommentarliteratur bisher nicht gekl&#228;rt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Durch die Vorschrift des &#167; 71a AsylG soll ein Asylantragsteller, der bereits in einem sicheren Drittstaat ein erfolgloses Asylverfahren durchgef&#252;hrt hat, hinsichtlich des Pr&#252;fungsumfangs seines Asylbegehrens einem Ausl&#228;nder gleich gestellt werden, der ein Asylerstverfahren im Bundesgebiet durchgef&#252;hrt hat und dort einen Folgeantrag nach &#167; 71 AsylG stellt,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">vgl. BT-Drs. 12/4450 Begr. S.&#160;27 f.; VG M&#252;nchen, Urteil vom 07. Februar 2013&#160;&#8211; M 11 K 12.30661&#160;&#8211;, juris.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Bei Folgeantr&#228;gen nach &#167; 71 AsylG ist in Rechtsprechung und Literatur umstritten, ob der Widerruf einer zuerkennenden Statusentscheidung der R&#252;cknahme beziehungsweise der unanfechtbaren Ablehnung eines fr&#252;heren Asylantrags als Tatbestandsvoraussetzung des &#167; 71 AsylG gleichsteht. W&#228;hrend teilweise vertreten wird, dass der Widerruf oder die R&#252;cknahme einer Statusentscheidung im Ergebnis eine Ablehnung des Asylgesuchs darstelle und deshalb ein anschlie&#223;endes erneutes Schutzbegehren als Folgeantrag anzusehen sei,</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">so: VG Berlin, Gerichtsbescheid vom 06. Juni 2002&#160;&#8211; 34 X 130.02&#160;&#8211;, juris; GK-Funke-Kaiser, &#167; 71 AsylG Rn 96 m.w.N.;</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">wird dies in der Rechtsprechung &#252;berwiegend mit dem Hinweis auf den Wortlaut des &#167; 71 AsylG abgelehnt,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">vgl.: VG Gie&#223;en Beschluss vom 15. Mai 2003 - 8 G 1706/03-, juris; VG Frankfurt, Urteil vom 16. Juli 2008 - 7 K 325/08.F.A. -, juris; in diesem Sinne auch: Marx, 9. Aufl. 2017, &#167; 71 AsylG Rn 17 m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Insofern wird vertreten, dass eine durch Widerruf oder kraft Erl&#246;schens aufgehobene Statusentscheidung bereits begrifflich keine Ablehnung des Asylantrags sei und das Erl&#246;schen des Rechtsstatus auch verfahrensrechtlich nicht mit dem Ablehnen eines Asylantrags gleichgestellt werden k&#246;nne. Dar&#252;ber hinaus seien auch in materieller Hinsicht keine Gr&#252;nde ersichtlich, die es gebieten w&#252;rden, einem Antragsteller, dem fr&#252;her bereits ein Fl&#252;chtlingsstatus zuerkannt wurde, im Vergleich zu einem Erstantragsteller "mindere" Verfahrensrechte zuzubilligen. Die dem Erl&#246;schenstatbestand zu Grunde liegende Annahme eines nachtr&#228;glichen Fortfalls der politischen Verfolgungssituation sei auch insoweit nicht mit einer R&#252;cknahme im Erstverfahren bzw. einer beh&#246;rdlicherseits verneinten Verfolgungsgefahr gleichzustellen,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Gie&#223;en a.a.O, Rn 11.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus wird vertreten, es erg&#228;be sich aus Art. 32 der Richtlinie 2005/85/EG vom 01. Dezember 2005, nach dem die Mitgliedsstaaten im Falle eines Folgeantrags ein besonderes Verfahren einrichten k&#246;nnen, dass eine positive, inzwischen aber widerrufene Statusentscheidung, nicht als Folgeantrag gewertet werden k&#246;nne. Aus Art.&#160;32 Abs.&#160;2 dieser Richtlinie ergebe sich, dass ein solches besonderes Verfahren angewandt werden k&#246;nne, wenn eine Person einen Folgeantrag auf Asyl stelle, nachdem ihr fr&#252;herer Antrag zur&#252;ckgenommen bzw. das Verfahren nicht weiter betrieben worden oder nachdem eine Entscheidung &#252;ber den fr&#252;heren Antrag ergangen sei. Dieser Vorschrift liege jedoch ersichtlich die Vorstellung zugrunde, dass ein fr&#252;heres Asylverfahren zu Lasten des Antragstellers ausgegangen sei. Eine solche Auslegung finde ihre Best&#228;tigung auch in dem Erw&#228;gungsgrund Nr.&#160;15 zur genannten Richtlinie. Danach sollen die Mitgliedsstaaten von der Verpflichtung, ein erneutes Pr&#252;fungsverfahren durchzuf&#252;hren, entbunden sein, wenn ein Antragsteller einen Folgeantrag stellt, ohne neue Beweise oder Argumente vorzubringen. Damit seien ersichtlich neue Beweise oder Argumente gemeint, die seinem urspr&#252;nglich abgelehnten Antrag zum Erfolg verhelfen k&#246;nnten;</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">vgl. VG Frankfurt, a.a.O., Rn 26.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Wird eine Behandlung eines erneuten Asylantrags nach Widerruf einer Statusentscheidung als Folgeantrag verneint, f&#252;hrt dies dazu, dass dieser als Erstantrag zu behandeln ist,</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">vgl.: VG Gie&#223;en a.a.O.; VG Frankfurt, a.a.O.; Marx, a.a.O. Rn 17 m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">&#220;bertr&#228;gt man diese Erw&#228;gungen auf den Zweitantrag nach &#167; 71a AsylG, spricht f&#252;r eine Behandlung des Asylantrags des Antragstellers als Erstantrag vorliegend, dass die Gr&#252;nde, aus denen der gew&#228;hrte Schutzstatus widerrufen wurde, n&#228;mlich die in D&#228;nemark erfolgte Verurteilung wegen Vergewaltigung tats&#228;chlich keinen Bezug zu den Gr&#252;nden haben, aus denen dem Antragsteller ein Schutzstatus zuerkannt wurde. Insofern d&#252;rfte davon auszugehen sein, dass die Gr&#252;nde f&#252;r die Gew&#228;hrung des Schutzstatus in der Sache trotz des erfolgten Widerrufs fortbestehen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Letztlich kann jedenfalls im Eilverfahren dahinstehen, ob das Bundesamt den Asylantrag des Antragstellers zu Recht als Zweitantrag nach &#167; 71a AsylG ausgelegt hat oder ob dieser als Erstantrag im Bundesgebiet zu bewerten gewesen w&#228;re, da jedenfalls auch ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Androhung der Abschiebung des Antragstellers nach Eritrea bestehen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Feststellung des Bundesamtes in Ziffer 2. des streitgegenst&#228;ndlichen Bescheides, dass ein Abschiebungsverbot nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 AufenthG i.V.m. Art.&#160;3 EMRK in Bezug auf Eritrea als dem Zielstaat der Abschiebung nicht vorliegt, was u. a. Voraussetzung f&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Abschiebungsandrohung ist (vgl. &#167;&#160;34 Abs.&#160;1 S.&#160;1 Nr.&#160;3 AsylG), begegnet zum ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts (&#167;&#160;77 Abs.&#160;1 AsylG) erheblichen Zweifeln.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Rechtsgrundlage f&#252;r die Abschiebungsandrohung ist&#167;&#160;34 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nr.&#160;3 AsylG. Danach erl&#228;sst das Bundesamt nach den &#167;&#167;&#160;59, 60 Abs.&#160;10 AufenthG eine schriftliche Abschiebungsandrohung, wenn u. a. die Voraussetzungen des &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und 7 AufenthG nicht vorliegen. Dies hat das Bundesamt ohne weitere Pr&#252;fung unter Hinweis darauf angenommen, dass die Voraussetzungen des subsidi&#228;ren Schutzes bereits in dem vorangegangenen Asylverfahren in D&#228;nemark gepr&#252;ft und abgelehnt worden seien und bereits aus diesem Grund eine andere Bewertung im nationalen Verfahren nicht erfolgen k&#246;nne. Dabei verkennt das Bundesamt, dass der Antrag des Antragstellers auf Gew&#228;hrung von internationalem Schutz in dem in D&#228;nemark durchgef&#252;hrten Asylverfahren gerade nicht abgelehnt, sondern diesem aufgrund seines Verfolgungsvortrags Fl&#252;chtlingsschutz zuerkannt wurde und auch der erfolgte Widerruf an dieser materiell-rechtlichen Einsch&#228;tzung nichts &#228;ndert. Ob eine Abschiebung des Antragstellers nach Widerruf der Schutz gew&#228;hrenden Entscheidung tats&#228;chlich h&#228;tte erfolgen k&#246;nnen oder ob der Antragsteller sich aufgrund der Verh&#228;ltnisse in seinem Herkunftsstaat trotz der strafrechtlichen Verurteilung auf ein Abschiebungsverbot h&#228;tte berufen k&#246;nnen, haben die d&#228;nischen Beh&#246;rden soweit ersichtlich, bisher nicht gepr&#252;ft. Vielmehr haben diese, wie sich aus der Erkl&#228;rung vom 28. Juni 2017 (Bl. 88 der Beiakte des Bundesamts) ergibt, nach Widerruf des Schutzstatus seinen Aufenthalt in D&#228;nemark toleriert.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller beruft sich darauf, dass er in Eritrea aufgrund seiner Weigerung, den nationalen Milit&#228;rdienst abzuleisten, bereits &#252;ber ein Jahr inhaftiert gewesen sei.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Aufgrund des Umstands, dass dem Antragsteller unter Ber&#252;cksichtigung dieses Vortrags in D&#228;nemark die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuerkannt wurde sowie aufgrund der Erkenntnisse des Gerichts, nach denen dem Antragsteller als Mann im wehrdienstf&#228;higen Alter bei seiner R&#252;ckkehr nach Eritrea die Einziehung zum Nationaldienst drohen w&#252;rde, liegt nahe, dass jedenfalls ein Abschiebungsverbot nach &#167; 60 Abs. 5 AufenthG in Verbindung mit Art. 3 und 4 Abs. 2 EMRK besteht. Nach Art. 6 der Proklamation Nr. 82/1995 &#252;ber den Nationalen Dienst unterliegen in Eritrea grunds&#228;tzlich alle M&#228;nner und Frauen vom 18. bis zum 50. Lebensjahr dem Nationaldienst. Ein Recht zur Wehrdienstverweigerung aus Gewissengr&#252;nden und einen Ersatzdienst gibt es nicht</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">vgl. Ausw&#228;rtiges Amt, Bericht &#252;ber die asyl- und abschieberelevante Lage in Eritrea vom 25. Februar 2018, Seite 12, Ziff. 1.6.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Bei diesem Nationaldienst handelt es um einen zeitlich nicht befristeten Arbeitsdienst unter menschenrechtswidrigen Bedingungen, welcher als Zwangsarbeit und damit als eine unmenschliche bzw. erniedrigende Behandlung zu qualifizieren ist</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">vgl. ebenso: VG Cottbus, Urteil vom 12. Juli 2018, VG 6 K 1031/15.A, juris; VG Gelsenkirchen, Urteil vom 17. Mai 2017 - 1a K 1931/16.A -, juris Rn. 38; VG Hamburg, Beschluss vom 5. Oktober 2016 - 4 A 3618/16 -, juris Rn. 25.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Der m&#246;glichen Feststellung eines Abschiebungsverbots im Hauptsacheverfahren steht auch nicht die strafrechtliche Verurteilung des Antragstellers wegen eines Sexualdelikts in D&#228;nemark entgegen. Nach &#167; 60 Abs. 8 AufenthG kann von der Anwendung des &#167; 60 Abs. 1 AufenthG abgesehen werden, wenn der Ausl&#228;nder eine Gefahr f&#252;r die Allgemeinheit bedeutet, weil er wegen einer oder mehrerer vors&#228;tzlicher Straftaten gegen das Leben, die k&#246;rperliche Unversehrtheit, die sexuelle Selbstbestimmung, das Eigentum oder wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte rechtskr&#228;ftig zu einer Freiheits- oder Jugendstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt worden ist, sofern die Straftat mit Gewalt, unter Anwendung von Drohung mit Gefahr f&#252;r Leib oder Leben oder mit List begangen worden ist oder eine Straftat nach &#167;&#160;177 des Strafgesetzbuches ist. Dagegen sperrt &#167;&#160;60 Abs. 8 AufenthG die Feststellung von Abschiebungsverboten nach &#167;&#160;60 Abs. 5 AufenthG in Verbindung mit Art. 3 EMRK nicht. Das Verbot von Folter sowie unmenschlicher und erniedrigender Behandlung aus Art. 3 EMRK gilt vielmehr ausnahmslos und stellt einen absoluten Abschiebungsschutz dar,</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">vgl. EGMR (Gro&#223;e Kammer), Urteil vom 28. Februar 2008 -37201/06 Saadi/Italien; Marx &#167; 4 Rn 87 m.w.N..</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die abschlie&#223;ende Beurteilung, ob der Asylantrag des Antragstellers als Erst- oder Zweitantrag auszulegen ist und ob ein Abschiebungsverbot nach &#167; 60 Abs. 5 AufenthG hinsichtlich Eritrea f&#252;r den Antragsteller tats&#228;chlich besteht, bedarf vor diesem Hintergrund der weiteren Aufkl&#228;rung im Hauptsacheverfahren.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs. 1 VwGO, &#167;&#160;83b AsylVfG.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 AsylVfG unanfechtbar.</p>
180,275
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M 22 E 18.3506
2019-01-28T00:00:00
2019-02-07T14:19:19
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <div> <p>I. Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>II. Der Antragsteller hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.</p> <p>III. Der Streitwert wird auf 2.500 &#8364; festgesetzt.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p><rd nr="1"/>Der (erneute) Antrag des Antragstellers, ihm und Frau A.Z. eine gemeinsame kostenlose Wohnung in einem Clearinghaus zur Verf&#252;gung zu stellen, hat keine Aussicht auf Erfolg.</p> <p><rd nr="2"/>Nach <verweis.norm>&#167; 123 Abs. 1 Satz 2 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm> kann das Gericht eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis erlassen, wenn diese Regelung um wesentliche Nachteile abzuwenden oder drohende Gewalt zu verhindern oder aus sonstigen Gr&#252;nden n&#246;tig erscheint. Dabei hat der jeweilige Antragsteller sowohl den aus dem streitigen Rechtsverh&#228;ltnis abgeleiteten Anspruch, bez&#252;glich dessen die vorl&#228;ufige Regelung getroffen werden soll (Anordnungsanspruch), wie auch die Dringlichkeit einer vorl&#228;ufigen Regelung (Anordnungsgrund) glaubhaft zu machen (<verweis.norm>&#167; 123 Abs. 3 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm> i.V.m. <verweis.norm>&#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 <v.abk ersatz="Zivilprozessordnung - ZPO">Zivilprozessordnung - ZPO</v.abk></verweis.norm>). Ma&#223;geblich f&#252;r die Beurteilung sind dabei die rechtlichen und tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse zum Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts.</p> <p><rd nr="3"/>Dies zugrunde gelegt hat der Antragsteller vorliegend einen Anordnungsanspruch sowie einen Anordnungsgrund (erneut) nicht glaubhaft gemacht.</p> <p><rd nr="4"/>Der Antragsteller wird von der Antragsgegnerin seit der im Mai 2014 erfolgten R&#228;umung seiner 1-Zimmer-Mietwohnung in st&#228;dtischen Clearingh&#228;usern und privaten Beherbergungsbetrieben obdachlosen- bzw. satzungsrechtlich untergebracht. Seit 6. Juni 2017 bewohnt er auf der Grundlage einer Unterbringungsverf&#252;gung der Antragsgegnerin ein Notquartier in der S&#8230;stra&#223;e 33 in M. Frau A.Z., mit der der Antragsteller seinen Angaben zufolge nach islamischem Recht verheiratet ist, ist unterbrechungslos seit dem 1. Dezember 2014 in der C&#8230;-Stra&#223;e in M. gemeldet. Obwohl das Fehlen eines Unterbringungsgesuchs ihrerseits im Rahmen diverser vom Antragsteller betriebener Gerichtsverfahren thematisiert wurde, hat Frau Z. bei der Antragsgegnerin bislang auch nicht um eine obdachlosenrechtliche Unterbringung nachgesucht.</p> <p><rd nr="5"/>Angesichts dessen ist weder die f&#252;r das Vorliegen eines Anordnungsgrundes erforderliche Dringlichkeit noch das f&#252;r das Bestehen eines Anordnungsanspruchs erforderliche Fehlen einer Unterkunftsm&#246;glichkeit vom Antragsteller hinreichend glaubhaft gemacht: F&#252;r eine Wohnungslosigkeit der Frau Z. liegen keinerlei Anhaltspunkte vor. Einer etwaig gegen&#252;ber dem Antragsteller bestehenden Verpflichtung auf obdachlosenrechtliche Unterbringung ist die Antragsgegnerin mit der Einweisung in die Unterkunft in die S.stra&#223;e bereits hinreichend nachgekommen. Dessen Obdachlosigkeit ist damit hinreichend beseitigt. Eine dar&#252;ber hinausgehende Unterbringung in einer Wohnung in einem einer besonderen Zweckbestimmung unterliegendem Clearinghaus kann der Antragsteller nicht verlangen, denn die Obdachlosenf&#252;rsorge, die ihre Rechtsgrundlage in <verweis.norm>Art. 7 Abs. 2 Nr. 3 <v.abk ersatz="LStVG">LStVG</v.abk></verweis.norm> findet, dient nicht der &#8222;wohnungsm&#228;&#223;igen Versorgung&#8220;, sondern der Verschaffung einer vor&#252;bergehenden Unterkunft einfacher Art. Auch unter Ber&#252;cksichtigung der humanit&#228;ren Zielsetzung des Grundgesetzes ist es daher - bei Vorliegen der Voraussetzungen f&#252;r ein sicherheitsrechtliches Einschreiten - ausreichend, wenn obdachlosen Personen eine Unterkunft zugewiesen wird, die vorr&#252;bergehend Schutz vor den Unbilden des Wetters bietet und Raum f&#252;r die notwendigen Lebensbed&#252;rfnisse l&#228;sst. Ein Auswahlrecht unter mehreren diesen Voraussetzungen gen&#252;genden Unterk&#252;nften oder gar ein Anspruch der Obdach suchenden Person auf eine nach Lage, Gr&#246;&#223;e oder sonstigen Kriterien bestimmte Unterkunft besteht grunds&#228;tzlich nicht. Es liegt vielmehr im sehr weiten Ermessen der Antragsgegnerin, wie sie den durch Obdachlosigkeit bewirkten Gefahren begegnen will (vgl. Schenk in Bengl/Berner/Emmerig, LStVG, Sept. 2015, Art. 7 Rn. 190). Die zugewiesene Unterkunft muss insbesondere nicht allen Unterbringungs- und Sorgebed&#252;rfnissen, die eine Person hat, gerecht werden. Obdachlose Personen m&#252;ssen, weil ihre Unterbringung nur eine Notl&#246;sung sein kann, eine weitgehende Einschr&#228;nkung ihrer Wohnanspr&#252;che hinnehmen, wobei die Grenze zumutbarer Einschr&#228;nkungen dort liegt, wo die Anforderungen an eine menschenw&#252;rdige, das Grundrecht auf k&#246;rperliche Unversehrtheit achtende Unterbringung nicht mehr eingehalten wird (vgl. BayVGH, B.v. 19.2.2010 - 4 C 09.3073 mit Verweis auf BayVGH, B.v. 10.10.2008 - 4 CE 08.2647 m.w.N.; VG W&#252;rzburg; B.v. 5.3.2009 - W5 K 09.2289; VG M&#252;nchen, B.v. 24.4.2008 - M 22 K 07.5316).</p> <p><rd nr="6"/>Gemessen an diesem Ma&#223;stab ist die dem Antragsteller gegen&#252;ber bisher ergangenen Zuweisungsentscheidung durch die Antragsgegnerin nicht zu beanstanden. Anhaltspunkte, aufgrund derer das weite Unterbringungsermessen der Beklagten vorliegend auf eine Unterbringung des Antragstellers (und von Frau Z.) in einer Wohnung in einem Clearinghaus reduziert w&#228;re, sind unter keinem in Betracht kommenden Aspekt ersichtlich und wurden vom Antragsteller auch in Bezug auf seine aktuelle Unterkunft nicht vorgetragen. Auf die Ausf&#252;hrungen in den bisher in den Verfahren M 22 K 16.122, M 22 E 16.291, M 22 E 15.56 und M 22 S 14.5231 sowie M 22 E 14.3756 ergangenen Entscheidungen wird zur Vermeidung von Wiederholungen erg&#228;nzend verwiesen. Angesichts der H&#246;he der Rentenbez&#252;ge des Antragstellers entbehrt insbesondere auch der Wunsch des Antragstellers nach einer kostenlosen Zurverf&#252;gungstellung einer Wohnung jeder Grundlage.</p> <p><rd nr="7"/>Dem Antragsteller bleibt es weiterhin unbenommen sich - gegebenenfalls mit Unterst&#252;tzung der Sozialleistungstr&#228;ger - bei der Antragsgegnerin um die Ber&#252;cksichtigung bei der Vergabe &#246;ffentlich gef&#246;rderter, entgeltpflichtiger Wohnungen zu bem&#252;hen.</p> <p><rd nr="8"/>Die Kostenentscheidung folgt aus <verweis.norm>&#167; 154 Abs. 1 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm>, die Entscheidung zum Streitwert aus <verweis.norm>&#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, 52 Abs. 2 <v.abk ersatz="GKG">GKG</v.abk></verweis.norm> unter Ber&#252;cksichtigung der Empfehlungen in Nr. 1.5 und 35.3 des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit.</p> </div>
180,274
vg-augsburg-2019-01-28-au-4-k-1831900
{ "id": 287, "name": "Verwaltungsgericht Augsburg", "slug": "vg-augsburg", "city": 117, "state": 4, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
Au 4 K 18.31900
2019-01-28T00:00:00
2019-02-07T14:19:19
2019-02-13T12:21:05
GeB
<h2>Tenor</h2> <div> <p>I. Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>II. Die Kl&#228;ger haben die Kosten des Verfahrens zu tragen.</p> <p>III. Der Gerichtsbescheid ist im Kostenpunkt vorl&#228;ufig vollstreckbar.</p> </div> <h2>Tatbestand</h2> <div> <p><rd nr="1"/></p> <p>Die Kl&#228;ger begehren als &#252;ber den ihnen zuerkannten subsidi&#228;ren Schutz hinaus die Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft als Familienangeh&#246;rige.</p> <p><rd nr="2"/>Nach den Feststellungen der Beklagten sind die Kl&#228;ger syrische Staatsangeh&#246;rige arabischer volks- und sunnitischer Religionszugeh&#246;rigkeit. Auf ihre am 29. Oktober 2015 gestellten Asylantr&#228;ge erkannte das Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge den Kl&#228;gern mit Bescheid vom 20. Juli 2016 den subsidi&#228;ren Schutzstatus zu und lehnte die Asylantr&#228;ge im &#220;brigen ab. Die hierauf von den Kl&#228;gern erhobene Klage auf Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft wies das Verwaltungsgericht Augsburg mit Urteil vom 18. Dezember 2017 (Au 4 K 17.33676; urspr&#252;nglich Au 4 K 16. 31246) ab. Dieses Urteil wurde am 30. Januar 2018 rechtskr&#228;ftig.</p> <p><rd nr="3"/>Dem ebenfalls syrischen Staatsangeh&#246;rigen, nach den Feststellungen der Beklagten der Ehemann der Kl&#228;gerin zu 1 bzw. Vater der Kl&#228;ger zu 2 und zu 3, wurde mit Bescheid des Bundesamts vom 20. M&#228;rz 2018 - &#252;ber den ihm bereits mit Bescheid vom 15. September 2016 zuerkannten subsidi&#228;ren Schutz hinaus - die Fl&#252;chtlingseigenschaft gem. <verweis.norm>&#167; 3 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> zuerkannt. Hierzu war die Beklagte mit Urteil des Verwaltungsgerichts Augsburg vom 19. Januar 2018 (Au 4 K 17.35588; urspr&#252;nglich Au 4 K 16.31929; rechtskr&#228;ftig am 1.3.2018) verpflichtet worden.</p> <p><rd nr="4"/>Mit Schreiben ihres Bevollm&#228;chtigten vom 8. Oktober 2018 - beim Bundesamt per Telefax am gleichen Tag eingegangen - lie&#223;en die Kl&#228;ger unter Berufung auf die dem Herrn * zuerkannte Fl&#252;chtlingseigenschaft die Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft gem. <verweis.norm>&#167;&#167; 3, 26 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> beantragen.</p> <p><rd nr="5"/>Mit Bescheid vom 7. November 2018 - dem Kl&#228;gerbevollm&#228;chtigten am 17. November 2018 zugestellt - lehnte das Bundesamt diesen Antrag gem. <verweis.norm>&#167; 29 Abs. 1 Nr. 5 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> als unzul&#228;ssig ab. Im Wesentlichen wurde ausgef&#252;hrt, dass die Voraussetzungen f&#252;r die Durchf&#252;hrung weiterer Asylverfahren gem. <verweis.norm>&#167; 71 Abs. 1 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> i.V.m. &#167;&#160;51 Abs. 1 bis Abs. 3 VwVfG nicht vorl&#228;gen. Ein Wiederaufnahmegrund liege zwar angesichts des dem Ehemann bzw. Vater der Kl&#228;ger zuerkannten Fl&#252;chtlingsstatus vor, jedoch sei der Antrag nicht binnen drei Monaten gem. <verweis.norm>&#167; 51 Abs. 3 <v.abk ersatz="VwVfG">VwVfG</v.abk></verweis.norm> gestellt worden. Wegen der weiteren Einzelheiten wird gem. <verweis.norm>&#167; 77 Abs. 2 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> auf die Bescheidsgr&#252;nde Bezug genommen.</p> <p><rd nr="6"/>Die Kl&#228;ger lie&#223;en am 30. November 2018 Klage zum Verwaltungsgericht Augsburg erheben und beantragen,</p> <p><rd nr="7"/>dem Bescheid vom 7.11.2018 aufzuheben.</p> <p><rd nr="8"/>Eine Begr&#252;ndung der Klage erfolgte nicht.</p> <p><rd nr="9"/>Mit Beschluss vom 8. Januar 2019 wurde der Rechtsstreit zur Entscheidung auf den Einzelrichter &#252;bertragen. Die Kl&#228;gerseite wurde zum beabsichtigten Erlass eines Gerichtsbescheids angeh&#246;rt. Die Beklagte hat auf eine solche Anh&#246;rung mit allgemeiner Prozesserkl&#228;rung verzichtet.</p> <p><rd nr="10"/>Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Gerichtsakten und die Beh&#246;rdenakten Bezug genommen.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p><rd nr="11"/>Das Gericht kann durch Gerichtsbescheid entscheiden, da die Sache keine besonderen Schwierigkeiten tats&#228;chlicher oder rechtlicher Art aufweist und der Sachverhalt gekl&#228;rt ist (<verweis.norm>&#167; 84 Abs. 1 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm>).</p> <p><rd nr="12"/>Die Klage ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet. Die Beklagte hat die mit Schreiben vom 8. Oktober 2018 gestellten Antr&#228;ge der Kl&#228;ger auf Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft gem. <verweis.norm>&#167; 26 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> zu Recht mit dem streitgegenst&#228;ndlichen Bescheid vom 7. November 2018 (als unzul&#228;ssig) abgelehnt, <verweis.norm>&#167; 113 Abs. 1 Satz 1 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm>.</p> <p><rd nr="13"/>Das Gericht nimmt in vollem Umfang Bezug auf die Begr&#252;ndung des streitgegenst&#228;ndlichen Bescheids und macht sie sich zu eigen (<verweis.norm>&#167; 77 Abs. 2 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm>).</p> <p><rd nr="14"/>Erg&#228;nzend ist folgendes auszuf&#252;hren: Der Asylantrag der Kl&#228;ger war, soweit er auf Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft gerichtet war, unanfechtbar abgelehnt worden (rechtkr&#228;ftiges klageabweisendes Urteil des Verwaltungsgerichts Augsburg vom 18.12.2017 - Au 4 K 17.33676). Zu Recht ist daher die Beklagte davon ausgegangen, dass der mit Schreiben vom 8. Oktober 2018 gestellte Antrag auf Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft gem. <verweis.norm>&#167;&#167; 3, 26 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> als Folgeantrag gem. <verweis.norm>&#167; 71 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> zu qualifizieren war (vgl. BVerwG, U.v. 13.8.1996 - 9 C 92/95 - BVerwGE 101, 341 - juris Rn. 6; BVerwG, U.v. 17.12.2002 - 1 C 10/02 - BVerwGE 117, 283 - juris; OVG Saarl, U.v. 8.9.2004 - 2 R 25/03 - juris; VG Wiesbaden, B.v. 3.9.2008 - 8 L 889/08.WI.A - juris; VG W&#252;rzburg, U.v. 11.10.2018 - W 2 K 18.31007 - juris). F&#252;r diese Qualifizierung als Asylfolgeantrag spricht auch, dass nach aktueller Rechtsprechung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs dem Gesetz der Rechtsbegriff eines eigenen &#8222;Familienasylantrags&#8220; fremd ist (vgl. BayVGH, U.v. 16.10.2018 - 21 B 18.31010 - juris Rn. 17 m.w.N.).</p> <p><rd nr="15"/>Zu Recht hat die Beklagte weiter angenommen, dass gem. <verweis.norm>&#167; 71 Abs. 1 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> kein weiteres Asylverfahren durchzuf&#252;hren war, weil hier die Voraussetzungen des <verweis.norm>&#167; 51 Abs. 3 <v.abk ersatz="VwVfG">VwVfG</v.abk></verweis.norm> nicht vorliegen. Es ist ohne weiteres davon auszugehen, dass die Kl&#228;ger von der Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft an ihren Ehemann bzw. Vater schon kurz nach Ergehen des diesen betreffenden Bescheids vom 20. M&#228;rz 2018 i.S.d. <verweis.norm>&#167; 51 Abs. 3 Satz 2 <v.abk ersatz="VwVfG">VwVfG</v.abk></verweis.norm> Kenntnis erhalten haben. Der (Folge-) Antrag wurde erst am 8. Oktober 2018 und damit deutlich nach Ablauf der dreimonatigen Frist des <verweis.norm>&#167; 51 Abs. 3 <v.abk ersatz="VwVfG">VwVfG</v.abk></verweis.norm> gestellt; daher war er mangels Vorliegen der Voraussetzungen des <verweis.norm>&#167; 71 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> gem. <verweis.norm>&#167; 29 Abs. 1 Nr. 5 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> als unzul&#228;ssig abzulehnen.</p> <p><rd nr="16"/>Die Kostenentscheidung beruht auf <verweis.norm>&#167; 154 Abs. 1 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm>. Gerichtskosten werden nicht erhoben, <verweis.norm>&#167; 83b <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm>. Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus <verweis.norm>&#167;&#167; 84 Abs. 1 Satz 3, Abs. 3, 167 Abs. 2 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm> i.V.m. <verweis.norm>&#167;&#167; 708 ff. <v.abk ersatz="ZPO">ZPO</v.abk></verweis.norm>.</p> </div>
180,267
ovgsl-2019-01-28-1-e-34318
{ "id": 938, "name": "Oberverwaltungsgericht des Saarlandes", "slug": "ovgsl", "city": null, "state": 14, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 E 343/18
2019-01-28T00:00:00
2019-02-07T14:19:14
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p/><p>Die Beschwerde der Prozessbevollm&#228;chtigten des Beigeladenen gegen die Streitwertfestsetzung im Beschluss des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 16. November 2018 &#8211; 2 L 1112/18 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Das Beschwerdeverfahren ist geb&#252;hrenfrei; Kosten werden nicht erstattet.</p> <h2>Gründe</h2> <p/><p><rd nr="1"/>Die von den Prozessbevollm&#228;chtigten des Beigeladenen auf der Grundlage des &#167; 32 Abs. 2 RVG im eigenen Namen erhobene und auch sonst zul&#228;ssige Beschwerde, mit der die Heraufsetzung des vom Verwaltungsgericht auf 2.500 Euro festgesetzten Streitwertes nach Ma&#223;gabe der &#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, 52 Abs. 1 und Abs. 6 Satz 4 i.V.m. Satz 1 GKG begehrt wird, bleibt ohne Erfolg.</p><p><rd nr="2"/>In Eilrechtsschutzverfahren der vorliegenden Art, in denen es um die Vergabe einer h&#246;herwertigen Funktionsstelle geht, ohne dass die im Streit befindliche Auswahlentscheidung im Rahmen eines Bef&#246;rderungsverfahrens erfolgt, sind nach der Rechtsprechung des Senats f&#252;r die Festsetzung des Streitwertes die &#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, 52 Abs. 1 und Abs. 2 GKG zur Anwendung zu bringen. Hieran wird nach erneuter &#220;berpr&#252;fung festgehalten.</p><p><rd nr="3"/>In der verfahrensgegenst&#228;ndlichen Stellenausschreibung vom 4.1.2017 hei&#223;t es hinsichtlich der zur Neubesetzung ausgeschriebenen Funktionsstelle der Wertigkeit A 15, dass zun&#228;chst eine Beauftragung mit der Wahrnehmung der Dienstaufgaben beabsichtigt sei; bei Bew&#228;hrung bestehe eine Bef&#246;rderungschance in die Besoldungsgruppe A 15, wobei &#252;ber eine etwaige Bef&#246;rderung zu einem sp&#228;teren Zeitpunkt entschieden werde. Bewerbungen von Lehrkr&#228;ften, die bereits ein Amt der Besoldungsgruppe A 15 innehaben, seien nicht ausgeschlossen. Diese Ausschreibung zielte mithin vornehmlich auf eine Neubesetzung der Funktionsstelle, also die Vergabe des unbesetzten Dienstpostens. Die &#220;bertragung dieses Dienstpostens er&#246;ffnete f&#252;r Bewerber, die wie die Antragstellerin ein Statusamt der Besoldungsgruppe A 14 innehaben, im Fall ihrer Auswahl und ihrer Bew&#228;hrung auf dem Dienstposten lediglich die Chance einer k&#252;nftigen Bef&#246;rderung, denn der Dienstherr hat sich auch f&#252;r den Fall der Bew&#228;hrung des ausgew&#228;hlten Bewerbers vorbehalten, hinsichtlich einer sp&#228;teren Verleihung eines Statusamtes A 15 eine eigenst&#228;ndige (Auswahl-) Entscheidung zu treffen. Damit war Gegenstand des erstinstanzlichen Konkurrentenstreitverfahrens weder eine sogenannte &#228;mtergleiche Besetzung des Dienstpostens, hinsichtlich der nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts die Festsetzung des Auffangstreitwerts gerechtfertigt w&#228;re(BVerwG, Beschluss vom 11.10.2012 - 2 VR 6/12 -, juris Rdnr. 4), noch eine Konkurrenz um einen unmittelbar oder nach - erfolgreichem - Ablauf der Probezeit zur Bef&#246;rderung ausgeschriebenen Dienstposten, hinsichtlich der der Streitwert anhand des &#167; 52 Abs. 6 Satz 4 i.V.m. Satz 1 GKG zu bemessen w&#228;re(vgl. hierzu ausf&#252;hrlich: Beschluss des Senats vom 21.6.2013 - 1 B 311/13 -, juris, betreffend die j&#228;hrliche Bef&#246;rderungsrunde der Deutschen Telekom AG), sondern es ging um die Vergabe eines lediglich mit der Aussicht, im Fall der Bew&#228;hrung bei einer k&#252;nftigen Bef&#246;rderungsentscheidung in den engeren Bewerberkreis um die Verleihung des Statusamtes einbezogen zu werden, ausgeschriebenen Dienstpostens.</p><p><rd nr="4"/>In fr&#252;heren Jahren ist der Senat in Eilrechtsschutzverfahren betreffend die Vergabe h&#246;herwertiger Dienstposten sowohl in Fallgestaltungen, in denen eine Bef&#246;rderung nach erfolgreichem Ablauf der Probezeit unmittelbar erfolgen soll, als auch in F&#228;llen, in denen es - wie vorliegend - zun&#228;chst nur um das Zuteilwerden der Chance, sich auf einem h&#246;herwertigen Dienstposten zu bew&#228;hren, geht, davon ausgegangen, dass die sich im Sinne des &#167; 13 Abs. 1 GKG a.F. (Vorg&#228;ngervorschrift zu &#167; 52 Abs. 1 GKG) aus dem Antrag ergebende Bedeutung der Sache f&#252;r den Antragsteller des einstweiligen Rechtsschutzverfahrens unter Ber&#252;cksichtigung der Vorgaben des &#167; 13 Abs. 4 Satz 2 i.V.m. Abs. 1 GKG a.F. (Vorg&#228;ngervorschrift zu &#167; 52 Abs. 6 Satz 4 i.V.m. Satz 1 GKG) zu bestimmen ist(OVG des Saarlandes, u.a. Beschl&#252;sse vom 21.12.1994 - 1 B 62/94 -, vom 8.11.1999 - 1 Y 7/99 - und vom 10.12.2001 - 1 Y 15/01 -, jew. juris), was dem nunmehrigen Anliegen des Beschwerdef&#252;hrers entsprechen w&#252;rde.</p><p><rd nr="5"/>Hiervon ist der Senat indes im Jahr 2005 in Anlehnung an die kurz zuvor ge&#228;nderte Streitwertpraxis des Bundesverwaltungsgerichts betreffend die Bewertung von Dienstpostenkonkurrenzen(BVerwG, Urteil vom 23.9.2004 - 2 A 8/03 -, amtl. Abdr. S. 17f.) abger&#252;ckt(OVG des Saarlandes, Beschl&#252;sse vom 25.1.2005 - 1 Q 90/03 - und vom 19.4.2005 - 1 Y 4/05 -,jew. juris), und bemisst den Streitwert seither nicht nur bei &#228;mtergleicher Dienstpostenvergabe, sondern auch bei Konkurrenzen um h&#246;herwertige Dienstposten, deren &#220;bertragung eine k&#252;nftige Bef&#246;rderungsauswahl auch im Fall uneingeschr&#228;nkter Bew&#228;hrung nicht vorwegnimmt, anhand des Auffangwertes.(vgl. aus neuerer Zeit: OVG des Saarlandes, Urteil vom 21.8.2017 - 1 A 255/16 -, und Beschl&#252;sse vom 9.9.2016 - 1 B 60/16 - und vom 4.10.2016 - 1 E 258/16 -, jew. juris) Soweit erkennbar entspricht die Streitwertpraxis des Senats der seitens des Bundesverwaltungsgerichts praktizierten Handhabung.</p><p><rd nr="6"/>So hat das Bundesverwaltungsgericht 2011 den Streitwert in einem Eilrechtsschutzverfahren, in dem es um die Besetzung eines h&#246;herwertigen Dienstpostens ging(BVerwG, Beschluss vom 25.10.2011 - 2 VR 4.11 -, amtl. Abdr. S. 2 und 16), ebenso wie 2012 in Bezug auf die Ausschreibung eines Dienstpostens f&#252;r eine &#228;mter- bzw. entgeltgruppengleiche Besetzung(BVerwG, Beschluss vom 11.10.2012, a.a.O.) in Anwendung der &#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 1 i.V.m. 52 Abs. 2 GKG auf 5.000 Euro festgesetzt. Neuere eine zwischenzeitliche &#196;nderung der Spruchpraxis des Bundesverwaltungsgerichts belegende Entscheidungen sind weder seitens des Beschwerdef&#252;hrers benannt noch anhand einer Recherche aufzufinden gewesen. Soweit das Bundesverwaltungsgericht den Streitwert in Anwendung des &#167; 52 Abs. 6 Satz 4 GKG festsetzt, handelt es sich jeweils um eine sogenannte f&#246;rderliche Dienstpostenvergabe, die Vorwirkung auf die sp&#228;tere Verleihung des Statusamtes zeitigt.(so z.B. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 21.12.2017 - 2 VR 3/17 -, juris Rdnrn. 2 und 24, vom 21.12.2016 - 2 VR 1/16 -, juris Rdnrn. 2 und 46, und vom 3.7.2012 - 2 VR 3/12 -, juris Rdnrn. 2 und 4)</p><p><rd nr="7"/>Soweit das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg(OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 23.8.2013 - OVG 6 L 56.18 -; juris) im Rahmen der Begr&#252;ndung der &#196;nderung seiner Rechtsprechung im Sinn der vom Beschwerdef&#252;hrer bef&#252;rworteten Anwendung des &#167; 52 Abs. 5 Satz 2 GKG a.F., nunmehr &#167; 52 Abs. 6 Satz 4 GKG, u.a. auf die Streitwertfestsetzung des Bundesverwaltungsgerichts im Verfahren 2 VR 1/13 sowie auf die Streitwertentscheidung des Senats im Verfahren 1 B 311/13 verweist, lagen dem jeweils Ausschreibungen zur sogenannten f&#246;rderlichen Besetzung zugrunde(BVerwG, Beschluss vom 20.6.2013 - 2 VR 1/13 -, amtl. Abdr. S. 3 und 21; OVG des Saarlandes, Beschluss vom 21.6.2013, a.a.O., vgl. zum dortigen Sachverhalt den vorangegangenen Beschluss des Verwaltungsgerichts vom 15.4.2013 - 2 L 1789/12 -, juris), hinsichtlich derer nach der Spruchpraxis des Senats &#167; 52 Abs. 6 Satz 4 i.V.m. Satz 1 GKG zur Anwendung gelangt.</p><p><rd nr="8"/>Zu der seitens des Beschwerdef&#252;hrers angef&#252;hrten &#196;nderung der Rechtsprechung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs(BayVGH, Beschluss vom 24.10.2017 - 6 C 17.1429 -, juris), die der Senat sich zu Eigen machen solle, ist zun&#228;chst festzustellen, dass es - wie aufgezeigt - in Bezug auf Konkurrentenstreitigkeiten, die sich auf bef&#246;rderungsrelevante Auswahlentscheidungen beziehen, ohnehin der Rechtsprechung des erkennenden Senats entspricht - anders als dies der Bayerische Verwaltungsgerichtshof bisher gehandhabt hat(BayVGH, Beschluss vom 16.4.2013 - 6 C 13.284 -, juris m.w.N.) -, den Streitwert nach Ma&#223;gabe des &#167; 52 Abs. 6 Satz 4 i.V.m. Satz 1 GKG festzusetzen.</p><p><rd nr="9"/>Ferner ist festzustellen, dass die Argumente, die den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zur Neuausrichtung seiner Rechtsprechung bewogen haben, in Bezug auf eine au&#223;erhalb von Bef&#246;rderungsverfahren erfolgende Vergabe h&#246;herwertiger Dienstposten, wie sie fallbezogen in Rede steht, jedenfalls unter Ber&#252;cksichtigung der im Saarland verbreiteten Topfwirtschaft nicht zu &#252;berzeugen verm&#246;gen. Auch die seitens des Antragsgegners praktizierte Vergabe von Funktionsstellen in der Schulverwaltung zeichnet sich nach der Erfahrung des Senats dadurch aus, dass es landesweit sehr viel mehr Funktionsstellen als diesen zuzuordnende Status&#228;mter gibt. Dementsprechend ist es nach der &#220;bertragung einer Funktionsstelle in der Schulleitung keineswegs zwingend, dass dem Ausgew&#228;hlten ein entsprechendes Statusamt verliehen wird, zumindest aber kann es eine im Vorfeld nicht abzusehende Anzahl von Jahren dauern, bis dies geschieht. Aus der saarl&#228;ndischen Finanzverwaltung sind sogar F&#228;lle bekannt, in denen der Inhaber eines h&#246;herwertigen Dienstpostens die h&#246;herwertige T&#228;tigkeit mehr als 20 Jahre lang ausge&#252;bt hat, bevor ihm das zugeh&#246;rige Statusamt verliehen worden ist. Den Streitwert unter solchen Umst&#228;nden in einem Konkurrenteneilrechtsschutzverfahren betreffend die Vergabe eines nicht f&#246;rderlich ausgeschriebenen Dienstpostens anhand der Bez&#252;ge zu bemessen, die der Wertigkeit des Dienstpostens entsprechen, l&#228;sst sich mit der individuellen Bedeutung der Sache f&#252;r den unterlegenen Bewerber und dessen finanziellem Interesse(BayVGH, Beschluss vom 24.10.2017, a.a.O., Rdnr. 10) nicht rechtfertigen.</p><p><rd nr="10"/>Der Senat hat schlie&#223;lich erwogen, ob es interessegerecht im Sinn des &#167; 52 Abs. 1 GKG w&#228;re, der Beschwerde durch Anhebung des erstinstanzlich festgesetzten Streitwert auf den vollen Auffangstreitwert teilweise stattzugeben, aber auch dies w&#252;rde dem an der Bedeutung der Sache f&#252;r den Rechtschutzsuchenden auszurichtenden Ermessen nicht gerecht.</p><p><rd nr="11"/>Zwar l&#228;sst sich die langj&#228;hrige Streitwertpraxis des Senats in Eilrechtsschutzverfahren, die sich auf eine unmittelbare Bef&#246;rderung bzw. auf eine Bef&#246;rderung nach Erprobung beziehen, dahin zusammenfassen, dass in einem entsprechenden auf Verleihung eines anderen Amtes zielenden Hauptsacheverfahren &#167; 52 Abs. 6 Satz 4 i.V.m. Satz 1 GKG zur Anwendung gelangt, dass der sich so ergebende Wert in den regelm&#228;&#223;ig verfahrensgegenst&#228;ndlichen auf Neubescheidung des Bef&#246;rderungsbegehrens zielenden Hauptsacheverfahren zu halbieren ist und &#8211; was vorliegend in die &#220;berlegungen einzustellen war - dass in den korrespondieren Eilrechtsschutzverfahren eine weitere Halbierung unterbleibt, da das einstweilige Verfahren im Verh&#228;ltnis zu dem Hauptsachebegehren, die beabsichtigte Bef&#246;rderung eines Mitbewerbers zwecks Erm&#246;glichung einer Neubescheidung der eigenen Bewerbung zu unterbinden, jedenfalls in Teilen die Hauptsache vorwegnimmt.(OVG des Saarlandes, Beschluss vom 21.6.2013, a.a.O.) In Eilrechtsschutzverfahren, deren Gegenstand sich - wie vorliegend - auf die vorl&#228;ufige Freihaltung eines h&#246;herwertigen Dienstpostens beschr&#228;nkt, dessen &#220;bertragung au&#223;erhalb eines Bef&#246;rderungsverfahrens erfolgen soll und die seitens des Dienstherrn im Rahmen seines Organisationsermessens ungeachtet einer etwaigen Bew&#228;hrung r&#252;ckg&#228;ngig gemacht werden kann, verfangen die vorstehenden, das Absehen von einer weiteren Halbierung in Bef&#246;rderungsstreitigkeiten rechtfertigenden &#220;berlegungen indes nicht.</p><p><rd nr="12"/>Der Senat sieht es daher weiterhin als interessegerecht im Sinn des &#167; 52 Abs. 2 GKG an, den Auffangstreitwert in Eilverfahren der vorliegenden Art zu halbieren, und h&#228;lt an seiner diesbez&#252;glichen Praxis fest.</p><p><rd nr="13"/>Die Beschwerde unterliegt mithin der Zur&#252;ckweisung.</p><p><rd nr="14"/>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 68 Abs. 3 GKG.</p><p><rd nr="15"/>Dieser Beschluss ist nicht anfechtbar.</p>
180,239
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14 B 1696/18
2019-01-28T00:00:00
2019-02-07T14:18:37
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0128.14B1696.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 26.931,81 &#8364; festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde des Antragstellers gegen die Ablehnung seines Antrags auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung im Beschluss des Verwaltungsgerichts vom 12.&#160;November 2018 ist unbegr&#252;ndet. Die von ihm dargelegten Gr&#252;nde, auf deren Pr&#252;fung der Senat beschr&#228;nkt ist (&#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO), ergeben nicht, dass das Verwaltungsgericht seinen Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage gegen den Haftungsbescheid der Antragsgegnerin vom 23. November 2016 in der Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 11. September 2017 und der Fassung des &#196;nderungsbescheids vom 25. Mai 2018 (im &#220;brigen) zu Unrecht abgelehnt hat.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Ablehnung des Antrags des Antragstellers auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung im &#220;brigen, n&#228;mlich soweit die Antragsgegnerin den Antragsteller mit dem angefochtenen Haftungsbescheid vom 23. November 2016 in der Gestalt des Widerspruchsbescheids vom 11. September 2017 und der Fassung des &#196;nderungsbescheids vom 25. Mai 2018 noch f&#252;r Gewerbesteuerschulden der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH in H&#246;he von 91.884,27 &#8364;, Nachforderungszinsen in H&#246;he von 12.169,- &#8364; und S&#228;umniszuschl&#228;ge in H&#246;he von 3.674,- &#8364; in Anspruch nimmt, im Wesentlichen damit begr&#252;ndet, der Antragsteller habe jedenfalls dadurch eine grob fahrl&#228;ssige Pflichtverletzung begangen, dass er die durch bestandskr&#228;ftigen Bescheid der Antragsgegnerin vom 2. November 2015 f&#252;r das Veranlagungsjahr 2010 festgesetzten Gewerbesteuern nebst Zinsen in H&#246;he von insgesamt 131.286,39 &#8364; bei F&#228;lligkeit am 7. Dezember 2015 nicht bezahlt habe. Diesen unanfechtbaren Bescheid m&#252;sse der Antragsteller als seinerzeitiger Gesch&#228;ftsf&#252;hrer der GmbH nach &#167; 166 AO gegen sich gelten lassen. Aus welchen Gr&#252;nden er den f&#252;r die GmbH zun&#228;chst gegen den Bescheid eingelegten Einspruch zur&#252;ckgenommen habe, sei insoweit unerheblich. Die Behauptung des Antragstellers, die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH habe im Zeitpunkt der F&#228;lligkeit der durch den Bescheid vom 2. November 2015 festgesetzten Gewerbesteuer am 7. Dezember 2015 nicht &#252;ber ausreichende finanzielle Mittel f&#252;r die Tilgung der Schulden verf&#252;gt, habe der Antragsteller nicht durch Gesch&#228;ftsunterlagen f&#252;r eben diesen Zeitpunkt belegt, sondern allein auf eine Bilanz aus dem Jahr 2012 und die Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens &#252;ber das Verm&#246;gen der GmbH am 4. August 2016 verwiesen. Vor diesem Hintergrund gehe das Gericht im Rahmen der summarischen Pr&#252;fung davon aus, dass zum F&#228;lligkeitszeitpunkt ausreichende Mittel f&#252;r die Tilgung der Schulden zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tten. Anderenfalls h&#228;tte der Antragsteller einen Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens stellen m&#252;ssen. Hierzu w&#228;re er bei Zahlungsunf&#228;higkeit der GmbH gem&#228;&#223; &#167; 15a Abs. 1 Satz 1 InsO sp&#228;testens drei Wochen nach deren Eintritt verpflichtet gewesen. Nicht zuletzt aufgrund der Strafbewehrung dieser Pflicht durch &#167; 15a Abs. 4 InsO sei mangels anderslautenden schl&#252;ssigen Vortrags regelm&#228;&#223;ig von ihrer Einhaltung und damit auch davon auszugehen, dass ausreichende Mittel zur Begleichung der Schulden vorhanden seien, solange kein Antrag auf Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens gestellt sei. Den Insolvenzantrag habe der Antragsteller f&#252;r die GmbH erst am 15. M&#228;rz 2016 gestellt.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Hiergegen wendet der Antragsteller ohne Erfolg ein, es sei nicht ersichtlich, welche grobe Pflichtverletzung ein Gesch&#228;ftsf&#252;hrer und Kaufmann einer GmbH begangen haben solle, der sich anwaltlicher und steuerberaterlicher Hilfe versichere. Er sei w&#228;hrend des gesamten Verfahrens, insbesondere bereits w&#228;hrend der urspr&#252;nglichen steuerlichen Veranlagung im Jahre 2010 steuerberaterlich und anwaltlich vertreten gewesen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Dieses Vorbringen greift nicht durch. Der Antragsteller verkennt, dass das Verwaltungsgericht ihm nicht Pflichtverst&#246;&#223;e im Veranlagungsverfahren vorgeworfen hat, sondern die gegen&#252;ber der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH mit Bescheid vom 2. November 2015 festgesetzten Gewerbesteuern und Nachforderungszinsen f&#252;r das Veranlagungsjahr 2010 in H&#246;he von insgesamt 131.286,39 &#8364; bei F&#228;lligkeit am 7. Dezember 2015 nicht aus den vorhandenen Mitteln der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH bezahlt zu haben. Die Pflicht, festgesetzte Gewerbesteuern und Nachforderungszinsen bei F&#228;lligkeit zu bezahlen, ist eine ganz einfache Pflicht, zu deren Einsicht und Befolgung es keiner Beratung durch einen Steuerberater oder einen Rechtsanwalt bedarf. Der Antragsteller tr&#228;gt auch nicht vor, dass sein Steuerberater und sein Rechtsanwalt ihn dahingehend beraten h&#228;tten, dass er die im Bescheid der Antragsgegnerin vom 2. November 2015 festgesetzten Gewerbesteuern und Nachforderungszinsen bei F&#228;lligkeit am 7.&#160;Dezember 2015 nicht bezahlen m&#252;sse. Eine derart offenkundige Falschberatung w&#228;re im &#220;brigen auch unbeachtlich gewesen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Dass die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH gegen die Gewerbesteuermessbescheide des Finanzamts B.&#160;&#160;&#160;&#160; betreffend die Festsetzung der Gewerbesteuermessbetr&#228;ge f&#252;r die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH f&#252;r die Veranlagungsjahre 2009 und 2010 am 10. November 2015 Einspruch eingelegt und die Aussetzung der Vollziehung beantrag hatte, war f&#252;r die Zahlungspflicht der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH am 7. Dezember 2015 unbeachtlich. Einen Anspruch auf Aussetzung der Vollziehung des Gewerbesteuerbescheids der Antragsgegnerin vom 2. November 2015 h&#228;tte die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH erst gehabt, wenn das Finanzamt B.&#160;&#160;&#160;&#160; die Vollziehung des Gewerbesteuermessbescheids betreffend die Festsetzung des Gewerbesteuermessbetrags f&#252;r das Jahr 2010 ausgesetzt h&#228;tte (vgl. &#167; 361 Abs. 3 Satz 1 AO). Dies ist jedoch offensichtlich nicht erfolgt. Jedenfalls tr&#228;gt der Antragsteller diesbez&#252;glich nichts vor.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das weitere Vorbringen des Antragstellers, es gehe um die Aufl&#246;sung einer steuerlichen R&#252;cklage, die auf Anraten des Steuerberaters L.&#160;&#160;&#160;&#160; C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r eventuelle steuerliche Fragen im Zusammenhang mit einer Lizenzvergabe der Deutschen GmbH an eine t&#252;rkische Gesellschaft gebildet worden war, zu den Gr&#252;nden der H&#246;he der Nachforderung und zum weiteren Ablauf des Betriebspr&#252;fungsverfahrens ist unerheblich. Das Verwaltungsgericht hat dem Antragsteller nicht vorgeworfen, gegen seine Verm&#246;gensvorsorgepflicht versto&#223;en zu haben, etwa durch eine (vorzeitige) Aufl&#246;sung einer steuerlichen R&#252;cklage oder dadurch, dass er f&#252;r vorhersehbare Gewerbesteuernachforderungen keine R&#252;cklagen gebildet habe, sondern die mit Bescheid vom 2. November 2015 festgesetzten Gewerbesteuern und Nachzahlungszinsen nicht bei F&#228;lligkeit am 7. Dezember 2015 aus den vorhandenen Mitteln der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH gezahlt zu haben. Daher ist auch der weitere Vortrag des Antragstellers unerheblich, es habe in den Jahren 2009 und 2010 keine Pflicht des Antragstellers bestanden, &#252;ber die bereits gezahlten Gewerbesteuerbetr&#228;ge und bereits gebildete R&#252;ckstellungen hinaus weitere R&#252;cklagen zu bilden, obwohl eine Betriebspr&#252;fung noch nicht einmal angek&#252;ndigt gewesen und dem Antragsteller auf anwaltlichen und steuerberaterlichen Ratschlag hin keine weitere Zahlungspflicht mitgeteilt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Annahme des Verwaltungsgerichts, der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH h&#228;tten zum F&#228;lligkeitszeitpunkt (7. Dezember 2015) ausreichende Mittel f&#252;r die Tilgung der Schulden (die Bezahlung der festgesetzten 131.286,39 &#8364; Gewerbesteuern und Nachforderungszinsen f&#252;r das Veranlagungsjahr 2010) zur Verf&#252;gung gestanden, wird durch das weitere Beschwerdevorbringen des Antragstellers nicht ersch&#252;ttert. Insoweit behauptet der Antragsteller lediglich, der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH h&#228;tten die finanziellen Mittel gefehlt, um ein Rechtsbehelfs- oder Klageverfahren gegen das Finanzamt B.&#160;&#160;&#160;&#160; durchf&#252;hren zu k&#246;nnen, die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH habe insoweit &#252;ber keine ausreichende Liquidit&#228;t verf&#252;gt, legt hierzu aber nichts Substantiiertes dar.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat ferner zu Recht angenommen, die Stellung des Insolvenzantrags durch die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH am 15. M&#228;rz 2016 - nach der Darstellung des Antragstellers bereits am 9. M&#228;rz 2016 - spreche daf&#252;r, dass die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH am 7. Dezember 2015 noch &#252;ber ausreichende Mittel zur Begleichung der mit dem Gewerbesteuerbescheid der Antragsgegnerin vom 2. November 2015 festgesetzten Gewerbesteuern und Nachforderungszinsen verf&#252;gt habe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu OVG NRW, Beschluss vom 28. Oktober 2013 - 14 B 535/13 -, KStZ 2014, 56 (Leitsatz 5 und S. 59) = KKZ 2014, 114 (Leitsatz 4 und S. 117) = juris, Leitsatz 5 und Rdnr. 35.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller wendet hiergegen ohne Erfolg ein, dass sich die H&#246;he der behaupteten Gewerbesteuerr&#252;ckst&#228;nde der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH erst aus der Betriebspr&#252;fung und der sich daraus ergebenden tats&#228;chlichen Verst&#228;ndigung ergeben h&#228;tten. Dies ist irrelevant f&#252;r die Beantwortung der Frage, ob und wann der Antragsteller einen Insolvenzantrag f&#252;r die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH h&#228;tte stellen m&#252;ssen. Die Gewerbesteuer- und Nachforderungszinsforderungen der Antragsgegnerin beruhten auf dem Gewerbesteuerbescheid der Antragsgegnerin vom 2. November 2015 und waren demnach am 7. Dezember 2015 f&#228;llig. Der Antragsteller h&#228;tte demnach sp&#228;testens am 28. Dezember 2015 einen Insolvenzantrag f&#252;r die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH stellen m&#252;ssen, wenn die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH &#252;ber keine liquiden Mittel verf&#252;gt h&#228;tte, um die Gewerbesteuer- und Nachforderungszinsforderungen der Antragsgegnerin aus dem Gewerbesteuerbescheid vom 2. November 2015 zu erf&#252;llen. Dies hat er jedoch nicht getan, sondern den Insolvenzantrag nach seiner Darstellung erst am 9.&#160;M&#228;rz 2015 gestellt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Unerheblich ist es insofern, dass der Rechtsanwalt und der Steuerberater des Antragstellers im Einspruchsverfahren den Sach- und Rechtsstand mit dem Finanzamt er&#246;rtert haben. Ferner kam es nicht darauf an, dass die Antragsgegnerin die Gewerbesteuern erst im April 2016 angemahnt hat. Nach &#167; 15a Abs. 1 Satz 1 InsO haben die Mitglieder des Vertretungsorgans oder die Abwickler ohne schuldhaftes Z&#246;gern, sp&#228;testens aber drei Wochen nach Eintritt der Zahlungsunf&#228;higkeit oder &#220;berschuldung einen Er&#246;ffnungsantrag zu stellen, wenn eine juristische Person zahlungsunf&#228;hig oder &#252;berschuldet wird. &#220;berschuldung liegt nach &#167; 19 Abs. 2 Satz 1 InsO vor, wenn das Verm&#246;gen des Schuldners die bestehenden Verbindlichkeiten nicht mehr deckt, es sei denn, die Fortf&#252;hrung des Unternehmens ist nach den Umst&#228;nden &#252;berwiegend wahrscheinlich. Nach &#167; 17 Abs. 2 Satz 1 InsO ist der Schuldner zahlungsunf&#228;hig, wenn er nicht in der Lage ist, die f&#228;lligen Zahlungspflichten zu erf&#252;llen. W&#228;re durch die Gewerbesteuer- und Nachforderungszinsforderungen der Antragsgegnerin aus dem Gewerbesteuerbescheid vom 2. November 2015 eine &#220;berschuldung der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH eingetreten, h&#228;tte der Antragsteller demnach bereits am 23. November 2015 einen Insolvenzantrag f&#252;r die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH stellen m&#252;ssen, weil er nicht beabsichtigte, die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH fortzuf&#252;hren. Nach dem Beschwerdevorbringen des Antragstellers hatte die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH das operative Gesch&#228;ft bereits nach dem Gesch&#228;ftsjahr 2012 eingestellt. Wenn die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH am 7. Dezember 2015 nicht &#252;ber ausreichende liquide Mittel verf&#252;gt h&#228;tte, um die f&#228;lligen Gewerbesteuer- und Nachforderungszinsforderungen der Antragsgegnerin aus dem Gewerbesteuerbescheid vom 2. November 2015 zu begleichen, h&#228;tte der Antragsteller sp&#228;testens am 28. Dezember 2015 die Er&#246;ffnung des Insolvenzverfahrens &#252;ber das Verm&#246;gen der E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH beantragen m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Vorbringen des Antragstellers, es habe keine Schadensintensivierung stattgefunden, da die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH seit dem Jahr 2012 nicht mehr operativ t&#228;tig gewesen sei, ist unschl&#252;ssig. Selbst wenn die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH seit dem Jahr 2012 nicht mehr operativ t&#228;tig gewesen sein sollte, bildet dies kein tragf&#228;higes Indiz daf&#252;r, dass sie am 7. Dezember 2015 &#252;ber keine ausreichenden finanziellen Mittel mehr verf&#252;gte, um die Gewerbesteuer- und Nachforderungszinsforderungen der Antragsgegnerin aus dem Gewerbesteuerbescheid vom 2. November 2015 zu erf&#252;llen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Das weitere Vorbringen des Antragstellers zur Zustellung des Haftungsbescheids in der T&#252;rkei und zur unterblieben Anh&#246;rung greift ebenfalls nicht durch. F&#252;r die Frage der Rechtzeitigkeit des Insolvenzantrags ist es unerheblich. Hierf&#252;r kommt es nicht auf den Haftungsbescheid, sondern auf den Gewerbesteuerbescheid der Antragsgegnerin vom 2. November 2015 an. F&#252;r die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Haftungsbescheids vom 23. November 2016 kommt es nicht darauf an, ob er dem Antragsteller bereits wirksam in der T&#252;rkei zugestellt worden ist. Jedenfalls ist er seinen Prozessbevollm&#228;chtigten wirksam am 7. M&#228;rz 2017 zugestellt worden. Dass die Antragsgegnerin den Antragsteller vor Erlass des Haftungsbescheids nicht angeh&#246;rt hat, ist unbeachtlich, weil die Antragsgegnerin die Anh&#246;rung durch die Gew&#228;hrung rechtlichen Geh&#246;rs im Widerspruchsverfahren nachgeholt hat (&#167; 126 Abs. 1 Nr. 3 AO).</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu BFH, Beschluss vom 27. Januar 2000 &#8209;&#160;VII B 90/99 -, juris, Leitsatz 1 und Rdnr. 7.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich kommt es nicht darauf an, warum der Antragsteller keine aktuelleren Bilanzen und Belege &#252;ber das Gesch&#228;ftsjahr 2012 hinaus vorgelegt hat, sondern dass er solche nicht vorgelegt und somit nicht glaubhaft gemacht hat, dass die E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; GmbH am 7. Dezember 2015 &#252;ber keine ausreichenden finanziellen Mittel mehr verf&#252;gte, um die Gewerbesteuer- und Nachforderungszinsforderungen der Antragsgegnerin aus dem Gewerbesteuerbescheid vom 2. November 2015 zu begleichen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 47 Abs. 1, 52 Abs. 1, 53 Abs. 2 Nr. 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
180,238
ovgnrw-2019-01-28-10-a-26718
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10 A 267/18
2019-01-28T00:00:00
2019-02-07T14:18:37
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0128.10A267.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert f&#252;r das Zulassungsverfahren wird auf 4.000,00&#160;Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der zul&#228;ssige Antrag ist unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Aus den innerhalb der Frist des &#167;&#160;124a Abs.&#160;4 Satz&#160;4 VwGO dargelegten Gr&#252;nden ergeben sich weder ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils (Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 VwGO) oder die grunds&#228;tzliche Bedeutung der Rechtssache (Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;3 VwGO) noch eine Abweichung des angefochtenen Urteils von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des gemeinsamen Senats der obersten Gerichtsh&#246;fe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichtes, auf der das Urteil beruht (Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;4 VwGO) oder ein der Beurteilung des Senats unterliegender Verfahrensmangel, auf dem die Entscheidung des Verwaltungsgerichts beruhen kann (Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;5 VwGO).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">St&#252;tzt der Rechtsmittelf&#252;hrer seinen Zulassungsantrag auf den Zulassungsgrund der ernstlichen Zweifel im Sinne des &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 VwGO, muss er sich mit den entscheidungstragenden Annahmen des Verwaltungsgerichts auseinandersetzen. Dabei muss er den tragenden Rechtssatz oder die Feststellungen tats&#228;chlicher Art, die er mit seinem Antrag angreifen will, bezeichnen und mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten infrage stellen. Daran fehlt es hier.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage mit dem Antrag, den Beklagten zu verpflichten, dem Kl&#228;ger die beantragte Baugenehmigung f&#252;r einen Carport auf seinem Grundst&#252;ck X. 1b in X1. zu erteilen, hilfsweise, den Beklagten zu verpflichten, ihm die beantragte Baugenehmigung f&#252;r den Carport unter Festsetzung der Gel&#228;ndeh&#246;he auf 187,35&#160;m. &#252;.&#160;NHN zu erteilen, abgelehnt. Das Vorhaben versto&#223;e gegen &#167;&#160;6 Abs.&#160;11 BauO NRW (a.&#160;F.), wonach Geb&#228;ude an der Grenze, die als Garage, Gew&#228;chshaus oder zu Abstellzwecken genutzt w&#252;rden, mit einer mittleren Wandh&#246;he bis zu 3&#160;m &#252;ber der Gel&#228;ndeoberfl&#228;che ausnahmsweise ohne eigene Abstandfl&#228;chen sowie in den Abstandfl&#228;chen eines Geb&#228;udes zul&#228;ssig seien (siehe jetzt &#167;&#160;6 Abs.&#160;8 BauO NRW). Der vom Kl&#228;ger an der Nachbargrenze geplante Carport &#252;berschreite jedoch eine mittlere Wandh&#246;he von 3&#160;m. Nach &#167;&#160;6 Abs.&#160;4 BauO NRW gelte als Wandh&#246;he das Ma&#223; von der Gel&#228;ndeoberfl&#228;che bis zur Schnittlinie der Wand mit der Dachhaut oder bis zum oberen Abschluss der Wand. Nach &#167;&#160;2 Abs.&#160;4 BauO NRW sei die Gel&#228;ndeoberfl&#228;che die Fl&#228;che, die sich aus der Baugenehmigung oder den Festsetzungen des Bebauungsplans ergebe, im &#220;brigen die nat&#252;rliche Gel&#228;ndeoberfl&#228;che. Hier sei auf letztere abzustellen. Insbesondere enthalte die Baugenehmigung f&#252;r die Errichtung eines Einfamilienhauses mit Garage aus dem Jahr 2012 &#8211; die Garage wurde nicht gebaut &#8211; keine davon abweichende Festsetzung der Gel&#228;ndeh&#246;he. Der vom Kl&#228;ger nun zur Genehmigung gestellte Carport solle nach seinem Bauantrag entlang der Nachbargrenze eine H&#246;he von 190,35&#160;m &#252;.&#160;NHN bis 190,17&#160;m &#252;.&#160;NHN und damit eine mittlere Wandh&#246;he von 190,26&#160;m &#252;.&#160;NHN haben. Aus den von dem Vermessungsingenieur gemessenen Gel&#228;ndeh&#246;hen vor und hinter der anfangs geplanten Garage &#8211; 186,96&#160;m &#252;. NHN und 187,07&#160;m &#252;.&#160;NHN &#8211; ergebe sich eine mittlere nat&#252;rliche Gel&#228;ndeh&#246;he von 187,03&#160;m &#252;.&#160;NHN, was, von dieser nat&#252;rlichen Gel&#228;ndeh&#246;he ausgehend, eine fiktive mittlere Wandh&#246;he des Carports von 3,23&#160;m und damit &#252;ber 3&#160;m ergebe. Die Voraussetzungen f&#252;r die Festsetzung einer von der gemessenen nat&#252;rlichen Gel&#228;ndeoberfl&#228;che abweichenden H&#246;he nach &#167;&#160;9 Abs.&#160;3 BauO NRW (a.&#160;F., siehe jetzt &#167; 8 Abs. 3 BauO NRW) seien nicht erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg macht der Kl&#228;ger auch im Zulassungsverfahren weiterhin geltend, die ma&#223;gebliche Gel&#228;ndeoberfl&#228;che ergebe sich aus der Baugenehmigung aus dem Jahr 2012. Sie sei dort im amtlichen Lageplan mit 187,35&#160;m &#252;.&#160;NHN festgesetzt. Das Verwaltungsgericht hat demgegen&#252;ber ausf&#252;hrlich hergeleitet, dass mit der Angabe 187,35&#160;m &#252;.&#160;NHN die H&#246;he des auf der vom Vermessungsingenieur seinerzeit gemessenen Gel&#228;ndeoberfl&#228;che zu erstellenden Fu&#223;bodens der geplanten Garage (Oberkante des Fertigfu&#223;bodens) bezeichnet sei, also die genehmigte H&#246;he des zuk&#252;nftigen Garagenbodens, nicht die des vorgefundenen Gel&#228;ndes. Angaben zu einer geplanten beziehungsweise festgesetzten Gel&#228;ndeh&#246;he, die nach der zum Lageplan geh&#246;renden Zeichenerkl&#228;rung doppelt unterstrichen sein m&#252;sse, gebe es nicht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit diesen Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts setzt sich der Kl&#228;ger in seinem Zulassungsantrag nicht auseinander. Sein Vorbringen, mit der Baugenehmigung aus dem Jahr 2012 sei nicht nur die Oberkante des Fertigfu&#223;bodens der Garage mit einer H&#246;he von 187,35&#160;m &#252;.&#160;NHN genehmigt worden, sondern auch die Zufahrt, die Trittfl&#228;che vor dem seitlichen Hauseingang und ein &#8222;faktischer&#8220; Stellplatz an der Stelle der nicht errichteten Garage, wobei eine Orientierung an der Nachbarbebauung stattgefunden habe, ist von vornherein nicht geeignet, seine Auffassung zu st&#252;tzen, aus der Baugenehmigung ergebe sich, dass die nach den &#167;&#167;&#160;6 Abs.&#160;4, 2 Abs.&#160;4 BauO NRW ma&#223;gebliche Gel&#228;ndeoberfl&#228;che f&#252;r den Carport mit 187,35&#160;m &#252;.&#160;NHN anzusetzen sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger zeigt mit seinem Zulassungsvorbringen auch nicht auf, dass die Voraussetzungen f&#252;r die Festsetzung einer von der gemessenen nat&#252;rlichen Gel&#228;ndeoberfl&#228;che abweichenden Gel&#228;ndeoberfl&#228;che &#8211; sei es auch mit einer H&#246;he von 187,27&#160;m &#252;.&#160;NHN&#160;&#8211; erf&#252;llt seien. Das Verwaltungsgericht hat bereits zutreffend ausgef&#252;hrt, dass mit der Bescheinigung des Vermessungsingenieurs vom 18.&#160;Dezember 2012 nur erkl&#228;rt werde, dass die H&#246;he des Rohfu&#223;bodens im Erdgeschoss 187,3&#160;m &#252;.&#160;NHN betrage. Hieraus ergibt sich der geltend gemachte Anspruch auf Erteilung der Baugenehmigung f&#252;r den Carport unter Festsetzung dieser H&#246;he als Gel&#228;ndeh&#246;he jedoch nicht. Dies gilt auch f&#252;r die weiteren Ausf&#252;hrungen des Kl&#228;gers, denen die nach dem Vorstehenden unzutreffende Annahme zugrunde liegt, mit der Baugenehmigung aus dem Jahr 2012 sei eine von der gemessenen nat&#252;rlichen Gel&#228;ndeh&#246;he abweichende neue Gel&#228;ndeh&#246;he genehmigt worden. Die Behauptung des Kl&#228;gers, eine Gel&#228;ndeh&#246;he von 187,35&#160;m &#252;.&#160;NHN sei identisch mit der Gel&#228;ndeh&#246;he auf dem nord&#246;stlich gelegenen Nachbargrundst&#252;ck, l&#228;sst sich anhand der Bauantragsunterlagen nicht best&#228;tigen. Der Kl&#228;ger trennt auch insoweit nicht zwischen der Gel&#228;ndeoberfl&#228;che und der H&#246;he vorhandener (genehmigter) Bebauung. Aus diesem Grund f&#252;hren auch seine &#196;u&#223;erungen zur vermeintlichen Notwendigkeit von Gel&#228;ndeabtragungen f&#252;r den Fall, dass ihm die beantragte Genehmigung nicht erteilt werde, nicht weiter.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Ebenso wenig ergibt sich aus dem Zulassungsvorbringen, dass die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;3 VwGO hat. Eine solche grunds&#228;tzliche Bedeutung w&#228;re dann anzunehmen, wenn die Rechtssache eine im betreffenden Berufungsverfahren kl&#228;rungsbed&#252;rftige und f&#252;r die Entscheidung dieses Verfahrens erhebliche Rechts- oder Tatsachenfrage aufwirft, deren Beantwortung &#252;ber den konkreten Fall hinaus wesentliche Bedeutung f&#252;r die einheitliche Anwendung oder Weiterentwicklung des Rechts hat. Dabei ist zur Darlegung dieses Zulassungsgrundes die Frage auszuformulieren und substantiiert auszuf&#252;hren, warum sie f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig und entscheidungserheblich gehalten und aus welchen Gr&#252;nden ihr Bedeutung &#252;ber den Einzelfall hinaus zugemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Daran fehlt es hier. Der Kl&#228;ger nimmt in diesem Zusammenhang lediglich auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen, Urteil vom 1. Dezember 2011 &#8211; 5 K 4658/09 &#8211;, juris, Rn. 31, Bezug, ohne auch nur sinngem&#228;&#223; eine Frage nach den vorstehend genannten Ma&#223;st&#228;ben aufzuwerfen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Aus dem Zulassungsvorbringen ergibt sich nicht, dass das angefochtene Urteil von einer Entscheidung eines der in &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;4 VwGO genannten Gerichte abweicht und auf dieser Abweichung beruht. Wird der Zulassungsantrag mit dem Zulassungsgrund der Divergenz begr&#252;ndet, muss zur Darlegung dieses Zulassungsgrundes ein die angefochtene Entscheidung tragender abstrakter, aber inhaltlich bestimmter Rechtssatz aufgezeigt werden, der zu einem ebensolchen Rechtssatz in einer Entscheidung eines der in der Vorschrift genannten Gerichte in Widerspruch steht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Diesen Anforderungen gen&#252;gt das Zulassungsvorbringen nicht. Der Kl&#228;ger r&#252;gt eine Abweichung von der Rechtsprechung des 7. Senats des Oberverwaltungsgerichts, Beschl&#252;sse vom 25.&#160;Juni 2003 &#8211; 7&#160;B 13/03 &#8211;, juris, Rn.&#160;39&#160;ff., und vom 25.&#160;Juni 2003&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8211; 7&#160;A 2584/15 &#8211;, juris, Rn.&#160;8, ohne jedoch nach den vorstehenden Ma&#223;gaben einen in diesen Entscheidungen aufgestellten Rechtssatz zu benennen, von dem das Verwaltungsgericht in seiner Entscheidung abgewichen sein soll. In den genannten Entscheidungen ist der 7. Senat im &#220;brigen davon ausgegangen, dass durch die dort in Rede stehenden Baugenehmigungen eine (neue) Gel&#228;ndeh&#246;he genehmigt worden sei. Dass dies hier entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts der Fall w&#228;re, ergibt sich &#160; &#8211; wie oben ausgef&#252;hrt &#8211; aus dem Zulassungsvorbringen jedoch nicht. Auch dass das Verwaltungsgericht im Widerspruch zu der genannten Rechtsprechung des 7.&#160;Senats die Anforderungen an die Feststellung, dass sich die Gel&#228;ndeoberfl&#228;che im Sinne des &#167;&#160;2 Abs.&#160;4 BauO NRW &#8222;aus der Baugenehmigung ergibt&#8220;, &#252;berspannt h&#228;tte, zeigt der Kl&#228;ger mit seinen systematischen Erw&#228;gungen zum Verh&#228;ltnis dieser Vorschrift zu &#167;&#160;9 Abs.&#160;3 BauO NRW nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Das Vorliegen eines der Beurteilung des Senats unterliegenden Verfahrensmangels, auf dem das angegriffene Urteil beruhen kann (Zulassungsgrund gem&#228;&#223; &#167;&#160;124 Abs.&#160;2 Nr.&#160;5 VwGO), ergibt sich aus dem Zulassungsvorbringen ebenfalls nicht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die vom Kl&#228;ger erhobene Geh&#246;rsr&#252;ge greift nicht durch. Er tr&#228;gt insoweit vor, er sei bisher in berechtigter Weise davon ausgegangen, dass er seine Zufahrt auf einer mit der Baugenehmigung aus dem Jahr 2012 genehmigten H&#246;he angelegt habe. Das Verwaltungsgericht habe in dem angefochtenen Urteil &#252;berraschend zugrunde gelegt, er habe daf&#252;r sein Grundst&#252;ck rechtswidrig aufgesch&#252;ttet. Davon sei auch der Beklagte nie ausgegangen. Er, der Kl&#228;ger, h&#228;tte sich hierzu ge&#228;u&#223;ert, wenn das Verwaltungsgericht vor dem Urteil auf seine diesbez&#252;gliche Auffassung hingewiesen h&#228;tte.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Eine Geh&#246;rsverletzung folgt aus diesem Vorbringen nicht. Das Gebot des rechtlichen Geh&#246;rs begr&#252;ndet grunds&#228;tzlich keine Pflicht des Gerichts, die Beteiligten vorab auf seine Rechtsauffassung oder die m&#246;gliche W&#252;rdigung des Sachverhalts hinzuweisen, weil sich die tats&#228;chliche und rechtliche Einsch&#228;tzung regelm&#228;&#223;ig erst bei der abschlie&#223;enden Entscheidungsfindung nach Schluss der m&#252;ndlichen Verhandlung ergibt. Eine gerichtliche Hinweispflicht besteht ausnahmsweise nur dann, wenn auch ein gewissenhafter und kundiger Prozessbeteiligter nach dem bisherigen Prozessverlauf nicht mit einer bestimmten Bewertung seines Sachvortrags durch das Verwaltungsgericht zu rechnen braucht.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschluss vom 19.&#160;April 2011 &#8211; 4&#160;BN 4.11 &#8211;, juris, Rn.&#160;5; OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 12.&#160;Dezember 2017 &#8211; 10&#160;A 1953/16 &#8211;, juris, Rn.&#160;22, und vom 15.&#160;Mai 2013 &#8211; 10&#160;A 255/12 &#8211;, juris, Rn.&#160;36, jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Ein solcher Ausnahmefall lag hier nicht vor. Der Kl&#228;ger musste in Betracht ziehen, dass das Verwaltungsgericht zu dem Schluss kommen w&#252;rde, mit der Baugenehmigung aus dem Jahr 2012 sei keine von der gemessenen nat&#252;rlichen Gel&#228;ndeh&#246;he abweichende Gel&#228;ndeh&#246;he genehmigt worden, und es nachtr&#228;gliche Ver&#228;nderungen der Gel&#228;ndeoberfl&#228;che als nicht genehmigt ansehen k&#246;nnte. Die Behauptung des Kl&#228;gers, dass die Baugenehmigung aus dem Jahr 2012 einen entsprechenden Inhalt habe, bildete von Anfang an den Kern des Rechtsstreits. Der Berichterstatter des Gerichts hat zudem ausweislich des Protokolls &#252;ber den Ortstermin am 17.&#160;Oktober 2017 damals darauf hingewiesen, dass seiner Auffassung nach im Jahr 2012 &#8222;eine Garage auf der gemessenen Gel&#228;ndeh&#246;he genehmigt worden&#8220; und dass &#8222;eine Aufsch&#252;ttung auf die Oberkante des Rohfu&#223;bodens der Garage erfolgt&#8220; sei. Der Kl&#228;ger musste daher ohne Weiteres damit rechnen, dass das Verwaltungsgericht diese Aufsch&#252;ttung als nicht genehmigt bewerten w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167;&#160;40, 47 Abs.&#160;1 und&#160;3, 52 Abs.&#160;1 GKG. Nach Ziffer&#160;2d) des aktualisierten Streitwertkatalogs der Bausenate des Oberverwaltungsgerichts vom 22.&#160;Januar 2019 (zur Ver&#246;ffentlichung in der Zeitschrift Baurecht vorgesehen), an dem sich der Senat orientiert, betr&#228;gt der Streitwert in Verfahren, in denen die Erteilung einer selbstst&#228;ndigen Baugenehmigung f&#252;r eine Garage beziehungsweise einen Carport begehrt wird, 4.000&#160;Euro je Pkw. Die Ansetzung eines h&#246;heren Streitwerts als im Streitwertkatalog vom 17.&#160;September 2003 (BauR 2003, 1883), an dem sich der Senat bisher in st&#228;ndiger Praxis orientiert hat, vorgesehen, erscheint mit Blick auf die Entwicklung der Preise in den vergangenen Jahren als angemessen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO, &#167;&#167;&#160;68 Abs.&#160;1 S&#228;tze&#160;1 und&#160;5, 66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3 GKG).</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Mit der Ablehnung des Zulassungsantrags ist das Urteil des Verwaltungsgerichts rechtskr&#228;ftig (&#167;&#160;124a Abs.&#160;5 Satz&#160;4 VwGO).</p>
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vg-dusseldorf-2019-01-28-17-k-1720517a
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
17 K 17205/17.A
2019-01-28T00:00:00
2019-02-07T14:18:35
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0128.17K17205.17A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des in der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rten Verfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden (&#167; 161 Abs. 3 VwGO, &#167; 83b AsylG). Die Kl&#228;ger konnten mit einer Bescheidung vor Klageerhebung rechnen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des in der Hauptsache &#252;bereinstimmend f&#252;r erledigt erkl&#228;rten Verfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden (&#167; 161 Abs. 3 VwGO, &#167; 83b AsylG). Die Kl&#228;ger konnten mit einer Bescheidung vor Klageerhebung rechnen.</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Kammer h&#228;lt vor dem Hintergrund der nunmehr gefestigt ersichtlichen &#196;nderung der tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse an ihrer bisherigen Rechtsauffassung nicht mehr fest, vor Ablauf der Zeitspanne von 15 Monaten (Rechtsgedanke aus Art. 31 Abs. 3 Unterabs. 3 lit. b) Richtlinie 2013/32/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zu gemeinsamen Verfahren f&#252;r die Zuerkennung und Aberkennung des internationalen Schutzes &#8211; AsylVf-RL &#8211;) liege angesichts der offenkundig gro&#223;en Zahl von Personen, die nahezu gleichzeitig in der Bundesrepublik Deutschland internationalen Schutz beantragen bzw. auch schon seit mindestens Mitte 2015 beantragt haben, ein zureichender Grund daf&#252;r vor, dem Begehren der Kl&#228;ger noch nicht nachzukommen (vgl. &#167; 75 Satz 1 VwGO). Diese Annahme fu&#223;t auf dem jetzt belastbar erkennbaren deutlichen R&#252;ckgang der innerhalb eines Jahres gestellten Asylantr&#228;ge von &#252;ber 70 Prozent gemessen an 745.545 Antr&#228;gen im Jahr 2016 auf 222.683 im Jahr 2017 und daran gemessen von weiteren 16 Prozent auf 185.853 im Jahr 2018 sowie dem Abbau der anh&#228;ngigen Asylverfahren von &#252;ber 84 Prozent gemessen an 433.719 Asylverfahren im Jahr 2016 auf 68.245 im Jahr 2017 und erneut daran orientiert von weiteren 15 Prozent auf 58.325 Asylverfahren im Jahr 2018. Schlie&#223;lich hat das Bundesamt zugleich im Laufe des Jahres 2016 deutlich den Personalk&#246;rper aufgestockt (von Ende 2015 ca. 3.000 auf Ende 2017 ca. 7.500 Besch&#228;ftigte; vgl. kleine Anfrage in: BT-Drs. 19/609, Seite 2; zu den Zahlen im &#220;brigen: Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge, Das Bundesamt in Zahlen 2017,&#160;S.&#160;15,&#160;58 http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Publikationen/Broschueren/bundesamt-in-zahlen-2017.pdf?__blob=publicationFile; Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge, Asylgesch&#228;ftsstatistik&#160;01-12/2018, http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/hkl-antrags-entscheidungs-bestandsstatistikl-kumuliert-2018.pdf?__blob=publicationFile, aufger. am 29. Januar 2019).</strong></p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>Die Kammer geht daher k&#252;nftig davon aus, dass Antragsteller im Regelfall mit einer Bescheidung innerhalb von 6 Monaten rechnen d&#252;rfen (vgl. den Rechtsgedanken des Art. 31 Abs. 3 Unterabs. 1 AsylVf-RL; so auch jetzt BVerwG, Urteil vom 11. Juli 2018 &#8211; 1 C 18.17 &#8211;, juris Rn. 19 f.; s. auch &#167;&#160;24 Abs. 4 AsylG). Lagen im gegebenen Fall zwischen der rechtskr&#228;ftigen Aufhebung des Bescheides der Beklagten vom 24. Oktober 2016 hinsichtlich seiner Ziff. 1 durch Gerichtsbescheid vom 16. M&#228;rz 2017 (2 K 12946/16.A, Rechtskraft am 5. April 2017) und der Klageerhebung am 19. Oktober 2017 knapp mehr als 6 Monate, durften die Kl&#228;ger insoweit mit einer Entscheidung rechnen.</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>Der Gegenstandswert folgt aus &#167;&#160;30 Abs. 1 RVG.</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 80 AsylG).</strong></p>
180,220
ovgni-2019-01-28-8-pa-9018
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8 PA 90/18
2019-01-28T00:00:00
2019-02-07T14:18:22
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde der Kl&#228;gerin gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Oldenburg &#8211; Berichterstatter der 7. Kammer - vom 29. August 2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Kl&#228;gerin tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens; au&#223;ergerichtliche Kosten werden nicht erstattet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde der Kl&#228;gerin gegen die nachtr&#228;gliche &#196;nderung der Bewilligung von Prozesskostenhilfe hat keinen Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Das Verwaltungsgericht bewilligte der Kl&#228;gerin mit Beschluss vom 26. Januar 2015 (ratenzahlungsfreie) Prozesskostenhilfe. Im Zuge des &#220;berpr&#252;fungsverfahrens nach &#167;&#160;166 Abs. 3 VwGO in Verbindung mit &#167;&#167; 120a ff. ZPO setzte der Urkundsbeamte am 19. Juni 2018 aufgrund ge&#228;nderter wirtschaftlicher Verh&#228;ltnisse monatliche R&#252;ckzahlungsraten in H&#246;he von &#8230; &#8364; monatlich fest. Auf die Erinnerung der Kl&#228;gerin &#228;nderte das Verwaltungsgericht diese Entscheidung und setzte mit Beschluss vom 29. August 2018 die Ratenh&#246;he auf &#8230; &#8364; herab (&#167;&#167; 166 Abs. 6, 151 VwGO).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Hiergegen wendet sich die Kl&#228;gerin mit ihrer Beschwerde, mit der sie die Wiederherstellung der urspr&#252;nglichen Gew&#228;hrung r&#252;ckzahlungsfreier Prozesskostenhilfe erstrebt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Die Beschwerde ist zwar zul&#228;ssig (1.), jedoch im Ergebnis nicht begr&#252;ndet (2.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>1. Sie ist statthaft, insbesondere nicht durch &#167; 146 Abs. 2 VwGO ausgeschlossen. Nach dieser Vorschrift k&#246;nnen u.a. Beschl&#252;sse &#252;ber die Ablehnung der Prozesskostenhilfe nicht mit der Beschwerde angefochten werden, wenn das Gericht ausschlie&#223;lich die pers&#246;nlichen oder wirtschaftlichen Voraussetzungen der Prozesskostenhilfe verneint. Gegenstand der angefochtenen Entscheidung des Verwaltungsgerichts ist die nachtr&#228;gliche Festsetzung von R&#252;ckzahlungsraten hinsichtlich bereits bewilligter Prozesskostenhilfe. Die nachtr&#228;gliche Anordnung von Ratenzahlungen ist indes nicht die Ablehnung von Prozesskostenhilfe, so dass bereits nach dem Wortlaut der Regelung deren Anwendbarkeit zweifelhaft ist (a.A. OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 19.12.2017 - OVG 5 M 51.17 -, juris Rn. 5, 9).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Allerdings geht die Rechtsprechung einhellig davon aus, dass der Beschwerdeausschluss nicht nur bei einer Ablehnung von Prozesskostenhilfe bei Fehlen der wirtschaftlichen und pers&#246;nlichen Voraussetzungen eingreift, sondern &#8211; &#252;ber den engeren Wortlaut hinaus &#8211; auch dann, wenn Prozesskostenhilfe nur gegen Ratenzahlung bewilligt wird (vgl. nur VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschl. v. 10.11.2015 &#8211; 8 S 1742/15 &#8211;; OVG Saarland, Beschl. v. 11.12.2017 &#8211; 2 D 671/17 &#8211;; OVG Rheinland&#8211;Pfalz, Beschl. v. 11.5.2018 &#8211; 2 D 10540/18; alle juris). Zudem k&#228;me der Zweck der Regelung, eine Entlastung der Richter der Oberverwaltungsgerichte und Verwaltungsgerichtsh&#246;fe von der Pr&#252;fung der Bed&#252;rftigkeit des Prozesskostenhilfebegehrenden, auch in F&#228;llen wie dem vorliegenden zum Tragen, in dem ein Senat in der Besetzung von drei Berufsrichtern die Einzelpositionen der Prozesskostenhilfeunterlagen und die dazu vorgelegten Belege zu pr&#252;fen und zu w&#252;rdigen hat (vgl. OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 19.12.2017 - OVG 5 M 51.17 -, juris Rn. 10). In der Sozialgerichtsbarkeit wird eine Erstreckung des Beschwerdeausschlusses in &#167; 172 Abs. 3 Nr. 2 SGG, der f&#252;r den Gesetzgeber bei der &#196;nderung des &#167; 146 Abs. 2 VwGO Vorbild war, auf die nachtr&#228;gliche &#196;nderung der Entscheidung &#252;ber die zu leistenden Zahlungen im Rahmen der Bewilligung von Prozesskostenhilfe verbreitet vertreten (vgl. LSG Nordrhein-Westfalen, Beschl. v. 4.2.2016 &#8211; L 9 AL 19/16 B -, juris mit zustimmender Anm. Reyels; Th&#252;ringer LSG, Besch. v. 6.7.2012 &#8211; L 9 AS 896/12 B &#8211;, juris; S&#228;chsisches LSG, Beschl. v. 31.8.2011 &#8211; L 7 AS 553/11 B PKH &#8211;, juris; alle m.w.N.), ist aber keineswegs unumstritten (vgl. zur Gegenauffassung LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschl. v. 9.6.2011 &#8211; L 13 AS 120/11 B &#8211;, u. Beschl. v. 1.10.2009 &#8211; L 11 R 898/09 PKH-B &#8211;, beide juris; LSG Rheinland-Pfalz, Beschl. v. 14.01.2010 &#8211; L 1 AL 137/09 B &#8211;, juris; LSG Berlin&#8211;Brandenburg, Beschl. v. 5.6.2008 &#8211; L 28 B 852/08 AS PKH -, juris; differenzierend: LSG Baden-W&#252;rttemberg, Beschl. v. 4.7.2011 &#8211; L7 AS 5381/09 B -, juris).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Der Entstehungsgeschichte des Beschwerdeausschlusses in &#167; 146 Abs. 2 VwGO durch Art. 12 Nr. 1 des Gesetzes zur &#196;nderung des Prozesskostenhilfe- und Beratungshilferechts vom 31. August 2013 (BGBl. I S. 3533) ist zur Frage seiner Reichweite in Bezug auf nachtr&#228;gliche &#196;nderungen der Prozesskostenhilfeentscheidung nichts Eindeutiges zu entnehmen. In der amtlichen Begr&#252;ndung der Bundesregierung zum Entwurf des &#167; 146 Abs. 2 VwGO n.F. hei&#223;t es lediglich, dass <em>&#8222;&#8230; [i]n Anpassung an &#167; 172 Absatz 3 Nummer 2 SGG ... in &#167; 146 Absatz 2 die Beschwerdem&#246;glichkeit im Verfahren der Prozesskostenhilfe eingeschr&#228;nkt [wird]&#8220;</em>, wobei <em>&#8222;&#8230; [d]ie Ablehnung der Prozesskostenhilfe mit der Beschwerde nur noch angefochten werden [kann], wenn die Erfolgsaussichten in der Hauptsache vom Gericht verneint wurden. Hat das Gericht hingegen die pers&#246;nlichen oder wirtschaftlichen Voraussetzungen verneint, ist die Beschwerde gegen diese Entscheidung nicht statthaft"</em> (BT-Drs. 17/11472, S. 48 f.). Dass der Gesetzgeber dabei &#252;ber den Fall der (erstmaligen) Ablehnung von Prozesskostenhilfe im Bewilligungsverfahren hinausgehende weitere Fallgestaltungen im Blick hatte, namentlich die nachtr&#228;gliche Entziehung oder Einschr&#228;nkung von Prozesskostenhilfe, wird in diesen Ausf&#252;hrungen nicht erkennbar (ebenso VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschl. v. 6.3.2018 &#8211; 11 S 212/18 &#8211;, juris Rn. 11 u. S&#228;chsisches OVG, Beschl. v. 15.2.2016 - 3 E 98/15 -, juris Rn. 6).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Bei dieser Ausgangslage kommt eine erweiternde Auslegung oder analoge Anwendung des Rechtsmittelausschlusses in &#167; 146 Abs. 2 VwGO auf die F&#228;lle der nachtr&#228;glichen Anordnung von Ratenzahlungen nicht in Betracht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Zu Recht weist der Baden-W&#252;rttembergische Verwaltungsgerichtshof darauf hin, dass bereits die Fallgestaltungen nicht uneingeschr&#228;nkt vergleichbar sind. W&#228;hrend die Gew&#228;hrung von Prozesskostenhilfe nach &#167; 166 VwGO in Verbindung mit &#167;&#167; 115 ZPO, 82 SGB XII eine gebundene Entscheidung ist, sind Entscheidungen nach &#167;&#167; 120a und 124 Abs. 1 ZPO nicht in gleicher Weise determiniert (&#8222;soll&#8220;), zumal ihnen auch ein abweichendes Pr&#252;fungsprogramm zugrunde liegt. Die Bewilligung von Prozesskostenhilfe stellt zudem eine Leistungsgew&#228;hrung dar, wohingegen es sich bei der nachtr&#228;glichen Aufhebung (oder Einschr&#228;nkung) der Prozesskostenhilfegew&#228;hrung um einen Eingriffsakt handelt (VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschl. v. 6.3.2018 &#8211; 11 S 212/18 &#8211;, juris Rn. 11 m.w.N.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>In der Verwaltungsgerichtsbarkeit ist inzwischen ganz herrschende Meinung, dass eine Anwendung des Beschwerdeausschlusses in den F&#228;llen des &#167;&#167; 124 Abs. 1 ZPO, 166 VwGO, die vor allem die nachtr&#228;gliche Aufhebung der Bewilligung von Prozesskostenhilfe wegen der Verletzung von Pflichten und Mitwirkungsobliegenheiten regeln, abzulehnen ist (vgl. Senatsbeschl. v. 8.3.2018 &#8211; 8 PA 146/17 -, V.n.b.; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschl. v. 6.3.2018 &#8211; 11 S 212/18 &#8211;, juris Rn. 8ff.; OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 17.8.2018 &#8211; 3 M 146.17 &#8211;, juris Rn. 3 f.; Beschl. v. 13.2.2018 - OVG 11 M 27.17 -, juris Rn. 2f. u. Beschl. v. 23.6.2016 &#8211; 12 M 38.16 &#8211;, juris; S&#228;chsisches OVG, Beschl. v. 15.2.2016 - 3 E 98/15 -, NVwZ-RR 2016, 439, juris Rn. 3 ff.). Dieser Rechtsprechung folgt auch die Kommentarliteratur (Rudisile, in: Schoch/Schneider/Bier, VwGO, Stand Mai 2018, &#167; 146 Rn. 11; Guckelberger, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5. Aufl. 2018, &#167; 146 Rn. 28a; Happ, in: Eyermann, VwGO, 15. Aufl. 2019, &#167; 146 Rn. 11; Bader, in: Bader/Funke-Kaiser/Stuhlfauth/v.Albedyll, VwGO, 7. Aufl. 2018, &#167; 146 Rn. 13 u. &#167; 166 Rn. 64; Schenke, in: Kopp/Schenke, VwGO, 24. Aufl. 2018, &#167; 146 Rn. 10). Eine abweichende Auffassung wird &#8211; soweit ersichtlich &#8211; allein vom 5. Senat des OVG Berlin-Brandenburg f&#252;r die nachtr&#228;gliche &#196;nderung der Bewilligung von Prozesskostenhilfe gem&#228;&#223; &#167; 120a Abs. 1 Satz 1 ZPO vertreten (OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 19.12.2017 - OVG 5 M 51.17 -, juris Rn. 4 ff.).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Eine Anwendung des Rechtsmittelausschlusses des &#167; 146 Abs. 2 VwGO h&#228;lt der Senat indes auch dann nicht f&#252;r zul&#228;ssig, wenn Beschwerdegegenstand die nachtr&#228;gliche Anordnung von Ratenzahlungen nach &#167;&#167; 166 VwGO, 120a ZPO nach einer Neuberechnung der Prozesskostenhilfebed&#252;rftigkeit im &#220;berpr&#252;fungsverfahren ist. Bei der erweiternden Auslegung rechtsmittelausschlie&#223;ender Vorschriften ist nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts besondere Zur&#252;ckhaltung geboten. Der Grundsatz der Rechtsmittelklarheit verlangt, dass die Voraussetzungen der Zul&#228;ssigkeit von Rechtsbehelfen bestimmt sind und Rechtsschutzsuchende nicht mit einem un&#252;bersehbaren &#8222;Annahmerisiko&#8220; und dessen Kostenfolgen belastet werden, was die Rechtsmittelgerichte bei der Auslegung und Anwendung des Prozessrechts zu beachten haben (BVerfG, Kammerbeschl. v. 27.10.2015 &#8211; 2 BvR 3071/14 &#8211;, juris Rn. 12). Dass diese Voraussetzung der Klarheit hinsichtlich der Gesetzesfassung des &#167; 146 Abs. 2 VwGO sowie seiner Auslegung und Anwendung nicht angenommen werden kann, macht die oben angef&#252;hrte Rechtsprechung zur Nichtanwendung der Regelung auf die F&#228;lle des &#167;&#167; 124 Abs. 1 ZPO, 166 VwGO deutlich. F&#252;r eine Differenzierung zwischen den unterschiedlichen Fallgestaltungen des &#167; 120a ZPO und des &#167; 124 Abs. 1 ZPO bietet die sprachliche Formulierung der gesetzlichen Regelung keinerlei Ansatz. Vielmehr war bei der &#196;nderung des &#167; 146 Abs. 2 VwGO die umstrittene Auslegung des &#167; 172 Abs. 3 Nr. 2 SGG in der Sozialgerichtsbarkeit bekannt. H&#228;tte der Gesetzgeber die vorliegende Fallgestaltung mitregeln wollen, h&#228;tte es daher nahegelegen, daf&#252;r eine eindeutige Formulierung zu w&#228;hlen. Die enge Interpretation des &#167; 146 Abs. 2 VwGO steht zudem in &#220;bereinstimmung mit &#167; 127 Abs. 2 Satz 2 ZPO, der keine vergleichbare Rechtsmittelbeschr&#228;nkung enth&#228;lt, was zugleich zeigt, dass der Entlastungsgedanke allein eine erweiternde Auslegung nicht zu tragen vermag.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>2. Die demnach zul&#228;ssige Beschwerde ist jedoch unbegr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Das Verwaltungsgericht hat im Ergebnis zu Recht eine weitergehende Herabsetzung der vom Urkundsbeamten mit Beschluss vom 19. Juni 2018 festgesetzten R&#252;ckzahlungsrate abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>Das Beschwerdevorbringen der Kl&#228;gerin, nach dem Einkommensteuerbescheid vom 16. August 2018 f&#252;r den Veranlagungszeitraum 2016 habe sie ein Einkommen von monatlich (lediglich) ...&#160;&#160;&#8364;, so dass ihr nach Abz&#252;gen keine nennenswerten Mittel f&#252;r die Tilgung der gew&#228;hrten Prozesskostenhilfe verblieben, rechtfertigt keine andere Entscheidung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_15">15</a></dt> <dd><p>Der Senat legt zur Ermittlung der Prozesskostenhilfebed&#252;rftigkeit der Kl&#228;gerin die von ihr in der Erkl&#228;rung &#252;ber die pers&#246;nlichen und wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse bei Prozess- oder Verfahrenskostenhilfe vom 13. April 2018 gemachten Angaben und die dazu vorgelegten Unterlagen zugrunde, soweit ihnen unter rechtlichen Gesichtspunkten zu folgen ist, da es sich um die aktuellsten Daten zu ihren finanziellen Verh&#228;ltnissen handelt (vgl. Gro&#223;, Beratungshilfe/Prozesskostenhilfe/Verfahrenskostenhilfe, 14. Aufl. 2018, &#167; 115 Rn. 12).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>Darin gibt sie Eink&#252;nfte aus selbstst&#228;ndiger T&#228;tigkeit von ...&#160;&#160;&#8364; an. Die Eink&#252;nfte aus Vermietung und Verpachtung sind in der durch den Mietvertrag vom 1. Februar 2018 und die Kontoausz&#252;ge nachgewiesenen H&#246;he von ...&#160;&#160;&#8364; monatlich anzusetzen. Hinzuzurechnen sind weiter die Renteneink&#252;nfte der Kl&#228;gerin, die dem Grunde nach durch den Bescheid der Deutschen Rentenversicherung vom 17. Januar 2017 sowie durch das Schreiben des Rechtsanwaltsversorgungswerks Niedersachsen vom 17. Februar 2017 nachgewiesen und deren Zahlbetr&#228;ge 2018 ( ... &#8364; + ...&#160;&#160;&#8364;) durch den von der Kl&#228;gerin vorgelegten Kontoauszug vom 3. April 2018 in einer Gesamth&#246;he von ...&#160;&#160;&#8364; belegt sind. Da es sich hierbei um die Zahlbetr&#228;ge handelt, sind die Beitr&#228;ge f&#252;r die Kranken- und Pflegeversicherung der Kl&#228;gerin hiervon bereits abgezogen und im Rahmen der PKH-Berechnung nicht erneut zu ber&#252;cksichtigen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>Soweit die Kl&#228;gerin demgegen&#252;ber auf den Einkommensteuerbescheid vom 16. August 2018 und ein (geringeres) steuerpflichtiges Einkommen verweist, &#252;bersieht sie, dass bei der Ermittlung der Prozesskostenhilfebed&#252;rftigkeit <span style="text-decoration:underline">alle</span> Eink&#252;nfte in Geld oder Geldeswert zu ber&#252;cksichtigen sind (&#167;&#160;115 Abs. 1 Satz 2 ZPO; &#167; 82 Abs. 1 Satz 1 SGB XII). Insbesondere die steuerlich abgabenfreien Teile der Renteneink&#252;nfte sowie der Altersentlastungsbetrag mindern das anzusetzende Einkommen daher nicht, so dass die Berechnung der Prozesskostenhilfebed&#252;rftigkeit nicht mit der Ermittlung des zu versteuernden Einkommens nach dem Einkommensteuergesetz gleichl&#228;uft.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Von dem danach f&#252;r die Berechnung der Prozesskostenhilfebed&#252;rftigkeit zugrunde zu legenden Einkommen abzuziehen sind zun&#228;chst die zu entrichtenden Steuern (Einkommensteuer und Solidarit&#228;tszuschlag), die unter Ber&#252;cksichtigung der Teilfreistellung der Renteneink&#252;nfte von der Einkommensteuer, des Altersentlastungsbetrages sowie der durch den Einkommensteuerbescheid vom 16. August 2018 belegten weiteren Abz&#252;ge (Werbungskosten-/Sonderausgabenpauschbetr&#228;ge, Versicherungsbeitr&#228;ge) zu ermitteln sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Hinsichtlich der weiteren Abzugspositionen folgt der Senat den Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts (&#167; 122 Abs. 2 Satz 3 VwGO). Erg&#228;nzend ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass Telefonkosten und GEZ-Geb&#252;hr nicht gesondert abzugsf&#228;hig, sondern mit dem Freibetrag abgedeckt sind (vgl. OLG Celle, Beschl. v. 26.6.2018 &#8211; 19 WF 76/18 &#8211;, juris Rn. 6). Gleiches gilt f&#252;r die Stromkosten (Geimer, in Z&#246;ller, ZPO, 32. Aufl. 2018, &#167; 115 Rn. 34). Der Abzug von Fahrtkosten ist nach &#167;&#167; 82 Abs. 2 SGB XII, 3 Abs. 6 DVO auf &#8230; &#8364; monatlich pro Kilometer gedeckelt (s. Schleswig-Holsteinisches OLG, Beschl. v. 30.1.2017 &#8211; 10 UF 153/16 &#8211;, juris Rn. 17f.). Zugunsten der Kl&#228;gerin l&#228;sst der Senat au&#223;er Ber&#252;cksichtigung, dass Raten f&#252;r die Abzahlung des H&#246;rger&#228;tes in H&#246;he von ...&#160;&#160;&#8364; nur f&#252;r sechs Monate zu entrichten sind.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_20">20</a></dt> <dd><p>Abweichend von der Berechnung des Verwaltungsgerichts sieht der Senat allerdings die von der Kl&#228;gerin &#8211; neben den angesetzten Aufwendungen f&#252;r die Krankenversicherung &#8211; zus&#228;tzlich geltend gemachten Kosten f&#252;r eine <em>&#8222;DKV Zusatz Vers. Z&#228;hne&#8220;</em> in H&#246;he von ...&#160;&#160;&#8364; nicht als abzugsf&#228;hig an. Verfahrenskostenhilfe ist eine Form sozialer Hilfe. Das einzusetzende Einkommen wird daher nur durch angemessene Versicherungen gemindert (&#167;&#167; 82 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3 SGB XII, 115 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 a ZPO). Dies ist bei einem Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung - wie hier auch die Kl&#228;gerin - grunds&#228;tzlich nur der Beitrag f&#252;r die gesetzliche Versicherung (OLG Koblenz, Beschl. v. 6.4.2017 &#8211; 13 WF 270/17 &#8211;, juris Rn. 8).</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_21">21</a></dt> <dd><p>Ausgehend hiervon ergibt sich f&#252;r die Kl&#228;gerin keine weitere Herabsetzung der mit dem Beschluss des Verwaltungsgerichts festgestellten monatlichen Rate von ...&#160;&#160;&#8364;.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_22">22</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_23">23</a></dt> <dd><p>Nach &#167; 166 Abs.1 Satz 1 VwGO in Verbindung mit &#167; 127 Abs. 4 ZPO werden die Kosten des Beschwerdeverfahrens nicht erstattet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_24">24</a></dt> <dd><p>Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO).</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a><div class="docLayoutText"> <p style="margin-top:24px">&#160;</p> <hr style="width:50%;text-align:center;height:1px;"> <p><img alt="Abk&#252;rzung Fundstelle" src="/jportal/cms/technik/media/res/shared/icons/icon_doku-info.gif" title="Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen." onmouseover="Tip('&lt;span class=&quot;contentOL&quot;&gt;Wenn Sie den Link markieren (linke Maustaste gedr&#252;ckt halten) k&#246;nnen Sie den Link mit der rechten Maustaste kopieren und in den Browser oder in Ihre Favoriten als Lesezeichen einf&#252;gen.&lt;/span&gt;', WIDTH, -300, CENTERMOUSE, true, ABOVE, true );" onmouseout="UnTip()">&#160;Diesen Link k&#246;nnen Sie kopieren und verwenden, wenn Sie <span style="font-weight:bold;">genau dieses Dokument</span> verlinken m&#246;chten:<br>http://www.rechtsprechung.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&amp;docid=MWRE190000476&amp;psml=bsndprod.psml&amp;max=true</p> </div> </div>
188,469
vg-aachen-2019-01-25-1-k-182917
{ "id": 840, "name": "Verwaltungsgericht Aachen", "slug": "vg-aachen", "city": 380, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 K 1829/17
2019-01-25T00:00:00
2019-02-11T11:04:01
2019-02-13T12:21:05
Urteil
ECLI:DE:VGAC:2019:0125.1K1829.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Klage wird abgewiesen.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p> <p>Das Urteil ist hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Der Kl&#228;ger kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung oder Hinterlegung in H&#246;he von 110 % des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in H&#246;he von 110 % des zu vollstreckenden Betrages leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">T a t b e s t a n d :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger wendet sich gegen die K&#252;rzung seiner Versorgungsbez&#252;ge.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der 1962 geborene Kl&#228;ger stand zuletzt als Stabsfeldwebel im Dienst der Beklagten und wurde mit Ablauf des 31. Juli 2014 vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Die Ehe des Kl&#228;gers wurde im Jahr 2003 geschieden, mit rechtskr&#228;ftiger Entscheidung vom 9. Januar 2004 begr&#252;ndete das Familiengericht Delmenhorst zu Lasten der kl&#228;gerischen Versorgungsanwartschaft und zu Gunsten der geschiedenen Ehefrau Rentenanwartschaften in H&#246;he von 403,46 Euro, bezogen auf den 30. September 2002.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Im Hinblick auf den anstehenden Ruhestand &#252;bersandte die Bundesfinanzdirektion West dem Kl&#228;ger unter dem 6. Mai 2014 u.a. ein Merkblatt &#252;ber den Versorgungsausgleich. Mit Bescheid vom 19. September 2014 wurden die Versorgungsbez&#252;ge ab dem 1. August 2014 um monatlich 500,97 Euro gem&#228;&#223; &#167; 55c Soldatenversorgungsgesetz (SVG) gek&#252;rzt. Mit Schreiben vom 30. November 2016 beantragte der Kl&#228;ger eine Neuberechnung seiner Versorgungsbez&#252;ge und gab an, nach dem Gesetz zur Steigerung der Attraktivit&#228;t des Dienstes in der Bundeswehr (BwAttraktStG) vom Mai 2015 sei &#167; 55c SVG ge&#228;ndert worden; f&#252;r bestimmte Soldatengruppen werde die K&#252;rzung der Versorgungsbez&#252;ge bis zum Erreichen der Altersgrenze f&#252;r Polizeibeamte ausgesetzt. Aus Gleichbehandlungsgr&#252;nden m&#252;sse die Aussetzung auch f&#252;r ihn gelten.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Generalzolldirektion lehnte den Antrag auf Aussetzung des Versorgungsausgleichs mit Bescheid vom 20. Dezember 2016 ab. Der Widerspruch des Kl&#228;gers wurde mit Widerspruchsbescheid vom 15. M&#228;rz 2017 zur&#252;ckgewiesen. Die Neuregelung des &#167; 55c Abs. 1 Satz 3 SVG betreffe Soldaten, die wegen &#220;berschreitens der f&#252;r sie geltenden besonderen Altersgrenze in den Ruhestand versetzt worden seien; nur bei diesen sei die Aussetzung der K&#252;rzung vorgesehen. Der Kl&#228;ger sei nach &#167; 2 Streitkr&#228;ftepersonalstruktur-Anpassungsgesetz (SKPersStruktAnpG) ohne &#220;berschreitung seiner besonderen Altersgrenze in den Ruhestand versetzt worden und unterfalle deshalb nicht dieser Ausnahmeregelung. Da er freiwillig in den Ruhestand getreten sei, liege auch kein Fall einer rechtswidrigen Ungleichbehandlung vor.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat am 6. April 2017 Klage erhoben und ausgef&#252;hrt, die ma&#223;geblichen Regelungen verstie&#223;en gegen Art. 3 Abs. 1 GG. Zudem sei bei ihm die besondere Altersgrenze durch das SKPersStruktAnpG auf das 50. Lebensjahr herabgesetzt worden, so dass er sich auf &#167; 55c Abs. 1 Satz 3 SVG berufen k&#246;nne. Die Vorschrift m&#252;sse zumindest analog zur Anwendung kommen f&#252;r Sachverhalte, bei denen der Soldat nach &#167; 2 SKPersStruktAnpG in den Ruhestand versetzt worden sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger beantragt,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides der Generalzolldirektion, Service-Center D&#252;sseldorf, vom 20. Dezember 2016 und deren Widerspruchsbescheides vom 15. M&#228;rz 2017 zu verpflichten, ihm seit dem 1. Juni 2015 einbehaltene K&#252;rzungsbetr&#228;ge zu erstatten und ihm Versorgungsbez&#252;ge zuk&#252;nftig ohne K&#252;rzung bis zum Erreichen der in &#167; 5 Bundespolizeibeamtengesetz bestimmten Altersgrenze zu gew&#228;hren</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">hilfsweise,</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">festzustellen, dass die Beklagte verpflichtet ist, dem Kl&#228;ger Versorgungsbez&#252;ge ohne K&#252;rzung nach &#167; 55c SVG bis zum Erreichen der in &#167; 5 Bundespolizeibeamtengesetz bestimmten Altersgrenze zu gew&#228;hren,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">sowie die Hinzuziehung eines Bevollm&#228;chtigten f&#252;r das Vorverfahren f&#252;r notwendig zu erkl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Sie bezieht sich umf&#228;nglich auf die angefochtenen Bescheide und erg&#228;nzt, der Kl&#228;ger sei nach dem SKPersStruktAnpG in den Ruhestand versetzt worden und falle nicht unter die Neuregelung von &#167; 55c Abs. 1 Satz 3 SVG.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach&#8209; und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und der Verwaltungsvorg&#228;nge Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht im Einverst&#228;ndnis der Beteiligten durch den Vorsitzenden ohne m&#252;ndliche Verhandlung, vgl. &#167;&#167; 87a Abs. 2, 101 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist mit dem Haupt- und Hilfsantrag unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat keinen Anspruch auf die Gew&#228;hrung ungek&#252;rzter Versorgungsbez&#252;ge und eine Erstattung bereits einbehaltener Betr&#228;ge bzw. eine entsprechende diesbez&#252;gliche Feststellung. Der Bescheid vom 20. Dezember 2016 und der Widerspruchsbescheid vom 15. M&#228;rz 2017 sind rechtm&#228;&#223;ig und verletzen den Kl&#228;ger nicht in seinen Rechten, vgl. &#167;&#160;113 Abs. 1, Abs. 5 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Das Gericht sieht von einer weiteren Darstellung der Entscheidungsgr&#252;nde ab, weil es der Begr&#252;ndung der Bescheide folgt, vgl. &#167; 117 Abs. 5 VwGO. In diesen ist das Begehren des Kl&#228;gers umfassend gew&#252;rdigt und in rechtlich nicht zu beanstandender Weise dargelegt worden, dass die K&#252;rzung seiner Versorgungsbez&#252;ge gesetzeskonform erfolgt ist und keine Anhaltspunkte f&#252;r eine nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung gegen&#252;ber den Soldaten vorl&#228;gen, die nach dem BwAttraktStG wegen &#220;berschreitens der besonderen Altersgrenze in den Ruhestand getreten sind. Auch f&#252;r eine analoge Anwendung der Vorschriften ist kein Raum.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die Kammer hat bereits mit den Beteiligten bekanntem Urteil vom 13. Oktober 2016 (1 K 1935/15) in einem vergleichbaren Fall entschieden, dass kein Anspruch auf ungek&#252;rzte Versorgungsbez&#252;ge besteht. In dem Verfahren wird ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">"Erg&#228;nzend bleibt festzuhalten, dass gegen die Anwendung der K&#252;rzungsvorschriften keine verfassungsrechtlichen Bedenken bestehen. Die f&#252;r Beamte geltende, mit der Norm des &#167;&#160;55c SVG vergleichbare Vorschrift des &#167; 57 BeamtVG ist sowohl unter dem Gesichtspunkt der Gew&#228;hrleistung der hergebrachten Grunds&#228;tze des Berufsbeamtentums als auch hinsichtlich ihrer Vereinbarkeit mit den Grundrechten (u.a. Art 6 Abs. 1 GG) sowie hinsichtlich des Gleichbehandlungsgrundsatzes mehrfach verfassungsgerichtlich &#252;berpr&#252;ft worden. Danach ist der Eingriff in die versorgungsrechtliche Position des Ausgleichsverpflichteten, der in dem sofortigen und endg&#252;ltigen Vollzug des Versorgungsausgleichs bei Eintritt des ausgleichspflichtigen Beamten in den Ruhestand liegt, durch Art 6 Abs. 1 GG und Art 3 Abs. 2 GG legitimiert und insgesamt verfassungsrechtlich unbedenklich.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Urteil vom 28. Februar 1980 - 1 BvL 17/77 u. a. -, BVerfGE 53, 257, und Beschluss vom 9. November 1995 - 2 BvR 1762/92 -, D&#214;V 1996, 247; BVerwG, Urteil vom 19. November 2015 - 2 C 48/13 -, NVwZ-RR 2016, 467.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Das Bundesverfassungsgericht hat dabei unter ausdr&#252;cklicher Billigung der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ausgef&#252;hrt, dass der sachliche Grund f&#252;r die durchzuf&#252;hrende K&#252;rzung des Ruhegehalts nach Eintritt des Beamten in den Ruhestand darin bestehe, dass der Dienstherr durch die Ehescheidung des Beamten bez&#252;glich der gesamten Versorgungsaufwendungen nicht h&#246;her belastet werden solle, als wenn der Beamte sich nicht h&#228;tte scheiden lassen, wozu es jedoch ohne die K&#252;rzung kommen k&#246;nne, da die Aufwendungen, die dem Tr&#228;ger der gesetzlichen Rentenversicherung als Folge der Begr&#252;ndung einer Rentenanwartschaft entstehen, von dem zust&#228;ndigen Tr&#228;ger der Versorgungslast zu erstatten seien. Zum Ausgleich dieser Belastung diene im Innenverh&#228;ltnis zwischen dem Dienstherrn und dem Beamten die nach beamtenrechtlichen Grunds&#228;tzen vorzunehmende K&#252;rzung der Versorgungsbez&#252;ge nach Ma&#223;gabe des &#167; 57 BeamtVG (hier &#167; 55c SVG).</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">&#167; 55c SVG regelt die K&#252;rzung der Versorgungsbez&#252;ge allein nach objektiven Voraussetzungen. Auf subjektive Umst&#228;nde wie Kenntnis oder Verschulden kommt es in diesem Zusammenhang nicht an. Die K&#252;rzung der Versorgungsbez&#252;ge ist zwingend durchzuf&#252;hren, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen hierf&#252;r vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung ist auch nicht darin zu sehen, dass f&#252;r Soldaten, die aufgrund &#220;berschreitung der besonderen Altersgrenze in den Ruhestand treten, eine durch Art. 10 Nr. 8 BwAttraktStG eingef&#252;hrte Sonderregelung gilt und die K&#252;rzung bis zum Ende des Monats, in dem sie die Altersgrenze f&#252;r Polizeivollzugsbeamte auf Lebenszeit erreichen, ausgesetzt wird. Bei dieser Rechts&#228;nderung handelt es sich um eine zul&#228;ssige Regelung, auf die sich der Kl&#228;ger nicht berufen kann. Dem steht Art. 3 Abs. 1 GG nicht entgegen, weil der Kl&#228;ger zur Gruppe der Berufssoldaten geh&#246;rt, die freiwillig auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt worden sind, w&#228;hrend &#167; 55c Abs. 1 Satz 3 SVG die Gruppe der Soldaten betrifft, die einseitig durch Entscheidung des Dienstherrn wegen &#220;berschreitens der besonderen Altersgrenze (vgl. &#167;&#167; 44, 45 des Soldatengesetzes) in den Ruhestand versetzt worden sind. Dass der Kl&#228;ger freiwillig in den Ruhestand getreten ist, folgt bereits aus &#167; 2 Abs. 1 SKPersStruktAnpG. Die Vorschrift verlangt die Zustimmung des betreffenden Soldaten mit seiner Versetzung in den Ruhestand."</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Hieran wird nach nochmaliger &#220;berpr&#252;fung und unter Ber&#252;cksichtigung der aktuellen obergerichtlichen Rechtsprechung</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">- &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vgl. OVG NRW, Beschluss vom 13. Februar 2018 - 1 A 2517/16 -, juris, und Bayerischer VGH, Beschluss vom 10. Dezember 2018 - 14 ZB 18.208 -, juris -</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">festgehalten.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Mangels positiver Kostengrundentscheidung bedarf es keines Ausspruchs &#252;ber die Notwendigkeit der Hinzuziehung eines Bevollm&#228;chtigten im Vorverfahren.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#167;&#160;154 Abs.&#160;1, 162 Abs. 2 Satz 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167;&#160;167 VwGO i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#167;&#160;708 Nr.&#160;11, 711 S&#228;tze&#160;1 und 2 ZPO.</p>
188,470
ovgnrw-2019-01-24-15-a-212517
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 2125/17
2019-01-24T00:00:00
2019-02-11T11:04:01
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0124.15A2125.17.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Die Kl&#228;ger tragen die Kosten des Zulassungsverfahrens als Gesamtschuldner.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 8.567,54 &#8364; festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag der Kl&#228;ger auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r die Pr&#252;fung ma&#223;geblichen Einw&#228;nde (&#167; 124a Abs. 4 Satz 4 VwGO) begr&#252;nden weder ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils im Sinne von &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO (1.) noch f&#252;hren sie auf besondere rechtliche oder tats&#228;chliche Schwierigkeiten der Rechtssache im Sinne des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 VwGO (2.) oder deren grunds&#228;tzliche Bedeutung gem&#228;&#223; &#167;&#160;124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO (3.).</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils im Sinne des &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel sind gegeben, wenn erhebliche Gr&#252;nde daf&#252;r sprechen, dass die verwaltungsgerichtliche Entscheidung einer rechtlichen Pr&#252;fung wahrscheinlich nicht standhalten wird. Sie sind (nur) begr&#252;ndet, wenn zumindest ein einzelner tragender Rechtssatz der angefochtenen Entscheidung oder eine erhebliche Tatsachenfeststellung mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten in Frage gestellt wird und sich die Frage, ob die Entscheidung etwa aus anderen Gr&#252;nden im Ergebnis richtig ist, nicht ohne weitergehende Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage beantworten l&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Vgl. zuletzt BVerfG, Beschl&#252;sse vom 16. Januar 2017 - 2 BvR 2615/14 -, juris Rn. 19, und vom 9. Juni 2016 - 1 BvR 2453/12 -, juris Rn. 16, jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">die Bescheide des B&#252;rgermeisters der Beklagten &#252;ber die Festsetzung und Erhebung des Erschlie&#223;ungsbeitrags nach dem Baugesetzbuch in Verbindung mit der Satzung der Stadt H.&#160;&#160;&#160; &#252;ber die Erhebung von Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen vom 29. Januar 2015 aufzuheben, soweit dort ein Beitrag von mehr als 14.002,14 &#8364; festgesetzt ist,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat ausgef&#252;hrt, dass es sich bei dem abgerechneten Teil der E.-----stra&#223;e nicht um eine vorhandene Stra&#223;e im Sinne von &#167; 242 Abs. 1 BauGB handelt. Dies hat es unter anderem damit begr&#252;ndet, dass der in Rede stehende Stra&#223;enabschnitt - was die Kl&#228;ger nicht in Abrede stellen - im Jahr 1961 noch durch den Au&#223;enbereich f&#252;hrte, er also keine inner&#246;rtliche Anbaustra&#223;e darstellte. Dementsprechend k&#246;nnten noch Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;ge und nicht nur noch Stra&#223;enausbaubeitr&#228;ge nach &#167; 8 KAG NRW erhoben werden.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Wird eine nach dem Willen der Gemeinde endg&#252;ltig hergestellte und ihre Aufgabe im vollen Umfang erf&#252;llende Au&#223;enbereichsstra&#223;e infolge des Inkrafttretens eines sie erfassenden Bebauungsplans zu einer Anbaustra&#223;e, ist ihr Zustand unter dem Blickwinkel einer erschlie&#223;ungsbeitragsrechtlichen erstmaligen endg&#252;ltigen Herstellung erneut zu beurteilen. Eine als Au&#223;enbereichsstra&#223;e endg&#252;ltig hergestellte Verkehrsanlage kann als beitragsf&#228;hige Erschlie&#223;ungsanlage durchaus eine unfertige Anbaustra&#223;e sein. F&#252;r diese erneute Beurteilung ist abzustellen auf die Anforderungen, von deren Erf&#252;llung die endg&#252;ltige Herstellung einer beitragsf&#228;higen Anbaustra&#223;e in dem Zeitpunkt abh&#228;ngig ist, in dem die betreffende Verkehrsanlage zur beitragsf&#228;higen Anbaustra&#223;e wird. Diese Anforderungen ergeben sich regelm&#228;&#223;ig sowohl aus der Merkmalsregelung der einschl&#228;gigen Erschlie&#223;ungsbeitragssatzung als auch aus allgemeinen erschlie&#223;ungsrechtlichen Gesichtspunkten &#252;ber die Eignung einer Verkehrsanlage, den anliegenden Grundst&#252;cken eine ausreichende wegem&#228;&#223;ige Erschlie&#223;ung (&#167;&#167;&#160;30 ff. BauGB) zu vermitteln, sowie aus dem konkreten Bauprogramm.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteile vom 5. Mai 2015 - 9 C 14.14 -, juris Rn. 28, und vom 10. Oktober 1995 - 8 C 13.94 -, juris Rn. 17.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;gebend f&#252;r die erschlie&#223;ungsbeitragsrechtliche Beurteilung ist damit &#167; 7 der Satzung &#252;ber die Erhebung von Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen in der Gemeinde Q.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 6. Juli 1962.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Ihr zufolge waren die &#246;ffentlichen zum Anbau bestimmten Stra&#223;en, Wege und Pl&#228;tze endg&#252;ltig hergestellt, wenn sie eine Pflasterung, eine Asphalt-, Teer-, Beton- oder &#228;hnliche Decke neuzeitlicher Bauweise und eine Stra&#223;enentw&#228;sserung sowie die etwa vorgesehene Beleuchtung aufwiesen und an eine dem &#246;ffentlichen Verkehr gewidmete Stra&#223;e angeschlossen waren.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Daraus ergibt sich, dass die ma&#223;gebliche Erschlie&#223;ungsbeitragssatzung die beitragsf&#228;hige Erschlie&#223;ungsanlage Stra&#223;e als (insbesondere) aus einer Fahrbahn mit zugeh&#246;riger Entw&#228;sserung bestehend definierte.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu auch OVG NRW, Urteil vom 12. Februar 1998 - 3 A 176/93 -, juris Rn. 10 ff.; sowie au&#223;erdem Driehaus/Raden, Erschlie&#223;ungs- und Ausbaubeitr&#228;ge, 10. Aufl. 2018, &#167; 2 Rn. 47, die zum kunstm&#228;&#223;igen Ausbau auch eine Kanalisation z&#228;hlen.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vorliegend fehlte es bis zur hier in Rede stehenden Ma&#223;nahme aber an einer Stra&#223;enentw&#228;sserung. Ob eine &#8222;Teileinrichtung Fahrbahn&#8220; - als zum Befahren mit Fahrzeugen bestimmte Fl&#228;che - der E.-----stra&#223;e isoliert betrachtet den &#246;rtlichen Ausbaugepflogenheiten mit einem Grundbestand an kunstm&#228;&#223;igem Ausbau entsprach,</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">vgl. insoweit BVerwG, Urteile vom 24. Februar 2010 - 9 C 1.09 -, juris Rn. 15, und vom 11. Juli 2007 - 9 C 5/06 -, juris Rn. 40; OVG S.-H., Urteil vom 24. Oktober 2007 - 2 LB 26/07 -, juris Rn. 43 ff; Driehaus/Raden, Erschlie&#223;ungs- und Ausbaubeitr&#228;ge, 10. Aufl. 2018, &#167; 2 Rn. 47,</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">ist nach der Merkmalsregelung der ma&#223;geblichen Erschlie&#223;ungsbeitragssatzung unerheblich.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2. Die Berufung ist nicht gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nr. 2 VwGO wegen der besonderen rechtlichen oder tats&#228;chlichen Schwierigkeiten der Rechtssache zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Dies w&#228;re nur dann der Fall, wenn die Angriffe der Kl&#228;ger gegen die Tatsachenfeststellungen oder die rechtlichen W&#252;rdigungen, auf denen das angefochtene Urteil beruht, begr&#252;ndeten Anlass zu Zweifeln an der Richtigkeit der erstinstanzlichen Entscheidung g&#228;ben, die sich nicht ohne Weiteres im Zulassungsverfahren kl&#228;ren lie&#223;en, sondern die Durchf&#252;hrung eines Berufungsverfahrens erfordern w&#252;rden. Diese Voraussetzungen sind nicht erf&#252;llt. Dass der Ausgang des Rechtsstreits in dem vorgenannten Sinn offen ist, l&#228;sst sich auf der Grundlage des Zulassungsvorbringens aus den unter 1. genannten Gr&#252;nden nicht feststellen. Besondere rechtliche oder tats&#228;chliche Schwierigkeiten wirft die Rechtssache auch ansonsten nicht auf.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">3. Die Berufung ist nicht wegen der grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO zuzulassen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Eine Rechtssache hat grunds&#228;tzliche Bedeutung, wenn sie eine im betreffenden Berufungsverfahren kl&#228;rungsbed&#252;rftige und f&#252;r die Entscheidung dieses Verfahrens erhebliche Rechts- oder Tatsachenfrage aufwirft, deren Beantwortung &#252;ber den konkreten Fall hinaus wesentliche Bedeutung f&#252;r die einheitliche Anwendung oder Weiterentwicklung des Rechts hat. Dabei ist zur Darlegung dieses Zulassungsgrundes die Frage auszuformulieren und substantiiert auszuf&#252;hren, warum sie f&#252;r kl&#228;rungsbed&#252;rftig und entscheidungserheblich gehalten und aus welchen Gr&#252;nden ihr Bedeutung &#252;ber den Einzelfall hinaus zugemessen wird.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die von den Kl&#228;gern gestellte Frage,</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">&#8222;welche stra&#223;enbautechnischen Mindestanforderungen an die Fahrbahn einer Stra&#223;e zu stellen sind, damit diese als erstmalig endg&#252;ltig hergestellte Teileinrichtung im Sinne von &#167; 127 Abs. 3 BauGB qualifiziert werden kann,</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrt schon deswegen nicht auf einen grunds&#228;tzlichen Kl&#228;rungsbedarf in einem Berufungsverfahren, weil sie sich aus den unter 1. genannten Gr&#252;nden in einem Berufungsverfahren nicht entscheidungserheblich stellen w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 2, 159 Satz 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 47 Abs. 1 und 3, 52 Abs. 3 Satz 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
180,276
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M 9 S 17.51556
2019-01-24T00:00:00
2019-02-07T14:19:20
2019-02-13T12:21:05
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <div> <p>I. Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>II. Die Antragstellerin hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p>I.</p> <p><rd nr="1"/>Die Antragstellerin wendet sich gegen einen sog. Dublin-Bescheid.</p> <p><rd nr="2"/>Sie wurde nach eigenen Angaben am ...1998 in P. geboren (Bl. 7 d. Beh&#246;rdenakts - i.F.: BA -). Die Antragstellerin reiste nach wiederholten eigenen Angaben am 14. Februar 2017 u.a. &#252;ber Italien in das Bundesgebiet ein (Bl. 26 und Bl. 59 d. BA). Sie beantragte am 1. M&#228;rz 2017 f&#246;rmlich Asyl (Bl. 7 d. BA).</p> <p><rd nr="3"/>Am 7. April 2017 wurde ein auf den Antragstellervortrag gest&#252;tztes Aufnahmegesuch an Italien gerichtet (Bl. 73ff. d. BA); eine Zugangsbest&#228;tigung liegt vor (Bl. 85ff. des BA). Die italienischen Beh&#246;rden haben bis dato nicht geantwortet. Eine im Verwaltungsvorgang befindliche Bescheinigung &#252;ber die Meldung als Asylsuchender (i.F.: B&#220;MA) ging dem Bundesamt f&#252;r ... (i.F.: Bundesamt) laut Eingangsstempel am 20. Februar 2017 zu (Bl. 30 d. BA).</p> <p><rd nr="4"/>Mit Bescheid vom 23. Juni 2017, Gz. 7063283-461, zugestellt gegen Postzustellungsurkunde am 28. Juni 2017 (Bl. 113 d. BA), lehnte das Bundesamt den Antrag als unzul&#228;ssig ab (Ziff. 1), stellte fest, dass Abschiebungsverbote nach <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 5 und 7 Satz 1 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> nicht vorliegen (Ziff. 2), ordnete die Abschiebung nach Italien an (Ziff. 3) und befristete das Verbot gem&#228;&#223; &#167;&#160;11 Abs. 1 AufenthG auf sechs Monate ab dem Tag der Abschiebung (Ziff. 4). Wegen der Begr&#252;ndung wird auf den Bescheid Bezug genommen, <verweis.norm>&#167; 77 Abs. 2 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm>.</p> <p><rd nr="5"/>Die Antragstellerin pers&#246;nlich hat am 28. Juni 2017 Klage gegen den Bescheid erhoben und Eilantrag gestellt. Vorliegend beantragt sie, hinsichtlich der Abschiebungsanordnung nach Italien die aufschiebende Wirkung der Klage anzuordnen.</p> <p><rd nr="6"/>Die Antragstellerin nehme auf die Angaben gegen&#252;ber dem Bundesamt Bezug. Es werde weiter darauf hingewiesen, dass die gesamte Familie der Antragstellerin - Schwester, Vater, Mutter - in M&#252;nchen lebe; deren Asylverfahren seien noch nicht entschieden worden. Eine Abschiebung nach Italien erscheine unzumutbar, die Antragstellerin w&#228;re dort alleine. Zudem wiesen die humanit&#228;ren Bedingungen in Italien gro&#223;e M&#228;ngel auf.</p> <p><rd nr="7"/>Das Bundesamt beantragt,</p> <p>den Eilantrag abzulehnen.</p> <p><rd nr="8"/>Die Antragsgegnerin beziehe sich auf die angefochtene Entscheidung. Zum weiteren Vortrag der Antragstellerin werde ausgef&#252;hrt, dass die genannten Personen nicht unter den Begriff des &#8222;Familienangeh&#246;rigen&#8220; i.S.d. Art. 2 lit. g Dublin III-VO fielen. Weiter seien die Personen ohnehin selbst ausreisepflichtig nach Italien.</p> <p><rd nr="9"/>Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird erg&#228;nzend Bezug genommen auf die Gerichtssowie die beigezogene Beh&#246;rdenakte.</p> <p>II.</p> <p><rd nr="10"/>Der Eilantrag hat keinen Erfolg.</p> <p><rd nr="11"/>Nach <verweis.norm>&#167; 80 Abs. 5 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm> kann das Gericht der Hauptsache auf Antrag die aufschiebende Wirkung der Klage anordnen. Bei dieser Entscheidung sind das &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts einerseits und das private Aussetzungsinteresse, also das Interesse des Betroffenen, bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit des angefochtenen Verwaltungsakts von dessen Vollziehung verschont zu bleiben, gegeneinander abzuw&#228;gen. Ma&#223;gebliche Bedeutung kommt dabei den Erfolgsaussichten in der Hauptsache zu.</p> <p><rd nr="12"/>An der Rechtm&#228;&#223;igkeit der vom Bundesamt zutreffend auf <verweis.norm>&#167; 34a Abs. 1 Satz 1 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> gest&#252;tzten Abschiebungsanordnung bestehen bei summarischer Pr&#252;fung keine Zweifel. Nach dieser Vorschrift ordnet das Bundesamt die Abschiebung des Ausl&#228;nders in einen f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndigen Staat an, sobald feststeht, dass sie durchgef&#252;hrt werden kann. Diese Voraussetzungen liegen hier vor.</p> <p><rd nr="13"/>Nach &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 lit. a AsylG ist ein Asylantrag unzul&#228;ssig, wenn ein anderer Staat nach Ma&#223;gabe der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 (i.F.: Dublin III-VO) f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndig ist. Italien ist hier f&#252;r die Pr&#252;fung zust&#228;ndig. Dies ergibt sich aus Art. 13 Abs. 1, Art. 18 Abs. 1 lit. a, <verweis.norm>Art. 21 Abs. 1 Unterabs. 1, Art. 22 Abs. 1, Abs. 2, Abs. 3 Satz 2, Abs. 7 <v.abk ersatz="Dublin III">Dublin III</v.abk></verweis.norm>-Von i.V.m. Anhang II, Verzeichnis A und B der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr. 118/2014. Das Aufnahmegesuch st&#252;tzt sich vorliegend ausdr&#252;cklich nicht auf einen Eurodac-Treffer, sondern auf die Angaben der Antragstellerin. Das ist zul&#228;ssig. Den ausf&#252;hrlichen, wiederholt get&#228;tigten und in sich stimmigen Erkl&#228;rungen der Antragstellerin kommt eine Indizwirkung nach <verweis.norm>Art. 22 Abs. 2 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm> i.V.m. Anhang II, Verzeichnis B, I. 7. der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr. 118/2014 f&#252;r die Bestimmung des f&#252;r den Antrag auf internationalen Schutz zust&#228;ndigen Staates zu, die nicht durch entgegenstehende Indizien oder Beweismittel entkr&#228;ftet wurde. Die italienischen Beh&#246;rden haben auf das innerhalb der ma&#223;geblichen 3-Monats-Frist des <verweis.norm>Art. 21 Abs. 1 Unterabs. 1 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm> gestellte Aufnahmegesuch - der Eingang der B&#220;MA als fr&#252;hestm&#246;gliches Datum einer &#8222;Antragstellung&#8220; i.S.v. <verweis.norm>Art. 20 Abs. 2 <v.abk ersatz="Dublin III-VO datiert vom 20">Dublin III-VO datiert vom 20</v.abk></verweis.norm>. Februar 2017 (Bl. 30 d. BA) - nicht reagiert.</p> <p><rd nr="14"/>Daran &#228;ndert auch der Vortrag zur Anwesenheit der Familienmitglieder in Deutschland nichts. Zum einen sind diese nach Angaben des Bundesamts selbst ausreisepflichtig nach Italien, was eine gerichtliche Recherche best&#228;tigte. Zum anderen ist die Antragstellerin im ma&#223;geblichen Entscheidungszeitpunkt, <verweis.norm>&#167; 77 Abs. 1 <v.abk ersatz="Satz 1">Satz 1</v.abk></verweis.norm> Halbs. 2 AsylG, vollj&#228;hrig; damit sind auch Mutter und Vater keine &#8222;Familienangeh&#246;rigen&#8220; i.S.d. Art. 2 lit. g Dublin III-VO mehr, sodass <verweis.norm>Art. 11 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm> mit seinen etwaigen positiven Wirkungen von vorn herein nicht (mehr) zur Anwendung kommen kann.</p> <p><rd nr="15"/>Die &#220;berstellung an Italien ist auch nicht rechtlich unm&#246;glich im Sinn des <verweis.norm>Art. 3 Abs. 2 Unterabs. 2 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm>. Es sind keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich, dass der Antragsteller im Falle einer Abschiebung nach Italien infolge systemischer Schwachstellen des dortigen Asylverfahrens oder der dortigen Aufnahmebedingungen einer hinreichend wahrscheinlichen Gefahr einer unmenschlichen oder entw&#252;rdigenden Behandlung im Sinne des <verweis.norm>Art. 4 der <v.abk ersatz="Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (EU">Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (EU</v.abk></verweis.norm>-GRCharta) ausgesetzt w&#228;re. Nach dem Prinzip der normativen Vergewisserung (BVerfG, U.v. 14.5.1996 - 2 BvR 1938/93, 2 BvR 2315/93 - juris) bzw. dem Prinzip des gegenseitigen Vertrauens (EuGH, U.v. 21.12.2011 - C-411/10 und C-493/10 - juris) gilt die Vermutung, dass die Behandlung der Asylbewerber in jedem einzelnen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union den Vorschriften der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention (GFK), der Europ&#228;ischen Konvention f&#252;r Menschenrechte (EMRK) und der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (EU-GRCharta) entspricht. Diese Vermutung ist zwar nicht unwiderleglich, vielmehr obliegt den nationalen Gerichten die Pr&#252;fung, ob es im jeweiligen Mitgliedstaat Anhaltspunkte f&#252;r systemische M&#228;ngel des Asylverfahrens und der Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber gibt, welche zu einer Gefahr f&#252;r den Betroffenen f&#252;hren, bei R&#252;ckf&#252;hrung in den zust&#228;ndigen Mitgliedstaat einer unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung i.S.v. Art. 4 EU-GRCharta ausgesetzt zu werden. Eine Widerlegung der Vermutung ist aber nicht schon bei einzelnen einschl&#228;gigen Regelverst&#246;&#223;en der zust&#228;ndigen Mitgliedstaaten anzunehmen, an die Feststellung systemischer M&#228;ngel sind vielmehr hohe Anforderungen zu stellen. Von systemischen M&#228;ngeln ist daher nur dann auszugehen, wenn das Asylverfahren oder die Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber regelhaft so defizit&#228;r sind, dass zu erwarten ist, dass dem Asylbewerber im konkret zu entscheidenden Einzelfall mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung droht (BVerwG, B.v. 19.3.2014 - 10 B 6.14 - juris).</p> <p><rd nr="16"/>Das Gericht geht nach den vorliegenden aktuellen Erkenntnissen davon aus, dass in Italien keine generellen systemischen M&#228;ngel des Asylverfahrens oder der Aufnahmebedingungen im oben genannten Sinne gegeben sind. Dazu wird Bezug genommen auf die einhellige Rechtsprechung, die keine systemischen M&#228;ngel hinsichtlich Italiens (an-)erkennt (NdsOVG, B.v. 6.6.2018 - 10 LB 167/18 - juris, best&#228;tigt von BVerwG, B.v. 12.9.2018 - 1 B 50/18, 1 PKH 39/18 - juris; NdsOVG, U.v. 4.4.2018 - 10 LB 96/17 - juris, best&#228;tigt von BVerwG, B.v. 3.9.2018 - 1 B 41/18 - juris; VG Cottbus, B.v. 4.1.2019 - VG 5 L 535/18.A - juris; B.v. 12.7.2017 - 5 L 442/17.A - juris; VG M&#252;nchen, B.v. 6.7.2017 - M 9 S 16.51285 - juris; B.v. 20.2.2017 - M 9 S 17.50105 - juris; B.v. 29.12.2016 - M 1 S 16.50997 - juris; VG Hamburg, B.v. 8.2.2017 - 9 AE 5887/16 - juris; VG D&#252;sseldorf, B.v. 18.1.2017 - 12 L 3754/16.A - juris; BayVGH, U.v. 28.2.2014 - 13a B 13.30295 - juris; OVG NW, U.v. 21.6.2016 - 13 A 1896/14.A - juris; NdsOVG, U.v. 25.6.2015 - 11 LB 248/14 - juris; zumeist mit Bezug u.a. auf die Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes an das OVG NW vom 23. Februar 2016 und auf den Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016: &#8222;Aufnahmebedingungen in Italien - Zur aktuellen Situation von Asylsuchenden und Schutzberechtigten, insbesondere Dublin-R&#252;ckkehrenden in Italien&#8220;, einsehbar z.B. &#252;ber MILO oder Asylfact bzw. in der Gerichtsbibliothek - Dublin-Sammlung: Italien - bzw. teils frei zug&#228;nglich im Internet abrufbar). Nach dieser Erkenntnislage erhalten Asylsuchende (Neuank&#246;mmlinge und R&#252;ckkehrer gleicherma&#223;en) zuverl&#228;ssig eine Unterkunft - u.a. &#252;ber die CAS- bzw. &#252;ber die SPRAR-Einrichtungen - und sonstige Versorgung (Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 4ff.; Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 18ff., insb. S. 28ff.). Es werden stetig zus&#228;tzliche Aufnahmezentren geschaffen; das Aufnahmesystem in Italien ist innerhalb von vier Jahren von ca. 5.000 Pl&#228;tzen auf ca. 120.000 Pl&#228;tze angewachsen (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 15). Es ist mithin nichts daf&#252;r ersichtlich, dass die Schwelle zur unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung &#252;berschritten w&#228;re; dies w&#228;re erst dann der Fall, wenn absehbar w&#228;re, dass auf die erh&#246;hte Zahl von Einwanderern keinerlei Ma&#223;nahmen zur Bew&#228;ltigung des Problems ergriffen w&#252;rden (z.B. VG Schwerin, U.v. 26.9.2016 - 16 A 1757/15 As SN - juris; VG Hamburg, B.v. 8.2.2017 - 9 AE 5887/16 - juris; OVG NW, U.v. 18.7.2016 - 13 A 1859/14.A - juris). Probleme bei der Unterbringung in der zweiten Jahresh&#228;lfte 2015 rechtfertigen keine andere Einsch&#228;tzung, da diesbez&#252;gliche Schwierigkeiten nicht nur in Italien, sondern in weiten Teilen Europas bestanden. Auch der insgesamt eher kritische Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., sieht diesbez&#252;glich in erster Linie nur die Aufnahmesituation von &#8222;Personen mit Schutzstatus&#8220; in Italien als problematisch an, nicht aber die Bedingungen f&#252;r Asylsuchende und Dublin-R&#252;ckkehrer (vgl. S. 18ff. einerseits und S. 33ff. andererseits). F&#252;r Erstere wird, ohne dass es vorliegend tragend darauf ankommt, darauf hingewiesen, dass die Gruppe der &#8222;Personen mit Schutzstatus&#8220; hinsichtlich der Versorgungssituation schlicht den Einheimischen gleichgestellt ist (Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 5; Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 35 und 50); unabh&#228;ngig davon ist klarzustellen, dass die Frage &#8222;systemischer M&#228;ngel&#8220; nur die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens betrifft und dass eine Anwendung dieser Rechtsfigur auf bereits anerkannte Fl&#252;chtlinge deshalb ausscheiden muss (ebenso z.B. VG Hamburg, U.v. 9.1.2017 - 16 A 5546/14 - juris in Auseinandersetzung mit anderen Ansichten). Weiter ist festzuhalten, dass die Dublin III-VO gerade nicht zu einem &#8222;forum shopping&#8220; dergestalt verhelfen soll, dass der Betroffene ein Recht darauf habe, sich einen Mitgliedstaat f&#252;r die Pr&#252;fung seines Asylantrags auszusuchen, der beispielsweise ein besseres soziales Sicherungssystem oder bessere Unterbringungsm&#246;glichkeiten bietet (statt aller OVG NW, U.v. 10.3.2016 - 13 A 1657/15.A - juris). Auch der Umstand, dass sich die Situation des Antragstellers in Italien eventuell schlechter darstellt als im Bundesgebiet, begr&#252;ndet keinen systemischen Mangel des dortigen Asylverfahrens (vgl. EGMR, E.v. 2.4.2013 - Nr. 27725/10 - juris; VG M&#252;nchen, B.v. 9.11.2016 - M 6 S 16.50638 - juris). Alle Asylbewerber haben in Italien kostenfreien Zugang zum staatlichen Gesundheitssystem (OVG NW, U.v. 22.9.2016 - 13 A 2448/15.A - juris; Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 6). Alle, auch irregul&#228;r anwesende Personen und R&#252;ckkehrer, haben ein Recht auf medizinische Grund- und Notfallversorgung bei Krankheit oder Unfall, auch ohne Selbstbehalt (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 54f.; Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 6). Das sog. ticket - der Selbstbehalt - muss dar&#252;ber hinaus auch langfristig nicht bezahlt werden, solange eine nicht erwerbst&#228;tige Person bspw. in einer SPRAR-Einrichtung untergebracht ist oder eine sog. STP-Karte besitzt (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 56f.). Zugang zu einem Hausarzt und zu weiteren medizinischen Leistungen erh&#228;lt man &#252;ber eine Gesundheitskarte, die man ohne weiteres &#252;ber eine Registrierung bei den lokalen Institutionen erlangt (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 55).</p> <p><rd nr="17"/>Ein zielstaatsbezogenes Abschiebungshindernis nach <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 7 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> oder ein inlandsbezogenes Vollzugshindernis (BayVGH, B.v. 12.3.2014 - 10 CE 14.427 - juris) wurden nicht behauptet und/oder nach <verweis.norm>&#167; 60a Abs. 2c Satz 2 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> glaubhaft gemacht (zur Heranziehung des &#167;&#160;60a Abs. 2c AufenthG auch i.R.v. zielstaatsbezogenen Abschiebungshindernissen vgl. nur BayVGH, B.v. 26.4.2018 - 9 ZB 18.30178 - juris). Die Antragstellerin gab i.R. ihrer Anh&#246;rung zur Zul&#228;ssigkeit des Asylantrags an, nicht an Beschwerden, Erkrankungen, Gebrechen oder an einer Behinderung zu leiden (Bl. 68 d. BA). Auch die allgemeinen Verh&#228;ltnisse in Italien begr&#252;nden kein Abschiebungsverbot. Unabh&#228;ngig davon, dass die Versorgungslage in Italien nach Obenstehendem ohnehin unproblematisch ist, handelte es sich bei den angeblich schlechten humanit&#228;ren Verh&#228;ltnissen um eine Situation, der die gesamte Bev&#246;lkerungsgruppe &#8222;Asylbewerber&#8220; (EGMR, U.v. 4.11.2014 - 29217/12, Tarakhel /Schweiz - NVwZ 2015, 127) ausgesetzt w&#228;re, weshalb Abschiebeschutz nach &#167;&#160;60 Abs. 7 Satz 5 AufenthG ausschlie&#223;lich durch eine generelle Regelung nach &#167;&#160;60 a Abs. 1 Satz 1 AufenthG gew&#228;hrt w&#252;rde. Eine extreme Gef&#228;hrdungslage, bei der aufgrund der Schutzwirkungen der Grundrechte aus <verweis.norm>Art. 1 Abs. 1 und Art. 2 Abs. 2 <v.abk ersatz="Satz 1 GG">Satz 1 GG</v.abk></verweis.norm> die Sperrwirkung des <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 7 Satz 5 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> ausnahmsweise nicht greift (vgl. BVerwG, U.v. 17.10.1995 - 9 C 9/95 - juris; U.v. 31.1.2013 - 10 C 15/12 - juris), bei der ein Einzelner - hier: die Antragstellerin - mithin gleichsam sehenden Auges dem sicheren Tod oder schwersten Verletzungen ausgeliefert w&#252;rde (vgl. 60.7.3.1 AufenthGAVwV; BVerwG, B.v. 8.8.2018 - 1 B 25/18 - juris; U.v. 31.1.2013 - 10 C 15/12 - juris; G&#246;bel-Zimmermann u.a., Asyl- und Fl&#252;chtlingsrecht, Stand: 1. Auflage 2017, Rn. 324), liegt in Italien nicht vor.</p> <p><rd nr="18"/>Die Kostenentscheidung folgt aus <verweis.norm>&#167; 154 Abs. 1 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm>; Gerichtskosten werden nach &#167;&#160;83b AsylG nicht erhoben.</p> <p><rd nr="19"/>Dieser Beschluss ist unanfechtbar, <verweis.norm>&#167; 80 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm>.</p> </div>
180,244
olgham-2019-01-24-4-rbs-119
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4 RBs 1/19
2019-01-24T00:00:00
2019-02-07T14:18:38
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:OLGHAM:2019:0124.4RBS1.19.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das angefochtene Urteil wird mit den zu Grunde liegenden Feststellungen aufgehoben.</p> <p>Die Sache wird zur erneuten Verhandlung und Entscheidung &#8211; auch &#252;ber die Kosten des Rechtsmittels &#8211; an das Amtsgericht Olpe zur&#252;ckverwiesen.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht hat den Betroffenen wegen Freilandhaltung von Schweinen ohne die erforderliche Genehmigung zu einer Geldbu&#223;e von 800 Euro verurteilt. Dazu hat es festgestellt:</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">&#8222;Am 05.08.2017 erwarb der Betroffene, der zuvor keine Schweinehaltung betrieb, 15 Ferkel und zeigte dies am 09.08.2017 dem Kreis X &#8211; Fachdienst Gesundheit und Verbraucherschutz &#8211; an. Er teilte die beabsichtigte Auslaufhaltung der Schweine mit und k&#252;ndigte an, die hierf&#252;r erforderlichen Voraussetzungen in Form einer doppelten Zaunanlage bis zu einem mit der Beh&#246;rde vereinbarten Ortstermin zu errichten. Er h&#228;lt die Schweine in einem Nebenanbau eines seinerzeit als Stall f&#252;r 60 Schweine baurechtlich genehmigten Stallgeb&#228;udes, welches zwischenzeitlich anderweitig genutzt wird. Der Geb&#228;udeteil, in dem die Schweine gehalten werden, ist an einer Seite durch eine einfache Verbretterung mit teilweise mehreren Zentimeter gro&#223;en L&#252;cken zwischen den vertikal stehenden Brettern verschlossen. Die dem Hof abgewandte hintere Seite bietet den Schweinen den Durchgang zum Auslauf und ist nicht verschlie&#223;bar. Die vierte, dem Hof zugewandte Seite des Anbaus ist offen und nur durch einen Bauzaun verschlossen. Verschlie&#223;bare Tore sind weder an der Vorderseite zum Hof noch an der R&#252;ckseite zum Auslauf vorhanden. Wegen des den Schweinen zur Verf&#252;gung stehenden Bereiches sowie des Auslaufs wird auf die Luftbildaufnahme Bl. 39 d.A. Bezug genommen. Wegen der Gestaltung des den Schweinen zur Verf&#252;gung stehenden &#252;berdachten Bereiches, wird auf das Lichtbild Bl. 40, welches die dem Hof zugewandte Vorderseite zeigt, die zwei Lichtbilder Bl. 55 d.A., welche den Durchgang zum Auslauf zeigen sowie wegen der baulichen Gestaltung des Stallbereichs auf die zwei Lichtbilder Bl. 51 d.A. Bezug genommen. Nachdem die Beh&#246;rde den Betroffenen im Oktober 2017 m&#252;ndlich wie auch per E-Mail darauf hinwies, dass es sich um eine genehmigungspflichtige Freilandhaltung und nicht um eine Auslaufhaltung handele, leitete die Beh&#246;rde das Bu&#223;geldverfahren ein und h&#246;rte den Betroffenen mit Schreiben vom 27.11.2017 hierzu an, dessen Zugang der Betroffene bestreitet. Mit dem Einspruch vom 11.01.2018 gegen den am 28.12.2017 erlassenen Bu&#223;geldbescheid wies der Betroffene darauf hin, dass es sich seiner Auffassung nach um eine nur anzeige- nicht aber genehmigungspflichtige Auslaufhaltung handele und er stellte hilfsweise einen Antrag auf Genehmigung der Freilandhaltung, den die Beh&#246;rde bislang nicht beschieden hat.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Gegen das Urteil wendet sich der Betroffene mit der Rechtsbeschwerde und macht eine Verletzung materiellen Rechts geltend. Die Generalstaatsanwaltschaft hat beantragt, die Rechtsbeschwerde als offensichtlich unbegr&#252;ndet zu verwerfen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist zul&#228;ssig. Die Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndung gen&#252;gt noch den Anforderungen der &#167;&#167; 79 Abs. 3 OWiG; 344 Abs. 2 StPO. Zwar k&#246;nnen Einzelausf&#252;hrungen zur Sachr&#252;ge eine Revision oder Rechtsbeschwerde insgesamt unzul&#228;ssig machen, wenn sie ergeben, dass der Beschwerdef&#252;hrer in Wahrheit nicht die Rechtsanwendung beanstandet, sondern ausschlie&#223;lich Beweisw&#252;rdigung oder die Richtigkeit der Urteilsfeststellungen angreifen will (BGH NStZ 1991, 597; OLG Hamm NStZ-RR 2001, 117; Meyer-Go&#223;ner/Schmitt, StPO, 61. Aufl., &#167; 344 Rdn. 19 m.w.N.). So verh&#228;lt es sich hier aber nicht. Mit der Rechtsbeschwerdeeinlegung hat der Betroffene gleichzeitig die R&#252;ge der Verletzung materiellen Rechts in allgemeiner Form erhoben. Formulierungen in dem Rechtsbeschwerdebegr&#252;ndungsschriftsatz wie, dass &#8222;die weiteren Feststellungen leider von den tats&#228;chlichen Gegebenheiten&#8220; abwichen o.&#228;. geben zwar Anlass zu der Besorgnis, dass der Beschwerdef&#252;hrer lediglich einen anderen als den amtsgerichtlich festgestellten Sachverhalt vorbringen will. An anderer Stelle wird aber noch hinreichend deutlich, dass er sich insgesamt &#8211; wenn auch teilweise unter Anbringung urteilsfremden Sachverhalts &#8211; gegen die rechtliche Bewertung des Amtsgerichts, dass es sich bei der Unterbringung der Schweine nicht um einen Stall handele und deswegen (nicht wie vom Betroffenen vertreten) um eine Auslaufhaltung i.S.v. &#167; 2 S. 1 Nr. 11 SchHaltHygV handele, wendet.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">III.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die Rechtsbeschwerde ist auch begr&#252;ndet. Das angefochtene Urteil weist einen durchgreifenden Rechtsfehler zu Lasten des Betroffenen auf.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Zu Unrecht verneint das Amtsgericht, dass es sich bei dem Geb&#228;ude, in dem die Schweine gehalten werden, um ein festes Stallgeb&#228;ude i.S.v. &#167; 2 S. 1 Nr. 2 und Nr. 11 SchHaltHygV handelt und bejaht statt dessen eine Haltung &#8222;im freien ohne feste Stallgeb&#228;ude lediglich mit Schutzeinrichtungen&#8220;. Eine solche Freilandhaltung, die dann ohne Genehmigung betrieben den Bu&#223;geldtatbestand nach &#167; 12 Nr. 2 SchHaltHygV i.V.m. &#167; 32 Abs. 2 Nr. 4a TierGesG erf&#252;llen w&#252;rde, ergeben die Feststellungen des Amtsgerichts bzw. seine rechtliche Wertung aber nicht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Das Amtsgericht st&#252;tzt seine Argumentation darauf, dass der Schutzzweck der&#160; SchHaltHygV die Tierseuchenpr&#228;vention sei. Ma&#223;geblich f&#252;r das Vorliegen eines Stallgeb&#228;udes i.S.v. &#167; &#167; 2 S. 1 Nr. 2 SchHaltHygV sei, dass ein solches gegen das Eindringen von potentiell krankheits&#252;bertragenden Wildtieren&#160; in den Schweinebestand zuverl&#228;ssig verhinderte. Das sei vorliegend nicht gew&#228;hrleistet und mithin auch kein Stallgeb&#228;ude gegeben. Dabei verkennt es aber die unterschiedlichen Bu&#223;geldtatbest&#228;nde nach &#167; 12 Nr. 1 und Nr. 2 SchHaltHygV. W&#228;hrend Nr. 2 das Betreiben einer Freilandhaltung ohne Genehmigung bu&#223;geldbewehrt, sanktioniert Nr. 1 eine Haltung der Tiere entgegen der Anforderungen nach &#167;&#167; 3, 4 Abs. 1 und 2 SchHaltHygV, also auch etwa einen Versto&#223; gegen die baulichen Voraussetzungen und betrieblichen Anforderungen nach Anlage 1. W&#252;rde jeglicher Versto&#223; gegen die Anforderungen an die Ausf&#252;hrung des Stalls bereits dazu f&#252;hren, dass das Vorliegen eines Stalls verneint wird, so w&#252;rde die Bu&#223;geldvorschrift nach &#167; 12 Nr. 1 i. V. m. &#167; 3 SchHaltHygV aber leer laufen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Weiter verkennt das Amtsgericht, dass die Freilandhaltung eine Haltung der Schweine im Freien ohne feste Stallgeb&#228;ude lediglich mit Schutzeinrichtungen voraussetzt (&#167; 2 S. 1 Nr. 11 SchHaltHygV). Schon die Feststellungen in den Urteilsgr&#252;nden selbst sprechen gegen eine Haltung der Tiere im Freien, sind sie doch in einem festen Geb&#228;ude untergebracht. Aus den Lichtbildern, auf die zul&#228;ssig nach &#167; 267 Abs. 1 S. 3 StPO verwiesen wurde ergibt sich zudem, dass die Schweine in einem komplett &#252;berdachten Geb&#228;ude, welches an einer Seite an ein geschlossenes anderes Geb&#228;ude angrenzt, an der diesem gegen&#252;berliegenden Seite durch eine geschlossene Bretterwand vom Boden bis zum Dach begrenzt ist. Auf dem Lichtbild Bl. 40 ist erkennbar, dass eine weitere Seite des Geb&#228;udes durch einen unter der &#220;berdachung stehenden Bauzaun begrenzt ist, die gegen&#252;berliegende Seite l&#228;sst eine Bretterwand mit m&#246;glicherweise einem Tor erkennen. Auf den Lichtbildern Bl. 55 ist eine Bretterwand an der Kopfseite des Geb&#228;udes mit einer ge&#246;ffneten Fl&#228;che erkennbar. Ob es sich hierbei um das vorbenannte Tor in ge&#246;ffnetem Zustand handelt, bleibt unklar. Jedenfalls befindet sich deutlich in den Innenraum des Geb&#228;udes versetzt ein Zaun, hinter dem sich, das zeigen die Bilder Bl. 51 d. A., die Schweine befinden. Bei diesen Gegebenheiten kann nicht von einer Unterbringung der Tiere &#8222;im Freien&#8220; gesprochen werden. Schon mit dem Wortlaut der Regelung ist dies nicht vereinbar. &#8222;Im Freien&#8220; bedeutet laut Duden Online-W&#246;rterbuch etwa &#8222;drau&#223;en&#8220; oder &#8222;au&#223;erhalb eines Raumes&#8220;. Eine solche Unterbringung liegt nicht vor. Auch systematische Erw&#228;gungen sprechen gegen die Annahme, die Tiere w&#228;ren &#8222;im Freien&#8220; untergebracht. Diese Unterbringungsart steht n&#228;mlich in Abgrenzung zu anderen Unterbringungsarten mit festen Stallgeb&#228;uden, wie etwa die Auslaufhaltung-. Ein Stall ist nach &#167; 2 S. 1 Nr. 2 SchHaltHygV aber dadurch gekennzeichnet, dass es sich um einen&#160; r&#228;umlich, l&#252;ftungstechnisch und funktionell abgegrenzten Haltungsbereich innerhalb eines Betriebes handelt. Diese Voraussetzungen erscheinen aber nach den in Bezug genommenen Lichtbildern als gegeben.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Da weitere Feststellungen m&#246;glich sind, welche jedenfalls einen Versto&#223; gegen &#167; 12 Nr. 1 i. V. m. &#167; 3 SchHaltHygV ergeben k&#246;nnten, war das angefochtene Urteil mit den zu Grunde liegenden Feststellungen aufzuheben und die Sache an das Amtsgericht zur&#252;ckzuverweisen (&#167; 79 Abs. 6 OWiG).</p>
180,243
ovgnrw-2019-01-24-6-b-139818
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 B 1398/18
2019-01-24T00:00:00
2019-02-07T14:18:38
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0124.6B1398.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Das Verfahren wird eingestellt, soweit die Beteiligten es f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben. Der Beschluss des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen vom 12. September 2018 - 1 L 1465/18 - ist insoweit wirkungslos.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Beschwerde zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Kosten des Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen tragen die Antragstellerin zu &#190; und der Antragsgegner zu &#188;.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 10.000,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Nachdem die Antragstellerin und der Antragsgegner das Verfahren &#252;bereinstimmend in der Hauptsache f&#252;r erledigt erkl&#228;rt haben, soweit es die Reduzierung der w&#246;chentlichen Arbeitszeit im Umfang von acht Stunden - auf 33 Wochenstunden - betrifft, ist das Verfahren diesbez&#252;glich in entsprechender Anwendung der &#167;&#167; 87a Abs. 1 Nrn. 3 und 4, Abs. 3, 92 Abs. 3 VwGO einzustellen. Der Beschluss des Verwaltungsgerichts ist insoweit wirkungslos (vgl. &#167; 173 VwGO i.V.m. &#167; 269 Abs. 3 Satz 1 ZPO analog).</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die danach noch anh&#228;ngige Beschwerde ist zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Aus den in der Beschwerdebegr&#252;ndung dargelegten Gr&#252;nden, die der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO allein zu pr&#252;fen hat, ergibt sich nicht, dass das Verwaltungsgericht dem erstinstanzlich gestellten Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung insoweit - (weitere) Reduzierung der w&#246;chentlichen Arbeitszeit um neun Stunden auf 24 Wochenstunden - h&#228;tte stattgegeben m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den begehrten Erlass der einstweiligen Anordnung abgelehnt, dem Antragsgegner aufzugeben, der Antragstellerin zum Zwecke der Pflege ihrer Gro&#223;mutter Teilzeitt&#228;tigkeit im Umfang von 24 Stunden pro Woche ab dem 1.&#160;September 2018 zu genehmigen sowie vorl&#228;ufig - bis zu einer Entscheidung in der Hauptsache - ihren Einsatz in der Bereitschaftspolizei Hundertschaft zu unterlassen. Beide Antr&#228;ge seien nach &#167; 123 VwGO statthaft. In Bezug auf den Einsatz in der Bereitschaftspolizei-Hundertschaft greife nicht die Subsidiarit&#228;tsklausel des &#167; 123 Abs.&#160;5 VwGO ein, da dieser als Umsetzung und damit nicht als Verwaltungsakt zu qualifizieren sei. Beide Antr&#228;ge seien jedoch unbegr&#252;ndet, da der Antragstellerin jedenfalls kein Anordnungsanspruch zur Seite stehe (&#167;&#160;123 Abs. 3 VwGO i.V.m. &#167; 920 Abs. 2, 294 ZPO). Hinsichtlich des Begehrens auf Bewilligung von Teilzeitbesch&#228;ftigung im beantragten Umfang von 24 Wochenstunden l&#228;gen die Voraussetzungen des &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 LBG NRW nicht vor. Denn die von dieser Regelung verlangte Kongruenz zwischen Umfang der beantragten Teilzeitgew&#228;hrung und beabsichtigter Pflege der nahestehenden Person sei nicht glaubhaft gemacht. Ihre durch eidesstattliche Versicherung vom 22. August 2018 bekr&#228;ftigte Darstellung zur Pflege der Gro&#223;mutter sei mit dem Pflegegutachten vom 6. Juni 2018 nicht in Einklang zu bringen. Der darin dargestellte, auf den Angaben der Pflegeperson bzw. der Angeh&#246;rigen beruhende und nach Auffassung der Gutachterin &#8222;nachvollziehbare&#8220; zeitliche Pflegeumfang von &#8222;3 Tagen und 8 Stunden pro Woche&#8220; bleibe deutlich hinter der verlangten Reduzierung des w&#246;chentlichen Arbeitspensums um 17 Stunden zur&#252;ck. Die Angaben der Antragstellerin zum h&#246;heren zeitlichen Pflegeaufwand seien nicht plausibel. Die auf die Vergangenheit bezogenen Angaben (Pflege morgens von 7:30 bis 8:30 und abends zwischen 18 und 19 Uhr) seien bereits nicht mit ihrem bisherigen Schichtdienst in Einklang zu bringen, der nur ausnahmsweise in Form von dies erm&#246;glichenden &#8222;Zwischendiensten&#8220; (10 bis 18 Uhr) geleistet worden sei. Hinsichtlich der beabsichtigten Umsetzung zur Bereitschaftspolizei-Hundertschaft sei das mit Blick auf die Pflege der Gro&#223;mutter (wohl) eingeengte Ermessen des Dienstherrn jedenfalls nicht fehlerhaft ausge&#252;bt. Bei der Zuordnung der Arbeitsschichten solle nach Angaben der F&#252;hrung der Einsatzhundertschaft mindestens ein t&#228;glicher morgendlicher Besuch erm&#246;glicht werden. Mehrt&#228;gige Eins&#228;tze k&#228;men nur selten vor; Sondereins&#228;tze w&#252;rden gew&#246;hnlich mehrere Tage oder Wochen vorher bekannt gegeben. Eine gelegentliche Vereitelung der Pflegem&#246;glichkeit stehe der Ermessensfehlerfreiheit nicht entgegen, da sich bei dem gew&#228;hlten Beruf einer Polizeivollzugsbeamtin Sondereins&#228;tze auch in anderen Bereichen nie vollkommen ausschlie&#223;en lie&#223;en. Dass ein Einsatz in der Hundertschaft eine Pflege entweder nur morgens oder nur abends erm&#246;gliche, sei unbedenklich; denn es sei nicht ersichtlich, dass sich wesentliche Betreuungsma&#223;nahmen (Vorbereiten von Mahlzeiten, Bereitstellen von Medikamenten) nicht vorbereiten lie&#223;en. Im &#220;brigen sei der von der Antragstellerin angegebene t&#228;gliche Pflegeaufwand mit Blick auf das Pflegegutachten nicht glaubhaft gemacht.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Der hiergegen erhobenen Einw&#228;nde der Beschwerde greifen - jedenfalls in Bezug auf den noch anh&#228;ngigen Verfahrensgegenstand - nicht durch. Die Antragstellerin hat auch unter Ber&#252;cksichtigung ihres Vorbringens im Beschwerdeverfahren nicht glaubhaft gemacht, dass entgegen den Annahmen des Verwaltungsgerichts eine Kongruenz zwischen der begehrten Teilzeitbewilligung auf 24 Wochenstunden, also im Umfang von neun weiteren Wochenstunden, und der beabsichtigten Pfleget&#228;tigkeit besteht und ihr damit eine Teilzeitbesch&#228;ftigung im Umfang von weniger als 33 Wochenstunden auf der Grundlage des &#167; 64 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 LBG NRW zu bewilligen w&#228;re. Das vom Verwaltungsgericht in den Mittelpunkt seiner Begr&#252;ndung ger&#252;ckte Erfordernis der zeitlichen Kongruenz von Teilzeitbewilligung und Pflegeaufwand stellt die Beschwerde nicht grunds&#228;tzlich in Frage, sondern beruft sich (lediglich) auf einen tats&#228;chlich h&#246;heren Pflegeaufwand.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Nicht zum Erfolg f&#252;hrt in diesem Zusammenhang der Einwand, das Pflegegutachten enthalte (auf Seite 3) keine Angaben, wie der festgestellte Pflegeumfang von drei Tagen bzw. acht Stunden auf die t&#228;gliche Pflege zu verteilen sei, und decke im &#220;brigen einen Pflegeumfang von zehn Stunden pro Woche. Dieses Vorbringen l&#228;sst nichts f&#252;r eine Kongruenz im Umfang der begehrten Teilzeitbesch&#228;ftigung erkennen. Auch bei einem Pflegeumfang von 10 Stunden pro Wochen geht die beantragte Stundenreduzierung um insgesamt 17 Wochenstunden - eine Teilzeitbesch&#228;ftigung im Umfang von 33 Wochenstunden, d.h. eine Reduzierung um acht Wochenstunden hat der Antragsgegner unter dem 17. September 2018 mittlerweile genehmigt - erheblich hinaus. In welchem Umfang An- und Abfahrtzeiten m&#246;glicherweise im Rahmen der Kongruenz zu ber&#252;cksichtigen w&#228;ren, bedarf hier keiner n&#228;heren &#220;berpr&#252;fung, da insoweit mit dem Beschwerdevorbringen keine n&#228;here Konkretisierung erfolgt.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beschwerde lassen sich aber auch den weiteren Angaben in dem Pflegegutachten keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r entnehmen, dass ein zum Umfang der begehrten Stundenreduzierung kongruenter Pflegeaufwand gegeben ist. Die Beschwerde verweist darauf, dass in dem Gutachten das - t&#228;gliche - Stellen von Medikamenten, die Hilfe beim &#214;ffnen von Getr&#228;nkeflaschen oder beim Ausstieg aus Dusche/Wanne angef&#252;hrt w&#252;rden. Diesen Umst&#228;nden l&#228;sst sich indessen f&#252;r sich gesehen nichts Konkretes f&#252;r den (notwendigen) zeitlichen Pflegeumfang pro Woche entnehmen. Soweit die Antragstellerin mit diesem Vorbringen (wohl) zum Ausdruck bringen will, dass es einer t&#228;glichen Pflege oder sogar zweimal t&#228;glichen Unterst&#252;tzung ihrer Gro&#223;mutter bed&#252;rfe, gibt dies nichts hinreichend Konkretes im Hinblick auf die - hier streitgegenst&#228;ndliche - Frage des gebotenen w&#246;chentlichen zeitlichen Pflegeumfangs bzw. der Kongruenz der begehrten Teilzeitbewilligung her. Unabh&#228;ngig davon l&#228;sst sich ein t&#228;glicher bzw. zweimal t&#228;glicher Pflegebedarf dem Pflegegutachten jedenfalls nicht so, wie von der Beschwerde dargestellt, entnehmen. Von einem Erfordernis, t&#228;glich Medikamente zu stellen, ist dort anders als mit der Beschwerde vorgetragen gerade nicht die Rede. Nach den unter Ziffer 1.2 geschilderten Angaben der Versicherten und der Angeh&#246;rigen m&#252;sse das Stellen der Medikamente zwar &#252;bernommen werden, die Einnahme erfolge aber selbst&#228;ndig. Weiter wird unter Ziffer 6.2.2 des Pflegegutachtens aufgef&#252;hrt, dass die Zubereitung einfacher Mahlzeiten &#8222;selbst&#228;ndig&#8220; erfolge, und unter Ziffer 4.4.7, dass mundgerechtes Zubereiten der Nahrung und Eingie&#223;en von Getr&#228;nken &#8222;&#252;berwiegend selbst&#228;ndig&#8220; stattf&#228;nden. Waschen, K&#246;rperpflege, Duschen und Toiletteng&#228;ngen erfolgen ebenso wie das An- und Auskleiden &#8222;selbst&#228;ndig&#8220; bzw. &#8222;&#252;berwiegend selbst&#228;ndig&#8220; (Ziffer 4.4). Insbesondere wird auch die f&#252;r die &#8222;Bew&#228;ltigung der Folgen einer Harninkontinenz&#8220; - entgegen dem Beschwerdevorbringen - festgestellt, dass dies &#8222;selbst&#228;ndig&#8220; stattfinde (Ziffer 4.4.11).</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Hinreichende Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Teilzeiterm&#228;&#223;igung in dem begehrten Umfang (auch) deswegen geboten ist, weil die Antragstellerin mehr Zeit ben&#246;tige als eine professionelle Pflegekraft, werden mit der Beschwerde ebenfalls nicht aufgezeigt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Antrags der Antragstellerin, vorl&#228;ufig ihren Einsatz in der Bereitschaftspolizei-Hundertschaft zu unterlassen, dringt die Beschwerde mit ihren Einw&#228;nden nicht durch. Insbesondere macht sie nicht erkennbar, dass der Antragsgegner entgegen den Feststellungen des Verwaltungsgerichts sein Umsetzungsermessen rechtsfehlerhaft ausge&#252;bt h&#228;tte. Der vom Verwaltungsgericht zitierten Einsch&#228;tzung der F&#252;hrung der Einsatzhundertschaft, wonach der Antragstellerin bei den Modalit&#228;ten des Arbeitseinsatzes durch die Zuordnung zu bestimmten Arbeitsschichten jedenfalls ein t&#228;glicher morgendlicher Besuch bei der Gro&#223;mutter erm&#246;glicht werden solle, tritt die Beschwerde nicht substantiiert entgegen. Entsprechendes gilt mit Blick auf mehrt&#228;gige Eins&#228;tze, die nach der genannten Stellungnahme der F&#252;hrung der Einsatzhundertschaft &#8222;nur selten&#8220; vork&#228;men (zwischen Januar 2017 und August 2018 f&#252;nfmal in einem Gesamtumfang von 22 Tagen) und zudem gew&#246;hnlich mehrere Tage oder Wochen vorher bekannt seien. Allein der Hinweis, dass die Hundertschaften beim Einsatz im &#8222;Hambacher Forst&#8220; &#252;ber mehrere Wochen rund elf Stunden am St&#252;ck eingesetzt worden seien, bietet keinen hinreichenden Anhalt daf&#252;r, dass die Pflege der Gro&#223;mutter durch die Antragstellerin mit der Umsetzung in rechtsfehlerhafter Weise eingeschr&#228;nkt oder vereitelt w&#252;rde, zumal sich die Einsatzbelastung durch die polizeiliche Lage im Hambacher Forst ausweislich der Stellungnahme des Antragsgegners vom 11. Oktober 2018 deutlich beruhigt habe und aktuell nur noch eine untergeordnete Rolle spiele.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung hinsichtlich des erledigten Teils beruht auf &#167; 161 Abs. 2 VwGO. Danach ist &#252;ber die Kosten des Verfahrens nach billigem Ermessen unter Ber&#252;cksichtigung des bisherigen Sach- und Streitstandes zu entscheiden. Es ist ermessensgerecht, die Kosten des erledigten Teils dem Antragsgegner aufzuerlegen. Dieser hat dem Antrag der Antragstellerin auf Bewilligung von Teilzeitbesch&#228;ftigung durch die sp&#228;tere Reduzierung der Arbeitszeit im Umfang von 33 Wochenstunden teilweise Rechnung getragen. Die Kostenentscheidung im &#220;brigen - hinsichtlich der begehrten weiteren Reduzierung auf 24 Wochenstunden sowie des Antrags, ihren Einsatz in der Hundertschaft zu unterlassen - folgt aus &#167;&#160;154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 47 Abs. 1, &#167; 52 Abs. 2, &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1, &#167; 39 Abs. 1 GKG. Eine den grunds&#228;tzlich vorl&#228;ufigen Charakter des Eilverfahrens ber&#252;cksichtigende Verminderung des sich aus der genannten Vorschrift ergebenden Wertes ist nicht geboten, da die f&#252;r die Streitwertbemessung ma&#223;geblichen Rechtsschutzantr&#228;ge hier auf die jedenfalls vorl&#228;ufige Vorwegnahme der Hauptsache gerichtet sind. Eine Reduzierung des Streitwerts ab dem Zeitpunkt der teilweisen Erledigung der Hauptsache kommt nicht in Betracht; der Regelstreitwert ist auch f&#252;r den verbleibenden Streitgegenstand festzusetzen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO; &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
180,242
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6 A 1181/18
2019-01-24T00:00:00
2019-02-07T14:18:38
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0124.6A1181.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag auf Zulassung der Berufung wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 5.000 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Zulassung der Berufung ist unbegr&#252;ndet. Der Kl&#228;ger st&#252;tzt ihn auf den Zulassungsgrund der ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit der verwaltungsgerichtlichen Entscheidung gem&#228;&#223; &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO. Dieser Zulassungsgrund ist nicht gegeben.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich dieses Zulassungsgrundes bedarf es einer auf schl&#252;ssige Gegenargumente gest&#252;tzten Auseinandersetzung mit den entscheidungstragenden Erw&#228;gungen des Verwaltungsgerichts. Dabei ist innerhalb der Frist des &#167; 124a Abs. 4 Satz 4 VwGO in substantiierter Weise darzulegen, dass und warum das vom Verwaltungsgericht gefundene Entscheidungsergebnis ernstlich zweifelhaft sein soll. Diese Voraussetzung ist nur dann erf&#252;llt, wenn das Gericht schon auf Grund des Antragsvorbringens in die Lage versetzt wird zu beurteilen, ob ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils bestehen. Diesen Anforderungen gen&#252;gt die Antragsschrift nicht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Zulassungsantrag begr&#252;ndet keine ernstlichen Zweifel an der Annahme des Verwaltungsgerichts, die gem&#228;&#223; Ziffer 9 der Richtlinie zur Durchf&#252;hrung der Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen (SGB IX) im &#246;ffentlichen Dienst im Lande Nordrhein-Westfalen (RdErl. d. Innenministeriums vom 14. November 2003 - 25 &#8211; 5.35.00 &#8211; 5/03 -) erforderlichen dringenden dienstlichen Gr&#252;nde f&#252;r die Umsetzung des Kl&#228;gers h&#228;tten vorgelegen. Das Gericht hat zu Recht f&#252;r ausreichend gehalten, dass die &#246;rtliche Forstbetriebsgemeinschaft I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r den Fall, dass der Kl&#228;ger auf dem Dienstposten der Leitung des Forstbetriebsbezirks belassen werde, mit einer K&#252;ndigung des Vertrages &#252;ber die Bef&#246;rsterung im Bereich der Forstbetriebsgemeinschaft gedroht hatte und in der Folge ein erheblicher wirtschaftlicher Schaden zu bef&#252;rchten gewesen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Damit hat das Gericht entgegen der Auffassung des Kl&#228;gers keinen unzutreffenden oder unklaren, n&#228;her aufzukl&#228;renden Sachverhalt zugrunde gelegt. Das Verwaltungsgericht hat das Inaussichtstellen der K&#252;ndigung aus wichtigem Grund f&#252;r den Fall der Weiterbesch&#228;ftigung des Kl&#228;gers auf dem Dienstposten der ausf&#252;hrlichen E&#8209;Mail des Fachgebietsleiters Privat- und K&#246;rperschaftswald des Regionalforstamts N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T., I1.&#160; , vom 15. Januar 2016 sowie dem Schreiben des Vorsitzenden der Forstbetriebsgemeinschaft I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 25. November 2015 entnommen. Herr I1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hat in seiner E-Mail im Einzelnen geschildet, der Vorstand der Forstbetriebsgemeinschaft I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; habe ihm anl&#228;sslich der Vorstandssitzung am 14. Januar 2016 mitgeteilt, man werde den kurz zuvor geschlossenen Bef&#246;rsterungsvertrag mit dem Landesbetrieb Wald und Holz aus wichtigem Grund k&#252;ndigen, wenn der Kl&#228;ger wieder im Forstbetriebsbezirk besch&#228;ftigt werde. Dabei konnte das Verwaltungsgericht ebenso wie das beklagte Land von der inhaltlichen Richtigkeit der Mitteilung ausgehen; greifbare Anhaltspunkte f&#252;r das Gegenteil teilt auch der Kl&#228;ger nicht mit. Eine hiervon zu unterscheidende Frage ist es, auf welchem Weg, insbesondere auf Veranlassung welcher und wie vieler Mitglieder der Vorstand zu dieser Ank&#252;ndigung gekommen ist. Insoweit gilt ebenfalls, dass das beklagte Land die Ank&#252;ndigung des f&#252;r die Forstbetriebsgemeinschaft handelnden Vorstands ohne Weiteres zugrunde legen konnte, solange es keinen Anlass hatte anzunehmen, dass sie nicht ernst zu nehmen sei. F&#252;r Letzteres hat der Kl&#228;ger weiterhin nichts von Substanz vorgetragen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. bereits OVG NRW, Beschluss vom 17. Juni 2016 - 6 B 351/16 -, juris Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Dergleichen wird insbesondere nicht in nachvollziehbarer Weise mit dem Hinweis darauf dargetan, in der Entscheidung der Mitgliederversammlung vom 19. November 2015 werde der Kl&#228;ger nicht erw&#228;hnt. Das Gegenteil ist richtig. Insoweit ist von hinreichender Aussagekraft, dass in der Versammlung die Verl&#228;ngerung des Bef&#246;rsterungsvertrags unter ausdr&#252;cklicher Beauftragung des Vorstands erfolgt ist, bei Unterzeichnung des Vertrages daf&#252;r Sorge zu tragen, dass der jetzt eingesetzte Revierf&#246;rster - hierbei handelte es sich um Herrn Kermes - auch weiterhin f&#252;r die Forstbetriebsgemeinschaft I.&#160;&#160;&#160;&#160; seinen Dienst versehen werde. Der Umstand, dass auf die weitere Verwendung von Herrn L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; auf dem Dienstposten besonderer Wert gelegt wurde, gibt vor dem Hintergrund des &#252;brigen Geschehens einen deutlichen Hinweis darauf, dass gegen den Einsatz der vorher dort besch&#228;ftigten Person - also des Kl&#228;gers - gewichtige Einw&#228;nde bestanden. Von einem "an verschiedenen Stellen offenen und in sich widerspr&#252;chlichen Sachverhalt" kann nach Allem nicht ansatzweise die Rede sein.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Erfolglos verweist der Zulassungsantrag weiter darauf, es sei fraglich, ob die Besch&#228;ftigung des Kl&#228;gers im Forstbetriebsbezirk I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#252;berhaupt einen wichtigen Grund f&#252;r die K&#252;ndigung des Bef&#246;rsterungsvertrags darstellen k&#246;nnte. Auf eine dar&#252;ber zu f&#252;hrende rechtliche Auseinandersetzung musste es das beklagte Land nicht ankommen lassen. Ebenso wenig ist es von Belang, ob eine solche K&#252;ndigung wirtschaftlich vern&#252;nftig w&#228;re. Dringende dienstliche Gr&#252;nde f&#252;r die Umsetzung des Kl&#228;gers d&#252;rften im &#220;brigen schon deshalb anzunehmen sein, weil das Vertrauensverh&#228;ltnis zwischen der Forstbetriebsgemeinschaft I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und dem Kl&#228;ger in einer Weise gest&#246;rt war, dass die K&#252;ndigung des Bef&#246;rsterungsvertrags f&#252;r den Fall seiner Weiterbesch&#228;ftigung auf dem Dienstposten angek&#252;ndigt wurde.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Dem Kl&#228;ger kann auch nicht in seiner Auffassung gefolgt werden, der f&#252;r seine Umsetzung angegebene Grund sei nur vorgeschoben, was sich daraus ergebe, dass die E-Mail des Herrn I1.&#160;&#160;&#160; vom 15. Januar 2016 datiere, die Anh&#246;rung des Personalrats zu seiner Umsetzung aber schon am 14. Januar 2016 erfolgt sei. Hierbei l&#228;sst er unerw&#228;hnt, dass dem unter anderem die oben erw&#228;hnte Entscheidung der au&#223;erordentlichen Mitgliederversammlung vom 19. November 2015, &#252;ber die der Vorsitzende der Forstbetriebsgemeinschaft I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; das Regionalforstamt N.&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160; mit Schreiben vom 25. November 2015 unterrichtet hatte, sowie die lediglich aus formalen Gr&#252;nden aufgehobene Umsetzungsverf&#252;gung vom gleichen Tag vorausgegangen war.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Zulassungsbegr&#252;ndung kann ferner auch von einem "eklatanten Ermessensfehl- bzw. -nichtgebrauch" nicht ausgegangen werden. Hierf&#252;r verweist der Kl&#228;ger allein auf die Formulierung in der Verf&#252;gung vom 28. Januar 2016, seine Umsetzung sei "alternativlos". Richtig ist zwar, dass dieser - h&#228;ufig im politischen Bereich gebrauchte und von der Gesellschaft f&#252;r deutsche Sprache zum Unwort des Jahres 2010 gek&#252;rte - Begriff seinem Wortsinn nach eine Entscheidung meint, zu der es keine Alternative gibt und die daher nur in einer Weise ergehen kann. Gleichwohl wird er &#252;blicherweise in einer Bedeutung verwendet, wonach die gew&#228;hlte Alternative sich gegen&#252;ber der in Betracht kommenden Alternative oder den in Betracht kommenden weiteren Entscheidungsm&#246;glichkeiten nach Abw&#228;gung der Umst&#228;nde als offensichtlich vorzugsw&#252;rdig erweist. Sie bezeichnet damit regelm&#228;&#223;ig keine rechtlich zwingende oder "gebundene" Entscheidung. Dass das beklagte Land den Begriff nicht in letzterer Weise verwendet, sondern den ihm zustehenden Ermessensspielraum erkannt und ausgef&#252;llt hat, wird an den Ausf&#252;hrungen in der Verf&#252;gung vom 28. Januar 2016 deutlich, wonach mit der oben genannten Richtlinienbestimmung eine stark ermessenslenkende Regelung anzuwenden sei, mit der der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen sich im Rahmen der Abw&#228;gung f&#252;r oder gegen eine Umsetzung auseinandergesetzt habe. Es folgt eine eingehende Auseinandersetzung mit den Umst&#228;nden des Falls (Seite 3 bis 5 der Verf&#252;gung).</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Inwieweit der Umstand, dass in acht von 19 Forstbetriebsbezirken des Nachbarforstamts L1.&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160; keine Bef&#246;rsterungsvertr&#228;ge mit den &#246;rtlichen Forstbetriebsgemeinschaften abgeschlossen sind, die rechtliche Bewertung des Streitfalls beeinflussen m&#252;sste, legt der Zulassungsantrag nicht dar.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">S. dazu bereits auch OVG NRW, Beschluss vom 17.&#160;Juni 2016 - 6 B 351/16 -, a.a.O. Rn. 17.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist der Zulassungsbegr&#252;ndung nichts Greifbares daf&#252;r zu entnehmen, dass der Dienstherr mit der Umsetzung allein die Absicht verfolgt, dem Kl&#228;ger "mehr oder minder stupide Schreibtischt&#228;tigkeiten aufzuerlegen", und damit "sachfremden Sanktionscharakter hat".</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf &#167;&#167; 40, 47 Abs. 1 und 3, 52 Abs. 1 und 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO). Das Urteil des Verwaltungsgerichts ist rechtskr&#228;ftig (&#167; 124a Abs. 5 Satz 4 VwGO).</p>
180,241
ovgnrw-2019-01-24-6-b-157418
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 B 1574/18
2019-01-24T00:00:00
2019-02-07T14:18:37
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0124.6B1574.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens mit Ausnahme der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen, die diese selbst tragen.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf die Wertstufe bis 10.000,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Aus den in der Beschwerdebegr&#252;ndung dargelegten Gr&#252;nden, die der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO allein zu pr&#252;fen hat, ergibt sich nicht, dass das Verwaltungsgericht dem erstinstanzlich gestellten Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung h&#228;tte stattgegeben m&#252;ssen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Erlass der begehrten einstweiligen Anordnung, der Antragsgegnerin zu untersagen, die ausgeschriebenen Planstellen 33/1218 und 33/1219 &#8222;Atemschutz&#8220; im Fachbereich Feuerwehr mit einem Mitkonkurrenten zu besetzen, bis &#252;ber die Bewerbung des Antragstellers unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts neu entschieden worden ist, mangels Glaubhaftmachung eines Anordnungsanspruchs (&#167;&#160;123 Abs. 1 und 3 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 920 Abs.&#160;2, 294 ZPO) abgelehnt. Die Auswahlentscheidung der Antragsgegnerin gen&#252;ge zwar den Vorgaben des Art. 33 Abs. 2 GG nicht, weil die ihr zugrunde liegenden dienstlichen Beurteilungen des Antragstellers und des Beigeladenen zu 1. fehlerhaft seien. Es erscheine aber ausgeschlossen, dass sich der Antragsteller in einer neuen, fehlerfreien Auswahlentscheidung durchsetzen k&#246;nne. Das Gesamturteil der dienstlichen Anlassbeurteilung des Antragstellers vom 24. April 2018 sei nicht ausreichend begr&#252;ndet. Die Formulierungen blieben ohne Substanz und machten nicht plausibel, weshalb bei der Bewertung von sieben Einzelmerkmalen mit der &#8222;Note 5&#8220; und neun Einzelmerkmalen mit der &#8222;Note 4&#8220; die &#8222;Gesamtnote 4&#8220; vergeben worden sei. Hinsichtlich der dienstlichen Anlassbeurteilung des Beigeladenen zu 1. vom 24. April 2018 sei der zugrunde liegende Beurteilungszeitraum mit f&#252;nf Monaten zu kurz, da Nr. 3.2 der Richtlinien f&#252;r die dienstliche Beurteilung der Besch&#228;ftigten der Stadt I.&#160;&#160;&#160;&#160; (im Folgenden: BRL) einen Mindestbeurteilungszeitraum von sechs Monaten vorsehe. Die R&#252;ge des Antragstellers, seine Beurteilung beruhe auf einer unzureichenden Tatsachengrundlage, &#252;berzeuge hingegen nicht. Erstbeurteiler sei, wie durch Nr. 4.5 BRL vorgegeben, Oberbrandrat E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als Leiter der Abteilung Einsatzorganisation. Der f&#252;r die Wachabteilung des Antragstellers zust&#228;ndige Wachleiter (Brandamtmann C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) und der 1. Gruppenf&#252;hrer vom Dienst (Hauptbrandmeister E1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) seien entsprechend den Vorgaben der BRL mit Beurteilungsentw&#252;rfen beteiligt worden. Den Anforderungen an die Gewichtung der Einzelmerkmale werde die Beurteilung gerecht. Trotz der festgestellten Rechtsfehler k&#246;nne der Antragsteller indessen keine erneute Entscheidung &#252;ber seine Bewerbung beanspruchen, denn der der Antragsgegnerin verbleibende Spielraum sei in einer die Auswahl des Antragstellers ausschlie&#223;enden Weise begrenzt. Dieser m&#252;sse die erneute Auswahlentscheidung auf der Grundlage der um die erforderliche Begr&#252;ndung des Gesamturteils erg&#228;nzten Beurteilung des Antragstellers, der dienstlichen Beurteilung des Beigeladenen zu 1. vom 2. Oktober 2017 (richtig: vom 25. September 2017, ihm bekannt gegeben am 2.&#160;Oktober 2017) und der dienstlichen Beurteilung des Beigeladenen zu 2. vom 27.&#160;April 2018 treffen. Die dabei erforderlich werdende Auswertung der Einzelmerkmale k&#246;nne bei jeder denkbaren Gewichtung - aufgrund des ganz deutlichen &#220;berwiegens der h&#246;heren Notenwerte - keine andere Entscheidung als die Auswahl der Beigeladenen plausibel begr&#252;nden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die mit der Beschwerde gegen diese n&#228;her begr&#252;ndeten Feststellungen des Verwaltungsgerichts erhobenen Einwendungen greifen nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde macht ohne Erfolg geltend, das Verwaltungsgericht sei zu Unrecht zu der Einsch&#228;tzung gelangt, dass die festgestellten Rechtsfehler im Ergebnis nicht kausal f&#252;r die Auswahlentscheidung gewesen seien und der Antragsteller bei einer neuen Auswahlentscheidung chancenlos w&#228;re. Es habe rechtlich unzutreffend darauf abgestellt, dass dabei auf die vorangegangene Beurteilung des Beigeladenen zu 1. (Zeitraum 22. Juni 2016 bis zum 2. Juli - gemeint: Oktober - 2017) abgestellt werden k&#246;nne, weil diese hinreichend aktuell und auch mit den Beurteilungen der &#252;brigen Bewerber vergleichbar sei.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde r&#252;gt zu Unrecht die fehlende Aktualit&#228;t der vom Verwaltungsgericht herangezogenen Beurteilung des Beigeladenen zu 1. sowie die unzureichende Vergleichbarkeit dieser Beurteilung mit der Beurteilung des Antragstellers in zeitlicher Hinsicht.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Die Eignung aktueller dienstlicher Beurteilungen als Instrument zur &#8222;Kl&#228;rung einer Wettbewerbssituation&#8220; erfordert die Gew&#228;hrleistung ihrer Vergleichbarkeit auch in zeitlicher Hinsicht und setzt aus Gr&#252;nden der Chancengleichheit voraus, dass keinem der Bewerber ein nennenswerter Aktualit&#228;tsvorsprung erw&#228;chst. Dabei ist es f&#252;r die Vergleichbarkeit dienstlicher Beurteilungen grunds&#228;tzlich von weitaus gr&#246;&#223;erer Bedeutung, dass der von ihnen abgedeckte Zeitraum zum gleichen Zeitpunkt oder zumindest nicht zu erheblich auseinander fallenden Zeitpunkten endet, als dass der jeweils erfasste Beurteilungszeitraum zum gleichen Datum beginnt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 6. Juni 2017 - 6 B 33/17 -, juris Rn. 12, vom 7. November 2016 - 6 B 1091/16 -, juris Rn. 5, vom 30. September 2015 - 6 B 1012/15 -, juris Rn. 10 ff., vom 5. Juni 2014 - 6 B 360/14 - , juris Rn. 6 ff., und vom 11. Oktober 2013 &#8209;&#160;6 B 915/13 -, juris Rn. 4, mit weiteren Nachweisen; auch BVerwG, Beschluss vom 12. April 2013 &#8209;&#160;1&#160;WDS-VR 1.13 -, juris Rn.39 f.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Danach ist hier eine hinreichende Vergleichbarkeit der vom Verwaltungsgericht zugrunde gelegten Beurteilungen gegeben. Die Beurteilung des Beigeladenen zu 1. vom 25. September 2017 umfasst den Zeitraum vom 22. Juni 2016 bis zum 25. September 2017, die Beurteilung des Antragstellers vom 24. April 2018 den Zeitraum vom 3. Januar 2017 bis zum 9. M&#228;rz 2018. Die Endzeitpunkte der Beurteilungen differieren danach lediglich um etwa f&#252;nf Monate. Ein derartiges zeitliches Auseinanderfallen ist unbedenklich.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 19. Juni 2017 - 6 B 206/17 -, juris Rn. 11; Nds.OVG, Beschluss vom 18.&#160;Februar 2016 - 5 ME 2/16 -, juris Rn. 22 f.; OVG Rheinland-Pfalz, Beschluss vom 2. Juli 2014 - 10 B 10320/14 -, juris Rn. 11 f.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Die zeitliche &#220;berschneidung der beiden Beurteilungszeitr&#228;ume - soweit man diese &#252;berhaupt f&#252;r erforderlich h&#228;lt - betr&#228;gt immerhin etwa neun Monate und damit deutlich mehr als die H&#228;lfte des Gesamtzeitraums der Beurteilung des Antragstellers.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung der Beschwerde wird der Bewerbungsverfahrensanspruch des Antragstellers auch nicht dadurch rechtswidrig verk&#252;rzt, dass sich das Gericht unzul&#228;ssigerweise an die Stelle des allein zur Einsch&#228;tzung von Eignung, Bef&#228;higung und fachlicher Leistung berufenen Beurteilers setzt. Das folgt bereits daraus, dass das Verwaltungsgericht - anders als die Beschwerde offenbar annimmt - gar keine Prognose angestellt hat, wie eine k&#252;nftige Beurteilung des Beigeladenen zu 1. ausfallen k&#246;nnte. Vielmehr hat es zum Vergleich lediglich die - bereits erstellte - Beurteilung des Beigeladenen zu 1. vom 27. September 2017 bzw. die darin enthaltenen Einzelnoten herangezogen, wogegen sich die Beschwerde nicht wendet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Nicht durchgreifend ist ferner der die Beurteilung des Antragstellers betreffende Einwand, Brandamtmann C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; h&#228;tte als Leiter der Wache I nicht beteiligt werden d&#252;rfen, weil die Aufz&#228;hlung der Funktionstr&#228;ger in Nr. 4.2 (gemeint: Nr. 4.5) BRL, von der dieser gerade nicht erfasst werde, entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts abschlie&#223;end sei. Im Ausgangspunkt zutreffend weist die Beschwerde darauf hin, dass diese Regelung als ausdr&#252;cklich zu beteiligende &#8222;Funktionstr&#228;ger/innen&#8220; in einem Klammerzusatz nur &#8222;Gruppenleiter/in, Sachgebietsleiter/in, Teamleiter/in, Teamkoordinator/in&#8220; und damit ausschlie&#223;lich - wie die Antragsgegnerin mit erstinstanzlichem Schriftsatz vom 28. September 2018 best&#228;tigt hat - Funktionstr&#228;ger der untersten Funktionsebene benennt. Diese Aufz&#228;hlung ist indessen nicht abschlie&#223;end und steht einer Heranziehung auch anderer personen- und sachkundiger Bediensteter f&#252;r Beurteilungsbeitr&#228;ge nicht entgegen. Dies gilt jedenfalls dann, wenn - wie hier im Fachbereich Feuerwehr der Antragsgegnerin - Beurteilungen in einem Verwaltungsbereich zu erstellen sind, in dem wegen dessen Organisationsstruktur eine solche unterste, die genannten Funktionen umfassende Funktionsebene nicht vorhanden ist (vgl. Schriftsatz der Antragsgegnerin vom 28. September 2018). In einem solchen Fall d&#252;rfte es vielmehr aufgrund allgemeiner Beurteilungsgrunds&#228;tze sogar geboten sein, dass sich ein selbst nicht umf&#228;nglich personen- und sachkundiger (Erst-)Beurteiler der Mitwirkung von Bediensteten bedient, die ihm aus eigener Anschauung ein umfassendes Bild vom Beurteilten vermitteln k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu auch OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 18. September 2017 - 6 A 1470/16 -, juris Rn. 7, vom 16.&#160;August 2016 - 6 B 768/16 -, juris Rn. 7 ff., und vom 13. Januar 2016 - 6 B 1406/15 -, juris Rn. 13 f.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Unabh&#228;ngig davon st&#246;&#223;t die Beteiligung des Brandamtmanns C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; - ohne ausdr&#252;ckliche Benennung in Nr. 4.5 BRL - auch deswegen auf keine durchgreifenden Bedenken, weil der &#8222;R&#252;ckgriff&#8220; auf die Wachleiter der Feuerwehr im Bereich der Antragsgegnerin der einheitlichen und gebilligten bzw. geduldeten Verwaltungspraxis entspricht.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur ma&#223;geblichen tats&#228;chlichen Handhabung bei Beurteilungsrichtlinien auch OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 5. September 2016 - 6 B 642/16 -, juris Rn. 23, und vom 5. Februar 2014 - 6 B 10/14 -, juris Rn. 6.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Der weitere Einwand der Beschwerde, nach Nr. 4.2 BRL m&#252;sse die Erstbeurteilung durch die Abteilungsleitung erfolgen, ist nicht nachvollziehbar. Denn Erstbeurteiler war hier entsprechend dieser Vorgabe Oberbrandrat E.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als Leiter der Abteilung Einsatzorganisation. Nicht verst&#228;ndlich ist mangels n&#228;herer Substantiierung die R&#252;ge, der Beurteilungsbeitrag von Hauptbrandmeister E1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , dem ersten Gruppenf&#252;hrer vom Dienst, sei nicht ber&#252;cksichtigt worden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich greift das Vorbringen zur (m&#246;glicherweise) fehlerhaften Gewichtung der Einzelmerkmale bei der Bildung der Gesamtnote nicht durch. Denn es l&#228;sst au&#223;er Acht, dass das Verwaltungsgericht im Rahmen der hier angegriffenen Kausalit&#228;tspr&#252;fung nicht auf die Gesamtnote abgestellt hat, sondern unmittelbar auf die Einzelmerkmale.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167; 154 Abs. 2, 162 Abs. 3 VwGO. Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 47 Abs. 1, &#167; 52 Abs. 1, Abs. 6 Satz 4 i.V.m. Satz 1 Nr.&#160;1, S&#228;tze 2 und 3, &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO; &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
180,240
ovgnrw-2019-01-24-6-b-166318
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
6 B 1663/18
2019-01-24T00:00:00
2019-02-07T14:18:37
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0124.6B1663.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Die Antragstellerin tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf die Wertstufe bis 4.000,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde bleibt ohne Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Beschwerdevorbringen, auf dessen Pr&#252;fung der Senat nach &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO beschr&#228;nkt ist, gibt keine Veranlassung zur &#196;nderung des angefochtenen Beschlusses, mit dem das Verwaltungsgericht es abgelehnt hat, die aufschiebende Wirkung der von der Antragstellerin gegen die Entlassungsverf&#252;gung des Antragsgegners vom 27. September 2017 erhobenen Klage (4 K 9318/17) wiederherzustellen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat - allerdings nur im Ergebnis - zu Recht angenommen, die gem&#228;&#223; &#167;&#160;80 Abs. 5 Satz 1 VwGO vorzunehmende Interessenabw&#228;gung falle zu Lasten der Antragstellerin aus. Nach der im Eilverfahren allein m&#246;glichen und gebotenen summarischen Pr&#252;fung bestehen keine ernstlichen Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der angefochtenen Verf&#252;gung.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Verf&#252;gung gr&#252;ndet auf &#167; 23 Abs. 4 BeamtStG i. V. m. &#167; 13 Abs. 1 Satz&#160;1 und 2 lit.&#160;c) der Verordnung &#252;ber die Ausbildung und die II. Fachpr&#252;fung f&#252;r den Laufbahnabschnitt II (Bachelor) der Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten des Landes Nordrhein-Westfalen vom 21. August 2008 in der Fassung der &#196;nderungsverordnung vom 16. August 2012 (GV. NRW. S. 303), im Folgenden: VAPPol II Bachelor 2012. Gem&#228;&#223; &#167; 13 Abs. 1 Satz 1 VAPPol II Bachelor 2012 sind Beamtinnen und Beamte auf Widerruf zu entlassen, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Nach &#167; 13 Abs. 1 Satz 2 lit. c) VAPPol II Bachelor 2012 liegt ein wichtiger Grund vor, wenn der Nachweis &#252;ber die k&#246;rperliche Leistungsf&#228;higkeit gem&#228;&#223; Studienordnung nicht bis vier Wochen nach Beginn des dritten Studienjahres erbracht worden ist.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts ist es nicht zu beanstanden, dass der Antragsgegner vorliegend von der Anwendbarkeit des &#167; 13 Abs. 1 VAPPol II Bachelor 2012 ausgegangen ist. Gem&#228;&#223; &#167; 19 Abs. 1 VAPPol II Bachelor in der Fassung der &#196;nderungsverordnung vom 15. August 2016 (GV. NRW. S. 680), im Folgenden: VAPPol II Bachelor 2016, finden f&#252;r die vor dem Jahr 2016 eingestellten Kommis-saranw&#228;rterinnen und Kommissaranw&#228;rter die &#167;&#167; 12 und 13 VAPPol II Bachelor 2016 keine Anwendung (Satz 1). Nach Satz 2 finden f&#252;r diese und damit auch f&#252;r die Antragstellerin, die am 1. September 2014 unter Berufung in das Beamtenverh&#228;ltnis auf Widerruf zur Kommissaranw&#228;rterin ernannt worden ist, die entsprechenden Vorschriften der VAPPol II Bachelor 2012 Anwendung.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die Antragstellerin ist mit Wirkung vom 5. Oktober 2016 in den Einstellungsjahrgang 2015 zur&#252;ckversetzt worden. Das dritte Studienjahr dieses Einstellungsjahrgangs hat am 1. September 2017 begonnen. Dass die Antragstellerin die Leistungsnachweise &#8222;12-Minutenlauf&#8220; und &#8222;Hindernisparcours&#8220; (vgl. &#167; 4 Nr. 5 Teil B - Regelungen f&#252;r den Studiengang Polizeivollzugsdienst B.A. Erg&#228;nzende Regelungen - der Studienordnung der Bachelorstudieng&#228;nge an der Fachhochschule f&#252;r &#246;ffentliche Verwaltung) und damit den Nachweis &#252;ber die k&#246;rperliche Leistungsf&#228;higkeit gem&#228;&#223; Studienordnung nicht bis vier Wochen nach Beginn des dritten Studienjahres des Einstellungsjahrgangs 2015 - mithin bis zum Ablauf des 28.&#160;September 2017 - erbracht hat, ist unstreitig.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin vortr&#228;gt, sie sei nur am 27. September 2017 aus gesundheitlichen Gr&#252;nden gehindert gewesen, den Leistungsnachweis &#8222;Hindernisparcours&#8220; zu erbringen, h&#228;tte diesen sowie auch den Leistungsnachweis &#8222;12-Minutenlauf&#8220; aber am 28. September 2017 erbringen k&#246;nnen, wenn der Antragsgegner ihr diese M&#246;glichkeit er&#246;ffnet h&#228;tte, l&#228;sst sich dies nicht mit den Stellungahmen der &#196;rzte X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 27. September 2017 sowie des Arztes G.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 28. September 2017 vereinbaren, die sie selbst dem Antragsgegner am 4. Oktober 2017 vorgelegt hat. Unter Zugrundelegung dieser Stellungnahmen war die Erbringung der genannten Leistungsnachweise aufgrund der fortbestehenden Kniebeschwerden nicht m&#246;glich.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg macht die Antragstellerin geltend, der Antragsgegner gebe ihr entgegen &#167; 23 Abs. 4 Satz 2 BeamtStG nicht die Gelegenheit zur Beendigung des Vorbereitungsdienstes und zur Ablegung der Pr&#252;fung. Sie l&#228;sst au&#223;er Acht, dass die nach &#167;&#160;23 Abs. 4 Satz 2 BeamtStG dem Beamten seitens des Dienstherrn regelm&#228;&#223;ig zu erm&#246;glichende Beendigung der Ausbildung auf der Grundlage der f&#252;r die Absolvierung der Ausbildung und Ablegung der Pr&#252;fungen ma&#223;geblichen Regelungen erfolgen muss.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 1. Oktober 2015</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">- 6 A 245/15 -, juris Rn. 8, und vom 16. Juli 2014</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">- 6 B 643/14 -, juris Rn. 6.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Soweit die Beschwerde anf&#252;hrt, die Regelung des &#167; 13 Abs. 1 Satz 1 VAPPol II Bachelor 2012 sei nicht &#8222;durch den formellen Gesetzgeber getroffen worden&#8220;, sind damit schon mangels weiterer Substantiierung auch im Hinblick auf den Parlamentsvorbehalt bzw. den Wesentlichkeitsgrundsatz keine durchgreifenden Bedenken aufgezeigt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich zieht die Beschwerde nicht die Annahme des Verwaltungsgerichts in Zweifel, die Begr&#252;ndung der Anordnung der sofortigen Vollziehung gen&#252;ge den Anforderungen des &#167; 80 Abs. 3 Satz 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO. Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf &#167;&#167; 53 Abs. 2 Nr. 2, 52 Abs. 1, Abs. 6 Satz 1 Nr. 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
180,217
ovghh-2019-01-24-4-bs-8318
{ "id": 378, "name": "Hamburgisches Oberverwaltungsgericht", "slug": "ovghh", "city": null, "state": 8, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 Bs 83/18
2019-01-24T00:00:00
2019-02-07T14:18:11
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
<div id="dokument" class="documentscroll"> <a name="focuspoint"><!--BeginnDoc--></a><div id="bsentscheidung"><div> <h4 class="doc">Tenor</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Beschwerde der Antragsgegnerin gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts Hamburg vom 3. Mai 2018 wird zur&#252;ckgewiesen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Die Antragsgegnerin tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens; Gerichtskosten werden nicht erhoben.</p></dd> </dl> </div></div> <h4 class="doc">Gr&#252;nde</h4> <div><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>I.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die Antragstellerin begehrt die Bewilligung von Ausbildungsf&#246;rderung f&#252;r ihre Ausbildung zur Erzieherin an der Staatlichen Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik Altona.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Die 1987 in Riga geborene Antragstellerin ist lettische Staatsangeh&#246;rige. Sie ist Mutter einer in 2007 in Riga geborenen Tochter, die sie allein erzieht. Ihre Ehe mit dem Vater dieses Kindes wurde mit Urteil vom 27. M&#228;rz 2013 in Lettland geschieden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>In Lettland hatte die Antragstellerin am 31. August 2006 an der privaten Baltischen Hochschule f&#252;r Psychologie und Management in der dortigen Abend-Abteilung ein Studium der Psychologie mit dem Ziel des Erwerbs des Bachelor-Grades und der fachlichen Qualifikation &#8222;Assistenzpsychologin&#8220; aufgenommen. F&#252;r dieses Studium hatte sie Studiengeb&#252;hren zu entrichten. Studienleistungen erbrachte sie dort bis zum 2. Oktober 2010. Immatrikuliert blieb sie bis zum 26. Juli 2011. Den angestrebten Abschluss erwarb sie nicht.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Im M&#228;rz 2012 nahm die Antragstellerin mit ihrer Tochter ihren Wohnsitz in Deutschland. Von Mai 2012 bis August 2014 war sie in einem Hotel als Servicekraft und in einem Restaurant als K&#246;chin beruflich t&#228;tig. Danach war sie etwa ein Jahr krankgeschrieben. Ab November 2015 belegte sie Sprachkurse. Am 24. M&#228;rz 2017 absolvierte sie erfolgreich die Pr&#252;fung f&#252;r Deutschkenntnisse auf dem Niveau B2.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Am 1. M&#228;rz 2017 bewarb sich die Antragstellerin an der Staatlichen Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik Altona f&#252;r die Ausbildung zur Erzieherin. Am 11. Mai 2017 bestand sie die dortige Aufnahmepr&#252;fung. Die Schule konnte ihr nicht zum 1. August 2017, sondern erst zum 1. Februar 2018 einen Ausbildungsplatz anbieten, da sie mehr Bewerber als freie Ausbildungspl&#228;tze hatte.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Am 1. Februar 2018 begann die Antragstellerin ihre Ausbildung zur Erzieherin. Ihren bereits am 23. November 2017 gestellten Antrag auf Ausbildungsf&#246;rderung f&#252;r diese Ausbildung lehnte die Antragsgegnerin mit Bescheid vom 23. M&#228;rz 2018 ab, da kein unabweisbarer Grund f&#252;r den Abbruch der in Lettland begonnenen Ausbildung vorgelegen habe. &#220;ber den hiergegen erhobenen Widerspruch der Antragstellerin vom 19. April 2018 wurde noch nicht entschieden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_7">7</a></dt> <dd><p>Am 20. April 2018 hat die Antragstellerin um einstweiligen Rechtsschutz nachgesucht. Sie hat beantragt, die Antragsgegnerin zu verpflichten, ihr f&#252;r ihre Ausbildung ab sofort Ausbildungsf&#246;rderung zu gew&#228;hren und &#252;ber ihren Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid vom 23. M&#228;rz 2018 zu entscheiden.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_8">8</a></dt> <dd><p>Mit Beschluss vom 3. Mai 2018 hat das Verwaltungsgericht die Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, der Antragstellerin vorl&#228;ufig ab Mai 2018 bis zum bestands- oder rechtskr&#228;ftigen Abschluss des Widerspruchs- oder Klageverfahrens, l&#228;ngstens bis Januar 2019, f&#252;r die Ausbildung zur Erzieherin an der Staatlichen Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik Ausbildungsf&#246;rderungsleistungen in gesetzlicher H&#246;he zu gew&#228;hren. Den dar&#252;ber hinaus gehenden Antrag der Antragstellerin hat das Verwaltungsgericht abgelehnt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_9">9</a></dt> <dd><p>Mit ihrer Beschwerde wendet sich die Antragsgegnerin gegen diesen Beschluss, soweit sie im erstinstanzlichen Verfahren unterlegen ist. Die Antragstellerin tritt der Beschwerde entgegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>II.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_10">10</a></dt> <dd><p>Die zul&#228;ssige Beschwerde hat keinen Erfolg.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_11">11</a></dt> <dd><p>Aus den von der Antragsgegnerin dargelegten Gr&#252;nden, die das Beschwerdegericht nur zu pr&#252;fen hat (&#167; 146 Abs. 4 S&#228;tze 3 und 6 VwGO), ist die angefochtene Entscheidung weder zu &#228;ndern noch aufzuheben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_12">12</a></dt> <dd><p>1. Die Antragsgegnerin macht zun&#228;chst geltend, dass die Antragstellerin mit ihrem Psychologiestudium in Lettland ihren Anspruch nach &#167; 7 Abs. 1 BAf&#246;G ausgesch&#246;pft habe. Ausbildungsf&#246;rderung f&#252;r eine weitere Ausbildung setze voraus, dass f&#252;r den Abbruch der ersten Ausbildung ein unabweisbarer Grund i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BAf&#246;G vorgelegen h&#228;tte. Ein wichtiger Grund i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 BAf&#246;G w&#252;rde vorliegend nicht gen&#252;gen, denn die Antragstellerin habe in Lettland bereits mehr als vier Hochschulsemester studiert, &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Halbs. 2 BAf&#246;G. Die gesetzliche Regelvermutung des &#167; 7 Abs. 3 Satz 4 BAf&#246;G sei vorliegend nicht anwendbar, da die Antragstellerin ihre Ausbildung nicht bis zum Beginn des dritten Fachsemesters abgebrochen habe. Dass sie das Studium aufgrund der Trennung von ihrem damaligen Ehemann und der infolgedessen eingetretenen finanziellen Probleme abgebrochen habe, stelle keinen unabweisbaren Grund i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BAf&#246;G dar. Dieser l&#228;ge nur dann vor, wenn der vorliegende Grund die Wahl zwischen Abbruch und Fortsetzung der Ausbildung nicht zulassen w&#252;rde bzw. es die gebotene Interessenabw&#228;gung schlechterdings unertr&#228;glich erscheinen lie&#223;e, den Auszubildenden unter den gegebenen Umst&#228;nden an der Ausbildung festzuhalten. Dass dies vorliegend der Fall sei, habe die Antragstellerin nicht glaubhaft gemacht. Insbesondere k&#246;nne es nicht auf Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Ausbildung ankommen, denn finanzielle Gr&#252;nde seien gerade kein unabweisbarer Grund i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BAf&#246;G. Der angefochtene Beschluss setze sich auch nicht mit der Widerspr&#252;chlichkeit der Angaben der Antragstellerin im Hinblick auf ihre finanzielle Situation auseinander. Sie habe einerseits vorgetragen, ihr Ehemann habe ohnehin das Einkommen der Familie verspielt, sodass sie ihr Studium selbst habe finanzieren m&#252;ssen. Andererseits habe sie das Studium nach der Trennung im Februar 2010 jedenfalls bis Juli 2011 fortgef&#252;hrt und noch bis Oktober 2010 Studienleistungen erbracht. Die Studiengeb&#252;hren habe sie daher nach der Trennung wohl weiter bis Juli 2011 entrichtet, sodass die behauptete finanzielle Problematik wohl unabh&#228;ngig von der Trennung eingetreten sei. Die Antragstellerin habe zudem angegeben, von November 2009 bis M&#228;rz 2012 als Verk&#228;uferin gearbeitet zu haben. Der angefochtene Beschluss setze sich nicht damit auseinander, weswegen die Einnahmen aus dieser T&#228;tigkeit nicht ausgereicht h&#228;tten, das Studium zu finanzieren. Ein kausaler Zusammenhang zwischen einer etwaigen finanziellen Belastung durch die Trennungssituation und dem Studienabbruch sei nicht ersichtlich und w&#228;re auch nicht ausreichend f&#252;r die Annahme eines unabweisbaren Grundes. Es sei auch nicht ersichtlich, dass ein anderer unabweisbarer Grund f&#252;r den Studienabbruch vorliege. Was der im angefochtenen Beschluss genannte &#8222;ehebedingte&#8220; Grund f&#252;r den Studienabbruch zu einem unabweisbaren i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BAf&#246;G machen solle, werde nicht dargelegt und erschlie&#223;e sich auch nicht. Sie, die Antragsgegnerin, nehme zur Kenntnis, dass die Antragstellerin im Hinblick auf die Trennung von ihrem Ehemann und die Erziehung ihres Kindes vor Schwierigkeiten gestellt gewesen sei. Ein unabweisbarer Grund liege gleichwohl nicht vor. Dies gelte auch, soweit die Antragstellerin vortrage, als Alleinerziehende vor besonderen Problemen bei der Erziehung ihres Kindes gestanden zu haben. Da sie f&#252;r mehrere Jahre einer T&#228;tigkeit als Verk&#228;uferin nachgegangen sei und jedenfalls zeitweise auch parallel studiert habe, habe sie in dieser Zeit die Betreuung ihres Kindes jedenfalls grunds&#228;tzlich organisieren k&#246;nnen. Weswegen dies nicht weiterhin m&#246;glich gewesen sein sollte, sei nicht ersichtlich. Auch die Annahme im angefochtenen Beschluss, dass die Antragstellerin ihre Studienleistungen nicht in Deutschland angerechnet bek&#228;me und ein erneutes Studium der Psychologie aufgrund ihrer fehlenden Sprachkenntnisse nicht absolvieren k&#246;nne, weswegen ein unabweisbarer Grund i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BAf&#246;G gegeben sei, gehe fehl. Denn der unabweisbare Grund beziehe sich auf den Abbruch der vorangegangenen Ausbildung und nicht darauf, ob der Auszubildende einen Grund habe, eine neue Ausbildung zu beginnen. Im Hinblick auf die Annahme eines unabweisbaren Grundes gelte ein besonders strenger Ma&#223;stab. Es k&#246;nnten auch nicht mehrere ggf. wichtige Gr&#252;nde i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 1 BAf&#246;G zu einem unabweisbaren Grund kumuliert werden, wie es der angefochtene Beschluss anscheinend voraussetze. Der im angegriffenen Beschluss (BA S. 10) angenommene Fachrichtungswechsel sei im &#220;brigen schon tatbestandlich nicht gegeben, da die Antragstellerin keinen anderen berufsqualifizierenden Abschluss an einer Ausbildungsst&#228;tte derselben Ausbildungsst&#228;ttenart anstrebe.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_13">13</a></dt> <dd><p>Mit diesen Ausf&#252;hrungen ersch&#252;ttert die Antragsgegnerin die vom Verwaltungsgericht getroffene Entscheidung, eine einstweilige Anordnung zugunsten der Antragstellerin zu erlassen, nicht. Ob f&#252;r den Abbruch des Studiums der Antragstellerin an der Baltischen Hochschule f&#252;r Psychologie und Management in Riga ein unabweisbarer Grund i.S.v. &#167; 7 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 BAf&#246;G vorgelegen hat (so die Annahme des Verwaltungsgerichts) oder ob dies nicht der Fall war (so die Sichtweise der Antragsgegnerin), ist f&#252;r die Entscheidung des vorliegenden Falles nicht von Bedeutung. Bereits der Ausgangspunkt sowohl der Argumentation der Antragsgegnerin als auch der angefochtenen Entscheidung des Verwaltungsgerichts (BA S. 6), dass die Antragstellerin mit ihrem Psychologiestudium in Lettland ihren Grundanspruch nach &#167; 7 Abs. 1 BAf&#246;G ausgesch&#246;pft habe und dass sich deshalb die F&#246;rderung der in Deutschland aufgenommenen schulischen Ausbildung nach &#167; 7 Abs. 3 BAf&#246;G richte, trifft n&#228;mlich nicht zu. Im Einzelnen:</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_14">14</a></dt> <dd><p>a) Die Antragstellerin hat in ihrem Schriftsatz vom 2. Oktober 2018 unter Vorlage entsprechender Unterlagen glaubhaft gemacht, dass es sich bei der von ihr in Lettland aufgenommenen Ausbildung um ein Teilzeit-Studienprogramm in der Abend-Abteilung der Baltischen Hochschule f&#252;r Psychologie und Management handelte. Nach dem Vortrag der Antragstellerin in diesem Schriftsatz, dem die Antragsgegnerin nicht entgegengetreten ist, fanden die Lehrveranstaltungen lediglich an vier Tagen in der Woche abends zwischen 18.00 und 21.30 Uhr, also f&#252;r die Dauer von nur 14 Stunden pro Woche statt. Angesichts dessen ist davon auszugehen, dass ein solches Abendstudium die Arbeitskraft des Auszubildenden im Allgemeinen, d.h. im Normalfall, nicht i.S.v. &#167; 2 Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 BAf&#246;G voll in Anspruch nahm. Hierf&#252;r spricht auch, dass die Antragstellerin neben ihrem Studium zumindest zeitweise beruflich t&#228;tig war (so ihre Angaben in der Anlage 1 zu ihrem F&#246;rderungsantrag vom 23. November 2017, Bl. 3 der Sachakte, und gegen&#252;ber dem Verwaltungsgericht am 26. April 2018, Bl. 116 der Gerichtsakte). F&#252;r eine solche Teilzeitausbildung kann jedoch gem. &#167; 2 Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 BAf&#246;G Ausbildungsf&#246;rderung nicht geleistet werden. Die von der Antragstellerin in Lettland aufgenommene und ohne Abschluss abgebrochene Ausbildung war also keine nach dem BAf&#246;G f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a>15</a></dt> <dd><p>b) Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 14. Dezember 1994 (11 C 28.93, NVwZ-RR 1995, 285, juris Rn. 10 f. m.w.N.) ist die Anrechnung einer Ausbildung auf den F&#246;rderungsanspruch nach &#167; 7 BAf&#246;G vom Vorliegen der Voraussetzungen des &#167; 2 Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 BAf&#246;G abh&#228;ngig. Dies bedeutet, dass eine vollst&#228;ndig in Teilzeitform durchgef&#252;hrte und deshalb gem. &#167; 2 Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 BAf&#246;G nicht f&#246;rderungsf&#228;hige Ausbildung im Rahmen des &#167; 7 Abs. 1 BAf&#246;G keine Ber&#252;cksichtigung findet (ebenso Buter in: Rothe/Blanke, BAf&#246;G, 5. Aufl., &#167; 7 Rn. 8). In dem genannten Urteil hat sich das Bundesverwaltungsgericht gegen die von der damaligen Vorinstanz (OVG M&#252;nster, Urt. v. 28.10.1993, 16 A 1776/93, juris) vertretene Auffassung ausgesprochen, &#167; 2 Abs. 5 Satz 1 Halbs. 2 BAf&#246;G betreffe nicht die abstrakte F&#246;rderungsf&#228;higkeit der jeweiligen Ausbildung, sondern nur die F&#246;rderung im konkreten Fall. Diese Auffassung finde in Wortlaut, Regelungszusammenhang, Entstehungsgeschichte und Zweck dieser Vorschrift keine St&#252;tze. Der Hessische Verwaltungsgerichtshof hat in seinem Urteil vom 24. Januar 1995 (9 UE 570/93, juris Rn. 25 ff.) dieselbe Auffassung vertreten wie die vorinstanzliche Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, offensichtlich ohne das im Monat zuvor ergangene entgegenstehende h&#246;chstrichterliche Urteil vom 14. Dezember 1994, welches im Januar 1995 noch nicht ver&#246;ffentlicht gewesen sein d&#252;rfte, zu kennen. Dieses von der Antragstellerin in ihrem Schriftsatz vom 2. Oktober 2018 (S. 2) erw&#228;hnte Urteil vom 24. Januar 1995 steht somit, da bei seinem Erlass nicht mehr mit der neuesten h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung im Einklang stehend, einem Anordnungsanspruch der Antragstellerin nicht entgegen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_16">16</a></dt> <dd><p>c) Ist das Studium der Antragstellerin an der Baltischen Hochschule f&#252;r Psychologie und Management somit, da vollst&#228;ndig in Teilzeitform durchgef&#252;hrt, nicht im Rahmen des &#167; 7 Abs. 1 BAf&#246;G zu ber&#252;cksichtigen, stellen sich Fragen des &#167; 7 Abs. 3 BAf&#246;G, insbesondere die vom Verwaltungsgericht und der Antragsgegnerin unterschiedlich beantwortete Frage des Vorliegens eines unabweisbaren Grundes f&#252;r den Abbruch dieser Ausbildung, nicht. Es stellt sich nicht einmal die Frage, ob f&#252;r den Abbruch der damaligen Ausbildung ein wichtiger Grund vorlag. Damit ist dem diesbez&#252;glichen Beschwerdevorbringen der Antragsgegnerin die Grundlage entzogen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_17">17</a></dt> <dd><p>2. Weiter macht die Antragsgegnerin geltend, dass es, sofern es auf einen etwaigen Leistungsausschluss nach &#167; 10 Abs. 3 BAf&#246;G ank&#228;me, weiterhin nicht glaubhaft gemacht sei, dass die Antragstellerin an einer unverz&#252;glichen Ausbildungsaufnahme vor Vollendung ihres 30. Lebensjahres, n&#228;mlich zum 1. August 2017, gehindert gewesen sei. Sie habe die Ausbildung erst im Februar 2018 aufgenommen, obwohl sie die Aufnahmepr&#252;fung bereits im Mai 2017 bestanden habe. Die Ausbildungsst&#228;tte biete die Ausbildung auch zum 1. August eines jeden Jahres an. Der angefochtene Beschluss setze unter Nennung einer &#8222;Auskunft der Ausbildungsst&#228;tte&#8220; voraus, dass der n&#228;chstm&#246;gliche Ausbildungsbeginn erst im Februar 2018 gewesen sei. Diese Auskunft sei ihr, der Antragsgegnerin, unbekannt.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_18">18</a></dt> <dd><p>Auch mit diesem Vorbringen ersch&#252;ttert die Antragsgegnerin die angefochtene Entscheidung nicht. Die vom Verwaltungsgericht im Tatbestand seines Beschlusses (BA S. 3) erw&#228;hnte Auskunft der Ausbildungsst&#228;tte ist der Vorsitzenden der Kammer am 27. April 2018 telefonisch erteilt worden. Den hier&#252;ber gefertigten Vermerk (Bl. 119 der Gerichtsakte) hat die Antragsgegnerin zwar im erstinstanzlichen Verfahren nicht zur Kenntnis erhalten. Der Senat hat der Antragsgegnerin jedoch im Beschwerdeverfahren mit Schreiben vom 29. Oktober 2018 eine Kopie dieses Vermerks &#252;bersandt, aus welchem sich ergibt, dass die Antragstellerin angesichts der Bewerberlage nach ihrem im Mai 2017 bestandenen Aufnahmetest erst im Februar 2018 ihre Ausbildung aufnehmen konnte. Die Antragsgegnerin hat nach Erhalt dieses Vermerks nicht behauptet, dass dessen Inhalt unzutreffend sei. Im &#220;brigen hat die Antragstellerin mit ihrem Schriftsatz vom 2. Oktober 2018 eine Bescheinigung der Staatlichen Fachschule f&#252;r Sozialp&#228;dagogik Altona vom 22. August 2018 vorgelegt, wonach diese Ausbildungsst&#228;tte ihr keinen Ausbildungsplatz zum 1. August 2017 habe anbieten k&#246;nnen, weil sie mehr Bewerber gehabt habe, als sie habe aufnehmen k&#246;nnen. Erst zum 1. Februar 2018 habe ihr ein Ausbildungsplatz angeboten werden k&#246;nnen.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>III.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_19">19</a></dt> <dd><p>Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 154 Abs. 2, 188 Satz 2 VwGO.</p></dd> </dl> </div></div> </div></div> <a name="DocInhaltEnde"><!--emptyTag--></a> </div>
175,026
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{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-660/17 P
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:49
2019-01-31T19:20:49
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:67
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DES GENERALANWALTS</p> <p class="C36Centre">NILS WAHL</p> <p class="C36Centre">vom 24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>660/17&#160;P</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>RF</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Europ&#228;ische Kommission</b> </p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Rechtsmittel &#8211; Nichteinhaltung der Frist f&#252;r die Einreichung einer Klageschrift beim Gericht &#8211; Verteidigungsvorbringen &#8211; Ungew&#246;hnliche Verz&#246;gerung beim Postversand &#8211; Art.&#160;45 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union &#8211; Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt &#8211; Pr&#252;fkriterien&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Gew&#228;hrleistung des Grundsatzes der Waffengleichheit vor den Gerichten haben die Verfahrensfristen grunds&#228;tzlich zwingenden Charakter. Wie bei den meisten innerstaatlichen Rechtssystemen f&#252;hrt jedoch die Nichteinhaltung dieser Fristen bei Verfahren vor den Unionsgerichten nicht automatisch zu einer Verfristung. Insbesondere hat nach Art.&#160;45 Abs.&#160;2 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden auch: Satzung) &#8222;[d]er Ablauf von Fristen &#8230; keinen Rechtsnachteil zur Folge, wenn der Betroffene nachweist, dass ein Zufall oder ein Fall h&#246;herer Gewalt vorliegt&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dem angefochtenen Beschluss(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) wurde die Nichtigkeitsklage von RF f&#252;r offensichtlich unzul&#228;ssig befunden, da die Klageschrift nicht fristgem&#228;&#223; eingereicht worden sei. Das Gericht war der Auffassung, dass RF das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt nicht habe nachweisen k&#246;nnen, um zu begr&#252;nden, weshalb sie die einschl&#228;gigen Fristen zur Einreichung des unterzeichneten Originals der Klageschrift bei der Kanzlei des Gerichts nicht gewahrt habe. Insbesondere handele es sich bei einer durch interne technische Probleme des fraglichen Postdienstes verursachten erheblichen Versp&#228;tung nicht um einen Zufall oder einen Fall h&#246;herer Gewalt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorliegende Rechtsmittel von RF erlaubt es dem Gerichtshof, Hinweise zu der Frage zu geben, wie Art.&#160;45 der Satzung auszulegen ist. Es gibt dem Gerichtshof daher die willkommene Gelegenheit, seine Rechtsprechung zur Bedeutung des Begriffs des Zufalls &#8211; der mit dem Begriff der h&#246;heren Gewalt eng zusammenh&#228;ngt &#8211; klarzustellen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;45 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union, der zu Titel III dieser Satzung geh&#246;rt, lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;In der Verfahrensordnung sind besondere, den Entfernungen Rechnung tragende Fristen festzulegen.</p> <p class="C02AlineaAltA">Der Ablauf von Fristen hat keinen Rechtsnachteil zur Folge, wenn der Betroffene nachweist, dass ein Zufall oder ein Fall h&#246;herer Gewalt<i/>vorliegt.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;53 der Satzung hat folgenden Wortlaut:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Das Verfahren vor dem Gericht bestimmt sich nach Titel III.</p> <p class="C02AlineaAltA">Das Verfahren vor dem Gericht wird, soweit dies erforderlich ist, durch seine Verfahrensordnung im Einzelnen geregelt und erg&#228;nzt. &#8230;&#8220;</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Verfahrensordnung des Gerichts</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der dritte Titel der Verfahrensordnung des Gerichts(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) betrifft Klageverfahren. Im ersten Kapitel Abschnitt 4 dieses Titels sind Bestimmungen zu Fristen niedergelegt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;58 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die in den Vertr&#228;gen, in der Satzung und in dieser Verfahrensordnung vorgesehenen Verfahrensfristen werden wie folgt berechnet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine nach Wochen, Monaten oder Jahren bemessene Frist endet mit Ablauf des Tages, der in der letzten Woche, im letzten Monat oder im letzten Jahr dieselbe Bezeichnung oder dieselbe Zahl wie der Tag tr&#228;gt, an dem das Ereignis eingetreten oder die Handlung vorgenommen worden ist, von denen an die Frist zu berechnen ist. Fehlt bei einer nach Monaten oder Jahren bemessenen Frist im letzten Monat der f&#252;r ihren Ablauf ma&#223;gebende Tag, so endet die Frist mit Ablauf des letzten Tages dieses Monats.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;60 in demselben Abschnitt betrifft die Entfernungsfristen. Er sieht vor, dass &#8222;[d]ie Verfahrensfristen &#8230; um eine pauschale Entfernungsfrist von zehn Tagen verl&#228;ngert [werden]&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das zweite Kapitel des dritten Titels betrifft Verfahrensschriftst&#252;cke. Art.&#160;72 lautet wie folgt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrensschriftst&#252;cke sind bei der Kanzlei entweder in Papierform, gegebenenfalls nach &#220;bermittlung einer Kopie des Originals des jeweiligen Schriftst&#252;cks mittels Telefax gem&#228;&#223; Artikel 73 Absatz 3, oder auf die in dem aufgrund von Artikel 74 erlassenen Beschluss des Gerichts genannte Art einzureichen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jedes Verfahrensschriftst&#252;ck ist mit Datum zu versehen. F&#252;r die Berechnung der Verfahrensfristen sind ausschlie&#223;lich Tag und Uhrzeit des Eingangs bei der Kanzlei nach der im Gro&#223;herzogtum Luxemburg geltenden Zeit ma&#223;gebend. </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;73 der Verfahrensordnung sieht vor: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit diesem Schriftst&#252;ck und allen darin erw&#228;hnten Anlagen sind drei Kopien f&#252;r das Gericht und je eine Kopie f&#252;r jede andere am Rechtsstreit beteiligte Partei einzureichen. Die Kopien sind von der Partei, die sie einreicht, zu beglaubigen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abweichend von Artikel 72 Absatz 2 Satz&#160;2 sind f&#252;r die Wahrung der Verfahrensfristen der Tag und die Uhrzeit des Eingangs einer vollst&#228;ndigen Kopie des unterzeichneten Originals eines Verfahrensschriftst&#252;cks &#8230; mittels Telefax bei der Kanzlei ma&#223;gebend, sofern das unterzeichnete Original des Schriftst&#252;cks &#8230; sp&#228;testens zehn Tage danach bei der Kanzlei eingereicht wird. Artikel 60 findet auf diese Frist von zehn Tagen keine Anwendung.&#8220;</p> <p class="C22Titrenumerote2">C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Sonstige einschl&#228;gige Vorschriften</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den praktischen Durchf&#252;hrungsbestimmungen zur Verfahrensordnung des Gerichts (im Folgenden: praktische Durchf&#252;hrungsbestimmungen des Gerichts)(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>) hei&#223;t es in Bezug auf die Einreichung von Verfahrensschriftst&#252;cken u.&#160;a.:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;79.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Datum der Einreichung eines Verfahrensschriftst&#252;cks per Telefax ist f&#252;r die Wahrung einer Frist nur dann ma&#223;gebend, wenn das vom Vertreter handschriftlich unterzeichnete Originalschriftst&#252;ck, das Gegenstand der &#220;bermittlung per Telefax war, wie in Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung vorgesehen sp&#228;testens zehn Tage danach bei der Kanzlei eingereicht wird.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">80.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vom Vertreter handschriftlich unterzeichnete Originalschriftst&#252;ck ist unverz&#252;glich, unmittelbar nach seiner &#220;bermittlung per Telefax, abzuschicken, ohne dass daran Korrekturen oder &#196;nderungen, seien sie auch noch so gering, vorgenommen werden d&#252;rfen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">81.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei Abweichungen des vom Vertreter handschriftlich unterzeichneten Originalschriftst&#252;cks von der zuvor der Kanzlei per Telefax &#252;bermittelten Kopie gilt das Datum der Einreichung des unterzeichneten Originals als Eingangsdatum.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die praktischen Anweisungen f&#252;r die Parteien in den Rechtssachen vor dem Gerichtshof (im Folgenden: praktische Anweisungen des Gerichtshofs)(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>) sehen im Hinblick auf die Einreichung und &#220;bermittlung von Verfahrensschriftst&#252;cken u.&#160;a. vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;42.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230; [E]in Verfahrensschriftst&#252;ck &#8230; kann &#8230; auch auf dem Postweg an den Gerichtshof gerichtet werden. &#8230; [N]ach Art.&#160;57 Abs.&#160;7 der Verfahrensordnung [sind] f&#252;r die Berechnung der Verfahrensfristen allein der Tag und die Uhrzeit des Eingangs des Originals bei der Kanzlei ma&#223;gebend &#8230; Um eine Verfristung zu vermeiden, wird daher nachdr&#252;cklich empfohlen, die fragliche Sendung einige Tage vor Ablauf der f&#252;r die Einreichung des Schriftst&#252;cks gesetzten Frist per Einschreiben oder per Eilbrief zu versenden.</p> <p class="C02AlineaAltA">43.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230; Die Einreichung [einer Kopie] eines [unterzeichneten] Verfahrensschriftst&#252;cks [per Telefax oder E&#8209;Mail] &#8230; ist &#8230; f&#252;r die Wahrung der Verfahrensfristen nur dann ma&#223;gebend, wenn das unterzeichnete Original des Schriftst&#252;cks &#8230; sp&#228;testens zehn Tage nach &#220;bermittlung [der Kopie] bei der Kanzlei eingeht. Das Original ist daher unverz&#252;glich, unmittelbar nach der &#220;bermittlung der Kopie abzuschicken, ohne dass an ihm irgendwelche Korrekturen oder &#196;nderungen, seien sie auch noch so unbedeutend, vorgenommen werden. Bei Abweichungen zwischen dem unterzeichneten Original und der zuvor &#252;bermittelten Kopie wird nur der Tag des Eingangs des unterzeichneten Originals ber&#252;cksichtigt.&#8220;</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Vorgeschichte des Verfahrens und angefochtener Beschluss</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Klage von RF auf Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses C(2016) 5925 final der Kommission vom 15.&#160;September 2016 &#252;ber die Zur&#252;ckweisung der Beschwerde in der Sache COMP AT.40251 &#8211; Schienenverkehr, G&#252;terbef&#246;rderung (im Folgenden: streitiger Beschluss) wurde dem Gericht am 18.&#160;November 2016 per Telefax &#252;bermittelt. Das unterzeichnete Original ging beim Gericht am 5.&#160;Dezember 2016 ein, d.&#160;h. 17 Tage nach der &#220;bermittlung einer Kopie der Klageschrift per Telefax.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die einschl&#228;gigen Verfahrensfristen betrifft, hat das Gericht Folgendes festgestellt: (1) Der streitige Beschluss sei RF am 19.&#160;September 2016 mitgeteilt worden, (2) nach Art.&#160;263 Abs.&#160;6 AEUV sei die Nichtigkeitsklage binnen zwei Monaten nach der Mitteilung zu erheben gewesen, (3) nach Art.&#160;58 Abs.&#160;1 in Verbindung mit Art.&#160;60 der Verfahrensordnung des Gerichts sei die Frist zur Einreichung der Klageschrift am 29.&#160;November 2016 um Mitternacht abgelaufen, (4) nach Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts habe die per Telefax vor Ablauf dieser Frist &#252;bermittelte Kopie nicht zur Bestimmung des Datums der Einreichung der Klageschrift herangezogen werden k&#246;nnen, da das unterzeichnete Original nicht gem&#228;&#223; dieser Vorschrift binnen zehn Tagen nach der &#220;bermittlung der Kopie bei der Kanzlei des Gerichts eingegangen sei, und (5) somit sei die Klageschrift versp&#228;tet eingereicht worden(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem angefochtenen Beschluss kann ebenfalls entnommen werden, dass das unterzeichnete Original per Post am selben Tag abgesendet worden war wie die dem Gericht per Telefax &#252;bermittelte Klageschrift. Laut RF habe jedoch die Zeit (17 Tage) f&#252;r die Zustellung der Postsendung mit dem unterzeichneten Original durch Poczta Polska, den gr&#246;&#223;ten Postbetreiber in Polen, die &#252;bliche Versanddauer &#252;berschritten. RF machte geltend, sie habe mit der Sorgfalt gehandelt, die man von ihr vern&#252;nftigerweise habe erwarten k&#246;nnen, da die Lieferverz&#246;gerung durch ein internes technisches Problem bei Poczta Polska verursacht worden sei. Sie vertrat insbesondere die Auffassung, dass das Original aufgrund eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt im Sinne von Art.&#160;45 der Satzung versp&#228;tet eingereicht worden und die Klage daher nicht verfristet sei(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In einem ersten Schritt hat das Gericht hinsichtlich der Frage, ob die von RF angef&#252;hrten Umst&#228;nde ausreichen, um das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt zu begr&#252;nden, darauf hingewiesen, dass die Fristen zur Erhebung einer Klage zwingend seien, zweitens darauf, dass ein Zufall oder ein Fall h&#246;herer Gewalt nur unter au&#223;ergew&#246;hnlichen Umst&#228;nden geltend gemacht werden k&#246;nne, und drittens darauf, dass ein Kl&#228;ger nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs den Ablauf des eingeleiteten Verfahrens sorgf&#228;ltig &#252;berwachen und zum Zweck der Einhaltung der vorgesehenen Fristen Sorgfalt walten lassen m&#252;sse(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat sodann ausgef&#252;hrt, dass sich ein Kl&#228;ger auf einen Zufall oder einen Fall h&#246;herer Gewalt nicht unter Umst&#228;nden berufen k&#246;nne, unter denen eine sorgf&#228;ltige und umsichtige Person in der Lage gewesen w&#228;re, den Ablauf der Klagefrist zu vermeiden. Das Gericht war zudem der Auffassung, dass nur ein Ereignis, das nicht vermieden werden k&#246;nne und dadurch den entscheidenden Grund f&#252;r die Verfristung bilde, als Zufall oder Fall h&#246;herer Gewalt angesehen werden k&#246;nne(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner k&#246;nne Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts nicht entnommen werden, dass eine Postzustellung, die mehr als die in dieser Bestimmung genannten zehn Tage in Anspruch nehme, automatisch einen Zufall oder einen Fall h&#246;herer Gewalt darstelle(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>). In diesem Zusammenhang hat das Gericht auf den Beschluss Faktor B.&#160;i&#160;W. G&#281;sina des Gerichtshofs verwiesen, der in einem Fall ergangen ist, dessen Sachverhalt unverkennbar Parallelen zu der vorliegenden Rechtssache aufweist(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>). In jener Rechtssache hatte der Gerichtshof durch Beschluss die Auffassung des Gerichts best&#228;tigt, dass die Rechtsmittelf&#252;hrerin das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt nicht dargetan habe(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In einem zweiten Schritt hat das Gericht gepr&#252;ft, ob RF das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt dargetan hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere hat das Gericht gepr&#252;ft, ob die Verz&#246;gerung beim Postversand der entscheidende Grund daf&#252;r war, dass RF die Klage versp&#228;tet erhoben hatte, und ob es sich dabei um ein Ereignis handelte, das RF nicht h&#228;tte vermeiden k&#246;nnen. Unter Ber&#252;cksichtigung zum einen der Ausf&#252;hrungen von RF und zum anderen ihrer Verpflichtung, die &#220;bermittlung der Sendung sorgf&#228;ltig zu &#252;berwachen, hat das Gericht entschieden, dass RF das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt nicht dargetan habe. Es hat insbesondere darauf hingewiesen, dass RF nicht erl&#228;utert habe, welche Ma&#223;nahmen sie ergriffen habe, nachdem die Postsendung mit dem Original dem Postdienst zum Versand &#252;bergeben worden sei(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher hat das Gericht die Nichtigkeitsklage f&#252;r offensichtlich unzul&#228;ssig erkl&#228;rt.</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>Verfahren vor dem Gerichtshof und Antr&#228;ge</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;RF beantragt mit ihrem Rechtsmittel,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8212;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den angefochtenen Beschluss aufzuheben und die Sache an das Gericht zur&#252;ckzuverweisen, damit dieses &#252;ber die Klage befindet und eine rechtsmittelf&#228;hige Entscheidung in der Sache erl&#228;sst;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8212;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;hilfsweise, f&#252;r den Fall, dass der Gerichtshof feststellen sollte, dass die Voraussetzungen f&#252;r eine endg&#252;ltige Entscheidung in der Rechtssache vorliegen, die angefochtene Entscheidung aufzuheben und den erstinstanzlichen Antr&#228;gen vollst&#228;ndig stattzugeben;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8212;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission beantragt, das Rechtsmittel zur&#252;ckzuweisen und RF die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;76 Abs.&#160;2 seiner Verfahrensordnung hat der Gerichtshof entschieden, keine m&#252;ndliche Verhandlung abzuhalten.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Analyse</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;RF tr&#228;gt vier Rechtsmittelgr&#252;nde vor. Mit dem ersten Rechtsmittelgrund r&#252;gt sie, dass das Gericht Art.&#160;45 der Satzung in Verbindung mit ihrem Art.&#160;53 falsch ausgelegt habe. Mit dem zweiten Grund wird ein Versto&#223; gegen Art.&#160;126 der Verfahrensordnung des Gerichts(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>) ger&#252;gt, da die Klage von RF f&#252;r offensichtlich unzul&#228;ssig erkl&#228;rt worden sei. Drittens habe das Gericht unzutreffend festgestellt, dass RF das Vorliegen eines Zufalls im Sinne von Art.&#160;45 der Satzung nicht dargetan habe. Mit dem vierten Rechtsmittelgrund r&#252;gt RF schlie&#223;lich, dass die angefochtene Entscheidung gegen Art.&#160;1, Art.&#160;6 Abs.&#160;1 und Art.&#160;14 der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) versto&#223;e.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission macht geltend, dass die von RF vorgebrachten Rechtsmittelgr&#252;nde als teils unbegr&#252;ndet (erster und zweiter Rechtsmittelgrund) und teils unzul&#228;ssig (dritter und vierter Rechtsmittelgrund) zur&#252;ckzuweisen seien.</p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum ersten und zum zweiten Rechtsmittelgrund</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem ersten und ihrem zweiten Rechtsmittelgrund, die eng miteinander verkn&#252;pft sind, macht RF im Wesentlichen geltend, dass das Gericht einen Rechtsfehler begangen habe, indem es ihre Klage auf der Grundlage von Art.&#160;126 der Verfahrensordnung des Gerichts als offensichtlich unzul&#228;ssig abgewiesen habe (zweiter Rechtsmittelgrund). Dieser Fehler gehe auf eine unzutreffende Auslegung von Art.&#160;45 der Satzung zur&#252;ck (erster Rechtsmittelgrund). Insbesondere habe das Gericht die Begriffe &#8222;h&#246;here Gewalt&#8220; und &#8222;Zufall&#8220; irrt&#252;mlich als gleichbedeutend angesehen. Diesbez&#252;glich tr&#228;gt RF vor, der angefochtene Beschluss verwische eine von den Verfassern der Satzung getroffene klare Unterscheidung zwischen &#8222;Zufall&#8220; und &#8222;h&#246;here Gewalt&#8220;. Dar&#252;ber hinaus sei die vom Gericht vorgenommene Auslegung von Art.&#160;45 der Satzung diskriminierend, da sie diejenigen, deren (Wohn&#8209;)Sitz sich weiter entfernt vom Gericht befinde, benachteilige.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission ist damit nicht einverstanden. Sie ist der Auffassung, dass das Gericht der st&#228;ndigen Rechtsprechung gefolgt sei, nach der keine Unterscheidung zwischen &#8222;Zufall&#8220; und &#8222;h&#246;herer Gewalt&#8220; vorgenommen werde. Sie weist dar&#252;ber hinaus darauf hin, dass eine enge Auslegung von Art.&#160;45 der Satzung, nach der ein Problem, das w&#228;hrend des Postversands aufgetreten sei, f&#252;r sich allein keinen Zufall oder h&#246;here Gewalt darstellen k&#246;nne, neutral sei und sich auf diejenigen, deren r&#228;umliche Distanz zum Gerichtshof gr&#246;&#223;er sei, nicht nachteilig auswirke.</p> <p class="C24Titrenumerote4">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Beurteilung, ob &#8222;ein Zufall oder ein Fall h&#246;herer Gewalt&#8220; vorliegt, nach Art.&#160;45 der Satzung: zwei Begriffe, aber eine Pr&#252;fung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach meiner Ansicht haben die Argumente beider Parteien ihre Berechtigung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Kommission zutreffend hervorhebt, wird in der Rechtsprechung des Gerichtshofs zu der Frage, ob eine Ausnahme von der Verfristung nach Art.&#160;45 der Satzung m&#246;glich ist, keine klare Unterscheidung zwischen den Begriffen des Zufalls und der h&#246;heren Gewalt getroffen. In der Rechtsprechung werden diese Begriffe h&#228;ufig zusammengefasst und nach denselben Kriterien gepr&#252;ft, ohne dass weitere Ausf&#252;hrungen zu m&#246;glichen Unterschieden gemacht w&#252;rden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Urspr&#252;nge der Rechtsprechung des Gerichtshofs im Hinblick auf Ausnahmen zu Verfahrensfristen gehen auf die Rechtsprechung zum Begriff der h&#246;heren Gewalt im Bereich der Agrarverordnungen zur&#252;ck(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>). Von besonderer Bedeutung ist hier die auf das Urteil Busseni(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>) zur&#252;ckgehende Rechtsprechung, nach der sich der Begriff der h&#246;heren Gewalt auf &#8222;sachfremde Umst&#228;nde bezieht, die den Eintritt des fraglichen Ereignisses unm&#246;glich machen. Auch wenn er keine absolute Unm&#246;glichkeit voraussetzt, so verlangt er doch, dass es sich um ungew&#246;hnliche, vom Willen des Betroffenen unabh&#228;ngige Schwierigkeiten handelt, die selbst bei Beachtung aller erforderlichen Sorgfalt unvermeidbar erscheinen&#8220;(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine &#228;hnliche Definition wurde im Kontext von Verfahrensfristen angenommen, eine Definition, die sowohl Zuf&#228;lle als auch F&#228;lle h&#246;herer Gewalt erfasst. Dem Urteil des Gerichtshofs in der Rechtssache Bayer/Kommission(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>) ist zu entnehmen, dass die Begriffe des Zufalls und der h&#246;heren Gewalt jeweils zwei Merkmale enthalten(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>). Die Begriffe beinhalten ein objektives Merkmal, das sich auf ungew&#246;hnliche, au&#223;erhalb der Sph&#228;re des Betroffenen liegende Umst&#228;nde bezieht, und ein subjektives Merkmal, das mit der Verpflichtung des Betroffenen zusammenh&#228;ngt, sich gegen die Folgen ungew&#246;hnlicher Ereignisse zu wappnen, indem er, ohne &#252;berm&#228;&#223;ige Opfer zu bringen, geeignete Ma&#223;nahmen trifft. Um sich auf einen Zufall oder auf h&#246;here Gewalt berufen zu k&#246;nnen, muss er gem&#228;&#223; den Ausf&#252;hrungen des Gerichtshofs den Ablauf des eingeleiteten Verfahrens sorgf&#228;ltig &#252;berwachen und zum Zweck der Einhaltung der vorgesehenen Fristen Sorgfalt walten lassen(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar hat der Gerichtshof meines Wissens nie eine klare Unterscheidung zwischen den beiden Begriffen getroffen, man d&#252;rfte jedoch davon ausgehen k&#246;nnen, dass ihr Anwendungsbereich nicht v&#246;llig identisch ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie sind diese Begriffe nun im Kontext der Verfahren vor den Unionsgerichten zu verstehen?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit vertrete ich die Ansicht, dass &#8222;h&#246;here Gewalt&#8220; (<i>vis maior</i>) einen engeren Anwendungsbereich hat, der extreme Ereignisse umfasst. Zu diesen Ereignissen geh&#246;ren jedenfalls Naturkatastrophen wie etwa gro&#223;e &#220;berschwemmungen, Erdbeben und Hurrikans, sie k&#246;nnen jedoch auch in besonderem Ma&#223;e unabwendbare (vom Menschen verursachte) Umst&#228;nde umfassen(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>). Somit bezieht sich &#8222;h&#246;here Gewalt&#8220; meiner Ansicht nach auf eine &#228;u&#223;ere Kraft, die den Betroffenen daran hindert, eine Verpflichtung zu erf&#252;llen, und ihm keine alternative Handlungsm&#246;glichkeit l&#228;sst (dies w&#228;re etwa dann der Fall, wenn eine per Luftpost verschickte Sendung nicht zugestellt werden konnte, weil das Transportflugzeug ins Meer gest&#252;rzt ist).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen ist der Begriff des Zufalls meines Erachtens etwas flexibler. Er kann ein breiteres Spektrum an Umst&#228;nden erfassen, die nicht durch h&#246;here Gewalt abgedeckt sind. Dazu k&#246;nnen jegliche ungew&#246;hnlichen Umst&#228;nde wie technische Unterbrechungen, Stromausf&#228;lle oder St&#246;rungen der Kommunikationssysteme geh&#246;ren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In gewissem Ma&#223;e ist es eine Frage der pers&#246;nlichen Beurteilung, wie die beiden Begriffe im Verh&#228;ltnis zueinander zu definieren sind, und teilweise &#220;berschneidungen sind durchaus m&#246;glich. Unabh&#228;ngig davon, wie man diese beiden Begriffe voneinander abgrenzt, ist indessen klar, dass sie sehr eng miteinander verkn&#252;pft sind und eine Reihe au&#223;ergew&#246;hnlicher Umst&#228;nde bezeichnen, unter denen Ausnahmen von der Anwendung der &#8211; sonst eng auszulegenden &#8211; Verfahrensfristen gew&#228;hrt werden k&#246;nnen. Tats&#228;chlich ist die strikte Anwendung der Verfahrensvorschriften grunds&#228;tzlich erforderlich, um Rechtssicherheit zu gew&#228;hrleisten und jede Diskriminierung oder willk&#252;rliche Behandlung bei der Rechtspflege zu vermeiden(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zugleich ist jedoch zu betonen, dass sich der Gesetzgeber entschlossen hat, eine Ausnahme von diesem sehr wichtigen Verfahrensgrundsatz zu konzipieren &#8211; eine Regelung, die es m&#246;glich macht, von solchen Fristen abzuweichen. Nach Art.&#160;45 der Satzung stellen <i>sowohl</i> Zuf&#228;lle <i>als auch</i> h&#246;here Gewalt Gr&#252;nde dar, um von den entsprechenden Fristen abzuweichen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens ist die Entscheidung, beide Begriffe in Art.&#160;45 der Satzung aufzunehmen, ein starker Hinweis darauf, dass der Gesetzgeber nicht wollte, dass die Umst&#228;nde, die unter Art.&#160;45 fallen sollen, zu eng verstanden werden. Diese Entscheidung ist auch ein klares Zeichen daf&#252;r, dass der Gesetzgeber keine abschlie&#223;ende Liste von Umst&#228;nden schaffen wollte, die geltend gemacht werden k&#246;nnen, um von Verfahrensfristen abzuweichen, sondern eine eher flexible Regelung w&#252;nschte, die den Umst&#228;nden des Einzelfalls angepasst werden kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vom Gerichtshof zur Feststellung des Vorliegens eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt angewandten Kriterien spiegeln meines Erachtens diese Entscheidungen wider. Zwar trifft es zu, dass der Gerichtshof wiederholt befunden hat, dass nur unter ganz au&#223;ergew&#246;hnlichen Umst&#228;nden von den Verfahrensfristen abgewichen werden kann(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>), jedoch erlaubt es die Anwendung dieser Kriterien dem Gerichtshof, auf der Grundlage der besonderen Umst&#228;nde des Einzelfalls flexibel zu beurteilen, ob die Verfristung durch ein Ereignis verursacht worden ist, das nach vern&#252;nftiger Einsch&#228;tzung nicht vorhersehbar war und somit nicht h&#228;tte vermieden werden k&#246;nnen, ohne &#252;berm&#228;&#223;ige Opfer zu bringen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens ist die Rechtsprechung des Gerichtshofs daher so zu verstehen, dass das Vorliegen eines &#8222;Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt&#8220; wie ein zusammenh&#228;ngender Begriff als Einheit anhand derselben Kriterien zu pr&#252;fen ist, mit denen der Schwerpunkt auf die Angemessenheit der Ma&#223;nahmen gelegt wird, die der Betroffene zu ergreifen hat, um eine Verfristung zu vermeiden, indem im Einzelfall &#252;berpr&#252;ft wird, dass zum einen die Nichteinhaltung von Verfahrensvorschriften unter ungew&#246;hnlichen Umst&#228;nden erfolgt ist, die au&#223;erhalb der Sph&#228;re des Betroffenen liegen, und zum anderen der Betroffene Ma&#223;nahmen ergriffen hat, um die Folgen des ungew&#246;hnlichen Ereignisses zu vermeiden, ohne &#252;berm&#228;&#223;ige Opfer zu bringen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Antwort auf die Frage, was das ungew&#246;hnliche Ereignis sein mag und welche Ma&#223;nahmen zur Vermeidung der negativen Folgen dieses Ereignisses zu treffen sind, h&#228;ngt &#8211; wie es zwingend der Fall ist, wenn eine umfassende Beurteilung der Umst&#228;nde geboten ist &#8211; von den Besonderheiten des Einzelfalls ab.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Grunds&#228;tzlich erlaubt es jedoch die Anwendung dieses relativ flexiblen Ma&#223;stabs, die Waffengleichheit zwischen den Parteien in Situationen sicherzustellen, in denen die strikte Anwendung der Verfahrensfristen eine Ungleichbehandlung der Verfahrensparteien bedeuten w&#252;rde.</p> <p class="C24Titrenumerote4">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Der Rechtsirrtum in dem angefochtenen Beschluss</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dem angefochtenen Beschluss hat das Gericht einen strengeren Ma&#223;stab als den durch die st&#228;ndige Rechtsprechung des Gerichtshofs vorgegebenen angelegt. Das Gericht hat, als es in der vorliegenden Rechtssache einen Zufall oder einen Fall h&#246;herer Gewalt ausgeschlossen hat, gepr&#252;ft, ob die Verfristung durch ein Ereignis verursacht worden ist, das sich nicht h&#228;tte vermeiden lassen(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Tats&#228;chlich hat das Gericht in dem angefochtenen Beschluss die vom Gerichtshof im Urteil Bayer/Kommission entwickelten Kriterien zwar bekr&#228;ftigt, sodann aber befunden, dass ein Zufall oder ein Fall h&#246;herer Gewalt im Sinne von Art.&#160;45 der Satzung nur dann vorliegen k&#246;nne, wenn sich das fragliche Ereignis nicht vermeiden lasse und folglich den entscheidenden Grund daf&#252;r bilde, dass der Betroffene die vorgesehene Frist nicht gewahrt habe (im Folgenden: Unvermeidbarkeitskriterium)(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>). Es hat au&#223;erdem entschieden, dass der langsame Postversand nicht f&#252;r sich allein einen Zufall oder einen Fall h&#246;herer Gewalt darstellen k&#246;nne, sofern nicht weitere besondere Umst&#228;nde hinzuk&#228;men, wie etwa ein Streik, ein Zusammenbruch der Verwaltungst&#228;tigkeit oder eine Naturkatastrophe(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie bereits dargelegt, ist nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs zum einen Voraussetzung, dass die Verfristung durch ungew&#246;hnliche, au&#223;erhalb der Sph&#228;re des Betroffenen liegende Umst&#228;nde verursacht worden ist (objektives Merkmal). Zum anderen muss der Betroffene geeignete Ma&#223;nahmen ergreifen, um sich gegen die Folgen ungew&#246;hnlicher Ereignisse zu wappnen, ohne jedoch verpflichtet zu sein, &#252;berm&#228;&#223;ige Opfer zur Vermeidung einer Verfristung zu bringen. Der Betroffene muss insoweit &#8222;den Ablauf des eingeleiteten Verfahrens&#8220; sorgf&#228;ltig &#252;berwachen und insbesondere dartun, dass er zum Zweck der Einhaltung der vorgesehenen Fristen Sorgfalt hat walten lassen (subjektives Merkmal)(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen ist nicht auch noch erforderlich, dass sich das ungew&#246;hnliche Ereignis nicht h&#228;tte vermeiden lassen. Eine solche zus&#228;tzliche Voraussetzung w&#252;rde den Anwendungsbereich von Art.&#160;45 der Satzung erheblich einschr&#228;nken, so dass er nur Sachverhalte erfasste, bei denen &#8211; wenn auch keine absolute Unm&#246;glichkeit &#8211; so doch praktisch Unm&#246;glichkeit vorliegt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Kommission zutreffend anmerkt, ist der Gerichtshof offenbar mindestens einmal dem vom Gericht in dem angefochtenen Beschluss herangezogenen Ansatz gefolgt, und zwar in seinem Beschluss Faktor B.&#160;i&#160;W. G&#281;sina(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>). In jenem Beschluss hat der Gerichtshof die auf der Grundlage des Unvermeidbarkeitskriteriums basierende Beurteilung des Gerichts, es liege kein Zufall oder Fall h&#246;herer Gewalt vor, best&#228;tigt(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>). Die Frage dort war &#8211; wie in der vorliegenden Rechtssache&#160;&#8211;, ob sich die Kl&#228;gerin auf die erhebliche Verz&#246;gerung beim Postversand (von Polen nach Luxemburg) berufen konnte, um darzutun, dass ein Zufall oder ein Fall h&#246;herer Gewalt im Sinne von Art.&#160;45 der Satzung vorliegt(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jener Beschluss (wie auch der angefochtene Beschluss) weicht offenbar von der auf das Urteil Bayer/Kommission zur&#252;ckgehenden Rechtsprechung ab, soweit der Gerichtshof die vom Gericht vorgenommene Anwendung des Unvermeidbarkeitskriteriums best&#228;tigt hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es sollte nicht vergessen werden, dass die Parteien gem&#228;&#223; Art.&#160;72 der Verfahrensordnung des Gerichts in der Fassung, die f&#252;r die vorliegende Rechtssache gilt, Verfahrensschriftst&#252;cke bei der Kanzlei in Papierform einreichen k&#246;nnen. Die Parteien hatten danach noch diese M&#246;glichkeit &#8211; trotz der Einf&#252;hrung der Anwendung e&#8209;Curia, eines Systems, das es den Parteien erlaubt, Verfahrensschriftst&#252;cke auf elektronischem Weg einzureichen(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die praktischen Durchf&#252;hrungsbestimmungen des Gerichts sowie die praktischen Anweisungen des Gerichtshofs sind in diesem Zusammenhang ebenfalls zu erw&#228;hnen. In diesen Bestimmungen ist speziell vorgesehen, dass eine Partei Schriftst&#252;cke auf dem Postweg senden kann(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>). Diesbez&#252;glich wird darauf hingewiesen, dass, damit eine per Telefax geschickte Kopie f&#252;r die Zwecke der Wahrung einer Frist ber&#252;cksichtigt werden kann, das unterzeichnete Original unverz&#252;glich, unmittelbar nach der &#220;bermittlung per Telefax abzuschicken ist(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vom Gericht angewandte Unvermeidbarkeitskriterium bedeutet indessen, dass eine ungew&#246;hnliche Verz&#246;gerung beim Postversand automatisch nicht in den Anwendungsbereich von Art.&#160;45 der Satzung f&#228;llt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nicht jede Partei ist in der Lage, den Unionsgerichten Verfahrensschriftst&#252;cke pers&#246;nlich zu &#252;berbringen, ohne &#252;berm&#228;&#223;ige Opfer zu bringen. Da die f&#252;r das vorliegende Verfahren einschl&#228;gigen Vorschriften der Verfahrensordnung des Gerichts es den Parteien ausdr&#252;cklich erlauben, Verfahrensschriftst&#252;cke in Papierform zu &#252;bermitteln, w&#252;rde meiner Ansicht nach ein kategorischer Ausschluss von Verz&#246;gerungen beim Postversand zudem im Widerspruch zu der Rechtsprechung des Gerichtshofs und der Verfahrensordnung des Gerichts stehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus diesen Gr&#252;nden halte ich die angefochtene Entscheidung f&#252;r rechtsfehlerhaft.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem dies gekl&#228;rt ist, ist dennoch zu pr&#252;fen, wie das Vorliegen eines Zufalls und eines Falls h&#246;herer Gewalt konkret anhand der in der Rechtsprechung entwickelten Kriterien zu analysieren ist.</p> <p class="C24Titrenumerote4">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Wesen der Beurteilung und die f&#252;r die Pr&#252;fung der Frage, ob der Betroffene mit hinreichender Sorgfalt gehandelt hat, zu ber&#252;cksichtigenden Faktoren</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist nicht einfach, diese Frage auf der Grundlage der Rechtsprechung des Gerichtshofs zu beantworten. Der Grund hierf&#252;r ist, dass die Beurteilung der Umst&#228;nde, auf die sich die Parteien berufen, um das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt auf der Grundlage der sich aus dem Urteil Bayer/Kommission ergebenden Kriterien darzutun, letztlich vom Einzelfall abh&#228;ngt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu beachten ist jedoch, dass das Vorliegen von Umst&#228;nden, die eine Abweichung von den Verfahrensfristen rechtfertigen, auf der Grundlage dessen zu pr&#252;fen ist, was die Parteien, die sich auf Art.&#160;45 der Satzung berufen, vortragen: Nach dieser Vorschrift muss der Betroffene das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt nachweisen. Dementsprechend muss der Betroffene dartun, dass (a) ein ungew&#246;hnliches Ereignis vorlag, das au&#223;erhalb seiner Sph&#228;re lag (objektives Merkmal), und (b) er alle angemessenen Ma&#223;nahmen ergriffen hat, um eine Verfristung zu vermeiden (subjektives Merkmal). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie bereits dargelegt, ist eine ungew&#246;hnliche Verz&#246;gerung beim Postversand nach meinem Verst&#228;ndnis der Rechtsprechung nicht automatisch vom Anwendungsbereich des Art.&#160;45 der Satzung auszuschlie&#223;en. Heutzutage d&#252;rfte man davon ausgehen k&#246;nnen, dass Postsendungen &#8211; zumindest grunds&#228;tzlich &#8211; ihr Ziel innerhalb Europas innerhalb von zehn Tagen erreichen sollten. Tats&#228;chlich kann eine Postlaufzeit, die die in Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung vorgesehenen zehn zus&#228;tzlichen Tage &#252;berschreitet, meiner Ansicht nach als ungew&#246;hnliches (au&#223;erhalb der Sph&#228;re des Betroffenen liegendes) Ereignis angesehen werden(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um das objektive Merkmal (a) zu erf&#252;llen, ist es daher ausreichend, dass der Betroffene dartut, dass die Nichteinhaltung der vorgesehenen Frist durch eine <i>ungew&#246;hnliche</i> Verz&#246;gerung beim Postversand verursacht wurde. In dieser Hinsicht ist es nicht erforderlich, nachzuweisen, dass die Verz&#246;gerung durch ein au&#223;ergew&#246;hnliches Ereignis wie etwa einen Streik, eine Naturkatastrophe oder einen Zusammenbruch der Verwaltungst&#228;tigkeit verursacht wurde(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings zeigt die Erfahrung, dass Postlaufzeiten variieren und gelegentlich (sogar erhebliche) Verz&#246;gerungen beim Postversand vorkommen k&#246;nnen. Daher ist im Rahmen der Feststellung, ob das objektive Merkmal erf&#252;llt ist, geb&#252;hrend zu ber&#252;cksichtigen, ob die Verz&#246;gerung unter den gegebenen Umst&#228;nden ungew&#246;hnlich ist, insbesondere im Hinblick auf Faktoren wie Entfernung, Jahreszeit etc.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn feststeht, dass die Verz&#246;gerung unter den besonderen Umst&#228;nden des Falls ungew&#246;hnlich war, ist zu pr&#252;fen, ob der Betroffene s&#228;mtliche angemessenen Ma&#223;nahmen getroffen hat, um eine Verfristung zu vermeiden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen der Feststellung, ob das subjektive Merkmal (b) vorliegt, spielen mehrere Faktoren eine Rolle.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens ist es wichtig, festzustellen, <i>wann</i> das unterzeichnete Original der Klageschrift bei der Postdienststelle eingeliefert wurde. Daf&#252;r, dass sorgf&#228;ltig gehandelt wurde, spricht meines Erachtens die Einhaltung von Rn.&#160;80 der praktischen Durchf&#252;hrungsbestimmungen des Gerichts, also dass das Original unverz&#252;glich abgeschickt wurde. Das bedeutet, an dem Tag, an dem die Kopie per Telefax abgeschickt wurde, oder sp&#228;testens am darauffolgenden Tag(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens sollte von einer Partei nicht verlangt werden, dass sie die teuersten grenz&#252;berschreitenden Zustelldienste in Anspruch nimmt, die angeboten werden, wenn ein preiswerterer Anbieter grunds&#228;tzlich zu gen&#252;gen scheint, um sicherzustellen, dass die Zustellung des unterzeichneten Originals an die Kanzlei des Gerichts innerhalb der vorgesehenen Zeitr&#228;ume erfolgt(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>). Da Verz&#246;gerungen jedoch vorkommen, muss eine Partei, die sich entschlie&#223;t, ein Verfahrensschriftst&#252;ck auf dem Postweg anstelle mit der Anwendung e&#8209;Curia zu verschicken, meiner Ansicht nach Vorkehrungen treffen, die von einer sorgf&#228;ltigen Person vern&#252;nftigerweise erwartet werden k&#246;nnen. Je nach den Umst&#228;nden (etwa wenn der Diensteanbieter bekannterma&#223;en unzuverl&#228;ssig ist oder wenn die Frist um einen Feiertag herum abl&#228;uft), kann es daher die Sorgfaltspflicht erfordern, dass das unterzeichnete Original per Expresskurier, Eilbrief oder zumindest per Einschreiben versendet wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Enden die Verpflichtungen der Partei hier?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meiner Ansicht nach ist das nicht der Fall. Zwar ist richtig, dass der Absender die tats&#228;chliche Kontrolle &#252;ber die Sendung verliert, sobald sie einem Postdienstleister zum Versand anvertraut wurde. Hervorzuheben ist jedoch, dass mit der Verschickung von Verfahrensschriftst&#252;cken auf dem Postweg Risiken verbunden sind, die mit Verz&#246;gerungen zusammenh&#228;ngen, die eine Partei durch die Nutzung der Anwendung e&#8209;Curia vermeiden k&#246;nnte(<a href="#Footnote38" name="Footref38">38</a>)<i>.</i> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist eine Partei, die die in Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts vorgesehene Option gew&#228;hlt hat, meiner Meinung nach verpflichtet, die Sendung zu verfolgen, damit zumindest der <i>Versuch</i> unternommen wird, zu verhindern, dass sich diese Risiken verwirklichen. In der Tat muss die Partei den &#8222;Ablauf des eingeleiteten Verfahrens&#8220; sorgf&#228;ltig &#252;berwachen und zum Zweck der Einhaltung der vorgesehenen Fristen Sorgfalt walten lassen(<a href="#Footnote39" name="Footref39">39</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aber was bringt diese Verpflichtung in diesem besonderen Kontext konkret mit sich?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist eine Tracking-Nummer erh&#228;ltlich, bedeutet das, dass die Partei die Sendung aufmerksam und regelm&#228;&#223;ig verfolgen muss, bis das Schriftst&#252;ck ordnungsgem&#228;&#223; der Kanzlei des Gerichts zugestellt worden ist. &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist keine Tracking-Nummer erh&#228;ltlich, bedeutet das, dass die Partei (deutlich vor Ablauf der vorgesehenen Frist) Kontakt mit der Kanzlei des Gerichts aufnehmen muss, um sich zu vergewissern, dass das unterzeichnete Original rechtzeitig angekommen ist(<a href="#Footnote40" name="Footref40">40</a>). Zeichnet sich ab, dass sich die Lieferung verz&#246;gert, so kann der Betroffene immer noch versuchen, die vorgesehene Frist einzuhalten, indem er sich aktiv bem&#252;ht, den Verbleib der Sendung ausfindig zu machen, indem er den betreffenden Postdienstleister kontaktiert und &#8211; falls alles andere fehlschl&#228;gt &#8211; der Kanzlei eine Fassung der Klageschrift schickt (oder pers&#246;nlich &#252;berbringt, falls dies angemessen ist), die eine zweite Originalunterschrift tr&#228;gt und das urspr&#252;ngliche fehlgeleitete Original ersetzen soll(<a href="#Footnote41" name="Footref41">41</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Indem der Betroffene diese Ma&#223;nahmen ergreift, kann er dartun, dass er Sorgfalt hat walten lassen, ohne jedoch &#252;berm&#228;&#223;ige Opfer zu bringen. Insoweit ist daher die Frage, ob eine realistische Chance besteht, die vorgesehene Frist einzuhalten, unerheblich.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn eine Partei die in Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts vorgesehene Option gew&#228;hlt hat, muss sie demzufolge, um von der Ausschlusswirkung der Versp&#228;tung nach Art.&#160;45 der Satzung ausgenommen zu werden, dartun, dass sie Sorgfalt hat walten lassen, indem sie alle angemessenen Ma&#223;nahmen zur Vermeidung der Verfristung ergriffen hat. Sie muss demnach dartun, dass das unterzeichnete Original unverz&#252;glich nach &#220;bermittlung der Kopie per Telefax geschickt wurde, dass das Original mit einem Postdienst verschickt wurde, der zu gen&#252;gen schien, um die Zustellung des unterzeichneten Originals der Klageschrift an die Kanzlei des Gerichts innerhalb der vorgesehenen Frist zu gew&#228;hrleisten, und dass sie den Ablauf des Postversands aufmerksam &#252;berwacht und sich in den F&#228;llen, in denen sich bei der &#220;berwachung eine Verz&#246;gerung zeigte, bem&#252;ht hat, die vorgesehene Frist einzuhalten.</p> <p class="C24Titrenumerote4">d)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zwischenergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dem angefochtenen Beschluss hat das Gericht in einem ersten Schritt befunden, dass eine Partei von der Ausschlusswirkung der Versp&#228;tung nur dann ausgenommen werden kann, wenn die Verfristung durch ein Ereignis verursacht wurde, das sich nicht h&#228;tte vermeiden lassen. Damit hat das Gericht einen Rechtsfehler begangen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Rechtsfehler kann jedoch vorliegend nicht zur Aufhebung des angefochtenen Beschlusses f&#252;hren. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung ist zu beachten, dass eine Verletzung des Unionsrechts in einer Entscheidung des Gerichts, wenn zwar deren Gr&#252;nde eine solche Verletzung enthalten, die Entscheidungsformel sich aber aus anderen Rechtsgr&#252;nden als richtig erweist, nicht zur Aufhebung dieser Entscheidung f&#252;hren kann und die Begr&#252;ndung durch eine andere zu ersetzen ist(<a href="#Footnote42" name="Footref42">42</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das Gericht in einem zweiten Schritt die Ma&#223;nahmen gepr&#252;ft hat, die RF zur Vermeidung der Verfristung ergriffen hatte, beeintr&#228;chtigt der festgestellte Rechtsfehler die Entscheidungsformel des angefochtenen Beschlusses nicht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem angefochtenen Beschluss ist zu entnehmen, dass RF das unterzeichnete Original unverz&#252;glich nach der &#220;bermittlung der Kopie des Originals per Telefax an das Gericht geschickt hat (noch am selben Tag), und zwar per Einschreiben und unter Inanspruchnahme eines Dienstes, der zu gen&#252;gen schien, um eine rechtzeitige Zustellung zu gew&#228;hrleisten. RF hat jedoch keine weiteren Informationen bereitgestellt, um zu zeigen, dass sie sich bem&#252;ht hat, den Ablauf des Postversands zu &#252;berwachen, und Ma&#223;nahmen zur Vermeidung der Verfristung ergriffen hat, sobald sich die Verz&#246;gerung abzeichnete(<a href="#Footnote43" name="Footref43">43</a>). Mit anderen Worten hat das Gericht dennoch zutreffend befunden, dass RF nicht dargetan hat, dass sie zum Zweck der Einhaltung der vorgesehenen Fristen Sorgfalt hat walten lassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher bin ich der Auffassung, dass das Argument, das Gericht habe durch eine falsche Auslegung von Art.&#160;45 der Satzung unzutreffend festgestellt, RF habe das Vorliegen eines Zufalls oder eines Falls h&#246;herer Gewalt nicht dargetan, unter Ersetzung der Begr&#252;ndung durch eine andere zur&#252;ckzuweisen ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich sind der erste und der zweite Rechtsmittelgrund als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum dritten Rechtsmittelgrund</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;RF macht geltend, das Gericht habe unzutreffend festgestellt, dass sie das Vorliegen eines Zufalls im Sinne von Art.&#160;45 der Satzung nicht nachgewiesen habe. RF tr&#228;gt vor, sie habe das Vorliegen eines Zufalls nachgewiesen: F&#252;r den Zufall habe sie nicht nur mehr Beweise als erforderlich vorgelegt, sondern auch alle ihr &#252;berhaupt zug&#228;nglichen Beweise beigebracht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission macht geltend, die von der Rechtsmittelf&#252;hrerin vorgetragenen Argumente bez&#246;gen sich auf Tatsachenfeststellungen und seien als unzul&#228;ssig zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich stimme der Kommission zu. Mit diesem Rechtsmittelgrund werden im Wesentlichen die bereits mit dem ersten Rechtsmittelgrund vorgebrachten Argumente wiederholt, allerdings allein unter dem Aspekt der tats&#228;chlichen Umst&#228;nde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bekannterma&#223;en liegt nach Art.&#160;58 der Satzung und Art.&#160;256 AEUV die ausschlie&#223;liche Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Feststellung der Tatsachen und deren W&#252;rdigung beim Gericht. Rechtsmittel zum Gerichtshof k&#246;nnen somit nur Rechtsfragen betreffen. Der Gerichtshof ist somit zur Kontrolle der rechtlichen Qualifizierung der betreffenden Tatsachen und der vom Gericht daraus gezogenen rechtlichen Konsequenzen befugt(<a href="#Footnote44" name="Footref44">44</a>). Eine erneute W&#252;rdigung der Tatsachen oder der Beweise ist jedoch keine Rechtsfrage, die der Kontrolle durch den Gerichtshof unterliegt. Anders verh&#228;lt es sich nur, wenn die dem Gericht vorgelegten Tatsachen oder beigebrachten Beweise verf&#228;lscht werden; in einem solchen Fall muss die behauptete Verf&#228;lschung aus den Akten der Rechtssache hervorgehen(<a href="#Footnote45" name="Footref45">45</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem dritten Rechtsmittelgrund w&#252;nscht RF eindeutig eine neue W&#252;rdigung der dem Gericht vorgelegten Tatsachen und beigebrachten Beweise, ohne zu behaupten, dass diese verf&#228;lscht seien. Daher ist der dritte Rechtsmittelgrund als unzul&#228;ssig zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C23Titrenumerote3">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zum vierten Rechtsmittelgrund</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point83">83.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;RF macht geltend, das Gericht habe mit dem angefochtenen Beschluss gegen Art.&#160;1, Art.&#160;6 Abs.&#160;1 und Art.&#160;14 der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) versto&#223;en. Nach ihrer Ansicht bewirkt die vom Gericht vorgenommene Auslegung von Art.&#160;45 der Satzung, dass der Zugang zu den Unionsgerichten f&#252;r eine Partei, deren (Wohn&#8209;)Sitz vom Sitz dieser Gerichte weit entfernt sei, erschwert werde. Die vom Gericht vorgenommene enge Auslegung dieser Bestimmung stelle au&#223;erdem eine Diskriminierung der Verfahrensparteien aufgrund ihres Wohnsitzes dar.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point84">84.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission tr&#228;gt in erster Linie vor, dieser Rechtsmittelgrund sei unzul&#228;ssig. Der Grund hierf&#252;r sei, dass RF sich auf die in der EMRK niedergelegten Rechte und nicht auf die Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta) beziehe, und dass die Argumente von RF unklar seien. Jedenfalls sei er unbegr&#252;ndet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point85">85.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin hat in ihrer Erwiderung klargestellt, dass mit diesem Rechtsmittelgrund ein Versto&#223; gegen die Pr&#228;ambel sowie gegen Art.&#160;20, 21 und 47 der Charta ger&#252;gt werde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point86">86.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das reicht indessen nicht aus. Ein Rechtsmittel muss die beanstandeten Teile des Urteils, dessen Aufhebung beantragt wird, sowie die rechtlichen Argumente, die diesen Antrag speziell st&#252;tzen, genau bezeichnen(<a href="#Footnote46" name="Footref46">46</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point87">87.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich verstehe diesen Rechtsmittelgrund so, dass damit haupts&#228;chlich ger&#252;gt wird, dass die vom Gericht vorgenommene Auslegung von Art.&#160;45 der Satzung eine Partei wie RF diskriminiere, also eine Partei, die ihren (Wohn&#8209;)Sitz nicht in der N&#228;he der Unionsgerichte hat. Der Grund hierf&#252;r sei, dass nach dem angefochtenen Beschluss eine Partei, die die in Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts niedergelegte Option in Anspruch nehmen m&#246;chte, also eine Kombination aus Telefax und Briefpost nutzen m&#246;chte, um Verfahrensschriftst&#252;cke beim Gericht einzureichen, sich nicht auf eine ungew&#246;hnliche Verz&#246;gerung beim Postversand berufen k&#246;nne, um die Nichteinhaltung der vorgesehenen Frist zu rechtfertigen. Um sicher zu sein, dass keine Verfristung eintrete, k&#246;nne RF daher die in Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts vorgesehene Option nicht nutzen. Stattdessen m&#252;sse sie die Klageschrift auf dem Postweg deutlich vor Ablauf der vorgesehenen Frist von zwei Monaten (zuz&#252;glich der in Art.&#160;60 der Verfahrensordnung des Gerichts vorgesehenen Entfernungsfrist von zehn Tagen) versenden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point88">88.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich habe Verst&#228;ndnis f&#252;r das Argument von RF. Dennoch kann ich mich der Tatsache nicht verschlie&#223;en, dass dieser Rechtsmittelgrund in der Rechtsmittelschrift nicht hinreichend entwickelt wird und allgemein formuliert ist, ohne die rechtlichen Argumente schl&#252;ssig darzulegen, die die Grundlage f&#252;r die R&#252;gen bilden. Dem Vorbringen fehlt es schlicht an Pr&#228;zision.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point89">89.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da es nicht Aufgabe des Gerichtshofs ist, die Argumente der Rechtsmittelf&#252;hrerin zu entwickeln oder zu erg&#228;nzen, damit ein Urteil in der Sache ergehen kann, empfehle ich dem Gerichtshof, diesen Rechtsmittelgrund f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren. Insbesondere hat es RF vers&#228;umt, eine rechtlich relevante Vergleichsgruppe im Hinblick auf die Diskriminierung aufzuzeigen, die der angefochtene Beschluss angeblich darstellt, und darzulegen, wie die Rechtsmittelschrift dahin ausgelegt werden kann, dass damit ein Versto&#223; gegen das Recht auf Zugang zu den Gerichten im Sinne von Art.&#160;47 der Charta ger&#252;gt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point90">90.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der vierte Rechtsmittelgrund als unzul&#228;ssig zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Folgen der W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point91">91.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich bin zu dem Ergebnis gelangt, dass das Gericht im Rahmen seiner Feststellung, es sei nicht dargetan worden, dass ein Zufall oder ein Fall h&#246;herer Gewalt im Sinne von Art.&#160;45 der Satzung vorliege, fehlerhafte Kriterien angewandt hat. Dennoch bin ich aus den oben dargelegten Gr&#252;nden der Auffassung, dass der Rechtsfehler keinen Anlass dazu gibt, den angefochtenen Beschluss aufzuheben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point92">92.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Rechtsmittel ist somit insgesamt zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point93">93.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;138 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs ist die unterliegende Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point94">94.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sollte der Gerichtshof meiner Beurteilung des Rechtsmittels folgen, w&#228;re nach den Art.&#160;137, 138 und 184 der Verfahrensordnung RF zur Tragung der Kosten des vorliegenden Verfahrens in beiden Rechtsz&#252;gen zu verurteilen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">VI.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point95">95.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts der vorstehenden Erw&#228;gungen schlage ich dem Gerichtshof vor, wie folgt zu entscheiden:</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Rechtsmittel wird zur&#252;ckgewiesen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;RF tr&#228;gt die Kosten.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Englisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss vom 13.&#160;September 2017, RF/Kommission (T&#8209;880/16, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:647).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2015, L&#160;105, S.&#160;1. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2015, L&#160;152, S.&#160;1.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2014, L&#160;31, S.&#160;1. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;6 bis 11 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;12 und 14 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;15 bis 17 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;18 und 19 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;20 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss des Gerichtshofs vom 30.&#160;September 2014, Faktor B.&#160;i&#160;W. G&#281;sina/Kommission (C&#8209;138/14&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2014:2256).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd., Rn.&#160;20 bis 25.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;22 bis 27 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Bestimmung sieht vor: &#8222;Ist das Gericht f&#252;r die Entscheidung &#252;ber eine Klage offensichtlich unzust&#228;ndig oder ist eine Klage offensichtlich unzul&#228;ssig oder fehlt ihr offensichtlich jede rechtliche Grundlage, so kann es auf Vorschlag des Berichterstatters jederzeit die Entscheidung treffen, durch mit Gr&#252;nden versehenen Beschluss zu entscheiden, ohne das Verfahren fortzusetzen.&#8220; </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteile vom 11.&#160;Juli 1968, Schwarzwaldmilch (4/68, EU:C:1968:41, 562, 574&#160;f.), vom 17.&#160;Dezember 1970, Internationale Handelsgesellschaft (11/70, EU:C:1970:114, Rn.&#160;24), und vom 30.&#160;Januar 1974, Kampffmeyer (158/73, EU:C:1974:8, Rn.&#160;8). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 9.&#160;Februar 1984, Acciaierie e Ferriere Busseni/Kommission (284/82, EU:C:1984:47).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 9.&#160;Februar 1984, Acciaierie e Ferriere Busseni/Kommission (284/82, EU:C:1984:47, Rn.&#160;11), vom 30.&#160;Mai 1984, Ferriera Vittoria/Kommission (224/83, EU:C:1984:208, Rn.&#160;13), und vom 12.&#160;Juli 1984, Ferriera Valsabbia/Kommission (209/83, EU:C:1984:274, Rn.&#160;21).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 15.&#160;Dezember 1994, Bayer/Kommission (C&#8209;195/91&#160;P, EU:C:1994:412). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So bereits Generalanwalt Capotorti im Hinblick auf den Begriff der h&#246;heren Gewalt. Vgl. Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Capotorti in der Rechtssache Milch&#8209;, Fett- und Eierkontor (42/79, EU:C:1979:259, 3718, 3723) und in den verbundenen Rechtssachen Ferriera Valsabbia u.&#160;a./Kommission (154/78, 205/78, 206/78, 226/78 bis 228/78, 263/78, 264/78, 31/79, 39/79, 83/79 und 85/79, EU:C:1979:275, 1035, 1067).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere Urteile vom 15.&#160;Dezember 1994, Bayer/Kommission (C&#8209;195/91&#160;P, EU:C:1994:412, Rn.&#160;32), und vom 22.&#160;September 2011, Bell &amp; Ross/HABM (C&#8209;426/10&#160;P, EU:C:2011:612, Rn.&#160;48). Vgl. auch Urteil vom 23.&#160;April 2013, Gbagbo u.&#160;a./Rat (C&#8209;478/11&#160;P bis C&#8209;482/11&#160;P, EU:C:2013:258, Rn.&#160;72), und Beschluss vom 8.&#160;November 2007, Belgien/Kommission (C&#8209;242/07&#160;P, EU:C:2007:672, Rn.&#160;17).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Offenbar stuft der Gerichtshof Krieg als &#8222;h&#246;here Gewalt&#8220; ein und nicht als &#8222;Zufall&#8220;. Vgl. in diesem Sinne Urteil vom 23.&#160;April 2013, Gbagbo u.&#160;a./Rat (C&#8209;478/11&#160;P bis C&#8209;482/11&#160;P, EU:C:2013:258, Rn.&#160;72).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 23.&#160;April 2013, Gbagbo u.&#160;a./Rat (C&#8209;478/11&#160;P bis C&#8209;482/11&#160;P, EU:C:2013:258, Rn.&#160;71 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Vgl. auch Beschluss vom 7.&#160;Mai 1998, Irland/Kommission (C&#8209;239/97, EU:C:1998:213, Rn.&#160;7 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 14.&#160;Dezember 2016, SV Capital/EBA (C&#8209;577/15&#160;P, EU:C:2016:947, Rn.&#160;56 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), und vom 22.&#160;September 2011 (Bell &amp; Ross/HABM, C&#8209;426/10&#160;P, EU:C:2011:612, Rn.&#160;43 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;25 bis 27 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;19 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;21 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 15.&#160;Dezember 1994, Bayer/Kommission (C&#8209;195/91&#160;P, EU:C:1994:412, Rn.&#160;32).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss des Gerichtshofs vom 30.&#160;September 2014, Faktor B.&#160;i&#160;W. G&#281;sina/Kommission (C&#8209;138/14&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2014:2256).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd., Rn.&#160;19 und 20.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd., Rn.&#160;10 und 11.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;74 der Verfahrensordnung des Gerichts und Beschluss des Gerichts vom 14.&#160;September 2011 &#252;ber die Einreichung und die Zustellung von Verfahrensschriftst&#252;cken im Wege der Anwendung e&#8209;Curia (ABl.&#160;2011, C&#160;289, S.&#160;9). Seit dem 1.&#160;Dezember 2018 ist der Gebrauch der Anwendung e&#8209;Curia in Verfahren vor dem Gericht zwingend vorgeschrieben.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. insbesondere Rn.&#160;79 bis 81 der praktischen Durchf&#252;hrungsbestimmungen des Gerichts und Nrn.&#160;42 und 43 der praktischen Anweisungen des Gerichtshofs.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r ausschlie&#223;lich auf dem Postweg eingereichte Schriftst&#252;cke empfiehlt der Gerichtshof eine Versendung per Eilbrief oder Einschreiben. Eine solche Empfehlung wird nicht abgegeben f&#252;r Parteien, die nach Art.&#160;73 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts Telefax oder E&#8209;Mail verwenden m&#246;chten.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem Anhang der Richtlinie 97/67/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 15.&#160;Dezember 1997 &#252;ber gemeinsame Vorschriften f&#252;r die Entwicklung des Binnenmarktes der Postdienste der Gemeinschaft und die Verbesserung der Dienstequalit&#228;t (ABl.&#160;<i>1998, L&#160;15, S.&#160;14) ist zu entnehmen, dass</i> 97&#160;% der grenz&#252;berschreitenden Post innerhalb von f&#252;nf Tagen ab der Einlieferung zuzustellen ist.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Rn.&#160;27 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#196;hnlich Beschl&#252;sse vom 7.&#160;Mai 1998, Irland/Kommission (C&#8209;239/97, EU:C:1998:213, Rn.&#160;9), und vom 18.&#160;Januar 2005, Zuazaga Meabe/HABM (C&#8209;325/03&#160;P, EU:C:2005:28, Rn.&#160;26).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. in diesem Sinne Urteil vom 14.&#160;Januar 2015, Abdulrahim/Rat und Kommission (T&#8209;127/09&#160;RENV, EU:T:2015:4, Rn.&#160;47), und vom 21.&#160;Juni 2017, City Train/EUIPO (CityTrain) (T&#8209;699/15, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:409, Rn.&#160;15).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref38" name="Footnote38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei Verwendung der Anwendung e&#8209;Curia<i/>erh&#228;lt der Absender unverz&#252;glich eine Empfangsbest&#228;tigung, wenn die Schriftst&#252;cke<i/>den Unionsgerichten ordnungsgem&#228;&#223; &#252;bermittelt worden sind.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref39" name="Footnote39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere Urteile vom 15.&#160;Dezember 1994, Bayer/Kommission, C&#8209;195/91&#160;P, EU:C:1994:412, Rn.&#160;32), und vom 22.&#160;September 2011, Bell &amp; Ross/HABM (C&#8209;426/10&#160;P, EU:C:2011:612, Rn.&#160;48). Vgl. auch Beschluss vom 8.&#160;November 2007, Belgien/Kommission (C&#8209;242/07&#160;P, EU:C:2007:672, Rn.&#160;17).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref40" name="Footnote40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r eine andere Auffassung vgl. Urteil vom 14.&#160;Januar 2015, Abdulrahim/Rat und Kommission (T&#8209;127/09&#160;RENV, EU:T:2015:4, Rn.&#160;50).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref41" name="Footnote41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#196;hnlich Urteil vom 14.&#160;Januar 2015, Abdulrahim/Rat und Kommission (T&#8209;127/09&#160;RENV, EU:T:2015:4, Rn.&#160;52).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref42" name="Footnote42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. unter vielen anderen Urteil vom 26.&#160;Januar 2017, Zucchetti Rubinetteria/Kommission (C&#8209;618/13&#160;P, EU:C:2017:48, Rn.&#160;49 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref43" name="Footnote43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;26 des angefochtenen Beschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref44" name="Footnote44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 25.&#160;Juli 2018, Kommission/Spanien u.&#160;a.<i/>(C&#8209;128/16&#160;P, EU:C:2018:591, Rn.&#160;31 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref45" name="Footnote45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. beispielsweise Urteil vom 6.&#160;September 2018, Klein/Kommission (C&#8209;346/17&#160;P, EU:C:2018:679, Rn.&#160;124 bis 126 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref46" name="Footnote46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 20.&#160;September 2018, Agria Polska u.&#160;a./Kommission (C&#8209;373/17&#160;P, EU:C:2018:756, Rn.&#160;33 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p>
175,025
eugh-2019-01-24-c-63417
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-634/17
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:49
2019-01-31T19:20:49
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:61
<p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DES GENERALANWALTS</p> <p class="C36Centre">HENRIK SAUGMANDSGAARD &#216;E</p> <p class="C36Centre">vom 24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>634/17</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>ReFood GmbH &amp; Co. KG</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Landwirtschaftskammer Niedersachsen</b> </p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Verwaltungsgerichts Oldenburg [Deutschland])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Umwelt &#8211; Verbringung von Abf&#228;llen innerhalb der Union &#8211; Geltungsbereich der Verordnung (EG) Nr.&#160;1013/2006 &#8211; Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d &#8211; Anwendungsbereich der Verordnung (EG) Nr.&#160;1069/2009 &#8211; Verbringung tierischer Nebenprodukte&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor dem Hintergrund der Frage der Rechtm&#228;&#223;igkeit einer Verbringung tierischer Nebenprodukte von den Niederlanden nach Deutschland geben die Vorlagefragen des Verwaltungsgerichts Oldenburg (Deutschland) dem Gerichtshof die Gelegenheit, erstmals Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung (EG) Nr.&#160;1013/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 14.&#160;Juni 2006 &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) auszulegen, wonach diese Verordnung nicht f&#252;r &#8222;Verbringungen, die unter die Zulassungsanforderungen der Verordnung (EG) Nr.&#160;1774/2002[(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>)] fallen&#8220;, gilt, und damit den Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 einzugrenzen(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorliegende Vorabentscheidungsersuchen wirft nicht nur heikle Fragen des Zusammenspiels sekund&#228;rrechtlicher Vorschriften auf, sondern veranlasst den Gerichtshof trotz einer gewissen technischen Pr&#228;gung auch dazu, wichtige Klarstellungen im Bereich der Verbringung von Abf&#228;llen und insbesondere der Verbringung tierischer Nebenprodukte vorzunehmen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So wird sich die Antwort des Gerichtshofs ganz konkret auf die Formalit&#228;ten auswirken, die bei der Verbringung tierischer Nebenprodukte der Kategorie 3 innerhalb der Europ&#228;ischen Union einzuhalten sind. Dabei handelt es sich um eine Frage von grundlegender Bedeutung im Hinblick auf die umwelt- und gesundheitspolitischen Herausforderungen, die sich im Umgang mit Abf&#228;llen und Nebenprodukten insbesondere tierischen Ursprungs stellen(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den vorlegenden Schlussantr&#228;gen werde ich darlegen, weshalb Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 meines Erachtens dahin ausgelegt werden sollte, dass die Verbringung der in Rede stehenden tierischen Nebenprodukte der Kategorie 3, soweit nichts anderes bestimmt ist, in den Anwendungsbereich der Verordnung (EG) Nr.&#160;1069/2009(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>) und nicht in den Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 f&#228;llt.</p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Verordnung Nr.&#160;1013/2006</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 11 und 12 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 lauten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(11)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Redundanz mit der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002&#160;&#8230;, die bereits Bestimmungen zur gesamten Sendung, Kanalisierung und Verbringung (Einsammlung, Bef&#246;rderung, Behandlung, Verarbeitung, Nutzung, Verwertung oder Beseitigung, Aufzeichnungen, Begleitpapiere und R&#252;ckverfolgbarkeit) von tierischen Nebenprodukten in der, in die und aus der Gemeinschaft enth&#228;lt, muss vermieden werden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(12)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission sollte bis zum Zeitpunkt des Inkrafttretens dieser Verordnung &#252;ber das Verh&#228;ltnis zwischen bestehenden sektoriellen Regelungen f&#252;r die Gesundheit von Tier und Mensch und den Bestimmungen dieser Verordnung Bericht erstatten und bis zu diesem Zeitpunkt alle erforderlichen Vorschl&#228;ge zur Anpassung dieser Regelungen an diese Verordnung vorlegen, um ein gleichwertiges Kontrollniveau zu erreichen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;1 Abs.&#160;3 dieser Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Verordnung gilt nicht f&#252;r</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">d)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verbringungen, die unter die Zulassungsanforderungen der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 fallen;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;3 Abs.&#160;1 der Verordnung unterliegen Verbringungen von zur Beseitigung bestimmten Abf&#228;llen und von zur Verwertung bestimmten Abf&#228;llen &#8211; im Fall Letzterer insbesondere, wenn es sich um Abf&#228;lle handelt, die in der Gelben Liste(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>) aufgef&#252;hrt werden &#8211; dem in der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 vorgesehenen Verfahren der vorherigen schriftlichen Notifizierung und Zustimmung. Gem&#228;&#223; Art.&#160;3 Abs.&#160;2 dieser Verordnung gelten die in Art.&#160;18 der Verordnung genannten Informationspflichten, sofern die Verbringung ein Gemisch von mehr als 20&#160;kg bestimmter Abf&#228;lle oder bestimmter kontaminierter Abf&#228;lle betrifft.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Richtlinie 2008/98</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 12 und 13 der Richtlinie 2008/98 lauten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(12)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 &#8230; sieht unter anderem verh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Kontrollen bez&#252;glich der Abholung und Sammlung, Bef&#246;rderung, Verarbeitung, Verwendung und Beseitigung aller tierischen Nebenprodukte einschlie&#223;lich Abfalls tierischen Ursprungs vor und verhindert, dass dieser ein Risiko f&#252;r die Gesundheit von Mensch und Tier darstellt. Deshalb ist es notwendig, die Verkn&#252;pfung mit dieser Verordnung klarzustellen und Doppelregelungen zu vermeiden, indem tierische Nebenprodukte vom Geltungsbereich dieser Richtlinie ausgeschlossen werden, soweit sie f&#252;r Verwendungen vorgesehen sind, die nicht als Abfallbewirtschaftung angesehen werden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(13)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor dem Hintergrund der mit der Anwendung der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 gewonnenen Erfahrungen ist es angebracht, den Anwendungsbereich des Abfallrechts und seiner Vorschriften f&#252;r gef&#228;hrliche Abf&#228;lle bez&#252;glich tierischer Nebenprodukte im Sinne der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 klarzustellen. Soweit tierische Nebenprodukte potenzielle Gesundheitsrisiken darstellen, ist die Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 das geeignete Rechtsinstrument, um auf diese Risiken einzugehen; unn&#246;tige &#220;berschneidungen mit der Abfallgesetzgebung sollten vermieden werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;2 Abs.&#160;2 dieser Richtlinie hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Folgendes ist aus dem Anwendungsbereich dieser Richtlinie ausgeschlossen, soweit es bereits von anderen gemeinschaftlichen Rechtsvorschriften abgedeckt ist:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;tierische Nebenprodukte einschlie&#223;lich verarbeitete Erzeugnisse, die unter die Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 fallen, mit Ausnahme derjenigen, die zur Verbrennung, Lagerung auf einer Deponie oder Verwendung in einer Biogas- oder Kompostieranlage bestimmt sind;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C22Titrenumerote2">C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Verordnung Nr.&#160;1069/2009</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 5, 6, 57 und 58 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 lauten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Hygienevorschriften der Gemeinschaft bez&#252;glich der Sammlung, des Transports, der Handhabung, der Behandlung, der Umwandlung, der Verarbeitung, der Lagerung, des Inverkehrbringens, des Vertriebs, der Verwendung und der Beseitigung tierischer Nebenprodukte sollten in einem koh&#228;renten und umfassenden Rahmen festgelegt werden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(6)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese allgemeinen Vorschriften sollten dem Risiko f&#252;r die Gesundheit von Mensch und Tier angemessen sein, das tierische Nebenprodukte, wenn sie w&#228;hrend ihres Lebenszyklus von der Sammlung bis zu ihrer Verwendung oder Beseitigung von den Unternehmen behandelt werden, bergen. In den Vorschriften sollten die dabei entstehenden Risiken f&#252;r die Umwelt ebenfalls Ber&#252;cksichtigung finden. Der gemeinschaftliche Rechtsrahmen sollte gegebenenfalls Vorschriften &#252;ber das Inverkehrbringen einschlie&#223;lich der Einfuhr tierischer Nebenprodukte sowie des innergemeinschaftlichen Handels mit diesen enthalten.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(57)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit die Koh&#228;renz der Gemeinschaftsvorschriften sichergestellt wird, ist es erforderlich, das Zusammenspiel zwischen den Vorschriften dieser Verordnung und den Gemeinschaftsvorschriften &#252;ber Abf&#228;lle zu kl&#228;ren. Insbesondere sollte die Koh&#228;renz mit dem Verbot der Ausfuhr von Abf&#228;llen gew&#228;hrleistet werden, das in der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1013/2006 &#8230; festgelegt ist. Damit m&#246;glicherweise nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt vermieden werden, sollte die Ausfuhr von tierischen Nebenprodukten und entsprechenden Folgeprodukten verboten werden, die durch Verbrennung oder Deponierung beseitigt werden sollen. Die Ausfuhr tierischer Nebenprodukte und ihrer Folgeprodukte sollte auch ausgeschlossen werden, wenn das Ziel darin besteht, sie in einer Biogas- oder Kompostieranlage in Drittl&#228;nder[n] zu verwenden, die nicht Mitglied der OECD sind; dadurch sollten m&#246;glicherweise nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt und Risiken f&#252;r die Gesundheit von Mensch und Tier vermieden werden. Bei der Anwendung der Vorschriften, die vom Ausfuhrverbot abweichen, ist die Kommission verpflichtet, dem Basler &#220;bereinkommen &#8230; und dem entsprechenden Ab&#228;nderungsbeschluss III/1 der Konferenz der Vertragsparteien uneingeschr&#228;nkt Rechnung zu tragen; diese wurden im Namen der Gemeinschaft mit dem Beschluss 97/640/EWG des Rates[(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>)] best&#228;tigt und mit der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1013/2006 durchgef&#252;hrt.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(58)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner sollte gew&#228;hrleistet werden, dass tierische Nebenprodukte, die mit gef&#228;hrlichen Abf&#228;llen gem&#228;&#223; der Entscheidung 2000/532/EG der Kommission vom 3.&#160;Mai 2000 zur Ersetzung der Entscheidung 94/3/EG &#252;ber ein Abfallverzeichnis gem&#228;&#223; Artikel&#160;1 Buchstabe&#160;a der Richtlinie 75/442/EWG des Rates &#252;ber Abf&#228;lle und der Entscheidung 94/904/EG des Rates &#252;ber ein Verzeichnis gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle im Sinne von Artikel&#160;1 Absatz&#160;4 der Richtlinie 91/689/EWG &#252;ber gef&#228;hrliche Abf&#228;lle[(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>)] vermischt oder kontaminiert sind, nur gem&#228;&#223; der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1013/2006 eingef&#252;hrt, ausgef&#252;hrt oder zwischen den Mitgliedstaaten versandt werden. Auch ist es erforderlich, Vorschriften &#252;ber die Versendung solchen Materials innerhalb eines Mitgliedstaats festzulegen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 Abs.&#160;2 dieser Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Verordnung gilt nicht f&#252;r folgende tierische Nebenprodukte:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">g)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;K&#252;chen- und Speiseabf&#228;lle, es sei denn,</p> <p class="C11Marge1avecretrait">&#8230;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">iii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;sie sind zur Drucksterilisation oder zur Verarbeitung mittels Methoden gem&#228;&#223; Artikel&#160;15 Absatz&#160;1 Unterabsatz&#160;1 Buchstabe&#160;b oder zur Umwandlung in Biogas oder zur Kompostierung bestimmt;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;8 der Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Material der Kategorie 1 umfasst folgende tierische Nebenprodukte:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">f)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;K&#252;chenabf&#228;lle von international eingesetzten Verkehrsmitteln;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;10 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 gilt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Material der Kategorie 3 umfasst folgende tierische Nebenprodukte:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">p)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;andere K&#252;chen- und Speiseabf&#228;lle als die in Artikel&#160;8 Buchstabe&#160;f genannten.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;48 Abs.&#160;1 bis 6 dieser Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beabsichtigt ein Unternehmer, Material der Kategorie 1, Material der Kategorie 2 und Fleisch- und Knochenmehl oder aus Material der Kategorie 1 oder 2 gewonnenes tierisches Fett in einen anderen Mitgliedstaat zu versenden, informiert er die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Ursprungsmitgliedstaats und die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Bestimmungsmitgliedstaats dar&#252;ber.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Bestimmungsmitgliedstaats entscheidet auf Antrag des Unternehmers innerhalb eines festgesetzten Zeitraums dar&#252;ber,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ob sie den Erhalt der Sendung verweigert,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Sendung bedingungslos annimmt oder</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Empfang der Sendung folgenden Bedingungen unterwirft:</p> <p class="C11Marge1avecretrait">i)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;[F]alls die Folgeprodukte noch nicht drucksterilisiert wurden, muss es/m&#252;ssen sie dieser Behandlung unterzogen werden[,] oder</p> <p class="C11Marge1avecretrait">ii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die tierischen Nebenprodukte oder ihre Folgeprodukte muss/m&#252;ssen die Bedingungen f&#252;r die Versendung erf&#252;llen, die zum Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier gerechtfertigt sind, damit sichergestellt ist, dass tierische Nebenprodukte und ihre Folgeprodukte gem&#228;&#223; dieser Verordnung gehandhabt werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Formate f&#252;r Antr&#228;ge auf Zulassung f&#252;r Unternehmer gem&#228;&#223; Absatz&#160;1 k&#246;nnen nach dem in Artikel&#160;52 Absatz&#160;3 genannten Regelungsverfahren mit Kontrolle angenommen werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Ursprungsmitgliedstaats informiert die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Bestimmungsmitgliedstaats &#252;ber das TRACES-System gem&#228;&#223; der Entscheidung 2004/292/EG [der Kommission vom 30.&#160;M&#228;rz 2004 zur Einf&#252;hrung des TRACES-Systems und zur &#196;nderung der Entscheidung 92/486/EWG(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>)] &#252;ber jede in den Bestimmungsmitgliedstaat versandte Sendung mit</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;tierischen Nebenprodukten oder ihren Folgeprodukten gem&#228;&#223; Absatz&#160;1,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;verarbeitetem tierischem Eiwei&#223;, das aus Material der Kategorie 3 gewonnen wurde.</p> <p class="C02AlineaAltA">Sobald die Versendung der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde des Bestimmungsmitgliedstaats gemeldet wird, informiert diese die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Ursprungsmitgliedstaats &#252;ber das TRACES-System &#252;ber die Ankunft der einzelnen Sendungen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Material der Kategorien 1 und 2, Fleisch- und Knochenmehl sowie tierisches Fett gem&#228;&#223; Absatz&#160;1 werden unmittelbar zu dem vorgesehenen Betrieb oder der vorgesehenen Anlage transportiert, die gem&#228;&#223; den Artikeln&#160;23, 24 und 44 registriert oder zugelassen wurde, oder &#8211; bei G&#252;lle &#8211; zu dem vorgesehenen landwirtschaftlichen Betrieb.</p> <p class="C02AlineaAltA">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Werden tierische Nebenprodukte oder ihre Folgeprodukte &#252;ber das Hoheitsgebiet eines Drittlands in einen anderen Mitgliedstaat versandt, sind daf&#252;r Sendungen zu verwenden, die im Ursprungsmitgliedstaat verplombt wurden, und es ist eine Gesundheitsbescheinigung mitzuf&#252;hren.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die versiegelten Sendungen d&#252;rfen nur &#252;ber eine Grenzkontrollstelle gem&#228;&#223; Artikel&#160;6 der Richtlinie 89/662/EWG [des Rates vom 11.&#160;Dezember 1989 zur Regelung der veterin&#228;rrechtlichen Kontrollen im innergemeinschaftlichen Handel im Hinblick auf den gemeinsamen Binnenmarkt(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>)] erneut in die Gemeinschaft verbracht werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">(6)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abweichend von den Abs&#228;tzen&#160;1 bis 5 d&#252;rfen die dort aufgef&#252;hrten tierischen Nebenprodukte oder ihre Folgeprodukte, die mit Abfall vermischt oder kontaminiert wurden, der in der Entscheidung 2000/532&#8230; als gef&#228;hrlich eingestuft ist, nur unter Einhaltung der Anforderungen der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1013/2006 in andere Mitgliedstaaten versandt werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;54 der Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 wird mit Wirkung vom 4.&#160;M&#228;rz 2011 aufgehoben.</p> <p class="C02AlineaAltA">Verweise auf die Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 gelten als Verweise auf die vorliegende Verordnung und sind nach Ma&#223;gabe der Entsprechungstabelle im Anhang zu lesen.&#8220;</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Sachverhalt des Ausgangsrechtsstreits und Vorlagefragen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 7.&#160;April 2014 wurde ein Lkw, der von einem Mitarbeiter der Kl&#228;gerin des Ausgangsverfahrens, der ReFood GmbH &amp; Co. KG, gef&#252;hrt wurde und in den Niederlanden eingesammelte tierische Nebenprodukte der Kategorie 3 im Sinne der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 geladen hatte, von der deutschen Polizei kontrolliert. Diese Nebenprodukte sollten in eine Niederlassung von ReFood in Deutschland bef&#246;rdert und dort weiterverarbeitet werden, um anschlie&#223;end in einer ebenfalls in Deutschland befindlichen Biogasanlage verwertet zu werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Anschluss an diese Kontrolle ordnete die Beklagte des Ausgangsverfahrens, die Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Deutschland), gegen&#252;ber ReFood an, diese Abf&#228;lle in die Niederlande zur&#252;ckzusenden, da sie f&#252;r deren Verbringung das Notifizierungsverfahren gem&#228;&#223; Art.&#160;3 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 f&#252;r erforderlich hielt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ReFood erhob am 16.&#160;Juli 2014 Klage beim vorlegenden Gericht, um die Rechtswidrigkeit der Verf&#252;gung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen feststellen zu lassen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, nach dem Gesetz zur Ausf&#252;hrung der Verordnung (EG) Nr.&#160;1013/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 14.&#160;Juni 2006 &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen und des Basler &#220;bereinkommens vom 22.&#160;M&#228;rz 1989 &#252;ber die Kontrolle der grenz&#252;berschreitenden Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle und ihrer Entsorgung(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>) vom 19.&#160;Juli 2007 k&#246;nne die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde bei illegaler Verbringung von Abf&#228;llen ohne Einreichung einer Notifizierung die erforderlichen Anordnungen treffen, um sicherzustellen, dass die betreffenden Abf&#228;lle von der Person, die zur Notifizierung gem&#228;&#223; Art.&#160;2 Nr.&#160;15 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 verpflichtet gewesen w&#228;re, zur&#252;ckgenommen w&#252;rden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings k&#246;nnte eine solche Anordnung nicht erfolgen, wenn die fragliche Verbringung nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d dieser Verordnung von deren Geltungsbereich ausgeschlossen w&#228;re.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtm&#228;&#223;igkeit der gegen&#252;ber ReFood ausgesprochenen Anordnung h&#228;nge davon ab, ob die in Rede stehende Abfallverbringung unter die Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 falle und einem Notifizierungsverfahren nach dieser Verordnung unterliege; jedoch g&#228;ben weder die Rechtsprechung des Gerichtshofs noch die Vorarbeiten zu dieser Verordnung Aufschluss dar&#252;ber, wie deren Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d auszulegen sei. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat das Verwaltungsgericht Oldenburg beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Sinne eines Anwendungsausschlusses auszulegen, der f&#252;r alle Verbringungen gilt, die gem&#228;&#223; Art.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 in den Anwendungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 fallen?</p> <p class="C10Marge1">Sollte die erste Frage verneint werden:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist diese Vorschrift im Sinne eines Anwendungsausschlusses auszulegen, der f&#252;r Verbringungen gilt, f&#252;r die gem&#228;&#223; der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 &#8211; auch in Verbindung mit der Verordnung (EU) Nr.&#160;142/2011 der Kommission vom 25.&#160;Februar 2011 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung (EG) Nr.&#160;1069/2009 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates mit Hygienevorschriften f&#252;r nicht f&#252;r den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte sowie zur Durchf&#252;hrung der Richtlinie 97/78/EG des Rates hinsichtlich bestimmter gem&#228;&#223; der genannten Richtlinie von Veterin&#228;rkontrollen an der Grenze befreiter Proben und Waren (ABl.&#160;2011, L&#160;54, S.&#160;1) &#8211; Regelungen &#252;ber Sammlung, Transport, Identifizierung und R&#252;ckverfolgbarkeit bestehen?</p> <p class="C10Marge1">Sollte die zweite Frage verneint werden:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist die Vorschrift im Sinne eines Anwendungsausschlusses auszulegen, der nur f&#252;r solche Verbringungen gilt, bei denen es sich um zustimmungsbed&#252;rftige Versendungen gem&#228;&#223; Art.&#160;48 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 handelt?</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;W&#252;rdigung</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorab erscheint es mir wichtig, zwei Dinge hervorzuheben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum einen steht fest, dass es sich bei den in Rede stehenden Produkten um K&#252;chen- und Speisereste handelt, die, soweit sie nicht von international eingesetzten Verkehrsmitteln stammen, als tierische Nebenprodukte der Kategorie 3 im Sinne von Art.&#160;10 Buchst.&#160;p der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 einzustufen sind. Fest steht auch, dass nach Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;g Ziff.&#160;iii der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 K&#252;chenabf&#228;lle, die aus tierischen Nebenprodukten bestehen und zur Umwandlung in Biogas, zur Drucksterilisation oder zur Kompostierung bestimmt sind, in den Anwendungsbereich dieser Verordnung fallen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen eignen sich die drei Vorlagefragen nicht daf&#252;r, nacheinander gepr&#252;ft zu werden, sondern erfordern im Gegenteil eine gemeinsame Untersuchung. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht m&#246;chte n&#228;mlich wissen, ob die vom Unionsgesetzgeber in Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 verwendete Formulierung &#8222;Verbringungen [von Abf&#228;llen], die unter die Zulassungsanforderungen der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 fallen&#8220; dahin auszulegen ist, dass vom Geltungsbereich dieser Verordnung alle von der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 erfassten Verbringungen ausgeschlossen sind, oder dahin, dass dies nur f&#252;r bestimmte Verbringungen der Fall ist, die besondere, in letzterer Verordnung geregelte Voraussetzungen erf&#252;llen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Ausgangsrechtsstreit wird die Auslegung durch den Gerichtshof den Ausschlag daf&#252;r geben, ob die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 und demzufolge das in deren Art.&#160;3 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b f&#252;r Abf&#228;lle wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden vorgesehene Notifizierungsverfahren Anwendung finden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht dieser Gesichtspunkte werde ich pr&#252;fen, ob die Verbringung von Abf&#228;llen wie denen, um die es im Ausgangsverfahren geht, n&#228;mlich tierische Nebenprodukte der Kategorie 3, von den Niederlanden nach Deutschland diesem Notifizierungsverfahren unterliegt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Beantwortung dieser Frage muss letztlich gekl&#228;rt werden, ob diese Verbringung in den Anwendungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 f&#228;llt, die m&#246;glicherweise abschlie&#223;ende Regelungen &#252;ber tierische Nebenprodukte und deren Verbringung enth&#228;lt, oder in den Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006, die m&#246;glicherweise die Voraussetzungen f&#252;r die Zul&#228;ssigkeit von Verbringungen tierischer Nebenprodukte regelt, mit Ausnahme der &#8222;Verbringungen, die unter die Zulassungsanforderungen der Verordnung &#8230; Nr.&#160;1774/2002 fallen&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit weise ich in &#220;bereinstimmung mit der Kommission sogleich darauf hin, dass die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 keine Definition dieser Wendung enth&#228;lt, so dass der Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d dieser Verordnung f&#252;r das Problem, mit dem der Gerichtshof befasst ist, keine unangreifbare L&#246;sung bietet(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#220;berdies ist diese Wendung auch nicht in den Verordnungen Nrn.&#160;1774/2002 und 1069/2009 zu finden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum einen ist festzustellen, dass die Verordnung Nr.&#160;1774/2002 die Bef&#246;rderung oder die Verbringung tierischer Nebenprodukte keinerlei Zulassung unterwarf(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>). Insbesondere verlangte Art.&#160;8 dieser Verordnung keine &#8222;Zulassung&#8220; f&#252;r die Bef&#246;rderung tierischer Nebenprodukte(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen sind die in der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 aufgestellten Anforderungen nicht ganz eindeutig. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch die verschiedenen Sprachfassungen dieser Verordnung erm&#246;glichen es nicht, deren Sinngehalt abschlie&#223;end zu kl&#228;ren. &#220;brigens l&#228;sst der Umstand, dass das vorliegende Vorabentscheidungsersuchen auf der deutschen Sprachfassung der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 basiert, die Mehrdeutigkeit der Formulierungen dieser Verordnung umso deutlicher zutage treten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So beruht der Standpunkt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dass die in Rede stehende Verbringung von Abf&#228;llen in den Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 falle und notifiziert werden m&#252;sse, wie sich aus der dem Gerichtshof &#252;bermittelten Akte ergibt, auf der Pr&#228;misse, dass, da in Art.&#160;48 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 von &#8222;Antr&#228;ge[n] auf Zulassung&#8220; f&#252;r die Versendung bestimmter tierischer Nebenprodukte der Kategorien 1 und 2, nicht aber der Kategorie 3 die Rede sei, letztere Nebenprodukte nicht unter den Ausschluss nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 fielen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;W&#228;hrend in der deutschen Sprachfassung von Art.&#160;48 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 von &#8222;Formate[n] f&#252;r Antr&#228;ge auf Zulassung&#8220; die Rede ist, werden aber beispielsweise in der spanischen, der d&#228;nischen, der englischen und der franz&#246;sischen Sprachfassung die Formulierungen &#8222;formatos para las solicitudes&#8220;, &#8222;formater for ans&#248;gninger&#8220;, &#8222;formats for applications&#8220; bzw. &#8222;mod&#232;les pour les demandes&#8220; verwendet, die sich nur auf Formate f&#252;r &#8222;Antr&#228;ge&#8220; beziehen, und nicht auf Formate f&#252;r Antr&#228;ge auf &#8222;Zulassung&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abgesehen davon, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs die in einer der Sprachfassungen einer Vorschrift des Unionsrechts verwendete Formulierung nicht als alleinige Grundlage f&#252;r die Auslegung dieser Vorschrift herangezogen werden oder Vorrang vor den anderen sprachlichen Fassungen beanspruchen kann(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>), vermag mich die Auffassung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dass die Verbringung der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Abf&#228;lle in den Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 falle, nicht zu &#252;berzeugen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meiner Meinung nach stehen einer solchen Auslegung mehrere gewichtige Argumente entgegen, die auf den Gesetzgebungsmaterialien, dem Sinn, der Systematik und dem Zweck der Verordnungen Nrn.&#160;1013/2006 und 1069/2009 beruhen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens erscheint es mir allgemein gesehen logisch, anzunehmen, dass der Unionsgesetzgeber mit dem Erlass sektoraler Rechtsvorschriften seinen Willen zu erkennen gibt, bestimmte Kategorien von Produkten oder Abf&#228;llen einem bestimmten Regelungssystem zu unterwerfen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit handelt es sich bei der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 um sektorale Vorschriften, die, genau wie die Verordnung Nr.&#160;1774/2002, die Verbringung und den Transport tierischer Nebenprodukte regeln und bereits ihrer Natur nach deren spezifischen Eigenschaften Rechnung tragen, etwa im Hinblick auf die besonderen Risiken, die sie hervorrufen(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>). Demzufolge sind solche Vorschriften grunds&#228;tzlich dazu bestimmt, diese Nebenprodukte vollst&#228;ndig und abschlie&#223;end zu regeln(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Des Gleichen hat der Gerichtshof in Bezug auf das Zusammenspiel der fr&#252;heren Vorschriften &#252;ber Abf&#228;lle klar ausgef&#252;hrt, dass &#8222;[d]ie Richtlinie 94/62[/EG(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>)] &#8230; als <i>lex specialis</i> gegen&#252;ber der Richtlinie 75/442[/EWG(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>)] anzusehen [ist], so dass ihre Vorschriften in F&#228;llen, die sie spezifisch regeln soll, denjenigen der letztgenannten Richtlinie vorgehen&#8220;(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem ist zu entnehmen, dass sektorale Vorschriften nach Auffassung des Gerichtshofs dazu bestimmt sind, die allgemeinen Abfallvorschriften zu verdr&#228;ngen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Standpunkt wird in meinen Augen durch die Ausschl&#252;sse, die der Unionsgesetzgeber in der Richtlinie 2008/98 &#8211; der Rahmenrichtlinie im Bereich der Abf&#228;lle &#8211; vorgesehen hat, sowie durch das Zusammenspiel zwischen dieser Richtlinie und den spezifischen sektoralen Vorschriften gest&#252;tzt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So sind nach Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der Richtlinie 2008/98 tierische Nebenprodukte einschlie&#223;lich verarbeiteter Erzeugnisse, die unter die Verordnung Nr.&#160;1774/2002 fallen, vom Anwendungsbereich dieser Richtlinie ausgeschlossen. Ein derartiger Ausschluss belegt den Willen des Unionsgesetzgebers, eine bestimmte Kategorie von Abf&#228;llen, n&#228;mlich die tierischen Nebenprodukte, vom Geltungsbereich der allgemeinen Regelung auf diesem Gebiet auszunehmen(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens ergibt sich die Auslegung, dass die tierischen Nebenprodukte und deren Verbringung im Grundsatz ausschlie&#223;lich durch die sektoralen Vorschriften, hier die Verordnung Nr.&#160;1069/2009, geregelt werden, aus den Standpunkten, die die Organe bei den Vorarbeiten zur Verordnung Nr.&#160;1013/2006 eingenommen haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit weise ich darauf hin, dass Art.&#160;1 Abs.&#160;6 Unterabs.&#160;1 des Vorschlags der Kommission, der zum Erlass dieser Verordnung f&#252;hrte(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>), vorsah, dass die Verbringung von Abf&#228;llen, die unter die Verordnung Nr.&#160;1774/2002 fallen &#8222;und vergleichbaren oder strengeren Verfahrensvorschriften jener Verordnung und [anderer], damit verbundener gemeinschaftsrechtlicher Vorschriften &#252;ber tierische Nebenprodukte und die &#246;ffentliche Gesundheit unterliegen&#8220;, vom Geltungsbereich der Verordnung &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen ausgeschlossen werden sollte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vom Rat vorgenommenen &#196;nderungen an diesem Vorschlag, aus denen sich der Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ergab(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>), wurden aber von der Kommission als ein vollst&#228;ndiger Ausschluss der tierischen Nebenprodukte vom Geltungsbereich der Verordnung &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen verstanden(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>). Dies ergibt sich ganz eindeutig aus der Mitteilung der Kommission an das Europ&#228;ische Parlament gem&#228;&#223; Artikel&#160;251 Absatz&#160;2 Unterabsatz&#160;2 EG-Vertrag betreffend den vom Rat angenommenen gemeinsamen Standpunkt im Hinblick auf den Erlass einer Verordnung des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen, in der die Kommission feststellte: &#8222;Der Rat nahm weitere &#196;nderungen an dem Vorschlag vor. Die wichtigste dieser &#196;nderungen ist, dass Artikel&#160;1 Absatz&#160;3 Buchstabe&#160;d tierische Nebenprodukte vollkommen aus dem Geltungsbereich der Verordnung ausnimmt.&#8220;(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>)</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich belegen die Vorarbeiten zur Verordnung Nr.&#160;1013/2006, wie die niederl&#228;ndische Regierung zutreffend hervorhebt, dass der Rat die tierischen Nebenprodukte vollst&#228;ndig vom Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ausnehmen wollte, unabh&#228;ngig von der Frage der Gleichwertigkeit der in der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 vorgesehenen Verbringungsverfahren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens sprechen gegen die von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vertretene Auslegung die Entwicklung der Vorschriften &#252;ber die tierischen Nebenprodukte und die zunehmende Koh&#228;renz zwischen diesen Vorschriften und der Verordnung Nr.&#160;1013/2006. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 wird n&#228;mlich nicht n&#228;her erl&#228;utert, auf welche von der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 erfasste Zulassung Bezug genommen wird, und das, obwohl letztere Verordnung, wie aus Nr.&#160;32 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge hervorgeht, die Bef&#246;rderung tierischer Nebenprodukte keinerlei Zulassung unterwarf.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher bestand zum Zeitpunkt des Erlasses der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 Anlass zu Zweifeln an der Koh&#228;renz zwischen den Vorschriften &#252;ber die tierischen Nebenprodukte und dieser Verordnung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die gesetzgeberische Entwicklung im Bereich der tierischen Nebenprodukte geht allerdings mit einer zunehmenden Koh&#228;renz zwischen diesen Regelungen einher.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere belegen &#8211; vor dem Hintergrund, dass der Unionsgesetzgeber in dem Verfahren, das zum Erlass der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 f&#252;hrte, notwendigerweise die Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Blick hatte &#8211; sowohl die Vorschriften als auch die Erw&#228;gungsgr&#252;nde der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 den gesetzgeberischen Willen, eine gewisse Koh&#228;renz zwischen dieser Verordnung und der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 zu gew&#228;hrleisten oder &#252;berhaupt erst herzustellen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 5 und 6 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 hei&#223;t es, dass die Vorschriften &#252;ber die tierischen Nebenprodukte die durch diese Nebenprodukte entstehenden Risiken f&#252;r die Umwelt ber&#252;cksichtigen sollten und dass sie einen koh&#228;renten und umfassenden Rahmen u.&#160;a. bez&#252;glich des Transports solcher Nebenprodukte bilden. Weiter hat der Unionsgesetzgeber in den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 57 und 58 unzweideutig ausgef&#252;hrt, dass es, &#8222;[d]amit die Koh&#228;renz der Gemeinschaftsvorschriften sichergestellt wird, &#8230; erforderlich [ist], das Zusammenspiel zwischen den Vorschriften dieser Verordnung und den Gemeinschaftsvorschriften &#252;ber Abf&#228;lle zu kl&#228;ren&#8220;, und insbesondere, dass tierische Nebenprodukte, die mit gef&#228;hrlichen Abf&#228;llen vermischt oder kontaminiert sind, nur gem&#228;&#223; der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 eingef&#252;hrt, ausgef&#252;hrt oder zwischen den Mitgliedstaaten versandt werden sollen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese in Art.&#160;48 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 f&#246;rmlich umgesetzten Angaben verdeutlichen den klaren Willen des Unionsgesetzgebers, tierische Nebenprodukte grunds&#228;tzlich allein dieser Verordnung zu unterwerfen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus Art.&#160;48 Abs.&#160;6 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009, zu dem es in der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 kein &#196;quivalent gab, ergibt sich im Umkehrschluss, dass die Verbringung tierischer Nebenprodukte der Kategorie 3 ausschlie&#223;lich durch erstere Verordnung geregelt wird. Da diese Vorschrift vorsieht, dass tierische Nebenprodukte, die mit gef&#228;hrlichen Abf&#228;llen vermischt oder kontaminiert sind, nur unter Einhaltung der Anforderungen der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 versandt werden d&#252;rfen, ist n&#228;mlich in &#220;bereinstimmung mit ReFood zu folgern, dass andere Verbringungen tierischer Nebenprodukte nicht unter letztere Verordnung fallen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach ist der Geltungsbereich der Rechtstexte, wie die Kommission in der m&#252;ndlichen Verhandlung anerkannt hat, klar definiert, und die Verbringung tierischer Nebenprodukte unterf&#228;llt, soweit keine ausdr&#252;ckliche Ausnahme geregelt ist, allein der Verordnung Nr.&#160;1069/2009.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Viertens wird dieser Ansatz meines Erachtens durch die Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Licht deren elften Erw&#228;gungsgrundes best&#228;tigt(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diesem Erw&#228;gungsgrund zufolge ist zum einen Redundanz mit der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 zu vermeiden, und zum anderen wurde diese Verordnung vom Unionsgesetzgeber als vollst&#228;ndige Regelung im Bereich der tierischen Nebenprodukte angesehen(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit f&#252;hrt mich die Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Licht des im elften Erw&#228;gungsgrund dieser Verordnung ausgedr&#252;ckten Erfordernisses, Redundanz zwischen diesem Rechtstext und den Vorschriften &#252;ber die tierischen Nebenprodukte zu vermeiden, zu der Annahme, dass der Unionsgesetzgeber die Verbringung tierischer Nebenprodukte vollst&#228;ndig vom Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ausschlie&#223;en wollte, insbesondere, weil die Verordnung Nr.&#160;1774/2002 eine vollst&#228;ndige und autonome Regelung auf diesem Gebiet darstellte(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die von der &#246;sterreichischen Regierung vertretene Auslegung, dass tierische Nebenprodukte der Kategorie 3, da sie nicht von Art.&#160;48 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 erfasst w&#252;rden, in den Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 fielen, missachtet den elften Erw&#228;gungsgrund der Verordnung Nr.&#160;1013/2006.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Auslegung vermeidet n&#228;mlich keineswegs die Redundanz zwischen den Verordnungen Nrn.&#160;1013/2006 und 1069/2009, sondern f&#252;hrt im Gegenteil dazu, dass bestimmte tierische Nebenprodukte den Bestimmungen beider Verordnungen unterliegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Umstand, dass die Verordnungen Nrn.&#160;1013/2006 und 1069/2009 unterschiedliche Ziele verfolgen, n&#228;mlich den Umweltschutz(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>) und den Schutz der Gesundheit von Mensch und Tier(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>), erscheint mir insoweit nicht ausschlaggebend.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar hat der Gerichtshof entschieden, dass eine Verbringung von Tiermehl, die grunds&#228;tzlich vom Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;259/93 ausgenommen war, im Hinblick auf die durch eine solche Verbringung hervorgerufenen Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Einklang mit den Anforderungen der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 vorzunehmen sei(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Erw&#228;gung rechtfertigt aber meines Erachtens keine andere Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 als die bisher skizzierte, da die Verordnung Nr.&#160;1069/2009 potenziell umweltsch&#228;dliche Verbringungen tierischer Nebenprodukte den strengeren Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;1013/2006(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>) unterwirft(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;nftens f&#252;hrt die von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vertretene Auslegung, wie die niederl&#228;ndische Regierung und die Kommission zutreffend hervorgehoben haben, zu einem paradoxen Ergebnis.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Annahme, dass tierische Nebenprodukte der Kategorie 3 unter die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 fallen, f&#252;hrt n&#228;mlich zur Anwendung strengerer Regeln auf weniger gef&#228;hrliche Produkte, da tierische Nebenprodukte der Kategorie 3 nach der Verordnung Nr.&#160;1069/2009(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>) definitionsgem&#228;&#223; weniger sch&#228;dlich f&#252;r die Gesundheit von Mensch und Tier sind als Nebenprodukte der Kategorien 1 und 2(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Genauso wenig kann meines Erachtens der von der Kommission vertretenen Auslegung gefolgt werden, die insbesondere auf den Art.&#160;23 und 24 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 basiert. Wie ReFood in der m&#252;ndlichen Verhandlung hervorgehoben hat, kann diese Auslegung n&#228;mlich weder aus dem Wortlaut noch aus der Systematik der vorliegend in Rede stehenden Verordnungen hergeleitet werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission macht im Wesentlichen geltend, Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sei dahin auszulegen, dass diese Verordnung nicht f&#252;r Verbringungen tierischer Nebenprodukte gelte, die von gem&#228;&#223; Art.&#160;23 oder Art.&#160;24 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 registrierten oder zugelassenen Unternehmern, Betrieben oder Anlagen durchgef&#252;hrt w&#252;rden oder die f&#252;r gem&#228;&#223; diesen Vorschriften registrierte oder zugelassene Unternehmer, Betriebe oder Anlagen bestimmt seien, wenn die Regeln der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 eingehalten w&#252;rden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Blick auf den elften Erw&#228;gungsgrund der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sowie die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 5 und 6 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 vertritt sie die Auffassung, dass erstere Verordnung nicht dazu bestimmt sei, f&#252;r die Verbringung tierischer Nebenprodukte zu gelten, wenn den Belangen des Umweltschutzes durch die Beachtung der Vorschriften der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 bereits ausreichend Rechnung getragen worden sei. Da die Verordnung Nr.&#160;1069/2009 Regeln vorsehe, die f&#252;r die von den Art.&#160;23 und 24 dieser Verordnung erfassten Unternehmer, Anlagen und Betriebe g&#228;lten, brauche die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 nicht auf die Verbringungen angewandt zu werden, die zwischen Unternehmern, Anlagen und Betrieben erfolgten, die gem&#228;&#223; diesen Artikeln zugelassen oder registriert seien, soweit auch die weiteren Anforderungen der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 eingehalten w&#252;rden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst einmal verkennt diese Auslegung den im Gesetzgebungsverfahren klar zum Ausdruck gebrachten Willen des Unionsgesetzgebers, die tierischen Nebenprodukte vom Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auszunehmen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Des Weiteren habe ich den Eindruck, dass die Kommission mit der Empfehlung einer solchen Auslegung versucht, den Standpunkt durchzusetzen, den sie im Verfahren des Erlasses der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 vertreten hatte(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>), obwohl das Parlament und der Rat diesem Standpunkt nicht gefolgt sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich ruft eine derartige Auslegung in meinen Augen Rechtsunsicherheit hervor.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum einen setzt sie voraus, dass die Wirtschaftsbeteiligten f&#252;r jede Verbringung tierischer Nebenprodukte pr&#252;fen, ob die Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 die Umwelt ausreichend sch&#252;tzen; somit l&#228;sst sie nicht wirklich im Voraus erkennen, welche Verordnung auf eine bestimmte Verbringung anwendbar ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen ist &#8211; nachdem die Kommission in der m&#252;ndlichen Verhandlung ausgef&#252;hrt hat, wenn die Bestimmungen der Art.&#160;23 und 24 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 nicht eingehalten w&#252;rden, sei die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 anzuwenden &#8211; nicht ausgeschlossen, dass bei Nichteinhaltung der Art.&#160;23 und 24 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009, die grunds&#228;tzlich weniger streng sind, paradoxerweise die Einhaltung strengerer Vorschriften der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 verlangt wird.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof vor, die vom Verwaltungsgericht Oldenburg (Deutschland) zur Vorabentscheidung vorgelegten Fragen wie folgt zu beantworten:</p> <p class="C02AlineaAltA">Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung (EG) Nr.&#160;1013/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 14.&#160;Juni 2006 &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen ist dahin auszulegen, dass Verbringungen tierischer Nebenprodukte, die unter die Verordnung (EG) Nr.&#160;1069/2009 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 21.&#160;Oktober 2009 mit Hygienevorschriften f&#252;r nicht f&#252;r den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr.&#160;1774/2002 fallen, vom Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ausgeschlossen sind, soweit in der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 nicht ausdr&#252;cklich etwas anderes bestimmt ist.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Franz&#246;sisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2006, L&#160;190, S.&#160;1, und Berichtigung in deutscher Sprache (ABl.&#160;2013, L&#160;334, S.&#160;46).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 3.&#160;Oktober 2002 mit Hygienevorschriften f&#252;r nicht f&#252;r den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte (ABl.&#160;2002, L&#160;273, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Frage des Zusammenspiels zwischen den Vorschriften &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen und denen &#252;ber tierische Nebenprodukte stellt sich nicht zum ersten Mal. Im Urteil vom 1.&#160;M&#228;rz 2007, KVZ retec (C&#8209;176/05, EU:C:2007:123), hat sich der Gerichtshof aber nicht unmittelbar zum Zusammenspiel zwischen der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 und der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 ge&#228;u&#223;ert, da erstere Verordnung im Ausgangsrechtsstreit zeitlich nicht anwendbar war.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Unionsgesetzgeber im sechsten Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2008/98/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 19.&#160;November 2008 &#252;ber Abf&#228;lle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien (ABl.&#160;2008, L&#160;312, S.&#160;3) klar zum Ausdruck gebracht hat, &#8222;[sollte d]as oberste Ziel jeder Abfallpolitik &#8230; darin bestehen, die nachteiligen Auswirkungen der Abfallerzeugung und &#8209;bewirtschaftung auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu minimieren&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 21.&#160;Oktober 2009 mit Hygienevorschriften f&#252;r nicht f&#252;r den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr.&#160;1774/2002 (ABl.&#160;2009, L&#160;300, S.&#160;1). Ich weise der Klarheit halber darauf hin, dass der Unionsgesetzgeber in Art.&#160;54 dieser Verordnung, mit der die Verordnung Nr.&#160;1774/2002 aufgehoben wurde, klargestellt hat, dass Verweise in Rechtsvorschriften auf die Verordnung Nr.&#160;1774/2002 als Verweise auf die Verordnung Nr.&#160;1069/2009 gelten.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hervorgegangen aus den Regelungen der Organisation f&#252;r wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Basler &#220;bereinkommen &#252;ber die Kontrolle der grenz&#252;berschreitenden Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle und ihrer Entsorgung, unterzeichnet am 22.&#160;M&#228;rz 1989 und im Namen der Gemeinschaft genehmigt durch den Beschluss 93/98/EWG des Rates vom 1.&#160;Februar 1993 (ABl.&#160;1993, L&#160;39, S.&#160;1, im Folgenden: Basler &#220;bereinkommen). Die Klassifizierung der Abf&#228;lle in zwei Listen, eine &#8222;gr&#252;ne&#8220; und eine &#8222;gelbe&#8220;, h&#228;ngt von der Gef&#228;hrlichkeit der Abf&#228;lle und der auf ihre Verbringung anwendbaren Verfahren ab. Zu der Klassifizierung und den sich daraus ergebenden Konsequenzen siehe de Sadeleer, N., <i>Droit des d&#233;chets de l&#8217;UE. De l&#8217;&#233;limination &#224; l&#8217;&#233;conomie circulaire</i>, Bruylant, Br&#252;ssel, 2016, S.&#160;360, 364 und 378 bis 382.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss des Rates vom 22.&#160;September 1997 zur Genehmigung &#8211; im Namen der Gemeinschaft &#8211; der &#196;nderung des &#220;bereinkommens &#252;ber die Kontrolle der grenz&#252;berschreitenden Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle und ihrer Entsorgung (Basler &#220;bereinkommen) gem&#228;&#223; der Entscheidung III/1 der Konferenz der Vertragsparteien (ABl.&#160;1997, L&#160;272, S.&#160;45).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2000, L&#160;226, S.&#160;3.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2004, L&#160;94, S.&#160;63.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;1989, L&#160;395, S.&#160;13.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;BGBl. I, S.&#160;1462.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die in Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 geregelte Ausnahme war vom Unionsgesetzgeber in der Verordnung (EWG) Nr.&#160;259/93 des Rates vom 1.&#160;Februar 1993 zur &#220;berwachung und Kontrolle der Verbringung von Abf&#228;llen in der, in die und aus der Europ&#228;ischen Gemeinschaft (ABl.&#160;1993, L&#160;30, S.&#160;1) nicht vorgesehen worden, so dass die &#228;ltere Gesetzgebung bei der Auslegung dieser Vorschrift nicht weiterhilft.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den Art.&#160;10 bis 15 dieser Verordnung betrafen die Zulassungen die Zwischenbehandlungsbetriebe, die Lagerbetriebe, die Verbrennungs- und Mitverbrennungsanlagen, die Verarbeitungsbetriebe, die Fettverarbeitungsbetriebe sowie die Biogas- und Kompostieranlagen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach allen Sprachfassungen dieser Vorschrift war eine Genehmigung des Bestimmungsmitgliedstaats Voraussetzung f&#252;r die Bef&#246;rderung tierischer Nebenprodukte der Kategorien 1 und 2 &#8211; unter Ausschluss der tierischen Nebenprodukte der Kategorie 3 &#8211; in diesen Mitgliedstaat.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 29.&#160;April 2015, L&#233;ger (C&#8209;528/13, EU:C:2015:288, Rn.&#160;35). Insoweit stellt der Gerichtshof ferner klar, dass &#8222;[d]ie Bestimmungen des Unionsrechts &#8230; &#8211; im Licht der Fassungen in allen Sprachen der &#8230; Union &#8211; einheitlich ausgelegt und angewandt werden [m&#252;ssen]. Weichen die verschiedenen Sprachfassungen eines Textes des Unionsrechts voneinander ab, muss die fragliche Vorschrift nach der allgemeinen Systematik und dem Zweck der Regelung ausgelegt werden, zu der sie geh&#246;rt.&#8220;</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu weise ich darauf hin, dass die Vorschriften &#252;ber tierische Nebenprodukte im Anschluss an zahlreiche Krisen in der Viehzucht wie die bovine spongiforme Enzephalopathie, die Maul- und Klauenseuche oder die Schweinepest erlassen wurden und daher den spezifischen Problemen Rechnung tragen sollen, die diese Nebenprodukte aufwerfen (vgl. de Sadeleer, N., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;271 und 272).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der sehr weite Anwendungsbereich der Verordnungen Nrn.&#160;1774/2002 und 1069/2009 best&#228;tigt dies. So gelten diese Verordnungen nach Art.&#160;3 Abs.&#160;1 der Erstgenannten und Art.&#160;4 Abs.&#160;2 der Zweitgenannten f&#252;r die Sammlung, den Transport, die Handhabung, die Verarbeitung, das Inverkehrbringen, den Vertrieb und die Entsorgung der tierischen Nebenprodukte.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 20.&#160;Dezember 1994 &#252;ber Verpackungen und Verpackungsabf&#228;lle (ABl.&#160;1994, L&#160;365, S.&#160;10).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Rates vom 15.&#160;Juli 1975 &#252;ber Abf&#228;lle (ABl.&#160;1975, L&#160;194, S.&#160;39).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 19.&#160;Juni 2003, Mayer Parry Recycling (C&#8209;444/00, EU:C:2003:356, Rn.&#160;57).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. de Sadeleer, N., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;152 und 154.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorschlag f&#252;r eine Verordnung des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen (KOM[2003] 379 endg&#252;ltig).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch wenn das Parlament vorgeschlagen hatte, diesen Artikel zu streichen, und die Kommission diesen Vorschlag des Parlaments abgelehnt hatte, ergibt sich aus dem Gemeinsamen Standpunkt (EG) Nr.&#160;28/2005, vom Rat festgelegt am 24.&#160;Juni 2005 im Hinblick auf den Erlass einer Verordnung des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen (ABl.&#160;2005, C&#160;206&#160;E, S.&#160;1), dass Art.&#160;1 Abs.&#160;6 Unterabs.&#160;1 des Vorschlags der Kommission gestrichen und durch einen Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;e ersetzt wurde, dessen Wortlaut dem von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;d der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 entspricht.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;KOM(2005) 303 endg&#252;ltig (S.&#160;11 und 12).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nr.&#160;3.2.5 dieser Mitteilung.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar ist nach st&#228;ndiger Rechtsprechung &#8222;die Pr&#228;ambel eines Rechtsakts der Union rechtlich nicht verbindlich und kann weder herangezogen werden, um von den Bestimmungen des betreffenden Rechtsakts abzuweichen, noch, um diese Bestimmungen in einem Sinne auszulegen, der ihrem Wortlaut offensichtlich zuwiderl&#228;uft&#8220; (Urteil vom 11.&#160;April 2013, Della Rocca, C&#8209;290/12, EU:C:2013:235, Rn.&#160;38). Der Gerichtshof hat jedoch festgestellt, dass &#8222;die Erw&#228;gungsgr&#252;nde eines Unionsrechtsakts seinen Inhalt pr&#228;zisieren [k&#246;nnen]&#8220; (Urteil vom 11.&#160;Juni 2015, Zh. und O., C&#8209;554/13, EU:C:2015:377, Rn.&#160;42; vgl. auch Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts L&#233;ger in der Rechtssache Meta Fackler, C&#8209;444/03, EU:C:2005:64).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit hebe ich hervor, dass die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 12 und 13 der Richtlinie 2008/98 sehr weitgehend den elften Erw&#228;gungsgrund der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 aufgreifen, um klarzustellen, nach welchen Kriterien das Verh&#228;ltnis zwischen dieser Richtlinie und der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 zu bestimmen ist.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dem Sinne, dass nach Art.&#160;1 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1774/2002 und Art.&#160;4 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 diese Rechtstexte f&#252;r die Sammlung, den Transport, die Lagerung, die Handhabung, die Bearbeitung und die Verwendung oder Entsorgung der tierischen Nebenprodukte gelten.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. erster Erw&#228;gungsgrund der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sowie Rn.&#160;32 des Urteils vom 9.&#160;Juni 2016, Nutrivet (C&#8209;69/15, EU:C:2016:425).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Erw&#228;gungsgr&#252;nde 1 und 66 sowie Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009. Gleichwohl befinden sich die Regelungen &#252;ber die tierischen Nebenprodukte &#8222;an der Schnittstelle zwischen dem Produkt- und dem Umweltrecht&#8220; (de Sadeleer, N., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;271).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 1.&#160;M&#228;rz 2007, KVZ retec (C&#8209;176/05, EU:C:2007:123).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es zeigt sich, dass die abfallverbringungsrechtlichen Verpflichtungen, die sich aus der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ergeben, strenger sind als die nach der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 bestehenden. Was beispielsweise die Versendung tierischer Nebenprodukte der Kategorien 1 und 2 in andere Mitgliedstaaten angeht, sieht Art.&#160;48 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 vor, dass die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Ursprungsmitgliedstaats und die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Bestimmungsmitgliedstaats &#252;ber die Verbringung informiert werden, wobei letztere Beh&#246;rde den Erhalt der Sendung verweigern, die Sendung bedingungslos annehmen oder ihre Annahme unter Bedingungen stellen kann. Die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sieht hingegen f&#252;r Verbringungen innerhalb der Union zumindest allgemeine Anforderungen vor, zu denen geh&#246;rt, dass bei der Verbringung der Abf&#228;lle die in dieser Verordnung vorgesehenen Papiere mitgef&#252;hrt werden m&#252;ssen. Allerdings erfordern die Verbringung von Abf&#228;llen, die zur Beseitigung bestimmt sind, und die Verbringung bestimmter Abf&#228;lle, die zur Verwertung bestimmt sind, die Einhaltung des in den Art.&#160;4 bis 17 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 dargelegten Verfahrens der vorherigen schriftlichen Notifizierung und Zustimmung. &#220;ber die Unterzeichnung eines Vertrags und die Hinterlegung von Sicherheitsleistungen oder den Abschluss entsprechender Versicherungen hinaus sieht die Verordnung vor, dass die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden am Bestimmungsort und am Versandort sowie die f&#252;r die Durchfuhr zust&#228;ndigen Beh&#246;rden der Abfallverbringung &#8211; eventuell mit Auflagen &#8211; zustimmen oder sie aus bestimmten Gr&#252;nden ablehnen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe etwa Art.&#160;41 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b, Art.&#160;43 Abs.&#160;5 Buchst.&#160;b und Art.&#160;48 Abs.&#160;6 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie sich aus den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 8 und 29 dieser Verordnung ergibt. Siehe auch Art.&#160;7 bis 10 der Verordnung Nr.&#160;1069/2009. Zu den verschiedenen Kategorien tierischer Nebenprodukte und den f&#252;r sie geltenden Pflichten siehe de Sadeleer, N., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;272.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist auch der Hinweis wichtig, dass der Unionsgesetzgeber in der Verordnung Nr.&#160;1069/2009 und in Kapitel&#160;V der Verordnung Nr.&#160;142/2011 Regeln bez&#252;glich der Sammlung, des Transports, der Identifizierung und der R&#252;ckverfolgbarkeit der tierischen Nebenprodukte aufgestellt hat.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Standpunkt wird aus dem Vorschlag der Kommission deutlich, auf dessen Wortlaut in Nr.&#160;46 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge hingewiesen worden ist.</p>
175,024
eugh-2019-01-24-c-68917
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-689/17
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:48
2019-01-31T19:20:48
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:62
<p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DES GENERALANWALTS</p> <p class="C36Centre">HENRIK SAUGMANDSGAARD &#216;E</p> <p class="C36Centre">vom 24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>689/17</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Conti 11. Container Schiffahrts-GmbH &amp; Co. KG MS &#8222;MSC Flaminia&#8220;</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Land Niedersachsen</b> </p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Landgerichts M&#252;nchen&#160;I [Deutschland])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Umwelt &#8211; Basler &#220;bereinkommen &#8211; Verordnung (EG) Nr.&#160;1013/2006 &#8211; Verbringung von Abf&#228;llen &#8211; Durch eine Havarie auf Hoher See bedingte R&#252;ckst&#228;nde &#8211; Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b &#8211; Ausnahme vom Geltungsbereich &#8211; An Bord von Schiffen anfallende Abf&#228;lle&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem der Gerichtshof bisher noch keinen Anlass zur Auslegung von Art.&#160;1 der Verordnung (EG) Nr.&#160;1013/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 14.&#160;Juni 2006 &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) hatte, bieten ihm nun die vorliegende Rechtssache und die Rechtssache ReFood (C&#8209;634/17)(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) die Gelegenheit zu wichtigen Klarstellungen zum Geltungsbereich dieser Bestimmung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall ersucht das Landgericht M&#252;nchen&#160;I (Deutschland) den Gerichtshof um Beantwortung der Frage, ob durch eine Havarie auf Hoher See(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>) bedingte R&#252;ckst&#228;nde in Form von Metallschrott und des mit Schl&#228;mmen und Ladungsr&#252;ckst&#228;nden versetzten L&#246;schwassers an Bord eines Schiffes unter Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 fallen, wonach diese Verordnung nicht f&#252;r &#8222;Abf&#228;lle [gilt], die in Fahrzeugen und Z&#252;gen sowie an Bord von Luftfahrzeugen und Schiffen anfallen, und zwar bis zum Zeitpunkt des Abladens dieser Abf&#228;lle zwecks Verwertung oder Beseitigung&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Frage der Auslegung von Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 stellt sich nicht nur zum ersten Mal, sie ist &#252;berdies auch heikel. Es ist n&#228;mlich nicht von der Hand zu weisen, dass es sich bei der Bewirtschaftung von Abf&#228;llen und deren Verbringung insbesondere angesichts der Bedeutung des Umweltschutzes im Abfallbereich gegenw&#228;rtig um h&#246;chst sensible Probleme handelt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die mit dem vorliegenden Vorabentscheidungsersuchen aufgeworfenen Schwierigkeiten sind umso gr&#246;&#223;er, als sich die Havarie auf hoher See ereignet hat, deren Bewahrung f&#252;r den Umweltschutz und insbesondere f&#252;r den Schutz und den Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt von entscheidender Bedeutung ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den vorliegenden Schlussantr&#228;gen werde ich in erster Linie darlegen, dass in Anbetracht des Wortlauts von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sowie des Systems und des Zwecks dieser Verordnung Abf&#228;lle wie die, um die es im Ausgangsverfahren geht, &#8222;Abf&#228;lle, die &#8230; an Bord von Luftfahrzeugen und Schiffen anfallen&#8220;, im Sinne dieser Bestimmung sind, f&#252;r die diese Verordnung daher nicht gilt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof ist im Lauf der Er&#246;rterungen ersucht worden, sich dazu zu &#228;u&#223;ern, ob Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 anwendbar ist, nachdem das Schiff und die Abf&#228;lle den Hafen eines Mitgliedstaats der Europ&#228;ischen Union erreicht haben; ich werde ihm vorschlagen, diese vom vorlegenden Gericht nicht gestellte Frage nicht zu beantworten oder sie zu verneinen, um den sehr klaren Wortlaut dieser Bestimmung zu beachten.</p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Internationales Recht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 des &#220;bereinkommens &#252;ber die Kontrolle der grenz&#252;berschreitenden Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle und ihrer Entsorgung, unterzeichnet am 22.&#160;M&#228;rz 1989 in Basel und von der Gemeinschaft genehmigt durch den Beschluss des Rates 93/98/EWG vom 1.&#160;Februar 1993(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>), legt den Geltungsbereich dieses &#220;bereinkommens fest. Hierzu sehen dessen Abs.&#160;1 und 4 vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) Folgende Abf&#228;lle, die Gegenstand grenz&#252;berschreitender Verbringung sind, gelten im Sinne dieses &#220;bereinkommens als ,gef&#228;hrliche Abf&#228;lle&#8216;:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abf&#228;lle, die einer in Anlage&#160;I enthaltenen Gruppe angeh&#246;ren, es sei denn, sie besitzen keine der in Anlage&#160;III aufgef&#252;hrten Eigenschaften, und</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abf&#228;lle, die nicht unter Buchstabe&#160;a fallen, aber nach den innerstaatlichen Rechtsvorschriften der Vertragspartei, die Ausfuhr&#8209;, Einfuhr- oder Durchfuhrstaat ist, als gef&#228;hrliche Abf&#228;lle bezeichnet sind oder als solche gelten.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abf&#228;lle, die durch den &#252;blichen Betrieb eines Schiffes entstehen und deren Einleiten durch eine andere internationale &#220;bereinkunft geregelt ist, sind von dem Geltungsbereich dieses &#220;bereinkommens ausgenommen.&#8220; </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 Nr.&#160;3 dieses &#220;bereinkommens lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Im Sinne dieses &#220;bereinkommens</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;bedeutet ,grenz&#252;berschreitende Verbringung&#8216; jede Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle oder anderer Abf&#228;lle aus einem der Hoheitsgewalt eines Staates unterstehenden Gebiet in oder durch ein der Hoheitsgewalt eines anderen Staates unterstehendes Gebiet oder in oder durch ein nicht der Hoheitsgewalt eines Staates unterstehendes Gebiet; in die Verbringung m&#252;ssen mindestens zwei Staaten einbezogen sein&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 Abs.&#160;1 und 2 Buchst.&#160;d des Basler &#220;bereinkommens sieht vor:</p> <p class="C29Marge0doubleretrait">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vertragsparteien, die ihr Recht wahrnehmen, die Einfuhr gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle oder anderer Abf&#228;lle zum Zweck ihrer Entsorgung zu verbieten, unterrichten die &#252;brigen Vertragsparteien nach Artikel&#160;13 von ihrem Beschluss.</p> <p class="C11Marge1avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Vertragsparteien verbieten oder erteilen keine Erlaubnis f&#252;r die Ausfuhr gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle und anderer Abf&#228;lle in die Vertragsparteien, welche die Einfuhr solcher Abf&#228;lle verboten haben, wenn sie nach Buchstabe&#160;a davon in Kenntnis gesetzt worden sind.</p> <p class="C11Marge1avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Vertragsparteien verbieten oder erteilen keine Erlaubnis f&#252;r die Ausfuhr gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle und anderer Abf&#228;lle, wenn der Einfuhrstaat nicht seine schriftliche Einwilligung zu der bestimmten Einfuhr erteilt hat, f&#252;r den Fall, dass dieser Einfuhrstaat die Einfuhr dieser Abf&#228;lle nicht verboten hat. </p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jede Vertragspartei trifft geeignete Ma&#223;nahmen, um </p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">d)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;sicherzustellen, dass die grenz&#252;berschreitende Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle und anderer Abf&#228;lle auf ein Mindestma&#223; beschr&#228;nkt wird, das mit der umweltgerechten und wirksamen Behandlung solcher Abf&#228;lle vereinbar ist, und so durchgef&#252;hrt wird, dass die menschliche Gesundheit und die Umwelt vor den nachteiligen Auswirkungen, die dadurch entstehen k&#246;nnen, gesch&#252;tzt sind&#8220;.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden&#160;1, 3, 7 bis 9, 14 und 31 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 hei&#223;t es:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wichtigster und vorrangiger Zweck und Gegenstand dieser Verordnung ist der Umweltschutz; ihre Auswirkungen auf den internationalen Handel sind zweitrangig.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230; Durch Verabschiedung der Verordnung (EWG) Nr.&#160;259/93[(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>)]<sup/>hat der Rat Regeln zur Beschr&#228;nkung und Kontrolle solcher Verbringungen erstellt, die unter anderem darauf abzielen, das bestehende Gemeinschaftssystem f&#252;r die &#220;berwachung und Kontrolle der Verbringung von Abf&#228;llen mit den Vorschriften des Basler &#220;bereinkommens in Einklang zu bringen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(7)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die &#220;berwachung und Kontrolle der Verbringung von Abf&#228;llen m&#252;ssen so organisiert und geregelt werden, dass der Notwendigkeit, die Qualit&#228;t der Umwelt und der menschlichen Gesundheit zu erhalten, zu sch&#252;tzen und zu verbessern, Rechnung getragen und eine gemeinschaftsweit einheitlichere Anwendung der Verordnung gef&#246;rdert wird.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(8)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die in Artikel&#160;4 Absatz&#160;2 Buchstabe&#160;d des Basler &#220;bereinkommens begr&#252;ndete Verpflichtung, die Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle auf ein Mindestma&#223; zu beschr&#228;nken, das mit der umweltgerechten und wirksamen Behandlung solcher Abf&#228;lle vereinbar ist, muss auch beachtet werden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(9)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das in Artikel&#160;4 Absatz&#160;1 des Basler &#220;bereinkommens verankerte Recht jeder Vertragspartei, die Einfuhr gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle oder von in Anhang&#160;II dieses &#220;bereinkommens aufgef&#252;hrten Abf&#228;llen zu verbieten, muss ebenfalls beachtet werden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(14)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Fall von Verbringungen von zur Beseitigung bestimmten Abf&#228;llen und von zur Verwertung bestimmten Abf&#228;llen, die nicht in den Anh&#228;ngen&#160;III, III&#160;A oder III&#160;B aufgef&#252;hrt sind, ist es zweckm&#228;&#223;ig, ein H&#246;chstma&#223; an &#220;berwachung und Kontrolle sicherzustellen, indem die vorherige schriftliche Zustimmung solcher Verbringungen vorgeschrieben wird. Ein entsprechendes Verfahren sollte seinerseits die vorherige Notifizierung einschlie&#223;en, damit die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden angemessen informiert sind und sie alle zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt notwendigen Ma&#223;nahmen treffen k&#246;nnen. Au&#223;erdem sollte es den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden erm&#246;glichen, begr&#252;ndete Einw&#228;nde gegen eine derartige Verbringung zu erheben.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(31)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Verordnung sollte im Einklang mit dem internationalen Seerecht angewandt werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;1 Abs.&#160;1und 3 Buchst.&#160;a und b dieser Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dieser Verordnung werden Verfahren und Kontrollregelungen f&#252;r die Verbringung von Abf&#228;llen festgelegt, die von dem Ursprung, der Bestimmung, dem Transportweg, der Art der verbrachten Abf&#228;lle und der Behandlung der verbrachten Abf&#228;lle am Bestimmungsort abh&#228;ngen.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Verordnung gilt nicht f&#252;r</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das Abladen von Abf&#228;llen an Land, einschlie&#223;lich der Abw&#228;sser und R&#252;ckst&#228;nde, aus dem normalen Betrieb von Schiffen und Offshore-Bohrinseln, sofern diese Abf&#228;lle unter das Internationale &#220;bereinkommen zur Verh&#252;tung der Meeresverschmutzung durch Schiffe von 1973 in der Fassung des Protokolls von 1978 (Marpol 73/78)[(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>)] oder andere bindende internationale &#220;bereink&#252;nfte fallen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abf&#228;lle, die in Fahrzeugen und Z&#252;gen sowie an Bord von Luftfahrzeugen und Schiffen anfallen, und zwar bis zum Zeitpunkt des Abladens dieser Abf&#228;lle zwecks Verwertung oder Beseitigung&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;2 Nrn.&#160;1 und 2 dieser Verordnung sind in deren Sinne </p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;,Abf&#228;lle&#8216; Abf&#228;lle im Sinne des Artikels&#160;1 Absatz&#160;1 Buchstabe&#160;a der Richtlinie 2006/12/EG[(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>)];</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;,gef&#228;hrliche Abf&#228;lle&#8216; Abf&#228;lle im Sinne des Artikels&#160;1 Absatz&#160;4 der Richtlinie 91/689/EWG des Rates vom 12.&#160;Dezember 1991 &#252;ber gef&#228;hrliche Abf&#228;lle[(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>)]&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;2 Nr.&#160;33 dieser Verordnung bezeichnet &#8222;,Transport&#8216; die Bef&#246;rderung von Abf&#228;llen auf der Stra&#223;e, der Schiene, dem Luftweg, dem Seeweg oder Binnengew&#228;ssern&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;2 Nr.&#160;34 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 bedeutet &#8222;Verbringung&#8220; in deren Sinne den Transport von zur Verwertung oder Beseitigung bestimmten Abf&#228;llen, der u.&#160;a. zwischen zwei Staaten oder aus einem geografischen Gebiet, das nicht der Gerichtsbarkeit eines Staates unterliegt, in einen Staat erfolgt oder erfolgen soll.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;3 Abs.&#160;1 dieser Verordnung unterliegt die Verbringung von zur Beseitigung bestimmten Abf&#228;llen und von solchen, die zur Verwertung bestimmt sind &#8211; bei Letzteren, wenn es sich um Abf&#228;lle der Gelben Liste(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>) handelt&#160;&#8211;, dem Verfahren der vorherigen schriftlichen Notifizierung und Zustimmung nach dieser Verordnung. Gem&#228;&#223; Art.&#160;3 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 gelten die allgemeinen Informationspflichten gem&#228;&#223; deren Art.&#160;18, sofern die Verbringung Gemische aus bestimmten Abf&#228;llen oder bestimmten kontaminierten Abf&#228;llen von mehr als 20&#160;kg betrifft.</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ausgangsverfahren und Vorlagefragen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Motorschiff MSC Flaminia ist ein im ma&#223;geblichen Zeitraum unter deutscher Flagge fahrendes Containerschiff und geh&#246;rt der Conti 11. Container Schiffahrts-GmbH &amp; Co. KG MS &#8222;MSC Flaminia&#8220;(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>), der Kl&#228;gerin des Ausgangsverfahrens.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als dieses mit 4&#160;808 Containern, davon 151 sogenannte Gefahrgutcontainer, beladene Schiff von Charleston (Vereinigte Staaten von Amerika) nach Antwerpen (Belgien) unterwegs war, brach am 14.&#160;Juli 2012 an Bord ein Feuer aus, bei dem es auch zu Explosionen kam.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 21.&#160;August 2012 erhielt Conti die Genehmigung, das Schiff in deutsche Gew&#228;sser schleppen zu lassen. Gem&#228;&#223; Schreiben des Havariekommandos (Deutschland) vom 25.&#160;August 2012 wurde die Kl&#228;gerin verpflichtet, einen Plan f&#252;r das weitere Vorgehen zu erstellen und etwaige Vertragspartner f&#252;r die entsprechenden Ma&#223;nahmen zu benennen. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 8.&#160;September 2012 erreichte das Schiff seine vom Havariekommando vorgegebene Warteposition auf der Tiefenwasserreede westlich von Helgoland (Deutschland), und am 9.&#160;September 2012 wurde es nach Wilhelmshaven (Deutschland) geschleppt. Bei einer Besprechung mit den deutschen Beh&#246;rden verpflichtete sich die Kl&#228;gerin u.&#160;a., den sicheren Transfer der MSC Flaminia zur Reparaturwerft in Mangalia (Rum&#228;nien) und die ordnungsgem&#228;&#223;e Behandlung der an Bord befindlichen Stoffe sicherzustellen. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 30.&#160;November 2012 teilte das Umweltministerium des Landes Niedersachsen (Deutschland) Conti mit, dass das Schiff selbst &#8222;bzw. das an Bord befindliche L&#246;schwasser sowie die Schl&#228;mme und der Stahlschrott als Abfall einzustufen sind&#8220; und dass daher ein Notifizierungsverfahren erforderlich sei. Mit Schreiben vom 3.&#160;Dezember 2012 wandte sich Conti gegen diese Bewertung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Bescheid vom 4.&#160;Dezember 2012 verpflichtete das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg (Deutschland) Conti, ein Notifizierungsverfahren wegen des an Bord befindlichen Metallschrotts und des mit Schl&#228;mmen und Ladungsr&#252;ckst&#228;nden versetzten L&#246;schwassers durchzuf&#252;hren. Zudem wurde Conti untersagt, das Schiff vor Abschluss des Notifizierungsverfahrens und Vorlage eines pr&#252;ff&#228;higen Entsorgungskonzepts in deutscher Sprache von seinem gegenw&#228;rtigen Standort zu entfernen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Abschluss des Notifizierungsverfahrens f&#252;r das Verbringen von L&#246;schwasser nach D&#228;nemark wurde am 18.&#160;Februar 2013 mit dem Abpumpen des L&#246;schwassers begonnen. Nachdem absehbar war, wie viel L&#246;schschlamm nicht abpumpbar war, wurde am 26.&#160;Februar 2013 das weitere Notifizierungsverfahren mit Rum&#228;nien eingeleitet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 4.&#160;Januar 2013 legte die Kl&#228;gerin Widerspruch gegen den Bescheid vom 4.&#160;Dezember 2012 ein. Um Verz&#246;gerungen zu vermeiden, unterwarf sich die Kl&#228;gerin unter Protest und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht dem Notifizierungsverfahren. Mit Schreiben vom 3.&#160;April 2013 erkl&#228;rte das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg das Widerspruchsverfahren f&#252;r erledigt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Schadenspositionen behauptet die Kl&#228;gerin vor dem vorlegenden Gericht u.&#160;a. die ihr entstandenen Kosten des Notifizierungsverfahrens. Die Bewertung der im Schiffsinneren befindlichen Stoffe als &#8222;Abfall&#8220; und die daraus folgende Anordnung der Durchf&#252;hrung eines Notifizierungsverfahrens seien rechtswidrig gewesen. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, soweit die Kosten f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Notifizierungsverfahrens als Schaden geltend gemacht w&#252;rden, sei der Anspruch nur gegeben, wenn die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auf die havariebedingten R&#252;ckst&#228;nde im vorliegenden Fall nicht anwendbar w&#228;re und die Kosten nur deshalb angefallen w&#228;ren, weil das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg die Durchf&#252;hrung eines Notifizierungsverfahrens als erforderlich angesehen habe. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht fragt sich, ob Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auf havariebedingte R&#252;ckst&#228;nde anwendbar ist, so dass die Verbringung der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden R&#252;ckst&#228;nde vom Geltungsbereich dieser Verordnung ausgenommen w&#228;re. Nach Ansicht dieses Gerichts ergibt sich weder aus dem Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 noch aus dessen Entstehungsgeschichte, noch aus der Systematik dieser Verordnung, dass havariebedingte Abf&#228;lle oder R&#252;ckst&#228;nde von dieser Bestimmung erfasst sein sollten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat das Landgericht M&#252;nchen&#160;I das Verfahren ausgesetzt und dem Gerichtshof folgende Frage zur Vorabentscheidung vorgelegt:</p> <p class="C02AlineaAltA">Sind havariebedingte R&#252;ckst&#228;nde in Form von Metallschrott und des mit Schl&#228;mmen und Ladungsr&#252;ckst&#228;nden versetzten L&#246;schwassers an Bord eines Schiffes &#8222;Abf&#228;lle, die in Fahrzeugen und Z&#252;gen sowie an Bord von Luftfahrzeugen und Schiffen anfallen&#8220;, gem&#228;&#223; der Verordnung Nr.&#160;1013/2006?</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner Vorlagefrage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auf die in Rede stehenden Abf&#228;lle &#8211; havariebedingte R&#252;ckst&#228;nde in Form von Metallschrott und des mit Schl&#228;mmen und Ladungsr&#252;ckst&#228;nden versetzten L&#246;schwassers &#8211; anwendbar ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit betrifft diese Frage die sachliche Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auf Abf&#228;lle der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Art.&#160;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich weise zudem darauf hin, dass das vorlegende Gericht in der Vorlageentscheidung ausdr&#252;cklich klargestellt hat, dass &#8222;die &#8230; Frage, ob Art.&#160;1 Abs.&#160;3 [Buchst.]&#160;b der [Verordnung Nr.]&#160;1013/2006 in zeitlicher Hinsicht auch dann noch anzuwenden ist, wenn das Schiff einen sicheren Hafen erreicht und einen Teil der Abf&#228;lle bereits entladen hat, &#8230; dem Gerichtshof &#8230; nicht zur Entscheidung vorgelegt [wird]&#8220;. Folglich fragt dieses Gericht den Gerichtshof mit dem vorliegenden Vorabentscheidungsersuchen unbestreitbar ausschlie&#223;lich zur sachlichen Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Rahmen der Pr&#252;fung der Anwendbarkeit der Verordnung zwischen dem Ort der Havarie und Deutschland.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission hat dem Gerichtshof indes in ihren Schrifts&#228;tzen und in der Sitzung nahegelegt, sich auch zur Anwendbarkeit dieser Bestimmung auf die nachfolgenden Verbringungen der Abf&#228;lle zu &#228;u&#223;ern.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Verbringung der in Rede stehenden Abf&#228;lle in mehreren Abschnitten erfolgt ist, k&#246;nnte sich in der Tat die Frage der Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auch insoweit stellen(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>). Aus Gr&#252;nden, die ich in den Nrn.&#160;75 bis 77 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge n&#228;her darlegen werde, bin ich jedoch der Auffassung, dass es nicht Sache des Gerichtshofs ist, auf eine Frage zu antworten, die ihm nicht gestellt worden ist und die das vorlegende Gericht ausdr&#252;cklich vom Bereich des Vorabentscheidungsersuchens ausgenommen hat. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demzufolge werde ich in einem ersten Schritt und in erster Linie die Vorlagefrage, wie sie das vorlegende Gericht gestellt hat, unter Beachtung der von diesem Gericht vorgenommenen Eingrenzung beantworten. In einem zweiten Schritt, aber nur hilfsweise, werde ich die Probleme pr&#252;fen, die durch die nach der Ankunft in Deutschland erfolgten Verbringungen aufgeworfen werden. &#220;ber die vom vorlegenden Gericht gestellte Frage hinaus werde ich also kl&#228;ren, ob Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auf die sp&#228;teren Verbringungen der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Abf&#228;lle anwendbar ist.</p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Haupterw&#228;gungen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Antwort auf die Frage in ihrer vom vorlegenden Gericht gestellten Form und in dem von diesem selbst abgesteckten Rahmen ist meines Erachtens offensichtlich.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst weise ich darauf hin, dass die Einstufung der zur Beseitigung bestimmten R&#252;ckst&#228;nde an Bord der MSC Flaminia als Abf&#228;lle vor dem Gerichtshof nicht er&#246;rtert worden ist(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>) und im &#220;brigen auch nicht wirklich umstritten zu sein scheint. Nach Art.&#160;2 Nr.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 gelten n&#228;mlich als Abf&#228;lle im Sinne dieser Verordnung die der Definition in Art.&#160;1 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2006/12(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>) entsprechenden Gegenst&#228;nde. Wie die Kommission zutreffend ausgef&#252;hrt hat, sind die in Rede stehenden R&#252;ckst&#228;nde zur Beseitigung oder zur Verwertung bestimmt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich der Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sind zur Beantwortung der Frage des vorlegenden Gerichts die f&#252;r die Auslegung des Unionsrechts geltenden Regeln in Erinnerung zu rufen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs sind bei der Auslegung einer Unionsrechtsvorschrift nicht nur ihr Wortlaut, sondern auch ihr Zusammenhang und die Ziele zu ber&#252;cksichtigen, die mit der Regelung, zu der sie geh&#246;rt, verfolgt werden(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>). Da zudem Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 eine Ausnahme vom Geltungsbereich dieser Verordnung vorsieht, ist er grunds&#228;tzlich strikt auszulegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;W&#228;hrend das Land Niedersachsen (Deutschland) und die Kommission geltend gemacht haben, dass der Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 allein keine Antwort auf die Vorlagefrage erlaube, halte ich dagegen diesen Wortlaut nicht f&#252;r unklar.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist n&#228;mlich festzustellen, dass sich der Unionsgesetzgeber auf die Angabe beschr&#228;nkt hat, dass die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 nicht f&#252;r &#8222;Abf&#228;lle [gilt], die &#8230; an Bord von &#8230; Schiffen anfallen, und zwar bis zum Zeitpunkt des Abladens dieser Abf&#228;lle zwecks Verwertung oder Beseitigung&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Sinn der einzelnen Begriffe ist aber meines Erachtens eindeutig. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Begriff &#8222;Abf&#228;lle&#8220; ist im Sinne seiner Definition in den Rechtsvorschriften der Union auf dem Gebiet der Abfallbewirtschaftung zu verstehen. Demgem&#228;&#223; erfasst Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 notwendig alle Arten von Abf&#228;llen, sofern sie zur Beseitigung oder zur Verwertung bestimmt sind. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu dem Umstand, dass die hier in Rede stehenden R&#252;ckst&#228;nde bei einer Havarie angefallen sind, weise ich darauf hin, dass der Unionsgesetzgeber f&#252;r die Geltung der Ausnahme nur verlangt, dass die Abf&#228;lle &#8222;an Bord [eines] Schiffe[s] an[ge]fallen&#8220; sind. Im vorliegenden Fall haben sich die Havarie und die Br&#228;nde unstreitig an Bord der MSC Flaminia ereignet, so dass diese R&#252;ckst&#228;nde an Bord dieses Schiffes angefallen sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das vorlegende Gericht zu bezweifeln scheint, dass der Ausdruck &#8222;Abf&#228;lle, die &#8230; an Bord &#8230; anfallen&#8220; solche Abf&#228;lle einschlie&#223;t, die zuf&#228;llig oder au&#223;erhalb des normalen Betriebs eines Schiffes anfallen, haben die Parteien des Ausgangsverfahrens und die Kommission er&#246;rtert, welche Bedeutung dem Umstand, dass die in Rede stehenden Abf&#228;lle nicht beim &#8222;normalen&#8220; Betrieb des Schiffes, sondern &#8222;zuf&#228;llig&#8220; bei einer Havarie angefallen sind, f&#252;r die Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 zukommt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu hat das Land Niedersachsen insbesondere geltend gemacht, die Entstehung von Abf&#228;llen bei einer Havarie sei derart ungew&#246;hnlich, dass dieser Tatbestand zur Begr&#252;ndung einer Ausnahme von der Anwendbarkeit der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 gesondert erw&#228;hnt werden m&#252;sste. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Vorbringen &#252;berzeugt mich nicht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die in der spanischen, der d&#228;nischen, der deutschen, der englischen, der franz&#246;sischen und der schwedischen Fassung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 verwendeten Begriffe &#8211; &#8222;generados&#8220;, &#8222;opst&#229;et&#8220;, &#8222;anfallen&#8220;, &#8222;generated&#8220;, &#8222;produits&#8220; und &#8222;uppkommit&#8220; &#8211; sprechen nicht f&#252;r diese Auffassung. Keiner dieser Begriffe impliziert, dass die Abf&#228;lle im Rahmen des normalen Betriebs von Schiffen angefallen sein m&#252;ssen. Im Gegenteil enth&#228;lt der in der d&#228;nischen Sprachfassung verwendete Begriff &#8222;opst&#229;et&#8220; eine Nuance, wonach die Abf&#228;lle nicht auf normale, sondern auf unvorhersehbare Art und Weise angefallen sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem hat sich der Unionsgesetzgeber auf die Angabe des Ortes beschr&#228;nkt, an dem die Abf&#228;lle angefallen sein m&#252;ssen, ohne dass er besondere Anforderungen bez&#252;glich der Umst&#228;nde aufgestellt h&#228;tte, unter denen sie angefallen sein m&#252;ssen. Somit kann der Ausdruck &#8222;Abf&#228;lle, die &#8230; an Bord &#8230; anfallen&#8220; seiner gew&#246;hnlichen Bedeutung nach nicht so verstanden werden, dass die Abf&#228;lle sich aus dem normalen Betrieb des Schiffes ergeben m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dies gilt umso mehr, als nicht geltend gemacht werden kann, dass der Unionsgesetzgeber den Fall von au&#223;erhalb des normalen Betriebs von Schiffen anfallenden Abf&#228;llen nicht ins Auge gefasst habe, denn er hat eine solche Klarstellung in Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 vorgenommen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der von der Kommission hervorgehobene Umstand, dass hier die Abf&#228;lle zu Beginn der Fahrt des Schiffes noch nicht vorgelegen h&#228;tten, ist meines Erachtens nicht entscheidend. Denn der Ausdruck &#8222;an Bord &#8230; anfallen&#8220; setzt voraus, dass die Abf&#228;lle w&#228;hrend der Fahrt angefallen sind. Im &#220;brigen verlangt der in Art.&#160;2 Nr.&#160;34 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 definierte Begriff &#8222;Verbringung&#8220; nicht, dass sich die Abf&#228;lle vor Beginn der Fahrt an Bord des Schiffes befunden haben m&#252;ssen, und bedeutet daher, dass auch unvorhergesehene Verbringungen und zuf&#228;llig angefallene Abf&#228;lle erfasst sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da der Unionsgesetzgeber demnach keine Unterscheidung nach Ma&#223;gabe der Art der Abf&#228;lle oder der Umst&#228;nde ihres Anfallens getroffen hat, ergibt sich aus dem Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006, dass diese Bestimmung auf havariebedingte R&#252;ckst&#228;nde in Form von Metallschrott und des mit Schl&#228;mmen und Ladungsr&#252;ckst&#228;nden versetzten L&#246;schwassers anwendbar ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Auslegung wird durch die Vorarbeiten zur Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sowie deren System und Zweck best&#228;tigt. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch wenn, erstens, die Analyse der Vorarbeiten zu dieser Verordnung als solche allein f&#252;r die Auslegung ihres Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b nicht ausschlaggebend ist, ist sie doch insoweit nicht ohne Bedeutung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem in Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b des Vorschlags der Kommission, der zum Erlass der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 f&#252;hrte(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>), vorgesehen gewesen war, dass die Verordnung nicht f&#252;r &#8222;die Verbringung von Abf&#228;llen, die an Bord ziviler Luftfahrzeuge beim Flug anfallen, f&#252;r die Dauer des Fluges bis zur Landung&#8220;(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>) gelten sollte, schlug das Parlament in zweiter Lesung vor, diese Ausnahme auf Abf&#228;lle zu erstrecken, die in Fahrzeugen und Z&#252;gen sowie an Bord von Schiffen anfallen, und zwar mit der Begr&#252;ndung, dass &#8222;[d]ie Ausnahmeregelung f&#252;r Abf&#228;lle, die an Bord von Luftfahrzeugen anfallen, &#8230; auf s&#228;mtliche Transportmittel ausgeweitet werden [sollte], da ansonsten die Anforderungen dieser Verordnung f&#252;r Abf&#228;lle, die in Fahrzeugen anfallen, die keine Flugzeuge sind, unangemessen w&#228;ren&#8220;(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Weder im urspr&#252;nglichen Vorschlag der Kommission noch in den vom Parlament vorgeschlagenen &#196;nderungen, noch in den Erl&#228;uterungen zu diesen Vorschl&#228;gen ist indes von einem Willen des Unionsgesetzgebers die Rede, bestimmte Abf&#228;lle vom Geltungsbereich des Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 auszunehmen und diesen auf die im Rahmen des normalen Betriebs der genannten Transportmittel anfallenden Abf&#228;lle zu begrenzen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie das Land Niedersachsen vorgetragen hat, deutet zwar die Formulierung der in der Verordnung Nr.&#160;259/93 normierten Ausnahme f&#252;r die Zivilluftfahrt darauf hin, dass vor allem die an Bord von Luftfahrzeugen und w&#228;hrend des Fluges anfallenden Abf&#228;lle erfasst sein sollten. Ich stelle jedoch fest, dass der Unionsgesetzgeber in keiner Weise die Art dieser Abf&#228;lle noch auch die Umst&#228;nde, unter denen sie angefallen sein m&#252;ssen, festgelegt hat. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner weise ich darauf hin, dass die Ausnahme erheblich erweitert wurde und nicht nur mehr die Zivilluftfahrt, sondern die an Bord verschiedener Transportmittel, darunter Luftfahrzeuge, anfallenden Abf&#228;lle erfasst. Mit der Erstreckung der in Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 vorgesehenen Ausnahme auf andere Transportmittel hat daher der Unionsgesetzgeber meines Erachtens notwendig die Abf&#228;lle einbezogen, die speziell an Bord jedes dieser Transportmittel anfallen k&#246;nnen. Somit kann die vom vorlegenden Gericht angestellte Erw&#228;gung, dass Havarien im Luftverkehr wegen ihrer Seltenheit nicht unter diese Verordnung fielen, nichts an der sich aus dem Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ergebenden Auslegung dieser Bestimmung &#228;ndern.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens best&#228;tigt auch die systematische Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 die aus dessen Wortlaut folgende Auslegung. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum einen bin ich wie Conti der Ansicht, dass sich aus dem Vergleich zwischen der Ausnahme nach Buchst.&#160;a und der nach Buchst.&#160;b des Art.&#160;1 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ergibt, dass der Unionsgesetzgeber bei der zweiten Ausnahme keine Beschr&#228;nkung hinsichtlich der Art des Anfallens der Abf&#228;lle vornehmen wollte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen stimme ich mit der Kommission darin &#252;berein, dass die Ausnahme nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1013/2006, da mit ihr ein &#220;berlappen zwischen den Rechtsvorschriften &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen und der Richtlinie 2000/59/EG(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>) verhindert werden soll, f&#252;r die vom vorlegenden Gericht erbetene Auslegung nicht relevant ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Reichweite von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 wird n&#228;mlich unter Bezugnahme auf das Marpol-&#220;bereinkommen bestimmt. Die Richtlinie 2000/59, die auf die von diesem &#220;bereinkommen erfassten durch den normalen Schiffsbetrieb anfallenden Abf&#228;lle anwendbar ist(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>), verpflichtet aber die Mitgliedstaaten zur Bereitstellung und Inanspruchnahme von Hafenauffangeinrichtungen f&#252;r Schiffsabf&#228;lle. Damit gew&#228;hrleistet der Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;1013/2006, dass f&#252;r aus dem normalen Betrieb eines Schiffes stammende Abf&#228;lle ausschlie&#223;lich die Richtlinie 2000/59 gilt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens kann auch die Ber&#252;cksichtigung der Ziele der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 und insbesondere des Ziels des Umweltschutzes(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>) nichts an der sich aus dem Wortlaut von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 ergebenden Auslegung dieser Bestimmung &#228;ndern.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dieser Hinsicht halte ich das Vorbringen der Kommission f&#252;r besonders &#252;berzeugend.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So bin ich wie die Kommission der Ansicht, dass es wegen des pl&#246;tzlichen und unvorhersehbaren Eintritts einer Havarie in der Praxis f&#252;r den Kapit&#228;n eines Schiffes sehr schwer, wenn nicht unm&#246;glich w&#228;re, vor dem Einlaufen in einen Hafen &#252;ber die Informationen zu verf&#252;gen, die f&#252;r die Notifizierung nach der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 erforderlich sind(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem erfordert es der Zweck der Ausnahme nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006, diese Bestimmung so auszulegen, dass die Verweildauer von bei einer Havarie angefallenen Abf&#228;llen an Bord eines Schiffes begrenzt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Annahme ist n&#228;mlich nicht abwegig, dass die Anwendung dieser Verordnung auf Abf&#228;lle, wie sie im Ausgangsverfahren in Rede stehen, eine Verz&#246;gerung des Einlaufens des diese Abf&#228;lle bef&#246;rdernden Schiffes in den n&#228;chstgelegenen Hafen und so faktisch eine Erh&#246;hung des Risikos eines Verbleibs der Abf&#228;lle auf See bewirken w&#252;rde. Wie die Kommission zu Recht geltend gemacht hat, w&#252;rde dies aber dem mit der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 verfolgten Ziel des Umweltschutzes zuwiderlaufen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen halte ich das vom Land Niedersachsen angesprochene Risiko f&#252;r hypothetisch.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter Berufung auf das Ziel dieser Verordnung und den Grundsatz der strikten Auslegung von Ausnahmebestimmungen hat das Land Niedersachsen insbesondere ausgef&#252;hrt, bei fehlender Kenntnis des Mitgliedstaats von diesen Abf&#228;llen k&#246;nne dieser die davon ausgehenden Risiken, insbesondere f&#252;r die Umwelt, nicht absch&#228;tzen. Somit m&#252;sse verhindert werden, dass der Kapit&#228;n des Schiffes allein &#252;ber den Umgang mit den Abf&#228;llen entscheide, denn dies w&#252;rde die Gefahr heraufbeschw&#246;ren, dass mit Abf&#228;llen beladene Schiffe weiterf&#252;hren, um diese anderswo kosteng&#252;nstiger oder illegal zu entsorgen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu weise ich zum einen darauf hin, dass das Notifizierungsverfahren nach der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 keineswegs vor der Gefahr sch&#252;tzt, dass mit Abf&#228;llen beladene Schiffe ihre Fahrt fortsetzen, um diese anderswo kosteng&#252;nstiger oder illegal zu entsorgen. Demnach kann die Anwendung dieses Verfahrens nicht bewirken, dass der Kapit&#228;n eines Schiffes davon abgeschreckt wird, Abf&#228;lle illegal zu entsorgen oder zu versuchen, sie kosteng&#252;nstiger als innerhalb der Union zu entsorgen. Im Gegenteil ist nicht ausgeschlossen, dass die Kosten dieses Verfahrens als Anreiz f&#252;r ein solches Verhalten wirken.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen d&#252;rfen angesichts der Verpflichtungen, die das internationale Recht sowohl den Staaten als auch den im maritimen Bereich t&#228;tigen Privaten auferlegt und die mitunter in Rechtsakte der Union &#252;bernommen worden sind(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>), die durch die Nichtanwendung der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 geschaffenen Risiken(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>) meines Erachtens nicht &#252;bertrieben werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was zun&#228;chst die absichtliche Einleitung von Abf&#228;llen angeht, sollen n&#228;mlich mit der Londoner Konvention vom 29.&#160;Dezember 1972 &#252;ber die Verh&#252;tung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen von Abf&#228;llen und anderen Stoffen in der durch das Londoner Protokoll von 1996 ge&#228;nderten Fassung eine wirksame Kontrolle der verschiedenen Quellen der Meeresverschmutzung und Ma&#223;nahmen zur Verh&#252;tung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen, verstanden als absichtliches Einbringen, von Abf&#228;llen eingef&#252;hrt werden. Im Rahmen dieser Konvention ist das Einbringen grunds&#228;tzlich verboten, kann aber ausnahmsweise genehmigt werden. Die Beachtung der Bestimmungen dieser Konvention obliegt u.&#160;a. dem Flaggenstaat, der jedenfalls verpflichtet ist, im Fall von Verst&#246;&#223;en gegen die Bestimmungen der Konvention(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>) Sanktionen zu verh&#228;ngen. Im Unionsrecht verpflichtet die Richtlinie 2005/35/EG(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>) die Mitgliedstaaten, sicherzustellen, dass von Schiffen ausgehende Einleitungen von Schadstoffen in einem der in ihr genannten Gebiete als Verst&#246;&#223;e betrachtet werden, wenn sie auf Vorsatz, Leichtfertigkeit oder grobe Fahrl&#228;ssigkeit zur&#252;ckzuf&#252;hren sind, und so zu gew&#228;hrleisten, dass solche Einleitungen nicht straflos bleiben(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sodann wird das vom Land Niedersachsen angef&#252;hrte Risiko auch durch die Pflichten begrenzt, die das internationale Recht und insbesondere Art.&#160;94 des &#220;bereinkommens von Montego Bay dem Flaggenstaat auferlegen(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>). Nach dieser Bestimmung muss der Flaggenstaat neben dem Erlass von Ma&#223;nahmen, die zur Gew&#228;hrleistung der Sicherheit auf See durch Kontroll- und &#220;berwachungsma&#223;nahmen erforderlich sind, &#252;ber jeden Seeunfall oder jedes andere mit der F&#252;hrung eines Schiffes zusammenh&#228;ngende Ereignis auf hoher See, an dem ein seine Flagge f&#252;hrendes Schiff beteiligt war und wodurch schwere Sch&#228;den an der Meeresumwelt verursacht wurden, eine Untersuchung durchf&#252;hren. Im Unionsrecht ist den Pflichten des Flaggenstaats nach internationalem Recht und insbesondere im Rahmen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation durch die Richtlinie 2009/21/EG(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>) gr&#246;&#223;ere Wirksamkeit verschafft worden, deren Ziel es nach ihrem Art.&#160;1 Abs.&#160;1 ist, sicherzustellen, dass die Mitgliedstaaten ihren Pflichten als Flaggenstaaten wirksam und best&#228;ndig nachkommen, sowie die Sicherheit zu erh&#246;hen und die Umweltverschmutzung durch Schiffe, die die Flagge eines Mitgliedstaats f&#252;hren, zu vermeiden. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich erlauben es auch andere Regelungen wie der Internationale Code f&#252;r die Bef&#246;rderung gef&#228;hrlicher G&#252;ter mit Seeschiffen oder der Internationale Code f&#252;r Ma&#223;nahmen zur Organisation eines sicheren Schiffsbetriebs und zur Verh&#252;tung der Meeresverschmutzung(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>), die Verschmutzungsrisiken durch den Erlass von Regeln f&#252;r die Seeschifffahrtsunternehmen oder f&#252;r die Schiffskapit&#228;ne zu verringern.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus allen diesen Gr&#252;nden schlage ich dem Gerichtshof vor, auf die Frage des Landgerichts M&#252;nchen&#160;I in erster Linie zu antworten, dass havariebedingte R&#252;ckst&#228;nde in Form von Metallschrott und des mit Schl&#228;mmen und Ladungsr&#252;ckst&#228;nden versetzten L&#246;schwassers an Bord eines Schiffes &#8222;Abf&#228;lle, die in Fahrzeugen und Z&#252;gen sowie an Bord von Luftfahrzeugen und Schiffen anfallen&#8220;, gem&#228;&#223; Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hilfsweise werde ich im folgenden Abschnitt auf die Auslegung dieser Bestimmung in Bezug auf den zweiten Teil der Bef&#246;rderung der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Abf&#228;lle eingehen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Hilfserw&#228;gungen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was zum einen die Verbringung des abgepumpten L&#246;schwassers nach D&#228;nemark und zum anderen die der nicht in Deutschland abgeladenen Abf&#228;lle nach Rum&#228;nien betrifft, hat das vorlegende Gericht wie bereits dargelegt diesen Teil der durch den Sachverhalt des Ausgangsverfahrens aufgeworfenen Problematik vom Bereich des Vorabentscheidungsersuchens ausgenommen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung obliegt es zwar dem Gerichtshof, im Rahmen des in Art.&#160;267 AEUV vorgesehenen Verfahrens der Zusammenarbeit mit den nationalen Gerichten dem vorlegenden Gericht eine f&#252;r die Entscheidung des bei diesem anh&#228;ngigen Rechtsstreits sachdienliche Antwort zu geben, indem er aus der Begr&#252;ndung der Vorlageentscheidung diejenigen Elemente des Unionsrechts, die angesichts des Gegenstands des Rechtsstreits einer Auslegung bed&#252;rfen, herausarbeitet und gegebenenfalls die Vorlagefragen umformuliert(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts des Gegenstands des Rechtsstreits im Ausgangsverfahren darf allerdings gefragt werden, ob die Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 durch den Gerichtshof zum Zweck der Feststellung, ob diese Bestimmung auf die an das Auslaufen aus dem deutschen Hafen anschlie&#223;ende Verbringung der in Rede stehenden Abf&#228;lle anwendbar ist, f&#252;r das vorlegende Gericht wirklich sachdienlich w&#228;re. Wie n&#228;mlich aus der Darstellung dieses Rechtsstreits hervorzugehen scheint, begehrt Conti vor den deutschen Gerichten Ersatz verschiedener Sch&#228;den, darunter des Schadens, der den Kosten des von den deutschen Beh&#246;rden vorgeschriebenen Notifizierungsverfahrens entspricht. Was hingegen die Fahrt zwischen Deutschland und Rum&#228;nien angeht, so betrifft die Frage der Erforderlichkeit eines Notifizierungsverfahrens nur die rum&#228;nischen Beh&#246;rden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sollte sich der Gerichtshof gleichwohl gehalten sehen, Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Hinblick darauf auszulegen, ob diese Bestimmung auf die weitere Verbringung der Abf&#228;lle aus dem deutschen Hafen nach D&#228;nemark und nach Rum&#228;nien anwendbar ist, weise ich auf deren sehr klaren Wortlaut hin.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So gilt die Ausnahme nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 &#8222;bis zum Zeitpunkt des Abladens dieser Abf&#228;lle zwecks Verwertung oder Beseitigung&#8220;. Nach der Bedeutung des Begriffs &#8222;Abladen&#8220;(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>) setzt diese Bestimmung notwendig voraus, dass die Abf&#228;lle das Schiff verlassen haben und an Land gebracht worden sind, um verwertet oder beseitigt zu werden(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach ist der von der Kommission bef&#252;rworteten Auslegung dahin, dass der Begriff &#8222;Abladen&#8220; im Sinne von &#8222;bis zum ersten Heimathafen&#8220; zu verstehen sei, weil die Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Einklang mit dem Basler &#220;bereinkommen ausgelegt werden m&#252;sse, nicht zu folgen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung gebietet es zwar der Vorrang der von der Union geschlossenen v&#246;lkerrechtlichen Vertr&#228;ge vor den Bestimmungen des abgeleiteten Rechts, Letztere in &#220;bereinstimmung mit diesen Vertr&#228;gen auszulegen(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>), doch wird eine solche konforme Auslegung nur &#8222;nach M&#246;glichkeit&#8220; verlangt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall l&#228;sst sich aber Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 meines Erachtens nicht so auslegen, dass sein Wortlaut mit dem Basler &#220;bereinkommen in Einklang gebracht werden kann. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point83">83.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach seinen Art.&#160;1 und 2 Nr.&#160;3 findet dieses &#220;bereinkommen n&#228;mlich Anwendung auf Abf&#228;lle, die aus einem der Hoheitsgewalt eines Staates unterstehenden Gebiet in ein der Hoheitsgewalt eines anderen Staates unterstehendes Gebiet verbracht werden, was hier bei der Verbringung von Deutschland nach D&#228;nemark(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>) und nach Rum&#228;nien der Fall ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point84">84.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen ergibt die Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006, dass dieser seinem Wortlaut nach nicht f&#252;r die Verbringung der an Bord der MSC Flaminia verbliebenen Abf&#228;lle gilt, da diese erst bei ihrer Ankunft in Rum&#228;nien abgeladen wurden(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point85">85.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demzufolge w&#252;rde eine Auslegung von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Einklang mit dem Basler &#220;bereinkommen den Sinn dieser Bestimmung grundlegend ver&#228;ndern, dem vom Unionsgesetzgeber gew&#228;hlten Wortlaut zuwiderlaufen(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>) und zudem ein echtes Problem der Rechtssicherheit aufwerfen(<a href="#Footnote38" name="Footref38">38</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point86">86.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen scheint mir die Kommission mit der Bemerkung in ihren schriftlichen Erkl&#228;rungen, dass &#8222;[e]ine Gleichsetzung der Einfahrt in einen Hafen mit dem ,Abladen&#8216; &#8230; schwerlich mit diesem eindeutigen Wortlaut vereinbar [erscheint]&#8220;, einzur&#228;umen, dass eine solche Auslegung im Einklang mit dem Basler &#220;bereinkommen nicht in Betracht kommt. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point87">87.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus allen diesen Gr&#252;nden k&#246;nnte sich die Frage stellen, ob Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Einklang mit den Bestimmungen des Basler &#220;bereinkommens steht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point88">88.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gleichwohl lege ich dem Gerichtshof nicht nahe, von Amts wegen die G&#252;ltigkeit von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 im Hinblick auf das Basler &#220;bereinkommen zu pr&#252;fen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point89">89.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens stelle ich n&#228;mlich fest, dass dann, wenn die Frage der G&#252;ltigkeit einer unionsrechtlichen Bestimmung offensichtlich oder zwischen den Zeilen aus der Vorlageentscheidung hervorgeht, die Mitgliedstaaten und die Betroffenen sich f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen entscheiden k&#246;nnen, damit diese Frage nicht nur zwischen den Parteien er&#246;rtert wird(<a href="#Footnote39" name="Footref39">39</a>), sondern sich auch der Urheber des Unionsrechtsakts am Verfahren beteiligt und Erkl&#228;rungen hierzu abgeben kann(<a href="#Footnote40" name="Footref40">40</a>). Das vorliegende Vorabentscheidungsersuchen betrifft aber ausschlie&#223;lich die Auslegung der Ausnahmebestimmung des Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006, und die Frage der G&#252;ltigkeit dieser Bestimmung geht weder offensichtlich noch implizit aus der Vorlageentscheidung hervor, so dass sie zum einen nicht zwischen den Verfahrensbeteiligten er&#246;rtert worden ist(<a href="#Footnote41" name="Footref41">41</a>) und zum anderen weder das Parlament noch der Rat, die indes die Urheber dieser Verordnung sind, am Verfahren vor dem Gerichtshof beteiligt waren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point90">90.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens ist die G&#252;ltigkeit dieser Bestimmung nur hinsichtlich der Verbringung der Abf&#228;lle zwischen Deutschland und Rum&#228;nien erheblich. Wie ich in Nr.&#160;77 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge hervorgehoben habe, begehrt Conti Ersatz des Schadens, der ihr wegen der Kosten des von den deutschen Beh&#246;rden vorgeschriebenen Notifizierungsverfahrens entstanden ist. Abgesehen davon, dass Conti keinerlei Interesse daran h&#228;tte, dass der Gerichtshof die Ung&#252;ltigkeit von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 und die Notwendigkeit eines Notifizierungsverfahrens f&#252;r die nach Rum&#228;nien verbrachten Abf&#228;lle feststellte, w&#228;re eine solche Feststellung somit im Ausgangsverfahren auch in keiner Weise sachdienlich(<a href="#Footnote42" name="Footref42">42</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point91">91.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden erscheint es mir mit der Rolle des Gerichtshofs nach Art.&#160;267 AEUV unvereinbar, dass dieser von Amts wegen &#252;ber die G&#252;ltigkeit dieser Bestimmung entscheidet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point92">92.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen bin ich der Ansicht, dass unter Ber&#252;cksichtigung der Natur und des Systems des Basler &#220;bereinkommens sowie der Tatsache, dass Privaten aus diesem &#220;bereinkommen grunds&#228;tzlich keine eigenst&#228;ndigen Rechte und Freiheiten erwachsen, dessen Bestimmungen nicht als Grundlage f&#252;r eine Pr&#252;fung der G&#252;ltigkeit von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 dienen k&#246;nnen(<a href="#Footnote43" name="Footref43">43</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point93">93.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die an Bord der MSC Flaminia von Deutschland nach Rum&#228;nien verbrachten Abf&#228;lle nicht abgeladen worden sind, gilt somit die Ausnahme nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 fort, so dass diese Verordnung auf diese Verbringung nicht anwendbar ist.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point94">94.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof vor, die Vorlagefrage des Landgerichts M&#252;nchen&#160;I (Deutschland) wie folgt zu beantworten:</p> <p class="C02AlineaAltA">Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung (EG) Nr.&#160;1013/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 14.&#160;Juni 2006 &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen ist dahin auszulegen, dass havariebedingte R&#252;ckst&#228;nde in Form von Metallschrott und des mit Schl&#228;mmen und Ladungsr&#252;ckst&#228;nden versetzten L&#246;schwassers an Bord eines Schiffes &#8222;Abf&#228;lle, die in Fahrzeugen und Z&#252;gen sowie an Bord von Luftfahrzeugen und Schiffen anfallen&#8220;, gem&#228;&#223; dieser Bestimmung sind.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Franz&#246;sisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2006, L&#160;190, S.&#160;1.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. meine Schlussantr&#228;ge vom heutigen Tag.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Sinne von Art.&#160;86 des Seerechts&#252;bereinkommens der Vereinten Nationen, unterzeichnet in Montego Bay am 10.&#160;Dezember 1982, in Kraft getreten am 16.&#160;November 1994 und im Namen der Gemeinschaft genehmigt durch den Beschluss des Rates 98/392/EG vom 23.&#160;M&#228;rz 1998 (ABl.&#160;1998, L&#160;179, S.&#160;1, im Folgenden: &#220;bereinkommen von Montego Bay). Nach diesem Artikel erstreckt sich die Hohe See auf alle Teile des Meeres mit Ausnahme des K&#252;stenmeers, der ausschlie&#223;lichen Wirtschaftszone, der inneren Gew&#228;sser und der Archipelgew&#228;sser. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;1993, L&#160;39, S.&#160;1, im Folgenden: Basler &#220;bereinkommen. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung des Rates vom 1.&#160;Februar 1993 zur &#220;berwachung und Kontrolle der Verbringung von Abf&#228;llen in der, in die und aus der Europ&#228;ischen Gemeinschaft (ABl.&#160;1993, L&#160;30, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unterzeichnet am 2.&#160;November 1973 in London und erg&#228;nzt durch das Protokoll vom 17.&#160;Februar 1978 (im Folgenden: Marpol-&#220;bereinkommen). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 5.&#160;April 2006 &#252;ber Abf&#228;lle (ABl.&#160;2006, L&#160;114, S.&#160;9). Nach diesem Artikel sind &#8222;,Abfall&#8216;: alle Stoffe oder Gegenst&#228;nde, die unter die in Anhang&#160;I aufgef&#252;hrten Gruppen fallen und deren sich ihr Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muss&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;1991, L&#160;377, S.&#160;20. Das Verzeichnis der gef&#228;hrlichen Abf&#228;lle ist in der Entscheidung 2000/532/EG der Kommission vom 3.&#160;Mai 2000 zur Ersetzung der Entscheidung 94/3/EG &#252;ber ein Abfallverzeichnis gem&#228;&#223; Artikel&#160;1 Buchstabe&#160;a) der Richtlinie 75/442/EWG des Rates &#252;ber Abf&#228;lle und der Entscheidung 94/904/EG des Rates &#252;ber ein Verzeichnis gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle im Sinne von Artikel&#160;1 Absatz&#160;4 der Richtlinie 91/689/EWG &#252;ber gef&#228;hrliche Abf&#228;lle (ABl.&#160;2000, L&#160;226, S.&#160;3) enthalten.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hervorgegangen aus der Regelung der Organisation f&#252;r wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Basler &#220;bereinkommen. Die Einstufung der Abf&#228;lle in zwei Listen, eine &#8222;gr&#252;ne&#8220; und eine &#8222;gelbe&#8220;, h&#228;ngt von der Gef&#228;hrlichkeit der Abf&#228;lle, und der auf ihre Verbringung anwendbaren Verfahren ab. Zu der Einstufung und ihren Folgen vgl. Sadeleer,&#160;N., <i>Droit des d&#233;chets de l&#8217;UE, De l&#8217;&#233;limination &#224; l&#8217;&#233;conomie circulaire</i>, Bruylant, Br&#252;ssel, 2016, S.&#160;360, 364 und 378 bis 382. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Folgenden: Conti.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So geht aus den dem Gerichtshof vorgelegten Akten hervor, dass die im Rahmen der Havarie angefallenen Abf&#228;lle zun&#228;chst vom Ort der Havarie nach Deutschland verbracht wurden. Sodann wurde ein Teil des L&#246;schwassers abgepumpt und nach D&#228;nemark verbracht, wobei sich aus der Vorlageentscheidung klar ergibt, dass diese Verbringung nicht an Bord der MSC Flaminia erfolgte. Schlie&#223;lich lief das Schiff am 15.&#160;Mai 2013 nach Rum&#228;nien aus, wo es zum einen instand gesetzt werden sollte und wo zum anderen die an Bord verbliebenen Abf&#228;lle behandelt werden sollten.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es l&#228;sst sich zwar nicht ermitteln, inwieweit die Kl&#228;gerin des Ausgangsverfahrens vor den deutschen Beh&#246;rden und Gerichten geltend gemacht hat, dass die Gegenst&#228;nde nicht als &#8222;Abf&#228;lle&#8220; einzustufen seien, doch ist festzustellen, dass sie sich vor dem Gerichtshof darauf beschr&#228;nkt hat, zur Bedeutung und zur Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 Stellung zu nehmen, wobei sie grunds&#228;tzlich davon auszugehen scheint, dass die in Rede stehenden R&#252;ckst&#228;nde als &#8222;Abf&#228;lle&#8220; einzustufen sind. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Richtlinie 2006/12 ist durch die Richtlinie 2008/98/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 19.&#160;November 2008 &#252;ber Abf&#228;lle und zur Aufhebung bestimmter Richtlinien (ABl.&#160;2008, L&#160;312, S.&#160;3) aufgehoben und ersetzt worden. Nach deren Art.&#160;3 Nr.&#160;1 bezeichnet &#8222;,Abfall&#8216; jeden Stoff oder Gegenstand, dessen sich sein Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muss&#8220;, so dass in der neuen Richtlinie die Definition nahezu unver&#228;ndert belassen und nur die Bezugnahme auf Anhang&#160;I gestrichen worden ist (siehe Fn.&#160;8 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 17.&#160;Oktober 2018, G&#252;nter Hartmann Tabakvertrieb (C&#8209;425/17, EU:C:2018:830, Rn.&#160;18 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorschlag f&#252;r eine Verordnung des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen (KOM[2003] 379 endg&#252;ltig).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich weise darauf hin, dass mit dieser Bestimmung im Wesentlichen die in Art.&#160;1 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;259/93 vorgesehene Ausnahme &#252;bernommen worden ist.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Empfehlung f&#252;r die zweite Lesung vom 10.&#160;Oktober 2005 betreffend den Gemeinsamen Standpunkt des Rates im Hinblick auf den Erlass der Verordnung des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates &#252;ber die Verbringung von Abf&#228;llen (15311/4/2004 &#8211; C6-0223/2005 &#8211; 2003/0139[COD]).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 27.&#160;November 2000 &#252;ber Hafenauffangeinrichtungen f&#252;r Schiffsabf&#228;lle und Ladungsr&#252;ckst&#228;nde (ABl.&#160;2000, L&#160;332, S.&#160;81).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;2 Buchst.&#160;c dieser Richtlinie in Verbindung mit dem Marpol-&#220;bereinkommen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Erw&#228;gungsgr&#252;nde&#160;1 und 7 der Verordnung Nr.&#160;1013/2006.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;4 dieser Verordnung erfolgt die Notifizierung anhand der Formulare gem&#228;&#223; deren Anh&#228;ngen I A und I B.&#160;In diesen Formularen werden zahlreiche Informationen zu den betreffenden Abf&#228;llen verlangt. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. hierzu Bissuel,&#160;J&#8209;L., &#8222;L&#8217;Union europ&#233;enne et l&#8217;application des normes adopt&#233;es par l&#8217;OMI&#8220;, <i>Droit international de la mer et droit de l&#8217;Union europ&#233;enne Cohabitation, Confrontation, Coop&#233;ration?</i>, Pedone, Paris, 2014, S.&#160;115 bis 141, insbesondere S.&#160;121 und 122, sowie Langlais,&#160;P., <i>S&#233;curit&#233; maritime et int&#233;gration europ&#233;enne</i>, Bruylant, Br&#252;ssel, 2018, S.&#160;189 bis 196.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist auch zu beachten, dass die urspr&#252;ngliche Fahrt der MSC Flaminia nicht unter das Basler &#220;bereinkommen f&#228;llt. Nimmt man zudem an, dass die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Abf&#228;lle als &#8222;gef&#228;hrliche Abf&#228;lle&#8220; eingestuft werden &#8211; was nach den dem Gerichtshof vorgelegten Akten und den Erkl&#228;rungen der Verfahrensbeteiligten nicht abwegig erscheint&#160;&#8211;, w&#228;re dieses &#220;bereinkommen auf eine Verbringung gef&#228;hrlicher Abf&#228;lle von der hohen See in einen Mitgliedstaat der Union nicht anwendbar. Denn zum einen ist das &#220;bereinkommen nach seinen Art.&#160;1 und 2 nur auf Verbringungen zwischen der Hoheitsgewalt von Vertragsstaaten unterstehenden Gebieten anwendbar, w&#228;hrend im vorliegenden Fall die Verbringung im Anschluss an eine Havarie auf Hoher See begonnen hat. Zum anderen sollen nach den Dokumenten &#8222;Coop&#233;ration entre la Convention de B&#226;le et l&#8217;Organisation maritime internationale&#8220; (UNEP/CHW.11/17) und &#8222;Legal analysis of the application of the Basel Convention to hazardous and other wastes generated on board ships&#8220; (UNEP/CHW.11/INF/22, nur in englischer Sprache verf&#252;gbar), hervorgegangen aus der elften Konferenz der Vertragsstaaten des Basler &#220;bereinkommens, die vom 28.&#160;April bis 10.&#160;Mai 2013 in Genf stattfand, mit Art.&#160;1 Abs.&#160;4 dieses &#220;bereinkommens Abf&#228;lle, die au&#223;erhalb des &#252;blichen Betriebs entstehen, vom Geltungsbereich des &#220;bereinkommens ausgenommen werden. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. zu dieser Konvention Vincent,&#160;P., <i>Droit de la mer</i>, Larcier, Br&#252;ssel, 2008, S.&#160;179 bis 181, sowie Rothwell,&#160;D.&#160;R., und Stephens,&#160;T., <i>The International Law of the Sea</i>, 2.&#160;Aufl., Hart Publishing, Oxford, 2016, S.&#160;402 bis 406.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 7.&#160;September 2005 &#252;ber die Meeresverschmutzung durch Schiffe und die Einf&#252;hrung von Sanktionen f&#252;r Verst&#246;&#223;e (ABl.&#160;2005, L&#160;255, S.&#160;11). Zur Erreichung des mit dieser Richtlinie verfolgten Zieles sieht der Rahmenbeschluss 2005/667/JI des Rates vom 12.&#160;Juli 2005 zur Verst&#228;rkung des strafrechtlichen Rahmens zur Bek&#228;mpfung der Verschmutzung durch Schiffe (ABl.&#160;2005, L&#160;255, S.&#160;164) den Erlass einer Reihe von Ma&#223;nahmen auf dem Gebiet des Strafrechts durch die Mitgliedstaaten vor.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Art.&#160;4 dieser Richtlinie. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich f&#252;ge hinzu, dass nach Teil&#160;XII &#8222;Schutz und Bewahrung der Meeresumwelt&#8220; die Staaten allgemein verpflichtet sind, die Meeresumwelt zu sch&#252;tzen und zu bewahren. Im Einzelnen ergeben sich die Befugnisse und Pflichten des Flaggenstaats, des Hafenstaats und des K&#252;stenstaats aus den Art.&#160;217, 218 und 220. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 23.&#160;April 2009 &#252;ber die Erf&#252;llung der Flaggenstaatpflichten (ABl.&#160;2009, L&#160;131, S.&#160;132).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Anforderungen dieses Codes sind zudem mit der Verordnung (EG) Nr.&#160;336/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 15.&#160;Februar 2006 zur Umsetzung des Internationalen Codes f&#252;r Ma&#223;nahmen zur Organisation eines sicheren Schiffsbetriebs innerhalb der Gemeinschaft und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr.&#160;3051/95 des Rates (ABl.&#160;2006, L&#160;64, S.&#160;1) auf alle die Flagge eines Mitgliedstaats der Union f&#252;hrenden Schiffe erstreckt worden. Nach dieser Verordnung m&#252;ssen die Mitgliedstaaten auch Vorschriften &#252;ber wirksame, verh&#228;ltnism&#228;&#223;ige und abschreckende Sanktionen festlegen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteile vom 13.&#160;Februar 2014, Crono Service u.&#160;a. (C&#8209;419/12 und C&#8209;420/12, EU:C:2014:81, Rn.&#160;28 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), und vom 21.&#160;Dezember 2016, Ucar und Kilic (C&#8209;508/15 und C&#8209;509/15, EU:C:2016:986, Rn.&#160;51).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem <i>Petit Robert </i>zufolge bedeutet das [in der franz&#246;sischen Sprachfassung dem Begriff &#8222;Abladen&#8220; entsprechende] Verb &#8222;d&#233;barquer&#8220; &#8222;(Personen, Gegenst&#228;nde) von einem Schiff bringen, an Land absetzen&#8220;. Andere Sprachfassungen von Art.&#160;1 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verordnung Nr.&#160;1013/2006 best&#228;tigen dieses Verst&#228;ndnis, denn die dort verwendeten Begriffe sind noch spezifischer. So vermitteln die in der spanischen, der d&#228;nischen, der deutschen, der englischen und der schwedischen Fassung verwendeten Begriffe &#8222;descargado&#8220;, &#8222;losses&#8220;, &#8222;Abladen&#8220;, &#8222;offloaded&#8220; und &#8222;lastas&#8220; den Gedanken, dass die die Ladung des Schiffes bildenden Abf&#228;lle von diesem entfernt worden sind. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich weise im &#220;brigen darauf hin, dass das vorlegende Gericht diese Begriffe ebenso zu verstehen scheint, denn es f&#252;hrt aus, dass &#8222;[n]ach dem eindeutigen Wortlaut &#8230; die Ausnahmevorschrift Anwendung [findet] ,bis zum Zeitpunkt des Abladens dieser Abf&#228;lle&#8216;, also gerade nicht bis zum Abladen irgendwelcher Abf&#228;lle oder bis zum Zeitpunkt einer Abladem&#246;glichkeit&#8220;. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 8.&#160;M&#228;rz 2014, Z.&#160;(C&#8209;363/12, EU:C:2014:159, Rn.&#160;72 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das nach D&#228;nemark verbrachte L&#246;schwasser war abgepumpt und somit vom Schiff abgeladen worden.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich hebe hervor, dass die Kommission selbst in Rn.&#160;44 ihrer Erkl&#228;rungen einr&#228;umt, dass diese Abf&#228;lle &#8222;vor Antritt dieser zweiten Reise wohl nicht im &#252;blichen Wortsinn als ,abgeladen&#8216; gelten [k&#246;nnen]&#8220;. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie Conti in der Sitzung zutreffend ausgef&#252;hrt hat, hat der Unionsgesetzgeber den Begriff &#8222;Abladen&#8220; und nicht &#8222;n&#228;chster Hafen&#8220; verwendet, was einen erheblichen Unterschied f&#252;r die Anwendung der Ausnahme macht.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref38" name="Footnote38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hier ist meines Erachtens eine Parallele zur Verpflichtung der nationalen Gerichte zu unionsrechtskonformer Auslegung zu ziehen, die &#8222;ihre Schranken in den allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tzen [findet] und &#8230; nicht als Grundlage f&#252;r eine Auslegung <i>contra legem</i> des nationalen Rechts dienen [darf]&#8220; (vgl. u.&#160;a. Urteil vom 13.&#160;Juli 2016, P&#246;pperl, C&#8209;187/15, EU:C:2016:550, Rn.&#160;44).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref39" name="Footnote39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Na&#244;m&#233;,&#160;C., <i>Le renvoi pr&#233;judiciel en droit europ&#233;en &#8211; Guide pratique</i>, 2.&#160;Aufl., Larcier, Br&#252;ssel, 2010, S.&#160;272.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref40" name="Footnote40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie es in der Rechtssache der Fall war, in der das Urteil vom 6.&#160;Oktober 2015, Schrems (C&#8209;362/14, EU:C:2015:650), ergangen ist und in der sich die Kommission als Urheber des Rechtsakts am Verfahren beteiligt hat. In diesem Zusammenhang verweise ich auf die Verpflichtung des Gerichtshofs, sicherzustellen, dass die Regierungen der Mitgliedstaaten und die Verfahrensbeteiligten die M&#246;glichkeit haben, gem&#228;&#223; Art.&#160;23 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union Erkl&#228;rungen abzugeben, wobei zu ber&#252;cksichtigen ist, dass den Verfahrensbeteiligten nach dieser Vorschrift nur die Vorlageentscheidungen zugestellt werden (vgl. Urteil vom 14.&#160;April 2011, Vlaamse Dierenartsenvereniging und Janssens, C&#8209;42/10, C&#8209;45/10 und C&#8209;57/10, EU:C:2011:253, Rn.&#160;44 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref41" name="Footnote41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Sitzung ist diese Frage ganz kurz angesprochen worden, ohne dass die Verfahrensbeteiligten allerdings Argumente hierzu ausgetauscht h&#228;tten.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref42" name="Footnote42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der Rechtsprechung setzt die Pr&#252;fung der G&#252;ltigkeit einer Bestimmung des Unionsrechts von Amts wegen voraus, dass sie f&#252;r das vorlegende Gericht sachdienlich ist. Wie Caroline Na&#244;m&#233; darlegt, geht der Gerichtshof so vor, wenn die Frage formal auf die Auslegung einer unionsrechtlichen Bestimmung gerichtet ist, sich aber erweist, dass das vorlegende Gericht in Wirklichkeit Zweifel an der G&#252;ltigkeit dieser Bestimmung hat (vgl. Na&#244;m&#233;,&#160;C., a.&#160;a.&#160;O., S.&#160;272). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref43" name="Footnote43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. zu den Voraussetzungen, unter denen die Bestimmungen eines internationalen Vertrags, dessen Vertragspartei die Union ist, zur Begr&#252;ndung einer Klage auf Nichtigerkl&#228;rung einer Handlung des Sekund&#228;rrechts der Union oder einer Einrede der Rechtswidrigkeit einer solchen Handlung geltend gemacht werden k&#246;nnen, Urteil vom 13.&#160;Januar 2015, Rat u.&#160;a./Vereniging Milieudefensie und Stichting Stop Luchtverontreiniging Utrecht (C&#8209;401/12&#160;P bis C&#8209;403/12&#160;P, EU:C:2015:4, Rn.&#160;54 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p>
175,023
eugh-2019-01-24-c-45815
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C-458/15
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:48
2019-01-31T19:20:48
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:66
<p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DER GENERALANW&#196;LTIN</p> <p class="C36Centre">ELEANOR SHARPSTON</p> <p class="C36Centre">vom 24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>458/15</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Staatsanwaltschaft Saarbr&#252;cken</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>K.&#160;P.</b> </p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Landgerichts Saarbr&#252;cken [Deutschland])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Gemeinsame Au&#223;en- und Sicherheitspolitik &#8211; Restriktive Ma&#223;nahmen gegen bestimmte Personen und Organisationen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus &#8211; Einfrieren von Geldern &#8211; Gemeinsamer Standpunkt 2001/931/GASP &#8211; Art.&#160;1 Abs.&#160;4 und 6 &#8211; Aufrechterhaltung der Aufnahme von Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 des Rates &#8211; G&#252;ltigkeit&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine Person, die Gelder f&#252;r eine mutma&#223;liche terroristische Organisation vereinnahmt hat, hat m&#246;glicherweise eine Freiheitsstrafe in einem Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union zu erwarten. Die Person stellt die rechtliche G&#252;ltigkeit der nationalen Rechtsvorschriften, gegen die sie versto&#223;en haben soll, in Frage, weil die Instrumente des Unionsrechts, die mit ihnen umgesetzt werden, ohne hinreichende Begr&#252;ndung erlassen worden seien. Es ist nicht das erste Mal, dass die Begr&#252;ndung der &#8222;Listung&#8220; oder Aufnahme einer mutma&#223;lichen terroristischen Gruppierung in eine Liste eingehend &#252;berpr&#252;ft wird. Mit dem vorliegenden Vorabentscheidungsersuchen wird die &#220;berpr&#252;fung neu ausgerichtet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Landgericht Saarbr&#252;cken (Deutschland) ersucht um eine Entscheidung des Gerichtshofs &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit bestimmter Unionsrechtsakte, durch die die Aufnahme der als Liberation Tigers of Tamil Eelam (im Folgenden: LTTE) bekannten Organisation in die Liste der Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften nach der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 des Rates vom 27.&#160;Dezember 2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) aufrechterhalten wird. Das Vorabentscheidungsersuchen ergeht in einem Strafverfahren gegen Herrn K.&#160;P. (im Folgenden: Angeklagter). Im Verfahren vor dem Gerichtshof hat Herr K.&#160;P. au&#223;erdem die Frage aufgeworfen, ob die Begr&#252;ndung des urspr&#252;nglichen Beschlusses des Rates &#252;ber die Aufnahme der LTTE in die Liste der verbotenen Organisationen ausreichend ist und ob dies Auswirkungen auf die Rechtm&#228;&#223;igkeit der vom vorlegenden Gericht in seinem Vorabentscheidungsersuchen angef&#252;hrten unionsrechtlichen Folgerechtsakte hat.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>V&#246;lkerrecht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der UN-Sicherheitsrat verabschiedete am 28.&#160;September 2001 als Reaktion auf die Terroranschl&#228;ge vom 11.&#160;September 2001 in New York, Washington und Pennsylvania die Resolution 1373 (2001)(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) (im Folgenden: Resolution 1373 [2001]) auf der Grundlage von Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen. In der Pr&#228;ambel dieser Resolution wird &#8222;die Notwendigkeit&#8220; bekr&#228;ftigt, &#8222;durch terroristische Handlungen verursachte Bedrohungen des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit mit allen Mitteln im Einklang mit der Charta [der Vereinten Nationen] zu bek&#228;mpfen&#8220;. In Ziff.&#160;5 wird erkl&#228;rt, dass &#8222;die Handlungen, Methoden und Praktiken des Terrorismus im Widerspruch zu den Zielen und Grunds&#228;tzen der Vereinten Nationen stehen und &#8230; die wissentliche Finanzierung und Planung terroristischer Handlungen sowie die Anstiftung dazu ebenfalls im Widerspruch zu den Zielen und Grunds&#228;tzen der Vereinten Nationen stehen&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Resolution 1373 (2001) stellt keine Liste von Einrichtungen oder Personen auf, f&#252;r die Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung terroristischer Handlungen gelten. </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Gemeinsame Standpunkte 2001/931/GASP und 2006/380/GASP</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 27.&#160;Dezember 2001 nahm der Rat der Europ&#228;ischen Union den Gemeinsamen Standpunkt 2001/931/GASP &#252;ber die Anwendung besonderer Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>) an.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 finden sich u.&#160;a. die folgenden Erkl&#228;rungen: Der Europ&#228;ische Rat hat erkl&#228;rt, dass der Terrorismus eine wirkliche Herausforderung f&#252;r die Welt und f&#252;r Europa darstellt und dass die Bek&#228;mpfung des Terrorismus eines der vorrangigen Ziele der Europ&#228;ischen Union sein wird; der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Resolution 1373 (2001) verabschiedet, mit der umfassende Strategien zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und insbesondere f&#252;r den Kampf gegen die Finanzierung des Terrorismus festgelegt werden; zur Umsetzung dieser Resolution sollte die Europ&#228;ische Union zus&#228;tzliche Ma&#223;nahmen treffen(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 Abs.&#160;1 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 sieht u.&#160;a. vor, dass diese Ma&#223;nahme f&#252;r die im Anhang aufgef&#252;hrten &#8222;Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften, die an terroristischen Handlungen beteiligt sind&#8220;, gilt. Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;2 sind &#8222;Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften, die an terroristischen Handlungen beteiligt sind&#8220;, definiert als</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Personen, die terroristische Handlungen begehen, zu begehen versuchen oder sich an deren Begehung beteiligen oder diese erleichtern;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vereinigungen oder K&#246;rperschaften, die unmittelbar oder mittelbar Eigentum dieser Personen sind oder unter deren Kontrolle stehen; ferner Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften, die im Namen oder auf Weisung dieser Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften handeln, einschlie&#223;lich der Gelder, die aus Verm&#246;gen stammen oder hervorgehen, das unmittelbar oder mittelbar Eigentum dieser Personen und mit ihnen assoziierter Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften ist oder unter deren Kontrolle steht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 ist eine &#8222;terroristische Handlung&#8220; definiert als &#8222;eine der &#8230; aufgef&#252;hrten vors&#228;tzlichen Handlungen, die durch ihre Art oder durch ihren Kontext ein Land oder eine internationale Organisation ernsthaft sch&#228;digen kann und im innerstaatlichen Recht als Straftat definiert ist, wenn sie mit dem Ziel begangen wird, &#8230; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">iii) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die politischen, verfassungsrechtlichen, wirtschaftlichen oder sozialen Grundstrukturen eines Landes oder einer internationalen Organisation ernsthaft zu destabilisieren oder zu zerst&#246;ren: &#8230; </p> <p class="C02AlineaAltA">k) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beteiligung an den Aktivit&#228;ten einer terroristischen Vereinigung einschlie&#223;lich durch Bereitstellung von Informationen oder materiellen Mitteln oder durch jegliche Art der Finanzierung ihrer Aktivit&#228;ten in dem Wissen, dass diese Beteiligung zu den kriminellen Aktivit&#228;ten der Gruppe beitr&#228;gt&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;4 &#8222;[wird] die Liste im Anhang &#8230; auf der Grundlage genauer Informationen bzw. der einschl&#228;gigen Akten erstellt, aus denen sich ergibt, dass eine zust&#228;ndige Beh&#246;rde &#8211; gest&#252;tzt auf ernsthafte und schl&#252;ssige Beweise oder Indizien &#8211; gegen&#252;ber den betreffenden Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften einen Beschluss gefasst hat, bei dem es sich um die Aufnahme von Ermittlungen oder um Strafverfolgung wegen einer terroristischen Handlung oder des Versuchs, eine terroristische Handlung zu begehen, daran teilzunehmen oder sie zu erleichtern oder um eine Verurteilung f&#252;r derartige Handlungen handelt. &#8230; Im Sinne dieses Absatzes bezeichnet der Ausdruck &#8218;zust&#228;ndige Beh&#246;rde&#8216; eine Justizbeh&#246;rde oder, sofern die Justizbeh&#246;rden keine Zust&#228;ndigkeit in dem von diesem Absatz erfassten Bereich haben, eine entsprechende zust&#228;ndige Beh&#246;rde in diesem Bereich.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;6 &#8222;[werden] die Namen von Personen oder K&#246;rperschaften, die in der Liste im Anhang aufgef&#252;hrt sind, &#8230; mindestens einmal pro Halbjahr einer regelm&#228;&#223;igen &#220;berpr&#252;fung unterzogen, um sicherzustellen, dass ihr Verbleib auf der Liste nach wie vor gerechtfertigt ist&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;3 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 &#8222;stellt [die Europ&#228;ische Union] im Rahmen der ihr durch den Vertrag zur Gr&#252;ndung der Europ&#228;ischen Gemeinschaft &#252;bertragenen Zust&#228;ndigkeiten sicher, dass den im Anhang aufgef&#252;hrten Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften keine Gelder, Verm&#246;genswerte oder wirtschaftliche Ressourcen oder Finanz- oder andere damit zusammenh&#228;ngende Dienstleistungen unmittelbar oder mittelbar zur Verf&#252;gung gestellt werden&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Anhang des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 findet sich eine Liste mit der &#220;berschrift &#8222;Erste Liste der in Artikel 1 genannten Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften &#8230;&#8220;. Die LTTE steht nicht auf dieser Liste. Dieser Anhang wurde mehrfach ge&#228;ndert. Er wurde nachfolgend durch den Gemeinsamen Standpunkt 2006/380/GASP des Rates vom 29.&#160;Mai 2006 zur Aktualisierung des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931/GASP &#252;ber die Anwendung besonderer Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Gemeinsamen Standpunkts 2006/231/GASP(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>) ersetzt. Die LTTE wurde mit dem Anhang zum Gemeinsamen Standpunkt 2006/380 erstmals in die Liste aufgenommen(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>).</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Verordnung Nr.&#160;2580/2001</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 finden sich die folgenden Erkl&#228;rungen:</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Europ&#228;ische Rat hat erkl&#228;rt, dass die Verhinderung der Finanzierung des Terrorismus ein entscheidender Aspekt im Kampf gegen den Terrorismus ist, und den Rat ersucht, die erforderlichen Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung aller Formen der Finanzierung terroristischer Aktivit&#228;ten zu treffen.</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat in der Resolution 1373 (2001) beschlossen, dass alle Staaten Gelder und sonstige finanzielle Verm&#246;genswerte oder wirtschaftliche Ressourcen von Personen einfrieren sollten, die terroristische Handlungen begehen, zu begehen versuchen oder sich an deren Begehung beteiligen oder diese erleichtern.</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner hat der Sicherheitsrat beschlossen, dass Ma&#223;nahmen getroffen werden sollen, um zu untersagen, dass Gelder und sonstige finanzielle Verm&#246;genswerte oder wirtschaftliche Ressourcen zum Nutzen dieser Personen zur Verf&#252;gung gestellt werden und Finanzdienstleistungen oder damit zusammenh&#228;ngende Dienstleistungen zum Nutzen dieser Personen erbracht werden.</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist erforderlich, dass die Union t&#228;tig wird, um die GASP-Aspekte des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 umzusetzen.</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten sollten Bestimmungen &#252;ber Sanktionen f&#252;r Verst&#246;&#223;e gegen die Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 erlassen und ihre Anwendung gew&#228;hrleisten.</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 kann sowohl Personen und K&#246;rperschaften umfassen, die mit Drittstaaten in Verbindung oder in Bezug zu Drittstaaten stehen, als auch solche, die in anderer Weise im Mittelpunkt der GASP-Aspekte des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 stehen(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 sind &#8222;&#8218;Gelder, andere finanzielle Verm&#246;genswerte und wirtschaftliche Ressourcen&#8216; [definiert als] Verm&#246;genswerte jeder Art, unabh&#228;ngig davon, ob sie materiell oder immateriell und beweglich oder unbeweglich sind und wie sie erworben wurden &#8230;&#8220;. Nach Art.&#160;1 Abs.&#160;4 ist die Definition einer &#8222;terroristischen Handlung&#8220; die gleiche wie in Art.&#160;1 Abs.&#160;3 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) Sofern nicht eine Ausnahme nach Artikel 5 oder 6 vorliegt,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;werden alle Gelder, andere finanzielle Verm&#246;genswerte und wirtschaftliche Ressourcen, die einer in der Liste nach Artikel 2 Absatz 3 aufgef&#252;hrten nat&#252;rlichen oder juristischen Person, Vereinigung oder K&#246;rperschaft geh&#246;ren oder in deren Eigentum stehen oder von ihr verwahrt werden, eingefroren;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;werden weder direkt noch indirekt Gelder, andere finanzielle Verm&#246;genswerte und wirtschaftliche Ressourcen f&#252;r eine in der Liste nach Artikel 2 Absatz 3 aufgef&#252;hrte nat&#252;rliche oder juristische Person, Vereinigung oder K&#246;rperschaft oder zu ihren Gunsten bereitgestellt.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sofern nicht eine Ausnahme nach Artikel 5 oder 6 vorliegt, ist die Erbringung von Finanzdienstleistungen f&#252;r eine in der Liste nach Artikel 2 Absatz 3 aufgef&#252;hrte nat&#252;rliche oder juristische Person, Vereinigung oder K&#246;rperschaft oder zu ihren Gunsten untersagt.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat erstellt, &#252;berpr&#252;ft und &#228;ndert einstimmig und im Einklang mit Artikel 1 Abs&#228;tze 4, 5 und 6 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931/GASP die Liste der dieser Verordnung unterfallenden Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften. In dieser Liste [(im Folgenden: Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3)] sind aufgef&#252;hrt:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">i) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;nat&#252;rliche Personen, die eine terroristische Handlung begehen oder zu begehen versuchen oder sich an deren Begehung beteiligen oder diese erleichtern;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">ii) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;juristische Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften, die eine terroristische Handlung begehen oder zu begehen versuchen oder sich an deren Begehung beteiligen oder diese erleichtern;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">iii) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;juristische Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften, die im Eigentum oder unter der Kontrolle einer oder mehrerer der unter Ziffer i) oder ii) genannten nat&#252;rlichen oder juristischen Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften stehen, oder</p> <p class="C09Marge0avecretrait">iv) &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;nat&#252;rliche oder juristische Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften, die im Namen oder auf Anweisung einer oder mehrerer der unter Ziffer i) oder ii) genannten nat&#252;rlichen oder juristischen Personen, Vereinigungen oder K&#246;rperschaften handeln.&#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Aufnahme der LTTE in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;2580/2001</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Durch Art.&#160;1 des Beschlusses 2006/379/EG des Rates(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>) wurde die LTTE erstmals in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 aufgenommen (im Folgenden: Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme)(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Aufnahme wurde durch den Beschluss 2007/445/EG des Rates(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>) aufrechterhalten. In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden dieses Beschlusses hei&#223;t es, dass der Rat &#8211; soweit praktisch m&#246;glich &#8211; allen einzelnen betroffenen Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften eine Begr&#252;ndung zukommen gelassen habe, in der jeweils dargelegt werde, warum sie u.&#160;a. im Beschluss 2006/379 aufgef&#252;hrt seien(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>). Es sei eine Mitteilung im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union</i> ver&#246;ffentlicht worden, mit der den Betroffenen mitgeteilt worden sei, dass der Rat beabsichtige, ihre Aufnahme in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 aufrechtzuerhalten. Diesen Personen sei ferner mitgeteilt worden, dass sie beantragen k&#246;nnten, dass ihnen die Begr&#252;ndung des Rates f&#252;r ihren Verbleib auf der Liste &#252;bermittelt werde(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>). Der Rat &#252;bermittelte der LTTE ein Schreiben vom 29.&#160;Juni 2007, dem er eine Begr&#252;ndung beif&#252;gte, die die Entscheidung zur Aufrechterhaltung der Aufnahme dieser Organisation in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 erl&#228;uterte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Aufnahme der LTTE in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 wurde sodann durch die im Folgenden aufgef&#252;hrten Folgerechtsakte aufrechterhalten(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>): Beschluss 2007/868/EG des Rates(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>), Beschluss 2008/583/EG des Rates(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>), Beschluss 2009/62/EG des Rates(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>) und Verordnung (EG) Nr.&#160;501/2009 des Rates(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei jedem dieser Rechtsakte folgte der Rat dem Muster, das er bei der Entscheidung zur Aufrechterhaltung der Aufnahme der LTTE in die Liste durch den Beschluss 2007/445 zugrunde gelegt hatte. Der Rat ver&#246;ffentlichte somit vor Erlass des Rechtsakts eine Mitteilung im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union</i>, wonach er beabsichtige, die Aufnahme aufrechtzuerhalten, und &#252;bermittelte nach Erlass des betreffenden Rechtsakts ein Schreiben, in dem er seine Begr&#252;ndung f&#252;r die Verl&#228;ngerung der Aufnahme erl&#228;uterte.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Deutsches Recht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Au&#223;enwirtschaftsgesetz (im Folgenden: AWG) in der von 2006 bis 2009 geltenden Fassung verbot die Weitergabe von Spendengeldern an verbotene Organisationen wie die LTTE. Es sah im Wesentlichen vor, dass eine Zuwiderhandlung gegen ein Ausfuhr&#8209;, Verkaufs&#8209;, Liefer&#8209;, Bereitstellungs&#8209;, Weitergabe&#8209;, Dienstleistungs&#8209;, Investitions&#8209;, Unterst&#252;tzungs- oder Umgehungsverbot eines Rechtsakts der &#8222;Europ&#228;ischen Gemeinschaften&#8220;, der der Durchf&#252;hrung einer vom Rat der Europ&#228;ischen Union im Bereich der Gemeinsamen Au&#223;en- und Sicherheitspolitik beschlossenen wirtschaftlichen Sanktionsma&#223;nahme dient, mit einer Freiheitsstrafe geahndet werden konnte(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>).</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Sachverhalt, Verfahren und Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aufgrund einer Anklage der Staatsanwaltschaft Saarbr&#252;cken vom 12.&#160;M&#228;rz 2015 wurde gegen Herrn K.&#160;P. vor dem vorlegenden Gericht die Hauptverhandlung er&#246;ffnet. In dem vorgenannten Verfahren wirft die Staatsanwaltschaft ihm vor, in der Zeit vom 22.&#160;August 2007 bis zum 27.&#160;November 2009 durch Bereitstellung von Geldern an die LTTE einem unmittelbar geltenden Verbot eines Rechtsakts der Europ&#228;ischen Union zuwidergehandelt zu haben, mit dem eine vom Rat der Europ&#228;ischen Union im Bereich der Gemeinsamen Au&#223;en- und Sicherheitspolitik beschlossene wirtschaftliche Sanktionsma&#223;nahme durchgesetzt wird. Weiterhin sei Herr K.&#160;P. von 2007 bis 2009 Bezirksverantwortlicher f&#252;r den Bezirk &#8222;Saarland&#8220; des Tamil Coordination Committee (im Folgenden: TCC) gewesen, welches im Auftrag der LTTE bei in Deutschland lebenden Tamilen Spendengelder eingetrieben habe, die in der Folge nach Sri Lanka transferiert und dort durch die LTTE zur Finanzierung des milit&#228;rischen Kampfes gegen die Zentralregierung verwendet worden seien. Herr K.&#160;P. sei in die hierarchisch aufgebaute Organisationsstruktur eingebunden und verantwortlich daf&#252;r gewesen, ihm nachgeordnete Gebietsverantwortliche und weitere, als Spendeneintreiber vor Ort t&#228;tige Personen zu beaufsichtigen, und habe selbst direkt den Deutschlandverantwortlichen der TCC unterstanden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die von Herrn K.&#160;P. nachgeordneten Personen in seinem Bezirk vereinnahmten Gelder habe er nach Entgegennahme mindestens monatlich gegen entsprechende Quittungen an die TCC weitergeleitet; sie seien dann jeweils an die LTTE nach Sri Lanka weitergeleitet worden. Insbesondere habe Herr K.&#160;P. im Zeitraum vom 11.&#160;August 2007 bis 27.&#160;November 2009 (im Folgenden: ma&#223;geblicher Zeitraum) in insgesamt 43 F&#228;llen Spendengelder in H&#246;he von 69&#160;385 Euro eingetrieben und an die TCC weitergeleitet, wobei er gewusst und auch beabsichtigt habe, dass die Gelder nach Sri Lanka transferiert und dort zur Finanzierung der Ziele der LTTE verwendet w&#252;rden. Dabei sei ihm bewusst gewesen, dass die LTTE vom Rat der Europ&#228;ischen Union auf die Liste der der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 unterfallenden Vereinigungen gesetzt worden sei, ein Embargo bestanden habe und daher das Eintreiben und Weiterleiten dieser Spendengelder nach Sri Lanka wie auch jede andere finanzielle und materielle Unterst&#252;tzung der LTTE strafbar gewesen sei.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Hauptverhandlung vom 1.&#160;Juli 2015 wurde von dem Verteidiger von Herrn K.&#160;P. die Ung&#252;ltigkeit der streitigen Unionsrechtsakte, durch die die LTTE ab dem 28.&#160;Juni 2007 als verbotene Organisation im Sinne von Art.&#160;2 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 in die Liste aufgenommen wurde, geltend gemacht. Hierf&#252;r wurden zwei Gr&#252;nde angef&#252;hrt. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens zog der Verteidiger von Herrn K.&#160;P. eine Parallele zum Urteil E und F(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>). Der Gerichtshof habe dort entschieden, dass die Aufnahme der Devrimci Halk Kurtulus Partisi-Cephesi (DHKP-C) in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 rechtswidrig gewesen sei und eine strafrechtliche Verurteilung, die an einen vermeintlichen Versto&#223; gegen diese Verordnung ankn&#252;pfe, nicht habe st&#252;tzen k&#246;nnen. Der Grund hierf&#252;r sei gewesen, dass vom Rat keine Begr&#252;ndung f&#252;r die erstmalige Entscheidung zur Aufnahme der DHKP-C in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 und die daran anschlie&#223;ende Kette von Verl&#228;ngerungsentscheidungen abgegeben worden sei. Der Gerichtshof habe festgestellt, dass zwar der Beschluss 2007/445 (mit dem die Aufnahme der DHKP-C in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 erneut verl&#228;ngert worden sei) selbst mit einer Begr&#252;ndung erlassen worden sei, s&#228;mtliche fr&#252;heren Ma&#223;nahmen, einschlie&#223;lich der erstmaligen Aufnahme, indes ung&#252;ltig gewesen seien, da sie nicht mit einer Begr&#252;ndung versehen gewesen seien. Neben dem Umstand, dass die DHKP-C nicht &#252;ber &#8222;die n&#246;tigen Anhaltspunkte&#8220; verf&#252;gt habe, &#8222;um die Begr&#252;ndetheit der Aufnahme der DHKP&#8209;C in die Liste &#8230; in der Zeit vor dem 29.&#160;Juni 2007 &#8230; zu pr&#252;fen&#8220;, &#8222;[vereitele somit] das Fehlen einer Begr&#252;ndung &#8230; eine angemessene gerichtliche Kontrolle ihrer materiellen Rechtm&#228;&#223;igkeit&#8220;(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens habe das Gericht im Urteil LTTE/Rat(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>) eine Reihe von Unionsrechtsakten, die den Zeitraum von Januar 2011 bis Oktober 2014 abgedeckt h&#228;tten(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>),&#160;f&#252;r nichtig erkl&#228;rt, soweit sie die LTTE betroffen h&#228;tten. Aus der Begr&#252;ndung des Urteils ergebe sich zwingend, dass auch die in der vorliegenden Rechtssache streitigen Unionsrechtsakte jedenfalls insoweit nichtig seien, als sie die LTTE betr&#228;fen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das Strafverfahren gegen Herrn K.&#160;P. nur zu einer Verurteilung f&#252;hren kann, wenn die streitigen Unionsrechtsakte g&#252;ltig sind, stellt das vorlegende Gericht folgende Frage:</p> <p class="C02AlineaAltA">Ist die Aufnahme der Liberation Tigers of Tamil Eelam (im Folgenden: LTTE) in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 f&#252;r den Zeitraum vom 11.&#160;August 2007 bis zum 27.&#160;November 2009 einschlie&#223;lich, insbesondere aufgrund der Beschl&#252;sse des Rates vom 28.&#160;Juni 2007 (2007/445/EG), vom 20.&#160;Dezember 2007 (2007/868/EG in der Fassung des Berichtigungsbeschlusses vom gleichen Tag), vom 15.&#160;Juli 2008 (2008/583/EG), vom 26.&#160;Januar 2009 (2009/62/EG) und der Verordnung (EG) Nr.&#160;501/2009 vom 15.&#160;Juni 2009, ung&#252;ltig?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat und die Kommission haben schriftliche Erkl&#228;rungen eingereicht. Herr K.&#160;P. hat sp&#228;ter einen Antrag auf Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung gestellt, der schriftliche Stellungnahmen zur Vorlagefrage enthielt und auch ausdr&#252;cklich die Frage der G&#252;ltigkeit des Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme aufwarf. Nach Art.&#160;62 Abs.&#160;2 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs habe ich daher die Beteiligten gebeten, zu zwei Fragen in der m&#252;ndlichen Verhandlung Stellung zu nehmen. Dies waren i) die Frage, ob der Gerichtshof auch den <i>ersten</i> Aufnahmebeschluss auf seine angebliche Ung&#252;ltigkeit hin zu &#252;berpr&#252;fen habe und ii), soweit dies zu bejahen ist, welche Auswirkungen eine Ung&#252;ltigerkl&#228;rung dieser ersten Ma&#223;nahme (gegebenenfalls) auf die G&#252;ltigkeit von Folgema&#223;nahmen (insbesondere der streitigen Unionsrechtsakte) h&#228;tte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr K.&#160;P., der Rat und die Kommission haben in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 12.&#160;September 2018 m&#252;ndliche Ausf&#252;hrungen gemacht und Fragen beantwortet.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zul&#228;ssigkeit</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wird durch ein Vorabentscheidungsersuchen die G&#252;ltigkeit einer unionsrechtlichen Ma&#223;nahme in Frage gestellt, ist zu pr&#252;fen, ob die Partei, die diese Frage vor dem nationalen Gericht aufgeworfen hat, &#8222;zweifellos&#8220; klagebefugt gewesen w&#228;re, um die Rechtm&#228;&#223;igkeit dieser Ma&#223;nahme nach Art.&#160;263 AEUV direkt anzufechten. W&#228;re dies der Fall, w&#228;re ihr verwehrt, die G&#252;ltigkeit dieser Ma&#223;nahme im Wege eines Vorabentscheidungsersuchens nach Art.&#160;267 AEUV anzufechten(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hier erscheint eindeutig, dass Herr K.&#160;P. die beiden Voraussetzungen der individuellen und unmittelbaren Betroffenheit <i>nicht</i> &#8222;zweifellos&#8220; h&#228;tte erf&#252;llen k&#246;nnen. Das Vorabentscheidungsersuchen stellt die Funktion von Herrn K.&#160;P. als diejenige eines &#8222;Gebietsverantwortlichen&#8220; dar, der in die &#8222;streng hierarchisch aufgebaute Organisationsstruktur&#8220; eingebunden gewesen sei, &#8222;ihm nachgeordnete Gebietsverantwortliche und weitere, als Spendeneintreiber vor Ort t&#228;tige Personen beaufsichtigt und selbst direkt den &#8230; Deutschlandverantwortlichen unterstanden&#8220; habe. Diese tats&#228;chlichen Umst&#228;nde sprechen sehr daf&#252;r, dass Herr K.&#160;P. keine hinreichende individuelle Betroffenheit h&#228;tte darlegen k&#246;nnen, um die zu diesem Zeitpunkt geltende besonders hohe Schwelle zu &#252;berwinden(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>). Es spricht ferner auch nichts daf&#252;r, dass Herr K.&#160;P. die M&#246;glichkeit gehabt (aber nicht wahrgenommen) h&#228;tte, die Ma&#223;nahmen als Vertreter der LTTE direkt anzufechten(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen ist demnach zul&#228;ssig.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>G&#252;ltigkeit des urspr&#252;nglichen Beschlusses zur Aufnahme der LTTE in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner einzigen Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht die G&#252;ltigkeit der streitigen Unionsrechtsakte gekl&#228;rt wissen. Jeder dieser Rechtsakte hat eine <i>Verl&#228;ngerung</i> der Aufnahme der LTTE in die Liste zum Gegenstand.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In seinen schriftlichen Stellungnahmen wiederholt der Verteidiger von Herrn K.&#160;P. indes die ausweislich des Vorabentscheidungsersuchens im Namen seines Mandanten in der Hauptverhandlung vor dem vorlegenden Gericht vorgebrachten Argumente. Er macht also geltend, i) dass der Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme wegen fehlender Begr&#252;ndung ung&#252;ltig sei und ii) dass nach dem Urteil E und F(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>) auch alle nach dem Erlass eines Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme ergangenen Entscheidungen &#252;ber dessen Verl&#228;ngerung, die nicht mit einer Begr&#252;ndung versehen seien, ung&#252;ltig seien (angeblicher Domino-Effekt, im Folgenden: Domino-Effekt). Der Kern dieses Vorbringens ist, dass Verl&#228;ngerungsentscheidungen wie die streitigen Unionsrechtsakte &#8222;im Wesentlichen eine Verl&#228;ngerung der erstmaligen Aufnahme in die Liste&#8220; darstellen(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>). Herr K.&#160;P. hat ferner geltend gemacht, dass er den Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme zum ma&#223;geblichen Zeitpunkt nicht h&#228;tte anfechten k&#246;nnen (was, wie oben in Nr.&#160;30 festgehalten, wahrscheinlich zutreffend ist) und dass das vorliegende Vorabentscheidungsersuchen ihm jetzt diese M&#246;glichkeit gebe.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens sollte der Gerichtshof jedoch hier aus den folgenden Gr&#252;nden die Frage der G&#252;ltigkeit des Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme nicht er&#246;rtern.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Erstens</i> und allem voran hat das vorlegende Gericht diese Entscheidung in seine dem Gerichtshof vorgelegte Frage nicht einbezogen. Es hat dem Gerichtshof hierzu auch keine detaillierten Ansichten und keine einschl&#228;gigen Hintergrundangaben an die Hand gegeben. Demzufolge verf&#252;gt der Gerichtshof nicht &#252;ber die erforderlichen Angaben, um die formelle oder materielle G&#252;ltigkeit der Verordnung Nr.&#160;2580/2001 in geeigneter Weise pr&#252;fen zu k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Zweitens</i> w&#252;rde der Gerichtshof dann, wenn er eine solche Pr&#252;fung von Amts wegen vorn&#228;hme, die Rechte der betreffenden Mitgliedstaaten und Organe missachten, die nach Art.&#160;23 Abs.&#160;2 der Satzung des Gerichtshofs zu Vorabentscheidungsersuchen Erkl&#228;rungen abgeben k&#246;nnen. Auch wenn das Vorabentscheidungsersuchen in der Tat das Vorbringen des Verteidigers von Herrn K.&#160;P. in der Hauptverhandlung wiedergibt, enth&#228;lt es weder eine direkte Frage nach der G&#252;ltigkeit des Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme noch die notwendigen Angaben, die dem Gerichtshof erm&#246;glichen w&#252;rden, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. In der m&#252;ndlichen Verhandlung haben der Rat und die Kommission best&#228;tigt, dass sie auf diese Frage in ihren Stellungnahmen nicht eingegangen seien, weil sie das Vorabentscheidungsersuchen nicht dahin verstanden h&#228;tten, dass es diese Frage aufwerfe. Auch wenn das Vorabentscheidungsverfahren nach Art.&#160;267 AEUV Beteiligten wie Herrn K.&#160;P. in der Tat die <i>M&#246;glichkeit</i> gibt, eine solche Frage sp&#228;ter noch aufzuwerfen, ist<i/>dem Gerichtshof somit, wenn das Vorabentscheidungsersuchen insofern schweigt oder bestenfalls mehrdeutig ist, <i>verwehrt,</i> von Amts wegen darauf einzugehen. Andernfalls w&#252;rden anderen Beteiligten <i>ihre</i> Verteidigungsrechte genommen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Drittens</i> ist Ausgangspunkt f&#252;r eine Pr&#252;fung der G&#252;ltigkeit einer unionsrechtlichen Ma&#223;nahme, dass diese gesondert und f&#252;r sich genommen zu beurteilen ist. Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass der Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme und die streitigen Unionsrechtsakte voneinander <i>zu trennende</i> rechtliche Ma&#223;nahmen sind, die auf <i>verschiedenen</i> Rechtsgrundlagen erlassen wurden (Art.&#160;1 Abs.&#160;4 bzw. 6 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931) und <i>unterschiedliche </i>rechtliche Kriterien zur Anwendung bringen. Ferner sind trotz der Entscheidung des Gerichtshofs im Urteil LTTE, wonach eine Verl&#228;ngerungsentscheidung im Wesentlichen eine Verl&#228;ngerung der erstmaligen Aufnahme darstelle, beide miteinander rechtlich nicht so verwoben, dass die Ung&#252;ltigkeit des Ersteren automatisch die G&#252;ltigkeit des Letzteren in Zweifel zieht. Vielmehr gibt es meines Erachtens offenbar eine Rangfolge der Ma&#223;nahmen. Der erste (und wichtigste) Schritt zum Zeitpunkt eines Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme ist die Pr&#252;fung, ob eine angemessene einschl&#228;gige Entscheidung einer zust&#228;ndigen Beh&#246;rde im Sinne von Art.&#160;1 Abs.&#160;4 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 vorliegt(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>). Dagegen setzt eine Entscheidung zur Verl&#228;ngerung einer erstmaligen Aufnahme <i>keine</i> erneute &#220;berpr&#252;fung dieser Entscheidung voraus(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>). Zum Zeitpunkt der Verl&#228;ngerung muss der Rat lediglich nachweisen, dass die bestehende Gefahr die &#8222;<i>gleiche</i>&#8220; ist wie zum Zeitpunkt der erstmaligen Aufnahme(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>). Der Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme und die streitigen Unionsrechtsakte sind daher meines Erachtens eindeutig <i>voneinander zu trennende und unabh&#228;ngige</i> Rechtsvorschriften. Demzufolge muss der Gerichtshof den Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme, durch die eine bestimmte Person oder Vereinigung auf die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 gesetzt wird, nicht automatisch jedes Mal dann &#252;berpr&#252;fen, wenn eine Verl&#228;ngerungsentscheidung angefochten wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich schlie&#223;e gleichwohl nicht aus, dass es f&#252;r den Gerichtshof angezeigt sein <i>kann</i>, die Frage der materiellen Ung&#252;ltigkeit der erstmaligen Aufnahme und die entsprechenden Auswirkungen auf anschlie&#223;end erlassene Verl&#228;ngerungsentscheidungen in Betracht zu ziehen, <i>aber nur dann, wenn er hierum ausdr&#252;cklich ersucht wird.</i> In der m&#252;ndlichen Verhandlung hat der Rat zugestanden, dass (beispielsweise) f&#252;r den Fall, dass die Entscheidung der zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rde sich darauf bezogen h&#228;tte, dass ein im Eigentum der LTTE stehender PKW einen Fahrzeugsicherheitstest nicht bestanden h&#228;tte, dies den Erlass des Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme durch den Rat nicht h&#228;tte rechtfertigen k&#246;nnen. Dies w&#252;rde dann die Rechtsfolge nach sich ziehen, dass die Folgema&#223;nahmen zur Verl&#228;ngerung beeintr&#228;chtigt w&#252;rden. Solche Umst&#228;nde werden vorliegend jedoch nicht vorgetragen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Parallele zum Urteil E und F</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sowohl im nationalen Verfahren als auch im Verfahren vor dem Gerichtshof hat der Verteidiger von Herrn K.&#160;P. sich vor allem auf die Entscheidung des Gerichtshofs in der Rechtssache E und F gest&#252;tzt und, hierzu eine Parallele ziehend, die Ansicht vertreten, dass M&#228;ngel des urspr&#252;nglichen Beschlusses zur Aufnahme der LTTE in die Liste (Beschluss 2006/379) einen &#8222;Domino-Effekt&#8220; h&#228;tten, so dass alle Folgeentscheidungen, durch die die Aufnahme der LTTE in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 aufrechterhalten werde, f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren seien. Es ist jedoch eindeutig, dass der dem Urteil E und F zugrunde liegende Sachverhalt sich von demjenigen der vorliegenden Rechtssache stark unterscheidet(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinzuweisen ist darauf, dass in der Rechtssache E und F <i>keine</i> Begr&#252;ndung f&#252;r die Aufnahme der DHKP-C in die Liste abgegeben worden war, weder f&#252;r die erstmalige Aufnahme noch f&#252;r die einzelnen Entscheidungen der daran anschlie&#223;enden Kette von Verl&#228;ngerungsentscheidungen. Eine Begr&#252;ndung wurde erstmals f&#252;r den Beschluss 2007/445 abgegeben, dies kam jedoch zu sp&#228;t, um die Ung&#252;ltigerkl&#228;rung der vorangegangenen Kette von Unionsrechtsakten, soweit sie die Aufnahme dieser Organisation bewirkten, verhindern zu k&#246;nnen(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen wurde der LTTE in der vorliegenden Rechtssache eine Begr&#252;ndung sowohl f&#252;r die erstmalige Aufnahme als auch f&#252;r jede der nachfolgenden Entscheidungen &#252;ber die Aufrechterhaltung ihrer Aufnahme in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 &#252;bermittelt. Wie bereits erl&#228;utert, wurde insoweit das Muster verfolgt, interessierten Personen (soweit praktisch umsetzbar) eine Begr&#252;ndung daf&#252;r zu &#252;bersenden, warum sie in die Liste aufgenommen worden <i>waren</i>, und dann eine Mitteilung im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union </i>zu ver&#246;ffentlichen, mit der die Betroffenen dar&#252;ber unterrichtet wurden, dass der Rat beabsichtige, ihre Aufnahme in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 <i>aufrechtzuerhalten</i>, und mit der sie dar&#252;ber unterrichtet wurden, dass sie hierzu auf Anfrage den Begr&#252;ndungsentwurf des Rates erhalten k&#246;nnten. Nach ihrer erneuten Aufnahme &#252;bersandte der Rat den Betroffenen dann die endg&#252;ltige Fassung der Begr&#252;ndung hierf&#252;r(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die <i>erste</i> Begr&#252;ndung f&#252;r ihre Aufnahme in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 durch den Beschluss 2006/379 vom 29.&#160;Mai 2006 wurde der LTTE zwar erst am 23.&#160;April 2007 &#252;bermittelt(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>), fast <i>elf Monate nach der erstmaligen Aufnahme</i>. Es bleibt aber dabei, dass diese Mitteilung erfolgte, <i>bevor</i> der Beschluss 2006/379 durch den Beschluss 2007/445 vom 28.&#160;Juni 2007 ersetzt und aufgehoben wurde, also in dem Zeitraum, in dem der fr&#252;here Beschluss in Kraft war(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>). Der Rat &#252;bersandte der LTTE am auf den Erlass des letzteren Beschlusses folgenden Tag, n&#228;mlich am 29.&#160;Juni 2007, eine Begr&#252;ndung daf&#252;r, warum sie weiterhin in der Liste gef&#252;hrt wurde. Anschlie&#223;end erfolgte die Mitteilung der Begr&#252;ndung f&#252;r die erneute Aufnahme nach dem von mir oben soeben dargestellten Muster.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Offenkundig ist eine derart sp&#228;t nach dem Erlass der erstmaligen Aufnahme erfolgende Mitteilung der Begr&#252;ndung mit der Anforderung des Gerichtshofs schwer vereinbar, dass der Rat eine solche Begr&#252;ndung &#8222;unmittelbar&#8220; nach dem Erlass einer erstmaligen Aufnahme zu &#252;bermitteln hat(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>). Es bleibt jedoch ganz einfach dabei, dass die LTTE auf die im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union</i> ver&#246;ffentlichte erstmalige Aufnahme nicht in der Weise reagiert hat, dass sie, wozu sie eindeutig berechtigt war, innerhalb der vorgesehenen Frist Klage nach Art.&#160;230 EG (jetzt Art.&#160;263 AEUV) erhoben h&#228;tte. Und bevor die an die Stelle tretende Ma&#223;nahme (Beschluss 2007/445) erlassen wurde, wurde das Vers&#228;umnis vom Rat behoben(<a href="#Footnote38" name="Footref38">38</a>). Hinzuzuf&#252;gen ist, dass der Rat &#252;ber ein weites Ermessen verf&#252;gt, wie er Verfahrensfehler seiner Handlungen behebt. H&#228;tte er sich (beispielsweise) daf&#252;r entschieden, die erforderliche Begr&#252;ndung in den Erw&#228;gungsgr&#252;nden einer Ma&#223;nahme zur erneuten Aufnahme anzugeben, h&#228;tte dies das Problem meines Erachtens ebenfalls behoben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich schlage dem Gerichtshof daher vor, die Frage einer materiellen oder formellen Ung&#252;ltigkeit des Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme und/oder die Frage, ob sich hieraus m&#246;glicherweise Auswirkungen auf die G&#252;ltigkeit der streitigen unionsrechtlichen Vorschriften ergeben, nicht zu pr&#252;fen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>G&#252;ltigkeit der streitigen Unnionsrechtsakte, mit denen die LTTE in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 (Beschl&#252;sse 2007/445, 2007/868, 2008/583 und 2009/62 und Verordnung Nr.&#160;501/2009) aufgenommen werden</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;War die Begr&#252;ndung jeder einzelnen der streitigen Unionsrechtsakte insbesondere im Licht des Urteils LTTE(<a href="#Footnote39" name="Footref39">39</a>) ausreichend?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gemeinsame Standpunkt 2001/931 selbst enth&#228;lt keine ausdr&#252;ckliche Regelung der Begr&#252;ndung. Dieses Erfordernis ergibt sich daher aus Art.&#160;296 AEUV, wonach die Rechtsakte mit einer Begr&#252;ndung zu versehen sind. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung muss die Begr&#252;ndung &#8222;die &#220;berlegungen des Organs, das den Rechtsakt erlassen hat, so klar und eindeutig zum Ausdruck bringen, dass die Betroffenen ihr die Gr&#252;nde f&#252;r die erlassene Ma&#223;nahme entnehmen k&#246;nnen und das zust&#228;ndige Gericht seine Kontrollaufgabe wahrnehmen kann&#8220;(<a href="#Footnote40" name="Footref40">40</a>). Diese Verpflichtung ist Ausdruck des allgemeinen Grundsatzes der Wahrung der Verteidigungsrechte und des entsprechenden Grundrechts nach Art.&#160;47 der Charta(<a href="#Footnote41" name="Footref41">41</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus dem Inhalt der Begr&#252;ndung m&#252;ssen die tats&#228;chlichen und konkreten Gr&#252;nde erkennbar sein, aus denen der Entscheidungstr&#228;ger der Auffassung ist, dass die betreffende Regelung auf den Betroffenen Anwendung findet(<a href="#Footnote42" name="Footref42">42</a>), und sie muss &#8222;die Tatsachen und rechtlichen Erw&#228;gungen anf&#252;hren, denen nach dem Aufbau der Entscheidung eine wesentliche Bedeutung zukommt&#8220;(<a href="#Footnote43" name="Footref43">43</a>). In der Begr&#252;ndung brauchen nicht alle tats&#228;chlich und rechtlich einschl&#228;gigen Aspekte genannt zu werden, da eine Begr&#252;ndung auch anhand ihres tats&#228;chlichen und rechtlichen Kontexts zu beurteilen ist(<a href="#Footnote44" name="Footref44">44</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei Verl&#228;ngerungsentscheidungen wie den streitigen Unionsrechtsakten ergibt sich der <i>Regelungskontext</i> aus dem rechtlichen Erfordernis, dass der Rat die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 &#8222;mindestens einmal pro Halbjahr&#8220; einer &#220;berpr&#252;fung unterzieht (Art.&#160;1 Abs.&#160;6 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931). Wenn sich die Sachlage in diesen sechs Monaten nicht ge&#228;ndert hat, &#8222;ist es nicht notwendig, n&#228;her darzulegen, weshalb der Rat der &#220;berzeugung&#8220; ist, &#8222;dass die Gr&#252;nde, die die Aufnahme&#8220; der Betroffenen &#8222;in die streitige Liste gerechtfertigt hatten, noch immer g&#252;ltig&#8220; sind(<a href="#Footnote45" name="Footref45">45</a>). Es ist ferner ausreichend, wenn sich die angegebene Begr&#252;ndung auf einen Rechtsakt bezieht, der in einem Zusammenhang ergangen ist, der dem Betroffenen &#8222;bekannt&#8220; war und &#8222;ihm gestattet, die Tragweite der ihm gegen&#252;ber getroffenen Ma&#223;nahme zu verstehen&#8220;(<a href="#Footnote46" name="Footref46">46</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum <i>tats&#228;chlichen Kontext </i>von Verl&#228;ngerungsentscheidungen kann die Frage geh&#246;ren, ob der Rat aufgrund der verstrichenen Zeit und/oder einer Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde dazu verpflichtet ist, die Belassung der betroffenen Person oder Vereinigung auf der Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 auf eine &#8222;aktualisierte Lagebeurteilung zu st&#252;tzen und neuere Tatsachen zu ber&#252;cksichtigen, die das Fortbestehen&#8220; der Gefahr &#8222;belegen&#8220;(<a href="#Footnote47" name="Footref47">47</a>). Zur Rechtfertigung einer Verl&#228;ngerungsentscheidung ist es jedoch nicht erforderlich, dass der Rat einen &#8222;neuen Umstand&#8220; anf&#252;hrt, der &#8222;Gegenstand eines nationalen Beschlusses war, den die zust&#228;ndige Beh&#246;rde &#8230; erlassen hat&#8220;(<a href="#Footnote48" name="Footref48">48</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Begr&#252;ndungen der streitigen Unionsrechtsakte sind offenbar &#8211; abgesehen von unbedeutenden Unterschieden wie einem ge&#228;nderten Datum &#8211; identisch. Als stellvertretendes Beispiel werde ich die Begr&#252;ndung des Beschlusses 2007/445 pr&#252;fen. Klargestellt sei, dass meine W&#252;rdigung im vorliegenden Teil der Schlussantr&#228;ge sich <i>nicht</i> auf die Begr&#252;ndung der Verordnung Nr.&#160;501/2009 des Rates bezieht, die ich unten in den Nrn.&#160;63&#160;ff. gesondert pr&#252;fe.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Gr&#252;nde f&#252;r die Verl&#228;ngerung der Aufnahme der LTTE durch den Beschluss 2007/445 ergeben sich aus drei Quellen: der Mitteilung im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union</i> vom 25.&#160;April 2007, den Erw&#228;gungsgr&#252;nden des Beschlusses 2007/445 und der endg&#252;ltigen Fassung der der LTTE &#252;bersandten Begr&#252;ndung vom 29.&#160;Juni 2007. Aus einer Gesamtbetrachtung dieser drei Quellen ergibt sich, dass der Rat i) der LTTE einen Begr&#252;ndungsentwurf mitgeteilt hat, ii) die LTTE (und alle anderen Betroffenen) dar&#252;ber unterrichtet hat, dass sie der Kommission Stellungnahmen dazu &#252;bermitteln k&#246;nnten, warum eine Verl&#228;ngerung nicht angemessen sei, iii) in dieser Begr&#252;ndung die Gr&#252;nde daf&#252;r zusammengefasst hat, warum die Bedingungen f&#252;r die Verl&#228;ngerung der Aufnahme weiterhin gerechtfertigt seien, und iv) nach Erlass der Verl&#228;ngerungsentscheidung der LTTE eine endg&#252;ltige Fassung der Begr&#252;ndung, die die Rechtfertigung der Verl&#228;ngerung der Aufnahme enthielt(<a href="#Footnote49" name="Footref49">49</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Dokument wurde die LTTE als terroristische Vereinigung bezeichnet, die 1976 gegr&#252;ndet worden sei, und eine Serie von zw&#246;lf, von der LTTE ver&#252;bten Handlungen aufgef&#252;hrt, die nach Ansicht des Rates unter die Definition einer terroristischen Handlung nach Art.&#160;1 Abs.&#160;3 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 fielen. Sodann wurde verwiesen auf einen Beschluss des Secretary of State des Vereinigten K&#246;nigreichs vom 29.&#160;M&#228;rz 2001 &#252;ber das Verbot der LTTE nach dem Terrorism Act 2000 des Vereinigten K&#246;nigreichs (Gesetz von 2000 &#252;ber den Terrorismus), einen Beschluss des Treasury (Finanzministerium) des Vereinigten K&#246;nigreichs vom 6.&#160;Dezember 2001 &#252;ber das Einfrieren von Geldern der LTTE und einen Beschluss der indischen Beh&#246;rden &#252;ber das Verbot der LTTE von 1992 (die nach Ansicht des Rates alle drei unter die Definition eines &#8222;Beschlusses&#8220; in Art.&#160;1 Abs.&#160;4 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 fielen und alle drei weiterhin in Kraft seien).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die drei, oben in Nr.&#160;51 genannten Quellen enthielten meines Erachtens hinreichende Angaben, um der LTTE eine Kenntnisnahme von den tats&#228;chlichen und konkreten Gr&#252;nden, aus denen der Rat die einschl&#228;gigen Regelungen auf sie f&#252;r anwendbar hielt, sowie den Tatsachen und rechtlichen Erw&#228;gungen, die f&#252;r die Verl&#228;ngerung der Aufnahme von ma&#223;gebender Bedeutung waren, zu erm&#246;glichen. Es gab mit anderen Worten hinreichende Gesichtspunkte, die es der LTTE erm&#246;glichten, die gegen sie erhobenen Vorw&#252;rfe und den Umfang der ergriffenen Ma&#223;nahmen nachzuvollziehen. Die LTTE wurde somit in die Lage versetzt, die Begr&#252;ndetheit der Verl&#228;ngerungsma&#223;nahme wirksam zu bestreiten. <i>H&#228;tte</i> sie dies getan, h&#228;tte sie von ihren Verteidigungsrechten Gebrauch machen k&#246;nnen, indem sie zum einen <i>vor</i> dem Erlass der Verl&#228;ngerungsma&#223;nahme Stellungnahmen abgegeben h&#228;tte &#8211; wozu sie in der Mitteilung im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union</i> aufgefordert wurde &#8211; und/oder <i>nach</i> ihrem Erlass gegen die Verl&#228;ngerungsma&#223;nahme innerhalb der vorgesehenen Frist vor dem Gericht Klage nach Art.&#160;230 EG (jetzt Art.&#160;263 AEUV) erhoben h&#228;tte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar hat der Gerichtshof eindeutig allgemein festgestellt, dass Begr&#252;ndungen <i>vor </i>dem Erlass einer Verl&#228;ngerungsma&#223;nahme mitgeteilt werden m&#252;ssen(<a href="#Footnote50" name="Footref50">50</a>), wohingegen die verschiedenen <i>endg&#252;ltigen Fassungen</i> der Begr&#252;ndungen <i>nach</i> dem Erlass der jeweiligen angefochtenen Ma&#223;nahme ergangen und versandt worden sind. Meines Erachtens hat der Rat indes gleichwohl den <i>Sinn und Zweck</i> der Anforderung des Gerichtshofs erf&#252;llt. Insbesondere ist der <i>Kontext</i> hervorzuheben, in dem der Beschluss 2007/445 (und die anderen Verl&#228;ngerungsma&#223;nahmen) erlassen wurde. In Wirklichkeit lag der LTTE <i>stets vor</i> dem Erlass der jeweiligen Verl&#228;ngerungsma&#223;nahme eine unver&#228;nderte Begr&#252;ndung vor. Es kann daher keine Rede davon sein, dass die LTTE jemals in einer Lage gewesen w&#228;re, in der sie von den Tatsachen und Gr&#252;nden <i>keine</i> Kenntnis gehabt h&#228;tte, die hinter dem Beschluss zur Aufrechterhaltung ihrer Aufnahme in die Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 standen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Durften die Tatsachen und Gr&#252;nde jeder der Verl&#228;ngerungsma&#223;nahmen jedes Halbjahr einfach w&#246;rtlich wiederholt werden, oder mussten sie aktualisiert werden, weil sie aufgrund einer Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde und/oder der verstrichenen Zeit &#252;berholt waren?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem Gerichtshof zur Kenntnis gebracht worden ist lediglich eine wesentliche Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde: die milit&#228;rische Niederlage der LTTE im Mai 2009. Diese Ver&#228;nderung ereignete sich <i>nach</i> dem Erlass der Beschl&#252;sse 2007/445, 2007/868, 2008/583 und 2009/62. Dem Rat kann daher nicht vorgeworfen werden, sie beim Erlass dieser Beschl&#252;sse nicht ber&#252;cksichtigt zu haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr K.&#160;P. konzentriert seine Beanstandungen der Begr&#252;ndung erstens darauf, dass der Rat einen angeblichen Waffenstillstand zwischen der LTTE und der sri-lankischen Regierung au&#223;er Betracht gelassen habe, der 2002 begonnen habe, und zweitens darauf, dass eine der terroristischen Handlungen, die der Rat in seiner Begr&#252;ndung auff&#252;hre (der Mord an einem Minister der sri-lankischen Regierung), nach seinem Vorbringen nicht von der LTTE ver&#252;bt worden sei. Meines Erachtens stellt keine dieser behaupteten Tatsachen eine zwischen dem Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme und einem dieser vier Beschl&#252;sse eingetretene Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde dar, in deren Folge ihr Urheber zu einer &#196;nderung seiner Begr&#252;ndung verpflichtet w&#228;re. Im Gegenteil ist aus den elf weiteren, vom Rat angef&#252;hrten terroristischen Handlungen der naheliegende Schluss zu ziehen, dass der angebliche Waffenstillstand die terroristischen Aktivit&#228;ten der LTTE nicht beendete.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich komme daher zu dem Ergebnis, dass dem Gerichtshof keine wesentliche Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde zur Kenntnis gebracht worden ist, in deren Folge der Rat zu einer &#196;nderung des Inhalts seiner Begr&#252;ndung f&#252;r die Beschl&#252;sse 2007/445, 2007/868, 2008/583 und 2009/62 gegen&#252;ber demjenigen des Beschlusses &#252;ber die erstmalige Aufnahme verpflichtet gewesen w&#228;re.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Machte die verstrichene Zeit an sich eine &#196;nderung der Begr&#252;ndung erforderlich?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Urteilen Rat/Hamas(<a href="#Footnote51" name="Footref51">51</a>) und Kadi II(<a href="#Footnote52" name="Footref52">52</a>)<i/>war der Gerichtshof der Auffassung, dass ein Abstand von neun bis 13 Jahren bzw. ein Abstand von 16 Jahren dazu f&#252;hrte, dass eine Berufung auf die &#8222;alten&#8220; Gr&#252;nde nicht mehr m&#246;glich war. Betrachten wir somit die Zeitr&#228;ume, um die es in der vorliegenden Rechtssache geht. Ich nehme den 16.&#160;Oktober 2006 &#8211; das Datum der letzten terroristischen Handlung, auf die der Rat sich in seinen verschiedenen Begr&#252;ndungen f&#252;r die streitigen unionsrechtlichen Vorschriften gest&#252;tzt hat &#8211; als Ausgangspunkt. Die erste Verl&#228;ngerungsentscheidung nach dem ersten Aufnahmebeschluss (n&#228;mlich der Beschluss 2007/445 vom 28.&#160;Juni 2007) wurde achteinhalb Monate sp&#228;ter getroffen. Der Beschluss 2009/62 vom 26.&#160;Januar 2009 wurde 27 Monate sp&#228;ter erlassen. (Der Beschluss 2007/868 des Rates vom 20.&#160;Dezember 2007 und der Beschluss 2008/583 des Rates vom 15.&#160;Juli 2008 wurden zwischen diesen beiden Zeitpunkten erlassen.) Meines Erachtens kann keine Rede davon sein, dass die terroristischen Handlungen von 2005/2006, in Verbindung mit den Entscheidungen der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde von 2001, als Referenzpunkte f&#252;r diese vier Unionsrechtsakte &#252;berholt gewesen w&#228;ren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist an dieser Stelle auf den Kontext des Erlasses von Verl&#228;ngerungsma&#223;nahmen hinzuweisen. Ein halbes Jahr ist ein kurzer zeitlicher Rahmen, um eine zwingende &#220;berpr&#252;fung vorzunehmen. Dass innerhalb eines bestimmten Zeitraums von einem halben Jahr <i>keine</i> terroristische Aktivit&#228;t stattgefunden haben mag, k&#246;nnte bedeuten, dass die verh&#228;ngten restriktiven Ma&#223;nahmen tats&#228;chlich die von ihnen beabsichtigte Wirkung entfalten. Alternativ k&#246;nnte es jedoch auch bedeuten, dass die Betroffenen den Eindruck zu vermitteln hoffen, dass die Aktivit&#228;t eingestellt wurde, w&#228;hrend in Wirklichkeit weitere terroristische Handlungen geplant und vorbereitet werden. Eine Verl&#228;ngerung um einen oder vielleicht mehrere Halbjahreszeitr&#228;ume k&#246;nnte aus Gr&#252;nden der Vorsicht erfolgen, selbst wenn es keine neuen terroristischen Handlungen gibt, insbesondere angesichts des insoweit bestehenden weiten Ermessens des Rates(<a href="#Footnote53" name="Footref53">53</a>) und des &#246;ffentlichen Interesses an der Ergreifung pr&#228;ventiver Ma&#223;nahmen zur Unterbindung terroristischer Aktivit&#228;ten(<a href="#Footnote54" name="Footref54">54</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach sind meines Erachtens in der Mitteilung im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union</i>, den Erw&#228;gungsgr&#252;nden des Beschlusses 2007/445 und der endg&#252;ltigen Begr&#252;ndung in ihrer Gesamtbetrachtung so hinreichende Angaben zu sehen, dass die Anforderungen des Art.&#160;296 AEUV an die Untermauerung der Einsch&#228;tzung des Rates, dass die LTTE im Kontext eine &#8222;fortbestehende Gefahr&#8220; darstellte, erf&#252;llt sind. Zu diesem Ergebnis komme ich auch f&#252;r die Beschl&#252;sse 2007/868, 2008/583 und 2009/62. Da die Tatsachen und Rahmenumst&#228;nde in Bezug auf die LTTE sich in dem Zeitraum, in dem diese Beschl&#252;sse in Kraft waren, offenbar <i>nicht </i>erheblich ge&#228;ndert haben, h&#228;tte sich vielmehr der Eindruck eines Widerspruchs ergeben, wenn die Begr&#252;ndungen des Rates sich, wenn &#252;berhaupt, wesentlich unterschieden h&#228;tten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anderer Ansicht bin ich jedoch im Hinblick auf die Verordnung Nr.&#160;501/2009, die am 15.&#160;Juni 2009 erlassen wurde, um den Beschluss 2009/62 zu ersetzen und aufzuheben. Diese Verordnung weist &#196;hnlichkeiten mit den Ma&#223;nahmen auf, die der Gerichtshof in seinem Urteil LTTE f&#252;r nichtig erkl&#228;rt hat(<a href="#Footnote55" name="Footref55">55</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass die vom Gerichtshof im Urteil LTTE angef&#252;hrte erhebliche und wesentliche Lagever&#228;nderung &#8211; n&#228;mlich die milit&#228;rische Niederlage der LTTE im Mai 2009(<a href="#Footnote56" name="Footref56">56</a>) &#8211; bis zum Zeitpunkt des Erlasses der Verordnung Nr.&#160;501/2009 tats&#228;chlich eingetreten <i>war</i>. Diese Niederlage ereignete sich <i>vor</i> dem Erlass der Verordnung Nr.&#160;501/2009 am 15.&#160;Juni 2009. Die Begr&#252;ndung f&#252;r diese Ma&#223;nahme f&#252;hrt ebenso wie ihre Vorg&#228;ngerregelungen eine Liste von terroristischen Handlungen auf, die alle <i>vor</i> dieser milit&#228;rischen Niederlage stattfanden. Hinzuweisen ist auch darauf, dass zwischen dem Zeitpunkt der letzten, vom Rat angef&#252;hrten terroristischen Handlung (Oktober 2006) und dem Erlass der Verordnung Nr.&#160;501/2009 mehr als 31 Monate vergangen waren. Dieser Abstand ist gr&#246;&#223;er als bei einer der Ma&#223;nahmen, die der Gerichtshof im Urteil LTTE f&#252;r nichtig erkl&#228;rt hat (Verordnung Nr.&#160;83/2011)(<a href="#Footnote57" name="Footref57">57</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung zutreffend darauf hingewiesen, dass ihm nicht einmal ein Kalendermonat zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tte (vom 17.&#160;Mai 2009 bis zum 15.&#160;Juni 2009), um seinen Entwurf der Verordnung Nr.&#160;501/2009 zu &#228;ndern. Dies ist jedoch der Kontext, in dem die zwingenden halbj&#228;hrlichen &#220;berpr&#252;fungen stattfinden m&#252;ssen. W&#228;re die milit&#228;rische Niederlage lediglich Tage vor dem Zeitpunkt erkl&#228;rt worden, zu dem die Verordnung Nr.&#160;501/2009 erlassen werden sollte, h&#228;tte ich ohne Weiteres anerkannt, dass vom Rat vern&#252;nftigerweise nicht erwartet werden konnte, diese Tatsache zu ber&#252;cksichtigen. Hier hatte der Rat jedoch genug Zeit, um die Verl&#228;ngerung erneut zu pr&#252;fen; der Begr&#252;ndung ist indes nichts daf&#252;r zu entnehmen, dass dies geschehen w&#228;re.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat hat die Ansicht vertreten, es sei unerheblich, dass die Begr&#252;ndung zu dieser wichtigen neuen Entwicklung nichts enthalten habe. Er tr&#228;gt vor, dass, wenn der Begr&#252;ndung ein Satz hinzugef&#252;gt worden w&#228;re, wonach dem Rat die milit&#228;rische Niederlage bekannt sei, es seiner Ansicht nach jedoch verfr&#252;ht sei, die LTTE von der Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3 zu streichen, das Ergebnis im Wesentlichen dasselbe gewesen w&#228;re: Die Entscheidung zur Verl&#228;ngerung w&#228;re gleicherma&#223;en getroffen worden. Dies mag durchaus so sein; das Vorbringen des Rates geht jedoch an der Sache vorbei. Dadurch, dass die Ver&#228;nderung der Umst&#228;nde <i>nicht erw&#228;hnt</i> und die Gr&#252;nde daf&#252;r <i>nicht erl&#228;utert</i> wurden, warum die Aufnahme trotzdem verl&#228;ngert werden sollte, hat der Rat seine Pflichten nach Art.&#160;296 AEUV in seiner Auslegung durch den Gerichtshof im Kontext von Ma&#223;nahmen zur Verl&#228;ngerung der Aufnahme in Listen im Bereich Terrorismus verletzt(<a href="#Footnote58" name="Footref58">58</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung ferner die Ansicht vertreten, dass es der LTTE oblegen habe, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um den Rat &#252;ber die milit&#228;rische Niederlage zu unterrichten, und nicht dem Rat, sich aktiv um eine Kenntnisverschaffung hiervon zu bem&#252;hen. Dieses Vorbringen ist mit dem (&#246;ffentlich bekannten) Umstand schwer in Einklang zu bringen, dass der Rat Allgemeine Angelegenheiten und Au&#223;enbeziehungen am 18. und 19.&#160;Mai 2009 <i>gerade</i> zur Er&#246;rterung &#8222;der j&#252;ngsten Entwicklungen&#8220; in Sri Lanka zusammentrat und neun Abs&#228;tze der Schlussfolgerungen des Rates sich konkret mit der Situation befassen, dass &#8222;die Kampfhandlungen &#8230; ihrem Ende zugehen&#8220;(<a href="#Footnote59" name="Footref59">59</a>). Zudem hat der Gerichtshof ausdr&#252;cklich entschieden, dass der Rat sich zur Rechtfertigung der <i>Verl&#228;ngerung </i>einer Aufnahme auch auf aktuelle Angaben aus der Presse und dem Internet st&#252;tzen kann(<a href="#Footnote60" name="Footref60">60</a>). Gleiches muss auch f&#252;r den Fall gelten, dass der Rat eine m&#246;gliche <i>Streichung</i> von der Liste erw&#228;gt. Zu erg&#228;nzen ist, dass f&#252;r eine Vereinigung, die gerade eine milit&#228;rische Niederlage erlitten hat, in deren Verlauf ihr Anf&#252;hrer offenbar ums Leben gekommen ist(<a href="#Footnote61" name="Footref61">61</a>), ein sofortiger juristischer Kontakt mit Verwaltungsbeh&#246;rden auf einem anderen Kontinent unm&#246;glich oder jedenfalls keine vorrangige Priorit&#228;t sein k&#246;nnte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Meines Erachtens ist die Verordnung Nr.&#160;501/2009 daher aus im Wesentlichen den gleichen Gr&#252;nden, wie sie der Gerichtshof in seinem Urteil LTTE angef&#252;hrt hat, ung&#252;ltig. Hinzuzuf&#252;gen ist, dass, auch wenn der Mangel m&#246;glicherweise geheilt werden kann, eine Heilung im Rahmen des Strafverfahrens gegen Herrn K.&#160;P. nicht r&#252;ckwirkend eintreten kann(<a href="#Footnote62" name="Footref62">62</a>).</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach schlage ich dem Gerichtshof vor, die vom Landgericht Saarbr&#252;cken (Deutschland) zur Vorabentscheidung vorgelegte Frage wie folgt zu beantworten:</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Verordnung (EG) Nr.&#160;501/2009 des Rates vom 15.&#160;Juni 2009 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2009/62/EG ist ung&#252;ltig, soweit sie f&#252;r die Liberation Tigers of Tamil Eelam gilt.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Pr&#252;fung der dem Gerichtshof vorliegenden Angaben hat nichts ergeben, was die G&#252;ltigkeit des Beschlusses 2007/445/EG des Rates vom 28.&#160;Juni 2007 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung der Beschl&#252;sse 2006/379/EG und 2006/1008/EG, des Beschlusses 2007/868/EG des Rates vom 20.&#160;Dezember 2007 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2007/445/EG, des Beschlusses 2008/583/EG des Rates vom 15.&#160;Juli 2008 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2007/868/EG oder des Beschlusses 2009/62/EG des Rates vom 26.&#160;Januar 2009 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2008/583/EG in Zweifel ziehen k&#246;nnte.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Englisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2001, L&#160;344, S.&#160;70. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;S/RES/1373 (2001).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2001, L&#160;344, S.&#160;93. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erw&#228;gungsgr&#252;nde 1, 2 und 5. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2006, L&#160;144, S.&#160;25. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Aufnahme dieser Organisation in die Liste nach Art.&#160;1 Abs.&#160;6 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931 wurde nachfolgend beibehalten, zuletzt durch den Beschluss (GASP) 2018/1084 des Rates vom 30.&#160;Juli 2018 zur Aktualisierung der Liste der Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften, auf die die Artikel&#160;2, 3 und&#160;4 des Gemeinsamen Standpunkts 2001/931/GASP &#252;ber die Anwendung besonderer Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus Anwendung finden, und zur Aufhebung des Beschlusses (GASP) 2018/475 (ABl.&#160;2018, L&#160;194, S.&#160;144).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erw&#228;gungsgr&#252;nde 2, 3, 4, 5, 12 und 14. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss vom 29.&#160;Mai 2006 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2005/930/EG (ABl.&#160;2006, L&#160;144, S.&#160;21). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die LTTE steht derzeit weiterhin auf der Liste nach Art.&#160;2 Abs.&#160;3, und zwar aufgrund der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2018/1071 des Rates vom 30.&#160;Juli 2018 zur Durchf&#252;hrung des Artikels&#160;2 Absatz&#160;3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2018/468 (ABl.&#160;2018, L&#160;194, S.&#160;23).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss &#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;vom 28.&#160;Juni 2007 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung der Beschl&#252;sse 2006/379/EG und 2006/1008/EG (ABl.&#160;2007, L&#160;169, S.&#160;58). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dritter Erw&#228;gungsgrund des Beschlusses 2007/445.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vierter Erw&#228;gungsgrund des Beschlusses 2007/445.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Den Beschluss 2007/445 und die in Nr.&#160;18 aufgef&#252;hrten Folgerechtsakte bezeichne ich als &#8222;streitige unionsrechtliche Vorschriften&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss vom 20.&#160;Dezember 2007 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2007/445/EG (ABl.&#160;2007, L&#160;340, S.&#160;100). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss vom 15.&#160;Juli 2008 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2007/868/EG (ABl.&#160;2008, L&#160;188, S.&#160;21).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss vom 26.&#160;Januar 2009 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2008/583/EG (ABl.&#160;2009, L&#160;23, S.&#160;25).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung vom 15.&#160;Juni 2009 zur Durchf&#252;hrung von Artikel 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung des Beschlusses 2009/62/EG (ABl.&#160;2009, L&#160;151, S.&#160;14). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den Angaben des vorlegenden Gerichts lautete &#167;&#160;34 Abs.&#160;4 Nr.&#160;2 und Abs.&#160;6 Nr.&#160;2 AWG wie folgt: &#8222;(4) Mit Freiheits[s]trafen von sechs Monaten bis zu f&#252;nf Jahren wird bestraft, wer &#8230; 2. einem im Bundesanzeiger ver&#246;ffentlichten, unmittelbar geltenden Ausfuhr&#8209;, Verkaufs&#8209;, Liefer&#8209;, Bereitstellung[s]&#8209;, Weitergabe&#8209;, Dienstleistungs&#8209;, Investitions&#8209;, Unterst&#252;tzungs- oder Umgehungsverbot eines Rechtsaktes der Europ&#228;ischen Gemeinschaften zuwiderhandelt, der der Durchf&#252;hrung einer vom Rat der Europ&#228;ischen Union im Bereich der Gemeinsamen Au&#223;en- und Sicherheitspolitik beschlossenen wirtschaftlichen Sanktionsma&#223;nahme dient &#8230; (6) Mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren wird bestraft, wer &#8230; 2.&#160;eine in Absatz 1, 2 oder 4 bezeichnete Handlung gewerbsm&#228;&#223;ig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Straftaten verbunden hat, unter Mitwirkung eines anderen Bandenmitglieds begeht &#8230;&#8220;. In der vom 24.&#160;April 2009 bis 11.&#160;November 2010 geltenden Fassung lautete &#167;&#160;34 Abs.&#160;4 Nr.&#160;2 und Abs.&#160;6 Nr.&#160;2 AWG wie folgt: &#8222;(4)&#160;Mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu f&#252;nf Jahren wird bestraft[,] wer &#8230; 2.&#160;einem im Bundesanzeiger ver&#246;ffentlichten, unmittelbar geltenden Ausfuhr&#8209;, Einfuhr&#8209;, Durchfuhr&#8209;, Verbringungs&#8209;, Verkaufs&#8209;, Liefer&#8209;, Bereitstellungs&#8209;, Weitergabe&#8209;, Dienstleistungs&#8209;, Investitions&#8209;, Unterst&#252;tzungs- oder Umgehungsverbot eines Rechtsaktes der Europ&#228;ischen Gemeinschaften zuwiderhandelt, der der Durchf&#252;hrung einer vom Rat der Europ&#228;ischen Union im Bereich der Gemeinsamen Au&#223;en- und Sicherheitspolitik beschlossenen wirtschaftlichen Sanktionsma&#223;nahme dient &#8230; (6)&#160;Mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren wird bestraft, wer &#8230; 2.&#160;eine in Absatz 1, 2 oder 4 bezeichnete Handlung gewerbsm&#228;&#223;ig oder als Mitglied einer Bande, die sich zur fortgesetzten Begehung solcher Straftaten verbunden hat, unter Mitwirkung eines anderen Bandenmitglieds begeht. &#8230;&#8220; Nach &#196;nderungen der nationalen Rechtsvorschriften sind diese Bestimmungen seit dem 1.&#160;September 2013 in &#167;&#160;18 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a und Abs.&#160;8 AWG geregelt.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 29.&#160;Juni 2010 (C&#8209;550/09, EU:C:2010:382). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 29.&#160;Juni 2010 (C&#8209;550/09, EU:C:2010:382, Rn.&#160;56 und 57). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 16.&#160;Oktober 2014 (T&#8209;208/11 und T&#8209;508/11, EU:T:2014:885). Diese Entscheidung wurde vom Gerichtshof mit Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583), best&#228;tigt.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Durchf&#252;hrungsverordnungen des Rates (EU) Nr.&#160;83/2011 vom 31.&#160;Januar 2011, Nr.&#160;687/2011 vom 18.&#160;Juli 2011, Nr.&#160;1375/2011 vom 22.&#160;Dezember 2011, Nr.&#160;542/2012 vom 25.&#160;Juni 2012, Nr.&#160;1169/2012 vom 10.&#160;Dezember 2012, Nr.&#160;714/2013 vom 25.&#160;Juli 2013, Nr.&#160;125/2014 vom 10.&#160;Februar 2014 und Nr.&#160;790/2014 vom 22.&#160;Juli 2014 zur Durchf&#252;hrung des Artikels 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung der Durchf&#252;hrungsverordnungen (EU) Nrn. 610/2010, 83/2011, 687/2011, 1375/2011, 542/2012, 1169/2012, 714/2013 bzw. 125/2014 (ABl.&#160;2011, L&#160;28, S.&#160;14).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 9.&#160;M&#228;rz 1994, TWD Textilwerke Deggendorf (C&#8209;188/92, EU:C:1994:90, Rn.&#160;17, 18 und 24). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 15.&#160;Juli 1963, Plaumann/Kommission (25/62, EU:C:1963:17). Vgl. auch meine Er&#246;rterung der Zul&#228;ssigkeit in einer entsprechenden Fallgestaltung, allerdings auf der Grundlage der im AEUV ab 1.&#160;Dezember 2009 eingef&#252;hrten gro&#223;z&#252;gigeren Regelung der Klagebefugnis, in meinen Schlussantr&#228;gen in der Rechtssache A u.&#160;a. (C&#8209;158/14, EU:C:2016:734, Nrn. 58 bis 88), die vom Gerichtshof in seinem Urteil vom 14.&#160;M&#228;rz 2017, A. u.&#160;a. (C&#8209;158/14, EU:C:2017:202, Rn.&#160;59 bis 75), best&#228;tigt wurde.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Urteil vom 29.&#160;Juni 2010, E und F (C&#8209;550/09, EU:C:2010:382, Rn.&#160;49). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 29.&#160;Juni 2010 (C&#8209;550/09, EU:C:2010:382). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;51 und 61). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583 Rn.&#160;59 und 60). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;60). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;46), und vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/Frankreich (im Folgenden: Urteil Hamas) (C&#8209;79/15&#160;P, EU:C:2017:584, Rn.&#160;25).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 29.&#160;Juni 2010 (C&#8209;550/09, EU:C:2010:382). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe oben, Nr.&#160;24. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe oben, Nrn. 16 bis 19.&#160;Der Rat verf&#252;gte nicht zwangsl&#228;ufig &#252;ber Kontaktanschriften f&#252;r alle von einer bestimmten Aufnahmeentscheidung betroffenen Personen; es kann jedoch bei der Ver&#246;ffentlichung einer Mitteilung im <i>Amtsblatt der Europ&#228;ischen Union</i> in Verbindung mit der M&#246;glichkeit, auf Anfrage die Begr&#252;ndung hierf&#252;r erhalten zu k&#246;nnen, vern&#252;nftigerweise davon ausgegangen werden, dass das Erfordernis der Abgabe einer Begr&#252;ndung erf&#252;llt ist. Meines Erachtens ist nichts daf&#252;r ersichtlich, dass ein solches Vorgehen an sich allgemein rechtswidrig w&#228;re.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im dritten Erw&#228;gungsgrund des Beschlusses 2007/445 hei&#223;t es: &#8222;Der Rat hat &#8211; soweit dies praktisch m&#246;glich war &#8211; allen einzelnen betroffenen Personen, Vereinigungen und K&#246;rperschaften eine Begr&#252;ndung zukommen lassen, in der er jeweils darlegt, warum sie in den Beschl&#252;ssen 2006/379/EG &#8230; aufgef&#252;hrt sind.&#8220; In der m&#252;ndlichen Verhandlung hat der Rat (unwidersprochen) auch best&#228;tigt, dass der LTTE am 23.&#160;April 2007 eine Begr&#252;ndung &#252;bermittelt worden sei.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die G&#252;ltigkeit aller Rechtsakte der Unionsorgane &#8211; selbst wenn sie vorschriftswidrig sind &#8211; wird vermutet, solange sie nicht zur&#252;ckgenommen, aufgehoben, f&#252;r nichtig erkl&#228;rt oder f&#252;r ung&#252;ltig erkl&#228;rt worden sind. Vgl. in diesem Sinne Urteile vom 1.&#160;April 1982, D&#252;rbeck/Kommission (11/81, EU:C:1982:120, Rn.&#160;17), und vom 5.&#160;Oktober 2004, Kommission/Griechenland (C&#8209;475/01, EU:C:2004:585, Rn.&#160;18).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 21.&#160;Dezember 2011, Frankreich/People&#8217;s Mojahedin Organization of Iran (C&#8209;27/09&#160;P, EU:C:2011:853, Rn.&#160;61).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref38" name="Footnote38">38</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es mag auch der Hinweis darauf angebracht sein, dass der Gerichtshof im Kontext dieser konkreten Art von Ma&#223;nahme, auch wenn seiner Auffassung nach der Beschluss &#252;ber die erstmalige Aufnahme wegen Fehlens einer hinreichenden Begr&#252;ndung ung&#252;ltig ist, von seinem Ermessen Gebrauch machen kann, die Wirkung der &#8222;vorschriftswidrigen&#8220; Ma&#223;nahme f&#252;r einen bestimmten Zeitraum aufrechtzuerhalten, um dem Rat die Ergreifung von Schritten zu erm&#246;glichen, das Fehlen der Begr&#252;ndung zu beheben. Vgl. z.&#160;B. Urteil vom 3.&#160;September 2008, Kadi und Al Barakaat Foundation (C&#8209;402/05&#160;P und C&#8209;415/05&#160;P, EU:C:2008:461, Rn.&#160;375 und 376 und die dritte Feststellung des Gerichtshofs im Tenor).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref39" name="Footnote39">39</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref40" name="Footnote40">40</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. z.&#160;B. Urteil vom 15.&#160;November 2012, Al-Aqsa/Rat und Niederlande/Al-Aqsa (C&#8209;539/10&#160;P und C&#8209;550/10&#160;P, EU:C:2012:711, Rn.&#160;138). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref41" name="Footnote41">41</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 18.&#160;Juli 2013, Kommission u.&#160;a./Kadi (im Folgenden: Urteil Kadi II) (C&#8209;584/10&#160;P, C&#8209;593/10&#160;P und C&#8209;595/10&#160;P, EU:C:2013:518, Rn.&#160;100 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung); vgl. auch die Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (ABl.&#160;2012, C&#160;326, S.&#160;391).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref42" name="Footnote42">42</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. z.&#160;B. Urteil vom 18.&#160;Juli 2013, Kadi II (C&#8209;584/10&#160;P, C&#8209;593/10&#160;P und C&#8209;595/10&#160;P, EU:C:2013:518, Rn.&#160;116 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref43" name="Footnote43">43</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;30). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref44" name="Footnote44">44</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 15.&#160;November 2012, Al-Aqsa/Rat und Niederlande/Al-Aqsa (C&#8209;539/10&#160;P und C&#8209;550/10&#160;P, EU:C:2012:711, Rn.&#160;139 bis 140). Vgl. auch Urteil vom 15.&#160;November 2012, Rat/Bamba (C&#8209;417/11&#160;P, EU:C:2012:718, Rn.&#160;53 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref45" name="Footnote45">45</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 15.&#160;November 2012, Al-Aqsa/Rat und Niederlande/Al-Aqsa (C&#8209;539/10&#160;P und C&#8209;550/10&#160;P, EU:C:2012:711, Rn.&#160;146). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref46" name="Footnote46">46</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 15.&#160;November 2012, Rat/Bamba (C&#8209;417/11&#160;P, EU:C:2012:718, Rn.&#160;54 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref47" name="Footnote47">47</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;54), und vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/Hamas (C&#8209;79/15&#160;P, EU:C:2017:584, Rn.&#160;32); vgl. auch Urteil vom 18.&#160;Juli 2013, Kadi&#160;II (C&#8209;584/10&#160;P, C&#8209;593/10&#160;P und C&#8209;595/10&#160;P, EU:C:2013:518, Rn.&#160;156).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref48" name="Footnote48">48</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;62), und vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/Hamas (C&#8209;79/15&#160;P, EU:C:2017:584, Rn.&#160;40). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref49" name="Footnote49">49</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat tr&#228;gt in seinen schriftlichen Erkl&#228;rungen vor, dass nur sein Schreiben (vom 16.&#160;Juni 2009), in dem die Begr&#252;ndungen f&#252;r die Verordnung Nr.&#160;501/2009 mitgeteilt worden seien, an den Absender zur&#252;ckgesandt worden sei.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref50" name="Footnote50">50</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 18.&#160;Juli 2013, Kadi&#160;II (C&#8209;584/10&#160;P, C&#8209;593/10&#160;P und C&#8209;595/10&#160;P, EU:C:2013:518, Rn.&#160;113).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref51" name="Footnote51">51</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017 (C&#8209;79/15&#160;P, EU:C:2017:584, Rn.&#160;33). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref52" name="Footnote52">52</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 18.&#160;Juli 2013 (C&#8209;584/10&#160;P, C&#8209;593/10&#160;P und C&#8209;595/10&#160;P, EU:C:2013:518, Rn.&#160;156). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref53" name="Footnote53">53</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 23.&#160;Oktober 2008, People&#8217;s Mojahedin Organisation of Iran/Rat (T&#8209;256/07, EU:T:2008:461, Rn.&#160;112 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref54" name="Footnote54">54</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 18.&#160;Juli 2013, Kadi&#160;II (C&#8209;584/10&#160;P, C&#8209;593/10&#160;P und C&#8209;595/10&#160;P, EU:C:2013:518, Rn.&#160;130). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref55" name="Footnote55">55</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref56" name="Footnote56">56</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Laut der Zeitung <i>The Guardian</i> im Vereinigten K&#246;nigreich wurde der 25-j&#228;hrige B&#252;rgerkrieg in einer Siegesansprache vom 19.&#160;Mai 2009 f&#252;r beendet erkl&#228;rt. Siehe https://www.theguardian.com/world/2009/may/18/tamil-tigers-killed-sri-lanka. In der m&#252;ndlichen Verhandlung wurde von den Beteiligten nicht bestritten, dass dieses Ereignis Mitte Mai 2009 stattfand.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref57" name="Footnote57">57</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr.&#160;83/2011 des Rates vom 31.&#160;Januar 2011 zur Durchf&#252;hrung des Artikels 2 Absatz 3 der Verordnung (EG) Nr.&#160;2580/2001 &#252;ber spezifische, gegen bestimmte Personen und Organisationen gerichtete restriktive Ma&#223;nahmen zur Bek&#228;mpfung des Terrorismus und zur Aufhebung der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) Nr.&#160;610/2010 (ABl.&#160;2011, L&#160;28, S.&#160;14). Vgl. Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;78 bis 80).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref58" name="Footnote58">58</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;33). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref59" name="Footnote59">59</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. http://europa.eu/rapid/press-release_PRES-09-137_de.htm. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref60" name="Footnote60">60</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 26.&#160;Juli 2017, Rat/LTTE (C&#8209;599/14&#160;P, EU:C:2017:583, Rn.&#160;72). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref61" name="Footnote61">61</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Verteidiger von Herrn K.&#160;P. hat in der m&#252;ndlichen Verhandlung unwidersprochen vorgetragen, dass sich dies ereignet habe. Vgl. auch den oben in Fn.&#160;56 genannten Artikel. </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref62" name="Footnote62">62</a><sup/>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 29.&#160;Juni 2010, E und F (C&#8209;550/09, EU:C:2010:382, Rn.&#160;59), und Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Mengozzi in jener Rechtssache (C&#8209;550/09, EU:C:2010:272, Nrn. 115 bis 123).</p>
175,022
eugh-2019-01-24-c-72017
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C-720/17
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:47
2019-01-31T19:20:47
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:63
<p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DES GENERALANWALTS</p> <p class="C36Centre">YVES BOT</p> <p class="C36Centre">vom 24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>720/17</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Mohammed Bilali</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl</b> </p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Verwaltungsgerichtshofs [&#214;sterreich])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts &#8211; Richtlinie 2011/95/EU &#8211; Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz &#8211; Subsidi&#228;rer Schutz &#8211; Art.&#160;19 &#8211; Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus &#8211; Reichweite der Gr&#252;nde &#8211; Nationale Rechtsvorschriften, die eine Aberkennung des Status aufgrund eines Irrtums der Verwaltung &#252;ber die tats&#228;chlichen Umst&#228;nde vorsehen &#8211; Zul&#228;ssigkeit &#8211; Aufhebung des Rechtsakts &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus &#8211; Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten &#8211; Grunds&#228;tze der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Einleitung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Darf sich eine zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde auf die Bestimmungen von Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95/EU(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) st&#252;tzen, um den subsidi&#228;ren Schutzstatus eines Staatenlosen abzuerkennen, und dies wegen einer fehlerhaften Beurteilung des Bedarfs an internationalem Schutz, f&#252;r die sie allein verantwortlich ist?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Darum geht es im Wesentlichen in der Vorlagefrage des Verwaltungsgerichtshofs (&#214;sterreich).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Frage wird im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen Herrn Mohammed Bilali, der sich als staatenlos bezeichnet, und dem Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl (&#214;sterreich) (im Folgenden: Amt) &#252;ber dessen Entscheidung aufgeworfen, den Herrn Bilali zuerkannten subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund einer unzutreffenden Bestimmung seines Herkunftslandes von Amts wegen abzuerkennen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Frage ist neu, und die Antwort des Gerichtshofs wird es erm&#246;glichen, eine vorhandene Unbestimmtheit in den einzelstaatlichen Gepflogenheiten zu beseitigen, die der letzte Bericht des Europ&#228;ischen Unterst&#252;tzungsb&#252;ros f&#252;r Asylfragen(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) besonders anschaulich beleuchtet(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Pr&#252;fung der gestellten Frage wird es in einem ersten Schritt erforderlich machen, die Bedeutung und die Tragweite der Bestimmungen von Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 zu analysieren, in dem die Gr&#252;nde abschlie&#223;end aufgez&#228;hlt sind, aus denen die Mitgliedstaaten den subsidi&#228;ren Schutzstatus aberkennen k&#246;nnen bzw. m&#252;ssen. Nach Vornahme dieser Pr&#252;fung werde ich zu dem Ergebnis gelangen, dass der genannte Artikel einer Aberkennung des besagten Status in einem Fall wie dem in Rede stehenden, in dem der Betroffene den Schutz aufgrund eines Fehlers der zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rde zu Unrecht erhalten hat, entgegensteht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Pr&#252;fung der gestellten Frage wird es in einem zweiten Schritt erforderlich machen, den Gegenstand und die Rechtsnatur der Entscheidung zu kl&#228;ren, die die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde unter diesen Umst&#228;nden zu erlassen hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich werde insoweit erl&#228;utern, dass in einem Fall wie dem in Rede stehenden, in dem die Entscheidung &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus unter Versto&#223; gegen Rechtsvorschriften, insbesondere gegen die geforderten Zuerkennungskriterien, ergangen ist und sich dieser Versto&#223; entscheidend auf den Ausgang der Pr&#252;fung des Antrags auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes ausgewirkt hat, die Aufhebung des subsidi&#228;ren Schutzstatus erfolgen muss. Diese L&#246;sung weist n&#228;mlich den doppelten Vorteil auf, dass die sehr strengen Bestimmungen des am 28.&#160;Juli 1951 in Genf unterzeichneten Abkommens &#252;ber die Rechtsstellung der Fl&#252;chtlinge in der durch das Protokoll vom 31.&#160;Januar 1967 &#252;ber die Rechtsstellung der Fl&#252;chtlinge erg&#228;nzten Fassung(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>) nicht extensiv ausgelegt zu werden brauchen und zugleich ein Maximum an Verfahrensgarantien und die vollst&#228;ndige Einhaltung der Fairness sichergestellt sind, die einer Person zusteht, die keinerlei Verantwortung f&#252;r den von der Verwaltung begangenen Fehler tr&#228;gt. Sie ist auch geboten, wenn die Integrit&#228;t des Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems gewahrt werden soll, da fehlerhafte Zuerkennungen korrigiert werden m&#252;ssen, um zu gew&#228;hrleisten, dass der internationale Schutz nur Personen gew&#228;hrt wird, die ihn wirklich ben&#246;tigen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das Unionsrecht keine spezifischen Bestimmungen hinsichtlich der Verfahrensvorschriften und &#8209;modalit&#228;ten vorsieht, die f&#252;r die Aufhebung des subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund eines Fehlers der Verwaltung gelten, werde ich erl&#228;utern, dass diese Vorschriften nach dem Grundsatz der Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten der nationalen Rechtsordnung unterliegen, wobei dies jedoch unter dem Vorbehalt steht, dass die Grunds&#228;tze der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t eingehalten werden.</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Richtlinie 2011/95</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Bestimmungen von Kapitel V (&#8222;Voraussetzungen f&#252;r subsidi&#228;ren Schutz&#8220;) der Richtlinie 2011/95 sowie deren in Kapitel VI (&#8222;Subsidi&#228;rer Schutzstatus&#8220;) vorgesehene Bestimmungen sollen gew&#228;hrleisten, dass nur Personen, die die speziell vorgeschriebenen materiellen Voraussetzungen erf&#252;llen, der internationale Schutzstatus und die damit verbundenen Rechte zuerkannt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Kapitel V der Richtlinie 2011/95 enth&#228;lt die Art.&#160;15 bis 17. W&#228;hrend Art.&#160;15 dieser Richtlinie einen &#8222;[e]rnsthafte[n] Schaden&#8220; definiert, beinhaltet Art.&#160;16 eine mit &#8222;Erl&#246;schen&#8220; &#252;berschriebene Klausel, die bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ein Drittstaatsangeh&#246;riger oder ein Staatenloser hat keinen Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz mehr, wenn die Umst&#228;nde, die zur Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes gef&#252;hrt haben, nicht mehr bestehen oder sich in einem Ma&#223;e ver&#228;ndert haben, dass ein solcher Schutz nicht mehr erforderlich ist.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei Anwendung des Absatzes 1 ber&#252;cksichtigen die Mitgliedstaaten, ob sich die Umst&#228;nde so wesentlich und nicht nur vor&#252;bergehend ver&#228;ndert haben, dass die Person, die Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz hat, tats&#228;chlich nicht l&#228;nger Gefahr l&#228;uft, einen ernsthaften Schaden zu erleiden.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;17 der Richtlinie 2011/95 beinhaltet seinerseits eine mit &#8222;Ausschluss&#8220; &#252;berschriebene Klausel. Dieser Artikel lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ein Drittstaatsangeh&#246;riger oder ein Staatenloser ist von der Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes ausgeschlossen, wenn schwerwiegende Gr&#252;nde die Annahme rechtfertigen, dass er</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ein Verbrechen gegen den Frieden, ein Kriegsverbrechen oder ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Sinne der internationalen Vertragswerke begangen hat, die ausgearbeitet worden sind, um Bestimmungen bez&#252;glich dieser Verbrechen festzulegen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;eine schwere Straftat begangen hat;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;sich Handlungen zuschulden kommen lie&#223;, die den Zielen und Grunds&#228;tzen der Vereinten Nationen, wie sie in der Pr&#228;ambel und den Artikeln 1 und 2 der Charta der Vereinten Nationen verankert sind, zuwiderlaufen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">d)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;eine Gefahr f&#252;r die Allgemeinheit oder f&#252;r die Sicherheit des Mitgliedstaats darstellt, in dem er sich aufh&#228;lt.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Absatz 1 findet auf Personen Anwendung, die andere zu den darin genannten Straftaten oder Handlungen anstiften oder sich in sonstiger Weise daran beteiligen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen einen Drittstaatsangeh&#246;rigen oder einen Staatenlosen von der Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes ausschlie&#223;en, wenn er vor seiner Aufnahme in dem betreffenden Mitgliedstaat ein oder mehrere nicht unter Absatz 1 fallende Straftaten begangen hat, die mit Freiheitsstrafe bestraft w&#252;rden, wenn sie in dem betreffenden Mitgliedstaat begangen worden w&#228;ren, und er sein Herkunftsland nur verlassen hat, um einer Bestrafung wegen dieser Straftaten zu entgehen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Kapitel VI dieser Richtlinie bestimmt Art.&#160;18 die Voraussetzungen f&#252;r die &#8222;Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus&#8220; wie folgt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten erkennen einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder einem Staatenlosen, der die Voraussetzungen der Kapitel II und V erf&#252;llt, den subsidi&#228;ren Schutzstatus zu.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen legt Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95, um dessen Auslegung hier ersucht wird, die Voraussetzungen fest, unter denen die Mitgliedstaaten diesen Status aberkennen, beenden oder seine Verl&#228;ngerung ablehnen m&#252;ssen. Er lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei Antr&#228;gen auf internationalen Schutz, die nach Inkrafttreten der Richtlinie 2004/83/EG[(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>)] gestellt wurden, erkennen die Mitgliedstaaten einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder einem Staatenlosen den von einer Regierungs- oder Verwaltungsbeh&#246;rde, einem Gericht oder einer gerichts&#228;hnlichen Beh&#246;rde zuerkannten subsidi&#228;ren Schutzstatus ab, beenden diesen oder lehnen seine Verl&#228;ngerung ab, wenn die betreffende Person gem&#228;&#223; Artikel 16 nicht l&#228;nger Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz erheben kann.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder einem Staatenlosen den von einer Regierungs- oder Verwaltungsbeh&#246;rde, einem Gericht oder einer gerichts&#228;hnlichen Beh&#246;rde zuerkannten subsidi&#228;ren Schutzstatus aberkennen, diesen beenden oder seine Verl&#228;ngerung ablehnen, wenn er nach der Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus gem&#228;&#223; Artikel 17 Absatz 3 von der Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes h&#228;tte ausgeschlossen werden m&#252;ssen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten erkennen einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder einem Staatenlosen den subsidi&#228;ren Schutzstatus ab, beenden diesen oder lehnen eine Verl&#228;ngerung ab, wenn</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;er nach der Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus gem&#228;&#223; Artikel 17 Abs&#228;tze 1 und 2 von der Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes h&#228;tte ausgeschlossen werden m&#252;ssen oder ausgeschlossen ist;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;eine falsche Darstellung oder das Verschweigen von Tatsachen seinerseits, einschlie&#223;lich der Verwendung falscher oder gef&#228;lschter Dokumente, f&#252;r die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus ausschlaggebend war.</p> <p class="C02AlineaAltA">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unbeschadet der Pflicht des Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen, gem&#228;&#223; Artikel 4 Absatz 1 alle ma&#223;geblichen Tatsachen offen zu legen und alle ma&#223;geblichen, ihm zur Verf&#252;gung stehenden Unterlagen vorzulegen, weist der Mitgliedstaat, der ihm den subsidi&#228;ren Schutzstatus zuerkannt hat, in jedem Einzelfall nach, dass die betreffende Person gem&#228;&#223; den Abs&#228;tzen 1 bis 3 dieses Artikels keinen oder nicht mehr Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz hat.&#8220;</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Richtlinie 2013/32/EU</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; ihrem Art.&#160;1 werden mit der Richtlinie 2013/32/EU(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>) gemeinsame Verfahrensvorschriften f&#252;r die Zuerkennung und Aberkennung des internationalen Schutzes gem&#228;&#223; der Richtlinie 2011/95 eingef&#252;hrt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 Buchst.&#160;o der Richtlinie 2013/32 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA"> &#8222;Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">o)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Aberkennung des internationalen Schutzes&#8216; die Entscheidung einer zust&#228;ndigen Beh&#246;rde, einer Person die Fl&#252;chtlingseigenschaft oder den subsidi&#228;ren Schutzstatus gem&#228;&#223; der Richtlinie [2011/95] abzuerkennen, diese zu beenden oder nicht mehr zu verl&#228;ngern&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In ihrem Kapitel IV (&#8222;Verfahren zur Aberkennung des internationalen Schutzes&#8220;) lautet Art.&#160;44 der Richtlinie 2013/32:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten stellen sicher, dass eine Pr&#252;fung zur Aberkennung des internationalen Schutzes einer bestimmten Person eingeleitet werden kann, wenn neue Elemente oder Erkenntnisse zutage treten, die darauf hindeuten, dass Gr&#252;nde f&#252;r eine &#220;berpr&#252;fung der Berechtigung ihres internationalen Schutzes bestehen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;45 dieser Richtlinie f&#252;hrt die Garantien auf, &#252;ber die die betreffende Person in F&#228;llen verf&#252;gt, in denen die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde in Erw&#228;gung zieht, den dieser Person zuerkannten internationalen Schutz nach Ma&#223;gabe der Art.&#160;14 und 19 der Richtlinie 2011/95 abzuerkennen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>&#214;sterreichisches Recht</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#167;&#160;8 des Bundesgesetzes &#252;ber die Gew&#228;hrung von Asyl(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>) vom 16.&#160;August 2005 sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Status des subsidi&#228;r Schutzberechtigten ist einem Fremden zuzuerkennen,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der in &#214;sterreich einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt hat, wenn dieser in Bezug auf die Zuerkennung des Status des Asylberechtigten abgewiesen wird &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(6)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Kann der Herkunftsstaat des Asylwerbers nicht festgestellt werden, ist der Antrag auf internationalen Schutz bez&#252;glich des Status des subsidi&#228;r Schutzberechtigten abzuweisen. Diesfalls ist eine R&#252;ckkehrentscheidung zu verf&#252;gen, wenn diese gem&#228;&#223; &#167;&#160;9 Abs.&#160;1 und 2 [des Bundesgesetzes, mit dem die allgemeinen Bestimmungen &#252;ber das Verfahren vor dem Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl zur Gew&#228;hrung von internationalem Schutz, Erteilung von Aufenthaltstiteln aus ber&#252;cksichtigungsw&#252;rdigen Gr&#252;nden, Abschiebung, Duldung und zur Erlassung von aufenthaltsbeendenden Ma&#223;nahmen sowie zur Ausstellung von &#246;sterreichischen Dokumenten f&#252;r Fremde geregelt werden (Verfahrensgesetz f&#252;r das [Amt])(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>) vom 16.&#160;August 2012] nicht unzul&#228;ssig ist.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#167;&#160;9 AsylG 2005 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Einem Fremden ist der Status eines subsidi&#228;r Schutzberechtigten von Amts wegen mit Bescheid abzuerkennen, wenn</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Voraussetzungen f&#252;r die Zuerkennung des Status des subsidi&#228;r Schutzberechtigten (&#167;&#160;8 Abs.&#160;1) nicht oder nicht mehr vorliegen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist der Status des subsidi&#228;r Schutzberechtigten nicht schon aus den Gr&#252;nden des Abs.&#160;1 abzuerkennen, so hat eine Aberkennung auch dann zu erfolgen, wenn</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;einer der in Art.&#160;1 Abschnitt&#160;F der [Genfer Konvention] genannten Gr&#252;nde vorliegt;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Fremde eine Gefahr f&#252;r die Allgemeinheit oder f&#252;r die Sicherheit der Republik &#214;sterreich darstellt oder</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Fremde von einem inl&#228;ndischen Gericht wegen eines Verbrechens &#8230; rechtskr&#228;ftig verurteilt worden ist. &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>Sachverhalt des Ausgangsrechtsstreits und Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr Bilali, der sich als staatenlos bezeichnet, stellte am 27.&#160;Oktober 2009 beim Amt einen Antrag auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Amt, das der Ansicht war, dass das Herkunftsland von Herrn Bilali Algerien sei, lehnte den Antrag mit Bescheid vom 15.&#160;M&#228;rz 2010 ab und ordnete dar&#252;ber hinaus die Abschiebung des Betroffenen in dieses Land an. Mit Urteil vom 8.&#160;April 2010 hob der Asylgerichtshof (&#214;sterreich) den Bescheid &#252;ber die Ablehnung des Antrags auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes auf und verwies die Rechtssache zur erneuten Pr&#252;fung an das Amt zur&#252;ck.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Bescheid vom 27.&#160;Oktober 2010 lehnte das Amt den Antrag des Betroffenen auf Anerkennung als Fl&#252;chtling ab, erkannte ihm aber gleichwohl den subsidi&#228;ren Schutzstatus zu. Aus diesem Bescheid geht hervor, dass die Identit&#228;t des Betroffenen nicht feststeht und er &#8222;vermutlich Staatsangeh&#246;riger von Algerien&#8220; ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gegen den Bescheid &#252;ber die Ablehnung seines Antrags auf Anerkennung als Fl&#252;chtling legte der Betroffene Beschwerde ein. Der Bescheid, mit dem ihm der subsidi&#228;re Schutzstatus zuerkannt worden war, ist inzwischen rechtskr&#228;ftig geworden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 16.&#160;Juli 2012 hob der Asylgerichtshof den Bescheid &#252;ber die Ablehnung seines Antrags auf Anerkennung als Fl&#252;chtling erneut auf und begr&#252;ndete dies u.&#160;a. damit, dass zum Herkunftsland des Betroffenen lediglich Vermutungen angestellt worden seien. Er verwies die Rechtssache wiederum zur erneuten Pr&#252;fung an das Amt zur&#252;ck.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen dieser erneuten Pr&#252;fung und nach Erstattung einer Anfragebeantwortung durch die Staatendokumentation (&#214;sterreich) kam das Amt zu dem Schluss, dass der Betroffene nicht das algerische, sondern aufgrund seiner Abstammung das marokkanische und das mauretanische Staatsangeh&#246;rigkeitsrecht beanspruchen k&#246;nne.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher lehnte es den Antrag des Betroffenen auf Anerkennung als Fl&#252;chtling mit Bescheid vom 24.&#160;Oktober 2012(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>) ab. Au&#223;erdem erkannte das Amt, nachdem es festgestellt hatte, dass &#8222;die Voraussetzungen f&#252;r die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes niemals vorgelegen [haben]&#8220; und sich auf &#8222;die irrige Annahme&#8220;, dass Algerien das Herkunftsland des Betroffenen sei, gegr&#252;ndet h&#228;tten, diesem den am 27.&#160;Oktober 2010 zuerkannten subsidi&#228;ren Schutzstatus von Amts wegen ab und entzog ihm die im Rahmen des genannten Status erteilte befristete Aufenthaltsgenehmigung. Schlie&#223;lich lehnte das Amt den Antrag des Betroffenen auf Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus in Bezug auf das Herkunftsland Marokko ab und ordnete seine Abschiebung in dieses Land an.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Betroffene legte Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht (&#214;sterreich) ein, die lediglich zur Aufhebung des Bescheids f&#252;hrte, mit dem seine Abschiebung angeordnet worden war.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Kontext legte der Betroffene eine au&#223;erordentliche Revision vor dem Verwaltungsgerichtshof ein.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser hat Zweifel an der Auslegung von Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95, der vorsieht, in welchen F&#228;llen der subsidi&#228;re Schutzstatus aberkannt werden kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher hat der Verwaltungsgerichtshof beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Frage zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C02AlineaAltA">Stehen die unionsrechtlichen Bestimmungen, insbesondere Art.&#160;19 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2011/95 einer nationalen Bestimmung eines Mitgliedstaats entgegen, wonach auf Aberkennung des Status des subsidi&#228;r Schutzberechtigten erkannt werden kann, ohne dass sich die f&#252;r die Zuerkennung relevanten Tatsachenumst&#228;nde selbst ge&#228;ndert haben, sondern nur der diesbez&#252;gliche Kenntnisstand der Beh&#246;rde eine &#196;nderung erfahren hat und dabei weder eine falsche Darstellung noch das Verschweigen von Tatsachen seitens des Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen f&#252;r die Zuerkennung dieses Status ausschlaggebend waren?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Kl&#228;ger, die &#246;sterreichische, die ungarische, die niederl&#228;ndische und die polnische Regierung sowie die Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs und die Europ&#228;ische Kommission haben schriftliche Erkl&#228;rungen eingereicht.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Vorbemerkungen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor der Pr&#252;fung der Frage, die das vorlegende Gericht an den Gerichtshof richtet, ist es wichtig, deren Wortlaut zu kl&#228;ren sowie insbesondere die genannten Rechtsnormen und den Grund zu pr&#228;zisieren, auf dem der streitige Bescheid beruht. Dieser Grund hat durchaus Folgen f&#252;r die Rechtsnatur des Bescheids und die Anwendbarkeit der Richtlinie 2011/95.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was erstens die Rechtsnormen angeht, um deren Auslegung hier ersucht wird, befragt das vorlegende Gericht den Gerichtshof zu den Voraussetzungen, unter denen ein Mitgliedstaat den subsidi&#228;ren Schutzstatus im Hinblick auf die &#8222;unionsrechtlichen Bestimmungen&#8220;, insbesondere Art.&#160;19 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2011/95, aberkennen kann. Unter Ber&#252;cksichtigung des Wortlauts des Vorlagebeschlusses verstehe ich den Verwaltungsgerichtshof so, dass er sich konkret auf die Bestimmungen von Art.&#160;19 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b dieser Richtlinie bezieht, der die Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund eines betr&#252;gerischen Verhaltens der betreffenden Person vorsieht. Das vorlegende Gericht vertritt insoweit die Ansicht, die in dieser Vorschrift angesprochene Fallkonstellation erfasse nicht von vornherein den Fall, dass die Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund neuer Ermittlungsergebnisse, aber ohne betr&#252;gerische Handlungen des Betroffenen verf&#252;gt werde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem stelle ich bei Lekt&#252;re des Vorlagebeschlusses fest, dass das vorlegende Gericht auch und vor allem eine Auslegung von Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/95 anstrebt, der die Aberkennung des besagten Status aufgrund der Anwendung der Beendigungsklausel von Art.&#160;16 dieser Richtlinie vorsieht. Es fragt sich n&#228;mlich, ob die in Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der genannten Richtlinie angesprochene Fallkonstellation nicht auch den Fall erfassen kann, dass der Betroffene aufgrund eines &#8222;ge&#228;nderten Kenntnisstandes der Beh&#246;rde &#252;ber die &#8230; Tatsachenumst&#228;nde&#8220; nicht l&#228;nger Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz erheben kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was zweitens den Grund betrifft, auf dem der streitige Bescheid beruht, so geht aus dem Wortlaut der gestellten Frage zwar hervor, dass der dem Betroffenen zuerkannte Status aufgrund eines ge&#228;nderten &#8222;Kenntnisstandes&#8220; des Amtes aberkannt worden ist; aus dem Vorlagebeschluss und den Unterlagen in der nationalen Akte, &#252;ber die der Gerichtshof verf&#252;gt, ergibt sich in Wirklichkeit allerdings sehr klar, dass diese &#196;nderung nicht auf neue Tatsachen oder Umst&#228;nde zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, sondern auf die umfassenderen Untersuchungsma&#223;nahmen, die das Amt ergriffen hat, um die M&#228;ngel seiner Erstpr&#252;fung zu beheben sowie den &#8222;Irrtum&#8220; und die &#8222;irrige Annahme&#8220;, von der es hinsichtlich des Herkunftslandes des Betroffenen ausgegangen war, zu korrigieren(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So l&#228;sst sich dem Vorlagebeschluss entnehmen, dass es dem Amt aufgrund der unzul&#228;nglichen bzw. unangemessenen Nachforschungen, die es angestellt hatte, nicht gelungen ist, die Staatsangeh&#246;rigkeit des Betroffenen ordnungsgem&#228;&#223; nachzuweisen, so dass der Sachverhalt erst nach der Entscheidungsfindung bekannt war. Wie das vorlegende Gericht feststellt, haben &#8222;die Voraussetzungen f&#252;r die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes <i>niemals</i> vorgelegen&#8220;(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>). In der vorliegenden Rechtssache steht somit fest, dass das Amt Herrn Bilali den besagten Status von Anfang des Verfahrens an nicht h&#228;tte zuerkennen d&#252;rfen, da er unter Ber&#252;cksichtigung seines Herkunftslandes nicht f&#252;r diesen internationalen Schutz in Betracht kam.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund glaube ich daher, dass sich die Frage, die das vorlegende Gericht an den Gerichtshof richtet, im Wesentlichen auf die Feststellung bezieht, ob das Unionsrecht, insbesondere Art.&#160;19 Abs.&#160;1 und Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Richtlinie 2011/95, dahin auszulegen ist, dass ein Mitgliedstaat den subsidi&#228;ren Schutzstatus aberkennen kann, wenn die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde einen allein von ihr zu vertretenden Fehler hinsichtlich der Umst&#228;nde begangen hat, die zur Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes gef&#252;hrt haben.</p> <p class="C21Titrenumerote1">V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Antwort auf die gestellte Frage gliedert sich nach meinem Daf&#252;rhalten in zwei Teile. Erstens ist darzulegen, weshalb Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 unter Ber&#252;cksichtigung der Bedeutung und der Tragweite dieses Artikels einer Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund eines Beurteilungsfehlers der zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rde hinsichtlich der Umst&#228;nde, die zur Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes gef&#252;hrt haben, entgegensteht. Zweitens ist zu pr&#252;fen, welche Rechtsnatur die Entscheidung hat, die in einem Fall wie dem in Rede stehenden zu erlassen ist, und welcher Rechtsrahmen f&#252;r diese Entscheidung gilt.</p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Tragweite des in Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 vorgesehenen Aberkennungsverfahrens</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gemeinsame Europ&#228;ische Asylsystem beruht auf einem Gesamtsystem auf Unionsebene harmonisierter Vorschriften. Gem&#228;&#223; Art.&#160;78 Abs.&#160;1 AEUV und Art.&#160;18 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union st&#252;tzt sich dieses System auf die uneingeschr&#228;nkte und umfassende Anwendung der Genfer Konvention, die einen &#8222;wesentlichen Bestandteil&#8220; des internationalen Rechtsrahmens f&#252;r den Schutz von Fl&#252;chtlingen darstellt(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Richtlinie 2011/95 bezweckt daher, die zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rden bei der Anwendung dieser Konvention zu leiten, indem sie sich auf gemeinsame Begriffe und Kriterien f&#252;r die Zuerkennung und Aberkennung eines internationalen Schutzes st&#252;tzt(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung sind die Bestimmungen der Richtlinie 2011/95 somit nicht nur im Licht der allgemeinen Systematik und des Zwecks dieser Richtlinie auszulegen, sondern auch in &#220;bereinstimmung mit der Genfer Konvention(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>), da die Konsultationen mit dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen f&#252;r Fl&#252;chtlinge(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>) hier eine wertvolle Hilfsquelle darstellen(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die im Rahmen des Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems vorgesehenen Vorschriften &#252;ber die Aberkennung des internationalen Schutzes beruhen daher in erster Linie auf den in der Genfer Konvention genannten Grunds&#228;tzen f&#252;r die Beendigung des internationalen Schutzes und den Ausschluss von der Anerkennung als Person mit Anspruch auf diesen Schutz. Da in der Genfer Konvention keine Verfahrensmechanismen festgelegt sind, die eine Aberkennung des erw&#228;hnten Schutzes erm&#246;glichen, beruhen die besagten Vorschriften zweitens auf Verfahren, deren Wesen in den Art.&#160;14 und 19 der Richtlinie 2011/95 erl&#228;utert wird und deren Modalit&#228;ten den Art.&#160;44 und 45 der Richtlinie 2013/32 unterliegen.</p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Gr&#252;nde f&#252;r die Aberkennung des internationalen Schutzes</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 legt die Verfahrensmechanismen fest, die es erm&#246;glichen, die Aberkennung(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>) des subsidi&#228;ren Schutzstatus im Einklang mit der Genfer Konvention sicherzustellen. So werden in diesem Artikel die Gr&#252;nde, aus denen die Mitgliedstaaten den genannten Status aberkennen, beenden oder nicht verl&#228;ngern k&#246;nnen bzw. m&#252;ssen, ersch&#246;pfend aufgez&#228;hlt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Gr&#252;nde ergeben sich zum einen aus den Beendigungsklauseln in Art.&#160;1 Abschnitt C der Genfer Konvention und zum anderen aus den Ausschlussklauseln in Art.&#160;1 Abschnitte D bis F dieser Konvention.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den UNHCR-Richtlinien sind diese Klauseln ersch&#246;pfend aufgez&#228;hlt und eng auszulegen, da die Aberkennung des internationalen Schutzstatus und der Ausschluss von der Anerkennung als Person mit Anspruch auf internationalen Schutz diesen Schutz und die damit verbundenen Rechte aufheben. Daher darf &#8211; mit Ausnahme der in Art.&#160;1 Abschnitte C bis F der Genfer Konvention ausdr&#252;cklich genannten &#8211; keine Klausel geltend gemacht werden, um die Tatsache zu rechtfertigen, dass der internationale Schutz nicht mehr erforderlich ist(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Unionsgesetzgeber hat die erw&#228;hnten Klauseln in den Art.&#160;11 und 12 der Richtlinie 2011/95, die Gr&#252;nde f&#252;r das Erl&#246;schen der Fl&#252;chtlingseigenschaft und den Ausschluss von der Anerkennung als Fl&#252;chtling vorsehen, in Unionsrecht umgesetzt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das Unionsrecht eine subsidi&#228;re Form internationalen Schutzes bereitstellt, hat der Unionsgesetzgeber in den Art.&#160;16 und 17 der Richtlinie 2011/95 dar&#252;ber hinaus Gr&#252;nde f&#252;r die Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus und den Ausschluss von der Anerkennung als Person mit Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz vorgesehen, die den in Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;e und f und Abs.&#160;2 sowie Art.&#160;12 Abs.&#160;2 und 3 dieser Richtlinie genannten Gr&#252;nden nachgebildet sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da der Unionsgesetzgeber sicherstellen will, dass die beiden Formen internationalen Schutzes koh&#228;rent und einheitlich sind(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>), m&#252;ssen auch die Gr&#252;nde f&#252;r die Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzes im Licht der Genfer Konvention ausgelegt werden. Demnach sind die Gr&#252;nde, aus denen ein Mitgliedstaat den subsidi&#228;ren Schutzstatus aberkennen kann oder muss, eng und im Einklang mit dieser Konvention auszulegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie wir jedoch sehen werden, ist ein Mitgliedstaat durch keinen der vom Unionsgesetzgeber in Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 genannten Gr&#252;nde erm&#228;chtigt, einen internationalen Schutzstatus aus einem anderen Grund als den von diesem Gesetzgeber in besagter Vorschrift ausdr&#252;cklich und abschlie&#223;end genannten &#8211; insbesondere bei einem Fehler, f&#252;r den seine Verwaltung allein verantwortlich ist &#8211; abzuerkennen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erstens kann der subsidi&#228;re Schutzstatus gem&#228;&#223; Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/95 aberkannt werden, wenn die betreffende Person im Sinne von Art.&#160;16 der Richtlinie nicht l&#228;nger Anspruch auf diesen internationalen Schutz erheben kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es sei in Erinnerung gerufen, dass Art.&#160;16 Abs.&#160;1 der genannten Richtlinie vorsieht:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Ein Drittstaatsangeh&#246;riger oder ein Staatenloser hat keinen Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz mehr, wenn die Umst&#228;nde, die zur Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes gef&#252;hrt haben, nicht mehr bestehen oder sich in einem Ma&#223;e ver&#228;ndert haben, dass ein solcher Schutz nicht mehr erforderlich ist.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dieser Vorschrift werden die f&#252;nfte und die sechste Beendigungsklausel von Art.&#160;1 Abschnitt C der Genfer Konvention in Unionsrecht umgesetzt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem hei&#223;t es in Art.&#160;16 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2011/95: &#8222;Bei Anwendung des Absatzes 1 ber&#252;cksichtigen die Mitgliedstaaten, ob sich die Umst&#228;nde so wesentlich und nicht nur vor&#252;bergehend ver&#228;ndert haben, dass die Person, die Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz hat, tats&#228;chlich nicht l&#228;nger Gefahr l&#228;uft, einen ernsthaften Schaden zu erleiden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der vorliegenden Rechtssache w&#228;hlt das vorlegende Gericht eine weite Auslegung des Begriffs &#8222;Umst&#228;nde&#8220;, da es die Ansicht vertritt, die in Art.&#160;19 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie angesprochene Fallkonstellation k&#246;nne auch den Fall erfassen, dass der Betroffene aufgrund eines &#8222;ge&#228;nderten Kenntnisstandes der Beh&#246;rde &#252;ber die &#8230; Tatsachenumst&#228;nde&#8220; nicht l&#228;nger Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz erheben kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Auslegung ist von vornherein zur&#252;ckzuweisen, da sie der sehr engen Auslegung der Beendigungsklauseln von Art.&#160;1 Abschnitt C der Genfer Konvention entgegensteht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der UNHCR in seinen Richtlinien(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>) ausdr&#252;cklich festgestellt hat, sind &#8222;[d]ie Beendigungsklauseln &#8230; ihrem Wesen nach &#8218;negativ&#8216; und &#8230; ersch&#246;pfend aufgez&#228;hlt. Sie sollten daher restriktiv ausgelegt werden, und es d&#252;rfen keine anderen Gr&#252;nde analog zur Rechtfertigung der Zur&#252;cknahme des Fl&#252;chtlingsstatus herangezogen werden&#8220;(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>). Der UNHCR f&#252;gt daher hinzu, dass in F&#228;llen, in denen Fakten bekannt werden, denen zufolge eine Person nie h&#228;tte als Fl&#252;chtling anerkannt werden d&#252;rfen &#8211; etwa wenn erst sp&#228;ter bekannt wird, dass der Fl&#252;chtlingsstatus auf der Grundlage einer falschen Auslegung der Tatsachen zuerkannt worden ist oder die betreffende Person eine andere Staatsangeh&#246;rigkeit besitzt&#160;&#8211;, nicht die Aberkennung des Fl&#252;chtlingsstatus, sondern seine Aufhebung zu verf&#252;gen ist(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vom vorlegenden Gericht vorgeschlagene Auslegung verkennt die ausgesprochen pr&#228;zise Bedeutung des Begriffs &#8222;Umst&#228;nde&#8220;, der im Rahmen der Beendigungsklausel verwendet wird, sowie die Systematik und den Zweck des Rechtstextes, in den sich dieser Begriff einf&#252;gt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei den genannten &#8222;Umst&#228;nden&#8220; handelt es sich um diejenigen, die die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde gem&#228;&#223; Art.&#160;2 Buchst.&#160;f der Richtlinie 2011/95 veranlasst haben, den subsidi&#228;ren Schutzstatus zuzuerkennen(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>). Es geht um objektive Umst&#228;nde im Herkunftsland der betreffenden Person, aufgrund deren das Vorliegen einer tats&#228;chlichen Gefahr gepr&#252;ft wird, bei R&#252;ckkehr in dieses Land einen ernsthaften Schaden zu erleiden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Umst&#228;nde sind demnach entscheidend f&#252;r die Gew&#228;hrung des subsidi&#228;ren Schutzes, weil sie die Unf&#228;higkeit des Herkunftslandes des Antragstellers belegen, Schutz vor solchen Sch&#228;den sicherzustellen, und die Bef&#252;rchtungen des Antragstellers begr&#252;nden(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>). In symmetrischer Weise ist eine &#196;nderung dieser Umst&#228;nde entscheidend f&#252;r das Erl&#246;schen des genannten Schutzes(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach dem Vorbild von Art.&#160;1 Abschnitt C Abs.&#160;5 und 6 der Genfer Konvention und zur Wahrung der Integrit&#228;t des internationalen Schutzsystems sieht Art.&#160;16 der Richtlinie 2011/95 somit das Erl&#246;schen des subsidi&#228;ren Schutzes vor, wenn die Umst&#228;nde, die zur Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes gef&#252;hrt haben, &#8222;nicht mehr bestehen&#8220; oder sich derart &#8222;ver&#228;ndert haben&#8220;, dass dadurch die Ursachen behoben worden sind, aufgrund deren dieser Status zuerkannt worden war. Nach dem Willen des Unionsgesetzgebers muss die Ver&#228;nderung mithin &#8222;so wesentlich und nicht nur vor&#252;bergehend&#8220; sein, dass zuerkannte Status nicht st&#228;ndig in Frage gestellt werden, wenn sich die Lage im Herkunftsland der Beg&#252;nstigten kurzfristig &#228;ndert, was diesen die Stabilit&#228;t ihrer Situation garantiert.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund ist offensichtlich, dass die Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus nur solche Personen betreffen kann, denen der Status aufgrund der Umst&#228;nde in ihrem Herkunftsland berechtigterweise zuerkannt worden ist, die aber &#8211; aus objektiven Gr&#252;nden im Zusammenhang mit einer Ver&#228;nderung dieser Umst&#228;nde &#8211; zuk&#252;nftig keinen internationalen Schutz mehr ben&#246;tigen. Das Erl&#246;schen des subsidi&#228;ren Schutzes soll somit nicht die Fehler der Verwaltung korrigieren und kann selbstverst&#228;ndlich nicht von einem so subjektiven und ver&#228;nderlichen Kriterium wie dem Kenntnisstand der zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rde &#252;ber die genannten Umst&#228;nde abh&#228;ngen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter Ber&#252;cksichtigung dieser Erw&#228;gungen erm&#228;chtigt der Widerrufsgrund des Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/95 die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde meiner Meinung nach nicht dazu, den subsidi&#228;ren Schutzstatus in einem Fall wie dem im Ausgangsverfahren in Rede stehenden abzuerkennen, in dem die Beh&#246;rde einen Fehler hinsichtlich der Bestimmung des Herkunftslandes des Betroffenen begangen hat, f&#252;r den sie allein verantwortlich ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens kann der subsidi&#228;re Schutzstatus gem&#228;&#223; Art.&#160;19 Abs.&#160;2 und Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2011/95 aberkannt werden, wenn die betreffende Person, obwohl sie die Voraussetzungen erf&#252;llt, um als Person mit Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz anerkannt zu werden, aufgrund der Gefahr, die sie f&#252;r die Allgemeinheit oder f&#252;r die Sicherheit des Mitgliedstaats darstellt, oder aufgrund der besonders schweren Straftaten im Sinne von Art.&#160;17 dieser Richtlinie, die sie begangen haben oder an denen sie beteiligt gewesen sein soll, gleichwohl von der Gew&#228;hrung des subsidi&#228;ren Schutzes ausgeschlossen ist (Ausschlussklausel).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dieser Vorschrift wird Art.&#160;1 Abschnitt F der Genfer Konvention in Unionsrecht umgesetzt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine Pr&#252;fung der Vorschrift er&#252;brigt sich, da sich der Betroffene offensichtlich weder strafbar gemacht hat noch irgendeine Gefahr f&#252;r &#214;sterreich darstellt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens und letztens kann der subsidi&#228;re Schutzstatus aufgrund eines betr&#252;gerischen Verhaltens des Statusinhabers aberkannt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;19 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Richtlinie 2011/95, auf den sich das vorlegende Gericht ausdr&#252;cklich bezieht, sind die Mitgliedstaaten n&#228;mlich verpflichtet, den subsidi&#228;ren Schutzstatus abzuerkennen, wenn die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde diesen Status aufgrund einer falschen Darstellung oder des Verschweigens von Tatsachen, deren bzw. dessen sich die betreffende Person schuldig gemacht hat, zu Unrecht zuerkannt hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da der Grund f&#252;r die in dieser Vorschrift vorgesehene Aberkennung in der vorliegenden Rechtssache nicht gegeben ist &#8211; Herr Bilali hat die ihn betreffenden Tatsachen weder falsch dargestellt noch verschwiegen&#160;&#8211;, ist eine Aberkennung seines Status nach dem Wortlaut der Vorschrift offensichtlich nicht zul&#228;ssig.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit ist festzustellen, dass &#8211; nach dem Vorbild der in Art.&#160;1 Abschnitte D bis F der Genfer Konvention aufgef&#252;hrten Gr&#252;nde &#8211; keiner der in Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 ausdr&#252;cklich vorgesehenen und ersch&#246;pfend aufgez&#228;hlten Widerrufsgr&#252;nde die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde dazu erm&#228;chtigt, dem Betroffenen den subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund eines Fehlers hinsichtlich der Bestimmung seines Herkunftslandes, der allein ihr zurechenbar ist, abzuerkennen.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Verfahrensmechanismen zur Aberkennung des internationalen Schutzes</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 sollen, wie wir gesehen haben, Verfahrensmechanismen eingef&#252;hrt werden, die es erm&#246;glichen, den subsidi&#228;ren Schutzstatus im Einklang mit den Vorschriften der Genfer Konvention abzuerkennen. So werden in diesem Artikel die Gr&#252;nde, aus denen die Mitgliedstaaten den genannten Status aberkennen, beenden oder nicht verl&#228;ngern k&#246;nnen bzw. m&#252;ssen, ersch&#246;pfend aufgez&#228;hlt, wobei die anwendbaren Verfahrensvorschriften in den Art.&#160;44 und 45 der Richtlinie 2013/32 festgelegt sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus dem Wortlaut von Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 sowie aus der Rechtsnatur der Entscheidungen, auf die sich der Unionsgesetzgeber bezieht, geht sehr klar hervor, dass diese die Behandlung von Personen betreffen, denen der Status berechtigterweise zuerkannt worden ist, die aufgrund einer Entwicklung in ihrem Herkunftsland (Beendigungsklausel) oder ihres eigenen Verhaltens (Ausschlussklausel) zuk&#252;nftig aber nicht l&#228;nger Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz erheben k&#246;nnen. Die Entscheidungen, auf die der Unionsgesetzgeber in Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 verweist, sollen somit nicht die Situation von Personen regeln, die &#8211; beispielsweise aufgrund einer fehlerhaften Ermittlung ihres Bedarfs an internationalem Schutz &#8211; einen solchen Schutz nicht h&#228;tten erhalten d&#252;rfen. Ein Fall wie der in Rede stehende kann somit von vornherein nicht unter die Bestimmungen von Art.&#160;19 der Richtlinie fallen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch die Verfahrensvorschriften &#252;ber die &#8222;Aberkennung des internationalen Schutzes&#8220; in Kapitel IV der Richtlinie 2013/32 lassen das nicht zu.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es sei daran erinnert, dass die Mitgliedstaaten gem&#228;&#223; Art.&#160;44 dieser Richtlinie &#8222;sicher[stellen], dass eine Pr&#252;fung zur Aberkennung des internationalen Schutzes einer bestimmten Person eingeleitet werden kann, wenn neue Elemente oder Erkenntnisse zutage treten, die darauf hindeuten, dass Gr&#252;nde f&#252;r eine &#220;berpr&#252;fung der Berechtigung ihres internationalen Schutzes bestehen&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch wenn der Unionsgesetzgeber hier einen Rechtsbegriff (den Begriff &#8222;Aberkennung&#8220;) verwendet, der sich von den in den Art.&#160;14 und 19 der Richtlinie 2011/95 genannten unterscheidet, und sich auf bemerkenswert weite Art und Weise auf das Zutagetreten &#8222;neue[r] Elemente oder Erkenntnisse&#8220; bezieht, ist festzustellen, dass der Begriff &#8222;Aberkennung des internationalen Schutzes&#8220; in Art.&#160;2 Buchst.&#160;o der Richtlinie 2013/32 definiert ist als die &#8222;Entscheidung einer zust&#228;ndigen Beh&#246;rde, einer Person die Fl&#252;chtlingseigenschaft oder den subsidi&#228;ren Schutzstatus gem&#228;&#223; der Richtlinie [2011/95] abzuerkennen, diese zu beenden oder nicht mehr zu verl&#228;ngern&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dies wird durch den Verweis in Art.&#160;45 Abs.&#160;1 und Art.&#160;46 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;c der Richtlinie 2013/32 ausdr&#252;cklich best&#228;tigt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund l&#228;sst sich der Schluss ziehen, dass der Unionsgesetzgeber den Mitgliedstaaten lediglich in den in Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 genannten F&#228;llen hat gestatten wollen, den subsidi&#228;ren Schutzstatus abzuerkennen oder zu entziehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die erw&#228;hnte Vorschrift steht somit einer nationalen Regelung wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden entgegen, die es der zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rde gestattet, den subsidi&#228;ren Schutzstatus aus einem anderen Grund als den vom Unionsgesetzgeber in besagter Vorschrift ausdr&#252;cklich genannten und ersch&#246;pfend aufgez&#228;hlten Gr&#252;nden abzuerkennen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof daher vor, f&#252;r Recht zu erkennen, dass Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 dahin auszulegen ist, dass er einer nationalen Regelung wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden entgegensteht, nach der ein Mitgliedstaat den subsidi&#228;ren Schutzstatus aberkennen kann, wenn die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde einen allein ihr zurechenbaren Fehler hinsichtlich der Umst&#228;nde begangen hat, die zur Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes gef&#252;hrt haben.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Anwendbare Rechtsvorschriften</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit dem vorlegenden Gericht alle sachdienlichen Informationen an die Hand gegeben werden, die es ihm erm&#246;glichen, &#252;ber den Rechtsstreit, mit dem es befasst ist, zu entscheiden, glaube ich, dass die Pr&#252;fung der gestellten Frage es erforderlich macht, den Gegenstand und die Rechtsnatur der Entscheidung zu kl&#228;ren, die die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde zu erlassen hat, wenn dem Betroffenen aufgrund eines ihr zurechenbaren Beurteilungsfehlers zu Unrecht der subsidi&#228;re Schutzstatus zuerkannt worden ist. Der f&#252;r diese Entscheidung geltende Rechtsrahmen h&#228;ngt n&#228;mlich von der rechtlichen Einstufung der Entscheidung ab.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der vorliegenden Rechtssache hat das Amt den genannten Status gem&#228;&#223; &#167;&#160;9 Abs.&#160;1 Nr.&#160;1 AsylG 2005 von Amts wegen aberkannt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es steht jedoch fest, dass das Amt dem Betroffenen den subsidi&#228;ren Schutzstatus von Anfang des Verfahrens an nicht h&#228;tte zuerkennen d&#252;rfen. So geht aus dem Vorlagebeschluss hervor, dass es dem Amt nicht gelungen ist, das Herkunftsland des Betroffenen ordnungsgem&#228;&#223; nachzuweisen, weil es die angemessenen Nachforschungen nicht durchgef&#252;hrt und eine &#8222;irrige Annahme&#8220; getroffen hat, so dass &#8222;die Voraussetzungen f&#252;r die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes niemals vorgelegen [haben]&#8220;(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter Umst&#228;nden wie den in Rede stehenden, unter denen die Entscheidung &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus unter Versto&#223; gegen Rechtsvorschriften, insbesondere gegen die in den Kapiteln II und V der Richtlinie 2011/95 aufgef&#252;hrten Zuerkennungskriterien, ergangen ist und sich dieser Versto&#223; entscheidend auf den Ausgang der Pr&#252;fung des Antrags auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes ausgewirkt hat, muss nach meinem Daf&#252;rhalten die Aufhebung des subsidi&#228;ren Schutzstatus erfolgen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point83">83.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese L&#246;sung weist den Vorteil auf, dass die sehr strengen Bestimmungen der Genfer Konvention nicht extensiv ausgelegt zu werden brauchen, mit der Folge einer Ausdehnung des Wortlauts und des Zwecks von Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95, und zugleich ein Maximum an Verfahrensgarantien und die vollst&#228;ndige Einhaltung der Fairness, die einer Person zusteht, die keinerlei Verantwortung f&#252;r den von der Verwaltung begangenen Fehler tr&#228;gt, sichergestellt sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point84">84.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sie ist auch geboten, um die Integrit&#228;t des Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems zu wahren, da fehlerhafte Zuerkennungen korrigiert werden m&#252;ssen, um zu gew&#228;hrleisten, dass der internationale Schutz nur Personen gew&#228;hrt wird, die ihn wirklich ben&#246;tigen. Wird der Status aufgrund eines Rechts- oder Tatsachenfehlers der mit der Angelegenheit befassten Stelle zuerkannt, empfiehlt der UNHCR insoweit die Aufhebung oder Ung&#252;ltigkeitserkl&#228;rung des Rechtsakts &#252;ber die Zuerkennung dieses Status im Rahmen eines Verfahrens, in dem die allgemeinen Rechtsgrunds&#228;tze eingehalten werden. Auch wenn eine Aufhebung oder Ung&#252;ltigkeitserkl&#228;rung in der Genfer Konvention nicht ausdr&#252;cklich vorgesehen ist, steht sie nach Auffassung des UNHCR voll und ganz mit Ziel und Zweck dieses &#220;bereinkommens in Einklang und ist geboten, um die Integrit&#228;t der Fl&#252;chtlingsdefinition zu wahren(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point85">85.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Aufhebungsverfahren ist in der vorliegenden Rechtssache umso mehr geboten, als die Vermutungen, auf die sich die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde gest&#252;tzt hat, das gesamte Verfahren zur Pr&#252;fung des Antrags auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes betreffen, d.&#160;h. nicht nur die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Entscheidung &#252;ber die Ablehnung der Fl&#252;chtlingseigenschaft, sondern auch die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Entscheidung &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus. Es sei n&#228;mlich darauf hingewiesen, dass mit Art.&#160;10 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2013/32 ein einheitliches Verfahren eingef&#252;hrt wird, in dessen Rahmen die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde einen Antrag im Licht beider Formen internationalen Schutzes pr&#252;ft, zun&#228;chst unter dem Blickwinkel der Voraussetzungen f&#252;r die Anerkennung als Fl&#252;chtling und anschlie&#223;end unter dem Blickwinkel der Voraussetzungen f&#252;r die Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes, wobei die Bestimmung des Herkunftslandes des Antragstellers &#252;berdies ein Bezugskriterium darstellt, das beiden Formen internationalen Schutzes gemein ist(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point86">86.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen der vor ihm erhobenen Klage hat der Asylgerichtshof im &#220;brigen die Aufhebung der Entscheidung verf&#252;gt, mit der das Amt es aufgrund der Vermutungen, auf denen seine Pr&#252;fung beruhte, abgelehnt hatte, den Betroffenen als Fl&#252;chtling anzuerkennen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point87">87.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter solchen Umst&#228;nden, unter denen das gesamte Verfahren zur Pr&#252;fung des Antrags auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes mit M&#228;ngeln behaftet war und die Person mit Anspruch auf diesen Schutz die Voraussetzungen f&#252;r die Gew&#228;hrung subsidi&#228;ren Schutzes letztlich nicht erf&#252;llte, w&#228;re es nach meinem Daf&#252;rhalten richtiger gewesen, die Aufhebung der Entscheidung &#252;ber die Zuerkennung des genannten Status auszusprechen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point88">88.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Unionsrecht sieht keine spezifischen Bestimmungen hinsichtlich der Verfahrensvorschriften und &#8209;modalit&#228;ten vor, die f&#252;r die Aufhebung des subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund eines Fehlers der Verwaltung gelten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point89">89.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Ermangelung ausdr&#252;cklicher unionsrechtlicher Bestimmungen unterliegen diese Vorschriften nach dem Grundsatz der Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten daher der nationalen Rechtsordnung, insbesondere den verwaltungsrechtlichen Bestimmungen dieser Rechtsordnung. Eine Rechtssache wie die in Rede stehende geh&#246;rt somit zu den klassischen Rechtsstreitigkeiten &#252;ber die Nichtigerkl&#228;rung einer rechtsbegr&#252;ndenden Handlung aufgrund eines Fehlers der Verwaltung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point90">90.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gleichwohl ist die Handlung von besonderer Art, da mit ihr nach dem Unionsrecht internationaler Schutz gew&#228;hrt wird, der u.&#160;a. mit den Rechten auf Aufenthalt und Familienzusammenf&#252;hrung einhergeht, die ebenfalls unter das Unionsrecht fallen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point91">91.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Verweis auf die Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten ist somit durch die Pflicht zu relativieren, die Grundrechte einerseits und die Grunds&#228;tze der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t andererseits zu beachten(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point92">92.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Grundsatz der &#196;quivalenz bedeutet, dass Personen, die durch die Unionsrechtsordnung verliehene Rechte geltend machen, gegen&#252;ber solchen, die Rechte rein innerstaatlicher Natur geltend machen, nicht benachteiligt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point93">93.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In einem Fall wie dem in Rede stehenden verlangt die Einhaltung dieses Grundsatzes somit, dass die f&#252;r die Aufhebung des Rechtsakts &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus geltenden Verfahrensvorschriften und &#8209;modalit&#228;ten nicht ung&#252;nstiger sind als die f&#252;r die Aufhebung eines Rechtsakts &#252;ber die Zuerkennung eines vergleichbaren Status nach nationalem Recht geltenden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point94">94.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist Sache des vorlegenden Gerichts, die Vergleichbarkeit der Status zu beurteilen, wobei u.&#160;a. der Gegenstand dieser Status sowie die mit ihnen verbundenen Rechte und Verg&#252;nstigungen, insbesondere die wirtschaftlichen und sozialen Verg&#252;nstigungen, etwa die Erteilung von Aufenthaltstiteln sowie der Zugang zu Sozialschutz, zur medizinischen Versorgung und zum Arbeitsmarkt, zu ber&#252;cksichtigen sind. Da die Richtlinie 2011/95 eine abschlie&#223;ende Harmonisierung auf dem Gebiet des internationalen Schutzes herbeif&#252;hrt, wird es erforderlich sein, auf die Status Bezug zu nehmen, die von den Mitgliedstaaten aus famili&#228;ren oder humanit&#228;ren Ermessensgr&#252;nden zuerkannt werden(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point95">95.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die geltenden Verfahrensvorschriften und &#8209;modalit&#228;ten betrifft, ist au&#223;erdem bekannt, dass die meisten Mitgliedstaaten an die Nichtigerkl&#228;rung einer rechtsbegr&#252;ndenden Handlung aufgrund eines Fehlers, f&#252;r den die Verwaltungsbeh&#246;rde allein verantwortlich ist, strenge Anforderungen stellen. Hat ein Antragsteller seinen Antrag gutgl&#228;ubig gestellt und am Pr&#252;fverfahren mitgewirkt und durfte er auf die Richtigkeit und G&#252;ltigkeit der Entscheidung vertrauen, &#252;berwiegen die Grunds&#228;tze der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes normalerweise gegen&#252;ber dem Interesse, das ein Staat an der Berichtigung von Fehlern seiner Entscheidungsorgane haben kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point96">96.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden ist es Sache des nationalen Gerichts, sich insbesondere zu vergewissern, dass die Aufhebung des internationalen Schutzstatus unter strikter Einhaltung der Garantien f&#252;r die Fairness des Verfahrens und des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit erfolgt. Um zu vermeiden, dass die Aufhebung unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ige Folgen nach sich zieht und zu schweren Sch&#228;den f&#252;r die betreffende Person f&#252;hrt, sind nach meinem Daf&#252;rhalten alle relevanten Umst&#228;nde und insbesondere die Rechte und Verg&#252;nstigungen, in deren Genuss diese Person seit der Zuerkennung ihres Status gekommen ist &#8211; vor allem eine ihr erm&#246;glichte Familienzusammenf&#252;hrung, die Dauer ihres Aufenthalts und der Grad der wirtschaftlichen und sozialen Integration innerhalb des Mitgliedstaats sowie die Schwierigkeiten, denen sie bei Aufhebung ihres Status ausgesetzt zu werden droht&#160;&#8211;, zu ber&#252;cksichtigen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point97">97.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was nun den Grundsatz der Effektivit&#228;t angeht, so verlangt dessen Einhaltung, dass die f&#252;r die Aufhebung eines Rechtsakts &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus geltenden Verfahrensvorschriften und &#8209;modalit&#228;ten die Aus&#252;bung der durch die Unionsrechtsordnung verliehenen Rechte nicht praktisch unm&#246;glich machen oder &#252;berm&#228;&#223;ig erschweren(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point98">98.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Grundsatz der Effektivit&#228;t ist eng mit dem Recht auf effektiven gerichtlichen Rechtsschutz verbunden und setzt voraus, dass die Mitgliedstaaten, wenn Privatpersonen nach dem Unionsrecht ein Recht einger&#228;umt wird, dessen effektiven Schutz sicherzustellen haben, was grunds&#228;tzlich bedeutet, dass es einen Rechtsbehelf geben muss.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point99">99.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch wenn es Sache des vorlegenden Gerichts ist, die Einhaltung dieses Grundsatzes zu &#252;berpr&#252;fen, stelle ich fest, dass der Betroffene im Rahmen der Ausgangsrechtssache einen Rechtsbehelf vor dem Bundesverwaltungsgericht und anschlie&#223;end eine au&#223;erordentliche Revision vor dem Verwaltungsgerichtshof betreffend das Verfahren zur Aberkennung seines subsidi&#228;ren Schutzstatus in Bezug auf das Herkunftsland Algerien hat einlegen k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point100">100.</a>&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof vor, f&#252;r Recht zu erkennen, dass unter Umst&#228;nden wie den im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, unter denen die Entscheidung &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus unter Versto&#223; gegen Rechtsvorschriften, insbesondere gegen die in den Kapiteln II und V der Richtlinie 2011/95 aufgef&#252;hrten Zuerkennungskriterien, ergangen ist und sich dieser Versto&#223; entscheidend auf den Ausgang der Pr&#252;fung des Antrags auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes ausgewirkt hat, der Mitgliedstaat verpflichtet ist, die Aufhebung des subsidi&#228;ren Schutzstatus vorzunehmen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point101">101.</a>&#160;Au&#223;erdem ist in Ermangelung ausdr&#252;cklicher unionsrechtlicher Bestimmungen klarzustellen, dass die Verfahrensvorschriften und &#8209;modalit&#228;ten, die f&#252;r die Aufhebung des subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund eines Fehlers der Verwaltung gelten, nach dem Grundsatz der Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten der nationalen Rechtsordnung unterliegen, wobei dies jedoch unter dem Vorbehalt steht, dass die Grunds&#228;tze der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t eingehalten werden.</p> <p class="C21Titrenumerote1">VI.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point102">102.</a>&#160;In Anbetracht der vorstehenden Erw&#228;gungen schlage ich dem Gerichtshof vor, die Vorlagefrage des Verwaltungsgerichtshofs (&#214;sterreich) wie folgt zu beantworten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13.&#160;Dezember 2011 &#252;ber Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, f&#252;r einen einheitlichen Status f&#252;r Fl&#252;chtlinge oder f&#252;r Personen mit Anrecht auf subsidi&#228;ren Schutz und f&#252;r den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes steht einer nationalen Regelung wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden entgegen, nach der ein Mitgliedstaat den subsidi&#228;ren Schutzstatus aberkennen kann, wenn die zust&#228;ndige nationale Beh&#246;rde einen allein ihr zurechenbaren Fehler hinsichtlich der Umst&#228;nde begangen hat, die zur Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzes gef&#252;hrt haben.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter Umst&#228;nden wie den in Rede stehenden, unter denen die Entscheidung &#252;ber die Zuerkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus unter Versto&#223; gegen Rechtsvorschriften, insbesondere gegen die in den Kapiteln II und V der Richtlinie 2011/95 aufgef&#252;hrten Zuerkennungskriterien, ergangen ist und sich dieser Versto&#223; entscheidend auf den Ausgang der Pr&#252;fung des Antrags auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes ausgewirkt hat, ist der Mitgliedstaat verpflichtet, die Aufhebung des subsidi&#228;ren Schutzstatus vorzunehmen.</p> <p class="C10Marge1">In Ermangelung ausdr&#252;cklicher unionsrechtlicher Bestimmungen unterliegen die Verfahrensvorschriften und &#8209;modalit&#228;ten, die f&#252;r die Aberkennung des subsidi&#228;ren Schutzstatus aufgrund eines Fehlers der Verwaltung gelten, nach dem Grundsatz der Verfahrensautonomie der Mitgliedstaaten der nationalen Rechtsordnung, vorausgesetzt, die Grunds&#228;tze der &#196;quivalenz und der Effektivit&#228;t werden eingehalten.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Franz&#246;sisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13.&#160;Dezember 2011 &#252;ber Normen f&#252;r die Anerkennung von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Personen mit Anspruch auf internationalen Schutz, f&#252;r einen einheitlichen Status f&#252;r Fl&#252;chtlinge oder f&#252;r Personen mit Anrecht auf subsidi&#228;ren Schutz und f&#252;r den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes (ABl.&#160;2011, L&#160;337, S.&#160;9).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Verordnung (EU) Nr.&#160;439/2010 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 19.&#160;Mai 2010 zur Einrichtung eines Europ&#228;ischen Unterst&#252;tzungsb&#252;ros f&#252;r Asylfragen (ABl.&#160;2010, L&#160;132, S.&#160;11).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Richterliche Analyse von 2018 mit dem Titel &#8222;Beendigung des internationalen Schutzes: Artikel 11, 14, 16 und 19 der Anerkennungsrichtlinie (Richtlinie 2011/95/EU)&#8220; (insbesondere Kapitel 4.1.3, S.&#160;36).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Folgenden: Genfer Konvention.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Rates vom 29.&#160;April 2004 &#252;ber Mindestnormen f&#252;r die Anerkennung und den Status von Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen als Fl&#252;chtlinge oder als Personen, die anderweitig internationalen Schutz ben&#246;tigen, und &#252;ber den Inhalt des zu gew&#228;hrenden Schutzes (ABl.&#160;2004, L&#160;304, S.&#160;12).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Juni 2013 zu gemeinsamen Verfahren f&#252;r die Zuerkennung und Aberkennung des internationalen Schutzes (ABl.&#160;2013, L&#160;180, S.&#160;60).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;BGBl. I, 100/2005 (im Folgenden: AsylG 2005).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;BGBl. I, 87/2012.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Folgenden: streitiger Bescheid.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Rn.&#160;7, 20 und 22 des Vorlagebeschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hervorhebung nur hier.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Erw&#228;gungsgr&#252;nde 3 und 4 der Richtlinie 2011/95.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Erw&#228;gungsgr&#252;nde 23 und 24 der Richtlinie 2011/95.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Urteil vom 31.&#160;Januar 2017, Lounani (C&#8209;573/14, EU:C:2017:71, Rn.&#160;41 und 42 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Folgenden: UNHCR.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. 22.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2011/95.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich verwende den Begriff &#8222;Aberkennung des internationalen Schutzes&#8220;, um mich der Definition anzupassen, die der Unionsgesetzgeber in Art.&#160;2 Buchst.&#160;o der Richtlinie 2013/32 gew&#228;hlt hat, wobei sich dieser Begriff auf die verschiedenen in Art.&#160;19 der Richtlinie 2011/95 genannten Verfahren, n&#228;mlich die &#8222;Aberkennung&#8220;, die &#8222;Beendigung&#8220; oder die &#8222;Ablehnung der Verl&#228;ngerung&#8220; des subsidi&#228;ren Schutzstatus, bezieht.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;UNHCR-Handbuch &#252;ber Verfahren und Kriterien zur Feststellung der Fl&#252;chtlingseigenschaft gem&#228;&#223; dem Abkommen von 1951 und dem Protokoll von 1967 &#252;ber die Rechtsstellung der Fl&#252;chtlinge (Rn.&#160;116 und 117). Vgl. auch &#8211; zur Auslegung der Beendigungsklausel &#8211; UNHCR-Richtlinien zum internationalen Schutz: Beendigung der Fl&#252;chtlingseigenschaft im Sinne des Artikels 1&#160;C (5) und (6) des Abkommens von 1951 &#252;ber die Rechtsstellung der Fl&#252;chtlinge (&#8222;Wegfall der Umst&#228;nde&#8220;-Klauseln).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen der Richtlinie 2011/95 f&#252;hrt der Unionsgesetzgeber ein einheitliches Verfahren zur Pr&#252;fung des Bedarfs an internationalem Schutz ein und strebt danach, die vorhandenen Unterschiede bei den Rechten, die Fl&#252;chtlingen und Personen mit Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz zuerkannt werden, zu beseitigen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Fn.&#160;19 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;116 dieser Richtlinien.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. auch die in Fn.&#160;19 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge angef&#252;hrten UNHCR-Richtlinien zum internationalen Schutz (Rn.&#160;4).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Urteil vom 2.&#160;M&#228;rz 2010, Salahadin Abdulla u.&#160;a. (C&#8209;175/08, C&#8209;176/08, C&#8209;178/08 und C&#8209;179/08, EU:C:2010:105), das sich auf die Auslegung der in Art.&#160;11 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;e der Richtlinie 2004/83 vorgesehenen Klausel &#252;ber das Erl&#246;schen der Fl&#252;chtlingseigenschaft bezieht.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;15 der Richtlinie 2011/95 f&#252;hrt der Unionsgesetzgeber im &#220;brigen von vornherein die &#8222;ernsthafte[n] Sch[&#228;]den&#8220; auf, die zur Gew&#228;hrung dieses Schutzes f&#252;hren k&#246;nnen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 2.&#160;M&#228;rz 2010, Salahadin Abdulla u.&#160;a. (C&#8209;175/08, C&#8209;176/08, C&#8209;178/08 und C&#8209;179/08, EU:C:2010:105, Rn.&#160;68).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Rn.&#160;7 der Vorlageentscheidung.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Vermerk des UNHCR vom 22.&#160;November 2004 &#252;ber die Aufhebung des Fl&#252;chtlingsstatus, Kapferer, S., &#8222;Cancellation of refugee Status&#8220;, UNHCR, <i>Legal and Protection Policy Research Series</i>, M&#228;rz 2003, und Informationsvermerk des UNHCR vom 4.&#160;September 2003 &#252;ber die Anwendung der Ausschlussklauseln: Art.&#160;1&#160;F des Abkommens von 1951 &#252;ber die Rechtsstellung der Fl&#252;chtlinge (Kapitel&#160;I Buchst.&#160;F).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;10 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2013/32 sieht vor: &#8222;Bei der Pr&#252;fung eines Antrags auf internationalen Schutz&#160;stellt die Asylbeh&#246;rde zuerst fest, ob der Antragsteller die Voraussetzungen f&#252;r die Anerkennung als Fl&#252;chtling erf&#252;llt; ist dies nicht der Fall, wird festgestellt, ob der Antragsteller Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz hat.&#8220; Ferner sei darauf hingewiesen, dass eine &#8222;Person mit Anspruch auf subsidi&#228;ren Schutz&#8220; gem&#228;&#223; Art.&#160;2 Buchst.&#160;f der Richtlinie 2011/95 eine Person ist, die u.&#160;a. die Voraussetzungen f&#252;r die Anerkennung als Fl&#252;chtling nicht erf&#252;llt.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. entsprechend Urteile vom 15.&#160;Januar 2013, Kri&#382;an u.&#160;a. (C&#8209;416/10, EU:C:2013:8, Rn.&#160;85 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), vom 10.&#160;September 2013, G. und R. (C&#8209;383/13&#160;PPU, EU:C:2013:533, Rn.&#160;35 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), vom 8.&#160;Mai 2014, N. (C&#8209;604/12, EU:C:2014:302, Rn.&#160;41 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), vom 26.&#160;September 2018, Belastingdienst/Toeslagen (aufschiebende Wirkung des Rechtsbehelfs) (C&#8209;175/17, EU:C:2018:776, Rn.&#160;39 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), sowie vom 4.&#160;Oktober 2018, Kantarev (C&#8209;571/16, EU:C:2018:807, Rn.&#160;123&#160;ff. und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. insoweit 15.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2011/95.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. u.&#160;a. Urteil vom 27.&#160;Juni 2018, Diallo (C&#8209;246/17, EU:C:2018:499, Rn.&#160;59 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p>
175,021
eugh-2019-01-24-c-32617
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C-326/17
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:47
2019-01-31T19:20:47
Urteil
ECLI:EU:C:2019:59
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Vierte Kammer)</p> <p class="C19Centre">24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Richtlinie 1999/37/EG &#8211; Zulassungsdokumente f&#252;r Fahrzeuge &#8211; Fehlende Eintr&#228;ge in den Zulassungsbescheinigungen&#160;&#8211; Gegenseitige Anerkennung&#160;&#8211; Richtlinie 2007/46/EG&#160;&#8211; Fahrzeuge, die hergestellt wurden, bevor die technischen Anforderungen auf der Ebene der Europ&#228;ischen Union harmonisiert wurden&#160;&#8211; &#196;nderungen, die sich auf die technischen Merkmale des Fahrzeugs auswirken&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;326/17</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom Raad van State (Staatsrat, Niederlande) mit Entscheidung vom 24.&#160;Mai 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 31.&#160;Mai 2017, in dem Verfahren</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Directie van de Dienst Wegverkeer (RDW)</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>X,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Y</b> </p> <p class="C19Centre"> <b>und</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>X,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Y</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Directie van de Dienst Wegverkeer (RDW)</b> </p> <p class="C19Centre"> <b>und</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Directie van de Dienst Wegverkeer (RDW)</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Z</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Vierte Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten der Siebten Kammer T.&#160;von Danwitz in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Vierten Kammer, der Richterin K.&#160;J&#252;rim&#228;e sowie der Richter C.&#160;Lycourgos, E.&#160;Juh&#225;sz (Berichterstatter) und C.&#160;Vajda,</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: N.&#160;Wahl,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: M.&#160;Ferreira, Hauptverwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 7.&#160;Juni 2018,</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Directie van de Dienst Wegverkeer (RDW), vertreten durch C.&#160;B.&#160;J.&#160;Maenhout als Bevollm&#228;chtigten im Beistand von M.&#160;van Heezik, advocaat,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;von X und Y, vertreten durch C.&#160;B.&#160;Krol Dobrov als Bevollm&#228;chtigten,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;von Z, vertreten durch S.&#160;J.&#160;C.&#160;van Keulen, advocaat,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der niederl&#228;ndischen Regierung, vertreten durch M.&#160;Bulterman, M.&#160;Noort, M.&#160;Gijzen und P.&#160;Huurnink als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der italienischen Regierung, vertreten durch G.&#160;Palmieri als Bevollm&#228;chtigte im Beistand von F.&#160;Meloncelli, avvocato dello Stato,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der norwegischen Regierung, vertreten durch R.&#160;Nordeide und C.&#160;Anker als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch M.&#160;Huttunen, A.&#160;Nijenhuis und N.&#160;Yerrell als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 20.&#160;September 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Bestimmungen der Richtlinie 1999/37/EG des Rates vom 29.&#160;April 1999 &#252;ber Zulassungsdokumente f&#252;r Fahrzeuge (ABl.&#160;1999, L&#160;138, S.&#160;57) und der Richtlinie 2007/46/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 5.&#160;September 2007 zur Schaffung eines Rahmens f&#252;r die Genehmigung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganh&#228;ngern sowie von Systemen, Bauteilen und selbstst&#228;ndigen technischen Einheiten f&#252;r diese Fahrzeuge (Rahmenrichtlinie) (ABl.&#160;2007, L&#160;263, S.&#160;1).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Directie van de Dienst Wegverkeer (RDW) (Direktion des Stra&#223;enverkehrsamts, Niederlande, im Folgenden: RDW) auf der einen Seite und X und Y auf der anderen Seite sowie zwischen diesen beiden auf der einen Seite und dem RDW auf der anderen Seite und im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen dem RDW und Z wegen der Weigerung des RDW, die von anderen Mitgliedstaaten ausgestellten Zulassungsbescheinigungen f&#252;r Fahrzeuge anzuerkennen und die Fahrzeuge in den Niederlanden zuzulassen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Richtlinie 70/156</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Richtlinie 70/156/EWG des Rates vom 6.&#160;Februar 1970 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Betriebserlaubnis f&#252;r Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganh&#228;nger (ABl.&#160;1970, L&#160;42, S.&#160;1) in der durch die Richtlinie 92/53/EWG des Rates vom 18.&#160;Juni 1992 (ABl.&#160;1992, L&#160;225, S.&#160;1) ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: Richtlinie 70/156) sieht in Art.&#160;2 (&#8222;Begriffsbestimmungen&#8220;) vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Im Sinne dieser Richtlinie bedeutet</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C12Marge1avectiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Fahrzeug&#8216;: mit Ausnahme von Schienenfahrzeugen, land- und forstwirtschaftlichen Zug- und Arbeitsmaschinen sowie allen anderen Arbeitsmaschinen, alle zur Teilnahme am Stra&#223;enverkehr bestimmten vollst&#228;ndigen oder unvollst&#228;ndigen Kraftfahrzeuge, mit mindestens vier R&#228;dern und einer bauartbedingten H&#246;chstgeschwindigkeit von mehr als 25&#160;km/h, sowie ihre Anh&#228;nger;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Richtlinie 1999/37</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 3 bis 6 und 9 der Richtlinie 1999/37 lauten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Harmonisierung der Aufmachung und des Inhalts der Zulassungsbescheinigung erleichtert das Verst&#228;ndnis der Zulassungsbescheinigung und tr&#228;gt auf diese Weise dazu bei, dass die in einem Mitgliedstaat zugelassenen Fahrzeuge ungehindert im Hoheitsgebiet der anderen Mitgliedstaaten verkehren k&#246;nnen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anhand des Inhalts der Zulassungsbescheinigung muss sich &#252;berpr&#252;fen lassen, ob der Inhaber eines F&#252;hrerscheins, der gem&#228;&#223; der Richtlinie 91/439/EWG des Rates vom 29.&#160;Juli 1991 &#252;ber den F&#252;hrerschein [(ABl.&#160;1991, L&#160;237, S.&#160;1)] ausgestellt wurde, ausschlie&#223;lich Fahrzeuge der Klassen f&#252;hrt, f&#252;r die er eine Fahrerlaubnis besitzt. Hierdurch wird ein Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit im Stra&#223;enverkehr geleistet.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als notwendige Voraussetzung f&#252;r die erneute Zulassung eines zuvor in einem anderen Mitgliedstaat zugelassenen Fahrzeugs verlangen alle Mitgliedstaaten insbesondere die Vorlage einer Bescheinigung, in der diese Zulassung sowie die technischen Merkmale des Fahrzeugs best&#228;tigt werden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(6)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Harmonisierung der Zulassungsbescheinigung erleichtert die erneute Zulassung von Fahrzeugen, die zuvor in einem anderen Mitgliedstaat zugelassen waren, und tr&#228;gt zum reibungslosen Funktionieren des Binnenmarkts bei.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(9)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Erleichterung von Kontrollen insbesondere zur Bek&#228;mpfung von betr&#252;gerischen Praktiken und der Verschiebung von gestohlenen Fahrzeugen sollte mittels eines wirksamen Informationsaustauschsystems eine enge Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten herbeigef&#252;hrt werden.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Richtlinie gilt f&#252;r die von den Mitgliedstaaten bei der Zulassung von Fahrzeugen ausgestellten Dokumente.</p> <p class="C02AlineaAltA">Sie l&#228;sst das Recht der Mitgliedstaaten unber&#252;hrt, f&#252;r die vor&#252;bergehende Zulassung von Fahrzeugen Dokumente zu verwenden, die die Anforderungen dieser Richtlinie gegebenenfalls nicht in allen Punkten erf&#252;llen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 der Richtlinie sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Fahrzeug&#8216; jedes Fahrzeug gem&#228;&#223; der Begriffsbestimmung des Artikels 2 der Richtlinie 70/156/EWG &#8230; und des Artikels 1 der Richtlinie 92/61/EWG des Rates vom 30.&#160;Juni 1992 &#252;ber die Betriebserlaubnis f&#252;r zweir&#228;drige oder dreir&#228;drige Kraftfahrzeuge [(ABl.&#160;1992, L&#160;225, S.&#160;72)];</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Zulassung&#8216; die beh&#246;rdliche Genehmigung f&#252;r den Betrieb eines Fahrzeugs im Stra&#223;enverkehr einschlie&#223;lich der Identifizierung des Fahrzeugs und der Zuteilung einer als Zulassungsnummer bezeichneten laufenden Nummer;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Zulassungsbescheinigung&#8216; das Dokument, mit dem die Zulassung eines Fahrzeugs in einem Mitgliedstaat bescheinigt wird;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">d)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Inhaber der Zulassungsbescheinigung&#8216; die Person, auf deren Name ein Fahrzeug zugelassen ist.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 der Richtlinie 1999/37 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten stellen f&#252;r Fahrzeuge, die gem&#228;&#223; ihren einzelstaatlichen Rechtsvorschriften einer Zulassung bed&#252;rfen, eine Zulassungsbescheinigung aus. Diese Bescheinigung besteht entweder aus einem Teil im Sinne des Anhangs I oder aus zwei Teilen im Sinne der Anh&#228;nge I und II.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen den von ihnen hierzu erm&#228;chtigten Stellen, insbesondere den entsprechenden Stellen der Hersteller, gestatten, die technischen Teile der Zulassungsbescheinigung auszuf&#252;llen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wird f&#252;r ein Fahrzeug, das vor der Anwendung dieser Richtlinie zugelassen wurde, eine neue Zulassungsbescheinigung ausgestellt, so verwenden die Mitgliedstaaten f&#252;r diese Bescheinigung ein Modell gem&#228;&#223; dieser Richtlinie; sie k&#246;nnen sich dabei auf die Eintragungen beschr&#228;nken, f&#252;r die die erforderlichen Angaben vorliegen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die gem&#228;&#223; den Anh&#228;ngen I und II in der Zulassungsbescheinigung enthaltenen Angaben werden mit Hilfe der in diesen Anh&#228;ngen aufgef&#252;hrten harmonisierten gemeinschaftlichen Codes eingetragen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;F&#252;r die Zwecke dieser Richtlinie werden die von einem Mitgliedstaat ausgestellten Zulassungsbescheinigungen im Hinblick auf die Identifizierung des Fahrzeugs im grenz&#252;berschreitenden Stra&#223;enverkehr oder dessen erneute Zulassung in einem anderen Mitgliedstaat gegenseitig anerkannt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;8 Abs.&#160;1 der Richtlinie setzen die Mitgliedstaaten die Rechts- und Verwaltungsvorschriften in Kraft, die erforderlich sind, um dieser Richtlinie vor dem 1.&#160;Juni 2004 nachzukommen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Richtlinie 2007/46</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 (&#8222;Gegenstand&#8220;) der Richtlinie 2007/46 sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Richtlinie schafft einen harmonisierten Rahmen mit den Verwaltungsvorschriften und allgemeinen technischen Anforderungen f&#252;r die Genehmigung aller in ihren Geltungsbereich fallenden Neufahrzeuge und der zur Verwendung in diesen Fahrzeugen bestimmten Systeme, Bauteile und selbstst&#228;ndigen technischen Einheiten; damit sollen ihre Zulassung, ihr Verkauf und ihre Inbetriebnahme in der [Europ&#228;ischen Union] erleichtert werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 (&#8222;Geltungsbereich&#8220;) dieser Richtlinie bestimmt in Abs.&#160;1:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Richtlinie gilt f&#252;r die Typgenehmigung von Fahrzeugen, die in einer oder mehreren Stufen zur Teilnahme am Stra&#223;enverkehr konstruiert und gebaut werden, sowie von Systemen, Bauteilen und selbstst&#228;ndigen technischen Einheiten, die f&#252;r derartige Fahrzeuge konstruiert und gebaut sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">Sie gilt auch f&#252;r die Einzelgenehmigung derartiger Fahrzeuge.</p> <p class="C02AlineaAltA">Diese Richtlinie gilt auch f&#252;r Teile und Ausr&#252;stungen f&#252;r Fahrzeuge, die unter diese Richtlinie fallen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;3 (&#8222;Begriffsbestimmungen&#8220;) der Richtlinie hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Im Sinne dieser Richtlinie und der in Anhang IV aufgef&#252;hrten Rechtsakte &#8211; soweit dort nichts anderes bestimmt ist &#8211; bezeichnet der Ausdruck</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">11.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Kraftfahrzeug&#8216; ein vollst&#228;ndiges, vervollst&#228;ndigtes oder unvollst&#228;ndiges Fahrzeug mit eigener Antriebsmaschine, mindestens vier R&#228;dern und einer bauartbedingten H&#246;chstgeschwindigkeit von mehr als 25&#160;km/h.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">12.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Anh&#228;nger&#8216; ein Fahrzeug auf R&#228;dern ohne eigenen Antrieb, das daf&#252;r konstruiert und gebaut ist, von einem Kraftfahrzeug gezogen zu werden;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">13.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Fahrzeug&#8216; ein Kraftfahrzeug oder einen Anh&#228;nger im Sinne der Nummern 11 und 12;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">19.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;unvollst&#228;ndiges Fahrzeug&#8216; ein Fahrzeug, das mindestens einer weiteren Vervollst&#228;ndigungsstufe unterzogen werden muss, damit es den einschl&#228;gigen technischen Anforderungen dieser Richtlinie entspricht;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">20.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;vervollst&#228;ndigtes Fahrzeug&#8216; ein Fahrzeug, das einem Mehrstufen-Typgenehmigungsverfahren unterzogen wurde und den einschl&#228;gigen technischen Anforderungen dieser Richtlinie entspricht;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">21.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;vollst&#228;ndiges Fahrzeug&#8216; ein Fahrzeug, das keiner Vervollst&#228;ndigung bedarf, um die einschl&#228;gigen technischen Anforderungen dieser Richtlinie zu erf&#252;llen;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2007/46 sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten gestatten die Zulassung, den Verkauf oder die Inbetriebnahme von Fahrzeugen, Bauteilen und selbsst&#228;ndigen technischen Einheiten nur, wenn diese den Anforderungen dieser Richtlinie entsprechen.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Mitgliedstaaten d&#252;rfen die Zulassung, den Verkauf, die Inbetriebnahme oder die Teilnahme am Stra&#223;enverkehr von Fahrzeugen, Bauteilen oder selbst&#228;ndigen technischen Einheiten nicht unter Verweis auf die von dieser Richtlinie erfassten Aspekte des Baus oder der Wirkungsweise untersagen, beschr&#228;nken oder behindern, wenn diese den Anforderungen dieser Richtlinie entsprechen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;24 (&#8222;Einzelgenehmigungen&#8220;) dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen ein bestimmtes Fahrzeug oder ein Fahrzeug, das eine Einzelausf&#252;hrung darstellt, von einer oder mehreren Bestimmungen dieser Richtlinie oder eines oder mehrerer der in Anhang IV oder Anhang XI aufgef&#252;hrten Rechtsakte ausnehmen, sofern sie entsprechende alternative Anforderungen festlegen.</p> <p class="C02AlineaAltA">Von der Anwendung der in Unterabsatz 1 genannten Bestimmungen darf nur dann abgesehen werden, wenn ein Mitgliedstaat dies stichhaltig begr&#252;nden kann.</p> <p class="C02AlineaAltA">Unter &#8218;alternativen Anforderungen&#8216; sind Verwaltungsvorschriften und technische Anforderungen zu verstehen, die &#8211; so weit, wie es praktisch machbar ist &#8211; das gleiche Ma&#223; an Verkehrssicherheit und Umweltschutz gew&#228;hrleisten sollen wie die jeweiligen Vorschriften des Anhangs IV oder des Anhangs XI.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(6)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Einzelgenehmigung gilt nur f&#252;r das Hoheitsgebiet des Mitgliedstaats, der sie erteilt hat.</p> <p class="C02AlineaAltA">M&#246;chte ein Antragsteller ein Fahrzeug, f&#252;r das eine Einzelgenehmigung erteilt worden ist, in einem anderen Mitgliedstaat verkaufen, zulassen oder in Betrieb nehmen, so fertigt ihm der Mitgliedstaat, der die Genehmigung erteilt hat, auf Ersuchen eine Erkl&#228;rung &#252;ber die technischen Vorschriften aus, nach denen das Fahrzeug genehmigt wurde.</p> <p class="C02AlineaAltA">Hat ein Mitgliedstaat eine Einzelgenehmigung f&#252;r ein Fahrzeug nach diesem Artikel erteilt, so gestattet ein anderer Mitgliedstaat den Verkauf, die Zulassung oder die Inbetriebnahme dieses Fahrzeugs, es sei denn, er hat begr&#252;ndeten Anlass zu der Annahme, dass die technischen Vorschriften, nach denen das Fahrzeug genehmigt wurde, seinen eigenen Vorschriften nicht gleichwertig sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">(7)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf Antrag des Herstellers oder des Besitzers des Fahrzeugs erteilen die Mitgliedstaaten f&#252;r ein Fahrzeug, das den Bestimmungen dieser Richtlinie und den jeweiligen in Anhang IV oder Anhang XI aufgef&#252;hrten Rechtsakten entspricht, eine Einzelgenehmigung.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Mitgliedstaaten erkennen in diesem Fall die Einzelgenehmigung an und gestatten den Verkauf, die Zulassung und das Inverkehrbringen des Fahrzeugs.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;26 (&#8222;Zulassung, Verkauf und Inbetriebnahme von Fahrzeugen&#8220;) der Richtlinie hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unbeschadet der Artikel 29 und 30 gestatten die Mitgliedstaaten die Zulassung, den Verkauf oder die Inbetriebnahme von Fahrzeugen nur dann, wenn sie mit einer g&#252;ltigen &#220;bereinstimmungsbescheinigung nach Artikel 18 versehen sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Mitgliedstaaten gestatten den Verkauf von unvollst&#228;ndigen Fahrzeugen; sie k&#246;nnen jedoch ihre unbefristete Zulassung und ihre Inbetriebnahme verweigern, solange sie nicht vervollst&#228;ndigt sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;48 (&#8222;Umsetzung&#8220;) der Richtlinie 2007/46 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten erlassen und ver&#246;ffentlichen vor dem 29.&#160;April 2009 die Rechts- und Verwaltungsvorschriften, die erforderlich sind, um den wesentlichen &#196;nderungen dieser Richtlinie nachzukommen. Sie setzen die Kommission unverz&#252;glich davon in Kenntnis.</p> <p class="C02AlineaAltA">Sie wenden diese Vorschriften ab dem 29.&#160;April 2009 an.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;49 (&#8222;Aufhebung&#8220;) der Richtlinie 2007/46 sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Richtlinie 70/156/EWG wird mit Wirkung vom 29.&#160;April 2009 aufgehoben; hiervon unber&#252;hrt bleibt die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, die in Anhang XX Teil B aufgef&#252;hrten Richtlinien zu den festgelegten Terminen in innerstaatliches Recht umzusetzen und anzuwenden.</p> <p class="C02AlineaAltA">Verweisungen auf die aufgehobene Richtlinie gelten als Verweisungen auf die vorliegende Richtlinie und sind nach Ma&#223;gabe der Entsprechungstabelle in Anhang XXI zu lesen.&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Richtlinie 2009/40/EG</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach dem zweiten Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2009/40/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 6.&#160;Mai 2009 &#252;ber die technische &#220;berwachung der Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganh&#228;nger (ABl.&#160;2009, L&#160;141, S.&#160;12) ist es &#8222;[i]m Rahmen der gemeinsamen Verkehrspolitik &#8230; erforderlich, dass f&#252;r den Verkehr bestimmter Fahrzeuge in der Gemeinschaft sowohl hinsichtlich der Sicherheit als auch der Bedingungen des Wettbewerbs zwischen den Verkehrsunternehmen der einzelnen Mitgliedstaaten die besten Voraussetzungen gegeben sind&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In jedem Mitgliedstaat sind die in diesem Staat zugelassenen Kraftfahrzeuge, Kraftfahrzeuganh&#228;nger und Sattelanh&#228;nger einer regelm&#228;&#223;igen technischen &#220;berwachung entsprechend dieser Richtlinie zu unterziehen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die zu untersuchenden Fahrzeuggruppen, die Zeitabst&#228;nde der Untersuchungen und die Punkte, die gepr&#252;ft werden m&#252;ssen, sind in den Anh&#228;ngen I und II aufgef&#252;hrt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 Abs.&#160;2 der Richtlinie lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Jeder Mitgliedstaat erkennt den in einem anderen Mitgliedstaat erteilten Nachweis dar&#252;ber, dass ein im Hoheitsgebiet des betreffenden anderen Mitgliedstaats zugelassenes Kraftfahrzeug, ein Kraftfahrzeuganh&#228;nger oder ein Sattelanh&#228;nger einer technischen Untersuchung, die mindestens den Anforderungen dieser Richtlinie entspricht, mit positivem Ergebnis unterzogen worden ist, in der gleichen Weise an, als h&#228;tte er diesen Nachweis selbst erteilt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;5 Buchst.&#160;a der Richtlinie bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Unbeschadet der Anh&#228;nge I und II k&#246;nnen die Mitgliedstaaten</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Zeitpunkt f&#252;r die erste obligatorische technische Untersuchung vorverlegen und gegebenenfalls eine Untersuchung vor der Zulassung des Fahrzeugs vorschreiben&#8220;.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Niederl&#228;ndisches Recht</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;52a Abs.&#160;1 der Wegenverkeerswet 1994 (Stra&#223;enverkehrsgesetz von 1994) stellt der &#8222;RDW &#8230; zur Best&#228;tigung der Eintragung in das Zulassungsregister auf den Namen des Inhabers der Zulassungsbescheinigung eine Zulassungsbescheinigung aus&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;25b des Kentekenreglement (Zulassungsverordnung) sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Eigent&#252;mer oder Halter eines Fahrzeugs, f&#252;r das die erste Zulassung und Eintragung auf den Namen des Inhabers der Zulassungsbescheinigung beantragt wird und das zuvor in einem anderen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union zugelassen war, legt Teil I der in diesem Mitgliedstaat ausgestellten Zulassungsbescheinigung und, soweit dieser ausgestellt worden ist, auch Teil II vor.</p> <p class="C02AlineaAltA">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die in Abs.&#160;1 vorgesehene Zulassung und Eintragung auf den Namen des Inhabers der Zulassungsbescheinigung wird versagt, wenn Teil II der Zulassungsbescheinigung, soweit dieser ausgestellt worden ist, fehlt.</p> <p class="C02AlineaAltA">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Ausnahmef&#228;llen kann der RDW abweichend von Abs.&#160;2 ein Fahrzeug zulassen und auf den Namen des Inhabers der Zulassungsbescheinigung eintragen, wenn die zust&#228;ndigen Beh&#246;rden des Mitgliedstaats, in dem das Fahrzeug zuvor zugelassen war, schriftlich oder auf elektronischem Weg best&#228;tigen, dass der Antragsteller berechtigt ist, das Fahrzeug in einem anderen Mitgliedstaat zuzulassen.</p> <p class="C02AlineaAltA">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der RDW bewahrt die erhaltenen Zulassungsdokumente oder Teile davon f&#252;r sechs Monate auf und setzt die Beh&#246;rden des Mitgliedstaats, die die Zulassungsbescheinigung ausgestellt haben, innerhalb von zwei Monaten nach dem Erhalt hiervon in Kenntnis. Auf Antrag sendet der RDW die Zulassungsdokumente zur&#252;ck an die Beh&#246;rden des Mitgliedstaats, die die Zulassungsbescheinigung ausgestellt haben.&#8220;</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Ausgangsverfahren und Vorlagefragen</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;X und Y beantragten am 14.&#160;Januar 2014 und Z beantragte am 10.&#160;Juni 2014 beim RDW die Eintragung eines Kraftfahrzeugs im niederl&#228;ndischen Zulassungsregister. Eines der Fahrzeuge wurde 1950 von der Bentley Motors Limited hergestellt, die das Fahrzeug mit der Fahrzeug&#8209;Identifizierungsnummer (Vehicle identification number, im Folgenden: VIN) B28J0 versah. Es wurde im selben Jahr in England zugelassen. Das andere Fahrzeug wurde 1938 von der Alvis Car and Engineering Company Limited hergestellt, die das Fahrzeug mit der VIN 14827 versah.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Fahrzeug der Marke Bentley wurde 2013 erheblich umgebaut. Am 29.&#160;Oktober 2013 stellten die belgischen Beh&#246;rden eine Zulassungsbescheinigung f&#252;r dieses Fahrzeug aus, die zusammengefasste Fahrzeugdaten enthielt. Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, eine Untersuchung dieses Fahrzeugs im Februar 2014 habe ergeben, dass es nunmehr aus einem originalen Bentley Mark VI&#8209;Fahrgestell, einem Achtzylinder-Reihenmotor von Rolls-Royce und einer anders aussehenden neuen Karosserie nach dem Vorbild eines Bentley Speed Six zusammengestellt sei. Das Fahrgestell und der Antriebsstrang seien zum gro&#223;en Teil beibehalten worden. Mit Bescheid vom 10.&#160;Februar 2014 lehnte der RDW den Antrag von X und Y auf Eintragung in das Zulassungsregister wegen der &#196;nderungen gegen&#252;ber dem urspr&#252;nglichen Modell ab.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf der Grundlage einer zweiten Zulassungsbescheinigung, die von der zust&#228;ndigen belgischen Beh&#246;rde am 19.&#160;Mai 2014 ausgestellt wurde, stellten X und Y am 4.&#160;Juni 2014 einen neuen Zulassungsantrag. Mit Schreiben vom 18.&#160;Juli 2014 teilte der RDW mit, dass ein Auskunftsersuchen an die belgischen Beh&#246;rden gestellt worden sei. Aus den daraufhin erteilten Ausk&#252;nften gehe hervor, dass die belgischen Beh&#246;rden f&#252;r die Ausstellung der Zulassungsbescheinigung die urspr&#252;ngliche englische Zulassungsbescheinigung von 1950 herangezogen h&#228;tten. Wegen dieser Sachlage wies der RDW den zweiten Eintragungsantrag mit Bescheid vom 27.&#160;August 2014 ab.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Kraftfahrzeug der Marke Alvis, f&#252;r das am 14.&#160;Oktober 2013 auf der Grundlage der Angaben in der Begleitdokumentation des Herstellers eine englische Zulassungsbescheinigung ausgestellt wurde, hatte ebenfalls einige erhebliche &#196;nderungen erfahren. Der RDW ersuchte daher f&#252;r die Entscheidung &#252;ber den Zulassungsantrag von Z die zust&#228;ndige englische Beh&#246;rde um Ausk&#252;nfte. Diese teilte ihm mit, dass sie das Fahrzeug auf der Grundlage der Angaben in der Begleitdokumentation des Herstellers sowie von Fotos und Informationen eines Fahrzeugeigent&#252;mervereins zugelassen habe. Keine Auskunft erhielt der RDW zu der Frage, auf welcher Datengrundlage die englische Zulassungsbescheinigung f&#252;r den Alvis ausgestellt worden war. Mit Bescheid vom 29.&#160;September 2014 lehnte der RDW den Zulassungsantrag von Z ab.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der RDW gab in seinen Bescheiden vom 10.&#160;Februar 2014 und 29.&#160;September 2014 an, dass er die Zulassungen deshalb abgelehnt habe, weil die betreffenden Fahrzeuge, da sie nicht die technischen Anforderungen der Richtlinie 2007/46 erf&#252;llten, keine Fahrzeuge im Sinne von Art.&#160;3 dieser Richtlinie und Art.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 1999/37 seien, so dass die Richtlinie 1999/37 im vorliegenden Fall nicht anwendbar sei. Sollten die Fahrzeuge doch unter die Richtlinie 1999/37 fallen, seien die von den Beh&#246;rden anderer Mitgliedstaaten bereits ausgestellten Zulassungsbescheinigungen jedenfalls keine harmonisierten Zulassungsbescheinigungen im Sinne dieser Richtlinie und m&#252;ssten somit nicht auf ihrer Grundlage anerkannt werden. Au&#223;erdem lie&#223;en diese Bescheinigungen keine Identifizierung der Fahrzeuge zu. In ihrer gegenw&#228;rtigen Zusammenstellung w&#228;ren die Fahrzeuge zu dem Zeitpunkt, zu dem sie ihre erste Zulassungsbescheinigung erhalten h&#228;tten, 1950 bzw. 1938, nicht zum Stra&#223;enverkehr zugelassen worden. Aus den ihm vorliegenden Dokumenten ergebe sich auch nicht klar, ob die Fahrzeuge nach ihrem Umbau eine Einzelgenehmigung f&#252;r eine solche Zulassung erhalten h&#228;tten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;X und Y sowie Z erhoben jeweils Klage gegen die sie betreffenden Bescheide &#252;ber die Ablehnung der Zulassung. Nach Auffassung der in erster Instanz angerufenen Gerichte fallen die Fahrzeuge in den Geltungsbereich der Richtlinie 1999/37. Die Richtlinie sei somit anwendbar und die Fahrzeuge seien anhand ihrer Zulassungsbescheinigungen, bei denen es sich um harmonisierte Bescheinigungen im Sinne der Richtlinie handele, identifizierbar. Daher sei der RDW verpflichtet gewesen, X und Y eine niederl&#228;ndische Zulassungsbescheinigung auszustellen, und m&#252;sse &#252;ber den Zulassungsantrag von Z noch einmal entscheiden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gegen diese Urteile legte der RDW beim vorlegenden Gericht Rechtsmittel ein. Auch X und Y legten gegen das sie betreffende Urteil beim vorlegenden Gericht Rechtsmittel ein.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, der Rechtsstreit betreffe die Frage, ob der RDW gegen Art.&#160;25b der Zulassungsverordnung in ihrer Auslegung anhand von Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37 versto&#223;en habe, als er die Zulassungsbescheinigungen f&#252;r die Fahrzeuge der Marken Bentley und Alvis im Hinblick auf die Zulassung in den Niederlanden nicht anerkannt habe. Daf&#252;r sei die Anwendbarkeit dieser Richtlinie zu kl&#228;ren. Im vorliegenden Fall entspr&#228;chen diese Dokumente zwar formell dem in der Richtlinie vorgegebenen Modell, doch seien einige Pflichtangaben, die bei einer Untersuchung des Fahrzeugs leicht ermittelt werden k&#246;nnten, nicht darin enthalten. Schlie&#223;lich sei fraglich, ob der RDW anl&#228;sslich eines Antrags auf Anerkennung der von einem anderen Mitgliedstaat ausgestellten Zulassungsbescheinigung die betreffenden Fahrzeuge untersuchen d&#252;rfe, um zu kl&#228;ren, ob sie die technischen Anforderungen der Richtlinie 2007/46 erf&#252;llten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da der Raad van State (Staatsrat, Niederlande) davon ausging, dass die Entscheidung &#252;ber die bei ihm anh&#228;ngigen und von ihm verbundenen Rechtsstreitigkeiten eine Auslegung der Bestimmungen der Richtlinien 1999/37 und 2007/46 erfordere, hat er beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist die Richtlinie 1999/37 auf Kraftfahrzeuge anwendbar, die schon vor dem 29.&#160;April 2009 existierten, dem Zeitpunkt, seit dem die Mitgliedstaaten die Rechts- und Verwaltungsvorschriften zur Umsetzung der Richtlinie 2007/46/EG anwenden m&#252;ssen?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist ein Kraftfahrzeug, das einerseits aus wesentlichen Bauteilen zusammengestellt ist, die vor dem Beginn der Anwendung der Richtlinie 2007/46 angefertigt wurden, und andererseits aus wesentlichen Bauteilen, die erst nach dem Beginn der Anwendung dieser Richtlinie hinzugef&#252;gt wurden, ein Kraftfahrzeug, das bereits vor dem Beginn der Anwendung der Richtlinie existierte, oder ist ein solches Kraftfahrzeug erst nach dem Beginn der Anwendung der Richtlinie hergestellt worden?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gilt aufgrund von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 der Richtlinie 1999/37 das Zulassungserfordernis im Sinne von Art.&#160;4 dieser Richtlinie uneingeschr&#228;nkt, wenn in der Zulassungsbescheinigung bei bestimmten (nach den Anh&#228;ngen der Richtlinie zwingend anzugebenden) Gemeinschaftscodes keine Daten eingetragen worden sind, sofern diese Daten einfach zu ermitteln sind?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist es nach Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37 zul&#228;ssig, eine Zulassungsbescheinigung eines anderen Mitgliedstaats anzuerkennen, das Fahrzeug aber dennoch einer technischen Kontrolle im Sinne von Art.&#160;24&#160;Abs.&#160;6 der Richtlinie 2007/46 zu unterziehen und, wenn das Fahrzeug nicht den technischen Vorschriften des Mitgliedstaats entspricht, daran die Folge zu kn&#252;pfen, dass die Ausstellung der Zulassungsbescheinigung verweigert wird?</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Vorlagefragen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur ersten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner ersten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 1999/37 in Verbindung mit Art.&#160;3 Nrn. 11 und 13 der Richtlinie 2007/46 dahin auszulegen ist, dass die Richtlinie 1999/37 auf Dokumente anwendbar ist, die von den Mitgliedstaaten bei der Zulassung von vor dem 29.&#160;April 2009 hergestellten Fahrzeugen &#8211; dem Zeitpunkt des Fristablaufs f&#252;r die Umsetzung der Richtlinie 2007/46 &#8211; ausgestellt werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 1999/37 bezeichnet der Ausdruck &#8222;Fahrzeug&#8220; im Sinne dieser Richtlinie jedes Fahrzeug gem&#228;&#223; der Begriffsbestimmung des Art.&#160;2 der Richtlinie 70/156.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit war die Richtlinie 1999/37 ab dem Zeitpunkt ihres Erlasses auf Fahrzeuge anwendbar, die vor dem 29.&#160;April 2009 in den Verkehr gebracht wurden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Feststellung wird durch Art.&#160;3 Abs.&#160;2 der Richtlinie 1999/37 best&#228;tigt, wonach, wenn f&#252;r ein Fahrzeug, das vor der Anwendung dieser Richtlinie zugelassen wurde, eine neue Zulassungsbescheinigung ausgestellt wird, die Mitgliedstaaten f&#252;r diese Bescheinigung ein Modell gem&#228;&#223; dieser Richtlinie verwenden und sie sich dabei auf die Eintragungen beschr&#228;nken k&#246;nnen, f&#252;r die die erforderlichen Angaben vorliegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es handelt sich bei dieser Bestimmung n&#228;mlich um eine Sonderregelung f&#252;r Fahrzeuge, die vor der Anwendung der Richtlinie 1999/37 zugelassen wurden, deren Umsetzungsfrist in Art.&#160;8 dieser Richtlinie auf den 1.&#160;Juni 2004 festgesetzt war.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Feststellung wird auch durch das mit der Richtlinie 1999/37 verfolgte Ziel best&#228;tigt, das nach dem sechsten Erw&#228;gungsgrund darin besteht, durch die Harmonisierung der Zulassungsbescheinigung die erneute Zulassung von Fahrzeugen zu erleichtern, die zuvor in einem anderen Mitgliedstaat zugelassen waren. Der Ausschluss der von den Mitgliedstaaten ausgestellten Zulassungsdokumente f&#252;r Fahrzeuge, die vor dem 29.&#160;April 2009 hergestellt wurden, vom Geltungsbereich dieser Richtlinie liefe diesem Ziel n&#228;mlich zuwider.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Umstand allein, dass die Richtlinie 70/156 mit Wirkung vom 29.&#160;April 2009 durch die Richtlinie 2007/46 aufgehoben wurde, deren Art.&#160;49 bestimmt, dass Verweisungen auf die aufgehobene Richtlinie als Verweisungen auf die Richtlinie 2007/46 gelten und nach Ma&#223;gabe der Entsprechungstabelle in Anhang XXI zu lesen sind, steht der Feststellung nicht entgegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar ergibt sich aus diesem Anhang XXI, dass die Verweisungen auf Art.&#160;2 der Richtlinie 70/156 als Verweisungen auf Art.&#160;3 der Richtlinie 2007/46 gelten. Auch trifft es zu, dass nach Art.&#160;3 Nr.&#160;11 in Verbindung mit Nr.&#160;13 ein Kraftfahrzeug entweder vollst&#228;ndig, vervollst&#228;ndigt oder unvollst&#228;ndig ist und gem&#228;&#223; den Nrn. 19 bis 21 dieses Artikels das unvollst&#228;ndige Fahrzeug einer Vervollst&#228;ndigung gem&#228;&#223; den technischen Anforderungen der Richtlinie 2007/46 bedarf, w&#228;hrend vollst&#228;ndige und vervollst&#228;ndigte Fahrzeuge diesen Anforderungen entsprechen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jedoch kann dieser Verweis auf Art.&#160;3 der Richtlinie 2007/46, der allein zum Ziel hat, den Begriff &#8222;Fahrzeug&#8220; zu definieren, nicht dahin ausgelegt werden, dass er f&#252;r die vor dem 29.&#160;April 2009 in Betrieb genommenen Fahrzeuge vorschreibt, dass sie die technischen Anforderungen der Richtlinie 2007/46 erf&#252;llen m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist n&#228;mlich in &#220;bereinstimmung mit der Kommission festzustellen, dass solche technischen Anforderungen schon nach Art.&#160;1 der Richtlinie 2007/46 nur f&#252;r Genehmigungen von Neufahrzeugen ab dem 29.&#160;April 2009 gelten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist daher auf die erste Frage zu antworten, dass Art.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 1999/37 in Verbindung mit Art.&#160;3 Nrn. 11 und 13 der Richtlinie 2007/46 dahin auszulegen ist, dass die Richtlinie 1999/37 auf Dokumente anwendbar ist, die von den Mitgliedstaaten bei der Zulassung von vor dem 29.&#160;April 2009 hergestellten Fahrzeugen &#8211; dem Zeitpunkt des Fristablaufs f&#252;r die Umsetzung der Richtlinie 2007/46 &#8211; ausgestellt werden.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur zweiten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht der Antwort auf die erste Frage ist die zweite Frage nicht zu beantworten.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur dritten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner dritten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37 in Verbindung mit Art.&#160;3 Abs.&#160;2 dieser Richtlinie dahin auszulegen ist, dass sich die Beh&#246;rden des Mitgliedstaats, in dem eine erneute Zulassung eines Gebrauchtfahrzeugs beantragt wird, weigern d&#252;rfen, die Zulassungsbescheinigung anzuerkennen, die von dem Mitgliedstaat ausgestellt wurde, in dem das Fahrzeug zuvor zugelassen war, und zwar mit der Begr&#252;ndung, dass einige Pflichtangaben von Zulassungsbescheinigungen fehlten, aber einfach zu ermitteln seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ergibt sich schon aus dem Wortlaut von Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37, wonach eine Zulassungsbescheinigung, die von einem Mitgliedstaat gem&#228;&#223; dem im Anhang dieser Richtlinie enthaltenen Modell erteilt wurde, von den anderen Mitgliedstaaten im Hinblick auf die erneute Zulassung des Fahrzeugs in diesen Staaten anerkannt wird, dass dieser Artikel den Mitgliedstaaten in Bezug auf die Beachtung des Grundsatzes der Anerkennung der Zulassungsbescheinigungen von Fahrzeugen keinen Ermessensspielraum l&#228;sst (Urteil vom 6.&#160;September 2012, Kommission/Belgien, C&#8209;150/11, EU:C:2012:539, Rn.&#160;73).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat entschieden, dass die Richtlinie 1999/37 es den Mitgliedstaaten nicht erlaubt, bei der Zulassung eines zuvor in einem anderen Mitgliedstaat zugelassenen Fahrzeugs ein anderes Dokument als die Zulassungsbescheinigung zu verlangen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 6.&#160;September 2012, Kommission/Belgien, C&#8209;150/11, EU:C:2012:539, Rn.&#160;79).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat jedoch festgestellt, dass ein Mitgliedstaat vor der Zulassung eines Fahrzeugs, das zuvor in einem anderen Mitgliedstaat zugelassen war, das Fahrzeug identifizieren und daf&#252;r verlangen darf, dass es vorgef&#252;hrt und dabei technisch untersucht wird, um festzustellen, ob sich das Fahrzeug tats&#228;chlich in seinem Hoheitsgebiet befindet und den Angaben in der Zulassungsbescheinigung entspricht (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 20.&#160;September 2007, Kommission/Niederlande, C&#8209;297/05, EU:C:2007:531&#8218; Rn.&#160;54, 55 und 57 bis 63).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine solche Vorf&#252;hrung ist vom Gerichtshof als einfache administrative Formalit&#228;t angesehen worden, die keine zus&#228;tzliche Untersuchung einf&#252;hrt, sondern mit der Bearbeitung des Zulassungsantrags selbst und dem Ablauf des Verfahrens einhergeht (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 20.&#160;September 2007, Kommission/Niederlande, C&#8209;297/05, EU:C:2007:531&#8218; Rn.&#160;58).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu den Zielen der Richtlinie 1999/37 ist darauf hinzuweisen, dass mit dieser Richtlinie dazu beigetragen werden soll, dass Fahrzeuge ungehindert im Hoheitsgebiet der anderen Mitgliedstaaten verkehren k&#246;nnen, indem die Richtlinie als notwendige Voraussetzung f&#252;r die erneute Zulassung eines zuvor in einem anderen Mitgliedstaat zugelassenen Fahrzeugs die Vorlage einer Bescheinigung vorsieht, in der diese Zulassung sowie die technischen Merkmale des Fahrzeugs best&#228;tigt werden, um die erneute Zulassung dieser Fahrzeuge in einem anderen Mitgliedstaat zu erleichtern und auf diese Weise zum reibungslosen Funktionieren des Binnenmarkts beizutragen (Urteil vom 6.&#160;September 2012, Kommission/Belgien, C&#8209;150/11, EU:C:2012:539, Rn.&#160;74).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner muss sich nach dem vierten Erw&#228;gungsgrund dieser Richtlinie anhand des Inhalts der Zulassungsbescheinigung &#252;berpr&#252;fen lassen, ob der Inhaber eines F&#252;hrerscheins ausschlie&#223;lich Fahrzeuge der Klassen f&#252;hrt, f&#252;r die er eine Fahrerlaubnis besitzt, wodurch ein Beitrag zur Verbesserung der Sicherheit im Stra&#223;enverkehr geleistet wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die zuvor von einem Mitgliedstaat erteilte Zulassungsbescheinigung muss die Identifizierung des betreffenden Fahrzeugs erm&#246;glichen und dieses muss f&#252;r seine erneute Zulassung in einem anderen Mitgliedstaat den Angaben in dieser Bescheinigung entsprechen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 20.&#160;September 2007, Kommission/Niederlande, C&#8209;297/05, EU:C:2007:531&#8218; Rn.&#160;54 bis 56), um sicherzustellen, dass die Anforderungen der Stra&#223;enverkehrssicherheit eingehalten werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist hinzuzuf&#252;gen, dass sich die Mitgliedstaaten nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 der Richtlinie 1999/37, wenn &#8211; wie in den Ausgangsrechtsstreitigkeiten &#8211; f&#252;r ein Fahrzeug, das vor der Anwendung dieser Richtlinie, also vor dem 1.&#160;Juni 2004, zugelassen wurde, eine neue Zulassungsbescheinigung ausgestellt wird, auf die Eintragungen beschr&#228;nken k&#246;nnen, f&#252;r die die erforderlichen Angaben vorliegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Generalanwalt in Nr.&#160;67 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, bedeutet die Nutzung dieser Ausnahme durch die Mitgliedstaaten nicht, dass die betreffende Zulassungsbescheinigung sp&#228;ter nicht mehr anerkannt werden m&#252;sste.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da sich dem Vorabentscheidungsersuchen jedoch entnehmen l&#228;sst, dass zumindest einige der Pflichtangaben, die in den Zulassungsbescheinigungen, um die es im Ausgangsverfahren geht, wie z.&#160;B. die Zahl der Sitzpl&#228;tze, fehlen, einfach ermittelt werden k&#246;nnen, sind diese Angaben als zum Zeitpunkt der Ausstellung dieser Zulassungsbescheinigungen verf&#252;gbar anzusehen. Wegen der erheblichen &#196;nderungen an den im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Fahrzeugen waren einige wesentliche technische Merkmale in diesen Zulassungsbescheinigungen nicht aufgef&#252;hrt und sah sich der RDW nicht in der Lage, diese Fahrzeuge zu identifizieren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie insoweit aus Rn.&#160;48 des vorliegenden Urteils hervorgeht, m&#252;ssen die Angaben in einer vor der Anwendung dieser Richtlinie erteilten Zulassungsbescheinigung dem Fahrzeug entsprechen, das in dieser Bescheinigung beschrieben ist, und die Identifizierung des betreffenden Fahrzeugs auf der Grundlage einer einfachen Pr&#252;fung wie der in den Rn.&#160;48 und 49 des vorliegenden Urteils genannten zulassen, die keine zus&#228;tzliche Untersuchung umfasst.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist das nicht der Fall, d&#252;rfen die Beh&#246;rden des Mitgliedstaats, in dem die erneute Zulassung eines zuvor in einem anderen Mitgliedstaat zugelassenen Fahrzeugs beantragt wird, die Anerkennung einer solchen Bescheinigung verweigern.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die Sachverhalte in den Ausgangsrechtsstreitigkeiten anbelangt, ist es Sache des vorlegenden Gerichts, nicht nur zu pr&#252;fen, ob die Angaben in den Zulassungsbescheinigungen, um die es im Ausgangsverfahren geht, den Fahrzeugen entsprechen, die in ihnen beschrieben sind, sondern auch, ob sie zu ihrer Identifizierung ausreichen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die dritte Frage zu antworten, dass Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37 in Verbindung mit Art.&#160;3 Abs.&#160;2 dieser Richtlinie dahin auszulegen ist, dass sich die Beh&#246;rden des Mitgliedstaats, in dem die erneute Zulassung eines Gebrauchtfahrzeugs beantragt wird, weigern d&#252;rfen, die Zulassungsbescheinigung anzuerkennen, die von dem Mitgliedstaat ausgestellt wurde, in dem das Fahrzeug zuvor zugelassen war, wenn einige Pflichtangaben fehlen, die Angaben in der Zulassungsbescheinigung nicht diesem Fahrzeug entsprechen und die Zulassungsbescheinigung keine Identifizierung des Fahrzeugs zul&#228;sst.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur vierten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner vierten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;24 Abs.&#160;6 der Richtlinie 2007/46 dahin auszulegen ist, dass er es erlaubt, ein in einem Mitgliedstaat zugelassenes Fahrzeug einer technischen Untersuchung zu unterziehen, wenn dieses f&#252;r die erneute Zulassung in einem anderen Mitgliedstaat vorgef&#252;hrt wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie in Rn.&#160;42 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt, gilt die Richtlinie 2007/46 und damit auch Art.&#160;24 dieser Richtlinie nur f&#252;r Neufahrzeuge.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die im Ausgangsverfahren in Frage stehenden Fahrzeuge sind jedoch Gebrauchtfahrzeuge, die 1950 und 1938 hergestellt wurden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie die Kommission zutreffend dargelegt hat, stellt sich die Frage, ob diese Fahrzeuge seit ihrem Herstellungsjahr so ver&#228;ndert wurden, dass sie Neufahrzeugen gleichzustellen und damit eventuell einer Einzelgenehmigung zug&#228;nglich w&#228;ren, in den Ausgangsrechtsstreitigkeiten deshalb nicht, weil die Fahrzeuge unstreitig zwischen dem Zeitpunkt, zu dem die Zulassungsbescheinigungen ausgestellt wurden, und dem Zeitpunkt, zu dem die Eintragungen in das niederl&#228;ndische Zulassungsregister beantragt wurden, nicht wesentlich ver&#228;ndert wurden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher k&#246;nnen solche Fahrzeuge nicht als Neufahrzeuge im Sinne der Richtlinie 2007/46 angesehen werden, so dass Art.&#160;24 Abs.&#160;6 dieser Richtlinie nicht auf sie anwendbar sein kann.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jedoch hindert der Umstand, dass ein einzelstaatliches Gericht sein Vorabentscheidungsersuchen seiner Form nach unter Bezugnahme auf bestimmte Vorschriften des Unionsrechts formuliert hat, den Gerichtshof nicht daran, diesem Gericht unabh&#228;ngig davon, worauf es in seinen Fragen Bezug genommen hat, alle Hinweise zur Auslegung des Unionsrechts zu geben, die ihm bei der Entscheidung des bei ihm anh&#228;ngigen Verfahrens von Nutzen sein k&#246;nnen. Der Gerichtshof hat insoweit aus dem gesamten von dem einzelstaatlichen Gericht vorgelegten Material, insbesondere der Begr&#252;ndung der Vorlageentscheidung, diejenigen Elemente des Unionsrechts herauszuarbeiten, die unter Ber&#252;cksichtigung des Gegenstands des Rechtsstreits einer Auslegung bed&#252;rfen (Urteil vom 29.&#160;September 2016, Essent Belgium, C&#8209;492/14, EU:C:2016:732, Rn.&#160;43 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall ist der Vorlageentscheidung zu entnehmen, dass nach den Feststellungen des RDW die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Fahrzeuge seit ihrer Erstinbetriebnahme erheblich ver&#228;ndert wurden und die vorgelegten Bescheinigungen einige L&#252;cken aufwiesen. Wie die Kommission ausgef&#252;hrt hat, k&#246;nnte der Sachverhalt in den Ausgangsrechtsstreitigkeiten unter die Richtlinie 2009/40 fallen, wenn diese Feststellungen Zweifel hinsichtlich der Stra&#223;enverkehrssicherheit aufwerfen w&#252;rden, was zu pr&#252;fen Sache des vorlegenden Gerichts ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 Abs.&#160;2 dieser Richtlinie bestimmt insoweit, dass jeder Mitgliedstaat den in einem anderen Mitgliedstaat erteilten Nachweis dar&#252;ber, dass ein im Hoheitsgebiet des betreffenden anderen Mitgliedstaats zugelassenes Kraftfahrzeug einer technischen Untersuchung, die mindestens den Anforderungen dieser Richtlinie entspricht, mit positivem Ergebnis unterzogen worden ist, in der gleichen Weise anerkennt, als h&#228;tte er diesen Nachweis selbst erteilt. Art.&#160;5 Buchst.&#160;a dieser Richtlinie sieht hingegen ausdr&#252;cklich vor, dass die Mitgliedstaaten den Zeitpunkt f&#252;r die erste obligatorische technische Untersuchung vorverlegen und gegebenenfalls eine Untersuchung vor der Zulassung des Fahrzeugs vorschreiben k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie sich aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs ergibt, sind die Mitgliedstaaten grunds&#228;tzlich verpflichtet, f&#252;r Fahrzeuge, die zuvor in anderen Mitgliedstaaten zugelassen waren, die Ergebnisse der in diesen anderen Mitgliedstaaten durchgef&#252;hrten technischen Untersuchungen zu ber&#252;cksichtigen, und darf die technische Untersuchung f&#252;r diese Fahrzeuge nicht allgemein und systematisch vorgeschrieben werden (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 5.&#160;Juni 2008, Kommission/Polen, C&#8209;170/07, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2008:322&#8218; Rn.&#160;39 und 44, sowie vom 6.&#160;September 2012, Kommission/Belgien, C&#8209;150/11, EU:C:2012:539&#8218; Rn.&#160;62). In Anbetracht der Bedeutung des Ziels, die Stra&#223;enverkehrssicherheit in der Union zu gew&#228;hrleisten, das mit der Richtlinie 2009/40, wie sich aus ihrem zweiten Erw&#228;gungsgrund ergibt, verfolgt wird, darf der Mitgliedstaat ein eingef&#252;hrtes Fahrzeug vor seiner Zulassung in diesem Staat gleichwohl einer Untersuchung unterziehen, wenn trotz Ber&#252;cksichtigung der Ergebnisse der in einem anderen Mitgliedstaat vorgenommenen technischen Untersuchungen konkrete Anhaltspunkte daf&#252;r vorliegen, dass dieses Fahrzeug tats&#228;chlich ein Risiko f&#252;r die Stra&#223;enverkehrssicherheit darstellt (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 6.&#160;September 2012, Kommission/Belgien, C&#8209;150/11, EU:C:2012:539&#8218; Rn.&#160;59 bis 61).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit ist auf die vierte Frage zu antworten, dass Art.&#160;24 Abs.&#160;6 der Richtlinie 2007/46 dahin auszulegen ist, dass die in ihm enthaltene Regelung nicht auf ein Gebrauchtfahrzeug anwendbar ist, das bereits in einem Mitgliedstaat zugelassen war, wenn dieses auf der Grundlage von Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37 der daf&#252;r zust&#228;ndigen Beh&#246;rde eines anderen Mitgliedstaats f&#252;r eine erneute Zulassung vorgef&#252;hrt wird. Liegen jedoch Anhaltspunkte daf&#252;r vor, dass dieses Fahrzeug ein Risiko f&#252;r die Stra&#223;enverkehrssicherheit darstellt, kann diese Beh&#246;rde nach Art.&#160;5 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2009/40 vor der Zulassung des Fahrzeugs eine Untersuchung verlangen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Vierte Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 1999/37/EG des Rates vom 29.&#160;April 1999 &#252;ber Zulassungsdokumente f&#252;r Fahrzeuge in Verbindung mit Art.&#160;3 Nrn.&#160;11 und 13 der Richtlinie 2007/46/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 5.&#160;September 2007 zur Schaffung eines Rahmens f&#252;r die Genehmigung von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganh&#228;ngern sowie von Systemen, Bauteilen und selbstst&#228;ndigen technischen Einheiten f&#252;r diese Fahrzeuge ist dahin auszulegen, dass die Richtlinie 1999/37 auf Dokumente anwendbar ist, die von den Mitgliedstaaten bei der Zulassung von vor dem 29.&#160;April 2009 hergestellten Fahrzeugen &#8211; dem Zeitpunkt des Fristablaufs f&#252;r die Umsetzung der Richtlinie 2007/46 &#8211; ausgestellt werden.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37 in Verbindung mit Art.&#160;3 Abs.&#160;2 dieser Richtlinie ist dahin auszulegen, dass sich die Beh&#246;rden des Mitgliedstaats, in dem die erneute Zulassung eines Gebrauchtfahrzeugs beantragt wird, weigern d&#252;rfen, die Zulassungsbescheinigung anzuerkennen, die von dem Mitgliedstaat ausgestellt wurde, in dem das Fahrzeug zuvor zugelassen war, wenn einige Pflichtangaben fehlen, die Angaben in der Zulassungsbescheinigung nicht diesem Fahrzeug entsprechen und die Zulassungsbescheinigung keine Identifizierung des Fahrzeugs zul&#228;sst.</b> </p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;24 Abs.&#160;6 der Richtlinie 2007/46 ist dahin auszulegen, dass die in ihm enthaltene Regelung nicht auf ein Gebrauchtfahrzeug anwendbar ist, das bereits in einem Mitgliedstaat zugelassen war, wenn dieses auf der Grundlage von Art.&#160;4 der Richtlinie 1999/37 der daf&#252;r zust&#228;ndigen Beh&#246;rde eines anderen Mitgliedstaats f&#252;r eine erneute Zulassung vorgef&#252;hrt wird. Liegen jedoch Anhaltspunkte daf&#252;r vor, dass dieses Fahrzeug ein Risiko f&#252;r die Stra&#223;enverkehrssicherheit darstellt, kann diese Beh&#246;rde nach Art.&#160;5 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2009/40/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 6.&#160;Mai 2009 &#252;ber die technische &#220;berwachung der Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganh&#228;nger vor der Zulassung des Fahrzeugs eine Untersuchung verlangen.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprachen: Englisch und Niederl&#228;ndisch.</p>
175,020
eugh-2019-01-24-c-16517
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-165/17
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:46
2019-01-31T19:20:46
Urteil
ECLI:EU:C:2019:58
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Vierte Kammer)</p> <p class="C19Centre">24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung&#160;&#8211; Steuerrecht&#160;&#8211; Mehrwertsteuer&#160;&#8211; Sechste Richtlinie 77/388/EWG&#160;&#8211; Richtlinie 2006/112/EG&#160;&#8211; Vorsteuerabzug&#160;&#8211; Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen, die sowohl f&#252;r steuerpflichtige als auch f&#252;r steuerfreie Ums&#228;tze verwendet werden (gemischt verwendete Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen)&#160;&#8211; Bestimmung des anwendbaren Pro&#8209;rata&#8209;Satzes des Vorsteuerabzugs&#160;&#8211; In einem anderen Mitgliedstaat als dem der Hauptniederlassung der Gesellschaft befindliche Zweigniederlassung&#160;&#8211; Ausschlie&#223;lich f&#252;r die Bewirkung von Ums&#228;tzen der Hauptniederlassung bestimmte Ausgaben der Zweigniederlassung&#160;&#8211; Allgemeine Kosten der Zweigniederlassung, die zur Bewirkung sowohl ihrer Ums&#228;tze als auch jener der Hauptniederlassung beitragen&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;165/17</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom Conseil d'&#201;tat (Staatsrat, Frankreich) mit Entscheidung vom 29.&#160;M&#228;rz 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 3.&#160;April 2017, in dem Verfahren</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Morgan Stanley &amp; Co International plc</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Ministre de l&#8217;&#201;conomie et des Finances</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Vierte Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten der Siebten Kammer T.&#160;von&#160;Danwitz in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Vierten Kammer, der Richterin K.&#160;J&#252;rim&#228;e sowie der Richter C.&#160;Lycourgos, E.&#160;Juh&#225;sz und C.&#160;Vajda (Berichterstatter),</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: P.&#160;Mengozzi,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: C.&#160;Str&#246;mholm, Verwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 1.&#160;M&#228;rz 2018,</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Morgan Stanley &amp; Co International plc, vertreten durch C.&#160;Aldebert und C.&#160;Reinbold, avocats,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der franz&#246;sischen Regierung, vertreten durch D.&#160;Colas, E.&#160;de&#160;Moustier, A.&#160;Alidi&#232;re und S.&#160;Ghiandoni als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der portugiesischen Regierung, vertreten durch L.&#160;Inez&#160;Fernandes, M.&#160;Figueiredo und R.&#160;Campos&#160;Laires als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch N.&#160;Gossement und R.&#160;Lyal als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 3.&#160;Oktober 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 und Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie 77/388/EWG des Rates vom 17.&#160;Mai 1977 zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Umsatzsteuern &#8211; Gemeinsames Mehrwertsteuersystem: einheitliche steuerpflichtige Bemessungsgrundlage (ABl.&#160;1977, L&#160;145, S.&#160;1, im Folgenden: Sechste Richtlinie) sowie der Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112/EG des Rates vom 28.&#160;November 2006 &#252;ber das gemeinsame Mehrwertsteuersystem (ABl.&#160;2006, L&#160;347, S.&#160;1).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Morgan Stanley &amp; Co International plc (im Folgenden: Morgan Stanley) und dem Ministre de l&#8217;&#201;conomie et des Finances (Minister f&#252;r Wirtschaft und Finanzen, Frankreich, im Folgenden: Finanzverwaltung) wegen des Abzugs der Mehrwertsteuer, die die Pariser Zweigniederlassung von Morgan Stanley (im Folgenden: Pariser Zweigniederlassung) erstens f&#252;r die Ausgaben, die f&#252;r die Bewirkung von Ums&#228;tzen der im Vereinigten K&#246;nigreich befindlichen Hauptniederlassung bestimmt sind, und zweitens f&#252;r die allgemeinen Kosten, die zur Bewirkung sowohl der Ums&#228;tze der Hauptniederlassung als auch jener der Zweigniederlassung beitragen, entrichtet hat.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Sechste Richtlinie</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie galt als Steuerpflichtiger, wer eine der in Art.&#160;4 Abs.&#160;2 dieser Richtlinie genannten wirtschaftlichen T&#228;tigkeiten selbst&#228;ndig und unabh&#228;ngig von ihrem Ort aus&#252;bt, gleichg&#252;ltig zu welchem Zweck und mit welchem Ergebnis.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;13 Teil&#160;B Buchst.&#160;d der Sechsten Richtlinie waren die darin genannten Finanzums&#228;tze von der Mehrwertsteuer befreit.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;13 Teil&#160;C der Sechsten Richtlinie sah vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen ihren Steuerpflichtigen das Recht einr&#228;umen, f&#252;r eine Besteuerung zu optieren:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;bei den Ums&#228;tzen nach Teil&#160;B Buchstabe d) &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 der Sechsten Richtlinie bestimmte:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit die Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen f&#252;r Zwecke seiner besteuerten Ums&#228;tze verwendet werden, ist der Steuerpflichtige befugt, von der von ihm geschuldeten Steuer folgende Betr&#228;ge abzuziehen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die geschuldete oder entrichtete Mehrwertsteuer f&#252;r Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen, die ihm von einem anderen Steuerpflichtigen geliefert wurden oder geliefert werden bzw. erbracht wurden oder erbracht werden,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten gew&#228;hren jedem Steuerpflichtigen dar&#252;ber hinaus den Abzug oder die Erstattung der in Absatz 2 genannten Mehrwertsteuer, soweit die Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen verwendet werden f&#252;r Zwecke:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;seiner Ums&#228;tze, die sich aus den im Ausland ausge&#252;bten wirtschaftlichen T&#228;tigkeiten im Sinne des Artikels 4 Absatz 2 ergeben, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug best&#252;nde, wenn diese Ums&#228;tze im Inland bewirkt worden w&#228;ren;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen von einem Steuerpflichtigen sowohl f&#252;r Ums&#228;tze verwendet werden, f&#252;r die nach den Abs&#228;tzen 2 und 3 ein Recht auf Vorsteuerabzug besteht, als auch f&#252;r Ums&#228;tze, f&#252;r die dieses Recht nicht besteht, ist der Vorsteuerabzug nur f&#252;r den Teil der Mehrwertsteuer zul&#228;ssig, der auf den Betrag der erstgenannten Ums&#228;tze entf&#228;llt.</p> <p class="C02AlineaAltA">Dieser Pro-rata-Satz wird nach Artikel 19 f&#252;r die Gesamtheit der vom Steuerpflichtigen bewirkten Ums&#228;tze festgelegt.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie lautete:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Der Pro-rata-Satz des Vorsteuerabzugs nach Artikel 17 Absatz 5 Unterabsatz 1 ergibt sich aus einem Bruch; dieser enth&#228;lt:</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;im Z&#228;hler den je Jahr ermittelten Gesamtbetrag der zum Vorsteuerabzug nach Artikel 17 Abs&#228;tze 2 und 3 berechtigenden Ums&#228;tze, abz&#252;glich der Mehrwertsteuer;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;im Nenner den je Jahr ermittelten Gesamtbetrag der im Z&#228;hler stehenden sowie der nicht zum Vorsteuerabzug berechtigenden Ums&#228;tze, abz&#252;glich der Mehrwertsteuer. Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen in den Nenner auch die Subventionen einbeziehen, die nicht in Artikel 11 Teil A Absatz 1 Buchstabe a) genannt sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">Der Pro-rata-Satz wird auf Jahresbasis in Prozent festgesetzt und auf einen vollen Prozentsatz aufgerundet.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen der Neufassung der Sechsten Richtlinie wurden ihre Bestimmungen mit Wirkung vom 1.&#160;Januar 2007 durch die Bestimmungen der Richtlinie 2006/112 ersetzt.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Richtlinie 2006/112</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Als &#8218;Steuerpflichtiger&#8216; gilt, wer eine wirtschaftliche T&#228;tigkeit unabh&#228;ngig von ihrem Ort, Zweck und Ergebnis selbstst&#228;ndig aus&#252;bt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;137 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a dieser Richtlinie k&#246;nnen die Mitgliedstaaten ihren Steuerpflichtigen das Recht einr&#228;umen, sich bei den in Art.&#160;135 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b bis g der Richtlinie genannten Finanzums&#228;tzen f&#252;r eine Besteuerung zu entscheiden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;168 der Richtlinie 2006/112 hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Soweit die Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen f&#252;r die Zwecke seiner besteuerten Ums&#228;tze verwendet werden, ist der Steuerpflichtige berechtigt, in dem Mitgliedstaat, in dem er diese Ums&#228;tze bewirkt, vom Betrag der von ihm geschuldeten Steuer folgende Betr&#228;ge abzuziehen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die in diesem Mitgliedstaat geschuldete oder entrichtete Mehrwertsteuer f&#252;r Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen, die ihm von einem anderen Steuerpflichtigen geliefert bzw. erbracht wurden oder werden;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;169 der Richtlinie 2006/112 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;&#220;ber den Vorsteuerabzug nach Artikel 168 hinaus hat der Steuerpflichtige das Recht, die in jenem Artikel genannte Mehrwertsteuer abzuziehen, soweit die Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen f&#252;r die Zwecke folgender Ums&#228;tze verwendet werden:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;f&#252;r seine Ums&#228;tze, die sich aus den in Artikel 9 Absatz 1 Unterabsatz 2 genannten T&#228;tigkeiten ergeben, die au&#223;erhalb des Mitgliedstaats, in dem diese Steuer geschuldet oder entrichtet wird, bewirkt werden und f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug best&#252;nde, wenn sie in diesem Mitgliedstaat bewirkt worden w&#228;ren;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;173 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Soweit Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen von einem Steuerpflichtigen sowohl f&#252;r Ums&#228;tze verwendet werden, f&#252;r die ein Recht auf Vorsteuerabzug gem&#228;&#223; den Artikeln 168, 169 und 170 besteht, als auch f&#252;r Ums&#228;tze, f&#252;r die kein Recht auf Vorsteuerabzug besteht, darf nur der Teil der Mehrwertsteuer abgezogen werden, der auf den Betrag der erstgenannten Ums&#228;tze entf&#228;llt.</p> <p class="C02AlineaAltA">Der Pro-rata-Satz des Vorsteuerabzugs wird gem&#228;&#223; den Artikeln 174 und 175 f&#252;r die Gesamtheit der von dem Steuerpflichtigen bewirkten Ums&#228;tze festgelegt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;174 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112 hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Der Pro-rata-Satz des Vorsteuerabzugs ergibt sich aus einem Bruch, der sich wie folgt zusammensetzt:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;im Z&#228;hler steht der je Jahr ermittelte Gesamtbetrag &#8211; ohne Mehrwertsteuer &#8211; der Ums&#228;tze, die zum Vorsteuerabzug gem&#228;&#223; den Artikeln 168 und 169 berechtigen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;im Nenner steht der je Jahr ermittelte Gesamtbetrag &#8211; ohne Mehrwertsteuer &#8211; der im Z&#228;hler stehenden Ums&#228;tze und der Ums&#228;tze, die nicht zum Vorsteuerabzug berechtigen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;175 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112 wird der <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs auf Jahresbasis in Prozent festgesetzt und auf einen vollen Prozentsatz aufgerundet.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefragen</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Vorlageentscheidung zufolge unterliegt die Pariser Zweigniederlassung &#8211; als feste Niederlassung &#8211; in Frankreich der Mehrwertsteuer. Bei ihr wurden zwei Buchpr&#252;fungen bez&#252;glich der Mehrwertsteuer f&#252;r die Zeitr&#228;ume vom 1.&#160;Dezember 2002 bis zum 30.&#160;April 2005 und vom 1.&#160;Dezember 2005 bis zum 30.&#160;April 2009 vorgenommen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anl&#228;sslich dieser Pr&#252;fungen wurde festgestellt, dass diese Zweigniederlassung zum einen f&#252;r ihre &#246;rtlichen Kunden Bank- und Finanzums&#228;tze t&#228;tigte, hinsichtlich deren sie sich f&#252;r eine Besteuerung mit der Mehrwertsteuer entschieden hatte, und zum anderen zugunsten der im Vereinigten K&#246;nigreich gelegenen Hauptniederlassung Dienstleistungen erbrachte, f&#252;r die sie als Gegenleistung Zahlungen erhielt. Die auf die Ausgaben im Zusammenhang mit diesen beiden Kategorien von Leistungen entfallene Mehrwertsteuer brachte die Zweigniederlassung in vollem Umfang als Vorsteuer in Abzug.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Steuerverwaltung vertrat die Auffassung, dass f&#252;r die Mehrwertsteuer, die auf den Erwerb von Gegenst&#228;nden und Dienstleistungen entfallen sei, die ausschlie&#223;lich f&#252;r die mit der im Vereinigten K&#246;nigreich befindlichen Hauptniederlassung get&#228;tigten internen Ums&#228;tze verwendet worden seien, kein Recht auf Vorsteuerabzug bestehen k&#246;nne, da diese Ums&#228;tze au&#223;erhalb des Anwendungsbereichs der Mehrwertsteuer l&#228;gen. Als erleichternde Ma&#223;nahme gestattete sie jedoch den Abzug eines Teils der fraglichen Steuer durch Anwendung des f&#252;r die Hauptniederlassung geltenden <i>Pro-rata</i>-Satzes des Vorsteuerabzugs, vorbehaltlich der in Frankreich geltenden Ausschl&#252;sse des Rechts auf Vorsteuerabzug. In Bezug auf die gemischten Ausgaben im Zusammenhang sowohl mit Ums&#228;tzen mit der im Vereinigten K&#246;nigreich befindlichen Hauptniederlassung als auch solchen mit den Kunden der Pariser Zweigniederlassung ging die Steuerverwaltung davon aus, dass diese nur teilweise abzugsf&#228;hig seien, und wandte den f&#252;r die Hauptniederlassung geltenden <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs an, korrigiert um den Umsatz der Pariser Zweigniederlassung, f&#252;r den ein Recht auf Vorsteuerabzug bestand, und vorbehaltlich der in Frankreich geltenden Ausschl&#252;sse des Rechts auf Vorsteuerabzug.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts dieser Berichtigungen forderte die Steuerverwaltung Morgan Stanley zur Nachzahlung der beanspruchten Mehrwertsteuer auf. Das Tribunal administratif de Montreuil (Verwaltungsgericht Montreuil, Frankreich) wies die von Morgan Stanley erhobene Klage auf Erlass der erhobenen Nachforderungen ab. Die Berufungen gegen die Entscheidungen dieses Gerichts wurden von der Cour administrative d&#8217;appel de Versailles (Verwaltungsgerichtshof Versailles, Frankreich) zur&#252;ckgewiesen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r den mit einem Rechtsmittel gegen das Berufungsurteil befassten Conseil d&#8217;&#201;tat (Staatsrat, Frankreich) ist zum einen fraglich, ob hinsichtlich der Ausgaben einer in einem ersten Mitgliedstaat befindlichen Zweigniederlassung, die ausschlie&#223;lich f&#252;r die Bewirkung von Ums&#228;tzen ihrer in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung bestimmt sind, die Bestimmungen der Sechsten Richtlinie und der Richtlinie 2006/112 bedeuten, dass der Mitgliedstaat, in dem die Zweigniederlassung registriert ist, auf diese Ausgaben den f&#252;r die Zweigniederlassung oder den f&#252;r die Hauptniederlassung geltenden <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs anzuwenden hat oder aber &#8211; in Anlehnung an die im Urteil vom 13.&#160;Juli 2000, Monte Dei Paschi di Siena (C&#8209;136/99, EU:C:2000:408), in Bezug auf einen Erstattungsanspruch gew&#228;hlte L&#246;sung &#8211; einen spezifischen <i>Pro</i>&#8209;<i>rata</i>&#8209;Satz des Vorsteuerabzugs, der die in den Mitgliedstaaten der Registrierung der Zweigniederlassung und der Hauptniederlassung anwendbaren Regeln kombiniert, insbesondere unter Ber&#252;cksichtigung einer eventuell bestehenden Optionsregelung hinsichtlich der Besteuerung der Ums&#228;tze mit der Mehrwertsteuer.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, welche Regeln f&#252;r Ausgaben einer Zweigniederlassung gelten, die zur Bewirkung ihrer Ums&#228;tze im Mitgliedstaat ihrer Registrierung und der Ums&#228;tze der Hauptniederlassung beitragen, insbesondere im Hinblick auf den Begriff &#8222;allgemeine Kosten&#8220; und den <i>Pro</i>&#8209;<i>rata</i>&#8209;Satz des Vorsteuerabzugs.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat der Conseil d&#8217;&#201;tat (Staatsrat) beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn die Ausgaben einer in einem ersten Mitgliedstaat befindlichen Zweigniederlassung ausschlie&#223;lich f&#252;r die Bewirkung von Ums&#228;tzen ihrer in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung bestimmt sind, sind dann die in Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 sowie Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie enthaltenen Bestimmungen, die in die Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112 &#252;bernommen wurden, dahin auszulegen, dass der Mitgliedstaat der Zweigniederlassung auf diese Ausgaben den f&#252;r die Zweigniederlassung geltenden <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs anzuwenden hat, der auf der Grundlage der im Staat ihrer Registrierung bewirkten Ums&#228;tze und der in diesem Staat anwendbaren Regeln bestimmt wird, oder den f&#252;r die Hauptniederlassung geltenden <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs oder einen spezifischen <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs, der die in den Mitgliedstaaten der Registrierung der Zweigniederlassung und der Hauptniederlassung anwendbaren Regeln kombiniert, insbesondere im Hinblick auf eine eventuell bestehende Optionsregelung hinsichtlich der Besteuerung der Ums&#228;tze mit der Mehrwertsteuer?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Welche Regeln sind in dem besonderen Fall, dass die Ausgaben der Zweigniederlassung zur Bewirkung sowohl ihrer Ums&#228;tze im Staat ihrer Registrierung als auch der Ums&#228;tze der Hauptniederlassung beitragen, anzuwenden, insbesondere im Hinblick auf den Begriff &#8222;allgemeine Kosten&#8220; und den <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs?</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Vorlagefragen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur ersten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist festzustellen, dass der Ausgangsrechtsstreit die Besteuerungszeitr&#228;ume von 2002 bis 2009 betrifft. Daher sind auf den Rechtsstreit sowohl die Sechste Richtlinie als auch die Richtlinie 2006/112, mit der die Sechste Richtlinie mit Wirkung vom 1.&#160;Januar 2007 neu gefasst wurde, anwendbar.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Des Weiteren ist insofern, als die erste Frage den <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs betrifft, den die Pariser Zweigniederlassung auf die Ausgaben anzuwenden hat, die sie zur Bewirkung der Ums&#228;tze der im Vereinigten K&#246;nigreich befindlichen Hauptniederlassung get&#228;tigt hat, davon auszugehen, dass sich diese Frage auf die von dieser Zweigniederlassung get&#228;tigten Ausgaben bezieht, die &#8211; ausschlie&#223;lich &#8211;sowohl f&#252;r im Mitgliedstaat der Hauptniederlassung mehrwertsteuerpflichtige als auch f&#252;r in diesem Mitgliedstaat mehrwertsteuerfreie Ums&#228;tze bestimmt waren (im Folgenden: gemischt verwendete Ausgaben), was &#252;brigens in den schriftlichen Erkl&#228;rungen von Morgan Stanley best&#228;tigt wurde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus diesen Erkl&#228;rungen geht zudem hervor, dass sich die in der ersten Frage erw&#228;hnte Optionsregelung auf die Option bezieht, die die Pariser Zweigniederlassung gem&#228;&#223; der nationalen Regelung zur Umsetzung von Art.&#160;13 Teil&#160;C Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;137 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2006/112 ausge&#252;bt hat, um die Bank- und Finanzums&#228;tze von Morgan Stanley in Frankreich, die ohne Aus&#252;bung dieser Option von der Mehrwertsteuer befreit w&#228;ren, der Mehrwertsteuer zu unterwerfen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher m&#246;chte das vorlegende Gericht mit seiner ersten Frage wissen, ob Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 und Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie sowie die Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112 in dem Fall, dass sich eine Zweigniederlassung daf&#252;r entschieden hat, die im Mitgliedstaat ihrer Registrierung bewirkten Ums&#228;tze, die ohne die Aus&#252;bung dieser Option von der Mehrwertsteuer befreit gewesen w&#228;ren, der Mehrwertsteuer zu unterwerfen, dahin auszulegen sind, dass auf Ausgaben der Zweigniederlassung, die &#8211; ausschlie&#223;lich &#8211; sowohl f&#252;r mehrwertsteuerpflichtige als auch f&#252;r mehrwertsteuerfreie Ums&#228;tze bestimmt sind, die jeweils von der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung, der diese Zweigniederlassung zugeordnet ist, bewirkt werden, der f&#252;r die Zweigniederlassung geltende <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs anzuwenden ist, der auf Grundlage der im Mitgliedstaat ihrer Registrierung bewirkten Ums&#228;tze und der in diesem Staat anwendbaren Regeln bestimmt wird, oder der f&#252;r die Hauptniederlassung geltende <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs oder aber ein spezifischer <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs, der die Regeln kombiniert, die im Mitgliedstaat der Registrierung der Zweigniederlassung und im Mitgliedstaat der Hauptniederlassung gelten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Beantwortung dieser Frage ist als Erstes darauf hinzuweisen, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs das Recht der Steuerpflichtigen, von der von ihnen geschuldeten Mehrwertsteuer die Mehrwertsteuer abzuziehen, die f&#252;r die von ihnen auf der Eingangsstufe erworbenen Gegenst&#228;nde und empfangenen Dienstleistungen als Vorsteuer geschuldet wird oder entrichtet wurde, ein Grundprinzip des durch das Unionsrecht geschaffenen gemeinsamen Mehrwertsteuersystems ist. Dieses Recht auf Vorsteuerabzug ist integraler Bestandteil des Mechanismus der Mehrwertsteuer und kann grunds&#228;tzlich nicht eingeschr&#228;nkt werden. Es kann f&#252;r die gesamte Steuerbelastung der Eingangsums&#228;tze sofort ausge&#252;bt werden (Urteil vom 15.&#160;September 2016, Barlis 06 &#8211; Investimentos Imobili&#225;rios e Tur&#237;sticos, C&#8209;516/14, EU:C:2016:690, Rn.&#160;37 und 38 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Durch die Regelung &#252;ber den Vorsteuerabzug soll der Unternehmer vollst&#228;ndig von der im Rahmen aller seiner wirtschaftlichen T&#228;tigkeiten geschuldeten oder entrichteten Mehrwertsteuer entlastet werden. Das gemeinsame Mehrwertsteuersystem gew&#228;hrleistet somit die Neutralit&#228;t hinsichtlich der steuerlichen Belastung aller wirtschaftlichen T&#228;tigkeiten unabh&#228;ngig von ihrem Zweck oder ihrem Ergebnis, sofern diese T&#228;tigkeiten selbst grunds&#228;tzlich der Mehrwertsteuer unterliegen (Urteil vom 15.&#160;September 2016, Barlis 06 &#8211; Investimentos Imobili&#225;rios e Tur&#237;sticos, C&#8209;516/14, EU:C:2016:690, Rn.&#160;39 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit geht aus Art.&#160;17 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;168 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2006/112 hervor, dass der Steuerpflichtige berechtigt ist, in dem Mitgliedstaat, in dem er seine besteuerten Ums&#228;tze bewirkt, vom Betrag der von ihm geschuldeten Steuer die in diesem Mitgliedstaat f&#252;r Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen geschuldete oder entrichtete Mehrwertsteuer abzuziehen, soweit er die Gegenst&#228;nde oder Dienstleistungen auf der Ausgangsstufe f&#252;r die Zwecke dieser Ums&#228;tze verwendet hat (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 15.&#160;September 2016, Barlis 06 &#8211; Investimentos Imobili&#225;rios e Tur&#237;sticos, C&#8209;516/14, EU:C:2016:690, Rn.&#160;40 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So hat der Gerichtshof entschieden, dass die Mehrwertsteuer nur abgezogen werden kann, wenn die Eingangsums&#228;tze direkt und unmittelbar mit zum Abzug berechtigenden Ausgangsums&#228;tzen zusammenh&#228;ngen. Das Recht auf Abzug der f&#252;r den Bezug von Gegenst&#228;nden oder Dienstleistungen auf der Eingangsstufe entrichteten Mehrwertsteuer ist n&#228;mlich nur gegeben, wenn die hierf&#252;r get&#228;tigten Aufwendungen zu den Kostenelementen der auf der Ausgangsstufe versteuerten, zum Abzug berechtigenden Ums&#228;tze geh&#246;ren (Urteil vom 16.&#160;Juli 2015, Larentia + Minerva und Marenave Schiffahrt, C&#8209;108/14 und C&#8209;109/14, EU:C:2015:496, Rn.&#160;23 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem hat der Steuerpflichtige nach Art.&#160;17 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;169 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2006/112 das Recht zum Abzug der Mehrwertsteuer, die f&#252;r Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen geschuldet oder entrichtet wird, die f&#252;r die Zwecke von au&#223;erhalb des Mitgliedstaats im Sinne von Rn.&#160;29 des vorliegenden Urteils bewirkten Ums&#228;tzen verwendet werden, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug best&#252;nde, wenn sie in diesem Mitgliedstaat bewirkt worden w&#228;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das in den in der vorstehenden Randnummer angef&#252;hrten Bestimmungen vorgesehene Recht auf Vorsteuerabzug h&#228;ngt also von zwei Voraussetzungen ab, n&#228;mlich zum einen davon, dass die Ums&#228;tze, die ein Steuerpflichtiger in einem anderen Mitgliedstaat als demjenigen bewirkt, in dem die Mehrwertsteuer f&#252;r die zur Bewirkung dieser Ums&#228;tze verwendeten Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen geschuldet oder entrichtet wird, in diesem anderen Mitgliedstaat steuerpflichtig sind, und zum anderen davon, dass diese Ums&#228;tze auch steuerpflichtig w&#228;ren, wenn sie in dem Mitgliedstaat, in dem die Mehrwertsteuer geschuldet oder entrichtet wird, bewirkt worden w&#228;ren (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 13.&#160;Juli 2000, Monte Dei Paschi Di Siena, C&#8209;136/99, EU:C:2000:408, Rn.&#160;28, und vom 22.&#160;Dezember 2010, RBS Deutschland Holdings, C&#8209;277/09, EU:C:2010:810, Rn.&#160;31 und 32).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die zweite Voraussetzung betrifft, ist angesichts dessen, dass sich Art.&#160;17 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;169 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2006/112 nichts anderes entnehmen l&#228;sst, davon auszugehen, dass sie insbesondere in einer Situation wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden erf&#252;llt ist, in der die im Mitgliedstaat der Hauptniederlassung besteuerten Ums&#228;tze auch im Mitgliedstaat der Registrierung der Zweigniederlassung, die die entsprechenden Ausgaben get&#228;tigt hat, besteuert werden, da die Zweigniederlassung eine Option gem&#228;&#223; der nationalen Regelung zur Umsetzung von Art.&#160;13 Teil&#160;C Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;137 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2006/112 ausge&#252;bt hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Zweites ist darauf hinzuweisen, dass nach Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;9 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112 als &#8222;Steuerpflichtiger&#8220; im Sinne des Mehrwertsteuerrechts gilt, wer eine wirtschaftliche T&#228;tigkeit &#8222;selbst&#228;ndig&#8220; aus&#252;bt (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 23.&#160;M&#228;rz 2006, FCE Bank, C&#8209;210/04, EU:C:2006:196, Rn.&#160;33, und vom 7.&#160;August 2018, TGE Gas Engineering, C&#8209;16/17, EU:C:2018:647, Rn.&#160;40).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was eine Gesellschaft mit Hauptniederlassung in einem Mitgliedstaat und einer in einem anderen Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung betrifft, so ergibt sich aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs, dass die Hauptniederlassung und die Zweigniederlassung mehrwertsteuerrechtlich als ein einziger Steuerpflichtiger anzusehen sind, es sei denn, es wird nachgewiesen, dass die Zweigniederlassung einer selbst&#228;ndigen Wirtschaftst&#228;tigkeit nachgeht, was insbesondere dann der Fall w&#228;re, wenn sie das wirtschaftliche Risiko ihrer T&#228;tigkeit tr&#252;ge (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 7.&#160;August 2018, TGE Gas Engineering, C&#8209;16/17, EU:C:2018:647, Rn.&#160;41 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall findet sich in der dem Gerichtshof vorliegenden Akte keinerlei Anhaltspunkt daf&#252;r, dass die Pariser Zweigniederlassung gegen&#252;ber der im Vereinigten K&#246;nigreich befindlichen Hauptniederlassung im Sinne der in Rn.&#160;35 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung selbst&#228;ndig handelt. Daher ist vorbehaltlich einer Pr&#252;fung durch das vorlegende Gericht davon auszugehen, dass die Zweigniederlassung und die Hauptniederlassung mehrwertsteuerrechtlich als ein einziger Steuerpflichtiger anzusehen sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass eine Leistung nur dann steuerbar ist, wenn zwischen dem Leistenden und dem Leistungsempf&#228;nger ein Rechtsverh&#228;ltnis besteht, in dessen Rahmen gegenseitige Leistungen ausgetauscht werden (Urteile vom 23.&#160;M&#228;rz 2006, FCE Bank, C&#8209;210/04, EU:C:2006:196, Rn.&#160;34, und vom 17.&#160;September 2014, Skandia America [USA], filial Sverige, C&#8209;7/13, EU:C:2014:2225, Rn.&#160;24).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach ist festzustellen, dass in Ermangelung eines Rechtsverh&#228;ltnisses zwischen einer Zweigniederlassung und der Hauptniederlassung, die zusammen einen einzigen Steuerpflichtigen bilden, die wechselseitigen Leistungen zwischen ihnen &#8211; im Gegensatz zu besteuerten Ums&#228;tzen mit Dritten &#8211; nicht steuerbare interne Transaktionen darstellen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist eine in einem Mitgliedstaat registrierte Zweigniederlassung berechtigt, in diesem Mitgliedstaat die Mehrwertsteuer abzuziehen, die auf erworbene Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen entf&#228;llt, die direkt und unmittelbar mit der Bewirkung besteuerter Ums&#228;tze zusammenh&#228;ngen, einschlie&#223;lich derjenigen der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung &#8211; mit der sie einen einzigen Steuerpflichtigen bildet&#160;&#8211;, sofern f&#252;r diese Ums&#228;tze das Recht auf Vorsteuerabzug auch dann best&#252;nde, wenn sie im Staat der Registrierung der Zweigniederlassung bewirkt worden w&#228;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Als Drittes darf, soweit Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen von einem Steuerpflichtigen sowohl f&#252;r Ums&#228;tze verwendet werden, f&#252;r die ein Recht auf Vorsteuerabzug besteht, als auch f&#252;r Ums&#228;tze, f&#252;r die kein Recht auf Vorsteuerabzug besteht, nach Art.&#160;173 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112, der Art.&#160;17 Abs.&#160;5 der Sechsten Richtlinie entspricht, nur der Teil der Mehrwertsteuer abgezogen werden, der auf den Betrag der erstgenannten Ums&#228;tze entf&#228;llt. Hierf&#252;r ist gem&#228;&#223; den Art.&#160;174 und 175 der Richtlinie 2006/112 &#8222;f&#252;r die Gesamtheit der von dem Steuerpflichtigen bewirkten Ums&#228;tze&#8220; ein <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs festzulegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese <i>Pro-rata</i>-Regelung ist insbesondere dann anwendbar, wenn eine in einem Mitgliedstaat registrierte Zweigniederlassung Ausgaben t&#228;tigt, die sowohl den Zwecken mehrwertsteuerpflichtiger Ums&#228;tze als auch denen mehrwertsteuerfreier Ums&#228;tze dienen, die jeweils von der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung bewirkt werden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 13.&#160;Juli 2000, Monte Dei Paschi Di Siena, C&#8209;136/99, EU:C:2000:408, Rn.&#160;26 bis 28).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat Gelegenheit zur Klarstellung gehabt, dass die in Art.&#160;17 Abs.&#160;5 der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;173 Abs.&#160;1 und 2 der Richtlinie 2006/112 vorgesehene Abzugsregelung und die damit einhergehenden Abzugsmethoden nur auf die Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen anwendbar sind, die der Steuerpflichtige sowohl f&#252;r wirtschaftliche T&#228;tigkeiten, f&#252;r die ein Recht auf Vorsteuerabzug besteht, als auch f&#252;r wirtschaftliche T&#228;tigkeiten, f&#252;r die dieses Recht nicht besteht, verwendet, also gemischt nutzt (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 6.&#160;September 2012, Portugal Telecom, C&#8209;496/11, EU:C:2012:557, Rn.&#160;40, vom 16.&#160;Juli 2015, Larentia + Minerva und Marenave Schiffahrt, C&#8209;108/14 und C&#8209;109/14, EU:C:2015:496, Rn.&#160;26, sowie vom 9.&#160;Juni 2016, Wolfgang und Dr. Wilfried Rey Grundst&#252;cksgemeinschaft, C&#8209;332/14, EU:C:2016:417, Rn.&#160;26).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hingegen fallen Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen, die der Steuerpflichtige einzig und allein f&#252;r wirtschaftliche T&#228;tigkeiten verwendet, f&#252;r die ein Recht auf Vorsteuerabzug besteht, nicht in den Anwendungsbereich von Art.&#160;17 Abs.&#160;5 der Sechsten Richtlinie oder Art.&#160;173 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112, sondern unter die Vorsteuerabzugsregelung des Art.&#160;17 Abs.&#160;2 der Sechsten Richtlinie bzw. des Art.&#160;168 der Richtlinie 2006/112 (Urteil vom 6.&#160;September 2012, Portugal Telecom, C&#8209;496/11, EU:C:2012:557, Rn.&#160;41).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie aus dieser Rechtsprechung hervorgeht und die Kommission in der m&#252;ndlichen Verhandlung im Wesentlichen festgestellt hat, bezieht sich die Klarstellung in Art.&#160;17 Abs.&#160;5 Unterabs.&#160;2 der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;173 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 der Richtlinie 2006/112, wonach f&#252;r Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen, die von einem Steuerpflichtigen sowohl f&#252;r mehrwertsteuerpflichtige als auch f&#252;r mehrwertsteuerfreie Ums&#228;tze verwendet werden, der <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs &#8222;f&#252;r die Gesamtheit der von dem Steuerpflichtigen bewirkten Ums&#228;tze&#8220; festzulegen ist, auf die Gesamtheit der oben genannten Ums&#228;tze, f&#252;r die die vom Steuerpflichtigen erworbenen gemischt verwendeten Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen bestimmt sind, unter Ausschluss anderer Ums&#228;tze des Steuerpflichtigen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit daher ein Steuerpflichtiger &#252;ber die gemischt verwendeten Ausgaben hinaus Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen erwirbt, die ausschlie&#223;lich f&#252;r mehrwertsteuerpflichtige Ums&#228;tze verwendet werden, kann die Mehrwertsteuer auf diese Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen gem&#228;&#223; Art.&#160;17 Abs.&#160;2 und 3 der Sechsten Richtlinie sowie den Art.&#160;168 und 169 der Richtlinie 2006/112 vollst&#228;ndig abgezogen werden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 14.&#160;September 2017, Iberdrola Inmobiliaria Real Estate Investments, C&#8209;132/16, EU:C:2017:683, Rn.&#160;27 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Dagegen kann die Mehrwertsteuer auf Gegenst&#228;nde und Dienstleistungen, die ausschlie&#223;lich f&#252;r die Zwecke etwaiger von dieser Steuer befreiter Ums&#228;tze verwendet werden, nicht abgezogen werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist hinsichtlich gemischt verwendeter Ausgaben einer in einem Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung, die &#8211; ausschlie&#223;lich &#8211; sowohl f&#252;r mehrwertsteuerpflichtige als auch f&#252;r mehrwertsteuerfreie Ums&#228;tze der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung bestimmt sind, ein <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs anzuwenden, wobei im Nenner der Umsatz &#8211; ohne Mehrwertsteuer&#160;&#8211;, der auf die Gesamtheit dieser Ums&#228;tze unter Ausschluss anderer Ums&#228;tze des Steuerpflichtigen entf&#228;llt, zu stehen hat und der Methode nach Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie bzw. nach den Art.&#160;174 und 175 der Richtlinie 2006/112 zu folgen ist. In diesem Zusammenhang ist zu pr&#228;zisieren, dass gem&#228;&#223; Art.&#160;17 Abs.&#160;3 der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;169 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2006/112 sowie der in Rn.&#160;32 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung im Z&#228;hler des den <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs bildenden Bruchs nur der Umsatz &#8211; ohne Mehrwertsteuer &#8211; stehen darf, der auf die besteuerten Ums&#228;tze der Hauptniederlassung entf&#228;llt, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug auch dann best&#252;nde, wenn sie im Mitgliedstaat der Registrierung der Zweigniederlassung bewirkt worden w&#228;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist noch darauf hinzuweisen, dass der in der vorstehenden Randnummer angegebene <i>Pro-rata</i>-Satz nicht unbedingt als der &#8222;f&#252;r die Hauptniederlassung geltende <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs&#8220; im Sinne der ersten Vorlagefrage angesehen werden kann. Es sind n&#228;mlich nur jene Ums&#228;tze der Hauptniederlassung betroffen, f&#252;r die die gemischt verwendeten Ausgaben der Zweigniederlassung bestimmt sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Morgan Stanley vertritt die Ansicht, dass der Mitgliedstaat der Registrierung der Zweigniederlassung auf die Gesamtheit der von dieser auf der Eingangsstufe get&#228;tigten Ausgaben &#8211; unabh&#228;ngig von ihrem Zusammenhang mit der T&#228;tigkeit der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung &#8211; den f&#252;r die Zweigniederlassung geltenden <i>Pro-rata</i>-Satz anzuwenden habe, der nur anhand der Ums&#228;tze zu bestimmen sei, die die Zweigniederlassung im Staat ihrer Registrierung bewirke. Dieser Auslegung kann jedoch nicht gefolgt werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Berechnung des auf gemischt verwendete Ausgaben einer Zweigniederlassung anwendbaren <i>Pro-rata</i>-Satzes ber&#252;cksichtigt diese L&#246;sung n&#228;mlich &#8211; entgegen der in Rn.&#160;30 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung &#8211; keine Ums&#228;tze der Hauptniederlassung, mit denen diese Ausgaben direkt und unmittelbar zusammenh&#228;ngen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Auslegung wird nicht durch die Rechtsprechung entkr&#228;ftet, die sich aus dem Urteil vom 12.&#160;September 2013, Le Cr&#233;dit Lyonnais (C&#8209;388/11, EU:C:2013:541), ergibt und auf die Morgan Stanley ihr Vorbringen st&#252;tzt. Zwar hat der Gerichtshof in den Rn.&#160;40 und 55 jenes Urteils entschieden, dass eine Gesellschaft, deren Hauptniederlassung sich in einem Mitgliedstaat befindet, f&#252;r die Bestimmung des f&#252;r sie gem&#228;&#223; der Abzugsregelung nach Art.&#160;17 Abs.&#160;5 der Sechsten Richtlinie geltenden <i>Pro-rata</i>-Satzes des Vorsteuerabzugs nicht den Umsatz ber&#252;cksichtigen kann, den ihre in anderen Mitgliedstaaten befindlichen Zweigniederlassungen erzielt haben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jedoch ist hierzu festzustellen, dass der Gerichtshof in jener Rechtssache &#8211; wie insbesondere aus Rn.&#160;19 des erw&#228;hnten Urteils hervorgeht &#8211; mit der Frage befasst wurde, ob der Gesamtumsatz &#8211; im Sinne s&#228;mtlicher Einnahmen &#8211; dieser Zweigniederlassungen ber&#252;cksichtigt werden kann. So hat der Gerichtshof insbesondere in Rn.&#160;38 des Urteils vom 12.&#160;September 2013, Le Cr&#233;dit Lyonnais (C&#8209;388/11, EU:C:2013:541), darauf hingewiesen, dass die Ber&#252;cksichtigung des Umsatzes, der von allen festen Niederlassungen des Steuerpflichtigen in anderen Mitgliedstaaten erzielt wurde, zur Bestimmung des <i>Pro-rata</i>-Satzes des f&#252;r die Hauptniederlassung geltenden Vorsteuerabzugs bei s&#228;mtlichen Anschaffungen, die der Steuerpflichtige in dem Mitgliedstaat seiner Hauptniederlassung get&#228;tigt hat, einen Anstieg des Teils der Mehrwertsteuer zur Folge h&#228;tte, den die genannte Hauptniederlassung in Abzug bringen kann, auch wenn einige dieser Anschaffungen in keinem Zusammenhang mit den T&#228;tigkeiten der au&#223;erhalb dieses Staates befindlichen festen Niederlassungen stehen. Dadurch w&#252;rde die H&#246;he des anwendbaren <i>Pro-rata</i>-Satzes des Vorsteuerabzugs verf&#228;lscht.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daraus folgt, dass der Gerichtshof in dem genannten Urteil die Ber&#252;cksichtigung des Umsatzes der in anderen Mitgliedstaaten befindlichen Zweigniederlassungen bei der Berechnung des f&#252;r die Hauptniederlassung eines Steuerpflichtigen geltenden <i>Pro-rata</i>-Satzes des Vorsteuerabzugs ausgeschlossen hat, weil zumindest ein Teil dieses Umsatzes keinen Zusammenhang mit den von der Hauptniederlassung auf der Eingangsstufe get&#228;tigten Erwerben aufwies. Demnach wollte der Gerichtshof bei der Bestimmung des Umfangs des Rechts auf Vorsteuerabzug einer in einem Mitgliedstaat befindlichen festen Niederlassung eines Steuerpflichtigen die Ber&#252;cksichtigung der von einer in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen festen Niederlassung des Steuerpflichtigen bewirkten Ums&#228;tze, die mit den von der erstgenannten festen Niederlassung get&#228;tigten Ausgaben direkt und unmittelbar zusammenh&#228;ngen, nicht ausschlie&#223;en.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem kann die Berechnung des f&#252;r die von der Hauptniederlassung get&#228;tigten Ums&#228;tze geltenden <i>Pro-rata</i>-Satzes auch nicht auf den Umsatz gest&#252;tzt werden, den die Zweigniederlassung mit der Hauptniederlassung erzielt, wie dies die franz&#246;sische Regierung vorschl&#228;gt. Wie in Rn.&#160;38 des vorliegenden Urteils erw&#228;hnt, besteht dieser Umsatz n&#228;mlich aus nicht steuerbaren internen Transaktionen des Steuerpflichtigen, w&#228;hrend gem&#228;&#223; Art.&#160;17 Abs.&#160;5 der Sechsten Richtlinie und Art.&#160;173 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112 bei der Berechnung des <i>Pro-rata</i>-Satzes des Vorsteuerabzugs die mehrwertsteuerpflichtigen und die mehrwertsteuerfreien Ums&#228;tze zu ber&#252;cksichtigen sind, die ein Steuerpflichtiger mit Dritten bewirkt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die erste Frage zu antworten, dass Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 und Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie sowie die Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112 dahin auszulegen sind, dass auf Ausgaben einer in einem Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung, die &#8211; ausschlie&#223;lich &#8211; sowohl f&#252;r mehrwertsteuerpflichtige als auch f&#252;r mehrwertsteuerfreie Ums&#228;tze bestimmt sind, die jeweils von der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung, der diese Zweigniederlassung zugeordnet ist, bewirkt werden, ein <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs anzuwenden ist, der sich aus einem Bruch ergibt, wobei im Nenner der allein aus diesen Ums&#228;tzen bestehende Umsatz &#8211; ohne Mehrwertsteuer &#8211; und im Z&#228;hler die besteuerten Ums&#228;tze, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug auch dann best&#252;nde, wenn sie im Mitgliedstaat der Registrierung der Zweigniederlassung bewirkt worden w&#228;ren, zu stehen haben; dies gilt auch dann, wenn das Recht auf Vorsteuerabzug deshalb besteht, weil die Zweigniederlassung f&#252;r die Mehrwertsteuerpflicht der im Staat ihrer Registrierung bewirkten Ums&#228;tze optiert hat.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur zweiten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner zweiten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, wie Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 und Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie sowie die Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112 auszulegen sind, um den <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs zu bestimmen, der auf die von einer in einem Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung getragenen allgemeinen Kosten anwendbar ist, die zur Bewirkung sowohl der Ums&#228;tze der Zweigniederlassung in diesem Staat als auch der Ums&#228;tze der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung beitragen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist zum einen darauf hinzuweisen, dass grunds&#228;tzlich ein direkter und unmittelbarer Zusammenhang zwischen einem bestimmten Eingangsumsatz und einem oder mehreren Ausgangsums&#228;tzen, die das Recht auf Vorsteuerabzug er&#246;ffnen, im Sinne der in Rn.&#160;30 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung bestehen muss, damit der Steuerpflichtige zum Vorsteuerabzug berechtigt ist und der Umfang dieses Rechts bestimmt werden kann. Das Recht auf Abzug der f&#252;r den Erwerb von Gegenst&#228;nden oder Dienstleistungen auf der Eingangsstufe entrichteten Mehrwertsteuer ist nur gegeben, wenn die hierf&#252;r get&#228;tigten Ausgaben zu den Kostenelementen der besteuerten, zum Abzug berechtigenden Ausgangsums&#228;tze geh&#246;ren (Urteil vom 14.&#160;September 2017, Iberdrola Inmobiliaria Real Estate Investments, C&#8209;132/16, EU:C:2017:683, Rn.&#160;28 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen wird jedoch ein Recht auf Vorsteuerabzug zugunsten des Steuerpflichtigen auch bei Fehlen eines direkten und unmittelbaren Zusammenhangs zwischen einem bestimmten Eingangsumsatz und einem oder mehreren zum Abzug berechtigenden Ausgangsums&#228;tzen dann angenommen, wenn die Kosten f&#252;r die fraglichen Dienstleistungen zu den allgemeinen Aufwendungen des Steuerpflichtigen geh&#246;ren und &#8211; als solche &#8211; Kostenelemente der von ihm gelieferten Gegenst&#228;nde oder erbrachten Dienstleistungen sind. Derartige Kosten h&#228;ngen n&#228;mlich direkt und unmittelbar mit der gesamten wirtschaftlichen T&#228;tigkeit des Steuerpflichtigen zusammen(Urteil vom 14.&#160;September 2017, Iberdrola Inmobiliaria Real Estate Investments, C&#8209;132/16, EU:C:2017:683, Rn.&#160;29 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn zur wirtschaftlichen T&#228;tigkeit des Steuerpflichtigen sowohl mehrwertsteuerpflichtige als auch mehrwertsteuerfreie Ums&#228;tze geh&#246;ren, ist daher auf seine allgemeinen Kosten die Abzugsregelung nach Art.&#160;17 Abs.&#160;5 der Sechsten Richtlinie und nach Art.&#160;173 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2006/112 anzuwenden. Entsprechend den Erw&#228;gungen in den Rn.&#160;40 bis 46 des vorliegenden Urteils ist bei der Bestimmung des auf die allgemeinen Kosten anwendbaren <i>Pro-rata</i>-Satzes des Vorsteuerabzugs auf die Gesamtheit der wirtschaftlichen T&#228;tigkeiten des Steuerpflichtigen abzustellen, wobei der Methode nach Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie bzw. nach den Art.&#160;174 und 175 der Richtlinie 2006/112 zu folgen ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was den auf die allgemeinen Kosten einer in einem Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung anwendbaren <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs in dem Fall betrifft, dass der Steuerpflichtige sowohl in diesem Staat als auch im Mitgliedstaat seiner Hauptniederlassung Ums&#228;tze bewirkt, so haben im Z&#228;hler des den <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs bildenden Bruchs neben den von der Zweigniederlassung get&#228;tigten besteuerten Ums&#228;tzen nur diejenigen von der Hauptniederlassung bewirkten besteuerten Ums&#228;tze zu stehen, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug auch dann best&#252;nde, wenn sie im Staat der Registrierung der Zweigniederlassung bewirkt worden w&#228;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die zweite Frage zu antworten, dass Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 und Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie sowie die Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112 dahin auszulegen sind, dass f&#252;r die Bestimmung des <i>Pro-rata</i>-Satzes des Vorsteuerabzugs, der auf die von einer in einem Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung getragenen allgemeinen Kosten anwendbar ist, die zur Bewirkung sowohl der Ums&#228;tze der Zweigniederlassung in diesem Staat als auch der Ums&#228;tze der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung beitragen, im Nenner des den <i>Pro-rata</i>-Satz des Vorsteuerabzugs bildenden Bruchs sowohl von der Zweigniederlassung als auch von der Hauptniederlassung bewirkte Ums&#228;tze zu ber&#252;cksichtigen sind, wobei im Z&#228;hler des Bruchs neben den von der Zweigniederlassung get&#228;tigten besteuerten Ums&#228;tzen nur diejenigen von der Hauptniederlassung bewirkten besteuerten Ums&#228;tze zu stehen haben, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug auch dann best&#252;nde, wenn sie im Staat der Registrierung der Zweigniederlassung bewirkt worden w&#228;ren.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Vierte Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 und Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie 77/388/EWG des Rates vom 17.&#160;Mai 1977 zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten &#252;ber die Umsatzsteuern &#8211; Gemeinsames Mehrwertsteuersystem: einheitliche steuerpflichtige Bemessungsgrundlage sowie die Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112/EG des Rates vom 28.&#160;November 2006 &#252;ber das gemeinsame Mehrwertsteuersystem sind dahin auszulegen, dass auf Ausgaben einer in einem Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung, die &#8211; ausschlie&#223;lich &#8211; sowohl f&#252;r mehrwertsteuerpflichtige als auch f&#252;r mehrwertsteuerfreie Ums&#228;tze bestimmt sind, die jeweils von der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung, der diese Zweigniederlassung zugeordnet ist, bewirkt werden, ein </b><i>Pro-rata</i><b>-Satz des Vorsteuerabzugs anzuwenden ist, der sich aus einem Bruch ergibt, wobei im Nenner der allein aus diesen Ums&#228;tzen bestehende Umsatz &#8211; ohne Mehrwertsteuer &#8211; und im Z&#228;hler die besteuerten Ums&#228;tze, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug auch dann best&#252;nde, wenn sie im Mitgliedstaat der Registrierung der Zweigniederlassung bewirkt worden w&#228;ren, zu stehen haben; dies gilt auch dann, wenn das Recht auf Vorsteuerabzug deshalb besteht, weil die Zweigniederlassung f&#252;r die Mehrwertsteuerpflicht der im Staat ihrer Registrierung bewirkten Ums&#228;tze optiert hat.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;17 Abs.&#160;2, 3 und 5 und Art.&#160;19 Abs.&#160;1 der Sechsten Richtlinie 77/388 sowie die Art.&#160;168, 169 und 173 bis 175 der Richtlinie 2006/112 sind dahin auszulegen, dass f&#252;r die Bestimmung des </b><i>Pro-rata</i><b>-Satzes des Vorsteuerabzugs, der auf die von einer in einem Mitgliedstaat registrierten Zweigniederlassung getragenen allgemeinen Kosten anwendbar ist, die zur Bewirkung sowohl der Ums&#228;tze der Zweigniederlassung in diesem Staat als auch der Ums&#228;tze der in einem anderen Mitgliedstaat befindlichen Hauptniederlassung beitragen, im Nenner des den </b><i>Pro-rata</i><b>-Satz des Vorsteuerabzugs bildenden Bruchs sowohl von der Zweigniederlassung als auch von der Hauptniederlassung bewirkte Ums&#228;tze zu ber&#252;cksichtigen sind, wobei im Z&#228;hler des Bruchs neben den von der Zweigniederlassung get&#228;tigten besteuerten Ums&#228;tzen nur diejenigen von der Hauptniederlassung bewirkten besteuerten Ums&#228;tze zu stehen haben, f&#252;r die das Recht auf Vorsteuerabzug auch dann best&#252;nde, wenn sie im Staat der Registrierung der Zweigniederlassung bewirkt worden w&#228;ren.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Franz&#246;sisch.</p>
175,019
eugh-2019-01-24-c-4318
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-43/18
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:46
2019-01-31T19:20:46
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:56
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DER GENERALANW&#196;LTIN</p> <p class="C36Centre">JULIANE KOKOTT</p> <p class="C36Centre">vom 24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement">Rechtssache C&#8209;43/18</p> <p class="C37Centregras">Compagnie d&#8217;entreprises CFE SA</p> <p class="C37Centregras">gegen</p> <p class="C37Centregras">R&#233;gion de Bruxelles-Capitale</p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Conseil d&#8217;&#201;tat (Staatsrat, Belgien])</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>321/18</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Terre wallonne ASBL</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>R&#233;gion wallonne</b> </p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Conseil d&#8217;&#201;tat (Staatsrat, Belgien])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorabentscheidungsersuchen &#8211; Umwelt &#8211; Richtlinie 2001/42/EG &#8211; Pr&#252;fung der Umweltauswirkungen bestimmter Pl&#228;ne und Programme &#8211; Richtlinie 92/43/EWG &#8211; Erhaltung der nat&#252;rlichen Lebensr&#228;ume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen &#8211; Ma&#223;nahmen zur Verwaltung von Schutzgebieten &#8211; Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets &#8211; Begriff der Pl&#228;ne und Programme &#8211; Verpflichtung, eine Umweltpr&#252;fung durchzuf&#252;hren &#8211; Festlegung der Erhaltungsziele f&#252;r die Region Wallonien&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Einleitung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In welchem Verh&#228;ltnis stehen die SUP-Richtlinie (SUP steht f&#252;r strategische Umweltpr&#252;fung)(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) und die Habitatrichtlinie(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) zueinander? Diese Frage werfen die beiden Vorabentscheidungsersuchen des Conseil d&#8217;&#201;tat (Staatsrat, Belgien) auf, die ich gemeinsam untersuche.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hintergrund sind die verschiedenen Pr&#252;fungen von Umweltauswirkungen, die das Unionsrecht vorsieht, im vorliegenden Fall insbesondere die in Art.&#160;6 Abs.&#160;3 der Habitatrichtlinie geregelte Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung von Pl&#228;nen und Projekten, die Natura-2000-Gebiete beeintr&#228;chtigen k&#246;nnen, und die Umweltpr&#252;fung von Pl&#228;nen und Programmen nach der SUP-Richtlinie. Dagegen spielt die bekannteste Pr&#252;fung, die Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung von Projekten nach der UVP-Richtlinie(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>), im vorliegenden Fall keine besondere Rolle.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dabei geht es in der Rechtssache CFE um die Umsetzung der Habitatrichtlinie im Wege der innerstaatlichen Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets, die den Erlass verschiedener Schutzregelungen mit sich bringt, und in der Rechtssache Terre wallonne um die Festlegung von Erhaltungszielen f&#252;r alle Natura-2000-Gebiete der Region Wallonien, womit ebenfalls die Habitatrichtlinie durchgef&#252;hrt werden soll. Gegen beide Rechtsakte wird eingewandt, dass vor ihrem Erlass eine Umweltpr&#252;fung gem&#228;&#223; der SUP-Richtlinie h&#228;tte durchgef&#252;hrt werden m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insofern ist insbesondere zu kl&#228;ren, ob Ma&#223;nahmen, die unmittelbar mit der Verwaltung von Natura-2000-Gebieten in Verbindung stehen oder hierf&#252;r notwendig sind, vorliegend die Ausweisung eines Schutzgebiets und die Festlegung von Erhaltungszielen, grunds&#228;tzlich vom Anwendungsbereich der Umweltpr&#252;fung nach der SUP-Richtlinie, ausgeschlossen sind. F&#252;r dieses Ergebnis wird vor allem vorgetragen, dass derartige Ma&#223;nahmen ausdr&#252;cklich nicht der Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 der Habitatrichtlinie unterliegen. Doch was bedeutet das f&#252;r die Umweltpr&#252;fung nach der SUP-Richtlinie?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daneben ist zu er&#246;rtern, ob die genannten Ma&#223;nahmen konkret die Voraussetzungen f&#252;r eine Umweltpr&#252;fung erf&#252;llen. Insoweit ist vor allem zu kl&#228;ren, ob sie einen Rahmen f&#252;r die sp&#228;tere Genehmigung von Projekten setzen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hervorzuheben ist die praktische Bedeutung der vorliegenden Verfahren. Natura 2000 umfasst etwa 18&#160;% der Landfl&#228;che sowie 6&#160;% der Meeresfl&#228;che der Europ&#228;ischen Union in vielen Tausenden Einzelgebieten. Da bislang Verwaltungsma&#223;nahmen anscheinend h&#228;ufig ohne eine Umweltpr&#252;fung getroffen werden, k&#246;nnte eine Verpflichtung zur Umweltpr&#252;fung von Ma&#223;nahmen zur Verwaltung von Natura-2000-Gebieten dieses Netzwerk in Frage stellen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>SUP-Richtlinie</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Ziele der SUP-Richtlinie ergeben sich insbesondere aus Art.&#160;1:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Ziel dieser Richtlinie ist es, im Hinblick auf die F&#246;rderung einer nachhaltigen Entwicklung ein hohes Umweltschutzniveau sicherzustellen und dazu beizutragen, dass Umwelterw&#228;gungen bei der Ausarbeitung und Annahme von Pl&#228;nen und Programmen einbezogen werden, indem daf&#252;r gesorgt wird, dass bestimmte Pl&#228;ne und Programme, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben, entsprechend dieser Richtlinie einer Umweltpr&#252;fung unterzogen werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Pl&#228;ne und Programme werden durch Art.&#160;2 Buchst.&#160;a der SUP-Richtlinie definiert:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Pl&#228;ne und Programme&#8216; Pl&#228;ne und Programme, einschlie&#223;lich der von der Europ&#228;ischen Gemeinschaft mitfinanzierten, sowie deren &#196;nderungen,</p> <p class="C12Marge1avectiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die von einer Beh&#246;rde auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene ausgearbeitet und/oder angenommen werden oder die von einer Beh&#246;rde f&#252;r die Annahme durch das Parlament oder die Regierung im Wege eines Gesetzgebungsverfahrens ausgearbeitet werden und</p> <p class="C12Marge1avectiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die aufgrund von Rechts- oder Verwaltungsvorschriften erstellt werden m&#252;ssen&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Ausgangsf&#228;lle ist insbesondere die Verpflichtung zur Durchf&#252;hrung einer strategischen Umweltpr&#252;fung nach Art.&#160;3 Abs.&#160;1 bis 5 der SUP-Richtlinie von Interesse:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die unter die Abs.&#160;2 bis 4 fallenden Pl&#228;ne und Programme, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben, werden einer Umweltpr&#252;fung nach den Art.&#160;4 bis 9 unterzogen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorbehaltlich des Abs.&#160;3 wird eine Umweltpr&#252;fung bei allen Pl&#228;nen und Programmen vorgenommen,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Energie, Industrie, Verkehr, Abfallwirtschaft, Wasserwirtschaft, Telekommunikation, Fremdenverkehr, Raumordnung oder Bodennutzung ausgearbeitet werden und durch die der Rahmen f&#252;r die k&#252;nftige Genehmigung der in den Anh&#228;ngen I und II der [UVP-Richtlinie] aufgef&#252;hrten Projekte gesetzt wird oder</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;bei denen angesichts ihrer voraussichtlichen Auswirkungen auf Gebiete eine Pr&#252;fung nach Art.&#160;6 oder 7 der [Habitatrichtlinie] f&#252;r erforderlich erachtet wird.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die unter Abs.&#160;2 fallenden Pl&#228;ne und Programme, die die Nutzung kleiner Gebiete auf lokaler Ebene festlegen, sowie geringf&#252;gige &#196;nderungen der unter Absatz 2 fallenden Pl&#228;ne und Programme bed&#252;rfen nur dann einer Umweltpr&#252;fung, wenn die Mitgliedstaaten bestimmen, dass sie voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben.</p> <p class="C02AlineaAltA">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten befinden dar&#252;ber, ob nicht unter Abs.&#160;2 fallende Pl&#228;ne und Programme, durch die der Rahmen f&#252;r die k&#252;nftige Genehmigung von Projekten gesetzt wird, voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben.</p> <p class="C02AlineaAltA">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten bestimmen entweder durch Einzelfallpr&#252;fung oder durch Festlegung von Arten von Pl&#228;nen und Programmen oder durch eine Kombination dieser beiden Ans&#228;tze, ob die in den Abs.&#160;3 und 4 genannten Pl&#228;ne oder Programme voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben. Zu diesem Zweck ber&#252;cksichtigen die Mitgliedstaaten in jedem Fall die einschl&#228;gigen Kriterien des Anhangs II, um sicherzustellen, dass Pl&#228;ne und Programme, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben, von dieser Richtlinie erfasst werden.&#8220;</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Habitatrichtlinie</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Natura 2000, das Netz europ&#228;ischer Schutzgebiete, wird in Art.&#160;3 Abs.&#160;1 der Habitatrichtlinie definiert:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Es wird ein koh&#228;rentes europ&#228;isches &#246;kologisches Netz besonderer Schutzgebiete mit der Bezeichnung &#8218;Natura 2000&#8216; errichtet. Dieses Netz besteht aus Gebieten, die die nat&#252;rlichen Lebensraumtypen des Anhangs I sowie die Habitate der Arten des Anhang[s] II umfassen, und muss den Fortbestand oder gegebenenfalls die Wiederherstellung eines g&#252;nstigen Erhaltungszustandes dieser nat&#252;rlichen Lebensraumtypen und Habitate der Arten in ihrem nat&#252;rlichen Verbreitungsgebiet gew&#228;hrleisten.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 der Habitatrichtlinie enth&#228;lt die konkreten Regelungen zur Gebietsausweisung:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Anhand der in Anhang III (Phase 1) festgelegten Kriterien und einschl&#228;giger wissenschaftlicher Informationen legt jeder Mitgliedstaat eine Liste von Gebieten vor, in der die in diesen Gebieten vorkommenden nat&#252;rlichen Lebensraumtypen des Anhangs I und einheimischen Arten des Anhangs II aufgef&#252;hrt sind. &#8230; </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auf der Grundlage der in Anhang III (Phase 2) festgelegten Kriterien und im Rahmen der neun in Art.&#160;1 Buchst.&#160;c) Ziffer iii) erw&#228;hnten biogeographischen Regionen sowie des in Art.&#160;2 Abs.&#160;1 genannten Gesamtgebietes erstellt die Kommission jeweils im Einvernehmen mit den Mitgliedstaaten aus den Listen der Mitgliedstaaten den Entwurf einer Liste der Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung, &#8230; </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Liste der Gebiete, die als Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung ausgew&#228;hlt wurden und in der die Gebiete mit einem oder mehreren priorit&#228;ren nat&#252;rlichen Lebensraumtyp(en) oder einer oder mehreren priorit&#228;ren Art(en) ausgewiesen sind, wird von der Kommission nach dem Verfahren des Art.&#160;21 festgelegt.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist ein Gebiet aufgrund des in Abs.&#160;2 genannten Verfahrens als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung bezeichnet worden, so weist der betreffende Mitgliedstaat dieses Gebiet so schnell wie m&#246;glich &#8211; sp&#228;testens aber binnen sechs Jahren &#8211; als besonderes Schutzgebiet aus und legt dabei die Priorit&#228;ten nach Ma&#223;gabe der Wichtigkeit dieser Gebiete f&#252;r die Wahrung oder die Wiederherstellung eines g&#252;nstigen Erhaltungszustandes eines nat&#252;rlichen Lebensraumtyps des Anhangs I oder einer Art des Anhangs II und f&#252;r die Koh&#228;renz des Netzes Natura 2000 sowie danach fest, inwieweit diese Gebiete von Sch&#228;digung oder Zerst&#246;rung bedroht sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sobald ein Gebiet in die Liste des Abs.&#160;2 Unterabs.&#160;3 aufgenommen ist, unterliegt es den Bestimmungen des Art.&#160;6 Abs.&#160;2, 3 und 4.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gebietsschutz ist in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 bis 3 der Habitatrichtlinie wie folgt geregelt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die besonderen Schutzgebiete legen die Mitgliedstaaten die n&#246;tigen Erhaltungsma&#223;nahmen fest, die gegebenenfalls geeignete, eigens f&#252;r die Gebiete aufgestellte oder in andere Entwicklungspl&#228;ne integrierte Bewirtschaftungspl&#228;ne und geeignete Ma&#223;nahmen rechtlicher, administrativer oder vertraglicher Art umfassen, die den &#246;kologischen Erfordernissen der nat&#252;rlichen Lebensraumtypen nach Anhang I und der Arten nach Anhang II entsprechen, die in diesen Gebieten vorkommen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten treffen die geeigneten Ma&#223;nahmen, um in den besonderen Schutzgebieten die Verschlechterung der nat&#252;rlichen Lebensr&#228;ume und der Habitate der Arten sowie St&#246;rungen von Arten, f&#252;r die die Gebiete ausgewiesen worden sind, zu vermeiden, sofern solche St&#246;rungen sich im Hinblick auf die Ziele dieser Richtlinie erheblich auswirken k&#246;nnten.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Pl&#228;ne oder Projekte, die nicht unmittelbar mit der Verwaltung des Gebietes in Verbindung stehen oder hierf&#252;r nicht notwendig sind, die ein solches Gebiet jedoch einzeln oder in Zusammenwirkung mit anderen Pl&#228;nen und Projekten erheblich beeintr&#228;chtigen k&#246;nnten, erfordern eine Pr&#252;fung auf Vertr&#228;glichkeit mit den f&#252;r dieses Gebiet festgelegten Erhaltungszielen. Unter Ber&#252;cksichtigung der Ergebnisse der Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung und vorbehaltlich des Abs.&#160;4 stimmen die zust&#228;ndigen einzelstaatlichen Beh&#246;rden dem Plan bzw. Projekt nur zu, wenn sie festgestellt haben, dass das Gebiet als solches nicht beeintr&#228;chtigt wird, und nachdem sie gegebenenfalls die &#214;ffentlichkeit angeh&#246;rt haben.&#8220;</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Innerstaatliches Recht</b> </p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Ausweisungsentscheidung der Region Br&#252;ssel-Hauptstadt f&#252;r das Gebiet For&#234;t de Soignes</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gegenstand des Verfahrens, das zur Rechtssache CFE gef&#252;hrt hat, ist der Arr&#234;t&#233; du Gouvernement de la R&#233;gion de Bruxelles-Capitale portant d&#233;signation du site Natura 2000 &#8211; BE1000001: &#171;&#160;La For&#234;t de Soignes avec lisi&#232;res et domaines bois&#233;s avoisinants et la Vall&#233;e de la Woluwe &#8211; complexe For&#234;t de Soignes &#8211; Vall&#233;e de la Woluwe&#160;&#187; du 14 avril 2016 (Erlass der Regierung der Region Br&#252;ssel-Hauptstadt vom 14.&#160;April 2016 &#252;ber die Ausweisung des Natura-2000-Gebiets BE1000001 &#8222;Wald von Soignes mit Randbest&#228;nden und benachbarten Waldgebieten und Woluwe-Tal. Komplex Wald von Soignes &#8211; Woluwe-Tal&#8220;)(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Erlass bestimmt im Wesentlichen, welche Fl&#228;chen Teil des besonderen Schutzgebiets sind, welche Lebensraumtypen und Arten dort vorkommen, in welchem Erhaltungszustand sie sich bei der Identifizierung des Gebiets befanden, welcher Erhaltungszustand erreicht werden soll und warum das Gebiet gesch&#252;tzt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;15 des Erlasses enth&#228;lt bestimmte Verbote zum Schutz des Gebiets: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;47 Abs.&#160;2 der [Naturschutzverordnung vom 1.&#160;M&#228;rz 2012] legt dieser Artikel allgemeine Verbote f&#252;r das durch diesen Erlass ausgewiesene Natura 2000-Gebiet fest.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorbehaltlich besonderer Bestimmungen, die eine Freistellung oder Abweichung zulassen, ist sie f&#252;r Projekte, die weder der Erlaubnis noch der Genehmigung im Sinne von Art.&#160;47 Abs.&#160;2 [der Naturschutzverordnung vom 1.&#160;M&#228;rz 2012] unterliegen, verboten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;einheimische Pflanzenarten, einschlie&#223;lich Moose, Pilze und Flechten, zu entfernen, zu entwurzeln, zu besch&#228;digen oder zu zerst&#246;ren und den Pflanzenbestand zu zerst&#246;ren, zu verschlechtern oder zu ver&#228;ndern;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230;&#8220;</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Festlegung der Erhaltungsziele in der Region Wallonien</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Ausgangsverfahren zu der Rechtssache Terre wallonne geht es um den Erlass der Wallonischen Regierung vom 1.&#160;Dezember 2016 zur Festlegung der Erhaltungsziele f&#252;r das Natura 2000-Netz(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>). Darin werden quantitative und qualitative Erhaltungsziele f&#252;r Lebensraumtypen und Arten in der gesamten Region festgelegt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Grundlage f&#252;r den Erlass liegt in Art.&#160;25bis<i/>des Gesetzes vom 12.&#160;Juli 1973 &#252;ber die Erhaltung der Natur:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Art.&#160;25<i>bis</i>. &#167;&#160;1. Die Regierung legt auf der Ebene der Wallonischen Region Erhaltungsziele f&#252;r jeden nat&#252;rlichen Lebensraumtyp und jeden Artentyp fest, f&#252;r die Gebiete auszuweisen sind.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Erhaltungsziele werden auf der Grundlage des Erhaltungszustands der nat&#252;rlichen Lebensraumtypen und der Arten, f&#252;r die Gebiete auszuweisen sind, auf der Ebene der Wallonischen Region bestimmt und sollen die nat&#252;rlichen Lebensraumtypen und die Arten, f&#252;r die Gebiete auszuweisen sind, erhalten oder gegebenenfalls wiederherstellen.</p> <p class="C02AlineaAltA">Diese Erhaltungsziele sind Richtwerte. </p> <p class="C02AlineaAltA">&#167;&#160;2. Auf der Grundlage der in &#167;&#160;1 erw&#228;hnten Erhaltungsziele legt die Regierung Erhaltungsziele fest, die auf der Ebene der Natura 2000-Gebiete anwendbar sind. </p> <p class="C02AlineaAltA">Diese Erhaltungsziele haben den Charakter von Vorschriften. Sie sind anhand der in Art.&#160;26 &#167;&#160;1 Abs.&#160;2, 2&#176; und 3&#176; genannten Angaben auszulegen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden des Erlasses wird die Zielsetzung insbesondere wie folgt dargestellt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">Gem&#228;&#223; Art.&#160;1<i>bis</i>, 21<i>bis, </i>und Art.&#160;25<i>bis </i>&#167;&#160;1 Abs.&#160;1 des Gesetzes [vom 12.&#160;Juli 1973 &#252;ber die Erhaltung der Natur] sind auf der Ebene des gesamten wallonischen Gebiets (und nicht nur f&#252;r das Natura 2000-Netz) Erhaltungsziele festzulegen, um einen Gesamt&#252;berblick dar&#252;ber zu haben, was zu erhalten ist oder was in der Wallonischen Region gegebenenfalls wiederherzustellen ist, damit die Lebensr&#228;ume und Arten, f&#252;r die das Natura 2000-Netz geschaffen wird, in einem g&#252;nstigen Erhaltungszustand bewahrt werden oder ein solcher wiederhergestellt wird; diese Ziele sind Richtwerte.</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Erhaltungsziele auf Gebietsebene sind auf der Grundlage der auf der Ebene des gesamten wallonischen Territoriums festgelegten Erhaltungsziele festzulegen; diese Ziele haben den Charakter von Vorschriften. &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">Diese Ziele sind in einem bestimmten Natura 2000-Gebiet nur dann anwendbar, wenn dieses Gebiet f&#252;r diese Art oder diesen Lebensraum ausgewiesen wird.&#8220;</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>Sachverhalte und Vorabentscheidungsersuchen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>43/18 &#8211; CFE</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Aktiengesellschaft C.F.E. (im Folgenden: CFE) ist seit 1983 Eigent&#252;merin eines Grundst&#252;cks, das den gr&#246;&#223;ten Teil des Plateau de la Foresterie in Watermael-Boitsfort, einer Gemeinde im S&#252;den der Region Br&#252;ssel-Hauptstadt in Belgien, umfasst.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 7.&#160;Dezember 2004 verabschiedete die Europ&#228;ische Kommission in Anwendung der Habitatrichtlinie die erste Liste von Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung in der atlantischen biogeografischen Region, in der das Natura-2000-Gebiet BE1000001 &#8222;La For&#234;t de Soignes avec lisi&#232;res et domaines bois&#233;s avoisinants et la Vall&#233;e de la Woluwe. Complexe For&#234;t de Soignes &#8211; Vall&#233;e de la Woluwe&#8220;<i/>(Wald von Soignes mit Randbest&#228;nden und benachbarten Waldgebieten und Woluwe-Tal. Komplex Wald von Soignes &#8211; Woluwe-Tal) enthalten war(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>). Das Grundst&#252;ck von CFE ist Teil dieses Gebiets.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;CFE erhob gegen diese Entscheidung der Kommission eine Klage, die mit Beschluss des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 19.&#160;September 2006 zur&#252;ckgewiesen wurde(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;CFE gibt an, erstmals am 9.&#160;Oktober 2007 davon erfahren zu haben, dass ein erheblicher Teil ihres Grundst&#252;cks von 1937 bis 1987 durch die Gemeinde Watermael-Boitsfort als illegale Deponie genutzt worden sei. Zu diesem Zeitpunkt habe ihr n&#228;mlich das I.B.G.E. (Institut Bruxellois pour la Gestion de l&#8217;Environnement, Br&#252;sseler Institut f&#252;r Umweltmanagement, Belgien) einen Warnhinweis &#252;bermittelt, verbunden mit der Aufforderung, ein Sanierungskonzept f&#252;r ihr Grundst&#252;ck vorzulegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 9.&#160;Juli 2015 genehmigte die Regierung der Region Br&#252;ssel-Hauptstadt in erster Lesung den Vorentwurf des Erlasses zur Ausweisung des genannten Natura-2000-Gebiets. Eine &#246;ffentliche Anh&#246;rung zu diesem Vorentwurf des Erlasses fand vom 24.&#160;September bis zum 7.&#160;November 2015 statt. Sie f&#252;hrte zu 202 Beschwerden, darunter eine der CFE. Gleichwohl verabschiedete die Regierung den Erlass zur Ausweisung des genannten Natura-2000-Gebiets am 14.&#160;April 2016.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit einer am 12.&#160;Juli 2016 eingereichten Klage begehrt CFE nunmehr die Nichtigerkl&#228;rung des Erlasses vom 14.&#160;April 2016. Dabei beanstandet sie insbesondere, dass keine Umweltpr&#252;fung nach der SUP-Richtlinie durchgef&#252;hrt worden sei.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Verfahren richtet der Conseil d&#8217;&#201;tat (Staatsrat) daher die folgenden Fragen an den Gerichtshof:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stellt ein Erlass, mit dem eine Einrichtung eines Mitgliedstaats gem&#228;&#223; der Habitatrichtlinie ein besonderes Schutzgebiet ausweist und der Erhaltungsziele und allgemeine Pr&#228;ventivma&#223;nahmen mit Regelungscharakter enth&#228;lt, einen Plan oder ein Programm im Sinne der SUP-Richtlinie dar? </p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wird ein solcher Erlass insbesondere von Art.&#160;3 Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie als Plan oder Programm erfasst, durch den oder das der Rahmen f&#252;r die k&#252;nftige Genehmigung von Projekten gesetzt wird, so dass die Mitgliedstaaten unter Beachtung von Abs.&#160;5 dar&#252;ber befinden m&#252;ssen, ob der Plan oder das Programm voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen hat? </p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der SUP-Richtlinie dahin auszulegen, dass der genannte Erlass zur Schutzgebietsausweisung der Anwendung ihres Art.&#160;3 Abs.&#160;4 entzogen ist?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schriftlich haben sich die Compagnie d&#8217;entreprises CFE, die Region Br&#252;ssel-Hauptstadt, Irland, die Tschechische Republik und die Europ&#228;ische Kommission ge&#228;u&#223;ert.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>321/18 &#8211; Terre wallonne</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 8.&#160;November 2012 begann das Verfahren zur Annahme eines Erlasses zur Festlegung der Erhaltungsziele f&#252;r das Natura-2000-Netz f&#252;r die Region Wallonien. Vom 10.&#160;Dezember 2012 bis zum 8.&#160;Februar 2013 fand eine &#246;ffentliche Untersuchung in den 218 vom Natura-2000-Netz betroffenen Gemeinden statt. Am 1.&#160;Dezember 2016 erlie&#223; die wallonische Regierung den Erlass.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit einer am 9.&#160;Februar 2017 eingereichten Klageschrift beantragt die Vereinigung ohne Gewinnerzielungsabsicht (A.S.B.L.) Terre wallonne die Nichtigerkl&#228;rung des Erlasses vom 1.&#160;Dezember 2016.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Verfahren richtet der Conseil d&#8217;&#201;tat (Staatsrat) nunmehr die folgenden Fragen an den Gerichtshof:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist der Erlass, mit dem ein Organ eines Mitgliedstaats im Einklang mit der Habitatrichtlinie die Erhaltungsziele f&#252;r das Natura 2000-Netz festlegt, ein Plan oder Programm im Sinne der SUP-Richtlinie und insbesondere im Sinne von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a oder im Sinne von Art.&#160;3 Abs.&#160;4 dieser Richtlinie?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn ja, ist ein solcher Erlass dann einer Umweltpr&#252;fung gem&#228;&#223; der SUP-Richtlinie zu unterziehen, obwohl es einer solchen Pr&#252;fung nach der Habitatrichtlinie, auf deren Grundlage der Erlass ergangen ist, nicht bedarf?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schriftlich haben sich Terre wallonne, das K&#246;nigreich Belgien, Irland, die Tschechische Republik und die Europ&#228;ische Kommission ge&#228;u&#223;ert. </p> <p class="C22Titrenumerote2">C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Gemeinsame m&#252;ndliche Verhandlung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof f&#252;hrte am 13.&#160;Dezember 2018 eine gemeinsame m&#252;ndliche Verhandlung durch, an der sich CFE, die Region Br&#252;ssel-Hauptstadt, Belgien und die Kommission beteiligten.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtliche W&#252;rdigung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die beiden Vorabentscheidungsersuchen sollen kl&#228;ren, ob Ma&#223;nahmen, die im Sinne von Art.&#160;6 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 der Habitatrichtlinie unmittelbar mit der Verwaltung von Natura-2000-Gebieten in Verbindung stehen oder hierf&#252;r notwendig sind, als Pl&#228;ne oder Programme einer Umweltpr&#252;fung nach der SUP-Richtlinie bed&#252;rfen. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Konkret geht es in der Rechtssache CFE um einen Rechtsakt, der f&#252;r ein bereits vorl&#228;ufig gesch&#252;tztes Gebiet einen spezifischen innerstaatlichen Schutzstatus begr&#252;ndet, und in der Rechtssache Terre wallonne um eine Ma&#223;nahme, mit der die Erhaltungsziele f&#252;r alle Natura-2000-Gebiete der Region Wallonien zusammengefasst werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Staatsrat geht zutreffend davon aus, dass diese Ma&#223;nahmen unmittelbar mit der Verwaltung von Natura-2000-Gebieten in Verbindung stehen und hierf&#252;r notwendig sind. Die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets begr&#252;ndet den innerstaatlichen Schutzstatus des Gebiets und setzt den Rahmen f&#252;r die Gebietsverwaltung. Die Zusammenfassung der Erhaltungsziele aller Natura-2000-Gebiete der Region Wallonien stellt den jeweiligen gebietsspezifischen Rahmen in einen gr&#246;&#223;eren Zusammenhang.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es steht au&#223;er Streit, dass diese beiden Ma&#223;nahmen die Voraussetzungen von Art.&#160;2 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der SUP-Richtlinie erf&#252;llen. Sie wurden von Beh&#246;rden auf regionaler Ebene angenommen und mussten aufgrund von Rechts- oder Verwaltungsvorschriften erstellt werden, n&#228;mlich aufgrund der Habitatrichtlinie und des jeweiligen Umsetzungsrechts.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Fragen des Staatsrats richten sich auf zwei andere Problemkomplexe, n&#228;mlich prim&#228;r, ob Ma&#223;nahmen zum Schutz und zur Verwaltung von Natura-2000-Gebieten in jedem Fall von der strategischen Umweltpr&#252;fung nach der SUP-Richtlinie ausgeschlossen sind, und falls nicht, ob sie die &#252;brigen Voraussetzungen einer strategischen Umweltpr&#252;fung nach Art.&#160;3 der SUP-Richtlinie erf&#252;llen, insbesondere, ob sie einen Rahmen f&#252;r die sp&#228;tere Genehmigung von Projekten setzen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die strategische Umweltpr&#252;fung von Ma&#223;nahmen zur Verwaltung von Natura-2000-Gebieten</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Br&#252;ssel, Belgien, Irland und die Kommission gehen davon aus, dass Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der SUP-Richtlinie und die Ausnahme f&#252;r Ma&#223;nahmen der Gebietsverwaltung nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 der Habitatrichtlinie die strategische Umweltpr&#252;fung im Zusammenhang mit Natura-2000-Gebieten auf die Pr&#252;fung von Pl&#228;nen und Projekten beschr&#228;nken, die auch einer Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nach der Habitatrichtlinie unterliegen. Ma&#223;nahmen zur Verwaltung von Natura-2000-Gebieten bed&#252;rften danach niemals einer Umweltpr&#252;fung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der SUP-Richtlinie wird eine Umweltpr&#252;fung bei Pl&#228;nen und Programmen vorgenommen, bei denen angesichts ihrer voraussichtlichen Auswirkungen auf Gebiete eine Pr&#252;fung nach Art.&#160;6 oder 7 der Habitatrichtlinie f&#252;r erforderlich erachtet wird. Diese Pr&#252;fung soll alle Umweltauswirkungen der jeweiligen Ma&#223;nahme darstellen, doch die SUP-Richtlinie verbindet mit diesen Auswirkungen keine Rechtsfolgen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;6 Abs.&#160;3 der Habitatrichtlinie schlie&#223;t jedoch Pl&#228;ne oder Projekte, die unmittelbar mit der Verwaltung des Gebiets in Verbindung stehen oder hierf&#252;r notwendig sind, von der dort vorgesehenen Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung aus. Die zust&#228;ndigen innerstaatlichen Stellen d&#252;rfen dagegen andere Pl&#228;ne und Projekte nur zulassen, wenn die Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung zeigt, dass sie das Gebiet als solches nicht beeintr&#228;chtigen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die streitgegenst&#228;ndlichen Ma&#223;nahmen unmittelbar mit der Verwaltung von Natura-2000-Gebieten in Verbindung stehen, unterliegen sie nicht der Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 der Habitatrichtlinie und bed&#252;rfen daher auch nicht nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der SUP-Richtlinie einer Umweltpr&#252;fung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Doch damit ist noch nicht entschieden, ob eine Umweltpr&#252;fung aufgrund von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a oder Art.&#160;3 Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie ausgeschlossen ist.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a der SUP-Richtlinie wird eine Umweltpr&#252;fung bei allen Pl&#228;nen und Programmen vorgenommen, die in den Bereichen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Energie, Industrie, Verkehr, Abfallwirtschaft, Wasserwirtschaft, Telekommunikation, Fremdenverkehr, Raumordnung oder Bodennutzung ausgearbeitet werden und durch die der Rahmen f&#252;r die k&#252;nftige Genehmigung der in den Anh&#228;ngen I und II der UVP-Richtlinie aufgef&#252;hrten Projekte gesetzt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Zweifel verschiedener Beteiligte, ob die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets oder die Festlegung von Erhaltungszielen f&#252;r die Natura-2000-Gebiete einer Region einem dieser Bereiche zugeordnet werden kann, sind gut nachvollziehbar.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dies muss jedoch nicht weiter vertieft werden, denn gem&#228;&#223; Art.&#160;3 Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie befinden die Mitgliedstaaten ferner dar&#252;ber, ob nicht unter Abs.&#160;2 fallende Pl&#228;ne und Programme, durch die der Rahmen f&#252;r die k&#252;nftige Genehmigung von (anderen) Projekten gesetzt wird, voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>). Ist dies der Fall, so muss ebenfalls eine Umweltpr&#252;fung durchgef&#252;hrt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar betonen die oben genannten Beteiligten zutreffend, dass der Unionsgesetzgeber Ma&#223;nahmen zur Gebietsverwaltung in Art.&#160;3 der SUP-Richtlinie nicht erw&#228;hnt hat. Doch andererseits besagt auch keine der genannten Bestimmungen ausdr&#252;cklich, dass Ma&#223;nahmen der Gebietsverwaltung von der strategischen Umweltpr&#252;fung ausgeschlossen sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn allerdings die Ausnahme f&#252;r die Gebietsverwaltung nicht auch f&#252;r die SUP-Richtlinie gelten sollte, k&#246;nnte auf den ersten Blick ein Wertungswiderspruch zwischen den beiden Richtlinien entstehen. Warum sollte der Unionsgesetzgeber die Ma&#223;nahmen zur Gebietsverwaltung ausdr&#252;cklich von der Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 der Habitatrichtlinie ausnehmen, sie aber zugleich der Pflicht zur Umweltpr&#252;fung nach der SUP-Richtlinie unterwerfen?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Tats&#228;chlich besteht aber kein solcher Widerspruch, denn die beiden Pr&#252;fungen haben unterschiedliche Funktionen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 der Habitatrichtlinie soll kl&#228;ren, ob ein Plan oder ein Projekt nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 Satz&#160;2 oder Abs.&#160;4 genehmigt werden kann. Denn die zust&#228;ndigen Stellen d&#252;rfen einem Plan oder Programm nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 Satz&#160;2 nur zustimmen, wenn die Vertr&#228;glichkeitspr&#252;fung vollst&#228;ndige, pr&#228;zise und endg&#252;ltige Feststellungen enth&#228;lt, die geeignet sind, jeden vern&#252;nftigen wissenschaftlichen Zweifel hinsichtlich der Auswirkungen der Arbeiten auszur&#228;umen, die das betreffende Schutzgebiet beeintr&#228;chtigen k&#246;nnten(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>). Und die Ausnahme von diesen strengen Voraussetzungen nach Art.&#160;6 Abs.&#160;4 der Habitatrichtlinie kommt erst zur Anwendung, nachdem die Auswirkungen eines Plans oder Projekts gem&#228;&#223; Art.&#160;6 Abs.&#160;3 der Richtlinie analysiert worden sind(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere die Anforderungen an eine Zustimmung nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 Satz&#160;2 der Habitatrichtlinie schlie&#223;en eine Anwendung auf Ma&#223;nahmen zur Gebietsverwaltung aus. Denn bei der Gebietsverwaltung wird es oft unm&#246;glich sein, die jeweiligen Ma&#223;nahmen so zu strukturieren, dass jeder vern&#252;nftige wissenschaftliche Zweifel an einer Beeintr&#228;chtigung von Erhaltungszielen ausgeschlossen werden kann. Speziell f&#252;r die Ausweisung von besonderen Schutzgebieten verlangt Art.&#160;4 Abs.&#160;4 der Habitatrichtlinie sogar ausdr&#252;cklich, dass die zust&#228;ndigen Stellen insbesondere bei der Gebietsausweisung Priorit&#228;ten setzen m&#252;ssen, also bestimmten Zielen gegen&#252;ber anderen den Vorrang einr&#228;umen(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beispielsweise verlangt der Schutz von Offenlandlebensraumtypen, also insbesondere von Wiesen, in der Regel, dass B&#252;sche oder B&#228;ume beseitigt werden, die ihrerseits Lebensraum f&#252;r gesch&#252;tzte Arten bieten k&#246;nnten oder sich zu anderen gesch&#252;tzten Lebensraumtypen entwickeln k&#246;nnten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dar&#252;ber hinaus wird es oft notwendig sein, bestimmte Ma&#223;nahmen zum Schutz von Lebensraumtypen und Arten zu treffen, obwohl nicht jeder vern&#252;nftige wissenschaftliche Zweifel an damit verbundenen Nachteilen f&#252;r die Erhaltungsziele des Gebiets ausgeschlossen werden kann. So geht man davon aus, dass viele Lebensraumtypen auf bestimmte Formen der Bewirtschaftung angewiesen sind(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>), ohne aber Beeintr&#228;chtigungen durch eine solche Bewirtschaftung in jedem Fall ausschlie&#223;en zu k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Gegensatz zur Habitatrichtlinie enth&#228;lt die SUP-Richtlinie selbst keine materiell-rechtlichen Anforderungen an die Genehmigung eines Projekts(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>). Sie soll vor allem sicherstellen, dass Umweltauswirkungen von Pl&#228;nen und Programmen bei ihrer Annahme ber&#252;cksichtigt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine solche Ber&#252;cksichtigung muss zwar in jedem Fall die Beachtung zwingender umweltrechtlicher Vorgaben einschlie&#223;en, doch diese k&#246;nnen sich nur aus anderen Regelungen als der SUP-Richtlinie ergeben, etwa aus der Habitatrichtlinie oder der Wasserrahmenrichtlinie(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere Irland und die Kommission st&#252;tzen sich allerdings auch darauf, dass Ma&#223;nahmen zur Verwaltung von Natura-2000-Gebieten ihrer Natur nach keine nachteiligen Umweltauswirkungen h&#228;tten, w&#228;hrend die SUP-Richtlinie darauf abzielt, solche Auswirkungen zu identifizieren und zu ber&#252;cksichtigen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Tat ist die strategische Umweltpr&#252;fung nach dem vierten Erw&#228;gungsgrund der SUP-Richtlinie ein Instrument, um den Schutz der Umwelt in andere Aktivit&#228;ten zu integrieren. Sie zielt dagegen nicht vorrangig darauf ab, Ma&#223;nahmen zum Umweltschutz einer Pr&#252;fung zu unterwerfen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie allerdings bereits in der m&#252;ndlichen Verhandlung angesprochen wurde, hat der Gerichtshof bereits im Urteil Terre wallonne aus dem Jahr 2010(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>) entschieden, dass auch eine Ma&#223;nahme zum Umweltschutz eine Umweltpr&#252;fung erfordern kann. Dabei ging es um das Aktionsprogramm der Region Wallonien zur Durchf&#252;hrung der Nitratrichtlinie(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf Ma&#223;nahmen zur Verwaltung von Natura-2000-Gebieten zeigt schon die M&#246;glichkeit von Zielkonflikten bei Ma&#223;nahmen zur Gebietsverwaltung, dass diese die Umwelt nicht zwangsl&#228;ufig sch&#252;tzen oder verbessern, sondern auch beeintr&#228;chtigen k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinzu kommt das Risiko, dass Ma&#223;nahmen zur Gebietsverwaltung schlecht oder unzureichend gestaltet werden und daher entweder selbst die Gebiete beeintr&#228;chtigen oder drohende Beeintr&#228;chtigungen nicht verhindern. Au&#223;erdem ist die Wirksamkeit von Ma&#223;nahmen zur Gebietsverwaltung h&#228;ufig nicht zweifelsfrei gekl&#228;rt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Solche Zweifel an der Qualit&#228;t des Erlasses der Region Wallonien haben vermutlich die Umweltvereinigung Terre wallonne dazu veranlasst, im vorliegenden Verfahren gegen diesen Erlass vorzugehen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich zwingt das abstrakte Ziel von Ma&#223;nahmen der Gebietsverwaltung, den Gebietsschutz nach der Habitatrichtlinie zu verwirklichen, nicht zu der Schlussfolgerung, dass diese Ma&#223;nahmen keine nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt haben k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund liegt ein Wertungswiderspruch eher in der Habitatrichtlinie selbst. Sie unterwirft im Zusammenhang mit Natura-2000-Gebieten die Genehmigung von Pl&#228;nen und Projekten einer strengen Pr&#252;fung, die auf der Basis der besten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorgenommen werden muss(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>). Dagegen erfordert die Gebietsverwaltung &#8211; zumindest nach dem Wortlaut der Habitatrichtlinie &#8211; keine wissenschaftlichen Grundlagen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aber auch daraus kann nicht geschlossen werden, dass der Unionsgesetzgeber die Gebietsverwaltung von jeglicher Umweltpr&#252;fung ausschlie&#223;en wollte. Vielmehr zeigt dieser Widerspruch vor allem, dass der Unionsgesetzgeber beim Erlass der Habitatrichtlinie keine Notwendigkeit sah, diese Frage abschlie&#223;end und detailliert zu regeln. Er ging offenbar davon aus, dass die Mitgliedstaaten in eigener Verantwortung die n&#246;tigen Ma&#223;nahmen ergreifen w&#252;rden. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Solche Ma&#223;nahmen sind notwendig, denn die Gebietsverwaltung kann die Erhaltungsziele der Gebiete ebenfalls erheblich beeintr&#228;chtigen und sollte daher wissenschaftlich mindestens genauso gut abgesichert werden wie Entscheidungen &#252;ber andere Pl&#228;ne und Projekte(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>). Der Umstand, dass die zust&#228;ndigen Stellen beim Erlass der streitgegenst&#228;ndlichen Ma&#223;nahmen die &#214;ffentlichkeit beteiligten, best&#228;tigt im &#220;brigen diese Einsch&#228;tzung.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn aber der Gesetzgeber im Zusammenhang mit der Habitatrichtlinie Regelungen &#252;ber die Umweltpr&#252;fung und die &#214;ffentlichkeitsbeteiligung im Zusammenhang mit der Gebietsverwaltung nicht f&#252;r notwendig erachtete, bedeutet das noch nicht, dass er beim sp&#228;teren Erlass von allgemeinen Regeln f&#252;r die Umweltpr&#252;fung die Verwaltung von Natura-2000-Gebieten ausschlie&#223;en wollte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vielmehr k&#246;nnen die Umweltpr&#252;fung nach der SUP-Richtlinie, eine Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung nach der UVP-Richtlinie oder f&#252;r sonstige F&#228;lle eine &#214;ffentlichkeitsbeteiligung mit Pr&#252;fung der Umweltauswirkungen nach Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;b des &#220;bereinkommens von Aarhus(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>) die Regeln der Habitatrichtlinie zur Gebietsverwaltung in Bezug auf die Pr&#252;fung m&#246;glicher Umweltauswirkungen und die &#214;ffentlichkeitsbeteiligung sinnvoll erg&#228;nzen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese &#220;berlegungen sind schlie&#223;lich auch dem Argument entgegenzuhalten, eine Anwendung der SUP-Richtlinie w&#252;rde die Durchf&#252;hrung der Habitatrichtlinie unertr&#228;glich verz&#246;gern. Denn es birgt erhebliche Risiken, Ma&#223;nahmen zur Qualit&#228;tssicherung der Effizienz zu opfern. Welchen Nutzen hat Natura 2000, wenn die Gebiete zwar der Form nach z&#252;gig festgelegt werden, der tats&#228;chliche Schutz von Arten und Lebensraumtypen aber unzureichend ist, weil die einzelnen Ma&#223;nahmen ohne hinreichende Fundierung und Beteiligung der &#214;ffentlichkeit getroffen wurden?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit stehen Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der SUP-Richtlinie und die Ausnahme f&#252;r Ma&#223;nahmen der Gebietsverwaltung nach Art.&#160;6 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 der Habitatrichtlinie einer Verpflichtung zur Durchf&#252;hrung einer strategischen Umweltpr&#252;fung nicht entgegen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zu den Begriffen Plan und Programm im Rahmen von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a und Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aufgrund der bisherigen &#220;berlegungen steht fest, dass die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets und die Festlegung von Erhaltungszielen f&#252;r die Natura-2000-Gebiete einer Region nicht aufgrund von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der SUP-Richtlinie einer Umweltpr&#252;fung unterzogen werden m&#252;ssen. Wie oben in den Nrn.&#160;42 und 44 gezeigt, k&#246;nnte eine Verpflichtung zur Umweltpr&#252;fung jedoch insbesondere aus Art.&#160;3 Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie folgen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Verpflichtung &#8211; genau wie die Pr&#252;fungspflicht nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a der SUP-Richtlinie &#8211; h&#228;ngt davon ab, dass der jeweilige Plan oder das Programm den Rahmen f&#252;r die k&#252;nftige Genehmigung von <i>Projekten</i> setzt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dazu hat der Gerichtshof festgestellt, dass der Begriff &#8222;Pl&#228;ne und Programme&#8220; sich auf jeden Rechtsakt bezieht, der dadurch, dass er die in dem betreffenden Bereich anwendbaren Regeln und Verfahren zur Kontrolle festlegt, eine signifikante Gesamtheit von Kriterien und Modalit&#228;ten f&#252;r die Genehmigung und Durchf&#252;hrung eines oder mehrerer Projekte aufstellt, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>). In dieser Hinsicht ist der Begriff &#8222;signifikante Gesamtheit von Kriterien und Modalit&#228;ten&#8220; qualitativ und nicht quantitativ zu verstehen. Es sollen n&#228;mlich m&#246;gliche Strategien zur Umgehung der in der SUP-Richtlinie genannten Verpflichtungen, die die Ma&#223;nahmen zerst&#252;ckeln und so die praktische Wirksamkeit dieser Richtlinie verringern k&#246;nnten, vermieden werden(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>).</p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets, wie sie Gegenstand der Rechtssache CFE ist, kann auf zweierlei Art und Weise einen Rahmen im Sinne von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a oder Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie setzen. Erstens kann bereits die Festlegung eines Schutzgebiets mit bestimmten Erhaltungszielen einen Rahmen f&#252;r die Genehmigung von Vorhaben setzen, und zweitens k&#246;nnen mit der Ausweisung spezifische Schutzregelungen verbunden sein, die einen solchen Rahmen enthalten.</p> <p class="C24Titrenumerote4">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Festlegung eines Schutzgebiets mit bestimmten Erhaltungszielen</b> </p> <p class="C26Titrenumerote6">i)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Die Ausweisung als solche</i> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Festlegung eines Schutzgebiets mit bestimmten Erhaltungszielen setzt zweifelsohne einen strengen Rahmen f&#252;r die Genehmigung von Projekten innerhalb und in der Umgebung des Schutzgebiets. Denn solche Vorhaben &#8211; unabh&#228;ngig davon, ob sie der UVP-Richtlinie unterliegen oder nicht(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>) &#8211; k&#246;nnen nur nach Ma&#223;gabe von Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie zugelassen werden. Ma&#223;stab f&#252;r die notwendige Pr&#252;fung sind die f&#252;r dieses Gebiet festgelegten Erhaltungsziele. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorhaben innerhalb dieses Rahmens sind zwar bereits Gegenstand von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b der SUP-Richtlinie. Doch das schlie&#223;t es nicht aus, die Festlegung des Rahmens selbst Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a und Abs.&#160;4 der Richtlinie zuzuweisen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit ergibt sich aus der Festlegung eines besonderen Schutzgebiets im Zusammenspiel mit Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie eine qualitativ signifikante Gesamtheit von Kriterien und Modalit&#228;ten f&#252;r die Genehmigung und Durchf&#252;hrung eines oder mehrerer Projekte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings entsteht dieser Rahmen nicht zwangsl&#228;ufig erst mit der Ausweisung des besonderen Schutzgebiets. Zwar sind Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie, wenn man sie isoliert liest, nur auf besondere Schutzgebiete anzuwenden, doch Art.&#160;4 Abs.&#160;5 sieht vor, dass ein Gebiet den Bestimmungen des Art.&#160;6 Abs.&#160;2, 3 und 4 bereits unterliegt, sobald es in die Gemeinschaftsliste nach Art.&#160;4 Abs.&#160;2 Unterabs.&#160;3 aufgenommen ist. In diese Liste nimmt die Kommission nach Art.&#160;4 Abs.&#160;2 der Habitatrichtlinie die Gebiete auf, die sie aus den Gebietsvorschl&#228;gen ausw&#228;hlt, die die Mitgliedstaaten nach Art.&#160;4 Abs.&#160;1 vorlegen. Die in die Liste aufgenommenen Gebiete m&#252;ssen die Mitgliedstaaten zwar als besondere Schutzgebiete ausweisen, doch daf&#252;r haben sie nach Art.&#160;4 Abs.&#160;4 bis zu sechs Jahre Zeit. Der Schutz durch Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 erfasst die Natura-2000-Gebiete daher in der Regel schon lange, bevor sie den Status eines besonderen Schutzgebiets erhalten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Gemeinschaftsliste werden zwar noch nicht ausdr&#252;cklich bestimmte Erhaltungsziele festgelegt, doch diese ergeben sich aus der Gesamtheit der Lebensr&#228;ume und Arten, f&#252;r die das Gebiet nach den Angaben des Mitgliedstaats beim Vorschlag des Gebiets gesch&#252;tzt wurde(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>). Der durch die Festlegung des Schutzgebiets gesetzte Rahmen f&#252;r die Genehmigung von Projekten entsteht somit regelm&#228;&#223;ig lange vor der Ausweisung des besonderen Schutzgebiets. Wenn die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets diesen Rahmen nur best&#228;tigt, verpflichtet sie somit nicht zur Durchf&#252;hrung einer Umweltpr&#252;fung.</p> <p class="C26Titrenumerote6">ii)&#160;&#160;&#160;&#160;<i>&#196;nderung der Erhaltungsziele aus Anlass der Ausweisung</i> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings ist nicht auszuschlie&#223;en, dass die Gebietsausweisung als &#196;nderung eines Plans oder Programms einer Umweltpr&#252;fung bedarf.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;2 Buchst.&#160;a der SUP-Richtlinie schlie&#223;t der Begriff der &#8222;Pl&#228;ne und Programme&#8220; auch ihre &#196;nderung ein. Wie Art.&#160;3 Abs.&#160;3 zeigt, kommt es f&#252;r eine Pr&#252;fungspflicht au&#223;erdem darauf an, ob die &#196;nderungen voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets kann insbesondere die Erhaltungsziele des Gebiets beeinflussen. So verlangt Art.&#160;4 Abs.&#160;4 der Habitatrichtlinie, dass bei der Ausweisung Priorit&#228;ten gesetzt werden. Daneben ist es vorstellbar, dass die Liste der gesch&#252;tzten Lebensraumtypen und Arten bei der Ausweisung oder dass der r&#228;umliche Umfang des Gebiets ge&#228;ndert wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vergleichsma&#223;stab, ob es &#196;nderungen gibt, sind die Lebensr&#228;ume und Arten, f&#252;r die das Gebiet bei der Aufnahme in die Gemeinschaftsliste gesch&#252;tzt wurde, sowie die urspr&#252;nglich in dem Gebiet enthaltenen Fl&#228;chen, falls die Lebensr&#228;ume, Arten und Fl&#228;chen nicht bereits zwischenzeitlich gem&#228;&#223; Art.&#160;4 Abs.&#160;1 der Habitatrichtlinie ge&#228;ndert wurden(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine &#196;nderung der Erhaltungsziele &#228;ndert den Rahmen, den das Schutzgebiet f&#252;r Projekte setzt. Wenn bestimmte Lebensraumtypen, Arten oder auch Fl&#228;chen in den Schutz einbezogen oder dort herausgenommen werden, &#228;ndern sich zwangsl&#228;ufig die Bedingungen f&#252;r die Zulassung von Vorhaben, die Auswirkungen auf das Gebiet haben k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Rechtssache CFE w&#228;re insbesondere zu pr&#252;fen, ob die Einbeziehung von Lebensraumtypen und Arten von regionalem Interesse in den Schutz des Gebiets durch die Art.&#160;8 und 9 und Anhang 4 des Erlasses den Rahmen f&#252;r die Genehmigung von Projekten hinreichend ver&#228;ndert hat. Ihr Schutz ergibt sich nicht aus der Habitatrichtlinie, sondern nur aus dem Recht der Region Br&#252;ssel-Hauptstadt. Auch sind die betreffenden Vorkommen f&#252;r die Aufnahme des Gebiets in die Gemeinschaftsliste ohne Bedeutung. Daher ist nicht auszuschlie&#223;en, dass der entsprechende Gebietsvorschlag vor der Ausweisung des besonderen Schutzgebiets noch nicht den Schutz dieser Lebensraumtypen und Arten einschloss.</p> <p class="C26Titrenumerote6">iii)&#160;<i>Teleologische Reduktion der Umweltpr&#252;fung in Bezug auf den von Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 gesetzten Rahmen?</i> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point83">83.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Man k&#246;nnte sich speziell f&#252;r den durch Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie gesetzten Rahmen zwar fragen, ob die Ziele der SUP-Richtlinie tats&#228;chlich eine Umweltpr&#252;fung verlangen. Doch letztlich steht auch diese &#220;berlegung der Umweltpr&#252;fung nicht entgegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point84">84.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Neben dem bereits erw&#228;hnten Ziel der Integration von Umwelterw&#228;gungen in die Entscheidung ist ein strukturelles Ziel der SUP-Richtlinie zu nennen, das sich daraus ergibt, dass sie die mehr als zehn Jahre &#228;ltere UVP-Richtlinie erg&#228;nzt, die die Ber&#252;cksichtigung von Umweltauswirkungen bei der Genehmigung von Projekten zum Gegenstand hat. Bei der Anwendung der UVP-Richtlinie zeigte sich n&#228;mlich, dass zum Zeitpunkt der Pr&#252;fung von Projekten wichtige Umweltauswirkungen oft bereits aufgrund fr&#252;herer Planungsma&#223;nahmen feststehen(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>). Diese Auswirkungen k&#246;nnen daher zwar in der Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung untersucht, aber bei der Genehmigung des Vorhabens nicht mehr umfassend ber&#252;cksichtigt werden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, derartige Umweltauswirkungen bereits bei vorbereitenden Planungsma&#223;nahmen zu untersuchen und ihnen in diesem Zusammenhang Rechnung zu tragen(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>). </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point85">85.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus dieser Zielsetzung k&#246;nnte man schlie&#223;en, dass die Umweltpr&#252;fung nicht n&#246;tig ist, wenn alle Umweltauswirkungen im Zusammenhang mit der Projektgenehmigung gepr&#252;ft und dabei umfassend ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnen. Und im Prinzip verlangt Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie eine umfassende Ber&#252;cksichtigung der Auswirkungen von Pl&#228;nen und Projekten auf die Erhaltungsziele der jeweiligen Gebiete.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point86">86.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Risiko nachteiliger Umweltauswirkungen bei Festlegung von Natura-2000-Gebieten und der &#196;nderung des Schutzumfangs liegt allerdings gerade in der Festlegung unzureichender Erhaltungsziele. Ihm kann auf der Ebene der Zulassung von Pl&#228;nen und Projekten nicht mehr ausreichend begegnet werden.</p> <p class="C26Titrenumerote6">iv)&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Zwischenergebnis</i> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point87">87.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit bedarf die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets einer Umweltpr&#252;fung nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a und Abs.&#160;3 oder nach Art.&#160;3 Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie, wenn sie mit &#196;nderungen des Schutzumfangs des betreffenden Schutzgebiets verbunden ist, insbesondere &#196;nderungen der Erhaltungsziele oder der gesch&#252;tzten Fl&#228;chen, welche die Anwendung von Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie oder weiter reichender innerstaatlicher Schutzbestimmungen ber&#252;hren, wenn diese &#196;nderungen erhebliche Umweltauswirkungen haben k&#246;nnen. </p> <p class="C24Titrenumerote4">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Festlegung besonderer Schutzregelungen in der Gebietsausweisung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point88">88.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Neben den Schutzbestimmungen, die sich aus Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie ergeben, k&#246;nnen in einer Gebietsausweisung auch spezielle Schutzregelungen festgelegt werden, um etwa besonderen Risiken zu begegnen, denen das Gebiet unterliegt. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point89">89.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So enth&#228;lt Art.&#160;15 des Erlasses, der Gegenstand des Verfahrens C&#8209;43/18 ist, bestimmte Verbote, z.&#160;B. in Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 das Verbot, einheimische Pflanzenarten, einschlie&#223;lich Moose, Pilze und Flechten, zu entfernen, zu entwurzeln, zu sch&#228;digen oder zu vernichten sowie den Pflanzenbestand zu zerst&#246;ren, zu verschlechtern oder zu ver&#228;ndern.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point90">90.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Prinzip k&#246;nnen derartige Verbote zus&#228;tzlich zu den Vorgaben von Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie eine signifikante Gesamtheit von Kriterien und Modalit&#228;ten f&#252;r die Genehmigung und Durchf&#252;hrung eines oder mehrerer Projekte enthalten, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben, also einen Rahmen im Sinne von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a oder Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie setzen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point91">91.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach dem Wortlaut des Art.&#160;15 des Erlasses haben die dort aufgestellten Verbote allerdings nicht diese Wirkung, denn sie gelten nur f&#252;r Aktivit&#228;ten, die keiner Genehmigung bed&#252;rfen. Der f&#252;r eine Anwendung von Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a oder Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie notwendige Rahmen muss dagegen f&#252;r die Genehmigung von Projekten gelten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point92">92.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Andere Verbote, die im Zusammenhang mit Genehmigungen zu beachten w&#228;ren, sind aber nicht ersichtlich.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point93">93.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Also bedarf die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets einer Umweltpr&#252;fung nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a oder nach Art.&#160;3 Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie, wenn sie spezielle Schutzregelungen festlegt, die neben Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie anzuwenden sind und einen Rahmen f&#252;r die Genehmigung von Projekten setzen, die der UVP-Richtlinie unterliegen, oder wenn diese speziellen Schutzregelungen einen Rahmen f&#252;r die Genehmigung von anderen Projekten setzen und voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Festlegung der regionalen Erhaltungsziele </b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point94">94.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Erlass der Wallonischen Regierung vom 1.&#160;Dezember 2016 zur Festlegung der Erhaltungsziele f&#252;r das Natura 2000-Netz, d.&#160;h. der Rechtsakt, der Gegenstand der Rechtssache Terre wallonne ist, betrifft zwar auch die Durchf&#252;hrung der Habitatrichtlinie, hat aber eine ganz andere Funktion und Wirkungsweise als die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets. Er legt nicht die Erhaltungsziele f&#252;r bestimmte Gebiete fest, sondern fasst sie gewisserma&#223;en f&#252;r die gesamte Region Wallonien zusammen. So summiert er die in der gesamten Region und in den verschiedenen Natura-2000-Gebieten bereits vorhandenen Fl&#228;chen bestimmter Lebensraumtypen und legt fest, ob die Fl&#228;chen dieser Lebensraumtypen in den Natura-2000-Gebieten im Umfang erhalten oder vergr&#246;&#223;ert werden sollen. Der Erlass enth&#228;lt aber keine Vorgaben, wie und in welchen Gebieten der Region diese Erhaltungsziele verwirklicht werden sollen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point95">95.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit zeigt der Erlass zweifelsohne im untechnischen Sinn den Rahmen f&#252;r alle Pl&#228;ne und Projekte auf, die irgendein Gebiet des Natura-2000-Netzes ber&#252;hren k&#246;nnten. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point96">96.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Allerdings sieht die Habitatrichtlinie keine regionalen Erhaltungsziele vor, sondern ausschlie&#223;lich Erhaltungsziele f&#252;r die einzelnen Gebiete. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point97">97.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dementsprechend sind die regionalen Erhaltungsziele nach Art.&#160;25bis &#167;&#160;1 des Gesetzes vom 12.&#160;Juli 1973 lediglich Richtwerte. Nur die f&#252;r die einzelnen Gebiete festgelegten Erhaltungsziele haben nach Art.&#160;25bis &#167;&#160;2 den Charakter von Vorschriften.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point98">98.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der achte Erw&#228;gungsgrund des Erlasses erl&#228;utert die Funktion der regionalen Erhaltungsziele dahin gehend, dass sie einen Gesamt&#252;berblick dar&#252;ber erm&#246;glichen sollen, was zu erhalten ist oder was in der Wallonischen Region gegebenenfalls wiederherzustellen ist, damit die Lebensr&#228;ume und Arten, f&#252;r die das Natura-2000-Netz geschaffen wird, in einem g&#252;nstigen Erhaltungszustand bewahrt werden oder ein solcher wiederhergestellt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point99">99.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit kommt den regionalen Erhaltungszielen des Erlasses vor allem eine informierende und koordinierende Funktion f&#252;r die Verwaltung der Natura-2000-Gebiete in der Region zu. Sie enthalten aber keine signifikante Gesamtheit von Kriterien und Modalit&#228;ten f&#252;r die Genehmigung und Durchf&#252;hrung eines oder mehrerer Projekte, die voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point100">100.</a>&#160;Ein Erlass, mit dem ein Organ eines Mitgliedstaats im Einklang mit der Habitatrichtlinie die Erhaltungsziele f&#252;r das Natura-2000-Netz in seinem Zust&#228;ndigkeitsbereich insgesamt, aber nicht f&#252;r einzelne Natura-2000-Gebiete festlegt und somit keine Vorgaben f&#252;r die Genehmigung von Projekten macht, ist daher kein Plan oder Programm im Sinne der SUP-Richtlinie.</p> <p class="C22Titrenumerote2">C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Schlussbemerkung</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point101">101.</a>&#160;Abschlie&#223;end ist anzumerken, dass der hier verfolgte Ansatz darauf hinausl&#228;uft, dass die Festlegung eines Natura-2000-Gebiets bzw. bestimmte &#196;nderungen seiner Erhaltungsziele oder seines Umfangs im Prinzip einer Umweltpr&#252;fung bed&#252;rfen, wenn sie voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point102">102.</a>&#160;Zwar ist anzunehmen, dass die Aufnahme vieler Gebiete in die Gemeinschaftsliste und vermutlich auch einige zwischenzeitliche &#196;nderungen ihres Schutzumfangs zeitlich noch nicht in den Anwendungsbereich der SUP-Richtlinie fallen. Jedoch d&#252;rfte es mittlerweile auch eine gro&#223;e Zahl von Gebietsfestlegungen und &#196;nderungen geben, die im Prinzip einer Umweltpr&#252;fung bedurften, aber dieser nicht unterzogen wurden. Wenn solche Festlegungen und &#196;nderungen noch nicht bestandskr&#228;ftig, d.&#160;h. unanfechtbar, geworden sind, besteht somit das Risiko, dass sie vor Gericht in Frage gestellt werden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point103">103.</a>&#160;Gleichwohl d&#252;rfen etwaige Anfechtungen wegen einer fehlenden Umweltpr&#252;fung nicht dazu f&#252;hren, den Schutzumfang f&#252;r Natura-2000-Gebiete einzuschr&#228;nken. Vielmehr erscheint es zwingend, in solchen F&#228;llen die Wirkung der Mitteilung an die Kommission aufrechtzuerhalten, bis der Mangel geheilt wurde(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>). Lediglich bei &#196;nderungen, die eine Einschr&#228;nkung des Gebietsschutzes bewirken, kommt eine Aufhebung oder Aussetzung bis zur Heilung des Mangels in Betracht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point104">104.</a>&#160;Im &#220;brigen wird in jedem Fall zu pr&#252;fen sein, ob den Anforderungen der SUP-Richtlinie nicht dennoch gen&#252;gt wurde(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>). So wurde in den vorliegenden F&#228;llen zumindest eine &#214;ffentlichkeitsbeteiligung durchgef&#252;hrt. Ob auch ein Umweltbericht oder &#228;quivalente Dokumente vorgelegt wurden, ergibt sich aus der Akte dagegen nicht.</p> <p class="C21Titrenumerote1">V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point105">105.</a>&#160;Ich schlage dem Gerichtshof daher vor, in der Rechtssache C&#8209;43/18, CFE, wie folgt zu entscheiden:</p> <p class="C02AlineaAltA">Die Ausweisung eines besonderen Schutzgebiets bedarf einer Umweltpr&#252;fung nach Art.&#160;3 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a und Abs.&#160;3 oder Abs.&#160;4 der SUP-Richtlinie, </p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;wenn sie mit &#196;nderungen des Schutzumfangs des betreffenden Schutzgebiets verbunden ist, insbesondere &#196;nderungen der Erhaltungsziele oder der gesch&#252;tzten Fl&#228;chen, welche die Anwendung von Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie oder weiter reichender innerstaatlicher Schutzbestimmungen ber&#252;hren, falls diese &#196;nderungen erhebliche Umweltauswirkungen haben k&#246;nnen, oder</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;wenn sie spezielle Schutzregelungen festlegt, die neben Art.&#160;6 Abs.&#160;3 und 4 der Habitatrichtlinie anzuwenden sind und einen Rahmen f&#252;r die Genehmigung von Projekten setzen und voraussichtlich erhebliche Umweltauswirkungen haben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point106">106.</a>&#160;In der Rechtssache C&#8209;321/18, Terre wallonne, schlage ich dem Gerichtshof vor, wie folgt zu antworten:</p> <p class="C02AlineaAltA">Ein Erlass, mit dem ein Organ eines Mitgliedstaats im Einklang mit der Habitatrichtlinie die Erhaltungsziele f&#252;r das Natura-2000-Netz in seinem Zust&#228;ndigkeitsbereich insgesamt, aber nicht f&#252;r einzelne Natura-2000-Gebiete festlegt und somit keine Vorgaben f&#252;r die Genehmigung von Projekten macht, ist kein Plan oder Programm im Sinne der SUP-Richtlinie.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Deutsch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 2001/42/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 27.&#160;Juni 2001 &#252;ber die Pr&#252;fung der Umweltauswirkungen bestimmter Pl&#228;ne und Programme (ABl.&#160;2001, L&#160;197, S.&#160;30).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21.&#160;Mai 1992 zur Erhaltung der nat&#252;rlichen Lebensr&#228;ume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (ABl.&#160;1992, L&#160;206, S.&#160;7) in der durch die Richtlinie 2013/17/EU des Rates vom 13.&#160;Mai 2013 (ABl.&#160;2013, L&#160;158, S.&#160;193) ge&#228;nderten Fassung.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 2011/92/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13.&#160;Dezember 2011 &#252;ber die Umweltvertr&#228;glichkeitspr&#252;fung bei bestimmten &#246;ffentlichen und privaten Projekten (ABl.&#160;2012, L&#160;26, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Moniteur belge</i> Nr.&#160;136 vom 13.&#160;Mai 2016, S.&#160;31558.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Moniteur belge</i> Nr.&#160;340 vom 22.&#160;Dezember 2016, S.&#160;88148.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Entscheidung 2004/813/EG (ABl.&#160;2004, L&#160;387, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beschluss vom 19.&#160;September 2006, CFE/Kommission (T&#8209;100/05, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2006:260).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteile vom 22.&#160;September 2011, Val&#269;iukien&#279; u.&#160;a. (C&#8209;295/10, EU:C:2011:608, Rn.&#160;45 bis 47), und vom 21.&#160;Dezember 2016, Associazione Italia Nostra Onlus (C&#8209;444/15, EU:C:2016:978, Rn.&#160;52 bis 54).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 11.&#160;April 2013, Sweetman u.&#160;a. (C&#8209;258/11, EU:C:2013:220, Rn.&#160;44), vom 21.&#160;Juli 2016, Orleans u.&#160;a. (C&#8209;387/15 und C&#8209;388/15, EU:C:2016:583, Rn.&#160;50), und vom 17.&#160;April 2018, Kommission/Polen (Waldgebiet Bia&#322;owie&#380;a) (C&#8209;441/17, EU:C:2018:255, Rn.&#160;114).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 21.&#160;Juli 2016, Orleans u.&#160;a. (C&#8209;387/15 und C&#8209;388/15, EU:C:2016:583, Rn.&#160;60 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), sowie vom 17.&#160;April 2018, Kommission/Polen (Wald von Bia&#322;owie&#380;a) (C&#8209;441/17, EU:C:2018:255, Rn.&#160;189).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 4.&#160;M&#228;rz 2010, Kommission/Frankreich (C&#8209;241/08, EU:C:2010:114, Rn.&#160;53). Siehe auch meine Schlussantr&#228;ge in der Rechtssache Kommission/Frankreich (C&#8209;241/08, EU:C:2009:398, Nrn.&#160;43, 44 sowie 71).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Halada, L., Evans, D., Rom&#227;o, C., Petersen, J.&#160;E., &#8222;Which habitats of European importance depend on agricultural practices?&#8220;, <i>Biodiversity and Conservation</i> 20 (2011), 2365 bis 2378.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe zur UVP-Richtlinie Urteile vom 13.&#160;Dezember 2007, Kommission/Irland (C&#8209;418/04, EU:C:2007:780, Rn.&#160;231), und vom 14.&#160;M&#228;rz 2013, Leth (C&#8209;420/11, EU:C:2013:166, Rn.&#160;46).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 2000/60/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 23.&#160;Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens f&#252;r Ma&#223;nahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik (ABl.&#160;2000, L&#160;327, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 17.&#160;Juni 2010, Terre wallonne und Inter-Environnement Wallonie (C&#8209;105/09 und C&#8209;110/09, EU:C:2010:355).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie 91/676/EWG des Rates vom 12.&#160;Dezember 1991 zum Schutz der Gew&#228;sser vor Verunreinigung durch Nitrat aus landwirtschaftlichen Quellen (ABl.&#160;1991, L&#160;375, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 21.&#160;Juli 2016, Orleans u.&#160;a. (C&#8209;387/15 und C&#8209;388/15, EU:C:2016:583, Rn.&#160;51), vom 26.&#160;April 2017, Kommission/Deutschland (Moorburg) (C&#8209;142/16, EU:C:2017:301, Rn.&#160;57), und vom 17.&#160;April 2018, Kommission/Polen (Waldgebiet Bia&#322;owie&#380;a) (C&#8209;441/17, EU:C:2018:255, Rn.&#160;113).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. meine Schlussantr&#228;ge in der Rechtssache Kommission/Frankreich (C&#8209;241/08, EU:C:2009:398, Nrn.&#160;70 und 71).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#220;bereinkommen &#252;ber den Zugang zu Informationen, die &#214;ffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten von 1998 (ABl.&#160;2005, L&#160;124, S.&#160;4), angenommen mit Beschluss 2005/370/EG des Rates vom 17.&#160;Februar 2005 (ABl.&#160;2005, L&#160;124, S.&#160;1). Siehe dazu Urteile vom 8.&#160;November 2016, Lesoochran&#225;rske zoskupenie VLK (C&#8209;243/15, EU:C:2016:838, Rn.&#160;57 und 59), sowie vom 20.&#160;Dezember 2017, Protect Natur-, Arten- und Landschaftsschutz Umweltorganisation (C&#8209;664/15, EU:C:2017:987, Rn.&#160;38 und 39).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 27.&#160;Oktober 2016, D&#8217;Oultremont u.&#160;a. (C&#8209;290/15, EU:C:2016:816, Rn.&#160;49), und vom 7.&#160;Juni 2018, Inter-Environnement Bruxelles u.&#160;a. (C&#8209;671/16, EU:C:2018:403, Rn.&#160;53) sowie Thybaut u.&#160;a. (C&#8209;160/17, EU:C:2018:401, Rn.&#160;54).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteile vom 7.&#160;Juni 2018, Inter-Environnement Bruxelles u.&#160;a. (C&#8209;671/16, EU:C:2018:403, Rn.&#160;55) sowie Thybaut u.&#160;a. (C&#8209;160/17, EU:C:2018:401, Rn.&#160;55).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteil vom 7.&#160;November 2018, Co&#246;peratie Mobilisation for the Environment u.&#160;a. (C&#8209;293/17 und C&#8209;294/17, EU:C:2018:882, Rn.&#160;65 und 66).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 7.&#160;November 2018, Holohan u.&#160;a. (C&#8209;461/17, EU:C:2018:883, Rn.&#160;37), und meine Schlussantr&#228;ge in der Rechtssache Waddenvereniging und Vogelbeschermingsvereniging (C&#8209;127/02, EU:C:2004:60, Nr.&#160;97).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Siehe zu einer Gebietsverkleinerung Urteil vom 19.&#160;Oktober 2017, Vereniging Hoekschewaards Landschap (C&#8209;281/16, EU:C:2017:774, Rn.&#160;16 bis 20 und 30).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorschlag f&#252;r eine Richtlinie des Rates &#252;ber die Pr&#252;fung der Umweltauswirkungen bestimmter Pl&#228;ne und Programme (KOM(96) 511 endg., S.&#160;6).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. meine Schlussantr&#228;ge in den verbundenen Rechtssachen Terre wallonne und Inter-Environnement Wallonie (C&#8209;105/09 und C&#8209;110/09, EU:C:2010:120, Nrn.&#160;31 und 32).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Urteile vom 28.&#160;Februar 2012, Inter-Environnement Wallonie und Terre wallonne (C&#8209;41/11, EU:C:2012:103, Rn.&#160;42&#160;ff.), und vom 28.&#160;Juli 2016, Association France Nature Environnement (C&#8209;379/15, EU:C:2016:603, Rn.&#160;29&#160;ff.).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 11.&#160;August 1995, Kommission/Deutschland (Gro&#223;krotzenburg) (C&#8209;431/92, EU:C:1995:260, Rn.&#160;43 bis 45).</p>
175,018
eugh-2019-01-24-c-31317
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-313/17
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:45
2019-01-31T19:20:45
Urteil
ECLI:EU:C:2019:57
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Erste Kammer)</p> <p class="C19Centre">24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Rechtsmittel &#8211; Art.&#160;86 der Verfahrensordnung des Gerichts &#8211; Zul&#228;ssigkeit &#8211; Verfahren der Anpassung der Klageschrift &#8211; Erfordernis, die Klagegr&#252;nde und Argumente anzupassen &#8211; Restriktive Ma&#223;nahmen gegen&#252;ber der Arabischen Republik Syrien &#8211; Liste der Personen, deren Gelder und wirtschaftliche Ressourcen eingefroren wurden &#8211; Aufnahme des Namens des Rechtsmittelf&#252;hrers&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;313/17&#160;P</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Rechtsmittel nach Art.&#160;56 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union, eingelegt am 26.&#160;Mai 2017,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>George Haswani,</b> wohnhaft in Yabroud (Syrien), Prozessbevollm&#228;chtigter: G.&#160;Karouni, avocat,</p> <p class="C72Alineadroite">Rechtmittelf&#252;hrer,</p> <p class="C02AlineaAltA">andere Parteien des Verfahrens:</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Rat der Europ&#228;ischen Union,</b> vertreten durch A.&#160;Sikora-Kal&#279;da und S.&#160;Kyriakopoulou als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Beklagter im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Europ&#228;ische Kommission,</b> vertreten durch L.&#160;Havas und R.&#160;Tricot als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Streithelferin im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Erste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung der Vizepr&#228;sidentin R.&#160;Silva de Lapuerta in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Ersten Kammer sowie der Richter J.&#8209;C.&#160;Bonichot (Berichterstatter), A.&#160;Arabadjiev, E.&#160;Regan und S.&#160;Rodin, </p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: P.&#160;Mengozzi,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: A.&#160;Calot Escobar,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 20.&#160;September 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinem Rechtsmittel beantragt Herr George Haswani die Aufhebung des Urteils des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 22.&#160;M&#228;rz 2017, Haswani/Rat (T&#8209;231/15, nicht ver&#246;ffentlicht, im Folgenden: angefochtenes Urteil, EU:T:2017:200), soweit damit sein Antrag auf Nichtigerkl&#228;rung des Beschlusses (GASP) 2016/850 des Rates vom 27.&#160;Mai 2016 zur &#196;nderung des Beschlusses 2013/255/GASP &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Syrien (ABl.&#160;2016, L&#160;141, S.&#160;125) und der Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2016/840 des Rates vom 27.&#160;Mai 2016 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung (EU) Nr.&#160;36/2012 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen angesichts der Lage in Syrien (ABl.&#160;2016, L&#160;141, S.&#160;30) (im Folgenden zusammen: Rechtsakte vom 27.&#160;Mai 2016) als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen wurde.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;86 (&#8222;Anpassung der Klageschrift&#8220;) der Verfahrensordnung des Gerichts in seiner auf den Rechtsstreit im ersten Rechtszug anwendbaren Fassung (im Folgenden: Verfahrensordnung des Gerichts) hei&#223;t es: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wird ein Rechtsakt, dessen Nichtigerkl&#228;rung beantragt wird, durch einen anderen Rechtsakt mit demselben Gegenstand ersetzt oder ge&#228;ndert, so kann der Kl&#228;ger vor Abschluss des m&#252;ndlichen Verfahrens oder vor der Entscheidung des Gerichts, ohne m&#252;ndliches Verfahren zu entscheiden, die Klageschrift anpassen, um diesem neuen Umstand Rechnung zu tragen. </p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Anpassung der Klageschrift muss mit gesondertem Schriftsatz und innerhalb der in Artikel 263 Absatz 6 AEUV vorgesehenen Frist erfolgen, innerhalb deren die Nichtigerkl&#228;rung des die Anpassung der Klageschrift rechtfertigenden Rechtsakts beantragt werden kann. </p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Anpassungsschriftsatz muss enthalten:</p> <p class="C02AlineaAltA">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die angepassten Antr&#228;ge;</p> <p class="C02AlineaAltA">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;erforderlichenfalls die angepassten Klagegr&#252;nde und Argumente;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;erforderlichenfalls die mit der Anpassung der Antr&#228;ge in Zusammenhang stehenden Beweise und Beweisangebote. </p> <p class="C02AlineaAltA">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem Anpassungsschriftsatz ist der die Anpassung der Klageschrift rechtfertigende Rechtsakt beizuf&#252;gen. Wird dieser Rechtsakt nicht vorgelegt, so setzt der Kanzler dem Kl&#228;ger eine angemessene Frist zur Vorlage. Bei Ausbleiben einer fristgem&#228;&#223;en M&#228;ngelbehebung entscheidet das Gericht, ob die Nichtbeachtung dieses Erfordernisses die Unzul&#228;ssigkeit des Schriftsatzes zur Anpassung der Klageschrift zur Folge hat. </p> <p class="C02AlineaAltA">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unbeschadet der sp&#228;teren Entscheidung des Gerichts &#252;ber die Zul&#228;ssigkeit des Schriftsatzes zur Anpassung der Klageschrift setzt der Pr&#228;sident dem Beklagten eine Frist zur Erwiderung auf den Anpassungsschriftsatz. </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Vorgeschichte des Rechtsstreits, Klage vor dem Gericht und angefochtenes Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rechtsmittelf&#252;hrer ist Unternehmer, syrischer Staatsangeh&#246;riger, Gr&#252;nder und Miteigent&#252;mer der &#214;l- und Gasgesellschaft HESCO.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit zwei Rechtsakten vom 6.&#160;M&#228;rz 2015 (im Folgenden: Rechtsakte vom 6.&#160;M&#228;rz 2015) wurde sein Name auf die Liste in Anhang I des Beschlusses 2013/255/GASP des Rates vom 31.&#160;Mai 2013 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen gegen Syrien (ABl.&#160;2013, L&#160;147, S.&#160;14) gesetzt, ebenso wie auf diejenige in Anhang II der Verordnung (EU) Nr.&#160;36/2012 des Rates vom 18.&#160;Januar 2012 &#252;ber restriktive Ma&#223;nahmen angesichts der Lage in Syrien und zur Aufhebung der Verordnung (EU) Nr.&#160;442/2011 (ABl.&#160;2012, L&#160;16, S.&#160;1), und zwar aus folgenden Gr&#252;nden:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Bekannter syrischer Gesch&#228;ftsmann, Miteigent&#252;mer der &#8218;HESCO Engineering and Construction Company&#8216;, eines gro&#223;en Ingenieur- und Bauunternehmens in Syrien. Er hat enge Verbindungen zum syrischen Regime.</p> <p class="C02AlineaAltA">Durch seine Rolle als Mittelsmann beim Ankauf von Erd&#246;l von ISIS durch das syrische Regime ist George Haswani Unterst&#252;tzer und Nutznie&#223;er des syrischen Regimes.</p> <p class="C02AlineaAltA">Ferner profitiert er von dem Regime durch Vorzugsbehandlung, unter anderem durch die Vergabe eines Auftrags (als Subunternehmer) mit Stroytransgaz, einem gro&#223;en russischen Erd&#246;lunternehmen.&#8220; </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 5.&#160;Mai 2015 erhob der Rechtsmittelf&#252;hrer beim Gericht Klage auf Nichtigerkl&#228;rung der Rechtsakte vom 6.&#160;M&#228;rz 2015.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 28.&#160;Mai 2015 erlie&#223; der Rat den Beschluss (GASP) 2015/837 zur &#196;nderung des Beschlusses 2013/255 (ABl.&#160;2015, L&#160;132, S.&#160;82), mit dem der Beschluss 2013/255 bis 1.&#160;Juni 2016 verl&#228;ngert und Anhang I dieses Beschlusses ge&#228;ndert wurde. Am gleichen Tag erlie&#223; der Rat auch die Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2015/828 zur Durchf&#252;hrung der Verordnung Nr.&#160;36/2012 (ABl.&#160;2015, L&#160;132, S.&#160;3), die Anhang II dieser Verordnung Nr.&#160;36/2012 &#228;nderte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schriftsatz, der am 23.&#160;Juni 2015 bei der Kanzlei des Gerichts eingereicht wurde, passte der Rechtsmittelf&#252;hrer die Klageschrift mit dem Ziel der Nichtigerkl&#228;rung auch des Beschlusses 2015/837 und der Durchf&#252;hrungsverordnung 2015/828 an.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 12.&#160;Oktober 2015 erlie&#223; der Rat zum einen den Beschluss (GASP) 2015/1836 zur &#196;nderung des Beschlusses 2013/255 (ABl.&#160;2015, L&#160;266, S.&#160;75) und zum anderen die Durchf&#252;hrungsverordnung (EU) 2015/1828 zur &#196;nderung der Verordnung Nr.&#160;36/2012 (ABl.&#160;2015, L&#160;266, S.&#160;1), die Anhang II der genannten Verordnung &#228;nderte (im Folgenden: Rechtsakte vom 12.&#160;Oktober 2015). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die &#196;nderungen betrafen bei Art.&#160;28 Abs.&#160;2 des Beschlusses 2013/255 und Art.&#160;15 Abs.&#160;1a der Verordnung Nr.&#160;36/2012 u.&#160;a. die Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die beigef&#252;gten Listen. Insbesondere wurden die Kriterien der Verantwortlichkeit f&#252;r die Repression bzw. der Verbindung zum Regime durch eine Liste von Personen erg&#228;nzt, die in sieben Kategorien, u.&#160;a. &#8222;f&#252;hrende Gesch&#228;ftsleute, die in Syrien t&#228;tig sind&#8220;, fallen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 29.&#160;April 2016 teilte der Rat dem Rechtsmittelf&#252;hrer seine Absicht mit, ihn auf den fraglichen Listen zu belassen, und informierte ihn &#252;ber die &#196;nderung der ihn betreffenden Begr&#252;ndung. Der Rechtsmittelf&#252;hrer antwortete dem Rat &#252;ber seinen Rechtsanwalt mit Schreiben vom 12.&#160;Mai 2016.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit den Rechtsakten vom 27.&#160;Mai 2016 nahm der Rat den Namen des Rechtsmittelf&#252;hrers mit der folgenden Begr&#252;ndung in die Anh&#228;nge dieser Rechtsakte auf:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;F&#252;hrender, in Syrien t&#228;tiger Gesch&#228;ftsmann mit Beteiligungen und/oder T&#228;tigkeiten in den Branchen Ingenieur- und Bauwesen sowie in der Erd&#246;l- und Erdgasbranche. Er besitzt Beteiligungen an und/oder hat ma&#223;geblichen Einfluss auf eine Reihe von Unternehmen und Organisationen in Syrien, insbesondere HESCO Engineering and Construction Company, ein gro&#223;es Ingenieur- und Bauunternehmen.</p> <p class="C02AlineaAltA">George Haswani hat enge Verbindungen zum syrischen Regime. Durch seine Rolle als Mittelsmann beim Ankauf von Erd&#246;l von ISIS durch das syrische Regime ist George Haswani Unterst&#252;tzer und Nutznie&#223;er des syrischen Regimes. Ferner profitiert er von dem Regime durch Vorzugsbehandlung, unter anderem durch die Vergabe eines Auftrags (als Subunternehmer) mit Stroytransgaz, einem gro&#223;en russischen Erd&#246;lunternehmen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schriftsatz, der am 7.&#160;Juli 2016 bei der Kanzlei des Gerichts eingereicht wurde, beantragte der Rechtsmittelf&#252;hrer die Anpassung seiner Klageschrift mit dem Ziel der Nichtigerkl&#228;rung auch der Rechtsakte vom 27.&#160;Mai 2016 (im Folgenden: zweiter Anpassungsschriftsatz oder zweiter Anpassungsantrag).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schreiben vom 22.&#160;Juli 2016 legte der Rat seine Erkl&#228;rungen zum zweiten Anpassungsschriftsatz vor; er hielt diesen f&#252;r l&#252;ckenhaft und ungenau.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem angefochtenen Urteil wies das Gericht insbesondere den zweiten Anpassungsantrag als unzul&#228;ssig zur&#252;ck, weil der Rechtsmittelf&#252;hrer im zweiten Anpassungsschriftsatz gem&#228;&#223; Art.&#160;86 Abs.&#160;4 der Verfahrensordnung des Gerichts die angepassten Klagegr&#252;nde und Argumente zur St&#252;tzung der Nichtigkeitsantr&#228;ge h&#228;tte angeben m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Deshalb hat das Gericht in den Rn.&#160;41 bis 47 des angefochtenen Urteils festgestellt, dass, soweit sich der rechtliche Rahmen f&#252;r die restriktiven Ma&#223;nahmen oder die Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die Listen ge&#228;ndert h&#228;tten, der Rechtsmittelf&#252;hrer seine Klagegr&#252;nde und Argumente h&#228;tte anpassen m&#252;ssen, um dieser &#196;nderung Rechnung zu tragen, und dass dieses Erfordernis im vorliegenden Fall nicht erf&#252;llt sei, da im zweiten Anpassungsantrag lediglich die Ausdehnung der Antr&#228;ge der Klageschrift beantragt worden sei, ohne Anf&#252;hrung anderer Erkl&#228;rungen oder neuer tats&#228;chlicher oder rechtlicher Gesichtspunkte unter Ber&#252;cksichtigung der &#196;nderung des geltenden rechtlichen Rahmens, insbesondere der Einf&#252;hrung neuer Aufnahmekriterien.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Antr&#228;ge der Parteien vor dem Gerichtshof</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr Haswani beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das angefochtene Urteil aufzuheben, soweit damit der zweite Anpassungsantrag f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt wird;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dementsprechend die Streichung des Namens von &#8222;Herrn George Haswani&#8220; in den den Rechtsakten vom 27.&#160;Mai 2016 beigef&#252;gten Anh&#228;ngen anzuordnen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Rechtsakte vom 12.&#160;Oktober 2015 f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rat der Europ&#228;ischen Union zur Zahlung von Schadensersatz in H&#246;he von 700&#160;000 Euro als Ersatz f&#252;r alle Sch&#228;den zu verurteilen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dem Rat die Kosten f&#252;r das Verfahren vor dem Gerichtshof und die gesamten Kosten f&#252;r das Verfahren vor dem Gericht aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das Rechtsmittel zur&#252;ckzuweisen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;dem Rechtsmittelf&#252;hrer die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Europ&#228;ische Kommission, Streithelferin im ersten Rechtszug, hat gem&#228;&#223; Art.&#160;172 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs eine Rechtsmittelbeantwortung eingereicht, in der sie sich den Schlussfolgerungen des Rates anschlie&#223;t und beantragt, das Rechtsmittel insgesamt zur&#252;ckzuweisen und dem Rechtsmittelf&#252;hrer die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zum Rechtsmittel</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinen Rechtsmittelgr&#252;nden, die zusammen zu pr&#252;fen sind, macht Herr Haswani im Wesentlichen geltend, das Gericht habe in seinem Urteil drei Rechtsfehler begangen, indem es den zweiten Anpassungsantrag aus den in Rn.&#160;15 des vorliegenden Urteils genannten Gr&#252;nden f&#252;r unzul&#228;ssig erkl&#228;rt habe.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Vorbringen der Parteien</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr Haswani wirft dem Gericht einen ersten Rechtsfehler dahin vor, dass es gegen Art.&#160;86 Abs.&#160;4 und 5 der Verfahrensordnung des Gerichts versto&#223;en habe. Nach diesen Bestimmungen habe der Kanzler des Gerichts den Kl&#228;ger, wenn dieser seinem Antrag keine Abschrift des die beantragte Anpassung rechtfertigenden Rechtsakts beigef&#252;gt habe, ausdr&#252;cklich aufzufordern, den Mangel dieses Antrags innerhalb zuvor festgelegter Fristen zu beheben; andernfalls k&#246;nne er vom Gericht nicht als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen werden. Wenn die fehlende Vorlage des die Anpassung der Klageschrift rechtfertigenden Rechtsakts nicht von Amts wegen die Unzul&#228;ssigkeit eines Anpassungsantrags zur Folge habe, m&#252;sse dies deshalb erst recht f&#252;r die Nichtvorlage angepasster Klagegr&#252;nde gelten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das angefochtene Urteil sei mit einem zweiten Rechtsfehler behaftet, da das Gericht angenommen habe, es k&#246;nne die im zweiten Anpassungsschriftsatz des Rechtsmittelf&#252;hrers gestellten Antr&#228;ge als unzul&#228;ssig zur&#252;ckweisen, ohne auch nur zu pr&#252;fen, ob der Kanzler eine Aufforderung zur M&#228;ngelbehebung an ihn gerichtet habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der dritte vom Gericht begangene Rechtsfehler betreffe die Nichtbeachtung des eingeschobenen Satzteils &#8222;erforderlichenfalls&#8220; in Art.&#160;86 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts, aus dem sich ergebe, dass es nicht notwendig sei, angepasste Klagegr&#252;nde und Argumente vorzubringen, da sich die Kriterien f&#252;r die Aufnahme in die Listen zwischen den zun&#228;chst angefochtenen Rechtsakten und den mit dem Anpassungsantrag der Klageschrift hinzugef&#252;gten Rechtsakten ge&#228;ndert h&#228;tten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang beanstandet Herr Haswani zwar nicht, dass durch die Rechtsakte vom 12.&#160;Oktober 2015 die Anzahl der Personen, die Gegenstand restriktiver Ma&#223;nahmen sein k&#246;nnten, gr&#246;&#223;er geworden sei, meint aber, es sei &#8222;offensichtlich&#8220;, dass die Gr&#252;nde f&#252;r die Ma&#223;nahmen gegen ihn im Jahr 2016 abgesehen von geringf&#252;gigen Formulierungsunterschieden im Wesentlichen die gleichen seien wie die f&#252;r die Ma&#223;nahmen im Jahr 2015. Das Gericht habe selbst angenommen, dass diese Gr&#252;nde nicht belegt seien, da kein vom Rat vorgelegtes Dokument hinreichend beweiskr&#228;ftig sei; es handele sich dabei um ungenaue Presseartikel oder um Ausz&#252;ge aus Internetseiten. Nach Auffassung von Herrn Haswani konnte er daher nicht verpflichtet sein, zur Vermeidung der Unzul&#228;ssigkeit des Anpassungsantrags angepasste Klagegr&#252;nde vorzubringen, da dies &#8222;&#252;berfl&#252;ssig&#8220; gewesen sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat hat Zweifel hinsichtlich der Zul&#228;ssigkeit des Rechtsmittels, mit dem die Vorschriften des Unionsrechts, gegen die versto&#223;en worden sei, nicht hinreichend genau angegeben w&#252;rden, und f&#252;hrt aus, der geltend gemachte zweite Rechtsfehler sei nicht hinreichend belegt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dar&#252;ber hinaus h&#228;lt der Rat das Rechtsmittel f&#252;r offensichtlich unbegr&#252;ndet. Er verweist auf die Argumentation, die er im erstinstanzlichen Verfahren in seiner Einrede der Unzul&#228;ssigkeit des zweiten Anpassungsschriftsatzes erfolgreich vorgebracht habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Argumentation besteht darin, die Anforderungen an die Gr&#252;nde der Klageschrift, der zur Vermeidung ihrer Unzul&#228;ssigkeit gem&#228;&#223; Art.&#160;76 Buchst.&#160;d der Verfahrensordnung des Gerichts eine, wenn auch nur kurze, Darstellung der geltend gemachten Klagegr&#252;nde hinzuzuf&#252;gen sei, auf den Anpassungsantrag zu &#252;bertragen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat tr&#228;gt vor, was f&#252;r den hier in Rede stehenden Anpassungsantrag entschieden worden sei, sei st&#228;ndige Praxis des Gerichts, das bereits einen anderen Anpassungsantrag in gleicher Weise zur&#252;ckgewiesen habe (Urteil vom 28.&#160;Januar 2016, Klyuyev/Rat, T&#8209;341/14, EU:T:2016:47, Rn.&#160;71 bis 73).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rat st&#252;tzt sich auf die Schlussantr&#228;ge der Generalanw&#228;ltin in der dem Urteil vom 9.&#160;November 2017, HX/Rat (C&#8209;423/16&#160;P, EU:C:2017:848, Rn.&#160;33), zugrunde liegenden Rechtssache und f&#252;hrt aus, die aus dem eingeschobenen Satzteil &#8222;erforderlichenfalls&#8220; in Art.&#160;86 Abs.&#160;3 der Verfahrensordnung des Gerichts folgende Regel sei individuell auf den Einzelfall anzuwenden und erfordere, dass das Gericht hinsichtlich der Notwendigkeit, angepasste Klagegr&#252;nde und Argumente vorzubringen, eine Sachpr&#252;fung vornehme. Diese Auslegung ergebe sich daraus, dass formale Anforderungen wie diejenige in Art.&#160;86 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verfahrensordnung des Gerichts dazu da seien, den kontradiktorischen Charakter des Verfahrens zu gew&#228;hrleisten und es dem Gericht zu erm&#246;glichen, in Kenntnis der Sachlage zu entscheiden, und nicht &#8222;um ihrer selbst willen&#8220; g&#228;lten. Das Gericht habe hierbei einen gewissen Beurteilungsspielraum.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission ist mit der gleichen Argumentationsweise als Streithelferin zur Unterst&#252;tzung der schriftlichen Erkl&#228;rungen des Rates beigetreten. Sie besteht vor allem auf dem &#8222;besonders l&#252;ckenhaften&#8220; Charakter des zweiten Anpassungsschriftsatzes. Wenn ein Schriftsatz &#8222;derartig l&#252;ckenhaft&#8220; sei, hindere das Gericht nichts daran, den Anpassungsantrag, dessen Begr&#252;ndetheit zu beurteilen es nicht die M&#246;glichkeit gehabt habe, f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst sind die vom Rat und von der Kommission vorgetragenen Einw&#228;nde hinsichtlich der Zul&#228;ssigkeit des vorliegenden Rechtsmittels zur&#252;ckzuweisen. Aus diesem geht n&#228;mlich eindeutig hervor, dass der Rechtsmittelf&#252;hrer dem Gericht mit seinen Rechtsmittelgr&#252;nden vorwirft, gegen Art.&#160;86 Abs.&#160;4 und 5 seiner Verfahrensordnung versto&#223;en zu haben, als es in den Rn.&#160;39 bis 47 des angefochtenen Urteils entschieden habe, dass der zweite Anpassungsantrag zur&#252;ckzuweisen sei, da er keine angepassten Klagegr&#252;nde und Argumente enthalte. Diese Gr&#252;nde werfen somit eine Rechtsfrage auf, die dem Gerichtshof mit einem Rechtsmittel zur Pr&#252;fung vorgelegt werden kann.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;86 der Verfahrensordnung des Gerichts regelt die Voraussetzungen, unter denen der Kl&#228;ger als Ausnahme vom Grundsatz der Unver&#228;nderlichkeit der Antr&#228;ge seine Klageschrift anpassen kann, wenn ein Rechtsakt, dessen Nichtigerkl&#228;rung beim Gericht beantragt wird, durch einen anderen Rechtsakt mit demselben Gegenstand ersetzt oder ge&#228;ndert wird (vgl. u.&#160;a. Urteil vom 9.&#160;November 2017, HX/Rat, C&#8209;423/16&#160;P, EU:C:2017:848, Rn.&#160;18).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere ergibt sich aus Art.&#160;86 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b der Verfahrensordnung des Gerichts, dass der Schriftsatz zur Anpassung der Klageschrift erforderlichenfalls gegen&#252;ber denen der Klageschrift angepasste Klagegr&#252;nde und Argumente enthalten muss.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verwendung des eingeschobenen Satzteils &#8222;erforderlichenfalls&#8220; im Wortlaut dieser Bestimmung deutet unmissverst&#228;ndlich darauf hin, dass dem Schriftsatz zur Anpassung der Klageschrift nur dann ihrerseits angepasste Klagegr&#252;nde und Argumente hinzuzuf&#252;gen sind, wenn sich dies als notwendig erweist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Schlussfolgerung wird im Licht der Ziele von Art.&#160;86 der Verfahrensordnung des Gerichts best&#228;tigt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang hat der Gerichtshof bereits entschieden, dass es zwar durchaus gerechtfertigt ist, an eine Klageanpassung gewisse formale Anforderungen zu stellen, dass jedoch solche Anforderungen nicht um ihrer selbst willen gelten, sondern dazu da sind, den kontradiktorischen Charakter des Verfahrens und eine geordnete Rechtspflege zu gew&#228;hrleisten (Urteil vom 9.&#160;November 2017, HX/Rat, C&#8209;423/16&#160;P, EU:C:2017:848, Rn.&#160;23).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie der Generalanwalt in Nr.&#160;61 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, w&#252;rde es dem Grundsatz der geordneten Rechtspflege und der Prozess&#246;konomie zuwiderlaufen, von einem Kl&#228;ger, der seine Antr&#228;ge angepasst hat, zu verlangen, dass er in einem Schriftsatz zur Anpassung der Klageschrift Klagegr&#252;nde und Argumente wiederholt, die mit denen identisch sind, auf die er seine Antr&#228;ge gegen den urspr&#252;nglich angefochtenen Rechtsakt gest&#252;tzt hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Deshalb kann, wenn ein mit der Anpassung der Klageschrift angefochtener sp&#228;terer Rechtsakt im Wesentlichen derselbe ist wie ein urspr&#252;nglich angefochtener Rechtsakt oder sich nur durch rein formale Unterschiede von diesem unterscheidet, nicht ausgeschlossen werden, dass sich der Kl&#228;ger dadurch, dass er seinem Anpassungsantrag keine ihrerseits angepassten Klagegr&#252;nde und Argumente hinzugef&#252;gt hat, zwar implizit, aber eindeutig an die Klagegr&#252;nde und Argumente seiner Klageschrift halten wollte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In einem solchen Fall hat das Gericht, wenn es die Zul&#228;ssigkeit des Schriftsatzes zur Anpassung der Klageschrift pr&#252;ft, festzustellen, ob der mit der Anpassung der Klageschrift angefochtene Rechtsakt gegen&#252;ber dem mit der Klageschrift angefochtenen Rechtsakt so wesentliche Unterschiede aufweist, dass sie eine Anpassung der Klagegr&#252;nde und Argumente, auf die die Klageschrift gest&#252;tzt wurde, notwendig machten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn das Gericht nach dieser Pr&#252;fung zu dem Ergebnis kommt, dass der Kl&#228;ger dem Schriftsatz zur Anpassung der Klageschrift zu Unrecht keine ihrerseits angepassten Klagegr&#252;nde und Argumente hinzugef&#252;gt habe, ist es entgegen dem Vorbringen von Herrn Haswani auf der Grundlage von Art.&#160;86 Abs.&#160;6 seiner Verfahrensordnung befugt, diesen Schriftsatz wegen Nichtbeachtung der Formvorschrift in dessen Abs.&#160;3 Buchst.&#160;b ebenso wie wegen jeder Nichtbeachtung einer Vorschrift in diesem Artikel f&#252;r unzul&#228;ssig zu erkl&#228;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen der genannten Pr&#252;fung ist das Gericht nicht verpflichtet, den Kl&#228;ger zuvor aufzufordern, den Mangel der Nichtvorlage angepasster Klagegr&#252;nde und Argumente zu beheben. Wie der Generalanwalt in den Nrn.&#160;48 bis 57 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, hat n&#228;mlich der Kl&#228;ger, der das Initiativrecht f&#252;r einen Prozess hat und den Umfang des Streitgegenstands insbesondere durch seine Antr&#228;ge und die von ihm vorgebrachten Klagegr&#252;nde im Rahmen des Anpassungsantrags wie im Rahmen der Klageschrift festlegt, zu beurteilen, ob es notwendig ist, die Klagegr&#252;nde und Argumente der Klageschrift anzupassen (vgl. entsprechend Urteil vom 14.&#160;November 2017, British Airways/Kommission, C&#8209;122/16&#160;P, EU:C:2017:861, Rn.&#160;86 und 87). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang hat der Gerichtshof zwar mit Urteil vom 9.&#160;November 2017, HX/Rat (C&#8209;423/16&#160;P, EU:C:2017:848, Rn.&#160;22 bis 27), beanstandet, dass das Gericht dem Rechtsmittelf&#252;hrer nicht zuvor Gelegenheit gegeben hat, den Mangel eines Anpassungsantrags aufgrund Nichtvorlage des in Art.&#160;86 Abs.&#160;2 der Verfahrensordnung des Gerichts geforderten gesonderten Schriftsatzes zu beheben, dies geschah jedoch im Hinblick auf die besonderen Umst&#228;nde des Falles, dort eine Mehrdeutigkeit der Sprachfassung der Verfahrensordnung des Gerichts, die der vom Kl&#228;ger gew&#228;hlten Verfahrenssprache entsprach. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Rechtssache, die dem im Rahmen des vorliegenden Rechtsmittels angefochtenen Urteil zugrunde liegt, hat das Gericht f&#252;r seine Schlussfolgerung, dass Herr Haswani seinem Antrag auf Anpassung der Klageschrift angepasste Klagegr&#252;nde und Argumente h&#228;tte hinzuf&#252;gen m&#252;ssen, in den Rn.&#160;41 bis 47 seines Urteils lediglich festgestellt, dass sich der rechtliche Rahmen der restriktiven Ma&#223;nahmen, insbesondere die Gr&#252;nde f&#252;r die Aufnahme der betroffenen Personen in die fraglichen Listen, seit der Einreichung der urspr&#252;nglichen Klageschrift ge&#228;ndert habe und die im zweiten Anpassungsschriftsatz angefochtenen Rechtsakte u.&#160;a. diese &#196;nderung ber&#252;cksichtigten, ohne zu kl&#228;ren, ob ein wesentlicher Unterschied zwischen den individuellen Gr&#252;nden, die Herrn Haswani in den mit der Klageschrift angefochtenen Rechtsakten, d.&#160;h. den Rechtsakten vom 6.&#160;M&#228;rz 2015 und der Durchf&#252;hrungsverordnung 2015/828, entgegengehalten wurden, und denen, die ihm in den im zweiten Anpassungsschriftsatz angefochtenen Rechtsakten, d.&#160;h. den Rechtsakten vom 27.&#160;Mai 2016 im Licht der Rechtsakte vom 12.&#160;Oktober 2015, entgegengehalten wurden, bestand. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damit hat das Gericht nicht die in Rn.&#160;38 des vorliegenden Urteils genannte Pr&#252;fung vorgenommen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach ist Nr.&#160;1 des Tenors des angefochtenen Urteils aufzuheben. </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zur Klage vor dem Gericht </b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;61 Abs.&#160;1 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union kann der Gerichtshof, wenn er die Entscheidung des Gerichts aufhebt, den Rechtsstreit selbst endg&#252;ltig entscheiden, wenn dieser zur Entscheidung reif ist, oder die Sache zur Entscheidung an das Gericht zur&#252;ckverweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das Gericht den zweiten Antrag auf Anpassung der Klageschrift ohne die in Rn.&#160;38 des vorliegenden Urteils genannte Pr&#252;fung und ohne Anh&#246;rung der Parteien hierzu als unzul&#228;ssig zur&#252;ckgewiesen hat, h&#228;lt der Gerichtshof den Rechtsstreit nicht f&#252;r entscheidungsreif. </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die Sache an das Gericht zur&#252;ckverwiesen wird, ist die Kostenentscheidung vorzubehalten. </p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Erste Kammer) f&#252;r Recht erkannt und entschieden:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Nr.&#160;1 des Tenors des Urteils des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 22.&#160;M&#228;rz 2017, Haswani/Rat (T</b>&#8209;<b>231/15, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2017:200), wird aufgehoben. </b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Sache wird an das Gericht der Europ&#228;ischen Union zur&#252;ckverwiesen. </b> </p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kostenentscheidung bleibt vorbehalten. </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Franz&#246;sisch.</p>
175,017
eugh-2019-01-24-c-47717
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-477/17
2019-01-24T00:00:00
2019-01-31T19:20:45
2019-01-31T19:20:45
Urteil
ECLI:EU:C:2019:60
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Erste Kammer)</p> <p class="C19Centre">24.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Soziale Sicherheit &#8211; Verordnung (EU) Nr.&#160;1231/2010 &#8211; Anzuwendende Rechtsvorschriften &#8211; A&#160;1-Bescheinigung &#8211; Art.&#160;1 &#8211; Ausdehnung der A&#160;1-Bescheinigung auf Drittstaatsangeh&#246;rige, die ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben &#8211; Rechtm&#228;&#223;iger Wohnsitz &#8211; Begriff&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;477/17</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom Centrale Raad van Beroep (Berufungsgericht in Sachen der sozialen Sicherheit und des &#246;ffentlichen Dienstes, Niederlande) mit Entscheidung vom 4.&#160;August 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 8.&#160;August 2017, in dem Verfahren</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Raad van bestuur van de Sociale Verzekeringsbank</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>D.&#160;Balandin,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>I.&#160;Lukachenko,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Holiday on Ice Services BV</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Erste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung der Vizepr&#228;sidentin des Gerichtshofs R.&#160;Silva de Lapuerta in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Ersten Kammer sowie der Richter J.&#8209;C.&#160;Bonichot, E.&#160;Regan (Berichterstatter), C.&#160;G.&#160;Fernlund und S.&#160;Rodin,</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: N.&#160;Wahl,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: M.&#160;Ferreira, Hauptverwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 4.&#160;Juli 2018,</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;des Raad van bestuur van de Sociale Verzekeringsbank, vertreten durch H.&#160;van der Most als Bevollm&#228;chtigten,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Holiday on Ice Services BV, I.&#160;Lukachenko und D.&#160;Balandin, vertreten durch F.&#160;J.&#160;Webbink, advocaat,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der niederl&#228;ndischen Regierung, vertreten durch M.&#160;Noort, M.&#160;Bulterman und J.&#160;Langer als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der tschechischen Regierung, vertreten durch M.&#160;Smolek, J.&#160;Vl&#225;&#269;il und J.&#160;Pavli&#353; als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der franz&#246;sischen Regierung, vertreten durch D.&#160;Colas und C.&#160;David als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch M.&#160;van Beek und D.&#160;Martin als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 27.&#160;September 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs">Urteil</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art.&#160;1 der Verordnung (EU) Nr.&#160;1231/2010 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 24.&#160;November 2010 zur Ausdehnung der Verordnung (EG) Nr.&#160;883/2004 und der Verordnung (EG) Nr.&#160;987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter diese Verordnungen fallen (ABl.&#160;2010, L&#160;344, S.&#160;1). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ergeht in einem Rechtsstreit zwischen dem Raad van bestuur van de Sociale Verzekeringsbank (Verwaltungsrat der Sozialversicherungsbank, Niederlande, im Folgenden: SVB) auf der einen Seite und Herrn D.&#160;Balandin, Herrn I.&#160;Lukachenko sowie der Holiday on Ice Services BV, vormals Stage Entertainment Touring Services BV (im Folgenden: HOI), auf der anderen Seite &#252;ber die Weigerung der SVB, Herrn Balandin und Herrn Lukachenko als bei HOI angestellten Drittstaatsangeh&#246;rigen eine Bescheinigung nach Art.&#160;19 Abs.&#160;2 der Verordnung (EG) Nr.&#160;987/2009 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16.&#160;September 2009 zur Festlegung der Modalit&#228;ten f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Verordnung (EG) Nr.&#160;883/2004 &#252;ber die Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit (ABl.&#160;2009, L&#160;284, S.&#160;1) (im Folgenden: A&#160;1-Bescheinigung) auszustellen. </p> <p class="C04Titre1">&#160;Rechtlicher Rahmen</p> <p class="C05Titre2">&#160;Unionsrecht</p> <p class="C06Titre3">&#160;Verordnung Nr.&#160;1231/2010</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 6 bis 8, 10 und 11 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 lauten:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(6)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung (EG) Nr.&#160;883/2004 [des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 29.&#160;April 2004 zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit (ABl.&#160;2004, L&#160;166, S.&#160;1, Berichtigung ABl.&#160;2004, L&#160;200, S.&#160;1)] und die Verordnung &#8230; Nr.&#160;987/2009 bringen sowohl f&#252;r die Versicherten als auch f&#252;r die Tr&#228;ger der sozialen Sicherheit eine betr&#228;chtliche Aktualisierung und Vereinfachung der Koordinierungsregelungen mit sich. Den Tr&#228;gern sollen die aktualisierten Koordinierungsregelungen die schnellere und einfachere Verarbeitung der Daten erm&#246;glichen, die sich auf die Anspr&#252;che der Versicherten beziehen; ferner sollen sie die entsprechenden Verwaltungskosten senken. </p> <p class="C02AlineaAltA">(7)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die F&#246;rderung eines hohen Ma&#223;es an sozialem Schutz und die Hebung des Lebensstandards und der Lebensqualit&#228;t in den Mitgliedstaaten z&#228;hlen zu den Zielen der Union.</p> <p class="C02AlineaAltA">(8)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um zu vermeiden, dass Arbeitgeber und staatliche Tr&#228;ger der sozialen Sicherheit mit rechtlich und verwaltungstechnisch komplexen Sachverhalten konfrontiert werden, die nur eine kleine Gruppe von Personen betreffen, ist es wichtig, dass die Vorteile der Modernisierung und Vereinfachung im Bereich der sozialen Sicherheit uneingeschr&#228;nkt genutzt werden k&#246;nnen, indem nur ein einziges Rechtsinstrument angewendet wird, das die Verordnung &#8230; Nr.&#160;883/2004 und die Verordnung &#8230; Nr.&#160;987/2009 miteinander kombiniert. </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(10)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Anwendung der Verordnung &#8230; Nr.&#160;883/2004 und der Verordnung &#8230; Nr.&#160;987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter diese Verordnungen fallen, darf diese Personen in keiner Weise dazu berechtigen, in einen Mitgliedstaat einzureisen, sich dort aufzuhalten oder ihren Wohnsitz zu nehmen bzw. dort eine Arbeit aufzunehmen. Entsprechend sollte die Anwendung der Verordnung &#8230; Nr.&#160;883/2004 und der Verordnung &#8230; Nr.&#160;987/2009 das Recht der Mitgliedstaaten, die Erteilung einer Einreise&#8209;, Aufenthalts&#8209;, Niederlassungs- oder Arbeitserlaubnis f&#252;r den betreffenden Mitgliedstaat gem&#228;&#223; dem Unionsrecht zu verweigern, eine solche zur&#252;ckzuziehen oder deren Verl&#228;ngerung zu verweigern, unber&#252;hrt lassen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(11)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung &#8230; Nr.&#160;883/2004 und die Verordnung &#8230; Nr.&#160;987/2009 sollten kraft der vorliegenden Verordnung nur Anwendung finden, wenn die betreffende Person bereits ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats hat. Die Rechtm&#228;&#223;igkeit des Wohnsitzes sollte somit eine Voraussetzung f&#252;r die Anwendung der genannten Verordnungen sein.&#8220; </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 dieser Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die Verordnung &#8230; Nr.&#160;883/2004 und die Verordnung &#8230; Nr.&#160;987/2009 gelten f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter die genannten Verordnungen fallen, sowie f&#252;r ihre Familienangeh&#246;rigen und ihre Hinterbliebenen, wenn sie ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben und sich in einer Lage befinden, die nicht ausschlie&#223;lich einen einzigen Mitgliedstaat betrifft.&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;Verordnung Nr.&#160;883/2004</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 Buchst.&#160;j und k der Verordnung Nr.&#160;883/2004 in der durch die Verordnung (EU) Nr.&#160;465/2012 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 22.&#160;Mai 2012 (ABl.&#160;2012, L&#160;149, S.&#160;4) ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: Verordnung Nr.&#160;883/2004) lautet: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;F&#252;r die Zwecke dieser Verordnung bezeichnet der Ausdruck </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">j)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Wohnort&#8216; den Ort des gew&#246;hnlichen Aufenthalts einer Person; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">k)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Aufenthalt&#8216; den vor&#252;bergehenden Aufenthalt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;13 Abs.&#160;1 dieser Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Eine Person, die gew&#246;hnlich in zwei oder mehr Mitgliedstaaten eine Besch&#228;ftigung aus&#252;bt, unterliegt: </p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsvorschriften des Wohnmitgliedstaats, wenn sie dort einen wesentlichen Teil ihrer T&#228;tigkeit aus&#252;bt, oder </p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;wenn sie im Wohnmitgliedstaat keinen wesentlichen Teil ihrer T&#228;tigkeit aus&#252;bt, </p> <p class="C11Marge1avecretrait">i)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, in dem das Unternehmen oder der Arbeitgeber seinen Sitz oder Wohnsitz hat, sofern sie bei einem Unternehmen bzw. einem Arbeitgeber besch&#228;ftigt ist, oder</p> <p class="C11Marge1avecretrait">ii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, in dem die Unternehmen oder Arbeitgeber ihren Sitz oder Wohnsitz haben, wenn sie bei zwei oder mehr Unternehmen oder Arbeitgebern besch&#228;ftigt ist, die ihren Sitz oder Wohnsitz in nur einem Mitgliedstaat haben, oder </p> <p class="C11Marge1avecretrait">iii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsvorschriften des Mitgliedstaats, in dem das Unternehmen oder der Arbeitgeber au&#223;erhalb des Wohnmitgliedstaats seinen Sitz oder Wohnsitz hat, sofern sie bei zwei oder mehr Unternehmen oder Arbeitgebern besch&#228;ftigt ist, die ihre Sitze oder Wohnsitze in zwei Mitgliedstaaten haben, von denen einer der Wohnmitgliedstaat ist, oder</p> <p class="C11Marge1avecretrait">iv)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;den Rechtsvorschriften des Wohnmitgliedstaats, sofern sie bei zwei oder mehr Unternehmen oder Arbeitgebern besch&#228;ftigt ist, von denen mindestens zwei ihren Sitz oder Wohnsitz in verschiedenen Mitgliedstaaten au&#223;erhalb des Wohnmitgliedstaats haben.&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;Verordnung Nr.&#160;987/2009</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;16 Abs.&#160;1 und 2 der Verordnung Nr.&#160;987/2009 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine Person, die in zwei oder mehreren Mitgliedstaaten eine T&#228;tigkeit aus&#252;bt, teilt dies dem von der zust&#228;ndigen Beh&#246;rde ihres Wohnmitgliedstaats bezeichneten Tr&#228;ger mit.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der bezeichnete Tr&#228;ger des Wohnorts legt unter Ber&#252;cksichtigung von Artikel&#160;13 der [Verordnung Nr.&#160;883/2004] und von Artikel&#160;14 der [vorliegenden Verordnung] unverz&#252;glich fest, welchen Rechtsvorschriften die betreffende Person unterliegt. Diese erste Festlegung erfolgt vorl&#228;ufig. Der Tr&#228;ger unterrichtet die bezeichneten Tr&#228;ger jedes Mitgliedstaats, in dem die Person eine T&#228;tigkeit aus&#252;bt, &#252;ber seine vorl&#228;ufige Festlegung.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;19 Abs.&#160;2 dieser Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Auf Antrag der betreffenden Person oder ihres Arbeitgebers bescheinigt der zust&#228;ndige Tr&#228;ger des Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften nach Titel&#160;II der [Verordnung Nr.&#160;883/2004] anzuwenden sind, dass und gegebenenfalls wie lange und unter welchen Umst&#228;nden diese Rechtsvorschriften anzuwenden sind.&#8220; </p> <p class="C06Titre3">&#160;Richtlinie 2011/98</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2 (&#8222;Begriffsbestimmungen&#8220;) der Richtlinie 2011/98/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 13.&#160;Dezember 2011 &#252;ber ein einheitliches Verfahren zur Beantragung einer kombinierten Erlaubnis f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, sich im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats aufzuhalten und zu arbeiten, sowie &#252;ber ein gemeinsames B&#252;ndel von Rechten f&#252;r Drittstaatsarbeitnehmer, die sich rechtm&#228;&#223;ig in einem Mitgliedstaat aufhalten (ABl.&#160;2011, L&#160;343, S.&#160;1), sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;Drittstaatsarbeitnehmer&#8216; jeden Drittstaatsangeh&#246;rigen, der in das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats zugelassen wurde, sich dort rechtm&#228;&#223;ig aufh&#228;lt und in diesem Mitgliedstaat im Rahmen eines unselbstst&#228;ndigen Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnisses im Einklang mit dem einzelstaatlichen Recht oder den einzelstaatlichen Gepflogenheiten arbeiten darf;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 (&#8222;Geltungsbereich&#8220;) dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Richtlinie gilt f&#252;r</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittstaatsangeh&#246;rige, die in einem Mitgliedstaat zu anderen als zu Arbeitszwecken nach Unionsrecht oder einzelstaatlichem Recht zugelassen wurden und die eine Arbeitserlaubnis sowie einen Aufenthaltstitel im Sinne der Verordnung (EG) Nr.&#160;1030/2002 [des Rates vom 13.&#160;Juni 2002 zur einheitlichen Gestaltung des Aufenthaltstitels f&#252;r Drittstaatenangeh&#246;rige (ABl.&#160;2002, L&#160;157, S.&#160;1)] besitzen, und </p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittstaatsangeh&#246;rige, die in einem Mitgliedstaat zu Arbeitszwecken nach Unionsrecht oder einzelstaatlichem Recht zugelassen wurden.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Richtlinie gilt nicht f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige,</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">i)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die langfristig Aufenthaltsberechtigte gem&#228;&#223; der Richtlinie 2003/109/EG [des Rates vom 25.&#160;November 2003 betreffend die Rechtsstellung der langfristig aufenthaltsberechtigten Drittstaatsangeh&#246;rigen (ABl.&#160;2004, L&#160;16, S.&#160;44)] sind;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen beschlie&#223;en, dass Kapitel II nicht f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige gilt, denen &#8230; die Erlaubnis erteilt wurde, f&#252;r einen Zeitraum von h&#246;chstens sechs Monaten im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats zu arbeiten &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;12 (&#8222;Recht auf Gleichbehandlung&#8220;) dieser Richtlinie hei&#223;t es: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittstaatsarbeitnehmer im Sinne des Artikels 3 Absatz 1 Buchstaben b und c haben ein Recht auf Gleichbehandlung mit den Staatsangeh&#246;rigen des Mitgliedstaats, in dem sie sich aufhalten, in Bezug auf</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">e)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweige der sozialen Sicherheit nach der Verordnung &#8230; Nr.&#160;883/2004;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen die Gleichbehandlung wie folgt einschr&#228;nken:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;sie k&#246;nnen die gem&#228;&#223; Absatz 1 Buchstabe e einger&#228;umten Rechte f&#252;r Drittstaatsarbeitnehmer beschr&#228;nken, wobei solche Rechte nicht f&#252;r solche Drittstaatsarbeitnehmer beschr&#228;nkt werden d&#252;rfen, die in einem Besch&#228;ftigungsverh&#228;ltnis stehen oder die mindestens sechs Monate besch&#228;ftigt waren und als arbeitslos gemeldet sind.</p> <p class="C10Marge1">Zus&#228;tzlich k&#246;nnen die Mitgliedstaaten beschlie&#223;en, dass Absatz 1 Buchstabe e hinsichtlich Familienleistungen nicht f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige gilt, denen die Erlaubnis erteilt wurde, f&#252;r einen Zeitraum von h&#246;chstens sechs Monaten im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats zu arbeiten, f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, die zu Studienzwecken zugelassen wurden oder f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, die aufgrund eines Visums die Erlaubnis haben zu arbeiten; </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;Niederl&#228;ndisches Recht</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die beleidsregel van de Svb met betrekking tot de onderdanen van landen buiten de Europese Unie (SB2124) (Leitlinien der SVB f&#252;r Angeh&#246;rige von Staaten au&#223;erhalb der Europ&#228;ischen Union [SB2124]) sehen vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Der pers&#246;nliche Geltungsbereich der Verordnung [Nr.&#160;883/2004] ist grunds&#228;tzlich auf Staatsangeh&#246;rige von Mitgliedstaaten der EU, von L&#228;ndern des [Europ&#228;ischen Wirtschaftsraums (EWR)] und der Schweiz beschr&#228;nkt. Drittstaatsangeh&#246;rige fallen nur dann in den pers&#246;nlichen Geltungsbereich dieser Verordnung, wenn sie als Fl&#252;chtling oder in ihrer Eigenschaft als Familienangeh&#246;riger oder Hinterbliebener anerkannt sind. Die Verordnung [Nr.&#160;1231/2010] bestimmt jedoch, dass f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht unter die Verordnung [Nr.&#160;883/2004] fallen, die letztgenannte Verordnung dennoch gilt, wenn diese Staatsangeh&#246;rigen ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben und rechtm&#228;&#223;ig innerhalb der Union zu- und abwandern.</p> <p class="C02AlineaAltA">Der Begriff &#8218;rechtm&#228;&#223;iger Aufenthalt&#8216; ist in der Verordnung [Nr.&#160;1231/2010] nicht definiert. Die [SVB] geht von einem rechtm&#228;&#223;igen Aufenthalt in den Niederlanden aus, wenn dieser Aufenthalt rechtm&#228;&#223;ig im Sinne von Art.&#160;8 der [Vreemdelingenwet 2000 (Ausl&#228;ndergesetz 2000)] ist, wobei die [SVB] allerdings nicht von einem rechtm&#228;&#223;igen Aufenthalt ausgeht, wenn sich der Ausl&#228;nder in Erwartung der Entscheidung &#252;ber einen Antrag auf erstmalige Aufnahme in den Niederlanden aufh&#228;lt. </p> <p class="C02AlineaAltA">Aus dem Titel, den Erw&#228;gungsgr&#252;nden und den Bestimmungen der Verordnung [Nr.&#160;1231/2010] ergibt sich, dass Drittstaatsangeh&#246;rige das Aufenthaltswechselkriterium im Sinne [der beleidsregel van de Svb met betrekking tot de verplaatsingscriterium (SB2120) (Leitlinien der SVB f&#252;r das Aufenthaltswechselkriterium [SB2120]) in gleicher Weise wie Gemeinschaftsangeh&#246;rige erf&#252;llen m&#252;ssen. </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den Leitlinien der SVB f&#252;r das Aufenthaltswechselkriterium (SB2120) gilt die Verordnung Nr.&#160;883/2004 f&#252;r Personen, deren Situation Ankn&#252;pfungspunkte mit mehreren Mitgliedstaaten aufweist. Sie kann weder f&#252;r rein nationale Sachverhalte gelten noch f&#252;r den Fall, dass die Situation der betreffenden Person ausschlie&#223;lich Ankn&#252;pfungspunkte mit einem Drittstaat und einem einzigen Mitgliedstaat aufweist. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der beleidsregel van de Svb met betrekking tot de territoriale werkingssfeer (SB2135) (Leitlinien der SVB &#252;ber den r&#228;umlichen Geltungsbereich [SB2135]) gilt die Verordnung Nr.&#160;883/2004 grunds&#228;tzlich nur, wenn eine Person im Hoheitsgebiet der Europ&#228;ischen Union wohnt und arbeitet. Aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs geht jedoch hervor, dass diese Verordnung Anwendung finden kann, wenn eine Person in den pers&#246;nlichen Geltungsbereich f&#228;llt, aber au&#223;erhalb des Hoheitsgebiets der Union wohnt oder arbeitet. </p> <p class="C04Titre1">&#160;Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefrage</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Herr Balandin und Herr Lukachenko sind Drittstaatsangeh&#246;rige, die bei HOI angestellt sind, einem Unternehmen mit Gesellschaftssitz in Amsterdam (Niederlande) und Gesch&#228;ftssitz in Utrecht (Niederlande); sie organisiert jedes Jahr in den Monaten von Oktober bis Mai Eiskunstlaufvorstellungen in verschiedenen L&#228;ndern, u.&#160;a. einigen Mitgliedstaaten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Alle Mitarbeiter von HOI befinden sich mehrere Wochen in den Niederlanden, um zur Vorbereitung der Vorstellungen zu trainieren. Ein Teil der Schlittschuhl&#228;ufer absolviert anschlie&#223;end in den Niederlanden eine Reihe von Auftritten, w&#228;hrend die &#252;brigen L&#228;ufer in verschiedenen Mitgliedstaaten, u.&#160;a. in Frankreich und Deutschland, Vorstellungen geben. Die Drittstaatsangeh&#246;rigen halten sich w&#228;hrend der Probezeiten und der etwaigen Auftritte allesamt rechtm&#228;&#223;ig in den Niederlanden auf, da f&#252;r sie erforderlichenfalls eine Arbeitserlaubnis ausgestellt wird. Auch in den &#252;brigen Mitgliedstaaten, in denen sie auftreten, halten sie sich auf der Grundlage eines &#8222;Schengen-Visums&#8220; rechtm&#228;&#223;ig auf. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Viele Jahre lang stellte die SVB f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige, die bei HOI angestellt waren, A&#160;1-Bescheinigungen aus, aus denen sich ergibt, dass auf die Angestellten die niederl&#228;ndischen Rechtsvorschriften &#252;ber die soziale Sicherheit Anwendung finden und die Zahlung der Pflichtbeitr&#228;ge ebenfalls in den Niederlanden erfolgt. Seit der Saison 2015/2016 lehnte es die SVB aber mit dem Argument, sie seien in der Vergangenheit zu Unrecht ausgegeben worden, ab, solche Bescheinigungen auszustellen. Sie wies die entsprechenden Antr&#228;ge von HOI daher zur&#252;ck. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Auch aufgrund einer im Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes ergangenen einstweiligen Anordnung des Voorzieningenrechter Amsterdam (f&#252;r die Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes zust&#228;ndiger Richter, Amsterdam, Niederlande) stellte die SVB A&#160;1-Bescheinigungen mit G&#252;ltigkeit bis zum 1.&#160;Mai 2016 aus. Die Saison 2015/2016 endete jedoch am 22.&#160;Mai 2016, so dass in Bezug auf diese letzten Wochen des Monats Mai 2016 ein Rechtsstreit besteht. In einem Urteil vom 28.&#160;April 2016 vertrat die Rechtbank Amsterdam (Bezirksgericht Amsterdam, Niederlande) u.&#160;a. unter Berufung auf den Grundsatz des rechtm&#228;&#223;igen Vertrauens die Auffassung, dass die SVB A&#160;1-Bescheinigungen f&#252;r die letzten Wochen dieser Saison h&#228;tte ausstellen m&#252;ssen. Die SVB legte beim vorlegenden Gericht Rechtsmittel gegen dieses Urteil ein. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses stellt fest, dass Herr Balandin und Herr Lukachenko nicht unmittelbar in den pers&#246;nlichen Geltungsbereich der Verordnung Nr.&#160;883/2004, wie er in deren Art.&#160;2 bestimmt werde, fielen, da sie weder Staatsangeh&#246;rige eines Mitgliedstaats noch Staatenlose oder Fl&#252;chtlinge seien. Sie k&#246;nnten in den Genuss der Bestimmungen dieser Verordnung nur nach der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 kommen, die unter bestimmten Bedingungen den Geltungsbereich der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und 987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige ausgedehnt habe, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter diese Verordnungen fielen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unstreitig sei, dass Herr Balandin und Herr Lukachenko nicht dauerhaft in den Niederlanden oder in einem anderen Mitgliedstaat lebten, sondern dass sie sich im Sinne von Art.&#160;1 Buchst.&#160;k der Verordnung Nr.&#160;883/2004 vor&#252;bergehend in der Union aufhielten und dort arbeiteten. Es sei daher unklar, ob nur Drittstaatsangeh&#246;rige mit tats&#228;chlichem Wohnort im Sinne von Art.&#160;1 Buchst.&#160;j der Verordnung Nr.&#160;883/2004 oder auch Drittstaatsangeh&#246;rige in der Situation von Herrn Balandin und Herrn Lukachenko dazu berechtigt seien, sich auf Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 zu berufen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht h&#228;lt n&#228;mlich die Anwendung dieser Vorschrift f&#252;r problematisch, da Unterschiede zwischen ihren verschiedenen Sprachfassungen best&#252;nden, indem der Begriff &#8222;rechtm&#228;&#223;iger Wohnsitz&#8220; offenbar sowohl einer nicht notwendigerweise langfristigen Anwesenheit als auch einem Aufenthalt von einer gewissen Dauer entsprechen k&#246;nne. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat der Centrale Raad van Beroep (Berufungsgericht in Sachen der sozialen Sicherheit und des &#246;ffentlichen Dienstes) beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Frage zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C02AlineaAltA">Ist Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 dahin auszulegen, dass sich Drittstaatsangeh&#246;rige mit Wohnsitz au&#223;erhalb der Europ&#228;ischen Union, die f&#252;r einen in den Niederlanden ans&#228;ssigen Arbeitgeber vor&#252;bergehend in verschiedenen Mitgliedstaaten arbeiten, auf die Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und&#160;987/2009 (bzw. deren Titel II) berufen k&#246;nnen? </p> <p class="C04Titre1">&#160;Zur Vorlagefrage</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 dahin auszulegen ist, dass sich Drittstaatsangeh&#246;rige wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, die sich in verschiedenen Mitgliedstaaten vor&#252;bergehend aufhalten und dort f&#252;r einen in einem Mitgliedstaat ans&#228;ssigen Arbeitgeber arbeiten, f&#252;r die Festlegung, welchen Rechtsvorschriften der sozialen Sicherheit sie unterliegen, auf die Koordinierungsregelungen der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und&#160;987/2009 berufen k&#246;nnen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Einleitend ist darauf hinzuweisen, dass die Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und&#160;987/2009 nach Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige gelten, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter die genannten Verordnungen fallen, sowie f&#252;r ihre Familienangeh&#246;rigen und ihre Hinterbliebenen, wenn sie ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben und sich in einer Situation befinden, die nicht ausschlie&#223;lich einen einzigen Mitgliedstaat betrifft. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung Nr.&#160;1231/2010 soll damit den pers&#246;nlichen Geltungsbereich der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und&#160;987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige ausdehnen, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter diese Verordnungen fallen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie aus ihrem siebten Erw&#228;gungsgrund hervorgeht, tr&#228;gt die Verordnung Nr.&#160;1231/2010 durch diese Ausdehnung zu dem von der Union verfolgten Ziel der F&#246;rderung eines hohen Ma&#223;es an sozialem Schutz bei, indem sie sicherstellt, dass Drittstaatsangeh&#246;rigen &#8211; wie im sechsten und achten Erw&#228;gungsgrund zum Ausdruck gebracht &#8211; die Vorteile der Modernisierung und Vereinfachung der Koordinierungsregelungen im Bereich der sozialen Sicherheit zugutekommen, die die Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und 987/2009 sowohl f&#252;r die Versicherten als auch f&#252;r die Tr&#228;ger der sozialen Sicherheit mit sich bringen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall steht fest, dass die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Personen als Drittstaatsangeh&#246;rige aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter die Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und 987/2009 fallen, da sie weder Staatsangeh&#246;rige der Mitgliedstaaten sind, noch Fl&#252;chtlinge oder Staatenlose. Dar&#252;ber hinaus ist auch unstreitig, dass sich diese Personen nicht in einer Situation befinden, die ausschlie&#223;lich einen einzigen Mitgliedstaat betrifft, da sie einen Teil ihrer Eiskunstlaufauftritte in anderen Mitgliedstaaten als dem K&#246;nigreich der Niederlande absolvieren. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher sind diese Personen nach Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 offensichtlich berechtigt, sich auf die Anwendung der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und&#160;987/2009 zu berufen, wenn sie &#8222;ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz&#8220; im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats haben. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sowohl aus den Anforderungen der einheitlichen Anwendung des Unionsrechts als auch aus dem Gleichheitsgrundsatz ergibt sich, dass die Begriffe einer Bestimmung des Unionsrechts, die, wie Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010, f&#252;r die Ermittlung ihres Sinns und ihrer Bedeutung nicht ausdr&#252;cklich auf das Recht der Mitgliedstaaten verweist, in der Regel in der gesamten Europ&#228;ischen Union eine autonome und einheitliche Auslegung erhalten m&#252;ssen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 19.&#160;September 2013, Brey, C&#8209;140/12, EU:C:2013:565, Rn.&#160;49 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht vertritt die Auffassung, dass die genaue Bedeutung des Begriffs &#8222;rechtm&#228;&#223;ige[r] Wohnsitz&#8220; im Sinne dieser Bestimmung wegen der Unterschiede zwischen ihren verschiedenen Sprachfassungen unklar sei. Auch wenn in der niederl&#228;ndischen Sprachfassung der Begriff &#8222;verblijven&#8220; verwendet werde, was auf eine nicht notwendigerweise langfristige Anwesenheit hinzudeuten scheine, k&#246;nnte die deutsche oder die englische Sprachfassung, die &#8222;rechtm&#228;&#223;ige[r] Wohnsitz&#8220; bzw. &#8222;legally resident&#8220; verwende, so verstanden werden, dass damit ein Aufenthalt von einer gewissen Dauer gemeint sei. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs die in einer der Sprachfassungen einer Vorschrift des Unionsrechts verwendete Formulierung nicht als alleinige Grundlage f&#252;r die Auslegung dieser Vorschrift herangezogen werden oder Vorrang vor den anderen Sprachfassungen beanspruchen kann. Die Bestimmungen des Unionsrechts m&#252;ssen n&#228;mlich im Licht der Fassungen in allen Sprachen der Union einheitlich ausgelegt und angewandt werden. Weichen diese verschiedenen Sprachfassungen voneinander ab, muss die fragliche Vorschrift nach der allgemeinen Systematik und dem Zweck der Regelung ausgelegt werden, zu der sie geh&#246;rt (Urteil vom 20.&#160;Dezember 2017, Gusa, C&#8209;442/16, EU:C:2017:1004, Rn.&#160;34 und die dort angef&#252;hrt Rechtsprechung). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was als Erstes den rechtlichen Kontext betrifft, in den die Verordnung Nr.&#160;1231/2010 eingebunden ist, ist darauf hinzuweisen, dass sie, wie bereits aus Rn.&#160;25 des vorliegenden Urteils hervorgeht, die Anwendung der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und 987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige ausdehnen soll, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht in deren Genuss kommen. Soweit Art.&#160;1 Buchst.&#160;j der Verordnung Nr.&#160;883/2004 den Begriff &#8222;Wohnort&#8220; definiert, ist daher zun&#228;chst festzustellen, ob der Begriff &#8222;rechtm&#228;&#223;ige[r] Wohnsitz&#8220;, in Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 dieselbe Bedeutung aufweist wie der Begriff &#8222;Wohnort&#8220; im Sinne von Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;883/2004. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;1 Buchst.&#160;j der Verordnung Nr.&#160;883/2004 bezeichnet der Begriff &#8222;Wohnort&#8220; den Ort des gew&#246;hnlichen Aufenthalts einer Person. Er unterscheidet sich von dem Begriff &#8222;Aufenthalt&#8220;, den Art.&#160;1 Buchst.&#160;k dieser Verordnung als den vor&#252;bergehenden Aufenthalt definiert. Der Wohnort der betreffenden Person im Sinne von Art.&#160;1 Buchst.&#160;j der Verordnung ist daher Gegenstand einer Tatsachenbewertung, und seine Bestimmung erfolgt nach Ma&#223;gabe des Ortes, an dem sich der gew&#246;hnliche Mittelpunkt ihrer Interessen befindet (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 5.&#160;Juni 2014, I, C&#8209;255/13, EU:C:2014:1291, Rn.&#160;44 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Begriff &#8222;Wohnort&#8220; im Sinne dieser Verordnung und der Begriff &#8222;rechtm&#228;&#223;iger Wohnsit[z]&#8220; im Sinne der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 werden in diesen beiden Verordnungen jedoch nicht f&#252;r dieselben Zwecke verwendet. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung Nr.&#160;883/2004 soll n&#228;mlich, wie ihrem 15.&#160;Erw&#228;gungsgrund zu entnehmen ist, verhindern, dass die Betroffenen in Ermangelung einer auf sie anwendbaren Rechtsordnung in sozialversicherungsrechtlicher Hinsicht schutzlos bleiben, und ferner bezwecken, dass diese Personen dem System der sozialen Sicherheit nur eines Mitgliedstaats unterliegen, um die Kumulierung anwendbarer nationaler Rechtsvorschriften und die Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben k&#246;nnten, zu vermeiden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 5.&#160;Juni 2014, I, C&#8209;255/13, EU:C:2014:1291, Rn.&#160;40 bis 42 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Kontext ist es, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;63 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, Zweck der Unterscheidung zwischen dem Begriff &#8222;Wohnort&#8220; und dem Begriff &#8222;Aufenthalt&#8220;, festzustellen, zu welchem Mitgliedstaat die Unionsb&#252;rger die engsten Bindungen haben und dessen Rechtsvorschriften sie daher unterliegen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen soll, wie bereits in Rn.&#160;25 des vorliegenden Urteils dargelegt, die Verordnung Nr.&#160;1231/2010 den pers&#246;nlichen Geltungsbereich der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und 987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige ausdehnen, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter diese Verordnungen fallen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Kontext ist, wie aus dem elften Erw&#228;gungsgrund der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 hervorgeht, der Begriff &#8222;rechtm&#228;&#223;ige[r] Wohnsitz&#8220; im Sinne dieser Verordnung Ausdruck der Entscheidung des Unionsgesetzgebers, die Ausdehnung des pers&#246;nlichen Geltungsbereichs der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und&#160;987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige von der Vorbedingung abh&#228;ngig zu machen, dass diese sich ordnungsgem&#228;&#223; im Hoheitsgebiet des betreffenden Mitgliedstaats aufhalten. Dieser Begriff ist daher von dem des &#8222;Wohnorts&#8220; im Sinne von Art.&#160;1 Buchst.&#160;j der Verordnung Nr.&#160;883/2004 zu unterscheiden. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dies folgt auch aus dem zehnten Erw&#228;gungsgrund der Verordnung Nr.&#160;1231/2010, nach dem die Anwendung der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und&#160;987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige zum einen diese Personen in keiner Weise dazu berechtigen darf, in einen Mitgliedstaat einzureisen, sich dort aufzuhalten oder ihren Wohnsitz zu nehmen bzw. dort eine Arbeit aufzunehmen, und zum anderen das Recht der Mitgliedstaaten unber&#252;hrt l&#228;sst, die Erteilung einer Einreise&#8209;, Aufenthalts- Niederlassungs- oder Arbeitserlaubnis gem&#228;&#223; dem Unionsrecht zu verweigern, eine solche zur&#252;ckzuziehen oder deren Verl&#228;ngerung zu verweigern. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dass ein Kriterium gew&#228;hlt wurde, das auf den rechtlichen Bedingungen f&#252;r die Anwesenheit von Drittstaatsangeh&#246;rigen im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats beruht, wird durch die Vorarbeiten zur Verordnung Nr.&#160;1231/2010 best&#228;tigt. Der Begr&#252;ndung des Vorschlags f&#252;r eine Verordnung zur Ausdehnung der Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;883/2004 und der Verordnung Nr.&#160;987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige, die nicht bereits ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit unter diese Bestimmungen fallen (KOM[2007]&#160;439 endg., S.&#160;6), l&#228;sst sich entnehmen, dass die Drittstaatsangeh&#246;rigen ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Gebiet eines Mitgliedstaats haben m&#252;ssen und infolgedessen berechtigt sein m&#252;ssen, sich dort vor&#252;bergehend oder dauernd aufzuhalten. Ferner wird in dieser Begr&#252;ndung ausgef&#252;hrt, dass ein Drittstaatsangeh&#246;riger, um sich in einem zweiten Mitgliedstaat auf die Bestimmungen der Verordnung Nr.&#160;883/2004 berufen zu k&#246;nnen, nicht unbedingt die Wohnsitzvoraussetzung erf&#252;llen muss, sondern sich auch nur vor&#252;bergehend dort aufhalten kann, sofern seine Anwesenheit im Hoheitsgebiet dieses zweiten Staates dessen Rechtsvorschriften f&#252;r die Einreise und den Aufenthalt entspricht. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Weder die Dauer der Anwesenheit der Drittstaatsangeh&#246;rigen im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats als solche noch der Umstand als solcher, dass sie den gew&#246;hnlichen Mittelpunkt ihrer Interessen in einem Drittland beibehalten, ist daher ma&#223;gebend, um zu bestimmen, ob sie im Sinne von Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 &#8222;ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats&#8220; haben. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Auslegung wird durch die Richtlinie 2011/98 best&#228;tigt, die u.&#160;a. ein gemeinsames B&#252;ndel von Rechten f&#252;r Drittstaatsarbeitnehmer einf&#252;hrt, die ihren rechtm&#228;&#223;igen Wohnsitz in einem Mitgliedstaat haben. Wie sich n&#228;mlich aus Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;e und Abs.&#160;2 Buchst.&#160;b dieser Richtlinie in Verbindung mit Art.&#160;2 Buchst.&#160;b sowie Art.&#160;3 Abs.&#160;1 Buchst b und c, Abs.&#160;2 Buchst.&#160;i und Abs.&#160;3 dieser Richtlinie ergibt, haben Drittstaatsarbeitnehmer, auch wenn sie nur vor&#252;bergehend in einem Mitgliedstaat arbeiten d&#252;rfen, grunds&#228;tzlich, was die Zweige der sozialen Sicherheit im Sinne der Verordnung Nr.&#160;883/2004 betrifft, einen Anspruch auf Gleichbehandlung. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist festzustellen, dass sich eine solche Auslegung zudem besser eignet, die Verwirklichung der oben in Rn.&#160;26 dargelegten Zwecke zu gew&#228;hrleisten. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall ist jedoch darauf hinzuweisen, dass, wie aus dem Vorabentscheidungsersuchen folgt, die im Ausgangsverfahren betroffenen Personen, die bei einem Unternehmen mit Gesellschaftssitz in den Niederlanden angestellt sind, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten, in denen sie auftreten, rechtm&#228;&#223;ig aufhalten und arbeiten. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daraus folgt, dass auf Drittstaatsangeh&#246;rige in der Situation der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Personen f&#252;r die Festlegung der im Bereich der sozialen Sicherheit anwendbaren Rechtsvorschriften die Koordinierungsregelungen der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und 987/2009 Anwendung finden. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht der in Rn.&#160;44 des vorliegenden Urteils getroffenen tats&#228;chlichen Feststellungen ist insoweit darauf hinzuweisen, dass Art.&#160;13 der Verordnung Nr.&#160;883/2004 u.&#160;a. Ankn&#252;pfungskriterien vorsieht, die f&#252;r die Personen gelten, die in zwei oder mehr Mitgliedstaaten besch&#228;ftigt sind. Es ist Sache des vorlegenden Gerichts, zu pr&#252;fen, ob eines dieser Ankn&#252;pfungskriterien auf die im Ausgangsverfahren betroffenen Personen f&#252;r die Festlegung, ob sie den niederl&#228;ndischen Rechtsvorschriften der sozialen Sicherheit unterliegen, anwendbar ist. Sollte dies der Fall sein, best&#228;tigt die zust&#228;ndige Beh&#246;rde des Mitgliedstaats, dessen Rechtsvorschriften anwendbar werden, nach Art.&#160;19 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;987/2009 durch Ausstellung einer A&#160;1-Bescheinigung, dass und gegebenenfalls wie lange und unter welchen Umst&#228;nden diese Rechtsvorschriften anzuwenden sind. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die Vorlagefrage zu antworten, dass Art.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;1231/2010 dahin auszulegen ist, dass sich Drittstaatsangeh&#246;rige wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, die sich in verschiedenen Mitgliedstaaten vor&#252;bergehend aufhalten und dort f&#252;r einen in einem Mitgliedstaat ans&#228;ssigen Arbeitgeber arbeiten, f&#252;r die Festlegung, welchen Rechtsvorschriften der sozialen Sicherheit sie unterliegen, auf die Koordinierungsregelungen der Verordnungen Nrn.&#160;883/2004 und 987/2009 berufen k&#246;nnen, sofern sie sich rechtm&#228;&#223;ig im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten aufhalten und dort rechtm&#228;&#223;ig arbeiten. </p> <p class="C04Titre1">&#160;Kosten</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem beim vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig. </p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Erste Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> <p class="C30Dispositifalinea"> <b>Art.&#160;1 der Verordnung (EU) Nr.&#160;1231/2010 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 24.&#160;November 2010 zur Ausdehnung der Verordnung (EG) Nr.&#160;883/2004 und der Verordnung (EG) Nr.&#160;987/2009 auf Drittstaatsangeh&#246;rige, die ausschlie&#223;lich aufgrund ihrer Staatsangeh&#246;rigkeit nicht bereits unter diese Verordnungen fallen, ist dahin auszulegen, dass sich Drittstaatsangeh&#246;rige wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, die sich in verschiedenen Mitgliedstaaten vor&#252;bergehend aufhalten und dort f&#252;r einen in einem Mitgliedstaat ans&#228;ssigen Arbeitgeber arbeiten, f&#252;r die Festlegung, welchen Rechtsvorschriften der sozialen Sicherheit sie unterliegen, auf die Koordinierungsregelungen der Verordnung (EG) Nr.&#160;883/2004 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 29.&#160;April 2004 zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit und der Verordnung (EG) Nr.&#160;987/2009 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16.&#160;September 2009 zur Festlegung der Modalit&#228;ten f&#252;r die Durchf&#252;hrung der Verordnung Nr.&#160;883/2004 berufen k&#246;nnen, sofern sie sich rechtm&#228;&#223;ig im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten aufhalten und dort rechtm&#228;&#223;ig arbeiten. </b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Niederl&#228;ndisch.</p>
180,278
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{ "id": 289, "name": "Verwaltungsgericht München", "slug": "vg-munchen", "city": 158, "state": 4, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
M 9 S 17.52280
2019-01-23T00:00:00
2019-02-07T14:19:26
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <div> <p>I. Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>II. Die Antragstellerin hat die Kosten des Verfahrens zu tragen.</p> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <p>I.</p> <p><rd nr="1"/>Die Antragstellerin wendet sich gegen einen sog. Dublin-Bescheid.</p> <p><rd nr="2"/>Sie wurde nach sich widersprechenden Geburtsurkunden vom 8. Mai 2017 (Bl. 112 d. BA) und vom 26. Juni 2018 (im Gerichtsakt) entweder am 17. Juni 1997 oder am 17. Juli 1998 in Nigeria geboren. Die Antragstellerin reiste nach eigenen Angaben am 18. April 2017 u.a. &#252;ber Italien in das Bundesgebiet ein (Bl. 4 und Bl. 34 d. Beh&#246;rdenakts - i.F.: BA -). Sie beantragte am 11. Mai 2017 f&#246;rmlich Asyl (Bl. 10 d. BA).</p> <p><rd nr="3"/>Aufgrund eines Eurodac-Treffers der Kategorie 2 f&#252;r Italien - &#8222;IT2&#8230;&#8220; - vom 25. April 2017 (Bl. 86 d. BA) wurde am 12. Juni 2017 ein Aufnahmegesuch an Italien gerichtet (Bl. 87ff. d. BA); eine Zugangsbest&#228;tigung liegt vor (Bl. 95ff. des BA). Die italienischen Beh&#246;rden haben bis dato nicht geantwortet. Eine im Verwaltungsvorgang befindliche Bescheinigung &#252;ber die Meldung als Asylsuchender (i.F.: B&#220;MA) ging dem Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (i.F.: Bundesamt) laut Eingangsstempel am 2. Mai 2017 zu (Bl. 43 d. BA).</p> <p><rd nr="4"/>Mit Bescheid vom 16. August 2017, Gz. 7113847-232, bekanntgegeben am 19. August 2017 (Bl. 152 d. BA), lehnte das Bundesamt den Antrag als unzul&#228;ssig ab (Ziff. 1), stellte fest, dass Abschiebungsverbote nach <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 5 und 7 Satz 1 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> nicht vorliegen (Ziff. 2), ordnete die Abschiebung nach Italien an (Ziff. 3) und befristete das Verbot gem&#228;&#223; &#167;&#160;11 Abs. 1 AufenthG auf sechs Monate ab dem Tag der Abschiebung (Ziff. 4). Wegen der Begr&#252;ndung wird auf den Bescheid Bezug genommen, <verweis.norm>&#167; 77 Abs. 2 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm>.</p> <p><rd nr="5"/>Die Bevollm&#228;chtigte der Antragstellerin hat am 23. August 2017 Klage gegen den Bescheid erhoben und Eilantrag gestellt. Vorliegend beantragt sie,</p> <p>die aufschiebende Wirkung der Klage anzuordnen.</p> <p><rd nr="6"/>Das italienische Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen f&#252;r die Antragstellerin litten an systemischen M&#228;ngeln. Der VGH Baden-W&#252;rttemberg habe mit Entscheidung vom 15. M&#228;rz 2017 in einem vergleichbaren Fall das Verfahren ausgesetzt und eine Vorabentscheidung des EuGH nach <verweis.norm>Art. 267 <v.abk ersatz="AEUV">AEUV</v.abk></verweis.norm> eingeholt. Es bestehe nicht nur danach Kl&#228;rungsbedarf hinsichtlich der Frage, ob eine Unzul&#228;ssigkeitsentscheidung auch dann getroffen werden d&#252;rfe, wenn die Lebensbedingungen f&#252;r anerkannte Fl&#252;chtlinge in dem anderen Mitgliedstaat gegen <verweis.norm>Art. 3 <v.abk ersatz="EMRK">EMRK</v.abk></verweis.norm> verstie&#223;en. Drohten bereits Menschen mit Schutzstatus in Italien Menschenrechtsverletzungen, so gelte dies erst recht f&#252;r Menschen ohne Schutzstatus. Aufgrund der Verh&#228;ltnisse in Italien sei zumindest ein Abschiebungsverbot nach &#167; 60 Abs. 5 bzw. <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 7 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> festzustellen.</p> <p><rd nr="7"/>Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird erg&#228;nzend Bezug genommen auf die Gerichtssowie die beigezogene Beh&#246;rdenakte.</p> <p>II.</p> <p><rd nr="8"/>Der Eilantrag hat keinen Erfolg.</p> <p><rd nr="9"/>Nach <verweis.norm>&#167; 80 Abs. 5 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm> kann das Gericht der Hauptsache auf Antrag die aufschiebende Wirkung der Klage anordnen. Bei dieser Entscheidung sind das &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung des Verwaltungsakts einerseits und das private Aussetzungsinteresse, also das Interesse des Betroffenen, bis zur rechtskr&#228;ftigen Entscheidung &#252;ber die Rechtm&#228;&#223;igkeit des angefochtenen Verwaltungsakts von dessen Vollziehung verschont zu bleiben, gegeneinander abzuw&#228;gen. Ma&#223;gebliche Bedeutung kommt dabei den Erfolgsaussichten in der Hauptsache zu.</p> <p><rd nr="10"/>An der Rechtm&#228;&#223;igkeit der vom Bundesamt zutreffend auf <verweis.norm>&#167; 34a Abs. 1 Satz 1 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm> gest&#252;tzten Abschiebungsanordnung bestehen bei summarischer Pr&#252;fung keine Zweifel. Nach dieser Vorschrift ordnet das Bundesamt die Abschiebung des Ausl&#228;nders in einen f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndigen Staat an, sobald feststeht, dass sie durchgef&#252;hrt werden kann. Diese Voraussetzungen liegen hier vor.</p> <p><rd nr="11"/>Nach &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 lit. a AsylG ist ein Asylantrag unzul&#228;ssig, wenn ein anderer Staat nach Ma&#223;gabe der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 (i.F.: Dublin III-VO) f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndig ist. Italien ist hier f&#252;r die Pr&#252;fung zust&#228;ndig. Dies ergibt sich aus Art. 13 Abs. 1, Art. 18 Abs. 1 lit. a, <verweis.norm>Art. 21 Abs. 1 Unterabs. 1, Unterabs. 2, Art. 22 Abs. 1, Abs. 7 <v.abk ersatz="Dublin III">Dublin III</v.abk></verweis.norm>-Von i.V.m. <verweis.norm>Art. 24 Abs. 4, Art. 14 Abs. 1 <v.abk ersatz="Verordnung (EU">Verordnung (EU</v.abk></verweis.norm>) Nr. 603/2013. Die italienischen Beh&#246;rden haben auf das Aufnahmegesuch, das am 12. Juni 2017 (Bl. 91 d. BA) und damit rechtzeitig innerhalb der 2-Monats-Frist des <verweis.norm>Art. 21 Abs. 1 Unterabs. 2 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm> gestellt wurde, nicht reagiert. Auch die nach der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs (EuGH, U.v. 26.7.2017 - C-670/16 - juris) parallel einzuhaltende 3-Monats-Frist des <verweis.norm>Art. 21 Abs. 1 Unterabs. 1 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm> wurde gewahrt: Der Eingang der B&#220;MA als fr&#252;hestm&#246;gliches Datum einer &#8222;Antragstellung&#8220; i.S.v. <verweis.norm>Art. 20 Abs. 2 <v.abk ersatz="Dublin III-VO datiert vom 2">Dublin III-VO datiert vom 2</v.abk></verweis.norm>. Mai 2017 (Bl. 43 d. BA).</p> <p><rd nr="12"/>Die &#220;berstellung an Italien ist auch nicht rechtlich unm&#246;glich im Sinn des <verweis.norm>Art. 3 Abs. 2 Unterabs. 2 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm>. Es sind keine hinreichenden Anhaltspunkte daf&#252;r ersichtlich, dass der Antragsteller im Falle einer Abschiebung nach Italien infolge systemischer Schwachstellen des dortigen Asylverfahrens oder der dortigen Aufnahmebedingungen einer hinreichend wahrscheinlichen Gefahr einer unmenschlichen oder entw&#252;rdigenden Behandlung im Sinne des <verweis.norm>Art. 4 der <v.abk ersatz="Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (EU">Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (EU</v.abk></verweis.norm>-GRCharta) ausgesetzt w&#228;re. Nach dem Prinzip der normativen Vergewisserung (BVerfG, U.v. 14.5.1996 - 2 BvR 1938/93, 2 BvR 2315/93 - juris) bzw. dem Prinzip des gegenseitigen Vertrauens (EuGH, U.v. 21.12.2011 - C-411/10 und C-493/10 - juris) gilt die Vermutung, dass die Behandlung der Asylbewerber in jedem einzelnen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union den Vorschriften der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention (GFK), der Europ&#228;ischen Konvention f&#252;r Menschenrechte (EMRK) und der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (EU-GRCharta) entspricht. Diese Vermutung ist zwar nicht unwiderleglich, vielmehr obliegt den nationalen Gerichten die Pr&#252;fung, ob es im jeweiligen Mitgliedstaat Anhaltspunkte f&#252;r systemische M&#228;ngel des Asylverfahrens und der Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber gibt, welche zu einer Gefahr f&#252;r den Betroffenen f&#252;hren, bei R&#252;ckf&#252;hrung in den zust&#228;ndigen Mitgliedstaat einer unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung i.S.v. Art. 4 EU-GRCharta ausgesetzt zu werden. Eine Widerlegung der Vermutung ist aber nicht schon bei einzelnen einschl&#228;gigen Regelverst&#246;&#223;en der zust&#228;ndigen Mitgliedstaaten anzunehmen, an die Feststellung systemischer M&#228;ngel sind vielmehr hohe Anforderungen zu stellen. Von systemischen M&#228;ngeln ist daher nur dann auszugehen, wenn das Asylverfahren oder die Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber regelhaft so defizit&#228;r sind, dass zu erwarten ist, dass dem Asylbewerber im konkret zu entscheidenden Einzelfall mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung droht (BVerwG, B.v. 19.3.2014 - 10 B 6.14 - juris).</p> <p><rd nr="13"/>Das Gericht geht nach den vorliegenden aktuellen Erkenntnissen davon aus, dass in Italien keine generellen systemischen M&#228;ngel des Asylverfahrens oder der Aufnahmebedingungen im oben genannten Sinne gegeben sind. Dazu wird Bezug genommen auf die einhellige Rechtsprechung, die keine systemischen M&#228;ngel hinsichtlich Italiens (an-)erkennt (NdsOVG, B.v. 6.6.2018 - 10 LB 167/18 - juris, best&#228;tigt von BVerwG, B.v. 12.9.2018 - 1 B 50/18, 1 PKH 39/18 - juris; NdsOVG, U.v. 4.4.2018 - 10 LB 96/17 - juris, best&#228;tigt von BVerwG, B.v. 3.9.2018 - 1 B 41/18 - juris; VG Cottbus, B.v. 4.1.2019 - VG 5 L 535/18.A - juris; B.v. 12.7.2017 - 5 L 442/17.A - juris; VG M&#252;nchen, B.v. 6.7.2017 - M 9 S 16.51285 - juris; B.v. 20.2.2017 - M 9 S 17.50105 - juris; B.v. 29.12.2016 - M 1 S 16.50997 - juris; VG Hamburg, B.v. 8.2.2017 - 9 AE 5887/16 - juris; VG D&#252;sseldorf, B.v. 18.1.2017 - 12 L 3754/16.A - juris; BayVGH, U.v. 28.2.2014 - 13a B 13.30295 - juris; OVG NW, U.v. 21.6.2016 - 13 A 1896/14.A - juris; NdsOVG, U.v. 25.6.2015 - 11 LB 248/14 - juris; zumeist mit Bezug u.a. auf die Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes an das OVG NW vom 23. Februar 2016 und auf den Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016: &#8222;Aufnahmebedingungen in Italien - Zur aktuellen Situation von Asylsuchenden und Schutzberechtigten, insbesondere Dublin-R&#252;ckkehrenden in Italien&#8220;, einsehbar z.B. &#252;ber MILO oder Asylfact bzw. in der Gerichtsbibliothek - Dublin-Sammlung: Italien - bzw. teils frei zug&#228;nglich im Internet abrufbar). Nach dieser Erkenntnislage erhalten Asylsuchende (Neuank&#246;mmlinge und R&#252;ckkehrer gleicherma&#223;en) zuverl&#228;ssig eine Unterkunft - u.a. &#252;ber die CAS- bzw. &#252;ber die SPRAR-Einrichtungen - und sonstige Versorgung (Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 4ff.; Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 18ff., insb. S. 28ff.). Es werden stetig zus&#228;tzliche Aufnahmezentren geschaffen; das Aufnahmesystem in Italien ist innerhalb von vier Jahren von ca. 5.000 Pl&#228;tzen auf ca. 120.000 Pl&#228;tze angewachsen (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 15). Es ist mithin nichts daf&#252;r ersichtlich, dass die Schwelle zur unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung &#252;berschritten w&#228;re; dies w&#228;re erst dann der Fall, wenn absehbar w&#228;re, dass auf die erh&#246;hte Zahl von Einwanderern keinerlei Ma&#223;nahmen zur Bew&#228;ltigung des Problems ergriffen w&#252;rden (z.B. VG Schwerin, U.v. 26.9.2016 - 16 A 1757/15 As SN - juris; VG Hamburg, B.v. 8.2.2017 - 9 AE 5887/16 - juris; OVG NW, U.v. 18.7.2016 - 13 A 1859/14.A - juris). Probleme bei der Unterbringung in der zweiten Jahresh&#228;lfte 2015 rechtfertigen keine andere Einsch&#228;tzung, da diesbez&#252;gliche Schwierigkeiten nicht nur in Italien, sondern in weiten Teilen Europas bestanden. Auch der insgesamt eher kritische Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., sieht diesbez&#252;glich in erster Linie nur die Aufnahmesituation von &#8222;Personen mit Schutzstatus&#8220; in Italien als problematisch an, nicht aber die Bedingungen f&#252;r Asylsuchende und Dublin-R&#252;ckkehrer (vgl. S. 18ff. einerseits und S. 33ff. andererseits). F&#252;r Erstere wird, ohne dass es vorliegend tragend darauf ankommt, darauf hingewiesen, dass die Gruppe der &#8222;Personen mit Schutzstatus&#8220; hinsichtlich der Versorgungssituation schlicht den Einheimischen gleichgestellt ist (Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 5; Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 35 und 50); unabh&#228;ngig davon ist klarzustellen, dass die Frage &#8222;systemischer M&#228;ngel&#8220; nur die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens betrifft und dass eine Anwendung dieser Rechtsfigur auf bereits anerkannte Fl&#252;chtlinge deshalb ausscheiden muss (ebenso z.B. VG Hamburg, U.v. 9.1.2017 - 16 A 5546/14 - juris in Auseinandersetzung mit anderen Ansichten). Weiter ist festzuhalten, dass die Dublin III-VO gerade nicht zu einem &#8222;forum shopping&#8220; dergestalt verhelfen soll, dass der Betroffene ein Recht darauf habe, sich einen Mitgliedstaat f&#252;r die Pr&#252;fung seines Asylantrags auszusuchen, der beispielsweise ein besseres soziales Sicherungssystem oder bessere Unterbringungsm&#246;glichkeiten bietet (statt aller OVG NW, U.v. 10.3.2016 - 13 A 1657/15.A - juris). Auch der Umstand, dass sich die Situation des Antragstellers in Italien eventuell schlechter darstellt als im Bundesgebiet, begr&#252;ndet keinen systemischen Mangel des dortigen Asylverfahrens (vgl. EGMR, E.v. 2.4.2013 - Nr. 27725/10 - juris; VG M&#252;nchen, B.v. 9.11.2016 - M 6 S 16.50638 - juris). Alle Asylbewerber haben in Italien kostenfreien Zugang zum staatlichen Gesundheitssystem (OVG NW, U.v. 22.9.2016 - 13 A 2448/15.A - juris; Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 6). Alle, auch irregul&#228;r anwesende Personen und R&#252;ckkehrer, haben ein Recht auf medizinische Grund- und Notfallversorgung bei Krankheit oder Unfall, auch ohne Selbstbehalt (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 54f.; Auskunft des Ausw&#228;rtigen Amtes vom 23. Februar 2016, a.a.O., S. 6). Das sog. ticket - der Selbstbehalt - muss dar&#252;ber hinaus auch langfristig nicht bezahlt werden, solange eine nicht erwerbst&#228;tige Person bspw. in einer SPRAR-Einrichtung untergebracht ist oder eine sog. STP-Karte besitzt (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 56f.). Zugang zu einem Hausarzt und zu weiteren medizinischen Leistungen erh&#228;lt man &#252;ber eine Gesundheitskarte, die man ohne weiteres &#252;ber eine Registrierung bei den lokalen Institutionen erlangt (Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., S. 55).</p> <p><rd nr="14"/>Bei der zitierten Vorlage des VGH BW, B.v. 15.3.2017 - A 11 S 2151/16 - juris, &#252;ber die vom Europ&#228;ischen Gerichtshof noch nicht entschieden wurde (anh&#228;ngig unter C-163/17), geht es um die Frage, ob eine &#220;berstellung des Asylbewerbers in den zust&#228;ndigen Mitgliedstaat unzul&#228;ssig ist, wenn er f&#252;r den Fall einer Zuerkennung eines internationalen Schutzstatus dort im Hinblick auf die dann zu erwartenden Lebensumst&#228;nde einem ernsthaften Risikos ausgesetzt w&#228;re, eine Behandlung im Sinne des Art. 4 EU-GRCharta zu erfahren - d.h. um eine Situation, zu der es m&#246;glicherweise nach der Gew&#228;hrung internationalen Schutzes im zust&#228;ndigen Mitgliedstaat, hier Italien, kommen kann. Das aber hat nach hiesiger Auffassung mit der Dublin III-VO bereits nichts mehr zu tun (auch BVerwG, B.v. 8.8.2018 - 1 B 25/18 - juris betrifft eine andere Konstellation, n&#228;mlich eine Unzul&#228;ssigkeitsentscheidung aufgrund Zuerkennung internationalen Schutzes in einem anderen Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Union). Systemische M&#228;ngel sind nur i.R.d. Bestimmung des f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndigen EU-Mitgliedstaates von Bedeutung, nicht aber f&#252;r die Phase nach Abschluss des Asylverfahrens (vgl. den Wortlaut von <verweis.norm>Art. 3 Abs. 2 Satz 2 <v.abk ersatz="Dublin III-VO">Dublin III-VO</v.abk></verweis.norm> und bspw. VG Hamburg, U.v. 9.1.2017 - 16 A 5546/14 - juris). Auch der Erst-Recht-Schluss der Bevollm&#228;chtigten - &#8222;drohen bereits Menschen mit Schutzstatus in Italien Menschenrechtsverletzungen, so gilt dies erst recht f&#252;r Menschen ohne Schutzstatus&#8220; - ist nach Obenstehendem, u.a. auch nach dem Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., verfehlt. Unabh&#228;ngig davon schlie&#223;t sich das Gericht ohnehin der - auch in Auseinandersetzung mit dem Bericht der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe vom August 2016, a.a.O., ergangenen - obergerichtlichen Rechtsprechung an, wonach die Aufnahmebedingungen in Italien auch f&#252;r bereits anerkannte Schutzberechtigte keine M&#228;ngel aufweisen, die die Gefahr einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung im Sinne von Art. 4 EU-GRCharta und <verweis.norm>Art. 3 <v.abk ersatz="EMRK">EMRK</v.abk></verweis.norm> bei ihrer R&#252;ck&#252;berstellung begr&#252;nden k&#246;nnten (vgl. NdsOVG, B.v. 21.12.2018 - 10 LB 201/18 - juris; B.v. 6.4.2018 - 10 LB 109/18 - juris; OVG Rh-Pf, B.v. 20.12.2018 - 10 A 11029/18 - juris; OVG NW, U.v. 24.8.2016 - 13 A 63/16.A - juris). Insofern war die aufschiebende Wirkung also nicht anzuordnen, die der Vorlage zugrunde liegende Fragestellung ist nicht entscheidungserheblich (ebenso bspw. VG M&#252;nchen, U.v. 7.11.2018 - M 1 K 17.51257 - juris). Nach alledem scheidet auch ein Abschiebungsverbot nach <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 5 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> i.V.m. <verweis.norm>Art. 3 <v.abk ersatz="EMRK">EMRK</v.abk></verweis.norm> aus.</p> <p><rd nr="15"/>Ein zielstaatsbezogenes Abschiebungshindernis nach <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 7 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> oder ein inlandsbezogenes Vollzugshindernis (BayVGH, B.v. 12.3.2014 - 10 CE 14.427 - juris) wurden nicht behauptet und/oder nach <verweis.norm>&#167; 60a Abs. 2c Satz 2 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> glaubhaft gemacht (zur Heranziehung des &#167;&#160;60a Abs. 2c AufenthG auch i.R.v. zielstaatsbezogenen Abschiebungshindernissen vgl. nur BayVGH, B.v. 26.4.2018 - 9 ZB 18.30178 - juris). Die Antragstellerin gab i.R. ihrer Anh&#246;rung zur Zul&#228;ssigkeit des Asylantrags an, nicht an Beschwerden, Erkrankungen, Gebrechen oder an einer Behinderung zu leiden (Bl. 76 d. BA). Auch die allgemeinen Verh&#228;ltnisse in Italien begr&#252;nden kein Abschiebungsverbot. Unabh&#228;ngig davon, dass die Versorgungslage in Italien nach Obenstehendem ohnehin unproblematisch ist, handelte es sich bei den angeblich schlechten humanit&#228;ren Verh&#228;ltnissen um eine Situation, der die gesamte Bev&#246;lkerungsgruppe &#8222;Asylbewerber&#8220; (EGMR, U.v. 4.11.2014 - 29217/12, Tarakhel /Schweiz - NVwZ 2015, 127) ausgesetzt w&#228;re, weshalb Abschiebeschutz nach &#167;&#160;60 Abs. 7 Satz 5 AufenthG ausschlie&#223;lich durch eine generelle Regelung nach &#167;&#160;60 a Abs. 1 Satz 1 AufenthG gew&#228;hrt w&#252;rde. Eine extreme Gef&#228;hrdungslage, bei der aufgrund der Schutzwirkungen der Grundrechte aus <verweis.norm>Art. 1 Abs. 1 und Art. 2 Abs. 2 <v.abk ersatz="Satz 1 GG">Satz 1 GG</v.abk></verweis.norm> die Sperrwirkung des <verweis.norm>&#167; 60 Abs. 7 Satz 5 <v.abk ersatz="AufenthG">AufenthG</v.abk></verweis.norm> ausnahmsweise nicht greift (vgl. BVerwG, U.v. 17.10.1995 - 9 C 9/95 - juris; U.v. 31.1.2013 - 10 C 15/12 - juris), bei der ein Einzelner - hier: die Antragstellerin - mithin gleichsam sehenden Auges dem sicheren Tod oder schwersten Verletzungen ausgeliefert w&#252;rde (vgl. 60.7.3.1 AufenthGAVwV; BVerwG, B.v. 8.8.2018 - 1 B 25/18 - juris; U.v. 31.1.2013 - 10 C 15/12 - juris; G&#246;bel-Zimmermann u.a., Asyl- und Fl&#252;chtlingsrecht, Stand: 1. Auflage 2017, Rn. 324), liegt in Italien nicht vor.</p> <p><rd nr="16"/>Die Kostenentscheidung folgt aus <verweis.norm>&#167; 154 Abs. 1 <v.abk ersatz="VwGO">VwGO</v.abk></verweis.norm>; Gerichtskosten werden nach &#167;&#160;83b AsylG nicht erhoben.</p> <p><rd nr="17"/>Der Beschluss ist unanfechtbar, <verweis.norm>&#167; 80 <v.abk ersatz="AsylG">AsylG</v.abk></verweis.norm>.</p> </div>
175,033
eugh-2019-01-23-c-69717
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-697/17
2019-01-23T00:00:00
2019-01-31T19:20:53
2019-01-31T19:20:53
Schlussantrag des Generalanwalts
ECLI:EU:C:2019:54
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C36Centre">SCHLUSSANTR&#196;GE DES GENERALANWALTS</p> <p class="C36Centre">MANUEL CAMPOS S&#193;NCHEZ-BORDONA</p> <p class="C36Centre">vom23.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote1" name="Footref1">1</a>)</p> <p class="C38Centregrasgrandespacement"> <b>Rechtssache C</b>&#8209;<b>697/17</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Telecom Italia SpA</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>gegen</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Ministero dello Sviluppo Economico,</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Infrastrutture e telecomunicazioni per l&#8217;Italia SpA (Infratel Italia SpA),</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Beteiligte:</b> </p> <p class="C37Centregras"> <b>Open Fiber SpA</b> </p> <p class="C39Centreespacement">(Vorabentscheidungsersuchen des Consiglio di Stato [Staatsrat, Italien])</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorabentscheidungsverfahren&#160;&#8211; &#214;ffentliche Auftr&#228;ge&#160;&#8211; Richtlinie 2014/24/EU&#160;&#8211; Nicht offenes Verfahren&#160;&#8211; Wirtschaftsteilnehmer, die zur Abgabe eines Angebots zugelassen sind&#160;&#8211; W&#228;hrend des Vergabeverfahrens durchgef&#252;hrte Verschmelzung durch Aufnahme&#160;&#8211; Notwendigkeit der Wahrung der rechtlichen Identit&#228;t zwischen der Vorauswahlphase und der Angebotsabgabe&#8220;</p> <br/> <br/> <br/> <br/> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point1">1.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Consiglio di Stato (Staatsrat, Italien) stellt in diesem Vorabentscheidungsverfahren die Frage, ob nach der Richtlinie 2014/24/EU(<a href="#Footnote2" name="Footref2">2</a>) die &#8222;rechtliche und wirtschaftliche Identit&#228;t&#8220; einer zun&#228;chst im Rahmen eines nicht offenen Verfahrens zur Vergabe &#246;ffentlicher Auftr&#228;ge ausgew&#228;hlten Gesellschaft gewahrt bleibt, wenn diese Gesellschaft ihre Verschmelzung mit einer anderen, ebenfalls ausgew&#228;hlten Gesellschaft, die am Ende kein Angebot abgegeben hat, einleitet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point2">2.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In gewisser Weise ist die vorliegende Streitigkeit die Kehrseite der dem Urteil MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin(<a href="#Footnote3" name="Footref3">3</a>) zugrunde liegenden Rechtssache, in der ein Bieter bei seiner Vorauswahl einer sp&#228;ter aufgel&#246;sten Bietergemeinschaft angeh&#246;rte. Damals war fraglich, ob dieser Bieter nach Aufl&#246;sung der Gemeinschaft weiterhin im eigenen Namen am Verhandlungsverfahren zur Vergabe eines &#246;ffentlichen Auftrags teilnehmen konnte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point3">3.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat mithin erneut Gelegenheit, seine Rechtsprechung zu dem Grundsatz, dass die in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmer mit denen identisch sein m&#252;ssen, die Angebote vorlegen, zu vertiefen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Unionsrecht. Richtlinie 2014/24</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point4">4.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Richtlinie gilt nicht f&#252;r &#246;ffentliche Auftr&#228;ge und Wettbewerbe, die haupts&#228;chlich den Zweck haben, dem &#246;ffentlichen Auftraggeber die Bereitstellung oder den Betrieb &#246;ffentlicher Kommunikationsnetze oder die Bereitstellung eines oder mehrerer elektronischer Kommunikationsdienste f&#252;r die &#214;ffentlichkeit zu erm&#246;glichen.</p> <p class="C02AlineaAltA">F&#252;r die Zwecke dieses Artikels haben die Ausdr&#252;cke &#8218;&#246;ffentliches Kommunikationsnetz&#8216; und &#8218;elektronischer Kommunikationsdienst&#8216; die gleiche Bedeutung wie in der Richtlinie 2002/21/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates[(<a href="#Footnote4" name="Footref4">4</a>)].&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point5">5.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;18 Abs.&#160;1 sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die &#246;ffentlichen Auftraggeber behandeln alle Wirtschaftsteilnehmer in gleicher und nichtdiskriminierender Weise und handeln transparent und verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig.</p> <p class="C02AlineaAltA">Das Vergabeverfahren darf nicht mit der Absicht konzipiert werden, es vom Anwendungsbereich dieser Richtlinie auszunehmen oder den Wettbewerb k&#252;nstlich einzuschr&#228;nken. Eine k&#252;nstliche Einschr&#228;nkung des Wettbewerbs gilt als gegeben, wenn das Vergabeverfahren mit der Absicht konzipiert wurde, bestimmte Wirtschaftsteilnehmer auf unzul&#228;ssige Weise zu bevorzugen oder zu benachteiligen.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point6">6.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;28 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei nichtoffenen Verfahren kann jeder Wirtschaftsteilnehmer auf einen Aufruf zum Wettbewerb hin einen Teilnahmeantrag, der die in Anhang V Teil B beziehungsweise Teil C festgelegten Informationen enth&#228;lt, einreichen, indem er die Informationen f&#252;r eine qualitative Auswahl vorlegt, die von dem &#246;ffentlichen Auftraggeber verlangt werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Lediglich jene Wirtschaftsteilnehmer, die von dem &#246;ffentlichen Auftraggeber infolge seiner Bewertung der bereitgestellten Informationen dazu aufgefordert werden, k&#246;nnen ein Angebot &#252;bermitteln. Die &#246;ffentlichen Auftraggeber k&#246;nnen die Zahl geeigneter Bewerber, die zur Teilnahme am Verfahren aufgefordert werden, gem&#228;&#223; Artikel 65 begrenzen.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Nationales Recht. Codice dei contratti pubblici (Gesetzbuch &#252;ber &#246;ffentliche Auftr&#228;ge)</b>(<a href="#Footnote5" name="Footref5">5</a>)</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point7">7.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;61 Abs.&#160;3 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Nach der Bewertung der bereitgestellten Informationen durch den &#246;ffentlichen Auftraggeber k&#246;nnen lediglich jene Wirtschaftsteilnehmer ein Angebot &#252;bermitteln, die dazu aufgefordert werden.&#8220;</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point8">8.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;48 Abs.&#160;11 sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;In nicht offenen Verfahren oder Verhandlungsverfahren oder bei wettbewerblichen Dialogen kann der einzeln aufgeforderte Wirtschaftsteilnehmer oder der einzeln zum Verfahren des wettbewerblichen Dialogs zugelassene Bewerber das Angebot entweder f&#252;r sich allein oder als Bevollm&#228;chtigter der zusammengeschlossenen Wirtschaftsteilnehmer abgeben.&#8220;</p> <p class="C21Titrenumerote1">II.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Sachverhalt und Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point9">9.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Infratel Italia SpA (im Folgenden: Infratel) f&#252;hrte im Namen des Ministero dello Sviluppo Economico (Ministerium f&#252;r Wirtschaftsentwicklung, Italien) ein nicht offenes Verfahren zur Vergabe einer Konzession f&#252;r den Bau, die Unterhaltung und den Betrieb der passiven Infrastruktur f&#252;r ein im &#246;ffentlichen Eigentum stehendes Ultrabreitbandnetz in bestimmten Gebieten durch.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point10">10.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das in f&#252;nf Lose (f&#252;r ebenso viele geografische Gebiete) aufgeteilte nicht offene Verfahren fand in folgenden Verfahrensabschnitten statt:</p> <p class="C02AlineaAltA">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abgabe des Teilnahmeantrags (bis zum 18.&#160;Juli 2016),</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Versand von Einladungsschreiben an die in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmer (bis zum 9.&#160;August 2016), </p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#220;bermittlung der Angebote (bis zum 17.&#160;Oktober 2016).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point11">11.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Telecom Italia SpA (Telecom Italia), die Metroweb Sviluppo SpA (Metroweb Sviluppo) und die Enel Open Fiber SpA (Enel Open Fiber)(<a href="#Footnote6" name="Footref6">6</a>) gaben neben weiteren Wirtschaftsteilnehmern Teilnahmeantr&#228;ge ab (erster Verfahrensabschnitt). Infratel lie&#223; diese zu und forderte die Unternehmen zur Teilnahme (zweiter Verfahrensabschnitt) als ausgew&#228;hlte Bieter auf.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point12">12.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Metroweb Sviluppo gab, obwohl sie im zweiten Verfahrensabschnitt in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt worden war, kein Angebot ab und verzichtete damit auf eine Teilnahme am Vergabeverfahren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point13">13.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Infratel ver&#246;ffentlichte am 9.&#160;Januar 2017 das Verzeichnis der ausgew&#228;hlten Wettbewerber und am 24.&#160;Januar 2017 die vorl&#228;ufige Rangliste der erfolgreichen Bieter. Bei allen f&#252;nf Losen stand Enel Open Fiber an erster Stelle und Telecom Italia an zweiter Stelle, au&#223;er bei Los&#160;4, bei dem sie den dritten Platz belegte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point14">14.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Abschluss des Verfahrens erhielt Telecom Italia Zugang zu den Verwaltungsakten. Die Einsichtnahme ergab, dass zwischen dem Verfahrensabschnitt der Vorauswahl und der Frist f&#252;r die Abgabe der Angebote (17.&#160;Oktober 2016) Metroweb Sviluppo und Enel Open Fiber an einem komplexen gesellschaftsrechtlichen Vorgang beteiligt waren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point15">15.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Vorgang ging auf einen Unternehmenszusammenschluss zur&#252;ck, durch den die Gesellschaften Enel SpA (Enel) und Cassa Depositi e Prestiti SpA (CDP) &#252;ber ihre Tochtergesellschaft CDP Equity SpA (CDPE) die gemeinsame Kontrolle &#252;ber das aus der Verschmelzung von Enel Open Fiber mit der Metroweb Italia SpA (Metroweb Italia) entstandene Unternehmen erlangten. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point16">16.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach der am 10.&#160;Oktober 2016 zwischen der Holdinggesellschaft Enel (die Enel Open Fiber kontrollierte) und Metroweb Italia (die Metroweb Sviluppo kontrollierte) geschlossenen &#8222;Investitionsrahmenvereinbarung&#8220; hatte der Vorgang zur Folge, dass</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Enel und CDPE jeweils 50&#160;% des Gesellschaftskapitals von Enel Open Fiber &#252;bernahmen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Enel Open Fiber 100&#160;% des Gesellschaftskapitals von Metroweb Italia erwarb;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Metroweb Italia durch Aufnahme die Verschmelzung einiger Gesellschaften der Gruppe Metroweb Italia, u.&#160;a. Metroweb Sviluppo, herbeif&#252;hrte und</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Enel Open Fiber mit der aus der Verschmelzung der Gruppe Metroweb Italia entstandenen Gesellschaft zu einer &#8222;neuen Enel Open Fiber&#8220; verschmolzen wurde(<a href="#Footnote7" name="Footref7">7</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point17">17.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Umsetzung dieser Vereinbarung wurde Metroweb Sviluppo (eine Teilnehmerin des Vergabeverfahrens) am 17.&#160;Oktober 2016 von der Metroweb-Gruppe &#252;bernommen. Am 23.&#160;Januar 2017 wurde die Verschmelzung durch Aufnahme von Metroweb durch Open Fiber beschlossen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point18">18.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Verschmelzungsvorhaben wurde am 10.&#160;November 2016(<a href="#Footnote8" name="Footref8">8</a>) gem&#228;&#223; der Verordnung (EG) Nr.&#160;139/2004(<a href="#Footnote9" name="Footref9">9</a>) bei der Europ&#228;ischen Kommission angemeldet. Am 15.&#160;Dezember 2016 entschied die Kommission, keine Einw&#228;nde gegen den Vorgang zu erheben(<a href="#Footnote10" name="Footref10">10</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point19">19.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Telecom Italia ging gegen die Vergabe der f&#252;nf Lose, in die das nicht offene Verfahren aufgeteilt war, mit f&#252;nf Klagen beim Tribunale amministrativo regionale del Lazio (Regionales Verwaltungsgericht Latium, Italien) vor. Dieses wies die Klagen mit f&#252;nf Urteilen vergleichbaren Inhalts ab.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point20">20.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund hat Telecom Italia f&#252;nf Berufungen zum Consiglio di Stato (Staatsrat) gegen diese Urteile eingelegt, der das Verfahren ausgesetzt und folgende Frage zur Vorabentscheidung vorgelegt hat:</p> <p class="C02AlineaAltA">Ist Art.&#160;28 Abs.&#160;2 Satz&#160;1 der Richtlinie 2014/24 dahin auszulegen, dass er eine umfassende rechtliche und wirtschaftliche Identit&#228;t zwischen den in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmern und den Wirtschaftsteilnehmern verlangt, die im nicht offenen Verfahren Angebote vorlegen, und ist er insbesondere dahin auszulegen, dass er einer Vereinbarung entgegensteht, die zwischen den Holdinggesellschaften, die zwei in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigte Wirtschaftsteilnehmer kontrollieren, zu einem Zeitpunkt zwischen der Vorauswahl und der Angebotsabgabe geschlossen wird, wenn: a)&#160;diese Vereinbarung (u.&#160;a.) das Ziel und die Wirkung hat, eine Verschmelzung durch Aufnahme eines der in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Unternehmen durch ein anderes dieser Unternehmen herbeizuf&#252;hren (ein Vorgang, der im &#220;brigen von der Europ&#228;ischen Kommission genehmigt wurde); b)&#160;die Verschmelzung erst nach der Angebotsabgabe durch das &#252;bernehmende Unternehmen vollst&#228;ndig wirksam wurde (weshalb dessen Zusammensetzung zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe gegen&#252;ber derjenigen zum Zeitpunkt der Vorauswahl unver&#228;ndert geblieben war); c)&#160;das sp&#228;ter &#252;bertragende Unternehmen (dessen Zusammensetzung zum Zeitpunkt des Fristablaufs f&#252;r die Angebotsabgabe unver&#228;ndert geblieben war) von einer Teilnahme am nicht offenen Verfahren jedoch abgesehen hat, wahrscheinlich in Umsetzung der in der Vereinbarung zwischen den Holdinggesellschaften festgelegten vertraglichen Planung?</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point21">21.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht weist darauf hin, dass sich das streitige Verfahren nicht vollst&#228;ndig nach der Richtlinie 2014/24 oder der Richtlinie 2014/23/EU(<a href="#Footnote11" name="Footref11">11</a>) richte, sondern nur nach den Regeln der Ausschreibung, nach denen Art.&#160;61 CCP anwendbar sei, mit dem Art.&#160;28 der Richtlinie 2014/24 umgesetzt werde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point22">22.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Ausschreibung sehe au&#223;erdem vor, dass der Auftrag zugunsten des wirtschaftlich g&#252;nstigsten Angebots auf der Grundlage des besten Preis-Leistungs-Verh&#228;ltnisses im Sinne des Art.&#160;95 CCP, mit dem Art.&#160;67 der Richtlinie umgesetzt werde, vergeben werden sollte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point23">23.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es sei zweifelhaft, ob in einem nicht offenen Verfahren gem&#228;&#223; Art.&#160;28 der Richtlinie 2014/24 der vom Gerichtshof in der Rechtssache MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin(<a href="#Footnote12" name="Footref12">12</a>) aufgestellte Grundsatz der rechtlichen und wirtschaftlichen Identit&#228;t anwendbar sei. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point24">24.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die im Januar 2017 vollzogene Verschmelzung sei zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe (Oktober 2016) gerade eingeleitet worden, so dass sich die Struktur von Enel Open Fiber noch nicht ver&#228;ndert habe. Schlie&#223;lich sei es nicht m&#246;glich, nachzuweisen, dass die beteiligten Parteien mit der Verschmelzungsvereinbarung &#8211; die zu einer strukturellen und dauerhaften Ver&#228;nderung der betroffenen Gesellschaften gef&#252;hrt habe &#8211; eine Wettbewerbsabsprache im Rahmen des Vergabeverfahrens h&#228;tten treffen wollen.</p> <p class="C21Titrenumerote1">III.&#160;<b>Verfahren vor dem Gerichtshof und Vorbringen der Verfahrensbeteiligten</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point25">25.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Vorlageentscheidung ist am 11.&#160;Dezember 2017 beim Gerichtshof eingegangen. Telecom Italia, Infratel, Open Fiber, die EFTA-&#220;berwachungsbeh&#246;rde, die italienische Regierung und die Kommission haben schriftliche Erkl&#228;rungen eingereicht. In der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 15.&#160;November 2018 sind alle Beteiligten mit Ausnahme der EFTA-&#220;berwachungsbeh&#246;rde erschienen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point26">26.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Telecom Italia vertritt die Ansicht, dass sich bei einer geplanten Verschmelzung durch Aufnahme eher die tats&#228;chliche als die rechtliche Identit&#228;t des in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten &#252;bernehmenden Unternehmens ver&#228;ndere und die Verschmelzung dadurch mit dem Grundsatz des Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 unvereinbar werde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point27">27.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem habe das vorlegende Gericht die Komplexit&#228;t des streitigen Vorgangs untersch&#228;tzt, da es sich auf die Pr&#252;fung der subjektiven und f&#246;rmlichen Identit&#228;t von Enel Open Fiber zum Zeitpunkt des Ablaufs der Frist f&#252;r die Angebotsabgabe beschr&#228;nkt und so die gemeinsame Planung zur schrittweisen Aufnahme von Metroweb Sviluppo fragmentiert habe. Tats&#228;chlich habe es sich um eine gemeinsame Planung gehandelt, die unter Au&#223;erachtlassung s&#228;mtlicher Grunds&#228;tze der Bek&#228;mpfung kollusiver Absprachen mit der zwischen der Vorauswahl und dem Angebotsabgabetermin geschlossenen bindenden Rahmenvereinbarung eingeleitet, w&#228;hrend des laufenden Vergabeverfahrens in Gang gesetzt und nach dem endg&#252;ltigen Zuschlag, aber noch vor Unterzeichnung des Vertrags, abgeschlossen worden sei. Durch die Rahmenvereinbarung seien beide Gesellschaften ab der Phase der Bekanntmachung zu einem einzigen Entscheidungszentrum verschmolzen gewesen und Metroweb Sviluppo habe daher kein Angebot einreichen m&#252;ssen, w&#228;hrend gleichzeitig die M&#246;glichkeit gew&#228;hrleistet gewesen sei, dass sie ausgew&#228;hlt werde, und zwar so, als ob sie ein Angebot abgegeben h&#228;tte. Diese Situation m&#252;sse genauso behandelt werden wie wenn ein und dasselbe Entscheidungszentrum zwei Angebote abgegeben h&#228;tte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point28">28.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Infratel h&#228;lt die Vorlagefrage f&#252;r unzul&#228;ssig, weil sie hypothetisch sei, denn das vorlegende Gericht habe keine Zweifel an der Auslegung des anzuwendenden Unionsrechts und habe zum Gegenstand des Ausgangsverfahrens bereits Stellung genommen. Hilfsweise macht sie geltend, es habe bei den in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Unternehmen gegen&#252;ber denen, die Angebote abgegeben h&#228;tten, keine Ver&#228;nderungen gegeben. Bei der Abgabe ihres Angebots habe Enel Open Fiber als ein einziger Wirtschaftsteilnehmer in derselben Zusammensetzung wie in der Phase der Vorauswahl gehandelt. Durch die Verschmelzung habe sich ihre Rechtspers&#246;nlichkeit nicht ge&#228;ndert, und ihre Identit&#228;t stimme daher mit der des in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Unternehmens &#252;berein.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point29">29.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Open Fiber spricht sich ebenfalls f&#252;r die Unzul&#228;ssigkeit der Vorlagefrage aus, und zwar</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;erstens, weil es um die Vereinbarkeit der Rahmenvereinbarung mit der Richtlinie 2014/24 gehe, obwohl ihre Rechtm&#228;&#223;igkeit im Ausgangsverfahren nicht in Frage gestellt werde;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;zweitens, weil die Richtlinie 2014/23 zwar einschl&#228;gig w&#228;re, sie aber insoweit, als es um eine Konzession f&#252;r den Bau eines Kommunikationsnetzes gehe, ebenso wie die Richtlinie 2014/24 wegen der in ihnen in Bezug auf Kommunikationsnetze und &#8209;dienste vorgesehenen Ausnahme unanwendbar sei. Eine Verweisung auf Art.&#160;28 der Richtlinie 2014/24 in den Verfahrensunterlagen sei nicht ersichtlich;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;drittens, weil das angebliche Verbot einer Verschmelzung von in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Unternehmen keinen unionsrechtlichen Grundsatz darstelle; </p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;viertens, weil das vorlegende Gericht keinerlei Zweifel hinsichtlich der Auslegung des Unionsrechts habe.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point30">30.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Sache teilt Open Fiber den Standpunkt, den das vorlegende Gericht dargelegt hat, und kommt zu dem Ergebnis, dass ihre Einladung zur Phase der Bewertung der Angebote weder Art.&#160;28 der Richtlinie 2014/24 noch der Rechtsprechung des Gerichtshofs widerspreche.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point31">31.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die italienische Regierung h&#228;lt die Vorlagefrage ebenfalls f&#252;r unzul&#228;ssig. Das vorlegende Gericht beziehe sich nur allgemein auf eine Vorschrift des Unionsrechts und r&#228;ume ein, dass kein Zusammenhang zwischen dem streitigen Sachverhalt und dieser Vorschrift bestehe, denn das Angebot von Enel Open Fiber sei von derselben juristischen Person abgegeben worden, die zur Teilnahme an dem nicht offenen Verfahren zugelassen gewesen sei.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point32">32.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Sache tr&#228;gt die italienische Regierung vor, dass sich aus Art.&#160;51 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2004/17/EG(<a href="#Footnote13" name="Footref13">13</a>) ergebe, dass zwischen dem zur Teilnahme aufgeforderten Wirtschaftsteilnehmer und dem Wirtschaftsteilnehmer, der das Angebot abgebe, eine vollst&#228;ndige wirtschaftliche und rechtliche Identit&#228;t bestehen m&#252;sse. Durch Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 sei aber eine weniger strenge Anforderung eingef&#252;hrt worden.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point33">33.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Weder den nationalen Rechtsvorschriften noch den allgemeinen unionsrechtlichen Grunds&#228;tzen lasse sich entnehmen, dass es sich bei der von der Kommission genehmigten und nach der Angebotsabgabe durch die &#252;bernehmende Gesellschaft endg&#252;ltig vollzogenen Verschmelzung durch Aufnahme der in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Unternehmen um einen rechtswidrigen Vorgang handele.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point34">34.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die EFTA-&#220;berwachungsbeh&#246;rde sieht keinen Versto&#223; gegen die Anforderung der Identit&#228;t, wenn &#8211; wie es vorliegend der Fall sei &#8211; einerseits der Wirtschaftsteilnehmer, der letztendlich das Angebot abgebe, die von dem &#246;ffentlichen Auftraggeber aufgestellten Bedingungen erf&#252;lle, und andererseits bei der Zulassung der Abgabe seines Angebots die &#252;brigen Wettbewerber nicht in eine ung&#252;nstige Position versetzt w&#252;rden. Das Erfordernis der Identit&#228;t &#8211; bei dem es sich jedenfalls nicht um ein absolutes Erfordernis handele &#8211; stehe dem Abschluss einer Vereinbarung, durch die zwei Wirtschaftsteilnehmer verschmolzen w&#252;rden, die in einem &#246;ffentlichen Vergabeverfahren in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt worden seien, nicht entgegen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point35">35.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Auffassung der Kommission sollte die Vorlagefrage umformuliert werden, denn sie k&#246;nne dahin verstanden werden, dass der Gerichtshof nach der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Verschmelzungsvereinbarung gefragt werde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point36">36.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission f&#252;hrt aus, dass die im Urteil MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin(<a href="#Footnote14" name="Footref14">14</a>) zur Richtlinie 2004/17 aufgestellten Kriterien unter vergleichbaren, in der Richtlinie 2014/24 geregelten Umst&#228;nden entsprechend angewendet werden k&#246;nnten. Sie weist jedoch darauf hin, dass sich der Sachverhalt, der diesem Urteil zugrunde gelegen habe, von dem hier vorliegenden stark unterscheide. Im vorliegenden Fall habe es anders als damals zwischen dem Zeitpunkt der Vorauswahl der Wirtschaftsteilnehmer, die zur Abgabe eines Angebots aufgefordert worden seien, und der Angebotsabgabe keine Identit&#228;ts&#228;nderung gegeben.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point37">37.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission verneint, dass der Abschluss einer Vereinbarung &#252;ber eine Verschmelzung durch Aufnahme <i>per se</i> eine Verschlechterung der Wettbewerbsposition der anderen Bieter oder einen Versto&#223; gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz mit sich bringe. Diese Gefahr lasse sich ausschlie&#223;en, wenn zum einen die Parteien gem&#228;&#223; Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;139/2004 den Zusammenschluss nicht &#8211; nicht einmal teilweise &#8211; durchgef&#252;hrt noch vorab sensible Informationen ausgetauscht h&#228;tten, die ihr Verhalten w&#228;hrend des &#246;ffentlichen Vergabeverfahrens beeinflussen k&#246;nnten, und zum anderen alle Wirtschaftsteilnehmer, die am Vergabeverfahren beteiligt seien, Kenntnis vom Abschluss der Verschmelzungsvereinbarung h&#228;tten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point38">38.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission h&#228;lt es f&#252;r unerheblich, dass das &#252;bernommene Unternehmen auf die Teilnahme am nicht offenen Verfahren verzichtet habe. Dieser Umstand k&#246;nne keinen Einfluss auf die Zulassung des &#252;bernehmenden Unternehmens zur Phase der Bewertung haben, es sei denn, es komme darin zum Ausdruck, dass die Parteien die Verschmelzungsvereinbarung teilweise umgesetzt h&#228;tten, indem sie sensible Informationen, die ihr Verhalten w&#228;hrend des Vergabeverfahrens beeinflussen k&#246;nnten, ausgetauscht und dabei gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz versto&#223;en h&#228;tten.</p> <p class="C21Titrenumerote1">IV.&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Pr&#252;fung </b> </p> <p class="C22Titrenumerote2">A.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Zul&#228;ssigkeit der Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point39">39.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Infratel, Open Fiber und die italienische Regierung sind der Ansicht, die Vorlagefrage sei sowohl aufgrund ihrer angeblichen Irrelevanz f&#252;r das Ausgangsverfahren als auch wegen ihres angeblich hypothetischen Charakters bzw. weil ihr in Wirklichkeit kein echter Zweifel des vorlegenden Gerichts zugrunde liege, unzul&#228;ssig.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point40">40.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich meine jedoch, dass diesem Einwand nicht gefolgt werden kann.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point41">41.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Consiglio di Stato (Staatsrat) hat darauf hingewiesen, dass sich das Vergabeverfahren nach den Ausschreibungsregeln richte und eine von ihnen auf Art.&#160;61 CCP verweise, durch den Art.&#160;28 der Richtlinie 2014/24 umgesetzt werde. Zudem hat Telecom Italia neben anderen Berufungsgr&#252;nden, die das nationale Recht betreffen, einen Versto&#223; gegen den unionsrechtlichen Grundsatz der Identit&#228;t ger&#252;gt(<a href="#Footnote15" name="Footref15">15</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point42">42.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem es die von der Berufungsf&#252;hrerin geltend gemachten Verst&#246;&#223;e gegen innerstaatliches Recht verneint hat, f&#252;hrt das vorlegende Gericht aus, dass es nur noch den auf eine m&#246;gliche Verletzung des Unionsrechts gest&#252;tzten Grund pr&#252;fen m&#252;sse, der &#8222;f&#252;r die Entscheidung der gepr&#252;ften Streitigkeit relevant und entscheidend ist, und hinsichtlich dessen die Kammer ein Vorabentscheidungsersuchen im Sinne von Art.&#160;267 AEUV f&#252;r erforderlich h&#228;lt&#8220;(<a href="#Footnote16" name="Footref16">16</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point43">43.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vor diesem Hintergrund meine ich, dass die Vermutung der Entscheidungserheblichkeit der Vorlagefragen gelten muss. Es handelt sich bekannterma&#223;en um eine Vermutung, die widerlegt werden kann, wenn auch nur, wenn sehr genau bestimmte Voraussetzungen vorliegen: a)&#160;wenn die erbetene Auslegung oder Beurteilung der G&#252;ltigkeit einer unionsrechtlichen Regelung offensichtlich in keinem Zusammenhang mit der Realit&#228;t oder dem Gegenstand des Ausgangsrechtsstreits steht, b)&#160;wenn das Problem hypothetischer Natur ist oder c)&#160;wenn der Gerichtshof nicht &#252;ber die tats&#228;chlichen und rechtlichen Angaben verf&#252;gt, die f&#252;r eine zweckdienliche Beantwortung der ihm vorgelegten Fragen erforderlich sind(<a href="#Footnote17" name="Footref17">17</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point44">44.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dieser Rechtssache ist meines Erachtens keine dieser drei Voraussetzungen erf&#252;llt. Auch wenn der Consiglio di Stato (Staatsrat) die Gr&#252;nde darlegt, die seiner Meinung nach f&#252;r eine bestimmte Auslegung von Art.&#160;28 der Richtlinie 2014/24 sprechen, bedeutet das nicht, dass er keine Zweifel hinsichtlich des Sinns dieser Vorschrift hegt(<a href="#Footnote18" name="Footref18">18</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point45">45.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht meint, dass seine Auslegung dieser Vorschrift tragf&#228;hig sei, dass aber m&#246;glicherweise eine andere Auslegung denkbar und deshalb die autorisierte Mitwirkung des Gerichtshofs erforderlich sei. Auf diese Weise arbeitet es gem&#228;&#223; dem Nr.&#160;17 der Empfehlungen an die nationalen Gerichte bez&#252;glich der Vorlage von Vorabentscheidungsersuchen(<a href="#Footnote19" name="Footref19">19</a>) zugrunde liegenden Geist bei der Rechtsprechung loyal mit dem Gerichtshof zusammen.</p> <p class="C22Titrenumerote2">B.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zur Beantwortung der Fragen</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point46">46.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kommission legt zu Recht nahe, dass es zweckm&#228;&#223;ig sei, die Frage des Consiglio di Stato (Staatsrat) umzuformulieren, da der &#8211; irrige &#8211; Eindruck entstehen k&#246;nne, dass sie sich auf die Vereinbarkeit der Verschmelzungsvereinbarung mit dem Unionsrecht beziehe. Tats&#228;chlich hat das Gericht aber weder Zweifel hinsichtlich dieser Vereinbarung noch stellt es ihre G&#252;ltigkeit in Frage.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point47">47.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach beschr&#228;nkt sich der Streit auf die Kl&#228;rung der Frage, ob Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 der Zulassung eines Wirtschaftsteilnehmers, der gerade durch Aufnahme mit einem anderen, ebenfalls vorausgew&#228;hlten Wirtschaftsteilnehmer verschmolzen wird, zur Phase der Bewertung der Angebote (in einem nicht offenen Verfahren) entgegensteht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point48">48.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das ist die Frage, die das vorlegende Gericht spezifisch stellt, das, wie ich oben ausgef&#252;hrt habe(<a href="#Footnote20" name="Footref20">20</a>), Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 f&#252;r eine Bestimmung h&#228;lt, die (aufgrund Verweisung in den nationalen Vorschriften) auf den von ihm zu entscheidenden Fall anwendbar ist und von deren Auslegung der Ausgang des Rechtsstreits abh&#228;ngt, nachdem die Fragen des innerstaatlichen Rechts, die in ihm zu entscheiden waren, gekl&#228;rt sind.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point49">49.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar haben Infratel, Open Fiber und die italienische Regierung in der m&#252;ndlichen Verhandlung diese vom Consiglio di Stato (Staatsrat) vorgenommene Beurteilung ausf&#252;hrlich er&#246;rtert, aber ich bin der Auffassung, dass er seine Auslegung des auf den Fall anzuwendenden Rechts vern&#252;nftig und hinreichend begr&#252;ndet hat.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point50">50.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts der klaren Aufgabentrennung zwischen den nationalen Gerichten und dem Gerichtshof, auf der das Verfahren nach Art.&#160;267 AEUV beruht, hat nur der Consiglio di Stato (Staatsrat), der mit dem Rechtsstreit befasst ist und in dessen Verantwortungsbereich die zu erlassende gerichtliche Entscheidung f&#228;llt, im Hinblick auf die Besonderheiten der Rechtssache sowohl die Erforderlichkeit einer Vorabentscheidung f&#252;r den Erlass seines Urteils als auch die Erheblichkeit der Fragen zu beurteilen, die er dem Gerichtshof stellt(<a href="#Footnote21" name="Footref21">21</a>). Diese Beurteilung setzt eine vorherige Eingrenzung der auf den Fall anwendbaren Regelung voraus, ein Vorgang, gegen den aus den genannten Gr&#252;nden im vorliegenden Fall unter dem Gesichtspunkt der Vern&#252;nftigkeit und der Begr&#252;ndetheit kein Einwand besteht.</p> <p class="C23Titrenumerote3">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die rechtliche und tats&#228;chliche Identit&#228;t der in einem nicht offenen Verfahren ausgew&#228;hlten Wirtschaftsteilnehmer</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point51">51.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Letzten Endes geht es darum, in einem Kontext, in dem zwei in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigte Wirtschaftsteilnehmer ihre Verschmelzung durch Aufnahme eines von ihnen vereinbart haben, festzustellen, ob Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 &#8222;eine umfassende rechtliche und wirtschaftliche Identit&#228;t zwischen den in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmern und den Wirtschaftsteilnehmern verlangt, die im nicht offenen Verfahren Angebote vorlegen&#8220;. Dabei gelten folgende Besonderheiten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Verschmelzungsvorhaben war zu einem Zeitpunkt, der zwischen der Vorauswahl und der Angebotsabgabe liegt, vereinbart und sp&#228;ter von der Kommission genehmigt worden;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Verschmelzung wird erst nach der Angebotsabgabe durch das &#252;bernehmende Unternehmen vollst&#228;ndig wirksam, und</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das sp&#228;ter &#252;bertragene Unternehmen verzichtet auf eine Teilnahme an dem nicht offenen Verfahren.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point52">52.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das sogenannte &#8222;Erfordernis der rechtlichen und tats&#228;chlichen Identit&#228;t zwischen den in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmern und den Wirtschaftsteilnehmern, die die Angebote vorlegen&#8220; findet seine Grundlage in Art.&#160;51 Abs.&#160;3 der Richtlinie 2004/17, wonach die Auftraggeber &#8222;die &#220;bereinstimmung der von den ausgew&#228;hlten Bietern vorgelegten Angebote [pr&#252;fen]&#8220;. Dies hat der Gerichtshof im Urteil MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin(<a href="#Footnote22" name="Footref22">22</a>), auf das das vorlegende Gericht ausdr&#252;cklich Bezug nimmt, festgestellt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point53">53.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieselbe Regel ist in Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 niedergelegt worden, nach dem &#8222;[l]ediglich jene Wirtschaftsteilnehmer, die von dem &#246;ffentlichen Auftraggeber infolge seiner Bewertung der bereitgestellten Informationen &#8230; dazu aufgefordert werden, [im nicht offenen Verfahren] ein Angebot &#252;bermitteln [k&#246;nnen]&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point54">54.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Erfordernis dient letztendlich der Wahrung des Grundsatzes der Gleichbehandlung der Bieter(<a href="#Footnote23" name="Footref23">23</a>). Seine strikte Anwendung w&#252;rde &#8222;zu dem Schluss f&#252;hren, dass nur die Wirtschaftsteilnehmer, die als solche bei der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt worden sind, Angebote vorlegen und den Zuschlag erhalten k&#246;nnen&#8220;(<a href="#Footnote24" name="Footref24">24</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point55">55.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 soll sichergestellt werden, dass nicht offene Verfahren wirklich nicht offen sind, in ihnen also nur die Wirtschaftsteilnehmer Angebote abgeben k&#246;nnen, die von dem &#246;ffentlichen Auftraggeber dazu aufgefordert worden sind. Durch diese Aufforderung wird der Bereich festgelegt, in dem das Vergabeverfahren subjektiv <i>nicht offen </i>durchgef&#252;hrt wird.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point56">56.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;W&#252;rde einem nicht in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmer die Angebotsabgabe gestattet, w&#252;rde er gegen&#252;ber den &#252;brigen Wirtschaftsteilnehmern bevorzugt behandelt. Letztere k&#246;nnten ihre Angebote n&#228;mlich erst &#252;bermitteln, nachdem sie f&#246;rmlich die Teilnahme am (nicht offenen) Verfahren beantragt und sich der entsprechenden Bewertung durch den &#246;ffentlichen Auftraggeber unterzogen h&#228;tten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point57">57.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der Rechtssache MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin hat der Gerichtshof festgestellt, dass die Identit&#228;tsanforderung &#8222;gesenkt werden [kann], um in einem Verhandlungsverfahren einen angemessenen Wettbewerb &#8230; zu gew&#228;hrleisten&#8220;(<a href="#Footnote25" name="Footref25">25</a>). Diese Feststellung ist im Kontext jener Rechtssache zu sehen, der, wie ich bereits ausgef&#252;hrt habe, ein Sachverhalt zugrunde lag, der sich gegen&#252;ber dem hier er&#246;rterten genau umgekehrt darstellt. </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point58">58.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Generalanwalt Mengozzi beschrieb treffend die Umst&#228;nde jener Rechtssache, als er sie &#8222;in einem tats&#228;chlichen Kontext [ansiedelte], in dem eine Gemeinschaft zweier Unternehmen, die als Handelsgesellschaft gegr&#252;ndet und in einem Vergabeverfahren in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt wurde, nach Insolvenz eines ihrer beiden Mitglieder aufgel&#246;st wird und der &#246;ffentliche Auftraggeber das verbliebene Mitglied anstelle der Gemeinschaft an dem Verfahren weiterhin teilnehmen l&#228;sst und diesem Mitglied schlie&#223;lich, obwohl es als solches nicht vorausgew&#228;hlt worden ist, den Zuschlag erteilt&#8220;(<a href="#Footnote26" name="Footref26">26</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point59">59.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;H&#228;tte man den Grundsatz der Identit&#228;t damals strikt angewandt und w&#228;re folglich zu dem Schluss gelangt, dass das verbliebene Mitglied der Bietergemeinschaft als anderes Rechtssubjekt an dem Verfahren nicht weiter teilnehmen k&#246;nne, h&#228;tte sich die Zahl der Bewerber um den Auftrag auf drei verringert. Dieses Ergebnis widersprach aber der Ausschreibung, bei der der Auftraggeber der Ansicht war, dass es mindestens vier Bewerber geben m&#252;sse, um den Wettbewerb zu gew&#228;hrleisten(<a href="#Footnote27" name="Footref27">27</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point60">60.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen einer ausgeglichenen Abw&#228;gung zwischen dem Grundsatz der Gleichbehandlung der Bieter &#8211; dem der Grundsatz der Identit&#228;t dient &#8211; und der Gew&#228;hrleistung eines wirksamen Wettbewerbs &#8211; in einem Fall, in dem die Verringerung der Zahl der Bieter zudem die Vergabe verhindern k&#246;nnte &#8211; gelangte der Gerichtshof zu dem Ergebnis, dass kein Versto&#223; gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung vorliegt, &#8222;wenn &#8230; es einem der beiden Wirtschaftsteilnehmer einer Bietergemeinschaft, die als solche &#8230; zur Vorlage eines Angebots aufgefordert wurde, gestattet [wird], nach der Aufl&#246;sung dieser Bietergemeinschaft an deren Stelle zu treten und im eigenen Namen an dem Verhandlungsverfahren zur Vergabe eines &#246;ffentlichen Auftrags teilzunehmen, sofern erwiesen ist, dass dieser Wirtschaftsteilnehmer die von dem Auftraggeber festgelegten <i>Anforderungen allein erf&#252;llt</i> und dass seine weitere Teilnahme an diesem Verfahren <i>nicht zu einer Beeintr&#228;chtigung der Wettbewerbssituation</i> der &#252;brigen Bieter <i>f&#252;hrt</i>&#8220;(<a href="#Footnote28" name="Footref28">28</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point61">61.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall ist nicht ersichtlich, dass sich der Ausschluss des &#252;bernehmenden Unternehmens (den Telecom Italia in Wirklichkeit verfolgt) gemeinsam mit dem freiwilligen R&#252;ckzug des &#252;bernommenen Unternehmens in einer Beschr&#228;nkung der Zahl der Bieter niederschlagen k&#246;nnte, die die Vergabe des Auftrags unm&#246;glich machen k&#246;nnte, weil sie die erforderliche Mindestzahl unterschreitet.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point62">62.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher w&#228;re die &#196;nderung der Anforderungen des Grundsatzes der Identit&#228;t nicht nur um des Wettbewerbs zwischen Bietern, sondern auch um des Grundsatzes der Aufrechterhaltung des Verfahrens selbst willen nicht streitentscheidend. Da der konkrete und besondere Umstand, der der im Urteil MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin(<a href="#Footnote29" name="Footref29">29</a>) gew&#228;hlten L&#246;sung zugrunde liegt, hier nicht vorliegt, bestehen grunds&#228;tzlich keine Gr&#252;nde, die Identit&#228;tsanforderung zu &#8222;senken&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point63">63.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Damals hielt es der Gerichtshof jedoch f&#252;r sachdienlich, die Identit&#228;tsanforderung zu &#8222;senken&#8220;, da es nicht darum ging, dass ein von den in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Bietern vollkommen verschiedener Bieter ein Angebot vorlegen wollte (was, wie ich betonen m&#246;chte, der typische Fall ist, den der Gesetzgeber bei Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 vor Augen hatte). Er stelle fest, dass eine Gesellschaft, die wegen ihrer Verbindung mit einem der in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Bieter (vom dem sie in Wirklichkeit ein Bestandteil gewesen war) am Verfahren nicht v&#246;llig unbeteiligt war, dies tun konnte.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point64">64.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wir haben es auch hier mit einem Fall zu tun, in dem eine &#196;nderung der Verm&#246;gensstruktur von zwei in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmern, von denen einer den anderen &#252;bernimmt, erfolgte oder dabei war, zu erfolgen. Es geht also auch hier nicht um die m&#246;gliche Beteiligung eines Dritten, der mit dem nicht offenen Verfahren rein gar nichts zu tun hat.</p> <p class="C23Titrenumerote3">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Auswirkung der Verschmelzung durch Aufnahme auf die rechtliche und tats&#228;chliche Identit&#228;t des ausgew&#228;hlten Bieters</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point65">65.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach den Angaben des vorlegenden Gerichts hatte sich die Rechtspers&#246;nlichkeit von Enel Open Fiber an dem Tag, an dem diese Gesellschaft, nachdem sie ausgew&#228;hlt worden war, ihr Angebot einreichte, bei dem es sich genau um den Zeitpunkt des Vergabeverfahrens handelt, nach dem das vorlegende Gericht fragt, nicht ge&#228;ndert. Mit seinen Worten war ihre &#8222;Zusammensetzung zum Zeitpunkt des Fristablaufs f&#252;r die Angebotsabgabe unver&#228;ndert&#8220;.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point66">66.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass, wie die Kommission hervorgehoben hat(<a href="#Footnote30" name="Footref30">30</a>), die Verschmelzung durch Aufnahme, da sie im Rahmen eines Zusammenschlusses mit unionsweiter Bedeutung erfolgte, nicht ohne vorherige Zustimmung (genau genommen: Unbedenklichkeitserkl&#228;rung und Erkl&#228;rung ihrer Vereinbarkeit mit dem Binnenmarkt) der Kommission durchgef&#252;hrt werden konnte, die am 15.&#160;Dezember 2016, also zwei Monate nach Ablauf der Frist f&#252;r die Angebotsabgabe, erteilt wurde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point67">67.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was das vorlegende Gericht allerdings wirklich interessiert, ist, ob der Umstand, dass die Verhandlungen &#252;ber die Verschmelzung bereits liefen, als die zu verschmelzenden Wirtschaftsteilnehmer vom &#246;ffentlichen Auftraggeber ausgew&#228;hlt wurden, in gewisser Weise zu einer <i>tats&#228;chlichen</i> Ver&#228;nderung der Pers&#246;nlichkeit von Enel Open Fiber gef&#252;hrt hat, die ausreicht, um festzustellen, dass diese Gesellschaft als Rechtssubjekt <i>de facto</i> nicht mit der in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Enel Open Fiber &#252;bereinstimmt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point68">68.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit anderen Worten besteht der Zweifel darin, ob es f&#252;r einen Ausschluss vom (nicht offenen) Vergabeverfahren ausreicht, dass der in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigte Bieter, der einen anderen, ebenfalls in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Bieter &#252;bernimmt oder &#252;bernehmen will, <i>gerade</i><i>dabei ist,</i> seine Verm&#246;gensstruktur zu &#228;ndern(<a href="#Footnote31" name="Footref31">31</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point69">69.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r einen Ausschluss spr&#228;che, dass die Verschmelzung in einer strukturellen Ver&#228;nderung der &#252;bernehmenden und der &#252;bernommenen Gesellschaft ihren Abschluss finden soll und die Grunds&#228;tze der Transparenz und der Gleichbehandlung von Bietern daher zwingend verlangen, dass dieses Ergebnis auf den Zeitpunkt vorgezogen wird, in dem mit dem Entwurf der Verschmelzungsvereinbarung bereits eine <i>tats&#228;chliche Vermischung</i> der betroffenen Gesellschaften eingesetzt hat. Es w&#228;re folglich zu einem Bruch der <i>tats&#228;chlichen</i> Identit&#228;t zwischen demjenigen, der ausgew&#228;hlt wurde, und demjenigen, der ein Angebot abgegeben hat, gekommen, der insoweit nicht mehr dasselbe Rechtssubjekt w&#228;re.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point70">70.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ich halte dieses Argument aber nicht f&#252;r &#252;berzeugend. Zum einen l&#228;sst es au&#223;er Acht, dass in dieser Rechtssache beide Wirtschaftsteilnehmer (der &#252;bernehmende und der &#252;bernommene) vor der Verschmelzung in der Vorauswahl f&#252;r die Angebotsabgabe ber&#252;cksichtigt worden waren, so dass sich sowohl von einem Bruch ihrer <i>tats&#228;chlichen</i><i>Identit&#228;t</i> als auch von ihrem &#8211; ebenfalls <i>tats&#228;chlichen</i> &#8211; Fortbestand sprechen lie&#223;e.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point71">71.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen erscheint mir eine solch weite Ausdehnung der Anforderung der <i>tats&#228;chlichen</i><i>Identit&#228;t</i> bei einer Verschmelzung von Gesellschaften durch Aufnahme unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Bei einem derartigen Vorgang beh&#228;lt die &#252;bernehmende Gesellschaft ihre Rechtspers&#246;nlichkeit und erh&#246;ht ihr Verm&#246;gen, indem sie das Verm&#246;gen der &#252;bernommenen Gesellschaft in ihres aufnimmt(<a href="#Footnote32" name="Footref32">32</a>). In Wirklichkeit unterscheidet sich diese &#196;nderung des Verm&#246;gens des &#252;bernehmenden Unternehmens in <i>tats&#228;chlicher </i>Hinsicht nicht von derjenigen, die durch eine Erh&#246;hung des Gesellschaftskapitals oder andere, &#228;hnliche Vorg&#228;nge bewirkt w&#252;rde. K&#246;nnten in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigte Bieter solche gesellschaftsrechtlichen Vorg&#228;nge w&#228;hrend eines nicht offenen Ausschreibungsverfahrens nicht einleiten, weil sie sonst ihre <i>tats&#228;chliche Identit&#228;t</i> verf&#228;lschen w&#252;rden, w&#252;rde ihre unternehmerische F&#228;higkeit in unn&#246;tiger und unverh&#228;ltnism&#228;&#223;iger Weise beeintr&#228;chtigt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point72">72.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In der m&#252;ndlichen Verhandlung hat sich Telecom Italia abweichend von ihren schriftlichen Erkl&#228;rungen ge&#228;u&#223;ert und einger&#228;umt, dass diese Art von Vorg&#228;ngen (einschlie&#223;lich der Verschmelzungen) unter dem hier wesentlichen Gesichtspunkt unbeachtlich sei, wenn sie Wirtschaftsteilnehmer einbez&#246;ge, die am Ausschreibungsverfahren nicht beteiligt seien. Damit erkennt sie meines Erachtens an, dass ihre R&#252;ge in Wirklichkeit weniger die Wahrung der tats&#228;chlichen Identit&#228;t des in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Bieters betrifft (denn w&#252;rde man ihrer urspr&#252;nglichen These folgen, w&#252;rde sie sich auch bei einer Verschmelzung mit jedem anderen Unternehmen &#228;ndern), als vielmehr die Gefahren kollusiver Verhaltensweisen, die mit der Verschmelzung mit einem anderen Bewerber, der an derselben Ausschreibung beteiligt ist, verbunden sein k&#246;nnten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point73">73.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Verbot von Ver&#228;nderungen in der Aktion&#228;rsstruktur des in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Unternehmens w&#228;hrend eines laufenden nicht offenen Vergabeverfahrens k&#246;nnte dar&#252;ber hinaus zu Rechtsunsicherheit f&#252;hren, wie der Consiglio di Stato (Staatsrat) in seinem Vorlagebeschluss hervorhebt(<a href="#Footnote33" name="Footref33">33</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point74">74.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Richtlinie 2014/24 selbst sieht die M&#246;glichkeit vor, dass ein neuer Auftragnehmer aufgrund einer Unternehmensumstrukturierung (u.&#160;a. wegen einer Verschmelzung) den ausgew&#228;hlten Auftragnehmer ersetzt, ohne dass ein neues Vergabeverfahren eingeleitet werden m&#252;sste(<a href="#Footnote34" name="Footref34">34</a>). Werden die Bedingungen erf&#252;llt, die der Gesetzgeber hierf&#252;r aufgestellt hat(<a href="#Footnote35" name="Footref35">35</a>), vermag ich nicht zu erkennen, warum diese Bestimmung nicht auch auf den Fall eines laufenden Verfahrens angewendet werden kann(<a href="#Footnote36" name="Footref36">36</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point75">75.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich sollte darauf hingewiesen werden, dass ein m&#246;glicher darauf gest&#252;tzter Ausschlussgrund <i>ausdr&#252;cklich</i> in den Verfahrensdokumenten, den nationalen Bestimmungen oder dem einschl&#228;gigen Unionsrecht vorgesehen seien muss. Dies ist vorliegend nicht der Fall, so dass die Ausf&#252;hrungen im Urteil Specializuotas transportas(<a href="#Footnote37" name="Footref37">37</a>), wonach &#8222;[d]en Bietern &#8230; eine &#8230; Verpflichtung [aufzuerlegen, die] weder im anwendbaren nationalen Recht noch in der Ausschreibung oder den Verdingungsunterlangen enthalten ist, &#8230; keine eindeutig festgelegte Bedingung im Sinne der &#8230; angef&#252;hrten Rechtsprechung [w&#228;re]&#8220;(<a href="#Footnote38" name="Footref38">38</a>), uneingeschr&#228;nkt gelten.</p> <p class="C23Titrenumerote3">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Der Grundsatz der Gleichbehandlung mit den (&#252;brigen) ausgew&#228;hlten Wirtschaftsteilnehmern</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point76">76.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ausgehend vom Fortbestand der beiden in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmer (der &#252;bernehmenden und der &#252;bernommenen Gesellschaft) bin ich der Ansicht, dass keine Gr&#252;nde f&#252;r die Feststellung einer Verletzung des Grundsatzes der Gleichbehandlung in Bezug auf die &#252;brigen Bieter ersichtlich sind. Keiner dieser Bieter muss mit einem Wirtschaftsteilnehmer, der am nicht offenen Verfahren v&#246;llig unbeteiligt ist, in Wettbewerb treten, sondern nur mit einem Wettbewerber, der eine unbestreitbare <i>tats&#228;chliche</i> Verbindung zu den beiden Wirtschaftsteilnehmern aufweist, die in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt wurden und sich derselben Bewertung unterziehen mussten.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point77">77.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher liegt keine Verletzung des Grundsatzes der Gleichbehandlung <i>zum Zeitpunkt der Angebotsabgabe</i> vor, der hier vor allem von Bedeutung ist. Unabh&#228;ngig davon, dass Enel Open Fiber sp&#228;ter mit einem anderen der in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten Wirtschaftsteilnehmer verschmolzen wurde, hat sie jedenfalls auch das Verfahren zur Vorauswahl erfolgreich durchlaufen, so dass ihre Umst&#228;nde sich von Grund auf von denen eines Dritten unterscheiden, der zur Angebotsabgabe aufgefordert wird, ohne an dem Verfahren, das die zum nicht offenen Verfahren zugelassenen Wirtschaftsteilnehmer durchlaufen mussten, teilnehmen zu m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point78">78.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Grundsatz der Gleichbehandlung der Bieter, der die Entwicklung eines gesunden und effektiven Wettbewerbs zwischen den sich um einen &#246;ffentlichen Auftrag bewerbenden Unternehmen f&#246;rdern soll, gebietet, dass alle Bieter bei der Abfassung ihrer Angebote die gleichen Chancen haben. Er setzt also voraus, dass die Angebote aller Wettbewerber den gleichen Bedingungen unterworfen sein m&#252;ssen(<a href="#Footnote39" name="Footref39">39</a>), und seine Wirkung erstreckt sich auf das gesamte Vergabeverfahren, insbesondere den Zeitpunkt, zu dem die Bieter ihre Angebote vorbereiten, und den Zeitpunkt, zu dem diese vom &#246;ffentlichen Auftraggeber beurteilt werden(<a href="#Footnote40" name="Footref40">40</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point79">79.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Konnte der Umstand, dass die Verschmelzung der beiden Wirtschaftsteilnehmer zwar nach dem Ablauf der Frist f&#252;r die Abgabe der Angebote, aber <i>vor ihrer endg&#252;ltigen Bewertung</i> erfolgte(<a href="#Footnote41" name="Footref41">41</a>), die &#252;brigen Bieter benachteiligen, weil sie in eine Situation der Ungleichheit versetzt wurden? Das glaube ich nicht. Entscheidend ist, dass der Auftrag schlussendlich an denjenigen vergeben wird, der die Ausschreibungsbedingungen erf&#252;llt, immer vorausgesetzt, dass der Auftragnehmer w&#228;hrend des Verfahrens nicht bevorzugt behandelt wurde.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point80">80.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Soweit hier von Belang, sind, da es sich um ein nicht offenes Verfahren handelt, insbesondere folgende Faktoren relevant:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum einen wurde Enel Open Fiber ordnungsgem&#228;&#223; in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt und erhielt ihre Rechtspers&#246;nlichkeit auch dann unver&#228;ndert aufrecht, als sich ihre Aktion&#228;rsstruktur durch die &#220;bernahme eines anderen Bieters ver&#228;nderte.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum anderen gab Metroweb Sviluppo, der &#252;bernommene Bieter, schlie&#223;lich kein Angebot ab, obwohl sie in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt worden war. Dies bedeutet letztlich, dass sich die Verschmelzung der beiden Wirtschaftsteilnehmer in der Abgabe eines einzigen Angebots niederschlug.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point81">81.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Tats&#228;chlich war der Verzicht von Metroweb auf ihre Bewerbung im Hinblick auf die Wahrung des Gleichbehandlungsgrundsatzes nicht einmal unbedingt erforderlich, denn der Gerichtshof hat festgestellt, dass miteinander verbundene Bieter in demselben Verfahren gleichzeitig Angebote abgeben k&#246;nnen, sofern es sich nicht um &#8222;abgesprochene oder abgestimmte, d.&#160;h. weder eigenst&#228;ndige noch unabh&#228;ngige, und ihnen deshalb gegen&#252;ber den anderen Bietern m&#246;glicherweise ungerechtfertigte Vorteile verschaffende Angebote&#8220;(<a href="#Footnote42" name="Footref42">42</a>) handelt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point82">82.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Wahrheit h&#228;tten die m&#246;glichen Risiken einer kollusiven Absprache im Rahmen des Verschmelzungsvorgangs genau genommen nichts mit einer Ver&#228;nderung der tats&#228;chlichen Identit&#228;t von Enel Open Fiber zu tun, sondern mit der Tatsache, dass es unzul&#228;ssige Kontakte zwischen zwei Bietern gegeben haben k&#246;nnte, und zwar unabh&#228;ngig davon, ob sie gerade an einer Verschmelzung beteiligt waren oder nicht.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point83">83.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es liegen keine Anhaltspunkte daf&#252;r vor, dass es sich bei den Angeboten von Metroweb Sviluppo und Enel Open Fiber um abgesprochene oder abgestimmte Angebote gehandelt h&#228;tte. Jedenfalls wurde am Ende nur eines von ihnen abgegeben und dadurch die Gefahr einer kollusiven Absprache ausger&#228;umt.</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point84">84.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Consiglio di Stato (Staatsrat) schlie&#223;t zudem ausdr&#252;cklich aus, dass die Verschmelzungsvereinbarung auf eine Umgehung der Regeln des Wettbewerbs abzielt und mit ihr &#8222;im Wesentlichen das Gleichgewicht des Vergabeverfahrens zulasten der &#252;brigen Wettbewerber und der Vergabestelle gest&#246;rt werden soll &#8230; Es kann nicht davon ausgegangen werden, dass der aufgrund der Rahmenvereinbarung vom 10.&#160;Oktober 2016 erfolgte Zusammenschluss f&#252;r sich ein Kartellvergehen der an der Ausschreibung Beteiligten darstellt&#8220;(<a href="#Footnote43" name="Footref43">43</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point85">85.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Man k&#246;nnte sich allerdings fragen, in welchen F&#228;llen eine Verschmelzung, die noch im Werden begriffen ist, geeignet ist, den Gleichheitsgrundsatz zu beeintr&#228;chtigen. Ich schlie&#223;e nicht aus, dass diese M&#246;glichkeit abstrakt besteht, wenn die Verschmelzung unter Versto&#223; gegen Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Fusionskontrollverordnung(<a href="#Footnote44" name="Footref44">44</a>) begonnen hat, <i>de facto</i> wirksam zu werden und einen Informationsaustausch zwischen den beteiligten &#8211; und in der Vorauswahl ber&#252;cksichtigten &#8211; Wirtschaftsteilnehmern erm&#246;glicht, der ihnen einen Vorteil gegen&#252;ber den &#252;brigen Bietern verschaffen k&#246;nnte(<a href="#Footnote45" name="Footref45">45</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point86">86.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ob dies hier der Fall war, ist vom vorlegenden Gericht festzustellen, das allerdings &#8211; wie bereits ausgef&#252;hrt &#8211; im Vorlagebeschluss dargelegt hat, dass die strukturelle Verschmelzung der beiden Gesellschaften seiner Ansicht nach &#8222;weit entfernt ist von einer kollusiven Absprache zwischen zwei Bietern, die das Gleichgewicht innerhalb einer einzigen Ausschreibung ver&#228;ndern wollen&#8220;(<a href="#Footnote46" name="Footref46">46</a>).</p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point87">87.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zusammenfassend ist die Abgabe eines Angebots durch einen Bieter w&#228;hrend seiner Verschmelzung mit einem anderen, ebenfalls ausgew&#228;hlten Bieter mit Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 vereinbar, es sei denn, die beiden Wirtschaftsteilnehmer sprechen oder stimmen ihr Vorgehen im Rahmen des nicht offenen Vergabeverfahrens in einer Weise ab, die es ihnen erm&#246;glicht, gegen&#252;ber den anderen Bietern ungerechtfertigte Vorteile zu erlangen, was festzustellen Sache des nationalen Gerichts ist.</p> <p class="C21Titrenumerote1">V.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Ergebnis</b> </p> <p class="C01PointAltN"> <a name="point88">88.</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem schlage ich dem Gerichtshof vor, dem Consiglio di Stato (Staatsrat, Italien) wie folgt zu antworten:</p> <p class="C02AlineaAltA">Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Februar 2014 &#252;ber die &#246;ffentliche Auftragsvergabe und zur Aufhebung der Richtlinie 2004/18/EG ist dahin auszulegen, dass es ihm nicht zuwiderl&#228;uft, dass in einem nicht offenen Verfahren in der Phase der Bewertung der Angebote ein Wirtschaftsteilnehmer zugelassen wird, der eine Vereinbarung &#252;ber eine Verschmelzung durch Aufnahme eines anderen, ebenfalls ausgew&#228;hlten Wirtschaftsteilnehmers geschlossen hat, sofern</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;diese Verschmelzungsvereinbarung vor der Phase der Angebotsabgabe weder rechtlich noch tats&#228;chlich vollzogen worden ist und</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die beiden Wirtschaftsteilnehmer ihr Vorgehen im Rahmen des nicht offenen Vergabeverfahrens nicht in einer Weise abgesprochen oder abgestimmt haben, die es ihnen erm&#246;glicht, gegen&#252;ber den anderen Bietern ungerechtfertigte Vorteile zu erlangen, was festzustellen Sache des nationalen Gerichts ist.</p> <hr/> <p class="C40FootnoteLangue"> <a href="#Footref1" name="Footnote1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Originalsprache: Spanisch.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref2" name="Footnote2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Februar 2014 &#252;ber die &#246;ffentliche Auftragsvergabe und zur Aufhebung der Richtlinie 2004/18/EG (ABl.&#160;2014, L&#160;94, S.&#160;65).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref3" name="Footnote3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 24.&#160;Mai 2016 (C&#8209;396/14, EU:C:2016:347).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref4" name="Footnote4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie vom 7.&#160;M&#228;rz 2002 &#252;ber einen gemeinsamen Rechtsrahmen f&#252;r elektronische Kommunikationsnetze und &#8209;dienste (Rahmenrichtlinie) (ABl.&#160;2002, L&#160;108, S.&#160;33).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref5" name="Footnote5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gesetzesvertretendes Dekret Nr.&#160;50 vom 18.&#160;April 2016 (GURI Nr.&#160;91 vom 19.&#160;April 2016) zur Schaffung eines Gesetzbuchs &#252;ber &#246;ffentliche Auftr&#228;ge, durch das u.&#160;a. die Bestimmungen der Richtlinie 2014/24 umgesetzt werden (im Folgenden: CCP).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref6" name="Footnote6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Open Fiber ist seit Dezember 2016 die Bezeichnung von Enel Open Fiber.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref7" name="Footnote7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Rn.&#160;9 der Entscheidung der Kommission vom 15.&#160;Dezember 2016 zur Feststellung der Vereinbarkeit des Zusammenschlusses mit dem Binnenmarkt und dem EWR-Abkommen (Sache M.8234 &#8211; Enel/CDP Equity/Cassa Depositi e Prestiti/Enel Open Fiber/Metroweb Italia).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref8" name="Footnote8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2016, C&#160;427, S.&#160;5.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref9" name="Footnote9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verordnung des Rates vom 20.&#160;Januar 2004 &#252;ber die Kontrolle von Unternehmenszusammenschl&#252;ssen (&#8222;EG-Fusionskontrollverordnung&#8220;) (ABl.&#160;2004, L&#160;24, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref10" name="Footnote10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;ABl.&#160;2017, C&#160;15, S.&#160;1.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref11" name="Footnote11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Februar 2014 &#252;ber die Konzessionsvergabe (ABl.&#160;2014, L&#160;94, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref12" name="Footnote12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rechtssache C&#8209;396/14, EU:C:2016:347.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref13" name="Footnote13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Richtlinie des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 31.&#160;M&#228;rz 2004 zur Koordinierung der Zuschlagserteilung durch Auftraggeber im Bereich der Wasser&#8209;, Energie- und Verkehrsversorgung sowie der Postdienste (ABl.&#160;2004, L&#160;134, S.&#160;1).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref14" name="Footnote14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rechtssache C&#8209;396/14, EU:C:2016:347.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref15" name="Footnote15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Konkret machte Telecom Italia eine &#8222;Verletzung des sich aus Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24/EU und der einschl&#228;gigen Rechtsprechung des Gerichtshofs ergebenden, im Rahmen des nicht offenen Verfahrens geltenden Grundsatzes der rechtlichen und wirtschaftlichen Identit&#228;t zwischen den Subjekten, die bei der Vorauswahl ber&#252;cksichtigt wurden, und denen, die Angebote abgeben&#8220;, geltend (Nr.&#160;7.3 des Vorlagebeschlusses). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref16" name="Footnote16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nr.&#160;7.4 des Vorlagebeschlusses.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref17" name="Footnote17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So z.&#160;B. die Urteile vom 16.&#160;Juni 2015, Gauweiler u.&#160;a. (C&#8209;62/14, EU:C:2015:400, Rn.&#160;24 und 25), vom 4.&#160;Mai 2016, Pillbox 38 (C&#8209;477/14, EU:C:2016:324, Rn.&#160;15 und 16), vom 5.&#160;Juli 2016, Ognyanov (C&#8209;614/14, EU:C:2016:514, Rn.&#160;19), vom 15.&#160;November 2016, Ullens de Schooten (C&#8209;268/15, EU:C:2016:874, Rn.&#160;54), vom 28.&#160;M&#228;rz 2017, Rosneft (C&#8209;72/15, EU:C:2017:236, Rn.&#160;50 und 155), vom 10.&#160;Juli 2018, Jehovan todistajat (C&#8209;25/17, EU:C:2018:551, Rn.&#160;31), und vom 4.&#160;Oktober 2018, Kantarev (C&#8209;571/16, EU:C:2018:807, Rn.&#160;44).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref18" name="Footnote18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Nr.&#160;8.4 a.&#160;E. des Vorlagebeschlusses wird ausgef&#252;hrt: &#8222;Etwas anderes erg&#228;be sich nur, wenn der Gerichtshof entscheiden w&#252;rde, dass das Unionsrecht den Abschluss von Vereinbarungen zwischen Wettbewerbern in ein- und demselben laufenden Vergabeverfahren verbietet, auf deren Grundlage ein nach dem Unionsrecht grunds&#228;tzlich zul&#228;ssiger Vorgang wie die Verschmelzung durch Aufnahme erfolgt.&#8220;</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref19" name="Footnote19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8222;Das vorlegende Gericht kann auch knapp darlegen, wie die zur Vorabentscheidung vorgelegten Fragen seines Erachtens beantwortet werden sollten.&#8220; Dies kann sich &#8222;f&#252;r den Gerichtshof &#8230; als n&#252;tzlich erweisen&#8220; (ABl.&#160;2018, C&#160;257, S.&#160;1). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref20" name="Footnote20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. Nrn.&#160;21 bis 23, 41 und 42 der vorliegenden Schlussantr&#228;ge.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref21" name="Footnote21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Statt aller Urteil vom 26.&#160;Juni 2007, Ordre des barreaux francophones et germanophone u.&#160;a. (C&#8209;305/05, EU:C:2007:383, Rn.&#160;18<b>)</b>.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref22" name="Footnote22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rechtssache C&#8209;396/14, EU:C:2016:347, Rn.&#160;40.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref23" name="Footnote23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Grundsatz, &#8222;der die Entwicklung eines gesunden und effektiven Wettbewerbs zwischen den sich um einen &#246;ffentlichen Auftrag bewerbenden Unternehmen f&#246;rdern soll, gebietet, dass alle Bieter bei der Abfassung ihrer Angebote die gleichen Chancen haben, was voraussetzt, dass die Angebote aller Wettbewerber den gleichen Bedingungen unterworfen sein m&#252;ssen&#8220;. Urteil MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin (C&#8209;396/14, EU:C:2016:347, Rn.&#160;38).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref24" name="Footnote24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd., Rn.&#160;39.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref25" name="Footnote25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd., Rn.&#160;41.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref26" name="Footnote26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts Mengozzi in der Rechtssache MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin (C&#8209;396/14, EU:C:2015:774, Nr.&#160;48).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref27" name="Footnote27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vgl. die Ausf&#252;hrungen in den Rn.&#160;10 und 42 des Urteils MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin (C&#8209;396/14, EU:C:2016:347).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref28" name="Footnote28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil MT H&#248;jgaard und Z&#252;blin (C&#8209;396/14, EU:C:2016:347, Rn.&#160;44, Hervorhebung nur hier). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref29" name="Footnote29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rechtssache C&#8209;396/14, EU:C:2016:347.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref30" name="Footnote30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Rn.&#160;31 ihrer schriftlichen Erkl&#228;rungen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref31" name="Footnote31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Telecom Italia hat in ihren schriftlichen Erkl&#228;rungen (Rn.&#160;31) ausgef&#252;hrt, dass &#8222;vor diesem Hintergrund das [sp&#228;tere] formal-rechtliche Schicksal der &#252;bernommenen Gesellschaft (Metroweb Sviluppo) &#8230; uninteressant ist; vielmehr reicht es f&#252;r die Unvereinbarkeit der Verschmelzung mit &#8230; dem in Art.&#160;28 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2014/24 niedergelegten Grundsatz aus, dass sich weniger die rechtliche als die tats&#228;chliche Identit&#228;t der aufnehmenden Gesellschaft (Open Fiber) &#228;ndert&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref32" name="Footnote32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;3 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/35/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 5.&#160;April 2011 &#252;ber die Verschmelzung von Aktiengesellschaften (ABl.&#160;2011, L&#160;110, S.&#160;1) ist &#8222;Verschmelzung durch Aufnahme&#8220; der Vorgang, durch den &#8222;eine oder mehrere Gesellschaften ihr gesamtes Aktiv- und Passivverm&#246;gen im Wege der Aufl&#246;sung ohne Abwicklung auf eine andere Gesellschaft &#252;bertragen, und zwar gegen Gew&#228;hrung von Aktien der &#252;bernehmenden Gesellschaft an die Aktion&#228;re der &#252;bertragenden Gesellschaft oder Gesellschaften und gegebenenfalls einer baren Zuzahlung, die den zehnten Teil des Nennbetrags oder, wenn ein Nennbetrag nicht vorhanden ist, des rechnerischen Wertes der gew&#228;hrten Aktien nicht &#252;bersteigt&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref33" name="Footnote33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8222;W&#252;rden die aus Art.&#160;28 Abs.&#160;2 ableitbaren Grunds&#228;tze derart weit ausgelegt, w&#228;ren die Konsequenzen f&#252;r die &#246;ffentlichen Auftraggeber nur schwer zu handhaben, und es best&#252;nde fortw&#228;hrend die Gefahr, dass die Vergabeunterlagen nachtr&#228;glich rechtswidrig werden k&#246;nnten. Eine solche Situation widerspr&#228;che eindeutig dem allgemeinen Grundsatz der Best&#228;ndigkeit rechtlicher Sachverhalte&#8220; (Nr.&#160;8.3 a.&#160;E. des Vorlagebeschlusses). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref34" name="Footnote34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Konkret ist in Art.&#160;72 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;d Ziff.&#160;ii der Sachverhalt geregelt, &#8222;dass ein anderer Wirtschaftsteilnehmer, der die urspr&#252;nglich festgelegten qualitativen Eignungskriterien erf&#252;llt, im Zuge einer Unternehmensumstrukturierung &#8211; einschlie&#223;lich &#220;bernahme, Fusion, Erwerb oder Insolvenz &#8211; ganz oder teilweise an die Stelle des urspr&#252;nglichen Auftragnehmers tritt, sofern dies keine weiteren wesentlichen &#196;nderungen des Auftrags zur Folge hat und nicht dazu dient, die Anwendung dieser Richtlinie zu umgehen&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref35" name="Footnote35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese M&#246;glichkeit beruht sowohl auf dem Grundsatz des Fortbestehens des Vertrags als auch auf dem Erfordernis, etwaige Anteilseignerwechsel nicht zu beeintr&#228;chtigen, indem in die normale Abwicklung gesellschaftsrechtlicher Vorg&#228;nge eingegriffen wird. Letztere k&#246;nnten davon abh&#228;ngen, ob sich die in den Beteiligungsverh&#228;ltnissen eingetretenen &#196;nderungen negativ auf die nicht offenen Vergabeverfahren auswirken k&#246;nnen. Die Gesellschaften w&#228;ren mithin daran gehindert, Verfahren zur unternehmerischen Neustrukturierung einzuleiten.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref36" name="Footnote36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im 110.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2014/24 hei&#223;t es: &#8222;&#8230; Der erfolgreiche Bieter, der den Auftrag ausf&#252;hrt, sollte jedoch &#8211; insbesondere wenn der Auftrag an mehr als ein Unternehmen vergeben wurde &#8211; w&#228;hrend des Zeitraums der Auftragsausf&#252;hrung gewisse strukturelle Ver&#228;nderungen durchlaufen k&#246;nnen, wie etwa eine rein interne Umstrukturierung, eine &#220;bernahme, einen Zusammenschluss oder Unternehmenskauf oder eine Insolvenz. Derartige strukturelle Ver&#228;nderungen sollten nicht automatisch neue Vergabeverfahren f&#252;r s&#228;mtliche von dem betreffenden Bieter ausgef&#252;hrten &#246;ffentlichen Auftr&#228;ge erfordern.&#8220;</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref37" name="Footnote37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 17.&#160;Mai 2018 (C&#8209;531/16, EU:C:2018:324).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref38" name="Footnote38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebd., Rn.&#160;24.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref39" name="Footnote39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Urteil vom 12.&#160;M&#228;rz 2015, eVigilo (C&#8209;538/13, EU:C:2015:166, Rn.&#160;33, und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref40" name="Footnote40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Statt aller Urteil vom 16.&#160;Dezember 2008, Michaniki (C&#8209;213/07, EU:C:2008:731, Rn.&#160;45).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref41" name="Footnote41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie ich bereits ausgef&#252;hrt habe (Nr.&#160;17), fand die Verschmelzung am 23.&#160;Januar 2017 statt, w&#228;hrend die vorl&#228;ufige Rangliste der Bieter, auf die die f&#252;nf Lose entfielen, am 24.&#160;Januar 2017 ver&#246;ffentlicht wurde.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref42" name="Footnote42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Specializuotas transportas (C&#8209;531/16, EU:C:2018:324, Rn.&#160;29).</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref43" name="Footnote43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorlagebeschluss, Nr.&#160;8.4.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref44" name="Footnote44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wonach &#8222;[e]in Zusammenschluss von gemeinschaftsweiter Bedeutung &#8230; oder ein Zusammenschluss, der von der Kommission &#8230; gepr&#252;ft werden soll, &#8230; weder vor der Anmeldung noch so lange vollzogen werden [darf], bis er aufgrund einer Entscheidung &#8230; f&#252;r vereinbar mit dem Gemeinsamen Markt erkl&#228;rt worden ist&#8220;.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref45" name="Footnote45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es w&#252;rde sich um die in der oben wiedergegebenen Rn.&#160;29 des Urteils Specializuotas transportas (C&#8209;531/16, EU:C:2018:324) angef&#252;hrten F&#228;lle handeln. Eine solche Konstellation w&#228;re denkbar, wenn die vor Erlass der Kommissionsentscheidung erfolgende tats&#228;chliche (und rechtswidrige) Durchf&#252;hrung einer Verschmelzung, die vor Angebotsabgabe eingeleitet worden war, den Inhalt des Angebots von Enel Open Fiber in derselben Weise beeinflusst h&#228;tte wie wenn dieses Unternehmen und Metroweb Sviluppo abgesprochen h&#228;tten, ihre Verhaltensweisen w&#228;hrend der aufeinanderfolgenden Verfahrensabschnitte zum Nachteil der &#252;brigen Wirtschaftsteilnehmer aufeinander abzustimmen.</p> <hr/> <p class="Cfootnotetext"> <a href="#Footref46" name="Footnote46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorlagebeschluss, Nr.&#160;8.4.</p>
175,032
eugh-2019-01-23-c-41917
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-419/17
2019-01-23T00:00:00
2019-01-31T19:20:52
2019-01-31T19:20:52
Urteil
ECLI:EU:C:2019:52
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Erste Kammer)</p> <p class="C19Centre">23.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Rechtsmittel &#8211; Verordnung (EG) Nr.&#160;1907/2006 (REACH-Verordnung) &#8211; Anhang XIV &#8211; Festlegung einer Liste der zulassungspflichtigen Stoffe &#8211; Aufnahme in die Liste der f&#252;r die Aufnahme in Anhang XIV in Frage kommenden Stoffe &#8211; Aktualisierung des Eintrags von Bis(2-ethylhexyl)phthalat (DEHP) in der Liste &#8211; Fehler bei der Auslegung und Anwendung der REACH-Verordnung und des Grundsatzes der Rechtssicherheit &#8211; Verf&#228;lschung von Tatsachen und Beweisen &#8211; Umfang der Kontrolle&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;419/17&#160;P</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Rechtsmittel nach Art.&#160;56 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union, eingelegt am 11.&#160;Juli 2017,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Deza, a.s.</b> mit Sitz in Vala&#353;sk&#233; Mezi&#345;&#237;&#269;&#237; (Tschechische Republik), Prozessbevollm&#228;chtigter: P.&#160;Dejl, advok&#225;t,</p> <p class="C72Alineadroite">Rechtsmittelf&#252;hrerin,</p> <p class="C02AlineaAltA">andere Parteien des Verfahrens:</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Europ&#228;ische Chemikalienagentur</b><b>(ECHA),</b> vertreten durch W.&#160;Broere, N.&#160;Herbatschek und M.&#160;Heikkil&#228; im Beistand von M.&#160;Proch&#225;zka und M.&#160;Ma&#353;kov&#225;, advok&#225;ti,</p> <p class="C72Alineadroite">Beklagte im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>K&#246;nigreich D&#228;nemark,</b> vertreten durch J.&#160;Nymann-Lindegren und M.&#160;Wolff als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>K&#246;nigreich der Niederlande,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>K&#246;nigreich Schweden,</b> vertreten durch A.&#160;Falk, C.&#160;Meyer-Seitz, H.&#160;Shev und L.&#160;Zettergren als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>K&#246;nigreich Norwegen,</b> </p> <p class="C72Alineadroite">Streithelfer im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Erste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung der Vizepr&#228;sidentin des Gerichtshofs R.&#160;Silva de Lapuerta in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Ersten Kammer sowie der Richter J.&#8209;C.&#160;Bonichot, A.&#160;Arabadjiev, E.&#160;Regan und S.&#160;Rodin (Berichterstatter),</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: M.&#160;Szpunar,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: A.&#160;Calot Escobar,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 26.&#160;Juni 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem Rechtsmittel beantragt die Deza a.s. die Aufhebung des Urteils des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 11.&#160;Mai 2017, Deza/ECHA (T&#8209;115/15, im Folgenden: angefochtenes Urteil, EU:T:2017:329), mit dem das Gericht ihre Klage auf Nichtigerkl&#228;rung der Entscheidung ED/108/2014 des Direktors der Europ&#228;ischen Chemikalienagentur (ECHA) vom 12.&#160;Dezember 2014 abgewiesen hat, mit der der bestehende Eintrag des chemischen Stoffes Bis(2-ethylhexyl)phthalat (EG-Nr.&#160;204-211-0, CAS-Nr.&#160;117-81-7) (im Folgenden: DEHP) in die Liste der Stoffe aktualisiert und erg&#228;nzt wurde (im Folgenden: streitige Entscheidung), die f&#252;r eine Aufnahme in Anhang XIV der Verordnung (EG) Nr.&#160;1907/2006 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 18.&#160;Dezember 2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschr&#228;nkung chemischer Stoffe (REACH), zur Schaffung einer Europ&#228;ischen Agentur f&#252;r chemische Stoffe, zur &#196;nderung der Richtlinie 1999/45/EG und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr.&#160;793/93 des Rates, der Verordnung (EG) Nr.&#160;1488/94 der Kommission, der Richtlinie 76/769/EWG des Rates sowie der Richtlinien 91/155/EWG, 93/67/EWG, 93/105/EG und 2000/21/EG der Kommission (ABl.&#160;2006, L&#160;396, S.&#160;1, und Berichtigung ABl.&#160;2007, L&#160;136, S.&#160;3) in der durch die Verordnung (EU) Nr.&#160;895/2014 der Kommission vom 14.&#160;August 2014 (ABl.&#160;2014, L&#160;244, S.&#160;6) ge&#228;nderten Fassung (im Folgenden: REACH-Verordnung) in Frage kommen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;57 (&#8222;In Anhang XIV aufzunehmende Stoffe&#8220;) der REACH-Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Folgende Stoffe k&#246;nnen nach dem Verfahren des Artikels 58 in Anhang XIV aufgenommen werden:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stoffe, die die Kriterien f&#252;r die Einstufung in die Gefahrenklasse Karzinogenit&#228;t der Kategorie 1A oder 1B gem&#228;&#223; Anhang I Abschnitt 3.6 der Verordnung (EG) Nr.&#160;1272/2008 erf&#252;llen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stoffe, die die Kriterien f&#252;r die Einstufung in die Gefahrenklasse Keimzellmutagenit&#228;t der Kategorie 1A oder 1B gem&#228;&#223; Anhang I Abschnitt 3.5 der Verordnung (EG) Nr.&#160;1272/2008 erf&#252;llen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stoffe, die wegen Beeintr&#228;chtigung der Sexualfunktion und Fruchtbarkeit sowie der Entwicklung die Kriterien f&#252;r die Einstufung in die Gefahrenklasse Reproduktionstoxizit&#228;t der Kategorie 1A oder 1B gem&#228;&#223; Anhang I Abschnitt 3.7 der Verordnung (EG) Nr.&#160;1272/2008 erf&#252;llen;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">d)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stoffe, die nach den Kriterien des Anhangs XIII der vorliegenden Verordnung persistent, bioakkumulierbar und toxisch sind;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">e)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stoffe, die nach den Kriterien des Anhangs XIII der vorliegenden Verordnung sehr persistent und sehr bioakkumulierbar sind;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">f)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Stoffe &#8211; wie etwa solche mit endokrinen Eigenschaften oder solche mit persistenten, bioakkumulierbaren und toxischen Eigenschaften oder sehr persistenten und sehr bioakkumulierbaren Eigenschaften, die die Kriterien der Buchstaben d oder e nicht erf&#252;llen &#8211; die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder auf die Umwelt haben, die ebenso besorgniserregend sind wie diejenigen anderer in den Buchstaben a bis e aufgef&#252;hrter Stoffe, und die im Einzelfall gem&#228;&#223; dem Verfahren des Artikels 59 ermittelt werden.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;59 (&#8222;Ermittlung von in Artikel 57 genannten Stoffen&#8220;) der REACH-Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1) Das Verfahren der Abs&#228;tze 2 bis 10 des vorliegenden Artikels gilt f&#252;r die Ermittlung von Stoffen, die die Kriterien des Artikels 57 erf&#252;llen, und f&#252;r die Festlegung einer Liste der f&#252;r eine Aufnahme in Anhang XIV in Frage kommenden Stoffe. &#8230; </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jeder Mitgliedstaat kann ein Dossier nach Anhang XV f&#252;r Stoffe ausarbeiten, die seiner Auffassung nach die Kriterien des Artikels 57 erf&#252;llen, und dieses der [ECHA] &#252;bermitteln. &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(7)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gehen Bemerkungen ein bzw. gibt die [ECHA] selbst Bemerkungen ab, so &#252;berweist sie das Dossier innerhalb von 15 Tagen nach Ablauf der 60-Tage-Frist nach Absatz 5 an den Ausschuss der Mitgliedstaaten.</p> <p class="C02AlineaAltA">(8)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Erzielt der Ausschuss der Mitgliedstaaten innerhalb von 30 Tagen nach der &#220;berweisung einstimmig eine Einigung &#252;ber die Ermittlung, so nimmt die [ECHA] den Stoff in die in Absatz 1 genannte Liste auf. Die [ECHA] kann diesen Stoff in ihre Empfehlungen nach Artikel 58 Absatz 3 aufnehmen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(9)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gelangt der Ausschuss der Mitgliedstaaten zu keiner einstimmigen Einigung, so arbeitet die Kommission innerhalb von drei Monaten nach Eingang der Stellungnahme des Ausschusses der Mitgliedstaaten einen Entwurf f&#252;r einen Vorschlag zur Ermittlung des Stoffes aus. Eine endg&#252;ltige Entscheidung &#252;ber die Ermittlung des Stoffes wird nach dem in Artikel 133 Absatz 3 genannten Verfahren erlassen.</p> <p class="C02AlineaAltA">(10)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die [ECHA] ver&#246;ffentlicht und aktualisiert die Liste nach Absatz 1 unverz&#252;glich auf ihrer Website, nachdem &#252;ber die Aufnahme eines Stoffes entschieden wurde.&#8220;</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Vorgeschichte des Rechtsstreits und streitige Entscheidung</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kl&#228;gerin, Deza, eine Aktiengesellschaft tschechischen Rechts, ist im Chemiesektor t&#228;tig. Sie erzeugt, vertreibt und verwendet u.&#160;a. DEHP.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Entscheidung vom 28.&#160;Oktober 2008 nahm der Direktor der ECHA das DEPH in die Kandidatenliste, d.&#160;h. die Liste f&#252;r die Aufnahme in Anhang XIV der REACH-Verordnung in Frage kommenden Stoffe, auf.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Infolge des Erlasses der Verordnung (EU) Nr.&#160;143/2011 der Kommission vom 17.&#160;Februar 2011 (ABl.&#160;2011, L&#160;44, S.&#160;2) wurde das DEHP in Anhang XIV der REACH-Verordnung aufgenommen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 12.&#160;August 2013 reichte die Rechtsmittelf&#252;hrerin einen Antrag auf Zulassung f&#252;r die Verwendung des DEHP ein und f&#252;gte diesem eine Reihe von Studien und detaillierten Unterlagen bei, zu denen ein Stoffsicherheitsbericht, eine Bewertung von Alternativen und eine sozio&#246;konomische Analyse geh&#246;rten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 26.&#160;August 2014 legte das K&#246;nigreich D&#228;nemark vier Dossiers nach Anhang XV dieser Verordnung vor und schlug zum einen vor, das DEHP und drei andere chemische Stoffe, n&#228;mlich Dibutylphthalat (DBP), Benzylbutylphtalat (BBP) und Diisobutylphthalat (DIBP), ebenfalls als endokrinsch&#228;digende Stoffe, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder auf die Umwelt haben, einzustufen, und zum anderen die Kandidatenliste insoweit zu erg&#228;nzen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der urspr&#252;ngliche Vorschlag des K&#246;nigreichs D&#228;nemark wurde den interessierten Kreisen zur Beratung vorgelegt. Mehrere Mitgliedstaaten und einige nicht staatliche Subjekte, zu denen die Rechtsmittelf&#252;hrerin geh&#246;rt, gaben Erkl&#228;rungen ab.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der Pr&#252;fung dieser Dossiers zeigte sich, dass der urspr&#252;ngliche Vorschlag des K&#246;nigreichs D&#228;nemark aufgrund des Widerstands mehrerer Vertreter der Mitgliedstaaten nicht einstimmig angenommen werden w&#252;rde. Nur die Einstufung des DEHP als endokrinsch&#228;digender Stoff, der wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die Umwelt hat, stie&#223; bei den Mitgliedern des Ausschusses der Mitgliedstaaten auf keinen Widerspruch.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts dieses Ergebnisses teilte das K&#246;nigreich D&#228;nemark seinen urspr&#252;nglichen Vorschlag in acht Teile auf, und zwar: </p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;in vier Teile, nach denen die vier chemischen Stoffe DBP, BBP, DIBP und DEHP als endokrinsch&#228;digende Stoffe, die wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die menschliche Gesundheit im Sinne von Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung haben, eingestuft und der bestehende Eintrag f&#252;r diese vier Stoffe in der Kandidatenliste durch diese neue Einstufung erg&#228;nzt werden sollte;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;in vier Teile, nach denen diese vier chemischen Stoffe als endokrinsch&#228;digende Stoffe, die wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die Umwelt im Sinne von Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung haben, eingestuft und der bestehende Eintrag f&#252;r diese vier Stoffe in der Kandidatenliste durch diese neue Einstufung erg&#228;nzt werden sollte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Ausschuss der Mitgliedstaaten gelangte zu keiner einstimmigen Einigung &#252;ber die Teile des urspr&#252;nglichen Vorschlags des K&#246;nigreichs D&#228;nemark, nach denen die Stoffe DEHP, DBP, BBP und DIBP als endokrinsch&#228;digende Stoffe eingestuft werden sollten, die nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die menschliche Gesundheit haben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dagegen nahm dieser Ausschuss den Teil des Vorschlags an, mit dem das DEHP als endokrinsch&#228;digender Stoff, der nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die Umwelt hat, eingestuft werden sollte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 12.&#160;Dezember 2014 erlie&#223; der Direktor der ECHA die streitige Entscheidung, mit der der bestehende Eintrag f&#252;r den Stoff DEHP in der Kandidatenliste aktualisiert und erg&#228;nzt und dieser Stoff als Stoff mit endokrinen Eigenschaften, der nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die Umwelt hat, die ebenso besorgniserregend sind wie diejenigen anderer in der REACH-Verordnung aufgef&#252;hrter Stoffe, eingestuft wurde.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Klage vor dem Gericht und angefochtenes Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschrift, die am 5.&#160;M&#228;rz 2015 bei der Kanzlei des Gerichts einging, erhob Deza Klage auf Nichtigerkl&#228;rung der streitigen Entscheidung.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem angefochtenen Urteil hat das Gericht diese Klage abgewiesen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Antr&#228;ge der Parteien</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das angefochtene Urteil aufzuheben;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die streitige Entscheidung f&#252;r nichtig zu erkl&#228;ren;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der ECHA die Kosten des vorliegenden Rechtsmittelverfahrens und des Verfahrens vor dem Gericht aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die ECHA beantragt,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;das Rechtsmittel als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen;</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Rechtsmittelf&#252;hrerin die Kosten des vorliegenden Rechtsmittelverfahrens sowie des Verfahrens vor dem Gericht einschlie&#223;lich der Kosten f&#252;r das Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich D&#228;nemark und das K&#246;nigreich Schweden unterst&#252;tzen die Antr&#228;ge der ECHA.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zum Rechtsmittel</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zum ersten Rechtsmittelgrund: Rechtsfehler des Gerichts bei der Auslegung und Anwendung der REACH-Verordnung</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem ersten Rechtsmittelgrund, der sich in drei Teile gliedert, macht Deza geltend, das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, indem es in den Rn.&#160;48 bis 82 sowie 85 bis 98 und 105 bis 132 des angefochtenen Urteils befunden habe, die ECHA sei befugt, die streitige Entscheidung zu erlassen, und diese Entscheidung sei am Ende eines ordnungsgem&#228;&#223;en Verfahrens ergangen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum ersten Teil des ersten Rechtsmittelgrundes: Das Gericht habe der ECHA f&#228;lschlich eine implizite Befugnis zuerkannt, eine bestehende Einstufung von DEHP zu erg&#228;nzen</i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht geltend, die ECHA verf&#252;ge weder &#252;ber eine ausdr&#252;ckliche noch &#252;ber eine implizite Befugnis, eine bestehende Einstufung des DEHP zu erg&#228;nzen. Hervorzuheben sei, dass das Gericht anerkannt habe, dass weder das allgemeine Recht der Union noch die REACH-Verordnung, und insbesondere deren Art.&#160;59 Abs.&#160;8, der Agentur eine solche Befugnis ausdr&#252;cklich zuwiesen. Sie macht geltend, dass das Gericht einen Rechtsfehler begangen habe, indem es davon ausgegangen sei, aus Art.&#160;59 Abs.&#160;8 der REACH-Verordnung &#252;ber das Verfahren der Ermittlung von in Art.&#160;57 dieser Verordnung genannten Stoffen ergebe sich, dass die ECHA implizit erm&#228;chtigt sei, die bestehende Einstufung des DEHP zu erg&#228;nzen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht insoweit geltend, dass das Gericht die Urteile des Gerichtshofs vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Polynt/ECHA (C&#8209;323/15&#160;P, EU:C:2017:207), und vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Hitachi Chemical Europe und Polynt/ECHA (C&#8209;324/15&#160;P, EU:C:2017:208), missachte, aus denen sich ergebe, dass ein chemischer Stoff nicht mehr als ein Stoff, der die in Art.&#160;57 Buchst.&#160;f dieser Verordnung festgelegten Kriterien erf&#252;lle, eingestuft werden k&#246;nne, wenn er als Stoff angesehen worden sei, der deshalb in das Verzeichnung der zulassungspflichtigen Stoffe aufgenommen werden k&#246;nne, weil er eines der in den Buchst.&#160;a bis e dieses Artikels genannten Kriterien erf&#252;lle.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung betreffe die Ermittlung der Stoffe, die nicht aufgrund der in Art.&#160;57 Buchst.&#160;a bis e dieser Verordnung genannten Kriterien ermittelt werden k&#246;nnten, oder die aufgrund dieser Kriterien noch nicht ermittelt oder in die Kandidatenliste aufgenommen worden seien. Das sei jedoch bei dem Stoff DEHP nicht der Fall, der in Anwendung von Art.&#160;57 Buchst.&#160;c dieser Verordnung sechs Jahre vor dem Erlass der streitigen Entscheidung eingestuft worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Ansicht der Rechtmittelf&#252;hrerin hat das Gericht einen Rechtsfehler begangen, indem es der ECHA eine solche implizite Befugnis zuerkannt habe, obschon die Existenz einer impliziten Erm&#228;chtigung eine Abweichung von dem in Art.&#160;13 Abs.&#160;2 EUV verankerten Grundsatz der begrenzten Einzelerm&#228;chtigung darstelle, der eng aufzufassen sei und voraussetze, dass die implizite Befugnis, die zuerkannt werde, erforderlich sei, um das Ziel der REACH-Verordnung zu erreichen und insbesondere deren praktische Wirksamkeit sicherzustellen. Sie macht geltend, durch die &#220;bertragung einer solchen impliziten Befugnis an die ECHA w&#252;rden die Befugnisse dieser Agentur, wie diese in der REACH-Verordnung umschrieben seien, unter Versto&#223; gegen den Grundsatz der begrenzten Einzelerm&#228;chtigung substanziell erweitert.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht auch geltend, dass das Gericht, indem es davon ausgegangen sei, dass die ECHA die bestehende Einstufung des DEHP habe erg&#228;nzen k&#246;nnen, die Lehre der internen impliziten Befugnisse falsch angewandt habe. Das Gericht habe in Rn.&#160;52 des angefochtenen Urteils ausgef&#252;hrt, dass die in Art.&#160;59 Abs.&#160;8 der REACH-Verordnung enthaltene Wendung &#8222;so nimmt die Agentur den Stoff in die [Kandidatenliste] auf&#8220; zun&#228;chst die Situation betreffe, in der ein gem&#228;&#223; Anhang XV der Verordnung ausgearbeitetes Dossier, das einen Stoff zum Inhalt habe, der dem Ausschuss der Mitgliedstaaten noch nicht zur Pr&#252;fung vorgelegt worden sei, an den Ausschuss &#252;berwiesen werde. Das Gericht habe in Rn.&#160;53 dieses Urteils zu Unrecht entschieden, dass daraus &#8222;nicht entnommen werden [kann], dass der Ausschuss der Mitgliedstaaten nur f&#252;r die Einstufung der Stoffe zust&#228;ndig ist, die noch nicht in die Kandidatenliste aufgenommen wurden&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sie macht geltend, wenn diese implizite Befugnis der Agentur notwendig w&#228;re, um die praktische Wirksamkeit der REACH-Verordnung sicherzustellen, dann h&#228;tte der Gerichtshof in seiner Rechtsprechung nicht die Einstufung des Stoffes in Anwendung von Art.&#160;57 Buchst.&#160;f dieser Verordnung ausgeschlossen, wenn dieser Stoff bereits zuvor nach einem der Buchst.&#160;a bis e des Art.&#160;57 der Verordnung ermittelt worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dar&#252;ber hinaus ergebe sich aus Art.&#160;58 Abs.&#160;8 der REACH-Verordnung, der die Befugnis, aus Anhang XIV dieser Verordnung die Stoffe zu streichen, die nicht mehr die Kriterien des Art.&#160;57 der Verordnung erf&#252;llten, der Kommission und nicht der ECHA zuweise, dass der Unionsgesetzgeber, h&#228;tte er in dieser Verordnung ein Verfahren, durch das sich die Liste von Stoffen erg&#228;nzen oder &#228;ndern lasse, vorsehen und dies einer Agentur wie der ECHA &#252;berantworten wollen, dies ausdr&#252;cklich vorgesehen h&#228;tte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die ECHA ist der Ansicht, dass das Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerin, dem zufolge die Ermittlung nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;a bis e der REACH-Verordnung einer Einstufung nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f entgegenstehe, unzul&#228;ssig sei, da es nicht vor dem Gericht vorgetragen worden sei. Sie schlie&#223;t daraus, dass das gesamte Vorbringen jedenfalls unbegr&#252;ndet sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich D&#228;nemark und das K&#246;nigreich Schweden sind der Ansicht, das Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerin sei unbegr&#252;ndet.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die von der Rechtsmittelf&#252;hrerin geltend gemachte und in Rn.&#160;22 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrte Rechtsprechung angeht, so ist zun&#228;chst daran zu erinnern, dass die streitige Entscheidung aufgrund von Art.&#160;59 Abs.&#160;8 der REACH-Verordnung ergangen ist. Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass Art.&#160;59 der REACH-Verordnung das Verfahren der Einstufung der Stoffe beschreibt, die f&#252;r eine Aufnahme in die Kandidatenliste in Frage kommen, die als Grundlage f&#252;r die Erstellung des Anhangs XIV dieser Verordnung dient. Wenn der betreffende Stoff in diesen Anhang XIV aufgenommen ist, kann dieser Stoff nicht mehr verwendet oder in Verkehr gebracht werden, es sei denn, es wurde eine Zulassung f&#252;r eine spezifische Verwendung nach Art.&#160;60 dieser Verordnung erteilt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die von der Rechtsmittelf&#252;hrerin vorgeschlagene Auslegung der Urteile vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Polynt/ECHA (C&#8209;323/15&#160;P, EU:C:2017:207), sowie vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Hitachi Chemical Europe und Polynt/ECHA (C&#8209;324/15&#160;P, EU:C:2017:208), beruht indessen auf einem Fehlverst&#228;ndnis dieser Urteile. Jeweils in Rn.&#160;24 dieser beiden Urteile hat der Gerichtshof ausgef&#252;hrt, dass Art.&#160;57 Buchst.&#160;a bis e zun&#228;chst auf die Stoffe zielt, die die Kriterien f&#252;r die Einstufung in die Gefahrenklassen Karzinogenit&#228;t, Keimzellmutagenit&#228;t oder Reproduktionstoxizit&#228;t der Kategorie 1A oder 1B gem&#228;&#223; den Abschnitten 3.5 bis 3.7 des Anhangs I der Verordnung (EG) Nr.&#160;1272/2008 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 16.&#160;Dezember 2008 &#252;ber die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, zur &#196;nderung und Aufhebung der Richtlinien 67/548/EWG und 1999/45/EG und zur &#196;nderung der Verordnung (EG) Nr.&#160;1907/2006 (ABl.&#160;2008, L&#160;353, S.&#160;1) erf&#252;llen. Sodann betrifft dieser Art.&#160;57 in seinen Buchst.&#160;d und e die Stoffe, die nach den Kriterien des Anhangs XIII der REACH-Verordnung persistent, bioakkumulierbar und toxisch oder sehr persistent und sehr bioakkumulierbar sind. Diese Kriterien beruhen auf der Bewertung der von diesen Stoffen ausgehenden Gefahren. Schlie&#223;lich erfasst Art.&#160;57 Buchst.&#160;f dieser Verordnung alle anderen Stoffe, die nicht die vorstehenden Kriterien erf&#252;llen, die aber &#8222;nach wissenschaftlichen Erkenntnissen wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder auf die Umwelt haben, die ebenso besorgniserregend sind wie diejenigen anderer in den Buchstaben&#160;a bis e aufgef&#252;hrter Stoffe, und die im Einzelfall gem&#228;&#223; dem Verfahren des Artikels 59 ermittelt werden&#8220; (Urteil vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Polynt/ECHA, C&#8209;323/15&#160;P, EU:C:2017:207, Rn.&#160;24).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat klargestellt, dass in Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung ein autonomes Verfahren vorgesehen ist, mit dem Stoffe als besonders besorgniserregend ermittelt werden k&#246;nnen, die nach der genannten Bestimmung noch nicht als solche ermittelt worden sind (Urteile vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Polynt/ECHA, C&#8209;323/15&#160;P, EU:C:2017:207, Rn.&#160;25, und vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Hitachi Chemical Europe und Polynt/ECHA, C&#8209;324/15&#160;P, EU:C:2017:208, Rn.&#160;25). Wie der Gerichtshof jeweils in Rn.&#160;29 dieser Urteile ausgef&#252;hrt hat, erfasst der Anwendungsbereich von Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung ausdr&#252;cklich Stoffe mit endokriner Wirkung, obwohl diese Art der Wirkungen zu keiner der Gefahrenklassen dieses Anhangs geh&#246;rt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu hat der Gerichtshof in den Rn.&#160;24 bis 40 der Urteile vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Polynt/ECHA (C&#8209;323/15&#160;P, EU:C:2017:207), und vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Hitachi Chemical Europe und Polynt/ECHA (C&#8209;324/15&#160;P, EU:C:2017:208), dargelegt, dass die Ermittlung eines Stoffes nach dieser Bestimmung die kumulative Erf&#252;llung zweier Bedingungen, n&#228;mlich zum einen, dass der betreffende Stoff wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder auf die Umwelt hat, und zum anderen, dass diese Wirkungen &#8222;ebenso besorgniserregend sind&#8220; wie diejenigen anderer, in den Buchst.&#160;a bis e dieses Art.&#160;57 aufgef&#252;hrter Stoffe. Zwar nahm er f&#252;r die erste Bedingung an, sie erfordere eine Pr&#252;fung der durch die inh&#228;renten Eigenschaften des betreffenden Stoffes bedingten Gefahren; dies galt jedoch nicht auch f&#252;r die zweite Bedingung. Um festzustellen, ob ein Stoff &#8222;ebenso besorgniserregend&#8220; im Sinne von Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung ist, ist nach Ansicht des Gerichtshofs die Natur der Besorgnisse, die ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnen, nicht auf allein die Gefahren beschr&#228;nkt, die sich aus den inh&#228;renten Eigenschaften des betreffenden Stoffes ergeben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Entgegen dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerin ergibt sich daher, wie dies auch der Generalanwalt in den Nrn.&#160;50 bis 56 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, aus den Urteilen vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Polynt/ECHA (C&#8209;323/15&#160;P, EU:C:2017:207), und vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Hitachi Chemical Europe und Polynt/ECHA (C&#8209;324/15&#160;P, EU:C:2017:208), nicht, dass Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung dahin auszulegen ist, dass ein chemischer Stoff wie das DEHP, der aufgrund einer die Kriterien in Art.&#160;57 Buchst.&#160;c der REACH-Verordnung erf&#252;llenden gef&#228;hrlichen Eigenschaft bereits in die Kandidatenliste aufgenommen wurde, nicht anschlie&#223;end wegen einer anderen inh&#228;renten Eigenschaft nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f dieser Verordnung eingestuft werden kann.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In den Rn.&#160;24 bis 40 dieser Urteile hat der Gerichtshof n&#228;mlich die Kriterien dargelegt, aufgrund deren ein Stoff nach einem der Buchst.&#160;a bis f des Art.&#160;57 der REACH-Verordnung ermittelt werden kann, ohne dabei eine Beschr&#228;nkung der Gr&#252;nde vorzusehen, derentwegen ein Stoff in die Kandidatenliste aufgenommen werden kann. Daher konnte das Gericht rechtsfehlerfrei davon ausgehen, dass es nicht ausgeschlossen sei, dass die inh&#228;renten Eigenschaften eines Stoffes mehrere der in Art.&#160;57 Buchst.&#160;a bis f der REACH-Verordnung aufgef&#252;hrte Gr&#252;nde erf&#252;llen k&#246;nnten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerin hinsichtlich der fehlerhaften Anwendung der Lehre der impliziten Befugnisse durch das Gericht kann ebenfalls keinen Erfolg haben. Wie der Generalanwalt in Nr.&#160;63 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, ergibt sich aus Rn.&#160;54 des angefochtenen Urteils, dass das Gericht f&#252;r die Anerkennung der Befugnis der ECHA, die streitige Entscheidung zu erlassen, davon ausgegangen ist, dass der ECHA weder nach dem Wortlaut von Art.&#160;57 noch dem von Art.&#160;59 Abs.&#160;8 der REACH-Verordnung oder einer anderen Bestimmung dieser Verordnung die Pr&#252;fung untersagt sei, ob ein Stoff andere inh&#228;rente Eigenschaften als die besitze, die zur urspr&#252;nglichen Aufnahme dieses Stoffes in die Kandidatenliste gef&#252;hrt h&#228;tten. In Rn.&#160;55 des angefochtenen Urteils hat das Gericht zudem festgestellt, dass die Ermittlung eines Stoffes als Stoff, der die Voraussetzungen eines anderen Buchstabens von Art.&#160;57 der REACH-Verordnung als desjenigen erf&#252;lle, der zur urspr&#252;nglichen Aufnahme in die Kandidatenliste gef&#252;hrt habe, in technischer Hinsicht die Form einer Erg&#228;nzung des bestehenden Eintrags habe. Nach Auffassung des Gerichts ist in diesem Sinne auch das Vorbringen der ECHA zu verstehen, wonach sie &#252;ber eine &#8222;implizite Befugnis&#8220; zur Erg&#228;nzung eines bestehenden Eintrags verf&#252;ge.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall reichten zum Zeitpunkt der Ermittlung des DEHP nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;c der REACH-Verordnung die zur Verf&#252;gung stehenden Informationen nicht aus, um zu dem Schluss zu gelangen, dass die sch&#228;dlichen Wirkungen des Stoffes auf die Umwelt den in Art.&#160;57 Buchst.&#160;f dieser Verordnung genannten Einstufungskriterien entsprechen. Wie das Gericht in den Rn.&#160;57 und 58 des angefochtenen Urteils festgestellt hat, besitzt ein chemischer Stoff verschiedene Eigenschaften, die Gefahren unterschiedlicher Art hervorrufen k&#246;nnen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist anzumerken, wie der Generalanwalt in den Nrn.&#160;76 und 77 seiner Schlussantr&#228;ge dargelegt hat, dass die Befugnis der ECHA, eine bestehende Einstufung eines chemischen Stoffes zu erg&#228;nzen, mit der Begr&#252;ndung zu verneinen, dass dieser Stoff bereits eingestuft worden sei, zu einem falschen und den Zielen der REACH-Verordnung zuwiderlaufenden Ergebnis f&#252;hren w&#252;rde. Denn eine solche Auslegung dieser Verordnung h&#228;tte zur Folge, dass die wissenschaftliche Bewertung des fraglichen Stoffes zum Zeitpunkt seiner urspr&#252;nglichen Einstufung festgeschrieben w&#252;rde und liefe der der ECHA obliegenden Aufgabe einer &#8222;Beurteilung von Stoffen ausgehender Gefahren&#8220; zuwider, wie sie in der Verordnung vorgesehen ist, obwohl diese Beurteilung, um wirksam und effektiv zu sein, auch nach der urspr&#252;nglichen Einstufung vorgenommen werden k&#246;nnen muss, damit sie durch neue wissenschaftliche Daten erg&#228;nzt werden kann.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher hat das Gericht rechtsfehlerfrei entscheiden k&#246;nnen, dass die ECHA befugt war, die bestehenden Eintr&#228;ge in der Kandidatenliste mit neuen Gr&#252;nden im Sinne von Art.&#160;57 der REACH-Verordnung zu erg&#228;nzen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der erste Teil des ersten Rechtsmittelgrundes zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum zweiten Teil des ersten Rechtsmittelgrundes: Falsche Beurteilung des Gerichts in Bezug auf das Nichtvorliegen eines Versto&#223;es gegen das Verfahren zum Erlass der streitigen Entscheidung</i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht geltend, das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, indem es davon ausgegangen sei, dass das Verfahren zum Erlass der streitigen Entscheidung rechtm&#228;&#223;ig sei, obschon das K&#246;nigreich D&#228;nemark, das ein Dossier zum Zweck der Aufnahme von vier chemischen Stoffen, darunter das DEHP, in die Kandidatenliste eingereicht habe, seinen urspr&#252;nglichen Vorschlag durch einen neuen Vorschlag ersetzt habe, in dem nur der Vorschlag zur Aufnahme des DEHP aufrechterhalten worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der urspr&#252;ngliche Vorschlag, mit dem die REACH-Verordnung dahin um eine neue, einer gemeinsamen Abstimmung unterliegende Einstufung von vier Stoffen, darunter DEHP, nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f dieser Verordnung habe erg&#228;nzt werden sollen, sei durch einen neuen Vorschlag ersetzt worden, der in acht Teilen vorgelegt worden sei, mit denen chemische Stoffe h&#228;tten erg&#228;nzend eingestuft werden sollen und &#252;ber die gesondert habe abgestimmt werden m&#252;ssen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht geltend, diese &#196;nderung des d&#228;nischen Vorschlags habe dazu gef&#252;hrt, dass der Erlass der streitigen Entscheidung m&#246;glich gewesen sei. Denn der Ausschuss der Mitgliedstaaten sei nicht zu einer einstimmigen Einigung &#252;ber die Grundlage des urspr&#252;nglichen Vorschlags gelangt. In diesem Zusammenhang erinnert die Rechtsmittelf&#252;hrerin daran, dass nach einer st&#228;ndigen Rechtsprechung des Gerichtshofs ein Verfahrensfehler nur dann zur vollst&#228;ndigen oder teilweisen Nichtigerkl&#228;rung einer Entscheidung f&#252;hre, wenn feststehe, dass die angefochtene Entscheidung ohne diesen Fehler einen anderen Inhalt h&#228;tte haben k&#246;nnen. Das fragliche Verfahren des Erlasses versto&#223;e gegen die REACH-Verordnung und die Rechtsprechung des Gerichtshofs, und das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, indem es angenommen habe, dies sei nicht der Fall.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die ECHA und das K&#246;nigreich D&#228;nemark sind der Ansicht, dass der zweite Teil dieses Rechtsmittelgrundes nicht begr&#252;ndet sei.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist anzumerken, dass das Gericht in Rn.&#160;85 des angefochtenen Urteils darauf hingewiesen hat, dass das in Art.&#160;59 der REACH-Verordnung vorgesehene Verfahren zur Ermittlung der in Art.&#160;57 der dieser Verordnung genannten Stoffe gew&#228;hrleisten solle, dass die Mitgliedstaaten und die an diesem Verfahren beteiligten Kreise vor Ausarbeitung einer Entscheidung &#252;ber die Aufnahme eines Stoffes in die Kandidatenliste geh&#246;rt werden k&#246;nnten. Wie das Gericht zudem in Rn.&#160;86 dieses Urteils ausgef&#252;hrt hat, regelt die REACH-Verordnung nicht, wie mehrere Vorschl&#228;ge zur Einstufung eines Stoffes als besonders besorgniserregend im Sinne von Art.&#160;57 der Verordnung einzureichen sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie das Gericht in Rn.&#160;86 des angefochtenen Urteils ebenfalls zutreffend festgestellt hat, enth&#228;lt die REACH-Verordnung keine Bestimmung, wonach es verboten ist, dass ein Mitgliedstaat einen oder mehrere seiner Vorschl&#228;ge zur Aufnahme der Stoffe, die seines Erachtens die in Art.&#160;57 dieser Verordnung genannten Kriterien erf&#252;llen, w&#228;hrend eines Verfahrens zur&#252;ckzieht oder &#228;ndert.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem stellen diese beiden Artikel keine Verpflichtung auf, die Vorschl&#228;ge in ein und demselben Dokument zusammenzufassen, wenn diese Vorschl&#228;ge gleichzeitig vom selben Verfasser vorgelegt werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie das Gericht in Rn.&#160;88 des angefochtenen Urteils ausgef&#252;hrt hat, teilte im vorliegenden Fall das K&#246;nigreich D&#228;nemark lediglich seinen urspr&#252;nglichen Vorschlag in acht verschiedene Teile auf. Dieser Aufteilung folgte eine teilweise R&#252;cknahme der Vorschl&#228;ge bez&#252;glich des DBP, des BBP und des DIBP, soweit diese Vorschl&#228;ge schwerwiegende Wirkungen auf die Umwelt betrafen, w&#228;hrend der Vorschlag bez&#252;glich des DEHP aufrechterhalten wurde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf den Teil des Vorschlags, der das DEHP betraf, ist darauf hinzuweisen, dass das Gericht in Rn.&#160;89 des angefochtenen Urteils festgestellt hat, die Rechtsmittelf&#252;hrerin habe nicht dargelegt, worin sich der materielle Inhalt des urspr&#252;nglichen Vorschlags des K&#246;nigreichs D&#228;nemark von dem des Vorschlags unterscheide, &#252;ber den in der Sitzung des Ausschusses der Mitgliedstaaten vom 8. bis zum 11.&#160;Dezember 2014 abgestimmt worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich hat das Gericht in den Rn.&#160;93 und 94 des angefochtenen Urteils festgestellt, dass die einstimmige Einigung des Ausschusses der Mitgliedstaaten &#252;ber das DEHP nicht deshalb einen Rechtsversto&#223; beinhalte, weil dieser Einigung nur die &#8222;schwerwiegenden Wirkungen auf die Umwelt&#8220; zugrunde l&#228;gen, w&#228;hrend der urspr&#252;ngliche Einstufungsvorschlag und das gem&#228;&#223; Anhang XV der REACH-Verordnung eingereichte Dossier mit &#8222;schwerwiegenden Wirkungen auf die menschliche Gesundheit und auf die Umwelt&#8220; begr&#252;ndet worden seien. Denn aus dem Wortlaut von Art.&#160;57 Buchst.&#160;f dieser Verordnung geht hervor, dass die dort angef&#252;hrten Eigenschaften solche sind, die wahrscheinlich schwerwiegende Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder auf die Umwelt haben, wobei diese Kriterien alternativ zueinander sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der zweite Teil des ersten Rechtsmittelgrundes zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zum dritten Teil des ersten Rechtsmittelgrundes: Das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, soweit es das Vorliegen eines Ermessensmissbrauchs der ECHA nicht anerkannt habe</i> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin ist der Auffassung, dass die streitige Entscheidung und das von der ECHA vor dem Erlass dieser Entscheidung gef&#252;hrte Verfahren nicht dem rechtlich verbindlichen Verfahren entspr&#228;chen, dass vom Europ&#228;ischen Parlament und dem Rat der Europ&#228;ischen Union vorgesehen sei, und dass das Gericht demzufolge einen Rechtsfehler begangen habe, indem es ihr insoweit vor diesem vorgetragenes Vorbringen zur&#252;ckgewiesen habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Beschluss Nr.&#160;1386/2013/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 20.&#160;November 2013 &#252;ber ein allgemeines Umweltaktionsprogramm der Union f&#252;r die Zeit bis 2020 &#8222;Gut leben innerhalb der Belastbarkeitsgrenzen unseres Planeten&#8220; (ABl.&#160;2013, L&#160;354, S.&#160;171) sehe vor, dass &#8222;die Union &#8230; harmonisierte gefahrenorientierte Kriterien f&#252;r die Ermittlung endokriner Wirkungen entwickeln [wird]&#8220;, indem sie sich mit &#8222;s&#228;mtlichen einschl&#228;gigen Rechtsvorschriften der Union&#8220; befasse. Aus dem Beschluss ergebe sich im &#220;brigen, dass die Kriterien f&#252;r die harmonisierte Anwendung, die von der Union f&#252;r die Ermittlung der endokrinsch&#228;digenden Stoffe ausgearbeitet worden seien, im Rahmen s&#228;mtlicher Vorschriften des Unionsrechts einschlie&#223;lich der REACH-Verordnung angewandt werden m&#252;ssten. Es sei Aufgabe der Kommission, diese Kriterien zu erlassen. Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht in diesem Zusammenhang geltend, dass die Kommission nach Art.&#160;5 Abs.&#160;3 der Verordnung (EU) Nr.&#160;528/2012 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 22.&#160;Mai 2012 &#252;ber die Bereitstellung auf dem Markt und die Verwendung von Biozidprodukten (ABl.&#160;2012, L&#160;167, S.&#160;1) verpflichtet gewesen sei, sp&#228;testens bis zum 13.&#160;Dezember 2013 Rechtsakte zur Festlegung wissenschaftlicher Kriterien zur Bestimmung der endokrinsch&#228;digenden Eigenschaften zu erlassen. Auch sei die Kommission verpflichtet gewesen, bis sp&#228;testens 14.&#160;Dezember 2013 Vorschl&#228;ge f&#252;r Ma&#223;nahmen in Bezug auf konkrete wissenschaftliche Kriterien zur Bestimmung der endokrinsch&#228;dlichen Eigenschaften vorzulegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht daher geltend, dass die Befugnis zur Festlegung der Kriterien f&#252;r die Ermittlung gef&#228;hrlicher Stoffe bei der Kommission liege, die diese Befugnis nicht ausge&#252;bt habe. Die ECHA verf&#252;ge in einer solchen Situation daher nicht &#252;ber die Befugnis, selbst diese Kriterien zu bestimmen. Daher sei die Einstufung des DEHP nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;c der REACH-Verordnung auf der Grundlage eigener <i>Ad</i>&#8209;<i>hoc</i>-Kriterien rechtswidrig.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht sei zu Unrecht davon ausgegangen, dass die ECHA ihr Ermessen nicht missbraucht habe, indem sie selbst ihre eigenen Einstufungskriterien aufgestellt habe, obwohl bestimmte Vorschriften des Unionsrechts dieser Agentur keine solche Befugnis &#252;bertr&#252;gen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die ECHA, das K&#246;nigreich D&#228;nemark und das K&#246;nigreich Schweden treten dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerin entgegen.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was den Beschluss Nr.&#160;1386/2013 betrifft, ist das Gericht, wie der Generalanwalt in den Nrn.&#160;100 und 101 seiner Schlussantr&#228;ge festgestellt hat, rechtsfehlerfrei davon ausgegangen, dass dieser Beschluss einen weitgehend programmatischen Charakter hat, der sich eindeutig aus der in Rn.&#160;50 Abs.&#160;3 Satz&#160;2 des Anhangs dieses Beschlusses gew&#228;hlten Syntax ergibt, n&#228;mlich dass &#8222;&#8230; die Union harmonisierte Kriterien entwickeln [wird]&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was die Verordnung Nr.&#160;528/2012 betrifft, hat das Gericht in Rn.&#160;109 des angefochtenen Urteils zu Recht darauf hingewiesen, dass die genannte Verordnung, wie sich aus ihrem Art.&#160;2 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;j ergibt, unbeschadet der REACH-Verordnung gilt. Ebenso wie der Beschluss Nr.&#160;1386/2013 soll die Verordnung Nr.&#160;528/2012 daher die Anwendbarkeit der Kriterien f&#252;r die Ermittlung der Stoffe mit endokriner Wirkung, die in Art.&#160;57 der REACH-Verordnung angef&#252;hrt und von der ECHA im Rahmen des Verfahrens nach Art.&#160;59 der Verordnung angewandt werden, nicht in Frage stellen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das gilt auch f&#252;r Nr.&#160;3.6.5 des Anhangs II der Verordnung (EG) Nr.&#160;1107/2009 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 21.&#160;Oktober 2009 &#252;ber das Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln und zur Aufhebung der Richtlinien 79/117/EWG und 91/414/EWG des Rates (ABl.&#160;2009, L&#160;309, S.&#160;1). Wie der Generalanwalt in Nr.&#160;103 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, hat das Gericht in den Rn.&#160;117 und 118 des angefochtenen Urteils zu Recht festgestellt, dass nach dieser Regelung nicht nur &#8222;auf der Grundlage der von der [Europ&#228;ischen Beh&#246;rde f&#252;r Lebensmittelsicherheit] &#252;berpr&#252;ften Auswertung von Versuchen nach [Unions]leitlinien oder international vereinbarten Leitlinien&#8220;, sondern auch auf der Grundlage &#8222;von anderen verf&#252;gbaren Daten und Informationen, einschlie&#223;lich einer &#220;berpr&#252;fung der wissenschaftlichen Literatur&#8220; untersucht werden d&#252;rfe, ob ein Stoff endokrinsch&#228;digende Wirkungen und nachteilige Auswirkungen habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich hat das Gericht keinen Rechtsfehler begangen, als es angenommen hat, dass es sich bei dem Fahrplan der Kommission f&#252;r das Jahr 2014 nicht um einen Text mit rechtsverbindlicher Wirkung handele.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mangels einer harmonisierten Definition erm&#228;chtigt die REACH-Verordnung die ECHA, weiterhin ein integriertes System zur Kontrolle chemischer Stoffe zu verwalten, das ihre Registrierung, Bewertung und Zulassung sowie gegebenenfalls Beschr&#228;nkungen ihrer Verwendung umfasst (Urteil vom 15.&#160;M&#228;rz 2017, Hitachi Chemical Europe und Polynt/ECHA, C&#8209;324/15&#160;P, EU:C:2017:208, Rn.&#160;20), das im Bem&#252;hen um Wirksamkeit und Effizienz Stoffe mit endokriner Wirkung einbeziehen muss.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus dem Vorstehenden folgt, dass der dritte Teil des ersten Rechtsmittelgrundes und mithin der erste Rechtsmittelgrund insgesamt zur&#252;ckzuweisen ist.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zum zweiten Rechtsmittelgrund: Falsche Auslegung und Anwendung des Grundsatzes der Rechtssicherheit durch das Gericht </b> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem zweiten Rechtsmittelgrund macht die Rechtsmittelf&#252;hrerin geltend, das Gericht habe einen Rechtsfehler begangen, indem es in den Rn.&#160;135 bis 153 des angefochtenen Urteils entschieden habe, dass die streitige Entscheidung den Grundsatz der Rechtssicherheit nicht verletze, obwohl sie zu einer unklaren und f&#252;r die Rechtsmittelf&#252;hrerin unvorhersehbaren Situation gef&#252;hrt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht geltend, die gegenw&#228;rtige Einstufung des DEHP in Anhang XIV der REACH-Verordnung nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;c dieser Verordnung, die durch eine neue Einstufung nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der Verordnung erg&#228;nzt werde, sei problematisch. Sie fragt sich in diesem Zusammenhang, ob neue Fristen f&#252;r die Einreichung eines Zulassungsantrags f&#252;r nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung eingestuftes DEHP festgesetzt w&#252;rden, da die Frist f&#252;r die Einreichung eines solchen Antrags nach den geltenden Vorschriften am 21.&#160;August 2013 abgelaufen sei. Sie ist auch unsicher hinsichtlich des &#8222;Schicksals&#8220; des aktuellen Zulassungsantrags, den sie f&#252;r das DEHP nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;c der REACH-Verordnung gestellt habe, sowie hinsichtlich der Auswirkungen auf die Verwendung des DEHP in von dieser Verordnung nicht allgemein erfassten Medizinprodukten, obwohl eine solche Verwendung nach den gegenw&#228;rtigen Rechtstexten keine Zulassung nach Titel VII dieser Verordnung erfordere.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht habe in Rn.&#160;146 des angefochtenen Urteils selbst ausdr&#252;cklich einger&#228;umt, dass dann, wenn Anhang XIV dieser Verordnung durch eine neue Einstufung des DEHP nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der Verordnung erg&#228;nzt werde, &#8222;der [von der Rechtsmittelf&#252;hrerin eingereichte] Zulassungsantrag [f&#252;r diesen nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;c der REACH-Verordnung eingestuften Stoff] zu &#228;ndern [ist], um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen&#8220;, und &#8222;die [Rechtsmittelf&#252;hrerin] diese &#196;nderung des Anhangs XIV ber&#252;cksichtigen [muss].&#8220; Das Gericht nenne aber weder die Art und Weise, in der diese &#8222;&#196;nderung&#8220; erfolgen m&#252;sse, noch verweise es auf eine konkrete Bestimmung der REACH-Verordnung oder eines anderen Texts, in dem diese Frage geregelt w&#252;rde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die ECHA tritt dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerin entgegen.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist darauf hinzuweisen, dass das Gericht in den Rn.&#160;133 bis 153 des angefochtenen Urteils gepr&#252;ft hat, ob die streitige Entscheidung gegen die Grunds&#228;tze der Vorhersehbarkeit, der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes verst&#246;&#223;t.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem das Gericht darauf hingewiesen hat, dass die Grunds&#228;tze der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes allgemeine Grunds&#228;tze des Unionsrechts darstellen, hat es gepr&#252;ft, ob die streitige Entscheidung den sich aus diesen Grunds&#228;tzen ergebenden Anforderungen nachkommt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;So hat es in den Rn.&#160;135 bis 137 des angefochtenen Urteils hervorgehoben, aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs gehe hervor, dass der Grundsatz der Rechtssicherheit insbesondere gebiete, dass Rechtsvorschriften &#8211; vor allem dann, wenn sie nachteilige Folgen f&#252;r Einzelne und Unternehmen haben k&#246;nnten &#8211; klar, bestimmt und in ihren Auswirkungen vorhersehbar seien und dass der Gerichtshof zum Grundsatz des Vertrauensschutzes entschieden habe, dass niemand eine Verletzung dieses Grundsatzes geltend machen k&#246;nne, dem die Verwaltung keine bestimmten Zusicherungen gegeben habe (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 20.&#160;Dezember 2017, Global Starnet, C&#8209;322/16, EU:C:2017:985, Rn.&#160;46 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher steht die M&#246;glichkeit, sich auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes zu berufen, jedem Wirtschaftsteilnehmer offen, bei dem ein Organ begr&#252;ndete Erwartungen geweckt hat. Zusicherungen, die solche Erwartungen wecken k&#246;nnen, sind pr&#228;zise, nicht an Bedingungen gekn&#252;pfte und &#252;bereinstimmende Ausk&#252;nfte von zust&#228;ndiger und zuverl&#228;ssiger Seite, unabh&#228;ngig von der Form ihrer Mitteilung (Urteil vom 14.&#160;M&#228;rz 2013, Agrargenossenschaft Neuzelle, C&#8209;545/11, EU:C:2013:169, Rn.&#160;24 und 25 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist dagegen ein umsichtiger und besonnener Wirtschaftsteilnehmer in der Lage, den Erlass einer Unionsma&#223;nahme, die seine Interessen ber&#252;hren kann, vorherzusehen, so kann er sich im Fall ihres Erlasses nicht auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes berufen (Urteil vom 14.&#160;M&#228;rz 2013, Agrargenossenschaft Neuzelle, C&#8209;545/11, EU:C:2013:169, Rn.&#160;26).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat gepr&#252;ft, ob die streitige Entscheidung entsprechend den Anforderungen des Grundsatzes der Rechtssicherheit klar ihre Rechtsgrundlage sowie ihre rechtlichen Wirkungen genannt hat. Es hat festgestellt, dass diese Entscheidung eindeutig auf Art.&#160;59 Abs.&#160;8 der REACH-Verordnung als Rechtsgrundlage f&#252;r ihren Erlass verweist. Es hat ebenfalls zu Recht festgestellt, dass die Rechtsmittelf&#252;hrerin in der Lage gewesen sei, die Tragweite dieser Entscheidung zweifelsfrei zu erkennen, da aus dieser klar hervorgegangen sei, dass mit ihr der bestehende Eintrag f&#252;r das DEHP in der Kandidatenliste durch eine Einstufung nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung habe erg&#228;nzen sollen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen ist dem angefochtenen Urteil nicht zu entnehmen, dass das Gericht selbst eine Situation der Rechtsunsicherheit geschaffen h&#228;tte. Nach diesem Urteil wurde die Einstufung des DEHP best&#228;tigt, und dieser Stoff wird weiterhin nach der REACH-Verordnung beurteilt werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher hat das Gericht zu Recht befunden, dass die Rechtsmittelf&#252;hrerin keinen Gesichtspunkt vorgetragen habe, mit dem sich nachweisen lie&#223;e, dass ein Organ oder eine Agentur der Union ihr unmittelbar Zusicherungen gemacht h&#228;tten. Das Gericht konnte somit davon ausgehen, dass die streitige Entscheidung nicht die Grunds&#228;tze der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes verletzte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden ist der zweite Rechtsmittelgrund als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zum dritten Rechtsmittelgrund: Das Gericht habe den Umfang seiner gerichtlichen Kontrolle verkannt und die Beweise verf&#228;lscht</b> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrem dritten Rechtsmittelgrund macht die Rechtsmittelf&#252;hrerin geltend, dass das Gericht in den Rn.&#160;163 bis 202 des angefochtenen Urteils die streitige Entscheidung gepr&#252;ft habe, ohne die Anforderungen an den Umfang der gerichtlichen Kontrolle bei Entscheidungen der Einrichtungen und Organe einzuhalten, und dass es au&#223;erdem die ihm unterbreiteten Tatsachen und Beweise verf&#228;lscht habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar unterliege das weite Ermessen der Unionsorgane, insbesondere bei der Pr&#252;fung sehr komplexer wissenschaftlicher und technischer Gesichtspunkte, einer eingeschr&#228;nkten gerichtlichen Kontrolle, diese gerichtliche Kontrolle verlange jedoch, dass die Unionsorgane, die Urheber des fraglichen Rechtsakts seien, vor dem Gerichtshof nachweisen k&#246;nnten, dass dieser Rechtsakt &#8222;im Wege einer tats&#228;chlichen Aus&#252;bung ihres Ermessens&#8220; erlassen worden sei, welche die Ber&#252;cksichtigung aller erheblichen Gesichtspunkte und Umst&#228;nde der Situation voraussetze, die dieser Rechtsakt habe regeln wollen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point78">78</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin ist auch der Auffassung, das Gericht habe die Beweise verf&#228;lscht, indem es davon ausgegangen sei, dass die Studien, auf die sich das nach Anhang XV der REACH-Verordnung ausgearbeitete Dossier (im Folgenden: Belegunterlagen) gest&#252;tzt habe, nur einen Teil aller vom Ausschuss der Mitgliedstaaten gepr&#252;ften Beweise dargestellt h&#228;tten. Sie macht geltend, dass nach keiner der nach 2008 durchgef&#252;hrten Studien &#252;ber Fische das DEHP nachteilige Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und auf die Umwelt habe, was &#8211; auch nach Ansicht des Gerichts &#8211; eine Voraussetzung daf&#252;r sei, dass dieser Stoff nach Art.&#160;57 Buchst.&#160;f der REACH-Verordnung eingestuft werde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point79">79</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht au&#223;erdem geltend, die Belegunterlagen beruhten auf wissenschaftlichen Studien, die an Ratten vorgenommen worden seien und die sich auf die Wirkungen des DEHP nicht auf die Umwelt, sondern auf die menschliche Gesundheit im Fall einer unmittelbaren Exposition an das DEHP bezogen h&#228;tten; es sei jedoch darum gegangen, die Wirkung dieses Stoffes auf die Umwelt &#8222;nachzuweisen&#8220;. Ein derartiges Vorgehen sei wissenschaftlich unkorrekt. Das Gericht habe es zu Unrecht unterlassen, diesen Umstand im angefochtenen Urteil zu ber&#252;cksichtigen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point80">80</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die ECHA entgegnet hierauf, dass der dritte Rechtsmittelgrund einer Grundlage entbehre und dass die Beweise ordnungsgem&#228;&#223; gepr&#252;ft worden seien.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point81">81</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat die Beweise und die wissenschaftlichen Studien, die als Grundlage f&#252;r die streitige Entscheidung dienten, in den Rn.&#160;157 bis 202 des angefochtenen Urteils im Rahmen einer langen und sorgf&#228;ltigen Pr&#252;fung, die den Anforderungen an eine wirksamen gerichtliche Kontrolle gen&#252;gt, gew&#252;rdigt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point82">82</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach einem Hinweis auf die Grunds&#228;tze der Rechtsprechung, die die gerichtliche Kontrolldichte in Bezug auf die Beurteilung hochgradig komplexer tats&#228;chlicher Elemente wissenschaftlicher und technischer Art regeln, hat sich das Gericht auf s&#228;mtliche zu den Belegunterlagen geh&#246;rende wissenschaftliche Studien &#252;ber Fische und Ratten bezogen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point83">83</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat sich insbesondere ausdr&#252;cklich auf die Schlussfolgerungen zahlreicher Studien &#252;ber Fische, die bei ihnen infolge einer Exposition an das DEHP auftretende endokrine Wirkungen betreffen, bezogen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point84">84</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Rn.&#160;166 des angefochtenen Urteils hat das Gericht jedoch festgestellt: &#8222;&#8230; wie sich aus Nr.&#160;5.1.6 der Belegunterlagen ergibt, [ist es] aufgrund einer umfassenden Bewertung eines Teils der verwendeten Studien sehr wahrscheinlich, dass die &#246;strogene Wirkung des DEHP sch&#228;digende Folgen f&#252;r die ph&#228;notypischen Geschlechts- und Fortpflanzungsmerkmale der m&#228;nnlichen und weiblichen Fische hat. Dieser Umstand sowie die Wirkungen des Stoffes DEHP, die in den Studien &#252;ber Ratten festgestellt wurden und die in Kapitel 4 der Belegunterlagen angef&#252;hrt werden, reichen f&#252;r die Schlussfolgerung aus, dass das DEHP sch&#228;digende Wirkungen auf die Umwelt haben kann&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point85">85</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus den Akten, &#252;ber die der Gerichtshof verf&#252;gt, scheint indes hervorzugehen, dass die Studien &#252;ber Ratten die Wirkungen des DEHP auf die menschliche Gesundheit und nicht auf die Umwelt nachweisen sollen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point86">86</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich hat das Gericht die Beweise verf&#228;lscht, indem es sich auf die Studien &#252;ber Ratten, die die Wirkungen des DEHP auf die menschliche Gesundheit im Fall einer direkten Exposition an das DEHP betrafen, bezogen hat, um daraus abzuleiten, dass dieser Stoff Wirkungen auf die Umwelt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point87">87</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs kann jedoch eine Verletzung des Unionsrechts in einem Urteil des Gerichts, wenn zwar dessen Gr&#252;nde eine solche Verletzung enthalten, die Urteilsformel sich aber aus anderen Rechtsgr&#252;nden als richtig erweist, nicht zur Aufhebung dieses Urteils f&#252;hren, und die Begr&#252;ndung ist durch eine andere zu ersetzen (Urteil vom 26.&#160;Januar 2017, Mamoli Robinetteria/Kommission, C&#8209;619/13&#160;P, EU:C:2017:50, Rn.&#160;107 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point88">88</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn sich das Gericht in Rn.&#160;166 des angefochtenen Urteils f&#228;lschlich auf die Studien &#252;ber Ratten bezogen hat, so hat es sich doch ebenfalls in dieser Randnummer auf die Studien &#252;ber Fische bezogen, die die Wirkungen des DEHP auf die Umwelt belegen. Die vom Gericht vorgenommene W&#252;rdigung der gro&#223;en Zahl von Studien &#252;ber Fische und die Wirkung des DEHP auf ihr endokrines System reichte daher aus, um es zu rechtfertigen, dass das Gericht den auf die nicht ausreichenden wissenschaftlichen Nachweise gest&#252;tzten Klagegrund zur&#252;ckgewiesen hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point89">89</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht dessen ist der dritte Rechtsmittelgrund als ins Leere gehend zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zum vierten Rechtsmittelgrund: Verletzung der Grundrechte der Rechtsmittelf&#252;hrerin durch das Gericht</b> </p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>Vorbringen der Parteien</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point90">90</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Rechtsmittelf&#252;hrerin macht geltend, dass das Gericht die Grundrechte und die Grunds&#228;tze verletzt habe, die in der am 4.&#160;November 1950 in Rom unterzeichneten Europ&#228;ischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (im Folgenden: EMRK) und der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta) verankert seien. Indem das Gericht das Unionsrecht falsch ausgelegt und angewandt habe, habe es auch die Rechte der Rechtsmittelf&#252;hrerin und die in der EMRK und der Charta niedergelegten Grunds&#228;tze, insbesondere das Recht auf ein faires Verfahren nach Art.&#160;6 EMRK und Art.&#160;47 der Charta, das Recht auf Achtung ihres Eigentums nach Art.&#160;1 des Ersten Zusatzprotokolls zur EMRK und Art.&#160;17 der Charta sowie den Grundsatz der Rechtssicherheit, verletzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point91">91</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die ECHA tritt dem Vorbringen der Rechtsmittelf&#252;hrerin entgegen.</p> <p class="C07Titre4">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<i>W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point92">92</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist festzustellen, dass dieser Rechtsmittelgrund offensichtlich jeder Begr&#252;ndung und Klarstellung entbehrt, da er nur eine abstrakte Nennung von Rechtsvorschriften enth&#228;lt, die das Gericht missachtet haben soll, und ihm keinerlei Ausf&#252;hrungen beigef&#252;gt sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point93">93</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus Art.&#160;256 AEUV, Art.&#160;58 Abs.&#160;1 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union sowie Art.&#160;168 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;d und Art.&#160;169 Abs.&#160;2 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs geht indes hervor, dass ein Rechtsmittel die beanstandeten Teile des Urteils, dessen Aufhebung beantragt wird, sowie die rechtlichen Argumente, die diesen Antrag speziell st&#252;tzen, genau bezeichnen muss (Urteil vom 4.&#160;Juli 2000, Bergaderm und Goupil/Kommission, C&#8209;352/98&#160;P, EU:C:2000:361, Rn.&#160;34).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point94">94</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem gen&#252;gen nach st&#228;ndiger Rechtsprechung die Teile eines Rechtsmittels, die keine Ausf&#252;hrungen zur Bezeichnung eines Rechtsfehlers enthalten, mit dem das angefochtene Urteil behaftet sein soll, diesem Erfordernis nicht und sind folglich als offensichtlich unzul&#228;ssig zur&#252;ckzuweisen (Beschluss vom 24.&#160;November 2016, Petraitis/Kommission, C&#8209;137/16&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:904, Rn.&#160;17).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point95">95</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Demnach ist der vierte Rechtsmittelgrund als unzul&#228;ssig und somit das Rechtsmittel insgesamt zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point96">96</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;184 Abs.&#160;2 der Verfahrensordnung entscheidet der Gerichtshof &#252;ber die Kosten, wenn das Rechtsmittel unbegr&#252;ndet ist. Nach Art.&#160;138 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs, der gem&#228;&#223; deren Art.&#160;184 Abs.&#160;1 auf das Rechtsmittelverfahren Anwendung findet, ist die unterliegende Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point97">97</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;140 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs, der nach deren Art.&#160;184 Abs.&#160;1 auf das Rechtsmittelverfahren Anwendung findet, tragen die Mitgliedstaaten und die Organe, die dem Rechtsstreit als Streithelfer beigetreten sind, ihre eigenen Kosten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point98">98</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die ECHA die Verurteilung von Deza zur Tragung der Kosten beantragt hat und diese mit ihrem Vorbringen unterlegen ist, sind Deza die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point99">99</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das K&#246;nigreich D&#228;nemark und das K&#246;nigreich Schweden tragen ihre eigenen Kosten.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Erste Kammer) f&#252;r Recht erkannt und entschieden:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Rechtsmittel wird zur&#252;ckgewiesen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Deza, a.s. tr&#228;gt neben ihren eigenen Kosten die Kosten der Europ&#228;ischen Chemikalienagentur (ECHA).</b> </p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das K&#246;nigreich D&#228;nemark und das K&#246;nigreich Schweden tragen ihre eigenen Kosten.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Tschechisch.</p>
175,031
eugh-2019-01-23-c-38717
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-387/17
2019-01-23T00:00:00
2019-01-31T19:20:52
2019-01-31T19:20:52
Urteil
ECLI:EU:C:2019:51
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Erste Kammer)</p> <p class="C19Centre">23.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung&#160;&#8211; Staatliche Beihilfen&#160;&#8211; Bestehende Beihilfen und neue Beihilfen&#160;&#8211; Einstufung&#160;&#8211; Verordnung (EG) Nr.&#160;659/1999&#160;&#8211; Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv und&#160;v&#160;&#8211; Grunds&#228;tze der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes&#160;&#8211; Anwendbarkeit&#160;&#8211; Beihilfen, die vor der Liberalisierung eines urspr&#252;nglich dem Wettbewerb entzogenen Marktes eingef&#252;hrt wurden&#160;&#8211; Schadensersatzklage eines Wettbewerbers der von den Beihilfen beg&#252;nstigten Gesellschaft gegen den Mitgliedstaat&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;387/17</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht von der Corte suprema di cassazione (Kassationsgerichtshof, Italien) mit Entscheidung vom 10.&#160;April 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 28.&#160;Juni 2017, in dem Verfahren</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Presidenza del Consiglio dei Ministri</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Fallimento Traghetti del Mediterraneo SpA</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Erste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung der Vizepr&#228;sidentin des Gerichtshofs R.&#160;Silva de Lapuerta in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Ersten Kammer sowie der Richter A.&#160;Arabadjiev (Berichterstatter), E.&#160;Regan, C.&#160;G.&#160;Fernlund und S.&#160;Rodin,</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: N.&#160;Wahl,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: R.&#160;Schiano, Verwaltungsrat,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 7.&#160;Juni 2018,</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Fallimento Traghetti del Mediterraneo SpA, vertreten durch M.&#160;Contaldi, P.&#160;Canepa, V.&#160;Roppo und S.&#160;Sardano, avvocati,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der italienischen Regierung, vertreten durch G.&#160;Palmieri als Bevollm&#228;chtigte im Beistand von G.&#160;De Bellis, avvocato dello Stato,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der franz&#246;sischen Regierung, vertreten durch J.&#160;Bousin, P.&#160;Dodeller, D.&#160;Colas und R.&#160;Coesme als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch P.&#160;Stancanelli und D.&#160;Recchia als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 13.&#160;September 2018</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv und v der Verordnung (EG) Nr.&#160;659/1999 des Rates vom 22.&#160;M&#228;rz 1999 &#252;ber besondere Vorschriften f&#252;r die Anwendung von Artikel [108 AEUV] (ABl.&#160;1999, L&#160;83, S.&#160;1), Art.&#160;93 Abs.&#160;3 des EWG-Vertrags (nach &#196;nderung Art.&#160;88 Abs.&#160;3 EG, jetzt Art.&#160;108 Abs.&#160;3 AEUV) sowie der Grunds&#228;tze der Rechtssicherheit und des Vertrauensschutzes.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Presidenza del Consiglio dei Ministri (Pr&#228;sidentschaft des Ministerrats, Italien) und der Fallimento Traghetti del Mediterraneo SpA (im Folgenden: FTDM) &#252;ber eine Klage auf Ersatz des Schadens, der dieser Gesellschaft nach ihrem Vorbringen durch die in den Jahren 1976 bis 1980 erfolgte Gew&#228;hrung von Zusch&#252;ssen an die Tirrenia di Navigazione SpA (im Folgenden: Tirrenia), ein mit FTDM im Wettbewerb stehendes Unternehmen, entstanden ist.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 (&#8222;Definitionen&#8220;) der Verordnung Nr.&#160;659/1999 bestimmte:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Im Sinne dieser Verordnung bezeichnet der Ausdruck</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8218;bestehende Beihilfen&#8216;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">iv)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beihilfen, die gem&#228;&#223; Artikel 15 als bereits bestehende Beihilfen gelten;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">v)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Beihilfen, die als bestehende Beihilfen gelten, weil nachgewiesen werden kann, dass sie zu dem Zeitpunkt, zu dem sie eingef&#252;hrt wurden, keine Beihilfe waren und sp&#228;ter aufgrund der Entwicklung des Gemeinsamen Marktes zu Beihilfen wurden, ohne dass sie eine &#196;nderung durch den betreffenden Mitgliedstaat erfahren haben. Werden bestimmte Ma&#223;nahmen im Anschluss an die Liberalisierung einer T&#228;tigkeit durch gemeinschaftliche Rechtsvorschriften zu Beihilfen, so gelten derartige Ma&#223;nahmen nach dem f&#252;r die Liberalisierung festgelegten Termin nicht als bestehende Beihilfen;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;15 (&#8222;Frist&#8220;) dieser Verordnung sah vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Befugnisse der Kommission zur R&#252;ckforderung von Beihilfen gelten f&#252;r eine Frist von zehn Jahren.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Frist beginnt mit dem Tag, an dem die rechtswidrige Beihilfe dem Empf&#228;nger entweder als Einzelbeihilfe oder im Rahmen einer Beihilferegelung gew&#228;hrt wird. Jede Ma&#223;nahme, die die Kommission oder ein Mitgliedstaat auf Antrag der Kommission bez&#252;glich der rechtswidrigen Beihilfe ergreift, stellt eine Unterbrechung der Frist dar. Nach jeder Unterbrechung l&#228;uft die Frist von neuem an. Die Frist wird ausgesetzt, solange die Entscheidung der Kommission Gegenstand von Verhandlungen vor dem Gerichtshof der Europ&#228;ischen Gemeinschaften ist.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jede Beihilfe, f&#252;r die diese Frist ausgelaufen ist, gilt als bestehende Beihilfe.&#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Italienisches Recht</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse wurden Tirrenia, einem mit FTDM im Wettbewerb stehenden Unternehmen, gem&#228;&#223; der Legge n.&#160;684 &#8211; Ristrutturazione dei servizi maritimi di preminente interesse nazionale (Gesetz Nr.&#160;684 &#252;ber die Umstrukturierung von Schifffahrtsunternehmen von herausragender nationaler Bedeutung) vom 20.&#160;Dezember 1974 (GURI Nr.&#160;336 vom 24.&#160;Dezember 1974, im Folgenden: Gesetz Nr.&#160;684) gew&#228;hrt. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;7 des Gesetzes Nr.&#160;684 sieht Folgendes vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Der Minister f&#252;r die Handelsmarine kann im Einvernehmen mit dem Minister der Finanzen und dem Minister f&#252;r die staatlichen Beteiligungen durch entsprechende j&#228;hrliche Vereinbarung Zusch&#252;sse f&#252;r die Erbringung der im vorstehenden Artikel genannten Dienstleistungen gew&#228;hren.</p> <p class="C02AlineaAltA">Durch die Zusch&#252;sse gem&#228;&#223; Abs.&#160;1 ist innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren ein wirtschaftlich ausgeglichener Betrieb der Dienste zu gew&#228;hrleisten; vorl&#228;ufig sind die Zusch&#252;sse auf der Grundlage der Nettoertr&#228;ge, der Abschreibungen auf das Anlageverm&#246;gen, der Kosten des laufenden Betriebs, der Verwaltungskosten sowie der Finanzierungskosten zu veranschlagen.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8 des Gesetzes Nr.&#160;684 bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die F&#228;hrverbindungen zu den gr&#246;&#223;eren und kleineren Inseln gem&#228;&#223; Art.&#160;1 Buchst.&#160;c sowie die m&#246;glichen technisch oder wirtschaftlich erforderlichen Verl&#228;ngerungen m&#252;ssen die Erf&#252;llung der mit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der betroffenen Regionen und insbesondere des Mezzogiorno verbundenen Anforderungen gew&#228;hrleisten.</p> <p class="C02AlineaAltA">Der Minister f&#252;r die Handelsmarine kann daher im Einvernehmen mit dem Minister der Finanzen und dem Minister f&#252;r die staatlichen Beteiligungen durch entsprechende Vereinbarung Zusch&#252;sse mit einer Laufzeit von 20 Jahren gew&#228;hren.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;9 des Gesetzes Nr.&#160;684 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;In der Vereinbarung gem&#228;&#223; vorstehendem Artikel sind anzugeben:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Liste der zu gew&#228;hrleistenden Verbindungen,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die H&#228;ufigkeit jeder Verbindung,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die jeder Verbindung zuzuteilenden Schiffstypen,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Zuschuss, der auf der Grundlage der Nettoertr&#228;ge, der Abschreibungen auf das Anlageverm&#246;gen, der Kosten des laufenden Betriebs, der Verwaltungskosten und der Finanzierungskosten festzusetzen ist.</p> <p class="C02AlineaAltA">Sp&#228;testens zum 30.&#160;Juni jeden Jahres wird der Zuschuss f&#252;r das laufende Jahr angepasst, wenn sich im vorangegangenen Jahr mindestens eine der in der Vereinbarung angegebenen wirtschaftlichen Komponenten um mehr als ein Zwanzigstel des Wertes ge&#228;ndert hat, der bei Festsetzung des vorangegangenen Zuschusses f&#252;r diesen Posten zugrunde gelegt worden ist.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;18 des Gesetzes Nr.&#160;684 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die durch Anwendung dieses Gesetzes entstehenden Kosten werden in H&#246;he von 93 Mrd. Lire durch die bereits in Kapitel 3061 des Ausgabenvoranschlags des Ministeriums der Handelsmarine f&#252;r das Haushaltsjahr 1975 ausgewiesenen Mittel sowie durch die in den entsprechenden Kapiteln f&#252;r die folgenden Haushaltsjahre ausgewiesenen Mittel gedeckt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;19 des Gesetzes Nr.&#160;684 lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Bis zur Genehmigung der in diesem Gesetz vorgesehenen Vereinbarungen verf&#252;gt der Minister f&#252;r die Handelsmarine im Einvernehmen mit dem Minister der Finanzen monatlich nachsch&#252;ssige Abschlagszahlungen, die zusammen 90&#160;% des in Art.&#160;18 genannten Gesamtbetrags nicht &#252;bersteigen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;7 des Dekrets des Pr&#228;sidenten der Republik Nr.&#160;501 vom 1.&#160;Juni 1979 (GURI Nr.&#160;285 vom 18.&#160;Oktober 1979), das zur Durchf&#252;hrung des Gesetzes Nr.&#160;684 erlassen wurde, werden die Abschlagszahlungen im Sinne von Art.&#160;19 dieses Gesetzes bis zur Registrierung neuer Vereinbarungen durch die Corte dei conti (Rechnungshof, Italien) an Unternehmen von herausragender nationaler Bedeutung gezahlt.</p> <p class="C04Titre1">&#160;Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefragen</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie aus den Urteilen vom 13.&#160;Juni 2006, Traghetti del Mediterraneo (C&#8209;173/03, EU:C:2006:391), und vom 10.&#160;Juni 2010, Fallimento Traghetti del Mediterraneo (C&#8209;140/09, EU:C:2010:335), hervorgeht, handelt es sich bei FTDM und Tirrenia um zwei Seeschifffahrtsunternehmen, die in den Siebzigerjahren regelm&#228;&#223;ige F&#228;hrverbindungen zwischen dem italienischen Festland und den Inseln Sardinien und Sizilien unterhielten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Verlauf des Jahres 1981 verklagte FTDM Tirrenia beim Tribunale di Napoli (Gericht Neapel, Italien) auf Ersatz des Schadens, der ihr zwischen 1976 und 1980 aufgrund der von Tirrenia angewandten Niedrigpreispolitik entstanden sein soll. Tirrenia habe ihre beherrschende Stellung auf dem fraglichen Markt missbraucht, indem sie dank der Zahlung unionsrechtswidriger staatlicher Zusch&#252;sse weit unter dem Gestehungspreis liegende Preise angewandt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Klage von FTDM wurde mit Urteil des Tribunale di Napoli (Gericht Neapel) vom 26.&#160;Mai 1993 abgewiesen, das mit Urteil der Corte d&#8217;appello di Napoli (Appellationsgerichtshof Neapel, Italien) vom 13.&#160;Dezember 1996 best&#228;tigt wurde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das dagegen eingelegte Rechtsmittel des Insolvenzverwalters von FTDM, die sich inzwischen in Liquidation befand, wurde mit Urteil der Corte suprema di cassazione (Kassationsgerichtshof, Italien) vom 19.&#160;April 2000 zur&#252;ckgewiesen, die es insbesondere ablehnte, dem Antrag des Rechtsmittelf&#252;hrers nachzukommen, dem Gerichtshof Fragen zur Vereinbarkeit des Gesetzes Nr.&#160;684 mit dem Unionsrecht vorzulegen, da die Entscheidung der Tatsachenrichter die einschl&#228;gigen Vorschriften beachte und mit der Rechtsprechung des Gerichtshofs im Einklang stehe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Schriftsatz vom 15.&#160;April 2002 verklagte der Insolvenzverwalter von FTDM den italienischen Staat beim Tribunale di Genova (Gericht Genua, Italien) und machte die Haftung dieses Staates unter verschiedenen Gesichtspunkten geltend: in seiner Gesetzgebungsfunktion, weil er nach Ma&#223;gabe des Gesetzes Nr.&#160;684 mit dem EWG-Vertrag unvereinbare Beihilfen gew&#228;hrt habe, in seiner Rechtsprechungsfunktion, weil er mit dem Urteil der Corte suprema di cassazione (Kassationsgerichtshof) vom 19.&#160;April 2000 der Verpflichtung, den Gerichtshof mit Vorlagefragen zur Vereinbarkeit des Gesetzes Nr.&#160;684 mit dem Unionsrecht zu befassen, nicht nachgekommen sei, und schlie&#223;lich in seiner Verwaltungsfunktion, weil er es unterlassen habe, die Corte suprema di cassazione (Kassationsgerichtshof) &#252;ber die Er&#246;ffnung eines Vertragsverletzungsverfahrens vor der Europ&#228;ischen Kommission in Bezug auf dieses Gesetz zu unterrichten, und damit die Verpflichtungen zur loyalen Zusammenarbeit mit den europ&#228;ischen Organen verletzt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;FTDM beantragte, den italienischen Staat zu verurteilen, an sie zum Ersatz des ihr entstandenen Schadens 9&#160;240&#160;000 Euro zu zahlen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 14.&#160;April 2003 befasste das Tribunale di Genova (Gericht Genua) den Gerichtshof mit einem Vorabentscheidungsersuchen. Daraufhin erging das Urteil vom 13.&#160;Juni 2006, Traghetti del Mediterraneo (C&#8209;173/03, EU:C:2006:391).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Anschluss an dieses Urteil stellte das Tribunale di Genova (Gericht Genua) mit Urteil vom 27.&#160;Februar 2009 fest, &#8222;dass der Staat in Aus&#252;bung der Gerichtsbarkeit eine Rechtsverletzung begangen [hat]&#8220;, und verf&#252;gte mit gesondertem Beschluss die Fortsetzung des Verfahrens bez&#252;glich des Antrags auf Ersatz des wegen dieser Rechtsverletzung entstandenen Schadens. In diesem Verfahrensstadium rief das Gericht, das Zweifel an der Auslegung des Unionsrechts &#252;ber staatliche Beihilfen hatte, den Gerichtshof erneut an.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 10.&#160;Juni 2010, Fallimento Traghetti del Mediterraneo (C&#8209;140/09, EU:C:2010:335), entschied der Gerichtshof, dass &#8222;[d]as Unionsrecht &#8230; dahin auszulegen [ist], dass Zusch&#252;sse, die unter den das Ausgangsverfahren kennzeichnenden Umst&#228;nden aufgrund nationaler Rechtsvorschriften gezahlt werden, die vor der Genehmigung einer Vereinbarung Abschlagszahlungen vorsehen, staatliche Beihilfen darstellen, wenn diese Zusch&#252;sse geeignet sind, den Handel zwischen Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen, und den Wettbewerb verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen drohen; dies zu pr&#252;fen ist Sache des nationalen Gerichts&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 30.&#160;Juli 2012 verurteilte das Tribunale di Genova (Gericht Genua) die Pr&#228;sidentschaft des Ministerrats zur Zahlung von 2&#160;330&#160;355,78 Euro zuz&#252;glich monet&#228;ren Wertverlustausgleichs und der gesetzlichen Zinsen an FTDM als Ersatz f&#252;r den aufgrund des rechtswidrigen Verhaltens des Staates in seiner Rechtsprechungsfunktion entstandenen Schaden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gegen diese Entscheidung legten die Pr&#228;sidentschaft des Ministerrats Berufung und FTDM Anschlussberufung ein.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 24.&#160;Juli 2014 hob die Corte di appello di Genova (Appellationsgerichtshof Genua, Italien) das Urteil auf und entschied in der Sache.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Gericht wies die auf die Haftung des italienischen Staates in seiner Rechtsprechungs- und Verwaltungsfunktion gest&#252;tzten Schadensersatzantr&#228;ge von FTDM zur&#252;ck, gab gleichzeitig aber dem auf die Haftung des Staates in seiner Gesetzgebungsfunktion gest&#252;tzten Schadensersatzantrag aufgrund der Verabschiedung des Gesetzes Nr.&#160;684 durch das italienische Parlament statt. Es verurteilte den Staat folglich, an FTDM zum Ersatz des dieser Gesellschaft entstandenen Schadens 2&#160;330&#160;355,78 Euro zuz&#252;glich des monet&#228;ren Wertausgleichs und der gesetzlichen Zinsen zu zahlen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Corte di appello di Genova (Appellationsgerichtshof Genua) ging insbesondere davon aus, dass die Tirrenia gew&#228;hrten Zusch&#252;sse geeignet gewesen seien, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen, da &#8222;aufgrund der geografischen N&#228;he auf den von Tirrenia bedienten Routen Bef&#246;rderer anderer Mitgliedstaaten (insbesondere [des K&#246;nigreichs Spanien] und der [Franz&#246;sischen Republik]) h&#228;tten t&#228;tig werden k&#246;nnen, die jedoch im Vergleich zu Tirrenia abschreckende Bedingungen vorgefunden h&#228;tten&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem sei von der Kommission in der Entscheidung 2001/851/EWG vom 21.&#160;Juni 2001 &#252;ber eine staatliche Beihilfe Italiens zugunsten der Seeverkehrsgesellschaft Tirrenia di Navigazione (ABl.&#160;2001, L&#160;318, S.&#160;9) festgestellt worden, dass Betreiber aus anderen Mitgliedstaaten auf den von Tirrenia bedienten Strecken pr&#228;sent gewesen seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem fielen die in den fraglichen Jahren geleisteten Zusch&#252;sse in Anbetracht ihres hohen Wertes, n&#228;mlich etwa 400 Mrd. italienische Lire (ITL), und des Umstands, dass Tirrenia auch internationale Verbindungen betreibe, unter die Verbotsregelung sogenannter Quersubventionen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden war die Corte d&#8217;appello di Genova (Appellationsgerichtshof Genua) der Auffassung, die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden staatlichen Beihilfen seien, da sie nicht vor Inkrafttreten des Vertrags zur Gr&#252;ndung des EWG-Vertrags gew&#228;hrt worden seien, als neue Beihilfen anzusehen, die der Anmeldepflicht gem&#228;&#223; Art.&#160;93 Abs.&#160;3 des EWG-Vertrags unterl&#228;gen, so dass &#8211; mangels einer solchen Anmeldung &#8211; ein Versto&#223; gegen Unionsrecht vorliege.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Pr&#228;sidentschaft des Ministerrats legte gegen dieses Urteil Kassationsbeschwerde beim vorlegenden Gericht ein und machte u.&#160;a. geltend, dass die Tirrenia gew&#228;hrten Zusch&#252;sse f&#228;lschlicherweise als neue Beihilfen und nicht als bestehende Beihilfen eingestuft worden seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht weist zun&#228;chst darauf hin, dass bei der rechtlichen Einstufung einer im Kontext eines nicht liberalisierten Marktes gezahlten staatlichen Beihilfe wie der im Ausgangsverfahren fraglichen als bestehende oder neue Beihilfe die zeitliche Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;v der Verordnung Nr.&#160;659/1999 sowie sein Anwendungsbereich zu pr&#252;fen seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sodann hebt dieses Gericht die Bedeutung eines der Merkmale des betreffenden Marktes hervor, n&#228;mlich seine fehlende Liberalisierung. So vertritt es die Ansicht, das Gericht erster Instanz der Europ&#228;ischen Gemeinschaften habe in Rn.&#160;143 seines Urteils vom 15.&#160;Juni 2000, Alzetta u.&#160;a./Kommission (T&#8209;298/97, T&#8209;312/97, T&#8209;313/97, T&#8209;315/97, T&#8209;600/97 bis T&#8209;607/97, T&#8209;1/98, T&#8209;3/98 bis T&#8209;6/98 und T&#8209;23/98, EU:T:2000:151), einen Grundsatz aufgestellt, wonach eine Beihilferegelung f&#252;r einen Markt, der urspr&#252;nglich dem Wettbewerb entzogen gewesen sei, bei der Liberalisierung dieses Marktes als bereits bestehende Beihilferegelung anzusehen sei. Dieser Grundsatz sei &#252;berdies vom Gerichtshof in den Rn.&#160;66 bis 69 des Urteils vom 29.&#160;April 2004, Italien/Kommission (C&#8209;298/00&#160;P, EU:C:2004:240), best&#228;tigt worden. Daher sei bei der rechtlichen Einstufung der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse als bestehende oder neue Beihilfen auch der Anwendungsbereich des genannten Grundsatzes zu pr&#252;fen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht bemerkt allerdings auch, dass sich aus einer Reihe die Unternehmen der Gruppo Tirrenia di Navigazione betreffender Rechtssachen, in denen das Urteil des Gerichtshofs vom 10.&#160;Mai 2005, Italien/Kommission (C&#8209;400/99, EU:C:2005:275), sowie die Urteile des Gerichts vom 20.&#160;Juni 2007, Tirrenia di Navigazione u.&#160;a./Kommission (T&#8209;246/99, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2007:186), und vom 4.&#160;M&#228;rz 2009, Tirrenia di Navigazione u.&#160;a./Kommission (T&#8209;265/04, T&#8209;292/04 und T&#8209;504/04, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2009:48), ergangen seien, ergebe, dass die fehlende Liberalisierung des Marktes f&#252;r Seekabotage f&#252;r die Einstufung einiger der in diesen Rechtssachen in Rede stehenden Ma&#223;nahmen als bestehende Beihilfen f&#252;r irrelevant erachtet worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich wirft das vorlegende Gericht die Frage nach der Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv in Verbindung mit Art.&#160;15 der Verordnung Nr.&#160;659/1999 auf Zusch&#252;sse auf, die vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung gew&#228;hrt wurden. Aus dem Urteil vom 16.&#160;April 2015, Trapeza Eurobank Ergasias (C&#8209;690/13, EU:C:2015:235), ergebe sich, dass diese Bestimmungen auf Sachverhalte anwendbar sein k&#246;nnten, die vor dem Inkrafttreten der Verordnung l&#228;gen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat die Corte suprema di cassazione (Kassationsgerichtshof) beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Findet zur Einstufung dieser Beihilfen (als &#8222;bestehende&#8220; und daher nicht &#8222;neue&#8220;) Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;v der Verordnung Nr.&#160;659/1999 Anwendung (worin es hei&#223;t: &#8222;Im Sinne dieser Verordnung bezeichnet der Ausdruck ,bestehende Beihilfen&#8216; &#8230; v]&#160;Beihilfen, die als bestehende Beihilfen gelten, weil nachgewiesen werden kann, dass sie zu dem Zeitpunkt, zu dem sie eingef&#252;hrt wurden, keine Beihilfe waren und sp&#228;ter aufgrund der Entwicklung des Gemeinsamen Marktes zu Beihilfen wurden, ohne dass sie eine &#196;nderung durch den betreffenden Mitgliedstaat erfahren haben. Werden bestimmte Ma&#223;nahmen im Anschluss an die Liberalisierung einer T&#228;tigkeit durch gemeinschaftliche Rechtsvorschriften zu Beihilfen, so gelten derartige Ma&#223;nahmen nach dem f&#252;r die Liberalisierung festgelegten Termin nicht als bestehende Beihilfen&#8220;), und falls ja, wie? Oder findet der Grundsatz (formal anderer Tragweite als der genannte positivrechtliche Grundsatz) Anwendung &#8211; und falls ja, wie&#160;&#8211;, den das Gericht mit Urteil vom 15.&#160;Juni 2000, Alzetta u.&#160;a./Kommission (T&#8209;298/97, T&#8209;312/97, T&#8209;313/97, T&#8209;315/97, T&#8209;600/97 bis T&#8209;607/97, T&#8209;1/98, T&#8209;3/98 bis T&#8209;6/98 und T&#8209;23/98, EU:T:2000:151, Rn.&#160;143), aufgestellt hat, das &#8211; soweit f&#252;r die hier zu erlassende Entscheidung relevant &#8211; vom Gerichtshof mit Urteil vom 29.&#160;April 2004, Italien/Kommission (C&#8209;298/00&#160;P, EU:C:2004:240, Rn.&#160;66 bis 69), best&#228;tigt worden ist und dem zufolge &#8222;eine Beihilferegelung f&#252;r einen Markt, der urspr&#252;nglich dem Wettbewerb entzogen war, bei der Liberalisierung dieses Marktes als bereits bestehende Beihilferegelung anzusehen [ist], weil sie zum Zeitpunkt ihrer Einf&#252;hrung nicht in den Anwendungsbereich des Artikels&#160;92 Absatz&#160;1 EWG-Vertrag [sp&#228;ter Art.&#160;87 Abs.&#160;1 EG-Vertrag, jetzt Art.&#160;107 Abs.&#160;1 AEUV] fiel, der wegen der in ihm genannten Voraussetzungen, n&#228;mlich der Beeintr&#228;chtigung des Handels zwischen den Mitgliedstaaten und der Auswirkung auf den Wettbewerb, nur f&#252;r die dem Wettbewerb ge&#246;ffneten Wirtschaftszweige gilt&#8220;?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Findet zur Einstufung der genannten Beihilfen Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung Nr.&#160;659/1999 Anwendung &#8211; und falls ja, wie&#160;&#8211;, nach dem diejenigen Beihilfen &#8222;bestehende&#8220; sind, &#8222;die gem&#228;&#223; Artikel&#160;15 als bereits bestehende Beihilfen gelten&#8220;, wobei dieser Art.&#160;15 f&#252;r die R&#252;ckforderung rechtswidrig gew&#228;hrter Beihilfen eine Verj&#228;hrungsfrist von zehn Jahren bestimmt? Oder finden die vom Gerichtshof wiederholt best&#228;tigten Grunds&#228;tze des Vertrauensschutzes und der Rechtssicherheit Anwendung &#8211; und falls ja, wie (analog dem in der angef&#252;hrten positivrechtlichen Vorschrift ausgedr&#252;ckten Grundsatz oder nicht)?</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Vorlagefragen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur ersten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner ersten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht im Wesentlichen wissen, ob Zusch&#252;sse wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, die einem Unternehmen vor der Liberalisierung des betreffenden Marktes gew&#228;hrt wurden, allein aus dem Grund als bestehende Beihilfen eingestuft werden k&#246;nnen, dass dieser Markt zum Zeitpunkt ihrer Gew&#228;hrung nicht f&#246;rmlich liberalisiert war.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs die Einstufung einer nationalen Ma&#223;nahme als staatliche Beihilfe verlangt, dass alle folgenden Voraussetzungen erf&#252;llt sind. Erstens muss es sich um eine staatliche Ma&#223;nahme oder eine Ma&#223;nahme unter Inanspruchnahme staatlicher Mittel handeln. Zweitens muss die Ma&#223;nahme geeignet sein, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen. Drittens muss dem Beg&#252;nstigten durch sie ein selektiver Vorteil gew&#228;hrt werden. Viertens muss sie den Wettbewerb verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen drohen (vgl. Urteil vom 21.&#160;Dezember 2016, Kommission/World Duty Free Group u.&#160;a., C&#8209;20/15&#160;P und C&#8209;21/15&#160;P, EU:C:2016:981, Rn.&#160;53).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dies vorausgeschickt ist zu pr&#252;fen, ob die betreffenden Zusch&#252;sse in einer Situation wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, in der der betreffende Markt noch nicht f&#246;rmlich f&#252;r den Wettbewerb ge&#246;ffnet war, zum Zeitpunkt ihrer Gew&#228;hrung staatliche Beihilfen darstellten, weil sie den Voraussetzungen einer Beeintr&#228;chtigung des Handels zwischen den Mitgliedstaaten und einer Verf&#228;lschung des Wettbewerbs entsprachen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine staatliche Beihilfe kann zwar grunds&#228;tzlich als bestehend verstanden werden, wenn festzustellen ist, dass sie zum Zeitpunkt ihrer Durchf&#252;hrung, u.&#160;a. wegen der fehlenden Liberalisierung auf dem betreffenden Markt, keine Beihilfe darstellte. Der Gerichtshof hat bereits entschieden, dass durch eine solche fehlende Liberalisierung nicht zwingend ausgeschlossen wird, dass eine Beihilfema&#223;nahme geeignet ist, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen und den Wettbewerb zu verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen zu drohen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 10.&#160;Juni 2010, Fallimento Traghetti del Mediterraneo, C&#8209;140/09, EU:C:2010:335, Rn.&#160;49).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine Beihilfe ist n&#228;mlich auch dann geeignet, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen und den Wettbewerb zu verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen zu drohen, wenn der betreffende Markt dem Wettbewerb nur teilweise ge&#246;ffnet ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es gen&#252;gt, dass auf dem betreffenden Markt bei Einf&#252;hrung einer Beihilfema&#223;nahme eine tats&#228;chliche Wettbewerbssituation besteht, damit eine staatliche Ma&#223;nahme oder eine Ma&#223;nahme unter Inanspruchnahme staatlicher Mittel geeignet ist, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen und den Wettbewerb zu verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen zu drohen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall l&#228;sst sich, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;67 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, anhand des Umstands, dass der im Ausgangsverfahren in Rede stehende Seekabotagemarkt erst weit nach Zahlung der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse im Verordnungswege liberalisiert wurde, nicht ausschlie&#223;en, dass diese Zusch&#252;sse vor der Liberalisierung Beihilfen darstellten, die die in Rn.&#160;36 des vorliegenden Urteils genannten Voraussetzungen erf&#252;llen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie sich aus Rn.&#160;50 des Urteils vom 10.&#160;Juni 2010, Fallimento Traghetti del Mediterraneo (C&#8209;140/09, EU:C:2010:335), ergibt, kann weder ausgeschlossen werden, dass Tirrenia auf den fraglichen Binnenlinien im Wettbewerb zu Unternehmen anderer Mitgliedstaaten stand, noch, dass sie auf internationalen Linien mit solchen Unternehmen konkurrierte, noch dass mangels einer getrennten Buchf&#252;hrung f&#252;r ihre verschiedenen T&#228;tigkeiten die Gefahr von Quersubventionierungen bestand, d.&#160;h. die Gefahr, dass die Einnahmen aus ihrer Kabotaget&#228;tigkeit, f&#252;r die die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse vergeben worden sind, zugunsten ihrer T&#228;tigkeit auf den internationalen Linien verwendet worden sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher l&#228;sst sich der dem Gerichtshof vorliegenden Akte entnehmen, dass der betreffende Markt, auch wenn er zur Zeit des Sachverhalts des Ausgangsverfahrens nicht f&#246;rmlich liberalisiert war, offensichtlich ein Wettbewerbsmarkt war und dass die Tirrenia gew&#228;hrten Zusch&#252;sse dazu geeignet waren, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen und den Wettbewerb zu verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen zu drohen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Voraussetzungen ist davon auszugehen, dass die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse, soweit sie wegen Erf&#252;llung aller hierzu erforderlichen Kriterien, insbesondere des Kriteriums, dass sie geeignet waren, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen und den Wettbewerb zu verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen zu drohen &#8211; was vom vorlegenden Gericht zu pr&#252;fen ist&#160;&#8211;, zum Zeitpunkt ihrer Gew&#228;hrung unter den Begriff der &#8222;staatlichen Beihilfe&#8220; fielen, grunds&#228;tzlich nicht allein aus dem Grund als bestehende Beihilfen eingestuft werden k&#246;nnen, dass der betreffende Markt nicht f&#246;rmlich liberalisiert war.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die erste Frage zu antworten, dass Zusch&#252;sse wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, die einem Unternehmen vor der Liberalisierung des betreffenden Marktes gew&#228;hrt wurden, wenn sie geeignet waren, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen und den Wettbewerb zu verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen zu drohen, was vom vorlegenden Gericht zu pr&#252;fen ist, nicht allein aus dem Grund als bestehende Beihilfen eingestuft werden k&#246;nnen, dass dieser Markt zum Zeitpunkt ihrer Gew&#228;hrung nicht f&#246;rmlich liberalisiert war.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur zweiten Frage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner zweiten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob in einer Situation wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung Nr.&#160;659/1999 f&#252;r die Einstufung der fraglichen Zusch&#252;sse als bestehende Beihilfen oder als neue Beihilfen anzuwenden ist oder ob die Grunds&#228;tze des Vertrauensschutzes und der Rechtssicherheit als Grundlage heranzuziehen sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist zur Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung Nr.&#160;659/1999 in einer Situation wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden erstens festzustellen, dass der in dieser Bestimmung genannte Begriff der &#8222;bestehenden Beihilfen&#8220; offenbar eng mit der Rolle sowie den Aufgaben und den spezifischen, der Kommission im Rahmen des Systems zur Kontrolle staatlicher Beihilfen verliehenen Befugnissen verkn&#252;pft ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist zu beachten, dass der Ausdruck &#8222;bestehende Beihilfen&#8220; nach dieser Bestimmung Beihilfen bezeichnet, die gem&#228;&#223; Art.&#160;15 der Verordnung Nr.&#160;659/1999 als bestehende Beihilfen gelten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Art.&#160;15 Abs.&#160;3 der Verordnung gilt jede Beihilfe, f&#252;r die die Frist von zehn Jahren ausgelaufen ist, als bestehende Beihilfe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;15 Abs.&#160;2 der Verordnung sieht seinerseits vor, dass jede Ma&#223;nahme, die die Kommission oder ein Mitgliedstaat auf Antrag der Kommission bez&#252;glich einer rechtswidrigen Beihilfe ergreift, eine Unterbrechung der Frist darstellt und dass die Frist nach jeder Unterbrechung von Neuem anl&#228;uft.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus dem Wortlaut dieser Bestimmungen ergibt sich, dass die Einstufung einer staatlichen Beihilfe als bestehende Beihilfe im Sinne von Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung grunds&#228;tzlich von der Frage abh&#228;ngt, ob die Kommission innerhalb der Verj&#228;hrungsfrist Ma&#223;nahmen hinsichtlich der betreffenden Beihilfe ergriffen hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;15 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;659/1999 gelten die Befugnisse der Kommission zur R&#252;ckforderung staatlicher Beihilfen ihrerseits f&#252;r eine Frist von zehn Jahren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens ist hervorzuheben, dass den nationalen Gerichten im Rahmen des Systems zur Kontrolle staatlicher Beihilfen eine besondere Rolle zukommt und sie gegen&#252;ber der Kommission &#252;ber einen gewissen Grad an Unabh&#228;ngigkeit verf&#252;gen, insbesondere, wenn sie mit einer Schadensersatzklage befasst werden und keine Entscheidung der Kommission vorliegt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs obliegt die Durchf&#252;hrung dieses Kontrollsystems zum einen der Kommission und zum anderen den nationalen Gerichten, wobei ihnen erg&#228;nzende, aber unterschiedliche Rollen zufallen (Urteil vom 21.&#160;November 2013, Deutsche Lufthansa, C&#8209;284/12, EU:C:2013:755, Rn.&#160;27 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insbesondere ist die Kommission unter der Kontrolle der Unionsgerichte f&#252;r die Beurteilung der Vereinbarkeit von Beihilfema&#223;nahmen mit dem Gemeinsamen Markt ausschlie&#223;lich zust&#228;ndig; demgegen&#252;ber wachen die nationalen Gerichte &#252;ber die Wahrung der Rechte des Einzelnen bei Verst&#246;&#223;en gegen die Verpflichtung aus Art.&#160;93 Abs.&#160;3 EWG-Vertrag, staatliche Beihilfen der Kommission im Voraus zu melden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 5.&#160;Oktober 2006, Transalpine &#214;lleitung in &#214;sterreich, C&#8209;368/04, EU:C:2006:644, Rn.&#160;38).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die nationalen Gerichte k&#246;nnen in Erf&#252;llung ihrer Aufgabe dazu gehalten sein, Klagen auf Ersatz von Sch&#228;den stattzugeben, die den Wettbewerbern des Beg&#252;nstigten durch eine rechtswidrige staatliche Beihilfe entstanden sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die nationalen Gerichte genie&#223;en n&#228;mlich, wie der Generalanwalt in den Nrn. 82 bis 84 seiner Schlussantr&#228;ge im Wesentlichen ausgef&#252;hrt hat, im Rahmen solcher Schadensersatzklagen bei der Aus&#252;bung ihrer Funktionen der Wahrung der Rechte des Einzelnen eine gewisse Unabh&#228;ngigkeit im Verh&#228;ltnis zu Ma&#223;nahmen der Kommission, so dass Schadensersatz grunds&#228;tzlich unabh&#228;ngig davon gefordert werden kann, ob die in Rede stehende Beihilfema&#223;nahme zugleich Gegenstand einer Untersuchung der Kommission ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs kann dabei die Einleitung des f&#246;rmlichen Pr&#252;fverfahrens f&#252;r staatliche Beihilfen die nationalen Gerichte nicht von ihrer Verpflichtung entbinden, die Rechte der Einzelnen gegen&#252;ber einem eventuellen Versto&#223; gegen Art.&#160;93 Abs.&#160;3 EWG-Vertrag zu sch&#252;tzen (Urteil vom 21.&#160;November 2013, Deutsche Lufthansa, C&#8209;284/12, EU:C:2013:755, Rn.&#160;32).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ebenso ist zum Grad der Unabh&#228;ngigkeit der nationalen Gerichte darauf hinzuweisen, dass eine Entscheidung der Kommission, mit der eine nicht angemeldete Beihilfe f&#252;r mit dem Binnenmarkt vereinbar erkl&#228;rt wird, nicht die Heilung der unter Versto&#223; gegen das Verbot von Art.&#160;93 Abs.&#160;3 EWG-Vertrag ergangenen und deshalb ung&#252;ltigen Durchf&#252;hrungsma&#223;nahmen zur Folge hat, da sie andernfalls die unmittelbare Wirkung dieser Vorschrift beeintr&#228;chtigen und die Interessen der Einzelnen, deren Wahrung Aufgabe der nationalen Gerichte ist, verletzen w&#252;rde. Jede andere Auslegung w&#252;rde die Missachtung dieser Vorschrift durch den betreffenden Mitgliedstaat beg&#252;nstigen und der Vorschrift ihre praktische Wirksamkeit nehmen (Urteil vom 5.&#160;Oktober 2006, Transalpine &#214;lleitung in &#214;sterreich, C&#8209;368/04, EU:C:2006:644, Rn.&#160;41 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gelingt einem Kl&#228;ger vor dem nationalen Gericht der Nachweis, dass er einen Schaden erlitten hat, der durch das vorzeitige Wirksamwerden einer staatlichen Beihilfe und, genauer, durch den rechtswidrigen zeitlichen Vorteil entstanden ist, den der Beg&#252;nstigte daraus gezogen hat, so kann der Schadensersatzklage folglich auch dann stattgegeben werden, wenn die Kommission die betreffende Beihilfe im Zeitpunkt der Entscheidung des nationalen Gerichts &#252;ber die Klage bereits genehmigt haben sollte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus den in den Rn.&#160;47 bis 60 des vorliegenden Urteils aufgef&#252;hrten Erw&#228;gungen ergibt sich in Anbetracht der Rolle, die den nationalen Gerichten im System der Kontrolle der staatlichen Beihilfen zukommt, sowie ihres Grades an Unabh&#228;ngigkeit im Verh&#228;ltnis zur Kommission, insbesondere, wenn sie mit einer Schadensersatzklage befasst sind und keine Entscheidung der Kommission vorliegt, dass das Verstreichen der in Art.&#160;15 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;659/1999 vorgesehenen Frist von zehn Jahren &#8211; wie der Generalanwalt in Nr.&#160;91 seiner Schlussantr&#228;ge dargelegt hat &#8211; lediglich die Befugnisse der Kommission zur R&#252;ckforderung staatlicher Beihilfen in zeitlicher Hinsicht beschr&#228;nkt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher kann das Verstreichen der in Art.&#160;15 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;659/1999 vorgesehenen Frist von zehn Jahren nicht zur Folge haben, dass rechtswidrige Beihilfen allein deshalb, weil sie zu bestehenden Beihilfen im Sinne von Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;v werden, r&#252;ckwirkend legalisiert werden und dadurch einer Schadensersatzklage von Einzelpersonen und durch die Gew&#228;hrung der rechtswidrigen Beihilfe beeintr&#228;chtigten Wettbewerbern gegen den betreffenden Mitgliedstaat jede rechtliche Grundlage entzogen wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jede andere Auslegung w&#252;rde darauf hinauslaufen, den Umfang der Pflicht der Mitgliedstaaten zur Anmeldung von Beihilfema&#223;nahmen zu verringern und somit Art.&#160;93 Abs.&#160;3 des EWG-Vertrags seine praktische Wirksamkeit zu nehmen, insbesondere wenn diese Bestimmung keinerlei Bezugnahme auf die Rolle, die Aufgaben und die spezifischen Befugnisse der Kommission enth&#228;lt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu den auf das Urteil vom 16.&#160;April 2015, Trapeza Eurobank Ergasias, (C&#8209;690/13, EU:C:2015:235), gest&#252;tzten Zweifeln des vorlegenden Gerichts an der Anwendbarkeit von Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung Nr.&#160;659/1999 f&#252;r die Einstufung der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse als bestehende oder als neue Beihilfen ist hervorzuheben, dass die Rechtssache, in der dieses Urteil ergangen ist, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;102 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, keine Schadensersatzklage betraf, sondern die Frage, ob nationale Vorschriften, mit denen Vorrechte eingef&#252;hrt worden waren, die mit den Unionsregeln auf dem Gebiet der staatlichen Beihilfen m&#246;glicherweise unvereinbar waren, nach Art.&#160;88 Abs.&#160;3 EG anzumelden seien, und, bejahendenfalls, ob diese Vorschriften unangewendet zu lassen seien.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus dieser Rechtsprechung l&#228;sst sich daher kein Argument f&#252;r die Annahme herleiten, dass die in Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung Nr.&#160;659/1999 genannte Definition der &#8222;bestehenden Beihilfen&#8220; im Rahmen einer Schadensersatzklage wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden anwendbar w&#228;re.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem ist darauf hinzuweisen, dass die Verordnung Nr.&#160;659/1999, soweit sie Vorschriften verfahrensrechtlicher Art enth&#228;lt, die auf alle bei der Kommission anh&#228;ngigen, staatliche Beihilfen betreffenden Verwaltungsverfahren anwendbar sind, die Praxis der Kommission auf dem Gebiet der Pr&#252;fung staatlicher Beihilfen kodifiziert und verst&#228;rkt. Sie enth&#228;lt keine Vorschrift &#252;ber die Befugnisse und Verpflichtungen der nationalen Gerichte, f&#252;r die weiter die Bestimmungen des Vertrags in ihrer Auslegung durch den Gerichtshof gelten (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 5.&#160;Oktober 2006, Transalpine &#214;lleitung in &#214;sterreich, C&#8209;368/04, EU:C:2006:644, Rn.&#160;34 und 35).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus den vorstehenden Erw&#228;gungen ergibt sich, dass die Definition des Begriffs der &#8222;bestehenden Beihilfen&#8220; in Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung Nr.&#160;659/1999 nicht f&#252;r eine Situation wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende gilt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sodann ist zur Einwendbarkeit des Grundsatzes des Vertrauensschutzes darauf zu verweisen, dass sich niemand auf diesen Grundsatz berufen kann, der gegen das geltende Recht versto&#223;en hat (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 14.&#160;Juli 2005, ThyssenKrupp/Kommission, C&#8209;65/02&#160;P und C&#8209;73/02&#160;P, EU:C:2005:454, Rn.&#160;41).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Feststellung gilt, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;109 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt hat, umso mehr gegen&#252;ber staatlichen Einrichtungen, die unter Versto&#223; gegen das in Art.&#160;93 Abs.&#160;3 des EWG-Vertrags vorgesehene Verfahren eine staatliche Beihilfe gew&#228;hrt haben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daraus folgt, dass sich staatliche Einrichtungen in F&#228;llen, in denen Zusch&#252;sse unter Versto&#223; gegen die in Art.&#160;93 Abs.&#160;3 des EWG-Vertrags bestimmte Pflicht zur vorherigen Anmeldung gew&#228;hrt wurden, nicht auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes berufen k&#246;nnen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 15.&#160;Dezember 2005, UniCredito Italiano, C&#8209;148/04, EU:C:2005:774, Rn.&#160;104). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur Anwendung des Grundsatzes der Rechtssicherheit in einer Situation wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden ist schlie&#223;lich darauf hinzuweisen, dass Verj&#228;hrungsfristen allgemein den Zweck erf&#252;llen, Rechtssicherheit zu gew&#228;hrleisten (Urteil vom 13.&#160;Juni 2013, Unanimes u.&#160;a., C&#8209;671/11 bis C&#8209;676/11, EU:C:2013:388, Rn.&#160;31). Um ihren Zweck, die Rechtssicherheit zu gew&#228;hrleisten, zu erf&#252;llen, m&#252;ssen diese Verj&#228;hrungsfristen im Voraus festgelegt sein, und jede &#8222;entsprechende&#8220; Anwendung einer Verj&#228;hrungsfrist muss f&#252;r den Betroffenen hinreichend vorhersehbar sein (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 5.&#160;Mai 2011, Ze Fu Fleischhandel und Vion Trading, C&#8209;201/10 und C&#8209;202/10, EU:C:2011:282, Rn.&#160;32 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit sind mangels einer einschl&#228;gigen gemeinschaftsrechtlichen Regelung die Bestimmung der zust&#228;ndigen Gerichte und die Ausgestaltung des Verfahrens f&#252;r die Klagen, die den Schutz der dem Einzelnen aus dem Gemeinschaftsrecht erwachsenden Rechte gew&#228;hrleisten sollen, Sache der nationalen Rechtsordnung der einzelnen Mitgliedstaaten; dabei d&#252;rfen freilich diese Bedingungen nicht weniger g&#252;nstig sein als diejenigen, die Rechte betreffen, die ihren Ursprung in der innerstaatlichen Rechtsordnung haben (&#196;quivalenzgrundsatz), und sie d&#252;rfen die Aus&#252;bung der durch die Gemeinschaftsrechtsordnung verliehenen Rechte nicht praktisch unm&#246;glich machen oder &#252;berm&#228;&#223;ig erschweren (Effektivit&#228;tsgrundsatz) (Urteil vom 5.&#160;Oktober 2006, Transalpine &#214;lleitung in &#214;sterreich, C&#8209;368/04, EU:C:2006:644, Rn.&#160;45).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit sind im vorliegenden Fall ausschlie&#223;lich die Verj&#228;hrungsregeln des nationalen Rechts in ihrer Auslegung gem&#228;&#223; dem Effektivit&#228;ts- und dem &#196;quivalenzgrundsatz anwendbar.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang st&#252;nde eine entsprechende Anwendung der in Art.&#160;15 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;659/1999 vorgesehenen Frist von zehn Jahren auf eine Schadensersatzklage, die ein Wettbewerber der von den staatlichen Beihilfen beg&#252;nstigten Gesellschaft gegen den betreffenden Mitgliedstaat erhoben hat, im Widerspruch zum Grundsatz der Rechtssicherheit.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Einem Einzelnen kann n&#228;mlich eine in einer Bestimmung festgelegte Verj&#228;hrungsfrist, die lediglich darauf abzielt, die Befugnisse der Kommission zur R&#252;ckforderung staatlicher Beihilfen zeitlich zu begrenzen, nicht entgegengehalten werden. Der Ablauf einer solchen Frist kann der Geltendmachung einer Haftung des Staates f&#252;r einen Versto&#223; gegen die in Art.&#160;93 Abs.&#160;3 des EWG-Vertrags vorgesehene Pflicht zur vorherigen Anmeldung vor dem nationalen Gericht nicht entgegenstehen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die zweite Frage zu antworten, dass Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung Nr.&#160;659/1999 dahin auszulegen ist, dass er auf eine Situation wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende nicht anwendbar ist. Soweit die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse unter Versto&#223; gegen die in Art.&#160;93 des EWG-Vertrags bestimmte Pflicht zur vorherigen Anmeldung gew&#228;hrt wurden, k&#246;nnen sich die staatlichen Beh&#246;rden nicht auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes berufen. In einer Situation wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, in der ein Wettbewerber der beg&#252;nstigten Gesellschaft eine Schadensersatzklage gegen den Mitgliedstaat erhoben hat, darf nach dem Grundsatz der Rechtssicherheit dem Kl&#228;ger nicht in entsprechender Anwendung eine Verj&#228;hrungsfrist wie die in Art.&#160;15 Abs.&#160;1 dieser Verordnung festgesetzte entgegengehalten werden.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Erste Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Zusch&#252;sse wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, die einem Unternehmen vor der Liberalisierung des betreffenden Marktes gew&#228;hrt wurden, k&#246;nnen, wenn sie geeignet waren, den Handel zwischen den Mitgliedstaaten zu beeintr&#228;chtigen und den Wettbewerb zu verf&#228;lschen oder zu verf&#228;lschen zu drohen, was vom vorlegenden Gericht zu pr&#252;fen ist, nicht allein aus dem Grund als bestehende Beihilfen eingestuft werden, dass dieser Markt zum Zeitpunkt ihrer Gew&#228;hrung nicht f&#246;rmlich liberalisiert war.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;1 Buchst.&#160;b Ziff.&#160;iv der Verordnung (EG) Nr.&#160;659/1999 des Rates vom 22.&#160;M&#228;rz 1999 &#252;ber besondere Vorschriften f&#252;r die Anwendung von Artikel [108 AEUV] ist dahin auszulegen, <b>dass er auf eine Situation wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende nicht anwendbar ist.</b><b>Soweit die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Zusch&#252;sse unter Versto&#223; gegen die in Art.&#160;93 des EWG-Vertrags bestimmte Pflicht zur vorherigen Anmeldung gew&#228;hrt wurden, k&#246;nnen sich die staatlichen Beh&#246;rden nicht auf den Grundsatz des Vertrauensschutzes berufen. In einer Situation wie der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden, in der ein Wettbewerber der beg&#252;nstigten Gesellschaft eine Schadensersatzklage gegen den Mitgliedstaat erhoben hat, darf nach dem Grundsatz der Rechtssicherheit dem Kl&#228;ger nicht in entsprechender Anwendung eine Verj&#228;hrungsfrist wie die in Art.&#160;15 Abs.&#160;1 dieser Verordnung festgesetzte entgegengehalten werden.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Italienisch.</p>
175,030
eugh-2019-01-23-c-69817
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-698/17
2019-01-23T00:00:00
2019-01-31T19:20:51
2019-01-31T19:20:51
Urteil
ECLI:EU:C:2019:48
<p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Dritte Kammer)</p> <p class="C19Centre">23.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Rechtsmittel &#8211; Unionsmarke &#8211; Verordnung (EG) Nr.&#160;207/2009 &#8211; Art.&#160;15 Abs.&#160;1 &#8211; Antrag auf Erkl&#228;rung des Verfalls einer Marke &#8211; Dreidimensionale Marke, die die Form eines Ofens darstellt &#8211; Ernsthafte Benutzung der Marke &#8211; Begr&#252;ndung&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;698/17&#160;P</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Rechtsmittel nach Art.&#160;56 der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union, eingelegt am 13.&#160;Dezember 2017,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Toni Klement,</b> wohnhaft in Dippoldiswalde (Deutschland), Prozessbevollm&#228;chtigter: Rechtsanwalt J.&#160;Weiser,</p> <p class="C72Alineadroite">Rechtsmittelf&#252;hrer,</p> <p class="C02AlineaAltA">andere Partei des Verfahrens:</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Amt der Europ&#228;ischen Union f&#252;r geistiges Eigentum (EUIPO),</b> vertreten durch D.&#160;Hanf, D.&#160;Botis und D.&#160;Walicka als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C72Alineadroite">Beklagter im ersten Rechtszug,</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Dritte Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten der Vierten Kammer M.&#160;Vilaras in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Dritten Kammer sowie der Richter J.&#160;Malenovsk&#253;, L.&#160;Bay Larsen (Berichterstatter), M.&#160;Safjan und D.&#160;&#352;v&#225;by,</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: M.&#160;Szpunar,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: A.&#160;Calot Escobar,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des nach Anh&#246;rung des Generalanwalts ergangenen Beschlusses, ohne Schlussantr&#228;ge &#252;ber die Rechtssache zu entscheiden,</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinem Rechtsmittel beantragt Herr Toni Klement die Aufhebung des Urteils des Gerichts der Europ&#228;ischen Union vom 10.&#160;Oktober 2017, Klement/EUIPO &#8211; Bullerjan (Form eines Ofens) (T&#8209;211/14&#160;RENV, nicht ver&#246;ffentlicht, im Folgenden: angefochtenes Urteil, EU:T:2017:715), mit dem dieses seine Klage gegen die Entscheidung der Ersten Beschwerdekammer des Amtes der Europ&#228;ischen Union f&#252;r geistiges Eigentum (EUIPO) vom 9.&#160;Januar 2014 (Sache R&#160;927/2013&#8209;1) zu einem Verfallsverfahren zwischen Herrn Klement und der Bullerjan GmbH (im Folgenden: streitige Entscheidung) abgewiesen hat.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Verordnung (EG) Nr.&#160;207/2009 des Rates vom 26.&#160;Februar 2009 &#252;ber die Unionsmarke (ABl.&#160;2009, L&#160;78, S.&#160;1) bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Von der Eintragung ausgeschlossen sind</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Marken, die keine Unterscheidungskraft haben;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">e)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zeichen, die ausschlie&#223;lich bestehen</p> <p class="C10Marge1">&#8230;</p> <p class="C11Marge1avecretrait">ii)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;aus der Form der Ware, die zur Erreichung einer technischen Wirkung erforderlich ist;</p> <p class="C10Marge1">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;15 der Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hat der Inhaber die [Unionsmarke] f&#252;r die Waren oder Dienstleistungen, f&#252;r die sie eingetragen ist, innerhalb von f&#252;nf Jahren, gerechnet von der Eintragung an, nicht ernsthaft in der [Union] benutzt, oder hat er eine solche Benutzung w&#228;hrend eines ununterbrochenen Zeitraums von f&#252;nf Jahren ausgesetzt, so unterliegt die [Unionsmarke] den in dieser Verordnung vorgesehenen Sanktionen, es sei denn, dass berechtigte Gr&#252;nde f&#252;r die Nichtbenutzung vorliegen.</p> <p class="C02AlineaAltA">Folgendes gilt ebenfalls als Benutzung im Sinne des Unterabsatzes&#160;1:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;die Benutzung der [Unionsmarke] in einer Form, die von der Eintragung nur in Bestandteilen abweicht, ohne dass dadurch die Unterscheidungskraft der Marke beeinflusst wird;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Benutzung der [Unionsmarke] mit Zustimmung des Inhabers gilt als Benutzung durch den Inhaber.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;51 Abs.&#160;1 der Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Die [Unionsmarke] wird auf Antrag beim Amt oder auf Widerklage im Verletzungsverfahren f&#252;r verfallen erkl&#228;rt,</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;wenn die Marke innerhalb eines ununterbrochenen Zeitraums von f&#252;nf Jahren in der [Union] f&#252;r die Waren oder Dienstleistungen, f&#252;r die sie eingetragen ist, nicht ernsthaft benutzt worden ist &#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;&#8220;</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Vorgeschichte des Rechtsstreits</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 22.&#160;M&#228;rz 2004 meldete Bullerjan, damals die Energetec Gesellschaft f&#252;r Energietechnik mbH, beim EUIPO eine dreidimensionale Unionsmarke in der Form eines bestimmten Ofens an. Diese Marke wurde am 5.&#160;Juli 2005 f&#252;r &#8222;&#214;fen&#8220; in Klasse&#160;11 im Sinne des Abkommens von Nizza &#252;ber die internationale Klassifikation von Waren und Dienstleistungen f&#252;r die Eintragung von Marken vom 15.&#160;Juni 1957 in revidierter und ge&#228;nderter Fassung eingetragen.</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 23.&#160;Februar 2012 stellte Herr Klement einen Antrag, diese Marke auf der Grundlage von Art.&#160;51 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;207/2009 wegen Nichtbenutzung f&#252;r verfallen zu erkl&#228;ren, da sie innerhalb eines ununterbrochenen Zeitraums von f&#252;nf Jahren nicht ernsthaft benutzt worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Entscheidung vom 3.&#160;April 2013 wies die Nichtigkeitsabteilung des EUIPO den Antrag auf Erkl&#228;rung des Verfalls zur&#252;ck.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit der streitigen Entscheidung wies die Erste Beschwerdekammer des EUIPO (im Folgenden: Beschwerdekammer) die gegen die Entscheidung vom 3.&#160;April 2013 eingelegte Beschwerde mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ck, dass die fragliche Marke im Referenzzeitraum in der Union ernsthaft benutzt worden sei.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Verfahren vor dem Gericht und vor dem Gerichtshof</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Klageschrift, die am 3.&#160;April 2014 bei der Kanzlei des Gerichts einging, erhob Herr Klement Klage auf Ab&#228;nderung der streitigen Entscheidung und, hilfsweise, auf deren Aufhebung.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zur St&#252;tzung seiner Klage machte der Rechtsmittelf&#252;hrer einen einzigen Klagegrund geltend, mit dem er die Verletzung von Art.&#160;51 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;207/2009 in Verbindung mit deren Art.&#160;15 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 Buchst.&#160;a r&#252;gte, da die Beschwerdekammer zu Unrecht das Vorliegen einer ernsthaften Benutzung der fraglichen Marke im Referenzzeitraum festgestellt habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit machte der Rechtsmittelf&#252;hrer geltend, die fragliche Marke sei nicht allein verwendet worden, sondern in Verbindung mit dem unterscheidungskr&#228;ftigen, auf den fraglichen Waren gut sichtbar angebrachten Wortbestandteil &#8222;Bullerjan&#8220;. Zum einen erf&#252;lle eine allein aus der Form einer Ware ohne zus&#228;tzlichen Wortbestandteil bestehende dreidimensionale Marke aber nicht mehr ihre Hauptfunktion als Hinweis auf die betriebliche Herkunft der fraglichen Waren und k&#246;nne daher nicht Gegenstand einer ernsthaften Benutzung sein, wenn ihr ein solcher unterscheidungskr&#228;ftiger Wortbestandteil hinzugef&#252;gt werde. Zum anderen beeinflusse der Zusatz eines solchen Wortbestandteils zu einer derartigen Marke zwangsl&#228;ufig deren Unterscheidungskraft in der Form, in der sie eingetragen worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit Urteil vom 24.&#160;September 2015, Klement/EUIPO &#8211; Bullerjan (Form eines Ofens) (T&#8209;211/14, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:T:2015:688), wies das Gericht diesen Klagegrund zur&#252;ck und daher die Klage insgesamt ab.</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht pflichtete zun&#228;chst der Beschwerdekammer bei, dass der auf der Vorderseite der Ware, deren Form die in Rede stehende Marke darstelle, zus&#228;tzlich angebrachte Wortbestandteil &#8222;Bullerjan&#8220; die Unterscheidungskraft dieser Marke in der Form, in der sie eingetragen worden sei, nicht beeinflusst habe und der Durchschnittsverbraucher weiterhin die fragliche Form der &#214;fen als Hinweis auf deren betriebliche Herkunft wahrnehme, und stellte sodann fest, dass die ernsthafte Benutzung der fraglichen Marke w&#228;hrend des Referenzzeitraums rechtlich hinreichend nachgewiesen worden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nachdem der Kl&#228;ger ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil eingelegt hatte, hob der Gerichtshof es mit Urteil vom 1.&#160;Dezember 2016, Klement/EUIPO (C&#8209;642/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:918), auf und verwies die Rechtssache an das Gericht zur&#252;ck.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Angefochtenes Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit dem angefochtenen Urteil wies das Gericht die Klage ab.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf den zweiten Teil des einzigen Klagegrundes, mit dem die fehlende Benutzung der fraglichen Marke in der Form, in der sie eingetragen worden sei, ger&#252;gt worden war, wies das Gericht in Rn.&#160;36 des angefochtenen Urteils zun&#228;chst darauf hin, dass im Rahmen der Anwendung von Art.&#160;15 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;207/2009 die Form der Benutzung der fraglichen Marke mit Blick auf ihre Unterscheidungskraft zu beurteilen sei, um zu pr&#252;fen, ob diese beeinflusst werde, und dass dabei insbesondere der hohe oder weniger hohe Grad an Unterscheidungskraft der fraglichen Marke zu ber&#252;cksichtigen sei. Sodann wies das Gericht bei der Pr&#252;fung der Richtigkeit der Beurteilung der Beschwerdekammer, dass der Begriff &#8222;Bullerjan&#8220; die Unterscheidungskraft der fraglichen Marke nicht beeinflusse, in Rn.&#160;38 des angefochtenen Urteils darauf hin, dass als Erstes der Grad an Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke festzustellen sei, dann als Zweites zu bestimmen sei, ob die auf den von dieser Marke erfassten Waren angebrachte Wortmarke Bullerjan die Unterscheidungskraft dieser Marke in der Form, in der sie eingetragen worden sei, beeinflusse.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich des Grades an Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke stellte das Gericht in Rn.&#160;42 des angefochtenen Urteils fest, dass sie erheblich von der Branchen&#252;blichkeit abweiche. So sei die Konzeption des fraglichen Ofens, die gew&#228;hrleiste, dass sich fast die gesamte Oberfl&#228;che der Rohre in der Brennkammer befinde, was einen maximalen W&#228;rmeaustausch gew&#228;hrleiste, nicht branchen&#252;blich. Das Gericht schloss daraus in Rn.&#160;46 des angefochtenen Urteils, dass die fragliche Marke hohe Unterscheidungskraft besitze.</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich der Frage, ob die Verwendung der in Rede stehenden Marke in Verbindung mit der Wortmarke Bullerjan die Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke in der Form, in der sie eingetragen worden sei, beeinflusse, stellte das Gericht in Rn.&#160;47 des angefochtenen Urteils fest, dass die zus&#228;tzliche Anbringung dieser Wortmarke die Form der in Rede stehenden Marke insoweit nicht ver&#228;ndere, als der Verbraucher nach wie vor die Form der dreidimensionalen Marke, die dieselbe bleibe, als Hinweis auf die Herkunft der Waren erkennen k&#246;nne. Die Gesamtwahrnehmung der in Rede stehenden Marke werde durch das Schild, auf dem die Wortmarke Bullerjan angebracht sei, nicht ver&#228;ndert. Angesichts der hohen Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke beeinflusse die genannte Wortmarke folglich, auch wenn sie die Bestimmung der betrieblichen Herkunft der betreffenden Waren erleichtern k&#246;nne, nicht die Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke im Sinne von Art.&#160;15 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;207/2009 und stelle den Umstand nicht in Frage, dass die dreidimensionale Form f&#252;r sich genommen gen&#252;ge, um die betriebliche Herkunft dieser Waren zu bestimmen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Antr&#228;ge der Parteien vor dem Gerichtshof</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rechtsmittelf&#252;hrer beantragt, das angefochtene Urteil aufzuheben und dem EUIPO die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das EUIPO beantragt, das Rechtsmittel zur&#252;ckzuweisen und dem Rechtsmittelf&#252;hrer die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zum Rechtsmittel</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rechtsmittelf&#252;hrer st&#252;tzt sein Rechtsmittel auf drei Gr&#252;nde, mit denen er erstens eine unzul&#228;ngliche Begr&#252;ndung der als hoch eingestuften Unterscheidungskraft der in Rede stehenden dreidimensionalen Marke trotz technischer Funktionalit&#228;t ihrer Form, zweitens eine unzul&#228;ngliche Begr&#252;ndung der fehlenden Beeinflussung der Unterscheidungskraft dieser Marke durch den hinzugef&#252;gten Wortbestandteil und drittens die Verwendung eines fehlerhaften Ma&#223;stabs bei der Bestimmung der Unterscheidungskraft der Marke r&#252;gt.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Zum ersten Rechtsmittelgrund</i> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Vorbringen der Parteien</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinem ersten Rechtsmittelgrund macht der Rechtsmittelf&#252;hrer geltend, das Gericht habe die als hoch eingestufte Unterscheidungskraft der in Rede stehenden dreidimensionalen Marke unzul&#228;nglich begr&#252;ndet, ohne zu erl&#228;utern, warum der angesprochene Verkehr ihr einen besonders starken Herkunftshinweis entnehme, obgleich ihre Form rein technisch bedingt sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rechtsmittelf&#252;hrer st&#252;tzt sich auf Rn.&#160;27 des Urteils vom 1.&#160;Dezember 2016, Klement/EUIPO (C&#8209;642/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:918), und tr&#228;gt vor, dass einer dreidimensionalen Marke, auch wenn sie ungew&#246;hnlich sei, weil sie sich erheblich von den branchen&#252;blichen Formen abhebe, gleichwohl nur eine geringe Unterscheidungskraft zukommen k&#246;nne, weil der Verkehr in der ungew&#246;hnlichen Form lediglich eine technische Funktionalit&#228;t erkenne.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht habe in Rn.&#160;28 des angefochtenen Urteils ausgef&#252;hrt, dass das Vorbringen des Rechtsmittelf&#252;hrers, wonach die in Rede stehende dreidimensionale Marke aufgrund der Funktionalit&#228;t der durch sie gesch&#252;tzten Form eine sehr schwache Unterscheidungskraft besitze, im Rahmen der Pr&#252;fung des zweiten Teils des einzigen Klagegrundes gepr&#252;ft werde. Entgegen dieser Ank&#252;ndigung sei das Gericht jedoch nicht auf die Frage des Einflusses der Funktionalit&#228;t der gesch&#252;tzten Form auf die Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke eingegangen, als es in den Rn.&#160;30&#160;ff. des angefochtenen Urteils den zweiten Teil des einzigen Klagegrundes gepr&#252;ft habe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im &#220;brigen habe das Gericht in Rn.&#160;42 des angefochtenen Urteils selbst best&#228;tigt, dass die von der in Rede stehenden Marke gesch&#252;tzte Form technisch bedingt sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die technische Funktionalit&#228;t einer Form habe jedoch naturgem&#228;&#223; Einfluss auf die Wahrnehmung durch die angesprochenen Verkehrskreise. Der Verkehr erblicke in einer Form, die auf eine technische Funktion zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, keinen Herkunftshinweis. Das Gericht h&#228;tte daher die Gr&#252;nde darlegen m&#252;ssen, warum der in Rede stehenden dreidimensionalen Marke trotz der Funktionalit&#228;t ihrer Form eine hohe Unterscheidungskraft zukomme.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das EUIPO entgegnet, dass das Gericht im Wesentlichen die Anwendbarkeit von Art.&#160;15 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;207/2009 festgestellt habe, als es in Rn.&#160;47 des angefochtenen Urteils bejaht habe, dass die in Rede stehende Marke trotz ihrer Kombination mit der Wortmarke Bullerjan weiterhin als selbst&#228;ndiger Herkunftshinweis wahrgenommen werde. Damit sei Art.&#160;15 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Verordnung nicht anwendbar gewesen, so dass es auf den Grad an Unterscheidungskraft der nebeneinander benutzten Marken nicht habe ankommen k&#246;nnen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist darauf hinzuweisen, dass aus der Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils zwar die Erw&#228;gungen des Gerichts klar und eindeutig hervorgehen m&#252;ssen, so dass die Betroffenen die Gr&#252;nde f&#252;r die getroffene Entscheidung erkennen k&#246;nnen und der Gerichtshof seine gerichtliche Kontrolle aus&#252;ben kann (vgl. u.&#160;a. Urteil vom 1.&#160;Dezember 2016, Klement/EUIPO, C&#8209;642/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:918, Rn.&#160;24 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), doch verlangt die dem Gericht obliegende Begr&#252;ndungspflicht von ihm nicht, bei seinen Ausf&#252;hrungen alle von den Parteien des Rechtsstreits vorgetragenen Argumente nacheinander ersch&#246;pfend zu behandeln. Die Begr&#252;ndung des Gerichts kann daher implizit erfolgen, sofern sie es den Betroffenen erm&#246;glicht, die Gr&#252;nde zu erfahren, aus denen das Gericht ihrer Argumentation nicht gefolgt ist, und dem Gerichtshof ausreichende Angaben liefert, damit er seine Kontrollfunktion wahrnehmen kann (Urteil vom 19.&#160;M&#228;rz 2015, MEGA Brands International/HABM, C&#8209;182/14&#160;P, EU:C:2015:187, Rn.&#160;54 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Frage, ob die Begr&#252;ndung eines Urteils des Gerichts widerspr&#252;chlich oder unzul&#228;nglich ist, ist eine Rechtsfrage, die als solche im Rahmen eines Rechtsmittels aufgeworfen werden kann (vgl. u.&#160;a. Urteil vom 1.&#160;Dezember 2016, Klement/EUIPO, C&#8209;642/15&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2016:918, Rn.&#160;25 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall hat das Gericht in Rn.&#160;42 des angefochtenen Urteils festgestellt, dass die in Rede stehende Marke erheblich von der Branchen&#252;blichkeit abweiche, da die Form eines Ofens im Allgemeinen mehr oder weniger an die Form eines Kamins erinnere.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In dieser Rn.&#160;42 hat das Gericht auch ausgef&#252;hrt, dass, da der fragliche Ofen aus mehreren Stahlrohren bestehe, die so gekr&#252;mmt seien, dass sie eine horizontale zylindrische Brennkammer bildeten, eine solche Konzeption, die gew&#228;hrleiste, dass sich fast die gesamte Oberfl&#228;che der Rohre in der Brennkammer befinde, was einen maximalen W&#228;rmeaustausch gew&#228;hrleiste, nicht branchen&#252;blich sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Gericht hat in Rn.&#160;43 des angefochtenen Urteils festgestellt, dass dieses Ergebnis nicht durch das Vorbringen des Rechtsmittelf&#252;hrers in Frage gestellt werde, dass die Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke dadurch abgeschw&#228;cht sei, dass zahlreiche Hersteller &#214;fen vertrieben, die eine mit der Form dieser Marke identische oder jedenfalls dieser hochgradig &#228;hnliche Form aufwiesen. In Rn.&#160;44 des angefochtenen Urteils hat es n&#228;mlich ausgef&#252;hrt, dass nicht dargetan worden sei, dass mehrere Hersteller w&#228;hrend des Referenzzeitraums &#214;fen vertrieben h&#228;tten, die eine mit der Form der in Rede stehenden Marke identische oder dieser &#228;hnliche Form aufwiesen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem hat das Gericht in Rn.&#160;27 des angefochtenen Urteils klargestellt, dass im Rahmen des vorliegenden Verfahrens davon auszugehen sei, dass die fragliche Marke nicht im Sinne von Art.&#160;7 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;e Ziff.&#160;ii der Verordnung Nr.&#160;207/2009 ausschlie&#223;lich aus der Form der Ware, die zur Erreichung einer technischen Wirkung erforderlich sei, bestehe.</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit zeigt sich, dass das Gericht bei seiner Feststellung in Rn.&#160;46 des angefochtenen Urteils, dass die fragliche Marke hohe Unterscheidungskraft besitze, implizit, aber zwangsl&#228;ufig angenommen hat, dass diese hohe Unterscheidungskraft allein auf der ungew&#246;hnlichen Form dieser Marke beruhe, obwohl diese Form in gewissem Ma&#223; funktionell sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden ist die Begr&#252;ndung insoweit ausreichend.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist der erste Rechtsmittelgrund als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Zum zweiten Rechtsmittelgrund</i> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Vorbringen der Parteien</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Rechtsmittelf&#252;hrer macht zun&#228;chst geltend, das Gericht habe nicht die Unterscheidungskraft des Wortbestandteils &#8222;Bullerjan&#8220; gepr&#252;ft, obgleich diese Pr&#252;fung eine notwendige Voraussetzung f&#252;r die Bestimmung gewesen sei, ob die Unterscheidungskraft der Marke in der Form, in der sie eingetragen worden sei, beeinflusst werde. Daher sei die Begr&#252;ndung des angefochtenen Urteils insoweit unzureichend.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner sei die Begr&#252;ndung in Rn.&#160;47 des angefochtenen Urteils widerspr&#252;chlich, weil das Gericht dort entschieden habe, dass die Wortmarke &#8222;Bullerjan&#8220;, auch wenn sie die Bestimmung der betrieblichen Herkunft der betreffenden Waren erleichtern k&#246;nne, nicht die Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke beeinflusse. Der Umstand, dass der Wortbestandteil &#8222;Bullerjan&#8220; die Bestimmung der betrieblichen Herkunft erleichtere, bedeute jedoch zwangsl&#228;ufig eine Beeinflussung der Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich habe sich das Gericht dadurch widersprochen, dass es aus der Tatsache, dass &#214;fen im Allgemeinen unter Hinzuf&#252;gung eines Wortbestandteils vertrieben w&#252;rden, gefolgert habe, dass die betreffenden Verkehrskreise die Produktform als Hinweis auf seine betriebliche Herkunft wahrn&#228;hmen. Die Vermarktung der &#214;fen in Verbindung mit einem Wortbestandteil zeige n&#228;mlich vielmehr, dass die betreffenden Verkehrskreise die Produktform nicht als Hinweis auf seine betriebliche Herkunft wahrn&#228;hmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das EUIPO tr&#228;gt vor, das Gericht habe in Rn.&#160;47 des angefochtenen Urteils gepr&#252;ft, ob die in Rede stehende Marke trotz ihrer kombinierten Benutzung mit der Wortmarke &#8222;Bullerjan&#8220; weiterhin als selbst&#228;ndiger Herkunftshinweis wahrgenommen werde, und dies bejaht.</p> <p class="C06Titre3">&#160;W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum ersten Teil des zweiten Rechtsmittelgrundes ist darauf hinzuweisen, dass das Gericht in Rn.&#160;47 des angefochtenen Urteils Folgendes ausgef&#252;hrt hat:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;[Die] zus&#228;tzliche Anbringung [der Wortmarke &#8218;Bullerjan&#8216; ver&#228;ndert] die Form der in Rede stehenden Marke insoweit nicht&#160;&#8230;, als der Verbraucher nach wie vor die Form der dreidimensionalen Marke, die dieselbe bleibt, als Hinweis auf die Herkunft der Waren erkennen kann. Au&#223;erdem nimmt diese Wortmarke &#8230; eine kleine Fl&#228;che der Struktur ein und ist nur sichtbar, wenn die Struktur von der Vorderseite der Brennkammer aus betrachtet wird. Schlie&#223;lich weist das Schild, auf dem die Wortmarke hervorgehoben ist, ebenso wie die gesamte Struktur ein metallenes Erscheinungsbild auf, so dass es sich nicht wirklich vom Rest dieser Struktur unterscheidet. Die fragliche Wortmarke f&#228;llt somit weniger auf als die Form der Ware selbst. Unter diesen Umst&#228;nden wird die Gesamtwahrnehmung der in Rede stehenden Marke durch das Schild, auf dem die Wortmarke Bullerjan angebracht ist, nicht ver&#228;ndert.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Somit hat das Gericht rechtlich hinreichend begr&#252;ndet, dass die Wortmarke &#8222;Bullerjan&#8220; im Vergleich zu der dreidimensionalen Marke eine erheblich geringere Unterscheidungskraft hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Infolgedessen ist der erste Teil des zweiten Rechtsmittelgrundes als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum zweiten Teil des zweiten Rechtsmittelgrundes ist festzustellen, dass der Umstand, dass die Wortmarke &#8222;Bullerjan&#8220; die Bestimmung der betrieblichen Herkunft der fraglichen &#214;fen erleichtern kann, nicht im Widerspruch zu dem Umstand steht, dass sie die Unterscheidungskraft der aus der Form dieser Waren bestehenden dreidimensionalen Marke im Sinne von Art.&#160;15 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;207/2009 nicht beeinflusst.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Andernfalls w&#252;rde die zus&#228;tzliche Anbringung eines Wortbestandteils an eine dreidimensionale Marke, wodurch die Bestimmung der betrieblichen Herkunft der betreffenden Waren stets erleichtert werden kann, zwangsl&#228;ufig eine Beeinflussung der Unterscheidungskraft der dreidimensionalen Marke bedeuten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der zweite Teil des zweiten Rechtsmittelgrundes als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum dritten Teil des zweiten Rechtsmittelgrundes ist festzustellen, dass eine dreidimensionale Marke in Verbindung mit einem Wortbestandteil benutzt werden kann, ohne dass dies zwangsl&#228;ufig die Wahrnehmung der Form als Hinweis auf die betriebliche Herkunft der Waren durch den Verbraucher in Frage stellt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Deshalb w&#252;rde die Vermarktung von &#214;fen in Verbindung mit einem Wortbestandteil entgegen dem Vorbringen des Rechtsmittelf&#252;hrers nicht zeigen, dass die betreffenden Verkehrskreise die Produktform nicht als Hinweis auf seine betriebliche Herkunft wahrn&#228;hmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Des Weiteren hat das Gericht aus dem Umstand, dass &#214;fen im Allgemeinen unter Hinzuf&#252;gung eines Wortbestandteils vertrieben werden, entgegen dem Vorbringen des Rechtsmittelf&#252;hrers nicht gefolgert, dass die betreffenden Verkehrskreise die Produktform als Hinweis auf seine betriebliche Herkunft wahrnehmen, sondern in Rn.&#160;47 des angefochtenen Urteils insoweit lediglich festgestellt, dass die Verbindung einer dreidimensionalen Form mit einer zus&#228;tzlichen Wortmarke in der fraglichen Branche &#252;blich sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher hat das Gericht das angefochtene Urteil entgegen dem Vorbringen des Rechtsmittelf&#252;hrers nicht widerspr&#252;chlich begr&#252;ndet.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der dritte Teil des zweiten Rechtsmittelgrundes als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist der zweite Rechtsmittelgrund als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<i>Zum dritten Rechtsmittelgrund</i> </p> <p class="C06Titre3">&#160;Vorbringen der Parteien</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seinem dritten Rechtsmittelgrund, der aus drei Teilen besteht, macht der Rechtsmittelf&#252;hrer zun&#228;chst geltend, das Gericht habe in Rn.&#160;42 des angefochtenen Urteils seine Bestimmung der Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke zu Unrecht auf den Vergleich der von der Marke gesch&#252;tzten Form mit der Form eines Ofens im Allgemeinen statt auf den Vergleich der gesch&#252;tzten Form mit den branchen&#252;blichen Darstellungen in ihrer ganzen Vielfalt gest&#252;tzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner habe das Gericht in Rn.&#160;45 des angefochtenen Urteils zur Verwerfung des Arguments des Rechtsmittelf&#252;hrers, dass die Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke dadurch abgeschw&#228;cht sei, dass zahlreiche Hersteller &#214;fen vertrieben h&#228;tten, die eine mit der Form der in Rede stehenden Marke identische oder jedenfalls dieser hochgradig &#228;hnliche Form aufwiesen, bei der Beurteilung der Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke einen falschen Pr&#252;fungsma&#223;stab angewandt, der auf eine hier unerhebliche Rechtsprechung gest&#252;tzt sei.</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich habe das Gericht die Vorschriften &#252;ber die Beweislast f&#252;r die ernsthafte Benutzung einer Marke verkannt, die bei deren Inhaber liege. Es habe Bullerjan oblegen, den Beweis f&#252;r die Nichtbeeinflussung der Unterscheidungskraft der eingetragenen Form durch ihre Benutzung in Verbindung mit einem Wortbestandteil zu erbringen. Somit habe das Gericht einen Rechtsfehler begangen, als es in Rn.&#160;45 bzw. 44 des angefochtenen Urteils entschieden habe, dass &#8222;[das] Vorbringen des Kl&#228;gers &#8230; nicht die Annahme [zul&#228;sst], das[s] die Form der fraglichen Marke branchen&#252;blich ist&#8220; und &#8222;[der] Kl&#228;ger &#8230; keine anderen Beweise [vorlegt], die sein Vorbringen[, dass die Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke dadurch abgeschw&#228;cht sei, dass zahlreiche Hersteller &#214;fen vertrieben, die eine mit der Form dieser Marke identische oder jedenfalls dieser hochgradig &#228;hnliche Form aufwiesen,] st&#252;tzen k&#246;nnten&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das EUIPO tr&#228;gt vor, dass nach den unbestrittenen und im vorliegenden Verfahren vom Gerichtshof nicht &#252;berpr&#252;fbaren Tatsachenfeststellungen des Gerichts in Rn.&#160;47 des angefochtenen Urteils der Inhaber der in Rede stehenden Marke den Nachweis einer ernsthaften Benutzung der Marke in ihrer eingetragenen Form gem&#228;&#223; Art.&#160;15 Abs.&#160;1 Unterabs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;207/2009 erbracht habe.</p> <p class="C06Titre3">&#160;W&#252;rdigung durch den Gerichtshof</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hinsichtlich des zun&#228;chst zu pr&#252;fenden dritten Teils des dritten Rechtsmittelgrundes bedeutet der Umstand, dass im Rahmen eines Verfallsverfahrens der Nachweis einer ernsthaften Benutzung der Marke grunds&#228;tzlich deren Inhaber obliegt (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 26.&#160;September 2013, Centrotherm Systemtechnik/HABM und centrotherm Clean Solutions, C&#8209;610/11&#160;P, EU:C:2013:593, Rn.&#160;63), nicht, dass in einer Situation, in der das Gericht auf der Grundlage von Tatsachen, die es f&#252;r bekannt gehalten hat, festgestellt hat, dass die in Rede stehende Marke von den branchen&#252;blichen Formen erheblich abweiche, es dem Markeninhaber obliegt, weitere Nachweise daf&#252;r zu erbringen, dass die Form dieser Marke nicht branchen&#252;blich ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In einer solchen Situation obliegt es demjenigen, der die Erkl&#228;rung des Verfalls der betreffenden Marke beantragt, gegebenenfalls nachzuweisen, dass die Form dieser Marke branchen&#252;blich ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher ist der dritte Teil des dritten Rechtsmittelgrundes als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum zweiten Teil des dritten Rechtsmittelgrundes ist darauf hinzuweisen, dass das Gericht in den Rn.&#160;42, 44 und 45 des angefochtenen Urteils Folgendes ausgef&#252;hrt hat:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;42&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist festzustellen, dass die in Rede stehende Marke erheblich von der Branchen&#252;blichkeit abweicht. &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">44&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#8230; [Anhand] der von dem Kl&#228;ger vorgelegten Unterlagen [l&#228;sst sich] nicht nachweisen&#160;&#8230;, dass mehrere Hersteller w&#228;hrend des Referenzzeitraums &#214;fen vertrieben, die eine mit der Form der in Rede stehenden Marke identische oder dieser &#228;hnliche Form aufwiesen. Diese Unterlagen &#8230; k&#246;nnen daher die oben in Rn.&#160;42 dargelegte W&#252;rdigung nicht in Frage stellen. Der Kl&#228;ger legt keine anderen Beweise vor, die sein Vorbringen st&#252;tzen k&#246;nnten.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">45&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem &#8230; macht der Kl&#228;ger [im vorliegenden Fall] zwar geltend, dass andere Hersteller Waren vertrieben, die eine der in Rede stehenden Marke sehr &#228;hnliche Form aufwiesen, er tr&#228;gt jedoch nichts vor, was belegen k&#246;nnte, dass die ma&#223;geblichen Verkehrskreise die Form der in Rede stehenden Marke mit den von ihr erfassten Waren gedanklich in Verbindung bringen. Das Vorbringen des Kl&#228;gers l&#228;sst somit nicht die Annahme zu, das[s] die Form der fraglichen Marke branchen&#252;blich ist.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die vom Gericht in Rn.&#160;45 des angefochtenen Urteils dargelegten Gr&#252;nde sollen die in Rn.&#160;44 des Urteils angef&#252;hrten Gr&#252;nde jedoch nur erg&#228;nzen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Feststellung in Rn.&#160;44 des angefochtenen Urteils ist n&#228;mlich eine ausreichende Grundlage f&#252;r das in Rn.&#160;46 des Urteils genannte Ergebnis, dass die in Rede stehende Marke hohe Unterscheidungskraft besitzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher k&#246;nnte selbst unter der Annahme, dass das Gericht in Rn.&#160;45 des angefochtenen Urteils einen Rechtsfehler begangen hat, dieser Fehler jedenfalls keine Auswirkung auf das in Rn.&#160;46 des Urteils genannte Ergebnis haben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der zweite Teil des dritten Rechtsmittelgrundes als ins Leere gehend zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum ersten Teil des dritten Rechtsmittelgrundes ist darauf hinzuweisen, dass nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs nur eine Marke, die erheblich von der Norm oder der &#220;blichkeit der Branche abweicht und deshalb ihre wesentliche herkunftskennzeichnende Funktion erf&#252;llt, Unterscheidungskraft besitzt (Urteil vom 4.&#160;Mai 2017, August Storck/EUIPO, C&#8209;417/16&#160;P, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2017:340, Rn.&#160;35).</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Rn.&#160;42 des angefochtenen Urteils hat das Gericht jedoch im Wesentlichen nur festgestellt, dass die in Rede stehende Marke erheblich von der &#220;blichkeit und der Norm der Branche abweiche und insoweit erl&#228;utert, dass bekanntlich die Form eines Ofens im Allgemeinen aus einem Feuerungsraum, in dem die Verbrennung des Holzes stattfindet, einer Verkleidung sowie einer Verbindung zum Rauchabzug bestehe und mehr oder weniger an die Form eines Kamins erinnere.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ferner ergibt sich aus Rn.&#160;62 des vorliegenden Urteils, dass nicht nachgewiesen worden ist, dass mehrere Hersteller w&#228;hrend des Referenzzeitraums &#214;fen vertrieben, die eine mit der Form der in Rede stehenden Marke identische oder dieser &#228;hnliche Form aufwiesen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich hat das Gericht in Rn.&#160;46 des angefochtenen Urteils den Grad an Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke nicht nur anhand des Vergleichs der von der Marke gesch&#252;tzten Form mit der Form eines Ofens im Allgemeinen bestimmt, sondern insoweit auch den Umstand ber&#252;cksichtigt, dass w&#228;hrend des Referenzzeitraums keine anderen &#214;fen existierten, die eine mit der Form der in Rede stehenden Marke identische oder dieser &#228;hnliche Form aufwiesen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da das Gericht seine W&#252;rdigung des Grades an Unterscheidungskraft der in Rede stehenden Marke nicht nur auf den Vergleich der von der Marke gesch&#252;tzten Form mit der Form eines Ofens im Allgemeinen gest&#252;tzt hat, ist der vom Rechtsmittelf&#252;hrer ger&#252;gte Rechtsfehler jedenfalls nicht erwiesen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist der erste Teil des dritten Rechtsmittelgrundes als unbegr&#252;ndet zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist der dritte Rechtsmittelgrund als teils unbegr&#252;ndet und teils ins Leere gehend zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da keiner der zur St&#252;tzung des Rechtsmittels geltend gemachten Gr&#252;nde durchgreift, ist das Rechtsmittel insgesamt zur&#252;ckzuweisen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;138 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs, der nach deren Art.&#160;184 Abs.&#160;1 auf das Rechtsmittelverfahren Anwendung findet, ist die unterliegende Partei auf Antrag zur Tragung der Kosten zu verurteilen. Da Herr Klement mit seinem Vorbringen unterlegen ist, sind ihm gem&#228;&#223; dem Antrag des EUIPO die Kosten aufzuerlegen.</p> <p class="C02AlineaAltA"> <br/> </p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Dritte Kammer) f&#252;r Recht erkannt und entschieden:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Das Rechtsmittel wird zur&#252;ckgewiesen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Herr Toni Klement tr&#228;gt die Kosten.</b> </p> <table width="100%"> <tr> <td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:left">Vilaras</p> </td><td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:center">Malenovsk&#253;</p> </td><td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:right">Bay&#160;Larsen</p> </td> </tr> </table> <table width="100%"> <tr> <td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:left">Safjan</p> </td><td width="33%">&#160;</td><td width="33%"> <p class="C77SignaturesComposition" style="text-align:right">&#352;v&#225;by</p> </td> </tr> </table> <p class="C77SignaturesAlinea">Verk&#252;ndet in &#246;ffentlicher Sitzung in Luxemburg am 23. Januar 2019.</p> <table width="100%"> <tr> <td width="33%"> <p class="C77Signatures" style="text-align:left">Der Kanzler</p> </td><td width="33%">&#160;</td><td width="33%"> <p class="C77Signatures" style="text-align:right">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Pr&#228;sident</p> </td> </tr> </table> <table width="100%"> <tr> <td width="33%"> <p class="C77Signatures" style="text-align:left">A. Calot Escobar</p> </td><td width="33%">&#160;</td><td width="33%"> <p class="C77Signatures" style="text-align:right">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;K. Lenaerts</p> </td> </tr> </table> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Deutsch.</p>
175,029
eugh-2019-01-23-c-27217
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-272/17
2019-01-23T00:00:00
2019-01-31T19:20:51
2019-01-31T19:20:51
Urteil
ECLI:EU:C:2019:49
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Zehnte Kammer)</p> <p class="C19Centre">23.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung&#160;&#8211; Freiz&#252;gigkeit der Arbeitnehmer&#160;&#8211; Gleichbehandlung&#160;&#8211; Einkommensteuer&#160;&#8211; Sozialversicherungsbeitr&#228;ge&#160;&#8211; Arbeitnehmer, der w&#228;hrend des Kalenderjahrs den Besch&#228;ftigungsmitgliedstaat verlassen hat&#160;&#8211; Anwendung der Regel der zeitanteiligen Berechnung auf die Beitragserm&#228;&#223;igung&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;272/17</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267&#160;AEUV, eingereicht vom Hoge Raad der Nederlanden (Oberster Gerichtshof der Niederlande) mit Entscheidung vom 12.&#160;Mai 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 18.&#160;Mai 2017, in dem Verfahren</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>K.&#160;M.&#160;Zyla</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Staatssecretaris van Financi&#235;n </b> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Zehnte Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten des Gerichtshofs K.&#160;Lenaerts in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Zehnten Kammer sowie der Richter F.&#160;Biltgen und E.&#160;Levits (Berichterstatter),</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: M.&#160;Campos S&#225;nchez-Bordona,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: C.&#160;Str&#246;mholm, Verwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 30.&#160;Mai 2018,</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;von Frau Zyla, vertreten durch Professor S.&#160;C.&#160;W.&#160;Douma,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der niederl&#228;ndischen Regierung, vertreten durch M.&#160;L.&#160;Noort und M.&#160;K.&#160;Bulterman als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch M.&#160;van Beek und M.&#160;Kellerbauer als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 11.&#160;Juli 2018 </p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art.&#160;45 AEUV.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen Frau K.&#160;M.&#160;Zyla und dem Staatssecretaris van Financi&#235;n (Staatssekret&#228;r f&#252;r Finanzen, Niederlande) &#252;ber die Bestimmung der H&#246;he der zeitanteiligen Erm&#228;&#223;igung der von Frau Zyla geschuldeten Sozialversicherungsbeitr&#228;ge.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Unionsrecht </b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 Abs.&#160;1 der Verordnung (EG) Nr.&#160;883/2004 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 29.&#160;April 2004 zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit (ABl.&#160;2004, L&#160;166, S.&#160;1, und Berichtigung ABl.&#160;2004, L&#160;200, S.&#160;1) bestimmt: </p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Verordnung gilt f&#252;r alle Rechtsvorschriften, die folgende Zweige der sozialen Sicherheit betreffen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Leistungen bei Krankheit;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Leistungen bei Mutterschaft und gleichgestellte Leistungen bei Vaterschaft;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">c)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Leistungen bei Invalidit&#228;t;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">d)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Leistungen bei Alter;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;4 dieser Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Sofern in dieser Verordnung nichts anderes bestimmt ist, haben Personen, f&#252;r die diese Verordnung gilt, die gleichen Rechte und Pflichten aufgrund der Rechtsvorschriften eines Mitgliedstaats wie die Staatsangeh&#246;rigen dieses Staates.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;5 Buchst.&#160;a der Verordnung lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Sofern in dieser Verordnung nicht[s] anderes bestimmt ist, gilt unter Ber&#252;cksichtigung der besonderen Durchf&#252;hrungsbestimmungen Folgendes:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hat nach den Rechtsvorschriften des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats der Bezug von Leistungen der sozialen Sicherheit oder sonstiger Eink&#252;nfte bestimmte Rechtswirkungen, so sind die entsprechenden Rechtsvorschriften auch bei Bezug von nach den Rechtsvorschriften eines anderen Mitgliedstaats gew&#228;hrten gleichartigen Leistungen oder bei Bezug von in einem anderen Mitgliedstaat erzielten Eink&#252;nften anwendbar.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;11 in Titel&#160;II (&#8222;Bestimmung des anwendbaren Rechts&#8220;) der Verordnung Nr.&#160;883/2004 sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Personen, f&#252;r die diese Verordnung gilt, unterliegen den Rechtsvorschriften nur eines Mitgliedstaats. Welche Rechtsvorschriften dies sind, bestimmt sich nach diesem Titel.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Vorbehaltlich der Artikel 12 bis 16 gilt Folgendes: </p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;eine Person, die in einem Mitgliedstaat eine Besch&#228;ftigung oder eine selbst&#228;ndige Erwerbst&#228;tigkeit aus&#252;bt, unterliegt den Rechtsvorschriften dieses Mitgliedstaats;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">e)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;jede andere Person, die nicht unter die Buchstaben a) bis d) f&#228;llt, unterliegt den &#8230; Rechtsvorschriften des Wohnmitgliedstaats.&#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Niederl&#228;ndisches Recht</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;8.1 der Wet op de inkomstenbelasting 2001 (Gesetz &#252;ber die Einkommensteuer von 2001) werden die Einkommensteuer und die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge von den Finanzbeh&#246;rden zusammengefasst erhoben, was in diesem Artikel als kombinierte Besteuerung bezeichnet wird. Der von einer Person geschuldete Gesamtbetrag der &#8222;kombinierten Besteuerung&#8220; ergibt sich, indem die auf Arbeitseinkommen und sonstige Eink&#252;nfte (etwa aus Vermietung oder Kapitalverm&#246;gen) geschuldete Einkommensteuer und die geschuldeten Sozialversicherungsbeitr&#228;ge addiert werden. Gem&#228;&#223; diesem Artikel ergibt sich der Satz der &#8222;kombinierten Besteuerung&#8220; aus der Summe des Steuersatzes f&#252;r die erste Tranche und der anzuwendenden Beitragss&#228;tze. Ferner kann der Betrag dieser &#8222;kombinierten Besteuerung&#8220; nach diesem Gesetz erm&#228;&#223;igt werden, wobei unter der &#8222;Erm&#228;&#223;igung der kombinierten Besteuerung&#8220; im Sinne von Art.&#160;8.1 der Gesamtbetrag aus der auf die Einkommensteuer entfallenden und der auf die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge entfallenden Erm&#228;&#223;igung zu verstehen ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;8.10 des Gesetzes von 2001 &#252;ber die Einkommensteuer gilt die &#8222;allgemeine Erm&#228;&#223;igung&#8220; f&#252;r alle Steuer- und Beitragspflichtigen. F&#252;r das Jahr 2013 belief sie sich auf 2&#160;001&#160;Euro. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge richten sich nach der Algemene Ouderdomswet (Allgemeines Gesetz &#252;ber die Altersversorgung), der Algemene Nabestaandenwet (Allgemeines Gesetz &#252;ber die Hinterbliebenenversorgung) und der Algemene Wet Bijzondere Ziektekosten (Allgemeines Gesetz &#252;ber besondere Krankheitskosten). In diesen drei Systemen versichert sind in den Niederlanden wohnhafte sowie dort aufgrund einer nichtselbst&#228;ndigen Arbeit einkommensteuerpflichtige gebietsfremde Personen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;9 der Wet financiering sociale verzekeringen (Gesetz &#252;ber die Finanzierung der Sozialversicherung; im Folgenden: WFSV) bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Als Sozialversicherungsbeitr&#228;ge zu entrichten sind die von der beitragspflichtigen Person geschuldeten Sozialversicherungsbeitr&#228;ge, abz&#252;glich der auf diese anzuwendenden Beitragserm&#228;&#223;igung.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a bis c WFSV regelt, wie die &#8222;allgemeine Erm&#228;&#223;igung&#8220; der Sozialversicherungsbeitr&#228;ge vorzunehmen ist. Nach Abs.&#160;3 dieses Artikels hat jede Person, die w&#228;hrend des gesamten Kalenderjahrs Beitr&#228;ge gezahlt hat, einen Anspruch auf diese Erm&#228;&#223;igung.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;2.6a der Regeling Wet financiering sociale verzekeringen (Erlass zur Durchf&#252;hrung des Gesetzes &#252;ber die Finanzierung der Sozialversicherung, im Folgenden: Durchf&#252;hrungserlass) sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;F&#252;r Personen, die w&#228;hrend eines Teils des Kalenderjahrs aus anderen Gr&#252;nden als durch Tod nicht beitragspflichtig waren, wird die in Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;a, b und c WFSV vorgesehene Erm&#228;&#223;igung zeitanteilig entsprechend des Zeitraums der Beitragspflicht im Kalenderjahr berechnet.&#8220;</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Ausgangsverfahren und Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Frau Zyla, eine polnische Staatsangeh&#246;rige, arbeitete vom 1.&#160;Januar bis zum 21.&#160;Juni 2013 in den Niederlanden und war w&#228;hrend dieser Zeit im allgemeinen niederl&#228;ndischen Sozialversicherungssystem versichert und beitragspflichtig. Danach begab sie sich nach Polen, begr&#252;ndete dort ihren Wohnsitz und war im Jahr 2013 nicht mehr erwerbst&#228;tig.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit ihrer Erwerbst&#228;tigkeit in den Niederlanden im Jahr 2013 erzielte Frau Zyla Eink&#252;nfte in H&#246;he von 9&#160;401&#160;Euro. Hiervon wurde Einkommensteuer in H&#246;he von 1&#160;399&#160;Euro einbehalten. Es wurden au&#223;erdem Sozialversicherungsbeitr&#228;ge in H&#246;he von 2&#160;928&#160;Euro erhoben. Bei ihrer Steuerveranlagung f&#252;r das Jahr 2013 wurde Frau Zyla, weil sie in den Niederlanden gewohnt hatte, nach nationalem Recht eine allgemeine Steuererm&#228;&#223;igung auf die Einkommensteuer und die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge gew&#228;hrt. So verringerten sich die Einkommensteuer und die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge durch die allgemeine Erm&#228;&#223;igung um 1&#160;254&#160;Euro und durch die Erm&#228;&#223;igung f&#252;r Arbeitnehmer um weitere 840&#160;Euro. Das vorlegende Gericht weist darauf hin, dass die Finanzverwaltung, da Frau Zyla ab dem 22.&#160;Juni 2013 nicht mehr beitrags- und steuerpflichtig gewesen sei, gem&#228;&#223; Art.&#160;2.6a des Durchf&#252;hrungserlasses die auf diese Beitr&#228;ge entfallende allgemeine Erm&#228;&#223;igung entsprechend der Dauer der Beitragspflicht im Jahr 2013 zeitanteilig gek&#252;rzt habe. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die bei der Rechtbank Zeeland-West-Brabant (Gericht erster Instanz Zeeland-West-Brabant, Niederlande) gegen diesen Steuerbescheid erhobene Klage, mit der Frau Zyla geltend machte, Art.&#160;2.6a des Durchf&#252;hrungserlasses f&#252;hre zu einer Ungleichbehandlung von Gebietsans&#228;ssigen und Gebietsfremden, die ein Hindernis f&#252;r die durch Art.&#160;45 AEUV gew&#228;hrleistete Freiz&#252;gigkeit der Arbeitnehmer darstelle, wurde abgewiesen. Daraufhin legte sie Berufung gegen das Urteil beim Gerechtshof 's&#8209;Hertogenbosch (Berufungsgericht Herzogenbusch, Niederlande) ein. Das Berufungsgericht wies das Vorbringen der Kl&#228;gerin des Ausgangsverfahrens ebenfalls zur&#252;ck und begr&#252;ndete dies damit, dass diese, da sie in den Niederlanden nur w&#228;hrend einer bestimmten Zeit als Arbeitnehmerin im Sinne von Art.&#160;45 AEUV besch&#228;ftigt gewesen sei, nicht die volle H&#246;he des auf die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge entfallenden Teils der allgemeinen Erm&#228;&#223;igung verlangen k&#246;nne. Das nationale Recht, das diese Begrenzung des Betrags der allgemeinen Erm&#228;&#223;igung vorsehe, begr&#252;nde keine Ungleichbehandlung, weil es die H&#246;he der gew&#228;hrten Erm&#228;&#223;igung an die Beitragspflicht zum nationalen Sozialversicherungssystem und die Dauer der Beitragszahlung kn&#252;pfe.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem Hoge Raad der Nederlanden (Oberster Gerichtshof der Niederlande), bei dem die von Frau Zyla eingelegte Kassationsbeschwerde anh&#228;ngig ist, stellt sich die Frage, ob es mit dem Unionsrecht und insbesondere mit der Rechtsprechung des Gerichtshofs vereinbar ist, dass Frau Zyla nur ein Teil der Erm&#228;&#223;igung gew&#228;hrt wird. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Seiner Auffassung nach k&#246;nnte Art.&#160;45 AEUV dahin ausgelegt werden, dass er einer zeitanteiligen, der Versicherungsdauer des Beitragspflichtigen entsprechenden Beitragserm&#228;&#223;igung nicht entgegenstehe. Es sei jedoch fraglich, ob ein Arbeitnehmer, der sein gesamtes Jahreseinkommen in einem Mitgliedstaat erzielt habe, in dem er nicht oder nicht mehr wohne, nicht doch einen Anspruch auf die Erm&#228;&#223;igung f&#252;r die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge in voller H&#246;he haben sollte, auch wenn er nicht w&#228;hrend des gesamten Jahres an das Sozialversicherungssystem dieses Mitgliedstaats angeschlossen gewesen sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat der Hoge Raad der Nederlanden (Oberster Gerichtshof der Niederlande) beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Frage zur Vorabentscheidung vorzulegen: </p> <p class="C02AlineaAltA">Ist Art.&#160;45 AEUV dahin auszulegen, dass er der Vorschrift eines Mitgliedstaats entgegensteht, wonach ein Arbeitnehmer, der gem&#228;&#223; der Verordnung (EWG) Nr.&#160;1408/71 des Rates vom 14.&#160;Juni 1971 zur Anwendung der Systeme der sozialen Sicherheit auf Arbeitnehmer und Selbst&#228;ndige sowie deren Familienangeh&#246;rige, die innerhalb der Gemeinschaft zu- und abwandern, in ihrer durch die Verordnung (EG) Nr.&#160;118/97 des Rates vom 2.&#160;Dezember 1996 (ABl.&#160;1997, L&#160;28, S.&#160;1) ge&#228;nderten und aktualisierten Fassung oder gem&#228;&#223; der Verordnung Nr.&#160;883/2004 nur w&#228;hrend eines Teils des Kalenderjahrs an die Einheitssozialversicherung dieses Mitgliedstaats angeschlossen ist, bei Erhebung der entsprechenden Versicherungsbeitr&#228;ge nur einen zeitlich proportional zum Versicherungszeitraum bemessenen Teil des Beitragsanteils der allgemeinen Steuererm&#228;&#223;igung in Anspruch nehmen kann, wenn dieser Arbeitnehmer w&#228;hrend des verbleibenden Teils des Kalenderjahrs in diesem Mitgliedstaat nicht an die Einheitssozialversicherung angeschlossen ist, in diesem Zeitraum in einem anderen Mitgliedstaat wohnt und (nahezu) seine gesamten Jahreseink&#252;nfte im erstgenannten Mitgliedstaat erzielt hat? </p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zur Vorlagefrage</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;45 AEUV dahin auszulegen ist, dass er einer Regelung eines Mitgliedstaats entgegensteht, die im Hinblick auf die Bestimmung der H&#246;he der von einem Arbeitnehmer geschuldeten Sozialversicherungsbeitr&#228;ge vorsieht, dass sich die diese Beitr&#228;ge betreffende Erm&#228;&#223;igung, auf die ein Arbeitnehmer f&#252;r ein Kalenderjahr Anspruch hat, nach dem Zeitraum bemisst, in dem dieser Arbeitnehmer im Sozialversicherungssystem dieses Mitgliedstaats versichert war, und somit von der j&#228;hrlichen Erm&#228;&#223;igung den Teil ausschlie&#223;t, der dem Zeitraum entspricht, in dem dieser Arbeitnehmer nicht in diesem System versichert war und in einem anderen Mitgliedstaat wohnte, ohne dort berufst&#228;tig zu sein. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung f&#228;llt ein Unionsb&#252;rger, der vom Recht auf Freiz&#252;gigkeit der Arbeitnehmer Gebrauch macht und in einem anderen Mitgliedstaat als seinem Herkunftsstaat eine Berufst&#228;tigkeit ausge&#252;bt hat, unabh&#228;ngig von seinem Wohnort und seiner Staatsangeh&#246;rigkeit in den Anwendungsbereich von Art.&#160;45 AEUV (Urteil vom 7.&#160;M&#228;rz 2018, DW, C&#8209;651/16, EU:C:2018:162, Rn.&#160;18 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist die Situation von Frau Zyla, einer polnischen Staatsangeh&#246;rigen, die sich in die Niederlande begeben hat, um dort vom 1.&#160;Januar bis zum 21.&#160;Juni 2013 einer nichtselbst&#228;ndigen Erwerbst&#228;tigkeit nachzugehen, nach Art.&#160;45 AEUV zu beurteilen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus der Rechtsprechung des Gerichtshofs ergibt sich ferner, dass s&#228;mtliche Bestimmungen des AEU-Vertrags &#252;ber die Freiz&#252;gigkeit den Unionsb&#252;rgern die Aus&#252;bung beruflicher T&#228;tigkeiten aller Art im Gebiet der Union erleichtern sollen und Ma&#223;nahmen entgegenstehen, die die Unionsb&#252;rger benachteiligen k&#246;nnten, wenn sie im Gebiet eines anderen Mitgliedstaats eine wirtschaftliche T&#228;tigkeit aus&#252;ben wollen (Urteil vom 7.&#160;M&#228;rz 2018, DW, C&#8209;651/16, EU:C:2018:162, Rn.&#160;21 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher stellen Vorschriften, die einen Staatsangeh&#246;rigen eines Mitgliedstaats daran hindern oder davon abhalten, seinen Herkunftsstaat zu verlassen, um von seinem Recht auf Freiz&#252;gigkeit Gebrauch zu machen, eine Beschr&#228;nkung dieser Freiheit dar, auch wenn sie unabh&#228;ngig von der Staatsangeh&#246;rigkeit der betroffenen Arbeitnehmer Anwendung finden (Urteile vom 16.&#160;Februar 2006, Rockler, C&#8209;137/04, EU:C:2006:106, Rn.&#160;18, und vom 16.&#160;Februar 2006, &#214;berg, C&#8209;185/04, EU:C:2006:107, Rn.&#160;15 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass&#160;&#8211; wie die niederl&#228;ndische Regierung in ihren schriftlichen Erkl&#228;rungen ausgef&#252;hrt hat&#160;&#8211; der in Art.&#160;45 AEUV verankerte Grundsatz der Gleichbehandlung nicht nur offensichtliche Diskriminierungen aufgrund der Staatsangeh&#246;rigkeit verbietet, sondern auch alle verschleierten Formen der Diskriminierung, die durch die Anwendung anderer Unterscheidungskriterien <i>de facto</i> zum gleichen Ergebnis f&#252;hren. Sofern eine Vorschrift des nationalen Rechts nicht objektiv gerechtfertigt ist und in angemessenem Verh&#228;ltnis zum verfolgten Ziel steht, ist sie, auch wenn sie ungeachtet der Staatsangeh&#246;rigkeit anwendbar ist, als mittelbar diskriminierend anzusehen, falls sie sich ihrem Wesen nach st&#228;rker auf Wanderarbeitnehmer als auf inl&#228;ndische Arbeitnehmer auswirken kann und folglich die Gefahr besteht, dass sie Wanderarbeitnehmer besonders benachteiligt (Urteil vom 5.&#160;Dezember 2013, Zentralbetriebsrat der gemeinn&#252;tzigen Salzburger Landeskliniken, C&#8209;514/12, EU:C:2013:799, Rn.&#160;25 und 26). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall ber&#252;hrt Art.&#160;2.6a des Durchf&#252;hrungserlasses ohne Unterscheidung nach der Staatsangeh&#246;rigkeit alle Personen, die w&#228;hrend eines Teils des Kalenderjahrs nicht zur Entrichtung von Sozialversicherungsbeitr&#228;gen verpflichtet waren, in gleicher Weise. Wie der Generalanwalt in Nr.&#160;47 seiner Schlussantr&#228;ge festgestellt hat, f&#252;hrt diese Bestimmung daher nicht zu einer unmittelbaren Diskriminierung aufgrund der Staatsangeh&#246;rigkeit. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um eine Ma&#223;nahme als mittelbar diskriminierend qualifizieren zu k&#246;nnen, muss sie jedoch nicht bewirken, dass alle Inl&#228;nder beg&#252;nstigt werden oder dass unter Ausschluss der Inl&#228;nder nur die Staatsangeh&#246;rigen der anderen Mitgliedstaaten benachteiligt werden (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 18.&#160;Dezember 2014, Larcher, C&#8209;523/13, EU:C:2014:2458, Rn.&#160;32 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Au&#223;erdem ergibt sich aus der in den Rn.&#160;22 und 23 des vorliegenden Urteils angef&#252;hrten Rechtsprechung, dass selbst nichtdiskriminierende Beschr&#228;nkungen der Arbeitnehmerfreiz&#252;gigkeit nach Art.&#160;45 AEUV grunds&#228;tzlich verboten sind.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um im vorliegenden Fall zu bestimmen, ob Art.&#160;2.6a des Durchf&#252;hrungserlasses eine mittelbare Diskriminierung oder eine Behinderung der Arbeitnehmerfreiz&#252;gigkeit darstellt, ist erstens zu pr&#252;fen, ob es sich dabei um eine steuer- oder um eine sozialrechtliche Bestimmung handelt, weil n&#228;mlich jeweils unterschiedliche unionsrechtliche Vorschriften einschl&#228;gig sind. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass die auf die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge entfallende Erm&#228;&#223;igung, wie in den Rn.&#160;7 und 14 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt, in einer die Festsetzung der Einkommensteuer betreffenden Rechtsvorschrift geregelt ist, die den Einzug der Einkommensteuer von entsprechend steuerpflichtigen nat&#252;rlichen Personen mit dem Einzug der Sozialabgaben kombiniert. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Doch obwohl Steuern und Sozialversicherungsbeitr&#228;ge zusammen erhoben werden, flie&#223;t das Steueraufkommen in den allgemeinen Staatshaushalt, w&#228;hrend das Beitragsaufkommen den Kassen der spezifischen Sozialversicherungen zugef&#252;hrt wird, f&#252;r die die Beitr&#228;ge erhoben werden. Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, dass nach der Systematik der Erm&#228;&#223;igung zwischen dem die Steuer und dem die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge betreffenden Teil der Erm&#228;&#223;igung unterschieden werde. Ferner bestehe nach Art.&#160;12 Abs.&#160;1 WFSV nur dann ein Anspruch auf den Beitragsanteil der Erm&#228;&#223;igung, wenn der Betreffende beitragspflichtig sei. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich betrifft die im Ausgangsverfahren in Rede stehende Regelung Beitr&#228;ge, die speziell und unmittelbar der Finanzierung des Systems der sozialen Sicherheit dienen. Diese Regelung weist also einen unmittelbaren und hinreichend relevanten Zusammenhang mit den Gesetzen zur Regelung der in Art.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;883/2004 aufgef&#252;hrten Zweige der sozialen Sicherheit auf und f&#228;llt somit in den Anwendungsbereich dieser Verordnung (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 26.&#160;Februar 2015, de Ruyter, C&#8209;623/13, EU:C:2015:123&#8218; Rn.&#160;27 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Im Ausgangsverfahren geht es also um eine m&#246;gliche Beschr&#228;nkung der Arbeitnehmerfreiz&#252;gigkeit durch eine sozialrechtliche Ma&#223;nahme, die Bestandteil des nationalen Systems der sozialen Sicherheit ist. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher sind die in der Rechtsprechung zu den Voraussetzungen der Besteuerung der Eink&#252;nfte aus nichtselbst&#228;ndiger Arbeit entwickelten Grunds&#228;tze, wie sie sich insbesondere aus den von Frau Zyla in ihren Erkl&#228;rungen angef&#252;hrten Urteilen vom 14.&#160;Februar 1995, Schumacker (C&#8209;279/93, EU:C:1995:31), und vom 16.&#160;Oktober 2008, Renneberg (C&#8209;527/06, EU:C:2008:566), ergeben, nicht auf eine Situation wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehende anwendbar. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dies wird durch den vom vorlegenden Gericht hervorgehobenen Umstand, dass, wenn der Betrag der zu entrichtenden Sozialversicherungsbeitr&#228;ge niedriger ist als die darauf anzuwendende Erm&#228;&#223;igung, anhand eines Verrechnungsmechanismus ein Teil der Beitragserm&#228;&#223;igung auf die Einkommensteuerlast angerechnet werden kann, wodurch diese geringer wird, nicht in Frage gestellt. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat n&#228;mlich bereits entschieden, dass den im niederl&#228;ndischen System der sozialen Sicherheit versicherten Personen nur ausnahmsweise Steuererm&#228;&#223;igungen f&#252;r Sozialversicherungen zugutekommen, da ein Versicherter solche Steuererm&#228;&#223;igungen nur dann beanspruchen kann, wenn er die Beitragserm&#228;&#223;igungen nicht mit den geschuldeten Beitr&#228;gen verrechnen kann (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 8.&#160;September 2005, Blanckaert, C&#8209;512/03, EU:C:2005:516&#8218; Rn.&#160;47). Folglich hat das Bestehen des in Rn.&#160;32 des vorliegenden Urteils erw&#228;hnten Verrechnungsmechanismus keinen Einfluss auf die Rechtsnatur der im niederl&#228;ndischen Recht vorgesehenen Erm&#228;&#223;igung der Sozialversicherungsbeitr&#228;ge, die, wie vom Generalanwalt in Nr.&#160;56 seiner Schlussantr&#228;ge ausgef&#252;hrt, speziell darauf abzielt, die finanzielle Belastung abzumildern, die diese Beitr&#228;ge f&#252;r den Arbeitnehmer mit sich bringen. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung sind die Mitgliedstaaten zwar grunds&#228;tzlich weiterhin f&#252;r die Ausgestaltung ihrer Systeme der sozialen Sicherheit zust&#228;ndig, m&#252;ssen dabei jedoch das Unionsrecht und insbesondere die Bestimmungen des AEU-Vertrags &#252;ber die Freiz&#252;gigkeit der Arbeitnehmer beachten (vgl. u.&#160;a. Urteil vom 13.&#160;Juli 2016, P&#246;pperl, C&#8209;187/15, EU:C:2016:550, Rn.&#160;22 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Da die im Ausgangsverfahren in Rede stehende nationale Vorschrift zum niederl&#228;ndischen System der sozialen Sicherheit geh&#246;rt, ist zweitens zu pr&#252;fen, ob sie als solche eine mittelbar diskriminierende Ma&#223;nahme oder eine Beschr&#228;nkung der Arbeitnehmerfreiz&#252;gigkeit darstellt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie bereits in Rn.&#160;30 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt, f&#228;llt die Situation von Frau Zyla in den Anwendungsbereich der sich aus der Verordnung Nr.&#160;883/2004 ergebenden Regeln zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist darauf hinzuweisen, dass zur Gew&#228;hrleistung der Freiz&#252;gigkeit der Arbeitnehmer und Selbst&#228;ndigen in der Union unter Beachtung des Grundsatzes ihrer Gleichbehandlung nach den verschiedenen nationalen Rechtsvorschriften in der Verordnung Nr.&#160;1408/71 und sp&#228;ter in der Verordnung Nr.&#160;883/2004 eine Koordinierungsregelung geschaffen wurde, die sich u.&#160;a. mit der Bestimmung der auf Arbeitnehmer, die unter verschiedenen Umst&#228;nden von ihrem Recht auf Freiz&#252;gigkeit Gebrauch machen, anzuwendenden Rechtsvorschriften befasst (Urteil vom 26.&#160;Februar 2015, de Ruyter, C&#8209;623/13, EU:C:2015:123&#8218; Rn.&#160;34 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Regelung bildet ein geschlossenes System von Kollisionsnormen, das den Gesetzgebern der Mitgliedstaaten die Befugnis nimmt, den Geltungsbereich und die Anwendungsvoraussetzungen ihrer nationalen Rechtsvorschriften im Hinblick darauf nach ihrem Belieben zu bestimmen, welche Personen ihnen unterliegen und in welchem Gebiet die nationalen Bestimmungen ihre Wirkung entfalten sollen (Urteil vom 26.&#160;Februar 2015, de Ruyter, C&#8209;623/13, EU:C:2015:123&#8218; Rn.&#160;35 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Ausgangsverfahren unterlag Frau Zyla gem&#228;&#223; Art.&#160;11 Abs.&#160;1 und Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a der Verordnung Nr.&#160;883/2004 w&#228;hrend ihrer nichtselbst&#228;ndigen Erwerbst&#228;tigkeit in den Niederlanden dem Recht dieses Mitgliedstaats und war im niederl&#228;ndischen Sozialversicherungssystem versichert. Aufgrund dieser Versicherung wurde ihr f&#252;r diesen Zeitraum die auf die entsprechenden Sozialversicherungsbeitr&#228;ge entfallende Erm&#228;&#223;igung gew&#228;hrt. Da Frau Zyla aber, nachdem sie die Niederlande verlassen hatte und in ihren Herkunftsmitgliedstaat zur&#252;ckgekehrt war, nicht mehr im niederl&#228;ndischen Sozialversicherungssystem versichert und damit auch nicht mehr beitragspflichtig war, wurde ihr gem&#228;&#223; Art.&#160;2.6a des Durchf&#252;hrungserlasses der die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge betreffende Anteil der Erm&#228;&#223;igung nicht in voller H&#246;he gew&#228;hrt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daher hat die im Ausgangsverfahren in Rede stehende Regelung nur in Bezug auf den zweiten Teil des Jahres 2013 zu einer Ungleichbehandlung zwischen Frau Zyla und einer w&#228;hrend des gesamten Jahres im niederl&#228;ndischen Sozialversicherungssystem versicherten Person gef&#252;hrt. Eine solche Person h&#228;tte n&#228;mlich, selbst wenn sie wie Frau Zyla im zweiten Teil des Jahres kein Einkommen erzielen w&#252;rde, Anspruch auf die Beitragserm&#228;&#223;igung in voller H&#246;he, die vorrangig mit ihren Sozialversicherungsbeitr&#228;gen und nachrangig mit ihren Steuern verrechnet w&#252;rde. Dies bedeutet, dass &#8211; bei gleichen Eink&#252;nften &#8211; die Gew&#228;hrung der auf die Sozialversicherungsbeitr&#228;ge entfallenden Erm&#228;&#223;igung in voller H&#246;he bei einer Person, die w&#228;hrend des gesamten Jahres im niederl&#228;ndischen Sozialversicherungssystem versichert ist, zu einer geringeren Beitrags- oder sogar Steuerlast f&#252;hrt als bei einer Person, deren Versicherung in diesem System w&#228;hrend desselben Jahres endet.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Anbetracht der in Art.&#160;11 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;883/2004 verankerten Regel, dass nur das Recht eines Mitgliedstaats anwendbar sein kann, und der in Art.&#160;11 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;e dieser Verordnung verankerten Regel, dass eine Person, die keine Besch&#228;ftigung oder selbst&#228;ndige Erwerbst&#228;tigkeit aus&#252;bt, nur dem Sozialrecht ihres Wohnmitgliedstaats unterliegt, konnte eine Person in der Situation von Frau Zyla nach Beendigung ihrer Berufst&#228;tigkeit in den Niederlanden und ihrem Wegzug nicht mehr dem niederl&#228;ndischen Sozialversicherungssystem angeh&#246;ren.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich besteht, wie der Generalanwalt in Nr.&#160;63 seiner Schlussantr&#228;ge zutreffend ausgef&#252;hrt hat, angesichts der Art der in Rede stehenden Regelung ein objektiver Unterschied zwischen der Situation einer Person, deren Versicherung im niederl&#228;ndischen Sozialversicherungssystem&#160;&#8211; wie bei Frau Zyla&#160;&#8211; im Lauf eines bestimmten Jahres endet, und der Situation eines Arbeitnehmers, der w&#228;hrend des gesamten Jahres in diesem Sozialversicherungssystem versichert bleibt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Gerichtshof hat im &#220;brigen entschieden, dass es der inneren Logik eines nationalen Sozialversicherungssystems entspricht, dass Beitragserm&#228;&#223;igungen allein den zur Beitragszahlung Verpflichteten, d.&#160;h. den in diesem System Versicherten, zugutekommen (Urteil vom 8.&#160;September 2005, Blanckaert, C&#8209;512/03, EU:C:2005:516&#8218; Rn.&#160;49).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Au&#223;erdem sollen, wie in Rn.&#160;22 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt, s&#228;mtliche die Freiz&#252;gigkeit betreffenden Bestimmungen des Vertrags den Unionsb&#252;rgern die Aus&#252;bung beruflicher T&#228;tigkeiten aller Art im Gebiet der Union erleichtern und stehen Ma&#223;nahmen entgegen, die die Unionsb&#252;rger benachteiligen k&#246;nnten, wenn sie im Gebiet eines anderen Mitgliedstaats als ihres Herkunftsmitgliedstaats eine T&#228;tigkeit aus&#252;ben wollen. In diesem Zusammenhang haben die Staatsangeh&#246;rigen der Mitgliedstaaten insbesondere das unmittelbar aus dem AEU-Vertrag abgeleitete Recht, ihren Herkunftsmitgliedstaat zu verlassen, um sich zur Aus&#252;bung einer T&#228;tigkeit in das Gebiet eines anderen Mitgliedstaats zu begeben und sich dort aufzuhalten (Urteil vom 18.&#160;Juli 2017, Erzberger, C&#8209;566/15, EU:C:2017:562, Rn.&#160;33 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Prim&#228;rrecht der Union kann einem Arbeitnehmer jedoch nicht garantieren, dass ein Umzug in einen anderen Mitgliedstaat in sozialer Hinsicht neutral ist, da ein solcher Umzug aufgrund der Unterschiede, die zwischen den Systemen und Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten bestehen, f&#252;r die betreffende Person je nach Einzelfall Vorteile oder Nachteile in diesem Bereich haben kann (Urteil vom 18.&#160;Juli 2017, Erzberger, C&#8209;566/15, EU:C:2017:562, Rn.&#160;34 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung). Das Unionsrecht garantiert lediglich, dass Arbeitnehmer, die im Gebiet eines anderen Mitgliedstaats als ihres Herkunftsmitgliedstaats eine T&#228;tigkeit aus&#252;ben, denselben Bedingungen unterliegen wie die Arbeitnehmer in diesem anderen Staat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem kann Art.&#160;2.6a des Durchf&#252;hrungserlasses weder als eine mittelbar diskriminierende Vorschrift noch als eine Beschr&#228;nkung der Arbeitnehmerfreiz&#252;gigkeit, die nach Art.&#160;45 AEUV verboten sind, angesehen werden. </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Schlie&#223;lich wird diese Beurteilung entgegen dem Vorbringen der Europ&#228;ischen Kommission nicht durch das Urteil vom 26.&#160;Januar 1999, Terhoeve (C&#8209;18/95, EU:C:1999:22), oder das Urteil vom 8.&#160;Mai 1990, Biehl (C&#8209;175/88, EU:C:1990:186), in Frage gestellt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im ersten dieser beiden Urteile ging es n&#228;mlich um Sozialversicherungsbeitr&#228;ge, die ein lediglich aus seinem Herkunftsmitgliedstaat entsandter Arbeitnehmer zu entrichten hatte, der gem&#228;&#223; den Koordinierungsregeln der Verordnung Nr.&#160;1408/71 trotz seiner Entsendung in einen anderen Mitgliedstaat w&#228;hrend des gesamten ma&#223;geblichen Zeitraums im Sozialversicherungssystem des Herkunftsmitgliedstaats versichert war. Eine solche Situation unterscheidet sich grundlegend von der, in der ein Arbeitnehmer, wie im vorliegenden Fall, nicht mehr in einem Mitgliedstaat sozialversichert ist, nachdem er dort seine Berufst&#228;tigkeit aufgegeben und seinen Wohnsitz in einen anderen Mitgliedstaat verlegt hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf das zweite Urteil gen&#252;gt die Feststellung, dass die dort in Rede stehende Ungleichbehandlung anders als in der vorliegenden Rechtssache nichts mit dem nationalen Sozialversicherungssystem zu tun hatte und damit nicht unter das System zur Koordinierung der Regelungen auf dem Gebiet des Sozialversicherungsrechts fiel, das in der Verordnung Nr.&#160;1408/71 vorgesehen ist, die inzwischen durch die Verordnung Nr.&#160;883/2004 ersetzt wurde.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden ist auf die Vorlagefrage zu antworten, dass Art.&#160;45 AEUV dahin auszulegen ist, dass er einer Regelung eines Mitgliedstaats nicht entgegensteht, die im Hinblick auf die Bestimmung der H&#246;he der von einem Arbeitnehmer geschuldeten Sozialversicherungsbeitr&#228;ge vorsieht, dass sich die diese Beitr&#228;ge betreffende Erm&#228;&#223;igung, auf die ein Arbeitnehmer f&#252;r ein Kalenderjahr Anspruch hat, nach dem Zeitraum bemisst, in dem dieser Arbeitnehmer im Sozialversicherungssystem dieses Mitgliedstaats versichert war, und somit von der j&#228;hrlichen Erm&#228;&#223;igung den Teil ausschlie&#223;t, der dem Zeitraum entspricht, in dem dieser Arbeitnehmer nicht in diesem System versichert war und in einem anderen Mitgliedstaat wohnte, ohne dort berufst&#228;tig zu sein.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem bei dem vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Zehnte Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> <p class="C30Dispositifalinea"> <b>Art.&#160;45 AEUV ist dahin auszulegen, dass er einer Regelung eines Mitgliedstaats nicht entgegensteht, die im Hinblick auf die Bestimmung der H&#246;he der von einem Arbeitnehmer geschuldeten Sozialversicherungsbeitr&#228;ge vorsieht, dass sich die diese Beitr&#228;ge betreffende Erm&#228;&#223;igung, auf die ein Arbeitnehmer f&#252;r ein Kalenderjahr Anspruch hat, nach dem Zeitraum bemisst, in dem dieser Arbeitnehmer im Sozialversicherungssystem dieses Mitgliedstaats versichert war, und somit von der j&#228;hrlichen Erm&#228;&#223;igung den Teil ausschlie&#223;t, der dem Zeitraum entspricht, in dem dieser Arbeitnehmer nicht in diesem System versichert war und in einem anderen Mitgliedstaat wohnte, ohne dort berufst&#228;tig zu sein. </b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Niederl&#228;ndisch.</p>
175,028
eugh-2019-01-23-c-66117
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-661/17
2019-01-23T00:00:00
2019-01-31T19:20:50
2019-01-31T19:20:50
Urteil
ECLI:EU:C:2019:53
<p>Vorl&#228;ufige Fassung</p> <p class="C19Centre">URTEIL DES GERICHTSHOFS (Erste Kammer)</p> <p class="C19Centre">23.&#160;Januar 2019(<a href="#Footnote*" name="Footref*">*</a>)</p> <p class="C71Indicateur">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung &#8211; Asylpolitik &#8211; Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist &#8211; Verordnung (EU) Nr.&#160;604/2013 &#8211; Ermessensklauseln &#8211; Beurteilungskriterien&#8220;</p> <p class="C02AlineaAltA">In der Rechtssache C&#8209;661/17</p> <p class="C02AlineaAltA">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom High Court (Hoher Gerichtshof, Irland) mit Entscheidung vom 21.&#160;November 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 27.&#160;November 2017, in dem Verfahren</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>M.A.,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>S.A.,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>A.Z.</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">gegen</p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>International Protection Appeals Tribunal,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Minister for Justice and Equality,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Attorney General,</b> </p> <p class="C02AlineaAltA"> <b>Ireland</b> </p> <p class="C02AlineaAltA">erl&#228;sst</p> <p class="C19Centre">DER GERICHTSHOF (Erste Kammer)</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Mitwirkung der Vizepr&#228;sidentin des Gerichtshofs R.&#160;Silva de Lapuerta in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Ersten Kammer sowie der Richter J.&#8209;C.&#160;Bonichot, A.&#160;Arabadjiev, E.&#160;Regan und C.&#160;G.&#160;Fernlund (Berichterstatter),</p> <p class="C02AlineaAltA">Generalanwalt: E.&#160;Tanchev,</p> <p class="C02AlineaAltA">Kanzler: A.&#160;Calot Escobar,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des schriftlichen Verfahrens,</p> <p class="C02AlineaAltA">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;von M.A., S.A. und A.Z., vertreten durch M.&#160;de Blacam, SC, und G.&#160;O&#8217;Halloran, BL, </p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;von Irland, vertreten durch M.&#160;Browne, G.&#160;Hodge und A.&#160;Joyce als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der deutschen Regierung, vertreten durch T.&#160;Henze und R.&#160;Kanitz als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der niederl&#228;ndischen Regierung, vertreten durch J.&#160;Hoogveld und M.&#160;K.&#160;Bulterman als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Regierung des Vereinigten K&#246;nigreichs, vertreten durch C.&#160;Brodie, S.&#160;Brandon und D.&#160;Blundell als Bevollm&#228;chtigte im Beistand von J.&#160;Holmes, QC,</p> <p class="C03Tiretlong">&#8211;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch M.&#160;Wilderspin und M.&#160;Condou-Durande als Bevollm&#228;chtigte,</p> <p class="C02AlineaAltA">aufgrund des nach Anh&#246;rung des Generalanwalts ergangenen Beschlusses, ohne Schlussantr&#228;ge &#252;ber die Rechtssache zu entscheiden,</p> <p class="C02AlineaAltA">folgendes</p> <p class="C75Debutdesmotifs"> <b>Urteil</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point1">1</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung der Art.&#160;6 und 17 sowie von Art.&#160;20 Abs.&#160;3 und Art.&#160;27 Abs.&#160;1 der Verordnung (EU) Nr.&#160;604/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist (ABl.&#160;2013, L&#160;180, S.&#160;31, im Folgenden: Dublin&#8209;III-Verordnung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point2">2</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen M.A., S.A. und A.Z. auf der einen Seite und dem International Protection Appeals Tribunal (Gericht f&#252;r Rechtsbehelfe in Sachen des internationalen Schutzes, Irland), dem Minister for Justice and Equality (Minister f&#252;r Justiz und Gleichberechtigung, Irland), dem Attorney General (Generalstaatsanwalt, Irland) und Irland auf der anderen Seite &#252;ber die gegen&#252;ber M.A., S.A. und A.Z. im Rahmen der Dublin&#8209;III-Verordnung getroffene &#220;berstellungsentscheidung.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Rechtlicher Rahmen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>V&#246;lkerrecht</b> </p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Genfer Fl&#252;chtlingskonvention</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point3">3</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das am 28.&#160;Juli 1951 in Genf unterzeichnete Abkommen &#252;ber die Rechtsstellung der Fl&#252;chtlinge (<i>United Nations Treaty Series</i>, Band&#160;189, S.&#160;150, Nr.&#160;2545 [1954], im Folgenden: Genfer Fl&#252;chtlingskonvention) trat am 22.&#160;April 1954 in Kraft. Es wurde erg&#228;nzt durch das am 31.&#160;Januar 1967 in New York abgeschlossene Protokoll &#252;ber die Rechtsstellung der Fl&#252;chtlinge (im Folgenden: Protokoll von 1967), das am 4.&#160;Oktober 1967 in Kraft trat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point4">4</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Alle Mitgliedstaaten sowie die Republik Island, das F&#252;rstentum Liechtenstein, das K&#246;nigreich Norwegen und die Schweizerische Eidgenossenschaft sind Vertragsparteien der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und des Protokolls von 1967. Die Europ&#228;ische Union ist weder Vertragspartei der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention noch des Protokolls von 1967, aber die Art.&#160;78 AEUV und 18 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta) sehen vor, dass das Recht auf Asyl u.&#160;a. nach Ma&#223;gabe dieser Konvention und dieses Protokolls gew&#228;hrleistet wird.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>EMRK</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point5">5</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die am 4.&#160;November 1950 in Rom unterzeichnete Europ&#228;ische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (im Folgenden: EMRK) ist ein multilaterales internationales Abkommen, das im Rahmen des Europarats geschlossen wurde und am 3.&#160;September 1953 in Kraft trat. Alle Mitglieder des Europarats, darunter s&#228;mtliche Mitgliedstaaten der Union, z&#228;hlen zu den Hohen Vertragsparteien dieser Konvention.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point6">6</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 EMRK bestimmt, dass &#8222;[n]iemand &#8230; der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden [darf]&#8220;.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Unionsrecht</b> </p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Charta</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point7">7</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;4 der Charta bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Niemand darf der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point8">8</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;47 Abs.&#160;1 der Charta lautet:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Jede Person, deren durch das Recht der Union garantierte Rechte oder Freiheiten verletzt worden sind, hat das Recht, nach Ma&#223;gabe der in diesem Artikel vorgesehenen Bedingungen bei einem Gericht einen wirksamen Rechtsbehelf einzulegen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point9">9</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;52 Abs.&#160;3 der Charta sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Soweit diese Charta Rechte enth&#228;lt, die den durch die [EMRK] garantierten Rechten entsprechen, haben sie die gleiche Bedeutung und Tragweite, wie sie ihnen in der genannten Konvention verliehen wird. Diese Bestimmung steht dem nicht entgegen, dass das Recht der Union einen weiter gehenden Schutz gew&#228;hrt.&#8220;</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Dublin</i>&#8209;<i>III-Verordnung</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point10">10</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist daran zu erinnern, dass mit dem Vertrag von Amsterdam vom 2.&#160;Oktober 1997 Art.&#160;63 in den EG-Vertrag eingef&#252;gt wurde, der der Europ&#228;ischen Gemeinschaft die Befugnis verlieh, die vom Europ&#228;ischen Rat auf seiner Sondertagung vom 15. und 16.&#160;Oktober 1999 in Tampere (Finnland) empfohlenen Ma&#223;nahmen zur Einf&#252;hrung eines gemeinsamen europ&#228;ischen Asylsystems zu ergreifen. Der Erlass dieser Bestimmung erm&#246;glichte es, das am 15.&#160;Juni 1990 in Dublin unterzeichnete &#220;bereinkommen &#252;ber die Bestimmung des zust&#228;ndigen Staates f&#252;r die Pr&#252;fung eines in einem Mitgliedstaat der Europ&#228;ischen Gemeinschaften gestellten Asylantrags (ABl.&#160;1997, C&#160;254, S.&#160;1) zwischen den Mitgliedstaaten, mit Ausnahme des K&#246;nigreichs D&#228;nemark, durch die Verordnung (EG) Nr.&#160;343/2003 des Rates vom 18.&#160;Februar 2003 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen in einem Mitgliedstaat gestellten Asylantrags zust&#228;ndig ist (ABl.&#160;2003, L&#160;50, S.&#160;1), zu ersetzen, die am 17.&#160;M&#228;rz 2003 in Kraft trat. Die Dublin&#8209;III-Verordnung, die am 19.&#160;Juli 2013 in Kraft trat und auf der Grundlage von Art.&#160;78 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;e AEUV erlassen wurde, hat die Verordnung Nr.&#160;343/2003 ersetzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point11">11</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 1 bis 5 der Dublin&#8209;III-Verordnung lauten:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Verordnung &#8230; Nr.&#160;343/2003 &#8230; muss in einigen wesentlichen Punkten ge&#228;ndert werden. Aus Gr&#252;nden der Klarheit empfiehlt sich eine Neufassung der Verordnung.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine gemeinsame Asylpolitik einschlie&#223;lich eines Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems (GEAS) ist wesentlicher Bestandteil des Ziels der Europ&#228;ischen Union, schrittweise einen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts aufzubauen, der allen offen steht, die wegen besonderer Umst&#228;nde rechtm&#228;&#223;ig in der Union um Schutz nachsuchen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Europ&#228;ische Rat ist auf seiner Sondertagung vom 15. und 16.&#160;Oktober 1999 in Tampere &#252;bereingekommen, auf ein GEAS hinzuwirken, das sich auf die uneingeschr&#228;nkte und umfassende Anwendung [der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention] in der Fassung des &#8230; Protokolls [von 1967] st&#252;tzt, damit der Grundsatz der Nichtzur&#252;ckweisung gewahrt bleibt und niemand dorthin zur&#252;ckgeschickt wird, wo er Verfolgung ausgesetzt ist. In dieser Hinsicht gelten unbeschadet der in dieser Verordnung festgelegten Zust&#228;ndigkeitskriterien die Mitgliedstaaten, die alle den Grundsatz der Nichtzur&#252;ckweisung achten, als sichere Staaten f&#252;r Drittstaatsangeh&#246;rige.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Entsprechend den Schlussfolgerungen von Tampere sollte das GEAS auf kurze Sicht eine klare und praktikable Formel f&#252;r die Bestimmung des f&#252;r die Pr&#252;fung eines Asylantrags zust&#228;ndigen Mitgliedstaats umfassen.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(5)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Eine solche Formel sollte auf objektiven und f&#252;r die Mitgliedstaaten und die Betroffenen gerechten Kriterien basieren. Sie sollte insbesondere eine rasche Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats erm&#246;glichen, um den effektiven Zugang zu den Verfahren zur Gew&#228;hrung des internationalen Schutzes zu gew&#228;hrleisten und das Ziel einer z&#252;gigen Bearbeitung der Antr&#228;ge auf internationalen Schutz nicht zu gef&#228;hrden.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point12">12</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 13 bis 17 dieser Verordnung sehen vor: </p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(13)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der Anwendung dieser Verordnung sollte das Wohl des Kindes im Einklang mit dem &#220;bereinkommen der Vereinten Nationen &#252;ber die Rechte des Kindes von 1989 und mit der Charta &#8230; eine vorrangige Erw&#228;gung der Mitgliedstaaten sein. &#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(14)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Einklang mit der [EMRK] und mit der Charta &#8230; sollte die Achtung des Familienlebens eine vorrangige Erw&#228;gung der Mitgliedstaaten sein, wenn sie diese Verordnung anwenden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(15)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit der gemeinsamen Bearbeitung der von den Mitgliedern einer Familie gestellten Antr&#228;ge auf internationalen Schutz durch ein und denselben Mitgliedstaat kann sichergestellt werden, dass die Antr&#228;ge sorgf&#228;ltig gepr&#252;ft werden, diesbez&#252;gliche Entscheidungen koh&#228;rent sind und dass die Mitglieder einer Familie nicht voneinander getrennt werden.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(16)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um die uneingeschr&#228;nkte Achtung des Grundsatzes der Einheit der Familie und des Wohl[s] des Kindes zu gew&#228;hrleisten, sollte ein zwischen einem Antragsteller und seinem Kind, einem seiner Geschwister oder einem Elternteil bestehendes Abh&#228;ngigkeitsverh&#228;ltnis, das durch Schwangerschaft oder Mutterschaft, durch den Gesundheitszustand oder hohes Alter des Antragstellers begr&#252;ndet ist, als ein verbindliches Zust&#228;ndigkeitskriterium herangezogen werden. Handelt es sich bei dem Antragsteller um einen unbegleiteten Minderj&#228;hrigen, der einen Familienangeh&#246;rigen oder Verwandten in einem anderen Mitgliedstaat hat, der f&#252;r ihn sorgen kann, so sollte dieser Umstand ebenfalls als ein verbindliches Zust&#228;ndigkeitskriterium gelten.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(17)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;[Jeder Mitgliedstaat] sollt[e] insbesondere aus humanit&#228;ren Gr&#252;nden oder in H&#228;rtef&#228;llen von den Zust&#228;ndigkeitskriterien abweichen k&#246;nnen, um Familienangeh&#246;rige, Verwandte oder Personen jeder anderen verwandtschaftlichen Beziehung zusammenzuf&#252;hren &#8230; und einen bei ihm oder einem anderen Mitgliedstaat gestellten Antrag auf internationalen Schutz zu pr&#252;fen, auch wenn [er] f&#252;r eine solche Pr&#252;fung nach den in dieser Verordnung festgelegten verbindlichen Zust&#228;ndigkeitskriterien nicht zust&#228;ndig [ist].&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point13">13</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Erw&#228;gungsgr&#252;nde 19, 32, 39 und 41 der Verordnung besagen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8222;(19)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um einen wirksamen Schutz der Rechte der Betroffenen zu gew&#228;hrleisten, sollten im Einklang insbesondere mit Artikel&#160;47 der Charta &#8230; Rechtsgarantien und das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf gegen &#220;berstellungsentscheidungen festgeschrieben werden. Um die Einhaltung des V&#246;lkerrechts sicherzustellen, sollte ein wirksamer Rechtsbehelf gegen diese Entscheidungen sowohl die Pr&#252;fung der Anwendung dieser Verordnung als auch die Pr&#252;fung der Rechts- und Sachlage in dem Mitgliedstaat umfassen, in den der Antragsteller &#252;berstellt wird.</p> <p class="C09Marge0avecretrait">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(32)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Bezug auf die Behandlung von Personen, die unter diese Verordnung fallen, sind die Mitgliedstaaten an ihre Verpflichtungen aus den v&#246;lkerrechtlichen Instrumenten einschlie&#223;lich der einschl&#228;gigen Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte gebunden.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(39)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Verordnung steht im Einklang mit den Grundrechten und Grunds&#228;tzen, die insbesondere mit der Charta &#8230; anerkannt wurden. Diese Verordnung zielt insbesondere darauf ab, sowohl die uneingeschr&#228;nkte Wahrung des in Artikel&#160;18 der Charta verankerten Rechts auf Asyl als auch die in ihren Artikeln&#160;1, 4, 7, 24 und 47 anerkannten Rechte zu gew&#228;hrleisten. Diese Verordnung sollte daher in diesem Sinne angewandt werden.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">(41)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gem&#228;&#223; Artikel&#160;3 und Artikel&#160;4a Absatz&#160;1 des dem EUV und dem AEUV beigef&#252;gten Protokolls Nr.&#160;21 &#252;ber die Position des Vereinigten K&#246;nigreichs und Irlands hinsichtlich des Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts &#8230; haben diese Mitgliedstaaten mitgeteilt, dass sie sich an der Annahme und Anwendung dieser Verordnung beteiligen m&#246;chten.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point14">14</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;1 der Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Diese Verordnung legt die Kriterien und Verfahren fest, die bei der Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist, zur Anwendung gelangen &#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point15">15</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;3 der Dublin&#8209;III-Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Mitgliedstaaten pr&#252;fen jeden Antrag auf internationalen Schutz, den ein Drittstaatsangeh&#246;riger oder Staatenloser im Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats einschlie&#223;lich an der Grenze oder in den Transitzonen stellt. Der Antrag wird von einem einzigen Mitgliedstaat gepr&#252;ft, der nach den Kriterien des Kapitels&#160;III als zust&#228;ndiger Staat bestimmt wird.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;L&#228;sst sich anhand der Kriterien dieser Verordnung der zust&#228;ndige Mitgliedstaat nicht bestimmen, so ist der erste Mitgliedstaat, in dem der Antrag auf internationalen Schutz gestellt wurde, f&#252;r dessen Pr&#252;fung zust&#228;ndig.</p> <p class="C02AlineaAltA">Erweist es sich als unm&#246;glich, einen Antragsteller an den zun&#228;chst als zust&#228;ndig bestimmten Mitgliedstaat zu &#252;berstellen, da es wesentliche Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme gibt, dass das Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen f&#252;r Antragsteller in diesem Mitgliedstaat systemische Schwachstellen aufweisen, die eine Gefahr einer unmenschlichen oder entw&#252;rdigenden Behandlung im Sinne des Artikels&#160;4 der [Charta] mit sich bringen, so setzt der die Zust&#228;ndigkeit pr&#252;fende Mitgliedstaat &#8230; die Pr&#252;fung der in Kapitel&#160;III vorgesehenen Kriterien fort, um festzustellen, ob ein anderer Mitgliedstaat als zust&#228;ndig bestimmt werden kann.</p> <p class="C02AlineaAltA">Kann keine &#220;berstellung gem&#228;&#223; diesem Absatz an einen aufgrund der Kriterien des Kapitels&#160;III bestimmten Mitgliedstaat oder an den ersten Mitgliedstaat, in dem der Antrag gestellt wurde, vorgenommen werden, so wird der die Zust&#228;ndigkeit pr&#252;fende Mitgliedstaat der zust&#228;ndige Mitgliedstaat.</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Jeder Mitgliedstaat beh&#228;lt das Recht, einen Antragsteller nach Ma&#223;gabe der Bestimmungen und Schutzgarantien der Richtlinie [2013/32/EU] in einen sicheren Drittstaat zur&#252;ck- oder auszuweisen.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point16">16</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;6 (&#8222;Garantien f&#252;r Minderj&#228;hrige&#8220;) der Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das Wohl des Kindes ist in allen Verfahren, die in dieser Verordnung vorgesehen sind, eine vorrangige Erw&#228;gung der Mitgliedstaaten.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(3)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der W&#252;rdigung des Wohl[s] des Kindes arbeiten die Mitgliedstaaten eng zusammen und tragen dabei insbesondere folgenden Faktoren geb&#252;hrend Rechnung:</p> <p class="C02AlineaAltA">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;M&#246;glichkeiten der Familienzusammenf&#252;hrung;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(4)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zum Zweck der Durchf&#252;hrung des Artikels&#160;8 unternimmt der Mitgliedstaat, in dem der unbegleitete Minderj&#228;hrige einen Antrag auf internationalen Schutz gestellt hat, so bald wie m&#246;glich geeignete Schritte, um die Familienangeh&#246;rigen, Geschwister oder Verwandte des unbegleiteten Minderj&#228;hrigen im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten zu ermitteln, wobei er das Wohl des Kindes sch&#252;tzt.</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point17">17</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der zu Kapitel&#160;III der Verordnung geh&#246;rende Art.&#160;7 besagt in den Abs.&#160;1 und 2:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die Kriterien zur Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats finden in der in diesem Kapitel genannten Rangfolge Anwendung.</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Bei der Bestimmung des nach den Kriterien dieses Kapitels zust&#228;ndigen Mitgliedstaats wird von der Situation ausgegangen, die zu dem Zeitpunkt gegeben ist, zu dem der Antragsteller seinen Antrag auf internationalen Schutz zum ersten Mal in einem Mitgliedstaat stellt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point18">18</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;8 Abs.&#160;1 der Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Handelt es sich bei dem Antragsteller um einen unbegleiteten Minderj&#228;hrigen, so ist der Mitgliedstaat zust&#228;ndiger Mitgliedstaat, in dem sich ein Familienangeh&#246;riger oder eines der Geschwister des unbegleiteten Minderj&#228;hrigen rechtm&#228;&#223;ig aufh&#228;lt, sofern es dem Wohl des Minderj&#228;hrigen dient. Ist der Antragsteller ein verheirateter Minderj&#228;hriger, dessen Ehepartner sich nicht rechtm&#228;&#223;ig im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten aufh&#228;lt, so ist der Mitgliedstaat zust&#228;ndiger Mitgliedstaat, in dem sich der Vater, die Mutter &#8230; oder ein anderer Erwachsener &#8211; der entweder nach dem Recht oder nach den Gepflogenheiten des Mitgliedstaats f&#252;r den Minderj&#228;hrigen zust&#228;ndig ist &#8211; oder &#8230; eines seiner Geschwister aufh&#228;lt.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point19">19</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;11 (&#8222;Familienverfahren&#8220;) der Dublin&#8209;III-Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Stellen mehrere Familienangeh&#246;rige und/oder unverheiratete minderj&#228;hrige Geschwister in demselben Mitgliedstaat gleichzeitig oder in so gro&#223;er zeitlicher N&#228;he einen Antrag auf internationalen Schutz, dass die Verfahren zur Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats gemeinsam durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen, und k&#246;nnte die Anwendung der in dieser Verordnung genannten Kriterien ihre Trennung zur Folge haben, so gilt f&#252;r die Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats Folgendes:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">a)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;zust&#228;ndig f&#252;r die Pr&#252;fung der Antr&#228;ge auf internationalen Schutz s&#228;mtlicher Familienangeh&#246;riger und/oder unverheirateter minderj&#228;hriger Geschwister ist der Mitgliedstaat, der nach den Kriterien f&#252;r die Aufnahme des gr&#246;&#223;ten Teils von ihnen zust&#228;ndig ist;</p> <p class="C09Marge0avecretrait">b)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;andernfalls ist f&#252;r die Pr&#252;fung der Mitgliedstaat zust&#228;ndig, der nach den Kriterien f&#252;r die Pr&#252;fung des von dem &#228;ltesten von ihnen gestellten Antrags zust&#228;ndig ist.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point20">20</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;17 (&#8222;Ermessensklauseln&#8220;) dieser Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abweichend von Artikel&#160;3 Absatz&#160;1 kann jeder Mitgliedstaat beschlie&#223;en, einen bei ihm von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen gestellten Antrag auf internationalen Schutz zu pr&#252;fen, auch wenn er nach den in dieser Verordnung festgelegten Kriterien nicht f&#252;r die Pr&#252;fung zust&#228;ndig ist.</p> <p class="C02AlineaAltA">Der Mitgliedstaat, der gem&#228;&#223; diesem Absatz beschlie&#223;t, einen Antrag auf internationalen Schutz zu pr&#252;fen, wird dadurch zum zust&#228;ndigen Mitgliedstaat und &#252;bernimmt die mit dieser Zust&#228;ndigkeit einhergehenden Verpflichtungen. &#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point21">21</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;20 Abs.&#160;3 der Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;F&#252;r die Zwecke dieser Verordnung ist die Situation eines mit dem Antragsteller einreisenden Minderj&#228;hrigen, der der Definition des Familienangeh&#246;rigen entspricht, untrennbar mit der Situation seines Familienangeh&#246;rigen verbunden und f&#228;llt in die Zust&#228;ndigkeit des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung des Antrags auf internationalen Schutz dieses Familienangeh&#246;rigen zust&#228;ndig ist, auch wenn der Minderj&#228;hrige selbst kein Antragsteller ist, sofern dies dem Wohl des Minderj&#228;hrigen dient. Ebenso wird bei Kindern verfahren, die nach der Ankunft des Antragstellers im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten geboren werden, ohne dass ein neues Zust&#228;ndigkeitsverfahren f&#252;r diese eingeleitet werden muss.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point22">22</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;27 Abs.&#160;1 der Verordnung sieht vor:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Der Antragsteller oder eine andere Person im Sinne von Artikel&#160;18 Absatz&#160;1 Buchstabe&#160;c oder d hat das Recht auf ein wirksames Rechtsmittel gegen eine &#220;berstellungsentscheidung in Form einer auf Sach- und Rechtsfragen gerichteten &#220;berpr&#252;fung durch ein Gericht.&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point23">23</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In Art.&#160;29 Abs.&#160;1 und 2 der Dublin&#8209;III-Verordnung hei&#223;t es:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Die &#220;berstellung des Antragstellers &#8230; aus dem ersuchenden Mitgliedstaat in den zust&#228;ndigen Mitgliedstaat erfolgt gem&#228;&#223; den innerstaatlichen Rechtsvorschriften des ersuchenden Mitgliedstaats nach Abstimmung der beteiligten Mitgliedstaaten, sobald dies praktisch m&#246;glich ist und sp&#228;testens innerhalb einer Frist von sechs Monaten &#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8230;</p> <p class="C02AlineaAltA">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wird die &#220;berstellung nicht innerhalb der Frist von sechs Monaten durchgef&#252;hrt, ist der zust&#228;ndige Mitgliedstaat nicht mehr zur Aufnahme oder Wiederaufnahme der betreffenden Person verpflichtet und die Zust&#228;ndigkeit geht auf den ersuchenden Mitgliedstaat &#252;ber. &#8230;&#8220;</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point24">24</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Art.&#160;35 Abs.&#160;1 dieser Verordnung bestimmt:</p> <p class="C02AlineaAltA">&#8222;Jeder Mitgliedstaat teilt der Kommission unverz&#252;glich die speziell f&#252;r die Durchf&#252;hrung dieser Verordnung zust&#228;ndigen Beh&#246;rden sowie alle sp&#228;teren sie betreffenden &#196;nderungen mit. Die Mitgliedstaaten tragen daf&#252;r Sorge, dass diese Beh&#246;rden &#252;ber die n&#246;tigen Mittel verf&#252;gen, um ihre Aufgabe zu erf&#252;llen und insbesondere die Informationsersuchen sowie die Gesuche um Aufnahme oder Wiederaufnahme von Antragstellern innerhalb der vorgegebenen Fristen zu beantworten.&#8220;</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Irisches Recht</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point25">25</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im nationalen Recht sind die European Union (Dublin System) Regulations 2014 (Verordnung von 2014 &#252;ber die Europ&#228;ische Union [Dublin-System]) (SI Nr.&#160;525/2014, im Folgenden: nationale Verordnung) ma&#223;geblich. Ihre f&#252;r die vorliegende Rechtssache wichtigsten Bestimmungen sind die folgenden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point26">26</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Regulation&#160;2(2) der nationalen Verordnung bestimmt, dass ein Wort oder ein Ausdruck, das oder der sowohl in dieser Verordnung als auch in der Dublin&#8209;III-Verordnung verwendet wird, dieselbe Bedeutung wie in der Unionsverordnung hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point27">27</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Begriff &#8222;&#220;berstellungsentscheidung&#8220; wird in Regulation&#160;2(1) der nationalen Verordnung definiert als eine vom Refugee Applications Commissioner (Fl&#252;chtlingsbeauftragter, Irland) gem&#228;&#223; der Dublin&#8209;III-Verordnung getroffene Entscheidung, einen Antragsteller zu &#252;berstellen, wobei der Staat, d.&#160;h. Irland, der ersuchende Mitgliedstaat ist und der ersuchte Mitgliedstaat der Aufnahme oder Wiederaufnahme des Antragstellers zugestimmt hat.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point28">28</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Regulation&#160;3(1) der nationalen Verordnung sieht vor, dass der Fl&#252;chtlingsbeauftragte die Aufgaben eines die Zust&#228;ndigkeit pr&#252;fenden, eines ersuchenden und eines ersuchten Mitgliedstaats aus&#252;bt. Nach Abs.&#160;2 dieser Vorschrift nimmt der Minister f&#252;r Justiz und Gleichberechtigung die Aufgaben eines &#252;berstellenden Mitgliedstaats wahr.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point29">29</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Regulation&#160;3(3) der nationalen Verordnung &#252;bt der Fl&#252;chtlingsbeauftragte alle Aufgaben nach Art.&#160;6 der Dublin&#8209;III-Verordnung aus; letztere Vorschrift verweist ihrerseits auf das Wohl des Kindes &#8222;in allen Verfahren, die in dieser Verordnung vorgesehen sind&#8220;.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point30">30</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Regulation&#160;6(1) der nationalen Verordnung kann ein Antragsteller gegen eine &#220;berstellungsentscheidung klagen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point31">31</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Regulation&#160;6(9) der nationalen Verordnung bestimmt, dass das mit der Klage befasste Gericht die &#220;berstellungsentscheidung best&#228;tigt oder aufhebt.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefragen</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point32">32</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Vorlageentscheidung zufolge reiste S.A., eine Drittstaatsangeh&#246;rige, 2010 mit einem Studentenvisum in das Vereinigte K&#246;nigreich ein und M.A., ebenfalls ein Drittstaatsangeh&#246;riger, zog ihr im folgenden Jahr mit einem Angeh&#246;rigenvisum nach. Ihr Kind A.Z. wurde im Februar 2014 im Vereinigten K&#246;nigreich geboren. Die Eltern verl&#228;ngerten j&#228;hrlich ihre Visa, bis die Hochschule, an der S.A. studierte, geschlossen wurde, was zum Ablauf ihrer Visa f&#252;hrte.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point33">33</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Daraufhin begaben sich S.A. und M.A. nach Irland, wo sie am 12.&#160;Januar 2016 Asylantr&#228;ge stellten. Der das Kind betreffende Antrag wurde in den seiner Mutter einbezogen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point34">34</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 7.&#160;April 2016 ersuchte der Fl&#252;chtlingsbeauftragte das Vereinigte K&#246;nigreich Gro&#223;britannien und Nordirland, die Pr&#252;fung dieser Asylantr&#228;ge gem&#228;&#223; der Dublin&#8209;III-Verordnung zu &#252;bernehmen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point35">35</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 1.&#160;Mai 2016 erkl&#228;rte dieser Mitgliedstaat seine Zustimmung zu dieser &#220;bernahme.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point36">36</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;S.A. und M.A. machten beim Fl&#252;chtlingsbeauftragten Gesundheitsbeschwerden von M.A. geltend und verwiesen auch auf eine laufende Untersuchung des Kindes durch den Health Service Executive (staatlicher Gesundheitsdienst, Irland) wegen eines gesundheitlichen Problems.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point37">37</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Der Fl&#252;chtlingsbeauftragte empfahl die &#220;berstellung an das Vereinigte K&#246;nigreich und entschied dabei zu Ungunsten von S.A. und M.A., dass Art.&#160;17 der Dublin&#8209;III-Verordnung nicht anzuwenden sei.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point38">38</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;S.A. und M.A. fochten die &#220;berstellungsentscheidung vor dem International Protection Appeals Tribunal (Gericht f&#252;r Rechtsbehelfe in Sachen des internationalen Schutzes) an und st&#252;tzten sich dabei haupts&#228;chlich auf den genannten Art.&#160;17 sowie auf Klagegr&#252;nde, die mit dem Austritt des Vereinigten K&#246;nigreichs aus der Union zusammenhingen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point39">39</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Am 10.&#160;Januar 2017 best&#228;tigte dieses Gericht die &#220;berstellungsentscheidung, nachdem es darauf hingewiesen hatte, dass es nicht daf&#252;r zust&#228;ndig sei, das in diesem Art.&#160;17 vorgesehene Ermessen auszu&#252;ben. Au&#223;erdem wies es die Argumente, die sich auf den Austritt des Vereinigten K&#246;nigreichs aus der Union bezogen, mit der Begr&#252;ndung zur&#252;ck, dass es f&#252;r die Pr&#252;fung der Rechtm&#228;&#223;igkeit dieser Entscheidung auf die Situation ankomme, die zum Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts vorliege.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point40">40</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;S.A. und M.A. riefen daraufhin den High Court (Hoher Gerichtshof, Irland) an.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point41">41</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieses Gericht ist der Auffassung, im Prinzip m&#252;sse f&#252;r die Entscheidung des bei ihm anh&#228;ngigen Rechtsstreits vorab ermittelt werden, welche Auswirkungen das Verfahren des Austritts des Vereinigten K&#246;nigreichs aus der Union auf das Dublin-System haben k&#246;nne.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point42">42</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem sei zu beachten, dass die in der nationalen Verordnung verwendeten Begriffe, die mit denen der Dublin&#8209;III-Verordnung &#252;bereinstimmten, dieselbe Bedeutung wie letztere Begriffe haben m&#252;ssten. Daher m&#252;sse zur Entscheidung des bei ihm anh&#228;ngigen Rechtsstreits die Dublin&#8209;III-Verordnung ausgelegt werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point43">43</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden hat der High Court (Hoher Gerichtshof) beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <p class="C09Marge0avecretrait">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ist ein nationaler Entscheidungstr&#228;ger, der mit der &#220;berstellung einer Schutz beantragenden Person im Sinne der Dublin&#8209;III-Verordnung an das Vereinigte K&#246;nigreich befasst ist, bei der Pr&#252;fung von Fragen im Zusammenhang mit dem Ermessen nach Art.&#160;17 dieser Verordnung und/oder Fragen des Grundrechtsschutzes im Vereinigten K&#246;nigreich verpflichtet, Umst&#228;nde, die sich aus dem geplanten Austritt des Vereinigten K&#246;nigreichs aus der Europ&#228;ischen Union ergeben, in der Form, wie sie sich zum Zeitpunkt dieser Pr&#252;fung darstellen, au&#223;er Betracht zu lassen?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Umfasst der Begriff &#8222;die Zust&#228;ndigkeit pr&#252;fender Mitgliedstaat&#8220; in der Dublin&#8209;III-Verordnung die Rolle des Mitgliedstaats bei der Aus&#252;bung der durch Art.&#160;17 dieser Verordnung anerkannten oder verliehenen Befugnis?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Umfassen die einem Mitgliedstaat nach Art.&#160;6 der Dublin&#8209;III-Verordnung obliegenden Aufgaben die durch Art.&#160;17 dieser Verordnung anerkannte oder verliehene Befugnis?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Gilt der Grundsatz des Anspruchs auf einen wirksamen Rechtsbehelf im Fall einer Ausgangsentscheidung nach Art.&#160;17 der Dublin&#8209;III-Verordnung, so dass eine Klage oder ein gleichwertiger Rechtsbehelf gegen eine solche Entscheidung zugelassen werden muss und/oder eine nationale Regelung, die einen Rechtsweg gegen eine Ausgangsentscheidung nach dieser Verordnung vorsieht, dahin auszulegen ist, dass sie die Anfechtung einer Entscheidung nach Art.&#160;17 umfasst?</p> <p class="C09Marge0avecretrait">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hat Art.&#160;20 Abs.&#160;3 der Dublin&#8209;III-Verordnung die Wirkung, dass bei Fehlen jeglichen Beweises, der die Vermutung widerlegen k&#246;nnte, dass im Interesse des Wohles des Kindes seine Situation als untrennbar mit der Situation seiner Eltern verbunden anzusehen ist, der nationale Entscheidungstr&#228;ger nicht verpflichtet ist, das Wohl des Kindes unabh&#228;ngig von der Situation der Eltern als eigenst&#228;ndige Frage oder als Ausgangspunkt f&#252;r die Frage, ob die &#220;berstellung erfolgen soll, zu pr&#252;fen?</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Verfahren vor dem Gerichtshof</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point44">44</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Das vorlegende Gericht hat beantragt, die Rechtssache dem in Art.&#160;23a der Satzung des Gerichtshofs der Europ&#228;ischen Union vorgesehenen Eilvorabentscheidungsverfahren zu unterwerfen. Hilfsweise hat es beantragt, die Rechtssache gem&#228;&#223; Art.&#160;105 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs dem beschleunigten Verfahren zu unterwerfen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point45">45</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was erstens den Antrag bez&#252;glich des Eilvorabentscheidungsverfahrens anbelangt, hat der Gerichtshof am 4.&#160;Dezember 2017 auf Vorschlag des Berichterstatters nach Anh&#246;rung des Generalanwalts beschlossen, diesem Antrag nicht stattzugeben.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point46">46</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Was zweitens den Antrag betrifft, die vorliegende Rechtssache dem in Art.&#160;105 Abs.&#160;1 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs vorgesehenen beschleunigten Verfahren zu unterwerfen, so hat der Pr&#228;sident des Gerichtshofs mit Beschluss vom 20.&#160;Dezember 2017, M.A. u.&#160;a. (C&#8209;661/17, nicht ver&#246;ffentlicht, EU:C:2017:1024), entschieden, ihn abzulehnen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Zu den Vorlagefragen</b> </p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur Zul&#228;ssigkeit</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point47">47</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Irland tr&#228;gt vor, da die Rechtsfolgen eines m&#246;glichen Austritts des Vereinigten K&#246;nigreichs aus der Union noch nicht bekannt seien, m&#252;ssten die Fragen, die sich auf solche Folgen bez&#246;gen, als hypothetisch angesehen werden. Folglich w&#228;re jede Entscheidung, die der Gerichtshof in diesem Stadium in Bezug auf die Situation nach dem Datum, ab dem dieser Mitgliedstaat voraussichtlich nicht mehr der Union angeh&#246;re, f&#228;llen k&#246;nne, hypothetischer Natur. Nach st&#228;ndiger Rechtsprechung (Urteil vom 27.&#160;Februar 2014, Pohotovost&#8217;, C&#8209;470/12, EU:C:2014:101, Rn.&#160;27 und 29 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung) beantworte der Gerichtshof aber keine hypothetischen oder auf die Abgabe von Gutachten gerichteten Fragen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point48">48</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass das mit Art.&#160;267 AEUV eingerichtete Verfahren nach st&#228;ndiger Rechtsprechung ein Instrument der Zusammenarbeit zwischen dem Gerichtshof und den nationalen Gerichten ist, mit dem der Gerichtshof diesen Gerichten Hinweise zur Auslegung des Unionsrechts gibt, die sie zur Entscheidung des bei ihnen anh&#228;ngigen Rechtsstreits ben&#246;tigen (Urteil vom 8.&#160;Dezember 2016, Eurosaneamientos u.&#160;a., C&#8209;532/15 und C&#8209;538/15, EU:C:2016:932, Rn.&#160;26 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point49">49</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im Rahmen dieser Zusammenarbeit ist es allein Sache des mit dem Rechtsstreit befassten nationalen Gerichts, in dessen Verantwortungsbereich die zu erlassende gerichtliche Entscheidung f&#228;llt, im Hinblick auf die Besonderheiten der Rechtssache sowohl die Erforderlichkeit einer Vorabentscheidung f&#252;r den Erlass seines Urteils als auch die Erheblichkeit der dem Gerichtshof von ihm vorgelegten Fragen zu beurteilen. Betreffen daher die vorgelegten Fragen die Auslegung des Unionsrechts, ist der Gerichtshof grunds&#228;tzlich gehalten, dar&#252;ber zu befinden (Urteil vom 8.&#160;Dezember 2016, Eurosaneamientos u.&#160;a., C&#8209;532/15 und C&#8209;538/15, EU:C:2016:932, Rn.&#160;27 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point50">50</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hieraus folgt, dass eine Vermutung f&#252;r die Entscheidungserheblichkeit der Vorlagefragen eines nationalen Gerichts spricht, die es zur Auslegung des Unionsrechts in dem rechtlichen und sachlichen Rahmen stellt, den es in eigener Verantwortung festlegt und dessen Richtigkeit der Gerichtshof nicht zu pr&#252;fen hat. Die Zur&#252;ckweisung des Ersuchens eines nationalen Gerichts ist dem Gerichtshof nur m&#246;glich, wenn die erbetene Auslegung des Unionsrechts offensichtlich in keinem Zusammenhang mit den Gegebenheiten oder dem Gegenstand des Ausgangsrechtsstreits steht, wenn das Problem hypothetischer Natur ist oder wenn der Gerichtshof nicht &#252;ber die tats&#228;chlichen und rechtlichen Angaben verf&#252;gt, die f&#252;r eine zweckdienliche Beantwortung der ihm vorgelegten Fragen erforderlich sind (Urteil vom 8.&#160;Dezember 2016, Eurosaneamientos u.&#160;a., C&#8209;532/15 und C&#8209;538/15, EU:C:2016:932, Rn.&#160;28 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point51">51</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Im vorliegenden Fall hat das vorlegende Gericht detailliert erl&#228;utert, weshalb es zu der Auffassung gelangt ist, dass es zur Entscheidung des bei ihm anh&#228;ngigen Rechtsstreits erforderlich sei, die Folgen zu untersuchen, die ein m&#246;glicher Austritt des Vereinigten K&#246;nigreichs aus der Union im Rahmen der Dublin&#8209;III-Verordnung haben k&#246;nne.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point52">52</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden erscheint die vom vorlegenden Gericht erbetene Auslegung f&#252;r die Entscheidung des bei ihm anh&#228;ngigen Rechtsstreits nicht irrelevant. Folglich sind die Fragen des High Court (Hoher Gerichtshof) zu beantworten.</p> <p class="C05Titre2">&#160;<b>Zur Sache</b> </p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zur ersten Frage</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point53">53</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner ersten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht im Wesentlichen wissen, ob Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass der Umstand, dass ein als &#8222;zust&#228;ndig&#8220; im Sinne dieser Verordnung bestimmter Mitgliedstaat seine Absicht mitgeteilt hat, gem&#228;&#223; Art.&#160;50 EUV aus der Union auszutreten, den die Zust&#228;ndigkeit pr&#252;fenden Mitgliedstaat dazu verpflichtet, in Anwendung der in diesem Art.&#160;17 Abs.&#160;1 vorgesehenen Ermessensklausel den fraglichen Schutzantrag selbst zu pr&#252;fen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point54">54</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hierzu ist darauf zu hinzuweisen, dass die Mitteilung eines Mitgliedstaats &#252;ber seine Absicht, gem&#228;&#223; Art.&#160;50 EUV aus der Union auszutreten, nicht die Aussetzung der Anwendung des Unionsrechts in diesem Mitgliedstaat bewirkt, so dass die unionsrechtlichen Vorschriften in diesem Staat bis zu seinem tats&#228;chlichen Austritt aus der Union vollumf&#228;nglich in Kraft bleiben (Urteil vom 19.&#160;September 2018, RO, C&#8209;327/18&#160;PPU, EU:C:2018:733, Rn.&#160;45).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point55">55</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wie in Rn.&#160;10 des vorliegenden Urteils dargelegt, hat die Dublin&#8209;III-Verordnung die Verordnung Nr.&#160;343/2003 ersetzt. Hinsichtlich der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der erstgenannten Verordnung vorgesehenen Ermessensklausel hat der Gerichtshof bereits klargestellt, dass angesichts dessen, dass der Wortlaut dieser Vorschrift im Wesentlichen mit dem der Souver&#228;nit&#228;tsklausel in Art.&#160;3 Abs.&#160;2 der Verordnung Nr.&#160;343/2003 &#252;bereinstimmt, die Auslegung letzterer Vorschrift auf Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung &#252;bertragbar ist (Urteil vom 16.&#160;Februar 2017, C.&#160;K. u.&#160;a., C&#8209;578/16&#160;PPU, EU:C:2017:127, Rn.&#160;53).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point56">56</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;3 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung wird ein Antrag auf internationalen Schutz von einem einzigen Mitgliedstaat gepr&#252;ft, der nach den Kriterien des Kapitels&#160;III dieser Verordnung als zust&#228;ndiger Staat bestimmt wird.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point57">57</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Abweichend von diesem Art.&#160;3 Abs.&#160;1 kann jeder Mitgliedstaat nach Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung beschlie&#223;en, einen bei ihm von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen gestellten Antrag auf internationalen Schutz zu pr&#252;fen, auch wenn er nach solchen Kriterien nicht f&#252;r die Pr&#252;fung zust&#228;ndig ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point58">58</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Aus dem Wortlaut von Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung geht klar hervor, dass diese Vorschrift insofern fakultativ ist, als sie es dem Ermessen jedes Mitgliedstaats &#252;berl&#228;sst, zu beschlie&#223;en, einen bei ihm gestellten Antrag auf internationalen Schutz zu pr&#252;fen, auch wenn er nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien f&#252;r die Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats nicht f&#252;r die Pr&#252;fung zust&#228;ndig ist. Im &#220;brigen ist die Aus&#252;bung dieser Befugnis an keine besondere Bedingung gekn&#252;pft (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 30.&#160;Mai 2013, Halaf, C&#8209;528/11, EU:C:2013:342, Rn.&#160;36). Diese Befugnis soll es jedem Mitgliedstaat erm&#246;glichen, sich aus politischen, humanit&#228;ren oder praktischen Erw&#228;gungen bereit zu erkl&#228;ren, einen Antrag auf internationalen Schutz zu pr&#252;fen, auch wenn er hierf&#252;r nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien nicht zust&#228;ndig ist (Urteil vom 4.&#160;Oktober 2018, Fathi, C&#8209;56/17, EU:C:2018:803, Rn.&#160;53).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point59">59</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts des Umfangs des den Mitgliedstaaten auf diese Weise gew&#228;hrten Ermessens ist es Sache des betreffenden Mitgliedstaats, die Umst&#228;nde zu bestimmen, unter denen er von der Befugnis, die durch die Ermessensklausel in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung einger&#228;umt wird, Gebrauch machen m&#246;chte, und zu entscheiden, ob er sich bereit erkl&#228;rt, einen Antrag auf internationalen Schutz, f&#252;r den er nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien nicht zust&#228;ndig ist, selbst zu pr&#252;fen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point60">60</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Feststellung steht im &#220;brigen auf einer Linie zum einen mit der Rechtsprechung des Gerichtshofs zu den fakultativen Bestimmungen, der zufolge diese Bestimmungen den Mitgliedstaaten ein weites Ermessen einr&#228;umen (Urteil vom 10.&#160;Dezember 2013, Abdullahi, C&#8209;394/12, EU:C:2013:813, Rn.&#160;57 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung), und zum anderen mit dem Ziel dieses Art.&#160;17 Abs.&#160;1, die Pr&#228;rogativen der Mitgliedstaaten bei der Aus&#252;bung des Rechts auf Gew&#228;hrung internationalen Schutzes zu wahren (Urteil vom 5.&#160;Juli 2018, X, C&#8209;213/17, EU:C:2018:538, Rn.&#160;61 und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point61">61</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die erste Frage zu antworten, dass Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass der Umstand, dass ein als &#8222;zust&#228;ndig&#8220; im Sinne dieser Verordnung bestimmter Mitgliedstaat seine Absicht mitgeteilt hat, gem&#228;&#223; Art.&#160;50 EUV aus der Union auszutreten, den die Zust&#228;ndigkeit pr&#252;fenden Mitgliedstaat nicht dazu verpflichtet, in Anwendung der in diesem Art.&#160;17 Abs.&#160;1 vorgesehenen Ermessensklausel den fraglichen Schutzantrag selbst zu pr&#252;fen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zur zweiten Frage</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point62">62</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Ausweislich der dem Gerichtshof vorliegenden Akte beruht die zweite Frage auf der Pr&#228;misse, dass in Irland der Fl&#252;chtlingsbeauftragte nach den in der Dublin&#8209;III-Verordnung definierten Kriterien den zust&#228;ndigen Mitgliedstaat bestimmt, w&#228;hrend f&#252;r die Anwendung der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Ermessensklausel der Minister f&#252;r Justiz und Gleichberechtigung zust&#228;ndig ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point63">63</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Unter diesen Umst&#228;nden ist davon auszugehen, dass das vorlegende Gericht mit seiner zweiten Frage im Kern wissen m&#246;chte, ob die Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass sie verlangt, dass f&#252;r die Bestimmung des zust&#228;ndigen Staates nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien und f&#252;r die Anwendung der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Ermessensklausel dieselbe nationale Beh&#246;rde zust&#228;ndig ist.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point64">64</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zun&#228;chst ist darauf hinzuweisen, dass das den Mitgliedstaaten durch Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung verliehene Ermessen nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs ein integraler Bestandteil der in dieser Verordnung vorgesehenen Verfahren zur Bestimmung des f&#252;r einen Asylantrag zust&#228;ndigen Mitgliedstaats ist. Die von einem Mitgliedstaat gem&#228;&#223; dieser Vorschrift getroffene Entscheidung, einen Antrag auf internationalen Schutz, f&#252;r den er nach den Kriterien des Kapitels&#160;III dieser Verordnung nicht zust&#228;ndig ist, zu pr&#252;fen oder nicht zu pr&#252;fen, stellt somit eine Durchf&#252;hrung des Unionsrechts dar (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 16.&#160;Februar 2017, C.&#160;K. u.&#160;a., C&#8209;578/16&#160;PPU, EU:C:2017:127, Rn.&#160;53 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point65">65</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Sodann ist festzustellen, dass die Dublin&#8209;III-Verordnung allerdings keine Vorschrift enth&#228;lt, aus der hervorginge, welche Beh&#246;rde dazu erm&#228;chtigt ist, eine Entscheidung nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien f&#252;r die Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats oder gem&#228;&#223; der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Ermessensklausel zu treffen. Ebenso wenig ist in der Dublin&#8209;III-Verordnung geregelt, ob ein Mitgliedstaat die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Anwendung solcher Kriterien und diejenige f&#252;r die Anwendung dieser Ermessensklausel derselben Beh&#246;rde &#252;bertragen muss.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point66">66</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Hingegen sieht Art.&#160;35 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung vor, dass jeder Mitgliedstaat der Kommission unverz&#252;glich die speziell f&#252;r die Durchf&#252;hrung dieser Verordnung &#8222;zust&#228;ndigen Beh&#246;rden&#8220; sowie alle sp&#228;teren sie betreffenden &#196;nderungen mitteilt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point67">67</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dem Wortlaut dieser Vorschrift ist erstens zu entnehmen, dass es Sache eines Mitgliedstaats ist, zu bestimmen, welche nationalen Beh&#246;rden f&#252;r die Anwendung der Dublin&#8209;III-Verordnung zust&#228;ndig sind. Zweitens impliziert der in diesem Art.&#160;35 enthaltene Ausdruck &#8222;die &#8230; zust&#228;ndigen Beh&#246;rden&#8220;, dass es einem Mitgliedstaat freisteht, die Zust&#228;ndigkeit f&#252;r die Anwendung der in dieser Verordnung definierten Kriterien f&#252;r die Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats und diejenige f&#252;r die Anwendung der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen &#8222;Ermessensklausel&#8220; verschiedenen Beh&#246;rden zu &#252;bertragen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point68">68</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Beurteilung wird auch durch andere Bestimmungen der Dublin&#8209;III-Verordnung wie Art.&#160;4 Abs.&#160;1, Art.&#160;20 Abs.&#160;2 und 4 oder Art.&#160;21 Abs.&#160;3 gest&#252;tzt, in denen die Ausdr&#252;cke &#8222;seine zust&#228;ndigen Beh&#246;rden&#8220;, &#8222;den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden des betreffenden Mitgliedstaats&#8220;, &#8222;den zust&#228;ndigen Beh&#246;rden eines Mitgliedstaats&#8220; oder auch &#8222;die Beh&#246;rden des ersuchten Mitgliedstaats&#8220; verwendet wurden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point69">69</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die zweite Frage zu antworten, dass die Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass sie nicht verlangt, dass f&#252;r die Bestimmung des zust&#228;ndigen Staates nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien und f&#252;r die Anwendung der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Ermessensklausel dieselbe nationale Beh&#246;rde zust&#228;ndig ist.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zur dritten Frage</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point70">70</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner dritten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;6 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass er einen Mitgliedstaat, der nach den in dieser Verordnung genannten Kriterien f&#252;r die Pr&#252;fung eines Antrags auf internationalen Schutz unzust&#228;ndig ist, dazu verpflichtet, das Wohl des Kindes zu ber&#252;cksichtigen und diesen Antrag in Anwendung von Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung selbst zu pr&#252;fen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point71">71</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Angesichts dessen, dass bereits aus den Rn.&#160;58 und 59 des vorliegenden Urteils hervorgeht, dass die Aus&#252;bung der den Mitgliedstaaten durch die Ermessensklausel in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung er&#246;ffnete Befugnis an keine besondere Bedingung gekn&#252;pft ist und es grunds&#228;tzlich Sache jedes Mitgliedstaats ist, die Umst&#228;nde zu bestimmen, unter denen er von dieser Befugnis Gebrauch machen m&#246;chte, und zu entscheiden, ob er sich bereit erkl&#228;rt, einen Antrag auf internationalen Schutz, f&#252;r den er nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien nicht zust&#228;ndig ist, selbst zu pr&#252;fen, ist festzustellen, dass auch Erw&#228;gungen des Kindeswohls einen Mitgliedstaat nicht dazu verpflichten k&#246;nnen, von dieser Befugnis Gebrauch zu machen und einen Antrag, f&#252;r den er nicht zust&#228;ndig ist, selbst zu pr&#252;fen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point72">72</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist Art.&#160;6 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen, dass er einen Mitgliedstaat, der nach den in dieser Verordnung genannten Kriterien f&#252;r die Pr&#252;fung eines Antrags auf internationalen Schutz unzust&#228;ndig ist, nicht dazu verpflichtet, das Wohl des Kindes zu ber&#252;cksichtigen und diesen Antrag in Anwendung von Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung selbst zu pr&#252;fen.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zur vierten Frage</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point73">73</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner vierten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;27 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass er dazu verpflichtet, einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung, von der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Befugnis keinen Gebrauch zu machen, vorzusehen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point74">74</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach Art.&#160;27 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung hat die Person, die internationalen Schutz beantragt, das Recht auf ein wirksames Rechtsmittel gegen eine &#220;berstellungsentscheidung in Form einer auf Sach- und Rechtsfragen gerichteten &#220;berpr&#252;fung durch ein Gericht.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point75">75</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Dieser Artikel sieht also nicht ausdr&#252;cklich einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung vor, von der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Befugnis keinen Gebrauch zu machen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point76">76</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zudem legt das Ziel einer z&#252;gigen Bearbeitung der Antr&#228;ge auf internationalen Schutz und insbesondere einer raschen Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaats, das dem mit der Dublin&#8209;III-Verordnung eingef&#252;hrten Verfahren zugrunde liegt und in deren f&#252;nftem Erw&#228;gungsgrund dargelegt wird, nahe, keine weiteren Rechtsbehelfe vorzusehen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point77">77</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zwar ist der Grundsatz des effektiven gerichtlichen Rechtsschutzes ein allgemeiner Grundsatz des Unionsrechts, der nunmehr in Art.&#160;47 der Charta zum Ausdruck kommt (Urteil vom 10.&#160;Juli 2014, Telef&#243;nica und Telef&#243;nica de Espa&#241;a/Kommission, C&#8209;295/12&#160;P, EU:C:2014:2062, Rn.&#160;40 sowie die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung) und nach dem jede Person, deren durch das Recht der Union garantierte Rechte oder Freiheiten verletzt worden sind, das Recht hat, nach Ma&#223;gabe der in diesem Artikel vorgesehenen Bedingungen bei einem Gericht einen wirksamen Rechtsbehelf einzulegen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point78">78</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Wenn ein Mitgliedstaat es ablehnt, von der Ermessensklausel in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung Gebrauch zu machen, l&#228;uft dies jedoch zwangsl&#228;ufig darauf hinaus, dass er eine &#220;berstellungsentscheidung erl&#228;sst. Die Weigerung des Mitgliedstaats, diese Klausel anzuwenden, kann also gegebenenfalls im Rahmen eines Rechtsbehelfs gegen eine &#220;berstellungsentscheidung angefochten werden.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point79">79</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Folglich ist Art.&#160;27 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen, dass er nicht dazu verpflichtet, einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung, von der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Befugnis keinen Gebrauch zu machen, vorzusehen, wovon die M&#246;glichkeit unber&#252;hrt bleibt, diese Entscheidung im Rahmen eines Rechtsbehelfs gegen die &#220;berstellungsentscheidung anzufechten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point80">80</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Um dem vorlegenden Gericht eine zweckdienliche Antwort zu geben, ist im &#220;brigen &#8211; soweit die vorgelegten Fragen mit der Mitteilung des nach den Kriterien der Dublin&#8209;III-Verordnung als zust&#228;ndig bestimmten Mitgliedstaats &#252;ber seine Absicht, gem&#228;&#223; Art.&#160;50 EUV aus der Union auszutreten, zusammenh&#228;ngen &#8211; darauf hinzuweisen, dass diese Mitteilung, wie sich aus Rn.&#160;54 des vorliegenden Urteils ergibt, nicht die Aussetzung der Anwendung des Unionsrechts in diesem Mitgliedstaat bewirkt und dass folglich das Unionsrecht &#8211; wozu das Gemeinsame Europ&#228;ische Asylsystem sowie das gegenseitige Vertrauen und die Vermutung, dass die Mitgliedstaaten die Grundrechte achten, geh&#246;ren &#8211; in diesem Mitgliedstaat bis zu seinem tats&#228;chlichen Austritt aus der Union vollumf&#228;nglich in Kraft bleibt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point81">81</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zu erg&#228;nzen ist auch, dass die &#220;berstellung eines Antragstellers an einen solchen Mitgliedstaat nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs nicht erfolgen darf, wenn es wesentliche Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme gibt, dass der Antragsteller aufgrund dieser Mitteilung tats&#228;chlich Gefahr l&#228;uft, in diesem Mitgliedstaat eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung im Sinne von Art.&#160;4 der Charta zu erleiden (Urteil vom 16.&#160;Februar 2017, C.&#160;K. u.&#160;a., C&#8209;578/16&#160;PPU, EU:C:2017:127, Rn.&#160;65).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point82">82</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;In diesem Zusammenhang ist zu betonen, dass eine solche Mitteilung f&#252;r sich genommen nicht dahin gehend verstanden werden kann, dass sie den Betroffenen einer solchen Gefahr aussetzt.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point83">83</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Insoweit ist erstens darauf hinzuweisen, dass das Gemeinsame Europ&#228;ische Asylsystem in einem Kontext entworfen wurde, der die Annahme zul&#228;sst, dass alle daran beteiligten Staaten, ob Mitgliedstaaten oder Drittstaaten, die Grundrechte beachten, darunter die Rechte aus der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und dem Protokoll von 1967 &#8211; n&#228;mlich der Grundsatz der Nichtzur&#252;ckweisung &#8211; sowie aus der EMRK, und dass diese Staaten einander folglich Vertrauen entgegenbringen d&#252;rfen, was die Wahrung dieser Grundrechte betrifft (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 21.&#160;Dezember 2011, N.&#160;S. u.&#160;a., C&#8209;411/10 und C&#8209;493/10, EU:C:2011:865, Rn.&#160;78); im &#220;brigen sind all diese Staaten, wie in den Rn.&#160;3 bis 5 des vorliegenden Urteils dargelegt, Vertragsparteien sowohl der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und des Protokolls von 1967 als auch der EMRK.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point84">84</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Zweitens wurde in Bezug auf die Grundrechte, die einer internationalen Schutz beantragenden Person zuerkannt sind, zum einen in Art.&#160;3 Abs.&#160;2 der Dublin&#8209;III-Verordnung die Rechtsprechung des Gerichtshofs zum Bestehen systemischer Schwachstellen im Asylverfahren und in den Aufnahmebedingungen f&#252;r Antragsteller im als zust&#228;ndig bestimmten Staat im Sinne dieser Verordnung kodifiziert; zum anderen sind die Mitgliedstaaten, wie sich aus den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 32 und 39 der Dublin&#8209;III-Verordnung ergibt, bei deren Anwendung an die Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte und an Art.&#160;4 der Charta gebunden (Urteil vom 16.&#160;Februar 2017, C.&#160;K. u.&#160;a., C&#8209;578/16&#160;PPU, EU:C:2017:127, Rn.&#160;63). Da Art.&#160;4 der Charta Art.&#160;3 EMRK entspricht, hat das in ersterer Bestimmung vorgesehene Verbot unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung nach Art.&#160;52 Abs.&#160;3 der Charta die gleiche Bedeutung und Tragweite, wie sie ihm in der EMRK verliehen wird (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 16.&#160;Februar 2017, C.&#160;K. u.&#160;a., C&#8209;578/16&#160;PPU, EU:C:2017:127, Rn.&#160;67).</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point85">85</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Drittens ist angesichts dessen, dass die Mitgliedstaaten, wie in Rn.&#160;83 des vorliegenden Urteils dargelegt, Vertragsparteien der Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und des Protokolls von 1967 sowie der EMRK &#8211; zwei internationale Abkommen, auf denen das Gemeinsame Europ&#228;ische Asylsystem basiert &#8211; sind, die Fortdauer der Beteiligung eines Mitgliedstaats an diesen Abkommen und diesem Protokoll nicht von seiner Zugeh&#246;rigkeit zur Union abh&#228;ngig. Folglich hat die Entscheidung eines Mitgliedstaats, aus der Union auszutreten, keine Auswirkung auf seine Pflichten, die Genfer Fl&#252;chtlingskonvention und das Protokoll von 1967, einschlie&#223;lich des Grundsatzes der Nichtzur&#252;ckweisung, sowie Art.&#160;3 EMRK einzuhalten.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point86">86</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die vierte Frage zu antworten, dass Art.&#160;27 Abs.&#160;1 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass er nicht dazu verpflichtet, einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung, von der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Befugnis keinen Gebrauch zu machen, vorzusehen, wovon die M&#246;glichkeit unber&#252;hrt bleibt, diese Entscheidung im Rahmen eines Rechtsbehelfs gegen die &#220;berstellungsentscheidung anzufechten.</p> <p class="C06Titre3">&#160;<i>Zur f&#252;nften Frage</i> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point87">87</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Mit seiner f&#252;nften Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, ob Art.&#160;20 Abs.&#160;3 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass er, soweit kein Beweis f&#252;r das Gegenteil vorliegt, die Vermutung begr&#252;ndet, dass es dem Wohl des Kindes dient, seine Situation als untrennbar mit der seiner Eltern verbunden anzusehen.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point88">88</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Es ist festzustellen, dass dies nach dem Wortlaut von Art.&#160;20 Abs.&#160;3 der Dublin&#8209;III-Verordnung eindeutig der Fall ist. Danach ist die Situation des Kindes nur dann unabh&#228;ngig von derjenigen seiner Eltern zu behandeln, wenn eine Pr&#252;fung im Verbund mit den Eltern nachweislich nicht dem Wohl des Kindes dient.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point89">89</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Diese Feststellung steht im Einklang mit den Erw&#228;gungsgr&#252;nden 14 bis 16 sowie u.&#160;a. mit Art.&#160;6 Abs.&#160;3 Buchst.&#160;a und Abs.&#160;4, Art.&#160;8 Abs.&#160;1 und Art.&#160;11 der Dublin&#8209;III-Verordnung. Aus diesen Bestimmungen geht hervor, dass die Achtung des Familienlebens, spezieller die Wahrung der Einheit des Familienverbundes, grunds&#228;tzlich dem Wohl des Kindes dient.</p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point90">90</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Nach alledem ist auf die f&#252;nfte Frage zu antworten, dass Art.&#160;20 Abs.&#160;3 der Dublin&#8209;III-Verordnung dahin auszulegen ist, dass er, soweit kein Beweis f&#252;r das Gegenteil vorliegt, die Vermutung begr&#252;ndet, dass es dem Wohl des Kindes dient, seine Situation als untrennbar mit der seiner Eltern verbunden anzusehen.</p> <p class="C04Titre1">&#160;<b>Kosten</b> </p> <p class="C01PointnumeroteAltN"> <a name="point91">91</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem beim vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> <p class="C41DispositifIntroduction">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Erste Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> <p class="C08Dispositif">1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;17 Abs.&#160;1 der Verordnung (EU) Nr.&#160;604/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26.&#160;Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist, ist dahin auszulegen, dass der Umstand, dass ein als &#8222;zust&#228;ndig&#8220; im Sinne dieser Verordnung bestimmter Mitgliedstaat seine Absicht mitgeteilt hat, gem&#228;&#223; Art.&#160;50 EUV aus der Union auszutreten, den die Zust&#228;ndigkeit pr&#252;fenden Mitgliedstaat nicht dazu verpflichtet, in Anwendung der in diesem Art.&#160;17 Abs.&#160;1 vorgesehenen Ermessensklausel den fraglichen Schutzantrag selbst zu pr&#252;fen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Die Verordnung Nr.&#160;604/2013 ist dahin auszulegen, dass sie nicht verlangt, dass f&#252;r die Bestimmung des zust&#228;ndigen Staates nach den in dieser Verordnung definierten Kriterien und f&#252;r die Anwendung der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Ermessensklausel dieselbe nationale Beh&#246;rde zust&#228;ndig ist.</b> </p> <p class="C08Dispositif">3.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;6 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;604/2013 ist dahin auszulegen, dass er einen Mitgliedstaat, der nach den in dieser Verordnung genannten Kriterien f&#252;r die Pr&#252;fung eines Antrags auf internationalen Schutz unzust&#228;ndig ist, nicht dazu verpflichtet, das Wohl des Kindes zu ber&#252;cksichtigen und diesen Antrag in Anwendung von Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung selbst zu pr&#252;fen.</b> </p> <p class="C08Dispositif">4.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;27 Abs.&#160;1 der Verordnung Nr.&#160;604/2013 ist dahin auszulegen, dass er nicht dazu verpflichtet, einen Rechtsbehelf gegen die Entscheidung, von der in Art.&#160;17 Abs.&#160;1 dieser Verordnung vorgesehenen Befugnis keinen Gebrauch zu machen, vorzusehen, wovon die M&#246;glichkeit unber&#252;hrt bleibt, diese Entscheidung im Rahmen eines Rechtsbehelfs gegen die &#220;berstellungsentscheidung anzufechten.</b> </p> <p class="C08Dispositif">5.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;<b>Art.&#160;20 Abs.&#160;3 der Verordnung Nr.&#160;604/2013 ist dahin auszulegen, dass er, soweit kein Beweis f&#252;r das Gegenteil vorliegt, die Vermutung begr&#252;ndet, dass es dem Wohl des Kindes dient, seine Situation als untrennbar mit der seiner Eltern verbunden anzusehen.</b> </p> <p class="C77Signatures">Unterschriften</p> <hr/> <p class="C42FootnoteLangue"> <a href="#Footref*" name="Footnote*">*</a>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;Verfahrenssprache: Englisch.</p>
175,027
eugh-2019-01-23-c-43017
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-430/17
2019-01-23T00:00:00
2019-01-31T19:20:50
2019-01-31T19:20:50
Urteil
ECLI:EU:C:2019:47
<p class="sum-title-1"> <a id="judgment"/>URTEIL DES GERICHTSHOFS (Dritte Kammer)</p> <p class="sum-title-1">23.&#160;Januar 2019&#160;(<span class="note"> <a id="c-ECR_62017CJ0430_DE_01-E0001" href="#t-ECR_62017CJ0430_DE_01-E0001">*1</a> </span>)</p> <p class="index">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung&#160;&#8211; Verbraucherschutz&#160;&#8211; Richtlinie 2011/83/EU&#160;&#8211; Fernabsatzvertr&#228;ge&#160;&#8211; Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h&#160;&#8211; Pflicht, &#252;ber das Widerrufsrecht zu informieren&#160;&#8211; Art.&#160;8 Abs.&#160;4&#160;&#8211; Vertrag, der mittels eines Fernkommunikationsmittels geschlossen wird, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht&#160;&#8211; Begriff &#8218;auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht&#8216;&#160;&#8211; Beilage zu einer Zeitschrift&#160;&#8211; Bestellpostkarte, die einen Hyperlink enth&#228;lt, der auf die Informationen &#252;ber das Widerrufsrecht verweist&#8220;</p> <p class="normal">In der Rechtssache C&#8209;430/17</p> <p class="normal">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom Bundesgerichtshof (Deutschland) mit Entscheidung vom 14.&#160;Juni 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 17.&#160;Juli 2017, in dem Verfahren</p> <p class="normal"> <span class="bold">Walbusch Walter Busch GmbH &amp; Co. KG</span> </p> <p class="pnormal">gegen</p> <p class="normal"> <span class="bold">Zentrale zur Bek&#228;mpfung unlauteren Wettbewerbs Frankfurt am Main e.&#160;V.</span> </p> <p class="normal">erl&#228;sst</p> <p class="normal">DER GERICHTSHOF (Dritte Kammer)</p> <p class="normal">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten der Vierten Kammer M.&#160;Vilaras in Wahrnehmung der Aufgaben des Pr&#228;sidenten der Dritten Kammer sowie der Richter J.&#160;Malenovsk&#253;, L.&#160;Bay Larsen, M.&#160;Safjan (Berichterstatter) und D.&#160;&#352;v&#225;by,</p> <p class="normal">Generalanwalt: E.&#160;Tanchev,</p> <p class="normal">Kanzler: R.&#160;&#536;ere&#537;, Verwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="normal">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 7.&#160;Juni 2018,</p> <p class="normal">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Walbusch Walter Busch GmbH &amp; Co. KG, vertreten durch Rechtsanwalt R.&#160;Becker,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Zentrale zur Bek&#228;mpfung unlauteren Wettbewerbs Frankfurt am Main e.&#160;V., vertreten durch Rechtsanwalt C.&#160;Rohnke,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der deutschen Regierung, vertreten durch T.&#160;Henze, M.&#160;Hellmann, E.&#160;Lankenau und J.&#160;Techert als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der polnischen Regierung, vertreten durch B.&#160;Majczyna als Bevollm&#228;chtigten,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der finnischen Regierung, vertreten durch H.&#160;Leppo als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch M.&#160;Kellerbauer und N.&#160;Ruiz Garc&#237;a als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 20.&#160;September 2018</p> <p class="normal">folgendes</p> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Urteil</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point1">1</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h und Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 25.&#160;Oktober 2011 &#252;ber die Rechte der Verbraucher, zur Ab&#228;nderung der Richtlinie 93/13/EWG des Rates und der Richtlinie 1999/44/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Richtlinie 85/577/EWG des Rates und der Richtlinie 97/7/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2011:304:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2011, L&#160;304, S.&#160;64</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point2">2</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Dieses Ersuchen ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Walbusch Walter Busch GmbH &amp; Co. KG, einer Gesellschaft deutschen Rechts, und der Zentrale zur Bek&#228;mpfung unlauteren Wettbewerbs Frankfurt am Main e.&#160;V. (im Folgenden: Zentrale) &#252;ber die Information &#252;ber das Widerrufsrecht des Verbrauchers in der Werbung, die von dieser Gesellschaft in Form eines Werbeprospekts als Beilage zu verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften gemacht wurde.</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Rechtlicher Rahmen</span> </p> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Unionsrecht</span> </span> </p> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Charta</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point3">3</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;11 (&#8222;Freiheit der Meinungs&#228;u&#223;erung und Informationsfreiheit&#8220;) der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta) sieht in Abs.&#160;1 vor:</p> <p class="normal">&#8222;Jede Person hat das Recht auf freie Meinungs&#228;u&#223;erung. Dieses Recht schlie&#223;t die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne beh&#246;rdliche Eingriffe und ohne R&#252;cksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und weiterzugeben.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point4">4</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;16 (&#8222;Unternehmerische Freiheit&#8220;) der Charta lautet:</p> <p class="normal">&#8222;Die unternehmerische Freiheit wird nach dem Unionsrecht und den einzelstaatlichen Rechtsvorschriften und Gepflogenheiten anerkannt.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point5">5</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;38 (&#8222;Verbraucherschutz&#8220;) der Charta bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;Die Politik der Union stellt ein hohes Verbraucherschutzniveau sicher.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-3"> <span class="italic">Richtlinie 2011/83</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point6">6</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In den Erw&#228;gungsgr&#252;nden&#160;3 bis&#160;5, 7, 34, 36 und&#160;44 der Richtlinie 2011/83 hei&#223;t es:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8222;(3)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Artikel&#160;169 Absatz&#160;1 und Artikel&#160;169 Absatz&#160;2 Buchstabe&#160;a [AEUV] sehen vor, dass die Union durch Ma&#223;nahmen, die sie nach Artikel&#160;114 [AEUV] erl&#228;sst, einen Beitrag zur Gew&#228;hrleistung eines hohen Verbraucherschutzniveaus leistet.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">(4)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#8230; Die Harmonisierung bestimmter Aspekte von im Fernabsatz und au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Verbrauchervertr&#228;gen ist unabdingbar, wenn ein echter Binnenmarkt f&#252;r Verbraucher gef&#246;rdert werden soll, in dem ein m&#246;glichst ausgewogenes Verh&#228;ltnis zwischen einem hohen Verbraucherschutzniveau und der Wettbewerbsf&#228;higkeit der Unternehmen bei gleichzeitiger Wahrung des Subsidiarit&#228;tsprinzips gew&#228;hrleistet ist.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">(5)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#8230; [D]ie vollst&#228;ndige Harmonisierung der Verbraucherinformation und des Widerrufsrechts in Vertr&#228;gen, die im Fernabsatz oder au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossen werden, [d&#252;rfte] zu einem hohen Verbraucherschutzniveau und zum besseren Funktionieren des Binnenmarkts beitragen.</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">(7)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die vollst&#228;ndige Harmonisierung einiger wesentlicher Aspekte der einschl&#228;gigen Regelungen sollte die Rechtssicherheit f&#252;r Verbraucher wie Unternehmer erheblich erh&#246;hen. &#8230; Dar&#252;ber hinaus sollten die Verbraucher in den Genuss eines hohen, einheitlichen Verbraucherschutzniveaus in der gesamten Union kommen.</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">(34)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Bevor der Verbraucher durch einen Fernabsatzvertrag oder einen au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertrag, durch einen anderen als einen Fernabsatzvertrag oder au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertrag oder ein entsprechendes Vertragsangebot gebunden ist, sollte der Unternehmer den Verbraucher in klarer und verst&#228;ndlicher Weise informieren. &#8230;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">(36)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Bei Fernabsatzvertr&#228;gen sollten die Informationspflichten so angepasst werden, dass den technischen Beschr&#228;nkungen, denen bestimmte Medien unterworfen sind, Rechnung getragen werden kann, wie zum Beispiel der beschr&#228;nkten Anzahl der Zeichen auf bestimmten Displays von Mobiltelefonen oder dem Zeitrahmen f&#252;r Werbespots im Fernsehen. In diesen F&#228;llen sollte sich der Unternehmer an Mindestanforderungen hinsichtlich der Information halten und den Verbraucher an eine andere Informationsquelle verweisen, beispielsweise durch Angabe einer geb&#252;hrenfreien Telefonnummer oder eines Hypertext-Links zu einer Webseite des Unternehmers, auf der die einschl&#228;gigen Informationen unmittelbar abrufbar und leicht zug&#228;nglich sind. &#8230;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">(44)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Durch Unterschiede in der Art und Weise der Aus&#252;bung des Widerrufsrechts in den Mitgliedstaaten sind den im grenz&#252;berschreitenden Handel t&#228;tigen Unternehmern Kosten entstanden. Die Einf&#252;hrung eines harmonisierten Musterformulars f&#252;r den Widerruf, das der Verbraucher benutzen kann, sollte das Widerrufsverfahren vereinfachen und f&#252;r Rechtssicherheit sorgen. Aus diesen Gr&#252;nden sollten die Mitgliedstaaten &#252;ber das unionsweit einheitliche Musterformular hinaus keine weiteren Anforderungen an die optische Gestaltung des Widerrufs &#8211; etwa in Bezug auf die Schriftgr&#246;&#223;e &#8211; stellen. Dem Verbraucher sollte es jedoch nach wie vor freistehen, den Vertrag mit seinen eigenen Worten zu widerrufen, vorausgesetzt, seine an den Unternehmer gerichtete Erkl&#228;rung, aus der seine Widerrufsentscheidung hervorgeht, ist unmissverst&#228;ndlich. Diese Anforderung k&#246;nnte durch einen Brief, einen Telefonanruf oder durch die R&#252;cksendung der Waren, begleitet von einer deutlichen Erkl&#228;rung, erf&#252;llt sein; die Beweislast, dass der Widerruf innerhalb der in der Richtlinie festgelegten Fristen erfolgt ist, sollte jedoch dem Verbraucher obliegen. &#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point7">7</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;1 (&#8222;Gegenstand&#8220;) dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;Zweck dieser Richtlinie ist es, durch Angleichung bestimmter Aspekte der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten in Bezug auf Vertr&#228;ge, die zwischen Verbrauchern und Unternehmern geschlossen werden, ein hohes Verbraucherschutzniveau zu erreichen und damit zum ordnungsgem&#228;&#223;en Funktionieren des Binnenmarkts beizutragen.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point8">8</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Art.&#160;2 (&#8222;Begriffsbestimmungen&#8220;) der Richtlinie hei&#223;t es:</p> <p class="normal">&#8222;Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnen die Ausdr&#252;cke</p> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">7.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#8218;Fernabsatzvertrag&#8216; jeden Vertrag, der zwischen dem Unternehmer und dem Verbraucher ohne gleichzeitige k&#246;rperliche Anwesenheit des Unternehmers und des Verbrauchers im Rahmen eines f&#252;r den Fernabsatz organisierten Vertriebs- bzw. Dienstleistungssystems geschlossen wird, wobei bis einschlie&#223;lich zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses ausschlie&#223;lich ein oder mehrere Fernkommunikationsmittel verwendet wird/werden;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point9">9</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;6 (&#8222;Informationspflichten bei Fernabsatz- und au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertr&#228;gen&#8220;) dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Bevor der Verbraucher durch einen Vertrag im Fernabsatz oder einen au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertrag oder ein entsprechendes Vertragsangebot gebunden ist, informiert der Unternehmer den Verbraucher in klarer und verst&#228;ndlicher Weise &#252;ber Folgendes:</p> <p class="normal">&#8230;</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">h)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">im Falle des Bestehens eines Widerrufsrechts die Bedingungen, Fristen und Verfahren f&#252;r die Aus&#252;bung dieses Rechts gem&#228;&#223; Artikel&#160;11 Absatz&#160;1 sowie das Muster&#8209;Widerrufsformular gem&#228;&#223; Anhang&#160;I Teil&#160;B;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(4)&#160;&#160;&#160;Die Informationen nach Absatz&#160;1 Buchstabe&#8230;&#160;h &#8230; k&#246;nnen mittels der Muster&#8209;Widerrufsbelehrung gem&#228;&#223; Anhang&#160;I Teil&#160;A gegeben werden. Die Informationspflicht des Unternehmers gem&#228;&#223; Absatz&#160;1 Buchstabe&#8230;&#160;h &#8230; ist erf&#252;llt, wenn der Unternehmer dieses Informationsformular zutreffend ausgef&#252;llt dem Verbraucher &#252;bermittelt hat.</p> <p class="normal">(5)&#160;&#160;&#160;Die Informationen nach Absatz&#160;1 sind fester Bestandteil des Fernabsatzvertrags oder des au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen abgeschlossenen Vertrags und d&#252;rfen nicht ge&#228;ndert werden, es sei denn, die Vertragsparteien vereinbaren ausdr&#252;cklich etwas anderes.</p> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point10">10</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Art.&#160;8 (&#8222;Formale Anforderungen bei Fernabsatzvertr&#228;gen&#8220;) der Richtlinie 2011/83 hei&#223;t es:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Bei Fernabsatzvertr&#228;gen erteilt der Unternehmer die in Artikel&#160;6 Absatz&#160;1 vorgeschriebenen Informationen dem Verbraucher in klarer und verst&#228;ndlicher Sprache in einer den benutzten Fernkommunikationsmitteln angepassten Weise bzw. stellt diese Informationen entsprechend zur Verf&#252;gung. Soweit diese Informationen auf einem dauerhaften Datentr&#228;ger bereitgestellt werden, m&#252;ssen sie lesbar sein.</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(4)&#160;&#160;&#160;Wird der Vertrag mittels eines Fernkommunikationsmittels geschlossen, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, so hat der Unternehmer &#252;ber das jeweilige Fernkommunikationsmittel vor dem Abschluss des Vertrags zumindest diejenigen vorvertraglichen Informationen zu erteilen, die die in Artikel&#160;6 Absatz&#160;1 Buchstaben&#160;a, b, e, h und o genannten wesentlichen Merkmale der Waren oder Dienstleistungen, die Identit&#228;t des Unternehmers, den Gesamtpreis, das Widerrufsrecht, die Vertragslaufzeit und die Bedingungen der K&#252;ndigung unbefristeter Vertr&#228;ge betreffen. Die anderen in Artikel&#160;6 Absatz&#160;1 genannten Informationen hat der Unternehmer dem Verbraucher in geeigneter Weise im Einklang mit Absatz&#160;1 dieses Artikels zu erteilen.</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(7)&#160;&#160;&#160;Der Unternehmer stellt dem Verbraucher die Best&#228;tigung des geschlossenen Vertrags innerhalb einer angemessenen Frist nach dem Abschluss des Fernabsatzvertrags auf einem dauerhaften Datentr&#228;ger zur Verf&#252;gung, und zwar sp&#228;testens bei der Lieferung der Waren oder bevor die Ausf&#252;hrung der Dienstleistung beginnt. Diese Best&#228;tigung enth&#228;lt:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">alle in Artikel&#160;6 Absatz&#160;1 genannten Informationen, es sei denn, der Unternehmer hat dem Verbraucher diese Informationen bereits vor dem Abschluss des Fernabsatzvertrags auf einem dauerhaften Datentr&#228;ger zukommen lassen &#8230;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point11">11</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;9 (&#8222;Widerrufsrecht&#8220;) dieser Richtlinie sieht in seinen Abs.&#160;1 und&#160;2 vor:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Sofern nicht eine der Ausnahmen gem&#228;&#223; Artikel&#160;16 Anwendung findet, steht dem Verbraucher eine Frist von 14 Tagen zu, in der er einen Fernabsatz- oder einen au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertrag ohne Angabe von Gr&#252;nden und ohne andere Kosten als in Artikel&#160;13 Absatz&#160;2 und Artikel&#160;14 vorgesehen widerrufen kann.</p> <p class="normal">(2)&#160;&#160;&#160;Unbeschadet des Artikels&#160;10 endet die in Absatz&#160;1 dieses Artikels vorgesehene Widerrufsfrist [14 Tage ab dem Tag]</p> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point12">12</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;11 (&#8222;Aus&#252;bung des Widerrufsrechts&#8220;) dieser Richtlinie lautet:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Der Verbraucher informiert den Unternehmer vor Ablauf der Widerrufsfrist &#252;ber seinen Entschluss, den Vertrag zu widerrufen. Der Verbraucher kann zu diesem Zweck entweder</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">das Muster&#8209;Widerrufsformular des Anhangs&#160;I Teil&#160;B verwenden oder</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">eine entsprechende Erkl&#228;rung in beliebiger anderer Form abgeben, aus der sein Entschluss zum Widerruf des Vertrags eindeutig hervorgeht.</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">Die Mitgliedstaaten legen f&#252;r das Muster&#8209;Widerrufsformular keine weiteren Formvorschriften au&#223;er den in Anhang&#160;I Teil&#160;B genannten fest.</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(3)&#160;&#160;&#160;Der Unternehmer kann dem Verbraucher zus&#228;tzlich zu den in Absatz&#160;1 genannten M&#246;glichkeiten auch die Wahl einr&#228;umen, entweder das Muster&#8209;Widerrufsformular des Anhangs&#160;I Teil&#160;B oder eine entsprechende eindeutige Erkl&#228;rung in beliebiger anderer Form auf der Webseite des Unternehmers elektronisch auszuf&#252;llen und abzuschicken. In diesen F&#228;llen hat der Unternehmer dem Verbraucher unverz&#252;glich auf einem dauerhaften Datentr&#228;ger eine Best&#228;tigung &#252;ber den Eingang eines solchen Widerrufs zu &#252;bermitteln.</p> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point13">13</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;12 (&#8222;Wirkungen des Widerrufs&#8220;) dieser Richtlinie lautet:</p> <p class="normal">&#8222;Mit der Aus&#252;bung des Widerrufsrechts enden die Verpflichtungen der Vertragsparteien</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">zur Erf&#252;llung des Fernabsatz- oder au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertrags oder</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">zum Abschluss des Fernabsatz- oder au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen abgeschlossenen Vertrags, sofern der Verbraucher dazu ein Angebot abgegeben hat.&#8220;</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point14">14</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Anhang&#160;I dieser Richtlinie, der die &#8222;Informationen zur Aus&#252;bung des Widerrufsrechts&#8220; betrifft, enth&#228;lt einen Teil&#160;A (&#8222;Muster&#8209;Widerrufsbelehrung&#8220;) und einen Teil&#160;B (&#8222;Muster&#8209;Widerrufsformular&#8220;).</p> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Deutsches Recht</span> </span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point15">15</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#167;&#160;355 (&#8222;Widerrufsrecht bei Verbrauchervertr&#228;gen&#8220;) des B&#252;rgerlichen Gesetzbuchs (im Folgenden: BGB) bestimmt in Abs.&#160;1:</p> <p class="normal">&#8222;Wird einem Verbraucher durch Gesetz ein Widerrufsrecht nach dieser Vorschrift einger&#228;umt, so sind der Verbraucher und der Unternehmer an ihre auf den Abschluss des Vertrags gerichteten Willenserkl&#228;rungen nicht mehr gebunden, wenn der Verbraucher seine Willenserkl&#228;rung fristgerecht widerrufen hat. Der Widerruf erfolgt durch Erkl&#228;rung gegen&#252;ber dem Unternehmer. Aus der Erkl&#228;rung muss der Entschluss des Verbrauchers zum Widerruf des Vertrags eindeutig hervorgehen. Der Widerruf muss keine Begr&#252;ndung enthalten. Zur Fristwahrung gen&#252;gt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point16">16</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#167;&#160;312g (&#8222;Widerrufsrecht&#8220;) BGB sieht in Abs.&#160;1 vor:</p> <p class="normal">&#8222;Dem Verbraucher steht bei au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertr&#228;gen und bei Fernabsatzvertr&#228;gen ein Widerrufsrecht gem&#228;&#223; &#167;&#160;355 [BGB] zu.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point17">17</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Art.&#160;246a (&#8222;Informationspflichten bei au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertr&#228;gen und Fernabsatzvertr&#228;gen mit Ausnahme von Vertr&#228;gen &#252;ber Finanzdienstleistungen&#8220;) des Einf&#252;hrungsgesetzes zum B&#252;rgerlichen Gesetzbuch hei&#223;t es in &#167;&#160;1:</p> <p class="normal">&#8222;&#8230;</p> <p class="normal">(2)&#160;&#160;&#160;Steht dem Verbraucher ein Widerrufsrecht nach &#167;&#160;312g Absatz&#160;1 [BGB] zu, ist der Unternehmer verpflichtet, den Verbraucher zu informieren</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">1.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#252;ber die Bedingungen, die Fristen und das Verfahren f&#252;r die Aus&#252;bung des Widerrufsrechts nach &#167;&#160;355 Absatz&#160;1 [BGB] sowie das Muster&#8209;Widerrufsformular in der Anlage&#160;2,</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefragen</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point18">18</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Walbusch Walter Busch lie&#223; 2014 einen sechsseitigen Werbeprospekt im Format von 19 x 23,7&#160;cm als Beilage zu verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen verbreiten. Dieser Prospekt enthielt einen Bestellschein in Form einer heraustrennbaren Postkarte. Auf das Widerrufsrecht wurde sowohl auf der Vorder- als auch auf der R&#252;ckseite der Postkarte, auf der auch die Telefon- und Faxnummer, die Internetadresse und die Postanschrift von Walbusch Walter Busch genannt waren, hingewiesen. Auf der angegebenen Website www.klepper.net erschienen unter dem Link &#8222;AGB&#8220; (Allgemeine Gesch&#228;ftsbedingungen) die Widerrufsbelehrung und das Muster&#8209;Widerrufsformular.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point19">19</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Zentrale war der Auffassung, dass der betreffende Prospekt unlauter sei, weil es an einer ordnungsgem&#228;&#223;en Widerrufsbelehrung &#252;ber das Widerrufsrecht des Verbrauchers fehle und dem Prospekt das Muster&#8209;Widerrufsformular nicht beigef&#252;gt gewesen sei.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point20">20</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sie erhob daher Klage beim Landgericht Wuppertal (Deutschland) auf Unterlassung der Verbreitung des Prospekts und auf Erstattung von ihr getragener vorgerichtlicher Kosten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point21">21</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das Landgericht Wuppertal gab der Klage statt, diese Entscheidung wurde jedoch vom Oberlandesgericht D&#252;sseldorf (Deutschland) teilweise abge&#228;ndert.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point22">22</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Walbusch Walter Busch legte gegen das Urteil des Oberlandesgerichts D&#252;sseldorf Revision zum Bundesgerichtshof (Deutschland) ein.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point23">23</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das vorlegende Gericht f&#252;hrt aus, dass die Postkarte, die Teil des betreffenden Prospekts sei, auf ihrer Vorder- und R&#252;ckseite zwar auf das Bestehen eines gesetzlichen Widerrufsrechts hinweise, in dem Prospekt jedoch kein Hinweis zu den Bedingungen, den Fristen und den Verfahren f&#252;r die Aus&#252;bung dieses Rechts zu finden sei und er kein Muster&#8209;Widerrufsformular enthalte.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point24">24</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Bei der Auslegung von Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 k&#246;nne im Fall eines Fernkommunikationsmittels, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung stehe, hinsichtlich des Umfangs der Pflicht, den Verbraucher zu informieren, insoweit zwei verschiedenen Ans&#228;tzen gefolgt werden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point25">25</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Gem&#228;&#223; einem ersten Ansatz komme diese Bestimmung zur Anwendung, wenn, abstrakt betrachtet, das Fernkommunikationsmittel seiner Art nach nur begrenzten Raum oder begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung stelle. So m&#252;ssten etwa in Katalogen und Brosch&#252;ren stets s&#228;mtliche Angaben zum Widerrufsrecht gemacht werden, w&#228;hrend bei einer Zeitungsanzeige oder einem Flyer im Postkartenformat, die eine Bestellm&#246;glichkeit er&#246;ffneten, der blo&#223;e Hinweis auf das Bestehen eines Widerrufsrechts ausreichen k&#246;nnte.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point26">26</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach einem zweiten Ansatz w&#228;re die konkrete Ausgestaltung des Fernkommunikationsmittels durch den Unternehmer ma&#223;geblich, insbesondere seine Entscheidung zum Design, zum Layout, zur Grafik oder zum Umfang des Werbetr&#228;gers. Die in Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 vorgesehene Ausnahme k&#246;nne zur Anwendung kommen, wenn die vollst&#228;ndige Darstellung der Informationen zum Widerrufsrecht und seinen Modalit&#228;ten einen nennenswerten Anteil des Werbetr&#228;gers, beispielsweise mehr als 10&#160;% seiner Fl&#228;che, einnehmen w&#252;rde.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point27">27</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zudem m&#252;sse die Auslegung dieser Bestimmung der Richtlinie 2011/83 die in Art.&#160;16 der Charta gew&#228;hrleistete unternehmerische Freiheit ber&#252;cksichtigen. Wie aus dem Urteil des Gerichtshofs vom 17.&#160;Dezember 2015, Neptune Distribution (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2015%3A823&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;157/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2015%3A823&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2015:823</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2015%3A823&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point67" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">67</a>), hervorgehe, umfasse diese Freiheit insbesondere die Werbefreiheit, da die Freiheit des Unternehmers bei der Wahl seiner Werbemittel gem&#228;&#223; Art.&#160;52 Abs.&#160;1 der Charta nicht unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig eingeschr&#228;nkt werden d&#252;rfe.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point28">28</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Einerseits k&#246;nnte die Pflicht, in einer Werbung alle erforderlichen Informationen zum Widerrufsrecht anzugeben, den Nutzen bestimmter Formen von Werbebotschaften f&#252;r den Unternehmer negativ beeintr&#228;chtigen, weil die Gefahr bestehe, dass diese Informationen die Werbebotschaften dominierten. Andererseits w&#228;re der Verbraucher in einer solchen Situation mit einer gro&#223;en Menge an Informationen konfrontiert, die er nicht in gebotener Weise zur Kenntnis nehmen k&#246;nne.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point29">29</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Vor diesem Hintergrund hat der Bundesgerichtshof beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">1.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Kommt es bei der Anwendung von Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 f&#252;r die Frage, ob bei einem Fernkommunikationsmittel (hier: Werbeprospekt mit Bestellpostkarte) f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum oder begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, darauf an,</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">ob das Fernkommunikationsmittel (abstrakt) seiner Art nach nur begrenzten Raum oder begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung stellt,</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">oder darauf,</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">ob es (konkret) in seiner vom Unternehmer gew&#228;hlten Gestaltung nur begrenzten Raum oder begrenzte Zeit bietet?</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">2.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist es mit Art.&#160;8 Abs.&#160;4 und Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h der Richtlinie 2011/83 vereinbar, die Information &#252;ber das Widerrufsrecht im Fall begrenzter Darstellungsm&#246;glichkeit im Sinne von Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 auf die Information &#252;ber das Bestehen eines Widerrufsrechts zu beschr&#228;nken?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">3.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist es nach Art.&#160;8 Abs.&#160;4 und Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h der Richtlinie 2011/83 vor einem Vertragsabschluss im Fernabsatz auch im Fall begrenzter Darstellungsm&#246;glichkeit stets zwingend geboten, dem Fernkommunikationsmittel das Muster&#8209;Widerrufsformular gem&#228;&#223; Anhang&#160;I Teil&#160;B der Richtlinie 2011/83 beizuf&#252;gen?</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Zu den Vorlagefragen</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point30">30</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit seinen Fragen, die zusammen zu pr&#252;fen sind, m&#246;chte das vorlegende Gericht wissen, nach welchen Kriterien zu beurteilen ist, ob ein Vertrag als mittels eines Fernkommunikationsmittels im Sinne von Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 geschlossen angesehen werden kann, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, und gegebenenfalls, welchen Umfang die Informationspflicht zum Widerrufsrecht nach Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h dieser Richtlinie hat.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point31">31</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Vorab ist darauf hinzuweisen, dass der Unternehmer nach Art.&#160;6 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/83 den Verbraucher, bevor er durch einen Vertrag im Fernabsatz oder einen au&#223;erhalb von Gesch&#228;ftsr&#228;umen geschlossenen Vertrag oder ein entsprechendes Vertragsangebot gebunden ist, in klarer und verst&#228;ndlicher Weise &#252;ber diesen Vertrag oder dieses Angebot informiert. Insbesondere verpflichtet Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h dieser Richtlinie im Fall des Bestehens des Widerrufsrechts den Unternehmer, den Verbraucher &#252;ber die Bedingungen, Fristen und Verfahren f&#252;r die Aus&#252;bung dieses Rechts gem&#228;&#223; Art.&#160;11 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie zu informieren und ihm das Muster&#8209;Widerrufsformular gem&#228;&#223; deren Anhang&#160;I Teil&#160;B zur Verf&#252;gung zu stellen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point32">32</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;11 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/83 sieht vor, dass der Verbraucher, der beabsichtigt, sein Widerrufsrecht auszu&#252;ben, den Unternehmer informieren muss, indem er das Muster&#8209;Widerrufsformular des Anhangs&#160;I Teil&#160;B dieser Richtlinie verwendet oder eine entsprechende Erkl&#228;rung in beliebiger anderer Form abgibt, aus der sein Entschluss zum Widerruf des Vertrags eindeutig hervorgeht. Au&#223;erdem bestimmt Art.&#160;11 Abs.&#160;3 dieser Richtlinie, dass der Unternehmer dem Verbraucher zus&#228;tzlich zu den in deren Art.&#160;11 Abs.&#160;1 genannten M&#246;glichkeiten auch die Wahl einr&#228;umen kann, entweder das Muster&#8209;Widerrufsformular des Anhangs&#160;I Teil&#160;B oder eine entsprechende eindeutige Erkl&#228;rung in beliebiger anderer Form auf der Website des Unternehmers elektronisch auszuf&#252;llen und abzuschicken.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point33">33</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">F&#252;r den Fall, dass der Vertrag mittels eines Fernkommunikationsmittels geschlossen wird, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, verpflichtet Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 den Unternehmer nur, &#252;ber das jeweilige Fernkommunikationsmittel vor dem Abschluss des Vertrags bestimmte der in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie genannten vorvertraglichen Informationen zu erteilen, darunter die in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h dieser Richtlinie genannte Information &#252;ber das Widerrufsrecht. In einem solchen Fall m&#252;ssen dem Verbraucher die anderen vorvertraglichen Informationen in klarer und verst&#228;ndlicher Sprache in einer den benutzten Fernkommunikationsmitteln angepassten Weise erteilt werden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point34">34</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Wie aus Art.&#160;1 der Richtlinie 2011/83 im Licht ihrer Erw&#228;gungsgr&#252;nde&#160;4, 5 und&#160;7 hervorgeht, bezweckt sie, ein hohes Verbraucherschutzniveau dadurch sicherzustellen, dass die Information und die Sicherheit der Verbraucher bei Gesch&#228;ften mit Unternehmern garantiert wird. Zudem ist der Schutz der Verbraucher in der Politik der Union in Art.&#160;169 AEUV und in Art.&#160;38 der Charta verankert (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 2.&#160;M&#228;rz 2017, Zentrale zur Bek&#228;mpfung unlauteren Wettbewerbs Frankfurt am Main, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A154&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;568/15</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A154&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2017:154</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A154&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point28" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">28</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point35">35</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Richtlinie 2011/83 zielt darauf ab, den Verbrauchern einen weitreichenden Schutz zukommen zu lassen, indem ihnen insbesondere bei Vertragsabschl&#252;ssen im Fernabsatz bestimmte Rechte gew&#228;hrt werden. Der Unionsgesetzgeber wollte verhindern, dass die Verwendung von Fernkommunikationstechniken zu einer Verringerung der dem Verbraucher vermittelten Information f&#252;hrt (vgl. entsprechend Urteil vom 5.&#160;Juli 2012, Content Services, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2012%3A419&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;49/11</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2012%3A419&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2012:419</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2012%3A419&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point36" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">36</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point36">36</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Informationen, die ein Verbraucher vor Abschluss eines Vertrags &#252;ber dessen Bedingungen und die Folgen des Vertragsschlusses erhalten hat, sind f&#252;r ihn von grundlegender Bedeutung (Urteil vom 13.&#160;September 2018, Wind Tre und Vodafone Italia, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A710&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;54/17 und&#160;C&#8209;55/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A710&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:710</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A710&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point46" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">46</a>). Auf der Grundlage dieser Informationen entscheidet der Verbraucher sich n&#228;mlich, ob er sich gegen&#252;ber dem Unternehmer vertraglich binden m&#246;chte.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point37">37</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Wie jedoch aus dem 36.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2011/83 hervorgeht, sollten bei Fernabsatzvertr&#228;gen die Informationspflichten so angepasst werden, dass den technischen Beschr&#228;nkungen, denen bestimmte Medien unterworfen sind, Rechnung getragen werden kann, wie zum Beispiel der beschr&#228;nkten Anzahl der Zeichen auf bestimmten Displays von Mobiltelefonen oder dem Zeitrahmen f&#252;r Werbespots im Fernsehen. In diesen F&#228;llen sollte sich der Unternehmer an Mindestanforderungen hinsichtlich der Information halten und den Verbraucher an eine andere Informationsquelle verweisen, beispielsweise durch Angabe einer geb&#252;hrenfreien Telefonnummer oder eines Hypertext-Links zu einer Internetseite des Unternehmers, auf der die einschl&#228;gigen Informationen unmittelbar abrufbar und leicht zug&#228;nglich sind.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point38">38</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">So kann es dem Unternehmer, wenn er f&#252;r den Abschluss eines Vertrags mit einem Verbraucher auf ein bestimmtes Fernkommunikationsmittel zur&#252;ckgreift, unm&#246;glich sein, dem Verbraucher im Rahmen dieser Kommunikation alle in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/83 genannten Informationen zu erteilen. Zu einer solchen Situation kommt es, wenn auf dem vom Unternehmer gew&#228;hlten Mittel f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht und wenn dies entweder auf die dem betreffenden Mittel innewohnenden Eigenschaften oder auf die Begrenzungen zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, die sich aus der wirtschaftlichen Entscheidung des Unternehmers u.&#160;a. bez&#252;glich der Dauer und dem Raum der Werbebotschaft ergeben.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point39">39</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Frage, ob in einem konkreten Fall auf dem Kommunikationsmittel f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit im Sinne von Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 zur Verf&#252;gung steht, ist unter Ber&#252;cksichtigung s&#228;mtlicher technischer Eigenschaften der Werbebotschaft des Unternehmers zu beurteilen. Hierbei ist zu pr&#252;fen, ob unter Ber&#252;cksichtigung des Raumes und der Zeit, die von der Botschaft eingenommen werden, und der Mindestgr&#246;&#223;e des Schrifttyps, der f&#252;r einen durchschnittlichen Verbraucher, an den diese Botschaft gerichtet ist, angemessen ist, alle in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2011/83 genannten Informationen objektiv in dieser Botschaft dargestellt werden k&#246;nnten. Hingegen sind die vom betreffenden Unternehmer getroffenen Entscheidungen hinsichtlich der Aufteilung und der Nutzung des Raumes und der Zeit, &#252;ber die er gem&#228;&#223; dem Kommunikationsmittel verf&#252;gt, f&#252;r das er sich entschieden hat, f&#252;r diese Beurteilung irrelevant.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point40">40</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sollte festgestellt werden, dass auf dem Fernkommunikationsmittel f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, ist dann zu pr&#252;fen, ob der Unternehmer gem&#228;&#223; Art.&#160;8 Abs.&#160;1 und&#160;4 der Richtlinie 2011/83 dem Verbraucher die anderen in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie genannten Informationen auf andere Weise klar und verst&#228;ndlich erteilt hat.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point41">41</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Insoweit ist festzustellen, dass die in Art.&#160;8 Abs.&#160;1 und&#160;4 der Richtlinie 2011/83 gefundene L&#246;sung, wie sie in den Rn.&#160;37 bis&#160;40 des vorliegenden Urteils dargestellt worden ist, darauf abzielt, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen einem hohen Verbraucherschutzniveau und der Wettbewerbsf&#228;higkeit der Unternehmen sicherzustellen, wie aus dem vierten Erw&#228;gungsgrund dieser Richtlinie hervorgeht.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point42">42</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Informationspflicht nach Art.&#160;8 Abs.1 und&#160;4 der Richtlinie 2011/83 erm&#246;glicht dem Verbraucher n&#228;mlich, vor Abschluss des Fernabsatzvertrags in angemessener Form die erforderlichen Informationen zu erhalten, anhand deren er entscheiden kann, den Vertrag abzuschlie&#223;en oder nicht, und so dem im Allgemeininteresse liegenden legitimen Ziel des Schutzes der Verbraucher gem&#228;&#223; Art.&#160;169 AEUV, auf das im dritten Erw&#228;gungsgrund dieser Richtlinie hingewiesen wird, zu gen&#252;gen, ohne jedoch den Wesensgehalt der Meinungs- und Informationsfreiheit sowie die unternehmerische Freiheit des Unternehmers, wie sie in den Art.&#160;11 und&#160;16 der Charta gew&#228;hrleistet werden, zu beeintr&#228;chtigen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point43">43</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Insoweit ist Art.&#160;8 Abs.&#160;1 und&#160;4 der Richtlinie 2011/83 zum einen weit davon entfernt, den Gebrauch bestimmter Kommunikationsmittel zu verbieten, sondern begrenzt lediglich in einem klar abgegrenzten Rahmen den Inhalt der Werbebotschaft, die auf den Abschluss eines Fernabsatzvertrags mit einem Verbraucher gerichtet ist. Zum anderen betrifft die Pflicht, unter allen Umst&#228;nden die in Art.&#160;8 Abs.&#160;4 Satz&#160;1 dieser Richtlinie genannten Informationen zu erteilen, nur bestimmte der Informationen, deren Mitteilung an den Verbraucher vor Abschluss des Fernabsatzvertrags gem&#228;&#223; Art.&#160;6 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie verpflichtend ist. Wie in Rn.&#160;40 des vorliegenden Urteils ausgef&#252;hrt, m&#252;ssen n&#228;mlich in dem in Art.&#160;8 Abs.&#160;4 dieser Richtlinie genannten Fall die anderen Informationen auf andere Weise klar und verst&#228;ndlich erteilt werden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point44">44</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zu diesen Informationen, die dem Verbraucher in jedem Fall erteilt werden m&#252;ssen, geh&#246;rt diejenige zum Widerrufsrecht, in der in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h der Richtlinie 2011/83 genannten Form.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point45">45</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das Widerrufsrecht soll den Verbraucher n&#228;mlich in der besonderen Situation eines Vertragsabschlusses im Fernabsatz sch&#252;tzen, in der er keine konkrete M&#246;glichkeit hat, vor Abschluss des Vertrags das Erzeugnis zu sehen oder die Eigenschaften der Dienstleistung zur Kenntnis zu nehmen. Das Widerrufsrecht soll also den Nachteil ausgleichen, der sich f&#252;r einen Verbraucher bei einem im Fernabsatz geschlossenen Vertrag ergibt, indem ihm eine angemessene Bedenkzeit einger&#228;umt wird, in der er die M&#246;glichkeit hat, die gekaufte Ware zu pr&#252;fen und auszuprobieren (vgl. entsprechend Urteil vom 3.&#160;September 2009, Messner, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2009%3A502&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;489/07</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2009%3A502&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2009:502</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2009%3A502&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point20" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">20</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point46">46</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Angesichts der Bedeutung des Widerrufsrechts f&#252;r den Verbraucherschutz ist die vorvertragliche Information &#252;ber dieses Recht f&#252;r den Verbraucher von grundlegender Bedeutung und erlaubt ihm, die Entscheidung, ob er den Fernabsatzvertrag mit dem Unternehmer abschlie&#223;en soll oder nicht, in Kenntnis der Sachlage zu treffen. Um von dieser Information vollumf&#228;nglich profitieren zu k&#246;nnen, muss der Verbraucher im Vorhinein die Bedingungen, Fristen und Verfahren f&#252;r die Aus&#252;bung des Widerrufsrechts kennen. Wird der Vertrag mittels eines Fernkommunikationsmittels geschlossen, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, ist der Unternehmer nicht verpflichtet, dem Verbraucher zeitgleich mit dem Einsatz dieses Kommunikationsmittels das Muster&#8209;Widerrufsformular gem&#228;&#223; Anhang&#160;I Teil&#160;B dieser Richtlinie zur Verf&#252;gung zu stellen. Zum einen ist n&#228;mlich der Umstand, anhand dieses Mittels vor dem Abschluss des Vertrags &#252;ber ein solches Musterformular zu verf&#252;gen, nicht geeignet, die Entscheidung des Verbrauchers zu beeinflussen, einen Fernabsatzvertrag zu schlie&#223;en oder nicht; zum anderen w&#252;rde eine Pflicht, dem Verbraucher dieses Musterformular unter allen Umst&#228;nden zur Verf&#252;gung zu stellen, die Gefahr in sich bergen, dem Unternehmer eine unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ige &#8211; oder in bestimmten F&#228;llen wie insbesondere telefonisch geschlossenen Vertr&#228;gen &#8211; sogar untragbare Last aufzuerlegen. Insoweit ist die Mitteilung dieses Musterformulars auf andere Weise in klarer und verst&#228;ndlicher Sprache ausreichend.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point47">47</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach alledem ist auf die Vorlagefragen zu antworten, dass</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">die Frage, ob in einem konkreten Fall auf dem Kommunikationsmittel f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht im Sinne von Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83, unter Ber&#252;cksichtigung s&#228;mtlicher technischer Eigenschaften der Werbebotschaft des Unternehmers zu beurteilen ist. Hierbei hat das nationale Gericht zu pr&#252;fen, ob &#8211; unter Ber&#252;cksichtigung des Raumes und der Zeit, die von der Botschaft eingenommen werden, und der Mindestgr&#246;&#223;e des Schrifttyps, der f&#252;r einen durchschnittlichen Verbraucher, an den diese Botschaft gerichtet ist, angemessen ist&#160;&#8211;, alle in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie genannten Informationen objektiv in dieser Botschaft dargestellt werden k&#246;nnten;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h und Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 dahin auszulegen sind, dass &#8211; falls der Vertrag mittels eines Fernkommunikationsmittels geschlossen wird, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, und wenn ein Widerrufsrecht besteht &#8211; der Unternehmer &#252;ber das jeweilige Fernkommunikationsmittel vor dem Abschluss des Vertrags die Information &#252;ber die Bedingungen, Fristen und Verfahren f&#252;r die Aus&#252;bung dieses Rechts erteilen muss. In einem solchen Fall muss der Unternehmer dem Verbraucher das Muster&#8209;Widerrufsformular gem&#228;&#223; Anhang&#160;I Teil&#160;B dieser Richtlinie auf andere Weise in klarer und verst&#228;ndlicher Weise zur Verf&#252;gung stellen.</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Kosten</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point48">48</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem beim vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <p class="normal">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Dritte Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tbody> <tr> <td>&#160;</td> <td> <p class="normal"> <span class="bold">Die Frage, ob in einem konkreten Fall auf dem Kommunikationsmittel f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht im Sinne von Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83/EU des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom25.&#160;Oktober 2011 &#252;ber die Rechte der Verbraucher, zur Ab&#228;nderung der Richtlinie 93/13/EWG des Rates und der Richtlinie 1999/44/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates sowie zur Aufhebung der Richtlinie 85/577/EWG des Rates und der Richtlinie 97/7/EG des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates, ist unter Ber&#252;cksichtigung s&#228;mtlicher technischer Eigenschaften der Werbebotschaft des Unternehmers zu beurteilen. Hierbei hat das nationale Gericht zu pr&#252;fen, ob &#8211; unter Ber&#252;cksichtigung des Raumes und der Zeit, die von der Botschaft eingenommen werden, und der Mindestgr&#246;&#223;e des Schrifttyps, der f&#252;r einen durchschnittlichen Verbraucher, an den diese Botschaft gerichtet ist, angemessen ist, &#8211; alle in Art.&#160;6 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie genannten Informationen objektiv in dieser Botschaft dargestellt werden k&#246;nnten.</span> </p> </td> </tr> </tbody> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tbody> <tr> <td>&#160;</td> <td> <p class="normal"> <span class="bold">Art.&#160;6 Abs.&#160;1 Buchst.&#160;h und Art.&#160;8 Abs.&#160;4 der Richtlinie 2011/83 sind dahin auszulegen, dass &#8211; falls der Vertrag mittels eines Fernkommunikationsmittels geschlossen wird, auf dem f&#252;r die Darstellung der Informationen nur begrenzter Raum bzw. begrenzte Zeit zur Verf&#252;gung steht, und wenn ein Widerrufsrecht besteht &#8211; der Unternehmer &#252;ber das jeweilige Fernkommunikationsmittel vor dem Abschluss des Vertrags die Information &#252;ber die Bedingungen, Fristen und Verfahren f&#252;r die Aus&#252;bung dieses Rechts erteilen muss. In einem solchen Fall muss der Unternehmer dem Verbraucher das Muster&#8209;Widerrufsformular gem&#228;&#223; Anhang&#160;I Teil&#160;B dieser Richtlinie auf andere Weise in klarer und verst&#228;ndlicher Weise zur Verf&#252;gung stellen.</span> </p> </td> </tr> </tbody> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tbody> <tr> <td>&#160;</td> <td> <div class="signaturecase"> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory3left"> <p class="normal">Vilaras</p> </div> <div class="signatorycenter"> <p class="normal">Malenovsk&#253;</p> </div> <div class="signatory3right"> <p class="normal">Bay&#160;Larsen</p> </div> </div> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory2left"> <p class="normal">Safjan</p> </div> <div class="signatory2right"> <p class="normal">&#352;v&#225;by</p> </div> </div> <p class="normal">Verk&#252;ndet in &#246;ffentlicher Sitzung in Luxemburg am 23.&#160;Januar 2019.</p> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory2left"> <p class="normal">Der Kanzler</p> <p class="normal">A.&#160;Calot Escobar</p> </div> <div class="signatory2right"> <p class="normal">Der Pr&#228;sident</p> <p class="normal">K. Lenaerts</p> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> <hr class="note"/> <p class="note">(<span class="note"> <a id="t-ECR_62017CJ0430_DE_01-E0001" href="#c-ECR_62017CJ0430_DE_01-E0001">*1</a> </span>) Verfahrenssprache: Deutsch.</p>
171,225
vg-dusseldorf-2019-01-23-2-l-266118
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2 L 2661/18
2019-01-23T00:00:00
2019-01-29T12:50:16
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0123.2L2661.18.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Der Antragsgegner wird im Wege der einstweiligen Anordnung verpflichtet, dem Antragsteller eine Wiederholungspr&#252;fung im Teilmodul &#8222;Berufspraktisches Training (BPT 5), 12-Minuten-Lauf&#8220; einzur&#228;umen.</strong></p> <p><strong>Der Antragsgegner tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</strong></p> <p><strong>Der Streitwert wird auf 5.000 Euro festgesetzt.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 6. September 2018 bei Gericht sinngem&#228;&#223; eingegangene Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks"><strong>den Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung zu verpflichten, dem Antragsteller eine Wiederholungspr&#252;fung im Teilmodul &#8222;Berufspraktisches Training (BPT 5), 12-Minuten-Lauf&#8220; einzur&#228;umen,</strong></p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">hat Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der zul&#228;ssige Antrag ist begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;123 Abs.&#160;1 S.&#160;1 VwGO kann eine einstweilige Anordnung zur Sicherung eines Rechts des Antragstellers nur getroffen werden, wenn die Gefahr besteht, dass durch eine Ver&#228;nderung des bestehenden Zustands die Verwirklichung dieses Rechts vereitelt oder wesentlich erschwert werden k&#246;nnte. Hierbei sind gem&#228;&#223; &#167;&#160;123 Abs.&#160;3 VwGO in Verbindung mit &#167;&#160;920 Abs.&#160;2, &#167; 294 ZPO die tats&#228;chlichen Voraussetzungen f&#252;r das Bestehen eines zu sichernden Rechts (Anordnungsanspruch) und die besondere Eilbed&#252;rftigkeit (Anordnungsgrund) glaubhaft zu machen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller erstrebt mit seinem Antrag eine Vorwegnahme der Hauptsache, weil eine einstweilige Anordnung, mit welcher der Antragsgegner verpflichtet wird, dem Antragsteller eine Wiederholungspr&#252;fung im Teilmodul &#8222;Berufspraktisches Training (BPT&#160;5), 12-Minuten-Lauf&#8220; einzur&#228;umen, bereits &#8211; wenn auch zeitlich begrenzt bis zur Entscheidung in der Hauptsache &#8211; genau die Rechtsposition vermitteln w&#252;rde, die er in der Hauptsache erreichen k&#246;nnte. Eine Anordnung solchen Inhalts w&#252;rde aber grunds&#228;tzlich eine mit dem Sinn und Zweck einer einstweiligen Anordnung regelm&#228;&#223;ig nicht zu vereinbarende und somit unzul&#228;ssige Vorwegnahme der Hauptsache beinhalten. Im Hinblick auf die Rechtsweggarantie des Art.&#160;19 Abs.&#160;4 GG ist eine Vorwegnahme der grunds&#228;tzlich dem Hauptsacheverfahren (Klageverfahren) vorbehaltenen Entscheidung allerdings dann ausnahmsweise zul&#228;ssig, wenn wirksamer Rechtsschutz im Hauptsacheverfahren nicht zu erreichen ist, dem Antragsteller ohne den Erlass der einstweiligen Anordnung schlechthin unzumutbare Nachteile drohen und er im Hauptsacheverfahren voraussichtlich obsiegen wird.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. nur OVG NRW, Beschluss vom 30. Juni 2008 &#8211; 6 B 971/08 &#8211;, juris, Rn.&#160;2 f. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Diese Voraussetzungen sind vorliegend erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">I. Der Antragsteller wird im Hauptsacheverfahren voraussichtlich obsiegen.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Ein Anspruch auf Einr&#228;umung eines Wiederholungsversuchs ergibt sich aufgrund eines wirksamen Pr&#252;fungsr&#252;cktritts mit Blick auf die Wiederholungspr&#252;fung vom 30. August 2018 aus &#167;&#160;19 Abs.&#160;2 Satz 2 Teil A der Studienordnung der Bachelorstudieng&#228;nge an der Fachhochschule f&#252;r &#246;ffentliche Verwaltung NRW (im Folgenden StudO-BA Teil A) i.V.m. &#167;&#160;13 Abs.&#160;2 Satz&#160;1 Hs.&#160;1 StudO-BA Teil A und &#167;&#160;4 Abs.&#160;2 der Regelungen f&#252;r den Studiengang Polizeivollzugsdienst B.A. Erg&#228;nzende Regelungen ab EJ 2016 (im Folgenden StudO-BA Teil B).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">1. Der unter dem 29. August 2018 erkl&#228;rte R&#252;cktritt von der auf den 30. August 2018 anberaumten Wiederholungspr&#252;fung ist wirksam.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Ein wirksamer Pr&#252;fungsr&#252;cktritt setzt nach &#167;&#160;19 Abs.&#160;1 Satz&#160;1, Abs. 2 Satz 1 Hs.&#160;1 StudO-BA Teil A voraus, dass ein triftiger Grund dem Pr&#252;fungsamt unverz&#252;glich schriftlich angezeigt und glaubhaft gemacht wird, wobei &#167;&#160;19 Abs.&#160;2 Satz 1 Hs.&#160;2 StudO-BA Teil A die n&#228;here Regelung dem Pr&#252;fungsausschuss vorbeh&#228;lt, der dementsprechend sog. Hinweise zum R&#252;cktritt aus triftigem Grund ver&#246;ffentlicht hat. Dort wird unter Gliederungspunkt b. die Pr&#252;fungsunf&#228;higkeit als Sonderfall des R&#252;cktritts aus triftigem Grund bezeichnet und insoweit konkretisiert, als dass die Leistungsf&#228;higkeit aus gesundheitlichen Gr&#252;nden erheblich beeintr&#228;chtigt sein muss.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dies zugrunde gelegt, hat der Antragsteller einen triftigen Grund f&#252;r den R&#252;cktritt geltend gemacht. Er hat angegeben, an einer akuten spastischen Bronchitis gelitten zu haben, die ihm im Wege der Einengung seiner Atemwege die erfolgreiche Absolvierung der Laufpr&#252;fung unm&#246;glich gemacht habe.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Diesen triftigen Grund hat der Antragsteller dem Pr&#252;fungsamt auch unverz&#252;glich schriftlich angezeigt. Er hat am 29. August 2018, also am Tag vor der anberaumten Pr&#252;fung, eineE-Mail an das Pr&#252;fungsamt gerichtet und jedenfalls mit der postalischen Nachsendung der Originaldokumente auch dem Schriftformerfordernis entsprochen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Durch die Einreichung eines ausgef&#252;llten von der Fachhochschule f&#252;r &#246;ffentliche Verwaltung NRW zur Verf&#252;gung gestellten Vordrucks (&#8222;Formular f&#252;r den Nachweis der Pr&#252;fungsunf&#228;higkeit&#8220;) und eines &#228;rztlichen Attests hat der Antragsteller den triftigen Grund auch glaubhaft gemacht. Zur Glaubhaftmachung enth&#228;lt Gliederungspunkt b. der Hinweise zum R&#252;cktritt aus triftigem Grund folgende Passage: &#8222;<strong>Hinweis: Da die Entscheidung &#252;ber die Pr&#252;fungsf&#228;higkeit eine Rechtsfrage ist, die der Pr&#252;fungsausschuss zu beurteilen hat, bedarf es im Attest genauerer Angaben zu den Krankheitssymptomen sowie deren Auswirkungen auf das Leistungsverm&#246;gen. Hilfreich kann die genaue Bezeichnung der Erkrankung sein. Der nicht n&#228;her ausgef&#252;hrte Hinweis, die/der Studierende sei pr&#252;fungsunf&#228;hig, gen&#252;gt den Anforderungen an einer</strong> [sic, Anmerkung der Kammer] <strong>Glaubhaftmachung der Pr&#252;fungsunf&#228;higkeit <em>nicht</em>.</strong>&#8220; [Hervorhebungen im Original, Anmerkung der Kammer]. Die eingereichten Unterlagen stellen sowohl die konkrete Diagnose (akute spastische Bronchitis) als auch die mit Blick auf eine Laufpr&#252;fung beeintr&#228;chtigenden Symptome schl&#252;ssig dar (Einengung der Atemwege).</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">2. Dem Anordnungsanspruch steht das zwischenzeitliche Ende des zweiten Studienjahrs mit Ablauf des 31. August 2018 nicht entgegen. Zwar regelt &#167;&#160;12 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 Var.&#160;2 i.V.m. Satz 1 der Verordnung &#252;ber die Ausbildung und die II. Fachpr&#252;fung f&#252;r den Laufbahnabschnitt II (Bachelor) der Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten des Landes Nordrhein-Westfalen (im Folgenden VAPPol II), dass die Bachelorpr&#252;fung endg&#252;ltig nicht bestanden ist, wenn der Nachweis der k&#246;rperlichen Leistungsf&#228;higkeit gem&#228;&#223; Studienordnung nicht bis zum Ende des zweiten Studienjahres erbracht worden ist. Auch normiert &#167;&#160;4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B, dass die Fortsetzung des Studiums ausgeschlossen ist (Satz 2) und eine weitere Nachholung oder Wiederholung ausscheidet, wenn die Leistungsnachweise &#8222;12-Minuten-Lauf&#8220;, &#8222;Hindernisparcours&#8220; und &#8222;Rettungsschwimm&#252;bungen 1 und 2&#8220; (Leistungsschein K&#246;rperliche Leistungsf&#228;higkeit Sport/Rettungsschwimmen) nicht bis zum Ende des zweiten Studienjahres erbracht sind (Satz 1). Allerdings ergibt die Auslegung des aus der VAPPol II, der StudO-BA Teil A und der StudO-BA Teil B bestehenden normativen Gesamtgef&#252;ges, dass die soeben zitierten Regelungen und ihre Rechtsfolgen denjenigen eines wirksamen R&#252;cktritts nachgehen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Ausgangspunkt ist dabei &#167;&#160;19 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 StudO-BA Teil A, der vorgibt, dass die vers&#228;umte Pr&#252;fung bei Glaubhaftmachung der Hinderungsgr&#252;nde bei der n&#228;chsten angebotenen Wiederholungsm&#246;glichkeit nachzuholen <span style="text-decoration:underline">ist</span>. Insofern sieht er als zwingende Rechtsfolge eines wirksamen R&#252;cktritts die Nachholung der vers&#228;umten Pr&#252;fung vor.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Damit setzt er sich bei genauer Betrachtung auch nicht in Widerspruch zur h&#246;herrangigen VAPPol II. Der oben zitierte &#167;&#160;12 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 Var.&#160;2 VAPPol II erw&#228;hnt die Studienordnung ausdr&#252;cklich und ordnet die Rechtsfolge des endg&#252;ltigen Nichtbestehens nur f&#252;r den Fall an, dass der Nachweis <span style="text-decoration:underline">gem&#228;&#223; Studienordnung</span> nicht bis zum Ende des zweiten Studienjahres erbracht worden ist. Damit nimmt er nicht nur &#167;&#160;4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B, sondern die gesamte Studienordnung, mithin auch &#167;&#160;19 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 StudO-BA Teil A in Bezug. Daf&#252;r, dass die VAPPol II das Verh&#228;ltnis zwischen der Zweijahresfrist von &#167;&#160;4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B und &#167;&#160;19 Abs.&#160;2 Satz 2 StudO-BA Teil A gar nicht regeln will, spricht weiterhin, dass sie die Regelungen zu den Folgen der Nichterbringung von Pr&#252;fungsleistungen und des R&#252;cktritts von einer Pr&#252;fung in ihrem &#167;&#160;17a Abs.&#160;1 Satz&#160;2 Nr.&#160;1 explizit der Studienordnung vorbeh&#228;lt. Selbst wollte man dies anders sehen und dem Wortlaut des &#167;&#160;12 Abs.&#160;2 Satz 2 Var.&#160;2 VAPPol II auch f&#252;r den Fall des krankheitsbedingten R&#252;cktritts die Rechtsfolge des endg&#252;ltigen Nichtbestehens entnehmen, so w&#252;rde dies zu keinem anderen Ergebnis f&#252;hren. Die Norm w&#228;re dann aus den noch unten auseinandergesetzten Gr&#252;nden mit Blick auf Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 GG jedenfalls verfassungskonform auszulegen.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">&#167;&#160;19 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 StudO-BA Teil A und &#167;&#160;4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B hingegen stehen sich als Bestandteile einer einheitlichen Pr&#252;fungsordnung im Ansatz gleichrangig gegen&#252;ber. Letztere Vorschrift geht ersterer auch nicht nach dem lex-specialis-Grundsatz vor. Eine spezielle Regelung f&#252;r den 12-Minuten-Lauf will sie zwar gegen&#252;ber &#167;&#160;13 Abs.&#160;2 S&#228;tze 2 und 3 StudO-BA Teil A insofern treffen, als dass neben den Nichtbestehensgrund der erfolglosen Wiederholungspr&#252;fung der Nichtbestehensgrund des nachweislosen Ablaufs des zweiten Studienjahrs treten soll. Dass demgegen&#252;ber durch ihren Inhalt auch das Verh&#228;ltnis zum Pr&#252;fungsr&#252;cktritt spezifisch und in Abweichung von der StudO-BA Teil A geregelt werden soll, ist nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">F&#252;r dieses Ergebnis streiten zum einen systematische Erw&#228;gungen. Die StudO-BA Teil A enth&#228;lt an mehreren Stellen Vorbehalte zu Gunsten studiengangspezifischer Regelungen &#8211; solche enth&#228;lt die StudO-BA Teil B &#8211; (siehe nur &#167; 12 Abs. 1 lit. f, Abs.&#160;2 Satz 3, &#167; 13 Abs.&#160;6 S&#228;tze 2 und 3 StudO-BA Teil A). Gerade eine solche &#8222;&#214;ffnungsklausel&#8220; fehlt aber bei &#167;&#160;19 StudO-BA Teil A. Umgekehrt beinhaltet &#167;&#160;4 StudO-BA Teil B zahlreiche Hinweise auf durch ihn unber&#252;hrte, aber auch verdr&#228;ngte Normen der StudO-BA Teil A, wobei &#167;&#160;19 StudO-BA Teil A gerade keine Erw&#228;hnung findet. Nach Auffassung der Kammer folgt hieraus, dass &#167;&#160;4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B einem Pr&#252;fungsr&#252;cktritt nach &#167;&#160;19 StudO-BA Teil A &#8211; auch nach Ablauf der Zweijahresfrist &#8211; nicht entgegensteht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Zum anderen st&#252;tzen teleologische Erw&#228;gungen dieses Ergebnis. W&#228;re die Studienordnung des streitgegenst&#228;ndlichen Bachelorstudiengangs in dem Sinne auszulegen, dass &#167;&#160;4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B einem wirksamen Pr&#252;fungsr&#252;cktritt vorginge, so w&#252;rde dies Art.&#160;12 Abs.&#160;1 GG verletzen.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Beim streitgegenst&#228;ndlichen Bachelorstudiengang handelt es sich um eine berufsqualifizierende Pr&#252;fung, weshalb den Pr&#252;fungsanspruch beschr&#228;nkende Regelungen wie die streitbefangene Zweijahresfrist des &#167;&#160;4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B als Eingriffe in die Berufswahlfreiheit im Sinne von subjektiven Zulassungsschranken an Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Satz 1 GG zu messen sind. Weil es sich bei entsprechenden Pr&#252;fungsvorschriften um subjektive Zulassungsschranken handelt,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">BVerwG, Beschluss vom 27. Januar 2015 &#8211; 6 B 43/14 &#8211;, juris, Rn.&#160;16; BVerfG, Beschluss vom 26.&#160;Juni 2015 &#8211; 1 BvR 2218/13 &#8211;, juris, Rn. 25,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">m&#252;ssen sie &#8211; um verfassungsrechtlich gerechtfertigt zu sein &#8211; dem Schutz eines wichtigen Gemeinschaftsguts dienen. Angesichts der Tatsache, dass Pr&#252;flinge des streitgegenst&#228;ndlichen Bachelorstudiengangs besoldete Beamte auf Widerruf sind (&#167;&#160;5 VAPPol II) kommt als wichtiges Gemeinschaftsgut ohne weiteres der Schutz der Staatsfinanzen in Betracht. Letzteren drohen finanzielle Belastungen, wenn Pr&#252;flinge l&#228;nger als zur Feststellung ihrer definitiven Nichteignung erforderlich im streitgegenst&#228;ndlichen Bachelorstudiengang beziehungsweise im damit einhergehenden Beamtenverh&#228;ltnis auf Widerruf belassen werden. Daraus folgt, dass die Zweijahresfrist des &#167; 4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B grunds&#228;tzlich wegen des durch sie einger&#228;umten gro&#223;z&#252;gigen Zeitraums zur Ablegung der Pr&#252;fung unbedenklich sein mag:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">So VG K&#246;ln, Beschluss vom 18. November 2015 &#8211; 19 L 2634/15 &#8211;, juris, Rn.&#160;6 und VG Arnsberg, Beschluss vom 14. Juli 2017 &#8211; 2 L 1221/17 &#8211;, juris, Rn.&#160;18. OVG NRW, Beschluss vom 18. August 2017 &#8211; 6 B 918/17 &#8211;, juris, l&#228;sst die Frage hingegen unbeantwortet.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber rechtfertigen die bezeichneten Erw&#228;gungen nicht eine derart starre Handhabung der Zweijahresfrist, wie sie der Antragsgegner durchf&#252;hrt, wenn er sie sogar einem wirksamen Pr&#252;fungsr&#252;cktritt vorgehen lassen will.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Zun&#228;chst sind in Ansehung eines krankheitsbedingten Pr&#252;fungsr&#252;cktritts die den Staatsfinanzen drohenden finanziellen Nachteile von der Intensit&#228;t her geringf&#252;gig. Es ist nicht erkennbar, dass die ernsthafte M&#246;glichkeit best&#252;nde, dass ein in Wahrheit ungeeigneter Pr&#252;fling sein Studium und die damit einhergehende Stellung als Widerrufsbeamter durch Pr&#252;fungsr&#252;cktritte in relevantem Umfang in ungerechtfertigter Weise verl&#228;ngern k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Daf&#252;r sorgt zum einen &#167;&#160;19 Abs.&#160;2 Satz 2 StudO-BA Teil A selbst, indem er den zur&#252;ckgetretenen Pr&#252;fling zur Nachholung bei der n&#228;chsten angebotenen Wiederholungsm&#246;glichkeit verpflichtet. Damit legt er den Umfang der Zeitspanne zwischen R&#252;cktritt und Nachholung in den Einflussbereich der Fachhochschule f&#252;r &#246;ffentliche Verwaltung NRW, welche es jederzeit in der Hand hat, das Wiederholungsangebot &#8211; etwa wenige Tage nach Gesundung des Pr&#252;flings &#8211; zu schaffen. Die Kammer weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch im konkreten Fall eine Nachholung sehr zeitnah h&#228;tte erfolgen k&#246;nnen. Die Gruppe B des Einstellungsjahrgangs 2016 hat gem&#228;&#223; &#8222;&#220;bergangs-Studienverlaufsplan Fachbereich Polizei EJ 2016&#8220; im direkten Anschluss an den Ablauf der Zweijahresfrist mit Ende des 31.&#160;August 2018 das Training des Moduls HS 2.6 absolviert, sodass sich ohnehin Studierende beim Landesamt f&#252;r Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten Nordrhein-Westfalen befunden haben, bei dem die sachlichen Mittel zur Durchf&#252;hrung einer Laufbahnpr&#252;fung auch vorhanden sind. Der sonstige Aufwand der Durchf&#252;hrung einer Laufpr&#252;fung ist ohnehin sehr gering.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Zum anderen verf&#252;gt die Pr&#252;fungsbeh&#246;rde mit den Hinweisen zum R&#252;cktritt aus triftigem Grund &#252;ber eine ausreichende Handhabe, um Missbrauch in Form etwaiger &#8222;Kettenr&#252;cktritte&#8220; zu begegnen. So beh&#228;lt sich der Pr&#252;fungsausschuss unter Gliederungspunkt b. vor, f&#252;r die Glaubhaftmachung einer Pr&#252;fungsunf&#228;higkeit ein amts- oder polizei&#228;rztliches Attest zu verlangen. Zudem k&#246;nnen l&#228;ngerfristige oder chronische Erkrankungen nicht zu einer nicht hinnehmbaren Verl&#228;ngerung des Studiums respektive des Widerrufsbeamtenverh&#228;ltnisses f&#252;hren. Die Hinweise zum R&#252;cktritt aus triftigem Grund bezeichnen sog. Dauerleiden unter Gliederungspunkt b. zurecht nicht als triftigen Grund im Sinne einer Pr&#252;fungsunf&#228;higkeit.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Ferner ist zu ber&#252;cksichtigen, dass die Zweijahresfrist letztlich nicht auf zwingenden fachlichen Erw&#228;gungen basiert. Mit anderen Worten ist die erfolgreiche Absolvierung des streitgegenst&#228;ndlichen Leistungsnachweises bis zum Ende des zweiten Studienjahres f&#252;r die weitere Absolvierung des insgesamt dreij&#228;hrigen Studiums irrelevant. Das weitere Studium baut nicht etwa auf den f&#252;r die Erbringung des Leistungsnachweises notwendigen F&#228;higkeiten auf. Vielmehr fu&#223;t die Einziehung der Zweijahresgrenze auf der generalisierten Erfahrung, dass ein Pr&#252;fling, dem es &#252;ber zwei Jahre hinweg nicht gelungen ist, seine k&#246;rperliche Eignung nachzuweisen, in aller Regel auch zuk&#252;nftig eine hinreichende physische Leistungsf&#228;higkeit nicht wird erlangen k&#246;nnen. Eine solche Einsch&#228;tzungspr&#228;rogative mag dem Normgeber grunds&#228;tzlich zuzubilligen sein, insbesondere wenn man ber&#252;cksichtigt, dass der Pr&#252;fling nach &#167;&#160;4 Abs.&#160;4 Satz 2 StudO-BA Teil B &#252;ber die beiden (offiziellen) Pr&#252;fungsversuche hinaus an weiteren Leistungsabnahmen teilnehmen kann. Der Charakter der Zweijahresfrist als blo&#223; abstrakte Prognoseentscheidung gebietet aber mit Blick auf einen Pr&#252;fungsr&#252;cktritt eine Relativierung der Zweijahresfrist. Dies deshalb, weil der in der Zweijahresfrist verk&#246;rperte Erfahrungswert nur zum Tragen kommen kann, wenn dem Pr&#252;fling auch wirklich der entsprechende Zeitraum zur Vorbereitung auf die Pr&#252;fung zur Verf&#252;gung gestanden hat. Wenn man aber dem Pr&#252;fling das Risiko einer krankheitsbedingten Pr&#252;fungsunf&#228;higkeit aufb&#252;rden w&#252;rde, zw&#228;nge ihn dies faktisch zu einer deutlichen Vorverlagerung seiner Pr&#252;fung und w&#252;rde ihm mithin die vollumf&#228;ngliche Ausnutzung der Zweijahresspanne gerade verwehren. Es f&#252;hrt auch nicht weiter, darauf abzustellen, dass eine Erkrankung in der Sph&#228;re des Studierenden anzusiedeln ist. Dies trifft zwar im Ausgangspunkt zu. Nach allgemeinen Grunds&#228;tzen des Pr&#252;fungs- und Beamtenrechts kommt es darauf aber nicht an, weil es nicht etwa &#8211; wie im Zivilrecht &#8211; um die billige Abgrenzung von Risiko- oder Haftungsbereichen, sondern um die Verwirklichung des bei entsprechender Bef&#228;higung und Eignung bestehenden grundrechtlichen Anspruchs auf freie Berufswahl (Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 GG) respektive auf Zugang zu &#246;ffentlichen &#196;mtern (Art.&#160;33 Abs.&#160;2 GG) geht. Auch mit Blick auf den in Art.&#160;3 Abs.&#160;1 GG wurzelnden Grundsatz der Chancengleichheit aller Pr&#252;flinge und die vom Kl&#228;ger mit Recht angef&#252;hrte F&#252;rsorgepflicht des Dienstherrn ist in diesen Rechtsgebieten vielmehr ma&#223;geblich, ob den Pr&#252;fling beziehungsweise den Beamten ein Verschulden trifft. Dies ist bei einer Erkrankung aber in aller Regel und auch in Ansehung des streitgegenst&#228;ndlichen Sachverhalts nicht der Fall.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">II. Dem Antragsteller drohen ohne den Erlass einer einstweiligen Anordnung schlechthin unzumutbare Nachteile.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Bei Verweisung des Antragstellers auf die Hauptsacheentscheidung droht diesem mit Blick auf seine berufsqualifizierende Ausbildung ein erheblicher und unwiederbringlicher Zeitverlust. Dar&#252;ber hinaus l&#228;uft er Gefahr, die bislang im Rahmen des streitgegenst&#228;ndlichen Bachelorstudiums erworbenen Kenntnisse und F&#228;higkeiten zu vergessen beziehungsweise zu verlernen, obgleich die weitere Bachelorpr&#252;fung teilweise auf diesen Inhalten aufbaut. Damit ist letztlich sein grundrechtlich abgesichertes Recht auf freie Berufswahl aus Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Satz 1 GG von einer erheblichen Verletzung bedroht.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Der hiesige Fall unterscheidet sich dabei &#8211; wie der Antragsteller zurecht anf&#252;hrt &#8211; in entscheidender Weise von der bereits vielfach entschiedenen Konstellation, die den vom Antragsteller zitierten Entscheidungen</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Beschluss vom 21. Februar 2018 &#8211; 6 B 53/18 &#8211;, juris, Rnrn.&#160;2 ff. und Kammerbeschluss vom 20. Dezember 2017 &#8211; 2 L 5140/17 &#8211;, juris, Rnrn.&#160;7 ff., 14.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">zugrunde liegt.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Dort ergaben sich das endg&#252;ltige Nichtbestehen und in der Konsequenz das Ende des Beamtenverh&#228;ltnisses auf Widerruf aus einer f&#252;r den Antragsteller negativen Pr&#252;fungsentscheidung hinsichtlich des letztm&#246;glichen Pr&#252;fungsversuchs (&#167;&#160;22 Abs. 4 Hs.&#160;1 BeamtStG i.V.m. &#167; 12 Abs. 2 Satz 1, Abs.&#160;3 Satz 1 lit. b Var.&#160;1 VAPPol II). Insoweit kann gegen die Beachtlichkeit des durch eine rechtswidrige Pr&#252;fungsentscheidung entstehenden Zeitverlustes mit Recht ins Feld gef&#252;hrt werden, dass es sich um eine regelm&#228;&#223;ige und von den zitierten Regelungen in Kauf genommene Folge handelt. Denn nach diesen Regelungen endet das Beamtenverh&#228;ltnis auf Widerruf &#8211; unabh&#228;ngig von der Rechtm&#228;&#223;igkeit und dem Bestand der Pr&#252;fungsentscheidung &#8211; kraft Gesetzes an dem Tag, an dem das Pr&#252;fungsergebnis bekanntgegeben wird. Durch die Ankn&#252;pfung an dieses eindeutig fixierbare Ereignis schaffen die zitierten Normen entsprechend ihrem Sinn und Zweck sofort von einem Streit um die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Pr&#252;fungsentscheidung unabh&#228;ngige Verh&#228;ltnisse und damit in Bezug auf den beamtenrechtlichen Status unmittelbar Rechtsklarheit. Der tragende Grund daf&#252;r, das antragstellerseitige Interesse an m&#246;glichst nahtloser Fortf&#252;hrung seines Studiums zur&#252;cktreten zu lassen, ist mithin, die mitunter schwierige Frage nach der inhaltlichen Richtigkeit einer Pr&#252;fungsentscheidung au&#223;erhalb des mit voller Alimentation verbundenen Widerrufsbeamtenverh&#228;ltnisses zu kl&#228;ren.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Anders liegt es in F&#228;llen der vorliegenden Art, in denen der Antragsgegner unter Verweigerung einer Entscheidung &#252;ber die Wirksamkeit des krankheitsbedingten Pr&#252;fungsr&#252;cktritts das endg&#252;ltige Nichtbestehen nicht auf ein Scheitern im letztm&#246;glichen Pr&#252;fungsversuch, sondern auf das blo&#223;e Verstreichen der Zweijahresfrist aus &#167; 4 Abs.&#160;5 StudO-BA Teil B st&#252;tzt. Unter Beachtung dieser Umst&#228;nde kann der f&#252;r den bereits entschiedenen Lebenssachverhalt tragende Grund &#8211; die Verhinderung einer langwierigen inhaltlichen &#220;berpr&#252;fung im mit Besoldung einhergehenden Widerrufsbeamtenverh&#228;ltnis &#8211; f&#252;r den vorliegenden Fall nicht zum Zuge kommen. Eine aufw&#228;ndige inhaltliche Kontrolle einer Pr&#252;fungsentscheidung droht in Ermangelung einer solchen &#252;berhaupt nicht. Vielmehr h&#228;tte sich der Antragsgegner lediglich mit der Frage der Wirksamkeit eines krankheitsbedingten R&#252;cktritts auseinanderzusetzen gehabt. Davon abgesehen, fehlt es in der hiesigen Konstellation an einem klaren Ankn&#252;pfungspunkt f&#252;r den Eintritt des endg&#252;ltigen Nichtbestehens und die Beendigung des Beamtenverh&#228;ltnisses auf Widerruf. Zum einen kommt das Ende des zweiten Studienjahres nach dem zum Anordnungsanspruch Ausgef&#252;hrten insoweit nicht in Betracht, weil der wirksame krankheitsbedingte R&#252;cktritt dem Fristablauf vorgeht, respektive die Zweijahresfrist im Einklang mit Art.&#160;12 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 GG nur so ausgelegt werden darf, dass sie vor Absolvierung eines r&#252;cktrittsbedingten Wiederholungsversuchs nicht auslaufen kann. Zum anderen kann nicht auf die gegen&#252;ber dem Antragsteller ergangene Mitteilung vom 31. August 2018 abgestellt werden, weil diese &#8211; mag sie auch mit einer Rechtsbehelfsbelehrung versehen sein &#8211; allenfalls einen formellen Verwaltungsakt darstellt. Ihr Regelungsgehalt kann demgegen&#252;ber richtigerweise allenfalls kraft Gesetzes nach &#167;&#160;12 Abs.&#160;2 Satz&#160;2 Var.&#160;2, Abs.&#160;3 Satz 1 lit. b Var.&#160;2 VAPPol II eintreten.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 1 VwGO. Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167; 53 Abs. 2 Nr. 1 Var.&#160;1 GKG i.V.m. &#167; 52 Abs. 2 GKG. Von einer Halbierung des Auffangwertes sieht die Kammer ab, weil das Antragsbegehren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes hier auf eine weitgehende Vorwegnahme der Hauptsache im Klageverfahren gerichtet ist (vgl. Ziff.&#160;1.5 Streitwertkatalog f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit).</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung:</strong></p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">(1)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen die Entscheidung &#252;ber den Antrag auf vorl&#228;ufigen Rechtsschutz kann innerhalb von zwei Wochen nach Bekanntgabe bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) schriftlich Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdefrist ist auch gewahrt, wenn die Beschwerde innerhalb der Frist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) eingeht.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe der Entscheidung zu begr&#252;nden. Die Begr&#252;ndung ist, sofern sie nicht bereits mit der Beschwerde vorgelegt worden ist, bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen (Aegidiikirchplatz&#160;5, 48143&#160;M&#252;nster oder Postfach&#160;6309, 48033&#160;M&#252;nster) schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der ERVV einzureichen. Sie muss einen bestimmten Antrag enthalten, die Gr&#252;nde darlegen, aus denen die Entscheidung abzu&#228;ndern oder aufzuheben ist, und sich mit der angefochtenen Entscheidung auseinandersetzen. Das Oberverwaltungsgericht pr&#252;ft nur die dargelegten Gr&#252;nde.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sind durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten einzureichen. Im Beschwerdeverfahren m&#252;ssen sich die Beteiligten durch Prozessbevollm&#228;chtigte vertreten lassen. Die Beteiligten k&#246;nnen sich durch einen Rechtsanwalt oder einen Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, der die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzt, als Bevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Auf die zus&#228;tzlichen Vertretungsm&#246;glichkeiten f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts einschlie&#223;lich der von ihnen zur Erf&#252;llung ihrer &#246;ffentlichen Aufgaben gebildeten Zusammenschl&#252;sse wird hingewiesen (vgl. &#167;&#160;67&#160;Abs.&#160;4&#160;Satz&#160;4&#160;VwGO und &#167;&#160;5&#160;Nr.&#160;6 des Einf&#252;hrungsgesetzes zum Rechtsdienstleistungsgesetz &#8211; RDGEG &#8211;).</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift und die Beschwerdebegr&#252;ndungsschrift sollen m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">(2)&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Gegen den Streitwertbeschluss kann schriftlich oder zur Niederschrift des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle bei dem Verwaltungsgericht D&#252;sseldorf (Bastionstra&#223;e&#160;39, 40213&#160;D&#252;sseldorf oder Postfach&#160;20&#160;08&#160;60, 40105&#160;D&#252;sseldorf) Beschwerde eingelegt werden, &#252;ber die das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen in M&#252;nster entscheidet, falls ihr nicht abgeholfen wird.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde kann auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167;&#160;55a&#160;VwGO und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) oder zu Protokoll der Gesch&#228;ftsstelle eingelegt werden; &#167;&#160;129a&#160;der&#160;Zivilprozessordnung gilt entsprechend.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn sie innerhalb von sechs Monaten eingelegt wird, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat; ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nicht gegeben, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200,--&#160;Euro nicht &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift soll m&#246;glichst zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung als elektronisches Dokument bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">War der Beschwerdef&#252;hrer ohne sein Verschulden verhindert, die Frist einzuhalten, ist ihm auf Antrag von dem Gericht, das &#252;ber die Beschwerde zu entscheiden hat, Wiedereinsetzung in den vorigen Stand zu gew&#228;hren, wenn er die Beschwerde binnen zwei Wochen nach der Beseitigung des Hindernisses einlegt und die Tatsachen, welche die Wiedereinsetzung begr&#252;nden, glaubhaft macht. Nach Ablauf eines Jahres, von dem Ende der vers&#228;umten Frist angerechnet, kann die Wiedereinsetzung nicht mehr beantragt werden.</p>
171,224
ovgnrw-2019-01-23-4-a-25919a
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 A 259/19.A
2019-01-23T00:00:00
2019-01-29T12:50:16
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0123.4A259.19A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung gegen das auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 15.11.2018 ergangene Urteil des Verwaltungsgerichts D&#252;sseldorf wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Berufung ist nicht wegen der ausschlie&#223;lich geltend gemachten grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache zuzulassen (&#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG). Grunds&#228;tzliche Bedeutung im Sinne des &#167;&#160;78 Abs.&#160;3 Nr.&#160;1 AsylG hat eine Rechtssache dann, wenn sie eine bisher h&#246;chstrichterlich oder obergerichtlich nicht beantwortete Rechtsfrage oder eine im Bereich der Tatsachenfeststellung bisher obergerichtlich nicht gekl&#228;rte Frage von allgemeiner Bedeutung aufwirft, die sich in dem angestrebten Berufungsverfahren stellen w&#252;rde und die im Interesse der Einheitlichkeit der Rechtsprechung oder der Fortentwicklung des Rechts berufungsgerichtlicher Kl&#228;rung bedarf. F&#252;r die Darlegung dieser Voraussetzungen ist neben der Formulierung einer Rechts- oder Tatsachenfrage erforderlich, dass der Zulassungsantrag konkret auf die Kl&#228;rungsbed&#252;rftigkeit und -f&#228;higkeit der Rechts- bzw. Tatsachenfrage sowie ihre &#252;ber den Einzelfall hinausgehende Bedeutung eingeht.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 29.1.2016 &#8211; 4 A 2103/15.A &#8211;, juris, Rn.&#160;2&#160;f., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diesen Darlegungsanforderungen gen&#252;gt die Antragsbegr&#252;ndung nicht. Die von dem Kl&#228;ger aufgeworfene Frage,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">&#8222;ob im Falle einer nicht ortsbezogenen Verfolgung, n&#228;mlich aufgrund des Umstandes, dass der Kl&#228;ger landesweit als Angeh&#246;riger der sunnitischen Untergruppierung des &#8218;Barelvi Wegs&#8216; Gefahr f&#252;r Leib und Leben aufgrund von drohender Verfolgung durch die Hauptstr&#246;mung des Sunnitentums ausgesetzt ist, &#252;berhaupt auf eine vermeintliche innerstaatliche Fluchtalternative verwiesen werden kann&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">f&#252;hrt mangels Entscheidungserheblichkeit nicht zur Berufungszulassung. Das Verwaltungsgericht hat die Zuerkennung sowohl der Fl&#252;chtlingseigenschaft als auch des subsidi&#228;ren Schutzes nicht ausschlie&#223;lich wegen einer internen Schutzm&#246;glichkeit abgelehnt. Vielmehr hat es eigenst&#228;ndig tragend &#8211; und in erster Linie &#8211; darauf abgestellt, dass sich das Vorbringen des Kl&#228;gers zu seinem Verfolgungsschicksal als unglaubhaft darstelle (Urteilsabdruck Seite 4, zweiter und dritter Absatz, sowie Seite 5, vorletzter Absatz). Wird die Entscheidung in dieser Weise selbst&#228;ndig tragend mehrfach begr&#252;ndet, ist eine Zulassung der Berufung nur gerechtfertigt, wenn im Hinblick auf jeden der Begr&#252;ndungsstr&#228;nge ein Zulassungsgrund dargelegt wird und gegeben ist.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 22.10.2018 &#8210; 4 A 3830/18.A &#8210;, juris, Rn. 10 f., m. w. N.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Daran fehlt es hier.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO und &#167; 83&#160;b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist gem&#228;&#223; &#167; 80 AsylG unanfechtbar.</p>
171,223
ovgnrw-2019-01-23-1-b-6019
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 B 60/19
2019-01-23T00:00:00
2019-01-29T12:50:15
2019-02-13T12:21:06
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0123.1B60.19.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird auf Kosten des Antragstellers zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Streitwert wird f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf 23.545,08&#160;Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Senat ist bei der &#220;berpr&#252;fung der erstinstanzlichen Entscheidung auf die Pr&#252;fung der von dem Rechtsmittelf&#252;hrer fristgerecht dargelegten Gr&#252;nde beschr&#228;nkt (&#167;&#160;146 Abs.&#160;4 Satz&#160;6 i.&#160;V&#160;m. Satz&#160;1 und 3 VwGO). Diese Gr&#252;nde rechtfertigen es nicht, dem mit der Beschwerde weiterverfolgten Antrag zu entsprechen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">der Antragsgegnerin im Wege der einstweiligen Anordnung nach &#167;&#160;123 VwGO bis zum rechtskr&#228;ftigen Abschluss des parallelen Beschwerdeverfahrens des Antragstellers gegen die Ablehnung vom 19.&#160;Februar 2018 zu untersagen, den Dienstposten G&#160;5 im Bundesamt f&#252;r Ausr&#252;stung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) Dienstort C.&#160;&#160;&#160; (BesGr B&#160;2) mit dem ausgew&#228;hlten Bewerber Herrn Leitender Technischer Regierungsdirektor K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu besetzen.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat diesen &#8211;&#160;in zeitlicher Hinsicht (&#8222;bis zum rechtskr&#228;ftigen Abschluss des parallelen Beschwerdeverfahrens&#8220;) von vornherein zu weit gehenden,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">vgl. zuletzt OVG NRW, Beschluss vom 7.&#160;Juni 2018 &#8211;&#160;1&#160;B&#160;1381/17&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;9 bis 11: Erforderlich ist die Sicherung des Bewerbungsverfahrensanspruchs nur bis zu einer erneuten und rechtsfehlerfreien, die Rechtsauffassung des Gerichts zugrunde legenden Entscheidung &#252;ber diesen; ferner OVG NRW, Beschluss vom 7.&#160;Januar 2019 &#8211;&#160;1&#160;B&#160;1792/18&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;4&#160;f.&#160;&#8211;</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Antrag im Kern mit der folgenden Begr&#252;ndung abgelehnt: Der Antragsteller habe jedenfalls einen Anordnungsanspruch nicht glaubhaft gemacht. Er k&#246;nne die begehrte Untersagung schon deshalb nicht beanspruchen, weil er Soldat sei. Der fragliche Dienstposten G&#160;5 sei n&#228;mlich zur Besetzung durch einen Beamten ausgeschrieben. Die dem zugrunde liegende, im weiten Organisationsermessen der Antragsgegnerin stehende und gerichtlich nur eingeschr&#228;nkt &#252;berpr&#252;fbare Organisationsentscheidung sei nicht zu beanstanden. Die Antragsgegnerin habe insoweit weder eigene Vorgaben missachtet noch willk&#252;rliche oder sachfremde Erw&#228;gungen angestellt. Das BAAINBw sei nach dem Dresdener Erlass vom 21.&#160;M&#228;rz 2012 Teil der Wehrverwaltung, weshalb sein Aufgabenfeld im Ausgangspunkt zivil gepr&#228;gt sei. &#220;berwiegend ziviler Pr&#228;gung seien auch die Aufgaben des Dienstpostens G&#160;5 (Leitung der Gruppe &#8222;Prozesse Bw-Planung, Rechnungswesen, Controlling, Gesundheitsversorgung und Sondergebiete&#8220;, Steuern aller Ma&#223;nahmen des Realisierungs- und Nutzungsmanagements SASPF, Steuern und Koordinieren der fachlich-prozessualen Anforderungen; Erhalt der Einsatzreife SASPF/SigN). Unerheblich sei insoweit der Umstand, dass dieser Dienstposten zuvor milit&#228;risch besetzt gewesen sei. Die Antragsgegnerin habe dies n&#228;mlich nachvollziehbar damit erkl&#228;rt, dass das Bundesamt erst im Oktober 2012 errichtet worden sei und seine Aufgaben zun&#228;chst durch das vorhandene Personal wahrgenommen worden seien. Inzwischen w&#252;rden die Dienstposten der Abteilung&#160;G einer Organisationspr&#252;fung unterzogen und abh&#228;ngig vom jeweiligen Aufgabenschwerpunkt zivil oder milit&#228;risch zugeordnet. F&#252;r diese Zuordnung wesentlich seien nach den Darlegungen der Antragsgegnerin die Vorgaben der Arbeitsgruppe &#8222;Substitution&#8220;. Danach sei zu pr&#252;fen, ob milit&#228;rische Dienstposten k&#252;nftig zivil ausgebracht werden k&#246;nnten, um den bestehenden Mangel an Soldaten, die f&#252;r die Kernaufgaben der Bundeswehr zur Verf&#252;gung stehen, zu beheben. Diese Herangehensweise stehe nicht im Widerspruch zur Konzeption der Bundeswehr, nach der &#252;berall dort, wo es sinnvoll und m&#246;glich sei, die Voraussetzungen f&#252;r eine statusfremde Besetzung von Dienstposten geschaffen werden sollen. Denn die Entscheidung, wo eine derartige &#214;ffnung sinnvoll und m&#246;glich sei, obliege der Antragsgegnerin und nicht dem Antragsteller. &#220;berdies habe die Antragsgegnerin das Trennungsgebot nach Art.&#160;87a GG zu beachten. Ein Anspruch des Antragstellers auf Zugang zu zivilen Verwendungen und Dienstposten ergebe sich auch nicht aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz, weil ein solcher Zugang hier nicht durch Verwaltungsvorschriften er&#246;ffnet worden sei. Der Antragsteller k&#246;nne sich insoweit auch nicht mit Erfolg auf eine entsprechende Verwaltungspraxis der Antragsgegnerin berufen. Der Dienstposten G&#160;5 sei kein Wechseldienstposten. Auch treffe die Behauptung des Antragstellers nicht zu, in dem Bundesamt werde die (milit&#228;rische oder zivile) Zuordnung von Dienstposten aufgehoben, wenn es gewollt sei. Die Antragsgegnerin habe nachvollziehbar dargelegt, dass der vom Antragsteller angestellte Vergleich zwischen den noch milit&#228;rischen Dienstposten G&#160;4.1 und G&#160;1.1 mit seinem aktuellen, k&#252;nftig zivil ausgewiesenen Dienstposten G&#160;5.1 nicht weiterf&#252;hre, da auch diese beiden Dienstposten einer Organisationspr&#252;fung unterzogen werden w&#252;rden, wobei allerdings nur die Aufgaben der Dienstposten G&#160;4.1 und G&#160;5.1 vergleichbar seien. Der Verweis des Antragstellers auf einen Leistungsvorsprung gegen&#252;ber dem ausgew&#228;hlten Bewerber sei unerheblich, weil der Antragsteller aufgrund der vorgelagerten, nicht zu beanstandenden Organisationsentscheidung nicht zu dem zu betrachtenden Bewerberkreis geh&#246;re.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Hiergegen macht der Antragsteller im Wesentlichen geltend: Das Verwaltungsgericht habe zun&#228;chst fehlerhaft die Frage, ob ein Anordnungsgrund gegeben sei, offen gelassen, obwohl sie unter dem Gesichtspunkt eines drohenden Bew&#228;hrungsvorsprungs zu bejahen sei. Ferner habe es zu Unrecht das Vorliegen eines Anordnungsanspruchs verneint. Die Organisationsentscheidung, den Dienstposten G&#160;5 als zivilen Dienstposten einzuordnen und auszuschreiben, sei &#8211;&#160;erstens&#160;&#8211; auf sachfremde Kriterien gest&#252;tzt. Entgegen der Einsch&#228;tzung des Verwaltungsgerichts bestehe eine Verwaltungspraxis, wonach die Zuordnung von Dienstposten &#8222;nach eigenem Ermessen der Verwaltung aufgehoben&#8220; werde. Er habe bereits erstinstanzlich vorgetragen, dass die Zuordnung von Dienstposten in der Praxis des BAAINBw flexibel ge&#228;ndert werden k&#246;nne. Die &#8222;Konzeption der Bundeswehr&#8220; als Dachdokument fordere sogar die Schaffung organisatorischer Voraussetzungen statusfremder Besetzungsm&#246;glichkeiten. Das zeige auch der ihn betreffende, in seiner aktuellen planm&#228;&#223;igen Beurteilung gemachte Vorschlag des Vizepr&#228;sidenten des BAAINBw, ihn bei der Besetzung des Dienstpostens G&#160;5 mit zu betrachten. Ferner bestehe&#8211;&#160;zweitens&#160;&#8211; entgegen der unzureichenden W&#252;rdigung des Verwaltungsgerichts eine entgegenstehende Verwaltungspraxis in anderen gleich gelagerten F&#228;llen. F&#252;r den ausgew&#228;hlten Konkurrenten sei dessen derzeitiger Dienstposten von milit&#228;risch in zivil gewandelt worden, weil dieser sich auf diesem Dienstposten bew&#228;hrt habe. Hingegen sei sein &#8211;&#160;des Antragstellers&#160;&#8211; aktueller Dienstposten (mit Wirkung zum 1.&#160;April 2019) &#8222;ohne Not&#8220; und, was f&#252;r Organisations&#252;berpr&#252;fungen untypisch sei, ohne fr&#252;hzeitige Information des Betroffenen in einen zivilen Dienstposten gewandelt worden, was das Verwaltungsgericht in seine Bewertung h&#228;tte einbeziehen m&#252;ssen. Nur unzureichend beantworte der angefochtene Beschluss auch die Frage, warum der dem Dienstposten G&#160;5 hinsichtlich der Aufgaben vergleichbare Dienstposten G&#160;4 als Wechseldienstposten ausgeworfen sei. Es sei nicht nachvollziehbar, weshalb sein aktueller Dienstposten G&#160;5.1. vor anderen Dienstposten wie etwa dem Posten G&#160;4.1 einer Organisationsuntersuchung unterzogen worden sei. Das Verwaltungsgericht verkenne &#8211;&#160;drittens&#160;&#8211; die Zul&#228;ssigkeit gemischter zivil-milit&#228;rischer Strukturen. Der &#8222;Dresdener Erlass&#8220; und die &#8222;Konzeption der Bundeswehr&#8220; erforderten im Sinne einer optimalen Auftragserf&#252;llung eine statusfremde Besetzung von Dienstposten wie im vorliegenden Fall. Es sei nicht von Art.&#160;87a GG geboten und kontraproduktiv, Soldaten nur auf milit&#228;rische Dienstposten zu setzen, wenn damit vorhandenes Spezialwissen und Spezialerfahrungen auf einem Dienstposten zumindest vor&#252;bergehend verloren gingen. Im &#220;brigen h&#228;tte der Dienstposten G&#160;5 schon zu Zeiten der Vakanz in einen Wechseldienstposten umgewidmet werden k&#246;nnen, was indes nicht geschehen sei. Die vom Verwaltungsgericht im Anschluss an das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 17.&#160;Dezember 2015 &#8211;&#160;1&#160;WB&#160;48/14&#160;&#8211; aufgestellte Forderung, der Zugang von Soldaten zu einem zivilen Dienstposten bed&#252;rfe einer entsprechenden Regelung in einer Verwaltungsvorschrift, sei wegen der aktuelleren Regelungen der &#8222;Konzeption der Bundeswehr&#8220; obsolet. In der Summe habe die Antragsgegnerin durch ihr Verhalten gezeigt, dass sie Organisationsentscheidungen problemlos &#228;ndere, wenn dies Beamte beg&#252;nstige, im Falle von Soldaten aber willk&#252;rliche Organisationsentscheidungen treffe.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Das alles greift nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">1. Das auf das Vorliegen eines Anordnungsgrundes bezogene Beschwerdevorbringen ist schon unerheblich, weil die Beschwerde ausweislich der nachfolgenden Ausf&#252;hrungen unter 2. jedenfalls nicht aufzeigt, dass dem Antragsteller ein Anordnungsanspruch zusteht.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">2. Auch in Ansehung des entsprechenden Beschwerdevortrags ist nicht zu beanstanden, dass das Verwaltungsgericht das Vorliegen eines Anordnungsanspruchs mit der Erw&#228;gung verneint hat, die Antragsgegnerin habe den Antragsteller bei ihrer Entscheidung &#252;ber die Besetzung des fraglichen Dienstpostens zutreffend nicht in die Bewerberauswahl einbezogen. Die dem zugrunde liegende Organisationsentscheidung der Antragsgegnerin leidet vielmehr nicht an Rechtsfehlern.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">a) Der Antragsteller stellt mit seiner Beschwerde nicht (substantiiert) die Ausgangspunkte des angefochtenen Beschlusses in Frage, dass &#8211;&#160;erstens&#160;&#8211; die Entscheidung der Antragsgegnerin, den fraglichen Dienstposten G&#160;5 ausschlie&#223;lich f&#252;r Beamte vorzusehen, in deren nur eingeschr&#228;nkt &#252;berpr&#252;fbares &#8211;&#160;weites&#160;&#8211; Organisationsermessen f&#228;llt und dass dieser Dienstposten &#8211;&#160;zweitens&#160;&#8211; &#252;berwiegend zivil gepr&#228;gt ist.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Allgemein dazu, dass Organisationsentscheidungen &#252;ber die Einrichtung, Gestaltung und Zuordnung von Dienstposten nur einer Willk&#252;rkontrolle unterliegen: BVerwG, Urteile vom 16.&#160;Oktober 2008 &#8211;&#160;2&#160;A&#160;9.07&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;49&#160;ff. (54), und vom 12.&#160;Dezember 2017 &#8211;&#160;2&#160;VR&#160;2.16&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;40, sowie Beschluss vom 27.&#160;April 2016 &#8211;&#160;2&#160;B&#160;104.15&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;11&#160;f.; ebenso OVG NRW, Beschluss vom 15.&#160;M&#228;rz 2013&#8211;&#160;1&#160;B&#160;133/13&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;58&#160;f., und OVG des Saarlandes, Beschluss vom 18.&#160;Oktober 2017&#8211;&#160;1&#160;B&#160;563/17&#160;&#8211;, juris, Rn.&#160;11&#160;f., jeweils m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">b) Er vertritt vielmehr die Ansicht, die Antragsgegnerin sei aufgrund ihrer eigenen Vorgaben bzw. wegen einer bestehenden Ermessenspraxis aus Gr&#252;nden der Gleichbehandlung ausnahmsweise gehalten, den Dienstposten G&#160;5 in milit&#228;risch besetzbar zu wandeln oder zumindest als &#8222;auch besetzbar auch mit Soldat/Soldatin&#8220; auszuweisen (so schon deutlich in der erstinstanzlich vorgelegten pers&#246;nlichen Stellungnahme vom 16. November 2018, Seite&#160;2 oben). Nur dann k&#246;nne der Dienstposten mit ihm besetzt werden, was wegen seiner au&#223;erordentlichen Expertise allein sinnvoll sei. Diese Erw&#228;gungen gehen fehl.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">aa) Zun&#228;chst verst&#246;&#223;t die Einordnung des (unstreitig &#252;berwiegend von zivilen Aufgaben gepr&#228;gten) Dienstpostens G&#160;5 als zivil nicht gegen ministerielle Vorgaben des &#8222;Dresdner Erlasses&#8220; vom 21.&#160;M&#228;rz 2012 und der &#8222;Konzeption der Bundeswehr&#8220; (KdB) vom 20.&#160;Juli 2018, so dass insoweit auch kein willk&#252;rliches Verhalten der Antragsgegnerin vorliegen kann.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Einordnung des Dienstpostens G&#160;5 kann nicht gegen Vorgaben des &#8222;Dresdner Erlasses&#8220; versto&#223;en. Der &#8222;Dresdner Erlass&#8220; formuliert die Grunds&#228;tze f&#252;r die Spitzengliederung, Unterstellungsverh&#228;ltnisse und F&#252;hrungsorganisation im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) und der Bundeswehr. Vorliegend relevant ist allenfalls die Feststellung im Vorspann des Erlasses, nach dem die neuen Grunds&#228;tze ber&#252;cksichtigen, &#8222;dass (&#8230;) im Sinne einer st&#228;rker bundeswehrgemeinsamen Aufgabenerf&#252;llung die Abteilungen im BMVg &#8211;&#160;aber auch nachgeordnete Beh&#246;rden und Dienststellen&#160;&#8211; verst&#228;rkt status&#252;bergreifend mit milit&#228;rischem und zivilem Personal besetzt werden&#8220; und &#8222;fachliche und organisatorische Kompetenz auf allen Ebenen nach M&#246;glichkeit zusammenzuf&#252;hren sind&#8220;. Diese Formulierungen enthalten jedoch keine &#8211;&#160;im Erlass auch sonst nicht zu findenden&#160;&#8211; konkreten Vorgaben dazu, nach welchen Kriterien die Grundzuordnung bestimmter Dienstposten vorzunehmen ist.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt f&#252;r die &#8222;Konzeption der Bundeswehr&#8220;, die als langfristige Grundsatzanweisung das Dachdokument der Gesamtkonzeption der milit&#228;rischen Verteidigung Deutschlands darstellen soll (KdB, S.&#160;4). Die im vorliegenden Zusammenhang noch konkretesten Vorgaben finden sich dort im Abschnitt 6.2. (Personal), und zwar im Unterabschnitt &#8222;Personalmanagement der Bundeswehr&#8220;. Dort hei&#223;t es u.&#160;a. (KdB, S.&#160;68): &#8222;&#220;berall dort, wo sinnvoll und m&#246;glich, sind die organisatorischen und haushalterischen Voraussetzungen zu schaffen, um sowohl milit&#228;rische als auch zivile Dienstposten je nach Angebot und Bedarf statusfremd besetzen zu k&#246;nnen.&#8220; Auch dieser Formulierung l&#228;sst sich nichts daf&#252;r entnehmen, wie Dienstposten im Einzelfall zuzuordnen sein sollen. Sie macht im Gegenteil die grunds&#228;tzlich angestrebte Erm&#246;glichung statusfremder Besetzungen ausdr&#252;cklich von einer vorherigen Einsch&#228;tzung der zust&#228;ndigen Entscheidungstr&#228;ger abh&#228;ngig, ob dies im betroffenen Bereich (&#8222;wo&#8220;) &#8222;sinnvoll und m&#246;glich&#8220; ist. Eine solche (noch abstrakte, aber bereits konkretere) Einsch&#228;tzung liegt hier im &#220;brigen mit den Vorgaben der ministeriellen Arbeitsgruppe &#8222;Substitution&#8220; vor. Danach sollen alle Dienstposten mit Verwaltungsaufgaben, die aktuell (noch) als milit&#228;rische Dienstposten ausgewiesen sind, auf die M&#246;glichkeit ihrer zivilen Ausbringung hin &#252;berpr&#252;ft werden. Das zielt der Sache nach erkl&#228;rterma&#223;en darauf ab, Soldaten von administrativen Aufgaben zu entlasten und so den bestehenden Mangel an Soldaten, die zur Erf&#252;llung der milit&#228;rischen Kernaufgaben zur Verf&#252;gung stehen, zu beseitigen.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">bb) Der Antragsteller hat ferner auch in Ansehung seiner Beschwerdebegr&#252;ndung nicht glaubhaft gemacht, dass sich die ger&#252;gte zivile Ausweisung des Dienstpostens G&#160;5 deshalb als willk&#252;rlich erweist, weil &#8211;&#160;wie er behauptet&#160;&#8211; die Antragsgegnerin ihr Ermessen bei der Ausbringung bzw. Umwidmung von Dienstposten in der Abteilung G des BAAINBw ansonsten (insbesondere zugunsten der Beamten) &#8222;flexibel&#8220; aus&#252;bt.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">(1) Insoweit tr&#228;gt der Antragsteller zun&#228;chst vor, der aktuell von dem ausgew&#228;hlten Bewerber (LTRDir T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ) besetzte Dienstposten des Referatsleiters G&#160;1.2 sei von milit&#228;risch auf zivil gewandelt worden, weil sich der Beamte auf diesem Dienstposten bew&#228;hrt habe. Diese durch nichts belegte Behauptung erweist sich nach den substantiierten und ohne weiteres nachvollziehbaren Erl&#228;uterungen der Antragsgegnerin als unzutreffend. Diese hat bereits mit ihrem erstinstanzlich vorgelegten Schriftsatz vom 12. November 2018 erkl&#228;rt, warum die statusrechtliche Ausbringung des Dienstpostens G&#160;1.2 mit Wirkung vom 1.&#160;Oktober 2018 von milit&#228;risch in zivil ge&#228;ndert worden ist. Danach war der Dienstposten mit Gr&#252;ndung des BAAINBw zwar milit&#228;risch ausgebracht worden, aber wegen des haupts&#228;chlich zivilen Aufgabenprofils unter Nutzung des Wechselstellenverfahrens zivil mit LTRDir T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; besetzt worden. Mit Erhalt eines zivilen Dienstpostens der Besoldungsgruppe A&#160;16 sei der Dienstposten umgewidmet worden, und zwar gerade auch deshalb, um den Vorgaben der Arbeitsgruppe &#8222;Substitution&#8220; Rechnung zu tragen. Damit ist als Motiv f&#252;r die erfolgte Umwandlung die keinesfalls sachwidrige, sondern sachgerechte Erw&#228;gung dargelegt, den Dienstposten seinem Aufgabenprofil (und seiner Besetzung) entsprechend auszuweisen und hiermit bezogen auf diesen Posten zugleich die Voraussetzungen daf&#252;r zu schaffen, die Verwendung von Soldaten f&#252;r Verwaltungsaufgaben zu unterbinden.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">(2) Ferner h&#228;lt der Antragsteller es f&#252;r nicht nachvollziehbar bzw. willk&#252;rlich, dass die Antragsgegnerin den Dienstposten G&#160;4, auf dem vergleichbare Aufgaben wie auf dem Dienstposten G&#160;5 zur erf&#252;llen seien, anders als diesen als &#8222;besetzbar auch mit Soldaten/Soldatin&#8220; ausgewiesen habe. Auch insoweit liegt aber bereits eine plausible und ohne weiteres nachvollziehbare Erl&#228;uterung der Antragsgegnerin vor. Diese hat mit ihren erstinstanzlichen Schrifts&#228;tzen vom 12. November 2018 und vom 10.&#160;Dezember 2018 vorgetragen, dass die &#8211;&#160;von ihrer Grundzuordnung her immer zivilen&#160;&#8211; Dienstposten G&#160;1 und G&#160;4 im Zuge der Neustrukturierung und Aufstellung des BAAINBw in Ermangelung fachlich geeigneter Beamter zun&#228;chst milit&#228;risch besetzt worden seien, und zwar mit Oberst C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (G&#160;1) und Oberst X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (G&#160;4). Dem habe das BMVg mit seinem Erlass vom 10.&#160;Oktober 2013 &#8211;&#160;AIN&#160;I&#160;1 &#8211; Az&#160;10-19-03&#160;&#8211; Rechnung getragen, mit dem es die &#214;ffnung dieser bislang nur zivil ausgebrachten Dienstposten f&#252;r eine milit&#228;rische Besetzung mit der Erw&#228;gung verf&#252;gt habe, die jeweilige Aufgabenstellung lasse auch eine Wahrnehmung durch Soldaten zu. Die milit&#228;rische, allein aus Personalf&#252;hrungsgr&#252;nden bis zum jeweiligen Ausscheiden der beiden Soldaten aufrechterhaltene Besetzung der Dienstposten G&#160;1 und G&#160;4 habe sich aber von vornherein nur als &#220;bergangsl&#246;sung dargestellt, um anfallende Aufgaben zu erf&#252;llen. Seit dem Ausscheiden der beiden Soldaten seien die Dienstposten zivil besetzt. Letzteres entspricht im &#220;brigen auch den Angaben des Antragstellers in seiner Stellungnahme vom 16.&#160;November 2018. Danach ist der Dienstposten G&#160;4 im Dezember 2015 zivil ausgeschrieben worden und seit 2016 mit DirBAAINBw L.&#160;&#160;&#160;&#160; besetzt; der Dienstposten G&#160;1 sei nach dem 2017 erfolgten Ausscheiden von Oberst C1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; dauerhaft (erst) im Jahr 2018 mit DirBAAINBw X1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; besetzt worden. Zudem und vor allem hat die Antragsgegnerin vorgetragen, dass f&#252;r die gesamte Abteilung&#160;G eine Organisationspr&#252;fung angewiesen sei, die u.&#160;a. bezogen auf die Gruppen G&#160;1 und G&#160;4 noch andauere. Damit erscheint es gerade mit Blick auf die (gegen&#252;ber dem erw&#228;hnten Erlass aktuelleren) Vorgaben der ministeriellen Arbeitsgruppe &#8222;Substitution&#8220; ohne weiteres m&#246;glich, wenn nicht sogar naheliegend, dass der dem (schon bislang nur zivilen) Dienstposten G&#160;5 hinsichtlich des Aufgabenprofils vergleichbare Dienstposten G&#160;4 k&#252;nftig nicht mehr als Wechseldienstposten gef&#252;hrt werden wird, sondern als ausschlie&#223;lich zivil zu besetzender Dienstposten.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">(3) Auch die R&#252;ge des Antragstellers, sein aktueller Dienstposten G&#160;5.1 werde ohne Not und ohne &#252;bliche fr&#252;hzeitige Information des Stelleninhabers zeitlich vorgezogen zum 31. M&#228;rz/1.&#160;April 2019 in einen ausschlie&#223;lich zivil zu besetzenden Dienstposten umgewandelt, zeigt eine vom Antragsteller zur St&#252;tzung seines Begehrens behauptete &#8222;flexible&#8220; Verwaltungspraxis schon im Ansatz nicht auf. Diese Umwandlung entspricht n&#228;mlich dem haupts&#228;chlich zivilen Aufgabenprofil des Dienstpostens G&#160;5.&#160;1 (vgl. die Aufgabenbeschreibung in der aktuellen Beurteilung des Antragstellers) und steht zudem sachlich gerade mit der im vorliegenden Verfahren ohne Erfolg ger&#252;gten Entscheidung im Einklang, die Leitung der Gruppe G&#160;5 wegen des im Wesentlichen zivilen Aufgabenspektrums ausschlie&#223;lich zivil zu besetzen. Aus der R&#252;ge ergibt sich auch nicht, dass die Antragsgegnerin ihre einschl&#228;gigen Organisationsentscheidung willk&#252;rlich trifft. Die Antragsgegnerin hat mit ihrem Schriftsatz vom 10.&#160;Dezember 2018 die im Verlauf der Organisationsuntersuchung fr&#252;hzeitige &#196;nderung der Grundzuordnung des Dienstpostens G&#160;5.1. n&#228;her erl&#228;utert. Danach ist diese erfolgt, um den Vorgaben der Arbeitsgruppe &#8222;Substitution&#8220; Rechnung zu tragen und um Nachteile f&#252;r den Antragsteller zu vermeiden, dessen Verwendungsdauer seitens der Personalf&#252;hrung bis zum 31. M&#228;rz 2019 verf&#252;gt worden sei. Diese nachvollziehbaren Erw&#228;gungen lassen sachfremde Erw&#228;gungen ebenso wenig erkennen wie das einschl&#228;gige Beschwerdevorbringen.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">(4) Auch das &#252;brige Beschwerdevorbringen st&#252;tzt nicht die Annahme des Antragstellers, die (weiterhin) ausschlie&#223;lich zivile Ausbringung des Dienstpostens G&#160;5 und dessen entsprechende Ausschreibung stellten sich als willk&#252;rlich dar. Das gilt zun&#228;chst f&#252;r das (weder mit dem &#8222;Dresdener Erlass&#8220; noch mit der KdB begr&#252;ndbare, s.&#160;o.) Argument des Antragstellers, gerade in seinem Fall sei eine statusfremde Besetzung des Dienstpostens G&#160;5 geboten, um dort eine optimale Aufgabenerf&#252;llung sicherzustellen. Hiermit verkennt der Antragsteller n&#228;mlich schon, dass nicht er, sondern allein die Antragsgegnerin befugt ist, das entsprechende Organisationsermessen auszu&#252;ben und (unter Beachtung der Vorgaben der Arbeitsgruppe &#8222;Substitution&#8220;) dar&#252;ber zu entscheiden, ob sie den Dienstposten G&#160;5 f&#252;r eine Besetzung mit Soldaten &#246;ffnet oder nicht. Vor diesem Hintergrund ist es auch ersichtlich unerheblich, dass die Antragsgegnerin, wie der Antragsteller meint, schon zu Zeiten der Vakanz dieses Dienstpostens die M&#246;glichkeit gehabt h&#228;tte (&#8222;h&#228;tte ge&#228;ndert werden k&#246;nnen&#8220;), ihr Organisationsermessen im Sinne einer Umwidmung des Dienstpostens in einen Wechseldienstposten auszu&#252;ben. Aus dem gleichen Grund irrelevant ist die Ansicht des Antragstellers, Art.&#160;87a GG stehe einer solchen &#214;ffnung des Dienstpostens nicht entgegen. Entsprechendes gilt schlie&#223;lich f&#252;r seinen Verweis auf die Stellungnahme des (fr&#252;heren) milit&#228;rischen Vizepr&#228;sidenten des BAAINBw, GenMaj W.&#160;&#160;&#160; , in der aktuellen Beurteilung des Antragstellers, nach der sich dieser neben einer vorzugsweisen Verwendung des Antragstellers in einer h&#246;heren Kommandobeh&#246;rde auch dessen &#8222;Mitbetrachtung&#8220; bei der Besetzung des Dienstpostens Gruppenleiter G&#160;5 &#8222;sehr gut vorstellen&#8220; konnte.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">cc) Ebenfalls unerheblich ist die verbleibende R&#252;ge, die vom Verwaltungsgericht im Anschluss an das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts vom 17.&#160;Dezember 2015&#8211;&#160;1&#160;WB&#160;48/14&#160;&#8211; aufgestellte Forderung, der Zugang von Soldaten zu einem zivilen Dienstposten bed&#252;rfe einer entsprechenden Regelung in einer Verwaltungsvorschrift, sei wegen der aktuelleren Regelungen der &#8222;Konzeption der Bundeswehr&#8220; obsolet. Sie ber&#252;cksichtigt n&#228;mlich ungeachtet ihrer mangelnden Eignung, einen Anordnungsanspruch darzutun, nicht, dass das Verwaltungsgericht den behaupteten, ma&#223;geblich auf Art.&#160;3 Abs. 1 GG gest&#252;tzten &#8222;Anspruch auf 'Durchl&#228;ssigkeit'&#8220; nicht nur mit der Erw&#228;gung verneint hat, es bestehe keine Verwaltungsvorschrift, die eine von einer Organisationsgrundentscheidung abweichende Dienstpostenbesetzung erlaube. Es hat vielmehr alternativ auch gepr&#252;ft, ob (zumindest) eine entsprechende Verwaltungspraxis bestehe (BA S.&#160;5, vorletzter Absatz, bis S.&#160;6, zweiter Absatz).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Die Festsetzung des Streitwerts f&#252;r das Beschwerdeverfahren beruht auf den &#167;&#167;&#160;40, 47 Abs.&#160;1 Satz&#160;1, 53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1 GKG sowie &#167;&#160;52 Abs.&#160;1 i.&#160;V.&#160;m. Abs.&#160;6 Satz&#160;1 Nr.&#160;1, Satz&#160;2 bis 4 GKG. Auszugehen ist nach diesen Vorschriften von dem Jahresbetrag (&#167;&#160;52 Abs.&#160;6 Satz&#160;1 Nr.&#160;1 GKG) der Bez&#252;ge, die dem jeweiligen Antragsteller nach Ma&#223;gabe des im Zeitpunkt der Beschwerdeerhebung bekanntgemachten, f&#252;r Bundesbeamte bzw. hier f&#252;r Soldaten geltenden Besoldungsrechts unter Zugrundelegung der &#8211;&#160;soweit zu ber&#252;cksichtigen&#160;&#8211; jeweiligen Erfahrungsstufe fiktiv f&#252;r das angestrebte Amt im Kalenderjahr der Antragstellung zu zahlen sind. Nicht zu ber&#252;cksichtigen sind dabei die nach &#167;&#160;52 Abs.&#160;6 Satz&#160;1 Nr.&#160;1 und Satz&#160;3 GKG ausgenommenen Besoldungsbestandteile. Der nach diesen Ma&#223;gaben zu bestimmende Jahresbetrag ist wegen &#167;&#160;52 Abs.&#160;6 Satz&#160;4 GKG und wegen der im Eilverfahren nur begehrten vorl&#228;ufigen Sicherung auf ein Viertel zu reduzieren. Der nach den vorstehenden Grunds&#228;tzen zu ermittelnde Jahresbetrag bel&#228;uft sich hier angesichts des angestrebten Amtes des Besoldungsgruppe B&#160;2 BBesO f&#252;r das ma&#223;gebliche Jahr 2019 auf 23.545,08&#160;Euro (3 x 7.848,36&#160;Euro).</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist hinsichtlich der Streitwertfestsetzung nach den &#167;&#167;&#160;68 Abs.&#160;1 Satz&#160;5, 66 Abs.&#160;3 Satz&#160;3 GKG und im &#220;brigen gem&#228;&#223; &#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO unanfechtbar.</p>
171,117
bverfg-2019-01-23-2-bvr-242918
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2 BvR 2429/18
2019-01-23T00:00:00
2019-01-29T12:49:09
2019-02-13T12:21:06
Stattgebender Kammerbeschluss
ECLI:DE:BVerfG:2019:rk20190123.2bvr242918
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Beschluss des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken vom 16. Oktober 2018 - 1 Ws 214/18 - verletzt den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Grundrecht aus Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 in Verbindung mit Artikel 104 des Grundgesetzes.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Beschluss des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken wird aufgehoben. Die Sache wird an das Oberlandesgericht zur&#252;ckverwiesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Damit erledigt sich der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Das Land Rheinland-Pfalz hat dem Beschwerdef&#252;hrer seine notwendigen Auslagen zu erstatten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Der Wert des Gegenstands der anwaltlichen T&#228;tigkeit wird auf 10.000 Euro (in Worten: zehntausend Euro) festgesetzt.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h1>A.</h1> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p>Die Verfassungsbeschwerde wendet sich gegen einen Beschluss des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken vom 16. Oktober 2018, durch den eine Haftbeschwerde des Beschwerdef&#252;hrers als unbegr&#252;ndet verworfen wurde.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>I.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p>1. Der Beschwerdef&#252;hrer befindet sich seit dem 14. Mai 2016 in Untersuchungshaft. Am 16. August 2016 erhob die Staatsanwaltschaft Frankenthal (Pfalz) Anklage zum Landgericht Frankenthal (Pfalz) wegen Mordes, gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung und Geiselnahme in Tateinheit mit versuchtem Mord und gef&#228;hrlicher K&#246;rperverletzung. Am 4. Oktober 2016 lie&#223; die zust&#228;ndige 1. Gro&#223;e Strafkammer - zugleich Jugendkammer I und Schwurgerichtskammer - des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) die Anklage zur Hauptverhandlung zu und ordnete die Haftfortdauer an. Die Hauptverhandlung begann zun&#228;chst am 10. November 2016.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p>Bis zum 26. September 2017 waren 25 Verhandlungstage terminiert. Nach 23 Verhandlungstagen erkrankte die Vorsitzende am 19. August 2017 dauerhaft dienstunf&#228;hig. Die Kammer stellte daher zun&#228;chst am 4. September 2017 die Hemmung der Frist gem&#228;&#223; &#167; 229 Abs. 2 StPO fest und setzte am 28. September 2017 die Hauptverhandlung aus.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p>Die Hauptverhandlung begann nach &#220;bernahme der Kammer durch einen neuen Vorsitzenden erneut am 12. Dezember 2017. Bis zum 22. August 2018 wurde an 25 Tagen, bis zum 6. November 2018 wurde an vier weiteren Tagen verhandelt. Bis zum 31. Januar 2019 sind weitere 15 Termine bestimmt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p>2. Die 1. Gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) zeigte mehrmals ihre &#220;berlastung an.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p>a) Die erste &#220;berlastungsanzeige vom 10. April 2017 begr&#252;ndete die damalige Vorsitzende der Strafkammer unter anderem damit, dass insgesamt acht Schwur- und Jugendschwurverfahren, davon sechs Haftsachen, darunter das hier gegenst&#228;ndliche Verfahren, anh&#228;ngig seien, welche teilweise einen erheblichen Umfang aufwiesen. In K&#252;rze sei der Eingang zweier weiterer Umfangsverfahren mit relativ zeitnahen Haftpr&#252;fungsterminen zu erwarten. Dar&#252;ber hinaus seien in der Jugendkammer drei weitere Haftsachen und bei der Jugendschutzkammer neun Kindesmissbrauchsverfahren anh&#228;ngig. Diese neun Jugendschutzverfahren und ein weiteres anh&#228;ngiges Gro&#223;verfahren wegen Sozialleistungsbetrugs seien bislang noch nicht terminiert; der Zeitpunkt der Hauptverhandlungen sei noch nicht absehbar, da die Kammer in den n&#228;chsten Monaten &#252;ber keinerlei Terminkapazit&#228;ten mehr verf&#252;ge. F&#252;r den Zeitraum Januar bis August 2017 seien bereits 68 Hauptverhandlungstermine vergeben; in dem Zeitraum zwischen dem 1. April und dem 15. Juni 2017 sehe die derzeitige Planung vor, dass sich die Kammer an 33 von insgesamt 49 zur Verf&#252;gung stehenden Tagen in Sitzung befinden werde, was weder gen&#252;gend Zeit f&#252;r die erforderliche Aktenvorbereitung noch die im Nachgang anfallenden Urteilsabsetzungen lasse. In Anbetracht der bevorstehenden Eing&#228;nge sowie des erheblichen, durch den st&#228;ndigen Eingang von vorrangig zu behandelnden Haftsachen entstehenden R&#252;ckstaus an Nichthaftsachen sei nicht erkennbar, dass sich dieser Zustand in den darauffolgenden Wochen und Monaten verbessern werde. Bei Eingang weiterer Haftsachen verm&#246;ge die Kammer nicht l&#228;nger zu gew&#228;hrleisten, dass diese innerhalb der Frist des &#167; 121 StPO terminiert werden k&#246;nnten. Dar&#252;ber hinaus gebe sie zu bedenken, dass bereits im Sp&#228;tjahr 2016 eine in ihrer Intensit&#228;t ann&#228;hernd &#228;hnliche, wenngleich insgesamt k&#252;rzere Belastungsphase dazu gef&#252;hrt habe, dass sich s&#228;mtliche Kammermitglieder bis &#252;ber ihre Belastungsgrenze hinaus &#252;beranstrengt h&#228;tten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p>Auf die &#220;berlastungsanzeige wies das Pr&#228;sidium des Landgerichts mit Beschluss vom 21. April 2017 mit Wirkung ab dem 24. April 2017 der 1. Gro&#223;en Strafkammer eine weitere Beisitzerin mit einem Arbeitskraftanteil von 0,2 zu.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p>b) Nach Erkrankung der Vorsitzenden zeigte die stellvertretende Vorsitzende am 12. September 2017 erneut die &#220;berlastung der 1. Gro&#223;en Strafkammer auf unabsehbare Zeit an. Derzeit seien insgesamt sieben Schwur- und Jugendschwurgerichtsverfahren, davon sechs Haftsachen, die alle noch in diesem Jahr verhandelt w&#252;rden, anh&#228;ngig, wobei drei dieser Verfahren einen ganz erheblichen Umfang aufwiesen. Aufgrund der Erkrankung der Vorsitzenden stehe die Aussetzung und die komplette Neuverhandlung des vorliegenden Verfahrens konkret zu bef&#252;rchten; zudem sei in der Jugendkammer eine weitere Haftsache anh&#228;ngig, die bereits anverhandelt worden sei, jedoch habe ausgesetzt werden m&#252;ssen. Aufgrund der Vielzahl der Hauptverhandlungstermine und der erforderlichen Vor- und Nachbereitung der Verfahren verf&#252;ge die Kammer bereits jetzt &#252;ber keine Terminkapazit&#228;ten mehr im Jahr 2017. In Anbetracht des durch den st&#228;ndigen Eingang von vorrangig zu behandelnden Haftsachen bedingten R&#252;ckstaus an Nichthaftsachen sei nicht erkennbar, dass sich an diesem Zustand in den kommenden Monaten etwas &#228;ndern werde. Die Kammer verm&#246;ge unter Ber&#252;cksichtigung all dessen nicht mehr zu gew&#228;hrleisten, dass bei Eingang neuer Haftsachen diese innerhalb der Frist des &#167; 121 StPO terminiert werden k&#246;nnten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p>Darauf wies das Pr&#228;sidium des Landgerichts am 14. September 2017 mit Wirkung ab dem 25. September 2017 den bisherigen Vorsitzenden der 3. Gro&#223;en Strafkammer der 1. Gro&#223;en Strafkammer mit einem Arbeitskraftanteil von 0,9 als Vorsitzenden zu. Die 3. Gro&#223;e Strafkammer &#252;bernahm anstelle der 1. Gro&#223;en Strafkammer die ab dem 25. September 2017 eingehenden Anklagen und Antr&#228;ge in Jugendsachen und Jugendschutzsachen erster Instanz.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_10">10</a> </dt> <dd> <p>c) Der neue Vorsitzende zeigte am 12. Dezember 2017 wiederum die &#220;berlastung der 1. Gro&#223;en Strafkammer an. Gegenw&#228;rtig w&#252;rden drei Umfangsverfahren als laufende Haftsachen betrieben, darunter das vorliegende Verfahren, das im August 2018 erstinstanzlich abgeschlossen werden solle. Seit Anfang 2017 m&#252;ssten aufgrund der Vielzahl der anh&#228;ngigen Haftsachen in der Kammer durchg&#228;ngig drei Sitzungstage pro Woche geleistet werden, was bei bereits &#252;berobligatorischem Arbeitseinsatz die maximale Belastung der Kammer darstelle. Gegenw&#228;rtig und im ersten Kalenderhalbjahr 2018 k&#246;nnten ausschlie&#223;lich Haftsachen und Beschwerden noch sachgerecht betrieben werden. Umgekehrt bedeute dies, dass Verfahren, die keine Haftsachen seien, gegenw&#228;rtig nicht verhandelt werden k&#246;nnten, beispielsweise ein seit dem 23. April 2015 anh&#228;ngiges Verfahren wegen Mordes in Tateinheit mit Raub mit Todesfolge, in dem das Oberlandesgericht im Haftpr&#252;fungsverfahren am 23. September 2014 den Haftbefehl aufgehoben habe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_11">11</a> </dt> <dd> <p>Im Zuge der Jahresgesch&#228;ftsverteilung 2018 &#252;bernahm die 3. Gro&#223;e Strafkammer alle Anklagen und Antr&#228;ge, die bei der 1. Gro&#223;en Strafkammer anh&#228;ngig, noch nicht er&#246;ffnet und vor dem 1. Januar 2017 eingegangen waren.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_12">12</a> </dt> <dd> <p>d) In einer anderen, bei der 1. Gro&#223;en Strafkammer anh&#228;ngigen Haftsache entschied das Pf&#228;lzische Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken in einem Beschluss vom 26. M&#228;rz 2018 - 1 Ws 48-50/18 -:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:18pt">"Das Pr&#228;sidium des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) muss unverz&#252;glich weitere Ma&#223;nahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die 1. Strafkammer neben den laufenden drei Haftsachen nicht mit weiteren Verfahren belastet wird. Insbesondere m&#252;ssen die Ma&#223;nahmen darauf ausgerichtet sein, dass die Verhandlungskapazit&#228;t der 1. Strafkammer nach Abschluss einer der derzeit laufenden drei Haftsachen ausschlie&#223;lich f&#252;r die dann noch laufenden zwei Haftsachen genutzt werden kann. Ohne Versto&#223; gegen das Beschleunigungsgebot kann vor der Beendigung von zwei der derzeit drei laufenden Hauptverhandlungen keine neue Hauptverhandlung begonnen werden, soweit durch sie der Ablauf der laufenden Hauptverhandlungen beeintr&#228;chtigt wird. Weiterhin wird das Pr&#228;sidium zu pr&#252;fen haben, ob die 1. Strafkammer von allen anderen Gesch&#228;ften zu entlasten ist, damit die Kammer mehr als drei Verhandlungstage pro Woche ansetzen kann."</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_13">13</a> </dt> <dd> <p>Hierauf teilte der Vorsitzende der 1. Gro&#223;en Strafkammer durch dienstliche &#196;u&#223;erung vom 29. M&#228;rz 2018 und durch eine erneute &#220;berlastungsanzeige vom 10. April 2018 die gegenw&#228;rtige Verfahrens- und Terminierungslage mit.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_14">14</a> </dt> <dd> <p>Durch Beschluss vom 17. April 2018 bildete das Pr&#228;sidium eine Hilfsstrafkammer, in die alle Haftsachen, in denen die Hauptverhandlung noch nicht begonnen hatte, und alle neu eingehenden Haftsachen, die in die Zust&#228;ndigkeit des Schwurgerichts fallen, abgeleitet wurden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_15">15</a> </dt> <dd> <p>e) Am 19. Juni 2018 ergingen &#220;berlastungsanzeigen sowohl der 1. Gro&#223;en Strafkammer als auch der 3. Gro&#223;en Strafkammer. Der Vorsitzende der 1. Gro&#223;en Strafkammer teilte mit, dass die Situation unver&#228;ndert sei. Das vorliegende Verfahren werde nicht vor September 2018 erstinstanzlich abgeschlossen werden k&#246;nnen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_16">16</a> </dt> <dd> <p>Mit Beschluss vom 20. Juni 2018 nahm das Pr&#228;sidium alle Jugendsachen, in denen eine Hauptverhandlung noch nicht begonnen hatte, aus dem Bestand der 1. Gro&#223;en Strafkammer und wies sie der 7. Gro&#223;en Strafkammer - nunmehr Jugendkammer I - zu.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_17">17</a> </dt> <dd> <p>3. Am 26. August 2018 legte der Pflichtverteidiger des Beschwerdef&#252;hrers, sein hiesiger Verfahrensbevollm&#228;chtigter, Beschwerde gegen den Haftbefehl des Amtsgerichts Frankenthal (Pfalz) in Gestalt des Haftfortdauerbeschlusses der 1. Gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) vom 4. Oktober 2018 ein, mit der er einen Versto&#223; gegen das Beschleunigungsgebot r&#252;gte. Das Landgericht half der Beschwerde durch Beschluss vom 29. August 2018 nicht ab. Das Pf&#228;lzische Oberlandesgericht Zweibr&#252;cken verwarf die Beschwerde durch den vorliegend angegriffenen Beschluss vom 16. Oktober 2018 als unbegr&#252;ndet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_18">18</a> </dt> <dd> <p>Das Oberlandesgericht hat - soweit vorliegend erheblich - ausgef&#252;hrt:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_19">19</a> </dt> <dd> <p>Ein Versto&#223; gegen den verfassungsrechtlich in Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG verankerten Beschleunigungsgrundsatz in Haftsachen liege nicht vor. Der Senat verkenne dabei nicht, dass eine solch erhebliche Dauer der Untersuchungshaft von &#252;ber zwei Jahren nur unter besonderen Umst&#228;nden gerechtfertigt sein k&#246;nne. Im Rahmen der Abw&#228;gung zwischen dem Freiheitsrecht des Einzelnen und dem Strafverfolgungsinteresse des Staates sei zun&#228;chst zu ber&#252;cksichtigen, dass die dem Beschwerdef&#252;hrer zur Last gelegten Tatvorw&#252;rfe au&#223;erordentlich schwerwiegend seien. Zudem handele es sich um ein komplexes Verfahren mit mehreren Verfahrensbeteiligten und der Notwendigkeit, eine Vielzahl von Zeugen zu vernehmen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_20">20</a> </dt> <dd> <p>Bereits die erste Hauptverhandlung ab dem 10. November 2016 weise keine Verletzung des Beschleunigungsgebotes auf. Zwar sei die vom Bundesverfassungsgericht bei absehbar umfangreichen Verfahren grunds&#228;tzlich geforderte Termindichte von mehr als einem durchschnittlichen Hauptverhandlungstag pro Woche unterschritten. Dieser Versto&#223; f&#252;hre jedoch nicht zu einer Verletzung des Beschleunigungsgrundsatzes, weil er nicht durch die Kammer verursacht worden sei. Denn die Hauptverhandlungstermine seien mit dem vom Beschwerdef&#252;hrer ausgew&#228;hlten Pflichtverteidiger unter Ber&#252;cksichtigung dessen Urlaubs in der letzten Dezemberwoche 2016 und in den ersten beiden Januarwochen 2017 abgestimmt worden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_21">21</a> </dt> <dd> <p>Eine Verletzung des Beschleunigungsgrundsatzes sei auch nicht bis zur Aussetzung der ersten Hauptverhandlung ersichtlich. Die Hauptverhandlung sei unter Ber&#252;cksichtigung der weiteren vor der Kammer stattfindenden Verhandlungen, der Verhinderung kurzfristig geladener Zeugen und der Notwendigkeit, die Termine mit dem Verteidiger abzustimmen, hinreichend beschleunigt gef&#252;hrt worden. Das Verfahren habe sich - f&#252;r die Kammer nicht vorhersehbar - wesentlich verl&#228;ngert, da der Verteidiger ab dem 5. April 2017 zahlreiche Beweis- und Ablehnungsantr&#228;ge gestellt habe. Die Kammer sei daher f&#252;r etwaige Verfahrensverz&#246;gerungen nicht verantwortlich gewesen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_22">22</a> </dt> <dd> <p>Der Beschleunigungsgrundsatz sei ferner nicht dadurch verletzt, dass die Strafkammer am 12. Dezember 2017 mit der Hauptverhandlung in der vorliegenden Haftsache begonnen habe, obwohl sie zu dieser Zeit bereits in zwei Haftsachen verhandelt habe. Vielmehr sei sie als nach dem Gesch&#228;ftsverteilungsplan des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) zust&#228;ndiger Spruchk&#246;rper als gesetzlicher Richter (Art. 101 Abs. 1 GG) hierzu sogar verpflichtet gewesen, da f&#252;r die Kammer zu diesem Zeitpunkt (12. Dezember 2017) zwar eine starke Auslastung, aber noch keine &#220;berlastung mit Haftsachen feststellbar gewesen sei. Insoweit d&#252;rfe nicht verkannt werden, dass die vorschnelle Annahme einer &#220;berlastung ebenfalls verfassungsrechtlich problematisch sei, denn das Gebot z&#252;giger Verfahrensgestaltung lasse das Recht auf den gesetzlichen Richter (Art. 101 Abs. 1 GG) nicht vollst&#228;ndig zur&#252;cktreten. Daher m&#252;sse das Recht des Angeklagten auf den gesetzlichen Richter mit dem rechtsstaatlichen Gebot einer funktionst&#252;chtigen Strafrechtspflege und dem verfassungsrechtlichen Grundsatz z&#252;giger Verfahrensgestaltung zu einem angemessenen Ausgleich gebracht werden. Es sei insoweit nicht zu beanstanden, dass das Pr&#228;sidium des Landgerichts die Kammer zum Beginn der Hauptverhandlung nicht von der (nochmals) neu zu beginnenden Haftsache entlastet habe, da dem Anspruch auf den gesetzlichen Richter der Vorrang einzur&#228;umen gewesen sei. Denn zum Zeitpunkt des Beginns der neuerlichen Hauptverhandlung w&#228;re es durchaus m&#246;glich gewesen, im Durchschnitt einen Hauptverhandlungstag w&#246;chentlich zu erreichen, zumal die Kammer nach ihrer &#220;berlastungsanzeige vom 12. Dezember 2017 davon ausgegangen sei, entsprechende Hauptverhandlungstermine anbieten zu k&#246;nnen. Die Kammer habe im vorliegenden Verfahren mit Verf&#252;gung vom 6. November 2017 insgesamt 12 Hauptverhandlungstermine bis einschlie&#223;lich 28. M&#228;rz 2018 bestimmt. Durch diese Terminierung sei zwar die Vorgabe des Bundesverfassungsgerichts an die Durchf&#252;hrung der Hauptverhandlung in Haftsachen von durchschnittlich mindestens einem w&#246;chentlichen Sitzungstag innerhalb dieses Zeitraumes nicht erf&#252;llt worden. Dies sei jedoch angesichts des Umstandes, dass sich der Verteidiger w&#228;hrend der - urspr&#252;nglich geplanten - Hauptverhandlung f&#252;r mehr als f&#252;nf Wochen in Urlaub befunden habe, nicht zu beanstanden. Vielmehr habe die Kammer versucht, die durch den Verteidiger verursachten Terminausf&#228;lle durch eine h&#246;here Terminsdichte im Januar sowie im M&#228;rz zu kompensieren.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_23">23</a> </dt> <dd> <p>Auch bei der erneuten Terminierung des Verfahrens sei es zu keinen erheblichen Verz&#246;gerungen gekommen, sondern diese seien - entsprechend der zur Verf&#252;gung stehenden Verhandlungskapazit&#228;ten, unter Aufgreifen der bereits am 19. September 2017 vereinbarten Fortsetzungstermine f&#252;r die erste Hauptverhandlung - zu jeder Zeit beschleunigt betrieben worden. Im Zeitpunkt der neuerlichen Terminierung der Hauptverhandlung sei f&#252;r die Kammer nicht zu erwarten gewesen, dass diese &#252;ber den 28. M&#228;rz 2018 hinaus andauern w&#252;rde. Hierbei h&#228;tten die Erkenntnisse aus der ersten Verhandlung ber&#252;cksichtigt werden k&#246;nnen, sodass Zeugen direkt h&#228;tten geladen werden k&#246;nnen, die im ersten Verfahren erst nachtr&#228;glich benannt worden seien. Es sei deshalb aus Sicht der Kammer nicht zu erwarten gewesen, dass sich der Abschluss des Verfahrens aufgrund weiterer (notwendiger) Beweiserhebungen wesentlich verz&#246;gern k&#246;nnte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_24">24</a> </dt> <dd> <p>Zum Zeitpunkt der Terminierung des Verfahrens sei es auch nicht geboten gewesen, dem Beschwerdef&#252;hrer einen Sicherungsverteidiger beizuordnen. Insoweit sei es f&#252;r die Kammer am 6. November 2017 noch nicht ersichtlich gewesen, dass das Verfahren innerhalb der festgelegten Termine - trotz des Urlaubs des Verteidigers - nicht abgeschlossen werden w&#252;rde. Dabei sei auch zu ber&#252;cksichtigen gewesen, dass dem Beschwerdef&#252;hrer grunds&#228;tzlich das Recht zustehe, sich von dem Verteidiger seines Vertrauens vertreten zu lassen. Der Beschwerdef&#252;hrer habe sich bewusst f&#252;r seinen jetzigen Verteidiger entschieden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_25">25</a> </dt> <dd> <p>Die Verhinderung des Sachverst&#228;ndigen und die vor&#252;bergehende Vernehmungsunf&#228;higkeit der Nebenkl&#228;gerin h&#228;tten nicht zu verfahrensrelevanten Verz&#246;gerungen gef&#252;hrt, weil die Kammer hierauf jeweils unmittelbar reagiert und weitere Termine bestimmt sowie Zeugen umgeladen habe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_26">26</a> </dt> <dd> <p>Auch hinsichtlich des tats&#228;chlichen Ablaufs der zweiten Hauptverhandlung ab dem 12. Dezember 2017 weise das Verfahren keine Verletzung des Beschleunigungsgebots auf, die dem weiteren Vollzug der Untersuchungshaft entgegenst&#252;nde. In den 40 Wochen vom 12. Dezember 2017 bis zum 14. September 2018 sei an 26 Tagen verhandelt worden, was einer durchschnittlichen w&#246;chentlichen Sitzungsdichte von 0,65 entspreche. Bis zum 15. November 2018 seien noch sieben Sitzungstage dazugekommen, was bei 33 Sitzungstagen in 49 Wochen eine w&#246;chentliche Termindichte von 0,67 ergebe. Damit werde zwar die vom Bundesverfassungsgericht bei absehbar umfangreichen Verfahren grunds&#228;tzlich geforderte Termindichte unterschritten. Dies f&#252;hre allerdings noch nicht zu einem Versto&#223; gegen das Freiheitsrecht des Beschwerdef&#252;hrers. So seien in die Gesamtabw&#228;gung die Komplexit&#228;t des Verfahrens wie auch die &#228;u&#223;erst schwerwiegenden Tatvorw&#252;rfe einzustellen. Im &#220;brigen habe die Kammer unter Ber&#252;cksichtigung der eigenen Terminslage sowie der Verhinderungen der notwendigen Verfahrensbeteiligten nahezu s&#228;mtliche ihr zur Verf&#252;gung stehenden Verhandlungsm&#246;glichkeiten genutzt. Insgesamt habe die Kammer von April bis November lediglich acht der ihr zur Verf&#252;gung stehenden Arbeitstage zur Fortsetzung der Haupthandlung nicht genutzt, und es sei nicht zu beanstanden, dass sie die noch verf&#252;gbaren Arbeitstage f&#252;r Vor- und Nachbereitung der Verfahren und zur Bearbeitung ihrer sonstigen &#252;bertragenen Aufgaben nutze. Zudem seien weitere Umladungen von Zeugen w&#228;hrend des laufenden Verfahrens erforderlich gewesen, woraus sich keine zu beanstandende Verfahrensverz&#246;gerung ergebe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_27">27</a> </dt> <dd> <p>Bei der Bestimmung der Fortsetzungstermine habe die Kammer die f&#252;r einen Strafverteidiger ungew&#246;hnlich weitreichenden Urlaubspl&#228;ne des Verteidigers &#252;ber 88 Arbeitstage im Zeitraum Dezember 2017 bis November 2018 ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen. Dar&#252;ber hinaus sei es zu weiteren Arbeitstagen gekommen, an denen die Hauptverhandlung wegen Verhinderung des Verteidigers durch kollidierende Verfahren nicht habe durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnen. Daraus ergebe sich ebenfalls keine durch das Gericht zu vertretene Verfahrensverz&#246;gerung. Es habe sich insoweit f&#252;r die Kammer auch zum Beginn der Hauptverhandlung nicht aufgedr&#228;ngt, dem Beschwerdef&#252;hrer einen Sicherungsverteidiger beizuordnen, da sich die in gr&#246;&#223;erem Umfang bestehende Verhinderung des Verteidigers erst im Laufe des Verfahrens ergeben habe. Die Beiordnung eines Sicherungsverteidigers w&#228;hrend des laufenden Verfahrens sei aufgrund der Komplexit&#228;t des Verfahrens nicht geboten gewesen, da dadurch eine ordnungsgem&#228;&#223;e Verteidigung des Beschwerdef&#252;hrers nicht mehr gew&#228;hrleistet gewesen w&#228;re. Des Weiteren habe sich der Sachverst&#228;ndige zwischen dem 8. Mai und 31. August 2018 im Urlaub befunden und sei an weiteren zw&#246;lf Tagen aufgrund anderweitiger Verpflichtungen gehindert gewesen, an der Hauptverhandlung teilzunehmen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_28">28</a> </dt> <dd> <p>Dass weitere Verhandlungstermine wegen Urlaubs der Kammermitglieder nicht h&#228;tten stattfinden k&#246;nnen, sei nicht zu beanstanden, zumal in diesen Zeitr&#228;umen nach der urspr&#252;nglichen Planung entweder kein Sitzungstag eingeplant oder nicht ersichtlich gewesen sei, dass die Hauptverhandlung bis dorthin nicht abgeschlossen sein w&#252;rde. Zudem seien auch die Termine in den weiteren beiden Umfangsverfahren der Kammer zu ber&#252;cksichtigen, die ebenfalls mit der f&#252;r Haftsachen geltenden entsprechenden Beschleunigung zu f&#246;rdern gewesen seien. So sei in einem dieser Verfahren in der Zeit vom 18. September 2017 bis 26. Juni 2018 an 32 Tagen verhandelt worden. In dem weiteren Verfahren, welches am 16. Oktober 2017 begonnen habe, h&#228;tten 39 Sitzungstage stattgefunden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_29">29</a> </dt> <dd> <p>Auch in den Kurzterminen, die lediglich wenige Minuten bis wenige Stunden gedauert h&#228;tten, sei das Verfahren soweit wie m&#246;glich und somit ausreichend gef&#246;rdert worden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>II.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_30">30</a> </dt> <dd> <p>Der Beschwerdef&#252;hrer sieht sich in seinem Recht auf Freiheit der Person (Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG) verletzt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_31">31</a> </dt> <dd> <p>Die vorliegend festzustellende geringe Verhandlungsdichte in beiden durchgef&#252;hrten Hauptverhandlungen entspreche bei weitem nicht den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts und stelle bereits isoliert, jedenfalls aber in ihrer Gesamtheit, einen gravierenden Versto&#223; gegen den Beschleunigungsgrundsatz dar. Das Oberlandesgericht unterscheide nicht zwischen ordentlichen Hauptverhandlungsterminen und Kurzterminen, die lediglich der Wahrung der Unterbrechungsfrist des &#167; 229 StPO dienten, ohne das Verfahren in tats&#228;chlicher Hinsicht zu f&#246;rdern. Bereits f&#252;r die erste Hauptverhandlung seien ohne Ber&#252;cksichtigung von f&#252;nf Kurzterminen insgesamt 20 Verhandlungstage binnen 50 Wochen terminiert gewesen, was einer durchschnittlichen w&#246;chentlichen Termindichte von 0,50 Verhandlungstagen entspreche. Dabei habe die durchschnittliche Verhandlungsdauer inklusive Pausen 3 Stunden 29 Minuten pro Verhandlungstag betragen. Bei der zweiten Hauptverhandlung ergebe sich bis zum 14. September 2018 unter Abzug von f&#252;nf Kurzterminen eine durchschnittliche w&#246;chentliche Termindichte von lediglich 0,53 Verhandlungstagen mit einer durchschnittlichen Verhandlungsdauer inklusive Pausen von 4 Stunden 18 Minuten pro Verhandlungstag.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_32">32</a> </dt> <dd> <p>Die jeweils geringe Verhandlungsdichte in beiden Hauptverhandlungen sei zum einen auf eine wenig vorausschauende Terminierung zur&#252;ckzuf&#252;hren. Obgleich die erste Hauptverhandlung letztlich auf 25 Tage terminiert gewesen sei und sich hierbei gezeigt habe, dass die urspr&#252;nglich vorgesehenen acht Hauptverhandlungstermine keineswegs ausgereicht h&#228;tten, seien bei der Terminierung der zweiten Hauptverhandlung ab dem 12. Dezember 2017 erneut lediglich zw&#246;lf Hauptverhandlungstermine, hiervon ein Kurztermin am 3. Januar 2018, festgesetzt worden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_33">33</a> </dt> <dd> <p>Die Urlaubsabwesenheit des Verteidigers entlaste die Kammer schon deshalb nicht, weil insoweit entgegen der Auffassung des Oberlandesgerichts mit Blick auf den bisherigen Verfahrensverlauf und die Dauer der zwischenzeitlichen Untersuchungshaft die Bestellung eines Sicherungsverteidigers in Betracht gekommen sei, zumal die Hauptverhandlung bereits urspr&#252;nglich l&#228;nger als zehn Tage andauern sollte und die Kammer auch einen Erg&#228;nzungsrichter sowie einen Erg&#228;nzungssch&#246;ffen hinzugezogen habe. Der Hinweis des Oberlandesgerichts, die Kammer habe versucht, die lediglich durch den Verteidiger verursachten Terminausf&#228;lle im Dezember 2017 und Januar 2018 durch eine h&#246;here Termindichte im Januar und M&#228;rz 2018 zu kompensieren, sei unzutreffend. Tats&#228;chlich habe die Kammer im Januar lediglich vier Hauptverhandlungstage und im M&#228;rz ebenfalls vier [nach Aktenlage: zwei] Hauptverhandlungstage vorgesehen, im Februar 2018 im &#220;brigen lediglich zwei Hauptverhandlungstage trotz Anwesenheit des Verteidigers. Eine Kompensation k&#246;nne jedoch nicht durch eine Terminierung stattfinden, die ihrerseits nicht den Mindestanforderungen an den Beschleunigungsgrundsatz mit mehr als einem Hauptverhandlungstag pro Woche entspreche.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_34">34</a> </dt> <dd> <p>Die Vielzahl der &#220;berlastungsanzeigen bereits ab April 2017 und der Umstand, dass das Pr&#228;sidium des Landgerichts hierauf erst im April 2018 nach der vierten &#220;berlastungsanzeige des zur Durchf&#252;hrung der Hauptverhandlung zust&#228;ndigen Schwurgerichts reagiert habe, zeige, dass die geringe Hauptverhandlungsdichte ihre Ursache in organisatorischen M&#228;ngeln und m&#246;glicherweise fehlenden Ressourcen der Justiz finde. Dies sei indes dem in Untersuchungshaft befindlichen Beschwerdef&#252;hrer nicht zuzurechnen und m&#252;sse, unabh&#228;ngig von der Erheblichkeit des Tatvorwurfs, zur Aufhebung des Haftbefehls und der Beendigung der fortdauernden Untersuchungshaft f&#252;hren. Denn zwingende, nicht der Justiz anzulastende Gr&#252;nde f&#252;r den festzustellenden Versto&#223; gegen das Beschleunigungsgebot in beiden stattgefundenen Hauptverhandlungen seien nicht erkennbar.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_35">35</a> </dt> <dd> <p>Es sei vorliegend offensichtlich, dass die bereits im Sp&#228;tjahr 2016 festzustellende und sp&#228;testens im April 2017 dauerhafte &#220;berlastung der 1. Gro&#223;en Strafkammer zu ganz erheblichen Verz&#246;gerungen bei der Durchf&#252;hrung der Hauptverhandlung gegen den Beschwerdef&#252;hrer gef&#252;hrt h&#228;tten. Nachdem die Justiz erst im April 2018 und damit ein Jahr nach der ersten &#220;berlastungsanzeige und zudem deutlich nach Beginn der zweiten Hauptverhandlung gegen den Beschwerdef&#252;hrer intern reagiert habe, seien insoweit staatliche Vers&#228;umnisse zu erkennen, die nicht dazu f&#252;hren d&#252;rften, dass der Beschwerdef&#252;hrer sich l&#228;nger, als es dem Verfahren angemessen w&#228;re, in Untersuchungshaft befinde.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_36">36</a> </dt> <dd> <p>Zudem verkenne das Oberlandesgericht die Tragweite des Freiheitsrechts des Beschwerdef&#252;hrers, soweit er trotz des Umstandes, dass dieser bereits eine - nach 50 Wochen ausgesetzte - Hauptverhandlung mit zu geringer Verhandlungsdichte hinter sich gebracht habe, nunmehr dem Recht auf den gesetzlichen Richter Vorrang vor seinem Anspruch auf z&#252;gige Verfahrensgestaltung einr&#228;ume und daher nicht beanstande, dass das Pr&#228;sidium des Landgerichts die Kammer zu Beginn der Hauptverhandlung trotz zweier zur&#252;ckliegender &#220;berlastungsanzeigen nicht entlastet oder sich zumindest hierum bem&#252;ht habe.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>III.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_37">37</a> </dt> <dd> <p>1. Das Ministerium der Justiz Rheinland-Pfalz hat sich am 5. Dezember 2018 zur Verfassungsbeschwerde ge&#228;u&#223;ert. Es bezieht sich hierbei auf folgende Stellungnahme des Pr&#228;sidenten des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) vom 3. Dezember 2018:</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:18pt">"Die in der Verfassungsbeschwerde aufgeworfenen Fragen hinsichtlich Auswahl und Dichte der Terminierung kommentiere ich nicht; diese betreffen den Kernbereich der richterlichen Unabh&#228;ngigkeit.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:18pt">Die 1. Gro&#223;e Strafkammer war in den Gesch&#228;ftsjahren 2017 und 2018 insbesondere mit Haftsachen sehr stark belastet, was vor allem auf eine ungew&#246;hnliche, so nicht vorhersehbare H&#228;ufung von Umfangsverfahren zu Beginn des Jahres 2017 zur&#252;ckzuf&#252;hren war. Dies kommt in mehreren &#220;berlastungsanzeigen des bzw. der jeweiligen Kammervorsitzenden zum Ausdruck. Versch&#228;rft hat sich die Situation zudem ab Mitte August 2017, als die Vorsitzende der Kammer v&#246;llig &#252;berraschend dienstunf&#228;hig erkrankte und sich ab Mitte September 2017 abzeichnete, dass dies zu einer dauerhaften Verhinderung der Vorsitzenden f&#252;hren wird. Infolgedessen musste das hier gegenst&#228;ndliche Verfahren kurz vor dessen Abschluss ausgesetzt und neu terminiert werden. Au&#223;erdem musste deshalb die Verhandlung in weiteren zwei weiteren Haftsachen ausgesetzt werden und neu beginnen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:18pt">Das Pr&#228;sidium des Landgerichts hat sich jeweils umgehend mit den &#220;berlastungsanzeigen befasst und die Optionen f&#252;r eine im laufenden Gesch&#228;ftsjahr m&#246;gliche &#196;nderung der Gesch&#228;ftsverteilung nach &#167; 21e Abs. 3 GVG gepr&#252;ft. Die danach unterj&#228;hrig denkbar zul&#228;ssigen Ma&#223;nahmen des Pr&#228;sidiums haben einem Stufenverh&#228;ltnis zu folgen, d.h. es sind zun&#228;chst diejenigen in Betracht zu ziehen, die allein die noch nicht anh&#228;ngigen Verfahren betreffen. [&#8230;]</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:18pt">Das Pr&#228;sidium des Landgerichts hat in den Gesch&#228;ftsjahren 2017 und 2018 auf die jeweils kurzfristig und neu entstandenen Belastungssituationen in der 1. Gro&#223;en Strafkammer zeitnah und unter Ber&#252;cksichtigung des Spielraums von &#167; 21e Abs. 3 GVG reagiert.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:18pt">Die 1. Gro&#223;e Strafkammer war trotz der angespannten Situation, die durch eine ungew&#246;hnliche H&#228;ufung von Gro&#223;verfahren und der unvorhergesehenen pl&#246;tzlichen Erkrankung ihrer Vorsitzenden entstanden war, jederzeit in der Lage, jedenfalls unter Zur&#252;ckstellung der Nichthaftsachen die ihr zugewiesenen mit Untersuchungshaft einhergehenden Verfahren sachgerecht zu bearbeiten. Sobald dies konkret gef&#228;hrdet war (&#220;berlastungsanzeige vom 10. April 2018), hat das Pr&#228;sidium eine Hilfsstrafkammer gebildet und auch Bestandsverfahren dorthin abgeleitet.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p style="margin-left:18pt">Die Strafabteilung des Landgerichts war in dem hier in Rede stehenden Zeitpunkt (Gesch&#228;ftsjahr 2017 und 2018) mit richterlichen Personal angemessen ausgestattet. Die Besetzung wurde seitens des Pr&#228;sidiums in 2017 durch Verschiebungen innerhalb des Hauses kontinuierlich hochgefahren, sie lag jeweils mindestens bei 110 % des aktuellen Deckungsgrades nach dem Personalbedarfsberechnungssystem 'PEBB&#167;Y'. Zudem wurde der au&#223;ergew&#246;hnlichen Belastung in Strafsachen seitens des Ministeriums der Justiz dadurch Rechnung getragen, dass dem Landgericht Frankenthal im Januar 2018 eine volle Planstelle f&#252;r eine Vorsitzende Richterin oder einen Vorsitzenden Richter sowie eine zus&#228;tzliche volle Richterstelle im Wege der sofortigen Neueinstellung zugewiesen wurde".</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_38">38</a> </dt> <dd> <p>Erg&#228;nzend hierzu f&#252;hrte das Ministerium aus, es habe im September 2017 - als bekannt geworden sei, dass die Vorsitzende der 1. Gro&#223;e Strafkammer des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) aufgrund einer pl&#246;tzlichen und unerwarteten Erkrankung einige Zeit ausfallen w&#252;rde -, unverz&#252;glich eine Neueinstellung vorgenommen, die bereits im Oktober 2017 ihren Dienst habe antreten k&#246;nnen. Eine Anregung des Pr&#228;sidenten des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) vom 16. Januar 2018, trotz der angemessenen Personalausstattung &#252;ber die Einrichtung einer zus&#228;tzlichen Jugendstrafkammer nachzudenken, um eine nachhaltigere Bearbeitung der Nichthaftsachen in den Strafkammern des Landgerichts erreichen zu k&#246;nnen, habe das Ministerium der Justiz aufgegriffen und im n&#228;chsten Justizblatt vom 29. Januar 2018 eine weitere Vorsitzendenstelle bei dem Landgericht Frankenthal (Pfalz) ausgeschrieben. Diese Stelle habe bereits im Mai 2018 besetzt werden k&#246;nnen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_39">39</a> </dt> <dd> <p>2. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof hat mit Schreiben vom 7. Dezember 2018 und vom 18. Januar 2019, beim Bundesverfassungsgericht eingegangen am 12. Dezember 2018 beziehungsweise 22. Januar 2019, Stellung genommen. Nach seiner Auffassung ist der Verfassungsbeschwerde der Erfolg nicht zu versagen. Die angefochtene Entscheidung des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken verletze den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG. Sie zeige keine besonderen Umst&#228;nde auf, die die Fortdauer der zum Zeitpunkt der Entscheidung bereits mehr als zwei Jahre und f&#252;nf Monate andauernden Untersuchungshaft verfassungsrechtlich rechtfertigen k&#246;nnten.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_40">40</a> </dt> <dd> <p>a) Soweit das Oberlandesgericht ausf&#252;hre, die Kammer habe "unter Ber&#252;cksichtigung der eigenen Terminslage sowie der Verhinderungen der notwendigen Verfahrensbeteiligten nahezu s&#228;mtliche ihr zur Verf&#252;gung stehenden Verhandlungsm&#246;glichkeiten genutzt", verm&#246;ge dies zwar die Ursache f&#252;r die geringe durchschnittliche Verhandlungsdichte, die das Oberlandesgericht auf 0,65 Verhandlungstage pro Woche f&#252;r die zweite Hauptverhandlung beziffere, zu beschreiben. Das Oberlandesgericht &#252;bersehe jedoch, dass die darin zum Ausdruck kommende, nicht nur kurzfristige &#220;berlastung des Gerichts niemals Grund f&#252;r die Anordnung der Haftfortdauer sein k&#246;nne. Dies gelte umso mehr, als die Untersuchungshaft zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als zwei Jahre und f&#252;nf Monate angedauert habe. Die Strafkammer habe mehrfach, erstmals im April 2017 und erneut im Dezember 2017 mit Beginn der zweiten Hauptverhandlung in der hier gegenst&#228;ndlichen Sache, ihre &#220;berlastung angezeigt. Soweit das Oberlandesgericht ausf&#252;hre, zu Beginn der zweiten Hauptverhandlung sei die Strafkammer zwar stark ausgelastet, eine &#220;berlastung mit Haftsachen sei aber noch nicht feststellbar gewesen, stehe dies im Widerspruch zur Einsch&#228;tzung der mit der Sache befassten Strafkammer. Die angefochtene Entscheidung lasse eine hinreichende Auseinandersetzung mit diesem Gesichtspunkt vermissen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_41">41</a> </dt> <dd> <p>Soweit das Oberlandesgericht die geringe Verhandlungsdichte im Wesentlichen mit der Verhinderung von Verfahrensbeteiligten zu begr&#252;nden versucht habe, h&#228;tte es unter Ber&#252;cksichtigung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts jeweils darlegen m&#252;ssen, ob die damit verbundene erschwerte gemeinsame Terminfindung ihre Ursache allein in dem konkreten Strafverfahren gehabt habe oder auch darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, dass die Strafkammer neben dem gegenst&#228;ndlichen Verfahren weitere Umfangsverfahren zu bew&#228;ltigen gehabt habe. In diesem Zusammenhang h&#228;tte sich das Oberlandesgericht insbesondere mit der &#220;berlastungsanzeige der Strafkammer vom 12. Dezember 2017 auseinandersetzen m&#252;ssen. Darin habe der Vorsitzende dargelegt, dass die Strafkammer bereits an drei Sitzungstagen pro Woche verhandle und dies die maximale Belastung der Strafkammer bei bereits &#252;berobligatorischem Arbeitseinsatz darstelle. Vor diesem Hintergrund liege es nahe, dass die geringe Verhandlungsdichte jedenfalls auch darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, dass die Strafkammer aufgrund ihrer Belastung mit weiteren Verfahren auf keine freien Kapazit&#228;ten mehr habe zur&#252;ckgreifen k&#246;nnen, um auf die Verhinderung von Verfahrensbeteiligten in einer Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG gen&#252;genden Weise reagieren zu k&#246;nnen. In diesem Zusammenhang k&#246;nne der Strafkammer zwar nicht der Vorwurf gemacht werden, freie Terminkapazit&#228;ten nicht ausgesch&#246;pft zu haben. Dieser Umstand verm&#246;ge - entgegen der Auffassung des Oberlandesgerichts - auf der anderen Seite die Fortdauer der Untersuchungshaft aber nicht zu rechtfertigen. Denn dem Beschwerdef&#252;hrer d&#252;rfe nicht zugemutet werden, eine l&#228;ngere als die verfahrensangemessene Aufrechterhaltung des Haftbefehls nur deshalb in Kauf zu nehmen, weil der Staat es vers&#228;ume, seiner Pflicht zur verfassungsgem&#228;&#223;en Ausstattung der Gerichte zu gen&#252;gen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_42">42</a> </dt> <dd> <p>Die Ausf&#252;hrungen zur Urlaubsabwesenheit des Verteidigers des Beschwerdef&#252;hrers verm&#246;chten die Fortdauer der Untersuchungshaft ebenfalls nicht zu rechtfertigen. Soweit das Oberlandesgericht darlege, der Verteidiger habe sich an 73 von 193 Arbeitstagen im Zeitraum vom 12. Dezember 2017 bis 14. September 2018 im Urlaub befunden, h&#228;tte es ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, dass der Verteidiger bereits vor dem Beginn der zweiten Hauptverhandlung den &#252;berwiegenden Teil seiner Urlaubsabwesenheiten im Umfang von 45 Tagen angezeigt gehabt habe. Vor diesem Hintergrund und unter Ber&#252;cksichtigung, dass die Strafkammer bereits zu Beginn der zweiten Hauptverhandlung ihre maximale Belastungsgrenze erreicht gehabt habe und die Untersuchungshaft zu diesem Zeitpunkt bereits etwa ein Jahr und sieben Monate angedauert habe, h&#228;tte die Strafkammer die Bestellung eines Sicherungsverteidigers in Betracht ziehen m&#252;ssen. Soweit das Oberlandesgericht in diesem Zusammenhang ausf&#252;hre, dem Beschwerdef&#252;hrer stehe grunds&#228;tzlich das Recht zu, sich von einem Verteidiger seines Vertrauens verteidigen zu lassen, h&#228;tte es einer Abw&#228;gung mit dem hiermit konkurrierenden Recht des Beschwerdef&#252;hrers auf pers&#246;nliche Freiheit bedurft. Zudem h&#228;tte das Oberlandesgericht ber&#252;cksichtigen m&#252;ssen, dass die Bestellung eines Sicherungsverteidigers nicht zum Verlust des bereits bestellten Verteidigers f&#252;hre. Die Bestellung eines Sicherungsverteidigers h&#228;tte - entgegen der Auffassung des Oberlandesgerichts - zudem nicht zwingend zu einer Verz&#246;gerung des Verfahrens f&#252;hren m&#252;ssen. Nachdem der Strafkammer der &#252;berwiegende Teil der Urlaubsabwesenheiten des Verteidigers bereits am 17. November 2017 bekannt gewesen sei, h&#228;tte der Sicherungsverteidiger noch vor Beginn der zweiten Hauptverhandlung bestellt werden k&#246;nnen, so dass ausreichend Zeit f&#252;r die Einarbeitung in das Verfahren zur Verf&#252;gung gestanden h&#228;tte. Die Auffassung, die Strafkammer habe versucht, die durch den Verteidiger verursachten Terminausf&#228;lle durch eine h&#246;here Termindichte im Januar sowie im M&#228;rz zu kompensieren, verm&#246;ge ebenfalls nicht zu &#252;berzeugen. Denn ausweislich der vom Oberlandesgericht mitgeteilten Hauptverhandlungstermine h&#228;tten im Januar 2018 tats&#228;chlich vier Termine stattgefunden, was einer Verhandlungsdichte von etwa 0,9 entspreche, und im M&#228;rz 2018 lediglich zwei Termine, was einer Verhandlungsdichte von etwa 0,45 entspreche. Eine Verhandlungsdichte, die ihrerseits bereits den aus dem Beschleunigungsgrundsatz folgenden Mindestanforderungen nicht entspreche, k&#246;nne nicht zur Kompensation bereits eingetretener Verfahrensverz&#246;gerungen herangezogen werden.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_43">43</a> </dt> <dd> <p>Die vom Oberlandesgericht er&#246;rterten Gesichtspunkte k&#246;nnten auch in der Gesamtschau die Fortdauer der Untersuchungshaft verfassungsrechtlich nicht rechtfertigen. So fielen die unvorhersehbare Erkrankung und Vernehmungsunf&#228;higkeit von Verfahrensbeteiligten zwar nicht in den Verantwortungsbereich der staatlich verfassten Gemeinschaft. Demgegen&#252;ber sei aber zu ber&#252;cksichtigen, dass bereits die Verhandlungsdichte der ersten Hauptverhandlung deutlich unter einem Sitzungstag pro Woche gelegen habe und die damit einhergehende Verz&#246;gerung des Verfahrens in der zweiten Hauptverhandlung nicht habe kompensiert werden k&#246;nnen, sondern noch weiter angestiegen sei. Es sei auch nicht zu erkennen, dass diese im weiteren Fortgang des Verfahrens habe kompensiert werden k&#246;nnen. Die Komplexit&#228;t des Verfahrens und die hohe Straferwartung k&#246;nnten unter Ber&#252;cksichtigung der zuvor er&#246;rterten Gesichtspunkte die Fortdauer der Untersuchungshaft ebenfalls nicht mehr rechtfertigen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_44">44</a> </dt> <dd> <p>b) Auch die &#196;u&#223;erung des Ministeriums der Justiz Rheinland-Pfalz vom 5. Dezember 2018 verm&#246;ge eine andere Beurteilung nicht zu rechtfertigen. Das Ministerium lege zwar unter Bezugnahme auf die Stellungnahme des Pr&#228;sidenten des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) vom 3. Dezember 2018 im Einzelnen dar, welche Ma&#223;nahmen ergriffen worden seien, um die Belastungssituation der f&#252;r das fachgerichtliche Ausgangsverfahren zust&#228;ndigen Strafkammer zu mildern. Die aufgezeigten Ma&#223;nahmen lie&#223;en jedoch bef&#252;rchten, dass diese "lediglich" dazu gef&#252;hrt h&#228;tten, eine bereits &#252;berlastete Strafkammer vor zus&#228;tzlicher Belastung zu bewahren. Sie h&#228;tten indes die Belastungssituation der Strafkammer im gegenst&#228;ndlichen Ausgangsverfahren nicht in ausreichender Weise entsch&#228;rfen k&#246;nnen, was insbesondere anhand der fortlaufenden &#220;berlastungsanzeigen des Vorsitzenden der Strafkammer nachvollzogen werden k&#246;nne. Die &#220;berlastungsanzeigen lie&#223;en in der Gesamtschau erkennen, dass die Belastung der Strafkammer insbesondere im Verlauf der zweiten Hauptverhandlung im gegenst&#228;ndlichen Verfahren im Wesentlichen darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, dass die Strafkammer drei Umfangsverfahren parallel zu bew&#228;ltigen habe. Die vom Pr&#228;sidium beschlossenen Ma&#223;nahmen h&#228;tten an dieser Situation keine Ver&#228;nderung zu bewirken vermocht, sondern im Wesentlichen darauf abgezielt, die Strafkammer - ausgehend von der bereits bestehenden Belastungssituation - vor zus&#228;tzlicher Belastung zu bewahren. Dies d&#252;rfte den Schluss zulassen - womit sich das Oberlandesgericht h&#228;tte auseinandersetzen m&#252;ssen -, dass die bereits mit Stellungnahme vom 7. Dezember 2018 er&#246;rterte unzureichende Verhandlungsdichte im gegenst&#228;ndlichen Ausgangsverfahren jedenfalls auch auf eine nicht nur kurzfristige &#220;berlastung der Strafkammer zur&#252;ckzuf&#252;hren sei, die nicht durch gerichtsorganisatorische Mittel habe kompensiert werden k&#246;nnen. Ungeachtet der von der Strafkammer grunds&#228;tzlich nicht zu vertretenden Verhinderung von Verfahrensbeteiligten k&#246;nne die nicht nur kurzfristige &#220;berlastung eines Gerichts nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts niemals Grund f&#252;r die Anordnung der Haftfortdauer sein.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_45">45</a> </dt> <dd> <p>Das Oberlandesgericht habe zur Belastung der Strafkammer im angefochtenen Beschluss lediglich mitgeteilt, dass die Strafkammer bis zum 12. Dezember 2017 zwar stark ausgelastet, aber noch nicht &#252;berlastet gewesen sei. Des Weiteren habe es sich damit auseinandergesetzt, ob der Neubeginn der Hauptverhandlung im gegenst&#228;ndlichen Verfahren vor einer anderen Strafkammer m&#246;glich gewesen w&#228;re. Zum einen lasse sich die Einsch&#228;tzung, die Strafkammer sei nicht &#252;berlastet gewesen, mit den &#220;berlastungsanzeigen des Vorsitzenden der Strafkammer nicht vereinbaren. Zum anderen h&#228;tte sich das Oberlandesgericht im Zusammenhang mit der sich aufdr&#228;ngenden Frage, ob der Staat seiner Pflicht zur verfassungsgem&#228;&#223;en Ausstattung der Gerichte gerecht geworden sei, auch damit auseinandersetzen m&#252;ssen, ob nach der ersten &#220;berlastungsanzeige alle gerichtsorganisatorischen Mittel und M&#246;glichkeiten ausgesch&#246;pft worden seien.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_46">46</a> </dt> <dd> <p>Das Pr&#228;sidium des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) habe zwar kontinuierlich auf die &#220;berlastungsanzeigen reagiert, was im Rahmen der zuvor aufgeworfenen Fragestellung positiv zu ber&#252;cksichtigen sei. Dennoch h&#228;tten die beschlossenen Entlastungen eine Erh&#246;hung der Verhandlungsdichte im gegenst&#228;ndlichen Verfahren nicht zu bewirken vermocht. Nachdem die damalige Vorsitzende der Strafkammer bereits in der ersten &#220;berlastungsanzeige auf den Eintritt der Belastungssituation - parallele Bew&#228;ltigung von drei Umfangsverfahren - hingewiesen habe, h&#228;tte diese m&#246;glicherweise bereits zu diesem Zeitpunkt durch zeitnahe gerichtsorganisatorische Ma&#223;nahmen - &#252;ber die Zuweisung einer dritten Beisitzerin hinaus - verhindert werden k&#246;nnen. Mit diesem Gesichtspunkt und den zur Verf&#252;gung stehenden unterj&#228;hrigen gerichtsorganisatorischen M&#246;glichkeiten h&#228;tte sich das Oberlandesgericht auseinandersetzen m&#252;ssen. Die nicht nur kurzfristige &#220;berlastung eines Gerichts verm&#246;ge nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts die Fortdauer der Untersuchungshaft zwar auch dann nicht zu rechtfertigen, wenn sie auf einem Gesch&#228;ftsanfall beruhe, der sich trotz Aussch&#246;pfung aller gerichtsorganisatorischen Mittel und M&#246;glichkeiten nicht mehr innerhalb angemessener Fristen bew&#228;ltigen lasse. Beruhe in einer Haftsache eine erhebliche Verfahrensverz&#246;gerung darauf, dass nicht alle gerichtsorganisatorischen Mittel und M&#246;glichkeiten ausgesch&#246;pft worden seien, d&#252;rfte der weitere Haftvollzug indes schon aus diesem Grunde verfassungswidrig sein.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_47">47</a> </dt> <dd> <p>Soweit das Ministerium der Justiz Rheinland-Pfalz &#252;berdies darauf abstelle, die Strafabteilung des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) sei angemessen mit richterlichem Personal ausgestattet gewesen, "mindestens 110% des aktuellen Deckungsgrades nach dem Personalbedarfsberechnungssystem 'PEBB&#167;Y'", k&#246;nne dies eine andere Beurteilung der Erfolgsaussichten der Verfassungsbeschwerde ebenfalls nicht rechtfertigen. Denn die Personalausstattung der Strafabteilung des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) beinhalte keine Aussage zur Belastungssituation des einzelnen Spruchk&#246;rpers.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_48">48</a> </dt> <dd> <p>3. Der Verfahrensbevollm&#228;chtigte des Beschwerdef&#252;hrers hat von der auch ihm gew&#228;hrten Gelegenheit zur Stellungnahme zur &#196;u&#223;erung des Ministeriums der Justiz Rheinland-Pfalz bis zum 18. Januar 2019 keinen Gebrauch gemacht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_49">49</a> </dt> <dd> <p>4. Dem Bundesverfassungsgericht haben die Akten des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) 1 Ks 5220 Js 16663/16 (Stand: 15. Januar 2019) in Abschrift vorgelegen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h1>B.</h1> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_50">50</a> </dt> <dd> <p>Die Kammer nimmt die Verfassungsbeschwerde zur Entscheidung an und gibt ihr nach &#167; 93c Abs. 1 Satz 1 in Verbindung mit &#167; 93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG statt. Die Annahme der Verfassungsbeschwerde ist zur Durchsetzung der Grundrechte des Beschwerdef&#252;hrers angezeigt (&#167; 93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG). Die zul&#228;ssige Verfassungsbeschwerde ist offensichtlich begr&#252;ndet. Die f&#252;r die Beurteilung der Verfassungsbeschwerde ma&#223;geblichen verfassungsrechtlichen Fragen hat das Bundesverfassungsgericht bereits entschieden (&#167; 93c Abs. 1 Satz 1 BVerfGG).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>I.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_51">51</a> </dt> <dd> <p>Der Beschluss des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken vom 16. Oktober 2018 verletzt den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG in Verbindung mit Art. 104 GG.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_52">52</a> </dt> <dd> <p>1. Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG gew&#228;hrleistet jedermann die Freiheit der Person und nimmt einen hohen Rang unter den Grundrechten ein. Das kommt darin zum Ausdruck, dass Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG die Freiheit der Person als "unverletzlich" bezeichnet, Art. 104 Abs. 1 Satz 1 GG ihre Beschr&#228;nkung nur aufgrund eines f&#246;rmlichen Gesetzes zul&#228;sst und Art. 104 Abs. 2 bis 4 GG besondere Verfahrensgarantien f&#252;r ihre Beschr&#228;nkung statuiert (vgl. BVerfGE 35, 185 &lt;190&gt;; 109, 133 &lt;157&gt;; 128, 326 &lt;372&gt;; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 13. Oktober 2016 - 2 BvR 1275/16 -, juris, Rn. 39; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 22. August 2017 - 2 BvR 2039/16 -, juris, Rn. 39; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 25. Juni 2018 - 2 BvR 631/18 -, juris, Rn. 30).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_53">53</a> </dt> <dd> <p>Die Freiheit der Person darf nur aus besonders gewichtigen Gr&#252;nden und unter strengen formellen Gew&#228;hrleistungen eingeschr&#228;nkt werden. Zu diesen Gr&#252;nden geh&#246;ren in erster Linie solche des Strafrechts und des Strafverfahrensrechts. Eingriffe in die pers&#246;nliche Freiheit auf diesem Gebiet dienen vor allem dem Schutz der Allgemeinheit (vgl. BVerfGE 22, 180 &lt;219&gt;; 45, 187 &lt;223&gt;; 58, 208 &lt;224 f.&gt;); zugleich haben die gesetzlichen Eingriffstatbest&#228;nde freiheitsgew&#228;hrleistende Funktion, da sie die Grenzen zul&#228;ssiger Einschr&#228;nkung der Freiheit der Person bestimmen (vgl. BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 13. Oktober 2016 - 2 BvR 1275/16 -, juris, Rn. 40; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 22. August 2017 - 2 BvR 2039/16 -, juris, Rn. 40; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 25. Juni 2018 - 2 BvR 631/18 -, juris, Rn. 31).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_54">54</a> </dt> <dd> <p>a) Bei der Anordnung und Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft ist daher stets das Spannungsverh&#228;ltnis zwischen dem in Art. 2 Abs. 2 Satz 2 GG gew&#228;hrleisteten Recht des Einzelnen auf pers&#246;nliche Freiheit und den unabweisbaren Bed&#252;rfnissen einer wirksamen Strafverfolgung zu beachten. Grunds&#228;tzlich darf nur einem rechtskr&#228;ftig Verurteilten die Freiheit entzogen werden. Der Entzug der Freiheit eines der Straftat lediglich Verd&#228;chtigen ist wegen der Unschuldsvermutung, die ihre Wurzel im Rechtsstaatsprinzip des Art. 20 Abs. 3 GG hat und auch in Art. 6 Abs. 2 EMRK ausdr&#252;cklich hervorgehoben ist (vgl. BVerfGE 19, 342 &lt;347&gt;; 74, 358 &lt;370 f.&gt;), nur ausnahmsweise zul&#228;ssig. Dabei muss den vom Standpunkt der Strafverfolgung aus erforderlich und zweckm&#228;&#223;ig erscheinenden Freiheitsbeschr&#228;nkungen der Freiheitsanspruch des noch nicht rechtskr&#228;ftig verurteilten Beschuldigten als Korrektiv gegen&#252;bergestellt werden, wobei dem Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit eine ma&#223;gebliche Bedeutung zukommt (vgl. BVerfGE 19, 342 &lt;347&gt;; 20, 45 &lt;49 f.&gt;; 36, 264 &lt;270&gt;; 53, 152 &lt;158 f.&gt;; BVerfGK 15, 474 &lt;479&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Januar 2014 - 2 BvR 2248/13 u.a. -, juris, Rn. 32; Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 30. Juli 2014 - 2 BvR 1457/14 -, juris, Rn. 19; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 20. Dezember 2017 - 2 BvR 2552/17 -, juris, Rn. 15; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2018 - 2 BvR 819/18 -, juris, Rn. 27).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_55">55</a> </dt> <dd> <p>b) Der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatz ist nicht nur f&#252;r die Anordnung, sondern auch f&#252;r die Dauer der Untersuchungshaft von Bedeutung. Er verlangt, dass die Dauer der Untersuchungshaft nicht au&#223;er Verh&#228;ltnis zur erwarteten Strafe steht, und setzt ihr auch unabh&#228;ngig von der Straferwartung Grenzen (BVerfGE 20, 45 &lt;49 f.&gt;). Das Gewicht des Freiheitsanspruchs vergr&#246;&#223;ert sich gegen&#252;ber dem Interesse an einer wirksamen Strafverfolgung regelm&#228;&#223;ig mit zunehmender Dauer der Untersuchungshaft (vgl. BVerfGE 36, 264 &lt;270&gt;; 53, 152 &lt;158 f.&gt;). Daraus folgt zum einen, dass die Anforderungen an die Z&#252;gigkeit der Arbeit in einer Haftsache mit der Dauer der Untersuchungshaft steigen. Zum anderen nehmen auch die Anforderungen an den die Haftfortdauer rechtfertigenden Grund zu (vgl. BVerfGK 7, 140 &lt;161&gt;; 15, 474 &lt;480&gt;; 17, 517 &lt;522&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 17. Januar 2013 - 2 BvR 2098/12 -, juris, Rn. 40).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_56">56</a> </dt> <dd> <p>Im Rahmen der von den Fachgerichten vorzunehmenden Abw&#228;gung zwischen dem Freiheitsanspruch des Betroffenen und dem Strafverfolgungsinteresse der Allgemeinheit ist die Angemessenheit der Haftfortdauer anhand objektiver Kriterien des jeweiligen Einzelfalles zu pr&#252;fen; insofern sind in erster Linie die Komplexit&#228;t der einzelnen Rechtssache, die Vielzahl der beteiligten Personen und das Verhalten der Verteidigung von Bedeutung (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Januar 2014 - 2 BvR 2248/13 u.a. -, juris, Rn. 37). Der Vollzug der Untersuchungshaft von mehr als einem Jahr bis zum Beginn der Hauptverhandlung oder dem Erlass des Urteils wird dabei auch unter Ber&#252;cksichtigung der genannten Aspekte nur in ganz besonderen Ausnahmef&#228;llen zu rechtfertigen sein (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 30. September 1999 - 2 BvR 1775/99 -, juris, Rn. 16; Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2008 - 2 BvR 806/08 -, juris, Rn. 36; Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 30. Juli 2014 - 2 BvR 1457/14 -, juris, Rn. 24).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_57">57</a> </dt> <dd> <p>c) Das Beschleunigungsgebot in Haftsachen verlangt, dass die Strafverfolgungsbeh&#246;rden und Strafgerichte alle m&#246;glichen und zumutbaren Ma&#223;nahmen ergreifen, um die notwendigen Ermittlungen mit der gebotenen Schnelligkeit abzuschlie&#223;en und eine gerichtliche Entscheidung &#252;ber die einem Beschuldigten vorgeworfenen Taten herbeizuf&#252;hren (vgl. BVerfGE 20, 45 &lt;50&gt;; 36, 264 &lt;273&gt;). An den z&#252;gigen Fortgang des Verfahrens sind dabei umso strengere Anforderungen zu stellen, je l&#228;nger die Untersuchungshaft schon andauert. So ist nach Anklageerhebung bei Entscheidungsreife &#252;ber die Zulassung der Anklage zur Hauptverhandlung zu beschlie&#223;en und im Regelfall innerhalb von weiteren drei Monaten mit der Hauptverhandlung zu beginnen (vgl. BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 4. Mai 2011 - 2 BvR 2781/10 -, juris, Rn. 15; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 14. November 2012 - 2 BvR 1164/12 -, juris, Rn. 43; Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 30. Juli 2014 - 2 BvR 1457/14 -, juris, Rn. 21; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 20. Dezember 2017 - 2 BvR 2552/17 -, juris, Rn. 16; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2018 - 2 BvR 819/18 -, juris, Rn. 28, 37; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 1. August 2018 - 2 BvR 1258/18 -, juris, Rn. 25). Bei absehbar umfangreicheren Verfahren ist stets eine vorausschauende, auch gr&#246;&#223;ere Zeitr&#228;ume umgreifende Hauptverhandlung mit mehr als einem durchschnittlichen Hauptverhandlungstag pro Woche notwendig (vgl. BVerfGK 7, 21 &lt;46 f.&gt;; 7, 140 &lt;157&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 23. Januar 2008 - 2 BvR 2652/07 -, juris, Rn. 49 ff.).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_58">58</a> </dt> <dd> <p>d) Zur Durchf&#252;hrung eines geordneten Strafverfahrens und zur Sicherstellung der Strafvollstreckung kann die Untersuchungshaft dann nicht mehr als notwendig anerkannt werden, wenn ihre Fortdauer durch Verfahrensverz&#246;gerungen verursacht ist, die ihre Ursache nicht in dem konkreten Strafverfahren haben. Von dem Beschuldigten nicht zu vertretende, sachlich nicht gerechtfertigte und vermeidbare erhebliche Verfahrensverz&#246;gerungen stehen regelm&#228;&#223;ig einer weiteren Aufrechterhaltung der Untersuchungshaft entgegen (vgl. BVerfGK 15, 474 &lt;480&gt;; 17, 517 &lt;523&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 17. Januar 2013 - 2 BvR 2098/12 -, juris, Rn. 41). Allein die Schwere der Tat und die sich daraus ergebende Straferwartung verm&#246;gen bei erheblichen, vermeidbaren und dem Staat zuzurechnenden Verfahrensverz&#246;gerungen nicht zur Rechtfertigung einer ohnehin schon lang andauernden Untersuchungshaft zu dienen (vgl. BVerfGK 7, 140 &lt;156&gt;; BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 30. Juli 2014 - 2 BvR 1457/14 -, juris, Rn. 22; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 20. Dezember 2017 - 2 BvR 2552/17 -, juris, Rn. 17; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2018 - 2 BvR 819/18 -, juris, Rn. 29).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_59">59</a> </dt> <dd> <p>Die nicht nur kurzfristige &#220;berlastung eines Gerichts kann insofern niemals Grund f&#252;r die Anordnung der Haftfortdauer sein. Vielmehr kann die nicht nur kurzfristige &#220;berlastung eines Gerichts selbst dann die Fortdauer der Untersuchungshaft nicht rechtfertigen, wenn sie auf einem Gesch&#228;ftsanfall beruht, der sich trotz Aussch&#246;pfung aller gerichtsorganisatorischen Mittel und M&#246;glichkeiten nicht mehr innerhalb angemessener Fristen bew&#228;ltigen l&#228;sst (BVerfGE 36, 264 &lt;273 ff.&gt;; BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 30. Juli 2014 - 2 BvR 1457/14 -, juris, Rn. 23). Die &#220;berlastung eines Gerichts f&#228;llt - anders als unvorhersehbare Zuf&#228;lle und schicksalhafte Ereignisse - in den Verantwortungsbereich der staatlich verfassten Gemeinschaft. Dem Beschuldigten darf nicht zugemutet werden, eine l&#228;ngere als die verfahrensangemessene Aufrechterhaltung des Haftbefehls nur deshalb in Kauf zu nehmen, weil der Staat es vers&#228;umt, seiner Pflicht zur rechtzeitigen verfassungsgem&#228;&#223;en Ausstattung der Gerichte zu gen&#252;gen (BVerfGE 36, 264 &lt;275&gt;; BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 30. Juli 2014 - 2 BvR 1457/14 -, juris, Rn. 23; Beschluss des 1. Kammer des Zweiten Senats vom 20. Dezember 2017 - 2 BvR 2552/17 -, juris, Rn. 18; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2018 - 2 BvR 819/18 -, juris, Rn. 30).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_60">60</a> </dt> <dd> <p>e) Da der Grundrechtsschutz auch durch die Verfahrensgestaltung zu bewirken ist (vgl. hierzu BVerfGE 53, 30 &lt;65&gt;; 63, 131 &lt;143&gt;), unterliegen Haftfortdauerentscheidungen einer erh&#246;hten Begr&#252;ndungstiefe (vgl. BVerfGE 103, 21 &lt;35 f.&gt;; BVerfGK 7, 140 &lt;161&gt;; 10, 294 &lt;301&gt;; 15, 474 &lt;481&gt;; 19, 428 &lt;433&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Januar 2014 - 2 BvR 2248/13 u.a. -, juris, Rn. 38). In der Regel sind in jedem Beschluss &#252;ber die Anordnung der Fortdauer der Untersuchungshaft aktuelle Ausf&#252;hrungen zu dem weiteren Vorliegen ihrer Voraussetzungen, zur Abw&#228;gung zwischen dem Freiheitsgrundrecht des Beschuldigten und dem Strafverfolgungsinteresse der Allgemeinheit sowie zur Frage der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit geboten, weil sich die daf&#252;r ma&#223;geblichen Umst&#228;nde angesichts des Zeitablaufs in ihrem Gewicht verschieben k&#246;nnen (vgl. BVerfGK 7, 140 &lt;161&gt;; 10, 294 &lt;301&gt;; 15, 474 &lt;481&gt;; 19, 428 &lt;433&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Januar 2014 - 2 BvR 2248/13 u.a. -, juris, Rn. 38). Die zugeh&#246;rigen Ausf&#252;hrungen m&#252;ssen in Inhalt und Umfang eine &#220;berpr&#252;fung des Abw&#228;gungsergebnisses am Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit nicht nur f&#252;r den Betroffenen selbst, sondern auch f&#252;r das die Anordnung treffende Fachgericht im Rahmen einer Eigenkontrolle gew&#228;hrleisten und in sich schl&#252;ssig und nachvollziehbar sein (vgl. BVerfGK 7, 421 &lt;429 f.&gt;; 8, 1 &lt;5&gt;; 15, 474 &lt;481 f.&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 22. Januar 2014 - 2 BvR 2248/13 u.a. -, juris, Rn. 39; Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 30. Juli 2014 - 2 BvR 1457/14 -, juris, Rn. 25; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 20. Dezember 2017 - 2 BvR 2552/17 -, juris, Rn. 19; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2018 - 2 BvR 819/18 -, juris, Rn. 31). Eine &#220;berpr&#252;fung der fachgerichtlichen Entscheidung auf die zutreffende Anwendung einfachen Rechts nimmt das Bundesverfassungsgericht hingegen ausschlie&#223;lich im Rahmen des Willk&#252;rverbots vor (stRspr; vgl. BVerfGE 18, 85 &lt;92 f.&gt;; 65, 317 &lt;322&gt;).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_61">61</a> </dt> <dd> <p>2. Diesen Vorgaben gen&#252;gt der angegriffene Beschluss des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken nicht. Er zeigt keine besonderen Umst&#228;nde auf, die die Anordnung der Fortdauer der Untersuchungshaft verfassungsrechtlich hinnehmbar erscheinen lassen k&#246;nnten, und wird damit den verfassungsrechtlichen Anforderungen an die Begr&#252;ndung von Haftfortdauerentscheidungen nicht gerecht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_62">62</a> </dt> <dd> <p>a) Das Oberlandesgericht selbst weist zun&#228;chst zutreffend darauf hin, dass die Terminierung der 1. Gro&#223;en Strafkammer des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) den verfassungsrechtlichen Anforderungen an die Verhandlungsdichte nicht gen&#252;gt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_63">63</a> </dt> <dd> <p>aa) Die Strafkammer hat in jedem Betrachtungszeitraum - sowohl in der ersten als auch in der nach der Erkrankung der bisherigen Vorsitzenden erforderlich gewordenen zweiten Hauptverhandlung - weit seltener als an durchschnittlich einem Hauptverhandlungstag pro Woche verhandelt, zuletzt an nur 0,65 Tagen pro Woche. Die Verhandlungsdichte sinkt noch weiter unter diesen Wert, wenn man die Sitzungstage nicht einbezieht, an denen nur kurze Zeit verhandelt und das Verfahren dadurch nicht entscheidend gef&#246;rdert wurde (vgl. BVerfGK 7, 21 &lt;46 f.&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 17. Januar 2013 - 2 BvR 2098/12 -, juris, Rn. 52).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_64">64</a> </dt> <dd> <p>Selbst wenn bei der Berechnung der Verhandlungsfrequenz die Urlaubszeitr&#228;ume des Verteidigers und der Kammermitglieder vollst&#228;ndig unber&#252;cksichtigt blieben (vgl. hierzu BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 23. Januar 2008 - 2 BvR 2652/07 -, juris, Rn. 53; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 17. Januar 2013 - 2 BvR 2098/12 -, juris, Rn. 51), w&#252;rde die von Verfassungs wegen gebotene Verhandlungsdichte nicht eingehalten. Auf die Frage, ob die Kammer nicht nur einen Erg&#228;nzungsrichter und einen Erg&#228;nzungssch&#246;ffen, sondern auch einen anderen oder einen weiteren Pflichtverteidiger h&#228;tte bestellen m&#252;ssen, um die Unterbrechungszeitr&#228;ume zu verk&#252;rzen und so eine Beschleunigung des Verfahrens zu erreichen (vgl. hierzu BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 17. Juli 2006 - 2 BvR 1190/06 -, juris, Rn. 9; Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 23. Januar 2008 - 2 BvR 2652/07 -, juris, Rn. 49 ff.), kommt es daher nicht an.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_65">65</a> </dt> <dd> <p>bb) Die vom Pr&#228;sidium des Landgerichts als Reaktion auf die &#220;berlastungsanzeigen getroffenen Ma&#223;nahmen haben nicht dazu gef&#252;hrt, dass die vorliegende Haftsache nunmehr innerhalb des durch das Beschleunigungsgebot gezogenen Rahmens bearbeitet und die bereits eingetretene Verfahrensverz&#246;gerung wirksam kompensiert worden w&#228;re (vgl. hierzu BVerfGK 12, 166 &lt;168&gt;; BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 13. Oktober 2016 - 2 BvR 1275/16 -, juris, Rn. 57; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 20. Dezember 2017 - 2 BvR 2552/17 -, juris, Rn. 21; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2018 - 2 BvR 819/18 -, juris, Rn. 36). Die verfassungsrechtlich gebotene Hauptverhandlungsdichte wurde weiterhin nicht erreicht. Selbst in den Monaten Januar und M&#228;rz 2018, f&#252;r die das Oberlandesgericht eine "h&#246;here Terminsdichte" annimmt, haben lediglich vier beziehungsweise zwei Termine stattgefunden. Eine Verhandlungsdichte, die ihrerseits den aus dem Beschleunigungsgrundsatz folgenden Mindestanforderungen nicht entspricht, ist erst recht nicht geeignet, eine bereits eingetretene Verfahrensverz&#246;gerung zu kompensieren.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_66">66</a> </dt> <dd> <p>cc) Der Beschwerdef&#252;hrer kann auch nicht darauf verwiesen und die Verz&#246;gerung seines Verfahrens kann nicht dadurch kompensiert werden, dass nunmehr die Voraussetzungen daf&#252;r geschaffen wurden, dass andere, zuk&#252;nftige Verfahren hinreichend beschleunigt verhandelt werden k&#246;nnen. Erst recht nach der Erkrankung der bisherigen Vorsitzenden und dem hierdurch bedingten Neubeginn der Hauptverhandlung zu einem Zeitpunkt, als die Untersuchungshaft bereits &#252;ber eineinhalb Jahre andauerte, h&#228;tte es einer Verhandlungsdichte bedurft, die - mindestens - einen Verhandlungstag pro Woche erreicht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_67">67</a> </dt> <dd> <p>b) Der Beschluss des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken enth&#228;lt keine tragf&#228;hige Begr&#252;ndung, die ausnahmsweise - trotz der ungen&#252;genden Verhandlungsdichte - die weitere Fortdauer der Untersuchungshaft rechtfertigen k&#246;nnte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_68">68</a> </dt> <dd> <p>aa) Das Oberlandesgericht hat nicht nachvollziehbar dargelegt, dass die erschwerte Terminfindung ihre Ursache allein in dem konkreten Strafverfahren hatte und nicht vielmehr darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, dass die Strafkammer neben dem gegenst&#228;ndlichen Verfahren mehrere weitere, teilweise umfangreiche Haftsachen zu bew&#228;ltigen hatte. In diesem Zusammenhang h&#228;tte sich das Oberlandesgericht insbesondere damit auseinandersetzen m&#252;ssen, dass bereits die damalige Vorsitzende in ihrer &#220;berlastungsanzeige vom 10. April 2017 mitgeteilt hatte, dass die Strafkammer "in den n&#228;chsten Monaten &#252;ber keinerlei Terminkapazit&#228;ten mehr verf&#252;gt", und dass auch nach den &#220;berlastungsanzeigen vom 12. September 2017 und vom 12. Dezember 2017 keine Terminskapazit&#228;ten mehr bestanden beziehungsweise die Kammer mit Sitzungstagen maximal belastet war. Vor diesem Hintergrund dr&#228;ngt sich auf, dass die geringe Verhandlungsdichte nicht etwa auf die - vom Oberlandesgericht jeweils ausf&#252;hrlich dargelegte - Verhinderung einzelner Verfahrensbeteiligter, insbesondere des Pflichtverteidigers wegen seiner h&#228;ufigen, teils mehrw&#246;chigen Urlaubsabwesenheit, sondern vor allem darauf zur&#252;ckzuf&#252;hren ist, dass die Strafkammer aufgrund ihrer Belastung mit weiteren Verfahren ohnehin keine freien Verhandlungskapazit&#228;ten mehr zur Verf&#252;gung hatte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_69">69</a> </dt> <dd> <p>Soweit das Oberlandesgericht ausf&#252;hrt, zu Beginn der zweiten Hauptverhandlung sei die Strafkammer zwar stark ausgelastet gewesen, eine &#220;berlastung mit Haftsachen sei aber noch nicht feststellbar, steht dies nicht nur im Widerspruch zur Einsch&#228;tzung der mit der Sache befassten Strafkammer in ihren wiederholten &#220;berlastungsanzeigen, sondern auch mit dem vom Oberlandesgericht zugleich angef&#252;hrten Umstand, dass die Kammer auch in zwei weiteren, zeitgleich anh&#228;ngigen Haftsachen an 32 beziehungsweise 39 Sitzungstagen verhandelt hat.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_70">70</a> </dt> <dd> <p>bb) Die vom Oberlandesgericht im &#220;brigen angef&#252;hrten Gesichtspunkte - namentlich die Komplexit&#228;t des Verfahrens, die &#228;u&#223;erst schwerwiegenden Tatvorw&#252;rfe und die Verfahrensverz&#246;gerungen wegen des Verhaltens des Verteidigers - m&#246;gen zwar die Untersuchungshaft als solche und die Anzahl der ben&#246;tigten Hauptverhandlungstage und deren Dauer rechtfertigen, nicht jedoch das Unterlassen einer dichteren Terminierung (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 23. Januar 2008 - 2 BvR 2652/07 -, juris, Rn. 56). Auch die Erkrankung der bisherigen Vorsitzenden kann als unvorhersehbares, schicksalhaftes Ereignis zwar ausnahmsweise die Fortdauer der Untersuchungshaft auch w&#228;hrend der erforderlich werdenden neuen Hauptverhandlung rechtfertigen, nicht aber eine durchgehend zu geringe Termindichte.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_71">71</a> </dt> <dd> <p>c) Demgegen&#252;ber hat sich das Oberlandesgericht nicht hinreichend mit den Gesichtspunkten auseinandergesetzt, die grunds&#228;tzlich geeignet sein k&#246;nnen, die Fortdauer der Untersuchungshaft trotz ungen&#252;gender Verhandlungsdichte verfassungsrechtlich zu rechtfertigen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_72">72</a> </dt> <dd> <p>aa) So verh&#228;lt sich der Beschluss nicht dazu, ob die Belastungssituation der Strafkammer - wie der Pr&#228;sident des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) in seiner Stellungnahme vom 3. Dezember 2018 schreibt - erst zu Beginn des Jahres 2017 eingetreten ist und nachweislich - etwa durch eine im Vergleich au&#223;ergew&#246;hnlich hohe Zahl von Verfahrenseing&#228;ngen, insbesondere besonders umfangreicher Haftsachen - unvorhersehbar und somit unvermeidbar war, oder ob die Strafkammer bereits vorher dauerhaft, nicht nur vor&#252;bergehend &#252;berlastet war und damit letztlich eine unzureichende Personalausstattung oder -verwaltung die wesentliche Ursache f&#252;r die lange Verfahrensdauer ist. Ma&#223;geblich ist dabei nicht der theoretische Deckungsgrad der Strafabteilung des Landgerichts nach dem Personalbedarfsberechnungssystem ("PEBB&#167;Y") der Justizverwaltung, sondern allein die tats&#228;chliche Belastungssituation des zust&#228;ndigen Spruchk&#246;rpers, wie sie sich hier insbesondere aus den zahlreichen &#220;berlastungsanzeigen ergibt. Dabei ist zu beachten, dass es nicht Aufgabe eines Gerichts sein kann, eine strukturell zu geringe Personalausstattung oder eine dauerhafte &#220;berlastung mit Haftsachen durch einen langfristig &#252;berobligatorischen Arbeitseinsatz oder eine langfristige Beschr&#228;nkung ihrer Verhandlungskapazit&#228;ten ausschlie&#223;lich auf Haftsachen zu kompensieren.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_73">73</a> </dt> <dd> <p>bb) Auch setzt sich der angegriffene Beschluss nicht mit den von der Justizverwaltung aus Anlass der &#220;berlastungsanzeigen jeweils getroffenen Abhilfema&#223;nahmen auseinander, die in der Stellungnahme des Ministeriums der Justiz Rheinland-Pfalz und der dort wiedergegebenen Stellungnahme des Pr&#228;sidenten des Landgerichts Frankenthal (Pfalz) dargestellt sind. Das Oberlandesgericht w&#228;re insoweit gehalten gewesen, ausgehend von der tats&#228;chlichen Belastungssituation der Strafkammer darzulegen, inwieweit die jeweils von der Justizverwaltung getroffenen Ma&#223;nahmen nach Art, Zielrichtung und Umfang rechtzeitig, geeignet und hinreichend wirksam waren, um die Voraussetzungen f&#252;r eine dem Beschleunigungsgebot gen&#252;gende Verfahrensgestaltung (wieder)herzustellen, oder ob die Justizverwaltung die gebotenen Ma&#223;nahmen erst zu einem Zeitpunkt getroffen hat, zu dem eine den rechtsstaatlichen Anforderungen gen&#252;gende Verfahrensf&#252;hrung nicht mehr zu gew&#228;hrleisten war (vgl. BVerfG, Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 20. Dezember 2017 - 2 BvR 2552/17 -, juris, Rn. 21; Beschluss der 1. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2018 - 2 BvR 819/18 -, juris, Rn. 35).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_74">74</a> </dt> <dd> <p>cc) F&#252;r den Fall, dass sowohl eine au&#223;ergew&#246;hnliche, unvorhersehbare Belastungssituation der Strafkammer anzunehmen ist als auch die Reaktionen der Justizverwaltung hierauf jeweils als ausreichend zu erachten sind, w&#228;re schlie&#223;lich darzulegen gewesen, ob die - nach Erkrankung der bisherigen Vorsitzenden neu besetzte - Strafkammer im Rahmen der neu begonnenen Hauptverhandlung das vorliegende Verfahren unter den gegebenen Voraussetzungen tats&#228;chlich hinreichend beschleunigt betrieben hat und etwaige Verfahrensverz&#246;gerungen ihre Ursache ausschlie&#223;lich in dem konkreten Strafverfahren haben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>II.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_75">75</a> </dt> <dd> <p>Es ist daher gem&#228;&#223; &#167; 95 Abs. 1 Satz 1 BVerfGG festzustellen, dass der Beschluss des Pf&#228;lzischen Oberlandesgerichts Zweibr&#252;cken vom 16. Oktober 2018 den Beschwerdef&#252;hrer in seinem Grundrecht aus Art. 2 Abs. 2 Satz 2 in Verbindung mit Art. 104 GG verletzt. Der Beschluss ist unter Zur&#252;ckverweisung der Sache aufzuheben (&#167; 93c Abs. 2 in Verbindung mit &#167; 95 Abs. 2 BVerfGG). Das Oberlandesgericht wird unter Beachtung der vorstehenden Ausf&#252;hrungen erneut &#252;ber die Haftfortdauer zu entscheiden haben.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h2>III.</h2> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_76">76</a> </dt> <dd> <p>Mit der Entscheidung in der Hauptsache erledigt sich der Antrag des Beschwerdef&#252;hrers auf Erlass einer einstweiligen Anordnung.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <h1>C.</h1> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_77">77</a> </dt> <dd> <p>Die Entscheidung &#252;ber die Auslagenerstattung beruht auf &#167; 34a Abs. 2 BVerfGG. Die Festsetzung des Gegenstandswerts f&#252;r die anwaltliche T&#228;tigkeit st&#252;tzt sich auf &#167; 37 Abs. 2 Satz 2, &#167; 14 Abs. 1 RVG in Verbindung mit den Grunds&#228;tzen &#252;ber die Festsetzung des Gegenstandswerts im verfassungsrechtlichen Verfahren (vgl. BVerfGE 79, 365 &lt;368 ff.&gt;; BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Ersten Senats vom 26. Januar 2011 - 1 BvR 1671/10 -, juris, Rn. 8). Im Hinblick auf die objektive Bedeutung der Sache ist ein Gegenstandswert von 10.000 Euro angemessen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_78">78</a> </dt> <dd> <p>Diese Entscheidung ist unanfechtbar.</p> </dd> </dl> </div>
188,473
vg-koln-2019-01-22-7-k-737215
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 K 7372/15
2019-01-22T00:00:00
2019-02-11T11:04:03
2019-02-13T12:21:06
Urteil
ECLI:DE:VGK:2019:0122.7K7372.15.00
<h2>Tenor</h2> <p>er Bescheid des Bundesamtes f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 wird aufgehoben, soweit unter Nr. 3 bez&#252;glich Abschnitt 4.4 der Fachinformation und in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformation eine Kontrolle der Leberwerte (GPT und &#947;-GT) auch in der 3., 5. und 7. Behandlungswoche angeordnet ist. Nr. II des Bescheides vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 wird aufgehoben.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kosten des Verfahrens tragen die Kl&#228;gerin zu 7/9 und die Beklagte zu 2/9.</p> <p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin hinsichtlich der Kosten gegen Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 110 % des Vollstreckungsbetrages vorl&#228;ufig vollstreckbar. F&#252;r die Beklagte ist es hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung durch Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 110 % des Vollstreckungsbetrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>T a t b e s t a n d</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Inhaberin der arzneimittelrechtlichen Zulassungen f&#252;r die Pr&#228;parate &#8222;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; &#8220; und &#8222;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Tropfen&#8220;. Dabei handelt es sich um pflanzliche Angstl&#246;ser (Anxiolytika) zur Anwendung bei nerv&#246;sen Angst-, Spannungs- und Unruhezust&#228;nden, die als Wirkstoff einen Kava-Kava-Wurzelstock-Trockenextrakt &#8211; <em>Piperis methystici rhizoma</em> &#8211; in Gestalt eines ethanolischen Auszugs enthalten. Die Anwendungsgebiete der Arzneimittel entsprechen den Vorgaben der Monographie der Kommission&#160;E vom 01.06.1990 &#8222;Nerv&#246;se Angst-, Spannungs- und Unruhezust&#228;nde&#8220;. Im Jahre 2001 leitete das Bundesinstitut f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgrund von Berichten &#252;ber Verdachtsf&#228;lle von Nebenwirkungen in Gestalt lebertoxischer Effekte bei acetonischen Kava-Kava-Ausz&#252;gen, insbesondere aus der Schweiz, ein Stufenplanverfahren nach &#167;&#160;63 des Arzneimittelgesetzes (AMG) ein. Nach Anh&#246;rung der betroffenen pharmazeutischen Unternehmen widerrief die Beklagte mit Bescheid vom 14.06.2002 erstmals die Zulassungen Kava-Kava- und Kavain-haltiger Arzneimittel bis zu einer hom&#246;opathischen Verd&#252;nnung von D4. Zum 01.07.2002 wurde die Verschreibungspflicht f&#252;r derartige Pr&#228;parate eingef&#252;hrt. Die Kommission&#160;E empfahl in einer Stellungnahme vom 03.07.2002 bestimmte Sicherheitsma&#223;nahmen. Gegen den Widerruf erhoben die betroffenen Unternehmen Widerspruch, woraufhin das BfArM an der Widerrufsentscheidung nicht festhielt, sondern stattdessen mit Bescheid vom 12.05.2005 ein befristetes Ruhen der betroffenen Zulassungen anordnete.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 21.12.2007 widerrief das BfArM die Zulassungen Kava-Kava- und Kavain-haltiger Arzneimittel und hom&#246;opathischer Zubereitungen aus Kava-Kava-Zubereitungen bis zu einer Verd&#252;nnung von D4 erneut, da der begr&#252;ndete Verdacht sch&#228;dlicher Wirkungen auch unter Ber&#252;cksichtigung der von den betroffenen Unternehmen und ihren Verb&#228;nden vorgelegten Unterlagen fortbestehe. Die hiergegen erhobenen Widerspr&#252;che wies die Beh&#246;rde mit Widerspruchsbescheiden vom 21.02.2012 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die dagegen beim Verwaltungsgericht K&#246;ln erhobenen Klagen hob das Gericht mit Urteilen vom 20.05.2014 - 7 K 6971/11 u.a. - die Widerrufsbescheide in Gestalt der Widerspruchsbescheide auf. Die gegen die Urteile seitens der Beklagten eingelegten Berufungen wies das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen mit Urteilen vom 25.02.2015 - 13 A 1373/14 u.a. - zur&#252;ck, da die Voraussetzungen f&#252;r einen Widerruf der Zulassungen nicht erf&#252;llt seien. Zwar sei das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis der betroffenen Pr&#228;parate derzeit ung&#252;nstig, jedoch k&#246;nne dieser Versagungsgrund ausger&#228;umt werden, indem die Zulassungen unter Ber&#252;cksichtigung der von der Kommission&#160;E vorgeschlagenen regulatorischen Ma&#223;nahmen ge&#228;ndert w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Anh&#246;rungsschreiben vom 27.03.2015 er&#246;ffnete das BfArM ein Stufenplanverfahren der Stufe&#160;II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 30.10.2015 beantragte die Kl&#228;gerin beim BfArM, die Kommission&#160;E zur Nutzen-Risiko-Bewertung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln anzuh&#246;ren und ein Votum dar&#252;ber einzuholen, ob die im Jahr 2002 vorgeschlagenen Ma&#223;nahmen noch dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das BfArM &#228;nderte mit dem hier streitgegenst&#228;ndlichem Bescheid vom 24.08.2015 die Zulassungen Kava-Kava-haltiger Arzneimittel wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#8222;I.&#160;Die Zulassungen der in der Anlage aufgef&#252;hrten Kava-Kava-haltigen Arzneimittel sind hinsichtlich der</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.&#160;Dosierung, Anwendergruppe</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.&#160;Anwendungsdauer,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">3.&#160;behandlungsbegleitenden Verpflichtung zur Bestimmung der Leberwertlaborparameter,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">4.&#160;Wechselwirkungs-, Warn- und Nebenwirkungshinweisen sowie</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">5.&#160;Packungsgr&#246;&#223;e gem&#228;&#223; &#167;&#160;28 Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;4 AMG</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">wie folgt zu &#228;ndern:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zu oben 1. und 2.:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Dosierung ist unter 4.2 der Fachinformation &#8222;Dosierung, Art und Dauer der Anwendung&#8220; und in der Gebrauchsinformation (Abschnitt&#160;3) folgenderma&#223;en zu bezeichnen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><em>Erwachsene: Die maximale Tagesdosis betr&#228;gt 200&#160;mg Kava-Pyrone. Die &#252;bliche Behandlungsdauer betr&#228;gt einen Monat, maximal 2&#160;Monate.</em></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Unter 4.3 der Fachinformation &#8222;Gegenanzeigen&#8220; und in Abschnitt&#160;2 der Gebrauchsinformation &#8222;[] darf nicht eingenommen werden&#8220; ist folgender Text aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><em>Dieses Arzneimittel darf bei Kindern und Jugendlichen unter 18&#160;Jahren nicht angewendet werden.</em></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zu oben 3. und 4.:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die <span style="text-decoration:underline">Fachinformation</span> ist im Abschnitt 4.4. &#8222;Besondere Warnhinweise und Vorsichtsma&#223;nahmen f&#252;r die Anwendung&#8220; zu erg&#228;nzen um:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><em>In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.</em></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><em>Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Laborwerte (GPT und &#947;-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung einmal w&#246;chentlich bestimmt werden. Die Bestimmung am Ende der Behandlung wird empfohlen.</em></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><em>Bei der Anwendung von &lt;Arzneimittelname&gt; k&#246;nnen Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Arzneistoffen auftreten. Zu diesen Stoffen geh&#246;ren Substrate und Inhibitoren f&#252;r das Zytochrom P450 2D6 und potenziell hepatotoxische Medikamente, unter anderem Beta-Rezeptorenblocker, bestimmte Antidepressiva und Arzneimittel der Migr&#228;netherapie. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol ist zu vermeiden.</em></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In die <span style="text-decoration:underline">Gebrauchsinformation</span> ist folgender Hinweis in Abschnitt&#160;2 einzuf&#252;gen:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><em>Was ist zu tun, um m&#246;gliche schwerwiegende Leberprobleme zu vermeiden?</em></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><em>Beenden Sie die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; und suchen Sie einen Arzt auf, wenn bei Ihnen Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten (z.&#160;B. Gelbf&#228;rbung der Haut oder Augen, dunkler Urin, starke Schmerzen im Oberbauch, Appetitverlust). Ihr Arzt kontrolliert Ihre Leberwerte einmal w&#246;chentlich und nach seinem Ermessen am Ende der Behandlung.</em></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><em>&lt;Arzneimittelname&gt; kann mit zahlreichen anderen Arzneistoffen mit potentiell lebersch&#228;digenden Eigenschaften, unter anderem Beta-Rezeptorenblockern, bestimmten Antidepressiva und Arzneimitteln der Migr&#228;netherapie in Wechselwirkung treten und m&#246;gliche hepatotoxische Nebenwirkungen verst&#228;rken. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol ist zu vermeiden.</em></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im Abschnitt&#160;4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformation und in Abschnitt&#160;4 der Gebrauchsinformation ist nachfolgende Formulierung aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><em>In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.</em></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zu oben 5.:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Packungsgr&#246;&#223;en werden gem&#228;&#223; den Vorgaben des Gerichtes auf 30 Tagesdosen bei einer maximalen Tagesdosis von 200&#160;mg beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">II. Die Zulassungen werden mit der Auflage verbunden, im Zusammenhang mit dem Inverkehrbringen der betroffenen Arzneimittel Schulungsmaterial f&#252;r Patienten zur Verf&#252;gung zu stellen (s.&#160;Anlage).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Anordnungen beruhten auf &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz i.V.m. Abs. 2a und &#167; 28 Abs. 3b Satz 1 Nr. 2 AMG. In Umsetzung der Urteile des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen seien die Vorschl&#228;ge der Kommission&#160;E zur Minderung des Anwendungsrisikos der betroffenen Arzneimittel zu &#252;bernehmen. Dar&#252;ber hinaus werde durch die Ma&#223;nahme das Risiko hepatotoxischer Nebenwirkungen aufgrund der vorliegenden Verdachtsf&#228;lle unerw&#252;nschter Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung Kava-Kava-haltiger Arzneimittel angemessen ber&#252;cksichtigt. Ferner wies die Beklagte darauf hin, dass die Anordnung nach &#167;&#160;30 Abs.&#160;3 Satz&#160;4 AMG sofort vollziehbar sei.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Den hiergegen gerichteten Widerspruch wies die Beklagte mit Widerspruchsbescheid&#160; vom 15.12.2015 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Am 22.12.2015 hat die Kl&#228;gerin &#8211; wie die anderen betroffenen Unternehmen in den Verfahren 7 K 7367/15, 7 K 7368/15, 7 K 7369/15 und 7 K 7371/15 &#8211; Klage erhoben. Sie f&#252;hrt zur Begr&#252;ndung im Wesentlichen aus:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die angeordneten Ma&#223;nahmen seien im Vergleich zu denen bei deutlich risikoreicheren Arzneimitteln unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Sie f&#246;rderten deren Anwendung und dienten damit nicht der Risikoverminderung. Sie entspr&#228;chen auch nicht dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Die Anordnungen Ziffern&#160;1. und&#160;2. zur auf zwei Monate beschr&#228;nkten Behandlungsdauer und der Verwendungsausschluss bei Kindern seien in der Sache nicht zu rechtfertigen. Immerhin seien Benzodiazepine bei der Behandlung von Kindern zugelassen. Der Hinweis auf m&#246;gliche Todesf&#228;lle (Ziffern&#160;3. und&#160;4.) stehe au&#223;er Verh&#228;ltnis zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Gerade f&#252;r Patienten mit Angstst&#246;rungen seien derart furchterregende Schilderungen nicht therapiefreundlich. V&#246;llig au&#223;er Verh&#228;ltnis stehe die Anordnung der w&#246;chentlichen Bestimmung der Leberwerte. Diese Empfehlungen der Kommission seien in den &#8222;Turbulenzen eines akuten Stufenplanverfahrens&#8220; entstanden und bed&#252;rften mittlerweile einer &#220;berpr&#252;fung unter Beachtung des aktuellen Stands der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ein angemessenes Monitoring m&#252;sse sich an dem etablierten Standard von Ma&#223;nahmen f&#252;r Pr&#228;parate mit vergleichbaren Risiken orientieren. Jedoch f&#228;nden sich bei Pr&#228;paraten mit weit h&#246;heren lebertoxischen Risiken nicht ann&#228;hernd vergleichbare Angaben. Die Angaben zu Wechselwirkungen seien zu akzeptieren. Der Hinweis auf Lebersch&#228;den &#8222;bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inklusive Todesf&#228;lle)&#8220; sei in Gebrauchs- und Fachinformationen zu streichen. Die Auflage zur Verwendung von Schulungsmaterialien f&#252;r &#196;rzte und Patienten stehe in krassem Widerspruch zu den Anordnungen, die &#252;blicherweise in F&#228;llen vergleichbarer Art getroffen w&#252;rden. Die Beklagte habe dies auch nicht in einem Stufenplanverfahren zu pelargoniumhaltigen Arzneimitteln f&#252;r n&#246;tig gehalten. Dies begr&#252;nde einen krassen Versto&#223; gegen das Gleichbehandlungsgebot. Die vorgelegte Stellungnahme von <em>Dr.&#160;T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</em> belege, dass die Kommission&#160;E in Anwendung der Ma&#223;st&#228;be f&#252;r Pelargonium hinsichtlich Kava-Kava zu einem anderen Ergebnis komme. Auch im Zusammenhang mit Pelargonium sei im diesbez&#252;glichen Stufenverfahren ein Fall einer erforderlichen Lebertransplantation bekannt gewesen. Die Beurteilung des Schweregrades von lebertoxischen Nebenwirkungen von Kava-Kava beruhe zwangsl&#228;ufig auf einem Vergleich mit anderen Therapeutika im gleichen Indikationsgebiet. Ein Vergleich der Inzidenzraten f&#252;r lebertoxische Effekte beispielsweise von Tranquilizern und Neuroleptika im Vergleich zu Kava-Kava-haltigen Pr&#228;paraten habe der Kommission&#160;E im Jahre&#160;2002 nicht vorgelegen. Die Beklagte habe in ihrer Berufungsbegr&#252;ndung zur Bewertung von Falldaten zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln das CIOMS-Verfahren als Mittel der Wahl dargestellt, dieses aber zu keinem Zeitpunkt angewandt. Die von ihr verwandte, abweichende Methode anhand der WHO-Kriterien habe Professor Teschke in seinen Publikationen als untauglich kritisiert. Die Bewertungsmethode der Beklagten, die keinen Algorithmus erfordere, f&#252;hre zu einer erheblichen &#220;bersch&#228;tzung des Leberrisikos. Damit die Kommission eine notwendige &#220;berpr&#252;fung vornehmen k&#246;nne, solle der Beklagten auferlegt werden, der Kommission&#160;E eine Bewertung nach dem CIOMS-Verfahren vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit Auflagenbeschluss nach m&#252;ndlicher Verhandlung vom 24.10.2017 hat die Kammer der Beklagten aufgegeben, eine Stellungnahme der Kommission E zu folgenden Fragen vorzulegen:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1. Sind die in der Ergebnisniederschrift der 19.&#160;Sitzung vom 03.07.2002 auf Seite&#160;5 vorgeschlagenen Ma&#223;nahmen nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse noch angemessen f&#252;r Kava-Kava-haltige Arzneimittel, die als Wirkstoff ausschlie&#223;lich einen ethanolischen Extrakt von Nobel-Kava enthalten?</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2. Gibt es Arzneimittel mit vergleichbaren Risiken und weniger eingreifenden Risikoma&#223;nahmen? Falls ja, sollten die vom Bundesamt f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Bescheid vom 24.08.2015 vorgesehenen Risikoma&#223;nahmen diesen Ma&#223;nahmen angepasst werden?</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">3. Sind die Anordnungen des BfArM im Bescheid vom 24.08.2015 zur Behandlungsdauer und zur Anwendung bei Kindern aus pharmazeutischer Sicht gerechtfertigt?</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">4. Ist der f&#252;r Abschnitt 4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformationen und f&#252;r Abschnitt&#160;4 der Gebrauchsinformation angeordnete folgende Hinweis aus pharmazeutischer Sicht gerechtfertigt?</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">5. Ist die folgende, von der Kl&#228;gerin vorgeschlagene Angabe zur Frequenz der Bestimmung der Leberwerte aus pharmazeutischer Sicht ausreichend?</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Laborwerte (GPT und Gamma-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung bestimmt werden, wenn sich Anzeichen von Lebersch&#228;den zeigen (siehe Abschnitt Warnhinweise). Nach einem Monat sind die Werte dann zu bestimmen, wenn eine Behandlung f&#252;r einen weiteren Monat geplant ist.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">H&#228;lt die Kommission&#160;E gegebenenfalls eine andere Formulierung aus pharmazeutischer Sicht f&#252;r angemessen?</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">6. Ist der folgende von der Kl&#228;gerin vorgeschlagene Warnhinweis zur Lebertoxizit&#228;t angemessen und ausreichend?</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der Arzt kontrolliert gegebenenfalls Ihre Leberwerte und &#8211; nach seinem Ermessen &#8211; auch am Ende der Behandlung, insbesondere wenn eine weitere Behandlung geplant ist.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das BfArM hat daraufhin eine Antwort der Kommission E mit Datum vom 14.02.2018 vorgelegt. Wegen der Einzelheiten wird auf Bl. 106-111 der Gerichtsakte Bezug genommen. Unter dem 20.07.2018 hat das BfArM das zugeh&#246;rige Ergebnisprotokoll der 37. Sitzung der Kommission E vorgelegt, das hinsichtlich der Teilnehmer und verschiedener Tagesordnungspunkte geschw&#228;rzt war und unter dem TOP 6 &#8222;Verschiedenes&#8220; / TOP 6.1 &#8222;Bitte des Verwaltungsgerichts um eine aktuelle Stellungnahme der Kommission E&#8220;&#160; den Inhalt aber vollst&#228;ndig wiedergibt. Die Kl&#228;gerin &#228;u&#223;erte daraufhin den Verdacht, dass durch die Schw&#228;rzungen wesentliche &#196;u&#223;erungen zum Thema verborgen werden sollten. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 18.12.2018 erhielt die Kl&#228;gerin auf entsprechenden Beschluss der Kammer die Kopie eines auch hinsichtlich der TOP 4.0 bis 4.4 ungeschw&#228;rzten Exemplars des Ergebnisprotokolls.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin legt ein Gutachten von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 07.09.2018 zur &#8222;Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit&#8220; der Bestimmung von Leberwerten, eine Synopse der verschiedenen Formulierungen und weitere Unterlagen vor. In der Sache tr&#228;gt sie weitergehend vor: Mit der von der Kommission E vorgeschlagenen Tagesdosis von 100-200 mg Kava-Pyrone (bestimmt mittels HPLC) sei sie einverstanden. Dies gelte auch bez&#252;glich der vorgeschlagenen Therapiedauer bis zu 3 Monaten, die nach &#228;rztlicher Einsch&#228;tzung verl&#228;ngert werden k&#246;nne. Sie sei auch bereit, die Kontraindikation &#8222;Vorbestehende Lebererkrankungen und erh&#246;hte Leberenzymwerte&#8220; aufzunehmen, wie von der Kommission empfohlen. Dies gelte auch f&#252;r den Anwendungsausschluss bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren und den Hinweis an die Patienten, die Einnahme bei Zeichen einer Lebersch&#228;digung sofort zu beenden. Auch mit den angeordneten Angaben zu Wechselwirkungen sei sie einverstanden. Sie sollten aber im Bereich der Warnhinweise nicht wiederholt werden. Den angeordneten Packungsgr&#246;&#223;en von 30 Tagesdosen bei einer maximalen Tagesdosis von 200 mg stimme man zu.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Warnhinweis in der Fachinformation &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde...&#8220; k&#246;nne ersatzlos entfallen, da er nur eine Wiederholung dessen beinhalte, was bereits unter &#8222;Nebenwirkungen&#8220; ausgesagt worden sei und Redundanzen zu vermeiden seien. Irref&#252;hrend sei auch die Angabe, ein Kausalzusammenhang sei <em>im Einzelfall</em> nicht sicher belegt, was den Eindruck erwecke, dass es viele F&#228;lle gebe, in denen der Nachweis gef&#252;hrt sei.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die Frequenz der Bestimmung der Leberwerte k&#246;nne weder den Vorgaben des BfArM noch der Auffassung der Kommission gefolgt werden. Gem&#228;&#223; den Empfehlungen von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; solle der Wortlaut vielmehr wie folgt gefasst werden:</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Leberwerte (GPT und y-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung bestimmt werden, wenn sich Anzeichen von Lebersch&#228;den zeigen (siehe Abschnitt Warnhinweise). Im weiteren Verlauf sind die Werte monatlich zu bestimmen, solange die Therapie andauert.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Patientenschutz sei hierdurch angemessen gew&#228;hrleistet, wie ein Vergleich mit der Formulierung bei dem Arzneimittel &#8222;Ergenyl&#8220; mit weitaus h&#246;herem hepatotoxischem Risiko zeige. Die Angaben in der Gebrauchsinformation sollten entsprechend angepasst werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Beschreibung der Nebenwirkungen sei, wie vom BfArM gefordert, nicht angemessen und werde dem Risiko nicht gerecht, das in etwa dem bei Pelargonium (&#8222;Umckaloabo&#8220;) entspreche. Dementsprechend solle formuliert werden:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">&#8222;F&#228;lle von Lebersch&#228;den wurden im Zusammmenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet; die H&#228;ufigkeit ist nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Gelegentlich wurde unter der Einnahme eine Erh&#246;hung der Leberwerte beobachtet.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dies entspreche der Formulierung des HMPC f&#252;r Pelargonium.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung von Schulungsmaterial sei unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Die Kl&#228;gerin verweist auch in diesem Zusammenhang auf Pelargonium-haltige Produkte und auf &#8222;Ergenyl&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 18.12.2018 einen Vergleich geschlossen. Wegen des Inhalts wird auf die Sitzungsniederschrift verwiesen. Die Beklagte hat diesen Vergleich entsprechend dem vereinbarten Vorbehalt am 15.01.2019 widerrufen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des BfArM vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Sie tritt dem Vorbringen der Kl&#228;gerin in wesentlichen Punkten entgegen. So bestehe kein Grund f&#252;r eine Verl&#228;ngerung der Behandlungsdauer. Nach den vorliegenden Daten liege der zeitliche Gipfel des lebertoxischen Potentials bei 3-4 Monaten nach Medikationsbeginn. Unter den ausgewerteten belastbaren F&#228;llen finde sich nur ein lebensbedrohlicher Fall mit einer Anwendungsdauer von unter 8 Wochen. Auch die Kommission f&#252;hre zur Begr&#252;ndung ihres Vorschlags keine weiteren Daten an. Die Erg&#228;nzung des Abschnitts &#8222;Gegenanzeigen&#8220; um die Kontraindikationen &#8222;vorbestehende Lebererkrankungen&#8220; und &#8222;erh&#246;hte Leberenzymwerte&#8220; werde bef&#252;rwortet.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Warnhinweis stehe im Einklang mit den Vorgaben in Abschnitt 4.4 der SmPC-Guideline und sollte beibehalten werden. Die Beklagte schlug jedoch folgende Formulierung vor:</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#8222;Bei der Anwendung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln sind F&#228;lle von Lebersch&#228;digungen (Anstieg der Leberenzymwerte) sowie F&#228;lle von Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) aufgetreten. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von /.../ sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Kontrolle der Leberwerte zeigte sie sich bereit, der Empfehlung der Kommission E zu folgen und zu formulieren:</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Erfassung von bestehenden oder sich unter Therapie entwickelnden Lebersch&#228;den m&#252;ssen zumindest die Leberenzyme <em>&#947;</em>-GT und GPT vor Behandlungsbeginn und nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen bestimmt werden&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">in der Gebrauchsinformation:</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">&#8222;Vor der Behandlung mit /.../ wird Ihr Arzt bzw. Ihre &#196;rztin einen Bluttest durchf&#252;hren, um die Leberfunktion zu &#252;berpr&#252;fen. Ihr Arzt bzw. Ihre &#196;rztin wird diese Tests nach Therapiebeginn nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen&#160; wiederholen.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Eine Vergleichbarkeit mit &#8222;Ergenyl&#8220; bestehe nicht, da insoweit umfangreiche Vorab-Untersuchungen vorgesehen seien, die weit &#252;ber das bei Kava-Kava vorgesehene Ma&#223; hinausgingen. Auch seien dort Verlaufskontrollen vorgesehen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch erscheine es unter Ber&#252;cksichtigung der Ausf&#252;hrungen von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der erneuten Durchsicht der UAW-F&#228;lle angebracht, die &#252;brigen Informationen in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformationen anzupassen und wie folgt zu erg&#228;nzen:</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">&#8222;Was k&#246;nnen Sie tun, um m&#246;gliche schwerwiegende Lebersch&#228;den zu vermeiden?</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Beenden Sie die Einnahme von /.../ und suchen Sie einen Arzt auf, sobald Sie ein Anzeichen f&#252;r eine Lebersch&#228;digung bei sich bemerken (z.B. Gelbf&#228;rbung der Haut oder Augen, dunkler Urin, Schmerzen im Oberbauch, &#220;belkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Gewichtsverlust, Mattigkeit, Juckreiz, helle Stuhlfarbe und Gelenkbeschwerden)</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">/.../ kann mit zahlreichen anderen (lebersch&#228;digenden) Arzneistoffen in Wechselwirkung treten und so m&#246;gliche Lebersch&#228;den verst&#228;rken. Dazu geh&#246;ren unter anderem bestimmte Arzneimittel gegen Bluthochdruck (Beta-Rezeptorenblocker), hormonelle Verh&#252;tungsmittel (&#8222;Antibaby-Pille&#8220;), bestimmte Arzneimittel gegen Depressionen und Arzneimittel zur Migr&#228;nebehandlung. Konsum von Alkohol w&#228;hrend der Behandlung sollten Sie vermeiden.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis unter Nebenwirkungen sollte wie folgt angepasst werden:</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">&#8222;Bei der Anwendung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln sind F&#228;lle von Lebersch&#228;digungen (Anstieg der Leberenzymwerte) sowie F&#228;lle von Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) aufgetreten.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Schulungsmaterials zog die Beklagte eine Aufhebung der Auflage in Betracht, sofern die &#252;brigen Risikominimierungsma&#223;nahmen umgesetzt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Zudem weist die Beklagte darauf hin, dass das Bewertungsverfahren &#8222;Kava-Kava&#8220; auf europ&#228;ischer Ebene mit dem Ergebnis abgeschlossen worden sei, dass wegen des ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses eine Monographie nicht erstellt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 05.12.2018 f&#252;hrt die Kl&#228;gerin erg&#228;nzend aus: Eine Begrenzung der Behandlungsdauer entgegen dem Vorschlag der Kommission sei nicht gerechtfertigt. Leberreaktionen manifestierten sich in der Regel wesentlich fr&#252;her nach Behandlungsbeginn. Ein sp&#228;terer Beginn werde nach den CIOMS-Kriterien klinisch als entlastende Beobachtung gewertet. Die Behandlungsdauer k&#246;nne auch mit dem Hinweis auf die Zulassung von &#8222;Ergenyl&#8220; gerechtfertigt werden. Die Vorschl&#228;ge des BfArM zu Warnhinweisen enthielten weiterhin Redundanzen. Das gelte auch f&#252;r die neuen Vorschl&#228;ge zu erg&#228;nzenden Angaben, die bereits unter &#8222;Wechselwirkungen&#8220; genannt seien. Weiterhin unangemessen seien auch Hinweise auf lebensbedrohlichen Ausgang und Todesf&#228;lle. Der Rhythmus der angeordneten Leberwert-Kontrollen m&#252;sse sich durchaus an &#8222;Ergenyl&#8220; messen lassen. Dieses weise mit &#8222;h&#228;ufigen&#8220; Lebernebenwirkungen (1-10 Patienten von 100 Behandelten im Gegensatz zu 0,008 F&#228;llen bei 1 Mio. Tagesdosen, sofern kausal) ein deutlich h&#246;heres Sch&#228;digungspotential auf. Es sei nicht einzusehen, weshalb Kava Kava einem deutlich strengeren Regime unterfallen solle.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Bewertung des HMPC rechtfertige keine andere Bewertung des Zulassungsstatus. Die Kommission E habe in Kenntnis dieser Bewertung das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis positiv bewertet. Im &#220;brigen stehe die Schlussfolgerung des HMPC im Widerspruch zu dem Bewertungsbericht, auf den verwiesen werde. Danach bestehe nach Auffassung der wissenschaftlichen Bewerter des HMPC kein toxikologisch relevantes Risiko bei der Anwendung Kava-Kava-haltiger Arzneimittel.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte des vorliegenden Verfahrens wie der Parallelverfahren 7 K 7367/15, 7 K 7368/15, 7 K 7369/15 und 7 K 7371/15 nebst vorgelegter Anlagen sowie die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des BfArM Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><strong>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</strong></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist &#252;berwiegend nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid des BfArM vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 ist nur in dem im Urteilstenor bezeichneten Umfang rechtswidrig und verletzt insoweit die Kl&#228;gerin in ihren Rechten, &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Im &#220;brigen ist er rechtm&#228;&#223;ig. Die &#196;nderungen der Texte finden in diesen Punkten ihre Rechtsgrundlage in &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz i.V.m. Abs. 2a Satz 1 AMG.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz AMG ist die Zulassung eines Arzneimittels zu widerrufen, wenn einer der Versagungsgr&#252;nde des &#167; 25 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3, 5, 5a, 6 oder 7 AMG nachtr&#228;glich eingetreten ist. Dies ist hinsichtlich des Versagungsgrundes eines ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses (Nr. 5) hier der Fall. Das OVG hat in den Berufungsentscheidungen zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln &#8211; auch zu den Pr&#228;paraten der Kl&#228;gerin &#8211; nach eingehender Auseinandersetzung mit allen verf&#252;gbaren wissenschaftlichen Quellen dargelegt, dass die Produkte zwar weiterhin einen belegten Nutzen bei leichten bis mittelschweren Formen von Angstst&#246;rungen haben, dem aber nicht unerhebliche Anwendungsrisiken in Form hepatotoxischer Ereignisse gegen&#252;berstehen, die durch entsprechende Fallberichte belegt und auch durch die Einw&#228;nde der Kl&#228;gerseite, namentlich zur Vergleichbarkeit der verwendeten Extrakte, nicht durchgreifend ersch&#252;ttert sind. Vor diesem Hintergrund ist das Berufungsgericht zu dem Ergebnis gelangt, dass die Auswertung der vorliegenden Ergebnisse <em>f&#252;r</em> die Annahme eines begr&#252;ndeten Verdachts lebersch&#228;digender Wirkungen spricht. Es hat diese Bewertung im Rahmen der Nutzen-Risiko-Abw&#228;gung allerdings angesichts der uneinheitlichen Studienlage, fehlender Erkenntnisse zu konkret lebertoxischen Bestandteilen von Kava-Kava und entsprechenden Wirkmechanismen sowie einer bei 250 Millionen Tagesdosen in zehn Jahren geringen Inzidenzrate relativiert. Hierbei hat das Gericht den Umstand hervorgehoben, dass auch der vom BfArM herangezogene Bericht der Expertengruppe der WHO sich auf alle Arten Kava-Kava-haltiger Arzneimittel bezieht und die getroffene Risikoaussage nicht nach Extrakt und Kultivar differenziert. Hiernach und unter Wertung der vom BfArM vorgenommenen Risikoeinsch&#228;tzung kommt das OVG NRW zu dem Schluss eines <em>derzeit</em> ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses, dem durch risikominimierende Ma&#223;nahmen auf der Grundlage der Stellungnahme der Kommission E aus dem Jahre 2002 begegnet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a.-, juris.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Kammer folgt diesem Ansatz. Er beruht auf einer eingehenden Auseinandersetzung mit der zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln bestehenden Erkenntnislage, die den Beteiligten bekannt ist und hier nicht wiederholt zu werden braucht, und f&#252;hrt zur Anwendung des &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG, der in seiner seit Inkrafttreten des 2. Gesetzes zur &#196;nderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften vom 19.10.2012 (BGBl. I S. 2192) geltenden Fassung unmittelbar, d.h. ohne den Erlass einer Auflage, eine beh&#246;rdliche &#196;nderung des Zulassungsinhalts gebietet, wenn hiermit der Versagungsgrund entf&#228;llt. Die Norm ist eine Auspr&#228;gung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes und aus diesem Grunde bei Vorliegen ihrer Voraussetzungen gegen&#252;ber dem Widerruf der Zulassung vorrangig.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a. -, juris, Rnr. 164.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Ihre Voraussetzungen in Bezug auf das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis haben sich seit Abschluss der Berufungsverfahren auch nicht durch neues Erkenntnismaterial ver&#228;ndert. Dies gilt auch im Hinblick auf das kl&#228;gerseits vorgelegte Gutachten von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 07.09.2018 zur &#8222;Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit&#8220; der Bestimmung von Leberwerten, das sich nicht mit der grundlegenden Nutzen-Risiko-Bewertung, sondern mit dem Sinn einer Einzelma&#223;nahme besch&#228;ftigt. Soweit die Kommission E f&#252;r die phytopharmazeutische Therapierichtung &#8211; aufbauend auf der Ergebnisniederschrift vom 03.07.2002 &#8211; auch in der Beantwortung der gerichtlichen Anfrage (Ergebnisprotokoll vom 14.02.2018) weiterhin von einem positiven Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis auszugehen scheint, ergibt sich nichts Abweichendes. Denn aus ihrer fachlichen Sicht h&#228;lt auch die Kommission E risikominimierende Ma&#223;nahmen weiterhin f&#252;r erforderlich. Dem ist auch die Kl&#228;gerin nicht grunds&#228;tzlich entgegengetreten, sondern bestreitet die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Einzelma&#223;nahmen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Pr&#252;fungsgegenstand im gerichtlichen Verfahren sind die Anordnungen des Bescheides vom 24.08.2015, die im Widerspruchsverfahren unver&#228;ndert geblieben sind. Soweit die Beklagte nach Klageerhebung Modifikationen der Texte vorgeschlagen und eine Aufhebung der Auflage zum Schulungsmaterial in Aussicht gestellt hat, bleibt dies hier au&#223;er Betracht. Denn es handelt sich hierbei um Erkl&#228;rungen im Rahmen des Bem&#252;hens, den Rechtsstreit g&#252;tlich beizulegen; eine f&#246;rmliche &#196;nderung des Bescheidtenors beinhalteten die Vorschl&#228;ge nicht. Ebenfalls unber&#252;cksichtigt bleiben die Vorschl&#228;ge der Kl&#228;gerin, Teile der angeordneten Texte zu &#252;bernehmen, da sie f&#252;r den Fall des Widerrufs des Vergleichs an dem Anfechtungsantrag uneingeschr&#228;nkt festgehalten hat.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Beweisbelastet f&#252;r das Vorliegen der tats&#228;chlichen Voraussetzungen der streitgegenst&#228;ndlichen &#196;nderungen des Zulassungsinhalts ist die Beklagte. Denn Anordnungen nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG sind ein Unterfall des Widerrufs und der R&#252;cknahme einer Zulassung. Hier wie dort wird in den vorhandenen Zulassungsbestand eingegriffen. Anders als im Zulassungsverfahren ist es an der Beh&#246;rde, die Gr&#252;nde f&#252;r einschr&#228;nkende Ma&#223;nahmen darzulegen und zu belegen. Verbleibende durchgreifende Zweifel gehen zu ihren Lasten. Ma&#223;geblicher Zeitpunkt f&#252;r die Bewertung der Sach- und Rechtslage ist im gerichtlichen Verfahren derjenige der m&#252;ndlichen Verhandlung in der Tatsacheninstanz. Nur so kann im Interesse des &#252;bergeordneten Ziels der Arzneimittelsicherheit neuen Erkenntnissen Rechnung getragen werden,</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a. -, juris, Rnr. 50-54; Kr&#252;ger, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hoffmann, Arzneimittelgesetz, 2. Auflage 2016, &#167; 30 Rn. 11; Lietz, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 9 Rn. 23; Rehmann, Arzneimittelgesetz, 4. Auflage 2014, &#167; 30 Rn. 2.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Dies vorausgeschickt gilt f&#252;r die Anordnungen des Bescheides vom 24.08.2015 &#8211; soweit rechtm&#228;&#223;ig &#8211; folgendes:</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung der Tagesdosis auf 200 mg Kava-Pyrone und der Behandlungsdauer auf einen Monat, maximal zwei Monate unter 4.2 der Fachinformation und in Abschnitt 3 der Gebrauchsinformation ist rechtlich nicht zu beanstanden. Der Nachweis von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit eines Arzneimittels und damit eines positiven Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses ist untrennbar mit dem gew&#228;hlten Dosierungsregime verbunden, das sich in klinischen Studien, im Fall bekannter Stoffe auch in der klinischen Anwendung als Optimum erwiesen hat und die Parameter Wirksamkeit und Vertr&#228;glichkeit bestm&#246;glich ausbalanciert. Eine empfohlene Dosierung liegt dabei m&#246;glicherweise unterhalb derjenigen, die eine maximale Wirkung erwarten lie&#223;e, wenn die damit verbundenen erh&#246;hten Risiken nicht mehr vertretbar w&#228;ren und das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis negativ w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schraitle, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 6 Rn. 93</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die nunmehr bestimmte Tages-H&#246;chstdosis von 200 mg Kava-Pyrone weicht nur formal von der seitens der Kommission in ihrer Stellungnahme vom 03.07.2002 zur Risikominimierung empfohlenen Tagesmenge von 120 mg ab. Soweit sie in der aktuellen Stellungnahme vom 14.02.2018 eine Tagesdosis von 100-200 mg empfiehlt, beruht dies auf einer &#196;nderung der Messmethode. Die Gehaltsbestimmung wird nunmehr mittels HPLC (&#8222;Hochleistungsfl&#252;ssigkeitschromatographie&#8220;) vorgenommen, was ver&#228;nderte Werte zur Folge hat. Auch die Kl&#228;gerin hat gegen die Begrenzung der Dosierung keine Einw&#228;nde erhoben.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die Dauer der Anwendung eines Arzneimittels h&#228;ngt von seinem Anwendungsgebiet und seinem Sicherheitsprofil ab. Eine besondere Rolle spielt hierbei, f&#252;r welchen Zeitraum sicherheitsrelevante Daten vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vgl. Schraitle, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 6 Rn. 94</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die Kammer geht davon aus, dass die Gefahr hepatotoxischer Ereignisse mit der Dauer der Verabreichung eines potentiell lebersch&#228;digenden Stoffes tendenziell zunimmt. Die Darstellung der Kl&#228;gerin, lebertoxische Ereignisse manifestierten sich regelm&#228;&#223;ig fr&#252;her und ein sp&#228;teres Auftreten werde nach den CIOMS (Council for International Organisations of Medical Sciences) &#8211; Kriterien sogar als entlastend gewertet, ist demgegen&#252;ber nicht nachvollziehbar und auch nicht n&#228;her belegt. Zwar ist angesichts der allgemein uneinheitlichen Quellenlage fraglich, ob eine zeitliche Begrenzung mit dem Argument begr&#252;ndet werden kann, der zeitliche Gipfel der Lebertoxizit&#228;t liege bei 3-4 Monaten nach Behandlungsbeginn und unter den ausgewerteten belastbaren Einzelf&#228;llen befinde sich nur ein Fall mit einer Behandlungsdauer unter 8 Wochen. In der Stellungnahme der Kommission E vom 03.07.2002 kommt aber das Bestreben zum Ausdruck, eine Langzeitbehandlung mit Kava Kava zu vermeiden, zumal der Nutzen einer solchen Anwendung nicht durch Langzeitstudien belegt ist. Das BfArM weist in diesem Zusammenhang zutreffend darauf hin, dass die einzig kontrollierte Studie &#252;ber 12 Wochen von <em>Warnecke et al.</em> (1990) das Anwendungsgebiet &#8222;Klimakterisches Syndrom&#8220; mit nur 40 Patientinnen erfasste und insgesamt f&#252;r ethanolische Extrakte keine Studie vorliegt, die den Vorgaben der CHMP-Guideline zur Pr&#252;fung von Angstst&#246;rungen (CPMP/EWP/4284/02 vom 20.01.2005) entspricht. Alle anderen Studien beziehen sich auf einen k&#252;rzeren Untersuchungszeitraum. Dem entspricht auch die aktuelle Bewertung der EMA im Public statement on Piper methysticum G. Forst, rhizoma (final) vom 21.11.2017 (EMA/HMPC/450589/2016). Im Fall eines unbelegten Nutzens einer Langzeitbehandlung sind deren Risiken umso weniger zu akzeptieren, was Einzelmeldungen lebertoxischer Ereignisse bei einer l&#228;ngeren Anwendungsdauer umso gr&#246;&#223;eres Gewicht verleiht. Vor diesem Hintergrund erschlie&#223;t es sich nicht, weshalb die Kommission E in ihrer aktuellen Stellungnahme von der 2002 empfohlenen Therapiedauer von maximal 2 Monaten abweicht und sich nunmehr bei weitgehend unver&#228;nderter Quellenlage f&#252;r eine Therapiedauer von maximal 3 Monaten ausspricht. Der Umstand der &#228;rztlichen Kontrolle kann hierf&#252;r nicht ma&#223;gebend sein, da eine Unterstellung unter die Verschreibungspflicht und die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte bereits der Empfehlung aus dem Jahre 2002 entsprachen. Auch unter Ber&#252;cksichtigung der begleitenden Kontrolle der Leberwerte sieht die Kammer daher unter Risikoaspekten eine zeitliche Begrenzung der Behandlungsdauer auf zwei Monate als angemessen an, zumal die Begrenzung durch den Hinweis auf eine &#8222;&#252;bliche&#8220; Behandlungsdauer relativiert wird.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Der Ausschluss der Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Gebrauchs- und Fachinformation gr&#252;ndet auf fehlendem Erkenntnismaterial zu dieser Anwendergruppe. Es entspricht aktuellem wissenschaftlichem Stand, dass sich Erkenntnisse aus der Anwendung eines Arzneimittels bei Erwachsenen nicht ohne weiteres auf Kinder und Jugendliche &#252;bertragen lassen. Dem hat der europ&#228;ische Gesetzgeber durch die VO (EG) Nr. 1901/2006 u.a. durch die besondere Ber&#252;cksichtigung von Kindern im Bereich klinischer Pr&#252;fungen von Arzneimitteln, bei der Zulassung einschlie&#223;lich der Bestimmungen &#252;ber das p&#228;diatrische Pr&#252;fkonzept und die Kennzeichnung von Arzneimitteln, die f&#252;r diese Anwendergruppe zugelassen sind, Rechnung getragen,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil der Kammer vom 18.12.2018 - 7 K 6160/16 -; Lehmann, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 7 Rn. 24-94 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Der Anwendungsausschluss entspricht der aktuellen Empfehlung der Kommission E und ist von der Kl&#228;gerin im vorliegenden Verfahren mit dem Argument, vergleichbare chemische Arzneimittel seien f&#252;r die Kinderanwendung zugelassen, nicht &#252;berzeugend entkr&#228;ftet. Denn die Nutzen-Risiko-Bewertung hat f&#252;r das Arzneimittel individuell zu erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Keine rechtlichen Bedenken bestehen gegen den unter 4.4 der Fachinformation &#8222;Besondere Warnhinweise und Vorsichtsma&#223;nahmen f&#252;r die Anwendung&#8220; vorgeschriebenen Text &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.&#8220; Besondere Warn- und Vorsichtshinweise z&#228;hlen nach &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 lit. d) AMG zu den Pflichtangaben im klinischen Teil der Fachinformation. Als Teil der klinischen Angaben zum Arzneimittel beschreiben sie bestehende Anwendungsrisiken und erm&#246;glichen eine &#228;rztliche Risikoabsch&#228;tzung im Einzelfall. Sie unterliegen dem Richtigkeitsgebot, d.h. dass erforderlichenfalls auch auf verbleibende Unsicherheiten in der Risikobewertung hingewiesen werden muss.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Vgl. Menges/Winnands, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 19 Rn. 34 und 51; Pannenbecker, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hofmann, Arzneimittelgesetz, 2. Auflage 2016, &#167; 11a Rn. 10-14.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die im Bescheid vom 24.08.2015 gew&#228;hlte Formulierung wird diesen Anforderungen gerecht. Auch die Kl&#228;gerin bestreitet nicht, dass in Einzelf&#228;llen &#252;ber die angesprochenen Lebersch&#228;den berichtet wurde. Diese teils gravierenden Folgen hervorzuheben und Patienten aufzufordern, bei Anzeichen von Lebersch&#228;digungen die Einnahme zu beenden, dr&#228;ngt sich auf. Da der Text nicht auf bestimmte Extrakte und Kultivare bezogen ist und die bestehende Unsicherheit in der Kausalit&#228;tsbewertung anspricht, wird er der nach wie vor heterogenen Quellenlage gerecht. Soweit es bei der gew&#228;hlten Formulierung zu Dopplungen zwischen den Angaben zu Nebenwirkungen und den hier fraglichen Warnhinweisen kommt, ist dies durch den Sachzusammenhang der klinischen Angabe bedingt. Die Aufforderung, Patienten bei Anzeichen einer Lebersch&#228;digung zum Absetzen des Mittels anzuhalten, wird ebenso wie die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte erst im Zusammenhang verst&#228;ndlich, wenn die Gefahr der Nebenwirkung bekannt ist. Da &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 AMG wie die SmPC-Guideline der Kommission vom September 2009 die Reihenfolge der Warn- und Vorsichtshinweise vor den Angaben der Nebenwirkungen zwingend vorgeben, ergibt sich die Notwendigkeit ihrer Angabe mit einer gewissen Zwangsl&#228;ufigkeit.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht der Einwand entgegen, gerade Patienten mit Angstst&#246;rungen k&#246;nnten durch die Angabe m&#246;glicherweise t&#246;dlicher Folgen verschreckt und von einer medizinisch gebotenen Anwendung der Pr&#228;parate abgehalten werden. Es ist kein rechtlich fundierter Ansatz erkennbar, nach dem die Gestaltung der Pflichttexte vom Anwenderkreis abh&#228;ngig gemacht werden k&#246;nnte, bestimmten Anwendern mit R&#252;cksicht auf die Indikation an sich gebotene Angaben also verschwiegen werden k&#246;nnten. Insbesondere Risikoangaben haben objektiven Anforderungen zu gen&#252;gen. Ansatzpunkte f&#252;r eine psychisch geringer belastende Formulierung sind nicht erkennbar. In Bezug auf die Fachinformation tritt der Umstand hinzu, dass diese dem Patienten in der Regel nicht vorliegt. Eine Ver&#246;ffentlichung ist nur bei nach der VO (EG) Nr. 726/2004 zentral zugelassenen Arzneimitteln vorgesehen. Die Zusammenfassungen der Produktinformation sind insoweit auf der Internet-Seite der EMA jederzeit abrufbar. Im Bereich nationaler Zulassungen ist eine &#220;bermittlung an Laien zwar auf freiwilliger Basis erlaubt, eine diesbez&#252;gliche Verpflichtung besteht indes nicht.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kloesel/Cyran, AMG-Kommentar (Loseblatt, Stand 132. Lieferung 2017), &#167; 11a Erl. 9 und 10.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die angeordneten Angaben zu den Wechselwirkungen in der Fachinformation sind nach &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 lit. e) AMG geboten. Sie entsprechen bereits den Empfehlungen der Kommission E aus dem Jahre 2002 und werden von der Kl&#228;gerin fachlich nicht in Frage gestellt. Dies gilt namentlich f&#252;r den Hinweis auf potentiell lebersch&#228;digende Medikamente und die Vermeidung von Alkohol.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Soweit in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformation auf das Verhalten im Fall eines Verdachts auf Lebersch&#228;digung bzw. auf die angesprochenen Wechselwirkungen hinzuweisen ist und auf die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte verwiesen wird, zielt der Bescheid auf Pflichtangaben f&#252;r die Packungsbeilage nach &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 lit. c) und d) AMG, die aus den gleichen Gr&#252;nden geboten sind wie die analogen Formulierungen in der Fachinformation. Redaktionell anzupassen sind allerdings die Angaben zum Rhythmus der Leberwert-Kontrollen (vgl. unter 8.).</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die &#252;bereinstimmenden Formulierungen unter 4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformation und in Abschnitt 4 der Gebrauchsinformation &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.&#8220; sind aus den unter 3 dargestellten Gr&#252;nden rechtlich nicht zu beanstanden. Die im gerichtlichen Verfahren streitige Formulierung &#8222;im Einzelfall&#8220; ist als solche nicht missverst&#228;ndlich oder sinnentstellend. Sie als Hinweis auf eine Vielzahl von Nebenwirkungsf&#228;llen misszuverstehen, liegt im Gesamtzusammenhang des Satzes fern.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Vorgaben zur Packungsgr&#246;&#223;e m&#252;ssen therapiegerecht sein, also allgemein den Anwendungsgebieten des Arzneimittels und der vorgesehenen Dauer der Anwendung im Sinne des &#167; 28 Abs. 2 Nr. 4 AMG entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil der Kammer vom 22.11.2005 - 7 K 5513/03 -, best&#228;tigt durch OVG NRW, Beschluss vom 21.08.2008 - 13 A 44/06 -.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen einer Risikoentscheidung nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG m&#252;ssen sie zudem geboten sein, dem Versagungsgrund abzuhelfen. Die Vorgabe einer Packungsgr&#246;&#223;e von 30 Tagesdosen entspricht der unter Risikoaspekten auf einen Monat begrenzten Regel-Anwendungsdauer. Sie findet sich bereits in der Stellungnahme der Kommission aus dem Jahr 2002 und wird von der Kl&#228;gerin gleichfalls nicht in Frage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des verbleibenden Teils sind die getroffenen Anordnungen zum Teil oder in vollem Umfang rechtswidrig und daher aufzuheben:</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung, zur Vermeidung von Lebersch&#228;den die Leberwerte (GPT und &#947;-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung einmal w&#246;chentlich zu bestimmen, ist hinsichtlich des engmaschigen w&#246;chentlichen Untersuchungsrhythmus nicht durch nachvollziehbare Risikoaspekte belegt. Dies geht zu Lasten der Beklagten. Zwar hat die Kommission E in ihrer Stellungnahme aus dem Jahr 2002 noch Untersuchungen in w&#246;chentlicher Abfolge empfohlen. In ihrer aktuellen Stellungnahme spricht sie sich jedoch f&#252;r einen Rhythmus von 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen aus. In beiden F&#228;llen ergeben sich aus den Ergebnisprotokollen keine dezidierten Begr&#252;ndungen f&#252;r die eine oder die andere Empfehlung. Festzuhalten bleibt indes, dass die sachverst&#228;ndige Kommission den Vorschlag der Kl&#228;gerin einer nur anlassbezogenen Kontrolle (&#8222;gegebenfalls&#8220;) ausdr&#252;cklich verwirft und sich f&#252;r regelm&#228;&#223;ige und zwingende Kontrollen ausspricht. Die Kammer geht mangels anderweitiger Anhaltspunkte davon aus, dass bei der Bestimmung des Rhythmus der Kontrollen ein gewisser medizinischer Einsch&#228;tzungsspielraum besteht, innerhalb dessen eine eindeutig richtige oder eindeutig falsche Festlegung kaum zu bestimmen ist. F&#252;r diese Sichtweise spricht, dass sich im Verlauf des Verfahrens auch das BfArM bereit erkl&#228;rt hat, der aktuellen Vorgabe der Kommission E in diesem Punkt zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Ein Verzicht auf zwingende regelm&#228;&#223;ige Kontrollen kann demgegen&#252;ber nicht mit dem Hinweis auf abweichende Kontrollintervalle bei anderen Arzneimitteln, hier insbesondere &#8222;Ergenyl chrono&#8220; mit dem potentiell lebertoxischen Wirkstoff Ergenyl-Valproat begr&#252;ndet werden. Die nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG getroffenen Anordnungen fu&#223;en auf einer Bewertung des Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses des jeweiligen Arzneimittels. Als Abw&#228;gungsentscheidung bietet diese Bewertung keinen Raum f&#252;r eine generalisierende Betrachtung unter Einschluss anderer potentiell lebersch&#228;digender Arzneimittel. Entsprechende Vergleiche, insbesondere bei Risikoentscheidungen, leiden schon im Ansatz unter der Schwierigkeit, eine Vergleichbarkeit der Pr&#228;parate zu begr&#252;nden und h&#228;tten im Erfolgsfall das Einpendeln auf dem jeweils niedrigsten Sicherheitsniveau zur Folge. Dessen ungeachtet unterliegt auch &#8222;Ergenyl chrono&#8220; einem durchaus engmaschigen Sicherheitsregime, welches das BfArM in seinem Schriftsatz vom 13.11.2018 zutreffend beschreibt.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Nachvollziehbare Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme, regelm&#228;&#223;ige Leberwertkontrollen seien zur Risikominimierung generell ungeeignet und Hinweise an den Patienten auf die Symptome einer Lebersch&#228;digung seien wichtiger &#8211; so Prof. U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Gutachten vom 07.09.2018 &#8211; bestehen demgegen&#252;ber nicht. Sie gr&#252;ndet sich auf dem lebersch&#228;digenden Potential vieler anderer Arzneistoffe, bei denen regelm&#228;&#223;ige Kontrollen nicht oder weitmaschiger angeordnet sind, ist damit aber demselben Einwand ausgesetzt wie Vergleichsbetrachtungen bei der Risikobewertung allgemein. Auch geht Prof. U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; insgesamt von einem &#228;u&#223;erst geringen Risiko Kava-Kava-haltiger Pr&#228;parate aus, was angesichts der aktuellen Negativ-Monographie des HMPC vom 21.11.2017 deutlichen Zweifeln unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">9.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die unter II. des Bescheides vom 24.08.2015 angeordnete Auflage, Schulungsmaterial in Gestalt eines anliegenden Patientenheftes zur Verf&#252;gung zu stellen, ist rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Ob f&#252;r die Anordnung eines Patientenheftes &#252;ber die textliche Gestaltung der Gebrauchsinformation hinaus eine gesetzliche Erm&#228;chtigungsgrundlage besteht, kann letztlich offen bleiben.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Der im Bescheid herangezogene &#167; 28 Abs. 3 b Satz 1 Nr. 2 AMG ist jedenfalls nicht einschl&#228;gig, da er zur nachtr&#228;glichen Anordnung von Unbedenklichkeitspr&#252;fungen erm&#228;chtigt. In Betracht kommt, das Schulungsmaterial als Teil eines Risikomanagement-Systems aufzufassen und damit Nr. 1 der Norm anzuwenden. Ob Schulungsmaterial an den Patienten generell unter Nr. 1 der Norm gefasst werden kann, ist in der Rechtsprechung ungekl&#228;rt. Der Begriff des Risikomanagement-Systems ist identisch mit den nunmehr nach &#167; 22 Abs. 5 a AMG bei Neuzulassungsantr&#228;gen vorzulegenden Unterlagen. &#167; 4 Abs. 36 AMG definiert auf der Grundlage des Art. 1 Nr. 28 lit. b der RL 2001/83/EG das Risiko-Management-System als die Summe der T&#228;tigkeiten im Bereich der Pharmakovigilanz und Ma&#223;nahmen, durch die Risiken in Zusammenhang mit einem Arzneimittel ermittelt, beschrieben, vermieden oder minimiert werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Zu den Einzelheiten vgl. Thiele, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 26 Rnr. 29 ff.; Schickert, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hofmann, AMG, 2. Auflage 2016, &#167; 4 Rnr. 261-270.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Ob hierunter ein Patientenheft im Sinne einer risikovorsorgenden Ma&#223;nahme gefasst werden kann, kann jedoch auf sich beruhen. Denn die getroffene Anordnung des BfArM ist jedenfalls nicht erforderlich und mithin unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Das dem Bescheid beigef&#252;gte Patientenheft ersch&#246;pft sich in einer wiederholenden Darstellung dessen, was bereits aus der Gebrauchsinformation f&#252;r den Patienten ersichtlich ist. Weshalb es unter Aspekten der Risikovorsorge einer zus&#228;tzlichen Information bedarf, erschlie&#223;t sich nicht. Auch der streitgegenst&#228;ndliche Bescheid liefert hierf&#252;r keine nachvollziehbare Begr&#252;ndung. Er verweist lediglich darauf, dass es sich um eine weitere Risikominimierungsma&#223;nahme handele, was keine inhaltliche Begr&#252;ndung ist. Vor dem Hintergrund der aufgrund der Verschreibungspflicht und der obligatorischen Leberwert-Kontrollen ohnedies notwendigen Arztbesuche besteht kein rechtfertigender Grund f&#252;r eine die Angaben der Gebrauchsinformation zum Teil in anderer druckgraphischer Gestaltung wiederholende Patienteninformation.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Vergleichbares gilt f&#252;r die beigef&#252;gte Erinnerungskarte, die keinen eigenst&#228;ndigen Informationswert hat und nicht wesentlich &#252;ber die Terminszettel hinausgeht, die seitens der &#196;rzteschaft den Patienten oftmals ohnehin ausgeh&#228;ndigt werden. Da die &#220;berwachung der Kontrollintervalle dem behandelnden Arzt obliegt und mit diesem die Termine vereinbart werden, ist eine hinreichende Risikovorsorge gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 709, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil steht den Beteiligten die Berufung an das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen zu, wenn sie von diesem zugelassen wird. Die Berufung ist nur zuzulassen, wenn</p> <span class="absatzRechts">140</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">1. ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">2. die Rechtssache besondere tats&#228;chliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">3. die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung hat,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">4. das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtsh&#246;fe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder</p> </li> <li><span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">5. ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, schriftlich zu beantragen. Der Antrag auf Zulassung der Berufung muss das angefochtene Urteil bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung des Antrags auf Zulassung der Berufung auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Gr&#252;nde, aus denen die Berufung zugelassen werden soll, sind innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollst&#228;ndigen Urteils darzulegen. Die Begr&#252;ndung ist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 M&#252;nster, einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Vor dem Oberverwaltungsgericht und bei Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht eingeleitet wird, muss sich jeder Beteiligte durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollm&#228;chtigte sind Rechtsanw&#228;lte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzen, f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts auch eigene Besch&#228;ftigte oder Besch&#228;ftigte anderer Beh&#246;rden oder juristischer Personen des &#246;ffentlichen Rechts mit Bef&#228;higung zum Richteramt zugelassen. Dar&#252;ber hinaus sind die in &#167; 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im &#220;brigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Die Antragsschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks"><strong>Beschluss</strong></p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Der Wert des Streitgegenstandes wird auf</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">90.000,00 &#8364;</span></strong></p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Der festgesetzte Streitwert entspricht &#8211; entsprechend der aus dem Urteil ersichtlichen Gliederung &#8211; f&#252;r jede der unter 1. bis 9. getroffenen Regelungen jeweils dem gesetzlichen Auffangstreitwert (&#167; 52 Abs. 2 GKG). Der so ermittelte Wert von 45.000,00 Euro war vorliegend zu verdoppeln, weil das Verfahren zwei Arzneimittel betrifft.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluss kann schriftlich oder zu Protokoll des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle, Beschwerde bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, einzulegen. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200&#160;Euro &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p>
188,472
vg-koln-2019-01-22-7-k-737115
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 K 7371/15
2019-01-22T00:00:00
2019-02-11T11:04:02
2019-02-13T12:21:06
Urteil
ECLI:DE:VGK:2019:0122.7K7371.15.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Bescheid des Bundesamtes f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 wird aufgehoben, soweit unter Nr. 3 bez&#252;glich Abschnitt 4.4 der Fachinformation und in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformation eine Kontrolle der Leberwerte (GPT und &#947;-GT) auch in der 3., 5. und 7. Behandlungswoche angeordnet ist. Nr. II des Bescheides vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 wird aufgehoben.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kosten des Verfahrens tragen die Kl&#228;gerin zu 7/9 und die Beklagte zu 2/9.</p> <p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin hinsichtlich der Kosten gegen Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 110 % des Vollstreckungsbetrages vorl&#228;ufig vollstreckbar. F&#252;r die Beklagte ist es hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung durch Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 110 % des Vollstreckungsbetrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>T a t b e s t a n d</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Inhaberin der arzneimittelrechtlichen Zulassung f&#252;r das Pr&#228;parat &#8222;&#160;&#160;&#160;&#160; Kapseln&#8220;. Dabei handelt es sich um einen pflanzlichen Angstl&#246;ser (Anxiolytikum) zur Anwendung bei nerv&#246;sen Angst-, Spannungs- und Unruhezust&#228;nden, der als Wirkstoff einen Kava-Kava-Wurzelstock-Trockenextrakt &#8211; <em>Piperis methystici rhizoma</em> &#8211; in Gestalt eines ethanolischen Auszugs enth&#228;lt. Die Anwendungsgebiete des Arzneimittels entsprechen den Vorgaben der Monographie der Kommission&#160;E vom 01.06.1990 &#8222;Nerv&#246;se Angst-, Spannungs- und Unruhezust&#228;nde&#8220;. Im Jahre 2001 leitete das Bundesinstitut f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgrund von Berichten &#252;ber Verdachtsf&#228;lle von Nebenwirkungen in Gestalt lebertoxischer Effekte bei acetonischen Kava-Kava-Ausz&#252;gen, insbesondere aus der Schweiz, ein Stufenplanverfahren nach &#167;&#160;63 des Arzneimittelgesetzes (AMG) ein. Nach Anh&#246;rung der betroffenen pharmazeutischen Unternehmen widerrief die Beklagte mit Bescheid vom 14.06.2002 erstmals die Zulassungen Kava-Kava- und Kavain-haltiger Arzneimittel bis zu einer hom&#246;opathischen Verd&#252;nnung von D4. Zum 01.07.2002 wurde die Verschreibungspflicht f&#252;r derartige Pr&#228;parate eingef&#252;hrt. Die Kommission&#160;E empfahl in einer Stellungnahme vom 03.07.2002 bestimmte Sicherheitsma&#223;nahmen. Gegen den Widerruf erhoben die betroffenen Unternehmen Widerspruch, woraufhin das BfArM an der Widerrufsentscheidung nicht festhielt, sondern stattdessen mit Bescheid vom 12.05.2005 ein befristetes Ruhen der betroffenen Zulassungen anordnete.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 21.12.2007 widerrief das BfArM die Zulassungen Kava-Kava- und Kavain-haltiger Arzneimittel und hom&#246;opathischer Zubereitungen aus Kava-Kava-Zubereitungen bis zu einer Verd&#252;nnung von D4 erneut, da der begr&#252;ndete Verdacht sch&#228;dlicher Wirkungen auch unter Ber&#252;cksichtigung der von den betroffenen Unternehmen und ihren Verb&#228;nden vorgelegten Unterlagen fortbestehe. Die hiergegen erhobenen Widerspr&#252;che wies die Beh&#246;rde mit Widerspruchsbescheiden vom 21.02.2012 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die dagegen beim Verwaltungsgericht K&#246;ln erhobenen Klagen hob das Gericht mit Urteilen vom 20.05.2014 - 7 K 6971/11 u.a. - die Widerrufsbescheide in Gestalt der Widerspruchsbescheide auf. Die gegen die Urteile seitens der Beklagten eingelegten Berufungen wies das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen mit Urteilen vom 25.02.2015 - 13 A 1373/14 u.a. - zur&#252;ck, da die Voraussetzungen f&#252;r einen Widerruf der Zulassungen nicht erf&#252;llt seien. Zwar sei das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis der betroffenen Pr&#228;parate derzeit ung&#252;nstig, jedoch k&#246;nne dieser Versagungsgrund ausger&#228;umt werden, indem die Zulassungen unter Ber&#252;cksichtigung der von der Kommission&#160;E vorgeschlagenen regulatorischen Ma&#223;nahmen ge&#228;ndert w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Anh&#246;rungsschreiben vom 27.03.2015 er&#246;ffnete das BfArM ein Stufenplanverfahren der Stufe&#160;II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 30.10.2015 beantragte die Kl&#228;gerin beim BfArM, die Kommission&#160;E zur Nutzen-Risiko-Bewertung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln anzuh&#246;ren und ein Votum dar&#252;ber einzuholen, ob die im Jahr 2002 vorgeschlagenen Ma&#223;nahmen noch dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das BfArM &#228;nderte mit dem hier streitgegenst&#228;ndlichem Bescheid vom 24.08.2015 die Zulassungen Kava-Kava-haltiger Arzneimittel wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#8222;I.&#160;Die Zulassungen der in der Anlage aufgef&#252;hrten Kava-Kava-haltigen Arzneimittel sind hinsichtlich der</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.&#160;Dosierung, Anwendergruppe</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.&#160;Anwendungsdauer,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">3.&#160;behandlungsbegleitenden Verpflichtung zur Bestimmung der Leberwertlaborparameter,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">4.&#160;Wechselwirkungs-, Warn- und Nebenwirkungshinweisen sowie</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">5.&#160;Packungsgr&#246;&#223;e gem&#228;&#223; &#167;&#160;28 Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;4 AMG</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">wie folgt zu &#228;ndern:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zu oben 1. und 2.:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Dosierung ist unter 4.2 der Fachinformation &#8222;Dosierung, Art und Dauer der Anwendung&#8220; und in der Gebrauchsinformation (Abschnitt&#160;3) folgenderma&#223;en zu bezeichnen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><em>Erwachsene: Die maximale Tagesdosis betr&#228;gt 200&#160;mg Kava-Pyrone. Die &#252;bliche Behandlungsdauer betr&#228;gt einen Monat, maximal 2&#160;Monate.</em></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Unter 4.3 der Fachinformation &#8222;Gegenanzeigen&#8220; und in Abschnitt&#160;2 der Gebrauchsinformation &#8222;[] darf nicht eingenommen werden&#8220; ist folgender Text aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><em>Dieses Arzneimittel darf bei Kindern und Jugendlichen unter 18&#160;Jahren nicht angewendet werden.</em></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zu oben 3. und 4.:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die <span style="text-decoration:underline">Fachinformation</span> ist im Abschnitt 4.4. &#8222;Besondere Warnhinweise und Vorsichtsma&#223;nahmen f&#252;r die Anwendung&#8220; zu erg&#228;nzen um:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><em>In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.</em></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><em>Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Laborwerte (GPT und &#947;-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung einmal w&#246;chentlich bestimmt werden. Die Bestimmung am Ende der Behandlung wird empfohlen.</em></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><em>Bei der Anwendung von &lt;Arzneimittelname&gt; k&#246;nnen Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Arzneistoffen auftreten. Zu diesen Stoffen geh&#246;ren Substrate und Inhibitoren f&#252;r das Zytochrom P450 2D6 und potenziell hepatotoxische Medikamente, unter anderem Beta-Rezeptorenblocker, bestimmte Antidepressiva und Arzneimittel der Migr&#228;netherapie. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol ist zu vermeiden.</em></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In die <span style="text-decoration:underline">Gebrauchsinformation</span> ist folgender Hinweis in Abschnitt&#160;2 einzuf&#252;gen:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><em>Was ist zu tun, um m&#246;gliche schwerwiegende Leberprobleme zu vermeiden?</em></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><em>Beenden Sie die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; und suchen Sie einen Arzt auf, wenn bei Ihnen Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten (z.&#160;B. Gelbf&#228;rbung der Haut oder Augen, dunkler Urin, starke Schmerzen im Oberbauch, Appetitverlust). Ihr Arzt kontrolliert Ihre Leberwerte einmal w&#246;chentlich und nach seinem Ermessen am Ende der Behandlung.</em></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><em>&lt;Arzneimittelname&gt; kann mit zahlreichen anderen Arzneistoffen mit potentiell lebersch&#228;digenden Eigenschaften, unter anderem Beta-Rezeptorenblockern, bestimmten Antidepressiva und Arzneimitteln der Migr&#228;netherapie in Wechselwirkung treten und m&#246;gliche hepatotoxische Nebenwirkungen verst&#228;rken. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol ist zu vermeiden.</em></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im Abschnitt&#160;4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformation und in Abschnitt&#160;4 der Gebrauchsinformation ist nachfolgende Formulierung aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><em>In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.</em></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zu oben 5.:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Packungsgr&#246;&#223;en werden gem&#228;&#223; den Vorgaben des Gerichtes auf 30 Tagesdosen bei einer maximalen Tagesdosis von 200&#160;mg beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">II. Die Zulassungen werden mit der Auflage verbunden, im Zusammenhang mit dem Inverkehrbringen der betroffenen Arzneimittel Schulungsmaterial f&#252;r Patienten zur Verf&#252;gung zu stellen (s.&#160;Anlage).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Anordnungen beruhten auf &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz i.V.m. Abs. 2a und &#167; 28 Abs. 3b Satz 1 Nr. 2 AMG. In Umsetzung der Urteile des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen seien die Vorschl&#228;ge der Kommission&#160;E zur Minderung des Anwendungsrisikos der betroffenen Arzneimittel zu &#252;bernehmen. Dar&#252;ber hinaus werde durch die Ma&#223;nahme das Risiko hepatotoxischer Nebenwirkungen aufgrund der vorliegenden Verdachtsf&#228;lle unerw&#252;nschter Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung Kava-Kava-haltiger Arzneimittel angemessen ber&#252;cksichtigt. Ferner wies die Beklagte darauf hin, dass die Anordnung nach &#167;&#160;30 Abs.&#160;3 Satz&#160;4 AMG sofort vollziehbar sei.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Den hiergegen gerichteten Widerspruch wies die Beklagte mit Widerspruchsbescheid&#160; vom 15.12.2015 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Am 22.12.2015 hat die Kl&#228;gerin &#8211; wie die anderen betroffenen Unternehmen in den Verfahren 7 K 7367/15, 7 K 7368/15, 7K 7369/15 und 7 K 7372/15 &#8211; Klage erhoben. Sie f&#252;hrt zur Begr&#252;ndung im Wesentlichen aus:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die angeordneten Ma&#223;nahmen seien im Vergleich zu denen bei deutlich risikoreicheren Arzneimitteln unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Sie f&#246;rderten deren Anwendung und dienten damit nicht der Risikoverminderung. Sie entspr&#228;chen auch nicht dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Die Anordnungen Ziffern&#160;1. und&#160;2. zur auf zwei Monate beschr&#228;nkten Behandlungsdauer und der Verwendungsausschluss bei Kindern seien in der Sache nicht zu rechtfertigen. Immerhin seien Benzodiazepine bei der Behandlung von Kindern zugelassen. Der Hinweis auf m&#246;gliche Todesf&#228;lle (Ziffern&#160;3. und&#160;4.) stehe au&#223;er Verh&#228;ltnis zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Gerade f&#252;r Patienten mit Angstst&#246;rungen seien derart furchterregende Schilderungen nicht therapiefreundlich. V&#246;llig au&#223;er Verh&#228;ltnis stehe die Anordnung der w&#246;chentlichen Bestimmung der Leberwerte. Diese Empfehlungen der Kommission seien in den &#8222;Turbulenzen eines akuten Stufenplanverfahrens&#8220; entstanden und bed&#252;rften mittlerweile einer &#220;berpr&#252;fung unter Beachtung des aktuellen Stands der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ein angemessenes Monitoring m&#252;sse sich an dem etablierten Standard von Ma&#223;nahmen f&#252;r Pr&#228;parate mit vergleichbaren Risiken orientieren. Jedoch f&#228;nden sich bei Pr&#228;paraten mit weit h&#246;heren lebertoxischen Risiken nicht ann&#228;hernd vergleichbare Angaben. Die Angaben zu Wechselwirkungen seien zu akzeptieren. Der Hinweis auf Lebersch&#228;den &#8222;bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inklusive Todesf&#228;lle)&#8220; sei in Gebrauchs- und Fachinformationen zu streichen. Die Auflage zur Verwendung von Schulungsmaterialien f&#252;r &#196;rzte und Patienten stehe in krassem Widerspruch zu den Anordnungen, die &#252;blicherweise in F&#228;llen vergleichbarer Art getroffen w&#252;rden. Die Beklagte habe dies auch nicht in einem Stufenplanverfahren zu pelargoniumhaltigen Arzneimitteln f&#252;r n&#246;tig gehalten. Dies begr&#252;nde einen krassen Versto&#223; gegen das Gleichbehandlungsgebot. Die vorgelegte Stellungnahme von <em>Dr.&#160;T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</em> belege, dass die Kommission&#160;E in Anwendung der Ma&#223;st&#228;be f&#252;r Pelargonium hinsichtlich Kava-Kava zu einem anderen Ergebnis komme. Auch im Zusammenhang mit Pelargonium sei im diesbez&#252;glichen Stufenverfahren ein Fall einer erforderlichen Lebertransplantation bekannt gewesen. Die Beurteilung des Schweregrades von lebertoxischen Nebenwirkungen von Kava-Kava beruhe zwangsl&#228;ufig auf einem Vergleich mit anderen Therapeutika im gleichen Indikationsgebiet. Ein Vergleich der Inzidenzraten f&#252;r lebertoxische Effekte beispielsweise von Tranquilizern und Neuroleptika im Vergleich zu Kava-Kava-haltigen Pr&#228;paraten habe der Kommission&#160;E im Jahre&#160;2002 nicht vorgelegen. Die Beklagte habe in ihrer Berufungsbegr&#252;ndung zur Bewertung von Falldaten zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln das CIOMS-Verfahren als Mittel der Wahl dargestellt, dieses aber zu keinem Zeitpunkt angewandt. Die von ihr verwandte, abweichende Methode anhand der WHO-Kriterien habe Professor Teschke in seinen Publikationen als untauglich kritisiert. Die Bewertungsmethode der Beklagten, die keinen Algorithmus erfordere, f&#252;hre zu einer erheblichen &#220;bersch&#228;tzung des Leberrisikos. Damit die Kommission eine notwendige &#220;berpr&#252;fung vornehmen k&#246;nne, solle der Beklagten auferlegt werden, der Kommission&#160;E eine Bewertung nach dem CIOMS-Verfahren vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit Auflagenbeschluss nach m&#252;ndlicher Verhandlung vom 24.10.2017 hat die Kammer der Beklagten aufgegeben, eine Stellungnahme der Kommission E zu folgenden Fragen vorzulegen:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1. Sind die in der Ergebnisniederschrift der 19.&#160;Sitzung vom 03.07.2002 auf Seite&#160;5 vorgeschlagenen Ma&#223;nahmen nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse noch angemessen f&#252;r Kava-Kava-haltige Arzneimittel, die als Wirkstoff ausschlie&#223;lich einen ethanolischen Extrakt von Nobel-Kava enthalten?</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2. Gibt es Arzneimittel mit vergleichbaren Risiken und weniger eingreifenden Risikoma&#223;nahmen? Falls ja, sollten die vom Bundesamt f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Bescheid vom 24.08.2015 vorgesehenen Risikoma&#223;nahmen diesen Ma&#223;nahmen angepasst werden?</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">3. Sind die Anordnungen des BfArM im Bescheid vom 24.08.2015 zur Behandlungsdauer und zur Anwendung bei Kindern aus pharmazeutischer Sicht gerechtfertigt?</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">4. Ist der f&#252;r Abschnitt 4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformationen und f&#252;r Abschnitt&#160;4 der Gebrauchsinformation angeordnete folgende Hinweis aus pharmazeutischer Sicht gerechtfertigt?</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">5. Ist die folgende, von der Kl&#228;gerin vorgeschlagene Angabe zur Frequenz der Bestimmung der Leberwerte aus pharmazeutischer Sicht ausreichend?</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Laborwerte (GPT und Gamma-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung bestimmt werden, wenn sich Anzeichen von Lebersch&#228;den zeigen (siehe Abschnitt Warnhinweise). Nach einem Monat sind die Werte dann zu bestimmen, wenn eine Behandlung f&#252;r einen weiteren Monat geplant ist.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">H&#228;lt die Kommission&#160;E gegebenenfalls eine andere Formulierung aus pharmazeutischer Sicht f&#252;r angemessen?</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">6. Ist der folgende von der Kl&#228;gerin vorgeschlagene Warnhinweis zur Lebertoxizit&#228;t angemessen und ausreichend?</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der Arzt kontrolliert gegebenenfalls Ihre Leberwerte und &#8211; nach seinem Ermessen &#8211; auch am Ende der Behandlung, insbesondere wenn eine weitere Behandlung geplant ist.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das BfArM hat daraufhin eine Antwort der Kommission E mit Datum vom 14.02.2018 vorgelegt. Wegen der Einzelheiten wird auf Bl. 147-152 der Gerichtsakte Bezug genommen. Unter dem 20.07.2018 hat das BfArM das zugeh&#246;rige Ergebnisprotokoll der 37. Sitzung der Kommission E vorgelegt, das hinsichtlich der Teilnehmer und verschiedener Tagesordnungspunkte geschw&#228;rzt war und unter dem TOP 6 &#8222;Verschiedenes&#8220; / TOP 6.1 &#8222;Bitte des Verwaltungsgerichts um eine aktuelle Stellungnahme der Kommission E&#8220;&#160; den Inhalt aber vollst&#228;ndig wiedergibt. Die Kl&#228;gerin &#228;u&#223;erte daraufhin den Verdacht, dass durch die Schw&#228;rzungen wesentliche &#196;u&#223;erungen zum Thema verborgen werden sollten. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 18.12.2018 erhielt die Kl&#228;gerin auf entsprechenden Beschluss der Kammer die Kopie eines auch hinsichtlich der TOP 4.0 bis 4.4 ungeschw&#228;rzten Exemplars des Ergebnisprotokolls.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin legt ein Gutachten von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 07.09.2018 zur &#8222;Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit&#8220; der Bestimmung von Leberwerten, eine Synopse der verschiedenen Formulierungen und weitere Unterlagen vor. In der Sache tr&#228;gt sie weitergehend vor: Mit der von der Kommission E vorgeschlagenen Tagesdosis von 100-200 mg Kava-Pyrone (bestimmt mittels HPLC) sei sie einverstanden. Dies gelte auch bez&#252;glich der vorgeschlagenen Therapiedauer bis zu 3 Monaten, die nach &#228;rztlicher Einsch&#228;tzung verl&#228;ngert werden k&#246;nne. Sie sei auch bereit, die Kontraindikation &#8222;Vorbestehende Lebererkrankungen und erh&#246;hte Leberenzymwerte&#8220; aufzunehmen, wie von der Kommission empfohlen. Dies gelte auch f&#252;r den Anwendungsausschluss bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren und den Hinweis an die Patienten, die Einnahme bei Zeichen einer Lebersch&#228;digung sofort zu beenden. Auch mit den angeordneten Angaben zu Wechselwirkungen sei sie einverstanden. Sie sollten aber im Bereich der Warnhinweise nicht wiederholt werden. Den angeordneten Packungsgr&#246;&#223;en von 30 Tagesdosen bei einer maximalen Tagesdosis von 200 mg stimme man zu.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Warnhinweis in der Fachinformation &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde...&#8220; k&#246;nne ersatzlos entfallen, da er nur eine Wiederholung dessen beinhalte, was bereits unter &#8222;Nebenwirkungen&#8220; ausgesagt worden sei und Redundanzen zu vermeiden seien. Irref&#252;hrend sei auch die Angabe, ein Kausalzusammenhang sei <em>im Einzelfall</em> nicht sicher belegt, was den Eindruck erwecke, dass es viele F&#228;lle gebe, in denen der Nachweis gef&#252;hrt sei.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die Frequenz der Bestimmung der Leberwerte k&#246;nne weder den Vorgaben des BfArM noch der Auffassung der Kommission gefolgt werden. Gem&#228;&#223; den Empfehlungen von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; solle der Wortlaut vielmehr wie folgt gefasst werden:</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Leberwerte (GPT und y-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung bestimmt werden, wenn sich Anzeichen von Lebersch&#228;den zeigen (siehe Abschnitt Warnhinweise). Im weiteren Verlauf sind die Werte monatlich zu bestimmen, solange die Therapie andauert.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Patientenschutz sei hierdurch angemessen gew&#228;hrleistet, wie ein Vergleich mit der Formulierung bei dem Arzneimittel &#8222;Ergenyl&#8220; mit weitaus h&#246;herem hepatotoxischem Risiko zeige. Die Angaben in der Gebrauchsinformation sollten entsprechend angepasst werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Beschreibung der Nebenwirkungen sei, wie vom BfArM gefordert, nicht angemessen und werde dem Risiko nicht gerecht, das in etwa dem bei Pelargonium (&#8222;Umckaloabo&#8220;) entspreche. Dementsprechend solle formuliert werden:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">&#8222;F&#228;lle von Lebersch&#228;den wurden im Zusammmenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet; die H&#228;ufigkeit ist nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Gelegentlich wurde unter der Einnahme eine Erh&#246;hung der Leberwerte beobachtet.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dies entspreche der Formulierung des HMPC f&#252;r Pelargonium.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung von Schulungsmaterial sei unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Die Kl&#228;gerin verweist auch in diesem Zusammenhang auf Pelargonium-haltige Produkte und auf &#8222;Ergenyl&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 18.12.2018 einen Vergleich geschlossen. Wegen des Inhalts wird auf die Sitzungsniederschrift verwiesen. Die Beklagte hat diesen Vergleich entsprechend dem vereinbarten Vorbehalt am 15.01.2019 widerrufen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des BfArM vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Sie tritt dem Vorbringen der Kl&#228;gerin in wesentlichen Punkten entgegen. So bestehe kein Grund f&#252;r eine Verl&#228;ngerung der Behandlungsdauer. Nach den vorliegenden Daten liege der zeitliche Gipfel des lebertoxischen Potentials bei 3-4 Monaten nach Medikationsbeginn. Unter den ausgewerteten belastbaren F&#228;llen finde sich nur ein lebensbedrohlicher Fall mit einer Anwendungsdauer von unter 8 Wochen. Auch die Kommission f&#252;hre zur Begr&#252;ndung ihres Vorschlags keine weiteren Daten an. Die Erg&#228;nzung des Abschnitts &#8222;Gegenanzeigen&#8220; um die Kontraindikationen &#8222;vorbestehende Lebererkrankungen&#8220; und &#8222;erh&#246;hte Leberenzymwerte&#8220; werde bef&#252;rwortet.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Warnhinweis stehe im Einklang mit den Vorgaben in Abschnitt 4.4 der SmPC-Guideline und sollte beibehalten werden. Die Beklagte schlug jedoch folgende Formulierung vor:</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#8222;Bei der Anwendung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln sind F&#228;lle von Lebersch&#228;digungen (Anstieg der Leberenzymwerte) sowie F&#228;lle von Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) aufgetreten. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von /.../ sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Kontrolle der Leberwerte zeigte sie sich bereit, der Empfehlung der Kommission E zu folgen und zu formulieren:</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Erfassung von bestehenden oder sich unter Therapie entwickelnden Lebersch&#228;den m&#252;ssen zumindest die Leberenzyme <em>&#947;</em>-GT und GPT vor Behandlungsbeginn und nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen bestimmt werden&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">in der Gebrauchsinformation:</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">&#8222;Vor der Behandlung mit /.../ wird Ihr Arzt bzw. Ihre &#196;rztin einen Bluttest durchf&#252;hren, um die Leberfunktion zu &#252;berpr&#252;fen. Ihr Arzt bzw. Ihre &#196;rztin wird diese Tests nach Therapiebeginn nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen&#160; wiederholen.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Eine Vergleichbarkeit mit &#8222;Ergenyl&#8220; bestehe nicht, da insoweit umfangreiche Vorab-Untersuchungen vorgesehen seien, die weit &#252;ber das bei Kava-Kava vorgesehene Ma&#223; hinausgingen. Auch seien dort Verlaufskontrollen vorgesehen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch erscheine es unter Ber&#252;cksichtigung der Ausf&#252;hrungen von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der erneuten Durchsicht der UAW-F&#228;lle angebracht, die &#252;brigen Informationen in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformationen anzupassen und wie folgt zu erg&#228;nzen:</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">&#8222;Was k&#246;nnen Sie tun, um m&#246;gliche schwerwiegende Lebersch&#228;den zu vermeiden?</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Beenden Sie die Einnahme von /.../ und suchen Sie einen Arzt auf, sobald Sie ein Anzeichen f&#252;r eine Lebersch&#228;digung bei sich bemerken (z.B. Gelbf&#228;rbung der Haut oder Augen, dunkler Urin, Schmerzen im Oberbauch, &#220;belkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Gewichtsverlust, Mattigkeit, Juckreiz, helle Stuhlfarbe und Gelenkbeschwerden)</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">/.../ kann mit zahlreichen anderen (lebersch&#228;digenden) Arzneistoffen in Wechselwirkung treten und so m&#246;gliche Lebersch&#228;den verst&#228;rken. Dazu geh&#246;ren unter anderem bestimmte Arzneimittel gegen Bluthochdruck (Beta-Rezeptorenblocker), hormonelle Verh&#252;tungsmittel (&#8222;Antibaby-Pille&#8220;), bestimmte Arzneimittel gegen Depressionen und Arzneimittel zur Migr&#228;nebehandlung. Konsum von Alkohol w&#228;hrend der Behandlung sollten Sie vermeiden.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis unter Nebenwirkungen sollte wie folgt angepasst werden:</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">&#8222;Bei der Anwendung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln sind F&#228;lle von Lebersch&#228;digungen (Anstieg der Leberenzymwerte) sowie F&#228;lle von Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) aufgetreten.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Schulungsmaterials zog die Beklagte eine Aufhebung der Auflage in Betracht, sofern die &#252;brigen Risikominimierungsma&#223;nahmen umgesetzt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Zudem weist die Beklagte darauf hin, dass das Bewertungsverfahren &#8222;Kava-Kava&#8220; auf europ&#228;ischer Ebene mit dem Ergebnis abgeschlossen worden sei, dass wegen des ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses eine Monographie nicht erstellt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 05.12.2018 f&#252;hrt die Kl&#228;gerin erg&#228;nzend aus: Eine Begrenzung der Behandlungsdauer entgegen dem Vorschlag der Kommission sei nicht gerechtfertigt. Leberreaktionen manifestierten sich in der Regel wesentlich fr&#252;her nach Behandlungsbeginn. Ein sp&#228;terer Beginn werde nach den CIOMS-Kriterien klinisch als entlastende Beobachtung gewertet. Die Behandlungsdauer k&#246;nne auch mit dem Hinweis auf die Zulassung von &#8222;Ergenyl&#8220; gerechtfertigt werden. Die Vorschl&#228;ge des BfArM zu Warnhinweisen enthielten weiterhin Redundanzen. Das gelte auch f&#252;r die neuen Vorschl&#228;ge zu erg&#228;nzenden Angaben, die bereits unter &#8222;Wechselwirkungen&#8220; genannt seien. Weiterhin unangemessen seien auch Hinweise auf lebensbedrohlichen Ausgang und Todesf&#228;lle. Der Rhythmus der angeordneten Leberwert-Kontrollen m&#252;sse sich durchaus an &#8222;Ergenyl&#8220; messen lassen. Dieses weise mit &#8222;h&#228;ufigen&#8220; Lebernebenwirkungen (1-10 Patienten von 100 Behandelten im Gegensatz zu 0,008 F&#228;llen bei 1 Mio. Tagesdosen, sofern kausal) ein deutlich h&#246;heres Sch&#228;digungspotential auf. Es sei nicht einzusehen, weshalb Kava Kava einem deutlich strengeren Regime unterfallen solle.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Bewertung des HMPC rechtfertige keine andere Bewertung des Zulassungsstatus. Die Kommission E habe in Kenntnis dieser Bewertung das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis positiv bewertet. Im &#220;brigen stehe die Schlussfolgerung des HMPC im Widerspruch zu dem Bewertungsbericht, auf den verwiesen werde. Danach bestehe nach Auffassung der wissenschaftlichen Bewerter des HMPC kein toxikologisch relevantes Risiko bei der Anwendung Kava-Kava-haltiger Arzneimittel.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte des vorliegenden Verfahrens wie der Parallelverfahren 7 K 7367/15, 7 K 7368/15, 7 K 7369/15 und 7 K 7372/15 nebst vorgelegter Anlagen sowie die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des BfArM Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><strong>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</strong></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist &#252;berwiegend nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid des BfArM vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 ist nur in dem im Urteilstenor bezeichneten Umfang rechtswidrig und verletzt insoweit die Kl&#228;gerin in ihren Rechten, &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Im &#220;brigen ist er rechtm&#228;&#223;ig. Die &#196;nderungen der Texte finden in diesen Punkten ihre Rechtsgrundlage in &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz i.V.m. Abs. 2a Satz 1 AMG.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz AMG ist die Zulassung eines Arzneimittels zu widerrufen, wenn einer der Versagungsgr&#252;nde des &#167; 25 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3, 5, 5a, 6 oder 7 AMG nachtr&#228;glich eingetreten ist. Dies ist hinsichtlich des Versagungsgrundes eines ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses (Nr. 5) hier der Fall. Das OVG hat in den Berufungsentscheidungen zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln &#8211; auch zu den Pr&#228;paraten der Kl&#228;gerin &#8211; nach eingehender Auseinandersetzung mit allen verf&#252;gbaren wissenschaftlichen Quellen dargelegt, dass die Produkte zwar weiterhin einen belegten Nutzen bei leichten bis mittelschweren Formen von Angstst&#246;rungen haben, dem aber nicht unerhebliche Anwendungsrisiken in Form hepatotoxischer Ereignisse gegen&#252;berstehen, die durch entsprechende Fallberichte belegt und auch durch die Einw&#228;nde der Kl&#228;gerseite, namentlich zur Vergleichbarkeit der verwendeten Extrakte, nicht durchgreifend ersch&#252;ttert sind. Vor diesem Hintergrund ist das Berufungsgericht zu dem Ergebnis gelangt, dass die Auswertung der vorliegenden Ergebnisse <em>f&#252;r</em> die Annahme eines begr&#252;ndeten Verdachts lebersch&#228;digender Wirkungen spricht. Es hat diese Bewertung im Rahmen der Nutzen-Risiko-Abw&#228;gung allerdings angesichts der uneinheitlichen Studienlage, fehlender Erkenntnisse zu konkret lebertoxischen Bestandteilen von Kava-Kava und entsprechenden Wirkmechanismen sowie einer bei 250 Millionen Tagesdosen in zehn Jahren geringen Inzidenzrate relativiert. Hierbei hat das Gericht den Umstand hervorgehoben, dass auch der vom BfArM herangezogene Bericht der Expertengruppe der WHO sich auf alle Arten Kava-Kava-haltiger Arzneimittel bezieht und die getroffene Risikoaussage nicht nach Extrakt und Kultivar differenziert. Hiernach und unter Wertung der vom BfArM vorgenommenen Risikoeinsch&#228;tzung kommt das OVG NRW zu dem Schluss eines <em>derzeit</em> ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses, dem durch risikominimierende Ma&#223;nahmen auf der Grundlage der Stellungnahme der Kommission E aus dem Jahre 2002 begegnet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a.-, juris.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Kammer folgt diesem Ansatz. Er beruht auf einer eingehenden Auseinandersetzung mit der zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln bestehenden Erkenntnislage, die den Beteiligten bekannt ist und hier nicht wiederholt zu werden braucht, und f&#252;hrt zur Anwendung des &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG, der in seiner seit Inkrafttreten des 2. Gesetzes zur &#196;nderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften vom 19.10.2012 (BGBl. I S. 2192) geltenden Fassung unmittelbar, d.h. ohne den Erlass einer Auflage, eine beh&#246;rdliche &#196;nderung des Zulassungsinhalts gebietet, wenn hiermit der Versagungsgrund entf&#228;llt. Die Norm ist eine Auspr&#228;gung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes und aus diesem Grunde bei Vorliegen ihrer Voraussetzungen gegen&#252;ber dem Widerruf der Zulassung vorrangig.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a. -, juris, Rnr. 164.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Ihre Voraussetzungen in Bezug auf das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis haben sich seit Abschluss der Berufungsverfahren auch nicht durch neues Erkenntnismaterial ver&#228;ndert. Dies gilt auch im Hinblick auf das kl&#228;gerseits vorgelegte Gutachten von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 07.09.2018 zur &#8222;Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit&#8220; der Bestimmung von Leberwerten, das sich nicht mit der grundlegenden Nutzen-Risiko-Bewertung, sondern mit dem Sinn einer Einzelma&#223;nahme besch&#228;ftigt. Soweit die Kommission E f&#252;r die phytopharmazeutische Therapierichtung &#8211; aufbauend auf der Ergebnisniederschrift vom 03.07.2002 &#8211; auch in der Beantwortung der gerichtlichen Anfrage (Ergebnisprotokoll vom 14.02.2018) weiterhin von einem positiven Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis auszugehen scheint, ergibt sich nichts Abweichendes. Denn aus ihrer fachlichen Sicht h&#228;lt auch die Kommission E risikominimierende Ma&#223;nahmen weiterhin f&#252;r erforderlich. Dem ist auch die Kl&#228;gerin nicht grunds&#228;tzlich entgegengetreten, sondern bestreitet die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Einzelma&#223;nahmen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Pr&#252;fungsgegenstand im gerichtlichen Verfahren sind die Anordnungen des Bescheides vom 24.08.2015, die im Widerspruchsverfahren unver&#228;ndert geblieben sind. Soweit die Beklagte nach Klageerhebung Modifikationen der Texte vorgeschlagen und eine Aufhebung der Auflage zum Schulungsmaterial in Aussicht gestellt hat, bleibt dies hier au&#223;er Betracht. Denn es handelt sich hierbei um Erkl&#228;rungen im Rahmen des Bem&#252;hens, den Rechtsstreit g&#252;tlich beizulegen; eine f&#246;rmliche &#196;nderung des Bescheidtenors beinhalteten die Vorschl&#228;ge nicht. Ebenfalls unber&#252;cksichtigt bleiben die Vorschl&#228;ge der Kl&#228;gerin, Teile der angeordneten Texte zu &#252;bernehmen, da sie f&#252;r den Fall des Widerrufs des Vergleichs an dem Anfechtungsantrag uneingeschr&#228;nkt festgehalten hat.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Beweisbelastet f&#252;r das Vorliegen der tats&#228;chlichen Voraussetzungen der streitgegenst&#228;ndlichen &#196;nderungen des Zulassungsinhalts ist die Beklagte. Denn Anordnungen nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG sind ein Unterfall des Widerrufs und der R&#252;cknahme einer Zulassung. Hier wie dort wird in den vorhandenen Zulassungsbestand eingegriffen. Anders als im Zulassungsverfahren ist es an der Beh&#246;rde, die Gr&#252;nde f&#252;r einschr&#228;nkende Ma&#223;nahmen darzulegen und zu belegen. Verbleibende durchgreifende Zweifel gehen zu ihren Lasten. Ma&#223;geblicher Zeitpunkt f&#252;r die Bewertung der Sach- und Rechtslage ist im gerichtlichen Verfahren derjenige der m&#252;ndlichen Verhandlung in der Tatsacheninstanz. Nur so kann im Interesse des &#252;bergeordneten Ziels der Arzneimittelsicherheit neuen Erkenntnissen Rechnung getragen werden,</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a. -, juris, Rnr. 50-54; Kr&#252;ger, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hoffmann, Arzneimittelgesetz, 2. Auflage 2016, &#167; 30 Rn. 11; Lietz, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 9 Rn. 23; Rehmann, Arzneimittelgesetz, 4. Auflage 2014, &#167; 30 Rn. 2.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Dies vorausgeschickt gilt f&#252;r die Anordnungen des Bescheides vom 24.08.2015 &#8211; soweit rechtm&#228;&#223;ig &#8211; folgendes:</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung der Tagesdosis auf 200 mg Kava-Pyrone und der Behandlungsdauer auf einen Monat, maximal zwei Monate unter 4.2 der Fachinformation und in Abschnitt 3 der Gebrauchsinformation ist rechtlich nicht zu beanstanden. Der Nachweis von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit eines Arzneimittels und damit eines positiven Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses ist untrennbar mit dem gew&#228;hlten Dosierungsregime verbunden, das sich in klinischen Studien, im Fall bekannter Stoffe auch in der klinischen Anwendung als Optimum erwiesen hat und die Parameter Wirksamkeit und Vertr&#228;glichkeit bestm&#246;glich ausbalanciert. Eine empfohlene Dosierung liegt dabei m&#246;glicherweise unterhalb derjenigen, die eine maximale Wirkung erwarten lie&#223;e, wenn die damit verbundenen erh&#246;hten Risiken nicht mehr vertretbar w&#228;ren und das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis negativ w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schraitle, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 6 Rn. 93</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die nunmehr bestimmte Tages-H&#246;chstdosis von 200 mg Kava-Pyrone weicht nur formal von der seitens der Kommission in ihrer Stellungnahme vom 03.07.2002 zur Risikominimierung empfohlenen Tagesmenge von 120 mg ab. Soweit sie in der aktuellen Stellungnahme vom 14.02.2018 eine Tagesdosis von 100-200 mg empfiehlt, beruht dies auf einer &#196;nderung der Messmethode. Die Gehaltsbestimmung wird nunmehr mittels HPLC (&#8222;Hochleistungsfl&#252;ssigkeitschromatographie&#8220;) vorgenommen, was ver&#228;nderte Werte zur Folge hat. Auch die Kl&#228;gerin hat gegen die Begrenzung der Dosierung keine Einw&#228;nde erhoben.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die Dauer der Anwendung eines Arzneimittels h&#228;ngt von seinem Anwendungsgebiet und seinem Sicherheitsprofil ab. Eine besondere Rolle spielt hierbei, f&#252;r welchen Zeitraum sicherheitsrelevante Daten vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vgl. Schraitle, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 6 Rn. 94</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die Kammer geht davon aus, dass die Gefahr hepatotoxischer Ereignisse mit der Dauer der Verabreichung eines potentiell lebersch&#228;digenden Stoffes tendenziell zunimmt. Die Darstellung der Kl&#228;gerin, lebertoxische Ereignisse manifestierten sich regelm&#228;&#223;ig fr&#252;her und ein sp&#228;teres Auftreten werde nach den CIOMS (Council for International Organisations of Medical Sciences) &#8211; Kriterien sogar als entlastend gewertet, ist demgegen&#252;ber nicht nachvollziehbar und auch nicht n&#228;her belegt. Zwar ist angesichts der allgemein uneinheitlichen Quellenlage fraglich, ob eine zeitliche Begrenzung mit dem Argument begr&#252;ndet werden kann, der zeitliche Gipfel der Lebertoxizit&#228;t liege bei 3-4 Monaten nach Behandlungsbeginn und unter den ausgewerteten belastbaren Einzelf&#228;llen befinde sich nur ein Fall mit einer Behandlungsdauer unter 8 Wochen. In der Stellungnahme der Kommission E vom 03.07.2002 kommt aber das Bestreben zum Ausdruck, eine Langzeitbehandlung mit Kava Kava zu vermeiden, zumal der Nutzen einer solchen Anwendung nicht durch Langzeitstudien belegt ist. Das BfArM weist in diesem Zusammenhang zutreffend darauf hin, dass die einzig kontrollierte Studie &#252;ber 12 Wochen von <em>Warnecke et al.</em> (1990) das Anwendungsgebiet &#8222;Klimakterisches Syndrom&#8220; mit nur 40 Patientinnen erfasste und insgesamt f&#252;r ethanolische Extrakte keine Studie vorliegt, die den Vorgaben der CHMP-Guideline zur Pr&#252;fung von Angstst&#246;rungen (CPMP/EWP/4284/02 vom 20.01.2005) entspricht. Alle anderen Studien beziehen sich auf einen k&#252;rzeren Untersuchungszeitraum. Dem entspricht auch die aktuelle Bewertung der EMA im Public statement on Piper methysticum G. Forst, rhizoma (final) vom 21.11.2017 (EMA/HMPC/450589/2016). Im Fall eines unbelegten Nutzens einer Langzeitbehandlung sind deren Risiken umso weniger zu akzeptieren, was Einzelmeldungen lebertoxischer Ereignisse bei einer l&#228;ngeren Anwendungsdauer umso gr&#246;&#223;eres Gewicht verleiht. Vor diesem Hintergrund erschlie&#223;t es sich nicht, weshalb die Kommission E in ihrer aktuellen Stellungnahme von der 2002 empfohlenen Therapiedauer von maximal 2 Monaten abweicht und sich nunmehr bei weitgehend unver&#228;nderter Quellenlage f&#252;r eine Therapiedauer von maximal 3 Monaten ausspricht. Der Umstand der &#228;rztlichen Kontrolle kann hierf&#252;r nicht ma&#223;gebend sein, da eine Unterstellung unter die Verschreibungspflicht und die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte bereits der Empfehlung aus dem Jahre 2002 entsprachen. Auch unter Ber&#252;cksichtigung der begleitenden Kontrolle der Leberwerte sieht die Kammer daher unter Risikoaspekten eine zeitliche Begrenzung der Behandlungsdauer auf zwei Monate als angemessen an, zumal die Begrenzung durch den Hinweis auf eine &#8222;&#252;bliche&#8220; Behandlungsdauer relativiert wird.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Der Ausschluss der Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Gebrauchs- und Fachinformation gr&#252;ndet auf fehlendem Erkenntnismaterial zu dieser Anwendergruppe. Es entspricht aktuellem wissenschaftlichem Stand, dass sich Erkenntnisse aus der Anwendung eines Arzneimittels bei Erwachsenen nicht ohne weiteres auf Kinder und Jugendliche &#252;bertragen lassen. Dem hat der europ&#228;ische Gesetzgeber durch die VO (EG) Nr. 1901/2006 u.a. durch die besondere Ber&#252;cksichtigung von Kindern im Bereich klinischer Pr&#252;fungen von Arzneimitteln, bei der Zulassung einschlie&#223;lich der Bestimmungen &#252;ber das p&#228;diatrische Pr&#252;fkonzept und die Kennzeichnung von Arzneimitteln, die f&#252;r diese Anwendergruppe zugelassen sind, Rechnung getragen,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil der Kammer vom 18.12.2018 - 7 K 6160/16 -; Lehmann, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 7 Rn. 24-94 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Der Anwendungsausschluss entspricht der aktuellen Empfehlung der Kommission E und ist von der Kl&#228;gerin im vorliegenden Verfahren mit dem Argument, vergleichbare chemische Arzneimittel seien f&#252;r die Kinderanwendung zugelassen, nicht &#252;berzeugend entkr&#228;ftet. Denn die Nutzen-Risiko-Bewertung hat f&#252;r das Arzneimittel individuell zu erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Keine rechtlichen Bedenken bestehen gegen den unter 4.4 der Fachinformation &#8222;Besondere Warnhinweise und Vorsichtsma&#223;nahmen f&#252;r die Anwendung&#8220; vorgeschriebenen Text &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.&#8220; Besondere Warn- und Vorsichtshinweise z&#228;hlen nach &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 lit. d) AMG zu den Pflichtangaben im klinischen Teil der Fachinformation. Als Teil der klinischen Angaben zum Arzneimittel beschreiben sie bestehende Anwendungsrisiken und erm&#246;glichen eine &#228;rztliche Risikoabsch&#228;tzung im Einzelfall. Sie unterliegen dem Richtigkeitsgebot, d.h. dass erforderlichenfalls auch auf verbleibende Unsicherheiten in der Risikobewertung hingewiesen werden muss.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Vgl. Menges/Winnands, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 19 Rn. 34 und 51; Pannenbecker, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hofmann, Arzneimittelgesetz, 2. Auflage 2016, &#167; 11a Rn. 10-14.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die im Bescheid vom 24.08.2015 gew&#228;hlte Formulierung wird diesen Anforderungen gerecht. Auch die Kl&#228;gerin bestreitet nicht, dass in Einzelf&#228;llen &#252;ber die angesprochenen Lebersch&#228;den berichtet wurde. Diese teils gravierenden Folgen hervorzuheben und Patienten aufzufordern, bei Anzeichen von Lebersch&#228;digungen die Einnahme zu beenden, dr&#228;ngt sich auf. Da der Text nicht auf bestimmte Extrakte und Kultivare bezogen ist und die bestehende Unsicherheit in der Kausalit&#228;tsbewertung anspricht, wird er der nach wie vor heterogenen Quellenlage gerecht. Soweit es bei der gew&#228;hlten Formulierung zu Dopplungen zwischen den Angaben zu Nebenwirkungen und den hier fraglichen Warnhinweisen kommt, ist dies durch den Sachzusammenhang der klinischen Angabe bedingt. Die Aufforderung, Patienten bei Anzeichen einer Lebersch&#228;digung zum Absetzen des Mittels anzuhalten, wird ebenso wie die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte erst im Zusammenhang verst&#228;ndlich, wenn die Gefahr der Nebenwirkung bekannt ist. Da &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 AMG wie die SmPC-Guideline der Kommission vom September 2009 die Reihenfolge der Warn- und Vorsichtshinweise vor den Angaben der Nebenwirkungen zwingend vorgeben, ergibt sich die Notwendigkeit ihrer Angabe mit einer gewissen Zwangsl&#228;ufigkeit.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht der Einwand entgegen, gerade Patienten mit Angstst&#246;rungen k&#246;nnten durch die Angabe m&#246;glicherweise t&#246;dlicher Folgen verschreckt und von einer medizinisch gebotenen Anwendung der Pr&#228;parate abgehalten werden. Es ist kein rechtlich fundierter Ansatz erkennbar, nach dem die Gestaltung der Pflichttexte vom Anwenderkreis abh&#228;ngig gemacht werden k&#246;nnte, bestimmten Anwendern mit R&#252;cksicht auf die Indikation an sich gebotene Angaben also verschwiegen werden k&#246;nnten. Insbesondere Risikoangaben haben objektiven Anforderungen zu gen&#252;gen. Ansatzpunkte f&#252;r eine psychisch geringer belastende Formulierung sind nicht erkennbar. In Bezug auf die Fachinformation tritt der Umstand hinzu, dass diese dem Patienten in der Regel nicht vorliegt. Eine Ver&#246;ffentlichung ist nur bei nach der VO (EG) Nr. 726/2004 zentral zugelassenen Arzneimitteln vorgesehen. Die Zusammenfassungen der Produktinformation sind insoweit auf der Internet-Seite der EMA jederzeit abrufbar. Im Bereich nationaler Zulassungen ist eine &#220;bermittlung an Laien zwar auf freiwilliger Basis erlaubt, eine diesbez&#252;gliche Verpflichtung besteht indes nicht.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kloesel/Cyran, AMG-Kommentar (Loseblatt, Stand 132. Lieferung 2017), &#167; 11a Erl. 9 und 10.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die angeordneten Angaben zu den Wechselwirkungen in der Fachinformation sind nach &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 lit. e) AMG geboten. Sie entsprechen bereits den Empfehlungen der Kommission E aus dem Jahre 2002 und werden von der Kl&#228;gerin fachlich nicht in Frage gestellt. Dies gilt namentlich f&#252;r den Hinweis auf potentiell lebersch&#228;digende Medikamente und die Vermeidung von Alkohol.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Soweit in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformation auf das Verhalten im Fall eines Verdachts auf Lebersch&#228;digung bzw. auf die angesprochenen Wechselwirkungen hinzuweisen ist und auf die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte verwiesen wird, zielt der Bescheid auf Pflichtangaben f&#252;r die Packungsbeilage nach &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 lit. c) und d) AMG, die aus den gleichen Gr&#252;nden geboten sind wie die analogen Formulierungen in der Fachinformation. Redaktionell anzupassen sind allerdings die Angaben zum Rhythmus der Leberwert-Kontrollen (vgl. unter 8.).</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die &#252;bereinstimmenden Formulierungen unter 4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformation und in Abschnitt 4 der Gebrauchsinformation &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.&#8220; sind aus den unter 3 dargestellten Gr&#252;nden rechtlich nicht zu beanstanden. Die im gerichtlichen Verfahren streitige Formulierung &#8222;im Einzelfall&#8220; ist als solche nicht missverst&#228;ndlich oder sinnentstellend. Sie als Hinweis auf eine Vielzahl von Nebenwirkungsf&#228;llen misszuverstehen, liegt im Gesamtzusammenhang des Satzes fern.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Vorgaben zur Packungsgr&#246;&#223;e m&#252;ssen therapiegerecht sein, also allgemein den Anwendungsgebieten des Arzneimittels und der vorgesehenen Dauer der Anwendung im Sinne des &#167; 28 Abs. 2 Nr. 4 AMG entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil der Kammer vom 22.11.2005 - 7 K 5513/03 -, best&#228;tigt durch OVG NRW, Beschluss vom 21.08.2008 - 13 A 44/06 -.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen einer Risikoentscheidung nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG m&#252;ssen sie zudem geboten sein, dem Versagungsgrund abzuhelfen. Die Vorgabe einer Packungsgr&#246;&#223;e von 30 Tagesdosen entspricht der unter Risikoaspekten auf einen Monat begrenzten Regel-Anwendungsdauer. Sie findet sich bereits in der Stellungnahme der Kommission aus dem Jahr 2002 und wird von der Kl&#228;gerin gleichfalls nicht in Frage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des verbleibenden Teils sind die getroffenen Anordnungen zum Teil oder in vollem Umfang rechtswidrig und daher aufzuheben:</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung, zur Vermeidung von Lebersch&#228;den die Leberwerte (GPT und &#947;-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung einmal w&#246;chentlich zu bestimmen, ist hinsichtlich des engmaschigen w&#246;chentlichen Untersuchungsrhythmus nicht durch nachvollziehbare Risikoaspekte belegt. Dies geht zu Lasten der Beklagten. Zwar hat die Kommission E in ihrer Stellungnahme aus dem Jahr 2002 noch Untersuchungen in w&#246;chentlicher Abfolge empfohlen. In ihrer aktuellen Stellungnahme spricht sie sich jedoch f&#252;r einen Rhythmus von 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen aus. In beiden F&#228;llen ergeben sich aus den Ergebnisprotokollen keine dezidierten Begr&#252;ndungen f&#252;r die eine oder die andere Empfehlung. Festzuhalten bleibt indes, dass die sachverst&#228;ndige Kommission den Vorschlag der Kl&#228;gerin einer nur anlassbezogenen Kontrolle (&#8222;gegebenfalls&#8220;) ausdr&#252;cklich verwirft und sich f&#252;r regelm&#228;&#223;ige und zwingende Kontrollen ausspricht. Die Kammer geht mangels anderweitiger Anhaltspunkte davon aus, dass bei der Bestimmung des Rhythmus der Kontrollen ein gewisser medizinischer Einsch&#228;tzungsspielraum besteht, innerhalb dessen eine eindeutig richtige oder eindeutig falsche Festlegung kaum zu bestimmen ist. F&#252;r diese Sichtweise spricht, dass sich im Verlauf des Verfahrens auch das BfArM bereit erkl&#228;rt hat, der aktuellen Vorgabe der Kommission E in diesem Punkt zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Ein Verzicht auf zwingende regelm&#228;&#223;ige Kontrollen kann demgegen&#252;ber nicht mit dem Hinweis auf abweichende Kontrollintervalle bei anderen Arzneimitteln, hier insbesondere &#8222;Ergenyl chrono&#8220; mit dem potentiell lebertoxischen Wirkstoff Ergenyl-Valproat begr&#252;ndet werden. Die nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG getroffenen Anordnungen fu&#223;en auf einer Bewertung des Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses des jeweiligen Arzneimittels. Als Abw&#228;gungsentscheidung bietet diese Bewertung keinen Raum f&#252;r eine generalisierende Betrachtung unter Einschluss anderer potentiell lebersch&#228;digender Arzneimittel. Entsprechende Vergleiche, insbesondere bei Risikoentscheidungen, leiden schon im Ansatz unter der Schwierigkeit, eine Vergleichbarkeit der Pr&#228;parate zu begr&#252;nden und h&#228;tten im Erfolgsfall das Einpendeln auf dem jeweils niedrigsten Sicherheitsniveau zur Folge. Dessen ungeachtet unterliegt auch &#8222;Ergenyl chrono&#8220; einem durchaus engmaschigen Sicherheitsregime, welches das BfArM in seinem Schriftsatz vom 13.11.2018 zutreffend beschreibt.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Nachvollziehbare Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme, regelm&#228;&#223;ige Leberwertkontrollen seien zur Risikominimierung generell ungeeignet und Hinweise an den Patienten auf die Symptome einer Lebersch&#228;digung seien wichtiger &#8211; so Prof. U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Gutachten vom 07.09.2018 &#8211; bestehen demgegen&#252;ber nicht. Sie gr&#252;ndet sich auf dem lebersch&#228;digenden Potential vieler anderer Arzneistoffe, bei denen regelm&#228;&#223;ige Kontrollen nicht oder weitmaschiger angeordnet sind, ist damit aber demselben Einwand ausgesetzt wie Vergleichsbetrachtungen bei der Risikobewertung allgemein. Auch geht Prof. U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; insgesamt von einem &#228;u&#223;erst geringen Risiko Kava-Kava-haltiger Pr&#228;parate aus, was angesichts der aktuellen Negativ-Monographie des HMPC vom 21.11.2017 deutlichen Zweifeln unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">9.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die unter II. des Bescheides vom 24.08.2015 angeordnete Auflage, Schulungsmaterial in Gestalt eines anliegenden Patientenheftes zur Verf&#252;gung zu stellen, ist rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Ob f&#252;r die Anordnung eines Patientenheftes &#252;ber die textliche Gestaltung der Gebrauchsinformation hinaus eine gesetzliche Erm&#228;chtigungsgrundlage besteht, kann letztlich offen bleiben.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Der im Bescheid herangezogene &#167; 28 Abs. 3 b Satz 1 Nr. 2 AMG ist jedenfalls nicht einschl&#228;gig, da er zur nachtr&#228;glichen Anordnung von Unbedenklichkeitspr&#252;fungen erm&#228;chtigt. In Betracht kommt, das Schulungsmaterial als Teil eines Risikomanagement-Systems aufzufassen und damit Nr. 1 der Norm anzuwenden. Ob Schulungsmaterial an den Patienten generell unter Nr. 1 der Norm gefasst werden kann, ist in der Rechtsprechung ungekl&#228;rt. Der Begriff des Risikomanagement-Systems ist identisch mit den nunmehr nach &#167; 22 Abs. 5 a AMG bei Neuzulassungsantr&#228;gen vorzulegenden Unterlagen. &#167; 4 Abs. 36 AMG definiert auf der Grundlage des Art. 1 Nr. 28 lit. b der RL 2001/83/EG das Risiko-Management-System als die Summe der T&#228;tigkeiten im Bereich der Pharmakovigilanz und Ma&#223;nahmen, durch die Risiken in Zusammenhang mit einem Arzneimittel ermittelt, beschrieben, vermieden oder minimiert werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Zu den Einzelheiten vgl. Thiele, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 26 Rnr. 29 ff.; Schickert, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hofmann, AMG, 2. Auflage 2016, &#167; 4 Rnr. 261-270.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Ob hierunter ein Patientenheft im Sinne einer risikovorsorgenden Ma&#223;nahme gefasst werden kann, kann jedoch auf sich beruhen. Denn die getroffene Anordnung des BfArM ist jedenfalls nicht erforderlich und mithin unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Das dem Bescheid beigef&#252;gte Patientenheft ersch&#246;pft sich in einer wiederholenden Darstellung dessen, was bereits aus der Gebrauchsinformation f&#252;r den Patienten ersichtlich ist. Weshalb es unter Aspekten der Risikovorsorge einer zus&#228;tzlichen Information bedarf, erschlie&#223;t sich nicht. Auch der streitgegenst&#228;ndliche Bescheid liefert hierf&#252;r keine nachvollziehbare Begr&#252;ndung. Er verweist lediglich darauf, dass es sich um eine weitere Risikominimierungsma&#223;nahme handele, was keine inhaltliche Begr&#252;ndung ist. Vor dem Hintergrund der aufgrund der Verschreibungspflicht und der obligatorischen Leberwert-Kontrollen ohnedies notwendigen Arztbesuche besteht kein rechtfertigender Grund f&#252;r eine die Angaben der Gebrauchsinformation zum Teil in anderer druckgraphischer Gestaltung wiederholende Patienteninformation.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Vergleichbares gilt f&#252;r die beigef&#252;gte Erinnerungskarte, die keinen eigenst&#228;ndigen Informationswert hat und nicht wesentlich &#252;ber die Terminszettel hinausgeht, die seitens der &#196;rzteschaft den Patienten oftmals ohnehin ausgeh&#228;ndigt werden. Da die &#220;berwachung der Kontrollintervalle dem behandelnden Arzt obliegt und mit diesem die Termine vereinbart werden, ist eine hinreichende Risikovorsorge gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 709, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil steht den Beteiligten die Berufung an das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen zu, wenn sie von diesem zugelassen wird. Die Berufung ist nur zuzulassen, wenn</p> <span class="absatzRechts">140</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">1. ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">2. die Rechtssache besondere tats&#228;chliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">3. die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung hat,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">4. das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtsh&#246;fe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder</p> </li> <li><span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">5. ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, schriftlich zu beantragen. Der Antrag auf Zulassung der Berufung muss das angefochtene Urteil bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung des Antrags auf Zulassung der Berufung auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Gr&#252;nde, aus denen die Berufung zugelassen werden soll, sind innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollst&#228;ndigen Urteils darzulegen. Die Begr&#252;ndung ist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 M&#252;nster, einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Vor dem Oberverwaltungsgericht und bei Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht eingeleitet wird, muss sich jeder Beteiligte durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollm&#228;chtigte sind Rechtsanw&#228;lte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzen, f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts auch eigene Besch&#228;ftigte oder Besch&#228;ftigte anderer Beh&#246;rden oder juristischer Personen des &#246;ffentlichen Rechts mit Bef&#228;higung zum Richteramt zugelassen. Dar&#252;ber hinaus sind die in &#167; 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im &#220;brigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Die Antragsschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks"><strong>Beschluss</strong></p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Der Wert des Streitgegenstandes wird auf</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">45.000,00 &#8364;</span></strong></p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Der festgesetzte Streitwert entspricht &#8211; entsprechend der aus dem Urteil ersichtlichen Gliederung &#8211; f&#252;r jede der unter 1. bis 9. getroffenen Regelungen jeweils dem gesetzlichen Auffangstreitwert von 5.000,00 Euro (&#167; 52 Abs. 2 GKG).</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluss kann schriftlich oder zu Protokoll des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle, Beschwerde bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, einzulegen. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200&#160;Euro &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p>
188,471
vg-koln-2019-01-22-7-k-736815
{ "id": 844, "name": "Verwaltungsgericht Köln", "slug": "vg-koln", "city": 446, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
7 K 7368/15
2019-01-22T00:00:00
2019-02-11T11:04:01
2019-02-13T12:21:06
Urteil
ECLI:DE:VGK:2019:0122.7K7368.15.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Bescheid des Bundesamtes f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 wird aufgehoben, soweit unter Nr. 3 bez&#252;glich Abschnitt 4.4 der Fachinformation und in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformation eine Kontrolle der Leberwerte (GPT und &#947;-GT) auch in der 3., 5. und 7. Behandlungswoche angeordnet ist. Nr. II des Bescheides vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 wird aufgehoben.</p> <p>Im &#220;brigen wird die Klage abgewiesen.</p> <p>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Die Kosten des Verfahrens tragen die Kl&#228;gerin zu 7/9 und die Beklagte zu 2/9.</p> <p>Das Urteil ist f&#252;r die Kl&#228;gerin hinsichtlich der Kosten gegen Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 110 % des Vollstreckungsbetrages vorl&#228;ufig vollstreckbar. F&#252;r die Beklagte ist es hinsichtlich der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Kl&#228;gerin kann die Vollstreckung durch Leistung einer Sicherheit in H&#246;he von 110 % des Vollstreckungsbetrages abwenden, wenn nicht die Beklagte vor der Vollstreckung Sicherheit in gleicher H&#246;he leistet.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>T a t b e s t a n d</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin ist Inhaberin der arzneimittelrechtlichen Zulassungen f&#252;r die Pr&#228;parate &#8222;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Kapseln&#8220;, &#8222;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Tropfen&#8220;, &#8222;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Tropfen&#8220; und &#8222;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Dragees&#8220;. Dabei handelt es sich um pflanzliche Angstl&#246;ser (Anxiolytika) zur Anwendung bei nerv&#246;sen Angst-, Spannungs- und Unruhezust&#228;nden, die als Wirkstoff einen Kava-Kava-Wurzelstock-Trockenextrakt &#8211; <em>Piperis methystici rhizoma</em> &#8211; in Gestalt eines ethanolischen Auszugs enthalten. Die Anwendungsgebiete der Arzneimittel entsprechen den Vorgaben der Monographie der Kommission&#160;E vom 01.06.1990 &#8222;Nerv&#246;se Angst-, Spannungs- und Unruhezust&#228;nde&#8220;. Im Jahre 2001 leitete das Bundesinstitut f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgrund von Berichten &#252;ber Verdachtsf&#228;lle von Nebenwirkungen in Gestalt lebertoxischer Effekte bei acetonischen Kava-Kava-Ausz&#252;gen, insbesondere aus der Schweiz, ein Stufenplanverfahren nach &#167;&#160;63 des Arzneimittelgesetzes (AMG) ein. Nach Anh&#246;rung der betroffenen pharmazeutischen Unternehmen widerrief die Beklagte mit Bescheid vom 14.06.2002 erstmals die Zulassungen Kava-Kava- und Kavain-haltiger Arzneimittel bis zu einer hom&#246;opathischen Verd&#252;nnung von D4. Zum 01.07.2002 wurde die Verschreibungspflicht f&#252;r derartige Pr&#228;parate eingef&#252;hrt. Die Kommission&#160;E empfahl in einer Stellungnahme vom 03.07.2002 bestimmte Sicherheitsma&#223;nahmen. Gegen den Widerruf erhoben die betroffenen Unternehmen Widerspruch, woraufhin das BfArM an der Widerrufsentscheidung nicht festhielt, sondern stattdessen mit Bescheid vom 12.05.2005 ein befristetes Ruhen der betroffenen Zulassungen anordnete.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Mit Bescheid vom 21.12.2007 widerrief das BfArM die Zulassungen Kava-Kava- und Kavain-haltiger Arzneimittel und hom&#246;opathischer Zubereitungen aus Kava-Kava-Zubereitungen bis zu einer Verd&#252;nnung von D4 erneut, da der begr&#252;ndete Verdacht sch&#228;dlicher Wirkungen auch unter Ber&#252;cksichtigung der von den betroffenen Unternehmen und ihren Verb&#228;nden vorgelegten Unterlagen fortbestehe. Die hiergegen erhobenen Widerspr&#252;che wies die Beh&#246;rde mit Widerspruchsbescheiden vom 21.02.2012 zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Auf die dagegen beim Verwaltungsgericht K&#246;ln erhobenen Klagen hob das Gericht mit Urteilen vom 20.05.2014 - 7 K 6971/11 u.a. - die Widerrufsbescheide in Gestalt der Widerspruchsbescheide auf. Die gegen die Urteile seitens der Beklagten eingelegten Berufungen wies das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen mit Urteilen vom 25.02.2015 - 13 A 1373/14 u.a. - zur&#252;ck, da die Voraussetzungen f&#252;r einen Widerruf der Zulassungen nicht erf&#252;llt seien. Zwar sei das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis der betroffenen Pr&#228;parate derzeit ung&#252;nstig, jedoch k&#246;nne dieser Versagungsgrund ausger&#228;umt werden, indem die Zulassungen unter Ber&#252;cksichtigung der von der Kommission&#160;E vorgeschlagenen regulatorischen Ma&#223;nahmen ge&#228;ndert w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Mit Anh&#246;rungsschreiben vom 27.03.2015 er&#246;ffnete das BfArM ein Stufenplanverfahren der Stufe&#160;II.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Mit Schreiben vom 30.10.2015 beantragte die Kl&#228;gerin beim BfArM, die Kommission&#160;E zur Nutzen-Risiko-Bewertung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln anzuh&#246;ren und ein Votum dar&#252;ber einzuholen, ob die im Jahr 2002 vorgeschlagenen Ma&#223;nahmen noch dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Das BfArM &#228;nderte mit dem hier streitgegenst&#228;ndlichem Bescheid vom 24.08.2015 die Zulassungen Kava-Kava-haltiger Arzneimittel wie folgt:</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">&#8222;I.&#160;Die Zulassungen der in der Anlage aufgef&#252;hrten Kava-Kava-haltigen Arzneimittel sind hinsichtlich der</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1.&#160;Dosierung, Anwendergruppe</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">2.&#160;Anwendungsdauer,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">3.&#160;behandlungsbegleitenden Verpflichtung zur Bestimmung der Leberwertlaborparameter,</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">4.&#160;Wechselwirkungs-, Warn- und Nebenwirkungshinweisen sowie</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">5.&#160;Packungsgr&#246;&#223;e gem&#228;&#223; &#167;&#160;28 Abs.&#160;2 S.&#160;1 Nr.&#160;4 AMG</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">wie folgt zu &#228;ndern:</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Zu oben 1. und 2.:</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Die Dosierung ist unter 4.2 der Fachinformation &#8222;Dosierung, Art und Dauer der Anwendung&#8220; und in der Gebrauchsinformation (Abschnitt&#160;3) folgenderma&#223;en zu bezeichnen:</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks"><em>Erwachsene: Die maximale Tagesdosis betr&#228;gt 200&#160;mg Kava-Pyrone. Die &#252;bliche Behandlungsdauer betr&#228;gt einen Monat, maximal 2&#160;Monate.</em></p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Unter 4.3 der Fachinformation &#8222;Gegenanzeigen&#8220; und in Abschnitt&#160;2 der Gebrauchsinformation &#8222;[] darf nicht eingenommen werden&#8220; ist folgender Text aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks"><em>Dieses Arzneimittel darf bei Kindern und Jugendlichen unter 18&#160;Jahren nicht angewendet werden.</em></p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Zu oben 3. und 4.:</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die <span style="text-decoration:underline">Fachinformation</span> ist im Abschnitt 4.4. &#8222;Besondere Warnhinweise und Vorsichtsma&#223;nahmen f&#252;r die Anwendung&#8220; zu erg&#228;nzen um:</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks"><em>In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.</em></p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks"><em>Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Laborwerte (GPT und &#947;-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung einmal w&#246;chentlich bestimmt werden. Die Bestimmung am Ende der Behandlung wird empfohlen.</em></p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks"><em>Bei der Anwendung von &lt;Arzneimittelname&gt; k&#246;nnen Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Arzneistoffen auftreten. Zu diesen Stoffen geh&#246;ren Substrate und Inhibitoren f&#252;r das Zytochrom P450 2D6 und potenziell hepatotoxische Medikamente, unter anderem Beta-Rezeptorenblocker, bestimmte Antidepressiva und Arzneimittel der Migr&#228;netherapie. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol ist zu vermeiden.</em></p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">In die <span style="text-decoration:underline">Gebrauchsinformation</span> ist folgender Hinweis in Abschnitt&#160;2 einzuf&#252;gen:</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks"><em>Was ist zu tun, um m&#246;gliche schwerwiegende Leberprobleme zu vermeiden?</em></p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks"><em>Beenden Sie die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; und suchen Sie einen Arzt auf, wenn bei Ihnen Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten (z.&#160;B. Gelbf&#228;rbung der Haut oder Augen, dunkler Urin, starke Schmerzen im Oberbauch, Appetitverlust). Ihr Arzt kontrolliert Ihre Leberwerte einmal w&#246;chentlich und nach seinem Ermessen am Ende der Behandlung.</em></p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks"><em>&lt;Arzneimittelname&gt; kann mit zahlreichen anderen Arzneistoffen mit potentiell lebersch&#228;digenden Eigenschaften, unter anderem Beta-Rezeptorenblockern, bestimmten Antidepressiva und Arzneimitteln der Migr&#228;netherapie in Wechselwirkung treten und m&#246;gliche hepatotoxische Nebenwirkungen verst&#228;rken. Der gleichzeitige Konsum von Alkohol ist zu vermeiden.</em></p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Im Abschnitt&#160;4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformation und in Abschnitt&#160;4 der Gebrauchsinformation ist nachfolgende Formulierung aufzunehmen:</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks"><em>In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.</em></p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Zu oben 5.:</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Packungsgr&#246;&#223;en werden gem&#228;&#223; den Vorgaben des Gerichtes auf 30 Tagesdosen bei einer maximalen Tagesdosis von 200&#160;mg beschr&#228;nkt.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">II. Die Zulassungen werden mit der Auflage verbunden, im Zusammenhang mit dem Inverkehrbringen der betroffenen Arzneimittel Schulungsmaterial f&#252;r Patienten zur Verf&#252;gung zu stellen (s.&#160;Anlage).</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Die Anordnungen beruhten auf &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz i.V.m. Abs. 2a und &#167; 28 Abs. 3b Satz 1 Nr. 2 AMG. In Umsetzung der Urteile des Oberverwaltungsgerichts f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen seien die Vorschl&#228;ge der Kommission&#160;E zur Minderung des Anwendungsrisikos der betroffenen Arzneimittel zu &#252;bernehmen. Dar&#252;ber hinaus werde durch die Ma&#223;nahme das Risiko hepatotoxischer Nebenwirkungen aufgrund der vorliegenden Verdachtsf&#228;lle unerw&#252;nschter Wirkungen im Zusammenhang mit der Anwendung Kava-Kava-haltiger Arzneimittel angemessen ber&#252;cksichtigt. Ferner wies die Beklagte darauf hin, dass die Anordnung nach &#167;&#160;30 Abs.&#160;3 Satz&#160;4 AMG sofort vollziehbar sei.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Den hiergegen gerichteten Widerspruch wies die Beklagte mit Widerspruchsbescheid&#160; vom 15.12.2015 als unbegr&#252;ndet zur&#252;ck.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Am 22.12.2015 hat die Kl&#228;gerin &#8211; wie die anderen betroffenen Unternehmen in den Verfahren 7 K 7367/15, 7 K 7369/15, 7K 7371/15 und 7 K 7372/15 &#8211; Klage erhoben. Sie f&#252;hrt zur Begr&#252;ndung im Wesentlichen aus:</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die angeordneten Ma&#223;nahmen seien im Vergleich zu denen bei deutlich risikoreicheren Arzneimitteln unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Sie f&#246;rderten deren Anwendung und dienten damit nicht der Risikoverminderung. Sie entspr&#228;chen auch nicht dem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Die Anordnungen Ziffern&#160;1. und&#160;2. zur auf zwei Monate beschr&#228;nkten Behandlungsdauer und der Verwendungsausschluss bei Kindern seien in der Sache nicht zu rechtfertigen. Immerhin seien Benzodiazepine bei der Behandlung von Kindern zugelassen. Der Hinweis auf m&#246;gliche Todesf&#228;lle (Ziffern&#160;3. und&#160;4.) stehe au&#223;er Verh&#228;ltnis zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Gerade f&#252;r Patienten mit Angstst&#246;rungen seien derart furchterregende Schilderungen nicht therapiefreundlich. V&#246;llig au&#223;er Verh&#228;ltnis stehe die Anordnung der w&#246;chentlichen Bestimmung der Leberwerte. Diese Empfehlungen der Kommission seien in den &#8222;Turbulenzen eines akuten Stufenplanverfahrens&#8220; entstanden und bed&#252;rften mittlerweile einer &#220;berpr&#252;fung unter Beachtung des aktuellen Stands der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ein angemessenes Monitoring m&#252;sse sich an dem etablierten Standard von Ma&#223;nahmen f&#252;r Pr&#228;parate mit vergleichbaren Risiken orientieren. Jedoch f&#228;nden sich bei Pr&#228;paraten mit weit h&#246;heren lebertoxischen Risiken nicht ann&#228;hernd vergleichbare Angaben. Die Angaben zu Wechselwirkungen seien zu akzeptieren. Der Hinweis auf Lebersch&#228;den &#8222;bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inklusive Todesf&#228;lle)&#8220; sei in Gebrauchs- und Fachinformationen zu streichen. Die Auflage zur Verwendung von Schulungsmaterialien f&#252;r &#196;rzte und Patienten stehe in krassem Widerspruch zu den Anordnungen, die &#252;blicherweise in F&#228;llen vergleichbarer Art getroffen w&#252;rden. Die Beklagte habe dies auch nicht in einem Stufenplanverfahren zu pelargoniumhaltigen Arzneimitteln f&#252;r n&#246;tig gehalten. Dies begr&#252;nde einen krassen Versto&#223; gegen das Gleichbehandlungsgebot. Die vorgelegte Stellungnahme von <em>Dr.&#160;T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;</em> belege, dass die Kommission&#160;E in Anwendung der Ma&#223;st&#228;be f&#252;r Pelargonium hinsichtlich Kava-Kava zu einem anderen Ergebnis komme. Auch im Zusammenhang mit Pelargonium sei im diesbez&#252;glichen Stufenverfahren ein Fall einer erforderlichen Lebertransplantation bekannt gewesen. Die Beurteilung des Schweregrades von lebertoxischen Nebenwirkungen von Kava-Kava beruhe zwangsl&#228;ufig auf einem Vergleich mit anderen Therapeutika im gleichen Indikationsgebiet. Ein Vergleich der Inzidenzraten f&#252;r lebertoxische Effekte beispielsweise von Tranquilizern und Neuroleptika im Vergleich zu Kava-Kava-haltigen Pr&#228;paraten habe der Kommission&#160;E im Jahre&#160;2002 nicht vorgelegen. Die Beklagte habe in ihrer Berufungsbegr&#252;ndung zur Bewertung von Falldaten zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln das CIOMS-Verfahren als Mittel der Wahl dargestellt, dieses aber zu keinem Zeitpunkt angewandt. Die von ihr verwandte, abweichende Methode anhand der WHO-Kriterien habe Professor U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in seinen Publikationen als untauglich kritisiert. Die Bewertungsmethode der Beklagten, die keinen Algorithmus erfordere, f&#252;hre zu einer erheblichen &#220;bersch&#228;tzung des Leberrisikos. Damit die Kommission eine notwendige &#220;berpr&#252;fung vornehmen k&#246;nne, solle der Beklagten auferlegt werden, der Kommission&#160;E eine Bewertung nach dem CIOMS-Verfahren vorzulegen.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Mit Auflagenbeschluss nach m&#252;ndlicher Verhandlung vom 24.10.2017 hat die Kammer der Beklagten aufgegeben, eine Stellungnahme der Kommission E zu folgenden Fragen vorzulegen:</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">1. Sind die in der Ergebnisniederschrift der 19.&#160;Sitzung vom 03.07.2002 auf Seite&#160;5 vorgeschlagenen Ma&#223;nahmen nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse noch angemessen f&#252;r Kava-Kava-haltige Arzneimittel, die als Wirkstoff ausschlie&#223;lich einen ethanolischen Extrakt von Nobel-Kava enthalten?</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">2. Gibt es Arzneimittel mit vergleichbaren Risiken und weniger eingreifenden Risikoma&#223;nahmen? Falls ja, sollten die vom Bundesamt f&#252;r Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Bescheid vom 24.08.2015 vorgesehenen Risikoma&#223;nahmen diesen Ma&#223;nahmen angepasst werden?</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">3. Sind die Anordnungen des BfArM im Bescheid vom 24.08.2015 zur Behandlungsdauer und zur Anwendung bei Kindern aus pharmazeutischer Sicht gerechtfertigt?</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">4. Ist der f&#252;r Abschnitt 4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformationen und f&#252;r Abschnitt&#160;4 der Gebrauchsinformation angeordnete folgende Hinweis aus pharmazeutischer Sicht gerechtfertigt?</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">&#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">5. Ist die folgende, von der Kl&#228;gerin vorgeschlagene Angabe zur Frequenz der Bestimmung der Leberwerte aus pharmazeutischer Sicht ausreichend?</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Laborwerte (GPT und Gamma-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung bestimmt werden, wenn sich Anzeichen von Lebersch&#228;den zeigen (siehe Abschnitt Warnhinweise). Nach einem Monat sind die Werte dann zu bestimmen, wenn eine Behandlung f&#252;r einen weiteren Monat geplant ist.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">H&#228;lt die Kommission&#160;E gegebenenfalls eine andere Formulierung aus pharmazeutischer Sicht f&#252;r angemessen?</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">6. Ist der folgende von der Kl&#228;gerin vorgeschlagene Warnhinweis zur Lebertoxizit&#228;t angemessen und ausreichend?</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">&#8222;Der Arzt kontrolliert gegebenenfalls Ihre Leberwerte und &#8211; nach seinem Ermessen &#8211; auch am Ende der Behandlung, insbesondere wenn eine weitere Behandlung geplant ist.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Das BfArM hat daraufhin eine Antwort der Kommission E mit Datum vom 14.02.2018 vorgelegt. Wegen der Einzelheiten wird auf Bl. 90-92 der Gerichtsakte Bezug genommen. Unter dem 20.07.2018 hat das BfArM das zugeh&#246;rige Ergebnisprotokoll der 37. Sitzung der Kommission E vorgelegt, das hinsichtlich der Teilnehmer und verschiedener Tagesordnungspunkte geschw&#228;rzt war und unter dem TOP 6 &#8222;Verschiedenes&#8220; / TOP 6.1 &#8222;Bitte des Verwaltungsgerichts um eine aktuelle Stellungnahme der Kommission E&#8220;&#160; den Inhalt aber vollst&#228;ndig wiedergibt. Die Kl&#228;gerin &#228;u&#223;erte daraufhin den Verdacht, dass durch die Schw&#228;rzungen wesentliche &#196;u&#223;erungen zum Thema verborgen werden sollten. Im Termin zur m&#252;ndlichen Verhandlung am 18.12.2018 erhielt die Kl&#228;gerin auf entsprechenden Beschluss der Kammer die Kopie eines auch hinsichtlich der TOP 4.0 bis 4.4 ungeschw&#228;rzten Exemplars des Ergebnisprotokolls.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin legt ein Gutachten von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 07.09.2018 zur &#8222;Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit&#8220; der Bestimmung von Leberwerten, eine Synopse der verschiedenen Formulierungen und weitere Unterlagen vor. In der Sache tr&#228;gt sie weitergehend vor: Mit der von der Kommission E vorgeschlagenen Tagesdosis von 100-200 mg Kava-Pyrone (bestimmt mittels HPLC) sei sie einverstanden. Dies gelte auch bez&#252;glich der vorgeschlagenen Therapiedauer bis zu 3 Monaten, die nach &#228;rztlicher Einsch&#228;tzung verl&#228;ngert werden k&#246;nne. Sie sei auch bereit, die Kontraindikation &#8222;Vorbestehende Lebererkrankungen und erh&#246;hte Leberenzymwerte&#8220; aufzunehmen, wie von der Kommission empfohlen. Dies gelte auch f&#252;r den Anwendungsausschluss bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren und den Hinweis an die Patienten, die Einnahme bei Zeichen einer Lebersch&#228;digung sofort zu beenden. Auch mit den angeordneten Angaben zu Wechselwirkungen sei sie einverstanden. Sie sollten aber im Bereich der Warnhinweise nicht wiederholt werden. Den angeordneten Packungsgr&#246;&#223;en von 30 Tagesdosen bei einer maximalen Tagesdosis von 200 mg stimme man zu.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Der Warnhinweis in der Fachinformation &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde...&#8220; k&#246;nne ersatzlos entfallen, da er nur eine Wiederholung dessen beinhalte, was bereits unter &#8222;Nebenwirkungen&#8220; ausgesagt worden sei und Redundanzen zu vermeiden seien. Irref&#252;hrend sei auch die Angabe, ein Kausalzusammenhang sei <em>im Einzelfall</em> nicht sicher belegt, was den Eindruck erwecke, dass es viele F&#228;lle gebe, in denen der Nachweis gef&#252;hrt sei.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die Frequenz der Bestimmung der Leberwerte k&#246;nne weder den Vorgaben des BfArM noch der Auffassung der Kommission gefolgt werden. Gem&#228;&#223; den Empfehlungen von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; solle der Wortlaut vielmehr wie folgt gefasst werden:</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Vermeidung von Lebersch&#228;den m&#252;ssen die Leberwerte (GPT und y-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung bestimmt werden, wenn sich Anzeichen von Lebersch&#228;den zeigen (siehe Abschnitt Warnhinweise). Im weiteren Verlauf sind die Werte monatlich zu bestimmen, solange die Therapie andauert.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Der Patientenschutz sei hierdurch angemessen gew&#228;hrleistet, wie ein Vergleich mit der Formulierung bei dem Arzneimittel &#8222;Ergenyl&#8220; mit weitaus h&#246;herem hepatotoxischem Risiko zeige. Die Angaben in der Gebrauchsinformation sollten entsprechend angepasst werden.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Die Beschreibung der Nebenwirkungen sei, wie vom BfArM gefordert, nicht angemessen und werde dem Risiko nicht gerecht, das in etwa dem bei Pelargonium (&#8222;Umckaloabo&#8220;) entspreche. Dementsprechend solle formuliert werden:</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">&#8222;F&#228;lle von Lebersch&#228;den wurden im Zusammmenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet; die H&#228;ufigkeit ist nicht bekannt.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Gelegentlich wurde unter der Einnahme eine Erh&#246;hung der Leberwerte beobachtet.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dies entspreche der Formulierung des HMPC f&#252;r Pelargonium.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung von Schulungsmaterial sei unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Die Kl&#228;gerin verweist auch in diesem Zusammenhang auf Pelargonium-haltige Produkte und auf &#8222;Ergenyl&#8220;.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten haben in der m&#252;ndlichen Verhandlung vom 18.12.2018 einen Vergleich geschlossen. Wegen des Inhalts wird auf die Sitzungsniederschrift verwiesen. Die Beklagte hat diesen Vergleich entsprechend dem vereinbarten Vorbehalt am 15.01.2019 widerrufen.</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;gerin beantragt,</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">den Bescheid des BfArM vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 aufzuheben.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt,</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Sie tritt dem Vorbringen der Kl&#228;gerin in wesentlichen Punkten entgegen. So bestehe kein Grund f&#252;r eine Verl&#228;ngerung der Behandlungsdauer. Nach den vorliegenden Daten liege der zeitliche Gipfel des lebertoxischen Potentials bei 3-4 Monaten nach Medikationsbeginn. Unter den ausgewerteten belastbaren F&#228;llen finde sich nur ein lebensbedrohlicher Fall mit einer Anwendungsdauer von unter 8 Wochen. Auch die Kommission f&#252;hre zur Begr&#252;ndung ihres Vorschlags keine weiteren Daten an. Die Erg&#228;nzung des Abschnitts &#8222;Gegenanzeigen&#8220; um die Kontraindikationen &#8222;vorbestehende Lebererkrankungen&#8220; und &#8222;erh&#246;hte Leberenzymwerte&#8220; werde bef&#252;rwortet.</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">Der Warnhinweis stehe im Einklang mit den Vorgaben in Abschnitt 4.4 der SmPC-Guideline und sollte beibehalten werden. Die Beklagte schlug jedoch folgende Formulierung vor:</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">&#8222;Bei der Anwendung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln sind F&#228;lle von Lebersch&#228;digungen (Anstieg der Leberenzymwerte) sowie F&#228;lle von Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) aufgetreten. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von /.../ sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich der Kontrolle der Leberwerte zeigte sie sich bereit, der Empfehlung der Kommission E zu folgen und zu formulieren:</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">&#8222;Zur Erfassung von bestehenden oder sich unter Therapie entwickelnden Lebersch&#228;den m&#252;ssen zumindest die Leberenzyme <em>&#947;</em>-GT und GPT vor Behandlungsbeginn und nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen bestimmt werden&#8220;,</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">in der Gebrauchsinformation:</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">&#8222;Vor der Behandlung mit /.../ wird Ihr Arzt bzw. Ihre &#196;rztin einen Bluttest durchf&#252;hren, um die Leberfunktion zu &#252;berpr&#252;fen. Ihr Arzt bzw. Ihre &#196;rztin wird diese Tests nach Therapiebeginn nach 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen&#160; wiederholen.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">Eine Vergleichbarkeit mit &#8222;Ergenyl&#8220; bestehe nicht, da insoweit umfangreiche Vorab-Untersuchungen vorgesehen seien, die weit &#252;ber das bei Kava-Kava vorgesehene Ma&#223; hinausgingen. Auch seien dort Verlaufskontrollen vorgesehen.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">Auch erscheine es unter Ber&#252;cksichtigung der Ausf&#252;hrungen von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und der erneuten Durchsicht der UAW-F&#228;lle angebracht, die &#252;brigen Informationen in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformationen anzupassen und wie folgt zu erg&#228;nzen:</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">&#8222;Was k&#246;nnen Sie tun, um m&#246;gliche schwerwiegende Lebersch&#228;den zu vermeiden?</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Beenden Sie die Einnahme von /.../ und suchen Sie einen Arzt auf, sobald Sie ein Anzeichen f&#252;r eine Lebersch&#228;digung bei sich bemerken (z.B. Gelbf&#228;rbung der Haut oder Augen, dunkler Urin, Schmerzen im Oberbauch, &#220;belkeit, Erbrechen, Appetitverlust, Gewichtsverlust, Mattigkeit, Juckreiz, helle Stuhlfarbe und Gelenkbeschwerden)</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">...</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">/.../ kann mit zahlreichen anderen (lebersch&#228;digenden) Arzneistoffen in Wechselwirkung treten und so m&#246;gliche Lebersch&#228;den verst&#228;rken. Dazu geh&#246;ren unter anderem bestimmte Arzneimittel gegen Bluthochdruck (Beta-Rezeptorenblocker), hormonelle Verh&#252;tungsmittel (&#8222;Antibaby-Pille&#8220;), bestimmte Arzneimittel gegen Depressionen und Arzneimittel zur Migr&#228;nebehandlung. Konsum von Alkohol w&#228;hrend der Behandlung sollten Sie vermeiden.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Der Hinweis unter Nebenwirkungen sollte wie folgt angepasst werden:</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">&#8222;Bei der Anwendung von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln sind F&#228;lle von Lebersch&#228;digungen (Anstieg der Leberenzymwerte) sowie F&#228;lle von Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) aufgetreten.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des Schulungsmaterials zog die Beklagte eine Aufhebung der Auflage in Betracht, sofern die &#252;brigen Risikominimierungsma&#223;nahmen umgesetzt w&#252;rden.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Zudem weist die Beklagte darauf hin, dass das Bewertungsverfahren &#8222;Kava-Kava&#8220; auf europ&#228;ischer Ebene mit dem Ergebnis abgeschlossen worden sei, dass wegen des ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses eine Monographie nicht erstellt werden k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Mit Schriftsatz vom 05.12.2018 f&#252;hrt die Kl&#228;gerin erg&#228;nzend aus: Eine Begrenzung der Behandlungsdauer entgegen dem Vorschlag der Kommission sei nicht gerechtfertigt. Leberreaktionen manifestierten sich in der Regel wesentlich fr&#252;her nach Behandlungsbeginn. Ein sp&#228;terer Beginn werde nach den CIOMS-Kriterien klinisch als entlastende Beobachtung gewertet. Die Behandlungsdauer k&#246;nne auch mit dem Hinweis auf die Zulassung von &#8222;Ergenyl&#8220; gerechtfertigt werden. Die Vorschl&#228;ge des BfArM zu Warnhinweisen enthielten weiterhin Redundanzen. Das gelte auch f&#252;r die neuen Vorschl&#228;ge zu erg&#228;nzenden Angaben, die bereits unter &#8222;Wechselwirkungen&#8220; genannt seien. Weiterhin unangemessen seien auch Hinweise auf lebensbedrohlichen Ausgang und Todesf&#228;lle. Der Rhythmus der angeordneten Leberwert-Kontrollen m&#252;sse sich durchaus an &#8222;Ergenyl&#8220; messen lassen. Dieses weise mit &#8222;h&#228;ufigen&#8220; Lebernebenwirkungen (1-10 Patienten von 100 Behandelten im Gegensatz zu 0,008 F&#228;llen bei 1 Mio. Tagesdosen, sofern kausal) ein deutlich h&#246;heres Sch&#228;digungspotential auf. Es sei nicht einzusehen, weshalb Kava Kava einem deutlich strengeren Regime unterfallen solle.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Die Bewertung des HMPC rechtfertige keine andere Bewertung des Zulassungsstatus. Die Kommission E habe in Kenntnis dieser Bewertung das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis positiv bewertet. Im &#220;brigen stehe die Schlussfolgerung des HMPC im Widerspruch zu dem Bewertungsbericht, auf den verwiesen werde. Danach bestehe nach Auffassung der wissenschaftlichen Bewerter des HMPC kein toxikologisch relevantes Risiko bei der Anwendung Kava-Kava-haltiger Arzneimittel.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte des vorliegenden Verfahrens wie der Parallelverfahren 7 K 7367/15, 7 K 7369/15, 7 K 7371/15 und 7 K 7372/15 nebst vorgelegter Anlagen sowie die beigezogenen Verwaltungsvorg&#228;nge des BfArM Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks"><strong>E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e</strong></p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Die Klage ist &#252;berwiegend nicht begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Der Bescheid des BfArM vom 24.08.2015 in der Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 15.12.2015 ist nur in dem im Urteilstenor bezeichneten Umfang rechtswidrig und verletzt insoweit die Kl&#228;gerin in ihren Rechten, &#167; 113 Abs. 1 Satz 1 VwGO. Im &#220;brigen ist er rechtm&#228;&#223;ig. Die &#196;nderungen der Texte finden in diesen Punkten ihre Rechtsgrundlage in &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz i.V.m. Abs. 2a Satz 1 AMG.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 30 Abs. 1 Satz 1, 2. Halbsatz AMG ist die Zulassung eines Arzneimittels zu widerrufen, wenn einer der Versagungsgr&#252;nde des &#167; 25 Abs. 2 Satz 1 Nr. 3, 5, 5a, 6 oder 7 AMG nachtr&#228;glich eingetreten ist. Dies ist hinsichtlich des Versagungsgrundes eines ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses (Nr. 5) hier der Fall. Das OVG hat in den Berufungsentscheidungen zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln &#8211; auch zu den Pr&#228;paraten der Kl&#228;gerin &#8211; nach eingehender Auseinandersetzung mit allen verf&#252;gbaren wissenschaftlichen Quellen dargelegt, dass die Produkte zwar weiterhin einen belegten Nutzen bei leichten bis mittelschweren Formen von Angstst&#246;rungen haben, dem aber nicht unerhebliche Anwendungsrisiken in Form hepatotoxischer Ereignisse gegen&#252;berstehen, die durch entsprechende Fallberichte belegt und auch durch die Einw&#228;nde der Kl&#228;gerseite, namentlich zur Vergleichbarkeit der verwendeten Extrakte, nicht durchgreifend ersch&#252;ttert sind. Vor diesem Hintergrund ist das Berufungsgericht zu dem Ergebnis gelangt, dass die Auswertung der vorliegenden Ergebnisse <em>f&#252;r</em> die Annahme eines begr&#252;ndeten Verdachts lebersch&#228;digender Wirkungen spricht. Es hat diese Bewertung im Rahmen der Nutzen-Risiko-Abw&#228;gung allerdings angesichts der uneinheitlichen Studienlage, fehlender Erkenntnisse zu konkret lebertoxischen Bestandteilen von Kava-Kava und entsprechenden Wirkmechanismen sowie einer bei 250 Millionen Tagesdosen in zehn Jahren geringen Inzidenzrate relativiert. Hierbei hat das Gericht den Umstand hervorgehoben, dass auch der vom BfArM herangezogene Bericht der Expertengruppe der WHO sich auf alle Arten Kava-Kava-haltiger Arzneimittel bezieht und die getroffene Risikoaussage nicht nach Extrakt und Kultivar differenziert. Hiernach und unter Wertung der vom BfArM vorgenommenen Risikoeinsch&#228;tzung kommt das OVG NRW zu dem Schluss eines <em>derzeit</em> ung&#252;nstigen Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses, dem durch risikominimierende Ma&#223;nahmen auf der Grundlage der Stellungnahme der Kommission E aus dem Jahre 2002 begegnet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a.-, juris.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Die Kammer folgt diesem Ansatz. Er beruht auf einer eingehenden Auseinandersetzung mit der zu Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln bestehenden Erkenntnislage, die den Beteiligten bekannt ist und hier nicht wiederholt zu werden braucht, und f&#252;hrt zur Anwendung des &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG, der in seiner seit Inkrafttreten des 2. Gesetzes zur &#196;nderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften vom 19.10.2012 (BGBl. I S. 2192) geltenden Fassung unmittelbar, d.h. ohne den Erlass einer Auflage, eine beh&#246;rdliche &#196;nderung des Zulassungsinhalts gebietet, wenn hiermit der Versagungsgrund entf&#228;llt. Die Norm ist eine Auspr&#228;gung des Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeitsgrundsatzes und aus diesem Grunde bei Vorliegen ihrer Voraussetzungen gegen&#252;ber dem Widerruf der Zulassung vorrangig.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a. -, juris, Rnr. 164.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Ihre Voraussetzungen in Bezug auf das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis haben sich seit Abschluss der Berufungsverfahren auch nicht durch neues Erkenntnismaterial ver&#228;ndert. Dies gilt auch im Hinblick auf das kl&#228;gerseits vorgelegte Gutachten von <em>Prof. U.</em>&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 07.09.2018 zur &#8222;Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit&#8220; der Bestimmung von Leberwerten, das sich nicht mit der grundlegenden Nutzen-Risiko-Bewertung, sondern mit dem Sinn einer Einzelma&#223;nahme besch&#228;ftigt. Soweit die Kommission E f&#252;r die phytopharmazeutische Therapierichtung &#8211; aufbauend auf der Ergebnisniederschrift vom 03.07.2002 &#8211; auch in der Beantwortung der gerichtlichen Anfrage (Ergebnisprotokoll vom 14.02.2018) weiterhin von einem positiven Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis auszugehen scheint, ergibt sich nichts Abweichendes. Denn aus ihrer fachlichen Sicht h&#228;lt auch die Kommission E risikominimierende Ma&#223;nahmen weiterhin f&#252;r erforderlich. Dem ist auch die Kl&#228;gerin nicht grunds&#228;tzlich entgegengetreten, sondern bestreitet die Rechtm&#228;&#223;igkeit der Einzelma&#223;nahmen.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Pr&#252;fungsgegenstand im gerichtlichen Verfahren sind die Anordnungen des Bescheides vom 24.08.2015, die im Widerspruchsverfahren unver&#228;ndert geblieben sind. Soweit die Beklagte nach Klageerhebung Modifikationen der Texte vorgeschlagen und eine Aufhebung der Auflage zum Schulungsmaterial in Aussicht gestellt hat, bleibt dies hier au&#223;er Betracht. Denn es handelt sich hierbei um Erkl&#228;rungen im Rahmen des Bem&#252;hens, den Rechtsstreit g&#252;tlich beizulegen; eine f&#246;rmliche &#196;nderung des Bescheidtenors beinhalteten die Vorschl&#228;ge nicht. Ebenfalls unber&#252;cksichtigt bleiben die Vorschl&#228;ge der Kl&#228;gerin, Teile der angeordneten Texte zu &#252;bernehmen, da sie f&#252;r den Fall des Widerrufs des Vergleichs an dem Anfechtungsantrag uneingeschr&#228;nkt festgehalten hat.</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Beweisbelastet f&#252;r das Vorliegen der tats&#228;chlichen Voraussetzungen der streitgegenst&#228;ndlichen &#196;nderungen des Zulassungsinhalts ist die Beklagte. Denn Anordnungen nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG sind ein Unterfall des Widerrufs und der R&#252;cknahme einer Zulassung. Hier wie dort wird in den vorhandenen Zulassungsbestand eingegriffen. Anders als im Zulassungsverfahren ist es an der Beh&#246;rde, die Gr&#252;nde f&#252;r einschr&#228;nkende Ma&#223;nahmen darzulegen und zu belegen. Verbleibende durchgreifende Zweifel gehen zu ihren Lasten. Ma&#223;geblicher Zeitpunkt f&#252;r die Bewertung der Sach- und Rechtslage ist im gerichtlichen Verfahren derjenige der m&#252;ndlichen Verhandlung in der Tatsacheninstanz. Nur so kann im Interesse des &#252;bergeordneten Ziels der Arzneimittelsicherheit neuen Erkenntnissen Rechnung getragen werden,</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">vgl. OVG NRW, Urteile vom 25.02.2015 - 13 A 1371/14 u.a. -, juris, Rnr. 50-54; Kr&#252;ger, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hoffmann, Arzneimittelgesetz, 2. Auflage 2016, &#167; 30 Rn. 11; Lietz, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 9 Rn. 23; Rehmann, Arzneimittelgesetz, 4. Auflage 2014, &#167; 30 Rn. 2.</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">Dies vorausgeschickt gilt f&#252;r die Anordnungen des Bescheides vom 24.08.2015 &#8211; soweit rechtm&#228;&#223;ig &#8211; folgendes:</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">1.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Die Beschr&#228;nkung der Tagesdosis auf 200 mg Kava-Pyrone und der Behandlungsdauer auf einen Monat, maximal zwei Monate unter 4.2 der Fachinformation und in Abschnitt 3 der Gebrauchsinformation ist rechtlich nicht zu beanstanden. Der Nachweis von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit eines Arzneimittels und damit eines positiven Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses ist untrennbar mit dem gew&#228;hlten Dosierungsregime verbunden, das sich in klinischen Studien, im Fall bekannter Stoffe auch in der klinischen Anwendung als Optimum erwiesen hat und die Parameter Wirksamkeit und Vertr&#228;glichkeit bestm&#246;glich ausbalanciert. Eine empfohlene Dosierung liegt dabei m&#246;glicherweise unterhalb derjenigen, die eine maximale Wirkung erwarten lie&#223;e, wenn die damit verbundenen erh&#246;hten Risiken nicht mehr vertretbar w&#228;ren und das Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnis negativ w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Schraitle, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 6 Rn. 93</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die nunmehr bestimmte Tages-H&#246;chstdosis von 200 mg Kava-Pyrone weicht nur formal von der seitens der Kommission in ihrer Stellungnahme vom 03.07.2002 zur Risikominimierung empfohlenen Tagesmenge von 120 mg ab. Soweit sie in der aktuellen Stellungnahme vom 14.02.2018 eine Tagesdosis von 100-200 mg empfiehlt, beruht dies auf einer &#196;nderung der Messmethode. Die Gehaltsbestimmung wird nunmehr mittels HPLC (&#8222;Hochleistungsfl&#252;ssigkeitschromatographie&#8220;) vorgenommen, was ver&#228;nderte Werte zur Folge hat. Auch die Kl&#228;gerin hat gegen die Begrenzung der Dosierung keine Einw&#228;nde erhoben.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Die Dauer der Anwendung eines Arzneimittels h&#228;ngt von seinem Anwendungsgebiet und seinem Sicherheitsprofil ab. Eine besondere Rolle spielt hierbei, f&#252;r welchen Zeitraum sicherheitsrelevante Daten vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">102</span><p class="absatzLinks">&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; Vgl. Schraitle, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 6 Rn. 94</p> <span class="absatzRechts">103</span><p class="absatzLinks">Die Kammer geht davon aus, dass die Gefahr hepatotoxischer Ereignisse mit der Dauer der Verabreichung eines potentiell lebersch&#228;digenden Stoffes tendenziell zunimmt. Die Darstellung der Kl&#228;gerin, lebertoxische Ereignisse manifestierten sich regelm&#228;&#223;ig fr&#252;her und ein sp&#228;teres Auftreten werde nach den CIOMS (Council for International Organisations of Medical Sciences) &#8211; Kriterien sogar als entlastend gewertet, ist demgegen&#252;ber nicht nachvollziehbar und auch nicht n&#228;her belegt. Zwar ist angesichts der allgemein uneinheitlichen Quellenlage fraglich, ob eine zeitliche Begrenzung mit dem Argument begr&#252;ndet werden kann, der zeitliche Gipfel der Lebertoxizit&#228;t liege bei 3-4 Monaten nach Behandlungsbeginn und unter den ausgewerteten belastbaren Einzelf&#228;llen befinde sich nur ein Fall mit einer Behandlungsdauer unter 8 Wochen. In der Stellungnahme der Kommission E vom 03.07.2002 kommt aber das Bestreben zum Ausdruck, eine Langzeitbehandlung mit Kava Kava zu vermeiden, zumal der Nutzen einer solchen Anwendung nicht durch Langzeitstudien belegt ist. Das BfArM weist in diesem Zusammenhang zutreffend darauf hin, dass die einzig kontrollierte Studie &#252;ber 12 Wochen von <em>X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; et al.</em> (1990) das Anwendungsgebiet &#8222;Klimakterisches Syndrom&#8220; mit nur 40 Patientinnen erfasste und insgesamt f&#252;r ethanolische Extrakte keine Studie vorliegt, die den Vorgaben der CHMP-Guideline zur Pr&#252;fung von Angstst&#246;rungen (CPMP/EWP/4284/02 vom 20.01.2005) entspricht. Alle anderen Studien beziehen sich auf einen k&#252;rzeren Untersuchungszeitraum. Dem entspricht auch die aktuelle Bewertung der EMA im Public statement on Piper methysticum G. Forst, rhizoma (final) vom 21.11.2017 (EMA/HMPC/450589/2016). Im Fall eines unbelegten Nutzens einer Langzeitbehandlung sind deren Risiken umso weniger zu akzeptieren, was Einzelmeldungen lebertoxischer Ereignisse bei einer l&#228;ngeren Anwendungsdauer umso gr&#246;&#223;eres Gewicht verleiht. Vor diesem Hintergrund erschlie&#223;t es sich nicht, weshalb die Kommission E in ihrer aktuellen Stellungnahme von der 2002 empfohlenen Therapiedauer von maximal 2 Monaten abweicht und sich nunmehr bei weitgehend unver&#228;nderter Quellenlage f&#252;r eine Therapiedauer von maximal 3 Monaten ausspricht. Der Umstand der &#228;rztlichen Kontrolle kann hierf&#252;r nicht ma&#223;gebend sein, da eine Unterstellung unter die Verschreibungspflicht und die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte bereits der Empfehlung aus dem Jahre 2002 entsprachen. Auch unter Ber&#252;cksichtigung der begleitenden Kontrolle der Leberwerte sieht die Kammer daher unter Risikoaspekten eine zeitliche Begrenzung der Behandlungsdauer auf zwei Monate als angemessen an, zumal die Begrenzung durch den Hinweis auf eine &#8222;&#252;bliche&#8220; Behandlungsdauer relativiert wird.</p> <span class="absatzRechts">104</span><p class="absatzLinks">2.</p> <span class="absatzRechts">105</span><p class="absatzLinks">Der Ausschluss der Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Gebrauchs- und Fachinformation gr&#252;ndet auf fehlendem Erkenntnismaterial zu dieser Anwendergruppe. Es entspricht aktuellem wissenschaftlichem Stand, dass sich Erkenntnisse aus der Anwendung eines Arzneimittels bei Erwachsenen nicht ohne weiteres auf Kinder und Jugendliche &#252;bertragen lassen. Dem hat der europ&#228;ische Gesetzgeber durch die VO (EG) Nr. 1901/2006 u.a. durch die besondere Ber&#252;cksichtigung von Kindern im Bereich klinischer Pr&#252;fungen von Arzneimitteln, bei der Zulassung einschlie&#223;lich der Bestimmungen &#252;ber das p&#228;diatrische Pr&#252;fkonzept und die Kennzeichnung von Arzneimitteln, die f&#252;r diese Anwendergruppe zugelassen sind, Rechnung getragen,</p> <span class="absatzRechts">106</span><p class="absatzLinks">vgl. Urteil der Kammer vom 18.12.2018 - 7 K 6160/16 -; Lehmann, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 7 Rn. 24-94 m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">107</span><p class="absatzLinks">Der Anwendungsausschluss entspricht der aktuellen Empfehlung der Kommission E und ist von der Kl&#228;gerin im vorliegenden Verfahren mit dem Argument, vergleichbare chemische Arzneimittel seien f&#252;r die Kinderanwendung zugelassen, nicht &#252;berzeugend entkr&#228;ftet. Denn die Nutzen-Risiko-Bewertung hat f&#252;r das Arzneimittel individuell zu erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">108</span><p class="absatzLinks">3.</p> <span class="absatzRechts">109</span><p class="absatzLinks">Keine rechtlichen Bedenken bestehen gegen den unter 4.4 der Fachinformation &#8222;Besondere Warnhinweise und Vorsichtsma&#223;nahmen f&#252;r die Anwendung&#8220; vorgeschriebenen Text &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Einnahme von &lt;Arzneimittelname&gt; sofort zu beenden und einen Arzt aufzusuchen, wenn Zeichen einer Lebersch&#228;digung auftreten.&#8220; Besondere Warn- und Vorsichtshinweise z&#228;hlen nach &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 lit. d) AMG zu den Pflichtangaben im klinischen Teil der Fachinformation. Als Teil der klinischen Angaben zum Arzneimittel beschreiben sie bestehende Anwendungsrisiken und erm&#246;glichen eine &#228;rztliche Risikoabsch&#228;tzung im Einzelfall. Sie unterliegen dem Richtigkeitsgebot, d.h. das erforderlichenfalls auch auf verbleibende Unsicherheiten in der Risikobewertung hingewiesen werden muss.</p> <span class="absatzRechts">110</span><p class="absatzLinks">Vgl. Menges/Winnands, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 19 Rn. 34 und 51; Pannenbecker, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hofmann, Arzneimittelgesetz, 2. Auflage 2016, &#167; 11a Rn. 10-14.</p> <span class="absatzRechts">111</span><p class="absatzLinks">Die im Bescheid vom 24.08.2015 gew&#228;hlte Formulierung wird diesen Anforderungen gerecht. Auch die Kl&#228;gerin bestreitet nicht, dass in Einzelf&#228;llen &#252;ber die angesprochenen Lebersch&#228;den berichtet wurde. Diese teils gravierenden Folgen hervorzuheben und Patienten aufzufordern, bei Anzeichen von Lebersch&#228;digungen die Einnahme zu beenden, dr&#228;ngt sich auf. Da der Text nicht auf bestimmte Extrakte und Kultivare bezogen ist und die bestehende Unsicherheit in der Kausalit&#228;tsbewertung anspricht, wird er der nach wie vor heterogenen Quellenlage gerecht. Soweit es bei der gew&#228;hlten Formulierung zu Dopplungen zwischen den Angaben zu Nebenwirkungen und den hier fraglichen Warnhinweisen kommt, ist dies durch den Sachzusammenhang der klinischen Angabe bedingt. Die Aufforderung, Patienten bei Anzeichen einer Lebersch&#228;digung zum Absetzen des Mittels anzuhalten, wird ebenso wie die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte erst im Zusammenhang verst&#228;ndlich, wenn die Gefahr der Nebenwirkung bekannt ist. Da &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 AMG wie die SmPC-Guideline der Kommission vom September 2009 die Reihenfolge der Warn- und Vorsichtshinweise vor den Angaben der Nebenwirkungen zwingend vorgeben, ergibt sich die Notwendigkeit ihrer Angabe mit einer gewissen Zwangsl&#228;ufigkeit.</p> <span class="absatzRechts">112</span><p class="absatzLinks">Dem steht nicht der Einwand entgegen, gerade Patienten mit Angstst&#246;rungen k&#246;nnten durch die Angabe m&#246;glicherweise t&#246;dlicher Folgen verschreckt und von einer medizinisch gebotenen Anwendung der Pr&#228;parate abgehalten werden. Es ist kein rechtlich fundierter Ansatz erkennbar, nach dem die Gestaltung der Pflichttexte vom Anwenderkreis abh&#228;ngig gemacht werden k&#246;nnte, bestimmten Anwendern mit R&#252;cksicht auf die Indikation an sich gebotene Angaben also verschwiegen werden k&#246;nnten. Insbesondere Risikoangaben haben objektiven Anforderungen zu gen&#252;gen. Ansatzpunkte f&#252;r eine psychisch geringer belastende Formulierung sind nicht erkennbar. In Bezug auf die Fachinformation tritt der Umstand hinzu, dass diese dem Patienten in der Regel nicht vorliegt. Eine Ver&#246;ffentlichung ist nur bei nach der VO (EG) Nr. 726/2004 zentral zugelassenen Arzneimitteln vorgesehen. Die Zusammenfassungen der Produktinformation sind insoweit auf der Internet-Seite der EMA jederzeit abrufbar. Im Bereich nationaler Zulassungen ist eine &#220;bermittlung an Laien zwar auf freiwilliger Basis erlaubt, eine diesbez&#252;gliche Verpflichtung besteht indes nicht.</p> <span class="absatzRechts">113</span><p class="absatzLinks">Vgl. Kloesel/Cyran, AMG-Kommentar (Loseblatt, Stand 132. Lieferung 2017), &#167; 11a Erl. 9 und 10.</p> <span class="absatzRechts">114</span><p class="absatzLinks">4.</p> <span class="absatzRechts">115</span><p class="absatzLinks">Die angeordneten Angaben zu den Wechselwirkungen in der Fachinformation sind nach &#167; 11a Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 lit. e) AMG geboten. Sie entsprechen bereits den Empfehlungen der Kommission E aus dem Jahre 2002 und werden von der Kl&#228;gerin fachlich nicht in Frage gestellt. Dies gilt namentlich f&#252;r den Hinweis auf potentiell lebersch&#228;digende Medikamente und die Vermeidung von Alkohol.</p> <span class="absatzRechts">116</span><p class="absatzLinks">5.</p> <span class="absatzRechts">117</span><p class="absatzLinks">Soweit in Abschnitt 2 der Gebrauchsinformation auf das Verhalten im Fall eines Verdachts auf Lebersch&#228;digung bzw. auf die angesprochenen Wechselwirkungen hinzuweisen ist und auf die regelm&#228;&#223;ige Kontrolle der Leberwerte verwiesen wird, zielt der Bescheid auf Pflichtangaben f&#252;r die Packungsbeilage nach &#167; 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 lit. c) und d) AMG, die aus den gleichen Gr&#252;nden geboten sind wie die analogen Formulierungen in der Fachinformation. Redaktionell anzupassen sind allerdings die Angaben zum Rhythmus der Leberwert-Kontrollen (vgl. unter 8.).</p> <span class="absatzRechts">118</span><p class="absatzLinks">6.</p> <span class="absatzRechts">119</span><p class="absatzLinks">Die &#252;bereinstimmenden Formulierungen unter 4.8 &#8222;Nebenwirkungen&#8220; der Fachinformation und in Abschnitt 4 der Gebrauchsinformation &#8222;In Einzelf&#228;llen wurde &#252;ber Lebersch&#228;den bis hin zu Leberversagen mit lebensbedrohlichem Ausgang (inkl. Todesf&#228;lle) im Zusammenhang mit der Einnahme von Kava-Kava-haltigen Arzneimitteln berichtet. Ein Kausalzusammenhang ist im Einzelfall nicht sicher belegt.&#8220; sind aus den unter 3 dargestellten Gr&#252;nden rechtlich nicht zu beanstanden. Die im gerichtlichen Verfahren streitige Formulierung &#8222;im Einzelfall&#8220; ist als solche nicht missverst&#228;ndlich oder sinnentstellend. Sie als Hinweis auf eine Vielzahl von Nebenwirkungsf&#228;llen misszuverstehen, liegt im Gesamtzusammenhang des Satzes fern.</p> <span class="absatzRechts">120</span><p class="absatzLinks">7.</p> <span class="absatzRechts">121</span><p class="absatzLinks">Vorgaben zur Packungsgr&#246;&#223;e m&#252;ssen therapiegerecht sein, also allgemein den Anwendungsgebieten des Arzneimittels und der vorgesehenen Dauer der Anwendung im Sinne des &#167; 28 Abs. 2 Nr. 4 AMG entsprechen.</p> <span class="absatzRechts">122</span><p class="absatzLinks">Vgl. Urteil der Kammer vom 22.11.2005 - 7 K 5513/03 -, best&#228;tigt durch OVG NRW, Beschluss vom 21.08.2008 - 13 A 44/06 -.</p> <span class="absatzRechts">123</span><p class="absatzLinks">Im Rahmen einer Risikoentscheidung nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG m&#252;ssen sie zudem geboten sein, dem Versagungsgrund abzuhelfen. Die Vorgabe einer Packungsgr&#246;&#223;e von 30 Tagesdosen entspricht der unter Risikoaspekten auf einen Monat begrenzten Regel-Anwendungsdauer. Sie findet sich bereits in der Stellungnahme der Kommission aus dem Jahr 2002 und wird von der Kl&#228;gerin gleichfalls nicht in Frage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">124</span><p class="absatzLinks">Hinsichtlich des verbleibenden Teils sind die getroffenen Anordnungen zum Teil oder in vollem Umfang rechtswidrig und daher aufzuheben:</p> <span class="absatzRechts">125</span><p class="absatzLinks">8.</p> <span class="absatzRechts">126</span><p class="absatzLinks">Die Anordnung, zur Vermeidung von Lebersch&#228;den die Leberwerte (GPT und &#947;-GT) vor Beginn der Behandlung und w&#228;hrend der Behandlung einmal w&#246;chentlich zu bestimmen, ist hinsichtlich des engmaschigen w&#246;chentlichen Untersuchungsrhythmus nicht durch nachvollziehbare Risikoaspekte belegt. Dies geht zu Lasten der Beklagten. Zwar hat die Kommission E in ihrer Stellungnahme aus dem Jahr 2002 noch Untersuchungen in w&#246;chentlicher Abfolge empfohlen. In ihrer aktuellen Stellungnahme spricht sie sich jedoch f&#252;r einen Rhythmus von 1, 2, 4, 6 und 8 Wochen aus. In beiden F&#228;llen ergeben sich aus den Ergebnisprotokollen keine dezidierten Begr&#252;ndungen f&#252;r die eine oder die andere Empfehlung. Festzuhalten bleibt indes, dass die sachverst&#228;ndige Kommission den Vorschlag der Kl&#228;gerin einer nur anlassbezogenen Kontrolle (&#8222;gegebenfalls&#8220;) ausdr&#252;cklich verwirft und sich f&#252;r regelm&#228;&#223;ige und zwingende Kontrollen ausspricht. Die Kammer geht mangels anderweitiger Anhaltspunkte davon aus, dass bei der Bestimmung des Rhythmus der Kontrollen ein gewisser medizinischer Einsch&#228;tzungsspielraum besteht, innerhalb dessen eine eindeutig richtige oder eindeutig falsche Festlegung kaum zu bestimmen ist. F&#252;r diese Sichtweise spricht, dass sich im Verlauf des Verfahrens auch das BfArM bereit erkl&#228;rt hat, der aktuellen Vorgabe der Kommission E in diesem Punkt zu folgen.</p> <span class="absatzRechts">127</span><p class="absatzLinks">Ein Verzicht auf zwingende regelm&#228;&#223;ige Kontrollen kann demgegen&#252;ber nicht mit dem Hinweis auf abweichende Kontrollintervalle bei anderen Arzneimitteln, hier insbesondere &#8222;Ergenyl chrono&#8220; mit dem potentiell lebertoxischen Wirkstoff Ergenyl-Valproat begr&#252;ndet werden. Die nach &#167; 30 Abs. 2a Satz 1 AMG getroffenen Anordnungen fu&#223;en auf einer Bewertung des Nutzen-Risiko-Verh&#228;ltnisses des jeweiligen Arzneimittels. Als Abw&#228;gungsentscheidung bietet diese Bewertung keinen Raum f&#252;r eine generalisierende Betrachtung unter Einschluss anderer potentiell lebersch&#228;digender Arzneimittel. Entsprechende Vergleiche, insbesondere bei Risikoentscheidungen, leiden schon im Ansatz unter der Schwierigkeit, eine Vergleichbarkeit der Pr&#228;parate zu begr&#252;nden und h&#228;tten im Erfolgsfall das Einpendeln auf dem jeweils niedrigsten Sicherheitsniveau zur Folge. Dessen ungeachtet unterliegt auch &#8222;Ergenyl chrono&#8220; einem durchaus engmaschigen Sicherheitsregime, welches das BfArM in seinem Schriftsatz vom 13.11.2018 zutreffend beschreibt.</p> <span class="absatzRechts">128</span><p class="absatzLinks">Nachvollziehbare Anhaltspunkte f&#252;r die Annahme, regelm&#228;&#223;ige Leberwertkontrollen seien zur Risikominimierung generell ungeeignet und Hinweise an den Patienten auf die Symptome einer Lebersch&#228;digung seien wichtiger &#8211; so Prof. U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Gutachten vom 07.09.2018 &#8211; bestehen demgegen&#252;ber nicht. Sie gr&#252;ndet sich auf dem lebersch&#228;digenden Potential vieler anderer Arzneistoffe, bei denen regelm&#228;&#223;ige Kontrollen nicht oder weitmaschiger angeordnet sind, ist damit aber demselben Einwand ausgesetzt wie Vergleichsbetrachtungen bei der Risikobewertung allgemein. Auch geht Prof. U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; insgesamt von einem &#228;u&#223;erst geringen Risiko Kava-Kava-haltiger Pr&#228;parate aus, was angesichts der aktuellen Negativ-Monographie des HMPC vom 21.11.2017 deutlichen Zweifeln unterliegt.</p> <span class="absatzRechts">129</span><p class="absatzLinks">9.</p> <span class="absatzRechts">130</span><p class="absatzLinks">Die unter II. des Bescheides vom 24.08.2015 angeordnete Auflage, Schulungsmaterial in Gestalt eines anliegenden Patientenheftes zur Verf&#252;gung zu stellen, ist rechtswidrig.</p> <span class="absatzRechts">131</span><p class="absatzLinks">Ob f&#252;r die Anordnung eines Patientenheftes &#252;ber die textliche Gestaltung der Gebrauchsinformation hinaus eine gesetzliche Erm&#228;chtigungsgrundlage besteht, kann letztlich offen bleiben.</p> <span class="absatzRechts">132</span><p class="absatzLinks">Der im Bescheid herangezogene &#167; 28 Abs. 3 b Satz 1 Nr. 2 AMG ist jedenfalls nicht einschl&#228;gig, da er zur nachtr&#228;glichen Anordnung von Unbedenklichkeitspr&#252;fungen erm&#228;chtigt. In Betracht kommt, das Schulungsmaterial als Teil eines Risikomanagement-Systems aufzufassen und damit Nr. 1 der Norm anzuwenden. Ob Schulungsmaterial an den Patienten generell unter Nr. 1 der Norm gefasst werden kann, ist in der Rechtsprechung ungekl&#228;rt. Der Begriff des Risikomanagement-Systems ist identisch mit den nunmehr nach &#167; 22 Abs. 5 a AMG bei Neuzulassungsantr&#228;gen vorzulegenden Unterlagen. &#167; 4 Abs. 36 AMG definiert auf der Grundlage des Art. 1 Nr. 28 lit. b der RL 2001/83/EG das Risiko-Management-System als die Summe der T&#228;tigkeiten im Bereich der Pharmakovigilanz und Ma&#223;nahmen, durch die Risiken in Zusammenhang mit einem Arzneimittel ermittelt, beschrieben, vermieden oder minimiert werden sollen.</p> <span class="absatzRechts">133</span><p class="absatzLinks">Zu den Einzelheiten vgl. Thiele, in: Hdb. Arzneimittelrecht, 2. Auflage 2014, &#167; 26 Rnr. 29 ff.; Schickert, in: K&#252;gel/M&#252;ller/Hofmann, AMG, 2. Auflage 2016, &#167; 4 Rnr. 261-270.</p> <span class="absatzRechts">134</span><p class="absatzLinks">Ob hierunter ein Patientenheft im Sinne einer risikovorsorgenden Ma&#223;nahme gefasst werden kann, kann jedoch auf sich beruhen. Denn die getroffene Anordnung des BfArM ist jedenfalls nicht erforderlich und mithin unverh&#228;ltnism&#228;&#223;ig. Das dem Bescheid beigef&#252;gte Patientenheft ersch&#246;pft sich in einer wiederholenden Darstellung dessen, was bereits aus der Gebrauchsinformation f&#252;r den Patienten ersichtlich ist. Weshalb es unter Aspekten der Risikovorsorge einer zus&#228;tzlichen Information bedarf, erschlie&#223;t sich nicht. Auch der streitgegenst&#228;ndliche Bescheid liefert hierf&#252;r keine nachvollziehbare Begr&#252;ndung. Er verweist lediglich darauf, dass es sich um eine weitere Risikominimierungsma&#223;nahme handele, was keine inhaltliche Begr&#252;ndung ist. Vor dem Hintergrund der aufgrund der Verschreibungspflicht und der obligatorischen Leberwert-Kontrollen ohnedies notwendigen Arztbesuche besteht kein rechtfertigender Grund f&#252;r eine die Angaben der Gebrauchsinformation zum Teil in anderer druckgraphischer Gestaltung wiederholende Patienteninformation.</p> <span class="absatzRechts">135</span><p class="absatzLinks">Vergleichbares gilt f&#252;r die beigef&#252;gte Erinnerungskarte, die keinen eigenst&#228;ndigen Informationswert hat und nicht wesentlich &#252;ber die Terminszettel hinausgeht, die seitens der &#196;rzteschaft den Patienten oftmals ohnehin ausgeh&#228;ndigt werden. Da die &#220;berwachung der Kontrollintervalle dem behandelnden Arzt obliegt und mit diesem die Termine vereinbart werden, ist eine hinreichende Risikovorsorge gew&#228;hrleistet.</p> <span class="absatzRechts">136</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167; 155 Abs. 1 Satz 1 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">137</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit folgt aus &#167; 167 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 708 Nr. 11, 709, 711 ZPO.</p> <span class="absatzRechts">138</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">139</span><p class="absatzLinks">Gegen dieses Urteil steht den Beteiligten die Berufung an das Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen zu, wenn sie von diesem zugelassen wird. Die Berufung ist nur zuzulassen, wenn</p> <span class="absatzRechts">140</span><ul class="absatzLinks"><li><span class="absatzRechts">141</span><p class="absatzLinks">1. ernstliche Zweifel an der Richtigkeit des Urteils bestehen,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">142</span><p class="absatzLinks">2. die Rechtssache besondere tats&#228;chliche oder rechtliche Schwierigkeiten aufweist,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">143</span><p class="absatzLinks">3. die Rechtssache grunds&#228;tzliche Bedeutung hat,</p> </li> <li><span class="absatzRechts">144</span><p class="absatzLinks">4. das Urteil von einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts, des Bundesverwaltungsgerichts, des Gemeinsamen Senats der obersten Gerichtsh&#246;fe des Bundes oder des Bundesverfassungsgerichts abweicht und auf dieser Abweichung beruht oder</p> </li> <li><span class="absatzRechts">145</span><p class="absatzLinks">5. ein der Beurteilung des Berufungsgerichts unterliegender Verfahrensmangel geltend gemacht wird und vorliegt, auf dem die Entscheidung beruhen kann.</p> </li> </ul> <span class="absatzRechts">146</span><p class="absatzLinks">Die Zulassung der Berufung ist innerhalb eines Monats nach Zustellung des Urteils bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln, schriftlich zu beantragen. Der Antrag auf Zulassung der Berufung muss das angefochtene Urteil bezeichnen.</p> <span class="absatzRechts">147</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung des Antrags auf Zulassung der Berufung auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">148</span><p class="absatzLinks">Die Gr&#252;nde, aus denen die Berufung zugelassen werden soll, sind innerhalb von zwei Monaten nach Zustellung des vollst&#228;ndigen Urteils darzulegen. Die Begr&#252;ndung ist schriftlich oder als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a VwGO und der ERVV bei dem Oberverwaltungsgericht f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen, Aegidiikirchplatz 5, 48143 M&#252;nster, einzureichen, soweit sie nicht bereits mit dem Antrag vorgelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">149</span><p class="absatzLinks">Vor dem Oberverwaltungsgericht und bei Prozesshandlungen, durch die ein Verfahren vor dem Oberverwaltungsgericht eingeleitet wird, muss sich jeder Beteiligte durch einen Prozessbevollm&#228;chtigten vertreten lassen. Als Prozessbevollm&#228;chtigte sind Rechtsanw&#228;lte oder Rechtslehrer an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule eines Mitgliedstaates der Europ&#228;ischen Union, eines anderen Vertragsstaates des Abkommens &#252;ber den Europ&#228;ischen Wirtschaftsraum oder der Schweiz, die die Bef&#228;higung zum Richteramt besitzen, f&#252;r Beh&#246;rden und juristische Personen des &#246;ffentlichen Rechts auch eigene Besch&#228;ftigte oder Besch&#228;ftigte anderer Beh&#246;rden oder juristischer Personen des &#246;ffentlichen Rechts mit Bef&#228;higung zum Richteramt zugelassen. Dar&#252;ber hinaus sind die in &#167; 67 Abs. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung im &#220;brigen bezeichneten ihnen kraft Gesetzes gleichgestellten Personen zugelassen.</p> <span class="absatzRechts">150</span><p class="absatzLinks">Die Antragsschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p> <span class="absatzRechts">151</span><p class="absatzLinks"><strong>Beschluss</strong></p> <span class="absatzRechts">152</span><p class="absatzLinks">Der Wert des Streitgegenstandes wird auf</p> <span class="absatzRechts">153</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">180.000,00 &#8364;</span></strong></p> <span class="absatzRechts">154</span><p class="absatzLinks">festgesetzt.</p> <span class="absatzRechts">155</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde</strong></p> <span class="absatzRechts">156</span><p class="absatzLinks">Der festgesetzte Streitwert entspricht &#8211; entsprechend der aus dem Urteil ersichtlichen Gliederung &#8211; f&#252;r jede der unter 1. bis 9. getroffenen Regelungen jeweils dem gesetzlichen Auffangstreitwert (&#167; 52 Abs. 2 GKG). Der so ermittelte Wert von 45.000,00 Euro war vorliegend zu vervierfachen, weil das Verfahren vier Arzneimittel betrifft.</p> <span class="absatzRechts">157</span><p class="absatzLinks"><strong>Rechtsmittelbelehrung</strong></p> <span class="absatzRechts">158</span><p class="absatzLinks">Gegen diesen Beschluss kann schriftlich oder zu Protokoll des Urkundsbeamten der Gesch&#228;ftsstelle, Beschwerde bei dem Verwaltungsgericht K&#246;ln, Appellhofplatz, 50667&#160;K&#246;ln eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">159</span><p class="absatzLinks">Statt in Schriftform kann die Einlegung der Beschwerde auch als elektronisches Dokument nach Ma&#223;gabe des &#167; 55a der Verwaltungsgerichtsordnung &#8211; VwGO &#8211; und der Verordnung &#252;ber die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und &#252;ber das besondere elektronische Beh&#246;rdenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung &#8211; ERVV) erfolgen.</p> <span class="absatzRechts">160</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist innerhalb von sechs Monaten, nachdem die Entscheidung in der Hauptsache Rechtskraft erlangt oder das Verfahren sich anderweitig erledigt hat, einzulegen. Ist der Streitwert sp&#228;ter als einen Monat vor Ablauf dieser Frist festgesetzt worden, so kann sie noch innerhalb eines Monats nach Zustellung oder formloser Mitteilung des Festsetzungsbeschlusses eingelegt werden.</p> <span class="absatzRechts">161</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde ist nur zul&#228;ssig, wenn der Wert des Beschwerdegegenstandes 200&#160;Euro &#252;bersteigt.</p> <span class="absatzRechts">162</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerdeschrift sollte zweifach eingereicht werden. Im Fall der Einreichung eines elektronischen Dokuments bedarf es keiner Abschriften.</p>
180,247
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15a K 5551/18.A
2019-01-22T00:00:00
2019-02-07T14:18:39
2019-02-13T12:21:07
Urteil
ECLI:DE:VGGE:2019:0122.15A.K5551.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beklagte wird unter Aufhebung des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 11.&#160;Oktober 2018 verpflichtet, den Kl&#228;gern die Fl&#252;chtlingseigenschaft gem&#228;&#223; &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 AsylG zuzuerkennen.</p> <p>Die Beklagte tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</p> <p>Das Urteil ist wegen der Kosten vorl&#228;ufig vollstreckbar. Die Beklagte darf die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in H&#246;he von 110 % des beizutreibenden Betrages abwenden, wenn nicht die Kl&#228;ger vor der Vollstreckung Sicherheit in derselben H&#246;he leisten.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">Tatbestand:</span></strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der am 1.&#160;Juli 1974 geborene Kl&#228;ger und die am 1.&#160;September 1983 geborene Kl&#228;gerin sind irakische Staatsangeh&#246;rige, kurdischer Volks- und yezidischer Religionszugeh&#246;rigkeit. Sie sind die leiblichen Eltern des am 21.&#160;Februar 2000 geborenen Sohnes S.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; I.&#160;&#160;&#160; , dem das Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (Bundesamt) mit Bescheid vom 11.&#160;Dezember 2015 (Az.:&#160;&#176;&#176;&#176;&#176;&#176;&#176;&#8209;&#176;&#176;&#176;) die Fl&#252;chtlingseigenschaft nach &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 AsylG zuerkannt hat.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger reisten mit einem am 4.&#160;Oktober 2017 von der deutschen Botschaft in Ankara erteilten Visum zum Zwecke der Familienzusammenf&#252;hrung zu ihrem im Deutschland lebenden Sohn am 17.&#160;Oktober 2017 auf dem Luftweg in die Bundesrepublik Deutschland ein. Am 3.&#160;November 2017 stellten die Kl&#228;ger ihren (f&#246;rmlichen) Asylantrag.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Nach Durchf&#252;hrung des Gespr&#228;chs zur Bestimmung des zust&#228;ndigen Mitgliedstaates und der pers&#246;nlichen Anh&#246;rung nach &#167;&#160;25 AsylG lehnte das Bundesamt durch Bescheid vom 11.&#160;Oktober 2018 die Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft ab (Ziff.&#160;1). Der subsidi&#228;re Schutzstatus wurde nicht zuerkannt (Ziff.&#160;2). Es wurde festgestellt, dass Abschiebungsverbote nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und&#160;7 Satz&#160;1 AufenthG nicht vorliegen (Ziff.&#160;3). Die Kl&#228;ger wurden aufgefordert, die Bundesrepublik Deutschland innerhalb von 30&#160;Tagen nach Bekanntgabe der Entscheidung bzw. dem unanfechtbaren Abschluss des Asylverfahrens zu verlassen, andernfalls wurde ihnen die Abschiebung in den Irak angedroht (Ziff.&#160;4). Das gesetzliche Einreise- und Aufenthaltsverbot wurde auf 30&#160;Monate ab dem Tag der Abschiebung befristet (Ziff.&#160;5). Zur Begr&#252;ndung f&#252;hrte das Bundesamt unter anderem aus, dass die Voraussetzungen des internationalen Schutzes f&#252;r Familienangeh&#246;rige nicht erf&#252;llt seien. Eltern k&#246;nnten nur so lange Schutz von ihrem Kind ableiten, wie dieses zum Zeitpunkt der Entscheidung noch minderj&#228;hrig sei. Der Sohn der Kl&#228;ger sei jedoch inzwischen vollj&#228;hrig. Aus eigenen Gr&#252;nden k&#246;nnten die Kl&#228;ger die Zuerkennung des Fl&#252;chtlingsstatus nicht beanspruchen, da eine Verfolgung der Yeziden durch den IS nach dessen Zur&#252;ckdr&#228;ngung nicht mehr stattfinde. Der Bescheid wurde laut Aktenvermerk am 15.&#160;Oktober 2018 als Einschreiben zur Post gegeben.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger haben am 30.&#160;Oktober 2018 Klage erhoben. Zur Begr&#252;ndung tragen sie vor, dass Sie einen Anspruch auf Familien-Fl&#252;chtlingseigenschaft h&#228;tten. F&#252;r die Frage, ob der Stammberechtigte noch minderj&#228;hrig sei, sei nicht auf den Zeitpunkt der Entscheidung durch das Bundesamt abzustellen. Entscheidungserheblich sei vielmehr der Tag der Asylbeantragung. Bei der Asylbeantragung am 3.&#160;November 2017 sei ihr Sohn noch minderj&#228;hrig gewesen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Die Kl&#228;ger beantragen,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">die Beklagte unter Aufhebung des Bescheides des Bundesamtes vom 11.&#160;Oktober 2018 zu verpflichten, ihnen die Fl&#252;chtlingseigenschaft nach &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 AsylG zu zuerkennen,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">hilfsweise ihnen subsidi&#228;ren Schutz nach &#167;&#160;4 AsylG zu zuerkennen,</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">hilfsweise festzustellen, dass in Ihren Personen Abschiebungsverbote nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und&#160;7 Satz&#160;1 AufenthG vorliegen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beklagte beantragt schrifts&#228;tzlich,</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">die Klage abzuweisen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Zur Begr&#252;ndung nimmt sie Bezug auf die angefochtene Entscheidung des Bundesamtes.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Die Beteiligten, die Kl&#228;ger mit anwaltlichem Schriftsatz vom 3.&#160;Dezember 2018 und die Beklagte durch allgemeine Prozesserkl&#228;rung vom 27.&#160;Juni 2017, haben auf die Durchf&#252;hrung einer m&#252;ndlichen Verhandlung verzichtet.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Mit Beschluss vom 10.&#160;Dezember 2018 hat die Kammer den Rechtsstreit dem Berichterstatter als Einzelrichter zur Entscheidung &#252;bertragen.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Wegen der weiteren Einzelheiten des Sach- und Streitstandes wird auf den Inhalt der Gerichtsakte und des beigezogenen Verwaltungsvorganges des Bundesamtes Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks"><strong><span style="text-decoration:underline">E n t s c h e i d u n g s g r &#252; n d e :</span></strong></p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung ergeht gem&#228;&#223; &#167;&#160;76 Abs.&#160;1 AsylG durch den Einzelrichter und gem&#228;&#223; &#167;&#160;101 Abs.&#160;2 VwGO im Einverst&#228;ndnis der Beteiligten ohne m&#252;ndliche Verhandlung.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die zul&#228;ssige Klage ist begr&#252;ndet. Der Bescheid des Bundesamtes vom 11.&#160;Oktober 2018 ist rechtswidrig und verletzt die Kl&#228;ger in ihren Rechten. Nach der gem&#228;&#223; &#167;&#160;77 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 AsylG f&#252;r die Entscheidung ma&#223;geblichen Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts haben die Kl&#228;ger einen Anspruch auf Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft, &#167;&#160;113 Abs.&#160;5 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der Anspruch auf Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft folgt aus &#167;&#160;26 Abs.&#160;3 Satz&#160;1, Abs.&#160;5 S&#228;tze&#160;1 und&#160;2 AsylG. Danach wird den Eltern eines anerkannten minderj&#228;hrigen ledigen Fl&#252;chtlings auf Antrag die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuerkannt wenn die Anerkennung des Ausl&#228;nders als Fl&#252;chtling unanfechtbar ist (Nr.&#160;1), die Familie schon in dem Staat bestanden hat, in dem der Fl&#252;chtling verfolgt wurde (Nr.&#160;2), sie den Asylantrag unverz&#252;glich gestellt haben (Nr.&#160;3), diese Anerkennung nicht zu widerrufen oder zur&#252;ckzunehmen ist (Nr.&#160;4) und sie die Personensorge f&#252;r den Fl&#252;chtling innehaben (Nr.&#160;5). Diese Voraussetzungen sind vorliegend erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dem minderj&#228;hrigen Sohn der Kl&#228;ger wurde durch bestandskr&#228;ftigen Bescheid des Bundesamtes vom 11.&#160;Dezember 2015 die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuerkannt. Die Familie hat schon im Irak bestanden. Sie lebten vor ihrer Flucht bzw. Ausreise in Batele in der Provinz Ninive. Die zeitweilige fluchtbedingte Trennung kann den Anspruch aus &#167;&#160;26 AsylG nicht beeintr&#228;chtigen. Nach der Fl&#252;chtlingsanerkennung ihres Sohnes reisten die Kl&#228;ger am 17.&#160;Oktober 2017 in die Bundesrepublik Deutschland ein und stellten am 3.&#160;November 2017 ihren f&#246;rmlichen Asylantrag, nachdem sie bereits am 24.&#160;Oktober 2017 bei der Erstaufnahmeeinrichtung des Kreises Unna als Asylsuchende registriert worden waren. Danach erfolgte die Stellung des Asylantrages unverz&#252;glich nach ihrer Einreise.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Voraussetzungen f&#252;r einen Widerruf oder eine R&#252;cknahme der Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft der genannten Familienangeh&#246;rigen vorliegen k&#246;nnten, &#167;&#160;73 AsylG, oder diese erloschen w&#228;re, &#167;&#160;72 AsylG, sind weder von der Beklagten vorgetragen, noch sonst ersichtlich. Insbesondere sind die Verwaltungsgerichte im Familienasylverfahren nach &#167;&#160;26 AsylG weder verpflichtet noch berechtigt, Gr&#252;nde f&#252;r den Widerruf der Asylanerkennung des Stammberechtigten nach &#167;&#160;73 Abs.&#160;1 AsylG zu pr&#252;fen, solange der Leiter des Bundesamts ein Widerrufsverfahren nicht eingeleitet und den betroffenen Stammberechtigten hierzu nicht angeh&#246;rt hat.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 9.&#160;Mai&#160;2006 &#8209;&#160;1&#160;C 8/05&#160;&#8209;, BVerwGE&#160;126,&#160;27, juris, Rn.&#160;17.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Hinweise auf die Einleitung eines Widerrufverfahrens liegen dem Gericht nicht vor. Auch sind keine Hinweise f&#252;r das Vorliegen der Ausschlussgr&#252;nde des &#167;&#160;26 Abs.&#160;4 und Abs.&#160;6 AsylG gegeben.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Im Zeitpunkt der Asylantragstellung der Kl&#228;ger am 3.&#160;November&#160;2017 war ihr Sohn (noch) minderj&#228;hrig.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Ma&#223;geblicher Beurteilungszeitpunkt f&#252;r die Frage der Minderj&#228;hrigkeit des Stammberechtigten im Rahmen des Schutzanspruchs der Eltern gem&#228;&#223; &#167;&#160;26 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AsylG ist der Zeitpunkt der Asylantragsstellung der Eltern und nicht der Zeitpunkt der Entscheidung des Bundesamtes &#252;ber den Asylantrag.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. VG&#160;Gelsenkirchen, Urteile vom 20.&#160;April&#160;2018 &#8209;&#160;15a&#160;K&#160;1453/18.A&#160;&#8209;, 8.&#160;Mai 2018 &#8209;&#160;15a&#160;K 1317/18.A - und 8.&#160;Juni 2018 &#8209;&#160;15a&#160;K 509/18.A&#160;&#8209;; VG&#160;Karlsruhe, Urteil vom 9.&#160;Februar 2018 &#8209;&#160;A&#160;2&#160;K 7425/16&#160;-, juris, VG&#160;Oldenburg, Urteil vom 21.&#160;September 2018 &#8209;&#160;15&#160;A 8994/17&#160;&#8209;, juris.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Auch wenn nach &#167;&#160;77 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Halbsatz&#160;2 AsylG auf die Sach- und Rechtslage im Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts abzustellen ist, kann f&#252;r das Vorliegen einzelner Voraussetzungen einer Anspruchsnorm auf einen anderen Zeitpunkt abzustellen sein, wenn &#8209;&#160;wie hier&#160;&#8209; nach dem materiellen Recht ein fr&#252;herer Zeitpunkt entscheidend ist. Die Ma&#223;geblichkeit eines fr&#252;heren Beurteilungszeitpunktes folgt zwar nicht bereits aus dem Wortlaut des &#167;&#160;26 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AsylG, ergibt sich allerdings aus richtlinienkonformer Auslegung der Norm.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Dem Wortlaut des &#167;&#160;26 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AsylG kann nicht entnommen werden, auf welchen Zeitpunkt hinsichtlich der Frage der Minderj&#228;hrigkeit des Stammberechtigten abzustellen ist. Lediglich &#167;&#160;26 Abs.&#160;2 AsylG benennt f&#252;r den Fall, dass minderj&#228;hrige Kinder zu ihren stammberechtigten Eltern zuziehen, ausdr&#252;cklich den Zeitpunkt der Asylantragstellung als ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Minderj&#228;hrigkeit des Nachziehenden.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Das Unionsrecht gibt jedoch einen einheitlichen Schutz des Familienverbandes vor, (Art.&#160;23 RL&#160;2011/95/EU). Ein unterschiedliches Schutzniveau abh&#228;ngig davon, ob Eltern zu ihren Kindern ziehen oder umgekehrt, ist damit nicht zu vereinbaren. In beiden F&#228;llen geht es um die Wahrung des im Fluchtstaat bestehenden Familienverbandes (Art.&#160;23 Abs.&#160;1 RL&#160;2011/95/EU) und die Integration der nahen Angeh&#246;rigen eines Stammberechtigten. Die beiden Schutztatbest&#228;nde in &#167;&#160;26 Abs.&#160;2 und Abs.&#160;3 AsylG basieren auf derselben unionsrechtlichen Grundlage und unterscheiden sich lediglich hinsichtlich der Person des zuziehenden Familienmitglieds.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Eine vollst&#228;ndige Umsetzung der RL&#160;2011/95/EU verlangt daher, dass Familienfl&#252;chtlingsschutz gew&#228;hrt werden muss, sobald bei Bestehen des Familienverbandes im Fluchtstaat und erfolgter Asylantragstellung die Tatbestandsvoraussetzungen vorliegen. Entgegenstehendes ergibt sich auch nicht aus der Begr&#252;ndung des Richtlinienumsetzungsgesetzes. Dort wird lediglich mitgeteilt, dass &#167;&#160;26 Abs.&#160;2 AsylVfG&#160;a.F. unver&#228;ndert bleiben k&#246;nne und in &#167;&#160;26 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AsylG der &#8222;Familienschutz erstmalig auf die Eltern minderj&#228;hriger lediger Asylberechtigter&#8220; ausgedehnt werde.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vgl. BR-Drs.&#160;218/13, Seite&#160;30 - Entwurf eines Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2011/95/EU.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Sofern der Gesetzgeber einen unterschiedlichen Beurteilungszeitpunkt intendiert h&#228;tte, w&#228;re angesichts seines erkl&#228;rten Ziels, den Familienschutz auf die Eltern minderj&#228;hriger lediger Asylberechtigter auszudehnen, zu erwarten gewesen, dass er dies im Zuge der Rechts&#228;nderung bekundet und in der Begr&#252;ndung des Entwurfs des Richtlinienumsetzungsgesetzes &#228;u&#223;ert. Da dies jedoch &#8209;&#160;im &#220;brigen auch nachtr&#228;glich&#160;&#8209; unterblieben ist, muss davon ausgegangen werden, dass auch beim &#8222;Elternschutz&#8220; des &#167;&#160;26 Abs.&#160;3 AsylG der Zeitpunkt der Asylantragstellung ma&#223;geblich sein sollte.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich geht das Gericht davon aus, dass die Kl&#228;ger zum Zeitpunkt ihrer Antragstellung auch die Personensorge f&#252;r ihren minderj&#228;hrigen Sohn innehatten.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber, ob sich der Anspruch der Kl&#228;ger auf Zuerkennung der Fl&#252;chtlingseigenschaft dar&#252;ber hinaus aus &#167;&#160;3 Abs.&#160;1 AsylG ergibt, muss hier nicht mehr entschieden werden.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 21.&#160;Januar 1992 &#8209;&#160;9&#160;C 66.91&#160;- und Beschluss vom 3.&#160;Juni 1991 &#8209;&#160;2&#160;BvR 720.91&#160;&#8209;, jeweils juris; Marx, Kommentar zum Asylgesetz, &#167;&#160;26 Rn.&#160;44.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Die auf der Erm&#228;chtigungsgrundlage des &#167;&#160;34 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 AsylG i.V.m. &#167;&#160;59 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 AufenthG beruhende Abschiebungsandrohung in Ziffer&#160;4 des Bescheides ist rechtswidrig. Die Voraussetzung des &#167;&#160;34 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Nr.&#160;2 AsylG liegt nicht vor. Den Kl&#228;gern ist die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuzuerkennen.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Die nach &#167;&#160;11 Abs.&#160;2 und&#160;3 AufenthG zu treffende Ermessensentscheidung &#252;ber die Befristung des gesetzlichen Einreise- und Aufenthaltsverbots gem&#228;&#223; &#167;&#160;11 Abs.&#160;1 AufenthG ist aufgrund der Verpflichtung der Beklagten, den Kl&#228;gern die Fl&#252;chtlingseigenschaft zuzuerkennen, gegenstandslos.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">&#220;ber die Hilfsantr&#228;ge, die Beklagte zu verpflichten, den Kl&#228;gern den subsidi&#228;ren Schutz nach &#167;&#160;4 AsylG zuzuerkennen, weiter hilfsweise das Vorliegen von Abschiebungsverboten nach &#167;&#160;60 Abs.&#160;5 und&#160;7 Satz&#160;1 AufenthG festzustellen, war nicht mehr zu entscheiden.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#160;154 Abs.&#160;1 VwGO i.V.m. &#167;&#160;83b AsylG.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die Entscheidung &#252;ber die vorl&#228;ufige Vollstreckbarkeit beruht auf &#167;&#160;167 VwGO i.V.m. &#167;&#167;&#160;708 Nr.&#160;11, 711, 709 Satz&#160;2, 108 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 ZPO.</p>
180,246
ovgnrw-2019-01-22-15-a-24718
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 247/18
2019-01-22T00:00:00
2019-02-07T14:18:39
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0122.15A247.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 5.000,- &#8364; festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung hat - ungeachtet der Frage, ob er nach Beendigung seines Landtagsmandats noch im Sinne von &#167; 42 Abs. 2 VwGO klagebefugt ist - keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die sinngem&#228;&#223; allein geltend gemachten ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils im Sinne von &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel sind gegeben, wenn erhebliche Gr&#252;nde daf&#252;r sprechen, dass die verwaltungsgerichtliche Entscheidung einer rechtlichen Pr&#252;fung wahrscheinlich nicht standhalten wird. Sie sind (nur) begr&#252;ndet, wenn zumindest ein einzelner tragender Rechtssatz der angefochtenen Entscheidung oder eine erhebliche Tatsachenfeststellung mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten in Frage gestellt wird und sich die Frage, ob die Entscheidung etwa aus anderen Gr&#252;nden im Ergebnis richtig ist, nicht ohne weitergehende Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage beantworten l&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschl&#252;sse vom 16. Januar 2017 &#8209;&#160;2&#160;BvR 2615/14 -, juris Rn. 19, und vom 9. Juni 2016 &#8209;&#160;1 BvR 2453/12 -, juris Rn. 16, jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage mit dem Antrag des Kl&#228;gers,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">das beklagte Land unter Aufhebung des Bescheids vom 29. Juli 2016 zu verpflichten, seinen Antrag vom 13. Juli 2016 in vollst&#228;ndiger Form zu beantworten,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Kl&#228;ger hat den auf &#167; 4 IFG NRW gest&#252;tzten Informationsantrag vom 13. Juli 2016 in seiner (damaligen) Eigenschaft als Landtagsabgeordneter gestellt. Er hat den Antrag auf seinem mit dem Landeswappen versehenen offiziellen Briefbogen als Mitglied des Landtags (Mitglied des Innenausschusses, Mitglied des Ausschusses f&#252;r Kommunalpolitik) verfasst. Mit diesem Zusatz hat der Kl&#228;ger den Antrag auch unterzeichnet. Als Korrespondenzadresse hat er &#252;berdies nicht seine Privatanschrift, sondern das Postfach des Landtags angegeben. Entsprechendes gilt f&#252;r seine Erreichbarkeit per Telefon und per E-Mail.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Jedoch sind Abgeordnete des Landtags NRW - und damit auch der Kl&#228;ger - in dieser Eigenschaft nicht nach &#167; 4 Abs. 1 IFG NRW anspruchsberechtigt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 4 Abs. 1 IFG NRW hat jede nat&#252;rliche Person nach Ma&#223;gabe dieses Gesetzes gegen&#252;ber den in &#167;&#160;2 IFG NRW genannten Stellen Anspruch auf Zugang zu den bei der Stelle vorhandenen amtlichen Informationen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ein Landtagsabgeordneter, dem im Verh&#228;ltnis zur Landesregierung (ausschlie&#223;lich) organschaftliche Statusrechte zustehen, ist in dieser Eigenschaft keine &#8222;nat&#252;rliche Person&#8220; im Sinne von &#167; 4 Abs. 1 IFG NRW.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. zur Unterscheidung zwischen einer organschaftlichen Rechtsstellung und dem Anspruch aus &#167;&#160;4 Abs. 1 IFG NRW bereits OVG NRW, Urteil vom 12.&#160;Juni 2003 - 8 A 4282/02 -, juris Rn. 19; ebenso Fran&#223;en/Seidel, IFG NRW, 2007, &#167; 4 Rn. 511 a. E.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dies folgt aus der Zielsetzung des Informationsfreiheitsgesetzes NRW, einen umfassenden verfahrensunabh&#228;ngigen Anspruch auf Informationszugang f&#252;r die B&#252;rgerinnen und B&#252;rger des Landes Nordrhein-Westfalen zu schaffen, der als eigenst&#228;ndiger B&#252;rgerrechtsanspruch charakterisiert wird. Mit ihm soll dem Bed&#252;rfnis der Gesellschaft nach Informationen und dem Transparenzgebot der &#246;ffentlichen Verwaltung Rechnung getragen werden. Dabei soll nicht nur die Transparenz des beh&#246;rdlichen Handelns durch den Zugang zu Informationen erh&#246;ht, sondern auch die Nachvollziehbarkeit und Akzeptanz beh&#246;rdlicher Entscheidungen und der zugrunde liegenden politischen Beschl&#252;sse erh&#246;ht werden. Ferner wird als Motiv f&#252;r die Einf&#252;hrung eines Informationszugangsrechts genannt, die Mitsprache der B&#252;rgerinnen und B&#252;rger in Bezug auf das Handeln der staatlichen Organe dadurch zu optimieren, dass ihnen eine verbesserte Argumentationsgrundlage an die Hand gegeben wird.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. die Begr&#252;ndung des Entwurfs des Informationsfreiheitsgesetzes NRW, LT-Drs. 13/1311, S. 9.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Diese Zielsetzung erfasst Landtagsabgeordnete in ihrer spezifischen, statusrechtlich gepr&#228;gten (Innen-)Rechtsstellung nicht. Ihr Informationsbed&#252;rfnis im Rahmen ihrer parlamentarischen (Kontroll-)T&#228;tigkeit wird durch Art.&#160;30 Abs.&#160;2 LVerf NRW gew&#228;hrleistet, der einen grunds&#228;tzlichen Anspruch auf vollst&#228;ndige und zutreffende Beantwortung von an die Landesregierung gerichteten parlamentarischen Anfragen einschlie&#223;t.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. VerfGH NRW, Urteile vom 19. August 2008 &#8209;&#160;7/07 -, juris Rn. 244, und vom 4. Oktober 1993 &#8209;&#160;15/92 -, juris Rn. 95 ff.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Demgegen&#252;ber betrifft das Informationsfreiheitsgesetz NRW nur das Au&#223;enrechtsverh&#228;ltnis des B&#252;rgers zu den anspruchsverpflichteten &#246;ffentlichen Stellen.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 12. Juni 2003 - 8 A 4282/02 -, juris Rn. 22; in diese Richtung auch Shirvani, Verh&#228;ltnis zwischen Fragerechten nach IFG und Auskunftsrechten von Abgeordneten nach der Landesverfassung NRW am Beispiel des BLB NRW - Gutachten im Auftrag des Parlamentarischen Beratungs- und Gutachterdienstes des Landtags Nordrhein-Westfalen, Mai 2015, S. 36.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Dass dies nach &#167; 1 Abs. 1 Satz 1 IFG (Bund) anders beurteilt wird, weil dort der Kreis der Anspruchsberechtigten mit dem Terminus &#8222;Jeder&#8220; weiter gefasst ist,</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">vgl. f&#252;r eine Fraktion eines Abgeordnetenhauses Bay. VGH, Urteil vom 22. April 2016 - 5 BV 15.799 -, juris Rn. 21 ff.; sowie Schoch, IFG, 2. Aufl. 2016, &#167; 1 Rn. 83 (f&#252;r Bundestagsabgeordnete); im Weiteren auch OVG NRW, Urteil vom 12. Juni 2003 - 8 A 4282/02 -, juris Rn. 19,</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">beeinflusst die Interpretation von &#167; 4 Abs. 1 IFG NRW mit Blick auf dessen engeren Wortlaut nicht.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Entsprechendes gilt f&#252;r die kl&#228;gerseits in Bezug genommene Datenschutz-Grundverordnung mit ihren einem jeweils eigenen Binnenverst&#228;ndnis unterliegenden Begrifflichkeiten sowie f&#252;r das Gesetz zur Anpassung des allgemeinen Datenschutzrechts an die Verordnung (EU) 2016/679 und zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2016/680 (Nordrhein-Westf&#228;lisches Datenschutz-Anpassungs- und Umsetzungsgesetz EU - NRWDSAnpUG-EU) vom 17. Mai 2018 (GV. NRW. S. 243).</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Eine Rechtsschutzl&#252;cke entsteht infolge der Auslegung des Begriffs &#8222;nat&#252;rliche Person&#8220; in &#167; 4 Abs. 1 IFG NRW nicht. Dem Kl&#228;ger war es unbenommen, wie er es sp&#228;ter auch getan hat, den Informationsantrag als einfacher B&#252;rger &#8209;&#160;und nicht als Mandatstr&#228;ger&#160;&#8209; zu stellen. Sollte der Kl&#228;ger die Beantwortung seiner (als Landtagsabgeordneter gestellten) Kleinen Anfrage an die Landesregierung als verfassungsrechtlich defizit&#228;r angesehen haben, h&#228;tte er zudem um Rechtsschutz im Wege des Organstreitverfahrens nach Art. 75 Nr. 2 LVerf NRW, &#167;&#167; 43 ff. VGHG NRW,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">vgl. insoweit etwa VerfGH, Urteil vom 15. Dezember 2015 - 12/14 -, juris Rn. 63 f.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">vor dem Verfassungsgerichtshof f&#252;r das Land Nordrhein-Westfalen nachsuchen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Aus dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 20. Juni 2017 - 1 BvR 1978/13 -, juris Rn. 21 ff., ergibt sich nichts anderes. Das dort angesprochene Grundrecht der Informationsfreiheit aus <a href="https://www.juris.de/r3/?docId=BJNR000010949BJNE002100314&amp;${__hash__}38;docFormat=xsl&amp;${__hash__}38;oi=6AhNbeqPTf&amp;${__hash__}38;docPart=S&amp;${__hash__}38;sourceP=%7B%22source%22:%22Link%22%7D">Art.&#160;5 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 Hs. 2 GG</a> als verfassungsrechtlicher Hintergrund der einfachgesetzlichen Informationszugangsanspr&#252;che stand dem Kl&#228;ger in seiner Funktion als Abgeordneter nicht zu.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Ob Art.&#160;30 Abs.&#160;2 LVerf NRW dar&#252;ber hinaus als besondere Vorschrift im Sinne von &#167; 4 Abs. 2 Satz 1 IFG NRW zu qualifizieren ist, kann nach alledem dahinstehen.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 47 Abs. 1 und 3, 52 Abs. 2 GKG.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Mit der Ablehnung des Zulassungsantrags ist das Urteil des Verwaltungsgerichts rechtskr&#228;ftig (&#167; 124 a Abs. 5 Satz 4 VwGO).</p>
180,245
ovgnrw-2019-01-22-15-a-44518
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
15 A 445/18
2019-01-22T00:00:00
2019-02-07T14:18:38
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0122.15A445.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag wird abgelehnt.</p> <p>Der Kl&#228;ger tr&#228;gt die Kosten des Zulassungsverfahrens.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Zulassungsverfahren auf 25.550,08 &#8364; festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag des Kl&#228;gers auf Zulassung der Berufung hat keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die geltend gemachten ernstlichen Zweifel an der Richtigkeit des angefochtenen Urteils im Sinne von &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 VwGO liegen nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Ernstliche Zweifel sind gegeben, wenn erhebliche Gr&#252;nde daf&#252;r sprechen, dass die verwaltungsgerichtliche Entscheidung einer rechtlichen Pr&#252;fung wahrscheinlich nicht standhalten wird. Sie sind (nur) begr&#252;ndet, wenn zumindest ein einzelner tragender Rechtssatz der angefochtenen Entscheidung oder eine erhebliche Tatsachenfeststellung mit schl&#252;ssigen Gegenargumenten in Frage gestellt wird und sich die Frage, ob die Entscheidung etwa aus anderen Gr&#252;nden im Ergebnis richtig ist, nicht ohne weitergehende Pr&#252;fung der Sach- und Rechtslage beantworten l&#228;sst.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschl&#252;sse vom 16.&#160;Januar 2017 &#8209;&#160;2&#160;BvR 2615/14 -, juris Rn. 19, und vom 9. Juni 2016 &#8209;&#160;1 BvR 2453/12 -, juris Rn. 16, jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat die Klage mit dem Antrag,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">den Vorausleistungsbescheid der Beklagten vom 7.&#160;Juni 2016 aufzuheben,</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">zu Recht abgewiesen.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">1. Das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers Gemarkung I.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , Flur 9, Flurst&#252;ck 105 (C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; 25 und 27) wird von der Erschlie&#223;ungsanlage I1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; im Sinne von &#167;&#160;131 Abs. 1 Satz 1, &#167; 133 Abs. 1 BauGB erschlossen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Ein Grundst&#252;ck ist im Sinne dieser Vorschriften erschlossen, wenn ihm die Anlage in erschlie&#223;ungsbeitragsrechtlich relevanter Weise, das hei&#223;t in einer auf die bauliche, gewerbliche oder vergleichbare Nutzbarkeit der Grundst&#252;cke gerichteten Funktion, die Zug&#228;nglichkeit vermittelt. Die durch die Anlage und die damit bewirkte Erreichbarkeit vermittelte bauliche oder gewerbliche Ausnutzbarkeit ist der Erschlie&#223;ungsvorteil, der die anteilige Auferlegung des hierf&#252;r notwendigen Aufwands rechtfertigt.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 12. November 2014 - 9 C 4.13 -, juris Rn. 11.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Fehlt es in dem vorrangig ma&#223;geblichen Bebauungsplan an relevanten Festsetzungen, so ist ein in einem Wohngebiet gelegenes Grundst&#252;ck durch eine Anbaustra&#223;e regelm&#228;&#223;ig erschlossen, wenn diese die M&#246;glichkeit er&#246;ffnet, mit Personen- und Versorgungsfahrzeugen an die Grenze des Grundst&#252;cks heranzufahren und es von dort aus zu betreten. Erschlossen sind danach die unmittelbar an die Anbaustra&#223;e angrenzenden, selbst&#228;ndig bebaubaren oder gewerblich nutzbaren Grundst&#252;cke, die von der Anlage in der f&#252;r die vorgenannte Nutzung erforderlichen Weise - gegebenenfalls nach Ausr&#228;umung bestehender, aber mit zumutbarem Aufwand zu beseitigender Hindernisse - erreicht werden k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteile vom 12. November 2014 - 9 C 4.13 -, juris Rn. 12, und vom 28. M&#228;rz 2007 - 9 C 4.06 -, juris Rn. 11.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Aus bauordnungsrechtlicher Sicht ist f&#252;r das Erschlossensein gem&#228;&#223; &#167; 4 Abs. 1 Satz&#160;1 BauO NRW (fr&#252;her: &#167; 4 Abs. 1 Nr. 1 BauO NRW) erforderlich, dass das Grundst&#252;ck in angemessener Breite an der befahrbaren &#246;ffentlichen Verkehrsfl&#228;che liegt. Dabei ist anzunehmen, dass das Gesetz eine Breite von weniger als 1 m nicht mehr als angemessen ansieht, weil unter solchen Verh&#228;ltnissen der Zugang insbesondere f&#252;r Feuerwehrleute mit Feuerl&#246;sch- und Rettungsger&#228;ten nicht bzw. nicht ohne Schwierigkeiten m&#246;glich ist.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 5. Mai 2000 - 3 A 3132/99 -, juris Rn. 1.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">Im Fall einer Zweiterschlie&#223;ung ist die Ersterschlie&#223;ung hinwegzudenken. Es kommt insofern allein darauf an, dass die Zweitanlage dem Grundst&#252;ck durch die - von der tats&#228;chlichen Nutzung unabh&#228;ngige - M&#246;glichkeit der Inanspruchnahme eine prinzipiell bessere Qualit&#228;t der Erschlie&#223;ung im bebauungsrechtlichen Sinne vermittelt.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Beschl&#252;sse vom 29. September 2015 &#8209;&#160;9 B 42.15 -, juris Rn. 12, und vom 14. Dezember 2010 - 9 B 58.10 -, juris Rn. 3, Urteil vom 28. M&#228;rz 2007 - 9 C 4.06 -, juris Rn. 11.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">F&#252;r die Beurteilung der Ausdehnung einer Erschlie&#223;ungsanlage, das hei&#223;t der Frage, wo eine selbst&#228;ndige Erschlie&#223;ungsanlage beginnt und endet, ist weder die Parzellierung noch eine einheitliche oder unterschiedliche Stra&#223;enbezeichnung ma&#223;gebend. Vielmehr kommt es auf das Erscheinungsbild, also auf die tats&#228;chlichen Verh&#228;ltnisse an, wie sie zum Beispiel durch die Stra&#223;enf&#252;hrung, Stra&#223;enbereite, Stra&#223;enl&#228;nge und Stra&#223;enausstattung gepr&#228;gt werden und sich im Zeitpunkt des Entstehens sachlicher Beitragspflichten einem unbefangenen Beobachter bei nat&#252;rlicher Betrachtungsweise darstellen. Deutlich abgrenzbare Teile einer Stra&#223;e k&#246;nnen daher selbst&#228;ndige Erschlie&#223;ungsanlagen bilden.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 22. November 2016 - 9 C 25.15 -, juris Rn.24.</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">Erforderlich ist eine W&#252;rdigung aller daf&#252;r relevanten Umst&#228;nde. Die nat&#252;rliche Betrachtungsweise ist nicht aus einer Vogelperspektive anzustellen. Vielmehr ist grunds&#228;tzlich der Blickwinkel eines Betrachters am Boden einzunehmen. Wegen der damit unter Umst&#228;nden verbundenen Einengung des Horizonts kann gegebenenfalls erg&#228;nzend auch der sich aus Pl&#228;nen oder Luftbildaufnahmen ergebende Stra&#223;enverlauf mit in die Betrachtung einzubeziehen sein.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 7. M&#228;rz 2017 - 9 C 20.15 -, juris Rn. 12.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Dabei kann - ausnahmsweise abweichend von der grunds&#228;tzlich gebotenen nat&#252;rlichen Betrachtungsweise - auch die Verl&#228;ngerung einer schon vorhandenen Erschlie&#223;ungsanlage eine selbst&#228;ndige Erschlie&#223;ungsanlage sein.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteile vom 7. M&#228;rz 2017 - 9 C 20.15 -, juris Rn. 14, und vom 5. Oktober 1984 - 8 C 41.83 -, juris Rn. 21; OVG NRW, Urteil vom 24. November 1998 - 3 A 706/91 -, juris Rn. 7 ff.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Dies zugrunde gelegt, hat das Verwaltungsgericht, das die &#214;rtlichkeit im Rahmen eines Ortstermins am 19. September 2017 in Augenschein genommen hat, auf S. 8 f. des angefochtenen Urteils zutreffend dargelegt, dass das kl&#228;gerische Grundst&#252;ck von der Erschlie&#223;ungsanlage I1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; erschlossen wird. Das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers grenzt s&#252;d&#246;stlich auf einer L&#228;nge von ca. 6 m unmittelbar an diese Erschlie&#223;ungsanlage an.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Der Auffassung des Kl&#228;gers, dieser Teil der Stra&#223;e geh&#246;re zur vorhandenen Erschlie&#223;ungsanlage Zum T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; und sei nur mit einem neuen Stra&#223;enbelag versehen worden, ist nicht zu folgen. Das Verwaltungsgericht hat unter Hinweis auf den entsprechenden Ausbau- und Abrechnungsplan mit Recht darauf abgestellt, dass die im Jahr 1983 fertiggestellte Erschlie&#223;ungsanlage Zum T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; an der s&#252;d&#246;stlichen Ecke des kl&#228;gerischen Grundst&#252;cks endete und dieses daher nicht erschloss. Dass sich an diese Erschlie&#223;ungsanlage eine befestigte Fl&#228;che anschloss, &#252;ber die der Kl&#228;ger schon fr&#252;her an sein Grundst&#252;ck heranfahren konnte, besagt - auch wegen des seinerzeitigen Ausbauzustands - nichts dar&#252;ber, dass diese Fl&#228;che Bestandteil der vorhandenen Erschlie&#223;ungsanlage Zum T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; war. F&#252;r diese rechtliche Bewertung ist auch unerheblich, &#252;ber welchen Stra&#223;enverlauf Pkw das Grundst&#252;ck des Kl&#228;gers &#252;blicherweise anfahren.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">2. Der Kl&#228;ger zieht die H&#246;he der festgesetzten Vorausleistung nicht ernstlich in Zweifel.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Bei ungew&#246;hnlich gro&#223;en Grundst&#252;cken kann es nach Sinn und Zweck der bundesrechtlichen Erschlie&#223;ungsbeitragsvorschriften geboten sein, die Eckerm&#228;&#223;igung nicht auf das gesamte Grundst&#252;ck zu erstrecken, sondern nur auf einen Grundst&#252;cksteil, der etwa der durchschnittlichen Gr&#246;&#223;e der &#252;brigen von der Anlage erschlossenen Grundst&#252;cke entspricht.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 18. Oktober 1976 - IV C 56.74 -, juris Rn. 18.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Dementsprechend sieht &#167; 6 Abs. 9 der Satzung &#252;ber die Erhebung von Erschlie&#223;ungsbeitr&#228;gen in der Stadt I2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (T1.&#160;&#160;&#160; ) in der Fassung der 3. Nachtragssatzung vom 16. November 1998 vor, dass f&#252;r Grundst&#252;cke, die von mehr als einer Erschlie&#223;ungsanlage im Sinne des &#167; 127 Abs. 2 Nr. 1 BauGB erschlossen werden, die Grundst&#252;cksfl&#228;che bei Abrechnung jeder Erschlie&#223;ungsanlage nur mit zwei Dritteln anzusetzen ist, dass dies nach Buchstabe f) aber nicht f&#252;r Grundst&#252;cksfl&#228;chen gilt, soweit sie die durchschnittliche Grundst&#252;cksfl&#228;che der &#252;brigen im Abrechnungsgebiet liegenden Grundst&#252;cke &#252;bersteigen.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Diese Regelung hat die Beklagte zur Anwendung gebracht, wie aus der Anlage C zum Vorausleistungsbescheid vom 7. Juni 2016 sowie aus dem Schreiben der Beklagten vom 29. Juni 2016 hervorgeht. Dass dies fehlerhaft geschehen ist, legt der Kl&#228;ger nicht dar und ist mit Blick auf die Gr&#246;&#223;e seines Grundst&#252;cks von 1.465 m&#178; auch sonst nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">3. Soweit der Kl&#228;ger pauschal auf sein erstinstanzliches Vorbringen Bezug nimmt, gen&#252;gt dies den Darlegungsanforderungen des &#167; 124a Abs. 4 Satz 4 VwGO nicht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf &#167;&#167; 47 Abs. 1 und 3, 52 Abs. 3 Satz 1 GKG.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Mit der Ablehnung des Zulassungsantrags ist das Urteil des Verwaltungsgerichts rechtskr&#228;ftig (&#167; 124 a Abs. 5 Satz 4 VwGO).</p>
180,213
olgsh-2019-01-22-16-w-14618
{ "id": 1070, "name": "Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht", "slug": "olgsh", "city": null, "state": 17, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": "Oberlandesgericht" }
16 W 146/18
2019-01-22T00:00:00
2019-02-07T14:18:06
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
ECLI:DE:OLGSH:2019:0122.16W146.18.00
<div class="docLayoutText"> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Tenor<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p>Auf die sofortige Beschwerde der Beklagten zu 3) wird der Beschluss des Einzelrichters der 12. Zivilkammer des Landgerichts Kiel vom 13.12.2018, durch den gegen den Beklagten zu 3) ein Ordnungsgeld in H&#246;he von 200,00 &#8364; festgesetzt worden ist, aufgehoben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt></dt> <dd><p></p></dd> </dl> </div></div> <div class="docLayoutMarginTopMore"><h4 class="doc"> <!--hlIgnoreOn-->Gr&#252;nde<!--hlIgnoreOff--> </h4></div> <div class="docLayoutText"><div> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_1">1</a></dt> <dd><p>Die sofortige Beschwerde des Beklagten zu 3) ist zul&#228;ssig und begr&#252;ndet.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_2">2</a></dt> <dd><p>Nach &#167; 141 Abs. 3 Satz 1 ZPO kann gegen eine pers&#246;nlich geladene Partei wie gegen einen Zeugen (&#167; 380 ZPO) Ordnungsgeld &#8211; nicht Ordnungshaft &#8211; verh&#228;ngt werden, wenn sie trotz ordnungsgem&#228;&#223;er Ladung zum Termin unentschuldigt nicht erscheint. Die Festsetzung unterbleibt nach &#167; 141 Abs. 3 Satz 2 ZPO, wenn die Partei einen Vertreter entsendet, der zur Aufkl&#228;rung des Tatbestandes in der Lage und zur Abgabe der gebotenen Erkl&#228;rungen, insbesondere zu einem Vergleichsabschluss, erm&#228;chtigt ist.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_3">3</a></dt> <dd><p>Das Landgericht hat im Rahmen seiner Ladung zum Termin vom 02.11.2018 das pers&#246;nliche Erscheinen des Beklagten zu 3) nicht auch zur Aufkl&#228;rung des Sachverhalts, sondern lediglich f&#252;r einen G&#252;teversuch angeordnet. Nachdem das Landgericht einen Antrag des Beklagten zu 3) auf Entbindung von seiner Verpflichtung zum pers&#246;nlichen Erscheinen zur&#252;ckgewiesen hat, ist im &#8211; auf den 11.12.2018 verlegten &#8211; Termin f&#252;r den Beklagten zu 3) lediglich dessen Prozessbevollm&#228;chtigter erschienen, der &#8211; ausweislich der mit der Beschwerde vorgelegten Vollmacht (Bl. 360 d. A.) &#8211;&#160;&#160;zur Abgabe der f&#252;r einen Vergleichsabschluss erforderlichen Erkl&#228;rungen bevollm&#228;chtigt war. Bereits hiernach hatte die Festsetzung eines Ordnungsgeldes nach der Regelung des &#167; 141 Abs. 3 Satz 2 ZPO zu unterbleiben.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_4">4</a></dt> <dd><p>Soweit es nicht um eine Erschwerung der Sachaufkl&#228;rung geht &#8211; und zur Sachaufkl&#228;rung wurde das pers&#246;nliche Erscheinen des Beklagten zu 3) vorliegend gerade nicht angeordnet &#8211; reicht zur Vermeidung der Festsetzung eines Ordnungsgeldes bereits die formale Bevollm&#228;chtigung des erschienenen Prozessbevollm&#228;chtigten zum Vergleichsschluss aus (BGH NJW-RR 2011, 1363, Rn. 20 f. bei juris; a. A. OLG Naumburg MDR 2011, 943, Rn. 7 ff. bei juris). &#167; 141 Abs. 3 Satz 2 ZPO kn&#252;pft lediglich im Hinblick auf die Tatsachenaufkl&#228;rung, nicht aber im Hinblick auf Vergleichsverhandlungen an die F&#228;higkeit eines zum Vergleichsabschluss bevollm&#228;chtigten Vertreters zur inhaltlichen Er&#246;rterung an.Zwar mag eine Partei die Erkl&#228;rung, sie sei nicht vergleichsbereit, nicht abgeben d&#252;rfen, um sich der Sanktion des &#167; 141 Abs. 3 Satz 2 ZPO zu entziehen (vgl. Greger, in: Z&#246;ller, ZPO, 32. A. 2018, &#167; 141 Rn. 12); dies aber nur dann nicht, wenn sie gleichzeitig keinen hinreichend zum Vergleichsschluss bevollm&#228;chtigten Vertreter entsandt hat.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_5">5</a></dt> <dd><p>Am Vorstehenden &#228;ndert nichts, dass der Prozessbevollm&#228;chtigte des Beklagten zu 3) im Termin erkl&#228;rt hat, dass der Beklagte zu 3) zu einem Vergleichsabschluss nicht bereit sei. Selbst wenn durchaus im Interesse der g&#252;tlichen Beilegung von Rechtsstreitigkeiten die pers&#246;nliche Teilnahme einer Partei an einer G&#252;teverhandlung deren Bereitschaft erh&#246;hen wird, von einer entsprechend vorgefassten Ansicht abzuweichen, folgt aus der gesetzlichen Verpflichtung, einen hinreichend bevollm&#228;chtigten Vertreter zu entsenden, keine Verpflichtung der Partei, &#252;berhaupt zu einem Vergleichsschluss bereit zu sein; ebenso wenig, wie aus &#167;&#160;141 ZPO &#252;berhaupt eine Erkl&#228;rungspflicht der betroffenen Partei folgt (vgl. Fritsche, in: M&#252;Ko-ZPO, 5. A. 2016, &#167; 141 Rn. 13; Stadler, in: Musielak/Voit, ZPO, 15. A. 2018, &#167;&#160;141 Rn. 10). So sieht &#167; 278 Abs. 2 Satz 1 ZPO ausdr&#252;cklich vor, dass im Falle der Aussichtslosigkeit einer G&#252;teverhandlung von deren Durchf&#252;hrung abgesehen werden kann. Im &#220;brigen hat ausweislich des Verhandlungsprotokolls (Bl. 295 d. A.) noch vor der Erkl&#228;rung des Beklagten zu 3) eine G&#252;teverhandlung tats&#228;chlich stattgefunden sowie der Beklagte zu 3) im Rahmen des Beschwerdevorbringens plausibel ausgef&#252;hrt, dass f&#252;r den Beklagten zu 3) unter Kostengesichtspunkten von vorneherein eine streitige Entscheidung des Rechtsstreits gegen&#252;ber dessen vergleichsweiser Beilegung vorzugsw&#252;rdig war.</p></dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt><a name="rd_6">6</a></dt> <dd><p>Eine Kostenentscheidung ist im Falle einer erfolgreichen Beschwerde &#8211; wie hier &#8211; nicht veranlasst (vgl. BGH NJW-RR 2007, 1364 m. w. N.).</p></dd> </dl> </div></div> <br> </div>
178,103
bverfg-2019-01-22-2-bvr-9319
{ "id": 3, "name": "Bundesverfassungsgericht", "slug": "bverfg", "city": null, "state": 2, "jurisdiction": "Verfassungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": "Bundesgericht" }
2 BvR 93/19
2019-01-22T00:00:00
2019-02-01T13:09:25
2019-02-13T12:21:07
Nichtannahmebeschluss
ECLI:DE:BVerfG:2019:rk20190122.2bvr009319
<h2>Tenor</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Die Verfassungsbeschwerde wird nicht zur Entscheidung angenommen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt/> <dd> <p>Damit erledigt sich der Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung.</p> </dd> </dl> </div> <h2>Gründe</h2> <div> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_1">1</a> </dt> <dd> <p> Die Verfassungsbeschwerde hat keine hinreichende Aussicht auf Erfolg (&#167; 93b Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BVerfGG).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_2">2</a> </dt> <dd> <p> 1. Zwar muss ein Gericht nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, wenn sich ein Antragsteller oder Beschwerdef&#252;hrer ausdr&#252;cklich die Begr&#252;ndung seines Rechtsschutzbegehrens vorbehalten hat, entweder eine Frist f&#252;r die Begr&#252;ndung setzen oder, wenn es davon absieht, mit einer nicht stattgebenden Entscheidung angemessene Zeit warten. Entscheidet es vor Ablauf der Frist oder sonst angemessener Zeit, ist der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r verletzt (vgl. BVerfGE 4, 190 &lt;192&gt;; 8, 89 &lt;91&gt;; 17, 191 &lt;193&gt;; 24, 23 &lt;25 f.&gt;; 60, 313 &lt;317 f.&gt;; stRspr).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_3">3</a> </dt> <dd> <p> 2. Dem wird der angegriffene Beschluss des Amtsgerichts Potsdam vom 17. Dezember 2018 indes gerecht.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_4">4</a> </dt> <dd> <p> a) Der Zeitraum, der zwischen dem Antrag auf gerichtliche Entscheidung am 12. November 2018 und der Entscheidung des Amtsgerichts am 17. Dezember 2018 lag, war mit &#252;ber einem Monat angemessen. Die Frage, welche Frist angemessen ist, kann nicht abstrakt generell bestimmt werden, sondern h&#228;ngt vom konkreten Einzelfall ab (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 16. Dezember 2002 - 2 BvR 654/02 -, juris, Rn. 4). Im vorliegenden Fall bot der Zeitraum von &#252;ber einem Monat dem Beschwerdef&#252;hrer ausreichend Gelegenheit, seinen Antrag zu begr&#252;nden. Dem Verteidiger des Beschwerdef&#252;hrers w&#228;re es auch unbenommen gewesen, innerhalb dieses Zeitraums darzulegen, warum er weiterhin gehindert war, eine Antragsbegr&#252;ndung abzugeben. Auch in der Verfassungsbeschwerde wird nicht vorgetragen, warum ein Monat nicht ausreichte. F&#252;r das Amtsgericht waren die Motive, die dazu gef&#252;hrt haben, dass keine Antragsbegr&#252;ndung einging, nicht erkennbar. Es durfte daher davon ausgehen, dass keine Begr&#252;ndung mehr erfolgen w&#252;rde, und in der Sache entscheiden (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 16. Dezember 2002 - 2 BvR 654/02 -, juris, Rn. 4).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_5">5</a> </dt> <dd> <p> b) Zu einer Nachfrage oder Fristsetzung war das Gericht von Verfassungs wegen nicht verpflichtet (vgl. BVerfG, Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 16. Dezember 2002 - 2 BvR 654/02 -, juris, Rn. 4; Beschluss der 1. Kammer des Ersten Senats vom 23. Oktober 1992 - 1 BvR 1232/92 -, juris, Rn. 5). Der Umstand, dass der Beschwerdef&#252;hrer die Ank&#252;ndigung einer Begr&#252;ndung mit einem konkret bestimmbaren Zeitpunkt verkn&#252;pft hatte, bedingt keine abweichende Beurteilung. Auch in diesem Fall ist von Verfassungs wegen nicht zu beanstanden, wenn das Gericht nach fruchtlosem Ablauf des in Aussicht gestellten Zeitpunktes ohne Nachfrage eine Sachentscheidung trifft, sofern der danach zur Verf&#252;gung gestandene Zeitraum zur Abgabe einer Erkl&#228;rung objektiv angemessen war und keine Anhaltspunkte daf&#252;r bestehen, dass eine Erkl&#228;rung innerhalb des vom Rechtsschutzsuchenden selbst angek&#252;ndigten Zeitraums aus von ihm nicht zu vertretenden Umst&#228;nden nicht m&#246;glich war. Dann n&#228;mlich ist die Annahme des Gerichts, dass keine Begr&#252;ndung mehr erfolgen w&#252;rde, ebenfalls gerechtfertigt, sofern der Betroffene das Gericht - wie hier - nicht um weiteres Zuwarten ersucht und seine fortbestehende Absicht, eine Begr&#252;ndung abzugeben, aufrechterh&#228;lt.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_6">6</a> </dt> <dd> <p> Eine ausnahmsweise Pflicht zur Fristsetzung folgte auch nicht daraus, dass der Verteidiger des Beschwerdef&#252;hrers den avisierten Abgabezeitpunkt der angek&#252;ndigten Begr&#252;ndung mit dem unscharfen Begriff der Monatsmitte bezeichnet hatte. Das Amtsgericht hat diese Ank&#252;ndigung erkennbar dahin ausgelegt, dass mit einem Eingang bis zum Ablauf des 15. Dezembers 2018 zu rechnen sein w&#252;rde. Diese Auslegung steht in Einklang mit f&#252;r den Rechtsverkehr getroffenen Festlegungen des Begriffs der Monatsmitte. Nach &#167; 192 BGB etwa ist unter "Mitte des Monats" der 15. Tag eines jeden Monats zu verstehen. Dem vom Verteidiger des Beschwerdef&#252;hrers als rechtskundiger Person im Rechtsverkehr verwendeten Begriff der Monatsmitte fehlte es daher nicht an einer fristentypischen Bestimmbarkeit. Das gerichtliche Schweigen auf die Ank&#252;ndigung einer Begr&#252;ndung bis zur "Mitte des Monats" vermochte daher jedenfalls keinen Vertrauenstatbestand zu schaffen, dass das Amtsgericht &#252;ber den 15. Dezember 2018 hinaus mit einer Entscheidung zuwarten w&#252;rde. Hierauf h&#228;tte der Beschwerdef&#252;hrer sich einstellen, seine Antragsbegr&#252;ndung innerhalb des angek&#252;ndigten Zeitraums einreichen und sich auf diese Weise das rechtliche Geh&#246;r verschaffen k&#246;nnen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_7">7</a> </dt> <dd> <p> 3. Bei dieser Sach- und Rechtslage kann auch die im Verfahren &#252;ber die Anh&#246;rungsr&#252;ge ergangene Entscheidung vom 21. Dezember 2018 - wie der Beschwerdef&#252;hrer selbst ausgef&#252;hrt hat - nicht auf einem etwaigen Geh&#246;rsversto&#223; beruhen (zum Erfordernis des Beruhens vgl. BVerfGE 60, 313 &lt;318&gt;; 86, 133, &lt;147&gt;). Da im Ausgangsverfahren keine Geh&#246;rsverletzung erfolgte, ist auszuschlie&#223;en, dass die Einbeziehung unber&#252;cksichtigt gebliebenen Vortrags des Beschwerdef&#252;hrers im Ergebnis zu einer anderen, f&#252;r ihn g&#252;nstigeren Entscheidung im Anh&#246;rungsr&#252;geverfahren gef&#252;hrt h&#228;tte (vgl. BVerfGE 62, 392 &lt;396&gt;; 89, 381 &lt;392 f.&gt;).</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_8">8</a> </dt> <dd> <p> Von einer weiteren Begr&#252;ndung der Entscheidung wird gem&#228;&#223; &#167; 93d Abs. 1 Satz 3 BVerfGG abgesehen.</p> </dd> </dl> <dl class="RspDL"> <dt> <a name="rd_9">9</a> </dt> <dd> <p> Diese Entscheidung ist unanfechtbar.</p> </dd> </dl> </div>
175,034
eugh-2019-01-22-c-19317
{ "id": 2, "name": "Europäischer Gerichtshof", "slug": "eugh", "city": null, "state": 19, "jurisdiction": null, "level_of_appeal": null }
C-193/17
2019-01-22T00:00:00
2019-01-31T19:20:53
2019-01-31T19:20:53
Urteil
ECLI:EU:C:2019:43
<p class="sum-title-1"> <a id="judgment"/>URTEIL DES GERICHTSHOFS (Gro&#223;e Kammer)</p> <p class="sum-title-1">22.&#160;Januar 2019&#160;(<span class="note"> <a id="c-ECR_62017CJ0193_DE_01-E0001" href="#t-ECR_62017CJ0193_DE_01-E0001">*1</a> </span>)</p> <p class="index">&#8222;Vorlage zur Vorabentscheidung&#160;&#8211; Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union&#160;&#8211; Art.&#160;21&#160;&#8211; Gleichbehandlung in Besch&#228;ftigung und Beruf&#160;&#8211; Richtlinie 2000/78/EG&#160;&#8211; Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a&#160;&#8211; Unmittelbare Diskriminierung aus Gr&#252;nden der Religion&#160;&#8211; Nationale Regelung, nach der bestimmten Arbeitnehmern am Karfreitag ein Urlaubstag zusteht&#160;&#8211; Rechtfertigung&#160;&#8211; Art.&#160;2 Abs.&#160;5&#160;&#8211; Art.&#160;7 Abs.&#160;1&#160;&#8211; Verpflichtungen der privaten Arbeitgeber und der nationalen Gerichte, die sich aus einer Unvereinbarkeit des nationalen Rechts mit der Richtlinie 2000/78 ergeben&#8220;</p> <p class="normal">In der Rechtssache C&#8209;193/17</p> <p class="normal">betreffend ein Vorabentscheidungsersuchen nach Art.&#160;267 AEUV, eingereicht vom Obersten Gerichtshof (&#214;sterreich) mit Entscheidung vom 24.&#160;M&#228;rz 2017, beim Gerichtshof eingegangen am 13.&#160;April 2017, in dem Verfahren</p> <p class="normal"> <span class="bold">Cresco Investigation GmbH</span> </p> <p class="pnormal">gegen</p> <p class="normal"> <span class="bold">Markus Achatzi</span> </p> <p class="normal">erl&#228;sst</p> <p class="normal">DER GERICHTSHOF (Gro&#223;e Kammer)</p> <p class="normal">unter Mitwirkung des Pr&#228;sidenten K.&#160;Lenaerts, der Vizepr&#228;sidentin R.&#160;Silva de Lapuerta, der Kammerpr&#228;sidenten J.&#8209;C.&#160;Bonichot und A.&#160;Arabadjiev, der Kammerpr&#228;sidentinnen A.&#160;Prechal und&#160;C.&#160;Toader, des Kammerpr&#228;sidenten C.&#160;Lycourgos (Berichterstatter) sowie der Richter A.&#160;Rosas, M.&#160;Ile&#353;i&#269;, M.&#160;Safjan, D.&#160;&#352;v&#225;by, C.&#160;Vajda und S.&#160;Rodin,</p> <p class="normal">Generalanwalt: M.&#160;Bobek,</p> <p class="normal">Kanzler: R.&#160;&#536;ere&#537;, Verwaltungsr&#228;tin,</p> <p class="normal">aufgrund des schriftlichen Verfahrens und auf die m&#252;ndliche Verhandlung vom 10.&#160;April 2018,</p> <p class="normal">unter Ber&#252;cksichtigung der Erkl&#228;rungen</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Cresco Investigation GmbH, vertreten durch Rechtsanw&#228;ltin M.&#160;Zehetbauer,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">von Herrn Achatzi, vertreten durch Rechtsanwalt A.&#160;Obereder,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der &#246;sterreichischen Regierung, vertreten durch G.&#160;Hesse als Bevollm&#228;chtigten,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der italienischen Regierung, vertreten durch G.&#160;Palmieri als Bevollm&#228;chtigte im Beistand von P.&#160;Gentili und F.&#160;De Luca, avvocati dello Stato,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der polnischen Regierung, vertreten durch B.&#160;Majczyna, M.&#160;Szwarc und A.&#160;Siwek als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">der Europ&#228;ischen Kommission, vertreten durch B.&#8209;R.&#160;Killmann und D.&#160;Martin als Bevollm&#228;chtigte,</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">nach Anh&#246;rung der Schlussantr&#228;ge des Generalanwalts in der Sitzung vom 25.&#160;Juli 2018</p> <p class="normal">folgendes</p> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Urteil</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point1">1</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das Vorabentscheidungsersuchen betrifft die Auslegung von Art.&#160;21 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (im Folgenden: Charta) sowie von Art.&#160;1, Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a, Art.&#160;2 Abs.&#160;5 und Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27.&#160;November 2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens f&#252;r die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Besch&#228;ftigung und Beruf (<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=OJ:L:2000:303:TOC" hreflang="de" target="CourtTab">ABl. 2000, L&#160;303, S.&#160;16</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point2">2</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Es ergeht im Rahmen eines Rechtsstreits zwischen der Cresco Investigation GmbH (im Folgenden: Cresco) und Herrn Markus Achatzi &#252;ber dessen Anspruch auf ein Zusatzentgelt f&#252;r die an einem Karfreitag erbrachte Arbeitsleistung.</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Rechtlicher Rahmen</span> </p> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Unionsrecht</span> </span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point3">3</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im 24.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2000/78 wird ausgef&#252;hrt:</p> <p class="normal">&#8222;Die Europ&#228;ische Union hat in ihrer der Schlussakte zum Vertrag von Amsterdam beigef&#252;gten Erkl&#228;rung Nr.&#160;11 zum Status der Kirchen und weltanschaulichen Gemeinschaften ausdr&#252;cklich anerkannt, dass sie den Status, den Kirchen und religi&#246;se Vereinigungen oder Gemeinschaften in den Mitgliedstaaten nach deren Rechtsvorschriften genie&#223;en, achtet und ihn nicht beeintr&#228;chtigt und dass dies in gleicher Weise f&#252;r den Status von weltanschaulichen Gemeinschaften gilt. Die Mitgliedstaaten k&#246;nnen in dieser Hinsicht spezifische Bestimmungen &#252;ber die wesentlichen, rechtm&#228;&#223;igen und gerechtfertigten beruflichen Anforderungen beibehalten oder vorsehen, die Voraussetzung f&#252;r die Aus&#252;bung einer diesbez&#252;glichen beruflichen T&#228;tigkeit sein k&#246;nnen.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point4">4</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;1 dieser Richtlinie lautet:</p> <p class="normal">&#8222;Zweck dieser Richtlinie ist die Schaffung eines allgemeinen Rahmens zur Bek&#228;mpfung der Diskriminierung wegen der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung in Besch&#228;ftigung und Beruf im Hinblick auf die Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung in den Mitgliedstaaten.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point5">5</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Art.&#160;2 der Richtlinie hei&#223;t es:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Im Sinne dieser Richtlinie bedeutet &#8218;Gleichbehandlungsgrundsatz&#8216;, dass es keine unmittelbare oder mittelbare Diskriminierung wegen eines der in Artikel&#160;1 genannten Gr&#252;nde geben darf.</p> <p class="normal">(2)&#160;&#160;&#160;Im Sinne des Absatzes&#160;1</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">liegt eine unmittelbare Diskriminierung vor, wenn eine Person wegen eines der in Artikel&#160;1 genannten Gr&#252;nde in einer vergleichbaren Situation eine weniger g&#252;nstige Behandlung erf&#228;hrt, als eine andere Person erf&#228;hrt, erfahren hat oder erfahren w&#252;rde;</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(5)&#160;&#160;&#160;Diese Richtlinie ber&#252;hrt nicht die im einzelstaatlichen Recht vorgesehenen Ma&#223;nahmen, die in einer demokratischen Gesellschaft f&#252;r die Gew&#228;hrleistung der &#246;ffentlichen Sicherheit, die Verteidigung der Ordnung und die Verh&#252;tung von Straftaten, zum Schutz der Gesundheit und zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig sind.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point6">6</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;7 (&#8222;Positive und spezifische Ma&#223;nahmen&#8220;) der Richtlinie 2000/78 sieht in seinem Abs.&#160;1 vor:</p> <p class="normal">&#8222;Der Gleichbehandlungsgrundsatz hindert die Mitgliedstaaten nicht daran, zur Gew&#228;hrleistung der v&#246;lligen Gleichstellung im Berufsleben spezifische Ma&#223;nahmen beizubehalten oder einzuf&#252;hren, mit denen Benachteiligungen wegen eines in Artikel&#160;1 genannten Diskriminierungsgrunds verhindert oder ausgeglichen werden.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point7">7</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;16 dieser Richtlinie bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;Die Mitgliedstaaten treffen die erforderlichen Ma&#223;nahmen, um sicherzustellen, dass</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">a)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">die Rechts- und Verwaltungsvorschriften, die dem Gleichbehandlungsgrundsatz zuwiderlaufen, aufgehoben werden;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">b)</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">die mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz nicht zu vereinbarenden Bestimmungen in Arbeits- und Tarifvertr&#228;gen, Betriebsordnungen und Statuten der freien Berufe und der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen f&#252;r nichtig erkl&#228;rt werden oder erkl&#228;rt werden k&#246;nnen oder ge&#228;ndert werden.&#8220;</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">&#214;sterreichisches Recht</span> </span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point8">8</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#167;&#160;1 Abs.&#160;1 des Bundesgesetzes vom 3.&#160;Feber 1983 &#252;ber die w&#246;chentliche Ruhezeit und die Arbeitsruhe an Feiertagen (Arbeitsruhegesetz &#8211; ARG) (BGBl. Nr.&#160;144/1983) in seiner auf den Ausgangssachverhalt anwendbaren Fassung bestimmt:</p> <p class="normal">&#8222;Dieses Bundesgesetz gilt f&#252;r Arbeitnehmer aller Art, soweit im Folgenden nicht anderes bestimmt wird.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point9">9</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">&#167;&#160;7 ARG sieht vor:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Der Arbeitnehmer hat an Feiertagen Anspruch auf eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 24 Stunden, die fr&#252;hestens um 0 Uhr und sp&#228;testens um 6 Uhr des Feiertages beginnen muss.</p> <p class="normal">(2)&#160;&#160;&#160;Feiertage im Sinne dieses Bundesgesetzes sind:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">1.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">J&#228;nner (Neujahr), 6. J&#228;nner (Heilige Drei K&#246;nige), Ostermontag, 1.&#160;Mai (Staatsfeiertag), Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam, 15.&#160;August (Mari&#228; Himmelfahrt), 26.&#160;Oktober (Nationalfeiertag), 1.&#160;November (Allerheiligen), 8.&#160;Dezember (Mari&#228; Empf&#228;ngnis), 25.&#160;Dezember (Weihnachten), 26.&#160;Dezember (Stephanstag).</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">(3)&#160;&#160;&#160;F&#252;r Angeh&#246;rige der evangelischen Kirchen AB und HB, der Altkatholischen Kirche und der Evangelisch-methodistischen Kirche ist auch der Karfreitag ein Feiertag.</p> <p class="normal">&#8230;&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point10">10</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In &#167;&#160;9 ARG hei&#223;t es:</p> <p class="normal">&#8222;(1)&#160;&#160;&#160;Der Arbeitnehmer beh&#228;lt f&#252;r die infolge eines Feiertages &#8230; ausgefallene Arbeit seinen Anspruch auf Entgelt.</p> <p class="normal">(2)&#160;&#160;&#160;Dem Arbeitnehmer geb&#252;hrt jenes Entgelt, das er erhalten h&#228;tte, wenn die Arbeit nicht aus den im Abs.&#160;1 genannten Gr&#252;nden ausgefallen w&#228;re.</p> <p class="normal">&#8230;</p> <p class="normal">(5)&#160;&#160;&#160;Der Arbeitnehmer, der w&#228;hrend der Feiertagsruhe besch&#228;ftigt wird, hat au&#223;er dem Entgelt nach Abs.&#160;1 Anspruch auf das f&#252;r die geleistete Arbeit geb&#252;hrende Entgelt, es sei denn, es wird Zeitausgleich im Sinne des &#167;&#160;7 Abs.&#160;6 vereinbart.&#8220;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point11">11</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Umsetzung der Richtlinie 2000/78 in &#246;sterreichisches Recht erfolgte insbesondere durch das Bundesgesetz &#252;ber die Gleichbehandlung (Gleichbehandlungsgesetz &#8211; GlBG) (BGBl.&#160;I Nr.&#160;66/2004). Dieses enth&#228;lt im Zusammenhang mit dem Arbeitsverh&#228;ltnis ein Verbot der Diskriminierung unter anderem aus Gr&#252;nden der Religion oder Weltanschauung bei der Festsetzung des Entgelts sowie den sonstigen Arbeitsbedingungen.</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Ausgangsrechtsstreit und Vorlagefragen</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point12">12</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG ist der Karfreitag f&#252;r Angeh&#246;rige der evangelischen Kirchen AB und HB, der Altkatholischen Kirche und der Evangelisch-methodistischen Kirche (im Folgenden: relevante Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes) ein bezahlter Feiertag mit einer Ruhezeit von 24 Stunden. Arbeitet ein Angeh&#246;riger einer dieser Kirchen an diesem Tag dennoch, hat er Anspruch auf ein zus&#228;tzliches Feiertagsentgelt (im Folgenden: Feiertagsentgelt).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point13">13</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Herr Achatzi ist Arbeitnehmer bei Cresco, einer privaten Detektei, und geh&#246;rt keiner der genannten Kirchen an. Er ist der Ansicht, ihm sei f&#252;r die von ihm am 3.&#160;April 2015, einem Karfreitag, geleistete Arbeit das Feiertagsentgelt in diskriminierender Weise vorenthalten worden, und begehrt aus diesem Grund von seinem Arbeitgeber die Zahlung von 109,09 Euro zuz&#252;glich Zinsen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point14">14</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die von ihm erhobene Klage wurde mit einem in erster Instanz ergangenen Urteil abgewiesen, das dann vom Berufungsgericht abge&#228;ndert wurde.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point15">15</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Der Oberste Gerichtshof (&#214;sterreich), der nun mit der von Cresco eingelegten Revision gegen die Berufungsentscheidung befasst ist, stellt zun&#228;chst fest, dass alle der 13 in &#167;&#160;7 Abs.&#160;2 ARG aufgez&#228;hlten Feiertage mit Ausnahme des 1.&#160;Mai und des 26.&#160;Oktobers, die keinen religi&#246;sen Bezug h&#228;tten, einen christlichen Bezug aufwiesen, zwei davon einen ausschlie&#223;lich katholischen Bezug. All diese Feiertage begr&#252;ndeten au&#223;erdem f&#252;r alle Arbeitnehmer unabh&#228;ngig von deren Religionsbekenntnis einen Anspruch auf bezahlte Freistellung von der Arbeit.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point16">16</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sodann ziele die Sonderregelung des &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG darauf ab, den Angeh&#246;rigen einer der in dieser Bestimmung genannten Kirchen die Aus&#252;bung ihrer Religion an einem f&#252;r sie besonders hohen Feiertag zu erm&#246;glichen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point17">17</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Diese Regelung mache die Gew&#228;hrung eines zus&#228;tzlichen Feiertags von der Religion der Arbeitnehmer abh&#228;ngig, was zur Folge habe, dass diejenigen, die keiner der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rten, einen bezahlten Feiertag weniger h&#228;tten als die Angeh&#246;rigen einer dieser Kirchen. Darin liege grunds&#228;tzlich eine weniger g&#252;nstige Behandlung wegen der Religion.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point18">18</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Fraglich sei allerdings, ob die Situation dieser beiden Kategorien von Arbeitnehmern vergleichbar sei.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point19">19</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Durch &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG solle den Arbeitnehmern, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rten, erm&#246;glicht werden, ihre Religion am Karfreitag auszu&#252;ben, ohne daf&#252;r eine Urlaubsvereinbarung mit ihrem Arbeitgeber treffen zu m&#252;ssen. Diese M&#246;glichkeit h&#228;tten aber die Arbeitnehmer, die Angeh&#246;rige der r&#246;misch-katholischen Kirche, der die &#246;sterreichische Bev&#246;lkerung mehrheitlich angeh&#246;re, seien, insoweit, als an ihren jeweiligen religi&#246;sen Feiertagen nach &#167;&#160;7 Abs.&#160;2 ARG s&#228;mtliche Arbeitnehmer arbeitsfrei h&#228;tten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point20">20</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Auch wenn der Kl&#228;ger des Ausgangsverfahrens nicht behaupte, dass seine religi&#246;sen Bed&#252;rfnisse am Karfreitag unber&#252;cksichtigt geblieben seien, sei allerdings f&#252;r die Zwecke der Beurteilung der Vereinbarkeit der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden nationalen Regelung mit der Richtlinie 2000/78 zu bedenken, dass die religi&#246;sen Bed&#252;rfnisse bestimmter Arbeitnehmer von dieser Regelung nicht ber&#252;cksichtigt w&#252;rden. Zwar enthielten manche Kollektivvertr&#228;ge Bestimmungen, die mit &#167;&#160;7 ARG vergleichbar seien, etwa f&#252;r den j&#252;dischen Vers&#246;hnungstag oder den evangelischen Reformationstag, ansonsten aber seien die Arbeitnehmer weitestgehend auf ein Entgegenkommen ihres Arbeitgebers angewiesen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point21">21</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das vorlegende Gericht stellt ferner fest, dass die im Ausgangsverfahren in Rede stehende unterschiedliche Behandlung in einem Rechtsstreit zwischen Privaten wie dem des Ausgangsverfahrens unionsrechtlich nur greifbar w&#228;re, wenn das Unionsrecht unmittelbare Geltung h&#228;tte. Die Richtlinie 2000/78 sei n&#228;mlich durch das Gleichbehandlungsgesetz umgesetzt worden, dem kein Vorrang vor dem Arbeitsruhegesetz zukomme, und der eindeutige Wortlaut von &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG stehe einer unionsrechtskonformen Auslegung im Sinne einer Ausweitung der Karfreitagsregelung auch auf Arbeitnehmer, die keiner der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rten, entgegen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point22">22</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem stellt das vorlegende Gericht fest, dass die Richtlinie 2000/78 nach ihrem Art.&#160;2 Abs.&#160;5 nicht die im einzelstaatlichen Recht vorgesehenen Ma&#223;nahmen ber&#252;hre, die in einer demokratischen Gesellschaft u.&#160;a. zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig seien, und betont, dass die Freiheit der Religion und das Recht der Religionsaus&#252;bung nach der Rechtsprechung des Gerichtshofs zu den Grundlagen der demokratischen Gesellschaft geh&#246;rten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point23">23</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Somit stelle sich die Frage, ob die Regelung des &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG als Ma&#223;nahme anzusehen sei, die zum Schutz der Freiheit der Religion und der Religionsaus&#252;bung derjenigen Arbeitnehmer notwendig sei, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point24">24</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Weiter stelle sich die Frage, ob die in Rede stehende unterschiedliche Behandlung nach Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 als positive und spezifische Ma&#223;nahme zur Beseitigung bestehender Benachteiligungen gerechtfertigt sein k&#246;nne.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point25">25</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zwar best&#252;nden auf dem &#246;sterreichischen Arbeitsmarkt grunds&#228;tzlich keine strukturellen Nachteile f&#252;r die Arbeitnehmer, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rten, doch k&#246;nnte darin, dass diese Arbeitnehmer an einem der wichtigsten Tage ihrer Religion zur Arbeit verpflichtet w&#252;rden, w&#228;hrend dies beispielsweise bei den Angeh&#246;rigen der r&#246;misch-katholischen Kirche, an deren hohen Festtagen alle Arbeitnehmer arbeitsfrei h&#228;tten, nicht der Fall sei, eine solche Benachteiligung gesehen werden, deren Ausgleich &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG dann bezwecke.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point26">26</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Schlie&#223;lich stelle sich f&#252;r den Fall, dass der Gerichtshof befinden sollte, dass die gesetzliche Karfreitagsregelung des &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG gegen die Richtlinie 2000/78 versto&#223;e, die Frage, ob dieser Versto&#223; durch die Verpflichtung f&#252;r den in Form einer Gesellschaft des Privatrechts organisierten Arbeitgeber auszugleichen sei, diesen Feiertag allen seinen Arbeitnehmern zu gew&#228;hren, obwohl der &#246;sterreichische Gesetzgeber den religi&#246;s begr&#252;ndeten Bed&#252;rfnissen nur einer genau begrenzten Gruppe von Arbeitnehmern habe Rechnung tragen wollen, um die Interessen der Arbeitgeber gegen&#252;ber einer &#252;berm&#228;&#223;igen Ausdehnung der allgemeinen Feiertagsregelung zu wahren.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point27">27</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem stelle sich f&#252;r den Fall, dass festgestellt werden sollte, dass es sich bei der gesetzlichen Karfreitagsregelung um keine positive und spezifische Ma&#223;nahme im Sinne des Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 handle, die Frage, ob diese Feststellung zur Unanwendbarkeit von &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG insgesamt f&#252;hren m&#252;sse, so dass keinem Arbeitnehmer am Karfreitag ein Feiertag oder das Feiertagsentgelt zukommen k&#246;nne.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point28">28</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Unter diesen Umst&#228;nden hat der Oberste Gerichtshof beschlossen, das Verfahren auszusetzen und dem Gerichtshof folgende Fragen zur Vorabentscheidung vorzulegen:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">1.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist das Unionsrecht, insbesondere Art.&#160;21 der Charta in Verbindung mit Art.&#160;1 und Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2000/78, dahin auszulegen, dass es in einem Rechtsstreit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Zusammenhang mit einem privaten Arbeitsverh&#228;ltnis einer nationalen Regelung entgegensteht, nach der nur f&#252;r Angeh&#246;rige der evangelischen Kirchen AB und HB, der Altkatholischen Kirche und der Evangelisch-methodistischen Kirche auch der Karfreitag ein Feiertag mit einer ununterbrochenen Ruhezeit von mindestens 24 Stunden ist und im Fall der Besch&#228;ftigung des Arbeitnehmers trotz Feiertagsruhe neben dem Anspruch auf Entgelt f&#252;r die infolge des Feiertags ausgefallene Arbeit auch ein Anspruch auf das Entgelt f&#252;r die geleistete Arbeit geb&#252;hrt, anderen Arbeitnehmern, die diesen Kirchen nicht angeh&#246;ren, jedoch nicht?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">2.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist das Unionsrecht, insbesondere Art.&#160;21 der Charta in Verbindung mit Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78, dahin auszulegen, dass die in der ersten Frage dargelegte nationale Regelung, die &#8211; gemessen an der Gesamtzahl der Bev&#246;lkerung und der Zugeh&#246;rigkeit der Mehrzahl zur r&#246;misch-katholischen Kirche &#8211; nur einer verh&#228;ltnism&#228;&#223;ig kleinen Gruppe von Angeh&#246;rigen bestimmter (anderer) Kirchen Rechte und Anspr&#252;che einr&#228;umt, durch diese Richtlinie deshalb nicht ber&#252;hrt wird, weil es sich um eine Ma&#223;nahme handelt, die in einer demokratischen Gesellschaft zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer, insbesondere des Rechts auf Freiheit der Religionsaus&#252;bung, notwendig ist?</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">3.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist das Unionsrecht, insbesondere Art.&#160;21 der Charta in Verbindung mit Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78, dahin auszulegen, dass die in der ersten Frage dargelegte nationale Regelung eine positive und spezifische Ma&#223;nahme zugunsten der Angeh&#246;rigen der in der ersten Frage genannten Kirchen zur Gew&#228;hrleistung deren v&#246;lliger Gleichstellung im Berufsleben ist, um Benachteiligungen dieser Angeh&#246;rigen wegen der Religion zu verhindern oder auszugleichen, wenn ihnen damit das gleiche Recht auf Religionsaus&#252;bung w&#228;hrend der Arbeitszeit an einem f&#252;r diese Religion hohen Feiertag einger&#228;umt wird, wie es sonst f&#252;r die Mehrheit der Arbeitnehmer nach einer anderen nationalen Regelung dadurch besteht, dass an den Feiertagen der Religion, zu der sich die Mehrheit der Arbeitnehmer bekennt, generell arbeitsfrei ist?</p> </td> </tr> </table> <p class="normal">Bei Bejahung einer Diskriminierung im Sinne des Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2000/78:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">4.</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ist das Unionsrecht, insbesondere Art.&#160;21 der Charta in Verbindung mit Art.&#160;1, Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a und Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78, dahin auszulegen, dass der private Arbeitgeber, solange vom Gesetzgeber keine diskriminierungsfreie Rechtslage geschaffen wurde, allen Arbeitnehmern, ungeachtet ihrer Religionsangeh&#246;rigkeit, die in der ersten Frage dargelegten Rechte und Anspr&#252;che in Bezug auf den Karfreitag zu gew&#228;hren hat, oder hat die in der ersten Frage dargelegte nationale Regelung insgesamt unangewendet zu bleiben, so dass die in der ersten Frage dargelegten Rechte und Anspr&#252;che am Karfreitag keinem Arbeitnehmer zuzugestehen sind?</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Zur Zust&#228;ndigkeit des Gerichtshofs</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point29">29</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach Ansicht der polnischen Regierung wird gem&#228;&#223; Art.&#160;17 Abs.&#160;1 AEUV die Gew&#228;hrung eines Feiertags durch einen Mitgliedstaat zur Erm&#246;glichung des Begehens eines religi&#246;sen Festtags nicht vom Unionsrecht erfasst, so dass der Gerichtshof f&#252;r die Beantwortung der vom vorlegenden Gericht an ihn gerichteten Vorlagefragen nicht zust&#228;ndig sei.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point30">30</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;17 Abs.&#160;1 AEUV sieht insoweit vor, dass die Union den Status, den Kirchen und religi&#246;se Vereinigungen oder Gemeinschaften in den Mitgliedstaaten nach deren Rechtsvorschriften genie&#223;en, achtet und nicht beeintr&#228;chtigt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point31">31</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Diese Bestimmung hat jedoch nicht zur Folge, dass eine unterschiedliche Behandlung, die in einer nationalen Regelung angelegt ist, nach der bestimmten Arbeitnehmern ein Feiertag gew&#228;hrt wird, damit sie einen religi&#246;sen Festtag begehen k&#246;nnen, vom Geltungsbereich der Richtlinie 2000/78 ausgenommen w&#228;re und dass die Konformit&#228;t einer solchen unterschiedlichen Behandlung mit dieser Richtlinie einer wirksamen gerichtlichen Kontrolle entzogen w&#228;re.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point32">32</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zum einen entspricht n&#228;mlich der Wortlaut von Art.&#160;17 AEUV im Kern dem der Erkl&#228;rung Nr.&#160;11 zum Status der Kirchen und weltanschaulichen Gemeinschaften, die der Schlussakte zum Vertrag von Amsterdam beigef&#252;gt ist. Die ausdr&#252;ckliche Bezugnahme auf diese Erkl&#228;rung im 24.&#160;Erw&#228;gungsgrund der Richtlinie 2000/78 macht aber deutlich, dass der Unionsgesetzgeber sie beim Erlass dieser Richtlinie ber&#252;cksichtigt haben muss (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 17.&#160;April 2018, Egenberger, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;414/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:257</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point57" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">57</a>, und vom 11.&#160;September 2018, IR, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;68/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:696</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point48" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">48</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point33">33</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zum anderen bringt zwar Art.&#160;17 AEUV die Neutralit&#228;t der Union demgegen&#252;ber, wie die Mitgliedstaaten ihre Beziehungen zu den Kirchen und religi&#246;sen Vereinigungen oder Gemeinschaften gestalten, zum Ausdruck (Urteile vom 17.&#160;April 2018, Egenberger, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;414/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:257</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point58" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">58</a>, und vom 11.&#160;September 2018, IR, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;68/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:696</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point48" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">48</a>). Bei den im Ausgangsverfahren in Rede stehenden nationalen Bestimmungen geht es jedoch nicht um die Gestaltung der Beziehungen zwischen einem Mitgliedstaat und den Kirchen. Vielmehr soll mit ihnen lediglich Arbeitnehmern, die bestimmten Kirchen angeh&#246;ren, ein zus&#228;tzlicher Feiertag an einem hohen religi&#246;sen Festtag f&#252;r diese Kirchen gew&#228;hrt werden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point34">34</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die von der polnischen Regierung erhobene Einrede der Unzust&#228;ndigkeit ist daher zur&#252;ckzuweisen.</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Zu den Vorlagefragen</span> </p> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Zu den ersten drei Fragen</span> </span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point35">35</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit seinen zusammen zu pr&#252;fenden ersten drei Fragen m&#246;chte das vorlegende Gericht im Wesentlichen wissen, ob Art.&#160;1 und Art.&#160;2 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2000/78 dahin auszulegen sind, dass eine nationale Regelung, nach der zum einen der Karfreitag ein Feiertag nur f&#252;r die Arbeitnehmer ist, die bestimmten christlichen Kirchen angeh&#246;ren, und zum anderen nur diese Arbeitnehmer, wenn sie zur Arbeit an diesem Feiertag herangezogen werden, Anspruch auf ein Feiertagsentgelt haben, eine unmittelbare Diskriminierung der Religion wegen begr&#252;ndet. Bejahendenfalls m&#246;chte das vorlegende Gericht ferner wissen, ob die mit dieser nationalen Regelung vorgesehenen Ma&#223;nahmen als Ma&#223;nahmen, die zur Wahrung der Rechte und Freiheiten anderer notwendig sind, im Sinne des Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 oder als spezifische Ma&#223;nahmen zum Ausgleich von Benachteiligungen wegen der Religion im Sinne des Art.&#160;7 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie angesehen werden k&#246;nnen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point36">36</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Als Erstes ist daran zu erinnern, dass nach Art.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 deren Zweck in der Schaffung eines allgemeinen Rahmens zur Bek&#228;mpfung der Diskriminierung wegen der Religion oder der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung in Besch&#228;ftigung und Beruf im Hinblick auf die Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung in den Mitgliedstaaten besteht.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point37">37</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach Art.&#160;2 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie bedeutet &#8222;Gleichbehandlungsgrundsatz&#8220;, dass es keine unmittelbare oder mittelbare Diskriminierung wegen eines der in Art.&#160;1 der Richtlinie genannten Gr&#252;nde geben darf. In Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2000/78 wird n&#228;her bestimmt, dass f&#252;r die Zwecke der Anwendung des Art.&#160;2 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie eine unmittelbare Diskriminierung vorliegt, wenn eine Person wegen eines der in Art.&#160;1 der Richtlinie genannten Gr&#252;nde, zu denen die Religion geh&#246;rt, in einer vergleichbaren Situation eine weniger g&#252;nstige Behandlung als eine andere Person erf&#228;hrt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point38">38</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In diesem Zusammenhang ist erstens zu ermitteln, ob aus der im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Regelung eine unterschiedliche Behandlung von Arbeitnehmern auf der Grundlage ihrer Religion folgt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point39">39</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Hierzu ist festzustellen, dass &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG allein den Arbeitnehmern, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, den Anspruch auf einen Feiertag am Karfreitag zuerkennt. Daraus folgt, dass das Feiertagsentgelt, das der Arbeitnehmer, der an einem Feiertag zur Aus&#252;bung seiner Berufst&#228;tigkeit herangezogen wird, nach &#167;&#160;9 Abs.&#160;5 ARG geltend machen kann, den am Karfreitag berufst&#228;tigen Arbeitnehmern nur zusteht, wenn sie einer der genannten Kirchen angeh&#246;ren.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point40">40</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die im Ausgangsverfahren in Rede stehende Regelung begr&#252;ndet somit eine unmittelbar auf der Religion der Arbeitnehmer beruhende unterschiedliche Behandlung. Das Unterscheidungskriterium, dessen sich diese Regelung bedient, entspringt n&#228;mlich unmittelbar der Zugeh&#246;rigkeit der Arbeitnehmer zu einer bestimmten Religion.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point41">41</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zweitens ist zu untersuchen, ob diese unterschiedliche Behandlung Kategorien von Arbeitnehmern betrifft, die sich in vergleichbaren Situationen befinden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point42">42</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das f&#252;r die Feststellung einer Verletzung des Gleichbehandlungsgrundsatzes geltende Erfordernis der Vergleichbarkeit der Situationen ist insoweit anhand aller die betreffenden Situationen kennzeichnenden Merkmale zu beurteilen, insbesondere im Licht des Gegenstands und des Ziels der nationalen Regelung, in der die fragliche Unterscheidung begr&#252;ndet liegt (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 16.&#160;Juli 2015, CHEZ Razpredelenie Bulgaria, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2015%3A480&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;83/14</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2015%3A480&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2015:480</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2015%3A480&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point89" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">89</a>, und vom 26.&#160;Juni 2018, MB [Geschlechtsumwandlung und Altersrente], <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A492&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;451/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A492&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:492</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A492&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point42" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">42</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point43">43</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Ferner ist klarzustellen, dass zum einen die Situationen nicht identisch, sondern nur vergleichbar sein m&#252;ssen, und zum anderen die Pr&#252;fung dieser Vergleichbarkeit nicht allgemein und abstrakt sein darf, sondern spezifisch und konkret f&#252;r die betreffende Leistung erfolgen muss (Urteil vom 19.&#160;Juli 2017, Abercrombie &amp; Fitch Italia, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A566&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;143/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A566&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2017:566</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A566&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point25" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">25</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point44">44</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im vorliegenden Fall steht nach &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 ARG nur den Arbeitnehmern, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, am Karfreitag eine ununterbrochene Ruhezeit von 24 Stunden zu. Diese Bestimmung legt somit in Bezug auf die Gew&#228;hrung eines Feiertags eine unterschiedliche Behandlung dieser Arbeitnehmer und aller anderen Arbeitnehmer fest.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point45">45</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Aus der dem Gerichtshof vorliegenden Akte ergibt sich insoweit, dass die Ruhezeit von 24 Stunden, die den Arbeitnehmern, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, am Karfreitag gew&#228;hrt wird, von den zust&#228;ndigen nationalen Beh&#246;rden mit der Bedeutung dieses Tages f&#252;r die betreffenden religi&#246;sen Gemeinschaften gerechtfertigt wird.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point46">46</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Wie jedoch aus der Vorlageentscheidung hervorgeht, muss ein Arbeitnehmer, der einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rt, damit ihm am Karfreitag ein Feiertag gew&#228;hrt wird, an diesem Tag nicht eine bestimmte religi&#246;se Pflicht erf&#252;llen, sondern nur formal einer dieser Kirchen angeh&#246;ren. Somit steht es ihm frei, die auf diesen Feiertag entfallende Zeit nach seinem Belieben, z.&#160;B. zu Erholungs- oder Freizeitzwecken, zu nutzen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point47">47</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Situation eines solchen Arbeitnehmers unterscheidet sich in dieser Hinsicht nicht von derjenigen der anderen Arbeitnehmer, die an einem Karfreitag gerne Zeit zur Erholung oder f&#252;r Freizeitbesch&#228;ftigungen h&#228;tten, ohne dass ihnen aber ein entsprechender Feiertag zugutekommen kann.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point48">48</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem ergibt sich aus &#167;&#160;7 Abs.&#160;3 in Verbindung mit &#167;&#160;9 Abs.&#160;5 ARG, dass nur die Arbeitnehmer, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, in den Genuss des Feiertagsentgelts kommen k&#246;nnen, wenn sie am Karfreitag arbeiten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point49">49</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In Anbetracht der finanziellen Natur der von dieser unterschiedlichen Behandlung betroffenen Leistung sowie deren untrennbarer Verkn&#252;pfung mit der Gew&#228;hrung eines Feiertags am Karfreitag ist auch hinsichtlich der Zuwendung einer solchen finanziellen Leistung die Situation der Arbeitnehmer, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, als mit derjenigen aller anderen Arbeitnehmer vergleichbar anzusehen, ganz gleich, ob diese eine Religion haben oder nicht.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point50">50</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Wie sich n&#228;mlich aus der dem Gerichtshof vorliegenden Akte ergibt, kommt es daf&#252;r, dass das Feiertagsentgelt den Arbeitnehmern, die einer der genannten Kirchen angeh&#246;ren und am Karfreitag zur Arbeit herangezogen werden, gew&#228;hrt wird, allein darauf an, dass sie formal einer dieser Kirchen angeh&#246;ren. Diese Arbeitnehmer haben somit auch dann Anspruch auf das Feiertagsentgelt, wenn sie etwa am Karfreitag gearbeitet haben, ohne die Pflicht oder das Bed&#252;rfnis versp&#252;rt zu haben, diesen religi&#246;sen Festtag feierlich zu begehen. Ihre Situation unterscheidet sich daher nicht von derjenigen der anderen Arbeitnehmer, die am Karfreitag gearbeitet haben, ohne dass ihnen das Feiertagsentgelt zugutekommt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point51">51</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Daraus folgt, dass die im Ausgangsverfahren in Rede stehende nationale Regelung eine unterschiedliche Behandlung vergleichbarer Situationen nach Ma&#223;gabe der Religion bewirkt. Sie begr&#252;ndet somit eine unmittelbare Diskriminierung aus Gr&#252;nden der Religion im Sinne des Art.&#160;2 Abs.&#160;2 Buchst.&#160;a der Richtlinie 2000/78.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point52">52</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Als Zweites ist zu pr&#252;fen, ob eine solche unmittelbare Diskriminierung auf der Grundlage des Art.&#160;2 Abs.&#160;5 oder des Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 gerechtfertigt sein kann.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point53">53</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zum einen ber&#252;hrt nach Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 diese nicht die im einzelstaatlichen Recht vorgesehenen Ma&#223;nahmen, die in einer demokratischen Gesellschaft f&#252;r die Gew&#228;hrleistung der &#246;ffentlichen Sicherheit, die Verteidigung der Ordnung und die Verh&#252;tung von Straftaten, zum Schutz der Gesundheit und zum Schutz der Rechte und Freiheiten anderer notwendig sind.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point54">54</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit dem Erlass dieser Bestimmung wollte der Unionsgesetzgeber auf dem Gebiet von Besch&#228;ftigung und Beruf dem Entstehen eines Spannungsfeldes zwischen dem Grundsatz der Gleichbehandlung einerseits und der notwendigen Gew&#228;hrleistung der &#246;ffentlichen Ordnung, Sicherheit und Gesundheit, der Verh&#252;tung von Rechtsverst&#246;&#223;en sowie dem Schutz der individuellen Rechte und Freiheiten, die f&#252;r das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft unerl&#228;sslich sind, andererseits vorbeugen und vermittelnd eingreifen. Er hat beschlossen, dass in bestimmten, in Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 aufgef&#252;hrten F&#228;llen die in dieser Richtlinie aufgestellten Grunds&#228;tze f&#252;r Ma&#223;nahmen, die Ungleichbehandlungen wegen eines der in Art.&#160;1 der Richtlinie genannten Gr&#252;nde enthalten, nicht gelten, vorausgesetzt allerdings, dass diese Ma&#223;nahmen zum Erreichen der oben genannten Ziele notwendig sind (Urteil vom 13.&#160;September 2011, Prigge u.&#160;a., <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A573&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;447/09</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A573&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2011:573</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A573&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point55" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">55</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point55">55</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im &#220;brigen ist der besagte Art.&#160;2 Abs.&#160;5, da er eine Abweichung vom Grundsatz des Verbots von Diskriminierungen begr&#252;ndet, eng auszulegen. Auch der Wortlaut dieser Bestimmung f&#252;hrt zu einem solchen Ansatz (Urteil vom 13.&#160;September 2011, Prigge u.&#160;a., <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A573&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;447/09</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A573&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2011:573</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2011%3A573&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point56" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">56</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point56">56</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im vorliegenden Fall ist erstens darauf hinzuweisen, dass die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Ma&#223;nahmen, also die Anerkennung des Karfreitags als Feiertag f&#252;r die Arbeitnehmer, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, und die Gew&#228;hrung des Feiertagsentgelts f&#252;r diese Arbeitnehmer im Fall ihrer Heranziehung zur Arbeit w&#228;hrend der auf diesen Feiertag entfallenden Ruhezeit, im Sinne des Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 im einzelstaatlichen Recht vorgesehen sind.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point57">57</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zweitens soll, wie das vorlegende Gericht ausf&#252;hrt, mit der Gew&#228;hrung eines Feiertags am Karfreitag f&#252;r die Arbeitnehmer, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, der besonderen Bedeutung Rechnung getragen werden, die die mit diesem Tag verbundenen religi&#246;sen Feierlichkeiten f&#252;r die Angeh&#246;rigen dieser Kirchen haben.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point58">58</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Es steht aber fest, dass die Religionsfreiheit zu den vom Unionsrecht anerkannten Rechten und Grundfreiheiten geh&#246;rt, wobei der Begriff der Religion insoweit so zu verstehen ist, dass er sowohl das <span class="italic">forum internum</span>, d.&#160;h. den Umstand, &#220;berzeugungen zu haben, als auch das <span class="italic">forum externum</span>, d.&#160;h. die Bekundung des religi&#246;sen Glaubens in der &#214;ffentlichkeit, umfasst (vgl. in diesem Sinne Urteile vom 14.&#160;M&#228;rz 2017, G4S Secure Solutions, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A203&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;157/15</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A203&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2017:203</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A203&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point28" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">28</a>, und vom 14.&#160;M&#228;rz 2017, Bougnaoui und ADDH, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A204&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;188/15</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A204&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2017:204</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A204&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point30" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">30</a>). Daraus folgt, dass das vom &#246;sterreichischen Gesetzgeber verfolgte Ziel gewiss zu den in Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 angef&#252;hrten Zielen geh&#246;rt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point59">59</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Drittens ist noch zu pr&#252;fen, ob die fraglichen Ma&#223;nahmen zum Schutz der Religionsfreiheit der betroffenen Arbeitnehmer notwendig sind.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point60">60</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Dazu ist festzustellen, dass, wie die &#246;sterreichische Regierung in der m&#252;ndlichen Verhandlung vor dem Gerichtshof best&#228;tigt hat, der M&#246;glichkeit f&#252;r nicht den relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rende Arbeitnehmer, einen religi&#246;sen Feiertag zu begehen, der nicht mit einem der in &#167;&#160;7 Abs.&#160;2 ARG aufgez&#228;hlten Feiertage zusammenf&#228;llt, im &#246;sterreichischen Recht nicht durch die Gew&#228;hrung eines zus&#228;tzlichen Feiertags Rechnung getragen wird, sondern haupts&#228;chlich mittels einer F&#252;rsorgepflicht der Arbeitgeber gegen&#252;ber ihren Besch&#228;ftigten, aufgrund deren diese gegebenenfalls das Recht erhalten k&#246;nnen, sich f&#252;r die Dauer, die zur Befolgung bestimmter religi&#246;ser Riten notwendig ist, von ihrer Arbeit zu entfernen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point61">61</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Daraus ergibt sich, dass von nationalen Ma&#223;nahmen wie den im Ausgangsverfahren in Rede stehenden nicht angenommen werden kann, dass sie im Sinne des Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 zum Schutz der Religionsfreiheit notwendig sind.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point62">62</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Zum anderen ist zu pr&#252;fen, ob Bestimmungen wie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden nach Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 gerechtfertigt sein k&#246;nnen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point63">63</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach dieser Bestimmung hindert der Gleichbehandlungsgrundsatz die Mitgliedstaaten nicht daran, zur Gew&#228;hrleistung der v&#246;lligen Gleichstellung im Berufsleben spezifische Ma&#223;nahmen beizubehalten oder einzuf&#252;hren, mit denen Benachteiligungen wegen eines in Art.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 genannten Diskriminierungsgrunds verhindert oder ausgeglichen werden.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point64">64</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 hat den bestimmten und begrenzten Zweck, Ma&#223;nahmen zuzulassen, die zwar dem Anschein nach diskriminierend sind, tats&#228;chlich aber im sozialen Leben etwa bestehende faktische Ungleichheiten beseitigen oder verringern sollen (vgl. entsprechend Urteil vom 30.&#160;September 2010, Roca &#193;lvarez, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2010%3A561&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;104/09</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2010%3A561&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2010:561</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2010%3A561&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point33" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">33</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point65">65</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Au&#223;erdem ist bei der Festlegung der Reichweite von Ausnahmen von einem Individualrecht wie dem Recht auf Gleichbehandlung der Grundsatz der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit zu beachten, wonach Ausnahmen nicht &#252;ber das hinausgehen d&#252;rfen, was zur Erreichung des verfolgten Ziels angemessen und erforderlich ist, und der Grundsatz der Gleichbehandlung so weit wie m&#246;glich mit den Erfordernissen des so angestrebten Ziels in Einklang gebracht werden muss (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 19.&#160;M&#228;rz 2002, Lommers, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2002%3A183&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;476/99</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2002%3A183&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2002:183</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2002%3A183&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point39" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">39</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point66">66</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Im vorliegenden Fall kann die im Ausgangsverfahren in Rede stehende nationale Regelung, ohne dass festgestellt werden m&#252;sste, ob der Umstand, dass der Karfreitag, der als einer der wichtigsten Tage der Religion der Arbeitnehmer, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, erscheint, keinem der in &#167;&#160;7 Abs.&#160;2 ARG aufgez&#228;hlten Feiertage entspricht, eine Benachteiligung dieser Arbeitnehmer in ihrem Berufsleben im Sinne des Art.&#160;7 Abs.&#160;1 der Richtlinie 2000/78 darstellt, nicht als Regelung angesehen werden, die spezifische Ma&#223;nahmen enth&#228;lt, mit denen eine solche &#8222;Benachteiligung&#8220; unter Beachtung des Grundsatzes der Verh&#228;ltnism&#228;&#223;igkeit und so weit wie m&#246;glich des Gleichheitsgrundsatzes ausgeglichen wird.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point67">67</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Wie n&#228;mlich oben, in Rn.&#160;60, ausgef&#252;hrt, wird mit den im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Bestimmungen den Arbeitnehmern, die einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, am Karfreitag eine Ruhezeit von 24 Stunden gew&#228;hrt, w&#228;hrend sich Arbeitnehmer anderer Religionen, deren hohe Feiertage nicht mit den in &#167;&#160;7 Abs.&#160;2 ARG vorgesehenen Feiertagen zusammenfallen, grunds&#228;tzlich nur mit der im Rahmen der F&#252;rsorgepflicht erteilten Zustimmung ihres Arbeitgebers von ihrer Arbeit entfernen d&#252;rfen, um die zu diesen Feiertagen geh&#246;renden religi&#246;sen Riten zu befolgen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point68">68</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Daraus folgt, dass die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Ma&#223;nahmen &#252;ber das hinausgehen, was zum Ausgleich einer solchen mutma&#223;lichen Benachteiligung notwendig ist, und dass sie eine unterschiedliche Behandlung von mit vergleichbaren religi&#246;sen Pflichten konfrontierten Arbeitnehmern begr&#252;nden, die die Beachtung des Gleichheitsgrundsatzes nicht so weit wie m&#246;glich gew&#228;hrleistet.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point69">69</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach alledem ist auf die ersten drei Fragen wie folgt zu antworten:</p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;1 und Art.&#160;2 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2000/78 sind dahin auszulegen, dass eine nationale Regelung, nach der zum einen der Karfreitag ein Feiertag nur f&#252;r die Arbeitnehmer ist, die bestimmten christlichen Kirchen angeh&#246;ren, und zum anderen nur diese Arbeitnehmer, wenn sie zur Arbeit an diesem Feiertag herangezogen werden, Anspruch auf ein Feiertagsentgelt haben, eine unmittelbare Diskriminierung der Religion wegen darstellt;</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count">&#8211;</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">die mit dieser nationalen Regelung vorgesehenen Ma&#223;nahmen k&#246;nnen weder als zur Wahrung der Rechte und Freiheiten anderer notwendige Ma&#223;nahmen im Sinne des Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 noch als spezifische Ma&#223;nahmen zum Ausgleich von Benachteiligungen wegen der Religion im Sinne des Art.&#160;7 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie angesehen werden.</p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <p class="title-grseq-2"> <span class="bold"> <span class="italic">Zur vierten Frage</span> </span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point70">70</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Mit seiner vierten Frage m&#246;chte das vorlegende Gericht im Wesentlichen wissen, ob das Unionsrecht dahin auszulegen ist, dass, solange der betroffene Mitgliedstaat seine Regelung, nach der nur den Arbeitnehmern, die bestimmten christlichen Kirchen angeh&#246;ren, der Anspruch auf einen Feiertag am Karfreitag zusteht, nicht zur Wiederherstellung der Gleichbehandlung ge&#228;ndert hat, ein privater Arbeitgeber, der dieser Regelung unterliegt, verpflichtet ist, auch seinen anderen Arbeitnehmern das Recht auf einen Feiertag am Karfreitag zu gew&#228;hren und ihnen folglich, wenn sie an diesem Tag zur Arbeit herangezogen werden, das Recht auf Feiertagsentgelt zuzuerkennen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point71">71</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Aus der Antwort auf die ersten drei Fragen ergibt sich, dass die Richtlinie 2000/78 dahin auszulegen ist, dass sie einer unterschiedlichen Behandlung der Religion wegen, wie sie die im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Bestimmungen begr&#252;nden, entgegensteht.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point72">72</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Als Erstes ist jedoch darauf hinzuweisen, dass eine Richtlinie nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs nicht selbst Verpflichtungen f&#252;r einen Einzelnen begr&#252;nden kann, so dass ihm gegen&#252;ber eine Berufung auf die Richtlinie als solche nicht m&#246;glich ist. Eine Ausdehnung der M&#246;glichkeit, sich auf nicht oder nicht richtig umgesetzte Richtlinien zu berufen, auf den Bereich der Beziehungen zwischen Privaten liefe n&#228;mlich darauf hinaus, der Union die Befugnis zuzuerkennen, mit unmittelbarer Wirkung Verpflichtungen zulasten der Einzelnen anzuordnen, obwohl sie dies nur dort darf, wo ihr die Befugnis zum Erlass von Verordnungen zugewiesen ist (Urteil vom 6.&#160;November 2018, Bauer und Willmeroth, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A871&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;569/16 und&#160;C&#8209;570/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A871&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:871</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A871&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point76" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">76</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point73">73</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">So kann eine Richtlinie nicht in einem Rechtsstreit zwischen Privaten angef&#252;hrt werden, um die Anwendung einer gegen die Richtlinie versto&#223;enden mitgliedstaatlichen Regelung auszuschlie&#223;en (Urteil vom 7.&#160;August 2018, Smith, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A631&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;122/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A631&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:631</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A631&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point44" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">44</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point74">74</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Als Zweites ist gleichwohl daran zu erinnern, dass es den nationalen Gerichten obliegt, unter Ber&#252;cksichtigung s&#228;mtlicher nationaler Rechtsnormen und unter Anwendung der im nationalen Recht anerkannten Auslegungsmethoden zu entscheiden, ob und inwieweit eine nationale Rechtsvorschrift im Einklang mit der Richtlinie 2000/78 ausgelegt werden kann, ohne dass sie <span class="italic">contra legem</span> ausgelegt wird (Urteile vom 17.&#160;April 2018, Egenberger, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;414/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:257</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point71" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">71</a>, und vom 11.&#160;September 2018, IR, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;68/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:696</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point63" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">63</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point75">75</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">F&#252;r den Fall, dass dem vorlegenden Gericht, wie es der Vorlageentscheidung zu entnehmen sein scheint, eine solche richtlinienkonforme Auslegung nicht m&#246;glich sein sollte, ist als Drittes darauf hinzuweisen, dass die Richtlinie 2000/78 den Grundsatz der Gleichbehandlung in Besch&#228;ftigung und Beruf, der seinen Ursprung in verschiedenen v&#246;lkerrechtlichen Vertr&#228;gen und den gemeinsamen Verfassungstraditionen der Mitgliedstaaten hat, nicht selbst aufstellt, sondern in diesem Bereich, wie aus ihrem Titel und ihrem Art.&#160;1 hervorgeht, lediglich einen allgemeinen Rahmen zur Bek&#228;mpfung verschiedener Formen der Diskriminierung &#8211; darunter die Diskriminierung wegen der Religion oder der Weltanschauung &#8211; schaffen soll (Urteile vom 17.&#160;April 2018, Egenberger, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;414/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:257</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point75" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">75</a>, und vom 11.&#160;September 2018, IR, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;68/17</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:696</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A696&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point67" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">67</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point76">76</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Das Verbot jeder Diskriminierung wegen der Religion oder der Weltanschauung hat als allgemeiner Grundsatz des Unionsrechts zwingenden Charakter. Dieses in Art.&#160;21 Abs.&#160;1 der Charta niedergelegte Verbot verleiht schon f&#252;r sich allein dem Einzelnen ein Recht, das er in einem Rechtsstreit, der einen vom Unionsrecht erfassten Bereich betrifft, als solches geltend machen kann (Urteil vom 17.&#160;April 2018, Egenberger, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;414/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:257</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point76" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">76</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point77">77</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Art.&#160;21 der Charta unterscheidet sich in seiner Bindungswirkung grunds&#228;tzlich nicht von den einzelnen Bestimmungen der Gr&#252;ndungsvertr&#228;ge, die verschiedene Formen der Diskriminierung auch dann verbieten, wenn sie aus Vertr&#228;gen zwischen Privatpersonen resultieren (Urteil vom 17.&#160;April 2018, Egenberger, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;414/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:257</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A257&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point77" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">77</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point78">78</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Sollte sich erweisen, dass die nationalen Rechtsvorschriften nicht im Einklang mit der Richtlinie 2000/78 ausgelegt werden k&#246;nnen, w&#228;re das vorlegende Gericht daher gleichwohl gehalten, den Rechtsschutz, der den Arbeitnehmern aus Art.&#160;21 der Charta erw&#228;chst, zu gew&#228;hrleisten und f&#252;r die volle Wirkung dieses Artikels zu sorgen.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point79">79</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Als Viertes ist darauf hinzuweisen, dass nach st&#228;ndiger Rechtsprechung des Gerichtshofs, wenn eine unionsrechtswidrige Diskriminierung festgestellt worden ist und solange keine Ma&#223;nahmen zur Wiederherstellung der Gleichbehandlung erlassen worden sind, die Beachtung des Gleichheitsgrundsatzes nur dadurch sichergestellt werden kann, dass den Angeh&#246;rigen der benachteiligten Gruppe dieselben Vorteile gew&#228;hrt werden wie den Angeh&#246;rigen der beg&#252;nstigten Gruppe. Die benachteiligten Personen m&#252;ssen also in die gleiche Lage versetzt werden wie die Personen, denen der betreffende Vorteil zugutekommt (Urteil vom 9.&#160;M&#228;rz 2017, Milkova, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;406/15</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2017:198</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point66" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">66</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point80">80</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">In einem derartigen Fall ist das nationale Gericht gehalten, eine diskriminierende nationale Bestimmung au&#223;er Anwendung zu lassen, ohne dass es ihre vorherige Beseitigung durch den Gesetzgeber beantragen oder abwarten m&#252;sste, und auf die Mitglieder der benachteiligten Gruppe eben die Regelung anzuwenden, die f&#252;r die Mitglieder der anderen Gruppe gilt. Diese Verpflichtung obliegt ihm unabh&#228;ngig davon, ob das innerstaatliche Recht Bestimmungen enth&#228;lt, die ihm eine entsprechende Befugnis zuweisen (Urteil vom 9.&#160;M&#228;rz 2017, Milkova, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;406/15</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2017:198</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point67" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">67</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point81">81</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Eine solche L&#246;sung kommt jedoch nur dann zur Anwendung, wenn es ein g&#252;ltiges Bezugssystem gibt (Urteil vom 9.&#160;M&#228;rz 2017, Milkova, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;406/15</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2017:198</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2017%3A198&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point68" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">68</a> und die dort angef&#252;hrte Rechtsprechung).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point82">82</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Dies ist im Ausgangsverfahren der Fall, wobei die Regelung, die f&#252;r die Angeh&#246;rigen der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes gilt, solange das Unionsrecht nicht richtig durchgef&#252;hrt ist, das einzig g&#252;ltige Bezugssystem bleibt.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point83">83</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Daher obliegt es, solange der nationale Gesetzgeber keine die Gleichbehandlung wiederherstellenden Ma&#223;nahmen erlassen hat, den Arbeitgebern, daf&#252;r zu sorgen, dass die Arbeitnehmer, die keiner dieser Kirchen angeh&#246;ren, die gleiche Behandlung erhalten, wie sie nach den im Ausgangsverfahren in Rede stehenden Bestimmungen den Arbeitnehmern vorbehalten ist, die einer der besagten Kirchen angeh&#246;ren.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point84">84</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Hierzu ist darauf hinzuweisen, dass die letztgenannten Arbeitnehmer nach den einschl&#228;gigen nationalen Rechtsvorschriften ihren Arbeitgeber davon in Kenntnis setzen m&#252;ssen, dass sie einer der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;ren, damit er ihre Abwesenheit am Karfreitag im Vorfeld absehen kann.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point85">85</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Somit muss der Arbeitgeber, solange der Gesetzgeber keine Konformit&#228;t hergestellt hat, nach Art.&#160;21 der Charta den Arbeitnehmern, die keiner dieser Kirchen angeh&#246;ren, das Recht auf einen Feiertag am Karfreitag zugestehen, sofern sie ihm vor diesem Tag ihren Wunsch mitgeteilt haben, am Karfreitag nicht zu arbeiten.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point86">86</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Daraus folgt auch, dass ein Arbeitnehmer, der keiner der relevanten Kirchen im Sinne des Arbeitsruhegesetzes angeh&#246;rt, gegen seinen Arbeitgeber einen Anspruch auf Zahlung des in &#167;&#160;9 Abs.&#160;5 ARG vorgesehenen Entgelts hat, wenn dieser seinem Ansuchen, am Karfreitag nicht zu arbeiten, nicht nachgekommen ist.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point87">87</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Als F&#252;nftes ist darauf hinzuweisen, dass die den Arbeitgebern auferlegten Verpflichtungen, wie sie vorstehend in den Rn.&#160;85 und&#160;86 ausgef&#252;hrt worden sind, nur solange gelten, wie der nationale Gesetzgeber keine Ma&#223;nahmen zur Wiederherstellung der Gleichbehandlung erlassen hat.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point88">88</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Die Mitgliedstaaten sind zwar n&#228;mlich nach Art.&#160;16 der Richtlinie 2000/78 verpflichtet, Rechts- und Verwaltungsvorschriften, die dem Gleichbehandlungsgrundsatz zuwiderlaufen, aufzuheben, doch schreibt ihnen diese Vorschrift nicht den Erlass bestimmter Ma&#223;nahmen im Fall einer Verletzung des Diskriminierungsverbots vor, sondern bel&#228;sst ihnen nach Ma&#223;gabe der unterschiedlichen denkbaren Sachverhalte die Freiheit, unter den verschiedenen zur Verwirklichung des mit ihr verfolgten Ziels geeigneten L&#246;sungen die ihrer Ansicht nach daf&#252;r am besten geeignete zu w&#228;hlen (vgl. in diesem Sinne Urteil vom 14.&#160;M&#228;rz 2018, Stollwitzer, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/AUTO/?uri=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A180&amp;locale=de" target="CourtTab" type="application/xml;notice=branch" hreflang="de" class="CourtLink">C&#8209;482/16</a>, <a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A180&amp;lang=DE&amp;format=pdf&amp;target=CourtTab" target="CourtTab" type="application/pdf" hreflang="de" class="CourtLink">EU:C:2018:180</a>, Rn.&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A180&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point28" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">28</a> und&#160;<a href="https://eur-lex.europa.eu/legal-content/redirect/?urn=ecli:ECLI%3AEU%3AC%3A2018%3A180&amp;lang=DE&amp;format=html&amp;target=CourtTab&amp;anchor=#point30" target="CourtTab" type="application/xhtml+xml" hreflang="de" class="CourtLink">30</a>).</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point89">89</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">Nach alledem ist auf die vierte Frage zu antworten, dass Art.&#160;21 der Charta dahin auszulegen ist, dass, solange der betroffene Mitgliedstaat seine Regelung, nach der nur den Arbeitnehmern, die bestimmten christlichen Kirchen angeh&#246;ren, der Anspruch auf einen Feiertag am Karfreitag zusteht, nicht zur Wiederherstellung der Gleichbehandlung ge&#228;ndert hat, ein privater Arbeitgeber, der dieser Regelung unterliegt, verpflichtet ist, auch seinen anderen Arbeitnehmern das Recht auf einen Feiertag am Karfreitag zu gew&#228;hren, sofern diese zuvor mit dem Anliegen an ihn herangetreten sind, an diesem Tag nicht arbeiten zu m&#252;ssen, und ihnen folglich, wenn er sie abschl&#228;gig beschieden hat, das Recht auf Feiertagsentgelt zuzuerkennen.</p> </td> </tr> </table> <p class="sum-title-1"> <span class="bold">Kosten</span> </p> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count" id="point90">90</p> </td> <td valign="top"> <p class="normal">F&#252;r die Parteien des Ausgangsverfahrens ist das Verfahren ein Zwischenstreit in dem beim vorlegenden Gericht anh&#228;ngigen Rechtsstreit; die Kostenentscheidung ist daher Sache dieses Gerichts. Die Auslagen anderer Beteiligter f&#252;r die Abgabe von Erkl&#228;rungen vor dem Gerichtshof sind nicht erstattungsf&#228;hig.</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <p class="normal">Aus diesen Gr&#252;nden hat der Gerichtshof (Gro&#223;e Kammer) f&#252;r Recht erkannt:</p> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">1.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Art.&#160;1 und Art.&#160;2 Abs.&#160;2 der Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27.&#160;November 2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens f&#252;r die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Besch&#228;ftigung und Beruf sind dahin auszulegen, dass eine nationale Regelung, nach der zum einen der Karfreitag ein Feiertag nur f&#252;r die Arbeitnehmer ist, die bestimmten christlichen Kirchen angeh&#246;ren, und zum anderen nur diese Arbeitnehmer, wenn sie zur Arbeit an diesem Feiertag herangezogen werden, Anspruch auf ein Zusatzentgelt f&#252;r die an diesem Tag erbrachte Arbeitsleistung haben, eine unmittelbare Diskriminierung der Religion wegen darstellt.</span> </p> <p class="normal"> <span class="bold">Die mit dieser nationalen Regelung vorgesehenen Ma&#223;nahmen k&#246;nnen weder als zur Wahrung der Rechte und Freiheiten anderer notwendige Ma&#223;nahmen im Sinne des Art.&#160;2 Abs.&#160;5 der Richtlinie 2000/78 noch als spezifische Ma&#223;nahmen zum Ausgleich von Benachteiligungen wegen der Religion im Sinne des Art.&#160;7 Abs.&#160;1 dieser Richtlinie angesehen werden.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top">&#160;</td> <td valign="top"> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tr> <td valign="top"> <p class="count bold"> <span class="bold">2.</span> </p> </td> <td valign="top"> <p class="normal"> <span class="bold">Art.&#160;21 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union ist dahin auszulegen, dass, solange der betroffene Mitgliedstaat seine Regelung, nach der nur den Arbeitnehmern, die bestimmten christlichen Kirchen angeh&#246;ren, der Anspruch auf einen Feiertag am Karfreitag zusteht, nicht zur Wiederherstellung der Gleichbehandlung ge&#228;ndert hat, ein privater Arbeitgeber, der dieser Regelung unterliegt, verpflichtet ist, auch seinen anderen Arbeitnehmern das Recht auf einen Feiertag am Karfreitag zu gew&#228;hren, sofern diese zuvor mit dem Anliegen an ihn herangetreten sind, an diesem Tag nicht arbeiten zu m&#252;ssen, und ihnen folglich, wenn er sie abschl&#228;gig beschieden hat, das Recht auf ein Zusatzentgelt f&#252;r die an diesem Tag erbrachte Arbeitsleistung zuzuerkennen.</span> </p> </td> </tr> </table> </td> </tr> </table> <table width="100%" border="0" cellspacing="0" cellpadding="0"> <col width="5%"/> <col width="95%"/> <tbody> <tr> <td>&#160;</td> <td> <div class="signaturecase"> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory3left"> <p class="normal">Lenaerts</p> </div> <div class="signatorycenter"> <p class="normal">Silva&#160;de&#160;Lapuerta</p> </div> <div class="signatory3right"> <p class="normal">Bonichot</p> </div> </div> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory3left"> <p class="normal">Arabadjiev</p> </div> <div class="signatorycenter"> <p class="normal">Prechal</p> </div> <div class="signatory3right"> <p class="normal">Toader</p> </div> </div> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory3left"> <p class="normal">Lycourgos</p> </div> <div class="signatorycenter"> <p class="normal">Rosas</p> </div> <div class="signatory3right"> <p class="normal">Ile&#353;i&#269;</p> </div> </div> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory2left"> <p class="normal">Safjan</p> </div> <div class="signatory2right"> <p class="normal">&#352;v&#225;by</p> </div> </div> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory2left"> <p class="normal">Vajda</p> </div> <div class="signatory2right"> <p class="normal">Rodin</p> </div> </div> <p class="normal">Verk&#252;ndet in &#246;ffentlicher Sitzung in Luxemburg am 22.&#160;Januar 2019.</p> <div class="signaturecaserow"> <div class="signatory2left"> <p class="normal">Der Kanzler</p> <p class="normal">A.&#160;Calot Escobar</p> </div> <div class="signatory2right"> <p class="normal">Der Pr&#228;sident</p> <p class="normal">K.&#160;Lenaerts</p> </div> </div> </div> </td> </tr> </tbody> </table> <hr class="note"/> <p class="note">(<span class="note"> <a id="t-ECR_62017CJ0193_DE_01-E0001" href="#c-ECR_62017CJ0193_DE_01-E0001">*1</a> </span>) Verfahrenssprache: Deutsch.</p>
171,352
ovgsl-2019-01-22-2-a-31818
{ "id": 938, "name": "Oberverwaltungsgericht des Saarlandes", "slug": "ovgsl", "city": null, "state": 14, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
2 A 318/18
2019-01-22T00:00:00
2019-01-29T12:51:17
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p/><p>Der Antrag der Kl&#228;gerin auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 26. September 2018 &#8211; 6 K 810/17 &#8211; wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des gerichtskostenfreien Zulassungsverfahrens tr&#228;gt die Kl&#228;gerin.</p> <h2>Gründe</h2> <p/><p><strong>I.</strong></p><p><rd nr="1"/>Die nach derzeitigen Erkenntnissen 1964 in Mazedonien geborene Kl&#228;gerin ist albanische Volkszugeh&#246;rige und besitzt die mazedonische Staatsangeh&#246;rigkeit. Sie ist verheiratet mit dem mazedonischen Staatsangeh&#246;rigen S... A... und hat mit diesem drei gemeinsame Kinder. Ein von der Kl&#228;gerin im Februar 1999 gestellter Asylantrag wurde abgelehnt. Gleichzeitig wurde ein Vorliegen von Abschiebungshindernissen, damals noch nach &#167; 53 AuslG, bestandskr&#228;ftig verneint.(vgl. den Bescheid vom 11.2.1999 &#8211; 2376295-138 &#8211;, wobei der &#167; 53 Abs. 4 AuslG einen dem heutigen &#167; 60 Abs. 5 AufenthG entsprechenden Verweis auf die Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) enthielt)</p><p><rd nr="2"/>Im Dezember 2016 nahm die Ausl&#228;nderbeh&#246;rde die Aufenthaltstitel der Kl&#228;gerin und ihres Ehemannes unter Verweis auf die Verwendung falscher Personaldaten(vgl. dazu AG Lebach, Urteil vom 12.3.2018 &#8211; 5 Ds 82 Js 1519/15 (208/17) &#8211; wodurch die Kl&#228;gerin zu einer Gesamtgeldstrafe von 100 Tagess&#228;tzen wegen Erschleichens von Aufenthaltstiteln in 10 F&#228;llen verurteilt worden ist) &#252;ber Jahre gegen&#252;ber den deutschen Beh&#246;rden zur&#252;ck.(vgl. die Bescheide des Landesamts f&#252;r Verwaltung &#8211; Zentrale Ausl&#228;nderbeh&#246;rde &#8211; vom 29.12.2016 &#8211; 2.2.1-RL-L014151 &#8211; &#8230; und 2.2.1-RL-L014149 &#8211; &lt;Kl&#228;gerin&gt;) Die dagegen erhobenen Klagen sind beim Verwaltungsgericht des Saarlandes unter der Gesch&#228;ftsnummer 6 K 942/17 anh&#228;ngig.</p><p><rd nr="3"/>Im M&#228;rz 2017 beantragte die Kl&#228;gerin unter Verweis auf eine schwere Erkrankung ein Wiederaufgreifen des Verfahrens mit dem Ziel der Feststellung eines nationalen Abschiebungsverbots gem&#228;&#223; &#167; 60 Abs. 7 AufenthG. Zur Begr&#252;ndung machte sie geltend, sie leide unter anderem an Diabetes und einer chronisch fixierten psychiatrischen Erkrankung. Beigef&#252;gt war ein fach&#228;rztliches Attest des Dr. med. Dipl.-Psych. B..., A-Stadt, vom Februar 2017. Danach bestehe eine l&#228;nger zur&#252;ckreichende Multimorbidit&#228;t mit internistischen und orthop&#228;dischen Erkrankungen, die alle einer intensiven Therapie bed&#252;rften, bei denen es immer wieder zu Verschlechterungen beziehungsweise zu lebensbedrohlichen Dekompensationen gekommen sei. &#220;berlagernd und in letzter Zeit noch bedeutsamer sei eine chronifizierte psychiatrische St&#246;rung/Erkrankung mit Angst, depressiver Verstimmung, Unsicherheit, R&#252;ckzugsverhalten, pr&#228;psychotischen Bef&#252;rchtungen, was eine weitere medikament&#246;se wie auch psychotherapeutische Behandlung erfordere. Die psychiatrische Situation erschwere auch die Behandlung der &#252;brigen Erkrankungen im Rahmen der Multimorbidit&#228;t. Weiter f&#252;hrte die Kl&#228;gerin aus, sie habe sich in der Zeit vom 11.2.2017 bis 21.2.2017 in station&#228;re Behandlung begeben m&#252;ssen. In dem entsprechenden Arztbericht des F...-Krankenhauses A-Stadt vom Februar 2017 wird auf eine Entgleisung eines Diabetes mellitus Typ 2, eine ausgepr&#228;gte diabetische PNP und auf eine geringwertige Stenose linker HCI, Abgang, ca. 20-30 %, hingewiesen. Bekannte Diagnosen seien ferner der Diabetes mellitus Typ 2, eine arterielle Hypertonie, KHK, beidseitige Gonarthrose, Protrusionen der Lendenwirbel- und der Halswirbels&#228;ule mit hochgradiger Spinalkanalstenose, ein chronisches Schmerzsyndrom und eine depressive Verstimmung mit Angstst&#246;rung. Ferner wurde auf eine Reihe von seitens der Kl&#228;gerin ben&#246;tigter Wirkstoffe und Medikamente hingewiesen. Nach einem Schreiben der Gemeinschaftspraxis Dres. med. O..., Sch..., vom 24.2.2017 bed&#252;rfe die Kl&#228;gerin der Betreuung durch einen ambulanten Pflegedienst, von welchem ihr dreimal t&#228;glich Insulininfusionen sowie Medikamente verabreicht und ihr Blutzuckerspiegel kontrolliert werden m&#252;ssten.</p><p><rd nr="4"/>Im April 2017 lehnte die Beklagte den Antrag auf Ab&#228;nderung des nach altem Recht ergangenen Bescheides vom 11.2.1999 bez&#252;glich der darin enthaltenen Verneinung von Abschiebungsverboten ab.(vgl. den Bescheid des Bundesamts f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 12.4.2017 &#8211; 7099517-144 &#8211;) In der Begr&#252;ndung hei&#223;t es, die Voraussetzungen f&#252;r ein Wiederaufgreifen seien nicht gegeben. Der Antrag sei verfristet. Nach den Angaben in den vorgelegten Attesten leide die Kl&#228;gerin schon l&#228;nger unter zahlreichen Erkrankungen, so dass bereits am 8.7.2016 ein Befundbericht erstellt worden sei. Zudem sei die Diabeteserkrankung bereits seit etwa sechs Jahren bekannt. Der Antrag sei jedoch erst am 13.3.2017 und damit mehr als drei Monate nach Kenntnis des Wiederaufnahmegrundes gestellt worden. Soweit das Verfahren im Interesse der Rechtm&#228;&#223;igkeit des Verwaltungshandelns durch die Beklagte wiederer&#246;ffnet und die bestandskr&#228;ftige fr&#252;here Entscheidung zur&#252;ckgenommen oder widerrufen werden k&#246;nnten, l&#228;gen Gr&#252;nde, die unabh&#228;ngig von den Voraussetzungen des &#167; 51 Abs. 1 bis 3 VwVfG eine Ab&#228;nderung der bisherigen Entscheidung zum fr&#252;heren &#167; 53 AuslG rechtfertigten, nicht vor. Die derzeitigen humanit&#228;ren Bedingungen in Mazedonien f&#252;hrten nicht zu der Annahme einer Verletzung des Art. 3 EMRK durch ihre Abschiebung. Eine erhebliche konkrete Gefahr im Sinne des &#167; 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG liege nur bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen vor, die sich durch die Abschiebung wesentlich verschlechtern w&#252;rden. Einer eventuell drohenden Gesundheitsverschlechterung der Kl&#228;gerin k&#246;nne mit den in Mazedonien zur Verf&#252;gung stehenden Behandlungsm&#246;glichkeiten begegnet werden. Im &#220;brigen sei die Kl&#228;gerin im Falle einer R&#252;ckkehr nach Mazedonien nicht auf sich allein gestellt, da sowohl ihr Ehemann als auch ihre S&#246;hne ausreisepflichtig seien.</p><p><rd nr="5"/>Zur Begr&#252;ndung der dagegen erhobenen Klage hat die Kl&#228;gerin unter anderem erg&#228;nzend ausgef&#252;hrt, die ben&#246;tigte Behandlung und die Versorgung mit Medikamenten seien in Mazedonien nicht sichergestellt. Im Falle einer R&#252;ckkehr gerate sie in eine g&#228;nzlich ausweglose Lage, die mit einer gegebenenfalls lebensbedrohlichen Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes einhergehe. Ihrem Ehemann sei aufgrund einer Krebserkrankung inzwischen die Blase entfernt worden. Zudem leide er an einer koronaren Herzkrankheit, habe bereits zwei Herzinfarkte erlitten und sei nicht in der Lage, sich um ihre ordnungsgem&#228;&#223;e Medikamenteneinnahme, die Gabe von Insulin oder um die Kontrolle ihrer Blutzuckerwerte zu k&#252;mmern. Auch sie selbst sei nicht f&#228;hig, ihre notwendigen Medikamente selbstst&#228;ndig zu nehmen. Bei einer zwangsweisen R&#252;ckf&#252;hrung werde sie ihren Lebensunterhalt nicht selbstst&#228;ndig erwirtschaften k&#246;nnen, so dass ihr auch eine soziale Verelendung und die Obdachlosigkeit drohe. Keines ihrer Kinder sei ausreisepflichtig.</p><p><rd nr="6"/>Im September 2018 hat das Verwaltungsgericht die Klage abgewiesen. In den Gr&#252;nden hei&#223;t es unter erg&#228;nzender Bezugnahme auf den Ablehnungsbescheid der Beklagten unter anderem, die Kl&#228;gerin habe keinen Anspruch auf Feststellung von Abschiebungsverboten. Ein Anspruch auf das im Ermessen des Beklagten stehende Wiederaufgreifen des Verfahrens stehe ihr nicht zu. Soweit die Kl&#228;gerin auf die Gefahr ihrer sozialen Verelendung im Falle einer R&#252;ckf&#252;hrung nach Mazedonien verweise, rechtfertige die Erkenntnislage zu den humanit&#228;ren Bedingungen in Mazedonien nicht die Annahme, dass bei R&#252;ckf&#252;hrung der Art. 3 EMRK verletzt werde. Die Kl&#228;gerin k&#246;nne eine finanzielle Anfangsentlastung unabh&#228;ngig von ihren hier lebenden Kindern, die ihr grunds&#228;tzlich finanzielle Unterst&#252;tzung gew&#228;hren k&#246;nnten, dadurch erreichen, dass sie sich um eine R&#252;ckkehrf&#246;rderung nach dem Programm REAG/GARP bem&#252;he. Der Kl&#228;gerin drohe auch keine erhebliche konkrete Gefahr f&#252;r Leib, Leben oder Freiheit. Eine solche &#8211; bezogen auf Mazedonien &#8211; landesweite Gefahr k&#246;nne zwar auch bei einer im Abschiebezielstaat zu erwartenden Verschlimmerung einer Krankheit bestehen, liege nach dem &#167; 60 Abs. 7 Satz 2 AufenthG aber nur bei lebensbedrohlichen oder schwerwiegenden Erkrankungen vor, die sich bei der Abschiebung alsbald, regelm&#228;&#223;ig innerhalb eines Jahres nach der R&#252;ckkehr wesentlich verschlechtern w&#252;rden. Eine gleichwertige Versorgung wie in Deutschland sei nicht erforderlich. Vielmehr m&#252;sse sich der Ausl&#228;nder grunds&#228;tzlich auf das im Herkunftsstaat vorhandene Behandlungsniveau verweisen lassen. Der Abschiebungsschutz nach &#167; 60 Abs. 7 Satz 1 AufenthG diene nicht dazu, eine bestehende Krankheit optimal zu behandeln. Insbesondere gew&#228;hre die Vorschrift keinen allgemeinen Anspruch auf Teilhabe am medizinischen Fortschritt und Standard der medizinischen Versorgung in Deutschland. Von einer solchen Gefahr durch eine zu bef&#252;rchtende wesentliche Verschlechterung des Gesundheitszustands k&#246;nne nicht schon gesprochen werden, wenn "lediglich" eine Heilung eines gegebenen Krankheitszustands einer Ausl&#228;nderin im Abschiebungszielland nicht zu erwarten sei. Deshalb sei eine wesentliche Verschlechterung des Gesundheitszustands nicht schon bei jeder bef&#252;rchteten ung&#252;nstigen Entwicklung ihres Gesundheitszustands anzunehmen, sondern nur bei au&#223;ergew&#246;hnlich schweren k&#246;rperlichen oder psychischen Sch&#228;den oder Zust&#228;nden. Davon k&#246;nne bei der Kl&#228;gerin nicht ausgegangen werden. In ihrem Fall l&#228;gen bereits keine ausreichend aktuellen und den an sie zu stellenden Anforderungen gen&#252;genden Atteste vor. Neue, nicht bereits dem Bundesamt eingereichte Atteste seien im Klageverfahren nicht vorgelegt worden. Der Arztbericht des F...-Krankenhauses vom Februar 2017 rechtfertige ebenso wenig die Annahme einer Krankheit, mit deren wesentlicher Verschlimmerung im Zielland der Abschiebung zu rechnen w&#228;re, wie das &#228;rztliche Schreiben der Gemeinschaftspraxis Dres. med. O... sowie die im zeitlichen Zusammenhang stehende Verordnung h&#228;uslicher Krankenpflege als Erstverordnung. Entsprechendes gelte f&#252;r das fach&#228;rztliche Attest des Diplom-Psychologen Dr. med. B.... In dem Zusammenhang sei regelm&#228;&#223;ig zu fordern, dass vorgelegte fach&#228;rztliche Atteste gewissen Mindestanforderungen gen&#252;gten. Aus dem Attest m&#252;sse sich nachvollziehbar ergeben, auf welcher Grundlage der Facharzt seine Diagnose gestellt habe und wie sich die Krankheit im konkreten Fall darstelle. Dazu geh&#246;rten etwa Angaben dar&#252;ber, seit wann und wie h&#228;ufig sich der Patient in &#228;rztlicher Behandlung befunden habe und ob die von ihm geschilderten Beschwerden durch die erhobenen Befunde best&#228;tigt worden seien. Des Weiteren solle ein Attest Aufschluss &#252;ber die Schwere der Krankheit, deren Behandlungsbed&#252;rftigkeit sowie den bisherigen Behandlungsverlauf geben. Daran fehle es hier. Dar&#252;ber hinaus lasse sich auch unter Ber&#252;cksichtigung der verschiedenen &#228;rztlichen Atteste und Berichte und der darin enthaltenen Diagnosen nicht feststellen, dass sich der Gesundheitszustand der Kl&#228;gerin bei einer R&#252;ckkehr nach Mazedonien infolge dort unzureichender Behandlungsm&#246;glichkeiten wesentlich oder gar lebensbedrohlich verschlechtern w&#252;rde. Letztlich stehe keines dieser zudem zeitlich nicht aktuellen Dokumente einer &#220;berstellung der Kl&#228;gerin nach Mazedonien entgegen. Es sei nicht ersichtlich, wie der weitere Krankheits- und Behandlungsverlauf gewesen sei und ob und gegebenenfalls in welcher Weise welche Krankheiten aktuell &#252;berhaupt einer medizinischen Versorgung bed&#252;rften. Im &#220;brigen sei nicht vorgetragen, inwieweit sich wegen s&#228;mtlicher Erkrankungen bei einer R&#252;ckf&#252;hrung eine erhebliche konkrete Gefahr f&#252;r Leib, Leben der Kl&#228;gerin ergeben sollte. Unabh&#228;ngig davon, dass es in ihrem Fall schon an einer Substantiierung einer konkreten Gef&#228;hrdung fehle, seien s&#228;mtliche f&#252;r Februar 2017 belegten Erkrankungen der Kl&#228;gerin in Mazedonien behandelbar. Eine Behandlung w&#228;re f&#252;r die Kl&#228;gerin auch erreichbar, so dass nicht mit hinreichender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen sei, dass aufgrund ihrer wirtschaftlichen Verh&#228;ltnisse eine Verschlimmerung ihrer Erkrankungen eintr&#228;te. Auch sei wegen der nachgewiesenen medizinischen Behandlungsm&#246;glichkeiten trotz einer m&#246;glichen vor&#252;bergehenden Unterbrechung von Sozialhilfeanspr&#252;chen in wirtschaftlicher Hinsicht weder im Hinblick auf die allgemeine wirtschaftliche Situation in Mazedonien noch mit Blick auf die besondere Situation der Kl&#228;gerin von einer extremen Gefahrenlage auszugehen. Die meisten Krankheiten und Verletzungen k&#246;nnten nach Ausk&#252;nften des Ausw&#228;rtigen Amts auch in Mazedonien therapiert werden, dies gelte auch f&#252;r Krankheiten des Kreislaufsystems und den <em>Diabetes mellitus</em> mit dessen Neben- und Folgeerkrankungen sowie f&#252;r orthop&#228;dische Krankheiten. Auch eine fortbestehende psychische Erkrankung der Kl&#228;gerin w&#228;re in Mazedonien station&#228;r oder ambulant behandelbar. Eine hinreichende medikament&#246;se Versorgung sei grunds&#228;tzlich gew&#228;hrleistet. In Skopje gebe es neben dem Universit&#228;tsklinikum "Klinisches Zentrum" mit einer psychiatrischen Abteilung ein weiteres Krankenhaus f&#252;r Psychiatrie sowie Privatkliniken, die Behandlungsm&#246;glichkeiten anb&#246;ten. Im Land gebe es insgesamt drei staatliche Psychiatrien, die jeweils f&#252;r eine Region des Landes zust&#228;ndig seien. Daneben b&#246;ten die Allgemeinkrankenh&#228;user in Mazedonien Behandlungsm&#246;glichkeiten. Einen Anspruch auf bestimmte Formen medikament&#246;ser und sonstiger Therapie habe die Kl&#228;gerin nicht. Diese Behandlung sei f&#252;r die Kl&#228;gerin auch erreichbar. Jeder offiziell registrierte B&#252;rger Mazedoniens k&#246;nne grunds&#228;tzlich in den Genuss des gesetzlichen Krankenversicherungsschutzes kommen, entweder als Arbeitnehmer, Rentner, Arbeitsloser oder Empf&#228;nger von Sozialhilfe sowie im Rahmen der Familienversicherung. Eine Anmeldung in der gesetzlichen Krankenversicherung in Mazedonien sei ohne zeitliche Verz&#246;gerungen und ohne sonstige Hindernisse m&#246;glich. Die in der m&#252;ndlichen Verhandlung angef&#252;hrte, auch im verfahrensgegenst&#228;ndlichen Bescheid erw&#228;hnte Sperrfrist sei bei rechtzeitiger Antragstellung ohne Belang. Die Anmeldebedingungen in der Kategorie f&#252;r arbeitslose Versicherte seien bereits 2010 vereinfacht worden. Diese M&#246;glichkeiten st&#252;nden auch mittellosen R&#252;ckkehrern offen. Fr&#252;here Einschr&#228;nkungen hinsichtlich der Gr&#246;&#223;e der Familie gebe es nicht mehr. Auch Personen, die l&#228;ngere Zeit nicht in Mazedonien gewohnt h&#228;tten, k&#246;nnten sich nach der R&#252;ckkehr beim Krankenversicherungsfonds melden und seien ab dem gleichen Tag versichert. Das Grundleistungspaket der Krankenversorgung sei breit gef&#228;chert, umfasse fast alle medizinischen Leistungen und decke sowohl ambulante als auch station&#228;re Behandlungen ab. Auch eine psychotherapeutische Behandlung werde durch das Grundleistungspaket des mazedonischen Gesundheitsfonds FZO abgedeckt. Sozialhilfeempf&#228;nger, zu denen die Kl&#228;gerin nach eigenem Vortrag z&#228;hlen d&#252;rfte, seien von Eigenanteilleistungen und Zuzahlungen f&#252;r Medikamente befreit. Unabh&#228;ngig davon k&#246;nnte die Kl&#228;gerin notfalls auf Unterst&#252;tzung durch den Familienverband zur&#252;ckgreifen. Den nach Angaben des Sohnes B... derzeit arbeitslosen S&#246;hnen w&#252;rden nach einer Auskunft der Zentralen Ausl&#228;nderbeh&#246;rde alsbald Aufenthaltserlaubnisse erteilt werden, so dass sie bessere Chancen als bisher auf dem hiesigen Arbeitsmarkt h&#228;tten. Die im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland geringeren finanziellen Mittel zum Lebensunterhalt k&#246;nnten durch diese und durch die ebenfalls hier lebende Tochter gegebenenfalls gemeinsam erbracht werden. Soweit die Kl&#228;gerin anf&#252;hre, sie sei zur lebensnotwendigen medizinischen Versorgung zwingend auf einen Pflegedienst angewiesen, da sie selber insbesondere kein Insulin spritzen k&#246;nne, sei dies so nicht belegt. Ein Grund f&#252;r eine andauernde Unf&#228;higkeit der Kl&#228;gerin zur Blutzuckerspiegelmessung, Insulininjektion und sonstigen Medikamenteneinnahme sei aus den &#228;rztlichen Bescheinigungen nicht ersichtlich. Die Kl&#228;gerin sei der m&#252;ndlichen Verhandlung ferner ohne Nachweis einer aktuellen Erkrankung ferngeblieben. Soweit der informatorisch angeh&#246;rte Sohn B... A&#8230; angegeben habe, seine Mutter sei Analphabetin, vergesse zum Teil die Medikamenteneinnahme und habe Angst vor Spritzen, sei aus den Attesten und sonstigen vorliegenden &#228;rztlichen Unterlagen jedenfalls auch nicht zu ersehen, inwieweit die Kl&#228;gerin zum ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts bei den genannten T&#228;tigkeiten gerade auf einen Pflegedienst angewiesen sei und dass insbesondere die notwendige Blutzuckerspiegelmessung und Insulininjektion erforderlichenfalls nicht durch Dritte auch im Heimatland Mazedonien durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnten, zumal heutige Blutzuckermessger&#228;te auch f&#252;r Laien leicht handhabbar seien. Auch wenn aufgrund der &#228;lteren Verordnung der aktuelle Stand der ben&#246;tigten Medikamente nicht nachvollziehbar sei, sei nicht ersichtlich, dass nicht eine dritte Person der Kl&#228;gerin in Mazedonien dabei behilflich sein k&#246;nne. Angesichts der vorhandenen Erkenntnislage &#252;ber die Behandelbarkeit der Erkrankungen der Kl&#228;gerin und unter Beachtung der dargelegten, in zeitlicher wie inhaltlicher Sicht nicht ausreichenden Atteste habe es ungeachtet der weiter im gerichtlichen Beschluss in der m&#252;ndlichen Verhandlung hierzu dargelegten Gr&#252;nde weder der Einholung eines medizinischen Sachverst&#228;ndigengutachtens &#252;ber die Angewiesenheit der Kl&#228;gerin auf einen Pflegedienst zu ihrer medizinischen Versorgung noch der Vernehmung der Zeugin K... zu dieser Frage bedurft. Die Gefahr einer sozialen Verelendung sei nach dem Gesagten nicht gegeben. Auch insoweit sei eine weitere Sachaufkl&#228;rung durch Vernehmung des Zeugen McG... und/oder durch Einholung einer Auskunft bei der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe insbesondere mit Blick auf die gegebene Erkenntnislage nicht veranlasst gewesen.</p><p><rd nr="7"/>Die Kl&#228;gerin begehrt die Zulassung der Berufung gegen dieses Urteil.</p><p><strong>II.</strong></p><p><rd nr="8"/>Der nach &#167; 78 Abs. 2 Satz 1 AsylG statthafte Antrag der Kl&#228;gerin auf Zulassung der Berufung gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts vom 26.9.2018 &#8211; 6 K 810/17 &#8211;, mit dem ihre Klage auf Verpflichtung der Beklagten (Bundesamt) zum Wiederaufgreifen des Verfahrens mit dem Ziel der Feststellung nationaler Abschiebungshindernisse (&#167; 60 Abs. 5, 7 AufenthG) abgewiesen wurde, ist auch sonst zul&#228;ssig, aber nicht begr&#252;ndet. In der erstinstanzlichen Entscheidung und in dem Ablehnungsbescheid der Beklagten vom 12.4.2017 wurde ein entsprechender Anspruch der Kl&#228;gerin zu Recht verneint (&#167; 113 Abs. 5 Satz 1 VwGO).</p><p><rd nr="9"/>Das den Pr&#252;fungsumfang im Zulassungsverfahren begrenzende Vorbringen in der Antragsbegr&#252;ndung (&#167; 78 Abs. 4 Satz 4 AsylG) rechtfertigt nicht die von der Kl&#228;gerin begehrte Zulassung des Rechtsmittels wegen grunds&#228;tzlicher Bedeutung (&#167; 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylG) oder wegen einer Divergenz (&#167; 78 Abs. 3 Nr. 2 AsylG).</p><p><rd nr="10"/>1. Soweit die Kl&#228;gerin inhaltlich bezogen auf den Zulassungsgrund der Divergenz hinsichtlich der Beurteilung nach &#167; 60 Abs. 5 AufenthG zun&#228;chst eine Abweichung von einem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichts vom August 2018(vgl. BVerwG, Beschluss vom 8.8.2018 &#8211; 1 B 25.18 &#8211;, Asylmagazin 2018, 376, NVwZ 2019, 61 mit Anm. Lehnert) geltend macht, kann eine Abweichung im Sinne des Zulassungstatbestands nach &#167; 78 Abs. 3 Nr. 2 AsylG nicht festgestellt werden. Die Abweichungsr&#252;ge erfordert allgemein, dass in der Antragsbegr&#252;ndung ein inhaltlich bestimmter, abstrakter, die angegriffene Entscheidung des Verwaltungsgerichts tragender Rechtssatz herausgearbeitet und einem eben solchen abweichenden abstrakten Rechtssatz des Divergenzgerichts gegen&#252;ber gestellt wird. Soweit eine Divergenz hinsichtlich einer tats&#228;chlichen Frage geltend gemacht wird, muss auch dargelegt werden, dass es sich um dieselbe Tatsache handelt, hinsichtlich derer das Divergenzgericht Feststellungen getroffen hat, und dass die dieselbe Tatsache betreffenden Annahmen des Verwaltungsgerichts hiervon abweichen. Ob diesen (bereits) formalen Anforderungen hier gen&#252;gt wurde, kann dahinstehen. Die Kl&#228;gerin r&#252;gt insoweit, das Verwaltungsgericht habe in dem angegriffenen Urteil &#8211; anders als das Bundesverwaltungsgericht in der genannten und in mehreren anderen Entscheidungen &#8211; eine &#8222;Extremgefahr&#8220; f&#252;r die Annahme eines Abschiebungsverbots nach &#167; 60 Abs. 5 AufenthG verlangt und damit den hierbei geltenden Pr&#252;fungsma&#223;stab verkannt. Dies trifft nicht zu. Das Verwaltungsgericht hat sich bei seiner Entscheidung auf den Seiten 6/7 des Urteils zun&#228;chst richtig mit der verfahrensrechtlichen Vorfrage eines sich durch eine Ermessensreduzierung verdichtenden Anspruchs der Kl&#228;gerin auf ein Wiederaufgreifen des auch hinsichtlich des Nichtvorliegens von so genannten nationalen Abschiebungsverboten bestandskr&#228;ftig &#8211; aus Sicht der Kl&#228;gerin negativ &#8211; abgeschlossenen Verwaltungsverfahrens befasst, dazu unter Verweis auf ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 2004(vgl. BVerwG, Urteil vom 20.10.2004 &#8211; 1 C 15.03 &#8211;, DVBl 2005, 317, zum Wiederaufgreifen eines Verfahrens speziell zur Feststellung der tatbestandlichen Voraussetzungen des fr&#252;heren &#167; 53 Abs. 6 AuslG) ausgef&#252;hrt, dass ein solcher subjektiver Anspruch nur in Betracht komme, wenn das Festhalten an der Entscheidung zu einem &#8222;schlechthin unertr&#228;glichen Ergebnis f&#252;hren w&#252;rde&#8220;, und anschlie&#223;end noch ohne eine Differenzierung zwischen den einzelnen Tatbest&#228;nden f&#252;r nationale Abschiebungsverbote ausgef&#252;hrt, das &#8222;komme in Betracht&#8220;, wenn der Ausl&#228;nder bei einer Abschiebung einer extremen individuellen Gefahrensituation ausgesetzt w&#252;rde. Diese vorangestellte umfassende Formulierung mag ungl&#252;cklich sein, da der Begriff der Extremgefahr beziehungsweise der damit aufgerufene strenge Ma&#223;stab speziell im Rahmen des &#167; 60 Abs. 7 AufenthG zur Rechtfertigung einer Durchbrechung der Sperrwirkung des &#167; 60 Abs. 7 Satz 5 AufenthG zugunsten ausl&#228;nderbeh&#246;rdlicher Erlasse bei Allgemeingefahren, angewandt wird, hingegen im Rahmen des &#167; 60 Abs. 5 AufenthG, das hei&#223;t bei der Beurteilung der Frage, ob eine Abschiebung nach der Konvention zum Schutzes der Menschrechte und Grundfreiheiten vom 4.11.1950, insbesondere wegen einer nach deren Art. 3 EMRK zu erwartenden &#8222;unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung&#8220; unzul&#228;ssig ist, nicht anzulegen ist.(vgl. auch dazu BVerwG, Beschluss vom 8.8.2018 &#8211; 1 B 25.18 &#8211;, Asylmagazin 2018, 376, NVwZ 2019, 61 mit Anm. Lehnert)</p><p><rd nr="11"/>Das &#228;ndert allerdings nichts daran, dass das Verwaltungsgericht hierbei &#8211; wie gesagt &#8211; einerseits zun&#228;chst konkret die Beurteilung eines Anspruchs auf ein insoweit begrenztes Wiederaufgreifen des bestandskr&#228;ftig aus Sicht der Kl&#228;gerin negativ abgeschlossenen Asylverfahrens infolge einer Ermessensreduzierung auf Null (&#167;&#167; 51 Abs. 5, 49 Abs. 1 VwVfG) vorgenommen hat, und zum anderen die folgenden Ausf&#252;hrungen zu &#167; 60 Abs. 5 AufenthG entgegen der Interpretation der Kl&#228;gerin im Zulassungsantrag eindeutig belegen, dass das Verwaltungsgericht insoweit &#8211; anders als bei &#167; 60 Abs. 7 AufenthG &#8211; nicht vom Erfordernis einer &#8222;Extremgefahr&#8220; f&#252;r den Fall der R&#252;ckf&#252;hrung der Kl&#228;gerin nach Mazedonien ausgegangen ist. Die Ausf&#252;hrungen in dem erstinstanzlichen Urteil zu &#167; 60 Abs. 5 AufenthG (Art. 3 EMRK) zeigen eindeutig, dass das Verwaltungsgericht insoweit in Anlehnung an die einschl&#228;gige, auch der auf Seite 7 des Urteils ausdr&#252;cklich angef&#252;hrten Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 2003(vgl. BVerwG, Urteil vom 31.1.2013 &#8211; 10 C 15.12 &#8211;, NVwZ 2013, 297, insoweit Leitsatz 3, unter Verweis auf EGMR, Urteile vom 21.1.2011 &#8211; Nr. 30696/09, M.S.S., NVwZ 2011, 413, vom 28.6.2011 &#8211; Nr. 8319/07, Sufi und Elmi, NVwZ 2012, 681, und vom 13.10.2011 &#8211; Nr. 10611/09, Husseini, NJOZ 2012, 952) zugrundeliegenden Rechtsprechung des EGMR von richtigen, mit der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung in Einklang stehenden Anforderungen ausgegangen ist. Danach verpflichtet auch der Art. 3 EMRK die Vertragsstaaten unter anderem nicht dazu, Fortschritte in der Medizin sowie Unterschiede in sozialen und wirtschaftlichen Standards durch freie und unbegrenzte Versorgung von Ausl&#228;ndern ohne Bleiberecht zu beseitigen, was f&#252;r den Anwendungsbereich des &#167; 60 Abs. 7 AufenthG inzwischen ausdr&#252;cklich gesetzlich geregelt ist. Die Annahme einer (drohenden) Verletzung des Art. 3 EMRK erfordert nach der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Menschenrechtsgerichtshofs (EGMR), der das Bundesverwaltungsgericht in der genannten Entscheidung folgt, aber ein &#8222;Mindestma&#223; an Schwere&#8220; der dem Ausl&#228;nder im Zielstaat drohenden Gefahr, wobei es bei der Ausf&#252;llung dieses eher vagen Begriffs auf alle Umst&#228;nde des Einzelfalls, unter anderen auf den Gesundheitszustand, ankommt, die in der Gesamtbetrachtung mit Blick auf humanit&#228;re Verh&#228;ltnisse im Zielstaat &#8222;nur in besonderen Ausnahmef&#228;llen&#8220; die Annahme einer konventionswidrigen Abschiebung rechtfertigen, wenn sich der Ausl&#228;nder, hier die Kl&#228;gerin, nach der Abschiebung absehbar in einer &#8222;besonders gravierenden Lage&#8220; befinden wird. Dieser Ma&#223;stab liegt der Anwendung des &#167; 60 Abs. 5 AufenthG (Art. 3 EMRK) in der angefochtenen Entscheidung des Verwaltungsgerichts zugrunde. In diesen Darlegungen (Seite 7), die hier keiner Wiederholung bed&#252;rfen, ist auch von einer insoweit erforderlichen &#8222;Extremgefahr&#8220; begrifflich nicht die Rede. Die von der Kl&#228;gerin geltend gemachte Divergenz (&#167; 78 Abs. 3 Nr. 2 AsylG) scheidet daher auch unter diesem Aspekt aus. Die anschlie&#223;enden Ausf&#252;hrungen zur Einzelfallbewertung des Verwaltungsgerichts, was ein Vorliegen der Voraussetzungen des Art. 3 EMRK f&#252;r ein Abschiebungsverbot angelangt, ber&#252;hren diesen Zulassungstatbestand nicht.</p><p><rd nr="12"/>2. Auch die weiter reklamierten Zulassungsgr&#252;nde liegen nicht vor. Das gilt zun&#228;chst f&#252;r die Geltendmachung einer grunds&#228;tzlichen Bedeutung der Rechtssache (&#167; 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylG). Eine solche liegt vor, wenn sie eine im angestrebten Berufungsverfahren kl&#228;rungsbed&#252;rftige und f&#252;r die Entscheidung dieses Verfahrens erhebliche Rechts- oder Tatsachenfrage aufwirft, deren Beantwortung &#252;ber den konkreten Fall hinaus wesentliche Bedeutung f&#252;r die einheitliche Anwendung oder Weiterentwicklung des Rechts hat. Dabei ist &#8211; in prozessualer Hinsicht &#8211; zur Darlegung dieses Zulassungsgrundes die Frage auszuformulieren und substantiiert auszuf&#252;hren, warum sie als kl&#228;rungsbed&#252;rftig und f&#252;r die Entscheidung erheblich angesehen und aus welchen Gr&#252;nden ihr eine Bedeutung &#252;ber den Einzelfall hinaus zugemessen wird.(vgl. statt vieler OVG des Saarlandes, Beschluss vom 4.7.2016 &#8211; 2 A 161/16 &#8211;, SKZ 2017, 61, Leitsatz Nr. 1, zu &#167; 124 Abs. 2 Nr. 3 VwGO)</p><p><rd nr="13"/>Die Kl&#228;gerin macht geltend, &#8222;von grunds&#228;tzlicher Bedeutung und daher h&#246;chstrichterlich kl&#228;rungsbed&#252;rftig&#8220; sei &#8222;die Frage&#8220;, ob</p><blockquote><p><rd nr="14"/><em>&#8222;1. sich Personen, welche l&#228;ngere Zeit nicht in Mazedonien gewohnt haben, sich unmittelbar nach der R&#252;ckkehr beim Krankenversicherungsfonds melden k&#246;nnen und ab dem gleichen Tag versichert sind;</em></p></blockquote><blockquote><p><rd nr="15"/><em>2. mittellosen und nicht arbeitsf&#228;higen Personen im Falle einer R&#252;ckf&#252;hrung nach Mazedonien eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung i.S.v. &#167; 60 Abs. 5 AufenthG i.V.m. Art. 3 EMRK u.a. wegen Obdachlosigkeit droht.</em></p></blockquote><blockquote><p><rd nr="16"/><em>3. dass die Feststellung eines Abschiebverbots nach &#167; 60 Abs. 5 AufenthG keine &#8222;extreme individuelle Gefahrensituation&#8220; voraussetzt.&#8220;</em></p></blockquote><p><rd nr="17"/>Diese &#8222;Fragen&#8220; rechtfertigen die begehrte Rechtsmittelzulassung nicht. Sie w&#228;ren in dem angestrebten Berufungsverfahren nicht kl&#228;rungsbed&#252;rftig beziehungsweise (weiter) kl&#228;rungsf&#228;hig, so dass der Frage nach einer ordnungsgem&#228;&#223;en Darlegung im zuvor genannten Sinne auch insoweit nicht nachgegangen werden muss.</p><p><rd nr="18"/>Hinsichtlich der von der Kl&#228;gerin formulierten 3. Frage ergibt sich aus den vorherigen Ausf&#252;hrungen, dass insoweit kein Kl&#228;rungsbedarf besteht. Das Verwaltungsgericht ist davon &#8211; wie dargelegt &#8211; ausgegangen und das Bundesverwaltungsgericht hat in dem bereits mehrfach erw&#228;hnten Beschluss vom August 2018, der zwar die hier nicht zur Rede stehenden F&#228;lle der sogenannten Sekund&#228;rmigration nach Schutzgew&#228;hrung in einem Mitgliedstaat der europ&#228;ischen Union &#8211; dort konkret Bulgarien &#8211; betraf, eine Zulassung der Revision wegen dieser Frage abgelehnt, weil sie sich mithilfe der &#252;blichen Regeln sachgerechter Auslegung und auf der Grundlage der einschl&#228;gigen Rechtsprechung ohne Durchf&#252;hrung eines Revisionsverfahrens verneinen lasse.(vgl. auch dazu BVerwG, Beschluss vom 8.8.2018 &#8211; 1 B 25.18 &#8211;, Asylmagazin 2018, 376, NVwZ 2019, 61, Abschnitt 1.a.bb, mit insoweit zustimmender Anm. Lehnert) Die Frage ist damit gekl&#228;rt. Weiteren Erkenntnisgewinn lie&#223;e ein Berufungsverfahren daher ohnehin nicht erwarten.</p><p><rd nr="19"/>Den vorstehenden Ausf&#252;hrungen zur Divergenzr&#252;ge ist ferner zu entnehmen, dass das Vorliegen eines Abschiebungsverbots im Sinne des &#167; 60 Abs. 5 AufenthG, Art. 3 EMRK nach der h&#246;chstrichterlichen Rechtsprechung, was die Bestimmung des &#8222;Mindestma&#223;es an Schwere&#8220; drohender Gefahren im Zielstaat der Abschiebung (<em>&#8222;minimum level of security&#8220;)</em> oder eine &#8222;besonders gravierende Lage&#8220; im &#8222;besonderen Ausnahmefall&#8220; angeht, relativ ist und von vielen Umst&#228;nden des jeweiligen Falls abh&#228;ngt, insbesondere von der Dauer der Behandlung, von den daraus erwachsenen k&#246;rperlichen und mentalen Folgen f&#252;r den Betroffenen und in bestimmten F&#228;llen auch von Geschlecht, Alter und Gesundheitszustand des Betroffenen. &#220;ber diese einzelfallbezogenen, gegebenenfalls auch in ihrer Summierung, zu bewertenden &#8222;Risikofaktoren&#8220; &#8211; hier &#8211; der jeweiligen Ausl&#228;nderin hinaus ist eine rechtsgrunds&#228;tzliche Kl&#228;rung im Verst&#228;ndnis des &#167; 78 Abs. 3 Nr. 1 AsylG nicht m&#246;glich. Ob die Sachverhaltsbeurteilung des Verwaltungsgerichts, was die Kl&#228;gerin im Zulassungsantrag letztlich in Abrede stellt, im Ergebnis zutreffend ist oder nicht, erlangt in asylrechtlichen Zulassungsverfahren keine eigenst&#228;ndige Bedeutung. Die gegen&#252;ber dem Regelverfahren (dort: &#167; 124 Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 2 VwGO) eingeschr&#228;nkte und abschlie&#223;ende Aufz&#228;hlung von Gr&#252;nden f&#252;r die Zulassung der Berufung in &#167; 78 Abs. 3 Nr. 1 bis Nr. 3 AsylG macht vielmehr deutlich, dass der Gesetzgeber den gerichtlichen Rechtschutz in Asylverfahren hinsichtlich der Sachverhaltsbeurteilung grunds&#228;tzlich auf eine Instanz beschr&#228;nkt hat. Das gilt entsprechend und erst Recht f&#252;r die noch st&#228;rker einzelfallbezogenen Darlegungen zur konkreten Situation der Kl&#228;gerin hinsichtlich der materiell-rechtlichen Beurteilung des Vorliegens einer vom Verwaltungsgericht im Ergebnis ebenfalls verneinten qualifizierten Gef&#228;hrdungslage im Verst&#228;ndnis des &#167; 60 Abs. 7 AufenthG, etwa was die Erlangbarkeit einer R&#252;ckkehrf&#246;rderung f&#252;r mazedonische Staatsangeh&#246;rige oder die M&#246;glichkeiten der in Deutschland lebenden Kinder zur Unterst&#252;tzung der Kl&#228;gerin anbelangt, und die lediglich einen kleinen Ausschnitt aus den einzelfallbezogenen Umst&#228;nden darstellende Frage 1, in welchem zeitlichen Abstand zur R&#252;ckkehr nach Mazedonien ein Krankenversicherungsschutz zu erlangen w&#228;re. Auch dabei geht es um den individuelle Umst&#228;nde und die Kl&#228;gerin wendet sich insoweit letztlich gegen die Ergebnisrichtigkeit der Beurteilung in ihrem Fall durch das Verwaltungsgericht. Eine Kl&#228;rung grunds&#228;tzlicher Tatsachen- und/oder Rechtsfragen, die in Asylverfahren allein eine Zulassung des Rechtsmittels unter dem Aspekt rechtfertigen k&#246;nnten, ist daher auch insoweit nicht m&#246;glich.</p><p><rd nr="20"/>3. Auch die unstrukturierten und mit den erw&#228;hnten Darlegungen zu den von der Kl&#228;gerin aufgeworfenen Grundsatzfragen &#8222;vermengten&#8220; Ausf&#252;hrungen zu der Behandlung ihrer in der m&#252;ndlichen Verhandlung gestellten Beweisantr&#228;ge rechtfertigen die Zulassung der Berufung nicht. Soweit damit die Argumentation zur Richtigkeit ihrer &#8211; wie erw&#228;hnt &#8211; von der des Verwaltungsgerichts abweichenden Bewertung der R&#252;ckkehrgef&#228;hrdung im Einzelfall untermauert werden soll, kann auf das zuvor Gesagte Bezug genommen werden. Versteht man den eingangs der Begr&#252;ndung gemachten Hinweis auf einen &#8222;Versto&#223; gegen die gerichtliche Aufkl&#228;rungspflicht aufgrund der Nichterhebung der beantragten Beweise&#8220; als f&#246;rmliche Verfahrensr&#252;ge im Verst&#228;ndnis des &#8211; in der Antragsbegr&#252;ndung allerdings nicht erw&#228;hnten &#8211; &#167; 78 Abs. 3 Nr. 3 AsylG, ergibt sich nichts anderes.</p><p><rd nr="21"/>Das insoweit einschl&#228;gige Gebot der Gew&#228;hrung ausreichenden rechtlichen Geh&#246;rs vor Gericht sch&#252;tzt einen Verfahrensbeteiligten nach der Rechtsprechung des Senats nicht vor jeder nach seiner Meinung unrichtigen Ablehnung eines von ihm in m&#252;ndlicher Verhandlung gestellten Beweisantrags. Vielmehr kann eine Verletzung dieses Prozessgrundrechts (Art. 103 Abs. 1 GG) erst angenommen werden, wenn die Ablehnung des Antrags unter keinem denkbaren Gesichtspunkt mehr eine St&#252;tze im Prozessrecht findet, sich das Gericht mit dem Vorbringen eines Beteiligten in v&#246;llig unzul&#228;nglicher Form auseinandergesetzt hat und die Ablehnung des Beweisersuchens daher erkennbar willk&#252;rlich erscheint.(vgl. etwa OVG des Saarlandes, Beschluss vom 17.10.2006 &#8211; 2 Q 25/06 &#8211;, und vom 26.3.2009 &#8211; 2 A 471/08 &#8211;, SKZ 2009, 254, Leitsatz Nr. 74; Stuhlfauth in Baderu.a. VwGO, 7. Auflage 2018, &#167; 86 Rn 33, unter Verweis auf BVerwG, Beschluss vom 25.1.2016 &#8211; 2 B 34.14 &#8211;, NVwZ-RR 2016, 428 &lt;Disziplinarrecht&gt;) Diese Voraussetzungen sind hier zun&#228;chst nicht erf&#252;llt, soweit das Verwaltungsgericht den Antrag auf Erhebung eines Zeugen- und Sachverst&#228;ndigenbeweises zu der Tatsache, dass die Kl&#228;gerin bei der lebensnotwendigen medizinischen Versorgung auf die Hilfe eines Pflegedienstes angewiesen sei, abgelehnt hat. In der Begr&#252;ndung f&#252;r die Ablehnung dieses Beweisantrags in der m&#252;ndlichen Verhandlung hat das Verwaltungsgericht auf die mangelnde Kompetenz der benannten Pflegedienstleiterin zur Vornahme insoweit notwendiger fachmedizinischer Wertungen und Schlussfolgerungen verwiesen. Dass das Verwaltungsgericht die unstreitigen Erkrankungen der Kl&#228;gerin zur Kenntnis genommen und bei seiner Entscheidung &#8222;erwogen&#8220;, ergibt sich klar aus der angegriffenen Entscheidung. Diese besch&#228;ftigt sich auch mit der den Gegenstand des Beweisantrags bildenden Frage einer Angewiesenheit der Kl&#228;gerin auf Dritte im Zusammenhang mit Blutdruck- und Blutzuckermessungen sowie mit Insulin- oder Medikamentengaben, und mit den vorgelegten &#228;rztlichen Verordnungen, wonach die Kl&#228;gerin nach einem station&#228;rem Aufenthalt im Krankenhaus in A-Stadt im Februar 2017 einer Betreuung durch einen Pflegedienst bedurfte.(vgl. das mit der Antragstellung vorgelegte Attest der Gemeinschaftspraxis Dres. O... und O... vom 24.2.2017) Insoweit hat das Erstgericht noch nachvollziehbar ausgef&#252;hrt, dass auf dieser Grundlage ein Grund f&#252;r eine bis heute andauernde Unf&#228;higkeit der Kl&#228;gerin zur Blutzuckermessung, Insulin- und Medikamenteneinnahme nicht ersichtlich sei, zumal die Kl&#228;gerin der m&#252;ndlichen Verhandlung im September 2018 ohne Nachweis f&#252;r eine aktuelle Erkrankung ferngeblieben sei. Soweit der informatorisch in der Verhandlung angeh&#246;rte Sohn B... A. angegeben habe, seine Mutter sei Analphabetin, vergesse zum Teil die Medikamenteneinnahme und habe Angst vor Spritzen, sei aus den Attesten und vorliegenden &#228;rztlichen Unterlagen auch nicht zu ersehen, inwieweit die Kl&#228;gerin auch zum ma&#223;geblichen Zeitpunkt der Entscheidung des Gerichts bei den genannten T&#228;tigkeiten gerade auf einen Pflegedienst angewiesen sei und dass insbesondere die notwendige Blutzuckerspiegelmessung und Insulininjektion, so die Kl&#228;gerin hierzu tats&#228;chlich nicht in der Lage sein sollte, auch im Heimatland Mazedonien nicht durch Dritte durchgef&#252;hrt werden k&#246;nnten. Angesichts der Erkenntnislage &#252;ber die Behandelbarkeit der Erkrankungen der Kl&#228;gerin in Mazedonien unter Beachtung der in zeitlicher wie inhaltlicher Sicht nicht ausreichenden Atteste habe es weder der Einholung eines medizinischen Sachverst&#228;ndigengutachtens &#252;ber die Angewiesenheit der Kl&#228;gerin auf einen Pflegedienst zu ihrer medizinischen Versorgung noch der Vernehmung der zu dieser Frage benannten Zeugin bedurft. Insgesamt ist die Ablehnung dieses Beweisantrags daher nicht als in der beschriebenen Weise willk&#252;rlich anzusehen und begr&#252;ndet von daher keine Verletzung des Geh&#246;rsgebots oder der gerichtlichen Aufkl&#228;rungspflicht (&#167; 86 VwGO).</p><p><rd nr="22"/>Als in dem eingangs genannten Sinne &#8222;willk&#252;rlich&#8220; erweist sich auch nicht die Ablehnung des zweiten in der m&#252;ndlichen Verhandlung gestellten Antrags auf Einvernahme eines benannten Zeugen vom Fl&#252;chtlingsrat Baden-W&#252;rttemberg beziehungsweise einer Auskunft der Schweizerischen Fl&#252;chtlingshilfe zu der (behaupteten) Tatsache, dass die Kl&#228;gerin im Falle einer R&#252;ckf&#252;hrung nach Mazedonien dort &#8222;f&#252;r mindestens ein Jahr vom Zugang zu Sozialhilfe ausgeschlossen&#8220; sei. Das Verwaltungsgericht hat diesen Antrag &#8222;unter Zur&#252;ckstellung weiterer Bedenken&#8220; deswegen abgelehnt, weil ihm zu der damit unter Beweis gestellten Frage sowie zur Lage und aktuellen Situation in Mazedonien, insbesondere zur Situation nach Mazedonien zur&#252;ckkehrender Roma auch in medizinischer Hinsicht, aus seiner Sicht ausreichend aussagekr&#228;ftige amtliche Ausk&#252;nfte und gutachterliche Stellungnahmen vorlagen. In dieser Situation k&#246;nne das zu einer Ermessenentscheidung berufene Gericht eine weitere Begutachtung anordnen, wenn es die vorliegenden Ausk&#252;nfte oder Gutachten ohne Rechtsversto&#223; f&#252;r ungen&#252;gend erachte. Einer erneuten Begutachtung bed&#252;rfe es dagegen nicht, wenn das Gegenteil der erneut behaupteten Tatsache bereits erwiesen sei. Das gerichtliche Ermessen k&#246;nne sich auch dann zur Pflicht zu neuerlicher Begutachtung verdichten, wenn durch neuen entscheidungserheblichen Sachvortrag der Beteiligten oder eigene Ermittlungst&#228;tigkeit des Gerichts die Aktualit&#228;t der vorliegenden Ausk&#252;nfte zweifelhaft oder wenn sonst das bisherige Beweisergebnis ernsthaft ersch&#252;ttert werde. Schlie&#223;lich k&#246;nne die Erforderlichkeit der Einholung weiterer Ausk&#252;nfte oder Gutachten auch darauf beruhen, dass die Fragestellung der bisherigen Gutachten sich aufgrund tats&#228;chlicher Entwicklungen oder wegen einer &#196;nderung der Rechtsprechung als unzureichend erweise. Reichten aber die in das Verfahren eingef&#252;hrten Erkenntnismittel zur Beurteilung der geltend gemachten Gefahren aus, k&#246;nne das Gericht einen Beweisantrag auf Einholung weiterer Ausk&#252;nfte unter Berufung auf die eigene Sachkunde verfahrensfehlerfrei ablehnen, wenn es seine Sachkunde gegebenenfalls im Rahmen der Beweisw&#252;rdigung darstelle und belege. Die vorliegenden Ausk&#252;nfte wiesen indes keine erkennbaren Fehler auf, seien von sachkundigen Stellen gefertigt und in sich schl&#252;ssig und widerspruchsfrei. Aus dem Beweisantrag sei nicht ersichtlich, dass die in das Verfahren eingef&#252;hrten und aus der Erkenntnismittelliste ersichtlichen Erkenntnismittel ungen&#252;gend w&#228;ren oder warum der genannte Zeuge sowie die benannte Stelle, von der bereits Ausk&#252;nfte in der gerichtlichen Erkenntnisliste enthalten seien, &#252;ber bessere Erkenntnisse verf&#252;gen sollte als sie in den bisher im vorliegenden Verfahren eingef&#252;hrten Erkenntnissen vorhanden seien, so dass der Beweisantrag sich letztlich lediglich auf eine neue Bewertung der vorliegenden Erkenntnisse richte. Diese reichten aufgrund ihrer Aktualit&#228;t zur Beurteilung der geltend gemachten Gefahren aus, so dass das Gericht den Beweisantrag auf Einholung einer weiteren Auskunft durch Zeugenbefragung wie durch Auskunft der im Beweisantrag benannten Stelle wegen der bestehenden eigenen Sachkunde ablehne. Soweit der Beweisantrag auch auf die Frage abziele, ob es der Kl&#228;gerin in Mazedonien pekuni&#228;r m&#246;glich sei, die erforderliche Behandlung zu erhalten, handele es sich bei der Beantwortung dieser Frage wie bei der Beurteilung einer Verelendungsgefahr um eine Prognoseentscheidung, bei der nicht nur Sozialhilfeleistungen sondern etwa auch die m&#246;gliche Unterst&#252;tzung durch Angeh&#246;rige im In- und Ausland in die Entscheidungsfindung einzustellen seien. Diese Prognose habe allein das Gericht zu treffen. Auch diese Vorgehensweise des Verwaltungsgerichts ist nicht &#8222;willk&#252;rlich&#8220; zumal sich die Kl&#228;gerin auch im Berufungszulassungsverfahren nicht einmal detailliert mit den vom Verwaltungsgericht verarbeiteten Unterlagen auseinandersetzt. Das Gericht kann in der Tat nicht verpflichtet sein, immer weitere Gutachten zu nach vorliegendem Erkenntnismaterial bereits zu beantwortenden Fragen einzuholen, bis diese zu einem anderen, der abweichenden Ansicht des Beweisantragstellers oder der Beweisantragstellerin entsprechenden Ergebnis gelangen. Ob die herangezogenen Erkenntnisse letztlich inhaltlich &#8222;richtig&#8220; sind, ist &#8211; wie gesagt &#8211; keine Frage des Verfahrensrechts.</p><p><rd nr="23"/>Von einer weiteren Begr&#252;ndung des Nichtzulassungsbeschlusses wird abgesehen (&#167; 78 Abs. 5 Satz 1 AsylG).</p><p><strong>III.</strong></p><p><rd nr="24"/>Die Kostenentscheidung beruht auf den &#167;&#167; 154 Abs. 2 VwGO, 83b AsylG. Der Gegenstandswert des Verfahrens ergibt sich aus dem &#167; 30 Abs. 1 RVG.</p><p><rd nr="25"/>Der Beschluss ist unanfechtbar.</p>
171,351
ovgsl-2019-01-22-1-b-32318
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1 B 323/18
2019-01-22T00:00:00
2019-01-29T12:51:16
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p/><p>Unter Ab&#228;nderung des Beschlusses des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 5. November 2018 - 3 L 1167/18 - wird die aufschiebende Wirkung der vom Kl&#228;ger gegen den Geb&#252;hrenbescheid des Antragsgegners vom 15.1.2014 erhobenen Klage 3 K 1166/18 angeordnet.</p><p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens fallen dem Antragsgegner zur Last.</p><p>Der Streitwert wird f&#252;r beide Instanzen auf 1.294,43 EUR festgesetzt.</p> <h2>Gründe</h2> <p/><p><rd nr="1"/>Die am 19.11.2018 eingegangene Beschwerde des Antragstellers gegen den im Tenor n&#228;her bezeichneten, dem Antragsteller am 8.11.2018 zugestellten Beschluss des Verwaltungsgerichts ist zul&#228;ssig und hat auch in der Sache Erfolg.</p><p><rd nr="2"/>Durch den angefochtenen Beschluss hat das Verwaltungsgericht den auf &#167; 80 Abs. 5 VwGO gest&#252;tzten Antrag, die &#8222;Aussetzung der Vollstreckung des Geb&#252;hrenbescheides des Antragsgegners vom 15.01.2014 anzuordnen&#8220;, seinem Sinn entsprechend der Sache nach zutreffend als Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der vom Antragsteller gleichzeitig gegen den vorgenannten Geb&#252;hrenbescheid erhobenen Anfechtungsklage ausgelegt (&#167; 88 VwGO) und diesen f&#252;r zul&#228;ssig erachtet. Insoweit ist das Verwaltungsgericht im Anschluss an den Beschluss des erkennenden Senats vom 18.4.2018 &#8211; 1 B 24/18 &#8211;(ver&#246;ffentlicht in juris), mit dem dieser dem Antragsgegner die Vollstreckung aus dem Geb&#252;hrenbescheid vom 15.1.2014 mangels Vorliegens notwendiger Vollstreckungsvoraussetzungen einstweilen untersagt hat, davon ausgegangen, dass der Antragsteller gegen den Bescheid fristwahrend im Sinne des &#167; 70 Abs. 1 VwGO Widerspruch erhoben hat. Da der Antragsgegner dessen weitere Bearbeitung noch nicht veranlasst hat, ist die vom Kl&#228;ger erhobene Klage als Unt&#228;tigkeitsklage nach &#167; 75 VwGO zul&#228;ssig.</p><p><rd nr="3"/>In der Sache hat das Verwaltungsgericht den verfahrensgegenst&#228;ndlichen Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes als unbegr&#252;ndet angesehen, da die Anordnung der aufschiebenden Wirkung gegen einen Heranziehungsbescheid zu &#246;ffentlichen Abgaben voraussetze, dass an seiner Rechtm&#228;&#223;igkeit ernstliche Zweifel bestehen oder die Vollziehung f&#252;r den Abgabenpflichtigen eine unbillige, nicht durch &#252;berwiegende &#246;ffentliche Interessen gebotene H&#228;rte zur Folge h&#228;tte, diese Voraussetzungen fallbezogen aber nicht erf&#252;llt seien. Der angefochtene Bescheid finde seine Rechtsgrundlage in der aufgrund der &#167;&#167; 12 KSVG, 2, 4, 6 KAG erlassenen Abwassersatzung der Gemeinde A-Stadt vom 20.12.2006 in Verbindung mit den &#167;&#167; 2, 3, 4, 8 ff. und der Anlage I (Abwassergeb&#252;hrenverzeichnis) der Abwassergeb&#252;hrensatzung vom 19.11.2012 bez&#252;glich der Kanalbenutzungsgeb&#252;hren (Schmutzwassergeb&#252;hr und Niederschlagswassergeb&#252;hr) sowie hinsichtlich der Heranziehung zu Wassergeb&#252;hren in der Wasserversorgungssatzung vom 22.11.2010 in Verbindung mit der Wassergeb&#252;hrensatzung vom 22.7.2010, hinsichtlich deren Rechtsg&#252;ltigkeit Bedenken weder best&#252;nden noch vorgetragen seien. Das Vorbringen des Antragstellers, der die dem angefochtenen Geb&#252;hrenbescheid zugrunde gelegten Verbrauchswerte bestreite und im &#220;brigen davon ausgehe, hinsichtlich des Bescheides seien sowohl Verj&#228;hrung als auch Verwirkung eingetreten, verfange nicht.</p><p><rd nr="4"/>Das Vorbringen des Antragstellers in seiner mit der Beschwerdeschrift eingegangenen Beschwerdebegr&#252;ndung, das nach &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO den Umfang der vom Senat vorzunehmenden Pr&#252;fung begrenzt, gibt Veranlassung, die erstinstanzliche Entscheidung abzu&#228;ndern.</p><p><rd nr="5"/>Soweit sich das Beschwerdevorbringen des Antragstellers, den erstinstanzlichen Vortrag insoweit wiederholend, auf den Zeitpunkt der Bekanntgabe des Geb&#252;hrenbescheides vom 15.1.2014 bezieht, sind Ausf&#252;hrungen hierzu nicht veranlasst, nachdem das Verwaltungsgericht in dem angefochtenen Beschluss vom 5.11.2018 in &#220;bereinstimmung mit der im Beschluss des Senats vom 18.4.2018 &#8211; 1 B 24/18 &#8211; zum Ausdruck kommenden Auffassung von einer Bekanntgabe des Geb&#252;hrenbescheides im November 2017 und dem entsprechend von einer rechtzeitigen Widerspruchserhebung am 10.11.2017 ausgegangen ist. Sollte das Beschwerdevorbringen dahingehend zu verstehen sein, dass eine Bekanntgabe des Bescheides &#252;berhaupt in Abrede gestellt wird, nimmt der Senat insoweit auf seine diesbez&#252;glichen Ausf&#252;hrungen im Beschluss vom 18.4.2018 &#8211; 1 B 24/18 &#8211; Bezug.</p><p><rd nr="6"/>Die die Richtigkeit der erhobenen Geb&#252;hr in H&#246;he von 5.177,71 EUR in Frage stellenden Ausf&#252;hrungen des Antragstellers in seiner Beschwerdebegr&#252;ndung geben indes Anlass zu ernsthaften Zweifeln an der Rechtm&#228;&#223;igkeit des angefochtenen Geb&#252;hrenbescheides vom 15.1.2014 &#8222;Schlussabrechnung 2013&#8220;.</p><p><rd nr="7"/>Der Antragsteller wendet insoweit insbesondere ein, der Bescheid sei &#8222;nach so langer Zeit in keiner Weise mehr zu rekonstruieren bzw. zu &#252;berpr&#252;fen f&#252;r den Verbraucher&#8220;. Der Bescheid lasse nicht die Art und Weise der Berechnung erkennen.</p><p><rd nr="8"/>Dieser Einwand des Antragstellers, auf den der Antragsgegner in seiner Beschwerdeerwiderung nicht ansatzweise eingeht, ist nicht von der Hand zu weisen.</p><p><rd nr="9"/>Die vom Antragsteller beanstandete Sch&#228;tzung betrifft lediglich den Abrechnungszeitraum Januar 2013 und ergibt einen Verbrauch von 0 m&#179;. Hierdurch ist der Antragsteller zwar geb&#252;hrenrechtlich ersichtlich nicht beschwert, gleichwohl sei angemerkt, dass weder dem angefochtenen Geb&#252;hrenbescheid selbst, noch dem Inhalt der vom Antragsgegner &#252;bersandten Verwaltungsunterlagen oder den schrifts&#228;tzlichen Ausf&#252;hrungen des Antragsgegners ein Grund daf&#252;r entnehmen l&#228;sst, weshalb die &#8222;Schlussabrechnung 2013&#8220; lediglich den Monat Januar 2013 erfasst. Die vom Antragsteller geforderten Geb&#252;hren in H&#246;he von insgesamt 5.177,71 EUR sollen sich ausweislich der Rubrik &#8222;Kontoauszug 2013&#8220; des Bescheides aus Zahlungsr&#252;ckst&#228;nden aus den Vorjahren (5.168,84 EUR), der Differenz aus geforderten Vorauszahlungen in H&#246;he von 546,44 EUR und einer Gutschrift von 540,07 EUR sowie einer Geb&#252;hr von 2,50 EUR zusammensetzen.</p><p><rd nr="10"/>Hinsichtlich der sich hieraus ergebenden Gesamtforderung von 5.177,71 EUR ist der angefochtene Geb&#252;hrenbescheid in H&#246;he eines Teilbetrags bereits deshalb offensichtlich rechtswidrig, weil er nicht ber&#252;cksichtigt, dass die dem Antragsteller in Rechnung gestellten Zahlungsr&#252;ckst&#228;nde aus 2012 Geb&#252;hren f&#252;r insgesamt 850 m&#179; Abwasser in einer Gesamth&#246;he von 3.357,50 EUR umfassen, die daraus resultieren, dass infolge eines Wasserrohrbruchs auf dem Grundst&#252;ck des Antragstellers Wasser ausgetreten ist, welches haupts&#228;chlich ins Gel&#228;nde und nicht in die &#246;ffentliche Kanalisation gelangt ist. Der Antragsgegner selbst hat diesem Umstand dadurch Rechnung getragen, dass er dem Antragsteller mit Schreiben vom 19.3.2014 eine entsprechende Gutschrift zugesagt und mitgeteilt hat, den Gutschriftsbetrag mit der Schlussabrechnung verrechnet zu haben. Ein dem entsprechender &#196;nderungsbescheid ist indes &#8211; soweit aus den Verwaltungsunterlagen ersichtlich &#8211; nicht ergangen. Der Antragsgegner beharrt vielmehr auf dem angefochtenen Geb&#252;hrenbescheid vom 15.1.2014.</p><p><rd nr="11"/>Die Umst&#228;nde, derentwegen der Antragsgegner mit der Konsequenz einer Abhilfezusage offensichtlich selbst davon ausgeht, dass ein Gro&#223;teil der f&#252;r das Jahr 2012 abgerechneten Abwassergeb&#252;hren zu Unrecht festgesetzt worden ist, stehen insoweit bereits der Rechtm&#228;&#223;igkeit des diese Geb&#252;hren umfassenden Geb&#252;hrenbescheides vom 15.1.2014 und nicht, wovon offenbar das Verwaltungsgericht ausgeht, erst dessen Vollstreckbarkeit entgegen.</p><p><rd nr="12"/>Hinsichtlich der demnach verbleibenden Geb&#252;hrenforderung von 1.820,21 EUR ist der angefochtene Geb&#252;hrenbescheid weder aus sich heraus noch &#8211; anders als die Geb&#252;hrenfestsetzung im Verfahren 1 B 322/18 &#8211; mithilfe der Verwaltungsunterlagen nachvollziehbar. Die in der Verwaltungsakte befindliche Aufstellung &#8222;Offene Posten&#8220; vom 6.6.2017 listet hinsichtlich im Jahre 2013 f&#228;llig gewesener Geb&#252;hren einschlie&#223;lich Mahngeb&#252;hren vom 23.5.2013 und vom 15.5.2014 ein &#8222;Soll&#8220; von 3.944,49 EUR, ein &#8222;Ist&#8220; von 2.121,78 EUR und einen sich hieraus ergebenden Saldo von 1.822,71 EUR aus. Den gr&#246;&#223;ten Teil des Sollbetrags nimmt dabei die Position &#8222;Abrechnung Abwasser&#8220;, f&#228;llig am 1.2.2013, in einer H&#246;he von 3.393,05 EUR ein, deren Zustandekommen anhand der Verwaltungsunterlagen nicht nachvollzogen werden kann. Insbesondere ist der Betrag mit dem Bescheid vom 21.12.2012 &#8222;Abrechnung 2012 und Vorauszahlung 2013&#8220; nicht in Einklang zu bringen. Darin ist f&#252;r das Abwasser ein Betrag von insgesamt 3.590,55 EUR ausgewiesen, wobei dem Umstand des Wasserrohrbruchs im Jahre 2012 noch nicht Rechnung getragen war.</p><p><rd nr="13"/>Demnach kann der angefochtene Geb&#252;hrenbescheid weder aus sich heraus, noch mithilfe der Verwaltungsunterlagen &#8211; diese gen&#252;gen der Aufforderung des Verwaltungsgerichts vom 31.8.2018, die Akten im Original, auf ihre Vollst&#228;ndigkeit &#252;berpr&#252;ft, nach der zeitlichen Reihenfolge geheftet sowie mit fortlaufenden Blattzahlen versehen vorzulegen, nicht ann&#228;hernd &#8211; nicht nachvollzogen und demgem&#228;&#223; seine Rechtm&#228;&#223;igkeit nicht festgestellt werden, was ernstliche Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Heranziehung im Sinne des &#167; 80 Abs. 4 Satz 3 VwGO bedingt. Der Versuch einer weiteren Sachaufkl&#228;rung ist unter den Gegebenheiten des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nicht angezeigt. Vielmehr wirkt sich das Vorliegen ernstlicher Zweifel im Rahmen der Abw&#228;gung zwischen dem privaten Interesse des Antragstellers, von der Durchsetzung des ihm gegen&#252;ber ergangenen Geb&#252;hrenbescheides bis zu einer abschlie&#223;enden Entscheidung &#252;ber seinen Rechtsbehelf verschont zu bleiben, und dem &#246;ffentlichen Interesse an einer unverz&#252;glichen, von der aufschiebenden Wirkung des Rechtsbehelfs nicht gehinderten Durchsetzung der angefochtenen Entscheidungen vorzunehmen, zu Lasten des Antragsgegners aus.</p><p><rd nr="14"/>Der Beschwerde war daher stattzugeben.</p><p><rd nr="15"/>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p><p><rd nr="16"/>Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf den &#167;&#167; 63 Abs. 2 Satz 1, 47 Abs. 1, 52 Abs. 1 GKG in Verbindung mit Nr. 1.5 Satz 1 Alternative 2 der Empfehlungen des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit.(zur Befugnis des Beschwerdegerichts zur Nachholung einer vom Erstgericht nicht getroffenen Streitwertfestsetzung im Beschwerdeverfahren: Bayerischer VGH, Beschluss vom 7.10.2017 &#8211; 10 CE 17.1491 &#8211;, juris, Rdnr. 7)</p><p><rd nr="17"/>Dieser Beschluss ist nicht anfechtbar.</p>
171,350
ovgsl-2019-01-22-1-b-32218
{ "id": 938, "name": "Oberverwaltungsgericht des Saarlandes", "slug": "ovgsl", "city": null, "state": 14, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
1 B 322/18
2019-01-22T00:00:00
2019-01-29T12:51:16
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
<h2>Tenor</h2> <p/><p>Die Beschwerde gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts des Saarlandes vom 5. November 2018 - 3 L 1163/18 - wird zur&#252;ckgewiesen.</p><p>Die Kosten des Beschwerdeverfahrens fallen dem Antragsteller zur Last.</p><p>Der Streitwert wird f&#252;r beide Instanzen auf 663,60 EUR festgesetzt.</p> <h2>Gründe</h2> <p/><p><rd nr="1"/>Die am 19.11.2018 eingegangene Beschwerde des Antragstellers gegen den im Tenor n&#228;her bezeichneten, dem Antragsteller am 8.11.2018 zugestellten Beschluss des Verwaltungsgerichts ist zul&#228;ssig, hat aber in der Sache keinen Erfolg.</p><p><rd nr="2"/>Durch den angefochtenen Beschluss hat das Verwaltungsgericht den auf &#167; 80 Abs. 5 VwGO gest&#252;tzten Antrag, die &#8222;Aussetzung der Vollstreckung des Geb&#252;hrenbescheides des Antragsgegners vom 10.01.2014 anzuordnen&#8220;, seinem Sinn entsprechend der Sache nach zutreffend als Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung der vom Antragsteller gleichzeitig gegen den vorgenannten Geb&#252;hrenbescheid erhobenen Anfechtungsklage ausgelegt (&#167; 88 VwGO) und diesen f&#252;r zul&#228;ssig erachtet. Insoweit ist das Verwaltungsgericht im Anschluss an den Beschluss des erkennenden Senats vom 18.4.2018 &#8211; 1 B 23/18 &#8211;(ver&#246;ffentlicht in juris), mit dem dieser dem Antragsgegner die Vollstreckung aus dem Geb&#252;hrenbescheid vom 10.1.2014 mangels Vorliegens notwendiger Vollstreckungsvoraussetzungen einstweilen untersagt hat, davon ausgegangen, dass der Antragsteller gegen den Bescheid fristwahrend im Sinne des &#167; 70 Abs. 1 VwGO Widerspruch erhoben hat.</p><p><rd nr="3"/>In der Sache hat das Verwaltungsgericht den verfahrensgegenst&#228;ndlichen Antrag auf Gew&#228;hrung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes als unbegr&#252;ndet angesehen, da die Anordnung der aufschiebenden Wirkung gegen einen Heranziehungsbescheid zu &#246;ffentlichen Abgaben voraussetze, dass an seiner Rechtm&#228;&#223;igkeit ernstliche Zweifel bestehen oder die Vollziehung f&#252;r den Abgabenpflichtigen eine unbillige, nicht durch &#252;berwiegende &#246;ffentliche Interessen gebotene H&#228;rte zur Folge h&#228;tte, diese Voraussetzungen fallbezogen aber nicht erf&#252;llt seien. Der angefochtene Bescheid finde seine Rechtsgrundlage in der aufgrund der &#167;&#167; 12 KSVG, 2, 4, 6 KAG erlassenen Abwassersatzung der Gemeinde A-Stadt vom 20.12.2006 in Verbindung mit den &#167;&#167; 2, 3, 4, 8 ff. und der Anlage I (Abwassergeb&#252;hrenverzeichnis) der Abwassergeb&#252;hrensatzung vom 19.11.2012 bez&#252;glich der Kanalbenutzungsgeb&#252;hren (Schmutzwassergeb&#252;hr und Niederschlagswassergeb&#252;hr) sowie hinsichtlich der Heranziehung zu Wassergeb&#252;hren in der Wasserversorgungssatzung vom 22.11.2010 in Verbindung mit der Wassergeb&#252;hrensatzung vom 22.7.2010, hinsichtlich deren Rechtsg&#252;ltigkeit Bedenken weder best&#252;nden noch vorgetragen seien. Das Vorbringen des Antragstellers, der die dem angefochtenen Geb&#252;hrenbescheid zugrunde gelegten Verbrauchswerte bestreite und im &#220;brigen davon ausgehe, hinsichtlich des Bescheides seien sowohl Verj&#228;hrung als auch Verwirkung eingetreten, verfange nicht.</p><p><rd nr="4"/>Ma&#223;gebend f&#252;r die Wasserbezugsgeb&#252;hr sei die von der Messeinrichtung als Wasserverbrauch gemessene Wassermenge (&#167; 21 Wasserversorgungssatzung in Verbindung mit &#167; 2 Wassergeb&#252;hrensatzung), und f&#252;r die Berechnung der Schmutzwassergeb&#252;hren sei gem&#228;&#223; &#167; 3 Abs. 3 der Abwassergeb&#252;hrensatzung auf die Wassermenge abzustellen, die sich aus den Messungen der Wasserz&#228;hler der jeweiligen Versorgungsunternehmen sowie anderer gleichwertiger Messeinrichtungen ergibt. Hinsichtlich des demnach ma&#223;geblichen gemessenen Wasserbezugs gingen das Oberverwaltungsgericht des Saarlandes und ihm folgend die erkennende Kammer davon aus, dass die von geeichten Messeinrichtungen angezeigte Menge des den &#246;ffentlichen Versorgungsanlagen entnommenen Wassers ma&#223;geblich sei und die Richtigkeit der Anzeige der Messeinrichtungen in aller Regel nicht mehr in Zweifel gezogen werden k&#246;nne, insbesondere dann, wenn ein Antragsteller bez&#252;glich der betreffenden Entnahmestelle niemals Beanstandungen hinsichtlich der Richtigkeit der Messungen des Wasserz&#228;hlers geltend gemacht hat. Hiervon ausgehend sei eine weitere Sachverhaltsermittlung fallbezogen auch in Anbetracht des Amtsermittlungsgrundsatzes nicht geboten.</p><p><rd nr="5"/>Auch seien weder die Voraussetzungen der Verj&#228;hrung noch die der Verwirkung gegeben. Das aus dem Grundsatz von Treu und Glauben abgeleitete Institut der Verwirkung habe zwei tatbestandliche Voraussetzungen, die kumulativ vorliegen m&#252;ssten. Zum einen m&#252;sse das verb&#252;rgte Recht &#252;ber l&#228;ngere Zeit nicht geltend gemacht worden sein, nachdem dies dem Rechtsinhaber m&#246;glich war (Zeitmoment), und zum anderen m&#252;ssten besondere Umst&#228;nde hinzutreten, welche die versp&#228;tete Geltendmachung als Versto&#223; gegen Treu und Glauben erscheinen lassen (Umstandsmoment). Im vorliegenden Fall fehle es schon an einem unangemessenen Zeitablauf im Hinblick auf die Geltendmachung der verfahrensgegenst&#228;ndlichen Geb&#252;hren. Ein Anhaltspunkt f&#252;r die Konkretisierung des Zeitmoments ergebe sich nach der neueren Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts aus den allgemeinen Verj&#228;hrungsvorschriften. Mit Blick auf die gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 Nr. 4b KAG in Verbindung mit &#167;&#167; 169 Abs. 2, 170 Abs. 1 AO im Kanalbenutzungs- und Wasserbezugsgeb&#252;hrenrecht geltende vierj&#228;hrige Verj&#228;hrungsfrist, die fallbezogen f&#252;r die im Jahre 2013 angefallenen Geb&#252;hren mit dem 1.1.2014 begonnen habe und erst am 31.12.2017 abgelaufen w&#228;re, demgem&#228;&#223; durch den im November 2017 bekannt gegebenen Festsetzungsbescheid vom 10.1.2014 gewahrt worden sei, m&#252;sse davon ausgegangen werden, dass nur der Zeitablauf relevant sein k&#246;nne, der einem Mehrfachen des Verj&#228;hrungszeitraums entspricht. Danach sei eine Verwirkung schon wegen des Zeitmoments ersichtlich nicht eingetreten. Im &#220;brigen k&#246;nne nach den von der Rechtsprechung zur Verwirkung im Abgabenrecht entwickelten Grunds&#228;tzen eine Verwirkung nur dann in Betracht kommen, wenn zus&#228;tzlich zu einem unangemessenen Zeitablauf die Gemeinde durch ihr Verhalten dem Abgabepflichtigen gegen&#252;ber zum Ausdruck gebracht hat, dass sie Abgaben nicht mehr erheben wird, wobei letzteres durch ein positives Verhalten, etwa eine Verzichtshandlung oder eine entsprechende Auskunft, erfolgen m&#252;sse. Daf&#252;r sei hier nichts vorgetragen oder sonst ersichtlich.</p><p><rd nr="6"/>Ferner sei nicht erkennbar, dass der Antragsteller im Vertrauen darauf, zu den Geb&#252;hren nicht mehr herangezogen zu werden, nicht mehr r&#252;ckg&#228;ngig zu machende Dispositionen getroffen hat und ihm deshalb durch die Geb&#252;hrenzahlung ein unzumutbarer Nachteil entstehen w&#252;rde. Anhaltspunkte f&#252;r eine Unbilligkeit der Vollziehung des Bescheides im Sinne von &#167; 80 Abs. 4 Satz 3 VwGO best&#252;nden ebenfalls nicht.</p><p><rd nr="7"/>Das Vorbringen des Antragstellers in seiner mit der Beschwerdeschrift eingegangenen Beschwerdebegr&#252;ndung, das nach &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO den Umfang der vom Senat vorzunehmenden Pr&#252;fung begrenzt, gibt keine Veranlassung, die erstinstanzliche Entscheidung abzu&#228;ndern.</p><p><rd nr="8"/>Soweit sich das Beschwerdevorbringen des Antragstellers, den erstinstanzlichen Vortrag insoweit wiederholend, auf den Zeitpunkt der Bekanntgabe des Geb&#252;hrenbescheides vom 10.1.2014 bezieht, sind Ausf&#252;hrungen hierzu nicht veranlasst, nachdem das Verwaltungsgericht in dem angefochtenen Beschluss vom 5.11.2018 in &#220;bereinstimmung mit der im Beschluss des Senats vom 18.4.2018 &#8211; 1 B 23/18 &#8211; zum Ausdruck kommenden Auffassung von einer Bekanntgabe des Geb&#252;hrenbescheides erst im November 2017 und dem entsprechend von einer rechtzeitigen Widerspruchserhebung am 10.11.2017 ausgegangen ist. Sollte das Beschwerdevorbringen dahingehend zu verstehen sein, dass eine Bekanntgabe des Bescheides &#252;berhaupt in Abrede gestellt wird, nimmt der Senat insoweit auf seine diesbez&#252;glichen Ausf&#252;hrungen im Beschluss vom 18.4.2018 &#8211; 1 B 23/18 &#8211; Bezug.</p><p><rd nr="9"/>Die die Richtigkeit der erhobenen Geb&#252;hr in H&#246;he von 2.654,39 EUR in Frage stellenden Ausf&#252;hrungen des Antragstellers in seiner Beschwerdebegr&#252;ndung verfangen nicht.</p><p><rd nr="10"/>Hinsichtlich des dem Geb&#252;hrenbescheid vom 10.1.2014 &#8222;Schlussabrechnung 2013&#8220; zugrunde gelegten Verbrauchs im Jahre 2013 wendet der Antragsteller ein, der Bescheid weise einen angeblich telefonisch mitgeteilten Wert aus, der nicht nachvollzogen werden k&#246;nne. Angegeben seien weder das Datum des Anrufs, noch die Person des Anrufers, noch der Zeitpunkt der Ablesung. Der Verbrauch belaufe sich auf 222 qm &#8211; gemeint sind 222 m&#179; &#8211;, gefordert werde allerdings ein Betrag von 2.654,39 EUR, der dem angegebenen Verbrauch nicht zugerechnet werden k&#246;nne. Zum 1.10.2013 werde ein Z&#228;hlerstand mit &#8222;0&#8220; angegeben, was bei einem Stand von &#8222;529&#8220; tags zuvor unrealistisch sei. Die angegebenen Werte k&#246;nnten daher nicht richtig sein. Die Richtigkeit der Daten unterstellt w&#252;rde die Nachforderung f&#252;r 2013 sich auf 209,89 EUR belaufen. Gleichwohl laute die Gesamtforderung auf den Betrag von 2.654,39 EUR. Die Art und Weise der Berechnung sei nicht erkennbar und f&#252;r den Verbraucher nicht &#252;berpr&#252;fbar. Un&#252;blich sei auch eine Sch&#228;tzung des Verbrauchs.</p><p><rd nr="11"/>Mit diesen Einw&#228;nden vermag der Antragsteller nicht durchzudringen.</p><p><rd nr="12"/>Die vom Antragsteller angesprochene, im Bescheid vom 10.1.2014 aufgef&#252;hrte &#8222;angebliche&#8220; telefonische Mitteilung vom 3.9.2013 (erste Zeile der Rubrik Z&#228;hlerstand) ist eine telefonische Mitteilung des Antragstellers selbst, die ihre Rechtsgrundlage in &#167; 20 Abs. 1 Satz 1 Alternative 2 der Verordnung &#252;ber Allgemeine Bedingungen f&#252;r die Versorgung mit Wasser (AVBWasserV) vom 20.6.1980 (BGBl. I, S. 750, 1067), zuletzt ge&#228;ndert durch Art. 3 des Gesetzes vom 21.1.2013 (BGBl. I, S. 91) findet. Nach &#167; 20 Abs. 1 Satz 1 AVBWasserV werden die Messeinrichtungen vom Beauftragten des Wasserversorgungsunternehmens m&#246;glichst in gleichen Zeitabst&#228;nden oder auf Verlangen des Unternehmens vom Kunden selbst abgelesen.</p><p><rd nr="13"/>Der Einwand des Antragstellers, zum 1.10.2013 werde ein Z&#228;hlerstand mit &#8222;0&#8220; angegeben, was bei einem Stand von &#8222;529&#8220; tags zuvor unrealistisch sei und belege, dass die zugrunde gelegten Werte unzutreffend seien, beruht auf einem falschen Verst&#228;ndnis des Geb&#252;hrenbescheides. Die Angaben in der zweiten Zeile der den jeweiligen Z&#228;hlerstand betreffenden Rubrik beziehen sich auf einen im Verlauf des Jahres 2013 neu in Betrieb genommenen anderen Z&#228;hler, der naturgem&#228;&#223; zum Zeitpunkt seiner Inbetriebnahme den Z&#228;hlerstand &#8222;0&#8220; aufgewiesen hatte und dessen Verbrauchswert zum Jahresende dem Endstand des ausgewechselten Z&#228;hlers (Zeile 1) hinzuzurechnen war.</p><p><rd nr="14"/>Fehl geht auch der Einwand des Antragstellers, der geforderte Betrag von 2.654,39 EUR k&#246;nne dem angegebenen Verbrauch in H&#246;he von 222 m&#179; nicht zugeordnet werden, die Nachforderung f&#252;r 2013 belaufe sich auf 209,89 EUR, w&#228;hrend die Gesamtforderung auf den Betrag von 2.654,39 EUR festgesetzt werde. Aus der in der Rubrik &#8222;Berechnungsgrundlage&#8220; dargestellten zutreffenden, auf der Abwassergeb&#252;hrensatzung (Anlage 1, Abwassergeb&#252;hrenverzeichnis) sowie der Anlage II (Benutzungsgeb&#252;hren) zur AVBWasserV beruhenden Berechnung ergibt sich f&#252;r das Bezugsjahr 2013 eine Gesamtgeb&#252;hr in H&#246;he von 1.494,14 EUR. Die in der Gesamtforderung enthaltene Nachforderung von 209,89 EUR ergibt sich aus der Differenz der vorbezeichneten Gesamtgeb&#252;hr und der f&#252;r das Jahr 2013 errechneten Vorauszahlung von 1.284,25 EUR. Die Berechnung der Gesamtforderung l&#228;sst sich der Rubrik &#8222;Kontoauszug 2013&#8220; entnehmen: Sie entspricht der Summe aus der f&#252;r das Jahr 2013 errechneten Gesamtgeb&#252;hr in H&#246;he von 1.494,14 EUR (noch offene Vorauszahlung von 1.284,25 EUR + Nachforderung in H&#246;he von 209,89 EUR) und den nach dem Kontoauszug 2013 noch offenen Zahlungen aus Vorjahren in H&#246;he von 1.160,25 EUR. Diese Summe offener Zahlungen aus Vorjahren ergibt sich aus der bei den Beh&#246;rdenakten befindlichen Aufstellung &#8222;Offene Posten&#8220;. Bestand und H&#246;he dieser R&#252;ckst&#228;nde werden vom Antragsteller im &#220;brigen mit der Beschwerde nicht substantiiert bestritten.</p><p><rd nr="15"/>Eines Eingehens auf die vom Antragsteller bem&#228;ngelte Sch&#228;tzung bedarf es nicht, weil der hier verfahrensgegenst&#228;ndliche Geb&#252;hrenbescheid vom 10.1.2014 auf keiner Sch&#228;tzung beruht.</p><p><rd nr="16"/>Die dem Antragsteller gegen&#252;ber festgesetzte Gesamtgeb&#252;hr von 2.654,39 EUR ist auch weder verj&#228;hrt noch verwirkt. Insoweit kann zun&#228;chst auf die Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts in dem angefochtenen Beschluss vom 5.11.2018 Bezug genommen werden.</p><p><rd nr="17"/>Die in der Beschwerdebegr&#252;ndung insoweit vorgebrachten Einw&#228;nde des Antragstellers f&#252;hren nicht zu einer hiervon abweichenden Sichtweise. Der Antragsteller meint, er habe mit der Geltendmachung der Geb&#252;hrenforderung nicht mehr rechnen m&#252;ssen und die Nachpr&#252;fbarkeit ihrer Richtigkeit sei unzumutbar erschwert worden, was die Annahme einer Verwirkung rechtfertige. Das Verwaltungsgericht halte einen Geb&#252;hrenanspruch erst nach 30 Jahren f&#252;r nicht mehr durchsetzbar, nehme andererseits aber eine Verj&#228;hrungsfrist von vier Jahren an. Diese Argumentation sei nicht verst&#228;ndlich. Nach dem Eintritt der Verj&#228;hrung bed&#252;rfe es keiner Verwirkungsregelung mehr. Die Verwirkung m&#252;sse daher zu einem fr&#252;heren Zeitpunkt eingreifen. Fallbezogen k&#246;nne die vom Antragsgegner erhobene Geb&#252;hrenforderung daher schon vor Ablauf von vier Jahren verwirkt sein. Das Verwaltungsgericht verkenne im &#220;brigen den Unterschied zwischen der Frist zur Abrechnung und der Verj&#228;hrung der abgerechneten Kosten. Vorliegend gehe es nicht um die Verj&#228;hrung abgerechneter Kosten, sondern um den Zeitraum, wie lange &#252;berhaupt eine Abrechnung erfolgen k&#246;nne, um noch nachpr&#252;fbar zu sein. Das KAG bestimme in &#167; 6, dass der der Geb&#252;hrenrechnung zugrunde zu legende Kalkulationszeitraum drei Jahre nicht &#252;bersteigen solle. Damit solle dem Interesse des Beitragsschuldners daran, irgendwann Klarheit zu erlangen, ob und in welchem Umfang er zu einem Beitrag herangezogen werden kann, Rechnung getragen werden.</p><p><rd nr="18"/>Diese Ausf&#252;hrungen f&#252;hren nicht zu einem Erfolg der Beschwerde.</p><p><rd nr="19"/>Zutreffend ist das Verwaltungsgericht zun&#228;chst von der Geltung einer vierj&#228;hrigen Verj&#228;hrungsfrist sowie davon ausgegangen, dass danach eine Verj&#228;hrung der geltend gemachten Geb&#252;hrenforderung zum Zeitpunkt ihrer Festsetzung nicht eingetreten war.</p><p><rd nr="20"/>Fehl geht insoweit zun&#228;chst der Hinweis des Antragstellers auf &#167; 6 Abs. 2 Satz 2 KAG. Die Vorschrift betrifft vor dem Hintergrund des im Abgabenrecht geltenden Kostendeckungsprinzips den der abstrakten Bemessung der Geb&#252;hrenh&#246;he f&#252;r die einzelnen Geb&#252;hrentatbest&#228;nde zugrunde zu legenden Kalkulationszeitraum und hat nichts mit der im Einzelfall dem B&#252;rger gegen&#252;ber vorgenommenen Festsetzung der Geb&#252;hren und der hierf&#252;r geltenden Verj&#228;hrungsfrist (Festsetzungsverj&#228;hrung, &#167; 12 Abs. 1 Nr. 4b KAG in Verbindung mit &#167;&#167; 169 bis 171 AO) oder der f&#252;r bereits festgesetzte Geb&#252;hren geltenden Zahlungsverj&#228;hrungsfrist (&#167; 12 Abs. 1 Nr. 5a KAG in Verbindung mit &#167;&#167; 228 bis 232 AO) zu tun.(vgl. Driehaus, Kommentar zum Kommunalabgabenrecht, Rdnrn. 1 ff. zu &#167; 6 KAG NRW)</p><p><rd nr="21"/>Die Festsetzungsverj&#228;hrungsfrist, auf die die Ausf&#252;hrungen des Antragstellers in seiner Beschwerdebegr&#252;ndung ersichtlich abzielen, betr&#228;gt gem&#228;&#223; &#167; 12 Abs. 1 Nr. 4b KAG in Verbindung mit &#167; 169 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 AO vier Jahre und beginnt mit Ablauf des Kalenderjahres, in dem der Geb&#252;hrenanspruch entstanden ist (&#167; 170 Abs. 1 AO).(OVG des Saarlandes, Beschluss vom 24.8.2007 &#8211; 1 A 49/07 &#8211;, juris, Rdnr. 20) Hiervon ausgehend ist hinsichtlich der im Geb&#252;hrenbescheid vom 10.1.2014 abgerechneten, im Bezugsjahr 2013 entstandenen Geb&#252;hren offensichtlich, dass die insoweit am 1.1.2014 begonnene und demgem&#228;&#223; mit Ablauf des 31.12.2017 abgelaufene Festsetzungsverj&#228;hrungsfrist zum Zeitpunkt der im November 2017 erfolgten Bekanntgabe des Geb&#252;hrenbescheides noch nicht abgelaufen war. Soweit mit dem Geb&#252;hrenbescheid dar&#252;ber hinaus &#8222;Reste aus Vorjahren&#8220; in einer Gesamth&#246;he von 1.160,25 EUR geltend gemacht werden &#8211; ausweislich der Aufstellung &#8222;Offene Posten&#8220; in der Verwaltungsakte des Antragsgegners betreffen diese Forderungen das Jahr 2012 (Vorauszahlungen Wasser, Abrechnungen Wasser sowie Vorauszahlungen und Abrechnungen von Abwasser) &#8211; ist zu ber&#252;cksichtigen, dass nach der aus den vom Antragsgegner &#252;bersandten Verwaltungsunterlagen ersichtlichen Praxis des Antragsgegners j&#228;hrlich entsprechende Geb&#252;hrenbescheide ergehen, mit denen f&#252;r das kommende Bezugsjahr aufgrund des Vorjahresverbrauchs die entsprechenden Vorauszahlungen festgesetzt werden und f&#252;r das abgelaufene Bezugsjahr eine Endabrechnung unter Ber&#252;cksichtigung insoweit gezahlter Vorauszahlungen erfolgt und eventuelle Nachforderungsbetr&#228;ge festgesetzt werden. Dass bez&#252;glich der hier in Rede stehenden &#8222;Reste&#8220; aus dem Jahr 2012 nicht in dieser Weise verfahren worden w&#228;re, ist weder vom Antragsteller vorgetragen, noch sonst erkennbar. Vielmehr entspricht die Summe der insoweit in der Aufstellung &#8222;Offene Posten&#8220; aufgef&#252;hrten R&#252;ckst&#228;nde betreffend das Jahr 2012 exakt dem im Geb&#252;hrenbescheid vom 10.1.2014 aufgef&#252;hrten Betrag von 1.160,25 EUR. Der Umstand, dass die Zahlung dieser Betr&#228;ge ausweislich der Aufstellung &#8222;Offene Posten&#8220; dem Antragsteller gegen&#252;ber auch angemahnt werden musste, setzt voraus, dass die entsprechenden Zahlungen durch vorangegangene Bescheide jeweils bereits innerhalb der Festsetzungsverj&#228;hrungsfrist festgesetzt waren.</p><p><rd nr="22"/>Entgegen der Auffassung des Antragstellers hat das Verwaltungsgericht auch eine Verwirkung der mit Bescheid vom 10.1.2014 erhobenen Geb&#252;hrenforderung mit Recht verneint.</p><p><rd nr="23"/>Zutreffend ist zwar der Hinweis des Antragstellers darauf, dass die Verwirkung der Geltendmachung einer Forderung durchaus auch dann in Betracht kommen kann, wenn die Forderung der Verj&#228;hrung unterliegt und eine Verj&#228;hrung noch nicht eingetreten ist, beispielsweise dann, wenn das Entstehen eines Anspruchs &#8211; und damit auch dessen Verj&#228;hrung &#8211; von einer Handlung des Gl&#228;ubigers abh&#228;ngt und dieser die entsprechende Handlung un&#252;blich lange hinausz&#246;gert.(vgl. BVerwG, Beschluss vom 29.8.2018 &#8211; 3 B 24.18 &#8211;, juris) Richtig ist auch, dass es einer Anwendung der Grunds&#228;tze der Verwirkung f&#252;r die Zeit nach Eintritt der Verj&#228;hrung nicht mehr bedarf.</p><p><rd nr="24"/>Hiermit stehen die Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts indes nur in scheinbarem Widerspruch. Das Verwaltungsgericht hat in &#220;bereinstimmung mit der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts(s. die Nachw. bei BVerwG, Beschluss vom 29.8.2018 &#8211; 3 B 24.18 &#8211;, juris, Rdnr. 16) zutreffend dargelegt, dass das Rechtsinstitut der Verwirkung ein &#8222;Zeitmoment&#8220; und ein &#8222;Umstandsmoment&#8220; voraussetzt. Ebenso zutreffend ist die Annahme des Verwaltungsgerichts, dass die f&#252;r eine Forderung geltende Verj&#228;hrungsfrist geeignet ist, einen Anhaltspunkt daf&#252;r zu bieten, welcher zeitliche Rahmen dem Zeitmoment zugrunde zu legen ist (etwa in den vorbeschriebenen F&#228;llen, in denen der Beginn der Verj&#228;hrungsfrist vom Forderungsinhaber hinausgez&#246;gert wird).</p><p><rd nr="25"/>Entscheidend ist aber, dass die Verwirkung einer Forderung, die einer Verj&#228;hrung unterliegt, vor Ablauf der Verj&#228;hrungsfrist nicht in Betracht kommt, wenn es an dem Umstandsmoment fehlt, wenn also besondere Umst&#228;nde, welche die Geltendmachung als treuwidrig erscheinen lassen, nicht vorhanden sind. Solche Umst&#228;nde k&#246;nnen dann anzunehmen sein, wenn der Verpflichtete infolge eines bestimmten Verhaltens des Berechtigten darauf vertrauen durfte, dass dieser seinen Anspruch nicht mehr geltend machen werde.</p><p><rd nr="26"/>Mit Recht hat das Verwaltungsgericht festgestellt, dass fallbezogen derartige Umst&#228;nde weder vom Antragsteller dargelegt, noch sonst ersichtlich sind. Auch im Beschwerdeverfahren hat der Antragsteller hierf&#252;r nichts dargetan.</p><p><rd nr="27"/>Die Beschwerde unterliegt nach alldem der Zur&#252;ckweisung.</p><p><rd nr="28"/>Dessen ungeachtet sieht sich der Senat mit Blick auf das beim Verwaltungsgericht anh&#228;ngige &#8211; vom Antragsgegner f&#252;r erledigt erkl&#228;rte &#8211; Verfahren 3 L 1114/18 (Antrag des Antragsgegners auf Ab&#228;nderung des Senatsbeschlusses vom 18.4.2018 &#8211; 1 B 23/18 &#8211;) zu dem Hinweis veranlasst, dass der Antragsgegner aufgrund des vorgenannten Senatsbeschlusses nach wie vor gehindert ist, den Geb&#252;hrenbescheid vom 10.1.2014 zu vollstrecken.</p><p><rd nr="29"/>Die Kostenentscheidung folgt aus &#167; 154 Abs. 2 VwGO.</p><p><rd nr="30"/>Die Festsetzung des Streitwertes beruht auf den &#167;&#167; 63 Abs. 2 Satz 1, 47 Abs. 1, 52 Abs. 1 GKG in Verbindung mit Nr. 1.5 Satz 1 Alternative 2 der Empfehlungen des Streitwertkatalogs f&#252;r die Verwaltungsgerichtsbarkeit.(zur Befugnis des Beschwerdegerichts zur Nachholung einer vom Erstgericht nicht getroffenen Streitwertfestsetzung im Beschwerdeverfahren: Bayerischer VGH, Beschluss vom 7.10.2017 &#8211; 10 CE 17.1491 &#8211;, juris, Rdnr. 7)</p><p><rd nr="31"/>Dieser Beschluss ist nicht anfechtbar.</p>
171,230
vg-dusseldorf-2019-01-22-29-l-364218a
{ "id": 842, "name": "Verwaltungsgericht Düsseldorf", "slug": "vg-dusseldorf", "city": 413, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
29 L 3642/18.A
2019-01-22T00:00:00
2019-01-29T12:50:19
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
ECLI:DE:VGD:2019:0122.29L3642.18A.00
<h2>Tenor</h2> <p><strong>Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe wird abgelehnt.</strong></p> <p><strong>Der Eilantrag wird abgelehnt.</strong></p> <p><strong>Die Antragsteller tragen die Kosten des Verfahrens, f&#252;r das Gerichtskosten nicht erhoben werden.</strong></p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><strong>Gr&#252;nde:</strong></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe war abzulehnen, weil die Rechtsverfolgung nicht die gem&#228;&#223; &#167; 166 VwGO i.V.m. &#167; 114 ZPO erforderliche hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet. Zur Begr&#252;ndung wird insoweit auf die nachstehenden Ausf&#252;hrungen Bezug genommen.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Die am 13. Dezember 2018 sinngem&#228;&#223; gestellten Antr&#228;ge,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks"><strong>die aufschiebende Wirkung der Klage 29 K 10105/18.A gegen die Abschiebungsanordnung in Ziffer 3 des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 6. Dezember 2018 anzuordnen,</strong></p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks"><strong>hilfsweise, die Antragsgegnerin unter entsprechender Ab&#228;nderung des Bescheides des Bundesamtes f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge vom 6. Dezember 2018 zu verpflichten, das Einreise- und Aufenthaltsverbot auf einen Monat zu befristen,</strong></p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">haben keinen Erfolg.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">I.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Der Hautpantrag ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;34a Abs.&#160;2 Satz&#160;1 Asylgesetz (AsylG) statthaft. Ferner ist die dort bestimmte Antragsfrist von einer Woche nach Bekanntgabe des streitgegenst&#228;ndlichen Bescheides (hier: 13. Dezember 2018) gewahrt.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Es handelt sich entgegen der Auffassung der Antragsteller bei dem vorliegenden Antrag nach &#167; 80 Abs. 5 VwGO auch um einen den Vorgaben des Europ&#228;ischen Unionsrechts gen&#252;genden wirksamen Rechtsbehelf.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Der Europ&#228;ische Gerichtshof (EuGH) hat in seinem Urteil vom 19. Juni 2018 (C-181/19) entschieden, dass bei einer R&#252;ckkehrentscheidung und einer etwaigen Abschiebungsentscheidung das Recht auf einen wirksamen Rechtsbehelf dadurch zu gew&#228;hrleisten sei, dass der Person, die internationalen Schutz beantragt habe, das Recht zuzuerkennen sei, vor mindestens einem Gericht einen wirksamen Rechtsbehelf einzulegen, der kraft Gesetzes aufschiebende Wirkung habe.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">EuGH, Urteil vom 19. Juni 2018 - C-181/16 -, juris, Rdn. 58.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Um den in Kapitel III der Richtlinie 2008/115/EG (R&#252;ckf&#252;hrungsrichtlinie) genannten Verfahrensgarantien und den sonstigen einschl&#228;gigen Bestimmungen des Unions- und des nationalen Rechts gerecht zu werden, h&#228;tten die Mitgliedstaaten zu gew&#228;hrleisten, dass der Rechtsbehelf gegen die Ablehnung des Antrags auf internationalen Schutz seine volle Wirksamkeit entfalte, wobei der Grundsatz der Waffengleichheit zu wahren sei, so dass w&#228;hrend der Frist f&#252;r die Einlegung des Rechtsbehelfs und, falls er eingelegt werde, bis zur Entscheidung &#252;ber ihn u.a. alle Wirkungen der R&#252;ckkehrentscheidung auszusetzen seien.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">EuGH, Urteil vom 19. Juni 2018 - C-181/16 -, juris, Rdn. 61; EuGH, Beschluss vom 5. Juli 2018 - C&#8209;269/18 -, juris, Rdn. 50 f.</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen m&#252;sse der Betroffene bis zur Entscheidung &#252;ber den Rechtsbehelf gegen die erstinstanzliche Ablehnung seines Antrags auf internationalen Schutz durch die zust&#228;ndige Beh&#246;rde grunds&#228;tzlich in den Genuss der Rechte aus der Richtlinie 2003/9/EG (Aufnahmerichtlinie) kommen k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">EuGH, Urteil vom 19. Juni 2018 - C-181/16 -, juris, Rdn. 63.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">&#220;berdies m&#252;ssten die Mitgliedstaaten, da eine Person, die internationalen Schutz beantragt habe, ein Bleiberecht bis zur Entscheidung &#252;ber den Rechtsbehelf gegen die Ablehnung haben m&#252;sse, es den Betroffenen erm&#246;glichen, sich auf jede nach Erlass der R&#252;ckkehrentscheidung eingetretenen &#196;nderung der Umst&#228;nde zu berufen, die in Anbetracht der Richtlinie 2008/115/EG und insbesondere ihres Art. 5 erheblichen Einfluss auf die Beurteilung ihrer Situation haben k&#246;nne.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">EuGH, Urteil vom 19. Juni 2018 - C-181/16 -, juris, Rdn. 64.</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Der EuGH hat diese Grunds&#228;tze in einer nachfolgenden Entscheidung auch auf F&#228;lle ausgeweitet, in denen der Asylantrag als offensichtlich unbegr&#252;ndet abgelehnt worden ist. Nach Art. 46 Abs. 5 und 6 der Richtlinie 2013/32/EG (Asylverfahrensrichtlinie) habe der Betroffene dann bis zur Entscheidung &#252;ber seinen Rechtsbehelf kein volles Bleiberecht im Hoheitsgebiet des betreffenden Mitgliedstaats. Im Einklang mit den Anforderungen von Art. 46 Abs. 6 letzter Unterabsatz der Richtlinie m&#252;sse er jedoch ein Gericht anrufen k&#246;nnen, das dar&#252;ber zu entscheiden habe, ob er in diesem Hoheitsgebiet verbleiben k&#246;nne, bis in der Sache &#252;ber seinen Rechtsbehelf entschieden werde. Art. 46 Abs. 8 der Richtlinie sehe vor, dass der betreffende Mitgliedstaat dem Betroffenen bis zur Entscheidung &#252;ber sein Bleiberecht in diesem Verfahren gestatten m&#252;sse, in seinem Hoheitsgebiet zu verbleiben</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">EuGH, Beschluss vom 5. Juli 2018 - C-269/18 -, juris, Rdn. 53.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Es ist schon zu bezweifeln, ob diese vom EuGH entwickelten Grunds&#228;tze auch auf F&#228;lle anwendbar sind, in denen der Asylantrag nicht in der Sache gepr&#252;ft, sondern &#8211; wie hier &#8211; wegen der Zust&#228;ndigkeit eines anderen Mitgliedstaates als unzul&#228;ssig abgelehnt worden ist. Die Beantwortung dieser Frage kann jedoch offen bleiben, da den Betroffenen im Rahmen des Dublin-Verfahrens jedenfalls ein wirksamer Rechtsbehelf im oben genannten Sinne zur Verf&#252;gung steht.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Im Anwendungsbereich der Dublin III-VO werden die Anforderungen, die nach Art. 47 EU-GR-Charta und der Rechtsprechung des EuGH an einen wirksamen Rechtsbehelf gestellt werden, von Art. 27 Abs. 3 Dublin III-VO aufgegriffen und konkretisiert. Danach sehen die Mitgliedstaaten zum Zwecke eines Rechtsbehelfs gegen eine &#220;berstellungsentscheidung oder einer &#220;berpr&#252;fung einer &#220;berstellungsentscheidung in ihrem innerstaatlichen Recht vor, dass die betroffene Person aufgrund des Rechtsbehelfs oder der &#220;berpr&#252;fung berechtigt ist, bis zum Abschluss des Rechtsbehelfs oder der &#220;berpr&#252;fung im Hoheitsgebiet des betreffenden Mitgliedstaats zu bleiben (Buchst. a); oder dass die &#220;berstellung automatisch ausgesetzt wird und diese Aussetzung innerhalb einer angemessenen Frist endet, innerhalb der ein Gericht, nach eingehender und gr&#252;ndlicher Pr&#252;fung, dar&#252;ber entschieden hat, ob eine aufschiebende Wirkung des Rechtsbehelfs oder der &#220;berpr&#252;fung gew&#228;hrt wird (Buchst. b); oder die betreffende Person die M&#246;glichkeit hat, bei einem Gericht innerhalb einer angemessenen Frist eine Aussetzung der Durchf&#252;hrung der &#220;berstellungsentscheidung bis zum Abschluss des Rechtsbehelfs oder der &#220;berpr&#252;fung zu beantragen. Dabei sorgen die Mitgliedstaaten f&#252;r einen wirksamen Rechtsbehelf in der Form, dass die &#220;berstellung ausgesetzt wird, bis die Entscheidung &#252;ber den ersten Antrag auf Aussetzung ergangen ist. Die Entscheidung, ob die Durchf&#252;hrung der &#220;berstellungsentscheidung ausgesetzt wird, wird innerhalb einer angemessenen Frist getroffen, welche gleichwohl eine eingehende und gr&#252;ndliche Pr&#252;fung des Antrags auf Aussetzung erm&#246;glicht. Die Entscheidung, die Durchf&#252;hrung der &#220;berstellungsentscheidung nicht auszusetzen, ist zu begr&#252;nden (Buchst. c).</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Diesen Vorgaben wird die nach &#167;&#160;80 Abs.&#160;5 VwGO i.V.m. &#167;&#160;34a Abs. 2 AsylG mit Wirkung zum 6. September 2013 eingef&#252;hrte,</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Gesetz vom 28. August 2013, BGBl. I S. 3474 (Nr. 54), abrufbar unter: https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl113s3474.pdf%27%5D__1547803538580,</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">M&#246;glichkeit der &#220;berpr&#252;fung einer &#220;berstellungsentscheidung gerecht. Die Antragsteller k&#246;nnen &#8211; und haben im vorliegenden Fall &#8211; beim beschlie&#223;enden Gericht fristwahrend die Anordnung der aufschiebenden Wirkung ihrer Klage gegen die Abschiebungsanordnung beantragt. In diesem Verfahren haben sie Gelegenheit, ihre Einw&#228;nde gegen die beh&#246;rdliche Entscheidung in vollem Umfang geltend zu machen. Auch steht es ihnen zu, ihre Beurteilung bezogen auf Abschiebungsverbote darzutun. Dieser fristgerecht gestellte Antrag hat entsprechend der europarechtlichen Vorgaben gem&#228;&#223; &#167; 34a Abs. 2 Satz 2 AsylG kraft Gesetzes zur Folge, dass die Abschiebung vor der gerichtlichen Entscheidung &#252;ber den Antrag nicht zul&#228;ssig ist und die Antragsteller bis zur Entscheidung im Eilverfahren im Hoheitsgebiet verbleiben d&#252;rfen. Diese normative Schutzanordnung, die &#252;ber ein blo&#223;es Absehen von der Abschiebung durch den Mitgliedstaat hinausgeht, bewirkt &#8211; wie vom EuGH in der von den Antragstellern zitierten Entscheidung gefordert &#8211; kraft Gesetzes eine vor&#252;bergehende aufschiebende Wirkung dieses Rechtsbehelfs gegen&#252;ber der Abschiebungsanordnung.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. entsprechend f&#252;r &#167; 80 Abs. 5 VwGO i.V.m. &#167; 36 Abs. 3 AsylG im Falle einer Ablehnung des Asylantrags als offensichtlich unbegr&#252;ndet: VG M&#252;nster, Beschluss vom 8. Oktober 2018 - 9 L 976/18&#160;-, juris,&#160; Rdn. 11; VG Frankfurt, Beschluss vom 26. November 2018 - 5 L 4508/18.F.A -, juris, Rdn. 19; VG Berlin, Beschluss vom 30. November 2018 - 31 L 682.18 A -, juris, Rdn.&#160;22 ff.; VG Ansbach, Beschluss vom 7. Dezember 2018 - AN 4 S 18.31385 -, juris, Rdn. 14 ff.; VG Stuttgart, Beschluss vom 11. Dezember 2018 - A 2 K 10728/18 -, juris, Rdn. 5; VG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 14. Dezember 2018 - 11 L 3248/18.A -, juris, Rdn. 22; a.A.: VG Arnsberg, Beschluss vom 17. Dezember 2018 - 3 L 1935/18.A -, juris, Rdn. 10 ff.; offen gelassen: VG W&#252;rzburg, Beschluss vom 24. September 2018 - W 2 S 18.31990 -, juris, Rdn. 14.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Der Antrag ist aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">Nach &#167;&#160;80&#160;Abs.&#160;5&#160;VwGO kann das Gericht auf Antrag im Rahmen einer eigenen Ermessensentscheidung die aufschiebende Wirkung der Klage anordnen, wenn das Interesse der Antragsteller an der beantragten Aussetzung der Vollziehung das bez&#252;glich der Abschiebungsanordnung durch &#167;&#160;75&#160;AsylG gesetzlich angeordnete &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Durchsetzbarkeit des Verwaltungsaktes &#252;berwiegt. Die dabei vorzunehmende Interessenabw&#228;gung geht zu Lasten der Antragsteller aus. Die Abschiebungsanordnung in Ziffer 3 des angefochtenen Bescheides begegnet bei der im Verfahren des einstweiligen Rechtsschutzes allein m&#246;glichen und gebotenen summarischen Pr&#252;fung keinen durchgreifenden rechtlichen Bedenken. Greifbare Anhaltspunkte, aufgrund derer das Suspensivinteresse der Antragsteller das &#246;ffentliche Vollzugsinteresse &#252;berwiegen k&#246;nnte, sind auch im &#220;brigen nicht ersichtlich.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Die Abschiebungsanordnung findet ihre Rechtsgrundlage in &#167; 34a Abs. 1 Satz 1, 2. Alt. AsylG. Danach ordnet das Bundesamt f&#252;r Migration und Fl&#252;chtlinge (nachfolgend: Bundesamt) die Abschiebung in einen f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndigen Staat (&#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 AsylG) an, sobald feststeht, dass sie durchgef&#252;hrt werden kann. Diese Voraussetzungen sind hier erf&#252;llt.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Gem&#228;&#223; &#167; 29 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. a) AsylG ist ein Asylantrag unzul&#228;ssig, wenn ein anderer Staat nach Ma&#223;gabe der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 des Europ&#228;ischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2013 zur Festlegung der Kriterien und Verfahren zur Bestimmung des Mitgliedstaats, der f&#252;r die Pr&#252;fung eines von einem Drittstaatsangeh&#246;rigen oder Staatenlosen in einem Mitgliedstaat gestellten Antrags auf internationalen Schutz zust&#228;ndig ist (Dublin III-VO), f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens zust&#228;ndig ist.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Vorliegend ist Belgien f&#252;r die Durchf&#252;hrung des Asylverfahrens der Antragsteller zust&#228;ndig. Zwar war in dem nach Art.&#160;7 Abs.&#160;2 Dublin III-VO ma&#223;geblichen Beurteilungszeitpunkt (am 17. Juli 2015) die Zust&#228;ndigkeit &#214;sterreichs nach Art.&#160;13 Abs.&#160;1 Dublin III-VO gegeben. Die Zust&#228;ndigkeit ist jedoch zwischenzeitlich auf Belgien &#252;bergegangen, da der von den Antragstellern am 21. August 2015 dort gestellte Asylantrag von den belgischen Beh&#246;rden materiell gepr&#252;ft worden ist, ohne dass ein Dublin-Verfahren nach &#214;sterreich eingeleitet worden w&#228;re (siehe Schreiben der &#246;sterreichischen Beh&#246;rden vom 10. Oktober 2017). Damit haben die belgischen Beh&#246;rden von ihrem Selbsteintrittsrecht nach Art. 17 Abs. 1 Dublin III-VO Gebrauch gemacht.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Dass die Antragsteller nach Ablehnung ihres Asylantrags in Belgien am 10.&#160;August 2017 in das Bundesgebiet einreisten, am 7.&#160;Mai 2018 nach Belgien &#252;berstellt wurden und, nachdem sie am 12. Juni 2018 zum zweiten Mal erfolglos in Belgien um Asyl nachgesucht hatten, am 22.&#160;November 2018 erneut in das Bundesgebiet einreisten, um hier einen Asylantrag zu stellen, vermag an der einmal begr&#252;ndeten Zust&#228;ndigkeit Belgiens nichts zu &#228;ndern. Denn nach Art. 3 Abs. 1 Satz 2 Dublin III-VO wird der Asylantrag nur von einem einzigen Mitgliedstaat gepr&#252;ft, der nach den Vorschriften der Dublin III-VO als zust&#228;ndiger Staat bestimmt worden ist. Dies folgt auch aus Art. 18 Abs. 1 Buchst. d) Dublin III-VO, wonach der zust&#228;ndige Mitgliedstaat (hier: Belgien) nach erfolglosem Abschluss des Asylverfahrens verpflichtet ist und bleibt, den Asylantragsteller wieder aufzunehmen.</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">Die f&#252;r Belgien anzunehmende Zust&#228;ndigkeit ist auch nicht nachtr&#228;glich entfallen. Insbesondere hat das Bundesamt innerhalb der in Art.&#160;23 Abs. 2 UAbs. 1 Dublin III-VO genannten Frist am 29. November 2018 ein Wiederaufnahmegesuch an Belgien gerichtet. Belgien hat dem Wiederaufnahmegesuch mit Schreiben vom 5. Dezember 2018 auf der Grundlage von Art. 18 Abs. 1 Buchst. d) Dublin III-VO stattgegeben.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Ferner ist die Zust&#228;ndigkeit nicht gem&#228;&#223; Art.&#160;29 Abs.&#160;2 Dublin III&#8209;VO wegen Ablaufs der &#220;berstellungsfrist auf die Antragsgegnerin &#252;bergegangen. Die Annahme des Wiederaufnahmegesuchs durch Belgien liegt weniger als sechs Monate zur&#252;ck und die &#220;berstellungsfrist wurde durch die Stellung des vorliegenden fristgerecht gestellten Eilantrages unterbrochen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 26. Mai 2016 &#8209;&#160;1 C 15/15&#160;&#8209;, juris, Rdn. 11.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus k&#246;nnen sich die Antragsteller auch nicht erfolgreich darauf berufen, die Antragsgegnerin sei verpflichtet, von ihrem Selbsteintrittsrecht nach Art.&#160;17 Dublin III-VO Gebrauch zu machen, weil ihrer &#220;berstellung nach Belgien rechtliche Hindernisse entgegenst&#252;nden. Die Unm&#246;glichkeit der &#220;berstellung eines Asylbewerbers an einen bestimmten Staat hindert nur die &#220;berstellung dorthin, begr&#252;ndet aber kein subjektives Recht auf Aus&#252;bung des Selbsteintrittsrechts gegen&#252;ber der Antragsgegnerin,</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">vgl. EuGH, Urteil vom 10. Dezember 2013 - C 394/12 -, juris, Rdn. 60, 62 und Urteil vom 14.&#160;November 2013 - C 4/11 -, juris, Rdn. 37; BVerwG, Beschluss vom 19. M&#228;rz 2014 - 10 B 6/14 -, juris, Rdn. 7.</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Davon abgesehen ist die Antragsgegnerin aber auch nicht &#8211; unabh&#228;ngig von der Frage der Aus&#252;bung des Selbsteintrittsrechts gem&#228;&#223; Art. 17 Abs. 1 Dublin III-VO &#8211; nach Art. 3 Abs. 2 UAbs. 2 Dublin III-VO gehindert, die Antragsteller nach Belgien zu &#252;berstellen, weil es wesentliche Gr&#252;nde f&#252;r die Annahme g&#228;be, dass das Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylantragsteller in diesem Mitgliedstaat systemische Schwachstellen aufwiesen, die f&#252;r die Antragsteller eine ernsthafte Gefahr einer unmenschlichen oder entw&#252;rdigenden Behandlung im Sinne des Art. 4 der Charta der Grundrechte der Europ&#228;ischen Union (EU-GR-Charta) bzw. Art. 3 der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten (EMRK) mit sich br&#228;chten. Die Voraussetzungen, unter denen dies nach der Rechtsprechung des Europ&#228;ischen Gerichtshofs f&#252;r Menschenrechte (EGMR) und des Europ&#228;ischen Gerichtshofs (EuGH),</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">EuGH, Urteil vom 21. Dezember 2011 - C-411/10 et al. -, juris, Rdn. 83 ff., 99; EGMR, Urteil vom 21.&#160;Januar 2011 - 30696/09 -, NVwZ 2011, 413,</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">der Fall w&#228;re, liegen hier nicht vor. Systemische M&#228;ngel in diesem Sinne k&#246;nnen erst angenommen werden, wenn Grundrechtsverletzungen einer Art. 4 EU-GR-Charta bzw. Art. 3 EMRK entsprechenden Schwere nicht nur in Einzelf&#228;llen, sondern strukturell bedingt, eben systemisch vorliegen. Diese m&#252;ssen dabei aus Sicht des &#252;berstellenden Staates offensichtlich sein. In der Diktion des Europ&#228;ischen Gerichtshofs d&#252;rfen diese systemischen M&#228;ngel dem &#252;berstellenden Mitgliedstaat nicht unbekannt sein k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">Vgl. EuGH, Urteil vom 21. Dezember 2011 - C-411/10 et al. -, juris, Rdn. 94.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Die im Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystem grunds&#228;tzlich bestehende Vermutung, dass jeder Mitgliedstaat ein sicherer Drittstaat ist und die Grundrechte von Asylbewerbern einschlie&#223;lich des Refoulement-Verbots hinreichend achtet, ist nicht unwiderleglich. Vielmehr hat eine &#220;berstellung in einen Mitgliedstaat zu unterbleiben, wenn ernsthaft zu bef&#252;rchten ist, dass das Asylverfahren und die Aufnahmebedingungen f&#252;r Asylbewerber im zust&#228;ndigen Mitgliedstaat systemische M&#228;ngel aufweisen, die eine unmenschliche oder erniedrigende Behandlung der an diesen Mitgliedstaat &#252;berstellten Asylbewerber im Sinne von Art. 4 EU-GR-Charta implizieren,</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">EuGH, Urteil vom 21. Dezember 2011 - C-411/10 et al. -, juris, Rdn. 86.</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">Eine Widerlegung der Vermutung ist aber wegen der gewichtigen Zwecke des Gemeinsamen Europ&#228;ischen Asylsystems an hohe H&#252;rden gekn&#252;pft: Nicht jede drohende Grundrechtsverletzung oder geringste Verst&#246;&#223;e gegen die Richtlinien 2003/9, 2004/83 oder 2005/85 gen&#252;gen, um die &#220;berstellung eines Asylbewerbers an den normalerweise zust&#228;ndigen Mitgliedstaat zu vereiteln. Das Gericht muss sich vielmehr die &#220;berzeugungsgewissheit (&#167; 108 Abs. 1 Satz 1 VwGO) verschaffen, dass der Asylbewerber wegen systemischer M&#228;ngel des Asylverfahrens oder der Aufnahmebedingungen in dem eigentlich zust&#228;ndigen Mitgliedstaat mit beachtlicher, d.h. &#252;berwiegender Wahrscheinlichkeit einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung ausgesetzt wird.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 19. M&#228;rz 2014 - 10 B 6.14 -, juris, Rdn. 6 ff. m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben fehlt es an hinreichenden Anhaltspunkten daf&#252;r, dass das Asylverfahren oder die Aufnahmebedingungen in Belgien mit systemischen M&#228;ngeln behaftet w&#228;ren, die eine beachtliche Gefahr einer den Antragstellern drohenden unmenschlichen Behandlung im Sinne von Art.&#160;4 EU-GR-Charta, Art.&#160;3 EMRK im Falle ihrer &#220;berstellung nach Belgien nach sich ziehen k&#246;nnten. Dem erkennenden Gericht liegen keine Erkenntnisse vor, die den Schluss rechtfertigen w&#252;rden, Belgien halte die in der EU-GR-Charta, der EU, der EMRK oder der GFK verbrieften Rechte von Asylbewerbern nicht ein.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Vgl. ebenso: VG Cottbus, Beschluss vom 19. September 2017 - 5 L 208/17.A -, juris, Rdn. 20 ff.; VG D&#252;sseldorf, Gerichtsbescheid vom 18. September 2017 - 12 K 4286/17.A -, juris, Rdn. 40; VG K&#246;ln, Beschluss vom 11. September 2017 - 14 L 3469/17.A -, juris, Rdn. 8 ff.; VG M&#252;nchen, Beschluss vom 27. Juli 2017 - M 9 S 16.51044 -, juris, Rdn. 14; VG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 28.&#160;September 2016 - 13 L 1014/16.A -, juris, Rdn.&#160;81 ff., jeweils m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Insbesondere haben Dublin-R&#252;ckkehrer in Belgien vollen Zugang zum Asylsystem und das Recht auf Versorgung wie normale Asylbewerber. Die Versorgung beinhaltet unter anderem Unterkunft, Nahrung, Kleidung, medizinische, soziale und psychologische Hilfe. Das Recht auf medizinische Versorgung umfasst im Wesentlichen alle Leistungen, die die belgische Krankenkasse &#252;bernimmt. Es gibt eigene Stellen, die sich um die psychologische Betreuung von Asylbewerbern k&#252;mmern. Au&#223;erdem existiert in Wallonien eine auf traumatisierte Asylbewerber spezialisierte Unterbringungseinrichtung des Roten Kreuzes. Wenn die Versorgung als Sanktionsma&#223;nahme reduziert oder ganz beendet wird, ist das Recht auf medizinische Versorgung davon ausgenommen. Nach negativ abgeschlossenem Asylverfahren und Auslaufen des Rechts auf Versorgung wird jedenfalls medizinische Nothilfe weiterhin gew&#228;hrt.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Vgl. &#214;sterreichisches Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation, Belgien, Gesamtaktualisierung am 20.9.2016, S. 6, 8, 9. f.; Asylum Information Database (aida), Country Report: Belgium, 2017 Update, S. 76 ff.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Es existieren gesetzliche Mechanismen, nach denen die pers&#246;nliche Situation von Asylbewerbern binnen 30 Tagen nach deren Zuweisung zu einer Unterbringungseinrichtung zu untersuchen ist, um vulnerable Personen &#8211; z.B. alleinstehende Elternteile mit Kindern &#8211; identifizieren und entsprechend ihrer besonderen Bed&#252;rfnisse behandeln zu k&#246;nnen.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Vgl. Asylum Information Database (aida), Country Report: Belgium, 2017 Update, S. 78 ff.; &#214;sterreichisches Bundesamt f&#252;r Fremdenwesen und Asyl, L&#228;nderinformationsblatt der Staatendokumentation, Belgien, Gesamtaktualisierung am 20.9.2016, S. 6.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Dass die Asylantr&#228;ge der Antragsteller in Belgien abgelehnt worden sind mit der Folge, dass ihnen gegebenenfalls eine Abschiebung in den Irak droht, f&#252;hrt ebenfalls nicht zu der Annahme, dass das belgische Asylsystem mit systemischen M&#228;ngeln behaftet w&#228;re. Es kann schon nicht abschlie&#223;end beurteilt werden, aus welchen Gr&#252;nden die Asylantr&#228;ge der Antragsteller konkret abgelehnt worden sind. Es bestehen jedoch keine durchgreifenden Zweifel daran, dass ihr Asylbegehren von den belgischen Beh&#246;rden in einem rechtsstaatlichen Verfahren, das den Mindestanforderungen des Europ&#228;ischen Rechts gen&#252;gt, gepr&#252;ft worden ist.</p> <span class="absatzRechts">53</span><p class="absatzLinks">Sollten die Antragsteller Zweifel an der Rechtm&#228;&#223;igkeit der Entscheidung der belgischen Beh&#246;rden haben, sind sie darauf zu verweisen, in Belgien Rechtsschutz zu suchen. Denn die Frage, ob die Ablehnung der Asylantr&#228;ge durch die belgischen Beh&#246;rden rechtsfehlerhaft gewesen ist, unterliegt ausschlie&#223;lich der Jurisdiktion der zust&#228;ndigen Gerichte in Belgien.</p> <span class="absatzRechts">54</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu: EuGH, Urteil vom 17. M&#228;rz 2016 - C-695/15 -, juris, Rdn. 62; VG D&#252;sseldorf, Beschluss vom 26. Februar 2014 - 13 L 171/14.A -, juris, Rdn. 45.</p> <span class="absatzRechts">55</span><p class="absatzLinks">Auch dem Vorbringen der Antragsteller sind keine Anhaltspunkte f&#252;r das Vorliegen systemischer M&#228;ngel des Asylsystems oder der Aufnahmebedingungen in Belgien zu entnehmen. Soweit sie vorgetragen haben, sei h&#228;tten w&#228;hrend ihres Aufenthaltes in Belgien keine medizinische Versorgung erhalten, decken sie sich nicht mit dem vorliegenden Erkenntnismaterial und sind &#252;berdies in sich widerspr&#252;chlich. So hat die Antragstellerin zu 1. im Rahmen der Anh&#246;rung zur Zul&#228;ssigkeit des Asylantrags am 28. November 2018 gegen&#252;ber dem Bundesamt zun&#228;chst angegeben, dass weder sie selbst noch der Antragsteller zu 2. w&#228;hrend ihres (letzten) sechsmonatigen Aufenthalts in Belgien medizinisch behandelt worden sei (Bl. 31 f. der Bundesamtsakte). Anschlie&#223;end hat sie jedoch erkl&#228;rt, sie habe die &#228;rztlichen Unterlagen aus Deutschland einem Arzt in Belgien gegeben und daraufhin Medikamente verschrieben bekommen. Dar&#252;ber hinaus sei auch der Antragsteller zu 2. w&#228;hrend des (letzten) Aufenthaltes in Belgien beim Arzt gewesen. Er habe f&#252;r Dezember einen Termin bekommen, nachdem der Arzt im Camp Autismus bei ihm diagnostiziert habe (Bl. 33 der Bundesamtsakte). Auch hat die Antragstellerin zu 1. schon w&#228;hrend ihres ersten in Deutschland durchgef&#252;hrten Asylverfahrens gegen&#252;ber dem Bundesamt erkl&#228;rt, vor ihrer Einreise in das Bundesgebiet in Belgien in &#228;rztlicher Behandlung gewesen zu sein (Bl. 101 der Bundesamtsakte zum Az. 7189949).</p> <span class="absatzRechts">56</span><p class="absatzLinks">Dass die Antragsteller im Falle ihrer &#220;berstellung nach Belgien obdachlos werden k&#246;nnten, ist ebenfalls nicht zu bef&#252;rchten. Die Antragstellerin zu 1. hat w&#228;hrend der Anh&#246;rung zur Zul&#228;ssigkeit des Asylantrags am 28. November 2018 gegen&#252;ber dem Bundesamt selbst angegeben, der Antragsteller zu 2. sei w&#228;hrend des (letzten) sechsmonatigen Aufenthalts in Belgien nicht aus dem Zimmer herausgekommen und von einem Arzt im Camp untersucht worden (Bl. 32 und 33 der Bundesamtsakte). Es spricht insofern Alles daf&#252;r, dass die Antragsteller in einer Fl&#252;chtlingsunterkunft untergebracht waren. Dass dies bei einer erneuten &#220;berstellung nicht der Fall sein k&#246;nnte, ist nicht dargetan und geht auch aus dem vorliegenden Erkenntnismaterial nicht hervor.</p> <span class="absatzRechts">57</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragsteller im Rahmen des vorliegenden Verfahrens erkl&#228;rt haben, sie h&#228;tten nach ihrer R&#252;ckkehr nach Belgien ein paar Tage im Bahnhof geschlafen und Angst gehabt, die Beh&#246;rden in Belgien w&#252;rden sie in den Irak abschieben, geht daraus nicht hervor, ob sich die Antragsteller nach ihrer &#220;berstellung &#252;berhaupt zum Zwecke der Unterbringung an die belgischen Beh&#246;rden gewandt haben.</p> <span class="absatzRechts">58</span><p class="absatzLinks">Dar&#252;ber hinaus berufen sich die Antragsteller (sinngem&#228;&#223;) ohne Erfolg auf die an den EuGH gerichteten Vorabentscheidungsersuchen des Bundesverwaltungsgerichts vom 27.&#160;Juli 2017 (1 C 26.16) sowie des Verwaltungsgerichts Baden-W&#252;rttemberg vom 15.&#160;M&#228;rz 2017 (A 11 S 2151/16). Die Antragsteller haben schon nicht hinreichend dargelegt, dass eine der darin aufgeworfenen Fragen f&#252;r ihr Verfahren entscheidungserheblich ist und deshalb &#8211; ggf. im Rahmen einer offenen Abw&#228;gungsentscheidung &#8211; wegen des Vorliegens einer unionsrechtlich ungekl&#228;rten Rechtsfrage zu ber&#252;cksichtigen w&#228;re.</p> <span class="absatzRechts">59</span><p class="absatzLinks">Die Fragen, die das Bundesverwaltungsgericht in seinem Beschluss vom 27. Juni 2017 dem EuGH zur Beantwortung vorgelegt hat, betreffen die Antragsteller bereits deshalb nicht, weil diese ausschlie&#223;lich die Situation der in einem anderen Mitgliedstaat anerkannt Schutzberechtigten beziehungsweise Verfahrensfragen bei einer unterbliebenen Anh&#246;rung zum Gegenstand haben. Die Antragsteller haben in Belgien keinen Schutzstatus erhalten und machen &#8211; soweit ersichtlich &#8211; keine Anh&#246;rungsm&#228;ngel geltend.</p> <span class="absatzRechts">60</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller berufen sich auch ohne Erfolg auf die dem EuGH vorgelegte Frage, ob ein Asylantrag auch dann als unzul&#228;ssig abgelehnt werden kann, wenn ein Asylantragsteller im Falle einer Zuerkennung des internationalen Schutzes im zust&#228;ndigen Mitgliedstaat im Hinblick auf die dann zu erwartenden Lebensumst&#228;nde einem ernsthaften Risiko ausgesetzt w&#228;re, eine Behandlung im Sinne des Art.&#160;4 EU-GR-Charta zu erfahren,</p> <span class="absatzRechts">61</span><p class="absatzLinks">VGH Baden-W&#252;rttemberg, Vorlagebeschluss vom 15. M&#228;rz 2017 - A 11 S 2151/16 -, juris.</p> <span class="absatzRechts">62</span><p class="absatzLinks">Nach eigenen Angaben wurden die Asylbegehren der Antragsteller wiederholt abgelehnt, so dass es auf die Frage, wie sich die Lebenssituation von international Schutzberechtigten in Belgien darstellt, vorliegend nicht ankommen d&#252;rfte. Sollte den Antragstellern die M&#246;glichkeit offen stehen, einen Asylfolgeantrag zu stellen, w&#252;rde dies zu keiner anderen rechtlichen Einsch&#228;tzung f&#252;hren. Denn Dauer und Ausgang des Asyl(folge)verfahrens der Antragsteller in Belgien w&#228;ren v&#246;llig offen. Ob es tats&#228;chlich mit der Gew&#228;hrung eines internationalen Schutzstatus f&#252;r die Antragsteller seinen Abschluss finden w&#252;rde, w&#228;re ungewiss, so dass schon zweifelhaft ist, ob diese Frage &#252;berhaupt Pr&#252;fungsgegenstand im Rahmen eines Verfahrens wie dem vorliegenden sein kann. Eine Pr&#252;fung der f&#252;r den Fall einer Zuerkennung des internationalen Schutzstatus zu erwartenden Lebensumst&#228;nde sieht das Dublin-Verfahren im &#220;brigen nicht vor (vgl. Art. 3 Abs. 2 UAbs. 2 Dublin III-VO). Es w&#252;rde dem Sinn und Zweck des Dublin-Verfahrens widersprechen, von dem f&#252;r die inhaltliche Pr&#252;fung des Asylbegehrens an sich nicht zust&#228;ndigen Mitgliedstaat eine wenn auch nur summarische Pr&#252;fung der Erfolgsaussichten zu verlangen. Eine Prognose der Erfolgsaussichten des in einem anderen Mitgliedstaat durchzuf&#252;hrenden Asylverfahrens w&#228;re mit gro&#223;en Unsicherheiten belastet und w&#252;rde einen zus&#228;tzlichen Ermittlungsaufwand erfordern, der f&#252;r die angestrebte beschleunigte Bearbeitung der Asylantr&#228;ge kontraproduktiv w&#228;re. Dar&#252;ber hinaus ist nicht absehbar, ob und wie sich die allgemeinen Lebensbedingungen f&#252;r anerkannte Schutzberechtigte im Lauf des sich unter Umst&#228;nden l&#228;nger hinziehenden Asyl(folge)verfahrens der Antragsteller ver&#228;ndern w&#252;rden. Eine Prognose &#252;ber die Lebensumst&#228;nde, die die Antragsteller f&#252;r den Fall ihrer Zuerkennung internationalen Schutzes in Belgien zu erwarten h&#228;tten, w&#228;re insofern weitgehend spekulativ.</p> <span class="absatzRechts">63</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 19. Mai 2017,11 A 52/17.A, juris, Rdn. 94; VG Augsburg, Beschluss vom 6. Oktober 2017 - Au 3 S 17.50239 -, juris, Rdn. 12.</p> <span class="absatzRechts">64</span><p class="absatzLinks">Individuelle, in der Person der Antragsteller liegende besondere Gr&#252;nde, die eine &#220;berstellung als menschenrechtswidrig erscheinen lassen, sind nicht geltend gemacht und auch im &#220;brigen nicht ersichtlich. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die von ihnen geltend gemachten Erkrankungen (dazu sogleich).</p> <span class="absatzRechts">65</span><p class="absatzLinks">Unter diesen Umst&#228;nden steht gegenw&#228;rtig auch im Sinne von &#167;&#160;34a Abs.&#160;1 Satz&#160;1 AsylG fest, dass die Abschiebung durchgef&#252;hrt werden kann. Das Bundesamt hat nach dieser gesetzlichen Ma&#223;gabe neben zielstaatsbezogenen Abschiebungshindernissen auch zu pr&#252;fen, ob der Abschiebung inlandsbezogene Vollzugshindernisse entgegenstehen. F&#252;r eine insoweit eigene Entscheidungskompetenz der Ausl&#228;nderbeh&#246;rde verbleibt daneben kein Raum,</p> <span class="absatzRechts">66</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerfG, Beschluss vom 17. September 2014 - 2 BvR 1795/14 -, juris; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 30. August 2011 - 18 B 1060/11 -, juris, Rdn. 4; OVG Niedersachsen, Urteil vom 4. Juli 2012 - 2 LB 163/10 -, juris, Rdn. 41; OVG Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 1. Februar 2012 - OVG 2 S 6.12 -, juris, Rdn. 4 ff.; VGH Bayern, Beschluss vom 12. M&#228;rz 2014 - 10 CE 14.427 -, juris, Rdn. 4; OVG des Saarlandes, Beschluss vom 25. April 2014 - 2 B 215/14 -, juris, Rdn. 7; VGH Baden-W&#252;rttemberg, Beschluss vom 31. Mai 2011 - A 11 S 1523/11 -, juris, Rdn. 4 ff.; OVG Hamburg, Beschluss vom 3. Dezember 2010 - 4 Bs 223/10 -, juris, Rdn. 9 ff.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, Beschluss vom 29. November 2004 - 2 M 299/04 -, juris, Rdn. 9 ff.</p> <span class="absatzRechts">67</span><p class="absatzLinks">Dies gilt nicht nur hinsichtlich bereits bei Erlass der Abschiebungsanordnung vorliegender, sondern auch bei nachtr&#228;glich auftretenden Abschiebungshindernissen und Duldungsgr&#252;nden,</p> <span class="absatzRechts">68</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerfG, Beschluss vom 17. September 2014 - 2 BvR 1795/14 -, juris, m.w.N.</p> <span class="absatzRechts">69</span><p class="absatzLinks">Anhaltspunkte f&#252;r derartige zielstaats- oder inlandsbezogene Abschiebungshindernisse liegen nicht vor. Insbesondere f&#252;hren die von den Antragstellern geltend gemachten Erkrankungen nicht zum Vorliegen eines Abschiebungshindernisses.</p> <span class="absatzRechts">70</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragsteller geltend machen, der Antragsteller zu 2. sei Autist und auch im &#220;brigen auf Grund der zeitweiligen Obdachlosigkeit und der permanenten Ortswechsel verhaltensauff&#228;llig und traumatisiert, fehlt es an diesbez&#252;glichen aussagekr&#228;ftigen Belegen. &#196;rztliche/Psychiatrische Atteste oder anderweitige Unterlagen sind bislang von den Antragstellern nicht vorgelegt worden, so dass belastbare Anhaltspunkte f&#252;r eine &#8211; gegebenenfalls zu einem inlandsbezogenen Abschiebungshindernis nach &#167;&#160;60a Abs. 2 AufenthG f&#252;hrende &#8211; Reiseunf&#228;higkeit des Antragstellers zu 2. nicht vorliegen. Daran vermag auch das Schreiben des Arbeitskreises Asyl N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 14. Dezember 2018 nichts zu &#228;ndern. Denn es handelt sich dabei schon nicht um eine &#228;rztliche Bescheinigung, die den inhaltlichen Anforderungen des &#167; 60a Abs. 2c) AufenthG gerecht wird. Im &#220;brigen beruhen die dort gemachten Angaben im Wesentlichen auf Angaben der Antragstellerin zu 1. selbst oder der Beratungsstelle der Caritas in S.&#160;&#160;&#160; .</p> <span class="absatzRechts">71</span><p class="absatzLinks">Aus den gleichen Gr&#252;nden kann in Bezug auf den Antragsteller zu 2. auch das Vorliegen eines zielstaatsbezogenen Abschiebungshindernisses gem&#228;&#223; &#167; 60 Abs. 5 und Abs. 7 Satz&#160;1 AufenthG nicht festgestellt werden. Im &#220;brigen d&#252;rfte der Antragsteller zu 2. eine gegebenenfalls erforderliche medizinische Behandlung auch in Belgien erhalten.</p> <span class="absatzRechts">72</span><p class="absatzLinks">In Bezug auf die von der Antragstellerin zu 1. selbst geltend gemachten Erkrankungen kann das Vorliegen eines inlandsbezogenen Abschiebungshindernisses ebenfalls nicht festgestellt werden. Ein inlandsbezogenes Abschiebungshindernis in Form der Reiseunf&#228;higkeit liegt vor, wenn sich der Gesundheitszustand der Antragstellerin zu 1. unmittelbar durch die Abschiebung oder als unmittelbare Folge davon voraussichtlich wesentlich verschlechtern wird. Bei einer &#8211; hier vornehmlich in Betracht kommenden &#8211; psychischen Erkrankung ist davon im Wesentlichen dann auszugehen, wenn im Rahmen einer Abschiebung die ernsthafte Gefahr einer Selbstt&#246;tung droht, der dar&#252;ber hinaus auch nicht durch &#228;rztliche Hilfen oder in sonstiger Weise, etwa durch vorbeugende Ma&#223;nahmen nach dem Gesetz &#252;ber Hilfen und Schutzma&#223;nahmen bei psychischen Krankheiten (PsychKG) &#8211; wie z.B. der vor&#252;bergehenden Unterbringung in einer geeigneten geschlossenen Einrichtung &#8211; begegnet werden kann.</p> <span class="absatzRechts">73</span><p class="absatzLinks">StRspr., vgl. OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 24. Februar 2006 - 18 A 916/05 -, juris, Rdn. 16, vom 27.&#160;Juli 2006 - 18 B 586/06 -, juris, Rdn. 26, vom 17. Februar 2006 - 18 B 52/06 -, juris, Rdn. 8, vom 29. November 2010 - 18 B 910/10 -, juris, Rdn. 15 und vom 28. Dezember 2010 - 18 B 1599/10 -, juris, Rdn. 16.</p> <span class="absatzRechts">74</span><p class="absatzLinks">Entsprechende Umst&#228;nde sind nicht vorgetragen und auch den vorgelegten &#228;rztlichen Unterlagen nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">75</span><p class="absatzLinks">Soweit die Antragstellerin zu 1. zum Nachweis ihrer Erkrankungen einen Bericht von Dr. med. N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 13.&#160;Dezember 2017, einen Bericht des N2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -Hospitals in F.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 6.&#160;Februar 2018 und jeweils ein Nerven&#228;rztliches Attest und einen Bericht von X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 22.&#160;Februar 2018 vorgelegt hat, sind diese Unterlagen schon auf Grund ihres Alters nicht (mehr) geeignet, den Nachweis &#252;ber eine aktuell bestehende Reiseunf&#228;higkeit der Antragstellerin zu 1. zu erbringen.</p> <span class="absatzRechts">76</span><p class="absatzLinks">Aus den oben genannten Gr&#252;nden gilt dies auch f&#252;r das Schreiben des Arbeitskreises Asyl N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 14.&#160;Dezember 2018.</p> <span class="absatzRechts">77</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet dessen geht aus den vorgelegten &#228;rztlichen Unterlagen aber auch nicht hervor, dass der Antragstellerin zu 1. im Rahmen einer Abschiebung die ernsthafte Gefahr einer Selbstt&#246;tung droht.</p> <span class="absatzRechts">78</span><p class="absatzLinks">Ausweislich des Berichts von Dr. med. N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 13. Dezember 2017 seien bei der Antragstellerin zu 1. eine schwere depressive Episode, eine generalisierende Angsterkrankung, eine Anpassungsst&#246;rung, eine nichtorganische Insomnie, das Auftreten von Albtr&#228;umen, eine Neurasthenie und Bronchial-Asthma diagnostiziert worden. Die Medikation bestehe aus Citalopram und Mirtazapin. Eine R&#252;ckkehr in den Irak sei eine sichere Verschlimmerung f&#252;r die Antragstellerin zu 1., da sie dort sozial ge&#228;chtet und in den Tod getrieben werde. Auch die eigene psychische Verfassung verbiete eine R&#252;ckkehr, weil die Angst und der innere Druck sehr stark wirkten und insofern ein Reisehindernis darstellten. Die Antragstellerin zu 1. sei daher krankheitsbedingt nicht reisef&#228;hig.</p> <span class="absatzRechts">79</span><p class="absatzLinks">Aus dem Bericht des N2.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; -Hospitals vom 6. Februar 2018 geht zudem hervor, dass bei der Antragstellerin zu 1. ein exazerbiertes Asthma bronchiale sowie eine Panikattacke bei den im Arztbericht vom 13. Dezember 2017 bekannten Vorerkrankungen diagnostiziert worden sei. Sie sei vom 4. bis 6. Februar 2018 station&#228;r behandelt und im Verlauf beschwerdeverbessert entlassen worden.</p> <span class="absatzRechts">80</span><p class="absatzLinks">Dem Nerven&#228;rztlichen Attest und dem Arztbrief von X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; (jeweils vom 22.&#160;Februar 2018) ist zu entnehmen, dass die Antragsteller auf Grund ihrer aktuellen Verfassung nicht in der Lage seien, eine R&#252;ckkehr in den Irak durchzustehen. Im Falle einer Abschiebung nach Belgien drohe jedoch genau das. Die Antragstellerin zu 1. leide an einer Posttraumatischen Belastungsst&#246;rung und Depressionen. Die Therapie solle aus st&#252;tzenden Gespr&#228;chen bestehen; die Medikation werde fortgesetzt. Bei Bedarf k&#246;nne die Antragstellerin zu 1. auch Alprazolam nehmen. Eine R&#252;ckkehr werde unter den derzeitigen ungekl&#228;rten Bedingungen und wegen der Gef&#228;hrdung im Heimatland sowie angesichts der bestehenden depressiven Erkrankung nicht f&#252;r zumutbar gehalten.</p> <span class="absatzRechts">81</span><p class="absatzLinks">Im Schreiben des Arbeitskreises Asyl N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 14. Dezember 2018 hei&#223;t es schlie&#223;lich, der Zustand der Antragstellerin zu 1. sei sehr besorgniserregend. Sie habe in Gespr&#228;chen mehrfach Suizidabsichten ge&#228;u&#223;ert und nehme starke Medikamente zur Beruhigung. Bei einer Untersuchung sei bei ihr Diabetes diagnostiziert worden, die auf Grund der starken Medikamente derzeit nicht behandelt werden k&#246;nne. Die Antragstellerin zu 1. berichte von st&#228;ndig wiederkehrenden Alptr&#228;umen und von ihrer Todesangst, in den Irak zur&#252;ck zu m&#252;ssen. Bei der Antragstellerin zu 1. bestehe dringender Behandlungsbedarf. Eine erneute Abschiebung nach Belgien, die mit der Panik vor einer Kettenabschiebung in den Irak verbunden sei, werde die Situation weiter verschlimmern.</p> <span class="absatzRechts">82</span><p class="absatzLinks">Der Einzelrichter hat auf Grundlage dieser Unterlagen nicht die &#220;berzeugungsgewissheit gewonnen, dass die Antragstellerin zu 1. im Falle der &#220;berstellung nach Belgien mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit eine suizidale Krise erleiden wird, die ein inlandsbezogenes Vollzugshindernis darstellt.</p> <span class="absatzRechts">83</span><p class="absatzLinks">Es liegen keine Anhaltspunkte f&#252;r eine anhaltende, auch gegenw&#228;rtig bestehende akute Suizidalit&#228;t vor. Soweit es in dem Bericht von Dr. med. N1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; hei&#223;t, die Antragstellerin zu 1. werde im Irak sozial ge&#228;chtet und in den Tod getrieben, bezieht sich diese Einsch&#228;tzung zum einen ersichtlich nicht auf die hier in Rede stehende &#220;berstellung nach Belgien. Zum anderen ist nicht erkennbar, auf Grund welcher Erkenntnisse Dr. K.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; zu dieser Einsch&#228;tzung gelangt ist.</p> <span class="absatzRechts">84</span><p class="absatzLinks">Soweit Herr X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; F1.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in seinen Attesten und Berichten angibt, er halte eine R&#252;ckkehr der Antragstellerin zu 1. nach Belgien f&#252;r unzumutbar, geht daraus nicht hervor, welche gesundheitlichen Folgen eine &#220;berstellung konkret f&#252;r die Antragstellerin zu 1. haben w&#252;rde. Jedenfalls l&#228;sst sich dem nicht entnehmen, dass die Antragstellerin zu 1. in diesem Fall eine suizidale Krise erleiden w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">85</span><p class="absatzLinks">Sollte die Antragstellerin zu 1. tats&#228;chlich Suizidgedanken ge&#228;u&#223;ert haben, rechtfertigt die zeitlich begrenzte blo&#223;e Hinwendung zu Selbstt&#246;tungsgedanken ohne das Hinzutreten &#228;u&#223;erer damit im Zusammenhang stehender Anzeichen einer Gesundheitsverschlechterung wie Verletzungshandlungen, k&#246;rperlichem Verfall oder vegetativen Auff&#228;lligkeiten die Annahme einer besonders intensiven Gesundheitsverletzung nicht. Charakteristisch f&#252;r derartige Ank&#252;ndigungen ist, dass damit die M&#246;glichkeit der Umsetzung einer Selbstt&#246;tung erst ins Blickfeld des Adressaten r&#252;ckt und dies in der Regel auch bewusst veranlasst wird. Mangels zuverl&#228;ssiger &#220;berpr&#252;fbarkeit der dahinterstehenden Motivation und Ernsthaftigkeit muss schon die &#196;u&#223;erung als solche regelm&#228;&#223;ig zu der Bewertung f&#252;hren, dass suizidale Handlungen nicht ausgeschlossen werden k&#246;nnen, was gleichbedeutend damit ist, dass die M&#246;glichkeit einer Selbstt&#246;tung besteht. In gleichem Ma&#223;e besteht diese M&#246;glichkeit aber bei demjenigen, der entsprechende Gedanken hat, diese aber nicht &#228;u&#223;ert. Die &#196;u&#223;erung hat deswegen isoliert betrachtet wenig Aussagekraft. Die daraus allenfalls ableitbare M&#246;glichkeit suizidaler Handlungen kann sich nur bei Hinzutreten weiterer Indizien zu einer beachtlichen Wahrscheinlichkeit verdichten.</p> <span class="absatzRechts">86</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Urteil vom 27. Januar 2015 - 13 A 1201/12.A -, juris Rdn. 44 (f&#252;r eine Gefahr im Sinne des &#167; 60 Abs. 7 AufenthG).</p> <span class="absatzRechts">87</span><p class="absatzLinks">Daran fehlt es hier. Soweit dem Schreiben des Arbeitskreises Asyl N.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 14.&#160;Dezember 2018 und der Medizinischen Dokumentation durch die ZUE L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; vom 21.&#160;November 2017 (Bl. 75 der Bundesamtsakte zum Az. 7673292) zu entnehmen ist, dass die Antragstellerin zu 1. mehrfach Suizidgedanken ge&#228;u&#223;ert habe, ist dies zum einen nicht substantiiert genug und gen&#252;gt zum anderen aus den oben genannten Gr&#252;nden nicht, um daraus auf die beachtliche Wahrscheinlichkeit einer Selbstt&#246;tung im Falle einer &#220;berstellung nach Belgien schlie&#223;en zu k&#246;nnen. Anhaltspunkte f&#252;r eine Abkehr von &#8222;blo&#223;en&#8220; Suizidideen hin zur konkreten Ausf&#252;hrung liegen n&#228;mlich nicht vor.</p> <span class="absatzRechts">88</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich ist davon auszugehen, dass einer gegebenenfalls bestehenden Gefahr der Selbstt&#246;tung jedenfalls durch &#228;rztliche Hilfen oder durch vor&#252;bergehende Unterbringung in einer geeigneten geschlossenen Einrichtung begegnet werde k&#246;nnte.</p> <span class="absatzRechts">89</span><p class="absatzLinks">Ungeachtet der vorstehenden Erw&#228;gungen steht es den Antragstellern offen, etwaige gesundheitliche Probleme gegen&#252;ber den belgischen Beh&#246;rden geltend zu machen.</p> <span class="absatzRechts">90</span><p class="absatzLinks">Sonstige Gr&#252;nde f&#252;r ein &#220;berwiegen des Interesses der Antragsteller, von der Vollziehung der Ma&#223;nahme vorl&#228;ufig verschont zu bleiben, gegen&#252;ber dem &#246;ffentlichen Vollzugsinteresse sind nicht erkennbar.</p> <span class="absatzRechts">91</span><p class="absatzLinks">II.</p> <span class="absatzRechts">92</span><p class="absatzLinks">Der Hilfsantrag hat ebenfalls keinen Erfolg. Er ist zul&#228;ssig, aber unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">93</span><p class="absatzLinks">Nach &#167; 123 Abs. 1 VwGO kann das Verwaltungsgericht eine einstweilige Anordnung zur Regelung eines vorl&#228;ufigen Zustandes in Bezug auf ein streitiges Rechtsverh&#228;ltnis treffen, wenn diese Regelung zur Abwendung wesentlicher Nachteile n&#246;tig erscheint. Voraussetzung ist, dass die Antragsteller die Eilbed&#252;rftigkeit (Anordnungsgrund) und ein Recht auf das begehrte Verwaltungshandeln (Anordnungsanspruch) glaubhaft machen (&#167;&#160;123 Abs. 3 VwGO i.V.m. &#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 ZPO).</p> <span class="absatzRechts">94</span><p class="absatzLinks">Ausgehend davon, dass die Abschiebung ein Einreise- und Aufenthaltsverbot gem&#228;&#223; &#167; 11 Abs. 1 AufenthG ausl&#246;st,</p> <span class="absatzRechts">95</span><p class="absatzLinks">vgl. BVerwG, Urteil vom 17. September 2015 - BVerwG 1 C 26.14 -, juris Rn. 27,</p> <span class="absatzRechts">96</span><p class="absatzLinks">haben die Antragsteller zwar einen Anordnungsgrund glaubhaft gemacht. Dass den Antragstellern ein Einreise- und Aufenthaltsverbot gem&#228;&#223; &#167;&#160;11 Abs.&#160;1 AufenthG entgegengehalten werden kann, ist hier ohne Hinzutreten eventueller konkreter Auswirkungen auf ihren Einzelfall als wesentlicher Nachteil im Sinne des &#167;&#160;123 Abs.&#160;3 Satz&#160;2 VwGO anzusehen.</p> <span class="absatzRechts">97</span><p class="absatzLinks">Die Antragsteller haben jedoch keinen Anordnungsanspruch glaubhaft gemacht. Die streitgegenst&#228;ndliche Entscheidung &#252;ber die Befristung des gesetzlichen Einreise- und Aufenthaltsverbots ist nach gegenw&#228;rtigem Sach- und Streitstand rechtlich nicht zu beanstanden. Die Antragsteller haben weder einen Anspruch auf eine k&#252;rzere Befristung noch ist ihr Anspruch auf ermessensfehlerfreie Entscheidung &#252;ber die Befristung verletzt.</p> <span class="absatzRechts">98</span><p class="absatzLinks">Bei der Entscheidung &#252;ber die Befristung des Einreise- und Aufenthaltsverbots gem&#228;&#223; &#167;&#160;11 Abs.&#160;1 AufenthG, die von Amts wegen zu erfolgen hat (&#167;&#160;11 Abs.&#160;2 Satz&#160;1 AufenthG) handelt es sich um eine Ermessensentscheidung, &#167;&#160;11 Abs.&#160;3 Satz&#160;1 AufenthG. Diese ist gerichtlich nur eingeschr&#228;nkt &#252;berpr&#252;fbar, n&#228;mlich nur darauf, ob die Beh&#246;rde das Ermessen in seiner Reichweite erkannt, ihre Erw&#228;gungen am Zweck der Ermessenserm&#228;chtigung ausgerichtet und die gesetzlichen Grenzen ihres Ermessens nicht &#252;berschritten hat, &#167;&#160;114 Satz 1 VwGO, &#167;&#160;40 VwVfG.</p> <span class="absatzRechts">99</span><p class="absatzLinks">Nach diesen Ma&#223;st&#228;ben begegnet die Befristungsentscheidung des Bundesamtes keinen rechtlichen Bedenken. Mit einer Befristung auf 24 Monate ab dem Tag der Abschiebung hat das Bundesamt die Reichweite seines Ermessens nicht &#252;berschritten. Aus der Begr&#252;ndung ist zudem erkennbar, dass es seine Erw&#228;gungen am Zweck der Ermessenserm&#228;chtigung ausgerichtet hat, indem es das &#246;ffentliche Interesse an dem Verbot einer kurzfristigen Wiedereinreise der Antragsteller mit deren Interesse an einer erneuten Einreise in das Bundesgebiet abgewogen hat. Schlie&#223;lich ist auch nichts daf&#252;r ersichtlich, dass das Bundesamt diese Abw&#228;gung auf der Grundlage eines falschen Sachverhalts vorgenommen h&#228;tte oder sich der entscheidungserhebliche Sachverhalt nachtr&#228;glich in einer Weise ver&#228;ndert h&#228;tte, die eine Erg&#228;nzung der Ermessensaus&#252;bung erfordern w&#252;rde.</p> <span class="absatzRechts">100</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs. 1 VwGO. Gerichtskosten werden gem&#228;&#223; &#167;&#167;&#160;83b, 83c AsylG nicht erhoben. Der Gegenstandswert ergibt sich aus &#167; 30 Abs. 1 Rechtsanwaltsverg&#252;tungsgesetz.</p> <span class="absatzRechts">101</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar, &#167; 80 AsylG.</p>
171,229
ovgnrw-2019-01-22-6-b-142218
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6 B 1422/18
2019-01-22T00:00:00
2019-01-29T12:50:19
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0122.6B1422.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Beschwerde wird zur&#252;ckgewiesen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Beschwerdeverfahrens mit Ausnahme der au&#223;ergerichtlichen Kosten der Beigeladenen, die diese selbst tr&#228;gt.</p> <p>Der Streitwert wird auch f&#252;r das Beschwerdeverfahren auf die Wertstufe bis 16.000,00 Euro festgesetzt.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">G r &#252; n d e :</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde hat keinen Erfolg. Das Beschwerdevorbringen, auf dessen Pr&#252;fung sich der Senat gem&#228;&#223; &#167; 146 Abs. 4 Satz 6 VwGO zu beschr&#228;nken hat, rechtfertigt die begehrte Ab&#228;nderung des angefochtenen Beschlusses nicht.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den Antrag abgelehnt, dem Antragsgegner im Wege der einstweiligen Anordnung zu untersagen, die im Justizministerialblatt NRW 2017 Nr. 7 ausgeschriebene Stelle eines Regierungsdirektors/einer Regierungsdirektorin als Leiter/Leiterin des psychologischen Dienstes bei der Justizvollzugsanstalt T.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; mit der Beigeladenen zu besetzen, solange nicht &#252;ber die Bewerbung des Antragstellers unter Beachtung der Rechtsauffassung des Gerichts erneut entschieden worden ist. Zur Begr&#252;ndung hat es ausgef&#252;hrt, der Antragsteller habe die tats&#228;chlichen Voraussetzungen eines Anordnungsanspruchs nicht glaubhaft gemacht (&#167; 123 Abs. 1 und 3 VwGO i. V. m. &#167;&#167; 920 Abs. 2, 294 ZPO). Die zugunsten der Beigeladenen getroffene Auswahlentscheidung verletze seinen Bewerbungsverfahrensanspruch aus Art. 33 Abs.&#160;2 GG nicht. Die der Entscheidung zu Grunde liegenden Anlassbeurteilungen des Antragstellers vom 8. Dezember 2017 und der Beigeladenen vom 8.&#160;Januar 2018 seien rechtlich nicht zu beanstanden. Aus einem Vergleich dieser Beurteilungen ergebe sich ein Leistungsvorsprung der Beigeladenen.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">1. Bez&#252;glich der Anlassbeurteilung des Antragstellers hat es weiter ausgef&#252;hrt, der Beurteiler C.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; sei von einem zutreffenden Sachverhalt ausgegangen. In der Aufgabenbeschreibung komme klar zum Ausdruck, dass der Antragsteller bei Abwesenheit der Leiterin des psychologischen Dienstes Ansprechpartner f&#252;r die Belange desselben sei. Da dem Antragsteller selbst im Falle der Abwesenheit der Leiterin des psychologischen Dienstes keine Leitungsaufgaben obl&#228;gen, &#252;be er auch faktisch die Funktion eines stellvertretenden Leiters des psychologischen Dienstes nicht aus. Dementsprechend sei der Beurteiler nicht gehalten gewesen, die Kriterien &#8222;F&#252;hrungsverhalten&#8220; und &#8222;F&#252;hrungskompetenz&#8220; zu bewerten. Es komme auch nicht entscheidend darauf an, ob in einigen anderen Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen ein stellvertretender Leiter des psychologischen Dienstes f&#246;rmlich bestellt worden sei. Ma&#223;geblich f&#252;r die hier streitbefangene dienstliche Beurteilung des Antragstellers sei einzig die von ihm konkret ausge&#252;bte Funktion, welche nicht der eines stellvertretenden Leiters des psychologischen Dienstes entspreche.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Auch bez&#252;glich seiner T&#228;tigkeit als Verantwortlicher vom Dienst seit September 2015 liege der Beurteilung ein zutreffender Sachverhalt zugrunde. Daf&#252;r, dass der Beurteiler die T&#228;tigkeit nicht hinreichend ber&#252;cksichtigt habe, sei weder etwas Konkretes dargelegt noch sonst ersichtlich. Eine F&#252;hrungsaufgabe habe der Antragsteller dadurch ebenfalls nicht wahrgenommen.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ferner seien auch keine allgemein g&#252;ltigen Wertma&#223;st&#228;be verkannt worden. Es best&#252;nden insbesondere keine rechtlichen Bedenken gegen die Bewertung des Grades der Bef&#246;rderungseignung (&#8222;besonders gut geeignet unterer Bereich&#8220;). Unzutreffend sei die Annahme des Antragstellers, eine &#252;ber die erfolgte Begr&#252;ndung des Beurteilers hinausgehende Begr&#252;ndung des Grades der Bef&#246;rderungseignung sei erforderlich. Die AV des JM vom 1. Februar 2013 - 2000 - Z. 155 - (JMBl. NRW S. 32) in der vorliegend anzuwenden Fassung vom 6. April 2016 - 2000 - Z. 155 - (JMBl. NRW S.&#160;130) - im Folgenden: BRL) schreibe eine gesonderte Begr&#252;ndung des Grades der Bef&#246;rderungseignung nicht zwingend vor. Es gen&#252;ge vielmehr, dass die Bildung der Gesamtnote (vgl. Nr. 4.6 BRL) begr&#252;ndet werde. Die Gesamtnote sei vorliegend plausibel und hinreichend begr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Der Beurteiler habe auch keine sachwidrigen Erw&#228;gungen angestellt. Soweit der Antragsteller auf ein Gespr&#228;ch mit ihm verweise und vorbringe, dieser habe sinngem&#228;&#223; gesagt, dass &#8222;alle drei Jahre h&#246;chstens eine Erh&#246;hung um einen Notenpunkt m&#246;glich sei&#8220;, sei dies ausweislich der schriftlichen Stellungnahme des Beurteilers vom 21. Juli 2017 dahingehend zu verstehen, dass im Fall des Antragstellers voraussichtlich eine Anhebung der Gesamtnote von dem &#252;berbeurteilenden Ministerium der Justiz wohl nicht mitgetragen werde. Dieser Aussage lasse sich somit gerade nicht entnehmen, dass der Beurteiler entgegen seiner eigenen &#220;berzeugung die Anhebung der Gesamtnote unterlassen habe. Aus dem in der Begr&#252;ndung der Gesamtnote enthaltenen Satz, der Antragsteller habe seine positive Leistungsentwicklung seit der letzten Regelbeurteilung kontinuierlich fortsetzen k&#246;nnen, ergebe sich nicht zwingend, dass auch eine bessere Gesamtnote vergeben werden m&#252;sse.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Diese Erw&#228;gungen werden mit dem Beschwerdevorbringen nicht durchgreifend in Frage gestellt.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller macht geltend, ihm gelinge es aufgrund seiner Pers&#246;nlichkeit, Mitarbeiter wirkungsvoll zu f&#246;rdern und zu fordern sowie eng vernetzt mit den Leitungskr&#228;ften zusammenzuarbeiten. Die &#8222;F&#246;rderung und Forderung von Mitarbeitern = F&#252;hrung&#8220; h&#228;tte einer &#8222;vergleichenden Bewertung&#8220; zugef&#252;hrt werden k&#246;nnen und m&#252;ssen. Der Antragsteller l&#228;sst insoweit au&#223;er Acht, dass eine Bewertung des Leistungsmerkmals &#8222;F&#252;hrungsverhalten&#8220; bzw. des Bef&#228;higungsmerkmals &#8222;F&#252;hrungskompetenz&#8220; im Rahmen seiner dienstlichen Beurteilung voraussetzt, dass er im Beurteilungszeitraum F&#252;hrungsaufgaben wahrgenommen hat. Der Annahme des Verwaltungsgerichts, dies sei nicht der Fall, setzt die Beschwerde nichts Durchgreifendes entgegen. Sie l&#228;sst bereits jedwede Auseinandersetzung mit den vom Verwaltungsgericht insoweit angef&#252;hrten Gr&#252;nden vermissen.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde weist erneut darauf hin, dass die Vergabe der Funktion des stellvertretenden Leiters des psychologischen Dienstes nicht landesweit einheitlich gehandhabt werde und es Justizvollzugsanstalten gebe, in denen ein stellvertretender Leiter des psychologischen Dienstes bestellt sei. Sie setzt sich jedoch nicht mit den Ausf&#252;hrungen des Verwaltungsgerichts dazu auseinander, aus welchem Grund dem Einwand keine entscheidende Bedeutung beizumessen ist.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Soweit der Antragsteller mutma&#223;t, die landesweite Anlegung eines gleichen Beurteilungsma&#223;stabs sei nicht erfolgt, entbehrt dies einer tragf&#228;higen Grundlage. Er f&#252;hrt insoweit an, im Parallelverfahren - gemeint ist ausweislich des im erstinstanzlichen Verfahren &#252;bersandten Schriftsatzes vom 31. Juli 2018 das Verfahren 19 L 1058/18 (VG K&#246;ln) - werde deutlich, dass die dortige Beigeladene einen &#8222;erheblichen Notensprung gemacht&#8220; habe, der &#8222;offenbar aufgrund der Anlegung eines strengeren Ma&#223;stabes&#8220; ihm &#8222;nicht erm&#246;glicht&#8220; worden sei. Es ist zwar zutreffend, dass deren den Zeitraum vom 1. Januar 2013 bis 28. Februar 2016 umfassende Regelbeurteilung vom 21. Juni 2017 mit der Gesamtnote &#8222;vollbefriedigend (11 Punkte)&#8220; und ihre den Zeitraum vom 1. M&#228;rz 2016 bis zum 15. April 2017 umfassende Anlassbeurteilung vom 21. Juni 2017 mit dem Gesamturteil &#8222;gut (13 Punkte)&#8220; endet. Die Beschwerde l&#228;sst jedoch unbeachtet, dass die Beurteilerin die Verbesserung der Gesamtnote ausdr&#252;cklich mit einer deutlichen Leistungssteigerung im Beurteilungszeitraum begr&#252;ndet hat. Im Rahmen der &#220;berbeurteilung ist diese Gesamtnote best&#228;tigt und erl&#228;uternd ausgef&#252;hrt worden: &#8222;Den in Bezug auf die einzelnen Leistungsmerkmale getroffenen tats&#228;chlichen Feststellungen und Wertungen wird mit Blick auf den eigenen Beurteilungsspielraum der Dienstvorgesetzten und den landeseinheitlichen Beurteilungsma&#223;stab nicht entgegengetreten. Bei der Beamtin handelt es sich um eine leistungsstarke, fachlich sehr versierte Person, die im Beurteilungszeitraum trotz der besonderen Belastungssituation (Doppelfunktion f&#252;r mehrere Monate) f&#252;r umfangreiche Ausarbeitungen (konzeptionelle T&#228;tigkeit f&#252;r die Sicherungsverwahrung) zust&#228;ndig war und dabei ihr Leistungsniveau weiter steigern konnte. Gegen die Vergabe von 2 zus&#228;tzlichen Leistungspunkten bestehen daher von hier keine Bedenken.&#8220; Vor diesem Hintergrund besteht kein Anhalt daf&#252;r, dass dieser Anlassbeurteilung nicht der landeseinheitliche Beurteilungsma&#223;stab bzw. ein weniger strenger Beurteilungsma&#223;stab als der streitbefangenen Anlassbeurteilung des Antragstellers zu Grunde gelegt worden ist.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg macht der Antragsteller in diesem Zusammenhang bez&#252;glich seiner Anlassbeurteilung weiter geltend, die &#8222;fehlende Notensteigerung&#8220; sei mit Blick auf den ersten Satz der Begr&#252;ndung seiner Gesamtnote nicht nachvollziehbar, wonach er seine positive Leistungsentwicklung seit der letzten Regelbeurteilung kontinuierlich habe fortsetzen k&#246;nnen. Dieser Umstand gebietet, wie bereits das Verwaltungsgericht ausgef&#252;hrt hat, indes nicht zwingend die Vergabe einer besseren Gesamtnote. Dass der Beurteiler der Leistungsentwicklung des Antragstellers - wie auch seinen T&#228;tigkeiten als Verantwortlicher vom Dienst und als Ansprechpartner f&#252;r die Belange des psychologischen Dienstes bei Abwesenheit der Leiterin - Rechnung getragen hat, ist der Beurteilung ohne Weiteres zu entnehmen. In Bezug auf die Leistungsentwicklung hat schon das Verwaltungsgericht zutreffend darauf hingewiesen, dass im Vergleich zu den beiden Vorbeurteilungen in der streitbefangenen Anlassbeurteilung ein Leistungs- und zwei Bef&#228;higungsmerkmale besser bewertet worden sind.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich verf&#228;ngt auch der Einwand des Antragstellers nicht, die Bewertung des &#8222;Grades der Bef&#246;rderungseignung&#8220; sei in seiner Anlassbeurteilung &#8222;nicht gem. den Ma&#223;gaben der Rechtsprechung hinreichend begr&#252;ndet&#8220;. Ausweislich des im erstinstanzlichen Verfahren &#252;bersandten Schriftsatzes vom 31. Juli 2018 bezieht sich der Antragsteller insoweit auf die neuere Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts zur Begr&#252;ndung des Gesamturteils bei im sog. Ankreuzverfahren erstellten dienstlichen Beurteilungen. Danach bedarf das Gesamturteil der dienstlichen Beurteilung, wenn das Beurteilungssystem - wie auch vorliegend - ein sog. Ankreuzverfahren f&#252;r vorgegebene Einzelbewertungen vorsieht, in der Regel einer Begr&#252;ndung. Es ist Sache des Dienstherrn festzulegen, welches Gewicht er den einzelnen Merkmalen einer dienstlichen Beurteilung zumessen will. Das abschlie&#223;ende Gesamturteil darf sich nicht auf die Bildung des arithmetischen Mittels aus den einzelnen Leistungsmerkmalen beschr&#228;nken. Vielmehr kommt im Gesamturteil die unterschiedliche Bedeutung der Einzelbewertungen durch ihre entsprechende Gewichtung zum Ausdruck. Das abschlie&#223;ende Gesamturteil ist danach durch eine W&#252;rdigung, Gewichtung und Abw&#228;gung der einzelnen bestenauswahlbezogenen Gesichtspunkte zu bilden. Diese Gewichtung bedarf bei im sog. Ankreuzverfahren erstellten dienstlichen Beurteilungen schon deshalb einer Begr&#252;ndung, weil nur so die Einhaltung gleicher Ma&#223;st&#228;be gew&#228;hrleistet und das Gesamturteil nachvollzogen und einer gerichtlichen &#220;berpr&#252;fung zugef&#252;hrt werden kann. Einer - ggf. kurzen - Begr&#252;ndung bedarf es insbesondere dann, wenn die Beurteilungsrichtlinien f&#252;r die Einzelbewertungen einerseits und f&#252;r das Gesamturteil andererseits unterschiedliche Bewertungsskalen vorsehen. Denn hier muss erl&#228;utert werden, wie sich die unterschiedlichen Bewertungsskalen zueinander verhalten und wie das Gesamturteil aus den Einzelbewertungen gebildet wurde. Im &#220;brigen sind die Anforderungen an die Begr&#252;ndung f&#252;r das Gesamturteil umso geringer, je einheitlicher das Leistungsbild bei den Einzelbewertungen ist. G&#228;nzlich entbehrlich ist eine Begr&#252;ndung f&#252;r das Gesamturteil jedoch nur dann, wenn im konkreten Fall eine andere Note nicht in Betracht kommt, weil sich die vergebene Note - vergleichbar einer Ermessensreduzierung auf Null - geradezu aufdr&#228;ngt.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteile vom 1. M&#228;rz 2018 - 2 A 10.17 -, ZBR 2018, 491 = juris Rn. 42 f., vom 2. M&#228;rz 2017</p> <span class="absatzRechts">15</span><p class="absatzLinks">- 2 C 21.16 -, BVerwGE 157, 366 = juris Rn. 62 ff., und vom 17. September 2015 - 2 C 27.14 -,</p> <span class="absatzRechts">16</span><p class="absatzLinks">BVerwGE 153, 48 = juris Rn. 32 ff.</p> <span class="absatzRechts">17</span><p class="absatzLinks">Die Annahme des Verwaltungsgerichts, die in der Anlassbeurteilung des Antragstellers enthaltene Begr&#252;ndung der Gesamtnote gen&#252;ge den vorstehenden Anforderungen, stellt die Beschwerde nicht in Frage.</p> <span class="absatzRechts">18</span><p class="absatzLinks">Die vorgenannten Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts verhalten sich indes nicht, wie die Beschwerde zu meinen scheint, zur Begr&#252;ndung der Bewertung des Grades der Bef&#246;rderungseignung/Verwendungseignung. Entsprechende Begr&#252;ndungsanforderungen ergeben sich auch nicht aus den BRL (vgl. insbesondere Nr. 4.7 BRL).</p> <span class="absatzRechts">19</span><p class="absatzLinks">Im &#220;brigen stellt die vom Beurteiler verfasste Begr&#252;ndung des Grades der Bef&#246;rderungseignung/Verwendungseignung entgegen der Behauptung der Beschwerde nicht nur auf die &#8222;bisherigen guten dienstlichen Leistungen&#8220; des Antragstellers ab. Der Beurteiler hat vielmehr ausgef&#252;hrt: &#8222;Herr X.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; ist bereit, Leitungsverantwortung innerhalb des psychologischen Dienstes zu &#252;bernehmen. Gemessen an dem Anforderungsprofil f&#252;r die Leiterin oder den Leiter des psychologischen Dienstes wird er aufgrund seiner bisherigen guten dienstlichen Leistungen und seiner Berufserfahrung, die er in unterschiedlichen Vollzugsformen und -einrichtungen sammeln konnte, den mit der &#220;bernahme der angestrebten Leitungsposition verbundenen Aufgaben voraussichtlich uneingeschr&#228;nkt gerecht werden.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">20</span><p class="absatzLinks">2. Bez&#252;glich der den Zeitraum vom 1. M&#228;rz 2016 bis 15. M&#228;rz 2017 erfassenden Anlassbeurteilung der Beigeladenen vom 8. Januar 2018 hat das Verwaltungsgericht, soweit mit Blick auf das Beschwerdevorbringen von Interesse, ausgef&#252;hrt, sie sei auch hinsichtlich des zeitlichen Abschnitts vom 1. M&#228;rz bis zum 3. April 2016 hinreichend plausibilisiert und weise keine Begr&#252;ndungsdefizite auf. F&#252;r diesen Abschnitt, in welchem die Beigeladene bei der Justizvollzugsanstalt H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; als Leiterin des dortigen psychologischen Dienstes t&#228;tig gewesen sei, sei entgegen der Auffassung des Antragstellers die Einholung eines gesonderten Beurteilungsbeitrags des damaligen unmittelbaren Dienstvorgesetzten nicht erforderlich gewesen. Schlie&#223;lich liege der Beurteilung auch ein vollst&#228;ndiger Sachverhalt zugrunde. Ihre T&#228;tigkeit im Zeitraum vom 1.&#160;M&#228;rz bis 3. April 2016 finde hierin ausdr&#252;cklich Beachtung und werde beispielsweise innerhalb der Aufgabenbeschreibung konkret benannt, hinsichtlich aller damit zusammenh&#228;ngenden Facetten ausf&#252;hrlich beschrieben und entsprechend bewertet.</p> <span class="absatzRechts">21</span><p class="absatzLinks">Die mit der Beschwerde gegen diese weiter begr&#252;ndeten Feststellungen des Verwaltungsgerichts erhobenen Einwendungen greifen ebenfalls nicht durch.</p> <span class="absatzRechts">22</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg macht der Antragsteller geltend, die Beurteilungszust&#228;ndigkeit f&#252;r die mit Wirkung vom 4. April 2016 von der Justizvollzugsanstalt H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; an das Justizministerium abgeordnete Beigeladene sei bei der Leiterin der Justizvollzugsanstalt H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; verblieben. Gem&#228;&#223; Nr. 5 Satz 1 BRL obliegt die dienstliche Beurteilung dem unmittelbaren Dienstvorgesetzten im Sinne des &#167; 1 Abs. 1 Satz 1 der Beamten- und Disziplinarzust&#228;ndigkeitsverordnung JM. Hiernach ist zust&#228;ndig f&#252;r richter- und beamtenrechtliche Entscheidungen &#252;ber die pers&#246;nlichen Angelegenheiten der Richter sowie der Beamten die Leitung des Gerichts, der Beh&#246;rde oder der Einrichtung, bei der der Beamte besch&#228;ftigt ist (dienstvorgesetzte Stelle), mithin unabh&#228;ngig davon, ob der Beamte dort dauerhaft oder (nur) aufgrund einer Abordnung t&#228;tig ist.</p> <span class="absatzRechts">23</span><p class="absatzLinks">Die Beschwerde geht fehl, wenn sie meint, die bisherige Dienstvorgesetzte der Beigeladenen, die Leiterin der Justizvollzugsanstalt H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; , sei auch nach der Abordnung der Beigeladenen weiterhin deren alleinige Dienstvorgesetzte. Vielmehr erh&#228;lt der Beamte in der Regel - und so auch hier die Beigeladene - durch die Abordnung einen neuen weiteren unmittelbaren Dienstvorgesetzten.</p> <span class="absatzRechts">24</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerwG, Urteil vom 4. Mai 1972 - II C 13.71 -, BVerwGE 40, 104 = juris Rn. 23.</p> <span class="absatzRechts">25</span><p class="absatzLinks">Eines f&#246;rmlichen Beurteilungsbeitrags der Leiterin der Justizvollzugsanstalt H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; f&#252;r den Zeitraum vom 1. M&#228;rz bis zum 3.&#160;April 2016 bedurfte es entgegen der Auffassung des Antragstellers nicht. Entsprechende Anforderungen ergeben sich weder aus den ma&#223;geblichen Beurteilungsrichtlinien noch aus allgemeinen Beurteilungsgrunds&#228;tzen. Es ist grunds&#228;tzlich dem Beurteiler &#252;berlassen, in welcher Weise er sich die erforderlichen Kenntnisse &#252;ber die Eignung, Bef&#228;higung und fachliche Leistung des zu beurteilenden Beamten verschafft.</p> <span class="absatzRechts">26</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 11. Dezember 2018 - 6 B 1386/18 -, juris Rn. 39, und Urteil vom 7. Juli 2015 - 6 A 360/14 -, ZBR 2016, 57 = juris Rn. 64 ff.</p> <span class="absatzRechts">27</span><p class="absatzLinks">Tragf&#228;hige Anhaltspunkte daf&#252;r, dass die Beurteilung der Beigeladenen ihre dienstliche T&#228;tigkeit im ma&#223;gebenden Beurteilungszeitraum entgegen der Auffassung des Verwaltungsgerichts nicht vollst&#228;ndig erfasst, sind dem Beschwerdevorbringen nicht zu entnehmen.</p> <span class="absatzRechts">28</span><p class="absatzLinks">3. Soweit das Verwaltungsgericht schlie&#223;lich ausgef&#252;hrt hat, aus dem Vergleich der aktuellen Anlassbeurteilungen ergebe sich ein Leistungsvorsprung der Beigeladenen, r&#252;gt die Beschwerde zwar zu Recht, dass das Verwaltungsgericht selbst einen Leistungsvergleich zwischen dem Antragsteller und der Beigeladenen vorgenommen und sich nicht auf eine &#220;berpr&#252;fung der Erw&#228;gungen beschr&#228;nkt hat, die der Antragsgegner f&#252;r seine Auswahlentscheidung angef&#252;hrt hat. Dies rechtfertigt es jedoch nicht, den angefochtenen Beschluss zu &#228;ndern. Denn auch das Beschwerdevorbringen gibt nichts Durchgreifendes daf&#252;r her, dass die Einsch&#228;tzung des Antragsgegners rechtlich zu beanstanden ist, die Beigeladene weise auf der Grundlage des anhand ihrer Anlassbeurteilung vom 8. Januar 2018 sowie der Anlassbeurteilung des Antragstellers vom 8. Dezember 2017 vorgenommenen Vergleichs einen Qualifikationsvorsprung vor dem Antragsteller auf.</p> <span class="absatzRechts">29</span><p class="absatzLinks">Beziehen sich die Beurteilungen der konkurrierenden Bewerber - wie hier - auf unterschiedliche Status&#228;mter, geht die Rechtsprechung von dem Grundsatz aus, dass bei formal gleichlautenden Gesamturteilen die Beurteilung des Beamten im h&#246;heren Statusamt grunds&#228;tzlich besser ist als diejenige des f&#252;r ein niedrigeres Statusamt beurteilten Konkurrenten. Das beruht auf der &#220;berlegung, dass der Ma&#223;stab f&#252;r die dienstlichen Anforderungen regelm&#228;&#223;ig im Blick auf das innegehabte Amt im statusrechtlichen Sinne zu bestimmen ist und dass mit einem verliehenen h&#246;heren Statusamt im Allgemeinen gegen&#252;ber dem zuvor innegehabten niedrigeren Statusamt gesteigerte Anforderungen und ein gr&#246;&#223;eres Ma&#223; an Verantwortung verbunden sind.</p> <span class="absatzRechts">30</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschl&#252;sse vom 4. Juli 2018 - 2 BvR 1207/18 -, NVwZ-RR 2018, 833 = juris Rn. 10, vom 17. Februar 2017 - 2 BvR 1558/16 -, NVwZ 2017, 1133 = juris Rn. 21, vom 11. Mai 2011 - 2 BvR 764/11 -, NVwZ 2011, 1191 = juris Rn. 11, und vom 20. M&#228;rz 2007 - 2 BvR 2470/06 -, NVwZ 2007, 691 = juris Rn. 15 f.; OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 7. Januar 2019 - 1 B 1792/18 -, juris Rn. 11, und vom 16.&#160;Oktober 2017 - 6 B 685/17 -, NWVBl. 2018, 110 = juris Rn. 16 f., jeweils mit weiteren Nachweisen.</p> <span class="absatzRechts">31</span><p class="absatzLinks">Die den formulierten Grundsatz tragende Erw&#228;gung (gesteigerte Anforderungen und h&#246;heres Ma&#223; an Verantwortung im h&#246;heren Statusamt) darf allerdings nicht schematisch auf jeden Fall der Bef&#246;rderungskonkurrenz zwischen zwei formal gleich beurteilten Beamten unterschiedlicher Status&#228;mter angewendet werden. Vielmehr sind bei der Herstellung der Vergleichbarkeit weitere Kriterien zu ber&#252;cksichtigen, sofern die besonders gelagerten Umst&#228;nde des Einzelfalls dies ausnahmsweise gebieten.</p> <span class="absatzRechts">32</span><p class="absatzLinks">Vgl. BVerfG, Beschl&#252;sse vom 4.&#160;Juli 2018 - 2 BvR 1207/18 -, a. a. O., Rn. 11, und vom 11.&#160;Mai 2011</p> <span class="absatzRechts">33</span><p class="absatzLinks">- 2 BvR 764/11 -, a. a. O., Rn. 11; OVG NRW, Beschl&#252;sse vom 7. Januar 2019 - 1 B 1792/18 -, a.&#160;a.&#160;O., Rn. 14, und vom 16.&#160;Oktober 2017 - 6 B 685/17 -, a. a. O., Rn. 18.</p> <span class="absatzRechts">34</span><p class="absatzLinks">Eine Fallgestaltung, in der Kriterien wie etwa der berufliche Werdegang zu ber&#252;cksichtigen sein k&#246;nnen, sofern die besonders gelagerten Umst&#228;nde des Einzelfalls dies ausnahmsweise gebieten, ist in der Rechtsprechung namentlich in Betracht gezogen worden, wenn Richter und in Ministerien t&#228;tige Beamte um gerichtliche Leitungspositionen konkurrieren. In diesen F&#228;llen besteht die Besonderheit, dass die von den Konkurrenten wahrgenommenen &#196;mter im statusrechtlichen Sinne nicht in einer Bef&#246;rderungshierarchie zueinander stehen. Das zeigt sich nicht nur an deren Zuordnung zu verschiedenen Besoldungsordnungen. Vielmehr geh&#246;ren die konkreten &#196;mter zu unterschiedlichen Bereichen staatlicher Aufgabenwahrnehmung und weisen entsprechend deutlich voneinander abweichende T&#228;tigkeitsschwerpunkte auf. Die von den Amtsinhabern auf ihren Stellen gezeigten Leistungen sind deshalb nicht ohne weiteres miteinander vergleichbar. Dann kann aber auch der Grundsatz des h&#246;heren Gewichts einer im h&#246;heren Statusamt erhaltenen dienstlichen Beurteilung nicht uneingeschr&#228;nkt Geltung beanspruchen.</p> <span class="absatzRechts">35</span><p class="absatzLinks">Etwa Bay. VGH, Beschluss vom 24. April 2017 &#8209;&#160;3&#160;CE 17.434 -, RiA 2017, 230 = juris Rn. 46 f. m. w. N.; OVG NRW, Beschluss vom 21. November 2005 &#8209;&#160;1 B 1202/05 -, NWVBl 2006, 189 = juris Rn. 10 ff.</p> <span class="absatzRechts">36</span><p class="absatzLinks">Eine solche Fallkonstellation lag auch dem Nichtannahmebeschluss des BVerfG vom 4. Juli 2018&#160;- 2 BvR 1207/18&#160;- zugrunde, auf den die Beschwerde verweist. Darin konkurrierten - unter anderem - der Pr&#228;sident eines Landgerichts (R 5) und eine beamtete Staatssekret&#228;rin (B 9) im Justizministerium - also eine politische Beamtin - um ein gerichtliches Leitungsamt, was in besonderer Weise die Frage der Vergleichbarkeit der in unterschiedlichen Status&#228;mtern erteilten Beurteilungen und die Bedeutung des jeweiligen beruflichen Werdegangs aufwirft.</p> <span class="absatzRechts">37</span><p class="absatzLinks">Vgl. hierzu mit beachtlichen Erw&#228;gungen Neuh&#228;user, NVwZ 2018, 1745 (1749 ff.).</p> <span class="absatzRechts">38</span><p class="absatzLinks">Zudem wurden in jenem Fall &#8222;offensichtlich fragw&#252;rdige Besetzungsumst&#228;nde vorgebracht - hier: Zustimmung der alten Landesregierung zur Ernennung der Konkurrentin am letzten Tag vor dem Regierungswechsel und Versetzung der Konkurrentin in den einstweiligen Ruhestand mit der Folge ihrer anschlie&#223;enden Verwendung im Amt einer Richterin am Oberlandesgericht (Besoldungsgruppe R 2) durch die neue Landesregierung am Folgetag&#8220;. Das BVerfG hat im &#220;brigen - gleichwohl - die Verfassungsbeschwerde des unterlegenen Konkurrenten nicht zur Entscheidung angenommen.</p> <span class="absatzRechts">39</span><p class="absatzLinks">Vgl. Beschluss vom 4. Juli 2018 - 2 BvR 1207/18 -, a.&#160;a.&#160;O., Rn. 2 ff. (Sachverhalt) sowie Rn. 12 f.</p> <span class="absatzRechts">40</span><p class="absatzLinks">Die gerichtliche Nachpr&#252;fung der gewichtenden Entscheidung der Auswahlbeh&#246;rde &#252;ber die Bedeutung des Statusunterschieds im konkreten Fall hat an die oben genannten allgemeinen Grunds&#228;tze anzuschlie&#223;en und umfasst die Pr&#252;fung, ob der Dienstherr von einem unrichtigen Sachverhalt ausgegangen ist, den beamten- und verfassungsrechtlichen Rahmen verkannt, allgemein g&#252;ltige Wertma&#223;st&#228;be nicht beachtet oder sachfremde Erw&#228;gungen angestellt hat.</p> <span class="absatzRechts">41</span><p class="absatzLinks">So BVerfG, Beschluss vom 4. Juli 2018 - 2 BvR 1207/18 -, a. a. O., Rn. 12; OVG NRW, Beschluss vom 7. Januar 2019 - 1 B 1792/18 -, a. a. O., Rn. 21.</p> <span class="absatzRechts">42</span><p class="absatzLinks">Ausgehend vom Vorstehenden zeigt das Beschwerdevorbringen nicht auf, dass der in Rede stehenden Auswahlerw&#228;gung ein Rechtsfehler der vorgenannten Art anhaftet. Erst recht ergibt sich aus dem Vortrag nicht, dass der Antragsgegner gehalten gewesen w&#228;re, beim Vergleich der Gesamturteile der dienstlichen Beurteilungen im Ergebnis von einem Leistungsgleichstand des Antragstellers und der Beigeladenen auszugehen.</p> <span class="absatzRechts">43</span><p class="absatzLinks">Der Antragsgegner hat in seinem Auswahlvermerk vom 16. Mai 2018 festgestellt, dass die Anlassbeurteilungen u. a. des Antragstellers und der Beigeladenen mit demselben Gesamturteil (&#8222;gut - 13 Punkte&#8220;) enden. Weiter hat er ausgef&#252;hrt:</p> <span class="absatzRechts">44</span><p class="absatzLinks">&#8222;Allerdings hat Regierungsdirektorin Mathes das h&#246;here Statusamt inne, so dass sich f&#252;r sie ein eindeutiger Qualifikationsvorsprung ergibt. Dahinter m&#252;ssen die &#252;brigen Beamten zur&#252;ckstehen.</p> <span class="absatzRechts">45</span><p class="absatzLinks">Andere leistungs- oder eignungsbezogene Aspekte, die geeignet w&#228;ren, den sich aus Leistungs- und Eignungsgr&#252;nden ergebenden Vorsprung der Bewerberin Mathes auszugleichen, sind nicht erkennbar. Vielmehr erf&#252;llt sie - auch die als w&#252;nschenswert bezeichneten Vorkenntnisse der aufsichtsbeh&#246;rdlichen Erfahrung und Personalf&#252;hrungskenntnisse - vollumf&#228;nglich, die die &#252;brigen Bewerber/innen lediglich zum Teil bzw. gar nicht erf&#252;llen.&#8220;</p> <span class="absatzRechts">46</span><p class="absatzLinks">Ausweislich des Vermerks ist der Antragsgegner dem o. g. Grundsatz vom gr&#246;&#223;eren Gewicht der dienstlichen Beurteilung im h&#246;heren Statusamt gefolgt. Er hat in den Blick genommen, dass die Anlassbeurteilung des Antragstellers vom 8. Dezember 2017 und die Anlassbeurteilung der Beigeladenen vom 8. Januar 2018 mit derselben Gesamtnote enden, die Beigeladene die Gesamtnote jedoch in einem h&#246;heren Statusamt (A 15) erzielt und damit besser beurteilt ist. Besondere Umst&#228;nde des Einzelfalles, die ausnahmsweise die Heranziehung weiterer Kriterien geb&#246;ten, sind weder dem Beschwerdevorbringen zu entnehmen noch sonst erkennbar. Vielmehr stehen im Streitfall die von den Konkurrenten wahrgenommenen &#196;mter, die jeweils der Besoldungsordnung A zugeordnet sind, im statusrechtlichen Sinne in einer Bef&#246;rderungshierarchie zueinander, bei der das h&#246;here Amt regelm&#228;&#223;ig durch gesteigerte Anforderungen und ein gr&#246;&#223;eres Ma&#223; an Verantwortung gekennzeichnet ist.</p> <span class="absatzRechts">47</span><p class="absatzLinks">Keine abweichende Betrachtung rechtfertigt zun&#228;chst der Vortrag des Antragstellers, er erbringe bereits &#252;ber einen l&#228;ngeren Zeitraum bessere Leistungen als die Beigeladene. Soweit der Antragsteller hierzu auf das Ergebnis seiner Anlassbeurteilung vom 4. Februar 2016 (Gesamtnote: &#8222;gut - 13 Punkte&#8220;, Grad der Bef&#246;rderungseignung/Verwendungseignung: &#8222;besonders gut geeignet unterer Bereich&#8220;) und das Ergebnis der den Zeitraum vom 1. M&#228;rz 2013 bis 28. Februar 2016 erfassenden Regelbeurteilung der Beigeladenen (Gesamtnote: &#8222;vollbefriedigend - 12 Punkte&#8220;, Grad der Bef&#246;rderungseignung/Verwendungseignung: &#8222;gut geeignet oberer Bereich&#8220;) hinweist, l&#228;sst er schon unber&#252;cksichtigt, dass sich die von ihm angef&#252;hrte Regelbeurteilung der Beigeladenen ebenfalls bereits auf das Statusamt A 15 bezieht, so dass - wiederum in Anwendung des Grundsatzes des gr&#246;&#223;eren Gewichts der Beurteilung im h&#246;heren Statusamt - keine bessere Leistungsentwicklung belegt ist. Abgesehen davon mag der Dienstherr den Umstand, dass einer der Bewerber &#252;ber l&#228;ngere Zeit gute Leistungen erbracht hat, bei dem (weiteren) Vergleich von Konkurrenten ber&#252;cksichtigen d&#252;rfen, bei denen nach dem Gesamturteil ihrer aktuellen dienstlichen Beurteilungen ein Gleichstand besteht. Ein solcher Fall liegt indessen nicht vor. Ein Abweichen vom Grundsatz, dass der formal gleichen Beurteilung im h&#246;heren Statusamt gr&#246;&#223;eres Gewicht zukommt, vermag allein die - hier behauptete - bessere Leistungsentwicklung hingegen nicht zu rechtfertigen.</p> <span class="absatzRechts">48</span><p class="absatzLinks">Das h&#246;here Dienstalter des Antragstellers sowie das von ihm angef&#252;hrte Personalentwicklungskonzept sind f&#252;r die vergleichende Bewertung der Beurteilungsergebnisse ohne jedweden Belang.</p> <span class="absatzRechts">49</span><p class="absatzLinks">Schlie&#223;lich geht auch das Beschwerdevorbringen fehl, der Qualifikationsvergleich sei rechtsfehlerhaft, weil sich der Antragsgegner mit den von ihm geltend gemachten Umst&#228;nden wie Leistungsentwicklung, h&#246;heres Dienstalter und Personalentwicklungskonzept nicht auseinandergesetzt habe. Der Antragsgegner hat sich ausweislich des oben auszugsweise zitierten Auswahlvermerks mit der Frage befasst, ob die Annahme eines Vorsprungs aufgrund der Beurteilung im h&#246;heren Statusamt auch im konkreten Fall gerechtfertigt ist. N&#228;here Darlegungen zu den genannten Umst&#228;nden waren schon deshalb nicht veranlasst, weil es in hohem Ma&#223; fern liegt, dass sie den Statusunterschied auszugleichen geeignet sind.</p> <span class="absatzRechts">50</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung folgt aus &#167;&#167;&#160;154 Abs.&#160;2, 162 Abs.&#160;3 VwGO.</p> <span class="absatzRechts">51</span><p class="absatzLinks">Die Streitwertfestsetzung beruht auf den &#167;&#167;&#160;47 Abs. 1, 52 Abs. 1 und Abs. 6 Satz 4 i.&#160;V. m. Satz 1 Nr. 1, S&#228;tze&#160;2 und 3, 53 Abs.&#160;2 Nr.&#160;1&#160;GKG.</p> <span class="absatzRechts">52</span><p class="absatzLinks">Der Beschluss ist unanfechtbar (&#167; 152 Abs. 1 VwGO, &#167;&#167; 68 Abs. 1 Satz 5, 66 Abs. 3 Satz 3 GKG).</p>
171,228
ovgnrw-2019-01-22-4-b-158618
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4 B 1586/18
2019-01-22T00:00:00
2019-01-29T12:50:18
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0122.4B1586.18.00
<h2>Tenor</h2> <p>Der Antrag des Antragstellers auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe f&#252;r ein beabsichtigtes Beschwerdeverfahren gegen die Versagung vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes durch den Beschluss des Verwaltungsgerichts D&#252;sseldorf vom 15.10.2018 wird abgelehnt.</p><br style="clear:both"> <h1><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde:</span></h1> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks">Der Antrag auf Bewilligung von Prozesskostenhilfe f&#252;r eine durch Rechtsanwalt H.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; aus L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; noch einzulegende Beschwerde ist abzulehnen, weil die beabsichtigte Rechtsverfolgung keine hinreichende Aussicht auf Erfolg bietet (&#167;&#160;166 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;114 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 ZPO). Die Beschwerde des Antragstellers w&#228;re unbegr&#252;ndet.</p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Das Verwaltungsgericht hat den sinngem&#228;&#223; gestellten Antrag,</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">die aufschiebende Wirkung der am 1.8.2018 erhobenen Klage (3 K 6445/18 VG D&#252;sseldorf) gegen die Ordnungsverf&#252;gung des Antragsgegners vom 28.6.2018 hinsichtlich der Gewerbeuntersagung wiederherzustellen sowie hinsichtlich der Zwangsmittelandrohung anzuordnen,</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">im Wesentlichen mit der Begr&#252;ndung abgelehnt, bei der im Rahmen des &#167; 80 Abs. 5 Satz 1 VwGO vorzunehmenden Interessenabw&#228;gung sei ma&#223;geblich zu ber&#252;cksichtigen, dass sich die Ordnungsverf&#252;gung des Antragsgegners vom 28.6.2018 als offensichtlich rechtm&#228;&#223;ig erweisen werde und keine Umst&#228;nde ersichtlich seien, die gleichwohl einen Vorrang des privaten Aussetzungsinteresses begr&#252;nden k&#246;nnten. Der Antragsteller habe sich in Anbetracht der seit 2016 aufgelaufenen, erheblichen Steuerschulden beim Finanzamt L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; in H&#246;he von 12.125,97 &#8364; nebst 1.180,50 &#8364; S&#228;umniszuschl&#228;ge zum Zeitpunkt des Erlasses der Verf&#252;gung als gewerberechtlich unzuverl&#228;ssig im Sinne von &#167; 35 Abs. 1 GewO erwiesen. Rechtlich unerheblich seien die Ursachen f&#252;r die Schulden des Antragstellers. Das &#246;ffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung der Gewerbeuntersagung &#252;berwiege das private Interesse des Antragstellers an der Fortf&#252;hrung seiner T&#228;tigkeit, weil er keine Zahlungen zur Tilgung seiner Steuerschulden mehr erbracht habe, was zu einem weiteren Anstieg der R&#252;ckst&#228;nde und Versch&#228;rfung der Situation gef&#252;hrt habe.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Diese W&#252;rdigung wird durch das Vorbringen des Antragstellers nicht ersch&#252;ttert.</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">Ohne Erfolg macht der Antragsteller geltend, sein privates Interesse an der Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung seiner Klage &#252;berwiege, weil er ein Sanierungskonzept habe, nach dem er zuk&#252;nftig arbeiten wolle. Er habe ein l&#228;ngerfristiges Darlehen in H&#246;he von 20.000,00 &#8364; aufgenommen, mit dem er s&#228;mtliche Verbindlichkeiten abl&#246;sen und Liquidit&#228;tsschwankungen auffangen k&#246;nne. Dieses private Darlehen k&#246;nne er mit zu erwartenden Einnahmen aus seiner selbst&#228;ndigen Handelsvertretung f&#252;r U.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; neben den Kosten f&#252;r den Lebensunterhalt zur&#252;ckf&#252;hren.</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">Die blo&#223;e Absicht der Inanspruchnahme eines Privatdarlehens stellt allein noch kein tragf&#228;higes Sanierungskonzept dar.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. zu dessen Voraussetzungen: OVG NRW, Beschluss vom 9.3.2017 &#8210; 4 B 1334/16 &#8210;, juris, Rn. 7, und Urteil vom 8.12.2011 &#8210;&#160;4 A 1115/10 &#8210;, GewArch 2012, 499 = juris, Rn. 52 ff.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Es bestehen zudem erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit eines solchen Darlehensangebots, weil der Antragsteller keinen Darlehensvertrag oder sonstige entsprechende schriftliche Erkl&#228;rungen der behaupteten Darlehensgeberin &#8210; etwa in Gestalt einer eidesstattlichen Versicherung &#8210; vorgelegt hat. Hierf&#252;r reicht die vorgelegte Kopie eines &#220;berweisungsbeleges nicht aus, weil sie ausschlie&#223;lich den Transfer einer Summe belegt, nicht dagegen den Verbleib der Summe auf dem Konto des Antragstellers. Letzteres ist bereits deshalb zweifelhaft, weil die vom Antragsteller angek&#252;ndigte &#220;bersendung eines Kontobeleges und eines &#220;berweisungsbeleges an das Finanzamt L.&#160;&#160;&#160;&#160;&#160; bis heute unterblieben ist.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">Die behauptete Darlehensaufnahme, zu deren Beleg der Antragsteller die Kopie eines &#220;berweisungsbeleges der Darlehensgeberin an ihn vom 15.11.2018 vorgelegt hat, hat im &#220;brigen auch tats&#228;chlich bis zum 22.11.2018 nicht zu einer R&#252;ckf&#252;hrung der Steuerverbindlichkeiten gef&#252;hrt. Der Antragsgegner hat unter dem 30.11.2018 mitgeteilt, dass sich die Steuerverbindlichkeiten des Antragstellers bis zum 22.11.2018 auf insgesamt 16.572,70 &#8364; erh&#246;ht h&#228;tten, ein Zahlungseingang bisher nicht habe festgestellt werden k&#246;nnen. Dem ist der Antragsteller nicht mehr entgegen getreten.</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Selbst wenn man davon ausginge, der Antragsteller k&#246;nne mittels einer Darlehensaufnahme alle R&#252;ckst&#228;nde ausgleichen, &#252;berwiegt der Schutz der Allgemeinheit davor, dass er auch w&#228;hrend des Klageverfahrens seinen laufenden &#246;ffentlichen Verbindlichkeiten nicht nachkommen kann und seine R&#252;ckst&#228;nde weiter ansteigen. Belastbare Anhaltspunkte daf&#252;r, dass ihm die Begleichung der laufenden &#246;ffentlichen Verbindlichkeiten nach Aussch&#246;pfung des Darlehens m&#246;glich sein wird, sind angesichts seines fr&#252;heren Verhaltens nicht plausibel vorgetragen. Obwohl der Antragsteller seit M&#228;rz 2017 von der Durchf&#252;hrung eines Gewerbeuntersagungsverfahrens Kenntnis hatte, sind die Steuerr&#252;ckst&#228;nde weiter angestiegen. Seinem Vorbringen ist nichts daf&#252;r zu entnehmen, dass die selbst&#228;ndige T&#228;tigkeit den Antragsteller in die Lage versetzen k&#246;nnte, nunmehr seinen laufenden &#246;ffentlichen Verbindlichkeiten dauerhaft nachzukommen.</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Sofern es dem Antragsteller k&#252;nftig mit Hilfe eines Darlehens gleichwohl gelingen sollte, die Gr&#252;nde, die die Unzuverl&#228;ssigkeit begr&#252;nden, &#8210; auch schon vor Ablauf eines Jahres &#8210; wegfallen zu lassen, kommt gerade unter Ber&#252;cksichtigung der durch Art.&#160;12 Abs.&#160;1 GG gesch&#252;tzten Berufsfreiheit nach &#167;&#160;35 Abs.&#160;6 Satz&#160;2 GewO auf Antrag in einem gesonderten Wiederaufnahmeverfahren eine Wiedergestattung in Betracht.</p> <span class="absatzRechts">13</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 26.1.2016 &#8211; 4 A 454/15 &#8211;, NVwZ-RR&#160;2016, 336 = juris, Rn. 10.</p> <span class="absatzRechts">14</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO).</p>
171,227
ovgnrw-2019-01-22-4-e-4319
{ "id": 823, "name": "Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen", "slug": "ovgnrw", "city": null, "state": 12, "jurisdiction": "Verwaltungsgerichtsbarkeit", "level_of_appeal": null }
4 E 43/19
2019-01-22T00:00:00
2019-01-29T12:50:18
2019-02-13T12:21:07
Beschluss
ECLI:DE:OVGNRW:2019:0122.4E43.19.00
<h2>Tenor</h2> <p>Die Anh&#246;rungsr&#252;ge des Antragstellers gegen den Beschluss des Senats vom 11.1.2019 wird verworfen.</p> <p>Der Antragsteller tr&#228;gt die Kosten des Verfahrens.</p><br style="clear:both"> <span class="absatzRechts">1</span><p class="absatzLinks"><span style="text-decoration:underline">Gr&#252;nde</span></p> <span class="absatzRechts">2</span><p class="absatzLinks">Die Anh&#246;rungsr&#252;ge ist gem&#228;&#223; &#167;&#160;152a Abs.&#160;4 Satz&#160;1 VwGO als unzul&#228;ssig zu verwerfen, weil sie nicht in der gesetzlichen Form erhoben ist.</p> <span class="absatzRechts">3</span><p class="absatzLinks">Der Antragsteller hat entgegen &#167;&#160;152a Abs.&#160;2 Satz&#160;6 VwGO nicht dargelegt, dass der Senat in dem Beschluss vom 11.1.2019 &#8211; 4&#160;E 1149/18 &#8211; seinen Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r in entscheidungserheblicher Weise verletzt hat. Er hat nicht aufgezeigt, dass der Senat entscheidungserhebliches Vorbringen in dem Beschwerdeverfahren gegen die Ablehnung von Prozesskostenhilfe f&#252;r das erstinstanzliche Verfahren des vorl&#228;ufigen Rechtsschutzes nicht zur Kenntnis genommen oder nicht in Erw&#228;gung gezogen hat. Soweit sich aus der Anh&#246;rungsr&#252;ge ergibt, dass der Antragsteller die angegriffene Entscheidung in der Sache f&#252;r unrichtig h&#228;lt, f&#252;hrt dies nicht auf eine Geh&#246;rsverletzung. Der Anspruch auf rechtliches Geh&#246;r ist nicht verletzt, wenn das Gericht dem zur Kenntnis genommenen und in Erw&#228;gung gezogenen Vorbringen nicht folgt, sondern aus Gr&#252;nden des materiellen Rechts oder des Prozessrechts zu einem anderen Ergebnis gelangt, als der Beteiligte es f&#252;r richtig h&#228;lt.</p> <span class="absatzRechts">4</span><p class="absatzLinks">Vgl. OVG NRW, Beschluss vom 20.9.2018 &#8211; 4&#160;A 3531/18 &#8211;, juris, Rn.&#160;3&#160;f., m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">5</span><p class="absatzLinks">Der Senat sieht davon ab, die von dem Antragsteller ausdr&#252;cklich als solche bezeichnete Anh&#246;rungsr&#252;ge insoweit als au&#223;erordentlichen Rechtsbehelf der Gegenvorstellung zu behandeln. Ungeachtet der Frage der Statthaftigkeit einer solchen Gegenvorstellung neben der gesetzlich geregelten Anh&#246;rungsr&#252;ge nach &#167;&#160;152a VwGO,</p> <span class="absatzRechts">6</span><p class="absatzLinks">vgl. hierzu BVerwG, Beschl&#252;sse vom 3.5.2011 &#8211; 6&#160;KSt 1.11 &#8211; NVwZ-RR&#160;2011, 709 = juris, Rn.&#160;2&#160;f., vom 5.7.2012 &#8211; 5&#160;B 24.12 &#8211;, juris, Rn.&#160;2, und vom 12.3.2013 &#8211; 5&#160;B 9.13 &#8211;, juris, Rn.&#160;6&#160;f., Wysk, in: ders. (Hrsg.), VwGO, 2.&#160;Auflage 2016, &#167;&#160;166 Rn.&#160;68,</p> <span class="absatzRechts">7</span><p class="absatzLinks">h&#228;tte eine solche jedenfalls deshalb keinen Erfolg, weil keine der Gr&#252;nde von dem Antragsteller geltend gemacht oder sonst ersichtlich sind, aus denen in der Rechtsprechung die Gegenvorstellung gegen rechtskr&#228;ftige Entscheidungen f&#252;r denkbar gehalten wird.</p> <span class="absatzRechts">8</span><p class="absatzLinks">Vgl. dazu BVerwG, Beschluss vom 3.5.2011 &#8211; 6&#160;KSt 1.11 &#8211; NVwZ-RR&#160;2011, 709 = juris, Rn.&#160;5, m.&#160;w.&#160;N.</p> <span class="absatzRechts">9</span><p class="absatzLinks">Die angegriffene Entscheidung widerspricht insbesondere nicht offensichtlich dem Gesetz, weil sie &#8210; wie der Antragsteller meint &#8210; nicht ber&#252;cksichtigt habe, dass die Rechtsverteidigung zweifelsfrei notwendig sei, nachdem er im Verfahren vor dem Landgericht zu etwas aufgefordert worden sei, was von niemandem erf&#252;llt werden k&#246;nne. Dieser Einwand ist auf dem ordentlichen Rechtsweg, naheliegenderweise als Antwort auf die auf dem Verwaltungsrechtsweg nicht angreifbare richterliche Verf&#252;gung in einem aktienrechtlichen Verfahren vor dem Landgericht, geltend zu machen. Eine Notwendigkeit der Rechtsverteidigung vor den hierzu nicht berufenen Verwaltungsgerichten ergibt sich daraus nicht.</p> <span class="absatzRechts">10</span><p class="absatzLinks">In diesem Zusammenhang weist der Senat zum einen darauf hin, dass die Kostenentscheidung in dem angegriffenen Beschluss den gesetzlichen Vorgaben entspricht (vgl. &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO und &#167;&#160;166 Abs.&#160;1 Satz&#160;1 VwGO i.&#160;V.&#160;m. &#167;&#160;127 Abs.&#160;4 ZPO), zum anderen darauf, dass bei einer &#8211; wie hier &#8211; Verwerfung der Beschwerde gegen die Versagung von Prozesskostenhilfe f&#252;r das erstinstanzliche Verfahren eine Gerichtsgeb&#252;hr in H&#246;he von 60,00 EUR anf&#228;llt (vgl. Nr.&#160;5502 des Kostenverzeichnisses in Anlage&#160;1 zu &#167;&#160;3 Abs.&#160;2 GKG).</p> <span class="absatzRechts">11</span><p class="absatzLinks">Die Kostenentscheidung beruht auf &#167;&#160;154 Abs.&#160;2 VwGO. Auch insoweit gibt das Vorbringen des Antragstellers Anlass zu dem Hinweis, dass bei einer &#8211; wie hier &#8211; vollst&#228;ndigen Verwerfung oder Zur&#252;ckweisung einer Anh&#246;rungsr&#252;ge nach &#167;&#160;152a VwGO ebenfalls eine Gerichtsgeb&#252;hr in H&#246;he von 60,00 EUR anf&#228;llt (vgl. Nr.&#160;5400 des Kostenverzeichnisses in Anlage&#160;1 zu &#167;&#160;3 Abs.&#160;2 GKG).</p> <span class="absatzRechts">12</span><p class="absatzLinks">Dieser Beschluss ist unanfechtbar (&#167;&#160;152 Abs.&#160;1 VwGO).</p>