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1,360,583,880 | entfesselt | http://www.neon.de/user/entfesselt | Morgen. | Schlecht für die Zähne, zu dünn, ungesund und tote Gehirnzellen. War mir doch egal. Ist es auch immer noch. | Ich
frage mich, ob das wirklich ich bin. Ob das hier das Ergebnis ist, der
Schlussstrich, die Summe all dessen, was in einem Leben eben passiert. Die im
Spiegel, ist die mein Endprodukt?
Nein.
Ich weiß, dass sich noch vieles ändern kann. Ich werde studieren und Freunde
finden, haben und vergessen. Ich werde arbeiten und Dinge aufbauen und
abreißen. Kinder haben, Vernünftig sein, aber trotzdem manchmal barfuß durch
die Straßen schlendern und Sonntagnachts malen.
Ich
bin auf dem Weg dahin, ich weiß auch, dass irgendwann alles so sein wird, weil
in meinem Leben bisher alles geklappt hat. Weil am Ende immer alle glücklich waren.
Sorgen hin oder her, am Ende war da eine gute Note, ein Lob, ein bescheidenes
Lächeln und genug Leute, die mich am Wochenende warm gehalten haben.
Jetzt
fühlt sich alles an wie bergab-gehen. Und immer wieder gehe ich in die Welt
hinaus, um das Schicksal herauszufordern, mich im Moment zu drehen, bis die
Lichter verschwimmen, bis die Decke an mir vorbeizieht, bis die Sterne hell
genug sind, um zum Gesprächsthema zu werden.
Ich
weiß doch, dass Feierei und Leben nicht das gleiche ist. Dass es mehr gibt. Dass
mich Alkohol und Zigaretten und Gras gar nicht zu mir selbst führen, eher von
mir weg. Warum mache ich mir nicht mal Gedanken, statt nächtelang wieder alles auszublenden?
Keine
Ahnung. Ist mir auch egal. Ich lese von Menschen, die Abstürzen und später
reich werden. Ich habe Angst um meine Zukunft aber es hat ja sonst immer alles
geklappt, diesmal auch, ganz sicher. Ich weiß, dass mich ein bisschen Absturz
am Wochenende nicht zum Sünder macht, eine Party mehr macht keinen No-Future
aus mir. Ich weiß das doch.
Und
wenn ich wieder morgens aufwache und ich erinnere mich an die Szenarien der
vergangenen Nacht. Kopf über der Klobrille, schon wieder, schon wieder, so wie
jede Woche: am Ende wird sich übergeben und ab ins Bett. Und meine Freunde
machen schon Witze und sie halten mir die Haare. Sie sagen, eine Party, an der
ich nicht kotze, ist keine Party. Und ich finde das peinlich und verdammt
traurig. Das will ich doch nicht sein. Ich will an meine Grenzen gehen, ohne
sie zu erreichen. Eigentlich will ich einfach gar keine Grenzen haben.
Und
ich nehme mir vor, jetzt wird alles anders. Ich nehme mir vor, dass Musik und
Liebe und Tanzen doch genug ist. Aber ist es eben nicht. Ich will mehr sein,
ich will überall sein, gleichzeitig und ich kann mich nie entscheiden. Ich weiß
doch, dass das alles normal ist, nur eine weitere Teenager-Geschichte, die
tausendste Sinnsuche, nur ein anderes Mädchen mit Augenringen und zu viel
Altglas in der Küche.
Ich
bin mir gar nicht sicher, ob ich hier wirklich raus will. Abenteuer und mit
fremden Menschen tanzen, das wolltest du doch. Das alles hast du dir gewünscht.
Ich meinte doch selber immer, dass ich Vernunft doof finde. Schlecht für die
Zähne, zu dünn, ungesund und tote Gehirnzellen. War mir doch egal. Ist es auch
immer noch.
Sonst
würde ich nächste Freitag-Nacht nicht das gleiche wieder tun. Wieder am Ende
mit ausgekotztem Magen im nächsten Fastfood-Laden landen. Über die miese Musik
ablästern, nach Hause taumeln oder mich tragen lassen, von Freunden. Mit Tüte
in der Hand, nur für den Fall.
Klingt
ja widerlich. Aber am nächsten Tag wird ja doch noch gelacht. So endet das doch
immer. Am Ende lachen alle und wieder nichts gelernt. Braucht man doch auch
nicht.
Am
Ende werde ich doch in einem Reihenhaus leben und Apfelkuchen backen und
Arzttermine in meinen Kalender eintragen. Am Ende wird alles gut und
langweilig, dafür darf jetzt alles aufregend sein und beschissen.
Die,
die ich jetzt bin, ist ja noch nicht das Endprodukt. Das wird alles noch. Macht
euch keine Sorgen, so will ich ja langfristig gar nicht bleiben. Irgendwann
wird doch alles besser und gut und dann werde ich auch gesünder aussehen.
Morgen fängt das schon an. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/morgen/988270 | https://web.archive.org/web/20130707022458/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/morgen/988270 | fuehlen | erwachsen-werden | 988,270 |
1,383,860,340 | NeverWentToChurch | http://www.neon.de/user/NeverWentToChurch | MorgenGrauen | Ihr Rauch tanzte frei und einsam und unedlich vergänglich in die Nacht und wir taten das selbe als wir wieder auf der Tanzfläche standen. | Ich höre noch das schrille Piepen der Lichtschranke hinter mir verstummen, ehe sich die S-Bahntür mit einem bestimmten Rummsen ganz schließt. Ich ziehe die kalte, rauchige Morgenluft tief in meine Lungen. Sie schmeckt so klar und unschuldig, als hätte es nie eine Nacht zuvor gegeben. Als wäre sie die erste und einzig wahre Luft, die je gewesen wäre. Ich stehe noch kurz so auf dem Bahnsteig, balanciere meinen müden Körper auf meinen müden Knien und genieße diese Luft in mir und um mich herum.
Schließlich raffe ich mich auf, ziehe die Kopfhörer über meine Ohren, überquere den Bahnsteig und hüpfe ins gegenüberliegende Gleisbett. Der Schotter unter meinen Sohlen klirrt hohl gegen die Scherben zerbrochener Bierflaschen. Ich steige über die rostbraunen Gleise und schlage mich durch die Büsche auf die Straße. Ich höre "Alabama Song" von den Doors und der beat wird zum Rhythmus meiner Schritte die morgengraue Straße entlang.
Die klare Luft verlässt meinen Körper nun als verbraucht-dampfige Schwaden. Ich laufe durch ein kleines Rasenstück am Maibaum vorbei zur einzigen Ampel meines Heimwegs. Die Nacht stirbt über den Wipflen der schon kahlen Kastanienbäume. Keine Autos in Sicht, die Ampel zeigt mir ihr rotes Männchen und ich überquere die Straße mit holzigen Schritten. "Den Kindern ein Vorbild". Aber es ist kein Kind zu sehen.
Nur ein blasser Mann mit blassem Hund kommt mir entgegen. Die pinke Bäckertüte auf seinem Arm leuchtet mir unrealistisch bunt entgegen. Seine spärlichen blassen Haare wippen leicht zu seinem unausgeschlafenen Schritt. Er mustert meine zittrigen Knie, die unter meinem kurzen Rock hervorsehen. Meine roten Nägel. Mein müdes Nachtgesicht. Mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Mitleid. Und ich blicke mit denselben Emotionen auf seine Haarspitzen, seine Bäckertüte, sein Leben.
Wir gehen aneinander vorbei. Fast streifen sich unsere Oberarme, ich rieche die Brötchen auf seinem Arm und er meinen Duft einer langen Nacht. Süßes Parfum, Schweiß, tote Asche unzähliger Kippen. Mit verschränkten Beinen zitternd vor dem Club geraucht. Ihr Rauch tanzte frei und einsam und unedlich vergänglich in die Nacht und wir taten das selbe als wir wieder auf der Tanzfläche standen.
Ich lasse meine Finger den spröden, braunen Lattenzaun entlanghüpfen, während meine Füße mich weiterziehen. Nach Hause. Ich schließe kurz und erschöpft die Augen und denke an all die fremden Hände, Münder, Menschen der letzten Nacht. Wie sie kamen und gingen im roten und grünen Licht der Scheinwerfer. Im Nebel. In der Musik. Ich gerate außer Atem, mein Weg führt mich jetzt den Berg hinauf. Die Kälte brennt auf meinen Oberschenkeln, Händen und Wangen wie ein eiskaltes Bügeleisen. Werde ich jemals morgens so blass Semmelnholen gehen?
Wahrscheinlich waren die Brötchen für seine Kinder, die gerade ihre bunt bezogenen Bettdecken in freudiger Erwartung der "Sendung mit der Maus" zurückschlagen. Ich versuche so affektiert mit den Augen zu klimpern wie die Maus und muss schmunzeln. Mein Weg führt nun über einen kleinen Friedhof. Die gelbe Kirche in seiner Mitte, das Mahnmal einer ehemaligen Weltmacht. Das Moos quillt dick und gesund aus den Ritzen des gepflasterten Pfades. Mein Atem geht schwer. Die Luft durchsticht meine Lunge mit vielen eiskalten Nadeln.
Die letzen hundert Meter. Ich gähne. Mein Schuhband öffnet sich und schlägt immer wieder gegen mein Bein, doch ich kann mich nicht entschließen mich zu bücken und es zuzuknoten. Ich erreiche die Haustür. Die Außenlichtanlage springt überflüssigerweise an und erkältet den Morgen bis in die Knochen. Meine Hände fühlen kaum das scharfe Metall des Schlüssels. Die Tür öffnet sich mit einem schmatzenden Geräusch und mit kälteblinden Fingern ziehe ich am Reißverschluss meiner Jacke. Der Garderobenspiegel zeigt meinen grauen Augen mein graues Ich. Verbraucht.
In meinem Zimmer angekommen ziehe ich das Paillettentop über meinen Kopf. Leise raschelnd fällt es zu Boden. Mühsam ziehe ich die Strumpfhose von meinen rotgefleckten Beinen. Die Pailletten auf dem Boden starren mir entgegen wie die zahllosen Augen toter Fische. Ich falte mich unter der Decke zu einem Croissant zusammen, blass wie alles andere auch. Müde schließe ich die Augen, während der Vogelgesang auf den anderen Seite des Vorhangs meine Nacht zu Grabe trägt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/morgengrauen/1082865 | https://web.archive.org/web/20131115115225/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/morgengrauen/1082865 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,082,865 |
1,360,836,420 | Max-Jacob_Ost | http://www.neon.de/user/Max-Jacob_Ost | Kommentarbox im Profil | Update: Es werden jetzt alle Kommentare in Profilen angezeigt. | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/kommentarbox-im-profil/989801 | https://web.archive.org/web/20130505025801/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/kommentarbox-im-profil/989801 | freie-zeit | computer-internet | 989,801 |
|
null | Fieseise | http://www.neon.de/user/Fieseise | Eigentlich schon | Aber nicht um jeden Preis. | „Und, wann ist es bei euch so weit?“
Ich könnte mich dumm stellen und
fragen, was „es“ bedeutet. Aber ihr Blick liegt auf den Kindern,
die ein Stück weiter quietschend auf der Rutsche toben und ihre Hand
auf dem sich rundenden Bauch. Offenbar erlauben mein Alter und die
Dauer meiner Beziehung diese Frage, machen die Indiskretion dieses,
wenn überhaupt, eher dem nahen Umfeld vorbehaltenen Vortastens in
meine Privatsphäre, zunichte.
„Nie.“
Es folgt ein vielfach interpretierbarer
Blick und die Frage nach dem Warum. Die gleiche Frage von meiner
Seite würde wohl Empörung hervor rufen. Schade, dass sie in diese
Richtung immer noch Norm ist. Ärgerlich, dass es immer noch
Erklärungen, wenn nicht Rechtfertigungen bedarf, wenn ein simples
„Weil ich nicht will.“ doch eigentlich Antwort genug ist. Lange
Zeit habe ich in diesen Gesprächen die Argumente der gewollt
Kinderlosen verwendet. Sie sind für mich ebenso logisch und
nachvollziehbar, wie die derjenigen, die Kinder in die Welt setzen.
Dass sie trotzdem häufig zu Diskussionen oder Streit führen, sogar
in der Lage sind, eine Gesellschaft zu spalten, liegt nicht selten
daran, dass Lebensmodelle, die vom eigenen abweichen, oft als Kritik
oder Angriff auf selbiges gewertet werden. In diesem Falle auch gerne
beiderseits.
Mittlerweile greife ich nicht mehr auf
diese Argumente zurück, denn sie sind zwar Bestandteil meiner Leben
- und - Leben - lassen – Welt, für mich persönlich aber nur
geliehen. Tatsächlich möchte ich gerne Kinder haben. In meinem Kopf
gibt es ganze Photoalben von mir in Eltern - Kind-Situationen. Neben
anderen Wunschvorstellungen. Ich, positioniert auf Bestsellerlisten
oder unter Norman Reedus, „Zeug' ma!“, beispielsweise. Für
all das gilt aber:
„Ist nicht drin.“
Jetzt wird ihr Blick weich. Wieder die
Frage nach dem warum, diesmal ohne Angriffsbereitschaft in der
Stimme. PCOS. Auf einem Ultraschallbild sieht mein Unterleib aus wie
das Miniaturmodell eines Sonnensystems. Als ich zwanzig war, erklärte
mir meine Frauenärztin, was das alles zu bedeuten habe und nannte
mir im nächsten Moment freudestrahlend Mittel und Wege, wie ich
trotzdem schwanger werden könne. Ich bedankte mich artig, ging nach
Hause und suchte im Telefonbuch nach einem neuen Arzt. Enttäuscht
und zornig, nicht über die Diagnose, sondern viel mehr über die
Tatsache, dass die Ärztin automatisch davon ausging, dass diese für
mich den Zusammenbruch einer Welt bedeuten würde.
Ich schweige, sie redet. Von Bekannten,
die das gleiche Problem hatten und bei denen es dann doch klappte.
Von den medizinischen Möglichkeiten. Sie möchte nur helfen und
optimistisch stimmen, das ist in Ordnung. Tatsächlich habe ich mich
nicht über sämtliche Möglichkeiten informiert. Ich bin kein
Anhänger jener Philosophie, die besagt, dass sich die Natur schon
irgendetwas dabei gedacht hat. Es gibt den medizinischen Fortschritt
und ihn nicht zu nutzen, wenn man darauf angewiesen ist, wäre dumm.
Tatsächlich kenne ich Paare, die lässig genug sind, sich von
Hormonspritzen und Sex nach Terminplan nicht in ihrer Lust stören
lassen. Ich kenne aber auch andere, die an ihrer verbissenen
Verzweiflung zerbrochen sind. Oder jene, die lange und zermürbend
auf eine Schwangerschaft hingearbeitet haben und nachdem sie
erfolgreich waren erkannten, dass es nicht das war, was sie wollten.
Das wünsche ich mir weder für mich, noch für meinen Mann.
Hochzeit. Kind. Trennung. Die ersten beiden Ideen sind hübsch und
die letzte häufig unausweichlich, aber der Gedanke, dass eine
Beziehung nicht einfach um ihrer selbst Willen funktionieren kann,
sondern auf irgendetwas hin laufen muss, widerstrebt mir.
Sie fragt, wie mein Freund das sieht.
Wieder ärgerlich. Falls wir diese Meinung nicht teilten, wäre er
nicht mehr bei mir. Ein Kinderwunsch und dessen Realisierbarkeit
gehört nicht zu den Themen, bei denen Kompromisse möglich sind. Ich
erinnere mich auch an das Gespräch mit meinen Eltern, die erstaunt
erklärten, dass sie niemals einen bestimmten Lebensweg für mich
vorgesehen hatten und deswegen auch nicht enttäuscht sein könnten.
Mein Umfeld wächst. Räumlich, aber auch, was die Einstellung angeht. Ein Arzt, der versteht, dass es mich mehr nervt, mein Kinn gelegentlich mit der Pinzette bearbeiten zu müssen, als unfruchtbar zu sein. Freunde und Familie, die nicht über Entscheidungen, die andere für ihr Leben treffen, urteilen. Ich empfinde keine Befremdung gegenüber
Schwangeren, freue mich mit ihnen über Ultraschallbilder, lausche
Berichten und bin fasziniert von Babybäuchen und der Tatsache, dass
deren Bewohner begeistert zurück boxen, wenn man sie anstupst.
Kinder mögen mich, ich bin nicht aufdringlich, fordere keine Nähe,
sodass sie häufig von sich aus zu mir kommen. Diese Zuneigung beruht
auf Gegenseitigkeit. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen und habe Spaß dabei. Ich helfe meinem Freund bei der Zusammenstellung eines Geschenkpakets für sein Patenkind in Dänemark. Es ist schön zu sehen, wie gut er mit Kindern umgehen kann, beneide ihn um seine Geduld, mit der er Dinge erklärt. Ohne Wehmut. Seit zwei Jahren bin ich selbst Patin und lasse mir von J. einiges beibringen. Unbefangenheit, beispielsweise. Ich verliere die Paranoia, vermeintliche mitleidige
Blicke der Eltern im Rücken zu spüren oder die Idee, dass meine
Gereiztheit gegenüber nervigem Verhalten Neid entspringt.
„Vielleicht bereust du deine Einstellung eines Tages."
"Möglich. Aber getroffene Entscheidungen bereuen ist nicht so mein Ding."
Ich verabschiede mich von der Bekannten
in der vagen Hoffnung, dass sie die Möglichkeit der friedlichen Koexistenz
verschiedener Lebensmodelle zumindest begriffen hat und künftig auf Wertung
und vor allem auf Mitleid verzichtet.
Denn Mitleid möchte ich nicht, nur
Verständnis dafür, dass ich nicht leide. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/eigentlich-schon/955891 | https://web.archive.org/web/20121126042347/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/eigentlich-schon/955891 | fuehlen | erwachsen-werden | 955,891 |
1,194,260,400 | freddie | http://www.neon.de/user/freddie | Besoffen Sein...... | und wo die wilden Jahre enden können | Zum ersten Mal trafen sie sich beim Schützenfest im Ort.
Andreas war 24 und fest angestellt in einem Betrieb der die meisten Arbeitsplätze schaffte in der Umgebung. Seine Mutter hatte ihm das kleine Haus vermacht. Es war sein Elternhaus. Alle unter einem Dach damals, beengt zwar, aber mit einem Garten und zwei Apfelbäumen. Die vier Geschwister teilten sich ein Zimmer und es gab einen Keller, wo man herrlich mit ein paar Kumpels auf Matratzen im Lichte bunter Partylampen absaufen konnte. Die Eltern tolerierten das, wo sollte sich die Jugend sonst treffen?
Andreas war beliebt in seiner Clique.
Die meisten waren im Ort geblieben, einige sind Berufssoldaten, wenige leben in der Kreis-Stadt, auch die Geschwister.
Zum Schützenfest allerdings gab es alljährlich ein großes Beisammensein und jeder war aufgebretzelt.
Sie kam von außerhalb, drei Dörfer weiter. Lena war klein und rundlich, hatte schöne Augen aber ein energisches Kinn.
Die Feierlichkeiten des traditionellen Schützenfestes dauern 3 Tage bis zum Krötenumzug am Montagmorgen.
Andreas war alle drei Tage besoffen, glücklich und jetzt auch noch verliebt. Alle staunten nicht schlecht als er Lena beim Ball am Samstag zum Tanzen aufforderte. „Unser Andreas, so kennen wir den gar nicht.“
Sie war eine Fremde, aber immerhin gut in Fahrt.
Ausgelassen und fröhlich schnappte sie sich immer wieder den schon
end-montierten Andreas der eigentlich auf das Pausenklingeln wartete.
Der Morgen dämmerte und sie lagen sich in den Armen auf den karierten Wachsdecken, die wackelige Holztische schonen sollten.
Es roch nach schalem Bier, abgekotztem Leben und kaltem Rauch der in den Zeltwänden hing wie eine höhere Gewalt.
Lena könnte diesen Mann lieben, dachte sie sich, und bekam 9 Monate später ihr erstes Kind.
Ein Mädchen.
Es wurde kräftig auf Sarah angestoßen die angeblich unter der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen hatte und von daher etwas zurückblieb, für immer und ewig.
Sarah lernte spät laufen und spät sprechen. Sie hatte aber im Alter von 3 Jahren ein wunderbares, helles Lachen. Alle sagten, sie sei ganz der Andreas. Blond, dick, lieb.
Lena lebte zurückgezogen im kleinen Haus mit kleinem Garten in dem kleinen Ort.
Sie kümmerte sich um Sarah, um Andreas und um die Schwiegermutter die immer öfter vorbeikam um nach dem Rechten zu sehen.
Sarah wurde verwöhnt mit Spielzeug. Das Zimmer war die reinste Kirmes. Es quietschte und flunkerte und plapperte aus allen Ecken. Das meiste Plastikspielzeug hatte Knöpfe und Schalter und diente zum in die Ecke schmeißen.
Im Sommer wurde hinter dem Haus ein Plantschbecken aufgebaut und wenn Andreas abends von der Arbeit kam, legte er sich mitsamt Tochter in das Becken und quietschte ebenfalls wie ein Gummitier. Er war glücklich, er hatte Familie, eine Arbeit und zwei Apfelbäume.
Lena mähte nie den Rasen. Sie hörte nie Musik, sie kochte aus der Truhe tiefgefrorenes und rauchte HB.
Sie brachte Sarah zweimal die Woche zur Therapie und später morgens in den Kindergarten. Sie bestellte beim Otto-Versand die hübschen rosa Kleider für Sarah und sie selbst trug neuerdings Leggins mit einem lässigen, weiten Pullover darüber. Sie hatte zugenommen, aber immer noch schlanke Beine.
Es war alljährliches Sportfest im Dorf, als Lena zum ersten Mal nach 4 Jahren entschied nicht mit zu kommen.
Sie wolle ins Kino und Sarah blieb bei Oma. Lena hatte sich Wimperntusche gekauft .
Andreas öffnete schon mal ein Bier zu Hause und schaute sie kaum an, stieg in den silberfarbenen Opel, ein älteres Model frisch aufgetuned, und fuhr zum Sportplatz.
Im ganzen Dorf hörte man das Rumpta Rumpta Rumptata vom örtlichen Blasorchester, später dann die Discomucke aus der Röhre vom DJ auf Rädern.
Ganz spät in der Nacht hörte man ein Scheppern und Polizeisirenen. Ein Unbekannter raste in ein parkendes Fahrzeug. Totalschaden.
Jeder wusste am nächsten Tag das es Andreas war, der die paar Schritte nicht laufen wollte.
Seine demolierte Karre hing eine Straße weiter in der Hecke vor seinem Haus.
Jemand zeigte ihn früh am Morgen an und er war geständig. Führerscheinentzug für unbestimmte Zeit, weil er immer noch genug Promille im Blut hatte.
Lena hatte verheulte Augen, alles verschmiert von der Wimperntusche.
Ein Jahr später war sie mit Sarah ausgezogen aus dem kleinen Haus mit dem langweiligen Ausblick, dem lächerlichen Garten und dem feuchten Keller, wo das Bier kühl stand. Das Auto nahm sie mit.
Andreas fährt jetzt mit dem Fahrrad zur Arbeit. Er hat abgenommen und sich zurückgezogen.
In einer Gartenecke liegt noch ein verknautschtes Plantschbecken, schon überwuchert von wilden Brombeeren.
Manchmal sieht er Sarah, bevor er zur Mittagsschicht radelt wenn sie aus dem Kindergarten kommt.
Lena hat den Kontakt zu ihm abgebrochen. Laut Gerichtsbeschluss hat sie das alleinige Sorgerecht.
Die Nachbarn sehen kein Licht im Haus, nur manchmal abends das Flimmern eines Fernsehers. Muss wohl jetzt in Sarahs Zimmer stehen, vor der Ernie und Bert Tapete. Die Gardinen müssten auch einmal gewaschen werden.
Andreas muss zahlen und - es sei ungerecht, wird im Dorf gemunkelt. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/besoffen-sein/653856 | https://web.archive.org/web/20160701234624/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/besoffen-sein/653856 | fuehlen | familie | 653,856 |
1,222,020,540 | herz.ist.trumpf. | http://www.neon.de/user/herz.ist.trumpf. | Und ich brauche nichtmal ein Sammelalbum | Ich pass auf dein Herz auf, ich breche Versprechen, ich schmeiße meinen Kopf über Brückengeländer und mein Herz auf die Autobahn. | Du sagst du musst dich waschen, du hast überall schwarze und rote Klekse vom Schreibmaschinenfarbband und sie spiegeln sich in deinem blassen Gesicht wieder wie blaue Flecken. Du streifst dir mit den Händen zu oft durch die Haare, auf dem Weg dorthin verirren sich deine Finger in deinem zufrieden lächelnden Gesicht und verharren eine kurze Sekunde unterhalb deiner Augen. Du schließt sie. Dann weckst du sie wieder auf. Und dann ist die Farbe in deinem Gesicht.
Ich pass auf dein Herz auf, ich breche Versprechen, ich schmeiße meinen Kopf über Brückengeländer und mein Herz auf die Autobahn. Du nimmst mich per Anhalter mit, ich nenne dir das falsche Ziel, führe dich in die Irre und mich ans Ende meiner Welt.
Es wird jetzt früher dunkel, im Sommer war das noch anders. Im Sommer hatten wir unsere Nächte im Park, am See, auf Dächern später Städte mit Kerzen und alten Kofferradios, mit denen wir Opern hörten, weil wir die Dramatik so liebten. Jetzt sitze ich in verblassten Kornfeldern und schieße Sofortbilder meiner Phantasie, tippe Buchstaben auf Zeitungsartikel, die rote Schreibmaschine liegt mir zu Füßen, etwas, was die Welt mir vorenthalten hat, in den letzten gerundet 6570 Tagen meines Lebens.
Wenn wir nachts in warmen Grashalmen lagen und Momente zählten, lag deine Hand auf meiner. Wenn wir einschliefen, wachten wir nebeneinander auf. Wenn wir nebeneinander aufwachten, lächelten wir. Zusammen weinen konnten wir nie.
Einmal sagtest du, hinter einer ernst gemeinten Frage gehört immer ein Punkt. Ich fragte, welches Satzzeichen dann hinter einen normalen Satz gehörte und du sagtest, ein Komma. Denn Konversation hört niemals auf. Es ist eine einzige Aufzählung verschiedener Buchstaben, nur für die Ewigkeit gemacht.
Und wir sind auch unendlich, sagtest du.
In dieser Nacht sagtest du mir auch, wie sehr meine Augen doch strahlen und wie sich die Sterne in den Fenstern der fremden Wohnblöcke spiegeln, und das wir die Momente fotografieren sollten, damit wir nie vergessen, wie das leben ist und wenn es keinen Photoapperat für Momente gibt, dann sollten wir ihn doch wenigstens erfinden, denn wir können alles und wollen alles und dürfen alles, denn wir sind nie satt geworden, sondern wollen immer mehr mehr mehr (sein).
Wir übernachten auf harten Gehwegen neben niedergetrampelten Sorgen und Wünschen, zählen sie, sammeln sie. Beschriften Straßenschilder mit unseren Geheimnissen, klingeln bei Fremden Menschen, rennen dann weg, helfen alten Damen über gefährliche Straßen. Am morgen wachst du früher auf als ich und flüsterst leise.
Wir sind alle verwundbar.
Wenn ich dann wieder meine Augen öffne, in den blauen Himmel schaue, den Schal enger um meinen Hals lege und die Mütze tiefer in mein Gesicht, wenn der Wind dann wieder kälter wird der Herbst da ist und Blätter wie gefallene Soldaten meine roten Schuhe bedecken, dann darf man nur nicht vergessen, dass man just tief durchatmen und lächeln muss, damit das Leben einem eine neue Chance schenkt, denn es ist immerhin noch das verdammte Leben und ich war nie eine Sammlerin. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/und-ich-brauche-nichtmal-ein-sammelalbum/661471 | https://web.archive.org/web/20150602042553/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/und-ich-brauche-nichtmal-ein-sammelalbum/661471 | fuehlen | freundschaft | 661,471 |
1,245,875,040 | hannabell | http://www.neon.de/user/hannabell | Und ich lachte | Ich fuhr mit den Fingern durch Dein Haar und wunderte mich darüber, dass wir uns küssten. Aus der Nähe sahen Deine Augen viel größer aus als sonst. | Eigentlich waren wir Freunde. Einfach nur Freunde. Nicht solche, bei denen ständig irgendeine sexuelle Spannung mitschwang. In Deiner Gegenwart klimperte ich nie mit den Augen, sondern lachte meistens lauthals und unmädchenhaft. Ganz selbstverständlich kam ich Dich deswegen in Deiner neuen Heimatstadt besuchen, nachdem wir uns zwei Jahre wegen diverser Studienortwechsel und Auslandssemester nicht gesehen hatten. Doch als wir Samstag abends durch die Clubs zogen, lief irgendetwas schief. Unser Verhältnis purzelte aus dem üblichen Rahmen von Bier-und-Scherze, es kullerte auf dem Tisch herum, unter den Du mich trankst und als ich Dich in Deinen Augen suchte, fand ich etwas Fremdes. Unsere kläglichen Versuche, unsere Freundschaft zurück in die gewohnten Bahnen zu zerren, scheiterten. Nichts half. Nicht, dass Du pausenlos von Deiner Ex-Freundin erzähltest, von der Du Dich gerade erst getrennt hattest. Nicht, dass ich meine Liebhaber der vergangenen Jahre wie eine schauerliche Armee vorwurfsvoller Blicke vor Dir aufmarschieren ließ. Es war da, das andere Etwas in Deinen Augen. Ich fand diesen kleinen Funken unbestimmter Einsamkeit, der mich manchmal überkam, wenn ich alleine nachts von einer Party nach Hause lief. Wenn der Mond auf die Straße schien und alles ganz still war. Wenn ich irgendwie traurig war, irgendwie aber auch froh, dass ich den Lärm der lachenden, tanzenden Menschen, die manchmal meine Freunde waren, manchmal auch nicht, hinter mir gelassen hatte. Jetzt schien eben dieser Mond in Deinen Augen und flüsterte mir Versprechen ins Ohr, die ich trotz des Diskolärms um uns herum nur zu gut verstand.
Als wir an diesem Samstagabend tanzten, war Dein Gesicht so dicht vor meinem, dass ich trotz der drängelnden, lärmenden Menschenmenge um mich herum Deinen Atem spüren konnte. All Deine zufälligen Berührungen schienen auf surreale Weise verstärkt zu werden. "Ich muss mal auf die Toilette", murmelte ich irgendwann. Dort starrte ich minutenlang in den Spiegel. Auf meiner Stirn glänzte Schweiß, meine Locken waren wie immer keine Frisur, sondern einfach nur Haare. Ich fühlte mich wie ein dummes Trampeltier mit flackernden Augen, in denen dieser blöde Funken Einsamkeit nicht mehr zu übersehen war. "Du Heldin", sagte ich laut. Und zuckte ratlos mit den Schultern. Mein Spiegelbild zuckte schäfchenblöd zurück. Ich versuchte es mit einem strengeren Tonfall: "Nein", sagte ich. Doch mir war ohnehin klar, dass es kein "nein" geben würde. Ich war noch nie besonders konsequent gewesen.
Kaum, dass ich wieder vor Dir stand, zogst Du meinen Kopf mit einer sehr bestimmenden Bewegung an Dich. Istdocheigentlichallesegal, dachte ich, als sich Deine Lippen auf meine legten. Es war kein solches Istdocheigentlichallesegal, wie man es aus Liebesfilmen kennt. So eines, das signalisieren sollte, dass die Liebe letztendlich alle Hindernisse überwindet. Unser einziges Hindernis war ja schließlich, dass wir uns nicht liebten. Hatte ich zumindestens bis zu diesem Abend gedacht. "Lass uns nach Hause fahren", sagtest Du. Ich nickte.
Nach dem Sex mit Dir konnte ich nicht schlafen. Schweigend lagen wir nebeneinander. Mein betrunkenes Hirn weigerte sich noch beharrlich, über die Konsequenzen des heutigen Abends nachzudenken. Da hörte ich Dich murmeln: "So eine Nacht unter Freunden ist doch eigentlich OK, oder?" Da ich keine Lust hatte, Dir zu sagen, dass meiner Erfahrung nach eine Nacht unter Freunden nicht OK war, sondern im Normalfall zu einem Haufen Ärger führte, tat ich so, als wäre ich schon eingeschlafen. Es fühlte sich erstaunlicherweise sehr schön an, in Deinen Armen zu liegen, Deinem Herzschlag zu lauschen. Ich weiß nicht, ob es der Rest Alkohol in meinem Blut war, der mich lächeln ließ oder einfach nur die Tatsache, dass ich seit langer Zeit mal wieder in den Armen eines Mannes lag, den ich... nun ja, mochte? "Gute Nacht", flüstertest Du.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich, dass Du mich auf der Seite liegend betrachtetest. Die Decke war uns irgendwie nachts abhanden gekommen. Ich fühlte mich ausgeliefert, wie ich vollkommen nackt neben einem Mann lag, den ich mir im Leben nie nackt vorgestellt hatte. Außerdem merkte ich, dass ich wollte, dass Du mich schön fandest. Zum ersten Mal, seit wir uns kannten. Ich fand die Decke auf dem Boden und versteckte meine pummeligen Knie vor Deinen Blicken. Du beugtest Dich zu mir und legtest wieder Deine Lippen auf meine. Nicht so fordernd wie am Abend zuvor, sondern zart und vorsichtig. Dann sahst Du mich an. Ich sah einen Rest Schlaf in Deinen Augenwinkeln. Mit den Fingern pulte ich ihn heraus. Du lachtest. "Süß, wie Du das machst." Mein Magen zog sich zusammen. "Ich muss meinen Zug erwischen", sagte ich und überlegte gleichzeitig, wie ich am besten aus dem Bett aufstehen und meine Klamotten zusammensuchen konnte, ohne länger als nötig nackt vor Dir herumzulaufen. Doch Du standest ohnehin auf und verschwandst in der Küche. "Was machst Du?" rief ich durch die Wohnung. "Na, ich schmier Dir Schnittchen für die Fahrt," riefst Du zurück. Schnittchen für die Fahrt. Mein Magen zog sich abermals zusammen. Auf dem Weg zum Bahnhof fühlte sich mein Mund an wie zugeklebt. Ich hätte am liebsten geweint. Von den Schnittchen bekam ich keinen Bissen runter. Zurück zu Hause legte ich sie auf die Fensterbank neben meinem Bett. Dort lagen sie und schienen mich fragend anzusehen, während ich mich nachts schlaflos im Bett hin und herwälzte.
Nach drei Tagen hielt ich es nicht mehr aus, schmiss die Schnittchen in den Müll und schrieb Dir eine karge sms, die nicht einmal ansatzweise das in mir herrschende Gefühlschaos beinhaltete, aber wohl trotzdem verzweifelt genug klang, dass Du mich anriefst. Ich hatte ein bisschen Angst, als ich Deine Stimme hörte. Angst vor "eine Nacht unter Freunden ist doch OK". Deswegen stotterte ich sinnfreien Blödsinn, hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, meine diffusen Gefühle mit Dir zu teilen und Dir dennoch nicht zu zeigen, dass ich deswegen nach Worten rang, weil ich nicht aufhören konnte, an Dich zu denken. Auf einmal unterbrachst Du mein wirres Gestammel und sagtest deutlich und klar: "Ich würde Dich gerne sehen. Es wäre schön, wenn Du bei mir wärst." Zu dem Ziehen in meinem Magen gesellte sich nun noch eine akkute Atemnot. Ich schluckte. "Ich will Dich auch sehen."
Schon eine Woche später fuhr ich zu Dir. Ich war so nervös, dass ich bereits Tage vorher nichts essen konnte. Du holtest mich gleich nach der Arbeit vom Zug ab und sahst fremd aus in Deinem Anzug. Auf dem Weg zu Dir redete ich ohne Punkt und Komma. Auch noch, als Du in Deiner Küche Suppe für mich kochtest. Und auch noch, als ich vor dem dampfenden Teller saß und der Kloß in meinem Hals nicht weggehen wollte. Bis Du schließlich Deine Hand auf meine Wange legtest und mich küsstest. Ich schloss die Augen und in meine Gedanken kehrte Ruhe ein. Den restlichen Tag verbrachten wir auf dem Sofa und sahen einen Film. Hinterher hätte ich keine einzige Minute der Handlung wiedergeben können. Aber ich war glücklich. Du hingegen wirktest nachdenklich. "Ich will eigentlich gerade keine Beziehung", sagtest Du auf einmal. Du sahst mich prüfend an. Ich lachte. "Ich bin auch nicht gerade der Beziehungstyp", sagte ich. "Ehrlich?" Du wirktest fast ein bisschen zu erleichtert für meinen Geschmack. Ich lachte nochmal. "Ja, ehrlich. Ich hasse das, wenn sich jemand in mein Leben einmischt. Ich will machen können, was ich will." Du streicheltest mein Haar und dachtest nach. "Du bist echt cool", sagtest Du nach einer Weile. Auf einmal hörtest Du Dich wieder an, wie der Kumpel, der Du bislang immer gewesen warst.
Einige Tage später fuhr ich wieder zurück. Wie in einem schlechten Liebeslied platschten dicke Regentropfen an mein Zugfenster. Ich war wütend auf sie, weil sie meinem Abschied, den ich unter allen Umständen nüchtern betrachten wollte, eine Dramatik verliehen, die er meiner Meinung nach nicht verdient hatte. Zurück zu Hause lief ich durch die Straßen und hörte, wie mein Herz gegen meine Brust schlug. Die Stimmen in meinem Kopf stellten mir eine Frage, die so alt war, wie die Welt. Was war das, dieses komische Gefühl, das ich nicht bei seinem so oft benutzten Namen nennen wollte, weil ich nicht darauf hoffen durfte, dass Du es auch fühltest? Das einen seltsame Dinge tun lässt, das einem den Schlaf raubt, das einen wünschen lässt, man könnte singen, um es auf Tonband zu bannen, um es loszuwerden, es dem Menschen zurückzuschicken, der es ausgelöst hat? Und mit ihm gleich alle Zweifel, die Unsicherheit und vor allem die Einsamkeit, die einen manchmal mitten in der Bewegung innehalten lässt. Ich wusste selbst nicht genau, ob ich überhaupt daran glaubte, ob ich an die Liebe glaubte, aber mit einem Mal wollte ich daran glauben, ich wollte ein Happy End, ja, ich brauchte die Gewissheit, dass unsere Geschichte gut ausgehen würde. Doch alles, was die nächsten Wochen brachten, war neue Unsicherheit und ein Gefühl der Hilflosigkeit, das mich in einen durchsichtigen Geist verwandelte, der mit blassem Gesicht durchs Leben schwebte und unter dessen Berührungen sich alles in Staub aufzulösen schien.
Du riefst mich oft an. Wir redeten über dies und das, stundenlang. Am Ende eines jeden solchen Gesprächs fragtest Du mich: "Und was wird jetzt aus uns?" Ich lachte dann immer, sagte irgendwas Ironisches, Sarkastisches, Cooles. Sprach von Freiheit, von Dinge-auf-sich-zukommen-lassen. Dabei zuckte ich mit den Schultern, was Du natürlich nicht hören konntest, was aber meine Worte vor mir selbst wahrer und richtiger erscheinen ließ, als sie waren. Ich konnte hören, wie Du am anderen Ende der Leitung erleichtert aufatmetest. "Ich will Dich nicht hinhalten", sagtest Du. "Ich mach das, solange es mir guttut. Sobald es nicht mehr geht, bin ich weg", sagte ich. Und lachte nochmal.
Als Du mich das erste Mal besuchen kamst, war längst der Winter angebrochen. In dicke Jacken eingepackt liefen wir durch die Stadt. "Du fühlst Dich an wie ein Teddybär", sagtest Du. Es war fast wie in einer normalen Beziehung, dass wir meine Freunde auf dem Weihnachtsmarkt trafen, dass sie Dinge sagten wie: "Ihr seid ein schönes Paar." In solchen Momenten verschwand all die Unsicherheit. Das flaue Gefühl in meinem Magen auch. Wir waren einfach nur wir. Ein schönes Paar. In der Nacht vor Deiner Abreise lagen wir wach und betrachteten einander im Schein meiner Lichterkette, in dicke Decken eingekuschelt. Ich brachte Dich früh morgens zum Bahnhof. Du wolltest über Weihnachten und Silvester weg fahren. "Ich muss mal in Ruhe nachdenken", sagtest Du. Es war noch ganz dunkel und meine Nase lief von der kalten Winterluft. Der Kloß in meinem Hals wurde unendlich groß und schließlich sagte ich: "Glaubst Du, wir sehen uns nochmal wieder?" Ich schämte mich noch in dem Moment, als dieser wuchtige, völlig unironische Liebesfilm-Satz meine Lippen verlassen hatte. Doch Du sahst mir in die Augen und entgegnetest ernst: "Ich weiß es nicht."
Die folgenden Wochen war ich ständig in Bewegung: fuhr zu meiner Familie, kochte, kaufte eine Unmenge neuer Klamotten, feierte, tanzte, trank, schrieb wie eine Besessene Weihnachtskarten an Menschen, die ich seit Jahren nicht gesehen hatte - und kontrollierte alle fünf Minuten meine e-mails. Ich wollte, dass Du mir schriebst, dass Du mich vermisstest, dass Du wusstest, dass ich auf Dich wartete. Schließlich schrieb ich Dir, wieder einmal wenige karge Worte. Dabei wollte ich Dir eigentlich so viel sagen: dass ich nicht ständig lachte, weil mir das mit uns egal war. Sondern dass ich lachte, weil ich nicht anders konnte. Weil ich eigentlich nicht warten und nicht traurig sein und nicht "Istjaauchirgendwieegal" sagen wollte. Doch ich war mir zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr sicher, ob Du das verstehen würdest. Du schienst auf einmal in einer völlig anderen Welt zu existieren, zu der ich keinen Zugang hatte. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich zwar Dein Gesicht vor mir sehen, doch ich fühlte mich wie hinter einer dicken Glasscheibe. Ich versuchte, meine Hand auf Deine Wange zu legen. Doch alles, was ich spürte, war die glatte Grenze meiner Welt, in der ich eingeschlossen war. Der Kloß in meiner Kehle ließ sich nicht mehr wegschlucken. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken wie ein absurder Jahrmarkt durcheinander. Ich fühlte mich eingesperrt in meiner selbstgewählten Coolness und Selbstständigkeit. Eigentlich wusste ich, dass ich bereits verloren hatte. Ich gehörte nicht zu Dir. Dennoch schickte ich die kleine, karge e-mail ab. An ihrem Ende stand ein großes Fragezeichen. Du schriebst zurück, dass Du viel nachgedacht hättest. Auch über uns. Aber zu keinem Ergebnis gekommen seist. Nicht wusstest, was Du wolltest. Von mir. Und vom Leben ganz allgemein. Also hattest vielleicht auch Du verloren und nicht ich. Oder wir beide. Wer wusste das schon.
Am Tag Deiner Rückkehr rief ich Dich an. Du freutest Dich, meine Stimme zu hören, das merkte ich. "Und?" fragte ich. Mehr nicht. Trotzdem verstandest Du sofort, was ich meinte. "Ich weiß es immer noch nicht", sagtest Du. Das letzte bisschen Hoffnung, dass ich nicht einmal laut gedacht hatte, das den Kloß in meiner Kehle aber bis zu diesem Tag zusammengehalten hatte wie Tapetenkleister, verschwand. "Ich kann das nicht mehr", sagte ich. Das Schweigen am anderen Ende der Leitung zog sich endlos. Die Hoffnung strömte zurück in meinen Körper, stieg in meinen Kopf wie blubbernder Champagner. Bis ich merkte, dass es diesmal an Dir war, das "Nein" zur rechten Zeit zu verpassen. Du warst nicht der Held, der im letzten Moment das Happy End rettete. Ich war ja auch nicht Deine Prinzessin, die Du erobern musstest. Ich war das Mädchen, das lachte und mit den Schultern zuckte. Das mehr Wodka trinken konnte als mancher Mann. Aber eben nicht das Mädchen, mit dem Du eine Beziehung führen wolltest. Ich seufzte. Endlich schienst Du zu verstehen. "Dann war es das jetzt?" fragtest Du. "Ja", sagte ich und lachte, "ich hab Dir doch gesagt, dass ich raus bin, sobald es mir nicht mehr gut geht mit uns beiden." Du schwiegst. "Können wir trotzdem noch hin und wieder telefonieren? Das würde mir nämlich sonst sehr fehlen", sagtest Du schließlich. "Nein", sagte ich und dann noch: "Mach's gut." Ich legte auf und schloss die Augen - traurig, weil ich soeben einen Freund verloren hatte. Aber auch unendlich froh, nicht mehr lachen zu müssen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/und-ich-lachte/668079 | https://web.archive.org/web/20130802040505/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/und-ich-lachte/668079 | fuehlen | freundschaft | 668,079 |
1,346,543,400 | Holzgeschichten | http://www.neon.de/user/Holzgeschichten | Freundschaft Plus? Nein, danke! | Du willst momentan keine Beziehung. Mit niemandem, das ist bekannt. Fragt sich wie lange ich das noch mitmachen kann? | Wir kennen uns zwar erst seit 3 Monaten, haben uns aber auch gefühlte 70 Tage davon gesehen, teilweise 24 Stunden miteinander verbracht.
Du bist einer der anderen, mit denen ich jedes Wochenende feiern geh´ und eigentlich auch nur ein guter Kumpel. Wenn wir wieder beim Höhepunkt unseres Pegels angelangt sind verändert es sich wieder.
Du küsst mich und es fühlt sich großartig an. Schon oft sind wir nebeneinander eingeschlafen; Arm in Arm, Hand in Hand.
Am nächsten Tag ist alles vergessen, schließlich sind wir nur Freunde. Nimmst mich jedoch immer in den Arm, kochst was für uns, redest mit mir über alles. Nur Freunde...?
Die Grenze verwischt immer mehr, ich bekomme Angst, dass sich bei mir Gefühle entwickeln könnten.
Geredet haben wir noch nie über uns, ich weiß auch wie wenig Lust du darauf hast; ich will dich nicht unter Druck setzen oder Stress machen.
Dein ständiges Verlangen nach Körperkontakt mit mir verwirrt mich, du kannst es einfach nicht lassen. Warum das Ganze? Such dir nicht mich aus für sowas, ich will das nichtmehr.
Kenn´ mich zu gut um zu wissen, dass ich nicht ewig so entspannt mit dir umgehen kann...und als Freund will ich dich auf keinen Fall verlieren,ebenso wenig wie mein Herz an dich.
Tags: Verlieben, Bindungsangst | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/freundschaft-plus-nein-danke/928344 | https://web.archive.org/web/20130331072710/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/freundschaft-plus-nein-danke/928344 | fuehlen | freundschaft | 928,344 |
1,121,848,620 | barbara_gaertner | http://www.neon.de/user/barbara_gaertner | Alles, nur kein Schwäbisch? | Jahrelang versucht man mühevoll den Dialekt aus seiner Sprache zu tilgen - und nun das: Forscher sagen: Dialekt macht klug. | Ich vermeide Alkohol. Das ist ein Problem. Besonders in Bayern zur Biergartenzeit. Apfelschorle, Kirschsaftschorle, kleines Radler – da lacht das Gegenüber dreist und ich werde immerzu ein wenig peinlichkeitserröteter. Dabei mache ich das alles nur für sie, meine Mittrinker und Bierbanknachbarn. Denn flößt man mir mehr als ein kleines Bier – eine Einheit, die in Bayern nicht existiert – ein, dann passieren zwei Dinge:
a) ich werde tieftraurig bis niedergeschmettert und sehe das Ende der Welt heraufziehen, ganz sicher aber die Sinnlosigkeit meines bescheidenen Seins,
b) ich kann mein Schwaben-Ich nicht mehr in mir niederringen. Der Verlust der Kontrolle schlägt sich unmittelbar auf meine Hochdeutschkompetenz nieder.
Das wäre an sich ja nicht schlimm, wenn sich depressive Verstimmungen besser mit lustiger Geselligkeit vertragen würden. Und ich mein Schwäbischsprechen nicht für schrecklich unsexy halten würde.
Ich bin nicht alleine. In Stuttgart gibt es Hochdeutschkurse für Menschen, die ihre Karriere vorantreiben wollen, weil sie glauben, dass sich Dialekt und Kompetenz, zumindest in der Aussenwahrnehmung nicht verträgt. Viele meiner Freunde reagieren auf den Satz „Ach, das hört man ja gar nicht“, wenn sie über ihre Ursprungsorte sprechen, ebenso erfreut wie ich. Auch wenn wir wissen: Der Satz ist eine Lüge. Und die meisten Schwaben ziehen nach Berlin, damit sie vom Schwäbischsprechen ihres Gegenübers nicht angesteckt werden, wie mit einem fiesen Schnupfen.
Die Pisa-Studie hat so allerlei ins Wanken gebracht. Nun auch meine Selbstwahrnehmung. Dialekte, so schlussfolgern Wissenschaftler, wie der von der Süddeutschen Zeitung zitierte
Mundart-Experte Hans Triebel, machen schlau. Immerhin sind Dialekt-Regionen Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Österreich die ewigen Pisa-Streber. Triebel begründet das damit, dass die dialektsprechenden Kinder von klein an zwei Sprachen lernen: Den Dialekt als Muttersprache und das Schriftdeutsch als Standardsprache. So eigenen sie sich eine größere Sprachkompetenz an, trainieren früh die Auffassungsgabe und das abstrakte Denken. Dialektsprecher haben bessere Noten in Mathe und Deutsch.
Meine Mathe-Note war nie besonders. Trotzdem: Sollten wir Dialektsprecher von derartiger wissenschaftlichen Rückendeckung beflügelt jetzt viel tapferer und selbstbewusster zu unserer Klangfarbe stehen?
Wie haltet ihr es mit dem Dialekt, liebe Neon-User? Sprecht ihr ihn frohgemut oder verbindet ihr ihn auch mit allerlei negativen Eigenschaften? Warum nehmen wir das Bayrische als so viel putziger wahr als das Karlsruherische, das immer ein wenig beleidigt klingt und gibt es einen Dialekt, den ihr vielleicht ganz besonders sexy findet? | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/alles-nur-kein-schwaebisch/636848 | https://web.archive.org/web/20130621001817/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/alles-nur-kein-schwaebisch/636848 | - | - | 636,848 |
1,396,793,160 | E.A. | http://www.neon.de/user/E.A. | Echt sein. | Lass uns zaubern und dran glauben,
dass es mehr gibt als ‚perfekt‘. | Lass uns echt sein.
Lass uns zu dem stehen was wir sagen
und tun was keine Worte braucht.
Lass uns denken bevor wir handeln
und benehmen als wenns besonders wär.
Lass uns strahlen in allen Farben und
Schlösser baun aus Selbstvertrauen.
Lass uns schätzen was wir haben
und vergessen was nicht wird.
Lass uns doch mal ehrlich sein,
uns nicht länger selbst belügen.
Graue Tage niederschweigen und
perfekte Fehler machen.
Lass uns ‚keine Zeit‘ mal hinterfragen
und wenns sein muss langsam gehn.
Lass uns zweifeln, inne halten,
auch mal zu uns selber stehn.
Lass uns unser Bestes geben und
dabei zur Seite blicken.
Fröhlich Richtung Sonne tanzen,
federleicht im Hier und Jetzt.
Lass uns kurz die Luft anhalten,
alte Werte suchen gehn.
Nicht nur hören was wir sagen,
sondern auch den Sinn verstehn.
Lass uns träumen, heute starten,
die Welt mit andren Augen sehn.
Lass uns Schönes nicht bereuen
und daran zugrunde gehn.
Lass uns lieben und vergessen,
stark und schwach im selben Takt.
Neben all dem ‚sollen‘, ‚müssen‘,
nicht verbergen wer wir sind.
Lass uns zaubern und dran glauben,
dass es mehr gibt als ‚perfekt‘.
Mehr du. Mehr ich.
Mehr von uns selbst.
Und was am Ende bleibt, ist echt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/echt-sein/1132821 | https://web.archive.org/web/20140408075346/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/echt-sein/1132821 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,132,821 |
1,364,842,620 | L.Giannani | http://www.neon.de/user/L.Giannani | Ecksofa | Dann wird es ernst... | Zur ersten eigenen Wohnung gehören natürlich auch eigene Möbel! Manch ein Unikat von Omama oder auf dem Flohmarkt erstöbert, gehören genauso wie das berühmte Bücherregal des schwedischen Möbelhauses zur perfekten Mischung von neu & alt. Vergangenheit und Zukunft, Erinnerung und Träume, traditionell und modern! Doch ein ganz bestimmtes Einrichtungsstück grenzt sich ab. Es benötigt Platz und passt nicht unbedingt in das 12 Quadratmeter große WG Zimmer: Das Ecksofa!
Ein Ecksofa sagt mehr aus, als Status und "Ich verfüge über ein Wohnzimmer"! Denn neben dem vorhandenen Wohnzimmer, von dem Studenten in den überteuerten Großstädten nur träumen, fühlt sich die Gattung der Ecksofen besonders in einem Eigenheim verliebter, frischzusammengezogerner Lebensgemeinschaften am wohlsten! Besonders ist die gemeinsame Anschaffung. Für wohl jedes andere Möbelstück fühlt sich ein Teil der ewigen Liebe meist mehr verantwortlich doch so ein Ecksofa erfüllt schließlich erst seinen Sinn in gemeinschaftlicher Verwendung.
Ein Ecksofa ersetzt volle und leere Bierkästen, überdeckt Brandflecken und bedeutet bald kommt der Nachwuchs! Denn was folgt auf ein gemütlich, fernsehausgerichtetes Wohnzimmer? Das neutral eingerichtete Kinderzimmer für Emma oder Paul!
Also Ecksofakäufer aufgepasst! Danach wirds ernst! Doch ich denke spätestens, wenn das aussagekräftige Möbelstück Emma oder Paul beherbergt, hat sich der Kauf voll und ganz gelohnt*
Tags: Ecksofa, ausziehen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ecksofa/1005942 | https://web.archive.org/web/20130608124436/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ecksofa/1005942 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,005,942 |
1,319,676,240 | zwiebelfrisch | http://www.neon.de/user/zwiebelfrisch | Susi, willst du meine tochter sein? | Was ich damals nicht ahnte: Sie hatte Valette ®, - Ihre Pille - abgesetzt.
und das ohne mir ein Wort zu sagen!!!! | Ich bin ein Mann und ich weiß, dass ich nie verstehen oder nachvollziehen werde, wie es ist, ein Kind unter meinem Herzen heranwachsen zu spüren. Ich bin ein Mann. Und dieser seltsamen Gattung Mensch sagt man bekanntermaßen nicht gerade einen guten Draht zu ihrer Gefühlswelt nach. Und Ja, so einer bin ich auch. Dessen ungeachtet gibt es etwas, was mich seit Jahren quält.
Das Schlimmste ist, dass es mich von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr immer mehr quält. Wie die nackte Hand auf der Küchenherdplatte, die in aller Ruhe heißer wird. Fatalerweise mit einem entscheidenden Unterschied: Ich kann die Hand nicht wegziehen, denn es handelt sich nicht um meine Hand. Es handelt sich um mein Herz.
Die ganze Geschichte fing im Januar 2002 an: Ich trennte mich schweren Herzens von meiner ehemaligen Lebensgefährtin Claudia. Für Claudia war ich damals der erste wirkliche Freund. Sie war zwar nicht mehr Jungfrau, hatte aber noch keine gescheite Liaison hinter sich gebraucht. Ich auch nicht. Rasch merkte ich indes, dass es nicht das war, was ich mir vorgestellt hatte.
Meine Erziehungsberechtigten - ich spreche bewusst nicht von „meinen Eltern“ - ließen sich früh scheiden. Ich hatte derzeit ziemlich unter der Trennung und dem damit verbundenen Zoffs gelitten. Mir einen Eid ablegt, dass ich das so niemals für mich akzeptieren werde. Ich wollte Harmonie und Vertrauen. Und das ging nicht mit Claudia. Nein, offenkundig ging es nicht. Unnötige Eifersüchteleien und Misstrauen verfrachteten uns beide bald an den Rand des Beziehungs-Kollapses. Schließlich zog ich die Notbremse.
Zweieinhalb Monate, in denen sie mir nachstellte.
Dann änderte sie ihre Taktik. (Was ich damals nicht sehen konnte oder nicht wollte). Eines Abends sagte sie: „Du hast Recht“, und ergänzte, als ich fragte wobei: „Wir zwei passen nicht zusammen. Der Grund, warum ich es nicht wahrhaben will, ist der, dass ich den Sex mit dir so geil finde“
Es folgten wahre Einschleim-Orgien, die mit ziemlicher Sicherheit mein männliches Ego hofierten:
Noch nie hatte sie so tolle Höhepunkte. Noch nie fand sie einen Mann so betörend. Noch nie war sie so wild auf irgendjemand. Und Ja: Vielleicht hatte sie sich was vor Augen geführt, was es nie gab und eigentlich immer Liebe mit Wollust verwechselt.
Das Resultat daraus war, dass wir künftig beschlossen Sex zu haben ohne Liebesverhältnis. Man mag mich heute einen Volldeppen oder Dummkopf nennen, damals glaubte ich es.
Ein halbes Jahr ging es gut. Dann offenbarte sie mir, dass sie schwanger sei.
Was ich damals nicht ahnte: Sie hatte Valette ®, - Ihre Pille - abgesetzt. Sie beabsichtigte nicht, das Ungeborene auszutragen.
„Ich wollte zu allen Zeiten ein Kind, aber mit einem Mann, der mich auch liebt, der zu mir steht“, hatte sie gesagt.
Für mich brach eine Welt zusammen. Ja, ich hatte sie nicht geliebt, aber mir war immer klar, dass ich zu einem Kind stehen würde, welches durch meinen Samen erst entstanden ist. Ich wollte immer eigene Kinder. Kinder waren für mich immer ein „heiliger Gral“. Ein Gut, was es zu schützen galt. Ich konnte Frauen verstehen, die abtrieben, weil sie vergewaltigt wurden. Weil es zu einer Behinderung kommen könnte oder es eine Gefahr fürs eigene Leben darstellte. Aber das alles war es nicht. Es war anders.
Schlussendlich trieb sie ab.
Ich errechnete in den kommenden Monaten - ziemlich genau - den möglichen Geburtstermin auf den 24.mai 2003. und gab meinem ungeborenen Spross den Namen Susi.
Eigentlich ziemlich paradox anzunehmen, mein Abkömmling wäre weiblichen Geschlechtes.
Meine ältere Schwester und mein Bruder haben beide jeweils einen Sohn als erstes bekommen.
Vor 2 Monaten fragte mich ein guter Freund, ob ich jemals einen Beweis gesehen habe, ob Claudia tatsächlich schwanger gewesen war. Nein, musste ich nach langem Überlegen einräumen. Aber das hatte keine Wichtigkeit.. Es ging darum, dass ich heute ein Nachkommen haben könnte.
Es geht darum, dass ich nie verstehen werde, wie es ist, ein Kind unter seiner eigenen Brust heranwachsen zu spüren. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/susi-willst-du-meine-tochter-sein/780355 | https://web.archive.org/web/20111030003623/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/susi-willst-du-meine-tochter-sein/780355 | fuehlen | familie | 780,355 |
1,126,884,180 | Tobias_Kniebe | http://www.neon.de/user/Tobias_Kniebe | Allein aber glücklich | Die entscheidenden Dinge über Partnerschaft lernt man allein. | Kennen wir nicht alle Menschen, die toll und begehrt sind und die Liebe für's Leben zwar suchen, aber einfach nicht finden können, weil es immer wieder schief geht? Im Neon-Heft von September 2005 wage ich mich an eine provozierende Erklärung: Diese Menschen kommen nicht weiter, sage ich, weil sie nicht mutig genug sind, der Einsamkeit wirklich ins Auge zu schauen. Für jeden Partner, mit dem es nicht klappt, wartet schon der nächste; für jeden Moment, der Erkenntnis bringen könnte, steht schon wieder eine Party im Kalender. "So fliehen sie ewig vor dem bitteren und harten Augenblick, der ihr Leben verändern könnte - vor der Wahrheit, die nur in der Einsamkeit zu gewinnen ist", schreibe ich. "Echte Einsamkeit erleben, dass heißt auch, jede Sicherheit aufzugeben - all die kleinen Stützen, Lebenslügen, sorgsam gehegten Illusionen. Wer es wagt, diesem gewaltigen Gefühl ins Auge zu blicken, tritt am Ende sich selbst gegenüber. Das kann eine qualvolle Erfahrung sein - und dennoch die wertvollste, die es gibt."
Ich bin tief überzeugt, dass man diese qualvolle Erfahrung mindestens einmal aushalten muss, um wirklich die Liebe zu verstehen - und ich erzähle im Heft auch ein Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrung. Was mich aber noch viel mehr interessieren würde: Habt ihr dieselbe Erfahrung gemacht? Könntet ihr auch eine Geschichte erzählen, wie das Aushalten der Einsamkeit euch neue Erkenntnisse brachte und euer Leben zum Positiven gewendet hat? Eigentlich bin ich ganz sicher, dass ihr das könnt - ich freue micht über eure Beiträge. | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/allein-aber-gluecklich/637337 | https://web.archive.org/web/20150320234016/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/allein-aber-gluecklich/637337 | - | - | 637,337 |
1,370,354,040 | piapetite | http://www.neon.de/user/piapetite | Tag am Meer | Ich wollte Mamas UND deine Unterschrift auf den Entschuldigungen für die Physikstunden die ich 'verschlafen' hatte. | Ich grabe meine Füße in den nassen Sand und lasse den Blick schweifen. Graue Wolken, ein leerer Strand und ein leichter Wellengang, der sich vorsichtig gegen Sandburgen wirft.
Einatmen, Ausatmen, Nordsee.
Wieviele Urlaube haben wir hier verbracht? Wieviele Eiskugeln verschlungen? Wieviele Postkarten geschrieben? Wieviele Drachen steigen lassen? Wieviele Fotos gemacht? Wieviele Sparziergänge unternommen? Wieviele Stunden haben wir im Wasser verbracht?
Nicht genügend. Die Antwort auf alles. Sechzehn Jahre reichen nicht aus, um diese Laune des Schicksals hinnehmen zu können.
Ich wollte Mamas UND deine Unterschrift auf den Entschuldigungen für die Physikstunden die ich 'verschlafen' hatte. Ich wollte dich mit stolzem Lächeln in der ersten Reihe sehen, wenn ich trotz mangelndem Talent für Naturwissenschaften mein Zeugnis erhalte. Ich wollte mit dir tanzen auf meinem Abiball, am liebsten völlig außer Takt. Ich wollte zu dir können, wenn es zu Hause drunter und drüber geht. Ich wollte mit dir fachsimpeln, über Sport, dir zuhören und staunen. Ich wollte dir irgendwann einen Menschen vorstellen, den ich fast so sehr liebe wie dich. Ich wollte dass du mich zum Altar führst. Ich wollte dich besuchen, als alten Mann in deinem Lehnstuhl, mit Kakteen auf der Fensterbank und einem Dackel auf dem Schoß, wollte sehen wie du lachst, faltig und wunderschön, wenn deine Enkel auf dich zulaufen. Irgendwann. Wollte sagen, ganz zum Schluss, dass es ok ist, weil du ein langes, erfüllendes Leben hattest.
Aber es geht nicht. Was geht ist nur, dass ich mich tröste, indem ich mir vorstelle, dass du irgendwo da oben bist.
Und manchmal, wie jetzt, in diesem Moment, bist du der Wind, der mir durch mein Haar pustet und flüstert, dass alles gut ist.
Deswegen mag ich die Nordsee.
Und auch, weil Salzwasser hier ok ist. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/tag-am-meer/1030254 | https://web.archive.org/web/20130609122917/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/tag-am-meer/1030254 | fuehlen | familie | 1,030,254 |
1,302,862,860 | Marc_Schuermann | http://www.neon.de/user/Marc_Schuermann | Liveticker | Wie ungeduldig wartet ihr vorm Bildschirm auf neue Meldungen? | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/liveticker/680014 | https://web.archive.org/web/20130618042901/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/liveticker/680014 | freie-zeit | computer-internet | 680,014 |
|
1,381,344,240 | Max-Jacob_Ost | http://www.neon.de/user/Max-Jacob_Ost | Login-Probleme behoben! | Kurze Hausmitteilung | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/login-probleme-behoben/1073718 | https://web.archive.org/web/20140820231223/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/computer-internet/login-probleme-behoben/1073718 | freie-zeit | computer-internet | 1,073,718 |
|
1,401,351,960 | Ferdinand28 | http://www.neon.de/user/Ferdinand28 | Neue Ufer | Ich habe mir oft vorgestellt, wie alles sein würde,
wenn ich erst einmal diesen Schritt gegangen bin.
Ich hätte es kaum schöner malen können. | Jahrelang habe ich mit mir gekämpft,Wunsch versus Realismus.Traum versus gesellschaftlichen Erwartungen.Weitermachen oder neuen/alten Interessen folgen.
Eine
sichere Arbeitsstelle, ein gutes Gehalt, spannende Arbeitsaufgaben,sichtbare
Ergebnisse und europaweites Reisen sind reizvolle Attribute,die
man nicht so einfach aufgibt.
Schwierige
und lange Nächte, komplizierte mathematisch,
technischeFormeln
und Fakten, hohe Erwartungen, gute Abschlüsse;All
das hatte mich erst in diese Position gebracht, aus der nun zu fliehen versuchen
sollte?
Es gibt im Leben eine Punkt, an dem man einsehen muss,dass ein einzelnen Leben zu kurz ist,um alle Facetten und Möglichkeiten,die es bietet, zu durchleben.Nur wo dieser Punkt ist, das scheint man tatsächlich selbst definieren zu können.
So habe ich in meinem Fall Persönlichkeitspsych. gegen Mechanik, Sozialpsych. gegen Produktionstechnik, Entwicklungspsych. gegen Elektrotechnik, Allgemeinpsych. gegen BWL, Biopsych. gegen Mathematik, Frühes Ausschlafen gegen Aufstehen,und Studienleben 3.0 gegen Arbeitswelt eingetauscht.
Und seitdem rauscht mein Gehirn, 24 Stunden, 7 Tage.
Angeregt von spannenden Studien, offenen Menschen und
lebensnahen Lehrinhalten entwickele ich mich zu einem Schwamm, der versucht in
sein altes Gehirn sämtlicheInformationen aufzusagen und mit bisherigen
Lebenserkenntnisse zu einem konformen Sein verschmelzen zu lassen.
Mein Glück ist, das ich per Definition noch zu den jungen
Erwachsenen zähle und das noch ein paar gute Jährchen und mein Gehirn beginnt,
wieder auf ein Leistungsniveau zu steigen, wie ich es nur von vor 10 Jahre
kannte.
Doch diesmal ist es anders, diesmal habe ich aus Fehlern
gelernt, und mir dabei auch die Umwelt geschaffen, in der ich als Mensch das
alles erleben möchte.
Vorerst Angekommen | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/neue-ufer/1143876 | https://web.archive.org/web/20140821165345/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/neue-ufer/1143876 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,143,876 |
1,357,553,700 | alexandra_buerger | http://www.neon.de/user/alexandra_buerger | Trauerarbeit | Wie geht ihr mit dem Verlust eines nahestehenden Menschen um? | Wie ist das, habt ihr schon mal einen euch nahestehenden Verwandten oder Freund verloren? Was tut ihr, um mit diesem Verlust fertig zu werden? Ja, ja, das Leben geht weiter, und die Zeit heilt alle Wunden und so...das lässt sich immer so einfach sagen. In meinem vorherigen NEON täglich über die ARD Themenwochen
„Leben mit dem Tod“
wollte ich wissen, wie ihr es findet, mit der Thematik zwangsweise konfrontiert zu werden.
Aber was ist, wenn es einen plötzlich ganz persönlich betrifft? Rückt die Familie näher zusammen? Oder passiert eher das Gegenteil – bei einem Erbstreit zum Beispiel. Wie geht ihr persönlich mit dem Verlust eines geliebten Menschen um? Hat es euch auf irgendeine Weise verändert? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/trauerarbeit/974220 | https://web.archive.org/web/20130108234828/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/trauerarbeit/974220 | fuehlen | familie | 974,220 |
1,316,770,260 | blackswan | http://www.neon.de/user/blackswan | Austauschbar! | Freitag abend,und ich bin allein,weil ich es so wollte oder weil du nicht sehen wolltest,wie sehr ich dich gebraucht hätte...... | Manchmal wünschte ich mir unsere Wege hätten sich niemals gekreuzt,dann wäre mir das jetzt hier erspart geblieben.Was ist das zwischen uns,ich wüsste es so gerne,eine Tragikkomödie oder doch eher eine Wiederholungssendung am Sonntagabend um viertel nach acht.
Ich hätte Dir soviel zu sagen,aber die Worte bleiben mir im Halse stecken,aus Angst, wenn sie sprudeln,Dich zu vertreiben,ich weiss Du würdest gehen,Du duldest mich nur,weil ich keine Ansprüche stelle,weil ich die Füsse still halte,unterm Tisch,nichts verlange,keine Forderungen stelle,Dir kein Ultimatum stelle......Nur einmal müsste ich fordern,dann würdest Du mich verlassen,egal zu welcher Sendezeit,ob Freitag abend zur allbeliebten,,Wer wird Millionär" Sendezeit oder noch besser am Sonntag abend,beim spannenden Tatort.Es würde Dir nicht mal ein Zurückblicken wert sein.Und um dies zu umschiffen,halt ich mal lieber mein Maul.Aber für was,oder warum mag ich so gerne traurig sein?
Ist Liebe immer Schmerz,Leid?Oder andersherum gefragt,ist es keine Liebe,wenn man nicht leidet. Ich glaube,ich bin zu feige,zu feige um zu reden,solange ich nichts frage,brauchst Du mir nicht sagen,wie ersetzbar ich doch bin! Also alles in allem, ganz alleine meine Schuld! Freitag abend,Günther Jauch gibt sein Bestes und ich grüble,warum Du nicht gesehen hast,wie sehr ich Dich heute gebraucht hätte.Der Fernseher schweigt,Du und ich auch!Wird wohl keine Romanze,eher ein Stummfilm.
Angst ist kein guter Begleiter,aber wer soll sie mir nehmen,wenn nicht Du ,der sie auslöst,oder wie schwer ist es über seinen Schatten zu springen......
Ich glaube ich melde mich bei Günther Jauch als Kanditat,immer noch einfacher,als mit Dir zu reden,man hat dort wenigstens noch eine geringfügige Chance,nicht als völliger Depp aus der Sendung zu gehen,was bei unserer Beziehung wohl eher nicht der Fall sein wird.Der Depp wäre dann wohl ich!
Heute habe ich gemerkt,wie wenig ich Dir bedeute,vielleicht sind Worte da eh überlüssig,was soll man reden ,wenn man weiss der Zug hat sich einen neuen Zielbahnhof gesucht,und man sitzt daneben,hört noch zu und schweigt.Meilenweit weg bin ich nun von Dir entfernt,wie sollen Dich da meine Worte noch erreichen,bei dem Lärm der auf Bahnhöfen ja nun mal so herrscht.
Also gute Fahrt mit neuer profanen Ablenkung, ich such mir mal ein Anmeldeformular für den Günther,damit ich freitags nicht mehr so alleine bin.
Shit happens oder es fährt ein Zug nach Nirgendwo...... | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/austauschbar/765445 | https://web.archive.org/web/20111009064259/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/austauschbar/765445 | - | - | 765,445 |
1,407,081,660 | Fieseise | http://www.neon.de/user/Fieseise | Lysanders Kern | Lysander wacht zur späten Stund'
Absinth im Kopf, die Finger wund
Vom Schreiben ohne Unterlass
Schreibt er von Liebe, schreibt von Hass
Er schreibt so viel, er schreibt so
schnell
Grammatik schwach, Metaphern grell
Die Bilder müde und verbraucht
Das Versmaß traurig und geschlaucht
Er wühlt im Innern, sucht nach Tiefen
Talenten, die so lange schliefen
Er geht in sich, meditiert
Fuchtelt, fingert, masturbiert
Bewundert dann nach jedem Schuss
Den vor ihm liegenden Erguss
Er liebt sich sehr, er liest sich gern
Dies also ist Lysanders Kern | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/lysanders-kern/1442527 | https://web.archive.org/web/20140805060303/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/lysanders-kern/1442527 | freie-zeit | computer-internet | 1,442,527 |
|
1,332,150,420 | Heiko_Bielinski | http://www.neon.de/user/Heiko_Bielinski | Mach dein eigenes Ding | Willkommen in der Zukunft. Mit 3D-Druckern kann jetzt jeder seine eigenen Gegenstände ausdrucken. | Was klingt wie der feuchte Traum eines jeden Star-Trek-Fans (also auch mir), das Herstellen von Produkten nach eigenem Wunsch mittels eines Replikators ("
Tea, Earl Grey, hot.
") könnte bald massenmarkttaugliche Wirklichkeit werden. Es geht um 3D-Drucker.
Bereits 2006 hat die
ZEIT die Technik vorgestellt
. Damals lagen die entsprechenden Geräte noch in utopischen Preiskategorien. Doch in den letzten sechs Jahren hat sich die Technik so schnell weiterentwickelt, dass man z.B. das Fertiggerät der Firma
MakerBot
, den
MakerBot Replicator
für umgerechnet 1300 € bekommt. Mit ein bisschen handwerklichem Geschick kann man noch Geld sparen und holt sich den
Bausatz
für unter 1000 € oder die
Open-Source-Variante
für unter 300 €.
Die 3D-Drucker erstellen aus Vorlagen, die man z.B. mit Open-Source-CAD-Programmen am eigenen Rechner erstellen kann ein exaktes Modell, z.B. einen
Darth Vader-Kopf
. Wem das noch zu kompliziert ist, der kann sich bei der Community
Thingiverse
seine Vorlage runterladen oder bei
shapeways
sein Wunschmodell zur "Entwicklung" einreichen. Das bekannteste freibeuterische Torrentportal, welches ich hier natürlich nie verlinken würde, hat mittlerweile auch schon eine Rubrik für "Physibles" eingerichtet.
Die Möglichkeiten, die der 3D-Druck bieten wird, kann man momentan nur erahnen. Nach den Dart-Vader-Köpfen kommen ernsthafte Anwendungsgebiete, wie Ersatzteile jedweder Art, medizinische Produkte oder komplette Hauseinrichtungen.
Sollte sich diese Technik tatsächlich soweit durchsetzen, dass jeder seinen eigenen 3D-Printer auf dem Schreibtisch stehen hat, stellen sich eine ganze Menge Fragen neu:
Werden bisher von der Industrie dominierte Produktionsprozesse demokratisiert und offen für alle? Ist das gut? Was passiert, wenn sich jeder sein Ersatzteil für's Auto oder die Buffy-Action-Figur selbst herstellen kann mit ganzen Industriezeweigen? Welche sinnvollen Anwendungsgebiete könnt ihr euch noch vorstellen? Und am wichtigsten: Was würdet ihr euch als allererstes ausdrucken? | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/mach-dein-eigenes-ding/855667 | https://web.archive.org/web/20120321182608/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/mach-dein-eigenes-ding/855667? | freie-zeit | computer-internet | 855,667 |
1,326,446,400 | Philipp_Schwenke | http://www.neon.de/user/Philipp_Schwenke | Mal ganz offen | Partyfotos, Kundendaten, Street View: Das digitale Zeitalter löst die Privatsphäre auf. Der US-Professor Jeff Jarvis findet das völlig in Ordnung. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/mal-ganz-offen/822434 | https://web.archive.org/web/20120201225621/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/mal-ganz-offen/822434? | freie-zeit | computer-internet | 822,434 |
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1,326,446,400 | Philipp_Schwenke | http://www.neon.de/user/Philipp_Schwenke | Mal ganz offen | Partyfotos, Kundendaten, Street View: Das digitale Zeitalter löst die Privatsphäre auf. Der US-Professor Jeff Jarvis findet das völlig in Ordnung. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/mal-ganz-offen/822434 | https://web.archive.org/web/20120201225621/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/mal-ganz-offen/822434? | freie-zeit | computer-internet | 822,434 |
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1,353,356,160 | Vogel_frei | http://www.neon.de/user/Vogel_frei | Gegenmittel Hass | Und nichts hilft besser gegen Sehnsucht als der Hass. Aber es wirkt nicht. Dein unfreiwilliges Gegenmittel wirkt nicht. | Ich vermisse dich, so sehr, dass es mein Herz zerreißt. Und
ich hasse dich, so sehr, dass es meine Seele auffrisst. Wie konntest du nur.
Wie konntest du mich so verletzen? So sehr, dass es mit Dolch und Fäusten nicht
schlimmer hätte sein können. Du wirfst mir Sachen vor, über die wir nie geredet
haben. So etwas tun Freunde aber doch. Sie sprechen über ihre Wut aufeinander.
Aber du hast es in dich rein gefressen. Du hast den Kontakt zu mir eingefroren.
Du warst kälter als Trockeneis. Ich habe mir solche Mühe gegeben aus dir heraus
zu bekommen was du willst. Aber du sagtest mir nichts. Bis zu diesem Abend, er
geht mir nicht aus dem Kopf. Du schriest mich förmlich an. Du hast mich in der
Luft zerrissen, ohne dass ich etwas erwidern konnte. Und dann warst du fort.
Fort, so weit, dass ich dich nicht mehr erreichen kann. Fort so weit, dass ich
befürchte die nie mehr erreichen zu können in deiner Welt, ganz ohne mich. Ich
hasse dich dafür, dass du mich so verletzt, zerfetzt hast. Doch obwohl mein
stolz lautstark rebelliert vermisse ich dich immer noch. Im Grunde hast du mir
den Abschied sehr leicht gemacht. Du hast mich aus dieser Freundschaft
entlassen mit allem Grund dich zu hassen. Und nichts hilft besser gegen
Sehnsucht als der Hass. Aber es wirkt nicht. Dein unfreiwilliges Gegenmittel
wirkt nicht. Ich vermisse dich. Ich hasse mich dafür, aber es tut noch weh.
Tags: Hass | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/gegenmittel-hass/955136 | https://web.archive.org/web/20130122085439/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/gegenmittel-hass/955136 | fuehlen | freundschaft | 955,136 |
1,384,713,420 | Okapiposter | http://www.neon.de/user/Okapiposter | The Sound of Gentrification | Das Debüt-Album „Deviance“ der Berliner Band GENTRIFICATION will den Spagat schaffen zwischen schmalen Budget und umweltfreundlicher CD-Produktion. | Metal, Gentrifizierung und ökologischer Ansatz - geht das zusammen? Für die Berliner Death/Thrash-Metalband
GENTRIFICATION
auf jeden Fall. Per
Crowdfunding
will man trotz schmalen Budget eine
umweltfreundliche CD produzieren.
Die fünf Berliner nehmen bei der Produktion ihres Debüt-Albums so viel
wie möglich selbst in der Hand – vom Recording über die Gestaltung bis
hin zum Vertrieb. Zudem soll die CD so nachhaltig wie möglich produziert
werden: Das bedeutet weitestgehenden Verzicht auf Plastik, recyceltes
Papier für das Booklet, Druck mit Farben auf pflanzlicher Basis und die
Herstellung in einem nach ISO-Umweltschutzstandards zertifizierten
Presswerk.
„Wir thematisieren in unseren Texten unter anderem die Ausbeutung von
Ressourcen und Zerstörung von Lebensraum“, erklärt Sängerin
Lena
.
„Deshalb suchen wir auch bei der CD-Produktion Alternativen, die die
Umwelt möglichst wenig belasten.“ Neben den ökologischen Aspekten hat
die Aktion auch eine soziale Komponente, wie
Lena
erläutert: „10
Prozent aller Spenden kommen syrischen Flüchtlingen zu Gute, die durch
Krieg und Terror aus ihrer Heimat vertrieben werden.“
An dem Crowdfunding-Projekt kann sich jeder auf
Startnext.de
beteiligen.
Für eine Spende erhalten Unterstützer exklusive Dankeschöns. Darunter:
signierte CDs, Bandfotos, Drumsticks, handgeschriebene Lyrics, Nennung
in den Album-Credits oder selbstgebackene „Gentrifikekse“.
Als Top-Prämie wird ein maximal gentrifiziertes Treffen mit der Band in
Berlin-Prenzlauer Berg angeboten – genauer gesagt trifft man sich auf
einen koffeinfreien Soja-Latte-Macchiato mit Rohrzucker in einem
einschlägigen Szenecafé, um sich gemeinsam über steigende Mieten und das Sterben der Subkultur aufzuregen (lässt sich spontan auch durch
Bier und ernsthafte Diskussionen in der Raucherkneipe ersetzen). Eine
signierte CD gibt es obendrauf. Als Vorgeschmack auf das Album hat die
Band bereits einen neuen Song online gestellt, der
kostenfrei auf der Bandwebsite (
http://www.gentrified.de
) heruntergeladen und geteilt werden kann.
http://www.startnext.de/gentrification-debut
Tags: gentrification, berlin, thrash, Gentrifizierung, Metal, Death, Crowdfunding | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/musik/the-sound-of-gentrification/1085836 | https://web.archive.org/web/20131224111924/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/musik/the-sound-of-gentrification/1085836 | freie-zeit | musik | 1,085,836 |
1,288,177,380 | ilofi | http://www.neon.de/user/ilofi | Das Dreieck, das auf dem Kopf steht, ist für Männer. | Die Geburt einer Eselsbrücke. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/das-dreieck-das-auf-dem-kopf-steht-ist-fuer-maenner/676653 | https://web.archive.org/web/20130515084100/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/das-dreieck-das-auf-dem-kopf-steht-ist-fuer-maenner/676653 | fuehlen | familie | 676,653 |
|
1,403,266,140 | farbenhusten | http://www.neon.de/user/farbenhusten | Vertraute Fremde | Für F. | Ich erinnere mich noch genau an diese zeitrafferähnlichen Sekunden:
Helles Licht bricht durch den Club, bewegt sich in Strahlen über ihre Haut. Nur einen Moment lang, vielleicht auch nur eine Sekunde traf das Stroboskoplicht in ihre klaren Augen, die mich ansahen. Förmlich durchbohrten. Trotzdem wusste ich, dass das nicht in Ihrer Absicht lag. Dieser Blick war eine Waffe, von der sie nicht einmal wusste, dass Sie Sie besaß. Ein Blick, der dich durchdringt bis auf die Seele und dich von allem augenblicklich Unwichtigem isoliert. Nur einen Moment lang, vielleicht auch nur eine Sekunde hob Sie gestikulierend ihre rechte Hand während Sie sich mit Jemandem unterhielt. Immer noch fasziniert von Ihrem Auftreten wandte ich meinen Blick nicht von Ihr ab. Auch dann nicht, als Sie das Geschehen um sich herum wahrnahm. Im Club war es überfüllt und laut, doch diese Dame, die Frau mit den glasklaren Augen - Sie war anders. Sie bewegte sich anders, zog zahlreiche interessierte Blicke auf sich als Sie sich durch's Haar striff und schien alles genau zu beobachten. Ich war nicht auf der Suche nach Ihr, Sie war nicht auf der Suche nach mir. Dennoch kollidierte meine Vorstellung von Schönheit und dem bitteren Düsteren, dass Sie ausstrahlte. Da war noch etwas Anderes. Denn ich fühlte, dass da mehr war. Die Dame mit den glasklaren Augen war nicht nur äußerst attraktiv sondern verbarg ein Geheimnis von dem keiner wissen sollte. Und umso mehr Schritte ich in Ihre Richtung machte, desto schwieriger wurde es für Sie dieses geheim zu halten, desto schwieriger wurde es für mich nach Luft zu schnappen, die ich in dieser stickigen Atmosphäre doch so sehr benötigte. Desto fester umklammerte Sie ihren dunklen Schimmer, desto lauter wurde es, und lauter und lauter, Ihr Wesen, es schrie.
Eine Berührung, ein zartes, kurzes Lächeln aber bloß nicht zu viel, bloß nicht zu viel zeigen, bloß nicht zu weit, nicht zu weit zu Ihr durchdringen, das durfte keiner, das durfte und sollte sowieso Niemand. Und bei mir auch nicht.
"Fühl' mich."
Klirr - klirr - klirr - krack.
Ein Riss, ein Bruch in Ihrem gläsernen Blick.
Nachtluft. Stille. Pochen, blauer Zigarettendunst und Schatten unter unseren Augen. Klirr. Klirr. Krack! Ihr Blick schweift zur Seite, ich konnte Sie fühlen, Ihre Pochen, Ihr lautes Wesen ohne dass Sie auch nur ein Wort verloren hatte.
Ich suchte Sie nicht, Sie suchte mich nicht.
Doch ich fand Sie und finde Sie immer wieder. Diese Dame mit dem eisigen Blick, den glasklaren Augen, der Passion für die einfache Schönheit in Kleinigkeiten, wenn man Sie in der richtigen Perspektive betrachtet und dem Wesen, dass bis heute immer wieder Fragen aufwirft. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/vertraute-fremde/1433625 | https://web.archive.org/web/20140622034520/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/vertraute-fremde/1433625 | fuehlen | freundschaft | 1,433,625 |
1,417,122,720 | libido | http://www.neon.de/user/libido | Wie soll ein Mensch dich ertragen, | Philipp | Poisel?
Tags: Pickel, welche Männer wippen da dammtnochmal mit, Stimmspargel, Schweinekindfrisur | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/musik/wie-soll-ein-mensch-dich-ertragen/1463579 | https://web.archive.org/web/20150709224124/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/musik/wie-soll-ein-mensch-dich-ertragen/1463579 | freie-zeit | musik | 1,463,579 |
null | Matesino | http://www.neon.de/user/Matesino | paneuropäische erinnerungen an eine kindheit in den neunzigern | was man eben so alles erlebt als kleiner gschrapp, in lyrischer form | auf dem platz vor der roten kirche,
da war ich
und hab in den fluss gespuckt.
ljubljana.
auf der brücke aus eisen,
da war ich
und hab mit der oma die enten gefüttert.
scheibbs.
ganz knapp an der hafenbeckenkante,
da war ich
und hab den kleinen quallen zugeschaut.
lübeck.
auf der goldenen staubstraße,
da war ich
und hab euch burschen auf euren mopeds beneidet.
eger.
auf dem weg um lukáši zu uns zu holen,
da war ich
und hab meinen allerersten passstempel gesammelt.
nová bystřice. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/paneuropaeische-erinnerungen-an-eine-kindheit-in-den-neunzigern/1468557 | https://web.archive.org/web/20150325004655/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/paneuropaeische-erinnerungen-an-eine-kindheit-in-den-neunzigern/1468557 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,468,557 |
1,336,124,520 | mo_chroi | http://www.neon.de/user/mo_chroi | Permanenz und Wandel | Janus saß vor dem Fenster und schaute
in die farbige Welt. Eigentlich war es nicht anders zu erwarten
gewesen. Es zeichnete sich in anderen Begebenheiten der Vergangenheit ab.
Damals als er noch ein Kind war, musste er ständig zum Arzt,
aufgrund seiner allergischen Erkrankung. Er bekam in bestimmten Zeiträumen
Spritzen, um diese körperlichen Reaktionen gegen die Natur zu desensibilisieren. Damals störte ihn das noch wenig; er kannte es nicht anders. Irgendwann, am Ende seiner organischen Kindheit, sagte
man ihm nach jeder Tortur des punktuellen Schmerzes und der
darauffolgenden endlosen Wartezeit, dass es nun nicht mehr nötig sein würde,
sich erneut diesem
Akt des
Schutzes unterwerfen zu müssen. Doch nie war es eine beständige Wahrheit, denn hie und
da stellte sein Arzt fest, dass es nun wieder an der Zeit war, sich
in seine Praxis zu begeben, um den Heuschnupfen zu bekämpfen. Mit
vierzehn war er dem dann überdrüssig. Er holte damals das Paket mit
den Ampullen ab und lagerte es im Kühlschrank seines Elternhauses
ein. Als es an der Zeit war mit der Fracht in die Praxis zu gehen,
sah er auf dieses kleine quaderne Stück Packung und setzte sich in Bewegung.
Er ging damit zum Fenster und schmiss jede einzelne Ampulle hinab.
Beim Zerplatzen jedes einzelnen befüllten Glaskokons fühlte er sich etwas besser. Seine Nase juckte
und die Augen trieften, doch er fühlte sich besser. Er dachte nie wieder an seine Allergien oder daran sie heilen zu müssen.
Davon hätte er
es ableiten können. Er hätte ableiten können, dass, so wie die Allergien niemals verschwunden sind, obwohl er sie ins Vergessen verbannte, auch die innere Schwere nie verschwinden würde. Krankheiten verschwinden nicht einfach, denkt er. Sie
bleiben. Jedenfalls in seinen Gedanken ist das so. Er kann die Erkrankungen akzeptieren, lernen mit ihnen umzugehen, sie
verfluchen und annehmen. Doch sie bleiben, denkt er. Auch die, deren Ursprünge im Ungleichgewicht von körpereigenen Wirkstoffen im Gehirn liegen. Er fühlte sich
unglaublich dumm, da er dachte, es wäre jetzt endlich vorbei.
Erinnerungen drängten sich in die farbige Welt, die vor ihm
erblühte. Daran, als er das erste Mal die Klinge, ob dieser Schwere in ihm, die ihn von Zeit zu Zeit überfiel, im Keller seines
Elternhauses ansetzte. Er war so unbeholfen. Und er hatte Angst vor dem
Schmerz. Man denkt sich das gar nicht, dass da auch noch Angst in dem Wust an Hass und Schmerz ist.
Aber sie war da. Sie stand vor ihm und bat ihn die Rasierklinge
niederzulegen. Wütend darüber, setzte er rebellisch zum Schnitt an.
Und verfehlte, was er zerschneiden wollte. Es blutete stark, doch
nicht in den Intervallen, wie es hätte bluten müssen. Unter Schock
starrte er auf das verletzte Stück Haut und sah die Blutperlen
darauf tanzen. Er lächelte. Wie schön es ihm erschien. Von da an
machte er damit weiter, in anderer Absicht. Es gestaltete sich zum
Ventil, wenn der Druck von Außen und Innen zu groß wurde. Er setzte
sich dann in den Keller, Verbandszeug und Klinge bereit, und schnitt.
Die Wohltat, welche dieses Szenario auslöste, berauschte ihn. Keine
Droge, die er später zu sich nahm, war derart ekstatisch und
intensiv; nichts war vergleichbar mit der Wirkung, den Druck aus ihm
heraus zu lassen, um Platz für das Gefühl von Leben zu machen.
Sehr jung begannen die Therapien. Seine Mutter bemerkte die sorgsam verdeckten,
selbst beigebrachten Makel an seinem Körper. Sie versuchte alles,
ihn dazu zu bewegen, es zu lassen. Doch kein Fluchen, kein Flehen,
weder Belohnung, noch Bestrafung hielten ihn davon ab. Sie war
machtlos. So wie er auch. So schickte sie Janus zu seiner ersten
Sitzung. Zu fremden Augen und Ohren, einem Block und einem Stift.
Einem Verstand, der im Grunde nicht verstehen konnte. Einer, der
begriff, aber nicht in der Lage war zu helfen. Ein Jahr lang quälte
er sich und seinen Therapeuten, mit finsteren Gedanken und haltlosen
Worten. Dieser gestand ihm schließlich, dass er in einer anderen
Praxis besser aufgehoben wäre, da ihm ein so schwerer Fall als
Kindertherapeut nie begegnet sei. Janus verabschiedete sich. Es war ihm
egal, ob der er ihm helfen konnte oder nicht. Es folgten
Klinikaufenthalte, das Abitur, welches er trotz der Umstände absolvierte,
Psychiatrieaufenthalte, der Anfang eines Studiums,
Nervenzusammenbrüche, Kliniken. Aber dann erschöpfte sich alles. Er
fand zu einer Therapeutin, die etwas in ihm sah. Und das gab ihm
etwas, von dem er nicht wusste, dass es da war. Neun Jahre blieb er
in ihrer Obhut über seine Seele. Er saugte alles in sich hinein, was
sie sagte, lernte sich selbst besser zu sehen und anzunehmen. Und am
Ende funktionierte es. Die Bäume blühten nun seit einem Jahr für
ihn. Er wusste, dass es endlich vorbei sei. Da war ein inneres
Vertrauen, das er nicht beschreiben konnte und dennoch wusste, dass es
da war. Er lebte endlich nicht mehr im Abgrund und fürchtete auch
nicht mehr die Gefahr hinein zu gleiten.
Bis
zu einem Tag, der mit Sonne gefüllt, ins Leben einlud. Janus lief
und da war sie wieder: die bleierne Schwere. Zuerst ignorierte er
sie, versuchte ihr Existenz zu negieren. Doch im Laufe des Vormittags
war sie so deutlich, dass sich die Erkenntnis über sie nicht
mehr vermeiden ließ. Sie zog an seinen Armen und Beinen, ließ ihn
schwer atmen und vergessen, was sich an wunderbaren Gedanken in
seinem Kopf tummelte. So setzte er sich ins Licht und blieb. So wie
sie geblieben war, versteckt zwischen all den Argumenten und
Gefühlen, die für das Leben sprachen. Und so saß er und es wurde
dunkel um und in ihm, als er träge über diese Tatsache lächelte. Es war absurd.
Er hatte alles getan, um zu leben, sich zu integrieren, um zurecht zu
kommen. Doch es war nichts wert. Er ging nach Hause und dort blieb er
weiter. Tagelang blieb er und fühlte nach, ob er fühlen konnte. Doch auch
das war wieder vergangen: Gefühl. Er konnte lächeln und sehen,
lachen und sprechen. Doch fühlen konnte er nichts. Und da ging ihm
auf, dass es immer so sein würde und dass er seinem infantilen
Wunsch, es möge doch endlich vorbei sein, unterlegen war. Und vor
ihm lag das Wissen, dass es wieder dauern würde, bis er sich
aufrappelte; dass er sich wieder neu orientieren und der Welt erklären werde
müssen. Und obwohl er nichts fühlte, hasste er es. Dieses zurückspulen und wieder zum Anfang zurück gehen. Zu oft musste er wieder zum Anfang zurück. Doch er war satt. Er wollte es nicht mehr und er wollte nicht akzeptieren,
dass es immer so sein würde.
Und so saß er
am Fenster und schaute in die farbige Welt. Vor ihm auf dem Sims lag
eine Rasierklinge, jedoch kein Verbandszeug. Das brauchte er dieses
Mal nicht. Dieses eine letztes Mal. Ein tiefer Schnitt. Es würde ihn
keiner finden bis es vorüber war, das Leben. Er wohnte allein und seine Freunde waren es gewohnt,
dass er ab und an ein paar Tage nicht auftauchte. Er sah sich das
Grün der Bäume an, welches sich schimmernd in seinen Augen
spiegelte. Reflexhaft griff er zur Klinge und setzte das kalte, dünne
Metall auf die Haut seines Handgelenkes. Bewegungslos schloss er die Augen und
atmete tief ein. Als er sie öffnete betrachtete er das tote
Werkzeug in seiner lebendigen Hand. Sein Arm machte eine zügige Bewegung. Und
als er hörte, wie die Klinge auf der Straße unten vor seinem Fenster
klirrend aufschlug, fühlte er sich besser. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/permanenz-und-wandel/872872 | https://web.archive.org/web/20120510033142/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/permanenz-und-wandel/872872 | fuehlen | erwachsen-werden | 872,872 |
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1,336,599,660 | Feuerteufelchen | http://www.neon.de/user/Feuerteufelchen | Personennahverkehr... | ..Vorsicht, Gefahr im Verzug. | Mike ist ein guter Freund. Mein bester seit Kindertagen. Mike ist ein umsichtiger Mensch. Wirklich. Es kann ja so viel passieren... Beim Autofahren schnallt er sich an, schwarzfahren tut er auch nicht und er gewährt auch schon mal anderen Autofahrern Vorfahrt, wo er nicht müsste. Alles in allem ein vorbildliches Verhalten im Straßenverkehr. Nur im Personennahverkehr... naja, damit hat er es nicht so. Von was ich rede wisst ihr. Sex. Da fehlt ihm dann doch das gewisse Feingefühl.
Übertrieben unvorsichtig wuchtete er seine damalige Freundin nicht ins Bett, sondern auf das Waschbecken der Gästetoilette ihrer Eltern, bei denen er eigentlich grade den Antrittsbesuch absolvierte. Die Freundin trug eine Steißbeinprellung in gelblich-grünen Frühlingsfarben davon. Das merkte sie aber erst einiges später, als der Adrenalinpegel sank.
Was hätte nicht alles passieren können... Man stelle sich vor, das Becken wäre runtergebrochen. Die Angelegenheit wäre sicher nicht billig gewesen. Die Schadenshöhe errechnet sich in diesem Fall aus der Geschwindigkeit, mit der der Hauptwasserhahn gefunden wird und - damals noch DM - der Haftpflichtversicherung beteiligter Personen.
Für Mike hätte der Albtraum aller Männer wahr werden können: Penisbruch. So nennt sich das, wenn der aufgepumpten Männlichkeit plötzlich ein U-Turn zugemutet wird. Leicht möglich, wenn die Dame, in der sich das gute Stück zum Unglückszeitpunkt befindet, sich Schwerkraft bedingt nach unten bewegt.
Wer dann noch in dieser Lage um einen Blitztransport ins Krankenhaus bittet, verdient meinen uneingeschränkten Respekt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/personennahverkehr/875383 | https://web.archive.org/web/20120516014858/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/personennahverkehr/875383 | fuehlen | erwachsen-werden | 875,383 |
1,337,969,160 | LillyIdol | http://www.neon.de/user/LillyIdol | Was nie da war... | ...kann auch nicht abhanden kommen. | Langsam tust du mir leid, alte Frau! Du bist taub, blind und dumm. Oder du
bist feige. Anders kann ich mir diese dürren Zeilen nicht erklären.
Du schreibst mir, dass all das nicht deine Schuld war. Er waren die Zeiten.
Welche Zeiten? Es waren die Umstände. Welche Umstände?
Ja, ich weiß, dass mein Vater notorisch fremdgegangen ist. Und was kann ich
dafür? Ihr wurdet geschieden, als ich 9 Jahre alt war. Geschlagen hast du mich,
bis ich fast 16 wurde. Meine letzte Tracht Prügel hab ich im Winter 1987
bekommen… wegen der gleichen feigen doofen Ausrede. Ich war ja Schuld, dass du
den heiraten musstest… da sagte ich dir, dass nicht ich die Beine breitgemacht
habe, sondern du. Das hat mich einen Backenzahn gekostet. Danach hab ich dich
angesehen und dir geschworen, dass ich das nächste Mal zurückschlagen werde. Nie
wieder hast du mich angefasst. Nie wieder. Du wusstest schon damals, dass ich meine, was ich sage und nicht bluffe.
Nun schreibst du mir, all das sei nicht deine Schuld gewesen. Immerhin
behauptest du nicht mehr, dass es meine war. Jetzt sind auf einmal die Zeiten
schuld und die Umstände. Alles, nur du nicht.
Ein grüner Schein liegt bei. Ich soll mir eine Freude damit machen. Glaubst du im Ernst, dass ich mir mit Geld, das ausgerechnet du mir gibst, eine Freude machen kann? Ja, das glaubst du natürlich… aber ich bin nun mal nicht aus deinem Holz geschnitzt.
Ja, ich könnte es gerade jetzt im Moment gut brauchen. Der Trockner, der
Spüler, der Rechner. Ich lass mich trotzdem nicht auf deinen Ablasshandel ein.
Lieber pumpe ich Sebastian an; der will nämlich keine Gegenleistung dafür. Der
hat mich lieb, weil ich so bin, wie ich bin. Du liebst nur dich selber… darum
geht’s. Du zerfließt in Selbstmitleid, weil dir ein Kind abhanden kam. Meine
Antwort: was nie da war, kann nicht abhanden kommen. Du warst mir nie Mutter;
also war ich nie dein Kind. So einfach ist das.
Danke für gar nichts. Ich hab dich nicht lieb. Zwischen uns besteht null
Verhältnis. Und das ist auch gut so!
Der Schein geht morgen an dich zurück. Ohne Zeile. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/was-nie-da-war/886268 | https://web.archive.org/web/20120903012608/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/was-nie-da-war/886268 | fuehlen | familie | 886,268 |
1,377,350,040 | be.a.maybe | http://www.neon.de/user/be.a.maybe | Erwachsen und Aus. | Traust du dich? Traust du dich noch einmal zu zugeben, dass du noch ein Kind bist. Wenn du es nicht kannst, kann ich es auch nicht. | Traust du dich?
Traust du dich zu tun, wonach dir ist?
Traust du dich zu springen?
Es ist unangebracht, es ist kindisch
und doch bist du es. Eigentlich. Wäre nicht die Maske da. Die Maske,
die du dir damals zum ersten Mal aufgesetzt hast. Und die du jetzt in
einer Schublade genau vor deinem Herzen aufbewahrst und bei Bedarf
aufsetzt. Damit du dann das Pochen deines Herzens, das Rauschen
deines Blutes, das Zerren deines Sehnens nicht mehr hören musst.
Ich sage dir, ich schreie dich an und
flehe mit Zittern in meiner Stimme: „Ist es das was du schon immer
wolltest? Das, an das du dachtest als du als kleines Kind im Baumhaus
träumtest? Das was du meintest als du sagtest, du wolltest dir treu
bleiben.“
Spring, spring und spring. Irgendwohin,
aber vor allem: aus dem Rahmen. Spring in Pfützen, fang die Sonne
ein, zeig Freude, lach und jump around. Hüpfen ist das neue bodenständig. Ich springe mit dir,
hinterher, mal vorweg, neben dir. Aber eine Bedingung: Komm aus dir
raus, spreng den Rahmen, mach das, was du dir schon lange nicht mehr
erlaubst. Hüpf und spring in neue Zeiten, neue Welten, alte Welten, die du schon lange vergessen hast.
Du weißt nicht mehr wonach dir ist,
hab ich recht? Du hast aufgehört nachzudenken. Über alles kannst du
nachdenken. Aber nicht darüber was du willst und was du brauchst.
Was brauche ich? Ich brauche einen Freund, der sich selbst treu
bleibt. Doch Spröde lässt sich nur als Selbstreue verkaufen,
wenn alle Agilität und Freude aus der eigenen Identität ausgelagert
wurde. Erinnerst du die Pfützen, in die wir sprangen? Siehst du noch
die Regentropfen am Baumhaus vorbeirauschen? Siehst du die Sonne noch
immer so wie wir damals?
Ich sehe dich nicht mehr. Nicht dein
Inneres, nur noch Hülle. Hülle und Maske.
Ich bleibe Dir treu. Doch ich kann Mir
nicht treu bleiben, da du Dir nicht treu bleibst.
Sprung und Ende. Erwachsen und Aus. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/erwachsen-und-aus/1055249 | https://web.archive.org/web/20130826090155/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/erwachsen-und-aus/1055249 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,055,249 |
1,325,113,140 | schwarzmilch | http://www.neon.de/user/schwarzmilch | Schiffsbrüchige | gültig.. | Gestrandet, noch benommen,
liegen wir da
der Nüchternheit entkommen.
In Einsamkeit zu zweit
und meinen, wir seien bereit,
zu begreifen, was geschah.
Doch nichts bleibt zu verstehen,
wenn der Moment
uns verbrennt,
um Asche aufs Haupt zu streuen.
Der Wunsch, der Sinn hier zu vergehen
wie das Reuen
in Unantastbarkeit
der Vergangenheit,
bleibt in unseren Köpfen versteckt,
weil die seichte Flut unser Leben weckt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/schiffsbruechige/813691 | https://web.archive.org/web/20130327055425/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/schiffsbruechige/813691 | fuehlen | erwachsen-werden | 813,691 |
1,404,251,520 | House_AB | http://www.neon.de/user/House_AB | If else | If Self.done = true. Schön wär's. | Immer dieses Geschwafel von Einsamkeit
, wie schlimm es ist, und sich anfühlt, als würde
jemand langsam das Herz aushöhlen. Mit einem Holzlöffel. Wie der Schatten sich
immer weiter frisst, so lange, bis in jeder Vene nur noch dunkle Traurigkeit
fließt und der Mond dein einziger Freund ist. Und selbst der lässt dich alleine.
Morgens. Jeden Morgen. Gerade dann, wenn es am schlimmsten ist, weil man mit
anderen Menschen interagieren muss. Und je mehr es sind, desto größer wird die
Einsamkeit, die Leere, das Gefühl, anders zu sein, weil man nicht so funktioniert
wie die anderen. Weil es anstrengend ist, zu schauspielern.
Ich war so lange einsam,
bis ich gelernt hatte, allein zu sein. Und besser, ich hatte sogar gelernt,
dass ich das brauche. Zeit mit mir, die Stille. Keine Rechtfertigungen. Einfach
atmen.
Bis dieser verdammte
Penner meine Biochemie zerstört hat. Eine, die es vorher nicht einmal gab.
Du hast dich in mein
Gehirn gehacked, den Code umgeschrieben und die Zeile vergessen, die das
Programm beendet. Voller Bugs und ganz hässlich iterativ angelegt. Kein
Escape. Nur Loops. If: Du bist da, glücklich sein und das Gefühl haben, dass
alles stimmt. If else: zermalme jegliche Form von Lebensfreude. Langsam. Mit
einem Holzlöffel.
Du verdammter Penner.
Sowas wie Freunde sind
wir, als ob das gehen würde. Je größer die Spannung wird, desto mehr
friendzonen wir uns gegenseitig. Eigentlich haben wir alles, außer Sex. Als ich
ihn das erste Mal gesehen habe, konnte ich ihm nicht in die Augen gucken, ohne
darüber nachzudenken, wie erschreckend befriedigend es sein müsste, aus seiner
einen, durchgehenden Augenbraue, zwei
separate zu machen. Mit Wachs. Mittlerweile ist mir das völlig egal. Diese
Nerd-Outfits, die ihn aussehen lassen, wie den Doppler-Effekt. Egal. Dass seine
Hemden entweder viel zu groß oder viel zu klein sind. Egal. Dass er noch
regelmäßig Kontakt zu seiner Exfreundin hat. Beinah egal. Dass er immer da ist,
sich immer Zeit für mich nimmt, sich jeden Quatsch anhört und mitmacht. Normal.
Dass ich all meine Konzentration
brauche, um in normalen Rhythmus weiter zu atmen, wenn er sich mal wieder auf
dem Sofa beim Fußballgucken an mich kuschelt. Aus Versehen. Natürlich. Nicht
egal.
Wie kann es ohne und mit
ihm blöd sein?
Eigentlich fühlt sich
Einsamkeit nicht grausam an, zumindest nicht für mich. Sie fühlt sich falsch
an. So, wie wenn man losläuft und irgendetwas fehlt, bis man merkt, dass man
vergessen hat, Schuhe anzuziehen. Und dann tritt man mit Socken erst in eine
Pfütze, dann in einen Hundehaufen und schließlich bekommt man eine
Blutvergiftung durch einen rostigen Nagel.
Ich hasse es, wenn du nicht da bist.
Einsamkeit hat nichts mit
Holzlöffeln zu tun. Einsamkeit ist hochkompliziert programmiert und alles, was
wir tun müssen, ist die Programmiersprache zu lernen und die Bugs zu finden.
Das wäre allgemein die
Lösung. Sprechen. Aber Worte sind nicht mehr meine Sprache, du bist es. Verdammter Penner.
Tags: nervt | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/if-else/1436050 | https://web.archive.org/web/20170201014631/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/if-else/1436050 | fuehlen | freundschaft | 1,436,050 |
1,497,624,600 | alilueli | http://www.neon.de/user/alilueli | Sicher | // | Wie schön dich zu sehen!
was für ein Zufall
Ich hab letztens noch an dich gedacht.
weißt du
Lass uns doch nen Kaffee trinken gehen
irgendwann
Am Wochenende
vielleicht
Wir machen das einfach
ganz spontan
Wir sehen uns
auf jeden Fall
So oder so
bald mal
Wieder
Ganz bestimmt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/sicher/1657955 | https://web.archive.org/web/20170620134253/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/sicher/1657955 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,657,955 |
1,245,258,960 | sohalt | http://www.neon.de/user/sohalt | The Problem with Snowflakes | Some parents like to tell their kids that they are beautiful unique little snowflakes. | Some other people like to call bullshit, but there’s doubtlessly at least a certain amount of truth to the metaphor. Snowflakes are pretty to look at and each of them is, indeed, unique, provided you just look at it closely enough.
But what does that say about one unique little snowflake’s chance to attract attention in the presence of countless other equally unique little snowflakes?
Obviously a lot less than many advocates of the beautiful-unique-little snowflake-school of thought would have you believe.
Because our culture is not about merely being unique – it’s about standing out. People preach individualism, but what they actually cherish is rarity. (Logic of the market: value is a function of supply and demand, and thus automatically increased by rarity).
All snowflakes might differ from each other in numerous details – but these differences are only visible under a microscope. From a certain other, rather more common perspective they are completely insignificant. (We can actually find a little consolation in that thought too).
There is nothing wrong about advocating the microscope-perspective. Just think of all the fascinating things forever undiscovered without microscopes! But people won’t (and probably cannot) view the world through a microscope all the time. And it might be harmful to be too delusional about that.
But even the microscope does not solve the problem of rarity. Snowflakes under the microscope are evidently unique, but not necessarily in a way that makes individual snowflakes stand out. Merely being special doesn’t guarantee special attention. Not every unique feature can be used as a unique selling proposition.
The desire to be outstanding is nothing but a demand of the ego – legitimate to a certain degree, but clearly not something that has to be indulged under all circumstances. Egos are like little kids – they need to be nourished and a little bit pampered (occasionally) and must not be neglected, because if they are, this comes back with a vengeance, but they really don’t need to get everything they want, because they simply don’t always know what’s good for them.
I crave the label “outstanding” rather for certain accomplishments in my chosen field of expertise than for my personality in general. Probably because I was raised in a very performance-oriented environment. Basing your self-worth too much on accomplishment instead of on intrinsic qualities however can be a risky strategy, as it leaves you ill-equipped to cope with failure and failure is an integral part of human existence. So telling kids that they have intrinsic value seems to be a laudable approach. That’s what the unique snowflake metaphor should be all about.
Unfortunately it is often used to feed into our desire to be outstanding by implying a promise of special attention that it cannot really sustain on closer inspection. The uniqueness of the snowflake implies a notion of value that has little to do with our pre-dominant notion of value and without a marked awareness of this disparity the unique-snowflake-metaphor is basically useless.
Oh, I do think that all children are unique little snowflakes. Of course they are. There’s nothing they can do about it. But the accomplishment is not in being a unique little snowflake; it’s in being able to appreciate it. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/the-problem-with-snowflakes/667901 | https://web.archive.org/web/20130605020804/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/the-problem-with-snowflakes/667901 | fuehlen | familie | 667,901 |
null | -Pinocchio- | http://www.neon.de/user/-Pinocchio- | Loser Stellungskrieg | Was kann man noch schreiben, was nicht schon längst geschrieben wurde? | Im Bruchteil einer, nein falsch, eine Sekunde lang wollte ich erleben, was es bedeutet zu atmen. Richtig atmen, also so, wie die Menschen das machen. Ich hörte, es sei befreiend, einer Offenbarung gleich. Das Problem war, dass ich keine Lunge hatte. Ein Körper fehlte mir auch, ich wusste bloß, unter mir breitete sich eine kleine Insel Norwegens aus.
Moment, das ergibt keinen Sinn. Dachte ich und sah nur noch einen kalten Gewehrkolben vor Augen.
Hatte ich den Stoff vertickt oder wieder selbst eingeschmissen? Als ich mich auf dem Fliesenboden drehte, verschätzte ich mich um 180 Grad und das Bad kreiste um mich. Ich zog mir 'nen Gelben hoch und kaute 'n bisschen drauf rum. Scheißleben, wenn Parmesan nicht besser schmeckt als mein Rotz.
Außer natürlich ich hab mir den von der Nille gehobelt.
Smegma, flüsterte ich dir ins Ohr.
Was soll ich schmecken?
Meinen Tod, kurz bevor mein Sperma deinen Rachen flutet.
Ich kann meine Beine nicht mehr spüren.
Plötzlich wollte ich nur noch zurück. Aber es war schon Viertelnachsieben. Vor meinen Augen verschwammen die Zahlen und ich holte tief Luft.
Ich war nicht überzeugt. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/loser-stellungskrieg/1502909 | https://web.archive.org/web/20150725044808/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/computer-internet/loser-stellungskrieg/1502909 | freie-zeit | computer-internet | 1,502,909 |
1,222,884,420 | sophietrauer | http://www.neon.de/user/sophietrauer | Currit Aetas | ‚Mister, ich will dir mal was erzählen. Setz dich her zu mir. Die Welt ist ein dunkler und trauriger Ort.’ | ‚Du kannst sehen, wie meine blaugeäderten Hände die Teekanne umklammern um etwas Hitze zu stehlen. Der dünne Silberring ist auf den Zeigefinger gewandert, Kummer zehrt.
Ich musste heute davonlaufen vor diesem Blick aus dem Fenster, vor diesem viel zu kleinen Himmel. Also habe ich meine Schuhe geschnürt, bittersüße Musik in die Ohren gestopft und einen Fuß vor den anderen gesetzt. Das Laub zog mich herab auf den Boden, es flüsterte mir zu ‚immer wieder vorbei’, mit jedem Schritt. Die Augen, die mir entgegenkamen, waren versiegelt. Keiner hatte Freude zu verschenken.
Durch die fahlen Blattgerippe konnte man sehen, wie das Blei einen Gelbstich bekam und dickflüssig wurde. In diesem Licht habe ich mich beinahe verlaufen, nichts auf meiner liebsten Strecke ließ sich wieder erkennen. So muss es einem Goldfisch gehen, der in einem runden Glas nur tausendfach sich selbst verzerrt sieht und wahnsinnig würde, hätte er mehr als eine Hand voll Nervenzellen. Zur Faust geballte Gesichter flohen aus dem Geraschel Richtung Asphalt. Es wurde still. Schon eine Stunde stakte ich über den Waldboden und die Leichtigkeit war mir noch nicht begegnet.
Auf den Kronenresten über mir ein kleiner Trommelwirbel, anschwellendes Brausen und ein Wolkenbruch. Mitten auf dem Weg blieb ich stehen und fing ein paar Tropfen mit dem Mund. Süß war der Regen und kalt. Ich musste plötzlich lachen und mit einem leisen Knacken sprang der Panzer der letzten Tage quer über meiner Brust auf und fiel in Hälften zu Boden. Sehnsucht links, Angst rechts, in den Kastanienschalen ließ ich sie hinter mir. Ich lief und lief und keiner kreuzte mehr meine Wege. Das war mein Moment. Meine Schuhe sogen sich voll, die Finger froren blau und das Wasser lief mir eimerweise übers Gesicht. Staub von Wochen hat es weg gespült und mich ganz neu und glänzend gemacht.
Ich konnte nichts mehr sehen, meine Brille war beschlagen und auf die Nasenspitze gerutscht, ich schielte darüber und ließ die verschwommenen Weggefährten an mir vorbei gleiten. Ein geduckter Radfahrer kam mir in die Quere, ich stellte mir vor, wie er meinen triefenden kurzsichtigen Blick auffängt und lachen muss, und heller wurde mir und ich sprang in Pfützen, weil ich sie nicht sah und habe einen kleinen See im Flur zurückgelassen und Wolken im Bad.
Und jetzt sitze ich hier, mit dir, und bin froh, dass ich traurig sein kann um alles, was dieses Jahr nicht überlebt. Die Welt ist ein kalter und dunkler Ort, also will ich sie umarmen.’ Ich gehe zum Fenster, öffne es und stecke die Nase in das Nieseln.
‚Vita brevis’ sagst du, und beißt in deinen Keks.
‚Carpe dentes’ sage ich, und du musst husten. | http://www.neon.de/artikel/-/-/currit-aetas/661770 | https://web.archive.org/web/20160804185420/http://www.neon.de/artikel/-/-/currit-aetas/661770 | - | - | 661,770 |
1,300,446,240 | zitronenblatt | http://www.neon.de/user/zitronenblatt | Darf ich vorstellen? Student, 20, Burnout | Müde? Ausgepowert? Ohne jegliche Perspektive für die Zukunft? | Ja und, würden da die meisten Studenten fragen. Doch das sind genau die Symptome, die das mittlerweile ach so bekannte Burnout-Syndrom beschreiben. Und wenn man das Unvermeidliche tut, auch wenn man weiß, dass man es nicht sollte, und den Begriff einmal googelt, so wird einem auch schleunigst erklärt, dass man sich nicht gerade erst im Anfangsstadium befindet, sondern schon fast an der Spitze angekommen ist. Stufe 11 wird gnadenlos diagnostiziert. Mit dem netten Hinweis noch versehen, dass ab Stufe 12 akute Suizidgefahr besteht. Na recht herzlichen Dank auch. Da fühlt man sich doch gleich viel besser.
Aber was ist wirklich dran an dieser Diagnose? Wie sehr hat Doktor Google sie an den Haaren herbeigezogen oder steckt vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit dahinter? Oder sogar mehr als ein Fünkchen? Fakt ist, dass sich die meisten Studenten während ihres Studiums maßlos überfordert fühlen. Fast alle erleben irgendwann einen Zusammenbruch, eher früher als später. Das ist doch normal. Das gehört nun mal dazu, werden sich jetzt viele denken. Und es stimmt auch noch. Leider ist dies aber eher eine traurige Wahrheit als eine stolze Erkenntnis.
Das Burnout-Syndrom. Schon ewig existiert es und doch ist es irgendwo, wie so viele Krankheiten, eine Entdeckung der Neuzeit. Heute weiß man viel schneller, dass man krank ist, als früher. Heute hat fast alles einen Namen. Und für fast alles gibt es Therapiemöglichkeiten. Nur wohin bringt uns dieser Diagnosewahn? Warum müssen wir Menschen immer so genau herausfinden, was jetzt eigentlich mit uns los ist? Wieso genügt auf einmal das „so ist es eben“ nicht mehr? Was hat sich geändert? Sind wir einfach neugieriger als unsere Vorfahren? Wohl kaum. Ist es ein Trend? Vielleicht. Aber wohin wird uns das bringen? Irgendwann gibt es für alles einen Namen, alles wird zur Krankheit erklärt werden. Das Krank Sein wird der normale Zustand eines Menschen sein. So sehr, dass es uns plötzlich seltsam vorkommen wird, wenn es jemand nicht ist. Gesund Sein wird womöglich die neue Krankheit der Zukunft. Denn schon heute wird jemand, der von sich behauptet vollkommen zufrieden oder glücklich zu sein, als komisch erachtet. Er sticht schon aus der Menge heraus. Der gesunde Mensch, eine aussterbende Art. Der Zufriedene sowieso. Perfektion ist das neue Motto. Schneller, besser, zeitsparender. Das gilt schon längst nicht mehr nur für technische Geräte und Verfahren. Es gilt für den Menschen selbst. Alles muss in Rekordzeit passieren. Geduld ist in unserer Zeit eine seltene Tugend. Das ganze Leben muss von vorne bis hinten durchgeplant werden, damit man ja keine Zeit für unnütze Dinge vergeudet. Das Studium sollte am besten in der Mindestzeit absolviert werden. Und mit Auszeichnung versteht sich. Ironischerweise gilt dies genau heute, heute, der Zeit, in der der Mensch älter wird denn je. Noch nie hatten Menschen so viel Lebenszeit zur Verfügung. Und dennoch schauen wir jedem vergeudeten Tag, jeder ungenutzten Stunde mit einem schlechten Gewissen und einem Hauch von Panik hinterher.
In Wirklichkeit wird unser Leben immer kürzer, denn es wird mehr und mehr von Dingen vereinnahmt, die wir nicht mehr selbst bestimmen. Wie viel Zeit bleibt uns noch, die wir nur für uns haben? Für Dinge, die wir tun wollen. Wirklich tun wollen, weil sie uns Spaß machen, nicht, weil sie uns für irgendetwas nützen. Wie oft fühlen wir uns in unserem Leben noch richtig lebendig? Leben es bewusst? So viele Menschen in jeglichem Alter verbringen ihr Leben in einer Warteschleife darauf, dass es wirklich beginnt. Nach dem Abitur, nach dem Studium, nach den ersten paar Jahren im neuen Job,... Es gibt unzählige solcher „Nach“s. Pläne sind gut, aber sie sollten nicht auf Kosten des Hier und Jetzt gehen. Denn es gibt nie eine Garantie, dass das „Nach“ auch so wird, wie wir uns das vorstellen. Dass es all diese Verzichte und die Warterei auch Wert ist. Am Ende, wenn es endlich soweit ist, erkennen wir womöglich sogar, dass wir dieses „Nach“ gar nicht mehr wollen. Und dann?
Ein Leben nach dem „Nach“. Es ist so unsicher, als würde man um seine Zukunft pokern. Es ist ein Glücksspiel. Seltsamerweise würden wohl die wenigstens ihre Zukunft als Einsatz für eine Runde Roulette nehmen. Natürlich nicht, denn im wirklichen Leben hat man einen Plan, man kann abwägen und kalkulieren, wie es sein wird. Nur das sagen Spieler wohl auch, die ein System haben. Oder denken eines zu haben. Die Erkenntnis kommt meist erst hinterher.
Wir pokern um unsere Zukunft, der Einsatz ist die Gegenwart. Mit dem Gewinn steigt auch der Einsatz. Doch wie hoch sind wir bereit zu gehen? Und wie viel höher können wir überhaupt noch gehen? Denn was bleibt noch zum Setzen... | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/darf-ich-vorstellen-student-20-burnout/679438 | https://web.archive.org/web/20120427204543/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/darf-ich-vorstellen-student-20-burnout/679438 | - | - | 679,438 |
1,506,115,620 | Bekkilacht | http://www.neon.de/user/Bekkilacht | Nummer 1.2014 | ... | Geschrieben am
6.11.2014
Jahr meines
Studienbeginns, Umzugs, Abi, erster Trennung
Nachtrag aus 2017:
Jahr der zu hohen Erwartungen, Überforderung, Selbstüberschätzung
Wann endlich wird es
besser?
Man sitzt da, hätte
viel zu tun.
Und das einzige was
man macht ist denken. Denken und denken und denken.
Wann endlich hört
es auf?
Die sehnsucht nach
hause, die sehnsucht nach dir?
Ich möchte doch nur
endlich frei sein. Ein freies herz haben, das an nichts hängt.
Einfach das gefühl
von purem glück, einfach das gefühl, angekommen zu sein.
Wann endlich ist es
soweit? Wann endlich bin ich so erwachsen, das ich eigenständig bin?
Ich sollte es sein.
Ich dachte ich wachse an der aufgabe. Manchmal hab ich inzwischen
aber eher angst, an ihr zu zerbrechen.
Denn das einzige was
ich will ist, dich endlich zu vergessen. Vielleicht wäre damit schon
viel getan.
Wenn ich doch
einfach nicht mehr nur zu dir wollen würde. Und nach hause.
Da, wo es vertraut
ist. Wo man angekommen ist, wo man weiß was richtig ist.
Nicht in einem
zustand der leere wie jetzt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/nummer-1-2014/1671036 | https://web.archive.org/web/20171013131110/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/nummer-1-2014/1671036 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,671,036 |
1,220,237,640 | Kathrin_Hartmann | http://www.neon.de/user/Kathrin_Hartmann | Verantwortung für die Eltern | Wie es ist, sich um die Eltern zu kümmern, wenn man sie selbst noch braucht. Brauchen eure Eltern Hilfe? Wie geht ihr damit um? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/verantwortung-fuer-die-eltern/660977 | https://web.archive.org/web/20110920062716/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/verantwortung-fuer-die-eltern/660977 | fuehlen | familie | 660,977 |
|
1,335,550,740 | franzi-ska | http://www.neon.de/user/franzi-ska | Warum so negativ, Fräulein Vollkorn? | Ich bin gereizt, sagt mein Freund. Ich finde mich reizend. | Nein - ein Wort, dass man 1. oft nicht so leicht sagt und das 2. noch viel weniger gern gehört wird.
Aber ich will mein Auto morgen nicht verleihen, auch nicht, wenn das echt nett von mir wäre. Ich will die Gewissheit haben, tun und lassen zu können was ich möchte - ohne auf den einen Bus angewiesen zu sein, der an diesem Tag fahren wird.
Völlig menschlich, völlig franzi - finde ich. Mein Freund findet mich egoistisch.
Und nein, ich möchte nicht mit seiner Familie zu Abend essen(sie wohnen nebenan), auch wenn das schön gesellig wäre. Ich will meine Gepflogenheiten beim Abendessen ausleben - Nutella zum Vesper - ohne einen Kommentar dazu zu bekommen und ich will auch nicht beten.
Ein ganz normales Bedürfnis - oder doch Engstirnigkeit?
Ach ja, ich mag auch keine hämischen Kommentare, da können sie hundert Mal von den Großeltern (sie wohnen einen Stock unter uns) kommen, die "halt älter werden". Nein, das will ich nicht tolerieren. Vergesslichkeit vielleicht, aber doch nicht Häme!
Bin ich gemein, soziophob oder einfach negativ? Nein. Ich.
PS: Hab heute Vollkornnudeln gekocht. Mein Freund meinte: " Statt Mrs. Volluto wohl eher Mrs. Vollkorn, hm?" Das hat mich reizend gereizt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/warum-so-negativ-fraeulein-vollkorn/870762 | https://web.archive.org/web/20120428220112/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/warum-so-negativ-fraeulein-vollkorn/870762 | fuehlen | familie | 870,762 |
1,163,409,660 | Club-Fan82 | http://www.neon.de/user/Club-Fan82 | Manchmal ist es sogar ganz lustig mit mir! | Impressionen von einer Lesung mit Benjamin Lebert. | "Herr Lebert möchte, dass bis auf seine Leselampe alle Lichter im Saal ausgeschaltet sind, während er liest. Der Atmosphäre wegen," sagt die stämmige Mittfünfzigerin mit dem grauen Kurzhaarschnitt und dem bunten Seidenschal am Ende ihrer Einführung. Der junge Autor hatte den etwas konfusen Vortrag der Frau regungslos am Schreibtisch sitzend mitverfolgt und selbst dann keinen Mucks von sich gegeben, als sie seinen zweiten Roman "Der Vogel ist ein Rabe" fälschlicherweise als "Der Rabe ist ein Vogel" (was ja durchaus stimmen mag, aber eben nicht der Titel des Buches ist) bezeichnete. Ein wenig überrascht wirkt Benjamin Lebert beinahe, als die Frau schließlich das Wort an ihn weitergibt. Fast so, als hätte er nicht damit gerechnet, an diesem Abend etwas sagen zu müssen. "Ich wünsche euch allen einen wunderschönen Abend. Schön, dass ihr alle hier seid." Dieser herrlich naiv-schüchternen Begrüßung folgt ein etwas längerer Vortrag über die Dinge, die den 24-jährigen zur Zeit so bewegen ("Ich könnte jetzt einfach auch anfangen zu lesen, aber irgendwie finde ich das doof."). Den Winter habe er in den Straßen Ansbachs gefunden an diesem kühlen und verregneten Samstagnachmittag, erzählt er den Zuhörern, und er habe beschlossen, dem Winter Einlass zu gewähren, weil es "sowieso nichts bringt, sich dagegen zu wehren" - überhaupt müsse man die Dinge einfach so hinnehmen, wie sie geschehen. Einerseits könne man schöne Momente leider nicht festhalten, aber andererseits könne man sich dafür sicher sein, dass auch die schlimmsten Dinge irgendwann vorbeigehen. "Das ganze Leben ist für mich eine Reise und um eine Reise geht es auch in meinem Buch" - ein geschickter Übergang zum eigentlichen Kernstück des Abends, Leberts aktuellem Roman "Kannst du". Von der Interrail-Reise der beiden Hauptfiguren Tim und Tanja ist bei der Lesung kaum etwas zu bemerken. Benjamin Lebert lässt bewusst die Kapitel weg, die die Handlung des Buches vorantreiben und konztentriert sich statt dessen auf die Szenen, die sich mit dem komplexen Leben und den Beziehungen des eindeutig autobiographisch angehauchten Protagonisten Tim Gräter befassen. Man hat als Zuhörer stets das Gefühl, als würde Lebert nicht aus einem Roman vorlesen, sondern von seinem eigenen Leben erzählen. Irgendwann scheint der Autor bemerkt zu haben, dass das, was er liest, oft tieftraurig ist. Er hält kurz inne, blickt von seinem Buch auf und sagt: "Das Buch ist nicht immer so düster, wie es jetzt den Anschein macht. Auch ich bin nicht immer so düster, wie es jetzt den Anschein macht. Manchmal ist es sogar ganz lustig mit mir." Dann - nach einer weiteren längeren Pause: "Ganz manchmal."
Benjamin Lebert spielt geschickt mit dem Image des in sich gekehrten, melancholischen Jungautors, der immer wieder an der Welt verzweifelt. Ein Image, das zu ihm passt und das man ihm gerne abnimmt. Gerade darin liegt seine Stärke - und die seiner lesenswerten Romane.
So oft sich die Frau zu Beginn des Abends in ihrer Einführung auch geirrt haben mag - zumindest ein Mal hatte sie Recht. Die Bücher von Benjamin Lebert sind eindeutig Pflichtlektüre.
Benjamin Lebert: "Kannst du"; Kiepenheuer & Witsch, € 9,95. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/manchmal-ist-es-sogar-ganz-lustig-mit-mir/642565 | https://web.archive.org/web/20160712210704/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/manchmal-ist-es-sogar-ganz-lustig-mit-mir/642565 | freie-zeit | literatur | 642,565 |
1,321,700,940 | estrella_fugaz | http://www.neon.de/user/estrella_fugaz | Es war einmal... und ist immer noch: Prinzessin reloaded | Ist die Frau von heute immer noch eine unmündige Prinzessin? | Es war einmal eine
Prinzessin, die leidete. Wahlweise in einer Gefangenschaft, unter einer
tyrannischen Stiefmutter, unter einem schlimmen Fluch oder was auch immer. Die
Prinzessin jedenfalls leidete sehr. Bis zu dem Tage, an dem sie von einem
Prinzen gerettet wurde. Fortan lebten sie in Glück und Reichtum zusammen.
Die Moral von der
Geschichte: Rette dich nicht selber, sondern warte, bis das jemand für dich
übernimmt.
Längst vorbei? Kaum, wenn man
folgende Aussage liest, die - wenn auch ironisch - den Tatsachen doch sehr
entspricht:
(http://1.bp.blogspot.com/-jv84LNpm11A/Tf2243cipNI/AAAAAAAAAFk/5vSflmWq0v8/s1600/picc-4s7cemj0z-101879-500-235.jpg)
Die Prinzessinnen von heute
warten genauso wie die aus den Büchern der Gebrüder Grimm auf Hilfe von Aussen.
Sie übernehmen keine Verantwortung für sich selber. Sie schaffen es noch nicht
mal, sich auszudrücken! Welche abstrusen Vorstellungen über die Möglichkeiten
von Männern sitzen in den Köpfen der Frauen? Woher kommt die Erwartung an die
übermenschlichen Fähigkeiten des Gedankenlesens?
Und unter diesen Voraussetzungen
wollen Frauen ernst genommen werden? Wo genau ist die Emanzipation stehen
geblieben?
Natürlich schaffe auch ich
es nicht immer, mich klar auszudrücken. Aber dann meinem Gegenüber die Schuld
am Nichtverstehen meiner unausgesprochenen oder gar verneinten Wünsche zu
geben, das versuche ich zu vermeiden.
Denn, meine Damen, wir sind
ja schliesslich auch froh, wenn uns unsere Partner ihre Wünsche klar
formulieren. Nutzen wir unsere Energie doch für andere Dinge und übernehmen
Verantwortung für uns, warten wir nicht mehr hilflos auf den Prinzen, dank dem
wir glücklich und zufrieden unseren Lebensabend verbringen. Wenn wir sagen
„don’t worry about it“ – dann sollte unser Gegenüber sich doch darauf verlassen
können. Nicht?
Tags: Gesellschaft, Emanzipation, Prinzessin, Mündig | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/es-war-einmal-und-ist-immer-noch-prinzessin-reloaded/793393 | https://web.archive.org/web/20111127225346/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/es-war-einmal-und-ist-immer-noch-prinzessin-reloaded/793393 | fuehlen | erwachsen-werden | 793,393 |
1,507,888,380 | andreas.schwarz | http://www.neon.de/user/andreas.schwarz | Gesetz der Serie – Wer wird neuer Bayern-Trainer? | Bayern München ist auf Trainersuche. So werden sie fündig. | Hoeneß und Rummenigge sondieren gerade den Markt, um einen
neuen Chefcoach für die leicht kriselnde Mannschaft ihres FC Bayern München zu
finden. Wie sie da konkret vorgehen, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.
Vielleicht holen sie sich aber auch heimlich Rat bei mir, um meinen Vorschlag
zu übernehmen. Dieser orientiert sich an den Buchstaben des deutschen
Alphabets. Bisher begannen die Namen der Bayern-Trainer in der Bundesliga mit
den Buchstaben A, B, C, G, H, J, K, L, M, R, S, T und Z. Es fehlen also die
Buchstaben D, E, F, I, N, O, P, Q, U, V, W, X, Y. Die bei Nachnamen eher selten
vorkommenden Buchstaben I (obwohl, Valérien Ismaël wäre gerade frei), Q, U, X
und Y lassen wir mal außen vor. Bleiben also die Buchstaben D, E, F, N, O, P, V
und W. Acht Buchstaben, die den wahren Neuanfang repräsentieren. Mit einem
dieser Buchstaben sollte der neue Trainer des FC Bayern München beginnen. Das
reduziert die Liste bisheriger Bundesligatrainer von 405 auf 100. Einer der
verbliebenen 100 muss es werden. Schließlich soll der neue Coach ja auch ein
Mindestmaß an Erfahrung haben.
Wer von den geneigten Lesern jetzt nicht so vertraut mit der
Materie ist, wird sich vielleicht fragen: Wie hießen denn die Trainer mit den
Buchstaben A, B, C, G, H, J, K, L, M, R, S, T und Z? Das können wir mit der
folgenden Liste schnell auflösen:
A: Carlos Ancelotti, der letzte und eben entlassene Trainer.
Den sollten alle noch kennen.
B: Franz Beckenbauer. Der Kaiser sprang als Vereinspräsident
in der Winterpause 1994 höchstpersönlich für den entlassenen Erich Ribbeck in
die Bresche.
C: Da haben wir gleich drei. Zlatko Čajkovski, Dettmar
Cramer und Pal Csernai.
G: Louis van Gaal und Pep Guardiola.
H: Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld.
J: Andries Jonker.
K: Jürgen Klinsmann.
L: Udo Lattek, Sören Lerby und Gyula Lorant.
M: Felix Magath.
R: Otto Rehhagel und Erich Ribbeck.
S: Reinhard Saftig und Willy Sagnol.
T: Giovanni Trapattoni.
Z: Branco Zebec.
Gut. Das dazu. Somit ist auch klar, dass es die momentan
gehandelten Thomas Tuchel und Jürgen Klopp nicht werden. Aber der Reihe nach.
Fangen wir also mit dem Buchstaben D an.
Hier drängt sich förmlich der Name Christoph Daum auf.
Dieser wurde gerade als Nationaltrainer Rumäniens von seinen Aufgaben entbunden
und zusätzlich verbindet ihn mit dem FC Bayern München eine jahrelange
Feindschaft. Uli und Christoph waren in Deutschland bezüglich der Streitkultur
das Maß aller Dinge. Beide sollten jetzt ein Zeichen setzen und sich versöhnen.
Sollte sich Uli konsequent weigern, könnte er alternativ auch Thomas Doll von
Ferencvaros Budapest loseisen.
Ein Trainer mit dem Anfangsbuchstaben E ist schon
schwieriger zu finden. Horst Ehrmanntraut ist schon 12 Jahre lang nicht mehr im
Geschäft. Stephan Engels ist auch seit zwei Jahren untergetaucht und nicht
aufzufinden. Bleibt von den derzeit aktiven Trainern eigentlich nur Uwe
Erkenbrecher. Er trainiert aktuell den MTV Gifhorn in der Oberliga
Niedersachsen. Seine Bundesligaerfahrung ist allerdings etwas dünn. Er kann nur
vier Tage als Trainer des VfL Wolfsburg vorweisen.
Der Buchstabe F hat einige Hochkaräter zu bieten. Lucien
Favre liebäugelt laut
fussball.com
schon länger mit einer Rückkehr in die 1. Bundesliga. Wenn
Dortmund es nicht geschafft hat, der Uli kriegt ihn bestimmt, wenn er will.
Thorsten Fink trainiert aktuell die Wiener Austria. Als ehemaliger
Bayernspieler kennt er das Umfeld sehr genau. Auch Thorsten Frings hat schon
bei Bayern gespielt. Als Trainer von Darmstadt hat er einige Achtungszeichen
verbucht. Friedhelm Funkel ist momentan mit Fortuna Düsseldorf Spitzenreiter
der zweiten Bundesliga. Und Volker Finke ist noch immer Rekordhalter bezüglich
der Amtsdauer als Trainer einer einzigen Mannschaft.
Beim Buchstaben N kommt eigentlich nur einer infrage: Julian
Nagelsmann. Wer als Trainer in Sinsheim sein Haus in München baut, muss einfach
Bayerntrainer werden. Alternativ wäre auch Peter Neururer eine gute Wahl. Nach
dem wortfaulen Ancelotti haben sich die Bayernfans einfach etwas lustigere
Pressekonferenzen verdient.
Wenn sich die Bayern für den Buchstaben O entscheiden, muss
Uli zu Verhandlungen wieder nach Budapest. Vasas Budapest wird nämlich von
Michael Oenning trainiert. Aktuell liegt er in der ungarischen Meisterschaft
auf Platz 4. Alternativ käme auch der alte Hase Morton Olson infrage. Er müsste
aus dem Ruhestand reaktiviert werden.
Bei P muss es unbedingt Frank Pagelsdorf sein. Er ist seit
sieben Jahren ohne Job und braucht dringend Geld. Für ihn spricht, dass er als
einer von acht Personen 5 Treffer auf der ZDF-Torwand des Aktuellen
Sportstudios schaffte.
Um die fünf Punkte Rückstand hinter Borussia Dortmund noch
aufzuholen, muss der neue Trainer recht bissig sein. Wer anders sollte es also
sein, als Terrier Berti Vogts. Drei Sabbath-Jahre nach seinem Amt als
Nationaltrainer Aserbaidschans sollten eigentlich genügen. Berti ist einfach
für höhere Aufgaben bestimmt. Alternativ plädiere ich für Armin Veh.
Wer Ingolstadt trainiert hat, kann auch Bayern trainieren.
Maik Walpurgis wäre beim Buchstaben W eine gute Wahl. Ansonsten hätte auch
Markus Weinzierl eine neue Chance verdient. Außerdem spielte er 113 Mal für die
Bayern Amateure. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/sport/gesetz-der-serie-wer-wird-neuer-bayern-trainer/1674400 | https://web.archive.org/web/20171016011547/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/sport/gesetz-der-serie-wer-wird-neuer-bayern-trainer/1674400 | freie-zeit | sport | 1,674,400 |
1,339,677,360 | Pietschi | http://www.neon.de/user/Pietschi | Dreckspatz vs. Sauberkeitsfanatiker | Angewiedert und mit spitzen Fingern sammle ich deine Klamotten ein und werfe sie in dein Zimmer. Schwungvoll, geradeaus, auf den Boden. | Ich öffne die Tür; darauf gespannt was mich heute erwartet. Was ich sehe überrascht mich eigentlich kaum und trotzdem bin ich wieder mal geschockt. Erst gestern habe ich das Zimmer von oben bis unten geputzt, gestaubsaugt und die Regale rausgewischt. Und jetzt, gerade mal 24 Stunden später, sieht es aus als ob hier eine Bombe eingeschlagen hätte. Wie schaffst du es nur immer wieder, meine Arbeit innerhalb von kürzester Zeit komplett zunichte zu machen?
Zwei Meter vor mir auf dem Fensterbrett liegt deine grüne Jacke, die du immer beim Reiten trägst. Die dreckige Reithose hast du unter die Heizung geworfen. Ich spüre schon, wie mir die Allergie in der Nase kitzelt und langsam meinen Hals zuschnürt. Du weißt doch, dass ich auf Pferde und Heu allergisch bin und trotzdem lässt du jedes mal deine Klamotten hier liegen.
Ich schaue um die Ecke in der Hoffnung nicht noch mehr Unordnung zu entdecken. Aber du hast heute mal wieder alle Register gezogen und wirklich ganze Arbeit geleistet. Neben - ja genau, NEBEN - unserem Korb für die Dreckwäsche hast du deine verschwitzten Socken fallen lassen. Das wäre doch wirklich nicht zu viel verlangt, den Deckel aufzumachen und die Socken in den Korb zu werfen! Die Unterhose hast du unter das Klo geschleudert...
Angewiedert und mit spitzen Fingern sammle ich deine Klamotten ein und werfe sie in dein Zimmer. Schwungvoll, geradeaus, auf den Boden. Das habe ich schon oft gemacht, aber dich scheint das wenig zu kümmern. Auch damals nicht, als gerade dein Freund da war und ich alles vor deiner geschlossenen Tür abgeladen habe. Als er gehen wollte, ist er zwangsläufig drüber gestolpert. Ich hätte mich in Grund und Boden geschämt, aber dir war es egal.
Mich ekelt es vor meinen eigenen Händen, nur weil ich deine verdreckten Sachen anfassen musste. Ich hätte es nicht tun müssen, ich hätte es auch ignorieren und einfach liegen lassen können. Aber ich will, dass es dich genauso nervt wie mich. Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.
Schnell renne ich zurück ins Bad, um mir den Dreck abzuwaschen. Doch am Waschbecken hast du mal wieder dein übliches Werk verrichtet. Überall liegen deine langen Haare verteilt. Dutzende. Auch auf dem Boden. Du verlierst sie, wenn du morgens deine Haare kämmst, aber kommst nie auf die Idee sie danach auch aufzuräumen. Ich bin mir sicher, dass es deine sind. Nicht meine. Sie sind nämlich viel zu lange und viel zu hell, als dass es meine sein könnten. Neben deinen Haaren verziehren heute noch braune Brösel das Waschbecken. Ich vermute, dass sie von deinem Puder sind. Er ist dir vor ein paar Wochen runtergefallen und besteht nur noch aus kleinen Stücken. Man kann ihn eigentlich nicht mehr gebrauchen, aber du bröselst weiterhin damit herum. Außerdem sind da noch schwarze Flecken, die ich als Wimperntusche identifiziere. Wie du das immer fertig bringst, ist mir bis heute ein Rätsel.
Deprimiert blicke ich nach oben und mein Blick fällt auf die Glasablage am Spiegel, welche nicht mehr als solche zu erkennen ist. Gestern war sie noch blitzblank. Heute ist sie mit klebrigen Flecken gesprenkelt. Von was diese stammen will ich mir gar nicht mehr ausmalen.
Warum bist du nur so? Eigentlich sollten wir uns doch ähnlich sein. Du bist meine Schwester. Wir haben die gleichen Eltern, genossen die selbe Erziehung. Reagiere ich vielleicht über? Ist es gar nicht so schlimm wie ich immer denke? Oder bist du diejenige, die sich zu krass und rücksichtslos verhält? | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/dreckspatz-vs-sauberkeitsfanatiker/895389 | https://web.archive.org/web/20120903012406/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/dreckspatz-vs-sauberkeitsfanatiker/895389 | fuehlen | familie | 895,389 |
1,455,998,940 | alter_hund | http://www.neon.de/user/alter_hund | Rocko Schamoni liest in Kiel | ... und etwas Musik scheint auch dabei zu sein. | Rocko Schamoni liest am Samstag, 27.2.2016, 20:00 im Kulturforum (Stadtgalerie) Ungehörtes aus seinen gesammelten Werken und gänzlich Neues vor.
Außerdem wird er zusammen mit seiner Band (bestehend aus Tex Matthias Strzoda) ein paar seiner größten Hits vortragen, einige davon sind bis jetzt noch nicht veröffentlicht und erklingen zum ersten Mal auf Bühnen dieser Welt. Auch ein paar Lieder vom neuen Album »Die Vergessenen«, das Rocko Schamoni mit dem Orchester Mirage aufgenommen hat, wird er spielen.
Man darf gespannt sein! Kommt jemand mit? | http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/literatur/rocko-schamoni-liest-in-kiel/1557926 | https://web.archive.org/web/20160630110016/http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/literatur/rocko-schamoni-liest-in-kiel/1557926 | freie-zeit | literatur | 1,557,926 |
1,398,268,200 | Buchliebhaberwichtel | http://www.neon.de/user/Buchliebhaberwichtel | wir sind Eins. | ich habe jetzt nicht mehr das Gefühl, dass es mich nur zur Hälfte gibt. so, als wäre ich nur halb da. - wir sind Eins. | du begleitest mich
zu meinen Lieblingsorten
weil ich dich immer dabei haben will -
aber nie weißt du davon
du gratulierst mir immer zum Geburtstag und
an Festtagen umarmst du mich -
doch wirklich anwesend bist du nie
dir erzähle ich von meinen schönsten
Erlebnissen -
ohne das du je davon erfährst
du bist mein Beschützer und mein
wärmster Schoß bei Albträumen und Gewitter -
doch in Wahrheit vergrab ich mich unter der Decke
und auf den größten Feldern tanze ich mit
dir im schönsten Windklang -
ohne dass wir uns je bewegten
überall habe ich dich dabei -
ohne zu wissen wer du bist.
doch weiß ich,
dass es Liebe ist.
ungebändigte Liebe. und bedingungslos.
grenzenlos.
weil ich alles mit dir machen kann.
du bist immer da. gegenwärtig.
ich wünsche es mir und so ist es. du bist nicht
nur in meinen Gedanken.
du bist mein Herz. du bist da - und du warst es schon immer.
und wenn ich dich sehen will,
dann blicke ich in den Spiegel.
wir sind Eins.
über Grenzen hinaus.
Liebe.
Tags: Papa | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/wir-sind-eins/1136676 | https://web.archive.org/web/20160628204642/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/wir-sind-eins/1136676 | fuehlen | familie | 1,136,676 |
1,277,790,540 | Der_Elefant | http://www.neon.de/user/Der_Elefant | Es ist so, dass du fehlst | Es ist so, dass du fehlst. | Weil die Sonne Staubtänze in die Welt zeichnet, goldene Bilder and die Wände malt und ich nur Bilder von dir an die Wände meines Herzens male.
Weil meine Hände nicht dich, sondern den Wind spazieren führen, meine Füße vorwärts laufen und mein Kopf rückwärts denkt.
Weil mit dir Seifenblasen nicht zerplatzen, sondern Regebogenfunken werden, ich die Welt nicht verstehen, sondern nur fühlen muss.
Will dir Muscheln schenken, die dir Geschichten von uns erzählen, dir meine Liebe ins Ohr flüstern, sie in die Wolken zeichnen, damit du sie sehen kannst.
Kein Wort kann sagen was ich fühle, aber Du machst mich glücklich, weil erinnern können besser ist als verpasst zu haben | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/es-ist-so-dass-du-fehlst/674307 | https://web.archive.org/web/20111006073645/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/es-ist-so-dass-du-fehlst/674307 | - | - | 674,307 |
1,557,436,620 | Mitch | http://www.neon.de/user/Mitch | „Eine nie gekannte Dimension von Glück.“ | Warum wir Deutschen aufs Kinderkriegen nicht verzichten sollten. | Ist es nicht erstaunlich? In quasi jedem Ranking möchten wir ganz vorne mitspielen: Wirtschaftskraft, Technologieführerschaft, Fußball, Bierkonsum... Doch im existentiellsten aller Rankings bilden wir Deutschen das Schlusslicht: Nach Japan haben wir die niedrigste Geburtenrate der Welt. Es sterben hier jährlich mehr Menschen, als geboren werden. Jede dritte Akademikerin entscheidet sich heute ganz bewusst gegen Kinder.
Überspitzt formuliert: In Deutschland stirbt die Geburt. Das ist schlecht, und dafür gibt es jede Menge rationale Gründe: drohende Überalterung, Steuererhöhungen, Fachkräftemangel, Innovationsschwund, Rente erst mit 70. Doch darum soll es hier nicht gehen. Viel wichtiger, viel essentieller als die rationalen Gründe sind die emotionalen. Die ganz persönlichen. Die Gründe, die man als Nicht–Eltern gar nicht greifen kann, weil man sie erst versteht, wenn man bereits Kinder hat. Es geht um ein Gefühl so tief, so einzigartig, so unendlich schön, dass es schlicht niemand verpassen sollte. Zumal man gar nicht weiß, was man verpasst. Hierfür reicht keine Vorstellungskraft.
Als meine Frau im zweiten Monat schwanger war, bekam eine Bekannte von uns gerade ihr erstes Kind. „Und, wie ist es?“, habe ich voller Vorfreude gefragt. Sie antwortete – mit zauberhafter Überzeugung: „Eine nie gekannte Dimension von Glück“. Acht Monate später wusste ich genau, was sie meint. Und diese Dimension beginnt schon bei der Geburt. Wenn du zum ersten Mal das Köpfchen siehst, das da plötzlich rausguckt, erlebst, wie dein Kind zu atmen beginnt und mit verklebten Augen sein Stimmchen erhebt, dann ist dies mit Fug und Recht das intensivste Gefühl, das einen Menschen nur überfluten kann. Ein neues Leben, durch einen selbst entstanden – nichts ist größer als das. Man möchte DANKE in den Himmel schreien für diese Sensation.
Und dieses innige Gefühl zieht sich fort. Damit meine ich nicht das erste Lächeln, die ersten Schritte, das erste Wort. Allesamt Hochgefühle, keine Frage. Aber eben einmalig – das erste Mal. Viel bemerkenswerter ist das ganz Alltägliche.
Wenn ich etwa meinen Kleinen ins Bett bringe, und er mich plötzlich ganz fest in den Arm nimmt, mir in die Augen guckt und stumm sagt: „Papa, ich hab dich lieb,“ dann läuft mein Herz über vor Glück. Ein Glück, das man so bisher nicht kannte. Das dir keine Beförderung, kein erste-Reihe-live-Konzert und kein noch so ferner Roadtrip geben kann. Kein erklommener Gipfel, keine gestandene Welle, keine perfekte 18- Loch-Runde. Und erst recht kein Geld oder Auto oder Edel-Chronograph dieser Welt.
So hat man schlicht noch nie geliebt. Man kennt die Liebe zu seinen Eltern. Die Liebe zu seinen Geschwistern. Die Liebe zu seinem Partner. Die Liebe zu guten Freunden. Und jede Liebe ist eine ganz eigene, schwer zu vergleichen mit den anderen. Doch die wohl unvergleichlichste ist die Liebe zu deinem Kind. Keine ist so bedingungslos, so unumstößlich und rein. Hinzu kommt: Ein Kind macht aus zwei Menschen ein Ganzes – allein das ist ein Glücksgefühl für sich.
Warum also kriegen wir so wenig Kinder? Zum einen sicherlich, weil oft eine gewisse Angst geschürt wird vor dem Zustand „Eltern“.
Eine gute Freundin – und potentiell tolle Mutter – meinte kürzlich zu mir: „Warum sollte ich Kinder kriegen? Wenn alle um mich herum immer nur jammern, wie hart es ist!“ Interessante Frage. Und wenn man mal darauf achtet, hat sie völlig Recht: Eltern jammern gern. Dafür gibt es diverse Gründe. Erstens, weil Eltern sich gerne als harte Hunde darstellen: „Boah, alles sooo anstrengend, aber schau mal, wie ich das meister.“ Das kommt ziemlich gut. Zweitens, weil es eben wesentlich leichter ist, über eine konkrete Situation zu jammern, als das große Ganze zu beschreiben. Tja, und drittens: weil es tatsächlich sauanstrengend ist. Man ist oft so müde, dass das Augenlied zuckt wie der Flügel eines Kolibri im Steigflug. Mit Kindern das Haus zu verlassen ist logistisch in etwa so komplex wie Manhattan zu evakuieren. Und ein Einkauf im Supermarkt dauert so lang, dass die grünen Bananen bis zur Kasse bereits gelb sind. Man wischt die Kotze aus dem Auto, die Kacke aus der Hose und das Pipi vom Boden. Hinzu kommen Lebenszeit-verschlingende Wartezeiten beim Kinderarzt, lähmende Monotonie am Spielplatz und ein Dauerlärmpegel, als würde man im Triebwerk eines Airbus A380 wohnen. Keine Frage: Kinder machen oft wahnsinnig. Aber in aller Regel – und das darf man nie vergessen – vor Glück.
Ein anderes Thema ist die persönliche Freiheit. Die Selbstbestimmtheit. Einfach machen, worauf man gerade Lust hat. Nun, diese Phase ist erst mal vorbei. Das merkt man schon tüchtig beim ersten Kind, doch sobald weitere hinzukommen, ist die Abhängigkeitserklärung besiegelt. Aber ist das wirklich so schlimm? Klar nervt es, statt auf der Party auf dem Sofa abzuhängen oder statt nach Tibet nur nach Amrum zu reisen. Aber zum einen kann man mit seinen Kindern ja sehr bald wieder viel mehr machen. Zum anderen ist man in aller Regel nicht tot, wenn sie flügge sind. Und vieles, was den Kleinen gefällt, gefällt auch den Großen: Zirkus, Tierpark, Zauberer, Carrera-Bahn, Fußball, Jim Knopf – die Freude daran erwacht wieder. Und irgendwann gehst du mit deinen Kindern dann surfen oder in Star Wars Teil 8. Wie cool ist das? Man darf auch nicht vergessen: Dicke Hotels, wilde Feste, edle Restaurants, und, und, und – der Reiz unendlicher Möglichkeiten verblasst mit der Zeit. Die Faszination deiner Kinder hingegen hört nie auf zu wachsen. Mein Nachbar etwa war ein Lebemann, hat alles mitgenommen, was geht. Einzig Kinder hat er ausgelassen. Mit sechzig wirkte nicht nur sein Haus sonderbar leer. Also ja, es stimmt: Man hat kaum mehr Zeit für sich. Fakt ist allerdings auch: Gerade diese Zeit, die man nicht für sich hat, ist rückblickend die beste Zeit deines Lebens. Und sie verfliegt im Düsenjet.
Kommen wir zur Karriere: Gerade bei Akademiker-Paaren ein gewichtiger Grund, auf Kinder zu verzichten. Zu Recht? Tatsache ist: Nachwuchs bremst auf dem Weg nach oben. Vor allem die Frauen. Immer noch werden viele von ihnen benachteiligt, sobald sie Mutter sind: Die einen steigen nicht weiter auf, die anderen kriegen erst gar keine anspruchsvolle Stelle mehr. Ein Unding. Dass es auch anders geht, sieht man an Schweden: Dort wird das Modell der Doppelverdiener-Familie massiv unterstützt und dafür gesorgt, dass Männer wie Frauen hinsichtlich Familie und Arbeit genau die gleichen Rechte und Pflichten haben. Großzügige Ausgaben für Familienleistungen, hoch flexible Urlaubs- und Arbeitszeiten und stark subventionierte Kinderbetreuung sind wesentliche Erfolgsfaktoren. Tja, genau so ein System sollte es auch in Deutschland geben. Sollte es überall geben. Nur leider dauert es eben, bis eine Gesellschaft sich verändert. So sehr wir es uns auch wünschen, so laut wir auch danach schreien: Der Status-Quo wird sich über Nacht nicht ändern. Mit Glück eher bis zur nächsten Generation.
Wenn wir unsere Arbeitssituation also nicht akut verbessern können, ist es dann die richtige Konsequenz, ein Double-Income-No-Kids-Leben zu wählen? Das muss jeder für sich selbst wissen. Nur man darf eines nicht vergessen: Wir arbeiten in unserem Leben rund 40 Jahre lang. Und wenn man seine elterlichen Pflichten ernst nimmt, halten Kinder uns vielleicht zehn Jahre von uneingeschränktem Arbeiten ab. Bleiben immer noch 30 Jahre, um sich voll und ganz seiner Karriere zu widmen. Klar, das bedeutet trotzdem Entbehrungen, trotzdem ein Mehr an Stress und ein Weniger an Geld. Aber mit dem Wissen, was für eine unendliche Bereicherung und Freude meine Jungs für mich sind, kann ich gerade heraus sagen: Ich würde eher Toi Toi Toiletten mit der Zahnbürste reinigen, als aus Karrieregründen auf Kinder zu verzichten.
Nun gibt es noch einen letzten Grund, der der Vollständigkeit halber kurz gestriffen werden soll: Manche führen auch auf, dass sie in unsere heutige Welt einfach keine Kinder mehr setzen wollen. Terror, Klimakrise, Hungersnöte, Kriege – nur einige von vielen Gründen. Mag sein. Doch ist das die Lösung? Wenn wir aufhören, Kinder zu kriegen, weil wir denken, die Welt sei verloren, dann sind wir längst verloren. Dieser Gedanke ist so unendlich hoffnungslos, dass man heulen möchte. Die totale Kapitulation vor unserer Zukunft. Die Zeiten werden sicher nicht einfacher. Aber wann waren sie das schon? Im Mittelalter? Während der Weltkriege? Lasst uns für eine bessere Welt kämpfen, nachhaltiger leben – aber lasst uns nicht aufhören, Kinder zu kriegen.
Abschließend lässt sich jedenfalls sagen: Wie alles im Leben haben auch Kinder Vor- und Nachteile. Und natürlich fragen sich viele: Weniger Schlaf, weniger Freiheit, weniger Karriere – ist es das wirklich wert? Die Antwort aber ist eindeutig: Es ist das Wertvollste, was es auf der Welt nur gibt. Eben der Sinn, nach dem so viele suchen – selbst wenn sie es gar nicht wissen. Also, liebe Generationen X und Y und ff.: Lasst Deutschland nicht länger das Schlusslicht sein. Nicht wegen drohender Überalterung, Steuererhöhungen, Fachkräftemangel, Innovationsschwund oder Rente erst mit 70. Sondern einzig und allein wegen euch selbst. Macht euch das schönste Geschenk, das das Leben für uns bereit hält – und entdeckt das eigene Leben dabei neu. Tja, und wenn ihr dadurch auch noch Deutschland etwas Gutes tut: umso besser. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/eine-nie-gekannte-dimension-von-glueck/1714657 | https://web.archive.org/web/20190513163201/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/familie/eine-nie-gekannte-dimension-von-glueck/1714657 | fuehlen | familie | 1,714,657 |
1,239,808,020 | init-admin | http://www.neon.de/user/init-admin | Dr. House und Ich | Patienten, die den ganzen Tag im Bett liegen und ARZTSERIEN gucken, machen das echte Arztsein nicht unbedingt einfacher. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kino-tv/dr-house-und-ich/685227 | https://web.archive.org/web/20130620171803/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kino-tv/dr-house-und-ich/685227 | freie-zeit | kino-tv | 685,227 |
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1,350,774,900 | SteveStitches | http://www.neon.de/user/SteveStitches | Zwei Frauen vergraben einen alten Sack | Begräbnis eines Freundes | Zwei Frauen vergraben
einen alten Sack, sie heben gemeinsam das Loch aus, es ist tief und breit.
Tabea: Als wäre der Boden
gefroren.
Katharina: Er ist nur
lehmig. In dieser Jahreszeit gibt´s doch keinen Frost. Wäre es gefroren, hätten
wir ihn in der Donau bestatten müssen.
Tabea: Ein Seebegräbnis,
wär doch auch schön.
Katharina: Ein
Flussbegräbnis, die Donau wäre ein Flussbegräbnis. Das ist unter seiner Würde, ich
habe ihn an der Adria bei Zadar getroffen, wir müssten schon ans Mittelmeer
fahren.
Tabea: Und das hier, hier
am Waldrand, ist das nicht unter seiner Würde?
Katharina: Ich bin oft
hier mit ihm auf der Bank gesessen und wir haben gemeinsam über Ulm geschaut.
Er mochte die alte Eiche und den Ausblick und die Gerüche.
Tabea: Hat er dir auch an
der Muschi rumgeschnüffelt?
Katharina: Ja, hat er
irgendwie gern gerochen.
Tabea: Ja, aber das hat
genervt, ich musste immer ziemlich streng zu ihm sein, damit er aufgehört hat.
Katharina: Hier von den
Wiesen und vom Wald hat er immer Zecken mit nach Hause gebracht.
Tabea: Hat ihm aber nichts
ausgemacht.
Katharina: Klar, wir
mussten ihm die Dinger immer abpuhlen, das hat er immer gemocht. Alle Typen
wollen befummelt werden.
Tabea: Dafür hat er einen
immer abgeleckt.
Katharina: Ja, mit seiner
langen rauen Zunge. Rumhängen, schlabbern und futtern. Ich hab ihn nie anders
erlebt.
Tabea: Poppen, du hast
poppen vergessen.
Katharina: Ja, auch das.
Weißt du der sogar die Kleine von der alten Strawinsky gepoppt. Die, …(überlegt)…,
die Betty.
Tabea: (lacht) stell dir
das mal vor, der war doch so groß und die Betty reicht ihm nicht mal bis zur
Schulter.
Katharina: War halt ein
typischer Kerl. Wir hatten mit der Strawinsky ganz schön Stress deswegen. Aber
wie sollte er sich sonst verhalten?
Tabea: Man hätte ihn
kastrieren sollen.
Kat: Kastrieren? Nee, dann
wär er nicht mehr er gewesen.
Tabea: aber das hätte ihn
vernünftiger, umgänglicher gemacht. Dann hätte er seine Schnauze nicht mehr an
jede Muschi gehalten.
Kat: Weißt du was? Wir sollten
ihn nackt vergraben?
Tabea: Ihn? Nackt?
Kat: Nein, natürlich nicht
ihn – so verschwitzt wie wir sind sollten wir uns ausziehen und ihn vollends
nackt vergraben. Wir beide Schwitzen so, ich glaube das hätte er gern gehabt.
Tab: Spinnst du? (und beginnt
sich auszuziehen)
Kat: (Etwas erschrocken
über die Umsetzung ihres Hirnfurzes) Wenn jetzt Leute kommen?
Tab: Um die Zeit! Das hast
du doch selbst vorgeschlagen. Jetzt nicht kneifen, los du auch (zieht an der
Kleidung ihrer Buddelkollegin)
Kat: (schaut sich um)
Schon gut, schon gut. (Beginnt sich auch auszuziehen) Aber nur bis er drin ist
und Erde drüber. (Mehr zu sich als zu Tabea) Zum Glück sind wir jetzt schon
tief genug.
Tab: (Betrachtet
Katharina) Ja, das würde ihm gefallen. (Beschnüffelt ihre Freundin). Du riechst
nach Erde und Wald.
Kat: He, ich bin total
verschwitzt, das ist doch eklig.
Tab: Nö, finde ich nicht
(schnuppert weiter). Ich kann ihn verstehen.
Kat: (Fängt auch an, an
Tabea herum zu riechen) Riecht wirklich nach Erde und … nimmst du Kernseife?
Tab: Da kann ich mit
deiner Körperlotion nicht mithalten, stimmt´s?
Kat: Doch, die Kombination
Erde-Wald-Kernseife-Tabea, doch finde ich riecht gut. (Sie beriechen sich,
befummeln sich)
Tab: Hast du schon mal mit
einer Frau? (sie lassen beide los)
Kat: Äh, …, nö … , nicht
wirklich.
Tab: was heißt nicht
wirklich?
Kat: So Pubertätsgefummel
und so, aber nie richtig.
Tab: Aber du hast sicher auch
schon mal dran gedacht?
Kat: Is wohl ein Unterschied
– Theorie und Praxis. Und du? Hast du schon?
Tab: Nein, noch nie. Aber
ich wollt es immer schon mal ausprobieren.
Kat: Du kannst es ja mal
ausprobieren, aber wenn es dir nicht gefällt hörst du sofort auf.
Tab: Wenn ich dir zu Nahe
komme (ihre Hände streichen schon über den Oberkörper Katharinas), sagst du´s mir?
(Katharina reagiert nicht auf ihre Worte, reagiert indem sie Tabea berührt)
(kurze Unterbrechung: Einblendung eines Zeichentrickfilms mit Donald Duck und den Bären)
Kat: Hoppla, was war jetzt
das?
Tab: Ja, war ganz schön
heftig.
Kat: Heftig aber schön.
Tab: (erhebt sich aus dem
Loch) Jetzt müssen wir aber wieder (hilft Katharina auf die Beine) Mir ist
jetzt doch ´n bisschen kalt geworden
Kat: Ja, mir auch. (Beide
Frauen ziehen sich wieder an) War ja auch genug für ihn. (nickt zum alten Sack
hinüber. Spricht feierlich) Wir haben ihm das Loch bereitet.
Tab:
die
Löcher (beide Frauen lachen. Sie helfen sich gegenseitig aus
dem Loch herauszusteigen. Werfen auf 3 den alten Sack hinein und Erde darauf,
zuletzt klopfen sie die Erde auf dem Grab fest)
Wir sollten noch was sagen, als
Abschluss.
Kat: (beginnt einfach zu
reden) Du warst uns ein treuer Freund, ein Beschützer, ein Tröster, ein Begleiter
in schönen wie in blöden Zeiten.
(mit Tränen in der Stimme)
Du wirst uns immer fehlen.
Tab: (beginnt mit ihrer Trauerrede, auch ihr steht das Wasser in
den Augen) Ich habe dich zwar kaum gekannt, aber auch mir bist du in dieser
kurzen Zeit ans Herz gewachsen. In meiner Erinnerung wirst du immer bei mir
sein.
Kat: Das hast du schön
gesagt (sie umarmen sich, küssen sich aber nicht. Lösen sich schnell aus ihrer
Berührung. Sie haben eine wichtige Erfahrung gemacht und das genügt ihnen.
Haben Angst keine Freundinnen mehr zu sein)
der alte Sack: Schon fertig?
Tab: (erschrocken) Was
meinst du?
aS: Ihr seid ja schon
fertig mit dem Loch.
Kat: Das ganze Begräbnis
ist fertig! Sogar zum Nachruf kommst du zu spät, wie immer!
aS: Sorry, bin aufgehalten
worden. Hab den Mike getroffen, weißt den Mike von der Beate, der kennt jemand
der hat Labradorwelpen.
Kat: Ich weiß nicht, ist
mir noch zu frisch um gleich Ersatz für Kalle zu holen.
aS: Je bälder, umso besser.
Kommst du schneller von Kalle los.
Kat: (wütend) Ich will
aber nicht von Kalle loskommen! Komm Tabea wir gehen uns besaufen.
aS: Hab einen Sixpack
mitgebracht. (Hebt den Sixpack hoch, den er bisher unterm Arm trug)
Tab: Wie will man sich zu
dritt mit einem Sixpack besaufen?
aS: Das ist ein
Starterpacket, zum Anfangen genügt ´s. In was habt ihr ihn eigentlich
vergraben, in einem großen Plastiksack?
Kat: (wiederholt empört)
In einem Plastiksack? (erklärt) Du hast doch diese alten Getreidesäcke von
deinen Großeltern, da haben wir einen genommen.
aS: (verärgert) Das war
ein Erbstück! Eine Erinnerung an meine Urgroßeltern. (wird wieder lässig) Aber
für Kalle is das in Ordnung.
(Sie setzten sich um
Kalles Grab und erzählen sich Anekdoten mit Kalle) | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/zwei-frauen-vergraben-einen-alten-sack/944857 | https://web.archive.org/web/20121025071738/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/zwei-frauen-vergraben-einen-alten-sack/944857 | fuehlen | freundschaft | 944,857 |
1,302,623,880 | Cho | http://www.neon.de/user/Cho | Altersgebrechen | „Mit 25 nimmt die Hirnleistung nach und nach ab“ - mein Nachbar versüßt mir mit seinem Wissen gerade den Tag. | Im Fernsehen fangen sie auch schon an mir Faltencremes und sonstiges Gedöns anzubieten. In Artikeln steht, dass Frauen zwischen 20 und 25 ihre gebärfreudigste Phase haben. Aber bin ich wirklich schon so alt? Muss ich mir Sorgen machen, dass ich meinen Abschluss mit 25 nicht mehr so gut hinbekomme, wie ich ihn mit 24 geschafft hätte? Finde ich nun keinen Mann mehr, weil ich bald wie ein Shar-Pei aussehen werde und mein Becken sich übers Gebären nicht mehr so freut? Ich will mich wehren und schreien: „Stopp!“ Vor kurzem war ich doch noch ein Kind und rannte mit verdreckter Hose durch die Wiese hinter unserem Haus. Das Größte war es wenn man abends nach Hause kam, müde, stinkend - aber glücklich! Wenn ich heute die Nachbarskinder schreien höre bekomme ich große Lust hinzulaufen und mit ihnen Verstecken zu spielen. Kann ich das mit 25 noch machen oder werden sie mich wegschicken? Als „Erwachsener“ versteht man schließlich doch eh nichts mehr von ihren Gedanken und Empfindungen, oder? Die kleine Annika stand mit ihren 5 Jahren letztens vor mir und fragte ungeniert: „Hast du eigentlich noch keinen Mann gefunden, oder bist du dafür noch zu jung?“ Was soll man denn darauf antworten? Bin ich zu jung? Ich glaube schon! In diversen sozialen Netzwerken häufen sich die Hochzeitsbilder. Profilbilder von Freunden werden durch „süße Babybilder„ ersetzt und man erwartet freundliche Kommentare. Ich strenge mich an mich für sie zu freuen, aber in mir selbst brodelt es. Einerseits wünscht man sich sehnlichst einen Partner, bei dem man sich zuhause fühlt. Andererseits fühl ich mich noch nicht mal in mir selbst zuhause – wie soll das dann jemand anders für mich schaffen? Fragen über Fragen und es werden mit der Zeit nicht weniger. Immer weitermachen lautet die Devise und nicht zu oft zurück schauen – bringt eh nichts! | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/altersgebrechen/679950 | https://web.archive.org/web/20130331045032/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/altersgebrechen/679950 | fuehlen | erwachsen-werden | 679,950 |
1,424,665,440 | keshia_laureen | http://www.neon.de/user/keshia_laureen | Als Berlin euch verschluckte | Ihr wolltet in die Hauptstadt ziehen. Zurecht, diese Kleinstadt in der wird aufwuchsen ist Horror. Zurück - ließt ihr mich und ein gebrochenes Herz. | Ihr habt den Schritt gewagt, mit Mut, Freude und ein bisschen Angst voraus. Dann war sie da. Berlin, die eine Stadt - sie kann dich zum Fallen bringen und aufstehen lassen - habe ich mir sagen lassen, ich weiß es nicht, bin keine Berlinerin. Von der Kleinstadt in die Metropole ist ein großer Schritt.
Doch kaum stand auf Facebook „Wohnt in Berlin“, schon kam dieser Punkt. Vor dem ich Angst hatte und weswegen ich noch eine Kippe mehr rauchte und noch ein Bier mehr trank. Ihr vergaßt mich. Vergaßt mich zwischen dem Alex, zwischen dem Brandenburger Tor, dem RAW Park, den Cafes, Clubs, zwischen den Poetry Slams und zwischen den neuen Freunden.
Ich, das Mädchen aus der Kleinstadt wurde vergessen und verlassen. Ihr wisst es vielleicht nicht, aber ich hätte euch brauchen können. Eure Berliner-Geschichten, was in eurem neuen Leben los ist. Euer Lachen, unsere Scheiße, die wir reden wenn wir mal wieder high sind.
Doch das sind Geschichten aus der Großstadt, für Großstadtkinder gemacht. Ich passe nicht in die Großstadtgeschichten, bin vernünftig gewesen, als ich in meine beschauliche Studienstadt zog.
Bitte verzeiht mir, doch ich komme euch nicht mehr besuchen. Ich rufe nicht mehr an oder schreibe kurz bei WhatsApp. Ich schicke euch keine Karte aus meinem Auslandssemester am anderen Ende der Welt. Das hat nichts mit Trotz zu tun. Das ist Schwäche und Selbstschutz. Ich lasse euch gehen. Es tut mir Leid.
Meine Mutter sagte einmal: "Man hat keine Freunde für ein ganzes Leben. Lebenslange Freundschaft ist rar gesät. Die meisten Freunde sind nur Lebensabschnittsgefährten." Vor ein paar Jahren, vielleicht sogar Monaten dachte ich, ich wäre die Ausnahme. Ich bin nicht die Ausnahme, ich bin die Regel.
Je früher man sich damit zufrieden gibt, desto besser.
In der Regel verlieren sich Freunde nach einer Zeit aus den Augen. Und ich sehe euch nicht mehr; das trubelige Berlin hat euch verschluckt und gibt euch nicht wieder her. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/als-berlin-euch-verschluckte/1479424 | https://web.archive.org/web/20150225200411/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/als-berlin-euch-verschluckte/1479424? | fuehlen | freundschaft | 1,479,424 |
1,317,156,900 | nurluftundluegen | http://www.neon.de/user/nurluftundluegen | Ich bin zu langsam. | Was soll ich hier, wenn ich nicht Mensch sein darf? | Ich
habe Angst. Möchte weinen. Vielleicht auch schreien. Fühle mich so
leer, bin irgendwie fehl am Platz. Stolpere über Fehler, stolpere
über kleine Steine, sage die falschen Worte, so sagt man es mir.
Verliere
jeden glauben an mich. Verliere mich in mir, im Leben, vergesse den
Plan. Vergesse meinen Mut. Falle in mir zusammen. Suche nach dir,
finde dich nicht.
Mit
Tränen in den Augen, denke ich an dich. Du weißt von nichts. Und du
verstehst mich nicht. Du bist nicht da, dabei brauche ich dich. Kann
dich nicht sehen, spreche nicht mit dir, bin alleine mit mir.
Bekriege mich selbst. Kann nicht schlafen, es ist alles so schwer.
Kann kaum Atmen.
Vielleicht
ist das nicht normal, vielleicht ungesund, aber ich hab mir nicht
ausgesucht, so zu sein wie ich bin. Und ich hätte nie gedacht, dass
es so schwer sein kann, einfach zu sein. Ich möchte doch nur in
deine Arme, die mich halten, und die Luft atmen, die du mir gibst.
Doch sitze ich hier alleine. Wie immer. Und ich höre nichts von dir.
Wenn du fragst was los ist, sage ich nichts. Bekomme einfach nie ein
Wort heraus. Ich bin traurig. Weil das Leben mich erdrückt. Fühle
mich so verlassen. Wer bist du, wenn ich trotz dir einsam bin?
Wer
bin ich, wenn ich so schnell zusammen breche? Habe das Gefühl ich
kann kaum laufen. Bin wie betäubt von der Angst. Abgewiesen zu
werden. Ignoriert zu werden. Verändert zu werden. Nicht ernst
genommen zu werden. Ausgelacht zu werden. Nicht akzeptiert zu werden,
ganz einfach so wie ich bin, mit jedem meiner Fehler und all meinen
Ängsten, all meiner Hoffnungen, meinen Wünschen und meinen träumen.
Vielleicht versuche ich nur mich zu schützen, und nicht
unterzugehen, in dieser kalten, harten Welt. Die sich zu schnell
bewegt, für mich. Ich bin zu langsam.
Das
macht mir Angst.
Alleine
zu sein macht mir Angst. Diese Kriege zwischen den Menschen, die tun
mir weh, ich bin es Leid. Das Menschen Gefühle haben können, ist
völlig verloren gegangen, es rast nur die Zeit. Und nur das scheint
zu sein, was zählt.
Was soll ich hier, wenn ich nicht Mensch sein
darf?
Was soll ich hier, wenn ich alleine mit mir um die Wette lauf?
Was soll ich hier, wenn es niemanden interessiert, was um mich
passiert?
Was?
Was
nur, kannst du es mir sagen? | http://www.neon.de/artikel/-/-/ich-bin-zu-langsam/767079 | https://web.archive.org/web/20130723052225/http://www.neon.de/artikel/-/-/ich-bin-zu-langsam/767079 | - | - | 767,079 |
1,260,442,260 | Vera_Schroeder | http://www.neon.de/user/Vera_Schroeder | Melancholie mit Monstern | Spike Jonze hat WO DIE WILDEN KERLE WOHNEN verfilmt. Aus den nur 333 Worten des berühmten Kinderbuchs ist ein rührender Film für Erwachsene geworden. | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kino-tv/melancholie-mit-monstern/685548 | https://web.archive.org/web/20120123014142/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kino-tv/melancholie-mit-monstern/685548 | freie-zeit | kino-tv | 685,548 |
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"author":"Wortfechter",
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"title":"Kopftuch im Flughafen",
"subtitle":"In Teheran ist das Kopftuch gesetzlich vorgeschrieben. Auch im Flughafen.",
"text":"Auf unserem Weg nach Kambodscha führte uns unser Flug über Teheran nach Bangkok. Das erste, was wir auf unserer Reise also zu sehen bekommen sollten, war der Sicherheitsbereich im Imam Khomeini Airport in Teheran. Alle Mädels waren bestens ausgerüstet mit langen Klamotten und Tüchern, die sie mehr oder weniger professionell um ihren Kopf zu wickeln versuchten. Da in Teheran das Kopftuch für Frauen gesetzlich vorgeschrieben ist, mussten auch wir auf dem Flughafen alles außer unserer Hände und Gesichter verdecken.\n \n\n Als ich nun also mehr schlecht als recht eingewickelt aus dem Flugzeug stolperte, wurde ich vom Passkontrolleur erstmal gefragt, ob ich denn Muslimin sei. Auf meine Verneinung hin wollte er wissen, warum ich denn dann ein Kopftuch trage. Sehr witzig, der Mann.\n \n Im Flughafen war es natürlich warm, unter den Kopftüchern war es natürlich noch wärmer und in langen Klamotten erst recht. Zunächst wurden wir mit riesigen Muffins und Kaffee/Cola/Wasser for free doch recht nett begrüßt, doch nach einigen Stunden wurde es verdammt nervig. Es würde mich nicht wundern, wenn einige der Mädels eine richtige Abneigung entwickeln würden gegen dieses Land, in dem man als Frau selbst auf dem Flughafen alles außer der Hände und dem Gesicht verdecken muss. Nicht, dass wir halbnackt durch den Flughafen hüpfen wollten, aber bei den Temperaturen wäre ein T-Shirt schon was Feines gewesen. Im Flugzeug wurden vorsorglich an alle Unwissenden Kittel verteilt, auf dem Rückflug gab es sogar Kopftücher, dafür aber auch deutsche Touris, die aussahen, als würden sie in Thailand einen ganz bestimmten Tourismus pflegen und unsere Mädels anpöbelten, weil sie \"zu lange\" am öffentlichen internetfähigen Rechner standen.\n \n Als wir die Kopftücher nach einiger Zeit lüfteten, wurden wir gleich dezent darauf hingewiesen, dass es Vorschrift sei, sie zu tragen. Keine Begründung. Einfach nur \"That's a rule\" - and that's it.\n \n\n Bei allem Verständnis für andere Kulturen und Sitten fühlte ich mich - unter meinem Kopftuch schwitzend - ein wenig in meiner persönlichen Freiheit eingeschränkt.",
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