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himbeerschwarz
http://www.neon.de/user/himbeerschwarz
Wäre die Depression eine Person.
Wäre die Depression eine Person, dann würde sie mir überall hin folgen.
Meistens, und vor allem wenn andere dabei sind oder ich beschäftigt bin, würde sie sich ruhig verhalten, nichts sagen und mich nicht belästigen. Meistens. Das bedeutet nicht immer. Beschäftigung oder andere Menschen sind kein Ausschlusskriterium. Manchmal wäre sie eine fiese Sau. Sie wäre eine gemeine, ungerechte, selbstgerechte und hinterhältige Person. Sie würde sich dann in den unmöglichsten Situationen auf mich stürzen, einfach so mit sich zu Boden reißen. Mich kämpfen lassen. Mich fest umklammert davon abhalten aufzustehen. Andere würden das nicht sehen, ich würde mein Lächeln wahren können. Das würde niemand bemerken. Einen Unterschied könnte man vermutlich nicht sehen. Dann würde ich da liegen in den Fängen der Depression, die mich fest gekrallt hätte und mir den Mund zu halten würde. Meine Augen würden um Hilfe schreien und ich würde mich währen bis ich ganz müde und erschöpft bin. Den Schmerz versuchen los zu werden aber bitterlich scheitern. Dann irgendwann würde die Depression mich los lassen, ganz langsam und fast nicht bemerkbar. Ich wäre also verstummt. Meine Stimme ganz verhohlen. Mein Körper schwach. Meine Muskeln zitternd. Meine Sinne ganz benebelt würde ich mich Stück für Stück von der Attacke erholen. Doch auch in den darauf folgenden Momenten würde die Depression nicht von meiner Seite weichen. Egal wo ich hin ginge, sie wäre schon da. Wenn ich mich umschauen würde, wäre sie da. Sie würde neben mir in der Bahn zur Arbeit sitzen, mir über die Schulter schauen bei der Arbeit, neben mir stehen wenn ich in der Schlange zu Kasse stehe, mich beim Zähne putzen über den Spiegel angrinsen, auch mit dem Fahrrad würde ich ihr nicht entkommen. Sie wäre überall. Und manchmal würde sie mir gemeine Sachen ins Ohr flüstern, mich zweifeln lassen an jedem Atemzug den ich tätige, an jeder Tätigkeit die ich ausübe, hätte sie was auszusetzen. Sie würde mich nicht in Ruhe lassen. Mir den Schlaf rauben und am nächsten Morgen schon wieder neben meinem Bett hocken. Man könnte ihr auch niemals den Mund verbieten, am Reden würde sie keiner hindern können. Wenn ich abends nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommen würde, würde sie da stehen hinter der Wohnungstür mit ausgebreiteten Armen und mich in ihre Fänge nehmen. Ich würde vielleicht vor Müdigkeit gar nicht dagegen kämpfen sondern mich in der Gewohnheit fast ein bisschen wohlfühlen. Schließlich wäre sie mir auch ein wenig vertraut. Sie wäre schließlich immer da. Immer und überall würde sie mich begleiten. Ich wäre nie mit mir oder der Welt alleine. Und doch so einsam wie niemand sonst. Wenn die Depression eine Person wäre. Tags: Depression
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/waere-die-depression-eine-person/1484000
https://web.archive.org/web/20150329025330/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/waere-die-depression-eine-person/1484000
fuehlen
psychologie
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Daniel_Erk
http://www.neon.de/user/Daniel_Erk
Missverständnisse: Glitzerliebe I
Wie hat dir die Kolumne von DANIEL ERK gefallen?
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/missverstaendnisse-glitzerliebe-i/684935
https://web.archive.org/web/20111117134540/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/missverstaendnisse-glitzerliebe-i/684935
fuehlen
liebe
684,935
1,387,739,880
overdoseofaddiction
http://www.neon.de/user/overdoseofaddiction
Badbye
Und ja, es tut immer noch weh.
Ein Jahr voller extremer Höhepunkte und so schmerzlicher Niederlagen. Du warst alles für mich und ich irgendwann gar nichts mehr für dich. Ich glaube ich habe noch niemanden vor dir so sehr gemocht. Gern würde ich loslassen um frei zu sein, aber ich hänge noch zu sehr an dir, um jemand anderen an mich ranzulassen. Gedankenverloren endet mein Jahr. Immer noch allein. Du hast gewonnen und schreibst, dass du glücklich mit ihr bist. Ich glaube ich werde nie wieder glücklich. Mit Tränen versuche ich einzuschlafen und weiter weg von dir zu kommen. Soweit weg, dass es irgendwann nicht mehr weh tut. Jeden Typen den ich treffe vergleiche ich nur mit dir, fühlen tue ich fast gar nichts. Das was ich fühle ist nur der Schmerz, den du zurückgelassen hast. Wenn ich jemand neues kennenlerne, habe ich so viel Hoffnung, um am Ende doch wieder nur alles zu beenden. Besonders aber das Zulassen. Weit weg. Von ihm, von dir von allem. Ich muss meine Gedanken sammeln. Dieses Jahr hab ich begonnen, weil ich dich vergessen wollte, aber jetzt endet es mit dir und doch bin ich allein. Und das mit dir, ja das tut immer noch weh.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/badbye/1097489
https://web.archive.org/web/20131224225733/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/badbye/1097489
fuehlen
liebe
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1,406,634,780
Alceste
http://www.neon.de/user/Alceste
Die Sinnfrage als Kopfscherz
> bewölkt mit Aussichtsichtslosigkeit <
Da sitzt er nun in seinem Zimmer, brütend; die Jalousien runter, die unverschämte Welt ist ausgesperrt, für ihre Augen nur den Rücken, aus den Augen, aus dem Sinn: ist ja alles sinnlos und vergeblich. Nichts zu tun. Er schält ein Ei. Was Bessres fiel ihm grad nicht ein. Er hätte gerne zwei. Und bittert sich: typisch. Die Welt ist gegen mich. Mal wieder, immer noch, wie immer. Er schält das Ei, und ist dabei grundlos gründlich. Er bricht kleine weiße Ecken ab und starrt sie unversöhnlich an, und dann... und dann und dann und dann, das wird ja nie, das kann ja nicht, und wirft den Blick zur Wand, - die auch nicht widerspricht -, und senkt den Blick ins Regengrau des Teppichbodens, und versumpft und sucht elegisch hinter allem noch den Knochen, den er nagen kann und nagt und nagt und nagt und kaut und schluckt und guckt auf diesen Knochen - - - und glotzt sich als derselbe an. Ganz unverwandt und unversöhnlich. Und bittert sich: dieses Ich und diese Welt - sind unverträglich. Jedes nur für sich schon unerträglich. Und zu zweit noch schlimmer. So war's bisher, so wird es immer sein: Die Welt ist ein gebrochenes Bein, man kann nicht auf ihr stehen. Und will auch nicht. Denn sie ist gleichgültig und ungerecht und unsensibel. Kleinlich auch, und schlecht und voller Menschen; was für Menschen! Was für Menschen!, seufzt er noch und schält sein Ei. Was soll es schon, was soll's. Ist doch egal und einerlei, ich wollt' ja nie, und bricht den Blick in zarte Bitterkeit, entzwei vor dunkle Jalousien: Melancholie ist Aussichtslosigkeit. Wenn die Vorhänge gefallen sind und man dennoch " weiß " wie's weitergeht. Nämlich: zugrunde. Und zwar alles, gründlich. Und wen wundert's denn in dieser Zeit? Bei diesem Wetter, diesen Menschen, dieser Welt!: es ist bewölkt mit Aussichtslosigkeit; das hat man immer schon geahnt, und in der Folge alles: Blumentöpfe, Teppichboden und das Ei, alles alles und sich selbst in Schwermut eingerahmt. Und dann ist dieses Ei noch weich. Und fließt aus seiner Schale durch die Finger auf den nunmehr nicht mehr ganz so grauen Teppichboden. ... Dahin das Ei. Das war's. Das wird nichts mehr. Das ist das Ende. Nie war Tragödie greifbarer. Da sitzt er nun und kann es gar nicht fassen. Starrt Löcher in das Elend, als wär's Käse, der schmilzend von den Wänden in den nicht mehr ganz so grauen Teppich tropft. Da sitzt er nun vernichtet, mit Schalenscherben in der Hand, ganz das Bild, das er sich machte, vor der noch immer nicht gesprächigen und widerspruchsbefreiten Wand. Und brütet, bittert, brummt: typisch. Die Welt ist gegen mich. Mal wieder. Verdammt sei dieses Ei und diese Wände, diese Dunkelheit und dieser Schmerz. Das ewiggleiche Einerlei. Wie sinnlos alles - alles hin. Die Blumentöpfe und der Teppichboden. Wie sinnlos auch ich selber bin. Von wegen Sinn. Sinn ist nichts als Kopfscherz; und sagt's und sitzt und macht die Augen zu und bleibt im Zimmer. Und draußen scheint, mal wieder, immer noch, wie immer, gleichgültig die Sonne.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/die-sinnfrage-als-kopfscherz/1441564
https://web.archive.org/web/20140810053544/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/die-sinnfrage-als-kopfscherz/1441564
fuehlen
psychologie
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f_a_r_F_a_L_l_a
http://www.neon.de/user/f_a_r_F_a_L_l_a
Filmsequenzen
Da dachte ich, das ist das Leben.
Als wir so zusammen saßen, nebeneinander, auf der Mauer, unsere nackten Füße im Takt hin und her schaukelten. Leichte Berührungen, deine Hand streift meinen Arm. Und ich einfach in die Leere starrte. Da dachte ich, das ist das Leben. Als wir zusammen auf einer Wiese lagen, gegenüber, Kopf an Kopf. Wir mit geschlossenen Augen den Grillen zuhörten und die Stille genossen. In den Himmel schauten, die Weite des Lebens spürten. Wie wir ganz unbemerkt seufzten und immer kleiner wurden. Da dachte ich, das ist das Leben. Als wir mit dem Fahrrad durch den Regen fuhren. Unsere Räder von dem Regen quietschten und wir pitschnass waren. Wie wir aus vollstem Herzen zusammen lachten und jeder Autofahrer unser Glück sehen konnte. Wir sind frei- riefst du in die Welt. Da dachte ich, das ist das Leben. Als wir zusammen über eine Wiese rannten, die Gräser kitzelten an unseren Beinen. Wir nicht wussten, wohin wir liefen, warum wir rennen. Wir immer weiter gingen, bis du plötzlich einfach auf den Boden fielst. Ich dich schweißgebadet und schwer atmend endlich auch erreichte. Da dachte ich, das ist das Leben. Als wir zusammen am Bahnhof standen und uns in die Augen blickten, uns fest drückten, als ob wir uns nie wieder loslassen. Als du dann in den Zug stiegst, unsere Hände nur durch eine Glasscheibe verbunden. Mir die Tränen kamen, du stark sein wolltest. Da dachte ich, das ist das Leben. Als ich dann allein durch die Stadt lief und tausend Gesichtern in die Augen blickte, jeder ertappt auf den Boden schaute, wie ich mühsam meine Beine durch die gefüllte Enge bewegte, Schritt für Schritt, ich das Gefühl bekam, gleich in ein großes Loch zu fallen, daher selbst auf den Boden blickte. Da wusste ich- das ist das Leben.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/filmsequenzen/1467477
https://web.archive.org/web/20161221013638/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/filmsequenzen/1467477
fuehlen
erwachsen-werden
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doroloro
http://www.neon.de/user/doroloro
Sechs - Uhr - Morgens - Sex
Hier ist nicht die Rede von einem guten Start in den Tag, einem netten Beischlaf vorm Frühstück
Hier ist nicht die Rede von einem guten Start in den Tag, einem netten gepflegten Beischlaf vor dem Frühstück nach einer erholsamen Nacht. Es geht um volltrunkenen, müden, in Tageslicht getauchten Sex nach einer durchzechten Nacht. Dieser findet auch nicht mit einer langjährigen Person deines Vertrauens statt, sondern im Extremfall mit jemandem, von dessen Existenz du erst am selbigen Abend Kenntnis genommen hast. Ihr kommt also ins Gespräch. Ihr setzt euch. Ihr trinkt. Ihr raucht. Vielleicht fandet ihr euch schon immer ganz nett. Ihr spürt die Sympathie, denn sonst würde der andere sich ja schon längst wieder mit jemand anderem unterhalten. Das Vergehen der Zeit lässt sich nur noch an der Anzahl eurer Kippen im Aschenbecher auf dem Tisch festmachen. Um euch herum wird es langsam immer leerer. Freunde verabschieden sich und wünschen noch viel Spaß. Du machst das nächste Bier auf, um die Entscheidung herauszuzögern und um das Ergebnis dieser Entscheidung dann möglicherweise auf den Alkohol schieben zu können. Ihr versteht euch echt gut. Im Idealfall müsste euer Dialog nicht mal mehr überarbeitet werden und wäre sofort drehbar. Manche Momente sind doch wie im Film. In der Luft schwebt latent die Ungewissheit. Du weißt, dass noch alles passieren könnte, aber nicht wann und wie und wo. Denn es laufen schon seit dreißig Minuten Rausschmeißer-Songs. Kneipen und Bars haben eventuell nicht mehr offen. Im Sommer wäre das alles kein Problem, deshalb ist es in unserem Fallbeispiel eisig und frostig und vielleicht liegt auch ein bisschen Schnee. Nacktbaden im See fällt also flach. Ihr geht zu einem von euch nach hause, weil es dort noch was zu trinken gibt oder eine bestimmte CD / DVD oder einfach eine Heizung. Aus der Spannung wird Gewissheit und es bleibt die Frage, welcher der richtige Zeitpunkt für den ersten Kuss ist. Ihr redet. Ihr trinkt. Ihr raucht. Die Frage nach einer eventuellen Beendung der Veranstaltung - der Moral wegen oder um die Option auf eine längere Beziehung zu erhöhen - ist im Hinterkopf mit Dreifach-Schloss eingesperrt. Es geht um das Hier und Jetzt und das Euch, sofort und leidenschaftlich. Schließlich passiert es einfach so, weil es zu lange dauern würde, bis ein passender Moment kommt: Eure trunkenen Zungen verlassen ihre Mundhöhlen und endlich werden Speichel und Körperteile in Bewegung gesetzt. Es ist wild und irgendwie aggressiv und etwas grobmotorisch. Aber ihr habt den Sex, für den ihr eigentlich viel zu müde und viel zu voll seid. Im Spott der aufgehenden Sonne wegen der Fenster ohne Vorhänge. Danach fällt erstmal alles in sich zusammen. Physisch und Psychisch. Was bleibt ist der Austausch von Worten und Wärme. Und viel Wasser trinken. An dieser Stelle klinken wir uns aus. Soviel besser kann es nicht mehr werden. Angesichts des Tageslichtes mit Vogelgezwitscher und des weiteren Körpers im Bett fällt die Auslebung der Müdigkeit schwer. Zusätzlich nerven plötzliche Gedankenschübe, die sich mit reflexiven Erörterungen und Fragen beschäftigen. War das repräsentativer Sex? Sind wir jetzt zusammen? Wie sehe ich aus? Is this love? Sex-Uhr-Morgens-Sex ist meistens weniger die würdige Krönung eines schönen Abends als die notgedrungene Folge auf diverse aufeinander aufbauende Ereignisse. Wir können es einfach nicht lassen. Ein Mangel an Disziplin, Vernunft und situativer Stärke? Automatismus oder mediale Programmiertheit? Ein verantwortungsloses Sich-Hingeben an den Moment? Oder weil es irgendwie von uns erwartet wird? Sex-Uhr-Morgens-Sex ist vielleicht eine Implosion als toxische Reaktion auf den Spannungsaufbau während der Nacht. Zerstören kann er vorangegangene Sympathien nicht, er zerstört nur sich selbst, keine anderen Beteiligten. Man muss wissen, wie man ihn handhabt. Etwa wie das Einnehmen von Placebo – risikofrei, eigentlich überflüssig weil keine Wirkung, aber irgendwie beruhigend. Da kann dann auch im Laufe des Vormittags der Satz fallen: Eigentlich hätten wir gar nicht miteinander schlafen müssen…war auch so schön.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/sechs-uhr-morgens-sex/633636
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fuehlen
sex
633,636
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sceptic
http://www.neon.de/user/sceptic
Bombs in Tel Aviv
Ein Text geschrieben von einer israelischen Freundin; aus der Ferne, über den Krieg bei ihr zuhause und eigene machtlosigkeit.
This weekend is my birthday, I'll be 21. And even though I've been through some tough years of violence and drugs, I've lived, kind of, in peace, for 21 years. Not anymore, in my city are bombs. I come from a war country, I grew up with military in the streets. I never agreed with my government or was happy with the political situation. But who am I, to be asked? I left, before the military could take me in. Went off, to Europe. It's been almost three years, I've been living here. I study, I work, I have friends, I laugh and I love. And now I'm scared. Even though I don't believe in any god, I started to pray every day, for my family. And I ask to be forgiven, because I'm away. This is not my war! I shouldn't have to deal with it, shouldn't have to worrie and I shouldn't feel guilty. But I do.
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/politik/bombs-in-tel-aviv/955820
https://web.archive.org/web/20121129012314/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/politik/bombs-in-tel-aviv/955820
sehen
politik
955,820
1,320,841,020
JohnMoody
http://www.neon.de/user/JohnMoody
Morgenstund
Radiergummiartige, nietzisch angehauchte, electro Prosa 2011.
Der kalte, technokratische Sound prallte an den Wänden ab und wurde, während seine verzerrten Schwingungen für einen Bruchteil einer Sekunde fast schon spürbar gewesen waren, zurückgeworfen und hallte in die Endlosigkeit des Zwielichts. Die beißende Kälte schnitt scharfkantig und unerbittlich in die Kehle, so dass man unweigerlich seinen Kragen hochstellen und den ohnehin schon straffen Mantel enger um sich winden musste. Es war zu der Zeit als es nicht mehr dämmerte, aber noch vor der Zeit als das rote Leuchten kam. Die Morgenstunden waren Roys liebste Zeit. In ihr lag die Hoffnung des Tages. Der Anbeginn eines horizontalen Frühlings, der nur wenige Minuten andauerte. Unwirklich, beinahe verlogen, erwachte so die Sonne hinter Schutt und Trümmer und warf Licht auf die endlose Ödnis seiner Zeit. Roy strich es die Wirbelsäule hinunter, ein Schauer. Ein Lebenszeichen in der resoluten Post-Apokalypse. Ein Schimmer einer ganzen Existenz, ein eschatologisches Überbleibsel. Die letzten Windungen einer sterbenden Kreatur. Seine fette, großporige Haut wurde von der Sonne angestrahlt. Doch das Strahlen war abartig, grotesk, es verhöhnte ihn. Es war als richte man den größten Scheinwerfer der Galaxie auf die fetteste Made im Kosmos. In der Ferne vernahm Roy das Pferdegetrappel. Erst leise, dann donnernd, überwältigend.  Das Sodbrennen in seiner Speiseröhre, formte sich zu einer brodelnden Gischt, die ihm alsbald wie ein kochender Sud um seine verfaulten Zähne spülte. Um ihn herum lagen die verwesten Überreste. Obgleich seine Gier grenzenlos gewesen,  so war er doch an ihrer bloßen Masse gescheitert. Jetzt rotteten sie vor sich hin, bedeutungslos und verschwenderisch. Die Röte senke sich über die Hemisphäre. Die Vier waren fast da. Er konnte es kaum erwarten. Dann vernahm er den kalten, technokratischen Sound. Er war zurückgekehrt um einen verflucht perfekten Kreislauf zu bilden. Und weil somit die Einsamkeit zur Erfüllung und zur einzigen Konstante dieser Welt wurde, lachte Roy. Fett wie er war, lachte er über den endlosen Schmerz. Über das nahende Ende, über die Groteske. Ja er lachte. Das war das Letzte was war.
http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/morgenstund/787660
https://web.archive.org/web/20120120001916/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/morgenstund/787660
freie-zeit
literatur
787,660
1,417,653,960
Diamondinthesun
http://www.neon.de/user/Diamondinthesun
Rekonstruktionsarbeit
Was wäre, wenn...
Zu viel zu schnell zum falschen Zeitpunkt. Nähe, Geborgenheit und Verbundenheit. Im Zeitraffer abgerufen statt es langsam anzugehen. Zwei ganz und garnicht harmonierende Lebensphasen. Was wäre, wenn? Wenn was? Wenn nicht beide die Nähe gebraucht hätten? Wenn nicht beide die Zeit gehabt und aufgebracht hätten? Wenn nicht beide Leben gerade gewesen wären, wie sie waren? Dann wäre dieser Abend nicht gewesen und die ganze kurze und intensive Zeit zusammen hätte es nie gegeben. Was wäre, wenn? Wenn was? Wenn keine Zeichen da gewesen wären um sie falsch zu interpretieren? Dann wäre es nichts als eine kurze nette Geschichte gewesen, vielleicht eine Affäre, vielleicht nicht mal das. Was wäre, wenn? Wenn was? Wenn die Sympathie nicht gewesen wäre? Wenn keinerlei Anziehung bestanden hätte? Dann wäre es nichts gewesen. Dann wäre nicht mal ein Gruß gewesen. Ein Kennenlernen, ein Entdecken, ein Erkennen. Und schließlich das unausweichliche Ende. Aber immerhin ein Monat voller schöner Momente, Musik und Erinnerungen. Manchmal reicht das halt. Und am Ende steht eine Freundschaft auf selten gesehenem Fundament. Manchmal reicht das nicht nur sondern ist mehr, als man ohne all die "zu"s hätte verpassen können. Und am Ende ist es gut.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/rekonstruktionsarbeit/1464800
https://web.archive.org/web/20161204184912/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/rekonstruktionsarbeit/1464800
fuehlen
liebe
1,464,800
1,356,819,120
octoberskies
http://www.neon.de/user/octoberskies
Afterglow oder auch 29.12.2012 , 23:02!
Die Türchen sind geöffnet, der rote Nagellack blättert ab, der Endbahnhof ist verlassen, Autoschilder sind wieder zweistellig -Au revoir Hometownglory
Hometownglory. Endstation raus. Nicht ganz Landungsbrücken, doch Hoffnung. Nicht ganz zweistellige Autoschilder, doch dreistellige Wundertüte. Nicht ganz Norden der Welt, doch Meeresluft und Strand. Nicht ganz 300 km, doch eine Mitfahrgelegenheit über 250 km. Nicht ganz am Ende der Welt, doch im Ende des Herzens. Nicht ganz vorbei, doch immer jährlich immer wieder. Hometownglory, du bist wunderschön.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/afterglow-oder-auch-29-12-2012-23-02/970314
https://web.archive.org/web/20130206010956/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/afterglow-oder-auch-29-12-2012-23-02/970314
fuehlen
familie
970,314
1,339,502,760
Skywave
http://www.neon.de/user/Skywave
Gewissheit rettet dich nicht
Ein Bild von dir auf Facebook. Du und dein Freund, oder eher Verlobter. Hübsch seht ihr zusammen aus. Zu Zweit sitzt ihr vornehm gekleidet an einem prachtvoll gedeckten Tisch. Er sitzt links neben dir und hält deine Hand, zeigt seine Zähne bei seinem überglücklichen Lachen. Du strahlst ebenso wie er in die Kamera, deine Augen leuchten vor Freude. Jeder der das Bild sieht erkennt sofort, dass ihr zwei glücklich zusammen seid. Ich weiß nicht wieso mich dieses Bild so fertig macht. Zuneigung hege ich dir keine gegenüber und doch sticht es in meiner Brust, so dass ich das Bild wegklicken muss um mich wieder meinem Alltag widmen zu können. Doch allein das Wegklicken hat es nicht geschafft das Bild vergessen zu machen, und so klicke ich erneut auf deinen Namen in meiner Freundesliste und schaue mir das Bild nochmal an um mich damit zu konfrontieren, es zu verarbeiten, zu verstehen, abzuhaken, um mich von dir und deinen strahlenden Augen zu befreien. Auf einmal sehe ich dich in einer anderen Szene vor mir. Dein Lachen zieht mich gänzlich aus. Deine Finger gleiten auf meiner nackten Haut, ich küsse dich, fühle deine weichen Lippen, streichle zart über deinen Rücken und spüre deine seidige Haut, dein Zittern kurz bevor es dich Kitzelt und du mich leicht von dir stößt. Dein Foto auf dem Bildschirm kommt wieder auf mich zu, stellt sich scharf und zieht mich aus einer anderen Zeit, einem anderen Land, einer anderen Gefühlslage. Das Stechen wird nicht besser. Ich finde mich damit ab und klicke euch Zwei wieder weg. Ich wusste, dass du einen Freund hast. Du hast nie einen Hehl daraus gemacht. Doch dachte ich nie daran auch einmal in seine Augen sehen zu müssen.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/gewissheit-rettet-dich-nicht/894456
https://web.archive.org/web/20130331072907/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/gewissheit-rettet-dich-nicht/894456
fuehlen
liebe
894,456
1,353,104,580
angelissy
http://www.neon.de/user/angelissy
Du & Ich
es war eine wünderbare Zeit und ich will sie wieder zurück
Du & Ich eine Geschichte wie wohl so viele Geschichten, doch für mich was ganz besonderes. Nun ist es vorbei. So wie du gekommen bist, so bist du gegangen. Still und heimlich hast du dich in mein Herz gesetzt und da bleibst du wohl. In meinem Herzen und in meinem Kopf. Ob ich will oder  nicht. Jede Begegnung die Deine Seele berührt, hinterlässt eine Spur, die nie ganz verweht. Wir lernten uns kennen, wollten nicht viel. Du wolltest Sex und ich einfach nur mal raus. Raus aus dem ganzen Mist. Wir trafen uns. Aus dem kurtzen Teffen wurden zwei Nächte. Ohne Sex. Wir saßen zusammen, tranken Wein, lachten, weinten vor lachen, waren erst bis traurig und auch mal ganz still. Du erzähltest mir dein Leben und ich dir meins. Mein ganzes Leben und mein "Ich" kannte bis zu diesem Zeitpunkt keiner ganz genau. Jeder kannte Bruchteile, aber nicht alles. Es machte mich verletzbar und das Alles breitette ich vor dir aus. Ich fühlte mich sicher. Ich konnte endlich reden und frei sein. ich hatte keine Angst. Wir redeten die ganze Nacht durch, schliefen am Tag und machten am nächsten Abend dort weiter wo wir aufgehört hatten. Du führtest mich zum essen aus, ein edles Restaurant, was ich mir nicht so einfach hätte leisten können. Wir beobachteten die "edlen" Damen und Herren und dachten uns Geschichten dazu aus. Wir waren wie zwei Kinder. Danach zeigtest du mir die Stadt in der ich meine letzten Jahre eher schlecht als recht verbracht hatte. Die Stadt war schön. Ich war immer die falschen Straßen gegenagen. Mit den falschen Gedanken und dem falschen Blick. Der Blick fürs Schöne. Diese wunderbare Zeit ging ein paar Monate. Wir trafen uns, machten die Nächte durch und lebten das Leben. Mit der Zeit veränderte sich jedoch einiges. Langsam und leise Unsere Wege trennten sich. Und da hast du mich stehen gelassen, mitten im Regen. Dabei schien an diesem Tag die Sonne. Ich wollte deine Hand greifen, aber du schautest nicht zurück. Und da war es wieder:  ich hatte mich verletzen lassen  und es tat weh, wie es noch  nie in meinem Leben weh getan hatte. Ich wollte dich hassen, aber ich konnte es nicht. Ich vermisse dich einfach unglaublich stark und würde es dir gern mitten ins Gesicht schreien, aber du bist viel zu weit weg. Tags: Gemeinsam, Freudschaft
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/du-ich/954103
https://web.archive.org/web/20130322151702/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/du-ich/954103
fuehlen
freundschaft
954,103
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Fuchsmaedchen
http://www.neon.de/user/Fuchsmaedchen
Keine Perlenstecker, und auch kein Kostüm.
Sie steckt sie an ihr Ohr, zieht ein Ticket und steigt ein.
"Du darfst es nicht persönlich nehmen, ich finde deinen Arbeitsstil gut und man hat gesehen, dass du dich aufrichtig bemüht hast. Trotzdem, wir harmonieren einfach nicht miteinander, ich sehe dich nicht in der Position meiner Assistentin. Ich habe mich daher entschieden dich unter Einhaltung der zweiwöchigen Frist innerhalb der Probezeit zu kündigen." Bam – Schlag in die Fresse. Frohe Weihnachten hätte noch gefehlt. Den Part, dass sie es nicht persönlich nehmen sollte fand sie auch wirklich amüsant, wenn man im selben Atemzug „nicht harmonieren“ in der Begründung einsetzt. Aber sie kannte das ja, ihr Leben verkettet sich nicht das erste Mal in widersprüchliche Dinge. Zumal hatte sie noch immer ihren Zweitjob, den sie konstant halten kann. Hinter eine Theke passt sie anscheinend – das harmoniert! Jahrelange Agenturerfahrung und sie hat sich geschworen, sich nicht mehr in diesem oberflächlichen Bereich beruflich weiter zu „entwickeln“, und sich auch nicht beim nächsten Job für 9 h am Tag in eine Perlenstecker Assi zu transformieren. Sie wollte nur ihre Leistung erbringen, ohne ständig durch Äußerlichkeiten geleitet zu sein. Und sie kennt die Alternative dazu: "Dann musst du dich eben selbstständig machen"….hmmm ja – davor müsste sie nur noch schnell ne Bank ausrauben damit sie das Startkapital dazu bereit legen kann, und ne fesselnde Geschäftsidee wär auch gar nicht so verkehrt. Werbe- und Lifestyleagenturen – alles posh, die Leute arbeiten bei 40 Grad Außentemperatur noch immer mit Mütze. Toll! Voll geil. Als Assistentin wäre es aber doch besser die Perlenstecker und das Kostüm auszupacken, und für deine „ Hip Hop Kollegen“ ein wenig Vorbildfunktion zu spielen. Aha, ok, das passt ja – konnte sie schon verstehen, wenn man seinem Chef jede Mail in deutsch und englisch vorschreibt, sein Leben ähhhm Kalender verwaltet und sonst die restlichen Stunden auf seinem Schreibtisch 1000 Anschläge in der Minute vor sich hin tippt. Da sollten ein wenig Bling Bling und Highheels schon drinnen sein, oder? Sie räumt ihren Schreibtisch, macht noch schnell ne Übergabe, zieht die Schlüsseln vom Bund und löscht ihren E-Mail Account. Das letzte Mal fährt sie den Weg mit der Bahn von ihrem Arbeitsplatz Richtung heimwärts, diesmal ein wenig früher als sonst. Dafür hat sie sich noch extra ihr einziges Paar Perlenohrenringe eingepackt. Sie steckt sie an ihr Ohr, zieht ein Ticket und steigt ein. One Way Ticket to Real Life!
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/keine-perlenstecker-und-auch-kein-kostuem/963308
https://web.archive.org/web/20121210143410/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/keine-perlenstecker-und-auch-kein-kostuem/963308
sehen
gesellschaft
963,308
1,192,622,520
Tim123
http://www.neon.de/user/Tim123
Wie ich etwas wirklich tief in mir spüre.
Das Wissen um den Unterschied.
Ich weiß, wie sich Rundungen anfühlen und auch Haut über Knochen. Makellosigkeit und auch die feinen Erhebungen von Narben und großen Tattoos. Wie große oder zarte Brüste. Lange Locken oder Stoppeln im Nacken. Blasse, feinporige Haut. Oder sonnengebräunte, salzige nach einer Strandparty. Wie Erdbeer-Gloss, Chanel oder der sinnliche Schlafgeruch auf Lippen schmeckt. Ich weiß, diese Dinge machen keinen Unterschied. Denn ich spüre sie nicht wirklich tief in mir. Ich weiß, wie sich Erfahrung anfühlt. Wie kitzelige Unberührtheit oder auch Piercings, die man spürt, aber nicht sofort sieht. Wie es ist, wenn man mir Sachen in mein Ohr flüstert, die ich hören möchte. Oder die falschen Dinge. Man keine Scham kennt oder auch zurückhaltend zögerlich ist. Wie es ist, seine Fantasien auszuleben oder die des anderen zu entdecken. Wie lustvoll es sein kann, sich nur dem Spontanen hinzugeben, nur eine Nacht zu bleiben und wie sprachlos der anschließende Morgen danach ist. Wie der andere sich anfühlt, wenn man glaubt, ihn mehr als sich selbst zu kennen. Ich weiß, diese Dinge machen keinen Unterschied. Denn ich spüre sie nicht wirklich tief in mir. Ich weiß, wie sich Alter anfühlt. Wie es ist, wenn ich viel jünger oder älter bin als sie. Wie sich aufgeregtes, unterdrücktes Atmen anhört und auch wie lustvolles, unbekümmertes Herausschreien. Wie sich schwitzige, heiße, zögerliche Fingerkuppen anfühlen und auch zupackende, forsche, kalte Hände. Wie es ist, wenn man etwas will, aber sich nicht traut oder sich traut, aber eigentlich nicht will. Ich weiß, diese Dinge machen keinen Unterschied. Denn ich spüre sie nicht wirklich tief in mir. Ich weiß, wie es ist, körperlich lustvoll begehrt zu werden oder gerade noch ertragen. Wie das Ziel lang begehrter Wünsche oder nur der bloße Ersatz für einen anderen. Zu benutzen oder nur benutzt zu werden. Ich weiß, diese Dinge machen keinen Unterschied. Denn ich spüre sie nicht wirklich tief in mir. Ich weiß, wie sich Bilder von anderen oder einem selbst anfühlen. Wie es ist, wenn sie »genau mein Typ« ist oder ich mich eher frage, »wie das passieren konnte«. Wie es sich anfühlt, wenn alle sie mögen, sie unerreichbar scheint und das ganz genau weiß oder sie vielmehr glaubt, sie wäre nichts wert. Ich weiß, ob sie mich liebt und ich sie: das macht einen Unterschied. Denn nur das spüre ich wirklich tief in mir. Bei jeder Berührung. Und nur das macht mich glücklich.
http://www.neon.de:80/artikel/-/-/wie-ich-etwas-wirklich-tief-in-mir-spuere/653350
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Sasali
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Eine wahre Geschichte – sagt M
Eine Nacht kann lang sein. Diese Nacht war lang. Mindestens zwei Menschen schliefen nicht. Und einer erzählte am folgenden Tag eine Geschichte.
Kaltes Metall stößt zweimal an seine Schläfe. „¡Apúrate!“ M wagt kaum zu atmen. Das Eisen an seinem Kopf duldet keine heftigen Bewegungen und schon gar keinen Widerstand. Der Mann hinter ihm stinkt nach Gewaltbereitschaft. „¿Cuánto es? ¿Cuánto es?“, drängt eine zweite Stimme. Ungeduld färbt sie schrill. „Bastante. Vamos pues.“ M wird vom Geldautomaten in Richtung eines Autos gestolpert. Zwei behandschuhte Hände stoßen ihn auf die Rückbank, zwei weitere stecken seinen Kopf in einen Sack, Schwarz, fesseln seine Hände hinter dem Rücken, Schmerz. Alles geht so verdammt schnell. Säuerlicher Geruch steigt in Ms Nase, beißt sich durch die Nebenhöhlen in den Stirnlappen. Der Wagen springt an, M wird in die Rückenlehne gedrückt. Angst. Schweiß. Kalte Gedanken. Noch mehr Angst. Gefühlte Stunden fällt kein klar verständliches Wort, nur verflüsterte Absprachen, gebrüllte Flüche. Das Auto jammert. Nächtliches Wirrwarr der Straße dringt durch seine marode Karosse, Benzingestank erkriecht sich den Innenraum. Eine Kurve, noch eine, Unwegsamkeit quält das Auto, Schonungslosigkeit das Getriebe. M lauscht, sucht nach Vertrautem, sucht nach Halt, bekommt einen Hieb. Die Dunkelheit wird schwärzer, berauscht. Nebel im Kopf. Stille. „Coño de la madre, que...“ Jemand zerrt an Ms linker Hand, versucht sich am Finger. „Le va a cortar. ¡Joder!“ Klickgeräusche. Panik. Draußen rauscht die Nacht mit geschlossenen Augen und verwachsten Ohren vorbei. „Nein, nein, nicht den Finger, nicht den Finger!“ Wieder schlägt hartes Eisen gegen Ms Kopf. Süßer Geschmack schleicht in den Mund. „Hurensohn!“ Vertraute Sprache, wütender Akzent, weiterer Schlag, diesmal in die Seite, Zerren am Finger, die Klinge setzt an. „Déjalo, puta madre!“ Der Finger bleibt verschont. Eine Tür wird geöffnet, Füße treten M aus dem Wagen. Harter Boden, alles schmerzt, Kopf schlägt gegen Unbekanntes, Abgase entfernen sich. Nebel im Hirn. Die Nacht stinkt. Stille. Die Sonne steht hoch, gleißt auf einen gekrümmten Körper, der am Straßenrand liegt, verschnürte Arme auf dem Rücken, der Kopf in einem schwarzen Sack, die Füße nackt, an der linken Hand ein Ring. M stöhnt, richtet sich auf, lauscht. Keine Chance, die auf dem Rücken verschnürten Hände zu lösen. M auf den Knien, langsam vorwärts tastend, innehaltend, lauschend, weiter auf den Knien. Ms Schulter stößt gegen einen Widerstand. Eine Wand? Ein Baum? Bestiefelte Beine? Innehalten. Kein Atemzug. Kein Stoß gegen den Kopf folgt, kein Fluchen, kein metallisches Klicken an der Schläfe. Ausatmen. M reibt seinen Kopf am Widerstand, schiebt kratzigen Stoff über die Augen, blinzelt. Ein Baum. M sackt zusammen. Der Baum bewegt sich keinen Millimeter, wehrt sich nicht, droht nicht, bietet Halt. Sechs Stunden später zurück in Caracas, blutige Füße, nasses Hemd, schmutzige Augen. Keine Papiere, keine Schuhe. Am Finger ein Ring. „Frag nicht.“ Tue ich nicht. Stille.
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/eine-wahre-geschichte-sagt-m/953906
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Gwendollyn
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Na wie ist das so?
Von jeder Ecke werden einem dumme Sprüche gedrückt.na baby wie isset? Wir zwei heute abend..??
Ja wie war das schön, als wir noch jung waren und uns keine Gedanken über die Liebe zumachen brauchten? Das einzige was es gab waren diese Zettel wo drauf stand: WIllst du mit mir gehen? Bitte kreuze an : Ja [] Nein[] Dein Nils (o.ä.) Ja so war das damals in der Unterstufe..Mittlerweile ist man Schwanger mit 12 und hatte auch schon mindestens 20 Sexpartner..Was aber natürlich ganz normal ist..Wir haben ja schließlich 2007^^ Mittlerweile kann man als 18 Jährige nicht mehr richtig feiern gehn, ohne das man von der Seite dumm angemacht wird: Hey Baby! Falls du heute Abend noch keinen Schwanz hast..Ich hab da noch einen im Petto..^^ Und ja, dass ist mir wirklich passiert. Ich bin fast hinten übergekippt...und war so sprachlos, dass ich nun wirklich nichts mher sagen konnte..Meine Freundin hat ihn dann abgewimmelt. Ja und dann gibt es natürlich noch diese Anmachsprüche die man aus der Bravo Zeit noch kennt. Und tatsächlich benutzen einige +18 jährige diese Sprüche noch. Wie wärs denn nur mal mit dem hier: Na??Tun dir die Füße nicht schon weh? Man fragt natürlich direkt: Nein..wieso?? Und bekommt diese ANtwort:Na weil du mir schon die ganze zeit durch den Kopf gehst! Ja das wars dann auch wieder. Der Abned hat schon wieder diesen Punkt erreicht an dem man sich vor lachen nciht mehr einbekommt.Dem einen ist dies natürlcih peinlich, aber hat er isch da nicht selber reingebracht? Die Suppe hat er sich selber eingebrockt nun soll er sie auch alleine auslöffeln. Deshalb lässt man ihn auch alleine stehe und zieht ohne ein weiteres Wort, aber mit einem riesen Grinsen im gesicht ab!
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Kunibert_Hasenpups
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Kandidat
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Du bist hier. Pünktlich, mit Rosen und Rotkäppchen zum Nachspülen. Wie ich es dir befahl. Es ist heiß. Wir ziehen uns aus. Chuj, bist du ein großer Junge. Der Baggersee hinter uns juchzt, quiekt und murmelt. Infantil, wie er halt ist. Sehen kann er uns durch den dichten Bambuszaun jedoch nicht. Böige Sandkörner beißen wie Flöhe. Du duftest nach Tiroler Nussöl, Schweiß und Urin. Yummy! Mein Speichel vervielfacht sich um ein Vielfaches. Bedächtig bürstest du mein Haar, ohne dabei meinen Kopf zu berühren. Wie ich es dir befahl. Derweil lutsche ich dir das unverschämt strahlende Azurblau aus den Augen. Die Sonne klatscht wuchtig meinen blanken Arsch. Deinen knete und kratze ich. Ein jähes Ächzen beendet die Bürstsession. Warm und dicklich rinnst du mir über meine Zunge in den Rachen. Du hattest Ananassaft. Wie ich es dir befahl. Dich werde ich heiraten.
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fuehlen
sex
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lichterklette
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Haus ohne Tür
Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin.
Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Manchmal, kriecht der Regen durch den Hauskopf herein. Über alle Wände. Dann denke ich, wie ich selbst das Haus in Händen halte, und von oben in die Dachlöcher herein weine. So hat der Regen Salzcharakter. Und mir fließt in Echtheit Smog über die Wangen. Manchmal, wenn einer kommt und sagt, ich solle mich nicht so hängen lassen. Dann steig ich die Treppen zum Dachboden. Zwänge mich durch das Kronleuchterloch. Dann strecke ich die Arme und Beine wie psychedellische Kerzen in die Raumluft. So kann ich wie ein Gedankenkrake das Zimmer erhellen. Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Ich schicke auch in der sporadischen Hausraumzeit, mein Gehirn bis zur allerletzten Gartenzaungrenze. Weiter erlaubt die Verbindung nicht. Dort grüßt es dann alles Traum zusammengetragene und verbildlichte Menschen. Einmal kam einer ans Fenster. Der sprach von Dax und DowJones. Die Kurven der Geldwelt verzickzacken die Gesichter. Ich kaufte mir Blumenhändleraktien. Ich wollte Mundwinkelkurven nach oben um Gesichter. Zu lächeln soll immer richtig sein. Sagen oft die Poster an meinen Wänden. Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Es ist genau hier sehr still. Manchmal flüstert das Haus zu mir als sein Gefühl. Dann fühle ich mich in mir außerhalb. Einmal kam ein Junge vorbei. Durch mein Fenster suchte er Verbundenheit. Die Liebe. Ich musste ihn bitten zu gehen. Ich kannte sie nicht. Es klingt wie eine Mutprobe und "Mutprobe" klingt in dem Zusammenhang wie "Mutproblematik". Sie war niemals in mein Haus ohne Tür gebaut worden. Man vermischte sie nicht zu Drei Teilen mit Zement. Er ging und ließ den Begriff "Wellenlänge" da. Damit und danach, sollte ich mein Haus vermessen. Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Manchmal kommt ein Immobilienfisch vorbei. Er posaunt, mein Haus wäre schön und wertvoll. Dann versucht er mich zu trennen, indem er sagte, meine Arbeit daran ist sehr teuer. Einen Cent Putzzeugwährung versus die tägliche Offensive des Zerfalls. Ich solle meine Produktion ins Ausland verlagern. Manchmal, sagt er für mich auch Rausland. Dann schildere ich ihm, dass ich nichts von Gewinnmaximierung halte. Die Reinigungsbestellungen genügen dem Dienst am Haus. Mein Haus ist mein Geldgrund. Einmal kam ein Physiker vorbei. Er sinnierte über das Licht und die Wellennatur. Eines Tages erklärte mir der untere Teil des Hauses, als ich in ihm duschte: Es ist nichts übrig hier von den Zeichen der Welt. Ein Zeichen dafür, was Menschen wahnsinnig suchen, in ihren fiebrigen Eingeweiden. Die lediglich von der Realität mit ihrem moralinsauren Regen heruntergekühlt werden. Ein Mensch besitzt keine Fliesenorgane in Türkies, nur unverrückbares Fleischmobiliar. Das Stromblitze hin und her schießt. Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Am Ende des Tages wusste ich, weil der Physiker es mir sagte, was die Wellenlänge ist. Sie ist zwei Punkte, die eine gleiche Phase haben. Einen kleinsten Abstand. Noch in der Dachstuhlnacht kombinierte ich die Schnipsel. Unter dem Einfluss schlafender Balken, die schnarchten, wenn der Wind mein Haus ohne Tür zum Flöte spielen benutzte. Um die Wellenlängeleute dreht sich das Treiben und treibt sich das Drehen, floriert das Rotieren. In der Küche spiegelte das Abwaschbeckenchrom wieder: Wenn zwei Menschenpunkte in eine Phase kommen, die sie gleich erleben, dann konnte ich behaupten, sie hätten den gleichkleinsten Abstand zu den Dingen. Ich aß die Erdnussflips über den Wellenbergen. Im Extrem überkandidelte Endorphinausbrüche in Glittererbrochenem. Oder ein Ameisenhaufen im Bauch. Der hochwandert in den Kopf und dort die Gedanken in euphorische Fernsehapparate-Kriseleien verwandelt. Ich nahm mir die Uhreit für die Wellentäler. Mein Haus half mir, mich links bis rechts zur Theorie einzupendeln. Ich rückte sekündlich vor. Wellentäler sind tiefe Zäsuren. Narben, die man sich an Arschloch-Dornenbüschen zuzieht. Manchmal rollt auch ein körperliches Vehikel ausgebrannt die Böschung runter. Sammelt sich bei den Kellerasseln und Kinder fressenden Boilern. Sagte mir der Kummerjunge am Fensterbrett. Da war ich ganz ruhig und verschmolz fast mit der Tapete. Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Ich schrieb auf die ersten Fünf Bücher in der Bibliothek. Ich tätowierte das Haus. Weggefährten. Die gleiche Route. Einmal rutschte ich auf dem Treppengeländer, den Zeigefinger runter, der dorthin zeigte, wo eine Tür hätte sein können. Dann hatte ich die Idee: Das Fensterkid suchte jemanden, der Tramper mitnimmt oder Gefallen am emotionalen Wildcamping hat. Einmal schaltete ich mein Fernseherspiel aus. Gerade, als ich dem Wohnzimmer mit einem Handstandspaziergang leben einhauchen wollte. Umgekippte Physik am Sofa, als ein Krankenwagen meine Oberfläche draußen streifte. Die Fassade filterte mir einen Strom Blitzableiter-verbunden zwischen die Ohren: Trifft ein Mensch mit einer unendlich gefühlten Lichtgeschwindigkeit von Liebe, auf einen anderen, staucht er seine Wellen Krankenwagensirenen ähnlich. Dort spricht alles in hohen Tönen. Einmal reparierte ich die Heizungsrohre. Wie ein Arterienchirurg behandelte ich das Haus. Das Öl tropfte auf den Eichenboden. In den Schwarzen Spuren sah ich einen Krankenwagen wegfahren. Und der Kummerjunge saß darin. Wenn der Treffpunkt von Zwei Menschenpunkten unterschiedlich schnell auseinander driftet, werden die Töne tiefer und tiefer. Manchmal suche ich den Schalter im Keller. Der Junge suchte hohe Töne. Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Mein Haus markierte mir die Kalendermonate am Rücken, auf der weichen Brusthaut und in den Fingernägeln. Ich knabberte die Tage an meiner Hand ab. Nervös erkannte ich, dass die Geschwindigkeit der Leute von Bedeutung ist. Geschwindigkeit ist Zeit. Zeit dauert. Mit dem Anderen Schritt halten. Und ob die Töne hoch oder tief sind, entscheidet, wer stehen bleibt. Ich halte Schritt mit meinem Haus ohne Tür. Ein Haus bleibt stehen. Gelegentlich schwitzen mir die Holzinnereien des Hauses meine mühsam gemalten Liebesgleichungen auf den Fensterscheiben weg. Dann transpirieren sie mich zur Inspiration. Drinspiration. Wir müssen die Liebe zwischen "Unendlich groß" und "Unmöglich groß" verwechselt haben. In der Abenddämmerung kleiden mich die Ritzen und Öffnung des Zimmers Feuerrot ein. Das Licht kraucht langsam aus meinem unweltlichenRefugium. Am Sonnenuntergang sehe ich manchmal die Möglichkeit der Liebe, einem Stern das Licht auszupusten. Wenn es Nacht wird, fangen die Menschen manchmal mit einem künstlichen Tag an. Ich drehe mich dann in den schweren Teppich. Damit ich gefangen die vielen, kleinen Eigenleben im Fussboden hören kann. Während Leute draußen leuchten, damit man sie auch im Dunkel bemerkt. Da ist ein Haus ohne Tür. Ich lebe darin. Manchmal, reicht mir der Milchmann Milch durch das Fenster. Immer öfter weiss ich, dass Personen Lichter sein wollen. Dann kratze ich am Strichcode rum. Sie sind alle zu Interferenzlinien zusammengefasst. Auf irgendein kosmisches Tetrapack gepappt. Manchmal, kriecht der Regen durch den Hauskopf herein. Über alle Wände. Dann denke ich, wie ich selbst das Haus in Händen halte, und von oben in die Dachlöcher rein weine. Dann bleibt mein Blick immer am Fenster, in der Hoffnung auf eine Tür.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/haus-ohne-tuer/682762
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Lisi.li
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„Papa, darf ich auf deine Schultern?"
Mein Papa hatte auf alles eine Antwort, sogar woher die Wolken kommen...
Während ich nach einem passenden Einstieg für diesen Text gesucht habe, fiel mein Blick auf eine Karte an meiner Wand. „Woran willst du dich erinnern wollen?“. Diese Frage ziert nun schon seit einigen Monaten meine Wohnung. Eigentlich um zum Nachdenken anzuregen, dennoch habe ich mich nie eingehender mit ihr beschäftigt. Verrückt, was wir alles so in unserem Leben haben und es irgendwann als selbstverständlich ansehen. So ist es wohl auch mit dem Menschen, dem ich diesen Text widmen möchte und mit der Frage an meiner Wand. Seltsam, an manche Dinge seiner Kindheit erinnert man sich auch nach 20 Jahren noch haargenau, während man andere komplett vergisst. Meist sind es die extremen Momente. Man war entweder besonders glücklich oder besonders traurig. Wenn ich mich an die Kindheit mit meinen Papa erinnere, bin ich mir ganz sicher, dass ich nur eines war - Glücklich. Ein Moment wird mir deshalb wohl immer in Erinnerung bleiben. Es war „Papa Wochenende“. Meine liebsten Wochenenden. Mit meinen Benjamin Blümchen Kassetten bepackt, machte ich mich auf den Weg in den dunkelgrünen VW Golf meines Papas. Den vertrauten Geruch des Autos habe ich noch heute in der Nase. „Was machen wir heute, Papa?“ „Lass dich überraschen!“. Als wir ankamen, wusste ich schon ganz genau wohin es ging. Sagen wollte ich aber nichts, um die Überraschung aufrecht zu erhalten, bis das Auto dann am Movie Park hielt. Aus dem Auto ausgestiegen, wurde ich wie so oft auf meine liebste Art transportiert. Auf den Schultern meines Papas. Die Hände waren voller Gel von Papas Haaren, an die ich mich stets klammerte, aber das war egal. Ich war glücklich dort oben. Dort oben konnte mir nichts passieren. Wie auch, mein Papa war doch der Stärkste und der Größte. Mein Papa war mein Held. Mein Papa hatte auf alles eine Antwort, sogar woher die Wolken kommen. Mein Papa konnte das beste „Knack und Back mit Chocomel Frühstück“ zaubern und hatte immer Geduld. Selbst wenn ich sonntags zum dritten Mal „Spiel des Lebens“ oder „Elfenland“ spielen wollte. Mein Papa hat mir beigebracht, wie die Menschen in den englischen Filmen deutsch sprechen können und was man mit einer Videokamera alles anstellen kann. Mein Papa hat mir gezeigt, dass es nicht die beste Idee ist, sein Frühstücksei in die Luft zu werfen und mit dem Mund aufzufangen. Mein Papa hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, selbst nach einem Sturz in die Brennnesseln wieder aufs Rad zu steigen und nie aufzugeben. Mein Papa hat mich getröstet, wenn ich traurig war und mich zum Lachen gebracht, selbst wenn mir nicht danach zumute war. Irgendwann wurde ich größer. Aus Benjamin Blümchen Kassetten wurden Placebo CD´s. Aus Brennnessel Büschen wurde Liebeskummer. Aus „Spiel des Lebens“ wurde das wahre Leben und irgendwann wusste ich, dass Industrietürme keine Wolkenfabriken sind. Heute bin ich erwachsen und auf Papas Schultern passe ich schon lang nicht mehr. Ich treffe nun meine eigenen Entscheidungen und lebe mein eigenes Leben. Manche Entscheidungen treffe ich, ohne dass mein Papa sie gutheißt, wiederum andere genau in seinem Sinne. Doch egal wie es am Ende ausgeht, weiß ich, dass er immer zu mir steht, mich unterstützt und mich anspornt, mir hilft und alles tut, damit ich wieder aufstehe und lache, auch wenn mir mal wieder gar nicht danach zumute ist. Woran würde ich mich also erinnern wollen? An meinen Papa, an das Kind, das einst auf seinen Schulter saß und dass nichts selbstverständlich ist. Denn nach all den Jahren ist mir Papas Rat immer noch der Wichtigste, Papas Geschichten immer noch die Liebsten und die Papa Wochenenden sind immer noch die Schönsten. Obwohl ich heute fast so groß bin wie er, wird mein Papa immer der Größte bleiben und wenn ich könnte, würde ich auch heut noch fragen: „Papa, darf ich auf deine Schultern?“. Denn egal wie alt man ist, bei seinem Papa bleibt man immer Kind.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/papa-darf-ich-auf-deine-schultern/1664453
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Moogle
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Moogle macht den Hattrick lupenrein und schreibt einen Text über Meta-Texte.
Wie man das richtig macht.
So.
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/moogle-macht-den-hattrick-lupenrein-und-schreibt-einen-text-ueber-meta-texte/788819
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sNiPsY
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Gefühlsautobahn...
In etwa so werde ich meiner Tochter das Ganze später erklären... ;)
Man muss sich Gefühle wie so kleine Auto`s auf ner kleinen Autobahn vorstellen, wo so winzige Gefühlchen in den Auto`s sitzen. Und die fahren da ganz schnell hin und her, und wenn man da ne Geschwindigkeitsbegrenzung aufstellt dann fahren die ganz wild hin und her und verschwinden mal und kommen dann wieder und manchmal bauen sie lustige kleine Unfälle und man muss lachen und dann sterben Gefühle. Aber dann werden Gefühle wiedergeboren im Gefühlshimmel. Deshalb dürfen Gefühle auch nicht unter Alkoholeinfluss Auto fahren weil auf der kleinen Autobahn eh schon genug Gefühlchen sterben müssen...
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/gefuehlsautobahn/802146
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nutella
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Elite ist...
eine Frage der Betrachtungsweise. Heutzutage will ja jeder und alles Elite sein.
Privatschulen halten sich gerne für Elite. Das gilt besonders für die Schulen (am besten Internate, gerne auch in der Schweiz) für Kinder von Eltern mit dickem Geldbeutel, auch wenn die Kinder dort nur hinkommen, weil sie woanders das Abi nicht schaffen und dann der Weg zu den -> Eliteunis versperrt ist. Die ideale Vorbereitung für die Elite fängt übrigens heutzutage nicht erst in der Schule, sondern schon im Kindergarten an. Alle privaten Unis sind schon mal per se Elitehochschulen, auch wenn dort in der Regel nur BWL gelehrt wird und die wesentliche Studienvoraussetzung ein dickes Bankkonto ist. Dafür gibts dann ja modernste Ausstattung, ein schickes Schloss als Sitz und beste Kontakte in die obersten Führungsetagen der Wirtschaft. Damit hat man danach sicher einen dicken Job, ohne den ein Elitedasein der Hochschule nicht denkbar ist. Seit neuestem wollen auch alle staatlichen Unis Elite sein, einige wurden qua Wettbewerb auch offiziell dazu ernannt. Na gut, für die Zuteilung des Elite-Stempels waren im wesentlichen Forschungsergebnisse und wirtschaftlich verwertbare Forschungspläne ausschlaggebend und nicht die Lehre. Geisteswissenschaften waren demzufolge ganz schwach vertreten, aber sei's drum. Wir lernen ja noch, was Elite eigentlich ist. Und dann ist da natürlich die Leistungselite, die die hohen Positionen in der Wirtschaft besetzt. So wie der jetzt ehemalige Vorstandsvorsitzende der Post, Zumwinkel. Die sind Elite, weil sie ja wenige sind, viel Geld verdienen und viel zu sagen haben. Außerdem kennen sich alle, denn man spielt ja den Elitesport Golf, wohnt in den gleichen Eliteorten und haben außerdem zusammen an einer Elitehochschule studiert. Fällt etwas auf? Nein, ich meine nicht die Klischees, die ich kübelweise über der "Elite" ausgekippt habe. Ich meine das Geld. Elite hat mit Geld zu tun, ohne Geld geht es nicht. Geld vererbt sich und die Elite kommt gleich mit. Das muss zunächst nichts Falsches sein. Das sagt aber eigentlich nur, was Elite nicht sein kann. Aber was sie ist ist damit noch nicht gesagt. Das klärt vielleicht ein Blick auf die Sprache. Elite hat, wie so viele andere Worte auch, den Ursprung im Lateinischen. Es kommt von elegere (auswählen, herauswählen, herauslesen). Es geht also um die Auslese, und da wir in einer Gesellschaft leben, um die Auslese einer Gesellschaft. Es geht also um einen besonderen, herausgehobenen Teil der Gesellschaft. Dieser hat eine Führungsstellung, daher größere Macht als derjenige, der nicht zur Elite gehört und steht deshalb auch in schärferer Beobachtung durch die Gesellschaft. Um diesem Anspruch gerecht zu werden genügt es nicht, nur die Macht und Vermögen zu haben, die Elite muss sich dessen und der damit einhergehenden Verantwortung auch bewusst sein. Ist sie sich dessen nicht bewusst, riskiert sie alles - auch ihr Leben, wie einige Revolutionen gezeigt haben. Voraussetzung dafür dürfte wohl eine "Eliteausbildung" sein, die allerdings offen sein und mehr umfassen muss als nur BWL zu lernen um viel Geld zu haben. Mit einem hat Elite nämlich dann sicher nichts zu tun - mit Vermögen, schon gar nicht mit geerbtem. Das scheint der deutschen Elite aber nicht bewusst zu sein. Ist das nur die übliche Elitenschelte? Nein. Da die Elite die Auslese der Gesellschaft ist, ist sie auch deren Spiegel. Sie kann nicht wesentlich besser sein als die Gesellschaft, der sie entstammt. Und nichts ist so unangenehm wie wenn jemand einem einen Spiegel vorhält.
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/elite-ist/656384
https://web.archive.org/web/20120317024428/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/elite-ist/656384
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King-Lube-III
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Du, weil du Bock hattest zu vögeln
Ich war fasziniert über ihre Welt der Bücher. Aber was wußte sie von der Liebe?
Ich entdeckte dich an einer Bushaltestelle. Du saßt, den Mantel fest um dich geschlungen, in einem der unbequemen Drahtgitterkörbe, den Schal um das halbe Gesicht gewickelt, dass kaum mehr als deine Augen zu erkennen waren. Tief versunken huschten deine Pupillen über »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« von Milan Kundera. Dein konzentrierter Anblick faszinierte mich, also sprach ich dich an und wir kamen ins Gespräch. Du, weil du auf den Bus warten musstest. Ich, weil ich dich anziehend fand. Als ich dich wieder traf warst du in »Liebesleben« von Zeruya Shalev vertieft. Du erkanntest meine Stimme und lächeltest, ohne vom Buch aufzublicken. Ich fragte, ob wir uns mal treffen könnten, privat, abseits der Bushaltestelle. Du schautest auf, mustertest mich mit einem prüfenden Blick und sagtest schließlich: »Warum nicht?« Du, weil du Bock hattest zu vögeln. Ich, weil ich dich sympathisch fand. Wir trafen uns unregelmäßig und vertrieben unsere Langeweile. Kaum hatte ich mir die Zigarette danach angezündet, blättertest du schon in »Mein Herz so weiß« von Javier Marias. Viel geredet hast du nie und ich hatte geglaubt, im Bett würdest du einen Moment nicht an deine Bücher denken. Ich fragte nicht danach, sondern ob wir mal zusammen ins Kino gehen könnten oder in ein Restaurant. Ohne aufzusehen und ohne musternden Blick erwidertest du: »Warum nicht?« Du, weil dir langweilig wieder war. Ich, weil ich mich in dich verliebt hatte. So vergingen die Wochen und bald sahen wir uns täglich. Wohin wir auch gingen, »Salz auf unserer Haut« von Benoite Groult begleitete uns. Du warst inzwischen ein fester Bestandteil meines Lebens. Aber wir wohnten weit auseinander und verbrachten zu viele Stunden in der Bahn. Deshalb schlug ich vor, zusammenzuziehen. Wir hätten mehr Zeit für einander und könnten uns eine Miete sparen. Während ich alle Vorteile aufzählte unterbrachst du mich: »Warum nicht?« Du, weil du nichts besseres vorhattest. Ich, weil ich mich besser fühlte, nicht alleine zu sein. Du lagst auf der Couch mit »Sie kam und blieb« von Simone de Beauvoir. Du hattest dich dick in eine Decke eingemümmelt und die Füße auf den kleinen Wohnzimmertisch gelegt. Ich setzte mich zu dir, schmiegte mich an und flüsterte dir ins Ohr: »Ich will immer mit dir zusammen bleiben.« Entsetzt sprangst du auf und ließt das Buch fallen: »Warum?« Dann blieben wir schweigend nebeneinander sitzen. Du, weil du nicht wusstest wohin. Ich, weil ich wusste, dass ich dich liebte. Auf dem Küchentisch stand ein Glas Rotwein, an dem du während »Anna Karenina« von Leo N. Tolstoi nipptest. Ich wollte mit dir über Liebe sprechen und obwohl du sonst nie viel geredet hattest, debattierten wir die ganze Nacht bis in die Morgenstunden. Endlich begriff ich, dass alles, was du über die Liebe wusstest, nur angelesen war. Ich packte meine Sachen und ging, während du am Küchentisch den Rotwein austrankst. Du, weil das Buch noch nicht zu Ende war. Ich, ... Tags: Bücher, Rotwein, Vögeln, Beauvoir, Bushaltestelle
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/du-weil-du-bock-hattest-zu-voegeln/931522
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Wir brauchen mehr als nur einen Kaffee.
Keine Erwartungen, keine Enttäuschungen?
Wir hatten angefangen uns zu vergessen und dann kommst du, mit deinem 'Ich bin mal wieder in der Stadt, lust auf einen Kaffee?', ja natürlich hatte ich Lust. Ich habe schließlich angefangen Kaffee zu lieben. Und da sitzen wir, du und ich und ich frage mich, was du eigentlich willst. Du siehst besser aus, glücklicher. Du erzählst von deiner Familie, Studium hat angefangen, WG gefunden. Wir reden über unsere Zeit, was aus unseren Freunden geworden ist, während wir es nicht auf die Reihe bekommen haben. Ein vertrautes Lachen, eine kleine Berührung. Verabschiedung, du musst weiter. Das war der Kaffee, der mich so durcheinander gebracht hat. Auf dem Rückweg fragen, wieso jetzt, wieso heute? Ist da noch was zwischen uns, meine Gedanken kreisen. Es sind die Gedanken, die einen in den Wahnsinn treiben. Es war gut, er schrieb, definitiv. Abends sehe ich, dass du online bist, drei Sätze und du schreibst vögeln, also doch nur das Eine. Ich bin wütend auf mich selbst. War ja klar, dass er nur daran denkt. Bis die wirkliche Ernüchterung kam. "Über wen redest du?" - "W. , oh hab ich sie vorhin nicht erwähnt?" - "Seid ihr zusammen?" - "Quasi." Stille. Gespräch beendet. Es ist endgültig vorbei, dabei hatte ich dich längst verdrängt, du musstest wieder nur an dich denken, mal kurz vorbei gucken. Ich hatte nichts erwartet, aber vorbereitet war ich auch nicht. Gewonnen hast du, eine Blondine. Letzendlich blieb mir wenigstens meine Haarfarbe, zum Glück. Mach es gut, viel Glück. Bleib wie du bist, bleib wo du bist. Ich wünschte ich hätte dich nicht wieder gesehen.
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LudwigMartin
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Ein Mann wie ein Baum
Er ist ein Mann wie Baum. Warum? Na, schauen wir doch mal.
_Zuerst steht da die Frage: Wie funktioniert ein Baum eigentlich? Ich werde in einigen wesentlichen Punkten die Wesensart und Funktionsweise eines Baumes erläutern, um sie auf ihn anzuwenden und damit seinen Charakter als Baum zu beweisen. Geburt Ein Baum wird auf diese Weise geboren, als daß ein Same in die Erde fällt und aufgeht. Eicheln, Bucheckern, etc., kennt jeder - das wäre also einleuchtend. Was ist aber Same? Und was ist Erde? Der Same ist im Prinzip ja schon das frühe, vorweggenommene und komprimierte Ich des Baumes. Hier stecken die ersten Verhaltensmuster und Programme drin, auf welche Weise Baum sich mit der neuen Umgebung, mit seinem neuen Leben zurechtfindet. Und die Umgebung ist die Erde natürlich, aber sie ist nicht nur neutrale Umgebung, sie ernährt und interagiert. Same und Erde stehen im Austausch miteinander und binnen kurzem ist die Frage der Identität des Baumes nicht mehr allein auf den Samen zurückzuführen, sondern Erde und aufgegangener Same machen zusammen den Baum. Er ist insofern Baum, als daß er auch einen Code, einen Grundcharakter mit auf den Weg bekommen hat. Ein erstes Muster. Er fällt in seine Familie, seine Stadt, sein Land - und interagiert. Und binnen kurzem ist die Frage seiner Identität nicht mehr auf Seele und Instinkt des Säuglings zurückzuführen. Bis hierhin so verständlich wie fadenscheinig - schließlich trifft das für Strauch, Erdbeere und Hund genauso zu. Aber wir stehen ja erst am Anfang. Frühe Orienterungen Was macht Baumes Same denn zu Beginn seines aktivierten Seins? Es öffnet sich, streckt sich aus und orientiert sich. Dabei fallen zwei grundsätzliche Richtungen auf: oben und unten. Ein Trieb reckt sich möglichst steil in Richtung Luft, Sonne und Freiheit, ein anderer krallt sich im Boden fest, sucht nach Nahrung und Halt. Diese zwei Richtungen werden ein Leben lang vorhalten: beim Baum ebenso wie bei ihm. Individuell und erkennbar werden beide durch ihren Freiheitstrieb, ihren Drang, sich zu entfalten. Wo die Luft und Zweige dünn sind, sind sie in der Lage, jedem anregenden Lufthauch nachzugehen, sie lernen die Welt kennen: Landschaften, weiterstehende Bäume, Vögel, Himmel und Sonne. Die Welt wird immer weiter sein, als das, was Baum bzw. er momentan einnimmt. An seinem entfalteten Ich erkennen ihn andere als den individuellen Baum oder Menschen, der er ist, während nur er allein um den Grund weiß, der ihn trägt. Den Boden, seine erste Nährmutter, die er vielleicht einmal verleugnen, aber nie loslassen wird. Droht einmal eine schwindende Stabilität, so werden sich die Wurzeln tiefer und tiefer in die Vergangenheit graben, die nur indirekt seine eigene ist, um wieder fest stehen zu können. Kraftschöpfung und Tragstrukur Kommen wir zum eigentlichen Wesen eines Baumes und das ist der Stamm? Warum ist der Stamm das Wesen eines Baumes? Ein Indiz sind Kinderzeichnungen. Kinder haben oft noch einen Blick für das Wesentliche. Wenn sie einen Menschen malen, dann gibt es in jedem Fall ein Gesicht, Hände und Beine. Ja, nicht Arme und Beine; und auch nicht Hände und Füße. Das Wesentliche: Gesicht, Hände und Beine. Ein Baum besteht aus Stamm und Krone - auf der Kinderzeichnung, selten Wurzeln. Die Darstellung der Krone ist nicht allgemein, sehr verschieden, oft unsicher, während es am Stamm nichts rumzudeuteln gibt. Der Stamm gibt dem Baum sein Baumsein. Was ist aber ein Stamm? Der Stamm verbindet Krone und Wurzeln, die beiden Triebe. Ein Stamm besorgt die Hauptstoffströme im Baum. Ein Stamm kommt über den Winter und - ein Stamm zeichnet das Wachstum in Jahresringen auf. Ein Stamm besteht aus festem, harten Holz im Inneren, welches mit zunehmendem Alter manchmal verdorrt und eintrocknet. Zudem aus einem weichen, frischen Rand, in dem die Säfte des Lebens zirkulieren sowie einer schützenden Rinde. Wenn der Baum wächst, dann wendet er sich zu dem, was ihm gut tut. Er nähert sich der Sonne, dem Licht und dem offenen, freien Raum. Er hat sich zeitlebens den Menschen zugewandt, die ihm das Licht der Liebe und den Raum der Freiheit gaben. Davon blieb sein Holz und Herz nicht unberührt. Beispielsweise legte sich seine erste Liebe sehr am Anfang in seinen gesamten Stamm, welcher damals noch gertenweich war. Jetzt trägt sie ihn – nein, nicht sie, die er noch liebt, sondern seine Fähigkeit, zu lieben. Doch genauso wie die Liebe zeichnen sich Verletzungen in das immer fester werdende Holz. Verletzungen, die einst lebensgefährlich waren, sind nunmehr ein Zeichen geworden, geben Auskunft von frühen Gefahren. Doch immer wieder wird sich eine schützende Haut über das frische Holz legen, um das, was ihn momentan berührt, was seine Orientierung herausfordert und dessen er noch unsicher und weich ist, zu schützen. Sommer und Winter Ein Baum lebt zwar zeit seines Lebens, doch wirkt es beileibe nicht so. Es gibt immer wieder Zeiten, in denen er wie tot wirkt. Er verhält sich dann unproduktiv, gibt keinen Sauerstoff ab und leuchtet nicht einmal bunt den Herbstweg aus. Er tut nichts. Er tut scheinbar nichts. Er harrt aus, weil es nichts für ihn zu tun gibt. Die Kälte um ihn herum behindert seine Kreativität, die er zu Sommerszeiten in sein komplexes Blätterarrangement hineingibt. Er tut tot. So tot tut er auch von Zeit zu Zeit. Er hat nicht die Kraft und ein warmes Umfeld, sich nach Liebe und Teamgeist auszustrecken. Nach Kommunikation, nach Kooperation, nach Partnerschaft und Nestbau. Er wohnt dann entweder zurückgezogen oder Gemeinschaften bei, in denen er kaum auffällt, außer durch das simple Dasein. In schweren Zeiten für die Gemeinschaft kann das zu bösem Blut führen, es werden evt. Stimmen laut, ihn nicht durchzufüttern. Ihn möglicherweise auszustoßen oder gleich ganz abzuhacken. Doch die Sonne von Gemeinschaft und Nähe vermag auch zu wärmen und Mut zu geben. Und letztlich drängt es einen Baum mit immenser Lebenskraft, sich wieder neu auszustrecken. Dann sammeln sich Pläne und Ideen in dicken Kospen an den Enden der Zweige, also dort, wo Ast und Nase im Wind hängen, Tendenzen und Marktlücken, Ansätze und Aromen, Wind- und Sonnenrichtungen aufspüren. Tod Ein junger Trieb ist schnell dahin. Ein Hieb, und es ist zuende. Mit dem Alter wächst die Fähigkeit, zu überleben und Hieben zu trotzen. Borken und Hornhäute transportieren längst nicht mehr jeden Angriff als rasenden Schmerz einer jugendlichen, empfinsamen Seele, die hinter jeder kritischen Anfrage den Tod fürchtet. Doch auch ein Baum kann letztlich gefällt werden. Die starken, Halt gebenden Holzschichten werden zertrennt und es werden Dachstühle daraus gezimmert. Manch Sturm- und Drangholz trägt heute das Dach von Kulturkreisen. Und ebenso wie es ein Geheimnis des Baumes bleibt, nach Zerstörung und Ausschlachtung neu zu keimen, ist auch ihm die Zukunft offen, immer wieder einen Neuanfang zu wagen. ___ Damit wäre also sein Baumcharakter beschrieben. Das ist nun allerdings erst die halbe Miete. Warum er eben auch ein Mann ist, erzähle ich später einmal...
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Klitzekleinste
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Eis unter meinen Schuhen
All die Enttäuschungen in deinem Blick, die sich auch nach Jahren nicht verwischen lassen. Ich kann sie nicht ertragen.
Du erstickst jede Hoffnung und wehrst dich gegen dein Gefühl. Und wenn du grad nicht aufpasst, erkenne ich doch soviel. Du hast so viel zu geben und schiebst es immer weg. Ich würd das alles nehmen, geb dir all das auch gern zurück. Ich hab's versucht, so lange nun. Du bist das Eis unter meinen Schuhen. Jeder Schritt ein Wagnis. Weil du mich erfrieren lässt, schon den ganzen Winter. Weil meine Gänsehaut nun nicht mehr prickelt, sondern schmerzt. Weil Leidenschaft zum Leid sich wandelt, setze ich uns heut ein Ende. Und ich seh die Angst in deinen Augen, die du niemals formulierst, weil du mich lieber verlierst, als etwas zu geben, das dir gehört. Ich bin des Kampfes hundemüde. Ich muss gehen, bevor ich neben dir erfriere. Und die Tür, die jetzt ins Schloss fällt erschüttert dich bis ins Mark. In deinen Fingern kribbelt es und dein Atem setzt kurz aus. Wenns dich so berührt, warum hältst du es anders dann nicht aus? Kein Wort, keine Nachricht, nur dein Blick aus dem Fenster. Du siehst zu, wie ich jetzt geh und sortierst still und heimlich in dir drin, die Worte, die mich vielleicht halten würden. Ein tiefer Atemzug und dann ziehst du die Gardinen zu.
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Juley_
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Ich wünsche dir einen tollen Muttertag
Wenigstens heute bin ich es ihr schuldig
"Ich wünsche dir einen tollen Muttertag" Der Strich hinter dem Satz blinkt und wartet auf weitere Wörter. Eine Abschlussformel vielleicht. Sowas wie ein erzwungenes "Ich liebe dich" oder ein emotionsloses "Alles Gute"? Ich lasse es sein. Sie würde wissen,dass es gelogen ist. Eine SMS zum Muttertag.Ist das zu wenig? Ist das für unser Verhältnis bereits zu viel? Früher schickte ich ihr Briefe mit Kinderbildern.Und Fotos. Und Küssen als Abschluss.Erzählte ihr alles und noch mehr. Jetzt schaffe ich es nicht einmal ihr sechs kleine Wörter zu senden. Ich mag sie ja.Ob ich sie liebe,weiß ich nicht. Ich weiß nicht mal mehr,ob sie mich liebt.Es ist einfach zu viel Zeit vergangen um das einschätzen zu können. Zehn Jahre unregelmäßiger Kontakt trennen selbst Mutter und Tochter. Wenigstens am Muttertag muss ich ihr sagen,dass ich sie liebe.Ihr sagen,dass ich sie vermisse.Ihr sagen,dass ich es kaum abwarten kann sie endlich wiederzusehen.Ihr hundert Lügen auftischen. Es ist nicht so,als ob sie mir überhaupt nichts bedeutet.Sie ist schließlich meine Mutter.Sie hat mich neun Monate lang unter ihrem Herzen getragen und mich auf die Welt gebracht. Sie hat sich um mich gekümmert und mich in den Arm genommen,wenn ich traurig war.  Sie war da. Vielleicht sollte ich sie doch anrufen. Tags: Muttertag, Mutter, Tochter, SMS
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metropolenherz
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Mut im Erkennen der Lücke
Ich hab dich gefragt, wieso du es nie lange mit einer Frau ausgehalten hast. 'Wenn man Fehler sucht, findet man sie.'
Ich verbringe gern Zeit mit dir und trotzdem bin ich ständig auf der Suche. Ich suche Punkte, wo du auch nur Millimeter aus der Schablone ragst. Ständig passen mir Dinge nicht, bin penibel kleinlich. Ich will dir Dinge erzählen und habe Angst, dass du nicht stark genug bist, sie zu tragen. Emotional zu tragen, körperlich mache ich mir da keine großen Sorgen. Also schweige ich lieber, oder erzähle andere Geschichten, zu denen du nicht so richtig was sagen kannst. Und dann küssen wir uns. Ich küsse dich gern und trotzdem kannst du mir nicht geben, was ich gern von dir hätte. Du grenzt dich selbst ein, schließt Dinge kategorisch aus. Du denkst mit dem Kopf und kannst ihn niemals in den Offline-Modus setzen. Ständig verbindet sich dein Herz, dein Bauch, dein Körper mit deinem Kopf. Du redest von deiner Mom und nennst sie 'Mutti'. Ich glaube, ich hab meine Mutter noch nie so genannt. Du erzählst, dass du Kinderschokolade nur im Angebot kaufst, weil du nicht unterstützen willst, dass die immer teurer wird. Ich gehe einkaufen und kauf mir den viel zu teuren Saft, weil der einfach mal geil schmeckt. Du sagst, der hätte zu viel Zucker. Ich gehe anschließend zum Burgerladen und hab nicht mal ein schlechtes Gewissen dabei. Du gehst einmal die Woche zum Bowlingtraining mit deinen Kollegen von der Arbeit. Ich find das einfach nur uncool und bin jedes Mal bemüht, die Kugel überhaupt hinten ankommen zu lassen. Du gehst über den Flohmarkt und suchst nach Dingen, die man anschließend auf Ebay gewinnbringend verkaufen kann. Ich kaufe die ganze Zeit irgendwelchen Ramsch und Ebay finde ich eh anstrengend und scheiße. Du sitzt da mit mir, hörst Straßenmusik und bemerkst, dass dein Hintern kalt wird und du vermutlich bald eine Blasenentzündung bekommst. Ich sitze da mit dir, höre Straßenmusik und bin so beeindruckt von dem Talent, der Leidenschaft und der Stimmung. Du schreibst mir, dass dir der Rücken wehtut, weil wir den ganzen Tag im Bett gelegen haben. Ich denke mir, dass wir das öfter machen könnten. Du sagst, wenn man nach Fehlern sucht, dann findet man welche. Ich glaube, dass ich sie gefunden habe.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/mut-im-erkennen-der-luecke/1079565
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yc
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Verpasste Chance
Gibt es die Liebe auf den ersten Blick?
Auf jeden Fall kann ich sagen, dass man sich zu gewissen Personen mehr hingezogen fühlt als zu anderen - egal ob man die Person kennt oder nur mal auf dem Weg in die Arbeit zufällig antrifft. Bei wenigen ist es sofort eine positive Anziehung, sondern es fallen die Personen einfach nur auf weil man sie vielleicht öfters zur gleichen Zeit am selben Ort antrifft - wie morgens auf dem Weg zur Arbeit. Doch manchmal bringt eine kleine Gestik dazu, dass diese Person doch etwas besonders ist als die restlichen unbekannten Gesichter, die man morgens verschlafend antrifft :) Ich hatte so ein Erlebnis und bereue es leider die Chance verpasst zu haben einmal "guten morgen" zu sagen. Denn als ich IHN das erste Mal im Bus auf dem Weg in die Arbeit gesehen hatte, haben mich sein Lächeln und seine blauen Augen umgehauen.. Daraufhin habe ich ihn öfters morgens angetroffen aber ich war immer so nervös und sprachlos :( Leider sehe ich ihn schon länger nicht mehr und hoffe, dass es ihm aber gut geht.. Ich laufe seitdem oft schon morgens mit einem Lächeln durch die Gegend - vor allem wenn ich an ihn und die verpasste Gelegenheit denke :) Wer weiß was passiert wäre, wenn ich nur irgendetwas aus meinem Mund raus bekommen hätte..
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Messing
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Moralisten rechts raustreten!
Dieser Text hat einen Zwilling – nicht schwer zu finden, wie im Leben.
Ich habe gestern meinen Mann betrogen! Warum? – Weil ich es einfach brauchte! Nicht das betrügen, so bin ich nicht. Ne, einfach mal einen anderen Mann, er war so aufmerksam, so witzig, herb und hart zugleich, ich konnte nicht widerstehen – nein ich wollte nicht, lalalala… Ich versteh das ja auch nicht so ganz, aber wenn ich ganz ehrlich bin, manchmal will ich das, einen anderen Griff, einen anderen Schwanz, andere Stöße, weichere Küsse oder härtere, je nachdem. Da gehe ich die Straße runter oder es fallen ein paar Worte und es macht mich an, irgendwo da unten, aber ganz heimlich – Frauen kennen das, schmunzel. Das ist natürlich eigentlich total tabu, ich weiß. Treue ist wichtig, in jeder Ehe, sonst geht alles kaputt. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, wenn ich immer treu bleib geht auch alles kaputt. Hält doch keine aus und macht hässliche Falten so zu versauern. Ich habe kein schlechtes gewissen. Es war schön, er hat mich hart rangenommen, viel härter als mein Mann. Danke! Ich liebe meinen Mann, ich will keinen anderen. Es war nicht geplant, naja nur so ein bisschen vorbereitet. Bei mir und meinem Mann ist alles in Ordnung, ehrlich. Ok, ich will das er mich leckt, aber das macht er nicht, ich glaub er hat da etwas Ekel. Dafür blase ich ihn so gut wie nie, meine ist die Rache! Na aber gestern alles wettgemacht, Programm für ein halbes Jahr. Ich glaub ich hab nen blauen Fleck am Gaumen. Cooler Typ war das, coole Ansage und cooler Abgang. Aber mit meiner Ehe hat das nix zu tun, ich will keinen anderen. Das, ja genau, genau das habe ich gedacht, als er nach Hause kam: ich gehöre zu Dir, egal was ich da gemacht habe. Schade eigentlich, er wird es nie erfahren.
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LIEBEMACHEN.
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Tauben im Gras
noch nicht beendet
Vom Flugzeug aus sah alles einfacher, flächiger aus, man dachte in weiten Räumen, dachte geographisch, geopolitisch, unmenschlich, zog Fronten durch Erdteile wie einen Bleistiftstrich über eine Landkarte, doch unten in der Straße, unter den Menschen, die alle etwas Albernes und Erschreckendes hatten, lebten sie in einem kranken Ungleichmaß zwischen Trägheit und Hetze, in ihrer Gesamtheit sahen sie arm, im einzelnen doch wieder reich aus. Dörfer, deren einzige Bürger Menschen letzten Alters, Dörfer geprägt von Einsamkeit, dessen Jahreszeit der ewige Winter ist, welcher sich festgesetzt hat, in den Höfen, Bodenrillen und Eichen. Dörfer wie man sie sich in Russland vorstellt, von kälte geprägt, Nebelschwaden, die nicht nur im Morgengrauen naß in der Luft liegen. Tags: Wolfgang Koeppen
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freie-zeit
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Ang85
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Friends with Benefits
Freundschaft mit Sonderrechten. Ohne Verpflichtungen. Just for Fun. Just Friends with Benefits?
Ich habe vor über zwei Jahren mehr oder weniger zufällig einen Mann kennengelernt, der in meinem Studienort lebt -lange bevor ich überhaupt ahnen konnte, dass ich jemals ebenfalls dort leben werde. Schicksal? Wohl kaum. Denn sollte es Schicksal gewesen sein, dann hasst es mich. Bei meinem Glück habe ich mich Hals über Kopf in diesen Typen verknallt: Schon als ich damals zum ersten Mal nach Würzburg gefahren war, um ihn zu besuchen, und er mich vom Bahnhof abgeholt hatte, wusste ich, dass er mir gefährlich werden würde. Ich sah ihn an und wusste es einfach. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich selten so entschlossen bin... Ein Bild von einem Mann: Er war groß, gut gebaut, blaue Augen wie ein klarer Himmel und ein Lächeln zum Dahinschmelzen. Ich weiß noch wie heute wie mein Herz schon im Zug wie wild pochte, noch lange bevor er überhaupt in den Bahnhof einfuhr -eigentlich schon als ich in diesen Zug einstieg. Und dann sah ich ihn und irgendwie fühlte ich mich in seiner Gegenwart sofort wohl. Normalerweise bin ich Fremden gegenüber nicht ganz so aufgeschlossen. Aber ihn musste man einfach mögen, ich hatte quasi keine andere Wahl. Noch einmal an meinem sorgfältig gewählten Outfit gezuppelt, ein prüfender Griff in die Haare und los ging es... Verdammt. Da war es auch schon passiert. Ein Blick in seine Augen und er hatte mich. So war es auch abzusehen, dass es in dieser Nacht nicht bei "Licht aus, gute Nacht und bis morgen früh" blieb. Naja, ok... Zugegeben: Es hätte so kommen können -bis ich um ein "Gute-Nacht-Küsschen“ bat. Bang! Eigentor! Genau genommen könnte ich mich noch heute dafür ohrfeigen. Dieses Talent, sich selbst in Schwierigkeiten zu bringen besitzen wahrscheinlich nur die wenigsten Menschen... Autsch! Wir haben uns knapp zwei Monate später wieder gesehen. Die Geschichte lief im Grunde genauso ab, immer und immer wieder... Und immer hatten wir im Hinterkopf: Mehr wird daraus nicht. Wir wohnen zu weit voneinander entfernt. Bis ich mich dazu entschloss, in dieselbe Stadt zu ziehen. Natürlich nicht seinetwegen! So blind konnte ich dann auch wieder nicht sein! Es ging mir an dieser Stelle wirklich nur um meine weitere akademische Laufbahn. Dass dies auch bedeutete, in der gleichen Stadt wie ER zu leben, machte mir zu Beginn selbst Angst -auch wenn es eigentlich nur das Bonbon der Geschichte war. Lange hatte ich mich nicht einmal getraut, ihm zu erzählen, dass wir bald in der gleichen Stadt leben würden. Nichtsdestotrotz würde ich in absehbarer Zeit auch in absehbarer Nähe wohnen. Der Anfang vom Ende?! Merkwürdigerweise war unser Kontakt nach meinem Umzug äußerst bescheiden geblieben, sodass es für mich eindeutig Klärungsbedarf gab. Ich sprach alles an, was mir so auf dem Herzen lag: Was soll das eigentlich zwischen uns sein? Warum ist der Kontakt so bescheiden? Warum meldest du dich nie? Und vor allen Dingen: Wer bin ich eigentlich für dich?! Auf die letzte Frage antwortete er mit: "Ha, die Anne!" -Ok, ich muss mal kurz ausrasten... "Anne" bin ich für dich und für den Rest der Welt, mein Freund. Ist es denn wirklich so schwer mir mal eindeutig ins Gesicht zu sagen, was das zwischen uns eigentlich sein soll?! Ja, ich habe ihm zu diesem Zeitpunkt auch noch nie ins Gesicht gesagt, dass er mir das Herz gestohlen hat und er der Grund sämtlicher schlafloser Nächte ist -aber das sollte er inzwischen auch ohne Worte zumindest ansatzweise begriffen haben. Ich frage mich immer wieder: Was soll das zwischen uns sein?? Eine Affäre? Eine Freundschaft mit Sonderrechten? Eine Bekanntschaft, die sich zufällig körperlich anziehend findet? WAS?? Er beteuert immer, wir seien Freunde. Also fragte ich ihn, mit wievielen seiner Freunde er denn ins Bett ginge -"Hm, mit keinen." -"Und mit wievielen würdest du gerne?" -"Also... auch mit keinen." -"Gut, und deshalb sind wir keine Freunde!!!". So schwer kanns doch gar nicht sein... Der Mann raubt mir den letzten Nerv. Oder sind wir etwa doch nur Freunde?! Freunde, die einfach Sex miteinander haben?! Jedes Mal wenn wir uns sehen, beginnen unsere Dates schon recht freundschaftlich. Doch solche Treffen enden selten ohne Sex. Immer wieder landen wir in der Kiste, seit 2 ½ Jahren. Und was noch dubioser ist, ist die Tatsache, dass außerhalb unserer kleinen Affäre auch selten bis gar nichts mit anderen Sexualpartnern passiert, obwohl wir es „dürften“. Eigentlich dachte ich immer, es sei der richtige Weg, wenn ich mich doch so wohl fühle... wenn ich morgens aufwache und in die Augen eines Mannes schaue, bei dem ich mich so gerne fallen lassen würde. Aber was gibt es schöneres als sich im Hier und Jetzt fallen lassen zu können, ohne weiter darüber nachdenken zu müssen?! Ohne Verpflichtungen. Ohne Beziehungsstress. Just Friends with Benefits. Ich bilde mir ein, dass meine Gefühle für ihn schon lange nicht mehr so stark sind, wie sie einst waren. Ich bilde mir ein, ich hätte die Liebeskacke hinter mir gelassen. Dennoch zerreißt es mir nach wie vor fast das Herz zu wissen, dass der Mensch, den ich einmal so sehr geliebt habe, morgens neben einer anderen Frau aufwachen könnte. Eine andere Frau, die in seinen Armen liegt aber in meinen Augen nicht die Richtige für ihn ist. Eine andere Frau, die den Platz eingenommen hat, nach dem ich mich doch so lange gesehnt habe. Ich habe gelernt, dass ich niemanden dazu zwingen kann mich zu lieben, ich kann nur versuchen, mich so zu verhalten, dass man mich lieben möchte... Aber möchte ich von ihm geliebt werden? Will ich das wirklich noch immer? Ich bin mir wirklich nicht sicher. Wahrscheinlich werde ich die Tage wieder zu ihm fahren. Wir werden einen Film schauen, über vergangene Woche quatschen. Zuletzt werden wir wieder Sex haben. Ich schlafe neben ihm ein. Ohne Verpflichtungen. Ohne Beziehungsstress … oder wäre es etwa genau das, was ich will?
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/friends-with-benefits/666299
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Sophie_Elpel
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Macken-Ballast
Welche schlechte Eigenschaft verfolgt euch?
Ich will mal mit einer Offenbarung in die neue Woche starten: Auch ich habe die eine oder andere Macke. Jaja, ich weiß: welch Überraschung!  Macken stören mich eigentlich überhaupt nicht. Sie gehören einfach zu Menschen dazu. Was mich allerdings doch stört: Schlechte Eigenschaften, die mir selbst schaden, mit denen ich mir selbst oft im Weg stehe. Die größte Last, die ich täglich mit mir rumschleppe, lautet: unnötige Gedankenkreiserei. Ich grüble ewig über irgendwelche Dinge, die längst abgehakt sein sollten. Aber ich werde sie einfach nicht los. Sie verfolgen mich und das stört mich gewaltig, weil es mir deshalb oft schwerfällt, mich auf etwas Neues einzulassen. Ich würde mich in dieser Hinsicht gerne ändern, wirklich! Schon zweimal lautete mein Vorsatz für’s neue Jahr: „entspannter denken“. Mit diesem Jahr starte ich meinen dritten Versuch – ich gebe also noch nicht auf. Kennt ihr das auch? Habt ihr irgendwelche Macken, die ihr einfach gerne von euch abwerfen würdet? Eigenschaften, die euch an eurem eigenen Wohlbefinden hindern? Oder seid ihr eigentlich ganz zufrieden mit euch? Und: Habt ihr es schon mal geschafft, euch von einem eurer "Fehler" zu lösen? Wenn ja, wie?
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/macken-ballast/991243
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Vorhang auf
Wär ihr Erscheinungsbild nicht so abstrus, würden auch andre ihre Geschmeidigkeit erkennen, aber so wirkt sie grotesk...
Sie tänzelt von der Bar zum Beachvolleyballplatz auf dem die Beats die Sandkörner hüfpen lassen, wie Flöhe auf Speed. Ein Cocktail in der einen Hand, ein Bündel mit ihrem Zeug in der andren. Ihr ist durchaus bewusst, dass sie auffällt, mit ihrem viel zu kurzen Top, der viel zu engen Hose, der 20 kg Übergewicht, die sich zwischen Hosenbund und dem hochgezogenen T-Shirtrand offenbaren. Meine Vermutung ist, sie bietet lieber Angriffsfläche als negativ überrascht zu werden, wenn sie versucht nicht anzuecken. Angriff ist ihre Devise und genauso verhält sie sich. Sie ist offensiv, distanzlos aber nicht klebrig. Ihr charmantes Lächeln sieht man erst auf den zweiten Blick. Erst dann, wenn man den ersten von diesem schwammigen Schwimmreifen der sich ihre Taille nennt losreißen kann. Sie bewegt ihr Becken erstaunlich rhythmisch und sie schwingt den gewaltigen Arsch über den Platz zielsicher auf eine Gruppe von drei Menschen zu. Die drei sind offensichtlich Freunde und tanzen bzw. versuchen sie es im Sand. Ein Mädl und zwei Typen. Die Bewegungen von dem Mädchen mit dem Cocktail und ihrem Zeug sind definitiv stimmiger als die der andren drei. Wär ihr Erscheinungsbild nicht so abstrus, würden auch andre das erkennen, aber so wirkt sie grotesk neben den drei schmalen etwas verklemmten Zapplern. Sie sucht offensiv Kontakt zu einem der Typen. Tanzt direkt auf ihn zu, tanzt ihn an, spricht ihn an. Man sieht wie er sich windet, die Peinlichkeit steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er verweigert einen Schluck von ihrem Getränk und blickt konzentriert an ihr vorbei. die Vogelstrausstaktik, wer hat sie nicht schon mal probiert?! Sie, das dicke Mädchen , nimmt die Ablehnung zur Kenntnis, nur anders als gedacht. Sie spricht das Mädl an, dass sich tanzend durch den Sand quält, oder quälend durch den Sand tanz. Sie ist offener, gut sie ist kein potentieller Sexualpartner, zumindest erkennt sie sich selbst nicht als solcher. Eine schleppende Konversation beginnt. Beide tänzeln, das dicke Mädchen immer näher an die Dürre heran. Das schmale Mädchen , immer einen Schritt nach hinten ausweichend, eine groteske Polonaise. Die Köpfe haben beide weit vorgestreckt um sich akustisch zu verstehen. Ich fühle in der Beobachtung keine Fremdscham, wie meine charmante Begleitung neben mir, die sich richtiggehend windet beim Anblick der Szene. Klar bin ich froh nicht angesprochen worden zu sein, nicht da vorn zu sein. Besonders darüber, nicht das dicke Mädchen zu sein. Doch ich denke, ich würde mich mit ihr unterhalten und vermutlich sogar gut. Klar geht mir diese blöde Sprichwort durch den kopf: „Das is halt wie bei einem Autounfall, schaurig aber man kann da eben nicht wegsehen“. „Blöder Spruch“, denk ich eine Metaebene höher. Keine Fremdscham, nein vorrangig ist meine Empathie mit dem dicken, offensiven, aggressiv ihren Körper einsetzenden Mädchen . ich glaube nicht, dass es eine Fehleinschätzung ihrerseits ist, sich so zu kleiden. Ich denke sie wählt es mit bedacht. Sie benutzt ihre Unzulänglichkeit als Waffe, die entwaffnet. Sie verletzt sich selbst um nicht verletzt zu werden. "…lach über dich, dann lacht die Welt mit dir...“ durch meine Gedanken bin ich  von der Szenerie abgelenkt. Ich bemerke mit einer gewissen Zufriedenheit, dass sich nun auch der zuerst abblockende Typ mit ihr unterhält. Zaghaft aber nicht mehr mit jener Arroganz und dieser beschämten Ängstlichkeit die er zuerst an den Tag/Nacht gelegt hat. Sie schwingt belustigt ihre hüften, sie biedert sich nicht eine Sekunde lang an. Die fährt ihnen tatsächlich mit ihrer offenen, freundlichen Art, mitten in ihre Gesichter und das mit ihrem riesen Arsch! Kompliment! Offenheit ist entwaffnend! Offenheit in dieser Verpackung eine Waffe! Klar is sie nicht ganz dicht, wer tut das, wer verletzt sich selbst so um andre vor den Kopf zu stoßen. Aber verdammt, sie macht es gut! Und in diesem Moment weiß sie das auch! Irgendwann ist ihr Glas leer, die Ablehnung der drei noch vorhanden aber geringer. Sie umarmt alle drei, packt ihre Sachen, wirft sich ihr Packerl auf den Kopf und schwingt ihren gewaltigen Hintern von der Bühne. Ihrer Bühne
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ichverstehdasmitdeneinhoernernnicht
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Meds
Entschuldigung an meinen depressiven Freund
Nichts ist einfach, alles trägt eine Schwere in sich und wenn du schwach bist spürst du jede einzelnes Gramm um so intensiver. Alles kann dich runterziehen, nichts scheint geschenkt zu sein, dabei ist die Schönheit der Welt nur verschleiert in deinem milchigen Blick grauen Erstarrens. Nachts sehe ich nicht besser. Keine Akkomdoation, kein Wissen kann mich erfüllen. Leer und so voller Schmutz. Nimm das, bekämpfe deine Symptome, kämpfe und stirb im Krieg. Katzen haben 7 oder 9 Leben, ich kann mich nicht mehr erinnern. Gedanken fließen wie Wasser und vermischen sich ineinander. Je schmutziger diese sind, desto schmutziger wird dein Ganzes. Ich schenke dir meine Tabletten und spiele den Doktor. Meine Seele ist von deiner ausgezogen worden, du hast mich eingesogen und nur halb verdaut wieder ausgespuckt.. eine Hälfte lebt in dir die andere irrt durch das Industriegebiet der Nachbarschaft. Unzusammenhängendes wieder zusammenzuführen war noch nie mein Fall und Puzzlen ist doch nur etwas für Familien, die du nur im Supermarkt bewundernd auf Cornflakespackungen betrachten kannst. Vielleicht gibts aber sogar nichtmal die. Es tut mir leid, dass wir beide so drauf sind. Tags: #meds #love #freunde #depression
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Die Uni brennt!
Die Uni Wien ist besetzt, tausende Studenten demonstrieren für bessere Studienbedingungen und ich frage mich, welchen Standpunkt ich selbst habe.
Seit knapp einer Woche besetzen Studenten das Audimax der Uni Wien und versuchen auf die Missstände an österreichischen Universitäten aufmerksam zu machen. Ein normaler Unibetrieb ist meiner Erfahrung nach kaum möglich, die Besetzer sind zäh und werden in nächster Zeit nicht von ihrem Standpunkt (im wahrsten Sinne des Wortes) und ihren Forderungen nach Ausfinanzierung der Universitäten abrücken. Als Studentin an der Hauptuni, also dem primär besetzten Gebäude der Universität, bin ich direkt eingebunden in die Proteste. Zwei Lager haben sich mittlerweile unter den Studenten gebildet: Die "Krawallmacher", wie die protestierenden Studenten von qualitativ wenig hochwertigen, sogenannten "Tageszeitungen" betitelt werden und die dezidierten Gegner der Protestaktionen, welche unter dem Motto "Studieren statt blockieren" zur Gegeninitiative aufrufen. Dass es an der Zeit ist, Stellung zu beziehen, wurde mir schlagartig bewusst, als sich jedes unverbindliche Gespräch vor Lehrveranstaltungsbeginn binnen weniger Minuten in eine hitzige, sozialpolitische Diskussion wandelte. Unpolitisch zu sein, das musste ich, wie einst schon Thomas Mann, erkennen, das gibt es nicht. Eines muss von Beginn an klar festgestellt werden: Die Situation an der Uni Wien zur Zeit ist untragbar. Zu viele Studenten, zu wenig Studienplätze, zu wenig Räumlichkeiten, vom technischen Equipment gar nicht zu sprechen. Das sind alles Probleme, mit denen Studenten und Lehrende besonders der wenig(er) prestigeträchtigen und daher kaum beachteten Studienrichtungen der Geisteswissenschaften schon seit Jahren zu kämpfen haben. Mit der (teilweisen) Abschaffung der Studiengebühren und der Einführung des Bachelor-Systems hat sich das Problem weiter verschärft. Als regelmäßiger Besucher unseres Neuen Institutsgebäudes entlockt mir der Auszug aus dem Staatsgrundgesetz an der Wand nur mehr ein müdes Lächeln: "Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei." Ich solidarisiere mich mit allen Studenten, die in Wien um bessere und faire Studienbedingungen kämpfen. Es ist höchste Zeit, etwas zu tun. Doch was mich trotz allem zum Skeptiker werden lässt, ist das Fehlen von klaren Forderungen und konkreten Vorschlägen seitens der protestierenden Studenten. Der Zugang zum Studium müsse frei von Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren sein, gleichzeitig fordert man eine qualitativ hochwertige Ausbildung, ganz zu schweigen von ausreichenden Räumlichkeiten für alle Studierenden. Forderungen, die meines Erachtens so nicht realisierbar sein werden. Kein Wunder also, dass Herr Johannes Hahn sich mit der Situation überfordert sieht und sich zu flapsigen und unangebrachten Kommentaren a là "Eine Unibesetzung gehört zu einem Studentenleben nunmal dazu." hinreißen lässt. Wiens Studenten werden gehört. Soweit mein positives Fazit. Die Besetzung des Audimax scheint zumindest diesen Zweck erfüllt zu haben, denn die Studentenproteste gehen nicht nur österreichweit durch die Presse. Eine Lösung des Problems wird nur durch einen Dialog zustande kommen und erfahrungsgemäß auch nur dann wenn beide Seiten bereit sind, Kompromisse einzugehen. Nachzudenken wäre (meiner bescheidenen Meinung nach) über eine Wiedereinführung der Studiengebühren, ihre sinnvolle (!) Nutzung und die Überarbeitung des Studienbeihilfesystems. "Wichtige Links zu diesem Text" Live-Stream aus dem Audimax Wien News zum aktuellen Geschehen Tags: Studium
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Nackte Füße und das ganz große Geld
"In Gedanken wog ich kurzerhand den Wert meiner Socken ab und kam zu dem Schluss, dass ich ein gutes Geschäft machen würde."
Frühling. Angehender Sommer. Es ist diese Zeit, in der man sich noch nicht traut, den Wintermantel in den Schrank zu hängen. Obwohl schon seit mehreren Tagen der Himmel brennt, weiß man, dass es morgen wieder einen Kälteeinbruch geben kann. Dem Wetterbericht vertraut man nur bedingt. Sonnenstunden werden erbarmungslos ausgenutzt. Man erteilt ihnen Vorrang vor dem Alltäglichen, den Pflichten, den Gewohnheiten. Es war der 2. Mai. Spät am Nachmittag war es noch immer sehr hell draußen. Der Himmel brannte, die Natur wisperte und das weite Feld rief mich. Mit Musik in den Ohren schwang ich mich auf mein Fahrrad. Schlüssel oder das, was man sonst so mitnimmt, brauchte ich nicht. Ich freute mich auf ein Rendezvous mit dem kräftig gründendem Gras, der frischen Luft und meiner unaufhaltsam rotierenden Gedankenwelt. Die Straßen und Wege waren verlassen. Vermutlich erlag der Großteil Meinesgleichen den Anstrengungen des Vortages. Den Anstrengungen des Morgens-schon-trinken und den-ganzen-Tag-auf-den-Beinen-sein. Den Anstrengungen des 1. Mai. Ich verließ unsere Straße und war noch nicht weit gekommen, da begegnete ich dem ersten Menschen auf meinem Weg. Ich bemerkte ihn, registrierte, dass er in die gleiche Richtung unterwegs war und hatte längst einen gedanklichen Umschwung vollzogen – da hielt er mich an. Ich sah bloß seine aufgeregten Augen, konnte ihn erst verstehen, als ich einen Stöpsel aus den Ohren gezogen hatte. Ungelenk hielt ich an, setzte ein gewöhnliches Lächeln auf und erinnerte mich sogleich an meinen schlechten Orientierungssinn. Der Mann war um die 30, nicht außergewöhnlich gutaussehend, ganz bestimmt nicht mein Typ. Ich überlegte, mich als Fremde auszugeben, damit ich nicht in die Bedrängnis kam, ihm den Weg erklären zu müssen. Doch ehe ich diesbezüglich eine Entscheidung treffen konnte, richtete er seine aufgeregten Augen auf meine Füße und sprach mit unruhiger Stimme seine dringliche Bitte aus: „Was hältst du davon, wenn du mir deine Socke gibst und im Gegenzug 5 € dafür bekommst?“ Mein Lächeln versiegte. Er fragte nicht nach dem Weg. Viel schlimmer. „Ich brauche 6 Paar Socken. Dann bekomme ich 30 €“, fuhr er fort und wedelte mit ein paar hässlichen Ringelsocken vor meiner Nase hin und her. Ich nahm seine Eile zwar durchaus wahr, gab mich aber zunächst meiner Lieblingsbeschäftigung hin: Fragen. Ich erfuhr, dass es sich um eine einfache Wette handelte. Kein Junggesellenabschied. Er kam eigentlich aus Hannover, war nur zu Besuch in der Gegend und hatte den 1. Mai in der näheren Umgebung verbracht. In Gedanken wog ich kurzerhand den Wert meiner Socken ab und kam zu dem Schluss, dass ich ein gutes Geschäft machen würde. Ich reichte ihm meine schwarzen, an manchen Stellen leicht feuchten Halbstrümpfe und freute mich innerlich, dass ich mich am Morgen für die einfarbigen und nicht für die gestreiften Socken entschieden hatte. Den Geldschein steckte ich genüsslich in die Tasche meiner kurzen Jeans-Hose. Während ich leicht angewidert mit meinen nackten Füßen in meine Turnschuhe trat, ging mein Geschäftspartner bereits weiter. Ich überlegte, ob ich noch etwas Lustiges sagen könnte, wenn ich an ihm vorbei fuhr, jedoch wurde mir diese Entscheidung ein weiteres Mal abgenommen: „Moment! Könntest du mir wohl noch einen riesig großen Gefallen tun?“, rief er, als wir auf gleicher Höhe waren. Ich blieb stehen. Erneut. Und ich dachte nach. Schon wieder. Ich überlegte, ob es noch etwas gab, was ich ausziehen könnte, ohne, dass es anstößig wurde. Ich überlegte, ob ich genug Zeit hatte, seine Wett-Partnerin zu werden und mit ihm gemeinsam auf Socken-Jagd zu gehen. Ich überlegte, ob ich das überhaupt wollte. „Kommt drauf an“, sagte ich nach einer Weile. „Pass auf, wenn du dir jetzt noch für 10 Minuten von mir die Füße massieren lässt, kriegst du weitere 10 € von mir und ich kriege das Doppelte von meinen Kumpels. Nämlich 60 €.“ Ich stutzte. Gewaltig sogar. Ich hasste meine Füße. Und ich hasste es, wenn andere Menschen meine Füße sahen, geschweige denn anfassen mussten. Ich schaute auf das Bündel Geld, das er aus seiner Jacke hervorholte und arbeitete in rasender Geschwindigkeit die Gedanken ab, die mir durch den Kopf schossen. Ich hatte meine Zehennägel erst am Abend vorher lackiert – kein Problem. Ich dachte darüber nach, ob er vielleicht ein Fußfetischist sei. Und ich fragte mich daraufhin, ob das ein Problem wäre, schließlich würde ich ihm in diesem Fall lediglich einen Gefallen tun. Wertsachen hatte ich Zuhause gelassen. Bis auf mein Handy, das noch immer Musik durch meine Kopfhörer abspielte. Ich hatte nichts weiter dabei, das er mir hätte abnehmen können. „Aber ich habe echt hässliche Füße“, gestand ich, ehrlich, wie ich bin. „Das macht doch nichts“, verkündete er. „Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht. Ist doch kein Problem.“ Ich nickte und entschied mich im nächsten Moment schweren Herzens, seiner Bitte nachzukommen. Wir setzten uns auf eine nahegelegene Bank. Sobald er mit der Massage begann, verspürte ich den Drang, Konversation zu betreiben, um mehr über ihn herauszufinden. Das Ganze kam mir falsch vor, irgendwie unsittlich. „Darf ich Du sagen?“, erfragte ich vorsichtig und erntete ein belustigtes Lächeln. „Aber natürlich“, entgegnete er. Im Nachhinein wunderte ich mich über den tatsächlichen Profit, den ich aus der Sache ziehen konnte. Er war Zahnarzt. Und er machte eindeutig nicht den Eindruck, Füße sonderlich zu mögen. Er war weder ein guter Masseur noch versuchte er mich abzulenken, um mir irgendwelche Sachen zu klauen. Wir unterhielten uns über meine anstehende Zahn-Operation. Und stellten fest, dass er eine sehr ehrliche Haut war. Schließlich war keiner seiner Wettkollegen in Sichtweite, um nachzuvollziehen, ob er sich an die Konditionen hielt. „Man weiß aber nie, ob sie nicht hinter der nächsten Mauer lauern, um dich zu befragen. Vielleicht sitzen sie auch in irgendeinem Baum“, erklärte er schmunzelnd und hielt sich an die vereinbarten 10 Minuten. Ich weiß gar nicht, ob ich sonderlich froh war, als es vorüber war. Das unangenehme Gefühl vom Beginn hatte sich schnell verflüchtigt, jedoch konnte ich meine Füße noch immer nicht sonderlich leiden. Am Ende des Tages war ich jedenfalls um ein Paar Socken ärmer, aber dafür um 15 € und eine Fußmassage reicher. Ich hatte kurz überlegt, ein paar Freunde von mir die Straße entlang zu schicken, damit sie ähnlichen Erfolg verbuchen konnten - jedoch gefiel mir der Gedanke, mich noch ein paar Stunden allein an dem ungewöhnlichen Erlebnis zu erfreuen. Ich bezweifle allerdings, dass der namenlose Zahnarzt aus Hannover seine Wette gewonnen hat. Er hätte vielleicht am 3. Mai losgehen sollen. An diesem Tag hätten weniger Menschen im Bett gelegen, um ihren Kater auszuschlafen. An diesem Tag hätte es bestimmt mehr Menschen gegeben, die sich auf der Straße ihrer Socken entledigt hätten, um das ganz große Geld zu machen. Tags: Füße, Fetisch
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Beim nächsten Mal...
Sie ist verboten, aber dennoch so verboten heiß.
Mist, er kann nicht schlafen. Er blickt zu ihr herüber und hört wie sie gleichmäßig atmet, ihre Brust hebt und senkt sich. Sie sieht friedlich aus, so wie sie schläft. Es wird langsam wieder hell, die Matratze ist hart auf der sie beide eng nebeneinander liegen. Warum hat sie nur einen Freund? Er könnte sich die Haare raufen. Sie ist verboten, aber dennoch so verboten heiß. Wie sie den Kopf in den Nacken wirft, wenn sie lacht. Wie sich ihr Körper, ihr Po an ihm reibt, wenn sie tanzen. Ja, wenn sie tanzt, dann kann er sich nicht beherrschen, dann muss er sie nehmen und sie fest an sich drücken. Zuerst hat er sich nicht richtig getraut, weil auch noch andere dabei waren und Robert beim Vorglühen schon so einen dämlichen Kommentar gemacht hat. Er hätte schon einmal hinter ihr geklebt beim Tanzen, er fasselte auch von einem anderen Kerl, den er nicht kennt. Vielleicht ist das einfach ihre Art? Sie flirtet viel, wenn sie tanzt. Aber Robert ist schwul, das muss ihn nicht beschäftigen, wenn sie eng beieinander tanzen. Auffällig ist nur, dass Robert sie dann immer zu ihm hinschiebt. Aber sie lacht nur und schlingt ihre Arme um seinen Hals und ihre Brüste reiben an seinen Oberkörper. Er kann nicht in ihre Augen gucken, verkneift sich insgeheim ein Lächeln. Sie seufzt zufrieden im Schlaf, hat alles an gelassen von der Nacht. Zuerst wollte sie im Sessel eingepfercht schlafen, meinte zu ihm, dass sie ihm den Platz nicht wegnehmen wollte, weil Robert leider nur eine Matratze hatte. „Willst du wirklich da schlafen? Mir macht es nichts aus, wenn du mit mir auf der Matratze schläfst.“ „Echt nicht?“ und sie schaut ihn mit den großen Augen an, die er so mag, nimmt ihre Decke und ihr Kissen und legt sich schließlich hin. Sie dreht ihr Gesicht zu ihm hin und er schaut sie an, mustert sie gründlich, als er merkt wie sie im Schlaf seine Hand nimmt und festhält. Vielleicht verwechselt sie ihn? Oder sie macht das automatisch beim Schlafen… Er würde sie zu gerne in den Arm nehmen, sie mit Küssen liebkosen, sie ausziehen und ihren Körper ansehen. Aber er kann nicht. Wieso zu Teufel muss Robert auch im selben Zimmer schlafen? Und wieso muss sie einen Freund haben? Er wäre gerne betrunken, um all diese Dinge zu tun. Sie dreht sich und nimmt ihre Hand weg. Mittlerweile ist er erregt, dreht sich zu anderen Seite und versucht einzuschlafen. Als er das nächste Mal aufwacht hört er wie sie sich leise mit Robert unterhält und lacht, er nickt wieder weg. Er bekommt noch mit wie die Beiden beim Chinesen essen holen gehen und wiederkommen. „Aufstehen Dornröschen, gibt Essen.“, sagt sie und lächelt ihn an. Beim nächsten Mal bin ich betrunken, denkt er sich und setzt sich auf.
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Bald Brötchen nur vom Bachelor?
Immer mehr Menschen legen das Abitur ab und studieren, anstatt einen traditionellen Beruf zu erlernen. Brauchen wir mehr Meister statt Master?
Ich komme gerade aus Polen zurück, wo einige Bekannte zurzeit ihr Abitur machen. Sie sind mehr als nervös, denn das Abi dort scheint über Sein oder nicht Sein zu entscheiden. Die Hochschulreife hat einen so zentralen Platz in der Ausbildung der jungen Leute dort eingenommen, dass selbst die Dame an der Rezeption oder die Kellnerin im Restaurant nicht ohne den höchsten, allgemeinbildenden Schulabschluss auskommen . Noch nicht richtig am Flughafen in München gelandet, höre ich im Radio, die IHK beklagt in Deutschland, dass immer weniger Menschen sich für traditionelle Ausbildungsberufe entscheiden, um auf einem der vielen Wege ihr Abitur zu machen, damit sie später studieren können. Jetzt startet man eine Kampagne unter dem Titel: „Wir brauchen auch Meister, nicht nur Master“. Ich sehe die ganze Situation mit Sorge, denn in meinen Augen verliert das gute, alte Abitur deutlich an Wert, dadurch, dass es von immer mehr Leuten bestanden wird. War die Hochschulreife vor 40 Jahren noch etwas Außergewöhnliches, ist sie heute so normal wie das tägliche Brot. Und die Umwelt, sie passt sich an. Die ehemalige Bildungselite geht ein Stück weit verloren, denn plötzlich gehört irgendwie eine Mehrheit dazu. Ehrlich gesagt würde es mich ein bisschen irritieren, wenn beim Bäcker meines Vertrauens ein Universitätsdiplom hängen würde oder ich beim Haareschneiden durch die Bachelorarbeit meiner Friseurin blättern könnte, die sie nicht gerne und freiwillig geschrieben hat, sondern weil es von ihr verlangt wurde, um ihren Traumberuf zu erlernen. Das Traditionelle muss wieder attraktiver gemacht werden, aber wie? Wie überzeugt man jemanden davon, dass ein Bäcker oder ein Metzger genauso wertvoll ist wie ein Anwalt oder ein Ökonom? Man kann niemandem Bildung verbieten, aber einen gesellschaftlichen Zwang auszuüben geht gegen jegliche Vernunft (nach dem Motto: Wenn du kein Abi hast, bleibt dir nur noch Hartz IV). Ich selbst habe eine Freundin, die sich unter Beruhigungsmitteln durch das Gymnasium kämpfen musste, um an der Schauspielschule aufgenommen zu werden (obwohl sie mit einem größeren Talent gesegnet ist, wie manch anderer Hochschulabsolvent), weil sie unter einer Lernschwäche litt, ohne dem Papier hätte sie in Polen allerdings ihren Traumberuf nicht erlernen können. Ihrer Psyche hat das bis heute geschadet. Vielleicht sind meine Sorgen hier mit ein paar radikalen Beispielen serviert, aber in anderen Ländern sind diese Zustände schon längst Normalität. In Mexiko bekommt man keine Buchhalterstelle, ohne vorher studiert zu haben und der Kundenberater in den USA braucht inzwischen auch mindestens einen Bachelor in Kommunikationswissenschaften. Habt ihr Vorschläge wie man das System ein wenig entzerren könnte?
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Jinibelle
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Sturzflug
Niemand war da, der sie auffangen konnte. Und niemand ist nun hier, um ihr wieder aufzuhelfen.
Mit einem dumpfen Knall landet sie auf dem kalten nassen Asphalt. Auf der Straße direkt vor ihrer Haustür. Sie spürt das Blut aus einer Wunde rinnen. Warm und sanft gleitet es über ihre rosige Haut. Die Wunde muss groß sein, doch sehen kann sie sie nicht. Wie benebelt liegt sie da und hört nichts weiter als die Stille um sich herum. Niemand war da, der sie auffangen konnte. Und niemand ist nun hier, um ihr wieder aufzuhelfen. Minuten werden zu einer gefühlten Ewigkeit. Sie beginnt zu frieren und der kalte Regen prasselt auf ihre Haut. Unfähig sich zu bewegen hadert sie mit ihrem eigenen Schicksal. Das Schicksal, dass sie so hart getroffen hat, wie der Asphalt ihren Körper. Stimmen sind aus der Ferne zu hören und werden mit jeder Sekunde lauter. Es nähern sich Schritte und aufgeregtes Stimmenwirrwarr. Sirenen heulen auf. Es wird noch einmal hell, als ihr jemand direkt in die Augen leuchtet. Dann verliert sie das Bewusstsein. Als sie wieder wach wird, liegt sie in einem gemütlichen warmen Zimmer, unter einer mit Blumen bestickten Bettdecke. Es riecht nach warmem Kakao und Keksen. Neben ihr stehen zwei Personen. Ein Mann und eine Frau. Sie schauen beide besorgt auf sie herunter. Der Frau rollt eine Träne über die Wange. Der Mann steht daneben mit eisernem Blick und starrt sie an. „Da siehst du nun, was du angerichtet hast. Du hast nicht genug auf sie Acht gegeben.“ sagt die Frau und schaut den Mann vorwurfsvoll an. Sie weint nun bitterlich. Er sieht sie hilflos an. „Aber ich wusste doch nicht…“ Mehr bringt er nicht hervor, weil Tränen seine Stimme ersticken. „Was wusstest du nicht?“ fragt die Frau. „Dass sie deine Zurückweisung nicht erträgt? Dass sie deine Spielchen nicht mitspielen kann?“ Er seufzt und starrt auf den Fußboden. „Schau sie dir genau an. Sie hat eine große Wunde, von der eine Narbe zurückbleiben wird. Sie hat sich dir bedingungslos hingegeben und deine Fehler akzeptiert. Du hättest wissen müssen, dass so etwas passieren würde.“ „Es tut mir leid.“ sagt er leise und sieht ihr tief in die Augen. „Ich will es wieder gut machen. Sie pflegen bis sie wieder ganz die Alte ist, auf sie achten und ihr Halt geben, wenn sie zweifelt. Sie soll wieder zu Kräften kommen und eines Tages wieder unbeschwert und glücklich sein.“ Die Tränen der Frau beginnen langsam zu versiegen. Die Anspannung verlässt nach und nach ihren Körper. Sie nimmt seine Hand, geht einen Schritt auf ihn zu und lehnt ihren Kopf an seine Brust. „Gib dein Bestes. Vielleicht gibt es noch Hoffnung, eine Chance es besser zu machen. Denn sie lebt noch. Heute Nacht ist sie noch nicht gestorben. Meine Liebe zu dir.“
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Menschen, die das Reisen preisen
Reisen bildet, sagt man. Menschen, die reisen, werden das gerne bestätigen. Sind Reisende wirklich schlauer, attraktiver und am Ende glücklicher?
Reisen scheint ein Persönlichkeitsmerkmal und noch dazu geeignet zu sein, sich für andere attraktiver zu machen. Nicht umsonst spielt das Thema in Kontaktanzeigen eine große Rolle – ob als Hobby oder um die schönsten Frauen / Männern mit der Aussicht auf wahlweise romantische oder abenteuerliche Reisen zu ködern. Ohne Pauschaltouristen alle als ‚Dummies’ zu bezeichnen steht zu befürchten, dass all-inclusive Touren an den Ballermann oder an die türkische Riviera zwar ihren Unterhaltungs- und vielleicht auch Erholungswert haben, intellektuell bringt uns ein solcher Urlaub aber sicher nicht auf die Überholspur. Der typische Tourist begegnet uns ohnehin eher als Karikatur: Japaner in Massen, die ganz Europa in vier Tagen erleben - aber leider nur durch den Sucher Ihrer diversen Kameras. Dicke und noch dickere Amerikaner mit Sonnenbrand. Skandinavier, die schon nach wenigen Seemeilen auf der Fähre volltrunken sind. Deutsche (muss ich sie wirklich beschreiben? Seht ihr sie nicht schon längst vor eurem geistigen Auge?) schwitzend in peinliche T-Shirts gewandet mit noch peinlicheren Hütchen auf dem Kopf und den obligatorischen Sandalen mit Tennissocken an den Füßen. Diese Phänomene scheinen die Jahre zu überdauern, auch wenn sich die Schauplätze ändern, dieses Reisen ist wohl nicht das wonach man streben sollte. Vielleicht ist Reisen ja auch Luxus? Nicht umsonst locken zahllose Gewinnspiele mit dem Versprechen, uns an die schönsten und exklusivsten Orte der Welt zu bringen. Spätestens seitdem Boulevardmagazine den Nepp bei Kaffeefahrten enthüllten, wissen wir, dass das meist leere Versprechungen sind. Wenn es Luxus ist – dann müssen wir uns vielleicht den sogenannten Schönen und Reichen zuwenden? Und was finden wir da – Kurztrips, die realistisch betrachtet doch eher PR-Termine sind. Der Begriff ‚Liebesurlaub’ wird in den bunten Blätterwäldern inflationär verwendet. Kaum findet sich ein neues Paar mit einem gewissen VIP-Faktor entflieht das junge Glück auch schon dem grauen Alltag für ein paar ‚romantische’ Tage. Für die Liebe kann da wohl kaum viel Zeit sein, wenn man die vielen Fotos betrachtet, die diese intime Reise dokumentieren. Meistenteils sind die nicht einmal von Paparazzis geschossen, sondern offensichtlich im Einverständnis der Fotografierten entstanden. Und außerdem: warum kann man sich denn nicht zu Hause lieben? Gerade im ersten Liebestaumel spielt es doch nun wirklich keine Rolle WO man sich gegenseitig entdeckt und beleckt – oder? Ja, ich höre euch schon rufen: es gibt auch andere Reisen! Individuell! Abenteuerlich! Privat! In Ordnung, werfen wir einen Blick auf Globetrotter. Dazu ein Beispiel: Eine Freundin aus Kindertagen hat sich nach dem Abitur dazu entschlossen, ein Leben als Weltreisende zu führen. Ich fand das fantastisch. Erst ein paar Monate im israelischen Kippuz, danach längere Reisen nach Asien und Südamerika. Diverse Jobs während der Zeit zwischen zwei Reisen sollten die Finanzierung sichern. Die Jobs waren mäßig bis mies – was man halt als ungelernte Kraft so bekommt. Letztlich lief es aber auf eine Abhängigkeit von Elternhaus (kostenloses Wohnen) und Omas Gespartem hinaus, denn das verdiente Geld sollte doch für nächsten Reise und nicht das Leben daheim Verwendung finden. In den ersten Jahren traf ich mich gelegentlich mit ihr – ich wollte doch wissen, was mir entging, während ich ein langweiliges Azubileben zwischen Berufsschule und Verlag führte. Ich musste lernen, dass ein Aufenthalt im Kippuz zwar kein Zuckerschlecken – immerhin musste man ja Arbeiten – war, aber im Vordergrund schienen doch die Kontakte zu und die Partys mit den anderen Volunteers zu stehen. Es zeigte sich, dass auch die Reisen in andere Länder nicht meinen Vorstellungen von einem ‚schönen Erlebnis’ entsprachen. Zu unverbindlich der Kontakt zu anderen Reisenden, zu entbehrungsreich das Leben mit den finanziellen Mitteln einer Hilfsarbeiterin. Endgültig geheilt von meiner Begeisterung (und ich muss zugeben, zu Anfang schwang durchaus auch Neid auf dieses Leben mit) wurde ich dann, als an eines Abends im Biergarten fragte „... und, was hast du auf dieser Reise gesehen?“ Als Antwort streckte Sie mir ihr fast leeres Bierglas entgegen, hielt es mir unter die Nase und sagte: „Sie da hinein, dann siehst, du, was ich dort gesehen habe.“ Wenn das Glas wenigstens noch voll gewesen wäre... Wenn ich so darüber nachdenke, kenne ich eigentlich recht viele Menschen, die gerne reisen, sich immer neue Ziele suchen und weder Kosten noch Mühen scheuen, um diese dann zu erreichen. Was mich wahnsinnig macht, ist die Tatsache, dass oftmals zwei parallele Leben geführt werden: das normale, tägliche und unwichtige Leben und das richtige, abenteuerliche Leben unterwegs, zu den vermeintlich schönsten Plätzen der Welt. Der gleiche Typ, der eben noch einen Klappstuhl (!) nicht heben kann, weil er was am Rücken hat, war doch im letzten Jahr für zwei Monate in Indien auf Trekkingtour. Und die andere liebe Freundin schwört sonst auf reine Homöopathie und lässt sich aber gerade für eine Afrikareise impfen wie verrückt. Das kann doch nicht gesund sein – oder? Im Radio wird man seit Anfang des Jahres rund um die Uhr mit Werbung für die nächste Urlaubssaison penetriert. Wichtig ist schon nicht mehr wohin es geht – das kann man ohne seinen Reiseveranstalter sowieso nicht sagen. Vielleicht merkt man ja schon gar nicht mehr an welchem Mittelmeerstrand man sich den Pelz verbrennt und wo genau das reichhaltige internationale Buffet gefüllt wird, weil es doch überall gleich ist. Die Schlagworte Sonne, Strand, Meer und Palmen ziehen scheinbar noch immer. Dass viele Menschen – nicht erst seit Hartz IV – selbst die superbillig Schnäppchen mit dem Neckermannfrühbucherrabatt nur auf Pump bezahlen können, wird verschwiegen. Die schönste Zeit des Jahres kann einfach nicht zu Hause verbracht werden – was würden denn die Leute sagen? Wenn man über das Reisen schreibt, muss man sich natürlich die Frage gefallen lassen, ob man selbst reist und wie man das tut. Um die Wahrheit zu sagen, ich reise sogar gerne. Und ich war schon viel in dieser Welt unterwegs. Meine Liste der Orte, die ich in meinem Leben auf jeden Fall einmal gesehen haben wollte, ist schon ziemlich abgearbeitet. Trekking in Island, Städtetrip nach New York, Familienleben in Japan – erledigt. Noch immer löse ich mich vor Reisefieber fast auf, bevor es wieder losgehen soll. Aber meine Prioritäten haben sich verschoben. Ich habe begriffen, dass die Reise noch so weit gehen kann, eines ändert sich nicht: man nimmt sich selbst mit. Der Reiz des Neuen lässt sich auch in der Eifel oder in Mecklenburg erleben und Glück im eigenen Wohnzimmer oder der Stadt, in der man schon seit 30 Jahren lebt. Wenn man das begriffen hat, kann es ruhig auch mal ans andere Ende der Welt gehen. Es muss aber nicht, denn ich kann zu Hause genauso schön, schlau und glücklich sein, wie an jedem anderen Ort.
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das Aber
Meine Pumps tun mir weh, doch ich geh weiter. Eisern. Schluchzend. Vielleicht lenkt der Schmerz an meinen Füßen von dem in meinem Herzen ab.
"Weißt du, ein einziger Satz. Dann wär alles nicht so schlimm, aber nicht mal dazu hast du die Eier und du hast keine Ahnung,wie scheiße das für mich ist!" Ich gehe die 2 Kilometer von der Dorfdisco die wir alle nur betrunken ertragen allein nach Hause. Ich bin gegangen ohne mich zu verabschieden, weil ich die Tränen schon nichtmehr zurück halten konnte. "und dann heulst du wieder rum , dass du der Arsch bist. Ja frag dich mal warum. Echt, fick dich einfach und lass mich in ruhe.Idiot." Zu mir hast du gesagt du magst mich. du magst mich sehr sehr sehr gern. Und als ich in deinem Bett lag hast du dich immer an mich gekuschelt. " ich seh wie sehr du mich magst, deswegen renn ich auch grad allein irgendwo rum und komm nicht klar" Fuck. wo bin ich eigentlich?Irgendwie steh ich in einer Wiese und seh NICHTS. Weil es 3 Uhr morgens ist und ich weine. Weil ich allein bin und dir eine SMS schreibe, die dir weh tun soll, so wie du mir weh tust. " ich kann gar nicht sagen ... fick dich einfach...." Du hast gesagt du magst mich. Doch du hast das Aber vergessen. Und dann war sie plötzlich da, das ABER. Deine Ex. Und ich war Luft.
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Schmerzhafte Erinnerungen
Nur allzu gern würde ich die Zeit zurückdrehen...
Nur allzu gern würde ich die Zeit zurückdrehen, um den Schmerz nocheinmal zu spüren, um dieses süße, leichte und einfache Stechen zu empfinden, das mich damals am Leben hielt, damals, als er ging und alles noch gut war. Oder das klirrende Geräusch noch mal hören, als ich ihre Worte las und mein Herz mir aus der Brust auf den Boden fiel und zersprang. Als das laute Schluchzen die Nacht aufweckte und mir die Luft abschnürrte, meinen Brustkorb zusammendrückte, als wollte es den letzten Atemzug dazu zwingen meinen Körper zu verlassen. Alles würde ich tun, alles durchstehen nur um diesen Moment hier nicht fühlen zu müssen. Nur um dich nicht hier zu sehen. Nur um hier nicht hilflos, gefesselt von mir selbst, zu sitzen und nichts tun zu können. Um mich selbst nicht daran zu hindern dich zu berühren, dir zu signalisieren, dass ich einfach da bin, dass es mir genauso geht, dass ich dich liebe. Doch ich kann es nicht, ich komme nicht an mir vorbei. Als er ging, als er endgültig weg war, war er erst richtig da. Tag für Tag und Nacht für Nacht verlor ich mich selbst, als ich diesen leeren Raum eingeschlossen von vier Wänden betrat und wieder der gleiche Film in meinem Kopf ablief. Ich projezierte meine Erinnerungen auf die leere Couch und sah uns zu. Ich hörte seine Worte, antwortete ihm... Ich fühlte seine Finger in meinen Haaren und in den Gängen konnte ich ihn riechen. Manchmal lief ich dem Duft hinterher und suchte ihn, bis ich feststellte, dass es wieder nur eine Illusion war. Doch jeden Tag hat er mich begleitet und nicht selten habe ich in meinem Kopf mit ihm gesprochen... ihm erzählt wie mein Tag war, als wäre er wirklich noch da. Und als sie beschloss sich nicht zu binden und einfach weiter so zu leben, wie vor mir, als die wenigen unglaublichen Wochen vorbei waren, in denen ich schwebend durch den Tag ging, landete ich unsanft auf dem harten Betonboden, vor dem Haus meiner Eltern. Ich las ihre Nachricht, ihre Worte, zu welchen ich sie gezwungen hatte und verlor jegliche Kontrolle über mich. Und plötzlich verließen verzweifelte, bittere Tränen meine Augen und kullerten großzügig über meine Wangen. Und doch wusste ich, dass es nicht so enden konnte, nicht so enden durfte und dass ich es nicht zulassen würde diesen Menschen einfach so gehen zu lassen, getrieben von der Angst verlassen zu werden...
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Michael_Ebert
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Was ist der lustigste Film aller Zeiten?
Michael "Bully" Herbig sagt: "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" – und du?
Eine schwierige Frage. Bully (siehe das Porträt in NEON 07/08, 2004) mag den Schieß-mich-tot-Verarsche-Humor der Zucker-Brüder, die auch "Die nackte Kanone" isn Kino gebracht haben oder zuletzt "Scary Movie 3". Man sieht es seinen Filmen an, sowohl "Erkan und Stefan", "Der Schuh des Manitu" als auch sein neuer Kino-Film "(T)Raumschiff Surprise – Periode 1" atmen den selben schrulligen Humor. Grundsätzlich wird die Kunst, einen lusitgen Film zu machen, furchtbar unterschätzt … Bully sagt zurecht, dass es sehr einfach ist, Menschen im Kino zu erschrecken – aber dass es sehr schwierig ist, sie zum lachen zu bringen. Längst hätte Jim Carrey einen Oscar kriegen müssen. Nur als Beispiel. Ich mag ja "American Pie" … muss ich zugeben … genauso gern wie Woody-Allen-Filme – "Harry außer sich" gehört bestimmt zum lustigsten, was ich in meinem Leben gesehen habe. Meine Top 3, nach langem Nachdenken: 1. "Das Leben des Brian" 2. "Harry außer sich" 3. "Die Nackte Kanone" (erster Teil) Ok, ich hab die Hosen runter gelassen. Und was sind Eure Top 3? "Wichtige Links zu diesem Text" Eine sensationelle Bibliothek aller Filme.
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Und schon wieder keine Punkte.
Wie Frauen die Stimmung unter Männern in Tipprunden zerstören. Bitte geliebte Frauen: Gebt uns unsere Ehre zurück!
Ich kann es mir einfach nicht anders erklären: Seit 2006-und dabei denke ich nicht an meinen 18. Geburtstag-erfasst gefühlt jeden 2 in meinem Umkreis ein Fieber. Ein sehr gefährliches sogar, betrachtet man dabei die dadurch bereits zerbrochenen Freundschaften. Angefangen hat es alles vor mittlerweile 6 Jahren, als 'Schweini', 'Poldi' und von mir aus auch 'Lamhi' uns verzauberten. Eine super WM spielten; Menschen zusammenbrachten, Deutschland Fahnen die Straßen in Schwarz-Rot-Gold tauchten und uns tippen ließen... ...auch wenn der letzte Punkt der am unspektakülärste zu scheinen mag:   Dieser stellt die Schattenseite des "Sommermärchens" dar. Es ist unter den hormon gesteurten Männern ein beinahe lebensfremdes Verhalten zu beobachten: Geld was nicht vorhanden ist kommt in Schuhkarton - fest vertapet, damit auch ja kein Geld mehr raus kann, was einnmal den Weg rein gefunden hat. Es bilden sich Expertengruppen und auf einmal weiss jeder besser Bescheid und möchte sich am liebsten "Netzer und Delling" nennen. Schade nur, dass wir die Rechnung ohne die heissgeliebten und in Hinsicht auf den Fußball, absolut unterschätzen Frauen gemacht haben. Immer, und damit meine ich immer, stellt mindestens ein Freund die Frage:"Kann meine Freundin auch mittippen?","Klar! 10€ mehr für unseren Männerabend!" ... Wer den Fehler findet, darf ihn gerne behalten. Fakt ist: Kein Abend wurde über das Geld der Frauen finanziert. Zumindestens keine auf dem es kein "Asti" oder "Martini Dioro"gab. Es scheint sich "ausgenetztert" zu haben wenn Frauen ihre Finger mit im (Tipp-) Spiel haben. Mögen Sie auch noch so oft behaupten, dass sie Fußball nur peripher interessiere oder das sie es nur gucken weil der Gomez so ein "heisser Typ" ist: ihre Fähigkeit Spiele besser tippen zu können als wir Männer es tun, schein übernatürlich. Beinahe Supranaturalistisch. Zuckende Schultern und Ratlosigkeit auf der einen und klatschende und "Wuhuuuende" Beifälle auf der anderen Seite. Ich bin mir sicher, dass da mehr hinter steckt als willkürliches Raten oder absolute Ahnungslosigkeit: Aber was ist es genau? Sind es Statistiken die uns Männer Blind machen? Haben Frauen einfach das bessere Gefühl für Zahlen? Oder ist es einfach nur Glück? Ich bin auf noch keine Studie gestoßen, werde das Phänomen auch im Jahr 2012 nicht verstehen, rufe zu einer Aufklärung seitens der Frauen auf und schaue auf die Tipp Tabelle: Saksia führt vor Julia und Nadine. Prost Männer! Tags: Fußball-EM, Männer über Frauen, Männer und Frauen, Phänomen
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Der Herbst kommt nach dem Sommer
Deine Reise ist vorbei. Das Gefühl von Freiheit hat ein tiefes Loch in deinem Herzen hinterlassen und alles was dir bleibt, sind Erinnerungen.
Ich sitze am Fenster. Es ist Sonntagmorgen und es regnet. Dichter Nebel kommt auf und die Blätter sind gefallen. Es ist November. Der Herbst kommt nach dem Sommer. Das ist keine Bewertung, das ist ein Fakt. Ich stehe auf, werfe einen letzten Blick zum Fenster und nehme meinen Rucksack, der seit 6 Wochen in meinem Zimmer liegt. Ich gehe auf den Balkon und schüttle ihn aus. Heraus fallen Sand und Erinnerungen. Beides sind Anhäufungen des Sommers. Ein paar Sandkörner fallen auf meine Füße. Nur leider nicht genug, sie prallen ab und bleiben nicht liegen. Sie fallen herunter, 5 Meter und liegen da unten wie vergessene Kinder. Der Sommer ist vorbei. Was mir bleibt, sind die Erinnerungen. Doch zusammen mit den Sandkörnen fallen auch sie herunter, 5 Meter und liegen da unten wie vergessene Kinder. Doch sie sind alles, was mir vom Sommer bleibt. Erinnerungen sind nicht schlecht. Nein, sie sind das Beste, was mir passieren kann. Sie lassen mich weitergehen. Die Sonne fühlen, wenn ich mich durch dichten Nebel kämpfe. Den Ozean an den Zehen spüren, wenn ich stolpere. Wir standen auf den höchsten Bergen, schwammen durch die weitesten Ozeane, immer die Sonne im Rücken. Von Herzen glücklich. Wir waren angekommen. Leben war kein Hobby. Das Leben fand statt, direkt vor unseren Füßen. Wir lebten in der Gegenwart. Die Sterne über unseren Köpfen, die Realität unter unseren nackten Füßen. Es war kein Traum und gleichzeitig war es ein Traum. Ein Traum, ohne Erwachen. Kein Albtraum. Der Sommer ist mein Symbol für Unendlichkeit – er malt die Freiheit fernab vom Alltag und von vorgeplanten Lebenswegen. Aber irgendwann kam das Erwachen. Dichter Nebel kommt auf und die Blätter fallen. Der Herbst kommt nach dem Sommer. Das ist eine Bewertung, das ist kein Fakt. Deine Reise ist vorbei. Du musst zurück, zurück in den Alltag. Das Gefühl von Freiheit, das sich in dein Herz eingenistet hat, wird herausgerissen. In dem Loch breitet sich nun das Fernweh aus. Doch so schwer mir der Herbst am Anfang auch erscheint, irgendwie schaffe ich es. Mein Herz schlägt weiter. Ich stelle fest, dass die Freiheit kein Loch hinterlassen hat, sondern nur eine Platzwunde. Doch ich klebe kein Pflaster darauf, ich will die Freiheit nicht ersticken. Die Wunde erinnert mich daran, dass ich jederzeit frei sein kann, wann auch immer ich will. Und so gehe ich weiter. Erinnerungen bleiben Erinnerungen. Ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern Jetzt und Hier. Ich trage den Sommer in meinem Herzen. Es ist nicht vorbei, es ist unendlich. Ich setze mich nicht ans Fenster, ich gehe raus, in den Nebel. Und stelle fest, dass der Nebel plötzlich nicht mehr so dicht ist. Der Herbst kommt nach dem Sommer. Das ist keine Bewertung, das ist ein Fakt. Tags: Reiselust, Freiheitsgefühl, Alltag, sommer, Herbst, freiheit, Erinnerungen, Melancholie
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Weihnachtsfeier
falsche Party
Ronnie stapft durch den Schnee nach Hause. Er kommt von Mario, einem Arbeitskollegen, Marios Frau hat ihren Gatten mit diesem christlichen Quatsch Weihnachten so versaut, dass Mario ihn um sechs Uhr bat bitte nach Hause zu gehen, weil jetzt Bescherung wäre und er und die Familie Weihnachten feiern wolle. Ronnie war natürlich empört darüber, dass er, ein Freund der Familie, bzw. ein Freund von Mario, so mir nichts, dir nichts, nachdem er die halbe Weihnachtsgans der Breuers verspeist und den Bier und Schnapsvorrat für die Feiertage erheblich dezimiert hatte, jetzt so einfach vor die Tür gesetzt wurde. Wo war da die sozialistische bzw. die christliche Solidarität? Nicht einmal den sozialistischen Brudergruß hatte Mario erwidert, als sie sich lauthals verabschiedeten. Vielleicht hätte Ronnie den Mittelfinger in der grüßenden Völkerfaust drinlassen sollen? „Ach leckt mich doch!“ War sein abschließender Weihnachtskommentar als er die Treppen des Mietshauses hinunter polterte, misstrauische Augen aus Tür- Rahmenspalten glupschten, und ihn die mit Bratensaft und Spätzle verzierten Mäuler zur Besinnlichkeit aufforderten. Vor dem Haus ruft Ronnie in die dunkel gedämmerten Häuserschluchten der Stadt hinein: „Ihr Gottverdammten Spätzlesfresser, steckt euch eurer Weihnachten in euer Ärschle !“ Zu seinem Ärger mischt sich in den Nachhall „Sille Nacht, heilige Nacht, …“ Laut gegen die abendlich, weihnachtlichen Gesänge ansingend schwankt er nach Hause „Auferstanden aus Ruinen…“ Leider muss er Mario als einen, zum Westen übergelaufenen Verräter einstufen, deshalb dreht Ronnie noch einmal zur Ausgangsstätte seiner miesen Weihnachtsstimmung zurück und pinkelt an die reaktionäre Gemeinschaftshaustüre. „…die Internationale erkämpft das Menschrecht!“ grölend. Aber diese Feiglinge verstecken sich hinter ihren Krippen und Weihnachtsbäumen, hinter Akkordeongequetsch und Klaviergeklimper. Aus Angst sie könnten Punsch oder Kindersekt auf ihn herabschütten beginnt er mit dem taktischen Rückzug. Ihn schmerzt, dass Mario so von diesem Kapitalistensystem korrumpiert ist und vor dem Chef kuscht wegen Weihnachtsgeld, Weihnachtsgeschenken und Jahresgratifikation. Mario mag sogar seine schwäbischen Kollegen und solch kommerzielle Unsitten, wie Weihnachten, igitt, spuckt Ronnie aus „Ich kann auch alleine Feiern, ich bin meine eigene Autonomie!“ Auto, ein Taxi wär jetzt nicht schlecht, aber das zahlt diese asoziale Stützte nicht, flucht er erneut auf dieses Verbrecherdeutschland und trauert um seinen verlorengegangenen Arbeiter-, Bauern- und Ronnie-Staat. Er wohnt, zu seiner Freude, in einer Wohnanlage der ehemaligen amerikanischen Besatzer. Die Amerikaner sind wegen der Expansion der Ostdeutschen bis über den Teich zurückgewichen, den Teich Atlantik bis nach Amerika und den Teich Mittelmeer bis ins persische Meer um sich mit einem schwachen Saddam Husein zu messen und nicht mit ihm, Ronnie, der roten Flut. Diese Wohnkaserne war taktisch gut geplant, am Rande der Stadt und mit dem Stadtfriedhof von diesem Stadtrand hermetisch getrennt. Und nur durch zwei Straßen in weiten Bögen um den Friedhof zu erreichen. Bewegte sich jemand des Nachts von diesem Friedhof auf friedlich schlummernde und von Janet Jacksons gepiercter Brust träumende GI Familien zu, so durfte ohne Vorwarnung geschossen werden, denn entweder waren es RAF-Sympartisanen, Mujaheddin-Mörder-Meuten oder Zombiezausel. Des Morgens hatten sich die Zombiezausel stets in ihre ursprüngliche Lebensform zurückverwandelt und waren nun tote Alkoholleichen oder verirrte Schlafwandler die nun im ewigen Schlaf wandelten oder Grufteenies voller Todessehnsucht, die in dieser Nacht nicht enttäuscht wurden. Für die langen Umwege in der Dunkelheit ist Ronnie viel zu ungläubig, er glaubt nicht an Weihnachtsengel und heilige Geister oder an eine Friedhofsordnung, warum soll er an Totenruhe und sonstige Geister oder freilaufende Gerippe glauben? Für ihn ist der Weg mitten hindurch durch das finstere Gräberfeld die einzig ehrenvolle Möglichkeit. Das Eisengittertor ist abgesperrt und mit einer Stahlkette verstärkt. Aber die hohe Friedhofsmauer erobert Ronnie im fünften Anlauf, nachdem sein Bein endlich einmal nicht von dem Baumstumpf abrutscht, von dem er die Maueroberkante ohne Mühe erfassen und sich hochstrampeln kann. Er, Ronnie, der Mann der bereits den Osten vor dem Westen am imperialen Schutzwall verteidigte, fühlt sich wie dereinst auf seinem Grenzwachturm, erhaben über alle Elemente, außer Orkanstärke 8 (da fielen die Dinger um). Und er ruft, sich an seinen ersten Kinobesuch im Westen erinnernd: „Ich bin der König der Welt!“ Und das Echo zollt ihm Beifall. Dann springt er todesverachtend von der Mauer in einen weichen, weißen Berg. Sein Gewicht wird vom Schnee und den darunter liegenden Trauerkränzen und Blumengebinden abgefedert. Er ist auf der Halde des Friedhofs gelandet. Er robbt sich fluchend und schimpfend aus dem Berg Unrat (nicht Ararat) und muss sich erst einmal neu orientieren, in welche Richtung seine Behausung liegt. „Könnten sie etwas leiser sein?“ Er schreckt herum, ein Friedhofsbediensteter in seiner schwarzen, schweren, gerippten Cort- Jacke und Hose, mit der Mütze mit dem Kreuz in der Mitte, hager, groß. Ein Friedhofsangestellter? An Weihnachten? Um diese Zeit? „War denn nicht abgeschlossen?“ Erst als die dunkle Gestalt mit dem kalkbleichen Antlitz diese Frage wiederholt bekommt Ronnie wieder Blut ins Gesicht und ins Hirn: „Nein!“ lügt er „Nein, ich wollte gerade einen Verwandten besuchen, einen Weihnachtsbesuch. Wenn es abgeschlossen wäre, wär ich ja nicht hereingekommen!“ Scheinbar schließt sich der Friedhofsarbeiter seiner Logik an: „Wen suchen se denn?“ Endlich , denkt Ronnie, endlich einer der kein so geschissenes Schwäbisch spricht „Ulmer, ich suche einen Herrn Ulmer, muss in…“ überlegt in welche Richtung er wohnt „.muss in dieser Richtung am Rand des Friedhofs liegen.“ Ulmer ist einer der wenigen Namen von denen er sicher weiß, dass es den hier gibt. „In dieser Richtung?“ der Friedhofsangestellte grübelt und ihm fällt was ein: „Ja, doch da gibt es einen Ulmer. Und den wollen sie sprechen?“ das hörte sich für Ronnie an, als könnte der Typ ihm eine Privataudienz mit Herrn Ulmer ermöglichen und deshalb bestätigt er lachend. „Na dann, folgen sie mir.“ Ronnie geht dem Kerl hinterher. Während sie laufen, sie haben Zeit - der Friedhof ist groß, redet der Dunkle auf ihn ein. „Haben sie eine schlechte Zeit ausgesucht. Wissen sie, wir haben hier Weihnachtsfeier.“ Aha, deshalb hielt sich der Typ hier auf, der war wahrscheinlich gerade pinkeln als ihm Ronnie begegnete? „Weiß nicht ob Herr Ulmer zuhause ist, nein ich glaube nicht.“ Er ändert scharf seine Richtung nach links, Ronnie folgt ihm nicht länger, sondern schleicht geradewegs auf sein Ziel zu, dem anderen Ende des Friedhofs, um schnell über die Friedhofsmauer auf die andere Seite zu verschwinden. Gerade als er die letzte Grabreihe erreicht und Anlauf für die Mauer nehmen will, hört er: „Ich sagte doch, der Ulmer ist nicht hier!“ Der Friedhofstyp zeigt auf einen moosigen Grabstein, der sich gerade im Mondlicht zu erkennen gibt: Richard Ulmer x 7.9.1803 – t 2. 2. 1879. „Kommen se mit, ist ein schönes Fest, wird ihnen gefallen.“ Ronnie, gerade aus einer anderen Weihnachtsfeier ausgeladen, freut sich über eine Einladung zur nächsten Weihnachtsfeier. Ihm war eingefallen, dass seine Alkoholbestände nicht mehr bestanden. Neugierig folgt er dem Gräberkenner. Auf einer erhellten Anhöhe sieht er viele hunderte Gestalten, diese Personen sitzen rings umher auf Gräbern und Grabsteinen, auf den Parkbänken und im Matsch, als würde ihnen die Kälte und die Nässe nichts ausmachen. Sie sind alle kreisförmig um das Kriegerdenkmal versammelt, auf dem ein mächtiger, knöchriger Engel sitzt, der seine Gebeine baumeln lässt, während er mit brummig, tiefer Stimme die Weihnachtsgeschichte erzählt: „Es begab sich zu der Zeit, dass ein Gebot des Herrn ausging, dass alle Welt erwachet sei, die Geburt seines Sohnes zu feiern. Und es waren gar viele Tote auf dem Felde und unter den Hügeln. Sei hüteten ihre Ruhe. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie.“ Ronnie bemerkt jetzt, dass nirgends Lichter oder Laternen oder Fackeln aufgestellt sind, dieser Ort ist erleuchtet, als würde der Mond alle seine Helligkeit bündeln und auf diese Fleckchen Erde hinab werfen. „Sie fürchteten um ihre Ruhe, aber der Engel des Herrn sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkünde euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, und er thront über euch allen. Und dies bekommt ihr als Zeichen: Ihr werdet eingewickelt und zurück in eure Gräber gelegt.“ Plötzlich, als würde der schwarze Nachthimmel in Fetzten zerreißen, flattern schwarze Gestalten herab und packen die Zuhörer und raunen ihnen zu: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede in deinem Herzen und dir Hoffnung und Wohlgefallen.“ Die Anhöhe ist leer, niemand, nicht einmal der Friedhofsarbeiter ist da, nur der finstere Engel und Ronnie starren sich an. Der Engel springt katzenweich von dem Mahnmal mit den eingemeißelten Namen tausender Gefallener. Er richtet sich auf und ist so groß, dass Ronnie zu ihm hinaufschauen muss, weil sein Kopf gerade einmal bis zu dessen bleicher Hüftpfanne reicht. Der Engel des Todes nimmt seine mächtige Sense, die gegen eine alte Eiche lehnt, und beendet die Weihnachtsfeier.
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Die Macht der Gedanken
... und wenn du lachst, dann
Ich denke an dich. Ich hoffe, es geht dir gut. Ich hoffe, dass alles so klappt, wie du es dir erträumst. Ich versuche mir vorzustellen, was du wohl gerade tust. Ich wünsche mir, dass deine Augen dabei strahlen und das dein Herz lacht. Und das schönste wäre, wenn du laut lachen würdest. Und die Sonne lacht mit dir. Und jedes mal wenn du weinst, regnet es, wenn du unentschlossen bist, ist es windig und wenn es dir schlecht geht, zieht ein Sturm herbei. Wenn du betrübt bist, ist der Himmel voller dunkler Wolken und wenn du Kritik und Unglück ertragen musst, hagelt es. Wenn du schlecht träumst, erwacht alles im eisigkalten Morgentau. Wenn du dich leer und einsam fühlst, bedeckt Schnee alles mit Gleichgültigkeit. Und manchmal kommt es dir vor, als würde sich alles gegen dich wenden. Doch die Welt fühlt und leidet mit dir. Denn wenn du vor Freude weinst, regnet es und du läufst glücklich durch den Regen. Wenn du Sorgen hast, kommt ein starker Wind und vertreibt sie, wenn dir jemand böses antun will, eilt ein Sturm herbei und beschützt dich. Wenn du verzweifelst bist und nicht weiter weißt, verdecken Wolken deinen Zweifel und du siehst die Hoffnung als Lichtstrahl durch die Wolken hindurch. Wenn du unentschlossen bist, hilft dir der Hagel dich zu entscheiden und Schutz zu suchen. Wenn du unruhig bist und dir die Welt hässlich vorkommt, bedeckt der Schnee die Erde mit seinem wunderschönen Umhang und alles ist friedlich und ruhig. Denn die Welt fühlt mit dir und wenn du lachst, dann strahlt die Sonne.
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Wir haben ein Verfallsdatum
Bald sind wir abgelaufene Ware. Ich will uns nur noch nicht aufgeben, obwohl ich weiß, dass es nicht mehr besser wird.
Genau das war heute mein Gedanke, als du meinen Freunden die Welt erklärt hast und sie es mit Nachsicht abgenickt haben. In dem Moment habe ich eingesehen, das war wohl schon immer so. Wahrscheinlich haben sie lange vor mir gesehen, welche deine größten Macken sind. Aber sie waren verständnisvoll und haben mir meine Scheuklappen gelassen. Heute war alles anders. Wie du mit ihnen umgegangen bist, mit mir umgegangen bist. Wie du deine Meinung in den Mittelpunkt stellst und dich gleich mit dazu. Früher habe ich das bewundert. Ein Mann, der sagt, was er denkt, der auch mal provoziert und sich nicht vor Konfrontationen scheut. Und genau das ist es, was mich nun zum Nachdenken anregt, ob wir denn noch passen. Uns ich komme zu dem Schluss: wir haben ein Verfallsdatum. Ich habe es das erste Mal gemerkt, als du wie so oft wie selbstverständlich von unserer gemeinsamen Zukunft sprachst und es sich zum erstem Mal falsch anfühlte. Zum ersten Mal konnte ich mir nicht mehr vorstellen mit dir zusammen zu sein, in eine größere Wohnung zu ziehen und mit dir jeden Abend am Esstisch über unseren Tag zu reden. Ich habe mir das erste Mal eine Zukunft ohne dich vorgestellt und ich muss sagen, das war ein befreiendes Gefühl. Ich habe seit langem wieder richtig Luft bekommen. Ich erzählte meinen Freunden heute Abend von dem Auto, das ich mir vielleicht kaufen würde: ein kleines Einfaches, ohne viel PS oder Schnickschnack. Eins, an dem man nicht viel kaputt machen kann und sich nicht wegen Kratzern oder Parklücken sorgen muss. Und du fielst mir ins Wort und sagtest, dass wir sowas nicht kaufen, sondern einen Audi. Weil das qualitativ hochwertiger sei und in Deutschland zusammengebaut würde. Warst du wirklich schon immer so? Du bist noch immer ein grandioser Mensch, aber vielleicht bist du das nicht mehr für mich. Wo wir schon beim Auto waren: ich glaube, der Lack ist ab. Ich kann jetzt hinter die Fassade sehen, sehe genau wie du tickst und bin auf dem Boden der Tatsachen angelangt. Ich wollte, ich wäre einer meiner Freunde, dann könnte ich drüber stehen, lächern und am Ende des Abends nach hause gehen. Aber ich kann nicht. Wir haben ein Verfallsdatum. Bald sind wir abgelaufene Ware, ich will uns nur noch nicht aufgeben, obwohl ich weiß, dass es nicht mehr besser wird.
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BamSuddenly
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Frühstück im Bahnhof
Beobachtungen
Jeder hetzt, muss irgendwo hin, mir ist es fast peinlich, wie entspannt ich bin. Die wenigen, die sich Zeit nehmen zu sein, riechen nach Schnaps oder haben nur ein Bein. An dem Wort "Gesellschaftskritiker" würden sie sich wahrscheinlich verschlucken, zu tief im Rausch, um zu merken, dass manche auf sie spucken. Zwei ältere Damen erkennen sich wieder, singen einander melodielose Loblieder. Ich frage mich, woher man sich kennt, wenn man sich nicht beim Namen, sondern "Sie" nennt. Dem Gespräch ist es scheinbar egal, immerhin stehen die beiden schon ein Weilchen da. Genauso lang steht vor mir schon das Essen, so gedankenverloren, hätte ich es fast vergessen. Und während ich den ersten Bissen zu mir nehme, irritiert es mich, dass ich andere bereits beim Mittag sehe. Die Zeit frei einteil'n, das muss ein Stück Freiheit sein...
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sehen
gesellschaft
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bluescherox
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Die Macht der Unentschlossenheit
Kennt das nicht jeder von uns? Wir stehen vor einem neuen Ereignis in unserem Leben und fragen uns, was das richtige ist.
Jeder kennt dieses Gefühl. Man steht vor einer wichtigen Entscheidung und versucht, das RICHTIGE zu tun. Sei es im Job, in der Liebe oder der Wahl des Studienganges. Soll ich jetzt BWL studieren? Oder doch lieber Biologie? Wie sehe ich mich in 10 Jahren? Was passiert, wenn ich scheitere? Was ist das richtige? Worin der Sinn des Lebens? Genau diese Fragen stelle ich mir. Ich bin 21 und habe über den zweiten Bildungsweg mein Fachabitur nachgeholt. Nun stellen sich einen viele Fragen. Ich wusste schon immer, dass einem die Welt offen steht, wenn man nur die richtigen Noten hat. Doch was sagen Noten über einen Menschen aus? Verfügt ein durchschnittlicher Schüler, der keine 1,0 hat über weniger Ehrgeiz als einer mit der entsprechenden Zahl im Zeugnis? Macht es aus Ihm einen Menschen der zweiten Klasse, nur weil er nicht die perfekten Noten hat? Ich hab keine 1 vor dem Komma und überlege. Es ist schwer, sich selbst seine Zukunft zu gestalten. Tausende Dinge schwirren durch den Kopf und jede Entscheidung will gut durchdacht sein. Wann sehe ich, dass ich das richtige mache? Aus Angst, etwas falsches zu machen, bleibt man oft Unentschlossen. So wie bei mir. Ich hatte Bürokaufmann in einem mittelgroßen Unternehmen gelernt und anschließend bin ich sogar übernommen worden. Aus eigenem Anlass hin kündigte ich, um mein Abitur nach zu holen. Prinzipiell keine schlechte Entscheidung, denke ich mir. Doch die Einkäuferstelle, die vorher bestetzt war, wäre nun frei. Rückwirkend stelle ich mir die Frage, was wäre wenn ... ich doch nicht gekündigt hätte? War das die richtige Entscheidung? Nun sind die Sommerferien. Es ist wenig zu tun und wieder ist viel Zeit, um nach zu denken. Früher wollte ich Wirtschaftspädagogik studieren. Heute bin ich für die 13. Klasse eingeschrieben (für's allgemeine Abitur) und gleichzeitig für BWL an der FH. Ich bin hin und hergerissen und kann mir nicht erklären, was das richtige ist. Die Unentschlossenheit übt eine solche demonstrative Macht auf mich aus, dass ich träge bin. Nicht fähig, Entscheidungen zu treffen. Nicht fähig, sich für etwas endgültig zu beschließen. Man wartet auf eindeutige Zeichen. Ein Laster dieser Generation. Deshalb sei gesagt: Es gibt keine Zeichen. Löse dich von der Trägheit und werde aktiv. Höre auf dein Inneres und fälle Entscheidungen. Ich werde ab Oktober BWL im dualen System studieren. Ob es das richtige ist, weiß ich nicht. Doch ich habe den Schritt gewagt und mich entschieden. Und wenn es die falsche ist? Na und, irren ist menschlich! Tags: unentschlossen, Berufswahl, Studium, Irrtum
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summerbird85
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Musikgeschmack lässt Rückschlüsse auf das Dating Verhalten eines Menschen zu?
Studien begeistern mich. Sie haben so etwas Wissenschaftliches an sich und werden meist von Professoren an Universitäten erstellt.
Aber manchmal eben auch von den Machern von Flirt- und Dating-Portalen. Und dann kommen mir natürlich Zweifel am Wahrheitsgehalt. Eine Musikdating-Plattform aus den USA namens tastebuds hatte einmal ihre Nutzer gefragt: „Wie weit würdet ihr beim ersten Date gehen?“ Angekreuzt werden konnte eine von drei Antwortvorgaben: 1. Nur reden, 2. Küssen wäre nicht schlecht, 3. Nichts gegen Sex beim ersten Date. 400 Nutzer beteiligten sich an der Umfrage. In Deutschland kam das Ergebnis als Studie aus den USA an und stellte die ungeheuerliche These auf, dass Nirwana-Fans leicht schon beim ersten Treffen ins Bett zu kriegen seien, während Coldplay-Fans sich diesbezüglich als ziemlich stur erweisen sollen. Pink Floyd-Fans bildeten das Tabellenende der Sexwilligen, Radiohead-Fans das Ende der „Niemals-Sex-beim-ersten-Date-Fraktion“. Rihanna und die Beatles lagen irgendwo dazwischen. Da stellte sich mir natürlich gleich die Frage, wie ich dieses Wissen gewinnbringend verwenden könnte. Ich frage mein nächstes Date also: „Und? Was hörst du so für Musik?“ Und wenn sie sagt, ich höre gern The Rat Pack, dann weiß ich genau über sie Bescheid. Zu den Rat Packs gehörten vorwiegend Leute wie Frank Sinatra, Sammy Davis Jr. und Dean Martin, also versoffene aber geniale Entertainer, die schon lange tot sind. Das lässt auf eine Dame konservativer Prägung mit einem Hang zum Außergewöhnlichen schließen. Solche Frauen kann man immer dann überzeugen, wenn man gentlemanlike und zuvorkommend ist, dabei aber einen Hauch von Verruchtheit an den Tag legt. Spießigkeit und Langeweile sind tödlich. Ob ich sie beim ersten Date durch das Ausführen ins Pariser Maxime ins Bett kriegen würde? Vermutlich nicht. Denn das würde mein Budget sprengen. Sicherheit wird aber bei solchen Frauen auch großgeschrieben. Wenn ich meine letzte Kohle für ein fulminantes erstes Date verbrate, werde ich kaum Chancen haben. The Rat Pack ist natürlich eine dankbare Antwort auf die Frage nach dem Musikgeschmack. Was ist, wenn mein erstes Date Bands wie Jane Birkin, Tom Waits, Radiohead, Nouvelle Vague und The Velvet Underground als ihre musikalischen Favoriten nennt? Wie soll ich aus dieser Mischung aus Chanson, Blues, Experimenteller Musik, Jazz, Alternative Rock, New Wave und Protopunk schlau werden? Oder wenn sie Queen, Manhattan Transfer, Barclay James Harvest, Robbie Williams, Pink und Green Day nennt? Die Mischung aus Glam Rock, Vocalpop mit Jazzelementen, Progressive Rock, Pop und Punk Rock lässt doch lediglich auf überdimensionale Stimmungsschwankungen schließen. Und da fiel mir eine weitere Studie vom Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik ein. Diese besagt, dass zwischen dem verbal geäußerten Musikgeschmack und dem tatsächlichen Musikhörverhalten von Menschen durchaus Unterschiede bestehen können. Einflussfaktoren sind dabei der Gesprächspartner und ob man sich mit diesem verbünden oder sich lieber distanzieren möchte sowie die Funktion, die Musik für den Hörer in einer bestimmten Situation erfüllt. Während klassische Musik eher die intellektuelle Neugier befriedigt, taugen Schlager mehr als „Hintergrundmusik“. Der Musikgeschmack lässt also keine Rückschlüsse auf das Dating Verhalten eines Menschen zu, weil allgemeine Dinge nie Rückschlüsse auf das individuelle Verhalten eines Menschen zulassen. Und was die Frage nach Sex beim ersten Date betrifft, lasse ich mich lieber vom Pragmatismus der Cosmopolitan leiten. Wenn es dazu kommt: Ist doch schön! Wenn es nicht dazu kommt: Auch schön, wenn es wenigstens gute Gespräche gab. Dauert es fünf bis zehn Dates: Warum nicht, wenn es wenigstens schon mal Hautkontakt gab. Danach wird es allerdings stressig. Dann kommen mir Zweifel, die mir suggerieren, dass irgendetwas mit ihr oder mir nicht stimmt. Aber wenn sie meine Traumfrau ist, ist sowieso alles egal. Dann kann sie auch Hansi Hinterseer hören. Oder Rammstein. Beide Musikrichtungen sind nicht mein Fall. Ich bleibe bei Kurt Cobain. Quellen: - http://www.cosmopolitan.de/sex-beim-ersten-date-was-denkt-mann-ueber-eine-frau-die-am-ersten-abend-mit-ihm-ins-bett-geht-76140 - http://www.t-online.de/leben/liebe/id_61810520/studie-so-viele-wollen-sex-beim-ersten-date.html
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herzsprung
"wohnst du hier?", fragte das mädchen mit den irrsinnig langen haaren.
"wohnst du hier?", fragte das mädchen mit den irrsinnig langen haaren. "2 strassen weiter, in dem grünen haus mit roten fensterläden," antwortete ich, "kennst du es?" ich hab mir am kiosk eine flasche wasser gekauft, 0,75 liter, mit der vollen kohlensäurendröhnung. ich war laufen, eigentlich war es viel zu heiss dafür, aber ich fand mich heut morgen mal wieder zu dick und früh am morgen konnte ich mich noch nicht aufraffen. 2 euro steck ich mir immer in die socke, falls ich mir direkt frisches kaltes wasser holen möchte, heute mochte ich. ich gab salvatore den euro, bekam dafür die eiskalte flasche und 15 cent retour, ein faires geschäft. ich setzte mich auf den bordstein und nahm einen großen schluck, der erste schluck ist immer der beste, als wäre es aufs neue immer wieder etwas vollends neues. dann kam das mädchen mit einem wassereis aus dem kiosk. mit den zähnen kaute sie ziemlich routiniert den oberen rand ab, spuckte das unnütze stück plastik auf den boden und setzte sich neben mich. "ja, das kenn ich, ich kenn jedes haus hier, auf jeden fall jedes von der hauptstraße bis zum park." "das sind aber eine menge häuser!" "ja und?" "die kennst du alle?" "klar." "kennst du das haus mit dem großen eisentor zum hof und der katzenoma?" "sicher." "sicher?" "richardstrasse 13, ich find die oma gruselig." die katzenoma läuft immer im kittel rum, schimpft auf alle kinder und hat geschätzt 20 katzen, davon sind mindestens drei immer auf der fensterbank zu sehen. "nicht schlecht, ja ich find sie auch gruselig, komisch, was?" "warum, nur weil ich ein kind und du schon erwachsen bist?" "äh.....ja, schon, ja." "warum denken alle erwachsenen ich habe vor sachen angst, nur weil ich ein kind bin?" "keine ahnung." "ich auch nicht." "willst du noch ein eis, ich hol mir auch eins," fragte ich sie. "nein." "nein?" "sag ich doch." "jedes kind will soviel eis wie es kriegen kann!" "warum denken erwachsene immer........." "ja ja, ich weiss schon, ich hol mir auf jeden fall eins." bevor ich wieder in salvas laden bin sagte sie: "warum warst du laufen?" "äh.....ach ich möchte doch kein eis." sie kicherte. "mein papa läuft auch immer und wenn er zurück ist, isst er doppelt soviel wie sonst." "ich glaub man denkt dann, man hat sich das irgendwie verdient, irgendwie bescheuert, wie heisst du?" "die tochter von den burdenskis." "komischer vorname." "wenn ich zum bäcker gehe sagte die dicke frau immer, na da ist ja die kleine burdenski, und wenn im hof mal eine scheibe kaputt gegangen ist, sagen die nachbarn, das war bestimmt wieder die tochter von den burdenskis, ich glaube meinen vornamen kennt keiner." "also, tochter der burdenskis, welchen namen hat dir deine mutter geschenkt, damit er sich vor deinen nachnamen einsortiert?" "papa!" "was?" "papa hat mir den namen gegeben, mama hatte keine idee und papa hat sich im krankenhaus für lisa entschieden. das hat er auf jeden fall so gesagt." "lisa mag ich, da hast du ja nochmal glück gehabt." "wie heisst du?" fragte sie und rollte ihre leere wassereistüte zusammen. "mirco." "wieso?" "ich sollte marcel heissen, aber dann hat meine mutter kurz vor meiner geburt einen film mit ihrem lieblingsschauspieler gesehen, er hat einen mirco gespielt, dann hat sie sich für mirco entschieden." mama war ein großer fan von bernd herzsprung, er spielte mirco, heute steh ich auf seine tochter, irgendwie ein schöner bogen, der sich da spannt. "die geschichte ist schön, aber den namen mag ich nicht", sagte sie mit einem kopfschütteln, "ich hab einen mirco in meiner klasse, der isst seine popel!" "ich mag keine popel!" "das sagt jeder." ich musste lachen, sie war weit davon entfernt auch nur zu lächeln. "hast du auch so schuhe?", fragte sie und zeigte auf ihre grünen turnschuhe deren sohlen leuchteten, wenn man auftrat. "nein, ich glaube die gibt es nicht in meiner größe, leider!" "hast du kinder?" "nein." "magst du keine kinder?" doch, manchmal, aber zum kinderkriegen benötigt man ja auch eine frau." "magst du keine frauen?" "doch, manchmal." "du bist komisch." "ja, das hab ich schon öfter gehört." dann stand sie auf, ihre sohlen blinkten auf, "ich muss nach hause, es gibt gleich essen." "guten appetit lisa, was gibt es denn?" "spaghetti", jetzt lächelte sie, "ich liebe spaghetti." "ich auch." "tschüß mirco", winkte sie mir zu. "mach´s gut lisa", salutierte ich. sie hüpfte wie beim kästchenspringen davon, blieb stehen, drehte sich noch einmal um, "ich find dich nicht dick." dann war sie weg, ich ging zu salvatore und holte mir ein schoko-eis.
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MantjeTimpete
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Unerfüllt
Und dann haben wir uns geküsst, so richtig. Und mein Herz macht einen Sprung während sich meine Augen mit Tränen füllen.
Es ist wie immer. Wir lernten uns kennen und verstehen. Vertrauen baute sich langsam auf. Auf meiner Seite wohl etwas mehr als auf deiner. Realistisch betrachtet würde es nicht gehen, oder vielleicht doch? Erkläre das dem Herzen. Da sind andere Männer; interessante Männer; interessierte Männer und? Ich weise sie ab, weil sie dir nicht das Wasser reichen können. Auch ich kann es dir nicht reichen. Da sind 8 Jahre Unterschied. Da sind verschiedene Lebensrichtungen, verschiedene Interessen, verschiedene Erfahrungen, verschiedene Erwartungen. Da ist keine Zeit. Du willst keine Beziehung, eine Affäre ok, aber so richtig? Nein. Und nur um mit dir Zeit zu verbringen, dich zu erleben und dann vielleicht doch noch von mir zu überzeugen, hätte ich mich fast darauf eingelassen. Aber das würde mich zerstören. Egal, wie sehr mein Körper sich das wünschen würde, mein Herz würde daran zerbrechen und meine Gedanken, die so schon verrücktspielen würden noch mehr außer Kontrolle geraten. Ich würde dich hassen, dafür dass du mich benutzt. Und dann würde ich mich hassen, dafür dass ich mich so naiv abhängig hab machen lassen. Und letztlich würdest du mich doch nicht lieben können. Ich fühle mich wie in der 7. Klasse, wie bei der „ersten großen Liebe“ welche bei mir auch schon unerfüllt blieb. Und es kommen die alten Zweifel, ob ich überhaupt mal glücklich lieben werde? Ob mich mal jemand so lieben wird, wie ich ihn lieben werde? Gibt es das? Gibt es das für mich? Aber jetzt bist da du. Und ich hatte mir das so gut überlegt, solange wir uns nicht sehen hasse ich dich, solange existierst du für mich nicht. Dann relativieren sich die Gefühle, dann steh ich wieder bei Null und ich kann dir wieder ungezwungen gegenübertreten. Und dann standest du vor mir. Dabei redete ich mir doch ein, dich würde es gar nicht geben. Und du hast das gemerkt, und gefragt was los ist! „Wollen wir reden?“ Und ich wollte es nicht und gleichzeitig schrie alles in mir „Warum nicht? Vielleicht sagt er doch „das Richtige“?!“ Und du sagtest es natürlich nicht. Aber übernachtet habe ich doch bei dir. Und dann haben wir uns geküsst, so richtig, und jetzt spüre ich immer noch deine Nase an meiner Wange und mein Herz macht einen Sprung während sich meine Augen mit Tränen füllen. Ich habe schon alles mit dir Erlebt, in Gedanken. Wir haben geredet, gestritten, gelacht, geweint, uns geküsst und unseren Eltern vorgestellt. Und egal wie sehr ich dagegen ankämpfe, bei jedem Film, Bild oder Lied kommen diese Bilder und verbreiten sich in meinem Herzen. Und du machst gerade Urlaub…In den Bergen…bei „einer Freundin“ und so gesellen sich neue Bilder hinzu. Du mit Ihr…Und Ich die dir nicht genug bedeute, die nicht so cool und erwachsen und locker ist. Die noch an eine große romantische Liebe glaubt und deren Glaube doch mit jedem Mal gewaltig erschüttert wird. Und wir werden uns wieder sehen. Nach deinem Urlaub werden wir uns wieder gegenüber stehen. Und dann? Dann werde ich dich nach deinem Urlaub fragen und mich mit dir freuen und lächeln. Und mein Inneres wird toben und schreien. Aber ich bin ja eine gute Freundin und deshalb werde ich im Stillen mit mir weiter kämpfen, bis die „Liebe“ kapituliert…denn WIR werden nicht gewinnen…
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Sophie_Elpel
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10% Alzheimer und ein bisschen Fettleibigkeit
Das Genmaterial jedes Menschen ist analysierbar. Mögliche Krankheiten können erkannt werden. Stellt sich die Frage: wie transparent wollen wir sein?
Ob wir gesund bleiben, darüber entscheiden oft unsere Gene. Wie genau Gene und Gesundheit zueinanderstehen stehen, wissen wir Laien häufig aber nicht. Dafür wissen es Genomforscher umso besser. Unter einem Genom versteht man die Gesamtheit aller Gene, die ein Mensch in sich trägt. Ein Genomforscher nun wiederum versucht, eben diese Gesamtheit zu „lesen “ , um anschließend den Körper des Menschen besser verstehen zu können. Der Zweck der Forschung: Fehler in den Bauplänen zu finden, die für Krankheiten verantwortlich sind und anschließend Methoden zu entwickeln, die diese Krankheiten heilen können. 1990 wurde das Humangenomprojekt (HGP) ins Leben gerufen. Zentrales Ziel dieses Projekts war: Die Kartierung aller genetischen Informationen des Menschen, um anschließend alle Gene identifizieren zu können. Seit 2003 gilt dieses Projekt als offiziell abgeschlossen, eine Entschlüsselung des eigenen Erbguts ist seitdem möglich. Wozu dieser kleiner Exkurs in die Biologie? Nun, ich frage mich, wie sehr sich unser zukünftiges Leben durch die Entschlüsselung des menschlichen Genoms ändern wird. Natürlich halte ich das Ziel dieser Forschung für sinnvoll. Wenn man dadurch die Heilung bestimmter Krankheiten erzielen kann, ist das eine gute Sache. Allerdings lässt sich das Thema auch kritisch beleuchten: Die Genetikerin Marjolan Kriek ließ 2008 als erste Frau öffentlich ihr gesamtes Erbgut entschlüsseln. Sie ist sich sicher: „Umfassende Genomanalysen werden in den nächsten Jahren kommen. Ich bin überzeugt, dass sie bald Teil der alltäglichen ärztlichen Praxis sind. “ Wie wird es aussehen, wenn wir alle auf einmal „transparent “ sind? Welche Auswirkungen hat eine solche „Transparenz “ auf Krankenkassen und Versicherungen? Wenn ein solcher Gen-Scan irgendwann zur Pflicht wird, nimmt uns die Krankenkasse dann nicht mehr auf, weil unser Erbgut eine tödliche Krankheit voraussagt? Ein weiterer Fall zum Thema „Genom-Entschlüsselung “ , wurde erst letztens bekannt. Nach dem Schulmassaker an der Sandy-Hook-Schule, bei dem im Dezember unter anderem 20 Kinder starben, wollen Forscher die DNA des Amokläufers analysieren lassen . Die Forscher beteuern zwar, dass man kein „Massenmörder-Gen “ finden wird, doch scheint die Gefahr einer Stigmatisierung anhand bestimmter Erbinformationen, die man bei einer solchen Untersuchung finden wird, groß. Und was passiert, wenn man plötzlich doch genetische Anlagen für Straftaten findet? Werden dann zukünftig alle Menschen mit einer solchen Veranlagung von Anfang an unter Beobachtung stehen? Für viele mag die Entschlüsselung des Erbguts noch recht abstrakt wirken. Aber besonders wenn es um das Erbgut eines ungeborenen Kindes geht, ist das Thema mittlerweile schon allgegenwärtig. Amerikanische Forscher haben eine Möglichkeit gefunden, das Genom eines ungeborenen Kindes zu analysieren. Benötigt wird dafür lediglich das mütterliche Blut und der väterliche Speichel. Ein erster Test, der eine Störung am Chromson 21 nachweist, was eine Trisomie 21 (Down-Syndrom) zur Folge hätte, steht werdenden Müttern in den USA schon zur Verfügung. Weitere Tests für weitere Mutationen sollen folgen. Das Thema ist also bereits sehr konkret. 2003 erarbeitete der deutsche Ethikrat übrigens eine Stellungnahme zum Thema. Ihr könnt sie hier nachlesen. Wie steht ihr zur Genomforschung? Würdet ihr euer Genmaterial untersuchen lassen, um zu wissen, wie es zukünftig um eure Gesundheit steht? Beschäftigt euch das Thema auch oder ist das alles bloß Zukunftsmusik? Wie schätzt ihr die Entwicklung der Genomforschung ein? Und: Muss der Mensch wirklich immer alles wissen?
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Ich bin so müde...
Jahrelanges Suchen, Finden und dann verliert man es wieder. Irgendwann ist man müde und das geschundene Herz braucht Erholung.
29 Jahre alt und müde, so würde ich mich beschreiben, wenn mich jemand fragt. Ich bin der Liebe müde, denn es gibt Menschen, die leider nicht mit 18, 19 oder 20 mit der großen Liebe ihres Lebens zusammen kommen, zusammen sind und es bleiben bis ans Ende. Eine Beziehung jagte die nächste, die erste ging fünf Jahre und die folgenden wurden immer kürzer. Gibt es so etwas wie beziehungsmüde zu sein? Nach der ersten Beziehung denkt man sich, toll jetzt kommt etwas Neues, endlich andere Frauen kennenlernen. Aber dann verliebt mans ich zu schnell, zu rasant stürzt man sich wieder in eine Beziehung und schneller als einem lieb ist bemerkt man, dass es das gar nicht ist. Wieder ein Ende... Langsam gewöhnt man sich daran, wieder ist man schnell verliebt und schnell getrennt. Man spürt irgendwann, dass das Herz abstumpft, Gefühlskälte überkommt einen. Und selbst wenn da mal eine Frau ist, mit der es vielleicht mal wieder eine lange feste Beziehung werden könnte, man kann nicht mehr aus sich raus, das Herz will nicht mehr, man ist nicht mehr euphorisch verliebt wie am Anfang. Selbstschutz, der dazu führt, dass man beziehungsunfähig ist? Man weiß es selbst, erkennt es sogar und vielleicht lässt man irgendwann wieder Gefühle zu, eine Frau, wie Udo Lindenberg sie beschreibt, mit der Zaubermedizin steht vor dir und es passiert... Das Herz pocht wie verrückt, die Liebe ist da, spürbar, greifbar... Ein Jahr geht es gut, Fröhlichkeit und Glück geben sich die Hand... Und dann liest man etwas, sie ging fremd und wieder ist man zerstört, die Schutzmauer größer als zuvor, Gefühlskälte und Beziehungsunfähigkeit sind dein ständiger Begleiter... Ich bin liebesmüde und mein Herz, gezeichnet und voller Narben, braucht Ruhe... Tags: Liebeskummer
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Ganz oder gar nicht.
Ganz oder gar nicht, hast du damals gesagt.
Schon wieder du. Schon wieder wir. Wieder ein Kuss der alles und nichts verspricht. Nochmals küsst du mich, als bedeutete ich dir die Welt, deine Welt. Als würde es diese Welt nur für uns geben. Schon wieder küsst du mich. Küsst mich sehnsuchtsvoll, gierig und wissend. Wie damals. Als alles begann. Ganz oder gar nicht, hast du damals gesagt. Gar nicht ging nicht und ich ging aufs Ganze. Verlor einen Teil von mir an dich. Eine Zeit lang war dieser eine Teil, von dem ich davor gar nicht wusste, dass er existiert, gut bei dir aufgehoben. Sicher und unwiderruflich hast du ihn beschützt. Wir waren jung, schön, unerfahren, dachten uns gehöre die Welt. Wir waren die Welt, wir machten sie schöner, wir machten uns schöner. Wir gegen den Rest der Welt, anders ging es nicht. Aber ohne Welt geht es auch nicht. Wir wussten es nicht besser, aber hatten Mut. Heute wissen wir es besser, der Mut jedoch verließ uns. Es war kein Traum, es war kein Märchen, es war einfach, weil es sein musste. Bis ich mich verlor. Bis du dich verlorst. Und wir beide uns verloren. Seit diesem Moment wusste ich wo der Teil meiner Seele sitzt, den ich an dich verloren hatte. Dort sitzt nun ein kleines, leeres Loch, ein Riss, so klein, so unbedeutend. Doch genau dieser kleine unscheinbare Riss verläuft an der Stelle, die mich zusammen hält. Direkt durch die tragenden Balken, die mein Ich ausmachen, läuft diese winzige Frakturlinie. Kein glatter Bruch, ein komplizierter Trümmerbruch. Heilungschancen? Heilen wird der Bruch, spüren und sehen wird man ihn aber das Leben lang. Wochenlang genoß ich die kurze Phase der Orientierungslosigkeit nach dem Aufwachen, weil ich wusste jeder bewusste Atemzug würde wehtun, würde mich daran erinnern was nicht mehr ist. Solange bis ich wieder einschlief. Aber was blieb mir anderes übrig als ein- und auszuatmen? Wochenlang musste ich mich selbst festhalten, aus Angst der von dir verursachte Riss, ließe mich zerbrechen. Unser Scheitern hat nicht nur uns zerstört, nicht nur mich gebrochen und unbrauchbar gemacht, auch unser Freundeskreis wäre beinahe daran zerbrochen. Jahre kämpfte ich, kämpften wir um unsere Freundschaft und um die Freundschaft zu den anderen, die uns so wichtig sind. Kämpften um das kleine bisschen Unbeschwertheit. Es gelang, jedoch nur im Austausch gegen das Wissen, was du bei mir angerichtet hast. Was du mir gegeben hast. Dieses Wissen, wie es sein kann. Wie es sein wird, wenn man mit jeder Zelle, die absolute Gewisstheit verspürt. Wie schön du mich machtest. Und in den letzten Jahren? Schaute man mir in die Augen und konnte mich nicht erkennen. Ich benutzte Männer, ließ mich benutzen, immer mit dem Wissen, dass ich sie nicht brauchte, nicht wollte, lächelte und ließ es sie mit diesem Lächeln wissen. Es lag wohl auch an diesen wunderbaren Männern, die mich umgeben, dass sie schnell verstanden, mich tun ließen und manchmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Es lag an jedem einzelnen, dass ich Stück für Stück zu mir zurückfand. Dass ich mich erinnerte. Es ging mir gut, es geht mir gut. Im Sommer trafen wir uns wieder. Alles war wieder gut zwischen uns. Unsere Freundschaft bedeutet uns beiden viel, wir lachten viel, tranken viel, rauchten viel und fühlten uns wie damals. Schon wieder küsst du mich. Gierig, sehnsüchtig, als würden wir den Untergang der Welt nur durch diesen einen Kuss abwenden. Schon wieder erinnerst du mich an den Sitz meiner Seele, den Sitz meiner heilen Welt. Schau mich an, flehst du als du kommst, nimmst meinen Kopf in deine Hände und deinen Teil von mir wieder an dich. Schau mich an, denkst du als ich gehe, behältst deine Gedanken aber für dich, und deine Hände in den Hosentaschen ohne mich aufzuhalten.
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Nienna_Leondre
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Wozu Neujahrsvorsätze?
Mehr Sport machen, sich gesünder ernähren und unangenehme Laster loswerden: das sind die typischen Vorsätze in der Silvesternacht. Weg damit!
Seit Neujahr laufen im Fernsehen TV-Spots über diverse Programme zur Gewichtsreduktion oder wie man erfolgreich das Rauchen aufgibt. Doch wozu das Ganze? In den meisten Fällen enden die Vorsätze erfolglos - und das bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres. Schon am ersten Januar schiebt man seine Vorsätze auf, weil man einen Kater von letzter Nacht hat. Dann wartet man doch lieber bis die neue Woche anfängt und legt so richtig los. Kaum ist es Montag, fällt einem aber ein, dass bald der Freund oder die Freundin Geburtstag hat, da lohnt es sich ja vorher nicht ins Fitnessstudio zu gehen und sich gesund zu ernähren, weil es dort Pizza, Kuchen und Alkohol gibt. Direkt danach aber, da setzt man seine Vorsätze in die Tat um – na, schön wär‘s. Dann folgt der Stress in der Arbeit, in der Uni oder mit dem Partner und schon sind jegliche Ziele über Bord geworfen. Ausreden über Ausreden. Aber ist es denn überhaupt wichtig sich im Vorfeld darüber klar zu werden, was man im neuen Jahr erreichen will? Meiner Meinung nach nein. Man kann sich auch während des Jahres kleine Ziele stecken und diese Schritt für Schritt verfolgen. Das ist doch effektiver als das Jahr mit hohen Erwartungen zu beginnen, um dann am Ende festzustellen, dass man mal wieder Nichts davon umgesetzt hat. Für einen Neuanfang braucht es  nicht auch immer ein neues Jahr. Klar es ist ein guter Startpunkt, wenn man ihn aber auch einhält. Ich habe mir für 2015 zum ersten Mal keine Vorsätze vorgenommen und fühle mich pudelwohl. Keine Spur vom Drang meinen Freunden und meiner Familie was zu beweisen, nur weil ich am Jahresende damit geprahlt habe, was ich denn im kommenden Jahr so alles umsetzen will. Tags: Vorsätze, Neujahr, Freisein
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Die Lesung der Leviten
Ein Text ohne Komma, Wenn und Aber
Die Dichtgestalt betrat das Foyer des Literaturhauses. Es öffnete sich ein Spalier der Ehrfurcht in der Masse der wartenden Leiber. In weiblicher Hingabe brach den ersten das Augenlicht im Angesicht ihrer Ikone. Das Idol durchmaß den Saal getragen von den unsichtbaren Händen devoter Euphorie. Es betrat die Bühne und nahm auf seinem Thron Platz. Die Lesung konnte beginnen. Die Detonation war apokalyptisch. Das Ausmaß war verheerend. Der Anschlag auf die kulturellen Werte der zivilisierten Welt beschäftigte die Medien bis zur Verleihung der Oscars drei Tage später.
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Fussballalarin
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Heartbeat
You and me, far away. Being there alone, together alone.
It's just a breath, so near but so far, please take my hand, take me away. Away from here away to another place. A place only for you and me. You and me, far away. Being there alone, together alone. Can't say how it will be, you and me. Why are you going there alone without me? Don't you want me by your side? Why not? I want you. I want to go with you just away from here. Being with you. Just take my hand and bring me to that place. Look into my eyes say you love me, you and me, just together far away. We'll stay there forever. You and me another world. Forever. Come with me and I will be there for you, always, you and me.
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derWaschbaer
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Wie man so sagt
In einer Raststätte trinke ich Kaffee. Vor ein paar Jahren war es hier schäbig, das gefiel mir viel besser.
Als ich die Abfahrt nahm, ohne nachzudenken, erwartete ich den alten Flachbau zu sehen, aber jetzt ist alles renoviert. Wir kamen oft hierher, Simon und ich. Die Raststätte war das Einzige, das es in der Umgebung gab, abgesehen von unserer Dorfkneipe. Wir lasen die Kennzeichen der Autos ab. Simon kannte alle Abkürzungen. Im Kofferraum seiner Karre wummerte eine selbst gebastelte Bassbox. Die Luft aus der Heizung ließ meine Augen trocknen. Wenn uns langweilig wurde, gingen wir hinein. Simon trank Wein, ich Bier, und manchmal aßen wir eine Frikadelle an einem der runtergekommenen Tische. Damals gab es eine richtige Theke hier, wie in einer Kneipe. Darauf standen riesige Plastikflaschen mit Senf und Mayonnaise. Daneben, unter einer Plastikhaube, der Teller mit den fahlbraunen Frikadellen. Mehr Brot als Fleisch, eine Mark. An der Wand ein Flipper (Simon), und ein Geldspielautomat (ich). Wenn es bei mir gut lief, fütterte ich seinen Flipper mit Markstücken. Ein richtiger Kellner bediente uns. Schwarze Hose, weißes Hemd, immer mit schwarzer Krawatte. Er trug ein großes Portemonnaie hinten im Hosenbund. Das Hemd wechselte er zweimal die Woche, das konnte man sehen. Die Träger des Unterhemds zeichneten sich darunter ab. Einmal setzte er sich zu uns. Er nannte uns „Jungs“ und erzählte von den Gästen eines Hotels in der Nähe, in dem er fünfunddreißig Jahre lang gearbeitet hatte. Klasse Leute! rief er. Reisende! Keine Touristen! Ich kannte seinen Namen, aber ich komme gerade nicht mehr darauf. Der Kaffee ist furchtbar. Zu heiß und zu wässrig. Da ist auch mit viel Zucker nichts mehr zu machen. Ich sehe mich um, aber es ist niemand da, bei dem ich mich beschweren könnte. Aus den Lautsprechern an der Wand dudelt leise Weihnachtsmusik. Das Mädchen, das mich lustlos bedient hat, ist wieder nach hinten gegangen. Im Durchgang zur Küche flackert es bläulich. Man hört den Ton einer Spielshow, Applaus. Ich bin allein im Gastraum, sitze vor der Fensterfront, an einem Tisch aus hellem Buchenfurnier, mit verchromten Beinen, auf einem dazu passendem Stuhl, von der Sorte, die einen furchtbaren Krach macht, wenn man sie über den Fußboden schiebt. Ich bewege mich nicht, ich studiere die Karte. Die Eisbecher haben komische Namen. Mir ist nicht nach Eis. Ich sollte besser weiterfahren, aber ich bleibe sitzen. Es ist gleich halb zwölf. Auf jedem Tisch steht ein Adventskranz, nur auf meinem nicht. Vielleicht wartet Simons Schwester doch auf mich. Sie muss mich in sein Haus hineinlassen. Ich will dort nicht schlafen, aber ich habe keine Wahl. Ich kenne niemanden mehr in meinem Heimatort. Zumindest nicht so gut, als dass ich um Unterkunft bitten könnte. Eine Ausfahrt früher als geplant verlasse ich die Autobahn und fahre den Rest des Weges über Landstraßen. Ich will herausfinden, ob ich mich noch auskenne. Schon an der zweiten Kreuzung bin ich ratlos. Die Ortsnamen auf den gelben Schildern klingen vertraut, aber ich weiß wirklich nicht, welcher der kürzeste Weg ist. Rechts, vielleicht. Die Landschaft bietet keine Anhaltspunkte. Nur Umrisse von Bäumen im Mondlicht. Durch den Fensterspalt weht Jauchegeruch. Ich fahre zu schnell, hier ist 70. An der nächsten Kreuzung links, denke ich. Dann lange geradeaus. Plötzlich der alte Landgasthof mit dem Spielplatz. Ich halte an. Das hölzerne Karussell steht noch. Straßenfest. Vanilleeis aus blauen Pappbechern. Große Tabletts mit Schnaps. Bauern mit roten Gesichtern. Ich überlege kurz, ob ich aussteigen soll. Es hat zu regnen begonnen. Vielleicht war es ein Fehler wieder zurück zu kommen. Ich mache mich besser auf den Weg. Es ist nicht mehr weit, ein paar Minuten noch. Die alte Schnapsbrennerei am Ortseingang ist verlassen, das Dach ist eingestürzt, die Fenster wie dunkle Höhlen. Ein Bauzaun umgibt das Gelände. Gelbe Warnschilder erinnern an Eltern haften für ihre Kinder. Dabei ist es am Ende umgekehrt. Jetzt kenne ich mich wieder aus. Im Ort brennt nur jede zweite Straßenlaterne. Ich parke vor der Einfahrt und mache den Motor aus. Der Regen trommelt auf das Dach meines Wagens. Im ersten Stock brennt Licht. Ich nehme meine Reisetasche vom Rücksitz und schlage die Tür fest zu. Vielleicht kann ich es so vermeiden, zu klingeln. Es funktioniert. Als ich über den Hof gehe, steht im Türrahmen eine Frauensilhouette. Christina, sage ich. Sie umarmt mich müde und haucht mir zwei Küsse auf die Wangen. So haben wir uns nie begrüßt. Sauwetter, was? sagt sie, während sie die Tür schließt und den Schlüssel zweimal umdreht. Und dann: Schön, dass du gekommen bist. Ihr Lächeln ist matt, aber ihre Augen lächeln mit. Immerhin, denke ich. Ich betrachte sie. Schwarzes, knielanges Kleid. Das dunkle Haar hochgesteckt. Um die Augen Ringe, die vollen Lippen bekränzt von feinen Fältchen. Kein Lippenstift. Ich will sie nochmal umarmen. Ich will umarmt werden. Ich habe schon mal die Heizung angemacht, sagt sie, und nimmt mir die Tasche aus der Hand. Ich folge ihr, die enge Treppe hinauf, und betrachte dabei ihren Po, der sich vor meinem Gesicht hin- und her wiegt. Ich will sofort mit ihr schlafen. Hier, jetzt auf der Treppe, im Stehen, von hinten. Es geht vorbei, bevor mein Blut seinen Weg gefunden hat. Du kannst auf dem Sofa schlafen, oder? sagt sie. Ich habe dir schon eine Decke und Kissen hingelegt. Ich hoffe, das ist nicht zu unbequem. Nein, sage ich wie aufgedreht, wunderbar, alles ganz wunderbar. Sie stellt meine Tasche auf den Stuhl neben dem alten Fernseher und verschränkt die Arme vor ihrer Brust. Ich sehe mich um. Der alte Schrank mit den abgewetzten Schlüssellöchern. Die Tapete mit dem braunen Lilienmuster. Die Klappe des Eichensekretärs ist offen, darauf verstreut liegen Rechnungen, Scheckbücher, alte Ausgaben von Anglerzeitschriften. „Fisch & Fang“. Der schmutziggelbe Schirm der Stehlampe ist eingerissen. Viel hat er ja nicht verändert, sage ich. Das Sofa sei neu, erwidert sie. Ja, sage ich. Sie streicht mit der Hand über das Sofa. Er hat Vaters Tod nur schwer verwunden. Ich habe mich oft gefragt, warum er wieder hier eingezogen ist. Alles ist so muffig. Wenigstens tapezieren hätte er können. Wieder Stille. Dann gibt sie sich einen Ruck: Also, Du weißt ja, wo alles ist. Im Kühlschrank ist Bier und ich habe Brot und etwas Aufschnitt gekauft. Wie lange willst Du... ich meine, Du kannst natürlich bleiben, solange... Ich unterbreche: Was willst Du eigentlich mit dem Haus machen? Sie zuckt mit den Schultern. Bis Morgen, sagt sie, und geht. Ein paar Augenblicke später ein kleiner Ruck, als unten die Tür ins Schloss fällt. Ich komme mir vor wie ein Einbrecher. Alles ist noch am selben Platz. Ich öffne den Kühlschrank und nehme ein Bier heraus, nicht zwei. Wir haben immer im gleichen Takt getrunken, Simon und ich. Ich setze mich an den kleinen Küchentisch. Es wäre schön gewesen, wenn sie noch geblieben wäre. Ihr Mädchenzimmer ist am Ende des Flurs, neben seinem alten Zimmer. Es gibt eine Verbindungstür dazwischen. Durch das Schlüsselloch hatte Simon sie früher heimlich beobachtet. Wenn sie es sich selber macht, sagte er mal. Ich will das nicht hören! sagte ich und hielt mir die Ohren zu, aber so, daß ich jedes Wort verstand. Sie war vielleicht Sechzehn, damals, vier Jahre älter als ihr Bruder und sein bester Freund. Viel später, als wir schon Erwachsene waren, sagte sie mir während einer Feier - sie war schon ziemlich betrunken - sie habe gewusst, dass er sie beobachtete. Ich fasse den Entschluss, keines der beiden Zimmer zu betreten. Unten fällt wieder die Tür ins Schloss. Ich höre, wie Christina schnell die Treppe hinaufsteigt. Sie grinst etwas verlegen, als sie die Küche betritt. Sie habe ihren Schlüssel vergessen, sagt sie. Er liegt tatsächlich auf der Anrichte, neben der leeren Obstschale. Natürlich ist das alles reine Spekulation, aber sie könnte ihn mit Absicht dort vergessen haben. Bleib noch etwas, sage ich. Trink was mit mir. Es ist sehr spät, Kalle. So nennt mich keiner mehr. Kalle. Der Name ist wie ein Funke. Ich weiß, sage ich. Trotzdem. Sie öffnet einen der Schränke und holt eine Flasche Weinbrand hervor. Die ist auch noch von meinem Alten, sagt sie und setzt sich zu mir an den Küchentisch. Zu schnell, denke ich. Es riecht nach altem Bratfett, und ich will ihr jetzt erzählen, wie verrückt ich nach ihr war. Wie sie jede Nacht bei mir war, unter meinem geblümten Deckbett, wie sie meine Hände hielt und führte, wie sie mich küsste und streichelte an Stellen, die ich selbst nicht kannte. Ich will ihr erzählen, wie verrückt ich nach ihr bin. Wärme steigt mir in Kopf und Glieder, Schnapswärme. Ich zerre an meiner Krawatte. Grau bist du geworden, sagt sie. Ob es schlimm gewesen sei, zum Schluss, frage ich.
Sie zuckt mit den Schultern. Eigentlich nicht. Es ging ja sehr schnell. Vermisst Du ihn? frage ich. Oh ja, sagt sie. Wir hatten ja nicht viel Kontakt, obwohl wir im gleichen Ort wohnen. Ich hatte mein Leben, du weißt schon, Mario, die Kinder. Und er hatte seins. Komisch, wie das doch eine Lücke schlägt. So ein Bruder. Obwohl ich kaum getrauert habe. Kaum geweint. Vielleicht kommt das noch. Bestimmt, sage ich, als ob das ein Trost wäre. Es entsteht eine Pause. Er hatte immer nur den Betrieb, sagt sie. Ja. Und seine Angelei. Frauen? fragt sie, und legt den Kopf auf die Schulter. 
Nicht, dass ich wüsste, sage ich. Sie rutscht auf dem Stuhl hin und her. Ihr Kleid raschelt auf der Sitzfläche. Weißt Du, ich frage mich, ob er nicht heimlich schwul war. 
Niemals, sage ich, mit Nachdruck, und zerre mir die Krawatte vom Hals. 
Das ist doch gar nicht so weit hergeholt, sagt Christina und leert ihr Glas. So was hört man doch immer wieder. Ich hab in den letzten Tagen mal seine Sachen durchgesehen, aber nichts gefunden. Du hast in seinen Sachen geschummelt? sage ich. Der Gedanke ist mir zuwider. Was, wenn jemand meine Sachen durchwühlen würde? Was hast Du gedacht, das Du da finden würdest? Sie steht auf, als ob ihr das alles jetzt unangenehm wäre. Bleib noch etwas, sage ich. Aber sie holt nur ein Bier aus dem Kühlschrank und setzt sich wieder. Ich lasse das Auto besser stehen heute Nacht, sagt sie. Ich frage wieder: Also, was hast du gehofft, in seinen Sachen zu finden? Na ja, sagt sie, zögernd. Briefe zum Beispiel, von Männern. Oder Schwulenpornos. Irgend so etwas halt. Frag nicht so blöd. Die Energiesparlampe über dem Tisch lässt ihr Gesicht grünlich erscheinen und vertieft die dunklen Schatten unter den Augen. Manchmal, sagt sie und sieht mir dabei direkt in die Augen, manchmal denke ich, dass du seine große Liebe warst, und dass danach nichts mehr kam. So ein Quatsch, sage ich und lache zu laut. Wir waren dicke Freunde, seit dem Kindergarten! Das weißt Du doch! Wir hatten auch kaum noch Kontakt. An Geburtstagen haben wir telefoniert, das war alles. Vielleicht warst Du mehr für ihn als er für dich, sagt sie. Nun hör aber mal auf! erwidere ich. Ich mag es nicht, wenn sie so über ihn redet. Wieso? Ist doch kein Verbrechen, schwul zu sein. Nein, ist es nicht, sage ich. Lass uns von etwas anderem reden.
 Was ist mit Dir? sagt sie während ich aufstehe und mir das nächste Bier aus dem Kühlschrank hole. Sie gießt Weinbrand nach. Was soll mit mir sein? Naja, sie lächelt jetzt, irgendwelche Frauen? Oder eine Bestimmte? Die Frankfurterinnen liegen mir nicht, sage ich und winke müde ab. Die haben alle einen an der Klatsche. Und diese Unverbindlichkeiten finde ich so langsam langweilig. Ach Gott, du Armer! Ist Frankfurt wirklich so schlimm, wie alle sagen? 
Keine Ahnung, sage ich - ich übertreibe etwas - ich sehe nicht all zu viel davon. Ich bin ja ständig unterwegs. Ich brauche eine Atempause und frage schnell nach ihrer Familie. Geschichten von Kindern langweilen mich zu Tode, und Geschichten von Mario erst recht. Als sie beginnt, von ihnen zu erzählen, kann ich mich gefahrlos von ihr entfernen. Es ist, als schwebte ich fort, ich höre kaum mehr ihre Stimme. Ich bin jetzt am Baggersee, die Sonne brennt, die beiden Freunde sitzen auf Handtüchern im Sand und spielen Karten, Skat, Mau-Mau, Schwimmen, Metzger und Simon verliert, wie immer, ich war schon damals der Zocker von uns beiden. Ein paar Meter weiter Christina mit ihren Freunden, zwischen Motorradhelmen und Kühltaschen liegt sie auf dem Bauch und einer der älteren Jungen reibt ihren Rücken mit Sonnenöl ein. Er lässt sich Zeit damit, kniet neben ihr, lässt seine Hände langsam gleiten, er genießt es. Ich stelle mir vor, wie die dunklen Haare auf seinen Oberschenkeln ihre Flanken berühren. Dann dreht sie ihren Kopf zu uns, die Augen geschlossen, ich spüre trotzdem ihren Blick und sehe, wie sie lächelt. Das ist ja ekelhaft, sagt Simon, und seine Stimme klingt kehlig. Wir packen unsere Sachen zusammen und verschwinden. Ich trinke einen Schluck von meinem Bier und unterbreche meinen Traum, gerade lange genug um zu hören, dass Mario eine neue Arbeit als Aktuar bei einer Versicherung gefunden hat, stelle eine Zwischenfrage – Ist er nicht eigentlich Banker? - und bin schon nach „Man muss ja heute flexibel...“ wieder weg, in Simons Zimmer, allein, der Freund muss noch unten seinem Vater helfen, im Betrieb, aber ich darf in seinem Zimmer warten, wo ich lustlos in Comicheftchen blättere, bis ich von nebenan Geräusche höre: Rhythmisches Quietschen und Grunzen und Klatschen. Unfassbar langsam, so kommt mir das heute vor, rutsche ich auf Knien an die Verbindungstür, atme leise durch und spähe durch das Schlüsselloch. Christina blickt mich direkt an. Sie kniet auf ihrem Bett, die Arme aufgestützt, Mund und Augen weit aufgerissen, wie in namenlosem Schrecken, und hinter ihr kniet Doktor Wilhelm, Referendar für Deutsch und Geschichte an unserem Gymnasium. Seine blonden Haare kleben auf der Stirn, er hält ihre Hüften und hat die Zähne gebleckt wie ein Raubtier, und, unauslöschbar für alle Zeiten, ihre im Takt seiner Stöße vibrierenden Brüste. Und während Christina weiter redet, von damals und ihrer Familie, gegen die immer noch verrinnende Zeit, taste ich in Gedanken an einer Mauer entlang und finde den losen Ziegel, unterhalb des Fensters von Simons Zimmer, dahinter das Geheimfach - wer wusste das schon außer mir - groß genug für eine Schachtel Zigaretten und ein zweimal gefaltetes Pornoheftchen, und ich denke: Wenn man etwas über Simon herausfinden wollte, müsste man dort nachschauen, aber ich beschließe sofort, nur davon zu träumen, in dieser kalten Nacht, genau so wie ich gewisse Zimmer in diesem Haus nur im Traum betreten werde. Es ist ein strahlendblauer Dezembertag. Ich folge der Prozession. Ich laufe direkt hinter Christina und ihrer Familie. Ihre Töchter tragen bunte Wollmützen und dicke Mäntel. Simon hätte es verdient, getragen zu werden, denke ich. Es haben sich aber auf die Schnelle nicht genug Leute gefunden. Ich trage eine Sonnenbrille. Es könnte sein, dass mich jemand weinen sieht. Ich will nicht, dass mich jemand weinen sieht. Ich will nicht, dass Christina mich weinen sieht. Obwohl sie das für mich einnehmen müsste. Doch dafür ist es jetzt zu spät. Man muss auch mal Abschied nehmen von alten Träumen. Die Schuhe der Mädchen häufen mit jedem Schritt gelbe und rote und braune Blätter an. Der Pfarrer spricht ein paar tröstende Worte. Er macht das gut. Kunststück. Ich hätte auch eine Rede halten können. Müssen. Hätte etwas erzählen sollen, über Simon, meinen alten besten Freund, den verlorenen Angler. Über die Fische, die er fing und die, die ihm entwischten. Über sein Geheimfach und das Foto darin. Über seine Träume und Ängste. Aber es hat keine Trauerfeier gegeben. Ich weine jetzt und die Brille bietet mir ein kleines bisschen Schutz. Der Sarg wird herabgelassen, an dicken Seilen. Christina nimmt mit ihrer Familie Aufstellung vor dem Grab. Sie stehen steif wie Soldaten. Ich trete an das Erdloch. Hinter mir warten etwa ein Dutzend Trauergäste. Der Sarg ist schmucklos. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Christina zu weinen beginnt. Ich werfe etwas Dreck auf Simon. Pavel. Der Kellner aus der Raststätte hieß Pavel. Ich bin froh, dass mir der Name wieder eingefallen ist. Ich umarme Christina, zum letzten Mal. Auf halbem Weg zum Tor drehe ich mich noch einmal um, wie man sich in solchen Momenten umdreht, um sich zu vergewissern, dass man durch die Maschen geschlüpft ist. Ein älterer Herr kondoliert Christina und tätschelt ihren Töchtern zart die Köpfe. Es dauert einen Moment, aber ich erkenne ihn. Auch Doktor Wilhelm ist in Ehren ergraut. Wie man so sagt. Tags: Freundschaft, Heimat
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What if. It was love. Summer days. This could be the end. Over now.
Aber ich weiß, dass es nichts mehr zu sagen gibt. Nichts mehr. Alles, was jetzt noch geschieht entfacht meine Liebe und deinen Zorn aufs Neue.
Ein Konzert von einem gemeinsamen Bekannten heute Abend in München. Ich lauf durch die Straßen und suche diese Bar. Doch dann finde ich die Bar, in der du dienstags am Abend arbeitest und denke mir noch: Gott sei Dank ist heute Dienstag, dann kommst du wahrscheinlich erst nach 23 Uhr, nach Feierabend, wenn ich schon weg bin, um meinen Zug zu bekommen. Ich laufe weiter die Straße runter und höre schon von weitem die Musik. Komme zu der Bar und es steht nirgendwo ein Name. Ist es die Richtige? Im Vorbeilaufen schaue ich ins Fenster und mein Herz rutscht mir in die Stiefel. Im selben Moment schaust du aus dem Fenster und dein Blick trifft auf meinen. Schnell schaue ich weg. Bloß weg. Weg von diesem Ort. Es ist deine Stadt. War ja klar. Du hast dir freigenommen, um deinen Freund spielen zu sehen. Es ist kalt. Es schneit. Ich zünde mir eine Zigarette an und laufe ein paar Meter. Ein Pärchen läuft an mir vorbei und scheint verzweifelt etwas zu suchen. "Was sucht ihr?", frage ich. Die beiden suchen auch diese Bar, ich zeige ihnen den Eingang und dann bleiben die vor der Tür stehen und der Kerl sagt: "Yeah, der Schosch ist da!" - Na wunderbar. Es ist deine Stadt und deine Freunde. Zitternd schreibe ich meiner Freundin, frage, wo sie bleibt, wann sie kommt, denn ich bin allein und traue mich nicht, in diese verdammte Bar reinzugehen. Mädchen! Absolut lächerlich! Ich ziehe meine Mütze tiefer ins Gesicht, gehe rein, dränge mich an dir vorbei und renne auf die Toilette. Eigentlich war es klar, dass du kommst. Aber habe ich darauf gehofft? Wollte ich dich vielleicht sehen? Ich mach meinen Zopf auf, fahre mit den Fingern durch das nasse Haar und stürme wieder hinaus. Schreibe meiner Freundin, sie soll sich bitte beeilen. Mache meine Haare wieder zusammen. Grässlicher Schneesturm. So kalt! Du kommst raus und rauchst eine, ich zünde mir auch eine an. Du wirst nicht zu mir herkommen. Und das tust du auch nicht. Als du reingehst, kommt meine Freundin - deine Schwester. Meine Schwester. Wir gehen rein und ihr begrüßt euch. Mich würdigst du keines Blickes. Aber ich schau dich ja auch nicht an. Dann fängt unser Bekannter an zu spielen und wir singen und tanzen und ich himmel den Bassisten an, als meine Freundin sagt: "Er sieht meinem Bruder aber verdammt ähnlich." Ja. Und ich suche deinen Blick öfter als es mir lieb ist und auch das fällt ihr auf: "Seit wann ist nochmal Schluss?" "Seit November." Es ist besser wenn man sich danach nicht mehr sieht, sagt sie. Ja. Vielleicht. Doch mein Herz macht jedes Mal einen Satz, wenn du dich an mir vorbei zur Bar drängst. Ich spüre die Blicke von dir und deinen Freunden in meinem Rücken. Und es brennt! Doch deine Schwester und ich tanzen ganz vorne, ausgelassen. Doch es ist mir peinlich. Deine Stadt, deine Freunde und deine Schwester. Ich bin ein Eindringling. In deiner Welt. Ich schäme mich hier zu sein. Das Konzert ist vorbei und ich muss gehen, doch das Bedürfnis mit dir zu reden ist unerträglich. Aber ich weiß, dass es nichts mehr zu sagen gibt. Nichts mehr. Alles, was jetzt noch geschieht entfacht meine Liebe und deinen Zorn aufs Neue. Und das ist jeweils das, was wir beide nicht wollen. Ich laufe schnell, trotze dem Wind, doch ich bin zu früh, noch eine Stunde warten. Ich denke mir, es ist noch genug Zeit, um zu deiner Wohnung zu gehen, vor deinem Fenster zu stehen und mir weh zu tun mit den Erinnerungen an das einzige mal, dass ich in deinem Zimmer war und in deinem Bett. So verzweifelt. Die Liebe. Dein Bett, der Geruch nach deinem Waschmittel hängt plötzlich schwer in der Luft, gemischt mit dem eigentümlichen Geruch des Münchner Bahnhofs. Es ist deine Stadt, deine Freunde, deine Schwester, dein Geruch. Ich steige in den wartenden Zug, setze mich hin und fange an, das hier zu schreiben. Meine Sitznachbarn unterhalten sich. Ich kann mich kaum konzentrieren. Und dann fällt dein Name. Georg, Georg, Georg. Er tut weh. Stich, Stich, Stich. Es ist deine Stadt, deine Freunde, deine Schwester, dein Geruch, dein Name. Aber meine Erinnerungen und mein Schmerz, mit dem ich alleine bin. Allein. Im Zug nach Hause. Raus aus deiner Stadt. Der Eindringling geht.
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Auf der Suche nach Liebe: Offene Beziehung
Fremdgehen mit Erlaubnis: Führt das wirklich auf ein HÖHERES BEWUSSTSEINSLEVEL? Unser kritischer Kolumnist trifft zwei, die sich auskennen.
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Der Traumtänzer
Er war noch jung, man könnte ihn auch unerfahren nennen...
Er war noch jung, man könnte ihn auch unerfahren nennen, vielleicht oder genau deswegen hatte er genug vom Träumen und wollte endlich einmal frei tanzen. Die graue Fantasiestadt hinter sich lassen, die sein Gefängnis geworden war. Aus seiner Welt ausbrechen, weil darin die Gefahr lag. Die Anderen warnten ihn, dass es dort außerhalb der Stadt nichts zu gewinnen gäbe, wobei diese nicht realisierten, dass sie nur noch Schatten ihrer selbst waren und aus Angst vor allem und niemanden sich immer versteckten und aus Vorsicht eine falsche Bewegung zu machen stillstanden. Doch er brauchte das Risiko und den Reiz um sich lebendig zu fühlen, weswegen er eines Nachts aus dem Traum ausbrach und diese Nacht frei und glücklich tanzte ehe er verstarb. Nur einmal sich frei und lebendig fühlen anstatt auf das Ende seiner Existenz zu warten war seine Devise gewesen, die ihn überlebt hat.
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Medizin Studium - weißer Kittel mit rosaroter Brille...
...oder doch das Design Studium?
Das Träume nur nach eindringlichen Betteln an den obigen Meister des Schaffens nicht in Erfüllung gehen sondern man selbst nicht die Flinte ins Korn werfen darf, dürfte allgemein bekannt sein. Wir tragen unsere Träume jeden Tag mit uns herum als wären sie an uns angetackert, sie lenken viele Gedanken aber auch Handlungen so zum Beispiel die des richtigen Berufes. Ich meine den Beruf mit dem man bis ans Ende seiner Tage glücklich wird, so zu sagen die berufliche Ehegemeinschaft. Viele Jahre meines Lebens verbrachte ich mit einschlägiger Literatur zum Thema Medizin, es konnte nichts Schöneres geben als den Pschyrembel in der Hand zu halten und wieder ein Neuron für eine neue Terminologie zu beanspruchen. Doch wie ist das wenn man plötzlich aufwacht und die rosarote Brille ist weg. Ich fühlte mich als hätte ich eine Scheidung hinter mir: Meine große Liebe, die Medizin, und ich. Das Zweifeln kam nach Jahren der Lehre und Menschenbegegnungen von denen ich lieber hätte die Finger lassen sollen. Die Ausbildung bescherte mir die ernüchternde Realität des Berufes in dessen Verantwortung ich mich hineinquetschen wollte wie in ein Kleid dass man sich eine Nummer zu klein gekauft (da es nur noch in der Größe da ist, aber so wundervoll aussieht) und hofft dass man doch irgendwann hineinpasst. Der Weißkittelberuf Arzt, ein Märchen von einem Job, doch auch in Märchen gibt’s die altbekannte Hexe: 24 h Dienste, kein Familienleben (Betonung liegt auf kein!) die Bezahlung mag ja noch ganz passabel sein, jedoch ist es mir unerklärlich wann Ärzte Zeit haben dieses auch auszugeben (Ausnahme niedergelassene Ärzte)? Für was studiert man etwas über 6 Jahre (exklusive Assistenzarztzeiten) mit einem erheblichen Zeitverlust und einer Rotationsgeschwindigkeit an den Dienstplan einer Klinik dass einem fast schwindlig davon wird und trotz des gefühlten Auswendiglernens einer ganzen Bibliothek, man nach dem Besuch eines Patienten sich zu seiner Arzthelferin (in Ausbildung) umdreht und fragt ob das so richtig war. Jedes Jahr aufs Neue beginnt die Jagd nach dem besten Numerus Clausus, und es ist eine harte Hetzjagd. 1,0 ist die Trefferquote mit der man seinen Studienplatz als sicher anerkennen kann und viele Studenten dann auch mit der berüchtigten erhobenen Nase durch die Innenstadt traben, doch ist es ein Trugschluss zu denken, dass man auch automatisch mit solch einem Abi-Schnitt der beste Arzt wird –im Gegenteil. Aber diese menschliche Fähigkeit der Einsicht dass man kein 1 Punkt 0 braucht um eine Flexüle zu legen, merken viele Assistenzärzte erst dann wenn sie schweißgebadet vor einer Stecknadelbreiten Vene sitzen und sich fragen wie die Kanüle da wohl hineinpassen soll. Und die Geschichten könnten ein Buch füllen und dass nur nach 2 ½ Jahren Klinik. Ich sitze gegenüber von mir selbst und betrachte mich als Medizinerin oder Künstlerin, denn das wäre die Alternative, wenn ich mein Repertoire betrachte. Es wäre eine Erfüllung durch gestalterisches Vermögen des Lebens als Produktdesignerin oder Mediendesignerin ein neues Ich ins Leben zu rufen, fernab von Zitronensäurezyklus und Elektrokardiogramm. Kann man einen lang gehegten Traum so einfach abwenden? Es ist eine Flucht ins Ungewisse. In ein Gebiet der Berufswelt von dem man hört dass man mehr als nur Ellenbogen braucht um sich zu behaupten: die Designwelt. Ich stelle es mir schlimm vor wenn ich mit 30 Jahren eine erste Bilanz ziehe und mir eingestehen müsste, dass der Gebietswechsel mir geschadet hätte. Wenn ich mich auf das wesentliche besinne sollte man seine Prioritäten setzen und nach denen entscheiden: ein Familienleben, Zeit für den Labrador, für den Parkspaziergang und die Fähigkeit die Monatsmiete zuzahlen. Manchmal wächst aus absoluter Sicherheit die Unsicherheit die einem zu solchen Gedankenumschwüngen drängt, doch besser ist es darüber nachzudenken, wenn noch nichts verspielt ist. Tags: Studium, Design, Beruf, Entscheidungen treffen
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wear.your.heart
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// Pfütze. //
So schön klar und blau, dass man jederzeit aufs Neue hineinspringen will.
Er läuft zur Bahn. Schon seit ein paar Tagen war er nicht mehr in der Uni gewesen. Vielleicht hatte er keinen Elan oder einfach keine Lust bei diesem Wetter das Haus zu verlassen. Allgemein sieht sein Leben eher trist aus. Wie diese Jahreszeit. Vor einiger Zeit konnte man diese noch den „goldenen Herbst“ nennen, aber seit ein paar Tagen bestimmt das unbeständige Wetter seine Stadt. Heute fällt der Regen wieder kontinuierlich und hat auf dem Gehweg viele neue Pfützen entstehen lassen. Er sieht zwei Kinder spielen. Ein Junge und ein Mädchen. Sie hüpfen von Pfütze zu Pfütze. Von Großen zu kleinen und von kleinen zu großen. Früher tat er das auch. Heute nicht mehr. Er lächelt. Wohl möglich das einzige Lächeln, was er in den letzten Tagen über seine Lippen brachte. Er bleibt stehen und sieht den Kindern aus weiter Entfernung noch einen Augenblick zu. Ihm ist kalt. Logisch, wenn man Ende Oktober noch seine Sommerjacke und seine Stoffschuhe anhat, denkt er sich. Er zündet sich eine Zigarette an und muss sich nun beeilen, dass er seine Bahn noch schafft. Währenddessen er raucht und läuft, versinkt er wieder in Erinnerungen. In Erinnerungen an sie. _____________________________________________________________ Früher. Eher damals, vor ein paar Monaten sprang er mit ihr durch Pfützen. Von Großen zu kleinen und von kleinen zu großen. Es waren keine Dreckigen & trüben. Diese waren klar, sauber und warm. Früher. Eher damals, vor ein paar Monaten sprangen sie gemeinsam und barfuß durch ihre Pfützen des Lebens. Sie waren glücklich. Doch die Pfützen sind zu einem Meer geworden. Heute. Vielmehr jetzt: Vermisst er Sie. Er wünscht sich wieder eine kleine blaue und klare Pfütze. So schön klar und blau, dass man jederzeit aufs Neue hineinspringen will. ____________________________________________________________ Völlig abwesend seiner Umwelt gegenüber, tritt sein linker Fuß in eine Pfütze. Das dreckige, trübe, kalte Wasser umschließt sein Bein und ein eisiger Schauer durchfährt ihn. Und mal wieder wird ihm bewusst: Ihre Pfützen sind zu einem Meer geworden. Ein Meer aus Tränen und Schmutz. Leider für beide nicht mehr möglich, es zu durchqueren.
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Thoughts of Me and Myself
Es sollte nicht monoton sein, doch es fühlt sich so an.
Stichworte. Gedanken wie stimmen in meinem Kopf. Gestern noch die Diskussion, ob Intelligenz nicht zwangsläufig eine Depression nach sich zieht. Gedanken an Gestern – was hätte besser laufen können. Gedanken an Morgen – was könnte schlimmstenfalls passieren. Vor kurzem noch der Gedanke alles mal stehen und liegen zu lassen. Den Rechner in die Ecke zu verbannen, abschalten. Einfach mal an nichts denken. Nichts fühlen wollen. Und dann das: Ich schreibe meine Gedanken auf eine virtuelles Blatt Papier. Tagebuch 2.0? Und dabei liegt das echte neben dem Bett – schon seit Monaten nichts neues erwähnt. Obwohl sich doch mehr als je zuvor geändert hat. Oder doch etwa nicht? Und eigentlich geht es mir super – sicher, perfekt ist es nie, aber was bitte ist perfekt? Doch ich sollte unbeschwert sein. Aber es fehlt so viel. Nach der Arbeit, jeden Tag der Gedanke, sich auszuruhen. Abzuschalten. Und dennoch kommt es anders. Laptop an. Soziale Netzwerke an. Freunde hier, Bekanntschaften da. Es pingt der Computer, es klingelt das Handy, es klopft eine Mail und die Sms haben sich eh schon wieder angehäuft. Jeder will was. Jeder hat was zu berichten. Nicht das es mich nervt. Meine Freunde… Sie sind ich, definieren mich und bieten mir mehr als alles andere im Leben. Und dennoch: Abschalten? Fehlanzeige. Zeit. Sie fehlt. Sie fliegt. Steht still und rast zugleich. Vllt gerade wegen der ganzen Veränderung? War gestern nicht noch 6 Monate her? Wo ist die Zeit? Sie vergeht schneller als zuvor, alle leben schneller als zuvor und jeder rennt doch wohin nur? Keine Zeit mehr etwas zu genießen, der schöne Moment von eben ist einen Augenblick später doch schon wieder Monate vergangen… Es sollte nicht monoton sein, doch es fühlt sich so an. Monotonie? Mal was neues machen. Ausbrechen, weg von hier, nur einen Moment nicht den Alltag erleben. Der Drang, jemand neues kennenzulernen treibt einen wieder an den Pc – wer lernt sich heute noch in Bars und Diskotheken kennen? Und eh man sich’s versieht ist es wieder halb zwei in der Nacht. Nacht für Nacht. Doch lernt man jemanden kennen – was dann? Noch einen um den man sich *kümmern* muss? Sind die Freunde die man hat nicht schon zu viel? Werden so Bekanntschaften oberflächlicher? Second Life ist schon längst Realität. Nächster Versuch: Handy aus, Buch hervor. Rausgehen, Hobbys nachgehen. Es geht gut. Eine Weile. Entkommen. Einsam. Und wieder der Drang jemand neues kennenzulernen. Verdrängung. Es muss auch anders gehen. Zeit. Sie fehlt. Noch immer. Herausfinden was man eigentlich will. Zeitung, TV; Nachrichten. Internet; News. Informationsflut? Die Zeit tickt unaufhörlich – tick tack – wieder zwei Stunden Nachrichten gelesen. Zwei Stunden damit verschwendet, mir das Leid der Welt zu Gemüte zu führen. Doch was geht mich das Elend fremder Menschen an? Tick Tack – wieder ´ne Stunde damit verbracht, darüber nachzudenken, wie gut es und eigentlich geht und wie scheiße man sich dennoch fühlt. Intelligenz ist eine Strafe – welcher „normale“ Mensch denkt schon regelmäßig daran, wie unsere Gesellschaft wohl in 20 Jahren aussieht? Wenn alle klugen ausgewandert und die frühgebärenden , HARTZ-IV beziehenden Jobverweigerer die breite Masse ausmachen? Was passiert, wenn der wirtschaftliche Super-GAU kommt. Rohstoffe knapp werden. Und die „Umweltschützer“ nach 15 Jahren merken, dass es recht unklug war, Atomkrafwerke durch Kohlekraftwerke zu ersetzen. Die Gesellschaft verändert sich. Wird schnelllebiger. Setzt neue Prioritäten. Die Oberflächlichkeit erreicht neue Dimensionen, der schnelle Genuss steht im Vordergrund, planen um langfristig glücklich zu sein tut doch schon längst keiner mehr. Ich beobachte es. Jeden Tag. Und es gefällt mir nicht. Was wird kommen. Wir rennen und rennen und erreichen doch nichts. Was wird die Zeit bringen. Ich will es nicht wissen. Wir werden es erleben. Halb 2. Mal wieder. Schlafen. Auf in den neuen Tag, was auch immer er bringen mag. Und als letzter Gedanke das Wissen, sich zu viele Sorgen zu machen. Ein Grinsen. Tags: Alltag, Zeit, Gedanken
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stonedinparadise
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Symptome
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Ich stelle mir ein Wartezimmer vor. Es riecht nach Schweiß, blumigem Raumerfrischer und den milden Fürzen alter Leute. Auf einem Flachbildschirm laufen glückliche Menschen in Jogginghosen ihren Rückenschmerzen davon. An der Wand ein Regal voller Broschüren. Haut-, Hoden-, Brustkrebs und andere Tumore erinnern daran, dass sich warten lohnen kann. Wissen Sie, ich kann mich einfach nicht konzentrieren. Zigarette, Pflanzen gießen, Aristoteles lesen, oder noch einen Kaffee, vielleicht lieber Tee oder mit dem Rauchen aufhören und kann man einen Satz eigentlich tot lesen? Jaja, Sie merken schon. Lassen Sie mich ausreden. Prüfen Sie solange in der Patientenkartei meine Krankenversicherung. Verwirrt bin ich ja nicht. Manchmal kann ich mich auch konzentrieren. Nur konzentriere ich mich dann auf das Leben. Später verlangt ein kleiner, unangenehmer Teil dieses Lebens nach einer Berechtigung für das Ganze. Du musst etwas leisten. Du musst etwas hinterlassen. Keinen Eindruck, Hauptsache Irgendetwas. Einen Beweis dafür, dass du es probiert und nicht dein ganzes Leben nur gezögert hast. Treiben Sie Sport? Alle 6 Wochen nehme ich es mir 2 Wochen lang vor. Nach zwei Wochen erinnere ich mich an bequemere Wege, das Hirn mit Endorphinen zu fluten. Rauchen Sie? Ich habe fast aufgehört. Der weiße Kittel wirft einen Blick auf das Kärtchen, auf dem mein Name steht. Wissen Sie,  Frau äh –  Sie sind nur etwas unausgeglichen. Treiben Sie  Sport – gehen Sie laufen, ja Yoga ist auch okay, dann klappt es auch mit der Selbstdisziplin. Moment, ich verschreibe ihnen noch ein Nasenspray. Aber was ist, wenn es Prokrastination ist? Hm? Kurz schaut mich der weiße Kittel irritiert an. Dann lächelt er ein Lächeln, um das sich die Attribute wohlwollend und aufgesetzt streiten. Das wird schon, Frau Äh, das wird. Fangen Sie das nächste Mal doch einfach mal früher an.
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dieprofi
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Hamburger Rosinen-Wohnungsmarkt
Ein Erfahrungsbericht.
Es war nie leicht in Hamburg eine schöne Wohnung in einem schönen Viertel zu finden. Jetzt ist es fast unmöglich. Zumindest wenn man nicht zu den Rosinen zählt, die Hamburger Vermieter sich rauspicken. Darf ich vorstellen, die Rosinen: Wir sind ein verheiratetes Paar und verfügen über einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Unser monatliches Nettoeinkommen liegt bei 3000 Euro. Positive Schufa-Auskünfte liegen vor. Wir haben keine Haustiere und hassen laute Musik. Ach was, Musik im Allgemeinen. Selbst wenn wir Musik mögen würden, hätten wir keine Zeit diese zu hören und eventuell andere Mieter zu belästigen. Denn wir sind fast nie Zuhause. Da wir die meiste Zeit unseres Lebens bei der Arbeit verbringen, haben wir auch keine Freunde, die zu Besuch kommen. Wir sind freundlich, sympathisch, hilfsbereit, solvent und ruhig. Ein Kinderwunsch besteht nicht. Aber wie wir alle wissen, wo Licht ist , ist auch Schatten. Darf ich vorstellen, die Antirosinen: Wir sind Studenten/Arbeitslose/ Freiberufler. Leider haben wir ein paar Schulden und unsere Schufa-Auskünfte sind nicht einwandfrei. Ein regelmäßiges Einkommen über 1000 Euro netto haben wir nicht. Wir haben Haustiere und/ oder Kinder. Gerne laden wir ab und zu unsere Freunde zu uns ein. Wir sind nichtdeutscher Herkunft (möp--alles aus) Jetzt werden einige (neoliberale Yuppies) einwenden: Tja so ist da halt: Der Markt reguliert alles und es gibt immer Gruppen die schlechter abschneiden als andere.Schön und gut. Ich finde es trotzdem ungerecht und auch ihr solltet es ungerecht finden. Es sei denn, ihr steht dazu, dass ihr neoliberale Yuppies seid. Zusätzlich gibt es noch ein Problem das die Situation verschärft: Rosinen und Antirosinen wollen die gleichen Wohnungen und zwar: 2-3 Zimmer Altbau Wohnung in Eimsbüttel oder Hoheluft mit Holzdielen und Balkon. Gerne mit Wohnküche und Vollbad. Ruhige aber zentrale Lage. Bis ca. 700 Euro warm. Was nun in Hamburg stattfindet ist ein Prozess der räumlichen Verdrängung von bestimmten Bevölkerungsgruppen, genauer gesagt eine Verdrängung der Antirosinen. Ein Vermieter sagte zu mir „Auch Ausländer haben ein Recht zu wohnen“.Danke lieber Mann, Recht zu wohnen.Nur halt nicht in Eimsbüttel oder Hoheluft. Nee, nee nach Hamm oder Wilhelmsburg sollen die Verlierer des Wohnungsmarktes ziehen, bzw. verbannt werden. Gelockt werden Hamburgs Ausländer, Studenten und Arbeitslose durch geringe Mieten und wenig Anforderungen durch die Vermieter. Da besteht die Bewerbungsmappe für Wohnungen nicht aus drei Gehaltsbescheinigungen, Schufa-Auskünften, Bürgschaften, Personalausweiskopien und sonstigen Empfehlungen, oft reicht ein persönliches Gespräch und der Eindruck, dass es sich bei den potentiellen Mietern nicht um einen zerstörerischen, lauten Haufen handelt. In Eimsbüttel dagegen bauen sich die solventen Arbeitstiere mit Hilfe der Selektion durch Vermieter und Vermietgesellschaften ihre eigene kleine Welt auf. Wer stört fliegt raus oder wird gar nicht erst reingelassen. Bei Wohnungsbesichtigungen wird schnell schon durch Äußerlichkeiten klar, wer eine Chance auf eine Zusage und den Einstieg in diese Welt hat. Eine Anzughose sieht in den Augen des Vermieters halt vertrauenswürdiger aus als eine aus Cord. Die Gewinner sind nicht nur äußerlich gut vorbereitet. Adrett, lächelnd und mit den nötigen Papieren in der Hand warten sie auf das Erscheinen der Menschen mit Entscheidungsgewalt. Sobald dann der Vermieter auftaucht, wird das volle Programm abgezogen. Da wird herumschwänzelt, geflirtet, interessiert gefragt und mit Geld herumgewedelt. Wer dieses Spiel nicht beherrscht, kann eigentlich schon vor Betreten der Türschwelle mit der S-Bahn zurück nach Harburg fahren. Neben der Tatsache, dass diese alles andere als faire Regulierung des Marktes mich selbst betrifft, ist es vor allem ein Gefühl von Wehmut, das mich befällt. Immer mehr vormals interessante, eigenständige und gemischte Viertel wie die Schanze werden zum Szene-viertel erklärt, inklusive Mieterhöhung und steigender Selektion. Hier haben nun die Rosinen zunehmend die Möglichkeit überteuerte Heißgetränke zu konsumieren und ihre Designer Sonnenbrillen auszuführen.
http://www.neon.de/artikel/wissen/alltag/hamburger-rosinen-wohnungsmarkt/654480
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entfesselt
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In einem Monat.
"Oder in zwei oder drei. Einfach dann, wenn du meinst, du willst dich melden.“
„Weißt du, ich glaube es wäre seltsam, jetzt so quer wieder einzusteigen und einfach weiter zu machen“, sagst du. Wir stehen mitten auf diesem Platz, um uns radeln, reden, rattern Leute; Straßenbahnen, die an mir vorbeiziehen, genau wie es die Momente der letzten Zeit gerade tun. Ich schaue dich an und wie immer muss ich meinen Kopf in den Nacken legen, weil du größer bist und es kommt mir komisch vor, dass ich nicht früher bemerkt habe, dass mir mein Rücken und auch alles sonst wehtut, vom vielen Zu-dir-aufschauen. „Ich muss, glaube ich, nochmal nachdenken, wie ich bin und irgendwie auch, wie ich mit dir bin“, sage ich und ich habe mein wartendes Spiegel-Gesicht im Kopf, das mir in den letzten Wochen so oft entgegen starrte, wenn du nicht angerufen hast. Es ist mir jetzt unsympathisch. Wenn ich das nächste Mal mit dir zusammen existiere, will ich nicht so jemand sein. „Okay. Aber vielleicht können wir das nochmal neu machen. Ich will jemanden, mit dem ich gerne Zeit verbringe, nicht so schnell loswerden. Dafür passiert mir das zu selten“, meinst du. Ich merke, dass es Leute wie dich gibt, die zwar nett sind, aber keinen Wert darauf legen, als nett erkannt zu werden. Und dass du erst angefangen hast, aktiv nett zu sein, nachdem ich den nicht-netten Mist gebaut habe, den wir eben offen geklärt haben. Es fängt an zu regnen und zusätzlich sprenkelt uns der Springbrunnen von der Seite. Wir haben uns jetzt ausgesprochen und vor uns liegt ein Schweigen und eine Wahl. Die Wahl, die vor jedem Neuanfang steht. Es überrascht mich, dass du mir so in keinster Weise ein schlechtes Gewissen gemacht hast, sondern eher das Gegenteil. Ich frage mich, ob du vielleicht gerade jetzt, in dem Moment, in dem wir uns gegenseitig hassen könnten, liebenswerter bist, als du es je warst. Du machst einen Vorschlag. „Wir können uns in einem Monat wieder sehen. Oder in zwei oder drei. Einfach dann, wenn du meinst, du willst dich melden.“ Ich denke, was ich in einem Monat alles machen kann. Ich kann Gitarre spielen lernen oder meine Haare färben, ich kann Goethe-Reclams lesen oder meinen Freunden zuhören. Ich kann zu der Person werden, die ich gerne sein will, wenn ich dir in einem Monat gegenüber sitze. Ich glaube, das könnte auch mehr Zeit füllen, als bloß einen Monat. „Okay.“ Es regnet jetzt sehr. Wir umarmen uns und du steigst in deine Straßenbahn in Richtung Umzug und neuer Universität und Beschäftigt-sein. Ich steige auf mein Fahrrad und während der Regen mich durchnässt, entscheide ich mich dagegen, mir die Monats-Frist in den Kalender einzutragen. Ich will von selber merken, wann ich wieder genug Ich bin, um unseren Monat für beendet zu erklären.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/in-einem-monat/1053545
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FrauFraeuleinWunder
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Parallelwelten?
Wir laufen täglich an hunderten, tausenden Menschen vorbei, doch nehmen wir wahr? Nehmen wir wahr, oder ignorieren wir?
Großstadt. Das ist nicht meine Welt. Es ist mir zu laut, zu hektisch, zu unpersönlich. Es ist anonym und kalt hier. Das spüre ich schon, wenn ich aus dem Zug steige. Berlin Hauptbahnhof. Meine Kopfhörer und meine Musik schützen mich vor einer Reizüberflutung. Ich warte hier heute auf jemanden. In der Zwischenzeit beobachte ich. Ich sehe eine kleine Welt voll eilig umherlaufender Menschen und einen Ort, an dem Freud und Leid so nah beieinander liegen. Menschen begrüßen sich, verabschieden sich und verleihen ihrer Liebe ein letztes Mal Ausdruck, bevor sich die Zugtüren schließen. Wohin man schaut, Menschen arm- und wohlhabend, denen man ihre Geschichte beinahe ansieht. Beinahe. Ein alter Mann liegt auf einer Bank. Seine viel zu dünne Jacke soll ihn vor der Kälte in der Halle schützen. Er wird durch das Bahnhofpersonal nach draußen verwiesen. Traurig finde ich das. Noch trauriger, dass andere Menschen nicht einmal fünf Meter weiter ihr Geld verprassen und trotzdem unzufrieden aussehen. Ich sehe viele unzufrieden wirkende Menschen und frage mich, woran das liegt. Ich frage mich, ob andere Menschen sich auch solche Fragen stellen, oder ob es einfach egal ist? Meine Gedanken werden durch das Nachrichtensignal meines Telefons beendet.Ein kurzer Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich seit fast einer Stunde warte. Die Nachricht auf meinem Telefon lässt mich für Sekunden den Boden unter den Füßen verlieren. Fassungslos- und voll Sorge laufe ich, ohne zu wissen wohin. Tausend Gedanken, tausend Fragen. Dann tauche ich in die Menschenmasse ein. Jetzt bin ich einer von vielen. Hektisch. Schaue weder nach rechts, noch nach links. Ich sehe nichts. Tags: beobachten, sehen, verstehen
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fantatierchen
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Wanna take a Ride?
Es war das letzte Mal vor ein paar Jahren, deshalb hatte ich ganz vergessen, wie sich das anfühlt.
Es war gestern, es war in der Ringbahn. Es war das letzte Mal vor ein paar Jahren, deshalb hatte ich ganz vergessen, wie sich das anfühlt. Wie unfassbar beschissen sich das anfühlt. Wenn du in der Bahn sitzt, nachts, am Wochenende. Der Waggon ist außer dir noch leer, niemand im Blickfeld, bis diese sechs Typen einsteigen, angetrunken, Glatzen, groß und viel kräftiger als du. Wenn du plötzlich aus so einem Gefühl heraus aufhörst, Tagebuch über deinen letzten Blowjob zu schreiben, und dich auch nicht traust, dein Buch mit dem Titel „Bitch Doktrin“ stattdessen in die Hand zu nehmen und zu lesen, sondern lieber das Handy nimmst, schreibst, „hei, bin jetzt Halensee, gleich da, kannst du bitte auf mich warten? Hier sind grad so ein paar seltsame Menschen eingestiegen (hoffentlich lesen die das nicht)“ Du bist müde und schwach, hast viel gearbeitet, es ist schon nach Mitternacht, draußen kalt und dunkel. Du hast Kopfhörer auf und siehst mit betont regloser Miene weg, nur weg, aber sie sehen dich an und kommen her, so her, dass sie sich im Viererabteil, in dem du am Fenster sitzt, zu dritt dir gegenüber auf die Zweierbank quetschen müssen, während ein weiterer direkt neben dir Platz nimmt und dir so den Weg hinaus versperrt. Es ist eng, du musst sie unweigerlich berühren und fängst deshalb an, dich klein und immer kleiner zu machen, weil dich der Körperkontakt so ekelt. Es nützt nichts. Sie gaffen dich an, fangen an, über dich zu sprechen. Wie du aussiehst. Wo du wohl gerade hinfährst. Was du so denkst und machst und tust. Du stellst dich tot. Denkst, wenn du nicht reagierst, werden sie bald von selber aufhören. Aber sie machen weiter, sie sprechen dich an, „hei, du hörst uns doch, du hörst uns doch zu, das sehe ich genau, und selbst wenn nicht, wollte ich dir trotzdem sagen, wie sexy ich dich finde!“ Dir wird schlecht. Du überlegst fieberhaft, was du tun sollst, aber da ist kein Platz, nicht in diesem Abteil und auch nicht in deinem Kopf. Alles ist ganz eng. Du denkst daran, etwas zu sagen. Freundlich („Könnten Sie bitte aufhören? Ich möchte meine Ruhe.“), aggressiver („Sie sehen doch, dass ich kein Interesse habe – lassen Sie mich jetzt bitte endlich in Ruhe!“), witzig („Sorri, aber die Schnitte ist schon belegt, und jetzt Ruhe, klar?“). Aber du denkst leider auch daran, was danach passieren könnte: Sie sind viel größer, viel kräftiger und viel mehr als du – du bist alleine in dem Abteil. Du willst und kannst sie nicht provozieren. Also tust du weiter das, was in dem Moment am sichersten erscheint: du ignorierst sie und deine Angst. Versuchsweise. Der Versuch scheitert am nächsten Bahnhof. Es ist zwar nur noch eine Station, bis du aussteigen musst, aber du weißt, sobald sich die Türen schließen, kommst du nicht mehr raus aus diesem Zug, doch das musst du vielleicht. Du stehst auf. Schnell, ruckartig. Zwängst dich zwischen Beinen durch, die dir keinen Platz machen, meidest den Blick in Gesichter, die dich anstarren, während Münder lachen und johlen, das Geschehen lautstark kommentieren und dir Namen geben. Es riecht nach Bier und abgestandenem Rauch und Schweiß. Du tust laut und verärgert brabbelnd so, als würdest du aussteigen, setzt dich aber in Wirklichkeit woanders, ganz hinten neben der Tür, hin, wo sie dich nicht sehen können – denn 10 Minuten draußen auf dem kalten, dunklen Bahnsteig willst und kannst du gerade nicht zwischen weiteren angetrunkenen Typen alleine warten. Deine Beine zittern, deine Hände, dir ist übel. Du hoffst, dass sie dich nicht entdecken. Du hoffst es so sehr. Und dann entdeckst du diesen anderen Kerl. Er gehört nicht zu der Gruppe, aber er konnte sie die ganze Zeit sehen. Nur dich hatte er nicht im Blickfeld, aber er hat sie ja gehört. Er hat es gesehen. Er hat dir nicht geholfen. Die Bahn fährt in den nächsten Bahnhof und du drückst so oft auf den blinkenden Knopf an der Tür, dass dir die Sekunden beim Öffnen wie zäher Schleim vorkommen, der dich nicht gehen lassen möchte. In dem Moment, in dem du aufgestanden bist, haben sie dich wieder gesehen und schreien jetzt durch das ganze Abteil, kommentieren deinen Abgang. Draußen steht dein Freund. Er ist verwirrt, obwohl er von der Situation ja wusste. "Soll ich ein paar Gesichter einschlagen?", fragt er. "Ich will überhaupt nicht, dass irgendetwas zerschlagen wird - ich will nur nach Hause, ich will einfach weg." Was ich dazusagen möchte, ist: Ich bin ein taffes, emanzipiertes Mädchen. Normalerweise mache ich meinen Mund auf, für mich und für andere (wer darin etwas Sexuelles liest, ist selbst schuld). Aber in dieser Situation konnte ich es nicht. Ich hatte Angst, und ich war auf Hilfe und Empathie angewiesen. Ich habe sie nicht bekommen. Statt dieser Erkenntnis tauchten in meinem Kopf und im Gespräch danach mit meinem Freund aber ganz andere Gedanken auf: „Du hättest einfach weggehen können. Du hättest einfach etwas sagen können, dann wären sie erschrocken gewesen, hätten sich entschuldigt und damit aufgehört.“ „Ich KONNTE nicht weg. Und ich konnte deshalb auch nichts sagen!“ „Also, rein technisch gesehen konntest du beides sehr wohl.“ Ich saß in einem fahrenden Zug, alleine, mit sechs Männern, die alle deutlich größer und stärker waren als ich. War es meine Verantwortung? War es meine Schuld, hätte ich etwas tun müssen, um das zu beenden? Aktiver, als ich es so schon getan habe? Ich schlucke immer noch, wenn ich darüber nachdenke. Wann hören wir auf, Opfern die Schuld an Situationen zu geben, die sie nicht initiiert haben? Wann schlagen wir ihnen endlich keine Handlungsalternativen mehr vor, die in diesen Momenten gar keine sind, sondern hören zu und versuchen zu verstehen, was da eigentlich genau wie passiert ist? Warum nehmen wir die Angst, die da entsteht, nicht ernster? Sensibilisieren dafür im Umgang miteinander? Vielleicht ist es für Männer schlecht nachvollziehbar, wie sich das anfühlt, derart unterlegen zu sein. Mir hat niemand beigebracht, mich in so einer Situation zu wehren. Ich habe gelernt, nett zu Menschen zu sein, höflich, freundlich, zuvorkommend. Ich kann Bitte und Danke sagen, nette Texte und Gedichte schreiben, ich zeichne gut und quatsche gerne. Bei Filmen weine ich, wenn die Schauspieler*innen weinen, weil sich Gefühle schnell auf mich übertragen; ich bin empathisch und naiv. Aber mich verteidigen? Ich habe immer nur gelernt, Verständnis für das Handeln anderer zu entwickeln, nicht, mich dagegen zur Wehr zu setzen und es aktiv anzugreifen. So wie auch in dieser Situation: ich hätte aktiver meinen Unmut äußern müssen, egal welche möglichen Konsequenzen das für meine körperliche Unversehrtheit gehabt hätte, denn ich darf scheinbar nicht erwarten, dass nonverbale Kommunikation allein ausreicht. "Lern irgendeinen Kampfsport", meinte mein Freund. Aber ich möchte keinen Kampfsport lernen müssen, um nachts ohne Angst mit der Bahn fahren zu können. Ich möchte nicht in Betracht ziehen müssen, andere körperlich zu verletzen, um meinen Körper vor ihnen zu schützen. Und zu guter Letzt möchte ich auch nicht das Kämpfen lernen, um mich verteidigen zu können, während es Männer  lernen, um (mich?) anzugreifen. "Aber in dieser Situation hast du noch weniger getan, als dich zu verteidigen. Du hast dich ihnen ausgeliefert und gleichzeitig die volle Verantwortung über die Situation auf sie übertragen. Ist das nicht noch schlimmer?" Es ist die alte Frage, was zuerst da war: Die Henne, oder das Ei. Die Furcht, oder die Bedrohung. Was es braucht, um Nein zu sagen, und wie groß dabei aber immer die Gefahr ist, dass dieses Nein nicht ausreicht. Ich weiß es nicht. Und das fühlt sich verdammt scheiße an.
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sabbelwasser
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Der Potenzkick
Oder: Seht alle her, ich habe mich fortgepflanzt.
# Kaum den Geburtskanal leicht angeknautscht verlassen, die Abdrücke der Saugglocke noch deutlich sichtbar, wird Klein-Finn, -Lukas, -Leon oder –Paul schon auf Roadshow geschickt. Klar, exzessives Säuglings-Rumzeigen im engeren Verwandten- und Freundeskreis ist das Standardprogramm kurz nach verlassen des Kreißsaales. So weit, so schnuppi. Schließlich wollen von Tante Luise, über Onkel Werner bis zu Freundin Beate alle wissen, was Gabi herausgepresst und Klaus gezeugt hat. Inklusive prüfenden Blickes der männlichen Verwandtschaft, ob auch Familienähnlichkeit festzustellen ist und man das Geschenkpaket mit antiallergischen Gummisaugern, ökologisch wertvollen Holzrasseln und auswaschbaren Stoffwindeln nicht einem von Milliarden Kuckuckskindern schenkt. Blut ist dicker, als Säuglinge süß sind. Was aber treibt Eltern, insbesondere Männer dazu, ihren selbstgedengelten Nachwuchs auch unbeteiligten Personen an die Seite schieben zu müssen? Warum muss ein noch völlig zerknitterter Frischling den Arbeitskollegen präsentiert werden? Menschen, mit denen einen nicht mehr verbindet, als eine Aufwandsentschädigung vom gleichen Sklavenhändler zu beziehen und sich am Kaffeeautomaten einen guten Morgen zu wünschen? Und dann steht er da, mit Kind und Kinderwagen. Für den außen stehenden Laien ein Neugeborenes, wie alle anderen, für ihn wohl eher ein Prototyp, der begutachtet werden muss, um die Genehmigung zur Serienfertigung zu erhalten. Unerlässlich scheint dabei die Meinung unabhängiger Gutachter zu sein. Oder zweifelt ein Mann an seiner Zeugungsfähigkeit, bis er den Beweis angetreten hat? Ist es Revier-Abstecken? Der ultimative Schwanzlängen-Vergleich auf hohem Niveau? „Seht alle her, ich bin ein 1A-Zuchtbulle!“? Will er der Frauenwelt zeigen, dass man bei ihm sicher sein kann, mit hochpotentem Genschleim befruchtet zu werden? Den Männern vor Augen führen, dass er sich erfolgreich reproduziert hat? Nach dem Motto: „Passt auf eure Frauen auf, sie werden auch Kinder von mir wollen und wie ihr seht, kann ich das.“ Es ist mir ein Rätsel. Da steht man vor dem Kinderwagen, schaut in das knitterige Gesicht eines Frischlings, mit dem einen emotional rein gar nichts verbindet und fragt sich, welche Reaktion erwartet wird. Soll man spontan in jiepsendes Geschrei mit dem Tenor: „Oh mein Gott, ist der süß!“ ausbrechen? Oder dem Erzeuger gönnerhaft auf die Schulter klopfen und ein beeindrucktes „Gut gemacht, Junge.“ murmeln? Fragt man die frische Mutter, ob der Dammschnitt gut verheilt ist? Ob das Stillen sehr schmerzt? Ob der Kleine viel schreit? Der Stuhlgang noch sehr flüssig ist? Irgendwie sind das Fragen, die ich einer guten Freundin stelle, nicht aber einer Frau, die ich nie gesehen habe. Und überhaupt: warum nicht mit der Vorführung warten, bis die Optik des Nachwuchses in den Bereich „niedlich“ wechselt und bei den Zuschauern zumindest das Kindchen-Schema eine wohlwollende Reaktion begünstigt?
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Jede Träne wert
geschrieben vor ca 1,5 Jahren. Der Nachfolger ist Von der Liebe.
Vor drei Jahren bekamen wir einen neuen Kollegen, irgendwie fühlte ich mich gleich zu ihm hingezogen. Allerdings bemerkte ich das nicht und warum auch es gab keine Hoffnung er war gerade wegen seiner Freundin nach her gezogen. Wir interessierten uns für die selben Bücher, die selben Filme. Als wir dasselbe Seminar besuchten, wartete ich morgens auf ihn. Wenn er von seiner Freundin erzählte fühlte ich mich elend. Wir verbrachten die Mittagspause zusammen und das war meine beste Zeit des Tages. Doch das ich verliebt war merkte ich erst einige Zeit, er hatte sich gerade von seiner Freundin getrennt und wir saßen auf der Weihnachtsfeier nebeneinander und haben die ganze Zeit geredet. Wir unterhielten uns über alles mögliche und irgendwann guckte er mich an und meinte “Du weißt aber auch alles” und lächelte mich an. In diesem Moment scheint es bei mir gefunkt zu haben, aber auch das merkte ich erst später. Ich fuhr erst mal zu meinen Eltern und merkte nicht das ich ständig von ihm redete. Mir war das jedoch alles immer noch nicht bewusst. Auch als ich nach den Weihnachtsferien eher anfing zu arbeiten in der Hoffnung er ist da, wollte ich es nicht wahrhaben. Gemerkt habe ich es am 11.2 diesen Jahres, ich war einen Tag weg, Ski fahren, und vermisste ihn, wie ich noch nie einen Menschen vorher vermisst habe. Ich war umgeben von Menschen und doch war ich in Gedanken ganz woanders.  Abends auf der Rückfahrt saß ich im Auto, hörte Musik, und nebenher meinen Kollegen zu, wie sie über die Arbeit diskutierten und gestand mir nach 1 Jahr, 4 Monaten und 11 Tagen meine Gefühle ein und lies sie zu. Ab da versuchte ich noch genauer herauszufinden wer er war und warum er mich so faszinierte. Ich hörte zu, suchte seine Nähe. Nach einiger Zeit ergab sich die Gelegenheit, er wollte Alice im Wunderland sehen, von Tim Burton, den er gerne mag. Also fragte ich ihn unverbindlich ob wir den Film angucken wollen. Er sagte Ja und ich schwebte auf Wolke sieben. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, einen Abend guckten wir bei mir Kill Bill und ich wollte mich anlehnen. Doch es fühlte sich seltsam an und er meinte es wäre ihm unangenehm. Den Abend überstand ich gerade noch doch als er ging brach ich auf meinem Flurboden zusammen und spürte eine tiefe Verzweiflung. Dazu muss ich sagen, ja ich bin ein emotionaler Mensch, aber diese Stärke der Gefühle war mir fremd und ist es bis heute, noch 8 Monate danach. Ich heulte mich an diesem Abend in den Schlaf. Es fühlte sich an, als würde das wichtigste in meinem Leben mich nicht wollen. Als würde meine große Liebe es gar nicht erst versuchen wollen. Doch wir wurde Freunde und an einem DVD Abend bei ihm, hielt er den Film an, guckte mich an, “Mir fällt das auch nicht leicht” ich guckte ihn fragend an “Was?” und er küsste mich. An diesem Tag fing die glücklichste und unglücklichste Zeit meines Lebens an. Wir fingen eine Affäre an, im ständigen Spießrutenlauf mit den Arbeitskollegen, die von alle dem nichts wissen sollten. Irgendwann fing seine Ex-Freundin jedoch an wieder in sein Leben zu treten. Von da an war alles falsch was ich tat, ich war nicht sie. Es ging weiter bergab und ich versuchte zu kämpfen, ihn festzuhalten und das war der zweite große Fehler den ich begang. Ein Tag fuhren die beiden zusammen weg und kamen als Paar wieder. Er sagte es mir mitten in der Nacht, ein kurzes “Ja es hat wieder gefunkt” und danach war die Leitung tot. Kein tut mir Leid, keine Stellungnahme, gar nichts. Am Montag musste ich ihn wieder sehen, und ich weinte, ich konnte nicht anders. Es tat so weh. Meine Welt war tot. Nach einem Tag Streit vertrugen wir uns und fingen an unsere Freundschaft wieder aufzubauen wie sie vorher war. Doch war diese Freundschaft sehr distanziert. Bis vor zwei Monaten, er vermisste mich oder die Affäre, ich weiß es nicht, und wir führten unsere Affäre fort und das war der dritte Fehler den ich begang. Aber diesen letzten Fehler werde ich nicht bereuen, nicht bemängeln und schon gar nicht ungeschehen machen. Den egal wie weh es tut, wenn ich weiß er ist bei ihr, es ist schön und fast perfekt, wenn wir zusammen sind. Den egal wie weh es tut, wenn er rebelliert und mich verletzt, weil er gerade wütend ist, weiß ich er wird immer für mich da sein. Den egal wie sehr es weh tut, wenn er sagt er wird mich nie lieben, stirbt die Hoffnung nicht. Und egal wie viele Tränen ich noch vergießen werde, ich weiß ich liebe ihn. Warum ich ihn liebe? Er ist der liebste Mensch den ich je kennen gelernt habe. Ich habe manchmal das Gefühl er ist das fehlende Teil des Puzzles, mein Gegenstück. Er macht mich wahnsinnig und spricht alles an mir an. Meine Intelligenz, mein Herz, einfach alles. Ich fühle mich bei ihm zu Hause, geborgen, in Sicherheit. Egal wie weh er mir tut und egal wie oft mein Herz bricht, ich glaube ich werde einfach nicht schlauer, aber so genau warum. Das kann ich nicht sagen. Doch ich weiß er ist jede Träne wert.
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Lars_Gaede
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Wohin denn bloß?
Was erlebt ihr alles bei der Suche nach einem WG-Zimmer?
Es ist Semesterbeginn. Zu dem "Oh mein Gott! Kreisch! Wo ist denn jetzt dieser verdammte Vorlesungssaal RH12.43978?"-Stress kommt für viele Neustudenten ein noch viel existenziellerer: Sie haben noch kein Zimmer. Allein in Berlin starten 31500 Erstsemester ins Studium, zwei Drittel davon sind Zugezogene. Sie konkurrieren mit den eh schon Suchenden um immer knapperen und immer teureren Wohnraum. Auch in Städten wie Hamburg oder München ist ein bezahlbares WG-Zimmer in etwa so leicht zu finden, wie ein Goldtopf am Ende des Regenbogens. Das führt dazu, dass auch gern mal fensterlose Besenkammern angeboten werden – "klein aber fein" – für 390 Euro oder dass man sich bei Besichtigungsterminen mit zwölf anderen Mitbewerbern in der Wohnküche drängelt, um idiotische Castingfragen zu beantworten: "Wie ist dein Verhältnis zu Pflanzen?" Die Userin franziskalex hat neulich in ihrem Text von ihrer Odyssee auf Wohnungssuche Ähnliches berichtet. Aber sollte man das wirklich mitmachen? Muss man? Oder gibt es Alternativen? Wie ist es euch bei der Zimmersuche ergangen? Was wurde von euch verlangt? Und wie habt ihr schließlich euer Zimmer gefunden?
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Die Rechnung, bitte
Das Ende schmeckt nach Pizza und Rotwein.
Jetzt beginnt es, jetzt geht es zu Ende. Wer hätte gedacht, dass es in Giovannis Trattoria passiert. Ein schweres Schweigen legt sich über uns wie eine gigantische Scheibe italienischer Salami. Du schaust mich an und ich schau dich nicht an und am Ende sitzen wir mal wieder voreinander, ohne dass wir uns wirklich sehen. Früher hast du immer meine Hand genommen, wie um sicherzugehen, dass ich wirklich da bin, warm bin, nicht gehen kann. Aber nicht mal dazu reicht die Kraft jetzt noch. Ich hatte schon immer das Gefühl, du würdest mich nicht richtig hören. Das kommt davon, wenn man streitet und man redet und redet aber kein Wort eindringt in den Stahlbeton des anderen. Du hast oft gesagt, dass ich dich nicht sehen würde, als wäre das, was dich ausmacht, für mich unsichtbar. Du taub, ich blind, das war nicht der Zauber, den man sich vorstellt. Und jetzt sitzen wir hier und keinem fällt etwas ein, das uns retten kann. Stille zwischen uns, endlich. Das Ende ist nie laut, es ist eher wie schreckliche Gänsehaut. In Speisekarten stehen keine Rezepte, das fällt mir mal wieder auf. In Speisekarten stehen nur fertige Gerichte. Wir beide, wir hätten ein Rezept gebraucht. Aber wir sind jetzt nur noch eine kalte Suppe auf dem Tisch des anderen. Irgendwie ist es auch gut, sagt etwas in mir. Ich darf dich nur nicht anschauen. Ich darf mich nur nicht erinnern, was du mir mal warst. Wie kann das eigentlich sein? Wie kann es sein, dass man sich erst findet, nicht mehr aus den Augen lässt und dann trotzdem verliert? Vielleicht hab ich mich getäuscht. Oder du hast mich getäuscht oder wer weiß schon, ob wir ehrlich zueinander waren, als wir etwas im anderen gesehen haben. Das spielt eigentlich auch keine Rolle jetzt hier, mal ehrlich. Aber ich muss trotzdem daran denken, wie schnell mein Herz mal geschlagen hat nur beim Gedanken an dich. Und wie es sich jetzt windet vor Gram, nur wenn ich daran denke, was wir uns gleich sagen werden. Fast möchte ich dir sagen, dass alles gut wird. Aber dann tue ich es doch nicht. Der Kellner bringt unsere Drinks. Eigentlich sollte das hier anders laufen. Eigentlich sollte es ein freier Abend sein, leicht verdammt, mit einem Spaziergang am Anfang und Vollrausch im Herzen am Ende. Wir haben es mal wieder versaut, alle beide. Haben uns an den Rand des Scheiterns gebracht und noch ein Stück weiter. Wir sind zu weit gegangen, keine Frage. Prost. Mir fällt auf, das Bier immer schmeckt, selbst wenn sich gerade alles in Luft auflöst. Immerhin eine Sache, die bleibt. Ich sehe dir dabei zu, wie du umständlich einen Schluck Wein trinkst. Du trinkst so wie jemand trinkt, der froh ist, dass sein Mund etwas zu tun hat und nicht sprechen muss. Ich lass dir deine Zeit, das hätte ich schon viel eher tun sollen. Außerdem muss das hier nicht schnell gehen. Es ist okay, wenn wir uns damit Zeit lassen. Immerhin müssen wir morgen nicht früh raus. Absurder Gedanke. Am Nachbartisch klingelt ein Telefon. Der Telefonist geht ran und spricht mit seiner Mutter das Treffen am nächsten Wochenende ab. Er klingt dabei so genervt, dass wir beide kurz grinsen müssen. Obwohl wir nicht wollen. Das ist ja eine ernste Sache hier, da kann man doch nicht einfach grinsen. Seit sieben Jahren atmen wir dieselbe Luft, leben wir dasselbe Leben, treiben wir im gleichen Strom, haben wir uns gegenseitig alle Geheimnisse abgeluchst. Und jetzt sitzen wir uns nach all der Zeit plötzlich gegenüber und wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen. Der Kellner will wissen, was wir essen wollen. Ich nehme Pizza, du nimmst Pizza. Es ist albern, aber ich bin kurz stolz auf uns. Ich bin stolz, dass wir es überhaupt so weit geschafft haben. Du nimmst Messer und Gabel und machst den ersten Schnitt. Während ich kaue muss ich daran denken, wie du mich immer angeschaut hast, als du frisch verliebt warst in mich. Da war so eine Begeisterung in deinen Augen, ich frage mich, was du damals gesehen hast. Und ob es sehr hart war zu erkennen, dass du einen Knick in der Optik hast. Ich meine in „verliebt“ steckt „ver“ drin, genauso wie in verirren, vermasseln, vergraulen, aber auch in verstehen. Das klingt von Anfang an schon irgendwie fehlgeleitet. Oder war ich vielleicht jemand anderes? Und warum zur Hölle mache ich mir eigentlich immer nur Gedanken über mich und so selten darüber, was eigentlich mit dir passiert ist? Auf meiner Pizza fließt das Öl um die Tomatensauce herum in die Krater, die meine Gabel schlägt. Auf meiner Zunge liegt mir das eine oder andere Pfefferkorn. Aber ich schlucke sie herunter. Die Kerze auf unserem Tisch ist leergebrannt. So ein scheiß Klischee, ich wünschte das Ding wäre einen Meter hoch und würde nichts über uns aussagen. Der Kellner bringt keine neue, weil wir es ihm aber auch nicht sagen. Ich frage mich, was du die ganze Zeit denkst. Manchmal schaust du mich an und schüttelst dann fast unmerklich den Kopf. Seit wir hier sitzen haben wir noch kein Wort gewechselt. Alles was im Moment aus unseren Mündern kommt, ist essbar. Seit du gesagt hast „Wir müssen reden“ haben wir noch keinen Satz heraus gebracht. Alles, was in unseren Köpfen ist, ist furchtbar. Es ist wie beim Pokern, wir beide haben ein Scheißblatt, ich nur ein Paar Vieren, du eine halbe Straße, und keiner will es zugeben. In unseren Mundwinkeln hängt Tomatensauce und auf meinem Schoß stapeln sich die Krümel. Als mein Teller leer ist, ist auch deiner leer, bekomme ich Angst. Wir schauen uns an, du blickst mir in direkt durch die Augen hindurch in meinen Kopf, dann sagst du: „Du hast da Tomatensauce im Bart.“ Dann wischst du mit dem Finger das Rot aus meinem Gesicht. Diese Vertrautheit dringt in mich ein wie ein Messer. Das war‘s dann also. Der Kellner kommt, ja es hat irgendwie geschmeckt, wir nicken, dann fragt er nach der Rechnung. „Zusammen oder getrennt?“ Wir stimmen uns ab mit einem Blick. „Zwei Rechnungen bitte“, sag ich. „Und noch zwei Grappa.“
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Crazyblu
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Trümmerprinz, du schmerzt
Wie viele Gedanken passen in einen Herzschlag? Wie viele Gefühle hat ein Herzsprung?
Wie viele Gedanken kannst du einem Menschen widmen, bis dein Kopf merkt, es ist sinnlos? Wie viel Herzschläge müssen vergehen, bis sie aufhören wehzutun? Wie viele Gerüche muss ich riechen, bis ich deinen Duft vergesse? Wie viele Lippen muss ich küssen, bis sie nicht mehr fremd schmecken, wegen dem einen Kuss? In wie viele Augen muss ich blicken, bis ich die Augen vergesse, welche mich zum Stottern bringen? Wie viele Regentage muss es geben, bis ich darin nicht mehr Tränen verstecke, denn grosse Mädchen weinen nicht. Wie vielen Stimmen muss ich gelauscht haben, bis ich die Stimme vergesse, die ich nicht überhören konnte? Wie viele Umwege muss ich fahren, bis ich in deine Stadt kann, ohne dass alles an dich erinnert? Wie laut müssen die Gewitter klingen, damit sie die Gespräche verklingen lassen, die berührten. Wie oft muss die Welt sich drehen, bis die Verbindung sich löst? Wie weit muss ich rennen, damit die Hoffnung in mir aufhört, mitzulaufen?Wie viele unausgesprochene Worte passen in einen Herzschlag der aussetzt, wenn ich dich ansehe? Wie viele Zigaretten muss ich im Schatten der Nacht rauchen, bis ich aufhöre, an dich zu denken? Wie viele atemlose Momente machen eine unvergleichbare Bindung aus? Wie vielen Menschen muss ich begegnen, bis du ein Schatten der Erinnerung wirst? Wie oft muss ich meine Hände nutzen, bis sie vergessen, wie deine Haut sich anfühlt? Wie viele Farben muss ich realisieren, bis ich die Farbe deiner Augen vergesse? Wie oft muss ich mich betrinken, bis das Vermissen ertrinkt? Wie viele Gedanken passen in einen Herzschlag? Wie viele Gefühle hat ein Herzsprung?
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schneeweisschens_schwester
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1,93 m
Das alles erscheint mir so bekannt und vertraut aber es scheint so, als ich kenne dich nicht. Nein, ich kenne dich nicht. Nicht so!
Ich schlage die Augen auf und bemerke, dass du schräg vor mir sitzt und an mir vorbei aus dem Fenster schaust. Dieses Gesicht. Diese dunkelbraunen Locken, die blauen Augen, das markante Gesicht, die breiten Schultern. 1,93 m. Das alles erscheint mir so bekannt und vertraut aber es scheint so, als ich kenne dich nicht. Nein, ich kenne dich nicht. Nicht so! Ich. Ich bin echt. Ich bin aus Fleisch und Blut. Aber du? Ich bin mir nicht sicher. Es ist so unnatürlich und unecht wie du dich gibst. Ich verspüre so eine unendliche Wut im Bauch wenn du so bist. Nicht nur Wut, sondern auch Mitleid. Ich habe Mitleid mit dir! Wie furchtbar muss es sein sich immer verstellen zu müssen.. ich würde dich zu gerne fragen: Ist es anstrengend? Ist es nervenaufreibend? Bist du traurig? Macht es dich traurig? Einfach wieso? Sind das deine wahren Freunde? Wenn ja, tut es mir leid! Aber nein! Das kann nicht sein. Wenn wir reden, öffnest du dich und ich habe für einen kurzen Moment das Gefühl wirklich mit dir zu kommunizieren. Aber dann in Gegenwart der Anderen schlüpfst du wieder in deine Rolle und ich erkenne dich auf einmal nicht wieder. Du gehst an mir vorbei und wirfst mir einen Blick zu, von dem ich nicht weiß wie ich ihn deuten soll! Er ist intensiv, hilflos, liebevoll aber irgendwie auch ausdruckslos und weit weg. Ja du bist einfach weit weg. Und ich würde dich wieder zu gerne fragen: Ist es anstrengend? Ist es nervenaufreibend? Bist du traurig? Macht es dich traurig? Einfach wieso? Sind das deine wahren Freunde? Wenn ja, tut es mir leid! Aber nein! Das kann nicht sein. Das einzige was ich will ist dein wahres Ich hervor zu locken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du so glücklich sein kannst. Wahren Freunden kann man alles erzählen und ist ihnen nah. Und was ist mit dir? Kannst du mit ihnen deine Sorgen, Träume und Wünsche teilen? Ich dachte du könntest das mit mir! Mit uns! Aber du bist einfach gegangen um jemand anderes zu werden und zu sein. Um zu irgendwelchen flachen Idioten zu gehören! Ich frag dich.. Macht dich das glücklich? Bist du nun wirklich glücklich? Ein unsicheres „JA“ ! Dann lasse ich dich! Sei so wie du willst aber hör auf mir diese Blicke zu zuwerfen und mir diese kurzen Momente des Vertrauens zu geben. Hör einfach auf und sei wer auch immer du sein möchtest! Aber lass diese Blicke! Diese intensiven, hilflosen, liebevollen aber auch irgendwie ausdruckslosen und weit entfernten Blicke!
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brautigan
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du, nackt
Ein Gedicht.
es ist sommer geworden und wir nicht mehr in hamburg sondern in berlin durch die geöffneten fenster lärmt die stadt dieses zimmer ist fremd die holzdielen zerschlissen und die kopfkissen riechen nach unbekanntem mensch aber hier in dieser wohnung die nicht meine ist in einem runden bett zwischen zerwühlten laken liegst du, nackt.
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remydesilva
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Das Märchen vom Wurstbrot
und der alltägliche Wahnsinn der Volksfeste.
Wenn dir nachmittags betrunkene Ü40-Deutsche entgegen kommen, weißt du, es ist Maiwoche. Ein Samstag in der Innenstadt wirkt wie ein großes Volksfest, ein Schützenfest, auf dem die Deutschen den trüben Alltag ausblenden können und einen Grund haben, das erste Bier vor vier zu trinken. Bei meinem favorisierten Asiaimbiss warte ich hinter zwei glatzköpfigen Männern, deren Mundwinkel nach unten zeigen und einer dreiköpfigen Familien in Designerklamotten. An Werkstagen sieht man hier in der Regel junge Menschen, Studenten oder Asiaten. Der Imbiss besitzt weniger als ein Dutzend Sitzplätze. An Festtagen, bei denen das Geld größtenteils für Bier draufgeht, darf es auch mal ein günstiger Happen beim Chinesen sein – auch wenn es ein vietnamesisches Restaurant ist – alles gleich. Heute gebratene Nudeln mit Ente süß-sauer, morgen ein Kreuz auf dem Wahlzettel der AfD. Wenn ich diese Art von Wurstbrotdeutschen sehe – in Abgrenzung zu den „normalen“ Deutschen – muss ich an den Ex-Freund meiner Mutter denken, den ich liebevoll vor Freunden „Arschlochfreund“ nannte, denn „Heino“ war kein Name. Jedenfalls trug der Arschlochfreund meiner Mutter den Namen zurecht. Er war groß, breit und muskulös gebaut, aber mit Bierbauch. Sein Gesicht sah aus wie das von Anthony Hopkins. Meinen Hund richtete er ab, vor der Tür der „Schwuchtelbar“, die sich gegenüber befand, zu kacken, auch im Restaurant schlug er ihn, wenn er bellte. Am Essenstisch wurde sich darüber echauffiert, dass die Bonzen doch alle an ihrem Geld verrecken sollten und über die Ausländer, die Menschen niederer Klasse waren, obwohl meine Mutter selbst gebürtige Singhalesin ist, dunkelbraun, die Augen in der selben Farbe und schwarzes Haar. Einmal saß sein glatzköpfiger Nazifreund am Tisch und meinte zu ihm, dass seine Freundin ja auch keine Deutsche sei, darauf antwortete das Arschloch, „So arisch wollen wir mal nicht sein.“. Er besaß keinen richtigen Job, stattdessen reparierte er Autos und verkaufte sie anschließend. Dafür holte er sich einen Zwanzigjährigen aus Polen, der ein kleines Zimmer in der oberen Etage bekam, seine Bezahlung deutlich unter Mindestlohn, schuftete er jeden Tag von morgens bis abends, an guten Tagen bekam er eine Pause, die er nutzte, um mit meinem Bruder und mir Basketball zu spielen. An einem Samstagnachmittag fuhren wir mit dem Auto auf den Hof, der junge Pole stand dort, das Arschloch stieg aus, ging auf ihn zu und schlug ihn mit voller Kraft zu Boden. Warum? Das habe ich mit zwölf Jahren nicht verstanden, danach auch nicht. Der junge Pole verließ anschließend wieder Deutschland und kehrte nach Warschau zurück, zurück zu seiner Familie und Freundin, die er jeden Abend schmerzlichst vermisste. Wenn das Arschloch trank, wurde er überemotional, entweder aggressiv oder arg peinlich. Beim Essen rülpste und furzte er, wen wundert es, dass ich mit dreizehn Jahren aufhörte, mit am Tisch zu sitzen und stattdessen in meinem Zimmer am Schreibtisch aß. Wenn ich über die Maiwoche gehe, sehe ich verschiedene Variationen des Arschlochfreunds, deshalb vermeide ich es. Trotz meiner teils deutschen Wurzeln und der Tatsache, dass ich in diesem Land geboren wurde, fühle ich mich unwohl innerhalb deutscher Menschenmassen. Schwarze Haare sieht man nur gefärbt, braune Teints nur als Resultat des Sonnenbankflavours. Wie müssen sich wohl die Flüchtlinge fühlen, die dieses Spektakel zum ersten Mal erleben? Bisher habe ich keinen in der Innenstadt entdeckt, nur einen in der Altstadt, der an der Bushaltestelle auf den Bus wartete. Gegenüber sah er in der „Altstadthütte“ ein Haufen deutscher Frauen, schätzungsweise die fünfziger Marke bereits geknackt, bei ihrem Junggesellenabschied rumkreischen. „Hildegard, mach ein Foto, los jetzt, mach mal hinne, du Olle!“. Der Flüchtling kann seinen Blick nicht abwenden, aber von der Seite sehen seine müden Augen aus, als begreife er, dass Krieg nicht der schlimmste Anblick auf Erden sei. Ein paar Meter weiter sehe ich an einer Biertheke ohne Kundschaft ein Mädchen hinter den Tresen, die ich von früher kannte, aber mit der ich nichts mehr zu tun hatte, wahrscheinlich wegen des Loches in meinem Schuh und weil ich keine Markenkleidung trug und unfähig war, hinter dem Rücken über meine Freunde zu lästern – „wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde“. Sie sieht gelangweilt aus, rollt mit den Augen, obwohl das Schamtheater noch gar nicht begonnen hat. Ich grinse innerlich und gehe weiter. Während ich das Tor zu unserem Wohnhaus schließe, empfinde ich erneut das Gefühl, in Deutschland nicht heimisch zu sein. Trotz des Auflebens rechter Gesinnungen in Europa, besonders auch in Frankreich, fühle ich mir dort wesentlich wohler. Frankreich ist multikultureller als Deutschland. Die Menschen sind höflicher, „Danke“, „Bitte“, „Gerne“ gehören zur Selbstverständlichkeit. In einer Zugkabine saß ich gegenüber eines dunkelhäutigen Mannes, der sofort aufstand, als eine ältere weiße Frau die Kabine betrat, ihren Koffer nahm, ihn über der Sitzfläche deponierte, sie Platz nehmen ließ und sich erst dann wieder setzte. Ähnliches war in der Pariser Metro zu beobachten. Eine ältere weiße Frau überließ ihren Platz einer schwangeren schwarzen Frau jüngeren Alters. Jedenfalls habe ich in Deutschland diese Freundlichkeit nur sehr selten gesehen, in Frankreich täglich. Ich würde mir wünschen, die Deutschen würden untereinander und insbesondere gegenüber Menschen aller Kulturen und Hautfarben diese Nächstenliebe zeigen, aber vielleicht erwarte ich zu viel. Hier wirkt es wie ein utopischer Gedanke, anderswo wie ein realistischer. Ich träume von einem weltoffenen Deutschland, in dem man nicht fragt wird, woher man gebürtig komme, sondern alle Menschen direkt mit einem Lächeln begrüßt, als sei es ein alter Bekannter, ein Gleichgesinnter und kein Fremder. Möglicherweise tanzen eines Tages Menschen verschiedener Kulturen, aus Syrien, Eritrea, Deutschland, Russland, Polen, angetrunken und nüchtern, gemeinsam Hand in Hand, auf der Maiwoche zu Schlager. Wie genial wäre das? Ich muss schmunzeln. Tags: volksfest, deutschland
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sehen
gesellschaft
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See_Emm_Why_Kay
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Backpacker verklagen Lonely Planet
Terrourismus hat nun auch Thailand erreicht
Melbourne/ Bangkok: Am vergangen Samstag ist es am Strand der thailändischen Insel Ko Pi Pi zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Backpackern verschiedener europäischer Länder gekommen. Auslöser dafür waren Falschaussagen des australischen Verlags "Lonely Planet" demzufolge die kleine Insel in der aktuellen Ausgabe des unter Insidern gehandelten Reiseführers als absoluter "Geheimtipp" angepriesen wurde. Nachdem etwa 300 Backpacker den kleinen Strand aufsuchten und dabei aufeinandertrafen, kam es zu Handgreiflichkeiten. Debbie Howardson aus Devon in England traf es besonders schwer: "Ich bin immer noch sehr enttäuscht von Lonely Planet. Endlich wollte ich auch mal einen einsamen Strand instagrammen, den noch fast niemand vor mir gesehen hat und dann musste ich mit Entsetzen feststellen, dass der ganze Strand voll war von diesen kommerziellen Backpackern". Auch der 25-jährige Tim Albrecht aus Bielefeld war am besagten Samstag am Strand der Insel Ko Pi Pi und musste seiner Enttäuschung gleich freien Lauf lassen: "Als ich diese ganzen Dorftrottel da gesehen habe, ist es einfach über mich gekommen. Ich nahm mir die nächstbeste Kokosnuss und schmiss sie gegen den rothaarigen Kopf einer Engländerin, die gerade versuchte mit ihrem iPhone ein Foto von sich vor dem Strand zu machen. Das löste plötzlich eine ganze Welle von Gewalt aus. Als eine Backpackerin dann ihren Lonely Planet Reiseführer gegen meinen Kopf warf, fragte ich sie erstaunt woher sie den habe. So kamen wir dann ins Gespräch". Wie sich später herausstellte, besaßen fast alle 300 Backpacker den Lonely Planet Reiseführer der australischen Verlegerin Mauren Wheeler.  Nach eingehenden Vergleichen des Inhalts stellte man fest, dass jeder den Geheimtipp des Strandes erhalten hatte. Man beschloss gemeinschaftlich eine Sammelklage gegen den Verlag einzuleiten. Die Geschäftsführer haben bisher noch keine Stellung zu der Sammelklage genommen. Den Termin zur Anhörung im Saal des Gerichtshofs in Victoria haben sie laut ihres Anwalts verweigert mit der Begründung, dass sie an solch "kommerziellen Veranstaltungen" nicht teilnehmen werden da dies ihren Ruf schädigen könnte. Die zu Beginn gewaltsamen Auseinandersetzungen verwandelten sich dann doch friedlich in ein gigantisches Gruppenbild, welches gerade auf Twitter, facebook und diversen anderen sozialen Netzwerken die Runde macht. "Ich habe das Gruppenfoto gleich auf meinem Reiseblog hochgeladen mit der Bildunterschrift: "me and friends". Bisher hat es auf facebook schon über 540 Likes. Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung meiner bisherigen Reiserlebnisse" so Tim Albrecht stolz. Tags: Kokosnuss, Gewalt, Terrourismus, Backpacker, Instagram, Engländerin
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Vorgetäuschte Oberflächlichkeit
Und manchmal, ja ich weiß ihr werdet es nie verstehen, ist Oberflächlichkeit nur der tarnende Mantel der die tiefgründige Seite verbirgt.
Es schellt zur ersten Stunde. Es ist Montag. Heute sitze ich erste Reihe... Wir rotieren... ( eine Schwachsinns Idee, die sich mein Klassenlehrer ausgedacht hat und die jeden Nebenfachlehrer um den Verstand bringt. ) Nun denn... auf geht’s.... ich weiß nicht wieso aber irgendwie bin ich ein wenig lethargisch heute. Die Hälfte meiner Hausaufgaben habe ich mal wieder nicht gemacht und der tägliche Stress ( abschreiben und hoffen ) geht wieder los. Wenn es etwas gibt dass ich an mir hasse dann ist es meine Faulheit.... Die ersten beiden Stunden rauschen an mir vorbei und es klingelt zur Pause. Ich lache. In der Regel lache ich gern aber heute tut mir jedes verziehen meiner Mundwinkel weh. Doch aus irgendeinem Grund lache ich gerade deswegen umso mehr. Sei es weil ich mir selbst nicht eingestehen will, wie scheiße es mir momentan geht, oder sei es deshalb weil ich meine Freunde einfach nicht mit meinen Problemen belasten will, ich halte die Maskerade der vorgeschützten Fröhlichkeit eisern aufrecht. Die richtigen Freunde bemerken natürlich, dass etwas nicht stimmt. Aber sie merken auch, dass ich nicht darüber reden will. Sie werden schon noch Zeit haben mich zu fragen. Und gerade dafür muss ich gewappnet sein. Das ist es worüber ich den ganzen Vormittag nachdenke und weswegen ich mir schon die Rüge von mehreren Lehren eingefangen habe. Was soll ich ihnen sagen? Die Wahrheit? Nein, die will ich mir selber noch nicht eingestehen. Aber was sonst. Ich bin gut im Vortäuschen aber nicht im Lügen. Sie werden es sofort merken wenn ich nicht die Wahrheit sage. Und so passieren mich die weiteren Stunden das Tages ohne auf mich einen wirklichen Eindruck zu hinterlassen. Zu Hause lasse ich den Mantel fallen. Mein Bruder ist meine Phasen schon gewöhnt und meine Eltern schieben es der Pubertät zu. Ich schließe mich in mein Zimmer ein. Es ist lange her seit ich das letzte Mal geweint habe. Früher habe ich Tränen mit Schwäche gleichgesetzt, heute verbinde ich sie mit gefühlsbetonten, und vor allem ehrlichen Menschen. Ich bin aber selbst jetzt nicht ehrlich zu mir. Ich starre durch das Fensterglas in den grauen Schleier hinaus. Es passiert merkwürdigerweise ziemlich oft dass das Wetter exakt mir der eigenen Stimmungslage übereinstimmt. Und wenn man schlechte Laune hat dann denkt man am meisten nach. Wahrscheinlich weil man einfach mehr Zeit dazu hat. Ich liege im Bett und denke darüber nach wann ein Tag eigentlich „zu ende“ ist. Wenn man im Bett liegt? Wenn es Mitternacht ist? Wenn die Sonne untergeht? Ich bin mit mir zu der stillen Übereinkunft gekommen, dass ich keine passende Lösung für mein Problem finde werde und so lenke ich mich jetzt mit philosophischen fragen über das Tagesende ab. Und ein Tag geht zu ende....
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fuehlen
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Die Singles der Ausgabe 5/2011
Diesmal mit: Boltfuerallefaelle, Maya_Lo, Heliopolit, Lachfaeltchenfaun, Charlie_Soccer
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lalina
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It is tippling down
Mittlerweile können ihn auch die Kurzen vergnügen.
Große Tropfen bilden sich in den Spitzen meiner Haare und ich schaue ihnen zu, wie sie gegen die Wand fallen, während ich von hinten genommen werde. Der warme Wasserstrahl aus dem Duschkopf zielt auf meinen Hintern und seinen Schwanz. Das Wasser klatscht zwischen Backen und Muschi. Rhythmisch stöhnt er nicht minder laut. Ich denke kurz an seine Mitbewohnerin und meinen letzten Sex unter der Dusche. Ein heftiger Ruck von hinten, ein fester Griff in meine nassen Haare. Wie ein Stier sagt er aggressiv und bestimmt: „Ich ficke dich, ich ficke dich.“ Ja, ich weiß, ich bin doch auch hier, denke ich, stöhne aber: „ Oh ja! Fick mich! Härter!“ Er fickt mich härter. Sein großer Schwanz füllt meine enge Muschi ganz aus. Ein Gefühl zwischen Schmerz und Lust mit jedem seiner Stöße. Länger werdende Pausen zwischen seinen Stößen lassen mich wissen, gleich muss es soweit sein. Ich lausche dem Wasser, erinnere mich an die 1 Liter Flasche Mineralwasser, die ich direkt nach dem Aufwachen getrunken habe, und dann läuft es. Er hat sich unter mich in die Wanne gehockt seinen Schwanz massierend. Ein Bein habe ich auf dem Wannenrand abgestützt. Kurz schaue ich noch hin, wie er da mit offenem Mund unter mir stöhnt, sich das saubere Leistungswasser mit meinem warmen Strahl vermengt, das durchsichtige Gemisch in seinen Mund läuft und auch an seinen Lippen vorbei auf seine Beine tropft. Ich blicke gegen die weiße Decke, als er kommt. Was mache ich hier? „Ich gehe kurz aufs Klo.“ Am Anfang habe ich das Leuchten in seinen Augen nicht erkannt oder missdeutet, als die Worte völlig unbedacht in seiner Gegenwart meinen Mund verließen. Wenn wir gerade kochten, Musik hörten, einen Film schauten oder einfach nur rumhingen und ich wie jeder Mensch auch mal aufs Klo musste, fiel mir bald schon auf, dass er, sobald er dachte, ich würde es nicht merken, hinter mir her schlich und an der Tür lauschte. Kam ich zurück in den Raum, tat er so, als wäre nichts gewesen. Irgendwann fing ich an, die Tür zum Bad auf zu lassen, wenn wir alleine in seiner oder meiner WG waren. Ich wusste, wenn ich zurückkomme, empfängt mich sein Ständer. Seit einem halben Jahr begleitet er mich aufs Klo. Das hat zur Folge, dass ich stets darum bemüht bin, mehr als nur die empfohlenen 1,5 Liter Wasser am Tag zu trinken. Er mag es klar und möglichst neutral riechend. Er liebt es, wenn es so richtig warm ist. Er redet davon, dass es von dem schönsten Ort der Welt kommen würde. Ich sehe meine Blase vor meinem inneren Auge, lege die Stirn in Falten, muss grinsen und denke: „Der spinnt doch.“ Er hält seine Hand zwischen meine Beine unter den Strahl. Ich kann die Enttäuschung sehen, wenn es nur eine paar Sekunden lange Erleichterung für mich ist. Die ausgiebigen, harten Strahlen machen ihn an. In den letzten Monaten ist er auch nachts mit mir aufgestanden, wenn ich wieder mal musste. Er ist sofort wach, noch bevor mein erster Fuß den Boden berührt. „Ich komme mit.“ Ich bin zwar noch immer mehr als irritiert, sage aber: „Okay.“ Müde tapse ich ins Bad, während er sich hechelnd wie ein Hund, der gleich ein Leckerli bekommt, hinter mir her freut. Mittlerweile können ihn auch die Kurzen vergnügen. Für mich ist es seit dem ein Leichtes, ihn zu befriedigen. Letzte Woche in der Nacht ist es dann passiert. Ich habe mich für einen kurzen Moment gehen lassen. Fast noch im Tiefschlaf saß ich auf dem Klo. Er hockte mit großen Augen vor mir, spielte kurz mit meinem Kitzler, hielt dabei seinen Schwanz, den großen, steifen, in der Hand. Der Druck ließ nach, der Strahl lief und mit ihm kam, was nie hätte passieren dürfen. Ich musste pupsen, nicht besonders laut, eher leise. Plötzlich hellwach konnte ich sehen, wie sein Schwanz sofort erschlaffte und er angewidert sein Gesicht verzog. Er stand auf, ging zurück ins Bett und als ich ihm etwa eine halbe Minute später folgte, sagte er: „Ich glaube, wir sollten uns trennen. Das passt einfach nicht mehr.“ Seitdem gehe ich wieder alleine aufs Klo und schließe die Tür hinter mir.
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Sultanine
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Locken drehen
Und auf einmal, sitzt du auf dem Badewannenrand und lachst mich an, so wie gestern.
Abend ist es geworden, die Stadt wird langsam still. Die all abendliche Zeremonie des Zubettgehens spielt sich ab, in gleich bleibender Routine füllen wir gemeinsam, was niemand mehr zu füllen braucht. Keine außerordentliche Geste, kein Gesichtszug der uns fremd ist. Altbekannte Handgriffe und Aufräumbewegungen durchziehen die große Wohnung. Dein Platz ist der Schreibtisch, lesend verbringst du deine Zeit, bildest dich mit Aktuellem aus aller Welt, um es mir später einmal zu erzählen und mich staunen zu lassen. Darüber, dass du derjenige bist, der irgendwie alles weiß. Darüber, dass du mir einmal eklärst was Leitzins heißt, oder wie sie in Japan die Reisfelder ernten. Darüber, dass ich niemanden kenne, der mich als Mitbewohner so gut akzeptieren gelernt hat, wie du. Darüber, dass du in allabendlicher und jahrelanger Routine gelernt hast, Schritt zu halten mit allerhand Hirngespinsten, und einfach nicht müde wirst. Du bist wahrscheinlich der wundersamste von allen. Ein Menschenfantast. Ein ganz leiser. Leise ist es auch, wenn du hereinkommst ins Bad. Wir unterhalten uns über dies und jenes, plappern wie die Kinder in einem fort. Die Haare fallen zu Boden, herrje wie das wieder alles aussieht, denke ich mir. Ein Austauschen von Nebensächlichkeiten und Erheiterungen, mal sorgenfaltenbegleitet und mal haareraufend. Und auf einmal, sitzt du auf dem Badewannenrand und lachst mich an, so wie gestern. Als ich noch zu Hause gewohnt und du mich besucht hast. Als wenn deine Augen sagen, dass es doch schon immer gut gewesen sei so, und dass es immer irgendwie leicht bleiben würde im Leben. Wenn ich genervt und du getrieben, wir Zuflucht und Heim ineinander suchten, und eigentlich zu jung, um zu wissen, dass es irgendwann mal ernst werden würde. Daran, als wir klein waren und es noch gut zu werden schien, und du später auch mal in den Himmel wolltest, weil ich ja auch da sein werden würde. Wenn ich einmal nicht mehr weiter weiß, dann zerwuschel ich dein Haar und drehe muntere Locken daraus, so dass sie dir wild und bunt vom Kopf abstehen. Dann brauche ich nicht mehr, um zu glauben.
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Max-Jacob_Ost
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Ich bin der Neue
Schlüsselwort des kompletten Textes: Hallo.
Hallo miteinander, es ist so: Ich bin der Neue hier. Die meisten von euch werden mitbekommen haben, dass sich Sophie auf ein neues, spannendes Projekt gestürzt hat und damit bei NEON Fußstapfen hinterlässt, in denen man bequem ein Mehrfamilienhaus parken könnte. Tja, und hier komme ich ins Spiel und sage einfach mal: hallo! Ich bin Max und werde versuchen, Sophie würdig zu vertreten. Bisher hatte ich vor allem mit Sport und Social Media zu tun. Über 11Freunde und SPOX bin ich jetzt hier gelandet und freue mich darüber so sehr, dass ich an die großen Fußstapfen gar nicht so oft denke. Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Wochen und eure Artikel, Bilder, Videos und Reisetipps. Bisher ist mir noch keine Seite untergekommen, die so vielseitig war. Schön, dass ich jetzt hier gelandet bin und versuchen kann, dass das auch so bleibt! Wenn ihr Fragen/Anliegen habt, könnt ihr mich immer gerne kontaktieren. Mein ehemals privates Profil ist jetzt ein berufliches, auch über Mail könnt ihr euch gerne an mich wenden. Und wer es gerne in 140 Zeichen hat, dem steht der Gang über Twitter offen. Ihr könnt mir auch gerne Herausforderungen zum Auszeit-Duell schicken. Wird gut für eure Statistik sein, denn falls es einen Trick gibt: Ich habe ihn noch nicht gefunden und bin sagenhaft schlecht. In diesem Sinne: Ich geh mal ein bisschen üben. Darf ich ja jetzt auch während der Arbeitszeit machen. Traumjob. Tags: Neon.de, Servus
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fHofmann
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Wie ein Stuhl mein Leben veränderte
Es klingt absurt aber es ist eine wahre Geschichte, ein Stuhl hat mich auf Links gekrempelt und hier schreibe ich, wie es abgelaufen ist.
Es ging mir wie tausend anderen Menschen in meiner Stadt, ich fuhr morgens zur Arbeit, verbrachte dort den gesamten Tag und fuhr abends wieder nach hause... meistens hundemüde und mit Rückenschmerzen vom vielen Sitzen. Eigentlich bin ich eher ein aktiver Mensch, ich kann nicht lange still sitzen und es zieht mich in jeder freien Minute nach draußen... etwas unternehmen, dass ist es was mich eigentlich reizt. Aber irgendwoher muss das Geld ja kommen und so sitze ich tagtäglich am Schreibtisch und korrigiere wissenschaftliche Texte. Vor noch gar nicht so langer Zeit habe ich jeden Tag mit dem Gedanken gespielt alles hinzuwerfen. Diese ewigen Schmerzen am Ende des Tages waren eine Art Bestätigung für mich, so konnte es nicht weitergehen. Spätestens mit 50 bin ich aufgebraucht und meine Knochen und Gelenke spielen nicht mehr mit fuhr es mir immer wieder durch den Kopf. Aber was sollte ich sonst tun? Eine echte Alternative gibt es bis heute nicht. Ich entschloss mich, im Kleinen zu beginnen. Wenn ich schon nicht einfach alles von heute auf morgen aufgeben kann, dann mache ich es mir hier zumindest so schön wie möglich... hier... wo ich 9 Stunden des Tages verbringe... jeden Tag. Wie die Überschrift es bereits verrät, hat schließlich ein simpler Bürostuhl mein Leben, genauergesagt mein Arbeitsleben, verändert. Ich hatte ja eingangs meine abendlichen Rückenschmerzen erwähnt. Es war schier unbeschreiblich, wie sehr diese Schmerzen am Abend mein Arbeitsvergnügen negativ beeinflussten. Das sollte sich mit einem neuen Stuhl ändern. Ich schöpfte aus dem Vollen! Preisliches Limit? Nicht mit mir! Für meine Gesundheit nur das Beste! Den langen Informationsprozess möchte ich allen Lesern gerne ersparen, schlußendlich viel meine Wahl auf einen hochmodernen und stylischen Rovo XP 4020 Bürostuhl, der meinen bisherigen Sitzplatz ohne wenn und aber in den Schatten stellen sollte. Bestellt habe ich ihn online bei http://www.buero-object.de . Es war eine Wohltat. Kaum hatte ich den alten Stuhl durch den neuen ersetzt, fühlte ich mich wie in eine andere Welt versetzt. Schon fast automatisch nahm ich eine spürbar gesündere Sitzhaltung ein. Rückenschmerzen am Ende des Arbeitstages? Fehlanzeige! Sie sind urplötzlich vom Erdboden verschwunden. Selbst nach 12 Stunden am Schreibtisch fühlt man sich wie gerade eben aus dem Bett gestiegen. Ich gebe zu, ich neige zu leichten Übertreibungen, in diesem Fall kommt es der Realität aber doch sehr nahe. Mein Fazit an dieser Stelle. Auch die kleinen Dinge im Leben können oft einen erheblichen Wandel einleiten. Ich werde demnächst noch einige andere Sachen an meinem Arbeitsplatz ändern. Schon jetzt ist mein Spaß an der Arbeit nur durch diesen neuen Stuhl zurückgekehrt und ich freue mich jeden Morgen auf meinen neuen Stuhl! Tags: Bürostuhl, Stuhl
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gesundheit
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imissfreddy
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Sunset
"Ich dachte immer es ist traurig, die Art wie wir uns wie Fremde verhalten. Nach dem was passiert ist tun wir als ob wir uns nie gekannt hätten."
I saw you again It felt like we had never met It's like the sunset in your eyes I never want it to rise And what have you done With the one I love When I look into your eyes I see no surprise I always thought it was sad The way we act like strangers After all that we had We act like we had never met We make believe I've never seen your face You neither mine Don't catch my eye Don't register a smile You were more than just a friend Oh, but the feeling It never came to an end I can't bear you seeing I always thought it was a shame That we have to play these games It felt like you really knew me Now it feels like you see through me When I see you again I'll know not to expect Stay one step away We won't have to wave When I see you again And I'm greeted as a friend It is understood When we did all we could Sunset - The XX Tags: Liebe auf den ersten Blick, Freund mit Extras, Liebeskummer, Traurigkeit, Neuanfang, Fernbeziehung
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liebe
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zwiebelfrisch
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Ficken, Bumsen, Blasen!
Endlich schreibt der Waschlappen ZWIEBELFRISCH mal übers Ficken!!!
Ey du Homofürst, schreib doch mal was übers Ficken! Ich meine jetzt mal so richtig. Hart, brutal und nahe an der Ekelgrenze. Muss auch nicht autobiografisch sein. Vor allem muss es nicht den Tatsachen entsprechen. Eine imaginäre Party mit einer Bitch, die nachdem sie von allen Männern - inklusive dir, liebe Zwiebel - durchgefickt wurde, am nächsten Tag in ihrer spermadurchtränkten Kotze aufwacht. Das wäre es! Die Leute wollen Ekelhaftes und Erschreckendes lesen. Deine süßen Daddy-Veräppelstorys kannst du beim Nachmittagskuchen deiner Oma erzählen. Gleich hinter Onkel Rudis Geschichte, wie er mit seinem ersten Chevrolet gleich zwei Tusneldas ins Autokino anschleppte und so wochenlang bei seinen Mitschülern Gesprächsthema Numero Uno war. Genau da passt das hin. Aber nicht hier! Schreib über erzwungene - und an den Haaren herbeigezogene - Blowjobs und über Pussys, die so verbraucht waren, dass du sie mit einer Darth-Vader-Stahlfaust fisten musstest, damit sie etwas spürten. Madam Fistincunt lässt grüßen. By the Way: Fisten. Das ist das Stichwort. In einem guten Artikel muss Fisting drin vorkommen. Fisting, Blowjob, Ficken. Arschficken, um genau zu sein. Vaginal war gestern! Der Arsch muss bluten - wenigstens imaginär.Und ändere das auch Mal in deinen Vom-Leben-Gelernt-Aussagen! Wage dich nicht vom „Vögeln“ zu schreiben. Du bist weder Biologiestudent auf Lehramt, noch rentierpulloverbehangener Vollzeitöko. Und wenn Fickstorys für dich so schwer sind, nimm das Thema Drogen. Drogenstorys gehen immer. Sind wahre Selbstläufer. Heroin, LSD, N-Methylamphetamin und wie das ganze Zeugs heißt. Aber das ist alles für Anfänger: Experten kombinieren! Meth-Mouth-Blowjobs. Na, wäre das nicht ein Thema für dich?Berichte wie dir eine 20-jährige Methabhängige, die wie 50 aussah, einen Blowjob gab. Schwärme von den Vorzügen einer zahnlosen Fresse und den günstigen Preisen: herrlich! Logisch, wird es jedem Leser einleuchten, dass wenn du das alles konsumiert und erlebt hättest, längst dir keinen Internetzugang mehr leisten könntest. Bahnhofsbrücken sind außerdem nicht ans WORLD WIDE WEB angeschlossen! Scheißegal. Darauf kommt es nicht an. Wärst nicht der Erste, der etwas schreibt, was er nie selbst erlebt hat. Und wenn das alles nicht geht, dann bleibt dir nur noch über die Liebe zu schreiben. Aber bitte: Schön auf die Tränendrüse drücken, dann sind dir die Klicks der 15-21-jährigen Mädchen zumindest sicher. Am besten du baust geschickt und unterschwellig Botschaften ein, die deine Qualitäten als Super-Liebhaber und Mega-Stecher unterstreichen. Schreib von einer Ex-Beziehung, die nach Jahren - und geschätzen 50 Männern - zu dir zurück will, weil sie, seitdem dein 25-cm-Knüppel ihr zehnfach-multiplen-Superorgasmen bereitete, bei allen Anderen nichts mehr gespürt hat. Natürlich etwas subtiler. Oder die reine Fickbeziehung. Ja, genau: Eine Frau die keine Beziehung will aber Sex. Und wie es dir zu schaffen macht. Wie du leidest. Herzschmerzfaktor, sage ich nur. Als Bonus: So denken alle du bist voll gut im Bett und wünscht dir auch noch eine glückliche Beziehung. Dein Postfach wird überquellen von Nachrichten liebestoller Frauen. Aber bitte: Schreibe nie über aktuelle Beziehungen! Vor allem nicht, wenn du dabei glücklich bist. So was will niemand lesen. Erwähne nicht einmal, dass du eine tolle Frau hast, die in allen Bereichen genau auf deiner Wellenlänge ist. Dass der Sex schön ist und ihr viel miteinander lachen könnt. Dass du froh bist, dass es sie in deinem Leben gibt. Sex mit Liebe ? Das verträgt sich nicht in Artikeln. Da denkt sofort jeder an zwei zahnspangenbehangene Teenager, die ihr erstes Petting absolvieren und noch nicht wissen, was man wo machen soll. Sie denken an ekelerregenden Kuschelsex und dass du es nur im Dunkeln und in der Abgeschiedenheit deines Schlafzimmers treibst. Ich weiß, dass es nicht so ist, aber wissen die da draußen es auch? Die halten dich für ein Weichei; eine Schwuchtlette. Also bitte nichts schreiben, was aussieht als seist du glücklich und zufrieden. Wie in den Tagebüchern deiner jüngeren Schwestern. Steht da etwa drin, dass sie glücklich sind? Nein. Man muss sich beim Durchlesen fragen, warum sie eigentlich noch nicht Selbstmord begangen haben, bei all den vielen infamen Typen, die ihnen die Herzen mehrfach gebrochen haben. So müssen auch deine Artikel sein, mein Freund. So unglücklich müssen auch deine Geschichten werden. Hart, brutal und versext. Unzufriedenheit und Weltschmerz, gepaart mit dieser Offenheit Sex gegenüber. Ach ja: Und etwas Drogenabhängigkeit. Das ist der Stoff, aus dem gute Geschichten entstehen. Ja, hörst du? Ich flehe dich an. Bitte nicht übers Glücklichsein schreiben. Keine lustigen Geschichten mehr. Keine Anekdoten aus der Kindheit mit Schmunzelgarantie. BITTE! Ich lausche meiner inneren Stimme noch eine ganze Weile. Wie sie bettelt und winselt. Ja, irgendwie hat sie Recht. Nein, nicht irgendwie - ganz sicher hat sie Recht. Aber ich habe keine Lust mich zu verstellen. Das ist nicht meine Welt und so antworte ich ihr - zugegeben etwas emphatisch und sicherlich viel zu hart - „ Halt deine Schnauze! “ Tags: ficken, Sex, Neon, Artikel schreiben, Gesellschaft
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Friesin
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Geisterfahrer
Manchmal ist es so, als würde man sich selbst beobachten. So, als würde das Drehbuch plötzlich umgeschrieben - und du kennst den neuen Text noch nicht
Da sind wir mal wieder, an diesem Punkt, der uns immer wieder zusammen schweißt und uns doch so sehr trennt. Wir sitzen auf der Parkbank, und wie in einem Rosamunde Pilcher Roman es strömt der Regen auf uns herab, doch das merken wir kaum. Du sagst, du kannst so nicht mehr, es schmerzt zu sehr, dir fehlt mittlerweile die Kraft. Du hast so oft zurückgesteckt und gekämpft. Du sagst, es ist nicht die Liebe, die fehlt, es ist die Hoffnung, dass alles eine Zukunft hat, die fehlt. Du sagst, du möchtest nicht gehen, aber einer muss vernünftig sein. Mir stockt der Atem, ich habe alle Worte verloren. Mit großen traurigen Augen schaue ich zu den Sternen und denke nur: Kannst du mich nicht einfach küssen? Kannst du nicht einfach merken, dass ich die Richtige bin? Spürst du nicht, dass ich dir niemals böses antun könnte? Lass mich nur einmal neben dir aufwachen, und zeigen, dass wir eine Sinn zusammen haben! Die Zeit rennt mir davon, meine Worte wollen einfach nicht aus mir heraus. Wie kann ich dir bloß beweisen, dass du in die falsche Richtung rennst? Dein Handy klingelt. Ich höre, wie sie sagt, dass es ihr leid tut, sie möchte, dass du nach Hause kommst, es ist ihr schluchzen, was mich erschaudern lässt. Du küsst mich auf die Stirn. Sagst mir, wie immer, wie lieb du mich hast und du nicht wüsstest, was du ohne mich machen würdest. "Danke für unsere Freundschaft! Bis bald mein Engel!" Du gehst, zu ihr, um wieder einmal von vorne zu beginnen. Ich lächle und schweige, ich möchte noch bleiben. Mir fehlt die Kraft zum Gehen, doch das sage ich dir nicht. Wie so vieles...
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Das Selbstbewusstsein des Hasses
Ist der offen ausgelebte Hass wieder salonfähig geworden?
Wer sich in den (sozialen) Medien umsieht, stellt schnell fest, dass der Hass zurückgekehrt ist. Oder er war nie weg, ist jetzt aber wieder ausm Keller des "Das sagt/denkt man nicht" rausgeklettert. In einer Facebook-Gruppe sah ich vorgestern ein Bild aus Nazi-Zeiten: Ein Erschießungskommando zielte noch auf die Menschen, die bereits tot am Boden lagen. Die Bildunterschrift lautete: Asylantrag abgelehnt. Ich habe dieses Bild gemeldet und es wurde kurze Zeit später von FB entfernt. Aber das Offensichtliche zu löschen, heißt ja nicht gleichzeitig, dass derjenige, der so ne Scheiße nicht weiterverbreiten kann, auch in sich geht, sich und seine Wut hinterfragt. Im schlimmsten Fall schiebt er es auf die Zensur der Lügenpresse und spielt die beleidigte Leberwurst, weil er sich in seiner Meinungsfreiheit angegriffen fühlt. Der Hass bleibt. Und es gibt so viel Hass. Vor zwei Monaten war ich in Dresden. Ich sah die Pegida-Demo. Es war eine ganz "normale", also keine, über die berichtet wurde. Eine, wie sie jeden Montag stattfindet. Business as usual quasi. Und es waren so unglaublich viele Demonstranten, die "Lügenpresse" skandierten, dass mir schlecht wurde. Von der Polizei abgeschirmt, folgten ca. 40 Gegendemonstranten. Ein armseliges Bild, das sich dort bot. Menschen gehen wieder auf die Straße, um sich im Schutz der Gruppe an ihrem Hass zu laben. Morgen sind Wahlen in den USA und einer der Kandidaten ist auch deshalb beliebt, weil er sich das auszusprechen traut, was man sonst als unschicklich abtut und unter den Teppich kehrt. Man "dürfe" nicht das aussprechen, was einen stört. Also ist dieser Eine das glorifzierte Sprachrohr der sich unterdrückt Fühlenden. "Endlich nimmt mal jemand das Blatt vom Mund und spricht das aus, was sich viele nur zu denken trauen. Und wenn das der eine darf, dann können wir das auch!" Und so bekommt der Hass wieder einen Platz im Alltag. Probleme sind da. Ängste, die nicht rational beseitigt werden können, kochen hoch. Da ist es ein Leichtes, dass Petrys, Wilders, Le Pens, Trumps und wie sie nicht alle heißen, gehörigen Zulauf erfahren. Denn sie bieten einfache Lösungen. Verständlich für alle. Flüchtlinge wollen nach Deutschland? -Lasst uns eine Mauer bauen! Und wenn sie es trotzdem versuchen? -Schießbefehl! Doch geht dadurch der Hass weg? Wenn der letzte Flüchtling an der Grenze erschossen wird, lebt man dann besser? Wertet es die eigene Situation auf, wenn um das Lebensumfeld eine meterhohe Mauer gebaut ist? Was mich am meisten abschreckt, ist das neu gewonnene Selbstbewusstsein, dass man Menschenverachtendes unverhohlen äußert und sich umso mehr bestätigt fühlt, im Recht zu sein, je mehr Gegenwind man bekommt. Und ich frage mich, wie man dieser Welle des Hasses Einhalt gebieten soll/kann. Aufklärung? Diskussionen? Menschen, die auf die Straße gehen oder mit Klarnamen ihre Wut verbreiten, sind dabei das kleinere Problem. Das weitaus größere sind die, die ihren Hass nicht offen zur Schau stellen (und sich in der Anonymität des Internets in Sicherheit wähnen). Wie soll man sie erreichen? Und was, wenn sie gar nicht erreicht werden wollen, weil es sich in der Komfortzone der einfachen Lösungen so herrlich wild im eigenen Hass suhlen lässt? Ich bin ratlos. Aber lasst uns doch darüber reden! Tags: NUT, has(s)t du mal ne Minute
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/das-selbstbewusstsein-des-hasses/1631039
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Generation Existenzangst
Ich warte auf den Tag, an dem BILD endlich titelt: „Existenzangst! Die neue Volks-Krankheit ist da! Ab Montag überall erhältlich!“
Vielleicht ist es die Frühjahrsmüdigkeit, die mir die Schwere aufs Gemüt legt. Vielleicht, ja. Aber im Laufe der Zeit erkenne ich die Symptome und weiß es besser. Das, was mich in den letzten Wochen lethargisch hat werden lassen und dafür sorgt, dass sich mein Hirn nicht mehr abschalten kann, ist etwas anderes. Die Angst vor der Zukunft der eigenen Existenz. Leise hat es sich an die Generation Golf und Praktikum angedockt. Aber daran gewöhnen wird man sich sicher nie. Permanent grüble ich über mich, über meine Arbeit und vor allem über das verdammte Geld nach. Mein Lebenslauf sieht aus wie tausend andere: Abitur, Auslandsaufenthalt, über 100 Bewerbungen (nicht ein einziges Vorstellungsgespräch), knapp 50 Absagen. Dann drei Jahre Praktikum und der Zufallstreffer: ein Job in einer Produktionsfirma. Aus einer lockeren Zusammenarbeit wird etwas Ernsteres. Gründung einer Ich-AG, nach drei Jahren zum Glück der erfolgreiche Sprung in die eigene Existenz. Meistens dann arbeiten, wenn die Freunde das Wochenende genießen und in die Disko fahren. Urlaubsplanung ist ein Fremdwort, man weiß ja nie, wann ein Auftrag reinkommt. 24 Stunden am Tag abrufbereit sein, das Handy immer dabei. Heute hier, morgen dort. Einen Tag in Dresden, abends wieder in Brandenburg. Am nächsten Tag ab nach Schwerin, übermorgen schon Braunschweig. Die Arbeit ist abwechslungsreich und in Zeiten guter Aufträge auch finanziell verlockend. Doch heutzutage währt nichts ewig. Auftraggeber knausern immer mehr mit ihrem Geld, große Firmen suchen sich große Zulieferer. Ich dagegen fühle mich wie ein Kleinwarenhändler, der von Discountmärkten überrollt wird. Die Suche nach guten Aufträgen ist schwer. Planungen im Leben sind nicht mehr möglich. Wie mein Kontostand morgen aussieht - ich weiß es nicht. Mein einziger Luxus: ein Motorrad. In mühevoller Kleinarbeit drei Jahre lang abbezahlt. Ein Hochgefühl, als ich im letzten Jahr endlich den Fahrzeugbrief zugeschickt bekomme. Doch noch mal würde ich keinen Kredit aufnehmen. Die Gefahr, schon nächsten Monat die Miete nicht bezahlen zu können, ist riesig. Es ist verrückt: da arbeitet man sieben Jahre tagein tagaus und erschafft sich seinen Platz im (Arbeits-)Leben, und doch kommt dann wieder die Zeit, in der man sich nicht sicher ist, was man auf Erden überhaupt verloren hat. Rücklagen zu schaffen ist nicht möglich, bei monatlichen Fixkosten von 700 Euro. Die Krankenkasse hält die Hand auf, alle 30 Tage sind 220 Euro fällig. Jedes Jahr steigt diese Summe beträchtlich. Laut Aussage eines Freundes aus der Branche werde ich in zehn Jahren bei dem vierfachen Batrag angelangt sein. Wären dann etwa 800 Euro. Jeden Monat. Nur für die Krankenkasse. Darf man darüber nachdenken? Gesünder wäre es, wenn nicht. Bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte sind noch 600 Euro offen, weil man als Ich-AGler keine Wahl hat, wo man seine Rente anlegt. Also drei Jahre doppelt eingezahlt: staatlich und privat. Geld, das man nie wieder sieht: ja, davon verdienen die Menschen viel. Vor zwei Wochen brach wie schon so oft ein Auftrag weg, und schon ist die Existenzangst wieder da. Zum hundertsten male nehme ich einen Zettel und schreibe akribisch auf: Miete, Haftpflicht, Auto, Motorrad, Krankenkasse, Internet, Telefon, Rente, Sparbuch, Strom, Rechtsschutz, Steuer Auto, Steuer Motorrad, Abzahlung BfA, Hochschätzung Benzin, pi mal Daumen Essengeld und vielleicht mal wieder ein neuer Pullover … ach nee, den streiche ich mal lieber. Dinge wie Kontaktlinsen und Geld für die Pille rechne ich schon gar nicht mehr mit rein. Vielleicht finde ich ja 50 Euro auf der Straße … Unterm Strich steht eine Zahl mit einem Minus davor. Ein kleiner Querstrich, der so vieles bewirken kann, und für den sich doch niemand außer mir interessiert. Ist ja auch mein Minus. Ein neuer Tag bricht an und ich sitze vor dem PC. Surfe nach Alternativen, um die Angst zu besiegen. Ein work-and-travel in Australien wäre nicht schlecht. Stellen sich aber gleich mehrere Hindernisse in den 16.100 km-langen Weg: der Flug kostet ca. 1000 Euro, 2400 Euro muss man auf seinem Konto als Rücklage nachweisen können. Wieder mal das liebe Geld, das diese Idee zerplatzen lässt. Doch auch weniger weit entfernte Volontariat-Praktikum-Reinschnupper-Arbeiten weisen eine Gemeinheit auf: man müsste sein gewohntes Revier verlassen und Kontakte einschläfern. Doch welcher Auftraggeber verzeiht es einem schon, wenn man sich plötzlich nicht mehr meldet? Drei Monate lang keine Infos, wochenlang keine Angebote. Wie schnell ist man aus den Kontakten deutscher Outlooks und Handyadressbücher verschwunden? Und vor allem: Wie lange dauert es dann, all diese Kontakte wieder zu reanimieren? Die Miete müsste weiter bezahlt werden, ebenso die Krankenkasse und Rente. Auto und Motorrad für ein paar Monate still zu legen kostet mehr Verwaltungsgebühren als dass man Einsparungen hätte. Besteht also die einzige Möglichkeit darin, Geld auf dem Konto zu haben, um in der Abwesenheit alle Rechnungen brav begleichen zu können. Aber wäre Geld in Hülle und Fülle vorhanden, wäre ja die Existenzangst gar nicht erst da, die einen auf Auswander- und Praktikumsideen bringt. Die besten Einfälle hat man ja immer erst in Krisen, doch genau da kann man sie dann nicht umsetzen, weil das nötige Geld fehlt. Aber die Generation Existenzangst ist ja auch gleichzeitig die Generation Optimismus. Und so darf ich jeden Morgen mit wenigstens einem guten Gedanken aufwachen: es ist MEINE Existenz und somit auch MEINE Angst. Wenigstens das bleibt mir - sogar umsonst.
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bleu.de.coup
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Freisprechtelefonie
Man hat sich an so vieles gewöhnt. An Menschen, die in ihrem Auto brüllen, ohne dass darin sich ein Kollege, Nachwuchs oder Eheweib befände ...
Man hat sich an so vieles gewöhnt. An Menschen, die in ihrem Auto brüllen, ohne dass darin sich ein Kollege, Nachwuchs oder Eheweib befände. An Menschen, die in der Gegend umherspazieren und mit starrem Blick ins Nichts hineinsprechen. Auch an Menschen, die die feierabendliche Leibesertüchtigung damit zubringen, rotschwitzig Sozialpflege zu betreiben und in ihren Walkman hineinzuschnaufen. Alles wichtig, gewiss. Immerhin: Sie kommunizieren. Denn so weit ist’s noch nicht, dass ich an dieser Stelle Simulantentum unterstellen möchte. Hierfür gibt’s nämlich eine ganz andere Spezies, der man das nicht nur unterstellen, sondern dringend urkundlich bestätigen möchte. Früher, als Handys noch so groß waren wie Autobatterien (gut, das sind sie jetzt wieder, aber das ist ein anderes Thema), da gab’s so eine Sorte Mensch, die sehr dringend diese Last am Gürtel befestigt mit sich führen musste. Vermutlich aufgrund eines Haltungsschadens, der ihnen irgendwie verbot, das Gerät in einer Tasche zu verstauen, war’s wichtig, es gut sichtbar mit sich zu führen. Als gänzlich unbeabsichtigter Nebeneffekt erzeugte der Mensch einen Eindruck der Wichtigkeit mindestens im Range eines Feuerwehrhauptmanns, der stets einsatzbereit und für jedermann erreichbar durch die Welt patrouillierte. Der Mensch trug’s mit Fassung und einem Hauch von Stolz ob der Bewunderung, die ihm (vermeintlich) entgegenschlug. Diese Zeiten sind beinahe vorbei, und wie sich die Technik fortentwickelt, so senken sich die dafür zu berappenden Preise, und das ist gut, denn nun können sich die Haltungsgeschädigten einer Neuerung bemächtigen, die ihnen die Last des Geräts und der Verantwortung vom Gürtel weg direkt ans Ohr pappt: die Bluetooth-Freisprechanlage. Einem Virus gleich scheint sie mit dem Träger Tag und Nacht verwachsen. Ob morgens beim Bäcker, nachmittags beim Tanken, abends beim TK-Pizza-und-Sixpack-Kauf, immer klebt die kleine schwarze Krake am Ohrwaschel, und dabei wird der arme Mensch nie, niemals angerufen außer Sonntagmittag von der Mama, die fragt, wie’s dem Haltungsschaden geht, aber der Wirt weiß sich seines Virus‘ nicht zu erwehren, und so trägt er mit einer von Außenstehenden nur zu leicht mit unverhohlenem Stolz zu verwechselnden Tapferkeit den Draht zu Außenwelt mit sich herum, weil es könnt ja immer sein, dass seine Superheldenkräfte benötigt werden, um Kinder aus lodernden Flammen zu retten oder Burgfräulein vor dem Drachen. Man hat’s nicht leicht als vielgefragte Person, und weil ich das freilich nicht verstehen kann, muss ich mir die Häme auch verkneifen.
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Liebe ist nichts für Feiglinge
Ich dachte immer, dass es einfach wäre...
Ich wache auf und spüre dich ganz nah an mir, so nah wie man einem Menschen nur sein kann, als ob wir eins und nicht zwei wären... früher konnte ich nie so daliegen, nicht mal mit meinem letzten Freund, den hätte ich am liebsten immer aus dem Bett geworfen, aber mit dir ist es so einfach, wie alles mit dir so einfach ist. Lachen, Spaß haben, keine langen Reden, einfach leben. Ich hätte nie gedacht, dass sich etwas so richtig anfühlen könnte, obwohl es eigentlich so falsch ist. Alles ging so schnell, zu schnell. Ich hab dich gesehen und dein Bild hat sich auf meiner Netzhaut eingebrannt, so tief, dass ich es auch noch vor mir habe, wenn ich die Augen schließe. Ich glaube ich könnte nicht mal das Gesicht meiner eigenen Mutter perfekt beschreiben, aber deines kenne ich in und auswendig. Jeden Zug, die Art wie du die Augenbrauen hochziehst, dein ungläubiger leicht spöttischer Blick, dein Lachen und das Strahlen in deinen hellbraunen Augen. Mein "Typ" warst du sicherlich nicht, oder zumindest nicht der, den ich mir immer ausgemalt hatte. Groß hättest du sein sollen, dunkelbraune bis schwarze Haare und grüne Augen, das wär´s gewesen. Du bist ganz anders und doch war es Liebe auf den ersten Blick. Doch Liebe ist nichts für Feiglinge und das bist du. Ein paar gemeinsame Nächte und für dich war die Sache gelaufen. Jedes Wort, das du gesagt hast kommt mir heute wie eine Lüge vor. Deine Freunde meinten immer du magst mich, sogar sehr doch deine Freiheit war dir wichtiger als ich. Du hast mich verletzt, hintergangen, weggeworfen und das schlimmste ist....dass ich dich immer noch liebe! Ich dachte immer, dass es einfach wäre...wenn man sich liebt, dann findet man auch zusammen. Und darauf warte ich...ich würde mich jederzeit wieder auf dich einlassen. Würde dich volltrunken nach Hause bringen, würde dich in den Arm nehmen, wenn du mich brauchst...denn das ist Liebe...den anderen so zu nehmen wie er ist, mit allen seinen Macken, ihn Teil seines Lebens werden zu lassen, doch davor hattest du Angst, war deine Angst zu groß. Und jeder Moment mit dir scheint nur noch eine Erinnerung einer anderen Person, denn du bist so nah und doch so fern. Nein, Liebe ist nichts für Feiglinge, Liebe ist nichts für dich!
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Unser Tisch
-Ich finde euch gerade scheiße. Ich kann nicht mehr. Zieht euch doch die Arschlochschuhe an. -Ich kann ihr nicht mehr zuhören.
Wir sitzen an dem Tisch, der uns allen mal gehört hat. Wir reden, aber sagen können wir nichts, aus Angst, aus Wut aus Desinteresse. Wir schieben ein Thema nach dem anderen über den Tisch, nur damit wir nicht zu diesem einen kommen. Zu dem unangenehmen. Zu dem verletzenden. FAMILIENTHEMA. Aber irgendwann gibt es nichts anderes mehr. Nichts größeres und nichts, was es mehr Wert ist ausgesprochen zu werden. Vielleicht gab es ja nie etwas, was dringender war. Auf jeden Fall sitzen wir nun still da und die Hilflosigkeit liegt schwer in der Luft. Sie nervt mich und ich würde sie gerne wie eine lästige Fliege verscheuchen, aber ich kann meine Arme nicht bewegen. Papa wagt den Anfang, er sucht nach den richtigen Worten, findet sie nur knapp nicht. Wir wollen alle, dass sich was verändert. Wir wissen alle, dass sich etwas verändern muss. Aber eigentlich schmeißen wir nur die Schuld für unsere Probleme von einem zum anderen, wie einen roten Luftballon, der mit Aggression, mit Verletzung und der ganzen Wut schon ziemlich prall angefüllt ist. Er soll nicht platzen, wenigstens darüber sind wir uns einig... Denn den ganzen Mist wegzufegen würde nur wieder an mir hängen bleiben. Mama würde sagen, es wäre an ihr, aber ich glaube nicht, dass es so wäre. Darum sitzen wir hier. Mein Bruder stopf sich den Mund mit Lebkuchen voll, damit er nichts sagen muss, aber irgendwann sind auch die Lebkuchen leer. Nur jetzt eben noch nicht. Aber eigentlich wollen wir nicht, dass sie alle werden. FAMILIENTHERAPIE. Zu Dritt. Aber mein Bruder hat eigentlich keine Lust auf son Therapeuten-Scheiß. Er sagt, er will nicht über seine scheiß Gefühle reden oder darüber, was sein Problem ist. Ich finde die Frage "Was ist dein Problem?" auch viel zu pauschal. Wo soll man denn da anfangen. Wie soll man da anfangen? Und will ich das überhaupt sagen? Aber versuchen müssen wir es. Eigentlich will ich ausziehen. Zugegeben, es ist ziemlich einfach und vielleicht ist es auch ein bisschen eine Art Wegrennen, aber ich fänd es wirklich besser so. Ich kann gerade keine pubertierende Mutter gebrauchen. Ich will nicht 43 sein. Ich will mein Abi machen. Ich will über Schule, Zukunft und sowas nachdenken und nicht, welche Wäsche ich zuerst waschen soll, ob wir noch genug Butter haben und das Klopapier noch bis morgen reicht. Wenn, dann will ich das für mich machen. Ich würde mich für alles bei mir selbst bedanken und müsste nicht vergeblich auf Lob warten, denn von mir bekomme ich das immer. Mein Bruder findet die Idee mit der eigenen Wohnung auch nicht schlecht, es ist ihm unangenehm immer bei seinen Freunden Unterschlupf zu suchen. So geht es mir auch, irgendwie fällt man ja doch zur Last. Aber fein, probieren wir eine Familientherapie. Ausziehen kann ich ja später auch noch. Wir sitzen an dem Tisch, der früher mal uns alles gehört hat. Die zwei Jungs räumen den Tisch ab und verschwinden in der Küche. Mama weint und ich will und kann sie nicht trösten, weil ich weit weg bin. Weit weg von ihr. Eigentlich finde ich, dass ich gerade besser in die Küche passe... TSCHÜSS. Papa geht die Treppen runter und immer wenn das so ist, fühlt es sich ungewohnt an und ich will nicht, dass er geht, dabei ist das schon eine Weile so. Ich rufe ihm hinterher, dass ich ihn lieb habe. Es kommt nur ganz knapp bei ihm an, weil meine Mutter hastig die Tür schließt. Das "Tschüß" hatte sie schon einige Kraft gekostet und das finde ich nicht normal. Ich brauche jetzt eine Schaukel. Ich ziehe mich warm an und bevor ich die Tür schließe rufe ich "Tschüß.".Es klingt gequetscht, es kostet mich einige Kraft und das finde ich nicht normal. NEIN. Schlimmer geht es kaum. So kann das wirklich nicht bleiben. Tags: Familie, Familientherapie, Familienprobleme
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Jakob_Schrenk
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Kunstfleisch
Ist künstliches Fleisch die Lösung?
Jaja, ich weiß, ihr seid alle Vegetarier und züchtet euer Gemüse auf dem heimischen Balkon. Die Nachricht, dass holländische Wissenschaftler nun einen „künstliche Bulette“ hergestellt haben kann euch also nur ein müdes Lächeln entlocken. Ihr habt es ja nicht nötig. Ich bin leider nicht ein so guter Mensch, ich esse Fleisch, und zwar ziemlich viel, und habe oft ein schlechtes Gewissen dabei. Weil ich außerdem probiere, dem technischen Fortschritt offen gegenüber zu stehen, finde ich die Nachricht schon interessant. Die Zellen für den Holland-Burger sind in der Petri-Schale gewachsen, es schmeckt wohl ganz ordentlich. In zehn Jahren, meinen die Wissenschaftler, könnte man das ganze industriell herstellen. Die Probleme des Echtfleischverzehrs liegen ja auf die Hand: Rinder sind Mitschuldige am Klimawandel, die Viehhaltung verschlingt enorme Mengen Wasser und natürlich stellt sich die Frage, ob wir überhaupt Tiere töten dürfen. Was meint ihr: Kann künstliches Fleisch eine Lösung sein? Würdet ihr das kaufen? Oder zeigt allein die Idee, wie wahnsinnig und fleischbesessen und unfähig zum echten Wandel unserer Gesellschaft ist?
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Onestone
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Lebensabschnittsgefährtengesuche.
"Der Jan und ich, wir sehen das mit der Partnerschaft nicht so eng! Heutzutage muss man sich eben alle Möglichkeiten offen halten, gell Hasilein?"
Inga sitzt neben mir und kloppt nach ein paar angenehmen Gesprächsstunden in der Lieblingskneipe eben genau diesen Satz raus. Mein inneres Achtungsbarometer fällt von 9,37 innerhalb von Sekundenbruchteilen um gefühlte 8,37 Stufen ab. Inga, Peter, Hans oder Marco, wie man sie auch nennen will. Ich bin umgeben von Menschen, die man an nichts mehr festmachen kann. Flexibilität nennen sie das in Bewerbungsanschreiben, ich nenne es stumpfsinnige, emotionale Feigheit. Da begibt man sich Jahrelang auf das Schlachtfeld der Persönlichkeitsbildung, hat sich Eimer und Schäufelchen im Kindergarten klauen lassen, wurde auf dem Pausenhof verprügelt, hat ein halbes Leben damit verbracht, Erwartungen der lieben Eltern zu erfüllen und hat sich eine Identität erschaffen, die dem Grauen des Alltags standhalten kann. Soweit alles schön und gut, normal und nachvollziehbar. Das Problem an der Sache ist nur: Diese Identität darf keine Ecken und Kanten haben. Wir sind aalglatt, wenn es mit dem Job in Berlin mal eine Woche lang nicht mehr so rund läuft, tendieren wir schon zum Aufgeben und vollziehen übereilt einen "karrierefördernden Wohnortwechsel", auf der Zugfahrt zur Wohnungsbesichtigung pushen wir noch schnell mit einem entsprechenden Ratgeber unser Softskills. Obgleich man diese Einstellung unter bestimmten Umständen als annehmbar und förderlich wahrzunehmen vermag, wird sie auch in einen Bereich übertragen, in dem dies unter keinen Umständen förderlich ist, in der Partnerschaft. Auch hier muss es immer besser, höher, weiter gehen, Glücksgefühle müssen sich bis zur Extase linear potentieren lassen können. Das Eine, das Tolle, das Begeisternde muss jetzt und sofort eintreten. "Zukunft" bedeutet "absehbarer Zeitraum", die Ungewissheit wird gescheut. Alles kontrollierbar. Zum Mitnehmen? Nein danke, ich lad's mir gerade hier auf's iPhone. Zwar scheint es so, als sei Monogamie schon lange nicht mehr Zeitgeist, doch wie kommt es dann, dass selbst der größte Schürzenjäger irgendwann bodenständige Zweisamkeit herbeisehnt? Partnerschaft ist angewiesen auf eben diese Art der Festlegung, auf Ecken und Kanten. Die Reibung der Partner untereinander zeugt von ihrer Individualität und der Bereitschaft, sich selbst zu entwickeln und kredenzt dem Partner den nötigen Freiraum, eben dies zu tun. Funktioniert das, ist es gar nicht mehr nötig, seine eigene Individualität ad absurdum ins Extreme zu leiten, sondern das persönliche Selbstverständnis schließt diesen Wunschtraum ein. Diese Form der erstrebsamsten aller Partnerschaften gibt es selten, doch sie ist möglich, wenn das Einlassen aufeinander zugelassen wird. Schwierig? Ja! Machbar? Ja! Lebensabschnittsgefährten? Nein, verflucht!
http://www.neon.de:80/artikel/-/-/lebensabschnittsgefaehrtengesuche/676939
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E605
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"Sie finden bestimmt etwas Neues"
Ein Anruf vom Chef - und ich ahne, dass es um etwas anderes geht als um eine Gehaltserhöhung.
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philip_faigle
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Die Eiskinder
Seit den 70er Jahren wurden in Deutschland rund 100 000 Kinder per SAMENSPENDE gezeugt. Nun sind die ersten erwachsen und fragen nach ihrem Vater.
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Von Herzschlägen
Lass uns
Wir springen, als ob wir es tun müssten. Wir lächeln. Wir lächeln und wir verkneifen uns die üblichen, einengenden, eingrenzenden Fragen. Wir können sie nicht leiden. Weil wir tanzen, weil wir es wollen und trinken, bis wir vergessen warum. Und wenn du mich fragst: "Warum?", bekommst du keine Antwort. Weil ich nicht Antworten möchte, weil ich nicht entscheiden mag. Weil Kopf und Herz nicht nüchtern sind, weil das Blut in meinen Venen lautlos pumpt und ich so lautlos bin. Weil laut sein, sich nicht anfühlt, wie lebendiger sein. Wie die Stille sich nur mühselig mit leben füllt und du mich fragend ansiehst und ich ausdruckslos zurück gehe. Weil ich nicht muss, was ich nicht will und weil ich so bin, wie du mich nicht haben willst. Weil ich lieber schweige, als zu sagen, dass ich nicht will, dass du bleibst, weil ich nicht will, dass du gehst, aber nicht ertrage, wenn du von Herzschlägen erzählst. Herzschlag. Lass ihn aussetzten, ihn ausgleichen, ihn gegen sinnloses ersetzten, die Angst tauschen, gegen Leidenschaften und das Leiden vergessen. Für genau diesen Moment. Und lass uns nicht halten, was nicht zu halten ist. Lass uns Haltlos ins dunkle Stürmen. Und morgens mit Kopfschmerz erwachen. Lass uns am Leben bleiben. Tags: liebe, taubheit, vergessen, reden
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