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Verl. der St-Paulus-Druckerei
luxwort
Donau-Fürstenthümer.
Donau-Fürstenthümer. Bucharest, 18. Juli. Das Loos der Wallachei ist entschieden! Alle Zweifel sind geschwunden. Gestern kamen zwei Briefe aus Konstantinopel von Jon Ghika an, welche melden, daß 1) die Pforte die hiesige Constitution anerkannt hat; 2) die französischen und englischen Gesandten diesem Beschluß ihre Zustimmung gegeben; 3) die Pforte gegen jeden Einmarsch russischer Truppen Protest einlegt, indem sie erklärt, sie sei stark genug, nöthigenfalls mit bewaffneter Hand die Nuhe aufrecht zu halten
Luxemburger Wort
1848-08-11T00:00:00
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Verl. der St-Paulus-Druckerei
luxwort
Luxemburger Wort no. 42 11.08.1848
Luxemburger Wort für Wahrheit u. Recht. Abonnements-Büreau inLurcmburg, Gcm'sterstr. Nr. 243. PrämlmcmtionSprlis fût 3 Mon. 6 Mon. 1 lahl. LincmbUlg: 5 Fr. 10 ssi. 20 gr. Auswärts: 5, 75 il, 25 22, 50 H». 49. greitetö, ben IL Insertionsgebühren 15 Centimes pro Zeile «bel Raum ou« Petitschrift. Bestellungen und Briefe werden franco erbeten. «848.
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Verl. der St-Paulus-Druckerei
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Deutschland.
Deutschland. Frankfurt, 6. Juli. Der unterzeichnete ältere Bürgermeister der freien Stadt Frankfurt beeilt sich, seinen Mitbürgern ein so eben erhaltenes Schreiben Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzo gs Reichsver wesers nachstehend mitzutheilen. v. Heyden. Frankfurt a M., 4. Angust 1848. Herr Bürgermeister! Die Herzlichkeit, mit welcher gestern meine Gernah» lin empfangen wurde, hat einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Das rührende Schauspiel, welches die» selbe mir gewährte, hinterläßt in mir eine der schön« ften Erinnerungen. Ich erkenne in dieser freundlichen Aufnahme einen neuen Beweis des mir schon öfter von den Einwohnern der Stadt Frankfurt bethätigten Wohlwollens. Dieselben können versichert fein, daß diese« Wohlwollen von mir in vollem Maße erwidert wird. Ich ersuche Sie, Herr Bürgermeister, den Ein» wohnern der Stadt Frankfurt diese meine Gefühle be» kännt zu machen, insbesondere auch im Namen meiner Gemahlin der liebevollen Jugend, welche fie so herzlich bewillkommt hat, ihren wärmsten Dank auszudrücken, so auch meinerseits den Anordnern der schönen Fest» lichkcit meine Erkenntlichkeit zu erkennen zu geben. Empfangen Sie, Herr Bürgermeister, die Verficht« rung meiner vollkommensten Hochachtung. Frankfurt, den 4. August 1848. (gez.) Erzherzog Johann. Vom Main, 1. Aug. schreibt man dem „Nürn» berger Kur.": „Dem Vernehmen hat General Cavaignac mehreren benachbarten deutschen Regierungen die Zu» sicherung erteilen lassen, daß die französische Regie» rung auf ihrem Gebiet keinerlei Unternehmungen dulden werde, welche geeignet seien, die Ruhe der Nach' barstaaten auf irgend eine Weise zu gefährden. Dem» gemäß sind die äußern Behörden angewiesen worden, das Treiben der Flüchtlinge an der Grenze sowohl, als im Innern auft strengste zu überwachen, und au» genblicklich einzuschreiten, sobald irgend ein Anzeichen vorliegt, daß jene Männer auf irgend cine Weise den Frieden in den angränzendcn Ländern zu stören suchen. Sic sollen in diesem Fall entweder ihre Passe erhalten, oder augenblicklich ins Innere gebracht werden. Die französische Negierung möchte sehr gerne dieser Flüchtlinge los sein, und es ist sehr möglich, daß sic irgend cine gute Gelegenheit benützen wirb, um sich derselben zu entledigen. Köln, 8. Aug. Sicherm Vernehmen nach wirb Se. Maj. der König dem großen Dombaufeste bestimmt beiwohnen, am 14. Nachmittags hier eintreffen, nur kurze Zeit hier verweilen und die Nackt im brüf)ler Schlosse zubringen. Am 15. Vormittags wird Sc. Maj. bei den Festlichkeiten gegenwärtig fein und bann die Behörden empfangen. Schon am 16. kehrt Se. Maj. r.ad) Berlin zurück, weil unter den obwaltenden Umständen eine längere Abwesenheit von Berlin nicht thunlich ist. Wie verlautet, gestatten Gesundheits-Nücksichtcn Ihrer Maj, der Königin nicht, Ihren erlauchten Gemahl zu begleiten. (Köln. Ztg.) Wesel, 7. Aug. Auf Einladung des hiesigen politischen Vereins versammelten sich gestern Nachmittag auf hiesigem Markte mehrere Tausend Bürger Wesels, denen sich viele Auswärtige angeschlossen, um auf den Gräbern der eilf Echill'schen Df» filiere, die vor 39 Jahren ihr Blut für die deutsche ssvciheit vergeblich vergossen, eine Feier für die Cinfeij.ung der Ccntralgewalt und die Wahl lohann's »on Oestcrreichs zum Rcichsvcrwcser Deutschlands zu begehen. (Köln. Ztg.) Aachen, 7. A",gust. Der 20. Wahlbezirk der Mcmprovinz hat heute an die Stelle des wegen Krankheit ausgeschiedenen Hrn. Canonicus Smets den ordentlichen Professor des Staalslechtcs an der Universität zu Würzburg, Dr. Hermarm Müller, zum stellvertretenden Abgeordneten bei der deutschen Versammlung gewählt. (Aach. Ztg.) Aus der „Hamb. Vörsenh." ersieht man, daß die Hamburger Adresse zur Beglückwünschung des Reichsverweftrs mit 2000 Unterschriften am 31. Juli abgegangen ist. Die $$>. Dr. Heyse und A. Godeffroy werben sie persönlich überreichen. Hannover, 4. Aug. Die Bürgerwehr der Hauptstadt, in den letzten Tagen durch die Wahl ihrer Führer und den Eintritt fast aller Männer »on 19—50 Jahren definitiv orgamsirt, wird einige Tage nach dem 6. August durch Huldigung des Ncichsverwesers bezeugen, wie sehr auch sie die sonderbüudlerischen Bestrebungen des Ministeriums 6tiY»e mißbilligt. Marienburg t. Pr., 30. Juli. ImPosen'schen zeigen sich überall auf dem Lande aufrührerische Bandon, und das preußische Militär muß neue Streifzüge machen, um Ruhe zu halten. Berlin, 4. August. Einstweilen kann ich Ihnen melden, daß alle Regimenter, welche die deutsche Kokarde abgelegt hatten, dieselbe auf gemessenen Befehl des Kriegsnnnisters wieber aufstecken mußten, und daß Herr v. Gricsheim, der Verfasser der Schrift: „Die deutsche Ccntralgewalt und die preußische Armee," sei» nen Posten im Ministerium verlassen wirb. — Etwa 200 Studenten, Künnler:c., hielten gestern zu Ehren des Berlin verlassenden Studiosus v. Salis in Charlottenburg einen Commcrs. Die Studenten begaben sich gegen halb 9 Uhr nach Berlin zurück, wobei fie wiederum wie vorgestern von Soldaten du-Corps und 2. Garde-Reg.) und Charlottenburgern vielfach infuttirt wurden. Beim „Knie" wurde der Angriff mit Steinen so arg, daß von den Studenten mehrere nicht unerheblich verletzt wurden. Den scheinbaren Anlaß gab wieberum die deutsche Fahne, welche man den Studenten zu entreißen suchte. — ©o eben geht uns nun die, zwar noch unverbürgte Mitteilung zu, daß das zweite Garde-Reg., n Folge der in Charlottenburg vorgefallenen Erccsse den Befehl erhalten habe, von Charlottenburg nach Naucn zu marschircn und bort einstweilen sein Quartier zu nehmen. Berlin, 4. Aug. Die Versetzung des 2. Garderegiments, welches an den Gewalttaten gegen die Studenten in Charlottenburg vorzugsweise Antheil gehabt, ist beschlossen worden. Vorläufig ist demselben das Städtchen Stauen als Standort angewiesen. (NH.-U.M.-Z.) Dresden, 3. August. Sem Vernehmen nach ist dem General-Major ». 33uttlar das Kriegsmisterium übertragen worden und zur Mobilmachung von 5500 Mann der Befehl erfolgt. (D. A. Z.) Leipzig, 4. August. Heute Vormittag ist vom Kriegsministenum der Befehl zur Mobilmachung der hier garntfontrenbcn zwei Bataillone Schützen eingetroffen, um sich den Truppen anzuschließen, welche demnächst zur Verstärkung des Heeres in Schleswig/Holstein verwendet weiden sollen. Von Sachsen haben dahin Marschordre erhalten einelnfantcne^Brigade »on 4 Linien- und 2 leichten Bataillonen, zusammen SÜOÜ Mann, 4 Schwadronen Neilerei, 50Ü Pferde, und cine 12pfündige Batterie. Die Infanterie-Brigade besteht aus dem 1. und 2. Bataillon des ersten Linien -Regimentes und aus dem 1. und 2. Schützen-Bataillon. Si« Kavallerie bildet die 1., 2., 3, und 4. Schwadron des Gardeicitcrregiments. Sas- Commando der combmirten Brigade hat der Generalmajor Graf von Holtzcnborf. (Köln. Ztg.) Braunschweig, 3. Aug. Ich habe diesmal nicht viel Erfreuliches von hier zu berichten. Bald nachdem der bekannte Erlaß des Neichsministers erschienen war, hatte sich das Gerücht verbreitet, daß derselbe von @r. Höh. dem Herzoge mißfällig aufgenommen sei; man sprach auch, ob mit Grund, lasse ich dahin gestellt, davon, daß einige Offiziere die Soldaten zu bewegen versucht hätten für den Fall, daß die Huldigungs-Parade Statt fände, das Lebehoch für den Reichsverweser zu verweigern. In den letzten Tagen zeigte sich dieserhalb cine immer wachsende Aufregung unter der Bürgerschaft. (Köln. Ztg.) Wien, 30. Juli. Sic Unterhandlungen zwischen dem Erzherzog Palatin von Ungarn und dem BanuS von Kroatien Icllachich dürften schwerlich zu einem günstigen Nesullatc führen. Wien, 31. Juli. „An die Bewohner Wien«. In der Stunde des Scheivens aus (Surer Mitte, in dem Augenblicke, wo cine unabweisliche Pflicht mich an den Antritt memes Amtes als deutscher Neichsvcrwcser mahnt, ist.es memes Herzens dringendes Vedürfniß, einige Worte der Liebe an Euch zu richten. Nehmt vor Allem meinen tiefgefühlten Dank für die herzliche Zuneigung und das schöne Vertrauen, welches Ihr mir so oft bewiesen; übertragt dieses Vertrauen nun an den Verfassung^- und gesetzgebenden Reichstag, vertraut auf den redlichen Willen und die feste Gesinnung des Ministeriums, welches die Aufgabe der Vermittlung zwischen Thron und Volk mit den Vertretern desselben theilt; fahret fort mit rühmlichem Eifer, Ordnung, Sicherheit und Gesetzlichkeit zu wahren; beweiset der Welt, daß der Oesterrcicher das neve, kräftige Bewußtsein der Freiheit mit der alten Liebe und Treve zu fei* nein Kaiser zu vereinen wisse. Wenngleich mein Herz für das große deutsche Vaterland erglüht, so werde ich doch stets an der geliebten Heimath hängen und auch in meinem neuen Berufe nie aufhören, für das mir tl)eure Oesterreich und für Euer Wohl zu wirken, so viel in meiner Macht liegt. Erzherzog Johann." Wien, 1. Aug. Die Hauptbedingungen einer friedlichen Ausgleichung der ungarisch ⸗croatischen Differenzen zwischen dem Erzherzog Stephan und dem Banus Jellachich sollen festgestellt sein, und ersterer ist nach Pesth, letzterer nach Agram abgereist, um dem Landtag darüber Bericht zu erstatten. Wien, 2. Aug. Der hiesige Gemeindeausschuß hat zum Zeichen der Anerkennung und Bewunderung für die glänzenden Waffenthaten unserer Armee in Italien derselben eine Dankadresse mit einer silbernen Denkmünze und der Inschrift: „Der tapfern Armee in Italien und ihrem heldenmüthigen Führer Feldmarschall Radetzky“ durch das Kriegs⸗Ministerium übersenden lassen. (A. A. Z.) Regensburg, 2. Aug.Die „Regensburger Ztg.“ bringt Schilderungen der Festlichkeiten, womit der Erzherzog⸗Reichsverweser bei seiner Durchreise empfangen wurde. Am 1. August Abends nach 9 Uhr kam derselbe in Regensburg an. Die mit Fahnen geschmück⸗ ten Straßen, welche er bis zum Gasthaus zum goldnen Kreuz passirte, waren festlich erleuchtet, Als er auf wiederholten Jubelruf der Bevölkerung sich mi Gemahlin und Sohn am Fenster zeigte, erhellte sickh unter unendlichem Beifallrufe der ganze Platz vom gegenüberliegenden Balkon aus mit bengalischem Feuer. Am 2. August früh setzte der Reichsverweser sein Reise fort. (A. A. Z.) Nürnberg, 4. Aug. Der hiesige constitutionelle Verein hat in seiner Sitzung vom 2. d. sein Augenmerk auf die in Preußen hervortretenden Son der⸗Bestrebungen gerichtet und nach längeren Ver. handlungen seinen Ausschuß beauftragt, in seinem (des Vereins) Namen eine desfallsige Adresse an die preußische constituirende Versammlung zu richten Die Adresse ist vom Ausschusse unter Zugrundlegung der ihm vom Vereine für dieselbe vorgezeichneten Principien abgefaßt und bereits heute an den Or ihrer Bestimmung befördert worden. (K. K.)
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Ungarn.
Ungarn. Pesth, 30. Iuli. Ein eben angekommener Kurier aus Szogedin brachte dem Ministerium die Nachricht, daß die Ungarn den aufständischen Serbiern bei den „römischen Schanzen“ eine große Niederlage beigebracht haben. Die Schanzen wurden mit Sturm genommen.
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Die Redaktion.
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Ankündigung.
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Da der Herr (?. Roden dorn gemäß einem ge- troffenen Uebereinfommen von der Rédaction des Lurcmb. Wortes zurückgetreten ist, so ersuchen wir, Briefe, Inscrtioncn, Bestellungen ?c. an das Bureau des Hrn. M. Behrens Sohn, Genisterstraße Nr. 243 einsenden zu wollen. Die Rédaction der Zei- tung wirb ganz in demselben Geiste, wie bisher, fortgeführt werden.
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Dänemark.
Dänemark. Kopenhagen, 2. Aug. Die Elbe, Weser und lahde werden, laut Beschlusses deS MarineminifterS vom 1. August, mit dem 15. August blockirt. Der anhaltende Stillstand der Armeen läßt uns zwar auch hier annehmen, daß noch friedliche Verhandlungen im ©ange sind, deren Ausgang aber in diesem Augen» blicke der entscheidenden Krisis, der Umgestaltung aller deutschen Regierungsverhältnisse schwer zu bestimmen ist. Die Kriegspartei setzt alle ihre Hoffnungen auf den Particulargeist einzelner deutscher Regierungen und die aus Widerstand gegen die Centralgewalt entstehende Schwäche Deutschlands. Es geht dieser Tage noch cine Fregatte zur isee. Das Dampfschiff Nordstjernan von Gochenburg wird schwerlich spät in den Herbst feine Touren auf Lübeck fortsetzen und baS Dampfschiff Malmö taugt dazu wenig.
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Großbritannien.
Großbritannien. Aus Dublin wird der „Times“ unterm 4. Aug. Abends geschrieben: Lord Hardinge, der gestern über sämmtliche Truppen der Besatzung Revue hielt, geht morgen von hier nach Ballingarry ab. Gestern Abend spät wurden dahier drei Gerichtsschreiber und ein Drucker sowie in Longhrea zwei Mitarbeiter am „Félon," Smeany und Brennan, verhaftet. Die Mit» tagspost aus dem Süden meldet, daß Alles ruhig ist und die Insurgenten sich nirgendwo geregt haben. — Im Olerhause entspann sich gestern cine Er» örterung über die zweite Verlesung der Bill, bezüglich der öffentlichen Arbeiten in Irland. Lord Ellenborough billigte die Maßregel im Allgemeinen, entwarf cine kurze Uebersicht des Zustandes von Irland und gab ganz unerwartet am Schlüsse die fortwährenden Wirren in Irland der Thatsache Schuld, daß die Kirche der großen Mehrzahl des Volkes vom Staate zurückgewiesen und stiefmütterlich behandelt werde. Er empfahl, daß die katholische Geistlichkeit ohne irgend cine Ver« änderung im Patronatörecht vom Staate besoldet wer» den solle, und schlug vor, daß der große Fonds, über welchen jetzt das Parlament zu irischen Zwecken verfügen könne, zum Bave von Pfarrhäusern und zum Ankaufe von Ländereien für die katholische Geist» lichkeit verwendet werden möge. Lord Monteagle billigte den Vorschlag und führte an, daß Georg 111., obgleich der eifrigste Protestant, für Besoldung der katholischen Geistlichkeit gewesen sei. Lord Stanley meinte, cine so wichtige Frage sollte nur in bestimmter Form und auf Verantwortlichkeit der Regierung angeregt werden. Die zweite Verlesung der Bill wurde hierauf genehmigt. (Köln. Z.) bon, 2. Aug. Das „Chronicle" will wissen: Lord Palmeiston habe beschlossen, einen Gesandten in Frankfurt zu affretttircn in der Person Lord Cowley's. Dessen nächste Aufgabe würde fein, die Ausreichung des deutsch,<dänischcn StreitcS nachdrücklich zu betreiben und zwar mit Unterstützung Heim Bunsens.
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1848-08-11T00:00:00
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Verl. der St-Paulus-Druckerei
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Der Arbeiter – Verein zu Luxemburg.
Der Arbeiter - Verein zu Luxemburg. Viel ist von der Verbesserung der Lage der Arbeiter gesprochen worden, aber bisher ist Nichts zu diesem Zwecke geschehen. Alle Plane, welche man übet die Organisation der Arbeit gemacht hat, waren unausführbar. Sic hätten, wenn man ihre Aus« führuna. versucht hätte, nur dazu führen können, «lies Famüienlebcn zu zerstören, den wahren, red, lichen Arbeiter zurückzusetzen, allgemeine Unzufriedenheit zu verbreiten, und Unordnungen jeder Art zu befördern. Es ist cine Lüge und ein unverzeihlicher Betrug, wenn Einer den Leuten verspricht, einen Zustand herbeizuführen, der aller ihrer Noth und Verlegenheit abhelfe. Aller Noth und Verlegenheit kann in diesem Erdcnlebcn unmöglich abgeholfen werden. Ungleichheit des Vermögens und des Standes wird immer bleiben, und jeder Stand wirb, so lange diese Welt dauert, seine Noth und Plage haben, der cine so, der andere anders. Nur die Religion kann diese Ungleichheit aufheben; nur sic kann den Druck der Armuth und der Noth in dieser Welt durch die Hoffnung einer ewigen Vergeltung versüßen. Die Religion macht den Armen und den Reichen gleich; in der Kirche kniet der Niedere als Bruter neben dem Hohen, und beide finden in der Ewigkeit einen gleichen Richter. Die Religion lehrt uns, fleißig zu arbeiten für unser tägliches Brot, und uns nicht zu verlassen auf Anderer Hülfe, wo wir selbst zu arbeiten un Stande sind. Die Religion versüßt uns die Beschwerden dieses Lebens, und verbietet uns, den, der mehr hat, als wir, zu beneiden, zu hassen, uns an feinem Eigcnthum zu ver» greifen; denn jede mit christlicher Ergebenheit ertragene Noth vergilt uns Gott im andern Leben. Die Religion endlich flößt den Menschen wahre Nächstenliebe ein, und macht sic bereit, einander mit Rath und That zu unterstützen. Wenn also wirklich für die Verbesserung der Lage des arbeitenden Standes etwas Heilsames geschehen soll, so muß die Hülfe daher kommen 1) daß sich alle treu und fest an die Religion anschließen; daß sic Gottesfurcht und Tugend als ihren kostbarsten Schatz betrachten. 2) Daß ein jeder sich der Arbeit befleißigt; Ehre jedem Manne, der durch dm Fleiß fetner Hände sich und die ©einigen redlich ernährt. 3) Daß wenn Einer in Noth kommt, alle Anderen nach Kräften ihm beistehen, und daß die Reichern den Aermern mit christlicher Gesinnung zu Hülfe kommen, Auf diesen Grundsätzen fußt der Arbeiterverein, der hier zu Luxemburg in’s Leben getreten ist. Derselbe hat sich bei seinem ersten Zusammentreten selbst Statuten gemacht, und dieselben wiederholt einer Prüfung unterworfen. Sollten später noch Veränderungen und Verbesserungen nothwendig werden, so können dieselben in einer Generalversammlung berathen und beschlossen werden. Die einstweiligen Statuten lauten, wie folgt: I. Zweck. \u25a0 Der Zweck ist Unterstützung der Arbeiter und der Arbeit und zwar: 1. durch Bildung eines UnttrstützungsvcreinS für die Arbeiter, 2. durch gegenseitige Unterstützung der Arbeiter un* ter einander. 11. Wiesollen sich dieArbeiter unterstützen? 1. Durch gegenseitige Dienstleistungen, durch Stellvertretung bei Krankheiten v. s. w. 2. Durch Bildung einer gemeinschaftlichen Kasse: a. aus dem EinttittSgelde, das Jeder bei der Aufnahme nach Belieben bezahlt, b. durch monatliche Beiträge yon 2 Sous, c. aus den Beiträgen dcs lintevftütjungstiereinS, d. durch Geschenke yon Personen, die sich für den Verein interessiren. 3. durch Collecte«, die fie nach dcs Vorstandes Beschluß für Einen aus ihrer Mitte halten, wobei Jeder nach Belieben gibt. 111. Warm hat Einer Anspruch auf Unterstützung? 1. Bei Krankheiten, die über den zweiten Tag bau* em und arbeitsunfähig machen. Dann ist der Kranke berechtigt zu 12 Sous täglich. Jeder Vorsteher kann bei einem solchen Krankheitsfall, »on dem er sich selbst überzeugt hat, diese gleich auszahlen. 2. Bei einem Todesfall in der Familie (Vater, Mutter, Frau, Kind ober der Arbeiter selbst.) 3. Bei besonder« Unglücksfällen. 4. Bei Arbeitslosigkeit wendet man sich an den Vor< stand, der mit Hülfe dcs Unteistützungsvereins Arbeit zu verschaffen sucht. Geld wirb dann nicht gegeben. 5. Eine Versorgung im arbeitsunfähigen Alter kann jetzt noch nicht zugesagt werben. Indeß wird bei zunehmenden Mitteln dieser Punkt besonders be* rücksichtigt werden. 6. Wieviel in außerordentlichen Fallen gegeben werden soll, hängt yon den Mitteln, dcs Vereins, und dem Beschluß dcs Vorstandes ab. IV. Wer kann aufgenommen werben? 1. Nur katholische Christen, die nach den Geboten Gottes und der h. Kirche leben, 2. die wenigstens 20 Jahre alt sind, 3. die wirklich in Arbeit stehen, 4. die zur Aufnahme vorgeschlagen und vom Vorstande geprüft worden sind. Alle Aufgenommenen werden mit ihrem Namen, Vornamen, ihrem Geschäfte und Wohnort in em Register eingeschrieben, und jede Veränderung muß angezeigt werden. V. Die Leitung der Gesellschaft. 1. An der Spitze steht em geistlicher Präsident, der folgende Ge>chäfte hat: a. Er präsidirt in der Versammlung dcS Vorstandes. b. Er sorgt für die Bildung und Verbreitung dcs UnterstützungsvereinS, und übergibt die yon demselben eingehenden Unterstützungen an den Vorstand der Arbeiter. c. Er bewahrt die Kasse, wozu er jedoch nur Einen Schlüssel hat. Zwei Schlüssel bewahren zwei andere Vorsteher- nur alle brei zusam« men öffnen die Kasse. d. Er bestätigt die neu gewählten Mitglieder dcs Vorstandes. 2. Em Vorstand yon 17 Mitgliedern ist yon den Arbeitern gewählt, und »on dem Präsidenten be- ftatigt. Der Vorstand ergänzt sich unter Bestätigung des Präsidenten selbst. 3. Die ganze Stadt enthält 5 Sectionen : Grund, Pfaffenthal, Clause«, Set. Michel und Liebfraucn. Bei jeder Section sind 3 Vorsteher, bei der »on Licbfrauen 5. Die Geschäfte dieser Vorsteher sind : a. Einsammeln der Beiträge, worüber sic am Ende des Monats Rechenschaft ablegen. b. Aufsicht übet die Beobachtung der Statuten. c. Anmeldung von Krankheit und anbern Fäl« len, wo Unterstützung gegeben werden soll. 4. Alle 17 vereinigen sich wenigstens alle Monat beim Präsidenten. Sic wählen aus ihrer Mitte 2 Schatzmeister, 1 ©ecretär, besorgen die Register, die Kasse, die Vertheilung der Gelder, der Arbeit v. s. w. V. Pflichten. 1. Alle Jahre, in der Mutter-Gottes-Octave wird ein feierlicher Gottesdienst gehalten, wofür der Präsident unentgeltlich forgen muß. 2. Alle verpflichten sich, die Statuten zu halten. 3. Wer gegen die Statuten handelt, kann vom Vorstände durch Mehrzahl der Stimmen, unter Bestätigung des Präsidenten, ausgeschlossen werden. 4. Wer einmal nicht regelmäßig seinen Veitrag bezahlt, hat keinen Anspruch auf Unterstützung während des ganzen folgenden Monats; wer 3 Monate nicht bezahlt, wird aus dem Vereine ausgeschlossen, und hat keine weitere Ansprüche auf die Kasse. 5. Alle Jahr wird zweimal Generalversammlung gehalten, und in einer derselben Rechnung abgelegt.
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Italien.
Italien. Die Berichte der „Wiener Zeitung" vom Kriegsschauplatz lauten: „Eben eingehenden Nachrichten aus Goito vom 29. Juli zufolge hatte sich der Feldmarschall Nadetzsy nach der Einnahme dieser wichtigen Position rasch in Bewegung gesetzt und war Karl Albert, der sich über Crcmona zurückzog, auf dem Fuße gefolgt. Das Gros der Armee dieses Königs besteht nur noch aus 3 Brigaden, indem seine Armee durch die trefflichen Operationen des Marschalls in drei Corps zersprengt und aufgelöst wurde. Am 28. Nachmittags begehrte der König schon einen Waffenstillstand, allein jetzt verlangt der Marschall volle Kriegsentschädigung. Der frühere Antrag mit der Linie der Adda ist schon aufgegeben. Felomarschall-Licutenant Strafsaldo ist bereits bis 10 Miglien von Brcscia vorgerückt. Die Bauern strömen überall zusammen und begrüßen unsere Truppen als Freunde. Weder in Brescia nach Cremona, wo sich schon am 27. eine furchtbare Aufregung gegen Karl Albert kund gab, ist auf Widerstand zu denken. Die der Brigade Simbschen abgenommenen Kanonen sind in Goito wieder vorgefunden worden. Feldmarsehall-Lieutenant Fürst Franz Liechtenstein befindet sich wohlbehalten beim Feldmarsehall. Dieser hat am Sonnabend die dem König Karl Albert weggenommene Kriegscassc auf dem Schlachlfelre bei Goilo unter die Truppen zu feilen befohlen; sie bestand au? 2 Millionen Lire. Flüchtige Nobili aus Verona erzählen, Karl Albert eile durch Cremona und suche Lodi zu gewinnen. Aus Novigo vom 28. Juli wird gemeldet, daß die Straße von 2301 ta nach Navigio und nach Gazoldo in ihrer ganzen Länge von drei Meilen mit Monlurstückm^ aller Art dicht übersäet sei, so daß wenigstens 20,000 failli nach Zurücklassung aller ihrer Kleider und Bagage in größter Unordnung geflohen fein müßten. Am 26. haben 4 bis 5000 Mann brescianischcr HülfStruppen das piemontcsische Lager von Goilo verlassen und sind nach ihrer Heimach zurückgekehrt. Andere große Haufen Verbündeter verließen die Piemontesen, als am 24. bei dem Uebergange der österreichischen Truppen über den Mincio bei Salionze unser Kanonendonner sich ihrem Lager näherte. Man schätzt ihre Zahl auf nicht weniger als 15- bis 20,000 Mann. Dem Könige dürften noch höchstens 24- bis 25,000 Mann bleiben, deren sich tm panischer Schrecken bemächtigt bat." — Unsere directe« Nachrichten aus Mailand gehen bis zum 30 Juli. Unter Antoni und Garibaldi waren 6000 M. Nationalgarden nach Brescia abmarfdjirt. Tas Comité der öffentlichen Verteidigung halte eine Art Diktatur übernommen; an der Spitze stand ©encrai Fanti. Herzog Antonio Lilta war tu die Schweiz abgereist, um auf eigene Kosten 5000 Schweizer für den Dienst des Vaterlandes anzuwerben. Alles deutet barauf hin, daß jetzt die rcpublicanische Partei das Ruder ergreifen und den frühem Kampf als einen Volkskrieg wieder aufnehmen werde. Man hatte Briefe aus Bologna, wonach ©encrai Pepe mit 14,000 Mann einen Ausfall aus Brondolo gemacht, um sich Rovigo's zu -bemächtigen. — Die provisorische Regierung hatte eine Kriegs-Contribution von 14 Millionen ausgeschrieben. Heber die Stellung Karl Allxrt's sagt ein officielle« Bulletin vom 31. Juli: „Am 29. war des Königs Hauptquartier zu ßa tu Quinzani bei Crcmona. Am folgenden Tage war der König in Cremcna. Am Vormittage um halb 10 Uhr wurde eine Kanonade gebort, vom Dgfio her. Der König eilte mit feinem Stabe hin; im Artillcricgefechte wurde uns eine Kanone, dem Feinde zwei demontirt. Die italienische Armee, die mit Vorthnl die Angriffe des Feindes auf ihre Nachhut abwehrt, richtet sich nach Pizzighetlone, um starke Stellungen diesseits der Adda einzunehmen. Der König hat feierlich versichert, daß er Mailand vertheidigen werde." Das Bulletin erwähnt dann der franzöfischen Intervention mit der Versicherung, daß sie in Anspruch genommen fei. (Köln. Ztg.) Neapel, 23. Juli. Großes Interesse nimmt hier das Kriegsgericht in Anspruch, welches im Castel S. Elmo über Longo, belle grand, ©utedone und Anghera gehalten würbe. Sogar die Deputirtenfammer sandte drei Antheilnchmer: Conforti, Poerio und Tarcnti. Man stritt viele Stunden, ob Sicilien als „feindliches" ober als „revoltirtes" Land zu betrachten sei. Endlich würben Congo und belle grauet zum Tode verurthcilt. Nun bildeten sich Deputationen, um bei dem Könige Gnade zu erbitten: sogar Bozclli schloß sich an; ferner Ruggicro (welcher nicht populär ist), Imbriani, Devinccnzi. Diesen entgegen forderte eine Deputation von 130 Officicren, Carlo gilangieri an ter Spitze, die augenblickliche Vollziehung des TodcSurtheils; auch Sariati, Carascosa und Ischitclle (welcher den schweizerischen Dcputirten »ici SchdneS über das Benehmen der Schweizer am 15. und 16. Mai vorschwatzte) forbetten den Tod Longo's. Der König schwankte; Vozzelli, der Unentbehrliche, drohte mit Abdankung und Auswanderung, während die Generale murrten; aber endlich erhicllen Beide das Leben geschenkt. Dieser Act der Milde scheint uns sehr lobenswert!). In Neapel herrscht Freude über diese Großmuth; auch Bozzelli's Benehmen hat gefallen. (Köln. Ztg.) - Der König von Sardinien hat auf seinen Flucht nicht allein seine Privatkasse mit 2 Mill. Fr. sondern auch sein silbernes Tafelservice und seine komplette Ehuipage im Stich gelassen. Goito is mit allen Kanonen den Piemontesen abgenommen worden. In Triest feierte man Freudenfeste wegen der letzten alorreichen Siege der österreichischen Waffen. Die sardinische Flotte ist nach Venedig gesegelt. — Der „Züricher Ztg." zufolge meldet ein Brief aus Brescia vom 31. Juli, daß sich die dortige provisorische Regierung geflüchtet hat. Vorher batte sic Schritte gcthan, um mit dem Feinde zu kapituliren; die Bevölkerung widersetzte sich in Masse. Die entflogenen Mitglieder der Regierung sind als Lanoesvcrräther erklärt worden. Die ©tabt ruftet sich zu kräftigem Widerstand. Wir erhalten aus Innspruck, 3. Aug. wieder folgende zwei Kriegöbülletins : „Vom commanbirenben General der Armee von Italien, Feldmarschall Grafen Radetzku, sind über die Resultate seines raschen und kühnen Vorrückens der k.k. Armee in Italien und der günstigen Erfolge der Verfolgung des Feindes folgende Relationen mit Estaffetten hier eingelangt: „Hauptquartier Cicognolo bei Crcmona 30. Juli 1848. Nach der Schlacht von Custozza, nämlich am 26. Juli, hatte ich mit der Armee in zwei Colonne« den Mincio überschritten. Das 2te Armcccorps be» setzte die Hohen von Volta, das Istc Slrmeecorpé und das Rcservecorpö stand in der Nähe dieses Ories bei Monzambano und Pozzolengo. Am 26. Juli Abends und am 27. Früh, wie ich bereits früher berichtete, bestand das 2te Armeecorps zwei blutige aber glänzende Gefechte bei Volta, in welchen der Feind, der wahrscheinlich durch bief en Angriff seinen Rückzug decken wollte, überall geschlagen wurde. Am 28. Juli ließ ich die Armee zur Verfolgung des Feindes aufbreche!!, und gelangte am 29. glücklich an den Oglio, wahrend der Feind sich flüchtig zurückzog und nirgends Widerstand leistete. Heute, 30. Juli habe ich mit der Armee in zwei Colonnen ungehindert den Oglio vassiit, und zwar — mit dem lften Armeekorps bei Isola Dovarese, und mit dem 2ten und Reservecorps bei Canctto. Das 4te Armeecorps habe ich sogleich von Marcaria über Bozzolo bis Solarolo vorgenommen. Die elfteren drei Corps haben 2 Miglien diesseits Cremona bei Gadesco und St. Ambrogio cine, Stellung eingenommen. Crcmona wirb morgen angegriffen." „Hauptquartier Sesto, 5 Miglien vorwärts Cremona, 31. Juli. Heute früh beim Anmarsch meiner Truppen hat die Stadt Crcmona, welche der Feind in der Nacht verlassen und sich bei Pizzighettone über die Adda zurückgezogen hatte, sich mittelst an mich gesendeter Deputation ohne allen Widerstand unterworfen. Ich ließ daselbst cine Brigade des Ncstrve- CorpS als Garnison, während alle meme vier Armee- Corps in vollem Zuge gegen die Adda sind, welche ich, wenn der Feind nicht bedeutenden Widerstand leistet, vielleicht schon morgen überschreiten kann. Das Landvolk kam uns auf den Wegen mit freudigen Zurufen: „i nostri liberatori" entgegen. In den Städten aber herrscht ein schlechter Geist, der gezüchtigt werden muß. In Cremona fanden wir 5 Kanonen und erbeuteten viele Vorräthe an Victualien und mehrere Wägen mit Monturstücken und Schuhen. Die Armee ist bei ihren großen Anstrengungen fortwährend vom besten Geiste beseelt, und vollbringt trotz der bedeutenden Hitze mit Freuden die ihr zur Verfolgung des Feindes auferlegten Gewaltmärsche. Rabetzky, Feldmarschall." 5A.A.Z.) Innsbruck, 4. Aug. Heute traf der Präsident des östcrr. Reichstages mit 11 Deputaten hier ein, und man will wissen, daß der Kaiser am 10. d. M. dennoch nach Wien sich begeben werde. Das Bulletin, aus dem Hauptquartier vonFinnigara an bcr 2lbba, vom 1. Aug. datirt und durch den Dbriftlicutcnant Grafen Crcnneville überbracht, lautet : „Meme tapfere und unermüdliche Armee hat heute Mittags mit dem vierten Corps bei Crotla d'Adda und mit dem ersten, zweiten und dem Ncscrvecorps bei gor* migara die Adda passirt, die Truppen des Feindes am rechten Ufer vertrieben und Pizzighetone auf beiden Seilen umgangen, worauf der Feind die Brücke daselbst sprengte und den Platz verließ, der von uns sogleich besetzt würbe. Nach allen Nachrichten scheint der Feind lhcilS gegen Piacenza, theils gegen Pavia in vollem Rückzuge zusein. Ich werbe datier morgen mit dem vierten Corps bis an dm Po gegenüber Piacenza, mit dem ersten und zweiten Corps dagegen auf der Straße von Pavia bis an den Lambro rüden, und daö NescrvecorpS M Unterstützung deS vierten Corps bei Casale pusterlengo aufstellen. Ich habe ein Strcifcorps auf der Straße von Pavia entsendet, dessen Nachrichten ich bis 3. d. früh erwarte. Sollte sich der Feind auch bei Pavia über den Ticino und bann bei Mezzano Sorti über den spo ziehen, und somit seine Armee den Boden der Lombardei verlassen, so würbe ich dann mit der Armee meinen Marsch nördlich über Mclegnano gegen Mailand beginnen. Nadetzky, m. p. Verona, 1. Aug. Die Ucbergabe »on VreScia, wohin auch ein kaiserliches Corps sich gewendet hat, bestätigt sich noch nicht, jedoch wohl unsre Besitznahme von Desenzano und Lonato. Indessen gehen gegen Peschiera Belagerungsgeschütze in Menge ab, sowie nach allen Theilcn der Lombardie Neuangekommene Truppen und Getreide. Tagtäglich kommen hier piemontesi''che Gefangene bald in großer, bald in kleiner Anzahl an. Pcschiera soll 1800 Mann als Besatzung haben. Erna, 2. Aug. Am 2. wird daS Bombartentent von Peschiera aus 60 groben Geschützen beginnen, 50 Munitionswagen liefern das ihrige dazu. Man will aber die Geschosse nicht im Vo< gen, sondern nach der Flanke in die Festung wer* fen; so hofft man bald ans Ziel zu kommen. Außer den beiden Proklamationen Karl Alberto, welche die Veroncser Zeitung von gestern giebt, ist hier nichts neues bekannt. Cremona muß nun in den Händen der Dcftcrrctd)cr fein, vielleicht auch Brcscia, Crema und Lodi; man glaubt, daß Mailand nicht unüberwindlich sein werde; ein paar Dutzend Bombenkessel führen eine sehr überzeugende Sprache. Jedermann wirb dem Marschall Radetzky — welchen spcciell die Mailänder auf eine empörende Weise beleidigten — sowie seiner nicht minder gekränkten Armee eine glänzende Genugthuung gönnen. (A. 31. 3 ) Mailand, 2. Aug. Karl Albert's Hauptquartier ist in Lodi, fünf Stunden von hier. (Schweiz. Nat.-Z.) Feldmarschalllieutenant Melden hat aus Bond eno 3. Aug. einen Stufruf an die Bewohner der Legationen erlassen. „Zum zweitenmale überschreite ich den Po mit meinen Truppen, um die Banden zu zerstreuen, welche den grieben und die öffentliche Ordnung stören. Vor 30 Jahren hat Oesterreich die Negationen erobert und fie bereitwillig ihrem Herrn wiedergegeben; hätte Oestcrrcich Eroberungsabsichten gehabt, so hätte es vor 30 Jahren mit allem Recht die Negationen be« halten: aber Eroberungsabsichten sind ibm wie damals so auch jetzt fern. Es will nur die friedlichen Einwohner schützen und ihrer Regierung die Herrschaft bewahren, die ihr von einer Faction bestritten wirb. Es ist Zeit, den Unordnungen derer einen Damm zu ziehen, welche aus abscheulichem Fanatismus, aus Herrschlust, aus Bereicherungswuth eine stets unruhige Partei bildeten, die euer Land mit Krieg und Elend bedeckt. Der h. Vater hat mehrmals erklärt, keinen Krieg zu wollen. Nichtsdestoweniger haben päpstliche Truppen und die von ihm besoldeten Schweizer gegen Ocsterreich gekämpft. Bei Treviso und Vicenza besiegt, haben fie sich verpflichtet, drei Monate lang nicht die Waffen gegen das Reich zu ergreifen. Wehe ihnen, wenn fie ihre Verträge brechen. Ich habe ihre Na» rnen aufgezeichnet und sie haben, wenn fie in meine Hände fallen, die verdiente Strafe zu gewärtigen. Meine Bewegungen sind gegen die Banden gerichtet, welche sich Srociatt nennen, gegen die Factioscn, die zur Schande ihrer eigenen Negierung sich abmühen, das gute Volk zu belügen und ihm einen dummen und ungerechten Haß gegen eine stets freundliche Macht einzuflößen. Wehe denen, die meiner Stimme taub bleiben und Widerstand zu leisten wagen. Werft den Blick auf die rauchenden Neste von Sermide. Der Ort warb zerstört, weit die Einwohner auf meine Soldaten Feuer gaben." Vom Vierwaldstättersee, 1. Aug. Wir lie» ben die Oefterreicb.er als ein deutsches Volk zu sehr, als daß wir uns eines Sieges, der die viel geschmähte Ehre (einer Waffen glänzend herstellt, nicht freuen sollten. Mit Ausnahme »on Individuen vom Schlag der %>%>. Vogt und Rüge mußte jeden Deutschen der brandmarkende Vorwurf der Feigbeit erbittern, welchen eidenschaftliche Gegner Oesterreichs gegen sein tüchtiges Heer schleuderten; selbst Engländer sprachen mit geringschätzendem Ton von Truppen, die zwar oft unglücklich, doch selbst in ihren Niederlagen auf allen Schlachtfeldern dieses Jahrhunderts nur mit Ehre erlagen. Nun ahme man das schlechte Beispiel der Jtaliener nicht nach! Wir wünschen im deutschen Interesse aufrichtig und ehrlich den Frieden mit Italien, so wie die freie Selbstständigkeit der Lombardei, jedoch nur unter billigen Bedingungen, welche Oesterreichs Ehre und Interessen nicht in den Staub treten. Möge das freie und großherzige Volk Oesterreichs den Italienern laut seinen Entschluß verkünden, daß es sie nimmermehr mehr knechten, daß es jetzt nach erkämpftem Sieg ihnen wiederholt die Hand des Friedens bieten wird. (A. A. Z.)
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1848-08-11T00:00:00
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Schweiz.
Schweiz. Zürich, 1. August. Reisende, »on Mailand kommend, erzählen, die Oesterreichcr sollen nach einem vor Crcmona eifochtcnen Siege, bereits bis wenige Stunden vor Mailand vorgerückt sein. Viele Familien, namentlich Fremde, flüchten in die Schweiz. Die Stimmung in Mailand soll eine furchtbar aufgeregte fein. Man befürchtet Aufstände, theils in republikanischem, theils »on Seite der Landleute, namentlich in österreichischem Sinne. Luzern, 2. Aug. Der Herzog v. Litta ist als außerordentlicher Abgesandter der provisorischen Regierung aus Mailand angekommen und gestern nach Bern abgereist. Er soll an den Vorort das förmliche Begehren stellen, daß die Schweiz den Durchmarsch eines französischen HülfscorpS durch ihr Gebiet gestatte. C«. A. 30
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Niederlande.
Niederlande. Amsterdam, 7. August. Das „Handelsblad“ freut sich, daß Donker⸗Curtius an der Spitze der Verwaltung bleibt, weil dieser Staatsmann bei seinem Eintritte in das Cabinet ein System der Ersparnisse und der Vereinfachung, der Reform und des Fortschrittes aufgestellt hat. (Köln. Z.)
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Pub. 4 Page 4
Von unfern nicht mir in den meisten Ländern Europas, sondern noch bereit« in den Vereinigte» Freistaaten »on Nord» Slmeiifn und in Mcriko rühmlichst bekannten, «on ter 33er- Uncr un« meuteren anderen Mcdizina!»Vrbolrcn, sowie »on den englische» Chemikern Corfield and Abbot approbitenr verbesserten Rheumatismus - Ableitern à Ercmplar mit »ollständi.'.er GebrauchsAnweisung 10 Tgl., stärkere 15 ©flr., >>"d ganz starke 1 Nlhl. . 1 gegen chronische », af» t c 9U) eum n11 smt n, ©id? r, lervcnleircn und Kongestionen als : Kopf., Hand.. Knie» und Fußaicht, Gesichts», hals, und -iabnf^mrrjrn, Augenfluß, Ohrenstechen, Hart, börigfeit, E.iuscn und Brausen in den Ohren, SBrufr. Meten, und Vtntenrocb, Glicdcticißcn, Klampfe, Völ). mungcn, Perzllopjcn, i-chlaflosiglei«, Gcsichts-Ros und andere Enlzünoungcn u. f. W. bält Herr Apsheker Kons, stets Säger in Grevenmachcr. Nil bemerken noch, wie wil die Ableiti-l in allen bellt bigen Formen billigst und schnell anfertigen lasse, werben nach Bestellung. Wilh. Mayer A Comp. in Breslau. Den Herren Will'elm Mayer und L«mp. zu Vreslnu attestil ich hiermit auf Verlangen, daß ihr« von ihnen bereitetet« verbesserten Rheumatismus-Ableiter durch ihre wesentlichen Verbesserungen mit Neck uno vor'üalich in Rheumatismen und rheumatischen Nramvse mit sowohl »on mir selbst gebraucht, al« mil oft iibti laschcnrem erfolge auch '.interen, an ähnlichen liebeln Setter lcn zur Anwendung empfohlen worden sind, weshalb ich nid umbin kann, diese« unter seinen Concuircnten sich auszeich nendc Fabrikat bei Herren iß il h. Ma« er und Com, aOcnthalben zu reeommnnM'ren R»dcb>rg bei DreßCtn im Dezember 1847. Fr. Ad. Solniriff, Konigl. nieder!. Pens. ©anitaW-OfPsier, Médicinal prai tiens und Wundarzt, Inlinber de« lönigl. nieder!, mcla Kreuzes, der naturforschcnrcn Gesellschaft zu Vatavia, b fMoloaischen Gesellschaft zu Gent und der Isis zu Erei den wirkliches Mitglied.
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1848-08-11T00:00:00
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Frankreich.
Frankreich. Paris, 2. August. Der „National" bringt einen Artikel über die italienischen Angelegenheiten, der um so wichtiger ist, als diese« Blatt bekanntlich die Mei° nung der Negierung »ertritt: „Italien muß gerettet weiden, und wo möglich durch sich selber. Wie bedenklich auch die Lage ist, so betrachten wir dieselbe doch nicht als verloren. Allein Zusammenhalten ist unerläßlich, und »tr hoffen, daß die letzten Unfälle den Eifersüchteleien der Einzelstaaten ein Ende machen werden, welche der italienienischen Sache vielleicht mehr geschadet haben, als die Oesterreicher selbst. Die Italiener sollten, Angesichts der gemeinen Gefahr ihre gegenseitigen Beschwerden vergessen. Den Feind vor den Sporen, sollte Italien mit einem Heizen streiten. Es ist jetzt weder ein König noch ein Präsident die Hauptsache, sondern ein Schwert. Wo ein organisirtes Heer vorhanden ist, geselle man sich zu demselben; wo sich ein General befindet, der zu befehlen versteht, da finde derselbe Gehorsam, welchen Namen er auch tragen möge. Und während Italien diese letzte An» ftrengung versucht, wirb Frankreich nicht untätig bleiben. Das Gewicht seines Wortes wird in Deutschland geltend gemacht werden, und hinter semer Ver° mittlung stehen, wenn man dieselbe abweist, seine Bataillone. Allein, wir drücken nochmals die Hoffnung aus, daß wir Italien nicht werden der Ehre berauben müssen, sich zu retten ohne fremde Unterstü. <\u0084.«<, Mln. Z) Paris, 4. Aug. Das „Avenir national" glaubt zu wissen, daß das Cabinet sich weigern wird, in Italien zu interoeniren. Das Blatt meint, Frankreich könne, ohne semer Ehre zu vergeben, Italien nicht im Stich lassen. Wie aber zu helfen sei, da liege die Schwierigkeit. Hinter Oesterreich stehe jetzt ganz Deutschland. Nur durch cine Verständigung mit Rußland und England, welche die deutsche Bewegung mißtrauisch verfolgen, könnte man Oestcrreich zum Rückzuge te« wegen. Allein würde die öffentliche Meinung ein sol» ches Bündniß zugeben? Die Alpen überschreiten, ohne mit Rußland und England einverstanden zu sein, hieße so viel als ins Verderben laufen. Nicht interveniren hieße abdanken. Dahin habe die Furcht gebracht vor einem subalpinischen Königreiche und die Chimäre, in Mailand und in Venedig cine Republik gründen zu «ollen. Wie könnte man Italien nützlich sein, ohne sich selbst zu schaden? Haben nicht Frankreich und England mit Erfolg, mit vielem Erfolg, der Königin Isabella geholfen, ohne zu Felde zu ziehen, ohne ihre Flagge zu compromittiren? Man thue ein Gleiches, man thue besser noch, aber nichts mehr. Die italienische Sache wäre nicht so herunter gekommen, baß man ti& auf diesem Wege nicht retten könnte. sK. 30 - Das Guthaben des Schatzes ist um 91 Millionen, d. h. auf 12 Millionen gestiegen. - Die acht Militär⸗Commissionen haben bis jetzt 900 Gefangene freigelassen, 750 zur Transportation verurtheilt und 90 als Führer oder Anstifter des Aufstandes den Kriegsgerichten überwiesen. - Die Munieipalwahlen in den Provinzen, deren Ergebniß man schon ziemlich vollständig kennt, sind fast ohne Ausnahme für die Sache der Ordnung und des Gesetzes günstig ausgefallen. Trotz aller Anstrengungen konnte zu Rouen die rothe Republik keinen einzigen Candidaten durchbringen. Fast überall wurden die von Ledru⸗Rollin’s Commissaren eingesetzten Municipalbeamten nicht wieder gewählt. Haris, 5. Aug. , Die Commission zur Prüfung , des Pri,när-UMcrrichts schloß gestern die allgemeine i Vcralhung ter Hauptgrundsätze deS neuen Unter* ric^îogeici;e3. Sic hat einmütig die Freiheit des Unterrichts und mit 12 gegen 3 Stimmen den Grundsah der Verpflichtung genehmigt. Was die absolute Unentgelblid)feit angeht, so ist dieselbe nicht gut geheißen worden. Mit 8 gegen 7 Stimmen wurde enischicdcn, daß zwar den armen Kindein ter Unterricht umsonst zu erteilen, dagegen aber gar kein Grund vorhanden sei, jene Eltern, welche zahlen könnten, von Entrichtung cines Schulgeldes für ihre Kinder zu entbinden. — Die durch vorläufige Einspcrrung der Juni-Insurgenten dem Staate erwachsenden Ausgaben belaufen sich täglich, alles eingerechnet, auf 17,000 Fr. Den Verwandten der Gefangenen ist jetzt auf höhere Weisung jeder directe Verkehr mit denselben untersagt. — Der Präsident der Nationalversammlung, A. Marrast, gab gestern in dem unter Ludwig Philipp begonnenen und jetzt fertig gewordenen prächtigen Präsidentschaftshotel ein parlamentarisches Diner, welchem außer Cavaignac une den Ministcrn etwa 50 Repräsentanten aller polnischen Echattirungcn beiwohnten. ES folgte cine glänzende Soiree, welcher fast alle Mitglieder der Nationalversammlung beiwohnten, während die Nationalgarde, die Mobilgarde, die Armee, die Schriftsteller, Künstler :c. zahlreich vertreten waren. — Die Untcrsuchungs-Commission hat gestern von Herrn ©arrut wichtige Milthcilun« gen, bezüglich einer Sendung von 900 Kilogrammen Gold erhallen, die Anfangs Juni hier eintraf und die man mit dem Juni-Aufstande in Verbindung bringt, Gleich beim Beginne desselben war bekanntlich vom russischen Golde die Rede, obgleich der Bericht davon nichts erwähnt. Ein alter Officier soll in die Sache genau eingeweiht sein. — Die hiesige Münze prägt jetzt jeden Tag 300,000 Frcs. ; in Fünffrankenstückcn. — Nach der „Union" sind die Ansuchen der zwei l italienischen Abgesandten an unsere Regierung wefent* ' lich verschieden. ©uerreri beantragt Namens der mai» ! länder Regierung die sofortige Einschreitung, während , Ricci bloß begehrt, daß der Grundsatz der Einschrei- i tung zugestanden werden, ein französisches Heer aber nur dann die Alpen überschreiten solle, wenn Karl Albert mit seinen Streitkräften den Oestcrreichern nicht länger widerstehen könne. Die Antworten Cavaignacs an beide Gesandte waren sehr zurückhaltend; er bemerkte ihnen, daß die italienische Frage, da sie einen sehr langen Krieg herbeizuführen geeignet sei, die reiflichste Ueberlegung erfordere. In Folge feiner Son« ferenzen mit ihnen ward ein Ministerrat!) gehalten und barin beschlossen, zwei der zu St. Maur lagernden Regimenter nach der Alpengrenze zurückzusenden. Gestern begann schon die Ausführung, indem 1500 Mann Abends mit einem besondern Bahnzuge abfuhren, denen heute 2500 Mann folgen sollen. Die „Union" sagt: die« beweist übrigens nicht im geringsten, daß die Regierung einzuschreiten beabsichtigt. Die Absen» düng einiger Truppen kann unter solchen Umständen nur als Vorsichtsmaßregel gelten. Sehr verwickelt würbe die italienische Frage werben, wenn die Behauptung, daß die Mailänder Regierung sich gegen Karl Albert erklären und die Republik proclamiren wolle, sich bewahrheiten sollte. Die abgehenden Regimenter werden übrigen« im Lager von St. Maur sofort durch schon herbeorderte Regimenter der Departements ersetzt, damit die Streitmacht zum Schütze von Paris ungeschwächt bleibt.
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1848-08-11T00:00:00
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Das neue über Gesetz über den mittlern und höhern Unterricht.
Das neue über Gesetz über den mittlern und höhern Unterricht. Es sind schon viele Stimmen über das neve Untcrrichtsgesetz laut geworden, aber von allen war es nur die des Herrn Studiendirektors Müller, die für das Gesetz sprach, alle andern aber sind gegen dasselbe. Was aber Hr. Direktor Müller an dem Gesetze Gutes findet, ist, daß es nicht so sehr ein neves Gesetz ist, als vielmehr cine Rückkehr zu den früher« Traditionen unseres Landes, die durch das von fremder Hand dem luremburger Athenäum im Jahre 1837 aufgedrungene Reglement zum großen Nachtheile der Studien unterbrochen würben. Ehe wir zur Besprechung des Gesetzes selbst schreiten, wollen wir die Ansicht deS Hrn. Müller prüfen, um zu sehen, in wie weit dieselbe gegründet ober ungegründet ist. 1) Ist das vielleicht eine Rückkehr zum bessern Alten, daß in Zukunft nur sechs Klassen mehr an dem Athenäum bestehen, statt baß das Reglement von 1837 die Zahl derselben auf 8 festgesetzt hatte? Wir erblicken hierin gar keine Rückkehr zum Alten. Das neue Gesetz sagt, daß neben den 6 Klassen des Gymnasiums und der Gewerbschulc auch noch eine VorbereitungSklasse eingeführt werben soll. Und wir wetten zehn auf eins, daß Hr. Direktor Müller dahin arbeiten wird, daß mit sehr unwesentlichen Veränderungen in dieser Vorbereitungsklasse nichts Anderes gelehrt werde, als was in der bisherigen Octava gelehrt wurde, und somit hätten wir schon 7 Klassen. Dann ist aber auch weiter die Zahl und die Natur der Gegenstände, der in dem sog. akademischen Kurse zu lehrenden Gegenstände der Art, daß nur die begabtesten Köpfe mit einem Jahre genug haben, um dieselben sich gehörig an* zueignen. Minderbegabte aber brauchen zu demscl< ben Zwecke wenigstens zwei Jahre. Und so brauchen denn noch heute, wie unter dem Réglemente von 1837 auch die bessern Schülern 8 volle Jahre, die Minderbegabten aber wenigstens 9, ehe sie für ein Fachstudium auf einer Universität reif sind. In diesem Punkte ist also an dem Reglement »on 1837 nichts geändert als einige Namen. 2) Sind vielleicht die Gegenstände des Unterrichts nach dem neuen Gesetze andere als nach dem Reglement von 1837, und liegt vielleicht hierin eine Rückkehr zum bessern Alten? Auch bier ist fein wesentlicher Unterschied, wie man sich leicht durch eine Vergleichung der beiden Gesetze überzeugen kann. Es kann vielleicht eine andere Verkeilung der Stunden eingeführt werben, auch mögen wohl einige Lehrgegenstände beschränkt, andere erweitert weiden, aber das ist Gegenstand der noch zu erwartenden Réglemente. Wir können darüber noch nichts sagen, weil diese Réglemente noch nicht erschienen sind. Wir versprechen uns bacon nicht viel Gutes. Es wäre uns angenehm, zu sehen, daß wir uns getäuscht haben. 0 Oder ist das vielleicht eine Rückkehr zum bessern Alten, daß die Gewerbschule von nun an in allen Klassen dem Athenäum paralell laufen soll, statt daß nach dem Reglement von 1837, den Schülern der Gewerbschule erst von der Quarta an besondere Kurse ertheilt wurden? Wenn das Gesetz etwas über die neue Organisation der Gewerbschule enthielte, so könnten wir vielleicht ja sagen, da aber die ganze Einrichtung derselben an die zu erwartenden Reglemente verwiesen ist, müssen wir unser Urtheil zurückhalten. Wir befürchten aber, daß man auch in Zukunft, wie bisher, die Gewerbschule dem Gymnasium zum Opfer bringen wird. Ueberhaupt glauben wir nicht, daß die Gewerbschule jemals anders als ein Stiefkind behandelt werde, so lange sie mit dem Gymnasium verbunden bleibt. 4) Ist vielleicht die neue Art und Weise der Beaufsichtigung und Leitung der öffentlichen Unterrichtsaüstalten eine Rückkehr zum bessern Alten? Vor 1837 stand das Athenäum unter der Auf. ficht und Leitung eines Curatoriums, dessen Präsident der jedesmalige Vorstand der Geistlichkeit war. Durch das Reglement von 1837 wurde das Curatorium abgeschafft, aber dem apostolischen Vikar würbe doch ein gesetzlicher E nfluß auf tas Atl'en,n,m gestattet in Allem, was die religiösen Interessen betraf. Nach dem neuen Gesetze aber hat die geistliche Obrigkeit gar feinen geschlichen Einfluß mehr, \\\.- der bei der Aufsicht noch bei der Leitung der öffentlichen Unterichtsanstalten. Nur kann sie noch den Professor der Religion vorschlagen, anch werden die Bücher für den Religionsunterricht nur aus den von ihr bezeichneten gewählt. Das ist Alles. Aber das ist keine Rückkehr zum bessern Alten, das ist eine gehässige, unsern Sitten und Gebräuchen fremde Neuerung. Und es ist eine Neuerung, die nicht die Landstände gemacht; diese hatten noch zu viel Ehrfurcht vor den Traditionen des Landes, und zu viel gesunden Verstand, um nicht der Kirche einen gesetzlichen Einfluß auf den offentlichen Unterricht zu lassen. Dieser Einfluß wurde ihr erst nach dem Votum der Kammer genommen, durch wen? ist aber noch nicht ausgesprochen. In keinem Falle aber wird diese Ausschließung des kirchlichen Einflusses unserm katholischen Volke ein größeres Vertrauen zu unsern öffentlichen Anstalten einflößen. Wenn es nun so mit dem neuen Gesetze um die Rückkehr zu einem bessern alten Zustande beschaffen ist, so wollen wir in einem folgenden Artikel darzulegen suchen, wie es um die Einführung eines bessern Neuen steht.
Luxemburger Wort
1848-08-18T00:00:00
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Luxemburger Wort no. 45 18.08.1848
Luxemburger Wort für Abonnements-Bureau in Vurcmburg, Gcnistcrstr. Nr. 243. *Brämimcration>SprciB für 3 Mon. «Mon. 1 Jahr. Lurcmburg: 5 gr. 10 Fr. 20 gr. Auswärts: 5,75 11, 25 22, 50 M». 45. greitag, ben 18. InsertionSgebühren 15 Centimes pro Beile ober Raum aus Petitschrift. Bestellungen und Briefe werden franco erbeten. 5848.
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Luxemburg, den 17. August.
Luxemburg, den 17. August. Die andächtigen und vertrauensvollen Gebete des Luxemburger Volkes sind vom Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes in Gnaden angesehen worden. Unser geliebter Qberhirt kömmt zurück. Um 14. Dieses Monats erhielt er einen freundlichen und väterlichen «Brief vom hl. Vater selbst, vomi». Juli datirt, worin Te. Heiligkeit ihm seine beschlossene Rückkehr nach Luxemburg anzeigt und ihm dazu viel Glück und Segen wünscht.
Luxemburger Wort
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Ein Wörtchen dem „Grenzboten" nach.
Ein Wörtchen dem „Grenzboten" nach. Es ist Einem seit einiger Zeit so unheimlich. Als der „Grenzbote" noch unter unS lebte und für unS Alle Wache hielt, war eS Einem besser. Da bekam man regelmäßig Zweimal die Woche guten Rath, wußte das Wetter gehörig voraus, konnte immer genau wissen, wer von uns geboren, gestorben und verdorben war, und wieviel baS Malter kostete. Jetzt leben wir ins Blaue hinein, haben nichts mehr in Frankfurt und nichts mehr in Petersburg zu sagen und bringen unfern Echtcrnacher Verstand nirgends mehr an — weil wir keine Annoncen mehr haben. Ja, war der Grenzbot noch hier, Hab ich schon oft gesagt und geklagt; nein, bann wären die Oestcrreicher nie und nimmer nach Mailand ge* kommen, der Cholera war eine sichere Grenze an der Sauer gesetzt und keine Windhose hätte sich so nah bei Echlernach zeigen dürfen — haben auch Windmacher genug, wenn auch keine von Serborf kommen. — A propos ihr Vcrdorfer, daß es nicht in Vergeß kömmt, die Negierung muß euch den Schaden bezahlen. Die hat die Backen so »01l genommen, um am 1. August die Constitution auszublasen, daß eS eure Dächer mitgenommen hat. Der Grenzbot hat es zuerst angezeigt, müßt ihm was dafür liefern. — Und nun, Grenzbot, wie geht eS dir im Hause des „Volksfreundes" feit deiner Heirath? Man spricht schon wie von Ehescheidung, es war Ursach genug da. Der arme Bot soll wirklich brutal behandelt weiden, besonders von wegen seines Glaubens. Der andere Part will ihn nämlich schon gleich zum lud machen. Hört, was eine Kinderlehr er ihm schon am vorigen Sonntag gegeben hat: „Nur die Form, wenn man will nur der Name trennt den heutigen Juden vom heutigen Christen." Das ist nicht wahr, Grenzbot; glaub es nicht. Weil du jetzt den nämlichen Namen trägst, wie er, sollst du deswegen schon 3ub fein? Bedank du dich schön dafür. Du ißest ja auch noch die christlichen Schinken gern, — sind dir nothwendig, damit du wieber zu Kräften kömmst, nun so laß auch den jüdischen Katechismus aus den Fingern, denn da stehen die Schinken im Inder. Und der citirt dir Stellen aus dem neuen Testament mir nichts dir nichts, als wenn das ihn etwas anging. Mus dem alten darf der nicht heraus, sonst ist er fein ganzer lud mehr. Und das soll auch die ©ad) sein, weswegen die rechten Juden ihn nicht brauchen können. — Sie sollen ihn schon verklagt haben, daß er höchstens ein halber fei und — schwerlich falsch — kann nicht grab Alles sagen. Aber das kann ich frei sagen, daß der Name „Christus" nicht in seinen Mund gehört. Glaubt ein lud an Christus, bann ist eS mir ein schöner; glaubt er nicht an Christus, bann darf er ihn nicht nennen, auch nicht fürs Geld und zumal nicht für unser gutes christliches ©de. Ich meine, das war doch so richtig und recht deutlich. Nächstens werb ich dir Eine crzähkn.
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Gesetz über die Wahlen zur Kammer der Abgeordneten,
Gesetz über die Wahlen zur Kammer der Abgeordneten, om 23. uli 1848, 2r. 8 (Fortsetzung.) Viertes Kapitel. Von den Wählbaren. Art. 43. Um für die Kammer wählbar zu sein, ist in Gemäßhe-t der Verfassungs-Urkunde (Art. 53) erforderlich, daß man 1. Luxemburger von Geburt fei, oder die Naturalisation erhalten habe; 2. die bürgerlichen und politischen Rechte genieße; 3. volle 25 Jahre alt, und 4. im Großherzogthum Luxemburg wohnhaft fei; 5. sich in keinem der durch die Verfassung vorgesehenen Fälle der Unvereinbarkeit und Unfähigkeit befinde. Die im Art. 5 aufgeführten Unfähigkeiten sind auch auf die Wählbaren anzuwenden. Art. 44. Das Mandat des Abgeordneten ist unvereinbar mit den Amtsverrichtungen der Religionsbiener, welche als solche vom Staate besoldet werden, und mit denen der Gemeinde-Schullchrcr. Art. 45. Der Vater und der Sohn, der Schwieger» vater und der Schwiegersohn können nicht zugleich Mitglieder der Kammer fein. Werden fie zusammen gewählt, so ist dem Vater ober Schwiegervater der Vorzug zu geben. Art. 4L. Der von mehren Cantons gewählte Abge» ordnete ist verbunden, binnen drei Tagen nach der Prüfung seiner Vollmacht der Sammer zu erklären, für welche Wahl er sich entscheidet. Thut er dies nicht binnen dieser Frist, so wird durch das Loos entschieden, welchem Canton der Abgeordnete angehört. Allgemeine Bestimmungen. Art. 47. Wird die Stelle eines Abgeordneten durch Option, Todesfall, Entlassung, oder sonst erledigt, so hat das Wahl⸗Collegium, welches die Erledigung zu ergänzen hat, spätestens innerhalb vierzehn Tagen zusammenzutreten. Art. 48. Wenn die Kammer versammelt ist, hat sie allein das Recht, die von ihren Mitgliedern gegebene Entlafsung zu empfangen. Ist sie nicht versammelt, so kann die Entlassung dem Generaladminisirator des betreffenden Dienstzweiges angezeigt werden. Art. 49. Die Kammer wird in Gemäßheit der Verfassungsurkunde (Art. 57) reihenweise in folgender Ordnung erneuert. Der Austritt der Hälfte der Mitglieder der Kammer findet 1851 Statt; das Mandat der Abgeordneten erlischt sofort nach der Erneuerung. Art. 50. Die Kammer erneuert sich nach den verschiedenen Cantons. Die eine Reihe begreift die Abgeordneten der Cantons Capellen, Clerff, Diekirch, Echternach, Remich, und die Hälfte der Abgeordneten des Cantons Luxemburg. Die andere Reihe begreift die übrigen Abgeordneten des Cantons Luxemburg, und die der Cantons Redingen, Esch a. d. Alzette, Grevenmacher, Mersch und Wiltz. Art. 51. Die Reihenfolge wird in der Kammer durch Loosziehung in einer der ersten Sitzungen des dritten ordentlichen Landtages festgestellt, nachdem eine vorgängige Loosziehung die A geordneten des Cantons Luxemburg bezeichnet hat, welche zu der einen oder der andern Reihe gehören. Die Reihe, welche zuerst aus der Urne hervorgeht, bestimmt die Abgeordneten, welche zur ersten Erneuerung gehören. Art. 52. Die durch den vorhergehenden Artikel festgesetzte Reihenfolge wird für die späteren Erneuerungen beibehalten. Dieselbe wird auch nach einer gänzlichen Erneuerung der Kammer in Folge der Auflösung derselben befolgt. Doch werden durch das Loos die Abgeordneten des Cantons Luxemburg bestimmt, welche zur einen oder andern Reihe gehören sollen. Art. 53. Durch das Loos wird das Mitglied der Kammer bezeichnet, von welchem die austretende Reihe aus der Urne gezogen werben soll. Art. 54. Die neu erwählten Abgeordneten treten bei der ersten ordentlichen ober außerordentlichen Versammlung der Kammer in Function. Art. 55. Im Falle der Auflösung müssen die Wahlen zur Ersetzung der ersten austretenden Reihe der erneuerten Kammer in dem Monat Juni geschehen, welcher auf den dritten ordentlichen Landtag folgt. Die Wahlen zur Ersetzung der zweiten Reihe in der Kammer finden brei Jahre später Statt. Der ordentliche Landtag ist derjenige, in welchem die Kammer den Voranschlag der Staatsmittel beratzen hat. Art. 56. Die Anzahl der Abgeordneten ist stets im Zusammenhang zu halten mit der Zahl der Bevölkerung und im Vcrhältniß von einem Abgeordneten auf 3500 Seelen. Der Bruch von 2000 Seelen und darüber zählt für die ganze Zahl von 3500. Von sechs zu sechs Jahren soll eine Zählung de« Bevölkerung Statt finden, bestimmt, als Grundlage der Vcrtheilung des gemeinschaftlichen Rechtes der Vertretung auf die Cantons zu dienen. Die erste Zählung soll in der zweiten Hälfte des Jahres 1851, und die zweite im Laufe des Jahres 1857 und so fort, Statt finden. Befehlen und gebieten, daß gegenwärtiges Gesetz in das Verordnungs» und Verwaltungsblatt des Großher» zogthums Luxemburg eingerückt werben soll, um von Allen, welche die Sache betrifft, vollzogen und befolgt zu weiden. Haag, den 23. Juli 1848. (Gez.) Wilhelm.
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Durchschnittliche Marktpreise
Durchschnittliche Marktpreise vom 16. August 18418. Waizen Fr. 26, 00; Mengkorn Fr 22,50; Roggen Fr. 17,50. Gerste Fr. 17 50; Hafer Fr. 14, 00 per Malter; Butter Fn; 70 das Pfund; Holz Fr. 18, die Korde; Heu Fr. 17; troh Fr. 18, per 1000 psund; Erbsen Fr. 32; Kaktoffeln Fe. 7, ver Malter.
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Deutschland.
Deutschland. § Von der Altert, 14 August. (Fortsetzung.) Warum aber viele Lehrer die Emancipation der Schule von der Kirche verlangen, so ist ein ganz anderer Grund vorhanden, als der, den der „Voltefreund angibt; und da unsere Lehrer im Allgemeinen nicht von solchen separatischen Gesinnungen sind, wie jene Deutschlands, so glaube ich, ohne sie zu beleidigen, den wahren Beweggrund von vielen, wo nicht den meisten, hier angeben zu können. SS sind hauptsächlich junge Leute, die vom ungläubigen und sittenverderblichen Zeitgeiste angesteckt sind; und weil sie wissen, daß dem weltlichen (Staate an Re* ligion und Sitten (wofern es feine gröblichen Verbrecher sind) wenig gelegen ist, so möchten sie sich gerne dem Einflüsse der Kirche entziehen und sich gänzlich in die Arme des Staates werfen, um ein freieres Leben führen zu können. Sin religiöser und sittlicher Lehrer hat sich noch nicht über den Druck der Kirche beklagt. — UebrigcnS, wenn der „Volksfreund" gelesen hat, daß viele Lehrer in Deutschland diese Trennung der Schule von der Kirche verlangen, so wird er auch gesehen haben, daß ganze Lehrer»ereine sich förmlich dagegen ausgesprochen, und baß nicht nur einzelne Familienväter, sondern ganze Gemeinden dagegen proteftirt und ausdrücklich erklärt haben, ihre Kinder zu solchen kirchenfeindlichen Lehrern nicht mehr in die Schule schicken zu wollen. Nachdem der „Volksfreund" noch in einigen Zeilen über fein Lieblingsthema, die Trennung der Schule von der Kirche, gefaselt hat, fährt er fort: 3) „Die Volksschule will somit nicht »on der „Kirche, wohl aber von den Geistlichen cmancipirt „fein, Gibt eS eine gerechtere Forderung als diese? „Wird die Schule dadurch dem religiösen und kirchlichen Leben entfremdet, wenn der Geistliche nicht „mehr geborncr Schulherr ist, wie es die Kirche „gerne glauben machen möchte? Gewiß nicht. Sind „die Lehrer etwa Heiden, ober jb.aben etwa die Geist„lidjen baS Christenthum in Pacht? n. . ." Der „Volksfreund" hat aber auch gewiß nicht das E(jrtjientl)um, sondern baS Neu-Heidenthum in Pacht. Dies werden wir später sehen. — Daß er in obigen Zeilen faselt, beweist die eine Stelle: „Die Volksschule will somit nicht von der Kirche, wohl aber von den Geistlichen emancipirt fein." Ich möchte gerne wissen, waS er unter Kirche versteht? Ich weiß wohl selbst, daß die Geistlichen die Kirche nicht allein ausmachen; aber sie sind doch die Vorsteher derselben, die von Jesus bestellten Hüter des Glaubens und der Sitten. Oder träumt der „Volksfreund" vielleicht eine unsichtbare Kirche? Wenn den Geistlichen der rechtliche Einfluß auf die Schulen sollte entzogen werden, wem soll er dann gestattet werben, da der Volksfreund sagt, daß die Volksschule nicht von der Kirche emaneipirt sein will? Vielleicht ihm und seinem Gelichter, die zufolge ihren Grundsätzen gar nicht zur Kirche gehören? — Und dann: „Wird die Schule dem religiösen und kirchlichen Leben entfremdet, wenn der Geistliche nicht mehr geborner Schulherr ist?" Was letzteres anbelangt, so hat der anlichristliche Zeitgeist im Luremburger Lande schon seit mehreren Jahren die Geistlichen so viel als möglich ihres Einflusses, und um so mehr ihrer Herrschaft auf die Schulen beraubt, so daß feine Worte Don-Quirott'sche Luftstreiche sind. Daß aber eben durch diese Beraubung des geistlichen Einflusses auf die Schulen, diese dem religiösen und kirchlichen Leben entfremdet werben, beweift sich immer mehr und mehr, und dieses ist es auch, was der Volksfreund wünscht: denn er möchte gerne allen konfessionellen (Religions-) Unterschied aus den Schulen verbannt wissen. „Wird „die Kirche," fährt er nämlich fort, Schulherr, so „können wir uns ferner der Befürchtung nicht er„wehren, daß die Schulen fort und fort zur Niederlage des confeffionellen Unterschiedes, zur Pflanz„stätte des confcssioncllen Hasses, d. h. gerade das „Gegenthcil dessen würden, was sie fein sollen, „nämlich Pflanzstätten der Bildung, in der die „Liebe zu allen Menschen die schönste Stütze ist. „Die Kirche kann nicht Schulherr sein." Der Volksfreund will also, daß in der Schule keine positive Religion, wenigstens kein positives Christenthum, feine unterscheidende katholische Lehre mehr soll vorgetragen werben, sondern Gleichgültigkeit, IndiffereutismuS soll barin herrschen, und barin sollen die Kinder der katholischen Bevölkerung des Luremburger Landes erzogen werden. Daß dies sein Wunsch ist, werben wir später noch sehen. Auch den Gemeinden will der „Volksfreund" keine Gewalt über die Schulen geben. Also die Eltern, die doch den Lehrer bezahlen muffen, fei es durch monatliches Schulgeld, sei eS durch Schätzung, die sie dem Staate bezahlen (denn die Staatskasse füllt sich nicht aus der Tasche des „Volksfreundes") sollen in Hinsicht des Unterrichts und der Erziehung ihrer Kinder nichts zu sagen haben? 4) Nein! sagt der „Volksfreund", der Staat allein soll Herr der Schule sein. Und warum? „Im modernen Staate regiert der Volkswille. Was das Volk will, baS will der Staat, und umgekehrt." Ein purer Sophism! Die taglägliche Erfahrung beweist baS Gegentheil. Daß die Staatsbeamten sehr oft bas Gegcnthcil von dem wollen und thun, was das Volk will, und daß die Gesetzgeber den Wunsch und Willen des Volkes nicht immer berücksichtigt haben, lehrt unS das gegenwärtige Jahr. SS ist also nicht nothwcndig, weiter hierüber zu sprechen. Er fährt nun fort „Man hat gegenüber dem Staate als Schulherr geltend zu machen gesucht, baß der moderne Staat feine Religion habe, wie könne er Schulherr sein? — Ist der Staat nicht das Volt? So lange dieses also Religion hat, so lange überhaupt die religiös sittliche Bildung ein integnrenber Theil der Bildung ausmacht, so lange wirb auch der modernde Staat Religion haben; aber eben darum finden wir ihn zum Schulherrn besonders geeignet." „Ist der Staat nicht baS Volk?" Ja, wenn man die Staatsbeamten nicht allein darunter versteht, wie Ludwig XIV. sagte: l'état c'est moi. „©0 lange bas Volk Religion hat, so lange wird auch der moderne Staat Religion haben." Ein pures Wortspiel und ein reiner Sophism. Will der „Volksfreund" sagen: so lange baS Volk Religion hat, haben auch alle diejenigen Religion, welche an seiner Spitze stehen, ihm Gesetze geben und es te* gieren; so läugne ich seinen Schluß: denn wir haben allzuviel« Beispiele vom Gegenthcile Und diese sind es nun eben, welche unumschränkte Herren der Schule sein wollen. Und eben darum, weil der moderne Staat feine religiöse Confession hat, und weswegen der „Volksfreund" ihn zum Schulherrn besonders geeignet findet, finde ich ihn dazu nicht geeignet. Leider ist es bekannt, baß dem Staate alle Religionen gleich sind, ober vielmehr, baß er gegen alle Religionen gleichgültig ist, und ihm das Christenthum nicht mehr gilt als baS Juden- und Heidcnthum. Der Kirche können sie aber nicht gleichgelten ; und auch die christkatholischen Eltern können eS nicht gleichgültig ansehen, ob ihre Kinder einen christlich-religiösen Unterricht und eine solche Erziehung empfangen, ober nicht, ob ihre Kinder zu Christen, ober Juden und Heiden herangebildet werden, oder ob sie in der Neligionsgleichgültigkcit er* zogen werden, oder nicht. Allein diese Verbannung aller positiven Religion aus unfern Volksschulen will der „Volksfreund": „Wir sind, sagt er, fein Freund von Confessions-Tchulen, weil wir uns die religiös-sittliche Bildung, von der die Volksschule durchdrungen sein muß, sehr wohl ohne alle confef« ftonelle Färbung denken können, k." Er ist also Gegner aller positiven Religion, und will, baß den Kindern in der Schule eine bloße Naturreligion (die Religion aller Freigeister, die man nach Belieben verändern und wechseln kann) beigebracht werde. Nenn Ausseher von solchem Schlage, wie der „Volksfreund" und seine Gesellen über unsere Schulen bestellt werben, bann Adieu Religion und Christen, thum! Und diejenigen, welche unter ihrer Leitung aufwachsen, werben die Zahl der Juni-Barrikadenkämpfer vergrößern. Ist eS dem „Volksfreund" so ernstlich gemeint, daß aller ReligionSunterschied aufhören soll: nun, bann fange er selbst mit sich an, ein wahrer Christ zu werden; oder will er vielleicht, baß wir alle sollen Juden oder Freimaurer werden? Unter andern Pädagogen sagt Münch in feinem Universal-Lcrikon über émancipation der Schule von der Kirche: „Wir müssen eS offen und umun- wunden bekennen, daß eine solche Idee lediglich das Erzeugniß eines kranken Gehirnes fei, und eine Ausgeburt der blinden Leidenschaft, abgesehen »on der Unstatthaftigkeit ihrer Durchführung und den Nachtheilen, welche der Jugend in religiöser Bildung erwachsen würben, wenn eine solche Trennung je zu Stande gebracht werben sollte." (Schluß f.) Koblenz, 13 August. Auf den heutigen Tag darf Koblenz stolz fein: es hat seinen Eifer für die deutsche Sache bekundet; es hat gezeigt, daß es die Wichtigkeit des Augenblicks begreift, daß es begreift, wie es eines Jeden Schuldigkeit ist, feine Gesinnungen offen auszusprechen. Wir haben bei der heutigen Vorbeireise des Erzherzogs-Reichsverwejers zum Dombaufefte in Köln Gelegenheit gehabt, den Unterschied zwischen of« ficicllen Begrüßungen und solchen, die das Herz dik» tirt, zu beobachten. Schon vor Mittag hatte sich die Bevölkerung hiesiger Stadt in Masse am Rhein eingefunden und verlief sich erst gegen halb ein Uhr einigermaßen wieder, als es hieß, daß die Ankunft nicht vor drei Uhr erfolgen würde. Vor zwei Uhr je» doch waren schon wieder das ganze Werft, die Rheinbrücke und alle anstoßenden Häuser mit Menschen angefüllt, welche in freudiger Stimmung der Ankunft dessen harrten, in welchem zuerst die ersehnte Einheit Deutschlands zum Ausdruck gekommen ist. Wer beschreibt die feierliche Stille unter den Tausenden, als endlich gegen drei Uhr das festlich beflaggte Schiff sich näherte, wer den Jubel, als dasselbe anlegte. Es war ein feierlicher Augenblick! Die an beiden Ufern des Rheines aufgestellte Vürgcrwehr »on Koblenz und Ehrenbreirstein begrüßte die Ankunft mit mehreren Salven und donnerndem Hoch, in welches die ganze Volksmasse begeistert einstimmte. Auf die deshalb geschehene Einladung besichtigte der Neichsocrweser die hiesige Bürgerwehr, dann kehrte er nach dem Schiff zur Weiterreise zurück. Im Augenblicke der Abfahrt brachte noch der Vicevräsident v. Soiron im Namen des deutschen Vaterlandes der Stadt Koblenz ein Hoch, und unter allgemeinem Jubel entschwand das Schiff unseren Augen. C9Î&.- u. M.. Z.) Köln, 14. Aug. Schon gestern früh hatte die ganze Stadt einen außergewöhnlichen Festschmuck angelegt. Man sah aus Allem, daß die Bürgerschaft die hohe Wichtigkeit des bevorstehenden Festes verstanden, daß Jeder ohne Unterschied sich bemühte, das Seinige zu der großen Feier beizutragen. Die Hauptstraßen hatten sich freudig mit Flaggen reich geschmückt, im bunten Wappenfarbenspiele herrschte Schwarz⸗Roth⸗Gold vor, doch sah man auch die preußische Wappenfahne an vielen Häusern neben der deutschen. Aeußerst festlich und im Gesammtbilde überraschend schön war Deutz ausgeschmückt, so daß es, von der Brücke aus gesehen, einen außerordentlich heitern und festlich stimmenden Anblick gewährte, dieses lebendige, reiche Farbengewirre der Flaggen, Fahnen und Wimpel, mit denen alle Häuser verziert waren. Die ganze Stadt war gegen Mittag schon froh bewegt, in den Hauptstraßen das bunteste Leben, durch Sonnenschein gehoben; allenthalben sah man zufriedene, festlich gestimmte Gesichter; ein frischer Geist der Freude schien in den Straßen zu wehen, in denen man außergewöhnlich vielen Fremden begegnete, denn gestern war der Andrang von Gästen schon so groß, daß die meisten Gasthöfe besetzt waren. Die Nationalversammlung in Berlin schickte eine Deputation in den Herren Vicepräsident Philipps, v. Auerswald und Elsner, denen sich noch manche Andere angeschlossen hatten. Die berliner Akademie der schönen Künste hatte sich durch den Maler Prof. Karl Begasse, unseren verehrten Landsmann, den Maler Peter v. Cernelius, den Bildhauer Professor Rauch und den Bildhauer Prof. Wichman vertreten lassen. Die Zahl der Deputirten der Filial⸗ und Hülfs⸗Vereine des CentralDombau⸗Vereins war über Erwarten groß - ein Zeichen, daß der Sinn für das heilige Werk noch nicht erkaltet, daß er wieder frisch und rege schafft und wirkt, wenn auch das Große, was in der jüngsten Zeit in Deutschland geschehen, scheinbar den Geist von dem erhabenen Werke, dessen Vollendung unser Ziel, abgelenkt. Von den sechszehn Würdenträgern der Kirche, welche unser Herr Erzbischof zu der Consecrationsfeier geladen hatte, wa⸗ ren gestern schon eingetroffen: der Bischof von Ermeland, Dr. Geritz; der Bischof von Hildesheim, Wandt; der Bischof von Mainz, Kaiser; der Bischof von Münster, Dr. Müller; der Bischof von Osnabrück, Dr. Lüpcke; der Bischof von Roeremond, Paredis; der Bischof von Speyer, Dr. Weiß; der Bischof von Trier, Dr. Arnoldi, und der Weihbischof von Osnabrück, Lüpcke. Der Bischof von Paderborn war durch seinen General⸗Vicar vertreten, weil er selbst krank, wie auch der Fürstbischof von Breslau wegen Krankheit der Einladung nicht entsprechen konnte. Bestimmt erwartet wurde der päpstliche Nuntius Viale Prela aus Wien. Sämmtliche Prälaten waren gestern bei unserm Herrn Erzbischofe zu Tische gebeten. Im Laufe des Morgens war die Stadt immer festlicher geschmückt und an allen Enden lebendiger geworden. Einem Bienenkorbe glich das DombauSecretariat, wo die auswärtigen Deputirten empfangen, die Gedenkzeichen ausgetheilt und die nächsten Vorbereitungen zum Feste selbst gemacht wurden. Schon nach zwei Uhr begab sich der Oberbürgermeister sammt dem Gemeinderathe, der Vorstand des Central⸗Dombau⸗Vereines, der Oberpräsident und die anwesenden Deputirten auswärtiger Vereine nach dem Trankgassenthore zum Empfange des Erzherzogs Reichsverwesers. Er sollte mit dem Dampfschiffe „Schiller“ der kölnischen Gesellschaft von Mainz kommen. Die ganze Rheinstrecke war festlich geschmückt; da war kein Städtchen noch Dörfchen, welches nicht durch irgend einen Festschmuck, Fahnen, Laubgewinde und Maien dem hochverehrten Gaste seine Huldigung darbringen wollte und denselben im Vorbeifliegen nicht mit Jubel und Glokkenklang begrüßte. Unabsehbar war die Menschenmenge, welche sich längs dem Werfte am Trankgassenthore, wo eine Interims⸗Landungsbrücke gebaut worden war, zusammengedrängt hatte. Das neue Thor und die Nebenmauern waren mit Damen besetzt; die ganze Trankgasse stand Mann an Mann, Kopf an Kopf in fröhlichster Erwartung. Kam auch endlich die Nachricht, der hohe Gast werde erst um 7 Uhr eintreffen, so wich doch Niemand. Selbst ein ungeheuer starker Gewitterregen konnte die Menge nicht auseinander stieben, und wie regendrohend auch der Himmel, die frohe Erwartung ließ das Alles vergessen, mag auch Mancher bis auf die Haut durchnäßt worden sein. Selbst die Frauen behaupteten standhaft ihre Plätze. Die Ankunft zweier Dampfschiffe mit nassauischer Artillerie, die in Deutz landeten und von dieser Seite fröhlich begrüßt wurden, gab Unterhaltung, wie auch der Riesenballon, der sich, trotz des regnerischen Wetters, gegen 7 Uhr über die Thürme der Stadt erhob und bald im Regennebel verlor. Plötzlich erscholl der Ruf: „Er kommt!“ Es mochte halb 8sein. Vom Bayenthurme rollten die Signalschüsse. Welche Bewegung! - selbst der Himmel ward heiterer. Von beiden Ufern krachten Kanonen und Böller. Die Brücke wurde weit geöffnet, und leicht schoß das reich geflaggte Dampfboot dahin, dem von Deutz aus Raketen⸗Garben entgegenstiegen und welches, als es beilegte, ein weithallender Jubelruf begrüßte. Nachdem es gelandet, begab sich der Oberbürgermeister mit dem Gemeinderathe, der Commandant unserer Bürgerwehr mit den Bannerführern und der Vorstand des Central⸗Dombau⸗Vereins an Bord, um hier dem hohen, allverehrten Gaste den Willkommgruß darzubringen. Das Hinterdeck des Schiffes war mit Laubgewinden festlich geschmückt. Hier unter diesem Laubgewinde trat der Erzherzog Reichsverweser den ihn Grüßenden entgegen. Ein überraschender Anblick - wie groß stand er da in seiner schlichten Einfachheit, in dem braungrauen, ganz zugeknöpften Paletot, den breitkrämpigen schwarzen Hut in der Hand! Auf dem ernst milden Antlitze voll männlichen Ausdruckes in den bestimmt, aber nicht zu scharf ausgeprägten Zügen thront Ruhe und Festigkeit; das klare große Auge, in dessen Blick Ernst und Freundlichkeit sich paaren, kündet klaren Verstand und Herzensgüte. Sechsundsechszig Jahre haben des Erzherzogs Reichsverwesers Willenskraft und Entschiedenheit in der That, wo es darauf ankommt, nicht geschwächt, das sagt seine ganze Erscheinung, zu welcher sich Jeder hingezogen fühlen muß. — Begleitet war der Reichsverwescr von dem General von Rauch, welcher von unserm Könige zu diesem Zwecke von Berlin gesandt worden war, und mehreren Rcichsminiftern und Minifterialfecretâren. Außerdem befanden sich auf dem Schiffe, den Präsidenten H. v. Gagern und den Vizepräsidenten v. ©otron an der Spitze, viele Abgeordnete der deutschen National-Versammlung, deren gegen dreihundert im Verlaufe des Abends hier eintrafen und bei den Bürgern der Stadt gastliche Aufnahme fanden. Unser Oberbürgermeister, Gcheimer-Rath Steinberger, hielt die Ansprache des Willkomms. Mit unsäglichem Jubel würbe daS dreifache Hoch ausgebracht; laut schallend klang es »on Ufer zu Ufer wieber und pflanzte sich bis weit in die Stadt fort. Mit, wir möchten sagen, andächtigem Ernste horchte der Neichsverweser der Willkomm-Rede. Wie er da stand, voll edler Männerwürde in feiner einfachen Erscheinung, glaubte man einen der thatgewältigen Herrscher des deutschen Reiches »or sich zu fehen aus den Zeiten, wo der bloße Name Deutschland, weil es noch groß und mächtig als ein Reich, allen Nationen ein achtunggebietender war. Er nahm das Wort — rings cine athemlose Stille.^ Schon die ersten Worte, die ihm on ben i'ippe^P tönten, Hangen in Aller £>erjen wieder, so ber^^ gewinnend ist diese männlich kräftige und mit bejj^r d;aracteriftifd)en Anfluge des National-Dialectesß^ tief gcmüthliche Slimmc. Schade, daß wir die wenigen, aber bedeutungsvollen Worte des Reichs»erwcferô nicht ganz wortgetreu, wiederzugeben vermögen. Er sagte etwa: „Meinen wärmsten Dank für bett herzlichen Empfang! Sic habe» den kölner Dom das Symbol der deutschen Einheit ge» nannt — er ist es, er soll es sein! Das Werk, das wir zu Deutschlands, des Vaterlandes Heil zu bauen haben, ist ein großes, ein riesenhaftes, wie Ihr Dom selbst. Es bedarf da cines festen Willens und tüchtiger Werklcute, welche jeden ein» zelncn Stem bearbeiten, daß er genau Passe, daß er sich füge zu beut großen einigen Ganzen. Wir wollen Gott den Herrn bitten, daß er uns die Kraft dazu verleihe, daß nur Alle mit gleichem Eifer und thatkräftiger Ausdauer baron arbeiten, daß felsenfest, wie Ihr Dom, erstehe ein einiges, ein großes, ein glückliches Deutschland. Ich wiederhole nochmals meinen herz» lichen Dank und bringe der Stadt Köln ein Hoch!" Und es jubelte das Hoch begeistert und begeisternd in die Lüfte. Unmöglich ist es uns aber, den Eindruck zu schildern, welchen die Worte, in der Weise, wie sic gesprochen wurden, auf alle machten, die dem hohen Gaste näher standen; manches Auge' füllte sich mit Thränen. Möchten diese Worte deS edlen deutschen Mannes, gesprochen von ihm auf dem deutschen Strome, umschaart von den Bürgern einer Stadt, die sich einst stolz cine freie Stadt des deutschen Reiches nannte, die mit Stolz auf die Jahrhunderte ihrer großen Vergangenheit zurückblickt, auf das, was ihre Bürger einst zur Begründung cines mächtigen Biirgcvthumes und wahrer Vürgerfrcihcit gclhan haben — möchten diese Worte des Ncichsvcrwescrs cine Weissagung fein, deren Erfüllung schon die nächste Zukunft des Vaterlandes beglücke! Es sei nur unser heiligstes, festes Wollen — und wahr in der That müssen jene Worte der Weihe werden! Im Namen der Bürgeuvehr brachte bann deren Commandant, der Ehcfviäsident v. Wittgenstein, dem hohen Ehrengäste den Willkomm in wenigen, aber bündigen Worten, und schloß mit einem Hoch auf den Ncichsverwescr, das, wie er sagte, gewiß in den Herzen aller deutschen Bürgerwchrmän'er den freudigsten, lebendigsten Wicdcrklang finden mußte. Als sich Herr v. Wittgenstein nun die Ehre ausbat, bcn Rcichsverweser bewirthen zu dürfen, erklärte dieser mit einem herzlichen Händedruck, wie er „sehr gern" die Einladung annehme. Auf die Frage, ob ©e. Kaiserliche Hoheit einen Wagen befählen, antwortete er: „D nein, ich gehegern zu Fuß!" Während sich nun Alle anschickten, das Dampfboot zu verlassen, wandte sich der Erzherzog zum Ober-Vürgermcistcr mit dcn Worten, „Köln ist für mich cine gar schöne Stadt; ich habe Köln gern!" Unbeschreiblich war der Jubel der Menge, als der Erzherzog Ncichsverwcscr im schlich'cu Bürgen cclv, gefolgt t*on tem ©cmetnbe*sJuatl) tmb bcm Süorftantc \u25a0 Vtfi Ccutral-Dombau-Vereins, durch das von berß Vürgerwchr gebildete Spalier schritt, den Hut ml der Hand, freundlichst nach allen Seiten grüßend^ und dankend. Einen solchen Volksjubel, solch einen I begeisterten Willkommiuf haben wir feiten vernom-^ mcn. Dichtgedrängt war die Straße voller Men-D schcn, alle Fenster der Häuser, deren Dächer selbst^ bliebt waren, mit Frauen beseht, die den Ehrengas« mit weißen Tüchern begrüßten — kein Ende wollt» der lubclruf nehmen, die Bürgerwehrmänner, mi» einer Hand das Gewehr präsentircnd, schwenkte!« mit der andern Hüte und Mützen und jubelten ihn« ihr begeistertes Hoch entgegen, darein schmetterte!« die Fanfaren und das Geläute sämmtlicher Glockei« der Stabt in majestätisch feterltc&em Ernste. Ein» Avtheilung berittener Biirgerwehr ritt vor dem ho« hen Ehrengaste. (Mn. Z.M Köln, 15. Aug. Die Festtage sind wahrhaft, wa« wir uns in denselben gedacht haben, was uns da«» ganze Fest fein sollte: Tage der Sühne und des Ver-^ nancus nach den bunten, toll wirrenden ©turnten de» letzten Vergangenheit. B Eine schöne, denkenswerthe Episode in der Feie« war die musikalischc Morgcn-Untcrbaltuug, welche un=B fer kunstliebendei Männer-Gesangverein gestern um 118 Uhr im großen Saale des Casino unser» verehrte» Gästen zu Ehren gab. B Der Erzherzog Neichsverweser, der Präsident dci Nationalversammlung und viele frankfurter »bgeordnete wohnten dem Concerte bis zu Ende bei. lautem lubclrufe wurde der Reichsverweser bei feinem Eintritte in den Saal empfangen. Der Erzherzog Neichsverwescr verließ den Saal unter dem freudigsten Jubel, der ihn bis in den Wagen und auf feinem ganzen 3Bcge begleitete. Als der Präsident von Gagern das Casino verlassen wollte, brachte ihm die zahlreiche Menge ein dreimaliges Hoch aus. Das Jauchzen und Jubeln wollte gar fein Ende nehmen; denn die Kölner haben ihn in seiner ehrenhaften Tüchtigkeit verstanden und begriffen, was er dem gemeinfamen deutschen Naicrlandc bereits ist und, mit Gottes Hülfe noch werden kann. Um 1 Uhr hielt der Vorstand des Central-Dombau- Vereins im großen Saale des Nathhauses feine Sitzung, um die Devutirten der auswärtigen, wie aller Filialvereine zu begrüßen. Von hier aus begab sichM der Vorstand, das Dombanner an der Spitze, um 'M Uhr nach dem Neumarkte, wo sich nach und nach diel ' verschiedenen Abtheilungen des Festzuges versammeltenl und zum Ganzen ordneten. Der Himmel drohte zwei» felhaft mit einzelnen Tropfen, aber nachdem sich der Zug geordnet, heiterte es sich auf, und noch war man nicht um den Neumarkt gezogen, als munterer Sonnenschein, wenigstens für Augenblicke, übel dem Festzuge glänzte. Die Ordnung des Zuges bildete sich auf dem geräumigen Neumarkte selbst. Zuerst bewegte er sich um den Platz, dessen Häuser alle recht festlich ausgeschmückt waren; ein berittenes Musikcorps und eine Abtheilung der berittenen Vürgerwchr an der Spitze, bann folgten die Sängerchöre der beiden Gymnasien und der höheren Bürgerschule mit ihren Fähnlein, der Männer-Gesangverein und die Liedertafel, woran sich gleich die Waisenkinder, 500 an der Zahl, schlössen. Ein zweites Musikcorps der Vürgerwehr ging vor der Dombauhütte, begleitet von ihrem Banner, den wackern Werkmeistern und eben so tüchtigen Polirern, deren beharrlichem Fleiße unter Zwirners Leitung der Bau gerade feine, Jeden überaschenden Förderung verdankt. Zuerst kamen die Steinmetzen, in weißem Schurz, das mit roth und weißem Bande geschmückte Winkelmaß tragend; an die Gesellen schloffeit sich die zahlreichen Lehrlinge; die Retirer der Hütte trugen, nach altem Recht, den Maßstab, des Leitenden Zeichen. An die Steinmetzen reihten sich die Maurer,! Zimmerleute und Schlosser, alle in weißem Schurzfelle mit dem Zeichen ihres Gewerkes. Nach ihnen folgte das große Vereinsbanner, von kölner Frauen reich und kunstvoll gestickt, den vollendeten Dom, das große Ziel unseres Strebens, in der Mitte, umgeben von den Wappenschilden der deutschen Stämme, die sich «n dem Baue schon beteiligt haben. Jetzt, da der heilige Bau, der deutsche Bau am Rhein durch des Neichoverwcscrs Ausspruch feilte Weihe als „das ©cm« bot deutscher Einheit" empfangen hat, werden wir diese Wappenschilde sich bald zu Aller Freude und zu rascherer Förderung mehren sehen. Des kölner Domes Vollendung muß für Deutschland eine Ehrensache werden! Hinter dem Banner ging der Vorstand des Ccntral-Dombauvcreins und die auswärtigen Deputationen. — Ein Musikcorps an der Spitze, folgten nun die Mitglieder des Ccntral-Dombauvcrcins und die kleineren Dombauvereine mit ihren Fahnen und Symbolen; ein drittes Musikcorps mit einer Abthcilnng Bürgerwehr schloß den Zug, welcher, nachdem er um den Neumarkt gezogen, durch die Apostclnstraße, Avernstraße, am Nömerthurm vorbei, durch die Mohrenstraße, über Gereonstraße nach dem erzbischöflichen Palais zog, um den Hrn. Erzbischof und seine Gaste, zu denen jetzt auch noch der päpstliche Nuntius, Msgr. Viale Prela, gekommen, zum Dome zu begleiten. Feierlich schwebte, Frieden verkündend, sämmtlicher Glocken Geläute über der festlichen Stadt; äußerst reich und geschmackvoll mit Flaggen, Laubgewinden, Blumen und Teppichen waren alle ©trafen verziert, durch welche sich der Zug bewegte. In der Mitte hatte sich inbef der Hr. Erzbischof mit den hoh^n Prälaten aufgestellt, an welche sich der Vorstand des Centräl-Dombau- Vereins, die Deputirten und die Dombau-Mitglieder reihten, dabei die unabsehbare Volksmenge, die aufs reichste, festlichgeschmückte Umgebung. Ein großartiges Bild ! Tief ergreifend war der von etwa tausend ©an» -gern gesungene Psalm: Laetatus sum in Ins; es läßt sich nichts Feierlicheres, zu dem heiligen Ernste unseres erhebenden Gottesdienstes Passenderes denken, als ein solcher Choralgesang. Derselbe Choral erklang auch vor sechshundert Jahren vielleicht an der geweihten Stelle, als Erzbischof Konrad »on Hochstaden, umgeben von Diözesan-Bischöfen, im Beisein des von ihm gewählten und gekrönten deutschen Königs Wilhelm, den Grundstein zu dem Riesenbaue legte. Auch damals stand Deutschland an einem wichtigen Scheidepunkte, und damals war Alles in wildester Gährung der Parteiung, Deutschland in sich zerrissen; aber aus dem wildem Kampfe erhob sich das Reich wieder im Innern und nach außen groß und mächtig unter Rudolph, dem Ersten der Habsburger. Auch jetzt steht Deutschland auf der Schwelle einer neuen Zeit; — sind wir einträchtlich und einig, wird sie eine große, eine glückliche, wird wieber erstehen glorreich deutscher Nation. Wolle es Gott, den wir an der heiligen Stätte darum anflehten, auf daß der Dom auch in der That werbe: bad Symbol der Einheit Deutschlands! Dr. ©». von Groote hielt bann im Namen des Vor» standes an die Anwesenden eine herrliche Rede. Hierauf öffneten sich die Thüren des Domes, und hinein fluthete die Menge. Leider, daß hier nicht für die nötige Ordnung gesorgt war, um das furchtbare Gedränge zu verhindern, das Statt fand. Staunen und Ueberraschung, andächtiges Schaudern übersiel Alle, als sie in das Langhaus traten, das jetzt in der ganzen Erhabenheit feiner riesigen Verhältnisse zu übersehen war und Zeugniß von dem gab, was in sechs Jahren an dem Baue Außerordentliches schon geschehen, mehr als man gedacht. Unter der Kreuz« »terung begrüfte unser wackere Dombaumeister Zwirner den Herrn Erzbischof mit ergreifender Rede. Dann sänken die Hüllen von den prachtvollen Glasgemälden, welche der hohe Schutzherr deutscher Kunst, König Ludwig von Baiern, unserem Dome verehrte. Wir »ermögen ben Eindruck dieses Augenblickes nicht zu schildern — es war ein schöner, ein großer, als die herrlichen Kunstschöpfungen in dem magischen Zauber ihrer unbeschreiblichen Farbengluth den Staunenden entgegenstrahlten. Dann sprach der Herr Erzbischof inhaltschwere Worte (die wir noch mittheilen zu können hoffen.) Hierauf sang der Chor den Psalm: Guam dilecla tabernacula tua, welcher in den weiten Hallen von noch größerer und erhebender Wirkung als im Freien, herzergreifend, das Innerste des Gemüthes erhebend und zur Andacht hinreißend war. Dann zog der Hr. Erzbischof mit den ihn begleitenden Bischöfen in das Chor, wo eine Fest⸗Cantate von unserem würdigen Leibl aufgeführt wurde und dann der Erzbischof den Segen ertheilte. So schloß die erste religiöse Feier würdig und schön. Gegen 6 Uhr fuhr das Dampfschiff „Schiller“ nach Deutz, um den König abzuholen. Bei der Ankunft ward der König am Bahnhofe empfangen und besieg sogleich das Dampfboot, auf welchem Se. Majestät Sich mehrere der Anwesenden wahrend der Ueberfahrt vorstellen ließ. Als sich das Schiff dem Ufer näherte, erscholl wie aus Einem unde van den Tausenden der Jubelruf, der herzlichste Willkommungs⸗Gruß, der sich noch lauter und freudiger wiederholte, als der König, von den Hrinzen Wilhelm und Friedrich und mehreren anderen Mitglieern des königlichen Hauses, so wie von dem Miniserräsidenten, demn Minister des Innern, Alerander v. Humboldt, Ritter Bunsen und vielen Generalen begleitet, das Schiff verließ. Auf der Landungsbrücke empsng Se. Majestät der Ober⸗Bürgermeister und der Gemeinderath, wie auch der Vorstand des Cenral Domban Fereinee. Der Hr. Ober⸗Bürgermeister begrüßte den König herzlich. Aauter Jubel folgte seinen Worten; der hohe Gasi dankte eben so herzlich als leutselig, und gab seine ebhafte Freude zu erkennen, das ihm so theure „alte Köln“ wieder zu sehen. Das Hochrufen wollte kein Ende nehmen. Man sah an der heiteren, freundlichen Miene des Königs, daß dieser begeisterte Smpfang einen wohlthuenden Eindruck auf ihn machte. Wer beschreibt aber den Jubel, als noch auf dem Werfte, nahe am Thore der Erzherzog Neichsuerwescr ihm entgegentrat und Beide sich umarm» ten, sich herzlichst brüderlich in die Arme schloffen! Die Nürgerwehr hatte bis zur Wohnung des Reichs- Verwesers Spalier gebildet, durch welches der König zu Fuß ging, dem Neichsverweser die Rechte bietend, indem er rasch gewechselt hatte, als der Erzherzog ihm zur Linken getreten war. Schöner, lebendiger und freudiger konnte der Empfang nicht sein, als er auf der kurzen Strecke bis zur Wohnung unseres Chef» Präsidenten von allen Seiten den verehrten Fürsten dargebracht wurde. Dann ließ sich Se. Maj. in dem weißen Saale den Gemeindcrath, bett Vorstand des Central-Dombau» Vereins, die Festordner, die Führer der Bürgerwehr, die Geistlichen beider Confcssionen und die übrigen zur Präsentation geladenen Korporationen vorstellen, und wußte Jedem, in feiner leutseligen Weise, etwas Ver» bindliches zu sagen. Als sich das Abend-Dunkel über die Stadt gelagert, hatten sich viele, viele Hundert Bürger auf dem Rathhausplatze versammelt zu einem Fackelzuge, welcher unserem Konige, seinem hohen Ehrengäste, dem Erzherzog Reichsverweser, dcn in unfern Mauern anwesenden Würdenträgern der Kirche und dem Präsi» benten der deutschen Neichs-Versammlung als deren Vertreter gebracht werden sollten. Vor dem Negierungs-Gebäude angekommen, stellte sich der Zug im weiten Kreise auf und brachte unter dem Klange der Musik dem Könige ein Hoch. Mit dem Neichsvcrwcser trat er auf ben Balcon und ein endloser Jubel begrüßte Beide. Es war gerade dieser Augenblick einer der Glanzpunkte des Tages. Mit der größten Herzlichkeit dankten Beide den ihnen aus auf» richtigem Herzen dargebrachten Huldigungen. Als gegen halb 11 Uhr der Fackelzug sich weiter bewegte unter begeistertem Hoch, begab sich der König mit dem Erzherzog Reichsverweser, ben Prinzen, den Ministein 2C. je. nach dem Bonn-Kölner Bahnhofe, wo sic, von der Direction der Gesellschaft begrüßt, alsbald die Wagen cines Extrazuges bestiegen und nach Schloß Brühl abfuhren. Der Fackelzug zog jetzt zum erzbischöflichen Palais. In den Straßen, durch welche eigentlich der Zug ging, hatten schon viele Häuser beleuchtet. Unbeschreiblich war der Jubel, als der päpstliche Nuntius auf den Balcon trat und einige Worte zum Volke sprach, die mit dem freudigsten Beifalle aufgenommen wurden, welche wir aber nicht genau verstehen konnten. Heute Morgens um halb 8 Uhr traf der König, der Erzherzog und die übrigen hohen Herrschaften wieber hier ein und wohnten auf dem Neumarttc einer Parade der gefammten hiesigen Bürgerwehr, so wie des größten Theiles der hier garnisonircnden Truppen bei. Sowohl bei der Ankunft als bei der Abfahrt würbe Se. Ma), von den zahlreichen Massen mit dem lebhaftesten Freudenrufe begrüßt. (Köln. Z.) Wien, 8. Aug. Die Angelegenheiten in dem Nachbarkönigreich Ungarn gehen einen Schritt, der nothwcndig binnen Kurzem zu großen Katastrophen führen und, wenn dem Bürgerkriege nicht ein schneller Friede folgt, bald mit dem gänzlichen Ruin von Ungarn enden muß. Das Ungarische Ministerium geht mit einer Nichtachtung aller Verhältnisse vor, die weit entfernt von ruhigem Muthe ist. In diesem va banque irgend eine staatsmännische Idee, irgend einen Embryo der Organisation zu finden, aus dem ein lebendiges, befruchtendes, dauerndes Staatsleben hervorgehen könnte, ist unmöglich.
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1848-08-18T00:00:00
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Das neue Gesetz über den mittlern und höhern Unterricht.
Das neue Gesetz über den mittlern und höhern Unterricht. 3wfiter Slrtifel. Im vorigen Artikel wurde auseinandergesetzt, auf welche Weise das neue Untevrifb,iai]f|'eip'jiunö zu einer bessern Vergangenheit zurückführt; der gegenwärtige Artikel soll die schöne Zukunft^ beschreiben, welche uns dasselbe in Aussicht stellt. 1) Im vorigen Artikel ist schon gesagt worden, daß die geistliche Obrigkeit keinerlei geschlichen Antl)cil mehr hat an der Ueberwachung und Leitung der mittlern und höhern Lehranstalten, nicht [einmal mehr, streng genommen, über den Religionsunterricht und die religiöse Erziehung unfrer Jugend etwas zu sagen hat; denn das Gesetz gestattet der geistlichen Obrigkeit nur die $rofcfforcn der Religion vorzuschlagen, und die Bücher zu bezeichnen, aus denen die Handbücher für den Ncligionsimter^ rieht gewählt werben, Und diese Neuerung ist eingefühlt worden gegen den ausgesprochenen Willen der frühern Landstaude. Geschah das vielleicht, um dem Lande mehr Zutrauen gegen unsre öffentlichen Lehranstalten einzustoßen? 2) Eine zweite Verbesserung, die das neue Gesetz einführt, ist, daß es den Familien und dem Lande bedeutende Kosten mehr verursacht, worüber sich gewiß alle ?urcmburger dankbar bezeugen werben; haben sie in der neuesten Zeit doch immer petitionirt, um Erhöhung der Abgaben. Die Familien muffen nach wie vor dem neuen Gesetze immer ihre Kinder wenigstens 8 volle Jahre studiren lassen; sie müssen nach wie vor die Schulgebühren (Minervalicn) bezahlen; hierin bleibt es so beim Alten. UeberdicS muffen unsere jungen Leute in Zukunft, wenn sie höhere Studien machen wollen, sich ein paarmal zum Candiratcn schlagen lassen, jedesmal für die Summe »on 50 ®lcn. und endlich sich für 120 Gldn. zum Doctor machen lassen. Das macht nun 220 Gulden Mehrausgabe für einen ftubirenten Jüngling. Freilich hat er dafür auch den Trost und die Ehre, Doktor und zwar luremburgei Doctor zu heißen, und mag denken: Nichts bekömmt man umsonst. — Wenn nun die neuen Doktoren den Familien so thcucr zu stehen kommen, so erhält auch das Land sie nicht gratis. Nach dem neuen Gesetz wirb am Athenäum zu Lnremburg ein sogenannter akademischer Curs eingerichtet, an dem wenigstens zehn Professoren bohren und, wenn es hoch geht, fünf Studenten zuhören werden. Zwar wird man bafür keine neuen Professoren brauchen, es gibt hinreichend alte im Athenäum, aber diesen alten Professoren wirb man neue Gehaltserhöhungen verleihen muffen, wird tic Zahl der Lehrstunden, die sie im Gymnasium geben, beschränken, wirb die jungen Repetitoren zu Lehrern umwandeln, und so Summa Summarum gar wenig für den Staatssäckel gewinnen. Zwar werben bann viele Lehrer des Athenäums weniger Lehrstunden und mehr Gulden bekommen, auch erhält das Land eine Anstalt, worin man schon halbe Doktoren machen kann, was auch keinen kleinen Trost gewährt und wohl werth ist, daß man ein paar lumpige Gulden bran setzt. - 3) Der Freiheit des Unterrichts ist auch eine schöne Zukunft in Aussicht gestellt. Art. 2 des Gesetzes sagt: „Auch können im Lande mittlere und höhere Lehranstalten, welche nicht vom Staate unterhalten werben, errichtet werden." Also die Freiheit des Unterrichtes ist gewährt, nur muß eine kleine Cérémonie bei der Errichtung einer mittlern oder höhern Lehranstalt beobachtet werten. „Die Errichtung tiefer Anstalten bedarster Vnu.'.chli^ung der Städte und Gemeinden, wo sic ihren Sitz haben, und der Genehmigung des RegierungskollegiumsV' das heißt nach der, seit dem 1. August eingetretenen Spracb>cränberung: „man muß vom ©emeinberatb, des Dorfes oder fber Stadt, worin man cine solche Anstalt errichten will, die Erlaubniß dazu haben, und es muß dem Hrn. 3urion gefallen, diese Erlaubniß gutzuheißen." Das ist unfre lurent* burgische Untcrrichtsfrciheit. N 3. ES ist gar nicht gejagt, was man thun müsse, um diese Erlaudniß zu erlangen. Es ist das alles dem „Tel est notre bon plaisir" der Gcmcinderäthc und des Hrn. lurion überlassen. Auch bleibt den Gemeinderäthcn und dem Hrn. Juri on ober seinem einstigen Nachfolger das Recht, so oft sic wollen, Personen hinzuschicken, um dergleichen Anstalten zu infpiciren. Das Gesetz sagt nicht, was diese Leute zu infpiciren haben, und daher kann alles inspicirt werben; es kann also auch die Inspicirung wohl recht gut cine Direction werden; was übrigens auch nichts schadet, denn unter der erleuchteten Direction des Staate», d. h, im speziellen Falle, unter der Direction der ©cmeinbcrâtbe unfrer Dörfer und Städte, und der Oberleitung des Hrn. lurion ist für das Heil und das Wohl aller Untcrrichtsanstaltcn dermaßen gesorgt, daß sic fein richtig nach dem Leitscile gehen müssen.
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1848-08-20T00:00:00
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Luxemburger Wort no. 46 20.08.1848
Luxemburger Wort für Wahrheit u. Recht. Nbonnements-Büreau in Luremburg, Genisterstr. Nr. 243. «BranmncMtierrôprriS für 3 gjton. 6 Won. 1 Jahr, Çurcmh.rg: 5 gr. 10 «r. 20 Fr. Äii«ioär«s 5. 75 11, 25 22, 50 Nr. 40. Sonntag, den 20. August. InsertionSgebühren 15 Centimes pro Zeile ober Raum ait« Petitschrift. Bestellungen und ©riefe werden franco erbeten. «848.
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Die Wahlen sind directe.
Die Wahlen sind directe. Zufolge eines Rundschreibens des Hrn. GeneralAdministrators für die Gemeinde Angelegenheiten soll die Versammlung der Wahlcollegien aller Gemeinden, um die Wahlen zur durchgängigen Erneuerung der Gemeinderäthe vorzunehmen, am 26. October, um 10 Uhr Vormittags, Statt fnden.
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1848-08-20T00:00:00
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Deutschland.
Deutschland. Luremburg, 18. August. Gestern und heut« schallt die deutsche Presse nicht wie Waffengeräusch und Getümmel der Geister, sondern mit den schwunghaften und harmonischen Glockentönen des Kölner Domes zu uns herüber. Der Raum gestattet uns für beute nur einen kurzen Ucbcrblick der Feier des 15. August. Schon frühe rief das Geläute von allen Thür, men zur kirchlichen Feier. Dann nahmen der König und der Erzherzog Rcichsverwcscr die Parade der 4000 Mann starken Bürgerwehr, bereit Haltung sehr gelobt wirb, und der Kölner Garnison ab. Die Consécration des Domes würbe vorschriftsmäßig bei verschlossenen Pforten, während außerhalb das Volk saug und betete, in allen canonischen Formen vorgenommen vom Herrn Erzbischof, an der Spitze von neun Bischöfen und in Gegenwart des Dom- Capitels und der gefammten Pfarrgcistlill'kcit. Hierauf wurden die Pforten den Gläubigen geöffnet, und die Glocken riefen zum Hochamte, worauf sich vom Neumarkte au? der ungeheuere und unabseh» bare Fcstzug nach der Caihedrale unter Musik und Ehoralgesängen in feierliche Bewegung setzte, während die Straßen festlich geschmückt und mit Menschen übersäet warm. In der Kirche waren inzwischen der König mit dem Neichsververweser, beide in Generalsuniform, und den königl. Prinzen vom Erzbischofe bereits empfangen worden. AIS nun der Festzug ankam und die vorhcrzichcnden Knaben mit ihren hellen Lobgesängen in die hohen Räume vorauos.ndte, waren die Nrbcnschiffe, der Umgang um die Chorrundung und der Luufgang des Chores schon dicht mit Menschen besetzt. In das Chor traten der Vorstand des Central-Dombau- Vcreines, die fremden Deputaten und die zur Theilnahme am Juge geladenen Personen. Zur Linken des Altars saß der König und der Neichsverwcser. zur Rechten die königlichen Prinzen. Dann erschienen, in Pontisicalklcidcrn, Inful und Stab, begleitet von ihren Diaconen, die neun Bischöfe; ihnen folgle der Erzbischof, und jene nahmen, an der rechte» Seite des erzbischöflichen throne« ,hrc Sitte ein hinter welchen die Diaconen sich aufstellten. Der Erzbischof pontificirte; eine Messe von Haydn wurde von der Domcapelle musterhaft ausgeführt. Man schätzt das anwesende Volk zu zehntausend. Nach dem Hochamt wurde der übliche Ablaß verkündigt, worauf der Erzbischof das ’Ie Deum anstimmte, welches unter dem Donner der Geschütze der Stadt und der Umgegend abwechselnd von der Domcapelle und dem Volfe gesungen wurde. Diese erhabene Kirchenfeier dauerte bis fast 1 Uhr. Gleichzeitig fanden sehr reiche öffentliche Ausspendungen an die Armen Statt. Um 1 Uhr öffnete sich der große Gürzenichsaal zu einem durch seine Bedeutung und seinen Glanz fast unerhörten Banket. Von der für die hohen Gäste bewahrten Tribüne liefen sechs Reihen Tische durch den Saal. An den Tafeln der fürstlichen befanden sich 240 Personen, die übrigen Theilnehmer zählten gegen 900. Der Saal war prachtvoll ausgestattet, und überreich mit Gasflammen erleuchtet. Die von den Wänden wallenden Teppiche, die auf den Deckenfeldern sich spreizenden Reichsadler auf goldenem Grunde, die Malereien der Säulen und die über diesen angebrachten Wappenschilde der deutschen Staaten, die auf Einheit und Einigkeit deutenden, in Fasetten gefertigte Inschriften, die Verzierungen durch Blumen, der Springbrunnen, welcher aus der Mitte der Tribüne, sich zur Decke erhob, das alte große kölnische Banner u. s. w. Das Alles machte einen ebenso erhebenden als lieblichen Eindruck. In der Mitte des Tisches, auf der linken Seite der Tribüne saß der König, zur Linken der Reichsrerweser und auf derselben Seite Prin; Wilhelm, des Königs Oheim, auf der andern der päpstliche Nuntius aus Wien, der Erzbischof, der Präsident der frankfurter Nationalversammlung von Gagern und der Präsident des ReichsministerRathes, Fürst Leiningen. Vor den hohen Gästen stand ein fast drei Fuß hoher silberner Pokal, aus wrlchem einst Franz l. als deutscher Kaiser (1745) getrunken hatte, und welcher jetzt dem Enkel desselben, dem jetzigen Reichsverweser des neuen Deutschlands geboten wurde. Die Gesang⸗Vereine sangen mit hier und da unterbrechendem Jubel ein besonderes Festlied, worauf der König von Preußen mit einem Glase Rheinwein in der Hand dem Erzherzog Johann einen Toast ungefähr in folgenden Worten brachte: „Mein Toast gilt einem deutschen Manne, einem meiner bewährtesten treuen Freunde, dem Manne ihres Vertrauens, der auch Meine Liebe Mein vollstes Vertrauen besitzt. Er gebe uns einige und freie Völker, er gebe uns einige und freie Fürsten - dem Erzherzog Johann, dem Reichsverweser!“ Und der König leerte das Glas unter lautem Jubei des Saales, und machte dann die Nagelprobe nach deutscher Sitte. Bald darauf brachte der Erzherzog folgenden Trinkspruch: „Dem Fürsten, der eben meine Gesundheit ausgebracht, dem Könige von Preußen! Gott erhalte Ihn noch lange, und unsere Eintracht und Ausdauer stehe so sest, wie Kölns Dom!“ Nach diesem Toast umarmten und küßten sich beide Fürsten, und das Lied erklang: „Was ist des Deutschen Vaterland?” Hierauf toastirten auf Deuschland und seine Einheit v. Groote und v. Gagern. Nun erhob sich aber von neuem der König mit folgendem Trinkspruche: „Den wackern Werkleuten am Baue eines einigen Deutschlands, den an⸗ und abwesenden Mitgliedern der National⸗Versammlung in Frankfurt!“ und dann wieder der Erzherzog, mit Wünschen für die Stadt Köln. Hiernächst sprach der Erzbischof segnend für das Heil der Völker und Fürsten, und v Soiron für die deutsche Brüderlichkeit aller Gauen, worauf v. Gagern einen kräftigen Trinkspruch für die Nationalversammlung von Berlin brachte, welchem Philipps, der Vicepräsident derselben, antwortete. Als die Fürsten den Saal verlassen, um sich nach Brühl zu begeben, wuchs der Jubel und die Heiterkcit unter vielfachen Reden mit jeder Stunde, Seit béni letzten Reichstage unter Marimilian l. (sagt die Köln. 3.) der auf dem Gürzcnich gefeilten, feit der Anwesenheit Karl V. hat des Gürzcnichs Halle keinen für das gefammte Vaterland so wichtigen Tag feiern sehn, als baö Vanket »ont 15 August des Jahres des Heils 1848. In der Stadt selbst, auf 'allen öffenllichen Plätze», in allen Straßen, in allen Familien herrschte die größte Lust, und nicht eine einzige Störung trübte das großartige Fest, dessen nationale Bedeutung überall verstanden wird. Abends war Köln brillant erleuchtet und zahllose Feuerwerke glänzten durch die sternenhelle Nacht. Aber siehe, gegen II Uhr prangte plötzlich wie durch einen Zauberschlag der ehrwürdige Dom in rother Feucrguth, so klar und herrlich, daß man auch die kleinsten Bildwerke und Laubverzierungen am großen Gebäude unterscheiden formte. So stand sie da über der weiten Stadt Köln, die schöne Kathedrale, wie in Freude und höherer Liebe entbrennend, wie crröthcnd im Nachglanze der Feier im Wonnegefühle der erhaltenen Weihe des Herrn. So sei sie uns Lurcmburgern, die wir von den Grenzen des Vaterlandes zu ihr hinübmch,iucn, ein Fanal für das unruhige Echifflcin unicrô kleinen Staates. So durch die Nacht in jugendlicher Rosengluth zu uns herüberstrahlend, sei der ehrwürbige Dom, in welchem Deutschland für seine Zukunft betete, der Leuchtthurm für unsre polnischen Wünsche und Hoffnungen. § Von der Attcrt, 14. August. (Schluß) Was ist wobl nolhwcndigcr, und sowohl für den Staat als die Kirche ersprießlicher, baß citcle Vielwisser, in der Hauptsache Nichlswisser, oder daß gute Christen und getreue nützliche Bürger aus den intern gezogen und gebildet werden? Und kann dieses ohne Religion und ohne gründliche Gottesfurcht geschehen? Der ganze Unterricht und tic ganze Erziehung muß von einem religiösen Geiste beseelt sein, und in der Schule muß zu Allem der Grund gelegt werden. Immer Keffer, mehr Tugend als Wissenschaft. Gelehrtheit ohne Tugend, zumal ohne Religion (denn ohne Religion gibt eS feine wahre Eugene), wie es in unfern Tagen ein unzähliger Schwärm von Gelehrten und Halbgelehrten gibt, so daß daß das Volk einen, der sich noch durchaus religiös zeigt, mit Verwunderung für eine wahre Seltenheit ansieht, auch an jenen Orten, wo noch vor kaum fünfzig Jahren Ungläubige, ober sogcnantc Freigeister wie gcdrandmarkt einl)crgingcn, Gelehrtheit ohne Tugend, sage ich, ohne Religion, hat der Welt immer mehr geschadet wie genutzet; und ein großer Theil des Unheils, worüber jetzt die Welt klagt, kömmt von schlechten Gelehrten her. Sie, die unter der Leitung des verdorbenen und des verderblichen irreligiösen Zeitgeistes lehren und lernen, sind eine wahre Pest für die Menschheit. Und dieses betrifft auch die Lehrer in Stadt- uub Landschulen. Daß für dieselben gut gesorgt werbe, kann kein vernünftiger Mensch mißbilligen. Männer, die der Kirche und dem Staate so wich lige Dienste leisten, verdienen alle mögliche Unterstützung; nur nicht zum unauüstehlichen Drucke armer Gemeinden. Wenn sich aber solche gut besorgte Lehrer an Bürger- und Vauernschulcn als besoldete Diener des irreligiösen Zeitgeistes betrachteten, und in der Hauptsache, welche allemal die Religion und die guten Sitten sind, mehr zum Verderben der Schüler und nach und nach ganzer Gemeinden, als zu ihrem wahren $ortl)cile beitrügen, und durch ihr Betragen ihre Mitmenschen nicht nur nicht erbauten, fontern vielmehr ärgerten : wäre es bann nicht besser, daß solche Subjekte als Mißgeburten des Zeitgeistes mit dem ganjen neuen Schulapparcue weit entfernt, und dafür in ihrer Religion wohlunterrichtete, im Glauben und iii der christlichen Sittenlehre befestigte und geprüfte Männer und Jünglinge augeftïllt würden, sollten sie auch etwas weniger Wissenschaften haben? Noch etwas von einem alten heidnischen Schulmanne, Quintilianus, zuc Belehrung und Beschämung mancher neuen christlichen Schulmänner: „Junge Vente sollen nicht nur in dem unterrichtet wcibcn, was sie beredt (oder gelehrt in einem Fache) macht, sondern auch, und vielmehr, wac- zur Verbesserung der Sitten beiträgt." Von Sittcnverbcfscrung haben manche unserer zeitgeisligcn Schulen, bei all ihrem moralischen Geplauder, keine Proben auszuweisen, wohl aber, zur Schande unseres Zeitalters, die ärgerlichsten Proben von Verschlimmerung der Sitten. „Der Lehrer soll feine (moralischen) Fehler an sich haben, keine an feinen Zöglingen dulden." „Er muß mit seinen Schülern oft von dem reben, was gut und ehrbar ist, und sie dazu ermahnen. Daß der Lehrer ein keuscher und züchtiger Mann fein muß, glaube ich nicht einmal berühren zu müssen." — Unser Zeitgeist sieht barauf nicht so genau, und die in feiner Schule die Bildung erhalten, sehen Religion und barauf gegrünbete Sitten als alte verlegene Waare an. „Wenn jemand feinen Sohn einem lasterhaften Lehrer anvertraut, so wisse er zum voraus, daß alleS Andere . . . für ihn vergeblich ist." — Wie ist eine Gemeinde, und wie ein ganzes Land zu bedauern, wo man sich gezwungen sieht, feine Kinder um sein baares Zeit, ober auf gemeine Kosten verderben zu lassen! (Quinlil. lnslit. orat. L. n. C. 2 de Ol'fic. Proecept) Mainz, 15 Aug. Gestern Abend ereignete sich auf der Taunnseiscnbahn ein Unfall, dessen Folgen, wie dies bei dergleichen Anlässen zu geschehen pflegt, bereits auf das Abenteuerlichste durch den Mund der Fama verunstaltet worden sind. Zur Steuer der Wahrheit diene Folgendes : Als der um halb sechs Uhr von Frankfurt konnncndc Bahnzug die Station Hattersheim auf Vüchscnschußwcite erreicht hatte, brach eine Schiene im Bahngeleise in Folge allzu heftigen Stockens l^Bremsens). Hierdurch gerieten Locomotive und Tender aus der gegebenen Richtung und stürzten rechts von der Bahn auf das nur wenige Fuß tiefer liegende Ackerfeld hinab. Einer der Zugführer l^Brcmscr), welcher fin) durch einen Sprung von der stürzenden Maschine rotten wollte, brach durch diesen Rettungsversuch ein Bein, und ein zweiter Maschinist wurde minder bedeutend verwundet. Die Passagiere blieben sämmtlich unverletzt und kamen mit dem bloßen Schrecken davon. Ein Glück im Unglück war der Umslmid, baß die Schnellkraft des Zuges, weil nahe an einer Station angekommen, wesentlich gehemmt worden war, wodurch es nur auein zu erklären ist, baß die Personenwagen nicht ebenfalls aus den Schienen gerieten und somit größeres Unglück verhütet wurde. Noch gestern Abend wurden die schadhaften Stellen der Bahn wieber ausgebessert. Indessen waren die mit dem Abendzug fom* mcndcn Reisenden genötigt, bei Hattersheim eine kleine Wegstrecke zu Fuß zurückzulegen, um jenseits der beschädigten Bahnstelle die nach Frankfurt, ober Mainz- Wiesbaden bestimmten Wagenzüge zu besteigen. Seit heute früh finden die regelmäßigen Fahrten zwischen den beiden Endpunkten der TaunuSbahn wiederum direkt und ohne Aufenthalt Statt, wovon Schreiber dieses sich persönlich überzeugt. l^R.-u.-M.-Z.) Frankfurt, 13. August. Heute wurde die Versammlung in Betreff des Gehaltes des Präsidenten der Nationalversammlung geschlossen. Die große Mehrzahl der Versammlung hat die Frage : ob dem jedesmaligen Präsidenten der conjrttuirenben Nationalversammlung eine monatliche Entschädigung von 2000 ft. vom Tage der stattgefundenen Wahl aus den Reichsmitteln geleistet und es dem Präsidenten nicht zustehen soll, auf diese Entschädigung zu verzichten? mit Ja beantwortet. Köln, 17. Aug. Der Würde des ganzen Festes cntsprecheno war die gestrige Schlußfeier, welche die Mitglieder des Dombau-Vercincs und die Dcputir» ten der auswärtigen Vereine versammelte, um den Rechenschaftsbericht entgegen zu nehmen uno den Wahlact zu vollziehen. Nach dem Hochamte im hohen Dom, dem fie beigewohnt, begaben sich alle Mitglieder in festlichem Zuge auf den herrlich ge, schmückten Frankenplatz. Nachdem die Hymne an Pius IX. als Einleitung der Feier gesungen worden war, begann die Prcisvertheilung an die tüchtigsten und fleißigsten Steinmetzen und Gesellen. Gegen 5 Uhr war Frstconzert auf dem Giirzenich. Ein Festball der Vercinsgenofsen schloß die unvergeßliche Feier. Münster, 11. August. Nach seiner Unterzeichnung des Gritzner'schen Antrages in Betreff des Cölibats hat sich gegen unfern Ober°Präsidenten hier eine tiefe Aufregung gezeigt. So wurde schon vorgestern, »a^r« scheinlich »on Unruhstiftern, das Gerücht »erbreitet, der Ober-Präsident fei angekommen und in feiner Wohnung auf dem königlichen Schlosse abgestiegen; man müsse ihm eine Katzenmusik bringen. Es füllte sich am Abende gegen neun Uhr der Schloßplatz mit Neugierigen und Unruhstiftern jeden Alters und Standes; unter Pfeifen, Zischen und Geschrei zog die Menge zum Schlosse; eine »on der nächsten Wache durch die Polizei requirirte Militär-Patrouille, da bewaffnete Bürgerwehr nicht anwesend war, verhaftete auf Anweisung der Polizei vier Individuen und führte sie zum Rathhause. Die Menge folgte und verlangte dort stürmisch die Herausgabe der Arrctirten. Der Magistrat willfahrte nach einer falben Stunde dem Verlangen der Menge, welche sich hierauf ruhig verlief. Gestern Abend fand eine Wiederholung Statt, aber die Demonstration galt nicht mehr dem abwesenden Ober-Präsidenten, sie galt Preußen. Dem Absingen jeder ©tropfe des Preußen'Liedcs folgte allgemeines Zischen, Pfeifen und Hohngelächter. Zwei Gassenlieber, worin der König »on Preußen und die Preußen auf gemeine Art beschimpft werden, würben beinahe unter den Fenstern des Schlosses mit Beifall gesungen. Es dauerte sehr lange, bis die Vürgcrwchr auf dem Platze erschien, um dem Unfuge zu steuern. Gegen ein falb zehn Uhr zeigte sich eine ihrer Patrouillen von 15 Mann am Ausgange der Frauenstraße. Der Schloßplatz lag gerade vor ihr; sie zog jedoch, unbekümmert um den Lärm auf demselben, längs desselben am ©a= lcn'schcn Hofe vorbei und verschwand in der Neustraße. Das Schreien und Pfeifen hatte beinahe aufgehört, als eine Compagnie Bürgerwehr heranrückte. (K. Z.) Hannover, 11. Aug. Wir erfahren aus guter Duelle, daß ein Waffenstillstand mit Dänemark in so naher Aussicht steht, daß ©encrai Wrangcl der Ofen» tralgewalt in Frankfurt angezeigt habe, er brauche einstweilen keine Truppen mehr. Vorposten finter Hadersleben, 9. August. Wir, d. h. die preußische Gardebrigade und die mecklenburgische Brigade, die jetzt ganz mit den Preußen vereint ist, bilden jetzt die äußerste Spitze der Armee, 3 bis 4 Meilen finter Hadersleben, kaum lj Meilen »on der jütischen Grenze entfernt, die wir täglich zu überschreiten hoffen. Die Dänen stehen jetzt an 20,000 Mann stark in lütland, besonders in und um Veite, wo ihr Hauptquartier fein soll, während das unseres Generals Wrangel in Apcnradc, brei Meilen südlich von Hadersleben, ist. In lütland soll große militärische Rüstigkeit herrschen und der ganze Landsturm, der alle Männer bis zu 50 Jahren umfaßt, aufgeboten werben. Apcnrade', 13. Aug., Nachmittags 3 Uhr. Heute Morgen sind die preußischen und mehrere mecklenburgische Truppen, welche nordwärts »on Hadersleben lagen, ganz unerwartet aufgebrochen und weiter gegen Norden marschirt, so daß sie heute Mittag an der liitländischen Grenze angekommen sind und dieselbe wahrscheinlich morgen überschreiten werben. (?) Das Hauptquartier wirb morgen auch wieber weiter nordwärts »erlegt. Heute Abend und morgen in der Frühe wird ein Theil der hier liegenden preußischen Besatzung nordwärts zu marschircn. So ]eben rückt ein Bataillon mccklcnburc-^rclitzsche Infanterie hier durch, um sich dem untern äußersten Flügel der deutschen Reichs-Armee anzuschließen. Wien, 12. Aug. Der feierliche Einzug deS Kaisers ist auf heute Nachmittag 5 Uhr angesetzt. Die ganze Nationalgarde Wiens und der Umgegend, welche man auf 70,000 Mann berechnet, bildet »on Nußdorf an, wo der Kaiser landet, bis Schönbrunn Spalier. In Nußdorf wirb der Kaiser von der Generalität und den Civil-Behörden empfangen. Von dort begibt sich der feierliche Zug nach der ©t. Stephanskirche, wo ein Tedeum gesungen wird, und bann durch die Hofbürg nach Schönbrunn. Die ganze Bevölkerung Wiens ist auf den Beinen und in freudigster Aufregung. Wien, 13. Aug. Ter Kaiser ist in Begleitung der Kaiserin, der Erzherzogin Sophie und des Erzherzogs Franz Karl unter großem Jubel in die £auptftatt zurückgekehrt. Jnnsbruck, 6. Aug. Briefe aus zuverlässiger Hand erzählen, daß das italienische Volk, dem der Feldmarschall Aufhebung der Kopfsteuer, Erleichterung des Stempels und Ermäßigung des Salzpreises zugesagt hat, den Truppen überall entgegenjubelt. Illuminationen (selbst zu Crcmona war eine zweitägige zu schauen) empfangen sie, kaiserliche gab,n:n wehen aller Orten, die Volkshymne tönt, und überall begrüßen Deputationen die Sieger ! Aber Advokaten und ©ignori sind allenthalben, vom bösen Gewissen und von den Vorwürfen des Volkes verscheucht, entflohen. Dies ist gewiß die beste Rechtfertigung für unsere Regierung wie für den gelbmarfcfatl! — So eben wird der englische Gesandte am Hofe zu Turin fier angemeldet. Früher würbe die englische Intervention lebhaft gewünscht, ja erbeten, und war nicht zu erhalten. Jetzt, da die Tapferkeit des östcrieichischcn Heeres und das Genie seines greifen Führers entschieden hat, sehen wir den englischen Vermittler herbeieilen. Ocstcrrcich wird sich ebenso wenig übcrmüthig im Glück zeigen, als es sich in der dringendsten Gefahr kleinmiithig gezeigt hat; aber es wird hoffentlich fest darauf beharren, daß ihm bleibe, was ihm gehört, und Sardinien es für die Kosten entschädige. Genaue Zurückerstattung seines Eigenthums liegt in den Ansprüchen der Billigkeit; seine gefallenen Helden bleiben deshalb doch noch ein ungc!uhntcs Opfer ! Innsbruck, 8. August. Heute Morgen sind der Kaiser und die Kaiserin mit der kaiserlichen Familie und dem ganzen Hofstaate »on hier abgereist, um in die Residenz zurückzukehren.
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1848-08-20T00:00:00
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Slufierbem liefert er alle arten ©eforné ju <êup»eit befrer Dualität ju ben bifligfkn greifen, unb bittet um gütige SBe- aebtung.
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Civilstand der Stadt Luxemburg
Civilstand der Stadt Luxemburg Geboren. - Am 12 Aug. Clara, T. v. M. Niederprüm. Gendarm; am 14, Maria, T. v. K. Lud. Gnegler, preuß. Unterof; am 16., Wilh. Ed., S. v. Cathar. Osbnrg, am 18., Nikolas, S. v. Wil. Fennemann, Schreiner: am 1., Magdnlena, T. v. M. Bremer, Tagl.; Mathias, S. v. M. Kieffer, GHärtner. Venheiratbet. - Am 16. August, Johann Gottlob Roeser, Unteroffizier, mit Maria Kremer. Gestorhen. - Am 13. August, P. J. Pierlot, 50 J. alt, Amtsdiener bei der Reg.z am 14., Anna M. Christoffel, 38 Z. alt, Ehefr. von Th. Lorang, Taglöhner; M. Gindorff, 42 I. alt, Väcker; am 16., Anna Chr., T. v. Alb. Bäcker, Registrator; Anna M. Mathuring, 68 J. alt, Wittwe des verlebten Glasers Wilh. Leonard; am 18, Johann Bapti, S. v. Lh. Geschwind, 4 J. alt; Barbara, T. v. J. Kappel, 4 M. alt.
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Durchschnittliche Marktpreise
Durchschnittliche Marktpreise vom 19. August 1848. Waizen Fr. 26, 00; Mengkorn Fr 22, 00: Roggen Fr. 16,00; Gerste Fr. 17 50; Haser Fr. 14, 00 per Malter; Butter Fr. 0 6) das fund; Helz Fr. 18, die Kerdez Hen Fr. 17; Stroh Fr. 18, per 1000 Pfund; Erbsen Fr. 32; Kartoffeln Fr. 7, per Malter.
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Das Gesetz über die Gemeinde-Wahlen
Das Gesetz über die Gemeinde-Wahlen ist am 12. August in das Memorial eingerückt worden. Wir Heden aus demselben die folgenten Bestimmungen hervor. Um Wähler zu sein, wird erfordert, daß man 1. LurembUrgcr von Geburt, ober naturalisirt sei, 2. die bürgerlichen unb politischen Rechte genieße, 3. »olle 21 Jahre alt sei, 4. feinen wirklichen Wohnsitz in der Gemeinde wenigstens feit dem 1. Januar des Jahres habe, in welchem die Wahl stattfindet, 5. fünf Franken directe Steuern (einschließlich der Patentsteuer und Zusatzcentcn) entrichte. Behufs der Bildung des Wahlcensus werden die von ter Ehefrau entrichteten Steuern dem Ehemanne, und diejenigen, welche die minderjäbrigen Kinder zahlen, dem Vater behufs der Bildung seines Wablcensus angerechnet. Die Mutter, welche diesen Wahlccnsus zahlt, kann denselben demjeninen ihrer Söhne, ober in Ermanglung »on Söhnen, demjenigen ihrer Schwiegersöhne, welchen sie hierzu bestimmt, überweisen. Die dcshalbige Erklärung ter »erwittwetcn Mutter muß vor ter Gemeindebehörde geschehen, und kann stets zurückgenommen werden. Der dritte Thcil der Grundsteuer von einem Landgut, welches in Pacht gegeben ist, zählt dem Pächter, ohne Verminderung der Rechte des Eigenthümers. Die Steuern und Patentabgaben werden dem Wähler nur insofern angerechnet, als er den Wahlccnsus für das Jahr gezahlt hat, welches demjenigen, in welchem die Wahl geschieht, vorhergeht. Nur der erbliche Besitzer ist von dieser Bedingung ausgenommen. Das Collegium der Bürgermeister und Schöffen jeder Gemeinde stellt die Liste der Gemeindewähler fest, und läßt dieselbe an den gewöhnlichen Orten am ersten Sonntage, welcher auf den fünfzehnten Tag nach der Verkündigung dieses Gesetzes folgt (also am 3. September), öffentlich anschlagen. Diese Liste bleibt zehn Tage lang angeschlagen und enthält die Einladung an die Einwohner, welche Einsprüche zu erheben haben sollten, sich deshalb an die Gemeindebehörde binnen 14 Tagen vom Tage des öffentlichen Anschlages an, zu wenden. Dieser Einspruch geschieht in Form eines schriftlichen Begehrens und muß von den Belegstücken begleitet sein. Eine Empfangs⸗Bescheinigung darüber wird von einem Mitglied der Gemeinde⸗ Verwaltung oder vom Sekretär gegeben. Jeder, welcher ungehörig eingeschrieben, ausgelassen, ausgestrichen, oder sonst verletzt, und dessen Einspruch von der Gemeinde-Verwaltung nicht angenommen worden ist, kann sich an das Bezirksgericht wenden. Diese Berufung geschieht oermittelst Erklärung der Gerichtsschreiberei und ohne Kosten. Gegen die Entscheidungen des Gerichtes steht das Cassationsmittel zu. Um wählbar zu sein, ist erforderlich, daß man 1. Luxemburger von Geburt, oder naturalisirt sei 2. die bürgerlichen und politischen Rechte genieße, 3. volle 25 Jahre alt, und 4. in der Gemeinde wohnhaft sei.
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1848-08-20T00:00:00
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Fremdenliste
Fremdenliste vom 12. bis zum 19. August. Im Kölnischen Hofe. - HH. Duignon, Reniner a. London; Harrisson John Orland, Rentner a. London; L. Schuppert a. Burscheid, Schmis a. Ludenscheid, Bouchsein a. Schwelm, Kaufeute; Archhoff, Inspektor der Bundesfestung a. Mainz. an Anre mburger Hofe. - HH. Stern, Fabrikant a. Albersweiler; Stern a. Frankfurt, Amberg a. Aachen, Kavsleute; Benoit, Eigenthümer a St. Hubert; Wulfsheim, tegierungsrath a. Trierz Oe Wulfsbein Anzt a. Verlin. In andern (5astbänsern. - HH. Burg, Zimmermann a. Bitherioille; Schmit, Marmorfabrikant a. Gayee. Sin 9ïcintcfcittl)or unb alte fielen ju oerfaufen, ©ratengaffe 3lx. 282.
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1848-08-20T00:00:00
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Frankreich.
Frankreich. Paris, 12. August. Die Besorgnisse, die Angele, g;u(;e;ten Italiens dürften den Ausbruch cines allge« meinen Krieges veranlassen, werben jeden Tag schwächer. Nadetzky soll erklärt haben, nicht über den Ticino gehen zu wollen. Die Bewohner Picmonts führen cine sehr kühne Sprache von allgemeiner Erhebung gegen den eindringenden Feind; aber in Wirklichkeit traut man ihnen nicht mehr Heldenmuth zu als den übrigen Bewohnern Italiens. — In Rom ist man sehr aufgeregt in Folge eines Gerüchtes, der Feldmarsehall Melden sei in die römischen Negationen eingerückt. In einer Proklamation soll derselbe angezeigt haben, er beabsichtige, den Papst aus der Gefangenschaft der revolutionären Partei zu befreien. Es scheint, daß der Papst die Erhaltung seiner Stellung nur dem Siege der Oesterreicher über das fliehende Schwert Italiens verdankt. Nur dieser Umstand hat seine Feinde von der Ausführung von Planen abgeschreckt, welche den Umsturz aller bestehenden Ver» Hältnisse bezweckten. Paris, 13. Aug. Unter Vermittelung der englischen und französischen Minister ist zwischen dr dstreichischen Armee und dem Schwerte Italiens ein Waffenstillstand von 45 Tagen gesblossen worden. (Journ. des Deb.) — In Nom hatte das Gerücht von der Niederlage der Oestcrreichcr und dem Tode Nadetzky's den größten Jubel erregt. Aber am l. und 2. August wurde man schrecklich eintauscht, und ter öffentliche Unwille war so stark, tc.fj man Ercesse befürchtete. Die Kammern erließen >cbr kriegerische Neschk'i se, denn Ausführung jedoch unterbleiben wird. — Auf die artigen Prahlereien, welche früh.r den Römern so geläufig waren, folgt jetzt die grö(?t; Niedergeschlagenheit. — In Irland lehrt die Putze täglich t: c^r juntrf Die noch nicht verhafteten Anführer des Aufstandes unterhandeln mit dem Lordlieutenant wegen ihrer Uebergabe, welche jedoch unbedingt verlangt wird. Bereits beginnt man, einen Theil der Occupationstruppen abzuführen. Paris, 13. August. Der Effectivstand der Armee wird um 80,000 Mann der Klasse von 1847 vermehrt werden, welche vom 15. bis 20. zu den verschieden Corps abgehen. Der vor der Revolution auf 342,767 Mann festgesetzt Effectivstand wird alsdann binnen drei Monaten um 177,360 Mann vermehrt sein und demnach 522,127 Mann betragen. 100,000 davon sind bei den Bürgern einquartirt. - Heute Abend wird angeblich ein zweiter Transport von Gefangenen über Havre nach Brest abgehen. Noch immer ist der Transportationsort nicht entschieden.
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1848-08-20T00:00:00
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Italien.
Italien. Von der italienischen Grenze, 3. August. Crcmona farte dem Sardenkönig und seiner rückgängigen Armee die Thore verschlossen und gegen die Spada d'ltalia förmliche Barrikaden und Verschanzungen er» richtet. Der König mußte daher Cremona umgehen, welches bei der Annäherung der Dcfterreicfer die weife Fahne aufzog und ihnen mit vieler Bereitwilligkeit die Barrikaden und Hindernisse räumte. Genua, 6. Aug. Der Schrcckcnsruf : „Mailand ist in den Händen der Oesterrcich« ! Nadetzky kommt!" hat fier eine ungeheure Bestürzung und Aufregung hervorgerufen. Volkshaufen, unter betten zurückgekehrte Freischarler und eine Menge Leute von höchst verdächtigem, verwildertem Aussehen, ziehen durch die ©trafen und schreien nach Waffen. Daneben ertönt der Ruf: „Nieder mit Karl Albert! Nieder mit dem Verräther! Es lebe die Republik!" Die Einwohner sind in der größten Bestürzung; fie fürchten diese wilden Horden, die eS nach den Drohungen, die fie ausstoßen, auf Plünderung der Reichen abgesehen haben, mehr als selbst die Dcfterreicfer. Der Pöbel soll bereits die Auslieferung der österreichischen Gefangenen verlangt haben und nur mit Mühe von dieser Forderung abgebracht worden fein. Verona, 8. Aug. So eben bringt eine Staffette die Nachricht (datirt Bologna, den 7. Aug.), daß dem Feldmarschalllieutenant Baron Welden am Morgen dieses Tages eine Deputation die Unterwerfung der Stadt Bologna versichert habe. Der Feldmarschalllieutenant war nämlich am 3. d. bei Ponte di Lagoscuro über den Po gerückt, besetzte Ferrara, wonach sich der Feind gegen Bologna zurückzog, und nahm bei Malalbergo die feindliche Arrieregarde gefangen. Ferrara wurde unbedingt übergeben, blieb jedoch von den Päpstlichen besetzt. Am 5. standen unsere Vorposten vor Bologna, welches am 7. die Thore öffnete. Die Liechtenstein’sche Colonne nahm indeß von Modena Besitz. Die ganze Gegend um Bologna unterwarf sich und zeigte sich so friedlich, daß die Guardia eivica an mehreren Orten als bewaffnete Macht gelassen wurde. Mailand, 8. Aug. Vor den Sporen haben wir entsetzliche Verheerungen; Karl Albert ließ die schönsten Landhäuser in Flammen aufgehen. — Unsere Stadt ist nun wie eine Einöde geworden; von Geschäften und Incassi ist keine Rede, weil der größte Theil der Handlungshäuser und ihre Kassen geschlossen sind wegen Entfernung der Prinzipale. Proteste können feine erhoben weiden, und wir erwarten stündlich eine desfallsige Verordnung. Das Militär campirt auf dem Castellplatz und auf den Bastionen; das Generalkommando ftationirt in der Villa. Die Thore sind offen. Verschiedene Proklamationen sind gestern erschienen, welche Folgendes bekannt machten : „Die Nationalgarde ist aufgelöst. — Alle Waffen müssen bei strenger Ahndung binnen 24 Stunden abgeiufovt wa-?eit. — Der Salzpreis ist vermindert. — Das Eigcnthum der Bewohner ist gesichert. — Versammlungen auf b:n Straßen und unschickliche politische Aeußerungen an öffentlichen Orten sind untersagt. — Der Stempel soll bedeutend vermindert werben." Es ist aus diesen Ver» füguugen wahrzunehmen, daß man gelind und zum Vorthcil der armem Klasse zu Werke geht, und wir hoffen, daß jeden Tag noch etwas Besseres kommen werbe. Die vornehmen Herren allein werben mitgenommen. — Nach der „Eidgenöss. Ztg." ist der Stadt Mailand eine Kriegssteuer von 30 Millionen Lire auferlegt. In Turin wollte man am 11. d. die Nachricht erhallen haben, Nadetzly sei durch Weiden ersetzt worten, der jetzt den Oberbefehl über die österreichischen Heere in Italic» übernehme. Radetzky habe vorher noch eine in 3 Tagen zu zahlende Contribution »ou 80 Millionen Lire für die Lombardei ausgeschrieben. Nach der „Wiener Zeitung" ist 3îatei;fi) im buchstäblichen Sinne des Wortes als Netter der Stad! Mailand eingerückt. Nachdem die yiémonfefcn abgezogen, war die Stadt sechs Stun< den ohne Schuhbehordc ihrem Schicksale überlassen. Der neue Podcsta Sofft hatte feine Kraft, umbiege^ gen die Nobili aufgereizten Massen des Volkes tm Zaume zu Ballen. Ein allgemeines Plündern und Nlnlb,id der Nobili und de? reichen Einwohner wäre unsehtta'.' erfolgt, wenn ter Marschal nicht erschienen wäre. Abends wurde die Entwaffnung des Pöbels angeordnet, und Ruhe kehrte in die ängstlichen Gemüther zurück. Im ganzen tombar* dischcn Königreiche ist die Erhebung reü gemeinen Volkes nur durch den Tcrrcrismus der in den Städten wühlenden Nobili zurückgehalten worden. Seit dem Anschlüsse ter Nobili an den verrälherischcn Karl Albert hatten sich diese Nevolutionsmachcr aller Thcilnahmc des gemeinsamen Volkes selbst beraubt. Von Calabrim bis Como ertönt sicherlich jetzt nur Ein Schrei des Unwillens und Verachtung gegen den König, der nach den erlittenen Niederlagen nur noch den Rest feiner Armee zu retten sucht. — Auf den durch citt'n Parlamentär überbrachten Befehl des Königs Karl Albert ist Pescetera »on dm Piemontescn geräumt. — Aus Wim erhalten wir die Nachricht, eine französische Flotte von 16 Segeln sei im adriatischcn Meere erschienen und Weiden habe sich in Folge einer Note Abercrombie's aus Bologna zurückgezogen. (}?. Z.)
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1848-08-20T00:00:00
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Raxeii-Kuborn
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(Eingesandt.) Gespräch unter vier Augen.
(Eingesandt.) Gespräch unter vier Augen. Ger on. Guten Tag! lieber Philathcs! So eben hat unser Herr Bürgermeister mir die neve Verfassung unseres Landes zum Lesen gegeben. Ich finde aber darin so viele fremde und unverständliche Ausdrücke, daß ich mich genötigt sehe, Sic um Erklärung derselben zu fragen. Unter andern habe ich, mehrmal das Wort Suite, Sultuö, wie auch Cultus-Diener angetroffen. Ja jogar Artikel 110 heißt es : „Die Gehälter und „Pensionen der ,Cultus»D:ener sind zu Lasten des „Staates und durch das Gesetz geordnet." In unseren Aufträgen an die Landstände und in unfern Bittschriften an die Regierung hatten wir doch förmlich begehrt, feine neuen Beamten-Stellen mehr im Lande zu errichten,, sondern vielmehr noch einige unnötige abzuschaffen und die Gehälter anderer zu vermindern. Allein, wie aïs obigem Artikel zu ersehen, haben sic unsere billigen Wünsche nicht immer beachtet, und dem Lande hier cine neve Last aufgebürdet. Ich möchte nun gerne wissen, was das für Diener sind, die Sultuö=Diener ? Von Polizei-Dienern habe ich schon oft sprechen^ gehört, aber noch nicht »on Cultus-Dicnern. Philathes. Laßt euch, lieber Freund ! diese Worte Culte, Suttuo und Cultus-Diener nicht befremden. Es beliebt dem Zeitgeiste deutsch in allerhand Sprachen zu reden. Eultus ist ein lateinisches Wort, und heißt: Ackerbau, Kleiderschmuck, Zierrath, v. f. es bedeutet'auch Gottesvehrung, Gottesdienst, Religionsübung, und in unserer Verfassung ist es in diesem letzteren Sinne genommen : also anstatt Sultuö»Diener hätte man auch sagen können : Religionö=Dtener, Geistlichen. ©eron. Warum haben denn nun unsere Herrn Landstände nicht diese letztere deutsche und kirchliche Benennung gebraucht, bann würde jeder sic verstanden haben? P'hilatheS. Warum? fragen Sic. Sic kennen den Zeitgeist noch nicht? Neligions-Diener, das klingt zu fromm, bigottisch, altmodisch; darum redet er lieber barbarisch. Unser Zeitgeist hat übrigens das Stempelrecht, und kann daher auch Worte zu feinem beliebigen Gebrauche und Zwecke stempeln. Zudem kömmt es hier nicht auf das Wort, sondern auf die Sache an. Gero«. Das muß mir aber cine sonderbare Sache sein, die man so schlechtweg Culte ober Sultuö nennt! Das verträgt mein Ohr nicht, und mein Inneres empört sich gegen solche Ausdrücke. Philathes. £) mein Freund! wenn Sic noch lange leben, so werden Ihre Augen und Ohren sich noch an gar Vieles gewöhnen muffen, was unfern frommen, christlichen Vorältcrn fremd und unerhört war. Diese würden, ständen fie wieder auf, sich in unserer heutigen so aufgeklärten Welt gar nicht mehr erîenncn, und unsere zeitgeistige Sprache gar nicht verstehen. Ja es wäre nothwcndig, ein Lericon darüber beranszugebcn, aus beut die Uncrfahrnen die Sprache, w)hl auch den Wcrlh unseres Zeitgeistes könnten fett» »>,'» l.nieu. ©eron. Wie Sie, lieber Philathes, vorhin gesagt haben, bedeutet Cultus Gottesdienst, Ncligiousübung. Allein im Artikel 23 unserer Verfassung heißt es : „Die Intervention (wiederum so ein nichtdeutsches „Wort) des Staates bei der Ernennung und Einse» „tzung der Vorstände der Culte im Großhcrzogthume, „die Weise der Ernennung und Absetzung der übrigen „Cultus-Dicner", u. f. w. Das Gesetz redet also hier von mehreren Arten von Gottesverehrungen ober Religionen und Vorständen. Wenn ich mich nicht irre, so heißt Vorstand soviel als geistliches Oberhaupt. Wir haben aber nur eine Landesreligion, nämlich die christ« katholische, und ein geistliches Oberhaupt. Warum spricht denn das Gesetz von vielen? Philathes. Die Antwort hierauf ist nicht schwer. Wenn das Gesetz »on Suiten in der Mehrzahl spricht, so versteht es darunter alle Arten »on Gotlesvcreh» rungen und Gottesverunehrungen, die im Lande bestehen ober noch darin eingeführt werden können; es \u25a0 versteht barunter die christkatholische Neligon, die protestantische, die jüdische und auch die — neuheidnische. Und unsere alte ehrwürdige christkatholische Religion ist durch unsere Staatsverfaffung auf eine Linie mit allen diesen bestehenden und noch weidenden Religionen und Sekten gestellt. ©eron. Ist das möglich? Wie konnten aber unsere Landstände, die so oft als gute katholische Christen sich rühmten, ihre und der gefammten Bevölkerung des Landes angestammte christkatholische Religion so herabsetzen und verläugnen? Philathes. Ich sehe wohl, lieber Freund! daß Sie mit der Zeit alt geworden, aber nicht mit dem Zeitgeiste vorangeschrittcn sind. Dem zeitgeistigen Staate sind alle Religionen gleich, die wahre wie die falschen, ihm gilt das Christenthum nicht mehr als das Heiden» thum, d. i. er ist gleichgültig gegen alle Religionen. Ger on. Ich glaube jedoch lieber Philathes, daß Sie hier im Irrthume sind: denn eben der Artikel 23 beweist es, daß er nicht gleichgültig ist, indem er sich ja einmischen will (denn dieses bedeutet doch das Wort Intervention?) in die Ernennung und Einsetzung der Vorstände der Culte, so wie die Ernennung und Absetzung der übrigen Cultusdiener :c. |§ter kann aber nur von der christ-katholischen Religion die Rede sein. Denn so viel ich gehört habe, sind in unfenn Lande keine protestantischen Prediger und !zu Luxemburg soll nur ein Juden-Rabbiner fein, dem die Regierung sogar, wie man sagt, 1000 Gulden Gehalt gibt, an» statt daß unsere katholischen Seelsorger nicht einmal 400 Gulden bekommen. Der ganze Artikel 23 beweift also, daß unsere Landstände und unsere Regierung, wenigstens in Bezug auf unsere christ-katholische Religion, nicht ganz gleichgültig sind. Philathes. Auf eine Art haben Sie wohl Recht, mein Freund! Unsere Herren Staatsbeamten wollen durch kein Gesetz verbunden fein, die christkatholifche Religion auszuüben, wollen aber die Geistlichen und die Gläubigen in der Ausübung ihrer Rechte und ihrer Religion beschränken und hudeln; sie wollen im Kirchenregimente (um zeitgeistig zu reden) auch mit zu sprechen haben. Wenn alsdann ein katholischer Geistlicher ihnen hinführo mißfällt, ihnen vielleicht zu religiös scheint und fest an den Gesetzen feiner Kirche hält, so könnten fie seiner Ernennung Hindernisse entgegenstellen, ober feine Beseitigung bewirken, zeitgeistige und unkirchliche Priester aber gegen das geistliche Oberhaupt in Schutz nehmen. ©eron. Das ist doch wunderbar! Sonst hatten doch die Bischöfe das Recht (und sie haben ihr Recht noch nicht vergeben), die Kirche Gottes zu regieren, wozu der h. Geist selbst fie gesetzt hat. An ihnen war es, Alles was zum Gottesdienste — auch zum äußerlichen — gehört, zu besorgen und anzuordnen, und die Diener der Kirche anzustellen, zu versetze« ober abzusetzen, je nachdem sie es für das Wohl der Religion rathsam ober nothwendig erachteten. In meiner Jugend wußte man nichts von Cult-Minister oder Minister der Suiten, von keiner weltlichen Suit» Dicncrschaft und Cult-Hcrrschaft. Philathes. Das glaube ich, mein Freund! aber die Zeiten haben sich geändert. Nun heißt es: man muß dem Zeitgeiste nachgeben. ©eron. Sie sprechen mir soviel vom Zeitgeifte, lieber Philathcs! Soll der vielleicht jetzt die Stelle des h. Geistes bei der Kirche »ertreten Philathes. Das wollen unsere heutigen aufgeklärten Freigeister; und wenn sie 1800 Zahre fruher gelebt hätten, so würden sie ebenfalls gefordert haben, daß der Sohn Gottes, der Stifter unserer heil. Kirche, und seine Apostel demselben hätten nachten müssen. Dann wäre auch Chriftus gewiß nicht gekreuzigt worden, und die Apostel hätten den Marted wicht erliten, wenn se dem Zeitgeisie gesolgt hätten. Allein diesem bösen Geiste werden die wahren fatholischen riester mit den Waffen des göttlichen Wortes siets entgegenkämpfen, und sich ebenfals lie ber verfolgen und martern lassen, als ihm huldigen. Geron. So weit wird es doch nicht kommen! die katholifche Bevölkerung des Landes würde das nicht geben, daß unsere Geistlichen solten verfolgt und unsere h. Religion unterdrückt werden. Philathes. Auch ich glaube, daß man es nicht so weit treiben werde und könne. Zwar hat man den Oberhirten geschlagen, in der Hoffnung, die beerbe werde iftcb, zertheilen und zerstreuen. Allein um desto fester halten jetzt die treugesinnten Unterer» ten mit 'ben ihnen anvertrauten Schafen zusammen, hgmit^dcr Wolf nicht eindrinae. Geron.Wie ich in dem Artikel 23 gelesen, wol^ len unsere Landstände und unsere Regierung in vielen kirchlichen Sachen das Wort zu sprechen haben. Was geht sie denn dieses an? Ist dazu nicht die Geistlichkeit da? Auch wollen sie sich sonst noch in viele äußerlichen Angelegenheiten der Kirche einmischen, und sie überwachen und besorgen. Warum diese Eingriffe? Philathcs. Das thun sie, mein Freund, weil die Kirchen, wie sie sagen, unmündig sind; deswegen bedürfen sie würdiger Vorstände und Vormünder. Geron. Aber, sind denn die geistlichen Vorstände auch unmündig, daß sie der weltlichen bedürfen? ober sind fie, die Verwalter und Auospender geistlicher Güter, unwürdig und unfähig, das Irdische und Zeitliche der Kirchen zu verwalten? Haben denn die Hirten unfrer Seelen, die Nachfolger der Apostel, ihr ganzes Ansehen, allen Crédit verloren? Ei, so sollte man tt;neu auch das Wichtigere, die Seelsorge und das h. Lehramt abnehmen: denn wer im Kleinen untreu befunden wiro, welches das Zeitliche ist, der wird auch nicht getreu im Großen fein, wie der Heiland sagt. Wie mag man ihnen das Ewiae anvertrauen? Philathes. Mein lieber Freund! Sie überfragen mich. Doch meine Meinung aufrichtig zu sagen: das Ewige achtet der Zeitgeist nicht, und um Seele und Seligkeit bekümmert er sich nicht.
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Bisauit de Rh"ims, im Großen das Dutzend 40 Ct. Franco im ganzen Großhcrzogthum.
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Belgien.
Belgien. Brüssel, 16. Aug. Heute wurde das Standbi d Godftied's von Bouillon auf dem Place-Noyale im Beisein des Königs, der Königin, der Prinzen und ter höchsten und hohen Behörden enthüllt; später erfolgte im Beisein des Königs die Eröffnung der großen Kunst-Ausstellung, welche alle früheren, trotz ter ungünstigen Verhältnisse, zu übertreffen scheint. (Köln. 3tfl.)
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Ungarn.
Ungarn. Pesth, 12. Aug. Aus den untern Gegenden immer noch keine bestimmten Nachrichten, das Ministerium aber muß mehr wissen, denn der Kriegsminister Meszaros ist selbst dahin abgereift, wie es heißt, um den Operationen mehr Nachdruck und Zusammenhang zu geben. Der Hauptgrund aller Verzögerung und alles Schwankens liegt wohl immer noch in der alten Verkeilung der Truppen, wo man ungarische Truppen nach Wien, böhmische nach Ocstcrrcich u. s. w. schickte. Jetzt bestehen die in Ungarn stehenden Regimenter, wenn auch großentheils in Ungarn ausgehoben, doch nicht bloß aus Magyaren, und die Offiziere derselben, theils Deutsche, thcils Böhmen wollen nicht gegen die Grenzer mit Strenge verfahren; so findet sich das ungarische Kriegsministerium gelähmt. Darum hat letzteres verordnet, daß die slavonischen Brigaden die Munition über Essck nach Ungarn abliefern sollen, und das Esseker Festungskommando hat den Befehl erhalten, keine Waffen und Munition mehr an die Grenzer abzugeben, sondern sie nach Ungarn abzuliefern. Der Zweck ist einleuchtend, ob aber der Befehl im ganzen Umfang vollzogen wird, steht sehr dahin. Der Geist der Grenzregimenter ist dem ungarischen Ministerium durchaus abgeneigt : als im walachischbanaler Bezirke die Deputirtenwahl zum ungarischen Reichstag stattfinden sollte, erklärte die große Mehrzahl, daß sie nur unter dem Wiener Ministerium stehen wollten. Indeß sind die Ungarn nicht müßig : am 5. d. sind 1000 Szcklcr in Szcgedin eingerückt, und 5000 sollen allmählich nachfolgen; auf diese kann sich das ungarische Ministerium verlassen. (ß1. A. Z,) Pesth, 15. August. Das große süd-slawische Trauerspiel scheint beginnen zu wollen. Wie bedenklich lautet der Fehdebrief, den der croatische Van mit und durch seine Proklamation an Ungarn geschrieben! Nicht die Gleichstellung aller Nationalitäten, und daher auch der Sprachen, auf dem Reichstage selbst, nicht die künftige Vereinigung der Königreiche Croatie», Slawonien und Dalmatien macht den Trank so bitter, welchen Icllaschisch feinen Gegnern reichte; das wahre Upasgift dünkt den Magyaren die serbische Wojewodschaft mit Inbegriff der südlichen Comitate und des Banales, dieser Kornkammer Pannoniens. Was wäre auch Ungarn ohne den Finmaner-Hafcn, ohne Zoll auf der großen silbernen Handelsbrücke Donau, ohne den goldenen Segen, den Ceres alljährlich auf die gesegneten Fluren des Banates niederstreut ? ! Der Van hat seinerseits Recht, kein lota »on seinen Forderungen abdingen zu lassen; die Magyaren können aber diese Pacification durchaus nicht annehmen, ohne auf de» geliebten schönen Traum eines neuen, noch gewaltiger« Arpaden-Rcichcs für alle Zukunft verzichten zu muffen. Die Gewalt der Waffen muß also entscheiden. Unsere Stellung ist schwer haltbar. In Südosten stehen tic Naizcn zu einer bedeutende» Hccresmacht angewachsen, im Rücken gedeckt durch einen Suceurs von 25,000 bewaffneten Serben. In Südwesten naht der streitbare Ban mit feinen kriegerische» Scharen, von Wien aus kann durch Dampfschiffe binnen vierundzwanzig Stunden eine kleine Armee vor den Wällen Ofens stehen, endlich ans Nordosten droht der galizische Landsturm und die bei feinem Einbrüche zweifelsohne abtrünnige flawische Bevölkerung der nördlichen Gespanschaften. Man glaubt nicht, welches Unheil durch eine intolerante Grammaire herbeigeführt werden kann! Stirbt Ungarn, so ist es seiner Sprachlehre gestorben. Daß meine Besorgniß, die slawische Bevölkerung der nördlichen Comitate könne sich, durch galizischen Succurs insurgirt, erheben, nicht aus der Luft gegriffen ward, beweiset der jüngste Erlaß des ungarischen Nationalgarden⸗Rathes. Es heißt darin ausdrücklich, daß die Nationalgarde jener Gespanschaften keine Freiwilligen nach den untern Gegenden senden, sondern sich stets schlagfertig halten solle, falls die galizischen Unruhen das Einschreiten bewaffneter Macht nöthig machen würden. Galizische Unruhen? Wir wissen, was dieser Ausdruck bemänteln soll.
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Luxemburger Wort no. 49 27.08.1848
Luxemburger Wort für Wahrheit u. Recht. 848. Sonntag, den 27. August. R«. 49. Abonnemcnts-Vüreau inLurcmburg, ©cnifterftr. Nr. 243. q)rämimcraticiiüp«'>? für 3 Wen. 6 Won. 1 Johl, Curemburg: 5 gr. 10 Rr. 20 gr. «lueSroärUS: 5,75 11, 25 22, 50 Insertionsgebühren 15 Centimes pro Zeile ober Raum an« Pcüischrift. VesteUungen und Briefe weiden franco erbeten.
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Deutschland.
Deutschland. Frankfurt, 21. Aug. In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zeigte nach Verlesung des Protokolls der Präsident an, daß die Reichsminister nächsten Freitag auf die an sie gestellten Interpellationen antworten würden. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Heckscher, verkündete hierauf die Ernennung der außerordentlichen Gesandten. Hr. An drian ist bereits in London eingetroffen. Hr. v. Raumer unterwegs nach Paris. Welcker geht als Gesandter nach Schweden, Compes (on Köln) nach dem Haag, Rotenhahn (aus München) nach Brüssel und Raveaur nach der Schweiz. Die Ernennung des Gesandten nach Petersburg ist noch nicht erfolgt. (Rh.⸗u.M.⸗Z.) Frankfurt, 21. Aug. Die „Fr. O.⸗P.⸗A.⸗Ztg.“ meldet in ihrem amtlichen Theile: Der Erzherzog Reichsverweser hat an den preußischen General⸗Lieutenant und kommandirenden General des 8. ArmeeCorps, v. Hirschfeld in Koblenz, folgendes Schreiben erlassen: Bei der Parade der preußischen Garnison in Köln habe ich mich von der ausgezeichneten kriegerischen Haltung der Truppen überzeugt, die mir verbürgt, daß sie in den Tagen der Gefahr nur siegreiche Kämpfe zu bestehen haben würden. Ich ersuche Sie daher, diesen meinen anerkennenden Ausspruch den Truppen, die am 15. August 1848 vor mir ausgerückt waren, bekannt zu geben. Frankfurt a. M., am 18. Aug. 1848. Der Reichsverweser, Erzherzog Johann. 2)cr 3îci(|ôminiftcr beé Kriegeé, ty eu et er. gerner an den Obci°Präsidcntcn der preußischen Rheinprovinz, an den großherzoglich hessischen Präsidenten des Nhcinkreises und an den herzoglich nassauischcn Regierungs-Präsidenten in Wiesbaden, nachstehendes Schreiben : Auf meiner Reise zur Dombau-Fcicr und während meines Aufenthaltes in Köln habe ich von der gcsammten Bevölkerung des Nheinlandes so lebendige Beweise ihres Vertrauens und ihrer Liebe zu mir erhalten, daß ich mich freubig aufgefordert fühle, dafür meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Ich habe aber in der Weise, in der man mich empfing, nicht allein Anhänglichkeit für mich, ich habe darin den bestimmten Aus« spruch klar erkannt, wie das Gefühl für Deutschlands Einheit nnd Freiheit das deutsche Volk tief und mächtig durchdringt. Gesinnungen, sie verbürgen, daß das Ziel, was wir erstreben, zu unserem Heile erreicht werben wird. Ich ersuche Sie daher, den biederen Bewohnern an dem vaterländischen Strome bekannt zu geben, wie freudig und hoffnungsreich die Eindrücke sind, die ich von meiner Reise bewahre. Insbesondere hat aber die Haltung und der Geist der Bürgerwehren, vor Allem jener in Koblenz und in Köln, die ich näher zu besichtigen Gelegenheit hatte, mich überzeugt, daß sie entschiedene Bürgschaften für die Wahrung der Freiheit, der Gesetzlichkeit und Ordnung gewähren. Frankfurt a. M., am 18. August 1848. Der Reichsverweser, Erzherzog Johann. Der Reichsminister des Inneren, Schmerling. Kiel, 19. Aug. Der „Hamb. Corr.“ berichtet, daß in Schleswig das Gerücht verbreitet gewesen sei, es solle am 21. ein dreimonatlicher Waffenstillstand abgeschlossen werden und zwar unter folgenden Bedingungen: 1) das schleswig⸗holsteinische Heer bleibt gerüstet und besetzt beide Herzogthümer; 2) sämmtliche preußische Truppen verlassen die Herzogthümer, bilden aber in nicht allzu großer Ferne ein Lager von 20,000 Mann, so daß sie jeden Augenblick rasch wieder herbeieilen können; 3) von den übrigen Reichstruppen bleiben 4000 Mann im Herzogthum Holstein, alle anderen verfügen sich zu Hause; 4) Alsen wird von den Dänen geräumt, und 5) 11 Tage nach Abschluß des Waffenstillstandes tritt die provisorische Regierung zurück und es tritt eine andere interimistische Regierung bis nach Festsetzung der Friedens⸗Bedingungen an ihre Stelle, deren Mitglieder von der Centralgewalt vorgeschlagen und vom Könige von Dänemark erwählt werden sollen. Stettin, 17. Aug. Das zu bildende Marine⸗Bataillon wird bestehen aus: 13 Offizieren, 22 Unteroffizieren, 440 Gemeinen. Es wird im Laufe des Sommers oder Herbstes zusammentreten und auf dem damm’schen See während der Dauer von 8 Wochen auf den jetzt im Bate begriffenen Kanonenböten und Jollen, Uebungen anstellen. Wien, 19. Aug. Der Sturm der politischen Aufregung hat sich nun etwas gelegt; aber dafür stürzt sich Wien jetzt in die Wogen einer kirchlichen Bewegung. In der stillen, frommen Stadt Maria Theresia’s ist - seltsam genug! - der Deutsch⸗Katholieismus bereits eine Macht. Alle Straßenecken sind mit Placaten über die „neue Religion“ bedeckt; der Andrang zu den Versammlungen der neuen Gemeinde ist ungeheuer. Das wiener Leben ist jetzt von dieser neuen Bewegung beherrscht. „Die gestern Nachmittags im Odeon abgehaltene Versammlung“ - schreibt man uns - war sehr zahlreich besucht. Leider ereignete sich dabei ein sehr betrübender Vorfall. Pater Hirschberger sollte auf allgemeines Verlangen einen Vortrag halten. Er bestieg, sichtlich ergriffen, die Rednerbühne und sprach, unter lautem Zurufe der Volksmenge, von kirchlichen Reformen. Dann brachte der Redner die verschiedenen Punkte vor: Einführung der deutschen Sprache im Gottesdienste; eine Synodal⸗Kirche; Aufhebung der Klöster; Abschaffung des Cölibats, der Stol⸗Gebühren u. s. w. Nach ihm kam Ekardt, der die Versammlung zur Unterzeichnung der von D. Schütte verfaßten Adresse an die Linke des frankfurter Parlamentes aufforderte. Er fragte, ob sie einzeln oder im Namen des deutsch⸗katholischen Vereines sollte unterzeichnet werden. Letztere Ansicht schien die Oberhand zu haben. Auf einmal erscholl es: „Herunter mit dem Kerl!“ Die Nächststehenden ergriffen den Schreier und wollten ihn hinausbringen, während dem verbreitete sich das Gerücht, die Arbeiter seien im Anzuge. Schon Tags vorher wurde Pater Hirschberger bedroht, 20,000 Arbeiter würden die Versammlung aus einander jagen. Nach Anderer Meinung soll Jemand „Feuer!“ gerufen haben. Genug, die ungehenre Menschenmasse setzte sich in Bewegung und suchte die Ausgänge zu erreichen. Nun begann ein furchtbares Gedränge; ganze Reihen würben zu Boden gestürzt, worunter sich »iefc Frauenzimmer befanden; über ihre Köpfe wurde rücksichtslos hinweggesehritten. Sie Fenster wurden zerbrochen, überhaupt jedes im Wege stehende Hindcrniß zertrümmert; man sprang eine bedeutende Höhe, Einige sogar vom ersten Stocke und, wie es heißt, vom Ballone herab. Wie im übrigen Deutschland, so kann auch zu Wien und in ganz Ocstcrreich das sinn- und gedankenlose Treiben des Rongcanismus nur dazu dienen, einige faul und ungläubig ge» wordene Elemente von der Kirche auszusondern, und die große Masse des gläubigen Volkes zu einem kräftiger» kirchlichen Leben zu wecken. Die lange Unterdrückung der Kirche durch das schlechte und unsittliche Bcamtcnthum hat wie überall, so auch in Oesterrcich in einer gewissen Klasse Unglauben und Unsittlichkeit verbreitet, und selbst eine Zahl von Priestern verkehrt, während die große Mehrzahl der Bevölkerung gläubig und kernig geblieben ist. Der Rongcanismus ist unter solchen Umständen als ein Purgirmittcl zu betrachten.
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1848-08-27T00:00:00
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Donau-Fürstenthümer.
Donau-Fürstenthümer. Bucharest, 6. Aug. Der türkische Pascha ist mit Glanz in unserer Hauptstadt, jedoch nicht als Feind, sondern als Freund eingezogen. - Es ist alle Hoffnung seit heute vorhanden, daß der Sultan die neue Constitution mit sehr unwesentlichen Abänderungen bestätigen und die Walachei von dem verhaßten russischen Zwangsystem auf immer erlösen und befreien wird. Der Haß gegen die Moskoviter ist bis in die untersten Volksschichten unauslöschlich. Leider muß ich Ihnen aber mittheilen, daß die hohe Aristokratie im Stillen nach einer tüchtigen Armee Russen seufzt, um damit das alte System in seiner vollen Pracht wieder herzustellen.
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1848-08-27T00:00:00
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Pub. 1 Page 4
Anzeigen. In den ersten Tagen wird in der Buchhandlung von V. Duck ankommen: Portrait des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Laurent, im ganzen Qrnate. Folio 1 Thaler. Dieses Vildniß ist von einem der ersten Maler Deutschlands gezeichnet, und sprechend ähnlich. Im Hintergründe sieht man die Stadt Lurcmburg. In der Eonseil'schen Buchhandlung zu Luxemburg wird binnen einigen Tagen zu haben sein: das wohlgetroffene Bilbniß des Hochw. Hrn. I. T. Laurent Bischof »Ott Chersones, Apostolischer Vikar von Lurcmburg. Preis : Fr. 3, 73. Nicht blos die eminenten Eigenschaften, welche die» fen Mann als Prälaten, rote als Menschen auszeich- nen, sondern auch das Loos, welches er mit so vielen hervorragenden Söhnen der Kirche theilcn mußte, recht« fertigen es, wenn wir hiermit dem Publikum, insbc» sondere den treuen Kindern seines Sprengels, welche feine vorübergehende Verbannung bctrauren, das wohl- getroffene Bildniß dieses Kirchenfiirsten darbieten. Goneurs. Den 31. Dieses Monats (August), Morgens gegen 9 Uhr, wird im Schulsaale zu Lorentzweilcr im Beisein der Lokalbehörden und unter der Leitung des Cantonal »Schulinspcctors ein Concurs Statt haben für die Lchrerstclle »on Lorcntzwcilcr, beren sixcr Ge- halt, wie im Schuldeten Nr. 7 d. I. angekündigt, 572 Franken nebst Wohnungscntschädigung beträgt. Vcrg, den 24. August 1848. Der Schulinspcctor: I. Linden. Das bekannte Moden-Dand-Waaren-Lagcr von aus Hohenzollern-Hechingcn befindet sich auch biefeömal wieder mit einer großen Auswahl der neuesten Bander jeder Art auf der Schober-Messe und bitten auch diesesmal um zahl» reichen Besuch. Raseii-Kulßoi'ü in Luxemburg, beehrt sich hiermit, ganz ergtbenft anzuzeigen, daß er»o«nun an verkauft : Vlummehl, erste Dualität, das Pfund 15 Centimes. Kartoffelmehl, „ „ 25 „ Visquit de Rheinis, im Großc» das Dutzend 40 St. franco im ganzen Großherzogthum. Außerdem liefert er alle Arten ©cfornsS z» Suppen bester Dualität zu den billigsten Preisen, und bittet um gütige 23e- achtung.
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Durchschnittliche Marktpreise
Durchschnittliche Marktpreise vom 26. August 1848. Walzen gr. 27, 00 ; beugtem gr 24, 00; Roggen Fr. 17,50; Gerste gr. 17 00; Hafer Fr. 14, 00 per Maller; Butter Fr. 0, 70 das Pfund; Holz Fr. 18, die Korde; ."peu Fr. 20; Stroh Fr. 18, per 1000 Pfund; Erbsen Fr. 32; Kartoffeln Fr. 7, per Malter.
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Die Verhandlungen über Artikel III. der Grundrechte, die Verhältnisse der Kirche betreffend.
Die Verhandlungen über Artikel III. der Grundrechte, die Verhältnisse der Kirche betreffend. Frankfurt, 22. Aug. Anliegend der Entwurf des Verfassungs⸗Ausschusses über Artikel Il. der Grundrechte, sowie die bis jetzt dazu gestellten Minoritätserachten und Verbesserungsanträge einzelner Abgeordneten. A. Entwurf des Verfassungsausschusses. 21 rt. 111. §. 11. Jeder Deutsche hat volle Glaubens⸗ und Gewissensfreiheit. s. 12. Jeder Deutsche ist unbeschränkt in der gemeinsamen häuslichen und öffentlichen Uebung seiner Religion. Verbrechen und Vergehen, welche bei Ausübung dieser Freiheit begangen werden, sind nach dem Gesetze zu bestrafen. s. 13. Durch das religiöse Bekenntniß wird der Genuß der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte, weder bedingt noch beschränkt. Den staatsbürgerlichen Pflichten darf dasselbe keinen Abbruch thun. s. 14. Neue Relegionsgesellschaften dürfen sich bilden; einer Anerkennung ihres Bekenntnisses durch den Staat bedarf es nicht. s. 15. Niemand soll zu einer kirchlichen Handlung oder Feierlichkeit gezwungen werden. s. 16. Die bürgerliche Gültigkeit der Ehe ist nur von der Vollziehung des Civilactes abhängig; die kirchliche Trauung kann erst nach der Vollziehung des Civilactes stattfinden. Z. Minoritätserachten 1) von Lassaulr, Deiters, Lichnowsky, Jürgens, M. v. Gagern: Die bestehenden und die neu sich bildenden Religionsgesellschaften sind als solche unabhängig von der Staatsgewalt; sie ordnen und verwalten ihre Angelegenheiten selbstständig. 2) von v. Beckerath, R. Mohl, Ahrens: Die bestehenden und die neu sich bildenden Religionsgeschaften sind als solche unabhängig von der Staatsgewalt; sie ordnen und verwalten ihre inneren Angelegenheiten selbstständig. 3) von Wigard, Blum, Simon, Schüler: Jede Religionsgesellschaft ist berechtigt, ihre inneren Angelegenheiten unabhängig vom Staate selbst zu ordnen und zu verwalten. Die Bestellung von Kirchenbeamten bedarf keiner Bestätigung von Seiten des Staates. Das Kirchenpatronat ist aufgehoben. Keine Religionsgesellschaft genießt vor anderen Vorrechte durch den Staat. Es besteht fernerhin keine Staatskirche. 4) von Wigard, Blum, Mittermaier, H. Simon, ?lbrcnö Den neugebildeten Religionsgesellschaften dürfen die Genossenschaftsrechte nicht verweigert werden. 5) von Wigard, Blum, Simon: Die Schule ist unabhängig von der Kirche. Nachdem mehrere Redner gesprochen, tritt zuerst v. Beisler auf die Tribüne. In einer langen Rede sucht er zu beweifen, daß eine clerikal-polilische Partei der Kirche zur weltlichen Gewalt verhelfen »volle, und kommt dann zu dem Antrag, daß die Reichs' gewalt veranlaßt werden sollte, tic Angelegenheiten der Kirche durch eine Neichssynode zu ordnen. Die katholische Kirche muffe sich reformiren, ihre Verfassung ändern nach beut Geiste ter Zeit.' — Zittel aus Vahlingen spricht für vollständige Religionsfreiheit. Er bekämpft die Fassung des §. 11 als eine bloße Verzierung des Art. 111. und schlägt dafür vor: „Jedem Deutschen ist feine volle Freiheit des Bekenntnisses und <sultuS gewährleistet." Redner nimmt die Sekten in Schutz: sie bezeugen, daß der Organismus an einem Krankheitsstoffe leite; sie sind auch in politischer Hinficht nicht zu fürchte»-, einem gesunden Staatsorganismus können sie nicht schaden. Vom protestantischen 3tantpunftc aus le* hauptct ber Redner: Der Sieg des DemokratiemuS war zugleich ein Sieg des Katholicismus! das ton« »ei, wir nicht binbent. Aber vertrauen wir in den (ötiji des Protestantismus; er braucht sich nicht zu fliichien unter den Polizcirvck des Staates, um sich zu schützen! Woher kam der Streit zwischen Kirche und Staat? Die Beamten wollten herrschen über den Staat, die Kirche wollte herrschen über den Staat — daher Tarn der Streit. (Lachen.) Die Hierarchie ist zu Ende, wenn nur baS Volk will. In der Paulskirehe ist der 23oben, wo fiel) aber einmal die Kirchen begegnen, um sich die Hände zu bieten. Man gebe alle Ncligionsgcscllschasten in gleicher Weise frei — bann werben sich Berlin und die Nheinlande die Hand bieten, Gegen den christlichen Staat spricht sich Redner nicht ohne Sarcasme« aus.— Vogt aus Gießen: Ich will dasselbe, was der Vorredner will, aber von einem ganz anbern Standpunkte aus. Ich bin Parteimann im vollsten Sinne des Wortes : jetzt aber stehe ich erhaben über alle Parteien; mein Standpunkt ist so vollkommen neutral, daß ich sagen möchte, es wäre gar kein Stand. (Heiterkeit.) Ein Redner sagte, der Staat und die Kirche hätten sich geliebt, ja, wie der Haifisch den Häring. (Lachen wie bei den Vockssprüngen eines Hanswursten.) Ich will Trennung der Kirche vom Staate, aber unter der Bedingung, daß überhaupt das, was Kirche genannt wird, vernichtet werbe, spurlos verschwinde »on der Erde; sie soll sich zurückziehen in den Himmel, »on dem wir nichts wissen wollen, so lange wir auf der Erde sind. Die Kirche ist der Hemmschuh der Civilisation, weil sie einen Glauben will, der der freien Entwickelung des menschlichen Geistes zuwider ist. Die Kirche ist eine Zwangsanstalt, die niemals die wahre Freiheit geben kann. Mit der Waffe der Vcldumnning kämpft die Hierarchie Durch die Freiheit, mit der Freiheit werben wir aber dem Feinde entgegentreten; wenn der Kampf ausgekämpft wirb auf dem unbeschränkten Boden der Freiheit, dann fürchten wir ihn nicht. Haben wir volle, unbedingte Freiheit der Entwickelung der Demokratie, bann braueben wir nicht die Trennung der Kirche vom Staate. Sie müssen nicht nur Jeden im Glauben, sondern in feinem Unglauben frei lassen— er darf Atheist sein: und barin besteht dir wahre Freiheit. Gewisse Leute Wollen aber die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate, aber nicht die Unabhängigkeit der Schule von der Kirche, um die wachsende Generation zu verdummen. — Jürgens warnt vor der höchst bedenklichen Indifferenterklärung des Staates gegen das religiöse Element. — Döllinger aus München persiflirt Vogt's Ansichten mit glänzendem Erfolg. Selbst in Nordamerika, wo doch Religionsfreiheit ganz unbeschränkt fei, habe man noch nicht die Höhe erreicht, einen Gottesleugner als Bürger des Staates aufzunehmen. Beisler's Ansichten unterwirft Redner einer ausführlichen Kritik und rügt feinen Ausfall gegen den Papst, von welchem er sagte, er habe sich nur wie ci"c Braut gesträubt, eine Kriegserklärung gegen Oesterreich auszusprechen. Auch Wclckcr's Behauptung, Unabhängigkeit fei eine gute Uebersetzung »on Souveränctät, bekämpft Redner mit logischer Schärfe. Völlig grundlos sei Bcislcr's Meinung »on der Omnipotcnz des Papstes; es sei gar lein Raum in der katholischen Kirche für eine Will, kür. Von 50 Fällen könne jeder Theologe zum Voraus wissen, wie 49 in Rom entschieden würden. Die Kirche strebe nicht, wie man ihr nachsagt, nach einer weltlichen Gewalt, und wenn man die Wahlen anführe, auf welche die Geistlichkeit einen ungehörigen Einfluß ausgeübt, so können einzelne Fälle, wenn sie vorgekommen, Nichts entscheiden. Uebrigens sei der Geistliche auch Staatsbürger und habe seine Rechte wie Andere. Man schaue auf die Wahlumtriebe in England je. — Becke rat h bekämpft ebenfalls Vogl's kalten, eisigen Nationalismus mit dem Gefühle eines wahrhaft religiösen GemNthcs. Er will, daß die bestehenden und die beftebenben und die neu sich bildenden Rcligionsgc. sellschaften als solche unabhängig »on der Staatsgewalt seien. — Bischof Geritz spricht etwas unverständlich für unverkümmcrte Freiheit in jeder Beziehung und Richtung. Christ aus Vruchsal befinirt mit juristischer Logik: der Staat müsse indifferent fein gegen das Positive der Religion. — Bauer aus Bramberg bekämpft Döllinger, dessen Ansichten dm [einigen diametral gegenüberstände». Das habe er schon gezeigt, als Döllmger tu der baierischcn Kammer das System des Hrn. v. Abel mit aller Schärft fetner Dialektik gegen die Beschwerden der Protestanten, welche Redner eingereicht halte, verthcidigte. Er spricht mit Entschiedenheit gegen die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate. Achten Sic, sagt er, auf die Stimme cines baicnschcn Protestanten! Der innere Frieden ist auf's Höchste bedroht; das ruhige Zusammenleben wird unmöglich werden, sobald die Unabhängigkeit ausgesprochen wird. Die Kirche in Deutschland ist cine conftssionell gemischte. Das ist in Belgien, das man als Beispiel anführte, anders. Die protestantische und katholische Kirche, obgleich ihr Reich nicht von dieser Welt ist, haben den Streit über das Mein und Dein mit aller Welt gemein. Wer soll Recht sprechen, wenn die Grenzsteine verschoben worden, wenn nicht der Staat? Oder man müßte das Recht von der Stärke der Parteien abhängig erklären, das Faustrecht einführen. Redner beschuldigt cine gewisse Partei, sic wolle unter dem Panier der Glaubensfreiheit, die sic früher so sehr verfolgt, ihre Herrschaft befestigen :c.
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Die Entscheidung von Rom.
Die Entscheidung von Rom. Der heilige Vater hat die Sache unsers hochwürdigsten Herrn Bischofs als oberster und allein font» pettnlcr Nichter tcfimliv entschieden. Sein Schreiben hat zugleich die Absich!, beut Bischöfe cine Genugthuung zu geben für die erlittene Kränkung. Er schreibt, da der Bischof nun nach Suremburg zurückkehre, so fühle Er sich gedrungen, selbst an ihn zu schreiben, unb feine väterliche Gesinnung gegen ihn kundzugeben. Uebrigens möge er wissen, daß der heilige Vater nie an feiner hohen Tugend, und an seinen Verdiensten auch nur im Geringsten gezweifelt habe. Darum hege Er auch das Vertrauen, daß derselbe, nach Suremburg zurückgekehrt, in demselben (Seifte zu wirken fortfahren werde, als er bisher gewirkt habe. Der Schluß des Briefes scheint auszudrücken, daß unser Oberhirt nicht als Apostolischer Vikar, sondern als Bischof von Lurcmburg, zurückkehren werde. — Der letztere Punkt kann vielleicht die Rückkehr um 14 Tage oder 3 Wochen verzögern. Daß die Wiederkehr des geliebten Oberhirten jetzt noch verhindert werben fenne, fürchten wir nicht. Die Entscheidung des Papstes lautet su beflimmt. Auch bringen uns zugekommene Pnvatschrciben aus Rom die Nachricht, daß der Papst fest entschlossen ist, die Rückkehr des Gekränkten mit aller Kraft durchzusetzen. Weder der König, noch die Regierung hat das Neckt und die Macht, die Wiederkehr zu verhindern. Die einstweilige Abberufung des Bischofs war nicht ein Werk des Königs, noch auch der Regierung; beide hatten dazu weder Recht noch Macht; sondern sie war allein das Werk des Papstes, der eine einstweilige Entfernung, durch falsche Berichte getäuscht, für nothwcndig hielt. Indcß blieb der Entfernte fortwährend unser rechtmäßiger Oberer, und das Band, das ihn mit seiner beerbe verknüpfte, war nicht aufgelöst und zerrissen. Nachdem nun die volle Wahrheit an den Tag gekommen ist, hat auch ganz allein derjenige, der die einstweilige Entfernung verfügt hatte, das Recht und die Macht, diese Maßregel aufzuheben. Kein König, und noch viel weniger eine Regierung kann einen Bischof abfegen; denn die Kirche Gottes ist frei, und wird durch ihre eigenen Oberen regiert. Der König hat fein Ehrenwort feinen Suremburgern verpfändet, daß nicht Er die Entfernung des Bischofs »erlangt und beantragt habe. Er hat der Commission aus Luxemburg, die auf die Nückbcrufung des Bischofs drang, in feierlicher Audienz erklärt, daß Er unschuldig fei an der Entfernung desselben; daß die Abberufung desselben nur eine Maßregel des Papstes fei, und daß man sich also an den Nuntius und an den Papst wenden müsse, um feine Rückkehr zu erwirken. Der König hat weife gehandelt, daß er sich selbst aus der Sache zu halten gewußt hat. Tic Regierung aber kommt gar nicht in Betracht. Sie ist eine Behörde, die sich um Anstellung und Absetzung cincö Bischofs gar nickt zu flimmern ha!. Sollte sie sich etwa bei> kommen lassen wollen, in Sachen sich einzumischen, die sie nichts angeben, so könnte das nur zu ihrem Vcrrcrbcn gereichen, und ihr Fall würde unser» imirlich fein. Auch von dni Freimaurern und ludm ist nichts mebr zu fürebten. Geheime Tcnunu'iUioncu und Pvottstalionen helfen von nun an nid)' m H:, und wir möchten den sehen, ter offen mit feiner Naimnsunterschnft gegen die Rückkehr bfô Herrn Bischofs noch sich zu erheben wao.on würde. Hat une ab.r unfet Bischof in feiner stillen Abreise ein ©eifptcl bober Apostolischer Tugend gegeben, so wird Er auch mit der Tugend eines Apostels zu unS zurückkehren. Vergessen wird Er das Geschehene, und Liebe und Milde üben auch gegen die, die Ihn »erlebt und beleidigt haben. Seine Rückkehr wird nichts Kränkendes haben für die, welche feine Entfernung gewünscht haben. Er wird den Frieden nicht stören, wie Er bisher ihn nicht gestört hatte, wenn man nur die Erfüllung feiner heiligen Pflichten nicht mißdeuten, und zu gehässigen Anschuldigungen Dinge, die man nicht versteht, in die man sich nicht einzumischen hat, auslegen will. Friede wird im Lande sein, wenn nur die Feinde der Religion und Sittlichkeit ihn nicht stören. Möge denn recht bald der liebe Hirte zu feinet so lange verwaiseten beerbe zurückkehren. Möge fein Anblick uns wieder erfreuen, möge sein apostolisches Wort uns wieder erheben und belehren, möge sein Volk Ihm bald wieder feine üiebe und Treue durch Wort und Thal an den Tag legen können.
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Civilstand der Stadt Luxemburg.
Civilstand der Stadt Luxemburg. Geboren. - Am 19. Aug., Theodor, S. v. F. Geisler, Unteroffizier: Anna Margaretha, T. v. J. Berchem, Metzger; am 20., Anna Cath., T. v. Fr. Czwydzinski, Unterofsizier; Math. Aug., S. v. H. Meyer, Handschuhschneider; am 21. Hieronymus, S. v. Jaeckel, Unteroffizier; am 22., Anna, Tt v. A. Bram, Taglöhner; am 25., Ferdinand H. A., S. v. A. H. E. von Schlutterbach, Major a. D. Verheirathet. - Am 24. Aug., N. J. Reuter, ohne Gewerb, mit Maria Simon; H. Rübenach, Militär⸗Arzt, mit Therese Wahlberg, Modehändlerin. Gestorben. - Am 22., J. B. Ferron, 53 J. alt, Hutfabrikant; P. J. Lapostolle, 45 J. alt, Festungs⸗Bauschreiber; am 24., H. Friedrich Wil., S. v. H. Fr. Borchardt, Pionier⸗Unterofsizier; am 26., Anna Christ., T. v. K. A. Friebel, Hoboist.
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Fremdenliste vom 19. bis zum 26. August. Im Kölnischen Hofe. - HH. Talbo⸗Stanley, Hauptmann a. London; Gerard, Holzhändler a. Metz; Marr J., a. Koblenz, Grassmann a. Frankfurt, Streel a. Courinnes, Heck a. Köln, Bonhote a. Frankfurt, Lempert a. Schotten, Reinhold a. Montjoie, Bornefeld a. Crefeld, Bender a. Mannheim, Kauflente; Chefnay a. Brüssel, Hutschenreuter a. Eilenburg, Handlungsreisende; Pauly, Eigenthümer a. Trier; Besson mit Familie, Gastwirth a. Frankfurt; Hofmann, Eigenthümer a. Trier; Reginal⸗Palgrat, Inglis⸗Palgrat, Webb, Rentner a. London. Jm Lnxembur ger Ho fe. - HH. Besanco, Handlungsreisender a. Saarbrücken; Mundeler, Beamter a. Brüssel; Diesler a. Köln, Mullender a. Eupen, Bernheim a. Koblenz, Lamanze a. Luz, Eller a. Neuwied, Licht a. Trier, Mad. Bernard mit ihrem Sohne, a. Beaune, Kaufleute. In andern Gasthäusern. - HH. Alexandre, Kaufmann a. Marche; Scherberich, Sattler a. Neusen. Bei Privaten. - HH. Aubertin, pens. Oberst a. Metz; Würth, Student a. Lüttich.
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1848-08-27T00:00:00
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Italien.
Italien. Rom, 7. Aug. Beim Volke ist das Vertrauen allgemein gesunken. Das welthistorische „Zu spät! erschallt von allen Seiten. Diejenigen, welche sich nach Ordnung und Frieden sehnen, danken Gott für die Aussicht auf Befreiung von einer Revolutionsdespotie, die täglich drückender wird, die viele Kardinäle veranlaßt hat, sich von Rom zu entfernen, und die den ganzen Clerus vor sich herscheucht, wie flüchtige Rehe. - Die Fanatiker haben gestern Abend alle Versuche gemacht, die Begeisterung zur wilden Flamme aufzuschüren. Man hörte sogar zum Niedermetzeln aller hier anwesenden Fremden im Culle nuovo auffordern, und zu wiederholten Malen zog man zu dem französischen Botschafter, um ihn zur Beschleunigung französischer Hülfe aufzufordern. (K. Z.) - 8. Aug. Der Papst hat zwar gegen die österreichische Occupation der Legationen Protest eingelegt, aber gleichzeitig den Kriegsminister Grafen Campello, welcher mit den Kriegsrüstungen eifrig beschäftigt war, verabschiedet. Das neue Ministerium erschien gestern zum ersten Male in der Deputirtenkammer, und Fabri legte sein politisches Glaubensbekenntniß ab. Er erklärte, sich zunächst mit dem Abschluß der politischen Lega beschäftigen zu wollen, welche zum Zweck habe, die Kraft, den Reichthum und den Ruhm der Nation zu sichern. Was die Vertheidigungsmaßregeln anbetreffe, so billige der heilige Vater alle von den Kammern gemachten Vorschläge. Er werde Alles thun, dieselben zur Ausführung zu bringen. Wegen der Anwerbung fremder Truppen seien bereits mit den befreundeten Mächten die nöthigen Unterhandlungen eingeleitet. (K. Z.) Mailand, 12. Aug. Mit der Wiederkehr der Ruhe und der Wiedereröffnung der regelmäßigen Fahrten der Eisenbahnen, Diligencen, Omnibus t. kehren auch nach und nach von den geflüchteten Mailändern viele zurück. Die Straßen sind noch wenig belebt, wenn die noch hier liegenden 25,000 Mann Oesterreicher abgezogen sein werden; für den unbetheiligten Su“ schauer bieten diese einen schönen militärischen Anblick dar. Der Handel ist noch wenig belebt, die vom 4. bis 10. d. fälligen Wechsel sind bis zum 20. d., die vom 11. bis 20. fälligen um 10 Tage prolongirt. - Mit Piemont sind alle Communicationen abgeschnitten, außer den Militärbehörden hat niemand von dorther Nachrichtgn. Padua, 13. August. Die heutigen Nachrichten vom Kriegsschauplatze melden nichts Neues aus Mailand vom 13. F. M. L. Welden zieht sich vor Venedig. In Modena, Parma, Piacenza sind alle von Karl Albert eingesetzten Behörden weggejagt worden, und die Landleute, die sich in Massen erheben, haben überall provisorische Regierungen errichtet. (Wiener Ztg.) Triest, 13. Aug. Die feindliche Flotte hat nun definitiv unser Gewässer verlassen. Heute hier von Venedig eingetroffene Küstenfahrer berichten, dieselbe bereits vor jener Stadt gesehen zu haben. Wahrscheinlich werden die sardinischen Schiffe dort, der Waffenstillstandsconvention gemäß, die sardinischen Unterthanen in Empfang nehmen und nach der Heimath zurückführen. Wie es heißt, wolle unser Geschwader bald unter Segel gehen. Hoffentlich erhalten Sie in kurzem die Nachricht, daß die Comunication zwischen Triest und Venedig hergestellt ist. Heute haben wir die beiden ersten Nummern der Mailänder Zeitung vom 8. und 9. mit dem kaiserlichen Adler an der Spitze erhalten. Von den vielen andern Blättern scheint bis jetzt keines wieder erschienen zu sein. (A. A. Z.) - Nach der „Wiener Zeitung“ hat F.⸗M.⸗L. D’Aspre Brescia besetzt, nachdem die Stadt sich auf Gnade und Ungnade ergeben. F.⸗M.⸗L. Fürst Schwarzenberg ist in Bergamo eingezogen. (Köln. Z.) Ueber die angebliche Uebergabe Venedigs liefen schon gestern hier Gerüchte um, die sich auf Handelsbriefe beriefen. Bis zum 16. Aug. kann diese Uebergabe nicht erfolgt sein, denn bis zum 18. sind Briefe aus Mailand, bis zum 17. Briefe aus Triest hier, welche noch nichts von einer Wiederbesetzung. der Lagunenstadt wissen. - Das Fort Nocco d’Anfo wurde am 14. Aug. von den piemontesischen Truppen geräumt und von einer Compagnie Oesterreicher (Regiment Baden) besetzt. - Die Höhen des Stilfser Jochs waren bis auf die letzte Zeit in den Händen italienischer Insurgentenhaufen geblieben. Versuche von österreichischer Seite sich ihrer zu bemächtigen, mißlangen am 10. und 11. In der Nacht vom 1l. auf den 12. wurde eine neue Angriffsbewegung gemacht, wobei man nur noch auf die aus 800 Mann bestehende Nachhut des Feindes stieß, welche mit dem Bajonett geworfen und bis über die Höhen von Ponte di Legno verfolgt wurde. Letzteres ward besetzt, und der deutsche Grenzpfahl wieder auf den Tonal aufgepflanzt. So lautet ein Bericht des Generalmajors Roßbach. Hauptmann Bonn von Kaiserjäger führte die siegreiche Colonne. Der Feind zog sich ins Veltlin, wo - wie ein paar Schweizer Blätter pomphaft verkündigen noch siegreicher Widerstand geleistet und die Ehre der italienischen Waffen gerettet werden soll! Wir haben das erlebt. Verona, 15. August. Dreißig Bataillone sind vom Kriegsministerium in Wien wieder zur Verstärkung der italienischen Armee bestimmt, wovon 15 Bataillone nebst 4 gut bespannten Batterien schon im Anmarsch sind. Morgen erwartet man hier das Scharfschützencorps aus Steiermark, 2000 Mann stark und mit trefflichen Kammerstutzen bewaffnet. Die kaiserliche Armee erhält also in Italien eine Stellung, um wirklich günstige und ehrenvolle Bedingungen des Friedens dictiren zu können. (T. B.) Ueber die Uebergabe Peschiera’s enthält die Veroneser Ztg. vom 15. Aug. folgende Details: „Die Festung Peschiera ist bereits wieder von dem österreichischen Heer besetzt; die piemontesische Besatzung hat in Folge der am 9. d. in Mailand geschlossenen Uebereinkunft heute den 14. besagte Festung vetlassen. Da aber die Nachricht von jener Uebereinkunft erst am 10. Nachmittags anlangte, so hatte die Garnison noch zum Ueberflusse den 9. Abends und am Morgen des 10. von unserer Seite ein schreckliches Bombardement zu bestehen, das vielen das Leben kostete und große Verwüstungen in der Festung selbst anrichtete. Den schrecklichsten Erfolg hatte eine Bombe, die in das feindliche Laboratorium fiel, und die dort gefüllten Granaten entzündete. Es läßt sich mit Gewißheit annehmen, daß die piemontesische Garnison die Fortsetzung des Bombardements schwerlich länger ausgemalten halte, und daß ihr der Abschluß des Waffenstillstandes sehr zur rechten Zeit kam, ftaft dessen sie die Festung ehrenvoll räumte."
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Griechenland.
Griechenland. Athen, 6. Aug. Athen und alle Provinzen Griechenlands erfreuen sich der vollkommensten Ruhe. Die räuberischen Einfälle, von welchen die Zeitungen hie und da berichten, beschränken sich auf einzelne Raubanfälle die hart an den Grenzen begangen und von der bewaffneten Macht jedesmal zurückgeschlagen wurden. Bei einem dieser Räuberangriffe blieben 12 Türken, wie sich denn überhaupt Türken bei jeder Gelegenheit zu betheiligen suchen. (A. A. Z.)
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Schweden.
Schweden. Stockholm, 8. August. Am 4. ist der Baron Mantcnffcl, Adjutant des Königs von Preußen, in besonder», Auftrag und mit einem ©riefe desselben hier angekommen und vom König »on Schweden empfangen. — Die erste Cclcdrilät Schwedens, ber große Chemiker I. I. Bcrzelius, ist am 7. Aug. 2 Uhr Morgens gestorben; er war 1779 am 29, Sing. in Linköping geboren. — Die Sprecher des Reichstags wurden am 4. von dem Wunsche des Honigs unterrichtet, daß der Reichstag bis zum 15. August geschlossen werden möge..
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Frankreich.
Frankreich. Paris, 20. Aug. Ueberdie Weiber-Demonstration welche gestern in den Umgebungen des PalasteS der Nationalversammlung ziemliche Bewegung hervorrief, belichtet die „Gazette des Tribunaur": Seit mehreren Tagen verlautete, daß eine durch die Menge imposante und ausschließlich aus Weibern bestehende Kundgebung Statt finden werde. Man sprach davon, daß aus allen Vorstädten und aus den Gemeinden des Burgfriedens 150,000 Weiber gleichzeitig auf den Palast ter Nationalversammlung unter dem Vonvande losgehen würden, ein Gnaden- und Amnestiegesuch für die Sinn 3nfurgenten zu überbringen. Die energischen Maßregeln, welche die Behörde vorgestern, gestern und heute traf, schienen anzudenten, das, diese Gerüchte nicht ganz grundlos feien. Plötzlich erhielt auch heute Nachmittag zwischen 4 und 5 Uhr der Präsident Marrast die amtliche Anzeige, daß eine beträchtliche Anzahl Weiber heranziehe, und daß ihnen wahrscheinlich übelgesinnte Männer von fern folgten, um den mindesten Conflict, der etwa entstehe, zu denutzen. Augenblicklich wurden Maßregeln zur Verhütung jedes Angriffsvcrsuchcs getroffen. Auf ber Brücke, auf den QuaiS und in den anstoßenden Straßen wurden ein Dragoner- und zwei Infaittcric-Regimenter aufgestellt, während ein anderes Regiment und die 10. Legion der Nationalgarde im Innern des Palastes unter den Waffen standen. Um ölr2 Uhr wurde von zwei Repräsentanten dem Präsidenten Marrast eine Petition übergeben, welche, mit den Unterschriften von Müttern, Weibern, Töchtern je der Juni-Gefangenen bedeckt, für dieselben um Amnestie bittet. Die Wcibcrprocession war nicht über die Straße Rivoli hinausgekommen, ta die Vorposten hier den Weg versperrten. Schon vor sechs Übr ließ man die Truppen in ihre Quartiere zurückziehen, da nichts aufNuhestörungs- Ncrsuchc hindeutete. — Außer Vellc-Isle sollen auch die anderen Inseln im Ocean, nämlich Olcron, Noirmonticr, Dieu und Nc dazu bestimmt sein, einen Theil der zu transportircnden Insurgenten aufzunehmen; eine definitive Entscheidung ist jedoch noch immer nicht gefällt. Den letzten Convoi, welcher aus 530 Insurgenten bestand, bat man zur See von Havre nach Cherbourg gebracht. — Im Lriminalgcfängnissc zu Clair»aux herrscht seit den Februartagen große Gährung. Paris, 21. Aug. Nach dem „Journal de« Debats" ist ber Geschichtsschrcibcr Friedr. v. Räumer basier mit dem Auftrage angelangt, dem General Cavaignac die Sympathien des Erzherzogs Ncichsverwescrs für die französische Regierung auszusprechen. Das gedachte Blatt fügt bei: Wenn der Auftrag des Hrn. v. Räumer sich noch auf andere Fragen und insbesondere auf den etwaigen Wunsch des deutschen Reichs erstrecken sollte, an bett Unterhandlungen in Betreff Italiens Thcil zu nehmen, so würbe dies, wie man uns versichert, nur mit der deutlich ausgesprochenen Absicht geschehen, eine rein versöhnende Stellung zu Gunsten der italienischen Freiheiten für den Fall anzunehmen, daß diese durch ungerechte Ansprüche sich bedroht finden sollten. Eine solche Politik würbe eben so sehr der gesunden Vernunft, als den Interessen Deutschlands gemäß sein. — In der Nacht vom IG. Aug. waren bei Sa» »aignac die Minister, ber Scincpräfcct, ber Polizci»räfect, der Präsident und etwa 20 Mitglieder ber Nationalversammlung zu einem außerordentlichen Conseil versammelt. Cavaignac bczwcckte dabei, eine Art Bcrathung über ben jetzigen Zustand der Republik zu veranlassen, um zu wissen, ob fie verloren oder ge» wonnen habe, ob fie auf gutem Wege fei ober nicht, und insbesondere, ob ihr Heil von Anwendung biefer ober jener Mittel abfange. Zuerst würbe anerkannt, daß trotz ber ilnbcPlemlichkciicn, welche die Veröffentlichung aller auf die Untersuchung bezüglichen Aktenstücke für einige Förderer ter Republik oder für diese selbst haben könne, jetzt ein Zurücktrctcn nicht mehr mSgltrf) sei, da die Na!ion,i!vers,,mmlung sich durch dreifache Abstimmung gebunden habe. Cavaignac fei» ncrscits erklärte auch, daß er, wie die Sachen ständen, weber die Kraft noch den Willen in sich fühle, dagegen aufzutreten, daß diese Discussion ihren Gang gehe, gleichviel ob ihr Srgehiif mehr oder minder beklagenswcrth sei. Man sprach sodann weitläufig »on der feindlichen (Stimmung, welche sich allgemein in der Provinz gegen Paris und sogar gegen die Republik kund gebe und w ansteckend zu werden drohe, daß man fie bald nicht mehr werde bekämpfen können, wenn die Regierung nichts zu Ult vermöge, um ihr das Gegengewicht zu halten. Die Départementalpresse tacite, wenige republikanische Blätter ohne Einfluß ausgenommen , offen jene Stimmung und scheine sic kraftigst unterstützen zu wollen. Man besprach ferner die wichtige Thalsache, daß das Volk von Paris und die Arbeiter selbst fia) dem Glaube» hinzugeben begännen, unter der Republik würden die Arbeit und die Geschäfte nicht mehr aufleben, während vielleicht ein König, der plötzlich bai Vertrauen zurückbringe und den Reichen Sicherheit einflöße, mehr Garantien für cine Stabilität in der Regierung darbieten und somit der Gesellschaft jenes Vertrauen auf sich selbst zurückgeben würde, ohne welches sic sich unmöglich ihrer ganzen Thatigkcit hingeben könne. Der Arbeiter äußere, man müsse ruhig sein und auf den nächsten Tag zählen können, wenn »on Geschäften, von Bestellungen, von Kauf und Verkauf die Rede fein folle. Könne die Republik ihre Versprechungen nicht halten, muffe fie die Arbeiter ohne Beschäftigung lassen, so würden diese cine Monarchie vorziehen, unter der fie doch wenigstens ihr Brot verdienen könnten. Am meisten bekümmert war das Conseil über die stets sich verschlimmernde Lage des Handels und der Industrie, während der Winter und somit die Einstellung so vieler Arbeiten vor der Thüre sind. Mehrere Anwesende wiesen darauf hin, was in drei ober vier Monaten, zumal da die Cholera schon hereinbreche, aus Paris werden müsse, wenn die Geschäfte in der jetzigen Stockung blieben und alte Mittel zur Bekämpfung des Elends sich fruchtlos erweisen sollten. Ein Republikaner von friihcrher wagte die Acußcrung, daß man »or der Rückkehr zur Monarchie es mit der rotten Republik versuchen müsse. Der allgemeine Ruf der Versammlung ließ ihn nicht weiter reden und Cavaignac stand milden Worten auf: Nie, nie! Paris, 22. Aug. Man hat wieber 200 Insurgenten nach Havre abgeschickt und sic einstweilen auf einem Wallsischfahrer untergebracht. Die Fregatte „Ulloa", welche fie nach Brest bringen soll, war schon angelangt. Die bereits zu Brest befindlichen 1200 Transportirten erhalten gute Kost und schlafen in Hängematten. Die acht Militärcummissionen haben bis jetzt über 4400 Insurgenten entschieden; 2100 wurden freigesprochen, 2120 zur Transportation verurtheilt und etwa 170 den Kriegsgerichten überwiesen. Die Kommissionen haben noch über 5000 Gefangene zu entscheiden und können binnen einem Monate ihre Arbeit nicht beendigen. — Das gestrige Gcständniß Lcdru-Nollin's, daß die Erpcditionen gegen Belgien, Baden unb Eavoycn auf sein Geheiß aus Geldern des öffenllichcn Schatzes bestritten worden seien, macht ziemliches Aufsehen. Dies Bekenntnis; bildet einen sonderbaren Gegensatz zu den früher von Lamartine aus Anlaß dieser Erpcditionen, die er als Versuche und als Attentate gegen die Republik bezeichnete, deren Loyalität dadurch den fremden Mächten gegenüber corn* promittirt werde, über die auswärtige Politik Frankreichs abgegebenen Erklärungen. — Der Oberbefehlshaber der Alpenarmec, General Oudinot, ist von Lyon nach Grenoble abgereift.
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Italien.
Italien. Mailand, 12. Aug. Die „Gazeita di Milano“ vom 11. Aug. bringt folgenden raffenstillstandsvergleich zwischen der sardinischen und österreichischen Armee, als Präliminarien zu den Friedensverhandlungen: Art. 1. Die Grenzscheide zwischen beiden Armein ist die Grenze zwischen beiden Staaten selbst. 2. ie Festungen Peschiera, Rocca d’Anso und Oopo wie auch die Stadt Brescia sollen von den sardinischen und verbündeten ruppen geräumt und den Truppen Sr. k.k. Maj. übergeben werden; die Uebergabe eines jeden dieser Piätze soll statthaben drei Tage nach Bekanntmachung dieser Convention. In den erwähnten Platzen wird das Oesterreich zugehörende Ausrüstungsmaterial zurückgegeben. Die Truppen werden ihr eigenes Material, Waffen, Munition, Monturstücke mitnehmen und in regelmäßigen Etappen auf dem kürzesten Weg in die Staaten Sr. sardinischen Maj. zurückkehren. 3. Die Staaten von Modena, Parma und die Siadt Piacenza mit dem ihr als Waffenplatz angewiesenen Landbezirke werden von den Truppen Sr. Maj. des Königs von Sardinien, 3 Tage nach Bekanntmachung des Gegenwärtigen, geräumt werden. 4. Diese Convention betrifft auch die Stadt Venedig und das venetianische Festland; die sardinischen Streitkräfte zu Wasser und zu Land werden die Stadt, die Forts und die Häfen besagten Platzes räumen, um in die sardinischen Staaten zurückzukehren. Die Landtruppen können ihren Rückzug zu Land machen über einen noch zu bestimmenden Weg. 5. Personen und Eigenthum der benannten Orischaften sind unter den Schutz der kaiserlichen Regierung gestellt. Dieser Waffenstillstand wird 6 Wochen dauern, um Friedensverhandlungen statt finden zu lassen; nach Abfluß dieses Termins wird er entweder in gemeinsamem Einverstandniß verlängert oder 8 Tage vor Wiederaufnahme der Femndseligkeiten gekündet werden. 7. Zu leichterer und freundlicherer Ausführung des Obigen werden beiderseits Commissarien ernannt. - Hauptuartier Mailand, 9. August 1848. Der Gen.⸗Lieut. v. Heß, Gen.⸗Quart.⸗Mstr. der k.k. Armee, Der Gen.⸗Lieut. Graf Salasco, Gen.⸗Quart. Mstr. der sardinischen Armee. Florenz, 6. Aug. Durch den Zug der Oesterreicher nach Bologna ist Florenz, welches nur.drei Stationen von jener Stadt entfernt ist, in die größte Bewegung gekommen. Man erwartet, daß sich die österreichische Armee auch hierher wenden wird. Der englische Gcsandie, Sir George Hamilton, hat ter toscanischcn Negierung eine offizielle Note zugestellt, um ihr die Vermittlung Englands anzubieten; die Negierung scheint entschlossen, dieselbe anzunehmen. Die Blicke Vieler sind übrigens nach Frankreich gerichtet. Unter den Maßregeln, welche Radetzky in Mailand genommen hat, ist auch die Auflösung der Nationalgàrbe. Der Erzbischof von Mailand hat in einem Aufrufe an die Geistlichkeit und das Volk zur Unterwerfung unter den „gesetzmäßigen" Herrscher ermahnt. Den Geflüchteten, deren eine unermeßliche Zahl sein soll, ist bei Rückkehr binnen 14 Tagen Amnestie zugesichert. <Mn. Ztg.) Aus Mailand erfährt man durch Privatbriefe, daß die Truppen Karl Alberts, bevor sie die genannte Stadt verließen, zwei Vorstädte derselben in Brand gesteckt und durch dies abscheutiche Verfahren die ganze Strecke von der Porta Tieinese bis zur Porta Romana in einen Aschenhaufen verwandelt haben. Genua, 12. Aug. Wir können den Krieg als beendigt ansehen; denn während des sechswöchentlichen Waffenstillstandes wird wohl ein Frieden zu Stande kommen. Der König ist, scheint es, über den traurigen Ausgang seines Feldzugs physisch und moralisch darniedergedrückt und wird, ohne Aussicht auf eine franzosische Einschreitung, mit Freuden Frieden schließen. Er kam verlassen und von den Kugeln der Mailänder verfolgt in Vigevano an, wo er zunächst sein Hauptquartier aufschlug. - Hier in Genua sind die Leute mit Abtragung des Casteletto (unter Karl Felix erbaut und die Stadt beherrschend) beschäftigt; die Arbeit geht ganz ruhig vorwärts, und Niemand stört sie daran. Stein. Die römischen Zeitungen vom 8. d. enthalten die officielle Angabe der neuen Minister. Cardinal Loplia ist mit den auswärtigen geistlichen und weltlichen Angelegenheiten, Graf Fabri mit dem Innern, Advokat von Nossi mit der Justiz, Graf *!auro4!cmrt mit dm Finanzen, Graf ©uarint mit dem Handel und einstweilen mit den öffentlichen Arbeiten, Camil Goppioti mit dem Krieg und Perfelti mit der Polizei beauftragt. Man bemerke, daß die auswärtigen Angelegenheiten demselben Minister anvertraut worten sind; es ist dieses eine bedeutende Veränderung. Der lustizminister Rossi hat der Kammer der Abgeordneten angekündigt, Se. Heiligkeit der Papst si fest einschlösse», seine Staaten gegen das Einrücken der Oesterreicher zu vertheidigcn. Der erste 2lct des neuen Ministeriums ist eine Protestation gegen das Benehmen der Ocsterreich^r in den päpstlichen Etaatm. Von der italienischen Grenze, 9. August, SÎarl Albert ist bei feiner Rückkehr in Turin »on allen Seiten mit Verwünschungen empfangen worden, Seine Glorie ist für immer dahin. Die republikanische Partei erhebt ganz ungeschcut bad Haupt, und ihre Anhänger predigen auf den Straßen ganz offen die Verjagung des königl. Verräthers. Am Ende wird Radetzku auch noch in Surin grieben stiften müssen.
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Luxemburger Wort no. 47 23.08.1848
Luxemburger Wort für Wahrheit u. Recht. 2lbonnement«-'23üreau in^uremburg, Gcnisterstr. Nr. 243. Pwimmcl.uionsplcls für 3 «Won. «Mo». 1 Jahr, Purembiirg: 5 Fr. 10 fr. 20 Fr. Äuswäits- 5, 75 11, 25 22, 50 Nr. 4*. Mittwoch, den 23. August. InstltionSgebühren 15 Centimes pro Zeile ober Raum an« Petitschnft. Bestellungen und Briefe werden franco erbeten. 848.
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Deutschland.
Deutschland. Luxemburg, 18. August. Der Art. 73 der Eon» ftitution schreibt vor, daß der Landtag „entweder durch den König Großherzog selbst, oder durch einen »on ibm hierzu ernannten Bevollmächtigten eröffnet und geschlossen werden soll." Am 31. Juli dieses Jahres faßte der König den in Nr. 68 des Memorials bekannt gemachten Beschluß, durch welchen der damals noch eristirende Gouverneur des Großherzogthum'S ermächtigt wurde, die am 22. April zusammenberu,ene außerordentliche Kam* mersession zu schließen. In derselben Nummer des Memorials sieht man nun mit Erstaunen, daß jene Königliche Ermächtigung jetzt, nach dem 1. Angust, der Herr General-Administrator der auswärtigen Angelegenheiten, der Justiz und des CultuS, Präsident des Conseils, ohne weiteres auf sich bezieht, und demnach die Kammer schließt., Seit dem 1. Augnst hat das alte Regime zu sein aufgehört, und die Verfassung gibt uns Bürgschaften dafür, daß aus jener alten Zeit nicht ein einziger Fetzen von Gewalt, Herrschaft, Befugniß und Willtühr mit herüber in die neue Ordnung der Dinge eingeschmuggelt werde. Es ist richtig, daß zwischen jener und der neuen Zeit reine Rechnung gemacht werde, wollen wir nicht in den alten Sauerteig zurücksinken. Mit den Namen und den Personen jener Herrn, welche sich leider auf die neue Zeit vererbt haben, wird Niemand ihre früher« Vefugniße verbinden. Was der Gouverneur Delafontaine am 31. Juli noch konnte, das kann er heute nicht mehr. Nie und nimmermehr ist der Präsident des heutigen Conseils der Nachfolger des frühern Gouverneurs. Mit demselben Rechte könnte sich das heutige Conseil als Nachfolger des alten Negierungs-Collegiums betrachten, und dessen Rechte über wollen, wogegen das Volk Protestiren würde. Wir warnen die Herren in ihrem eigenen Interesse. Ist ihr Präsident nicht blos factisch sondern auch juristisch eine Person mit dem vormaligen Gouverneur, und glaubt er dessen Befugnißc auf sich übertragen zu dürfen, so wird er, wie dieser, z. B. alle Unterbeamten der Negierung ernennen und entlassen, auch wenn sie in den Finanzen, im Innern, im Gemeindefach u. f. w. arbeiten; er wirb, wie der frühere Gouverneur, die Emploue's aller fünf Dicustzwcige willkührlich durcheinander werfen, was den andern vier College« sehr unwillkommen fein würde. Er würde mit einem Worte alle andere Befugnisse in Anspruch nehmen, welche einst dem Gouverneur allein zustanden, jetzt aber fiel) auf alle füuf Verwaltungen, oder auf das ganze Conseil »erteilen. Ist nun aber der Conscilpräsidcnt nicht der Nachfolger des Gouverneurs, so konnte er auch eine diesem, als solchem, erteilte Königliche Ermächtigung nicht auf sich beziehen. Er handelte also ohne Ermächtigung, was der im Eingange erwähnten Bestimmung des Art. 73 der Constitution zuwider ist. X Luxemburg, 20. Aug. Der „Courrier de Lurb." bringt in feiner gestrigen Nummer einen Artikel über die Rückkehr des Herrn Bischofs, der Beachtung verdient, und für den wir ihm wohl ge, wissermaßen Dank haben muffen. Die hohe Persönlichkeit und ungewöhnlichen ©ei* stesgabcn des Prälaten flögen dem „Cournei" unwillkürlich Hochachtung, ja fast Gefühle inniger Ergebenheit, wie er doch vorgibt, gegen Denselben ein. Er sagt, er habe es immer zu würdigen gewußt, was alles der Bischof zur Forderung der Religion und zur Verherrlichung des Gottesdienstes gethan; er bekennt ferner, daß Derselbe nicht nur alle Eigenschaften besitze, die zur Oberleitung und Führung der Kirchen-Angelegenheiten erforderlich sind, sondern auch daß Ihn der Wille und die Autorität der Kirche stets über Alles gehe, daß diese Ihm vor Allem als Regel und Richtschnur seines Handels gelte. Welch schöneres Lob kann «Vati einem Kü t^enfür-- I ften sprechen? Eben dadurch aber, daß Er ein so treuer und ergebener Soin der Kirche ist, war Ei auch sttts ein ergebener Untenhan des Königs und treuer Bürger des Staats, wie dies noch besonders sein Hirtenbrief vom 18. März barthut. Setifiten doch seitdem sogar feine ärgsten Feinde Ihm offene Gerechligkcit widerfahren lassen, da nach Allem auch nicht der Schein einer Ungesetzlichkeit ober Ungebühr Ihm zu Last gelegt werden konnte; wie dies Hähern Ortes nun auch gebührende Würdigung und Anerkennung gefunden, gemäß dem, was Se. Maj. unser König bereits am 8. Juni, unserer katholischen Deputation im Haag ausdrücklich bedeutete. Und was mehr ist : der heilige Vater selbst hat durch ein eigenhändiges, freundliches Schreiben vom 19. Juli, unsenn verehrten Herrn Bischof Seine völlige Zufriedenheit mit dessen geistlichen Verwaltung ausgedrückt und zu feiner Rückkehr nach Luremburg va, tcrlich Glück gewünscht. Wenn nun von so hoher Stelle, nach gehöriger Untersuchung und Erkenntniß so entschieden gesprochen wurde, dürfen und wollen auch wir, als aufrichtige Freunde des Friedens und der Religion, nicht anders als ehrfurchtsvoll und gehorsamst solchen Ausspruch entgegen nehmen, - nach den Worten des „Courrier“ in seiner Nummer vom 6. Mai: 0uand d’aussi hanles volontés que celles qui ont éloigné (et eappele) M. laurent se sont prononcées, il est du devoir ee tout ami sincère de la pain et de la religion, de se taire, comme c’est aussi celni du gouvernement de faire respecter ces volontés par tous les moens qui sont en son ponvoir. Die Befürchtungen und düstere Stimmung, die der „Courrier“ in seiner gestrigen Nummer geäußert, theilen wohl die Wenigsten mit ihm, nnd kommen schwerlich ihm selbst auch ganz von Herzen. Das gläubige Volk - und das ist Gott Lob die bei weit größte Mehrzahl in Stadt und Land, ist im Gegentheil nunmehr beruhigt und getröstet, und wegen der sichern Nachricht, daß nun bald nach langem Gebet und Flehen, der geliebte Oberhirt in Mitte seiner Heerde erscheinen werde, in freudiger Bewegung. Verbleibe nun Jeder in seinem Bereiche, wie der Bischof stets gethan, - und Friede wird dann im Lande wohnen. Koblenz, 17. Aug. Nachdem der Reichsverweser gestern Morgen nach 11 Uhr unter feierlicher Begrüßung auf dem Dampfboote „Schiller" auf der Rückreise nach Frankfurt hier vorbeigekommen war, trafen gestern Nachmittag gegen 3 Uhr 400 Abgeordnete der deutschen Neichsversammlung auf dem besondern Dampfboote „der König" »on Köln hier ein. Die Gebäude am Rhein hatten ihre Festflaggen aufgezogen, eine Ehrenwache der Bürgerwehr war an der Landestelle aufgestellt, die Werfte waren mit Menschen angefüllt, welche die Männer der Wahl unter dem Donner der Böller, den Salven der Ehrenwache mit jubelndem Hoch begrüßte. Einer der Abgeordneten brachte der Einheit Deutschlands ein Hoch, und ein anderer dankte für die schöne deutsche Gesinnung, die sich hier und am ganzen Rhein bekunde, worauf der Oberbefehlshaber der Vürgerwchr, Herr Koop, den wackeren Vertretern ein Hoch brachte, in welches das Volk einstimmte. Nach einem halbstündigen Aufenthalt setzte das Boot seine Reise nach Bicbcrich weiter fort. (Rh.°u.-M.-Ztg) Koblenz, 19. August. Das Dombaufest führt uns eine große Zahl Celebritäten zu; Alerander v. Humboldt, Peter vo. Cornelius, Monsignor VialaPrela, der Bischof Weiß von Speier weilen in unserer Mitte. - Jeden Tag passiren deutsche Krieger auf ihrem Zuge gen Dänemark unsere Stadt. Gestern Mittag kam ein Bataillon Badener auf drei Schiffen vorbei, und gestern Abend langte auf einem Schleppzuge von 5 Schiffen ein Park Artillerie mit Kanonen und Pferden in Ehrenbreitstein an, begrüßt von den Wällen der Stadt und dem Freudenrufe ihrer hiesigen Waffengenossen und der Bevölkerung. Das hiesige Ofsiciercorps hat seine Kamraden zu einem Fest im Militärcasino geladen. Unterofficiere und Soldaten in anderen Lokalen. Die schönste Gesinnung für die Einheit Deutschlands gab sich überall kund. (Rh.⸗ u. M.⸗Z.) Rendsburg, 15. Ang. Von den lauenburger Jägern sind heute Morgen 120 Mann, welche s. durchaus weigerten, dem Befehle der Vorgesetzten Folge zu leisten und auf das hartnäckigste erklärten, weber arbeiten noch eiereiren zu wollen, nach Sorgbrück, unter starker Eseorte abgeführt. Es soll an diesen Leuten dort das KriegS-Urtheil vollzogen werben. Apenrade, 15. Aug. In diesen Tagen wird der Untcl.Staatssckrctär des Ministeriums des Auswärtigen in Frankfurt, Mai ». Gagern, hier bei dem General Wrangel erwartet, um bei den Vermittlungen eines Waffenstillstandes mit Dänemark tätigen Antheil zu nehmen. Alles beutet barauf hin, baß derselbe erfolgen werde, wie denn auch feit gestern keine neuen Truppenmärsche mehr gegen Norden Statt gefunden haben. — Außer der von uns schon gemeldeten Gefangennehmung von 22 preußischen gutraffiren auf einem Piquet glückte es ben Dänen auch, zwei Brief-Patrouillen desselben Regiments aufzuheben, so baß sie jetzt mit fast 30 preußischen Cuirassircn als Gefangene hcrumparadircn können, was fie sicherlich sehr ausposaunen werben. Schwerin, 8. Aug. Soeben trifft hier die zuverlässige Nachricht ein, daß unser ganzes Ministerium, sowie unser Regierungscollegium ihre Entlassung genommen haben, in Betracht, daß es mit ihrer Ehre nicht vereinbar sei, dem allgemein und öffentlich ausgesprochenen Wunsch länger zu widerstreben. SteverWustrow wird, sowie man allgemein glaubt, sich sein Ministerium bilden. Berlin, 1.. Aug. Nachdem der bisherige Oberpräsident der Provinz Westphalen, Staatsminister Flottwell, auf die von Seiten des königl. Staatsministerii, so wie der hier anwesenden westphälischen Deputirten der preußischen Nationalversammlung an ihn erlassene Anfrage zugestanden hat, „die bei der deutschen Nationaloersammlung zu Frankfurt a. M. angebrachte Petition auf Aufhebung des Cölibats der katholischen Geistlichen“ mit unterei hnet zuhaben, hat das königl. Staatsministerium den Beschluß gefaßt, den Herrn Staatsminister Flottwell als Oberpräsident der Provinz Westphalen nicht weiter fungiren zu lassen. - Daß Se. Maj. der König diesen Beschluß des Staatsministeriums allerhöchst sanctioniren wird, dürfte keinem Zweifel unterliegen. Berlin, 15. August. In der Vorhalle der Nationalversammlung unterhielt man sich heute lebhaft davon, daß auf den kleinen Dänischen Inseln bereits an 10,000 Mann Russen gelandet fein sollen. Eme Nachricht, die jedenfalls bis jetzt cines tieferen Grnndes ermangelt. Wien, 13. Aug. Nach einer Abwesenheit von 12 Wochen ist der Kaisei und die kaiserliche Familie gestern zur allgemeinen Freude der Bevölkerung wieder in die Hauptstadt zurückgekehrt, und mit dem herzlichsten Jubel begrüßt worden. Ihre Majestäten landeten gegen 5 Uhr Nachmittags in Nußdorf, von wo aus sich der feierliche Zug durch die Stadt nach dem kaiscrl. Lustschloß in Schönbrunn begab und dort um 8 Uhr Abends eintraf. In dem ersten sechsspännigen Hofwagen saßen der Kaiser, die Kaiserin, der Erzherzog Franz Karl und dessen Gemahlin die Erzherzogin Sophie, mit ihrem jüngsten sechsjährigen Prinzen auf dem Schooß, und in einem zweiten sechsspännigen Hofwagen folgten die älteren drei Söhne des Erzherzogs Franz Karl, nämlich der künftige Thronfolger Erzherzog Franz Joseph und die Erzherzoge Ferdinand und Karl Ludwig, ferner der Hofstaat Ihrer Majestäten, Garden, Generale v. f. W. Bei dieser Gelegenheit sah man neben der deutschen und ungarischen auch wieber italienische Nobelgarden zum erstenmal feit den Märztagen. Abends waren die ganze Stadt und sämmtliche Vorstädte glänzend beleuchtet, und beute fand zur Feier der Rückkehr Se. Maj. ein Tedcum in der Domkirche zu St. Stephan statt. Der Erzherzog-Palatin Stephan war bereits gestern früh hier eingetroffen um Ihre Majestäten zu bewillkommnen. Wie ich so eben erfuhr, wirb der Kaiser sich ehesten« nach Ofen begeben und den ungarischen Landtag, der noch im Laufe dieses Monats beendigt werden soll, in Person schließen. (Z.A.Z.) Trieft, 9. Aug. Die Ucbcrgabe von Mailand hat hier den angenehmsten Eindruck gemacht, und gestern Abend nahmen an dem großen Zapfenstreich, welchen das Musikcorps der Nationalgardc ausführte, viele Taufende Thcil, die in den lebhaftesten Aufbrüchen der Freude ihre ungeheuchelte Theilnahme an diesem hoffentlich auch für die Folge glücklichen Ereignisse beurkundeten. Aus Venedig erhielten wir gestern mit telst des englischen Dampfers „Lucust“ Briefe und Zeitungen bis zum 7., a er wenig bemerkenswerthe Neuigkeiten. Die provisorische Regierung erläßt Deerete über Decrete, aus welchem einerseits hervorgeht, daß dort der größte Geldmangel und steigende Noth der unbemittelten Klassen herrscht, andererseits, daß sie einen Ausbruch von Unordnungen befürchtet, da sie die im Strafcodex enthaltenen Bestimmungen in Betreff der Zusammenrottungen u. s. w. in Erinnerung bringt und allen Nichwvenetianern, welche ihren Aufenthalt in Venedig nicht motiviren können, befiehlt, binnen 24 Stunden die Stadt zu verlassen.
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Schweiz.
Schweiz. Luzern, 11. Aug. Es ziehen seit einigen Tagen viele Flüchtlinge aus der Lombardei durch. Ein großer Theil derselben begibt sich nach Frankreich. Im Kanton Tessin soll es wimmeln von flüchtigen Familien, besonders Adeligen aus Mailand. Alle Gasthöfe von Chiasso und Lugano sind, wie es heißt, von Flüchtlingen so voll gepfropft, daß kein Platz mehr zu finden. Die Jtaliener, die wir hier ssprachen, geben ihre Sache noch nicht verloren, und ihr Hochmuth, ihre unerträgliche Prahlsucht ist selbst durch den glänzenden Erfolg der österreichischen Waffen noch keinesweges gebengt. Der „Verräther Karl Albert“ muß nun ganz allein Schuld und Schimpf der Niederlage tragen, während bekanntlich die Piemontesen allein sich brav geschlagen, die Lombarden, Toscaner, Römer mit ihren imposanten Bärten und großsprecherischen Phrasen von Sieg oder Tod nirgends festen Stand gegen die breitschulterigen Oesterreicher gehalten haben. Es ist leichter und bequemer ein Heros beim Barricadenkampf zu sein, und aus wohlverwahrten Fenstern selbst unsichtbar auf die Straße herabzuschießen, als im offenen Feld Aug’ gegen Aug’ dem Gegner die Stirn zu bieten. All’ diese prächtigen Freiheitskämpfer und Crociati aus Rom und Florenz haben sich vollkommen so benommen, wie wir’s von ihnen erwarteten, d. h. sie rückten mit wahrer Grandeza in Rock u. Miene aus der Heimath, waren voll heldenmüthiger Entschlüsse, als Sieger oder nie wiederzukehren, schimpften gewaltig auf die „deutschen Barbaren“ und liefen auf dem Schlachtfeld davon. Die Oesterreicher haben sich auch so benommen wie wir es von ihnen dachten. Sie ließen sich durch Barrikaden und Geschrei der Wälschen im ersten Moment einschüchtern, sie waren in all’ ihren Bewegungen entsetzlich langsam und schwerfällig, sie wagten nirgends einen kühnen Schlag, sie prahlten nie. Aber sie zeigten auch ihre alte Kriegertugend der Standhaftigkeit, der hartnäckigen Ausdauer und nachdem halb Europa, fogar die nüchternen Engländer, die österreichische Sache in Italien verloren gegeben, das österreichische Heer und den greisen Radetzky als unkriegerisch und untüchtig verhöhnt, stehen die Oesterreicher nun wieber als Sieger in Mailand. .Lliiilia farà tutto da se" schrien noch vor wenigen Wochen Lombarden, Römer, Toscaner. Heute ist die einzige Hoffnung der Italiener auf fremden Beistand, auf Frankreich gerichtet. Die hier weilenden Flüchtlinge nehmen es als eine alte ausgemachte Sache an, daß die französischen Bataillone die Alpen überschreiten werben. Uns scheinen innere Zustände und Finanzen Frankreichs doch etwas zu bedenklich, als daß wir glauben könne», die französische Regierung werbe sich mit Leichtsinn in einen Krieg stürzen, dessen Ende nicht abzusehen wäre. (A.A.Z.
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Die Eigenthumsfrage.
Die Eigenthumsfrage. Wir geben hierüber einen Artikel des „Univers“, welcher diese Frage ebenso klar als treffend beleuchtet. Die Socialisten, sagt dies Journal, flößen einen großen Schrecken ein, und man schreit viel gegen ihre Theorien, unter andern gegen die Proudhon’s über das Eigenthum. Diese Theorien sind aber nichts anderes, als die Folgen von Grundsätzen, welche seit lange in Europa geehrt, als Wahrheit selbst von den Regierungen angenommen und vielfach von ihnen angewendet worden sind. Cbenso hat auch die sardinische Deputirtenkammer noch neulich jene Grundsätze in Ausübung zu bringen gesucht und in verschiedenen Cantons der Schweiz werden sie heute geltend gemacht, ohne daß dies bei uns die geringste Aufregung verursacht. Freilich versuchten die Stände zu Turin, und machen die schweizerischen Cantons nur eine theilweise Anwendung der wühlerischen Grundsätze gegen das Recht des Eigenthums. Sie consisciren nicht kraft des oberherrlichen Rechtes, welches sie dem Staate zuschreiben, die Güter aller Staatsbürger, sondern begnügen sich mit der Confiscation der Güter der religiösen Gesellschaften, deren Mitglieder doch ebenfalls Eigenthümer derselben sind. Aber wenn das Eigenthum eines Laien geheiligt ist, warum soll nicht das eines Mönches es ebenfalls sein? und wenn man nicht ungestraft einen einzelnen Menschen plündern kann, warum soll es erlaubt sein, eine Gemeinschaft zu plündern? Das Recht des Eigenthums ist für Alle dasselbe. Sobald man dem Staate die Macht zuerkennt, jenes Recht bei einem Staatsbürger oder irgend einer Korporation zu schänden, so erkennt man ihm hierdurch auch die Gewalt zu, ebenso gegen andere Korporationen und andere Bürger so oft zu verfahren, als es ihm gut dünkt. Und doch gibt es Viele, welche Proudhon verwünschen, dagegen aber die Volksrepräsentanten und selbst die Könige feiern, welche zu andern Zeiten das Beispiel ähnlicher Plünderungen gegeben haben.. Glauben solche Leute, daß ihr Privateigenthum allein unverletzlich sei, oder können sie Eigenthumstitel andrer Art aufweisen, als die der verschiedenen religiösen Körperschaften, welche abwechselnd von den absoluten Fürsten, von der Republit von 1793 und von den Liberalen der neuen Zeit beraubt worden sind? Proudhon sagt sehr wahr, daß feine Lehren nur die Conscquen; von denen feien, welche bei vielfachen Gelegenheiten »on den Ketzern und den Philosophen, unter deren Herrschaft sich die europäischen Nationen feit drei Jahrhunderten befinden, gepredigt und angewendet sind. Die Theorie Proudhons ist das letzte Wort des Cocialismus, und dieser das letzte Wort der protestantischen und philosophischen Vel;ren, welche feit Luther und feit Voltaire herrschen. Der Katholicismus hatte in allen Staaten eine Menge lebendiger Kräfte geschaffen, welche die Einzelnen zu mächtigen und dauernden Gemeinschaften vereinigten und sie so gegen den Druck der Gewalt schützen. Der ProtestamismuS und die Philosophie haben nacheinander alle, diese Bollwerke der Frei- IM zerstört. Dem Staate gegenüber sind nur Individuen geblieben, ohnmächtig, sich gegen ihn »u vertheidigen. Nunmehr schlagen aber die Socialisten vor, dem Staate gegen die Individuen selben Rechte wnerfennen, welche man ibm ge, gen die nach einander von ihm getödteten moralischen Personen in die Hand gab. Das ist ganz logisch. Warum soll der Staat nicht die Individuen verschlucken, wie er den ganzen Rest verschluckt hat? Was ist hiernach noch ein Individuum dem Staate gegenüber? und wenn die Einzelnen sich nicht ungestraft gegen den Staat vereinigen und associiren konnen zur Vertheidigung und Verbreitung der Wahrheit, der christlichen Liebe, der Tugend, mit welchem Rechte sollten sie denn gegen den Staat ihre materiellen Interessen und ihr Eigenthum vertheidigen können? Ist das Eigenthum etwas Heiligeres, als die Religion? Ist das Recht, ein Stück Land sein zu nennen, unverletzlicher, als das, seine Pflichten gegen Gott und die Menschen zu erfüllen? Wahrlich, wenn man Alles hört, was seit dem 2t. Februar gesprochen wird, man sollte glauben, den Franzosen läge nichts mehr am Herzen, als das Eigenthum. Die heiligsten und geweihtesten Grundsätze sind in Frage gestellt: die Familie, die Moral, die Religion, die Kirche und Gott selbst werden täglich angegriffen - dabei rührt sich Niemaud; aber beim geringsten Worte gegen das Eigenthum erhebt sich alle Welt, und man ist bereit, dafür zu sterben und thut es auch. Das Eigenthum ist unser Gott. $anitl)on hat es bewiesen, wie ohnmächtig dieser Gott ist. DaS Eigcnthum tann sich nicht, selbst »er» Zeitigen. Wenn dasselbe etwas Anderes, als eine Thatsachc, wenn es ein Recht ist, so hat dieses Rrcht, wie alle anbern, feinen Grund und fein Gewähr in einer Doctrin. Nun kann aber eine philosophische, oder rein menschliche Doctrin kein 9ïid)t gründen, denn jeder Mensch hat das Recht, eine aus dem Gehirn des Menschen entstandene Toctrin zu ».erWerfen, und die Rechte zu verachten, welche von dieser, alles Ansehn entbehrenden £octrin verkündigt wird. Das Eigcnlhum bedarf also, wie Alles, wa« auf Erden heilig und geweiht ist, einer religiösen Doclrin, um von ihr diesen unverletzlichen Charcuter des Rechtes zu empfangen, welchen die kehren des Menschen nicht erteilen können. Man suche so lange, als es beliebt, und man wirb für das Eigenthum keine andere feste Gründung finden, als den Artikel des göttlichen Gesetzes, welcher verbietet, das Gut des Nächsten zu entwenden. Man entrüstet sich über die Socialtsten, man verachtet sie, das ist sehr bequem. Aber glaubt man, daß diese Verachtung »on jener zahllosen Masse Unglücklichen geseilt wird, welche in Folge der anti* christlichen Lehren, mit denen man sie seit so lange füttert, außerhalb aller Religion leben? Um an das Ei.qenthum 511 glauben, wenn man nicht an ©Ott glaubt, muß man Eigenthümcr fein. Aber man weiß es wohl und lernet es alle Tage mehr, daß nicht alle Welt Proprietär ist, und daß diejenigen, welche es sind, es nicht in dem Grade sind, um blind und gegen jede Versuchung uner. schüttcrlich zu glauben. Andererseits, wenn man rechtmäßig das Eigenthumsrecht nicht in Anspruch nehmen kann, ohne das dasselbe heiligende göttliche Gesetz anzuerkennen, kann man sich auch nicht folgerichtig auf dieses Gesetz berufen, und dabei sich weigern, den von ihm auferlegten Pflichten nachzukommen. Die Religion heiligt das Eigenthumsrecht und verbietet den Diebstahl; sie gebietet aber auch dem Wohlhabenden, den Armen einen Theil seines Reichthums mitzutheilen, und es ist dieses nicht ein einfacher Rath, sondern ein Gebot, sagt der heil. Thomas. Der Reiche soll die Armen von seinem Ueberflusse unterstützen, dare eloemosynam de superfluo est in prœcepto. Im Falle äußerster Noth kann Niemand stra,los unterlassen, den Armen zu unterstii« tzen: est in preeeepto dare elr-emosynain ei qui est in exlrema necessitate; denn in tiefem Falle tritt ein, was der heil. Ambrosius sagt: Nähre den welcher des Hungers stirbt; nährst du ihn nicht, so bist du der Tödtung eines Menschen schuldig: pasee faine morientem; si non paveris oeeidisti*) Die Wohlthätigkeit ist, wir wissen es, in Frankreich bei weitem nicht erstorben. Man gibt, und man gibt viel. Wenn man aber aufrichtig sem will, so wirb man gestehen, daß unter der Masse derjenigen, welche in der That die katholische Gesinnung abgeworfen haben, fie nicht ausüben, viele nicht mehr das Gebot befolgen, welches den Christen es zur Gewissenspflicht machte, »on ihrem Überflusse den Armen mitzutheilen, und ihre Brüder niemals in der höchsten Noth ohne wirksame Hülfe zu lassen. Man wunbert sich, daß die Armen ihre Pflichten gegen die Reichen vergessen haben; aber man muß sich auch wundern, daß die Pflichten des Reichen gegen den Armen ebenfalls vergessen und verkannt sind. Die ungläubigen Reichen entschuldigen sich damit, daß sie nicht mehr Christen feien, und daß die Philosophie, welche nach ihrer Idee, an die Stelle des Chriftenthums getreten ist, das Gebot des Almofengebens verwirft. einem Christen macht es der Priester im Beichtstuhl zur Pflicht, dem Gebote des Almuscngcbcns je nach feinen Kräften und Bedürfnissen nachzukommen. Ein Philosoph aber ist sein eigener Beichtvater, und das Gebot des Alm», sengebcns bindet ihn nur wann und wie es ihm gefällig ist. Ich lasse diese Entschuldigung dahin gestellt sein, und behaupte nur, daß der dürftige Ungläubige sie ebenfall« geltend machen kann. Er hat sich auch zum Philosophen gemacht, und seine Philosophie verpflichtet ihn nur, wann und wie eS ihm gefällig ist das Gebot zu befolgen, wonach man das üigenthum des Nebenmenschen achten soll. Die Philosophie, die Gedankenfreiheit, bestehen gerade darin, daß Jeder sich sein eigene« Gesetz machen kann. Jeder macht es sich nach Maßgabe feiner Bedürfnisse, seiner Interessen, feiner Leidenschaften, und somit gibt cô zwischen dem Armen und Reiches dem Proletarier und dem Eigrnthümer, fein gemeinschaflllchcs Gesetz' mehr, welches ihre respective» Pflichten und Rechte ordnet, sondern nur allein das Recht des ©tarfern. Die katholische Kirche hatte verstanden, daß die Wohlthäligkeit der Einzelnen für die Gesellschaft unzureichend war, und daher ein umfangreiches System der focialcn Armenpflege eingerichtet. Sie haue zunächst durch die Heiligung des Sonntags und der Feiertage den Arbeitern die nötige Ruhe versichert. Die Philosophie hat den Sonntag, die Feiertage und die Ruhe abgeschaft. Durch den öffentlichen Gottesdienst, die Predigt des göttlichen Wortes, die Schulen, welche im Anschluß an die Kirchen und in den Klöstern gebildet würben, hatte die Kirche für die geistige und moralische Pflege der Arbeiterklassen gesorgt. Die Philosophie hat die Schulen untergraben und einen Theil des Volkes aus den Kirchen gezogen, so daß dem Volke diese religiöse Erziehung genommen tst, welche der Priester gibt, welche nur er geben kann, welche sich durch nichts ersetzen läßt, welche die Seele mit dem Brode der höchsten Wahrheiten speist, welche alTein das Gewissen bildet, die Achtung vor dem Rechte und die Liebe zur Pflicht einflößt. Dagegen nur hat die Philosophie versucht, das Volk lesen und schreiben zu lehren, jedoch es nicht einmal so weit gebracht. Viel mehr und viel Größeres leistcte in dieser Hinsicht ehemals die Kirche, und sie wußte außerdem, daß Lesen und Schreiben nichts ist, wenn man das Gelesene nicht begreift, wenn man nicht im Verstande wahre Lehren und im Herzen gute Gesinnungen hat, welche man ausdrücken will. Die Philosophie hat den Völkern, welche ihr lauschten, den Verstand und das Herz zu einer Einöde gemacht, sie in intellectuelles und moralisches Elend gestürzt, und nun gebietet sie ihnen (man weiß nicht im Namen wessen) geduldig das physische Elend zu tragen, welches sie ihnen ebenfalls bereitet hat. Es ist eine Wahrheit, so klar, wie die Sonne, daß, wenn man nicht zu den heidnischen, auf die Sclaverei gegründeten socialen Zustände zurückkehren, oder nicht die Gesellschaft dazu verdammen will, mit den communistischen Lehren, welche einst von gewissen heidnischen Secten erfunden wurden, und in unsern Tagen erneuert worden sind, eine Probe zu machen - was eine Sclaverei nur unter anderer Form sein würde - die Gesellschaft irgend eine andere Auskunft finden muß, um für die Eristenz und den Unterhalt der dürftigen Classen zu sorgen, welchen die Arbeit nicht hinreichende Mittel liefert. Die Kirche hatte für die sociale Förderung gesorgt. Das Einkommen der Kirchengüter und derjenigen, welche die religiösen Orden besaßen, theilte sich in drei Theile. Der kleinste hiervon diente zum Unterhalte des Priesters. Der zweite war dazu bestimmt, die Kirche, dieses Haus Gottes und des Volkes, zu bauen, zu unterhalten, auszubessern und zu schmücken, auch den Prachtaufwand des Cultus zu bestreiten, dessen Feste und Unterweisungen, den Unterricht, die Erholung und die geheiligte Freude des Volkes ebenso, wie die Ehre Gottes, zum Zweck und zum Ergebniß haben. Der dritte Theil endlich, der beträchtlichste war für die Armen. Außerdem lebte auf den geistlichen Besitzungen, gemächlich, von weniger harter Arbeit, als überall sonst, eine große Anzahl von Familien. Der geistliche Stand war für Alle offen. Seine Schulen ertheilten unentgeldlich die Erziehung und den Unterricht den Kindern des Dürftigen, welcher sie mit Freude und ohne, daß man ihn zu zwingen brauchte, dahin schickte. Die zahlreichen Klöster, welche das Gebiet bedeckten, waren eben so viele Zufluchtsstätten für die Söhne des Volkes. Die Philosophie hat dem Allem ein Ende gemacht. Ihr erschien die Gemeinschaft der Güter, welche in den Klöstern auf freiwillige Armuth und auf das Gelübde derselben gegründet war, als ein gefährliches Beispiel. Sie hob sie auf, und jetzt ist die Armuth nothgedrungen, von ihr die allgemeine Theilnahme an allen Gütern zu verlangen. Die Philosophie fand, daß die freiwillige Ehelosigkeit, das Gelübde der Keuschheit, dem Wachsthume der Bevölkerung schade. Jetzt hält sie dafür, daß dieses Wachsthum zu groß ist, und findet kein anderes Mittel, als im gezwungenen Cölibat, einem naturwidrigen, in schändlichen Ausschweifungen und im Kindermorde. Der freiwillige Gehorsam, das Gelübde desselben, mißsiel der Philosophie vor Allem. Sie muß jetzt zufrieden sein, denn wer gehorscht heutigen Tages noch? Doch fordert man, statt des freiwilligen Gehorsams gegen Gott, den gezwungenen, unbeschränkten, unbegränzten gegen den, selbst geschaffenen Gott, den Staat. Eine Abscheu waren der Philosophie die Güter der todten Hand, die Güter der Kirche und der religiösen Orden. Wir haben keinen mehr. Der Staat ist dadurch nicht reicher geworden, aber die Armen haben ihr Gut verloren und fordern vom Staat, der es nahm, daß er sie leben lasse. Ja, mit den Gütern der Kirche und der religiösen Orden hat man auch das Gut der Armen confiscirt, denn dieser kamen die Einkünfte jener Besitzungen zu Gute; ihnen waren die von den Kirchen und Klöstern gegründeten Schulen gewidmet; ihnen gaben die Bischöfe, die Priester, die Mönche und Nonnen heldenmüthig ihre Mittel, ihren Schweiß, ihre Talente und ihr Leben hin. Eine solche Missethat konnte nicht ohne Strafe bleiben, und diese beginnt heute. Die Armen, geplündert und verführ, durch die Philosophie, welche seit drei Jahrhunderten die Buhlrrin des Staates ist, wäbrmd er für fie die Kirche verließ, die Armen haben sich erhoben, un* der Staat erzittert vor ihnen, ohne Macht, so« wohl sie niederzuhalten, als ihre Forderungen zu gewähren. •) XXII. g. 32. 5. 6. 9.
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Niederlande.
Niederlande. Haag, 17. Aug. In der gestrigen Sitzung der Kammer wurden die Debatten über die VerfassungsRevision fortgesetzt, und zwar über das Recht des Placet, gegen welches mehrere Mitglieder sehr beredt das Wort führten, für den Regierungs⸗Entwurf Partei nehmend, welches gleichfalls den Grundsatz des Placet verwirft. Im Laufe der Debatte nahm der Minister das Wort und sagte unter Anderem: „Derjenige, welcher das Volk hinter sich habe, sei der König, der die Reform wolle. Er, der Minister, würde bloß eine kurze Zeit am Ruder bleiben und sei bloß ein Werkzeug des Königs. (K. Z.)
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Frankreich.
Frankreich. Paris, 18. Aug. Es herrscht fortwährend ein unheimliches Gerücht über eine bevorstehende Insurrection. Die Vorsichtsmaßregeln sind besser getroffen wie im Monat Juni. Man mus; hoffen, es werde fein Blut mehr fließen. Der parlamentarische Kampf wird jedenfalls schrecklich werden.
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Rußland.
Rußland. Petersburg, 6. Aug. Die Cholera ist fast vorüber. In den letzten Tagen famen täglich nur noch an 60 neue Erkrankungsfälle vor. Anrede des Hrn. Grzbischofs von Köln bei dem Einzüge in den Dom und bei der Enthüllung der Glasgemälde, am 14. August 1848. So ist denn der Tag gekommen, den wir so lange gehofft, die Stünde ist gekommen, die wir so heiß ersehnt haben! Als wir vor sechs Jahren, ben erlauchten König-Proteetor an unserer Spitze, ben kühnen Entschluß faßten, dieses seit Jahrhunderten unvollendete, altehrwürdige Gotteshaus auszubauen, da hätten wir l/mm es gewagt, mit bern kühnsten Hvffnungsfluge alle die Hindernisse und Mühen, die vor und lagen, zu überschreiten und das Ziel zu bezeichnen, bas? wir jetzt so schön erreicht haben. — Aber Gott sei Preis und Dank! — wir gingen kühn ans Werk, und das Werk ist gelungen über alle Erwartung. Es ist uns gelungen mit des Herrn Beistand und der Brüder liebevoller Hülfe. Kaum war vor sechs Jahren die Hunde von unserem Entschlüsse, daß wir den alten, lange barniebcrliegenben Dom zu Köln zu Gottes Ehre und zu einem Denkmale des Vaterlandes ausbauen wollen, laut geworden, da wallte überall und in jeder Brust das deutsche Herz auf, und aus aßen Gauen des Vaterlandes öffnete sich mit dem offenen Herzen auch die brüderliche Hand zu reichen Liebes» gaben. Unser erlauchter Proteetor an unserer Spitze förderte mit königlicher Freigebigkeit unseren Bau. Sein königlicher Bruder sagte uns zu, das Sudportal mit einem Kreuze knnstreicher Standbilder auszuschmücken, zu denen bereits die Zeichnungen von Meisterhand entworfen sind. Sein königlicher Freund, König Ludwig, verherrlichte durch das kostbare Gescheut der unüberbaren Glasgcmalde, die wir in dieser Feststunde zum ersten Male enthüllen und bewundern, und viele Fürsten, auch unter ihnen der erlauchte Rcichsverwcser, unterstützten unser Gotteswerk. Mit diesen erlauchten Gönnern vereinte sich die zahllose Menge ber Dombaufreunde nicht bloß aus allen Gauen Deutschlands, sondern auch über die Grenzen des Vaterlandes hinaus. Von den Ufern ber Seine und Themse, von der ewigen Weltstadt der sieben Hügel, und selbst aus der Souncnstadt der Inka's, wo das südliche Htcrncnkreuz über einem anbern Weltlhcile erglänzt, ist uns die Gäbe der Bruderliebe zugekommen und setzte sich und der Liebe zum Vaterlande ein unzerstörbares Denkmal in diesen Säulen und Mauern. Mit der herzlichsten Freude sprechen wir daher in dieser Feststunde allen Förderern dieses Baues unseren warmen und innigsten Dank aus. Warmen und innigsten Dank dem Könige Protector, dessen Großmuth uns so freigebig gefördert in unserem Gotteswerke! Innigen Dank Seinem königlichen Bruder, der uns den Schmuck kunstreicher Standbilder zugesagt! Innigen Dank dem Könige Ludwig, der unserem Baue hochherzig zugethan, ihn so reich und so herrlich geschmückt! Dank dem allgemeinen Dombau⸗Vereine und seinen würdigen Präsidenten und Vorständen für alle die Mühen und Anstrengungen, die sie unserem großen Werke und Ausdauer zugewendet haben! Dank den Filial⸗Vereinen von nah und fern! Dank auch unserem tüchtigen Dombaumeister, der des Baues Riesengedanken, wie der erste große Meister ihn zuerst gedacht, so vortrefflich ihm nachdenkt, mit ganzer Seele in ihm begeistert lebt, mit gleicher Sicherheit in des Baues Tiefen wie auf dessen Zinnen, überall fchaffend nnd ordnend, das Urbild mit seinen wackern Werkmeistern und Werkgesellen gleich herrlich ausführt, und so dem hohen Meister Gerhard, wie an Begeisterung und Eifer, so an Erfolg und Ruhm glech würdig sich anreiht. Freudig begrüßen wir daher in dieser Feststunde die verehrten Abgesandten der Vereine und in ihnen alle Dombaufreunde. Könnte unsere Stimme zu allen denen dringen, die jemals auch nur das kleinste Scherflein in den Gotteskasten unseres Dombaues beigetragen, wir würden ihnen aus vollem Herzen zurufen: Habet Dank, lohn’s Euch Gott! Könnten sie alle hier zugegen sein und sehen, was wir mit ihrer Hülfe geschaffen, wir würden ihnen sagen: Sehet, wie Eure Gabe so herrliche Früchte getragen. Doch wir können es im Geiste - mit dem geistigen Auge sehen, wie sie alle hier zugegen, und in dieser Feststunde reichen wir ihnen allen die Bruderhand und rufen ihnen zu: Ihr habt an einem Gotteswerke mitgebaut; habet Dank, lohn’ es Euch Gott! Aber noch ist das Werk nicht vollbracht, noch ist Vieles zu thun, bis wir das letzte, das höchste Ziel, unseres Strebens gänzliche Vollendung, erreicht haben. Wie der Wanderer, der die Berghöhe ersteigt, nach langer Wanderung auf dem Abhange still steht und zurück blickt auf den Weg, den er zurückgelegt, und dann mit erneuerter Anstrengung höher zu dem Gipfel emporsteigt, so auch wir an diesem Tage und in dieser Stunde. Wir klicken hinab zu der Tiefe, aus der wir unseren Dom bis hieher emporgebaut, und hinauf zu der Hohe, die der große Meister, der sein Urbild ent» worfen, uns vorgezeichnet. Wahrlich, cine Riesenhöhe liegt noch über uns! Aber unser Muth ist durch den Erfolg gewachsen, und unsere Brust hat sich erweitert in der reinen Gottcsluft der Religion, zu deren Tempel wir den Bau erheben ; und freudig vertrauend blickt unser Auge von den Zinnen des Hochschiffes, die wir bereits emporgcführt, hinaus in die Gave des deutschen Vaterlandes, bem wir dieses Denkmal feiner Größe, semer Macht und Ehre in einträchtigem Sinne errichten. Mit neuer Zuversicht gehen wir wieder frisch ans Werk; denn wir wissen, was wir, durch die Hoch» Herzigkeit der Fürsten gehoben und durch die liebevolle Teilnahme der Brüder gestärkt, vermögen. Wir hegen das Vertrauen, daß sic uns in dem großen Werke nicht verlassen, sondern wie bisher mit der Liebe för» dcrndcn Gaben uns zur Seite stehen. Und so wollen wir denn fortfahren im Vertrauen auf Gottes Beistand, der Fürsten Theilnahme und unserer Brüder Bcihülfe. Wir wollen Stem auf Stem legen, Bogen über Bogen schlagen, Säulen auf Säulen stellen, Zinne über Zinne emporfnhrcn, — höher, immer höher, bis zuletzt die hohe First das weite Langhaus frönt, und auf der Spitze der vollendeten Nicscnthürmc das Slcinkreu; hinausblickt auf ein in allen Ländern durch Gottesfurcht und christliche Sitte, durch Eintracht in feinen Fürsten und Völkern eng verbundenes, durch Freiheit und Ordnung kräftiges, von allen Völkern dcr Erde hoch geachtetes, großes und glückliches Vaterland! Dazu gebe ©Ott feinen Segen'. (Köln. Ztg.)
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Großbritannien.
Großbritannien. London, 15. Aug. Telegraphische Depesche. Zu Asthon ist ein Aufstand ausgebrochen, und es ist Blut geflossen. Montag Abends durchzog eine mit Piken und Flinten bewaffnete Truppe von Chartisten und Repealern die Straßen von Asthon, und man mußte die Soldaten gegen sie marschiren lassen; denn der Pöbel schlug sich, nachdem er einen Polizeiagenten ermordet hatte, gegen die öffentliche Macht, hauptsächlich um sich dem Einzug der Truppen in die Stadt zu widersetzen; nichtsdestoweniger blieb das Gesetz Meister: es wurden viele Insurgenten zu Gefangenen gemacht. - In verschiedenen Distrikten hat sich Unruhe verbreitet, und besonders zu Manchester und Asthon⸗under⸗Lyne wollten die Chartisten und irländischen Conföderirten es zum Aufstand kommen lassen. Es hieß gestern Abend zu Manchester, daß man in der Nacht in der Stadt Feuer anlegen wolle, um überallhin Unruhe und Verwirrung zu verbreiten, sich der Plünderung hinzugeben, hauptsächlich der Banken und der Häuser, worin sich Gelder und Geldeswerth befänden. Man wolle auch die Fabriken in Brand stecken nnd Barrikaden in den Straßen bauen, Alles, um sich für die Verhaftung S. OBriens zu rächen. Eine imposante Macht, bestehend aus Polizei und Truppen mit aufgeflanztem Bajonett, begab sich auf den Ort der Zusammenrottung der Chartisten urd Repealer. Hier gab sie allen Einwohnern dieses Viertels Befehl, Feuer und Licht auszulöschen, und die Conföderirten, erkennend, daß die Behörden von ihrem Vorhaben unterrichtet wären, verließen ohne Störung den Ort ihrer Zusammenkunft.
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Von unfern nicht nur in den meisten Ländern Europas, sondern auch bereit* in ben Vereinigte» Freistaaten «on Nord» Amerika und in Mcriko rühmlichst bekannten, »on der Ver- liner und mel/téren anderen Vicdizinal'Vrl'ördcn, sowie von ben englischen Hhcmikcrn CorfifiM and Abbut ayprobirten verbesserten Rheumatismus - Adleitern à Srcmplar mit vollständiger Gcbrauchs-Anwcisung 10 Sgr., stärkere 15 Sgr., und ganz starke 1 Nlhl. gegen chronische lt. akute Nli e u m a ti s m en, ©ià) t, Nervenleiden und Kongestionen cils : Kopf», Hand», Knie« und Fuftgich», Gesichts», Hals« und Zahnschmerzen, Augenfluß, Chrenftedien, Hart» liörigfeit, Sausen und 2?raufen in den Ohren, Vrust», Nullen» uud Lrndcnwch, Gliederreißen, Krämpfe, i'äb- mungcn, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, Gcsichts'Rose und andere Entzündungen u. s. w. hält Herr Apotheker Kons, stets Lager in Grcvenmacher. Wir bemerken noch, wie wir -bie Ableitet in allen belie» bigen Formen billigst und schnell anfertigen lassen werben nach Bestellung. Nsilh. Mayer 8i &omp. in Breslau. Den Herren Wilhelm Mayer und Comp. zu Breslau attestire ich hiermit auf Verlangen, daß ihre von ihnen bereiteteten, verbesserten Nheumatismus-Ableitev durch ihre wesentlichen Verbesserungen mit Necht une vorzüglich in Nhcumatiemcn und rheumatischen Krämvfcn mit Succcß sowohl von mir selbst gebraucht, als mit oft über» raschcndcm Erfolge auch Hinteren, an ähnlichen Hebeln Leiden» den, zur Anwendung empfohlen worden sind, weshalb ich nicht Umhin kann, dieses unter feinen Coucnrrcntcn sich auszeich» nenbe Fabrikat dci Herren Will). Mayer uni) om p. allenthalben z» recommandireil, Nadcbirg bei Dresden im Dezember 1847. Fr. Ad. Mn-luariü;. König!, nieder!. Pens. Sanitäts'Oifizicr, Mrdirinae prac» ticus und Wundarzt, Inhaber des lönigl. nieder!, mclaD. Kreuzes, ber naturforfdienfen Gesellschaft zu Batavia, der fhusiologischcn Gesellschaft zu ©ent und der Isis zu Dres» den wirkliches Mitglied. B azeu-lliild orn in Luxemburg, beehrt sich hiermit, ganz ergebenft anzuzeigen, daß ersonnun an verkauft : Vlummchl, erste Dualität, bas Pfund 15 Centimes. Kartoffelmehl, „ „ 25 „ Visguit de M,»,»,,, im Großen das Dichend 40 St. franco im ganzen Wroßhrrzogthum. Außerdem liefert er at!e Arten Geköms zu Suppen bester Dualität zu den billigsten Preisen, und bittet um gütige Vt» ailHitiu). Ein Remiesenthor und alte Fenster stehen zu verkaufen, Grabengasse Nr. 282.
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1848-08-23T00:00:00
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Dem "Grenzboten" zu Lieb.
Dem "Grenzboten" zu Lieb. Ich halt gleich mein Versprechen; es soll nämlich sehr pressiren. Hier ist kurz die Sach - halt aber dein Mundstück zu, daß es nicht unter die Leut kommt; Leid’s genug, daß ich dir es sagen muß. Es geht nämlich im Hause des „Volksfreundes“ nicht ganz richtig her, es spuckt dort, nimm du dich in Acht! Der steht manchmal des Nachts auf, und geht an unheimliche Orte und macht da wunderliche Dinge. Ich versichere dir, es ist keine Verläumdung. Er ist vor Kurzem auf dem Kirchhof gesehen worden, nicht weit vom Pfahl, gegen Mitternacht. Er hat da einen lobten angeredet, und der ist aufgestanden, und hat Sachen erzählt, daß Einem die Haare zu Berg stehen; aus Respekt für den „Volksfreund" hat er aber nicht viel Christliches herausgebracht. — Und bann hat der „Volksfreund" schwere Träume, einen über den andern, so daß es Einem bang wird um seinen Verstand. Das Schlimmste ist dann obendrauf das, daß er diese Träume aufschreibt, es feien Gedanken eines Nachtwandlers, denn bei Hellem Lichte dürfte kein Mensch so was denken, geschweige denn sagen. Bei seinem Herumtappen so während der Nacht ist er einmal über eine christliche Scholle gestolpert, und hat davon was behalten, nämlich: „daß der Mensch am glücklichsten ist, der am meisten zum Wohl seiner Mitmenschen beiträgt." -- Nun fällt mir für ihn ein guter Rath ein. Sag ihm, er soll sich hinlegen, und schlafen und träumen soviel er will, soll sich aber hüten, je ein Wörtcheu davon zu erzählen, und noch mehr je was aufzuschreiben. Mehr kann er nicht zu unscrm Glücke bettragen, also auch nicht zu dem seinigen. Nnd bann ist das Aufschreiben seiner Träume auch gefährlich für die ganze geschriebene und gedruckte Nachbarschaft. So hat der „Volksftcund", nachdem er injjener Nacht kein 2lug zugcthan hatte, während des ganzen Tages nicht klar sehen können, und hat in Gelles feiner Lebensbeschreibung einen Apostolischen Vikar angetroffen, ter ihm gewiß Dank weiß für die Ehr, die er ihm antritt. Erinnere bei Gelegenheit deine andere Hälfte daran, daß H. Neunhäuser zu feiner Zeit allerhand gewesen ist, aber apostolischer Vikar nicht mehr wie der „Volksfreund." Das ist nun aber nur eine Kleinigkeit; wenn sonst Alles in Ordnung ist, kann er doch noch Professor der Kirchengeschichte an unserer Universität werden, will ihm feinen Eintrag machen, und ihm gern verzeihen, daß er in solchen Dingen nicht recht Bescheid weiß. Nun kömmt erst die Hauptsach, und davon kannst du Gebrauch machen im Gespräch mit dem „Volksfreund." Der hat mich nämlich einmal herbeigeholt von wegen meiner deutschen Sprach und der Echternacher Manieren. Du hattest nie was dagegen gehabt; aber der schlägt Einem nun den Dictionär und die Grammär bei jedem Wort auf, und muß mir nun Complimentbüchelchm anschaffen und glatter sprechen lernen, und wie man sich zimpfcrlich präsentirt. Dann sagt er mir grab heraus, ich hätte wenig Bildung. Drauf Hab ich mein Gewissen erforscht — bu weißt wie das sich macht — und die Sach so ziemlich richtig gefunden. Da dacht ich denn gleich: du mußt dich instruiren lassen. Darauf Hab ich mir nun hie und da ein Sud) angeschafft, und gleich gesehen, daß ich noch weit zurück bin. Da Hab ich vor Kurzem eins gekauft, worauf so steht: Capistran — furcht nicht, cc war nur ein Franziskaner — von Hofrath Büß, Prof. des Kirchen Staats- und Völkerrechts an der Universität Freiburg und badischem Landstand. Darin Hab ich mm gelesen und gelesen, aber wenig daraus nehmen können, weil ich noch nicht genug gebildet bin. Da dacht ich nun gleich, halt, das war dem „Vollsfreund" seine ©ad), der hat Bildung, ter könnt mehr daraus ziehen. Hier will ich als Probe ein paar Sätze abschreiben: „Bekanntlich redigirt lungifracl die meisten der teutschen Zeitungen, und mit jener umspringenden Rührigkeit, die dem morgenländischen Völkchen überall eignet. Da fängt es mit Humanitären Redensarten, in jeder Fa<M und Präparatton die christlichen Gimpel jeder Farbe. Auigezogen werben sie auf jedwede Manier, und wenn dann die Gattung Mensch da steht, nackt und gerupft, wie der Hahn, den der alte Philosoph dem Piaton in die Halle warf, so sagen fie: bist du „icht, wie unser einer, sind wir nicht wie euer einer. Gebt uns die Emanzipation in dem entchristlichten Staat. Diese lüdcrlichc Presse, »on den Juden so verlüderlicht und verdunstet bis zu den hohlen, religiösen Allgemeinheiten der sich neu regenden Freimaurer, sie ist es, die mit ewigen Hymnen ber Emanzipation von jeder Autorität und Obrigkeit, durch ihr Büudniß mit dem Nadicalismus und Communiomus, mit einem schleichenden Aqua tof'ana unser gutes Volk verdirbt, es langsam hinsterben läßt. Welche gräßliche Unwissenheit, oder welche frevle Entstellung des Wesens der katholischen Kirche und ihrer Einrichtungen mit hoher Erlaubnis der Odern d. h. der unwissenden und ungläubigen aber herrsch, süchtigen 53ürcaufratie, die den Kelch vom Altar, und die Krone aus der Liebe des Volkes stößt, seit längerer Zeit, namentlich aber fett zwei Jahren her in den teutschen Zeitungen wüihct, ist aller Guten Klage une Scham." Das geht freilich etwas hoch; der Schreiber dieses Buches scheint nicht von gemeinem Schlag zu sein. Jedenfalls nehm der „Voltsfreund" daraus was er kann. Ich bin zu seinen Diensten, kann ihm auf Verlangen noch Stücke draus abschreiben, denn Schreiben und Lesen Hab ich doch gelernt wie alle Echternacher Kinder, die 6 Jahr in die Schul gehen ober etwas drüber. Nun kömmt mir noch ein Gedanken, und, obschon ich mir Mühe gebe, ihn zu vertreiben, er will nicht fort. Der „Volksfreund" nämlich hat gut Zeit, hat nur einmal die Noch Andacht, übt sich bann im Träumen und Aufschreiben der Träume, und Alles das in fein deutscher Sprach, mit gothischen Verzierungen und anmutigen Redensarten ausstaffin; das könnte ihn am End noch zum Professor der deutschen Sprach machen: hat dazu alle gehörigen Titel, und obendrein das Diplom, das er vor Kurzem von Diekirch bekommen hat. Aus lauter Demuth soll er es rcfüstrt haben, steht aber zu lesen im Dickircher Wochenblatt, Nr. 41 dieses Jahrs. D. G. •) Den Unterzeichnern war die «on Nom «folgte Entscheidung ncch nicht bekannt. D. A.
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1848-08-25T00:00:00
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Amerika.
Amerika. Nach Berichten aus New-lork vom 5. August war das Wetter fortwährend den Aernten aller Art günstig. Die Lage des Geldmarkts batte sich gebessert. Sic Vaumwollcn-Ausfuhr nach Großbritannien betrug im laufenden Jahre 1,245,000 Ballen; die Nachrichten über die Baumwollcn-Aernte lauten sehr erfreulich. — Aus Mexico wenig Neues. Zwischen Bustamcntc und Parcdes waren keine weiteren Feindseligkeiten vor» gefallen, aber bcive litten Mangel an Lebensmitteln. Die mcricanischc Regierung war über Vustamcntc's Benehmen gegen den nordamerikanischen General Smith ungehalten und man hielt seine Ersetzung im Oberbefehle für wahrscheinlich. Alle mit der americanischen Armee zu Vera-Cruz verknüpften Bureaux sollten am 28. Juli geschlossen werden und Tags barauf wollte General Smith mit feinem Stabe die Stadt räumen. — Hefter Pcnsacola hatte man in New-lork Nach» richt von einem revolutionären Losbruche auf der Insel Cuba. Der Kampf zwischen den Ncgierungstruppcn und den Aufstandischen war verzweifelt gewesen. Mehrere Hundert wurden auf beiden Seiten getödtet und die Insurgenten zogen sich unmittelbar nach dem Treffen in die Gebirge zurück. — Die Texas-Colonisations-Gesellschaft hat dem Hrn. Dr. Hecker 1 Section Landes (640 englische Acres) zur unentgeldlichcn Abgabe an arme deutsche Auswanderer geschenkt und ihm die bezügliche Urkunde sch.'i, zugesandt.
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1848-08-25T00:00:00
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Luxemburger Wort no. 48 25.08.1848
Luxemburger Wort Abonnements-Büreau in Luvcmburg, Gcnistcrstr. Nr. 243. Prämmlcwtionsprcis für 3 Mon. «Mon. 1 Jahr. Lurcmburg: 5 Fr. 10 Fr. 20 Fr. Äüöwätts: 5,75 11,25 22, 50 l%i-. 48. für Wahrheit und Recht. Freitag, den 25. August. InsertionSgebühren 15 Centimes pro Zeile oder Raum aus Petitschnft. Bestellungen und Briefe werden franro erbeten. 1848.
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1848-08-25T00:00:00
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Herrn Johannes Theodor, Bischof von Chersones,
Herrn Johannes Theodor, Bischof von Chersones, 2lpoftolifd;cm Vicar im ®rofl)erjogt^um Suremburg, Çauêprcilat u. îljronafftfïent @r. «Bäpftl. 2)octor ber Geologie. Hochwürdigster Herr Bischof! „Bietet (nach dem Ausdruck des edlen Mar »on Gagern) bietet Deutschland sich über dem Altar des Vaterlandes offen die Hände", — wir reichen Ihnen die unsrigen über dem Altare der Kirche. Das thun wir als Deutsche, als Katholiken, die feit sechs langen Jahren mit Entrüstung und tiefer Bckümmerniß die schändliche Verfolgung angesehen haben, der Ew. würben Gnaden in einem benachbarten deutschen Staate als ein unschuldiges Schlachtopfer unterworfen gewesen. Wir haben mit Entsetzen wahrgenommen, wie cine gottvergessene Partei auf unerhörte Weise sich bemühte, in Ew. Hochwürden Gnaden einen erhabenen Prälat der katholischen Kirche schmählich zu kränken, dessen Autorität zu unterwühlen, dessen religiösen Einfluß zu hemmen, dessen guten Namen zu besudeln, dessen Saaten zu verdächtigen, dessen geweihte Person zu verhöhnen, und wie dieselbe Partei endlich es bei einem sonst wegen semer wahren Liberaliiät weit berühmten Fürsten, demKönig- Großhcrzog von Luxemburg, und durch £od)ftten* selben zu Rom mittelst falscher Beschulrigungen so weit zu treiben vermochte, daß Er, cine Zierde Deutschlands, unter der Verdächtigung, Ausstand und Plünderung verursacht zu haben, rücksichtslos zum Lande ausgewiesen, und von Semer Ihn zänlichst liebenden Acerbe weggerissen worden ist; und dies allein zum Vergnügen und Vorlhn! einiger Wühler, die meistens dem Lande fremd und zugleich des Königs-Großherzogs größte Feinde sind, einer Faktion, in der sich die ersten Empörer von 1830 befinden, die damals das Haus Oranien in Lu. ïemburg ruchlos proferibirt haben. Wir haben anderseits mit Freuden erfahren, wie das altdeutsche Lmemburgcr Volk, dem heiligen Glauben semer Vorfahren treu, sich wie ein Mann für feinen Bischof erklärte, und in zahllosen Bittschriften sich dem Thron seines rechtschaffenen Landesherrn näherte, überzeugt, daß seine Rede Gehör finden werde bei einem edlen Prinzen, dessen Ahnen vielfach in der Geschichte Deutschlands verflochten sind, und der selbst kürzlich noch erklärte: „daß cine enge Anschließung zu Deutschland für Luremburg Recht, Pflicht, ja des Landes einziges Heil sei." Hat früher, zur Zeit der Kölner Wirren, Hochwürdigster Bischof, das katholische Deutschland nicht gezögert, feine mächtige Stimme vernehmen zu lassen und der ganzen Welt offen zu erklären, daß an Köln's Erzbischof und in Ihm an die Kirche cine strafbare Hand gelegt wurde, so scheut es sich auch jetzt nicht, sein Wort auszusprechen, und ernst und feierlich für Ew. Hochwürden Gnaden verleumdete Unschuld sich zu erheben. Wir wissen es, der König-Großhcrzog hat in der Verfassung von Luremburg zugleich der Religion und dem Klerus Schutz zugcschworcn; Sc. Majestät darf also dem Uebermuthe der Bosheit, die sich hinter höchstdessclben Würde sicher stellt, und sich Seines durchlauchtigsten Namens zur Betreibung des Unrechtes bedient, nicht ungestraft freies Spiel lassen. Der König-Großherzog ist ja doch durch die Geschichte der letzten Jahre hinreichend belehrt, daß die Verfolgung der Kirche in ihren geweihten Dienern nie dem unerbittlichen Urteile Gottes und der Menschen entgehen kann, und daß die Festigkeit der Throne einzig besteht durch die kindliche Ehrfurcht der Fürsten für Gott und fein Hciligthum. Wenn also Deutschlands Katholiken sich Ew. Bi, schöflichcn Gnaden mit dieser Erklärung nähern, dann thun fie es in der festen Ueberzeugung, daß ihre öffentliche Anerkennung der unschätzbaren Verdienste eines musterhaften Prälaten theilweise mitwirken muß zur vollkommenen und schleunigen Herbeiführung der einzig möglichen Lösung dieser wichtigen Angelegenheit, namentlich zu einer glänzenden Genugthuung sowohl für Ew. Hochwiirdcn Gnaden geweihte Person, als für die in Luremburg unter der niederträchtigsten Verfolgung leider zu tief gebeugte Kirche. *) Während wir in der heiligen Gemeinschaft nicht aufhören, alltäglich für Ew. Bischöflichen Gnaden den Himmel um alles Gute anzuflehen, zeichnen wir, mit Bitte um den apostolischen Segen: (Folgen die Unterschriften.)
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1848-08-25T00:00:00
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Russland.
Russland. Heute kommen aus mehrern Quellen Berichte über Breslau. Sie gehen noch viel weiter als die erstern und klingen fast wie die erste kurze Nachricht, die wir von den Pariser Barricaden, von der Flucht des Königs, von der Verwüstung der Tuilerein mit einem Schlage zu geben hatten. Nach ihnen ist in Petersburg und in Moskau gleichzeitig eine Revolution ausgebrochen, der Kaiser ist geflohen, in Petersburg ist eine provisorische Regierung. So die Nachricht, wie sie uns vorliegt: wir können sie aus authentischer Quelle nicht bestätigen, wir können sie auch nicht Lügen strafen; wir können nur sagen, daß man Ursache hat, jede Nachricht aus Rußland mit Zweifel und Mißtrauen aufzunehmen. In Petersburg sind seit dem Beginne der Epidemie vom 20. Juni bis 21 Juli, 19,772 an derselben erkrankt, wovon 11,069 gestorben sind. In ganz Rußland sind seit dem Anftreten der Cholera, vom 28. October 1846 bis 5. Juli 1848, erkrankt 290,318; gestorben 116,658 Personen. - Petersburg, 2. Aug. Am 30. Juli Krankenbestand 2116, dazu im Laufe des Tages 104; es genasen 197, starben 57, Bestand am 31. Juli 1966, dazu im Laufe des Tages 73, genasen 127, starben 57. Bestand am 1. Aug. 1873 Kranke, dazu im Laufe des Tages 122, genasen 152, starben 60. Bestand am 2. August 1765 Kranke. Der k. k. österreichische Consul in Odessa meldet unterm 24. Juli, daß die Cholera sich über ganz Süd⸗Rußland ausbreitet, nnd daß an dem Ufer des asow schen Meeres auch nicht ein District davon verschont ist. In Odessa sind täglich 120 neue Fälle, von denen 10 starben. Auch im Gonvernement Podolien, in Berdyezow haust sie furchtbar. Die Cholera im Königreiche Polen. - Der General⸗Lieutenant Fürst Gorezakow zeigt an, daß am 6. August in der Stadt Krasnymstawo im Gouv. Lublin die Cholera ausgebrochen ist und bereits einen Einwohner und drei Soldaten befallen hat.
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1848-08-25T00:00:00
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Deutschland.
Deutschland. Luxemburg, 21. August. Kaum haben wir in der vorigen Nummer auf die Taktlosigkeit aufmerksam gemacht, mit welcher der Präsident des Conseils unbedenklich cine dem Gouverneur ertl;eilte königliche Vollmacht auf sich überträgt, so sehen wir uns von Neuem, aber mit dem tiefsten Schmerze gmôtbigt, die neve Verfassung gegen cine grobe Richtachtung in Schutz zu nehmen. In Nr. 69 des Memorials ist ein königlicher Beschluß vom 12. August 1818 bekannt gemacht, welcher die Veanüen auf die Constitution zu beeidigen befiehlt. Dieser Beschluß ist zunächst durch den König von dem mit der einstweiligen Leitung der Staatskanzlei beauftragten DbergericÇtSratt; Würth-Paquct, und barunter vom Conseilpräsidcnten de la Fontaine contraftgmrt. Die Staatskanzlei ist durch den Art. 81 der Constitution abgeschafft. Seitdem hat die Unterzeichnung cines Chefs der Staatskanzlei nicht mehr Autorität, als die cines königlichen Kammerdieners. Vielmehr ist nach demselben Artikel zur Wirksamkeit cines kö, niglichen Beschlusses erforderlich, daß derselbe von dem Sekretär des Cabinets contrasignirt sei. Dies ist seit dem 1. August unerläßlich nolhwendig. Ein General-Administrator, welcher einen solchen, nicht nur nicht vom Cabinctssekretär, sondern sogar von einer durch die Verfassung abgeschafften Behörde unterzeichneten Beschluß des Königs feiner Seils contraftgntrt, erkennt dadurch bas Bestehen einer Mittclbehörde zwischen der Regierung v"d dem König an, und macht sich dadurch einer Verletzung des Art. 81 der Constitution schuldig. Wir wissen gar wohl, daß noch kein Cabinets- Sekretär ernannt ist. Folgt aber daraus, daß bis dahin der Staatskanzler fortfahren dürfe, zu fttngi» ren? Mit demselben Rechte hätte man einstweilen die Ernennung der verantwortlichen General-Administratoren hinausschieben, und bis dahin im alten Regime fortregieren können. Herr de la Fontaine lege die Hand auf baS Herz und frage sich : ob er einen königlichen Beschluß contraftgniren würde, welcher die Geschäfte des Cabinctssckretärs einst« weilen dem vormaligen provisorischen Staats- Kanzler übertrüge? Ist Herr Würth-Paquet zu stolz, als provisorischer Cabinetssekretär zu fungiren und zu unterzeichnen, so sollte er auch so vielen constitutionellcn Takt haben, nicht mehr im Namen einer Behörde zu unterzeichnen, welche nicht mehr cristirt, ja welche ausdrücklich nnd aus guten ©tun* den durch die Verfassung aufgehoben und obendrein verboten ist. Auf der andern Seite soll der Herr Conseilpräsident wenigstens den Muth haben, nicht feine Hand zu Dingen zu leihen, welche die Verfassung verwunden. Deren Forderungen sind eisern, ihre Virginität ist cine jedem Staatsbürger heilige, und keine Geschäftsrücksicht kann als Entschuldigung gelten, wenn es sich von der Fleckenlosigkcit unseres theuerstcn öffentlichen Gutes handelt. Uebrigens ist es cine Ironie, wenn den Beamte» der Befehl zur Beschwörung einer Constitution in einer Form erteilt wird, welche selbst den Stempel der Nicht, achtung gegen dieses Grundgesetz an sich trägt. In Trier haben neuerdings beklagenswerthe Ercesse zwischen den Truppen der dortigen Garnison und der untern Solksklasse, die einzelne Militärs fortwährend auf den Straßen und in den Wirtshäusern durch gemeine und beleidigende Ausdrücke beschimpfte, stattgefunden. Man scheint dabei absichtlich anffallende Conflicte herbeigeführt zu haben, woraus gewöhnliche Wirthshausscandale und Prügeleien entstanden. Ein» zelne Militärs wurden durch Messer- und Dolchstiche an den Armen und den Beinen verwundet, andere in die Mosel geworfen. Frankfurt, 17. Aug. Nach Verlesung des Pro. tokolls wird der Austritt von Albrecht aus Leipzig, Franz Schuselka und Schmidt aus Faldingbostel angezeigt, worauf v. Gagern Bericht über die Theilnayme an dem kölner Dombau-Feste erstattet. Er lautet : „Nachdem die National-Versammlung beschloffen hatte, die Einladung des Central-Dombau-Vereines, sich an diesem Erinnerungs-Feste zu betheiligen, anzunehmen, und nachdem hierzu cine Deputation aus Ihrer Mitte bestimmt worden ist, halte ich es für meme Pflicht, Namens dieser Deputation Ihnen über das Fest einige Mitthcilungen zu machen. In zahlreicher Gesellschaft haben wir Sonntag unsere Reise angetreten, und den ganzen Lauf des Nheincs hinunter konnten wir uns überzeugen, welche Symvathieen überall der Gedanke an Einigkeit hervorgerufen hat. Ich kann sagen, daß bis Cvblenz fast kein Dorf längs dem Rheine sich zeigte, welches sich nicht bemühte, in Gegenwart der Behörde, welche Deutschland repräsentirt, feine Freude kund zu geben. Dasselbe fanden wir auch von Coblenz bis Köln, und hier denselben Geist wieder, den diese gastfreundliche Stadt schon bei so vielen Gelegenheiten gezeigt hat. Was die Beteiligung an dem religiösen Feste selbst betrifft, so muß ich leider bekennen, daß Ihre Deputation nicht in dem Sinne an demselben hat Theil nehmen können, als es der Wunsch derselben und dieser Versammlung gewesen ist, da selbst polizeiliche Maßregeln nicht vermochte», uns bestimmte Plätze zu sichern. Es hat dies jedoch durchaus keine unangenehme Empfindung bei uns zurückgelassen, vielmehr haben wir es sehr natürlich gefunden, daß bei einem solche» Feste dem Volke die Selbstvertheidigung feines Rechtes gestattet wurde. Vor unserer Abreise hatte ich Sic schon davon in Kenntniß gesetzt, daß auch der König von Preußen in Köln erscheinen werde. Er ist erschienen. Die Begrüßung mit dem Ncichsverwcser war die herzlichste, die Begrüßung der Deputation, der sich wohl hundert Mitglieder angeschlossen hatten war von Seiten Sr. Majestät ebenfalls herzlich und hoffuungcrweckcnd. Wenn Se. Majestät bei dieser Ge» legcnheit äußerten, Se. Majestät sei in der festen Ueberzeugung, daß die National-Vcrsammlung nicht vergessen werde, daß es in Deutschland Fürsten gebe und Se. Majestät zu diesen gehöre, so haben wir auch alle uns noch später zu überzeugen Gelegenheit gehabt, daß ©e. Majestät sowohl für Seine Person wie mit Semer Negierung Hand in Hand mit der National- Versammlung zur Erreichung des hohen Zieles zu gehen entschlossen ist. (Bravo!) Ich kann Ihnen sagen, daß das Symbol des Festes in Köln — Einigkeit auch in politischer Hinsicht es war, und wir hoffen dürfen, daß bei der Wiederkehr dieses Festes auch wir einen bedeutenden Schritt weiter gegangen sein werden ! (Bravo!) (Köln. Z.) Kiel, 17. Aug. Dem Vernehmen nach sind die Waffenstillstands⸗Unterhandlungen ihrem Abschlusse nahe. Wie es heißt, werden Hauptpunkte desselben sein : Abtreten der gegenwärtigen provisorischen Regierung und Wahl einer neuen durch den König von Dänemark, aus einer Anzahl von dem Reichsverweser dazu namhaft gemachter schleswig⸗holsteinischer Männer; Zurückziehen der deutschen Truppenmacht außer 4000 Mann Preußen, die gegenwärtige schleswig⸗holsteinische Armee, nebst den Neneinberufenen, bleibt gerüstet; ( zusammen ea. 16,000), die Dänen behalten Alsen besetzt mit 3000 Mann. — Außerdem soll (wie schon berichtet) gewünscht werden, daß die Landesversammlung sich bis zum 15. Sept. vertage. Ueber diesen letzteren Punkt wird die Versammlung wohl heute Abend in einer vertraulichen Sitzung berathen, Flensburg, 17. Aug. Heute Morgen passirteder Großherzog von Mecklenburg hier durch, um sich zu den die äußersten Vorposten der Ncichsarmcc bildenden mecklenburgischen Ncichstruppen zu begeben. Derselbe will mehrere Tage bei denselben verweilen. Bekanntlich ist der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin der erste deutsche Fürst, welcher ein herzliches Schreiben an den Erzherzog-Reichsverweser richtete, und sich überhaupt mit ganzer Seele dem Gedanken der deutschen Einheit hingibt. Obgleich der Abschluß cines baldigen Waffenstillstandes immer wahrscheinlicher wirb, so läßt General Wrangel doch noch fortwährend neve Truppen nach dem Norden marschircn, so daß jetzt an 8000 Mann deutscher Neichstruppen schlagfertig bereit stehen, um in 5 bis 8 Stunden die jütlandische Grenze überschreiten zu können. Statt der weiter vorrückenden Abtheilungen kommen täglich neve Zumärsche süddeutscher Ncichstruppen hier an. Im Ganzen stehen jetzt außer dem schleswig-holsteinischen Contingente nahe an 40,000 Mann schlagfertiger deutscher Reichstruppen in beiden Herzogthümcrn. Stettin, 17.Aug. Vermittelst Straßenanschlags würbe gestern dem hiesigen Publikum von Seiten der Sanitätscommission officiel! der Ausbruch der Cholera in hiesiger Stadt angezeigt. (So wird in diesem Publicandum aufgefordert, bei den ersten Anzeigen sogleich nach ärztlicher Hülfe zu senden, und sind die Aerzte ermächtigt, dem mittellosen Steile ter Bevölkerung die Arzneimittel auf Kosten der Stadt zu verordnen. — Der Verlauf der Krankheit ist rasch und endet mit dem Tode. on 21 Cholerafätfen, die bis zum 15. Abends bei der hiesigen Sanitätscommissian angemeldet wurden, sind 19 gestorben. (F. I) Wien, 14. Aug. Die Ihnen gestern mitgeteilte Nachricht von dem zwischen dem Feldmarsehall Nadetzky und den Piemontescrn abgeschlossenen sechSwöchentlichen Waffenstillstand hat sich, einem gestern Abends vom Kriegsministerium veröffentlichten Bulletin zufolge bestätigt. Heute war an der Börse das Gerücht verbreitet, „England und Frankreich hätten die Garantie der an Oesterreich zu leistenden Kriegsentschädigung übernommen," was auf die Surfe günstig wirkte. — Die gestern Nachmittag veröffentlichte Proclamation des Kaisers „an seine getreuen Wiener" hat durch den Inhalt wie durch den herzlichen Ton der Ansprache einen allgemein sehr guten Eindruck hervorgebracht. Ich tacite sie Ihnen hier wörtlich mit : „An meine getreuen Wiener! Der gestrige Tag, an welchem ich in eure Mitte zurückkehrend, die schönsten Beweise eurer alten unveränderlichen Liebe erntete, wird mir und allen ©fiebern des kaiserlichen Hauses unvergeßlich bleiben. Möge er als feierlicher Gedächtnißtag des neuen Bundes zwischen einem freien Volle und seinem conftitutionellen Kaiser in der Geschichte des Vaterlandes ewig glänzen, mögen auch fernerhin Friede, Ordnung und Gesetzmäßigkeit herrschen, damit unter ihrem Schirme der Aufbau unseres neuen verfassungsmäßigen Staates zum Heil und Segen aller Völker Oesterreichs gedeihe und sich kräftige. Im Verein mit den selbstgewählten Vertretern derselben, und unterstützt von meinen verantwortlichen Stätten, hoffe ich die schwere von der Vorsehung mir beschiedcnc Aufgabe, die neue Constitué rung des Vaterlandes, rühmlich zu Ende zu führen. Wien, am 13. August 1848. Ferdinand." Wien, 16. Aug. Die kaiserliche Familie wohnt ruhig in Schönbrunn, gewiß viel ruhiger, als in Innsbruck, denn sie wirb weber mit Aufwartungen, noch mit Bittgesuchen behelligt. (Köln. Z.) Wien, 17. Aug. Die österreichischen Blätter bringen nachträglich noch manche Einzelnheit über die Ankunft des Kaisers. So erfahren wir jetzt auch buchstäblich die Worte, welche der Kaiser in Schönbrunn zu dem Rcichsiags.Präsidentcn sprach : „Meine Herren," sagte er, „Sie haben es für nothwcndig gefunden, daß ich hieher komme; ich habe meine Pflicht «füllt und bin gekommen." Nach diesen Worten, so erzählt ein prager Blatt weiter, begab sich der Kaiser sogleich aus dem Empfangôfaal« in feine Zimmer. Die Mitglieder des Reichstages waren etwas verdutzt über diese lakonischen und nicht sehr freundlich ausgesprochenen Worte. Man hätte es gern gesehen, wenn der constitutionclle Kaiser etwas länger verweilt, einige Händedrücke gewechselt, und sich den Einen ober Ändern hätte vorstellen lassen. Aber unser Kaiser kann nicht heucheln, feine Gewohnheiten sind wohl noch etwas absolutistisch, er ist alt geworben in den bisherigen Formen. Auch der Contrast zwischen den Schilderungen, die man in Innsbruck »on Wien gemacht hatte und dem Anblick der friedlichen, freundlichen Bevölkerung mochte auch tief er» greifend auf das in letzter Zeit so afftetrte Gcmüth des guten Monarchen gewirkt und ihm die Fassung genommen haben. In der Reichstags-Sitzung vom 17. gab der KriegS- Minister nicht unwesentliche Erklärungen über den Krieg in Italien. Der Ort Serdile — sagt er —sei nur darum feindlich behandelt worden, weit Insurgenten sich darin verschanzt und die österreichischen Truppen auf Tod und Leben bekämpft hätten; diesen sei es vielmehr geglückt, 24 in einer Kirche eingesperrte Personen vom Feuertode zu retten. Bologna sei in der That beschossen worden, doch nur deßhalb, weil ungeachtet der bereits abgeschlossenen Convention auf die k. k. Truppen gefeuert worden sei. Doch habe Feldmarschall-Lieutenant Melden sogleich den Befehl erhalten, die Légation zu räumen, was auch bereits geschehen sei. (Köln. Z.) Freibu.rg, 14. Aug. Dem Vernehmen nach ist gestern eine Sltorbnnug »on Mitgliedern der Reichs» Versammlung durch unsere Stadt gekommen, welche sich nach Mailand begibt, um bort den Stand der Dinge kennen zu fernen und der Centralgewalt Bericht zu erstatten. Diese wirb bann, wie man hört, ihre Mitteilungen zur Grundlage eines Vermittlungsversuches machen.
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Frankreich.
Frankreich. Paris, 19. Aug. Die Gerüchte und Besorgnisse über den Ausbruch neuer Unruhen lassen nicht nach. Paris, 19. Aug. Nach dem „Moniteur du Soir“ sind jetzt 50,000 Arbeiter unbeschäftigt. Um dem abzuhelfen, will die Regierung das Louvre und die Errichtung der Hallen vollenden, so wie die Verlängerung der Straße Rivoli vornehmen lassen. Die Zahl der in letzterer und in den anstoßenden Straßen aufzuführenden Hänser wird auf 1000 geschätzt und die auf alle vorgenannten Bauten zu verwendende Gesammtsumme auf 400 Millionen Fr. veranschlagt, welche sich unter den Handel und Gewerbfleiß, besonders aber unter die arbeitenden Classen vertheilen werden. - Das Comite der answärtigen Angelegenheiten berieth vorgestern über eine Petition der mailänder Nationalgarde an die französische Nationalversammlung um unverzügliche Einschreitnng. Nach einer Erörterung, worin Hr. Favre für eine bewaffnete und Hr. Drouyin de Lhuys für eine diplomatische Einschreitung sprach, siegte die letztere Ansicht mit 20 gegen 12 Stimmen und Hr. de Lhuys wurde zum Berichterstatter ernannt. - Nach dem „Marinejournal“ soll die Infanterie unserer Marine um 4000 Mann vermindert werden. - Die Regierung hat beschlossen, 3000 Insurgenten nach Belle⸗Isle bringen zu lassen. - In Folge der Entwaffnung wurden bis jetzt 70⸗ bis 75,000 Flinten in die Staatsmagazine zurückgebracht. - Nach Havre sind wieder 350 Insurgenten abgeführt und sofort auf dem Ulloa eingeschifft worden. - Der „Repräsentant du Peuple“, Proudhon’s Blatt, ist wegen eines Artikels „Brief eines Gefangenen“, mit Beschlag belegt worden. — Das zu New-lork angelangte französische Schiff „Industrie" bringt die Nachricht, daß die Schwarzen auf Martinique ihre Niedermetzelungen fortsetzten und wahrscheinlich in Kurzem Herren des ganzen Landes fein würden. Das Schiff hatte eine Menge Passagiere an Bord, welche flüchteten, um dem Tode zu entgehen.
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Italien.
Italien. Der Ministerrath Karl Alberts soll einstimmig seine Demission eingereicht haben, um gegen den abgeschlossenen Waffenstillstand zu protestiren. Dem Könige ist es nicht gelungen, ein anderes Ministerium zu bilden, das in jene Bedingung zu willigen geneigt wäre. Das Gerücht beschäftigte sich deshalb mit einer in Aussicht stehenden Abdankung des Königs, doch wohl ohne allen Grund. - In Mailand herrscht Ruhe: die Straßen sind verlassen und meist mit Soldaten angefüllt. Der König Karl Albert ist in Alessandria. Die Regierung liegt noch immer, wie vorher, in den Händen des Reichsverwesers, Prinzen von Carignan. (Köln. Ztg.) Aus Rom erhalten wir eine Reihe von Briefen die bis zum 8. Aug. gehen. Das Ministerium Fabri ist in den Hauptpersonen gebildet. Ein Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten ist nicht da; Cardinal Soglia vereinigt weltliches und geistliches in sich, Corboli ist sein Substitut; Galetti scheint ausgetreten, denn er ist durch Perfetti interimistisch ersetzt. (Köln. 3.) Mailand, 11. August. Die Stadt ist in vollkommener Ruhe. Man sieht offenbar, daß Ocstttreich mit Klugheit und Sanftmuth verfahren will, auch soll nächstens der Belagerungszustand aufge» hoben werden, wodurch das Zutrauen wieder wachsen, und viele Familien, die ausgewandert waren, zunickkehren werden. — Die Oesterreicher haben erst gestern Como in größter Ruhe beseht. Die Oesterreicher haben den Ticino in Pavia überschritten und Gravcllona (also den Po-Ucbcrgang) besetzt. Sie sollen iudeß erklärt haben, sie kämen nicht um Piémont mit Krieg zu überziehen, sondern um den Staat und den König gegen jegliches Attentat „böswilliger und stürmischer Neuerer" zu beschützen. — Das Ministerium von Turin hat die HH. Casati und Gioberti nach Karl Alberts Hauptquartier Vigavomo geschickt, um die Alternative zu stellen: entweber französische Invention ober Demission. Karl Albert zog die letztere vor. Dieses alles erzählt wenigstens der Rcpublicano von Tessin. — Die Post- Verbindung geht noch sehr unregelmäßig, weil ein großer Theil des Postpevsonals flüchtig ist. Der Befehl von Ablieferung der Waffen soll den Erfclg gehabt haben, daß schon 50,000 Flinten eingeliefert wurden. — Die Nachricht der Züricher Blälter von einer ausgeschriebenen Contribution wirb als unbegründet erklärt. Fortwährend wird die ausgezeichnete Mannszucht der österreichischen Armee gerühmt. Es werben feine Zeitungen nach Mailand gelassen, und man weiß daher in der Stadt nicht, was außerhalb vorgeht. Das reguläre Militär der Lombardei, gegen 20,000 Nationalgarden und sehr viele Familien sind mit der sardinischen Armee nach Piémont gezogen. Die Stadt ist ziemlich verödet. Aus erona, 12. Aug. schreibt man dem „Tiroler Boten": „Bei PeSchicra sind bereits alle Feindseligkeiten eingestellt, und morgen früh zieht die dortige viemontcsische Besatzung ab und die kaiserliche Truppe gleichzeitig ein. Jene Thore sind schon offen den hiesigen Neugierigen, die heute hinaus und dorthin fahren. Die Bergschlösser Anfo und Ossovpo werben, wie ich glaube, eine gleiche Bereitwilligkeit zeigen. Mit Venedig aber wird es schwerer gehen. Dort besteht noch eine revolutionäre Regierung, bort sollen 20,000 Mann Truppen, nämlich 8000 Picmontcsen, die übrigen Kreuzfahrer, sich noch befinden. Regierung und Kreuzfahrer wollen auch reben und handeln. Wie das ausgehen wird, weiß Gott. Aber desto schlechter für die Halsstarrigen, wenn sie sich nicht ergeben wollen. In Pola steht eine kleine österreichische Flottille, die sogleich vor dem Hafen erscheinen wird. Der Zugang zu Land über Cavallino, Treporti St. Eresma bis Vignoli ist nicht schwer, von dort die Beschießung der Sladt leicht. Die Landuug selbst am Lido zwischen dem Lido- und Malamocca-Hafen kann ohne bedeutenden Verlust gemacht werden. Dazu die steigende Minderung der Lebensmittel, die zunehmende Vcrdienstlosigkcit, die bereits vollzogene Entwaffnung des Volkes, der friedliche Charakter der Vnmiancr und andere Ursachen, welche die Tollkopfe wohl bald auf bessere Gedanken bringen werden. Ich hoffe und bin sicher, daß eine baldige unbedingte Ergebung erfolgen wird. Eine Deputation von Naltclma hat die volle Unterwürfigkeit dieser Provinz erklärt, obwohl sie bis jetzt, soviel man hier weiß, noch nicht von dm Kaiserlichen besetzt ist." Venedig. Durch gütige Mittheilung aus Trieft vom 14. d. erfahren wir, daß am 10. Äug. Abends 8 Uhr in Venedig, auf Kunde vom Falle Mailands und dem Rückzug des picmontcsischcn Heeres über den Tcssin, wieder die Republik proclamirt worden. Manin trat wieder an die Spitze der Ncgiening, jedoch mit bern Gcstäüdmß: bei dem jetzigen Stande der Dinge könne die Republik feine 48 Stunden dauern, denn Venedig werde den Deutschen unterliegen. Die sardmischcn und neapolitanischen Gruppeil wurden unter den Verwünschungen des Volkes nach Ancona eingeschifft. Die größte Unordnung herrschte in der Lagunenstadt. (21. 21. Z.) — Der Protest des Großherzogs »on Toscana gegen das weitere Vordringen des Generals Melden, ist auch von dem preußischen Gesandten Schaafgotsch unterzeichnet. Man sieht, wie freundlich Preußen es mit feinen deutschen Brüdern meint. — Der Herzog »on Modena, unter dem Schütze der österreichischen Bajonnette in feine Hauptstadt zurückgekehrt, wurde mit vielem Jubel empfangen. Sie Bauern wollten die liberalen Bürger strafen, deren Häuser zerstören und die Vürgcrgardc entwaffnen, wozu die Oesterreichcr sich jedoch nicht verstehen wollten. Es ist eine betrübende Erscheinung, ruft das „Journal des Débats," fast in ganz Italien haben die Landbewohner wenig Sinn für die Freiheit und Unabhängigkeit Italiens geäußert. —In Genua ist die größte Gährung; die Anhänger der Republik machen daselbst starke Fortschritte. Neapel, 8. Aug. Noch immer haben wir das englische Geschwader unter Admiral Parker in unserer Nähe, ohne daß über den wahren Zweck der Erscheinung etwas Zuverlässiges bekannt würbe. Jedenfalls scheinen die Absichten nicht so, feindselig zu fein, wie das erste drohende Erscheinen dieser zehn schwimmenden Castclle hatte schließen lassen, nnd man »ermittlet vielfach, daß es, neben der Eutschädigungsforderung für die Mcssineser Kaufleute, zunächst hauptsächlich um Beobachtung des zwischen hier und Sicilien vor sich Gehenden in nächster Nähe zu thun sei. Wenigstens ist die längst vorbereitete Unternehmung gegen Sicilien, die vor einiger Zeit einmal aufgegeben schien, nun vollkommen bereit, auf den ersten Wink unter Segel zu gehen; außer den in und um Reggio versammelten Truppen, die wohl auf 20,000 Mann geschätzt werden, sind schon fett einigen Tagen noch mehrere Bataillone an Bord der segelfertigen Dampfschiffe auf der Rhcde; letztere heizte» zum Streit schon die Kessel, und ein Dutzend Kanonenboote sind abgesegelt, ohne daß die vermuthctc englische Protestation zum Vorschein gekommen wäre. — Nach Aussagen »on Reisenden, welche zu Tricst anfamen, ist in Venedig am 10. Abends die Republik vroclamirt und Manin on die Spitze der Negierung gestellt worden. Die Herrlichkeit wirb »on kurzer Dauer fein, denn die Oesterreichcr werben die Stadt jehc auch von der ©eefeite einschließen und dadurch baiv zum Falle bringen. Olrist Kudriaffsky, der Commandant der österreichischen Flotte, ist bereits von Trieft abgesegelt. — Aus Rom kommen uns ein halb Dutzend Briefe zugleich zu. Sie enthalten feine Nachrichten »on Bedeutung, welche wir nicht schon mitgcthcilt hätten. Das Wesentlichste werden wir morgen nachliefern. — Ein Brief aus Neapel vom 8. August meldet die Abfahrt der Escäder, welche Sicilien wieder erobern soll. Sie hat 30,000 Mann an Bord.
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Die Teilnahme der Katholiken Deutschlands für ihre Glaubensbrüder in Luxemburg.
Die Teilnahme der Katholiken Deutschlands für ihre Glaubensbrüder in Luxemburg. Das schönste Band, das auf Erden besteht, ist das Band der Glaubenseinheit, welches die katholischen Völker verbindet. Gott selbst hat dieses Band geknüpft, und dadurch alle Glieder (Seiner Kirche zu einer einzigen großen Familie gemacht. Die katholischen Völker ferner Wclttheile, die Bewohner der entlegensten Inseln des Océans sind durch das Band des Einen Glaubens mit uns Europäern, unsere Brüder geworden. Die heiligsten und süßesten Güter haben sie mit uns gemein. Wenn sie aus der Ferne zu uns kommen, so erkennen wir fie als ©lieber Einer und derselben Familie an. Sie knien mit uns betend »or Einem Altare, fie empfangen mit uns dieselben Sakramente, sie stehen mit uns unter der Leitung und dem Schütze dcs< selben obersten Hirten, den Christus gesetzt hat, Sein ganzes Volk, (Sein ganzes Reich zu regieren. Je gläubiger, je besser und edler nun ein Volk ist, um so mehr ist es sich dieser Vereinigung mit den anbern katholischen Völkern bewußt, um so mehr freut es sich der heiligen Gemeinschaft, die nicht Menschen gestiftet haben, sondern Gott. Ter Unglaube aber und die Ketzerei zerreißen dieses heilige Band; sie trennen wieber das, was Gott geeinet hat; sie nennen fremd und ausländisch Alles, was nicht auf derselben Scholle Landes geboren ist, wie sie, und führen die Menschen, so viel sie können, in den Zustand der Barbarei zurück. Diese katholische Gemeinschaft der Völker ist aber zugleich ein mächtiger Schutz für den h. Glauben. Denn da alle Katholiken aller Länder nur eine ein* zige Familie, eine unzertrennliche Gemeinschaft bilden, so kann unmöglich in einem Lande die katholische Kirche verfolgt werben, ohne daß alle anbern katholischen Völker daran Thcil nähmen und den Bedrängten zu Hülfe kämen. Denn der Apostel Paulus sagt: Wenn Ein ©lieb etwas leidet, so leiben alle Glieder; wenn Einem wohl ist, so fühlen alle sich erquickt. Als daher vor 10 Jahren der Erzbischof v. Köln gefangen war, und die katholische Religion im Rheinlande bitter gekränkt wurde, da erhoben sich für den großen Erzbischof nicht allein alle Katholiken in Europa, sondern selbst die zu Baltimore versammelten Bischöfe von Amerika sprachen ihre Theilnahme und Bewunderung für ihn aus, und in allen Theilen der Erde stiegen die Gebete der ©laubigen für den Verfolgten zum Himmel empor. Dadurch wurde der katholischen Kirche des RheinlandeS eine mächtige Hülfe. Aehnlich ist es jetzt mit uns ergangen. Als die Kirche hier gekränkt würbe, da fühlten sich sogleich alle Katholiken mitgekränkt. Die Gebete, die hier zur Itcben Gottesumttcr emporstiegen, fanden ihre Nachahmung auch in andern Ländern, weit über die Grenzen Luremburgs hinaus, und die Liebe und Treue, welche hier das gläubige Volk und der CleruS ihrem Hirten erwiesen, fanden Anklang weit und breit, so weit, als edle Herzen für eine edle und heilige Sache schlagen. Welche Thcilnabme tic Holländer und Belgier uns erwiesen haben, ist bekannt. Nirgends aber ist wohl die Teilnahme für tic Sache unsers Vischo,s größer gewesen, aies in unser», gemeinsamen deutschen 93a= terlnnbe, welches durch tic Bande nicht nur Eines Glaubens, sondern auch Einer Sprache und Giner Nationalität mit uns verbunden ist. In Deutschland hat ter katholische Glaube einen sichtbaren Aufschwung genommen. Dort ist nicht allein das ïolf durchgängig gläubig, sondern auch eine Menge der größten Gelehrten und Staatsmänner sind der Sache des Glaubens mit der wärmsten Begeisterung zugcthan. Dort hat die Kirche nach langem Kampfe sich von der Herrschaft eines elenden und nichtswürdigen VüreankratismuS loSgerungen. Um so größer ist die Thcilnahme des katholischen Deutschlands für die Sache der Kirche in Lurcmburg, wo feit Jahren ein verkommenes und ungläubiges Bcamtcnthum das Volk in dem Heiligsten undl Ehrwürdigsten, was es hat, in fetner heiligen Religion gekränkt und verletzt hat. Daher sehen wir die ersten Städte Deutschlands: Köln, Mainz, Koblenz, Münster, Düsseldorf k. sich beeifern, Adressen an den Bischof von Luxemburg zu erlassen, um ihre Thcilnahme mit dem gläubigen Volke und dem ClcruS, so wie ihre Bewunderung für den bedräng» ten Hirten auszusprechen. Eine solche Bezeugung katholischer Einheit thut dem Herzen wohl; sie macht die katholische Sache stark und unbesiegbar, und ist ein strafendes Gericht über die Elenden, welche es gewagt haben, an den Gesalbten Gottes ihre frevelnde Hand zu legen. Diese Theilnahme der Katholiken Deutschlands wirb noch wachsen, seitdem ter heil. Vater im Namen Gottes seine Richterstimme in der Sache unseres Bischofes erhoben, und nach Untersuchung der gegen ihn erhobenen Klagen das unbedingteste Lob über fein Wirken hier zu Lui-cmburg ausgesprochen hat. Zur Probe lassen wir die Adresse derMtgdt..Hoblenz, welche am 16. d^M. überreicht würbe, hier folgen. (Sie trägt über drittrhalb Tausend Namen, darunter außer den Koblenzern viele der berühmtesten Gelehrten und Künstler Deutschlands und »on Deputaten der Nationalversammlung zu Frankfurt. ©te ist auf weißer Seide gedruckt und kostbar ausgestattet. ©einer Bischöflichen Gnaden,
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Grossbritannien.
Grossbritannien. London, 19. Aug. Gestern starb dahier ein junger Mann an der Cholera. Aus Dublin wird unterm 17. Aug. berichtet: Erzbischof Murray hat die katholischen Bischöfe des Landes hierher beschieden; Hauptzweck ihrer Versammlung ist eine durch den Lordstatthalter abzusendende Petition an die Königin um Begnadigung der beim Aufstand Betheiligten. - Die Jury hat doch noch gegen Martin ihr „Schuldig“ gesprochen, ihn aber zugleich der Milde des Gerichtshofes empfohlen. Gegen Martin’s Bruder und sechs andere Verbündete sind Haftbefehle ergangen. - Zu Cork und im ganzen Süden ist alles ruhig. Zu Limerick und Abbeyfeale, wo übrigens kein Losbruch erfolgt ist, sind manche Verhaftungen erfolgt. Auf O’Gorman wird gefahndet. Bei Clonmel wurde eine Polizeischaar von einem Berge herab mit Steinwürfen angegriffen; die Thäter entflohen. - Die Erndteberichte aus den Provinzen lauten sehr ungünstig. Es scheint immer gewisser, daß die Kartoffelerndte fast ganz mißrathen und die Kornerndte, mit Ausnahme des Hafers, der aber weit sparsamer gebaut wurde, als gewöhnlich, bedeutend hinter einer Durchschniterndte zurückbleiben wird. Dies gilt besonders vom Weizen, dessen Güte und Ergibigkeit sleich viel zu wünschen übrig läßt. Rüben sind durch3“’’03 sut gerathenz es wurden aber viel zu wenig Felder damit bebaut. - Die apostolischen Vicariate in England werden bald aufhören, an deren Stelle werden bischöfliche Sitze treten: denn schon vor einigen Monaten hat der Papst entschieden, daß England kein Missioneland sein soll.
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Niederlande.
Niederlande. Haag, 20. Aug. Die letzten Arbeiten der zweiten Kammer lassen sich unter Folgendem zusammenfassen: In der Sitzung vom 17. wurde die allgemeine Eröre mng über die Verfassungs⸗Revision geschlossen. Am 18. wurde die Debatte eröffnet über den ersten Gesetzentwurf: „vom Königreiche und seinen Einwohnern“, in welcher ein limburger Deputirter bas Wort nahm, um gegen die Trennung dieser Provinz von Holland Protest einzulegen. Ein anderer limburger Deputirter schrieb die Bewegung im Herzogthume der Schwäche und der unsichern Politik der Behörden zu. Nachdem der Minister Lichtenveldt über seine Sendung in jene Provinz Bericht erstattet, wurde der Entwurs mit 48 gegen 8 Stimmen angenommen.
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Ungarn.
Ungarn. Pesth, 12. Aug. Privatbriefen zufolge haben die Nnsrigen 'oie starken Verschanzungen bei Verbasz mit einem Verluste von 500 Menschen eingenommen. Raitzcn sind über 3000 gefallen, unter denen man einen ruffischen Offizier gefunden haben soll. Der Kanonendonner zog sich immer weiter hinab; folglich hat man die Feinde noch immer weiter verfolgt. Pesth, 15. Aug. Wir haben schon mehrmals an die Unglaubwürdigkcit der magyarischen Siegesberichte zu erinnern gehabt. ©o hat sich denn auch jetzt wieber die Nachricht »on dem großen Siege bei Perlaß, wo Anfangs 3000, später gar 8000 Insurgenten gefallen ein sollten, als cine leere Aufschneiderei der Magyaren erwiesen, indem gar lein Kampf bei Perlaß Statt gefunden hat. gram, 12. Aug. Wir gehen großen^ Ereignissen entgegen. Alle Kroatischen reguläre« Regimenter, gegen 18,000 Mann, eilen der Grenze zu.^Der Banus hat am Sonnabend die aus Peschiera zurückgekommenen ottochaner Grenzer bei St. Juan gemustert und ungefähr folgende Worte gesprochen: „Tapfere Ottochaner, Euer Hcldenmuth wird in Europa bewundert. Wir kämpfe« jetzt für die Centralregierung, cine constitutionelle Monarchie, die dem Sitz des Kaiser« anheimfallen muß. Der größte Theil Ungarns erwartet uns als feine Befreier. Nur »ter Wochen, und Ihr seid Euer« Familien wiedergegeben. Ein starkes constitutionclles Kaiserreich, als Bollwerk gegen alle Feinde nach Ost und West, wirb der Lohn der tapfern Croate« und aller getreuen Oesterreicher fein. Sir kämpfen für Freiheit der Krone und des Volkes, für Brüderlichkeit und Gleichheit!" Vergöttert von feinen Soldaten, kehrte der Banus »on St. Ivan nach Ag,am zurück. Im Laufe dieser Woche wirb der Angriff beginnen. Man schätzt die Gesammtmacht des Vanus auf 80-—90,000 Mann.
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Galizien.
Galizien. Lemberg, 6. Aug. In Galizien macht die Cholera reißende Fortschritte. In der Stadt Sereth, Kreis Bukowina, sind vom 18. bis 22. Juli aufs Neue 115 erkrankt; eben so in vielen anderen Städten: Czernowce, Sadagora, Tysmienica u. s. w.
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Schweiz.
Schweiz. Ohne Sang und Klang wird der neue Bundesentwurf in einem Kanton nach dem andern angenommen kaum irgend Jemand preist ihn seiner innern Vortrefflichkeit wegen an; aber jede Einwendung dagegen wird durch die Besorgniß niedergeschlagen, Verwerfung desselben könnte noch schlimmere Folgen haben.
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Donau-Fürstenthümer.
Donau-Fürstenthümer. Von der walachischen Grenze, 8. Aug. Eben eingehenden Nachrichten aus Bucharest vom 5. Aug. zufolge hat der großherrliche Commissar SuleimanPascha von Giurgewo, wo er mit 12,000 Mann türkischer Truppen eingerückt ist, ein Ultimatum an die provisorische Regierung nach Bucharcst geschickt, worin er die Herstellung des Status quo vom Jahre 1831, Restauration des geflüchteten Fürsten BibcSco und alsbaldige Auflösung der provisorischen Negierung verlangt, widrigenfalls er sich unverzüglich mit seinen Truppen nach Vucharest in Marsch setzen werbe. Er hat einen Termin »on 24 Stunden zur Antwort ge* geben. Das türkische Ultimatum schließt indessen Verwaltungsreformen keineswegs aus, sondern hält sich fest an das mit Nußland gemeinschaftlich abgeschlossene Statut vom Jahre 1831 für die Fürstentümer. Es ist natürlich, daß in Vucharcst an Widerstand nicht zu denken ist. Es herrschte Ruhe.
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Frankreich.
Frankreich. Paris, 22. Aug. Die Veröffentlichung der Beweisstücke zu dem Berichte der Untersuchungs⸗Commission hat im Volfe eine unverkennbare Aufregung hervorgebracht, die unter beunruhigenden Symptomen sich äußert. Wenn auch die schauerlichen Gerüchte über die Keime einer entdeckten oder unentdeckten Verschwörung keinen Glauben verdienen, beginnen doch wieder die Zusammenrottungen des Abends an der Porte St. Denis, welche die Vorläufer des 15. Mai und der Junitage waren. Von der Wendung, welche die Discussion über den Bericht und die Aktenstücke nehmen wird, hängt auch die Aufrechthaltung der Ruhe ab. Allein trotz der versöhnlichen Stimmung der „Blauen“ und der „Farblosen“ ist es nicht wahrscheinlich, daß diese Angelegenheit ohne nachhaltige Folgen erledigt werde. Von vorn herein hat die Nationalversamm, lung den Mißgriff begangen, nebst den Tribunalen auch eine Commission aus ihrer Mitte mit der Untersuchung der Ereignisse im Mai und Juni zu beauftragen. Zu diesem Mißgriffe fügte die Commission einen andern. Da sie in ihrer überwiegenden Mehrheit aus Republikanern von heute bestand, so mußte sie sich enthalten,, diese Ereignisse zu würdigen, sich damit begnügen, alle darauf bezüglichen Aktenstücke und Aussagen zu veröffentlichen, und die Würdigung derselben der Kammer überlassen; wenn sie aber wirklich zu einem Berichte darüber eine unabweisbare Pflicht fühlte, so mußte sie erst die Aktenstücke und Aussagen und dann den Bericht veröffentlichen. Auf die eine oder die andere Weise hatte sie vermieden, den Verdacht der Parteilichkeit auf sich zu ziehen. Wie die Sache jetzt steht, ist ein Kampf zwischen den Beschuldigten und der Commission unvermeidlich; jene müssen sich vertheidigen, und sie können es nur, indem sie ihre Gegner als Feinde der Revolution angreifen; diese können eine solche Beschuldigung, die aus ihrer Untersuchng sich nicht rechtfertigen läßt, nicht auf sich haften lassen, und so wird es unvermeidlich zu einem hitzigen, stürmischen Kampfe kommen, der wohl schwerlich mit einer beschwichtigenden Tagesordnung enden kann. Dieser Sturm in der Kammer muß nothwendiger Weise nach außen wirken, und wir glauben nicht, daß die abermalige Unterdrückung von vier Journalen geeignet sei, einer solchen Aufregung zuvorzukommen; im Gegentheil, da diese Maßregel eine offenbare Verletzung des neulich votirten Gesetzes ist, so kann sie das Volt nur ebenfalls zur Mißachtung der Gesetze aufmuntern. Paris, 23. Aug. In der Militärschule wurden dieser Tage Versuche mit einer beweglichen Barrikade gemacht, die für den Fall cines neuen Aufstandes zum Schütze der Nationälgarde und der Truppen bestimmt st. Sic besteht aus einem starken Bretterwerk von Eichenholz, das mit Eisenplatten »on ziemlicher Dicke überzogen ist, und enthält Schießlöcher, um die Angreifer in Stand zu setzen, ein scharfes Feuer zu unterhalten, ohne selbst großer Gefahr ausgesetzt zu fein, Eme dicht vor der Barrikade mit doppelter Pulverladung abgeschossene Kugel drang nur einen Zoll tief in das 2V2 Zoll dicke Holzwerk ein. Auch tragbare Blockhäuser hat man erbaut; fie bilden einen nach alten Seiten verschlossenen Bau mit Schicßlöchern und können von 12 Soldaten mit größter Leichtigkeit vom Flecke gebracht werden. — Zu Montpellier, Nimes und in den übrigen Städten des Garddepartements sind die Municipalwahlcn blos auf Légitimiste« gefallen. Paris, 24. Aug. Die Ergänzungs-Wahlen sind wie der heutige „Moniteur" meldet, auf den 17. September anberaumt. Dreizehn Departements haben im Ganzen fünfzehn Repräsentanten zu wählen; vier Dcputirte hat die Kammer durch die Juni-Tage ver» lorcn; acht Wahlen sind durch die Doppelernennungen von Louis Vonaparte und Thicrs verursacht, und die brei andern rühren von Entlassungen her. — Ein Morgenblatt versichert, daß nach einer hier eingetroffenen Depesche das Wiener Cabinet die englisch-französische Vermittlung in Italien nicht angenommen habe. — In der Nationalversammlung hieß es heute, bei Eröffnung der zur Debatte über den Untcrsuchungsbericht anberaumten Frcitagssitzung werbe die Regierung verlangen, baß die Versammlung sich in Permanenz erkläre, und nicht cher auseinander gehe, bis fie ihr Votum abgegeben habe.
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Luxemburger Wort no. 50 30.08.1848
Luxemburger Wort Abonncmcnts-Büreau in Lurcmburg, Genisterstr. Nr. 243. q)rämtmcraticn«prej« für 3 Won. 6 Won. 1 lahl. eurnnbnrg: 5 Fr. 10 ssl. 20 %r. Auswärts: 5,75 11,25 22,50 Mr. X». für Wahrheit u. Recht. Mittwoch, den 30. August. InsertionSgebühren 15 Centimes pro Zcilt oder Raum cm« Petitschrift. Bestellungen und Briefe werden franco erbeten. «848.
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Deutschland.
Deutschland. München, 21. Aug. Wir haben heute wieder leider große Aufregung in der Stadt. Seit einiger Zeit ist das Gerücht verbreitet, der „Staatsschatz“ in der k. Residenz sei nicht mehr oder doch nicht ganz mehr vorhanden. Da die Schatzkammer dem Besuche des Publikums nicht mehr geöffnet wurde und desfallsige Anfragen in öffentlichen Blättern von den betreffenden Behörden unbegreiflicher Weise unbeantwortet blieben, so haben die erwähnten Gerüchte Glauben gefunden, und wurde deshalb heute früh durch einen Anschlag an den Straßenecken das Publikum eingeladen, sich Nachmittags auf dem Rathhause einzusinden, um zu berathen und sich dann zu überzeugen, ob der ganze „Staatsschatz“ sich noch in der Residenz besinde. Dieser Anschlag wurde alsbald von der Gensd’armerie abgerissen, was große Aufregung verursachte. Nachmittags erließ der Magistrat eine Bekanntmachung, worin er die betreffenden Gerüchte als vollkommen grundlos erklärte. Der Pöbel riß seinerseits diese Bekanntmachung von den Straßenecken herab, und in großer Masse stürmte Alles nach dem Rathhaussaale, wo der Bürgermeister obige Erklärung wiederholte. Den Stimmführern der Versammlung (einige Bürger und Studenten) wollte diese Erklärung nicht genügen; man ernannte eine Commission, die sich persönlich überzeugen soll, ob der Schatz noch ganz vorhanden sei. Ob man diese Commission vorlassen wird, steht dahin. Gewiß scheint indessen zu sein, daß der Schatz seit den unruhigen Märztagen in Kisten verpackt ist. Um die Residenz und auf dem Schrannenplatz steht viel Militär und große Menschenmassen. Was uns der Abend bringen wird, weiß der Himmel. (A. Postz.) München, 22. Aug. Im Laufe der gestrigen Nacht, in welcher die Ruhe erst nach Mitternacht völlig wieder eintrat, kam es zu höchst bedauerlichem Blutvergießen. Das Militär wurde mit Steinwürfen hart bedient, und die Officiere gaben sich lange alle Mühe, um dem Ausbruch der Wuth der Soldaten Einhalt zu thun. Endlich aber wurde von den Kürassiren eingehauen und von den Infanteristen geschossen. Ein Bäckergeselle starb sogleich in Folge einer Schußwunde; zwei Andere wurden gleichfalls von Schüssen schwer getroffen. Stichund Hauwunden gab es in Menge; die Zahl der Verwündeten läßt sich nicht bestimmen. Aber auch auf Seiten des Militärs soll es an Verletzungen nicht fehlen. Man sagt, daß auf einen Soldaten zuerst geschossen worden sei; wir wollen dies jedoch keinesfalls verbürgen. Vom Lech, 21. Aug. Bestimmten Mittheilungen aus München zufolge sind dort in voriger Woche einzelne Cholerafälle vorgekommen, die jedoch alle einen befriedigenden Ausgang nahmen. Wie wohl kaum zu zweifeln ist, daß die Cholera ihren sporadischen Besuch in Deutschland so bald nicht einstellen werde, so ist bei uns und in der Umgegend die Furcht vor dieser Seuche doch bei Weitem geringer als bei ihrem erstmaligen Auftreten vor 12 Jahren, zumal nachdem sich unwiderleglich herausgestellt, daß die Gefährlichkeit ihres Charakters sich gemildert hat. (F. J.) Hannover, 23. Aug. Diesen Morgen 9 Uhr ist die hiesige Garnison ausgerückt, um die schwarzroth⸗goldenen Bänder, die nach dem Befehle des Reichsverwesers an den Fahnen befestigt werden müssen, in Empfang zu nehmen. - Die deutschen Kokarden sollen dem Vernehmen nach auch baldigst angelegt werden. (H. M.⸗Z) Nendsburg, 21. Aug. Heute Morgen ist der seit einigen Tagen wieder hier verweilende Unterstaatssecretär Mar von Gagern in das Hauptquartier des Oberbefehlshabers der Reichsarmee, General Wrangel, nach Apenrade hin abgereist. Derselbe wird heute morgen die Antwort des dänischen Cabinets auf die von der Reichsgewalt proponirten Waffenstillstandsbedingungen in Empfang nehmen. Mithin waren die Gerüchte über den schon geschehenen Abschluß des Waffenstillstandes und über die Verwerfung der mit demselben deutscher Seits verbundenen Bedingungen abseiten Dänemarks rein aus der Luft gegriffen. Ans Altona, vom 24. Aug. schreibt die „Hamb. Börsen⸗Halle“: Man erwartet, daß innerhalb 14 Tagen, spätestens bis zum 15. September, der Waffenstillstand, und zwar im Allgemeinen auf eine für Deutschland günstige Weise, abgeschlossen sein werde. Berlin, 23. Aug. Bis gestern (22.) Mittags waren an der asiatischen Cholera erkrankt 104 Personen; daran sind 74 gestorben, 12 genesen und 18 in Behandlung. Leipzig, 15. Aug. Gestern ist hier ein Cholerafall vorgekommen, und der Erkrankte ist binnen drei Stunden gestorben. Es sollen noch vier Erkrankungen mit allen Symptomen der Cholera vorgekommen sein; dieses ist jedoch unverbürgt. Wien, 18. Aug. Die republikanisch⸗anarchische Partei, denn beide gehen Hand in Hand, scheint einen Hauptvorschlag vorzuhaben; wenigstens sind die Anzeichen dazu vielfach wahrzunehmen. Notorische Wühler ziehen von allen Seiten herbet, und täglich sinden Krawalle und Katzenmusiken statt, wobei es nicht ohne Gewaltthätigkeiten und Zerstörung des Eigenthums abgeht. Gestern wurden zwei Juden, bekannte Redactoren von Blättern der aufreizendsten Art, in Haft genommen, um in acht Tagen ihren Proceß vor dem Preßgericht zu bestehen, doch wurden sie gegen eine Caution von je 100 sl. wieder auf freien Fuß gesetzt. Diese Drocedur gab zu einem gewaltigen Lärm auf der Aula Anlaß und Dr. Fuster, der Studentenapostel brachte endlich die Cautionssumme zu Stande. Die Aua hat eine Dankadresse an die äußerste Linke zu Frankfürt beschlossen, und der Sicherhcitsauöschuß, so heißt es, dieselbe unterzeichnet. Die Natur der Wahlen, die unter dem Einfluß der Missionen der Aula und des Sicherhcitsausschusscs vorgenommen worden, zeigt sich täglich in größerer Nacktheit, zumal wenn »on irgend einer Rechts- oder Principienfrage, oder praktischer Organisation die Rede ist. Trotz dieser traurigen Wirklichkeit hat sich der Zustand im Allgemeinen doch zum Bessern gewendet. Die öffentliche Meinung ist zur Besinnung gekommen, und die achtbaren Journale gewinnen zusehends an Umfang und Einfluß. Man Mit allgemein, daß es mit der Aula und dem Eichel heitsausschusse eine Ende nehmen müsse, und solche Elemente ertralegaler Herrschaft mit gesetzlicher Freiheit unverträglich feien. «Mg. Ztg.) Wien, 21. Aug. Man glaubt, baß v. Wessenberg die Leitung und den Vorsitz im Cabinet übernehmen, das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten aber einem anbern überlassen wird. Als den einzigen Berufenen dazu wissen wir in unsenn ganjen diplomatischen Körper noch immer keinen anbern als den Grafen Colloredo. (Allg. Z.) Wi?n, 22. Aug. Als wir gestern beim Morgenroth die Arbeiter scharenweise in die Stadt einziehen sahen, mußten wir fürchten, daß das Abendroth traurige Scenen beleuchten dürfte. Im Laufe des Tages konnten unsere Befürchtungen nur wachsen, wenn man die drohende Haltung der Arbeiter beachtete; doch gelang es dem energischen Eingreifen der National- und Municipal-Garde, die Arbeiter aus der inneren Stadt hinaus zu drängen. Es stand nun zu erwarten, daß dieselben, wie fie schon Vormittags hatten »erlauten lassen, eine Abendpromenade nach Schönbrunn machen würden, und es waren deshalb bedeutende Detaschcmcnts der Garde hinaus beordert worden. Die Arbetter aber standen von ihrem Vorsätze ab und zerstreuten sich unter Drohungen gegen die Nationalgarde. (Köln. Z.) - Die Ruhe ist heute nicht wieder gestört worden. Gestern Abends wurden noch Kanonen auf die Wälle aufgefahren und die Thore gesperrt. Mehrere Verhaftungen waren vorgenommen worden. Einige der verhafteten Individuen wurden auf Verlangen des Volkes wieder herausgegeben. Die Nacht verlief ruhig. Die Herabsetzung des Tagelohnes traf vorzüglich die Weiber und jüngere Personen. - Vom Gemeindeausschusse spricht man, daß er sich im volksthümlichen Geiste reconstruiren und sodann den seit kurzer Zeit unbequem gewordenen Sicherheits⸗Ausschuß ersetzen werde. - In Folge eines Ministerial⸗Erlasses sind alle wegen Preßvergehen anhängigen Prozesse aufgehoben worden. (Köln. Z.) Wien, 22. Aug. In der gestrigen Abendsitznng der Reichsversammlung wurde der Vorschlag des Finanzausschusses über den Antrag des Finanzministers, mit überwiegender Mehrheit angenommen und der letztere demnach ermächtigt, eine Anleihe von 20 Millionen aufzunehmen, und dabei, wenn es nöthig wäre, den Credit der Nationalbank bis zu 6 Millionen zu benützen. Zugleich wurde der Finanzminister aufgefordert, das Geldausfuhrverbot in kürzester Frist aufzuheben, und andererseits der Grundsatz ausgesprochen, daß bis zum Friedensschluß die Erhaltung der Armee vorzüglich von den italienischen Provinzen bestritten werden solle. (A. A. Z.)
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Italien.
Italien. Der Uebergabe von Peschiera an die Oesterreicher, welche am 14. August erfolgte, ging eine Beschießung vorher, über welche der „Oesterr. Lloyd“ Folgendes berichtet: „Um Peschiera mit Nachdruck von allen Seiten anzugreifen, wurden am rechten und am linken Mincio⸗Ufer 4 Batterien errichtet, welche im Ganzen 52 Stück Geschütze von schwerem Caliber, darunter acht 60pfünder Mörser, zählten. Um die Errichtung dieser Batterien dem Feinde so viel als möglich zu verbergen, geschah der größere Theil der Arbeit während der Nacht. Am 9. Mittags waren die Batterien fertig und die Artillerie an ihren Posten aufgestiellt, um nach vorausgegangener, aber leider erfolgloser Aufforderung zur Uebergabe sofort das Feuer zu eröffnen. Um 7 Uhr fingen alle Batterien zu spielen an, und nach Verlauf von 1111/2 Stunde war die Festung durch Kugeln, Granaten und Bomben im wahren Sinne des Worts erstürmt. Nach der Aussage der Piemontcscn selber war die Verwirrung unter der Besahung grenzenlos und um so größer, als man feine Ahnung hatte von der großen Anzahl von Batterien und Kanonen, welche von allen Seiten die Festung einschlössen. Am 10. bei Anbruch des Tages warb das Feuer mehrere Stunden hindurch fortgesetzt, bis zuletzt die Kunde vom Waffenstillstände allen Feindfcfigfcitcu ein Ende machte. Unsere junge Artillerie» Mannschaft fand bei diesen: Bombardement Gelegenheit, sich auszuzeichnen, so daß schon nach den ersten Schüssen das feindliche Feuer zum Schweigen gebracht war. Allein die furchtbarste Wirkung machte eine Bombe, welche ins feindliche Laboratorium fiel und die barin aufbewahrten gefüllten Granaten zündete. Drei Mann sielen als Opfer dieser Explosion, von deren Leichnamen man aber nicht die geringste Spur vorfand; sieben starben vor Schrecken eines plötzlichen Todes. In derselben Caserne, die sehr fest gebaut war, bad einzige Asyl der Besatzung, sprengte eine Bombe die Decke." — Aus Mailand wirb vom 15. gemeldet, daß der Feldmarsehall Nadetzki.dem General Fürsten Fel« Sehwarzenberg, gewesenem Botschafter in Neapel, das diplomatische Referat in feinem Hauptquartiere übertragen habe. Dieser verhandelt, Namens des Marschalls, mit den Gesandten von England nnd Frankreich. (Köln. Ztg.) Nach Berichten, die in Wien kirn Kriegsministerium eingelaufen, ist nun auch der Tonal frei geworben, nachdem die österreichischen Truppen noch ein Gefecht auf jener Hochebene an der Südgrenze Tirols mit der Nachhut des abziehenden Feindes bestanden. Das Stilfscrjoch ist dagegen noch »on italienischen Truppen besetzt. — Das Kriegsministerium hat ferner »on dem Feldmarschall-Licutenant Baron Wclden aus Novigo vom 15. d. M. die Meldung erhalten, daß er sich auf die Einladung der päpstlichen CommisMien Ma» rini, Corsini und Guarini nach Novigo begeben und daselbst an obengenanntem Tage die zwischen ihm und bett päpstlichen Behörden sich ergebenden Differenzen mit denselben vollkommen geschlichtet, so wie überhaupt die ganze Zusammenkunft unter den freundschaftlichsten gönnen stattgefunden hat. — Im Felde stehen jetzt nur noch Garibaldi, Nussini uud Duranda mit kleinen Freicorps, weiden sich aber kaum noch einige Tage halten können. (Köln. Z.) Triest, 19. Aug. Gestern Abends um 7 Uhr kam der „Vulcan“ mit dem sardinischen Oberst zurück. Da ein mir befreundeter österreichischer Ofsicier den Parlamentär begleitet hatte und bei der stundenlangen Unterredung mit Albini zugegen gewesen war, so kann ich Ihnen das Resultat der Verhandlungen aus der glaubwürdigsten Quelle mittheilen. Der Admiral, in seinem Aeußern und seiner Sprachweise ein „Clown“, erklärte unumwunden den ihm zugegangenen Weisungen nicht Folge leisten zu wollen, bis er directe Befehle von Turin empfange. Bis dahin werde er auf dem Kriegsfuße bleiben und die österreichische Flotte angreifen, wo und wann er sie treffe ... Hier ist niemand in Zweifel darüber, daß ein geheimes Einverständniß vorherrsche, entwcder zwischen Albini und der venezianischen Regierung, oder zwischen Albini und Karl Albert. Die guten Leute glauben immer noch Venedig retten zu können; man will Flotte und Truppen in Venedig zurückhalten bis zur Wiederkehr Tommaseo’s, den man zugleich mit einer französischen Flotte erwartet. Als ob John Bull das zugeben würde! - Reisende, welche am 14. Venedig verließen, erzählen, es herrsche dort eine ungläubige Verwirrung. Generalmarsch, Reden von Manin, Volksversammlungen, immer charakterisirt durch ein Morte ai Iedeschi! sind die stehenden Punkte der Tagesordnung. (Allg. Ztg.) Palermo, 22. Juli. Auf die Nachricht von den großen Zurüstungen König Ferdinands zu einer Landung in Sicilien hat das Parlament die Organisation des Landsturms und zugleich die Mobilisirung eines Theiles der Nationalgarden verordnet. Das Decret ist von einem den Umständen angemessenen Aufruf begleitet, welcher vielleicht etwas bewirken mag. Vom Tag des Ausrückens teim Annähern des Feindes an werden diese Trup⸗ pen durch den Staat besoldet und verpflegt. Uebrigens herrscht allgemeine Ruhe, und unsere öffentlichen Promenaden sind, wie mitten im Frieden, fortwährend jeden Abend bis und über die Mitternacht mit Lustwandelnden bedeckt. (Allg. Z.) Turin, 18. Aug. Der „National Savoisien“ berichtet, daß die piemontesischen Truppen wieder in die Städte ziehen, in denen sie vor Beginn des Krieges in Garnison lagen. Alles deutet auf nahen Abschluß des Friedens hin. Das Vertheidigungscomite ist aufgelöst. (N. Zürch. Ztg.) Churer Blätter bestätigen, dast der Stelvio und Tonale nun wirklich gänzlich verlassen sind. Die lombardischen Truppen, die noch in Veltlin beisammen waren, haben sich nun auch völlig aufgelöst. In Graubünden wimmelt es von Flüchtlingen. Eine Abtheilung, die vom Stelvio kam, führte 7 Kanonen bei sich. (. Zürch. Zig.) Nach der Türmer „Opinione" wäre am 12. August in Turin ein Gunter von Karl Albert angekommen mit der Weisung, wegen des Waffenstillstandes das an Frankreich gerichtete Hülfegesuch zurückzunehmen. Das Ministerium habe die Ausführung dieser Weisung verweigert und sic dem König überlassen.
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Die deutsche Flotte nach den Vorschlägen des Marinecongresses.
Die deutsche Flotte nach den Vorschlägen des Marinecongresses. Die Wehrlosigkeit Deutschlands zur See, welche der dänische Krieg vorzüglich fühlbar machte, ward der Entstehungsgrund des Marinecongresses, zusammengesetzt aus sachkundigen Männern der deutscheu Nordseestadte. Das Ergebniß seiner Berathungen faßte der Congreß in einem Schlußbericht an den Bundestag zusammen. Wie man aus den Aufklärungen der Sybillinischen Blätter aus Oesterreich (deren Verfasser der österreichische Artilleriehauptmann und Parlamentsabgeordnete Möring ist) ersieht, ist die Seegeltung der österreichischen Flotte im Mittelmeer so gut als Null gewesen. Von den norddeutschen Ufern mit ihren seegeübten Bewohnern muß die Seegeltung Deutschlands ausgehen. Der Bericht des Marinecongresses beschränkt sich nun darauf, vorzulegen, was das unumgänglich nothwendige Minimum einer deutschen Flotte sein müßte. Danach sind anzuschaffen: 1) 8 Segelfregatten mit 60 Kanonen von möglichst schwerem Kaliber; 2) 4 Segelfregatten mit 40 Kanonen von möglichst schwerem Kaliber; 3) 6 Dampfschrauben⸗Fregatten, jede von etwa 500 Pferdekraft und etwa 1500 Tonnen, mit Kanonen von möglichst schwerem Kaliber; 4) 6 Dampfschaufelräder⸗Corvetten, jede von 3⸗ bis 400 Pferdekraft und 9⸗ bis 1200 Tonnen, mit Bombenkanonen versehen. Die Bemannung dieses Minimums einer deutschen Flotte schlägt der Bericht des Marinecongresses auf 9140 Mann an, von denen ungefähr ein Drittel (3510 Mann) schon in den ersten zwei Jahren gestellt werden muß. Die Kosten für die Errichtung dieser ersten deutschen Flotte berechnet er aut 10,250,000 Thaler preußisch, wovon für die in den ersten zwei Jahren seefertig werdenden Schiffe an 4,075,000 Thaler gereicht werden. Die Unterhaltungskosten würden sich auf 1,590,000 Thaler für die bis 1850 zu liefernden Schiffe belaufen (der Bericht ist hier nicht klar und läßt fast verstehen, als ob 1,590,000 Thaler für die Unterhaltungskosten der ganzen Flotte genügten, während damit nur die in den ersten zwei Jahren vollendete kleinere Hälfte unterhalten werden soll). Die Unterhaltungskosten des ganzen Minimums einer deutschen Flotte gibt der Bericht nicht an; sie werden ohne die Marinecollegien, Seeschulen, Arsenale, Docks jährlich wenigstens 3,620,000 Thaler betragen. (H.⸗B.)
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Pub. 1 Page 4
In den ersten Tage» wird i» der Duchhandwng von V. pxuk ankommen: Portrait des Hochwnrdigsten Herrn Bischofs Laurent, im ganzen Ornate. Folio 1 Thalcr. Dieses Vildniß ist »on einem der ersten Maler Deutschlands gezeichnet, und sprechend ähnlich. Im Hintergründe sieht mon die Stadt Luxemburg. In der se il'scheu Vuchhandlung zu Luxemburg wird binnen einige» Tagen zu haben sein: das wohlgetroffene Bildnitz dcsHochw.Drn. Z.T.Laurent Bischof von (El)cvfonc^, Apostolischer Vilar von Luxemburg. «preis : Fr. », 73.
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Die Verhandlungen über Artikel III der Grundrechte.
Die Verhandlungen über Artikel III der Grundrechte. (Fortsetzung. Die Fortsetzung der Beratung über Artikel 111 der Grundrechte ist an der Tagesordnung. Sepp «.München bekämpft zuerst Vogt's und lordan's Diatribe« gegen die Religion, bemüht sich, den Beweis zu führen, wie im Kampfe gegen die Kirche der Staat stets den Schaden davon getragen habe. Er »ertkibigt unbeschränkte Toleranz, aber die bestehenden Religionen dürfen nicht »ogelfrci erklärt werden. Ohne Religion kann kein Staat bestehen; das ftaatenformcnbc Princip ist eigentlich das Christenthum. Indem Redner diesen Satz zu erklären sucht, erregt er nicht selten Heiterkeit, nicht selten Murren. Die Behauptung: in £)cftcrrcid> sei die Religion verachtet und gehaßt, wird von dem Präsidenten mit den Worten gerügt, daß der Redner kein Recht zu einer solchen Behauptung habe. Vor Allem, sagt Redner, verlangen wir Unabhängigkeit der Kirche vom Staate; dieser muß sich von der Kirche lossagen. — au werf: Vorredner kam von jenseits der Berge kr; er habe ihn nicht genau verstanden doch das habe er gemerkt: er fei fein Feind der Frei- heit, nämlich der Freiheit der Kirche! Ihr habt mit Begeisterung für die Freiheit der Kirche gesprochen, aber wann habt ihr für die politische Freiheit in Deutschland gesprochen? Sie religiöse Freiheit habt ihr unterdrücken helfen, den Deutschkatholikcn habt ihr das Leben sauer gemacht und nicht gestattet, daß für die Gustav-Adolphs-Stiftung gesammelt werde. Redner erinnert an Abel's Ministerium und sagt im Verlaufe seines Vortrages: Der Staat darf keine Religion haben, sonst ist er immer parteiisch. Sie Religion und die Kirche müssen Parteiangelegenheiten werden; jede Gesellschaft muß sich selbst erhalten und verwalten. Wir aber haben in der Paulskirche das Recht, den katholischen Gemeinden hülfreich beizustehen gegen den geistlichen Absolutismus. Sie Geistlichkeit darf nicht in das Erbe des Staates eintreten. Mit dem Ausdrucke: „Unabhängigkeit" ist viel Mißbrauch geschehen. Das Gesetz ist das Heiligste; darüber geht Nichts: Alles muß unter dem Gesetze stehen, also auch die Kirche. Sie Kämpfer für die Trennung der Kirche vom Staate »erlangen auch noch dazu die Schule. Sollen wir eine christliche Mathematik in den Schulen lernen? Sie Schule darf keine Domaine der Kirche werden je. — v. Nadowitz: Warum sollte es in dieser ersten Versammlung nicht möglich fein, diese bittere Debatte zu verlassen? Ich hoffe, wir werden es. Der Artikel 111. spricht sich in fetner vorgeschlagenen Fassung nicht klar aus; er läßt viele Interpretationen übrig, viele Besorgnisse entspringen daraus. Der Protestantismus fürchtet »on der vollen Freiheit der katholischen Kirche. Sollte auch eine Vesorgniß begründet sein, daß der Staat größeren Unannehmlichkeiten ausgesetzt werde? Ich glaube es nicht. Der Staat muß von einem Prävcntiv-Systeme zum 3tcpre)ftö= Systeme übergehen. Sind nicht alle Freiheiten gefährlich und reizen zu Uebcrgriffcn, wie z. B. die Preßfreiheit? Aber deshalb dürfen wir uns doch nicht abhalten lassen, uns für Festhaltung des obersten Princips auszusprechen. Sie geforderte Unabhängigkeit der Kirche braucht deshalb immer noch keine Trennung vom Staate in sich zu schließen; eben so wenig kann das, was einer christlichen Kirche nützlich ist, zurückweisen, aus dem Grunde, weil es einer andern Kirche nachtheilig sein könne. Sie katholische Kirche wird den Preis auch nicht zu bezahlen haben, aber stets danach streben muffen, ihre Lehren auszubreiten; die politischen Parteien thun ja nichts Anderes! Sie protestantische Kirche in Belgien klagt ja auch nicht über Uebergriff. Man hat auch die Einführung der Jesuiten befürchtet, indeß auch die, welche die Freiheit der Kirche sogar wollen, glauben sich Schranken setzen zu müssen, um nicht in diese Folgerungen zu verfallen. Die katholische Kirche hat ihres Organismus wegen eine Aushülfe in den Jesuiten nöthig gehabt, die das deutsche Episcopat, die deutsche Wissenschaft jetzt nicht mehr bedürfen. Wir würben entschieden gegen Einführung der Jesuiten sein, (Wer?) wir, die katholischen Mitglieder, welche hier sitzen, Ihre College«! (Bravo!) Keine Macht der Erde kann die protestantische ober katholische Kirche vernichten. Früher hat die Kirche nach weltlicher Gewalt gegriffen, die Reformation hat auf dieses Verhältniß einen tiefen Einfluß ausgeübt; es war aber nicht die Absicht, die kirchliche Gesellschaft unter Staatsbotmäßigkeit zu bringen. Sie Kirche muß aber vom Staate wieder getrennt werben, und ihre Verwaltung muß frei ihr überlassen werben; ohne offenbare Ungerechtigkeit kann ihr das Recht nicht vorenthalten werben. Nicht mehr und nicht minder! (Bravo; Zischen von der entgegengesetzten ©cite.) — Hagen, von Heidelberg: Vom Standpunkte der Demokratie spricht auch er sich für die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate aus. Unter der Botmäßigkeit des Staates ist das religiöse Element nicht besser geschützt. Wie hat die Vurcaukratic, der Polizeistaat feit 33 Jahren die Religion unterdrückt? Vollkommene Ncligions- und Cultusfrcihcit ist das großartigste Mittel gegen die Gefährlichkeit der Kirche. Auch in diese muffen wir das demokratische Princip hineinwerfen. Für die Schule muß das Recht der Selbstbestimmung in Anspruch genommen werben; die Gemeinden muffen das Recht haben, ihre Pfarrer entweder ganz zu wählen oder doch vorzuschlagen. Sie katholische Kirche soll auch ein Opfer auf den Altar des Vaterlandes legen. (Redner beutet auf die Umwandlung der geistlichen Güter.) — Müller von Aachen kritisirt die Behauptungen einiger Vorredner und spricht für die conséquente Durchführung des Princips der Freiheit. — offmann von Ludwigsburg verlangt, daß der Staat die Kirche ihren freieren Bewegungen überlasse. Zimmermann »on Stuttgart sieht Gefahr in der Berührung wunder Stellen, faßt diese aber dennoch sehr fest an. Die Schattenseiten der Kirche überwiegen weit die Lichtseiten derselben. Freiheit für Alle und in Allem im Auge habend, stimmt er für Trennung der Kirche vom Staate. Redner entwirft ein düsteres Bild von den protestantischen und katholischen Jesuiten, die sich überall eingeschlichen und Unheil gestiftet hatten, um die Priesterherrschaft neu zu gewinnen. Ei stimmt für die volle Freiheit der Kirche schon darum, weil wir Gesetze machen, nicht für die Gegenwart, sondern für die Zukunft. Sie Kirche wird in Bälde eine andere werben, fie wird nicht allein dem Geist der Zeit, der Nationalität und Freiheit, der jetzt durch die Welt geht, widerstehen. Zeigt sich doch die Macht des Geistes überall! Dollinger und Sepp haben eifrig für die Kniebeugung in Soient gesprochen, und heute sehen wir, sie kämpfen für allgemeine Gewissensfreiheit. Auch aus dem Grnnde der Bewegung und des Kampfes stimmt Redner für die volle Unabhängigkeit der Kirche vom Staate. Aber zum Kampfe braucht man gute Waffen : Freiheit des Unterrichts, Trennung der Schule »on der Kirche; diese Waffen aus der Hand zu geben, wäre Thorheit u. f. ». — Forster aus Breslau: Wenn ich die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate beantrage, so will ich keine völlige Trennung. Man wollte sie hier als eine nothwcndige Conscqucnz der Unabhängigkeit hinstellen, womit ich indessen nicht einverstanden fein kann. Kirche und Staat stehen in einem engen Bündnisse; wie Sie diese Idee der Vereinigung auffassen, davon hängt beider Blühen ab. Sie Kirche will die ganze Menschheit umfassen, der Staat nur Völkerschaften. Die Kirche hat nur geistliche Mittel, der Staat auch materielle. Beide können neben einander stehen, aber nicht über einander. Der Staat hat ein Recht der Ober-Aufsicht, der Besteuerung, der Entscheidung und des Schutzes; diese Rechte hindern nicht, daß auch die Kirche Rechte habe, das! sie Gesetze gebe und leite, daß sie ihren Cultus selbst feststelle. Diese Unabhängigkeit wollen wir nur. Die Kirche kann diese Rechte nicht entbehren, soll sie dem Staate diejenigen Dienste leisten, die der Staat zu forbern berechtigt ist. Wenn nun der Art. 111. den neuen Neligions-Gesellschaften mehr Rechte als den bestehenden einräumt, so erheben sich dagegen die Ansprüche der Gerechtigkeit, Einigung und Klug* heit. Der Staat muß allen Confessionen gleiche Gerechtigkeit widerfahren lassen; thut er es nicht, so handelt er ungerecht. Wie Sie auch die Zeit, wo eine einzige Kirche bestand, ansehen mögen, sie schuf viel Schönes und Gutes. Der kölner Dom ist ein Zeugniß davon. Die Freiheit wirb zur Versöhnung führen. Wenn auch nicht die klaffende Wunde geheilt wirb, so wirb doch der Schmerz gelindert, und sie vernarbt nach und nach. Verweigern Sie die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate, so kann es geschehen, daß Deutschland statt der Einheit ein Bild der traurigsten Zerrissenheit barbiete. Es forbert endlich die Klugheit die Erklärung der Unabhängigkeit der Kirche, die Rücksicht auf das Volk. Das Gefühl der Freiheit hat sich im Volke auf alle Verhältnisse ausgebreitet, eS will jetzt auch seine Kirche frei sehen. Sehen Sie hin auf die Menge der Petitionen. Die Zahl der Unterzeichner wird auf Hunderttausende berechnet. Man sagt wohl, die Geistlichen hätten die Unterschriften zusammengeholt, man weift auf die Schlesier hin. Sie dortigen Verhältnisse kenne ich. Ich weiß, daß das Volk arm, elend und hülstos ist, ich weiß, daß viele Geistliche sich für das Volk aufgeopfert haben, aber ich weiß auch, daß man bort an etwas Anderes denkt, als gerabe an Petitionen. Das Volk will aber im Ganzen genommen die Unabhängigkeit der Kirche vom Staate. Es ist kein hierarchisches Gelüste, was mich hier reden läßt, es ist der Wille meiner Committenten und meine eigene Neberzeugung. (Beifall.) — Schwarz »on Halle und Kuentzer aus Coblenz sind die letzten Redner bei der allgemeinen Berathung über Art. 111. (Köln. u. Rh.⸗ u. M.⸗Z.)
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Die religiöse Bewegung unserer Zeit.
Die religiöse Bewegung unserer Zeit. Mehr und mehr drängt die religiöse Frage sich in den Vordergrund, und nimmt die größte Aufmerksamkeit Aller in Anspruch. Viele können sich in die neve Richtung, welche unsere Zeit genommen hat, noch nicht finden; sic sehen sich unangenehm betül)rt und fühlen sich unbehaglich,, wenn sic Fragen wieder in den Vordergrund gestellt sehen, welche sic längst als abgetan betrachteten, und denen sic ungern cine so große Nichtigkeit beigelegt wissen wollen, als man ihnen wirklich gibt, Sic klagen bald Diesen, bald Jenen als Störer ihres Friedens an, v. wünschen die gute, behagliche alte Zeit, wie sic es nennen, zurück. Sic nennen die, welche mit Entschiedenheit die Sache der Religion »ertreten, Fanatiker, Jesuiten v. bgl. mehr. Aber unbekümmert um solche Anschuldigungen, ungerührt durch solche Klagen geht die Zeit in ihrer Entwicklung weiter; sic weckt Alle und Jeden aus der bisherigen Ruhe und Behaglichkeit auf, und reißt sic in ihren Strom hinab, damit sic entweder rechts oder links gestellt werten, Eme neutrale und gleichgültige Stellung wirb Keinem langer vergönnt bleiben. Blicken wir denn beim unaufhallsamen Hinschwin» den der bisherigen Zustände noch einmal auf die nächste Vergangenheit zurück, und lernen wir aus ihr die Gegenwart verstehen. Die große Mehrzahl des Volkes lebte bisher im frommen Glauben semer Vater, und in den ererbten Gewohnheiten und Titten der früheren biederen und einfachen Zeit dahin, wenig bekümmert um die Bewegungen des politischen Lebens, von den Verderbnissen der höheren Klassen der Gesellschaft nicht wesentlich mttberül;rt. In den höheren Klassen hatte sich aber allmäblig religiöse Gleichgültigkeit und Unglaube abgelagert, und mehr und mehr die Grundlagen alles sittlichen Lebens unterwühlt. Der Unglaube der höheren klaffen hatte vorzugsweise seinen Grund in einem immer tiefer cinfreffenben sittlichen Verfall, der das innere Glück der Familien zerstörte, die Heiligkeit der Ehen entweihte, und wie ein schleichendes Gift jeden Sinn für cine Erfassung der hohen Wahrheiten der Religion untergrub. ThcilS aber auch hatte dieser Unglaube feinen Grund in mangelhafter religiöser Bildung. Die Gymnasien und Athenäen würben feit längerer Zeit der Religion entfremdet, die geistlichen Lehrer von denselben entfernt, oder, wo man hin und wieber noch einen geistlichen Lehrer anstellte, da waren es meistens Männer »on zweideutigem Rufe, ober gesinnungslose Zwittcrmcnschcn, ohne Bewußtsein dessen, was sic der Kirche und ihren Oberen schuldig sind, und die häusig zum Verderben der Lehranstalten mehr beitrugen, als selbst völlig ungläubige Weltlcute. ©o kam eS, daß die auf solchen Lehranstalten Gebildeten nie cine höhere Anschauung vom Leben gewannen, nie tiefer in den Geist der Religion eindrangen, und meistens beim ersten Eintritt in daö Leben und feine Gefahren am Glauben völlig Schiffbruch litten, ©o ist es gekommen, daß ein großer Thcil derer, die sich Gebildete nennen, in religiösen Dingen völlig ungebildet und unwissend ist. Wenn hierzu, wie eS gewöhnlich der Fall ist, noch moralischer Verfall, Unftttlichfcit und Leichtsinn kommt, so geht sogar die Fähigkeit, wahrhaft Geistiges und ReligiöfeS zu denken und zu erfassen, meistens verloren. In diesen wenigen Zügen haben wir den Zustand bei- s.g. gebildeten Klassen, wie er in vielen Länbern bis auf die letzte Zeit hin war, und zum Thcil noch ist, geschildert. So lange es dieser Klasse »on Menschen bequem war, hielt sic sich äußerlich noch zur Religion. Aber Solche betrachteten die Religion nur als eine äußere Form, von deren innerer Nothwendigkeit und Göttlichkeit sie keine Ahndung hatten. Sie besuchten wohl den Gottesdienst, sie legten allenfalls eine österliche Beicht ab, und nahten sich fogar bem.Xifdje beö #errtt; aber feine cigcntlid;e Ucberjcugung bureffbrang iljr Suiweê, unb feine fttttidjc Êrbcbung*war mit bern Smpfang bet ©a* kramente verbunden. Allmählig begann aber diese Schlaffheit und religiöse Gleichgültigkeit auch in die niederen Klassen der Gesellschaft einzudringen, und dieselben zu vergiften. Während nun auf der einen Seite das Uebel immer weiter vordrang, hatte die Vorsehung auf der andern Seite ein kräftiges Heilmittel bereitet. Plötzlich begann nämlich der so lange zurückgesetzte und vernachläßigte Glaube in vielen Gemüthern wieder zu erwachen. Es waren in Deutschland vorzüglich die Gelehrten, die sich mit allem Eifer dem Glauben zuwandten, und mit den überlegenen Waffen der Wissenschaft die katholische Kirche vertheidigten. Die Kunst begann wieder, der Religion zu dienen. Die Bischöfe erhoben sich für die Freiheit der Kirche, und ein frischerer Hauch der Religion sing an, das Leben und alle seine Verhältnisse zu durchdringen. Was war aber natürlicher, als daß alle die, welche bisher, obwohl im Innern von der Religion und Tugend abgefallen, in ungestörter Ruhe und Behaglichkeit hingelebt hatten, sich nun plötzlich unbehaglich fühlten? Die alte Laüigkeit wurde nicht mehr geduldet; wie zur Zeit, wo Christus sichtbar auf Erden wandelte, hieß es nun wieder: „Entweder für oder gegen, warm oder kalt.“ Das war der ganzen oberflächlich gebildeten, bisher tonangebenden Klasse äußerst unbeuem. Um zum Glauben, zum wahrhaft kirchlichen Leben sich wieder zu erheben, dazu fehlte es ihr an Tüchtigkeit der Gesinnung und der Erkenntniß; als Ungläubige aber wollten sie auch ungern behandelt werden, weil in den Augen des großen Publikums auf dem Ungläubigen und von der Kirche Zurückgesetzten doch immer eine Schande ruht. Statt nun entweder sich zu bekehren, oder sich ganz von der Kirche zurückzuziehen, äußern Solche ihre Erbitterung gegen die Männer, deren die Vorsehung sich zur Wiederbelebung des Glaubens bedient hatte. Sie bezeichnen sie als Störer ihres Friedens; sie meinen, die glücklichen früheren Verhälinisse wären nur durch ihre Schuld aufgehoben, und könnten durch Verdrängung einzelner Personen wieder hergestellt werden. Vergebens; die Zeit hat ihren von Gott ihr zugewiesenen Lauf genommen, und keine Macht der Erde kann ihn mehr hemmen. Es muß sich scheiden gut und böse, kalt und warm. Was in seinem innersten Leben vom katholischen Glauben abgewichen ist, das muß sich auch äußerlich von demselben trennen, wenn es nicht mit vollem Herzen zu demselben zurückkehren will. Was aber wahrhaft im Herzen gesund und gläubig ist, das wird sich auch ganz und gar der Kirche weihen und an sie sich anschließen müssen. Jede Halbheit wird aufhören müssen. Das ist die Bestimmung des Rongeanismus in Deutschland, daß er überall wie eine tödtliche Seuche über die katholischen Länder hingeht, und Alles, was faul und verdorben ist, ergreift, damit das Gesunde von diesen schlechten Theilen befreit werde. Die katholische Kirche wird davon keinen Schaden nehmen, sondern, von den faulen und ungläubigen Mitgliedern befreit, wird sie um so frischer und lebenskräftiger dastehen, und um so mehre neue Glieder an sich ziehen. Das ist auch unsere Lage in Luxemburg. Auch hier klagen die, welche bisher in ihrem Glauben und Leben von der Kirche abgefallen, in behaglicher Ruhe hinlebten, den Bischof an, als habe er ihren Frieden gestört, als sei er Schuld an den religiösen Zerwürfnissen, die hier die Gemüther beunruhigen. Die Wahrheit ist, daß auch Luremburg, welches bisher in seiner Abgeschlossenheit von den religiösen Bewegungen der großen Welt unberührt geblieben war, seit 1839 in die große Strömung der Zeit mithineingerathen ist, und daß dieselben Erscheinungen, die heut zu Tag in aller Welt hervortreten, auch hier sichtbar geworden sind. Der Bischof trägt davon nicht die Schuld. Auch ohne ihn wäre Luxemburg in die allgemeine religiöse Bewegung der Zeit mithineingezogen worden. Die alten Zustände konnten unmöglich allein hier bei uns bleiben, auch wenn wir mit einer chinesischen Mauer uns umschlossen hätten; auch bei uns mußte einmal eine Trennung stattfinden zwischen dem, was wahrhaft katholisch ist, und dem, was nur scheinbar noch mit der Kirche zusammenhängt, in Wahrheit aber dem Unglauben und der Verdorbenheit anheimgefallen ist. Der Vorsehung aber müssen wir es danken, daß Sie in der Zeit der Gefahr, in der Zeit, wo die alten Zustände zusammenzufallen begannen, an die Spitze der Kirche einen Mann gestellt hat, der mit hoher Tugend und Frömmigkeit so große Geistesgaben vereinte, und es verstand, dem kirchlichen Leben bei uns so große innere Kraft und Begeisterung einzuhauchen, wie dasselbe jetzt bewährt hat. Die alte Zeit kehrt bei uns nimmer wieder, und den religiösen Kampf, den alle Welt kämpft werden auch wir durchkämpfen müssen. Mag es immer sein, daß auch hier Manche, welche im Herzen der Kirche nicht mehr angehören, von ihr sich ganz lossagen, wie dieses in andern Ländern geschieht: der Bischof trägt davon nicht die Schuld, und die Kirche wird dadurch nicht verlieren, sondern gewinnen. Lerne man nur, unsere Zeit und das, was sich in ihr begibt, nicht nach den engherzigen Rücksichten eines Parteistrebens, sondern mit wahrhaft geschichtlichem Geiste beurtheilen.
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Frage.
Frage. Ein Abonnent des „Grenzboten“ fragt, ob er gehalten sei, den Abonnementspreis zu bezahlen, da ihm jetzt statt des bestellten „Grenzboten“ der nicht bestellte, weit schlechtere „Volksfreund“ zugeschickt werde. - Die Antwort ist: Nein.
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Niederlande.
Niederlande. Amsterdam, 25. Aug. Die näheren Nachricht ten über den mißlungenen Zug gegen Bali lauten sehr traurig. Ter Verlust an Mannschaft und Munition ist entsetzlich. Ganze Batterien sollen in die Hände der Feinde gefallen sein. Eö scheint cnviesen, daß die Rebellen von dm Engländern nicht allein commanoirt, sondern unterstützt worden sind. Von Singaporc sollen ganze Labungen mit englischen Kriegsvorräthen abgegangen sein. (Min. Z.)
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Großbritannien.
Großbritannien. London, 18. Aug. Im Hause der ©cmcinen stand die Bill zur Anknüpfung birecter diplomatischer Verhältnisse mit Rom wieder auf der Tagesordnung. Nach einer lebhaften Debatte würbe sie mit 125 gegen 46, also mit einer ministeriellen Mehrheit von 79 Stimmen zum zweitenmal gelesen. Gegen die Bill sprachen mit den bekannten Gründen die Hochkirchcnmänncr Sir Robert Inglis, $$, Law, 9îewtegate, Goulburn, und der einen folge, rechten Toryismus sich anzierende Schotte David Urqul;art; für die Maßregel.- Lord Palmcrston, Hr. Moore, Lord I. Russell, Hr. Drummond, der (veS Puseyismus verdächtige) H. W. Gladstone, Inglis' College in der Vertretung der Hochschule Orford, und die Katholiken John O'Connell und Graf v. Arundel und Surrey. Die bezügliche Bill hatte ein eigenes Geschick. Sie ward am 7. Febr. vom Marquis v. Lansdowne, als eine bei Italiens damaliger Lage sehr dringliche Maßregel, ins Oberhaus eingebracht, und dort binnen drei Wochen durch alle ihre Stadien gefördert. Am 29. Febr. wurde fie von den Lords an das Unterhaus herabgesandt, am 3. März zum erstenmal gelesen, blieb aber von da an sechsthalb Monate lang liegen, Gegen die Vill würben seitdem 273 Petitionen mit 46,034 Unterschriften eingereicht, darunter eine von beinahe 1000 Geistlichen der Staatskirche; für dieselbe, nach Versicherung des „Standard", keine einzige Petition. Dennoch ist die Annahme dieser Bill nicht zu bezweifeln, denn die schlimmste Probe für solche Fragen, die des Oberhauses, hat sie im Voraus bestanden. London, 24. Aug. Von Seiten der katholischen Geistlichkeit sind Kirchengebete um günstiges Erndtewetter angeordnet worden. Nach allen Berichten aus den Provinzen wird die Kornerndte bedeutend hinter dem Ertrage einer Durchschnittserndte zurückbleiben. (Köln. Z.) Aus Aberdeen wirb berichtet, daß am Freitage etwa 1000 Boote, die aus den verschiedenen Häfen an der Ostküste von Schottland auf den Häringsfang ausgelaufen waren, plötzlich Nachts von einem furcht» baren Orkane überfallen wurden. Mehr als 100 die» fer Boote gingen unter ober wurden beschädigt an die Küste geworfen, und mehrere hundert Fischer büßten ihr Leben ein. An einem Orte schleuderten die ©et« len am folgenden Morgen 23 Leichen auf den Strand.
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Ungarn.
Ungarn. Pesth, 19. Aug. Wir befinden uns hier wieder in einer Ministerkrisis. Der Kriegsminister Meszaros hat seinen Rekrutirungs⸗Gesetzentwurf dem Repräsentantenhause vorgelegt und an die Annahme desselben sein Portefeuille geknüpft. Diese Annahme würde aber die ungarische Selbstständigkeit aufheben. - Vom Kriegsschauplatze im Südosten nichts Neues, dagegen ist an der Drau der erste Schuß gefallen. Ban Jelachich ließ - einem Gerüchte nach - eine Brücke über diesen Fluß schlagen und rückte mit 18-19,000 Mann nach dem ungarischen Gebiete. Sein Lager umschließt vier ungarische Dörfer. Im Ganzen soll die feindliche Streitmacht von der Drave bis an die Römerschanze 90,000 Mann betragen. Bestätigt sich die erstere Nachricht (etwas spätere Berichte wissen noch nichts davon), dann enden die Debatten im Unterhause von selbst, dann ist die Zeit der vielen Worte vorüber und es heißt Handeln oder Untergehen. Von der eroatischen Grenze. Der Banus Baron Jellachich hat eine Inspectionsreise in die Banat⸗ und Karlstädter Kreise unternommen, welche Reise bis nach Dalmatien und hie und da hart an die türkische Cordonslinie führen dürfte. Vor seinem Abgehen soll von ihm ein Hauptmann nach Italien an den Feldmarschall Radetzky abgesendet worden sein, um bei der erfolgten Unterwerfung Mailands und der ganzen Lombardei, fünf bis sechs entbehrlich gewordene Grenzbataillone nach Croatien zu reclamiren. Manche wollen vermuthen, es handle sich dabei auch um Rücksprache mit dem ersten Feldherrn des Reichs hinsichtlich der von der Armee in den gegenwärtigen bedenklichen Zeitverhältnissen anzunehmenden Stellung.
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1848-08-30T00:00:00
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Galizien.
Galizien. Von der gali}ifd;en Grenze, 17. August. Nach so eben angelangten amtlichen Berichten ist in dem an Schlesien angrenzenden galizischcn Kreise, nämlich dem Wadowiccr Kreise die Cholera ausgebrochen. Sowie in Rußland ist ihr erstes Auftreten heftig und die Ergriffenen erliegen zumeist dieser Krankheit. Unter der Bevölkerung ist dicscsmal auch nicht die geringste Aufregung, ober cine übermäßige Angst und Furcht wahrzunehmen, die Geschäfte werben wie gewöhnlich betrieben, und jeder geht ungestört feiner Arbeit nach. Ich werde Ihnen nach sicheren und genauen Beobachtungen Bericht über den Verlauf dieser Krankheit mittheilen. — Das Landwehrbataillon des galizischen Infanterie- Regiments Fürstcnwärther hat auf feinem Marsche nach Ocsterreich bereits die Provinz Schlesien betreten, und wird am 18. von Ostrau mittelst der Eisenbahn weiter befördert werden. Unter den vielen hier marfd)irtcn Truppen hat das benannte Bataillon die schönste und kräftigste Mannschaft, Söhne aus dem höchsten Karpathcnzuge, die wahrhaft ein Grenadier- ober Garde-du-Corps bilden konnten. Die Landwehrbataillone Jugent, Vianchi, Parma folgen nach, und haben eben die Weisung, einstweilen in der Provinz Defterreicl; zu verbleiben. (Allg. Ztg.)
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Erklärung.
Erklärung. Herr Rédacteur! Ich bitte Sie, folgende Zeilen in die Spalten Ihres geschätzten Blattes gefälligst aufzunehmen. Nummer 49 des „Volksfteundcs" enthält einen vom 18. August 1848 son Berg aus batirten Corresponde«;-Artikel, in welchem der Verfasser einen der achtbarsten Geistlichen unseres Landes durch die Schmähungen, in welche er sich in der darin erzählten Anekdote über ihn ergießt, zu verdächtigen und in den Augen der Lehrer herabzustellen sucht. Wie aus jenem Artikel klar erhellt, ist der Herr Pastor von Berg selbst der Gegenstand des boshaften Angriffes; und da, als derselbe zu Berg installirt wurde, ich Schullchrcr daselbst war, so ruht wohl auf mir der Verdacht, als hätte ich durch ungebührliche Aeußerungen gegen denselben Veranlassung zu jenem Schimpfartikel gegeben. In dieser Vcnnuthung halte ich es für nieine Pflicht, gegen den fraglichen Artikel förmlich zu protcstircn. Mit dem Herrn Pastor zu Berg stand ich während meines ganzen Aufenthaltes daselbst in dem schönsten Verhältnisse, in dem nur immer ein deiner zu feinem Pfarrgeistlichen stehen kann. Bei feiner Ankunft gab ich mir alle Mühe, feinen Empfang feierlich zu machen, und hatte nie Ursache, dieses zu bereuen. Seitdem suchte der Herr Pastor mir mein schweres Amt durch Wort und That zu erleichtern, wofür ich ihm noch heute den innigsten Dank zolle. Ich war daher auch stets beflissen, die Gefälligkeiten und zarten Rücksichten, die er gegen mich batte, so gut ich konnte, zu erwiebern. Weit entfernt, mir einen Auftrag aufzubringen, der mich auf irgend eine Weise hätte herabsehen können, sprach derselbe mich, meines Wissens, über* haupt nie um einen Dienst an; dafür bewies er immer zu »tel Achtung gegen mich und den Lehrstand überhaupt. Bereits sind sechs Jahre verflossen, daß ich von Berg entfernt bin. Wenn ich mich während dieser Zeit liber den Herrn Pastor geäußert habe, so geschah es immer mit der gebührenden Achtung gegen feine geehrte Person; und sollte ich auch son übernommenen Dienstleistungen gesprochen haben, so konnte doch nur leidenschaftliche Bosheit das Lügengewebe daraus spinnen, welches den Inhalt des in Rede stehenden Artikels ausmacht. Was übrigens den lateinischen Spruch angeht, womit der Artikel schließt, so glaube ich, der Correspondent des „Volksfreundes“, falls der Redacteur nicht selbst der Verfasser der gehässigen Anekdote ist, habe sich damit selbst sein Urtheil ausgesprochen. Kayl, den 1. September 1848. 2)er Sd;ulleferer »on Sia\)l, S d) o n.
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1848-09-08T00:00:00
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Luxemburger Wort no. 54 08.09.1848
Luxemburger Wort Abonneme-ts-Vüreau in Lurcmburg, Gcnistcrstr. Nr. 243. «vlänümcralionsplcis für 3 Mon. 6 Mon. 1 3%. 3ure«burg- 5Fr 1'» Fr. 20 Fr Auswärts l 5, 10 11, «a \u25a0'\u25a0'> su U». 54. für Wahrheit u. Recht. Freitag, den 8. September. Insertionögebühren 15 Centimes pro Zeile oder Raum au« Petitschrift. Bestellungen und Briefe werden franro erbeten. «848.
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Die bevorstehenden Wahlen.
Die bevorstehenden Wahlen. Die Ereignisse der letzten vier Monate haben es an den Tag gebracht, wie unbehaglich sich das Land unter der vorigen Verwaltung fühlte. Nur der dem Luxemburger Volke so tief eingewurzelte Sinn für Ruhe und Ordnung hat es bewirkt, daß die an allen Orten sich kundgebende Gährung nicht in die hellen Flammen einer allgemeinen Empörung ausbrach, und daß die frühere Regierung nicht in gewaltsamer Weise gestürzt worden ist. Gewiß haben wenige Theile Deutschlands unter einem schwereren Drucke geseufzt, als das Luremburger Land unter der früheren Regierung. Nicht nur, daß ein beispielloser Büreaukratismus jede freie Entwicklung im Lande hemmte, daß die Presse gefesselt war, und nur dazu diente, jeder Maßregel der regierenden Herren Weihrauch zu streuen, dagegen alle schreienden Mängel der Verwaltung zu überdecken, daß die höheren Lehranstalten nach Art der französischen Schulen zu Anstalten des Staates herabgewürdigt waren, und daß das Gemeindeleben geknechtet und in unwürdiger Weise durch die Bcamten bevormundet wurde; sondern es diente auch die ganze Verwaltung vorzugsweise dazu, den Einfluß und den Nutzen einiger Wenigen zu fördern, während das Land unter einer immer unerträglicher werdenden Last von Abgaben beinahe erlag. - Das Gefühl tiefen Unmuthes ergreift jeden rechtlich Denkenden, wenn er liest, in welcher Weise die frühere Civilliste des Königs, die mit den Kräften des Landes in gar keinem Verhältnisse stand, votirt worden ist. Damals waren die aufrichtigsten Freunde des Königs gegen die Aufstellung einer so großen Civilliste, und ohne Zweifel wäre es für das Ansehen des Königs viel ersprießlicher gewesen, wenn man gleich anfangs eine Summe bestimmt hätte, die man nicht später so bedeutend hätte herabsetzen müssen. Aber die Leute, die sich bern König gerne verpflichten wollten, betrieben in aller Weise eine Maßregel, tic das ganze Volk so fhcuer bezahlen mußte. Das ist aber nur Ein Beispiel aus gar vielen. Wie außerdem mit den Geldmitteln des Landes <jcnrirtl;fcj)aftct worden ist, und Wer von der Verwendung so großer Sumtuen eigentlich den Pulpen gehabt, soll hier nicht näher erörtert werden. Wenn es nur irgend ge« lingt, kräftige und freisinnige Elemente durch die Wahlen in die neuen LandstWde zu bringen, so wird cô dem Lande bald klar a/macht werden, in welcher Lage feine Finanzen durch die Schuld der früheren Verwaltung sich befinden. Auch das neue Gesetz über den mittleren und höheren Unterricht ist noch eine Ausgeburt der früheren Verwaltung. Wir werden zu seiner Zeit nachweisen, wie es in wissenschaftlicher Hinsicht eine wahre Nullität, in finanzieller Hinsicht für das Land eine wahre Plage ist. Damit in Zukunft ähnliche Verwicklungen, als worin die frühere Verwaltung uns gestürzt hat, vermieden werden, kann das Land nicht oft genug darauf aufmerïan gemacht werben, durch welche Mittel es möglich gemacht werben konnte, daß so große und schreiende Mängel so lange verdeckt und ungeahndet blieben. Das Erste war die Unfreiheit der Presse, welche nur im Dienste deS BüreaukratiSmus stand. In der Preßfreiheit hat das Land eine der gewichtigsten Garantien feiner freien Fortentwicklung. Das Zweite war der WahlmoduS für. die Landstände. Nicht nur hatte Luremburg früher keine Volksvertretung, indem nur eine verhä'ltnißmäßig kleine Klasse feiner Bewohner wahlberechtigt war, sondern die Wahlen waren ohne öffentliche Beaufsichtigung, und fanden unter höchst verdächtigen Einflüssen statt. Die früheren Kammern be* standen daher ihrer Majorität nach aus Männern der herrschenden Beamtenpartei, Hie dadurch den Schein gewann, als fei das Land und die öffentliche Stimme für sie. In dieser Weise ist das Land gedrückt gewesen durch die, welche sich das Land zu nennen beliebten. Hoffentlich wirb sich Lurcmburg jetzt der erlangten Freiheit würdig zeigen. Nicht nur wirb das Volk, in so fern es jetzt schon wahlberechtigt ist, sich in gehöriger Weise, wie eS eine* zur Freiheit erwachcnen Volkes würdig ist, bei den Wahlen betheiligen, sondern es werben sich auch, so hoffen wir, an allen Wahlorten Männer des Volkes finden, welche die stattfindenden Wahlen beaufsichtigen , für die gehörige Vcrschlicßnng der Wahlurnen sorgen, und bei der Eröffnung derselben gegenwärtig sind, so wie auch auf die richtige Verlesung der Wahlzettel Acht geben, wie Solches von der Çuremburger Bürgerschaft bei den Wahlen für Frankfurt geschah. Es soll dadurch fein Mißtrauen gegen die erregt werben, welche amtlich die Wahlen zu beaufsichtigen haben; sondern es soll nur der allgemeine Grundsatz feine Geltung bekommen, daß einem freien Volke es zusteht, alle Handlungen ter verantwortlichen Behörden selbst zu beaufsichtigen und zu bewachen. Verwickelt ist der jetzt angenommene Wahlmodus besonders dadurch, daß das erste ©crutiuium die Wahl in der Regel nicht entscheidet. Denn es ist kaum gebend bar, daß irgendwo bei ter ersten Abstimmung Jemand eine absolute Stimmenmehrheit befommt. Dann müssen zum zweiten Male Wahlzelle! abgegeben werden, wobei, wie die Natur der Sache es mit sich bringt, den Parteiumtrieben ein weites Feld giijffnef ist. $kx ist eine besonders nute Beaufsichtigung nothwmdig. Nur allmählig kann das Volk an der Aus- Übung seiner neuen Freiheil gewöhn!, und tief einçywuvsdtc Mißbrauche können nur allmählig über, uuinbcn werden. — Das dritte Mittel, wodurch es ber früheren Verwaltnng möglich wurde, sich so lange zu hallen, bestand darin, daß sie die manchmal sich erhebende politische Opposition dadurch niederzuhaltcu wußte, daß sie durch Männer ihrer Partei religiöse Streitfragen in die Mitte der Parteien warf, daß sie die religiösen Leidenschaften künstlich aufregte, und so die Aufmerksamkeit der Staude von den eigenen Schwächen ablenkte. Wir erinnern hier nur an die Sitzungen der Stände vom Jahre 1846, wo namentlich ein Abgeordneter von Mondorf dazu gebraucht würbe, die Verhandlungen der Stände auf ein Feld zu leiten, worauf dieselben sich nie und nimmer bewegen durften, und so die schreiendsten Ucbelständc in der Verwaltung unberührt zu lassen, bis die Währung in diesem Jahre die alte Regierung mit Gewalt zu stürzen drohte. Wir zweifeln nicht, daß gewisse Leute das Gelüste an einer solchen Politik noch nicht verloren haben; denn darin können sie das einzig mögliche Mittel erblicken, sich der Stimmung des Landes gegenüber noch ferner zu behaupten. Aber wir vertrauen, daß die Mehrzahl der Stände, wie sie aus den neuen Wahlen hervorgehen werden, einen höheren Begriff »on ihrem Berufe für das Land haben werbe, als etwa administrative Parteizwecke zu fördern, und durch Einmischung in Dinge, die gar nicht vor die Stäube gehören, das ganze Land noch lange hin in inneren Zwiespalt zu verwickeln. Die künftigen Stände haben eine große und schwere Aufgabe für das Land: möchten sie dieselbe recht erfassen!
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Durchschnittliche Marktpreise
Durchschnittliche Marktpreise vom 6. September 1818. Waizen Fr. 28, 50; Mengkorn Fr. 25, 00; Roggen Fr. 17,00 Gerste Fr. 17 00; Hafer Fr. 14, 00 per Malter: Butter Fr. 0, 65 das Pfund; Holz Fr. 00, die Korde; Heu Fr. 00; Stroh Fr. 00, per 1000 Pfund; Erbsen Fr. 00; Kartoffeln Fr. 0, per Malter.
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Deutschland.
Deutschland. Köln, 29. Aug. Es sind verschiedene Cholerafälle vorgekommen, namentlich im Militärlazaret; jedoch scheinen diese Fälle sporadischer Natur zu sein. Gestorben sind zwei Cholerakranke. Lübeck, 1. Sept. Heute Mittags um 2 Uhr sind hier die Ratificationen des vielbesprochenen Waffenstillstandes zwischen dem General v. Below und dem Kammerherrn v. Reedtz wirklich ausgetauscht worden. - Hr. v. Below traf hier gestern Abends ein, und theils gestern Abends, theils heute früh langten die 3 armirten dänischen Dampfschiffe „Skirner“, Capt. Seidelin, „Hertha“, Capt. Wrisberg, und „Waldemar“, Capt. Paulsen, mit den dänischen Bevöllmächtigten auf unserer Rhede an, wovon zwei morgen mit Tagesanbruch abgehen sollen, um allenthalben die Blokaden aufzuheben. Ueber die weiteren Bedingungen des Waffenstillstandes verlautet hier durchaus gar nichts. Der Reichsabgeordnete für Schweden, Welcker, mit seinem Legationssekretär Lutteroth sind heute Mittags pr. Dampfschiff „Malmo“ nach ihrer Bestimmung abgegangen. Alton«, 3. Sept. Die Simmung im Lande in Folge des Friedensschlusses ist im höchsten Grade gedrückt, und man spricht sehr ernstlich davon, daß man es lieber auf das Acußerste werde ankommen lassen. Und in der That ist nicht abzusehen, wie die nächsten sieben Monate das Land nicht in die heilloseste Verwirrung stürzen sollten. Sollte sich aber bestätigen, was aus guter Quelle versichert wird, daß Graf Karl Moltke, unter dem früheren Könige und bis zum Beginne des Krieges Minister-Präsident in Dänemark, dazu bestimmt fein soll, den Vorsitz in der neu zu bildenden provisorischen Negierung zu übernehmen, so ist ein ©türm des Unwillens zu erwarten, der leicht dem ganzen Friedenswerke ein Ende machen könnte. (Köln. Ztg.) Stettin, 31. Aug. Gestern Nachmittag um 3 Uhr liefen die beiden aus freiwilligen Beiträgen erbauten Kanonenjollen „Concordia“ und „Germania“ vom Stapel. Nach dem einstimmigen Urtheil aller Sachverständigen haben sich die beiden von dem Schiffsbaumeister Herrn Schüler hergestellten Kanonenjollen als trefflich segelnde, nicht zu tief im Wasser liegende, kurz, als dem Zwecke in jeder Beziehung entsprechende Fahrzeuge bewährt, wohl geeignet, dem unermüdlich thätigen Erbauer Ehre und nach den vielen überstandenen Widerwärtigkeien auch Freude zu machen. Posen, 31. August. Der Erzbischof von Gnesen und Posen hat am 12. d. M. eine Verfügung an sämmtliche Geistliche erlassen, worin die von den Lehrern angeregte Emaneipationsfrage als der Religion Gefahr bringend bezeichnet wird, - und in welche die katholischen Lehrer nur deswegen mit eingestimmt hatten, weil sie mit den protestantischen Lehrern in Gemeinschaft den Versammlungen beigewohnt hatten.. Wir haben jetzt durch directe Briefe aus Warschau bestimmtere Nachrichten über die Stärke der russischen Truppen im Königreiche Polen. Bisher standen daselbst vier Corps, jedes zu 40,000 Mann, und zwar das erste an der Grenze gegen Ost⸗ und Westpreußen, das zweite gegen Posen, das dritte gegen Schlesien und Galizien, das vierte im Innern des Landes. Bis zum 1. October soll jedoch die Stärke auf das Doppelte, also auf 8 Corps oder auf 120,000 Mann, erhöht werden. Diese vier letzten Corps sollen einstweilen ihre Stellung hinter der Weichsel nehmen, wo sich auch der bis jetzt von ihnen bereits mobil gemachte Theil befindet. Der Grund davon liegt wohl hauptsächlich darin, daß ihre Unterhaltung dort wegen der billigeren Preise weniger kostspielig, als in den westlichen und südwestlichen Theilen des Königreiches ist. Diese Nachrichten sind sicher. (Köln. Ztg.) Wir haben Briefe aus Berlin vom 29. Aug. Die Ruhe war nicht gestört worden, obwohl am 28. AbendS starkes Gedränge in den Hauptstraßen stattfand, meist durch die »on den Volksversammlungen Heimkehrenden, Man hörte den Ruf: die Gefangenen befreien! Es erfolgte jedoch nichts weiter. Alles war auf den Freilag gespannt, wo der Gesetzentwurf über die Volksversammlungen vorgelegt werden feilte. Die trübste Stimmung geht durch alle Berliner ©riefe. Die Regierung hatte das Potsdamer Gardejägerbataillon nach der Hauptstadt gezogen. (Mg. Z.) Berlin, 31. Aug. In diesem Augenblicke erfahre ich 4 Hauptbedingungen des Waffenstillstandes. Ich beeile mich, sie Ihnen mitzutheilen. 1) Die Dauer desselben ist auf 7 Monate, also bis zum 1. April, bestimmt. 2) Die provisorische Regierung hat die Befugniß, alle von dänischer wie von schleswig⸗holsteinischer Seite erlassenen Gesetze und Verordnungen für ungültig zu erklären (atso auch das dänische Dekret, welches die Union zwischen den beiden Herzogthümern aufhebt; 3) es verbleiben 2000 Mann Bundestruppen in Schleswig ( die Dänen dürfen nur in Alsen eine gleiche Anzahl haben). Die schleswigholsteinischen Truppen werden nach den Herzogthümern gesondert. Die Schleswiger bleiben in Schleswig, die Holsteiner in Holstein. 4) Die Mitglieder der künftigen Regierung sind im Voraus neu bezeichnet und zwar gemäß einer Uebereinkunft von deutscher und dänischer Seite. Uebrigens muß bemerkt werden, daß die Schleswiger sich der deutschen Sache und namentlich dem Dienste im Heer so wenig geneigt zeigen, daß von den ganzen sich auf etwa 15,000 Mann belaufenden Truppen kaum 4 Schleswiger sind. Der versammelte mährische Landtag hvt tn seiner Sitzung vom 17. Aug. nachstehende Adresse an die k. k. Armee in Jtalien und ihren Führer einstimmig angenommen, und durch den Präsidenten dem Kriegsministerium zur weitern Beförderung an daa Armeecommando übersendet: „Mit gerechtem Stolze blickt jeder Vaterlandsfreund auf das tapfere Heer in Italien. Es hat Großes, Herrliches vollbracht. Durchdrungen von diesem Gefühle spricht auch der versammelte mährische Landtag dem tapfern Heere und seinem heldenmüthigen väterlichen Führer seine Bewunderung, Anerkennung und seinen Dank aus. Schon hat die Geschichte die Thaten der tapfern Armee aufgezeichnet, sie wird auch den Dank aufzeichnen, den die freien Völker Oesterreichs ihren heldenmüthigen Brüdern zollen. Jubelnd rufen sie aus: Hoch das ungetheilte große Oesterreich! Hoch sein constitutioneller Kaiser! Hoch sein tapferes Heer! Brünn, den 17. Aug. 1848. Im Namen des versammelten mährischen Landtags. Das Directorium. Wogkowsky m. p.“ Ferner ist dem Kriegsministerium nachstehende vom Ruthenischen Volksrathe in Lemberg an den Feldmarschall Grafen Radetzky gerichtete Adresse übermacht worden: Hr. Marschall! Mit Jauchzen begrüßt die Nation der Ruthener in Galizien die glänzenden Siege und unsterblichen Verdienste Ew. Exc. um unser gemeinsames Vaterland, das große Oesterreich! Indem wir Ruthener Ew. Erec. den Ausdruck unser höchsten Verehrung darbringen, glauben wir gleichzeitig die Bitte aussprechen zu dürfen, daß unsern Söhnen und Brüdern, die an den blutigen Kämpfen ehrenvollen Antheil genommen, ihres Volkes dankbare Anerkennung und Bewunderung verkündet werden möge. Der Herr der Heerschaaren möge Ew. Exc. glorreiche Waffen fort und fort segnen, und Sie noch lange Jahre zu Ruhm und Ehre unserm gemeinsamen Vaterlande erhalten. In diesem feierlichen Augenblick, wo unsre Stammesgenossen die Treue und Anhänglichkeit an Kaiser und Vaterland mit ihrem Blut besiegelten, fühlen auch wir uns glücklich und stolz daß es uns vergönnte in gleichem Sinne, in gleicher Hingebung mit Ew. Exc. tapferen Schaaren am heimischen Heerde wetteifern zu dürfen. Lemberg, am 16. Aug. 1848. Vom Ruthenischen Volksrath.“ (Folgen die Unterschriften.) Wien, 29. Aug. Der gestern Abend in der Allg. Oesterr. Ztg. veröffentlichte Brief des Grafen Sta» dion, worin er sich entschließt mit einer Masse von Verläumdungen und Beschuldigungen auf einmal abzurechnen, verdient Beachtung, denn er ist von einem Mann geschrieben, der an der Zukunft Oesterrcicha 26, eil haben wird, und dem eS vielleicht vorbehalten ist gouvernementale Ordnung in das hiesige Verwaltungschaos zu bringen. Ucbrigens ist es bekannt, daß hier nur das Aussprechen irgendeines gouvernementale« Gedankens erfordert wirb, um als Reactionär verschrien zu werden. Was Sie wegen der Plans der österreichischen Regierung, in Italien eine constituirende Versammlung wählen zu lassen, andeuteten, hat feine Richtigkeit : die Delegationen werden die Wahlhandlung leiten, und die Regierung ist entschlossen sich jeden Einflusses auf dieselben zu enthalten. Die Versammlung soll die zu einer Provinz vereinigten lombardisch-vcnctianischen Staaten, was das Innere angeht, ganz souverän constituiren; man wirb die Staats» schluld in Vereinbarung mit ihr ein- für allemal abtheilen, und nur das politische Band soll Ober-Italien an Ocstcrrcich knüpfen. (A. A. Z.) Wien, 30. Aug. Nachdem die von dem Feldmarschall Radctzk» »on den Piemontcsern eroberten IN Fahnen Tage lang am Balcon des Kiicgsministcrialgebäudes zur Schau ausgestellt waren, würben dieselben sowie auch die Thorschlüssel der Stadt Mailand vorgestern Mittags im k. k. Zeughause feierlich niedergelegt. Fürst Milosch von ©erbten ist gestern früh auf der Eisenbahn nach Prag abgereist. Wie man vcrmuthet, wirb er sich später wieder nach Agram begeben. (A.A.Z.) Wien, 31. Aug. Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Erwiderung des Ministers des Auswärtigen, Wcsscnberg, aus den Protest der päpstl. Regierung gegen den Einfall Liechtensteins in Fcrrara am 14. Juli. Der Minister widerlegt darin die Behauptung der päpstl. Negierung, daß diese Besetzung, „eine offenbare Verletzung der legitimen Rechte des heiligen Vaters" fei; der Papst habe zwar nie der österreichischen Regierung den Krieg erklärt, aber die Überschreitung ter österr. Grenzen durch päpstliche Truppen und greifbaren stehe in tirectem Widerspruch mit den feierlichen Versicherungen ihres legitimen Souveräns. Der bedenkliche Zustand ter Besatzung von Fcrrara habe das momentane Einrücken Liechtcnstcin's nothwendig gemacht. SBeffehberg hofft schließlich, daß diese „frei? müthige Erklärung von Seiten der päpstlichen Regierung mit demselben Geiste des Friedens und ter Versöhnung werde aufgenommen werden, aus welchem sie geflossen sei." Wien, 1. Sept. Wenn man die Stimmung Wiens näher ftubtrt, so ist nicht zu läugnen, daß das demokratische Element in neuester Zeit viel Boden verloren hat. In wie fern es überhaupt noch auf bedeutende Sympathien rechnen darf, wirb sich wahrscheinlich am nächsten Sonntag zeigen, wo, angeregt durch den demokratischen Verein, ein großer Trauerzug zu den Gräbern der am 23. v. Mts. gefallenen Arbeiter stattfinden soll. Also unsere Fahnen wehen wieder vom Ticino bis ans Meer! Aber was nun? Werden die Lombarden sich unserer Herrschaft wie unfern Waffen beugen Seien Sie wenigstens versichert, Oestcrreich denkt nicht an eine Abtretung feiner italienischen Besitzungen, und es wird Italien nunmehr zu versöhnen suchen. (Köln. Ztg.) Triest, 29. Aug. Gestern erschien ein Banalcommissär in Begleitung eines Notars in Fiume mit der Ankündigung: der dortige Gouverneur und alle ungarischen Beamten müssen sofort ihren Posten verlassen, und dafür sorgen, daß die in den öffentlichen Cassen befindlichen Gelder in Fiume verbleiben, und nicht an das ungarische Ministerium abgeliefert werden. Fiume ist sohin factisch zu Croatien geschlagen worden. Die Fiumaner scheinen nicht die geringste Einwendung gemacht zu haben, und mit der neuen Gestaltung der Dinge zufrieden zu sein. (A. A. Z.)
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Donau-Fürstenthümer.
Donau-Fürstenthümer. Vu char est, 20. Aug. So eben ist Suleiman Pascha mit einem Gefolge von ungefähr 200 Personen hier eingetroffen nnd mit allen seinem hohen Rang gebührenden Ehren empfangen worden. Durch diesen Besuch unserer Hauptstadt, so wie durch sein ganzes Benehmen in den Verhandlungen, gibt er Beweise genug von den Gesinnungen der Pforte, die uns gern durch» helfen will, aber an Nußland durch Verträge geknüpft ist, welche sie entweder zu lösennicht für gut findet oder nicht vermag. Die Nachricht, daß unsere Constitution von der Pforte angenommen fei, ist nicht begründet. Um dies zu bewirten, ist in bief er Woche erst eine Deputation von hier nach Konstantinopel abgegangen. Obgleich der Pasch« in seinem letzten offenen „Schreiben an die Romainen" sagt, daß er die in Folge der Ereignisse vom 11. (23.) Juni eingesetzte provisorische Regierung aufgelöst habe, gestattet er doch, daß die neue interimistische Regierung „Stellvertretung des Fürsten" heiße und nicht „Kaimakami", und daß sie aus brei der ausgezeichnetsten Mitglieder der früheren provisorischen Regierung bestehe : N. Golesko, E. Elias und General Tell. Er that aber noch mehr : er ließ diese Regierung nicht nur durch Tanjir Efcndi bccomplimcntiren, sondern richtete eine officielle Note an die hier accrcbitirtcn diplomatischen Agenten der europäischen Mächte, in der er ihnm anzeigte, daß die Pforte die jetzige interimistische Regierung anerkenne, worauf die Herren Consul« ihr ebenfalls ihren officielle» Besuch abgestattet haben. Und heute kam er nun selbst.
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Mit Beziehung auf unsere frühere Ankün- digung tl;ctlcn wir unser» geehrten Abouuenten mit, daß wir die Anordmmg getroffen haben, daß »on nun an der Abouucmcutsprcis der Zeitung durch Beauftragte von uns in den einzelnen Kantonen wird eingezogen werde». Zu dem Behufc werden gedruckte Quittu»ge» mit dem Name» des Eigeuthümers der Zeitung m de» einzelne» Kantonen unchrrgeschickt werden.
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Ungarn.
Ungarn. Pesth, 25. Aug. Don Jüan erschrak vielleicht nicht mehr, als der steinerne Gast sein entsetzliches «Ja, ich komme!" sprach, als unsere politische Werb- Officie«, da das königliche Ncscript im Parlamente verlesen wurde. Obgleich das Nescript nichts weiter besagt, als daß der König die Zügel der Negierung aufs Neue in seine Hand genommen habe, so klang doch jedes Wort wie ein Grabgeläute magyarischer Hoffnungen. Früher bedurfte es ja nur der Signatur des Palatins, um ein Gesetz zu sanctioniren; jetzt heißt es, alle gesetzlichen Erlasse dem k. k. Cabinette unterbreiten. Die Landstraßen in Ungarn sind schlecht, das weiß der Himmel; die Irrwege in und aus den europäischen Cabinettm müssen sich in einem noch pitoyablerm Zustande befinden, wenn man bedenkt, wie viel Zeit verrauscht, bis irgend eine Eingabe den Hin- und Nttourweg überstanden. Zwischenzeitlich verstärkt der Ban (eine Truppe», die Naizcn und Serben schließen ein festes Schutz- und Trutzbündniß, und die südslavischcn Dioskuren fordern Arm in Arm das ungarische Jahrhundert in die Schranken. Horcht man nun obendrein dem offenherzigen Tone, mildem das officielle Organ der österreichischen Regierung von einer Befreiung Ungarns vom Kossuth'schcn Joche spricht, so wird tic ägyptische politische Finsternis) wenigstens so weit klar, daß Kroatien, Elavonien, Dalmatien, dieEyrnüer Gespanschaft, vielleicht auch das Vanat, für Ungarn in alle Zukunft verloren seien. Dann sind aber all die schöne» Träume von einer europäischen Großmacht zu Wasser geworden, und die Tage unter Ludwig dem Großen kehren für den magyarischen Noltsstamm nicht wieber. Pesth, 27. Aug. Der heutige „Közlöni“ enthält nachstehende, an den ungarischen Kriegsminister gerichtete königliche Verordnung: „Auf Unterbreitung des um meine allerhöchste Person besindlichen Ministers verordne ich hiemit, daß mein ungarischer Knegsminister, die in den übrigen ürbstaaten stationirtcn ungarischen Regimenter durch die in Ungarn garnisonirendcn, nicht zur ungarischen Krone gehörigen Regimenter ablose, mit einziger Ausnahme derjenigen ungarischen Regimenter, die noch gegenwärtig in Italien vor dem Feinde stehen. (begeben in unserer Residenzstadt Wien In Oesterreich, den 20. August 1848. Ferdinand. Fürst Paul Esterhazy. — Der „91% Oesten. Ztg." wird au« Pesth gemeldet: „Aus sicherer Duelle kann ich Ihnen die für das Kaiserlhum höchst wichtige Nachricht »littheilen, daß sich hier die öffentliche Meinung in Bezug auf Me Wiedervereinigung un|'cvô Kriegs- Ministeriums mit dem kaiserlich österreichischen dergestalt gewendet hat, daß Sie die Lösung dieser Frage in Wien nächstens erfahren dürften. Die Herren Minister Balhyanyi und Dcak sind im Interesse dieser Angelegenheit bereits nach Wien abgegangen." — General Vechthold hat einen Parlamentär in das Lager der Aufständischen bei St. Thomas gesendet. Diese bleiben aber bei ihren früheren Forderungen. Das Vanat, Bacska und Varanya sollen zu einer rat* zischen Wojwodschaft vereinigt, der Wojwode von der raizischen Nation gewählt, ein allgemeiner Patriarch ebenfalls von den Raizen bestellt und die Sprache und Religion der Raizen vollkommen garantirt werden. Dann sind fie geneigt, den Verband mit Ungarn beizubehalten und den ungarischen Reichstag zu beschicken. In der Wojwodschaft selbst soll die diplomatische Sprache die raizische sein. Die neueste Wiener Post fehlt uns noch; wir haben noch Briefe aus Croatie« und dem Banal bis zum 25. Aug.; sie bestätigen die blutigen Gräuel von Weißkirchen, das am 20. von aufständischen Naizen und Serben überfallen, einen Mündigen Kampf zu bestehen hatte. Die deutsche Gemeinde bestand ihn hclrenmüthig. Am 22. rückten 4 Compagnie« mobiler Nationalgarde ein, worauf ein glücklicher Ausfall gegen die noch vor der Stadt lagernden Streithaufen gemacht wurde. Neu-Mol dawa wurde am 21. von den Insurgenten über* fallen und niedergebrannt. Der Banus ist am 20. wieder in Agram eingezogen, wo er mit rauschendem Inbcl empfangen wurde. Der förmliche Krieg mit Ungarn scheint nun, da er Fiume besetzt hat, kaum mehr zu vermeiden.
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2)te SRebattto».
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