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wienbarg_feldzuege_1834 | 1,390 | Der Witz unſerer neuen Proſa iſt nicht mehr ein reiner Phantaſiewitz, ſondern Charakterwitz, er iſt unſerer heutigen Proſa, ich meine, unſerm heutigen Buͤrgerſtande, unſere buͤrgerliche Freiheit. | Der Witz unserer neuen Prosa ist nicht mehr ein reiner Phantasiewitz, sondern Charakterwitz, er ist unserer heutigen Prosa, ich meine, unserem heutigen Bürgerstande, unsere bürgerliche Freiheit. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,391 | Der Adel hat ſich oft mit der Poeſie des Lebens verglichen, mag er ſie repraͤſentiren auf die unſchaͤdliche Weiſe, wie es die Goldenſchnittstaſchenbuchspoeten in Deutſchland thun, er iſt ihr ein unentbehrliches Werkzeug, um den vernichtenden Krieg zu fuͤhren, deſſen Ende ſich wohl bis zu kuͤnftigen Geſchlechtern hinziehen wird, um das Saͤuberungsgeſchaͤft im Augiasſtall von Europa durchzuſetzen, um reine Bahn zu machen fuͤr andre Fuͤße, als die mit Ketten und Vorurtheilen belaſteten. | Der Adel hat sich oft mit der Poesie des Lebens verglichen, mag er sie repräsentieren auf die unschädliche Weise, wie es die Goldenschnittstaschenbuchspoeten in Deutschland tun, er ist ihr ein unentbehrliches Werkzeug, um den vernichtenden Krieg zu führen, dessen Ende sich wohl bis zu künftigen Geschlechtern hinziehen wird, um das Säuberungsgeschäft im Augiasstall von Europa durchzusetzen, um reine Bahn zu machen für andere Füße, als die mit Ketten und Vorurteilen belasteten. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,392 | Dieſe Bedeutung des Witzes fuͤr unſere Zeit ſpricht Heine, deſſen Witz eben hierin vorleuchtet, mit folgenden Worten aus: | Diese Bedeutung des Witzes für unsere Zeit spricht Heine, dessen Witz eben hierin vorleuchtet, mit folgenden Worten aus: |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,393 | Es gibt trockne Leute in der Welt, die den Witz gern proſkribiren moͤchten und man kann taͤglich hoͤren, wie Pantalon ſich gegen dieſe niedrigſte Seelenkraft, den Witz, zu ereifern weiß und als guter Staatsbuͤrger und Hausvater die Polizei auffordert, ihn zu verbieten. | Es gibt trockene Leute in der Welt, die den Witz gern proskribieren möchten und man kann täglich hören, wie Pantalon sich gegen diese niedrigste Seelenkraft, den Witz, zu ereifern weiß und als guter Staatsbürger und Hausvater die Polizei auffordert, ihn zu verbieten. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,394 | Mag immerhin der Witz zu den niedrigſten Seelenkraͤften gehoͤren, ſo glauben wir doch, das er ſein Gutes hat. | Mag immerhin der Witz zu den niedrigsten Seelenkräften gehören, so glauben wir doch, das er sein Gutes hat. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,395 | Wir wenigſtens moͤchten ihn nicht entbehren. | Wir wenigstens möchten ihn nicht entbehren. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,396 | Seitdem es nicht mehr Sitte iſt, einen Degen an der Seite zu tragen, iſt es durchaus noͤthig, daß man Witz im Kopfe habe. | Seitdem es nicht mehr Sitte ist, einen Degen an der Seite zu tragen, ist es durchaus nötig, dass man Witz im Kopfe habe. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,397 | Und ſollte man auch ſo uͤbellaunig ſein, den Witz nicht blos als nothwendige Wehr, ſondern ſogar als Angriffswaffe zu gebrauchen, ſo werdet daruͤber nicht allzuſehr aufgebracht, ihr edeln Pantalone des deutſchen Vaterlands. | Und sollte man auch so übellaunig sein, den Witz nicht bloß als notwendige Wehr, sondern sogar als Angriffswaffe zu gebrauchen, so werdet darüber nicht allzu sehr aufgebracht, ihr edlen Pantalone des deutschen Vaterlands. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,398 | Jener Angriffswitz, den ihr Satyre nennt, hat ſeinen guten Nutzen in dieſer ſchlechten, nichtsnutzigen Zeit. | Jener Angriffswitz, den ihr Satire nennt, hat seinen guten Nutzen in dieser schlechten, nichtsnutzigen Zeit. |
wienbarg_feldzuege_1834 | 1,399 | Keine Religion iſt mehr im Stande, die Luͤſte der Erdenherrſcher zu zuͤgeln, ſie verhoͤhnen euch ungeſtraft und ihre Roſſe zertreten eure Saaten; eure Toͤchter hungern und verkaufen ihre Bluͤthen dem ſchmutzigen Parvenuͤ, alle Roſen dieſer Welt werden die Beute eines windigen Geſchlechts von Stockjobbern und bevorrechteten Lakaien und vor dem Uebermuth des Reichthums und der Gewalt ſchuͤtzt euch nichts, als der Tod und die Satyre. | Keine Religion ist mehr imstande, die Lüste der Erdenherrscher zu zügeln, sie verhöhnen euch ungestraft und ihre Rosse zertreten eure Saaten; eure Töchter hungern und verkaufen ihre Blüten dem schmutzigen Parvenü, alle Rosen dieser Welt werden die Beute eines windigen Geschlechts von Stockjobbern und bevorrechteten Lakaien und vor dem Übermut des Reichtums und der Gewalt schützt euch nichts, als der Tod und die Satire. |