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Seit 2015 gibt es das Anti-Doping-Gesetz. Oberstaatsanwalt Kai Gräber spricht über Treffen mit Sportlern am Bahnhof und darüber, welche Instrumente er für effektive Ermittlungen bräuchte. Lange mussten dopende Spitzenathleten in Deutschland keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten. Der organisierte Sport wehrte sich vehement gegen ein Anti-Doping-Gesetz, und die Politik folgte diesem Ansinnen. Es gab zwar ein Arzneimittelgesetz, das aber den Besitz verbotener Substanzen erst ab einer bestimmten Menge unter Strafe stellte. Seit Einführung eines Anti-Doping-Gesetzes im Dezember 2015 ist der Besitz unabhängig von der Menge verboten - allerdings nur für circa 7000 Spitzen-, nicht für Breitensportler. Heute gibt es drei Staatsanwaltschaften mit Doping-Schwerpunkt, in München leitet Oberstaatsanwalt Kai Gräber, 53, die Abteilung, zu der vier weitere Experten zählen. Er berichtet von 700 bis 1000 Verfahren mit Dopingbezug pro Jahr - aber nur wenigen, die den Spitzensport betreffen. SZ: Herr Gräber, seit 2015 gibt es in Deutschland ein Anti-Doping-Gesetz. Wie fällt Ihre Bilanz aus? Ist es wirksam? Kai Gräber: Es kommt darauf an. Das Gesetz hat schon Verbesserungen gebracht, wenn ich nur daran denke, dass der Besitz für Spitzensportler vom ersten Milligramm an strafbar ist. Aber die Zahlen sind gegenüber den Zeiten des Arzneimittelgesetzes gleich hoch geblieben. Wir haben das Gesetz angewendet, wir haben auch Verurteilungen erzielt. Aber eben nicht im Spitzensport, also dem Bereich, auf den die Verbesserungen des Anti-Doping-Gesetzes gezielt haben. Dabei gibt es im Spitzensport ein großes Problem bei diesem Thema. Die Nationale Anti-Doping-Agentur Nada überführt jedes Jahr nur ein paar Dutzend Fälle. Aber in anonymisierten Umfragen wie vor einigen Jahren von der Sporthilfe-Stiftung räumten sechs Prozent der Kaderathleten Dopingkonsum ein; 40 Prozent beantworten diese Frage gar nicht. Für uns hat sich, auf den Spitzensportbereich bezogen, eigentlich nichts geändert. Wir haben ein gesetzliches Instrumentarium dazubekommen, das in Teilbereichen ergänzungsfähig ist. Aber wir kommen auch damit einfach nicht an diese Fälle heran. Das liegt vor allem an der Abschottung, an der Geschlossenheit der Szene. Die wollen ihr Süppchen kochen, wollen keinen Einfluss der Strafverfolgungsbehörden. Das klingt, als hätte das Gesetz seinen Zweck nicht erfüllt. Das liegt aber nicht an den rechtlichen Vorgaben, sondern an der Leistungssportszene. Im Amateurbereich gewinnt man die Fälle leichter: Es gibt Zufallskontrollen auf der Autobahn, Durchsuchungen in anderer Sache, bei denen Dopingmittel gefunden werden. Das passiert im Leistungssport nicht. Man kriegt die Fälle im Leistungssport nur auf zwei Möglichkeiten. Welche? Das eine ist die Anzeige der Nada nach einem positiven Dopingfall, die bei uns landet, sofern der Fall einen Bezug zu Bayern hat. Das sind etwa zehn bis 15 pro Jahr ... ... insgesamt hat die Nada deutschlandweit den Behörden 98 Strafanzeigen auf der Grundlage des Anti-Doping-Gesetzes erstattet und zusätzlich in 32 Fällen eine informelle Mitteilung ... ... und die Meldungen, die eingehen, sind auch nicht alle aus dem Spitzensportbereich, sondern zum Beispiel die Sieger von Marathonläufen, die keine erheblichen Einnahmen erzielen und damit nicht unter das Anti-Doping-Gesetz fallen. Und die zweite Möglichkeit? Die zweite Möglichkeit wäre, aus der Szene Hinweise zu bekommen. Aber das kommt nicht vor. Warum nicht? In dem Gesetz fehlt eine Kronzeugenregel, die helfen könnte, die Szene aufzubrechen. Es gibt für den Sportler keinen Anreiz, Informationen preiszugeben. Wer das tut, schießt sich raus aus der Szene, der ist praktisch als Sportler, als Person erledigt. Als Nestbeschmutzer braucht er sich nicht mehr blicken zu lassen - und wir haben nichts zu bieten, warum er das alles auf sich nehmen sollte. Woran ist die Einführung einer Kronzeugenregelung gescheitert? Die bayerische Justiz hat immer wieder versucht, die Kronzeugenregelung in das Gesetz zu implementieren - einfach um uns Ermittlungsbehörden zu ermöglichen, noch effektiver zu arbeiten. Ich bin bei den Beratungen oder den Justizministerkonferenzen nicht unmittelbar dabei, aber wenn ich mit den involvierten Personen spreche - die sind da wenig optimistisch. Ich kann nur mutmaßen: Vielleicht ist da die Sorge, dass im angeblich sauberen Sport der eine oder andere Riss entsteht. Ich finde das darüber hinaus sehr ungerecht. Warum? Der Dopingmittelhändler, der zum Beispiel Stoff an einen Minderjährigen verkauft, kann von der Kronzeugenregelung Gebrauch machen, die im Strafgesetzbuch steht. Aber der Sportler, der den Stoff besitzt, soll sich nicht durch Angaben zu seinem Umfeld Strafmilderung verschaffen können. Wenn man Sportlern eine entsprechende Erleichterung anbieten und so Vertrauen aufbauen könnte - dann könnte ich mir vorstellen, dass wir in diesem absoluten Hochleistungsbereich viel mehr ermitteln könnten. Wenn es jemanden aus dem Sport gibt, der einen Strich ziehen will, und man diesen ermutigen will, brauchen wir ein besseres Werkzeug. Dann bräuchte man eine klare Absprache mit Verbänden und Sportorganisationen - damit das auch Auswirkungen auf das sportrechtliche Verfahren haben kann. Man müsste das kombinieren. Zum einen müsste man eine strafrechtliche Kronzeugenregelung im Anti-Doping-Gesetz implementieren. Und dann müssten parallel natürlich die Verbände ihre Satzungen anpassen. Wer aussagt, will ja nicht nur strafrechtliche Milderung, er möchte auch kürzer gesperrt werden. Das wäre rechtlich nicht kompliziert. | Seit 2015 gibt es das Anti-Doping-Gesetz. Oberstaatsanwalt Kai Gräber spricht über Treffen mit Sportlern am Bahnhof und darüber, welche Instrumente er für effektive Ermittlungen bräuchte. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/anti-doping-gesetz-deutschland-interview-1.4267536 | "Anti-Doping-Gesetz: ""Der Sport will unter sich bleiben""" | 00/12/2018 |
Das längste Match der Tennis-Geschichte: Nicolas Mahut und John Isner vor ihrem Scoreboard in Wimbledon. Der fünfte Satz endete nach über elf Stunden mit 68:70 für Isner. Bei den Australian Open wird erstmals der fünfte Satz bei Bedarf im Tie-Break entschieden. Alexander Zverev findet das nicht gut - doch die alte Regel sprengte jeden Turnierplan. Es war am zweiten Tag des Duells, als der Gentleman-Sport in weißen Hosen zum Boxkampf mutierte. Jeder Aufschlag ein Jab, jedes Ass ein Upper-Cut. Der Kontrahent auf der einen Seite, Nicolas Mahut, schleppte sich mit Mühe an der Grundlinie entlang. Beim anderen, John Isner, schwankte der Oberkörper gefährlich hin und her. Der Kommentator am Rasen-Ring in Wimbledon begann sich Sorgen zu machen. Isner, so fürchtete er, sei "bereits im Delirium". Jeder Faustkampf wäre aus Rücksicht auf die Gesundheit der Athleten abgebrochen worden. Doch dieses Erstrundenmatch im Juni 2010 in Wimbledon wurde durchgezogen bis zum letzten Punkt. Bis der Letzte begriffen hatte, dass beim Tennis in seiner ultimativen Form jeder Schlag auch ohne direkten Körperkontakt zum Wirkungstreffer über das Netz hinweg werden kann. Elf Stunden und fünf Minuten dauerte der Zweikampf, der zweimal wegen Dunkelheit unterbrochen wurde. Bis Isner am dritten Tag 6:4, 3:6, 6:7, 7:6 und 70:68 gewann. Schon damals wäre der geeignete Zeitpunkt gewesen, dem grausamen Spiel im fünften Satz eines Grand-Slam-Turniers ein Ende zu bereiten. Mit Hilfe des Tiebreaks, der bei den US Open längst Standard war. Doch es dauerte acht weitere Jahre: Erst nach dem nächsten Rekordspiel, dem längsten Grand-Slam-Halbfinale der Tennisgeschichte 2018 - wieder unter Mitwirkung Isners übrigens, der diesmal in London Kevin Anderson 24:26 im fünften Satz unterlag - entschlossen sich die Traditionalisten in Wimbledon und bei den Australian Open zum Sudden Death. In Melbourne wird der Tiebreak im Entscheidungssatz nun im Januar 2019 seine Premiere erleben. Nicht jeder Profi empfindet diese Erleichterung auch als Erlösung. Alexander Zverev, 21 Jahre alt, zum Beispiel mochte die ultimativen Box-Momente mit dem Racket in der Hand: Er habe diese Situationen "wirklich genossen", teilte er nun der Zeitung The Australian mit Bedauern mit, "auch wenn sie körperlich hart sind". Nach seiner Meinung aber, so klagte er, habe man ihn nicht gefragt. Womöglich war es nicht nur Fürsorge für die Athleten, sondern auch Rücksicht auf die merkantilen Interessen der Veranstalter, die nun dazu führte, Tennisspiele bei Grand-Slam-Turnieren etwas berechenbarer zu gestalten. Archaische Matches über sechs oder sieben Stunden sprengen den Zeitplan jedes Turnierdirektors und jedes Fernsehformat. In Australien wird Zverev nicht mehr kämpfen können, bis er in den Seilen hängt. Nur die French Open in Paris haben sich noch nicht zum Entscheidungs-Tiebreak durchgerungen. Dort wird vorerst weitergespielt. Bis zum letzten Punch. | Bei den Australian Open wird erstmals der fünfte Satz bei Bedarf im Tie-Break entschieden. Alexander Zverev findet das nicht gut - doch die alte Regel sprengte jeden Turnierplan. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/regelaenderung-im-tennis-das-ende-des-archaischen-finales-1.4267532 | Regeländerung im Tennis: Ende des archaischen Finals | 00/12/2018 |
Die Niederlage am vergangenen Samstag gegen das kleine Crystal Palace konnte Pep Guardiola nicht auf sich sitzen lassen. Weil der Spielplan für Manchester City nur drei Trainingstage anbot zur Vorbereitung auf die nächste Partie in Leicester, verknappte der Coach seinen Spielern die Weihnachtsfreizeit: Der trainingsfreie Heiligabend wurde gestrichen, und die Profis wurden zu einer Zusatzeinheit einbestellt. Diesen besonderen Tag hätten Spieler und Mitarbeiter dann doch lieber im Beisein ihrer Familien verbracht als mit dem katalanischen Trainer auf dem Klubgelände. Die Retourkutsche der Spieler gab es gewissermaßen zwei Tage später: mit der nächsten Niederlage. Während der besinnlichen Tage hatte Guardiola schon im Vorjahr schlecht ausgesehen: Am obligatorischen Tag der Weihnachtspullover in England weigerte er sich, die Pressekonferenz im dafür vorgesehenen Outfit abzuhalten - als Ausrede verwies Guardiola auf einen fehlenden Pulli in seiner Größe. Im Anschluss an die damaligen Weihnachtsstrapazen mit vier Spielen in elf Tagen mahnte er bei der Premier League an, die dichten Ansetzungen würden die Spieler kaputtmachen. Diesmal war er es nun selbst, der seiner Mannschaft keine Pause gönnte. Dabei deuteten die Leistungen der City-Profis zuletzt bereits darauf hin, dass diese dringend mal eine Auszeit benötigen würden. Das Fremdeln mit der Weihnachtszeit, in der das Fußballspielen in England auf die Spitze getrieben wird, könnte Guardiola, 47, in dieser Saison teuer zu stehen kommen. Nach der Niederlage beim FC Chelsea und der 2:3-Heimschlappe gegen Crystal Palace hat Manchester City durch das 1:2 im Duell bei Leicester City am "Boxing Day" den dritten Reinfall innerhalb von vier Spieltagen erlebt. Zwei Niederlagen nacheinander hatte Guardiola auf der Insel bisher nur ein einziges Mal kassiert. Insgesamt hat City unter der Regie des Katalanen in zweieinhalb Jahren nur elf Ligaspiele verloren - aber sechs davon im Dezember. "Ich muss die Dynamik ändern. Die Realität ist, dass wir wieder gewinnen müssen, wenn wir ein richtiger Titelanwärter sein wollen", sagte Guardiola jetzt: "Trotzdem vergesse ich nicht, wer wir sind - und was für ein gutes Team wir haben." In Leicester gab es die dritte Niederlage in vier Ligaspielen Durch den neuerlichen Wintereinbruch hat City innerhalb weniger Tage im Meisterrennen den Anschluss an den FC Liverpool verloren. Im Vergleich zur Hinrunde der vorherigen Rekordsaison hat City elf Punkte weniger auf dem Konto und ein um zwölf Treffer schlechteres Torverhältnis. Vor dem Spitzenspiel gegen die Reds am 3. Januar hängt der Titelverteidiger plötzlich sieben Punkte zurück, sogar Tottenham ist auf den zweiten Platz vorbeigezogen. Dieser neue Zwischenstand beschert dem von Jürgen Klopp trainierten Liverpool zu Weihnachten beste Prognosen für den Meisterschaftsgewinn. Denn seit Bestehen der Premier League hat sich kein Tabellenführer, der nach der Hinrunde einen Vorsprung von sechs Punkten oder mehr hatte, noch verdrängen lassen: "Die Führung bedeutet nichts, der Weg ist noch lange. Wir brauchen einen Tunnelblick", sagte Klopp hingegen vorsichtig. Seine Liverpool-Elf ist mit der besten Defensive der Liga als einziger Verein in dieser Saison noch ungeschlagen, am Samstag kommt der FC Arsenal an die Anfield Road. Die Ergebnisdelle bei Manchester City bestätigt hingegen den Verdacht, dass sich dieses Team festgespielt hat. Die Systemschablone, die Guardiola seiner Elf im Verlauf seiner Amtszeit überstülpte, hat in dieser Saison keine weitere Anpassung mehr erfahren. Konträr zum Vorjahr, als Guardiola die Gegner mit seinem reichen Reservoir an Formationen schnell mal aus den Angeln hob, weiß nun jeder ziemlich genau, was auf ihn zukommt. Ihre Siege gegen City leiteten Chelsea, Palace und Leicester mit demselben Vorgehen ein: indem sie in der eigenen Hälfte mit einer Viererkette und einer Fünferreihe davor die Außenseiten sowie die Spielfeldmitte gleichermaßen blockierten. Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass Guardiola seinen Plan, sofern er nicht funktioniert, lieber erst mal versucht zu perfektionieren, anstatt eine neue Strategie auszuprobieren. Wenn die Dribbelkünstler bei City einigermaßen unter Kontrolle sind, heißt das für die Gegner, dass sie selbst bei Kontern offensiv ausbüxen können. Oft schon mit dem ersten Schuss aufs Tor muss ManCity zurzeit Gegentreffer hinnehmen, und unter den kassierten Toren war bei den jüngsten Niederlagen immer auch ein Knallerschuss dabei - wie der von Ricardo Pereira zum 2:1 für Leicester: Nach einem Eckball und einer schlechten Abwehraktion des deutschen Nationalspielers Leroy Sané wuchtete Pereira den Ball vom Strafraum aus ins Eck (81.). Das Ende der Unantastbarkeit für Manchester City hatte sich bereits im Sommer angedeutet. Nur der Außenangreifer Riyad Mahrez wurde verpflichtet, der neureiche Klub war darauf bedacht, seine Meisterelf beisammenzuhalten - in der Annahme, dass sich die bewährten Spieler unter Guardiola immer noch weiterentwickeln würden. Es wurde auch darüber hinweggesehen, dass der Brasilianer Fernandinho der einzige echte defensive Mittelfeldspieler im Aufgebot ist, der die eigene Abwehr zu beschützen vermag. Dieser in die Jahre gekommene Fernandinho, 33, verpasste jedoch aufgrund von Oberschenkelproblemen die vergangenen zwei Partien. Während bei Rivale Liverpool die kraftraubende Zentralrolle auf zwei Spieler verteilt wird, die auch noch regelmäßig durchwechseln, musste bei City nun Ilkay Gündogan in Vertretung die Position übernehmen. Der deutsche Nationalspieler ist mit seiner feinsinnigen Spielweise aber ebenso wenig als Wellenbrecher geeignet wie Kevin De Bruyne oder David Silva. Fabian Delph, der eigentliche Stellvertreter von Fernandinho, musste als Linksverteidiger aushelfen - kurz vor Spielende in Leicester sah er nach einem Frustfoul die rote Karte. Die Außenverteidigerpositionen hat die Konkurrenz ohnehin als Schwachstellen bei City ausgemacht - und einen echten Leader auf dem Platz gibt es auch nicht. Zur Aufarbeitung der Misere bleiben Guardiola wieder nur drei Tage: Am Sonntag geht es nach Southampton. | Manchester City verliert den Anschluss an den FC Liverpool, obwohl Guardiola auch an Heiligabend trainieren lässt. Sein Team wirkt überspielt und die Gegner wissen, welche Taktik dem Meister wehtut. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/premier-league-peps-wintereinbruch-1.4267525 | Manchester City: Peps Wintereinbruch | 00/12/2018 |
Die Tölzer Löwen setzen in der DEL2 in Dresden eine schwarze Serie fort: Ihr 1:3 vom Mittwochabend ist die achte Niederlage auf gegnerischem Eis nacheinander. Am Freitag geht es gegen Heilbronn weiter - natürlich auswärts. Man kann wirklich nicht sagen, dass die Tölzer Löwen in fremden Stadien zurzeit Angst und Schrecken verbreiten. Am Mittwochabend unterlagen sie in der DEL 2 mit 1:3 in Dresden, es war ihre achte Niederlage in Serie auf fremdem Eis. Das erste Drittel lief ausgeglichen, doch mitten in eine Tölzer Druckphase hinein traf Timo Walther zur Dresdner Führung. "Im ersten Drittel haben wir durchaus unsere Möglichkeiten gehabt", fand Trainer Markus Berwanger, bis Casey Borer vor dem Gegentreffer im eigenen Drittel die Scheibe verlor. Danach brachten die Löwen nicht mehr viel zustande, nur Torwart Ben Meisner hielt den Rückstand in Grenzen. Das späte 1:3 erzielte Lubor Dibelka. | Die Tölzer Löwen setzen in der DEL2 in Dresden eine schwarze Serie fort: Ihr 1:3 vom Mittwochabend ist die achte Niederlage auf gegnerischem Eis nacheinander. Am Freitag geht es gegen Heilbronn weiter - natürlich auswärts. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/eishockey-auswaerts-machtlos-1.4267753 | Sport in der Region | 00/12/2018 |
Michael Wolf sprintete los, und wenn Michael Wolf lossprintet, ist das immer noch beeindruckend, obwohl er in Kürze 38 Jahre alt wird. Kurz vor Jochen Reimer bremste der Stürmer des EHC Red Bull München abrupt ab, schaute hoch - und bezwang seinen Allgäuer Landsmann mit einem platzierten Schuss ins rechte Kreuzeck. Wolfs Penalty-Treffer zum 3:2 war der entscheidende beim Münchner 4:2-Derbysieg am Mittwoch in Ingolstadt. EHC-Stürmer Maximilian Kastner sprach von einem "enorm wichtigen" Sieg, "weil wir in den letzten Spielen ein paar Punkte liegen gelassen und unbedingt welche gebraucht haben, um den Anschluss an oben zu halten". Nur zwei Mal hatte der Meister in den vorangegangen sieben Partien gewonnen, der Rückstand auf die Adler Mannheim an der Tabellenspitze war auf zwölf Punkte angewachsen. Das beschäftigte den Meister der vergangenen drei Jahre. "Wir dürfen nicht denken, dass alles, was wir auf dem Eis machen, falsch ist", hatte Nationalspieler Yannic Seidenberg vor dem Derby gesagt, aber auch eingestanden: "Wir haben in letzter Zeit die Dominanz etwas verloren." Der zweite Weihnachtsfeiertag tat den Münchnern in dreifacher Hinsicht gut, denn sowohl die Adler (1:2 gegen Schwenningen) als auch die Augsburger Panther (2:3 in Krefeld) verloren, wodurch der EHC wieder Tabellendritter der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist und den Rückstand auf Mannheim auf neun Zähler verringerte. Baustellen gibt es beim Meister trotzdem einige. "Wir schießen zurzeit nicht allzu viele Tore", sagte Wolf, "daran müssen wir arbeiten." Besonders Überzahl-Tore fehlen dem EHC: In den vergangenen fünf Partien blieb er ohne Powerplay-Treffer. Mit nur 14 Prozent Erfolgsquote stellen die Münchner statistisch eines der schlechtesten Überzahlspiele der Liga, im letzten Spiel vor Weihnachten in Bremerhaven nutzten sie selbst eine 69-sekündige Fünf-gegen-Drei-Situation nicht. Dazu kommt, dass die Münchner ihre Gegner durch Undiszipliniertheiten regelmäßig stark machen. In Ingolstadt gelang ihnen sogar das zweifelhafte Kunststück, zweimal binnen weniger Minuten mit jeweils zwei Spielern auf der Strafbank Platz zu nehmen. Wolf nahm die zahlreichen Strafzeiten mit Humor: "So können wir wenigstens unser Unterzahlspiel sehr gut trainieren". Die zusätzliche Belastung in der Champions Hockey League (CHL), in der die Münchner im Januar gegen Red Bull Salzburg um den erstmaligen Final-Einzug spielen, will Stürmer John Mitchell nicht als Ausrede gelten lassen. "Viele von uns kennen es, zahlreiche Spiele zu haben", sagte er, "wir wissen, wie das geht." Ingolstadts Trainer Doug Shedden, der sich nach der Derby-Heimniederlage gegen Straubing vor Weihnachten "sprachlos und schockiert" gezeigt hatte, haderte diesmal mit dem schwachen Startdrittel seiner Mannschaft. "Ich musste heute ein paar von den Jungs anschreien", verriet er, ihm fehlte es zu Beginn an Konzentration und Einstellung. Ab dem Mitteldrittel steigerten sich die Ingolstädter, "doch zwei Drittel reichen gegen eine Mannschaft wie München nicht", betonte er nach der "sehr enttäuschenden" Niederlage. Shedden war zuletzt häufiger schlecht gelaunt, denn die Tendenz seines Teams ist stark fallend. Seit der Länderspielpause im November, in die der ERC als Dritter gegangen war, gab es in 15 Spielen nur einen Drei-Punkte-Sieg - beim Tabellenletzten Schwenningen. Dadurch sind die Oberbayern auf Rang neun abgestürzt. "Wir finden einfach nicht zu unserem Spiel", sagte Stürmer David Elsner. "So ist es schwer, zu gewinnen." Genau das sollten die Ingolstädter aber, um den Anschluss an die direkten Playoff-Ränge nicht zu verlieren. "Jedes Spiel, jeder Punkt ist jetzt sehr wichtig", betonte Shedden, der mit seinem Team alleine bis zum 6. Januar noch fünfmal auf DEL-Eis steht. Der Trainer hatte seine Spieler explizit darauf hingewiesen, auch während der Weihnachtszeit fokussiert zu bleiben, "aber wir haben es nicht getan", stellte er fest: "Das ist mir völlig unbegreiflich". Und Torhüter Jochen Reimer möchte endlich Schluss mit den Bescherungen machen. "Geschenke haben wir genug verteilt, auch schon vor Weihnachten", sagte er vor dem Heimspiel an diesem Freitag gegen Düsseldorf. Es sei an der Zeit, die Geschenke zurückzuholen. | Mit einem 4:2 im Oberbayernderby hat der EHC München den Abstand zu Tabellenführer Mannheim verkürzt. Die Ingolstädter hingegen kämpfen um den Anschluss an die Playoff-Plätze. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-shedden-schreit-1.4267035 | Shedden schreit | 00/12/2018 |
In diesen Tagen klappt Martin Strobel häufiger am Abend den Laptop auf und steckt dann ein kleines Speichergerät ein, das er von Bundestrainer Christian Prokop bekommen hat. Der Handballprofi des Zweitliga-Tabellenführers HBW Balingen-Weilstetten findet auf diesem kleinen Stick neben den unterschiedlichsten Angriffs- und Verteidigungssystemen auch Spiele der deutschen Nationalmannschaft, in voller Länge oder in einzelnen Sequenzen. Strobel ist ein kleiner Nerd, was die Taktik in seinem Sport anbelangt. Er kann sich darin verlieren und alles um sich herum vergessen, wenn er stundenlang die Feinheiten des Handballs betrachtet und analysiert: "Ich stoppe dann viel, spule vor und zurück, um mich in die Abläufe besser einfühlen zu können", sagt Strobel. Einen Spieler wie den 32-jährigen Spielmacher habe er für die bevorstehende Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark (10. bis 27. Januar) gesucht - so begründete Prokop die Entscheidung, warum er den Europameister von 2015 in die Nationalmannschaft zurückgeholt und in das WM-Aufgebot berufen hat. "Ich setze auf Martin Strobel, weil ich gerade auf der zentralen Position Spieler schätze, die eine gewisse Aura und ein großes Spielverständnis mitbringen", sagte Prokop der Stuttgarter Zeitung. Dass er damit einem Zweitligaspieler auf einer der wichtigsten Positionen mehr vertraut als Erstligaprofis, ist Prokop egal. Er hat eingesehen, dass seine Mannschaft bei der verkorksten EM 2018 in Kroatien ein Spieler in der Mitte fehlte, der auch dann Ruhe und Verlässlichkeit im Passspiel ausstrahlt, wenn es in den Schlussminuten hektisch wird: "Martin steuert das Spiel auf taktisch hohem Niveau, er macht wenige Fehler und bringt eine hohe Passgeschwindigkeit ins Angriffsspiel ein", erläutert der Bundestrainer. Regisseur Strobel hat nie in der Champions League und nie bei einem Topklub gespielt Einen Tag vor dem letzten Heimspiel des Jahres gegen Lübeck-Schwartau am zweiten Weihnachtsfeiertag (25:22) sitzt Strobel in der Balinger Arena auf der Tribüne. Er hat noch seine verschwitzten Trainingsklamotten an und sich ein Handtuch um die Schulter gelegt, seine Hände sind voller Harz, weil er sich nach dem offiziellen Trainingsende noch mal eingeschmiert hat, um mit einem Mitspieler seine Stärken im Eins gegen-Eins zu schulen. "Überrascht" seit er gewesen, erzählt Strobel, als ihn Prokop angerufen habe. Strobel ist der erste Zweitligaprofi in der Nationalmannschaft seit Christian Zeitz vor 16 Jahren. Der EM-Triumph 2015 und die Bronze-Medaille bei den Sommerspielen in Rio 2016 liegen lange zurück. "Die Zeit ging sehr schnell vorbei", sagt Strobel. Er hatte innerlich abgeschlossen mit der Nationalmannschaft, für die er bisher 138 Mal (156 Tore) gespielt hat. Aber lange darüber gegrübelt, ob er das verlockende Angebot annehmen solle, hatte er nicht: "Es ist ein riesengroßer Ansporn in Deutschland vor vollen Hallen mit mehr als 10 000 Zuschauern zu spielen", findet er. Strobel hatte ohnehin vor, sich mal ein Spiel der Nationalmannschaft live anzusehen - als Fan auf der Tribüne. Unten auf dem Parkett als Protagonist hat er nun natürlich den viel besseren Blick. Strobel ist ein zurückhaltender Mensch, der sich nicht zu wichtig nimmt. Manche verwechseln seine innere Ruhe mit Langeweile und fehlender Führungskraft. Sie würden sich wünschen, dass er mehr aus sich herauskommt und auch mal auf dem Spielfeld als Denker und Lenker seine Mitspieler lauter zurechtweist. Strobel kennt die Vorurteile gegen sein Naturell und seine Spielweise: "Auch meine mangelnde Torgefährlichkeit wird immer hervorgehoben." Strobel hat ein anderes Verständnis von Führungsstärke. Er vergleicht sich in dieser Hinsicht mit Markus Baur, der dem Nationalteam 2007 mit seiner zurückgenommenen Art zum WM-Titel verholfen hatte: "Ich trete auch mit wenigen Worten bestimmt auf", sagt Strobel. Er genießt hohe Akzeptanz bei seinen Mitspielern, weil sie wissen, dass er sie mit seinen Pässen und Ideen besser machen kann. "Ich kann die Angriffe so steuern, dass schon nach zwei, drei Aktionen mit einem Tor abgeschlossen sind", hebt er hervor, "und der Ball deshalb gar nicht mehr zu mir zurückkommt. Aber wenn ich die Chance habe, werfe ich schon auch aufs Tor." Dass ihm nun in der zweiten Liga nach dem Abstieg seines Klubs Balingen vor eineinhalb Jahren der permanente Wettbewerb auf höchstem Niveau fehlt, glaubt er übrigens nicht. Vielmehr deutet er den vermeintlichen Nachteil in einen Vorteil um, indem er sagt, dass er in der neuen Spielklasse endlich mal nach zehn Jahren neue Gesichter kennenlerne und sich umstellen müsse, "weil hier sehr junge und schnelle Profis spielen." Strobel galt schon früh als hochbegabt auf seiner Position. Der gebürtige Rottweiler wurde 2006 nach dem EM-Sieg der Junioren-Auswahl zum besten Spielmacher des Turniers gewählt, auch ein Jahr später stand er gemeinsam mit Linksaußen Uwe Gensheimer nach dem zweiten Platz im All-Star-Team der Nachwuchs-WM. Doch anders als Gensheimer, der inzwischen in Paris spielt, ist Strobel nie in der Champions League aufgelaufen, nie hat er einen Meistertitel gewonnen. "Ich habe nie bei einem absoluten Topklub gespielt", sagt Strobel, der mit Lemgo 2010 immerhin den EHF-Pokal holen konnte. Er hätte sich auch mal dem THW Kiel anschließen können, Angebote hatte er, aber er entschied sich immer für einen Verein, bei dem er eine tragende Rolle übernehmen und vor allem spielen konnte. Viele Spielanteile erhofft er sich nun auch bei der WM. Und dafür guckt er sich gerne noch mal alte Länderspiele in volle Länge an. | Spielmacher Martin Strobel aus Balingen-Weilstetten steht im Aufgebot für die Handball-WM im eigenen Land. Bundestrainer Prokop schätzt seine Aura, Ruhe und taktische Intelligenz. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-wm-lenker-aus-der-zweiten-liga-1.4267529 | Lenker aus der zweiten Liga | 00/12/2018 |
Tobias Schweinsteiger hatte zuletzt noch eine Anstellung in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München, nach dem Abschied von Tim Walter aber keine Funktion mehr. Nun wird er Trainer beim Zweitligisten FC Juniors OÖ. Es war ein Abschied auf Raten, zumal Tobias Schweinsteiger immer noch vom FC Bayern München Gehalt bezog. Eine Funktion hatte der 36-Jährige seit dem vergangenen Sommer aber nicht mehr. Zu Weihnachten bat er dann um Vertragsauflösung: Schweinsteiger wird Cheftrainer des österreichischen Zweitligisten FC Juniors OÖ. Die Mannschaft hieß bis vor einem halben Jahr FC Pasching und ist die zweite Mannschaft des Linzer ASK. Schweinsteiger folgt auf Ronald Brunmayr, der in die Vereinsakademie wechselt. Auf dem Papier ist der Rosenheimer lediglich Teamchef im Duo mit Andreas Wieland. Österreichische Medien berichten aber, dass Letzterer vor allem geholt wurde, weil Schweinsteiger zurzeit noch die nötige Trainerlizenz für die zweite Liga fehle. Eine Verpflichtung als Co-Trainer wäre auch eine Überraschung gewesen. Schweinsteiger hatte bei der Nachwuchsabteilung der Bayern schließlich vor allem deshalb nicht mehr gearbeitet, weil er einen Cheftrainerposten gefordert hatte. Zuletzt war er für Tim Walter Assistent bei der U17 und der U23 in der Regionalliga Bayern gewesen. Nach dessen Weggang war dann aber kein Platz mehr frei. Auch deshalb, weil in Miroslav Klose ein neuer Trainer für die U17 geholt wurde. Und dieser hatte erklärt, dass eine Zusammenarbeit mit Schweinsteiger wegen dessen Ansprüchen auf Dauer wohl nicht gut gegangen wäre. Schweinsteiger soll eine Weile sehr enttäuscht gewesen sein. Der bei den Bayern-Anhängern überaus beliebte ehemalige U23-Spieler und frühere Profi des SSV Jahn Regensburg, der in DFB-Prüfungen mit Bestnoten aufhorchen ließ, war in der Zwischenzeit nicht untätig. Er hospitierte, nahm an Trainer-Tagungen teil und soll dem Vernehmen nach mehrere Angebote gehabt haben, aus denen er nun aussuchen konnte. Die zweite österreichische Liga, wo die Juniors auf Platz zwölf stehen, startet am 23. Februar wieder in den Spielbetrieb. | Tobias Schweinsteiger hatte zuletzt noch eine Anstellung in der Nachwuchsabteilung des FC Bayern München, nach dem Abschied von Tim Walter aber keine Funktion mehr. Nun wird er Trainer beim Zweitligisten FC Juniors OÖ. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-neuer-job-in-oesterreich-1.4267037 | Neuer Job in Österreich | 00/12/2018 |
Welche Vorsätze die Handballer des Bundesligisten HC Erlangen zum Jahreswechsel fassen, haben sie bislang nicht bekannt gegeben. Allerdings liegt es durchaus nahe, dass sich etwa Kreisläufer Petter Overby vornimmt, in der zweiten Saisonhälfte zumindest mal ein Spiel ohne Zeitstrafe auszukommen. Oder dass es Torwart Nikolas Katsigiannis für erstrebenswert hält, wenigstens gelegentlich ein Gesicht aufzusetzen, mit dem man guten Gewissens zu einem Vorstellungsgespräch erscheinen könnte. Oder auch: dass Trainer Adalsteinn Eyjolfsson das Interesse verfolgt, sich auch nach dieser Saison noch Erlanger Trainer nennen zu dürfen. Ob aber auch den Verantwortlichen der Sinn nach Letzterem steht, ist noch offen. Das ist es, was den Klub an den letzten Tagen dieses Kalenderjahres umtreibt: Geschäftsführer René Selke und Sportdirektor Kevin Schmidt obliegt die Deutungshoheit der Vorrunde - und im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart müssen sie die Frage beantworten, ob der durchaus ansprechende Schlussspurt trotz all der vorausgegangenen Niederlagen genügt, um den Lebensweg auch in Zukunft mit Eyjolfsson zu bestreiten. Fünf Siege aus den letzten sechs Bundesligaspielen dieses Kalenderjahres: Trotz des jüngsten 25:26 (12:14) am Mittwochnachmittag bei den Füchsen Berlin hat Erlangen ein ziemlich entspanntes Weihnachtsfest hinter sich. Mit den Erfolgen der Vorwochen hat sich die Mannschaft binnen eines Monats wohl aller Sorgen entledigt. Da Eyjolfssons Vertrag zum Saisonende aber erlischt, ist noch ungewiss, wie lange er sich noch Erlanger Trainer nennen darf. Selke selbst will sich partout nicht zu Eyjolfssons Zukunft äußern. Er sagt nur: "Es kann sein, dass wir in absehbarer Zeit eine Entscheidung treffen. Ich werde aber keine Wasserstandsmeldungen abgeben." So entlässt das Handballjahr den HC Erlangen mit einigen Fragen. Noch ist ja nicht mal klar, wer die Erlanger überhaupt sind. Sind sie diese Mannschaft, die im Laufe der Vorrunde lediglich die Pflichtaufgaben gelöst und nicht mal einen einzigen unerwarteten Sieg gegen die hochgehandelte Konkurrenz zustande gebracht hat? Sind sie also eine pflichtbewusste, im Status quo aber doch eher limitierte Mannschaft? Oder sind sie vielmehr diese Mannschaft, die gerade jetzt, nach etwas mehr als einem Jahr unter Eyjolfsson, beginnt, sich tatsächlich wie gewünscht an die hochgehandelte Konkurrenz heranzupirschen, auch wenn sie noch nicht 60 Minuten lang Schritt halten kann? Für Geschäftsführer Selke ist angesichts von 16:22 Punkten zumindest klar: "Man darf nicht vergessen, dass wir eine lange Niederlagenserie hatten. Aber jetzt sind wir voll im Soll. Wir stehen im Mittelfeld der Tabelle. Das lässt uns positiv in die Zukunft schauen." Nur: In eine Zukunft mit Eyjolfsson? Manchmal übertünchen Resultate den Blick für eine ausbleibende Entwicklung, doch in Erlangen haben sie in der jüngeren Vergangenheit stets den umgekehrten Fall beschrieben: dass also die bis Ende November enttäuschenden Resultate die Entwicklung übertüncht hätten. Tatsächlich hat Eyjolfsson die Mannschaft vorangebracht, sie ist gerade in der Deckung weitaus flexibler als vor seinem Amtsantritt. Seine Fach- und seine Sozialkompetenz stehen ebenso außer Frage. Und den Verantwortlichen ist auch nicht zu widersprechen, wenn sie Eyjolfsson mildernde Umstände zubilligen, da dieser Zeit seines Schaffens beim HC Erlangen im Grunde nie mit allen Spielern arbeiten konnte. Doch im professionellen Sport geht es so gut wie ausschließlich um Resultate. Zumindest hin und wieder sollte auch mal ein unerwarteter Sieg gelingen. Und es ist schlichtweg üblich, dass stets Spieler verletzungsbedingt außen vor sind. Die Fortschritte der Mannschaft, ihr tatsächliches Leistungsvermögen und Eyjolfssons Zukunft: Zum Jahreswechsel sieht sich Erlangen mit einigen Unklarheiten konfrontiert. Davon, wie Selke und Schmidt all diese offenen Fragen beantworten, werden die Planungen des ambitionierten Klubs abhängen. Und irgendwann wird dann auch feststehen, ob sich Eyjolfsson auch nach dieser Saison noch Erlanger Trainer nennen darf - oder ob bald ein paar Vorstellungsgespräche in der HCE-Geschäftsstelle anberaumt werden müssen. | Der HC Erlangen beschließt das Jahr mit einem 25:26 in Berlin - die Deutung der wechselhaften Vorrunde ist schwierig, aber entscheidend für die Planungen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-abschluss-mit-fragen-1.4267031 | Abschluss mit Fragen | 00/12/2018 |
Mit dem Schwung der versöhnlichen Vorweihnachtssiege des FC Bayern will Niko Kovac ins neue Jahr starten. Nach seinen komplizierten ersten Monaten in München zeigt sich der Trainer angriffslustig, dem Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund kündigt Kovac einen "erbitterten Kampf" um die Meisterschaft an. Er habe "das Gefühl, dass wir wieder der FC Bayern vom Saisonstart sind, dass wir unsere Leichtigkeit und das Selbstbewusstsein zurückgeholt haben - und dass die Jungs heiß sind, in der Rückrunde alles aus sich rauszuholen", sagte Kovac auf der Internetseite des Serienmeisters. Der Abstand zu Dortmund beträgt sechs Punkte, doch mit Siegen gegen Bremen, Nürnberg, Hannover, Leipzig und Frankfurt sind die Bayern in der Adventszeit zumindest wieder auf Platz zwei vorgerückt. Nach glänzendem Start waren Kovac und das Team zuvor arg ins Straucheln geraten: "Vielleicht haben wir uns zu sehr von dem beeinflussen lassen, was uns suggeriert wurde: dass wir unschlagbar seien, dass wir wieder mit großem Abstand Meister werden. Das schleicht sich ins Bewusstsein ein - und dann reicht es in der Summe nicht mehr", sagte Kovac nun. Zur Stabilisierung, lobte der Trainer sich selbst, habe seine taktische Umstellung mit einem gestärkten Mittelfeldzentrum beigetragen: "Es war ein sehr wichtiger Punkt, dass wir uns entschieden haben, dass wir die Mitte unbedingt schließen müssen", denn so habe man auch "unsere starken Außenspieler besser ins Spiel gebracht". Auf den Außenpositionen wird es allerdings im Sommer personelle Wechsel bei den Bayern geben. Nach Arjen Robben hat auch Verteidiger Rafinha, 33, seinen Abschied angekündigt: "Mein Zyklus bei Bayern geht dem Ende entgegen. In den nächsten sechs Monaten können viele Dinge passieren, aber ich denke, es ist mein letztes Jahr", teilte der Brasilianer mit, der seit 2011 in München spielt. Auch Franck Ribéry könnte am Saisonende gehen. Doch der Franzose, dessen Vertrag ausläuft, will offenbar um einen Verbleib bei den Bayern kämpfen - vielleicht sogar erbittert. | Bayern-Coach Niko Kovac sieht seine Mannschaft wieder erstarkt und will Herbstmeister Borussia Dortmund in der Rückrunde attackieren - unterdessen kündigt Rafinha seinen Abschied nach der laufenden Saison an. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-erbitterter-kampf-1.4267527 | "FC Bayern - ""Erbitterter Kampf""" | 00/12/2018 |
Mit der Qualifikation und dem Springen am Samstag und Sonntag beginnt die Vierschanzentournee in Oberstdorf. Selten hatte die Serie eine derart vielschichtige Favoritengruppe - mit einem Talent aus Übersee, das alle überrascht, einem dreimaligen Olympiasieger, der schon viele weitere Titel gewann, und einigen Mittelklassespringern in der Form ihres Lebens. Favorit 1: Ryoyu Kobayashi Detailansicht öffnen (Foto: Sammy Minkoff/imago) Dieser Ablauf hat sich eingeprägt: Ryoyu Kobayashi sitzt als Letzter auf dem Startbalken, justiert die Brille, fährt an, hebt ab und fliegt über die Schanze, bis die grüne Linie der Bestweite unter ihm auftaucht. Nun warten alle darauf, dass der Japaner mal etwas Schwäche zeigt, doch sogleich folgt der Moment, in dem klar wird, dass daraus wieder nichts wird: Denn Kobayashi ist schon drüber über der grünen Linie, sogar noch ein paar Meter weiter, und gewinnt. 22 Jahre ist er alt und sehr begabt, und momentan ist sein besonders weiter Flug bis in den weißen Bereich des Auslaufs das Bild der Saison. Vier Mal ist es ihm gelungen, als Bester des ersten Durchgangs und somit letzter Starter im zweiten alle anderen zu distanzieren. Zwei Mal erreichte er noch das Podest, nur neulich in Engelberg hatte er einen schlechten Tag, kam aber auch noch auf Platz sieben. Das alles deutet darauf hin, dass Kobayashi die 67. Vierschanzentournee gewinnen wird, womöglich mit großem Abstand. Im Gesamtweltcup hat er ja auch schon 556 Punkte, der Nächstbeste 111 weniger. Im vergangenen Winter war der jüngere Bruder von Junshiro Kobayashi, 27, noch nicht sonderlich aufgefallen, Platz 24 der Saisonwertung liegt in der Grauzone. Diejenigen aber, die Woche für Woche auf den Trainergerüsten des Weltcups stehen und einen Sprung nach dem anderen vor Augen haben, die erkannten Kobayashis Entwicklung schon früher. Auszusetzen gab es an seinen Vorführungen aus technischer Sicht nichts, "er macht automatisch viele Dinge richtig", sagt Stefan Horngacher, der Coach der Polen. Der Rest der Weltcup-Springer hat allerdings noch Grund zur Hoffnung. Denn der Drüberflieger aus der Provinz Iwate mag viele Dinge richtig machen, aber nicht alle. Seine Haltung in der Luft ist manchmal unsicher, und um zum Beispiel auf Rückenwind zu reagieren, fehlt ihm noch die Erfahrung. Die Tournee 2019 hat außerdem vier unterschiedliche und teils unangenehme Schanzen, für eine Umstellung ist kaum Zeit. Denn in diesem Jahr ist das Programm sehr straff, zwischen den acht Sprungtagen liegt am kommenden Mittwoch nur ein Ruhetag. Favorit 2: Piotr Zyla Detailansicht öffnen (Foto: Urs Flueeler/Shutterstock) Die Karriere des wohl hartnäckigsten Gegners von Kobayashi stellt das Gegenteil von der des Japaners dar. Während der junge Springer-Exot auf eine glorreiche Zukunft blickt, schaut Piotr Zyla auf eine mittelglorreiche, vielleicht sogar etwas verschenkte Vergangenheit zurück. 31 Jahre alt ist der Mann aus Cieszyn im Süden Polens bereits, und er hat in dieser Zeit viel erlebt, aber nicht die ganz großen Taten als Einzelspringer vollbracht. Seine beste Zeit begann spät, 2017 gewann er Bronze bei der WM in Lahti in Finnland, dort wurde er auch Weltmeister mit der Mannschaft. WM-Team-Medaillen holte er schon früher, seine Einzelleistungen dagegen waren lange überschaubar. Im Weltcup gewann er nur einmal, seine beste Gesamtplatzierung schaffte er Ende des Winters 2017: Rang elf. Seit 2011 ist er dennoch immer im polnischen Weltcupteam dabei. Solche Zahlen deuten darauf hin, dass einer großes Talent hat, aber nicht unbedingt den Willen, auch alles für eine große Karriere zu tun. Zyla, erzählt sein Cheftrainer Horngacher, begnügte sich irgendwie mit der Rolle als Teil eines guten Teams, weshalb er ihn zu Beginn dieser Saison beiseitenahm, und zu konzentrierterem Arbeiten zwang. Denn Horngacher ahnte, dass in Zyla womöglich ein Spätzünder steckte. Die Arbeit fruchtete schnell, Zyla packte offenbar der Ehrgeiz. Er begann den Winter so stark wie noch nie. Seit drei Wochen steht er auf Platz zwei im Gesamtweltcup, hat sieben Top-Ten- und fünf Podestplätze, sowie 80 Weltcup-Punkte Vorsprung auf Teamkollege Kamil Stoch. Damit hat der späte Zyla zwar noch keinen Einzeltitel, ist nun aber der offizielle erste Favoritenherausforderer. Favorit 3: Kamil Stoch Detailansicht öffnen (Foto: imago) Kamil Stoch ist dreimaliger Einzel-Olympiasieger, er wurde unter anderem schon vor sechs Jahren Weltmeister auf der Großschanze, er hat 31 Weltcupspringen gewonnen und zweimal die ganze Saisonwertung. Und ja, den goldenen Vierschanzen-Adler gewann er auch schon zweimal mit seinen Gesamtsiegen 2017 und 2018. Zum Tourneefavoriten machen ihn aber weniger diese Ruhmestaten als Aktionen wie jene in Oberstdorf, exakt vor einem Jahr. In der Qualifikation zum Auftakt der Vierschanzentournee war Stoch mit einem scheinbar miserablen Sprung nur 28. geworden, tatsächlich hatte er bei heftigem Rückenwind das Beste aus seiner Lage gemacht. Stoch sollte auf hinteren Plätzen nie unterschätzt werden, auch in der Saison braucht er oft Wochen, ehe er seine Topform für den Winter erreicht. Aber er hat die Fähigkeit, sich über versteckte Erfolge bei widrigen Bedingungen zu motivieren. Der Rest der vergangenen Tournee ist bekannt, Stoch gewann diese per Grand Slam, also mit vier Einzelsiegen. Es bedeutet also nichts, wenn der Pole noch keinen Weltcup in diesem Winter gewonnen hat und noch etwas wackelig wirkt. Von allen Top-Ten-Springern hat er die meiste Erfahrung und die beste Fähigkeit, sich auf Schwierigkeiten einzustellen. Stoch gilt wieder als Mitfavorit, und ein neues Ziel böte sich auch an: Als Erster seit dem Norweger Björn Wirkola (1967 bis 1969) könnte Stoch drei Tourneen nacheinander gewinnen. Favorit 4: Karl Geiger Detailansicht öffnen (Foto: FrankHoermann/Sven Simon) An dieser vierten Favoritenstelle steht meist auch ein bekannter Name. Ein Österreicher wie Stefan Kraft oder ein Olympiasieger wie Andreas Wellinger aus Ruhpolding. Aber die sind alle in mittelmäßiger Form, laut Weltcupstatistik muss hier somit Karl Geiger erwähnt werden, der 25-Jährige aus Oberstdorf, den jenseits des Allgäus nur strebsame Beobachter kennen, der aber in dieser Saison tadellos gestartet war, dann sieben Top-Ten-Plätze errang und kürzlich seinen ersten Weltcupsieg. Der plötzlich erstarkte Geiger ähnelt damit dem unscheinbaren Piotr Zyla. Anders als den Polen kann man Geiger aber noch am Beginn einer erfolgreichen Karriere verorten. Er fiel zwar bislang nicht mit übergroßem Ehrgeiz auf, dafür mit Ruhe und einer gewissen Ergebenheit gegenüber dem Unvermeidlichen, was im Skispringen auch locker machen kann. Schon vor dem Winter hatte er die Sommer-Grandprix-Serie als Zweiter abgeschlossen, "er hat einen richtigen Schub gekriegt", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Nun könnte auch Geiger, der zuletzt Olympia-Teamsilber gewann, die Tournee spannend machen. Behält er auf seiner Heimschanze in Oberstdorf trotz des zu erwartenden Trötenlärms die Nerven, ist ihm alles zuzutrauen. Im Übrigen steht er an der Spitze eines Feldes von vermeintlichen Mittelklassekräften, das gerade die Top-Ten-Liste erobert hat: Kollege Stephan Leyhe zählt dazu, aber auch Johann André Forfang (Norwegen) oder Jewgeni Klimow (Russland). Der vierte Favorit dieser Tournee hat viele Namen. | Bei der 67. Vierschanzentournee zählen neben Vorjahressieger Kamil Stoch drei bisherige Außenseiter zu den Favoriten: Ryoyu Kobayashi, Piotr Zyla und Karl Geiger könnten für eine Überraschung sorgen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/vierschanzentournee-endlich-von-troeten-begleitet-1.4267534 | Endlich von Tröten begleitet | 00/12/2018 |
Joshua Obiesie hat Anfang November ein Euroleague-Spiel des FC Bayern besucht. Als Fan, der 18-Jährige schaute sich damals die Partie gegen Darussafaka Istanbul an. Er sah, wie Petteri Koponen beim 116:70-Erfolg der Münchner Basketballer 16 Punkte sammelte und dabei vier Dreier in seiner lässigen Art verwandelte, trocken und ansatzlos. Obiesie, Kursteilnehmer der in Schwabing ansässigen Internationalen Basketball-Akademie in der Nachwuchs-Bundesliga NBBL, hätte damals nicht geglaubt, dass er schon in wenigen Wochen zurückkehren würde in den Audi Dome, als Spieler wohlgemerkt. Doch am zweiten Weihnachtsfeiertag war es tatsächlich soweit. Er stand im Trikot von s.Oliver Würzburg plötzlich unten auf dem Parkett im Scheinwerferlicht. Er sah Koponen nicht mehr von der Tribüne aus, sondern ließ ihn im Eins-gegen-Eins wie eine Slalomstange stehen, als er so rasant zum Korb zog, als würde er eine Abkürzung kennen, und mit einem eleganten Korbleger abschloss. Obiesie hat an Weihnachten seinen Traum Wirklichkeit werden lassen, ein kleines Märchen ist für ihn wahrgeworden. Er hatte ja ohnehin in den vergangenen Wochen eine Karriere im Zeitraffer erlebt, zunächst unterschrieb er in Würzburg seinen ersten Profivertrag, dann lief er erstmals im viertklassigen Europe Cup für seinen neuen Klub auf, bevor er am Mittwoch schließlich mit Würzburg in der Basketball-Bundesliga (BBL) debütierte, ausgerechnet in München, seinem Heimatort. "Ich habe einige Minuten gebraucht, um meinen Rhythmus zu finden, aber dann hat es Spaß gemacht", stellte er zufrieden fest und fügte hinzu: "Überall in der Halle saßen Familie und Freunde." Dass Würzburg am Ende mit 69:87 gegen die Bayern das Nachsehen hatten - geschenkt. Für Obiesie waren seine ersten Minuten in der BBL ein kleiner Triumph. Zwölf Punkte sammelte er bei der Premiere. Sein Einsatz war ein schöner Randaspekt, die Geschichte der Partie schrieb aber ein anderer: Braydon Hobbs, der häufig verschmähte Spielmacher des FC Bayern. Als bester Münchner Werfer kam er auf 15 Punkte. Zuletzt hatte er wenig gespielt, unter anderem wegen eines Infekts, aber vor allem deshalb, weil der Bayern-Cheftrainer Dejan Radonjic glaubt, dass der US-Amerikaner nicht die Härte und Verlässlichkeit in der Abwehrarbeit aufbringen kann, die er erwartet. Dabei ist Hobbs kein schlechter Verteidiger, er ahnt die Passwege der gegnerischen Spielmacher häufig voraus und kann so schnelle Gegenangriffe einleiten. Auch viele Zuschauer in der Halle wünschen sich, Hobbs häufiger auf dem Parkett zu sehen, denn das ist meistens ein Spektakel. Hobbs ist ein Artist am Ball, verwegen, anarchisch, immer für eine Überraschung gut, weil er nicht nur wilde Dreier probiert, sondern seine Mitspieler vorzugsweise mit No-Look-Pässen bedient. Trotzdem hatte er zuletzt bei der Niederlage gegen Alba Berlin im Pokalviertelfinale die meiste Zeit auf der Ersatzbank ausharren müssen. Nur zwei Minuten und 55 Sekunden durfte er mitwirken, dabei hätte er in der Schlussphase seine Mannschaft mit ein paar schlauen Aktionen vitalisieren können. Er hätte mit seinem unorthodoxen Spiel der X-Faktor werden können, ermattet wirkten die Münchner da. "Die Kraft hat in den letzten fünf Minuten gefehlt", wie Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic feststellte. Aber Radonjic wechselte Hobbs nicht ein, genauso wenig wie Koponen, der in der ersten Hälfte alle seine fünf Würfe traf. Warum er besonders Hobbs und auch Robin Amaize verschmäht, ist eines der Rätsel von Radjonjic. Lust, die Gründe hierfür näher auszuführen, hat er selten. Er sagt dann, dass er die anderen noch besser findet. Gegen Würzburg jedoch waren Hobbs und Amaize, der auf zwölf Punkte kam, die auffälligsten Bayern-Profis. Hobbs, 29, begegnete mit Ironie der Frage, warum er kaum mehr spielen dürfe. "In der ersten Hälfte habe ich mich so gefühlt, als hätte ich Beton an den Füßen." Er brauchte gegen Würzburg ein paar Minuten, um ins Spiel zu finden. Doch dann verwandelte er allein fünf Dreier. Ob er an diesem Freitag (20.30 Uhr/Audi Dome) wieder zuschauen muss, wenn es in der Euroleague gegen den Außenseiter Podgorica, den Klub aus der Hauptstadt Montenegros, geht? Hobbs ist selbst gespannt, was passieren wird. Joshua Obiesie wird das Spiel bestimmt verfolgen. Als großer Distanzwerfer wie Hobbs tat er sich bei seinem Debüt in München nicht hervor, er verfehlte seine beiden Würfe von jenseits der 6,75 Meter entfernten Linie. Die Stärke des 1,98 Meter großen Spielers ist eine andere, er kann mit seinen schnellen Fingern Bälle klauen und rasant nach vorne rennen, um den Fastbreak abzuschließen, oder aber er zieht in Höchstgeschwindigkeit an seinem Gegenspieler vorbei zum Korb. "Er bringt schon fast das komplette Paket mit. Größe, Athletik, Schnelligkeit, Wurf, das ist alles bei ihm schon sehr ausgeprägt", sagt Robert Scheinberg. Der Schwabinger Trainer trainiert Obiesie, seit dieser elf ist. Die beiden verfolgen ambitionierte Ziele, die NBA soll es später mal werden. Jetzt hat Joshua Obiesie mit dem Debüt in der BBL immerhin eine Vorstufe erreicht. Die Euroleague darf er sich noch weiter von der Tribüne aus ansehen. | Ausgerechnet in seiner Heimatstadt München gibt der Basketballer Joshua Obiesie, 18, sein Profidebüt für Würzburg. Der Matchwinner beim 87:69 für den FC Bayern ist allerdings Braydon Hobbs. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/basketball-ploetzlich-mittendrin-1.4267260 | Plötzlich mittendrin | 00/12/2018 |
Die Dämonen sind zurück, so sie denn jemals weg waren. Ausgerechnet zur feierlichen Premiere des "Boxing Day all' italiana", des ersten Spieltags des italienischen Fußballs am Weihnachts-Stephanstag, tauchte der Calcio wieder ab in trübe Abgründe: in Gewalt und Rassismus. Und zwar auch noch in Mailand, der kosmopolitischsten, fortgeschrittensten, vielleicht auch liberalsten Stadt des Landes. Vor und während des abendlichen Spitzenspiels der Serie A zwischen Inter Mailand, dem Tabellendritten, und dem SSC Neapel, dem Tabellenzweiten, trugen sich in und rund um das Stadio San Siro Dinge zu, von denen man gedacht hatte, sie gehörten einer überwundenen Zeit an. Es begann mit Zusammenstößen zwischen den Ultras beider Vereine, eine Stunde vor dem Spiel. Hooligans von Napoli hatten sich aus der Eskorte der Polizei gelöst, die sie zum Stadion bringen sollte, und prügelten sich mit Schlägern von Inter, die Verstärkung von Ultras aus Varese und, tatsächlich, aus Nizza hatten. Das war wohl alles geplant und orchestriert. Im Netz zirkuliert ein Video, das die "Stadtguerilla" zeigt, wie es die italienischen Medien nun nennen. Man sieht den roten Rauch von Pyros, der sich mit dem Winternebel Mailands mischt, darin rennen Männer wie wild herum, gejagt von Böllern und Gebrüll. Die Polizei fand später Schlagstöcke und Messer, die im Gemenge liegen geblieben waren. Vier Fans aus Neapel erlitten im Zuge der Auseinandersetzungen rund um das Spiel Schnittwunden, nichts ganz Schlimmes. Ein Ultra aus Varese aber, 35 Jahre alt, der wegen früherer Vorfälle mit einer Stadionsperre belegt war, wurde von einem großen Auto angefahren. Er erlag am Donnerstag seinen Verletzungen. Zunächst war unklar, wer am Steuer des Wagens gesessen hatte und wie die Dynamik des tödlichen Zwischenfalls genau war. Doch der Polizeichef von Mailand, Marcello Cardona, hat offenbar genügend Indizien beisammen, um die härteste Anhängerschaft von Inter zu bestrafen. Drei Männer wurden verhaftet, ein vierter wird gesucht. Bis zum Ende der Saison dürfen die Ultras nicht mehr zu Auswärtsspielen von Inter reisen. Und daheim soll ihre Kurve, die Curva Nord im San Siro, bis Ende März geschlossen bleiben. "Bravo, bravo, bravo", sagt der beschimpfte Spieler zum Referee. Er wird vom Platz gestellt Es ist eine sagenumwobene Kurve. 2001 wohnten die Italiener einer schier unglaublichen Szene bei, da fiel beim Spiel Inter gegen Bergamo ein Motorrad vom oberen in den unteren Ring. Wie das genau möglich war, dass ein Motorrad auf die Ränge kam, ist noch immer ein Rätsel - und ein Symbol für die alten, anarchischeren Zeiten. Die Zutrittskontrollen sind seitdem stark verbessert worden. Die dumpfe Gesinnung vieler italienischer Fankurven aber, die nicht nur in Mailand von der extremen Rechten unterwandert sind, die ist geblieben - ohne Besserung. Auch dafür bot dieser weihnachtliche Spieltag in Mailand einen traurigen Nachweis. Das Stadion war voll, 64 000 Zuschauer, viele Familien mit kleinen Kindern, es war ja schulfrei. Ein Fest sollte es werden, doch ein Spieler der Gastmannschaft wurde von Beginn an bei jeder Ballberührung mit Affenlauten bedacht: Kalidou Koulibaly, Innenverteidiger, 27 Jahre alt, geboren in Frankreich, Nationalspieler Senegals. Es waren nicht vereinzelte "Buu razzisti", wie man zu den Affenlauten in Italien sagt. Es war ein wiederkehrender Chor, angestimmt von der Kurve, aufgenommen auch in anderen Stadionsektoren - ein breiter Geräuschteppich von "Buus". Carlo Ancelotti, der Trainer von Neapel, erzählte nach dem Spiel, er habe allein in der ersten Halbzeit drei Mal eine Spielunterbrechung gefordert. So sieht es das Reglement vor. Der Stadionsprecher wandte sich dann auch drei Mal an die buhenden Zuschauer: Wenn sie nicht aufhörten, sagte er, werde die Begegnung abgebrochen, dem Klub Inter würden dann Sanktionen drohen. Er wurde drei Mal ausgepfiffen. Das Spiel lief einfach weiter, auch nach der Pause, die Zeit genug geboten hätte für eine passende Entscheidung. Und Kalidou Koulibaly war mal wieder der Beste der Seinen: unüberwindbar, wie so oft, kaiserlich. Er führte Regie aus der Abwehr. Bis zur 81. Minute, es stand noch immer 0:0, da entwischte ihm der rechte Flügelstürmer von Inter, Matteo Politano. Koulibaly fasste ihn im Laufduell zweimal an die Schulter, nur sanft, erhielt dafür Gelb und klatschte dem Schiedsrichter ironisch zu. "Bravo", sagte er, "bravo, bravo!" Der ganze Frust, die ganze Enttäuschung über die Diskriminierung von den Tribünen und die feige Reaktion der Sportfunktionäre - all dies entlud sich in diesem Moment. Doch der Referee zog gleich noch einmal Gelb, streng nach Regelbuch, aber ziemlich unsensibel. Und als Koulibaly mit Gelb-Rot den Platz verließ, verabschiedete sich das Stadion ganz in lauter Schande. Inter gewann noch 1:0, durch ein Tor in der Nachspielzeit Aber davon redet niemand. Ancelotti verkündete: "Beim nächsten Mal hören wir auf zu spielen, und sollten wir deshalb verlieren: Sei's drum!" Er habe nie verstanden, wie viel passieren müsse, bis ein Spiel tatsächlich unterbrochen würde. Theoretisch wäre das schnell möglich, in der Praxis passiert es nie. Koulibaly meldete sich nach dem Spiel auf Twitter, er schrieb seinen 114 000 Followern: "Es tut mir leid, dass wir verloren haben, und dass ich meine Brüder alleingelassen habe. Aber ich bin stolz auf die Farbe meiner Haut. Und dass ich Franzose bin, Senegalese, Neapolitaner: Mensch." Die nächsten beiden Heimspiele muss Inter nun ohne Zuschauer austragen. Das entschied die Disziplinarkomission der italienischen Fußball-Liga am Donnerstag. Mailands Bürgermeister Giuseppe Sala, ein leidenschaftlicher Interista, fühlte sich gedrängt, sich in einem langen Post bei Koulibaly zu entschuldigen: "in meinem Namen und im Namen des gesunden Teils von Mailand". Er war im Stadion dabei. Die "Buus" seien eine Schande gewesen, so Sala. Wenn das noch mal vorkomme, werde er reagieren: "Ich weiß natürlich, dass es denen, die diese Affenlaute machen, egal ist, dass ich aufstehe und gehe. Aber ich stehe auf und gehe." Den Verantwortlichen seines Leibvereins rät Sala, bei der nächsten Begegnung dem Spieler mit der Nummer 18 die Kapitänsbinde zu geben: Er heißt Kwadwo Asamoah, ist 30, linker Außenverteidiger. Er kommt aus Ghana. | Ein Inter-Fan wird nach Krawallen überfahren und stirbt. Fans im Stadion brüllen Affenlaute. Die Vorgänge um das Spiel Inter Mailand gegen Neapel erinnern an die dunkelste Zeit des italienischen Fußballs. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/inter-mailand-neapel-koulibaly-rassismus-1.4267521 | Inter gegen Neapel: Gewalt und Rassismus sind zurück | 00/12/2018 |
Besser! Das wollte Sigi Schmid unbedingt werden, also schlich er sich einst als Student der University of California, Los Angeles (UCLA), in die Basketballhalle, um John Wooden zu beobachten. Warum er so etwas Unsinniges tue, fragten ihn seine Freunde, was könne denn ein ambitionierter Fußballer von einem zugegebenermaßen legendären Basketballtrainer lernen? Die Liebe zum Detail, entgegnete Schmid, die Konzentration auf das Wesentliche, das Führen einer Mannschaft ohne zu laute Ansprachen und martialische Gesten, das würde ihn an der Arbeit von Wooden begeistern, das könne er von ihm lernen: "Er hat dafür gesorgt, dass jeder seiner Spieler das Beste aus sich gemacht hat. Das wollte ich später auch tun." Schmid wurde mit 266 Siegen zum Rekordtrainer der nordamerikanischen Profiliga MLS. Kurz nach Weihnachten ist er im Alter von 65 Jahren gestorben. Geboren wurde Schmid in Tübingen, seine Familie siedelte nach Südkalifornien um, da war er vier Jahre alt: "Wir kamen mit nichts hier an, ich konnte noch nicht mal diese Sprache", erzählte er immer wieder über seinen Werdegang, der sehr an den amerikanischen Traum erinnert. Der Vater arbeitete in einer Brauerei, die Mutter eröffnete einen Imbiss mit deutschen Delikatessen, das reichte für eine Zweizimmerwohnung für fünf Personen (die Großeltern waren auch dabei) im Süden von Los Angeles; der kleine Sigi musste in der Küche schlafen. Fußball war für Amerikaner damals ein komischer Sport, bei dem die Leute einen Ball mit den Füßen über eine Wiese schubsen. Schmid schaffte es an die renommierte Uni UCLA und später an die nicht weniger bekannte University of Southern California, er sicherte sich Abschlüsse in Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft - er wurde aber nie Fußballprofi. Er wollte, erzählen Weggefährten, sich selbst, aber vor allem seine Mitspieler und damit die Mannschaft stets besser machen. "Sein Gehirn arbeitete mit einer außerordentlichen Geschwindigkeit, er war ein wandelndes Lexikon und er hat Fußball geliebt", sagte der frühere US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann: "Er hat diesen Sport in diesem Land geprägt wie kein anderer." Nach dem Studium arbeitete Schmid als Buchhalter und trainierte nebenbei Juniorenteams in Südkalifornien. 1980 wurde er Cheftrainer des Fußballteams von UCLA, mit dem er in 19 Jahren drei Meistertitel gewann. 1999 wechselte er in die Major League Soccer, als Trainer von Los Angeles Galaxy, später übernahm er Columbus Crew (2006 bis 2008) und Seattle Sounders (2009 bis 2016). Er gewann zwei Mal die US-Meisterschaft (2002, 2008), und im Jahr 2000 führte er Galaxy zum Titel in der Champions League des Kontinentalverbands Concacaf. Niemand hat in der MLS-Geschichte mehr Spiele gewonnen als Schmid. 2017 kehrte er zurück zu Los Angeles Galaxy, er lebte in der Strandstadt Manhattan Beach, nicht weit vom Stadion des Vereins entfernt. In der Vorsaison erlebte er die Ankunft von Zlatan Ibrahimovic, und es hieß, dass der Spielerversteher Schmid einer der wenigen Trainer gewesen sei, die der exzentrische Stürmer aus Schweden als Fachmann akzeptiert hatte. Im September wurde Schmid dennoch entlassen, offiziell wegen zu vieler Niederlagen, doch schon damals hieß es aus dem Umfeld des Vereins, dass sein großes Herz zunehmend schwächer geworden sei und dass sich der Klub mehr um die Gesundheit von Schmid als um den Erfolg sorge. Zur Todesursache gab es nun keine Angaben, bekannt ist nur, dass Schmid vor drei Wochen mit Herzproblemen ins Krankenhaus der Uniklinik von UCLA gekommen war. "Ich weiß schon, dass ich ein paar Titel gewonnen habe, das ist aber nicht so wichtig", sagte Schmid: "Was mir wirklich etwas bedeutet, sind Spieler, die zu mir kommen und sagen: 'Ohne Sie wäre ich nie Fußballprofi geworden!' Das ist meine größte Freude." Zwei seiner drei Kinder sind ebenfalls im Fußballgeschäft tätig, und es gibt zahlreiche Profis in den USA wie Marvell Wynne (Meister 2010 mit Colorado), die glaubhaft versichern, dass sie all das ohne Schmid nie geschafft hätten. Er habe sie gefordert und gefördert - und er habe sie vor allem besser gemacht. | Als Kind zog Siggi Schmid aus Tübingen nach Südkalifornien und wurde zum Rekordfußballtrainer der amerikanischen MLS. Nun ist er im Alter von 65 Jahren gestorben. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/siggi-schmid-mls-nachruf-1.4267379 | Zum Tod von Siggi Schmid - Der Rekordtrainer | 00/12/2018 |
Es war ein Hoffnungsfunken. Daniel Huber aus Salzburg stand tatsächlich auf dem Podest. Mit zwei punktgenauen Absprüngen und sicheren Flügen war der 25-Jährige tatsächlich Dritter. Keiner sonst aus seinem Team hat das diese Saison bislang geschafft. Und obwohl dieses erste von zwei Weltcupspringen in Engelberg wegen der schwierigen Schanze gar nicht so ernst zu nehmen war als Generalprobe für die kommende Vierschanzentournee, so stellte Hubers Podestplatz doch ein Zeichen dar: Vielleicht schafft das österreichische Skisprungteam ja doch noch rechtzeitig den Durchbruch. Aber dann folgte der nächste Tag, der zweite Wettkampf, und Team Austria erlebte wieder, was schon so oft vorkam in den vergangenen Monaten: den Einbruch nach dem Durchbruch. Immer muss man im Skispringen zwar auf die Details achten, irgendwo können auch bei Niederlagen positive Tendenzen stecken, und doch: Dieser letzte Weltcup vor der Tournee war für die Österreicher erniedrigend. Hinter Weltmeister Stefan Kraft, der immer noch der Stabilste ist, landete der Rest auf den Plätzen 37, 41, 48 und 51. Und Daniel Huber, die Hoffnung vom Vortag, hatte nun sogar die Qualifikation für den zweiten Durchgang verpasst. Viele Talente, fähige Trainer: der ÖSV hat alle Voraussetzungen Österreichs Springern fehlt gerade das Selbstbewusstsein, die Leichtigkeit und auch die Technik. Das Team wirkt, als wäre es fortwährend auf der Suche, und es steht damit auch stellvertretend für andere Nationen, die eben noch großartig waren und plötzlich nur noch im Hintergrund stehen oder zumindest teilweise Probleme haben. Slowenien hatte zuletzt immer einen potenziellen Siegspringer, doch Peter Prevc, der Tourneesieger der Jahre 2015 und 2016, befindet sich seit zwei Jahren in einer Formdelle, und seine Nachfolger stecken noch in ihrer Entwicklung fest. Auch die Norweger, eben noch Team-Olympiasieger, haben gerade nur einen Topspringer, den Gesamtfünften Johann Andre Forfang. Dessen Teamkollege Daniel André Tande hätte vor einem Jahr noch fast die Tournee gewonnen, ist nun aber krankheitsbedingt außer Form. Andere erprobte Kollegen wie Anders Fannemel oder Andreas Stjernen mühen sich jenseits der Top 20 - ähnlich wie der sächsische Skiflug-WM-Dritte Richard Freitag. Und jenseits der besten 30 bewegen sich die Polen Stefan Hula und Maciej Kot, die in Pyeongchang noch Olympia-Bronze mit dem Team gewannen, die aber gerade den Vorteil haben, dass ihre Formkrisen kaum auffallen, weil andere erfolgreich sind. Kamil Stoch und Piotr Zyla gelten als polnische Mitfavoriten für die Tournee. Wer hingegen gerade keinen Sieganwärter hat, das sind die Österreicher. Was die Entwicklung bremste, war paradoxerweise der Erfolg Dabei hat der Österreichische Skiverband (ÖSV) sämtliche Voraussetzungen für einen dauerhaften Erfolg, was bis 2016 auch zu beobachten war. Aus dem großen Potenzial an talentierten Springern, aber auch an fähigen jungen Trainern erwuchs vor 15 Jahren die so genannte Superadler-Mannschaft von Trainer Alexander Pointner. Was bei all den Siegen dann weniger auffiel, waren die Anzeichen einer zu Ende gehenden Dominanz-Epoche - etwa der latente Ärger zwischen den Supersuperadlern Gregor Schlierenzauer und Thomas Morgenstern, der bei Olympia 2014 in Sotschi schon nicht mehr zu verbergen war. Was ebenfalls zunächst kaum jemandem auffiel, war der Verlust am Wichtigsten, was diesen Verband außer Medaillen noch auszeichnete: überzeugende, strategisch denkende Übungsleiter. Die waren mangels Perspektive nach Norwegen, Deutschland und Polen gewechselt. Und 2018 in Pyeongchang coachten dann Österreicher sämtliche Olympiasieger - Alexander Stöckl Norwegens Team, Stefan Horngacher Polens Kamil Stoch und Werner Schuster Andreas Wellinger. Was die Entwicklung dann ausgerechnet bremste, war paradoxerweise die Tatsache, dass auch nach dem Superadler-Ende 2014 die Erfolgsphase mit Kraft und Hayböck andauerte. Denn der ÖSV wähnte sich mit dem auf Harmonie bedachten Coach Heinz Kuttin auf bestem Wege und versäumte es auch dadurch, eine neue Sprungkultur zu entwickeln, wie es die Auswärtstrainer Stöckl, Horngacher und Schuster längst vormachten: Diese schufen eine Leitidee von einem modernen Sprungstil und vermitteln sie seither schon den Jugendlichen in ihrem Verband. Das alte Grundprinzip - nämlich beim Absprung möglichst hoch hinauszukommen und dabei wenig Geschwindigkeit zu verlieren - wurde dann durch fleißiges Filmen und Abschauen weltweit verfeinert, wie sich am Beispiel des gerade führenden Japaners Ryoyu Kobayashi ablesen lässt. Und jene, die das nicht schon früh gelernt hatten, können mit Materialvorteilen kaum noch etwas ausgleichen. Peter Prevc tut sich womöglich deshalb so schwer. Und Weltcup-Rekordsieger Schlierenzauer nimmt sich gerade eine Auszeit, um im Einzeltraining an einfachen Abhängen das Gefühl für ein völlig neues Gleiten und Springen zu bekommen. Die Tournee lässt Schlierenzauer aus, sein Ziel ist nun die Heim-WM im Februar in Seefeld/Tirol. Sein neuer Chefcouch, Kuttin-Nachfolger Andreas Felder, lässt ihn gewähren, er muss ja Geduld haben. Seit sieben Monaten arbeitet er nun daran, die Österreicher zurück zum Erfolg zu führen, und er sagt immer wieder: "Wir sind auf einem guten Weg." Die Analyse des Rückschlages von Engelberg jedenfalls war einfach und ernüchternd. Sie deckte bei den meisten denselben Anfängerfehler auf. Weil die Anlaufspur plötzlich zu weich und langsam war, versuchten es Felders Springer mit der Brechstange. Sie legten sich nach vorne, um schneller zu werden und kippten beim Ausgleichen in der Luft nach hinten, womit jeder Sprung misslang. Man hätte nur in der Hocke bleiben müssen, sagt Felder "ein Spitzenspringer kann sich darauf einstellen". Doch er bleibt optimistisch und wähnt sich auf gutem Wege. Die Frage ist nur, wie lange es zum Ziel dauert. | Noch vor ein paar Jahren dominierten Schlierenzauer, Morgenstern, Kraft oder Hayböck das Skispringen. Dann kopierte und verfeinerte die Konkurrenz ihre Techniken - und Österreich hat im Erfolg Fehler gemacht. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/vierschanzentournee-oesterreich-oberstdorf-garmisch-1.4266334 | Vierschanzentournee - Österreich fliegt nicht mehr davon | 00/12/2018 |
Fußballprofi Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel hat nach seinem Platzverweis bei der Auswärtsniederlage gegen Inter Mailand anhaltende rassistische Beleidigungen durch das Publikum beklagt. "Ich entschuldige mich für die Niederlage und vor allem dafür, dass ich meine Brüder im Stich gelassen habe", twitterte der Verteidiger nach der 0:1-Niederlage am Mittwochabend. "Aber ich bin stolz auf meine Hautfarbe, darauf, dass ich ein Senegalese bin, ein Franzose, Napolitaner: ein Mensch." Neapels Trainer Carlo Ancelotti zeigte sich ebenfalls höchst verärgert. Aus seiner Sicht hätten die Beleidigungen schließlich dazu geführt, dass Koulibaly in der 81. Minute vom Platz gestellt wurde. Er hatte nach einer gelben Karte dem Schiedsrichter applaudiert. "Koulibaly war einfach gereizt", sagte Ancelotti. Mi dispiace la sconfitta e sopratutto avere lasciato i miei fratelli! Però sono orgoglioso del colore della mia pelle. Di essere francese, senegalese, napoletano: uomo. ⚽ #InterNapoli 1-0 🇸🇳 #KK26 #famiglia 💙 #ForzaNapoliSempre 💪🏿 #DifendoLaCittà pic.twitter.com/f9q0KYggcw — Koulibaly Kalidou (@kkoulibaly26) 26. Dezember 2018 Der frühere Bayern-Coach erklärte, er habe die Unparteiischen während des Spiels mehrmals aufgefordert, die Partie wegen der Beleidigungen zu unterbrechen. "Es gab zwar einige Durchsagen, aber das war nicht genug, sie (die Fans) haben einfach weitergemacht", sagte Ancelotti nach dem Spiel. "Das nächste Mal hören wir einfach auf zu spielen, auch wenn wir dadurch verlieren." Inter Mailand hatte das Verfolgerduell mit 1:0 (0:0) gegen den SSC Neapel gewonnen. Joker Lautaro Martinez gelang der Siegtreffer in der Nachspielzeit (90.+1). Der Rückstand des Tabellenzweiten Neapel auf Spitzenreiter Juventus Turin beträgt nun schon neun Punkte, Inter liegt auf Rang drei 14 Zähler hinter dem Rekordmeister. Ein Inter-Anhänger ist nach dem Spiel bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Der 35-Jährige wurde in der Nähe des Giuseppe-Meazza-Stadions von einem Van überfahren und erlag später im Krankenhaus seinen Verletzungen, wie die Polizei am Donnerstag bekannt gab. Am Steuer des Unfallwagens habe ein Gästefan gesessen, teilten die Behörden mit, die nun weiter ermitteln. Bei Zusammenstößen rivalisierender Fans im Anschluss an die Partie waren vier Neapel-Anhänger durch Messerstiche verletzt worden. In die Krawalle, die rund um das Stadion San Siro ausbrachen, waren nach Medienberichten circa 50 Fans verwickelt. Die Polizei musste eingreifen, um eine Eskalation zu verhindern. | Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel muss sich in Mailand beim Spiel gegen Inter offenbar Affenlaute von den Tribünen anhören. Nach dem Spiel kommt ein Fan von Inter Mailand ums Leben. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/koulibaly-rassismus-neapel-italien-inter-serie-a-ancelotti-1.4266785 | Ancelotti reagiert auf Rassismus in der Serie A | 00/12/2018 |
Fußball, FC Bayern: Auf Heimaturlaub in Brasilien hat Bayerns langjähriger Rechtsverteidiger Rafinha einen Abschied aus München und der Fußball-Bundesliga im Sommer konkretisiert. "Mein Zyklus bei den Bayern geht dem Ende entgegen. Es gibt viele Dinge, die in den kommenden sechs Monaten passieren können, aber ich denke, es ist mein letztes Jahr", verkündete der 33-Jährige, dessen Vertrag beim Meister Ende Juni ausläuft, am Rande eines Prominentenspiels in Uberlandia gegenüber SporTV. Eine Rückkehr nach Brasilien ist für Rafinha, der seit Juli 2011 an der Isar spielt, "eine Möglichkeit", aber es habe "aus Respekt vor den Bayern" noch keine Gespräche gegeben. Der dreimalige Selecao-Spieler versprach, "die letzten sechs Monate auszukosten". Laut kicker gibt es offenbar auch Interesse aus China an dem Brasilianer. Nach seinem Profidebüt bei Coritiba FC spielt Rafinha, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, seit 2005 mit Ausnahme der Spielzeit 2010/11 (FC Genua/Italien) in der Bundesliga. Dort bestritt er 153 Spiele (7 Tore) für Schalke 04 und bislang 172 Partien (5 Tore) für Bayern München. Mit den Münchnern wurde er sechsmal Meister, dreimal Pokalsieger, gewann 2013 die Champions League und die Klub-WM. Basketball, NBA: Basketballer Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben ihre Niederlagenserie in der nordamerikanischen NBA nach sechs Pleiten in Folge gestoppt. Die Texaner konnten sich am Mittwoch (Ortszeit) vor heimischer Kulisse mit 122:119 (67:64) gegen die New Orleans Pelicans durchsetzen. Der 40-jährige Nowitzki erzielte sieben Punkte in knapp zwölf Minuten auf dem Parkett. Landsmann Maxi Kleber, der in der Anfangsformation der Mavs stand, steuerte zehn Punkte zum Heimsieg bei. Nachwuchstalent Luka Doncic war mit 21 Punkten und zehn Assists Dallas erfolgreichster Werfer. Bei den Gästen überzeugte Centerspieler Anthony Davis (32 Punkte/18 Rebounds). Mit 16 Siegen und 17 Niederlagen liegen die Mavericks aktuell auf dem vierten Tabellenplatz der Southwest Division. Tennis: Deutschlands bester Tennisprofi Alexander Zverev (21) hat die Einführung des Tiebreaks im Entscheidungssatz bei den Australian Open kritisiert. "Ich mag die Änderung nicht so sehr, weil ich denke, dass es etwas Besonderes ist, wenn es im fünften Satz zum Beispiel 12:10 ausgeht", sagte der Weltranglistenvierte der Zeitung The Australian am Rande der Vorbereitung für den Hopman Cup in Perth, den er ab Sonntag an der Seite von Wimbledonsiegerin Angelique Kerber bestreiten wird. Ab 2019 wird beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres im fünften Durchgang des Herreneinzels als auch im dritten Satz der Damenkonkurrenz ein Tiebreak bis mindestens zehn Punkte ausgespielt. Bislang musste der Gewinner zwei Spiele Vorsprung haben. "Ich habe diese Situationen und Spiele wirklich genossen, auch wenn sie körperlich hart sind", sagte Zverev weiter: "Dafür spielen wir, und jetzt hat jedes Grand-Slam-Turnier außer Roland Garros einen Tiebreak, wovon ich kein Fan bin." In Wimbledon wird es ab 2019 bei 12:12 im letzten Durchgang einen Tiebreak bis sieben Punkte geben, der bei den US Open in New York bereits seit Jahren beim Stand von 6:6 ausgespielt wird. Nur bei den French Open in Paris wird der Entscheidungssatz noch ohne Tiebreak ausgespielt. | Der 33-jährige Brasilianer denkt, dass er im kommenden Juni in München aufhören wird. Dirk Nowitzki und Dalls beenden ihre Niederlagenserie. Alexander Zverev kritisiert die neuen Tie-Break-Regeln der Australian Open. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-rafinha-kuendigt-bayern-abschied-an-1.4266765 | Fußball - Rafinha kündigt Bayern-Abschied an | 00/12/2018 |
Fußball, Eintracht: Die Rückkehr von Mittelfeldspieler Sebastian Rode zu DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt ist perfekt. Wie die Hessen am Donnerstagabend mitteilten, wechselt der 28-Jährige auf Leihbasis von Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund nach Frankfurt. Bereits zwischen 2010 und 2014 lief Rode für die Eintracht auf. "Wir sind überzeugt, die Qualität des Kaders mit Sebastian, einem absoluten Teamplayer, weiter anzuheben. Er hat in den vergangenen vier Jahren beim FC Bayern und in Dortmund viel an Erfahrung gewonnen, die uns nun zugute kommen wird", sagte Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic: "Charakterlich passt Sebastian ganz hervorragend in unser Team. Wir haben ihn in den letzten Wochen und Monaten genau unter die Lupe genommen und haben feststellen können, dass er seine Verletzung komplett überwunden hat." Nach seiner ersten Zeit bei der Eintracht wechselte Rode zum Rekordmeister Bayern München und zog 2016 nach Dortmund weiter. Beim BVB spielte der im Laufe seiner Karriere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfene Rode zuletzt sportlich keine Rolle mehr und ist in dieser Spielzeit noch ohne Pflichtspiel-Einsatz. Sein Vertrag bei den Schwarz-Gelben besitzt noch bis 2020 Gültigkeit. "Ich bin sehr glücklich darüber, endlich wieder voll angreifen zu können. Ich habe die Zeit bei der Eintracht und vor allem die Fans in toller Erinnerung", sagte Rode. Fußball, FC Bayern: Auf Heimaturlaub in Brasilien hat Bayerns langjähriger Rechtsverteidiger Rafinha einen Abschied aus München und der Fußball-Bundesliga im Sommer konkretisiert. "Mein Zyklus bei den Bayern geht dem Ende entgegen. Es gibt viele Dinge, die in den kommenden sechs Monaten passieren können, aber ich denke, es ist mein letztes Jahr", verkündete der 33-Jährige, dessen Vertrag beim Meister Ende Juni ausläuft, am Rande eines Prominentenspiels in Uberlandia gegenüber SporTV. Eine Rückkehr nach Brasilien ist für Rafinha, der seit Juli 2011 an der Isar spielt, "eine Möglichkeit", aber es habe "aus Respekt vor den Bayern" noch keine Gespräche gegeben. Der dreimalige Selecao-Spieler versprach, "die letzten sechs Monate auszukosten". Laut kicker gibt es offenbar auch Interesse aus China an dem Brasilianer. Nach seinem Profidebüt bei Coritiba FC spielt Rafinha, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, seit 2005 mit Ausnahme der Spielzeit 2010/11 (FC Genua/Italien) in der Bundesliga. Dort bestritt er 153 Spiele (7 Tore) für Schalke 04 und bislang 172 Partien (5 Tore) für Bayern München. Mit den Münchnern wurde er sechsmal Meister, dreimal Pokalsieger, gewann 2013 die Champions League und die Klub-WM. Basketball, NBA: Basketballer Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks haben ihre Niederlagenserie in der nordamerikanischen NBA nach sechs Pleiten in Folge gestoppt. Die Texaner konnten sich am Mittwoch (Ortszeit) vor heimischer Kulisse mit 122:119 (67:64) gegen die New Orleans Pelicans durchsetzen. Der 40-jährige Nowitzki erzielte sieben Punkte in knapp zwölf Minuten auf dem Parkett. Landsmann Maxi Kleber, der in der Anfangsformation der Mavs stand, steuerte zehn Punkte zum Heimsieg bei. Nachwuchstalent Luka Doncic war mit 21 Punkten und zehn Assists Dallas erfolgreichster Werfer. Bei den Gästen überzeugte Centerspieler Anthony Davis (32 Punkte/18 Rebounds). Mit 16 Siegen und 17 Niederlagen liegen die Mavericks aktuell auf dem vierten Tabellenplatz der Southwest Division. Tennis: Deutschlands bester Tennisprofi Alexander Zverev (21) hat die Einführung des Tiebreaks im Entscheidungssatz bei den Australian Open kritisiert. "Ich mag die Änderung nicht so sehr, weil ich denke, dass es etwas Besonderes ist, wenn es im fünften Satz zum Beispiel 12:10 ausgeht", sagte der Weltranglistenvierte der Zeitung The Australian am Rande der Vorbereitung für den Hopman Cup in Perth, den er ab Sonntag an der Seite von Wimbledonsiegerin Angelique Kerber bestreiten wird. Ab 2019 wird beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres im fünften Durchgang des Herreneinzels als auch im dritten Satz der Damenkonkurrenz ein Tiebreak bis mindestens zehn Punkte ausgespielt. Bislang musste der Gewinner zwei Spiele Vorsprung haben. "Ich habe diese Situationen und Spiele wirklich genossen, auch wenn sie körperlich hart sind", sagte Zverev weiter: "Dafür spielen wir, und jetzt hat jedes Grand-Slam-Turnier außer Roland Garros einen Tiebreak, wovon ich kein Fan bin." In Wimbledon wird es ab 2019 bei 12:12 im letzten Durchgang einen Tiebreak bis sieben Punkte geben, der bei den US Open in New York bereits seit Jahren beim Stand von 6:6 ausgespielt wird. Nur bei den French Open in Paris wird der Entscheidungssatz noch ohne Tiebreak ausgespielt. | Der BVB verleiht den Spieler bis Saisonende. Rafinha kündigt seinen Abschied aus München an. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-rode-kehrt-zu-eintracht-frankfurt-zurueck-1.4267831 | Fußball - Rode kehrt zu Eintracht Frankfurt zurück | 00/12/2018 |
Der Trainer beendet seine lange Karriere beim DFB - diesmal wirklich. Ein Abschiedsgespräch über Reisepläne als Rentner, begeisterte Spielerinnen - und Defizite in der Jugendarbeit. Horst Hrubesch, 67, wollte seine Karriere eigentlich schon einmal beenden. Doch dann brauchte der Deutsche Fußball-Bund 2017 einen Interims-Sportdirektor. Und als die Frauen-Nationalmannschaft im März 2018 - nach der Trennung von Steffi Jones - einen Interimstrainer suchte, da sprang Hrubesch auch noch mal ein, und mit ihm gelang den Frauen dann noch souverän die Qualifikation für die WM 2019. Er hatte dem Verband in der Not geholfen - mal wieder. | Der Trainer beendet seine lange Karriere beim DFB - diesmal wirklich. Ein Abschiedsgespräch über Reisepläne als Rentner, begeisterte Spielerinnen - und Defizite in der Jugendarbeit. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/hrubesch-dfb-jugendarbeit-1.4266327 | "Hrubesch: ""Horst wird nicht mehr surfen""" | 00/12/2018 |
Es muss schon etwas besonderes passieren, um Michael Wolf auf deutschem Eishockey-Eis noch zu überraschen - zu viel hat der 37-Jährige in seiner langen Karriere bereits erlebt. Doch selbst der Kapitän des EHC Red Bull München, der die ewige Torjägerliste der Deutschen Eishockey Liga (DEL) anführt, kommt noch ins Staunen. "Da denkt man, man hat schon alles gesehen", sagte er am Mittwoch, "aber so etwas habe ich auch noch nicht erlebt." Wolfs Verwunderung lösten zwei doppelte Fouls innerhalb weniger Minuten aus, die dem EHC am Mittwoch im Derby beim ERC Ingolstadt zwei zweiminütige Drei-gegen-Fünf-Unterzahlsituationen bescherten. Trotzdem gewann er das oberbayerische Derby 4:2 (2:0, 1:2, 1:0). Das Startdrittel lief nach dem Geschmack der Gäste: Der Meister kontrollierte die Partie und ging dank eines Doppelschlages 2:0 in Führung: Mark Voakes (10.) und Konrad Abeltshauser (11.) trafen innerhalb von 77 Sekunden. Nur sechs zugelassene Torschüsse verdeutlichten, dass der EHC auch defensiv sehr gut stand. Beide Mannschaften waren mit Niederlagen in die ersten Weihnachtsfeiertage gegangen. Ingolstadt kassierte am Sonntag in Augsburg eine 3:6-Pleite, da die Augsburger gleich vier Überzahl-Tore erzielten. Der EHC verlor in Bremerhaven 3:4 nach Verlängerung. "Uns fehlt es ein bisschen an der Konsequenz vorne", hatte Münchens Yasin Ehliz gesagt. Das Mitteldrittel des Derbys begann mit stark verbesserten Ingolstädtern, die sich für ihre Leistungssteigerung gleich belohnten. Gütige Mithilfe leistete dabei aber Münchens Nationaltorhüter Danny aus den Birken, der nach seinem krankheitsbedingten Ausfall in Bremerhaven wieder im EHC-Tor stand. Aus den Birken fabrizierte erst einen Fehlpass und musste die Scheibe daraufhin aus seinem Kasten holen, da Brett Olson ihn von hinter dem Tor so clever angeschossen hatte, dass die Scheibe über die Linie ging (24.). Nach dem Ingolstädter Anschlusstreffer drängten die Münchner darauf, die Zwei-Tore-Führung wieder herzustellen. Der ERC hatte phasenweise große Probleme, sich zu befreien, doch Jakob Mayenschein (27.) und Keith Aulie (28.) trafen das Tor nicht. Auf diese Drangphase folgte ein Münchner Überzahlspiel, doch dieses blieb wie schon in den vergangenen Partien vieles schuldig. Besser machten das die Ingolstädter: Als Münchens Abeltshauser und Matt Stajan gleichzeitig auf der Strafbank saßen, passten sie sich die Scheibe bei Fünf gegen Drei 49 Sekunden lang zu, ohne zu schießen. Der erste Schuss aber, ein platzierter Schlenzer von Maurice Edwards, saß gleich (33.). Für den Verteidiger war es bereits der siebte Saisontreffer. Das zweite EHC-Überzahlspiel des zweiten Abschnittes verlief ebenfalls enttäuschend, bis Kapitän Wolf bei einem Alleingang nur durch ein Foul gestoppt werden konnte. Den fälligen Penalty verwertete er selbst mit einem platzierten Schuss (39.). Dann wanderten Mayenschein und Andreas Eder gleichzeitig auf die Strafbank - und sorgten damit nicht nur bei Wolf für Verwunderung. Natürlich sind das zu viele Strafen, sagte Wolf. "Wir müssen ein bisschen cleverer sein, das sind wir zur Zeit nicht." Die zweite zweiminütige Unterzahlsituation überstanden die Münchner allerdings, genau so wie alle Ingolstädter Bemühungen im Schlussabschnitt. John Mitchell machte mit einem Schuss ins leere Tor dann alles klar (60.). Damit gehen die Münchner mit einem guten Gefühl ins Heimspiel am Freitag gegen die Eisbären Berlin. Ingolstadt dagegen hat nun vier seiner letzten fünf Spiele verloren - und bekommt es am Freitag mit dem nächsten starken Gegner zu tun: Zu Gast ist dann die Düsseldorfer EG, der Tabellenzweite. | Der EHC München gewinnt das Eishockey-Derby in Ingolstadt mit 4:2. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-zwei-mal-drei-gegen-fuenf-1.4266149 | Zwei Mal Drei gegen Fünf | 00/12/2018 |
Braydon Hobbs saß im Schlussviertel gerade mal wieder draußen auf der Bank, als Würzburg Punkt um Punkt näher kam. Nicht dramatisch, aber immerhin so, dass sich Dejan Radonjic ein wenig sorgte. Also schickte der Cheftrainer des FC Bayern seinen Spielmacher aufs Parkett, was er sonst selten in Phasen tut, in denen es nicht so läuft, wie es sich der Trainer vorstellt. In den vergangenen Spielen tat er das strenggenommen gar nicht. Aber am zweiten Weihnachtsfeiertag war es anders, Radonjic brauchte in Abwesenheit von Stefan Jovic, den er schonte, einen Basketballer, der Struktur und Präzision ins Spiel bringen kann. Und in der ersten Aktion nach seiner Einwechslung traf Hobbs gleich aus der Distanz zum 76:59, sodass der Vorsprung schnell wieder anwuchs. Am Ende sammelte Hobbs mit 15 Punkten nicht nur die meisten Zähler seines Teams, die Münchner gewannen mit 87:69 (36:31) gegen Würzburg ohne Mühe die Partie und holten sich in der Basketball-Bundesliga (BBL) im zwölften Spiel den zwölften Sieg. 24:0 Punkte - eine beeindruckende Bilanz. Gleichzeitig, und das durfte man nicht vernachlässigen, war es auch das Spiel eins nach der ersten Niederlage in einen nationalen Wettbewerb in dieser Spielzeit. Das 70:78 im Pokal-Viertelfinale gegen Alba Berlin am Tag vor Heiligabend nahmen die Bayern - zumindest nach außen hin - pragmatisch zur Kenntnis. "Wir haben ja keine andere Wahl", hatte Geschäftsführer Marko Pesic vor der Würzburg-Partie gesagt. Die hohe Anzahl an Spielen innerhalb von nur wenigen Tagen wollte er als Ausrede nicht anerkennen. "Jeder wollte von uns in der Euroleague spielen." Er gab jedoch zu, dass gegen Berlin "in den letzten fünf Minuten die Kraft gefehlt hat", wie es ausdrückte; "das müssen wir besser machen". Bayern-Trainer Radonjic wählte in dieser Hinsicht den naheliegenden Ansatz, den er gegen Berlin noch hatte vermissen lassen: Er tauschte früh sein Personal aus, schon Mitte des zweiten Viertels hatte er allen zwölf Profis Spielzeit gewährt. Vor allem Spielmacher Hobbs, den Radonjic besonders in der Euroleague häufig meidet, als hätte dieser eine hochansteckende Krankheit, bescherte seiner Mannschaft mit zwei Dreiern eine 36:31-Pausenführung, auch der wenig eingesetzte Robin Amaize spielte auffällig und kam am Ende wie Vladimir Lucic auf zwölf Punkte. Noch mehr Grund zur Freude hatte ein 18-jähriger Debütant: Würzburgs Joshua Obiesie feierte in München sein Debüt in der Basketball-Bundesliga, ausgerechnet, darf man in diesem Fall hinzufügen. Denn München ist seine Heimatstadt, hier ist er aufgewachsen und hat beim MTSV Schwabing eine exklusive Ausbildung genossen, die ihn in ganz Europa zu einem der begehrtesten Spieler seines Jahrgangs erwachsen ließen. Würzburg gab er nun seine Zusage, weil er sich dort am meisten Spielzeit erhofft. "Es macht Spaß", sagte er über seine Premiere, die er mit zwölf Punkten beendete und bei der er mit raffinierten Korblegern gegen den NBA-erprobten Derrick Williams und gegen Petteri Koponen andeutete, warum er von der nordamerikanischen Basketballliga NBA träumt. Obiesie musste nach der Pause allerdings miterleben, wie die Münchner ernst machten, hinten seriöser verteidigten und vorne erfolgreich trafen, vor allem der genial-verrückte Hobbs tobte sich mit feinen Pässen und präzisen Dreipunktewürfen aus, fünf seiner sieben Versuche von jenseits der 6,75 Meter entfernten Linie verwandelte er, weshalb die Münchner rasch auf 22 Punkte enteilen konnten (66:44). "Vor allem im dritten Viertel haben wir unsere Würfe getroffen, die wir gebraucht haben", schwärmte Hobbs. Der Amerikaner ist nun selbst gespannt, ob er am Freitag im Euroleague-Heimspiel gegen Buducnost Podgorica wieder mitwirken darf oder ob er die Partie in den entscheidenden Phasen von draußen ansehen muss. | Die Basketballer des FC Bayern gewinnen auch das zwölfte Liga-Spiel dieser Saison. Gegen Würzburg überzeugen jene Spieler, die Trainer Radonjic nur selten berücksichtigt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-24-0-1.4266151 | Süddeutsche.de | 00/12/2018 |
Russland will jetzt doch Doping-Kontrolleure arbeiten lassen Russlands Sportminister Pawel Kolobkow erlaubt internationalen Doping-Kontrolleuren, Daten mit Proben von Sportlern zu kopieren und auszuwerten. "Russland ist bereit, Kopien der Datenbank zur Verfügung zu stellen, aber in Übereinstimmung mit dem russischen Gesetz", sagte er: "Es muss aber noch über technische Details und die Verwendung bestimmter Ausrüstung diskutiert werden." Experten der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) waren am Freitag mit leeren Händen aus Moskau abgereist. In einer Mitteilung danach hieß es, die russischen Behörden hätten überraschend gefordert, dass die Wada ihre Ausrüstung "nach russischem Recht zertifizieren" müsse. "Wir arbeiten jetzt mit der Wada zusammen. Ich bin mir sicher, dass wir eine gemeinsame Sprache finden und Entscheidungen treffen werden, die der russischen Gesetzgebung entsprechen und die die Wada zufriedenstellen", sagte der Minister. Hintergrund sind Auflagen für eine dauerhafte Wiederzulassung der russischen Anti-Doping-Agentur (Rusada). So muss Russland bis zum Jahresende Kontrolleuren den Zugang zum Moskauer Analyselabor und den dortigen Doping-Daten und -Proben gewähren. Anderenfalls wird die Entscheidung vom Herbst, die Rusada zuzulassen, wieder aufgehoben. dpa | Sechseinhalb Jahre alter Urin soll helfen, die Westen reinzuwaschen: Erneut bringen Nachkontrollen von London 2012 positive Proben. Es empfiehlt sich, Medaillenspiegel nur noch mit einigen Jahren Abstand zu studieren. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-glueckwuensche-nach-speyer-1.4266325 | Kommentar - Glückwünsche nach Speyer | 00/12/2018 |
Stade Zeit? Polter. Besinnlichkeit? Rumms. Gebäck und Kerzenschein? Krach. Stille Nacht? Schepper. Nein, es hätte wohl wirklich nicht gut zusammengepasst. Im Münchner Salesianum fand am Samstag vor Heiligabend eine Weihnachsfeier statt, ein Stockwerk unter jener altehrwürdigen kleinen Sporthalle, in der in all den Vorjahren die Athleten des TSV München-Ost ihr traditionelles Weihnachtskugelstoßen veranstaltet hatten. Um den Nachbarn diesen Polterabend zu ersparen, waren die Leichtathleten daher erstmals auf die andere Straßenseite gewechselt, in die größere, vereinseigene Zweifachhalle. Es hatte also nichts damit zu tun, dass sich etwa der Wattenscheider Leonid Ekimov angekündigt hatte, mit einer Bestleistung im Freien von 19,43 Meter. Oder dass der TSV-Teenager Dominik Idzan, 15 Jahre jung, 1,96 Meter groß, insgeheim wohl auf seinen ersten 20-Meter-Stoß gehofft hatte, wie sein Trainer Andreas Bücheler vermutete. Nein, die alte Halle gegenüber wäre für solche Stöße immer noch lang genug gewesen. Und schon gar nicht hatte der Ortswechsel mit der Rückkehr von Selina Dantzler zu tun. Die ehemalige U-18-Weltmeisterin lebt und studiert seit diesem Sommer dank eines Stipendiums in Miami, Florida; über die Feiertage war sie erstmals wieder in der Heimat. Und man kann mit Sicherheit sagen: Auch für sie hätte die kleine Halle ausgereicht. Gleich nach der Rückkehr war sie zu ihrer alten Trainingsgruppe gestoßen, trotz Jetlags, mit dem sie noch einige Tage lang zu kämpfen hatte - ebenso wie mit der Kälte. Weihnachten ist bekanntlich das Fest der Familie, und die Münchner Werfer haben sich schon auch immer als eine Art Familie verstanden. Im zu Ende gehenden Jahr war diese Familie allerdings ein bisschen kleiner geworden, als erst die mehrfache deutsche Jugendmeisterin Amelie Döbler mit gerade mal 19 ihre Karriere beendete und sich kurz darauf Dantzler für die University of Miami entschied. Dantzler absolvierte nun ihren ersten Wettkampf, seit sie fortgezogen ist. Denn in den USA findet der erste Block von Wettbewerben erst von Januar bis Mitte Februar statt, dann allerdings geballt. "Ich weiß noch nicht, ob ich mein ganzes Können zeigen kann", hatte sie zuvor angedeutet. Trainer Bücheler war etwas weniger zurückhaltend gewesen in seiner Prognose: "Ihr technischer Zustand ist nicht so, wie ich ihn mir erhofft hatte", sagte er. "Aber wir werden die Stellschrauben schon finden." Dantzler ist ja nicht völlig verschwunden, sie zählt weiter zum Team, startet weiter für die LG Stadtwerke München. Gleich nach der Rückkehr musste sie hier zu medizinischen Untersuchen, die wichtig sind für die Bundeskader-Zugehörigkeit. Wenn alles läuft wie geplant, wird sie Ende Februar an den deutschen U-20-Hallenmeisterschaften teilnehmen. Das sei wichtig für die Teilnahme an einem U-20-Länderkampf, und etwa ab Mitte Juni plant die 18-Jährige dann für die restliche deutsche Freiluftsaison nach München zurückzukehren. Sie hoffe auf die Qualifikation für die U-20-EM in Boras, Schweden. "Training, Uni, Training, lernen, schlafen, dann alles wieder von vorn" - so sehen ihre Tage in Florida zurzeit aus, erzählt sie. Die Bilder, die sie gelegentlich in die Heimat postet, zeigen Palmen, Pools und Sandstrände, aber das täusche doch ein wenig. Es sei schon eine Umstellung gewesen, sagt sie, ihr Wirtschaftsstudium, ein anderer Kontinent, andere Sprache, anderer Trainer. "Am Anfang war es schwer, immer alles zu verstehen." Ihre Teamkolleginnen hätten ihr aber sehr geholfen, und ja: Sie fühle sich wohl in Miami. Auch Training und Lernen machten bei Sonnenschein mehr Spaß. Sportlich allerdings hat sie Nachholbedarf: Am Samstag kam sie auf 14,60 Meter, zwei Meter unter ihrer Bestleistung. "Eine Katastrophe", fand Bücheler. Der deutsche Meister Dominik Idzan wurde in der Jugendklasse U16 nur Dritter, stellte mit 18,44 Meter aber einen neuen bayerischen Rekord auf; mit der schwereren Fünf-Kilo-Kugel erreichte er dann aber 18,34 Meter, was in der U-18-Wertung den Sieg bedeutete. Auch die 16-jährige Cassandra Bailey sei mit 16,26 Meter "superstark" gewesen, lobte Bücheler. Bei den Männern wiederholte Christian Zimmermann vom Kirchheimer SC seinen Vorjahressieg nach einer Technikumstellung mit 18,69 Meter - klar vor Robert Dippl und dem Favoriten Ekimov. 20 Teilnehmer mehr als im Vorjahr waren gemeldet, aus 16 Vereinen. "Langsam wird das ein richtiges Meeting", sagte Bücheler, sogar eine Lichtershow hatte er organisiert. Im nächsten Jahr allerdings wird auch die vereinseigene Halle zur Großbaustelle, denn auf deren Dach soll ab Februar eine weitere Dreifachhalle errichtet werden, für 11,5 Millionen Euro. Wohin das Weihnachtskugelstoßen dann ausweichen kann, ist unklar. | Die Athleten des TSV München-Ost überzeugen beim Weihnachtskugelstoßen. Nur eine Besucherin aus Florida macht den Trainern etwas Sorgen. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/leichtathletik-von-palmen-zum-christbaum-1.4266298 | Von Palmen zum Christbaum | 00/12/2018 |
An jene drei Spiele, in denen ein Punktverlust konkret hätte werden können, erinnert sich Maik Machulla noch ganz genau. Vor dem geistigen Auge des Trainers der SG Flensburg-Handewitt läuft bei Bedarf dann ein Film ab: Wie die Magdeburger beim Stand von 26:25 in letzter Sekunde noch einmal den Pfosten treffen. Wie die Wetzlarer kurz vor Schluss erneut ausglichen, ehe Hampus Wanne per Siebenmeter 46 Sekunden vor dem Ende zum 30:29 trifft. Und auch gegen Hannover-Burgdorf steuert der schwedische Linksaußen in der 60. Minute mit einer wunderbaren Luftnummer - bekannt als Kempa-Trick - den Treffer zum 29:28 bei, ehe Torwart Torbjörn Bergerud im Gegenzug noch eine Attacke pariert. Drei Mal hätte es schief gehen können, drei Mal ist nichts passiert, So glückte den Flensburgern, was selbst den Fußballern von Borussia Dortmund nicht vergönnt war: eine makellose Hinrunde; der BVB musste sich kurz vor Liga-Halbzeit bei Fortuna Düsseldorf mit 1:2 geschlagen geben. Kurz vor der WM-Pause (Eröffnungsspiel Deutschland gegen Korea am 10. Januar in Berlin) haben die Handballer mit der Rückrunde bereits begonnen, die Flensburger siegten auch gegen Minden (35:29) und am zweiten Weihnachtstag standesgemäß 30:18 beim Tabellenletzten Eulen Ludwigshafen. Eine Marke ist der SG aber nun nicht mehr zu nehmen: Als dritter Klub nach dem TBV Lemgo (2002/2003) und dem THW Kiel, der die Saison 2011/2012 sogar mit 68:0 Punkten beendete, können die Norddeutschen auf eine verlustpunktfreie Hinrunde verweisen. Und saisonübergreifend haben sie gar schon 26 Ligaspiele siegreich absolviert. Dierk Schmäschke, der Geschäftsführer, zog schon nach dem Heimspiel gegen Minden die Bilanz: "2018 war in der Geschichte der SG ein tolles Jahr mit der deutschen Meisterschaft, vielen Rekorden und einer tollen Integration vieler neuer Spieler." Das Verrückte ist nur: Während die übrigen Spitzenklubs THW Kiel, Rhein Neckar Löwen oder Füchse Berlin drei bis vier Spieler fürs deutsche WM-Aufgebot abstellen, ist aus Flensburg kein einziger Profi dabei. Holger Glandorf, 35, der Weltmeister von 2007, hat mit seinem Rückzug eine "clevere Entscheidung" getroffen, wie Machulla findet. Drei Vereins-Wettbewerbe seien genug in seinem Alter, behaupten Glandorf und sein Trainer unisono. Kreisläufer Johannes Golla, 21, der im Sommer aus Melsungen kam und prächtig einschlug, stand zwar im erweiterten WM-Aufgebot, hat aber das Pech, dass gerade diese Position herausragend besetzt ist mit Patrick Wiencek, Hendrik Pekeler (beide Kiel) und Jannik Kohlbacher (RN Löwen). Dennoch werden vermutlich zehn Spieler aus Flensburg an der WM teilnehmen, ein absoluter Spitzenwert. Sie spielen allerdings für Dänemark, Schweden und Norwegen. "Wir sind das Tor zu Skandinavien", sagt Schmäschke. Bis auf Glandorf, Golla, Marius Steinhauser sowie Torwart Buric (Bosnien-Herzegowina) kommen alle SG-Profis aus dem Norden Europas. Selbst die Zuschauer kommen zu gut 15 Prozent aus den nördlichen Nachbarländern in die Flens-Arena (6300 Plätze), besonders natürlich die Dänen. 33 dänische Spieler traten insgesamt für das Team aus der deutsch-dänischen Grenzstadt an. Selbst der Hauptsponsor ist - wie einige andere der 180 Unternehmen im "Klub der 100" - aus Dänemark. Und auch das "Kompetenzteam" mit dem früheren Flensburger Profi Glenn Solberg und einem Scouting-Netzwerk, zu dem Norwegens Nationaltrainer Christian Berge zählt, ist skandinavisch. Sogar für Schwedens Weltklasse-Torwart Andersson fand die SG starke Nachfolger Trotzdem überrascht es, wie problemarm die Verjüngung des Meisters abläuft. Im September hatte Machulla, 41, die Mannschaft wegen der Abgänge diverser Leistungsträgern noch als "Wundertüte" bezeichnet. Praktisch alle Neuen "haben eingeschlagen", sagt er heute. Vor der Saison habe er "tiefgestapelt, weil die Automatismen anfangs noch nicht so klappten". Doch bald stellte sich heraus, dass das neue Torhüterpaar Buric/Bergerud harmonierte und den schwedischen Weltklassetorwart Mattias Andersson ersetzen konnte, der mit 40 seine Laufbahn beendete. Anstelle des nach zehn Jahren in die dänische Heimat zurückgekehrten Regisseurs Thomas Mogensen spielte sich Jim Gottfridsson in den Vordergrund, der Rückraumspieler Magnus Röd konnte Glandorf entlasten. Und der zu Paris St. Germain abgewanderte Kreisläufer Henrik Toft Hansen wurde von seinem dänischer Landsmann Simon Hald sowie Golla beerbt. Was aber macht das Team so stark, dass es den "kommunikativen und taktisch hervorragenden Trainer" Machulla (Zeugnis von Schmäschke) nur zweimal in dieser Saison - nämlich in der Champions League auswärts gegen Zagreb (29:31) und in Celje/Slowenien (20:23) - enttäuschte? Für Machulla ist es auch "eine Mentalitätsgeschichte", meist seien seine Spieler bereit, "einen Extra-Schritt" zu gehen. Wichtig deshalb, dass Kapitän Tobias Karlsson, 37, seinen Vertrag noch mal ein Jahr verlängert. Er ist der Integrator und hält die Abwehr brillant zusammen. Um seinen Kapitän herum entwickelte Trainer Machulla seine eigene Geschichte: Nahtlos hat er den Schweden Ljubomir Vranjes beerbt, dessen Assistent er fünf Jahre lang war. In Flensburg heißt es, er habe schnell seinen eigenen Stil gefunden. | Den Trainer gewechselt, die Mannschaft verjüngt, trotzdem gelingt der SG Flensburg-Handewitt eine Hinrunde ohne Punktverlust. Die meisten Spieler reisen jetzt zur WM - doch keiner zum deutschen Team. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/sg-flensburg-handewitt-handball-wm-machulla-1.4266329 | Handball in Flensburg - Skandinavisch by Nature | 00/12/2018 |
Skirennläufer Stefan Luitz muss die Entscheidung über ein Vorgehen gegen seine angekündigte Disqualifikation erst bis zum Freitag treffen. Der Ski-Weltverband FIS habe dem Antrag auf eine Fristverlängerung für die Stellungnahme um zwei Tage stattgegeben, bestätigte der Deutsche Skiverband (DSV). Der Aufschub sei gewährt worden, weil Luitz vor den Weihnachsfeiertagen fünf Rennen in sieben Tagen zu absolvieren hatte, ohne sich derweil mit dem Thema auseinandersetzen zu können. Luitz hatte bei seinem ersten Weltcupsieg am 2. Dezember in Beaver Creek/USA durch die Nutzung von Sauerstoff an der Rennstrecke gegen das Anti-Doping-Reglement der FIS verstoßen. Auf Anraten ihres Anti-Doping-Panels kündigte die FIS an, Luitz rückwirkend zu disqualifizieren. Luitz und der DSV können die Aberkennung des Sieges akzeptieren oder auf eine Anhörung bestehen und damit ein weiteres, wohl langwieriges Verfahren in Gang setzen. Der Verband hat den Verstoß eingeräumt und betont, er sei sich des Verbots von Sauerstoff durch die FIS an einer Rennstrecke nicht bewusst gewesen. Eine Nutzung im Training verbietet die FIS nicht. | Bis Freitag hat der Rennläufer nun Zeit, auf die angekündigte Aberkennung seines Sieges zu reagieren. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-aufschub-fuer-stefan-luitz-1.4266345 | Aufschub für Stefan Luitz | 00/12/2018 |
Ob ein Sportler den Verein wechselt, das Land, seine Ausrüstung, gleich die ganze Sportart oder einfach nur die Perspektive: Wechsel prägen den Sport, und immer bedeuten sie auch einen Wandel. In dieser Serie erzählt die SZ gewöhnliche und außergewöhnliche Wechselgeschichten. Sachsenkam sieht in diesen Dezembertagen so aus, wie man sich ein oberbayerisches Dorf zur Weihnachtszeit vorstellt. Flache Häuser, von Holzzäunen umfriedet, ducken sich in die Voralpenlandschaft. Auf den Dächern liegt eine feine weiße Schneeschicht. Aus den Fenstern fließt warmes Licht. Auf ein Klingelzeichen hin öffnet Benedikt Huß die Tür, sagt "Servus" und bittet den Besucher ins Haus. Ein Kleiner Münsterländer, ein Jagdhund, kommt neugierig schnüffelnd an den Zaun und beschließt, dass das in Ordnung geht. Drinnen sieht es aus, wie es in einem Haus in den bayerischen Voralpen auszusehen hat. Viel Holz. Huß ist von Beruf Schreiner. Im Kamin lodert behaglich ein Feuer, an den Wänden hängen Farbdrucke von Cezanne. Huß bittet an die schwere Eckbank. Im Herrgottswinkel hängt vorschriftsmäßig ein Kruzifix. Huß ist immer nur für einen Verein angetreten. Aber er hat die Sportarten gewechselt wie andere Menschen die Garderobe: bisweilen mehrmals täglich. Huss hat in der zweiten Liga Eishockey gespielt, er war Kapitän des EC Bad Tölz. Als Judoka ist er für den SV Sachsenkam auf die Matte gegangen, war Dritter der bayerischen Meisterschaften. Er hat Fußball gespielt und Biathlon-Wettkämpfe bestritten. 1980 war er Erster beim Kreissportfest in der Leichtathletik. Im Motocross fehlte ihm nur ein einziger Punkt zur DM-Endrunde. Mit 17 fuhr er beim Münchner Hallen-Cross mit. "Ich wollt's immer wissen", sagt Huß. Im Schießen war er dagegen fast ein wenig flatterhaft. Angefangen hat er, als es in Tölz noch die US-Kaserne gab, im "Rod & Gun Club" und beim Tölzer Wurftaubenklub. Aktuell geht er für die Feuerschützengesellschaft Isen (Erding) im olympischen Trap an den Stand. Aus einem schmucklosen weißen Plastikcontainer fischt Huß Urkunden, Medaillen und Zeitungsartikel: 1. Platz Deutsche Mannschaftsmeisterschaft, Wurfscheibe Doppeltrap. 1. Platz Bayerische Mannschaftsmeisterschaft Trap. 1. Platz Bayerische Mannschaftsmeisterschaft, Wurfscheibe Doppeltrap. Alles 2017. Erstmals Meister mit der Mannschaft war er 1990. Auf einem roten Wachsteller steht: "Ehrengabe der Gemeinde Sachsenkam an Herrn Benedikt Huß für seine hervorragenden Leistungen im Judo." Da war er gerade 15. Zehn Jahre später, 1992, stand er in der Auswahl zum "Sportler des Landkreises", neben den Skistars Michaela Gerg und Martina Ertl. Da spielte er längst in der zweiten Liga für den EC Bad Tölz. Detailansicht öffnen Klare Ansagen, klare Ziele: Benedikt Huß, als Co-Trainer der Tölzer Löwen. Der 51-Jährige war außerdem: Trap-Schütze, Biathlet, Leichtathlet, Motocross-Fahrer, Fußballer und Judoka. (Foto: Manfred Neubauer) Den meisten ist Huß, 51, als Eishockeyspieler im Gedächtnis geblieben. Einer, für den das Wort "kernig" erfunden worden ist. "Ich war schnell, nicht ganz dünn - heute würde man sagen: Von der Athletik her hat's gepasst." Damals, mit 15, galt er im Judo bei den Junioren B mit seinen 64 Kilo als Schwergewicht. Fürs Eishockey legte er ein paar Kilo zu, 93 waren es zu seiner aktiven Zeit, bei einer Größe von 1,77 Meter. Ein Kraftpaket. Seine Spielweise war entsprechend. Dazu kam, dass er, der Multisportler, im Eishockey ein Spätentwickler war. "Mit 14 Jahren und zehn Monaten", er weiß es noch genau, "an Allerheiligen war's", habe er ein paar Schlittschuhe bekommen und ausprobiert. In seiner Schulklasse saßen die Eishockeyspieler Peter Harrer und Andreas Brockmann, der spätere Nationalstürmer und DEL-Trainer. "Mir hat das Spaß gemacht, das Training, das Zusammensein mit der Mannschaft", sagt Huß. Kurz nach Weihnachten bestritt er die ersten Punktspiele für den ECT. Neben dem Tisch liegt ein Hund: Jari, sagt Huß, "wie Jari Kurri", Wayne Gretzkys Flügelmann Irgendwann musste er sich entscheiden: Schießen oder Eishockey? Der Trainingsaufwand war gleich hoch, aber Eishockey entwickelte sich immer mehr zum Ganzjahressport. Die athletischen Grundlagen dafür werden im Sommer gelegt, dann, wenn im Schießen die großen Wettkämpfe sind. Huß entschied sich für Eishockey. Und erwarb sich schnell den Status als Publikumsliebling. "Damals gab es nur zwei Ausländer pro Mannschaft", erzählt Huß. "Meine Aufgabe war: Du deckst einen davon." Und das tat er, immer nach dem Motto: "Der Gegner muss merken, dass es für ihn hier nicht leicht wird." 417 Mal stand Huß für den ECT auf dem Eis, schoss für einen Stürmer überschaubare 58 Tore und sammelte 755 Strafminuten - mehr als jeder andere in der Geschichte des Eisclubs. Seine Checks waren berühmt und bei den Gegenspielern berüchtigt. "Damals wurde noch ganz anders gespielt", sagt Huß heute und grinst: "Es waren auch noch ganz andere Sachen erlaubt." Sein Sternzeichen ist der Steinbock, im fernöstlichen Tierkreis ist er ein japanisches Feuerpferd, sagt Huß: "Sehr selten, sehr extrem." Die Gegner merkten extrem oft, dass es weh tut. Detailansicht öffnen Benedikt Huß als Trap-Schütze. An den Schießstand geht er immer noch. (Foto: Liebmann) Während Huß erzählt, hat sich der Kleine Münsterländer, der ihn immer begleitet, in seinem Körbchen zusammengerollt. "Er heißt Jari", sagt Huß. "Jari wie Jari Kurri." Kurri war der legendäre Flügelmann des legendärsten Eishockeyspielers der Geschichte, Wayne Gretzky. 1997, mit nur 30 Jahren, beendete Huß nach elf Spielzeiten seine Karriere. Die Bandscheiben. Bereut hat er seine Entscheidung für das Eishockey nie. Sein jüngerer Sohn Johannes ist Profi geworden, er spielt für die Düsseldorfer EG. Im Schießen aber, glaubt Huß, "wäre ich vielleicht ganz vorne dabei gewesen". Das ist nicht die übliche Fast wäre ich Profi geworden-Geschichte. Huß hat sich mit der nationalen und der internationalen Spitze gemessen - und hielt trotz geringeren Trainingsumfangs mit. 2002 stand er in der deutschen Rangliste auf Platz vier. Er hat gegen Olympioniken geschossen wie den Briten Ian Peel, manchmal ohne es zu merken. Bei einem Einladungswettkampf begegnete er einem arabisch aussehenden Mann, und kam, wie es seine zupackende Art ist, mit dem Fremden ins Gespräch. "Ich mit meinem super Englisch", sagt Huß und lacht. Beide erreichten das Finale der besten Sechs, man schoss ein gemeinsames Foto und verabschiedete sich freundschaftlich. Der neue Bekannte ließ sich noch ein paar Dutzend Weißwürste schicken. "Etwas später sehe ich im Fernsehen ein Pferderennen, da heißt es: ,Besitzer: Scheich Al Maktoum'. Aber da habe ich noch immer nicht kapiert, wer das ist", sagt Huß. Bis er den freundlichen Herrn mit den teuren Gewehren als Teilnehmer bei den Olympischen Spielen in Sydney sah. 2004 gewann Sheikh Ahmed Al Maktoum, Mitglied der königlichen Familie der Vereinigten Arabischen Emirate, in Athen die Goldmedaille im Doppeltrap. Huß' Verbindung zum Schießen ist immer noch eng. 2017 fragte ihn der Bayerische Sportschützenbund, ob er die Olympiaschießanlage in Garching-Hochbrück betreiben und als Trainer am Stützpunkt arbeiten wolle. "Das wäre ein Traumjob gewesen", sagt Huß. Aber er hätte dann ja noch weniger Zeit gehabt für die Familie zwischen seiner Arbeit als Schreiner, seinen wiederholten Einsätzen als Co-Trainer bei den Tölzer Löwen und seinem vielleicht größten Hobby, der Jagd. Wobei es ihm da mehr um die Ruhe im Wald geht: "Das ist für mich die größte Befriedigung." Die Familie besitzt ein Revier, auch da gehört das Schießen dazu. "Das wäre, wie wenn man einen Ponyhof hat und nicht reiten kann", sagt Huß. Er zeigt ein Geweih, ein 14-Ender, den er vor einigen Wochen erlegt hat. "Der war noch jung, aber krank und ganz abgemagert", sagt Huß. Der Hirsch habe ihm leidgetan, aber es hilft ja nichts. Und bevor ein anderer anlegt, tut er es dann lieber selbst. Weil er weiß, dass er trifft. | Benedikt Huß aus Sachsenkam wechselte die Sportarten, bisweilen mehrmals täglich: Er war Eishockeyprofi, hat sich als Trap-Schütze mit Olympiasiegern gemessen und als Judoka das Kämpfen gelernt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/sz-serie-wechsel-und-wandel-1-sternzeichen-feuerpferd-1.4266147 | SZ-Serie: Wechsel und Wandel (1) - Sternzeichen Feuerpferd | 00/12/2018 |
Die frühere Biathlon-Weltmeisterin Miriam Neureuther, geborene Gössner, beschäftigt sich nach der Geburt ihrer Tochter weiter mit einer Rückkehr in den Leistungssport. Wie Bundestrainer Peter Schlickenrieder gegenüber Sport1 sagte, seien Starts im Langlauf-Weltcup noch immer denkbar. Fernziel soll eine Teilnahme an der Heim-WM 2021 in Oberstdorf sein: "So hat sie genug Zeit, trainingsmäßig wieder in Form zu kommen." Die 28-jährige Neureuther, Ehefrau des alpinen Ski-Rennläufers Felix Neureuther, war im Oktober 2017 erstmals Mutter geworden und unterbrach deshalb ihre sportliche Karriere. Eine Rückkehr zum Biathlon hatte sie bereits ausgeschlossen. Als Skijägerin wurde sie zweimal Staffel-Weltmeisterin, zuvor hatte sie im Langlauf in Vancouver 2010 Olympiasilber mit der Staffel gewonnen. | Miriam Neureuther beschäftigt sich mit einer Rückkehr in den Leistungssport. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/langlauf-ziel-heim-wm-1.4266348 | Langlauf - Ziel Heim-WM | 00/12/2018 |
Englischen Fußballklubs, die bei der Trainersuche zu träumen anfangen, kommt als erstes Claudio Ranieri in den Sinn. Seit seinem Meistertitel 2016 mit Leicester City, bei dem Ranieri gegen eine 5000:1-Wettquote der Buchmacher triumphierte, umgibt den Italiener auf der Insel die Aura eines Wunder-Trainers. Mit diesem Titel-Coup für die Ewigkeit hätte sich Ranieri vor zweieinhalb Jahren aus der Fußballwelt verabschieden können. Aber er konnte der Anziehungskraft nicht widerstehen, nach einem erfolglosen Intermezzo in der Vorsaison in Nantes in dieser verlockenden Branche weiter mitwirken zu dürfen. Während seiner 32 Trainerjahre - mit Jobs in fünf Ländern - hat ihn die Premier League als Tüftler, Witzbold und Gutmensch kennengelernt. Jetzt, mit 67 im Spätherbst seiner Karriere, ist er als Krisenmanager beim FC Fulham in Aktion. Im Gegensatz zu Leicester, wo es mehr oder weniger genügte, die Spieler in einem funktionierenden Team einfach machen zu lassen, muss Ranieri in Fulham richtig Hand anlegen. Nach nur einem Sieg in zwölf Ligaspielen mit mieser Tordifferenz überkam den Aufsteiger aus London im November die Angst vor dem Wiederabstieg. Mit dem Schachzug, nach der ersten Trainerentlassung der Saison in England den Aufstiegscoach Slavisa Jokanovic durch den Weltmann Ranieri zu ersetzen, fiel Fulham in ein bekanntes Muster zurück. Als die Londoner in ihrer Abstiegssaison 2013/ 2014 schon mal auf dem letzten Tabellenplatz angelangt waren, heuerte der Verein um Eigentümer Shahid Khan den Trainer Felix Magath an, der den Ruf hatte, ein erfahrener, erfolgreicher Abstiegsbekämpfer zu sein. Statt des erhofften Ligaerhalts fuhr Magath jedoch als erster deutscher Chefcoach in der Premier League den Verein vollends in den Keller. Bei Fulham liegt in solchen Fällen die Überlegung zugrunde, dass mit weit gereisten Trainer-Routiniers schon nichts schiefgehen könne. Als "risikofreie Lösung" bezeichnete Khan - ein pakistanischer Unternehmer, der den Verein von den USA aus nach Gutsherrenart führt - dann auch die Verpflichtung von Ranieri. Der hatte sich einst schon mal einen Job bei Juventus Turin verdient, weil er den kleinen AC Parma vor dem Abstieg bewahrt hatte. Bei seiner Vorstellung in Fulham bot Ranieri, der beim Essen selbst ein Feinschmecker ist, seinem neuen Team als Motivations-Prämie fürs erste Saisonspiel ohne Gegentor einen Besuch im Fast-Food-Restaurant an. Auf dem Trainingsplatz hingegen geht er seinen Spielern ganz schön auf die Nerven - mit seinen übergenauen, typisch italienischen Vorstellungen, wie eine Verteidigung auszusehen hat. Die sechswöchige Defensiv-Kur, die Ranieri dem Team in Fulham seit seinem Amtsantritt verordnet hat, zeigte zuletzt beim 0:0 in Newcastle zum ersten Mal Wirkung. Entgegen der von ihm bevorzugten Ausrichtung mit je einer Viererreihe in der Abwehr und im Mittelfeld, ließ Ranieri ganz hinten mit einer Fünferabwehr sowie mit vier weitere Spielern davor zur Absicherung spielen. Als einziger Angreifer blieb der Serbe Aleksandar Mitrovic übrig. | Der deutsche Stürmer steckt mit seinem Klub im harten englischen Abstiegskampf fest. Die Ideen des neuen Trainers Claudio Ranieri gehen auch zu seinen Lasten. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/schuerrle-fulham-premier-league-boxing-day-1.4266332 | "André Schürrle in Fulham - ""Wir sind auf der Suche nach dem notwendigen Teamgeist""" | 00/12/2018 |
Manchester City ist in der Premier League von der Rolle. Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola unterlag am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem traditionellen Fußball-Spieltag am Boxing Day, überraschend mit 1:2 (1:1) bei Leicester City, dem Meister von 2016. Titelverteidiger City hatte bereits am Sonntag unerwartet mit 2:3 daheim gegen Crystal Palace verloren. Guardiolas Team fiel zum Abschluss der Hinrunde hinter Tottenham Hotspur zurück, das sich ohne Probleme mit 5:0 (3:0) gegen den AFC Bournemouth durchsetzte, auf den dritten Rang zurück. Der Rückstand von Guardiola auf Jürgen Klopp und Spitzenreiter FC Liverpool, der 4:0 (1:0) gegen Newcastle United gewann, beträgt bereits sieben Punkte. Die Spurs liegen sechs Zähler hinter den Reds. "Liverpool und Tottenham verdienen es. Sie gewinnen und wir nicht, die Lücke ist größer geworden", sagte Guardiola. "Die erste Hälfte der Saison ist vorbei. Wir haben genug Punkte, um Meister zu werden, aber die anderen Mannschaften haben mehr, sie sind im Moment besser als wir." Bei Ricardo Pereiras Siegtreffer für Leicester gab der deutsche Nationalspieler Leroy Sané per Kopfball unabsichtlich die Vorlage (81.). Citys Fabian Delph sah kurz vor dem Abpfiff wegen einer überharten Attacke die Rote Karte. Die Ballbesitzquote von fast 66 Prozent brachte Manchester vor 32 090 Zuschauern nichts. In Liverpool brachte der kroatische Abwehrspieler Dejan Lovren die Reds vor 53 318 Zuschauern in Führung (11.), Mohamed Salah erhöhte per Foulelfmeter (48.), außerdem trafen Ex-Bayern-Profi Xherdan Shaqiri (79.) und Fabinho (85.). Am 29. Dezember empfängt Klopps Team zum Rückrunden-Auftakt den FC Arsenal an der Anfield Road, am 3. Januar tritt es bei Manchester City an. Liverpool ist das einzige ungeschlagene Team in der Liga. Manchester United kam mit dem neuen Trainer Ole Gunnar Solskjaer gegen Schlusslicht Huddersfield Town und Coach David Wagner zu einem 3:1 (1:0). Für die norwegische Club-Legende Solskjaer war es nach dem Erfolg in Cardiff der zweite Sieg im zweiten Spiel. Am Abend kam der FC Arsenal bei Brighton and Hove Albion nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus. Trainer Unai Emery wechselte Mesut Özil in der Pause aus und befeuerte damit Spekulationen um den Abschied des ehemaligen deutschen Nationalspielers in der anstehenden Transferperiode. Der frühere Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang übernahm mit dem 1:0 (7.) wieder die Spitze in der Torjägerliste. Mit 13 Treffern führt er vor Harry Kane (Tottenham Hotspur) und Mohamed Salah (FC Liverpool), die jeweils zwölf Tore erzielt haben. Für Brighton traf der Niederländer Jürgen Locadia (35.). Ronaldo bewahrt Juve vor Niederlage Dank Joker Cristiano Ronaldo hat Titelverteidiger Juventus Turin die erste Saisonniederlage in der italienischen Meisterschaft noch abgewendet. Der Rekordchampion rettete durch Ronaldos Ausgleichstor in Unterzahl am Mittwoch ein 2:2 (1:1) bei Atalanta Bergamo. Für den eingewechselten portugiesischen Europameister war es im 18. Saisonspiel bereits der zwölfte Treffer. Die Gäste mit Emre Can und Sami Khedira, der in der 65. Minute Platz für Superstar Ronaldo machen musste, gingen dabei durch ein Eigentor von Berat Djimsiti schon in der zweiten Minute in Führung. Der Kolumbianer Duvan Zapata (24./56.), der nun die vergangenen acht Treffer für Bergamo erzielt hat, sorgte für die Wende. Drei Minuten vor Atalantas Führung sah Juves Rodrigo Bentancur die Gelb-Rote Karte. Ronaldo bescherte Juve in numerischer Unterlegenheit zumindest noch einen Punkt. Leonardo Bonucci traf in der Nachspielzeit sogar auch noch für den Meister, allerdings aus Abseitsposition. Verfolger SSC Neapel hatte am Abend im Verfolgerduell gegen den Dritten Inter Mailand die Chance, den Rückstand auf Turin mit einem Sieg auf sechs Punkte zu verkürzen. Eine erneute Enttäuschung erlebte der AC Mailand mit dem 0:0 beim Tabellenvorletzten Frosinone. Milan ist nur Sechster hinter Lazio Rom und Sampdoria Genua. | Am Boxing Day verliert der Trainer mit Manchester City sein zweites Spiel in Folge. Konkurrent Liverpool schießt Newcastle ab - auch Tottenham gelingt ein Kantersieg. In Italien rettet Cristiano Ronaldo Juventus Turin. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/manchester-city-guardiola-premier-league-boxing-day-1.4266472 | Premier League: Leicester City erschüttert Guardiola | 00/12/2018 |
Beim Erfolg über die Warriors verletzt sich der beste Spieler des Klubs. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt gehen ungeschlagen in die WM-Pause. Skirennfahrer Stefan Luitz bekommt eine Fristverlängerung. Basketball, NBA: LeBron James hat sich beim 127:101-Sieg der Los Angeles Lakers bei Champion Golden State Warriors eine Leistenverletzung zugezogen. Der 33-Jährige musste am Dienstag (Ortszeit) im dritten Viertel vorzeitig vom Feld, nachdem er sich beim Kampf um den Ball unglücklich verletzte. Eine genaue Diagnose soll es laut der Lakers am Mittwoch geben. James habe in der Vergangenheit schon Probleme mit der linken Leiste gehabt, "aber seit langer Zeit nicht mehr", sagte der dreimalige NBA-Champion: "Es ist sehr selten für mich, dass ich mich verletze. Aber das passiert und wir haben tolles medizinisches Personal hier." Trotz des frühzeitigen Ausscheidens erzielte James im Duell der Teams aus Kalifornien 17 Punkte. Außerdem kam der Flügelspieler auf 13 Rebounds und schaffte so ein Double-Double. James absolvierte zuletzt 156 NBA-Spiele in Serie, Trainer Luke Walton bereitet sich aber nun darauf vor, am Donnerstag bei den Sacramento Kings erstmals seit seinem Wechsel aus Cleveland im Sommer auf seinen Starspieler verzichten zu müssen. Handball, Bundesliga: Die SG Flensburg-Handewitt geht ungeschlagen in die Weltmeisterschaftspause. Der Titelverteidiger und Tabellenführer baute mit dem 30:18 (16:9) bei Schlusslicht Eulen Ludwigshafen seine Serie am Mittwoch auf 38:0 Punkte und saisonübergreifend auf 27 Siege in Serie aus. Die Ludwigshafener hielten nur in der Anfangsphase der Partie mit. Aus einem 3:5 (12.) machten die Eulen ein 6:5 (15.). Im Anschluss markierten die Norddeutschen aber sechs Treffer nacheinander zum 11:6 (24.) und vergrößerten den Vorsprung bis zur Pause auf sieben Tore. "Wir haben am Anfang zu viele Fehler gemacht", sagte SG-Trainer Maik Machulla nach der Partie beim TV-Sender Sky: "Aber wir wussten, dass wir über die lange Distanz die Qualität haben, das Spiel zu gewinnen." Die Füchse Berlin durchbrachen mit dem 26:25 (14:12) über den HC Erlangen die fünf Spiele währende Siegesserie der Franken. Acht Sekunden vor dem Ende konnte Nico Büdel für die Gäste nur noch auf einen Treffer verkürzen. Im Tabellenkeller verpasste Altmeister VfL Gummersbach beim 30:31 (10:14) beim TVB 1898 Stuttgart einen möglichen Befreiungsschlag. In der 44. Minute hatte der VfL noch 20:17 geführt. So beträgt der Vorsprung auf den Vorletzten SG BBM Bietigheim, der Frisch Auf Göppingen 27:31 (14:15) unterlag, weiterhin nur zwei Punkte. Die TSV Hannover-Burgdorf kassierte mit dem 22:25 (13:14) bei Aufsteiger Bergischer HC bereits die siebte Niederlage in Serie. Ski alpin, DSV: Nach dem Anti-Doping-Regelverstoß von Skirennfahrer Stefan Luitz hat der Deutsche Skiverband (DSV) nun bis zum 28. Dezember und damit zwei Tage länger Zeit, sich zur Disqualifikation zu äußern. Eine entsprechende Fristverlängerung bestätigte der Skiweltverband FIS am Mittwoch der dpa. Man habe bei der FIS um die Verlängerung gebeten, weil Luitz durch die vielen Rennen binnen weniger Tage vor Weihnachten nicht genug Zeit gehabt habe, sich mit dem Thema angemessen zu beschäftigen, hieß es vom DSV. Luitz hatte bei seinem ersten Weltcupsieg am 2. Dezember gegen das Anti-Doping-Reglement der FIS verstoßen. Die FIS entschied deswegen nach tagelangen Beratungen, den 26-Jährigen für den Wettkampf rückwirkend zu disqualifizieren. Der DSV und Luitz können die Strafe akzeptieren oder eine Anhörung beantragen. Luitz hatte zwischen den beiden Durchgängen des Riesenslaloms in Beaver Creek frischen Sauerstoff über eine Maske eingeatmet. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada erlaubt diese Methode explizit, im Reglement der FIS hingegen ist sie verboten. Die Unterschiede waren dem DSV nach eigenen Angaben nicht bekannt. Wintersport, Skispringen: Der Norweger Kenneth Gangnes hat seine Karriere nach mehreren schwerwiegenden Verletzungen beendet. Dies teilte der 29-Jährige am Mittwoch mit. "Wenn die Beine nicht zu 100 Prozent fit sind, macht es einfach keinen Sinn mehr", begründete Gangnes seine Entscheidung. Der Norweger galt als eines der größten Talente der Skisprung-Szene und belegte im Gesamtweltcup 2015/2016 den dritten Platz. Nach seinem stärksten Jahr riss sich Gangnes zum ersten Mal das Kreuzband. Als er nach der schweren Verletzung wieder zu trainieren begann, zog er sich erneut einen Kreuzbandriss zu. Eine weitere Oberschenkelverletzung sorgte nun für Gangnes' Karriereende. Basketball, Pokal: Alba Berlin hat Titelverteidiger Bayern München entzaubert und ist ins Halbfinale des BBL-Pokals eingezogen. Das Team von Trainerfuchs Aito Garcia Reneses fügte den Bayern in der Neuauflage des Vorjahresfinals mit 78:70 (41:40) als erstes deutsches Team in dieser Saison eine Niederlage zu. Eine Woche nach dem 83:81-Sieg gegen den Tabellenzweiten Alba in der Liga stießen die Münchner auf heimischem Parkett im vierten Spiel innerhalb von acht Tagen an ihre Grenzen und fanden in den hartnäckigen Gästen ihre Meister. Zuvor waren am Sonntag die Telekom Baskets Bonn den Frankfurt Skyliners und Brose Bamberg ins Halbfinale des runderneuerten Pokal-Wettbewerbs der Basketball Bundesliga (BBL) gefolgt. Die Halbfinals finden am 20. Januar statt, das Endspiel am 17. Februar. Wie schon in der Vorwoche entwickelte sich in München ein enges und spannendes Spiel, das von vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägt war. Bayern-Antreiber Derrick Williams, der am Ende auf 15 Zähler kam, konnte nicht an seine 26-Punkte-Gala aus dem Duell vor einer Woche anknüpfen. | Beim Erfolg über die Warriors verletzt sich der beste Spieler des Klubs. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt gehen ungeschlagen in die WM-Pause. Skirennfahrer Stefan Luitz bekommt eine Fristverlängerung. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/nba-lakers-sorgen-sich-um-lebron-james-1.4266085 | Lakers sorgen sich um LeBron James | 00/12/2018 |
Der DFB-Kapitän blickt zuversichtlich auf die Zukunft der Nationalelf. LeBron James macht den Los Angeles Lakers Sorgen. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt gehen ungeschlagen in die WM-Pause. Fußball, Nationalmannschaft: Manuel Neuer blickt als Kapitän der deutschen Nationalmannschaft am Ende des historisch schlechten WM-Jahres mit neuer Zuversicht auf 2019. "Die Tendenz stimmt", schreibt der 32 Jahre alte Torwart des FC Bayern München in einem Beitrag auf der Internetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Wir haben einen neuen Spirit in der Mannschaft, aber auch neuen Speed und Spielwitz. Und das sind gute Zutaten für eine erfolgreiche Zukunft", äußert der Weltmeister von 2014. Er freue sich auf das neue Jahr. "Als Nationalmannschaft haben wir viel Kredit verloren. Die Zurückhaltung der Fans bei den Spielen gegen Russland und die Niederlande hat dies sehr deutlich gezeigt. Ich bin mir aber sicher, dass wir uns aus diesem Tal befreien. Die Begeisterung in der Mannschaft ist riesig, und wir werden alles dafür tun, dass die Begeisterung um die Mannschaft auch wieder riesig wird." Die DFB-Auswahl startet nach einer langen Winterpause erst am 20. März mit einem Testspiel in Wolfsburg gegen Serbien ins neue Jahr. Vier Tage später beginnt die EM-Qualifikation mit einem Auswärtsspiel gegen den stärksten Kontrahenten Niederlande. Weitere Gegner in Gruppe C sind Nordirland, Weißrussland und Estland. Der Erste und Zweite qualifizieren sich für die EM-Endrunde 2020, die in zwölf europäischen Spielorten ausgetragen wird. Einer davon ist München mit drei Gruppenspielen und einer Viertelfinalpartie. Basketball, Bunesliga: Drei Tage nach dem Pokal-Aus gegen ALBA Berlin haben sich die Basketballer des FC Bayern München mit einem Sieg in der Bundesliga zurückgemeldet. Der Titelverteidiger gewann sein Heimspiel gegen s. Oliver Würzburg am Mittwoch mit 87:69. Mit zwölf Siegen aus zwölf Spielen bleiben die Münchner verlustpunktfrei. Würzburg steht bei vier Siegen aus elf Spielen und rangiert vier Punkte hinter den Playoff-Rängen. Basketball, NBA: LeBron James hat sich beim 127:101-Sieg der Los Angeles Lakers bei Champion Golden State Warriors eine Leistenverletzung zugezogen. Der 33-Jährige musste am Dienstag (Ortszeit) im dritten Viertel vorzeitig vom Feld, nachdem er sich beim Kampf um den Ball unglücklich verletzte. Eine genaue Diagnose soll es laut der Lakers am Mittwoch geben. James habe in der Vergangenheit schon Probleme mit der linken Leiste gehabt, "aber seit langer Zeit nicht mehr", sagte der dreimalige NBA-Champion: "Es ist sehr selten für mich, dass ich mich verletze. Aber das passiert und wir haben tolles medizinisches Personal hier." Trotz des frühzeitigen Ausscheidens erzielte James im Duell der Teams aus Kalifornien 17 Punkte. Außerdem kam der Flügelspieler auf 13 Rebounds und schaffte so ein Double-Double. James absolvierte zuletzt 156 NBA-Spiele in Serie, Trainer Luke Walton bereitet sich aber nun darauf vor, am Donnerstag bei den Sacramento Kings erstmals seit seinem Wechsel aus Cleveland im Sommer auf seinen Starspieler verzichten zu müssen. Handball, Bundesliga: Die SG Flensburg-Handewitt geht ungeschlagen in die Weltmeisterschaftspause. Der Titelverteidiger und Tabellenführer baute mit dem 30:18 (16:9) bei Schlusslicht Eulen Ludwigshafen seine Serie am Mittwoch auf 38:0 Punkte und saisonübergreifend auf 27 Siege in Serie aus. Die Ludwigshafener hielten nur in der Anfangsphase der Partie mit. Aus einem 3:5 (12.) machten die Eulen ein 6:5 (15.). Im Anschluss markierten die Norddeutschen aber sechs Treffer nacheinander zum 11:6 (24.) und vergrößerten den Vorsprung bis zur Pause auf sieben Tore. "Wir haben am Anfang zu viele Fehler gemacht", sagte SG-Trainer Maik Machulla nach der Partie beim TV-Sender Sky: "Aber wir wussten, dass wir über die lange Distanz die Qualität haben, das Spiel zu gewinnen." Die Füchse Berlin durchbrachen mit dem 26:25 (14:12) über den HC Erlangen die fünf Spiele währende Siegesserie der Franken. Acht Sekunden vor dem Ende konnte Nico Büdel für die Gäste nur noch auf einen Treffer verkürzen. Im Tabellenkeller verpasste Altmeister VfL Gummersbach beim 30:31 (10:14) beim TVB 1898 Stuttgart einen möglichen Befreiungsschlag. In der 44. Minute hatte der VfL noch 20:17 geführt. So beträgt der Vorsprung auf den Vorletzten SG BBM Bietigheim, der Frisch Auf Göppingen 27:31 (14:15) unterlag, weiterhin nur zwei Punkte. Die TSV Hannover-Burgdorf kassierte mit dem 22:25 (13:14) bei Aufsteiger Bergischer HC bereits die siebte Niederlage in Serie. Ski alpin, DSV: Nach dem Anti-Doping-Regelverstoß von Skirennfahrer Stefan Luitz hat der Deutsche Skiverband (DSV) nun bis zum 28. Dezember und damit zwei Tage länger Zeit, sich zur Disqualifikation zu äußern. Eine entsprechende Fristverlängerung bestätigte der Skiweltverband FIS am Mittwoch der dpa. Man habe bei der FIS um die Verlängerung gebeten, weil Luitz durch die vielen Rennen binnen weniger Tage vor Weihnachten nicht genug Zeit gehabt habe, sich mit dem Thema angemessen zu beschäftigen, hieß es vom DSV. Luitz hatte bei seinem ersten Weltcupsieg am 2. Dezember gegen das Anti-Doping-Reglement der FIS verstoßen. Die FIS entschied deswegen nach tagelangen Beratungen, den 26-Jährigen für den Wettkampf rückwirkend zu disqualifizieren. Der DSV und Luitz können die Strafe akzeptieren oder eine Anhörung beantragen. Luitz hatte zwischen den beiden Durchgängen des Riesenslaloms in Beaver Creek frischen Sauerstoff über eine Maske eingeatmet. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada erlaubt diese Methode explizit, im Reglement der FIS hingegen ist sie verboten. Die Unterschiede waren dem DSV nach eigenen Angaben nicht bekannt. Wintersport, Skispringen: Der Norweger Kenneth Gangnes hat seine Karriere nach mehreren schwerwiegenden Verletzungen beendet. Dies teilte der 29-Jährige am Mittwoch mit. "Wenn die Beine nicht zu 100 Prozent fit sind, macht es einfach keinen Sinn mehr", begründete Gangnes seine Entscheidung. Der Norweger galt als eines der größten Talente der Skisprung-Szene und belegte im Gesamtweltcup 2015/2016 den dritten Platz. Nach seinem stärksten Jahr riss sich Gangnes zum ersten Mal das Kreuzband. Als er nach der schweren Verletzung wieder zu trainieren begann, zog er sich erneut einen Kreuzbandriss zu. Eine weitere Oberschenkelverletzung sorgte nun für Gangnes' Karriereende. | Der DFB-Kapitän blickt zuversichtlich auf die Zukunft der Nationalelf. LeBron James macht den Los Angeles Lakers Sorgen. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt gehen ungeschlagen in die WM-Pause. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/manuel-neuer-wir-haben-einen-neuen-spirit-1.4266548 | "Manuel Neuer - ""Wir haben einen neuen Spirit""" | 00/12/2018 |
Die Gold-Kür von Pyeongchang gibt es jetzt auch unter Wasser. Zwar trugen die Läufer Schlittschuhe, und die Kostüme blieben auch trocken. Aber es war eindeutig eine fluoreszierende Krabbe, die da durch die Kulisse der untergegangenen Stadt Atlantis schwamm, ehe Aljona Savchenko und Bruno Massot die Bühne betraten. Nach ihrem Auftritt kamen Taucher in gelben Anzügen, um nach den versunkenen Ruinen zu suchen. Womit bewiesen wäre, dass man auch Schwimmflossen über die Kufen stülpen kann. Das Wintermärchen ist vorbei. Es ist Showtime für die Paarlauf-Olympiasieger Savchenko/Massot, die mit Holiday on Ice durch deutsche Städte touren. Mit ihrer Kür "La terre vue du ciel", die im Februar für einen kurzen Moment die Welt verzauberte, sind sie Gaststars und als solche eingebettet ins Programm. Um den großen Sport an die bedeutend kleineren Eisflächen anzupassen, haben sie den Vortrag um eine Minute verkürzt und entschärft; sie verzichten auf die Sprünge, und aus dem Dreifach-Wurf ist mit Rücksicht auf die Deckenhöhe ein zweifacher geworden. "Aber das Publikum liebt die Kür", sagte Massot am Samstagabend vor Weihnachten in Nürnberg und versicherte: "Die Highlights sind noch drin!" Offiziell haben sie nur eine Wettkampfpause eingelegt In Nürnberg, bei der Eis-Gala "Atlantis", gab es für das Olympia-Encore anhaltenden Applaus, gar mehr als für das komplette Show-Ensemble beim schillernden Tanz des Schwarms der Fische. Ob das die Zukunft der Paarlauf-Weltrekordler ist, ließen beide am Ende ihres triumphalen Jahres noch offen. Offiziell haben Savchenko, 34, und Massot, 29, nur eine Wettkampfpause eingelegt, um "ihre Medaillen monetär umzusetzen", wie der Schweizer Manager Marc Lindegger von der Agentur Art on Ice erklärt, die sie betreut. Neben dem Geldverdienen wollen sie jetzt aber auch mit Elementen experimentieren. "Mit Dingen, die man im Wettkampf nicht zeigen kann", sagt Savchenko. Und doch ist bei aller Freude über das Neue die Stimmung gedämpft, weil Anfang Dezember Massots langjähriger Trainer Jean-François Ballester im Alter von nur 53 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Ballester gehörte zum Betreuerteam in Südkorea. Die Realität, die dem Märchen folgt, ist manchmal anders, als so sehr erhofft. Zur neuen Realität gehört auch, dass der andere Trainer, der sie bis zum Olympiasieg begleitete, nicht mehr an ihrer Seite steht. Alexander König, 52, ist nach Berlin zu seiner Familie zurückgekehrt. Die Holiday-on-Ice-Kür hat er noch nicht gesehen, das Original hingegen ist ihm noch immer gegenwärtig. "Dem entkommt man ja nicht", sagt er amüsiert. Manchmal wird ihm ein Video-Link zugeschickt, manchmal wird er bei Vorträgen um Kommentare gebeten. "Und dann", erzählt er, "kann ich mich schon in Gedanken verlieren." In Erinnerungen an ein turbulentes Jahr, an die Tage, an denen sie um Massots Einbürgerung bangten, an missglückte Sprachtests, Verletzungen, Triumphe, Debatten: "Und an die Visionen, die beide hatten." Savchenko hatte davon geträumt, Geschichte zu schreiben, wie sie unmittelbar nach dem Olympiafinale am 15. Februar in der Eishalle von Gangneung bekannte, fassungslos vor Glück und unter Tränen. Doch es ging ihr nicht um historische Analogien, auch wenn es der erste Paarlauf-Olympiasieg für Deutschland seit 66 Jahren war, seit das Ehepaar Ria und Paul Falk in Oslo gewann. So wichtig, dass sie einen Platz in den Annalen des Sports für sich beansprucht, nimmt sich Savchenko nicht. Eher bezog sie sich auf ihre eigene Geschichte: die des kleinen Mädchens, das im Alter von drei Jahren erstmals vom Vater mit Schlittschuhen auf einen gefrorenen See in Obuchiw in der Ukraine gesetzt worden war. Das mit fünf in einer Eislaufschule angemeldet wurde und sich fortan dem Drill im Tanzsaal, den Biegungen an der Ballettstange, den Sprüngen und Stürzen in kalten, zugigen Hallen unterwarf. Immer den Traum von Toeloop und Tüll vor Augen. Fünf Mal ist Savchenko bei Olympischen Winterspielen angetreten, sie versuchte es mit drei unterschiedlichen Partnern, und erst mit 34 Jahren hat sie mit Massot endlich ihr Schlusskapitel geschrieben. Einen kurzen Epilog gab es noch, im März, als beide nach dem Olympia-Paarlauf auch die Weltmeisterschaft in Mailand mit ihrer Kür gewannen. Dann wurde das Buch zugeklappt. Seitdem haben sie sich ein wenig auseinandergelebt, zumindest räumlich. Massot zog mit seiner Verlobten Sophie vom Eislauf-Bundesstützpunkt Oberstdorf in die Schweiz. Im Oktober wurde ihr erstes Kind geboren. Im Städtchen La Chaux-de-Fonds hatte er mit dem nun so tragisch früh verstorbenen Jean-François Ballester ein Trainingszentrum aufbauen wollen. Savchenko hingegen blieb mit ihrem Mann Liam, einem britischen Künstler, im Allgäu, "meinem Zuhause", wie sie sagte, wo sie sich in frischer Luft und Natur, zwischen Almen und Kühen wohlfühle und erste Trainingsaufgaben übernahm. | Die Paarlauf-Olympiasieger Aljona Savchenko und Bruno Massot zeigen ihre Kür noch immer - in Kurzfassung. Auch wenn sich im Leben der beiden seit den Tagen von Pyeongchang vieles geändert hat. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/savchenko-massot-eiskunstlauf-zugabe-1.4264636 | Eiskunstlauf: Savchenkos und Massots Zugabe mit Fischen | 00/12/2018 |
Peter Gulacsi Der Torwart aus Leipzig ist der Torwart mit den wenigsten Gegentoren der Liga. Nun könnte ein Keeper mit wenigen Gegentoren auch einfach die beste Abwehr vor sich haben, was bei Peter Gulacsi nicht einmal sonderlich fern liegt. Doch der 28 Jahre alte Ungar verdiente sich den Platz in dieser Elf spätestens am vorletzten Spieltag der Hinrunde, beim 0:1 in München. Mehrmals rettete er seine Mannschaft aufmerksam, der Höhepunkt: ein Reflex in Lichtgeschwindigkeit nach einem Kopfball von Joshua Kimmich aus wenigen Metern Entfernung. Gulacsi zählt inzwischen unbestritten zu den besten Torhütern der Liga, und als solcher steht er dafür, dass die einst lediglich für ihren forschen Offensivfußball bekannten Leipziger inzwischen auch ausgesprochen seriös verteidigen können. Benedikt Warmbrunn | Vier Dortmunder, zwei Gladbacher, zwei Frankfurter, aber nur einer vom FC Bayern: In der SZ-Mannschaft der Hinrunde stecken die großen Geschichten der ersten 17 Spieltage. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-mannschaft-hinrunde-1.4265426 | Bundesliga - Das Team der Hinrunde trägt vor allem Gelb | 00/12/2018 |
Das Echo dieses Knalls wird überall hallen. Man wird es hören auf den Bolzplätzen in Gelsenkirchen und Berlin-Neukölln und auf den Rasenplätzen bei Vereinen, die Türkiyemspor Mindelheim oder Gencler Birligi Aschaffenburg heißen. Man wird ihn hören in den U-Mannschaften des Deutschen Fußball-Bundes wo Spieler Yassir Atty oder Tekin Gençoğlu heißen und man wird diesen Knall auch über die Fußballplätze hinaus hören, in den Familien, den Schulen, der Politik, von der AfD bis zum Zentralrat der Muslime, von Berlin und München bis Ankara und Istanbul. Mesut Özil hat seinen Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft erklärt. Er nennt als Hauptgrund dafür Rassismus und das ist nichts weniger als eine Zäsur. Denn Mesut Özil war nicht irgendein Spieler der deutschen Nationalmannschaft, Mesut Özil war ein Symbol für das Miteinander, für das Zusammenleben von Menschen mit türkischen Wurzeln und solchen, die in der x-ten Generation in Deutschland leben. Er war der Straßenfußballer aus Gelsenkirchen, der Angela Merkel in der Kabine mit dem Handtuch um die Hüften die Hand schüttelte, der 92-fache Nationalspieler, der Weltmeister. Dieses brutale Ende zwischen Özil und der deutschen Nationalmannschaft ist nun die wahre Niederlage dieses Sommers - nicht das Vorrundenaus der deutschen Elf. Nein, die Folgen, die diese Verwerfung mit sich bringt, werden viel schwerwiegender sein, als es Pleiten gegen Mexiko und Südkorea je hätten sein können. Verschiedene Seiten werden sich nun ihren Teil der Wahrheit raussuchen und für ihre Zwecke instrumentalisieren. Es wird diejenigen geben, die sagen, Erdoğan-Fans hätten in Deutschlands nichts verloren und es wird diejenigen geben, die sagen, Deutsche würden Türken sowieso nicht akzeptieren. Es wird noch mehr geschrien, es wird noch weniger zugehört, das sowieso schon toxische Klima in der Debatte um Integration wird weiter vergiftet. Es ist ein Ende, das Millionen von Verlierern produziert. Nämlich alle, die - ob auf dem Fußballplatz oder daneben - miteinander und nicht gegeneinander arbeiten wollen. Und daran tragen beide Seiten ihren Anteil. Mesut Özil und sein Beraterteam, weil sie die Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, die im Mai entstanden, eine Ewigkeit nicht erklärten und die Erklärung nun im besten Fall von sehr großer Naivität zeugt. Und der DFB, weil er Özil nicht gegen den aufkommenden Rassismus in Schutz nahm, der irgendwann längst die Kritik an den Fotos mit Erdoğan überlagerte. Weil der größte Sportverband der Welt die gesellschaftliche Bedeutung der Debatte nicht erkannte, sondern Özil im Gegenteil durch Interviews von Teammanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel zum Sündenbock des frühen Ausscheidens in Russland machte. Man muss versuchen, in dieser Debatte zu differenzieren und man muss beiden Seiten Fragen stellen. Zum Beispiel an das Team um Mesut Özil: Warum kommt erst jetzt ein Statement? Warum war Özil sein Schweigen so wichtig, dass er sich Sonderrechte erbat, zum Beispiel als einziger Spieler nicht beim Medientag in Südtirol zu erscheinen? Oliver Bierhoff beklagte die Haltung und erklärte, man habe Özil die Konsequenzen aufgezeigt, aber der wolle unbedingt während der WM weiterhin nichts sagen. Eine Erklärung für dieses Schweigen liefert Özil nicht. Unabhängig vom Zeitpunkt - der Inhalt der Erklärung zu den Fotos wirft ebenso viele Fragen auf. Özil begründet das Foto mit seinen türkischen Wurzeln, dass er zwei Herzen habe, ein deutsches und ein türkisches. In der Erklärung heißt es, er hätte das Foto mit jedem Wahlgewinner gemacht - egal ob Erdoğan oder nicht. Özil und Team schreiben: "Für mich war es nicht wichtig, wer der Präsident ist. Es war mir wichtig, dass es der Präsident ist." Özil schreibt, er habe Erdoğan ja schon mehrfach getroffen. Und dass die Bilder keine politische Intention gehabt hätten. Genau das ist im allerbesten Fall naiv und gedankenlos und erscheint angesichts der Differenziertheit seiner weiteren Statements unglaubwürdig. Ein Foto mit Erdoğan in Zeiten des Wahlkampfes hat eine politische Bedeutung und es behält eine politische Bedeutung, auch wenn Mesut Özil und sein Beraterteam noch so entschieden schreiben, das hätte nicht in ihrer Absicht gelegen. Wenn Özil und Team weiter schreiben, es hätte für ihre Handlungen keinen Unterschied gemacht, ob es der deutsche oder der türkische Präsident gewesen sei, dann möchte man ihnen sagen, dass das vielleicht ein Problem ist, wenn man da nicht unterscheidet. Es kommt nun mal darauf an, was ein Politiker tut und nicht nur, dass er ein Politiker ist. Özil und Team haben mitbekommen, dass in der Türkei Oppositionelle, Journalisten, Lehrer, Beamte und viele weitere in Gefängnissen sitzen. Dass dieser Präsident - und kein möglicher anderer Präsident, nein, genau dieser Präsident - die Gewaltenteilung aushebelt und das Land in eine Autokratie führt. Ist eine Ablehnung eine einfache Sache? Nein, ist sie nicht. Erdoğan regiert autokratisch, wer sich gegen ihn wendet, der riskiert Repressionen gegen sich oder Teile der Familie. Dem NBA-Basketballer Enes Kanter drohen vier Jahre Haft, weil er Erdoğan beleidigt haben soll. Was eine Beleidigung ist - das definiert freilich Erdoğan, wie er auch beim Journalisten Deniz Yücel definierte, dieser sei ein Terrorist. Das sollte man zumindest berücksichtigen, wenn man über Özil urteilt. Und damit zum Deutschen Fußball-Bund, der in dieser Affäre sich zunächst hinter seinen Spieler stellte, ihn verteidigte (auch Grindel), der ihn aber nach der WM auf schmähliche Art und Weise fallenließ und dachte, man könne ihn zum Sündenbock machen. Die Vorwürfe, die Özil und Team speziell an Reinhard Grindel richten, könnten massiver kaum sein. Sie unterstellen ihm offen, dass er ein Rassist sei: "In den Augen von Grindel und seinen Unterstützern bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ein Migrant, wenn wir verlieren", steht unter anderem in der Erklärung. Diese Vorwürfe sind erst einmal Vorwürfe und Grindel hat sich noch nicht dazu geäußert - aber Fakt ist, dass weder dieser DFB-Präsident noch sonst jemand aus dem Umfeld der Nationalmannschaft (abgesehen von einem kurzen Statement von Jérôme Boateng) sich vor Özil stellte, als die Kritik an den Erdoğan-Fotos deutlich in Rassismus umschlug. Im Gegenteil: In zwei autorisierten, also gegengelesenen Interviews, stellten Bierhoff und Grindel Özil namentlich heraus und machten ihn so zum Schuldigen für das WM-Aus. Gleichzeitig fehlte in beiden Interviews ein Satz wie: "Wir wenden uns ganz klar gegen den Rassismus, dem unser Spieler ausgesetzt ist." Diese Kombination aus Attacke auf der einen Seite und fehlender Unterstützung auf der anderen Seite war für Mesut Özil nun genug. Ein Spieler, der in Gelsenkirchen geboren wurde, der mit Deutschland Weltmeister wurde, der sich einst für die deutsche und nicht für die türkische Nationalmannschaft entschied und für diese Entscheidung damals übrigens in der Türkei massiv angefeindet wurde, empfindet Ablehnung und Rassismus als so stark, dass er keine Zukunft für sich in dieser Mannschaft sieht. Das ist unabhängig von den Fotos mit Erdoğan ein Einschnitt im deutschen Fußball, der noch vor Kurzem mit einem Werbespot vor den Länderspielen stolz mit seiner integrativen Kraft warb. Dieser Rücktritt ist ebenso ein Zeichen dieser Zeit, in der rechtspopulistische Parteien immer stärker werden, Tausende Menschen in München gegen die ihrer Ansicht nach hetzende Rhetorik der CSU demonstrieren, und man darüber debattiert, ob man Menschen aus Afrika im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten sollte und Retter vor Gericht stehen. Vielleicht steht der Fußball nicht immer für die Gesellschaft, aber er ist unstrittig Teil der Gesellschaft. Die zersetzenden Kräfte haben nun jedenfalls auch das Lieblingsspiel der Deutschen erreicht. Dieser Text wurde zuerst am 23.07.2018 veröffentlicht. | Das Ende von Mesut Özil in der deutschen Nationalmannschaft ist die wahre Niederlage der WM 2018. Die Konsequenzen für Fußball und Gesellschaft sind bitter. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/jahresrueckblick-oezil-ruecktritt-nationalmannschaft-kommentar-1.4065807 | Rücktritt von Mesut Özil: Etwas geht kaputt | 00/12/2018 |
Thomas Dreßen bezwingt die Streif Im Augenblick seines größten Triumphes wähnt sich Thomas Dreßen in einem Streich von "Verstehen Sie Spaß". Als der deutsche Skirennläufer am 20. Januar 2018 im Ziel von Kitzbühel abschwingt und die Nummer eins hinter seinem Namen sieht, kann er nicht glauben, was ihm gerade widerfahren ist. Der erste Abfahrts-Sieg im Weltcup? Auf der Streif? "Ich dachte", erzählte Dreßen später, "die wollen mich verarschen." Es war dann doch kein Witz, und auch Moderator Guido Cantz tauchte nicht auf. Dreßens Sieg war echt, kein Fake. "Kitschiger geht's eigentlich nimmer", sagte er selbst. Der Mann vom SC Mittenwald hatte auf wundersame Weise das berühmteste Skirennen der Welt gewonnen. Als erster Deutscher seit 1979. Vielleicht ist es ganz gut, dass es Dreßen getroffen hat, diesen kernigen Oberbayer, der sich und den Skizirkus nicht allzu wichtig nimmt. Er hat früh lernen müssen, dass das Leben wirkliche Tragödien bereithält, die den Sieg oder die Niederlage im Sport so klein und nichtig erscheinen lassen. Sein Vater kam 2005 bei einem Seilbahnunglück in Sölden ums Leben. In Kitzbühel trägt nun eine Gondel seinen Namen, jeder Gewinner des Hahnenkammrennens erhält so eine Ehrung zur Belohnung. Dreßen wird im Januar aber nicht auf sie warten können, wenn die nächste Abfahrt dort ansteht, er ist verletzt, ein Kreuzbandriss zwingt ihn zu einer Pause. Glück und Trauer liegen eben eng beisammen, das weiß niemand besser als Thomas Dreßen. Matthias Schmid | Arthur Abeles Tränen, Kristina Vogels kämpferischer Auftritt und Uli Hoeneß, als ihn die Kritik trifft: Diese Momente haben das Sport-Jahr 2018 geprägt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/sport-jahresrueckblick-momente-1.4253436 | Sport-Jahresrückblick der SZ | 00/12/2018 |
Noch sind 17 Spieltage zu spielen in der Fußballbundesliga, noch sind also 51 Punkte zu vergeben, wie die Trainer das gerne formulieren. Noch immer könnte also der 1. FC Nürnberg zur prägenden Mannschaft der Rückrunde werden, noch immer könnte sich der grundsätzlich grandiose Lucien Favre in jenen berüchtigten Zauderer zurückverwandeln, den im Angesicht eines bedrohlichen Erfolgs die Angst vor der eigenen Courage befällt. Nur eines wird kaum mehr passieren in dieser Saison: dass der FC Bayern im März schon wieder deutscher Meister ist. Es könnte diesmal tatsächlich Mai werden, bis dem FC Bayern jener Titel zugesprochen wird, der ihm grundgesetzlich sowieso zusteht, wie der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das möglicherweise sagen würde. Nach dem 34. Spieltag klettern die Bayern also vermutlich wieder auf ihren schönen Rathausbalkon und winken den Fans und auch den Schlaumeiern da unten zu, und dann tritt Franck Ribéry nach vorne ans Geländer und ruft: "Isch abe wieder gemacht fünf Jahre mehr!" Wird dieses 3:0 die Bayern beruhigen? Na gut, für fünf Jahre wird der grundsätzlich grandiose Franzose seinen Vertrag wohl nicht verlängern, anders als im Mai 2010, als er mit dieser frohen Botschaft vor die jubelnden Münchner Menschen trat. Der Mai 2010 war der Beginn jenes großen FC-Bayern-Zyklus, der nun allmählich an seinem Ende angekommen ist. Das weiß und sagt jeder, inzwischen sogar Uli Hoeneß. Wobei: Warum eigentlich? Wer die über Jahrzehnte einstudierten Reflexe in diesem großen, wunderbar folkloristischen Verein kennt, dürfte nun mit Spannung verfolgen, was das hübsche 3:0 bei Eintracht Frankfurt auslösen wird. Uli Hoeneß ist ein Freund des Weihnachtsbaums, jedenfalls hat er ihn in seinen knapp vier Managerjahrzehnten immer wieder und oft bunt geschmückt ins Zentrum seiner Festtagsansprachen gestellt. Unterm Weihnachtsbaum werde man in Ruhe die Tabelle lesen, hat Hoeneß oft gesagt, je nach aktueller Stimmungslage mit glücksprallem oder triumphierendem oder provozierendem oder - seltener - auch mal mit besorgtem Unterton. Die für die nähere Zukunft dieses Klubs zentrale Frage ist nun also, ob dieses 3:0 wirklich das richtige Spiel war, um sich damit vor den Baum zu setzen. Wird dieses 3:0 die Bayern und ihren ewigen Manager beruhigen und ihnen die nötige Souveränität geben, um an dem ja doch irgendwie anstehenden Umbruch herum zu denken? Oder liegt dieses 3:0 nun eher wie ein vergiftetes Plätzchen auf dem Gabentisch - weil es Hoeneß auf den Gedanken bringen könnte, das sei jetzt vielleicht doch nicht gar so dringend mit diesem Umbruch? Der FC Bayern vor Weihnachten: Das sind drei Tore von Ribéry, 35 (eines gegen Leipzig, zwei gegen Frankfurt), das ist ein Tor von Rafinha, 33 (gegen Frankfurt) - und das sind die Vertrags- bzw. Mandatsverlängerungen des Aufsichtsratschefs Hoeneß, 66, sowie des Vorstandschefs Rummenigge, 63. Ein bisschen klingt das, als wären die Kinks immer noch auf Tour und würden immer noch "Lola" singen. Franck Ribéry hat sich in zwölf Jahren das Verdienst erdribbelt, dass er mehr ist als nur irgendein Bayern-Spieler, und man kann es Hoeneß, Rummenigge und Sportdirektor Brazzo "Hasan" Salihamidzic nicht verdenken, wenn sie nun vorübergehend wieder ins Grübeln geraten. Soll man diesem wilden Wusler nicht noch ein Jährchen obendrauf geben? Aber kann ihn jemand überzeugen, dass er nächste Saison vielleicht nur noch ein Momentspieler ist, eine Art Upgrade-Version von Claudio Pizarro in Bremen? Das Problem ist: Der Einzige, der ihn überzeugen könnte, wäre Jupp Heynckes; aber wenn der jetzt auch noch käme, könnten die Kinks gleich noch Cliff Richard auf ihre Tour mitnehmen. | Nach einer kuriosen Vorrunde rätselt der Rekordmeister über sein wahres Leistungsvermögen. Von der Antwort hängt ab, wie groß die personellen Veränderungen ausfallen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-vorrunde-umbruch-1.4264619 | Bundesliga - Bayern? Welche Bayern? | 00/12/2018 |
Am Ende eines turbulenten Jahres sah für Real Madrid wieder alles so aus wie immer in den vergangenen Jahren: Am Samstagabend stemmte Kapitän Sergio Ramos wieder den Weltpokal in die Höhe, diesmal in Abu Dhabi nach einem 4:1-Finalsieg gegen den SCC Al Ain aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, der so ungefährdet war, wie vorab vermutet worden war. Zum dritten Mal in Serie nahmen die Madrilenen diesen Pokal mit nach Hause; sie feierten ein Triple, das in der Historie des Fußballs bislang ohne Beispiel war. Damit rundeten sie ein Jahr ab, das ein weiteres Triple für sie bereitgehalten hatte. In Kiew hatte Real Madrid gegen den FC Liverpool zum dritten Mal nacheinander die Champions-League-Trophäe gewonnen, die internationalen Titel seit 2014 summieren sich nun auf elf. Die Endspiele der Fußball-Klub-WM seit 2005 2005 FC Sao Paulo - FC Liverpool 1:0 2006 SCI Porto Alegre - FC Barcelona 1:0 2007 AC Mailand - Boca Juniors B. Aires 4:2 2008 Manchester United - LD Quito 1:0 2009 FC Barcelona - Est. de La Plata nV 2:1 2010 Inter Mailand - TP Mazembe 3:0 2011 FC Barcelona - FC Santos 4:0 2012 Corinthians S. Paulo - FC Chelsea 1:0 2013 FC Bayern - Raja Casablanca 2:0 2014 Real Madrid - CA San Lorenzo 2:0 2015 FC Barcelona - River Plate B. Aires 3:0 2016 Real Madrid - Kashima Antlers nV 4:2 2017 Real Madrid - Gr. Porto Alegre 1:0 2018 Real Madrid - Al Ain Club 4:1 "Dieser Klub hat in dieser Periode Geschichte geschrieben, und es wird schwierig werden, dass jemand dies egalisiert", sagte Trainer Santiago Solari, der nachgerade sinnbildlich für die Schwierigkeiten steht, die der Fußballwelt-Hegemon zu bewältigen hatte. Solari hatte erst im Oktober das Traineramt von dem dramatisch gescheiterten Julen Lopetegui übernommen, der wiederum Zinédine Zidane beerbt hatte. "Diese Heldentat ist ein Werk des Klubs und dieser Gruppe sowie anderer Trainer, die vor mir da waren", erklärte Solari, um dann zu präzisieren: "Es ist ein Verdienst Zidanes." Tatsächlich war die Qualifikation für die Klub-WM - durch den Champions-League-Sieg erlangt - weitaus schwieriger als der Finalsieg gegen die unterwürfige arabische Mannschaft. Ein zauberhafter Treffer von Luka Modric (14.) ebnete den Weg, Marcos Llorente (60.), Sergio Ramos (79.) sorgten zusammen mit Yahia Nader (Eigentor, 90. +1) für die weiteren Tore der Madrilenen. Dass Tsukasa Shiotani noch einen Treffer für Al Ain erzielen durfte (86.), fiel nicht weiter ins Gewicht. Das Team aus den Emiraten hatte ohnehin nur deshalb einen Platz im Endspiel erreicht, weil Südamerika-Vertreter CA River Plate aus Buenos Aires nach dem Sieg gegen den Stadtrivalen Boca Juniors im Finale des Copa-Libertadores-Endspiels emotional komplett ausgelaugt war. Solari war der Gegner freilich egal. In Südamerika hat der Begriff Weltpokal von jeher einen anderen, weit pompöseren Klang als in Europa; und Solari ist Argentinier. "Ich habe den Spielern vor dem Spiel gesagt, dass ich diesen Pokal besonders mag", versicherte Solari. Feiern wolle man aber nur, bis der nächste "Zyklus an Kritiken" beginne, also: bis zur Rückkehr nach Madrid, wie Solari selbst scherzte. Denn die Trophäe kann nicht überdecken, dass Real trotz dieser fruchtbaren Epoche in permanenter Instabilität lebt. Der Klub hatte im Sommer nicht nur den Abschied Zidanes, sondern auch den Weggang von Torjäger Cristiano Ronaldo zu verdauen; wie schwer das fällt, erkennt man in der Liga. Dort hinkt Real Madrid (bei einem Spiel Rückstand) acht Punkte hinter Spitzenreiter FC Barcelona hinterher. Und auch in Reals Fetischwettbewerb Champions League lief nicht alles rund. Real Madrid qualifizierte sich zwar als Gruppensieger für das Achtelfinale. Unterwegs musste der Titelverteidiger allerdings zwei eher peinliche Niederlagen gegen ZSKA Moskau hinnehmen. Dessen eingedenk war der Sieg im Weltpokalfinale vor allem für Solari die Erledigung einer Pflicht - zumindest dann, wenn er seinen Job behalten will. Über dem Berbabéu liegt längst der Schatten des soeben bei Manchester United gefeuerten José Mourinho. Der Portugiese, der von 2011 bis 2013 Real-Trainer war, gilt immer noch als Wunschkandidat von Präsident Florentino Pérez. Die Mannschaft reagierte in Abu Dhabi auf Fragen nach Mourinho nicht nur mit einem weiteren Pokal, sondern auch gereizt: "Wir gewinnen alles, und ihr redet seit fünf Jahren immer noch über Mourinho", sagte Kapitän Ramos am Vorabend des 26. internationalen Titels der Real-Geschichte. | "Diese Heldentat ist ein Werk des Klubs": Real-Coach Solari jubelt hymnisch über das vollbrachte Triple der Königlichen bei der Klub-WM - trotzdem könnte er seinen Job bald los sein. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/real-madrid-mourinho-1.4264642 | Der Schatten von Mourinho liegt über Madrid | 00/12/2018 |
Hoffenheim verpasst zum Jahresabschluss einen Sieg gegen Mainz, weil zu viele Chancen ungenutzt bleiben. Der FSV kann sich einmal mehr auf einen Stürmer verlassen. "Schöne" Bescherung wenige Stunden vor Heiligabend: Das Aluminium hat den Dreier unterm Weihnachtsbaum für Europacup-Anwärter TSG Hoffenheim verhindert. Die Hoffenheimer kamen auch wegen dreier Pfosten - und eines Lattentreffers im letzten Bundesliga-Spiel des Jahres nicht über ein 1:1 (1:1) gegen den FSV Mainz 05 hinaus. Die TSG überwintert somit nur auf Platz sieben. Kerem Demirbay (11.) traf für die Kraichgauer (25 Punkte), die seit zehn Partien ungeschlagen sind. Allerdings warten die Hoffenheimer, die im ersten Spiel des kommenden Jahres (18. Januar) auf Rekordmeister Bayern München treffen, seit acht Pflichtspielen auf einen Sieg. Jean-Philippe Mateta (16.) traf für den FSV (21 Zähler), der seit vier Partien nicht gewonnen hat. Die 28.216 Zuschauer in der Rhein-Neckar-Arena mussten nicht lange auf den ersten Treffer der Kraichgauer warten. Nach guter Vorarbeit von Stefan Posch und Steven Zuber schloss Demirbay überlegt ab. Die Hoffenheimer, deren scheidender Trainer Julian Nagelsmann seinen Kader aufgrund des vorzeitigen Scheiterns in der Champions League im Winter verkleinern will, konnten sich allerdings nur kurz über die Führung freuen. Mateta nutzte eine zu kurze Abwehr von TSG-Kapitän und Abwehrchef Kevin Vogt zum Ausgleich. Die Gastgeber, die ohne Kasim Adams, Harvard Nordtveit, Lukas Rupp, Joelinton und Vize-Weltmeister Andrej Kramaric auskommen mussten, hatten danach Probleme bei Ballverlusten in der Offensive. Die Mainzer nutzten die schwache Rückwärtsbewegung der TSG und konterten gefährlich. Die Rheinhessen, bei denen Rene Adler, Florian Müller, Philippe Mwene und Emil Berggreen fehlten, offenbarten ihrerseits Defizite in der Abwehr. Das Spiel hatte einen hohen Unterhaltungswert, Ishak Belfodil vergab in dieser Phase die Chance zur Hoffenheimer Führung (21.). Kurz darauf streifte ein Zuber-Schuss aus der Distanz die Latte (27.). Auf der Gegenseite konnten Danny Latza und Robin Quaison eine Doppelchance nicht nutzen (30.). Die Möglichkeit von Demirbay im Mainzer Strafraum war fast noch größer (33.). Benjamin Hübner köpfte wenig später an den Pfosten (35.). In der 41. Minute musste der angeschlagene FSV-Innenverteidiger Moussa Niakhate raus, für ihn kam Alexander Hack. In den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel passierte im Vergleich zum ersten Durchgang kaum etwas. Erst in der 61. Minute sorgte Belfodil wieder für Gefahr. Fünf Minuten später vergab der Algerier erneut, als erneut das Aluminium im Spiel war. Vicenzo Grifo traf in der Nachspielzeit ebenfalls noch den Pfosten. | Hoffenheim verpasst zum Jahresabschluss einen Sieg gegen Mainz, weil zu viele Chancen ungenutzt bleiben. Der FSV kann sich einmal mehr auf einen Stürmer verlassen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/mainz-hoffenheim-bundesliga-1.4265398 | Bundesliga: Hoffenheim nur 1:1 gegen Mainz | 00/12/2018 |
Manuel Baum, Trainer des FC Augsburg, hatte vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg einen Weihnachtswunsch geäußert. Die 150 LED-Leuchten an der Außenfassade der Augsburger Arena sollten endlich wieder in Grün leuchten, was aber nichts mit den Vereinsfarben des Gegners VfL Wolfsburg zu tun hatte, sondern mit einem Sponsor des FCA. Der hat nämlich auch die Farbe Grün in seinem Logo und sich vertraglich zusichern lassen, dass die Arena grün zu leuchten hat, wenn der FCA gewinnt. Nur: Dass die "Arena grün erleuchtet war", hatte Baum festgestellt, ist eben "wirklich schon lange her." Was Baum nicht erwähnte, aber sicher wusste: Das 3:1 im September gegen Freiburg war nicht nur der letzte Erfolg des FCA in der eigenen Arena, sondern der einzige in der Saison. Daran änderte sich diesmal nichts, an der Außenfassade der Arena waren neben Grün auch die Farben Rot und Weiß zu erkennen und auf der Anzeigentafel der für die Augsburger wenig zufriedenstellende Endstand: Wolfsburg siegte mit 3:2, aber nach dem Schlusspfiff wusste keiner so genau, wie das eigentlich passieren konnte. Der FCA spielte phasenweise auffallend gut. Die Mannschaft hinterließ einmal mehr den Eindruck, den Kampf gegen den Abstieg ernst zu nehmen. Sie kämpfte sich nach einem 2:0 Rückstand wieder heran, drückte auf den nächsten Treffer und fing sich diesen stattdessen selber. Zusammengefasst war es wieder eines dieser Spiele, wegen denen sie sich in Augsburg schwertun, die Saison einzuordnen. Denn vieler guter Leistungen zum Trotz sieht die Realität zur Winterpause so aus: Kein Sieg aus den vergangenen acht Spielen, nur ein Punkt Vorsprung auf Platz 16. Es ist trotzdem nicht zu erwarten, dass die Augsburger in den branchentypischen Aktionismus verfallen. Immerhin kam gegen Wolfsburg auch noch hinzu, dass der FCA gegen Wolfsburg auf die Hälfte seiner Viererkette verzichten musste, weil die beiden Abwehrspieler Philipp Max und Martin Hinteregger Blessuren aus der Auswärtspartie am Dienstag gegen Hertha BSC mitgebracht hatten. Für sie spielten Konstantinos Stafylidis und der junge Kevin Danso. Und der Plan von Manuel Baum schien ja auch aufzugehen: Augsburg setzte den Gegner früh unter Druck und Wolfsburg wusste sich meist nur mit langen Bällen auf die Stürmer Daniel Ginczek und Wout Weghorst zu helfen. Nach der Pause spielte Augsburg mit "Wucht und Power", lobte Wolfsburgs Trainer Labbadia Vor diesen beiden "Leuchttürmen" hatte Baum vor der Partie explizit gewarnt, bei einem Eckball in der 33. Minute traten aber zwei andere hochgewachsene Wolfsburger Spieler in Erscheinung. Anthony Brooks (1,93 Meter) verlängerte per Kopf zu Joshua Guilavogui (1,88 Meter), der den Ball zur Wolfsburger Führung über die Linie drückte. Mit diesem Treffer veränderte sich auch der Verlauf in der ersten Hälfte, die Wolfsburger hatten zum ersten Mal so etwas wie Auftrieb und erhöhten in der 41. Minute durch Williams auf 2:0. Nach der Pause spielte nur noch der FCA, und zwar mit "Wucht und Power", wie Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia anerkennend sagte. Mittelfeldmann Rani Khedira erzielte in der 49. Minute den Anschlusstreffer, der eingewechselte Angreifer Sergio Córdova den Ausgleich (58.). Daraufhin ließ der FCA weitere Möglichkeiten aus und den alles entscheidenden Konter zu, den Wolfsburgs Yannick Gerhardt zum Wolfsburger Sieg in der 89. Minute abschloss. Trotz der Augsburger Drangphase war das ein vermeidbarer Gegentreffer, "aber wir haben durch solche Fehler ja schon häufig Punkte abgegeben", sagte FCA-Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw. Das gelte es abzustellen, was anderes aber dringend zu wiederholen: "Wir haben diese Situation schon gehabt", sagte der Niederländer, "das ist von Vorteil." Gouweleeuw meinte damit den Abstiegskampf - und der ist für die Augsburger ja bislang immer gut ausgegangen. | Der FC Augsburg verabschiedet sich mit einer für ihn typischen Partie gegen Wolfsburg in die Winterpause: gut gespielt, Rückstand aufgeholt, trotzdem verloren. Gut, dass der Klub den Abstiegskampf beherrscht. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-augsburg-kein-gruen-fuer-baum-1.4264742 | Kein Grün für Baum | 00/12/2018 |
Basketball, Pokal: Alba Berlin hat Titelverteidiger Bayern München entzaubert und ist ins Halbfinale des BBL-Pokals eingezogen. Das Team von Trainerfuchs Aito Garcia Reneses fügte den Bayern in der Neuauflage des Vorjahresfinals mit 78:70 (41:40) als erstes deutsches Team in dieser Saison eine Niederlage zu. Eine Woche nach dem 83:81-Sieg gegen den Tabellenzweiten Alba in der Liga stießen die Münchner auf heimischem Parkett im vierten Spiel innerhalb von acht Tagen an ihre Grenzen und fanden in den hartnäckigen Gästen ihre Meister. Zuvor waren am Sonntag die Telekom Baskets Bonn den Frankfurt Skyliners und Brose Bamberg ins Halbfinale des runderneuerten Pokal-Wettbewerbs der Basketball Bundesliga (BBL) gefolgt. Die Halbfinals finden am 20. Januar statt, das Endspiel am 17. Februar. Wie schon in der Vorwoche entwickelte sich in München ein enges und spannendes Spiel, das von vielen Fehlern auf beiden Seiten geprägt war. Bayern-Antreiber Derrick Williams, der am Ende auf 15 Zähler kam, konnte nicht an seine 26-Punkte-Gala aus dem Duell vor einer Woche anknüpfen. Fußball, 2. Liga: Herbstmeister Hamburger SV hat zum Jahresfinale einen herben Dämpfer kassiert. Im Nord-Derby bei Holstein Kiel musste sich der Bundesliga-Absteiger am Sonntag verdient 1:3 (0:2) geschlagen geben. Durch die erste Niederlage seit dem 23. September verpasste der HSV auch die angestrebte Revanche für die bittere 0:3-Heimpleite gegen die Kieler zum Saisonauftakt. Immerhin geht der HSV (37 Punkte) trotz des Rückschlags als Erster vor dem 1. FC Köln (36) und dem FC St. Pauli (34) in die Winterpause. Vor 10 073 Zuschauern im ausverkauften Holstein-Stadion trafen Janni Serra (7. Minute) und der überragende David Kinsombi (18./53.) für die Kieler (30), die den Anschluss an die Spitzengruppe herstellten. Bakéry Jattas Tor (48.) war für den eine Halbzeit lang enttäuschenden HSV zu wenig. Für Titz-Nachfolger Hannes Wolf endete damit im neunten Anlauf die Erfolgsserie von sieben Siegen in acht Punktspielen. Nach einer makellosen Hinserie ist die imposante Serie des 1. FC Union Berlin zum Jahresabschluss gerissen. Die Köpenicker wurden am Sonntag bei Erzgebirge Aue mit 0:3 (0:2) entzaubert und kassierten als letztes deutsches Profiteam ihre erste Saison-Niederlage. Mit einem Dreierpack brillierte Pascal Testroet (6./30/Handelfmeter/74. Minute) für die Sachsen. Per Seitfallzieher zum Endstand sorgte der Angreifer auch für den Höhepunkt der lange Zeit munteren Partie. Der Abwärtstrend des SV Darmstadt nimmt mehr und mehr bedenkliche Züge an. Beim 2:6 (1:1) gegen den SC Paderborn bot das Team von Trainer Dirk Schuster am Ende eine desaströse Vorstellung und blieb zum sechsten Mal in Serie ohne Sieg. Vor 11 547 Zuschauern in der Benteler-Arena sorgten Bernard Tekpetey (16. Minute/75./85.), Sven Michel (50./77.) und Babacar Gueye (88.) am Sonntag für den Kantersieg der Paderborner, die sich damit auf Rang sieben verbesserten. Dagegen müssen sich die Gäste trotz der zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer durch Marvin Mehlem (32.) und Joevin Jones (65.) bei nur sechs Punkten Abstand zum Relegationsplatz nach unten orientieren. Bundesliga, Transfer: Mittelfeldspieler Sebastian Rode steht offenbar vor einer Rückkehr von Borussia Dortmund zu seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt. Nach Informationen der Frankfurter Rundschau und des Fachmagazins kicker soll der 28-Jährige bis zum Saisonende auf Leihbasis zum Pokalsieger wechseln. Ob die Eintracht zudem eine Kaufoption erhalten würde, ist nicht bekannt. Rode spielte bereits von 2010 bis 2014 für die Hessen, ehe er zum Rekordmeister Bayern München wechselte und schließlich nach Dortmund weiterzog. Der zentrale Mittelfeldspieler bestritt in dieser Zeit 113 Bundesliga-Spiele, wobei er sechs Tore erzielte. Zuletzt war auch der VfB Stuttgart als möglicher Interessent für Rode im Gespräch. Beim BVB spielte der im Laufe seiner Karriere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfene Rode zuletzt sportlich keine Rolle mehr und ist in dieser Spielzeit noch ohne Pflichtspiel-Einsatz. Sein Vertrag bei den Schwarz-Gelben besitzt noch bis 2020 Gültigkeit. Biathlon, Massenstart: Die deutschen Biathleten haben sich ohne Podestplatz in die Weihnachtspause verabschiedet. Zum Abschluss des Weltcups in Nove Mesto belegte Arnd Peiffer im Massenstart über 15 km als bester Deutscher den vierten Platz. Nach Top-Resultaten in Pokljuka und Hochfilzen war es die erste Woche, in der es kein DSV-Athlet auf das Podium schaffte. "Das Rennen war sehr hart und keinesfalls vergnügungssteuerpflichtig. Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe", sagte Peiffer der ARD: "Mein Körper und der Ski waren nicht sehr konkurrenzfähig. Ich denke, ich habe das Optimum herausgeholt." Der überragende Athlet des Winters bleibt der Norweger Johannes Thingnes Bö, der im achten Saisonrennen bereits seinen sechsten Erfolg feierte. Der 25-Jährige blieb ohne Fehlschuss und hatte im Ziel satte 46,5 Sekunden Vorsprung vor dem Franzosen Quentin Fillon Maillet (zwei Strafrunden) und dem Russen Jewgeni Garanitschew (0/+54,1). Sprint-Olympiasieger Peiffer, der eine Strafrunde drehen musste, fehlten gut fünf Sekunden zu Platz drei. Benedikt Doll (Breitnau/2) landete als Sechster ebenfalls unter den Top 10. Simon Schempp (Uhingen/5) auf Platz 23 und Johannes Kühn (Reit im Winkl/6) als 25. vergaben eine vordere Platzierung am Schießstand. Bundesliga, Hannover: Nicht gestrichen, aber verkürzt: Trainer Andre Breitenreiter wird seine Drohung, bei Fußball-Bundesligist Hannover 96 den Weihnachtsurlaub zu unterbinden, nicht vollständig umsetzen. Die Spieler des Bundesliga-17. haben an den Feiertagen nun doch frei und müssen erst am 28. Dezember wieder zum Training erscheinen. "Das Ziel, dass sich die Mannschaft wieder als Einheit präsentiert, haben wir erreicht. Auch ich verzichte auf meinen Urlaub, um das Jahr 2018 abzuschütteln und es im kommenden Jahr besser zu machen", erklärte der Coach am Sonntagmittag. Ursprünglich sollte die Weihnachtspause entfallen, wenn die Mannschaft nicht mindestens vier Punkte aus den letzten beiden Vorrundenspiele einfährt. Dies gelang den Niedersachsen nicht, einem 1:1-Unentschieden beim SC Freiburg folgte am Samstag eine 0:1-Heimniederlage gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Breitenreiter hatte seine Maßnahme am Vormittag seiner Truppe im Verlauf einer 45-minütigen Mannschaftssitzung erläutert: "Die Situation ist für uns alle schwierig. Aber wenn wir die richtigen Maßnahmen ergreifen und zusammenhalten, bin ich optimistisch, dass wir das Ziel Klassenerhalt schaffen." Eine Ausnahmeregelung gibt es für die beiden Brasilianer Felipe und Walace. Sie dürfen den Jahreswechsel in ihrer Heimat verbringen und müssen erst am 3. Januar wieder ins Training einsteigen. | Ein junger Deutscher überragt beim Pokalerfolg von Alba Berlin in München. Der HSV kassiert eine unangenehme Pleite in Liga zwei. Ein Stürmer aus Aue schafft Erstaunliches, Paderborn schießt sechs Tore. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-ein-18-jaehriger-besiegt-den-fc-bayern-1.4265402 | Ein 18-Jähriger besiegt den FC Bayern | 00/12/2018 |
Manuel Baum, Trainer des FC Augsburg, hatte vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg einen Weihnachtswunsch geäußert. Die 150 LED-Leuchten an der Außenfassade der Augsburger Arena sollten endlich wieder in Grün leuchten, was aber nichts mit den Vereinsfarben des Gegners VfL Wolfsburg zu tun hatte, sondern mit einem Sponsor des FCA. Der hat nämlich auch die Farbe Grün in seinem Logo und sich vertraglich zusichern lassen, dass die Arena grün zu leuchten hat, wenn der FCA gewinnt. Nur: Dass die "Arena grün erleuchtet war", hatte Baum festgestellt, ist eben "wirklich schon lange her." Was Baum nicht erwähnte, aber sicher wusste: Das 3:1 im September gegen Freiburg war nicht nur der letzte Erfolg des FCA in der eigenen Arena, sondern der einzige in der Saison. Daran änderte sich diesmal nichts, an der Außenfassade der Arena waren neben Grün auch die Farben Rot und Weiß zu erkennen und auf der Anzeigentafel der für die Augsburger wenig zufriedenstellende Endstand: Wolfsburg siegte mit 3:2, aber nach dem Schlusspfiff wusste keiner so genau, wie das eigentlich passieren konnte. Der FCA spielte phasenweise auffallend gut. Die Mannschaft hinterließ einmal mehr den Eindruck, den Kampf gegen den Abstieg ernst zu nehmen. Sie kämpfte sich nach einem 2:0 Rückstand wieder heran, drückte auf den nächsten Treffer und fing sich diesen stattdessen selber. Zusammengefasst war es wieder eines dieser Spiele, wegen denen sie sich in Augsburg schwertun, die Saison einzuordnen. Denn vieler guter Leistungen zum Trotz sieht die Realität zur Winterpause so aus: Kein Sieg aus den vergangenen acht Spielen, nur ein Punkt Vorsprung auf Platz 16. Es ist trotzdem nicht zu erwarten, dass die Augsburger in den branchentypischen Aktionismus verfallen. Immerhin kam gegen Wolfsburg auch noch hinzu, dass der FCA gegen Wolfsburg auf die Hälfte seiner Viererkette verzichten musste, weil die beiden Abwehrspieler Philipp Max und Martin Hinteregger Blessuren aus der Auswärtspartie am Dienstag gegen Hertha BSC mitgebracht hatten. Für sie spielten Konstantinos Stafylidis und der junge Kevin Danso. Und der Plan von Manuel Baum schien ja auch aufzugehen: Augsburg setzte den Gegner früh unter Druck und Wolfsburg wusste sich meist nur mit langen Bällen auf die Stürmer Daniel Ginczek und Wout Weghorst zu helfen. Vor diesen beiden "Leuchttürmen" hatte Baum vor der Partie explizit gewarnt, bei einem Eckball in der 33. Minute traten aber zwei andere hochgewachsene Wolfsburger Spieler in Erscheinung. Anthony Brooks (1,93 Meter) verlängerte per Kopf zu Joshua Guilavogui (1,88 Meter), der den Ball zur Wolfsburger Führung über die Linie drückte. Mit diesem Treffer veränderte sich auch der Verlauf in der ersten Hälfte, die Wolfsburger hatten zum ersten Mal so etwas wie Auftrieb und erhöhten in der 41. Minute durch Williams auf 2:0. Nach der Pause spielte nur noch der FCA, und zwar mit "Wucht und Power", wie Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia anerkennend sagte. Mittelfeldmann Rani Khedira erzielte in der 49. Minute den Anschlusstreffer, der eingewechselte Angreifer Sergio Córdova den Ausgleich (58.). Daraufhin ließ der FCA weitere Möglichkeiten aus und den alles entscheidenden Konter zu, den Wolfsburgs Yannick Gerhardt zum Wolfsburger Sieg in der 89. Minute abschloss. Trotz der Augsburger Drangphase war das ein vermeidbarer Gegentreffer, "aber wir haben durch solche Fehler ja schon häufig Punkte abgegeben", sagte FCA-Verteidiger Jeffrey Gouweleeuw. Das gelte es abzustellen, was anderes aber dringend zu wiederholen: "Wir haben diese Situation schon gehabt", sagte der Niederländer, "das ist von Vorteil." Gouweleeuw meinte damit den Abstiegskampf - und der ist für die Augsburger ja bislang immer gut ausgegangen. | Augsburg verabschiedet sich mit einer typischen Partie gegen Wolfsburg in die Winterpause: gut gespielt, Rückstand aufgeholt, trotzdem verloren. Gut, dass der Klub Abstiegskampf kann. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/augsburg-wolfsburg-bundesliga-1.4265282 | FC Augsburg unterliegt Wolfsburg 2:3 | 00/12/2018 |
Die Verpackung macht den Unterschied, wann ist das besser zu sehen als an Heiligabend. Oder am Tag vor Heiligabend. Da spielte Bundesliga-Tabellenführer Hypo Tirol Alpenvolleys bei den United Volleys aus Frankfurt, die der Spitzenreiter im Vorhinein mit Sicherheit nicht als Geschenk wahrgenommen hatte. Oder doch? Oder als etwas Essbares, das man mal schnell unter dem Tannenbaum im Wohnzimmer verputzen kann, bevor die Präsenteschlacht startet? Jedenfalls bezeichneten die Alpenvolleys ihren Gegner in einer Pressemitteilung vom Samstag als "eingeschweißte Truppe". Womöglich rochen die Spieler der United Volleys auch etwas streng vor dem Duell mit den ungeschlagenen Deutsch-Österreichern. Angstschweiß? Mitnichten. Die United Volleys spielten wie eine eingeschweißte, äh, zusammengeschweißte Truppe - und fügten den Alpenvolleys beim 3:0-Erfolg die allererste Saisonniederlage in der Liga zu. | Die Alpenvolleys sprechen vor dem Spiel gegen Frankfurt von einer "eingeschweißten Truppe", auf die sie treffen. Wie wahr: Der Tabellenführer verliert erstmals. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/kurze-ecke-eingeschweisst-1.4265211 | "Kurze Ecke - ""Eingeschweißt""" | 00/12/2018 |
Der EHC Red Bull München hat sich selbst etwas unter den Weihnachtsbaum gelegt, auf das er gerne verzichtet hätte: ein Päckchen mit zwei Niederlagen. Auf die 1:3-Heimpleite am Freitag gegen Tabellenführer Mannheim folgte am Sonntagnachmittag ein 3:4 nach Verlängerung (1:2, 0:1, 2:0) bei den Fischtown Pinguins in Bremerhaven. Durch die dritte Niederlage in den vergangenen vier Spielen ist die Tabellenspitze für den Meister der Deutschen Eishockey Liga (DEL) erst einmal in weite Ferne gerückt. "Das war nicht unser bestes Spiel", sagte Nationalspieler Yasin Ehliz, "uns fehlt es ein bisschen an der Konsequenz vorne." Die Münchner hatten die vorweihnachtliche Reise nach Bremerhaven vorgewarnt angetreten. Nicht nur, weil sie schon die ersten beiden Saisonduelle gegen die Pinguins verloren hatten, sondern auch, weil die Norddeutschen die punktbeste Mannschaft der vorangegangenen zehn DEL-Spieltage waren. "Bremerhaven hat eine gute Mischung aus Spielern, die in Nordamerika Erfahrungen gesammelt haben", sagte EHC-Trainer Don Jackson. "Sie sind immer bereit für uns und immer gefährlich." Der Meister scheitert in Serie am gegnerischen Torwart Gegen die mit nur drei Angriffsreihen antretenden Bremerhavener erwischte der EHC dennoch einen starken Start: Verteidiger Keith Aulie schob die Scheibe aus kurzer Distanz zum 1:0 ins Tor (2.). Die Führung hielt aber nicht lange, da die Pinguins auch ihre erste Chance nutzten: Fedor Kolupaylos Schlagschuss rutschte Kevin Reich durch die Beine (5.). Reich spielte wie schon in den letzten 32 Minuten gegen Mannheim für Nationaltorhüter Danny aus den Birken, der krankheitsbedingt nicht nach Bremerhaven gereist war. Zwei Minuten später hätten die Pinguins nachlegen können, doch Reich vereitelte einen Alleingang ihres Topscorers Mark Zengerle. Die Münchner hatten immer wieder Chancen, scheiterten dabei aber an Fischtown-Torhüter Tomas Pöpperle. Fünf Sekunden vor Ende des Startdrittels übersahen sie allerdings Rylan Schwartz, der direkt vor Reich völlig freistehend das 2:1 für Bremerhaven erzielte. "Wir hatten einige Chancen, so müssen wir weitermachen", sagte Münchens zum Stürmer umfunktionierter Verteidiger Ryan Button nach den ersten 20 Minuten. Doch Bremerhaven schoss die Tore: Chad Nehring fälschte die Scheibe in Überzahl unhaltbar zum 3:1 ab (23.). Zwei weitere Strafzeiten verhinderten, dass der Meister Schwung aufnehmen konnte - erst gegen Ende des Mitteldrittels drängte er auf das 2:3, doch Kapitän Michael Wolf scheiterte in Überzahl zweimal an Pöpperle, und Cory Quirk kratzte die Scheibe nach einem Frank-Mauer-Schuss von der Torlinie (jeweils 39.). "Wir spielen simpel und arbeiten hart", fasste Bremerhavens Patrick Joseph Alber das Erfolgsrezept der Pinguine zusammen. Im Schlussdrittel ließen die Münchner eine 69-sekündige Fünf-gegen-Drei-Überzahlsituation ungenutzt, doch innerhalb von 44 Sekunden glichen sie spät aus: Erst verkürzte Daryl Boyle auf 2:3, dann erzielte Trevor Parkes ebenfalls aus kurzer Distanz das 3:3 (57.). Doch Schwartz schnürte in der zweiten Minute der Verlängerung das unangenehme Weihnachtspäckchen für den EHC, der bereits am 26. Dezember in Ingolstadt antritt. | Der EHC Red Bull München verliert nach seiner Heimpleite gegen Tabellenführer Mannheim nun auch noch in Bremerhaven gegen die Fischtown Pinguins. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/eishockey-inkonsequent-bei-den-pinguinen-1.4264663 | Inkonsequent bei den Pinguinen | 00/12/2018 |
Die Entlassung von Heiko Herrlich in Leverkusen mag überraschen, aber der Blick in die Liga zeigt auch: Selten haben Vereine ihre Coaches stärker vor Gefahren und Unwägbarkeiten geschützt als jetzt. Kurz vor dem Ende seiner Zeit in Leverkusen hat Heiko Herrlich der Bundesliga noch ein paar hübsche Sätze hinterlassen, die viel über sein Innenleben, aber erstaunlich wenig über die gegenwärtige Lage der Trainer in der Bundesliga verraten haben: "Ein Neandertaler", sagte Herrlich, zu diesem Zeitpunkt seit menschheitsgeschichtlich vergleichsweise bescheidenen eineinhalb Jahren in Leverkusen angestellt, ein Neandertaler also "geht morgens raus aus der Höhle zum Jagen und blendet alle Gefahren und Unwägbarkeiten aus. Sonst könnte er nicht rausgehen. Ähnlich ist es für einen Trainer". Wie gesagt: hübsche Sätze. Aber sind es auch wahre Sätze? Am Sonntag haben die Obersten der Leverkusener Höhle ihren Trainer dauerhaft davon geschickt: Überraschend kam diese Trennung nach langer Unruhe nicht, so gesehen hatte Herrlich Recht. Aber dann auch wieder nicht. Denn nach der Hinrunde der 56. Spielzeit in der Fußballbundesliga lässt sich festhalten: Selten zuvor haben die Vereine ihre Trainer stärker vor allen Gefahren und Unwägbarkeiten geschützt. Der Job des Bundesligatrainers ist so sicher wie noch nie. Herrlich ist erst der zweite Coach, der diese Saison entlassen wurde, nach Tayfun Korkut beim VfB Stuttgart. Und Herrlich steht selbst in seinem Abschied für den Trend mit den Trainern. Auf beinahe rührende Weise achten die Klubbosse in dieser Saison nicht auf die Ergebnisse, wenn sie über die Zukunft ihrer Trainer nachdenken. Michael Köllner? Verliert mit dem 1. FC Nürnberg mal 0:6, mal 2:5, mal 0:7, er führte seine Mannschaft nach einem ordentlichen Start auf den letzten Tabellenplatz. Aber Köllner bleibt, ohne nennenswerte Diskussion. André Breitenreiter? Gewinnt mit Hannover lediglich zwei Spiele. Aber er bleibt, trotz nennenswerter Diskussion. Heiko Herrlich dagegen? Gewinnt vier seiner letzten sechs Spiele in Leverkusen. Und muss gehen. Über den Schutz eines Trainers durch seinen Klub hat zumindest in dieser Hinrunde vor allem entschieden, wie sehr die Bosse noch an eine gemeinsame Idee glauben. In Nürnberg sehen sie, dass Köllner mit jungen, unbekannten Spielern mutig (wenn auch manchmal naiv) gegen den Abstieg anspielt. In Hannover sehen sie, dass sie sonst niemanden sehen, der es besser machen könnte als Breitenreiter. Und in Leverkusen haben sie gesehen, dass ihre Spielanlage zu unbeständig, zu anfällig war, um das Team auf die internationalen Plätze zu führen. Auch Korkut musste in Stuttgart nicht allein wegen der Ergebnisse gehen, sondern vielmehr, weil er das offensiv ausgerichtete und verstärkte Team defensiv-destruktiv spielen ließ. Seinem Nachfolger Markus Weinzierl gelingt dies bisher allerdings auch nur bedingt besser. Wie weit diese neue Treue geht, zeigt sich am besten an den beiden erfolgreichsten Mannschaften der vergangenen Saison, am FC Bayern und an Schalke 04. In München war Niko Kovac Ende November nach einem Unentschieden gegen Düsseldorf (unter dem unkündbaren Friedhelm Funkel) gefühlt schon aus der Bayern-Höhle verbannt, bevor er sich selbst neu erdachte; anschließend gewann das Team fünf Spiele in Serie, vier davon ohne Gegentor. In Gelsenkirchen profitiert Domenico Tedesco noch immer von seinem ersten Jahr, er bekommt die Zeit, die Mannschaft und auch sich selbst zu entwickeln, trotz eines Tabellenplatzes nahe den Abstiegsrängen. Manager Christian Heidel hat Tedesco über Weihnachten "drei, vier Tage Handyverbot" ausgesprochen, Heidel will allerdings auch selbst seine "Birne durchlüften". Noch so ein hübscher Satz. Und einer, der zeigt, warum die Treue eine trügerische sein kann. Treue zum Trainer kann auch bedeuten, dass dieser geschützt wird, weil der Verein selbst keine Idee hat, die es zu bewahren gilt. | Die Entlassung von Heiko Herrlich in Leverkusen mag überraschen, aber der Blick in die Liga zeigt auch: Selten haben Vereine ihre Coaches stärker vor Gefahren und Unwägbarkeiten geschützt als jetzt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-trainer-herrlich-1.4264616 | Kommentar: Der Job des Trainers ist sicher wie nie | 00/12/2018 |
Es gab jede Menge Zuspruch für den 1. FC Nürnberg nach der letzten Hinrunden-Niederlage der Saison. Zum Beispiel von einem gewissen Mike Frantz, der von 2008 bis 2014 beim Club beschäftigt war und an alter Wirkungsstätte viele Menschen umarmte. "Ich wünsche ihnen, dass sie dort bleiben, wo sie hingehören", sagte der heutige Freiburger Mittelfeldmann. "Wenn man sieht, dass Düsseldorf in einer Woche neun Punkte geholt hat, kann Nürnberg das auch schaffen." Zumindest dann, wenn es ruhig bleibt, schob Frantz nach. "Das Wichtigste ist, dass der Verein zusammenhält. Da ist Freiburg ein gutes Beispiel." Nun, ruhiggeblieben ist es am Samstag nur unmittelbar nach Schlusspfiff des 0:1. Schon in der Frühphase der Partie hatte es bei Fehlpässen Pfiffe gegeben, nach dem Abpfiff herrschte Grabesstille. Selbst die Zuschauer, die während der Partie den alten Reflexen verfallen waren und Trainer oder Sportdirektor für den letzten Tabellenplatz verantwortlich machten, schwiegen. Dann allerdings schlichen die Spieler gesenkten Hauptes zur Fankurve, wo die Hartgesottenen mit einem Mal laut wurden. Via Megaphon schworen die Ultras die Spieler auf die Rückrunde ein. Tenor: So lange die Mannschaft kämpft, kann sie sich der Unterstützung sicher sein. Kurz darauf kam Robert Bauer zu Wort. Die Leute in der Kurve, die wüssten eben, "für welchen Verein wir spielen", sagte der Verteidiger, der damit auf den niedrigen Etat anspielte. "Auf der Tribüne pfeifen manche schon, wenn du mal den Ball zurückspielst, und die peitschen uns nur nach vorne", sagte Bauer, der Fragen zur Erstligatauglichkeit mit einem bestechenden Gegenargument konterte: "Es sind noch 17 Spiele zu spielen, sollen wir die jetzt alle zur Abschiedstour erklären?" Und doch wird dieser 1. FC Nürnberg, der bisher gerade mal elf Punkte geholt hat, wohl absteigen, wenn er nicht in der Vorbereitung auf die Rückrunde zwei Probleme abstellt, die auch am Samstag wieder dem Gegner die Punkte einbrachten. Zum einen fallen zu viele billige Gegentore. Zum anderen schießt man selbst fast keine Tore: nur 14 Mal traf der Club in 17 Partien. Ganz anders der SC Freiburg, der diesmal zwei Chancen hatte: Die erste durch einen Freistoß von Christian Günter, den Manuel Gulde noch "mit den Haarspitzen" touchierte und der zum Tor des Tages wurde (19.). Und eine zweite durch Luca Waldschmidt (76.), die FCN-Torwart Fabian Bredlow zunichte machte. Ansonsten verschrieb sich Freiburg der puren Defensivarbeit und einem immensen Fleiß, wenn der Gegner den Ball hat. Wohlwissend, dass Nürnberg gefällig Fußball spielen kann. Würde es nicht auf so bedenkliche Weise seine Chancen vergeben: Diesmal war es Adam Zrelak, der aus acht Metern Distanz Torwart Alexander Schwolow anschoss (38.). Die notorische Positivrhetorik von Trainer Michael Köllner wirkte am Samstag mal wieder ein bisschen merkwürdig. Wie fast nach jedem Spiel hatte er nicht nur einen bemühten, sondern einen tollen Auftritt ("sehr präsent, sehr laufstark, technisch stark") seines Teams gesehen und geschlussfolgert, dass sich die Punkte irgendwann einstellen würden. Zum Beispiel in der Rückrunde, wenn man dann halt "das Feld von hinten aufrollen" werde. So einfach wird das allerdings nicht werden. Dennoch darf man den Franken wohl Respekt dafür zollen, dass sie bislang ruhiggeblieben sind und nicht so tun, als ließen sich die Probleme mit einer Personalrotation auf der Trainerbank beheben. Zusammen mit Düsseldorf hat der Club den geringsten Etat der Liga. Selbst die notorisch klammen Freiburger konnten sich im Sommer für fünf Millionen Euro Waldschmidt leisten - das ist mehr Geld als Nürnberg in der Summe für Transfers hatte. "Die haben alles probiert, haben gekämpft und versucht, Fußball zu spielen", sagte der ehemalige Clubberer Frantz. "Was willst du Nürnberg für einen Vorwurf machen?" | Nach nur 14 Toren in 17 Spielen stimmt sich der 1. FC Nürnberg auf den Abstieg ein - Trainer Michael Köllner bleibt dabei positiv. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-nuernberg-grabesstille-nach-der-hinrunde-1.4264648 | Grabesstille nach der Hinrunde | 00/12/2018 |
Marcel Gaus sah den Ball an sich vorbeirollen, der Ingolstädter Linksverteidiger grätschte also noch flugs nach dem Querpass in seinem Strafraum. Er kam aber nicht hin. Und weil er nun erst einmal aufstehen musste, verlor er gleich den Zweikampf mit dem Regensburger Angreifer Hamadi Al Ghaddioui. Der schoss den Ball ins FCI-Tor. "Hamadi wer?", fragten sich wohl noch einige Ingolstädter im Stadion, als ihnen der Stadionsprecher den Schützen des Siegtreffers vorlas. Al Ghaddioui. Ein Stürmer, der vom Drittligisten Lotte nach Regensburg kam und der gerade in der zweiten Liga ankommt, weil er sich "an die Intensität dort gewöhnt hat", wie sein Trainer Achim Beierlorzer sagt. Die zwei Top-Torschützen Marco Grüttner und Sargis Adamyan fehlten dem SSV Jahn Regensburg ja im Derby beim FC Ingolstadt. Doch dann traf beim 2:1 (1:1) am Samstag eben der 1, 90-Meter-Mann Al Ghaddioui zweimal, der wegen seiner roten Handschuhe, der Wendigkeit trotz seiner Größe und der Abschlussstärke so ein bisschen an den früheren Bayern-Stürmer Luca Toni erinnerte. Al Ghaddioui ist mitverantwortlich dafür, dass sein Verein mit 26 Punkten so gut wie nie dasteht nach 18 Spielen in der zweiten Liga - und er hat die Krise des FCI vergrößert. "Das Weihnachtsfest ist für uns alle am Arsch", sagte Gaus. Die Ingolstädter bleiben Tabellenletzter - mit nur zehn Zählern. "Vielleicht verstehen wir den Abstiegskampf nicht", sagte Almog Cohen. Seine Aussage lässt tief blicken, befindet sich sein Klub doch seit Monaten am Tabellenende. Daher überrascht es nicht, dass Trainer Jens Keller, der nach zwei Remis zum Einstand erneut nicht gewinnen konnte, nach seiner Analyse direkt an Winter-Transfers dachte: "Wir brauchen noch den einen oder anderen Charakter, der das Heft in die Hand nimmt." Den Spielern, die er schon hat, übermittelte er: "Wenn einer nicht richtig mitzieht, kriegt er das zu spüren." Die Rückendeckung dafür bekam er von Geschäftsführer Harald Gärtner. "Wir werden sehr kritisch prüfen, wer den Weg mit uns mitgeht. Dabei werden wir vor unpopulären Maßnahmen nicht zurückschrecken, denn es geht um den Verein." Eine stade Zeit erwartet der FCI über die Feiertage also nicht. Angreifer Simon Hedlund von Union Berlin soll zu den Umworbenen gehören. "Das ist ein sehr interessanter Spieler", sagt Gärtner. Er weiß: Er ist mit seiner Zusammenstellung des Kaders, der sich nach dem Umbruch im Sommer nicht zum Team entwickelt hat, verantwortlich für die miserable Lage beim FCI. | Die 1:2-Niederlage der Ingolstädter gegen Regensburg vergrößert die Sorgen des Fußball-Zweitligisten. Nun kündigt der neue Trainer Jens Keller scharfe Maßnahmen an - und hofft auf Verstärkung. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-ingolstadt-notfalls-unpopulaer-1.4264646 | FC Ingolstadt - Notfalls unpopulär | 00/12/2018 |
Der Messias kommt? Der Heiland? Der Erlöser? Sie hatten es exakt geplant beim TSV Bad Königshofen: am Samstagabend Vertragsunterzeichnung, am Sonntag ging die Nachricht nach draußen, Heiligabend würde sie in den Zeitungen stehen. Doch das Signal, das der Tischtennis-Erstligist aussenden will mit der Verpflichtung des deutschen Nationalspielers Bastian Steger für die kommende Saison, ist ein anderes. Die Unterfranken brauchen gar keinen Erlöser, es läuft ohnehin gut in ihrer zweiten TTBL-Saison. Aber sie wollen den nächsten Schritt machen in ihrer Entwicklung, sie wollen sich nicht auf Dauer mit der Rolle des Außenseiters begnügen, der mit jungen Spielern und euphorischen Fans einzig um den Ligaverbleib kämpft. Sie wollen die Euphorie im Ort weiter befeuern. | Tischtennis-Erstligist Bad Königshofen holt Europameister Bastian Steger in sein Team. Lange Zeit war er die deutsche Nummer drei hinter Boll und Ovtcharov. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/tischtennis-bundesliga-staendig-angerufen-1.4264733 | Tischtennis-Bundesliga | 00/12/2018 |
Der Freitag war der kürzeste Tag des Jahres, doch der Samstag war düster. Dunkle Wolken fegten über das Grünwalder Stadion in Giesing, der einsetzende Regen sah aus wie Gischt auf einem Schiff in einem tiefen Wellental. Das Flutlicht hatte trotzdem niemand angeschaltet. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass der TSV 1860 München nicht über allzu viel Geld verfügt. Aber musste man gleich am Strom sparen? Vergangene Woche tat sich der Verein sogar schwer, zu dementieren, dass die Absage der Weihnachtsfeier für die Mannschaft, an deren Stelle es nun einen Neujahrsempfang geben wird, nichts mit fehlendem Geld zu tun hatte. Dass die Feier nicht am Samstag nach dem 2:1 gegen Kaiserslautern stattfand, was ja der perfekte Zeitpunkt gewesen wäre, lag allerdings nicht am Sparkurs. Sondern daran, dass die Geschäftsführung zu dem Zeitpunkt, als die Feier hätte organisiert werden müssen, sich mit wichtigeren Dingen beschäftigen musste: Bekanntlich wartete 1860 im Zuge der Nachlizenzierung auf eine Überweisung aus Abu Dhabi, die erst auf den letzten Drücker auf dem Konto einging. Das Anknipsen der Stadionlampen wiederum kostet einen kleinen vierstelligen Betrag - egal übrigens, ob dies zu Beginn oder erst kurz vor Schluss passiert. In der 85. Minute ging es nicht mehr anders, es wurde einfach zu dunkel, das Licht ging an. Und siehe da, plötzlich lohnte es sich für die Sechzig-Fans, hinzuschauen: Phillipp Steinhart trat einen Freistoß in den Strafraum des 1. FC Kaiserslautern, Torwart Wolfgang Hesl lenkte den aufprallenden Ball leicht zur Seite ab. Dort stand Quirin Moll und köpfelte zum 2:1-Sieg ein. Hinter der Westkurve wurde, gut getimt, sogleich ein Feuerwerk gezündet. Wenn schon keine Geldgeschenke unter dem Weihnachtsbaum liegen werden, so zumindest ein einstelliger Tabellenplatz: Die Löwen stehen bis Ende Januar auf Rang neun. Und auch, wenn sich Molls anschließende Gesänge auf dem Zaun vor der Kurve so gar nicht nach Dur anhören wollten, konnte der 27-Jährige nach dem Drittliga-Duell zweier früherer deutscher Meister sagen: "Es tut brutal gut, mit so einem Sieg in die Winterpause zu gehen. Hauptsache die drei Punkte stehen." Die Gäste wiederum durften sich zumindest als moralische Sieger fühlen. Während die Sechziger noch mit ihren Fans feierten, stand ein Lauterer Fan neben dem Kabinengang und rief jedem Spieler mit aufmunterndem Applaus zu: "Weiter, weiter!" Die Spieler nickten traurig. Janek Sternberg hatte kurz vor der Pause Gelb-Rot gesehen, für den neuen Trainer Sascha Hildmann eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, konkret formuliert: "Quatsch". Wenngleich der Linksverteidiger bei seinem ersten Foul, einem Bodycheck gegen Stefan Lex, sehr ungestüm zu Werke ging, und beim zweiten Foul völlig unnötig den Gegner festhielt. Schon vor der Pause hatten die Gäste die besseren Chancen, Sternberg etwa traf den Außenpfosten (29.). Dann aber traf Sechzigs Efkan Bekiroglu mit einem pferkten Fernschuss (55.). "Im Training gehen die immer überall hin, Hauptsache heute war er drin", freute sich Quirin Moll über den sehenswerten Treffer. Doch die Sechziger taten sich, wie schon mehrmals in dieser Saison, auch diesmal in Überzahl schwer. Lauterns Angreifer Timmy Thiele wurde in der 66. Minute eingewechselt und traf nur zwei Minuten später zum verdienten Ausgleich, als Torwart Marco Hiller einen Schuss zur Seite abwehrte. Aus purer Freude wurde Thiele von den eigenen Fans mit Bierbechern beworfen. Die Sechziger hatten die Mannschaft in Unterzahl mit ihrem unentschlossenen Spiel eher noch aufgebaut. Die Mannschaft eines Traditionsklubs, der mit einer ungewissen finanziellen Zukunft kämpft. Aktuell fehlen dem FCK rund elf Millionen Euro zur Finanzierung der nächsten Drittliga-Saison. Am Samstag wurde Vorstandschef Rainer Keßler abberufen, weil dieser nicht, wie ursprünglich geplant, zurücktreten wollte. Auf dem Rasen aber waren es die Sechziger, die über weite Strecken verunsicherter wirkten. Trotzdem fand Trainer Bierofka, dass man sich beim elf gegen zehn diesmal "wesentlich besser" angestellt habe als in früheren Partien: "Wir haben besser über die Flügel gespielt, und rausgelöst und Räume geschaffen", sagte er. Der Jahresabschluss fiel für Sechzig versöhnlich aus. In der Halbzeit war die 75-jährige Löwenstüberl-Wirtin Christl Estermann mit viel Applaus in den Ruhestand verabschiedet worden. Weihnachtlich wurde es aber nicht so sehr, Sascha Mölders und die Fans stimmten recht unflätige Gesänge an. "Das ist ein toller Traditionsverein. Ich hoffe, dass sie in Zukunft weiter eine gute Rolle spielen im deutschen Fußball", sagte Bierofka. Über Kaiserslautern. Er hätte das auch über den eigenen Verein sagen können. | Im Duell der Traditionsklubs ohne Geld besiegt der TSV 1860 den 1. FC Kaiserslautern. Die Münchner verabschieden sich als Neunter in die Pause - und Wirtin Christl in den Ruhestand. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/tsv-1860-muenchen-freudig-singt-moll-1.4264651 | Freudig singt Moll | 00/12/2018 |
Christian Streich sah sehr müde aus, als er erklärte, dass seine Elf "müde, müde" sei. Nicht gut gespielt hätten seine Freiburger deshalb in Nürnberg, nicht einmal so gut wie der Tabellenletzte, der ihm deshalb "fast ein bisschen leid" tat: "Wir waren heute nicht die Besseren." Das stimmt, trotzdem haben sie ihr letztes Vorrundenspiel mit 1:0 gewinnen können. Wie es auch stimmt, dass diese Freiburger Mannschaft ihre 21 Punkte nicht gestohlen hat. Gegen Hoffenheim, Frankfurt, Bremen spielte sie bärenstark, holte aber nur einen Punkt. Zuletzt, gegen Düsseldorf, Hannover, Nürnberg spielte sie schwach, sammelte trotzdem derer vier - per Saldo gleicht sich da einiges aus. Wobei das mit dem Schwach-Spielen so eine Sache ist. Spielerisch ging wenig gegen das Trio aus dem Tabellenkeller, aber gerannt sind sie halt doch wie die Berserker. Sechs Kilometer mehr als Hannover, zwei mehr als Nürnberg. Nicht blind, sondern so, dass der Gegner kaum Räume bekommt. "Selbst wenn der Kopf leer ist, laufen können wir immer", sagt Streich. Dabei schätzt er destruktiven Fußball nicht sonderlich. Streich mag es, wenn die Jungs "kicken", also den zweiten Teil beim Fußball-Spielen erfüllen. Doch wenn das nicht geht, weil zu viele Spieler verletzt sind oder auf dem Zahnfleisch gehen, muss ein Trainer umschalten können. Streich kann das. Und er ist pragmatisch genug, auch Kampfspiele so minutiös vorzubereiten wie die berauschten Auftritte gegen Leipzig (3:0) oder Gladbach (3:1). Man kann diese Trainerleistung eigentlich nicht genug würdigen, schon gar nicht, wenn man sich seinen Kader anschaut, der ja vor jeder Saison aufs Neue zerrupft und gefleddert wird. In diesem Sommer wechselte Caglar Söyüncü für circa zwanzig Millionen Euro zu Leicester City nach England; im Sommer zuvor gingen die Stammkräfte Maximilian Philipp (Dortmund) und Vincenzo Grifo (damals Gladbach, jetzt Hoffenheim) für hohe Summen. Wenn sie in Freiburg nur immer einen Teil davon - für fünf Millionen kam Stürmer Luca Waldschmidt vom Hamburger SV - reinvestiert haben, dann hoffen sie auf den bekannten Effekt: Dass ihr Trainer es schaffen werde, den nächsten Spieler zu entwickeln, der zweistellige Millionenbeträge einbringen kann. Finanziell ungleich besser gestellte Vereine wie Hannover, Schalke, Stuttgart liegen in dieser Winterpause mal wieder hinter dem Sportclub, der vergangene Saison Köln, Wolfsburg und den HSV hinter sich lassen konnte. Dass der dienstälteste Bundesliga-Trainer (seit 2011 im Amt) ein bisschen was draufhat, hat sich herumgesprochen. Doch trotz einiger nicht uninteressanter Anfragen ist Streich immer noch bei dem Klub beschäftigt, bei dem er nach seinem Lehramtsstudium anheuerte. Weil es ihm Spaß macht, dafür zu sorgen, dass aus einem nicht ganz so talentierten Zwölfjährigen wie Christian Günter mit harter Arbeit einer der besten Linksverteidiger der Liga wird. Und weil ihn genau das antreibt, was er jüngst erzählt hat. Dass er es nach wie vor als sehr befriedigend empfindet, dafür zu sorgen, dass der SC Freiburg zu den besten 18 Teams des Landes zählt. | Christian Streich überwintert mit dem SC Freiburg auf Rang elf und damit oberhalb von vielen Bessergestellten. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/trainer-der-hinrunde-laufen-koennen-wir-immer-1.4265221 | "Trainer der Hinrunde - ""Laufen können wir immer""" | 00/12/2018 |
Über Friedhelm Funkels Lippen kamen nur Superlative: "Großartig" fand der Trainer von Fortuna Düsseldorf das 1:0 im Abstiegsduell bei Hannover 96. Diesen dritten Sieg innerhalb einer Woche habe er sich nicht einmal "erträumt", sagte Funkel. Sein Team, das in neun Tagen so viele Punkte einsammelte wie zuvor in vier Monaten, habe das "überragend" gemacht. Funkel gab dieser "perfekten englischen Woche" in der Benotung eine "glatte Eins". So ist das, wenn der bisherige erste Abstiegskandidat plötzlich sogar den Titelfavoriten Dortmund besiegt - und sein neues Selbstbewusstsein auch bei einem unmittelbaren Konkurrenten zeigt. | Kompromiss trotz Niederlage im Kellerderby gegen Düsseldorf: Trainer Andre Breitenreiter gewährt den Spielern zumindest ein paar Tage Ferien. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/hannover-96-ab-in-den-kurzurlaub-1.4264631 | Ab in den Kurzurlaub | 00/12/2018 |
Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke hat nach der Partie nicht erzählt, was ihm in jenem Moment durch den Kopf ging, als Nicolás Gonzalez unverhofft den Ball von Schalkes Torwart Ralf Fährmann vor die Füße gespielt bekam. Es dürfte aber ein ähnlicher Gedanke gewesen sein, wie ihn sein Schalker Amtskollege Christian Heidel später offenbarte: "Bitte, bitte", habe dieser sich gedacht, "gib' uns mal ein bisschen Spielglück." An wen Heidel sich da innerlich gewandt hatte, verriet er nicht. Auf den Stuttgarter Gonzalez hatte dann aber zumindest der Umstand, dass dieser als Linksfuß mit rechts abschließen musste, eine fatale Wirkung. Frei vor dem völlig leeren, auch von Torwart Fährmann geräumten Tor traf er in der 48. Minute den Pfosten - und somit nicht zum 1:1-Ausgleich. Es war eine Szene, die es problemlos in jeden Saisonrückblick schaffen wird. Auch Reschke sprach nach dem 1:3 des VfB viel von Spielglück, allerdings von fehlendem. Gemeint hatte er nicht nur die Großchance von Gonzalez, sondern auch eine von Mittelfeldspieler Erik Thommy in den ersten Minuten der Partie. Auch Thommy wurde von Fährmann, dem freundlichen Schalker, freigespielt, auch für ihn bestand die Aufgabe darin, ins leere Tor zu treffen. Doch Thommy zielte drüber, und Schalke ging wenig später durch Steven Skrzybski in Führung (10.). Dass es sich beide Male um Chancen handelte, die ohne Stuttgarter Eigenleistung zustande kamen, blieb aber auch Reschke nicht verborgen. Das Auslassen dieser Chancen als Erklärung für die Stuttgarter Misere anzuführen, sei daher "zu einfach", sagte er, "und das machen wir auch nicht". Tatsächlich haben die Probleme bei den Stuttgartern, die auf dem Relegationsplatz 16 überwintern müssen, aber auch mit fehlendem Glück zu tun. Die Zahl der kurz- und langfristig Verletzten entspricht fast einer schlagkräftigen Mannschaft. Es fehlen wichtige Abwehrspieler wie Benjamin Pavard oder Holger Badstuber, Spielmacher Daniel Didavi ist nach langer Pause noch ebenso weit von seiner Bestform entfernt wie der Angreifer Anastasios Donis. Und als VfB-Trainer Markus Weinzierl gegen Schalke mit eben diesem Donis einen zusätzlichen Stürmer bringen wollte, da habe dieser signalisiert, dass die Muskulatur wieder zwicke. "Das beschreibt unsere Gesamtsituation eigentlich ganz gut", sagte Weinzierl, der schon häufiger nicht allzu subtile Botschaften an die VfB-Offiziellen gesendet hat. Weinzierl will und braucht zusätzliches Personal, vor allem in der Offensive erweist sich Reschkes Konzept vom kleinen Kader zurzeit als limitierender Faktor. Nur zwölf Treffer in 17 Spielen haben die Stuttgarter erzielt, die wenigsten der Liga. Reschke hat die "feste Überzeugung, dass mehr in der Mannschaft steckt", aber auch, dass es Versäumnisse in der Kaderplanung zu korrigieren gilt. Das "ein oder andere" werde sich tun, sagte Reschke und gab kurz nach Abpfiff die erste Personalie bekannt: Alexander Esswein wird von Hertha BSC ausgeliehen. Der 28-Jährige erzielte in 172 Bundesliga-Spielen für Hertha, Augsburg, Nürnberg und Wolfsburg 14 Tore. Mit seiner "Schnelligkeit und Wucht" werde er eine "wichtige Alternative auf den Außenpositionen sein", richtet Reschke in einer Klub-Mitteilung aus. Bereits im Stadion hatte sich der Sportvorstand bewusst zuversichtlich gegeben. "In der letzten Winterpause", sagte Reschke über Zugänge, "ist uns das ja auch noch gelungen". Auch damals befand sich der VfB im Abstiegskampf, der Klub landete nach formidabler Rückserie und mit den Zugängen Mario Gomez und Erik Thommy auf Platz sieben. | Der Tabellen-Sechzehnte reagiert nach dem 1:2 gegen Schalke auf die anhaltende Krise mit Wintertransfers - als Erster kommt Stürmer Alexander Esswein. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/vfb-stuttgart-es-zwickt-ueberall-1.4264628 | Es zwickt überall | 00/12/2018 |
Auf der Weihnachtsfeier am vorvergangenen Wochenende teilte der Stadionsprecher dem Angreifer Stefan Schimmer mit, dass er jetzt im Falle eines Tores seinen eigenen Musik-Einspieler habe, und der habe mit seinem Spitznamen, Bomber, zu tun. Der Angreifer der SpVgg Unterhaching hatte zu diesem Zeitpunkt schon sechs Saisontore erzielt, es war also gar nicht so unwahrscheinlich, dass dieser Jingle im Kalenderjahr 2018 noch einmal zu hören sein würde im Hachinger Sportpark. Am Sonntagnachmittag, im Drittliga-Spitzenspiel gegen den KFC Uerdingen, war er dann sogar zweimal zu hören, es handelt sich um "La Bomba" in der Version von Azul Azul. Ein Song, irgendwo zwischen Dancehall und Pop, jedenfalls ziemlich unweihnachtlich. Aber für einen Hachinger Fan freilich so entzückend wie Jingle Bells. 4:0 (3:0) hieß es am Ende gegen eine Mannschaft, die es eigentlich viel eiliger hat mit dem Aufstieg als die Hachinger, der man das diesmal aber nur phasenweise anmerkte. "Wir sind froh, dass wir Uerdingen noch vor der Winterpause hatten", sagte Hachings Trainer Claus Schromm. Denn er vermutet, dass die Krefelder in der Pause weitere Spieler verpflichten. Abwehrspieler Markus Schwabl fand zwar, dass die erste Halbzeit "fast schon ausgeglichen" gewesen sei, doch die Hachinger bestachen durch gnadenlose Effizienz. "La Bomba" wurde zum ersten Mal nach zehn Minuten eingespielt, als Sascha Bigalke mit dem Feingefühl eines Christkinds eine so weiche Flanke bescherte, dass Schimmer gar nicht anders konnte, als einzunicken. Uerdingen hätte zwar mehrmals den Ausgleich erzielen können, vor allem durch gut getretene Standards; die beste Möglichkeit hatte der ehemalige 1860er Stefan Aigner, der aus kurzer Distanz in die Arme von Lukas Königshofer köpfelte (26.). Dann aber traf Schimmer zum zweiten Mal. Er hatte bei seinem Abschluss ins kurze Eck so viel Platz, weil der perfekt vorgetragene Angriff über Bigalke in diesem Moment für den Gegner einfach zu schnell gegangen war (41.). "Anfangs lief es ja gar nicht so gut für mich, da saß ich oft auf der Bank", sagte Schimmer nach seinen Saisontoren sieben und acht. Irgendwann habe er aber festgestellt, dass er noch etwas mehr könne, als nur ein reiner Strafraumstürmer zu sein, wo kaum ein Weg am Liga-Toptorschützen Stephan Hain (13 Treffer) vorbeiführt. Schimmer weicht oft auf die Flügel aus und tauscht mit den anderen Offensivspielern die Positionen. "Ich wusste vorher auch nicht, dass ich das kann", sagte er lachend. Nach dem 2:0 klappte einfach alles. Ein Freistoß von Bigalke landete ohne weitere Berührung im Netz, der grätschende Schimmer verpasste um Zentimeter einen Hattrick (45.). Den Pausenstand fand Schromm "einen Tick zu hoch", endgültig entschieden war die Partie auch erst nach dem vierten Tor, zumal es Sekunden vorher beinahe 3:1 gestanden hätte: Der starke Marc Endres warf sich in einen platzierten Torschuss, der Gegenzug über den schnellen, diesmal blondierten Luca Marseiler führte zu jenem Freistoß, den Alexander Winkler dann flach im linken Eck zum 4:0 versenkte (57.). Mit dem gefestigten fünften Platz sei man erst einmal zufrieden, sagte Max Dombrowka, der wieder vor der Abwehr spielte. Und das "sehr stark", wie der Trainer fand. Orestis Kiomourtzoglou, eigentlich ein Sechser, durfte nur kurz aufs Feld. So wie der frühere Stammspieler Finn Porath kam er zuletzt kaum zum Einsatz - weil die, die spielen, so erfolgreich sind. 35 Punkte hat Haching gesammelt und nur eines von 19 Spielen verloren, "das muss man sich mal geben", freute sich Schromm. Manfred Schwabl hingegen sagte betont unprätentiös: "Es gibt nichts zu sagen." Der Präsident schoss nach dem Spiel mit dem Handy eines Fans ein Gruppenfoto. Und dazu sangen die Fans "Stephan Hain, Stephan Hain". Auch auf die Melodie von "Jingle Bells". | "Das muss man sich mal geben": Die Spvgg Unterhaching bezwingt Aufstiegsaspirant Uerdingen mit 4:0 und geht als Fünfter in die Winterpause. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/dritte-liga-zwischen-pop-und-dancehall-1.4264659 | Zwischen Pop und Dancehall | 00/12/2018 |
Wenn man sich eine sportliche Weihnachtsgeschichte malen würde, dann würde jene von Artem Sushko ein schönes Bild ergeben. Sushko, 24, Ukrainer von der Krim, inzwischen mit russischem Pass, hatte sich passend dazu nach dem Schlusspfiff in der Nikolaushalle eine rote Weihnachtsmütze aufgesetzt. Neben der Tribüne leuchteten die Kerzen am Weihnachtsbaum, das Publikum hatte auch seine Bescherung bekommen. Und Sushko, mit 23 Punkten gerade MVP beim sehr umkämpften 3:1 (25:23, 25:17, 28:30, 25:22)-Erfolg seiner WWK Volleys Herrsching über die Netzhoppers aus Königs Wusterhausen geworden, sagte nur: "Es ist großartig hier." Auch deshalb, weil Sushko, erst seit Mittwoch spielberechtigt, mit 19 Angriffspunkten, drei Blocks und einem Ass großen Anteil daran hatte, dass der Siebte den Achten in Schach hielt und nun vier Punkte vor ihm steht in der Tabelle - und im Kampf um die Playoffs. Sushkos Geschichte ist wohl eine der skurrilsten der laufenden Saison: Zuerst fanden ihn Trainer Max Hauser und seine Scouts im Sommer als Nadel im Heuhaufen, es war ihr Königstransfer, einer, der mit seiner Sprunggewalt und dem peitschenartigen Angriff Spiele entscheiden kann. In der Woche vor dem Saisonstart meldete sich dann allerdings der südkoreanische Klub Suwon, überwies eine ordentliche fünfstellige Ablösesumme an Herrsching - und Sushko war weg. Obwohl er sich samt Frau und Kind gut am Ammersee eingelebt und einen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte. Die Südkoreaner versprachen ihm mehrere hunderttausend Euro pro Jahr, nur verletzte sich Sushko dann zweimal am Bauchmuskel. Und weil Sushko zufolge in seinem Vertrag geregelt war, dass dieser aufgelöst werden könne, sobald er vier Wochen lang verletzt ist, tat Suwon genau dieses. Sie sind da nicht sehr zimperlich in Südkorea, wo dreimal pro Tag trainiert wird und eine brutale Auslese vorherrscht. "Artem hat mir gleich eine SMS geschrieben, wann er wiederkommen könne", sagt TSV-Coach Hauser, der zugibt: "Finanziell ist das nicht schlau, wir haben ja einen Spieler zu viel." Sie haben jetzt vier Profis im Außenangriff, für Sushko hatten sie damals eilig den Kolumbianer Humberto Macharon nachverpflichtet, der sich bisher nicht durchsetzen konnte. Aber sie haben mit Sushko nun auch eine stärkere, unberechenbarere Mannschaft. Am Samstag wurde das schon sehr deutlich gegen die Rand-Berliner. Zwar gab es auch Missverständnisse, wie in der Annahme, als Sushko im ersten Satz Libero Ferdinand Tille den Ball mitten ins Gesicht baggerte, aber er machte eben auch den Punkt zum 23:23 - und beim Satzball gelang ihm ein Ass. Im zweiten Satz glückte Sushko fast alles, der Gästeblock war überfordert mit seinen Angriffen auch aus dem Hinterfeld. Und wieder verwandelte er den Satzball. Danach wurde Sushko kraftloser, machte mehr Fehler. "Ich kann besser spielen", sagte Sushko selbst, als er schon seine Weihnachtsmütze trug. Dafür sprangen nach dem verlorenen dritten Satz andere ein. Wie der wie so oft starke Mittelblocker Alpar Szabo und vor allem Diagonalspieler Griffin Shields, der den vierten Satz mit seinen cleveren Angriffen quasi alleine entschied. Noch glänzt also nicht alles, aber Sushkos Premiere war trotzdem beeindruckend. "Er ist eine neue Waffe und kann für die zweite Saisonhälfte ganz wichtig für uns werden", sagte Herrschings Kapitän Lukas Bauer. Oder bereits am 29. Dezember beim Auswärtsspiel in Lüneburg. Bis dahin steht viel Training auf dem Programm - und ein Familienbesuch: Noch am Sonntag sollten Frau und Kind anreisen, und am 24. Dezember hat auch der Russe Sushko etwas zu feiern: seinen 25. Geburtstag. | Der zurückgekehrte Außenangreifer Artem Sushko führt Herrschings Volleyballer bei seiner Premiere zum 3:1-Erfolg. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-teures-weihnachtsgeschenk-1.4264661 | Teures Weihnachtsgeschenk | 00/12/2018 |
Hoffentlich ist es noch nicht zu spät. Es ist Heiligabend, ein paar Stündchen sollten die Geschäfte noch geöffnet haben - für Spätentschlossene. Damit ist es die allerletzte Gelegenheit, aus journalistischer Fürsorgepflicht heraus noch ein bisschen Einfluss zu nehmen auf all das süße Beiwerk, das in wenigen Stunden wieder neben großen und kleinen Geschenken unter den Christbäumen liegen wird - oder eben nicht. Letzteres (wegen der gebotenen Eile muss man es leider knallhart und ohne Umschweife sagen) wäre ein Fehler. Wer seiner Figur, seiner Gesundheit oder Fitness zuliebe in diesem Jahr darauf verzichtet hat, kiloweise Schokolade unter den Baum zu schaufeln, unterliegt einem Irrglauben. Denn diese rangiert im Reigen der gesündesten Lebensmittel neuerdings offenbar irgendwo zwischen Rotbarsch, Chia-Samen und Kürbiskernen. Mindestens. Behauptet nicht etwa eine von der Süßigkeitenindustrie freundlich unterstützte Studie, sondern die Kaufmännische Krankenkasse. Deren Pressemitteilung vom 6. Dezember hätten wir um ein Haar ausgerechnet den sportlichsten unserer Leser vorenthalten. Puh! Hier die Zusammenfassung: Forscher aus Halle (von dort kommen die Hallorenkugeln) haben entdeckt, dass Schokolade "hohe Mengen des lebenswichtigen Vitamins D" enthält, "wichtig für die Knochengesundheit". (Um den Tagesbedarf nur durch Schokolade zu decken, wären allerdings fünf Tafeln nötig, was angesichts von Zucker- und Fettgehalt wohl doch "nicht ratsam" wäre - aber das nur am Rande). Zudem könne Bitterschokolade "zellschädigende freie Radikale bekämpfen, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren und den Blutdruck senken". Und das Allerbeste: Ihr Genuss kann "gerade in der dunklen Jahreszeit" Trübsinn vertreiben, dank stimmungsaufhellender Inhaltsstoffe. Wer also noch Geschenke sucht für Fußballer in Heimstetten, Pipinsried, Ismaning, Unterföhring, Oberweikertshofen oder Neuried, für Volleyballerinnen in Planegg, Handballerinnen in Gräfelfing, für Judofans des TSV Großhadern oder andere von Trübsal Geplagte, gerade in dunklen Zeiten: Auf, auf, die Zeit drängt. Am besten eine Schubkarre mitnehmen. Und genügend Vorräte anlegen. Die Trainingslager werden lang sein. | Neueste Forschungen zeigen: Wer Schokolade isst, lebt gesünder. Noch auf der Suche nach Geschenken? Nur zu! | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/linksaussen-letzte-chance-gegen-den-truebsinn-1.4265167 | Letzte Chance gegen den Trübsinn | 00/12/2018 |
In der Öffentlichkeit einen Fastfood-Burger essen, noch dazu einen, den der Trainer spendiert hat: vor ein paar Monaten ein völlig undenkbares Bild für Mario Götze. Aber die Dinge ändern sich, und Borussia Dortmund ist gerade auf dem besten Wege, wieder einer der coolsten Klubs des Kontinents zu werden. Ein bisschen so wie vor fünf, sechs Jahren, als Jürgen Klopp mit seinen damals so jungen Wilden wie aus dem Nichts Furore machte. Und man fragt sich heute wie damals, wie das alles nur sein kann. Nach dem 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach jedenfalls gab BVB-Trainer Favre noch in der Kabine eine Runde Burger aus. Und Mario Götze, vor zwei, drei Monaten von vielen Experten endgültig abgeschrieben, war der Matchwinner beim letzten Hinrundenspiel des Herbstmeisters. Beide Tore bereitete Götze vor, das zweite mit einem Traumpass auf Marco Reus. Am Ende der Hinrunde drängt sich der Eindruck auf: Der Schweizer Favre scheint selbst seinen kompliziertesten Fall wieder hinzukriegen. Ebenso wie er die meisten Spieler im stattlichen Kader zu besseren Spielern gemacht und stets bei Laune gehalten hat - oder zumindest das derzeit mögliche Maximum herausholt. Götze scheint das zu symbolisieren wie kein anderer. Seit seinem legendären Siegtor im WM-Finale von 2014 war ihm fast alles schief gegangen. Auch noch nach seiner Rückkehr vom Intermezzo beim FC Bayern zum BVB, in seine fußballerische Heimat, dorthin, wo er mit acht Jahren angefangen hatte. Jedes Gramm auf den Fußballer-Hüften wurde penibel abgewogen, vor seiner schwierigen Stoffwechsel- und Hormon-Erkrankung, und ebenso danach. Der Saisonstart verlief holprig, nachdem sein neuer Trainer Favre ihn mehrmals nicht einmal in den 18er-Kader für den Spieltag aufnahm. Aber mit dem Siegeszug der Mannschaft hat sich Götze im täglichen Training immer näher ans Team herangewühlt. Und er überzeugte nach und nach Favre. "Er hat ein Superspiel gemacht", lobte der Trainer nach dem Sieg gegen Gladbach seinen Star, der nie so richtig einer sein konnte. Nun zählt Mario Götze einstweilen wieder zu den ersten Zwölf im Kader - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und gerade dieses Gefühl, nicht mehr allein für die Wunderdinge zuständig, sondern wieder Teil einer funktionierenden Mannschaft zu sein, scheint Götze geheilt zu haben. Lucien Favre ist der eine Grund, warum plötzlich in Dortmund die Spielfreude Kloppscher Tage wieder ausgebrochen ist. Der andere Grund ist ein Kader, den nicht wenige in Dortmund für den stärksten halten, den der BVB je hatte. Mit welcher Präzision Dortmunds Kaderplaner die Schwächen der beiden Vorjahre seziert und dann mit den Millionen aus den Verkäufen von Dembélé, Aubameyang, Sokratis und Ginter etwas Neues entwickelt haben, das hat es auch beim BVB noch nicht gegeben. Zwei erfahrene Haudegen wurden für die Zentrale engagiert, der souveräne Belgier Axel Witsel und der energische Däne Thomas Delaney. Ansonsten kamen Spieler wie Manuel Akanji, Abdou Diallo oder Achraf Hakimi, die trotz ihrer Jugend allesamt auf Anhieb Stammspieler-Niveau erreichen. Dazu gesellten sich weitere Talente aus der eigenen Junioren-Akademie wie der Däne Jakob Bruun-Larsen oder der Amerikaner Christian Pulisic. Oder die schon 2017 nach Dortmund gelotsten Jadon Sancho (Manchester City) und Dan-Axel Zagadou (Paris Saint-Germain). Favres Qualitäten im Feintuning von Spielern waren vorher bekannt. Dortmunds Bosse hatten nicht umsonst schon im Sommer 2017 versucht, Favre in Nizza loszueisen - vergeblich. Die anschließenden Experimente mit dem Niederländer Peter Bosz und dem österreichischen Nothelfer Peter Stöger ließen den BVB beinahe in die Mittelmäßigkeit abrutschen. | Am Ende der Hinrunde stellt sich raus: BVB-Trainer Favre scheint in Mario Götze selbst seinen kompliziertesten Fall wieder hinzukriegen - in Dortmund entsteht auch deshalb etwas Großes. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-hinrunde-goetze-1.4264624 | Bundesliga: Favre kriegt in Dortmund auch Götze hin | 00/12/2018 |
Fußball, 2. Liga: Herbstmeister Hamburger SV hat zum Jahresfinale einen herben Dämpfer kassiert. Im Nord-Derby bei Holstein Kiel musste sich der Bundesliga-Absteiger am Sonntag verdient 1:3 (0:2) geschlagen geben. Durch die erste Niederlage seit dem 23. September verpasste der HSV auch die angestrebte Revanche für die bittere 0:3-Heimpleite gegen die Kieler zum Saisonauftakt. Immerhin geht der HSV (37 Punkte) trotz des Rückschlags als Erster vor dem 1. FC Köln (36) und dem FC St. Pauli (34) in die Winterpause. Vor 10 073 Zuschauern im ausverkauften Holstein-Stadion trafen Janni Serra (7. Minute) und der überragende David Kinsombi (18./53.) für die Kieler (30), die den Anschluss an die Spitzengruppe herstellten. Bakéry Jattas Tor (48.) war für den eine Halbzeit lang enttäuschenden HSV zu wenig. Für Titz-Nachfolger Hannes Wolf endete damit im neunten Anlauf die Erfolgsserie von sieben Siegen in acht Punktspielen. Nach einer makellosen Hinserie ist die imposante Serie des 1. FC Union Berlin zum Jahresabschluss gerissen. Die Köpenicker wurden am Sonntag bei Erzgebirge Aue mit 0:3 (0:2) entzaubert und kassierten als letztes deutsches Profiteam ihre erste Saison-Niederlage. Mit einem Dreierpack brillierte Pascal Testroet (6./30/Handelfmeter/74. Minute) für die Sachsen. Per Seitfallzieher zum Endstand sorgte der Angreifer auch für den Höhepunkt der lange Zeit munteren Partie. Der Abwärtstrend des SV Darmstadt nimmt mehr und mehr bedenkliche Züge an. Beim 2:6 (1:1) gegen den SC Paderborn bot das Team von Trainer Dirk Schuster am Ende eine desaströse Vorstellung und blieb zum sechsten Mal in Serie ohne Sieg. Vor 11 547 Zuschauern in der Benteler-Arena sorgten Bernard Tekpetey (16. Minute/75./85.), Sven Michel (50./77.) und Babacar Gueye (88.) am Sonntag für den Kantersieg der Paderborner, die sich damit auf Rang sieben verbesserten. Dagegen müssen sich die Gäste trotz der zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer durch Marvin Mehlem (32.) und Joevin Jones (65.) bei nur sechs Punkten Abstand zum Relegationsplatz nach unten orientieren. Bundesliga, Transfer: Mittelfeldspieler Sebastian Rode steht offenbar vor einer Rückkehr von Borussia Dortmund zu seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt. Nach Informationen der Frankfurter Rundschau und des Fachmagazins kicker soll der 28-Jährige bis zum Saisonende auf Leihbasis zum Pokalsieger wechseln. Ob die Eintracht zudem eine Kaufoption erhalten würde, ist nicht bekannt. Rode spielte bereits von 2010 bis 2014 für die Hessen, ehe er zum Rekordmeister Bayern München wechselte und schließlich nach Dortmund weiterzog. Der zentrale Mittelfeldspieler bestritt in dieser Zeit 113 Bundesliga-Spiele, wobei er sechs Tore erzielte. Zuletzt war auch der VfB Stuttgart als möglicher Interessent für Rode im Gespräch. Beim BVB spielte der im Laufe seiner Karriere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfene Rode zuletzt sportlich keine Rolle mehr und ist in dieser Spielzeit noch ohne Pflichtspiel-Einsatz. Sein Vertrag bei den Schwarz-Gelben besitzt noch bis 2020 Gültigkeit. Biathlon, Massenstart: Die deutschen Biathleten haben sich ohne Podestplatz in die Weihnachtspause verabschiedet. Zum Abschluss des Weltcups in Nove Mesto belegte Arnd Peiffer im Massenstart über 15 km als bester Deutscher den vierten Platz. Nach Top-Resultaten in Pokljuka und Hochfilzen war es die erste Woche, in der es kein DSV-Athlet auf das Podium schaffte. "Das Rennen war sehr hart und keinesfalls vergnügungssteuerpflichtig. Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe", sagte Peiffer der ARD: "Mein Körper und der Ski waren nicht sehr konkurrenzfähig. Ich denke, ich habe das Optimum herausgeholt." Der überragende Athlet des Winters bleibt der Norweger Johannes Thingnes Bö, der im achten Saisonrennen bereits seinen sechsten Erfolg feierte. Der 25-Jährige blieb ohne Fehlschuss und hatte im Ziel satte 46,5 Sekunden Vorsprung vor dem Franzosen Quentin Fillon Maillet (zwei Strafrunden) und dem Russen Jewgeni Garanitschew (0/+54,1). Sprint-Olympiasieger Peiffer, der eine Strafrunde drehen musste, fehlten gut fünf Sekunden zu Platz drei. Benedikt Doll (Breitnau/2) landete als Sechster ebenfalls unter den Top 10. Simon Schempp (Uhingen/5) auf Platz 23 und Johannes Kühn (Reit im Winkl/6) als 25. vergaben eine vordere Platzierung am Schießstand. Bundesliga, Hannover: Nicht gestrichen, aber verkürzt: Trainer Andre Breitenreiter wird seine Drohung, bei Fußball-Bundesligist Hannover 96 den Weihnachtsurlaub zu unterbinden, nicht vollständig umsetzen. Die Spieler des Bundesliga-17. haben an den Feiertagen nun doch frei und müssen erst am 28. Dezember wieder zum Training erscheinen. "Das Ziel, dass sich die Mannschaft wieder als Einheit präsentiert, haben wir erreicht. Auch ich verzichte auf meinen Urlaub, um das Jahr 2018 abzuschütteln und es im kommenden Jahr besser zu machen", erklärte der Coach am Sonntagmittag. Ursprünglich sollte die Weihnachtspause entfallen, wenn die Mannschaft nicht mindestens vier Punkte aus den letzten beiden Vorrundenspiele einfährt. Dies gelang den Niedersachsen nicht, einem 1:1-Unentschieden beim SC Freiburg folgte am Samstag eine 0:1-Heimniederlage gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Breitenreiter hatte seine Maßnahme am Vormittag seiner Truppe im Verlauf einer 45-minütigen Mannschaftssitzung erläutert: "Die Situation ist für uns alle schwierig. Aber wenn wir die richtigen Maßnahmen ergreifen und zusammenhalten, bin ich optimistisch, dass wir das Ziel Klassenerhalt schaffen." Eine Ausnahmeregelung gibt es für die beiden Brasilianer Felipe und Walace. Sie dürfen den Jahreswechsel in ihrer Heimat verbringen und müssen erst am 3. Januar wieder ins Training einsteigen. | Die Hamburger kassieren eine unangenehme Pleite. Ein Stürmer aus Aue schafft Erstaunliches gegen Union Berlin und Paderborn schießt sechs Tore. Ein früherer Bayern-Profi kehrt wohl nach Frankfurt zurück. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/2-liga-kiel-vermiest-hsv-das-fest-testroet-mit-zaubertor-1.4265091 | 2. Liga - Kiel vermiest HSV das Fest, Testroet mit Zaubertor | 00/12/2018 |
Die Bundesliga hat in ihren über 55 Jahren schon viele Trainer-Geschichten geschrieben, aber jetzt hat sie ein neues kurioses Kapitel. In Heiko Herrlich musste erstmals ein Übungsleiter gehen, der zuletzt zwei Spiele nacheinander gewonnen und 13 Punkte aus den vergangenen sechs Partien geholt hat. Stattdessen wird zu Beginn der Rückrunde ein Trainer auf der Bayer-Bank Platz nehmen, der bei seiner ersten Station in der Bundesliga krachend gescheitert ist: Der Niederländer Peter Bosz musste in der vergangenen Saison bei Borussia Dortmund nach nur 15 Spieltagen gehen, weil nach einem verheißungsvollen Start so gut wie nichts mehr geklappt und sogar ein 4:0-Halbzeitvorsprung im Derby gegen Schalke 04 nicht zum Sieg gereicht hatte. Im ersten Moment klingt die Herrlich/ Bosz-Nummer absurd. Und das Prozedere war in der Tat unwürdig. Es gibt aber auch ein paar sportliche Wahrheiten dahinter. Bosz, 55, damals bei Ajax Amsterdam erfolgreich, stand schon 2017 auf dem Wunschzettel von Bayer-Sportchef Rudi Völler, bevor Dortmund ins Spiel kam und der Werksklub Herrlich verpflichtete, weil auch Lucien Favre, Domenico Tedesco und Thomas Tuchel nicht zu haben waren. Bosz hat, obwohl er beim BVB zu lange stur an seinem riskanten Stil festhielt, weiter einen guten Ruf, den er sich bei Ajax verdiente. Und wenn er aus seinen Fehlern gelernt hat, ist ihm zuzutrauen, mit dem offensivstarken Bayer-Kader Erfolg zu haben. Tatsache ist auch, dass Leverkusen unter Herrlich nicht vom Fleck kam. Das Team war zwar zu großartigen Partien fähig, aber häufig überkam es das berüchtigte Bayer-Phlegma, das die Elf in den vergangenen Jahrzehnten so oft im letzten Moment scheitern ließ, dass der Werksklub den Begriff "Vizekusen" patentieren ließ. Herrlich führte das Team von Platz zwölf in der Tabelle sieben Plätze nach oben. Aber er konnte nicht verhindern, dass die Mannschaft 2018 wie schon in der Vorsaison schläfrig startete und dass junge Spieler wie Julian Brandt oder Leon Bailey eher schlechter als besser wurden. Es gab passendere Zeitpunkte für die Entlassung in der Hinrunde Es gab daher Zeitpunkte in dieser Hinrunde, zu denen niemand an einer Entlassung gemäkelt hätte; vor allem Ende Oktober, als Bayer nach einem 2:4 gegen Dortmund, einem 0:0 in Freiburg und einem in der Nachspielzeit geretteten 2:2 gegen Hannover auch noch in der Europa League 2:3 in Zürich verlor. Doch statt zu handeln, ließen die Klubbosse Herrlich zum scheinbar ungewinnbaren Auswärtsspiel zu den damals siedend heißen Bremern reisen - wo der Werksklub unerwartet 6:2 triumphierte. Drei Tage später legte das Team der Hochtalentierten ein 5:0 im Pokal in Mönchengladbach nach, woraufhin Herrlich zunächst unkündbar war, selbst als es in der Liga wieder zwei Ohrfeigen gab (1:4 gegen Hoffenheim, 0:3 in Leipzig). Es ist deshalb nicht so, als hätte es einen großen Herrlich-Chor unter den Leverkusener Bürgern gegeben oder eine Online-Petition, um den Coach im Amt zu halten. Und während der 47-Jährige nach dem 3:1 gegen Hertha BSC am Samstag in jedes Mikrofon sagte, er sei "ein Diener des Vereins", rührten die Spieler nicht gerade die Trommel für Herrlich: "Ich habe hier schon einige Trainer erlebt", sagte Brandt, 22, kühl, "es macht keinen Sinn, sich darüber einen Kopf zu machen. Die Verantwortlichen werden die richtige Entscheidung treffen. Mir ist relativ wurscht, ob sie sich jetzt noch zusammensetzen und analysieren." Sein erneut überragender Mittelfeld-Partner Kai Havertz sagte, er halte sich aus dem Thema raus: "Das können wir sowieso nicht beeinflussen." Das allerdings ist nicht ganz richtig, denn das Leverkusener Problem ist ja auch, dass die Mannschaft den Trainer oft schlecht aussehen ließ, indem sie in einigen Momenten zeigte, was sie kann - und damit zugleich das Rätsel aufwarf, warum sie dies nicht häufiger tat. "Wir sind nicht immer an unsere Leistungsgrenze gegangen", gab der 19 Jahre alte Havertz zu, und irgendwann waren die Verantwortlichen der Ansicht, dass das sehr wohl mit dem Trainer zu tun hatte - auch wenn Rudi Völler am Sonntag sonderbare Dinge kundtat wie: "Man muss nicht immer nach Niederlagen handeln (...) Ich hätte gerne mit Heiko weitergemacht", aber die Diskussionen um ihn, "die wir nicht verursacht haben", seien zu extrem geworden. Zum Glück, so Völler, sei man nach der jüngsten Serie "gar nicht so weit weg" von den eigenen Zielen. Sie zu erreichen, traute man dem Trainer Herrlich aber nicht mehr zu. Im ersten Spiel nach der kurzen Winterpause empfangen Bosz und Bayer 04 übrigens den Tabellendritten Mönchengladbach, danach geht es nach Wolfsburg und gegen den FC Bayern. Man kann es auch einfacher haben. | Das gab es noch nie in der Bundesliga: Erstmals muss mit Heiko Herrlich in Leverkusen ein Trainer gehen, der die letzten beiden Spiele gewonnen hat - sein Nachfolger hat einiges zu beweisen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/leverkusen-herrlich-bosz-trainerwechsel-1.4264626 | Leverkusen: Die Herrlich/Bosz-Nummer klingt absurd | 00/12/2018 |
In Dortmund ist derzeit vieles wie 2010: Auch damals übte sich der Verein im Understatement, auch damals schwächelten die Bayern. Ein Titel würde die Stadt wieder in völlige Euphorie stürzen. Es ist acht Jahre her, dass Borussia Dortmund zuletzt Herbstmeister war. Diese Geschichte kommt einem vor wie ein Mittelalter-Roman, denn Zweiter war damals Mainz 05 mit dem Trainer Thomas Tuchel, Dritter war Bayer Leverkusen mit dem Trainer Jupp Heynckes und Vierter war Hannover 96 mit dem Trainer Mirko Slomka. Bayern München mit dem Trainer Louis van Gaal war Fünfter mit 14 Punkten Rückstand. Tabellenletzter war Borussia Mönchengladbach. Kurz darauf heuerte dort der Trainer Lucien Favre an. Jetzt, nach sieben Münchner Herbstmeisterschaften in Serie, geht erstmals wieder Dortmund als Tabellenführer in die Weihnachtspause - mit dem Trainer Lucien Favre. 2010 hieß Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. Nach dem letzten Spieltag der Hinrunde damals bremsten die Dortmunder alle Euphorie, niemand wollte etwas vom Meistertitel hören. Man fühlte sich erschöpft, sehnte die Winterpause herbei und wollte in der Rückrunde mit Fleiß und Akribie dort weitermachen, wo man aufgehört hatte. Die Zeitungen schrieben: Der BVB kann sich nur noch selbst stoppen. Es war alles genauso wie heute. Zeit für eine "fantastische Hinrunde" Selbst Favres halbjährige Amtszeit erinnert in ihrem Understatement ein bisschen an damals: Favre sagte anfangs, dass die Mannschaft Zeit brauchen werde und die Fans Geduld. Diese Prognose hat sich zumindest schon einmal als falsch herausgestellt, denn die Mannschaft hat gleich in der ersten Halbserie unter Favre nur zwei Spiele verloren und 59 Tore geschossen. Nicht nur Herbstmeister ist Dortmund, sondern die Borussia steht auch noch im Achtelfinale der Champions League und im Achtelfinale des DFB-Pokals. Das sind in der Summe Errungenschaften einer "fantastischen Hinrunde", aber die Demut und die Vorsicht sind in Dortmund derart groß, dass diese emotionale Feststellung am Freitag vom Gäste-Trainer Dieter Hecking (Borussia Mönchengladbach) gemacht werden musste. 2010 war das Ruhrgebiet offizielle "Kulturhauptstadt Europas". Am Freitag, als Dortmund das finale Spiel der Hinrunde 2:1 gegen Gladbach gewann, wurde mit einem Festakt die Ära des Bergbaus beendet. "Kohle, Stahl, Fußball und Bier prägen unser Miteinander und unsere Kultur", sagt der BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Die Hälfte dieser Werte ist weggebrochen. Auch Bier wird immer weniger getrunken. Inmitten der radikalen Veränderungen ist der Fußball eine emotionale Konstante für die Menschen geblieben. Umso bedeutsamer ist der neuerliche Erfolg für Dortmund und die Menschen dort. Und so wie sich die Region in den vergangenen Jahren erneuert hat, weil sie es musste, so erneuerte sich auch der BVB nach Klopp und zuletzt mehr im Stillen als als lauter Bayern-Herausforderer. Da sind nun seit dieser Saison der Schweizer Trainer Lucien Favre, der dänische Mittelfeldspieler Thomas Delaney, der belgische Spielgestalter Axel Witsel, der marokkanische Abwehrspieler Achrif Hakimi, der französische Innenverteidiger Abdou Diallo und der spanische Torjäger Paco Alcácer im Ruhrgebiet. Fußballer aus ganz Europa haben der Stadt und dem Klub die Identifikation zurückgegeben. Nach der Herbstmeisterschaft 2010 ist Borussia Dortmund übrigens Meister 2011 geworden (wie immer nach Herbstmeisterschaften des BVB). Es könnte also tatsächlich sehr gut sein, dass die Dortmunder im Mai wieder um ihren Borsigplatz gefahren werden, wo Lucien Favre die Menschen zujubeln wie 2011 und 2012 Jürgen Klopp. Ein Meistertitel würde diese Stadt wieder in völlige Euphorie stürzen. Das hatte sie länger nicht mehr. | In Dortmund ist derzeit vieles wie 2010: Auch damals übte sich der Verein im Understatement, auch damals schwächelten die Bayern. Ein Titel würde die Stadt wieder in völlige Euphorie stürzen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-bvb-moenchengladbach-1.4264095 | Kommentar zum BVB: Titel in Sicht beim Herbstmeister | 00/12/2018 |
Biathlon, Massenstart: Die deutschen Biathleten haben sich ohne Podestplatz in die Weihnachtspause verabschiedet. Zum Abschluss des Weltcups in Nove Mesto belegte Arnd Peiffer im Massenstart über 15 km als bester Deutscher den vierten Platz. Nach Top-Resultaten in Pokljuka und Hochfilzen war es die erste Woche, in der es kein DSV-Athlet auf das Podium schaffte. "Das Rennen war sehr hart und keinesfalls vergnügungssteuerpflichtig. Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe", sagte Peiffer der ARD: "Mein Körper und der Ski waren nicht sehr konkurrenzfähig. Ich denke, ich habe das Optimum herausgeholt." Der überragende Athlet des Winters bleibt der Norweger Johannes Thingnes Bö, der im achten Saisonrennen bereits seinen sechsten Erfolg feierte. Der 25-Jährige blieb ohne Fehlschuss und hatte im Ziel satte 46,5 Sekunden Vorsprung vor dem Franzosen Quentin Fillon Maillet (zwei Strafrunden) und dem Russen Jewgeni Garanitschew (0/+54,1). Sprint-Olympiasieger Peiffer, der eine Strafrunde drehen musste, fehlten gut fünf Sekunden zu Platz drei. Benedikt Doll (Breitnau/2) landete als Sechster ebenfalls unter den Top 10. Simon Schempp (Uhingen/5) auf Platz 23 und Johannes Kühn (Reit im Winkl/6) als 25. vergaben eine vordere Platzierung am Schießstand. Bundesliga, Hannover: Nicht gestrichen, aber verkürzt: Trainer Andre Breitenreiter wird seine Drohung, bei Fußball-Bundesligist Hannover 96 den Weihnachtsurlaub zu unterbinden, nicht vollständig umsetzen. Die Spieler des Bundesliga-17. haben an den Feiertagen nun doch frei und müssen erst am 28. Dezember wieder zum Training erscheinen. "Das Ziel, dass sich die Mannschaft wieder als Einheit präsentiert, haben wir erreicht. Auch ich verzichte auf meinen Urlaub, um das Jahr 2018 abzuschütteln und es im kommenden Jahr besser zu machen", erklärte der Coach am Sonntagmittag. Ursprünglich sollte die Weihnachtspause entfallen, wenn die Mannschaft nicht mindestens vier Punkte aus den letzten beiden Vorrundenspiele einfährt. Dies gelang den Niedersachsen nicht, einem 1:1-Unentschieden beim SC Freiburg folgte am Samstag eine 0:1-Heimniederlage gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Breitenreiter hatte seine Maßnahme am Vormittag seiner Truppe im Verlauf einer 45-minütigen Mannschaftssitzung erläutert: "Die Situation ist für uns alle schwierig. Aber wenn wir die richtigen Maßnahmen ergreifen und zusammenhalten, bin ich optimistisch, dass wir das Ziel Klassenerhalt schaffen." Eine Ausnahmeregelung gibt es für die beiden Brasilianer Felipe und Walace. Sie dürfen den Jahreswechsel in ihrer Heimat verbringen und müssen erst am 3. Januar wieder ins Training einsteigen. Klub-WM, Real Madrid: Champions-League-Sieger Real Madrid hat zum vierten Mal die Klub-WM gewonnen und ist nun alleiniger Rekordhalter. Das Team um den deutschen Nationalspieler Toni Kroos bezwang in Abu Dhabi den ausrichtenden Klub Al Ain ohne größere Probleme mit 4:1 (1:0). Bereits in den vergangenen beiden Jahren sowie 2014 hatte Real den Titel geholt. Luka Modric (14.), Marcos Llorente (60.), Sergio Ramos (79.) und Yahia Nader (90.+1, Eigentor) sorgten mit ihren Toren für den ungefährdeten Erfolg des Favoriten, der seine erste Trophäe nach der Ära von Superstar Cristiano Ronaldo gewann. Tsukasa Shiotani (86.) gelang das Ehrentor. Für Kroos, der in der Startformation stand und in der 70. Minute ausgewechselt wurde, war es bereits der fünfte Sieg bei der Klub-WM. Er hatte 2013 zusätlich noch mit Bayern München triumphiert. Platz drei ging an River Plate. Der Traditionsklub aus Buenos Aires setzte sich im kleinen Finale 4:0 (1:0) gegen den japanischen Vertreter Kashima Antlers durch. | Arnd Peiffer wird Vierter beim Biathlon-Massenstart in Nove Mesto. Den Profis von Hannover 96 wird der Weihnachtsurlaub gekürzt. Real Madrid gewinnt die Klub-WM. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-in-nove-mesto-ich-bin-froh-dass-ich-es-hinter-mir-habe-1.4264745 | "Biathlon in Nove Mesto - ""Ich bin froh, dass ich es hinter mir habe""" | 00/12/2018 |
Fußball-Bundesligist Bayer Leverkusen hat sich nach dem enttäuschenden Verlauf der Hinrunde von Trainer Heiko Herrlich getrennt. Das bestätigten die Rheinländer am Sonntagvormittag einen Tag nach Leverkusens 3:1-Sieg gegen Hertha BSC. Herrlich war seit dem 1. Juli 2017 beim Werksklub tätig. Damals unterschrieb der Ex-Nationalspieler einen Vertrag bis zum 30. Juni 2019. Die Nachfolge des 47-Jährigen übernimmt Peter Bosz. Der Niederländer hatte in der vergangenen Saison bei Borussia Dortmund gearbeitet, musste nach verheißungsvollem Start allerdings mit ansehen, wie seine Mannschaft immer weiter abbaute und in sechs Vorrundenspielen in der Champions League nur zwei Punkte holte. Schließlich wurde Bosz im Dezember wieder entlassen. Völler beklagt die "Stagnation in der Entwicklung des Teams" Trotzdem entschied sich die Bayer-Führung für Bosz als neuen Trainer. Dieser stehe "für offensiven, temporeichen und begeisternden Fußball. Er hat auf seinen Trainerstationen immer eine besondere Passion bei der Arbeit mit jungen Spielern gezeigt. Peter passt auch deswegen hervorragend zu uns, denn wir setzen seit vielen Jahren darauf, hochtalentierte Nachwuchskräfte weiterzuentwickeln", erklärte Sportdirektor Simon Rolfes. "Unter der sportlichen Leitung von Peter Bosz wollen wir versuchen, unseren ambitionierten Ansprüchen so schnell wie möglich wieder gerecht zu werden", sagte Fernando Carro, Vorsitzender der Bayer-04-Geschäftsführung. Rudi Völler begründete die Entscheidung gegen Herrlich mit der "Stagnation in der Entwicklung des Teams. Auch wenn wir zum Jahresende hin wieder den Anschluss an die internationalen Plätze hergestellt haben, befinden wir uns nach der insgesamt nicht befriedigenden Halbserie in einer Situation, die einen Trainerwechsel aus unserer Sicht notwendig macht", sagte der für den Sport verantwortliche Geschäftsführer. Bayer, das im Sommer die Qualifikation für die Champions League als Saisonziel ausgerufen hatte, hat nach 17 Spielen lediglich 24 Punkte auf dem Konto und rangiert auf Platz neun. Im DFB-Pokal und der Europa League überwintert Bayer zwar, aber auch in diesen beiden Wettbewerben konnte Leverkusen bislang nicht vollends überzeugen. Unter Herrlich war die Königsklasse in der vergangenen Spielzeit als Tabellenfünfter nur knapp verpasst worden. | Trainerwechsel kurz vor Heiligabend: Bayer Leverkusen trennt sich von Heiko Herrlich. Für ihn übernimmt ein Coach, der bei Borussia Dortmund gescheitert war. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-leverkusen-herrlich-bosz-1.4264373 | Bayer Leverkusen trennt sich von Herrlich, Bosz kommt | 00/12/2018 |
Alles redet jetzt von seinem Absprung. Von den phänomenalen Zehntel-, ach, Hundertstelsekunden, in denen er abhebt und in der Luft durchstartet. Dabei sagt seine Landung viel mehr über den Menschen Ryoyu Kobayashi aus. Der Japaner Ryoyu Kobayashi landet verhältnismäßig unjapanisch. Er reißt schon mal die Arme hoch oder ballt noch im Abschwingen die Fäuste. Er legt die Hände aufs Visier und wiegt sich etwas hin und her. Er zeigt ein strahlendes Lächeln und flirtet mit dem Objektiv des Auslaufzonen-Kameramannes. Für andere Nationen ist so etwas selbstverständlich, nach japanischer Auffassung grenzt es aber an übertriebene Selbstdarstellung. Egoismen, berichten japanische Reporterkollegen, werden abgelehnt. Selbst die Besten wie der Rekordturner Kohei Uchimura ordnen sich daher unter, in den Dienst ihrer Mannschaft. Aber was soll Kobayashi schon gegen seine Gesten machen? Er freut sich eben, völlig zu Recht, denn er gewinnt plötzlich ständig, weil er am weitesten springt. Mit Abstand. 22 Jahre alt ist er neulich geworden, und im Weltcup springt er gerade einmal seit zweieinhalb Wintern. Erst in dieser Saison nahm die gewöhnliche Skisprung-Welt unterhalb der Trainer und Aktiven Notiz von ihm, dafür ging dann alles sehr schnell. Kobayashi stieg binnen fünf Wochen zum Favoriten der 67. Vierschanzentournee auf, die am kommenden Samstag mit der Qualifikation in Oberstdorf beginnt. Von sieben Springen in der bisherigen Saison gewann er vier, zweimal kam er noch auf das Podest. Gewiss, das Skispringen ist ein traditionsreicher Sport, und man hat schon viele Senkrechtstarter gesehen, die schnell wieder auf Normalhöhe unterwegs waren, etwa den Slowenen Domen Prevc, Bruder des früheren Tourneesiegers Peter Prevc. Auch Domen ist mit 19 Jahren noch jung und hat wie Kobayashi einen eigenen, modernen Flugstil - zudem ebenfalls drei Ski springende Geschwister. Das ist aber schon alles, die beiden wirken grundverschieden. Der von den Medien abgeschottete Slowene war als Top-Favorit der vergangenen Tournee mental überfordert und hatte damals im ersten Springen alle Siegchancen verloren. Kobayashi tritt dagegen unverkrampft auf. Er lobte soeben in Engelberg nach seinem Weltcupsieg die imposante Felsenkulisse, und dabei gelang ihm eine für einen Berufsanfänger erstaunliche, leicht Völker verbindende Überleitung: "In so einer schönen Landschaft die japanische Hymne zu hören, darüber habe ich mich sehr gefreut." Zum Skispringen kam Kobayashi nicht durch die Sichtung ehrgeiziger Trainer aus einem Vereins- und Verbandssystem wie in Europa, sondern durch seinen Vater, der zu Hause in der Präfektur Iwate im Norden Japans als Sportlehrer arbeitet und insbesondere den Sport im Schnee lehrt, somit natürlich auch seine eigenen vier Kindern: Tochter Yuka wurde direkt Skispringerin, der Älteste, Junshiro, Ryoyu und dessen jüngerer Bruder gingen den Umweg über die Nordische Kombination. Schulbank und Schanzentisch waren also die Pole in der Jugend des Ryoyu Kobayashi, was ein Grund dafür sein mag, dass er nun schon dermaßen sicher vorneweg springt. Er hat in den vielen Übungen auf der Schulschanze keinen neuen Stil erfunden, sondern eher instinktiv ein Detail verbessert, nur: Es war das entscheidende Detail im Sprungablauf, die Ouvertüre - das Losschnellen vom Schanzentisch. Wer beim Absprung etwas Entscheidendes falsch macht, der kann sich noch so flach auf die Luft legen, er wird nicht weit kommen. Wer umgekehrt beim Absprung alles richtig macht, der ist auf dem Weg zum Sieg. Und weil Ryoyu Kobayashi es zurzeit als Einziger raus hat, besonders kraftvoll aus der Ferse heraus hochzuschnellen, muss er seine Ski auf dem Weg hinauf in die Luft nicht lange einsammeln, sondern er hat deren Spitzen besonders schnell rechts und links auf Ohrenhöhe und ist in der Folge höher und schneller unterwegs als alle anderen. Sollte er tatsächlich als erster Japaner seit Kazuyoshi Funaki vor 21 Jahren die Tournee gewinnen, dann wird er noch europäischer aus sich herausgehen, und Japans Traditionalisten werden ihm den Landungsjubel hoffentlich nachsehen. Denn in dieser Gestik steckt ja auch das, was ihn stark macht: jugendliche Unbekümmertheit, die wiederum als Gegengift bei starken Selbstzweifeln hilft. Dieses ständige Hadern mit sich und dem eigenen Absprung bremst derzeit jedenfalls die meisten Konkurrenten. Kobayashi aber sagt: "Druck spüre ich nicht." Die Traditionalisten zu Hause sollten auch deshalb nicht böse sein, weil Kobayashis sonstiges Auftreten weit entfernt von Eitelkeit ist. Auch er relativiert ja alles, was nach Überheblichkeit klingen könnte, weshalb noch die vorsichtigen und demütigen Worte erwähnt werden müssen, die er an die Sache mit dem "Druck", den er nicht verspüre, anhängte: " ... oder ich versuche, so etwas wie Druck nicht zu empfinden." Und Vorbilder im Skispringen kann er gleich mehrere aufzählen, eines ist "Kamilsan", Herr Kamil, also Kamil Stoch, der Grand-Slam-Sieger der Tournee 2018 und dreimalige Olympiasieger. Überhaupt ist es ja nicht garantiert, dass dieser große Favorit am 6. Januar in Bischofshofen, am Ende der Tournee, ganz oben steht. Auch Ryoyu Kobayashi suchen manchmal Bedenken heim. Im ersten Springen von Engelberg am Samstag war er nur Siebter geworden, weshalb er abends lange nicht einschlafen konnte. Den Kyodo News berichtete er, er habe den Anlauf als das Problem für die geringe Weite ausgemacht und deshalb im Dunkeln die ganze Zeit darüber nachgedacht. Allerdings, anders als bei vielen Konkurrenten muss das Wachliegen geholfen haben. Am nächsten Tag sprang er Schanzenrekord. Vermutlich ist er dann doch nicht zu schlagen. | Bis zu dieser Saison kannten ihn nur wenige - nun ist der 22-jährige Skispringer Ryoyu Kobayashi der Favorit auf den Sieg bei der Vierschanzentournee. Vor allem beim Absprung macht er vieles richtig. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/skispringen-vierschanzentournee-ryoyu-kobayashi-1.4263242 | Skispringer Ryoyu Kobayashi: Der Höchste und Schnellste | 00/12/2018 |
Zwei Minuten hat Manchester City noch, um Niederlage zu verhindern. Zwei Minuten damit der FC Liverpool im Meisterschaftsrennen nicht mit vier Punkten enteilt. 92 Minuten lang war die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt schon auf das Tor von Crystal Palace angerannt. 78 Prozent Ballbesitz, 13:0 Ecken, 19:4 Schüsse - Spielstand 2:3. Kevin de Bruyne legt sich den Ball im Halbfeld zurecht, schaut, flankt - an der Außenlinie steigt Pep Guardiola mit weit aufgerissenen Augen zum Kopfball hoch, im Strafraum tut es ihm Gabriel Jesus gleich. Jesus steht frei, die Flanke kommt perfekt, doch sein Kopfball geht knapp über das Tor. Wenig später pfeift der Schiedsrichter ab. Die zweite Niederlage der Saison. "Unschlagbar" hatte Liverpools Trainer Jürgen Klopp unter der Woche seinen größten Konkurrenten um die Meisterschaft genannt. Die Mannschaft von Pep Guardiola habe keine Schwächen. Nur Manchester City könne Machester City schlagen. Eine klassische Klopp-Aussage, wie man sie aus der Bundesliga noch gut kennt, wenn es darum ging, den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen und ihn mit einem lässigen Lächeln einfach seinem Gegner zuzuspielen. Eine Taktik, um den Gegner größer zu machen und sich selbst kleiner, als es der Realität entspricht. Denn tatsächlich ist in dieser Premier-League-Saison bisher nur eine Mannschaft ungeschlagen: der FC Liverpool. "Natürlich haben wir Schwächen", sagte Pep Guardiola wenig später. Er wollte Klopps Aussagen nicht einfach so stehen lassen: "Jedes Team hat Schwächen. Solche Kommentare muss man einordnen, muss man einfach." Um Guardiolas Aussage zu belegen, braucht es nur einen Blick auf die vergangenen sieben Spiele von Manchester City: Nur eines davon endete ohne Gegentor. Die Abwehr ist das große Problem Guardiolas. Das liegt, wie es bei seinen Mannschaften so üblich ist, vor allen Dingen an der offensiven Ausrichtung. Ein Spiel, wie gemacht für Willy Sagnol Gegen Crystal Palace spielte Manchester City so, als wolle sie ihrem Trainer mit zusätzlichen Argumenten helfen, den verbalen Zweikampf mit Klopp für sich zu entscheiden. Zwar war die Mannschaft ihrem Gegner überlegen, doch gefährlich wurde sie nur selten. Die Gäste aus London verteidigten konzentriert, stellten zwei Ketten aus vier Verteidigern und fünf Mittelfeldspielern im letzten Angriffsdrittel auf und doppelten die schnellen Außenstürmer Leroy Sané und Raheem Sterling konsequent. Das Kombinationsspiel war gelähmt. Gefährlich wurde City nur nach Standards oder nach Flanken aus dem Halbfeld. Mit nur einem Angreifer mit mehr als 180 Zentimetern Körpergröße eine fragwürdige Strategie, die in der 27. Minute dennoch zum 1:0 führte. Ilkay Gündogan hatte sich zwischen die beiden Abwehrketten geschlichen, keiner der Verteidiger fühlte sich zuständig und so konnte der Deutsche nach einer wunderschönen Flanke von Fabian Delph unbedrängt einköpfeln. Sechs Minuten später zeigte Manchester City seine größte Schwäche: Ballverlust Gündogan, langer Pass nach vorne, Crystal Palace konterte mit vier Spielern. Über wenige Stationen kam der Ball zu Jeffrey Schlupp, der Außenverteidiger Kyle Walker auf dem falschen Fuß und den Ball im perfekten Winkel erwischte: Ein Traumtor zum 1:1 (33.). Nur 90 Sekunden später, das nächste Traumtor von Crystal Palace. Nach einem Standard konnte Manchester City den Ball nicht klären, Bernardo Silva köpfte ihn aus dem Strafraum auf den Fuß von Andros Townsend der ihn per Volley aus 30 Metern ins Kreuzeck drosch. | Manchester City verliert zu Hause gegen Crystal Palace und liegt nun vier Punkte hinter Liverpool. Pep Guardiola entscheidet immerhin ein verbales Duell mit Jürgen Klopp für sich. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/manchester-city-guardiola-klopp-1.4264115 | ManCity: Die Abwehr ist Guardiolas großes Problem | 00/12/2018 |
Domenico Tedesco ist eher als kühler Fußballanalytiker bekannt, aber auch ihm dürfte vor der Partie gegen den VfB Stuttgart bewusst gewesen sein, dass beim FC Schalke 04 kühle Fußballanalysen alleine nicht mehr ausreichen. Manchmal braucht es auch das, was man nur mit einer gedanklichen Bitte heraufbeschwören kann, wie sein Sportvorstand Christian Heidel nach dem Spiel erzählte. "Bitte, gib uns mal ein bisschen Spielglück" habe dieser Gedanke gelautet, sagte Heidel, der aber nicht verriet, an wen er sich innerlich in der 48. Minute eigentlich gewandt hatte. Da nämlich hatte sein Torhüter Ralf Fährmann dem Stuttgarter Stürmer Nicólas Gonzalez den Ball direkt in den Fuß gespielt. Der hatte dann aber vor dem leeren Tor nur den Pfosten getroffen und so den Ausgleich zum 1:1 verpasst. "Natürlich war das Glück", sagte Tedesco und sprach davon, dass es schön gewesen sei, einen "dreckigen Sieg" einzufahren. Eine für den Schalke-Trainer eine recht untypische Form der Analyse einer Partie, die vor wenigen Monaten wohl noch als so etwas wie ein Spitzenspiel durchgegangen wäre. Doch weder der VfB Stuttgart noch der FC Schalke 04 konnten verbergen, dass sich beide Mannschaften inzwischen in einer anderen fußballerischen Realität befinden. Und so war es wenig überraschend, dass dieses Spiel dann nach genau dem aussah, was man erwarten konnte: ein von beiden Seiten hart geführtes Abstiegsduell, das vor allem von ungenauen Pässen und Nervosität geprägt war. Der Schalker Plan: In die Pause retten und dann kontern Mit dem besseren Ende für die Schalker, die in den entscheidenden Situationen eben jenes beschworene Spielglück hatten. In der siebten Minute etwa warf Schalke-Torwart Fährmann den Ball ohne Not in die Füße von Stuttgarts Mittelfeldspieler Erik Thommy, der gedankenschnell auf das leerstehende Tor schoss, aber weit drüber zielte. "Es wäre mehr drin gewesen, wenn wir durch sowas mal in Führung gegangen wären", sagte Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke, bevor auch er sich dem Thema des Nachmittags widmete: "Wir haben aber auch definitiv kein Spielglück." Der weitere Verlauf der ersten Hälfte ließ sich anhand einer Situation exemplarisch zusammenfassen: Wieder hatte Fährmann den Ball, diesmal legte ihn sich aber seelenruhig zum Abstoß hin, ehe er für sich entschied, dass der Ball an einer anderen Stelle womöglich besser liegen würde. Also nahm Fährmann diesen wieder in die Hand, ging einige langsame Schritte und führte dann irgendwann auch den Abstoß aus. Das war in der 16. Minute. Schalke hatte inzwischen begonnen, seinen Vorsprung zu verwalten, notfalls auch mit Hilfe der Uhr. Selbst Heidel habe sich in dieser Phase gedacht: "Wir müssen uns irgendwie in die Pause retten." In der Zwischenzeit waren die Schalker nämlich in Führung gegangen, durch ihren einzigen flott vorgetragenen Angriff in der ersten Hälfte: Über Yevhen Konoplyanka und den aufgerückten Außenverteidiger Bastian Oczipka kam der Ball zu Stürmer Steven Skrzybsk, der diesen schließlich zur Führung ins Tor grätschte (10. Minute). | Stuttgart verliert, weil sich Stürmer Gonzalez einen Slapstick-Moment leistet. Schalke hat nach schweren Wochen endlich einmal Spielglück. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-schalke-tedesco-stuttgart-1.4264101 | Bundesliga: Schalke bejubelt einen dreckigen Sieg | 00/12/2018 |
Als die Bayern-Spieler am Samstagabend schon wieder Richtung Kabine schlurften, drehte sich Franck Ribéry noch einmal um. Ganz allein, eingepackt in eine Winterjacke, stand er nun vor der Kurve, wo die Münchner Fans ihm entgegen riefen. "Ribéry, Ribéry" tönte es von der Tribüne. Der Franzose klatschte in die Hände und verbeugte sich. Er nahm die Rufe der Fans dankend an. "Ich genieße diese Momente", sagte Ribéry nach dem Spiel. Er weiß ja nicht, wie oft er sie noch erleben darf. Seine Karriere neigt sich dem Ende entgegen, er blickt schon mehr darauf zurück als noch voraus. Im April wird er 36 Jahre alt, auch wenn Thomas Müller die Zahl anzweifelte, nach dem 3:0-Sieg in Frankfurt teilte er süffisant mit, dass "Franck gestern 22 geworden ist". Wenn man den Flügelstürmer am Samstag beim Fußballspielen zuschaute, konnte man wirklich den Eindruck gewinnen, dass Ribéry noch die eine oder andere Spielzeit dranhängen könnte. Er schoss nicht nur zwei Tore, sondern trat auch sonst so frisch und unbekümmert auf, als wäre er gerade der Junioren-Auswahl des Klubs entwachsen. "Ich habe gerade sehr viel Spaß", gab Ribéry zu. Es liegen ja schwierige Zeiten hinter ihm. Schwierige Zeiten, das zur Erklärung, sind für ihn, wenn er nicht spielen darf, sondern die Spiele von der Bank aus anschauen muss. "Ich will immer dem Klub und der Mannschaft helfen", sagte er. Aber er musste im zwölften Jahr beim FC Bayern akzeptieren, dass Trainer Niko Kovac ihm andere Spieler in der Anfangself vorzieht. Deshalb war es für ihn schon ein Festtag, dass er zuletzt im Heimspiel gegen Leipzig mit einem genialen Moment das Siegtor erzielte. Auch in Frankfurt war er neben Abwehrspieler Niklas Süle der auffälligste Bayern-Spieler, nicht nur wegen seiner beiden Tore. "Natürlisch" wolle er weitermachen beim FC Bayern Beim Führungstreffer zum 1:0 (35.) musste er nur noch seinen Fuß hinhalten, das zweite Tor (79.) zum 2:0 war schon feinerer Bauart, er hatte es selbst mit einem Doppelpass mit Joshua Kimmich eingeleitet. "Er wollte aber wohl im langen Eck statt im kurzen abschließen", merkte Süle trocken an. Den Nationalspieler imponierte vor allem Ribérys Laufleistung. "Es ist nicht selbstverständlich, wenn man mit 35 Jahren noch so rennen kann", lobte Süle, "ich wäre froh, wenn ich das in dem Alter auch noch so könnte." Ribéry wird das gerne hören. Der Franzose ist auf einer Bewerbungstour in eigener Sache, er will nicht wahrhaben, dass die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß ernsthaft darüber nachdenken, ihm im Sommer keinen neuen Vertrag mehr anzubieten. Er will unbedingt noch ein Jahr weiterspielen in München. "Natürlisch", entgegnete er auf diese Frage. Er fühlt sich noch nicht zu alt für höchste Ansprüche. Das sieht auch Müller so, der ihn ausdrücklich anpries, "nicht nur als Aktivposten, sondern auch als Torschütze". Wie lange Ribéry schon das Bayern-Trikot trägt wird deutlich, wenn man sieht, wie viele Spiele er schon mitgemacht hat. Eine Partie fehlt ihm noch, um mit Lothar Matthäus gleichzuziehen, der 410 Mal das Münchner Jersey in seiner Karriere übergestreift hat. "Ich hoffe, dass ich das noch überbieten kann", sagte Ribéry zurückhaltend, als ihn Matthäus im Fernsehinterview darauf ansprach. Rummenigge kann sich einen FC Bayern ohne Ribéry vorstellen Rummenigge selbst wollte sich zu einer Vertragsverlängerung nicht äußern oder sogar darauf festlegen. Der Vorstandsvorsitzende verspürte zwei Tage vor Heiligabend wenig Lust, voreilig Geschenke zu verteilen. Ribéry hatte ihn in der Kabine schon im Scherz darauf angesprochen. "Da ist nichts vorbereitet", sagte Rummenigge fast kühl. Das Alter sei aber kein Ausschlusskriterium, fügte er hinzu. "Es gibt nur gute und weniger gute Spieler und Franck ist im Moment ein sehr guter Spieler." Rummenigge gefiel natürlich, wie der Franzose rannte und kämpfte, wie er verteidigte und nach vorne stürmte und das Spiel entschied. Er kann sich einen FC Bayern aber ohne Ribéry vorstellen, Ribéry und die Bayern-Fans vermutlich eher nicht. | Der Franzose befindet sich beim FC Bayern auf Bewerbungstour für einen neuen Vertrag - mit zwei Toren gegen Frankfurt liefert er beste Argumente. Doch er dürfte nicht mehr lange mitspielen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-ribery-vertrag-1.4264100 | Franck Ribéry ist auf Bewerbungstour beim FC Bayern | 00/12/2018 |
In diesem Monat empfiehlt Andrew Luck den Einsteiger-Lesern den Klassiker "Die Drei Musketiere", für die schon Erfahrenen schlägt er "Breaking Trail" vor, die Biografie der amerikanischen Bergsteigerin Arlene Blum. Andrew Luck ist jedoch kein Buchverkäufer. Auch wenn er mit seinem umgänglichen Gemüt und seiner tiefen Stimme eigentlich gut in ein kleines Literaturgeschäft passen würde, ist Luck hauptberuflich Quarterback in der NFL und brüllt dort seine Anweisungen über das Spielfeld. Und als Hobby hat Luck eben einen Buchclub gegründet - im Internet stellt er jeden Monat zwei Bücher vor. "Mit diesem Buchclub habe ich eine Plattform, um meine Liebe zum Lesen mit einem größeren Publikum zu teilen", schreibt Luck. Luck ist, so viel kann man sagen, kein gewöhnlicher Football-Profi - auch weil er so sympathisch bodenständig erscheint. Der 29-Jährige ist eher ein normaler Mensch als ein Profisportler. Er ist ein großer, meistens vergnügt schauender Mann mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Er liest andauernd Bücher, er spielt bei Auswärtsfahrten den informierten Städteführer für sein Team, er fährt mit seinem Rad durch die Midwest-Großstadt Indianapolis. Das Comeback des Jahres Viele Football-Fans gönnen Andrew Luck deswegen von Herzen, was in dieser Saison bislang passiert: Der Spielmacher feiert das Comeback des Jahres. Persönlich und zusammen mit seinem Team. Zuerst einmal war es allein schon ein Triumph, dass er zu Saisonbeginn überhaupt auf dem Feld stand. Luck hat in den letzten drei Jahren eine schier endlose Verletzungsgeschichte hinter sich gebracht, die Chronologie dazu würde bei lautem Vorlesen aller Updates, News und neuer Entwicklungen eine abendfüllende Dokumentation ergeben. Die Kurzfassung: Schon 2015 hatte sich Luck die rechte Schulter, seine Wurfschulter, verletzt, er schleppte sich damit jedoch durch zwei Saisons, musste sich operieren lassen und spielte schließlich in der letzten Saison überhaupt nicht. "Es gab eine Zeit, in der ich sehr viel Angst um Football und meinen Platz im Football hatte", sagte er im Sommer dem Indianapolis Star über die lange Misere. Dementsprechend wurde er in der Vorbereitung und zu Beginn der Saison beäugt. "Ich war sehr skeptisch", sagt zum Beispiel Christoph Kröger, 28, der den deutschen Football-Podcast "Down, Set, Talk" moderiert. Zu Beginn warf Luck vor allem kurze Pässe, und das gesamte Team kam nicht gut in die Saison. Nach sechs Spielen hatten die Colts fünf Niederlagen. Dann aber die Explosion: Von den letzten acht Spielen gewann Indianapolis sieben, mittlerweile hat das Team wieder Chancen auf die Playoffs. "Absolut beeindruckend", nennt Kröger die Rückkehr von Luck, "man merkt überhaupt nicht mehr, dass er diese lange Verletzungspause hatte." Andrew Luck ist wieder das, was er in seinen ersten NFL-Jahren schon war: ein Elite-Spielmacher. "Er ist für mich einer der ausbalanciertesten Quarterbacks der Liga", sagt Kröger, "er kann extrem viel gut" und zählt dann auf: Grundathletik, ein guter Passer im Lauf und wenn er tief geht und seine Präzision im Kurzpassspiel. Und er besitzt im Übermaß das, was die Amerikaner Football-IQ nennen. "Natürlich ist er einer der cleversten Quarterbacks der Liga", meint Kröger. Schon früher hat Luck seine Colts, die ihn 2012 an Nummer 1 gedraftet haben, in die Playoffs geführt. Oftmals hob der Spielmacher ein mittelmäßiges Team alleine auf ein akzeptables Niveau. Doch in dieser Saison spielt nicht nur Luck hervorragend, seine Mannschaft ist ebenfalls verbessert. "Das Wichtigste bei den Colts ist, dass sie die O-Line so verbessert haben", meint Kröger zu den Spielern, die den Quarteback vor den Gegnern beschützen sollen. Für die Verbesserung war keine große Grübelei notwendig: Bei den letzten beiden Talentauswahlen holten die Colts mit ihren wertvollen Picks vor allem für diesen Mannschaftsteil Verstärkung. Zum Beispiel Quenton Nelson. "Im College eine Übermacht, der hat sie an der Line alle in die Tasche gesteckt", sagt Kröger. Nelson wurde in seinem ersten Jahr als Profi bereits in das All Star-Game gewählt. Weil die Offensive Line stabiler steht, hat Luck mehr Zeit, seine Pässe anzubringen. "Stabil" ist dabei fast eine Untertreibung, erst 16 Mal konnten die Gegner Andrew Luck zu Boden bringen - Liga-Bestwert. Neben der Mannschaft hat sich auch der Trainerstab verändert. Frank Reich ist seit dem Sommer der neue Cheftrainer, er gewann letztes Jahr als Koordinator der Offensive mit den Philadelphia Eagles den Super Bowl. Von Reich höre man, dass er ein "guter Leader" mit einem guten Einfluss auf junge Spieler sei, sagt Kröger. Den schlechten Saisonstart erklärt er mit all diesen Wechseln, "die sich im Lauf der Saison erst entwickeln und greifen mussten." Einen Titel hat Andrew Luck fast sicher Mit fortschreitender Saison werden nun auch die Playoffs zum Thema: Gewinnen die Colts ihre beiden letzten Spiele, dann stehen die Chancen auf ein Weiterkommen gut. Dachte sich auch eine Reporterin des amerikanischen Fernsehens und bohrte nach dem letzten Sieg bei Andrew Luck nach: Sie könne ja gar nicht glauben, dass in Indianapolis niemand über die K.o.-Runde rede. Die Antwort fiel Andrew Luck-mäßig aus: breites Lachen, linkisches Schulterzucken, Grinsen. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Dann nochmal ein breites Grinsen, dann ein Kopfnicken in der Art "Ich werde nichts mehr sagen". Auf etwas unbeholfene, aber charmante Weise hatte der Quarterback damit klargemacht: Wir werden nicht offiziell darüber sprechen. Inoffiziell werden die Colts natürlich den Rechenschieber in der Kabine aufstellen. Einige Experten sehen das Team als Überraschungsmannschaft, das an einem guten Tag auch die Top-Mannschaften der Liga schlagen kann. "Man darf jetzt auch nicht den Fehler machen und sagen, die Colts gehören zu den Top-Teams der NFL", schränkt Kröger ein. Überraschungen passieren, auch in den Playoffs, aber spannender sind für Kröger die nächsten Jahre. "Sie haben eine richtig gute Basis", sagt er über die Zukunft in Indianapolis. Luck hat noch einige gute Jahre vor sich, es sind viele junge, gute Spieler an Bord: "Daraus kannst du echt was machen." Einen Titel, den die NFL vergibt, wird Andrew Luck fast sicher schon in dieser Saison bekommen: Comeback Player of the Year. | Nach drei Jahren voller Verletzungen führt Andrew Luck die Indianapolis Colts ganz nah an die Playoffs heran. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/football-literarischer-quarterback-1.4264121 | Literarischer Quarterback | 00/12/2018 |
Mikaela Shiffrin starrte ungläubig auf die Anzeigetafel im Zielraum von Courchevel. Hatte sie es wirklich geschafft und war mit ihrem Kindheitsidol Marlies Schild gleichgezogen? Ja, es stimmte: Die Ausnahmeathletin aus den USA holte im letzten Rennen vor Weihnachten ihren 35. Slalomsieg - so viele hat nur "Slalomkönigin" Schild. 50-mal hat Shiffrin nun im Weltcup gewonnen - so oft wie der legendäre Italiener Alberto Tomba. "Es ist unglaublich, wenn ich an solche Zahlen denke", sagte Shiffrin nach ihrer nächsten Fahrt in die Ski-Geschichtsbücher sichtlich baff, "aber das ist nicht der Grund, warum ich Rennen fahre." Das tue sie für den Moment, "in dem ich spüre, dass ich gut fahre. Aber natürlich reden jetzt alle über diese Rekorde." Aus gutem Grund: 50 Siege mit gerade einmal 23 Jahren - jünger als Shiffrin war beim Erreichen dieses Jubiläums niemand zuvor. "Als ich klein war, hatte ich mehrere große Träume", sagte Shiffrin in Courchevel: "Ich wollte den Gesamtweltcup gewinnen, Siege in allen Disziplinen und in einer Saison in jeder Disziplin gewinnen. Das habe ich alles geschafft und bin sehr stolz darauf." Fest steht: Bleibt Shiffrin gesund und lange genug aktiv, sprengt sie alle bestehenden Rekorde ihrer Sportart. Schon jetzt hat sie zweimal Gold bei Olympia, ist dreimalige Weltmeisterin und gewinnt mehr als jedes dritte Weltcup-Rennen, in dem sie antritt. Bei 49,29 Prozent ihrer Rennen landet sie mindestens auf dem Podest. Für ihren siebten Saisonsieg musste Shiffrin härter kämpfen als gewohnt. Winzige 0,04 Sekunden betrug ihr Vorsprung auf Petra Vlhova nach dem ersten Lauf, im Finale lag sie bei der letzten Zwischenzeit 0,04 Sekunden hinter der Slowakin zurück. Doch im flachen Schlussabschnitt spielte sie ihre Klasse aus und lag am Ende mit 0,29 Sekunden vorne. Olympiasiegerin Frida Hansdotter (Schweden/0,37) belegte Rang drei, Christina Geiger (Oberstdorf/3,88) wurde 21. Lena Dürr (Germering) schied im ersten Lauf aus. "Als ich ins Ziel gekommen bin, habe ich auf der Anzeigetafel gesehen: Minus, Minus, Plus", sagte Shiffrin: "Da dachte ich: Oh nein, ich bin hinten! Dann habe ich realisiert, dass ich doch vorne bin." Dass sie mit Schild gleichgezogen war, machte sie besonders stolz. Als junge Athletin hatte sie der großen Österreicherin nachgeeifert. "Marlies war die beste Slalom-Fahrerin ihrer Generation", sagte Shiffrin. Wenn sich Shiffrin in der kurzen Weihnachtspause nicht an einem Plätzchen verschluckt, dürfte sie Schild bereits am 29. Dezember in Semmering/Österreich überholen. Im Gesamtweltcup, den sie in den vergangenen beiden Wintern gewonnen hatte, hat Shiffrin bereits unglaubliche 501 Punkte Vorsprung. Und das nach nur einem Drittel der Saison (13 von 39 Wettbewerben) und obwohl sie zwei Rennen ausließ. Ganz anders die deutschen Starterinnen. "Das war nicht okay", sagte Geiger über ihren Auftritt, "ich weiß, dass ich es besser kann und besser machen muss. Irgendwas blockiert immer, ich muss mir mehr zutrauen." Dürr meinte: "Es ist nicht das Ziel, nur einen Durchgang zu fahren. Das ist immer hart." | Mikaela Shiffrin feiert beim Slalom in Courchevel ihren 50. Weltcupsieg. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis weitere Rekorde folgen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-bald-die-beste-aller-zeiten-1.4264119 | Ski Alpin - Bald die Beste aller Zeiten | 00/12/2018 |
Eishockey-Torhüter ohne Torwart-Kelle stehen in den meisten Fällen sehr schlecht da, sie rutschen dann ungelenk durch ihren Torraum und wirken etwas verloren. Dennis Endras lässt sich im Moment aber selbst von diesem Malheur nicht stoppen. Am Freitagabend geriet der Nationaltorhüter der Adler Mannheim in München sekundenlang in eine solche ungünstige Situation, wehrte aber dennoch einen gefährlichen Schuss von Andrew Bodnarchuk ab. Es war Endras' spektakulärste von zahlreichen Paraden, die den Adlern im Spitzenspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) einen 3:1-Auswärtssieg beim EHC Red Bull München sicherte. Durch den Sieg wuchs der Vorsprung des Tabellenführers auf den Meister der vergangenen drei Jahre auf zehn Punkte an. Für Endras war es der zweite grandiose Auftritt in München binnen kurzer Zeit, erst am 9. Dezember war er beim Mannheimer 1:0-Sieg nach Penaltyschießen an selber Stelle überhaupt nicht zu überwinden gewesen. Von einem München-Geheimnis will der 33-Jährige allerdings nicht sprechen. Er lacht erst einmal in der Münchner Olympia-Eishalle. Dann sagt er: "Wenn man hierherkommt, weiß man, dass man viele Schüsse bekommt." Es sei einfach immer harte Arbeit. Benedikt Weichert geht etwas mehr ins Detail. Endras' Formstärke beruhe auf seiner Schnelligkeit, sagt Mannheims Torwarttrainer. Endras hat mit Rostislav Haas - Mannheims zweitem Goalie-Coach - Extraschichten im Kraftraum geschoben, "die sind momentan der Schlüssel zu seiner Konstanz", erklärt Weichert. Endras war immer schon flink, doch das neue Trainerteam der Adler hat sich im Sommer das Ziel gesetzt, seine Explosivität noch einmal zu steigern. "Das dauert Monate", erklärt Weichert. Doch es zahlte sich aus: So langsam zeige die Arbeit Früchte, sagt Weichert, "jetzt macht es sich auch in den Spielen bemerkbar." Im Duell mit Chet Pickard hat Endras sich vorerst durchgesetzt Die Adler haben in Endras und Chet Pickard, der bis zum Dezember fast gleich viele Einsätze wie Endras hatte, zwei starke Torhüter, doch in den vergangenen fünf Spielen, die angefangen mit dem 1:0 in München allesamt gewonnen wurden, stand nur einer im Kasten: Dennis Endras. Da die Adler nicht nur über die beste Offensive, sondern auch über die beste Defensive der Liga verfügen, ist das Kollektiv der Hauptgrund für den derzeitigen Erfolg. Andrew Desjardins erklärt es so: "Unser System stimmt vom Torhüter bis zum zwölften Stürmer." Trainer Pavel Gross, der nicht bekannt dafür ist, einzelne Spieler allzu oft explizit hervorzuheben, sagt auf die starke Defensive angesprochen aber als allererstes: "Wir haben auf jeden Fall mit Dennis einen starken Torhüter, der solide spielt." Endras' große Stärke, seine Reaktionsfähigkeit, blitzte in München mehrmals auf. "Er ist in der Lage, eine Schussauslösung auch aus ganz kurzer Distanz noch zu lesen", sagt Weichert. Zu spüren bekam das am Freitag Trevor Parkes, der in Minute 32 einen Meter vor Endras abzog und die Scheibe Sekundenbruchteile später im Fanghandschuh des Mannheimers sah. Fähigkeiten wie diese bringt Endras bereits mit. Das Hauptaugenmerk seiner Trainer liegt bei einem so erfahrenen Spieler deshalb darauf, Prozesse zu optimieren und Gewohnheiten zu schaffen. "In bestimmten Bereichen, wie der Spielvorbereitung oder dem Umgang mit Drucksituationen, weiß er ganz genau, was er machen muss", sagt Weichert. "Da müssen wir nicht viel Arbeit leisten." Was aber auch einem seit Jahren auf Nationalmannschafts-Niveau spielenden Torhüter hilft, ist eine ordentliche Portion Selbstvertrauen. Der mentale Part sei nach fünf Siegen in Serie keinesfalls zu unterschätzen, betont Gross: "Sportler sind Menschen und Menschen sind kopfgesteuert. Der Kopf ist sehr, sehr wichtig." Auch Weichert unterstreicht, dass eine herausragende Leistung wie jene von Endras beim 1:0-Sieg in München, das Adler-Angreifer Luke Adam als das beste Spiel bezeichnete, das er bisher von Endras gesehen habe, einen Athleten "zusätzlich pusht" und ihn anspornt, "diesen Flow mitzunehmen". Endras will aber selbst diese Leistung nicht überbewerten. Klar gebe einem das Selbstvertrauen, sagt er, "aber ich bin mittlerweile so lange dabei: Wenn ich gut spiele, hebe ich nicht ab und wenn es nicht läuft, bleibe ich auch locker." Diese Gelassenheit ermöglicht es dem Nationaltorhüter, sich über die Frage, wie er sein hohes Niveau wohl am besten konserviere, keine großen Gedanken zu machen. "Mir macht Eishockey immer noch extrem viel Spaß", sagt er, "und wenn man im Sport Spaß hat und das noch mit Siegen garniert wird, kommt die Leichtigkeit dazu." Deshalb hat Endras auch kein Problem damit, die zehn Punkte Vorsprung auf München entspannt zu sehen. "Das nehmen wir gerne mit", sagt er, "wir bleiben aber ganz locker und werden nicht verrückt." Der Weg sei schließlich noch lang. | Die Adler Mannheim gewinnen das DEL-Spitzenspiel gegen den EHC München 3:1 und führen die Tabelle mit deutlichem Vorsprung an. Herausragender Akteur ist einmal mehr Torwart Dennis Endras. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-haelt-auch-ohne-kelle-1.4264118 | Hält auch ohne Kelle | 00/12/2018 |
Ein erster Blick auf die Schuhe von Achim Beierlorzer verriet: Es war dreckig beim Duell FC Ingolstadt 04 gegen den SSV Jahn Regensburg am letzten Fußball-Wochenende des Jahres 2018. Der Regensburger Trainer stand im Presseraum des Ingolstädter Stadions, seine weißen Laufschuhe waren durchnässt und zu einem großen Teil dunkelbraun eingefärbt von der nassen Erde, an den Seiten hatte sich etwas Gras angesammelt. Auf den zweiten Blick klärt sich so eine Situation aber dann auf: Es hatte eben viel geregnet in Ingolstadt. Ansonsten war es kein sonderlich giftiges, dreckiges Spiel an diesem Samstagnachmittag, was schon verwunderte: Einerseits sprechen die Ingolstädter ja vom Donau-Derby, wenn sie gegen Regensburg kicken, andererseits sind sie Tabellenletzter. "Kämpfen, kratzen, beißen", diese Ur-Tugenden, nach denen die Fans im Abstiegskampf erst recht lechzen, ließen sie fast durchweg vermissen. "Vielleicht verstehen wir den Abstiegskampf nicht", sagte Almog Cohen, einer der wenigen Kämpfer in seinem Team, das 1:2 (1:1) unterlag. Sein Kollege Marcel Gaus war ähnlich niedergeschlagen: "Wir stehen völlig zurecht auf dem letzten Tabellenplatz", sagte der Außenverteidiger, fügte an seine Rede aber die einzige gute Nachricht aus Ingolstädter Sicht an: Das Team habe immerhin "ein Weihnachtsgeschenk von den anderen" bekommen. Eine Meisterrunde im Abstiegskampf? Nach dem 14. Spiel ohne Sieg in Serie könnte ein Verein ja nach 18 Partien schon deutlich abgeschlagen auf dem letzten Platz liegen. Das ist in dieser zweiten Fußball-Bundesliga allerdings nicht der Fall, denn das "Weihnachtsgeschenk" sind die FCI-ähnlichen Serien in Sandhausen, Duisburg und Magdeburg. Die zweite Liga sucht sich irgendwie in jeder Saison ihr Alleinstellungsmerkmal. Nachdem in der vergangenen Saison noch fast jede Mannschaft ab- und aufsteigen konnte, sind die Teams nun fast alle auf den gesicherten Rängen, eben bis auf die vier zuvor genannten abgeschlagenen Mannschaften. Die haben es sich allerdings ganz spannend eingerichtet, gerade einmal drei Punkte liegen zwischen Rang 15 und 18. Der Sieger der Viererrunde bleibt also in der Liga. Vielleicht ist das Ganze also gar kein Abstiegskampf, wie Almog Cohen vermutet, sondern eine eigene kleine Meisterrunde. Dass es unten so eng bleibt, liegt auch an Beierlorzers Team, das vor einer Woche in Sandhausen dank eines späten Tores noch 2:2 spielte und nun eben einen anderen Hinterbänkler demütigte. Zweimal traf der zuletzt in die Mannschaft gerückte Hamadi Al Ghaddioui (28./75. Minute), Sonny Kittel konnte nach einem feinen Doppelpass mit Robert Leipertz zwischenzeitlich ausgleichen (39.). Das schön herausgespielte Tor änderte nichts daran, dass die Ingolstädter nach dem 1:1-Remis in Darmstadt und gegen Heidenheim erneut nicht die Reife ihres Gegners hatten. Sie sind bisher noch nicht in der Lage gewesen, zu Null zu spielen. "Das ist auch eine Qualitätsfrage", sagte Gaus. Sein Trainer Jens Keller dachte da schon weiter. Er kündigte an, in der Winterpause neue Spieler verpflichten zu wollen, um am Ende doch noch als Sieger aus dem Schneckenrennen am Tabellenende herauszugehen. "Wir wollen das eine oder andere machen", sagte er. "Wir brauchen noch den einen oder anderen Charakter, der das Heft in die Hand nimmt." Den Spielern die er schon hat, übermittelte er: "Wenn einer nicht richtig mitzieht, kriegt er das zu spüren." Keller hat bei Werner Lorant das Fußballspielen gelernt. Mit dessen harten Führungsstil will er nun die Wende in Ingolstadt schaffen. Eine ruhigere Winterpause hat Achim Beierlorzer vor sich. Sein SSV Jahn steht mit 26 Punkten aus 18 Spielen so gut da wie noch nie in der zweiten Liga, in dieser Woche hatte er sogar fröhlich verkündet, dass er erstmals in seinen anderthalb Jahren in Regensburg die komplette Mannschaft trainieren durfte (keiner verletzt, keiner absent). Nur seine Schuhe sollte er vor Weihnachten vielleicht noch putzen. | Der Abstiegskampf der zweiten Bundesliga bleibt spannend, weil vier Vereine einträchtig verlieren. Der Tabellenletzte FC Ingolstadt profitiert davon - und will im Winter personell nachlegen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/zweite-liga-schoene-bescherung-1.4264111 | Zweite Liga - Schöne Bescherung | 00/12/2018 |
Beim FC Augsburg, und das geben die Verantwortlichen auch unumwunden zu, sehen sie sich selbst als einen etwas anderen Bundesligaklub. Etwas anders deshalb, weil sie sich für die branchentypischen Mechanismen nur am Rande interessieren. Wenn es etwa nach dem Jahresumsatz geht, dann spielt der FCA seit inzwischen acht Bundesliga-Jahren über seinen Verhältnissen, denn diese fiktive Geldtabelle sieht für den Klub eigentlich immer einen Abstiegsplatz vor. Und wenn die Mannschaft trotzdem mal für eine Weile unter ihren Verhältnissen spielt, dann widersetzen sie sich einfach den üblichen Debatten. Vor den beiden Unentschieden gegen den FC Schalke 04 (1:1) und Hertha BSC (2:2) hatte der FCA vier Spiele in Folge verloren, so viele wie noch nie unter Trainer Manuel Baum. Das liegt zum einen natürlich daran, dass Baum in seinen rund zwei Jahren beim FCA bislang wirklich gute Arbeit geleistet hat. Erst rettete er den Verein vor dem Abstieg, in der vergangenen Saison hatte der FCA mit den gefährlichen Tabellenregionen dann gar nichts mehr zu tun. Das ist in der aktuellen Spielzeit zwar wieder anders, vor der Partie gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag (15.30 Uhr) hatte der FCA nur einen Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz 16. Dazu geführt haben aber auch einige dieser Unabwägbarkeiten auf dem Platz, die von außerhalb nur schwer hervorzusehen sind. Der FCA spielte phasenweise auffallend gut, belohnte sich dafür aber viel zu selten. Und als man nicht mehr ganz so gut spielte, kam auch noch Pech dazu, wie etwa am Dienstag bei den beiden Gegentoren in Berlin. Da spielte der FCA für kurze Zeit mit einem Mann weniger, weil Verteidiger Martin Hinteregger außerhalb des Feldes behandelt werden musste, und bis der Österreicher wieder dabei war, war aus der 1:0 Führung mal eben ein 1:2 geworden. Zweifel am Trainer? Ausgeschlossen Andererseits fingen sich die Augsburger nicht nur Gegentreffer in Unterzahl, sondern ja noch 24 weitere in bislang 16 Spielen. Die defensive Stabilität - eine der großen Prioritäten in der Schule des Fußballlehrers Manuel Baum - ist dem FCA abhandengekommen. Nur einmal blieben sie in dieser Saison ohne Gegentreffer, Mitte September im Heimspiel gegen RB Leipzig (0:0). Aber wegen all solchen Dingen öffentlich Zweifel über den Trainer äußern? Nein. Überhaupt haben sie beim FCA in ihrer gar nicht mehr so kurzen Bundesliga-Geschichte erst einmal einen Trainer entlassen, Baums Vorgänger Dirk Schuster. Und das war eine Trennung, bei der sportliche Aspekte eher nebensächlich waren. Man war sich uneins über die grundsätzliche Ausrichtung des Vereins und korrigierte diesen Fehler mit Manuel Baum, der zuvor lange in der eigenen Nachwuchsabteilung gearbeitet hatte. Ein Trainer mit "einem besonderen Gefühl für Talente", wie FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter im Sommer in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte. Weil andere finanziell eben deutlich stärker aufgestellt sind, sei dieses Modell für einen Klub wie den FCA "ein wichtiger Faktor für die Zukunft". Die Augsburger denken aber nicht nur in größeren Etappen als der Großteil der Konkurrenz. Auch auf potenziell störende Tagesthemen reagieren sie im Klub meist gelassen. Vor der Partie gegen Schalke am vergangenen Wochenende etwa hatten sich mit Caiuby, Jonathan Schmid und Konstantinos Stafylidis gleich drei Akteure tättowieren lassen. Wo andernorts deswegen schon mal Spieler suspendiert wurden, moderierte Baum die Professionalitätsdebatte ziemlich professionell weg. Auch, dass Mittelfeldspieler Ja-Cheol Koo einfach für den Asien-Cup 2019 nominiert wurde, obwohl dieser nach der WM eigentlich aus der südkoreanischen Nationalmannschaft zurückgetreten war, nehmen sie in Augsburg hin. "Wenn er nominiert ist, muss er anreisen", sagte Reuter - das hat so mancher Bundesliga-Verantwortlicher schon anders gesehen. Ein bisschen schielen die Augsburger aber dann doch auf die Konkurrenz. Gegner Wolfsburg sei "im Flow", sagte Baum am Freitag ein bisschen neidisch auf der Pressekonferenz. Seine eigene Mannschaft war das zuletzt hingegen ja eher weniger: "Uns nervt es extrem, dass wir sieben Mal hintereinander nicht gewonnen haben." Aber weil sie in Augsburg eben doch ein bisschen anders sind als der Rest, betonte der Trainer im nächsten Satz gleich wieder das Positive. "Auf der anderen Seite", sagte Baum "haben wir jetzt auch zweimal nicht verloren." | Trotz guter Leistungen ist der FC Augsburg gegen Ende der Hinrunde in die Abstiegszone gerutscht. Vor dem Spiel gegen Wolfsburg gibt sich Trainer Manuel Baum dennoch bewusst ruhig und gelassen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/augsburg-wolfsburg-15-30-uhr-gelassen-und-positiv-1.4264108 | Augsburg - Wolfsburg (15.30 Uhr) - Gelassen und positiv | 00/12/2018 |
Im Sommer hatte der zweimalige deutsche Meister nach dem Einstieg einer chinesischen Investorengruppe große Pläne und wollte in die dritte Liga aufsteigen. Doch nun ist der Verein insolvent. Die Meldung auf der Homepage des Regionalligisten FC Viktoria 1889 wirkt unscheinbar. Eingerahmt zwischen der Ankündigung, die U11 und U13 würden am Sparda-Bank Hallencup in Siershahn teilnehmen, und einem Vorbericht auf das Pokalspiel der Herrenmannschaft gegen Polar Pinguin (Kreisliga A), steht ein offener Brief des Vorstands an die Vereinsmitglieder. "Mit großen Bedauern", heißt es dort ohne lange Vorrede, "müssen wir euch mitteilen, dass der Vorstand heute, 13.12.2018, beim Amtsgericht Charlottenburg einen Insolvenzantrag für unseren Verein einreichen musste." Der FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof e.V., wie der Verein nach einer Fusion im Jahr 2013 offiziell heißt, ist pleite und muss um die Fortsetzung des Spielbetriebs in der vierten Liga bangen. Als Grund gibt der Vorstand ausbleibende Zahlungen des Investors Advantage Sports Union Ltd. (ASU) an. Der Verein sei daher "nicht mehr in der Lage die auflaufenden Verbindlichkeiten zu decken." Mit dem Insolvenzantrag geht eine rund sieben Monate währende Liaison zu Ende, die den zweimaligen deutschen Meister (1908, 1911) Viktoria noch vor Kurzem von der großen Fußballbühne träumen ließ. Ende Mai wurde bekannt, dass der chinesische Investor Alex Zheng durch seine Firma ASU einen zweistelligen Millionenbetrag in den Verein pumpen will. Stolz präsentierte sich damals Viktoria-Geschäftsführer Felix Sommer mit Zheng beim Handschlag. "Ich freue mich darauf, ein Viktorianer zu werden", wurde Zheng auf der Viktoria-Homepage zitiert. Nun scheint die Freude bei dem 50-jährigen Investor, Gründer der größten Hotelgruppe Chinas, verflogen zu sein. Warum genau die ASU die Zahlungen an Viktoria einstellte, weiß selbst der Verein nicht. "Ohne Nennung von triftigen Gründen" habe die ASU die Zusammenarbeit beendet, schreibt der Vorstand in seinem Brief. Das Ziel war, sich als Nummer Drei der Stadt zu etablieren Sportlich profitierte der Verein aus dem Berliner Süden bisher merklich vom Engagement Zhengs. Im Sommer verpflichtete er unter anderem den bundesligaerfahrenen Peter Sliskovic, mit 9 Toren treffsicherster Viktoria-Spieler. Und auch Mittelfeldspieler Jurgen Gjasula, in der vergangenen Saison noch Stammspieler bei Greuther Fürth, konnte man nach Berlin lotsen. Spielte der Klub 2017/2018 noch gegen den Abstieg, steht die Mannschaft von Trainer Jörg Goslar nun mit 31 Punkten auf Platz 6. Möglich wäre, dass Zheng und der ASU, die unter anderem auch 80 Prozent am OSC Lille halten, diese Entwicklung dennoch zu langsam ging. Geschäftsführer Sommer gab vor dem Saison unumwunden zu, dass die ASU darauf abziele, langfristig in der dritten Liga zu spielen, wenn nicht sogar höher. In jedem Fall wollte man sich als klare Nummer drei der Stadt hinter Union Berlin und Hertha BSC etablieren. Und die Chance, tatsächlich in den Profifußball aufzusteigen, ist just in dieser Saison so groß wie lange nicht, zumindest in der Theorie. Aufgrund des Rotationsprinzip steigt der Meister der Regionalliga Nordost in dieser Spielzeit direkt in die dritte Liga auf und muss nicht den Umweg über die Relegation gehen. Auf diesem sicheren Aufstiegsplatz thront allerdings der Chemnitzer FC - mit 51 Punkten. Die Kommunikation zwischen Verein und Investor sei schon von Beginn an schwierig gewesen, heißt es nun aus Vereinskreisen. Die ASU hatte daher die Sportagentur 7sports engagiert. Die sollte sich vor allem um die Hauptbedingung des Investors kümmern: die Ausgliederung der 1. Herrenmannschaft in eine Kapitalgesellschaft. Die Vorbereitungen für diesen Schritt seien bereits abgeschlossen, heißt es vom Vorstand, sodass die Rückzug der ASU nun "umso überraschender" käme. Im Berliner Fußballverband überwiegt die Sorge um die Jugendteams Einer, der weniger überrascht sein dürfte, ist der Vize-Präsident des Berliner Fußballverbandes, Gerd Liesegang. Dieser hatte sich bereits bei Bekanntwerden des Deals skeptisch gezeigt. Im Tagesspiegel warnte er damals fast prophetisch, dass "bei einem unbekannten Investor aus dem Ausland immer die Gefahr bestehe, dass er plötzlich keine Lust mehr hat und den Verein fallen lässt". Dass er sich nun bestätigt sieht, will Liesegang nicht sagen. Es überwiegt die Schwermut: "Uns macht das Sorgen, da hängen ja auch die ganzen Jugendmannschaften mit dran." Viktoria Berlin ist nach eigenen Angaben der Fußballverein mit den meisten Jugendmannschaften in Deutschland. "Es wird ja immer wieder versucht, in der großen Fußballwelt mitzuspielen", sagt Liesegang. Gut in Erinnerung ist vielen in der Hauptstadt noch der Absturz von Tennis Borussia Berlin. Gestützt durch Geldspritzen des Finanzdienstleisters "Göttinger Gruppe" war TeBe Ende der 90er-Jahre drauf und dran, in die erste Bundesliga aufzusteigen. Als das misslang, verlor der Investor das Interesse und Tennis Borussia die Lizenz für den Profifußball. Heute spielt der Verein in der fünften Liga. Wie es mit Viktoria Berlin weitergeht, ist derzeit offen. "Der Spielbetrieb der rund 70 Mannschaften des Breitensports wird wie bisher weitergeführt", schreibt der Vorstand. Doch ob das Team von Trainer Goslar in der Rückrunde wieder antreten kann, ist ungewiss. Die neun Punkte Abzug, die die Spielordnung des nordostdeutschen Fußballverbands bei einem Insolvenzantrag vorsieht, werden sich in jedem Fall kaum vermeiden lassen. Damit würde der Verein, der im Sommer noch vom Profifußball träumte, wieder in den Abstiegskampf der vierten Liga geraten. | Im Sommer hatte der zweimalige deutsche Meister nach dem Einstieg einer chinesischen Investorengruppe große Pläne und wollte in die dritte Liga aufsteigen. Doch nun ist der Verein insolvent. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-viktoria-berlin-verlassen-vom-investor-1.4264110 | FC Viktoria Berlin - Verlassen vom Investor | 00/12/2018 |
Durch einen späten Gegentreffer verliert Hannover 96 gegen Fortuna Düsseldorf und beschließt damit eine katastrophale Hinrunde, die für die Spieler Konsequenzen haben könnte: Der Weihnachtsurlaub ist weiterhin gefährdet. Das Hinrunden-Desaster ist für Hannover 96 perfekt. Durch ein Gegentor in der Nachspielzeit verlor der Tabellenvorletzte am Samstag auch das Kellerduell gegen Fortuna Düsseldorf mit 0:1 (0:0) und geht nun mit nur elf Punkten aus 17 Spielen auf einem Abstiegsplatz in die Winterpause. Der Aufsteiger dagegen feierte durch das Tor des eingewechselten Oliver Fink (90.+2) den dritten Sieg in Serie und geht mit einem komfortablen Vorsprung von sieben Punkten auf Hannover in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Dieser späte Sieg für Düsseldorf hatte sich mindestens eine halbe Stunde lang abgezeichnet, denn die Fortuna vergab in der zweiten Halbzeit zahlreiche gute Chancen. 96 dagegen stand dagegen nach dem Abpfiff wie unter Schock. Nur der harte Kern der Fans brachte noch vereinzelte Pfiffe gegen die Mannschaft heraus. Genau für den nun eingetretenen Fall des nächsten Rückschlags hatte Trainer André Breitenreiter vorher angekündigt, seinen Profis den Weihnachtsurlaub zu streichen. Dazu wird der Verein im neuen Jahr noch weitere Baustellen schließen müssen, um nach 2016 nicht erneut aus der Fußball-Bundesliga abzusteigen. Der Tabellen-17. braucht einen Ersatz für den am Knie verletzten Niclas Füllkrug, weitere Verstärkungen für Abwehr und Außenposition sowie eine Entscheidung im Dauerstreit um die Übernahmepläne von Klubchef Martin Kind. Vor 34 200 Zuschauern war Hannover zwar eine Halbzeit lang optisch überlegen und auch sehr engagiert. Ohne die verletzten Füllkrug und Ihlas Bebou fehlte es der Offensive aber an Wucht und Qualität. Beispiel 23. Minute: Eine gute Konterchance für Bobby Wood und Hendrik Weydandt blieb ungenutzt, weil der entscheidende Pass von Wood zu ungenau kam. Beispiel 30. Minute: Wieder war Wood in einer guten Schussposition, bekam den Ball aber nicht unter Kontrolle. Für Hannovers Mannschaft geht es um den Klassenerhalt - und den Urlaub Düsseldorf konzentrierte sich zunächst ganz auf die Sicherung des eigenen Tores sowie gelegentliche schnelle Konter. Bei der besten Chance der ersten Halbzeit für den ehemaligen 96er Kenan Karaman wäre diese Strategie in der 36. Minute auch beinahe aufgegangen. Im Vergleich zum völlig überraschenden 2:1-Sieg gegen Tabellenführer Borussia Dortmund setzte Trainer Friedhelm Funkel den Torschützen Jean Zimmer, den wichtigen Mittelfeldspieler Fink und auch den Marco-Reus-Bewacher Marcel Sobottka zunächst auf die Bank. Trotzdem erwies sich die Fortuna erneut als funktionierende Einheit, die vor allem die zweite Halbzeit phasenweise klar dominierte. In der 61. Minute drehte mit Niko Gießelmann ein weiterer Ex-Hannoveraner bereits jubelnd Richtung Gästefans ab, doch 96-Torwart Michael Esser parierte den Ball noch wenige Zentimeter vor der Torlinie. Nur vier Minuten später rettete Esser erneut gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Karaman (65.). Bereits in dieser Phase hätte die Fortuna das Spiel entscheiden müssen. Hannover baute immer mehr ab. Offensiv ging gar nichts mehr zusammen, auch die Zuschauer wurden immer unruhiger. Das späte 0:1 war die logische Konsequenz aus diesem Spielverlauf. Möglicherweise könnte die Niederlage für die Mannschaft von Hannover 96 auch abseits der Tabelle Konsequenzen haben. Bis Sonntag will sich das Trainerteam über die diskutierte Streichung des Weihnachtsurlaubs austauschen. Trainer André Breitenreiter räumte nach dem letzten Hinrunden-Spiel in der Fußball-Bundesliga massive Probleme innerhalb des Kaders ein und deutete zumindest an, auf die angedrohte Maßnahme zu verzichten. "Wir haben über viele Wochen mitbekommen, dass die Mannschaft keine Einheit ist. Das haben wir in der Kabine gesehen, das haben wir in den Gesprächen mit dem Mannschaftsrat gesagt bekommen. Ich hatte es nicht so extrem eingeschätzt, aber die Signale waren eindeutig", sagte Breitenreiter nach dem Spiel. "Der Mannschaftsrat hat uns um Hilfe gebeten. Und die Drohung, den Urlaub zu streichen, war auch ausschließlich als Hilfestellung gedacht. Denn was schweißt eine Mannschaft zusammen? Wenn sie um ihren Urlaub fürchtet." Nach Meinung von Breitenreiter habe diese Maßnahme auch trotz der beiden sieglosen Spiele gegen Fortuna Düsseldorf (0:1) und den SC Freiburg (1:1) gewirkt. "Die Drohung hat dazu geführt, dass die Mannschaft enger zusammengerückt ist und wieder zusammen gekämpft hat", sagte er. Trotz der miserablen Hinrunden-Bilanz mit nur 11 Punkten nach 17 Spielen glaubt der 45-Jährige auch weiter an eine Chance im Kampf um den Klassenerhalt. Ein Rücktritt kommt für ihn nicht infrage. "Der Abstand zu Platz 16 ist nicht groß", sagte Breitenreiter. "Mit Verstärkungen für die Rückrunde habe ich die absolute Überzeugung, dass wir den Klassenerhalt schaffen können." | Durch einen späten Gegentreffer verliert Hannover 96 gegen Fortuna Düsseldorf und beschließt damit eine katastrophale Hinrunde, die für die Spieler Konsequenzen haben könnte: Der Weihnachtsurlaub ist weiterhin gefährdet. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/duesseldorf-jubelt-spaet-urlaub-nur-mit-fragezeichen-1.4264105 | Düsseldorf jubelt spät - Urlaub nur mit Fragezeichen | 00/12/2018 |
Wieder schafft es der 1. FC Nürnberg nicht, in einem starken Heimspiel erfolgreich zu sein. Um nicht abzusteigen, müssen die Nürnberger in der Winterpause zwei Unzulänglichkeiten abstellen, von denen Freiburg profitiert. Still war es auf den Tribünen des Stadions, als der 1. FC Nürnberg seine erste Saisonhälfte in der Fußball-Bundesliga seit mehr als vier Jahren hinter sich gebracht hatte. Da, wo vor ein paar Monaten noch Aufbruchstimmung war, wo die Fans der festen Überzeugung waren, dass ihr Club "wieder da" ist, da schien es plötzlich so, als würde sich die Stimmung komplett drehen am Samstag um 17.20 Uhr. Dann allerdings schlichen die Spieler nach dem 0:1 gegen den Abstiegskonkurrenten SC Freiburg gesenkten Hauptes zur Fankurve. Und dort wurde es richtig laut - kein Pfeifkonzert, keine Verwünschungen. Stattdessen hörten die Nürnberger Spieler aufmunternden Applaus und jede Menge Treueschwüre per Megafon. "Wir müssen den Ultras Respekt zollen", sagte unmittelbar darauf Verteidiger Robert Bauer. "Auf der Tribüne pfeifen manche schon, wenn du mal den Ball zurückspielst, und die peitschen uns nur nach vorne." Die Leute in der Kurve, die wüssten eben, "für welchen Verein wir spielen", schloss Bauer, der kritische Reporterfragen zur Erstligatauglichkeit mit einem bestechenden Gegenargument konterte: "Es sind noch 17 Spiele zu spielen, sollen wir die jetzt alle zur Abschiedstour erklären?" Nach fünf Minuten in der Nähe der Fankurve war aus Resignation also wieder Trotz geworden. Immerhin das. Und doch wird dieser 1. FC Nürnberg wohl absteigen, wenn er nicht in der Vorbereitung auf die Rückrunde zwei Probleme abstellt, die auch am Samstag wieder dem Gegner die Punkte einbrachten. Zum einen fallen zu viele simple Gegentore. Zum anderen, und das ist das vielleicht noch größere Problem, schießt man einfach keine Tore. Nur 14 Mal trafen Nürnberger Spieler in 17 Partien - am Samstag reichten auch 13:3 Eckbälle und 15:7 Torschüsse nicht, um wenigstens ein einziges Mal jubeln zu können. Club-Coach Köllner lobt sein Team überbordend Diesmal war es ein Freistoß von Christian Günter, der noch einmal aufsprang, ehe er ins Tro ging - zuvor hatte ihn der Verteidiger Manuel Gulde "mit den Haarspitzen" berührt. "Den könnt ihr aber dem Günni geben", sagte Gulde, der auch anstandslos zugab, dass der SC die letzten drei Spiele mit einer äußerst dürftigen spielerischen Leistung bestritten hatte. Der Unterschied zum Club: Für vier Zähler hat es dabei dennoch gereicht. "In der Summe sind 21 Punkte wohl okay", fand SC-Trainer Christian Streich, der auf unglücklich verlorene Partien wie gegen Bremen und Hoffenheim hinwies, aber ebenfalls kein Problem damit hatte zuzugeben, dass "heute nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft gewonnen hat". Meint man es gut mit den Freiburgern, kann man allerdings auch behaupten, dass das Team so spielte, wie man spielen muss, wenn man nach 19 Minuten in Führung geht. Defensiv, abwartend - und wohlwissend, dass Nürnberg wohl nur dann ein Tor schießt, wenn man selbst einen groben Fehler macht. Streichs Kollege Michael Köllner, der definitiv ein Freund der Positivrhetorik ist, hatte den SC vor dem Spiel rhetorisch arg überhöht. Freiburg sei ein Team, das taktisch, individuell und von der individuellen Qualität her in anderen Dimensionen spiele als der Club. Das war fast so überraschend wie die Tatsache, dass er als Beleg dafür ausgerechnet das Freiburger 1:1 gegen Hannover 96 ausgewählt hatte - nach Freiburger Lesart eines der schwächsten Heimspiele der vergangenen Jahre. Am Samstag griff Köllner wieder tief in die Kiste mit den Superlativen, bedachte damit aber sein eigenes Team: "Wir waren klar Herr im Haus, haben druckvoll gespielt, waren sehr präsent laufstark und technisch stark." Nur das mit dem Toreschießen, das habe halt nicht so geklappt. Man darf davon ausgehen, dass Köllner intern ein paar Probleme mehr anspricht als nur die fehlende Effizienz. Ansonsten hätte der Club neben dem Tabellenstand ein weiteres Problem. | Wieder schafft es der 1. FC Nürnberg nicht, in einem starken Heimspiel erfolgreich zu sein. Um nicht abzusteigen, müssen die Nürnberger in der Winterpause zwei Unzulänglichkeiten abstellen, von denen Freiburg profitiert. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fcn-verliert-0-1-trotz-und-probleme-1.4264106 | FCN verliert 0:1 - Trotz und Probleme | 00/12/2018 |
In seiner zweiten Saison hat sich der Mainzer Trainer Sandro Schwarz in der Liga etabliert. Unter ihm und dem Sportvorstand Rouven Schröder gewinnt Mainz an Profil - und will nicht mehr unterschätzt werden. Luka Jovic erzielte Mittwochnacht beim 2:2 im munteren Rhein-Main-Derby beim FSV Mainz 05 seine Saisontore elf und zwölf für Eintracht Frankfurt. Der hochbegabte Serbe führt damit die Torschützenliste der Bundesliga an. Nach dem Spiel fragte ein Reporter den Mainzer Sportvorstand Rouven Schröder: Die drei Frankfurter Stürmer Jovic, Ante Rebic und Sebastien Haller könne man eben nicht ausschalten, oder? Auf diese Frage reagierte Schröder allergisch, der Mainzer Sportchef entgegnete genervt: "Wir haben doch auch zwei gute Stürmer, oder?" Stimmt schon, der schlaksige Mittelstürmer Jean-Philippe Mateta bot erneut eine kraftvolle Leistung mit vielen guten Aktionen und der quirlige Robin Quaison erzielte beide Mainzer Treffer. Vor dem Vorrundenfinale an diesem Sonntag in Hoffenheim haben die Mainzer keine Lust, sich kleiner zu machen, als sie sind. Das tönte nicht nur aus Schröders Gegenfrage. Mittelfeldspieler Danny Latza findet, dass seine Elf "bisher immer auf Augenhöhe mit allen in der Liga" gespielt habe. Und Vereinsvorstand Stefan Hofmann erkannte in der Leistung des FSV gegen Frankfurt eine "Bestätigung der guten Vorrunde" und dass "wir gefühlt vielleicht noch mehr als 20 Punkte haben könnten". "Aber", so hofft Hoffmann, "vielleicht gelingt uns ja in Hoffenheim noch eine Überraschung." Man darf den Mainzern für ihre Entwicklung durchaus Respekt zollen: Nach den Weggängen von Abdou Diallo (Dortmund), Suat Serdar (Schalke) und Yoshinori Muto (Newcastle) füllte sich zwar das Bankkonto - der Klub erwirtschaftete im Sommer einen Transferüberschuss von rund 25 Millionen Euro - aber nach einem nervenaufreibenden Abstiegskampf in der ersten Saison des vom Nachwuchs- zum Proficoach beförderten Sandro Schwarz gab es durchaus auch berechtigte Fragezeichen. Doch in den vergangenen zehn Monaten konnten Trainer und Sportvorstand stark an Profil gewinnen. Und der Verein insgesamt hat nach einem schwierigen Umstrukturierungsprozess nun wieder seine Mitte gefunden. Ausbau nach Aufbau Das zeigt sich auch in der Vertragsverlängerung von Schröder, der am Mittwoch seinen Kontrakt bis 2022 ausweitete. Schröder, 43, wirkte daher angriffslustig, er sagte: "Der Mainzer Standort ist spannend, die Entwicklung im Verein und in der Mannschaft stimmen." Und: "Wer was aufbaut, will auch weiterbauen." Der Sauerländer hatte im Frühjahr durchaus über ein Angebot vom HSV nachgedacht. Trotz der Kritik von Fans und aus dem Aufsichtsrat führte er den Verein zusammen mit Trainer Schwarz erfolgreich durch die Krise. Nun sagt Aufsichtsratsboss Detlev Höhne, Schröder sei "genau die richtige Persönlichkeit in der sportlichen Verantwortung". Das darf man auch über Sandro Schwarz sagen, der seine Führungsrolle als sportliches Gesicht des Vereins in seiner zweiten Runde in der Bundesliga deutlich aktiver spielt, er sagt: "Kontinuität ist wichtig. Ich freue mich über die Wertschätzung für Rouven, er hat schwere Zeiten durchgemacht." Schwarz absolvierte am Mittwoch sein 50. Spiel als Bundesligacoach. Er hat sich, wie seine Mannschaft, in der Liga etabliert und Spieler wie Team weiterentwickelt. Der 40-Jährige ist taktisch flexibel, wenngleich aktuell die 4-4-2-Grundordnung mit einer Raute im Mittelfeld am besten zu seiner Auswahl passt. Am deutlichsten ist der Aufwärtstrend in der Offensivleistung zu spüren: Mainz mauert nicht, Mainz spielt mutig nach vorne. Schwarz fordert auch in Hoffenheim von seiner Mannschaft eine selbstbewusste Herangehensweise: "Mit breiter Brust und offenem Visier." Der ehemalige niederländische Nationalspieler Jean-Paul Boetius, 24, ist in der Offensive auf der Zehnerposition eine ideale Ergänzung zum wuchtig-wilden Mateta, 22, und dem raffinierten Quaison, 25. Der Schwede Quaison, der im Sommer 2017 aus Palermo kam, traf zuletzt zweimal gegen Frankfurt. "Wenn Robin so spielt, ist er einer, der bald komplett hier rauswächst", sagte Schröder daher am Mittwoch. Stimmt schon: Auch seine Mainzer haben Spieler, die an guten Tagen jeden Gegner ärgern können. | In seiner zweiten Saison hat sich der Mainzer Trainer Sandro Schwarz in der Liga etabliert. Unter ihm und dem Sportvorstand Rouven Schröder gewinnt Mainz an Profil - und will nicht mehr unterschätzt werden. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/hoffenheim-mainz-18-uhr-endlich-auf-augenhoehe-1.4264107 | Hoffenheim - Mainz (18 Uhr) - Endlich auf Augenhöhe | 00/12/2018 |
Mit dem vorgezogenen Weihnachtsgeschenk an die Fans wartete Ralf Rangnick bis nach Spielende. Die Jubelgesänge im Stadion nach dem mühsamen 3:2 (2:0)-Erfolg gegen Werder Bremen waren kaum verklungen, da ließ der Sportdirektor von Fußball-Bundesligist RB Leipzig in den sozialen Medien die Winter-Verpflichtung von Wunschspieler Amadou Haidara aus Salzburg verkünden. Es ist der 15. Spieler der von Salzburg nach Leipzig wechselt, das dürfte auch den Trainer freuen, der übrigens auch Ralf Rangnick heißt. Einen schönen Abend hatte Rangnick in dieser Funktion ja schon zuvor: Durch den Sieg im "unglaublich intensiven und mitreißenden" Duell (Rangnick) mit Bremen hatte Leipzig Rang vier gefestigt und geht mit einer Champions-League-Platzierung in die Winterpause. "Unsere Willensleistung war großartig", sagte Rangnick, "Bremen war zu jeder Zeit gefährlich." Und am Ende doch nicht erfolgreich. Spielerisch überzeugend und mit offensiver Ausrichtung hatte Werder durch Kapitän Max Kruse (67.) und den eingewechselten Joshua Sargent (77.) die Treffer von Lukas Klostermann (22.) und Nationalspieler Timo Werner (44.) gekontert. Letztlich gelang Bruma (87.) der späte Siegtreffer, den auch Bremen verdient gehabt hätte. Aber es kam anders. 31 Zähler hat der schmale Leipziger Kader geholt, besonders im eigenen Stadion punktete das Rangnick-Team regelmäßig. Sieben Siege, nur sechs Gegentore, keine Niederlage: Die Heimstärke ist einer der Schlüssel für den Leipziger Erfolg. Stolz, Freude, aber auch Erschöpfung "31 Punkte kommen nicht von ungefähr", sagte Kapitän Willi Orban, der im Rennen um die Champions-League-Plätze von "einer super Ausgangslage" sprach. Ähnlich sah es Mittelfeldspieler Diego Demme: "Es ist einfach ein schöner Abschluss. Wir können zufrieden mit der Saison sein, sind eine richtige Einheit geworden." Stolz und Freude über das bisher Erreichte waren den Leipzigern anzusehen, ihre Erschöpfung ebenfalls. Das Aufeinandertreffen mit Bremen war aufgrund der mühseligen Europa-League-Qualifikation schon das 31. Pflichtspiel der Saison. "Man hat gemerkt, dass uns am Ende ein bisschen die Kräfte ausgegangen sind", sagte Demme. Auch Rangnick machte betonte die enorme Belastung der vergangenen Monate. "Nach 31 Pflichtspielen freut sich jeder auf Weihnachten und ein paar Tage Urlaub", sagte der 60-Jährige. Nach dem Trainingsauftakt Anfang Januar richtet sich der Fokus auf die erneute Qualifikation für den Europapokal. Rang vier soll verteidigt werden. Nur das unnötige Aus in der Gruppenphase der Europa League wurmt immer noch. Eine weitere schlechte Nachricht ist, dass Haidara, dem Rangnick eine ähnlich tragende Rolle wie einst Naby Keita zutraut, verletzungsbedingt wohl erst Ende März eingreifen kann. "Ich bin guter Dinge, dass wir eine gute Rückrunde spielen werden", sagte Rangnick. Dasselbe erwartet auch Werder-Trainer Florian Kohfeldt, der in Leipzig einzig mit dem Ergebnis haderte. "Wir hätten es verdient gehabt, etwas mitzunehmen", sagte Kohfeldt, der die Leistung als "eine Bestätigung für unseren Weg" empfand: "Wir haben verinnerlicht, mutigen Fußball zu spielen. Ich bin sicher, dass wir in der Rückrunde mehr Punkte holen." 22 davon sammelte Werder in der Hinrunde. Für den internationalen Wettbewerb müsste Bremen diesen Wert in der Rückrunde steigern. | Durch ein spätes Tor von Bruma überwintert RB Leipzig auf einem Champions-League-Platz - und verkündet wenige Minuten später den nächsten Zugang aus Salzburg. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/leipzig-besiegt-bremen-ein-salzburger-unterm-weihnachtsbaum-1.4264104 | Leipzig besiegt Bremen - Ein Salzburger unterm Weihnachtsbaum | 00/12/2018 |
Thomas Müller ließ sich auch durch einen Blick auf die Statistik nicht zu einem spontanen Weihnachtswunsch in Sachen Spieltagsplanung verleiten. Ein 3:0 (1:0) bei Eintracht Frankfurt war dem FC Bayern zum Hinrunden-Abschluss gelungen. Es war der fünfte Sieg nacheinander, und so etwas wie der letzte Beleg, dass sich die Münchner wieder herausgekämpft haben aus ihrem zwischenzeitlichen Tief. Aber den Drang, wegen dieser guten Serie die Winterpause nun Winterpause sein zu lassen und stattdessen gleich am nächsten Mittwoch oder nächsten Samstag die Aufholjagd auf Borussia Dortmund fortzusetzen, verspürte Müller wahrlich nicht. "Jetzt machen wir erst einmal Pause." Es ist eine Pause, die die Münchner nun erstmals seit langer Zeit in der Verfolgerrolle bestreiten werden. Zweiter sind sie immerhin nach der Mönchengladbacher Niederlage, sechs Punkte hinter dem BVB. Aber sie haben sich nach dem Erfolg gegen Frankfurt doch recht gut gelaunt und recht optimistisch gegeben. Den Satz "Wir sind wieder da" flocht Trainer Niko Kovac in seine Analyse ein. Thomas Müller meinte, dass der FC Bayern die Verfolgerrolle erst habe annehmen müssen, aber das sei jetzt passiert. "Das gibt uns Mut für die Rückrunde." Und der Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte, dass Kovac und die Mannschaft "wieder eine Einheit" seien - was zumindest die Interpretation nahelegt, dass sie zwischendurch mal eine nicht ganz so dolle Einheit waren. Dabei sah es an diesem Abend in Frankfurt zunächst nicht zwingend nach einem Münchner Erfolg aus. Fast konnten sie froh sein, dass sie überhaupt noch elf gesunde Spieler zusammenbekamen, einen Platz im 18er-Kader ließen sie sogar unbesetzt, und kurzfristig musste auch noch Mats Hummels passen. Vier Veränderungen gab es insgesamt gegenüber dem 1:0-Sieg gegen Leipzig am Mittwoch; die zentralste war, dass Joshua Kimmich wegen Leon Goretzkas Verletzung wieder in die Mitte rückte. Die Münchner schlagen beeindruckend zurück Es ging dann gleich munter los, wobei die ersten munteren Momente allein den Frankfurtern gehörten. Die konnten sich hinterher kaum entschieden, über welche der großen vergebenen Gelegenheiten sie sich am meisten ärgern mussten. War es diese sehenswerte Passkette über Filip Kostic und Mijat Gacinovic, die Danny Da Costa nicht abschließen konnte (8.)? Oder war es der Schussversuch von Sebastian Haller keine 60 Sekunden später? Oder doch jenes feine Zusammenspiel zwischen Haller und Luka Jovic, der schließlich leicht wegrutschte und den Ball am Tor vorbeizog (11.)? Es war erstaunlich, wie viel die Münchner zu Beginn zulassen mussten; aber es war dann auch beeindruckend, wie sie selbst zurückschlugen. Und so folgte auf Frankfurts Chancen-Triple erst einmal ein Münchner Chancen-Triple: Doch David Alabas Schuss (12.) wurde von Kevin Trapp übers Tor gelenkt, und noch sehenswerter war, wie der Frankfurter Torwart dann eine Münchner Doppel-Chance entschärfte. Erst parierte er einen Flugkopfball von Javi Martinez, dann auch noch irgendwie den Kopfball-Nachsetzer von Thomas Müller (13.). Danach ging es etwas ruhiger zu, aber langsam übernahmen die Münchner die Kontrolle - und nach 35 Minuten gelang ihnen auch die Führung. Zu verdanken hatten sie das insbesondere Robert Lewandowski, der eine feine Übersicht bewies und auf den völlig freistehenden Franck Ribéry passte. Der hatte dann wenig Mühe, zum 1:0 einzuschieben. In der 44. Minute hatte Müller sogar noch die Chance zum 2:0, aber er traf mit seinem Kopfball nur die Latte, und in der Nachspielzeit verpasste Lewandowski eine scharfe Hereingabe Alabas. Zwei komische Tore Ein bisschen mussten die Münchner nach der Pause noch bangen, aber so richtigen Druck entwickelten die Frankfurter nicht; und mehr ein Außennetz-Treffer von Jovic oder ein Kopfball-Versuch von Haller sprang nicht heraus. Es wirkte jetzt recht souverän, was die verbliebenen gesunden elf Spieler boten. Und sie hatten das Glück, irgendwann "zwei komische Tore" zu erzielen, wie Verteidiger Niklas Süle dies selbst klassifizierte. Das erste komische Tor war die Sache von Ribéry. Der dribbelte Richtung Strafraum, passte den Ball zu Kimmich und erhielt ihn mit etwas Glück wieder - und traf ihn dann nicht so, wie er ihn treffen wollte, aber blöderweise für Frankfurt so, dass er an den Innenpfosten flog und von dort ins Tor. Damit war die Partie in der 79. Minute vorentschieden, aber noch etwas komischer war dann der letzte Treffer des Tages. Nahe der rechten Außenbahn war Rafinha am Ball, jener Rafinha, der insbesondere in den schwachen 25 Münchner Auftakt-Minuten mit manchem Malheur aufgefallen war, aber jetzt drosch er den Ball hoch in die Mitte - und der erwischte eine so kuriose Fluglinie, dass er sich ins lange Toreck senkte. Für die Frankfurter war das zwar ein unerfreulicher Abschluss dieses für sie so erfreulichen Jahres. Aber großartig ärgern wollten sie sich über das Ergebnis dann auch nicht mehr. "Ich mache meiner Mannschaft keinen Vorwurf, wie sie aufgetreten ist. Die Niederlage ist allerdings zu hoch ausgefallen", sagte Trainer Adi Hütter. | Das 3:0 gegen Eintracht Frankfurt belegt: Der FC Bayern hat seine Krise überwunden. Laut Karl-Heinz Rummenigge seien Trainer Kovac und die Mannschaft nun "wieder eine Einheit". | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-frankfurt-ribery-muenchen-1.4264240 | "Bayern schlägt Frankfurt: ""Wir sind wieder da""" | 00/12/2018 |
Kann man einen Trainer entlassen, der soeben sechs Punkte aus einer englischen Woche geholt hat? Das ist die Frage, die die Verantwortlichen von Bayer Leverkusen bis zum Start der Rückrunde, vielleicht aber schon vor Weihnachten beantworten werden. Nach dem 3:1 (2:1)-Erfolg gegen Hertha BSC wollte kein Klub-Chef über die Zukunft von Heiko Herrlich sprechen, aber unter der Woche hatte Sportdirektor Rudi Völler eingeräumt: "Natürlich weiß auch Heiko, dass wir uns nach dem letzten Spiel zusammensetzen und ein Fazit ziehen." Der Trainer zählte seinerseits ein paar Fakten auf - 13 Punkte aus den vergangenen sechs Liga-Spielen, mit 24 Zählern nur drei weniger als zum gleichen Zeitpunkt des vergangenen Jahres -, doch insgesamt bemühte er sich um Sachlichkeit: "Ich beschäftige mich mit solchen Themen nicht", sagte er. "Ich verstehe mich als Diener des Vereins, und solange ich das sein darf, werde ich meine Aufgabe mit Leidenschaft erfüllen." Es ist nicht so, als gäbe es einen großen Herrlich-Chor unter den Leverkusener Bürgern oder eine Online-Petition, um ihn im Amt zu halten. Und auch die Spieler rührten nicht groß die Trommel für ihren Coach. "Ich habe hier schon einige Trainer erlebt", sagte Nationalspieler Julian Brandt, 22. "Es macht keinen Sinn, sich darüber einen Kopf zu machen. Die Verantwortlichen werden die richtige Entscheidung treffen. Mir ist relativ wurscht, ob sie sich jetzt noch zusammensetzen und analysieren." Sein erneut überragender Mittelfeld-Partner Kai Havertz sagte zwar, man habe durchaus gezeigt, "wie wir mit Heiko Herrlich erfolgreich sein können", aber er halte sich heraus. "Das können wir sowieso nicht beeinflussen." Ein traumhafter Spielzug über sieben Stationen Das freilich ist nicht ganz richtig, denn das Leverkusener Problem ist ja auch, dass die Mannschaft den Trainer oft schlecht aussehen lässt, indem sie in einigen Momenten zeigt, was sie kann - und damit gleichzeitig das Rätsel aufwirft, warum sie dies nicht häufiger tut. "Wir sind nicht immer an unsere Leistungsgrenze gegangen", gab der 19-jährige Havertz zu. Der Angriff, der früh zum 1:0 gegen Berlin führte (5. Minute), war ein Muster dafür, wie der Klub mit seinem spielstarken Kader agieren kann: Aus einer Verlegenheit in der eigenen Spielhälfte heraus entwickelte sich ein Bilderbuchkonter über sieben Stationen, inklusive zweier Flügelwechsel, feiner Kurzpässe und dem entschiedenen Abschluss von Kevin Volland aus sechs Metern, geschickt gegen den Lauf von Berlins Torwart Rune Jarstein. Leverkusen bestimmte die Partie und profitierte bald danach von einem Tor, wie man es in Profiligen selten sieht: Bei einem Rückpass des Hertha-Verteidigers Torunarigha blickte Jarstein nicht immer auf den Ball und konnte nicht mehr reagieren, als dieser über einen Hubbel unkontrolliert zur Seite rollte. Dort lauerte Havertz, der sich die Kugel vom rechten Fuß gegen das linke Schienbein schoss, von wo sie zum 2:0 über die Torlinie kullerte (23.). "Das war nicht so einfach wie es aussah", sagte Havertz, der über die Szene herzlich lachen konnte, ganz im Gegensatz zum Gästetrainer: "Das zweite Gegentor kann man nicht akzeptieren", grantelte Pal Dardai. Was danach folgte, war allerdings ein Beleg dafür, warum es in Leverkusen in beinahe keiner Partie reibungslos gelaufen ist, oder, wie es Heiko Herrlich ausdrückt: "warum wir keine Konstanz reinbekommen haben". Denn statt nun einen ruhigen Nachmittag zu verleben, kassierten die Leverkusener bei nächster Gelegenheit selbst ein kurioses Gegentor: Volland schien einen Eckball geklärt zu haben, doch vom schnell reagierenden Lustenberger kam der Ball per Kopf Richtung Fünfmeterraum, wo Torunarigha volley abschloss (26.). Das war der eine Moment, den es brauchte, um Leverkusen zu irritieren. Die Hertha entblößte bis zur Halbzeit immer wieder die Lücken auf der linken Abwehrseite des Gegners, wo oft ein Mann fehlte, weil die rochierenden Brandt und Bailey nicht diszipliniert genug nach hinten arbeiteten. Den "richtigen" Moment zur Entlassung verpasst Bayer rettete sich in die Pause und kehrte tatendurstig zurück - doppelt assistiert von den Gästen. Als Leckie verletzt behandelt wurde und Berlin minutenlang keinen Wechsel vornahm, durfte Leverkusens Aránguiz den Ball unbehelligt durch das Mittelfeld treiben und dann in aller Ruhe einen Pass in den Lauf von Havertz lupfen, der dann seinerseits den Ball in Seelenruhe mit dem linken Außenrist über Rune Jarstein lupfte (49.). Danach gab es noch ein paar Chancen - Herthas Lustenberger klärte auf der Torlinie (78.), Leverkusens Torwart Hradecky parierte glänzend gegen Selke (81.) -, doch es blieb beim 3:1 und der bohrenden Frage: Wie entledigt sich Bayer nun eines Trainers, bei dem man mindestens zweimal einen deutlich günstigeren Zeitpunkt der Entlassung verstreichen ließ. Als Herrlich Ende Oktober schwer angezählt war, wollten die Klub-Verantwortlichen zunächst das Spiel bei den damals überragenden Bremern abwarten. Das gewann der Werksklub dann freilich mit 6:2, und wenige Tage später zerlegten Havertz & Co. die Gladbacher Borussia im Pokal mit 5:0. Woraufhin Herrlich erst einmal unantastbar war. Und jetzt soll der Schlussstrich gezogen werden nach zwei Siegen am Stück und einer beträchtlichen spielerischen Steigerung im Vergleich zum "beschissenen" (Brandt) 2:1-Erfolg unter der Woche bei Schalke 04? Laut Boulevard-Medien soll Peter Bosz bereits verpflichtet worden sein, obwohl dieser vor einem Jahr nach verheißungsvollem Auftakt bei Borussia Dortmund krachend gescheitert war. Wie auch immer: Man darf gespannt sein, ob die rhetorischen Kunststücke in Leverkusen mit den spielerischen Finessen von Kai Havertz standhalten können. | Leverkusen schlägt Berlin, Kai Havertz brilliert - und trotzdem scheint die Ablösung von Trainer Heiko Herrlich beschlossen zu sein. Peter Bosz könnte ihm folgen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-leverkusen-herrlich-1.4264102 | Leverkusen: Herrlich siegt und steht vor dem Aus | 00/12/2018 |
Manuel Neuer Hatte in den ersten Minuten einiges zu tun. Das mögen Torhüter ja, wenn im Strafraum so viel Verkehr herrscht wie auf der A5 nach Frankfurt, sie können sich so schnell ins Spiel hineinfinden. Die beste Chance der Frankfurter durch Danny da Costa verhinderte Manuel Neuer aber nicht mit den Händen, sondern wie ein Handballtorwart reaktionsschnell mit dem Fuß. Auch einen Angriff auf Ribéry bereitet er mit dem Fuß vor. In der zweiten Hälfte brauchte er dann gegen da Costa handelsüblich auch mal seine Hände. | Der Rechtsverteidiger muss zum Rapport und trifft später sehenswert. Javi Martínez sorgt für Stabilität. Robert Lewandowski bewegt sich in fachfremdem Metier. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-einzelkritik-eintracht-frankfurt-1.4264200 | FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt in der Einzelkritik | 00/12/2018 |
Zehn Minuten vor dem Ende streckte Franck Ribéry der Welt die Zunge heraus. Er hatte gerade sein zweites Tor gegen Eintracht Frankfurt geschossen. Er, der 35-Jährige, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, dessen Baujahr von vielen als Problem wahrgenommen wird, der alte Mann des FC Bayern. Aber als er mit der Zunge im Wind über den Platz lief, da wusste er, dass er es mal wieder ein paar Leuten gezeigt hatte. Dass er nach seinem 1:0-Siegtreffer gegen Leipzig das zweite Spiel nacheinander für den FC Bayern entscheiden würde. In der 35. Minute schoss Ribéry das erste Tor und er stand dabei ziemlich alleine. Vor ihm war niemand, hinter ihm war niemand, neben ihm war niemand - nur Kevin Trapp stand noch im Tor der Eintracht. Die Bayern hatten kurz zuvor einen Ball einfach aus der eigenen Abwehr lang nach vorne geschlagen und über Thomas Müller und Robert Lewandowski kam er dann zu Ribéry - für eine solche Situation wurde die Fußball-Vokabel "unbedrängt" erfunden. Mit der Erfahrung von 35 Lebensjahren schoss der Franzose sein erstes Tor. 44 Minuten später gewann Joshua Kimmich einen Ball und legte ihn in den Lauf von Franck Ribéry. Der sprintete schnell und schoss sein zweites Tor. Dass ausgerechnet Rafinha (33 Jahre) noch das 3:0 mit einer Traumbogenlampe schoss, passte natürlich zu diesem Senioren-Feiertag kurz vor Weihnachten. "Wir hatten eine komplizierte Phase, aber wir haben gut reagiert. Wir sind jetzt viel besser. Ich versuche immer 100 Prozent zu geben. Das ist meine Mentalität. Ich genieße es. Es macht Spaß. Ich hoffe, so geht es weiter", sagte Ribéry beim TV-Sender Sky und ergänzte mit Blick auf seine ungewisse Zukunft: "Ich liebe Bayern, die Bayern lieben mich. Man weiß nie, was im Leben passiert." Die Münchner liegen mit diesem Sieg nach 17 Spieltagen auf Platz zwei der Bundesligatabelle, nur noch sechs Punkte hinter dem BVB. Dazu gewannen die Münchner ein Spiel, in dem Trainer Niko Kovac ziemlich genau elf gesunde Spieler aufstellen konnte. Beim Aufwärmen verletzte sich der für die Startelf vorgesehene Mats Hummels, Gelenkblockade im Rücken lautete die Diagnose. Jérôme Boateng rückte in die Innenverteidigung, und weil Leon Goretzka mit Adduktorenbeschwerden ausfiel, saßen auf der Bank nur noch Sven Ulreich und Sandro Wagner als fitte, etablierte Alternativen. Kingsley Coman stand nach einem Schlag im Leipzig-Spiel angeschlagen im Kader. "Bis auf die ersten 20 Minuten war es ein gutes Spiel von uns. Die letzten Spiele waren sehr gut, das ist das, was der FC Bayern kann. Ich möchte den Franck mal loben, das hat er klasse gemacht", sagte Kovac nach dem Spiel. Beide Teams legten rasant los, vor allem der Pokalsieger aus Frankfurt. Die Eintracht störte die Gäste energisch und früh im Spielaufbau, über das dynamische Flügelduo Danny da Costa und Filip Kostic ging es schnell und direkt in die Spitze. Da Costa selbst scheiterte mit der ersten Großchance an Manuel Neuer (8.), wenige Sekunden später wurde Stürmer Sebastien Haller erst im letzten Augenblick gestört. Die Bayern brauchten ein paar Minuten, übernahmen dann aber immer mehr die Kontrolle. David Alaba (13.) versuchte es aus 30 Metern mit einem Freistoß, scheiterte aber am stark reagierenden Kevin Trapp. Die Torhüter-Leihgabe von Paris Saint-Germain entschärfte direkt im Anschluss mit einem großartigen Reflex auch eine Doppelchance von Javi Martínez und Thomas Müller. Gut vier Monate nach dem 5:0-Triumph der Bayern im Supercup trafen zwar die gleichen Teams aufeinander, es war aber ein ganz anderes Spiel. Mit enormem Aufwand und großer Laufbereitschaft drängte die Eintracht weiter auf das erste Tor, immer wieder wurde auch Torhüter Neuer im Strafraum angelaufen. Das nutzten die Bayern gnadenlos und konterten mit höchster Effektivität. Nach einem langen Diagonalball ging es über Müller und Robert Lewandowski auf Routinier Ribéry, der in der Mitte unbedrängt vollenden konnte. Es war die erste Bayern-Chance, die nicht durch eine Standardsituation zustande kam. Kurz vor der Halbzeit hätte Müller sogar noch erhöhen können, traf aber per Kopf aus kürzester Distanz die Latte (44.). Nach der Pause kontrollierten die Münchner das Spiel und ließen den Gegner laufen. Vor allem Lewandowski agierte in seinen Szenen aber nachlässig und verpasste es so, mit dem zweiten Tor vorzeitig eine Entscheidung herbeizuführen. Die Eintracht setzte immer wieder Nadelstiche: Luka Jovic (71.) traf das Außennetz, doch zum Ausgleich reichte es nicht mehr. Stattdessen traf Ribéry nach feinem Doppelpass mit Joshua Kimmich ein zweites Mal, Rafinha erhöhte mit einem Traumtor zum 3:0-Endstand. | Obwohl Trainer Niko Kovac quasi nur noch elf gesunde Spieler zur Verfügung hat, gewinnt der FC Bayern gegen Eintracht Frankfurt mit 3:0. Prägender Spieler und zweifacher Torschütze ist Franck Ribéry. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-ribery-frankfurt-bundesliga-1.4264203 | Bayern gewinnt: Ribéry trifft doppelt gegen Frankfurt: | 00/12/2018 |
Nach dem 2:3 gegen Bochum wurde gegen einen 32-Jährigen Kölner Haftbefehl erlassen. Ihm wird vorgeworfen, einem anderen Zuschauer gegen den Kopf getreten zu haben. Beim Spiel der 2. Fußball-Bundesliga zwischen dem 1. FC Köln und dem VfL Bochum am Freitagabend ist ein 24 Jahre alter Zuschauer bei einer Auseinandersetzung durch Schläge und Tritte am Kopf verletzt worden. Die Polizei teilte am Samstag mit, dass noch im Stadion ein 32-jähriger Kölner vorläufig festgenommen wurde. Nach Überprüfung von Videoaufzeichnungen hat die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet, hieß es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft und der Polizei. Gegen den 32-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen, er sitzt in Untersuchungshaft. Dem Festgenommenen wird unter anderem vorgeworfen, seinen Kontrahenten gegen den Kopf getreten zu haben, als dieser bereits am Boden lag. Das Opfer sei nach Angaben der Ermittler ansprechbar und bereits vernommen worden. Zudem warfen nach der Partie Unbekannte während der Abreise der Bochumer Fans auf Höhe eines Lokals in Stadionnähe mit großen Steinen eine Scheibe einer Straßenbahn ein und verletzten dadurch einen Fahrgast leicht. Alle Reisenden mussten in eine Ersatzbahn umsteigen, die wenige hundert Meter weiter mit Flaschen beworfen und an einer Scheibe beschädigt wurde. Begleitende Polizeibeamte stellten drei Tatverdächtige aus Köln | Nach dem 2:3 gegen Bochum wurde gegen einen 32-Jährigen Kölner Haftbefehl erlassen. Ihm wird vorgeworfen, einem anderen Zuschauer gegen den Kopf getreten zu haben. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/2-bundesliga-ermittlungen-wegen-versuchten-totschlags-nach-koeln-spiel-1.4264185 | Ermittlungen wegen versuchten Totschlags nach Köln-Spiel | 00/12/2018 |
Biathlon: Laura Dahlmeier ist im Verfolgungsrennen beim Biathlon-Weltcup in Nove Mesto Fünfte geworden. Einen Tag nach ihrem starken Comeback nach langer Krankheitspause mit Platz zwei im Sprint lag die Doppel-Olympiasiegerin nach zwei Schießfehlern 54,2 Sekunden hinter Sprint-Gewinnerin Marte Olsbu Röiseland aus Norwegen. Zweite wurde die Italienerin Dorothea Wierer vor der Schwedin Hanna Öberg. Die fehlerfrei schießende Vanessa Hinz beendete das Rennen auf Platz sechs. Fußball: Champions-League-Sieger Real Madrid hat zum vierten Mal die Klub-WM gewonnen und ist nun alleiniger Rekordhalter. Das Team um den deutschen Nationalspieler Toni Kroos bezwang in Abu Dhabi den ausrichtenden Klub Al Ain ohne größere Probleme mit 4:1 (1:0). Bereits in den vergangenen beiden Jahren sowie 2014 hatte Real den Titel geholt. Luka Modric (14.), Marcos Llorente (60.), Sergio Ramos (79.) und Yahia Nader (90.+1, Eigentor) sorgten mit ihren Toren für den ungefährdeten Erfolg des Favoriten, der seine erste Trophäe nach der Ära von Superstar Cristiano Ronaldo gewann. Tsukasa Shiotani (86.) gelang das Ehrentor. Für Kroos, der in der Startformation stand und in der 70. Minute ausgewechselt wurde, war es bereits der fünfte Sieg bei der Klub-WM. Er hatte 2013 zusätlich noch mit Bayern München triumphiert. Platz drei ging an River Plate. Der Traditionsklub aus Buenos Aires setzte sich im kleinen Finale 4:0 (1:0) gegen den japanischen Vertreter Kashima Antlers durch. Biathlon: Die deutschen Biathleten haben sich im Verfolgungsrennen beim Weltcup in Nove Mesto gleich 28 Schießfehler geleistet und es deshalb nicht in die Top 15 geschafft. Beim fünften Saisonsieg des Norwegers Johannes Thingnes Bö vor dem Russen Alexander Loginow und seinem Bruder Tarjei Bö war Olympiasieger Arnd Peiffer (3 Fehler) als 16. der beste deutsche Skijäger. "Ich bin nicht ganz zufrieden mit meinem Rennen, weil vieles schief ging", sagte Peiffer, dem gleich zu Beginn des Rennens der Skistock gebrochen war und der später auch noch stürzte. "Ich habe nicht den besten Tag erwischt", sagte der 31-Jährige. Sprint-Weltmeister Benedikt Doll kam nach insgesamt sechs Strafrunden im letzten Verfolgungsrennen des Jahres am Samstag als 19. ins Ziel. Fußball, Bundesliga: RB Leipzig verstärkt sich mit Amadou Haidara. Am Samstag gaben die Sachsen nach der Partie gegen Werder Bremen (3:2) die Verpflichtung des malischen Nationalspielers bekannt. Haidara kommt von RB Salzburg nach Leipzig und unterschrieb einen Vertrag bis 2023. Der 20-Jährige war schon lange mit den Leipzigern in Verbindung gebracht worden, ein angestrebter Wechsel im Sommer war noch gescheitert. Nach Tyler Adams von Red Bull New York ist Haidara der zweite Leipziger Winter-Neuzugang. Haidara gilt derzeit als einer der talentiertesten Mittelfeldspieler. Sein Marktwert wird auf rund 20 Millionen Euro geschätzt. Allerdings zog sich der 1,75 Meter große Spieler im November einen hinteren Kreuzbandriss im linken Knie zu. Die Verletzung wird konservativ ohne Operation behandelt. Danach soll Haidara im März wieder zur Verfügung stehen. Nordische Kombination: Fabian Rießle hat seinen zweiten Podestplatz in dieser Weltcup-Saison in der Nordischen Kombination gefeiert. In Ramsau am Dachstein kam der Schwarzwälder am Samstag auf Rang drei. Nach einem Sprung und dem 10-Kilometer-Lauf hatte er 19,1 Sekunden Rückstand auf den norwegischen Weltcup-Spitzenreiter Jarl Magnus Riiber, der seinen vierten Saisonerfolg hintereinander errang. Zweiter mit 2,3 Sekunden Rückstand wurde der Österreicher Franz-Josef Rehrl. Mit den Plätzen vier, fünf und zehn durch Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger und Terence Weber kamen die deutschen Kombinierer erneut zu einem starken Teamergebnis. Das Wettkampfsprung musste vor den letzten beiden Springern Eric Frenzel und Riiber abgebrochen werden, da es einen massiven Wetterumschwung mit Sturm und Regen gab. Den deshalb genutzten Provisorischen Wettkampfsprung (PCR) hatte der Österreicher Rehrl am Freitag gewonnen. Ski alpin: Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin hat beim Slalom im französischen Courchevel erneut Ski-Geschichte geschrieben. Die 23 Jahre alte US-Amerikanerin zog mit ihrem 50. Weltcupsieg mit Alberto Tomba (Italien) gleich. Jünger als sie war beim Erreichen dieses Jubiläums nie zuvor ein Skirennläufer. Außerdem egalisierte Shiffrin mit ihrem 35. Erfolg im Slalom die Bestmarke ihres Idols Marlies Schild (Österreich) in dieser Disziplin. Bei ihrem siebten Saisonsieg lag Shiffrin 0,29 Sekunden vor der Slowakin Petra Vlhova, die zum vierten Mal in diesem Winter Zweite wurde. Olympiasiegerin Frida Hansdotter (Schweden/0,37) belegte Rang drei. Die deutschen Athletinnen hatten mit der Piste "Stade Emile-Allais" dagegen große Probleme. Christina Geiger (Oberstdorf/3,88) kam auf Rang 21, Lena Dürr (Germering) schied im ersten Lauf aus. | In Nove Mesto gewinnt die Norwegerin Marte Olsbu Röiseland, Vanessa Hinz wird Sechste. Real Madrid gewinnt die Klub-WM. Leipzig holt Amadou Haidara aus Salzburg. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-laura-dahlmeier-wird-fuenfte-in-der-verfolgung-1.4264174 | Biathlon - Laura Dahlmeier wird Fünfte in der Verfolgung | 00/12/2018 |
VfB Stuttgart - FC Schalke 04 Im Duell der Enttäuschten hat Schalke 04 seine miserable Vorrunde in der Bundesliga mit dem fünften Saisonsieg abgeschlossen. Dank des 3:1 (1:0) beim VfB Stuttgart geht Königsblau nun wenigstens mit einem kleinen Polster auf die Abstiegsränge in die Winterpause. Durch die Treffer von Steven Skrzybski (10.) und des eingewechselten Ahmed Kutucu (78.) sowie ein Eigentor von Mario Gomez (70.) verbringen auch Trainer Domenico Tedesco und Manager Christian Heidel einigermaßen ruhige Feiertage. Stuttgart dagegen überwintert im Tabellenkeller. Die Schwaben, die immerhin drei der vorangegangenen sechs Spiele gewonnen hatten, sahen in ihren Retrotrikots von 1925 schick aus, griffen bei strömendem Regen auch unverdrossen an - blieben beim Abschluss aber glücklos. Die beste Chance vergab Nicolas Gonzalez, der, vom bisweilen unachtsamen Schalker Torhüter Ralf Fährmann unfreiwillig angespielt, aus 17 Metern irgendwie nicht ins leere Tor, sondern nur den rechten Pfosten traf (48.). Dem jungen Argentinier gelang immerhin der zwischenzeitliche Anschlusstreffer (76.). RB Leipzig - Werder Bremen RB Leipzig hat die kräftezehrende erste Saisonhälfte mit einem Erfolgserlebnis beendet und überwintert in der Bundesliga als Vierter auf einem Champions-League-Rang. Drei Tage nach dem Rückschlag gegen Bayern München (0:1) besiegte das Team von Trainer Ralf Rangnick am Samstag Werder Bremen mit 3:2 (2:0) - für Leipzig war es aufgrund der mühseligen Europa-League-Qualifikation bereits das 31. Pflichtspiel der laufenden Spielzeit. Bruma (87.) sicherte den Dreier für die Sachsen, die zwischenzeitlich einen 2:0-Vorsprung herschenkten. Die weitaus weniger stark belasteten Bremer verpassten trotz einer leidenschaftlichen Leistung die Chance, den Rückstand auf die internationalen Ränge zu verkürzen und nach der Drohnen-Affäre von Hoffenheim für einen sportlichen Achtungserfolg zu sorgen. Lukas Klostermann (22.) und Nationalspieler Timo Werner (44.) erzielten die zur Pause zu hohe Führung für die effektiven Leipziger. Max Kruse (67.) und der eingewechselte Joshua Sargent (77.) glichen zwischenzeitlich aus. Bayer Leverkusen - Hertha BSC Bayer Leverkusen hat vor der Winterpause doch noch den Anschluss an die Europacup-Plätze geschafft, die Tage von Heiko Herrlich als Trainer der Werkself scheinen trotz eines überzeugenden 3:1 (2:1)-Erfolges gegen Hertha BSC aber gezählt. Nach der unbefriedigenden Hinrunde könnte der 47-Jährige noch in diesem Jahr durch den ehemaligen BVB-Coach Peter Bosz ersetzt werden, der am 3. Januar seinen neuen Job bei den Rheinländern antreten könnte und Leverkusen noch ins internationale Geschäft führen soll. Angeblich hat sich Sportvorstand Rudi Völler, der Bosz schon 2017 verpflichten wollte, bereits vor dem Match gegen die Berliner mit dem 55-jährigen Niederländer auf eine Zusammenarbeit verständigt. Herrlich, dessen Vertrag im Sommer nach zwei Spielzeiten ohnehin ausgelaufen wäre, soll bereits vor dem Match über die Entscheidung der Bayer-Führungsetage informiert worden sein. Eine offizielle Bestätigung gab es allerdings noch nicht. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet, dass Herrlich bereits vor dem Spies gegen Berlin vor dem Aus stehe. Ungeachtet dieser wichtigen Personalie bot Bayer drei Tage nach dem 2:1 auf Schalke eine couragierte Vorstellung. Der überragende Kai Havertz mit seinen Saisontreffern fünf und sechs (23./49.) und Kevin Volland (5.) machten am Ende den verdienten Erfolg der Leverkusener perfekt. Jordan Torunarigha (26.) traf für die Gäste von der Spree. Seinen zweiten Treffer erzielte Havertz per Heber. Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes wollte vor dem Spiel zu einer möglichen Trennung von Trainer Heiko Herrlich "keinen Kommentar" abgeben. "Dass Spekulationen normal sind, ist auch klar. Jetzt zählen aber nur die Punkte", sagte Rolfes dem TV-Sender Sky. "Wir sind nicht zufrieden mit der Tabellensituation und teilweise auch den spielerischen Leistungen. Wir werden uns - wie nach anderen Spielen auch - in Ruhe zusammensetzen. Unser Anspruch ist ein anderer als Platz zehn. Viele Spieler haben deutlich mehr Potenzial als sie abgerufen haben", ergänzte Rolfes. Hannover 96 - Fortuna Düsseldorf Bei Hannover 96 fällt der Weihnachtsurlaub aus: Das Team von Trainer Andre Breitenreiter verlor gegen Fortuna Düsseldorf zum Hinrunden-Abschluss der Fußball-Bundesliga nach einem Tor von Oliver Fink in der Nachspielzeit (90.+2) verdient mit 0:1 (0:0) und überwintert auf einem direkten Abstiegskampf. Damit verfehlten Kapitän Waldemar Anton und Co. die Vorgabe ihres Trainers für einige frei Tage. Hannover hat sieben Punkte Rückstand auf den direkten Konkurrenten Fortuna und muss in der spielfreien Zeit elementare Verbesserungen herbeiführen. Das Team von Trainer Friedhelm Funkel surft dagegen kurz vor den Festtagen auf einer Erfolgswelle. Die Rheinländer schafften eine perfekte englische Woche mit neun Punkten aus drei Partien und gehen mit ordentlichen 18 Punkten in die Pause. 1. FC Nürnberg - SC Freiburg Aufsteiger 1. FC Nürnberg beendet die Bundesliga-Hinrunde als Tabellenschlusslicht und geht mit getrübter Stimmung in die Weihnachtsfeiertage. Gegen den SC Freiburg verpasste die Mannschaft von Trainer Michael Köllner beim etwas unglücklichen 0:1 (0:1) erneut den ersten Erfolg seit Ende September, elf Spiele dauert nun schon die Sieglosserie an. Die Freiburger dagegen stehen mit 21 Punkten auf einem Mittelfeldplatz glänzend da. Ein Freistoß von SC-Außenverteidiger Christian Günter (19.) aus etwa 40 Metern, den Manuel Gulde noch leicht touchierte, führte zum 1:0 für die äußerst durchschnittlichen Breisgauer. Dem Club, der nun auch das elfte Duell mit Freiburg in Folge nicht gewann, fehlte wieder einmal die offensive Durchschlagskraft. Auch aus einem überdeutlichen Eckenplus schlug Köllners Elf kein Kapital, einem Treffer von Adam Zrelak (53.) wurde die Anerkennung wegen Abseits zu Recht verwehrt. | Schalke gewinnt dank eines 18-jährigen Gelsenkircheners. Kai Havertz erzielt für Leverkusen gegen Berlin zwei Tore - doch der Abschied von Trainer Heiko Herrlich soll sicher sein. Hannover und Nürnberg verlieren wichtige Heimspiele. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-schalke-stuttgart-leverkusen-hertha-1.4264155 | Bundesliga - Schalke und Leverkusen gewinnen | 00/12/2018 |
Die deutschen Fußball-Nationalspieler Leroy Sané und Ilkay Gündogan haben mit Manchester City im Titelkampf der englischen Premier League einen Rückschlag hinnehmen müssen. Die Citizens von Trainer Pep Guardiola unterlagen Crystal Palace am Samstag vor eigenem Publikum überraschend mit 2:3 (1:2). Gündogan brachte die Gastgeber in der 27. Minute in Führung, doch Jeffrey Schlupp (33.), Andros Townsend (35.) und Luka Milivojevic (51./Foulelfmeter) drehten die Partie zugunsten der Gäste. Der Anschlusstreffer des früheren Wolfsburgers Kevin de Bruyne fünf Minuten vor Schluss kam für Manchester zu spät. In der Tabelle liegt das Guardiola-Team nun vier Punkte hinter dem von Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool auf Rang zwei. Der FC Chelsea musste mit einem 0:1 (0:0) gegen Leicester City ebenfalls eine bittere Niederlage hinnehmen. Jamie Vardy traf für den Ex-Meister. United wie befreit Im ersten Spiel nach der Trennung von Trainer Jose Mourinho setzte sich Manchester United mit 5:1 (3:1) bei Cardiff City durch. Interimstrainer Ole Gunnar Solskjaer steht nach seinem Debüt bei United auf Platz sechs, acht Punkte beträgt der Abstand zu den von ihm angepeilten Champions-League-Rängen. Marcus Rashford erzielte vor 33 028 Zuschauern in einer einseitigen Begegnung den frühen Führungstreffer für die Gäste (3.). Ander Herrera (29.), Anthony Martial (41.) und zweimal Jesse Lingard (57./Foulelfmeter, 90.) gelangen die weiteren Tore für United, Victor Camarasa (38./Handelfmeter) traf für Aufsteiger Cardiff. Aubameyang und Özil überzeugen bei Arsenal Der FC Arsenal hat nach seinem Ligapokal-Aus in der englischen Fußball-Meisterschaft wieder gewonnen. Drei Tage nach dem K.o. im kleinen Pokal-Wettbewerb gegen Tottenham Hotspur siegten die Gunners mit Ex-Nationalspieler Mesut Özil und Bayer Leverkusens Ex-Torhüter Bernd Leno in der Anfangsformation gegen Abstiegskandidat FC Burnley 3:1 (1:0) und zogen damit vorübergehend mit dem Tabellenvierten FC Chelsea gleich. Matchwinner der Gastgeber war der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang. Der ehemalige Stürmerstar von Borussia Dortmund sorgte durch seinen vierten Saisondoppelpack (14. und 48.) praktisch im Alleingang für Arsenals elften Saisonerfolg. Özil initiierte das 1:0 mit einem schönen Lupfer. Nachdem der Ex-Nationalspieler zuletzt von Trainer Unai Emery nicht berücksichtigt wurde und die Zeitung Times über eine mögliche Ausleihe im Winter berichtete, stand Özil an diesem Samstag wieder in der Startelf und lieferte eine überzeugende Leistung. Neben Aubameyang, für den nunmehr zwölf Saisontore zu Buche stehen, traf nach Burnleys zwischenzeitlichem Anschlusstor außerdem der Nigerianer Alex Iwobi in der Nachspielzeit (90.+1) nach einem abgeblockten Schuss von Özil. Liverpool überzeugt Jürgen Klopp bleibt mit dem FC Liverpool ungeschlagener Tabellenführer in der englischen Premier League. Der Spitzenreiter setzte sich am Freitagabend gegen Aufsteiger Wolverhampton Wanderers mit 2:0 (1:0) durch und feierte am 18. Spieltag bereits den 15. Saisonsieg. Die Treffer für die überlegenen Reds beim bisherigen Überraschungsteam der Saison erzielten Mohamed Salah (18. Minute) und Virgil van Dijk (68). Liverpool ist am zweiten Weihnachtsfeiertag (Mittwoch, 16 Uhr) im Heimspiel gegen Newcastle United wieder gefordert. | Pep Guardiola unterliegt Crystal Palace, Jamie Vardy trifft für Leicester City gegen den FC Chelsea. Gewinner des Spieltages sind Jürgen Klopp und Mesut Özil. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/internationaler-fussball-city-und-chelsea-verlieren-united-glaenzt-nach-mourinho-aus-1.4264177 | City und Chelsea verlieren - United glänzt nach Mourinho-Aus | 00/12/2018 |
Der FC Arsenal hat nach seinem Ligapokal-Aus in der englischen Fußball-Meisterschaft wieder gewonnen. Drei Tage nach dem K.o. im kleinen Pokal-Wettbewerb gegen Tottenham Hotspur siegten die Gunners mit Ex-Nationalspieler Mesut Özil und Bayer Leverkusens Ex-Torhüter Bernd Leno in der Anfangsformation gegen Abstiegskandidat FC Burnley 3:1 (1:0) und zogen damit vorübergehend mit dem Tabellenvierten FC Chelsea gleich. Matchwinner der Gastgeber war der frühere Bundesliga-Torschützenkönig Pierre-Emerick Aubameyang. Der ehemalige Stürmerstar von Borussia Dortmund sorgte durch seinen vierten Saisondoppelpack (14. und 48.) praktisch im Alleingang für Arsenals elften Saisonerfolg. Özil initiierte das 1:0 mit einem schönen Lupfer. Nachdem der Ex-Nationalspieler zuletzt von Trainer Unai Emery nicht berücksichtigt wurde und die Zeitung Times über eine mögliche Ausleihe im Winter berichtete, stand Özil an diesem Samstag wieder in der Startelf und lieferte eine überzeugende Leistung. Neben Aubameyang, für den nunmehr zwölf Saisontore zu Buche stehen, traf nach Burnleys zwischenzeitlichem Anschlusstor außerdem der Nigerianer Alex Iwobi in der Nachspielzeit (90.+1) nach einem abgeblockten Schuss von Özil. Liverpool überzeugt Jürgen Klopp bleibt mit dem FC Liverpool ungeschlagener Tabellenführer in der englischen Premier League. Der Spitzenreiter setzte sich am Freitagabend gegen Aufsteiger Wolverhampton Wanderers mit 2:0 (1:0) durch und feierte am 18. Spieltag bereits den 15. Saisonsieg. Die Treffer für die überlegenen Reds beim bisherigen Überraschungsteam der Saison erzielten Mohamed Salah (18. Minute) und Virgil van Dijk (68). Liverpool ist am zweiten Weihnachtsfeiertag (Mittwoch, 16 Uhr) im Heimspiel gegen Newcastle United wieder gefordert. | Der FC Arsenal schlägt den FC Burnley. Jürgen Klopp und der FC Liverpool führen weiter die Premier League an. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/internationaler-fussball-oezil-zaubert-aubameyang-trifft-1.4264141 | Özil zaubert, Aubameyang trifft | 00/12/2018 |
Das Champions-League-Viertelfinale der Saison 2015/16 ist nicht ohne Folgen geblieben für den Kader des FC Bayern. Ein junger Mann des Gegners Benfica Lissabon, Jahrgang 1997, überzeugte die Verantwortlichen, und ein paar Monate später war Mittelfeldspieler Renato Sanches Teil der Münchner Mannschaft. Als nicht ganz so überzeugend nahmen die Verantwortlichen hingegen einen anderen Lissabon-Profi des Jahrgangs 1997 wahr, wobei ihnen das auch nicht weiter zu verdenken war. Denn dieser andere Spieler kam nur im Rückspiel und erst zwei Minuten vor dem Abpfiff aufs Feld (obwohl das reichte, um noch die Chance zum 3:2-Siegtor zu haben). Aber inzwischen gibt es rund um den FC Bayern Menschen, die es nicht schlecht fänden, wenn dieser andere 97er bald im Münchner Kader stünde. An diesem Samstag trifft Luka Jovic wieder auf den FC Bayern, seit eineinhalb Jahren nicht mehr in Diensten von Benfica Lissabon, sondern von Eintracht Frankfurt, und er tut dies als einer der derzeit prägenden Akteure der Bundesliga. Seit Monaten spielt der Serbe stark auf. Schon in der vergangenen Saison überzeugte er mit einigen Jokertoren, nun führt er vor dem letzten Hinrundenspieltag mit zwölf Treffern, gleichauf mit Dortmunds Paco Alcácer, die Torschützenliste an. Beim Fachblatt Kicker kommt er gemeinsam mit Alcácer und Kerem Demirbay (Hoffenheim) auf den besten Notendurchschnitt aller Bundesliga-Feldspieler. Und manch einer aus der Branche greift schon zu den ganz großen Vokabeln, obwohl Jovic am Sonntag erst 21 Jahre alt wird. "Er ist, wenn er auf dem Dampfer bleibt, ein Weltklassestürmer", sagte etwa Niko Kovac, der im Vorjahr noch Frankfurt und Jovic trainierte und jetzt den FC Bayern. Kovac prophezeite, dass Jovic bei einem ganz großen Klub landen werde. Und ergänzte. "Wir sind, glaube ich, auch ein Weltklasse-Klub." Die Verantwortlichen der Eintracht nehmen Jovic' Form und die Elogen mit sichtlichem Stolz zur Kenntnis. Es war ja durchaus ungewöhnlich, dass es ihnen im Sommer 2017 gelang, den Angreifer zu holen. Denn Jovic hat keine unauffällige Vita hinter sich, sondern galt schon früh als Ausnahmetalent seines Landes. Mit 16 gab er sein Profidebüt für Roter Stern Belgrad, am letzten Spieltag der Saison 2013/14 kam er kurz vor dem Abpfiff aufs Feld und schoss drei Minuten später das Tor zum 3:3, das dem Verein die erste Mannschaft seit sechs Jahren sicherte. Und weil er für Belgrad und Serbiens U-Mannschaften noch einige Treffer mehr erzielte, landete er im Februar 2016 bei Benfica Lissabon - allerdings im Zuge eines schrägen Deals, von dem der Klub Apollon Limassol aus Zypern mit mehreren Millionen Euro profitiert haben soll, obwohl Jovic kein einziges Spiel für ihn bestritten hatte. Bei den Portugiesen konnte sich Jovic aber nicht durchsetzen, schließlich gab es sogar die Versetzung in die B-Mannschaft. "Da war er in der Versenkung verschwunden, aber wir haben uns an ihn erinnert", sagt Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic. So liehen die Frankfurter den Serben im Sommer 2017 für zwei Jahre aus und konnten seitdem mitverfolgen, wie sich Jovic verbesserte. Schon im Vorjahr unter Kovac lief es gut, nun bildet er mit dem Kroaten Ante Rebic und dem Franzosen Sebastien Haller einen guten Angriffsdreizack, auch wenn Trainer Adi Hütter manchmal einen aus dem Trio draußen lässt; "Jovic", so sagte der Kollege Haller kürzlich, "ist der Beste von uns." Muskulös, dribbelstark, technisch fein, gut im Abschluss Kovac lobt Hütter Vor seiner Rückkehr an die alte Arbeitsstätte hat Niko Kovac, der Trainer des FC Bayern, die sportliche Entwicklung bei seinem früheren Verein Eintracht Frankfurt in höchsten Tönen gelobt: "Ganz ehrlich: Das habe ich in dieser Form nicht erwartet. Frankfurt hat im Sommer vier Spieler verloren, die man erst mal ersetzen muss. Bisher ist das sehr gut gelaufen." Von seinem Nachfolger, dem Österreicher Adi Hütter, schwärmte Kovac: "Die Eintracht hat einen super Trainer, der einen klasse Job macht." Bei seiner ersten Rückkehr nach Frankfurt hatte Kovac im August im Supercup mit den Bayern 5:0 gewonnen. "Wir wissen, was uns erwartet", sagte Kovac über den Samstagsgegner: "Jungs, die uns Bayern besiegen wollen - und, by the way, auch mich." dpa Der Gelobte selbst hat zwar pflichtbewusst widersprochen und angemerkt, dass alle drei gut seien. Aber er liefert in der Tat ein ungewöhnliches Gesamtpaket: 1,82 Meter groß und 87 Kilo schwer, zugleich muskulös und dribbelstark, technisch fein und mit einer auffälligen Abschlussstärke gesegnet - wobei sich diese Abschlussstärke auch noch sehr gleichmäßig auf den linken Fuß, den rechten Fuß und die Stirn verteilt. So schießt Jovic zum einen besonders schöne Tore - wie das eingesprungene Hackentor im Pokal-Halbfinale 2018 gegen Schalke oder der Seitfallzieher jüngst beim 7:1 gegen Düsseldorf - und zum anderen besonders viele. Im Schnitt alle 88 Minuten traf er bei seinen Bundesliga-Auftritten, zwischendurch hätte er im Spiel gegen Düsseldorf mit seinen fünf Treffern beinahe den alten Ligarekord von Dieter Müller (Saison 1977/78, sechs Tore für den 1. FC Köln gegen Bremen) eingestellt. Manch einer traut Jovic zu, dass er als vierter Frankfurter nach Jörn Andersen (1990), Anthony Yeboah (1993 und 1994) und Alex Meier (2015) als bester Liga-Torschütze die Saison beendet. Wenn Jovic selbst seine Torquote erklären soll, bringt er oft solche Sätze unter wie den, dass er "riecht, wo der Ball hinkommt". Es gehört zwar zur vollen Wahrheit, dass Jovic' Geruchssinn gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte besonders ausgeprägt ist und er in solchen Begegnungen zehn seiner zwölf Saisontore schoss; aber es gehört ebenso zur vollen Wahrheit, dass dies keinem anderen Stürmer der Bundesliga besser gelang. Längst hat das in solchen Fällen übliche Gerattere eingesetzt, welcher europäische Großklub angeblich an Jovic interessiert sei - und es dürfte für die Frankfurter schwer werden, ihn zu halten. Sie sicherten sich zwar bei dem Leihgeschäft eine Kaufoption für den Sommer 2019, die sie auch in jedem Fall ziehen wollen. Offiziell wird die Summe nicht genannt, sie soll bei circa zwölf Millionen Euro liegen, was angesichts derzeitiger Transferpreise in der Tat ein Schnäppchen wäre. Zudem investiert die Eintracht insgesamt mehr Geld und lehnte im Sommer etwa hohe Angebote für Jovic' Sturmpartner Rebic ab. Aber wer dieser Tage die Aussagen von Sportchef Fredi Bobic zum Thema hört, kann herausdeuten, dass er auch einen Plan B entwickelt - für einen Kader ohne Luka Jovic. | Der 20 Jahre alte Luka Jovic hat die überraschend starke Hinrunde von Eintracht Frankfurt geprägt. Schon interessieren sich angeblich Großklubs für den Stürmer - auch beim FC Bayern fällt sein Name. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/jovic-eintracht-frankfurt-1.4263235 | Luka Jovic - Der Beste im Dreizack | 00/12/2018 |
Das hat man sich ja immer schon gefragt: Ob die Leute aus dem Fußball zu Hause genauso reden wie am Spieltag vor den Kameras? Ob sie also ihren Kindern sagen, diese hätten eine "absolute Top-Leistung abgerufen", wenn sie eine gute Note heimgebracht haben, oder dass sie "eine Reaktion zeigen" müssten, wenn das Ergebnis nicht gut war? Vielleicht sagen sie auch, dass sie "bis in die Haarspitzen motiviert" seien, wenn sie den Müll raustragen, oder die Gäste beim Abendessen bekommen zu hören: "Ich muss meiner Frau ein Kompliment machen. Sie hat alles in die Waagschale geworfen!" Jeder Job bringt seine eigenen Krankheiten hervor. Rudi Völler jedenfalls hat neulich verraten, dass ihn seine Frau hin und wieder zur Ordnung ruft, wenn er zu Hause in den geübten Floskeln am Thema vorbeiredet. "Pass mal auf", sagt sie dann, "wir sind hier nicht im Fernsehen." Sabrina Völler sagt im Übrigen nicht Rudi zu ihrem Mann, sondern ordnungsgemäß Rudolf. Genauso hat sie ihn neulich in der Podcast-Sendung "Phrasenmäher" angesprochen, in der Völler knapp anderthalb Stunden, aber keine Minute zu lang aus seinem Leben als Rudi und seiner Tätigkeit als Sportchef in Leverkusen erzählte. "Hallo Rudolf", sagte sie, "eine Frage, um dich festzunageln: Wie lange willst du den Job noch machen? Wie siehst du dein Leben nach dem Fußball?" So klar und deutlich, wie sie die Fragen formulierte, hörte es sich nicht so an, als ob sie eine Phrase als Antwort akzeptieren wollte. Manche Insider glauben, Völler werde sich schon recht bald im neuen Jahr zurückziehen Drei Monate sind seitdem vergangen, und was damals schon akut war - zumindest für Sabrina Völler -, ist es jetzt erst recht. Anfang Dezember hat Rudi Völler gesagt, es gebe "noch keinen Zeitplan", wann er sich bei Bayer 04 zurückziehen werde, doch das werde nun sicherlich "Stück für Stück" passieren. Mancher Kenner meint allerdings, dass dies nicht zwei, drei Jahre dauern, sondern ziemlich bald geschehen wird, und auch nicht in Raten, sondern womöglich plötzlich. Spätestens im kommenden Sommer, vielleicht auch schon zum Start ins neue Jahr. Völler, das sagen einige, die ihn lange und aus nächster Nähe kennen, sei "amtsmüde" geworden. Er selbst sagte in dieser Woche, die Frage nach seinem Rückzug sei zwar "ein gutes Thema", im Moment wolle er darüber aber nicht sprechen, weil es genug Spekulationen rund um Bayer Leverkusen gebe (womit er vor allem die Frage der Weiterbeschäftigung von Trainer Heiko Herrlich meinte). Dass sein Vertrag noch bis 2022 gilt, betrachtet Völler jedenfalls nicht als Hindernis: "Das ist natürlich nicht der Maßstab", ließ er im "Phrasenmäher" wissen. Am Mittwoch auf Schalke war Völler noch ganz der Alte. Nach dem Spiel, das Bayer zäh 2:1 gewonnen hatte, folgte er seiner Pflicht als Klubrepräsentant und stellte sich dem Erstrechteverwerter Sky zum Interview. Das Gespräch sorgte für viel Aufsehen und wurde auf etlichen Medienkanälen originalgetreu weiterverbreitet wie einst Völlers Mist-und-Käse-Tirade als Teamchef nach dem Länderspiel auf Island. Wie zwei Kommissare verhörten sich Völler und der Reporter gegenseitig in einem stakkatohaften Schlagabtausch, was dem Publikum zwar keine expliziten Erkenntnisse zur Leverkusener Trainerfrage verschaffte, aber ein schönes Vergnügen. Manchmal konnte man meinen, nicht den großen Rudi Völler, sondern den großen Louis de Funès zu hören. Während also Völler in ganzer Pracht präsent war, hielt mancher Schalker vergeblich Ausschau nach einem anderen langjährigen Bayer-Mitarbeiter: Jonas Boldt, im Vorjahr als Kaderplaner tätig, im Sommer in den Rang des Sportdirektors befördert, tauchte nicht auf in Gelsenkirchen. Seit ein paar Wochen schaut er sich die Spiele im Fernsehen an, bei Bayer steht er nur noch formell unter Vertrag. Spätestens im Sommer werden sich die Wege des Klubs und des 36 Jahre alten Managers trennen. Boldts Nachfolger Simon Rolfes ist bereits vereidigt. Das erklärt auch, warum sich jetzt der eine oder andere Schalke-Funktionär nach Boldt erkundigt hat. Ein Fachmann wie er könnte dem Verein, dem es an sportlichem Know-how mangelt, guttun. Ob er aber zum Ruhrpottklub passen würde? Weiß keiner. | Der Wohlfühlmensch erlebt bewegte Tage in Leverkusen - doch er ist amtsmüde geworden. Auch weil sich im Hause Bayer einiges verändert hat. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-leverkusen-voeller-1.4263233 | Rudi Völler denkt in Leverkusen ans Aufhören | 00/12/2018 |
Das Lob fiel gewaltig aus. Die Dortmunder Fußballer bekamen vom Trainer "eine fantastische Hinrunde" bescheinigt - aber dieser Trainer hieß Dieter Hecking und arbeitet für Borussia Mönchengladbach. Dortmunds eigener Trainer Lucien Favre sagte nach dem 2:1-Sieg im Spitzenspiel und nach der mit 42 Punkten zweitbesten Hinrunde in der BVB-Vereinsgeschichte, dass man sehr hart gearbeitet habe und dass man auch weiterhin sehr hart arbeiten müsse. Der Begriff "fantastisch" kommt in Favres Vokabular eigentlich nicht vor. Bei Aufnahme seiner Tätigkeit in Dortmund vor einem knappen halben Jahr hat Favre gesagt, dass die Mannschaft Zeit brauchen werde und die Fans Geduld. Diese Prognose hat sich als falsch herausgestellt, denn die Mannschaft hat gleich in der ersten Halbserie unter Favre 19 von 25 Pflichtspielen gewonnen, hat 59 Tore geschossen, ist Herbstmeister, steht im Achtelfinale der Champions League und im Achtelfinale des DFB-Pokals. Das sind in der Summe Errungenschaften einer "fantastischen" Hinrunde, aber die Demut und die Vorsicht sind in Dortmund derart groß, dass diese emotionale Feststellung vom Gäste-Trainer gemacht werden musste. Vielleicht muss man Dortmunds Gegner gewesen sein, um Dortmunds Fußball so überschwänglich loben zu können. Dabei haben sie gegen Gladbach nicht gerade ihr bestes der 25 Spiele gemacht. Drei Tage, nachdem sie in Düsseldorf die zweite von zwei Niederlagen des ersten Halbjahres beim 1:2 in Düsseldorf erlitten hatten (die erste war ein 0:2 bei Atletico Madrid), spürte man den Dortmundern an, dass sie sich von den Gladbachern nicht so auskontern lassen wollten wie von den Düsseldorfern. Sie spielten also vorsichtiger, und weil die Gladbacher auch vorsichtig spielten, sprach der Trainer Hecking hinterher von einem "Schachspiel". Favre gefiel der Vergleich. Er stimmte Hecking zu. Mario Götze bereitet beide Tore vor Die Treffer durch Jadon Sancho (42.) und Marco Reus (54.) bereitete mit Mario Götze ein Spieler vor, der in der ersten Saisonphase kaum Einsätze bekommen hatte und der diesmal nach 34 Minuten auch nur deshalb so früh eingewechselt wurde, weil der Mittelstürmer Paco Alcàcer sich den Oberschenkel gezerrt hatte. Doch Götze ist für den BVB längst zu einer wichtigen und immer häufiger auch effektiven Alternative geworden. Brillant von ihm war vor allem der Pass zum 2:1, in den sich der Torschütze Reus regelrecht hineinwarf. Reus wirkte in dieser Hinrunde gelöst wie noch nie. Er sagt, das liege daran, dass er frei von Beschwerden und mit Spaß Fußball spielen könne. Reus ist mit elf Toren und acht Vorlagen in der Bundesliga Dortmunds Top-Scorer. Alcácer ist mit zwölf Treffern bester Torjäger. Sancho ist mit neun Assists bester Vorlagengeber - und er ist der beste Dribbler. "So einen Spieler braucht man im modernen Fußball", sagt Reus, "einen, der Eins-zu-Eins-Situationen sucht und auch gewinnt." Prototypisch war Sanchos 1:0-Treffer, er tanzte Gladbachs Oscar Wendt regelrecht aus. Wichtigster BVB-Spieler neben Reus war bislang der Belgier Axel Witsel. "Einer wie er hat uns in den letzten Jahren gefehlt", sagt Reus. Witsel organisiert das Mittelfeld, verteilt die Bälle, gewinnt fast jeden Zweikampf und strahlt eine Ruhe aus wie kein anderer Spieler in der Liga. Weil zudem der Kader groß und ausgeglichen sei, so Reus, habe man viele Möglichkeiten zu wechseln. Das spare Kräfte. "In den letzten Jahren haben wir im Herbst oft wichtige Spiele verloren - das ist diesmal nicht so." Und so sah man nach dem letzten Hinrundenspiel ausschließlich strahlende Gesichter beim BVB. Die maue vergangene Saison unter den Trainern Peter Bosz und Peter Stöger ist längst vergessen, Dortmund ist so stark wie zuletzt vor ein paar Jahren unter Jürgen Klopp. Die beste aller Hinrunden war jene der Saison 2010/11, als man am Ende Meister wurde. Wer sich über Weihnachten hochrechnend mit der Bundesliga beschäftigt, muss zu dem Ergebnis kommen dass die Dortmunder den Meistertitel vermutlich nur dann nicht gewinnen werden, wenn sie ihre eigene Leistung nicht halten können. Weil Trainer Favre das weiß, lobt er die Mannschaft nicht überschwänglich, sondern betont immer wieder, dass man weiter so hart arbeiten müsse wie bisher. Zum Wintertrainingslager geht es nach Marbella, am 19. Januar geht die Saison schon weiter. Und während die Branche über den angehenden Meister Borussia Dortmund spekuliert, sagt Lucien Favre demonstrativ: "Unser nächstes Spiel ist in Leipzig." | Der BVB beendet eine starke Hinrunde mit einem 2:1 gegen Verfolger Gladbach - wieder zeigt sich die enorme Qualität des Kaders. Das größte Lob kommt vom Trainer des Gegners. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/borussia-dortmund-moenchengladbach-bundesliga-hinrunde-1.4264073 | Borussia Dortmund - Sogar im Schachspiel gewinnen sie | 00/12/2018 |
Nach dem bravourösen Erfolg von Mailand haben die Basketballer des FC Bayern am Freitagabend gegen Real Madrid mit 72:82 Punkten verloren. Dennoch haben sie in der Euroleague noch ein ausgeglichenes Konto von 7:7 Siegen. Und gerade die Leistung in der zweiten Halbzeit, als die Gastgeber einen hohen Rückstand aufholten und den Euroleague-Titelverteidiger in große Bedrängnis brachten, ließ die Mannschaft erhobenen Hauptes in die Kabine schreiten. Dass auch Madrid trotz seiner Bilanz von 10:2 Siegen keineswegs unbezwingbar ist, wurde erst vor Wochenfrist deutlich. In der spanischen Liga ACB unterlag der spanische Meister beim Vorletzten Breogan. Was bewies, dass der mit spanischen Topspielern und NBA-erfahrenen Akteuren bestückte Kader zweifellos königlich, aber nicht galaktisch ist. Allerdings waren die Spanier mit der Empfehlung eines 89:68 gegen Athen nach München geflogen. Und sie waren fest entschlossen, daran anzuknüpfen. Vor allem Sergio Llull traf am Freitag zunächst nach Belieben. Einen Dreier nach dem anderen ließ der 31-Jährige durch den Ring der Bayern rauschen, wurde dabei aber allzu oft sträflich allein gelassen. Beeindruckende 17 Punkte standen für den Regisseur Madrids schon zur Pause zu Buche. Aber die Bayern hielten dagegen. Kapitän Danilo Barthel (10 Punkte) traf per Dreier zur 13:11-Führung. Dann schlichen sich Fehler ein: Bälle wurden verlegt, dem Gegner in die Hände gepasst. Eine schlechte Idee gegen das Team aus Madrid. Zwar haben die Spanier ihr Wunderkind Luka Doncic an die Dallas Mavericks in der NBA verloren, doch neben Llull (19) noch eine Reihe Könner wie Anthony Randolph (22) im Team. So wuchs der Rückstand. Nach dem ersten Viertel lag der FCB 16:27 hinten. Die Bayern initiierten zwar immer wieder kleine Läufe und ließen sich nicht entscheidend abschütteln. Real war aber ob seiner außerordentlichen Qualität stets in der Lage, diese Bemühungen zu bremsen. Vor allem in der Defense waren die Gäste in dieser Phase besser, die Bayern waren oft einen Schritt zu langsam. Real kam so zu leichten Punkten und blockte die Münchner ein ums andere Mal aus. Der kapverdische 2,21 Meter-Riese Walter Tavares stand wie ein furchteinflößender Turm unter dem Brett, an dem selbst der zuletzt so beeindruckende Derrick Williams (7) abprallte. Zur Pause war der Rückstand auf 31:46 gewachsen. Die zweite Hälfte wurde mit einem Dreier von Madrids Jeffery Taylor eröffnet. Doch die Bayern kämpften leidenschaftlich und weckten die Zuschauer im erstmals in der Euroleague ausverkauften Audi Dome auf - egal welche Nackenschläge es wegzustecken galt, die Münchner blieben dran. Vor dem finalen Viertel war der Rückstand auf sechs Punkte geschrumpft und die Gäste wirkten kurzzeitig verunsichert. Petteri Koponen (10) verkürzte auf 66:68, jetzt herrschte Playoff-Atmosphäre. Leon Radosevic (8) traf zum 66:68, das Spiel war vier Minuten vor dem Ende wieder völlig offen. Doch trotz aller Bemühungen und zweistelliger Werte von Nihad Djedovic (10) und Stefan Jovic (11) behielt Real letztlich verdient die Oberhand. "Wir hatten nach einer schwachen ersten Halbzeit die Möglichkeit, das Spiel zu drehen", ärgerte sich FCB-Coach Dejan Radonjic, letztlich sei seine Auswahl an der Erfahrung des Gegners gescheitert. Praktisch ohne Pause rauscht der deutsche Meister weiter durch die stade Zeit; am Sonntag (18 Uhr) erscheint der nächste schwere Gegner in der Halle: Alba Berlin gastiert zum zweiten Mal innerhalb von acht Tagen. Das Pokal-Viertelfinale wird der erste Vergleich mit Endspielcharakter für die Münchner sein: Es geht gegen ein Team, das mit viel Selbstbewusstsein anreist. Niels Giffey, der mit dem letzten Wurf die Möglichkeit zum Sieg hatte, kündigte nach der Partie an, dass man auf Augenhöhe war - und besser spielen könne. | Die Bayern-Basketballer sind in der Euroleague gegen Madrid eine Halbzeit lang klar unterlegen - und verlieren 72:82. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/euroleague-der-turm-der-kapverden-1.4264050 | Der Turm der Kapverden | 00/12/2018 |
München unterliegt Mannheim im Eishockey-Spitzenspiel 1:3 und muss sich nun auch noch hinter Düsseldorf und Augsburg auf Platz vier einordnen. Der EHC lässt einige Chancen ungenutzt und kassiert spät das letzte Gegentor. Die Tabellenspitze der Deutschen Eishockey Liga rückt für den EHC München immer weiter in die Ferne. Am Freitagabend musste sich der Meister am 30. Spieltag zuhause den Mannheimer Adlern mit 1:3 (0:1, 1:1, 0:1) geschlagen geben. Dadurch rutschte der EHC auf Rang vier zurück und hat nun zehn Punkte Rückstand auf die Mannheimer. Für die Adler war es der zweite Sieg in München innerhalb 13 Tage: Anfang Dezember hatten sie mit 1:0 nach Penaltyschießen gewonnen. Die Gäste erwischten einen idealen Start ins Spitzenspiel. Phil Hungerecker hatte in der vierten Minute zu viel Platz und bezwang Danny aus den Birken im Münchner Tor mit einem Schuss ins Kreuzeck. Der EHC beschäftigte Dennis Endras nach dem Rückstand regelmäßig, scheiterte aber entweder am Nationaltorhüter oder traf den Pfosten, wie Mark Voakes in Minute 15. Münchens Stürmer Andreas Eder sprach nach dem Startdrittel von einem "unglücklichem" Gegentor und fand, sein Team habe das Spiel "klar in der Hand". Was fehle, seien die Tore. Das nächste erzielten aber wieder die Adler, Smith war nach einem Konter erfolgreich (25.). Kurz darauf musste aus den Birken vom Eis, seinen Platz nahm Kevin Reich ein (28.). Der neue Mann im EHC-Tor hatte auch gleich richtig zu tun, als er bei einem Solo von Thomas Larkin das 0:3 verhinderte (31.). So konnte Yasin Ehliz in Minute 34 auf 1:2 verkürzen, Joslin hatte zuvor zum zweiten Mal Aluminium getroffen (29.). Im Schlussdrittel verteidigten die Adler den Vorsprung, ehe Andrew Desjardins in der letzten Minute mit einem Treffer ins leere Tor alles klar machte. | München unterliegt Mannheim im Eishockey-Spitzenspiel 1:3 und muss sich nun auch noch hinter Düsseldorf und Augsburg auf Platz vier einordnen. Der EHC lässt einige Chancen ungenutzt und kassiert spät das letzte Gegentor. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-ehc-faellt-zurueck-1.4264018 | EHC fällt zurück | 00/12/2018 |
Wenn zum Finale der Hinrunde die zwei torgefährlichsten Klubs der Liga aufeinandertreffen und auf beiden Seiten auch noch alle regulären Innenverteidiger ausfallen, dann erwartet man nicht viel weniger als ein Spektakel mit allerhand Toren. Es wurden nur drei - oder sollte man sagen: immerhin? Herbstmeister Borussia Dortmund distanzierte mit einem 2:1 (1:1) seinen Verfolger Mönchengladbach auf neun Punkte. Der schon nach einer guten halben Stunde für den verletzten Paco Alcácer eingewechselte Mario Götze bereitete beide Tore durch Jadon Sancho und Marco Reus vor. Für Sancho war es das sechste Saisontor, für Reus das elfte. "Man hat gemerkt in den letzten 20 Minuten, dass wir am Stock gehen", gab Reus zu. "Die ein, zwei Wochen Pause werden uns jetzt sehr gut tun, damit wir im neuen Jahr wieder angreifen können. Es ist erst der halbe Kuchen gegessen." Die torreichsten Spiele dieser Hinrunde sind bislang: Frankfurt-Düsseldorf (7:1) und Bremen-Leverkusen (2:6) mit je acht Treffern sowie Dortmund-Augsburg (4:3), Dortmund-Nürnberg (7:0) und Schalke-Nürnberg (5:2) mit je sieben. Dortmund war also bereits zwei Mal beteiligt. Gegen Gladbach genügte ihnen ein sachlicher Sieg, kein spektakulärer. Dortmund bleibt in 13 Heimspielen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen und hat allein in diesen Partien 39 Tore geschossen. Gladbach, das in der Hinrunde alle acht Heimspiele gewonnen hat, bleibt auswärts mäßig. Von acht Gastspielen wurden nur zwei gewonnen. "In der ersten Halbzeit war es ein Schachspiel, da entscheiden Kleinigkeiten", bilanzierte Gäste-Trainer Dieter Hecking. "Wir hatten mehr Fehler drin, deshalb ist das 1:2 am Ende auch verdient." Götze wird eingewechselt und legt sofort ein Tor auf Die Defensiv-Ausfälle auf beiden Seiten waren markant: die Innenverteidiger Abdou Diallo, Manuel Akanji und Dan-Axel Zagadou bei Dortmund und die Innenverteidiger Matthias Ginter und Nico Elvedi bei Gladbach. Beide Teams profitieren allerdings von einem großen Kader, weshalb beide Mannschaften nicht nur in der Stärke von elf Spielern auflaufen konnten, sondern auch mit kreativen Lösungen. Julian Weigl und Ömer Toprak bildeten die Innenverteidigung beim BVB, der 18-jährige Louis Jordan Beyer und der Mittelfeldmann Tobias Strobl die bei Gladbach. Es wurde schnell deutlich, dass die Gladbacher die Partien der Dortmunder gegen Brügge (0:0) und in Düsseldorf (1:2) gut studiert hatten und nun selbst mit einer sehr kompakten Neuner-Defensive spielten. Dortmunds Trainer Lucien Favre hatte Probleme gegen "kompakte Mannschaften" ja selbst eingeräumt. Dortmund spielte drei Tage nach der Blamage in Düsseldorf aber mit einer anderen Angriffsbesetzung und mit einer anderen Einstellung. Dass der frühere Gladbacher Reus in der 20. Minute nicht schon einschoss, verhinderte der Torwart Yann Sommer geistesgegenwärtig. Der zweite Ball, den Sommer halten musste, war ein Fernschuss von Axel Witsel nach einer halben Stunde. In der 34. Minute wurde Götze eingewechselt. Mittelstürmer Alcácer hatte sich den Oberschenkel gezerrt. Götze kam in ein Spiel, in dem man als zentraler Stürmer eine undankbare Rolle hat: viel Laufarbeit, wenig Ballbesitz, kaum Möglichkeiten. Immerhin gelang Götze aber zeitnah die Vorlage zum 1:0 in der 42. Minute. Ausgangs einer konterähnlichen Szene erhielt er im Zentrum von Reus den Ball und schob ihn weiter nach Rechts zu Jadon Sancho. | Der Sieg im Spitzenspiel geht an Borussia Dortmund - weil Mario Götze beim 2:1 gegen Gladbach beide Treffer vorbereitet und Marco Reus das Siegtor gelingt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-bvb-goetze-reus-1.4263320 | Der BVB besiegt Gladbach dank Reus und Götze | 00/12/2018 |
Herbstmeister Borussia Dortmund hat den Angriff von Borussia Mönchengladbach abgewehrt und mit einem Sieg gegen den Verfolger seine famose erste Saisonhälfte gekrönt. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre gewann das Topspiel der Fußball-Bundesliga zum Abschluss der Hinrunde verdient mit 2:1 (1:1) und baute ihren Vorsprung auf neun Punkte aus. Titelverteidiger Bayern München kann den Rückstand auf den Spitzenreiter am Samstag mit einem Sieg bei Eintracht Frankfurt allerdings wieder auf sechs Zähler verkürzen. Jadon Sancho (42.) und Jubilar Marco Reus (54.) sorgten für den siebten BVB-Sieg gegen Gladbach in Serie. Mit 42 Punkten spielten die Westfalen ihre beste Hinserie seit dem Meisterjahr 2010/11 unter Coach Jürgen Klopp (43 Zähler). Christoph Kramer gelang bei seinem Comeback nach zweieinhalbmonatiger Verletzungspause der wegen eines Handspiels umstrittene zwischenzeitliche Ausgleich (45.+1). Doch am Ende reichte es für die Mannschaft von Dieter Hecking nicht zu einem Punktgewinn und der besten Hinrunde seit 42 Jahren. | Wichtiger Sieg kurz vor Weihnachten: Beim 2:1 gegen Gladbach treffen Jadon Sancho und Marco Reus für den BVB - Mario Götze bereitet beide Treffer vor. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-gegen-gladbach-dortmund-gewinnt-das-spitzenspiel-1.4264054 | BVB gegen Gladbach - Dortmund gewinnt das Spitzenspiel | 00/12/2018 |
Laura Dahlmeier ist schon wieder die Alte. Bei ihrem Weltcup-Comeback hat die Doppel-Olympiasiegerin den deutschen Biathletinnen überraschend auf Anhieb den ersten Podestplatz des Winters beschert. Die 25-Jährige lief nach einer schier unendlichen Krankheitspause am Freitagabend im Sprint im tschechischen Nove Mesto spektakulär auf den zweiten Platz. Sie musste sich nach einem Schießfehler mit 4,5 Sekunden Rückstand nur der makellosen Norwegerin Marte Olsbu Röiseland geschlagen geben. Platz drei belegte die ebenfalls fehlerfreie Slowakin Paulina Fialkova. Dahlmeier zeigte über 7,5 Kilometer die schnellste Laufzeit. "Ich habe mich gut gefühlt, aber ich wusste nicht, dass es so brutal gut wird. Das ist mega emotional für mich", sagte Dahlmeier im ZDF: "Ich wusste nicht, ob ich das durchstehe. Aber es hat zum Glück gereicht." Im Jagdrennen am Samstag (17 Uhr/ARD und Eurosport) hat die siebenmalige Weltmeisterin damit eine perfekte Ausgangsposition und beste Chancen auf ihren 20. Weltcupsieg. Zweitbeste Deutsche wurde Franziska Preuß (1 Fehler) als 16. "Ende September habe ich im Krankenhaus gelegen für eine Woche und habe nicht aufstehen können", sagte die frühere Gesamtweltcupsiegerin. "Ich habe nicht spazieren gehen können, ich habe mir nicht vorstellen können, jemals wieder Leistungssport zu machen, geschweige denn auf ein Podium zu kommen bei einem Weltcuprennen." Mit Blick auf das Rennen am Samstag sagte sie: "Ich muss schauen, wie ich mich regeneriere. Ich bin immer noch nicht bei 100 Prozent." Dahlmeier hatte sich für ihre Rückkehr nach der langen Leidenszeit einen für sie besonderen Platz ausgesucht. Im Herzen Tschechiens holte die siebenmalige Weltmeisterin 2015 ihren ersten Weltcup-Sieg und war erstmals bei einer WM dabei. "Es ist wirklich ein spezieller Ort. Und genau der richtige, um wieder anzugreifen", sagte sie. "Comeback! Laura Dahlmeier ist zurück", brüllte der Stadionsprecher um kurz nach 18 Uhr ins Mikrofon. Die meisten der 22 000 Zuschauer feierten die junge Deutsche. Unter dem Flutlicht und bei starkem Schneeregen lief Dahlmeier mit der Startnummer 84 als letzte der sechs DSV-Skijägerinnen los. Das erwies sich als Vorteil. Nachdem es zunächst stark geschneit hatte, wurde es auf der Strecke gegen Ende des Rennens bei Schneeregen schneller. Mit jedem Schritt, mit jedem Schuss verflogen die Zweifel. Dahlmeier traf im Liegendschießen alle Scheiben und ging zunächst in Führung. Stehend ließ sie eine Scheibe stehen, das reichte zu Platz zwei. | Die 25-jährige Biathletin Laura Dahlmeier läuft nach einer langen Krankheitspause in Nove Mesto auf Platz zwei. Ende September lag sie noch im Krankenhaus und konnte nicht aufstehen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-beim-comeback-aufs-podium-1.4263250 | Beim Comeback aufs Podium | 00/12/2018 |
Der große Verlierer des herbstlichen, vielfach geforderten Umbruchs beim FC Bayern ist: die Autoindustrie. Präziser gesagt: der Volkswagen-Konzern samt seiner Tochter Audi. Denn während Franck Ribéry und Arjen Robben als Mittdreißiger bis auf Weiteres über die Flügel flitzen und ab und an sogar noch Spiele entscheiden (wie der Franzose jüngst beim 1:0 gegen RB Leipzig), haben die in der Dieselaffäre belasteten Top- Manager Martin Winterkorn und Rupert Stadler in der vorigen Woche ihre Posten offiziell geräumt. Beide sind aus dem Aufsichtsrat des Rekordmeisters ausgeschieden. Hinein kamen ein Geldinstitut (Michael Diederich, Unicredit-Bank) sowie doch wieder die Wolfsburger (Herbert Diess, VW-Vorsitzender). Sonst jedoch ist in der Schaltzentrale des Rekordmeisters nicht viel passiert, im Gegenteil. Am Dienstag kam die Kunde, dass Uli Hoeneß, 66, Vorsitzender des Aufsichtsrates bleibt, am Freitag folgte als eine Art vorweihnachtlicher Doppelpass die Nachricht, dass auch Karl-Heinz Rummenigge, 63, nicht amtsmüde ist und den ursprünglich bis 31. Dezember 2019 datierten Vertrag bereits jetzt bis Dezember 2021 verlängert. Das bedeutet: Rummenigge handelt weiterhin, Hoeneß passt auf. Manchmal, das ist historisch belegt, ist es umgekehrt. Die FC Bayern München AG bleibt eine Art Wirtschaftszone mit selbsterteiltem Sonderstatus. Ein Machtwechsel ist also zunächst verschoben. Und dies trotz der in den Saal gerufenen Unzufriedenheit vieler Klubmitglieder, mit der das ewige Münchner Führungsduo im November auf der Jahreshauptversammlung konfrontiert wurde. Nach hochdekorierten Laufbahnen als Spieler lenkt Hoeneß ja heute schon seit 1979 seinen Fußballverein (Weltrekord?), Rummenigge begleitet ihn seit 2002 als Vorstandsvorsitzender. Man würde die Herrschaften unterschätzen, würde man unterstellen, sie wüssten nicht, dass sie die Nachfolgefrage konkret angehen müssen. Begonnen haben sie schon vor langer Zeit: Mit Kandidaten wie Christian Nerlinger und Matthias Sammer, die im Managerjob getestet wurden, ging es nach langer Probezeit auseinander. Mit Philipp Lahm kam man nach einem Hoeneß-Veto nicht zusammen, als der Kapitän aus der kurzen Hose sofort in den Anzug schlüpfen wollte. Frisches Personal wird es nur auf dem Rasen geben Favorit auf die perspektivische Rolle "Gesicht des Vereins" ist, nach allem, was zuletzt undementiert blieb, Oliver Kahn, 49. Der Torwart hat heute einen Kommentatorenjob beim ZDF, es hieß aber, er habe Lust, selbst wieder die Dinge zu gestalten. Auf jener turbulenten Jahreshauptversammlung sah sich Hoeneß herausgefordert, die Lage konkret zu beschreiben: "Oliver Kahn kommt dann infrage, wenn Karl-Heinz aufhören sollte. Und bis dahin werden wir uns in Ruhe gedulden und ihn warmhalten." Kahn müsste demnach bis Ende 2021 auf der Warmhalteplatte sitzen, falls die vorher keiner ausstellt. Frage ist: Will er das? Geduld, das weiß jeder, der ihn im Tor erlebte, galt nicht als herausragende Eigenschaft. Frisches Personal wird Vorstand Rummenigge also zunächst auf dem Transfermarkt finden müssen. Bekannt wurde soeben, dass die Bayern um Frankreichs Weltmeister Lucas Hernández, 22, mitbieten. Für den hat Atlético Madrid die Ablöse auf 80 Millionen Euro festgeschrieben. Geld haben die Münchner, an liquiden Mitteln fehlt es ihnen gerade am allerwenigsten. | Der FC Bayern verschiebt seinen Machtwechsel: Nach Aufsichtsratschef Hoeneß verlängert auch Vorstandsboss Rummenigge - mindestens bis 2021. Ob sich Oliver Kahn so lange gedulden will? | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/rummenigge-hoeness-fc-bayern-1.4263286 | Bundesliga: Der FC Bayern verschiebt den Machtwechsel | 00/12/2018 |
Es ist kein Jahr her, dass sich der junge Bundestrainer Christian Prokop, 39, mit der Handballnation angelegt hat. Es war der Tag, an dem Prokop den Kader für sein erstes großes Turnier als Nationalcoach bekannt gab: Für die Europameisterschaft 2018 strich er in Finn Lemke und Fabian Wiede zwei Stammkräfte aus dem Kader, die zwei Jahre zuvor massiv mitgeholfen hatten, diesen Titel zu gewinnen. Stattdessen berief Prokop zwei Spieler ohne internationale Erfahrung, die Leipziger Bastian Roscheck und Maximilian Janke, die er zuvor als Vereinstrainer betreut hatte. Es war eine Nominierung mit Geschmäckle, insbesondere die Ausbootung von Abwehrchef Lemke stieß auf heftige Kritik. Prokop ging, da waren sich alle einig, ohne Not ein hohes Risiko ein. Es war ein zu großes Risiko, denn die Titelverteidigung missriet bei der EM komplett. Obwohl Prokop den Abwehrchef Lemke im Turnierverlauf zurückholte (per Anruf mitten in der Nacht auf Fuerteventura), fiel Deutschland auf Rang neun zurück. Die Frage nach dem Hauptschuldigen war beantwortet: Es war Prokop, der an der Seitenlinie überfordert wirkte. Er habe ein erfolgreiches Team "regelrecht zerlegt", wie Axel Geerken, Geschäftsführer von Bundesligist MT Melsungen stellvertretend für einen Großteil der entsetzten Zunft befand. Obwohl viele seine Ablösung forderten, durfte Prokop im Amt bleiben, und so stand er an diesem Freitag erneut vor der Aufgabe, einen Kader zu rechtfertigen, diesmal für die Heim-WM 2019, die am 10. Januar in Deutschland und Dänemark beginnt und das erste sportliche Großereignis des Jahres werden wird. Prokop ist weiterhin ein junger Bundestrainer, allerdings hat er aus den Turbulenzen offenbar Lehren gezogen. Diesmal hat er deutlich weniger draufgängerisch nominiert, die Nichtberücksichtigung von Kai Häfner (Hannover-Burgdorf) ist die einzige kleine Überraschung. Ansonsten ist es eine gradlinige Berufung jener 18 Handballer, die man aktuell durchaus für die gesündesten und besten des Landes halten kann. Prokop hatte seine Fehler jüngst selbst zugegeben. Er habe vor der EM "viele Spieler überfordert" und den ein oder anderen "vor den Kopf gestoßen", sagte Prokop dem sid - so konnte man das durchaus formulieren. Sein aktueller 18er-Kader (aus dem Prokop noch zwei Spieler streichen muss) liest sich als Konsequenz aus dem eigenen Handeln zwölf Monate zuvor. Nicht nur, dass Abwehrchef Lemke und Rückraummann Wiede von Beginn an dabei sind: Fast alle beständigen Größen sind nominiert, angefangen bei den Torhütern Andreas Wolff und Silvio Heinevetter, dem bewährten Kreisläufer-Trio Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Jannik Kohlbacher, den Weltklassekräften auf den Außenpositionen, von Uwe Gensheimer über Patrick Groetzki bis Tobias Reichmann. In Linkshänder Franz Semper und Mittelmann Tim Suton sind nur zwei Spieler ohne nennenswerte Turniererfahrung dabei. Der Kader sei "in sich logisch", urteilte DHB-Präsident Andreas Michelmann, auch sein Vize Bob Hanning, der nach der verpatzten EM für den Verbleib von Prokop kämpfte, sagte: "Jeder Spieler hat seine Daseinsberechtigung", als sei das vor zwölf Monaten noch anders gewesen. | Das deutsche Handball-Team für die Heim-WM steht: Anders als bei seinem ersten großen Turnier nominiert Bundestrainer Christian Prokop diesmal deutlich weniger draufgängerisch. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-wm-dhb-prokop-1.4263238 | Handball: Prokop nominiert WM-Kader | 00/12/2018 |
Premier League, Özil: Der zuletzt verstärkt in die Kritik geratene Ex-Nationalspieler Mesut Özil genießt beim FC Arsenal noch das Vertrauen von Teammanager Unai Emery. "Wir brauchen Mesut Özil. Ich will von jedem Spieler mit guter Mentalität, dass er uns hilft und seine Qualität einbringt", sagte der Spanier und antwortete auf die Frage, ob Özil noch eine Zukunft bei Arsenal habe: "Ja, warum nicht?" Der 30 Jahre alte Özil hatte am Mittwoch beim 0:2 im Ligapokal-Viertelfinale gegen Tottenham Hotspur nicht im 18er-Kader der Gunners gestanden, zuletzt waren Gerüchte über einen vorzeitigen Abgang des Weltmeister von 2014 laut geworden. Am Samstag im Ligaspiel gegen den FC Burnley soll Özil ins Team zurückkehren. "Ich habe mit ihm regelmäßig während der Saison gesprochen und ihm klargemacht, was wir von ihm erwarten", sagte Emery: "Er hat die Fähigkeit, uns zu helfen, wenn das Team seine Momente auf dem Feld braucht." Özil hatte zuletzt am 11. November in der Premier League von Beginn an gespielt. Von 26 Pflichtspielen bestritt er nur 14, fünf davon über die volle Spieldauer. Basketball, FC Bayern: Der deutsche Basketballmeister Bayern München hat im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale der EuroLeague den erwarteten Rückschlag kassiert. Der ungeschlagene Tabellenführer der Bundesliga verlor gegen Titelverteidiger Real Madrid trotz einer zwischenzeitlichen Aufholjagd 72:82 (31:46) und hat damit wieder eine ausgeglichene Bilanz von sieben Siegen und sieben Niederlagen. Zwei Tage nach dem 80:78-Sieg bei Armani Mailand gerieten die Bayern vor 6700 Zuschauern im ausverkauften Audi Dome schon im ersten Viertel auf die Verliererstraße (16:27), die Trefferquote in der ersten Halbzeit war zu schwach. Nach der Pause kämpften sich die Münchner bis auf zwei Zähler heran, für die Wende reichte die kämpferisch starke Leistung dennoch nicht. Bester Werfer der Müncher war Stefan Jovic mit elf Punkten. Sergio Llull, der allein vor der Pause fünf Dreier erzielte, bekamen die Gastgeber nicht in den Griff. Der Real-Spielmacher erzielte am Ende 19 Punkte, am treffsichersten war bei den Spaniern Anthony Randolph (22). Bundesliga, Hannover: Hannover 96 muss den Rest der Saison ohne Torjäger Niclas Füllkrug gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga kämpfen. Der 25-Jährige habe sich laut Manager Horst Heldt eine "schwerwiegende" Knieverletzung zugezogen. Zwar steht die endgültige Diagnose noch aus, aber laut Heldt stehen die "Chancen gleich null", dass Füllkrug diese Saison noch einmal spielen kann. "Diese Verletzung trifft uns schwer - es war ein riesiger Schock für uns alle", sagte Heldt vor der Partie des Tabellenvorletzten gegen Fortuna Düsseldorf am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Füllkrug ist während seiner Karriere immer wieder mit Knieverletzungen längere Zeit ausgefallen. "Der Junge ist am Boden zerstört", sagte Trainer Andre Breitenreiter, der trotz des Ausfalls wohl an seiner angedrohten Urlaubssperre über Weihnachten festhalten will. "Es gilt das, was ich gesagt habe. Alles andere sehen wir nach dem Spiel", sagte der 45-Jährige, der zuletzt vier Punkte aus den letzten zwei Spielen des Jahres gefordert hatte, damit das Team über die Feiertage ein bisschen entspannen und eine besinnliche Zeit mit der Familie verbringen darf. 2. Bundesliga, Köln: Der 1. FC Köln hat nach fünf Siegen in Serie im letzten Spiel des Jahres einen überraschenden Rückschlag kassiert und den Sprung an die Tabellenspitze der 2. Fußball-Bundesliga verpasst. Das Team von Trainer Markus Anfang verlor gegen den VfL Bochum 2:3 (1:1) und verpasste es, den Hamburger SV von Platz eins zu verdrängen. Greuther Fürth bremste unterdessen zwar seine Talfahrt, verfehlte beim Abstiegskandidaten SV Sandhausen aber einen befreienden Sieg. Die Fürther kamen nicht über ein 0:0 hinaus und blieben zum vierten Mal in Folge ohne eigenen Treffer. Die seit neun Spielen sieglosen Sandhäuser kletterten zumindest bis Samstag auf Platz 15. Vor 50.000 Zuschauern in der ausverkauften Kölner Arena profitierten beide Teams zunächst von Weihnachtsgeschenken des Gegners. Lukas Hinterseer nutzte schon in der ersten Minute einen Fehler von Rafael Czichos zum 1:0, Simon Terodde (24.) glich nach einem haarsträubenden Fehlpass von Danilo Soares aus. Nach dem Seitenwechsel präsentierten sich die Gäste effektiv und nutzten die Chancen durch Hinterseer (58.) und Sidney Sam (69.) konsequent. Marcel Risse (76.) gelang nur noch der Anschlusstreffer. Ski alpin, Riesenslalom: Viktoria Rebensburg ist beim Weltcup-Riesenslalom von Courchevel Zweite geworden und hat das erste Podestresultat in ihrer Paradedisziplin in dieser Saison gefeiert. Die beste deutsche Skirennfahrerin wurde am Freitag nur von Mikaela Shiffrin aus den USA um 0,14 Sekunden geschlagen. Bei schwierigen Bedingungen mit viel Schneefall und schlechter Sicht konnte die 29-Jährige ihre Führung nach dem ersten Durchgang nicht vor der Olympiasiegerin verteidigen. Den dritten Rang belegte Weltmeisterin Tessa Worley aus Frankreich. Handball, HBL: Die Siegesserie der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga hält an. Dank einer Leistungssteigerung im zweiten Durchgang setzte sich der deutsche Meister am Donnerstagabend mit 35:28 (14:16) gegen GWD Minden durch. Beste Werfer Flensburgs waren Marius Steinhauser und Rasmus Lauge mit je sieben Toren. Für Minden war Christoffer Rambo sechsmal erfolgreich. Nach dem 18. Sieg im 18. Spiel bleibt die Mannschaft von Trainer Maik Machulla auf Titelkurs. Saisonübergreifend war es bereits der 26. Bundesliga-Sieg Flensburgs in Serie. Erster Verfolger sind nun vorerst die Rhein-Neckar Löwen. Die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen holte beim 34:29 (17:14) gegen den TVB Stuttgart den sechsten Bundesliga-Sieg in Serie und zog in der Tabelle an Rekordmeister THW Kiel vorbei. Allerdings haben die Kieler ein Spiel weniger absolviert und könnten mit einem Sieg am Samstag in Bietigheim wieder den zweiten Platz übernehmen. Bester Werfer der Partie war Stuttgarts Manuel Späth mit neun Toren. Für die Löwen war Nationalspieler Jannik Kohlbacher mit sieben Toren am erfolgreichsten. | Der Trainer des FC Arsenal spricht seinem Mittelfeldspieler das Vertrauen aus. Der 1. FC Köln verliert gegen Bochum, die Bayern-Basketballer kassieren eine Pleite in der EuroLeague. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-arsenal-emery-ueber-oezil-wir-brauchen-mesut-1.4264031 | "FC Arsenal - Emery über Özil: ""Wir brauchen Mesut""" | 00/12/2018 |
Seit Freitag ist es nun also offiziell: Artem Sushko, der verloren geglaubte Königstransfer von Trainer Max Hauser, kehrt zu Herrschings Volleyballern zurück - und ist bereits am Samstag gegen Königs Wusterhausen (19 Uhr, Nikolaushalle) spielberechtigt. Sushko war kurz vor Saisonbeginn als einer der kuriosesten Fälle in Herrschings Transferhistorie eingegangen. Der 2,02 Meter große Russe hatte sich schon mit seiner Frau und seinem kleinen Kind am Ammersee eingelebt, als der südkoreanische Profiklub Suwon bei den Herrschingern anrief, um Sushko abzulösen - mit einer satten fünfstelligen Summe. Die Herrschinger willigten ein, Hauser sagte später, dass Sushko bei Suwon "pro Monat das Vierfache dessen, was er bei uns im ganzen Jahr bekommen hätte", verdiene. Nur erlitt der 24-Jährige dort dann gleich zweimal eine Bauchmuskelverletzung. In Südkorea, wo dreimal am Tag trainiert wird, ein K.-o.-Kriterium. Sein Vertrag wurde aufgelöst, und der TSV, der mit Sushko in Kontakt geblieben war und dringend einen durchschlagskräftigen Außenangreifer brauchte, holte ihn zurück - samt Abholdienst durch Teammanager Fritz Frömming. Sushko wurde schon beim jüngsten Heimspiel vor zwei Wochen gegen die Alpenvolleys auf der Tribüne gesichtet, er unterschreibt in Herrsching nun - erneut - einen Zweijahresvertrag. Und feiert dort an Heiligabend seinen 25. Geburtstag. | Er kommt, er kommt nicht, er kommt: Herrschings Volleyballer holen den russischen Angreifer Artem Sushko zurück aus Südkorea. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-koenig-artem-1.4263385 | Sport in der Region | 00/12/2018 |
Tessa Worley stand ganz rechts, Mikaela Shiffrin in der Mitte, beide Skirennfahrerinnen waren bereits in erste Rennanalysen vertieft, da hatte die Siegerehrung im Ziel noch gar nicht begonnen. Viktoria Rebensburg, die den Riesenslalom von Courchevel gerade als Zweite beendet hatte, hinter Shiffrin und vor Worley, stand derweil ganz links und schaute nachdenklich ins Schneegestöber - man hätte jetzt schon gerne gewusst, worum die Gedanken kreisten: Um die nahende Heimreise vielleicht, oder die Sehenswürdigkeiten, die sie auf der Rückreise abklappern könnte - das Apfelmuseum in Bourg-Saint-Maurice etwa? Oder ging es vermutlich doch um das Malheur im zweiten Lauf, das mit den Ausschlag gegeben hatte in diesem letzten Riesenslalom vor dem Weihnachtsurlaub? Rebensburg war als Führende und letzte Starterin in den zweiten Durchgang gegangen, die Piste war schon arg ramponiert von den ersten 29 Fahrerinnen und dem Schneefall - fast wie vor knapp zwei Monaten in Sölden, beim Saisonauftakt, als Rebensburg nach Platz zwei im ersten Lauf auf Rang vier zurückgerutscht war. Aber jetzt, in Courchevel, war da eine andere Rebensburg unterwegs. Sie fuhr noch entschlossener, auch wenn sie nach dem Start kurz die Kontrolle verlor und mit der Hand in den Schnee griff. 0,14 Sekunden fehlten ihr am Ende zum erstem Saisonsieg und ihrem 17. überhaupt. "Am Anfang ärgert man sich natürlich, wenn es so eng hergeht", sagte sie am ORF-Mikrofon, aber dann war sie doch sehr besinnlich gestimmt, passend zur Jahreszeit. "In Courchevel habe ich mich eigentlich immer schwer getan", sagte sie, "ich bin trotzdem froh, dass es jetzt endlich das Podium geworden ist." Endlich? Rebensburg war vor dem Winter nach langer Zeit mal wieder als Gejagte in die neue Saison gestartet, als Titelverteidigerin in der Riesenslalom-Wertung. Diese Hauptprämie aus dem Vorwinter war ein süßer Trost gewesen nach mancher Enttäuschung, Platz vier bei ihren vielleicht letzten Winterspielen im Februar 2018 zum Beispiel oder Verletzungen in den Wintern davor. Der Sommer war nun "seit langem mal wieder ein Sommer, in dem wir alles so durchziehen konnten, wie wir es geplant hatten", sagte sie im Herbst; die 29-Jährige hatte noch mal an vielen Kleinigkeiten gebastelt, um ihren kleinen Vorsprung auf die Mitbewerberinnen zu halten. Sie veränderte Konditionstraining und Ernährung, damit sie im dichtgetakteten Winter, auch im Dezember, nicht zu viel Kraft verlieren würde. Rebensburg hat ja längst ihr eigenes Team im Verband, mit Betreuern und Servicemann; das Arbeiten in diesem Umfeld bereite ihr "sehr viel Spaß", das hatte sie in der Vorbereitung noch mal versichert. Mit dem Spaß war das im neuen Winter dann zunächst nur so eine Sache. Rebensburg schied in Sölden fast aus, beim Riesenslalom in Killington erwischte sie es dann. Statt mit zwei Siegen als Guthaben zu den Übersee-Rennen nach Kanada zu reisen - wie vor einem Jahr -, hatte Rebensburg diesmal einen mauen vierten Platz als Sicherheit. "Das hat sie schon beschäftigt", sagte Jürgen Graller, der Cheftrainer der deutschen Frauen. Die Abfahrten in Lake Louise gingen dann auch gehörig daneben, im Super-G wurde sie immerhin Dritte. Aber Rebensburg hat längst gelernt, den Rückschlägen ihres Sports nicht zu viel Bedeutung zu gewähren. Sie ließ die Abfahrt in Gröden unter der Woche aus, sparte Kräfte für den Riesenslalom am Freitag - und wurde belohnt. Die 29-Jährige kann die Kur fürs Selbstvertrauen ganz gut gebrauchen: Der nächste Riesenslalom findet kurz vor dem Jahreswechsel in Semmering statt, in der Weltcup-Wertung sind ihr die Italienerin Federica Brignone und Shiffrin derzeit noch etwas voraus. Letztere gewann am Freitag ihren 49. Weltcup, am Samstag, im Slalom, könnte sie ihren 50. folgen lassen. Das hat noch niemand im alpinen Weltcup geschafft - zumindest nicht im Alter von 23 Jahren. | Sieg knapp verpasst, aber erstes Podium im Riesenslalom: Viktoria Rebensburg kommt allmählich in Fahrt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-kur-vor-dem-urlaub-1.4263244 | Kur vor dem Urlaub | 00/12/2018 |
Das Rennen war schon fast beendet, als es noch einmal eine neue Wendung nahm. Kitzbühel 2017, die berüchtigte Streif-Abfahrt, Dominik Schwaiger trug die Startnummer 60. Die Promis waren längst wieder in ihrem Promi-Zelt oder beim Eisstockschießen auf dem Schwarzsee, aber Schwaiger hatte an diesem Januartag noch was vor. Und seine Zwischenzeiten waren prächtig, an der Hausbergkante sah es so aus, als könnte er tatsächlich unter die besten 20 vorstoßen. Jetzt wartete nur noch die Traverse, wo der Hang nach rechts wegkippt und die Fahrer mit ihren müden Beinen die Balance halten müssen, irgendwie. Schwaiger war dort im Training mutig gefahren, "im Rennen musst du noch eine Schippe drauflegen", dachte er, und das tat er dann auch. Nur: Mit dem Drauflegen ist das so eine Sache auf der Streif, auf der manche einst so schwer stürzten, dass sie später das Gehen und Sprechen neu lernen mussten. Schwaiger verlor die Kontrolle, schied aus, rauschte beinahe ins Fangnetz - als sitze er in einem Auto, das knapp an einer Betonwand vorbeischleudert. Später, im Ziel, flachsten sie noch, aber als Mathias Berthold dazustieß, der Cheftrainer der deutschen Skirennfahrer, war der Spaß vorbei. "Jungs", sagte Berthold, "das kann ein schlimmes Ende nehmen." So eine Fahrt, das wusste Schwaiger nun, kann Karrieren in neue Bahnen lenken - sie kann sie aber auch zertrümmern. Knapp zwei Jahre später sitzt Dominik Schwaiger vom WSV Königssee im Teamhotel in Südtirol, braune Augen, Drei-Tage-Bart, Berchtesgadener Idiom. Der 27-Jährige redet wie ein Abfahrer, der aus seinem Erlebnis von Kitzbühel gelernt hat und der zwei Tage später sein bislang bestes Resultat in der Abfahrt schaffen wird, Platz 21 auf der tückischen Saslong-Piste. Schwaigers Geschichte ist auch deshalb interessant, weil sie vom Spannungsfeld eines Abfahrers erzählt, der es noch nicht ganz in die erste Reihe seines Sports geschafft hat. Sie handelt von Besonnenheit und Mut, Stürzen und Comebacks, "du musst immer ein bisschen ans Limit gehen", sagt Schwaiger, "sonst gewinnst du nichts". Das ist eine weitere Facette, die seine Geschichte irgendwann bereichern soll: dass man auch über ein paar Umwege ans Ziel findet. Schwaiger ist der Sohn des ehemaligen Skirennfahrers Michael Eder, er debütierte im Oktober 2011 im Weltcup, da hatte er schon einen Schienbeinbruch hinter sich. Er fuhr zunächst im Riesenslalom, wurde 2015 Vierter im Parallelslalom von Alta Badia, verpasste ansonsten meist das Finale der besten 30. Bei den deutschen Meisterschaften startete er auch in den schnellen Disziplinen, Super-G und Abfahrt, "und dafür, dass ich das nie trainiert habe, war ich immer relativ schnell", erinnert er sich. Der Cheftrainer riet ihm, in der Abfahrtsgruppe zu hospitieren, Schwaiger verfügte ja bereits über ein "extrem gutes Skigefühl" (Berthold) - das Gespür also, die Kante so ins Eis zu pressen, dass er in den Kurven wenig Tempo verlor. Vor zwei Jahren hatte er dann so viel Freude am Schnellfahren, dass er den Riesenslalom stilllegte. "Es macht einfach Spaß mit den Sprüngen, da ist ein bisschen mehr Action dabei", sagt er heute. Ob er damals eher einer war aus dem Ressort: Pokal oder Spital? Schwaiger lächelt, dann sagt er: "Ja." Ganz so simpel war es zunächst ja nicht, in seiner zweiten Karriere. Schwaiger beeindruckte mit seinem Mut, aber manchmal, wie in Kitzbühel, "an der falschen Stelle". Er lernte aus seinen Fehlern, stürzte vor einem Jahr in Bormio dann aber doch so schwer, dass seine Saison vorzeitig beendet war. Er ist finanziell abgesichert, in der Sportfördergruppe der Bundeswehr, doch für die Fläche auf seinem Helm - die lukrativste für die Skiprofis - fand er keinen Werbepartner. Schwaiger klebte sich also ein Fragezeichen darauf. Manchmal, wenn die Bedingungen zu schwer waren, wie vor zwei Jahren in Val d'Isère, nahm Berthold ihn kurz vor dem Start aus dem Rennen. Schwaiger ist mittlerweile 27, wer sich da noch nicht ganz in seinem Sport etabliert hat, hat es nicht immer leicht in einem Sportfördersystem mit Kadernormen und hohen Erwartungen. Aber Berthold, sein Vorgesetzter, denkt nicht in diesen Mustern, er gewährt seinen Fahrern immer ihre Chancen. Auch, weil er weiß, dass man im Abfahrtssport oft erst nach langen Lehrjahren eine Chance hat. Bei Schwaiger scheint sich die Geduld jedenfalls auszuzahlen, so wie beim Rest der Abfahrtssparte, die vor vier Jahren noch am Boden lag. Er gewann in der Saison-Vorbereitung ein Rennen in Südamerika, fand einen Sponsor, einen Geschirrspülmittelhersteller aus Österreich. "Er hat schon Respekt, aber er traut sich nach wie vor viel, auch nach seinem schweren Sturz", sagt Berthold. Schwaiger sei auch "professioneller geworden", fahre etwas besonnener, übernehme mehr Verantwortung für sich, hat Berthold beobachtet, er habe sich da viel abgeschaut von den Etablierten wie Andreas Sander und Josef Ferstl. Er wolle sich erst mal unter den besten 30 der Welt etablieren, sagt Schwaiger, vielleicht klappe es ja sogar mit der WM im Februar. Dafür müsste er sich zwei Mal unter den besten 15 einfinden, die nächste Chance bietet sich vor dem Jahreswechsel in Bormio. Und dann? Wenn Schwaiger seinen Weg konsequent weiter verfolge, sagt Berthold, könnte er irgendwann schon zu seinen gestandenen Teamkollegen aufschließen. Das wäre dann also das nächste Kapitel in Schwaigers Geschichte: Pokal statt Spital. | Skirennfahrer Dominik Schwaiger beeindruckte oft mit Mut, aber manchmal an den falschen Stellen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-pokal-statt-spital-1.4263750 | Ski Alpin - Pokal statt Spital | 00/12/2018 |
Werder gab nun den Einsatz eines Fluggeräts beim Abschlusstrainings von Gegner TSG Hoffenheim zu: "Ein Scout hat vor Ort versucht, Informationen einzuholen", sagte Sportchef Frank Baumann, der sich entschuldigte. Werder Bremen hat den Einsatz einer Drohne beim Abschlusstrainings von Gegner TSG Hoffenheim zugegeben: "Ein Scout hat vor Ort versucht, Informationen einzuholen. Kurzzeitig kam eine Drohne zum Einsatz. Sie ist aber zu keiner Zeit über den Trainingsplatz geflogen. Es bestand keine Gefahr", erklärte Werder-Sportchef Frank Baumann: "Ich übernehme dafür die Verantwortung." Am Mittwoch hatte Hoffenheim vor dem Spiel in Bremen (1:1) bekannt gegeben, dass am Tag zuvor "eine Drohne ohne Erlaubnis über den Trainingsplatz geflogen" sei. Die Angelegenheit wurde der Polizei übergeben. "Aus unserer Sicht haben wir nichts Illegales getan", sagte Baumann nun, "mit Hoffenheim haben wir alles geklärt. Sollte die Aktion zu einer gewissen Verunsicherung auf dem Trainingsplatz geführt haben, dann möchten wir uns dafür entschuldigen." | Werder gab nun den Einsatz eines Fluggeräts beim Abschlusstrainings von Gegner TSG Hoffenheim zu: "Ein Scout hat vor Ort versucht, Informationen einzuholen", sagte Sportchef Frank Baumann, der sich entschuldigte. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bremen-drohnen-einsatz-bestaetigt-1.4263240 | Drohnen-Einsatz bestätigt | 00/12/2018 |
Allein die Namensgebung birgt ein paar Probleme. Denn zumindest der harte Kern der Regensburger Fußball-Anhänger hat eine klare Meinung zum anstehenden Zweitligaspiel. Er steht zwar vor seiner kürzesten Auswärtsreise, aber nein, ein Derby erwartet ihn beim FC Ingolstadt 04 an diesem Samstag (13.30 Uhr) nicht. Das wäre schon eher ein Spiel gegen die DJK Vilzing oder Fortuna Regensburg, nur kicken die halt drei beziehungsweise vier Ligen weiter unten. Und daher vermeidet der SSV Jahn Regensburg große Derby-Ansprachen. Anders als Ingolstadts Trainer Jens Keller: "Ein Derby bringt auch von den Fans eine ganz besondere Stimmung ins Spiel." Sein Verein wappnet sich für das sogenannte "Donau-Derby". 57 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Regensburg und Ingolstadt. Es ist eines der nachbarschaftlichsten Duelle der Liga, ein besonderes Spiel, da sind sich alle einig. Weil sie sich wegen der Herkunft und des Dialekts im nördlichen Oberbayern und der südlichen Oberpfalz ähneln, aber doch ganz verschieden sind. Die Standorte Schon bei den Bibermanagern (Jobdefinition: "Die Bibermanager klären auf und helfen, Konflikte zwischen Mensch und Biber zu lösen.") fangen die Unterschiede an. Jeder hat einen eigenen. Horst Schwemmer ist für Nordbayern zuständig, wozu neben Franken auch die Oberpfalz gehört, Gerhard Schwab für den Süden, also eben auch Oberbayern. Aber nicht nur der Naturschutz kennt Grenzen, auch der Geldbeutel. Ingolstädter verdienen im Schnitt mehr als alle anderen in Deutschland (4635 Euro Brutto-Einkommen pro Kopf). Davon sind die Regensburger nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (3676 Euro) etwas entfernt. Was auch daran liegt, dass in Regensburg mehr als 30 000 Studierende leben. Zu ihnen zählt auch Sebastian Nachreiner, 30, Jahn-Innenverteidiger seit 2010, der nach einem Kreuzbandriss kürzlich ins Training zurückkehrte und gerade seine Dissertation über Fußball-Schiedsrichter schreibt. Spricht man ihn auf seine Lieblingsecken in der Stadt an, antwortet er erst: "Also neben der Jura-Bibliothek?", bevor er sagt: "Ich mag die Biergärten an der Donau, an der Steinernen Brücke, da lässt es sich im Sommer aushalten." Die Regensburger Altstadt ist ein Beispiel für den Spagat zwischen Historie und Gegenwart: Sie gehört zum Unesco-Weltkulturerbe, hat aber auch eine der höchsten Kneipendichten. Und dann gibt es noch Gloria von Thurn und Taxis, die ihren Weihnachtsmarkt betreibt, und bis zu 9,50 Euro Eintritt pro Person verlangt. Im Gegensatz dazu schätzt Almog Cohen, 30, in Ingolstadt besonders die Ruhe. Und dass ihm die Leute mit Respekt begegnen. "Auch wenn es schlecht läuft, gibt es hier keine großen Spannungen." Die kannte der Israeli noch aus Nürnberg, von wo er 2013 wechselte. Am liebsten weilt er in Restaurants oder im Westpark - ein Shopping-Center, kein Park. Was der Kaufkraft in der Autostadt auch mehr entspricht. Audi, der größte Arbeitgeber, der ja unter Verdacht steht, beim Abgas mitgeschummelt zu haben, schickt seit Jahren auch die Fußballer des FCI als Anteilseigner in die Spur. Die Saison Der SSV Jahn blickt auf seine erfolgreichste Hinrunde der Vereinsgeschichte zurück - 23 Punkte in Liga zwei. Nach zwei Aufstiegen nacheinander und dem folgenden fünften Platz in der vergangenen Saison, zählt der Verein trotz seines kleinen Etats erneut zu den Überraschungen. "Da darf sich bei uns keiner beschweren", sagt Nachreiner. Am vergangenen Wochenende hat der Jahn aus einem schwachen Spiel in Sandhausen in letzter Minute einen Punkt erwirtschaftet. Die Regensburger machen aus wenig viel. Detailansicht öffnen Kein Team in der Liga piesackt seine Gegner so sehr wie Jahn Regensburg: Davon konnte sich Ingolstadts Osayamen Osawe (hier im Duell mit Jann George) im vergangenen Derby einen Eindruck verschaffen. (Foto: Andreas Nickl/Eibner/imago) Aus viel wenig haben dagegen die Ingolstädter gemacht. Nach dem 1. FC Köln gaben sie vor der Saison ligaweit am meisten aus. Doch beim FCI schießt Geld anders als in Köln keine Tore. Er steht auf dem letzten Tabellenplatz, nach 13 Spielen ohne Sieg und mit gerade einmal zehn Punkten aus 17 Partien. Im Winter könnte mit dem frisch geholten externen Berater Thomas Linke der nächste Umbruch anstehen. Die Infrastruktur Das Ziel des FCI ist es, langfristig zu den 25 stärksten Vereinen Deutschlands zu gehören. Ein Abstieg in die dritte Liga wäre für die Ingolstädter ein Desaster, schließlich spielen 36 Mannschaften in den ersten beiden Fußball-Ligen. Mit seinen Strukturen gehört der FCI auch in den Klub der 25 besten. Wer ins Restaurant "Herzschlag" geht, ganz oben im grauen Funktionsgebäude des erst 2004 gegründeten Klubs, der sieht ein modernes Trainingsgelände. "Aber auch der Doktor ist bei uns gut", sagt Cohen. Er musste Mannschaftsarzt Florian Pfab zuletzt aufgrund eines Syndesmosebandrisses aufsuchen. Nach zuvor zwei Knorpelschäden und zwei Kreuzbandrissen in Frankfurt war die medizinische Abteilung auch für den Spielmacher Sonny Kittel ein Grund, zum FCI zu wechseln. Bis heute halten seine Knie. "Wir hätten schon auch gerne die Bedingungen", sagt Sebastian Nachreiner. "Denn wenn man Profifußball nachhaltig und dauerhaft betreiben will, braucht man die notwendige Infrastruktur." In Regensburg treffen sich die Fans beim Jahnwirt, einer rustikalen Vereinsgaststätte, wo die Spieler nach dem Training karteln. Nachdem der SSV zwei Jugendplätze gebaut hat, entsteht nun ein Hybridrasen-Feld für die Profis. Beim Stadion hatte der Klub bereits 2015 gleichgezogen. Etwa 15 200 Zuschauer passen in die Arenen - noch offenbaren sich an beiden Orten aber zu viele vakante Sitzschalen. Beide Vereine bekamen übrigens Hilfe aus der Region: In Regensburg baute die Stadt und schaffte es so ins Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler, in Ingolstadt half der Autobauer. Die Trainer "Vom ersten Training an habe ich die Stabilität bemerkt", sagt Cohen. Er meint die Stabilität, die der neue Coach gibt, der einst unter Werner Lorant Grätschen und Mannschaftsführung gelernt hat. Jens Keller ist nach Stefan Leitl und Alexander Nouri der dritte Cheftrainer der Saison. Zuletzt, bei den Remis in Darmstadt und gegen Heidenheim, zeigte sich die Mannschaft stärker, Keller erwartet die nächste Steigerung: "Wir haben ein paar Trainingseinheiten mehr, dementsprechend wieder die Idee weiter umgesetzt." Die Idee: Flachpassspiel und flinkes Pressing. Detailansicht öffnen Jens Keller ist nach Stefan Leitl und Alexander Nouri bereits der dritte Cheftrainer, der in dieser Saison versucht, den ehemaligen Bundesligisten FCI vor dem Abstieg in die dritte Liga zu bewahren. (Foto: Armin Weigel/dpa) Achim Beierlorzers Dienstwagen ist ein Fabrikat der Ingolstädter Automarke. Trotzdem steht der Franke nicht im Verdacht, es mit den Oberbayern zu halten. Dreimal hat er mit dem Jahn gegen sie gespielt, dreimal hat er nach Rückstand gewonnen, zuletzt am ersten Spieltag 2:1. Beierlorzer steht für den Jahn-Erfolg, er ist kein Zampano, sondern ruht in sich - und gibt die Ruhe ans Team weiter. Früher war er Lehrer für Mathematik und Sport, das hilft auch beim Fußball: "Er wählt eine sehr, sehr gute Ansprache vor der gesamten Truppe", findet Nachreiner. Die Mannschaften Kein Team in dieser Liga piesackt den Gegner mit seinem permanenten Anlaufen so wie der Jahn. "Wir kamen nie so richtig ins Spiel und bekamen keine Ruhe", sagte Union Berlins Trainer Urs Fischer. Ähnlich äußern sich seine Kollegen. Was selbstredend der Plan des Jahn ist, der von seinem starken Willen lebt, nie aufzugeben. Im Januar führte der FCI 2:0 in Regensburg, doch der Gastgeber drehte die Partie, woran auch Nachreiner erinnert. "Ohne den Teamgedanken würde es bei uns nicht funktionieren. Und wir haben gesehen, dass es sich lohnt, dranzubleiben." Eine schlechte Nachricht gibt es dann doch: Dem Jahn fehlen am Samstag die besten Torschützen Marco Grüttner und Sargis Adamyan gelbgesperrt. "Das, was Regensburg auf dem Platz macht, davon können wir lernen", sagt Cohen, in den vergangenen Wochen Ingolstadts Anführer. Statt eines stringenten Systems erhoben die Oberbayern die Wechsel zur Kunstform: Nach einigen Transfers vor der Saison entließ der FCI zwei Trainer und einen Sportdirektor, in Marijan Buntic spielt der dritte Torwart. Seine Abwehr kannte den vormaligen U21-Torhüter nur aus dem Training, bevor er gegen den HSV vor drei Wochen startete. Trotz der Rochaden hieß es aber letztlich immer: Die Schanz, die mittelalterliche Befestigungsanlage in Ingolstadt, steht nicht mehr. Keines der 17 Spiele konnte der FCI ohne Gegentor beenden. Eine Chance bleibt ihm in diesem Jahr noch. | Auto gegen Uni, Restaurant gegen Jahnwirt, Jens Keller gegen Achim Beierlorzer: Ein Vergleich der Zweitligisten Ingolstadt und Regensburg in fünf Akten. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/donau-derby-jedem-einen-bibermanager-1.4263747 | Donau-Derby - Jedem einen Bibermanager | 00/12/2018 |
Nach dem Rücktritt von Chef-bundestrainer Henning Lambertz und der Führungskrise im Verband planen die deutschen Schwimmer, mit einem "Team Tokio 2020" in die nächsten Olympischen Spiele zu gehen. Lambertz' Arbeit sollen künftig die Bundesstützpunkttrainer und die persönlichen Trainer der Top-Schwimmer unter sich aufteilen und auch einen neuen Chefcoach aus ihren Reihen bestimmen. Experten aus den Bereichen Gesundheitsmanagement, Trainings- und Ernährungswissenschaft sollen dem Team ebenfalls angehören, wie Thomas Kurschilgen, Direktor Leistungssport im Deutschen Schwimm-Verband (DSV), in einer Mitteilung vom Freitag ausführt. Weitere Experten sollen die Athleten ärztlich und physiotherapeutisch unterstützen. Das neue synergetische Konzept ist stark an das erfolgreiche US-amerikanische Modell angelehnt, in dem das Schwimm-Nationalteam wie eine Art Unternehmen mit straffem Management geführt wird. Zugleich prognostizieren einstige Spitzenschwimmer wie Doppel-Olympiasiegerin Britta Steffen ihrem Sport eine düstere Zukunft: "Der DSV ist nun ein verlassenes Waisenkind. Ich hoffe, es gibt einen Neustart, der anders ist als das, was bisher als ,neu' galt", sagte Steffen der Deutschen Presse-Agentur. Am Donnerstag war Lambertz nach sechs Jahren als Bundestrainer zurückgetreten. Der 48-Jährige hatte familiäre Gründe für seine Entscheidung angeführt, tags darauf im Deutschlandfunk aber auch die Installation des "Team Tokio" durch Kurschilgen kritisiert, das faktisch zu seiner Entmachtung geführt habe: "Der neue Sportdirektor hat andere Ideen und Strategien, als ich sie hatte, wie er mit dem Verband erfolgreich sein möchte. Diese Ansätze waren nicht mit mir kompatibel." Der Auslöser für seine Entscheidung sei dann der Rückzug von DSV-Präsidentin Gabi Dörries vor knapp zwei Wochen gewesen. Seine Mentorin und Fürsprecherin hatte beim Verbandstag ihr Amt niedergelegt, nachdem die Entscheidung über die Erhöhung des Mitgliederbeitrags vertagt worden war. Das deutsche Schwimmen steckt seit Jahren in einer Strukturkrise, erst recht nach den Rücktritten seiner Leuchttürme Paul Biedermann und Britta Steffen. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London und 2016 in Rio gewannen die Beckenschwimmer keine Medaille, Lambertz wurde zuletzt immer häufiger kritisiert. Ihm warfen auch Spitzenathleten wie Biedermann vor, sich zu sehr in ihr Training mit den Heimcoaches einzumischen sowie keine stringenten Kriterien für die Qualifikation zu Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen aufzustellen. Auch Lambertz' öffentliche Kritik an jungen Athleten während der Olympischen Spiele 2016 und sein neues Kraftkonzept riefen Unverständnis hervor. | Nach dem Rücktritt von Chef-bundestrainer Henning Lambertz planen die Deutschen, mit einem "Team Tokio 2020" zu Olympia zu fahren. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/schwimmen-amerikanisches-modell-1.4263246 | Amerikanisches Modell | 00/12/2018 |
Trainer sind meist, wenn ihre Mannschaft als Außenseiter ins Rennen geht, auch Beschützer ihrer Spieler, Blitzableiter, an denen externe Kritik möglichst geräuschlos abperlt. Sie üben natürlich selbst oft leise Kritik, manchmal auch lautere. Aber wenn eine Mannschaft wie die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching ein solcher Außenseiter ist wie am vergangenen Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel des CEV-Cups bei Trentino Volley, dem Klubweltmeister, dem dreimaligen Champions-League-Sieger, dann haben sie auch eine Fürsorgepflicht, zumal nach dem erwartet klaren 0:3 (16:25, 19:25, 21:25) in Norditalien. Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky formulierte seine Fürsorgepflicht in diesem Fall so: "Wir hatten im ersten Satz wirklich die Hosen voll." Zimperlich ist der Slowake Chrtiansky selten mit seinen Spielern. Vielleicht ist das auch eines der Erfolgsgeheimnisse, die die Alpenvolleys an die Spitze der Bundesliga spülten, wo sie zumindest bis zum letzten Spieltag des Jahres am 29. Dezember stehen. Ob er nun seinen Rohdiamanten Kirill Klets, der noch einige Schleifarbeit benötigt, anging oder den Brasilianer Hugo da Silva - beide strahlen inzwischen als helle Sterne am Alpenvolleys-Firmament. Und mit seinem Hosen-voll-Anpfiff wollte Chrtiansky ja wieder nur eines sagen: Dass es für seine Spieler überhaupt nicht nötig gewesen wäre, die Rolle des Außenseiters nun dermaßen überzuinterpretieren. "Die Jungs haben ja in der Liga gezeigt, was sie können, da braucht man keine Angst zu haben, auch nicht vor dem Klubweltmeister", sagte Chrtiansky nach dem ungleichen Treffen im Trentino. 2500 Zuschauer boten eine feine Europapokal-Kulisse in der Betonfestung von Trient, jedenfalls waren das die offiziellen Zahlen, in Wahrheit sah auch Chrtiansky "vielleicht 1000 Fans" im weiten Rund. Der zweitklassige CEV-Cup ist für eine Mannschaft wie Trentino eher ein Übel als glanzvoller Wettbewerb - in das sie sich freilich selbst hineinmanövriert haben durch das schwache Abschneiden in der vergangenen Ligasaison. Immerhin 40 eigene Fans unterstützten die Alpenvolleys dafür schon weit vor Spielbeginn. Doch auch sie dürften geahnt haben, dass sich der Ausflug in die Nähe des Gardasees höchstwahrscheinlich in sportlicher Hinsicht nicht lohnen würde. Schon allein die Budgetzahlen sprechen ja eine klare Sprache: Den immerhin 1,5 Millionen Euro der Alpenvolleys stemmen die Trentino Volleys den dreifachen Etat entgegen, und spätestens nach dem ersten, so deutlich verlorenen Satz war klar, warum Trentino derzeit Zweiter der italienischen Profiliga ist, einer der stärksten Ligen der Welt. Star-Zuspieler Simone Giannelli war der erwartet virtuose Dirigent eines Ensembles, das auf quasi allen Positionen besser besetzt ist als die Alpenvolleys. Der italienische Nationalspieler Luca Vettori war als Hauptangreifer nicht zu stoppen vom Gästeblock, der serbische Europameister und Weltliga-Sieger Uros Kovacevic entfaltete ebenfalls seine Durchschlagskraft. 10:2 direkte Blocks standen für Trentino in der Endabrechnung, und eine Quote erfolgreicher Angriffe von 59:37 Prozent. Chrtianskys Hauptkritik an seinem Team war, dass es nach eigener perfekter Annahme viele Angriffe nicht erfolgreich beendete. Meist fischte sie die Libero-Gummiwand bei Trentino, der Ex-Friedrichshafener Jénia Grebennikov, irgendwie noch heraus. Satz zwei war der beste aus Alpenvolleys-Sicht, auch weil Zuspieler Danilo Gelinski trotz leichter Grippe bei Rettungstaten hinter die Bande sprang und neues Feuer entfachte. Die Annahmen von Libero Florian Ringseis passten auch, und so konnten die Alpenvolleys, bei denen der einzige Deutsche Jonas Sagstetter einige starke Einsatzminuten hatte, gar die Führung bis zum 18:17 halten. Doch danach machten sie nur noch einen Punkt. Und den dritten Satz schaukelte Trentino so gemütlich nach Hause, dass die Italiener dem Rückspiel in Unterhaching Mitte Januar entspannt entgegenblicken dürfen. Bereits in der Nacht kehrte der Alpenvolleys-Tross nach Innsbruck zurück, am Samstag reist er weiter nach Frankfurt zum Ligaspiel. Und am 29. Dezember steht der Jahresabschluss in Düren an. Schwere Spiele sind das, wenn man Trentino nicht als Maßstab nimmt. | Der ungeschlagene Tabellenführer der Bundesliga bekommt im Achtelfinal-Hinspiel des CEV-Cups von Trentinos Weltklasse-Ensemble die Grenzen aufgezeigt. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/muenchen-weggefiedelt-1.4263073 | Sport in der Region | 00/12/2018 |