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Die Kollegin hat sich schon mal verabschiedet: Nach Teneriffa geht es, weil Weihnachten mit Eltern und Schwiegerleuten jedes Jahr aufs Neue zur kaum bewältigbaren Nervenprobe wurde. Hätte noch andere Möglichkeit gegeben, dem Wahnsinn rund ums Fest zu entfleuchen: Ein Dauerticket für die Bayern-Basketballer zum Beispiel. Die haben im Dezember satte sieben Heimspiele, vier stehen nun bis Silvester noch an. Die Eishackler des EHC München sind die vielleicht noch bessere Alternative: Bei deren beiden Heimpartien am 23. und 26.12. dürften auch noch das ein oder andere Mal die Fäuste fliegen. Aber bitte nicht als Anregung für die weihnachtliche Konfliktbewältigung mit nach Hause nehmen!
Nicht jeder hält es an Weihnachten zu Hause aus. Dann besser zum Eishockey und anderen Leuten beim Prügeln zusehen.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/kurze-ecke-alternativen-zum-irrsinn-1.4255924
Kurze Ecke - Alternativen zum Irrsinn
00/12/2018
"Weihnachten ist die große Zeit des Zuviel." James Henry Leigh Hunt hatte so eine Ahnung. Allerdings wird er nicht im Traum daran gedacht haben, dass der Durchschnittsdeutsche in diesem Jahr 472 Euro und 30 Cent für Weihnachtsgeschenke ausgeben wird, was gerade in einer Studie festgestellt wurde. Wie sollte er auch. Der englische Schriftsteller und Dichter ist im Jahr 1859 gestorben. Zwar war zu diesem Zeitpunkt das Weihnachtsfest von der Industrie als fester Geschenktermin längst entdeckt, doch seinerzeit standen hölzerne Schaukelpferde, Puppen oder Tröten unter dem Christbaum - man gab sich in Zeiten der industriellen Revolution noch einigermaßen genügsam. Heutzutage? Liegen unbezahlbare Klamotten von seltsamen Modedesignern unter dem LED-beleuchteten Plastikbäumchen, neben teurem Elektronik-Schnickschnack, versprechen Virtual-Reality-Brillen ein Abtauchen in ferne Galaxien - mindestens. Wer sehnt sie nicht zurück, die Zeiten, als sich der Herr Papa über eine Laterna Magica freute, die Mama mit Engelshaar zufriedenzustellen war. Tempi passati. Und nun? Jedes Jahr die selben Fragen: was schenken, was wünschen? Eine Lakritzstange für den Filius würde die Vater-Sohn-Beziehung ernsthaft auf die Probe stellen, man sollte sich Besseres überlegen. Das Töchterchen von Tom Cruise durfte sich mal über ein viktorianisches Puppenhaus mit Strom und fließend Wasser freuen, Angelina Jolie schenkte ihrem Brad Pitt in glücklicheren Tagen einen Wasserfall in Kalifornien, Profi-Boxer Floyd Mayweather bekam einen seltenen indischen Tiger zum Fest (der nicht als Braten gedacht war) und der weltberühmte Popo von Jennifer Lopez durfte sich über eine brillantbesetzte Klobrille freuen, ausgedacht von Ehemann Ben Affleck. Ob das der Grund für die baldige Scheidung war? Es geht auch heutzutage ein bisschen bodenständiger. Dejan Radonjic wünscht sich zunächst mal Gesundheit für seine Lieben. Ist das schon alles? Na ja, ein Gefühl vielleicht noch, dass er nach der Saison Zufriedenheit verspüre. Das reicht? Sein Grinsen verrät, dass Erfüllung bei einem Trainer des FC Bayern in der Regel mit dem ein oder anderen Pokal einhergeht. Und es geht noch bescheidener, Frank Schmöller zum Beispiel. Ein Titel würden ihm ohnehin nichts bringen, Aufsteigen ist in Pullach verboten. Der Trainer des Fußball-Bayernligisten ist wirklich genügsam: Er wünscht sich nicht etwa ein Stadion zu Weihnachten, was ja geradezu auf der Hand läge. Sondern: Ein unzerstörbares Leuchthalsband für seinen Hund Alonso. Der geht wohl nicht sonderlich pfleglich mit seinem Halsgeschirr um und könnte so bei Dunkelheit nicht mehr ausbüchsen. Na, dem Mann sollte doch zu helfen sein, nicht wahr liebes Christkind? Und weil der Herr Schmöller gar so genügsam ist, gab's schon mal vorab ein kleines Präsent: einen Stürmer. Menelik "Chaka" Ngu'Ewodo, der zur besonderen Freude des Trainers ein bisschen viel Weihnachtsgebäck gefuttert hat. Für die Rückrunde muss der Torjäger wieder fit werden, was dem Herrn Schmöller, so hört man jedenfalls, besonders viel Freude bereitet: Spieler in Form zu bringen. Da wird Herr Chaka statt Plätzchen wohl Kilometer fressen. Vielleicht läuft Alonso ja mit. Dann wären beide auch noch gut zu finden, wenn es mal etwas länger dauert. Frohe Weihnachten!
Was soll man sich als erfolgreicher Fußballtrainer zu Weihnachten wünschen? Vielleicht einen Stürmer? Oder doch eher ein Hundehalsband?
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/linksaussen-abspecken-mit-alonso-1.4255922
Abspecken mit Alonso
00/12/2018
Jim-Patrick Müller wirkte wenig beeindruckt vom Spitzenreiter. "Ich habe da jetzt nicht so viel Spielstärke gesehen", sagte der Unterhachinger über den VfL Osnabrück. Der Mittelfeldspieler wirkte leicht angefressen. "Da wären wir jetzt schön oben dran gewesen", sagte der spät Eingewechselte am kaltgrauen Samstagnachmittag. Denn die SpVgg hatte jenen Spitzenreiter lange Zeit am Rand einer Niederlage. Bis zur 88. Spielminute waren die Vorstädter nur noch drei Punkte von den Niedersachsen entfernt. In der 89. Minute waren es dann aber doch wieder sechs, weil dem VfL, wie schon so oft in der laufenden Saison, gegen Ende doch noch ein wichtiges Tor gelungen war, in diesem Fall zum 1:1 (0:0)-Endstand. Zuvor war die Mannschaft von Claus Schromm beachtliche 289 Minuten ohne Gegentor geblieben, eine Tatsache, die ein wenig unterging, weil sie auf der anderen Seite des Spielfeldes stets für Betrieb gesorgt und in diesem Zeitraum selbst auf sieben Treffer kamen. Es läuft eben in allen Mannschaftsteilen recht gut bei den Hachingern, und das ist den Spielern auch anzumerken: Offiziell ist noch der Klassenverbleib im Fokus, doch im Team steigen die Ansprüche: "Also, ich würde gerne aufsteigen", sagte Lucas Hufnagel. Dabei musste auch der Torschütze zugeben, dass ein Sieg trotz allem eher glücklich gewesen wäre. Aus Hachinger Sicht genügte die Leistung aber, um sich auf Augenhöhe mit den Spitzenteams der dritten Liga zu wähnen. Besonders zu Beginn erspielten sich beide Teams wenige Chancen, schnell entwickelte sich ein für viele Beteiligte schmerzhafter Abnutzungskampf im Mittelfeld. Zunächst streckte Luca Marseiler mit einem Luft-Bodycheck seinen ehemaligen Mitspieler Ulrich Taffertshofer zu Boden, dann spielten die Hachinger über fünf Minuten in Unterzahl: Kapitän Dominik Stahl fiel bei einem Zweikampf zu Boden, der VfL-Kapitän Marc Heider trat ihm unabsichtlich mit den Stollen auf die Hand (9.). "Wir konnten lange die Blutung nicht stoppen", erklärte Stahl später. In der Pause sei er dann in der Kabine genäht worden. Der beste Angriff der Liga kam in der ersten Halbzeit zu keiner einzigen Chance, Spielmacher Sascha Bigalke musste vielmehr in der Abwehr aushelfen, bisweilen auch unfair: In der 29. Minute foulte er Marcos Alvarez am Strafraumrand und sah dafür Gelb, weshalb Schromm seinen wichtigsten Mann in der spannenden Schlussphase vorsichtshalber vom Platz nahm. Den anschließenden Freistoß zirkelte Maurice Trapp auf das rechte Eck, Hachings Keeper Lukas Königshofer konnte nur mit Mühe zur Ecke klären (30.). Dem Hachinger 1:0 ging einer der ganz wenigen vielversprechenden Konter voraus, vor allem aber eine sehenswerte Einzelaktion: Marseiler passte von der rechten Seite auf Hufnagel. Der war zwar von Gegenspielern umzingelt, legte sich aber mit dem Rücken zum Tor den Ball so geschickt selbst auf, dass er frei zum Schuss kam, der Ball schlug unten links ein. "Er ist einer, der den Unterschied macht, das sieht man ja", sagt Schromm später. Der 24-jährige Rückkehrer, der zwischenzeitlich für den SC Freiburg und den 1. FC Nürnberg spielte, bringe dank Stressresistenz eine enorme Ruhe am Ball mit. Außerdem sei er unberechenbar, weil "beim Hufi keiner genau weiß, was passiert. Nicht einmal er selbst", so Schromm. Seine Drehung mit dem anschließenden Torschuss war jedenfalls kaum zu verteidigen. Haching setzte fortan auf Konter, Marseiler hätte beinahe auch noch das 2:0 aufgelegt, als er den Osnabrücker Konstantin Engel mit seiner Hereingabe zu einem unfreiwilligen Torschuss zwang, Keeper Nils-Jonathan Körber war aber auf dem Posten (65.). Doch die Gäste schnürten Haching phasenweise ein, und so sorgten zwei aufgerückte Abwehrspieler für den Ausgleich: Bashkim Renneke dribbelte eine gefühlte Ewigkeit durch den Sechzehner, legte quer auf Trapp, der aus 18 Metern unhaltbar traf (89.). Diesen Ausgleich fand auch Schromm "ernüchternd", doch der Trainer konnte dem Remis trotzdem auch viel Gutes abgewinnen: "Wie stark die sind, haben wir alle heute gespürt." Die Enttäuschung der Spieler dürfte sich bei der Weihnachtsfeier am Sonntag verflüchtigt haben. Zumal zwar die Hinrunde beendet ist, am 23. Dezember aber noch ein Heimspiel ansteht: gegen den Tabellendritten Uerdingen. Dann müsse man aus den beiden Spitzenspielen eben "wenigstens vier Punkte holen", sagte Hufnagel trotzig.
Die SpVgg Unterhaching gibt Sieg gegen starke Osnabrücker spät aus der Hand. Zunächst trifft Lucas Hufnagel, am Ende gelingt den Gästen der Ausgleich.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fussball-kaltgraue-schlussphase-1.4255916
Kaltgraue Schlussphase
00/12/2018
Mit der Startnummer eins hatte Stefan Luitz den Riesenslalom am Sonntagmorgen eröffnet; die Eins wird nur den besten Skirennfahrern zugelost, sie können sich so auf einer noch unbefleckten Piste austoben. Aber Luitz konnte mit diesem Privileg diesmal in etwa so viel anfangen wie ein Zauberer, der einfache Kartentricks verlernt hat. Er navigierte erst solide, dann völlig erratisch über die steile Piste. Später sagte er vor Kameras, dass er noch ein wenig verunsichert gewesen sei, vom Vorjahr, als auf der Gran Risa sein Kreuzbandriss gerissen war. "Das war nicht mein bestes Skifahren", sagte er, "aber woran das liegen könnte, haben wir jetzt genug diskutiert." Dann zog er sich seine Sonnenbrille ins Gesicht, schimpfte, als er im Gespräch mit seiner Freundin fotografiert wurde, und zog von dannen mit einer Miene, die in etwa so eisig war wie der Rennhang. Die Sonne war gerade hinter den Wolken verschwunden. Der Österreicher Marcel Hirscher hat am Ende den Riesenslalom von Alta Badia gewonnen, er legte unwirkliche 2,5 Sekunden zwischen sich und den ersten Verfolger. Luitz hatte als 20. und bester Deutscher sogar 4,31 Sekunden Hypothek, doch das war schon zur Nebensache geworden, bevor es sich ereignet hatte. Sportdirektoren, Trainer, Generalsekretärinnen, Athleten, sie alle wurden am Rande der Weltcups in Südtirol zu Luitz' Sieg vor zwei Wochen in Beaver Creek vernommen, bei dem es längst nicht mehr um Tränen und Champagner geht, sondern um Sauerstoffflaschen und Anti-Doping-Regeln. Der Weltverband Fis gab am Wochenende bekannt, dass er Luitz den Sieg wieder abnehmen will; der 26-Jährige hatte am Renntag künstlichen Sauerstoff inhaliert, unerlaubterweise. Luitz hat nun bis zum 26. Dezember Zeit, die Strafe anzunehmen oder anzufechten. Denkbar ist beides, auch eine lange, juristische Schussfahrt ins Ungewisse. Angefangen hatte alles in Beaver Creek, beim Riesenslalom auf rund 3000 Metern Höhe. Viele Skiprofis nutzen künstlichen Sauerstoff in derartigen Lagen, zur Prophylaxe, auch wenn die Wirkung umstritten ist. Jenseits des Wettkampfs ist diese Hilfe jedenfalls erlaubt. Der deutsche Männer-Cheftrainer Mathias Berthold sagte nun am Samstag, eine Firma habe den Sauerstoff in Beaver Creek im Teamhotel angeliefert, ein Betreuer habe sie zum Rennen mitgenommen - im Glauben, die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) habe den Gebrauch auch dort gestattet. Das stimmt auch, Berthold und Alpindirektor Wolfgang Maier waren laut eigenen Angaben dennoch verunsichert, als sie die Flasche am Hang sahen. Man habe das Regelwerk abklopfen wollen, die Internetverbindung sei aber schlecht gewesen. Sie holten Rat bei drei Ärzten ein - alles okay, hieß es dort. Jedoch hatten alle übersehen, dass die Fis die künstliche Beatmung im Wettkampf ganz eindeutig untersagt. Klar, man hätte sich dieses Wissen schon selbst verschaffen müssen, sagt Berthold, er hätte schon deshalb skeptisch sein müssen, da außer den Deutschen niemand Sauerstoff zum Wettkampf karrte. So spüre er vor allem eines: "Ärger über die eigene Blödheit". Blödheit? Ganz so eindeutig erscheint die Sache mittlerweile nicht mehr. Das geht schon mit der Frage los, wie es sein kann, dass die Wada etwas erlaubt, was die Fis verbietet. Gemäß Punkt 23.2 des Wada-Codes verpflichten sich die Unterzeichner, wie die Fis, dass sie die zentralen Artikel "ohne wesentliche Änderungen" umsetzen. Dazu gehört auch die Liste mit "verbotenen Substanzen und Methoden", auf der die Sauerstoff-Inhalation ausdrücklich erlaubt ist. Zugleich gibt es aber einen Fragenkatalog der Wada, in dem es wiederum heißt: Verbände könnten die Sauerstoff-Inhalation in ihren Regeln verbieten. Das müssten die Athleten auf eigene Faust prüfen. Die Fis verweist auf Anfrage just darauf. Dann ist da die Frage, wie Luitz' Verstoß zu werten ist. Als Doping? Regelbruch? Ein bisschen Doping? Die Wada sagt, der Einsatz der Sauerstoffmaske falle nicht unters Anti-Doping-Reglement. Den Fachverbänden stünde es aber frei, die eigenen - Obacht - "Disziplinarordnungen" zu ergänzen, solange das nicht in Konflikt mit dem Wada-Code stehe. Blöd nur, dass der Sauerstoff-Passus, der laut Wada ja gar kein Anti-Doping-Bruch ist, bei der Fis in den "Anti-Doping-Regeln" verankert ist. Fis-Generalsekretärin Sarah Lewis hielt das in Gröden dennoch nicht davon ab, Luitz bloß einen "Verstoß gegen das Reglement" zu attestieren, mehr nicht. Die Wada sagt auf erneute Nachfrage: Man werde die Anti-Doping-Regeln der Fis "überprüfen" - und sicherstellen, dass sie dem Wada-Code entsprechen. Wie leicht man sich in diesem Paragrafendickicht verheddern kann, zeigt schon der Umstand, dass sich der DSV in Beaver Creek auch im Medizinischen Komitee der Fis erkundigt hatte. Das bestätigt Hubert Hörterer, der deutsche Vorsitzende, auf Anfrage. Sein Komitee berate die Fis zwar nur ab und an in Anti-Doping-Fragen, sagte Hörterer; er und einige Mitglieder des Komitees hätten von dem Sauerstoff-Passus aber gewusst. Nur angeblich das Mitglied nicht, an das der DSV geriet. Und jetzt? Kann sein, dass die Fis Luitz am Ende nur einen Regelbruch vorwirft und den Sieg aberkennt, auch wenn die verletzte Regel in ihrem Anti-Doping-Werk verankert ist. Das würde jedenfalls den DSV milder stimmen, der eisern beteuert, nicht gedopt zu haben. Es kann aber auch sein, dass der Verband sich wehrt, auch wegen des Paragrafendschungels - wenn nötig bis zum Internationalen Sportgerichtshof Cas, wie Alpinchef Maier in Gröden andeutete. Sicher war am Wochenende nur eines: wie sehr das Ganze Stefan Luitz aufs Gemüt schlug. Er, der von seinem Sport immer wieder zu Boden gedrückt worden war wie von einer Ozeanwelle, der in Beaver Creek dann seinen ersten Weltcup gewann, eigentlich, im ersten Riesenslalom nach seinem zweiten Kreuzbandriss. Luitz hatte am Samstag im Teamhotel bereits kurz Auskunft gegeben, er sagte, er wolle sich auf das Skifahren konzentrieren, alles andere ausblenden, solche Sachen. Später wurde er noch gefragt, was er sich zu Weihnachten wünsche, es war eine unverfängliche Frage, aber das reichte, um den Vorhang vor seinen Gedanken etwas zu lüften. Luitz lachte ein wenig bitter, dann sagte er: "Dass das alles ein gutes Ende nimmt."
Die Sauerstoff-Affäre um Stefan Luitz schlägt dem Skirennfahrer in Alta Badia sicht- und hörbar aufs Gemüt.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-dicke-luft-1.4255724
Süddeutsche.de
00/12/2018
An den Zuschauerzahlen kann man in Hamburg normalerweise kaum erkennen, ob dort gerade guter oder gruseliger Fußball gespielt wird. Selbst in den schlimmsten Erstliga-Zeiten des HSV sank die Zahl der leidensfähigen Fans selten unter 50 000. Und doch sagt es etwas aus, dass im Volksparkstadion auch in Liga zwei fast die gleiche Zahl an Unterstützern dabei ist - und dass der FC St. Pauli beim 2:0 über Greuther Fürth zum siebten Mal in dieser Saison ein ausverkauftes Millerntorstadion mit 29 546 Besuchern vermelden konnte. Das hat zumindest ein bisschen auch damit zu tun, dass derzeit ein besserer Fußball in der Hansestadt gespielt wird als zuletzt. Am Freitag wurde der HSV mit einem 2:1 beim MSV Duisburg vorzeitig Herbstmeister. Es war der siebte Sieg im achten Auswärtsspiel bei einem Remis. Das ist ein Rekord in dieser Spielklasse, der die Heimblamagen gegen Kiel (0:3) und Regensburg (0:5) als Missgeschicke erscheinen lässt. Und mit Trainer Hannes Wolf bleibt der HSV unbesiegt. Selbst der 1. FC Köln kann mit einem Sieg gegen Magdeburg zum Abschluss der Hinrunde am Montag nicht mehr rankommen. St. Pauli wiederum ist punktgleich mit dem Tabellendritten Union Berlin, der beim 2:0 gegen Bochum auch das 17. Vorrunden-Spiel ohne Niederlage überstand. Das schaffte ansonsten im deutschen Profifußball nur Dortmund. Detailansicht öffnen Grüße vom Kiez: St. Pauli-Trainer Markus Kauczinski. (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa) Das heißt: Neben den großen Favoriten HSV und Köln rangeln vor allem der Lokalrivale St. Pauli und der zweite Berliner Klub Union um die begehrten Aufstiegsplätze. Hamburg bestätigte damit an diesem Wochenende seinen neuen Ruf als "Fußball-Hauptstadt", wenn auch eine Klasse tiefer als es der ehrwürdige ehemalige Europapokalsieger HSV gern hätte. HSV-Stürmer Arp schickt unhöfliche Grüße ans Millerntor Anders als der HSV, der nach jahrelangem Abstiegskampf in Liga eins "das Siegen erst wieder lernen musste", wie Sportvorstand Ralf Becker zuletzt philosophierte, ist das Auf und Ab für die Profis vom Kiez alltäglich. 2015 und im Frühling 2018 ging es für St. Pauli nur darum, den Sturz in die dritte Liga zu verhindern, dazwischen schnupperte man schon mal an den Bundesliga-Aufstiegsplätzen. Und selbst in dieser Saison gab es nach drei Niederlagen in den ersten fünf Spielen schon Zweifel an Trainer Markus Kauczinski. Inzwischen wurde der Vertrag des gebürtigen Gelsenkircheners um ein Jahr verlängert. Kauczinski profitiert davon, dass er das Team nicht nur sehr fit gemacht hat, es ist auch eine sehr eingespielte Gruppe. Bis auf den kampfstarken Marvin Knoll (Regensburg) im Mittelfeld und den Stürmerriesen Henk Veerman, der vom niederländischen SC Heerenveen kam, ist das St. Pauli-Team schon länger zusammen. Und je mehr Erfolge zu feiern sind, desto deutlicher wird, wie viele gute Fußballer mit möglichem Erstliga-Niveau im braunweißen Dress spielen: zum Beispiel Mats Möller-Daehli, dem allein das Tor-Gen fehlt, Jeremy Dudziak, der einst in Dortmund geformt wurde, oder der beim FC Arsenal ausgebildete Japaner Rio Miyaichi, der nach seinem Kreuzbandriss endlich gesund ist und gegen Fürth das 2:0 erzielte. Auch Christopher Buchtmann (derzeit verletzt) oder die Verteidiger Christopher Avevor und Philipp Ziereis zählen zu diesem Kreis. Detailansicht öffnen Ungeschlagen mit dem Hamburger SV: Trainer Hannes Wolf. (Foto: Armin Weigel/dpa) Je mehr sich der HSV und St. Pauli wieder auf ähnlichem Niveau bewegen, desto mehr Frotzeleien gibt es auch. Zwar gibt es vorerst keine neuen T-Shirts wie 2011, als der Außenseiter vom Kiez seinen 1:0-Sieg im Volksparkstadion mit dem Aufdruck "Derbysieger" unters Volk brachte. Aber der wenig geschmackvolle Beitrag des HSV-Talents Jann-Fiete Arp, der dem Nachbarn übers Internet ein "Fuck FCSP" zurief, verschärfte die Rivalität wieder. Die beiden Niederländer van Drongelen (HSV) und Veerman (Pauli) haben zwar Kontakt, doch Veerman spottete, sein Landsmann spiele ja für den anderen Hamburger Klub - das sei "sein Pech, nicht meines". Und als St. Paulis Präsident Oke Göttlich gefragt wurde, was er gerne vom anderen Klub hätte, sagte er: die Punkte - aber der HSV dürfte sich vermutlich "unsere positiven wirtschaftlichen Bilanzen wünschen". Die Finanzen bleiben das große HSV-Problem, auch wenn Vorstandschef Bernd Hoffmann kürzlich verkündete, man sei dabei "den HSV aus der Intensivstation zu führen". Vermutlich ist die Auffrischung der zwischendurch abgekühlten Kontakte zu Anteilseigner Klaus-Michael Kühne immer noch lebensnotwendig, um die Lizenz zu bekommen. Beim FC St. Pauli versucht man sich dagegen mit einem Stück Sozialismus im kapitalistischen Profifußball. Man möchte mit einer Genossenschaft Geld einsammeln, um zumindest einen kleinen Ausgleich zu schaffen gegenüber jenen Vereinen, die Investoren haben oder den Stadionnamen verkaufen.
Hinrunden-Erster der zweiten Bundesliga ist der Hamburger SV, der FC St.Pauli folgt auf Platz vier.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/zweite-liga-kiezkicker-im-nacken-1.4255993
Zweite Liga - Kiezkicker im Nacken
00/12/2018
Der Winter ist noch jung, aber ein kleines Zwischenfazit kann schon jetzt gezogen werden. Und das lautet: Schneller als die deutschen Bobs ist bis zum dritten Advent noch kein Gefährt die Eisrinnen talwärts geschossen. Auch beim Weltcup in Winterberg blieben die Piloten des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD) ungeschlagen: Die Frauen konnten einen Doppelerfolg verbuchen, die Männer sogar zweimal nacheinander einen Dreifacherfolg bejubeln. Stephanie Schneider war im Zweier am Samstag schneller als Olympiasiegerin Mariama Jamanka: Der Verband feierte damit bei den Frauen das erste Double seit fast vier Jahren. Bei den Männern siegte Nico Walther am Samstag im ersten Viererbob-Rennen der Saison vor Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich und Weltmeister Johannes Lochner. Beim zweiten Rennen am Sonntag lag dann Friedrich mit seiner in Pyeongchang siegreichen Viererbob-Crew mit 36 Hundertstelsekunden Vorsprung vor dem für Stuttgart startenden Berchtesgadener Johannes Lochner vorn. Walther wurde diesmal Dritter. Am Ende hatten am Samstag bei Außentemperaturen von minus drei Grad Celsius lediglich sieben Hundertstelsekunden zwischen Nico Walther und Francesco Friedrich gelegen, den beiden Klubkollegen aus Oberbärenburg. Für den 28-jährigen Walther war es der insgesamt neunte Weltcup-Erfolg. "Die Rennen hier sind immer eng, die Kleinigkeiten entscheiden", kommentierte Walther das Winterberger Rennen Nummer eins: "Wir waren im Endeffekt wohl diejenigen, die die wenigsten Fehler gemacht haben." Dank der nächsten Machtdemonstration blieben die Männer von Bundestrainer Rene Spies damit auch beim zweiten Weltcup-Wochenende das Maß der Dinge. Beim Auftakt im lettischen Sigulda hatte Friedrich zwei Erfolge im Zweierbob errungen. Vierer-Rennen wurden aufgrund der engen Streckenführung dort nicht ausgetragen, weshalb es in Winterberg nun zwei Wettbewerbe gab. Stephanie Schneider, die ebenfalls für Oberbärenburg startet, feierte mit ihrer Anschieberin Ann-Christin Strack den vierten Weltcupsieg ihrer Karriere. Jamanka rutschte mit Annika Drazek im zweiten Lauf noch auf den zweiten Rang ab. Auf Platz drei folgte Weltmeisterin Elana Meyers Taylor aus den USA. "Für uns ist es derzeit eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wir sind ein bisschen überrascht, dass wir heute gewonnen haben", sagte Schneider, die beim Weltcup-Auftakt in Lettland noch gestürzt war. Jamanka haderte mit ihrem Fahrfehler im zweiten Lauf: "Das ärgert mich. Aber der zweite Platz ist auch super. Die Konkurrenz schläft nicht." Beim Saisonauftakt in Sigulda eine Woche zuvor war Jamanka der erste Weltcupsieg ihrer Karriere geglückt.
Auch beim Weltcup in Winterberg blieben die deutschen Piloten ungeschlagen: Die Frauen konnten einen Doppelerfolg verbuchen, die Männer sogar zweimal nacheinander einen Dreifacherfolg bejubeln.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/bob-deutsche-dominanz-1.4255735
Bob - Deutsche Dominanz
00/12/2018
Er blickte nach unten, die Stirn legte sich in Falten, als er die Statistiken auf dem Blatt vor sich studierte. Der Fußballtrainer Jens Keller wirkte so etwas grimmig, als gerade sein Gegner Frank Schmidt das Spiel analysierte und über Siegchancen sprach. Doch der Schein trog. Als Keller anschließend zum ersten Mal als Trainer des FC Ingolstadt ein Heimspiel analysieren durfte, sagte er, dass er "enorm zuversichtlich" sei nach dem 1:1 (1:0) gegen den 1. FC Heidenheim - auch wenn man ihm das in diesem Moment nicht unbedingt ansah.
Flinkes Pressing und anschließender Ballbesitz statt langer Bälle: Beim 1:1 gegen Heidenheim zeigen die Schanzer Keller-Fußball.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-ingolstadt-eine-haelfte-mut-1.4255882
FC Ingolstadt - Eine Hälfte Mut
00/12/2018
Die Pflaumen im Speckmantel kreisten auf Tabletts zwischen den Tischen; ein drei Meter großer Weihnachtsbaum; Lichterkette. Roter Filz war auf den Boden getackert als improvisierter Teppich im VIP-Zelt von Hochfilzen. Die Veranstalter des Rennes und Funktionäre des Weltverbandes (IBU) feierten sich selbst und den Sport am Freitagabend am Rande des Biathlon-Weltcups. Ein gewöhnlicher Abend in diesen Kreisen, aber eines war neu: Olle Dahlin, 64, gab seinen ersten Auftritt als neuer Präsident der IBU. Auf Krücken humpelte der Schwede hinein, er hatte sich vor dem Saisonstart das Bein gebrochen und den ersten Weltcup in Pokljuka verpasst. Hinsetzen bitte, zuerst kam eine Band auf die Bühne und die sang nach einigen mehr oder weniger vieldeutigen Songs ("In the jungle") tatsächlich diesen einen von Tracy Chapman: "Talking about a revolution". Es dauerte dann noch eine gegrillte Jakobsmuschel und eine gebratene Entenbrust lang, bis Dahlin endlich das Mikrofon halten durfte. Eine Revolution, die darf es gerne werden bei der IBU, "wir müssen den Laden aufräumen", sagte der neue Präsident später noch. Wobei das ja eine Sache ist, die nicht mit ein paar Lichterketten und Schleifchen getan ist: Diese Aufräumarbeiten kommen der Entkernung eines Hauses gleich. Korruptionsvorwürfe und der Verdacht auf die Vertuschung von Dopingfällen haben Dahlins Vorgänger Anders Besseberg den Job gekostet, die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt seit Ende 2017 gegen Besseberg, dessen Ex-Generalsekretärin Nicole Resch und acht weitere Personen. Beide bestreiten die Vorwürfe. Bei Besseberg kommen pikante Noten hinzu, er wird mit Vergünstigen wie teuren Jagd-Ausflügen in Verbindung gebracht, auch der Begriff "Prostituierte" findet sich in einem Ermittlungsdossier, das die Forensiker der Welt-Anti-Dogping-Agentur erstellt und an die Wiener Behörden geschickt haben. Und im Kontext fällt auf, dass ein ehemaliger, langjähriger IBU-Pressesprecher im Nebenjob einen Escort-Service betrieben hatte, was er nicht bestreitet; wohl aber, dass er dem Chef damit zu Diensten war. Russlands Biathlon-Union darf bis 2022 keine Wettkämpfe ausrichten Nachfolger Dahlin also tritt am Freitagabend fast verhalten vor die rund 400 Gäste, er ruft keine Appelle aus wie Besseberg, er war einst Manager in der Papierindustrie. Die Krücken hat er zur Seite gelegt, er steht auf dem eingegipsten rechten Fuß, die linke Hand hält die Rede und zittert ein wenig. "Wir haben die Reise in eine neue Ära begonnen", sagt Dahlin. Neue Ära, das ist bei Funktionären eine gern benutzte Floskel im Bausatz für öffentliche Reden, immerhin kann man dem Präsidenten dann aber bescheinigen: Kaum eine Minute dauert es, bis er selber auf die Vorgänge zu sprechen kommt, die in diesem Jahr so unrühmliches Licht auf den Verband geworfen haben. "Es gibt viel zu tun", erklärt er und benennt das öffentliche Misstrauen in die Anti-Doping-Arbeit der IBU, "wir müssen uns verbessern". Den "russischen Freunden" habe er gesagt, es gebe ein Problem zu lösen. Und auch das sagt Dahlin: "Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen." Er spricht gebrochenes Englisch, das im Gemurmel der Gäste untergeht. Als er am Sonntagmorgen bei seiner ersten Pressekonferenz besser zu verstehen ist, wiederholt er das noch einmal, Vertrauen zurückgewinnen also, "nicht zuletzt bei den Athleten". Dass er für neue Transparenz und einen harten Anti-Doping-Kampf stehen will, hatte Dahlin schon mit seiner Bewerbung als sein großes Plus verkauft. Seit 2014 war er als Vizepräsident mittendrin in der IBU, aber natürlich will Dahlin glaubhaft machen, dass er von all der Unordnung nichts mitbekommen hat, die ihn umgeben hat. Nach seiner Wahl hat sich auch schon einiges bewegt, worauf er gerne verweist: Der russischen Biathlon-Union (RBU) wurde ein Zwölfpunkteplan übergeben, der zu erfüllen ist, um wieder vollständiges Mitglied zu werden; bis mindestens 2022 darf die Nation keine Wettkämpfe ausrichten. Vier russische Athleten wurden im November von der IBU verklagt wegen ehemaliger Dopingvergehen, neun Kasachen suspendiert. Dem Athletenkomitee wurde durch einen Sitz im Exekutivkomitee mehr Mitspracherecht versprochen, und auf zwei Sachen ist man besonders stolz: Dass der Verband nun mit der "International Testing Agency" kooperiert, einer Prüfkommission in Sachen Dopingvergehen. Diese soll als unabhängig gelten - sie wurde aber vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) initiiert und hat ihren Sitz wie jenes in Lausanne. Auch die Aufarbeitung der Vorwürfe gegen Besseberg und Resch soll weitergehen, die Angelegenheit wurde an eine externe Kommission übergeben. Dahlin tut, was er muss: symbolisieren, dass sich was tut. Die erste Entrümplung ist erledigt, Hinweise auf Tiefenreinigung muss aber die Zeit bringen. "Time after time" von Cyndi Lauper singt die Band schließlich noch, nachdem Dahlin das Mikrofon wieder abgegeben hat. Ausgeschenkt wird ein 2017er-Riesling, Name "Prestige". Gedanken an die WM 2017, ebenfalls in Hochfilzen, kommen auf: Fünf russischen Athleten werden Dopingvergehen vorgeworfen, gegen sie laufen Ermittlungen in Österreich, drei von ihnen waren auch jetzt wieder im Weltcup dabei. Es stimmt ja, was Lauper auch singt: Confusion is nothing new.
Wie der neue IBU-Chef die Biathlon-Skandale aufarbeiten will: Der Schwede Olle Dahlin stellt sich und seine Ideen in Hochfilzen vor.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/sportpolitik-vor-der-tiefenreinigung-1.4255731
Vor der Tiefenreinigung
00/12/2018
Die Szene passte bestens zu einem Abend, der aus Nürnberger Sicht nur deprimierend war. Sebastian Kerk, kurz zuvor eingewechselt, um aus einem 0:1 irgendwie einen Ausgleich zu zaubern, verdaddelte in der 93. Minute den Ball in der Vorwärtsbewegung. Der Rest war ein Wolfsburger Pass in die Tiefe, der 0:2-Endstand durch Josip Brekalo und eine niederschmetternde Botschaft: Der Club tut viel, um trotz aller Widrigkeiten den Klassenerhalt zu schaffen - aber es könnte am Ende nicht reichen. Auch, weil man sich die Gegentore so leicht fängt wie gegen Wolfsburg: Nach einem Ballverlust wie eben jenem von Kerk oder sogar nach eigenem Freistoß wie vor dem 0:1 durch Daniel Ginczek (58.). "Wenn dann drei, vier Spieler im Abwehrverbund unterschiedliche Ideen haben, wird's schwer", seufzte Club-Trainer Michael Köllner, der sich ansonsten Mühe gab, Optimismus zu verbreiten. Der Kollege Bruno Labbadia äußerte sich hingegen ähnlich abgeklärt, wie seine Mannschaft zuvor gespielt hatte. Doch wer den Trainer in der Endphase der vergangenen Saison erlebt hat, als er den in einem desolaten Zustand übernommenen VfL erst in der Relegation gegen Holstein Kiel retten konnte, merkte bei jedem seiner Sätze, wie angenehm das Dasein in Wolfsburg inzwischen geworden ist. Seit der Niederlage in Hannover am 9. November siegte der VfL dreimal und holte ein Remis. Berauschend spielten die Niedersachsen selten, in Nürnberg schon gar nicht, aber effektiv und clever. So wie beim 1:0, als sich Ginczek geschickt von seinem Gegenspieler löste, kurz verzögerte und platziert abschloss. Oder wie beim 2:0, das Brekalo ähnlich abgebrüht erledigte. Wolfsburgs Einwechselspieler blieb natürlich im Schatten von Ginczek, der in den letzten drei Partien getroffen hat und nach Ansicht seines Trainers "wenn er fit ist zu den besten Abschlussspielern" des Landes gehört. Um das mit der Fitness nach diversen Verletzungen hinzubekommen, hat sich Ginczek im Sommer gequält und musste sich von Labbadia dennoch immer wieder anhören, er sei noch nicht so weit. Die ersten vier Saisonspiele verbrachte Ginczek auf der Bank, auch danach gehörte er bis zum neunten Spieltag nur einmal zur Startformation. "Er brauchte am Anfang hier viel Geduld", erklärt Labbadia: "Er hat natürlich mit den Hufen gescharrt." Der Mann wollte spielen. Jetzt darf er es und trifft. Nur allzu gerne hätten sie sich in Nürnberg im Sommer auch mal eben einen Ginczek geleistet, sie hätten ihm nicht einmal den Weg zum Valznerweiher erklären müssen, denn als der gebürtige Dortmunder 22 Jahre alt war, kickte er für ein Jahr beim Club. Doch so viel Geld, um einen Mann seines Kalibers zu halten, hatten sie in Franken nicht. Und viel Geld werden sie auch im Winter nicht haben. Auch wenn sie wohl wüssten, wo sie nachjustieren würden, um die Klasse halten zu können: sicher in der Offensive, dem seit neun Spielen sieglosen Aufsteiger gelingen einfach viel zu selten Tore. Und so blieb dem Club nur jenes simple Fazit, mit dem Angreifer Federico Palacios den Frust beschrieb: "Wolfsburg war ja heute nicht gut, das müssen wir eigentlich gewinnen."
Ausgerechnet ein einstiger Club-Stürmer verschärft die Lage der Nürnberger am Tabellenende. Beim 2:0 des VfL Wolfsburg in Franken ragt Daniel Ginczek heraus. Dem Club hingegen fehlt, was er verkörpert: Torgefahr!
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https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-nuernberg-ginczek-trifft-1.4256041
1. FC Nürnberg
00/12/2018
Seine erste spektakuläre Korbvorlage hat Stefan Jovic schon vor dem Anwurf verteilt. Der Kaugummi, den er von der Ersatzbank aus warf, landete nach einer formschönen Flugbahn sanft in den Fingern von Devin Booker, seinem verletzten Mitspieler, der sich die Partie am Sonntagnachmittag gegen Alba Berlin tatenlos am Spielfeldrand ansehen musste. Dass Jovic, der Spielmacher des FC Bayern, es auch mit Bällen blendend versteht, sie so zu seinen Kollegen zu passen, dass sie damit aufregende Dinge anstellen können, zeigte der Serbe später im Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga (BBL). Mit fünf Assists hatte er beim 83:81-Sieg mal wieder die meisten Vorlagen gesammelt und so mitgeholfen, dass seine Mannschaft auch im elften Spiel den elften Sieg feiern konnte und die Tabelle als einziges noch unbesiegtes BBL-Team anführt. "Das war Werbung für den Basketball in Deutschland", schwärmte Bayern-Präsident Uli Hoeneß, "das war ein Superspiel von beiden Seiten." Und das Wiedersehen der besten deutschen Klubs der vergangenen Saison - exakt 183 Tage, nachdem die Bayern im fünften und entscheidenden Playoff-Spiel die Meisterschaft an sich reißen konnten. Auch das erste Duell in dieser Spielzeit hatte einiges zu bieten, Dramatik, Spannung, großen Sport. Es kommt dabei eher selten vor, dass diejenige Mannschaft das Nachsehen hat, die 18 Rebounds mehr greifen konnte als der Gegner. Aber Berlin genügten 40 dieser Abpraller vom Brett oder Ring nicht, um das Spiel zu gewinnen. "Das war eine Partie auf Augenhöhe, aber bei vielen Kleinigkeiten merkt man München die Erfahrung auf diesem Niveau an", stellte Marco Baldi enttäuscht fest. Als kleiner Trost bleibt dem Alba-Manager immerhin die Aussicht, es in sechs Tagen besser machen zu können; der umgestaltete Modus im Pokal will es so, dass sich die beiden Finalteilnehmer dann schon im Viertelfinale verabredet haben. Diesmal ging es noch um die beste Ausgangsposition vor Beginn der Playoffs im Mai. Die Frage war, wie die Münchner der 88:84-Sieg gegen Kaunas in der Euroleague beeinflussen würde. Während die Berliner vier spielfreie Tage hatten, musste Bayern weniger als 42 Stunden nach dem letzten Spiel schon wieder aufs Parkett. Doch wie die ersten Minuten dokumentieren sollten, hatten sich die Münchner die Anstrengung schnell aus Beinen und Armen gespielt. Nach einem Dreipunktspiel von Maodo Lo führten sie rasch mit 9:4. Mit wie viel Hingabe und Energie beide Teams auftraten, konnte man schon allein an der Reaktion draußen auf der Bank erkennen, als Lo punktete, obwohl er zuvor gefoult worden war - ein Kunststück, das im Basketball besonders viel Ansehen genießt. Alle Bayern-Spieler sprangen daher so schwungvoll auf, als hätten sie gerade einen großen Titel gewonnen. Bei den Berlinern debütiert Zugang Landry Nnoko - und überzeugt In der Hauptrunden-Partie steckte tatsächlich auch einiges von dem, was ein Playoff-Spiel ausmacht, es war intensiv, umkämpft und phasenweise auch richtig hochklassig, die Spieler warfen sich nach jedem Ball, sie fuchtelten wild vor dem Gesicht ihres Gegenspielers herum, damit der bloß keine leichten Punkte geschenkt bekommt. Einer, der das sogenannte Hustle, also diese bedingungslose Einsatzbereitschaft, bestens beherrscht, ist Landry Nnoko, jüngster Zugang von Berlin, der in München erstmals das Alba-Trikot trug. Der kamerunische Nationalspieler ist ein Modellathlet mit 2,08 Meter Körpergröße und beeindruckenden Muskelpaketen. Vor allem seine Arme fallen auf, sie sind so lang, dass es so aussieht, als könnten sie bis unters Hallendach reichen. Zumindest musste sich das für die Bayern-Spieler so angefühlt haben, Nnoko bekam im Nahkampf unterm Korb immer wieder seine Finger dazwischen und fing 13 Rebounds. "Landry gibt uns eine Qualität, die wir vorher nicht hatten", findet Baldi. Auch Blocks gehören zu Nnokos Repertoire, einmal sprang er in der ersten Hälfte Derrick Williams furchtlos entgegen, als der einen Ball von oben nach unten per Dunk in den Korb stopfen wollte. Aber man würde ihm Unrecht tun, wenn man ihn als reinen Defensivkünstler abtun würde. Er hat viel mehr drauf, auch in der Offensive. Bis zur Pause war Nnoko neben Rokas Giedraitis (am Ende 22 Zähler) mit acht Punkten der beste Werfer seines Teams. Und der 24-Jährige war es auch, der nach dem Seitenwechsel seiner Mannschaft zunächst den Ausgleich zum 45:45 bescherte. Doch danach musste er mit ansehen, wie die Münchner etwas davoneilten. Besonders Williams, langjähriger NBA-Spieler, tat sich hervor. Schon gegen Kaunas war er in famoser Form, in einem Flow-Zustand, den er gegen Berlin einfach beibehielt, die Bayern-Spieler mussten ihm nur den Ball zuspielen, er machte etwas Besonderes daraus. Gegen Kaunas gelangen ihm so 28 Punkte, anschließend wurde der Amerikaner von der Euroleague zum wertvollsten Spieler des Spieltags gewählt. Am Sonntag gegen Berlin sorgte er mit 14 Punkten allein im dritten Viertel dafür, dass München bis zum 65:53 einen Vorsprung erspielen konnte, der sich 27,8 Sekunden vor der Schlusssirene nach einem Dreier von Giedraitis noch mal auf einen Zähler verringerte (82:81). Aber am Ende reichte es zu einem 83:81-Sieg für die Bayern, weil Williams wieder starke 26 Punkte sammelte.
Bayerns Basketballer gewinnen das Spitzenspiel gegen Alba Berlin und bleiben in der Bundesliga ohne Punktverlust, weil Derrick Williams wieder herausragt.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-muenchen-im-flow-1.4255995
München im Flow
00/12/2018
Eine Biathlon-Karriere ist kein Biotop für Spontaneität. Trainingspläne hier, Wettkampfkalender da. Packen, anreisen, sporteln, abreisen. Arnd Peiffer kennt diese Rhythmen gut, mit 31 Jahren hat er schon einige Weltcup-Jahre hinter sich. Und doch kommt manchmal das Leben dazwischen, wie bei ihm, vor anderthalb Wochen. Da ist er Vater geworden und musste mal fix nach Hause, die Mixed-Staffel von Pokljuka ließ er aus. "Meine Tochter hat meine Pläne durchkreuzt", sagte Peiffer nun in Hochfilzen. Da saß er auf dem Podium, Rang zwei in der Verfolgung, zufrieden mit sich, aber auch mit einem Blick auf die deutschen Team-Kollegen: "Wir hatten schon Jahre, da hatten wir bis Weihnachten gar kein Podest. Jetzt können wir mehr als zufrieden sein." Und man merkte, dass ihm diese Erwähnung ein Anliegen war, die Ansprüche von außen seien ja auch: "Ganz schön hoch." Hohe Ansprüche und viel Aufmerksamkeit, diese Kombination taucht im deutschen Biathlon vor allem dann auf, wenn es um eine geht: Laura Dahlmeier, die Doppel-Olympiasiegerin von Pyeongchang. Aufgeregt vermeldete die größte deutsche Boulevard-Zeitung am Donnerstag, die 25-Jährige sei bei ihrem Comeback Zweite in Hochfilzen geworden, da schaute sich so mancher in der Arena zwei Mal um. Im zweitklassigen IBU-Cup war sie angetreten, der fand allerdings im 400 Kilometer entfernten Ridnaun statt. Wegen eines geschwächten Immunsystems musste sie ihren Weltcup-Start verschieben, sie wollte nun Wettkampfpraxis sammeln und erst wieder richtig fit gegen die Besten antreten. Und so legte ihr Fehlen bei den Wettbewerben der bisherigen Saison den Blick frei auf andere; auf Pläne, die aufgehen, oder auch nicht: Während die Männer in Hochfilzen Podiumsplatz zwei und drei in diesem Winter feiern konnten, ist bei den Frauen Rang neun derzeit das Maximum. Sie starteten so schlecht in eine Saison wie lange nicht mehr. Die Staffel verläuft turbulent, Benedikt Doll führt sie noch auf Rang drei Die Tiroler Alpen sind schon so etwas wie eine Heim-Arena für die deutschen Athleten. Unter den 33 800 Menschen, die über vier Tage verteilt an die Biathlon-Anlage in Hochfilzen pilgerten, hey-te und ho-te der Großteil dann eben doch, wenn Patronen aus einem deutschen Gewehr die Scheiben umlegten. Benedikt Doll und Arnd Peiffer genossen das am meisten, weil sie nach ihren Rennen auch Präsente mitnehmen konnten: Doll wurde im Sprint Dritter, Peiffer rannte in der Verfolgung auf Rang zwei, nur der Franzose Martin Fourcade war besser. Und mit Johannes Kühn hatte gleich beim ersten Weltcup-Standort Pokljuka ein Deutscher einen Podiumsplatz besetzt. Das macht dann in Summe: eine ziemlich starke Mannschaft. Was auch nicht überrascht, von dem fixen Quartett Doll, Peiffer, Lesser und Simon Schempp sind alle schon einmal Weltmeister geworden. Bei den Frauen gilt das nur für die Athletin, die nicht in Hochfilzen war: Laura Dahlmeier. Dass bei den ersten zwei Weltcup-Standorten keine deutsche Starterin mehr als Rang neun erreichen konnte, gab es zuletzt 2013. In Hochfilzen landete Franziska Hildebrand in der Verfolgung auf ebenjenem neunten Platz, die Ergebnisse ihrer Kolleginnen reichten von den Positionen elf bis 60. Und auch die Staffel verlief nicht viel erfreulicher als beim schwachen Olympia-Start von Pyeongchang, als es zum ersten Mal seit zwei Jahren kein Podestplatz wurde, sondern Rang acht. Am Sonntag meisterte Startläuferin Vanessa Hinz ihre Sache noch gut, übergab dann als Zweite an Franziska Preuß, die allerdings bei unproblematischen Windverhältnissen zwei Strafrunden schoss - Karolin Horchler und Schlussläuferin Denise Herrmann konnten das kaum noch retten, am Ende stand ein siebter Platz. Italien gewann vor Schweden, Frankreichs Athletinnen belegten Rang drei. "Wir wollten heute das Podium angreifen und sind mit Platz sieben nicht zufrieden", sagte daher Disziplin-Trainer Kristian Mehringer, der im Sommer den lange Jahre erfolgreichen Gerald Hönig abgelöst hatte. Für die deutschen Männer war Olympia eine schöne Staffelerfahrung gewesen, Bronze hatte es im Februar gegeben. Und nun in Hochfilzen? Erlebte das Team von Mark Kirchner ein turbulentes Rennen. Schempp startete mit Problemen am Schießstand, Kühn leistete sich sogar eine Strafrunde und rutschte ab auf Rang 14. Aber dann kamen ja noch die, die schon in den Tagen zuvor geglänzt hatten: Peiffer und Doll. Peiffer blieb fehlerfrei, übergab als Siebter. Doll brauchte einen Nachlader, ohne den er Sieger Schweden und die zweitplatzierten Norweger sogar noch hätte angreifen können. Aber es gab dann trotzdem wieder das gewohnte Bild in diesen Tagen: Jubelnd lief Doll über die Ziellinie, nächster Podiumsplatz: Rang drei hatte er noch herausfahren können.
Während die Biathlon-Männer Podiumsplätze bejubeln, muss das Frauen-Team ohne Laura Dahlmeier den schlechtesten Saisonstart seit 2013 verarbeiten. Keine Athletin ist derzeit in verlässlicher Form.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-aufbau-in-ridnaun-1.4255729
Aufbau in Ridnaun
00/12/2018
In seinem zuvor letzten Spiel hatte sich das Schicksal gegen Kaan Ayhan verschworen. Erst ein Handspiel im Strafraum, dann ein fataler Fehlpass, schließlich noch einen Schuss ins eigene Tor abgefälscht - seit dem 0:3 Anfang November in Mönchengladbach brannte Fortuna Düsseldorfs Innenverteidiger auf Wiedergutmachung. Dann aber durfte er zwei Mal nicht spielen und fehlte zwei Mal verletzt. 41 Tage, oder exakt: 982 Stunden, musste der 24 Jahre alte, in Gelsenkirchen geborene Türke warten, ehe er jetzt gegen den SC Freiburg erstmals wieder eingesetzt wurde. Und keine einzige dieser 982 Stunden hatte seinen Wunsch nach Wiedergutmachung schmälern können. Ayhan ist Abwehrspieler, er kommt also gar nicht oft vors gegnerische Tor, trotzdem erzielte er beim überraschend souveränen 2:0-Sieg der Fortuna beide Treffer. Hinterher referierte er in all der Freude auch über den dunklen Moment zuvor in Mönchengladbach: "So ist das leider im Fußball: In dem einem Spiel ist man der Buhmann, im anderen der Matchwinner - aber mir gehen diese Urteile manchmal zu schnell." Die Bundesliga ist eine Achterbahn, besonders für die Düsseldorfer. In dem einen Spiel lassen sie jegliche Liga-Tauglichkeit vermissen, im nächsten nähren sie wieder Hoffnungen. Sechs Spiele nacheinander hatten sie zwischen Ende September und Anfang November verloren bei 2:20 Toren. Das 0:3 in Mönchengladbach markierte das Ende dieses Höllenritts. Seither haben sie aus fünf Spielen sieben Punkte geholt, zehn Tore geschossen und sogar ein 3:3 beim FC Bayern erreicht. Das sind für den Aufsteiger respektable Zahlen, jeder Punktgewinn nährt Hoffnung auf den anfangs unmöglich erscheinenden Klassenerhalt. "Diese drei Punkte können wir unglaublich gut gebrauchen", sagte nach dem Freiburg-Sieg der Trainer Friedhelm Funkel, als habe seine ausgedörrte Wüstenreisetruppe unverhofft einen Kanister Wasser geschenkt bekommen. Düsseldorf sammelt die Punkte gegen höher gewettete Teams - und jetzt kommt Dortmund Die nächste Etappe durch die Wüste steht ihnen aber jetzt bevor, am Dienstag kommt Borussia Dortmund. Das ist eine kaum lösbare Aufgabe, die aber interessant wird, wenn man Düsseldorfs Ergebnisse gegen höher gewettete Teams beachtet: 1:1 in Leipzig, 2:1 gegen Hoffenheim, 4:1 gegen Berlin, jenes 3:3 in München. Das 1:7 in Frankfurt und das 0:3 in Gladbach würden sie am Rhein am liebsten als Streichresulate verbuchen. Jetzt aber behauptet Funkel: "Wir werden auch gegen Dortmund nichts herschenken, wir wollen für eine Überraschung sorgen." Kaan Ayhan kann darüber berichten, wie man sich aus emotionalen Tälern wieder auf Berge hocharbeitet. "Ich wollte einfach nur meinen Job gut erledigen", sagte er nach seinem lebenswichtigen Doppelpack, "das tut der Seele jetzt natürlich gut." Zwei Dinge räumte der frühere Schalker aus: Dass er den eigenen Stürmern nur demonstrieren wollte, wie man Tore schießt, und dass er nur gegen Freiburg treffen kann, denn auch sein erstes Bundesligator hatte er einst für Schalke gegen diesen Gegner erzielt. "Am besten probiere ich am Dienstag gegen Dortmund gleich noch mal einen Doppelpack", sagte er vergnügt. Generell aber bleibt Düsseldorfs Kampf um den Klassenerhalt ein Himmelfahrtskommando. Abhängig auch von der chronischen Schwäche der Konkurrenten Nürnberg und Hannover müssen die Rheinländer nun überlegen, wie viele personelle Ergänzungen in der Winterpause die Mannschaft verträgt, ohne dass Unruhe hineinkommt in einen Kader, der sich nach deprimierenden Niederlagen immer wieder stabilisieren konnte. "Wir wollen uns hinterher nicht vorwerfen lassen, nicht alles für den Klassenerhalt unternommen zu haben", sagt Aufsichtsratsboss Reinhold Ernst, der zu Verstärkungen tendiert. An diesem Montag tritt der neue Sportdirektor Lutz Pfannenstiel seinen Job an. Der Weltenbummler, der einst als Torwart den Globus bereist und mehr Abenteuer überlebt hat als Indiana Jones, steht vor einer komplexen Aufgabe. In ihren Planungen müssen Pfannenstiel und Funkel zweigleisig denken: Wen braucht die Fortuna, falls sie oben bleibt? Und wen, falls es doch wieder runter geht?
Plötzlich eine kleine Macht am Rhein: Mit Punkt gewinnen gegen höher eingeschätzte Klubs nährt die Fortuna die Hoffnung auf den Klassenerhalt.
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Fortuna Düsseldorf
00/12/2018
Und dann war wieder dieser Moment gekommen: als habe jemand den Stecker aus der Stereoanlage gezogen und alles zum Verstummen gebracht, was ein alpines Skirennen so ausmacht. Die aufgekratzten Stadionsprecher, oder die Schweizer Anhänger mit ihren Kuhglocken, die gerade noch den Zielraum von Gröden mit Lärm erfüllt hatten, als ihr Landsmann Marc Gisin sich auf die Saslong-Abfahrt in Gröden aufgemacht hatte. Es dauerte nicht mal eine Minute, bis aus dieser Fröhlichkeit mit einem Mal alle Luft entwich. Gisin war kurz vor dem mächtigsten Sprung ausgerutscht, "an der blödesten Stelle", wie der Deutsche Andreas Sander später befand - als würde ein Skispringer kurz vor dem Abflug aus der Schanzenspur rutschen und auf den Hang schießen. Und der zweite der sogenannten Kamelbuckel-Sprünge in Gröden ist so eine Art Schanze. Die katapultiert die Fahrer schon mal 80 Meter weit; Gisin segelte also lange durch die Luft, prallte auf dem Eis auf, mit Kopf und Nacken zuerst. Der Schweizer war minutenlang bewusstlos, wurde intubiert und noch am Abend in die Schweiz gefolgen. Sein Verband teilte am Sonntag mit, Gisin habe mehrere Rippenbrüche, eine eingedrückte Hüftpfanne und Verletzungen an der Lunge erlitten - ansonsten keine schwereren Verletzungen. Er liege fürs Erste auf der Intensivstation. Das Tagesgeschäft war da längst unwichtig geworden, die Zauberfahrt des Norwegers Aleksander Aamodt Kilde etwa, mit der er am Samstag gewonnen hatte. Es war, als wolle der Sport die Szene mal wieder an die alte Spielregel erinnern: Jede Abfahrt ist eine kleine Abenteuerexpedition, und manchmal prallen die Athleten dabei auf Kräfte, die selbst für ihre kühlschrankbreiten Körper zu mächtig sind. Vor dem aktuellen Winter waren der Franzose David Poisson, der junge Deutsche Max Burkhart und in der Vorbereitung auch noch der Schweizer Gian-Luca Baradun tödlich verunglückt; letzterer allerdings beim Gleitschirmfliegen. Das Niveau im Weltcup erreicht zudem allmählich schwindelerregende Höhen, die Abstände im Klassement werden noch kleiner, die Grenze zwischen Sieg und Sturz ebenfalls. "Man muss inzwischen ständig Vollgas geben, um ein gutes Ergebnis zu kriegen", sagte Josef Ferstl, als Zwölfter am Samstag bester Deutscher, das könne schon mehr Fahrfehler provozieren. "Und das", sagte der 29-Jährige, "kann sich sehr böse auswirken." Die Debatte um die Sicherheit in diesem zehrenden Gewerbe dürfte damit wieder neue Nahrung erhalten, zumal Hannes Reichelt, der österreichische Abfahrer und Athletenvertreter, schon vor dem Wochenende in Gröden seinen Unmut vorgetragen hatte. Die besten 20 Läufer des Weltcups hätten sich im Vorjahr mit dem Weltverbands Fis zusammengesetzt, sagte Reichelt, und vorgeschlagen, man möge einen schnittfesten, dickeren, mit Protektoren versehenen Rennanzug entwickeln. Am besten gemeinsam. Und dann? "Du rennst gegen eine Wand, weil unter den Verbänden keine Einigung zu erzielen ist", sagte Reichelt: "Keiner möchte seinen vermeintlichen Entwicklungsvorteil aufgeben"; sein eigener Verband übrigens auch nicht. Auch der Airbag, der im Krisenfall kleine Polster unter dem Anzug aufbläst, findet seit Jahren bedingt Anklang im Fahrerlager. "Alles, was den Sport sicherer macht, ist eine gute Sache", sagte der Schweizer Beat Feuz, Dritter in Gröden, "aber bei dem Airbag bin ich noch nicht zu 100 Prozent überzeugt, weil es noch zu wenige Daten gibt." Die deutschen Abfahrer tragen ihn fast alle; andere fühlen sich in ihren Bewegungen eingeschränkt, sie verzichten - auch weil die Fis die Nutzung nur empfiehlt, nicht vorschreibt. Und wenn ein Abfahrer die Wahl hat zwischen mehr Sicherheit und mehr Tempo, wählt er im Zweifel das Tempo. Zumal, wenn die Weltspitze immer mehr zusammenrückt. Gisin, der am Samstag keinen Airbag trug, war schon mehrmals schwer verunfallt, zuletzt vor drei Jahren in Kitzbühel. Am Freitag hatte er für die Neue Zürcher Zeitung noch eine Kolumne verfasst, über das Stürzen auf der Abfahrt: "Als Leistungssportler muss man immer und immer wieder an seine Grenzen gehen, um Fortschritte zu machen", schrieb er, "Grenzen, die in unserem Fall auch durch Stürze aufgezeigt werden."
Der dramatische Abflug des Schweizer Abfahrers Marc Gisin aus der anspruchsvollen Strecke von Gröden wird die Sicherheitsdebatten im Ski-Zirkus wieder anheizen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-ungebremst-ueber-den-kamelbuckel-1.4255721
Ungebremst über den Kamelbuckel
00/12/2018
Zentimeter fehlten, und Schalke 04 hätte eine versöhnliche Geschichte zu erzählen gehabt. Eine Geschichte, die all die Debatten um Expertise bei der Zusammenstellung des Kaders zumindest vorerst beruhigt hätte, Debatten um den Absturz des Tabellenzweiten der Vorsaison in den Abstiegskampf. Die Geschichte: Stürmer Haji Wright, 20, der zuletzt für die U23 in der Oberliga West spielte, schießt das Siegtor zum 2:1 beim FC Augsburg. Und wer solche Stürmer befördert, dem kann es ja nicht am Fachwissen mangeln, oder? Wright stand allerdings in der 84. Minute ein paar Zentimeter im Abseits, als er nach einem der wenigen schönen Angriffe des Tages den Ball über die Linie drückte. Und so spielte Schalke nur 1:1 in Augsburg. Trainer Domenico Tedesco musste die Fans nach einem schwachen Spiel mit dankenden Worten beschwichtigen. Und die Debatten gehen weiter. Sie kreisten in den Tagen vor dem Spiel um Schalkes Manager Christian Heidel, nachdem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies öffentlich den Gedanken formuliert hatte, ihm nach dem Vorbild von Matthias Sammer bei Tabellenführer Borussia Dortmund einen externen Berater für die Kaderplanung zur Seite zu stellen. "Ich sehe keinen Sinn in der Geschichte, einen externen Berater, der einmal im Monat vorbeikommt, zu beschäftigen", sagte Heidel vor dem Anpfiff, einen Vertrauensbruch mit Tönnies aber bestritt er. Nach dem Spiel ergänzte er: "Ich stehe allen Dingen, die Schalke helfen, sehr offen gegenüber." Überhaupt: Er entscheide ja nicht allein. Er tausche sich mit Peter Knäbel aus, dem Technischen Direktor. Und neulich, zählte er auf, habe er sich mit den Brüdern Erwin und Helmut Kremers, mit Rüdiger Abramczik, Ingo Anderbrügge, Olaf Thon, Martin Max und Huub Stevens unterhalten, mit zahlreichen Protagonisten der jüngeren und älteren Klubgeschichte. "Jetzt könnte ich natürlich sagen, das sind alles unsere Berater. Wir sehen uns ungefähr so häufig, wie das in Dortmund der Fall ist." Heidel, das wurde deutlich, wollte ein Thema beenden, dass die Lage auf Schalke in unruhigen Tagen unruhiger macht. Doch ungünstigerweise hatte ihm das Spiel dabei nicht unbedingt geholfen. Trainer Tedesco lobte den jungen Stürmer Haji Wrgight - den Beinahe-Mann-des-Tages Die Problemposition im Kader ist der Angriff, vier Stürmer sind verletzt. Die beiden, die am Samstag begannen - Cedric Teuchert und Steven Skrzybski -, sind auch gerade erst wieder gesund geworden. Er habe seine Spieler angewiesen, die beiden eher kleinen Angreifer mit flachen Pässen einzubinden, erklärte Tedesco. Doch brauchbare Pässe spielten zunächst nur die Augsburger, was für große Überlegenheit reichte und für das 1:0 durch Michael Gregoritsch nach einem Fehler von Torwart Ralf Fährmann. "Wir wurden ein bisschen aufgefressen", lautete Tedescos Fazit der ersten Halbzeit. Und: "Wir waren körperlich unterlegen." Heidel sagte: "Jeder Augsburger war jedem Schalker überlegen. Das war sicher nicht unser Plan." Auch Augsburg müht sich derzeit ja in den hinteren Regionen der Tabelle um Punkte. Doch die Mannschaft von Trainer Manuel Baum machte den Eindruck, den Kampf gegen den Abstieg zum Ende der Hinrunde ernst zu nehmen. Auf Seiten der Schalker misslangen dagegen oft schon einfache Ballannahmen und Pässe über fünf Meter. Erst als Tedesco seine Dreierkette aufgab und auf ein 4-2-3-1-System umstellte, ergab der Fußball der Gäste wieder ein wenig Sinn. Und erst als zur Pause der zentrale Mittelfeldspieler Nabil Bentaleb für den indisponierten, im Sommer vom FC Bayern verpflichteten Nationalspieler Sebastian Rudy kam, hatte Schalke so etwas wie Struktur. Trotzdem brauchte es eine Augsburger Fehlerkette für den Ausgleich: Im Anschluss an eine in die Mitte abgewehrte Hereingabe traf Daniel Caligiuri per Aufsetzer aus der Distanz. Schalke wechselte in der Pause nicht nur Bentaleb ein, sondern auch Wright für Skrzybski, sowie nach 66 Minuten den noch jüngeren Ahmet Kutucu, 18, für Teuchert. Zwei bundesligaunerfahrene Stürmer, das war einerseits Abbild der Verletzungsmisere - andererseits funktionierte es nach nervösem Beginn ganz ordentlich. Tedesco hatte später viel Lob übrig für Wright, den Beinahe-Mann-des-Tages. "Haji hat genau das gemacht, was wir gebraucht haben", sagte er, nämlich körperliche Präsenz, Wright ist 1,93 Meter groß. "Mal gucken, was daraus entsteht. Manchmal entstehen daraus schöne Geschichten", sagte der Trainer über die Laufbahn des Stürmers aus Los Angeles, der in der Vorsaison an Zweitligist Sandhausen verliehen war, dort eher enttäuschte und zuletzt gegen Teams namens Holzwickede oder Sprockhövel traf. In den verbleibenden Hinrundenspielen könnte er von Beginn an zum Einsatz kommen. Doch Tedesco sagte mit Blick auf den jungen Sturm auch: "Wir können jetzt nicht erwarten, dass uns ein Jahrgang 2000 aus der Misere hilft." Nein, das müssen wohl die anderen Spieler machen, die der Manager Heidel im Sommer dafür auswählte - und vielleicht jene, die er im Winter dazukaufen könnte. Voraussichtlich ohne die Hilfe eines externen Beraters.
Nach schwacher Leistung beim 1:1 in Augsburg dauern die Kompetenzdebatten im Vorstand an.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/schalke-04-beraten-von-erwin-ingo-und-olaf-1.4255991
Schalke 04 - Beraten von Erwin, Ingo und Olaf
00/12/2018
Am Barton Square in Manchester werden alte Fußballtrikots verkauft. Wer sucht, findet in diesem Geschäft auf zwei Stockwerken Trikots aus aller Welt und allen Epochen. Aus aktuellem Anlass stellten die Betreiber vorige Woche dort auch ein Textil der TSG Hoffenheim aus, das Auswärtstrikot der Badener aus der Saison 2011 (!) war dort für 23 Pfund zu haben. Die Hoffenheimer verabschiedeten sich ja am vergangenen Mittwoch mit einem 1:2 bei Manchester City von dem bisher größten Abenteuer ihrer Vereinsgeschichte. Als Trost gab es viel Lob für die starken Offensivauftritte des Königsklassen-Neulings. Viel Lob, aber zu wenig Ertrag: Das ist auch in der Liga die bislang nervende Überschrift für die Hoffenheimer. Am Wochenende nun ärgerten sie sich über ein 0:0 gegen den Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach. Das Ergebnis war aus TSG-Sicht ein schlechter Witz. In der Statistik stehen 25:4 Torschüsse für Hoffenheim. Keine Mannschaft der Liga spielt sich mehr Torchancen heraus, aber keine vergibt auch so viele. "Wir haben die heute komplett auseinandergeschraubt, aber das Tor war wie verhext, das Ding wollte einfach nicht rein", klagte Abwehrspieler Ermin Bicakcic. Und TSG-Trainer Julian Nagelsmann sprach hinterher sogar von der "vielleicht besten Leistung in meiner Amtszeit". Das klang übertrieben, angesichts seiner bisherigen Erfolge: Rettung vor dem Abstieg, und danach Platz drei und Platz vier in der Liga, die erstmals Spiele in der Europa- und Champions-League für den Klub bedeuteten. "Es ist nicht immer nur Pech, der Ball muss halt auch mal rein", sagt Julian Nagelsmann "Es ist aber nicht immer nur Pech, der Ball muss halt auch mal rein", brummte Nagelsmann. Allerdings hatte der Trainer in der Schlussphase dieses Spiels auch sehenden Auges auf einen seiner torgefährlichsten Spieler verzichtet. Nagelsmann hatte Andrej Kramaric nach 63 Minuten ausgewechselt, was dem Angreifer keineswegs gefiel: "Ich bin richtig enttäuscht und sehr sauer", sagte der Kroate, als er später seinen Rollkoffer auffallend langsam durch die Mixed Zone schob. Es war nicht zu übersehen, dass er unbedingt von den Reportern angesprochen werden wollte, um Folgendes mitzuteilen: Er fühle sich einer "einmaligen Chance" beraubt, sagte Kramaric, "so eine Serie haben nur Messi oder Ronaldo erreicht. Das ist außergewöhnlich, weil beide übermenschlich sind". Kramaric wollte unbedingt auch im zehnten Pflichtspiel in Serie ein Tor erzielen. "Ich hätte mich auch mit gebrochenem Bein neben das Tor gestellt und auf den Ball gewartet", sagte er. Nagelsmann hatte die Superserie seines Stürmers aber ebenso wenig auf dem Schirm wie die Rekorde von Messi und Ronaldo. Der Trainer entschuldigte sich nach dem Spiel. Richtig Lust auf baldige Duelle mit Messi und Ronaldo hat derweil auch die Borussia wieder gewonnen, die Gladbacher haben ja eine große Tradition in Europa. Im Geschäft am Barton Square in Manchester gibt es ein Trikot der "Fohlen" aus dem Jahr 1977, damals verloren die Gladbacher das Finale des Landesmeister-Wettbewerbs in Rom gegen Liverpool (1:3). Der Punkt in Hoffenheim könnte noch sehr wichtig werden auf dem Weg in die Champions League der Neuzeit. Aber dieser Punkt, das gab Trainer Dieter Hecking später gerne zu, war ein "sehr, sehr glücklicher". Sein Mittelfeldspieler Florian Neuhaus sagte es so: "Das Ergebnis ist das Beste an diesem Spiel." Für die schwache Leistung spendete wenigstens der Punktgewinn Trost, nicht aber für die Verletzungen von Kapitän Lars Stindl und Raffael. Der Brasilianer wurde wegen eines Schlüsselbeinbruchs bereits operiert und wird einige Wochen fehlen, Stindl erlitt eine Innenband- und Kapselverletzung am linken Sprunggelenk, die ihn aber wohl zu keiner größeren Pause zwingen wird. Vermutlich wird er sogar vor Weihnachten noch spielen können. Nach Angaben der Borussia ist sogar ein Einsatz am Dienstag gegen Nürnberg nicht ausgeschlossen. "Die Verletzungen trüben unsere Freude über den Punkt aber extrem", sagte Hecking - zumal in Sinsheim schon Ginter, Hofmann, Kramer und Jantschke gefehlt hatten. Jantschke hatte sich im Abschlusstraining verletzt, für ihn verteidigte der 18 Jahre junge Louis Beyer. Das Talent kam zu Saisonbeginn drei Mal als Rechtsverteidiger zum Einsatz, nun erstmals als Innenverteidiger. Beyer war einer der wenigen Lichtblicke der insgesamt eher graumäusig auftretenden Gladbacher. Hecking lobte seinen jungen Verteidiger: "Er war überragend. Ich habe gesehen, dass ich eine Alternative mehr im Kader habe, der ich vertrauen kann - das ist ja immer gut." Die Gladbacher schleppen sich eher ins Vorrundenfinale, in dem das Heimspiel gegen Nürnberg am Dienstag die Möglichkeit bietet, die "tolle Vorrunde zu krönen" (Hecking). Zum Abschluss geht es dann zum Spitzenspiel nach Dortmund. Auffällig bleibt bei den Gladbachern die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsstatistik: Zuhause gewann die Borussia alle sieben Spiele, auswärts holte sie in acht Partien nur neun Zähler. Und der in Hoffenheim war ein Geschenk der Gastgeber.
Viel Lob, aber zu wenig Ertrag: Das fatale Hoffenheimer Muster zeigt sich auch beim 0:0 gegen Gladbach. Die Borussen müssen Verletzungen verkraften.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/borussia-moenchengladbach-witz-ohne-pointe-1.4255980
Witz ohne Pointe
00/12/2018
Daniel Baier spielt seit fast neun Jahren beim FC Augsburg, es ist schwer bis unmöglich, sich die Mannschaft des Bundesligisten ohne den Mittelfeldspieler vorzustellen, der seit eineinhalb Jahren zudem ihr Kapitän ist. Baier, 34, organisiert, gewinnt die wichtigen Zweikämpfe, leitet Angriffe ein - und foult, wenn es sein muss. Vor allem aus letzterem Grund ging es nach dem 1:1 gegen Schalke am Samstag auch um ihn, als sie beim FCA nach der Antwort auf die Frage suchten, warum es wieder nicht mit einem Sieg gekappt hatte. Baier hatte in der zweiten Halbzeit, als Augsburg die Führung verspielte, nicht mehr mitgemacht. Er hatte in der ersten Hälfte den Schalker Amine Harit zweimal gefoult, einmal hatte er ihm im wahren Wortsinn den Schuh ausgezogen und deshalb die gelbe Karte gezeigt bekommen. Dann hatte er selbst eingesehen, dass er vom Platzverweis bedroht war - und sich zur Pause auswechseln lassen. "Wenn ich weitergespielt hätte, weiß man nicht, wie's ausgegangen wäre", sagte Baier, was man in beide Richtungen interpretieren konnte, also Richtung Sieg oder Richtung Niederlage zu zehnt. "Er fehlt natürlich extrem", sagte Rani Khedira über seinen Kollegen im defensiven Mittelfeld. Es gab aber auch noch andere Erklärungsansätze, warum der FCA das sechste Ligaspiel in Serie nicht gewann. Die Mannschaft sei in der ersten Halbzeit sehr viel gelaufen, schlug Manager Stefan Reuter vor. "Wenn man sieht, dass wir nur einmal zu null gespielt haben: Da müssen wir anfangen", warf Khedira ein: "Das Tor muss nicht unbedingt fallen." Er hatte den Ausgleich, der durch einen Fernschuss von Daniel Caligiuri fiel, mit einem Fehlpass selbst eingeleitet. Baier sagte, seine Kollegen hätten in der Aktion "gefühlt schon sechsmal den Ball geklärt", beim siebten Schalker Versuch lag er im Netz. Andreas Luthe im Tor kam an den platzierten Schuss mit den Fingerspitzen nicht heran. "Ich vermisse es schon, am Tag nach dem Spiel in die Gesichter meiner Jungs zu schauen und ein Lächeln zu sehen, weil sie drei Punkte geholt haben", sagte Trainer Manuel Baum. Doch wer genau hinsah, der erkannte in einigen Augsburger Gesichtern durchaus ein Lächeln. Denn der FCA hatte zuvor ja nicht nur fünf Spiele in Serie nicht gewonnen, sondern gar vier in Serie verloren und sich gefährlich dem Relegationsplatz angenähert. Der ist durch die Siege der Konkurrenz aus Düsseldorf und Stuttgart zwar nun nur noch zwei Punkte entfernt - doch die Leistung gegen Schalke hatte gar nicht ausgesehen wie die einer Mannschaft, die um die Berechtigung fürchten muss, erstklassig Fußball zu spielen. Augsburg war Schalke eine Stunde lang überlegen gewesen, Stürmer Alfred Finnbogason näherte sich seiner Bestform an, eine Chance bereitete er mit der Hacke vor. Und Michael Gregoritsch erzielte nach mehr als zwei Monaten wieder ein Tor. "Man hat von außen das Gefühl gehabt, sie wollen den Gegner wirklich auffressen", sagte Baum über sein Team: "Man hat nicht gemerkt, dass sie kein Selbstbewusstsein gehabt hätten oder nervös waren." Am Dienstag gegen Berlin, "da geht mit Sicherheit was". Dann ist ja auch Daniel Baier wieder dabei.
Eine Stunde lang überlegen: Das 1:1 gegen Schalke bestätigt das Selbstvertrauen des FC Augsburg - trotz der Tabellensituation. Die Schwaben sind 14. und haben das sechste Spiel in Serie nicht gewonnen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-augsburg-leises-laecheln-1.4255884
Leises Lächeln
00/12/2018
Kuriose Spielabsage: Beim West-Regionalligisten Bonner SC ist der Rasen unbespielbar, weil Vögel Löcher in den Boden picken. Der Klub sucht nach einer Lösung. Es ist nicht der erste Konflikt zwischen Mensch und Tier auf dem Fußballplatz. Tiere, die auf Fußballplätze rennen, das mögen manche süß finden. Aber wer so denkt, dem ist die Geschichte verheerender Konsequenzen animalischer Zwischenfälle im Sport wohl unbekannt: 1969 beißt ein Schäferhund den Schalker Friedel Rausch in den Hintern; 2009 muss im WM-Qualifkationsspiel zwischen Mexiko und El Salvador einen Bienenschwarm am Tor mit Wasser und Rauch vertrieben werden; 2013 beißt ein Marder den Schweizer Zweitligaspieler Loris Benito in den Finger, Benito sagte danach: "Sehr schmerzhaft, aber ich wollte das Ding irgendwie einfangen"; 2015 unterbricht eine schwarze Katze im Camp Nou das Spiel zwischen Barcelona und dem FC Elche; legendär auch die Kuh, die während eines Amateurfußballspiels in Bulgarien unter Muh-Rufen der Zuschauer einmal quer übers Feld lief. Der Viertligist Bonner SC, ein ohnehin nicht gerade vom Glück verfolgter Klub, hat in dieser Reihe nun einen Platz sicher: Das Spiel gegen den TV Herkenrath am Samstag wurde abgesagt, weil Raben Löcher in den Rasen gepickt hatten - und der Boden danach zufror, wie eine Sprecherin der Stadt dem Bonner General-Anzeiger bestätigte. "Ich habe schon zum Spaß zu unserem Geschäftsstellenleiter gesagt, dass wir uns um einen guten Jäger kümmern müssten. Denn sonst habe ich wirklich keine Lösung für dieses Problem. Der Rasen ist komplett zerpflückt. Da sind Krater drin", sagte Thomas Schmitz, der Sportliche Leiter, dem Magazin RevierSport. Einen Nachholtermin gibt es noch nicht.
Kuriose Spielabsage: Beim West-Regionalligisten Bonner SC ist der Rasen unbespielbar, weil Vögel Löcher in den Boden picken. Der Klub sucht nach einer Lösung. Es ist nicht der erste Konflikt zwischen Mensch und Tier auf dem Fußballplatz.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/vierte-liga-rabenschwarz-1.4255998
Süddeutsche.de
00/12/2018
Das 0:1 sei aus Sicht des TSV 1860 München zu einem "richtig schlechten Zeitpunkt" gefallen, stellte Mittelfeldspieler Quirin Moll hinterher fest, und wer wollte ihm da widersprechen. Die dritte Spielminute ist ohne Zweifel ein schlechter Zeitpunkt für ein Gegentor. Und weil die 32. Spielminute zudem ein schlechter Zeitpunkt für einen Platzverweis ist, verloren die Löwen ihr Heimspiel gegen den bisherigen Vorletzten Carl Zeiss Jena 1:3 (0:1); sie weisen in der Tabelle der dritten Fußball-Liga zum Hinrundenende damit nur noch drei Zähler Vorsprung auf die Abstiegsplätze auf.
"Wir haben uns selbst geschlagen": 1860-Trainer Daniel Bierofka regt sich beim 1:3 gegen Jena über die Gegentore und einen Platzverweis auf.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/tsv-1860-muenchen-guennis-naeschen-1.4255880
TSV 1860 München
00/12/2018
Typisch deutsche Autoindustrie. Tut immer so fortschrittlich, und dann kommen die guten Ideen doch wieder aus dem Ausland. In diesem Fall von einem Schweizer Fußballprofi, der immerhin im Automobil-Bundesland Niedersachsen spielt: Pirmin Schwegler hat seinen Klub Hannover 96 zwar nicht vor dem 0:4 gegen den FC Bayern bewahren können. Dafür hat er einen überzeugenden Beitrag zum Thema "Auto der Zukunft" geleistet, indem er das Kräfteverhältnis zwischen Bayern und Hannover 96 mit dem Unterschied zwischen einem vollgetankten Lamborghini und einem leeren "VW-Trabi" beschrieb. Der VW-Trabi. Am Horizont erscheint in scharfen Umrissen eine Vision. Die Kreuzung aus Volkswagen und Trabant wäre ein Produkt, das fast 30 Jahre nach dem Mauerfall ein Zeichen setzt. Der Westen hat nach der Wende nie Kompromisse gemacht, weil er immer davon ausging, dass er alles besser mache. Der Trabi war ein Symbol für die Zukunftsvergessenheit der DDR. Dabei hätte sich gerade VW was abschauen können vom Humor, für den der Trabi durchaus auch stand. Die meiste Zeit seiner Fertigung zwischen 1957 und 1991 galt er als veraltet, laut und dreckig, und im VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau war man so souverän, daran nichts zu ändern. Der Ruf der VW-Fahrzeuge war und ist besser, was allerdings auch auf Kosten eines Dieselskandals ging. Der neue VW-Trabant könnte sich zu seinen miesen Abgaswerten bekennen und trotzdem eine Brücke schlagen zwischen Ostalgie und Marktwirtschaft. Für die Umwelt wäre das schlecht, aber großartig für die moralische Hygiene im vereinten Deutschland. Natürlich müsste der Wagen den Namen seines Ideengebers tragen. VW-Trabant Schwegler. Allerdings sollte er besser laufen als Hannover 96, sonst wird die Vision zum Ärgernis.
Hannovers Pirmin Schwegler leistet einen Beitrag zum Thema "Auto der Zukunft", indem er den "VW-Trabi" erfindet - ein Produkt, das 30 Jahre nach dem Mauerfall ein Zeichen für moralische Hygiene setzen könnte.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/haengende-spitze-go-vw-trabi-go-1.4255977
Hängende Spitze - Go VW-Trabi, go
00/12/2018
Am Ende ist es dann nur eine einzige Bewegung. Ein zentimetergenauer Absprung, der binnen eines Sekundenbruchteils übergeht in die ideale Fluglage. Das kann doch nicht so schwer sein, könnte man meinen, aber Karl Geiger aus Oberstdorf brauchte dazu sechs Jahre. So lange springt der 25-Jährige bereits im Weltcup, und nun erlebte er in Engelberg in der Schweiz eine Premiere: den perfekten Flug, der ihn weit nach unten trug, zu seinem ersten Weltcupsieg. Geigers Coup bedeutet einen großen Satz für das eigene Selbstbewusstsein, im größeren Skisprung-Kontext ist es aber die nächste Bestätigung eines bizarren Trends in diesem Winter, in dem es unter den besten Zehn drunter und drüber geht. Weniger bekannte Springer wie Geiger oder der Willinger Stephan Leyhe erreichen plötzlich ihre Höchstform, vermeintlich schon Abgeschriebene wie etwa der Pole Piotr Zyla, 31, sind auf einmal wieder da, und ganz junge Talente erblühen früh, eines davon derartig, dass nun alle drüber reden: Ryoyu Kobayashi, der 20-jährige Japaner, gewann im zweiten Springen von Engelberg am Sonntag wieder auf überragende Weise. Und weil Engelberg mit seinem speziellen Schanzenradius und seinem lästigen Rückenwind für leichte Fliegertypen wie Kobayashi besonders schwer ist, fragt sich die Branche jetzt schon, wer den Japaner auf den kommenden weiteren Anlagen schlagen soll. Angesichts der permanenten Bewegung unter den Top 15 in dieser Saison bleiben Prognosen für die Vierschanzentournee jedoch unsicher. Einer, der Kobayashi durchaus gefährlich werden kann, ist nun Geiger. Dessen Flug im zweiten Durchgang am Samstag kann Kräfte für die folgenden Aufgaben entfachen. Alles hatte da zusammengepasst, sagte er: "Ich bin überglücklich, dass das heute so gelungen ist." Geiger blieb nur drei Meter unter dem Schanzenrekord Man merke ja schon beim Absprung, dass man die entscheidende Bewegung diesmal erwischt habe, sagte er: "Du bist in der Luft und schnell und wirst immer höher, und dann denkst du: jetzt nur noch durchziehen, und einen Telemark landen." Geiger stand die Landung, und dass er dann beim Abschwingen beide Fäuste ballte, in der Ahnung, dass es diesmal wirklich für ganz oben reichen könnte, das hat man von ihm auch noch nicht gesehen. 141 Meter weit war Geiger geflogen, und das bei starkem Rückenwind, nur drei Meter unter dem Schanzenrekord. Wenn das bislang vertraute Gesamtklassement der Skispringer dieser Tage so wirkt, als hätte es ein kräftiger Wind einmal durchgepustet, dann gilt das im Detail auch für die Teamordnung des deutschen Bundestrainers Werner Schuster. Olympiasieger Andreas Wellinger aus Ruhpolding schaffte es am Sonntag gerade so in den zweiten Durchgang, Richard Freitag, der vor einem Jahr in Engelberg noch als Tournee-Favorit sprang, musste einen Rückschlag mit womöglich längeren Auswirkungen einstecken. Bei der Landung im Probedurchgang verriss er sich die linke Hüfte, eine Verletzung, die er sich bei seinem Tourneesturz in Innsbruck im Januar zugezogen hatte. Der Weltmeister von 2015, Severin Freund, ist nach seiner langen Verletzungspause ohnehin noch im Aufbau, und Markus Eisenbichler macht zwar Fortschritte, jedoch langsam. Neuer Topspringer ist der junge Japaner Kobayashi Das sähe alles ziemlich trübe aus, wären da nicht Leyhe und Geiger, jene beiden, die fünf Jahre lang nur als Ergänzungsspringer galten, als die Besten hinter den Besten, die man als Podest-Kräfte schon allmählich abgeschrieben hatte. Auch Bundestrainer Schuster gab nun zu, dass die Fortschritte zum Beispiel von Leyhe zuletzt doch eher Forttrippelschritte waren. Aber nun ist mit Leyhe zu rechnen, und ein bisschen mehr noch mit Geiger. Der ist zwar schon 25, doch das ist noch kein zu hohes Alter für einen Skispringer. Und sein Sieg stellt mehr dar, als nur das Resultat eines einzelnen, glücklichen Tages in Engelberg. Zwar hatte der Oberstdorfer als bestes Ergebnis im Weltcup bislang nur einen zweiten Platz im Jahr 2016 errungen, und war nach erfreulichen Entwicklungen immer wieder in alte Muster zurückgefallen. Doch schon im vergangenen Winter begann er verlässlicher zu springen. Geiger zählte zum Silber-Quartett im Teamspringen der Winterspiele von Pyeongchang und belegte Rang sieben auf der Großschanze. Solche Einzel-Platzierungen jenseits des Podiums erregen beim medaillenfixierten Olympia aber oft kein großes Aufsehen. Anders ist das mit einem zweiten Gesamt-Platz in einem Skisprung-Sommer-Grand Prix. Den erreichte Geiger im September, und in den ersten Wochen der Wintersaison brach endgültig die Zeit der früheren deutschen Ergänzungsspringer an, mit verlässlichen Leistungen und nun den Plätzen vier (Geiger) und sechs (Leyhe) in der Weltcup-Gesamtwertung. Für Japans neuen Topspringer Kobayashi stellen die beiden vermutlich trotzdem nicht die größte Herausforderung dar. Gefährlicher dürften ihm in den kommenden Wochen die drei Polen Piotr Zyla, Olympiasieger Kamil Stoch und David Kubacki werden. Das deutsche Team des Bundestrainers Schuster wird die kommenden Tage noch nutzen, um einzelne Abläufe etwas nachzujustieren, vielleicht in Oberstdorf, vielleicht auch auf einer anderen Schanze in der Nähe. Und Kobayashi wird auch noch üben, aber etwas weiter weg, er fliegt vor der Tournee noch einmal in die Heimat.
Der Deutsche Karl Geiger bestätigt mit seinem Weltcup-Sieg in Engelberg den Trend des Skisprung-Winters: neue Namen dominieren.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/skispringen-wind-im-gesamtklassement-1.4255726
Wind im Gesamtklassement
00/12/2018
Es lief die 76. Minute in Stuttgart, Mario Gomez passte auf die rechte Seite zu Christian Gentner, der legte sich den Ball kurz zurecht, flankte dann zurück auf den Kopf des Mittelstürmers, der inzwischen in den Strafraum gelaufen war. Tor für den VfB Stuttgart, es war der zweite Treffer von Gomez beim 2:1-Sieg gegen Hertha BSC. Gomez ließ sich feiern, und er hatte auch allen Grund, sich feiern zu lassen, immerhin hatten er und seine Mannschaft zähe Wochen und eine genauso zähe erste Hälfte hinter sich. Kapitän Gentner feierte natürlich mit, nach dem Schlusspfiff wurde vor der Cannstatter Kurve gesungen und gesprungen. Das war die eine Geschichte dieses Spiels: Mit gesenkten Köpfen und begleitet von Pfiffen waren die Stuttgarter Spieler zur Halbzeit in die Kabine geschlichen, die Berliner führten da noch verdient mit 1:0 durch ein Tor von Maximilian Mittelstädt. Dann aber spielten die Schwaben so mutig und wuchtig nach vorne, wie sie es vielleicht in der gesamten Saison noch nicht getan hatten, sie drehten - angeführt von Gomez und Gentner - die Partie und versöhnten sich mit den Anhängern. Die andere Geschichte dieses Spiels war aber so bedrückend, dass all das später nur noch eine Randnotiz war. Während die Stuttgarter Spieler noch feierten, machte sich im Stadion allmählich eine Nachricht breit. Eine Person sei auf der Tribüne zusammengebrochen, hieß es, und etwas später konkretisierte sich diese Meldung: Die Person war der Vater von Christian Gentner. Der VfB-Kapitän eilte aus dem Kabinentrakt, rannte vorbei an den anwesenden Medienvertretern in Richtung des Business-Bereichs im Stadion. Zu diesem Zeitpunkt wurde sein Vater, 65, dort noch von einem Notarzt behandelt, während die Stadionbesucher aufgefordert wurden, wegen eines medizinischen Notfalls das Stadion schnellstmöglich zu verlassen. Kurz darauf musste der Verein aber mitteilen: Herbert Gentner sei "unmittelbar nach dem Heimspiel im Stadion verstorben", der Verein stehe "in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie". Über das Spiel sprechen wollte dann selbstverständlich keiner mehr. Alle Stuttgarter Spieler blieben in der Kabine, auch Sportvorstand Michael Reschke stand für Gespräche über sportliche Banalitäten nicht zur Verfügung. Nur VfB-Trainer Markus Weinzierl hatte noch die obligatorische Pressekonferenz zu absolvieren. Nun ist Weinzierl ja ohnehin nicht gerade bekannt dafür, dass sich in seinem Gesicht überschwängliche Emotionen abzeichnen, wenn sein Team gewonnen hat, so wichtig der Sieg auch gewesen sein mag. Ihm war aber anzusehen: Auch er hatte etwas mitbekommen von einem Zwischenfall im Stadion. Vom Tod des Vaters seines Kapitäns konnte der Trainer noch nichts wissen, dafür war es noch zu früh an diesem Abend. Weinzierl stellte sich souverän dem Pflichtprogramm eines Bundesligatrainers nach einem Bundesligaspiel. Für ihn war dieser Sieg "keine Selbstverständlichkeit", die Reaktion seiner Elf in der zweiten Hälfte könne man "gar nicht hoch genug bewerten". Damit hatte er auch die personellen Probleme angedeutet, die sein Trainerleben in Stuttgart derzeit erheblich erschweren.
Welch eine Tragik in Stuttgart: Der Tod des Vaters von Christian Gentner überschattet den VfB-Sieg gegen Hertha. Über Fußball will hinterher kaum jemand reden.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/gentner-vater-tod-hertha-1.4255987
Vater von Christian Gentner stirbt in Stuttgart
00/12/2018
Als Kapitän Christian Gentner wenige Minuten nach dem Schlusspfiff aus dem Kabinenbereich eilte, wurde beim VfB Stuttgart alles andere zur Nebensache. Die Erleichterung über das befreiende 2:1 und die zwei Tore von Mario Gomez gegen Hertha BSC wichen dem Schock. Gentners Vater Herbert war im Stadion zusammengebrochen und musste behandelt werden. Nach bedrückenden zwei Stunden veröffentlichte der Fußball-Bundesligist die bestürzende Todes-Nachricht. "Der Vater unseres Mannschaftskapitäns Christian Gentner ist unmittelbar nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC im Stadion verstorben", heißt es in den knappen Zeilen, die auf der Website des Vereins von VfB-Vereinsfahnen in blassen Grautönen unterlegt sind. "Der VfB Stuttgart ist in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie Gentner." Die tiefe Trauer überdeckte an diesem Samstagabend einen der wenigen Erfolgsmomente der kriselnden Schwaben in dieser Saison. Dass Gomez nach zwei Monaten endlich wieder getroffen hatte, dass der VfB mit einem Kraftakt der Partie gegen die Berliner nach einem 0:1-Rückstand noch eine verdiente Wende gab und mit dem Sieg den Abstiegs- Relegationsplatz verließ - all das rückte ganz weit in den Hintergrund. Am Sonntag sagte der Club alle bis zum Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) geplanten Medienaktivitäten ab. Dies betrifft sowohl die Pressekonferenz am Montag wie auch einen geplanten Besuch von Sportvorstand Michael Reschke in der SWR-Sendung "Sport im Dritten" am Sonntagabend, wie ein Sprecher sagte. "Wir denken, dass wir mit der medialen Zurückhaltung angemessen auf dieses Ereignis reagieren." Ob Gentner in Wolfsburg spielt, sei noch nicht besprochen worden. Schon kurz nach Ende der Partie hatte der Verein entschieden, dass sich angesichts der tragischen Umstände kein Spieler oder Verantwortlicher mehr äußert. Anschließend wurden alle Stadionbesucher per Durchsage aufgefordert, wegen eines medizinischen Notfalls das Stadion zu verlassen. Den einzigen Kommentar eines VfB-Spielers gab es unmittelbar nach dem Abpfiff noch auf dem Spielfeld am Mikrofon des TV-Senders Sky: Von Christian Gentner, der sich dort noch über seine Vorarbeit zum 2:1-Siegtreffer von Gomez freuen konnte. Es sei schön, "dass wir heute mal wieder dazu beigetragen haben, dass wir gewonnen haben", sagte der 33-Jährige. Noch am späten Samstagabend reagierten Vereine und Profis der Bundesliga auf den tragischen Vorfall in Stuttgart. "Sehr, sehr traurig. Mein herzliches Beileid, Christian Gentner! Viel Kraft", twitterte Nationalspieler Jérôme Boateng. Auch Gentners Ex-Club VfL Wolfsburg bekundete via Twitter sein Beileid. "Wir trauern mit unserem ehemaligen Spieler Christian Gentner um seinen Vater, der heute unerwartet verstorben ist. Lieber Christian, wir wünschen dir und deiner Familie in diesen schweren Stunden viel Kraft und sind in Gedanken bei euch." Wenn Wolfsburg und Stuttgart am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) im direkten Duell aufeinandertreffen, wird dieses Spiel auch unter dem Eindruck des traurigen Vorfalls am Samstagabend stehen. Der VfB könnte mit einem Erfolg in Wolfsburg noch vor der Winterpause den Abstand auf die Abstiegsränge ausbauen. An sportliche Erfolge dürfte bei den Stuttgartern im Moment aber wohl keiner denken.
Beim Spiel gegen Hertha kommt es zu einem tragischen Zwischenfall im Stadion. Aus der Bundesliga gelangen viele gute Wünsche ins Ländle.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/gentner-vater-tot-bundesliga-1.4254947
Christian Gentner trauert um seinen Vater
00/12/2018
Dank spektakulären Punkten des Amerikaners verteidigen die Münchner ihre Serie, in der NBA spielen zwei Deutsche gemeinsam für die LA Lakers und in Gladbach fallen zwei wichtige Spieler aus. Basketball, Bundesliga: Der FC Bayern hat das Bundesliga-Spitzenspiel gegen ALBA Berlin gewonnen und seine makellose Bilanz gewahrt. Die Münchner setzten sich am Sonntag mit 83:81 (45:43) durch und feierten damit den elften Sieg im elften Saisonspiel. Ex-NBA-Profi Derrick Williams überzeugte für den Meister in der Neuauflage der Vorjahres-Finals in Bundesliga und Pokal mit 26 Punkten. Die Berliner kassierten ihre zweite Niederlage, Neuzugang Landry Nnoko führte sich mit zwölf Zählern und 13 Rebounds gut ein. Am kommenden Sonntag (18.00 Uhr) treffen beide Teams im Pokal-Viertelfinale erneut in München aufeinander. Biathlon, Männer: Dank einer starken Aufholjagd durch Olympiasieger Arnd Peiffer und Schlussläufer Benedikt Doll haben die deutschen Biathlon-Männer beim Weltcup in Hochfilzen einen weiteren Podestplatz gefeiert. Zusammen mit Simon Schempp (Uhingen) und Johannes Kühn (Reit im Winkl) landeten Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) und Sprint-Weltmeister Doll (Breitnau) am Sonntag nach 4x7,5 km und einer Strafrunde (sechs Nachlader) auf Rang drei. Der Sieg ging 28,8 Sekunden vor dem deutschen Team an Olympiasieger Schweden (0 Strafrunden/5 Nachlader). Den zweiten Platz sicherte sich die norwegische Staffel (0/7/+3,6 Sekunden), die ohne Topstar Johannes Thingnes Bö angetreten war. Schon zuvor hatte Doll in Hochfilzen mit Rang drei am Freitag im Sprint überzeugt, tags darauf verpasste Peiffer in der Verfolgung als Zweiter seinen neunten Weltcupsieg nur knapp. Vor Weihnachten steht ab Donnerstag (bis 23. Dezember) noch der Weltcup in Nove Mesto mit Sprint, Verfolgung und Massenstart auf dem Programm. Im neuen Jahr geht es mit den Wettbewerben in Oberhof (10. bis 13. Januar) weiter. Borussia Mönchengladbach, Verletzungen: Der Klub vom Niederrhein muss die nächsten Wochen auf Stürmer Raffael verzichten. Der Brasilianer erlitt beim 0:0 am Samstag in Hoffenheim einen Schlüsselbeinbruch und wurde am Sonntag in Heidelberg operiert. Derweil besteht bei dem ebenfalls im Kraichgau verletzt ausgewechselten Kapitän Lars Stindl zumindest Hoffnung auf eine baldige Genesung. Stindl erlitt eine Innenband- und Kapselverletzung am linken Sprunggelenk. Nach Angaben der Borussia ist sogar ein Einsatz am Dienstag gegen Nürnberg nicht ausgeschlossen. 2. Bundesliga, Sonntag: Jahn Regensburg bewies wieder einmal Moral: Sargis Adamyan (90.+4) rettete den Oberpfälzern das 2:2 (1:2) beim SV Sandhausen. Sandhausen blieb auch im achten Spiel in Folge ohne Sieg, der SVS ist Tabellen-Sechzehnter. Die Regensburger, auf Position neun notiert, blieben indes im vierten Spiel in Folge ohne Sieg. Andrew Wooten (20.) und Philipp Förster (45.) trafen für Sandhausen. Adamyan hatte die Gäste in der 16. Minute auch in Führung gebracht und sorgte dann auch für den Schlusspunkt. Ski alpin, Männer: Stefan Luitz fährt im Schatten der "Sauerstoff-Affäre" weiter seinen eigenen Ansprüchen hinterher. Der 26 Jahre alte Allgäuer kam beim Weltcup-Riesenslalom in Alta Badia, wo er sich vor einem Jahr das Kreuzband gerissen hatte, nur auf Platz 20. Über allen thronte erneut Olympiasieger Marcel Hirscher. Der Österreicher feierte seinen 61. Weltcup-Sieg, den sechsten in Serie in Alta Badia, überlegen vor dem Franzosen Thomas Fanara (2,53 Sekunden zurück). Dritter wurde dessen Teamkollege Alexis Pinturault (2,69). Luitz hatte stolze 4,31 Sekunden Rückstand auf Hirscher, der seinen 30. Riesenslalom gewann. Die Gedanken an die schwere Verletzung aus dem Vorjahr und die Affäre um seinen Sieg von Beaver Creek begleiteten Luitz auch nach Italien. "Es kommt halt alles zusammen momentan. Das war heute nicht mein bestes Skifahren", sagte er bedrückt. Schon vor dem ersten Lauf, den er noch mit der zehnten Zeit absolviert hatte, seien die Gefühle an 2017 "wieder hochgekommen", sagte Luitz, "der letzte Angriffswille hat gefehlt." Mit dem verkorksten zweiten Durchgang fiel er noch weiter zurück. Felix Neureuther (Partenkirchen) hatte nach seiner Hand-OP auf einen Start verzichtet, er plant seine Rückkehr für Saalbach-Hinterglemm am Mittwoch. Fritz Dopfer (Garmisch) und Alexander Schmid (Fischen) verpassten das Finale. Basketball, NBA: LeBron James und Lonzo Ball haben die Los Angeles Lakers bei den Charlotte Hornets zum 18. Saisonsieg geführt. Beide verbuchten beim deutlichen 128:100 jeweils ein Triple-Double. Erst zum sechsten Mal in der Ligageschichte gelang es zwei Spielern eines Teams, in drei wichtigen Statistiken zweistellige Werte zu sammeln. James kam auf 24 Punkte, 12 Rebounds und 11 Assists, Ball auf 16 Punkte, 10 Rebounds und 10 Assists. Als bis dato letztem Duo war Jason Kidd und Vince Carter dieses Kunststück 2007 für die New Jersey Nets gelungen. Für die Lakers hatten zuvor nur Earvin "Magic" Johnson und Kareem Abdul-Jabbar 1982 jeweils ein Triple-Double in einer Partie erzielt. Im letzten Viertel durften auch die beiden Deutschen Moritz Wagner (5 Punkte) und Isaac Bonga (2) aufs Parkett. Die Lakers liegen in der Western Conference derzeit auf Platz vier, knapp vor dem Lokalrivalen LA Clippers und nur einen Rang hinter den Oklahoma City Thunder. Das Team von Dennis Schröder gewann gegen die Clippers 110:104. Den Sieg sicherte Paul George mit 33 Zählern, Schröder erzielte nur acht Punkte. Sein Nationalmannschaftskollege Daniel Theis (ebenfalls acht Punkte) verlor mit den Boston Celtics nach acht Siegen in Serie bei den Detroit Pistons 104:113. Handball, WM: Bundestrainer Christian Prokop hat sich knapp einen Monat vor dem Eröffnungsspiel bei der Heim-WM auf Andreas Wolff als Nummer eins im deutschen Tor festgelegt. "Es muss eine Rollenverteilung im Team da sein. Andreas ist ein Spieler, der das vollste Vertrauen genießt", sagte Prokop im ZDF-Interview. Der 27 Jahre alte Schlussmann des deutschen Rekordmeisters THW Kiel erhält damit den Vorzug gegenüber dem sieben Jahre älteren Silvio Heinevetter von den Füchsen Berlin. "Silvio ist ein Spieler, der immer wieder reinkommen und ihn unterstützen wird. Beide verfügen über eine sehr große Erfahrung. Aber das Rollenthema ist bei uns intern klar", sagte Prokop. Heinevetter zeigt Verständnis für die Entscheidung des Bundestrainers, auch wenn dieser "keine große Begründung" lieferte: "Das ist seine Entscheidung, dafür ist er Trainer. Das ist sein gutes Recht." Neben Wolff und Heinevetter stehen auch Routinier Johannes Bitter (TVB Stuttgart) und Dario Quenstedt (SC Magdeburg) im vorläufigen 28er-Aufgebot. Der Deutsche Handballbund (DHB) richtet die WM (10. bis 27. Januar) gemeinsam mit Dänemark aus. Im Eröffnungsspiel trifft das deutsche Team am 10. Januar in Berlin auf das vereinte Team von Korea. Weitere Gegner in der Vorrunde sind Brasilien, Russland, Titelverteidiger Frankreich und Serbien. Skispringen, Engelberg: Der deutsche Skispringer Karl Geiger hat seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Der 25 Jahre alte Oberstdorfer setzte sich am Samstag in Engelberg mit Sprüngen auf 135 und 141 Meter gegen die komplette Konkurrenz durch und siegte somit im vorletzten Wettkampf vor der Vierschanzentournee. Geiger hatte zuvor erst einmal in seiner Karriere ein Einzel-Podest geschafft, das war vor knapp drei Jahren. Zweiter wurde der Pole Piotr Zyla, auf Rang drei landete Daniel Huber aus Österreich Stephan Leyhe wurde als zweitbester Deutscher Sechster.
Dank spektakulären Punkten des Amerikaners verteidigen die Münchner ihre Serie, in der NBA spielen zwei Deutsche gemeinsam für die LA Lakers und in Gladbach fallen zwei wichtige Spieler aus.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-derrick-williams-dunkt-bayern-zum-sieg-gegen-alba-1.4256099
Derrick Williams dunkt Bayern zum Sieg gegen Alba
00/12/2018
Die Dortmunder hätten vor Stolz platzen müssen, stattdessen gaben sich fast schon grotesk schmallippig. "Herbstmeister? Ist mir schnuppe!", behauptete der Angreifer Marco Reus nach dem 2:1 gegen Bremen. "Jetzt schon die Hinrunde bilanzieren? Nä!", sagte absichtlich schnoddrig der Sportdirektor Michael Zorc. Neun Punkte Vorsprung zwei Spiele vor Hinrunden-Ende - und allen Dortmundern soll das egal sein? "Herbstmeister ist ja gar kein Titel", sagt Zorc nonchalant. Allerdings zeigen Tabelle und Statistik, dass der BVB nun eben doch der klare Favorit auf den Meistertitel ist. 1994, 1995 und 2010 war Dortmund Herbstmeister und wurde am Saisonende Meister. 2006 war Dortmunds Trainer Lucien Favre mit dem FC Zürich Herbstmeister und wurde am Saisonende Meister. Das sind neben dem überragend erfolgreichen Fußball vier hübsche Argumente für den sechsten Meistertitel des BVB und vier schlechte Nachrichten für die Verfolger Borussia Mönchengladbach und Bayern München. Zwei Spiele dauert die Hinrunde noch, trotzdem ist die starke Statistik des BVB bereits bilanzierungswürdig. Dortmund hat 41 Tore geschossen, mit Abstand die meisten. Zwar haben sie mit 193 Torschüssen im Ligavergleich nur eine mittelmäßige Zahl erreicht, dafür haben sie aber klar die beste Trefferquote. Paco Alcácer, der auch gegen Bremen zur Führung traf, benötigte für seine elf Tore nur 21 Torschüsse. Da ist jeder zweite Schuss ein Treffer. Außerdem spielte er nur 440 Minuten, das macht im Schnitt einen Treffer alle 40 Minuten. Jadon Sancho hat neun Tore vorbereitet. Axel Witsel hat mit 95 Prozent die beste Passquote der Liga. Die Dortmunder erhielten nur 18 gelbe Karten, keine Mannschaft erhielt weniger. Und interessant: Weil sie sich dem gegnerischen Tor fast ausschließlich mit flachen Pässen nähern, hat Dortmund die wenigsten Flanken der Liga geschlagen - nur 105 in 15 Spielen. Hinzu kommen die sogenannten soft skills. "Wir haben eine perfekte Mischung aus Talent und Erfahrung", analysiert Witsel. Der Belgier im defensiven Mittelfeld und Marco Reus (gegen Werder Schütze zum 2:0) im offensiven Mittelfeld sind die wichtigsten Spieler im hochkarätigen Kader - auch wenn die Vollstrecker Alcácer und Sancho die spektakulärsten sein mögen. Reus, in der Vergangenheit oft von Verletzungen geplagt, spielt die beste Halbserie seiner Karriere. "Ich bin gesund und spiele in einem guten System auf meiner Lieblingsposition", erklärt er den Erfolg. Die letzteren beiden Argumente sind Komplimente an den Trainer Favre. Unter ihm hatte Reus auch in Mönchengladbach schon überragenden Fußball gezeigt, weshalb die Dortmunder ihn einst überhaupt erst verpflichteten. "Ich bin momentan sehr glücklich", sagte Reus am Wochenende, das war abseits all der ermüdenden Debatten über den Wert der Herbstmeisterschaft ein Satz, der viel verrät über die Stimmung im Kader.
Dortmunds Verantwortliche geben sich Mühe, den großen Vorsprung auf die Verfolger nicht zu euphorisch zu kommentieren - die Fans dagegen sind weitaus optimistischer.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-bundesliga-herbstmeister-1.4255973
Dortmund ist Herbstmeister in der Bundesliga
00/12/2018
Die deutschen Männer schaffen mit der Staffel noch einen Podestplatz im Weltcup. In der NBA spielen zwei Deutsche gemeinsam für die LA Lakers und in Gladbach fallen zwei wichtige Spieler lange aus. Biathlon, Männer: Dank einer starken Aufholjagd durch Olympiasieger Arnd Peiffer und Schlussläufer Benedikt Doll haben die deutschen Biathlon-Männer beim Weltcup in Hochfilzen einen weiteren Podestplatz gefeiert. Zusammen mit Simon Schempp (Uhingen) und Johannes Kühn (Reit im Winkl) landeten Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) und Sprint-Weltmeister Doll (Breitnau) am Sonntag nach 4x7,5 km und einer Strafrunde (sechs Nachlader) auf Rang drei. Der Sieg ging 28,8 Sekunden vor dem deutschen Team an Olympiasieger Schweden (0 Strafrunden/5 Nachlader). Den zweiten Platz sicherte sich die norwegische Staffel (0/7/+3,6 Sekunden), die ohne Topstar Johannes Thingnes Bö angetreten war. Schon zuvor hatte Doll in Hochfilzen mit Rang drei am Freitag im Sprint überzeugt, tags darauf verpasste Peiffer in der Verfolgung als Zweiter seinen neunten Weltcupsieg nur knapp. Vor Weihnachten steht ab Donnerstag (bis 23. Dezember) noch der Weltcup in Nove Mesto mit Sprint, Verfolgung und Massenstart auf dem Programm. Im neuen Jahr geht es mit den Wettbewerben in Oberhof (10. bis 13. Januar) weiter. Borussia Mönchengladbach, Verletzungen: Der Klub vom Niederrhein muss die nächsten Wochen auf Stürmer Raffael verzichten. Der Brasilianer erlitt beim 0:0 am Samstag in Hoffenheim einen Schlüsselbeinbruch und wurde am Sonntag in Heidelberg operiert. Derweil besteht bei dem ebenfalls im Kraichgau verletzt ausgewechselten Kapitän Lars Stindl zumindest Hoffnung auf eine baldige Genesung. Stindl erlitt eine Innenband- und Kapselverletzung am linken Sprunggelenk. Nach Angaben der Borussia ist sogar ein Einsatz am Dienstag gegen Nürnberg nicht ausgeschlossen. 2. Bundesliga, Sonntag: Jahn Regensburg bewies wieder einmal Moral: Sargis Adamyan (90.+4) rettete den Oberpfälzern das 2:2 (1:2) beim SV Sandhausen. Sandhausen blieb auch im achten Spiel in Folge ohne Sieg, der SVS ist Tabellen-Sechzehnter. Die Regensburger, auf Position neun notiert, blieben indes im vierten Spiel in Folge ohne Sieg. Andrew Wooten (20.) und Philipp Förster (45.) trafen für Sandhausen. Adamyan hatte die Gäste in der 16. Minute auch in Führung gebracht und sorgte dann auch für den Schlusspunkt. Ski alpin, Männer: Stefan Luitz fährt im Schatten der "Sauerstoff-Affäre" weiter seinen eigenen Ansprüchen hinterher. Der 26 Jahre alte Allgäuer kam beim Weltcup-Riesenslalom in Alta Badia, wo er sich vor einem Jahr das Kreuzband gerissen hatte, nur auf Platz 20. Über allen thronte erneut Olympiasieger Marcel Hirscher. Der Österreicher feierte seinen 61. Weltcup-Sieg, den sechsten in Serie in Alta Badia, überlegen vor dem Franzosen Thomas Fanara (2,53 Sekunden zurück). Dritter wurde dessen Teamkollege Alexis Pinturault (2,69). Luitz hatte stolze 4,31 Sekunden Rückstand auf Hirscher, der seinen 30. Riesenslalom gewann. Die Gedanken an die schwere Verletzung aus dem Vorjahr und die Affäre um seinen Sieg von Beaver Creek begleiteten Luitz auch nach Italien. "Es kommt halt alles zusammen momentan. Das war heute nicht mein bestes Skifahren", sagte er bedrückt. Schon vor dem ersten Lauf, den er noch mit der zehnten Zeit absolviert hatte, seien die Gefühle an 2017 "wieder hochgekommen", sagte Luitz, "der letzte Angriffswille hat gefehlt." Mit dem verkorksten zweiten Durchgang fiel er noch weiter zurück. Felix Neureuther (Partenkirchen) hatte nach seiner Hand-OP auf einen Start verzichtet, er plant seine Rückkehr für Saalbach-Hinterglemm am Mittwoch. Fritz Dopfer (Garmisch) und Alexander Schmid (Fischen) verpassten das Finale. Basketball, NBA: LeBron James und Lonzo Ball haben die Los Angeles Lakers bei den Charlotte Hornets zum 18. Saisonsieg geführt. Beide verbuchten beim deutlichen 128:100 jeweils ein Triple-Double. Erst zum sechsten Mal in der Ligageschichte gelang es zwei Spielern eines Teams, in drei wichtigen Statistiken zweistellige Werte zu sammeln. James kam auf 24 Punkte, 12 Rebounds und 11 Assists, Ball auf 16 Punkte, 10 Rebounds und 10 Assists. Als bis dato letztem Duo war Jason Kidd und Vince Carter dieses Kunststück 2007 für die New Jersey Nets gelungen. Für die Lakers hatten zuvor nur Earvin "Magic" Johnson und Kareem Abdul-Jabbar 1982 jeweils ein Triple-Double in einer Partie erzielt. Im letzten Viertel durften auch die beiden Deutschen Moritz Wagner (5 Punkte) und Isaac Bonga (2) aufs Parkett. Die Lakers liegen in der Western Conference derzeit auf Platz vier, knapp vor dem Lokalrivalen LA Clippers und nur einen Rang hinter den Oklahoma City Thunder. Das Team von Dennis Schröder gewann gegen die Clippers 110:104. Den Sieg sicherte Paul George mit 33 Zählern, Schröder erzielte nur acht Punkte. Sein Nationalmannschaftskollege Daniel Theis (ebenfalls acht Punkte) verlor mit den Boston Celtics nach acht Siegen in Serie bei den Detroit Pistons 104:113. Handball, WM: Bundestrainer Christian Prokop hat sich knapp einen Monat vor dem Eröffnungsspiel bei der Heim-WM auf Andreas Wolff als Nummer eins im deutschen Tor festgelegt. "Es muss eine Rollenverteilung im Team da sein. Andreas ist ein Spieler, der das vollste Vertrauen genießt", sagte Prokop im ZDF-Interview. Der 27 Jahre alte Schlussmann des deutschen Rekordmeisters THW Kiel erhält damit den Vorzug gegenüber dem sieben Jahre älteren Silvio Heinevetter von den Füchsen Berlin. "Silvio ist ein Spieler, der immer wieder reinkommen und ihn unterstützen wird. Beide verfügen über eine sehr große Erfahrung. Aber das Rollenthema ist bei uns intern klar", sagte Prokop. Heinevetter zeigt Verständnis für die Entscheidung des Bundestrainers, auch wenn dieser "keine große Begründung" lieferte: "Das ist seine Entscheidung, dafür ist er Trainer. Das ist sein gutes Recht." Neben Wolff und Heinevetter stehen auch Routinier Johannes Bitter (TVB Stuttgart) und Dario Quenstedt (SC Magdeburg) im vorläufigen 28er-Aufgebot. Der Deutsche Handballbund (DHB) richtet die WM (10. bis 27. Januar) gemeinsam mit Dänemark aus. Im Eröffnungsspiel trifft das deutsche Team am 10. Januar in Berlin auf das vereinte Team von Korea. Weitere Gegner in der Vorrunde sind Brasilien, Russland, Titelverteidiger Frankreich und Serbien. Skispringen, Engelberg: Der deutsche Skispringer Karl Geiger hat seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Der 25 Jahre alte Oberstdorfer setzte sich am Samstag in Engelberg mit Sprüngen auf 135 und 141 Meter gegen die komplette Konkurrenz durch und siegte somit im vorletzten Wettkampf vor der Vierschanzentournee. Geiger hatte zuvor erst einmal in seiner Karriere ein Einzel-Podest geschafft, das war vor knapp drei Jahren. Zweiter wurde der Pole Piotr Zyla, auf Rang drei landete Daniel Huber aus Österreich Stephan Leyhe wurde als zweitbester Deutscher Sechster.
Die deutschen Männer schaffen mit der Staffel noch einen Podestplatz im Weltcup. In der NBA spielen zwei Deutsche gemeinsam für die LA Lakers und in Gladbach fallen zwei wichtige Spieler lange aus.
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Biathlon - Dolls toller Schlussspurt in Hochfilzen
00/12/2018
Zentimeter fehlten, und Schalke 04 hätte eine versöhnliche Geschichte zu erzählen gehabt. Eine Geschichte, die all die Debatten um Expertise bei der Zusammenstellung des Kaders zumindest vorerst beruhigt hätte, Debatten um den Absturz des Tabellenzweiten der Vorsaison in den Abstiegskampf. Die Geschichte: Stürmer Haji Wright, 20, der zuletzt für die U23 in der Oberliga West spielte, schießt das Siegtor zum 2:1 beim FC Augsburg. Und wer solche Stürmer befördert, dem kann es ja nicht am Fachwissen mangeln, oder? Wright stand allerdings in der 84. Minute ein paar Zentimeter im Abseits, als er nach einem der wenigen schönen Angriffe des Tages den Ball über die Linie drückte. Und so spielte Schalke nur 1:1 in Augsburg. Trainer Domenico Tedesco musste die Fans nach einem schwachen Spiel mit dankenden Worten beschwichtigen. Und die Debatten gehen weiter. Sie kreisten in den Tagen vor dem Spiel um Schalkes Manager Christian Heidel, nachdem Aufsichtsratschef Clemens Tönnies öffentlich den Gedanken formuliert hatte, ihm nach dem Vorbild von Matthias Sammer bei Tabellenführer Borussia Dortmund einen externen Berater für die Kaderplanung zur Seite zu stellen. "Ich sehe keinen Sinn in der Geschichte, einen externen Berater, der einmal im Monat vorbeikommt, zu beschäftigen", sagte Heidel bereits im TV-Interview vor dem Anpfiff, einen Vertrauensbruch mit Tönnies allerdings bestritt er. Nach dem Spiel ergänzte er: "Ich stehe allen Dingen, die Schalke helfen, sehr offen gegenüber." Überhaupt: Er entscheide ja nicht allein. Er tausche sich mit Peter Knäbel aus, dem Technischen Direktor. Und neulich, zählte er auf, habe er sich mit den Brüdern Erwin und Helmut Kremers, Rüdiger Abramczik, Ingo Anderbrügge, Olaf Thon, Martin Max und Huub Stevens unterhalten, also mit zahlreichen Protagonisten der jüngeren und älteren Vereinsgeschichte. "Jetzt könnte ich natürlich sagen, das sind alles unsere Berater. Wir sehen uns ungefähr so häufig, wie das in Dortmund der Fall ist." Heidel, das wurde deutlich, wollte ein Thema beenden, dass die Lage auf Schalke in unruhigen Tagen unruhiger macht. Doch ungünstigerweise hatte ihm das Spiel dabei nicht unbedingt geholfen. Die Problemposition im Kader ist der Angriff, vier Stürmer sind verletzt. Die beiden, die am Samstag begannen - Cedric Teuchert und Steven Skrzybski, sind auch gerade erst wieder gesund geworden. Er habe seine Spieler angewiesen, die beiden eher kleinen Angreifer mit flachen Pässen ins Spiel einzubinden, erklärte Tedesco. Doch brauchbare Pässe spielten zunächst nur die Augsburger, was für große Überlegenheit reichte und zum Führungstreffer durch Michael Gregoritsch nach einem Fehler von Torwart Ralf Fährmann. "Wir wurden ein bisschen aufgefressen", so lautete Tedescos Fazit der ersten Halbzeit. Und: "Wir waren körperlich unterlegen." Heidel sagte: "Jeder Augsburger war jedem Schalker überlegen. Das war sicherlich nicht unser Plan." Erst eine Umstellung verhilft Schalke zu ein wenig Struktur Auch Augsburg müht sich derzeit ja in den hinteren Regionen der Tabelle um Punkte. Doch die Mannschaft von Trainer Manuel Baum machte den Eindruck, den Kampf gegen den Abstieg zum Ende der Hinrunde ernst zu nehmen. Auf Seiten der Schalker misslangen dagegen oft schon einfache Ballannahmen und Pässe über fünf Meter. Erst als Tedesco seine Dreierkette aufgab und auf ein 4-2-3-1-System umstellte, ergab der Fußball der Gäste wieder ein wenig Sinn.
Nach dem 1:1 in Augsburg wird die unruhige Lage auf Schalke noch unruhiger - was nicht nur am Spiel, sondern an Diskussionen um Manager Heidel liegt.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/schalke-augsburg-bundesliga-1.4254840
FC Schalke 04 enttäuscht auch beim 1:1 in Augsburg
00/12/2018
Hannover 96 muss sich, das ist offiziell nach diesem Spieltag, mit dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga auseinandersetzen. Lange gab es viel Ablenkung in der Stadt von dem Thema. Der Zwist um 50+1 zwischen Klubchef Martin Kind und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) einerseits, mit der Opposition im Verein andererseits, mit den Fan-Gruppierungen zudem, haben die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es ging um verbale Angriffe, juristische Gutachten, eine Mitgliederversammlung, die nun doch nicht vorgezogen wird. Dass die Mannschaft mäßig Fußball spielte, passte ordentlich ins Bild. Doch jetzt ist Hannover sportlich Letzter, durchgereicht von den logischen Abstiegskandidaten Nürnberg und Düsseldorf. Offiziell aufgenommen in den Kreis jener Teams, die oft genug gezeigt bekommen haben, dass sie zu schwach sind, um sich aus eigener Kraft in andere Tabellenregionen vorkämpfen zu können. Die beiden verbleibenden Partien dieses Kalenderjahres erlangen so eine gehobene Bedeutung: Geht es auch in Freiburg (am Mittwoch) und zu Hause gegen Düsseldorf (am Samstag) schief, könnte der Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze schon zu einer echten Bürde für die Rückrunde anwachsen. Alles blickt gebannt auf Klubchef Martin Kind Nun sind Spiele gegen den FC Bayern nur bedingt tauglich zur Beweisführung in Sachen Ligazugehörigkeit. Punkte können in diesen Bonuspartien nicht eingeplant werden, schon gar nicht von Hannover, Nürnberg oder Düsseldorf. Die Art und Weise, wie sich 96 am Samstagnachmittag beim 0:4 den Bayern ergab, kann dann aber doch gegen die Mannschaft verwendet werden. Das Spiel begann zwar maximal unglücklich mit dem frühen Gegentor in der zweiten Minute, Hannover unternahm aber auch maximal wenig, um zumindest den Zuschauern zu zeigen, dass die Mannschaft das Spiel vom Grundsatz her schon ganz gerne gewonnen hätte. Am Ende stand die Ecken-Bilanz mit 0:14 gegen Hannover, dazu 3:33 Torschüsse. Zwei Wochen nach dem ebenfalls desaströsen 0:2 gegen Hertha BSC sprach aus Pirmin Schwegler schon echte Verzweiflung, als er sagte, er wisse nicht, wie das Spiel von außen gewirkt habe: "Aber glaubt mir, auf dem Platz war es noch beschissener." Der Sportwagen des FC Bayern sei vollgetankt gewesen, "unser Trabbi ein bisschen leer". Das sind Worte der Einsicht, dass Hannover 96 zurecht ganz unten steht, und so blickt alles nun auf Klubchef Kind, der qua Amt den Daumen über Coach André Breitenreiter senken kann (so wie er dies bei vielen Vorgängern getan hat). Kind steht nicht im Ruf, in schlechten Zeiten mit Urvertrauen an seinen Übungsleitern festzuhalten; er hat die Trainerdiskussion selbst angeheizt, indem er drei Siege bis Weihnachten eingefordert hat. Diese Quote kann Breitenreiter schon jetzt nicht mehr erfüllen, und so steht zu befürchten, dass Kind bald abermals die Geduld verliert. Spätestens vor dem sogenannten Sechs-Punkte-Spiel gegen Düsseldorf könnte der Zeitpunkt gekommen sein, dass sich Kind zu einem neuen personellen Reiz veranlasst sieht - auch wenn sich der Eindruck verfestigt, dass die Mannschaft mit neuem Trainer nicht viel besser spielen könnte, als sie es aktuell tut. Nach dem Abstieg 2015/16, als der Klub bereits sehr unter den Spannungen zwischen Kind und den Ultras litt, ist Hannover im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg an einem ähnlichen Punkt angekommen. Auch am Samstag sorgten die Fans mit einer Plakataktion gegen Kind für Aufsehen, der Verein ist intern zerstritten. Die Mannschaft: desillusioniert und Letzter. Das sind schlechte Voraussetzungen, um eine komplizierte Saison zu einem guten Ende zu führen.
Das Team von André Breitenreiter ist Tabellenletzter - und komplett desillusioniert. Keine guten Voraussetzungen, um eine Saison zu einem guten Ende zu führen.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-hannover-96-ist-innerlich-zerfressen-1.4254833
Bundesliga: Hannover 96 ist innerlich zerfressen
00/12/2018
Um die Kaisa Mäkäräinen von heute zu beschreiben, muss man noch einmal kurz in die Vergangenheit gehen. Ein bisschen nur, zurück zu der Kaisa Mäkkärainen von Olympia. Es war Ende Februar, der letzte Wettbewerb der Frauen in Pyeongchang, Staffel-Wettbewerb, Mäkäräinen startete als zweite ihres Teams ins Rennen und als sie ihre Runde beendet hatte, führten die Finninnen. Noch nie hat Mäkäräinen eine olympische Plakette um den Hals hängen gehabt, obwohl sie schon so lange im Weltcup läuft. Es war vielleicht ihre letzte Chance. Doch ein Staffelrennen ist eben vier Athletinnen lang und nicht zwei: Es folgten schließlich noch zwei Strafrunden und zehn Nachlader ihrer Kolleginnen. Die Hoffnungen verflogen, am Ende stand Rang 15. Und die Beobachter dachten sich: was für ein bitterer Abschied. Kaisa Mäkärainen ist 35 Jahre alt, sie hat trotz ihrer verpassten Olympia-Medaille dann noch die Gesamtwertung im Weltcup im März für sich entschieden, zum dritten Mal in ihrer Karriere. Nicht der schlechteste Zeitpunkt für ein Karriereende. Doch Frau Mäkäräinen hört einfach nicht auf. Und gerade muss man sich die Frage stellen: Warum auch? Die aktuelle Saison ist noch ganz frisch, nach fünf Einzelrennen stand aber am häufigsten auf dem Podest ganz oben: Käisa Mäkäräinen. Drei Siege konnte sie einfahren, den neuesten in der Verfolgung in Hochfilzen am Samstagmittag. Läuferisch ist sie in der Regel die Schnellste im Feld, in diesem Rennen sicherte ihr allerdings das Schießen Platz eins: Dorothea Wierer aus Italien, die Sprintsiegerin vom Vortag schoss viermal vorbei, Mäkäräinen patzte dreimal. Mit Wierer liefert sie sich derzeit einen Zweikampf um die Weltcup-Spitze. Wierer führt mit der Winzigkeit von sieben Punkten, weil sie konstant Weltklasse-Leistungen zeigt, während Mäkäräinen im ersten Rennen nur ein 30. Platz gelungen war. Aber dass man die Finnin überhaupt nochmal auf den Loipen dieser Welt sehen würde, war nach der Olympiasaison offen gewesen. Sie machte Urlaub in Thailand, "nach der ersten Woche war ich sehr entspannt und habe gedacht: Es ist so schön, hier zu sein und nicht über Biathlon nachzudenken. In der zweiten Woche habe ich überlegt, ob ich weitermachen soll mit dem Sport oder nicht." Und dann verkündete sie ihre Entscheidung in einem Video per Instagram, mit einer in den Sandstrand gemalten Botschaft: "CU next season". Mäkkäräinen und Wierer schnappen sich gegenseitig die Siege weg Was bei den Männern Martin Fourcade und Johannes Thingnes Bö sind, sind bei den Frauen derzeit Mäkkäräinen und Wierer, sie schnappen sich gegenseitig die Siege weg. Mit dem Unterschied, dass eine der Besten der vergangenen Jahre fehlt: Laura Dahlmeier, die Weltmeisterin und Olympiasiegerin, die wegen eines geschwächten Immunsystems noch pausiert. Ohne sie konnten die deutschen Frauen in diesem Winter noch keinen Podestplatz feiern, am Samstag wurde Franziska Hildebrand auf Rang neun beste Deutsche. Und auch Mäkäräinen muss gucken, ob ihre Frühform die lange Saison übersteht, die Weltmeisterschaft in Östersund ist erst im März. "Mein Körper scheint nicht mehr so zu funktionieren wie mit 25", sagt sie, "das muss ich akzeptieren". Das Staffelrennen am Sonntag in Hochfilzen lässt sie schon aus. "Ich merke, dass ich mehr Zeit zur Erholung brauche als früher." Jeder Sport hat seine Größen und Namen, manche sind vergänglich, andere noch dann in den Köpfen der Menschen, wenn der Sport schon längst versucht, andere Namen und Größen hervorzubringen. Biathlon kennen viele Zuschauer gar nicht ohne Mäkäräinen, sie hat alle überdauert, die den Sport mit ihr geprägt haben: Tora Berger, Darja Domratschewa und auch Gabriela Koukalova, von der nicht bekannt ist, ob sie nochmal in den Weltcup zurückkehrt. 2005 hat Mäkäräinen ihr erstes Weltcup-Rennen bestritten, da war Uschi Disl sogar noch aktiv, Magdalena Neuner hingegen noch gar nicht. Doch ob sie nochmal einen ganzen Olympia-Zyklus mitmacht? "Ich hatte gute Jahre und hoffe, noch ein, zwei gute Jahre zu haben", sagt Mäkäräinen. Aber auch: "Man kann nie wissen."
Die finnische Biathletin eilt von Erfolg zu Erfolg - und hört auch mit 35 Jahren einfach nicht auf. Warum auch?
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https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-kaisa-maekaeraeinen-1.4254855
Kaisa Mäkäräinen: Die Frau, die alle überdauert
00/12/2018
Joshua Kimmich muss gegen Hannover 96 zurück auf seine Nicht-ganz-so-Lieblingsposition in der Viererkette - und ist prompt an allen vier Treffern seines Teams beteiligt. Über ein Phänomen. Joshua Kimmich ist gerade ein Phänomen. Es scheint, als könne ihn zur Zeit wenig bis gar nichts aus dem Takt bringen. Nicht einmal ein Hannoveraner, der auf seinem Kopf landet, wie Linton Maina es am Samstag tat und Kimmich damit zwischenzeitlich einen ordentlichen Brummschädel verpasste. Und auch nicht Bayern-Trainer Niko Kovac, der erst dozierte, er habe der Rotation abgeschworen, um Kimmich dann doch wieder vom Zentrumsspieler zum Außenverteidiger umzumodeln. Doch ganz egal: Kimmich liefert ab. Gegen Hannover musste er erstmals seit einigen Partien seine erklärte Lieblingsposition auf der Sechs verlassen, zurück auf seine Nicht-ganz-so-Lieblingsposition rechts in der Viererkette - und schoss trotzdem das erste Bayern-Tor des Tages. Nach 63 Sekunden, volley von der Strafraumgrenze. "So lange war ich von der Position ja nicht weg", sagte Kimmich später. Er habe außerdem "schon oft gesagt, dass es mir egal ist, wo ich spiele". Er selbst würde die Diskussion am liebsten gar nicht mehr führen. An die Reporter gerichtet schob Kimmich hinterher: "Wenn ihr aufhört, darüber Fragen zu stellen, dann wird die Diskussion nicht mehr aufkommen." Alles klar? Hat Kimmich übersinnliche Kräfte? Am Ende des Arbeitstages war der Außenverteidiger Kimmich sogar an allen vier Treffern des arg locker erspielten 4:0 (2:0) beim Abstiegskandidaten Hannover 96 beteiligt: eins selbst erzielt, drei vorbereitet. Vor Alabas Rückraumknaller hatte er die Ecke geschlagen (29.), auch die weiteren Tore von Serge Gnabry (53.) und Robert Lewandowski (62.) initiierte Kimmich persönlich. Lewandowski musste nach der Maßflanke wirklich nur noch einnicken, er bedankte sich beim Jubel ausdrücklich. Oder hat Kimmich am Ende gar übersinnliche Kräfte? Sein eigenes Tor habe er angeblich sogar vorhergesehen: "Ja, ich habe Brazzo gesagt, dass ich heute eins mach." Brazzo, dem Sportdirektor Hasan Salihamidzic also, "und noch ein paar Spielern". Es war das erste Saisontor des offensivstarken Nationalspielers, "da war es offenbar an der Zeit". Und gerade gut in Fahrt, wollte Kimmich auch die Deutsche Meisterschaft noch nicht ganz abschreiben. "Natürlich ist unser Rückstand aufholbar", erklärte er. Neun Punkte, da sei "die Tür noch ein bisschen offen", wobei schon klar sei, dass es nicht mehr Rückstand werden dürfe auf den vorzeitigen Herbstmeister aus Dortmund. Zwei Siege zum Hinrundenabschluss gegen Leipzig und Frankfurt, und dann mal schauen, was der BVB gegen Düsseldorf und Gladbach fabriziere. "Alles, was mehr als neun Punkte ist, ist fast unmöglich", warnte er. Da kennt dann sogar das Selbstbewusstsein des Joshua Kimmich seine Grenzen.
Joshua Kimmich muss gegen Hannover 96 zurück auf seine Nicht-ganz-so-Lieblingsposition in der Viererkette - und ist prompt an allen vier Treffern seines Teams beteiligt. Über ein Phänomen.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/joshua-kimmich-alte-position-neue-staerke-1.4255066
Joshua Kimmich, FC Bayern: Alte Position, neue Stärke
00/12/2018
Und dann war wieder dieser Moment gekommen: als habe jemand den Stecker aus der Stereoanlage gezogen und alles zum Verstummen gebracht, was ein alpines Skirennen ausmacht. Die aufgekratzten Stadionsprecher etwa, oder die Fanklubs, die Kuhglocken der Schweizer und die Lieder der Stadionregie, die auch im Zielraum von Gröden meist sorgfältig abgestimmt sind auf die Nationalität des jeweiligen Läufers (bei den Deutschen ist gerade "Feuerwerk" von Wincent Weiss schwer in Mode, auch wenn die Auftritte der DSV-Abfahrer daran zumindest vor den Rennen in Gröden eher selten erinnert hatten). Am Samstag um halb eins, bei der Abfahrt der Männer auf der tückischen Saslong-Piste, war das alles mit einem Mal jedenfalls völlig unwichtig. Der Schweizer Marc Gisin war kurz vor dem mächtigsten Sprung ausgerutscht, "an der blödesten Stelle", wie der Deutsche Andreas Sander später befand - so als würde ein Skispringer kurz vor dem Absprung aus der Spur rutschen und unkontrolliert auf den Hang schießen. Der zweite der sogenannten Kamelbuckel-Sprünge in Gröden ist so eine Art Schanze. Die katapultiert die Fahrer bis zu 80 Meter weit, Gisin erwischte es voll in der Beschleunigungsphase. Er segelte lange durch die Luft, prallte auf dem Eis auf, mit Kopf und Nacken zuerst. Der Schweizer war sofort bewusstlos, die Kameras schwenkten schnell weg, spätestens da war jedem klar, wie ernst die Lage war. Erst eine halbe Stunde später, als Gisin im Helikopter lag, ging das Rennen weiter. Im Sport muss es ja immer irgendwie weitergehen, aber man spürte, dass sie am Samstag große Mühe hatten, das übliche Protokoll abzuwickeln. "Das sah wirklich nicht gut aus", befand Aleksander Aamodt Kilde später, der mit einer Zauberfahrt gewonnen hatte und die norwegischen Festwochen in Gröden verlängerte, nach dem Erfolg von Aksel Lund Svindal im Super-G am Freitag. Der Schweizer Beat Feuz, der sich nach vielen vergeblichen Versuchen in Gröden auf dem Podest eingefunden hatte, als Dritter, sagte: "In erster Linie bin ich traurig, dass unser Teamkollege so schwer gestürzt ist." Und Sander, am Samstag 19. in einem stark verbesserten DSV-Team, gestand: "Da bleibt einem fast das Herz stehen." Am Ende wirkte es fast so, als habe der Sport die Szene an eine alte Spielregel erinnern wollen: Jede Abfahrt ist eine kleine Abenteuerexpedition, und manchmal prallen die Athleten auf Kräfte, die selbst für sie und ihre kühlschrankgroßen Körper zu mächtig sind. Bei Gisin mehrten sich am Samstagnachmittag übrigens die Indizien, dass er großes Glück gehabt hatte: Er musste zunächst intubiert werden, war später aber zumindest wieder in so stabilem Zustand, dass sie ihn für weitere Untersuchungen in die Schweiz flogen. Erste Ergebnisse erwarte man am Sonntag, teilte der Schweizer Verband mit. Die Abfahrt wird gerne als Königsdiziplin der Alpinen bezeichnet, es geht um Mut, Überwindung und Gefahren, auch deshalb schauen ja so viele zu, wenn jetzt wieder die Klassiker anstehen. Schwere Unfälle und ihre Folgen zählen da zum Berufsrisiko, wie das Verdrängen dieses Risikos, ein Abfahrer kann seinen Beruf sonst nicht ausüben. Doch zuletzt wurde die Szene auch daran erinnert, dass das Risiko auch ein tödliches ist, nach den fatalen Unfällen des Franzosen David Poisson und des jungen Deutschen Max Burkhart im Vorwinter. In der Vorbereitung starb der junge Schweizer Skifahrer Gian-Luca Baradun, allerdings beim Gleitschirmfliegen, was die Speed-Mannschaft schwer getroffen hatte. Zum anderen erreicht das Niveau im Weltcup so langsam schwindelerregende Höhen, die Abstände im Klassement werden immer schmaler, die Grenze zwischen Sieg oder Sturz ebenfalls. "Man muss inzwischen wirklich ständig Vollgas geben, um ein gutes Ergebnis zu kriegen", sagte Josef Ferstl, als Zwölfter am Samstag bester Deutscher in Gröden, das könne schon mehr Fahrfehler provozieren. "Und das", sagte der 29-Jährige, "kann sich sehr böse auswirken." Ein bisschen mehr Sicherheit oder ein bisschen mehr Tempo? Die Debatte um Sicherheit in diesem zehrenden Gewerbe dürfte damit wieder neue Nahrung erhalten, zumal Hannes Reichelt, der österreichische Abfahrer und Athletenvertreter, schon vor dem Wochenende in Gröden seinen Unmut vorgebracht hatte. Die besten 20 Läufer des Weltcups hätten sich im Vorjahr mit den Verantwortlichen des Weltverbands Fis zusammengesetzt, sagte Reichelt, und vorgeschlagen, man möge einen schnittfesten, dickeren, mit Protektoren versehenen Rennanzug entwickeln. Am besten mit einem Einheitsstoff, das würde den Verbänden Geld und Entwicklungszeit sparen. Und dann? "Du rennst gegen eine Wand, weil auch unter den Verbänden keine Einigung zu erzielen ist", sagte Reichelt. Da nehme er seinen Österreichischen Skiverband nicht aus, denn: "Keiner möchte seinen vermeintlichen Entwicklungsvorteil aufgeben." Auch der Airbag, der bei einem Sturz Luftkissenpolster unter dem Rennanzug auslöst, von der Fis aber nicht vorgeschrieben wird, findet eher wenig Anklang im Fahrerlager. "Alles, was den Sport sicherer macht, ist eine gute Sache", sagte Feuz, "aber bei dem Airbag bin ich noch nicht zu 100 Prozent überzeugt, weil es noch zu wenige Daten gibt." Der Österreicher Max Franz, am Samstag Zweiter, saß neben Feuz und nickte. Er fühle sich damit in seinem Bewegungsdrang eingeschränkt, sagte er später. Wenn ein Abfahrer die Wahl hat zwischen ein bisschen mehr Sicherheit und ein bisschen mehr Tempo, wählt er das Tempo, zumal in einem Sport, in dem die Elite immer enger zusammenrückt. Gisin, der am Samstag ebenfalls keinen Airbag trug, kennt sich mit den Nebenwirkungen seines Sports mittlerweile schmerzhaft gut aus. Er rauschte in seinen ersten drei Wintern als Abfahrer dreimal ins Fangnetz, das vorerst letzte Mal war er 2015 in Kitzbühel auf den steilen Hang an der Hausbergkante verunfallt, ein Schädel-Hirn-Trauma beendete damals seinen Winter. Am Freitag hatte er für die Neue Zürcher Zeitung noch eine Kolumne geschrieben, "Wie ein Sturz im Kopf funktioniert" stand darüber. "Stürze sind sogar maßgeblich dafür verantwortlich, dass ich gelernt habe, Ski zu fahren", schrieb Gisin: "Umfallen, aufstehen, daraus lernen, weiterfahren. Als Leistungssportler muss man immer und immer wieder an seine Grenzen gehen, um Fortschritte zu machen. Grenzen, die in unserem Fall auch durch Stürze aufgezeigt werden."
Skirennfahrer Marc Gisin stürzt auf der Abfahrt in Gröden schwer, er ist sofort bewusstlos. Der Fall dürfte die Debatte um Sicherheit im alpinen Skisport neu anfachen.
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Sturz von Marc Gisin überschattet Gröden-Abfahrt
00/12/2018
Der frühere Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm arbeitet seit einem Monat als Assistenztrainer der Los Angeles Kings. Er spricht über die Aufgabe und wieso ihn sein Klub an den FC Bayern erinnert. Es ist kalt in dieser Trainingshalle im Süden von Los Angeles, sehr kalt. Das fällt auch deshalb auf, weil draußen die Sonne scheint und selbst im Dezember ein T-Shirt und kurze Hosen adäquate Kleidungsstücke sind, man in dieser Halle jedoch unbedingt Jacke und Mütze tragen sollte. Marco Sturm, 40, kennt diesen grotesken Kontrast, an einem derart sonnigen Ort einen Eishockeyverein zu beheimaten. Er hat als Spieler der nordamerikanischen Profiliga NHL unter anderem für die San José Sharks, die Los Angeles Kings und die Florida Panthers gespielt. Als Trainer und General-Manager des Deutschen Eishockey-Bundes hat Sturm im Februar bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang sensationell die Silbermedaille mit dem Nationalteam gewonnen. Er ist natürlich nicht wegen des Wetters seit Anfang November zurück in Kalifornien, sondern deshalb, weil ihm die Kings den Posten des Assistenztrainers angeboten haben. An diesem Morgen übt er mit seinen Spielern ein paar Spielzüge, danach erscheint er bestens gelaunt in der Kabine. SZ: Herr Sturm, es war ziemlich viel los bei Ihnen in 2018: erst Silber bei Olympia, dann die attraktive Offerte aus Los Angeles. Marco Sturm: Ein unglaubliches Jahr. Natürlich war Silber bei Olympia der Höhepunkt, ein einzigartiges Erlebnis. Wir haben aber auch in der Jugendarbeit und in anderen Bereichen viele wichtige Veränderungen vorangetrieben, die dem Eishockey in Deutschland auf Dauer helfen werden. Wir haben wirklich was erreicht. Was war Ihre erste Reaktion, als Sie vom Interesse der Kings erfahren haben? Ganz ehrlich: Ich habe keine zwei Sekunden überlegt! Es war immer mein Traum, nicht nur als Spieler, auch als Trainer, in der NHL zu arbeiten. Das ist nun mal die beste Liga der Welt, das Ziel eines jeden, der mit Eishockey zu tun hat. Ich hatte aber einen Vertrag, deshalb musste ich erst um die Freigabe bitten, die mir der Deutsche Eishockey-Bund erteilt hat. Der Abschied fiel Ihnen dennoch schwer? Natürlich, es waren emotionale Wochen, wir hatten ja gemeinsam was aufgebaut. Letztlich aber hatte wohl jeder Verständnis. Ihr Chef ist jetzt Willie Desjardins, ein Kanadier, gegen den Sie im Olympia-Halbfinale mit 4:3 gewonnen hatten. Das hat den Jobwechsel sicher beschleunigt. Da müssen wir nicht lange spekulieren: Das war der entscheidende Moment. Von da an wussten die Leute in Nordamerika, dass ich jetzt Trainer bin. Ich werde jetzt noch bei Auswärtsspielen der Kings auf das Olympia-Turnier angesprochen. Ich muss mich bei meinen Jungs noch mal bedanken: Ich habe diese Chance hier in der NHL bekommen, weil sie bei Olympia so gut gespielt haben. Wie schwer war es, während der laufenden Saison zu einem Team zu stoßen, dessen Saisonauftakt derart schlecht war? Sie und Willie Desjardins übernahmen nach den ersten 13 Spielen, nach denen die Kings die schlechteste Bilanz aller 31 NHL-Teams aufzuweisen hatten. Natürlich wäre ich gerne bei der Saisonvorbereitung dabei gewesen, denn es ist als Trainer niemals einfach, zu einem Team zu kommen, das Probleme hat. Die Spieler sind an Erfolge gewöhnt mit diesem Verein, die wissen gar nicht, wie das ist, wenn man verliert und am Tabellenende steht. Es ist deshalb auch für mich nicht einfach, mich hier einzugewöhnen. Wir sind sehr viel unterwegs, ich lebe noch im im Hotel. Ich hoffe, dass ich jetzt bald eine Bleibe finde, und dass die Familie kurz vor Weihnachten kommen kann. Fast alle Kings-Spieler leben in zwei Dörfern südlich von Los Angeles im Umkreis von knapp fünf Kilometern, in Hermosa Beach und Manhattan Beach. Bei den Meisterschaften der Kings 2012 und 2014 wurde diese Nähe als ein zentraler Grund für den Erfolg gefeiert, nun heißt es: Die verstehen sich zu gut, die spielen zu lange zusammen, die sind zu satt. Ach, das ist bei den Los Angeles Kings nicht anders als beim FC Bayern: Läuft es nicht, werden Gründe gesucht. Es ist schon richtig: Viele Spieler sind ein paar Jahre im Verein, sie haben immense Erfolge gefeiert und deshalb gut dotierte Verträge unterschrieben. Das wird nun hinterfragt, aber das ist nur ein Grund von vielen, warum es nicht läuft wie gewünscht. Sie gelten als Spielerversteher. Können Sie da so schnell einwirken? Ich habe solche Situationen als Profi erlebt und weiß genau, wie sich das für die Jungs nun anfühlt. Das Entscheidende ist, wichtiger noch als die kurzfristigen Ergebnisse: Man muss in so einer Situation, so schwierig es ist, weiter an sich arbeiten, sich weiter entwickeln, die positiven Elemente erkennen und darauf aufbauen. Man muss weiter auch langfristig denken: Was ist in einem Monat? Was passiert in einem Jahr? Sie selbst haben mehr als 1000 Partien in der NHL absolviert. Wie groß ist der Unterschied zwischen dem Job als Nationaltrainer, und dem, in dieser Liga zu arbeiten? Es ist kniffliger. Es gibt nicht so viele Trainer in dieser Liga, die Plätze sind begrenzt und begehrt (alle 31 NHL-Cheftrainer sind Kanadier oder Amerikaner, Anm.d.Red). Man bekommt nicht so viele Chancen, gerade als Europäer. Es ist enorm schwierig, einen Fuß in diese Tür zu bekommen. Wenn man eine Chance bekommt, muss man sie annehmen und sich beweisen. In den Auszeiten der Kings sind Sie schon der mit der Taktiktafel in der Hand. Das gehört zu meinen Aufgaben, wenn es um die Defensive oder das Spiel in Überzahl geht. Das ist also ganz normal. Sie wollen aber schon irgendwann Cheftrainer in der NHL werden? Um Gottes Willen, daran verschwende ich derzeit keinen Gedanken. In meiner jungen Trainerkarriere ist schon so viel passiert - das hätte sich niemals planen lassen, also plane ich nun auch nicht allzu viel. Das Abenteuer kann schnell vorbei sein! Ich habe nun diese Chance bei den Los Angeles Kings bekommen, ich genieße jede Sekunde und lerne jeden Tag dazu - und dann schauen wir mal, was passiert. Willie Desjardins wird bei den Kings weiterhin nur als Interimstrainer geführt. Das interessiert mich überhaupt nicht. Ich bin 40 Jahre alt, komme aus Europa. Da kann ich nicht erwarten, dass ich von heute auf morgen eine Mannschaft übernehmen darf. Ich bin den Kings unglaublich dankbar für diese Chance, alles andere ist im Moment nebensächlich. Zum deutschen Eishockey: Wie kann der Weg, der von Ihrem Team eingeschlagen wurde, ohne Sie weitergeführt werden? Das Wichtigste ist, dass der richtige Trainer verpflichtet wird, weil er die wichtigen Dinge, die wir im Jugendbereich angestoßen haben, auch fortsetzen muss. Der Trainer muss nicht unbedingt zum Verband, er muss vielmehr zu den Spielern passen. Er muss kein Deutscher sein, sollte aber deutsch sprechen - ich habe bemerkt, dass das bei den Jungs gut angekommen ist. Ich glaube, es würde keinen Sinn machen, jetzt einen Nobody hinzustellen. Es wäre schon enttäuschend, wenn der Weg nicht weitergeführt würde. Sind Sie in die Suche nach dem Nachfolger involviert? Überhaupt nicht.
Der frühere Eishockey-Bundestrainer Marco Sturm arbeitet seit einem Monat als Assistenztrainer der Los Angeles Kings. Er spricht über die Aufgabe und wieso ihn sein Klub an den FC Bayern erinnert.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/nhl-ich-habe-keine-zwei-sekunden-ueberlegt-1.4254963
"""Ich habe keine zwei Sekunden überlegt"""
00/12/2018
Irgendwann kommt dann noch der Spott hinzu. "Heute hat er keinen Fehler gemacht", sagte ein Zuschauer in der Hohenstaufen-Halle in Göppingen und lächelte. Der Gesichtsausdruck verriet die Häme, die sich hinter den Worten verbarg. Denn der Mann meinte Steffen Fäth und der hatte in den vorausgegangenen 60 Minuten keine Sekunden auf dem Feld gestanden. Der Rückraumspieler der Rhein-Neckar Löwen befindet sich gerade in einem Formtief und kam deshalb in Göppingen nicht zum Einsatz, was schlecht für die Ambitionen des Handball-Pokalsiegers ist, und dramatisch für die der deutschen Nationalmannschaft werden könnte. Bei der Weltmeisterschaft in ein paar Wochen soll Fäth eine wichtige Rolle spielen und die Tore aus dem Rückraum werfen, die in der Sportsprache "einfach" genannt werden. Bundestrainer Christian Prokop betonte zuletzt wiederholt die wichtige Rolle, die der 28-Jährige in seinen Planungen spielt. Vielleicht ist Fäth in den letzten Wochen zwischendurch einfach mal schwindelig geworden. Bei seinem Auf und Ab ist das gar nicht so komisch, sondern nachvollziehbar. Die Achterbahnfahrt wurde nach dem 28. Oktober rasant, als sich Julius Kühn das Kreuzband im Knie riss. Eigentlich war ja der Rückraum-Schütze der MT Melsungen in der Nationalmannschaft dafür vorgesehen, bei der WM im eigenen Land im linken Rückraum zum Helden zu werden, Fäth war eine Nebenrolle zugedacht. Doch nun ist Fäth plötzlich eminent wichtig. Für den Lehrgang der Nationalmannschaft im Oktober hatte Prokop ihn zunächst gar nicht nominiert, er rückte erst während der Woche für den verletzten Tim Suton nach. Fäth gilt als sensibel und wirkte in den vergangenen Wochen verunsichert und kam deshalb zuletzt kaum noch zum Einsatz bei den Löwen. Des Öfteren sah man ihn mit hängenden Schultern durch die Halle marschieren. Bis heute verfolgt der kroatische Olympiasieger Balic Fäths Weg Wenn die deutschen Handballer bei der WM im Januar allerdings erfolgreich sein wollen, brauchen sie Fäth in einer Form, die der vor drei Jahren gleicht. Auf dem Weg zum überraschenden EM-Sieg der DHB-Auswahl wuchs der Rückraumspieler zu einem Leistungsträger. Bis zum Januar 2016 galt Fäth als Handballer mit viel Talent, ausgestattet mit einem Wurfarm voller Kraft. Während des Turniers in Polen offenbarte er darüber hinaus spielerische Qualitäten, die ihm in dieser Form nicht zugetraut worden waren. Deshalb kam er nicht nur im linken Rückraum, sondern auch auf der Spielmacher-Position zum Einsatz. Relativ unbemerkt hatte sich Fäth bei seinem Heimatverein HSG Wetzlar weiterentwickelt, weil er klug genug war, von Ivano Balic zu lernen. Der "Mozart des Handballs", der als Spielmacher sein Heimatland Kroatien zum WM-Titel 2003 und dem Olympiasieg 2004 geführt hatte, war zu seinem Karriereausklang in die Handball-Provinz nach Mittelhessen gekommen, hatte das Potenzial in Fäth entdeckt und sein Wissen an den jungen Deutschen weitergegeben. "Ich habe viel von Ivano gelernt", sagte Fäth, der noch nie ein Mann des großen Wortes war. Noch heute haben die beiden Kontakt, Balic verfolgt den Werdegang von Fäth - und sah vor einem Jahr, wie der bei der Europameisterschaft in Kroatien eine enttäuschende Leistung zeigte. Er litt unter den atmosphärischen Störungen zwischen der Mannschaft und Prokop bei dessen erstem großen Turnier. Der Trainer vermittelte damals Fäth noch kein Vertrauen - und der Rückraumspieler reagierte mit schwachen Auftritten. Bei der WM im eigenen Land soll das ganz anders sein. Denn der Bundestrainer stützt den wurfgewaltigen Fäth umso mehr. Nach dem 35:23-Sieg am vergangenen Mittwoch gegen Polen, zu dem der 28-Jährige vier Treffer beisteuerte, lobte ihn Prokop ausdrücklich. "Mit Steffen haben wir eine Waffe im Rückraum, ihn möchte ich herausheben", sagte er und fügte an. "Steffen spielt in meinen Überlegungen eine ganz wichtige Rolle." Die Aussagen offenbaren: Es könnte gerade so vor der Heim-WM bald wieder nach oben gehen in Fäths Achterbahn.
Beim EM-Sieg 2016 erwuchs Steffen Fäth im DHB-Team zum Leistungsträger, doch nun steckt er zur Unzeit in einem Formtief. Denn bei der Heim-WM im Januar vertraut Bundestrainer Prokop besonders auf Fäths Wurfgewalt.
sport
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Mozarts Schüler
00/12/2018
Alle Prognosen waren verglichen, alle Statistiken noch einmal hervorgekramt, Entwicklungskurven des bisherigen Winters betrachtet, dazu der lästige Engelberger Rückenwind einkalkuliert, der den Fliegertypen unter den Skispringern traditionell zusetzt. Und dennoch, als Favoriten galten wieder einmal die Ersten im Gesamtweltcup, also zum Beispiel die Polen Piotr Zyla und Kamil Stoch, und natürlich auch der zurzeit so überragende 20-jährige Japaner Ryoyu Kobayashi. Der Oberstdorfer Karl Geiger? Klar, er war vor dem Springen Gesamtsechster aller Skispringer gerade, und auch in der Form seines Lebens. Aber dass er im entscheidenden Moment die Nerven behalten würde, um sich nach gut sechs Jahren im Weltcup mal so richtig abzusetzen, damit rechnete kaum einer. Dann aber glitt Geiger am Samstagabend als Fünfter des ersten Durchganges in der Anlaufspur, hechtete punktgenau zum richtigen Zeitpunkt hinaus in die Luft, trotzte dem Rückenwind, überflog den K-Punkt von 125 Metern, die Hill-Size von 140 Metern, ab dem es mit Landungen riskant wird. Und kam bei 141 Metern auf. Wie sich gleich herausstellen sollte, war das zu weit für alle anderen. Karl Geiger vor Piotr Zyla aus Polen und Daniel Huber aus Österreich: Auf dem Podium standen also drei Springer mit großen Anlagen, aber bislang auch mit latenten Problemen beim Verwirklichen derselben. Sie alle galten einst als Hoffnung ihrer Nationaltrainer, stagnierten aber irgendwie auf mittlerem Niveau. Huber etwa war schon Schulbankgefährte des österreichischen Weltmeister und Vierschanzen-Sieger Stefan Kraft auf dem Skigymnasium Stams. Und Zyla, bereits 31, galt in Polens Spitzenteam lange als viertbester Mann, weil er, wie Polens Trainer Stefan Horngacher sagt, seine Energie für alles Mögliche verbraucht habe, nur nicht für seine eigene Sportkarriere. Wellinger, Freund und Freitag springen noch zu kurz Geiger ist erst 25 Jahre alt, was kein Alter für Skispringer ist. Sein Sieg ist sicherlich mehr als das Ergebnis eines einzelnen, glücklichen Tages in Engelberg. "Ich bin überglücklich, dass das heute so gelungen ist", sagte Geiger, nach dem Springen Gesamt-Fünfter, leicht euphorisiert. Weil bei seinem Sprung alles zusammengepasst hat, ein Gefühl, das ihm so nicht geläufig ist. "Man merkt schon beim Absprung", berichtete er, "jetzt hab' ich es erwischt, du bist schnell und wirst immer höher, und dann denkst du: jetzt nur noch durchziehen, und einen Telemark landen." Geiger stand die Landung, und dass er dann beim Abschwingen beide Fäuste ballt, in der Ahnung, dass dies für ganz oben reichen kann, das hat man von ihm auch noch nicht gesehen. Zwar hatte der Oberstdorfer als bestes Ergebnis im Weltcup bislang nur einen zweiten Platz im Jahr 2016 errungen, zudem war er nach erfreulichen Entwicklungen immer wieder in alte Muster zurückgefallen. Doch schon im vergangenen Winter begann er verlässlicher zu springen. Geiger zählte zum Silber-Quartett im Teamspringen der Olympischen Winterspiele von Pyeongchang und belegte Platz sieben auf der Großschanze. Doch Einzel-Erfolge jenseits des Podiums erregen beim medaillenfixierten Olympia oft weniger Aufsehen als ein zweiter Gesamt-Platz in einem Skisprung-Sommer-Grand Prix. Den erreichte Geiger kürzlich, und in den ersten Wochen der Saison brach dann endgültig die Zeit der ehemaligen deutschen Ergänzungsspringer an. Denn neben Geiger erreichte auch der Willinger Stephan Leyhe, 27, endlich dauerhaft einen vorderen Platz im Gesamtranking, in Engelberg wurde er Sechster. Nun übernehmen die beiden gerade den Job, den zuletzt Olympiasieger Andreas Wellinger, Richard Freitag und vor seinen Knieoperationen auch Severin Freund erfüllten. Dass dieses Geiger-Märchen nun so weiter geht, ist durchaus möglich, allerdings ist ein Sieg in Engelberg nicht automatisch eine bestandene Generalprobe für die Vierschanzentournee. Mit dem ersten Springen in Oberstdorf sind schon häufiger die Träume der Topstarter des aktuellen Winters geplatzt. Außer Kobayashi gilt dort keiner als Favorit, und der Japaner mit dem überragenden Absprung zeigte in Engelberg als Siebter erstmals Schwächen. Womöglich entscheidet wieder die Erfahrung, wie im vergangenen Jahr beim späteren Sieger Kamil Stoch aus Polen. Für Werner Schuster, den deutschen Cheftrainer, ist das eine komfortable Situation. Seine Erfahrenen, Richard Freitag und Andreas Wellinger, zeigten trotz hinterer Plätze am Samstag in Engelberg, dass ihre Sprünge allmählich besser werden. Und seine ehemaligen Zweite-Reihe-Springer Geiger und Leyhe, dass bei ihnen alles möglich ist.
In Engelberg gewinnt der Oberstdorfer Karl Geiger erstmals ein Weltcup-Springen. Gemeinsam mit dem Sechsten Stephan Leyhe übernimmt er gerade den Job der erfahrenen, aber schwächelnden Mitstreiter.
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Euphorie vor der Tournee
00/12/2018
Immer noch elegant am Ball: Marc-André Kruska, einst beim BVB, heute bei F91 Düdelingen, behauptet sich in der Europa League gegen den Ex-Leverkusener Hakan Calhanoglu vom AC Milan. Herr Kruska, der F91 Düdelingen war der erste luxemburgische Verein in einem internationalen Wettbewerb. Düdelingen hat knapp unter 21.000 Einwohner. Wie waren die vergangenen drei Monate? Marc-André Kruska: Turbulent. Es war ein super halbes Jahr: für mich persönlich, für den ganzen Verein, und ich denke, tatsächlich auch für das ganze Land. Es hatte ja wirklich niemand damit gerechnet, dass wir überhaupt die Quali schaffen und dann, dass wir so eine Gruppe zugelost bekommen. Am Donnerstag, als ihr Verein gegen Real Betis Sevilla den ersten Punkt in der Europa League erkämpfte, saßen Sie auf der Bank. Wie haben Sie die letzten Minuten erlebt? Ich habe sehr mitgefiebert. Klar, wenn man so nah dran ist, etwas Historisches zu schaffen, ist die Anspannung natürlich groß. War das 0:0 ein versöhnlicher Abschied aus der Europa League? Das war super für uns. Wenn man die ganze Gruppenphase sieht, dann haben wir es einfach verdient, zumindest einen Punkt zu bekommen. Wir haben das gegen Betis echt gut gemacht. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Platzverhältnisse uns entgegenkamen. Gefrorener Boden gegen spanische Mannschaften ist natürlich ein Vorteil. Europa League Gruppe F: Real Betis Sevilla, AC Mailand, Olympiakos Piräus - und der F91 Düdelingen. Was hatten Sie sich vorher ausgerechnet? Wir wussten natürlich, dass wir kaum Chancen haben, etwas zu reißen. Aber wir haben eigentlich immer gut mitgehalten - außer gegen Olympiakos. Das war die einzige Mannschaft, die uns wirklich beherrscht, beziehungsweise an die Wand gespielt hat. Gibt es eines der sechs Spiele, das für Sie mehr in Erinnerung bleiben wird als die anderen? Boah, ne. Jedes Einzelne war etwas ganz Besonderes, hatte seine Vor- und Nachteile. Bei Olympiakos war die Stimmung unfassbar, aber da haben wir schlecht gespielt. In Sevilla standen vor dem Hotel ein Kind und eine Frau, Trikotsammler, die haben Fotos von Spielern hochgehalten, von denen sie Trikots haben wollten - meines auch. Wenn man so etwas erlebt, gibt man das Trikot natürlich auch gerne her. Und beim AC Mailand? Gegen Milan haben wir gut gespielt, aber da hat das Ergebnis nicht gepasst. Im San Siro führen wir 2:1 und verlieren, wirklich mit Pech, 5:2. Aber alleine das Stadion ist ein Highlight. Nur dadurch, dass ich in Deutschland am Anfang meiner Karriere jede zweite Woche in Dortmund gespielt habe, war das für mich auch nicht mehr ganz neu. Sie debütierten mit 17 Jahren für den BVB in der Bundesliga, machten über 100 Spiele für den Verein. Unter Jürgen Klopp kamen Sie nicht mehr richtig zum Einsatz. Stimmt es, dass Sie damals fast zu Real Madrid gewechselt wären? Ja, das stimmt. Das war 2008, damals war Bernd Schuster Trainer, Christoph Metzelder hat dort gespielt. Aber ich habe mich für den FC Brügge entschieden. Ich wäre schon gerne nach Madrid gegangen. Aber ich jammere dem jetzt nicht mehr hinterher. Von Brüssel wechselten Sie zu Energie Cottbus, spielten beim FSV Frankfurt, SC Paderborn und bei Werder Bremen II - wie kamen Sie nach Düdelingen? Ich hatte bei Bremen II nur ein halbes Jahr Vertrag. Mein jetziger Co-Trainer, Erwin Bradasch, wusste das und hat mich relativ früh angerufen. Er hat mir den Verein erklärt, wie hier alles abläuft und dass wir eventuell Europa League spielen. Da habe ich mir gesagt: "Das wäre doch zum Ende der Karriere noch mal was Besonderes." Dass Sie Ihre ersten großen internationalen Spiele ausgerechnet in Düdelingen spielen, war nicht unbedingt vorherzusehen, oder? Ne, auf gar keinen Fall, das hätte ich niemals gedacht. Auch als ich jetzt dahin gewechselt bin, war das alles andere als sicher. Als es mit der Quali losging, haben mir alle gesagt: "Wir sind bisher immer knapp ausgeschieden." Aber wir haben von Anfang an gut gespielt und hatten in den entscheidenden Momenten das nötige Quäntchen Glück. Als wir dann gegen Legia Warschau weitergekommen sind, fehlten uns noch zwei Spiele, um die Qualifikation zu schaffen. Und plötzlich kam die Hoffnung auf: "Boah, wir können das hier wirklich packen." Hatten Sie den Namen Düdelingen zuvor schon mal gehört? Nein, gar nicht. Ich kannte weder den Ort noch den Verein. Wenn man in Deutschland spielt, dann guckt man nicht nach Luxemburg, da bin ich ehrlich. Der Erwin hat mir von Düdelingen erzählt, und ich bin hingefahren und hab's mir erst mal angeschaut. Was hat Sie überzeugt? Hier sind wirklich professionelle Bedingungen. Dino (Toppmöller, Trainer von Düdelingen Anm. d. Red.) und sein Team haben das wirklich gut hinbekommen. Man merkt, dass er früher Profi war. Er macht das sehr, sehr gut. Wie hat Dino Toppmöller die Mannschaft vor den Europa-League-Spielen eingestellt? War die Anweisung: Hinten reinstellen und auf den Lucky Punch warten? Nein, überhaupt nicht. Wir wollten immer Fußball spielen, das können wir, das sind wir aus der Liga gewohnt. Klar musst du gegen diese Mannschaften viel verteidigen, weil die einfach eine andere Qualität haben. Aber immer, wenn wir den Ball hatten, haben wir versucht Fußball zu spielen. Das kam auch sehr, sehr gut an. Gennaro Gattuso (Trainer vom AC Mailand, Anm. d. Red.) hat gesagt, wir seien eine Mannschaft, die Fußball spielen will, und nicht einfach nur die Bälle rausbolzt. Wer war der beste Spieler, gegen den Sie in diesen sechs Spielen gespielt haben? Gonzalo Higuaín? Fortounis. Fortounis. Ganz klar, der war der Beste. Der hat richtig Gas gegeben. Bei Betis haben Andrés Guardado und William Carvalho auch gut gespielt, aber was Konstantinos Fortounis gegen uns gemacht hat, war schon extrem. Was hat sich in den vergangenen drei Monaten verändert? Luxemburg ist nicht wirklich fußballbegeistert, aber durch unseren Erfolg ist auf jeden Fall ein Aufwind entstanden, und hoffentlich hält das an. Die Nationalmannschaft macht es dieses Jahr auch ganz ordentlich. Und wir sind auf jeden Fall als Team zusammengewachsen. Wir hatten in vier Monaten 31 Spiele. Für die großen englischen und deutschen Vereine ist diese Belastung etwas Normales, aber für uns war das ziemlich schwierig. Normalerweise trainiert die Mannschaft nur einmal am Tag, abends, da viele Spieler tagsüber normalen Berufen nachgehen. Wie war es möglich, dieses Pensum überhaupt zu bewältigen. Die Jungs, die arbeiten, haben bis Januar frei bekommen, und wir konnten unter Profi-Bedingungen trainieren - sonst wäre es schwierig geworden. Nach der Winterpause wird das Pensum vermutlich wieder runtergeschraubt. Jetzt haben wir erst mal bis zum 12. Januar frei. Das macht auch Sinn, weil es hier nirgendwo eine Rasenheizung gibt. Düdelingen ist in der Liga Dritter, nicht der Anspruch für einen Verein, der in den letzten 18 Jahren 14 Mal Meister wurde. Wir haben jetzt drei Punkte Rückstand auf den Ersten. Jeunesse Esch hat bisher eine gute Saison gespielt und Fola Esch, mit Jeff Strasser als Trainer, ist auch sehr, sehr gut. Aber ohne Doppelbelastung wird es leichter, den Titel anzugreifen. Wie geht es nach der Saison für Sie weiter? Bleiben Sie in Düdelingen? Mal gucken. Lust habe ich auf jeden Fall. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag, aber wie das halt so ist: Im Fußball weiß man nie, und manchmal geht alles schneller, als man gucken kann. Mit Düdelingen noch mal in Europa zu spielen wäre natürlich toll.
Turbulentes Vierteljahr: Marc-André Kruska, ehemaliger Bundesliga-Profi von Borussia Dortmund, über das dreimonatige Europacup-Abenteuer mit dem luxemburgischen Klub F91 Düdelingen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/f91-duedelingen-wir-koennen-das-echt-packen-1.4254845
"F91 Düdelingen - ""Wir können das echt packen"""
00/12/2018
"Am Wochenende", sagte Kapitän Willi Orban Ende November, "müssen wir wieder zeigen, was wir können." Ralf Rangnick, Trainer von Rasenballsport Leipzig, begann damals ebenfalls einen Satz mit "am Wochenende", an einem Donnerstagabend wohlgemerkt, an dem seine Mannschaft gerade in Salzburg verloren hatte. Ein Weiterkommen in der Europa League war nun nicht mehr aus eigener Kraft möglich. Das schien damals nicht weiter schlimm zu sein, was insofern überraschte, als dass ein Weiterkommen im Fußball normalerweise doch ganz gerne gesehen wird. Kapitän und Trainer sprachen jedoch bereits in Einigkeit lieber über das nächste Bundesligaspiel am Sonntag, Orban sprach sogar noch über den neuen Rasen in der Leipziger Arena, auf den er sich schon sehr freue. Friedlicher, so schien es, hat noch nie ein Verein einen Wettbewerb aufgegeben. 17 Tage später jedoch hat sich der Wind ein wenig gedreht. Mit einem spielerisch erneut sehr mageren 1:1 im Heimspiel gegen Rosenborg Trondheim verabschiedete sich Leipzig aus dem internationalen Geschäft, diesmal nicht nur gefühlt, sondern auch faktisch. Die Bundesliga schien am vergangenen Donnerstagabend erst mal nicht allzu bedeutend zu sein, zumindest sprachen sie längst nicht so ausführlich darüber, geschweige denn über das Geläuf im Stadion. Immerhin waren Kapitän und Trainer sich erneut einig. Orban sagte: "Die Enttäuschung ist riesig." Rangnick sagte: "Die Enttäuschung ist riesig." So taktisch und abgesprochen die geballte "Dann halt keine Europa League dieses Jahr"-Haltung noch in Salzburg gewirkt hatte, so ehrlich klang die Frustration nun. Allein, sie kam zu spät. Man könnte es deutlich formulieren: Erst nach dem Ausscheiden wirkten die Leipziger zum ersten Mal in dieser Gruppenphase wirklich interessiert an der Europa League. Timo Werner etwa soll nach 90 Minuten ohne Einsatz in der Pressezone den Journalisten zugerufen haben: "Das ist kein Wunder, wenn man die halbe Mannschaft austauscht." Sowohl Rangnick als auch Werner bestritten die Aussage zwar am Freitag, der Stürmer sagte, er habe aus Ärger "vor sich hingebruddelt". So charmant das im Dialekt klingen mag, Werners Gebruddel (hochdeutsch: leises vor sich hin Schimpfen) ist Teil einer Debatte, die Leipzig seit einiger Zeit begleitet und in der die Spekulationen des Ralf Rangnick eine wesentliche Rolle spielen. Leipzig hätte sich ein Vorbild an Frankfurt nehmen können Der 60-Jährige gab nach dem Spiel offen zu, dass man vermutlich in der nächsten Runde stünde, hätte er jedes Mal die beste verfügbare Mannschaft aufgestellt. "Aber ich bin hundertprozentig sicher, dass wir in der Liga dann keine 25 Punkte hätten, sondern 15 oder 16", sagte Rangnick weiter. Dass er sich über das Ergebnis gegen Trondheim ärgerte, war dem Sportdirektor und Trainer in Personalunion anzuhören, und doch: Die Aussage passt in das offen kommunizierte Desinteresse der Leipziger an einem europäischen Wettbewerb, der nicht Champions League heißt und in dem sie nicht einmal im Stande waren, gegen die zuvor punktlosen Norweger die nötigen drei Punkte zu holen, die dank des gleichzeitigen Sieges von Salzburg gegen Celtic Glasgow gereicht hätten. Die Fragen, die daher nach dem Spiel durch die Medien geisterten: Wenn die Europa League so unerwünscht ist, warum quälte sich Leipzig dann im Sommer während der Vorbereitung durch die Qualifikationsduelle in Craiova (Rumänien) und Luhansk (Ukraine)? Und waren denn nicht einmal Spiele vor dem vielgelobten Publikum in Glasgow oder das sogenannte Dosico gegen Salzburg Grund genug, um den doch recht fleißig mitreisenden Fans mehr zu bieten als eine B-Elf und ein paar arrogant anmutende Aussagen über den Wettbewerb, in dem andere Vereine wie Eintracht Frankfurt vormachen, wie reizvoll er sein kann? Die entscheidende Frage jedoch wird sich Ralf Rangnick möglicherweise schon in der Winterpause stellen lassen müssen. Wenn der internationale Wettbewerb nämlich schon mehr oder weniger freiwillig aus den Händen gegeben wird, um in der Liga Punkte zu sammeln, sollte das dann besser auch geschehen. Gegen Trondheim war Leipzigs Vortrag vor allem in der ersten Halbzeit spielerisch sehr mager. Wie viel Schaden der Auftritt hinterlassen hat, wird sich in der abschließenden englischen Woche zeigen, in der Leipzig auf Mainz (Sonntag, 15:30 Uhr), den FC Bayern und Werder Bremen trifft. Alles andere als ein einfaches Restprogramm, aber immerhin eines, das Aufschluss darüber geben wird, ob sich Rangnicks riskante Taktik gelohnt hat, den Fokus so deutlich auf die Liga zu setzen.
Viel zu lange hat Ralf Rangnick die unbefriedigenden Ergebnisse in der ungeliebten Europa League klein geredet. Die englische Woche dürfte zeigen, ob der Fokus auf die Bundesliga der richtige Kurs war.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/leipzig-mainz-15-30-uhr-spekulatives-gebruddel-1.4254842
Leipzig - Mainz (15.30 Uhr) - Spekulatives Gebruddel
00/12/2018
Ans Ende der vielen Nachrichten über die SG Eintracht Frankfurt seit Donnerstagabend reihte sich dann noch eine ausnehmend positive. Daher soll dieser Text mit den guten Nachrichten beginnen, bevor schlechtere folgen. Der Fußball-Bundesligist meldete am Samstagmittag alle Heimspiele bis zum Halbfinale der Europa League ausverkauft. Und das, obwohl noch gar nicht klar ist, ob die Eintracht überhaupt so weit kommt im zweitwichtigsten europäischen Pokalwettbewerb. Schließlich wird ja am Montag erst die Zwischenrunde ausgelost, die Fans sicherten sich sogenannte "Blind-Date-Pässe". Bis zum Halbfinale müsste Frankfurt noch drei Teams aus dem Wettbewerb schießen, um seinen Anhängern alle Blind Dates zu ermöglichen. Das scheint in dieser Saison aber durchaus möglich zu sein. Es ist eine ganz eigene Euphorie um den Klub und seinen Dreizack im Angriff entstanden: Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic sorgen für die Tore. Am Donnerstag beim 2:1 (0:0) bei Lazio Rom gesellte sich dann auch noch ein vierter gefährlicher Offensivspieler dazu: Mijat Gacinovic - ein Traumtor und eine Vorlage für Haller steuerte der serbische Spielmacher bei. Auch ihm merkt man an, dass er sich unter dem neuen Trainer Adolf Hütter noch einmal weiterentwickeln konnte. So war die erste wichtige Nachricht eine sportliche: Eintracht Frankfurt hat einen deutschen Rekord in der Europa League aufgestellt. Als erstes Bundesliga-Team beendeten die Hessen die Gruppenphase ohne Punktverlust. Sie sind daher am Montag gesetzt bei der Auslosung und gehen so in der Zwischenrunde Gegnern wie dem FC Sevilla aus dem Weg. Die nächste, nicht ganz so gute Nachricht: Am Sonntag geht es nach zwei Niederlagen in der Bundesliga gegen Bayer 04 Leverkusen, das mit heftigem Rückenwind aus der Europa League anreist: 5:1 gewann die Werkself bei AEK Larnaka auf Zypern. Abgesehen davon waren da aber noch schlechtere Neuigkeiten aus Frankfurter Sicht zu vernehmen. Schließlich ist seit Donnerstag gar nicht mehr klar, ob die Anhänger ihre Blind Dates überhaupt alle wahrnehmen dürfen. Denn eine kleine Gruppe unter den 9000 mitgereisten Frankfurter Fans sorgte für üble Krawalle in Italiens Hauptstadt. Nach Angaben der römischen Polizei wurden "um die 15 Personen" festgenommen, eine wurde am Freitag bereits zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Schon vor der Partie war es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen, dabei flogen Rauchbomben und Knallkörper. Auch während des Spiels zündeten Frankfurter Fans Pyrotechnik, die Polizei marschierte im Innenraum auf. Ein Eintracht-Anhänger wurde beim Versuch des Platzsturms festgenommen. Und so drohen dem Verein und seinen Anhängern nun sogenannte Geisterspiele, also Heimspiele vor leeren Rängen. "Eine kleine Gruppe hat das Spiel missbraucht, um ihre private Auseinandersetzung mit Lazio Rom zu führen", sagte Vorstandsmitglied Axel Hellmann: "Diese kleine Gruppe nimmt alle anderen Fans in Sippenhaft, was die Wahrnehmung und Stimmung betrifft. Das schadet Eintracht Frankfurt. Das betrübt mich sehr, das macht mich traurig. Wir haben kein gutes Bild abgegeben." Defensiv-Stratege Hasebe droht länger auszufallen Die Frankfurter standen ja schon vor der Partie in Rom als Gruppensieger fest. Und so stellte sich dem Trainer Hütter bereits da die Frage: rotieren oder nicht rotieren? Er entschied sich für eine softe Variante der Startelfveränderung, die wichtigsten Spieler - unter anderem Makoto Hasebe als Chef der Abwehr-Dreierkette, Flügelläufer Danny da Costa und Haller als Sturmspitze - blieben drin, Rebic durfte sich dagegen ausruhen. Im Falle Hasebes war die softe Rotation jedoch keine gute Entscheidung, er blieb nach einer halben Stunde im Zweikampf mit Roms Stürmer Joaquin Correa plötzlich stehen, fasste sich an den Oberschenkel und humpelte vom Platz. "Es ärgert mich natürlich wahnsinnig, dass er ausfällt", sagt Hütter. Wie lange, ist noch unklar: "Es ist schwierig abzusehen, ob er dieses Jahr noch spielen kann." Gegen Leverkusen reicht es nicht, fürs Derby in Mainz und die Abschlusspartie gegen den FC Bayern wird es also knapp. Der 34-jährige Hasebe ist bisher der herausragende Frankfurter Spieler. Der Japaner gab der Eintracht-Abwehr nicht nur die nötige Ordnung, er organisiert auch den Angriff von hinten heraus. Wie sehr er der Eintracht bei den drei durchaus anspruchsvollen Aufgaben fehlen wird, offenbarte das 1:0 der Römer am Donnerstag: Im flinken Gegenstoß fehlte der neu formierten Dreierkette - dem in die Mitte gerückten Simon Falette, Marco Russ und Evan N'Dicka - ohne den erfahrenen Dirigenten die Stabilität. Correa zog Falette am Ende davon und traf. Hasebes Ausfall ist daher wohl die schlechteste Nachricht der ereignisreichen vergangenen Frankfurter Tage. Die Hessen hoffen, dass es die letzte schlechte bleibt.
Frankfurt gibt sich nach seinem Rekordtrip durch Europa forsch. Aber das Gebaren einiger Eintracht-Hooligans könnte den Klub noch teuer zu stehen kommen. Und Hasebes Verletzung schmerzt sportlich.
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Frankfurt - Leverkusen (18 Uhr) - Blind Dates mit Dreizack
00/12/2018
Erst verletzt, dann krank, dann außen vor - und nun der Held für einen Samstag: Nach einer persönlichen Leidenszeit feierte Fortuna Düsseldorfs Abwehrchef Kaan Ayhan am Samstag ein eindrucksvolles Comeback. Zum ersten Mal seit sechs Wochen kam der 24-Jährige bei Fortuna Düsseldorf zum Einsatz - und prompt erzielte er beim wichtigen 2:0 (0:0) gegen den SC Freiburg beide Tore (55./79.). "Im einen Spiel ist man der Buhmann, im nächsten der Matchwinner. So schnell geht es im Fußball", sagte der türkische Nationalspieler und ergänzte schmunzelnd: "Um als Verteidiger einen Doppelpack machen, muss schon viel zusammenkommen. Ich zocke relativ oft Fifa. Da stelle ich mich immer in den Sturm. Vielleicht bringt das was." Ein schöner Tag sei es schon gewesen, als er von seiner Rückkehr in die Startelf erfahren habe. "Aber so habe ich mir das nicht einmal erträumt", sagte der frühere Schalker: "Ich wollte über einfachen Fußball meinen Job erledigen. Dass am Ende Doppelpack Ayhan auf der Anzeigetafel steht, tut aber gut für die Seele." Denn nach drei Niederlagen mit 1:13 Toren war Ayhan von Trainer Friedhelm Funkel als zwischenzeitlicher Schwachpunkt ausgemacht und ausgerechnet an seinem 24. Geburtstag gegen Hertha BSC auf die Bank gesetzt worden. Nachdem sein Team 4:1 gewonnen hatte, fiel Ayhan aus und saß nach der Genesung weiter auf der Bank. Am Samstag sah Funkel die Bedenkzeit für beendet an. Sein erstes Bundesliga-Tor erzielte er ebenfalls gegen Freiburg Er habe Ayhan zurück ins Team beordert, "weil er der bessere Fußballer ist" als Stellvertreter Robin Bormuth, sagte Funkel. Ayhan meinte, es seien zuletzt "eben komische Umstände gewesen. Zunächst war es abgesprochen, dass ich für ein Spiel eine Pause bekomme. Dann war ich verletzt, dann wurde ich krank, dann sagte der Trainer, die Innenverteidigung habe es gut gemacht." Dafür habe er Verständnis gehabt: "Ich habe nicht das Recht zu sagen, ich sehe es anders. Heute hat sich der Trainer für mich entschieden und wurde belohnt. Ich kann aber nicht versprechen, dass ich jetzt immer einen Doppelpack mache." Für Ayhan war es im 43. Bundesliga-Spiel der zweite und dritte Treffer. Den ersten hatte er 2014 für den FC Schalke 04 ebenfalls gegen Freiburg erzielt. Auch das kommentierte Ayhan ironisch und sagte: "Ich habe ja schon so ein bisschen die Befürchtung, dass ich immer nur noch gegen Freiburg treffe." Durch den dritten Saisonsieg verbesserte sich die Fortuna, bei der am Montag der neue Sportdirektor Lutz Pfannenstiel seinen Dienst antritt, mit zwölf Punkten auf Rang 16. Die Freiburger verpassten mit 17 Punkten die große Chance, sich merklich von den Abstiegsplätzen abzusetzen. Christian Streich (seit 2011 im Amt) verlor damit das Duell des dienstältesten Trainers der Liga gegen den ältesten Funkel, 65. Und übte dann bemerkenswerte Selbstkritik. "Die Mannschaft war schwach. Und ich war es wohl auch. Sonst spielt eine Mannschaft nicht so", sagte der 53-Jährige: "Ich weiß nicht, warum wir so unsicher waren. Es hat vor der Pause angefangen und danach nicht aufgehört mit den Missverständnissen."
Der Defensivspieler Kaan Ayhan erlebte bei der Fortuna unangenehme Zeiten und landete zuletzt sogar auf der Ersatzbank. Doch gegen Freiburg erzielt der ehemalige Schalker beide Tore.
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Düsseldorf gewinnt 2:0 - Jubel über den Buhmann
00/12/2018
Der Sieg des VfB Stuttgart gerät nach der Partie schnell in den Hintergrund. Nach der Partie ist der Vater des Stuttgarter Kapitäns Christian Gentner im Stadion verstorben. Der VfB Stuttgart hatte sein zweites Heimspiel nacheinander gewonnen, doch der Sieg geriet am Samstagnachmittag im Stadion schnell in den Hintergrund. Schon kurz nach dem Spielende machte eine bedrückende Nachricht die Runde. Eine Person sei auf der Tribüne zusammengebrochen, hieß es. Etwas später konkretisierte sich die Meldung: Die Person war der Vater von Mittelfeldspieler Christian Gentner. Der VfB-Kapitän, der direkt nach Spielende noch ein TV-Interview gegeben hatte, eilte wenig später aus dem Kabinentrakt. Zuschauer und Medienvertreter wurden gebeten, das Stadion schnellstmöglich zu verlassen. Im Laufe des Abends bestätigte der Verein dann, dass Herbert Gentner "unmittelbar nach dem Heimspiel gegen Hertha BSC im Stadion verstorben" ist. Die Stuttgarter Spieler und Verantwortlichen blieben aufgrund des Trauerfalls geschlossen in der Kabine. "Der VfB Stuttgart ist in diesen schweren Stunden mit seinen Gedanken ganz bei der Familie Gentner", heißt es in der Mitteilung des Klubs weiter. Das 2:1 des VfB gegen die Hertha dank zweier Tore von Stürmer Mario Gomez (64. Minute/76.), der nach zähen Wochen wieder traf, wurde dadurch schnell nebensächlich, so wichtig es sportlich auch war. Nur der Trainer Markus Weinzierl absolvierte pflichtbewusst die obligatorische Presserunde, doch auch in seinem Gesicht war zu erkennen, dass der Erfolg seiner Mannschaft längst zur Nebensache geworden war. Routiniert spulte er sein Pflichtprogramm ab: Für ihn war dieser Sieg "keine Selbstverständlichkeit", die Reaktion seiner Mannschaft in der zweiten Hälfte könne man "gar nicht hoch genug bewerten". Nach einem kurzen Händedruck verabschiedet sich Weinzierl Auch wegen der Tore von Mario Gomez: Sieben Spiele nacheinander hatte er nicht mehr getroffen. Es war also nicht verwunderlich, dass der zweite Stuttgarter Heimsieg in Serie eng mit seiner Person verbunden war. "Ich habe immer an ihn geglaubt", sagte Weinzierl. Denn letztendlich sei auch Gomez der Leidtragende der zuletzt harmlosen Stuttgarter Offensive gewesen: "Wenn wir die Zahl der Chancen hochschrauben, dann trifft einer mit seinen Qualitäten auch. Das war mir immer klar." Und tatsächlich traf Gomez dann in typischer Gomez-Manier: nach einer Flanke des eingewechselten Anastasios Donis setzte er sich gegen zwei Gegenspieler im Berliner Strafraum durch und traf zum Ausgleich. Seinen zweiten Treffer leitete Gomez selbst mit einem Pass auf Gentner ein, der dann präzise auf den Kopf des Mittelstürmers flankte. "In der zweiten Hälfte hatten wir mehr Mumm, mehr Mut", sagte Weinzierl. Das sah auch Hertha-Trainer Pal Dardai so: Die Stuttgarter seien in der zweiten Hälfte dann "sehr bissig" gewesen, und der "Mario macht mit seiner Klasse zwei schöne Tore und damit gewinnt Stuttgart verdient". Weinzierl sprach dann auch noch von den kommenden Herausforderungen, von der Notwendigkeit, sich eine gute Ausgangssituation im Kampf um den Klassenerhalt zu verschaffen. Dann ein kleiner Händedruck mit Dardai, Weinzierl musste los. An diesem Abend wurde das Spiel vom Leben überschattet.
Der Sieg des VfB Stuttgart gerät nach der Partie schnell in den Hintergrund. Nach der Partie ist der Vater des Stuttgarter Kapitäns Christian Gentner im Stadion verstorben.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/vfb-gewinnt-2-1-bedrueckende-nachricht-1.4254839
VfB gewinnt 2:1 - Bedrückende Nachricht
00/12/2018
Florian Neuhaus gab ehrlich zu: "Das Ergebnis ist das Beste an diesem Spiel heute, wir haben nicht gut gespielt", sagte der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach nach dem 0:0 bei der TSG Hoffenheim. Auch sein Trainer Dieter Hecking sprach von einem "sehr, sehr glücklichen Punkt", mit dem seine Mannschaft den zweiten Tabellenplatz verteidigt hatte. In der zweiten Halbzeit war es schließlich eine einseitige Partie: Einbahnstraßenfußball in Richtung Borussen-Tor, die Hoffenheimer hatten besonders zum Ende hin eine Torchance nach der anderen. Aber sie schafften es einfach nicht, den Ball über die Torlinie zu bringen. Hoffenheim spielte wie so häufig stark, betrieb aber wieder einmal Chancenwucher. Gegen Gladbach mussten sie sich schon zum fünften Mal mit einem Remis zufrieden geben. Und das nicht, weil der Gegner so gut verteidigt hätte, sondern weil die Hoffenheimer es wieder nicht geschafft hatten, ihre Überlegenheit in ein positives Ergebnis umzuwandeln. TSG-Trainer Julian Nagelsmann sprach hinterher sogar von der "vielleicht besten Leistung in seiner Amtszeit". Das war womöglich übertrieben. Aber seine Mannschaft spielte drei Tage nach dem Aus in der Champions League und der 1:2-Niederlage bei Manchester City frisch und kreativ. Gladbach hatte der Hoffenheimer Wucht nur in den ersten 45 Minuten etwas entgegenzusetzen. In der zweiten Hälfte schien fast ein Klassenunterschied zu bestehen. Gladbach aber hat nun 30 Punkte, Hoffenheim 23. "Es ist nicht immer nur Pech, der Ball muss halt auch mal rein", sagte Nagelsmann. Am Samstag flog dieser nach Joelintons Heber nur an den Pfosten (61.), oder nach einem Schuss von Belfodil ans Außennetz (88.) und nach einem Kopfball von Ermin Bicakcic Gladbachs Torwart Yann Sommer ans Knie (90.). "Wir haben die heute komplett auseinandergeschraubt, aber das Tor war wie verhext, das Ding wollte einfach nicht rein", haderte Bicakcic. Kramaric sauer über seine Auswechslung Aus ganz eigenen Gründen haderte Andrej Kramaric. Der beste Hoffenheimer Offensivspieler war sauer über seine Auswechslung in der 60. Minute. Schon auf dem Platz schüttelte der Kroate wegen seines vorzeitigen Arbeitsendes den Kopf an. Hinterher sagte er verärgert: "Ich wäre heute mit einem gebrochenen Bein vor dem Tor liegengeblieben und hätte darauf gewartet, ein Tor zu machen." Kramaric hatte in jedem der letzten neun Pflichtspiele für Hoffenheim und die kroatische Nationalmannschaft getroffen. Das, so behauptete er, hätten bisher nur Messi (neunmal) und Ronaldo (zehnmal) geschafft. Die Chance mit diesen Ausnahmekönnern gleichzuziehen, gebe es nur einmal im Leben, meckerte Kramaric: "Ich hätte nie gedacht, dass ich so sauer bin nach so einer großartigen Serie." Das habe er auch dem Trainer gesagt, der, laut Kramaric, von all dem nichts gewusst haben wollte und sich bei ihm nach dem Spie entschuldigt habe. Wie auch immer: Hoffenheim hat es bisher unter Julian Nagelsmann geschafft, an den Rückschlägen zu wachsen. Man darf mit Spannung nun zuschauen, ob die TSG noch einmal einen Kraftakt in Richtung Champions-League-Plätze schafft, bevor der Trainer im Sommer zu RB Leipzig wechselt. Die Gladbacher wollen dagegen mit einem Heimsieg am Dienstag gegen Nürnberg ihre tolle Hinrunde krönen, um dann zum Abschluss der Vorrunde entspannt zum Spitzenspiel bei Borussia Dortmund zu reisen. Doch die Borussia geht geschwächt in diese Partien. In Hoffenheim schieden Lars Stindl und Raffael mit schweren Verletzungen aus: Stindl erneut mit einer Blessur am im Sommer operierten linken Fuß und Raffael mit einer Schulterverletzung. Auch Kramer und Hofmann fehlen weiter. Deswegen freute sich Trainer Hecking wenigstens über die gute Leistung des jungen Louis Beyer in der Innenverteidigung, er hatte erstmals nach langer Zeit wieder in der Profimannschaft gespielt. Hecking lobte: "Ich weiß jetzt, dass ich eine Alternative mehr im Kader habe, der ich vertrauen kann." Viel mehr als das gab es auch nicht zu loben aus Gladbacher Sicht.
Die Hoffenheimer spielen überlegen, schaffen es aber erneut nicht, die Partie für sich zu entscheiden. Trainer Julian Nagelsmann verärgert zudem seinen stärksten Angreifer Andrej Kramaric.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/tsg-hadert-mit-0-0-nicht-fertig-geschraubt-1.4254838
TSG hadert mit 0:0 - Nicht fertig geschraubt
00/12/2018
Es ist kein Zufall, dass die Herbstmeistertitel 1994, 1995 und 2010 nicht im Briefkopf von Borussia Dortmund auftauchen, denn der Herbstmeistertitel, so erklärt es Sportdirektor Michael Zorc: "Das ist ja gar kein Titel." Es war am Samstagabend in Dortmund folglich auch nicht so, dass die Spieler sich nach dem Schlusspfiff gegenseitig mit Bier übergossen hätten oder angesichts der eisigen Kälte wenigstens mit Glühwein, denn auch Dortmunds vierter Herbstmeistertitel wird allenfalls in die Vereinschronik Einlass finden - aber nicht in den Briefkopf. Der mühsame 2:1 (2:1)-Sieg gegen Werder Bremen sorgte immerhin für die bislang früheste Dortmunder Herbstmeisterschaft. Diese neun Punkte vor Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern nach nur 15 Spieltagen sind im Grunde einen halben Titel wert, denn immer, wenn Dortmund Herbstmeister war, wurden sie später auch Meister. Vielleicht auch deshalb sangen die Fans bereits in der ersten Halbzeit: "Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia!" 2002 und 2012, das zur Info, wurde Dortmund sogar Meister, obwohl es damals nach der Hinrunde nur Zweiter war. Dortmund geht ziemlich fahrlässig mit seinen Chancen um Bremens Trainer Florian Kohfeldt war ein kleines bisschen enttäuscht von der Niederlage. "Für ein Auswärtsspiel in Dortmund hatten wir sehr viele Chancen - es war nicht unmöglich, hier etwas mitzunehmen." Damit hatte er einerseits Recht. Andererseits hatte sein Team nach der Pause bloß noch eine Großchance - im Gegensatz zum verschwenderischen BVB. "In der zweiten Halbzeit haben wir kein gutes Spiel mehr gemacht", sagte Dortmunds Marco Reus deshalb harsch, "wir hätten einfach das dritte Tor machen müssen." BVB-Trainer Lucien Favre fand, "dass wir nicht so gut verteidigt haben", aber dass man angesichts von acht Torchancen offensiv zu uneffektiv war, hat er schon auch gesehen. "Wir haben es uns selbst schwergemacht." Von den 14 Spielern, die dem BVB am vergangenen Dienstag in Monaco den Gruppensieg in der Champions League beschert hatten, standen sieben gegen Bremen nicht in der Startelf und drei (Marcel Schmelzer, Marius Wolf, Sergio Gomez) nicht mal im Kader. So etwas wie Dankbarkeit kann sich der Trainer Favre nicht leisten, weil er zwei Dutzend sehr starker Spieler im Kader hat und weil sich sein Team trotz Tabellenführung und dem Erreichen von Champions-League- und DFB-Pokal-Achtelfinale jetzt keine Blöße geben darf. Dazu nahm Favre gegen Bremen acht Änderungen in der Startelf vor und rotierte bislang überzeugende Spieler wie Manuel Akanji, Axel Witsel, Thomas Delaney oder auch Jadon Sancho zurück ins Team. Vor dem Spiel war Nuri Sahin von Borussia Dortmund verabschiedet worden. Sahin, zuvor elf Spielzeiten für den BVB aktiv, spielt seit dem Sommer in Bremen und gastierte nun erstmals als Gegner im Dortmunder Stadion. Die Fans jubelten ihm zu, doch die Zuneigung hatte nur eine kurze Halbwertszeit, denn als die Bremer in den ersten sechs Minuten die ersten beiden Eckbälle vors Tor schlugen, pfiffen die Fans den Gegner Sahin bereits aus. Klaassen verletzt sich, als er ein Tor verhindert, das gar nicht gezählt hätte Die erste gute Chance hatte Dortmund, als Paco Alcácer in der siebten Minute den Torwart Jiri Pavlenka überlupfte und der Ball nur deshalb nicht ins Tor ging, weil Davy Klaassen unter Inkaufnahme eines schmerzhaften Sturzes ins eigene Tornetz den Ball gerade noch an den Pfosten lenkte. Klaassens Pech: Der Treffer hätte eh nicht gezählt, weil Alcácer vorher im Abseits war. Vier Minuten später beklagten Dortmunds Fans, dass Klaassen im eigenen Strafraum Marco Reus zu Fall brachte, doch wurde weder der mögliche Elfmeter gegeben noch konnte Klaassen anschließend weiterspielen. Er wurde in der 18. Minute durch Kevin Möhwald ersetzt. Ein Freistoßtrick brachte Dortmund in der 19. Minute in Führung. Reus und Raphael Guerreiro taten nahe des Strafraumecks so, als hätte es bei der Ausführung ein Missverständnis zwischen ihnen gegeben, und als Guerreiro sich danach ganz langsam wieder dem immer noch ruhenden Ball näherte, flankte er plötzlich sehr schnell ins Zentrum, wo Alcácer die abwartende Haltung der getäuschten Bremer Abwehrspieler nutzte, um ungestört das 1:0 zu köpfen. In der 27. Minute schien Reus mit dem 2:0 (nach Vorlage von Sancho) schon alles klar zu machen, aber mit halber Kraft kann man Bremen in dieser Saison nicht besiegen. Als sich ihm die kleine Chance eröffnete, drosch Kruse den Ball in der 35. Minute aus 18 Metern in den Winkel. Nur noch 2:1 für den BVB: ein Halbzeitergebnis, mit dem die Gäste gut leben konnten. Denn so blieben sie im Spiel. Kurz nach dem Wiederanpfiff hätte Kruse sogar beinahe den Ausgleich erzielt, doch Roman Bürki lenkte den Ball soeben noch um den Pfosten. Das hätte ein Warnschuss für die Dortmunder sein sollen, aber sie verloren ihre Stabilität kurzfristig. Delaney und Witsel wirkten in einer kurzen Spielunterbrechung gestenreich auf ihre Kollegen ein. Mit Erfolg. Die Dortmunder holten sich Spielanteile und Chancen zurück, doch sie vergaben die Gelegenheiten zur frühen Entscheidung: Sancho allein vor Pavlenka (68.), Reus knapp übers Tor (71.), Reus rutscht an einer Mario-Götze-Hereingabe vorbei (86.). In der sechsten Minute der Nachspielzeit traf Götze, stand aber vorher im Abseits. So blieb es beim knappen Vorsprung, für den es laut Reglement auch drei Punkte gibt.
Borussia Dortmund ist nach dem 2:1 gegen Werder Bremen Herbstmeister - in der Klub-Geschichte folgte darauf immer der Gewinn der Meisterschaft. Die Verantwortlichen bleiben aber betont gelassen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/borussia-dortmund-herbstmeister-bundesliga-1.4254837
Borussia Dortmund - Fast ein halber Titel
00/12/2018
Sören Storks ist ein Schiedsrichter mit gutem Gefühl für den Augenblick. Am Samstag war er beim Bundesligaspiel zwischen Hannover 96 und dem FC Bayern im Einsatz. Umsichtig leitete er die einseitige Partie, die sich schnell zu einer bitteren Verlusterfahrung für die Heimmannschaft entwickelte. Der FC Bayern gewann 4:0, er blieb bis zum Schluss dominant und torfreudig, Hannovers Spieler hingegen quälte ihre Aussichtslosigkeit in der Dezemberkälte vor 49 000 Menschen im ausverkauften Heimstadion. Und so kam es ihnen sehr entgegen, dass Storks auf die Nachspielzeit verzichtete und das Leiden der 96er nach exakt 90 Minuten beendete. Matt und niedergespielt blickten sie auf den letzten Tabellenplatz, auf den sie nun zurückgefallen waren. "Wir waren chancenlos", klagte Trainer André Breitenreiter, während sich sein Kollege Niko Kovac beim FC Bayern über "die beste Leistung in dieser Saison" freute. Breitenreiter schien tatsächlich froh zu sein darüber, dass Storks die Begegnung nicht länger als nötig hatte laufen lassen. Vor dem Spiel fiel der erste Blick auf die Abwehrreihe des FC Bayern. Spielte Mats Hummels? Oder würde Kovac ihn wieder draußen lassen und damit den Eindruck verstärken, dass der Weltmeister von 2014 aus Sicht des Trainers nicht mehr ganz auf der Höhe ist? Die Bayern wirkten ohne Personalwechsel zuletzt wieder stabiler, Hummels saß gleichzeitig auf der Bank. Ein Zusammenhang? Kovac verkaufte Hummels' Nichtberücksichtigung als ein Stück Rekordmeister-Realität ("Du musst bei Bayern damit rechnen, dass du auch mal auf der Bank sitzt"). Sofort setzt Bayern ein Zeichen Aber in Hannover ersparte er sich und dem Verteidiger weitere Spekulationen. Hummels stand in der Startelf. Jérôme Boateng, ein weiterer Weltmeister, nahm auf der Bank Platz. Auch die zuletzt eingewechselten Kingsley Coman und Thiago spielten von Anfang an; für Thiago rückte Joshua Kimmich von der Sechser-Position zurück auf seinen Stammplatz am rechten Flügel. André Breitenreiter war während der Woche damit beschäftigt gewesen, seinen Leuten die Angst vor der Aufgabe zu nehmen. Das Bayern-Spiel verkaufte er als eine Art Mutprobe ohne Risiko. Eine Niederlage sei "das Normalste der Welt", sagte er. Ob das wirklich ein kluger Dreh war, einen Heimmisserfolg als erwartbares Ereignis zu beschreiben? Hannovers Spieler vermittelten auf dem Rasen jedenfalls von der ersten Minute an das Gefühl, dass sie gar nicht erst an ihre Chance glaubten. Mit großer Selbstverständlichkeit übernahmen die Bayern die Kontrolle und setzten sofort ein Zeichen. Ein Abpraller fiel Joshua Kimmich vors Schussbein. Der zielte richtig, und schon nach wenig mehr als einer Minute schlug der Ball links unten im Hannoverschen Tor ein. Breitenreiter rügte eine ganze Kette früher Unaufmerksamkeiten in seiner Mannschaft und sagte: "Wenn man schon nach 1:10 Minuten in Rückstand gerät, dann verleiht das dem Gegner Flügel." - "Das erleichtert vieles", bestätigte Kovac. Hannover 96 kam kaum aus der eigenen Hälfte, und der FC Bayern machte das, was man halt so macht als unterforderter Rekordmeister: Kombinierte sich lässig Richtung Strafraum, erarbeitete sich Chancen, legte nach. Nach 29 Minuten schlug der Ball rechts oben im Tor von Hannover 96 ein: David Alaba war der Absender dieses 20-Meter-Dropkicks. "Schönes Tor", urteilte der Schütze selbst.
Bayern-Trainer Niko Kovac lobt nach dem 4:0 gegen Hannover die Spielfreude seiner Elf. Auch Mats Hummels darf nochmal von Anfang an spielen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-hannover-bundesliga-kovac-1.4254835
FC Bayern - „Die beste Leistung in dieser Saison“
00/12/2018
Borussia Dortmund ist vorzeitig Herbstmeister in der Fußball-Bundesliga. Die immer noch ungeschlagene Mannschaft von Trainer Lucien Favre besiegte Werder Bremen mit 2:1 (2:1) und hat bei noch zwei ausstehenden Spielen in diesem Jahr neun Punkte Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach und Bayern München. Für den BVB ist es die vierte Herbstmeisterschaft. In den Spielzeiten 1994/95, 1995/96 und 2010/11 sind die Dortmunder am Ende auch immer deutscher Meister geworden. "Für den Titel kriegt man nichts, ihn zu haben, ist psychologisch aber nicht schlecht", hatte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bereits vor der Begegnung betont. Torjäger Paco Alcácer (20.) und Kapitän Marco Reus (27.) sorgten für eine Zwei-Tore-Führung. Max Kruse (35.) verkürzte für die Gäste noch vor der Pause. Favre veränderte sein Team im Gegensatz zum Champions-League-Sieg in Monaco (2:0) auf gleich acht Positionen. Unter anderem kehrten Reus, Axel Witsel und Jadon Sancho zurück. Bei Bremen stand der Ex-Borusse Nuri Sahin, der vor der Begegnung nachträglich verabschiedet wurde, in der Startelf. Vor 81 365 Zuschauern in Dortmund begannen die Gastgeber stürmisch. Nach einem Lupfer von Paco Alcácer über Torhüter Jiri Pavlenka rettete Davy Klaassen spektakulär auf der eigenen Linie (7.). Allerdings verletzte sich der Niederländer bei dieser Aktion und musste in der 18. Minute ausgewechselt werden. Zwei Minuten später ging der BVB in Führung. Einen Freistoß von Raphael Guerreiro köpfte Paco Alcácer zu seinem elften Saisontor ein. Der Schiedsrichter-Assistent hatte zunächst eine Abseitsposition erkannt, doch Referee Guido Winkmann gab den Treffer nach Rücksprache mit Video-Assistent Robert Hartmann. Die Bremer versteckten sich nicht, boten aber bei Kontern immer wieder große Räume. Reus nutzte dies aus und erzielte nach schönem Zusammenspiel mit Sancho sein zehntes Saisontor. Offensiv blieb Werder aber gefährlich. Nach einer halben Stunde lautete das Eckenverhältnis 5:0 für Bremen. BVB-Schlussmann Roman Bürki parierte gegen Kevin Möhwald noch stark (32.), war gegen Kruses sehenswerten Schuss aus knapp 20 Metern aber machtlos. Bremen traf damit auch im 15. Saisonspiel. Auf der anderen Seite verhinderte Pavlenka gegen Reus (40.) und Witsel (41.) einen weiteren Gegentreffer. Nach dem Wechsel entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Nach einer verunglückten Kopfballabwehr von Abdou Diallo verhinderte Bürki gegen Kruse den Ausgleich (47.). Im Gegenzug scheiterte Reus an Pavlenka. Dortmund war in der Folge etwas zielstrebiger. Sancho vergab aber frei vor Pavlenka die Entscheidung (68.).
Die Dortmunder gewinnen durch Treffer von Paco Alcácer und Marco Reus 2:1 gegen Werder Bremen. Dabei hätte der Sieg noch höher ausfallen können.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/dortmund-bremen-bundesliga-herbstmeister-1.4254953
Bundesliga - Dortmund ist Herbstmeister
00/12/2018
Stuttgart dreht das Spiel Angeführt von Mario Gomez hat der VfB Stuttgart einen wichtigen Erfolg im Kampf gegen den Abstieg aus der Fußball-Bundesliga geholt. Die Stuttgarter drehten die Partie gegen Hertha BSC und setzten sich mit 2:1 (0:1) durch. Die Berliner verpassten den dritten Sieg in Folge. Ex-Nationalstürmer Gomez war mit seinen ersten Toren seit über zwei Monaten (64. und 76.) für den VfB erfolgreich. Tor-Debütant Maximilian Mittelstädt (38.) traf für die Berliner. Düsseldorf ist nicht mehr Letzter Fortuna Düsseldorf hat dank Kaan Ayhan den dringend benötigten Befreiungsschlag gelandet und den dritten Saisonsieg gefeiert. Der Aufsteiger erkämpfte sich ein 2:0 (0:0) gegen den SC Freiburg und verließ mit nun zwölf Punkten den letzten Platz. Abwehrchef Ayhan (55., 79.) schoss die Fortuna zum insgesamt verdienten Erfolg und belohnte Düsseldorf für eine vor allem im zweiten Durchgang ordentliche Leistung. Freiburg dagegen enttäuschte und kassierte seine vierte Auswärtsniederlage. Gladbach torlos bei Hoffenheim Borussia Mönchengladbach hat wichtige Punkte liegen gelassen. Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking kam bei der TSG Hoffenheim nur zu einem 0:0 - rettete damit aber immerhin den Status als BVB-Jäger Nummer eins. Aufgrund der besseren Torbilanz belegen die Gladbacher mit 30 Punkten vor dem FC Bayern weiterhin den zweiten Platz. Schalke schwächelt weiter Vizemeister Schalke 04 kommt in der Fußball-Bundesliga einfach nicht in Tritt. Die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco kam nach einer abermals ernüchternden Darbietung beim FC Augsburg nicht über ein enttäuschendes 1:1 (0:1) hinaus und muss sich zunehmend mit dem Wort Abstiegskampf auseinandersetzen. Immerhin gelang es den Schalkern, den jetzt seit sechs Ligaspielen sieglosen FCA auf Distanz zu halten. 15 Punkte nach ebenso vielen Begegnungen bleiben allerdings eine schwache Bilanz. Michael Gregoritsch (13.) brachte die Augsburger nach einem Fehler von Schalke-Kapitän Ralf Fährmann in Führung. Daniel Caligiuri (53.) gelang der schmeichelhafte Ausgleich für S04.
Der Angreifer schießt beim Stuttgarter 2:1 gegen Hertha beide Tore - nach sieben Bundesligaspielen ohne Treffer. Düsseldorf gewinnt gegen Freiburg, Gladbach spielt 0:0 bei Hoffenheim, Schalke schwächelt weiter.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-gomez-gelingt-ein-doppelpack-1.4254890
Bundesliga: Gomez gelingt ein Doppelpack
00/12/2018
Spätestens in der 62. Minute wirkte Hannover 96 endgültig wie ein Mensch, der sich die Decke über den Kopf zieht und nur noch hofft, dass das alles irgendwie irgendwann vorbeigeht. Der FC Bayern München hatte zu diesem Zeitpunkt 24 Torschüsse auf das Tor von Michael Esser abgegeben, das ist ungefähr ein Schuss alle drei Minuten. Und die Torchancen, die Bayern ohne Torschuss verdaddelt hatte, die waren da noch gar nicht mitgezählt. In der 62. Minute jedenfalls rettete Joshua Kimmich einen Ball kurz vor der Torauslinie - die Abwehr von Hannover rechnete mit einem Eckball oder dachte bei minus einem Grad an eine Kuscheldecke, jedenfalls holte sich Kimmich den Ball noch, flankte und Robert Lewandowski köpfte das 4:0. Sein Gegenspieler Waldemar Anton blieb einfach stehen. Das Gute daran, zumindest für Hannover: Es fiel kein Tor mehr, bis es nach 92 Minuten dann wirklich vorbei war. Der FC Bayern darf sich derweil - nach dem 3:0 gegen Nürnberg - über den zweiten deutlichen Bundesliga-Sieg nacheinander und über das schnellste, direkteste, souveränste und beste Ligaspiel seit der Niederlage gegen Dortmund freuen. Das lag zum einen am Gegner, der wie Nürnberg in der Vorwoche je nach Szene kleinere oder größere Zweifel an seiner Erstligatauglichkeit erahnen ließ, aber auch an der Aufstellung von Trainer Niko Kovac. Kingsley Coman rückte für den in Hannover geschonten Franck Ribéry (stand gar nicht im Kader) in die erste Elf, Thiago spielte wieder im Zentrum, Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger - und Mats Hummels durfte auch wieder ran. Dabei sagte Hasan Salihamidzic noch vor diesem Spiel, in dem Kovac zum ersten Mal seit langem wieder rotierte, dass er das Wort "Rotation" nicht mehr hören wolle. Vor jedem Spiel führt der Sender Sky ein Interview mit einem Bayern-Verantwortlichen, und weil der Sportdirektor ja laut Führungsetage mehr sogenanntes Profil gewinnen soll, spricht nun eben öfter Hasan Salihamidzic. Die Sky-Moderatorin Esther Sedlaczek sprach ihn also darauf an, dass die Spieler Thiago, Coman und Hummels gegen Hannover wieder in die Startelf rotierten, nachdem der Trainer die Rotation eigentlich für beendet erklärt hatte. "Das hat mit Rotation nichts zu tun", sagte Salihamidzic. "Das hat mit der Belastung zu tun." Das zeitweilige Wechsel-Ende hatte ja dafür gesorgt, dass vor allem Hummels dauerhaft auf der Bank saß. Das fiel so sehr auf, dass Sedlaczek Salihamidzic ebenfalls fragte, ob er ausschließen könne, dass der Nationalspieler in der Winterpause den Verein verlasse. Salihamidzic sagte: "Im Moment, ja." Und damit zu diesem Spiel, das auch dank der Wechsel oder der Rotation - je nachdem wie man es nun nennen will - schon nach 62 Sekunden entschieden war. Einwurf David Alaba Richtung Torauslinie, Thomas Müller rettete den Ball mit einer Rückwärtsvorlage vor dem Aus, der Hannoveraner Felipe versuchte, den Ball zu klären, köpfte aber genau vor die Nase von Joshua Kimmich. Der spielte aufgrund der Rückkehr von Thiago auf die Sechserposition wieder den offensivsten Rechtsverteidiger der Welt und versenkte die Vorlage volley per Rechtsschuss im langen Eck. "Sicherlich war die frühe Führung Glück für uns, aber insgesamt haben wir es sehr gut gemacht. Für diese Spielfreude hat meine Mannschaft ein ganz großes Lob verdient. Vielleicht war es mit die beste Leistung in dieser Saison", sagte Kovac nach dem Spiel. Neben der zusätzlichen Offensiv-Power durch Kimmich beschleunigte sich das Spiel vor allem durch die Hereinnahme von Kingsley Coman. Serge Gnabry auf rechts und Coman auf links waren die beiden Trägerraketen der Bayern. Hannover hatte massive Probleme, dieses bajuwarische Jetpack in den Griff zu bekommen. Im Mittelfeld konnte der wiedergenese Thiago weitgehend unbehelligt von Gegenspielern das Spiel aufziehen und Kimmich powerte die Außenlinie auf und ab. Auf der linken Seite harmonierte Coman sehr gut mit David Alaba und so entstanden Angriffe wie in der zehnten Minute, als Robert Lewandowski eine Coman-Flanke mit der Hacke knapp über die Latte bugsierte. Oder zehn Minuten später, als Thomas Müller aus 14 Metern frei über das Tor schoss. Bayern stürmte mit der Wucht eines Winterorkans auf das Tor von Hannover-Torwart Esser, irgendwann bekam es eine komische Note, dass die Münchner nur 1:0 führten. In der 27. Minute scheiterte Leon Goretzka noch mit einem Distanzschuss an Esser, eine Minute später spielten Gnabry und Robert Lewandowski die Abwehr auseinander, weil Gnabry den letzten Ball nicht genau genug spielte, verpuffte der Angriff. Wieder eine Minute später musste Esser einen guten Kopfball von Lewandowski entschärfen, und "erst" in der 29. Minute schlug es dann zum zweiten Mal ein. Eine Kimmich-Ecke köpfte Hendrik Weydandt zu kurz raus, und von der Strafraumgrenze feuerte Alaba den Ball mit der Wucht eines frühzeitigen Silvesterknallers ins Netz. Esser hatte keine Chance. "Der is schö reigangen", wienerte Alaba direkt nach dem Spiel. Kurz vor der 45. Minute eroberte Gnabry dann noch einen missglückten Querpass vor Hannovers Abwehr. Er legte zu Lewandowski, der den Ball nur zu Müller weitspielen musste, dann hätte der einschieben können. Stattdessen verlor sich der Angreifer in einem Dribbling und vergab die Chance. Zur Halbzeit hatte Bayern 75 Prozent Ballbesitz und 17:2-Torschüsse, die drei Zahlen fassten das Spiel bis dahin ganz gut zusammen. Das Team von Niko Kovac hätte viel höher führen müssen. Den kleinen Makel korrigierte dann Gnabry in der 53. Minute. Nach einem Außenristpass von Thiago auf Kimmich, ließ sich der Torschütze clever an die Strafraumgrenze zurückfallen. Kimmich sah das, spielte zum Nationalspieler zurück, und der dribbelte mit Anlauf, blieb noch kurz an Kevin Wimmer hängen, schoss aber trotzdem zum 3:0 ein. Man urteilt nicht zu hart, wenn man Hannovers Abwehr in dieser Szene eine gewisse Passivität attestiert. Kurz darauf verpasste Thomas Müller per Kopf (57.) und per Fuß (59.) das 4:0, ehe es Lewandwoski dann in der 62. Minute (per Kopf) erzielte. Am kommenden Mittwoch spielt der FC Bayern dann in der heimischen Arena gegen RB Leipzig. Leipzig zeichnet sich dadurch aus, dass das Team gerade noch die beste Abwehr der Liga stellt. Wenn die Münchner dann den dritten Kantersieg in Serie holen, dann sind sie wirklich durch die Krise durch.
Der FC Bayern fegt mit 4:0 über Hannover 96 hinweg. Trainer Niko Kovac ändert seine Startelf auf drei Positionen und vor allem Rückkehrer Kingsley Coman beschleunigt das Spiel der Münchner entscheidend.
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FC Bayern düpiert Hannover 96
00/12/2018
Skispringen, Engelberg: Der deutsche Skispringer Karl Geiger hat seinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Der 25 Jahre alte Oberstdorfer setzte sich am Samstag in Engelberg mit Sprüngen auf 135 und 141 Meter gegen die komplette Konkurrenz durch und siegte somit im vorletzten Wettkampf vor der Vierschanzentournee. Geiger hatte zuvor erst einmal in seiner Karriere ein Einzel-Podest geschafft, das war vor knapp drei Jahren. Zweiter wurde der Pole Piotr Zyla, auf Rang drei landete Daniel Huber aus Österreich. Stephan Leyhe wurde als zweitbester Deutscher Sechster. Biathlon, Hochfilzen: Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer hat beim Weltcup in Hochfilzen seinen ersten Podestplatz des Winters geholt. Der 31-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld, der vom fünften Rang ins Rennen gegangen war, musste sich am Samstag in der Verfolgung über 12,5 km nach einer Strafrunde nur dem überragenden Martin Fourcade (Frankreich/0) geschlagen geben. 13,7 Sekunden fehlten Peiffer zu seinem neunten Weltcupsieg. Dritter wurde der Norweger Vetle Sjaastad Christiansen (0/+16,1). Am Sonntag bilden die beiden Staffeln (ab 11.15 Uhr/ZDF und Eurosport) den Abschluss der Wettkämpfe in Hochfilzen. Schon am Donnerstag geht es für die Biathleten weiter, dann macht der Weltcup in Nove Mesto (bis 23. Dezember) Station. Biathlon, Hochfilzen: Biathletin Franziska Hildebrand hat beim Weltcup in Hochfilzen in der Verfolgung als beste Deutsche den neunten Platz belegt. Die 31-Jährige leistete sich am Samstag in Österreich einen Schießfehler und landete nach zehn Kilometern 25,4 Sekunden hinter der siegreichen Finnin Kaisa Mäkäräinen (3 Fehler). Den zweiten Platz sicherte sich Paulina Fialkova (2) aus der Slowakei vor der Italienerin Dorothea Wierer (4). Zweitbeste Deutsche wurde Vanessa Hinz (4) als 21. mit einem Rückstand von 1:34,9 Minuten. Zum Abschluss steht für die Frauen in Hochfilzen am Sonntag (11.15 Uhr/ZDF und Eurosport) das erste Staffelrennen des Winters auf dem Programm. Dabei fehlen wird weiterhin die im Weltcup pausierende zweimalige Olympiasiegerin Laura Dahlmeier. Basketball, BBL: Der US-Amerikaner John Bryant, zweimal wertvollster Spieler (MVP) der Basketball Bundesliga (BBL), hat seinen deutschen Pass. Der Kapitän der Giessen 46ers nahm seine Urkunde bereits am Freitag im Büro von Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz entgegen. Damit belastet der 31-Jährige, der seit 2010 in Deutschland sein Geld verdient, bei seinem Klub nicht mehr das Ausländerkontingent. "Ich bin sehr glücklich, die doppelte Staatsangehörigkeit erhalten zu haben. Ich habe Deutschland - neben den USA - immer als mein Heimatland angesehen. Nun bin ich ein Gießener und sehr stolz darauf", sagte "Big" John Bryant, 2012 und 2013 MVP im Trikot von ratiopharm Ulm sowie 2014 deutscher Meister mit Bayern München: "Ein toller Tag für meine Familie und mich, den ich nicht so schnell vergessen werde." Gießens Trainer Ingo Freyer kann nun in der BBL auf alle Spieler zurückgreifen. Vor Bryants Einbürgerung standen sieben US-Amerikaner im Aufgebot, die Ligastatuten erlauben im Spielberichtsbogen maximal sechs ausländische Profis. Olympia: Das US-amerikanische Olympiakomitee USOC hat Salt Lake City als möglichen Kandidaten für eine Bewerbung um die Winterspiele 2030 ausgewählt. Dies gab das USOC am Freitag (Ortszeit) nach einem Meeting in San Francisco bekannt. Noch ist unklar, wann es zur offiziellen Kandidatur kommt. Salt Lake City, Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah, war bereits Gastgeber der Olympischen Spiele 2002 und setzte sich nun gegen den Konkurrenten Denver/Colorado durch. "Diese Entscheidung ermöglicht es dem USOC und Salt Lake City, den Dialog mit dem Internationalen Olympischen Komitee voranzutreiben", hieß es in einer USOC-Mitteilung. Dadurch, dass die Sportstätten von 2002 noch nutzbar sind, könnten die Spiele in Salt Lake City weniger kostspielig werden als die der vergangenen Jahre. Dies war einer der Vorteile gegenüber Denver. Zuletzt hatte die kanadische Stadt Calgary ihre Bewerbung um die Winterspiele 2026 wegen der zu erwartenden hohen finanziellen Belastungen für die Bürger zurückgezogen. Nur noch Mailand/Cortina d'Ampezzo und Stockholm sind im Rennen. 2022 findet das Großevent in Peking statt.
Der deutsche Athlet gewinnt in Engelberg den vorletzten Wettkampf vor der Vierschanzentournee. Biathlet Arnd Peiffer läuft in der Verfolgung auf Platz zwei - schneller ist nur Martin Fourcade.
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Skispringen - Geiger springt zu seinem ersten Weltcup-Sieg
00/12/2018
Biathlon, Hochfilzen: Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer hat beim Weltcup in Hochfilzen seinen ersten Podestplatz des Winters geholt. Der 31-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld, der vom fünften Rang ins Rennen gegangen war, musste sich am Samstag in der Verfolgung über 12,5 km nach einer Strafrunde nur dem überragenden Martin Fourcade (Frankreich/0) geschlagen geben. 13,7 Sekunden fehlten Peiffer zu seinem neunten Weltcupsieg. Dritter wurde der Norweger Vetle Sjaastad Christiansen (0/+16,1). Am Sonntag bilden die beiden Staffeln (ab 11.15 Uhr/ZDF und Eurosport) den Abschluss der Wettkämpfe in Hochfilzen. Schon am Donnerstag geht es für die Biathleten weiter, dann macht der Weltcup in Nove Mesto (bis 23. Dezember) Station. Biathlon, Hochfilzen: Biathletin Franziska Hildebrand hat beim Weltcup in Hochfilzen in der Verfolgung als beste Deutsche den neunten Platz belegt. Die 31-Jährige leistete sich am Samstag in Österreich einen Schießfehler und landete nach zehn Kilometern 25,4 Sekunden hinter der siegreichen Finnin Kaisa Mäkäräinen (3 Fehler). Den zweiten Platz sicherte sich Paulina Fialkova (2) aus der Slowakei vor der Italienerin Dorothea Wierer (4). Zweitbeste Deutsche wurde Vanessa Hinz (4) als 21. mit einem Rückstand von 1:34,9 Minuten. Zum Abschluss steht für die Frauen in Hochfilzen am Sonntag (11.15 Uhr/ZDF und Eurosport) das erste Staffelrennen des Winters auf dem Programm. Dabei fehlen wird weiterhin die im Weltcup pausierende zweimalige Olympiasiegerin Laura Dahlmeier. Basketball, BBL: Der US-Amerikaner John Bryant, zweimal wertvollster Spieler (MVP) der Basketball Bundesliga (BBL), hat seinen deutschen Pass. Der Kapitän der Giessen 46ers nahm seine Urkunde bereits am Freitag im Büro von Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz entgegen. Damit belastet der 31-Jährige, der seit 2010 in Deutschland sein Geld verdient, bei seinem Klub nicht mehr das Ausländerkontingent. "Ich bin sehr glücklich, die doppelte Staatsangehörigkeit erhalten zu haben. Ich habe Deutschland - neben den USA - immer als mein Heimatland angesehen. Nun bin ich ein Gießener und sehr stolz darauf", sagte "Big" John Bryant, 2012 und 2013 MVP im Trikot von ratiopharm Ulm sowie 2014 deutscher Meister mit Bayern München: "Ein toller Tag für meine Familie und mich, den ich nicht so schnell vergessen werde." Gießens Trainer Ingo Freyer kann nun in der BBL auf alle Spieler zurückgreifen. Vor Bryants Einbürgerung standen sieben US-Amerikaner im Aufgebot, die Ligastatuten erlauben im Spielberichtsbogen maximal sechs ausländische Profis. Olympia: Das US-amerikanische Olympiakomitee USOC hat Salt Lake City als möglichen Kandidaten für eine Bewerbung um die Winterspiele 2030 ausgewählt. Dies gab das USOC am Freitag (Ortszeit) nach einem Meeting in San Francisco bekannt. Noch ist unklar, wann es zur offiziellen Kandidatur kommt. Salt Lake City, Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah, war bereits Gastgeber der Olympischen Spiele 2002 und setzte sich nun gegen den Konkurrenten Denver/Colorado durch. "Diese Entscheidung ermöglicht es dem USOC und Salt Lake City, den Dialog mit dem Internationalen Olympischen Komitee voranzutreiben", hieß es in einer USOC-Mitteilung. Dadurch, dass die Sportstätten von 2002 noch nutzbar sind, könnten die Spiele in Salt Lake City weniger kostspielig werden als die der vergangenen Jahre. Dies war einer der Vorteile gegenüber Denver. Zuletzt hatte die kanadische Stadt Calgary ihre Bewerbung um die Winterspiele 2026 wegen der zu erwartenden hohen finanziellen Belastungen für die Bürger zurückgezogen. Nur noch Mailand/Cortina d'Ampezzo und Stockholm sind im Rennen. 2022 findet das Großevent in Peking statt.
In der Verfolgung von Hochfilzen gelingt dem deutschen Biathleten sein bestes Saisonergebnis - schneller ist nur Martin Fourcade. Die deutschen Biathletinnen können in der Verfolgung nicht in Podestnähe laufen.
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Biathlon - Peiffer läuft auf Platz zwei
00/12/2018
Bei der Abfahrt in Gröden bleibt Marc Gisin nach einem Sturz zunächst bewusstlos liegen und wird vom Hubschrauber abtransportiert. Sein Zustand ist laut seiner Schwester aber stabil. Der Schweizer Skirennfahrer Marc Gisin ist bei der Weltcup-Abfahrt von Gröden schwer gestürzt. Der 30-Jährige kam am Samstag nach gut einer Fahrminute zu Fall, schlug mit dem Kopf auf und blieb bewusstlos liegen, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Gisin wurde von Sanitätern versorgt, ein Rettungshubschrauber landete sofort auf der Saslong-Piste und flog den Verunglückten nach 20 Minuten Behandlungszeit in ein Krankenhaus. Das Rennen in den Südtiroler Dolomiten war für rund eine halbe Stunde unterbrochen. "Marc ist aufgewacht und sein Zustand stabil", sagte seine Schwester Michelle, die Kombinations-Olympiasiegerin von Pyeongchang, der Schweizer Boulevardzeitung "Blick". Weitere Informationen zum Zustand des Rennfahrers gab es zunächst nicht. "Meine Fahrt wird einfach unwichtig, wenn dem eigenen Teamkollegen so etwas passiert", sagte Gisins Landsmann Beat Feuz. Marc Gisin laut seiner Schwester wieder bei Bewusstsein und stabil. Alles andere noch unklar #Gröden https://t.co/UH8HfnXHGC — Johannes Knuth (@johannes_knuth) 15. Dezember 2018 Gisin hatte bei hoher Geschwindigkeit die Ski verkantet und konnte einen Sturz dann nicht mehr vermeiden. Er wurde auf dem Streckenabschnitt der Kamelbuckel in die Luft geschleudert und prallte hart auf. Gisin trug keinen Ski-Airbag. Der Schweizer ist der Bruder der Olympiasiegerinnen Dominique und Michelle Gisin. Er war im Januar 2015 beim Super-G von Kitzbühel schon schwer gestürzt und hatte ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Ferstl mit ansprechender Leistung Das Rennen wurde nach dem Sturz von Gisin fortgesetzt. Der 26-jährige Aamodt Kilde erwischte eine nahezu perfekte Fahrt und distanzierte in 1:56,13 Minuten den Österreicher Max Franz (+0,86 Sekunden) und Feuz (+0,92) auf den Rängen zwei und drei deutlich. Der deutsche Skirennfahrer Josef Ferstl (Hammer/+1,33) zeigte nach seinem sechsten Platz im Super G erneut eine ansprechende Leistung und lag nach 40 Rennläufern auf Rang zwölf. Andreas Sander (Ennepetal/+1,77) war zu diesem Zeitpunkt bereits aus den Top-15 herausgefallen, Dominik Schwaiger (Königssee/+1,98) lag auf Rang 20. "Es war mehr möglich, in der Ciaslat habe ich sicher einige Zehntel liegen lassen, und auch ein paar Plätze", sagte Sander im ZDF.
Bei der Abfahrt in Gröden bleibt Marc Gisin nach einem Sturz zunächst bewusstlos liegen und wird vom Hubschrauber abtransportiert. Sein Zustand ist laut seiner Schwester aber stabil.
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Schweizer Gisin nach Sturz in Klinik
00/12/2018
Biathlon, Hochfilzen: Biathletin Franziska Hildebrand hat beim Weltcup in Hochfilzen in der Verfolgung als beste Deutsche den neunten Platz belegt. Die 31-Jährige leistete sich am Samstag in Österreich einen Schießfehler und landete nach zehn Kilometern 25,4 Sekunden hinter der siegreichen Finnin Kaisa Mäkäräinen (3 Fehler). Den zweiten Platz sicherte sich Paulina Fialkova (2) aus der Slowakei vor der Italienerin Dorothea Wierer (4). Zweitbeste Deutsche wurde Vanessa Hinz (4) als 21. mit einem Rückstand von 1:34,9 Minuten. Zum Abschluss steht für die Frauen in Hochfilzen am Sonntag (11.15 Uhr/ZDF und Eurosport) das erste Staffelrennen des Winters auf dem Programm. Dabei fehlen wird weiterhin die im Weltcup pausierende zweimalige Olympiasiegerin Laura Dahlmeier. Basketball, BBL: Der US-Amerikaner John Bryant, zweimal wertvollster Spieler (MVP) der Basketball Bundesliga (BBL), hat seinen deutschen Pass. Der Kapitän der Giessen 46ers nahm seine Urkunde bereits am Freitag im Büro von Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz entgegen. Damit belastet der 31-Jährige, der seit 2010 in Deutschland sein Geld verdient, bei seinem Klub nicht mehr das Ausländerkontingent. "Ich bin sehr glücklich, die doppelte Staatsangehörigkeit erhalten zu haben. Ich habe Deutschland - neben den USA - immer als mein Heimatland angesehen. Nun bin ich ein Gießener und sehr stolz darauf", sagte "Big" John Bryant, 2012 und 2013 MVP im Trikot von ratiopharm Ulm sowie 2014 deutscher Meister mit Bayern München: "Ein toller Tag für meine Familie und mich, den ich nicht so schnell vergessen werde." Gießens Trainer Ingo Freyer kann nun in der BBL auf alle Spieler zurückgreifen. Vor Bryants Einbürgerung standen sieben US-Amerikaner im Aufgebot, die Ligastatuten erlauben im Spielberichtsbogen maximal sechs ausländische Profis. Olympia: Das US-amerikanische Olympiakomitee USOC hat Salt Lake City als möglichen Kandidaten für eine Bewerbung um die Winterspiele 2030 ausgewählt. Dies gab das USOC am Freitag (Ortszeit) nach einem Meeting in San Francisco bekannt. Noch ist unklar, wann es zur offiziellen Kandidatur kommt. Salt Lake City, Hauptstadt des US-Bundesstaates Utah, war bereits Gastgeber der Olympischen Spiele 2002 und setzte sich nun gegen den Konkurrenten Denver/Colorado durch. "Diese Entscheidung ermöglicht es dem USOC und Salt Lake City, den Dialog mit dem Internationalen Olympischen Komitee voranzutreiben", hieß es in einer USOC-Mitteilung. Dadurch, dass die Sportstätten von 2002 noch nutzbar sind, könnten die Spiele in Salt Lake City weniger kostspielig werden als die der vergangenen Jahre. Dies war einer der Vorteile gegenüber Denver. Zuletzt hatte die kanadische Stadt Calgary ihre Bewerbung um die Winterspiele 2026 wegen der zu erwartenden hohen finanziellen Belastungen für die Bürger zurückgezogen. Nur noch Mailand/Cortina d'Ampezzo und Stockholm sind im Rennen. 2022 findet das Großevent in Peking statt.
Die deutschen Biathletinnen können in der Verfolgung nicht in Podestnähe laufen. Salt Lake City ist ein möglicher Kandidat für Olympia 2030.
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Biathlon - Mäkäräinen siegt, Hildebrand beste Deutsche
00/12/2018
Es war genau die Szene, die sich in diesem Moment nicht hätte ereignen dürfen, und sie passte bestens zu einem Freitagabend, der aus Nürnberger Sicht einfach nur deprimierend war. Sebastian Kerk, kurz zuvor eingewechselt, um aus dem 0:1 noch einen Ausgleich zu zaubern, verdaddelte in der 93. Minute den Ball in der Vorwärtsbewegung. Der Rest war ein Wolfsburger Ball in die Tiefe, der 0:2-Endstand durch Josip Brekalo und ein aus Nürnberger Sicht niederschmetterndes Fazit: Diese Mannschaft tut alles, um trotz aller Widrigkeiten den Klassenerhalt zu schaffen, sie stemmt sich gegen Rückstände und gegen Mannschaften wie Wolfsburg, bei denen ein Mannschafsteil so viel kostet wie beim Club der ganze Kader. Aber es könnte am Ende nicht reichen. Weil man fleißig nach vorne arbeitet, dabei aber eben auch reichlich unbeholfen agiert. Weil die Flanken zu selten ankommen, dem ein oder anderen die individuelle Qualität fehlt. Und weil man Gegentore leicht so kriegt wie am Freitag: Nach einem Ballverlust wie dem von Kerk oder nach einem eigenen (!) Freistoß wie beim 0:1 durch Daniel Ginczek (58.). "Wenn dann drei, vier Spieler im Abwehrverbund unterschiedliche Ideen haben, wird`s schwer", seufzte Club-Trainer Michael Köllner, der sich ansonsten sehr viel Mühe gab, Optimismus zu verbreiten. Kollege Bruno Labbadia äußerte sich hingegen ähnlich abgeklärt wie seine Mannschaft zuvor gespielt hatte. Doch wer den Mann in der Endphase der vergangenen Saison erlebt hat, als er den in einem desolaten Zustand übernommenen VfL erst in der Relegation gegen Holstein Kiel hatte retten können, merkte bei jedem seiner Sätze, wie leicht das Dasein in Wolfsburg in den vergangenen Wochen geworden ist. Seit der Niederlage in Hannover am 9. November siegte man dreimal und holte ein Remis. Berauschend spielten die Niedersachsen dabei selten, in Nürnberg schon gar nicht, aber eben effektiv und clever. So wie beim 0:1, als sich Ginczek geschickt von seinem Gegenspieler löste, kurz verzögerte und dann platziert abschloss (58.). Oder wie beim 0:2, das Brekalo ähnlich abgebrüht erledigte. Ginczek erntet den Lohn für seine Qualen Der Wolfsburger Einwechselspieler blieb damit aber natürlich im Schatten von Ginczek, der in den letzten drei Partien getroffen hat und nicht nur nach Ansicht seines Trainers "wenn er fit ist, zu den besten Abschlussspielern" des Landes gehört. Um das mit der Fitness nach diversen Verletzungen hinzubekommen, hat sich Ginczek im Sommer wochenlang gequält und musste sich von Labbadia dennoch immer wieder anhören, er sei noch nicht so weit. Die ersten vier Saisonspiele verbrachte er zunächst auf der Bank, auch danach gehörte er bis zum neunten Spieltag nur einmal zur Startformation. "Er brauchte am Anfang hier viel Geduld", weiß Labbadia. "Er hat natürlich mit den Hufen gescharrt." Der Mann wollte spielen. Jetzt darf er es und trifft. Nur allzu gerne hätten sie sich in Nürnberg im Sommer auch mal eben einen Ginczek geleistet, sie hätten ihm nicht einmal den Weg zum Valznerweiher erklären müssen, denn als der gebürtige Dortmunder 22 Jahre alt war, kickte er als vielversprechendes Talent ja bereits einmal ein Jahr in Nürnberg. Doch so viel Geld, um einen Mann seines Kalibers zu holen, haben sie in Franken nicht. Und so viel Geld werden sie auch im Winter nicht haben. Auch wenn sie wohl schon wüssten, wo sie nachjustieren würden, um die Klasse halten zu können: vielleicht auf den defensiven Außenbahnen, ganz sicher aber in der Offensive, wo dem seit neun Spielen sieglosen Aufsteiger einfach zu selten Tore gelingen. "Wolfsburg war ja heute nicht gut, das müssen wir eigentlich gewinnen", sagte FCN-Offensivmann Federico Palacios und hatte damit angesichts des niedersächsischen Niedrigtemperatur-Vortrags genauso Recht wie Club-Verteidiger Tim Leibold, der mit ein wenig Wut in der Stimme betonte, der Gegner sei "heute mehr als schlagbar" gewesen. Dass das stimmt, machte den Abend für den spärlich erschienenen Club-Anhang fast so deprimierend wie der Nachsatz, den sich Leibold möglicherweise verkniffen hat. Ja, Wolfsburg wäre von einer soliden Bundesliga-Mannschaft vielleicht besiegt worden. Doch der 1. FC Nürnberg ist das in der gegenwärtigen Verfassung nicht.
Der VfL Wolfsburg wäre für den 1. FC Nürnberg am Freitagabend durchaus schlagbar gewesen. Dass das Spiel trotzdem 0:2 ausgeht, macht die Situation in Franken deprimierend.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/nuernberg-bundesliga-wolfsburg-1.4254789
So wird es für Nürnberg nicht reichen
00/12/2018
Der EHC Red Bull München hat den Schwung aus der Champions Hockey League mit in die Liga genommen. Drei Tage nach dem erstmaligen Halbfinaleinzug in Malmö schlug er am Freitag die Kölner Haie zuhause mit 5:2. Der EHC Red Bull München hat den Schwung aus der Champions Hockey League mit in die Liga genommen. Drei Tage nach dem erstmaligen Halbfinaleinzug in Malmö schlug er am Freitag die Kölner Haie zuhause mit 5:2. In Don Jacksons 800. Cheftrainer-Spiel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) freuten sich die Münchner zudem über die Rückkehr der lange verletzten Michael Wolf und Patrick Hager. Kapitän Wolf verbuchte in seinem ersten Spiel seit zwei Monaten einen Scorerpunkt, die Treffer für den EHC erzielten Mark Voakes (2), Maximilian Kastner, Ryan Button und John Mitchell. Am Sonntag steht für die Münchner das Derby bei den Augsburger Panthern an (16.30 Uhr).
Der EHC Red Bull München hat den Schwung aus der Champions Hockey League mit in die Liga genommen. Drei Tage nach dem erstmaligen Halbfinaleinzug in Malmö schlug er am Freitag die Kölner Haie zuhause mit 5:2.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-5-2-gegen-die-haie-1.4254727
5:2 gegen die Haie
00/12/2018
Ginczek, Ginczek, Ginczek - der ehemalige Nürnberger entwickelt sich beim VfL Wolfsburg zum Dauertorschützen. Auch beim 2:0-Sieg am Freitagabend beim Club trifft er zur Führung - und vergrößert dadurch Nürnbergs Abstiegssorgen. Der VfL Wolfsburg hat dank Dauer-Torschütze Daniel Ginczek seinen Aufschwung in der Fußball-Bundesliga fortgesetzt - mit einem Sieg beim Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg am Freitagabend. Der 27-jährige Ginczek (im Bild gegen Lukas Muehl) brachte die Niedersachsen beim 2:0 (0:0) gegen seinen Ex-Klub in der 58. Minute mit seinem fünften Saisontreffer in Führung. Ginczek ist damit an den letzten sechs VfL-Toren beteiligt gewesen. Josip Brekalo sorgte in der Nachspielzeit für den Enstand (90.+2). Die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia hat nun zehn Punkte aus den letzten vier Partien gesammelt. Der harmlose Club hingegen könnte am Wochenende auf einen Abstiegsplatz abrutschen. Seit nunmehr neun Spielen wartet das Team von Trainer Michael Köllner auf den dritten Saisonsieg und war gegen die Wölfe zwar engagiert, aber nicht torgefährlich genug. Club-Coach Köllner hatte auf den zaghaften Auftritt vom vergangenen Samstag beim FC Bayern (0:3) mit vier Änderungen reagiert. Weiterhin kompensieren mussten die Franken den Ausfall des verletzten Kapitäns Hanno Behrens (Bauchmuskelzerrung) und den von Stammtorwart Christian Mathenia (Knieverletzung). Im Tor vertraute Köllner erneut auf Fabian Bredlow, obwohl der 23-Jährige zuletzt in München gepatzt hatte - diesmal hielt er tadellos. Seine Offensive hatte Köllner hingegen umgebaut und in Matheus Pereira und Federico Palacios zwei weitere Neue für den vorderen Bereich gebracht. Weder die Nürnberger noch die Wolfsburger verwöhnten ihre Fans jedoch mit Torraumszenen. Das Tempo und das spielerische Niveau waren bestenfalls mäßig. Die Franken waren bemüht, etwas mehr Durchschlagskraft als zuletzt zu entwickeln, aber offensichtlich war auch, wie limitiert der Aufsteiger ist. Es wird, dafür war dieser Abend ein erneuter Beleg, ein sehr steiniger Weg zum angestrebten Klassenverbleib. Pech hatten die Nürnberger in der Schlussphase, als ein Treffer von Adam Zrelak wegen einer Abseitsposition nicht zählte.
Ginczek, Ginczek, Ginczek - der ehemalige Nürnberger entwickelt sich beim VfL Wolfsburg zum Dauertorschützen. Auch beim 2:0-Sieg am Freitagabend beim Club trifft er zur Führung - und vergrößert dadurch Nürnbergs Abstiegssorgen.
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Freitagsspiel - VfL gewinnt beim Club
00/12/2018
Der Stürmer ist maßgeblich am 2:0 des VfL Wolfsburg bei seinem Ex-Klub beteiligt. Für die Nürnberger hält die sieglose Serie an. Der VfL Wolfsburg hat dank Dauer-Torschütze Daniel Ginczek seinen Aufschwung in der Bundesliga mit einem Sieg beim Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg fortgesetzt. Der 27-jährige Ginczek brachte die Niedersachsen am Freitagabend beim 2:0 (0:0) gegen seinen Ex-Club in der 58. Minute mit seinem fünften Saisontreffer in Führung. Josip Brekalo sorgte in der Nachspielzeit für den Enstand (90.+2). Die Niedersachsen verbesserten sich zum Auftakt des 15. Spieltags mit 22 Punkten auf Tabellenplatz acht. Dem nun schon seit neun Partien sieglosen "Club" fehlte vor 29 604 Zuschauern im Max-Morlock-Stadion in der Offensive ein Erfolgsgarant wie Ginczek. Der Angreifer traf im dritten Spiel in Serie. Pech hatten die Nürnberger in der Schlussphase, als ein Treffer von Adam Zrelak wegen einer Abseitsposition nicht zählte. Nürnbergs Trainer Michael Köllner vertraute im Tor erneut auf Fabian Bredlow, obwohl der 23-Jährige zuletzt in München gepatzt hatte. Und der Keeper kam gut ins Spiel: In der vierten Minute parierte er einen Schuss aus spitzem Winkel von Ginczek, sieben Minuten später war er erneut gegen den Stürmer zur Stelle. Auf der Gegenseite schoss Zrelak nach einer Hereingabe von Virgil Misidjan über das Wolfsburger Tor (5.). Nürnberg wird zielstrebiger Köllner hatte seine Offensive umgebaut und neben Zrelak in Matheus Pereira und Federico Palacios zwei weitere Neue für den vorderen Bereich gebracht. Weder die Nürnberger noch die Wolfsburger verwöhnten ihre Fans jedoch mit Torraumszenen. Das Tempo und das spielerische Niveau waren bestenfalls mäßig. Die Gastgeber überließen dem VfL weitgehend den Ball, doch die Niedersachsen wussten damit nur wenig anzufangen: Yunus Malli, der für den angeschlagenen Admir Mehmedi in der Startelf stand, konnte den zuletzt formstarken Schweizer nicht adäquat als Ideengeber ersetzen. Kurz vor der Pause kam der "Club" dann nochmal auf. Nürnberg wurde etwas zielstrebiger und hatte bei einem Distanzschuss von Ondrej Petrak Pech: Der Ball flog nur ganz knapp über die Latte (41.). Nach dem Seitenwechsel steigerte sich das Niveau etwas. Vor allem Wolfsburg agierte entschlossener. Wout Weghorst scheiterte auf Zuspiel von Yannick Gerhardt am Pfosten (57.), eine Minute später machte es Ginczek besser: Er ließ die Nürnberger Abwehrspieler mit einer Körpertäuschung ins Leere laufen und vollendete nach feiner Vorarbeit von Maximilian Arnold aus zentraler Position zum 1:0. Kurz zuvor hatte Misidjan bei einem Konter für Nürnberg nicht genau genug gezielt (56.). Für die letzten 20 Minuten brachte Köllner Angreifer Mikael Ishak, um mehr Präsenz vor dem Wolfsburger Tor zu haben. Seine Mannschaft war in der Offensive jedoch größtenteils zu limitiert. Der Auswärtssieg des VfL geriet nur noch einmal ernsthaft in Gefahr, doch Zrelak stand bei seinem vermeintlichen Ausgleich in der 86. Minute im Abseits. Kurz vor Abpfiff sorgte Brekalo für die endgültige Entscheidung.
Der Stürmer ist maßgeblich am 2:0 des VfL Wolfsburg bei seinem Ex-Klub beteiligt. Für die Nürnberger hält die sieglose Serie an.
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Ginczek vergrößert Nürnbergs Sorgen
00/12/2018
Der Markenname kann nichts dafür, dass die echte Mannschaft bei der WM keine war. Der DFB sollte lieber daran arbeiten, dass die Nationalelf zurück zu den Fans findet. Das erste Fußball-Länderspiel im Jahr 2019 wird im März in Wolfsburg stattfinden, der Gegner steht noch nicht fest. Es könnte sich theoretisch also ebenso um die Socceroos wie um die Blauen Samurai handeln, auch die Tre Kronor und die Bafana Bafana sind noch in der Verlosung. Der Trainer Löw würde sein Team zwar am liebsten dauernd gegen die Seleção, die Équipe Tricolore oder La Furia Roja spielen lassen, aber gut, die haben halt auch ihre Termine. Vielleicht können die an dem Datum zum Beispiel gar nicht, weil sie ihrerseits gegen die Superadler, die Wüstenfüchse oder die unzähmbaren Löwen spielen. (Folgende Nationalteams kommen im ersten Absatz vor, in der Reihenfolge ihres Auftretens: das australische, das japanische, das schwedische, das südafrikanische, das brasilianische, das französische, das spanische, das nigerianische, das algerische sowie das aus Kamerun. Nicht vor kommen dagegen die Teams aus Dänemark, Russland oder Kolumbien, die Danish Dynamite, Sbornaja sowie Los Cafeteros heißen.) Die DFB-Elf übrigens heißt weiterhin "Die Mannschaft", wie DFB-Direktor Oliver Bierhoff am Freitag erklärte. Man habe nach der WM "vieles hinterfragt, auch die Marke ,Die Mannschaft'", allerdings hätten "Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung" den DFB "darin bestärkt, weiter an diesem Namen festzuhalten". Die DFB-Elf wird im März also als "Mannschaft" in ein Stadion einlaufen, in dem ansonsten "Die Wölfe" spielen. Das ist übrigens ein Argument, das für "Die Mannschaft" als Markennamen spricht: Wenn sogar eine Mannschaft aus Wolfsburg unter einem Kosenamen Fußball spielt, dann ist nicht einzusehen, warum die Nationalelf nicht auch einen haben sollte. Sehr zu Unrecht ist "Die Mannschaft" zuletzt für vieles verantwortlich gemacht worden, was bei der WM missraten ist. Der DFB-Präsident Reinhard Grindel hat den Bundestrainer im Amt gelassen, dafür wollte er unbedingt diesen Namen entlassen. Der Begriff werde an der Basis als "sehr künstlich empfunden", man müsse ihn "auf den Prüfstand stellen" - ein klassischer Grindel, dessen populistische Reflexe möglicherweise auch mal jemand auf den Prüfstand stellen sollte. Denn es ist ja so: Der Name "Die Mannschaft" kann nichts dafür, dass die echte Mannschaft keine war. Das Etikett trifft keine Schuld, wenn die Flasche leer ist. Und man kann diesem Etikett auch nicht anlasten, dass halt auch andere Etikette im Umlauf waren, die man eher von Herzen albern finden darf. "#Zsmmn" oder "best never rest": Das ist kalkuliert und unauthentisch - "Die Mannschaft" dagegen ist klar und einfach und passt gut zu den anderen Nationalteams und deren Kosenamen, die übersetzt oft ebenfalls nur "Mannschaft", "Auswahl" oder "Jungs, Jungs" (Bafana Bafana) heißen. Die ebenfalls häufigen Farb- und Tierbezüge scheiden beim DFB zudem eher aus, denn wer möchte einer Elf zusehen, die "Die Schwarz-Weißen" heißt? Und Tiere? Das DFB-Maskottchen ist ein Adler, der Paule heißt, aber wie ein beschwipster Pinguin aussieht. Und Three Lions, wie die Engländer? Deutschland hat nur einen Löw, was wahrscheinlich auch genügt. Grindels DFB sollte seine Energie nicht für die Abschaffung des Etiketts verwenden, sondern dafür, die Flasche zu füllen. Länderspiele zu familienfreundlichen Eintrittspreisen und Uhrzeiten, Trainingseinheiten, in denen man Spieler aus Fleisch und Blut zu sehen bekommt: Ein bisschen davon hat der DFB nun in Angriff genommen, und eine Mannschaft, die für so etwas steht, darf gerne auch "Die Mannschaft" heißen. Und sollte Löw den Umbruch mit jungen Spielern tatsächlich fortsetzen, könnte man sogar über "Jogis Jungs-Jungs" nachdenken.
Der Markenname kann nichts dafür, dass die echte Mannschaft bei der WM keine war. Der DFB sollte lieber daran arbeiten, dass die Nationalelf zurück zu den Fans findet.
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"Die DFB-Elf darf gerne ""Die Mannschaft"" heißen"
00/12/2018
Manuel Baum bat darum, die Antwort zurückstellen zu dürfen. Was passieren müsse, damit er sich ein Tattoo stechen lasse, war er gefragt worden. Spontan fiel dem Trainer des FC Augsburg kein Szenario ein, das ihn zu einer Körperbemalung veranlassen könnte. Auch kein pathetisches, um seine Verbundenheit mit dem FCA zu dokumentieren, wie es Kollegen seiner Zunft andernorts schon praktiziert haben, ehe sie feststellen mussten, dass dauerhafter Körperschmuck nicht vor einer Beurlaubung schützt. Grundsätzlich findet Baum, dass es jedem überlassen sei, sich dafür zu entscheiden. Auch seinem kickenden Personal, von dem sich das Trio Caiuby, Jonathan Schmid und Konstantinos Stafylidis in dieser Woche einem Tätowierer anvertraut hatte, obwohl unter anderem die Regenerationsfähigkeit durch Tattoos leidet. "Das sind sehr schöne Motive", befand Baum und verwendete gar anerkennend den Begriff "Kunstwerk". Es war eine betont gelassene Reaktion auf die unbedachte Aktion seiner Spieler vor der Verabredung mit dem FC Schalke an diesem Samstag. Sanktionen wegen einer möglichen Entzündung, aus der ein Ausfall resultieren könnte, schloss Baum schon deshalb aus, weil Tattoos im Strafenkatalog des FCA bisher nicht erfasst sind. Zudem können sie weitere Nebengeräusche gerade gar nicht gebrauchen. Besonders Caiuby dürfte darüber erfreut sein. Der Brasilianer hatte mit Undiszipliniertheiten schon mehrfach für Aufsehen gesorgt, die ihn teuer zu stehen kamen. Andernorts wurde bei Tattoos weniger Nachsicht gezeigt. Wie bei Eintracht Frankfurt, das sich kurz vor dem Pokalfinale 2017 von Verteidiger Guillermo Varela trennte, nachdem sich dieser dem Tattoo-Verbot seines damaligen Trainers Niko Kovac widersetzt und er auch noch eine Entzündung davongetragen hatte. Davon blieb das Augsburger Trio verschont, weshalb es Baum bei sportlichen Forderungen beließ. Wichtig sei nur, dass die Leistung stimme, befand er. "Die Basics sind das Entscheidende", sagte Baum , und dazu gehöre "90 Minuten rauf und runter rennen". Mit oder ohne Tattoo. Diese Order gilt gerade ganz besonders für seine Belegschaft vor dem Treffen der Enttäuschten, genau zwei Jahre und einen Tag nach dem Amtsantritt Baums, der zuletzt eine Niederlagenserie hinnehmen musste wie nie zuvor während seiner Zeit beim FCA: Vier Mal nacheinander verlor seine Mannschaft. Käme nun die fünfte Niederlage gegen Schalke hinzu, wäre dies ein Negativrekord für den FCA im achten Bundesligajahr. Vor allem aber müsste sich der Klub wohl darauf einstellen, im Souterrain der Liga ansässig zu werden. So brenzlig die Situation der Augsburger auch ist, so sehr heben sie sich mit ihrem Umgang damit vom ebenfalls enttäuschten Tabellennachbarn aus Gelsenkirchen ab, bei dem gerade ein Zersetzungsprozess anzulaufen scheint. Sportliche Kompetenz für Transferfragen an die Seite gestellt zu bekommen, wie von Aufsichtsratschef Clemens Tönnies vorgesehen, lehnte Sportvorstand Christian Heidel brüsk ab. Gemein haben die Schalker mit den Augsburgern im Umgang mit der Tabellensituation nur, dass der Trainer gestützt wird. An Domenico Tedesco gebe es, anders als offensichtlich an Heidel, "nicht den Ansatz eines Zweifels", sagte Tönnies zuletzt. Ähnlich äußerte sich Augsburgs Stefan Reuter. "Es gibt keine Trainerdiskussion und keinen Zweifel an Manuel Baum", sagte der Manager, "wir werden gemeinsam und geschlossen kämpfen, um die Wende herbeizuführen." Von Baums Arbeit sei man "nach wie vor überzeugt. Er lebt den FCA, analysiert sorgfältig, stellt die Mannschaft gut ein und hat eine klare Idee. Wenn wir diesen Weg konsequent gehen, werden wir wieder Erfolg haben." Sie bestärken sich beim FCA lieber gegenseitig, wenngleich sie finden, dass die Zwischenbilanz von 13 Punkten nach 14 Spielen trotz beachtlicher Auftritte wie bei der unglücklichen 3:4-Niederlage in Dortmund oder beim 1:1 beim FC Bayern dürftig ausfällt. Und ebenso, dass sie mit dem zweiten Ligaheimsieg der Saison nach dem 4:1 gegen Freiburg am 30. September nicht mehr lange warten sollten. Andernfalls könnte die Gelassenheit sogar in Augsburg leiden, die auch daher rührt, dass sie über mehr Routine im Abstiegskampf verfügen als Schalke. Noch ist Baum jedenfalls guter Dinge, nicht nur in Sachen Tattoos. "Das kann eigentlich nur seine Freundin nach dem Küssen beurteilen, ob es da Probleme gibt", scherzte der Trainer über Andreas Luthe. Der Torwart hatte seinen Körper zuletzt unfreiwillig verändert, als er sich bei einem Zusammenprall in Leverkusen ein Stück von seiner Zunge abbiss. Wie Stürmer Alfred Finnbogason ist Luthe aber fit für Schalke.
Vor dem Spiel gegen Schalke bestärken sie sich beim FC Augsburg weiterhin gegenseitig - trotz der zuletzt vier Niederlagen in Serie.
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Fußball-Bundesliga - Entzündungsgefahr
00/12/2018
Für Dirk Nowitzki war es nur ein kleiner Schritt auf das Spielfeld, als er am Donnerstagabend in der Partie seiner Dallas Mavericks gegen die Phoenix Suns (89:99) eingewechselt wurde, nach achteinhalb Minuten, beim Stand von 19:18. Zugleich war es aber auch ein riesiger Sprung in die Geschichtsbücher der amerikanischen Basketball-Profiliga NBA. Denn nach langwieriger Reha wegen einer im April erfolgten Fußoperation startete der 40 Jahre alte Würzburger damit offiziell in seine 21. NBA-Saison - mehr hat noch keiner geschafft. Vor allem hat keiner die ganze Zeit bei einem einzigen Klub verbracht. Dabei ist Dirk Nowitzki ursprünglich gar nicht von den Dallas Mavericks ausgewählt worden. Bei der Talentbörse im Juni 1998 griffen die Milwaukee Bucks zu, als sie als neunter Klub an der Reihe waren, und sicherten sich die Transferrechte an dem schmächtigen Deutschen. In völliger Verkennung des Talents, das sie da besaßen, stimmten die Bucks noch am selben Tag einem Tausch zu: Sie gaben Nowitzki nach Dallas ab, im Gegenzug für Robert Traylor, der aufgrund seines bulligen Körpers und seiner Kraft "Traktor" genannt wurde. Während Dallas' damaliger Talentscout Donnie Nelson befördert wurde und heute als General Manager für den Klub arbeitet, wurde Bucks-Manager Bob Weinhauer ein Jahr später entlassen; er bekam nie wieder einen Job in der Basketball-Branche. Auch Traylor hielt sich nicht lange in der Liga, er kämpfte mit Übergewicht und einem Herz, das zu schwach war. Bereits 2005 unterzog er sich einer Gefäßoperation, im Mai 2011 blieb sein Herz stehen, als er gerade bei einem Klub in Puerto Rico gelandet war. Traylor wurde 34 Jahre alt. *** 1998 war Bill Clinton noch Präsident in den USA und Helmut Kohl noch Kanzler in Deutschland, zumindest bis zum Herbst. Die Chrysler Corporation und die Daimler-Benz AG fusionierten, Apple brachte den ersten iMac auf den Markt, Nokia das Handymodell 5110. Der 1. FC Kaiserslautern gewann als erster Bundesliga-Aufsteiger die deutsche Fußballmeisterschaft, bezahlt wurde hierzulande noch mit D-Mark, und zur Orchidee des Jahres wurde der Sumpf-Stendelwurz gekürt. So lange ist es schon her, dass Dirk Nowitzki in die USA ging. So vieles ist fast schon vergessen. *** Zu Beginn seiner Karriere ist der lange Blonde aus Würzburg häufig mit Larry Bird verglichen worden, dem langen Blonden aus French Lick im US-Bundesstaat Indiana, der in den Achtzigerjahren mit den Boston Celtics dreimal die Meisterschaft gewann, der dreimal zum wertvollsten Spieler der NBA gewählt wurde und zudem zweimal zum besten Mann der Finalserie. Nowitzki waren die Vergleiche mit dem legendären Larry unangenehm. "Wenn ich nur ein Drittel von dem erreiche, was Bird erreicht hat, habe ich eine große Karriere gehabt", sagte er. Nowitzki war einmal der wertvollste Spieler der Liga (2007), er gewann mit den Mavericks einmal die Meisterschaft und bei der Gelegenheit auch einmal die Auszeichnung als bester Akteur des Finales (2011). Er hat eine große Karriere, zweifellos. Immer noch. *** Mit Auszeichnungen würdigt man Nowitzkis Karriereleistung ja nur unzureichend. Donnie Nelson wies nach dem Titelgewinn 2011 darauf hin: "Dirk ist der erste Anführer einer Meistermannschaft, der das Spiel nicht in den USA gelernt hat" - dort also, wo es erfunden wurde. Nowitzki war vier Jahre zuvor schon der erste MVP gewesen, der Most Valuable Player, der nicht das amerikanische Ausbildungsprogramm absolviert hatte. *** Dafür hat Nowitzki das Institut für angewandten Unfug durchlaufen. So hat der frühere Nationalspieler Holger Geschwindner das von ihm eigens für Nowitzki entwickelte Trainingsprogramm selbstironisch genannt, weil ihm einst von Experten vorgeworfen wurde, er treibe bloß Unfug mit dem Bub, nachdem er ihn in einer Schulturnhalle in Unterfranken entdeckt hatte. Was Geschwindner erkannt und gefördert hat, war, dass dieser Schlaks für seine 2,13 Meter äußerst beweglich und zudem aus der Distanz treffsicher war. Das hatten selbst die Amerikaner so noch nicht gesehen, bis Don Nelson als Trainer mithilfe seines Sohnes Donnie den jungen Deutschen nach Dallas lotste. Stellten ihm die Amerikaner einen großen Verteidiger in den Weg, umkurvte Nowitzki diesen auf dem Weg zum Korb; versuchten sie es mit einem kleineren, wendigeren Mann, warf er über ihn drüber. Als Geschwindner seinem Schüler später noch den sogenannten Flamingo Shot beibrachte - einen Wurf im Rückwärtsfallen, nach einbeinigem Absprung -, war Nowitzki gar nicht mehr zu stoppen. Selbst die Größten der Branche wie LeBron James oder Kevin Durant kopierten den Wurf. So hat Nowitzki das Anforderungsprofil für Flügelspieler nachhaltig verändert. *** Für manche Höchstmarken muss man nur lange genug bei der Sache bleiben, aber auch das ist eine Leistung. Man muss auf seinen Körper achten, ihn pflegen, um von Verletzungen verschont zu bleiben. Nowitzki ist das erstaunlich gut gelungen, nur wenige NBA-Profis haben so viele Spiele absolviert wie er, nur wenige waren dabei so lang im Einsatz. Was zudem erstaunlich ist bei einer so langen Karriere: dass sie fast vollkommen skandalfrei abgelaufen ist. Dass man kaum jemanden findet, der ein schlechtes Wort über Dirk Nowitzki sagt, dass selbst Athleten aus anderen Sportarten zu ihm aufschauen, nicht nur wegen seiner Körpergröße. Der frühere Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar zum Beispiel sagt über den ehemaligen Nachwuchs-Handballer, der Nowitzki ja auch mal war: "Dirk Nowitzki widerspricht völlig dem, was wir als Persönlichkeiten definieren - Schlagzeilen zu provozieren, anders zu sein. Er ist überhaupt nicht über Schlagzeilen gekommen. Nowitzki ist ein Vorzeigesportler, der sympathischste Typ, den ich je kennengelernt habe, einer der größten Stars, die es in Deutschland jemals gegeben hat. Aber mit einer rein tadellosen sportlichen Leistung und einem rein sympathischen Auftreten."
Seit dieser Woche ist Dirk Nowitzki der Spieler mit den meisten Spielzeiten für denselben Klub in der amerikanischen Basketball-Liga. Dabei bekamen ihn die Dallas Mavericks 1998 nur, weil ihn ein anderer Klub nicht wollte.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/dirk-nowitzki-mit-40-jahren-auf-in-die-21-nba-saison-1.4254108
Dirk Nowitzki: Mit 40 Jahren auf in die 21. NBA-Saison
00/12/2018
Christoph Steinert musste gar nicht erst rätseln, wer da in der Leitung war. Er hatte die Nummer eingespeichert, deshalb war ihm auf Anhieb klar, wer ihn an diesem Sonntagabend davon abhielt, sich vorbehaltlos dem Straßenverkehr zu widmen. Und weil Steinert ahnte, dass ihm der Anrufer nicht nur zum Sieg gegen den TVB Stuttgart gratulieren wollte, ging der Rückraumspieler des HC Erlangen ans Telefon. Steinert hat dann übrigens keinen Unfall gebaut oder eine rote Ampel überfahren, er hat nicht die Fassung verloren - obwohl der Mann am anderen Ende der Leitung der Bundestrainer war. Christoph Steinert, 28, hat schon in Leipzig und Magdeburg unter Christian Prokop gespielt und sich in dieser Zeit wahrscheinlich ebenso häufig mit ihm ausgetauscht wie er schon Auto gefahren ist. Und doch war es dieses Mal irgendwie anders. Es war kein alltägliches Gespräch zwischen einem Spieler und einem Trainer. Denn Prokop sagte Steinert, dass er zum vorläufigen Aufgebot für die Weltmeisterschaft zählt. Es könnte also sein, dass der Erlanger im Januar bei der Endrunde im eigenen Land für die deutsche Nationalmannschaft spielt. Die Betonung liegt allerdings auf: könnte. "Christian Prokop hat mir gesagt, dass es eine taktische Nominierung ist", verrät Steinert, schließlich hat er unter dem heutigen Bundestrainer in Leipzig und Magdeburg nicht nur im Rückraum gespielt, sondern auch als Rechtsaußen, "und das ist jetzt vielleicht auch eine Option", sagt Steinert. Mit Tobias Reichmann und Patrick Groetzki sind nur zwei Spieler für den Flügel berufen worden. Grundsätzlich glaubt er aber: "Es ist wahrscheinlich eine kleine Chance, am Ende wirklich bei der WM dabei zu sein." Steinert ist realistisch. Wenn er nicht gerade zu einem Wurf ansetzt, ist er mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben. Er weiß, dass er am Ende der Planungskette steht, denn seine Mitstreiter im rechten Rückraum haben es in sich: Steffen Weinhold, Franz Semper, Kai Häfner und Fabian Wiede - diese Namen sind der Grund, warum er selbst im Konjunktiv spricht, wenn er sich zur bevorstehenden WM äußert. Andererseits ist es auch keine Laune der Natur, dass Steinert im Kader auftaucht, sondern vielmehr ein Dokument seiner stetigen Entwicklung. Auch er selbst findet: "Die Nominierung zeigt, dass die letzten eineinhalb Jahre für mich ganz gut gelaufen sind." Steinert hat auch schon vor seiner Zeit in Erlangen ab und zu mal das Tor getroffen, beim HCE aber einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Er beherrscht inzwischen nicht nur seine Paradedisziplin, Würfe aus der zweiten Reihe, sondern die gesamte Klaviatur des Spiels. Wenn die Brechstange keinen Erfolg verspricht, setzt er die Außenspieler mit klugen Pässen in Szene - und er trifft zuverlässig vom Siebenmeterstrich. All das hat Prokop letztlich bewogen, sich nach langer Zeit mal wieder bei Steinert zu melden und sich dann eben nicht bloß zu erkundigen, wie es ihm in Erlangen ergeht und was es Neues gibt. Natürlich habe ihn der Anruf des Bundestrainers sehr gefreut, meint Steinert, wirft in diesem Zuge aber auch den Namen Nicolai Theilinger in den Raum. "Ich habe ja nur deshalb so oft gespielt, weil Theile so oft verletzt ist", sagt Steinert über seinen Erlanger Teamkollegen, der sich derzeit nach einem Syndesmoseriss im Aufbautraining befindet. Fast wirkt es so, als würde sich Steinert für dessen Verletzungen verantwortlich fühlen, als er sagt: "Es tut mir wirklich leid für ihn. Er ist so ein guter Junge." Das ist Theilinger tatsächlich, und er hat ihm auch schon etwas voraus: Er darf sich seit März des vergangenen Jahres Nationalspieler nennen. Aber Steinert darf das bald vielleicht auch.
Erlangens Christoph Steinert ist für den vorläufigen Nationalmannschaftskader für die Weltmeisterschaft nominiert.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-kleine-chance-1.4253140
Süddeutsche.de
00/12/2018
Alles lief optimal. Ein Weltcupsieg, vier Mal auf dem Podest, Tendenz steigend. Dann der dritte Rang beim Weltcup-Rennen im schwedischen Idre Fjäll (auch wenn dort wegen des schlechten Wetters die Qualifikation gewertet worden war). Ein Rennen im kanadischen Nakiska stand noch an, die Generalprobe für die Olympischen Spiele in Pyeongchang. "Das ist die beste und stabilste Heidi, die ich je gesehen habe", jubelte Peter Stemmer, Cheftrainer der deutschen Skicross-Nationalmannschaft. "Sie ist fast auf jeder Strecke siegfähig, das Selbstvertrauen ist auch da." Stemmer sprach über Heidi Zacher. Ein paar Tage später sagte Wolfgang Maier, Alpin-Direktor im Deutschen Skiverband (DSV): "Als ich das hörte, habe ich gedacht: Das gibt's doch gar nicht, was haben wir nur verbrochen." Es war der 14. Januar. Das deutsche Team trainierte noch auf der Strecke in Schweden, vor dem Abflug nach Kanada, zum letzten Rennen vor Pyeongchang. Dann stürzte Heidi Zacher: Kreuzbandriss, Saison beendet. Vier Jahre hatte die Lenggrieserin auf Olympia hintrainiert, es sollte der Höhepunkt einer bewegten Karriere werden, Zacher war in Topform. Es war ein Seuchenwinter für den DSV. Kurz vorher hatte sich Slalom-Hoffnung Felix Neureuther das Kreuzband gerissen, auch er war in hervorragender Form, zählte zur überschaubaren Gruppe der alpinen Medaillenanwärter. Sein vorzeitiges Saisonende hatte Heidi Zacher schlagartig in die erste Reihe befördert, fortan war sie die große Goldhoffnung, die Aufmerksamkeit stieg mit jedem Tag. Der Rest ist Geschichte: Olympia endete für die Alpinen enttäuschend, erstmals seit 2006 in Turin reiste die Mannschaft ohne eine einzige Medaille heim. Detailansicht öffnen Schicksalsberg: Heidi Zacher (Zweite v.l.) vor zwei Jahren beim Rennen im schwedischen Idre Fjäll, wo sie im Januar schwer stürzte und die Olympischen Spiele verpasste. (Foto: Christine Olsson / Reuters) "Heidi hat alles richtig gemacht", sagt Heli Herdt. Fast ein Jahr ist vergangen seit Idre Fjäll. An diesem Sonntag beginnt die neue Saison mit dem Weltcuprennen im schweizerischen Arosa. Und mit Heidi Zacher. Der Sportliche Leiter der deutschen Skicrosser hält große Stücke auf seine erfolgreichste Athletin, sein Blick geht nach vorn, immer. Stürze gehören nun einmal zum Alltagsgeschäft, sagt Herdt, jeder Athlet im alpinen Bereich wisse um die Gefahr - und damit umzugehen. "Das sind Risikosportarten. So eine Verletzung ist ärgerlich, ja, aber nicht schlimm." Auch in dieser Saison sei das nicht anders. "Ich mag schon gar nicht mehr ans Telefon gehen, wenn der Physio anruft", sagt Herdt. Bisher habe es den Nachwuchsbereich getroffen - und Celia Funkler, die für den TSV 1860 München fährt. Die 20-Jährige ist am Epstein-Barr-Virus erkrankt, besser bekannt als Pfeiffersches Drüsenfieber. "Wir haben sie in den Süden geschickt", sagt Herdt, Sonne und Kraft tanken, den Kopf freibekommen. Cheftrainer Stemmer erklärt, dass "sie sich nicht anstrengen darf, sie kann nichts machen". Weihnachten wird Funkler zu Hause verbringen, dann werde man sehen. "Sie soll regenerieren", im Januar folgen genaue Untersuchungen, Stemmer hofft auf eine schnelle Rückkehr. Bei Heidi Zacher ist "alles bestens", wie sie selbst sagt. Man muss wissen, dass die 30-Jährige eine wahre Frohnatur ist, sie blickt lieber optimistisch in die Zukunft statt mit dem Schicksal zu hadern. "Am besten geht man mit solchen Dingen ganz entspannt um", sagt sie, ihr Alter und die große Erfahrung seien dabei sehr hilfreich - ändern lasse sich sowieso nichts mehr. Und siehe da, ein bisschen Glück hat sie schon: Dass die beiden ersten Weltcup-Rennen in Val Thorens (Frankreich) und im österreichischen Montafon abgesagt wurden, kommt ihr durchaus zupass. Der Winter hat sich netter Weise Zeit gelassen, zu warm, zu wenig Wasser für die Schneeproduktion, erklärt Herdt. Detailansicht öffnen Erst einmal weg: Celia Funkler. (Foto: imago/Sammy Minkoff) Das kommende Weltcup-Wochenende ist für Zacher also noch eine Standortbestimmung. Die ersten Trainingsfahrten auf Schnee waren zwar sehr positiv, doch der Ernstfall, der direkte Kampf Frau gegen Frau, die riesigen Sprünge, die Steilkurven, die vielen Wellen im sogenannten Waschbrett, "das ist schon eine andere Belastung, da muss man sich erst mal überwinden". Der große Angriff ist erst für Ende Januar geplant, in Idre Fjäll, ausgerechnet. Saisonhöhepunkt ist dann die Weltmeisterschaft in Park City, USA, im Februar. Das Rennen von Arosa und die beiden folgenden in Innichen (20. bis 22. Dezember) bezeichnet Trainer Stemmer folglich als "Training". Zacher soll wieder ein Gefühl für Schnee und Ski entwickeln, zu ihrer starken Form des Vorjahres zurückfinden. Innichen im Pustertal ist ihre erklärte Lieblingsstrecke, dort hat sie vor Jahresfrist ein Weltcuprennen gewonnen. Weder Stemmer noch Herdt haben Zweifel daran, dass die Lenggrieserin bald wieder jenes Niveau erreichen wird. Wegen der Absagen zählen nur die drei Rennen von Arosa und Innichen zur "Cross Alps Tour", im Vorjahr war Zacher bei dieser Extrawertung Zweite. "Ich denke, dass die Heidi drei, vier Rennen braucht, um in ihren Wettkampfrhythmus zu kommen", sagt Stemmer, vielleicht funktioniere es schon früher. "Sie hat auf jeden Fall die skifahrerische Klasse", ist der Trainer überzeugt: "Die Heidi kann dort attackieren, wo keiner damit rechnet." Zacher sei in der Lage, intuitiv die richtigen Entscheidungen zu treffen. Detailansicht öffnen Wieder da: Heidi Zacher. (Foto: Tobias Hase/dpa) Natürlich ist die Weltmeisterschaft das große Ziel, das Podest. "Heidi ist wie ein Rennpferd", sagt Stemmer, "ich traue ihr eine Medaille zu." Heli Herdt ist ähnlicher Meinung: "Die Heidi hat so viel Erfahrung, die muss man immer auf der Rechnung haben." Und Zacher selbst? "Mal sehen", sagt sie ganz gelassen, Schritt für Schritt. "Jetzt denke ich nur an Arosa."
Elf Monate nach ihrem Kreuzbandriss kehrt Heidi Zacher in Arosa in den Weltcup zurück. Im Februar ist Weltmeisterschaft.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/skicross-ein-rennpferd-auf-dem-waschbrett-1.4253586
Ein Rennpferd auf dem Waschbrett
00/12/2018
Jung, deutschsprachig, modernes Spielverständnis. So soll der Nachfolger von Marco Sturm als Eishockey-Bundestrainer sein. Der ist nun offenbar gefunden: Toni Söderholm. Ein Finne, der einst in München die deutsche Meisterschaft gewann. Finnen, Achtung: Klischee, neigen angeblich zur Schwermut. Nirgendwo sonst außerhalb von Buenos Aires wird so leidenschaftlich Tango getanzt wie im Land der tausend Seen. Ob Toni Söderholm das zu einem guten Tänzer macht? Söderholm ist Finne, geboren in Kauniainen. Phänotypisch ist er eher ein Asket. Tanzen hat man ihn zwar schon gesehen, allerdings mit Schlittschuhen an den Füßen. 2016 war das, als Söderholm seine Karriere als Verteidiger mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem EHC Red Bull München beendete. Ob ihn das zu einem guten Bundestrainer machen würde?
Jung, deutschsprachig, modernes Spielverständnis. So soll der Nachfolger von Marco Sturm als Eishockey-Bundestrainer sein. Der ist nun offenbar gefunden: Toni Söderholm. Ein Finne, der einst in München die deutsche Meisterschaft gewann.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-falten-im-anzug-1.4254112
Falten im Anzug
00/12/2018
Das Spiel am Donnerstagabend hat sich Hannes Kronthaler, der Manager der Alpenvolleys Tirol, ganz genau angeschaut. Auch wenn seine Mannschaft im Deutschen Volleyball-Pokal nicht mehr mitmischt, konnte er so vor dem Topspiel gegen Rekordmeister Friedrichshafen (Sonntag, 17 Uhr) Gegnerscouting betreiben. Einerseits sah er, dass der VfB Friedrichshafen gegen Düren souverän das Finale erreichte (3:1). Andererseits nahm er interessiert zur Kenntnis, dass VfB-Trainer Vital Heynen zum dritten Mal in dieser Woche mit veränderter Startformation starten musste. Kronthalers Bilanz: "Die Chancen stehen 50:50." Vor dem Spitzenspiel Erster gegen Zweiter, das in der Sportarena in Unterhaching stattfinden wird, spricht Kronthaler viel über den Gegner. Vor der Saison hätten die Alpenvolleys nicht geglaubt, dass sie als ungeschlagener Tabellenführer in diese prestigeträchtige Partie gehen würden. In sieben Bundesliga-Spielen haben sie überhaupt nur vier Sätze abgegeben: Ein Lauf, den man eher dem "Aushängeschild" (Kronthaler) Friedrichshafen zugetraut hätte. Aber die Männer vom Bodensee taten sich phasenweise schwer, verloren ein Heimspiel gegen Berlin (2:3) und zuletzt auch einen Punkt gegen Frankfurt (3:2). Und so haben sie trotz eines Spiels mehr einen Punkt weniger auf dem Konto als das Überraschungsteam aus Innsbruck/Unterhaching. Bei einem Sieg der Alpenvolleys könnten es sogar schon vier Punkte sein. "Favorit sind wir aber nicht, das lassen wir uns auch nicht einreden", sagt Kronthaler. Trotzdem verfolgt er die Personalsituation beim Gegner genau. Auf der wichtigen Außenangreiferposition hat Friedrichshafen derzeit Probleme: Der rumänische Nationalspieler Adrian Aciobanitei kam wegen eines lädierten Meniskus im Pokal nicht zum Einsatz, der griechische Nationalspieler Athanasios Protopsaltis kam wegen seiner Wade nur sporadisch zum Einsatz. So bot Heynen kurioserweise Libero Thilo Späth-Westerholt als Angreifer auf, was ein wenig so ist, als würde beim Fußball ein Abwehrspieler im Sturm auflaufen. Späth-Westerholt machte immerhin zehn Punkte, stärkte die Annahme und bekam eine Extraerwähnung vom Trainer: "Ich kann ihn gar nicht genug loben, dass er als Libero über außen so ein gutes Spiel gemacht hat." Mit der zweiten Angriffsreihe dürfte es der VfB in Unterhaching aber ungleich schwerer haben. Die Alpenvolleys haben sich in der Liga nach starkem Start sogar noch gesteigert: Zuletzt putzten sie Meister Berlin jeweils 3:0 und ließen kaum eine Schwäche erkennen. Im Außenangriff glänzen Pawel Halaba und Hugo da Silva, im Aufschlag und Block dominierte man die Gegner nach Belieben. Auch Diagonalangreifer Kirill Klets kommt nach Startschwierigkeiten immer besser in Form und war mehrmals Topscorer mit einer Erfolgsquote von weit über 50 Prozent. Manager Kronthaler lobt die Herangehensweise von Trainer Stefan Chrtiansky, der dem 20-Jährigen durchgehend das Vertrauen schenkte. "Er ist noch so jung, hat enormes Potenzial und wird noch stärker", glaubt der Coach, der dem Russen zudem Englischstunden zur besseren Integration verordnet hat. Dass dieses Topspiel in Unterhaching stattfindet, ist auch ein Zeichen an die Münchner Region - und ein Gradmesser. Kronthaler erwartet, wie auch die Hachinger Verantwortlichen um Mihai Paduretu, dass die Halle am Sonntag ausverkauft ist. Beim ersten Alpenvolleys-Heimgastspiel der Saison gegen Lüneburg waren nur 600 Zuschauer gekommen, nicht mal die Hälfte des Schnitts in Innsbruck. Das Projekt stößt nach wie vor auf geteilte Resonanz: Sportlich ist man dem ambitionierten Dreijahresplan als Tabellenführer voraus. Laufen die kommenden Spiele gegen Friedrichshafen, Frankfurt und Düren genauso erfolgreich, will Manager Kronthaler sogar noch mal in die Vereinskasse langen. "Dann attackieren wir Richtung Meisterschaft", sagt er. Friedrichshafen wird es mit Interesse vernehmen.
Die Alpenvolleys stehen vor dem Topspiel gegen Friedrichshafen. Die Favoritenrolle wollen sie sich nicht einreden lassen.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-abteilung-attacke-1.4253588
Sport in der Region
00/12/2018
Gut, ein bisschen Pech haben die Veranstalter der Formel E nun auch noch gehabt. Das hätten sie ja schlecht vorhersehen können: dass sich der US-Senat ausgerechnet am Tag vor dem Auftakt der fünften Saison darauf festlegt, dass Mohammed bin Salman, der Kronprinz von Saudi-Arabien, "verantwortlich" für den Mord an dem Journalisten Jamal Khashoggi sei. Die vom amerikanischen Geheimdienst CIA zusammengetragenen Beweise erachtet die Kammer als ausreichend, um bin Salman des Mordes zu bezichtigen. Für alle Rennfahrer, Sponsoren und Hersteller ist es insofern eine unglückliche Situation, wenn an diesem Samstag nun also der mutmaßliche Auftraggeber eines Mordes als Gastgeber aus seiner Loge winken wird, sobald die Formel E, die Serie für Rennwagen mit Elektromotoren, zum ersten und wohl nicht letzten Mal in Ad Diriyah rollt, einem Vorort von Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Oder nicht? Andererseits dürften sie in der Formel E von der Entwicklung auch nicht allzu überrascht sein. Für die zu erwartenden Fragen nach Ethik und Moral, die ihren als fröhlichen Festakt geplanten Rennauftakt in der Wüste stören könnten, hat die Formel E schon vor Wochen ein Kommunikationspapier verfasst. Eine Art Ratgeber zur rhetorischen Abwehr lästiger Journalisten: "Racing in Saudi Arabia - Briefing Document. Communications Challenges and positive Positioning". Der Klarheit halber hätte man die Handlungsanweisung auch überschreiben können mit: "So veranstalte ich ein Autorennen im Schurkenstaat - und keiner redet über die Schurken, sondern alle nur über die Autos". Das Dokument, das der SZ vorliegt, beginnt mit einer wunderbar dezidierten Auflistung, weswegen gleich "aus einer Vielzahl von Gründen" mit der Kritik der internationalen Presse zu rechnen sei. Wunderbar ist die Sammlung, weil sie einem Eingeständnis entspricht; gleich vier Punkte ("Challenges") werden genannt. Erstens: "Die Menschenrechtsbilanz der Regierung des Königreichs Saudi-Arabien." Zweitens: "Die mutmaßliche Verstrickung der königlichen Familie und Regierung in den Tod von Jamal Khashoggi". Drittens: "Die Wahrnehmung der Geschlechtersegregation und der männlichen Vormundschaft." Viertens: "Die enge Verbandelung mit der Ölindustrie und (gemeint sind jetzt wohl "fehlende"; d. Red.) Nachweise der Nachhaltigkeit." Obwohl hier ein fünfter Punkt vergessen wurde - der blutige Krieg, den das Land im Jemen führt -, sind das vier triftige Gründe, um ein Rennen in Saudi-Arabien gar nicht erst zu veranstalten, könnte man meinen. Für den Automobil-Weltverband Fia allerdings sind diese vier Punkte nicht so ärgerlich, als dass sie sich nicht mir vier simplen Kunstgriffen aus der Welt schaffen ließen. Und das geht, laut dem offiziellen Strategiepapier, so: Erstens: "Die Formel E konzentriert ihre Kommunikationsbemühungen auf spannende Sporterzählungen." Zweitens: "Sie weigert sich, in die politische Debatte hineingezogen zu werden, und lehnt es ab, sich zu politischen oder aktuellen Themen zu äußern." Drittens: "Sie hebt das Potenzial hervor, Elektrofahrzeug-Technologie zu präsentieren und zu feiern auf dem Verbrauchermarkt in Saudi-Arabien - dem 23. größten der Welt." Viertens: "Die Formel E positioniert sich als etwas, das eine positive Rolle in Saudi-Arabiens Zukunft spielen kann - indem das Rennen hilft, Barrieren abzubauen - z.B. Fan-Visa-Prozess." Die Formel E teilt sich die Bühne mit dem Kronprinzen eines Unterdrückungsstaats Ist es wirklich so einfach? Offenbar schon. Die Formel E ist in den vergangenen Wochen zumindest ganz gut gefahren mit der Strategie. Immer wenn das aus ihrer Sicht ungeliebte Thema aufgebracht wurde - und das Thema wurde zumindest auf dem Höhepunkt des Falls Khashoggi hin und wieder aufgebracht -, wand sich Formel-E-Chef Alejandro Agag mit dieser Gebrauchsanweisung aus der Kritik. Saudi-Arabien sei das "neue Zuhause der Formel E", sagte Agag Ende Oktober, unmittelbar nach der Ermordung Kashoggis. Da war er gerade für eine sogenannte "Future-Investment-Initative-Konferenz" in Riad. Die Formel E wolle "mit dem Rennen unseren Beitrag zur Modernisierung des Landes leisten", kündigte er an. Eines Landes, das er Monate vorher sogar "als ein aufregendes und lebendiges Land" erlebt hat, das sich "immer mehr auf seine Zukunft fokussiert". Zunächst fokussiert sich Saudi-Arabien darauf, der Formel E kolportierte 260 Millionen Euro zu überweisen. Als Gegenleistung dafür, dass Riad in den kommenden zehn Jahren die Bühne bereiten darf für die modernste Rennserie der Welt. Für eine Sportart, die für eine ganze Reihe positiver Eigenschaften steht wie Nachhaltigkeit, Emissionsfreiheit und Technologiefreundlichkeit. Eine Rennserie mithin, die nicht auf derselben Bühne stehen sollte wie der Kronprinz eines Unterdrückungsstaats, der mutmaßlich ein buntes Killerkommando, bestehend aus Geheimdienstlern, Militärs, einem Forensiker und einer Knochensäge, nach Istanbul hat schicken lassen, um im dortigen Generalkonsulat Saudi-Arabiens einen kritischen Journalisten zu zerteilen, der noch gerne geheiratet hätte. Oder ist das jetzt spitzfindig? Die Formel E fährt da, wo gut gezahlt wird. Da folgt sie ihrem historischen und moralischen Vorbild, der Formel 1. Als die Rennklasse mit Verbrennungsmotoren 2012 in Bahrain Station machte, ein Jahr, nachdem die dortige Monarchie im Arabischen Frühling Demonstranten hatte niederknüppeln und Verhaftungswellen folgen lassen, hielt der Weltverband am Rennen fest. Die Formel 1 wolle sich ganz auf den Sport konzentrieren, verfügte Fia-Präsident Jean Todt. Ein schräges Argument. Hat nicht der Sport, da er im Gegensatz etwa zur Wirtschaft keine Funktion besitzt, die über die Unterhaltungsebene hinaus weisen würde, eine viel größere Verpflichtung, darauf zu achten, welche Botschaft er sendet? Wer mag, kann etwa Siemens vorwerfen, dass der Konzern weiter Geschäfte betreibt in Staaten, in denen die Menschenrechte nicht geachtet werden. Aber Siemens-Chef Joe Kaeser sagte immerhin mal eine seiner Reisen nach Saudi-Arabien ab, als sich die Welt angewidert abwendete angesichts der Barbarei im Fall Khashoggi. Das war zumindest ein Signal. Schon richtig: Seit der Präsentation des Formel-E-Deals hat sich Saudi-Arabien gegenüber der Welt ein wenig geöffnet, wie es so schön heißt. Allerdings ist bei geschlossenen Gesellschaften sehr schnell die Rede davon, sie hätten sich geöffnet. Meist reicht, dass einer vor die Tür geht zum Rauchen. Die Tür geht kurz auf, fällt wieder zu. Sonst passiert nicht viel. Bin Salman will sich dafür feiern lassen, dass er in diesem Jahr das Fahrverbot für Frauen aufgehoben hat. Auch wurden Kinos wiedereröffnet, die 35 Jahre geschlossen waren. Für das Rennen lockerte das Königreich jene in Punkt vier des Kommunikationskonzepts erwähnten Visa-Bestimmungen für Ausländer. Die Veranstalter erwarten 40 000 Besucher. "Dieses einmalige Ereignis hat das Potenzial, das Leben und die Wahrnehmung zu verändern, sowohl in Bezug auf den Sport als auch auf Saudi-Arabien", wirbt der Präsident des saudi-arabischen Motorsport-Verbandes, Chalid bin Sultan Al Faisal Al Saud.
Die modernste Rennserie feiert ihren Saisonstart im Öl- und Folterstaat - ein größerer Widerspruch ist schwer vorstellbar. Die Formel E versucht, das Problem mit Tipps zur Kommunikation zu lösen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/formel-e-saudi-arabien-khashoggi-1.4254070
Motorsport - Willkommen im Schurkenstaat, Formel E
00/12/2018
Vor einer Woche, auf der Weihnachtsfeier des FC Bayern, trat der Trainer Niko Kovac einmal als Ehemann in Erscheinung. Wobei: Ganz stimmt das mit der Erscheinung doch nicht - Kovac und seine Frau Kristina nahmen einen Seiteneingang. Auch bei der Weihnachtsfeier achtete der Trainer des FC Bayern also darauf, dass er in der Öffentlichkeit nur als der Trainer des FC Bayern gesehen wird. Sein Leben als Privat- und Ehemann schützt er penibel, was übrigens für die meisten Privat- und Ehemänner gut nachvollziehbar ist. Umso überraschender war es daher, dass Kovac am Freitag von sich aus einen Einblick in sein Eheleben gewährte. "Diejenigen, die verheiratet oder liiert sind", sagte der seit fast 20 Jahren verheiratete Kovac, "wissen, dass es in einer Ehe auch unterschiedliche Meinungen gibt". Gesprochen hatte er dabei jedoch nicht über seine Frau. Sondern über Hasan Salihamidzic. Salihamidzic, der Sportdirektor, und Kovac hatten nach dem 3:3 am Mittwoch in Amsterdam doch sehr unterschiedliche Meinungen zum Spiel geäußert. Der Trainer wollte seiner Mannschaft "nur ein Kompliment" machen, Salihamidzic sagte etwas umständlich, dass er "das Spiel nicht gut gesehen" habe. Es waren überraschend gegensätzliche Aussagen. Salihamidzic und Kovac gelten als Freunde; der Sportdirektor betont gerne, dass er immer hinter dem Trainer gestanden sei. (In den Phasen, in denen das besonders interessant zu erfahren gewesen wäre, hatte Salihamidzic allerdings geschwiegen.) Doch diese unterschiedlichen Meinungen zeigen auch, dass sich die Freunde gerade in Profilierungswochen befinden. Es gebe einen "good boy" und einen "bad boy", sagte Kovac, er selbst sieht sich selbstverständlich nicht als den bösen Buben. "Natürlich gab es Situationen, die der Brazzo auch richtigerweise angesprochen hat, die mir auch nicht gefallen haben. Doch in dem Moment war es nicht wichtig, das Negative hervorzuheben, sondern das viele Positive." Der Trainer zählte auf: Das Team habe sich nach dem zwischenzeitlichen 1:2 "wiedergefunden", überhaupt sei es "ein tolles Spiel" gewesen, mit "guten Umschaltmomenten", er habe "Mentalität und Leidenschaft" gesehen. Er, Kovac, habe daher "das Gute" angesprochen, "der Brazzo" eben "das nicht so Gute". Dass er "Brazzo" sagte und nicht das seriöser klingende "Hasan", das war bestimmt nur ein Zeichen dafür, dass die Vertrautheit zwischen den beiden früheren Mitspielern nach wie vor hoch ist. An diesem Samstag spielt der FC Bayern in Hannover. Für die Mannschaft geht es dabei darum zu zeigen, ob sie die Krise tatsächlich abgeschüttelt hat. Für Trainer und Sportdirektor wird es weiter darum gehen, das eigene Profil zu schärfen. Zu diesem Zweck nutzte Kovac am Freitag auch die Geschichte mit Arjen Robben. Der Flügelspieler fällt wegen einer Oberschenkelverletzung für die letzten drei Spiele des Jahres aus. Und Kovac fragte: "Hatten wir überhaupt schon eine Muskelverletzung?" Die Antwort gab er selbst: "Ich glaube nicht." Dies spreche "für eine Trainingssteuerung auf hohem Niveau". Wieder hatte er das Gute gesehen, der good boy.
Trainer Niko Kovac schärft weiter sein Profil. Nach dem Spiel gegen Amsterdam haben er und Sportdirektor Salihamidzic unterschiedliche Meinungen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-muenchen-guter-junge-1.4254679
FC Bayern München
00/12/2018
Was wäre das für ein Vergnügen gewesen, vor einer Woche in Titisee-Neustadt im Schwarzwald. Schon die Anlage: eine Großschanze, Sprungweite 142 Meter! Skispringerinnen empfinden genauso wie ihre männlichen Kollegen: Sind sie einmal in der Luft, dann wollen sie nicht wieder runter, und Großschanzen bringen locker zwei Sekunden mehr Fluggenuss. In Titisee wären sie außerdem vor Tausenden Zuschauern gesprungen statt vor hundert wie sonst. Denn es wäre ein Sammelweltcup gewesen, der Männer- und Frauenwettbewerbe bündelt. Und schließlich: Speziell die Deutschen wären in Titisee in blendender Form erschienen, denn sie stehen auf den Plätzen eins, zwei, fünf und neun im Gesamtweltcup.
Das Frauen-Skispringen floriert - vor allem die deutschen Athletinnen um Katharina Althaus feiern Erfolge. Bloß etwas mehr Publikum wäre jetzt noch schön.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/frauen-skispringen-1.4254117
Süddeutsche.de
00/12/2018
Irgendwann wusste selbst der sonst so schlagfertige Manfred Schwabl nichts mehr zu sagen. Sein Vorgänger Engelbert Kupka trat während der Aussprache ans Rednerpult in der noch so jungen Almhütte am Fußballstadion, neben ihm flackerte ein Feuer im Kamin. "Wie du den Verein nach innen stabilisierst und nach außen vertrittst", sagte der 79-jährige dann zum aktuellen Präsidenten der SpVgg Unterhaching, das verdiene großen Respekt. Und fügte das vielleicht ultimative Kompliment an, das man in einer Alm in der Münchner Vorstadt anbringen kann: "Genau so muss ein Verein in Bayern aussehen." Applaus. Schwabl blickte gerührt auf die weiße Tischdecke. Natürlich hatten sie ihn ausgebuht, als er gesagt hatte, dass er am Ende der Saison mit einer Platzierung "zwischen acht und zwölf" zufrieden wäre. Der Drittligist ist aktuell Fünfter. Es zeigte, wie sehr die Erwartungen gestiegen sind. Doch vor allem war es Folklore. Eigentlich war die jährliche Mitgliederversammlung am Donnerstagabend eine ultimative Lobhudelei. Schwabl bekam so viel Lob, als würde er für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Dabei hat er ein großes Ziel, den Aufstieg in die zweite Liga, noch lange nicht erreicht, sondern lediglich einen für ihn wichtigen Meilenstein gesetzt. Am Donnerstag wurde der Spielbetrieb der ersten Mannschaft inklusive der Junioren U19, U17 und U16 in die SpVgg Unterhaching GmbH & Co. KGaA ausgegliedert; ihr Kapital wird schon bald in Aktien im Wert von zunächst drei Millionen Euro gestückelt. Darüber hinaus wurde das Präsidium neu gewählt. Bei keiner einzigen Abstimmung während der dreieinhalb Stunden wurde auch nur eine einzige rote Karte für "Nein" in die Höhe gereckt, es gab lediglich vereinzelte Enthaltungen. Der Abend samt aller Redebeiträge zeigte deutlich, dass die Mitglieder nicht nur den Argumenten folgten - hier ging es um steigende Kosten, um die Haftungsgefahr für den Verein, die Wettbewerbsfähigkeit im Profifußball, die Attraktivität für weitere Investoren -, sondern sie zogen auch emotional mit. Jeder weiß, dass Schwabl 700 000 Euro plus x in den klammen Verein gesteckt hat, dass er nun ein wichtiger Anteilseigner wird. Gleichzeitig prophezeit er weitere Verluste von bis zu zwei Millionen Euro pro Jahr, solange der Verein in der dritten Liga spielt. All das störte niemanden, das Vertrauen in den Präsidenten ist jetzt mindestens 99,2-prozentig - so viel Zustimmung gab es für die Ausgliederung. "Eure Arbeitsplätze sind jetzt auch gesichert", rief Schwabl den Spielern zu. Dass der Verein dank des außergewöhnlichen Transfers des Juniorenspielers Karim Adeyemi für drei Millionen Euro im abgeschlossenen Geschäftsjahr einen Überschuss von 753 000 Euro erwirtschaftete, geriet fast zur Nebensache. Detailansicht öffnen Gelobt, beliebt und wiedergewählt: Manfred Schwabl erhielt annähernd 100 Prozent Zustimmung. (Foto: Claus Schunk) Der neue Aufsichtsrat besteht vor allem aus Leuten, die in den vergangenen Jahren schon bei der Professionalisierung des Vereins geholfen hatten. Der frühere Schatzmeister Robert Perchtold führt den Vorsitz; der Investor Christian Näther gehört dem Rat ebenso an wie Frédéric Dervieux, Geschäftsführer des Hauptsponsors Frostkrone, oder Florian Kainz vom Internationalen Fußball Institut in Ismaning. Schwabl hat mit dem wiedergewählten Präsidium, das lediglich Dirk Monheim an den neuen Aufsichtsrat abgibt, in den vergangenen Monaten ausgiebig auch an der optischen Professionalisierung des Klubs gearbeitet. Die Alm gibt es, weil der neue Vermarkter Lagardère mehr VIP-Plätze verlangte als das VIP-Haus hergibt. Die Rasenplätze wurden erneuert, der Parkplatz hinter der Osttribüne auch, ebenso das verbogene Tor zum Parkplatz für den Gästebus. Die Stadionfrage schwelt zwar noch, doch im Januar stehen Gespräche mit der Gemeinde bezüglich einer Übernahme an. Auch um die Verhandlungsposition zu verbessern, ist die Spielvereinigung in Vorleistung gegangen und hat im Innenraum Ausbesserungen vorgenommen, zu denen sie nicht verpflichtet war. Vizepräsident Peter Wagstyl erzählte noch die Anekdote zu den neuen Sitzschalen auf der Gegentribüne. Dort prangt in Blau auf Rot der Schriftzug "Haching 1925". Doch nach dem Einbau habe man diesen gar nicht lesen können. Also seien Schwabl und er auf der Haupttribüne gestanden, und gegenüber habe so lange jemand rote und blaue Sitze ausgetauscht, bis die Schrift lesbar war. Schwabl, sagt sein "Lieblingsvize" Wagstyl, sei in allem die treibende Kraft. Er treibe alle in den Wahnsinn mit seiner Unermüdlichkeit. Spion in der Whatsapp-Gruppe Eine gute Woche noch bis zum Fest der Liebe, zu Christbaum, Geschenken und Weihnachtsgans. Bis dahin hat der Fußball-Drittligist SpVgg Unterhaching noch zwei richtungsweisende Heimspiele vor sich. Sollten an diesem Samstag gegen Tabellenführer Osnabrück (37 Punkte) und am Sonntag in acht Tagen gegen den Dritten KFC Uerdingen (34 Punkte) jeweils Siege gelingen, wäre Haching voll dabei im Kampf um die Aufstiegsplätze. Trainer Claus Schromm gibt sich zurückhaltend. "Wir möchten wie letztes Jahr mit 34 Zählern überwintern, ob wir die fehlenden drei diese oder nächste Woche holen, wird man sehen", sagt er. Von "Schicksalsspielen", die über den weiteren Saisonverlauf entscheiden, will er nichts hören: "Schicksalsspiel ist, wenn du Vorletzter bist und ich als Trainer an Weihnachten keinen Job mehr habe." Sein Team könne sich dagegen "noch zwei wunderschöne Geschenke unter den Baum legen". Druck gibt es also keinen, auch nicht vom Präsidenten: "Natürlich hätte ich nichts gegen einen Aufstieg schon in diesem Mai. Aber der Plan sieht vor, dass wir innerhalb der nächsten drei Jahre rauf wollen", sagt Manfred Schwabl, der damit rechnet, dass etwa die durch einen Sponsor unterstützten Uerdinger im Winter personell nachbessern werden. Bei der SpVgg Unterhaching sei in dieser Richtung nichts geplant: "Vielleicht bringt das Christkind was", sagt er schmunzelnd. Bleibt die Frage, ob überhaupt alle Leistungsträger bleiben, schließlich dürfte ein auffälliger Offensivspieler wie Luca Marseiler, 21, angesichts seiner sechs Saisontreffer Begehrlichkeiten wecken. "Durch Jimmy Müllers langwierige Verletzung ist für Luca eine Tür aufgegangen, er ist reinmarschiert und hat es richtig gut gemacht", lobt Schromm. Marseiler bekomme "das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht". Noch sei keine Anfrage für den Sprinter eingegangen, sagt Schwabl und ergänzt, dass man "bei einem der jungen Wilden ein Auge zudrücken" und die Chance auf einen höherklassigen Wechsel nicht verbauen würde. "Aber wegen Hain oder Bigalke braucht gar keiner anrufen." Apropos Sascha Bigalke: Der ist nach seinem Brummschädel aus dem Spiel in Lotte (0:0) wieder fit und kann gegen Osnabrück auflaufen. Beim Gegner ist der frühere Hachinger Kapitän Ulrich Taffertshofer eine feste Größe - und wohl auch ein wichtiger Informant: "Der Sheriff weiß alles über uns, er ist sogar noch immer in der Whatsapp-Gruppe der Jungs", weiß Trainer Schromm. Stefan Galler Die Sanierung der Osttribüne habe viel Zeit in Anspruch genommen. Dafür habe man jetzt die Tauben vertrieben, die dort so viel Schmutz gemacht hatten. Plötzlich seien sie weg gewesen, so Wagstyl, "vielleicht sind sie jetzt im Grünwalder Stadion, wer weiß." Schallendes Gelächter nach dieser Spitze gegen den TSV 1860 München. Auch die Derbysiege der Jugend gegen die Blauen wurden gefeiert. Unterschwellig war herauszuhören: Sind wir vielleicht auf dem Weg, die Nummer zwei in der Stadt zu werden? Der gar nicht mehr so kleine, bravere Bruder? In einem zweiminütigen Imagefilm, der just während des Derbys gegen Sechzig im September gedreht worden war, sah man das Pappschild eines Fans: "Koa Scheich, koa Hoeneß, I mog Haching." Sie halten sich schon mal für viel sympathischer als die Nachbarn. Dass ihr Präsident selber ein Sechziger war, ist ihm selbstverständlich verziehen worden.
Die SpVgg Unterhaching beschließt die Ausgliederung der Profis und huldigt ihrem Präsidenten.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fussball-lobhudelei-am-kaminfeuer-1.4253590
Lobhudelei am Kaminfeuer
00/12/2018
Eintracht Braunschweig, deutscher Meister von 1967, ist Letzter der 3. Liga - es mangelt an sportlicher Weitsicht und Reife. Ortsbesuch bei einem Traditionsklub, der bald verschwinden könnte. Pfitzner freut sich nicht. Er denkt gar nicht daran, sich zu freuen. Er wundert sich eher, denn wer hätte sich ausmalen können, dass er noch mal so gefragt sein könnte bei Eintracht Braunschweig, seinem Herzens- und Heimatverein? Die Lokalzeitung schrieb früh über Pfitzners mögliches Comeback bei den Profis gegen Halle. Am vergangenen Samstagmittag war alles klar: "Pfitzner spielt" - die Nachricht verbreitete sich wie eine Heilsbotschaft an der Hamburger Straße. Marc Pfitzner. Alter Löwe. Kämpfer für die gelb-blaue Sache. Im Sommer ist er mit Werder Bremen II in die Regionalliga abgestiegen, die Eintracht holte ihn für das Reserveteam zurück. Egal. Identifikationsfiguren mit Erfahrung werden gebraucht - jetzt, da die erste Mannschaft im Drittliga-Keller gestrandet ist. Und Pfitzner spielte gut gegen den Halleschen FC, ordnete das defensive Mittelfeld, gewann Zweikämpfe. Jetzt steht er vor den Reportern, lässt sich nicht aus seiner Bescheidenheit locken. Er klingt fast entschuldigend: "Ich weiß, dass ich 34 bin. Dass ich in der Oberliga gespielt habe." Pfitzner gehört nicht hierher, alle wissen es. "Aber wenn ich helfen kann ..." Wenn ein ehrenwerter, nicht mehr ganz junger Durchschnittsfußballer wie Marc Pfitzner helfen kann, ist das nicht unbedingt ein gutes Zeichen für einen Traditionsverein wie Eintracht Braunschweig. Der Klub steckt gerade in einer Krise, die über die üblichen Niederlagenserien hinausreicht und die vor allem deshalb die Fußballrepublik verstört, weil Eintracht Braunschweig - Bundesliga-Gründungsmitglied und Deutscher Meister von 1967 - doch eigentlich schon aus dem Gröbsten raus war. Noch im Sommer 2017 wäre die Eintracht fast in die Bundesliga zurückgekehrt. Die Niederlage in der Relegation gegen den VfL Wolfsburg war knapp. In diesem Sommer verschlug es die Mannschaft dann am letzten Spieltag 2017/18 plötzlich in die Abstiegszone der zweiten Liga. Und jetzt? Vier Punkte Rückstand auf den Vorletzten in der dritten Liga. Immerhin gelang der Mannschaft zum Hinrundenabschluss an diesem Samstag bei Energie Cottbus der zweite Saisonsieg - aber natürlich würde das nicht reichen, um den Absturz abzuwenden. Was ist passiert? Diese Frage treibt fast alle in der niedersächsischen Stadt. Braunschweig hat 250 000 Einwohner, eine starke Wirtschaft, ein starkes Forschungswesen, eine reiche Geschichte - und die Entwicklung der Eintracht passte lange zum vitalen Standort. 2008 hätte der Klub fast die Qualifikation zur neuen dritten Liga verpasst, ehe der damalige A-Jugendtrainer Torsten Lieberknecht den Job von Coach Benno Möhlmann übernahm. Es begann eine fruchtbare Zeit, die der frühere Eintracht-Spieler Lieberknecht mit Fußballverstand und Leidenschaft prägte. Nach und nach bekam der Klub alles, was ein Fußballunternehmen braucht: ausgegliederte GmbH, renoviertes Stadion, neue Trainingsanlage, Nachwuchsleistungszentrum, Aufstiege. Eintracht Braunschweig machte sich einen Namen "als kleiner Pissverein" (Lieberknecht), der sich auch durch den Bundesliga-Abstieg 2014 die Laune nicht verderben ließ. So hätte es weitergehen können, aber die Fliehkräfte des Fußballs waren stärker. Mit Rekordetat startete die Mannschaft in die Zweitligasaison 2017/18. Trotzdem lief es nicht gut. Kritik am Trainer brandete auf. Die Eintracht-Gemeinde spaltete sich auf in Lieberknecht-Anhänger und Lieberknecht-Gegner. "Das färbt dann eben auch auf die Mannschaft ab", sagt Robin Koppelmann, Sprecher des Fanrats und des Mitgliederbündnisses "Initiative Eintracht". Am letzten Spieltag führte Braunschweig zwei Mal bei Holstein Kiel - und verlor 2:6. Abstieg. Tränen. Torsten Lieberknecht musste gehen, und mit ihm verschwand praktisch der komplette Fußballverstand von Eintracht Braunschweig. So zumindest sieht es Koppelmann: "Man hat sich zu lange auf Lieberknechts Erfolg und Kompetenz ausgeruht, wir hatten gute Menschen der Wirtschaft, aber keine Menschen für das Sportliche." André Schubert soll die vierte Liga verhindern - ohne Zugänge im Winter geht das wohl nicht Die Wirtschaftsmenschen holten als neuen Trainer Henrik Pedersen, 40, einen netten Dänen, der mal Nachwuchstrainer bei Red Bull Salzburg war, und sie stellten einen Kader aus unerfahrenen Spielern zusammen. Die dritte Liga überforderte alle. Das Spiel gegen Halle: 16 750 Zuschauer sind da bei grauem Dezemberwetter, viele Plätze bleiben leer. Es ist das letzte Heimspiel vor Weihnachten, in der Nordkurve inszenieren die Fans ihren Eintracht-Kult. Sie rollen ein Transparent auf. Es zeigt den Meisterspieler Jürgen Moll und seine Frau Sigrid, die 1968 bei einem Autounfall ums Leben kamen: "Das Leben ist endlich, ewig die Erinnerung", steht auf dem Transparent, das Klubwappen auf Molls Brust beleuchtet ein roter Feuerwerkskörper. Es sieht aus wie ein brennendes Herz, und die Kurve singt: "Deutscher Meister, deutscher Meister / in den Farben Gelb und Blau / Neunzehnhundertsieb'n'sechzig, das war unser BTSV." Dann beginnt das Spiel. Torwart Kruse irrt durch den Strafraum. Der Ball schlägt aus spitzem Winkel ein. 1:0 für Halle, zweite Minute. Sebastian Ebel, der Präsident, klingt mitgenommen und auf eine freundliche Art zerknirscht. Im wirklichen Leben ist Ebel leitender Manager einer Tourismus-firma. Ihn und Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt meint Koppelmann, wenn er von "guten Menschen der Wirtschaft" spricht. Ohne Ebels und Voigts Konsolidierungskurs wäre die Eintracht heute wohl ein Chaosverein ohne Eigenkapital, den die aktuelle Krise tatsächlich in den Bankrott treiben würde. Einsparungen werden unvermeidlich sein, aber einen echten Eintracht-Untergang befürchtet Ebel nicht.
Eintracht Braunschweig, deutscher Meister von 1967, ist Letzter der 3. Liga - es mangelt an sportlicher Weitsicht und Reife. Ortsbesuch bei einem Traditionsklub, der bald verschwinden könnte.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/eintracht-braunschweig-3-liga-1.4254106
Der Niedergang von Eintracht Braunschweig
00/12/2018
Das komische Gefühl war gleich zu Beginn des Rennens da, es wollte sich auch für den Rest der Fahrt nicht vertreiben lassen. Das Gefühl beschlich den Skirennfahrer Josef Ferstl immer dann, wenn sein Ski den Grip verlor, ganz kurz, oder wenn es ihn von der Ideallinie trug - aber kleine Unsauberkeiten gehören zu einer schnellen Fahrt nun mal dazu, sie signalisieren, dass der Fahrer sich langsam aber sicher dem Limit nähert. "Lieber ein paar Fehler und schnell, als sauber und langsam", beschloss Ferstl, und als er im frostigen Zielraum von Gröden eintraf, im Schatten des Langkofel-Fels, da wusste er, dass sein Gefühl ihn nicht getäuscht hatte. Sechster ist Josef Ferstl vom Skiclub Hammer im Super-G von Gröden geworden, mit dem das Wochenende der alpinen Schnellfahrer am Freitag in Südtirol eröffnet wurde. Der 29-Jährige lag 81 Hundertstel hinter Aksel Lund Svindal, dem Altmeister aus Norwegen, der sich den Skistock an seinen gebrochenen linken Daumen gebunden hatte und auch so gewann; Andreas Sander, Ferstls Teamkollege, rundete die gute Vorstellung als Zehnter ab. Die Vertreter des Deutschen Skiverbands hatten am Ende sogar wieder Lust auf Späße - auf die Frage, ob er irgendwas auszusetzen habe an seiner Fahrt, scherzte Ferstl: "Klar, ich bin nicht Erster." So wie im Vorjahr, als er in Gröden seinen bislang einzigen Triumph im Weltcup sichergestellt hatte. Was ein, zwei Wochen für einen Unterschied machen. Vor ein, zwei Wochen war es mit den Fahrten der Deutschen ja noch umgekehrt gewesen: Sie sahen gefällig aus, aber sie waren nicht richtig flott. Ferstl hatte als Zwölfter in der Abfahrt von Beaver Creek noch den besten Ertrag geschafft, Sander fuhr ratlos hinterher, und Thomas Dreßen, der Kitzbühel-Sieger, der in Kanada stark in die Saison aufgebrochen war, war im Schneetreiben verunfallt - Kreuzbandriss, monatelange Krankschreibung inklusive. Die süßen Erträge in Gröden, auf den welligen, fiesen Kamelbuckeln der Saslong-Piste, waren da ein willkommenes "Geschenk", wie Ferstl nun befand, als hätten die Deutschen ihre gute Form nur für ein paar Rennen verlegt, wie einen Regenschirm in der Straßenbahn. Ferstl hatte am Tag vor dem Super-G die vergangenen Monate noch einmal erörtert, für die er sich selbst attestierte, "gereift" zu sein. Der alpine Skisport ist ja immer eine "kleine Formel 1", wie Ferstl befand; es gibt unzählige Möglichkeiten, Skischuh, Platte, Bindung und Ski aufeinander abzustimmen, und Ferstl hatte sich bei dieser Tüftelei im Vorwinter immer wieder verzettelt. Die ersten Trainingsfahrten im neuen Winter waren da schon vielversprechender - bis sich am ersten Renntag in Kanada das Wetter änderte. "Ich habe mich trotzdem auf das Material vom Training verlassen", sagte Ferstl, und so fuhr er dann eben: schön und schön langsam. Am Freitag, in Gröden, passte er seine Abstimmung dem Wetter an, im Vertrauen auf den Erfahrungsschatz. "Wenn man immer nur 30. wird, hinterfragt man sich irgendwann schon", sagte er: "Aber das ist bei uns nicht mehr der Fall - jeder von uns hatte ja schon gute Ergebnisse." Bei Sander, dem Konstantesten der vergangenen Jahre, war die Lage zuletzt noch komplizierter. Er hatte im Sommer seine muskulären Probleme behoben, auch er fuhr beim Auftakt in Kanada sauber und schön - er verlor aber auch ganz schön viel Zeit, was Sander auf mangelnde Entschlossenheit zurückführte, und Cheftrainer Mathias Berthold als Rückfall in alte Zeiten klassifizierte. "Abfahrt", sagte Berthold in Gröden mit gewohnt diplomatischem Geschick, "ist ein Gemetzel", da müsse jeder am absoluten Limit fahren. Am Freitag präsentierte sich Sander wieder einigermaßen aggressiv, anstatt sich von den Skiern treiben zu lassen. Wolfgang Maier, der DSV-Alpindirektor, wertete den Auftritt seiner Fahrer zumindest als Beleg ihrer Wehrhaftigkeit, nach den ersten Wochen, "wo du wie in einer extremen Achterbahn hin- und hergeschüttelt wirst". Die nächste Schüttelpartie folgte freilich noch am Freitag, da war ja noch die Sache mit Stefan Luitz. Luitz hatte beim Riesenslalom in Beaver Creek seinen ersten Weltcup gewonnen, er hatte am Renntag dabei künstlichen Sauerstoff eingeatmet - was laut Reglement der Welt-Anti-Doping-Agentur gestattet ist, laut den Paragrafen des Ski-Weltverbands Fis aber nicht. Das Anti-Doping-Panel der Fis empfahl nun am Freitag, den Deutschen zu disqualifizieren. Maier sagte, man wolle die Begründung erst einmal übersetzen. Der DSV hat danach zwei Wochen Zeit, Stellung zu beziehen, erst dann wird die Fis eine erste Entscheidung fällen. Sicher ist bislang nur: Der letzte Spruch in dieser Causa wird das eher nicht sein.
Die deutschen Skirennfahrer überzeugen in Gröden, etwa Josef Ferstl als Fünfter im Super G. Aber der Fall Stefan Luitz sorgt weiter für Unruhe.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-auf-kamelbuckeln-1.4254114
Auf Kamelbuckeln
00/12/2018
Mitte November flog der Geheimplan auf: Fifa-Präsident Gianni Infantino will zentrale Rechte des Fußballweltverbands verkaufen. Für 25 Milliarden Dollar. Aber Infantino betreibt diesen Deal hoch diskret: Seit einem Jahr bastelt er mit anonym gehaltenen, arabisch-asiatischen Investoren an einem Firmengebilde, das Kernbereiche der Fifa übernehmen will. Und in dem er selbst - besonders brisant! - als Aufsichtsratchef fungieren soll. Compliance-Experten wie der Schweizer Mark Pieth sprechen von einem heimlichen "Raubzug" an den Gütern des Verbandes, der sogar strafrechtlich relevant sein könnte. Doch Infantino lässt das unbeeindruckt. Seit Dienstag lässt er die 211 Nationalverbände der Welt in der Sache bearbeiten. Er tut das höchst trickreich - stößt aber auf massiven Widerstand in Europa. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bezeichnet Infantinos Vorgehen nun sogar als "unseriös". Er hat dabei die Rückendeckung der Europäischen Fußball-Union (Uefa). Der Fußball driftet in die Zerreißprobe. Groß war die Bestürzung in der Branche, als die SZ kürzlich ein "Term Sheet" der Fifa enthüllte: ein internes Arbeitspapier zu Infantinos geheimem "Project Trophy". Mit bis zu 25 Milliarden Dollar will eine Investorengruppe um den japanischen Tech-Konzern Softbank in das Projekt einsteigen. Offiziell dreht sich der Deal nur um neue Turnierformate: eine reformierte Klub-WM und eine neue World League für Nationalteams. Doch diese Events sind als Blendwerk gedacht, das verrät das Papier selbst. Die Investoren könnten vorzeitig aus den Turnieren aussteigen. Trotzdem bliebe ihnen das Gut erhalten, um das sich in Wahrheit alles dreht: der Zugriff auf quasi alle Fifa-Rechte, von digitalen Formaten bis zu den WM-Turnieren ab 2026; alles soll in eine neue Firma mit dem Arbeitstitel Fifa Digital Corp. (FDC) übertragen werden. So steht es im Arbeitspapier - das die Fifa selbst nicht leugnet, aber als "veraltet" und "eines von Hunderten" herunterzuspielen versucht. Dabei war das Term Sheet die Basis, als Infantino im März den Fifa-Vorstand erstmals mit der Milliardenofferte zu überrumpeln versuchte. Wochen später legte er das Papier den Hausjustiziaren vor. Marco Villiger und Jörg Vollmüller waren geschockt, sie warnten in einer 16-seitigen Expertise, die der SZ ebenfalls vorliegt, vor enormen Risiken: vom Kontrollverlust im Kerngeschäft über den Verlust der Steuerbefreiung bis zu Kartell- und Schadenersatzfragen. Das Gutachten hatte Konsequenzen: Villiger und Vollmüller mussten die Fifa verlassen. Das wirklich Relevante bleibt im Dunkeln Seit das publik ist, hat Infantino ein Problem. Die Uefa stemmt sich gegen sein "Project Trophy". Und wenn der relevante Teil der Fußballwelt - Europa - nicht mitzieht, ist der Deal tot. Denn für neue Formate zwischen Feuer- und Neuseeland blättert kein Investor Milliarden hin. Mit allerlei Finten versucht Infantino daher, das Milliardengeschäft zu retten. Das soll bereits beim nächsten Vorstandstreff im März abgesegnet werden - bisher ohne Aufklärung zu den Hintergründen. Die gab es auch nicht beim Treffen einer neu geschaffenen Taskforce, die unter der Regie von Infantinos Adjutanten Zvonimir Boban tagte. Die Taskforce befasse sich mit den sportlichen und technischen Fragen der neuen Formate, teilt die Fifa mit. Das wirklich Relevante, der geplante Rechte-Ausverkauf, bleibt weiter im Dunkeln. Und dieselbe Masche spielt Infantino nun beim Versuch, die 211 Verbände der Welt einzeln zu bekehren. Von Dienstag bis Donnerstag fanden in Katar die ersten drei von insgesamt neun "Fußball-Gipfeln" statt. Ein Kernthema der Agenda: "die Zukunft der Fifa-Wettbewerbe". Die "Zukunft": Das ist der Milliarden-deal. Infantinos Plan sieht nun so aus, dass erst die Kleinverbände eingewickelt werden sollen, die sich kaum bis gar nicht für Turniere interessieren, in denen sie keine Rolle spielen - die aber dieselbe Stimme in der Fifa haben wie die Großverbände. Erst am Ende geht es an die kritische Masse: Europas Topvertreter, die sich mit dem Thema nur befassen wollen, wenn sie alle Details des Milliardendeals kennen. Zu den ersten drei "Fifa Executive Football Summits" in Doha wurden 52 Verbände eingeladen. Darunter Jemen und Gambia, Somalia und Samoa, die Cook-, die Kaiman- und die Jungferninseln, Tonga, Vanuatu und Bhutan, Nepal, Samoa und die Solomons, Guam und Lesotho. Auch neun Vertreter aus Europas Osten wurden gerufen, von Russland bis Moldawien. Alle sollten abstimmen - aber nicht darüber, ob sie die neuen Turnierformate überhaupt wollen: die reformierte Klub-WM (die aktuelle läuft fast unbemerkt seit Mittwoch, Al-Ain aus den Emiraten bezwang Phoenix Wellington im Elfmeterschießen) sowie die Weltliga, die in direkte Konkurrenz zum Kernprodukt der Fifa träte, der Fußball-WM. Abgestimmt werden sollte nur über einen festen Fragenkatalog zu Terminen, Teilnehmerzahlen und Spielmodi. Ein manipuliertes Votum? Keineswegs, beteuert die Fifa auf SZ-Anfrage: "Jeder kann sich auch gegen jeden Vorschlag aussprechen." Jedoch fanden weder die Doha-Teilnehmer eine solche Veto-Option vor, noch ist sie in dem Fragepapier enthalten, das die Fifa vorab verschickte.
Die Uefa stemmt sich gegen den umstrittenen Deal des Fifa-Präsidenten. Der verfolgt nun eine neue Strategie, die der DFB sogar "unseriös" nennt.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fifa-infantino-uefa-milliarden-deal-1.4254072
Fifa - So trickst Infantino für sein Milliarden-Projekt
00/12/2018
Dass Lionel Messi und der FC Barcelona in der Gruppenphase der Champions League ausscheiden, scheint undenkbar geworden zu sein. Nach 96 Vorrundenspielen sind alle Favoriten ins Achtelfinale der Champions League eingezogen. Außenseiter haben in diesem System längst keine Chance mehr. Um kurz die Begrifflichkeiten zu klären: Als Jahrhundertspiel gilt im Fußball gemeinhin die Begegnung zwischen Italien und Deutschland im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1970: Schnellingers Ausgleich in der 90. Minute, so unvergessen wie Riveras Siegtor zum 4:3 in der Verlängerung. Die Italiener sagen "Partita del secolo", am Aztekenstadion in Mexiko-Stadt steht "Partido del siglo" auf einer Erinnerungstafel. Auf diese Ebene hat am Mittwochabend mal eben so Europas Fußballverband ein ausgesprochen ansehnliches, aber nicht mehr entscheidendes 3:3 zwischen Ajax Amsterdam und dem FC Bayern München gehoben. Auf dem deutschen Twitter-Account der Uefa war zu lesen: "Was für ein Spiel ... Der @FCBayern holt in einem Jahrhundertmatch ein 3:3 beim @AFCAjax und damit den Gruppensieg. GANZ GROSSER SPORT!!!!" Nun muss man natürlich nicht alles überbewerten, was irgendwer twittert, aber in diesem Fall steckt in der mutigen Überhöhung etwas Exemplarisches: Die gesamte Gruppenphase der Champions League, des wichtigsten Vereinswettbewerbs der Welt, wird ja gerne zum Drama hochgejazzt, obwohl im Grunde jeder schon vorher sicher sein kann, wie es ausgehen wird. Im Sommer wurden in jeder Gruppe die Favoriten den Außenseitern zugelost - und 96 Spiele später hat sich jeder Favorit durchgesetzt. Das größte Drama spielte sich in der Gruppe C ab, als Alisson Becker dem FC Liverpool in letzter Minute das Weiterkommen sicherte - eine Parade des teuersten Torwarts der Welt, das ist nicht unbedingt eine Überraschungsstory. Der bisher letzte echte Außenseiter aus Lostopf vier, der es 2016 bis ins Achtelfinale schaffte, war KAA Gent aus Belgien. Nach dem Prinzip "Wer hat, dem wird gegeben" Anfang November war die Aufregung groß, als durch die Football Leaks Details der Planungen der größten europäischen Klubs zur Gründung einer exklusiven Superliga öffentlich wurden. Doch wer sich die verbliebenen Teilnehmer der Champions League anschaut, sieht erneut, dass diese Superliga spätestens im Frühjahr jeder Saison schon Realität ist, wenn sich die immer gleichen Spitzenklubs im Viertelfinale wiedertreffen. Im Achtelfinale muss man nur Basel, Donezk, Chelsea, Sevilla und Beşiktaş Istanbul mit Dortmund, Lyon, Atlético Madrid, Schalke und Amsterdam ersetzen, um das ansonsten gleiche Sechzehnerfeld wie im Vorjahr zu erhalten. Und das wird auch in Zukunft so bleiben. Denn die Geldverteilung funktioniert zur höheren Planungssicherheit der Topklubs nach dem Prinzip "Wer hat, dem wird gegeben". Und die Klubs aus den kleineren Ländern, die Verlierer in diesem System, sollen künftig bekanntlich mit einem zusätzlichen Wettbewerb zufriedengestellt werden, der Europa League 2. Jahrhundertspiel? Eher ein Jahrhundert voller sehr, sehr vieler Spiele.
Nach 96 Vorrundenspielen sind alle Favoriten ins Achtelfinale der Champions League eingezogen. Außenseiter haben in diesem System längst keine Chance mehr.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/champions-league-achtelfinale-vorrunde-1.4252527
Champions League: Schon wieder die gleichen Klubs
00/12/2018
FC Bayern, Robben: Bayern München muss in den restlichen drei Bundesligaspielen bis zur Winterpause auf Arjen Robben verzichten. "Das Risiko ist zu groß, dass da etwas passiert. Deswegen werden wir ihn so behandeln, dass er zum 4. Januar wieder angreifen kann und dann ganz ausgeheilt ist", sagte Trainer Niko Kovac vor dem Spiel bei Hannover 96 am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Robben hat wegen muskulärer Probleme fünf der jüngsten sieben Pflichtspiele verpasst. "Wir werden ihm die Pause geben, die er braucht. Es bringt nichts, in eine größere Verletzung hineinzulaufen", sagte Kovac über den 34-Jährigen. Kovac gab für die drei Begegnungen ohne Robben mit Hannover, RB Leipzig am Mittwoch und seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt (22. Dezember) eine Siegpflicht aus. "Wir müssen alles mitnehmen, was wir kriegen können, um den Druck aufrecht zu erhalten", sagte der Coach, der angesichts der englischen Wochen kleinere Veränderungen an seiner Startelf in Aussicht stellte. Ob auch Mats Hummels eine Chance bekommen wird, ließ er offen. "Ich weiß, was Mats kann und was er schon geleistet hat in dieser Saison, dass man sich auf ihn verlassen kann - wie auf die anderen, die auf der Bank sitzen", sagte Kovac. Biathlon, Sprint: Weltmeister Benedikt Doll hat den deutschen Biathleten in seiner Spezialdisziplin den zweiten Podestplatz des Winters beschert. Im Sprint über 10 km im österreichischen Hochfilzen, wo der 28-Jährige im Vorjahr WM-Gold geholt hatte, landete Doll nach einer tadellosen Leistung am Schießstand 10,2 Sekunden hinter Sieger Johannes Thingnes Bö (Norwegen) auf dem dritten Rang. Einzel-Olympiasieger Bö unterstrich seinen Status als Maß der Dinge. Der Norweger holte sich trotz eines Fehlschusses bereits den dritten Sieg im vierten Rennen der Saison. Seinen großen Rivalen, den siebenmaligen Gesamtweltcupsieger Martin Fourcade (0 Strafrunden), verwies er auf den zweiten Rang. Nur 1,6 Sekunden fehlten Doll auf den Franzosen. Am Samstag stehen in den Tiroler Alpen die Verfolgungsrennen (ab 11.30 Uhr) auf dem Programm. Die beiden Staffeln am Sonntag (ab 11.15 Uhr/alle ZDF und Eurosport) beschließen den zweiten Weltcup des Winters. Darts, WM: Martin Schindler ist gleich am ersten Tag der Darts-WM ausgeschieden. Der 22-Jährige aus Strausberg unterlag im Londoner Alexandra Palace in der ersten Runde dem Neuseeländer Cody Harris 2:3. Bei seinem WM-Debüt im vergangenen Jahr war Schindler ebenfalls zum Auftakt an Simon Whitlock gescheitert. Deutschlands Hoffnungsträger Max Hopp steigt als gesetzter Spieler erst am Samstag in der zweiten Runde gegen Danny Noppert (Niederlande) oder Royden Lam (Hongkong) ein. Titelverteidiger Rob Cross (England) setzte sich zum Auftakt nach 0:1-Satzrückstand mit 3:1 gegen den Niederländer Jeffrey de Zwaan durch. Ebenfalls erst am Samstag greift Robert Marijanovic in seinem Erstrundenduell gegen Richard North (England) in das mit umgerechnet 2,8 Millionen Euro dotierte Turnier ein. WM-Debütant Gabriel Clemens startet am Sonntag gegen Aden Kirk (England). Erstmals hatten sich vier deutsche Spieler für die WM qualifiziert. Die Engländerin Lisa Ashton (48) verlor gegen den Niederländer Jan Dekker 1:3 und verpasste damit den ersten Sieg einer Frau bei der Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC). Tischtennis, Boll: Timo Boll ist beim World-Tour-Finale in Südkorea gleich in seinem ersten Spiel gescheitert. Der 37 Jahre alte Europameister hielt am Freitag bei seiner 0:4-Niederlage gegen den Chinesen Liang Jingkun nur im vierten Satz (11:13) mit. Die Niederlage des Weltranglisten-Dritten war aber nur auf den ersten Blick eine Überraschung. Denn Boll hatte im Vorfeld des Turniers mit einer Entzündung des Ischias zu kämpfen und war nur mit geringen Erwartungen nach Incheon gereist. Der 22 Jahre alte Liang gewann erst im November als Qualifikant die Austrian Open in Linz, bei denen er im Endspiel den Weltranglisten-Ersten Fan Zhendong besiegte. Boll und der ebenfalls schon im Achtelfinale ausgeschiedene Patrick Franziska hatten sich als einzige Europäer für den Jahresabschluss der World Tour qualifiziert. Beiden blieb ein Preisgeld von 15 000 Dollar bei diesem höchstdotierten Turnier des Jahres. Basketball, NBA: Dirk Nowitzki hat acht Monate nach seiner Fuß-OP sein Comeback in der nordamerikanischen Profiliga NBA gegeben. Der 40-Jährige kam im Auswärtsspiel der Dallas Mavericks bei den Phoenix Suns im ersten Viertel von der Bank und schrieb damit Geschichte. Der Würzburger ist damit der erste Spieler der NBA-Historie, der in 21 NBA-Saisons für denselben Klub zum Einsatz gekommen ist. Nowitzki kam drei Minuten vor Ende des ersten Abschnitts auf das Parkett, 40 Sekunden später traf er gleich bei seinem ersten Wurf. Bei einem Dreier wenig später verfehlte er dagegen sein Ziel. Der wichtigste Spieler ("MVP") der NBA-Saison 2007 hatte sein letztes Spiel für Dallas am 3. April absolviert, anschließend hatte er sich einer Knöchel-Operation unterziehen müssen. Eishockey, Bundestrainer: Der Finne Toni Söderholm soll überraschend neuer Eishockey-Bundestrainer werden. Das berichten das Fachmagazin Eishockey News und die Bild. Der 40-Jährige trainiert derzeit den Oberligisten SC Riessersee und hatte seine Spielerkarriere erst 2016 beim EHC Red Bull München beendet. In der vergangenen Saison war Söderholm zum Trainer des Jahres in der zweiten Liga gewählt worden. Der Club musste aufgrund finanzieller Probleme in die Drittklassigkeit. Der Finne genießt in der Branche einen guten Ruf, auch DEL-Clubs sollen an ihm interessiert gewesen sein. Söderholm assistieren soll Matt McIlvane, Co-Trainer des deutschen Meisters EHC Red Bull München. Der 33 Jahre alte US-Amerikaner war bereits beim Gewinn der olympischen Silbermedaille im Februar Co-Trainer von Marco Sturm, der sich in die NHL verabschiedet hatte, um dort als Assistenzcoach zu arbeiten.
Bayern-Trainer Kovac sagt, das Risiko sei zu hoch - und äußert sich auch zu Mats Hummels. Benedikt Doll wird beim Biathlon-Sprint von Hochfilzen Dritter.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-hinrunden-aus-fuer-arjen-robben-1.4253524
FC Bayern - Hinrunden-Aus für Arjen Robben
00/12/2018
Die Entscheidung fiel erst in den letzten Minuten, sagt Anna Gasser, ganz spontan. Erst als sie alles geprüft hatte, Wind und Wetter auf dem Gletscher, Anlaufspur, Beschaffenheit des Kickers, Bindung und Snowboard, erst als alles passte und sie das Gefühl hatte, dass sie wirklich bereit war für diesen monumentalen Sprung, fasste sie den Entschluss: dass sie jetzt ein wenig Sportgeschichte schreiben würde. Im Grunde war das alles so nicht ganz geplant gewesen, zumindest nicht neulich, bei dieser Trainingseinheit auf dem Stubaier Gletscher. "Eigentlich macht man so etwas später in der Saison", sagte Gasser; wenn so früh etwas schiefgehen würde, wäre ja alles zerbröselt, der ganze Winter, die WM im kommenden Februar. Aber wenn Gasser von etwas überzeugt ist, dann verschreibt sie sich dem mit aller Kraft, und so probierte sie ihn halt schon damals, den Cab Triple Underflip 1260, einen dreifachen Rückwärtssalto mit halber Schraube. Es gibt ein Video davon, man sieht, wie Gasser lächelt, bevor sie losfährt, wie ein Kind, das gleich sein Geburtstagspräsent auspackt. Dann wirbelt sie durch die Luft, dreimal rückwärts mit Schraube, und landet sicher, als erste Snowboarderin überhaupt. "Ich habe schon meine Ziele, aber keinen genauen Plan" Kaum eine olympische Disziplin hat sich in den vergangenen Jahren so massiv entwickelt wie das Freestyle-Snowboarden, und kaum eine Athletin steht für diesen Trend wie Anna Gasser, 27, aus Millstatt in Österreich, die ihren Spaß daran gefunden hat, gegen Schwerkraft und Vorurteile zu rebellieren. Als die Szene vor fünf Jahren glaubte, eine Frau werde nie zwei Rückwärtssaltos mit Drehung schaffen, sprang sie zwei Saltos mit Drehung. Als es hieß, bei zweieinhalb sei Schluss, stand sie zweieinhalb. Als sich alle einig waren, dass drei Saltos nun wirklich die Grenze seien, widerlegte sie auch das. Gasser hat auch sonst so ziemlich alles gewonnen in ihrer Lieblingsdisziplin, dem Big Air, einem Sprung über einen großen Kicker: WM-Gold 2017, die Weltcup-Gesamtwertung der Freestyler, Gold bei den Olympischen Winterspielen im vergangenen Februar. "Ich habe schon meine Ziele, aber keinen genauen Plan", sagt Gasser, so habe sie es fast immer gehalten: "Mein Ziel ist es, einfach besser zu werden. Da setzt man sich automatisch keine Grenzen." Ein paar Wochen nach ihrem Eintrag in die Sportgeschichtsbücher erzählt Gasser am Telefon, wie das so ist, die Grenzen in ihrem Sport zu verschieben. Sie spricht über die drei Rückwärtssaltos, die sie schon Ende des vergangenen Winters schaffen wollte, obwohl ihr das nur wenige zutrauten. "Wenn ich mir manche Jungs anschaue, die das schon geschafft haben", sagt Gasser, "sind die auch nicht viel kräftiger gebaut als ich. An physikalischen Grenzen kann es also nicht liegen." Sie tat das, was sie vor jedem großen Vorhaben tat, zerlegte den Sprung in seine Einzelteile, studierte ihn auf dem Trampolin, dann auf dem Landekissen. Und schließlich, als sie dieses Kribbeln spürte, das von Vorfreude und dem eigenen Können kündet, nachdem sie den Sprung noch einmal in Gedanken durchgegangen (und natürlich gelandet) hatte, probierte sie es im Schnee. Der eigene Kopf kann die größte Hürde eines Sportlers sein, oder die größte Hilfe.
Sie ist die erste Snowboarderin, die einen dreifachen Rückwärtssalto mit halber Schraube landet: Anna Gasser rebelliert gegen Schwerkraft und Vorurteile - und hat noch viel mehr vor.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/snowboard-anna-gasser-1.4252398
Snowboard: Die gewagten Sprünge der Anna Gasser
00/12/2018
Was für ein listiger Mann Robert Lewandowski ist, das lässt sich auch an der Abwehrarbeit erkennen, die er in der vordersten Linie für seine Mannschaft leistet. Die zeitgemäße Lehre schreibt bekanntlich vor, dass ein Angreifer der erste Abwehrspieler zu sein hat, auch Lewandowski hat offensichtlich Kenntnis von dem Dogma, was allerdings nicht heißt, dass er es bei jeder Gelegenheit für geboten hält. Am Mittwochabend beim Treffen des FC Bayern mit Ajax Amsterdam im Johan-Cruyff-Stadion bestand eine der Attraktionen zunächst darin, Lewandowski beim Vortäuschen von Defensivbemühungen zuzusehen: Wie er den Anschein erweckte, gegnerische Passwege zu blockieren oder Gegner anzulaufen, und wie er dabei nicht mehr Energie aufwendete als jemand, der seinen alten Dackel ausführt, das war wirklich sehr amüsant anzuschauen. Der ökonomische Einsatz des Mittelstürmers reihte sich in das Bild zweier Parteien ein, die das Spiel nicht ohne Engagement und trotzdem eher wie eine Nebensache als wie ein Finale um den Gruppensieg angingen. Nach der Führung durch Lewandowski (13.) begnügten sich die Bayern gegen ein arg verspieltes Ajax damit, auf den endgültigen Konter zu warten, und so entstand der Verdacht, das Vorprogramm sei mal wieder der aufregendste Teil des Abends gewesen (unter anderem gehörte dazu eine Blaskapellenhymne, die so klang, als hätten die Musiker psychedelische Pilze gegessen). Die Bayern kämpfen immer noch mit inneren Gegensätzen Bis die Partie in der zweiten Halbzeit explodierte und zur Freude des Publikums eine inflationäre Menge an Unterhaltungselementen ausschüttete - fünf weitere Tore, zwei Platzverweise, zwei Elfmeter, alles gerecht aufgeteilt, sodass Karl-Heinz Rummenigge in seiner Bankettrede ein weises Urteil fällte: "Es ist korrekt, dass wir keinen Verlierer gesehen haben." Unentschieden, das war in jeder Hinsicht die Bilanz, mit der die Bayern nach Hause fuhren. Fest stand lediglich, zumindest für ihn selbst, dass Robert Lewandowski als Held des Abends davonging. Weniger wegen seiner Abwehrarbeit als wegen der beiden Tore, die ihn mit acht Treffern zum Schützenkönig der Champions-League-Vorrunde machten, vor einem gewissen Lionel Messi (sechs Tore). Das mache ihn stolz, erklärte Lewandowski, und das war gewiss keine Vorspiegelung falscher Tatsachen. Andererseits hatte auch Lewandowski durch seine nicht nur beim Vorneverteidigen trägen Momente Anteil daran, dass Hasan Salihamidzic die Gelegenheit wahrnehmen durfte, das Rollenprofil als Sportdirektor zu schärfen. Nachdem Niko Kovac von einem "absolut guten Fußballspiel" auf beiderseits hohem Niveau geschwärmt und lächelnd das Haus verlassen hatte, trat Salihamidzic im alten Matthias-Sammer-Gewand des Mahners und Warners in Erscheinung. Er habe das Bayern-Spiel "nicht gut gesehen". Und während der Trainer den ersten Platz als Erfolgsmeldung feierte ("Wir haben unser Ziel erreicht"), teilte der Sportbeauftragte betont streng mit: "Gruppensieger - aber wir wissen, dass es besser geht." Recht hatten irgendwie beide. "Heute - das ist ein sehr gutes Spiel zum Analysieren", deutete Lewandowski elegant den Zwiespalt an. Auf der Tribüne dürfte der Vorstandschef Rummenigge seine Ansprache fürs Mitternachtsmahl mehrmals umgeschrieben haben, von der Lobeshymne zur Brandrede und zurück und abermals aufs Neue, als Nicolás Tagliafico den Ausgleich erzielte.
Der FC Bayern erholt sich von den Selbstzweifeln der Krise - auch dank Thiago und Coman. Doch noch immer hat das Team mit inneren Gegensätzen zu kämpfen.
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FC Bayern: Neue Hoffnung dank Thiago und Coman
00/12/2018
Timo Bolls vielleicht bester Ballwechsel überhaupt dauerte nur zehn Sekunden und umfasste bloß sieben Schläge. Doch damit demonstrierte er am 1. Juni in Shenzhen gegen den Chinesen Liang Jingkun, wie genial er auch noch mit 37 Jahren Tischtennis spielen kann. Auf zwei normale Rückhand-Blocks folgten zunächst zwei normale Vorhand-Topspins - aber dann wechselte Boll den Schläger zum nächsten Vorhand-Topspin blitzschnell von seiner starken linken in die schwache rechte Hand und sofort wieder zurück, mit der Rückhand ging er auf Angriff und gewann den Ballwechsel mit einem unglaublichen Windmill-Shot einen Meter neben dem Tisch, bei dem er den Schläger wie einen Windmühlenflügel seitwärts wischte. Mit dieser artistischen Einlage war Boll beim Weltverband in der Auswahl für den "Ballwechsel des Jahres". Und am Freitag trifft er in Incheon bei den Grand Finals, dem höchstdotierten Tischtennis-Turnier der Welt, in der ersten Runde ausgerechnet auf: Liang Jingkun. Boll hat sich als 16. Teilnehmer so gerade eben noch für das allein im Männereinzel mit 445 000 Dollar dotierte Turnier qualifiziert, aber er ist am Dienstag mit Rückenbeschwerden nach Südkorea geflogen, mit seit Wochen nur langsam abklingenden Schmerzen in allen Winkeln der Hüfte. Im Grunde bräuchte er eine ausgiebige Pause, aber den Saison-Höhepunkt lässt man nicht einfach sausen, auch nicht, wenn schon in der ersten Runde ein Chinese als Gegner wartet. 8560 Kilometer hin, womöglich nur ein Match von 30, 40 Minuten, und dann 8560 Kilometer wieder zurück - es gibt angenehmere Unternehmungen im Advent. "Diese Gefahr hat man aber bei jedem Turnier", sagt Boll. Außerdem habe er trotz verschiedener körperlicher Probleme in diesem Jahr mehrmals überraschend erfolgreich gespielt.
Deutschlands bester Tischtennisspieler Boll tritt mit Handicap beim höchstdotierten Turnier in Südkorea an. Für den Saison-Höhepunkt hält er einiges aus - sogar eine sagenhaft lange Reise.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/timo-boll-tischtennis-suedkorea-1.4250545
Tischtennis: Timo Boll reist mit Schmerzen nach Südkora
00/12/2018
Darts, WM: Martin Schindler ist gleich am ersten Tag der Darts-WM ausgeschieden. Der 22-Jährige aus Strausberg unterlag im Londoner Alexandra Palace in der ersten Runde dem Neuseeländer Cody Harris 2:3. Bei seinem WM-Debüt im vergangenen Jahr war Schindler ebenfalls zum Auftakt an Simon Whitlock gescheitert. Deutschlands Hoffnungsträger Max Hopp steigt als gesetzter Spieler erst am Samstag in der zweiten Runde gegen Danny Noppert (Niederlande) oder Royden Lam (Hongkong) ein. Titelverteidiger Rob Cross (England) setzte sich zum Auftakt nach 0:1-Satzrückstand mit 3:1 gegen den Niederländer Jeffrey de Zwaan durch. Ebenfalls erst am Samstag greift Robert Marijanovic in seinem Erstrundenduell gegen Richard North (England) in das mit umgerechnet 2,8 Millionen Euro dotierte Turnier ein. WM-Debütant Gabriel Clemens startet am Sonntag gegen Aden Kirk (England). Erstmals hatten sich vier deutsche Spieler für die WM qualifiziert. Die Engländerin Lisa Ashton (48) verlor gegen den Niederländer Jan Dekker 1:3 und verpasste damit den ersten Sieg einer Frau bei der Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC). Basketball, NBA: Dirk Nowitzki hat acht Monate nach seiner Fuß-OP sein Comeback in der nordamerikanischen Profiliga NBA gegeben. Der 40-Jährige kam im Auswärtsspiel der Dallas Mavericks bei den Phoenix Suns im ersten Viertel von der Bank und schrieb damit Geschichte. Der Würzburger ist damit der erste Spieler der NBA-Historie, der in 21 NBA-Saisons für denselben Klub zum Einsatz gekommen ist. Nowitzki kam drei Minuten vor Ende des ersten Abschnitts auf das Parkett, 40 Sekunden später traf er gleich bei seinem ersten Wurf. Bei einem Dreier wenig später verfehlte er dagegen sein Ziel. Der wichtigste Spieler ("MVP") der NBA-Saison 2007 hatte sein letztes Spiel für Dallas am 3. April absolviert, anschließend hatte er sich einer Knöchel-Operation unterziehen müssen. Eishockey, Bundestrainer: Der Finne Toni Söderholm soll überraschend neuer Eishockey-Bundestrainer werden. Das berichten das Fachmagazin Eishockey News und die Bild. Der 40-Jährige trainiert derzeit den Oberligisten SC Riessersee und hatte seine Spielerkarriere erst 2016 beim EHC Red Bull München beendet. In der vergangenen Saison war Söderholm zum Trainer des Jahres in der zweiten Liga gewählt worden. Der Club musste aufgrund finanzieller Probleme in die Drittklassigkeit. Der Finne genießt in der Branche einen guten Ruf, auch DEL-Clubs sollen an ihm interessiert gewesen sein. Söderholm assistieren soll Matt McIlvane, Co-Trainer des deutschen Meisters EHC Red Bull München. Der 33 Jahre alte US-Amerikaner war bereits beim Gewinn der olympischen Silbermedaille im Februar Co-Trainer von Marco Sturm, der sich in die NHL verabschiedet hatte, um dort als Assistenzcoach zu arbeiten. Schwimmen, Kurzbahn-WM: Marius Kusch und Sarah Köhler haben sich bei der Kurzbahn-WM im chinesischen Hangzhou im Vorlauf keine Blöße gegeben. Der Essener Kusch qualifizierte sich als Dritter über 50 m Schmetterling (22,59) für das Halbfinale am Freitagmittag (MEZ). Köhler sicherte sich auf Platz sechs über 400 m Freistil (4:02,79) ein Finalticket. Auch die Freistilstaffel der Männer mit Kusch als Startschwimmer zog über 4x50 m auf Rang acht (1:26,22) in den Endlauf ein.
Der Deutsche verliert gleich zum Auftakt der Darts-WM, auch Titelverteidiger Rob Cross hat Startschwierigkeiten. Dirk Nowitzki schreibt NBA-Geschichte.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/darts-wm-schindler-scheitert-in-der-ersten-runde-1.4253106
Schindler scheitert in der ersten Runde
00/12/2018
Michael van Gerwen, "Mighty Mike" An diesem Donnerstag startet in London die Darts-WM. 96 Teilnehmer treten an, darunter mit Lisa Ashton und Anastassija Dobromyslova erstmals zwei Frauen. SZ.de stellt die Favoriten auf den Titel vor. Der zweifache Weltmeister ist der bekannteste Spieler in der Szene und auch dieses Mal wieder der große Titelfavorit. Hatte der legitime Nachfolger von Rekordspieler Phil "The Power" Taylor im Sommer noch Schwächen offenbart, zeigte er sich rechtszeitig vor dem Turnierstart in bestechender Form. Taylor befindet sich inzwischen zwar im wohlverdienten Ruhestand, seine 16 WM-Titel bleiben aber wohl uneinholbar. "Sieben oder acht kann ich noch schaffen", sagte van Gerwen, 29, kürzlich in einem Interview. Die Leistungsdichte im Dartsport ist inzwischen aber eine andere als in Taylors besten Jahren, nicht wenige Experten halten van Gerwen deshalb für den komplettesten Spieler aller Zeiten - im Ally Pally kann er das einmal mehr unter Beweis stellen.
Alle wollen die "Ooooonehundredandeightyyyy": Michael van Gerwen ist in Top-Form, der Titelverteidiger ein bisschen trainingsfaul - nur Phil Taylor fehlt. Eine Übersicht.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/darts-wm-favoriten-1.4248291
Das sind die Favoriten
00/12/2018
Zwei der drei deutschen Teams stehen in der Zwischenrunde der Europa League. Sowohl Eintracht Frankfurt als auch Bayer 04 Leverkusen haben am Donnerstagabend den Einzug in die nächste Runde geschaft. RB Leipzig scheiterte dagegen überraschend. Trotz der Schützenhilfe des Bruderklubs FC Red Bull Salzburg ist RB Leipzig ausgeschieden. Gegen den zuvor punktlosen norwegischen Rekordmeister Rosenborg Trondheim lieferten die Leipziger ein schwaches Spiel ab. Sie kamen am finalen Vorrundenspieltag nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus. Matheus Cunha (47.) hatte RB zunächst in Führung gebracht, ehe Tore Reginiussen (86.) der Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick die Stimmung verdarb. Zum Erreichen der K.o.-Runde hätte Leipzig zwingend einen Sieg gegen die Trondheimer gebraucht. Da half es auch nicht, dass Gruppensieger Red Bull Salzburg bei Celtic Glasgow Hilfe leistete und 2:0 gewann. Die Schotten sind als Zweiter für die nächste Runde qualifiziert, Leipzig bleibt nur Rang drei. In der Vorsaison war der Tabellenvierte der Bundesliga noch ins Viertelfinale des zweithöchsten europäischen Klubwettbewerbs vorgedrungen. Frankfurt mit Rekord weiter Eintracht Frankfurt hat sogar den sechsten Sieg im sechsten Gruppenspiel gefeiert. Das Team von Fußballtrainer Adi Hütter gewann bei Lazio Rom mit 2:1 (0:0). Nach dem Führungstor der Italiener durch Joaquim Correa (56. Minute) drehten Mijat Gacinovic (65.) und Sebastien Haller (71.) die Partie am Donnerstagabend vor 20 000 Zuschauern innerhalb von sechs Minuten. Der Bundesliga-Fünfte hatte sich bereits für die Runde der letzten 32 Mannschaften qualifiziert und hat nun als erster deutscher Klub alle sechs Gruppenpartien in der Europa League gewonnen. "Wir haben Geschichte geschrieben. Das haben wir uns gemeinsam verdient", sagte Sportdirektor Bruno Hübner. Sportlich war die Begegnung bedeutungslos, Lazio war ebenfalls schon für die K.o.-Runde qualifiziert, die am Montag ausgelost wird. Leverkusen jubelt auf Zypern Vor der Partie war es zu Ausschreitungen gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden fünf Eintracht-Fans festgenommen. Sie sollen unter anderem Knallkörper auf Lazio-Anhänger geworfen haben. Dabei habe es Verletzte gegeben. Auch während der Partie zündeten Frankfurter Pyrotechnik, die Polizei marschierte im Innenraum auf. Zusammenstöße zwischen römischen und hessischen Problemfans wurden zudem aus der Umgebung des Kolosseums gemeldet. Auch Bayer Leverkusen hat die Gruppenphase in der Europa League als Spitzenreiter beendet. Das Team von Trainer Heiko Herrlich gewann am sechsten und letzten Spieltag der Gruppe A 5:1 (2:1) bei AEK Larnaka auf Zypern und verteidigte damit erfolgreich Platz eins vor dem FC Zürich. Die Treffer für Leverkusen, das auf der Mittelmeerinsel ohne neun Stammspieler angetreten war, erzielten Dominik Kohr (28./68.), Lucas Alario (41., Foulelfmeter/86.) und Paulinho (78.). David Catala (26.) hatte die Gastgeber zuvor in Führung gebracht.
RB Leipzig scheidet nach einer schwachen Vorstellung in der Europa League früh aus. Weiter sind dagegen die anderen beiden deutschen Teams, Frankfurt stellt dabei sogar eine neue Bestmarke auf.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/frankfurt-leipzig-leverkusen-europa-league-1.4253029
Leipzig blamiert sich, Frankfurt mit Rekord weiter
00/12/2018
Jetzt sei man "einen Schritt weiter", sagte Manfred Schwabl am Donnerstagabend um 20.23 Uhr bescheiden. Da hatte der Präsident des Fußball-Drittligisten SpVgg Unterhaching ein jahrelang verfolgtes Ziel erreicht: Der Verein hat seinen Fußballbetrieb von der Profimannschaft bis hinunter zur U16 in eine KgaA ausgegliedert, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien. 131 der 132 anwesenden Mitglieder stimmten der Ausgliederung zu, ein Mitglied enthielt sich. Drei Enthaltungen gab es bei der anschließenden Abstimmung, die Anteile auf die neue Kapitalgesellschaft zu übertragen. Die neu gegründete "Spielvereinigung Unterhaching GmbH & Co. KGaA" beginnt mit einem Grundkapital von drei Millionen Euro und nimmt rückwirkend zum 1. Juli 2018 den Betrieb auf. Im neu konstituierten Aufsichtsrat mit dem Vorsitzenden Robert Perchtold und dem Stellvertreter Dirk Monheim sitzen unter anderem der Investor Christian Näther sowie der Geschäftsführer des aktuellen Hauptsponsors "frostkrone", Frédéric Dervieux. Vereinspräsident Schwabl bedankte sich für das Vertrauen und nannte die Abstimmung eine "Riesenmotivation". Der Präsident, der in den vergangenen Jahren selbst rund 700 000 Euro in den Klub steckte, hat als Ziel den Aufstieg in die zweite Liga innerhalb der kommenden drei Jahre ausgegeben.
Die SpVgg Unterhaching gliedert ihren Spielbetrieb von den Profis bis hinunter zur U16 aus - in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien. Bald soll der sportliche Aufstieg in die zweite Liga folgen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-drittligist-endlich-am-ziel-1.4253040
Endlich am Ziel
00/12/2018
Als Fabijan Buntic zum ersten Mal als Torwart hinter Kapitän Almog Cohen die Zweitliga-Mannschaft des FC Ingolstadt aufs Feld führte, da hatte er noch Geleitschutz. Unmittelbar in seiner Nähe lief ein 2,10 Meter großer Drache mit ins Ingolstädter Stadion ein: Schanzi, das Maskottchen der Ingolstädter. Und vielleicht war es gar nicht schlecht, dass das rote Schuppentier unter den vielen Fußballspielern den Zuschauern ein wenig Ablenkung bot. So konnte sich der überraschend ins Tor gerückte Buntic ganz frei seiner Nervosität entledigen, denn "gegen den HSV war die Aufregung schon relativ groß", sagte er unlängst im Vereins-TV. "Das hat sich dann aber während des Spiels gelegt. Und jetzt gegen Darmstadt war es deutlich weniger. Ich habe es von Anfang an genossen." Die zweite Liga ist also schnell schon ein Stück Normalität geworden für den 21-Jährigen Fabijan Buntic.
Fabijan Buntic hat in seinen zwei ersten Profieinsätzen für den FC Ingolstadt gezeigt, dass er auch künftig eine Option im Tor des Zweitligisten sein kann - früher als geplant.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-ingolstadt-buntic-1.4252409
FC Ingolstadt - Überraschende Normalität
00/12/2018
Bei Thomas Müllers erstem Platzverweis in einem Pflichtspiel hieß sein Trainer noch Louis van Gaal. Müller war 20 Jahre alt und kurz davor, zum Nationalspieler aufzusteigen. Nach seiner gelb-roten Karte gegen Girondins Bordeaux im September 2009 war er so geknickt, dass er sich in der Kabine vor versammelter Mannschaft entschuldigte. Die Bayern hatten 1:2 in Bordeaux verloren, er habe dem Verein mit der "dummen Aktion" geschadet, sagte Müller, was van Gaal in seiner typisch menschelnden Art zu aufmunternden Worten veranlasste: Müller habe einen "Lernmoment" erlebt, sagte der Coach, "aber für Bayern war der teuer". Allein der Umstand, dass es bis zum nächsten Platzverweis neun Jahre, einen Monat und 22 Tage dauern sollte, sprach Müller am Mittwochabend frei von einem Generalrüpelverdacht. Er wurde von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß auch nicht als "geisteskrank" bezeichnet, wie Hoeneß es vor wenigen Monaten beim Leverkusener Karim Bellarabi getan hatte, nach dessen Brutalo-Tritt gegen den Münchner Rafinha. Absicht wollte Müller nach dem 3:3 in Amsterdam niemand unterstellen - aber eine rote Karte, ja, das war es schon. Glatt rot, ganz und gar verdient. Da wollte ihn anschließend auch kein Mitspieler in Schutz nehmen. Man müsse sich nur ansehen, "wie der Junge aussah", bemerkte Müllers Kollege Leon Goretzka - er meinte den Amsterdamer Nicolás Tagliafico, den Müller in der 75. Minute im Mittelfeld übel erwischt hatte, in einer Art Kung-Fu-Sprung mit gestrecktem Bein mit den Stollen gegen die Stirn. Tagliafico wurde minutenlang behandelt, er blutete und wurde noch auf dem Platz vom Mannschaftsarzt getackert. Immerhin erholte sich der junge Argentinier schnell, am 3:3 für sein Team in der Nachspielzeit war er schon wieder maßgeblich beteiligt. Die Fans feierten ihren Schmerzensmann mit "Nico, Nico"-Rufen. Zu diesem Zeitpunkt weilte Müller längst in den Katakomben, ihm tat die Aktion offensichtlich leid. Er hatte seinen Blick beim Laufweg vor dem Foul nur auf den Ball gerichtet, schon während des Stollenkontakts mit Tagliaficos Gesicht hob er entschuldigend die Hände in die Luft - zu spät. Müller verließ den Platz mit einem ironischen Lächeln, denn grundsätzlich war er ja der Ansicht, dass es sich um einen fußballerischen Unfall gehandelt hatte. "Ganz glasklar" sei die rote Karte gewesen, sagte Trainer Niko Kovac allerdings. Müller habe seinen Gegenspieler "nicht kommen sehen", so viel zu den mildernden Umständen, "aber damit muss man rechnen". Niederländischen Medien zufolge machte sich Müller später auf den Weg zur Ajax-Kabine, um sich zu entschuldigen, er traf Tagliafico dort aber nicht an. Wenn die Bayern nun am Montag die Auslosung für das Achtelfinale (im Februar/März) erwarten, dann mit der Befürchtung, dass es zwei Spiele ohne Müller werden dürften. Zwar hoffte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Amsterdam, Müller könnte nur für die erste Partie gesperrt werden: "Ein Spiel wäre genug", befand Salihamidzic mit Blick auf Müllers tadellose Vorgeschichte, er fügte aber auch realistisch an: "Mehr als zwei Spiele werden es nicht sein." Hatte Müller nach seinem Platzverweis 2009 noch zu einer öffentlichen Verteidigungsrede angesetzt, beließ er es diesmal bei einem knappen Statement. Ob er sich zum Foul äußern wolle? "Nee, nee", sagte Müller und winkte ab. Die wichtigste Botschaft schob er aber nach: "War natürlich keine Absicht."
Nationalspieler Thomas Müller fehlt den Bayern im Achtelfinale, weil er zum ersten Mal in seiner Karriere rot sieht.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/muellers-platzverweis-kung-fu-unfall-1.4252531
Müllers Platzverweis - Kung-Fu- Unfall
00/12/2018
Nach dem Einzug ins Halbfinale ging der Dank auch an jenen Nationaltrainer, der mit verschränkten Armen am Spielfeldrand stand. Die Niederländerinnen jubelten, aber der Niederländer Henk Groener war bedient. Die Erfolge seiner Heimat sind nicht mehr seine Erfolge, und dass die deutschen Handballerinnen in Nancy als Neunte bei der Europameisterschaft ausgeschieden sind, ist ja in gewisser Weise auch seine Schuld. Groener, der neue Bundestrainer der deutschen Frauen, hat die Kontrahentinnen aus den Niederlanden in jahrelanger, mühevoller Arbeit so stark gemacht. "Daran, dass wir so viele Spielerinnen auf so hohem Niveau haben, hat Henk Groener großen Anteil - vielen Dank dafür", sagte Helle Thomsen, die niederländische Nationaltrainerin. Von 2009 bis 2016 hat Groener aus den international bedeutungslosen niederländischen Handballerinnen ein Spitzenteam geformt. Während die Niederlande weiterhin die Früchte seiner Arbeit ernten, hat Groener sich entschlossen, wieder von vorne zu beginnen: mit der international bedeutungslosen deutschen Frauenauswahl. Das erste Turnier auf dem vermutlich erneut jahrelangen und mühevollen Weg in die Weltspitze wertet der 58-Jährige zweckoptimistisch als Erfolg. "Wir gehören noch nicht zur Weltspitze", sagt er, "aber wir haben trotzdem eine tolle EM gespielt. Eine bessere, als es manche erwartet hatten." Besser als erwartet - das ist allerdings eine gewagte Interpretation. Man hatte doch gar nicht gewusst, was man von dieser stark veränderten und verjüngten Mannschaft unter ihrem neuen Trainer erwarten sollte. Nach der 33:32-Sensation zum EM-Auftakt gegen Titelverteidiger Norwegen war die Freude natürlich groß, aber an diesem selbst geschaffenen Maßstab scheiterten die deutschen Handballerinnen danach. Es gab noch zwei weitere Siege, gegen Tschechien, den punktlosen Letzten der Vorrundengruppe, sowie gegen Spanien, den punktlosen Letzten der Hauptrundengruppe. Gegen Ungarn sowie vor allem gegen die Halbfinalisten Rumänien und Niederlande verlor das deutsche Team. In den beiden letztgenannten Spielen war es nahezu chancenlos. Mit 162 Toren in sechs Spielen war die Mannschaft das siebtbeste Team, mit ihrer Ausbeute von insgesamt 58 Prozent erfolgreicher Würfe gehörte sie zu den Top Ten. Auffällig war, dass über die Flügel nur eine Trefferquote von 47 Prozent gelang - die zweitschlechteste Ausbeute aller 16 EM-Teilnehmer. Positiv fällt hingegen die Zahl der schnellen Gegenstöße auf, da erarbeitete sich das deutsche Team 34, nur die Halbfinalisten Frankreich (45) und Russland (36) sowie Norwegen (45) waren besser. Es war ja das erklärte Ziel des deutschen Teams gewesen, über die erste und zweite Welle schnell auf einfache Tore zu spielen. Nur die Umsetzung könnte besser werden: 68 Prozent Trefferquote nach Kontern bedeuten in der EM-Statistik nur Platz 13. "Ich bin jetzt erst mal enttäuscht, aber mit etwas Abstand wird das Fazit besser ausfallen", sagte die Rückraumspielerin Xenia Smits. "Mit etwas Abstand werden wir sehen, dass wir hier gute Resultate erzielt haben", sagte Angie Geschke. "Mit ein bisschen Zeit wird sicher etwas werden aus unserer Mannschaft", sagte Emily Bölk. Das war diesmal der entscheidende Unterschied zur großen Depression nach dem zwölften Platz bei der Heim-WM vor einem Jahr, als viele Spielerinnen wussten, dass ihre Karriere im Nationalteam zu Ende geht. Diesmal werteten sie die EM als Beginn einer Entwicklung. Dafür stehen die 23 Jahre alte Torhüterin Dinah Eckerle, der Rückraum mit Smits, 24, Bölk, 20, und Alicia Stolle, 22, sowie Talente wie die 19 Jahre alte Amelie Berger. "Auf diesem Turnier können wir aufbauen", sagte Eckerle. Und so wirkten am Ende alle zumindest irgendwie zufrieden: die Spielerinnen, der Trainer und auch der Präsident des Deutschen Handballbundes. "Die Mannschaft hat auch wegen ihres guten Miteinanders überzeugt, das ist vor allem ein Verdienst des Trainers", lobte Andreas Michelmann. Schon bei der Weltmeisterschaft 2019 in Japan steigen die Erwartungen aber. Henk Groener sagt: "Ich bin überzeugt, dass wir dort den nächsten Schritt machen."
Die deutschen Handballerinnen werten ihren neunten Platz bei der EM als Beginn einer Entwicklung. Bundestrainer Henk Groener kann ein Spitzenteam formen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/frauen-handball-mit-der-zeit-wird-s-besser-1.4252439
Mit der Zeit wird's besser
00/12/2018
Trainer Andreas Brockmann wurde als Spieler fünf Mal Meister mit der Düsseldorfer EG. Er hat in Kaufbeuren mit einem der kleinsten Etats der Liga ein erfolgreiches Team gebaut. Die Kaufbeurer Joker stehen nach der Hälfte der Saison auf Platz zwei der DEL2 - dank eines guten Zusammenspiels von Infrastruktur, Kader und Trainer. Fünfjahrespläne gab es vor vielen Jahren in den sozialistischen Ostblockstaaten, dabei ging es um die geplante Wirtschaftsentwicklung. Einen Fünfjahresplan gibt es auch bei Michael Kreitl, seine Vorstellungen drehen sich aber um die Entwicklung des ESV Kaufbeuren. Während bei den einen Plänen am Ende meistens mächtig gemogelt wurde, kann Kreitl vor dem Heimspiel an diesem Freitag gegen den EC Bad Nauheim mit reinem Gewissen und nachprüfbar behaupten: Sein Fünfjahresplan im Allgäu läuft mehr als gut.
Die Kaufbeurer Joker stehen nach der Hälfte der Saison auf Platz zwei der DEL2 - dank eines guten Zusammenspiels von Infrastruktur, Kader und Trainer.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/esv-kaufbeuren-1.4252407
"ESV Kaufbeuren - ""Schau' mer mal"""
00/12/2018
Einen Spieltag vor Schluss der Hinrunde stehen die Fußballer der SpVgg Unterhaching aussichtsreich auf Platz fünf der dritten Liga. Unabhängig davon gehen die Planungen für die neue Saison weiter. Am Donnerstag gab der Klub die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Kapitän Josef Welzmüller, 28, bis 2022 bekannt. "Per Handschlag", sagte Präsident Manfred Schwabl, habe man sich geeinigt. Der Abwehrspieler fällt nach einem Kreuzbandriss, den er Mitte September im Derby gegen den TSV 1860 München (1:1) erlitten hat, noch mehrere Monate aus. "Wir standen bei ihm im Wort, er ist der Inbegriff der Wiederauferstehung unseres Vereins", sagte Schwabl. Welzmüller freute sich darüber, dass der Klub "auch in meiner schwierigsten Zeit zu mir steht". Schließlich sei Haching "wie eine zweite Familie" für ihn. Vor knapp zwei Wochen hatte Offensivspieler Jim-Patrick Müller sein Arbeitspapier bis 2021 verlängert.
Der Fußball-Drittligist hat den auslaufenden Vertrag mit Kapitän Josef Welzmüller bis 2022 verlängert. Für den 28-Jährigen ein ungewöhnlicher Treuebeweis: Wegen eines Kreuzbandrisses fällt der Verteidiger noch monatelang aus.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/spvgg-unterhaching-welzmueller-bleibt-1.4252338
Sport in der Region
00/12/2018
Vor einer Woche hatten sie in Nürnberg gehofft, eine neue Zeitrechnung würde beginnen. Seit 26 Jahren hat der Club nicht mehr gegen den FC Bayern München gewonnen. An jenem Dezembersamstag sollte das Warten auf wundersame Weise vorbei sein. War es nach dem 0:3 dann doch nicht, und Kapitän Georg Margreitter musste anerkennen: "Unsere Mannschaft ist da vielleicht auch ein Stück weit zu unerfahren, um auf so einer Bühne zu spielen." Dass die Bühne zu groß war, lag am Gegner, und auch daran, dass es nicht die eigene war. Aber: neue Woche, neue Hoffnung, auch beim 1. FC Nürnberg. Am Freitagabend (20.30 Uhr) ist gegen den VfL Wolfsburg, gegen den der letzte Sieg nicht 26 Jahre her ist, sondern nur sechs, die Bühne wieder die eigene. Das macht Mut, zumindest ein bisschen. "Gegen Wolfsburg werden wir mehr offensive Spieler auf den Platz bringen als in München", sagte Trainer Michael Köllner am Donnerstag, der auch Innenverteidiger Ewerton wieder einsetzen kann. "Wir brauchen nicht drumherum reden: Wir streben morgen einen Heimsieg an." Neun von bisher elf Punkten hat der Tabellenfünfzehnte der Fußball-Bundesliga im Max-Morlock-Stadion geholt und dabei nur acht Gegentore bekommen. Mit insgesamt 33 ist Nürnberg jedoch die schlechteste Defensivmannschaft der Liga. Die Niederlage gegen München löste erneut eine Diskussion um die Position des Torwarts aus, in deren Zentrum Fabian Bredlow steht. Für ihn hatte sich dieser Arbeitstag so ernüchternd angefühlt, als hätte er den Ball noch öfter durchgelassen. Wie beim 0:7 gegen Dortmund oder beim 0:6 gegen Leipzig. Der 23-Jährige hatte eine Ecke falsch eingeschätzt und einen Schuss zwischen seinen Beinen durchgelassen. Er hat sich das alles noch mal angeschaut. Weil er solche Fehler vermeiden will, weil er besser werden will - und muss. Von den 33 Gegentoren hat Bredlow 23 aus nächster Nähe mitbekommen. Trotzdem vertraut Köllner weiter auf ihn. Er hatte erst abwarten wollen, wie Bredlow den Rückschlag wegsteckt und kam dann zu seinem Fazit: "Da wird nichts gedreht, das wäre für Fabi ein K.-o.-Schlag." Diese pädagogische Fürsorge muss sich Köllner auch deswegen leisten, weil Christian Mathenia, an den Bredlow das Nürnberger Tor zwischenzeitig abgeben musste, aufgrund einer Knieverletzung in den letzten drei Spielen des Jahres gegen Wolfsburg, Mönchengladbach und Freiburg fehlen wird. Die Nummer 3, Patric Klandt, stellt offenbar keine Alternative dar. "Er", sagte Köllner über Bredlow, "ist unser Torwart und Aus." So ein Vertrauensausspruch kann beflügeln, darauf wird auch Köllner hoffen. Fabian Bredlow ist sich der Situation seiner Mannschaft ja durchaus bewusst, die nun schon seit acht Spielen auf drei Punkte wartet. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass alles nach Plan läuft", sagte er. "Es gibt Spiele, in denen wir punkten müssen. Am Freitag ist eines dieser Spiele." Besonders aus seiner Sicht. Für ihn geht es gegen Wolfsburg durchaus um den Beginn einer neuen Zeitrechnung, sonst dürfte Mathenia seinen Platz wieder einnehmen. Aber ist Grün nicht die Farbe der Hoffnung?
Vor dem Spiel gegen Wolfsburg steht Nürnbergs Torwart Fabian Bredlow im Fokus. Vorerst genießt er das Vertrauen von Trainer Michael Köllner.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-nuernberg-und-aus-1.4252415
1. FC Nürnberg
00/12/2018
Die Aufregung darüber, was da am Dienstag in Malmö geschehen war, hatte sich bei den Spielern und Verantwortlichen des EHC Red Bull München auch zwei Tage später noch nicht gelegt. "Das war richtig emotional, die Freude war einfach riesengroß", sagte Verteidiger Andrew Bodnarchuk. Der erstmalige Einzug ins Halbfinale der Champions Hockey League, der durch das spektakuläre 5:5 bei den Malmö Redhawks perfekt gemacht wurde, wirkte noch nach. Am Donnerstag teilte der EHC mit, dass Eintrittskarten für das Hinspiel gegen den Bruderklub EC Red Bull Salzburg (8. Januar, Olympia-Eissportzentrum) ab sofort erhältlich sind. Maximilian Kastner war die Vorfreude auf dieses Duell direkt nach dem Spiel in Schweden anzumerken. Doch der Stürmer, der in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) den roten Helm des Topscorers trägt, blickte schnell nach vorne. "Jetzt müssen wir die Champions League abhaken", sagte er, "und auch in der Liga konzentriert bleiben." Die letzten DEL-Auftritte waren weniger erfolgreich gewesen. Am vergangenen Wochenende verlor der EHC beide Partien und erzielte dabei in Nürnberg (1:4) und gegen Mannheim (0:1 nach Penaltyschießen) nur ein Tor. "Wir haben immer ein Auge auf die Tabelle", sagte Kastner und dieses verriet ihm, dass die Münchner mittlerweile zwei Mannschaften vor sich haben. "Die wollen wir wieder einholen", betonte der Angreifer. Der Rückstand auf Tabellenführer Mannheim beträgt zwar nur vier Punkte, doch der EHC ist mittlerweile auf Platz drei abgerutscht und hat nur noch zwei Zähler Vorsprung auf Rang fünf. Diesen belegen die Kölner Haie, die am Freitag (19.30 Uhr) in München zu Gast sind. Die Rheinländer könnten im direkten Duell am EHC vorbeiziehen. Die Haie müssen zwar weiterhin verletzungsbedingt auf den ehemaligen Münchner Steve Pinizzotto verzichten, reisen aber mit viel Selbstvertrauen an: Fünf Mal haben sie zuletzt in Folge gewonnen, in den letzten zwölf Spielen blieben sie nur einmal ohne Punkte. Haie-Trainer Peter Draisaitl, der nach dem schwachen Saisonstart seines Teams in der Kritik stand, kann wieder gelassener in die Zukunft schauen: "Das Wichtigste in unserem Geschäft ist, dass man immer die Ruhe bewahrt", sagte der 53-Jährige. "Mit Panik kommt man keinen Schritt weiter." Am Sonntag wird es für den EHC schon wieder emotional: Dann treten die Münchner zum Derby bei den Augsburger Panthern an, die in der Tabelle auf Platz zwei vorgeprescht sind - und ihren Höhenflug mit Bodenständigkeit erklären. "Wenn wir ein Verein in der Fußball-Bundesliga wären, würden jetzt alle von Europa sprechen. Aber Gott sei Dank sind wir der AEV und wollen einfach weiter unsere Hausaufgaben machen", sagte Angreifer Christoph Ullmann der Augsburger Allgemeinen. Im Fokus wird in Augsburg Trevor Parkes stehen, in Malmö mit drei Treffern der Matchwinner. Der Stürmer kehrt erstmals als Gegner ins Curt-Frenzel-Stadion zurück; beim ersten Duell in der Fuggerstadt in dieser Saison hatte er noch verletzt gefehlt. Der Kanadier wird die 60 Kilometer lange Anreise über die A8 mit noch breiterer Brust als sonst und einem Grinsen antreten, bereit für den nächsten emotionalen Höhepunkt.
Nach dem Einzug ins Halbfinale der Champions League warten auf den deutschen Meister gegen Köln und in Augsburg in der DEL die nächsten schweren Brocken.
muenchen
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EHC Red Bull München - Mit einem Auge auf die Tabelle
00/12/2018
Das Trikot befinde sich gerade noch in Zustellung, erzählte Michael Bastier am Donnerstagvormittag. Auf den Empfänger werde dann am Abend in Köln ein wenig Arbeit warten: Er solle das Päckchen öffnen (natürlich würde er sich nicht im Geringsten über das Kuhfleckendesign wundern, das er ja seit so vielen Jahren schon kennt); er würde das Kunstfasertextil also auspacken, überstreifen, sich darin fotografieren lassen und ein kleines Video drehen, für Facebook und für Instagram. Es ist schließlich nicht irgendein Wechsel, um den es hier geht, sondern einer, den sie auf ihren sozialen Kanälen angemessen bewerben wollen: Jakob Paulicks wird zur nächsten Saison zurückkehren. Vor nicht mal zwei Wochen ist Paulicks, 28, mit der KTV Obere Lahn deutscher Mannschaftsmeister geworden, von der nächsten Saison an wird er wieder für die Turngemeinschaft Exquisa Oberbayern antreten, mit der sein Heimatverein TSV Unterhaching seit Jahren in der zweiten Bundesliga turnt. "Natürlich haben wir immer irgendwie darauf gewartet, dass sich dieser Moment mal ergibt", sagt Bastier, der Vorsitzende und Mannschaftsführer des oberbayerischen Turnteams. Und nicht nur bei ihm, dem Sohn des Hachinger Abteilungsleiters - auch Marcel Nguyen, Lukas Dauser und Felix Remuta sind in der Deutschen Turnliga ja für diverse Erstligisten aktiv. Bei Paulicks hat es nun gepasst. Nach beendetem Studium als Umweltingenieur hat in Köln sein Berufsalltag begonnen, die Trainingsintensität wird vermutlich etwas geringer werden, und die KTV Obere Lahn hat ihre erste Mannschaft mit dem Titelgewinn zurückgezogen. Überhaupt habe er immer im Hinterkopf gehabt, dass er irgendwann zurückkehren wolle zu seinen alten Trainingskollegen. "Ich habe nicht lange überlegen müssen", sagt Paulicks, trotz anderer Angebote auch aus der ersten Liga. "Ich freue mich riesig darauf", sagt er, "ich kenne die Jungs ja alle, für mich ist das Heimat pur." Den ein Jahr älteren Bastier zum Beispiel kenne er ziemlich genau seit dem fünften Lebensjahr, seit er nämlich angefangen habe mit dem Turnen. Dass Bastier ihm nun also "Leberkas und zwei Weißbier" in Aussicht stellt als Willkommensgeschenk, hätte es ganz sicher nicht gebraucht, um Paulicks zurückzulocken. Was seine neue alte Mannschaft von Jakob Paulicks erwartet, ist ziemlich leicht zusammengefasst: "Ich denke, er wird der beste Deutsche sein an den Geräten, die er für uns turnt", schätzt Bastier, das seien auf alle Fälle mal der Barren und das Reck. Höchstens ein paar der zugekauften Ausländer bei den Gegnern könnten stärker sein. Und dann muss man ja auch nicht lange um das künftige Saisonziel herumreden: "Wir wollen auf jeden Fall Meister werden", sagt Bastier. Ob es dann im Finale auch für den Aufstieg in Liga eins reiche, müsse man natürlich abwarten, "aber wir würden sicher zum Finale fahren und unser Bestes geben."
Jakob Paulicks wird künftig wieder für den Zweitligisten Exquisa Oberbayern turnen. Vor knapp zwei Wochen hat er mit der KTV Obere Lahn noch die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/turnen-der-deutsche-meister-kehrt-heim-1.4252214
Der deutsche Meister kehrt heim
00/12/2018
Dejan Radonjic hat Spaß an seinem Beruf. Seine Spieler waren nach dem Training längst in den Katakomben verschwunden, da warf der Trainer des FC Bayern München noch ein paar Bälle auf den Korb (im Übrigen recht passabel) - ein Überbleibsel aus seiner aktiven Zeit, als Radonjic viele Jahre Spielgestalter von Buducnost Podgorica war, ehe er beim montenegrinischen Serienmeister übergangslos das Amt des Cheftrainers übernahm und sechsmal nacheinander das Double aus Meisterschaft und Pokal gewann. Kurz nach Weihnachten wird der Klub aus seinem Geburtsort in München zu Gast sein, was weniger ein Freundschaftsbesuch denn ein Duell in der Euroleague werden wird. Es hat also einen Grund, dass Radonjic seine Spieler im Training derzeit nicht allzu sehr schindet und lieber selbst ein paar Bälle wirft. Das Programm der kommenden Wochen ist "verrückt", wie Münchens Flügelspieler Nihad Djedovic findet. Waren die vergangenen zwei Wochen geradezu erholsam, weil sich das Programm des deutschen Double-Siegers angesichts der Länderspielpause auf zwei Euroleague-Partien beschränkte, so werden die bevorstehenden Weihnachtstage für die Bayern-Profis so gar nichts mit stader Zeit zu tun haben. An diesem Freitag eröffnet das europäische Königsklassenspiel gegen Zalgiris Kaunas (20.30 Uhr, Audi Dome) eine schnelle Abfolge hochkarätiger Gegner, bereits am Sonntag gastiert der Bundesliga-Zweite Alba Berlin zum nationalen Spitzenspiel, ehe es im Zwei-Tage-Rhythmus in der Euroleague bei Olimpia Mailand und dann zu Hause gegen Real Madrid weitergeht. Am 23. Dezember gastiert abermals Berlin in München, diesmal zum Pokal-Viertelfinale. Immerhin: Heiligabend ist spielfrei. Doch bereits am zweiten Weihnachtsfeiertag kommt Würzburg, zwei Tage später steht der Besuch aus des Trainers Heimat an, ehe die Bayern das Kalenderjahr mit der stets besonders beladenen Partie in Bamberg angemessen beschließen. Weder Spieler noch Trainer wollen sich von diesem Programm schrecken lassen, weil sie es schlichtweg ausblenden: "Heute denke ich an Kaunas, am Samstag denke ich an Berlin", sagt Trainer Radonjic, danach kommt wer noch mal? Ein Schritt nach dem anderen, sagt auch Djedovic, "wie soll das sonst funktionieren?" Kapitän Danilo Barthel glaubt sogar, dass es ein Fehler wäre "voreilig an das übernächste Spiel zu denken. Wir werden uns nur auf die nächste Aufgabe konzentrieren." Dann sei die Wahrscheinlichkeit am größten, "das wir das Beste draus machen". Also alle Augen auf Zalgiris Kaunas, einen Gegner, der einer intensiven Betrachtung auch würdig ist. In Co-Trainer Oliver Kostic haben die Münchner sogar einen Intimkenner des nächsten Gegners in den eigenen Reihen: Der Serbe war drei Jahre lang Trainer in Kaunas. Wenn Kostic erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten. Wenn er den Basketball in Litauen beschreibt, benutzt er blumige Worte, spricht von Leidenschaft, Respekt, Hingabe. Dann sagt er: "Basketball ist in Litauen wie eine Religion." Kostic war zwei Spielzeiten Co-Trainer des Serienmeisters, trainierte zwischenzeitlich das Farmteam des Klubs, das ebenfalls in der litauischen Eliteliga spielt. Lustige Derbys seien das gewesen, erinnert sich der Serbe, zumal in Litauen Basketball über Fußball stehe. Kostic spricht mit Hochachtung vom Kontrahenten, obwohl Kaunas nicht zu den monetären Schwergewichten der Euroleague zu zählen ist. Vielmehr ist Zalgiris ein Klub mit langer Tradition, der nicht weniger traditionell überragende Spieler ausbildet. Kostic verortet die finanziellen Möglichkeiten des Klubs im Mittelmaß. Dennoch stand Kaunas in der vorigen Saison im Final Four, unterlag zwar im Halbfinale Fenerbahce Istanbul, bezwang im Spiel um Platz drei aber ZSKA Moskau. In der aktuellen Spielzeit wissen die Litauer vor allem auswärts zu überzeugen. "Sie machen da weiter, wo sie in der vergangenen Saison aufgehört haben", sagt Radonjic: "Bei Efes Istanbul, in Piräus oder Podgorica gewinnt man nicht einfach so." Auffälligster Akteur in diesem abwehrstarken Team ist Center Brandon Davies. Der US-Amerikaner sammelt im Schnitt 15,4 Punkte pro Partie. Über Nate Wolters, der kurze Ausflüge in die NBA vorzuweisen hat, kann Radonjic seinen Spielern einiges erzählen, er trainierte den Guard bei Roter Stern Belgrad. Das Gros des Kaders allerdings bilden litauische Nationalspieler. Dirigiert wird das Ensemble von einem Volkshelden: Sarunas Jasikevicius, der Litauen 2003 zum EM-Titel führte. Der 42-Jährige gilt noch immer als einer der besten europäischen Spielgestalter. Kaunas hat wie die Bayern bislang eine Bilanz von fünf Siegen und sechs Niederlagen. Im Ringen um den Einzug in die K.o.-Runde der besten acht Teams ist ein Heimsieg gegen Kaunas Pflicht - zumal der Kontrahent aktuell jenen achten Platz besetzt. Allerdings müssen die Bayern ohne Devin Booker auskommen. Der Center wurde wegen eines Bänderschadens am Sprunggelenk operiert und wird "sicher mehrere Wochen" ausfallen, wie Radonjic unkt. Der FCB-Coach hat ein einfaches Rezept, wie das gelingen soll: "Da müssen sich halt die Teamkollegen steigern, jeder einzelne etwas besser spielen." Und ein paar Körbe mehr werfen.
Die Basketballer des FC Bayern spielen vor Weihnachten gegen Kaunas, Berlin, Mailand, Madrid und noch mal gegen Berlin. "Verrückt", findet nicht nur Nihad Djedovic.
muenchen
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Europa in zehn Tagen
00/12/2018
Der norwegische Ausnahmeläufer Peter Northug erklärt sein Karriereende mit 32 Jahren. Kaum einer lebte die Extreme so sehr wie er - und kaum jemand bewegte derart das Publikum. Oft sagen Rennen mehr über Sportler aus als deren Worte. Petter Northugs Teilnahme am 50-Kilometer-Klassisch-Rennen bei der WM 2015 in Falun war so ein Fall - mehr ein Auftritt als ein Rennen. Über etwa 49 Kilometer verlief das Vorspiel, bei dem sich bis auf einige Führungswechsel nichts tat. Man schaute anderthalb Stunden lang dabei zu, wie sich eine Karawane von Langläufern durch tiefen Schnee kämpfte. Bei zirka Kilometer 48,5 versuchten dann die ersten, vorne auszureißen, was aber niemandem nutzte, weil hinten auch Northug beschloss, aus seiner Lauerstellung zu kommen. Einen nach dem anderen passierte er, und als es in die gespurte Zielanlage ging, und weiter Gegner die Loipe blockierten, da stürzte sich Northug einfach in den Tiefschnee dazwischen und schob und stemmte sich als Erster ins Ziel. Es war sein letzter großer Auftritt. Nach dieser triumphalen WM hängte der Ausnahmeläufer noch eine durchschnittliche Saison an, dann noch eine missratene, und nun hat er sein Karriereende erklärt. Northug kann nicht mehr, "mein Körper hält den Belastungen nicht mehr stand", sagt er. Mit 32 Jahren ist er für diesen Sport im Grunde nicht zu alt. Aber seine Karriere war nicht nur erfolgreich war, sondern auch extrem. Manche norwegischen Langläufer haben mehr Titel gesammelt als Northug, doch kaum einer bewegte das Publikum so sehr. Eine Extraportion Triumph lag oft in seinen Siegen, ein Extradrama in den Niederlagen, und Niederlagen kassierte er auch außerhalb des Sports. Zwei Olympiasiege wurden es, 13 Weltmeister-Titel und viele weitere Medaillen. Northug wurde mit 20 jüngster Weltcupsieger, gewann weitere Rennen, durfte aber nicht mit zu den Spielen in Turin 2006, was wohl seinen Ehrgeiz entfachte. In dieser Zeit perfektionierte er seinen Stil: Lange lauern und dann unwiderstehlich attackieren. Das führte auch zu manchem Stockbruch, zum Beispiel bei den Winterspielen 2010, als er in der Verfolgung mit Ersatzstock nur Elfter wurde. Olympiasieger wurde er damals dennoch, im Teamsprint und mit der Staffel. Northug war nun der neue Siegläufer in Norwegen, bald wurde dem Publikum aber auch klar, dass diesen Mann manche Tugenden des traditionellen Langlaufs - Bescheidenheit, Einsatz, Kameradschaftlichkeit - wenig kümmerten. Erst legte er sich mit dem Verband NSF an, weil er seine Erfolge mit Sondersponsor versilbern wollte, statt mit dem des Verbandes. Und dann jubelte er ausgerechnet als Schlussläufer der Siegerstaffel bei seiner Heim-WM 2011 in Oslo in einer Weise, die auch norwegische Fans brüskierte: Northug hatte wieder alle distanziert, bremste aber knapp vor der Ziellinie ab und hüpfte, kurz bevor die anderen heran liefen, hinüber. Selbstgemacht war auch der Ärger im Oktober 2014, als er wegen eines Autounfalls mit Fahrerflucht und späterer Falschangabe 50 Tage ins Gefängnis sollte. Statt Haft wurde es dann eine elektronische Fußfessel, so dass Northug noch mal für die WM 2015 trainieren konnte. Dort gewann er zum Auftakt den Sprint, weinte danach heftig, siegte später noch im langen Fünfziger und spielte insgesamt seine letzte große Rolle: die Rückkehr des verlorenen Sohnes.
Der norwegische Ausnahmeläufer Peter Northug erklärt sein Karriereende mit 32 Jahren. Kaum einer lebte die Extreme so sehr wie er - und kaum jemand bewegte derart das Publikum.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/langlauf-extraportionen-1.4252402
Langlauf - Extraportionen
00/12/2018
Es ist den Verantwortlichen beim Deutschen Handballbund (DHB) nicht vorzuwerfen, dass sie nicht alles versuchen, um die im Januar anstehende Weltmeisterschaft im eigenen Land zu einem sportlichen Erfolg zu machen. Im Grunde ist nämlich im Rahmenterminplan zwischen Anfang November und Weihnachten überhaupt kein Platz für ein Treffen der besten deutschen Spieler, gerade die Topklubs sollten alle drei bis vier Tage antreten. Trotzdem gelang es dem DHB mit Hilfe der Bundesliga (HBL), drei Tage herauszuquetschen, an denen Bundestrainer Christian Prokop in Rostock mit seinen Auserwählten für die WM üben konnte. Der DHB fand sogar einen Gegner für ein Testspiel, der einen klangvollen Namen mit einer sportlich überschaubaren Qualität verbindet: Polen. Die Polen standen 2016 noch im Olympia-Halbfinale von Rio de Janeiro, danach trat jedoch ihre "Goldene Generation" um den ehemaligen Welt-Handballer Slawomir Szmal geschlossen zurück - vor ein paar Wochen verlor ihre neue Auswahl in der EM-Qualifikation sogar in Israel. So gesehen war der Kontrahent ein idealer Aufbaugegner für das deutsche Team, das vom 10. Januar an für eine Euphorie in der Heimat und eine Halbfinalteilnahme sorgen soll - mindestens. Beim bloßen Blick auf das 35:23 sind die Deutschen seit Mittwochabend in der Spur. Euphorie herrschte nach dem in der zweiten Halbzeit locker herausgeworfenen Erfolg freilich nicht. Die Männer in den deutschen Trikots wussten, dass Polen nicht der Maßstab für ihre Leistungsstärke sein kann. "Ohne despektierlich sein zu wollen, die Trainingseinheiten waren härter", sagte Patrick Groetzki offen. Sportlich hatten die 60 Minuten in der Rostocker Stadthalle wenig Wert, aber darum war es auch gar nicht in erster Linie gegangen. Wenige Wochen vor der Heim-WM stand die emotionale Einstimmung im Mittelpunkt, kein sportlicher Härtetest. "Man ist schon in so ein WM-Gefühl reingekommen, dazu ist im Ligaalltag ja gar keine Zeit", sagte Groetzki. Wie dem Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen geht es beinahe allen Akteuren, die in Rostock dabei waren. Die Zeit für Experimente ist vorbei, Prokop hatte diejenigen Spieler eingeladen, die auch im Januar auflaufen sollen. Die Ausnahme war Kapitän Uwe Gensheimer, der von seinem Klub Paris Saint-Germain keine Freigabe für den Lehrgang erhielt und vom Göppinger Marcel Schiller vertreten wurde. Sofern es keine Verletzungen in den nächsten Bundesliga-Spielen gibt, dürfte es vor der Nominierung des endgültigen WM-Aufgebots nur noch darum gehen, ob Prokop im Rückraum den Rechtshänder Paul Drux aus Berlin oder den Linkshänder Franz Semper aus Leipzig vorzieht. "Die Spieler, die ich nominiert habe, hatten einen kleinen Vorsprung und daran hat sich nichts geändert", sagte der Bundestrainer, der wegen der offenen Frage um Drux und Semper 17 Akteure nach Rostock gebeten hatte. Für den Kurz-Lehrgang, der am 28. Dezember startet, möchte Prokop maximal 18 Spieler berufen, mit den finalen 16 will er dann zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen eine gesamtkoreanische Auswahl nach Berlin anreisen. In der Gedankenwelt des Bundestrainers ist die Weltmeisterschaft nah, aber fertig vorbereitet sind Prokop und die Mannschaft noch nicht. Das offenbarten selbst die international zweitklassigen Polen, die in der ersten Halbzeit munter mitgehalten hatten und mit einem respektablen 13:16 nach 30 Minuten das Feld verließen. "Damit sind wir unzufrieden, da hatten wir zu viele technische Fehler", erklärte Prokop; Abwehrspezialist Finn Lemke sah das ähnlich: "Man konnte sehen, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben." Erst eine verbesserte Abwehrleistung nach der Pause, die viele einfache Tore im Gegenstoß ermöglichte, sorgte für den klaren Erfolg. Wenn die deutsche Mannschaft bei der Weltmeisterschaft die internen und externen Erwartungen erfüllen soll, wird das nur über eine funktionierende Defensive möglich sein. Der Abwehrblock mit dem dazugehörigen Torhütergespann kann höchsten internationalen Ansprüchen gerecht werden; der Positionsangriff hingegen war die Problemzone der DHB-Auswahl in den vergangenen Monaten und wird das auch bei der WM bleiben. Gegen Polen stockten die Angriffe, waren Abstimmungsprobleme im Rückraum zu sehen. Martin Strobel verfügt als Spielmacher über viel Erfahrung und ein gutes Spielverständnis, spielt aber seit knapp zwei Jahren mit dem HBW Balingen-Weilstetten in der 2. Liga. Paul Drux und Fabian Wiede waren lange verletzt, Steffen Fäth befindet sich im Klub im Formtief und Semper sowie Fabian Böhm haben ihre Qualität auf internationalem Topniveau noch nicht nachgewiesen. Im Rückraum ist im Grunde nur Steffen Weinhold kein Problemkind. "Das kann man alles hinkriegen", sagte Lemke mit Blick auf die verbleibende Zeit bis zur WM. Zumindest für Optimismus haben die Tage in Rostock also gesorgt.
Mit einem lockeren Erfolg über Polen stimmen sich die deutschen Handballer auf ihre Heim-WM im Januar ein.
sport
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Männer-Handball - In der Spur
00/12/2018
Diese Tage wollte man sich nicht ruinieren lassen. Ein Gasthaus im österreichischen Hochfilzen, für das der Begriff "urig" erfunden wurde, der Präsident der Biathleten hatte sich schick gemacht, um vor seine Kollegen, vor Sponsoren und Medien zu treten. Blasmusik spielte, und dann sprach der Präsident, so engagiert, dass sich sein Brustkorb wölbte. "Nothing will overshadow our beautiful sport", rief Anders Besseberg aus, nichts soll den schönen Sport überschatten. Das war bei der WM 2017. Er hat das so ernst gemeint, dass er ein Jahr später wegen Ermittlungen gegen ihn abtreten musste, Verdacht auf Vertuschung positiver Dopingproben russischer Athleten im Gegenzug für Gefälligkeiten. Was einen direkt zu diesem Donnerstag führt, zum Weltcup in Hochfilzen. Tief stand die Sonne über den weißen Hügelfeldern, schwer hing der Schnee auf den Tannen, und wenn sich jemand überlegen würde, Tourismus-Influencer zu werden: Er käme definitiv an diesen Ort in Österreich, um mit ein paar flinken Fotos ein paar Herzchen abzugreifen. Da, wo die Sonne selbst zweistellige Minusgrade schnell vergessen lässt, ist der Schritt in den Schatten aber umso erbarmungsloser. Und zwischen allem Geglitzer tritt plötzlich der Schmutz hervor. Kurz vor zehn Uhr wurde bekannt, dass die russischen Athleten am Vortag Besuch bekommen hatten: Die österreichische Polizei war im Teamhotel aufgetaucht und hatte laut Staatsanwaltschaft ein Schreiben übergeben, um über "die Führung eines Ermittlungsverfahrens" zu informieren. Es geht um fünf Betreuer und fünf Sportler, die Vorwürfe: "Anwendung verbotener Substanzen bzw. Methoden zum Zweck des Dopings." Außerdem: "schwerer Betrug im Zusammenhang mit Doping." Zeitpunkt des mutmaßlichen Vergehens: Die WM 2017 in Hochfilzen. Hoppala. Schipulin: "Ich bin wütend über die laufende Hexenjagd." Hochfilzen ist ein besonderer Ort für dieses Thema: Schon 2017 war die Dopingproblematik so stark an die Oberfläche gequollen, dass sich sogar mal Athleten dazu äußerten. Ein paar Wochen vor WM-Start hatte der zweite sogenannte McLaren-Report neue Indizien zu russischem Doping geliefert; auch im Weltcup aktive Athleten standen unter Verdacht, zwischen 2011 und 2014 nicht ganz sauber zu ihren Erfolgen gekommen zu sein. Martin Fourcade, der Beste der Szene, drohte mit Weltcup-Boykott, sollte sich nichts bei der Aufarbeitung tun. "Wir dachten nicht, dass es möglich ist. Aber sie haben es getan", kommentierte Fourcade dann bei der WM den Umstand, dass der ehemalige Epo-Doper Alexander Loginow in der Mixed Staffel antreten durfte. Im ersten Rennen der WM kam es zum Eklat: Fourcade fuhr Loginow beim Austrudeln über den Ski. Versehentlich, sagte er. Absichtlich, sagten die Russen. Und verweigerten dem Silbergewinner bei der sogenannten Flower Ceremony den Handschlag, dieser wiederum trat höhnisch klatschend neben den Bronzegewinnern ab. Keine schönen Bilder des schönen Sports. "Das russische Biathlon-Team ist eine große Familie", sagte Schipulin dann auf der Pressekonferenz, "und wenn ein Mitglied angegriffen wird, wenn uns jemand den Krieg erklärt, dann stehen wir zusammen." Schipulin wollte sich damals gegen Vorverurteilung wehren. Im Fokus der neuen Ermittlungen rund um die WM 2017 stehen nun: Anton Schipulin, Alexander Loginow, Jewgeni Garanitschew (Olympia-Dritter von Sotschi), Staffel-Olympiasieger Alexei Wolkow und Europameisterin Irina Starych, die ebenfalls schon eine Sperre wegen Epo-Dopings abgesessen hat. Loginow bestätigte die Ermittlungen, indem er auf Instagram schrieb: "Mir und nicht nur mir wirft man Machenschaften mit Bluttransfusionen und noch irgendetwas vor (konkret hat man uns das nicht gesagt)." Garanitschew wetterte auf Instagram: "Der nächste Skandal!! Wir sind sauber ..." Auch Schipulin, lange der beste Russe, postete: "Ich habe nie verbotene Substanzen verwendet. Ich habe nie eine einzige Anti-Doping-Regel verletzt. Ich bin wütend und aufgebracht über die laufende Hexenjagd." Der Blick fällt auch auf Ricco Groß Das Internationale Olympische Komitee hatte beiden den Start bei Olympia in Pyeongchang verweigert. Beim Sprintrennen am Donnerstag trat auch Starych an, sie wurde Neunte. Außer ihr sind von den Beschuldigten auch Loginow (beim Saisonstart in Pokljuka zweimal auf dem Podest) und Garanitschew in Hochfilzen, Schipulin gehört offiziell wegen Formschwäche aktuell nicht zum Weltcup-Team. Die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien waren schon seit einiger Zeit bekannt. Was aber nicht bekannt war: dass sich der konkrete Dopingverdacht um Wettbewerbe bei der WM 2017 dreht, also um Ereignisse nach dem vom McLaren-Report aufgezeigten Staatsdoping rund um die Olympischen Spiele 2014 in Sotschi. Womit der Blick auch auf Ricco Groß fällt. Der viermalige Olympiasieger gehört nicht zu den beschuldigten Personen, war allerdings von 2015 bis zum Ende der vergangenen Saison Trainer der russischen Männer. Mittlerweile ist er für Österreichs Männer zuständig, am Donnerstag beobachtete er das Training am Schießstand. Von den Ermittlungen habe er natürlich gehört, wolle aber "erst mal abwarten", was herauskommt. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, wäre das für ihn "in der Tat scheiße", antwortete Groß auf die Frage eines Reporters. In Hochfilzen kommt nun auch der neue IBU-Präsident Olle Dahlin zu seinen ersten öffentlichen Auftritten, er war seit 2014 Vizepräsident und soll doch für einen Neuanfang stehen. Auch ihm werden dezente Parallelen zu 2017 aufgefallen sein: Damals, vor dem Auftritt von Besseberg, war eine Razzia beim kasachischen Team durchgeführt worden, ein Karton mit Einwegspritzen und Ampullen wurde an einer Raststätte gefunden, Dopingverdacht. Starten durften sie damals trotzdem, weil die Dopingproben negativ ausfielen - laut IBU. Nun ermittelt man in Österreich wieder gegen sie, vor dem Saisonstart wurden die Kasachen provisorisch gesperrt, wieder wegen der Vorgänge von damals. Der schöne Sport und der Schmutz, das ist dann schon eine längere Geschichte. In einer früheren Version dieses Artikels haben wir Irina Starych fälschlicherweise als Staffel-Olympiasiegerin bezeichnet. Richtig ist, dass sie mehrfache Biathlon-Europameisterin ist.
Österreichs Polizei taucht im Teamhotel der russischen Biathleten auf. Der neue Doping-Verdacht bezieht sich auf 2017. Es soll um Bluttransfusionen gehen.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-doping-russland-1.4252400
Der Sport und der Schmutz in Hochfilzen
00/12/2018
Es hat auch schon Schlimmeres gegeben im Estadio Santiago Bernabéu; ein aktueller Nachruf erinnerte am Mittwoch daran. Kurz bevor Real Madrid am letzten Gruppenspieltag der Champions League auf ZSKA Moskau traf, wurde in Argentinien bekannt, dass José Cecconato verstorben war, "das Hirn einer unauslöschlichen Mannschaft von Independiente de Avellaneda", wie die Zeitung La Nación schrieb. Cecconato wurde zwar nie Meister, unvergessen blieb er dennoch. 1953 stand er in jener argentinischen Nationalelf, die erstmals einen Sieg gegen England, das "Mutterlands des Fußballs", erringen konnte (3:1). Im gleichen Jahr zertrümmerte Cecconato mit Independiente das im Aufbau befindliche, sagenumwobene Real Madrid von Alfredo Di Stéfano mit 6:0 Toren. Es ist bis heute die höchste Heimniederlage Reals im Bernabéu-Stadion. Was die Anhänger des spanischen Rekordmeisters am Mittwoch erlebten, war nicht in der Höhe, aber in ihrer Peinlichkeit eine vergleichbare Schmach: Real verlor gegen ZSKA Moskau 0:3. Es war Reals höchste Europapokal-Heimniederlage seit 1955. "Eine Nacht zum Vergessen", titelte die Zeitung Marca anderntags. Dabei war die Niederlage vordergründig kein Beinbruch: Real stand schon vor der Partie als Sieger der Gruppe G fest. Auch für ZSKA war nicht mehr drin als Prestige: Der Armeesportklub verfehlte als Gruppenletzter die Qualifikation für die Europa League, weil Viktoria Pilsen gegen AS Rom gewann (2:1). Bloße Anekdote war die Pleite für Real aber nicht. Den Rasen verließen die Spieler, unter ihnen der spät eingewechselte, gerade genesene deutsche Nationalspieler Toni Kroos, unter gellenden Pfiffen. Schon im Verlauf der Partie hatte es derartige Missfallensbekundungen gegeben. Vor allem gegen einen Andalusier namens Francisco Román Alarcón Suárez, genannt: Isco. "Ich wollte Isco die Binde geben, aber er sagte mir, ich solle sie Carvajal geben" Der 26 Jahre alte spanische Nationalspieler erwarb sich gegen die Russen den Rang eines Parias. Nachdem er in der zweiten Halbzeit wiederholt ausgepfiffen worden war, wandte er sich nach einer vergebenen Chance dem Publikum zu. "Was wollt ihr? Hurensöhne!", rief er dem Souverän zu, wie sich anhand der TV-Bilder belegen ließ und von den Radioreportern auf die Ränge verbreitet wurde. Danach wurde Isco bei jeder Ballberührung geschmäht. Sein Mitspieler Marcelo warf ihn nach dem Spiel auch noch den Löwen zum Fraß vor. Als er, Marcelo, ausgewechselt wurde, habe er Isco die Kapitänsbinde übergeben wollen. Isco aber lehnte das, was gemeinhin als Ehre betrachtet wird, ab. "Ich wollte Isco die Binde geben, aber er sagte mir, ich solle sie Carvajal geben", berichtete Marcelo nach den Toren von Tschalow (37.), Schtschennikow (43.) und Sigurdsson (73.). Unangenehm war die Pleite vor allem für Trainer Santiago Solari, der alle Schuld auf sich nahm - und gnadenlos gevierteilt wurde. Die Zeitung El Mundo sieht seine Ära bereits als "zerlegt" an, obwohl sie noch gar nicht so richtig begonnen hat. Ende Oktober hatte Solari das Amt übernommen, seitdem hat er in zehn Pflichtspielen acht Siege und zwei Niederlagen geholt. Überzeugen konnte sein Team selten. Hinter vorgehaltener Hand wurde ihm am Mittwoch schon vorgehalten, ein Team mit zu vielen Nachwuchskräften aufgeboten zu haben: Die Champions League ist und bleibt der Fetisch von Real Madrid. Solaris berufliche Zukunft mag nicht akut in Gefahr sein. Zumal er dadurch auffällt, dass er die Vorgaben von Klubpatron Florentino Pérez so akkurat erfüllt, dass ihn die Zeitung El País hämisch den "Mitarbeiter des Monats" nennt. Im Tor stand der Belgier Thibaut Courtois, nicht Keylor Navas, mit dem die letzten drei Champions-League-Titel gewonnen wurden. Und der Waliser Gareth Bale durfte gegen ZSKA auf dem Platz bleiben, obwohl er sich am Sprunggelenk verletzt hatte und humpelte. Unter Druck ist Solari aber allemal. Kommende Woche spielt Real um den Weltpokal, der seit 2014 dreimal nach Madrid ging. Solari weiß: Sein Boss Pérez würde den Pokal ungern auf einen anderen Kontinent wandern sehen.
Real Madrids Isco beleidigt nach Pfiffen beim 0:3 gegen ZSKA Moskau das eigene Publikum - und wird fortan geschmäht. Zusätzliche Brisanz bringt eine Posse um die Kapitänsbinde.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/real-madrid-isco-champions-league-moskau-1.4252529
Real Madrids Isco - Vom Mitspieler den Löwen vorgesetzt
00/12/2018
Es war absehbar gewesen, dass sich Hasan Ismaik auf Facebook melden würde. Nachdem Präsident Robert Reisinger die Geschäftsführung des Fußball-Drittligisten 1860 München angewiesen hatte, frisches Geld von Ismaik nur noch in Form von Sponsoring zu akzeptieren und erst auszugeben, wenn es tatsächlich auf dem Konto angekommen ist, reagierte der Investor, der nicht mehr investieren darf - allerdings anders als erwartet. Zwar betonte er mal wieder: "Ich kann nur immer wieder betonen: Diejenigen, die glauben, mich provozieren zu können, verschwenden ihre Kräfte. Erfolg zu haben mit den Löwen, ist weiterhin mein Ziel, auch wenn immer wieder versucht wird, mich rauszudrängen." Das war erwartbar. Aber nicht, dass Ismaik eine Würdigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel verfassen würde. Zwei Interpretationen machen die Runde "Ich finde Merkels Wirken großartig", hieß es in dem Statement, und: "Ich würde sie sehr gerne kennenlernen, das wäre ein großes Ereignis für mich." Zwei Interpretationen machten die Runde: Merkel hatte in ihrer auf Ismaiks Seite verlinkten Abschiedsrede als CDU-Vorsitzende erklärt, sie habe die Mottos der Parteitage immer "auf den allerletzten Drücker" festgelegt; Reisinger hatte Ismaik dafür gerügt, "auf den letzten Drücker" überwiesen zu haben. Die Abendzeitung schlussfolgerte: "Ismaik vergleicht sich mit Angela Merkel." Andere Insider vermuteten, der Investor habe bei seiner PR-Agentur in Wahrheit einen Text über Max Merkel verlangt, den Meistertrainer des TSV 1860, der am 7. Dezember 100 Jahre alt geworden wäre, und dabei nur mitgeteilt: "Write something about Merkel."
1860-Investor Hasan Ismaik lobt in einem Statement die Bundeskanzlerin. Warum? Dazu gibt es sehr unterschiedliche Theorien.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/1860-ismaik-merkel-1.4250682
"TSV 1860 München - ""Write something about Merkel"""
00/12/2018
Die Darts-WM beginnt - diesmal ohne Rekord-Champion Phil "The Power" Taylor. Dafür hat der beste deutsche Spieler ein Freilos. Und erstmals treten zwei Frauen an. Worum geht es? Vordergründig geht es um den WM-Titel der Kneipensportart Darts, verliehen von der Professional Darts Corporation. Start ist an diesem Donnerstag, das Finale ist am Neujahrstag. Wie funktioniert das Spiel nochmal? Die Spieler absolvieren sogenannte Legs, also eine Art Halbzeit oder Drittel. Wer drei Legs gewinnt, gewinnt auch einen Satz. Die Zahl der Sätze wiederum hängt von der Runde ab - im Finale sind es maximal 13. Wer also mehr als die Hälfte gewinnt, setzt sich durch. Ein Leg gewinnt man, indem man als erster 501 Punkte wirft. Am schnellsten geht das mit Würfen auf das Feld Triple 20 - das ergibt bei drei Würfen pro Runde 180 Punkte (dazu später mehr). Der letzte Wurf muss ein Double sein oder ins Bullseye treffen. Und warum stößt das auf so großes Interesse? Weil viele den Sport mit den kleinen Pfeilen mögen, es reisen Leute aus der ganzen Welt an. Man könnte aber auch sagen: weil der Sport ziemlich geschickt darin ist, sich selbst zu vermarkten. Das Turnier geht genau dann in seine wichtigsten Runden, wenn sonst so gut wie kein anderer Sport - mal abgesehen vom englischen Fußball natürlich - im Fernsehen läuft, nicht mal Wintersport. Zugleich herrscht im Veranstaltungsort, dem Alexandra Palace in London (besser bekannt als Ally Pally), eine derart festliche Stimmung, dass das Turnier als eine Art "Malle des Winters" durchgehen könnte. Weshalb auch viele Fans aus Deutschland kommen. Es gibt eigene Rituale wie das röhrende Rufen der Punktezahl "One Hundred Eighty" (in Zahlen: 180) seitens des Moderators, sobald ein Spieler drei Pfeile auf das begehrte Feld der "Triple 20" geworfen hat. Sogleich folgt ein lautes Lied, das die Anwesenden leicht mitdödödödödöppen können. Was ist neu? Vieles. Zunächst mal: In diesem Jahr tritt nicht Phil "The Power" Taylor an. Der 58-Jährige hat 14 beziehungsweise 16 Mal (inklusive zwei Titeln beim Konkurrenzverband BDO) den WM-Titel gewonnen. Ein unerreichter Wert. Michael van Gerwen, 29, einer der stärksten Spieler der Gegenwart und zweifacher Titelgewinner, dürfte noch etwas Zeit brauchen, um diesen Rekord zu knacken. Was ist außerdem neu? Dass das Turnier keine absolute Männerdomäne mehr ist. In diesem Jahr treten erstmals, neben 94 Männern, immerhin zwei Frauen an: Lisa Ashton aus England und Anastassija Dobromyslowa aus Russland. Zudem wurde - ähnlich wie in der Formel 1 - die Praxis abgeschafft, dass die Teilnehmer auf ihrem Weg zur Bühne von Frauen begleitet werden, deren Aufgabe mehrheitlich darin bestand, dabei zu lächeln. Wer sind die Favoriten? Michael van Gerwen aus den Niederlanden. Dazu vor allem Vorjahressieger Rob Cross und Weltmeister Gary Anderson (Weltmeister 2015 und 2016). Und die Deutschen? Gehören nicht zu jenen Profis, die man im Finale erwartet. Bester Spieler ist Max Hopp, 22. Er gewann in diesem Jahr die German Darts Open, ist 32. der Weltrangliste und bekommt damit ein Freilos in der ersten Runde. Allerdings könnte er schon in der dritten Runde auf van Gerwen treffen. Daneben treten Martin Schindler, Gabriel Clemens und Robert Marijanovic an. (Mit Material von dpa und sid)
Die Darts-WM beginnt - diesmal ohne Rekord-Champion Phil "The Power" Taylor. Dafür hat der beste deutsche Spieler ein Freilos. Und erstmals treten zwei Frauen an.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/darts-wm-ueberblick-1.4249069
Darts-WM: Was ist da los im Ally Pally?
00/12/2018
Der Doping- und Korruptionsskandal hält die Biathlon-Welt weiter in Atem. Am Rande des Weltcups in Hochfilzen haben österreichische Behörden im Zuge des laufenden Ermittlungsverfahrens zehn Mitglieder des russischen Teams wegen möglicher Dopingverstöße ins Visier genommen. Dies bestätigte die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien am Donnerstag dem SID. Gegenstand der Untersuchungen sind die Weltmeisterschaften 2017 in Hochfilzen, wo reihenweise russische Biathleten gedopt an den Start gegangen sein sollen - und unbehelligt blieben. Die seit Monaten laufenden Ermittlungen erstreckten sich am Donnerstag auf "fünf Betreuer des russischen Biathlon-Teams wegen der Anwendung verbotener Substanzen bzw. Methoden zum Zweck des Dopings" sowie "fünf Sportler dieses Teams wegen schweren Betruges im Zusammenhang mit Doping", teilte die WKStA in einem Statement mit. Die Beschuldigten wurden gemäß der österreichischen Strafprozessordnung über die Ermittlungen verständigt. Durchsuchungen oder Vernehmungen am Rande des am Donnerstag gestarteten Weltcups wurden jedoch laut der WKStA nicht vorgenommen. Dies hatte der russische Verband zuvor in einem Statement behauptet. Der Weltverband IBU teilte mit, dass er den Vorfall zur Kenntnis genommen habe. Dies taten auch die deutschen Athleten vor Ort. "Wenn die IBU Proben hat, die positiv sind, gehört das bestraft. Wenn nicht, dann gehe ich davon aus, dass alles okay ist", sagte Ex-Weltmeister Erik Lesser in Hochfilzen. Es sei "natürlich auch ein bisschen Argwohn dabei", ergänzte er mit Blick auf die Dopingproblematik im Biathlon, "aber das musst du ausblenden." Die russischen Biathleten reagierten erwartungsgemäß verärgert. "Ich stehe auf der Liste der verdächtigten Personen, die gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen haben sollen. Der nächste Skandal!! Wir sind sauber...", schrieb Jewgeni Garanitschew auf Instagram und postete ein Foto einer Liste, die die zehn betroffenen Personen zeigen soll. Neben dem Olympiadritten im Einzel von Sotschi befinden sich darauf auch die beiden Staffel-Olympiasieger Alexei Wolkow und Anton Schipulin sowie Alexander Loginow und Irina Starych. "Ich habe nie verbotene Substanzen verwendet. Ich habe nie eine einzige Anti-Doping-Regel verletzt", schrieb Schipulin, der sich nicht in Hochfilzen befindet, auf Instagram: "Ich bin wütend und aufgebracht über die laufende Hexenjagd. Alle möglichen Anschuldigungen gegen mich, ja sogar alle Gerüchte, sind Nonsens." Schipulin gehörte wie Garanitschew im Februar zu den russischen Athleten, die vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nicht zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang zugelassen worden waren. Die WKStA ermittelt seit Monaten wegen des Doping- und Korruptionsskandals rund um den Biathlon-Weltverband IBU. Im Zentrum der Ermittlungen steht der mittlerweile zurückgetretene Präsident Anders Besseberg (Norwegen), der unter anderem russische Dopingfälle vertuscht haben soll. Als Gegenleistung für die Forcierung der WM-Vergabe an die russische Stadt Tjumen soll sich Besseberg laut eines Berichts der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA unter anderem mit bezahlten Jagdausflügen bestechen lassen haben. Besseberg bestreitet alle Vorwürfe. Der russische Biathlon-Verband RBU selbst ist seit Dezember vergangenen Jahres nur provisorisches Mitglied in der IBU. Bei einem Treffen Mitte November in Moskau erlegte die IBU-Spitze um den neu gewählten Präsidenten Olle Dahlin (Schweden) der RBU zwölf Richtlinien zur Wiedererlangung der vollwertigen Mitgliedschaft auf.
Beim Weltcup in Hochfilzen befassen sich die Behörden mit Russlands Athleten. Es geht um Unregelmäßigkeiten bei der WM 2017.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-russland-hochfilzen-1.4251489
Österreichische Polizei bei russischem Biathlon-Team
00/12/2018
Laut Christian Heidel sind schon Bewerbungen eingegangen, ehe überhaupt eine Stelle ausgeschrieben wurde. Weitere Interessenten können sich die Mühe allerdings sparen. Eine Annonce der Art "Schalke 04 sucht einen Sportmanager, der den Vorstand entlastet und um spezifisches Fachwissen bereichert, an der Kaderplanung mitwirkt sowie dem Trainer beratend zur Seite steht" wird es nicht geben. Heidel hat festgelegt, "dass da kein Bedarf besteht. Punkt". Seit zweieinhalb Jahren ist der vormalige Manager des FSV Mainz 05 in Gelsenkirchen tätig, nun sieht es so aus, als ob er Schalke, wie es leibt und lebt und kracht, endlich richtig kennenlernt. Daran ist er selbst nicht unschuldig. In Reaktion auf die sportliche Krise ist Unruhe entstanden in der Schalker Gemeinde. Man hat mitbekommen, wie sich der ungeliebte Nachbar Borussia Dortmund mit neu vereinten Kräften erfolgreich reformiert hat und fragt sich: Warum nicht auch auf Schalke? Vereinsoberhaupt Clemens Tönnies hat diesen Gedanken aufgegriffen, nachdem vor einer Woche der Aufsichtsrat mit Heidel über dessen Transferpolitik und Arbeitsweise diskutiert hatte. Heidel klang einerseits gönnerhaft, andererseits beleidigt und insgesamt schroff Der Manager ist darüber erbost. Er findet es nicht gut, dass Tönnies das Thema öffentlich gemacht hat, und noch viel weniger gefallen ihm Überlegungen, seine Kompetenzen zu teilen. Es sei ja legitim, dass Tönnies "sich mal Gedanken macht, vielleicht auch eine Idee hat" - aber bitte nicht solche Ideen, ließ Heidel wissen. Das klang einerseits gönnerhaft, andererseits beleidigt und insgesamt schroff. Wonach diese Sätze nicht geklungen haben: danach, dass sich Heidel selbst mal Gedanken macht. Ein Kaderplaner, wie es andere Vereine vorgemacht haben? Nur so viel: "Für mich gab es das Thema nicht", und deswegen sei es für ihn "erledigt". Diese starken Worte kommen in einer Zeit, in der Heidel keine guten Argumente vorweisen kann. Die Zweifel an dem Ergebnis seiner Transfers resultieren nicht aus Lust an Intrigen, sondern aus dem sportlichen Geschehen. Interessant auch, dass nicht wie üblich der Trainer, sondern der Manager ins Gespräch gekommen ist. Auch darüber könnte Heidel nachdenken: dass es nicht um Eitelkeiten gehen sollte, sondern darum, eine sportliche Führung einzurichten, die Domenico Tedesco bestmöglich unterstützt.
Braucht der Manager des kriselnden FC Schalke 04 einen sportlichen Berater? Viele glauben ja, aber Christian Heidel lehnt das brüsk ab. Er sollte sich nochmal Gedanken machen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/heidel-schalke-toennies-1.4250565
Schalke 04 - Heidel und der sportliche Berater
00/12/2018
Beim ersten Pflichtspiel-Platzverweis des Thomas Müller hieß sein Trainer noch Louis van Gaal, Müller war 20 Jahre alt und kurz davor, zum Nationalspieler aufzusteigen. Nach seiner gelb-roten Karte gegen Girondins Bordeaux war Müller im September 2009 so geknickt, dass er sich in der Kabine vor versammelter Mannschaft entschuldigte. Die Bayern hatten 1:2 in Bordeaux verloren, er habe dem Verein mit der "dummen Aktion" geschadet, sagte Müller, was van Gaal zu ein paar aufmunternden Worten veranlasste. Müller habe einen "Lernmoment" erlebt, sagte der Coach, "aber für Bayern war der teuer". Allein der Umstand, dass es bis zum nächsten Platzverweis neun Jahre, einen Monat und 22 Tage dauern sollte, sprach Müller am Mittwochabend frei vom Generalrüpelverdacht. Er wurde von Klubpräsident Uli Hoeneß auch nicht als "geisteskrank" bezeichnet, wie Hoeneß es vor wenigen Monaten bei Leverkusens Karim Bellarabi getan hatte, nach dessen unmöglichem und vermutlich vorsätzlichen Tritt gegen Rafinha. Absicht wollte Müller nach dem 3:3 in Amsterdam niemand unterstellen, aber eine rote Karte war es schon. Glatt rot, ganz und gar verdient. Da wollte ihn anschließend auch kein Mitspieler in Schutz nehmen. Man müsse sich nur ansehen, "wie der Junge aussah", bemerkte Leon Goretzka, er meinte Amsterdams Nicolás Tagliafico, den Müller in der 75. Minute im Mittelfeld übel erwischt hatte: in einer Art Kung-Fu-Flugsprung mit gestrecktem Bein mit den Stollen ins Gesicht. Tagliafico wurde minutenlang behandelt, er blutete, wurde dem Vernehmen nach auf dem Platz vom Mannschaftsarzt genäht. Immerhin holte sich der junge Argentinier schnell, an Ajax' 3:3 in der Nachspielzeit war er schon wieder entscheidend beteiligt. Die Fans feierten ihren Schmerzensmann mit "Nico, Nico"-Rufen. Da weilte Müller längst in den Katakomben, ihm tat die Aktion offensichtlich leid. Er hatte seinen Blick beim Laufweg vor dem Foul bloß auf den Ball gerichtet, schon während des Stollenkontakts mit Tagliaficos Visage hob er entschuldigend die Hände in die Luft - zu spät. Müller verließ den Platz mit einem ironischen Lächeln, denn grundsätzlich war er ja der Ansicht, dass es sich um einen fußballerischen Unfall gehandelt hatte. "Ganz glasklar" sei die rote Karte gewesen, sagte Trainer Niko Kovac dagegen. Müller habe seinen Gegenspieler "nicht kommen sehen", soviel zu den mildernden Umständen, "aber damit muss man rechnen". Als Müller gehen musste, sang die Arena "Auf Wiedersehen". Niederländischen Medien zufolge machte sich Müller auf den Weg zur Ajax-Kabine, um sich zu entschuldigen, traf Tagliafico dort aber nicht an. Wenn die Bayern nun am Montag die Auslosung fürs Achtelfinale betrachten, dann mit der Gewissheit, dass es Spiele ohne Müller werden dürften. Zwar hoffte Sportdirektor Hasan Salihamidzic in Amsterdam noch, Müller könnte nur für eine Partie gesperrt werden. "Ein Spiel wäre genug", befand Salihamidzic mit Blick auf Müllers fast tadellose Vorgeschichte, "mehr als zwei Spiele werden es nicht sein." Hatte Müller nach dem Platzverweis 2009 noch zu einer öffentlichen Verteidigungsrede angesetzt, beließ er es diesmal bei einem knappen Statement. Ob er sich zum Foul äußern wolle? "Nee, nee", sagte Müller und winkte ab. Die wichtigste Botschaft brachte er dann doch noch unters Volk: "War natürlich keine Absicht."
Thomas Müller sieht beim 3:3 in Amsterdam zum ersten Mal in seiner Karriere Rot. Nach dem Spiel sucht er die Ajax-Kabine auf - im Achtelfinale wird er trotzdem fehlen.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/thomas-mueller-rot-ajax-1.4251579
Müller sieht Rot in der Champions League
00/12/2018
Sehr viel Deutschland im Achtelfinale. In Dortmund, Schalke und den Bayern haben sich gleich drei Mannschaften qualifiziert. Und dann wären da noch die Trainer Jürgen Klopp mit Liverpool und Thomas Tuchel mit Paris Saint-Germain. In der schwierigen Gruppe C haben sie sich durchgesetzt - gegen das Urgestein Carlo Ancelotti und seinen SSC Neapel. Das 4:1 gegen Roter Stern Belgrad besiegelte für Tuchel sogar den Gruppensieg. Mission erfüllt, nach einem schwierigen Start mit einer Niederlage in Liverpool und zwei Unentschieden gegen Napoli. Tuchel ist angekommen im Klub der Superkicker: Die heimische Liga führt er ohnehin konkurrenzlos an, und nun zieht er für den Emir von Katar souverän in die K.-o.-Runde der Königsklasse. Auf Platz zwei folgt Klopp, der es diesmal mit sehr viel Glück und einem minimal besseren Torverhältnis als Neapel geschafft hat. Aber Dusel gehört dazu, und die Bayern haben darauf kein Monopol, wie ja überhaupt die FC-Bayern-Monopole in dieser Saison dahinschwinden. Für den deutschen Fußball ist das gut, und auch wenn die Bundesliga spätestens seit der WM-Blamage der deutschen Nationalmannschaft daheim ganz gern klein- und schlechtgeredet wird: Zu dritt in der Champions League zu überwintern, das gelingt neben den Deutschen nur Spanien (Real, Atlético, Barça) und den vier Engländern - und ist eindeutig ein Zeichen strotzender Gesundheit. Bezahlt macht es sich übrigens auch. Ins Achtelfinale zu kommen, ist für viele Klubs nicht das Minimalziel, es ist das Ziel, denn die für Zukunftsinvestitionen nötigen Millionen fließen schon in der ersten Phase der K.-o.-Runde. In Italien kassieren diesmal wieder nur zwei: der AS Rom und Juventus Turin. Inter, im fernen Jahr 2010 Italiens bislang letzter Champions-League-Sieger, kam nicht an Tottenham vorbei, und Neapel ist, wie schon im Vorjahr, auch wieder in der Vorrunde gescheitert. Eine bittere Niederlage für Carlo Ancelotti, der im Sommer angeheuert worden ist, um den einzigen Großklub des italienischen Südens endlich auch international konkurrenzfähig zu machen. Tatsächlich machten die Neapolitaner mit ihrem frischen Angriffsfußball durchaus eine gute Figur, aber dass sie gegen Liverpool an zwei ehemaligen Serie-A-Kollegen scheiterten - an den früheren Römern Salah und Alisson -, zeigt das italienische Dilemma. Die Besten ziehen immer noch weg, und daran wird auch Cristiano Ronaldos kecker Appell an Lionel Messi nichts ändern, doch auch nach Italien zu kommen, auf dass man sich weiter in einer Liga bekämpfen könne. Weltläufigkeit? Juve hat zwar Cristiano Ronaldo - aber alle Trainer der Serie A sind Italiener Nach zwei Finalniederlagen seit 2015 ist Juventus diesmal einer der Titelfavoriten. CR7 wurde mit dem erklärten Ziel angeheuert, in Europa endlich ganz oben zu stehen. Die achte Landesmeisterschaft in Serie zu gewinnen, reicht Juve nicht mehr. Tatsächlich ist der Klub der Familie Agnelli der einzige in Italien, der mit den ganz Großen auf Augenhöhe ist - ein Ergebnis kluger Investitionen, geduldiger Aufbauarbeit, aber auch einer selbstverständlichen Weltläufigkeit, die der Konkurrenz chronisch abgeht. Zwar gehören viele Klubs ausländischen Unternehmen, und 60 Prozent der Profis sind Ausländer. Aber als Trainer arbeiten nur noch Italiener, von denen Ancelotti als einziger internationale Erfahrung hat, wenn man mal von seinem Kollegen Cesare Prandelli (CFC Genua) absieht, der nach seiner Zeit als Nationaltrainer in den Klubs aller möglichen Länder gescheitert ist. Neue Ideen braucht das Land, das gilt ja nicht nur für den Fußball. Aber der Fußball muss sich im Gegensatz zur Politik vor aller Augen mit der europäischen Konkurrenz messen. Und die ist auch in diesem Winter wieder einen großen Schritt weiter.
Das Scheitern von Neapel und Inter Mailand macht deutlich, wie sehr der italienische Fußball Europas Spitze hinterherhinkt - der Calcio braucht neue Ideen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/champions-league-ancelotti-italien-1.4250561
Italien schwächelt in der Champions League
00/12/2018
Basketball, NBA: Die monatelange Leidenszeit nähert sich dem Ende: Dirk Nowitzki steht kurz vor dem Comeback für die Dallas Mavericks. Wie der TV-Sender ESPN berichtet, könnte der 40-Jährige bereits am Donnerstag (Ortszeit) im Duell bei den Phoenix Suns erstmals in der laufenden Saison zum Einsatz kommen. "Er kommt dem Comeback immer näher", hatte Mavs-Trainer Rick Carlisle vor dem 114:107-Sieg gegen die Atlanta Hawks gesagt. Nowitzki war vor diesem Duell erstmals als "fraglich" eingestuft worden, zuvor hatte der Klub Einsätze seiner Ikone jeweils ausgeschlossen. "Der Rhythmus wird hart", sagte Nowitzki zuletzt: "Ich habe zuletzt Ende März gespielt und niemand kommt nach sieben, acht Monaten in seiner besten Form zurück." Seit einer Fuß-OP im April arbeitet der Würzburger an der Rückkehr auf das Parkett. Nowitzki steht in seiner 21. Saison bei den Mavs unter Vertrag. Er führte die Franchise 2011 zum bislang einzigen Meistertitel und gilt als bester Europäer in der Geschichte der NBA. 2. Liga, Köln: Weiter Verwirrung um Anthony Modeste und den Wechsel zum Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln: Der Weltverband Fifahält die Kündigung des Franzosen beim chinesischen Klub Tianjin Quanjian trotz ausstehender Gehaltszahlungen nicht für gerechtfertigt. Einen entsprechenden Bericht der Kölner Zeitung Express bestätigte die Fifa auf sid-Anfrage. "Die Fifa-Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten hat am 6. Dezember 2018 eine Entscheidung über den arbeitsrechtlichen Streit zwischen Tianjin Quanjian FC und dem Spieler Anthony Modeste gefällt", heißt es in der FIFA-Stellungnahme: "Dem Beschluss zufolge muss Tianjin Quanjian FC dem Spieler eine ausstehende Vergütung zahlen. Es wurde jedoch festgestellt, dass dieser das Arbeitsverhältnis mit Tianjin Quanjian FC ohne triftigen Grund gekündigt hat." In das Verfahren sind nur Modeste und Tianjin involviert, es hat dennoch auch Auswirkungen auf die Pläne der Kölner. "Wir sind nicht Verfahrensbeteiligte. Es gibt für uns keinen neuen Sachstand", sagte Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle als Reaktion auf das Fifa-Statement am Dienstag: "Wir werden, wie am Freitag mitgeteilt, die Urteilsbegründung abwarten." Bis dahin wird der Fall intern weiter geprüft. Bereits am vergangenen Freitag hatte der FC mitgeteilt, dass das Verfahren zur Folge hat, dass "die Fifa das Registrierungsverfahren für eine Spielgenehmigung von Anthony Modeste für den 1. FC Köln zuletzt ausgesetzt" hat. Der erste Bundesliga-Meister hatte Rückkehrer Modeste mit einem Vertrag bis 30. Juni 2023 ausgestattet. Basketball, NBA: Die Boston Celtics mit Daniel Theis bleiben die Mannschaft der Stunde. Der Rekordmeister feierte beim 130:125 bei den Washington Wizards bereits seinen siebten Sieg in Serie und pirscht sich nach schwachem Saisonstart weiter an die Topteams der Eastern Conference heran. Center Theis trug mit acht Punkten und sechs Rebounds zum 17. Saisonerfolg der Celtics bei, deren Aufbau Kyrie Irving sich nach kurzer Verletzungspause mit 38 Punkten eindrucksvoll zurückmeldete. Trotz einer erneut starken Leistung von Nationalspieler Dennis Schröder kassierte Oklahoma City Thunder seine zweite Auswärts-Niederlage in Folge. Bei den New Orleans Pelicans unterlag OKC 114:118, Schröder erreichte mit 24 Punkten seine drittbeste Saisonausbeute. Entscheidender Akteur in New Orleans war Anthony Davis. Der überragende Power Forward der Pelicans kam auf 44 Punkte sowie 18 Rebounds und entschied den Vergleich der Topstars gegen Oklahomas Russell Westbrook (20/6) deutlich für sich. Maxi Kleber feierte mit den Dallas Mavericks den achten Sieg in den vergangenen zehn Spielen. Beim 114:107 über die Atlanta Hawks kam der Würzburger auf sieben Punkte. Die beiden Top-Rookies Luka Doncic (Dallas/24 Punkte und zehn Rebounds) und Trae Young (Atlanta/24 Punkte und zehn Assists) lieferten sich ein Duell auf hohem Niveau. Bundesliga, Schalke: Für Schalke-Angreifer Guido Burgstaller ist die Hinrunde der Fußball-Bundesliga beendet. Der 29 Jahre alte Österreicher hat sich im Spiel am Samstag gegen Tabellenführer Borussia Dortmund (1:2) eine Verletzung am Übergang von Wadenmuskel und Achillessehne zugezogen. Das ergab die Auswertung einer MRT-Untersuchung, wie der Tabellen-13. am Dienstag mitteilte. Weil bei Burgstaller zudem eine Sehnenplatte in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist auch sein Einsatz beim Rückrundenstart gegen den VfL Wolfsburg am 20. Januar gefährdet. Burgstaller war in der Partie gegen den BVB wegen der Verletzung, die er sich bei einer Grätsche zugezogen hatte, in der 37. Minute ausgewechselt worden. Für das Champions-League-Spiel am Abend gegen Lokomotive Moskau stand Burgstaller Trainer Domenico Tedesco ohnehin nicht zur Verfügung.
Die lange Verletzungspause des Deutschen scheint zu enden - Dennis Schröder und Daniel Theis sind in der NBA gut drauf. Beim 1. FC Köln herrscht Verwirrung um Anthony Modeste.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-nowitzki-comeback-schon-diese-woche-1.4251449
Nowitzki-Comeback schon diese Woche?
00/12/2018
Karl-Heinz Rummenigge machte einen zufriedenen Eindruck bei seiner Bankettrede, das allein war eine Nachricht wert aus dieser Nacht in Amsterdam. "Feiert heute", rief er den Spielern zu, "ein bisschen", schränkte er noch ein, doch er wird beim ein oder anderen Glas, das an diesem späten Abend getrunken wurde, nicht zu streng hingesehen haben. "Das war sicherlich eine extrem emotionale Europapokalnacht, die wir erlebt haben", konstatierte der Vorstandschef des FC Bayern, und bevor er das Bankett eröffnete, vergaß Rummenigge auch den Gegner nicht: Das 3:3 gehe absolut in Ordnung, weil Ajax Amsterdam einfach gut gespielt habe. Es sei "korrekt, dass wir keinen Verlierer gesehen haben". Zuvor hatten auch die Zuschauer in der Johan-Cruyff-Arena ein feines Gespür bewiesen, was sich an diesem Fußballabend abgespielt hatte. Klar, ihre Mannschaft hatte knapp den Champions-League-Gruppensieg verpasst, Ajax droht nun im Achtelfinale auszuscheiden, wenn es gegen einen der Gruppenersten geht. Doch die Zuschauer sangen und applaudierten bis weit nach Schlusspfiff, feierten ihre Spieler für einen bemerkenswerten Kampf. Für ein Unentschieden, das eigentlich eine Niederlage war, sich aber wie ein kleiner Sieg anfühlte. Es war ein wildes Spektakel, dieses Dreidrei. Ein zackiges Hin und Her mit zwei Elfmetern, zwei glatt roten Karten, vier späten Toren - das letzte, der finale Ausgleich der Amsterdamer, erst in der fünften von insgesamt sieben Minuten in der Nachspielzeit. Eine "Achterbahnfahrt", beschrieb es David Alaba. Er werde an diesem Abend wohl "mit leichten Herzrhythmusstörungen" ins Bett gehen, klagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Puh", sagte er noch, und ja, er habe gelitten auf der Bayern-Bank. Das Spiel ließ sich in verschiedene Richtungen deuten, bei den Münchnern überwog grundsätzlich die Erleichterung: Sie sind Gruppensieger, dieses erklärte Ziel ist erreicht. Im Achtelfinale, das am Montag ausgelost wird, geht Bayern damit den ganz mächtigen Brocken wie Paris Saint-Germain, Manchester City oder Juventus Turin zunächst aus dem Weg, kann dafür auf leichtere Kaliber wie AS Rom oder Tottenham Hotspur hoffen. 14 von 18 möglichen Punkten sind in der Champions League zudem eine sehr ordentliche Bilanz, vor allem nach einer Halbserie, die alles andere als wunschgemäß für den Verein lief. "Lieber Niko, dir und deiner Mannschaft herzlichen Glückwunsch dazu", wandte sich Rummenigge spätnachts direkt an Trainer Kovac, der ebenfalls schwere Wochen hinter sich hat. Andererseits haben die Bayern die Gewissheit, dass es mit einer wie der gezeigten Leistung schwer werden dürfte, das Achtelfinale zu überstehen, zumal auch hier Gruppenzweite wie Atlético Madrid oder der FC Liverpool als Gegner drohen. "Ajax war ganz klar die bessere Mannschaft", erklärte Joshua Kimmich in überraschender Deutlichkeit. Salihamidzic bemängelte vor allem den frühen Chancenwucher in der Partie. "Wenn es früh 3:0 steht, dann ist Ruhe", urteilte der Sportchef. In der Tat hatten Serge Gnabry und Robert Lewandowski beste Gelegenheiten gegen anfangs völlig konfuse Niederländer, bestraften diese aber nicht. "Wenn wir richtig abgezockt sind..." bemerkte auch Leon Goretzka, ließ das Endes des Satzes offen. Nein, abgezockt waren die Münchner nicht aufgetreten, und so wurde es am Ende wieder einmal knapp.
Die Bayern atmen nach dem 3:3 gegen Ajax erleichtert durch - ahnen aber, dass es schwer werden könnte, das Achtelfinale der Champions League zu überstehen.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-muenchen-ajax-champions-league-1.4251417
Champions League: Bayern besteht gerade so in Amsterdam
00/12/2018
Manchmal ist Stillstand ein Vorteil. Robert Lewandowski stand ein paar Schritte vom Elfmeterpunkt entfernt, er lief an, verzögerte, lief weiter, verzögerte, er hatte nun so lange gepokert, dass sein Gegenüber nicht mehr wusste, wie ihm gerade geschah. Lewandowski schoss den Ball präzise und flach ins linke Eck, André Onana, der Mann im Tor von Ajax Amsterdam, war chancenlos. Und der FC Bayern war von dieser 87. Spielminute an der Sieger der Champions-League-Gruppe E. Es war ein unterhaltsamer, turbulenter, niemals langweiliger Fußballabend am Mittwoch in Amsterdam. Gastgeber Ajax spielte flott nach vorne, der FC Bayern setzte ganz auf die eigene Coolness - das reichte für ein abwechslungsreiches 3:3 (0:1), das den Gästen aus München zum Gruppensieg genügte. "Wir haben ein sensationell gutes Spiel gesehen, das war Werbung für den Fußball", sagte Niko Kovac, der Trainer des FC Bayern. Nach zuletzt drei Siegen war die Partie in Amsterdam, in der es sportlich nur noch um den ersten Platz ging, für den FC Bayern vor allem ein Test für die Nachhaltigkeit des jüngsten Aufschwungs. Kovac, der in den vergangenen Wochen die schwerste Krise seiner noch jungen Karriere als Trainer überwunden zu haben scheint, sah die Sinnhaftigkeit dieses Tests ebenfalls, er vertraute zum dritten Mal in Serie auf die identische Startelf. Es galt ja, etwas gutzumachen. Die Bayern konzentrieren sich auf eine stabile Defensive Das 1:1 im Hinspiel war für die Konkurrenz der Abend, an dem zu erkennen gewesen war, wie der FC Bayern in seinem Umbruch zu erwischen ist: mit Geschwindigkeit. Das korrigierte System, auf das Kovac inzwischen vertraut, soll genau dieses Defizit ausgleichen, doch in den Spielen zuletzt gegen Lissabon, Bremen und Nürnberg verzichteten die Gegner freundlicherweise auf Schnelligkeit. Ajax dagegen setzte auch im letzten Spiel der Gruppenphase ganz auf den Faktor Tempo, das eröffnete beiden Teams Möglichkeiten. Den Gästen aus München, weil Ajax in der Defensive erschreckend viele Räume offen ließ; nach gerade einmal 60 Sekunden schlüpfte Serge Gnabry durch diese hindurch, sein Distanzschuss verfehlte das Tor. Den Gastgebern eröffnete es Möglichkeiten, weil sie verdammt schnell kombinieren können; in der zweiten Minute prüfte nach einer solchen Passfolge in Hochgeschwindigkeit Donny van de Beek FCB-Torwart Manuel Neuer. Der Kapitän bestand den Test. Die Bayern agierten für sie untypisch, sie konzentrierten sich auf eine stabile Defensive, in ihren eigenen Angriffen vertrauten sie auf Konter. Ajax, das vom früheren FCB-II-Trainer Erik ten Hag angeleitet wird, setzte die Gäste früh in deren Spielfeldhälfte unter Druck, versuchte so, deren Verteidigung zu erwischen, wenn diese nicht komplett sortiert war. Beide Taktiken waren zunächst aussichtsreich, beide Teams hatten in der Anfangsphase weitere kleine Gelegenheiten. Den Unterschied machte, zumindest in diesen ersten Minuten, die Abgezocktheit aus. Und die lag nicht bei den jungen, leidenschaftlichen Gastgebern. Sondern beim Favoriten aus München. In der 13. Minute passte Gnabry zwischen zwei Verteidigern hindurch, in einer erstaunlich offenen Ajax-Abwehr stand Lewandowski ganz frei, der Angreifer traf kühl ins kurze Eck, es war sein siebter Treffer im sechsten Spiel der Gruppenphase.
Der FC Bayern erkämpft ein 3:3 in Amsterdam und schafft den Gruppensieg in der Champions League. Es ist ein turbulenter Fußballabend - mit zwei roten Karten, zwei Elfmetertoren und vier späten Treffern.
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FC Bayern spielt in Amsterdam Remis
00/12/2018
Ein Klassetag von Leroy Sané hat den Traum der TSG Hoffenheim vom Premierensieg in der Champions League zum Platzen gebracht. Der deutsche Nationalspieler Leroy Sané war mit seinem Doppelpack der Spielentscheider beim 2:1 (1:1) des englischen Meisters Manchester City gegen den Bundesligisten. Den "Trostpreis" Europa League hätte Hoffenheim nur bei einem Sieg beim vorerst letzten Königsklassen-Auftritt gewinnen können. Sané sorgte mit seinen Toren (45.+1 und 61.) dafür, dass Hoffenheim in der Gruppe F am Ende mit lediglich drei Punkten den letzten Platz belegte. Daran änderte auch der Treffer des kroatischen Vize-Weltmeisters Andrej Kramaric (16.) per Foulelfmeter nichts. Die Europacup-Bilanz der Kraichgauer bleibt desaströs: In insgesamt 14 Partien (inklusive Europa League) gab es nur einen Sieg. Real verliert 0:3 gegen ZSKA Moskau Titelverteidiger Real Madrid hat derweil die höchste Heimniederlage seiner Europapokal-Geschichte kassiert. Die Königlichen unterlagen mit einer stark verjüngten Elf dem russischen Vizemeister ZSKA Moskau deutlich mit 0:3 (0:2). Real hatte im eigenen Stadion international zuvor höchstens mit zwei Toren Unterschied verloren, unter anderem im Februar 2000 gegen Bayern München (2:4). Fedor Tschalow (37.), Georgij Schtschennikow (43.) und Arnor Sigurdsson (73.) trafen im Bernabeu-Stadion für die Russen, die schon das Hinspiel 1:0 gewonnen hatten. Moskau verpasste dennoch den dritten Platz in der Gruppe G, da Viktoria Pilsen gegen AS Rom 2:1 (0:0) gewann. Der tschechische Meister spielt somit kommendes Jahr in der Europa League weiter. Madrids Trainer Santiago Solari schonte gegen ZSKA zahlreiche Bekanntheiten, Toni Kroos wurde erst in der 58. Minute eingewechselt. Juve und Manchester United verlieren Olympique Lyon hat sich als letzter Club für das Achtelfinale qualifiziert. Den Franzosen reichte ein 1:1 (0:1) in Kiew gegen Schachtjor Donezk. Lyon zieht damit als Gruppenzweiter hinter Manchester City in die Runde der besten 16 Teams ein, die am Montag ausgelost wird. Neben Pep Guardiolas Manchester City sind dann trotz Niederlagen auch Real Madrid und Juventus Turin als Gruppensieger gesetzt. Juve gewann seine Gruppe trotz eines 1:2 bei den Young Boys Bern, weil Manchester United beim FC Valencia zeitgleich mit 1:2 verlor. Guillaume Hoarau (30./Foulelfmeter/68.) traf doppelt für Bern, Paulo Dybala gelang noch der Anschlusstreffer (80.). In Valencia waren Carlos Soler (17.) und Phil Jones (47./Eigentor) für die Gastgeber sowie Marcus Rashford (87.) die Torschützen. United war ebenso wie Juve schon vor der Partie für das Achtelfinale qualifiziert. Donezk führte lange durch ein Tor des Brasilianers Junior Moraes (22.), ehe Weltmeister Nabil Fekir den verdienten Ausgleich erzielte (65.).
Fast eine Halbzeit lang träumt die TSG noch von der Europa League, doch dann schießt ein Deutscher ManCity zum Sieg. Real Madrid kassiert eine historische Heimpleite, Lyon hat Glück.
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Champions League: Sané ist zu gut für Hoffenheim
00/12/2018
Der FC Bayern hat sich zum Gruppensieg in der Champions League gezittert. Durch das 3:3 (1:0) am Mittwoch beim ebenfalls schon für das Achtelfinale qualifizierten Team von Ajax Amsterdam sicherten sich die Münchner zum insgesamt 15. Mal den ersten Platz zum Ende der Vorrunde. Die Bayern verbuchten mit 14 Punkten aus sechs Spielen eine Bestmarke - so gut war noch kein deutscher Verein. Robert Lewandowski (13. Minute) brachte die Bayern vor 45 000 Zuschauern mit seinem siebten Saisontreffer in der Fußball-Königsklasse in Führung, nach dem Ausgleich durch Dusan Tadic (61.) wurde es spannend. Berechtigte Platzverweise gegen Amsterdams Österreicher Maximilian Wöber und den Münchner Thomas Müller, Strafstoßtreffer durch Tadic zum 2:1 (82.) für die Gastgeber und Lewandowski (87.) zum 2:2 sowie Kingley Comans Tor zum 3:2 für die Gäste (90.) und Nicolas Tagliaficos 3:3 (90.+5) prägten eine mitreißende Schlussphase. Als Gewinner der Gruppe E gibt es für die Münchner im Achtelfinale im nächsten Jahr kein Duell gegen Real Madrid, den FC Barcelona, Paris Saint Germain oder Manchester City. Bei der Auslosung am Montag in Nyon bekommen die Bayern einen Gruppenzweiten zugelost, darunter sind aber auch starke Teams wie der FC Liverpool oder Tottenham Hotspur. Gespielt wird die erste K.o.-Runde am 12./13. oder 19./20. Februar und am 5./6. oder 12./13. März. Der deutsche Meister hat das entscheidende Rückspiel zu Hause. Mit folkloristischen Gesängen bereitete das Publikum den Mannschaften einen stimmungsvollen Empfang in der Johan-Cruyff-Arena. Das Engagement auf den Rängen, wo sich angeführt von Nationaltrainer Ronald Koeman und Ex-Bayern-Coach Louis van Gaal viel holländische Fußballprominenz versammelt hatte, wirkte ansteckend auf den Tabellen-Zweiten der Ehrendivision. Die Amsterdamer um die europaweit begehrten Talenten Matthijs de Ligt, 19, und Frenkie de Jong, 21, drängten den deutschen Rekordmeister häufig tief in dessen Hälfte und erwiesen sich als echter Prüfstein für die Bayern. Doch den Münchnern boten sich damit auch Räume, die häufig der agile Serge Gnabry nutzte. Der Offensivspieler scheiterte mit zwei Flachschüssen, setzte dann aber Lewandowski glänzend in Szene. Der Pole, den Kovac zuvor als "eine Art Lebensversicherung" bezeichnet hatte, erzielte seinen siebten Treffer im laufenden Wettbewerb. Gegen die naiv verteidigenden Hausherren vergab Lewandowski anschließend aber eine große Chance, als er bei einem Konter aus sechs Metern Distanz Torwart André Onana traf (27.). Den Nachschuss setzte der von de Ligt hart attackierte Joshua Kimmich hoch über das Tor. Kurz zuvor war Donny van de Beek mit einem Kopfball an Manuel Neuer gescheitert (26.). Die Szene war symptomatisch für weite Strecken des Ajax-Spiels: gewitzt, nett anzuschauen, aber letztlich mit zu wenig Durchschlagkraft. Die Münchner, die Trainer Niko Kovac zum dritten Mal nacheinander in der selben Formation aufs Feld geschickt hatte, bekamen die Partie nach einer von Hektik geprägten ersten halben Stunde etwas besser in den Griff. Doch souverän war das Spiel der Gäste nicht, dem Passspiel fehlte die Präzision.
Die Münchner holen durch ein 3:3 in einem wilden Spiel bei Ajax Amsterdam den Sieg in der Champions-League-Gruppe E. Beide Teams beenden das Spiel nur zu zehnt.
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FC Bayern schafft Gruppensieg in der Champions League
00/12/2018
Auf Mallorca haben sich die Fahrer des Rad-Teams Sky in diesen Tagen versammelt. Das erste Trainingslager für die neue Saison steht an, die Mittelmeerinsel ist dafür ein beliebter Treffpunkt für die Vertreter der Velo-Szene. Doch an eine ruhige Vorbereitung ist für die Mannschaft um die britischen Tour-de-France-Sieger Christopher Froome und Geraint Thomas diesmal nicht zu denken. Am Mittwoch gab das Team bekannt, dass sich der langjährige Namenssponsor Sky zum Jahresende 2019 zurückzieht. Damit steht die erfolgreichste und finanziell am besten ausgestattete Rad-Equipe der jüngeren Vergangenheit vor einer unruhigen Saison und einer ungewissen Zukunft - und die Szene insgesamt womöglich vor einigen Kräfteverschiebungen. Eine ausführliche Begründung für den Rückzug des Medienkonzernes gab es nicht. "Nach mehr als einem Jahrzehnt Engagement könnte ich nicht stolzer darauf sein, was wir erreicht haben. Aber Ende 2019 ist der richtige Zeitpunkt, um ein neues Kapitel in der Geschichte von Sky aufzuschlagen", teilte Sky-Chef Jeremy Darroch lediglich mit. Seit 2009 ist sein Unternehmen der Hauptfinanzier der Mannschaft, und dank der Sky-Millionen stieg das Team schnell zur dominierenden Kraft im Peloton auf - insbesondere bei der Tour de France, dem Höhepunkt der Radsaison. Sechs der vergangenen sieben Auflagen gewannen Sky-Fahrer, erst Bradley Wiggins (2012), dann Christopher Froome (2013, '15, '16, '17) sowie im vergangenen Sommer schließlich Geraint Thomas. Und in der Regel geschah das auf eine so bestimmende Art, die eintönig wirkte und bisweilen an die schlechten alten Zeiten von Lance Armstrong und dessen US-Postal-Mannschaft erinnerte. Beim Publikum war das Sky-Team nicht sehr beliebt, insbesondere nicht an Frankreichs Straßen. Nicht selten tauchte das Team Sky im Kontext des Doping-Themas auf Nicht selten tauchte das Team Sky in den vergangenen Jahren im Kontext des Doping-Themas auf. Da gab es etwa eine mysteriöse Medikamentenlieferung für Wiggins, mitsamt merkwürdiger Nebengeräusche und widersprüchlicher Aussagen, als der Fall herauskam. Später folgten die Aufregung um das Blutprofil des kolumbianischen Kletterers Sergio Henao sowie der seltsame Umgang mit einem angeblich entlastenden Report, der ihm einen Start ermöglichte. Im Dezember 2017 wiederum stellte sich heraus, dass Froome während der Spanien-Rundfahrt positiv auf Salbutamol getestet worden war, aber zu einer Sanktion führte das nicht. Und im Umgang mit Ausnahmegenehmigungen für verbotene Substanzen habe das Team Sky eine "ethische Linie überschritten", urteilte das englische Parlament im vergangenen Jahr. Das Team Sky selbst wies unsaubere Praktiken stets zurück, es erklärte seine Dominanz lieber mit seinem wissenschaftlichen Ansatz. Mit dem Dopingthema, so ist aus der Firmenzentrale in London zu vernehmen, habe der Rückzug des Medienkonzerns aber nichts zu tun. Es sei halt jetzt einfach das Ende einer erfolgreichen Ära erreicht, so geht die Intonierung. Auch die kürzlich erfolgte Übernahme von Sky durch den amerikanischen Kabelkonzern Comcast dürfte eine Rolle gespielt haben. Es soll jetzt noch ein überzeugendes Abschlussjahr mitsamt siebtem Tour-Titel geben, aber wie es danach mit der Mannschaft weitergeht, ist offen. Das Engagement von Sky war außergewöhnlich hoch, zirka 170 Millionen Euro flossen im gesamten Zeitraum in den Radsport. Für diese Saison soll der Etat rund 35 Millionen Euro betragen; er ist damit geschätzt fast doppelt so groß wie das Budget der nächsten Konkurrenten. Namens- und Sponsorenwechsel sind im Radsport zwar eine gängige Sache, aber einen auch nur annähernd so finanzstarken Partner zu finden, dürfte schwierig sein. Manager Dave Brailsford gibt sich derzeit kämpferisch. "Manchmal ist es unvermeidlich, dass Veränderungen weitere Veränderungen mit sich bringen. Das ist hier passiert", heißt es in einer Erklärung des Teams vom Mittwoch; "wir sind noch lange nicht fertig", fügte Brailsford hinzu. Das Team Sky ist das sportliche Lebenswerk für den Mann mit der markanten Glatze, der lange Zeit auch für den britischen Rad-Verband arbeitete und seit dem Sky-Einstieg 2010 das Team leitete. Aber die Rahmenbedingungen sind schwierig. Dem Vernehmen nach erfuhr Brailsford erst kürzlich von der Entscheidung der Sky-Bosse. Die Top-Fahrer Froome (bis 2020) und Thomas (bis 2021) sowie der als künftiger Sieganwärter gecastete Kolumbianer Egan Bernal (bis 2023) sind längerfristig gebunden - und das zu sehr guten Konditionen. Dazu kommt noch die Besonderheit, dass Sky formal nicht nur Sponsor ist, sondern auch Eigner des Teams. Von daher könnte es durchaus zu der Situation kommen, dass die Mannschaft von Brailsford zwar fortbesteht, aber nicht mehr mit dieser Finanzkraft und diesem starken Kader. Und dann würde manches im Peloton ins Rutschen geraten. Passenderweise gab es fast zeitgleich zum Sky-Ausstieg in Spanien Medienberichte, nach denen der Telefonanbieter Movistar sein Engagement im Radsport bis 2021 ausdehnen möchte. Die von ihm unterstützte Truppe um Nairo Quintana und Alejandro Valverde war über die Jahre der ernsthafteste Herausforderer von Sky, kam aber zumindest bei der Tour de France nie an den dominierenden Briten vorbei.
Team Sky verliert zum Jahresende 2019 seinen Hauptsponsor. Es könnte zwar sein, dass eine Mannschaft unter Manager Dave Brailsford fortbesteht - aber mit einem schwächeren Kader.
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Team Sky - Ungewisstheit bei den Rad-Dominatoren
00/12/2018