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Ingolstadts neuer Trainer Jens Keller setzt bei seinem Einstand auf zuletzt wenig beachtete Spieler und eine junge Abwehr. Die Taktik geht fast auf - doch dann fällt ein Darmstädter über den Ball und wird mit einem Elfmeter belohnt. Es schien am frühen Samstagnachmittag schon so, als hätte Jens Keller vor einer Woche schamlos gelogen. Der neue Trainer des Fußball-Zweitligisten FC Ingolstadt saß da zum ersten Mal in seiner neuen Funktion im Stadion der Oberbayern und sagte in die Kameras: "Ich werde hier nicht die Hand auflegen können und alles ist gut." Er lächelte immer wieder bei seiner Vorstellung. Wohl auch ein bisschen, weil er nach diesem Satz wusste, dass er damit einerseits alle Hoffnungen der Ingolstädter Fans schnell gedrosselt hatte - und andererseits nun nur noch gewinnen konnte. Danach sah es am Samstag auch gleich aus: Der FCI legte in Kellers erstem Spiel beim SV Darmstadt 98 furios los, passte sich nach 20 Sekunden in den Darmstädter Strafraum, wo der Spielmacher Sonny Kittel alleine auf Torwart Daniel Heuer Fernandes zu flitzte und an ihm vorbei war, als er von Fernandes mit einer Hand aus dem Tritt gepatscht wurde. Elfmeter für den FCI. Der neu ins Team gerückte und zuvor nur einmal in dieser Saison als Torschütze in Erscheinung getretene Angreifer Darío Lezcano trat an, er traf nach etwas über einer Minute. Ist Keller also doch der Messias, den sie nach zwei Trainerentlassungen beim Tabellenletzten erwarteten? "Wir wollten, dass die Mannschaft fightet, Mentalität zeigt bis zum Schluss - das hat sie gemacht", sagte Keller später bei Sky. Doch er fügte an: "Wenn das Tor nicht fällt, gewinnen wir. Das ist natürlich ärgerlich, aber wir nehmen den Punkt mit." "Eine klare Fehlentscheidung" Die Antwort sollte also lauten: Nein. Ingolstadt kassierte zehn Minuten vor dem Ende noch das 1:1 bei den zuvor dreimal unterlegenen Hessen - wenngleich dem Elfmetertor von Tobias Kempe eine "klare Fehlentscheidung" vorausging, wie nicht nur Keller fand. Darmstadts Fabian Holland rutschte auf dem Ball aus, und wurde anders als von Schiedsrichter Alexander Sather vermutet, von Kittel nicht getroffen. Trotzdem kassierten die Ingolstädter nach gerade einmal 16 Spieltagen bereits zum achten Mal ein Gegentor per Strafstoß - eine Horrorquote. Ebenso wie die folgenden Statistiken, die Kellers zwei Hände nach dem ersten Auflegen erst einmal noch nicht hinbekommen haben: Bisher blieb der Klub nie ohne Gegentor. Der Nachfolger von Stefan Leitl, Alexander Nouri und Interimstrainer Roberto Pätzold übernahm so nicht nur das Amt der Vorgänger, sondern baut auch deren Serie aus: Zwölf Spiele hat der Tabellenletzte nicht gewonnen. "Es gibt immer Gründe, warum man nach 15 Spieltagen auf dem letzten Platz steht", sagte der neue Trainer am vergangenen Sonntag. Dennoch war er sechs Tage danach mit seinem Debüt zufrieden: "Wir waren füreinander da, haben klar und deutlich den Abstiegskampf angenommen." Zuletzt hatte er vor fast genau einem Jahr sein letztes Zweitligaspiel angeleitet, als Trainer des 1. FC Union Berlin. Was er positiv vermerken konnte: Seine Wechsel und der verstärkte Fokus auf die Defensive haben im Grunde funktioniert. Anders als die Vorgänger setzte er auf den bisher verschmähten Robert Leipertz und eine Abwehr der 21-Jährigen mit Torhüter Fabijan Buntic, Rechtsverteidiger Frederic Ananou und den Innenverteidigern Phil Neumann und Benedikt Gimber. Lediglich Linksverteidiger Marcel Gaus, 29, war älter. Viel mehr als von seinen heilenden Händen erwartet Keller also von vielen jungen Beinen die Rettung des FC Ingolstadt. | Ingolstadts neuer Trainer Jens Keller setzt bei seinem Einstand auf zuletzt wenig beachtete Spieler und eine junge Abwehr. Die Taktik geht fast auf - doch dann fällt ein Darmstädter über den Ball und wird mit einem Elfmeter belohnt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-ingolstadt-heilende-haende-junge-beine-1.4245028 | FC Ingolstadt - Heilende Hände, junge Beine | 00/12/2018 |
Zum Aufwärmprogramm der Mönchengladbacher Fußballer vor dem Anpfiff sollten ab sofort ein paar gescheite Überkreuzübungen gehören. Dabei berühre man beispielsweise erst das rechte Knie mit dem linken Ellbogen und dann das linke Knie mit dem rechten Ellbogen, dann reibe man das linke Ohr mit der rechten Hand und danach das rechte Ohr mit der linken Hand. Sieht ziemlich albern aus und dürfte gegnerischen Fans auch einigen Spott abringen - soll aber gut gegen Konzentrationsstörungen helfen. Die Gladbacher machen in dieser Saison bislang nicht so ganz viel falsch. In zehn ihrer 15 Pflichtspiele haben sie das 1:0 geschossen und dann acht dieser zehn Spiele auch gewonnen. In den anderen fünf Spielen haben sie das 0:1 kassiert, was nicht weiter schlimm wäre, wenn diese fünf ersten Gegentreffer nicht alle gleich in der ersten Viertelstunde und teils noch viel früher gefallen wären: In Augsburg nach zwölf Minuten, gegen Leverkusen nach fünf Minuten, in Leipzig nach zwei Minuten, in Freiburg nach einer Minute und gegen Hannover nach 22 Sekunden. Vier dieser fünf frühen Gegentore fielen in den vergangenen sechs Wochen. Jetzt fragen sie sich bei der Borussia, was da los ist in den ersten Minuten. Von diesen fünf Spielen mit den fünf frühen Gegentoren haben die Gladbacher nur eines gewonnen (4:1 gegen Hannover) und eines remisiert (1:1 in Augsburg). Die anderen drei gingen verloren. Eigentlich müssten jetzt alle direkt von Beginn an bereits sehr aufmerksam sind. Selbst ohne Überkreuzübung. Hecking möchte über das Thema nicht reden Der Leipziger Trainer Ralf Rangnick sagte nach dem jüngsten 2:0-Sieg gegen Gladbach, man habe um diese anfängliche Schwäche der Borussen gewusst und deshalb sogleich besonders Gas gegeben. Gladbachs Trainer Dieter Hecking sagte zuletzt, er wolle über dieses Defizit seiner Mannschaft gar nicht groß reden, weil er die Ursache dafür nicht kenne und weil sich das Problem sicher wieder gebe. Es klang fast wie eine gewollte Pointe, als er sagte: "Meine Mannschaft macht einen sehr stabilen Eindruck auf mich. Sie würde auch am Sonntag nicht unruhig werden, wenn es mal länger 0:0 steht." An diesem Sonntagabend empfangen die Gladbacher den VfB Stuttgart. Die Schwaben tun sich mit dem Toreschießen in dieser Saison schwer. Sie haben in 13 Ligaspielen nur neun Tore geschossen und sind nur zwei Mal 1:0 in Führung gegangen: Einmal beim 2:1 gegen Bremen erzielte Anastasios Donis in der 19. Minute und das zweite 1:0 zum 1:0-Sieg gegen Augsburg wieder Donis in der 39. Minute. Daraus ergibt sich folgende Strategie für den VfB in Mönchengladbach: Die Stuttgarter sollten, vor allem wenn die Borussen im Aufwärmprogramm ihre Überkreuzübungen schwänzen, in der ersten Viertelstunde des Spiels so oft es nur irgendwie geht ihren Angreifer Donis anspielen. Gelingt ihm binnen der ersten 15 Minuten ein Tor, dann hätte Stuttgart rein statistisch gute Chancen auf einen Sieg. Gegen diese Theorie sprächen freilich einige andere, vor allem widerspräche ihr der Umstand, dass die Gladbacher bislang alle sechs Liga-Heimspiele gewonnen und die Stuttgarter fünf von sieben Auswärtsspielen verloren haben. Aber eine bessere Gelegenheit, als die Borussen gleich am Anfang zu überwältigen, gibt die Verfassung des VfB momentan wohl kaum her. | Zu den wenigen Gladbacher Schwächen dieser Saison gehören die ersten Spielminuten. Ein Glück, dass es jetzt gegen den VfB geht. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/gladbach-stuttgart-18-uhr-langschlaefer-1.4245027 | Gladbach - Stuttgart (18 Uhr) - Langschläfer | 00/12/2018 |
Zum ersten Mal in dieser Saison sei es ein "Druck-Spiel" gewesen, sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt. Nicht ganz so wie in Zeiten des Abstiegskampfs der vergangenen Jahre, aber nach fünf sieglosen Partien mit nur einem Zähler wollte Werder Bremen beweisen, dass es trotzdem noch in die obere Tabellenhälfte gehört. Und so gingen die Norddeutschen die Partie gegen Schlusslicht Fortuna Düsseldorf auch an: hart und direkt. Sehr bald schon gab es robust geführte Zweikämpfe, Rudelbildungen, große Nervosität. "Tiki Taka geht in so einem Spiel nicht", räumte Werders Mittelfeldspieler Davy Klaassen hinterher ein. Das Ergebnis dieser bodenständigen Einstellung war ein wenig ansehnlicher, aber trotzdem von den Fans im ausverkauften Weserstadion ausgiebig bejubelter 3:1-Sieg. Der soll nun die "Leichtigkeit" zurückbringen, welche die Bremer zu Saisonbeginn ausgezeichnet hatte. Zumindest erhofft sich das der Werder-Coach. Gleich auf fünf Positionen hatte Kohfeldt das Team verändert. Teilweise aus freien Stücken, aber auch weil Abwehrchef Niklas Moisander (gesperrt) und sein Adjutant Milos Veljkovic (Muskelfaserriss) verhindert waren - weshalb die Innenverteidigung mit Sebastian Langkamp und Marco Friedl besetzt war. Das ist jenes Duo, das kürzlich beim 2:6 gegen Leverkusen mehr als einmal patzte. Sie wollten "Wiedergutmachung" betreiben, sagte Langkamp vorher. Das gelang über weite Strecken, nur kurz vor der Pause nicht. Da hatte Langkamp, nicht übermäßig hart bedrängt, die Hand unnötig am Ball. Schiedsrichter Marco Fritz hatte es nicht gesehen, dafür aber der Video-Assistent, der eine Phase, in der sich ausgiebig Fritz die Nase schnäuzte, zur Revision nutzte, bevor auf Elfmeter entschieden wurde. So durfte sich Düsseldorfs neuer Torjäger Dodi Lukebakio den Ball schnappen und in der 43. Minute das 1:1 erzielen. Erste Ballberührung in der Bundesliga, erstes Tor Kohfeldt durfte mit seinen personellen Entscheidungen dennoch zufrieden sein, seine Joker entschieden das Spiel. Tor Nummer eins erzielte in der 20. Minute Kevin Möhwald, dessen Jokertum darin bestand, dass es sein erstes Bundesligaspiel von Beginn an war. Es war zudem ein sehr schöner Treffer aus 16 Metern, nachdem der agile Milot Rashica auf Kapitän Max Kruse gespielt und dieser den Ball Möhwald in den Lauf legte. Der frühere Nürnberger hatte den Vorzug vor Routinier Nuri Sahin auf der Sechs erhalten, weil eine seiner Stärken Fernschüsse sind. Die seien, wie Kohfeldt anmerkte, ein Mittel gegen die tief verteidigende Fortuna. Möhwald hat auch sonst seinen Job gut gemacht. Tor Nummer zwei war in der 71. Minute schon der "Pizarro-Effekt", wie es der Trainer nannte - also ein Produkt der Endphase in einem Spiel, das bis dahin trotz 63 Prozent Ballbesitz nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hatte. Nur war es nicht Pizarro selbst (der diesmal zu Beginn 60 Minuten spielen durfte, anstatt wie sonst in der Schlussphase eingewechselt zu werden), sondern Martin Harnik, der für Pizarro gekommen war. Der Stürmer reagierte blitzschnell, als Fortuna-Keeper Michael Rensing einen satten Außenrist-Schuss von Maximilian Eggestein nur abklatschen konnte. Und sieben Minuten später gab es dann noch eines dieser Fußball-Märchen. Der 18-jährige Amerikaner Josh Sargent, der für Rashica aufs Feld gekommen war, erzielte mit seinem ersten Bundesliga-Ballkontakt per Kopf das 3:1. Er stürmte heran, als Johannes Eggestein (noch ein Kohfeldt-Joker) den erneut nicht souverän agierenden Rensing fast schon bezwungen hatte. Eine Geschichte, welche den Kollegen den Glauben an das Romantische am Fußball zurückgab, zumal er "ein guter Junge ist", wie Langkamp hervorhob. Für Werder war dieser Sieg auch deshalb wichtig, weil die letzten drei Aufgaben in diesem Jahr vermutlich nicht drei Siege bringen werden. Die Gegner heißen Borussia Dortmund (auswärts), TSG Hoffenheim (daheim) und RB Leipzig (auswärts). Alles Teams also, die derzeit höher einzuschätzen sind als die sich gerade erholenden Bremer. Die Fortuna, die vielleicht nur den 16. Tabellenplatz anstrebt, hat bis auf Dortmund zwei Gegner, die eher ihrer Kragenweite entsprechen: erst daheim den SC Freiburg, dann vor Heiligabend auswärts den Tabellennachbarn Hannover 96. Vor allem diese letzte Partie dürfte wieder Abstiegskampf pur werden - vermutlich mit Rudelbildungen, harten Zweikämpfen und viel Nervosität. | Tika Taka gibt's dann wieder beim nächsten Mal: Mit der Rückkehr zum bodenständigen Fußball stoppt Bremen gegen Düsseldorf den Negativ-Lauf. Trainer Kohfeldt gelingen personell drei Glücksgriffe. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/werder-feiert-3-1-gegen-den-tabellenletzten-nacht-der-joker-1.4245026 | Werder feiert 3:1 gegen den Tabellenletzten - Nacht der Joker | 00/12/2018 |
Pal Dardai stand am Spielfeldrand und sah Luka Jovic zu, wie er an ihm vorbei Richtung Berliner Tor sprintete. Normalerweise kann es einem Trainer nicht gefallen, wenn sich der erfolgreichste Stürmer der Liga dem Ziel nähert. Aber Dardai, Trainer bei Hertha BSC, machte in jener 60. Minute gegen Frankfurt einen gelassenen Eindruck. Er stand unbewegt da, die Arme hinter dem Rücken verschränkt. Der Frankfurter Jovic war alleine unterwegs. Es gab keinen freistehenden Mitspieler, also schlug er den Ball ziellos in die Mitte zum Berliner Torhüter. Dann fiel Jovic um. Und Dardai setzte sich auf die Bank. Man darf annehmen, dass ihm das Gesehene gefallen hat. Seine Mannschaft hat am Samstagabend 1:0 gegen Eintracht Frankfurt gewonnen. Sie hat nicht auffallend schön gespielt, sie war auch nicht unbedingt besser. Aber sie hat mit hoher Konzentration und Leidenschaft verteidigt, und von den wenigen Chancen immerhin eine genutzt - das genügte. Vor allem ist den Berlinern etwas gelungen, woran die meisten Konkurrenten in dieser Saison gescheitert sind: Sie haben es geschafft, die hochgelobten Frankfurter Angreifer ratlos aussehen zu lassen. Die Eintracht besitzt eine der aufregendsten Angriffsreihen der Liga. Luka Jovic (10 Tore), Sebastien Haller (9) und Ante Rebic (5) haben 24 der 30 Frankfurter Tore geschossen. Während sich Stürmer den Erfolg gegenseitig schon mal neiden, funktionieren die drei Frankfurter im Zusammenspiel besonders gut. Rebic, Jovic und Haller haben sich den Ruf erarbeitet, Technik, Wucht und Geschwindigkeit in ziemlich perfektem Verhältnis zu vereinen. Während der Woche war im Berliner Tagesspiegel sogar von einem "betörenden Zauber" zu lesen, den die Drei verbreiten würden. Der Samstagabend in Berlin war weder betörend noch zauberhaft. Er war vor allem kalt. Die Frankfurter versuchten zwar den Ball schnell in die Spitze zu spielen zu ihren gefährlichen Stürmern. Aber er kam ziemlich selten an. Entweder liefen die Stürmer zu früh los, oder der Passgeber schickte den Ball zu spät los, oder beides. "Wir haben sie nicht zur Entfaltung kommen lassen", fand Berlins Verteidiger Fabian Lustenberger. Zwei Ausnahmen gab es in der ersten Halbzeit: Einmal drängelte sich Haller zwischen den Abwehrspielern hindurch, traf aber den Außenpfosten (10. Minute). Ein anderes Mal rannte Rebic auf die Berliner Verteidiger zu, spielte einen Doppelpass mit Jovic, schoss dann aber genau auf den Torhüter (38.). Ansonsten war lange Zeit wenig los. Auch weil die Berliner wenig Raum boten. "Wenn ich hier keinen Elfmeter gebe, dann weiß ich nicht, wann" Dardai hatte sich vorab nicht an der allgemeinen Überhöhung des Frankfurter Angriffs beteiligt, stattdessen schlicht von "sehr guten, sehr schnellen Angreifern" gesprochen, vor denen man Respekt haben müsse, aber nicht mehr. Ihnen hatte er eine stabile Verteidigung entgegen gesetzt, denen die Mittelfeldspieler Marko Grujic und Arne Maier zusätzliche Sicherheit verliehen. "Hertha hat das gut verteidigt", gab Frankfurts Trainer Adi Hütter zu. Einmal, fand er, hatten sich die Berliner allerdings nicht an die Regeln gehalten. In der 87. Minute zog Grujic Gegenspieler Jovic zu Boden. "Wenn ich hier keinen Elfmeter gebe, dann weiß ich nicht, wann", sagte Hütter. Doch es gab keinen Elfmeter. (Am Nachmittag hatte es bei der Partie Freiburg-Leipzig bei einer weniger eindeutigen Szene Elfmeter nach Videobeweis gegeben.) Auch die Eintracht leistete sich eigentlich nur eine Unachtsamkeit, als nach einem Eckball Grujic höher sprang als der Verteidiger Makoto Hasebe, was nicht schwer war, denn Hasebe blieb einfach stehen. Grujic drückte den Ball über die Linie (40.). Ab dem Moment zogen sich die Berliner noch weiter zurück und verschanzten sich vor dem eigenen Strafraum. Sie drängten die Frankfurter auf die Flügel ab. In der 52. Minute flankte Filip Kostic, in der Mitte schloss Jovic direkt ab - aber Torhüter Rune Jarstein parierte flink. Derart gefährlich wurde es selten, obwohl die Frankfurter in der zweiten Hälfte öfter aufs Tor schossen. Es dauerte lange, bis die Berliner Verteidigung bröckelte und die Ordnung ein wenig abhanden kam. Jovic wurde im letzten Moment gestört (82.), kurz darauf flipperte der Ball unkontrolliert durch den Strafraum (83.). Aber irgendein Berliner grätschte am Ende rechtzeitig oder brachte ein Bein dazwischen. Dardai klang sehr zufrieden, als er sagte: "Zum Schluss mussten wir leidenschaftlich verteidigen. Aber für einen Trainer ist ein 1:0 immer wunderschön." | Hertha BSC beschränkt sich erfolgreich darauf, was dem Rest der Liga selten gelang: das Angriffstrio aus Luka Jovic, Sebastien Haller und Ante Rebic nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/1-0-fuer-berlin-und-die-zauberer-sind-ratlos-1.4245024 | 1:0 für Berlin - Und die Zauberer sind ratlos | 00/12/2018 |
Der entscheidende Satz kam von einem Verlierer: "Freiburg hat es gut gemacht", lobte Leipzigs Marcel Sabitzer nach der 0:3-Niederlage seiner Mannschaft. "Wir haben es nicht geschafft, Fußball zu spielen." Besser konnte man das, was die 23 800 Zuschauer im Freiburger Winterregen zu sehen bekamen, nicht zusammenfassen. Schließlich gab es auf der einen Seite eine Mannschaft zu bestaunen, die abgesehen von einer passablen Anfangsphase bis zum Schlusspfiff nicht in die Partie kam und den quietschfidelen Freiburgern ohne zwingende Gegenwehr das Feld überließ. "Der Schlüssel zum Spiel war heute vielleicht, dass wir die Zweikämpfe gewonnen haben", mutmaßte Freiburgs Kapitän Mike Frantz, der nach einer schönen Flanke von Lukas Kübler den 3:0-Endstand geköpft hatte (52.). Zuvor hatten der starke Nils Petersen (12.) und Luca Waldschmidt mit einem Foulelfmeter (45.), den SC in Front gebracht. Nun ist ein 0:2 an und für sich keine brillante Ausgangslage, um eine Partie noch zu drehen, aussichtslos ist sie allerdings nur dann, wenn man es nicht wenigstens versucht. Die Unterlassungssünde, genau das nicht getan zu haben, mussten sich die Leipziger dann auch ankreiden lassen. Denn auch im zweiten Durchgang blieben sie merkwürdig harmlos, kamen schwer in die Zweikämpfe und erspielten sich kaum einmal Torchancen. Die besten vergaben noch Dayot Upamecano per Kopf (66.) und Timo Werner mit einem Schuss aus spitzem Winkel (88.). Und schon stand es auch am Ende 0:3 aus Sicht eines Teams, das zuvor in zehn Spielen nur die drei Treffer kassiert hatte, die es allein am Samstag hinnehmen musste. "Wir haben heute relativ wenige direkte Duelle gewonnen", sagte RB-Trainer Ralf Rangnick, der dabei ruhig formulierte, aber erkennbar sauer war. "Das lag aber auch am Gegner." Das konnte man bei über 118 Kilometern Freiburger Gesamtlaufleistung durchaus so sehen. Bliebe die Frage, wie das an sich schon recht merkwürdige Ergebnis dereinst in die Geschichte dieser Saison einzuordnen sein wird. Auffällig ist es ja durchaus, dass Leipzig in seinen bisherigen Auswärtsspielen nur acht Zähler zustande gebracht hat, Zu Hause sind es 17. Wie es auch auffallend ist, dass der Sportclub, der sich in der letzten Saison noch mehr schlecht als recht über die Ziellinie geschleppt hat, in dieser Spielzeit ein ganz anderes Bild abgibt. Die Zahl der Spiele, in der der SC einen oder drei Zähler mehr verdient gehabt hätte, ist beträchtlich, die der glücklich gewonnenen Partien überschaubar. Es gibt also durchaus Grund zur Annahme, dass die Badener im kommenden Sommer etwas weniger abgehetzt den Klassenerhalt feiern können. Trainer Christian Streich, vom Naturell her durchaus ein Skeptiker, gab dann nach dem Spiel auch zu, dass es "ein extremer Unterschied" sei, "ob man jetzt 14 oder 17 Punkte hat." Was so banal klingt, ist es natürlich auch, heißt aber im Subtext genau das, was er dann sicherheitshalber noch mal nachschob: "Das beruhigt nicht, hilft aber extrem." Zumal dann, wenn man Spieler in der Mannschaft hat, die auch nicht eine Sekunde lang so tun, als würden sie sich einmal einfach nur über einen gelungenen Nachmittag freuen. Kapitän Frantz schüttelte jedenfalls sehr energisch den Kopf, als er auf möglicherweise positive Prognosen fürs kommende Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf angesprochen wurde. Optimistisch? Ein entsetzter Blick: "Wenn wir nur ein paar Prozent weniger investieren, verlieren wir da." Es war ein Satz, den man öfter hört in Freiburg. Aber vielleicht verrät er ja tatsächlich eine Einstellung, die das eigentliche Erfolgsgeheimnis dieser Mannschaft ausmacht. | RB Leipzig ergibt sich nahezu widerstandslos dem SC Freiburg, der beim 3:0-Sieg viel mehr läuft - und erfolgreich daran arbeitet, den Klassenverbleib in dieser Saison nicht allzu abgehetzt zu sichern. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/3-0-fuer-freiburg-unterlassene-leistung-1.4245025 | 3:0 für Freiburg - Unterlassene Leistung | 00/12/2018 |
Das 2:2 in Wolfsburg bietet das nächste Spektakel in einer Partie mit der Beteiligung von Hoffenheim und dem Video-Beweis. Diesmal profitiert das Team von Julian Nagelsmann - und bleibt zum siebten Mal in Serie ungeschlagen. Die TSG Hoffenheim und der Videobeweis - das ist in dieser Saison ein Dauerthema. Am Samstag verhalf die so kontrovers diskutierte Technik dem Champions-League-Teilnehmer zu einem 2:2 (1:2) beim VfL Wolfsburg. Wäre es nach dem Schieds- und Linienrichter im Stadion gegangen, hätte der Ausgleichstreffer von Andrej Kramaric in der 71. Minute nicht gezählt. Beide entschieden zunächst auf Abseits, ehe sie per Funk einen Hinweis von ihrem Assistenten am Bildschirm erhielten: Alles in Ordnung, das Tor war korrekt. "Dafür haben wir die Männer in Köln", sagte TSG-Trainer Julian Nagelsmann. "Die Schiedsrichter haben heute einen guten Job gemacht." Das war bei den Spielen der Hoffenheimer bekanntlich nicht immer so. Schon am ersten Spieltag verloren sie dank eines hochumstrittenen Elfmeters mit 1:3 beim FC Bayern München. Damals griff der Videoassistent zu Nagelsmanns Empörung nicht ein. Zuletzt beim 1:1 gegen Schalke 04 wurde es dann vor einer Woche besonders kontrovers: Ein Strafstoß für Schalke wurde zurückgenommen, ein möglicher für Hoffenheim nicht überprüft. Den Punktgewinn in Wolfsburg allein dem Videobeweis zuzuschreiben, würde dem Auftritt der TSG allerdings nicht gerecht werden. Schon in der vierten Minute gingen die Gäste durch einen schönen Volleyschuss von Ishak Belfodil in Führung. Und als die "Wölfe" dieses Spiel innerhalb von nur zwei Minuten zu drehen drohten - zunächst wuchtete der Hoffenheimer Ermin Bicakcic den Ball per Kopf ins eigene Netz (29.), dann fälschte der unglückliche Verteidiger einen Schuss Daniel Ginczek (31.) per Hinterkopf entscheidend ab -, ging Nagelsmann mit seinen Einwechselungen ein hohes Risiko ein: Fünf Hoffenheimer Stürmer standen zum Zeitpunkt von Kramaric' Ausgleich auf dem Platz. "Viel offensiver ging es nicht mehr", sagte der Trainer. "Am Ende bin ich zufrieden, die Mentalität hat gestimmt." Zwei Langzeitverletzte kehren zurück In der Fußball-Bundesliga ist seine Mannschaft nun schon seit sieben Spielen ungeschlagen. (Die vergangenen drei endeten nach Führung unentschieden.) In der Champions League hat sie am Mittwochabend im schweren Auswärtsspiel bei Manchester City zumindest eine theoretische Chance, noch Gruppendritter zu werden und sich für die K.o.-Phase der Europa League zu qualifizieren. Dass Kerem Demirbay in Wolfsburg einen Schlag auf den Oberschenkel bekam und schon in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden musste, spielt vor dem Duell mit dem Team von Pep Guardiola keine Rolle. Denn der Confed-Cup-Sieger ist am Mittwochabend gesperrt. Das Spiel in Wolfsburg war auch ein Tag der Comebacks. Hoffenheims Verteidiger Benjamin Hübner bestritt am Samstag sein erstes Spiel in dieser Saison. Der 29-Jährige hatte im Sommer eine Gehirnerschütterung erlitt und danach lange mit den Folgen zu kämpfen. "Für mich persönlich ist das heute positiv", sagte er. "Aber für uns als Mannschaft war hier am Schluss ein Sieg drin." Die Wolfsburger wurden zum ersten Mal seit mehr als drei Monaten wieder von ihrem Kapitän Joshua Guilavogui aufs Spielfeld geführt. Der Franzose hatte sich am ersten Spieltag beim 2:1-Sieg gegen Schalke 04 das Kreuzband im Knie gerissen. "Nach dem Spiel gegen Hannover (1:2) hätte keiner gedacht, dass wir sieben Punkte gegen drei Mannschaften aus der Champions League und der Europa League holen würden", sagte er. "Heute haben wir wieder nicht verloren." Er klang fast traurig, als er hinzu fügte: "Wir müssen akzeptieren, dass ein Punkt schon in Ordnung ist." | Das 2:2 in Wolfsburg bietet das nächste Spektakel in einer Partie mit der Beteiligung von Hoffenheim und dem Video-Beweis. Diesmal profitiert das Team von Julian Nagelsmann - und bleibt zum siebten Mal in Serie ungeschlagen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/remis-in-wolfsburg-halbes-happy-end-1.4245023 | Remis in Wolfsburg - Halbes Happy-End | 00/12/2018 |
Das Bild vor Beginn des Revierderbys auf Schalke war durchaus putzig: Tausende Schalker auf der Fantribüne, die sie Nordkurve nennen, obwohl sie ja strenggenommen eine Gerade ist, hatten sich mit blau-weiße Nikolausmützen ausgestattet, man hätte meinen können, in der Arena sei ein launiges Klassentreffen angesetzt. Dabei sind Spiele zwischen blau-weiß und schwarz-gelb seit Generationen eher Glaubenskämpfe als Weihnachtsfeiern. Die 174. Auflage des ewig jungen Klassikers stand unter besonderen Vorzeichen: Nie zuvor betrug der Abstand beider Mannschaften bereits in der Vorrunde 19 Punkte, was zum einen daran liegt, dass der BVB als Tabellenführer eine beinahe makellose Bilanz von zehn Siegen und drei Remis vorweisen kann, und zum anderen daran, dass die Schalker ja immer noch die Hypothek von fünf Niederlagen zu Saisonbeginn mit sich rumschleppen. Dennoch hatte Marcel Schmelzer sein Team bei der kurzen Auswärtstour nicht als eindeutigen Favoriten identifiziert. Der ehemalige Dortmunder Kapitän verwies auf den Pokalcharakter des Spiels: "In einem Derby ist es egal, welchen Platz die jeweilige Mannschaft belegt. Da kommt es auf die 90 Minuten an - und darauf, wie sehr man dieses Spiel gewinnen möchte." Detailansicht öffnen Blick zurück: Schalkes Torhüter Ralf Fährmann (r.) kann den Siegtreffer von BVB-Angreifer Jadon Sancho nicht mehr verhindern. (Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty Images) Dass die Dortmunder den Vorsprung auf den ungeliebten Rivalen auf kaum glaubliche 22 Zähler ausbauten, lag allerdings nicht daran, dass sie mehr Leidenschaft und Willen in die Begegnung einbrachten. Sondern an der größeren individuellen Klasse, die dem BVB den Sieg bescherte, insbesondere der Klasee der Torschützen und Derby-Debütanten Thomas Delaney und Jadon Sancho. Das Spiel hielt nicht, was es versprochen hatte Der Treffer von Sancho war nicht nur deshalb bemerkenswert, weil das 18-Jährige Talent vor dem Tor erstaunlich abgebrüht agierte. Sondern auch, weil der Engländer im Verlaufe der Woche aufgrund eines Trauerfalls des Todes seiner Großmutter einige Trainigseinheiten verpasste, weil er zuhause in London gebraucht wurde. "Das Tor war für sie und für meine Familie", sagte Sancho nach dem Spiel. "Es war eine wirklich schwere Woche für ihn", berichtete Trainer Lucien Favre: "Aber er wollte unbedingt das Spiel auf Schalke machen." Manager Michael Zorc sagte: "Jadons Leistung ist umso höher zu bewerten, wenn man sieht, was er durchgemacht hat diese Woche." Sein Kollege Marco Reus sagte: "Wir haben 90 Minuten das Spiel dominiert, uns in der zweiten Halbzeit allerdings von der komischen Spielweise der Schalker einschläfern lassen." Der zweite Torschütze Thomas Delaney sagte: "Ich bin so müde, aber es ist einfach nur geil." Das Spiel hielt allerdings nicht das, was sich die 61.767 Besucher versprochen hatten. Trotz dreier Tore war es keine Begegnung mit großem Erinnerungswert. Dabei ging es doch für die Gäste, die weiterhin zielstrebig auf die neunte Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte hinsteuern, so schwungvoll los: in der siebten Minute landete ein Freistoß von Marco Reus auf dem Kopf von Thomas Delaney, der keine Mühe hatte, zur Führung abzuschließen. Allerdings: So unbedrängt ist der Mittelfeldspieler wahrscheinlich seit seiner Kindheit im dänischen Fredirksberg nicht mehr ans Spielgerät gekommen. Detailansicht öffnen Der Nikolaus trägt Blau-Weiß: Trotzdem müssen die Schalker Fans eine Niederlage im Derby mitansehen. (Foto: REUTERS) Die Dinge schienen nun auf einen ungefährdeten Sieg der Dortmunder hinzusteuern, was auch daran lag, dass die Schalker in der Vorwärtsbewegung nicht viel zustande brachten. Schalkes einziger verbliebener Stürmer Guido Burgstaller musste in der 36. Minute auch noch verletzt ausgewechselt werden. Als Ersatz kam Hamza Mendyl, normalerweise Linksverteidiger, aber Schalkes hat so große Personalprobleme, dass er Stürmer spielen musste. Schalkes Fans bejubeln Einwürfe und Eckbälle wie Tore Trainer Domenico Tedesco wollte trotzedm nicht aufgeben, er tigerte unablässig mit wild rudernden Armen in seiner Coachinzone auf und ab, um seine Spieler zu mehr Initiative aufzufordern. Viel nutzte es nicht, die leidgeprüften Fans mit ihren Pudelmützen bejubelten schon Einwürfe und Eckbälle wie Torerfolge. "Was schlichtweg bei uns fehlt, ist die Durchschlagskraft", bemängelte Trainer Domenico Tedesco: "Wir finden den Spieler in der Box nicht. Immerhin gelang es den Schalkern, das Spiel offen zu gestalten, Dortmund hatte Glück, dass der Unparteiische Daniel Siebert aus Berlin ein Handspiel von Witsel noch ahndete und auch der Video-Schiedsrichter nach Betrachten der Bilder die Auffassung vertrat, der Regelverstoß sei nicht absichtlich gewesen. In der zweiten Halbzeit kam die Fachkraft in Köln zu einem anderen Urteil, als sie einen Zweikampf von Reus gegen Harit als Foulspiel wertete. Eine harte Entscheidung, Daniel Caligiuri verwandelte den fälligen Strafstoß souverän. "Da waren wir am Drücker", sagte der Torschütze, "und dann leisten wir uns einen Ballverlust, der völlig unnötig war." Reus betonte bei seiner Wertung der spielentscheidenden Szene, als der eingewechselte Raphael Guerreiro den durchstartenden Sancho mustergültig in Szene setzte, den künstlerisch wertvollen Aspekt: "Das war unheimlich gut rausgespielt, wir trainieren das genau so." Der Kapitän darf für sich und sein Team auf der Habenseite verbuchen, dass es im Herbst des Jahres auch dann zum Sieg reicht, wenn die Darbietungen spielerisch manchen Wunsch offen lassen. Selbst im Derby. Kein Zweifel: So agieren Mannschaften, die für große Titel infrage kommen. | Borussia Dortmund gewinnt das 174. Revierderby, weil der Tabellenführer zur rechten Zeit nachlegt. Der Siegtreffer gelingt Jadon Sancho, der trotz seiner Jugend ungeheuer abgebrüht auftritt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-gewinnt-2-1-bei-schalke-04-derby-tor-fuer-die-oma-1.4245021 | BVB gewinnt 2:1 bei Schalke 04 - Derby-Tor für die Oma | 00/12/2018 |
Leverkusen sammelt drei Punkte, um der unteren Tabellenhälfte zu entfliehen. Doch das 1:0 gegen Augsburg kann nicht kaschieren, dass es dem Werksklub weiter an Esprit und Durchschlagskraft gebricht. Mindestens acht Punkte aus den vier Spielen bis Weihnachten hat Bayer Leverkusens Fußballchef Rudi Völler vom Trainer Heiko Herrlich verlangt. "Das ist schaffbar", hat Herrlich dazu gesagt, dabei aber eher sorgenvoll als überschwänglich dreingeschaut. Im ersten dieser vier Spiele haben die Leverkusener schon mal drei Punkte geholt. Anlass zum Überschwang bot der maue 1:0 (0:0)-Sieg gegen den FC Augsburg durch ein spätes Tor des kurz zuvor eingewechselten Argentiniers Lucas Alario (75. Minute) aber nicht. Man bleibt fünf Restpunkte aus drei schwierigen Spielen schuldig: nächsten Sonntag in Frankfurt, Mittwoch darauf auf Schalke und Samstag darauf gegen Hertha BSC. Dann ist Weihnachten. Was passiert, wenn Herrlich die acht Punkte nicht zusammenbringt, sagt niemand. Herrlich hat aber das Gefühl, dass er besser liefern sollte. Für die Augsburger war es die vierte Niederlage nacheinander. "Das ist wie eine Kassette, die man immer wieder abspielt", sagte der Torwart Andreas Luthe. In der 81. Minute hatte Dong-Won Ji nur die Latte des Leverkusener Tors getroffen. Ein Punkt wäre möglich gewesen. Ein Punkt wäre auch wichtig gewesen. "Langsam wird's brisant", sagte der Angreifer André Hahn. Trainer Manuel Baum fand: "Die Niederlage ist ärgerlich, weil wir hinten wirklich nur den einen entscheidenden Fehler gemacht haben." Alario entscheidet drei Minuten nach seiner Einwechslung Die Leverkusener hatten es mit einer nominell ziemlich gut besetzten Augsburger Mannschaft zu tun, vor allem offensiv: Michael Gregoritsch, André Hahn, Caiuby und Alfred Finnbogason mühten sich da um kreativen Balltransport in die gegnerische Box (Fußballmodern für: Strafraum), aber die beiden Bälle, die Finnbogason in der ersten Halbzeit aufs Leverkusener Tor drosch, verfehlten ihr Ziel ziemlich klar. In der gegenüberliegenden Box, in der die Leverkusener das Gleiche probierten, scheiterte Kai Havertz mit zwei Kopfbällen, und Charles Aránguiz schoss einen Freistoß knapp am Winkel vorbei. In einem Stadion, in dem je nach Jahreszeit und Gegner schon mal etliche Plätze leer bleiben (so wie auch diesmal), wurde das seriös betriebene taktische Ping-Pong routiniert beobachtet. Also still. Den ersten Aufreger gab es drei Minuten nach der Pause, eine klassische Rudelbildung unter Beteiligung großer Teile beider Belegschaften. Das produzierte ein bisschen zusätzliches Adrenalin, die Leverkusener jedenfalls schossen in den anschließenden Minuten in allerhand Variationen und aus mehreren Distanzen auf das Augsburger Tor. Sie verfehlten es aber derart deutlich, als wollten sollten veranschaulichen, warum diese Mannschaft in der Tabelle bislang nicht besser steht. Es gab einzelne Pfiffe aus den Leverkusener Tribünenblöcken. Selbst einige der routinierten Zuschauer fragten sich womöglich, wofür sie so viel Geld bezahlen. Ein Vergnügen war das Zuschauen jedenfalls nicht. 18 Minuten vor dem Ende brachte Herrlich seine Stürmer Alario und Julian Brandt ins Spiel. Alario hatte in dieser Saison zuvor noch überhaupt kein Tor geschossen und war eines der Gesichter der Leverkusener Mittelmäßigkeit. Wohl auch deshalb waren alle sehr erleichtert und begeistert, als ausgerechnet er nur drei Minuten nach seiner Einwechslung das 1:0 erzielte. Erst jetzt wurden die Augsburger aktiver, Ji schoss an die Latte, der Ausgleich wäre noch möglich und nicht einmal unverdient gewesen. "Glück gehabt", sagte Leverkusens neuer Sportdirektor Simon Rolfes kurz und knapp. Der Trainer Heiko Herrlich aber fand: "Der Sieg geht absolut in Ordnung." Für neue Euphorie auf dem Weg nach oben sorgte er freilich nicht. | Leverkusen sammelt drei Punkte, um der unteren Tabellenhälfte zu entfliehen. Doch das 1:0 gegen Augsburg kann nicht kaschieren, dass es dem Werksklub weiter an Esprit und Durchschlagskraft gebricht. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/muehsamer-1-0-sieg-fuer-leverkusen-die-latte-rettet-1.4245022 | Mühsamer 1:0-Sieg für Leverkusen - Die Latte rettet | 00/12/2018 |
Das Spiel hatte noch gar nicht begonnen, da hatte Robert Lewandowski schon verbale Kränze von seinem Chef bekommen. Im Vorwort des Klubmagazins lobte Karl-Heinz Rummenigge ihn fast hymnisch. Es ging um Lewandowskis 166 Tore in 211 Spielen für den Verein. "Für diese sagenhafte Quote gibt es in der Geschichte des FC Bayern nur noch einen Vergleich", schrieb der Vorstandsvorsitzende Rummenigge, "und das ist natürlich Gerd Müller". Ein ziemlich großer Vergleich war das, wahrscheinlich ein zu großer. Aber immerhin: Am Samstagabend war Rummenigges Beitrag schon überholt. Lewandowski kommt ja jetzt auf zwei weitere Treffer. Der 30-Jährige verhalf seinem Klub mit dem Doppelpack beim 3:0 (2:0) gegen den 1. FC Nürnberg nicht nur zum ersten Heimsieg in der Bundesliga seit dem 13. September (3:1 gegen Leverkusen), er traf auch erstmals wieder im heimischen Stadion in einem Ligaspiel. Das war ihm zuletzt gegen Hoffenheim am ersten Spieltag gelungen (3:1). "Es war für uns wichtig, dass wir nicht nur drei Tore geschossen, sondern auch keines bekommen haben", sagte er nach dem Spiel. Lewandowski war hinterher in der Interview-Zone entspannt wie lange nicht mehr, hätte jemand noch Cocktail und Liegestuhl gebracht - es hätte wunderbar ins Bild gepasst. Vor dieser Saison hatte Lewandowski ja noch fehlende Wertschätzung beklagt und mit einem Klubwechsel kokettiert. Doch im Moment ist davon keine Rede mehr, im Gegenteil. Lewandowski fühlt sich wohl, er merkt, dass er einer der Profiteure der taktischen Korrekturen ist, die sein Trainer Niko Kovac angesichts der Münchner Schaffenskrise in den vergangenen Wochen vorgenommen hat. Auch Thomas Müller freut sich über die neue Ausrichtung Neben der Etablierung einer Doppel-Sechs mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka lässt Kovac Thomas Müller wieder in dessen Paraderolle auf der Zehn auflaufen, als Freigeist schafft er so Räume im Strafraum für Lewandowski. "Das ist für uns beide besser", findet der Stürmer, "weil ich mehr Platz habe und mich nicht mehr gegen zwei oder drei Gegenspieler im Strafraum durchsetzen muss. Wir sind dadurch flexibler, kreativer und schwerer auszurechnen." Auch Müller schwärmt von der Neuausrichtung, "wir haben richtig Spaß und ziehen durchs Zentrum ein ordentliches Kombinationsspiel auf, auch mit Lewandowski." Dem Führungstreffer durch Lewandowski ging allerdings kein hübscher Spielzug voraus, sondern ein pragmatisch getretener Eckball von Kimmich. Der Ball traf den Hinterkopf von Lewandowski so glücklich, dass er von da über das Linie flog. Und auch sein zweiter Treffer war keiner, den die Zuschauer lange in Erinnerung behalten werden, es war sogar noch nüchterner als das erste. Lewandowski stand halt da, wo ein Stürmer stehen muss, er ahnte als einziger Spieler, dass der Distanzschuss von Leon Goretzka nicht im Tor, sondern an der Latte landen würde. Also lief er instinktiv zwei, drei Schritte Richtung Tor, um den Ball mit dem Innenrist über die Linie zu bugsieren. Apropos Gerd Müller: Es war Lewandowskis 42. Doppelpack in der Bundesliga, nur Müller hat einen besseren Wert (55). Lewandowski ist nach aufgeregten Wochen wieder mit sich im Reinen. Wer ihn aber ein wenig nerven wollte, musste ihn nur nach der deutschen Meisterschaft fragen und danach, ob die Münchner nun eine Aufholjagd auf den Tabellenführer Borussia Dortmund starten wollen. "Wir müssen an uns denken und unseren Siegtrend fortsetzen", entgegnete der Stürmer, "das ist unser Job, wir haben schon einen zu großen Abstand und zu viele Punkte verspielt." Neun Punkte mehr hat der BVB als München. Aber an diesem Abend war der Rückstand auf Dortmund kein Thema für Lewandowski und den FC Bayern. "Wir haben heute Weihnachtsfeier", rief Müller noch, bevor er das Stadion verließ. Robert Lewandowski folgte ihm, gemächlich und lächelnd. | Beim 3:0 gegen Nürnberg zeigt Doppeltorschütze Robert Lewandowski, wie wohl er sich in Bayerns neuem System fühlt. Das hängt auch mit der Rolle von Thomas Müller zusammen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-lewandowski-nuernberg-1.4245019 | FC Bayern - Wie Lewandowski von Kovacs Änderungen profitiert | 00/12/2018 |
Der BVB zeigt mit dem Sieg auf Schalke, dass der Erzrivale derzeit nicht der Maßstab für die Ansprüche des Tabellenführers ist. Deren Trainer Domenico Tedesco ist einer der großen Verlierer des Derbys. Borussia Dortmunds Sportchef Michael Zorc hatte nach dem Derby in Gelsenkirchen die erstklassige Gelegenheit, seinen niederen Gefühlen stattzugeben und das Leid der ungeliebten Nachbarn zu genießen. Nach der 1:2-Niederlage gegen den BVB hat Schalke 04 jetzt 22 Punkte Rückstand auf den Rivalen, so groß war der Abstand zwischen den beiden Klubs gefühlt nur in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts - als Schalke in der zweiten Liga spielte. Zorc spielte damals als junger Profi im Dortmunder Mittelfeld, das Derby gehört seit 40 Jahren zu seinem Leben als Borusse. 22 Punkte also auf den Erbfeind, Herr Zorc, was sagen Sie dazu? "Das ist nicht unser Thema", erklärte Zorc, und das klang nicht nach höflicher Rücksicht auf die gequälten Schalker Seelen, sondern nach Desinteresse. Schalke 04 ist derzeit nicht der Maßstab der Dortmunder Ansprüche. Sie schauen auf Bayern München oder RB Leipzig, aber auch dafür brauchen sie inzwischen ein Fernglas: neun Punkte trennen den BVB von den Bayern, elf Punkte sind die Leipziger zurück. Dieses Derby war nicht unbedingt die Empfehlung für die Vorhersage, dass die Dortmunder geradewegs auf dem Durchmarsch zum Meistertitel wären, Lucien Favres Mannschaft hat schon ansehnlicher und besser gespielt als am Samstag in Gelsenkirchen. Aber die wichtigsten Argumente hatte der BVB auf seiner Seite: Er hat das Spiel unter Kontrolle gehabt, er hat keine Schalker Torchancen zugelassen, und er hat auf das zwischenzeitliche 1:1 mit Jadon Sanchos Treffer eine Antwort gefunden, die der Logik des Spielgeschehens folgte. Im Derby zählt Schalkes Trainer Tedesco zu den großen Verlierern Unmittelbar nach dem Ausgleich hatte die Borussia das Spiel wieder in Besitz genommen, nachdem sie es zuvor, durchaus fahrlässig, den Schalkern überlassen hatte. Dieser Sieg sah aus wie viele der Favoriten-Siege, die der FC Bayern einst mit Ottmar Hitzfeld landete: Man legt ein Tor vor, geht dann abwartend ökonomisch vor, und wenn's sein muss, schlägt man noch mal zu. Für Schalke ist dieses verlorene Derby kein Grund zur Beunruhigung. Mit der Niederlage war zu rechnen, es war schon fast ein Erfolg, dass die Hausherren bis zum Schluss auf das Remis hoffen durften. Was den Schalkern Sorgen machen muss, ist die notorische Armut an spielerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Ein systematisches Offensivspiel fand nicht statt, und das lag nicht bloß daran, dass die meisten Angreifer verletzt sind. Der Trainer Domenico Tedesco tat das Seine dazu, als er für den verletzten Mittelstürmer Burgstaller den Außenverteidiger Mendyl einsetzte und in die Spitze beorderte. Tedesco spekulierte auf Mendyls Tempo, doch der Plan ging schief. Er hatte einen Totalausfall eingewechselt, und am Schluss hatte er es obendrein versäumt, den Derbyhelden des Vorjahres einzuwechseln. Naldo, 36, hätte den verzagten Schalkern gut tun können, notfalls als Mittelstürmer. Tedesco ließ die Chance aus. Bei diesem Spiel, das für die Stimmung in Gelsenkirchen ungleich wichtiger ist als für den Klub von nebenan, zählte der Trainer zu den großen Verlierern. | Der BVB zeigt mit dem Sieg auf Schalke, dass der Erzrivale derzeit nicht der Maßstab für die Ansprüche des Tabellenführers ist. Deren Trainer Domenico Tedesco ist einer der großen Verlierer des Derbys. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/borussia-dortmund-derby-schalke-1.4245017 | Bundesliga - Dortmund im Fernglas | 00/12/2018 |
Arm in Arm aufgereiht hatten sich die Spieler des FC Bayern vor der Südtribüne, dann begannen sie, gemeinsam im Takt der Fans zu hüpfen. "Super-Bayern", das war das Lied, das sie hörten. Es war einer jener Momente, die das Publikum so ähnlich schon oft erlebt hat in der Münchner Arena. Doch diesmal kam die ausgelassene Szenerie durchaus ungewohnt daher - genau wie die Tabelle der Bundesliga. Dort steht der FC Bayern mal wieder auf Platz zwei, zumindest vorübergehend. Genau genommen begleiteten das 3:0 (2:0) gegen den 1. FC Nürnberg mehrere Ausnahmen von den Regeln, die zuletzt für die Münchner zu gelten schienen (mal abgesehen von jener, dass der Borussia Dortmund weiterhin neun Punkte vor den Münchner liegt). Erstmals seit dem 3:1 gegen Bayer Leverkusen am 15. September hatten die Bayern wieder ein Ligaheimspiel gewonnen, also nach fast drei Monaten Wartezeit. Erstmals seit dem 2:0-Sieg beim FC Schalke 04 am 22. September hatten sie zudem kein Gegentor in einem Bundesligaspiel hinnehmen müssen, also seit zweieinhalb Monaten oder neun Spielen. Und vor allem: Diesmal hatte Trainer Niko Kovac exakt dieselbe Elf aufgeboten, die vor einer Woche 2:1 bei Werder Bremen gewonnen hatte. Das stellte ebenfalls eine Ausnahme von der lange praktizierten Rotations-Regel dar. "Ich sehe, dass die Mannschaft immer mehr Strukturen hat, immer mehr Abläufe verinnerlicht", sagte Kovac nun, vier Tage vor dem Spiel in der Champions League bei Ajax Amsterdam, in dem der Gruppensieger ermittelt wird. Erst weniger Rotation, nun gar keine Rotation: Kovac, 47, entschied sich für die naheliegende Deutung, dass diese Maßnahmen beigetragen haben zum Aufschwung der Münchner - mit drei Siegen in Serie nach den vorangegangenen Krisenwochen. Zumal seine Stammelf diesmal keinen Zweifel am souveränen Sieg gelassen hatte. "Die Mannschaft hat sich gefunden", sagt Sportdirektor Salihamidzic Den 2:0-Vorsprung nach nicht einmal einer halben Stunde durch die Tore von Robert Lewandowski (9./27.) überführten die Münchner trotz des gedimmten Tempos in der zweiten Halbzeit in einen völlig ungefährdeten Erfolg. Franck Ribéry sorgte bald nach dem Seitenwechsel für den Endstand (56.), der mit etwas mehr Konsequenz, Gier und Glück bei Joshua Kimmichs Schlenzer ans Lattenkreuz (90.) durchaus doppelt so hoch hätte ausfallen können. Dennoch, ohne großen Widerspruch befürchten zu müssen, konnte Lewandowski bilanzieren: "Wir haben wieder unseren Rhythmus." Man sei defensiv stärker geworden und in der Offensive kreativer. Kurzum: "Der Automatismus kommt wieder." Dann verabschiedete er sich zufrieden in die interne Weihnachtsfeier der Bayern. Ebenso wie der Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der befand: "Die Mannschaft hat sich gefunden." Tatsächlich hatten die Münchner nicht nur deutlich stabiler gewirkt als noch vor 14 Tagen beim 3:3 gegen den anderen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf und bei den vorherigen Enttäuschungen vor eigenem Publikum gegen Augsburg (1:1), Mönchengladbach (0:3) und Freiburg (1:1). Auch der Kombinationsfluss geriet nun schwungvoller, Fehlpässe und Missverständnisse nahmen ab, die Spielfreude kehrte zurück - all das besonders in der ersten Halbzeit. "Insgesamt sieht's ganz gut aus", sagte Thomas Müller, "wir hatten auch Spaß miteinander." Für die hoffnungslos unterlegenen Nürnberger galt das weniger, aber zumindest ihre Einordnungen fielen ähnlich aus. "Das bringt einen schon auf den Boden der Tatsachen", sagte Sebastian Kerk über die geschlossene Leistung der Bayern, "Respekt, was die auf den Platz bringen. Das ist schon erste Sahne." Sein Kollege Robert Bauer befand gar über die Münchner: "Die Abstimmung bei denen ist perfekt." Wie werden Hummels und Martínez mit der neuen Situation umgehen? Offen bleibt vorerst allerdings, wie viel der Klassenunterschied zwischen den Münchnern und Nürnbergern beigetragen hatte zum weitgehend überzeugenden Eindruck und ob die verbesserte Zusammenarbeit gegen stärkere Gegner ähnlich erfolgreich greift. Und ebenso muss abgewartet werden, wie lange der Rotationsstopp Bestand haben und wie das Bankpersonal damit umgehen wird. Glücklich sah etwa Mats Hummels nach 90 Minuten unfreiwilliger Dienstbefreiung nicht aus, als er als einer der ersten aus dem Kabinentrakt trat. Ebenso wie die anderen Verlierer des Rotationsstopps, Javi Martínez und Renato Sanches, die ebenfalls nicht zum Einsatz gekommen waren. Zumindest die eingewechselten Kingsley Coman und Thiago Alcántara dürfen hoffen, sich bald einen Platz in der ersten Elf zu erkämpfen, vielleicht auch der noch wegen Oberschenkelbeschwerden fehlende Arjen Robben. In der Rückrunde werden zudem die Langzeitverletzten James Rodríguez und Corentin Tolisso Ansprüche auf einen Stammplatz erheben. Und womöglich wird die aktuelle Belegschaft für die Rückrunde ja doch nicht nur um das bereits verpflichtete Außenstürmer-Talent Alphonso Davies, 18, ergänzt. Salihamidzic ließ jedenfalls anklingen, sich um Zugänge zu bemühen. Er sagte aber zugleich zum Rotationsstopp des Trainers: "Ich unterstütze das." Vermutlich zumindest so lang Erfolge wieder zur Regel werden. | Hinten sicherer, vorne kreativer: Die neue Stammelf der Münchner setzt beim 3:0 gegen Nürnberg ihren Aufschwung fort. Doch es gibt auch Verlierer im Kader. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-nuernberg-bundesliga-rotation-1.4245018 | FC Bayern - Befreit durchs Ende der Rotation | 00/12/2018 |
England Teammanager Jürgen Klopp hat mit dem FC Liverpool den ersten Patzer von Titelverteidiger Manchester City genutzt und die Tabellenführung übernommen - Ralph Hasenhüttl ist bei seinem Premier-League-Debüt mit dem FC Southampton dagegen leer ausgegangen. Der ehemalige Bundesligacoach verlor mit seiner Mannschaft das Kellerduell bei Cardiff City 0:1 (0:0), Southampton bleibt Tabellenvorletzter. Hasenhüttl war erst am Donnerstag in Southampton vorgestellt worden. Beim Debüt blieb er ohne Erfolg, auch weil dem Gegentor durch Callum Paterson (74.) ein schwerer Patzer des ehemaligen Bundesligaprofis Jannik Vestergaard vorausging. Dagegen durfte Klopp mit Liverpool jubeln. Zunächst über Offensivspieler Mohamed Salah, der beim 4:0 (1:0) beim AFC Bournemouth dreimal traf, anschließend über die erste Liga-Niederlage von Meister ManCity in dieser Saison. Im Spitzenspiel verlor die Mannschaft von Teammanager Pep Guardiola beim FC Chelsea mit Nationalspieler Antonio Rüdiger 0:2 (0:1). Für die Gastgeber trafen N'Golo Kante (45.) und David Luiz (78.), der zuletzt in Topform spielende Leroy Sané konnte sich nicht entscheidend in Szene setzen. Durch den Ausrutscher des Konkurrenten übernahm Liverpool mit 42 Punkten die Spitzenposition vor City (41), Chelsea ist mit 34 Zählern Dritter. Gegen Bournemouth war Salah in der 25., in der 48. und in der 77. Minute erfolgreich, zudem traf Steve Cook (68.) ins eigene Netz. "Das ganze Spiel von ihm war großartig - nicht nur die Tore", sagte Klopp der BBC. Salah steht mit zehn Ligatreffer nun gleich auf mit dem ehemaligen Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang auf Platz eins der Torjägerliste. Erneut ohne Mesut Özil gewann der FC Arsenal gegen Huddersfield Town mit Teammanager David Wagner 1:0 (0:0). Arsenal hat nach dem Treffer von Lucas Torreira (83.) nun 34 Punkte und ist Vierter. Manchester United setzte sich gegen den FC Fulham mit Weltmeister André Schürrle 4:1 (3:0) durch. Für United trafen Ashley Young (13.), Juan Mata (28.), Romelu Lukaku (42.) und Marcus Rashford (83.), bei den Gästen war Aboubakar Kamara (67.) per Elfmeter erfolgreich. Spanien Der FC Sevilla hat in der spanischen Primera Division den Sprung an die Tabellenspitze verpasst. Das Team von Trainer Pablo Machin kam beim FC Valencia nicht über ein 1:1 (0:0) hinaus und liegt nun punktgleich mit Titelverteidiger FC Barcelona (28) auf Platz zwei. Mouctar Diakhaby (90.+3) glich für die Gastgeber die Führung durch Pablo Sabaria (55.) spät aus. Die Katalanen spielen am Abend (20.45 Uhr) im Derby bei Stadtrivale Espanyol. Borussia Dortmunds Champions-League-Gruppengegner Atletico Madrid zog nach Punkten erst einmal mit Barcelona gleich. Das Team von Diego Simeone gewann gegen Deportivo Alaves 3:0 (1:0) Nikola Kalinic (25.), der französische Weltmeister Antoine Griezman (82.) und Rodrigo (87.) trafen für Atletico | Das Team von Jürgen Klopp gewinnt durch einen Dreierpack von Mohamed Salah gegen Bournemouth - und profitiert von Citys Niederlage bei Chelsea. Ralph Hasenhüttl verliert beim Debüt mit dem FC Southampton. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/premier-league-liverpool-ueberholt-manchester-city-1.4245123 | Premier League - Liverpool überholt Manchester City | 00/12/2018 |
Freiburg schießt Leipzig ab Die Auswärtsschwäche von RB Leipzig wird immer mehr zum chronischen Problem der Sachsen. Ohne große Gegenwehr gingen die Leipziger mit 0:3 (0:2) beim SC Freiburg unter und verpassten damit den Sprung auf Platz zwei. Es war die vierte RB-Pflichtspielpleite in der Fremde in Folge. Nils Petersen (12.), Luca Waldschmidt (45.+1) und Mike Frantz (52.) trafen für die Breisgauer, die nach vier Partien ohne Sieg wieder einen Dreier einfahren konnten. Dabei hatte RB vor 23 800 Zuschauern im Schwarzwald-Stadion fast in Bestbesetzung antreten können, lediglich Emil Forsberg und Bruma fielen verletzt aus. Leverkusen gewinnt gegen Augsburg Mit seinem ersten Saisontreffer hat Joker Lucas Alario bei Bayer Leverkusen die erhoffte Aufholjagd eingeläutet. Der Argentinier machte knapp zwei Minuten nach seiner Einwechslung in der 75. Minute den verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg gegen Lieblingsgegner FC Augsburg perfekt, der auch im 17. Anlauf gegen Bayer nicht gewinnen konnte und nach seiner vierten Niederlage in Serie weiter Richtung Abstiegszone abrutschte. Alario sorgte nicht nur für den erst dritten Liga-Heimsieg der Leverkusener in dieser Saison sondern zugleich dafür, dass Bayer erstmals seit September 2017 wieder zwei Dreier in Folge vor heimischem Publikum feiern konnte. Kramaric bringt Hoffenheim einen Punkt Der Videoschiedsrichter hat der TSG Hoffenheim wenigstens zu einem Punkt im Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg verholfen. Stürmer Andrej Kramaric erzielte am Samstag in der 71. Minute das Tor zum 2:2 (1:2)-Endstand in dieser turbulenten Partie, musste danach aber längere Zeit warten, bis er auch jubeln durfte. Denn zunächst hatten Schieds- und Linienrichter im Stadion auf Abseits entschieden, ehe per Funk die Ansage von ihrem Videoassistenten am Bildschirm kam: Das Tor war korrekt. Vor 20 602 Zuschauern waren die Hoffenheimer bereits in der vierten Minute durch einen schönen Volleyschuss von Ishak Belfodil in Führung gegangen. Danach wäre dieses Spiel aus ihrer Sicht beinahe gekippt. Denn binnen zwei Minuten trafen Ermin Bicakcic per Eigentor zum 1:1 (29.) und Daniel Ginczek (31.) zum 2:1 für Wolfsburg. Beide Teams mussten sich am Ende vorwerfen, nach ihren Führungstreffern jeweils zu wenig getan und den Gegner dadurch wieder aufgebaut zu haben. Hertha BSC nun punktgleich mit Frankfurt Mit dem vierten Heimsieg der Saison hat Hertha BSC den Höhenflug von Eintracht Frankfurt in der Fußball-Bundesliga endgültig gestoppt und ist nach Punkten mit den Hessen gleichgezogen. Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai setzte sich am Samstagabend mit 1:0 (1:0) gegen die auswärtsstarke Eintracht durch und hat nun ebenfalls 23 Punkte. Der Serbe Marko Grujic avancierte vor 42 678 Zuschauern im Berliner Olympiastadion mit seinem Kopfballtreffer in der 40. Minute zum Matchwinner. Es war sein erstes Bundesliga-Tor. Die Eintracht kassierte nach dem 1:2 gegen Wolfsburg in der Vorwoche die zweite Niederlage in Serie. | Das Team von Christian Streich gewinnt überraschend mit 3:0. Leverkusen feiert einen wichtigen Heimsieg. Hoffenheim verliert durch zwei kuriose Tore. Hertha BSC setzt sich gegen Eintracht Frankfurt durch. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-freiburg-leipzig-1.4245075 | Bundesliga - Freiburg überrumpelt Leipzig | 00/12/2018 |
Das Bild vor Beginn des Revierderbys auf Schalke war durchaus putzig: Tausende Schalker auf der Fantribüne, die sie Nordkurve nennen, obwohl sie ja strenggenommen eine Gerade ist, hatten sich mit blau-weiße Nikolausmützen ausgestattet, man hätte meinen können, in der Arena sei ein launiges Klassentreffen angesetzt. Dabei sind Spiele zwischen blau-weiß und schwarz-gelb seit Generationen eher Glaubenskämpfe als Weihnachtsfeiern. Die 174. Auflage des ewig jungen Klassikers stand unter besonderen Vorzeichen: Nie zuvor betrug der Abstand beider Mannschaften bereits in der Vorrunde 19 Punkte, was zum einen daran liegt, dass der BVB als Tabellenführer eine beinahe makellose Bilanz von zehn Siegen und drei Remis vorweisen kann, und zum anderen daran, dass die Schalker ja immer noch die Hypothek von fünf Niederlagen zu Saisonbeginn mit sich rumschleppen. Dennoch hatte Marcel Schmelzer sein Team bei der kurzen Auswärtstour nicht als eindeutigen Favoriten identifiziert. Der ehemalige Dortmunder Kapitän verwies auf den Pokalcharakter des Spiels: "In einem Derby ist es egal, welchen Platz die jeweilige Mannschaft belegt. Da kommt es auf die 90 Minuten an - und darauf, wie sehr man dieses Spiel gewinnen möchte." Dass die Dortmunder den Vorsprung auf den ungeliebten Rivalen auf kaum glaubliche 22 Zähler ausbauten, lag allerdings nicht daran, dass sie mehr Leidenschaft und Willen in die Begegnung einbrachten. Sondern an der größeren individuellen Klasse, die dem BVB den Sieg bescherte, insbesondere der Klasee der Torschützen und Derby-Debütanten Thomas Delaney und Jadon Sancho. Der Treffer von Sancho war nicht nur deshalb bemerkenswert, weil das 18-Jährige Talent vor dem Tor erstaunlich abgebrüht agierte. Sondern auch, weil der Engländer im Verlaufe der Woche aufgrund eines Trauerfalls des Todes seiner Großmutter einige Trainigseinheiten verpasste, weil er zuhause in London gebraucht wurde. "Das Tor war für sie und für meine Familie", sagte Sancho nach dem Spiel. "Es war eine wirklich schwere Woche für ihn", berichtete Trainer Lucien Favre: "Aber er wollte unbedingt das Spiel auf Schalke machen." Manager Michael Zorc sagte: "Jadons Leistung ist umso höher zu bewerten, wenn man sieht, was er durchgemacht hat diese Woche." Sein Kollege Marco Reus sagte: "Wir haben 90 Minuten das Spiel dominiert, uns in der zweiten Halbzeit allerdings von der komischen Spielweise der Schalker einschläfern lassen." Der zweite Torschütze Thomas Delaney sagte: "Ich bin so müde, aber es ist einfach nur geil." Das Spiel hielt allerdings nicht das, was sich die 61.767 Besucher versprochen hatten. Trotz dreier Tore war es keine Begegnung mit großem Erinnerungswert. Dabei ging es doch für die Gäste, die weiterhin zielstrebig auf die neunte Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte hinsteuern, so schwungvoll los: in der siebten Minute landete ein Freistoß von Marco Reus auf dem Kopf von Thomas Delaney, der keine Mühe hatte, zur Führung abzuschließen. Allerdings: So unbedrängt ist der Mittelfeldspieler wahrscheinlich seit seiner Kindheit im dänischen Fredirksberg nicht mehr ans Spielgerät gekommen. Die Dinge schienen nun auf einen ungefährdeten Sieg der Dortmunder hinzusteuern, was auch daran lag, dass die Schalker in der Vorwärtsbewegung nicht viel zustande brachten. Schalkes einziger verbliebener Stürmer Guido Burgstaller musste in der 36. Minute auch noch verletzt ausgewechselt werden. Als Ersatz kam Hamza Mendyl, normalerweise Linksverteidiger, aber Schalkes hat so große Personalprobleme, dass er Stürmer spielen musste. Schalkes Fans bejubeln Einwürfe und Eckbälle wie Tore Trainer Domenico Tedesco wollte trotzedm nicht aufgeben, er tigerte unablässig mit wild rudernden Armen in seiner Coachinzone auf und ab, um seine Spieler zu mehr Initiative aufzufordern. Viel nutzte es nicht, die leidgeprüften Fans mit ihren Pudelmützen bejubelten schon Einwürfe und Eckbälle wie Torerfolge. "Was schlichtweg bei uns fehlt, ist die Durchschlagskraft", bemängelte Trainer Domenico Tedesco: "Wir finden den Spieler in der Box nicht. Immerhin gelang es den Schalkern, das Spiel offen zu gestalten, Dortmund hatte Glück, dass der Unparteiische Daniel Siebert aus Berlin ein Handspiel von Witsel noch ahndete und auch der Video-Schiedsrichter nach Betrachten der Bilder die Auffassung vertrat, der Regelverstoß sei nicht absichtlich gewesen. In der zweiten Halbzeit kam die Fachkraft in Köln zu einem anderen Urteil, als sie einen Zweikampf von Reus gegen Harit als Foulspiel wertete. Eine harte Entscheidung, Daniel Caligiuri verwandelte den fälligen Strafstoß souverän. "Da waren wir am Drücker", sagte der Torschütze, "und dann leisten wir uns einen Ballverlust, der völlig unnötig war." Reus betonte bei seiner Wertung der spielentscheidenden Szene, als der eingewechselte Raphael Guerreiro den durchstartenden Sancho mustergültig in Szene setzte, den künstlerisch wertvollen Aspekt: "Das war unheimlich gut rausgespielt, wir trainieren das genau so." Der Kapitän darf für sich und sein Team auf der Habenseite verbuchen, dass es im Herbst des Jahres auch dann zum Sieg reicht, wenn die Darbietungen spielerisch manchen Wunsch offen lassen. Selbst im Derby. Kein Zweifel: So agieren Mannschaften, die für große Titel infrage kommen. | Jadon Sancho widmet sein Siegtor im Revierderby seiner verstorbenen Großmutter. Obwohl er unter der Woche kaum trainieren kann, gewinnt der BVB das Spiel dank seiner Klasse. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/dortmund-schlaegt-schalke-das-tor-war-fuer-sie-und-fuer-meine-familie-1.4245131 | BVB schlägt Schalke dank Sancho | 00/12/2018 |
Fußball-WM der Frauen: Die deutschen Fußballerinnen haben für die Gruppenphase der Weltmeisterschaft in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli 2019) eine anspruchsvolle Aufgabe erwischt. Der zweimalige Titelträger trifft in der Vorrundengruppe B auf China, Geheimfavorit Spanien und Debütant Südafrika. Das ergab die Auslosung am Samstagabend in Paris. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die bei der WM 2015 in Kanada den vierten Platz belegte, gehörte bei der Auslosung 181 Tage vor Turnierbeginn zu den sechs gesetzten Teams. Die jeweils Gruppenersten und -zweiten der sechs Vierergruppen sowie die vier besten Dritten qualifizieren sich für das Achtelfinale. Fußball, Fürth: Der FC Erzgebirge Aue hat den Abwärtstrend der SpVgg Greuther Fürth in der 2. Fußball-Bundesliga beschleunigt. Die Sachsen fügten den Franken am Samstag die erste Heimniederlage der Saison zu - und das mit einem deftigen 5:0 (1:0). Vor 9305 Zuschauern im Fürther Ronhof sorgten Florian Krüger (28. Minute), Pascal Testroet (47.), Jan Hochscheidt (69.), Emmanuel Iyoha (85.) und Robert Herrmann im zweiten Versuch mit einem Kopfball nach einem zuvor abgewehrten Foulelfmeter (88.). Aue begann überlegen, verzeichnete einige Abschlüsse. Dann mangelte es beiden Teams zunächst an Ideen. Es passte, dass die Gäste nach einem ruhenden Ball in Führung gingen. Eine Ecke von Robert Herrmann landete bei Angreifer Krüger, der aus wenigen Metern erfolgreich war. Beim 0:2 köpfte Testroet den Flankenball nach einer kurz ausgeführten Ecke ins Fürther Gehäuse. Beim dritten Treffer zirkelte Hochscheidt einen Freistoß vom linken Flügel hoch in die lange Ecke. Fürth bewegte nach vorne wenig. In der Endphase brach das Team von Trainer Damir Buric auseinander; Iyoha und Herrmann legten noch zweimal nach. Fußball, Uerdingen: Bereits vor dem Anpfiff des Fußball-Drittligaspiels KFC Uerdingen gegen FC Hansa Rostock ist es am Samstag vor dem Grotenburg-Stadion zu einer Schlägerei mit etwa 160 Beteiligten gekommen. Ein Bus mit 80 Rostock-Fans sei falsch abgebogen und am Eingang der Krefelder gelandet, sagte ein Sprecher der Polizei. Die beiden Fan-Gruppen gingen direkt aufeinander los und wurden von der Polizei mit dem Einsatz von Reizgas getrennt. Dabei wurden mehrere Personen leicht verletzt. Die Polizei leitete ein Strafverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs gegen alle Beteiligten ein. Da sich 60 Rostock-Fans weigerten, ihre Personalien anzugeben, wurden sie zum Polizeipräsidium gebracht. Mehrere hundert Fans wollten daraufhin das Stadion verlassen, um ihren Freunden zur Hilfe zu eilen. Biathlon, Sprint: Biathletin Franziska Preuß hat auch im zweiten Weltcup-Rennen einen Podestplatz nur knapp verpasst. Im Sprint über 7,5 Kilometer leistete sich die 24-Jährige am Samstag in Pokljuka eine Strafrunde und wurde als beste Deutsche Neunte. Am Ende hatte sie 59,9 Sekunden Rückstand auf die überragende Siegerin Kaisa Mäkäräinen aus Finnland, die fehlerfrei geblieben war. Bei einem perfekten Schießen hätte Preuß den Sprung auf Rang drei geschafft. Platz zwei mit einem Rückstand von 14,8 Sekunden sicherte sich die ebenfalls fehlerfreie Italienerin Dorothea Wierer. Ohne Fehlschuss lief die Französin Justine Braisaz auf Position drei (42,1 Sekunden). Für eine große Überraschung sorgte die Weltcup-Debütantin Anna Weidel. Die 22-Jährige wurde nach einer Strafrunde starke Zehnte und geht nun mit einem Rückstand von 1:00,7 Minuten am Sonntag in die Verfolgung. Die angeschlagene Denise Herrmann verpasste als 62. die Qualifikation für den Verfolger. Von den sieben deutschen Starterinnen schaffte es nur noch Vanessa Hinz als 24. in die Top 30. Ski alpin, Neureuther: Die deutschen Skirennfahrer haben sich beim Riesenslalom von Val d'Isère sehr schwer getan und die Spitzenplätze klar verpasst. Bester Deutscher war unerwartet Alexander Schmid auf Rang 15. Damit erfüllte der 24-Jährige am Samstag die halbe Norm für die WM im Februar. Felix Neureuther kam bei seinem Comeback nach mehr als einem Jahr Weltcup-Pause mit einer Spezialschiene am verletzten Daumen auf Rang 21. Fritz Dopfer wurde beim 60. Weltcup-Sieg von Marcel Hirscher aus Österreich 22. Stefan Luitz verpatzte den zweiten Durchgang und landet mit großem Zeitrückstand auf Platz 30. Tags zuvor waren sein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln des Skiweltverbands FIS und der drohenden Verlust seines ersten Weltcup-Siegs vom vergangenen Sonntag bekanntgeworden. Hirscher holte seinen Sieg mit 1,18 Sekunden Vorsprung auf Henrik Kristoffersen aus Norwegen und stand zum 17. Mal in Folge bei einem Riesenslalom auf dem Podest. Dritter wurde der Schwede Matts Olsson. Fußball, PSG: Frankreichs Fußball-Meister Paris Saint-Germain hat neue Spekulationen über einen bevorstehenden Verkauf von Neymar oder Weltmeister Kylian Mbappe zur Verhinderung von Sanktionen wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play des Europa-Verbandes Uefa scharf zurückgewiesen. Die französische Fachzeitung L'Equipe hatte zuvor auf ihrer Internetseite und in ihrer Samstag-Ausgabe über entsprechende Informationen berichtet. "L'Equipe wagt zu behaupten, dass PSG kurz davor sei, Kylian Mbappe oder Neymar zu verlieren. PSG dementiert diese völlig abwegigen und lächerlichen Unterstellungen mit größter Entschlossenheit", teilte der Verein des deutschen Trainers Thomas Tuchel mit. Der vom Emirat Katar kontrollierte Topklub ging zur Unterstreichung seiner Haltung auf Konfrontationskurs zu dem angesehen Blatt: Die Mitteilung ist auf der Vereinshomepage mit L'Equipe - Medium der Desinformation überschrieben, während im Text "einmal mehr die geistige Anständigkeit" der Zeitung infrage gestellt und "Hintergedanken" bei der Berichterstattung über PSG unterstellt werden. PSG steht wegen seines Finanzgebarens seit geraumer Zeit schon unter kritischer Beobachtung. Der Verein, bei dem unter Tuchel auch die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Thilo Kehrer arbeiten, soll bei Financial-Fair-Play-Prüfungen unrealistisch hohe Sponsorenverträge vorgelegt und damit die Legitimierung seiner exorbitanten Transferausgaben wie für Neymar (2017 für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris) und Mbappe (für 160 Millionen Euro vom AS Monaco verpflichtet) versucht haben. PSG muss nach zwischenzeitlich eingestellten Ermittlungen der UEFA eine Wiederaufnahme von Untersuchungen der Geldflüsse zwischen Katar und dem Klub fürchten. Als Höchststrafe ist der Ausschluss von PSG aus den Europacup-Wettbewerben möglich. Ski alpin, Rebensburg: Viktoria Rebensburg hat beim Super-G in St. Moritz ihr drittes Top-10-Resultat im WM-Winter eingefahren. Deutschlands beste Skirennfahrerin kam im Engadin am Samstag auf Rang acht. Eine Woche nach ihrem dritten Platz im Super-G von Lake Louise fehlten ihr in der Schweiz 1,16 Sekunden auf die Podestplätze. Damit war die Sportlerin vom SC Kreuth nicht zufrieden. "Es ist für mich etwas schwer zu sagen, was das Problem heute war", sagte sie der ARD. "Ich habe mich eigentlich gut gefühlt. Ich bin eigentlich gut gestartet, habe aber oben schon sechs Zehntel verloren. Das ist mir ein Rätsel." Den Sieg holte sich erneut Mikaela Shiffrin aus den USA. Die 23-Jährige war 0,28 Sekunden schneller als Lara Gut-Behrami aus der Schweiz. Rang drei belegte Tina Weirather aus Liechtenstein. "Ich habe das nicht erwartet, aber ich freue mich sehr", sagte Shiffrin nach dem 47. Weltcup-Sieg ihrer Karriere. Damit steht sie nun alleine auf Rang drei der ewigen Bestenliste bei den Damen. | Die Mannschaft von Martina Voss-Tecklenburg erwischt bei der WM 2019 eine anspruchsvolle Gruppe. Zweitligist Fürth verliert zu Hause 0:5 gegen Aue. 160 Fans prügeln sich beim Drittliga-Spiel Uerdingen gegen Rostock. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/frauenfussball-wm-dfb-team-spielt-gegen-spanien-china-und-suedafrika-1.4245134 | Frauenfußball-WM - DFB-Team spielt gegen Spanien, China und Südafrika | 00/12/2018 |
Manuel Neuer Erlebte keinen wirklich aufregenden Nachmittag. Beispiele gefällig? Elfte Minute: Neuer chippte einen Ball unverschämt lässig aus dem eigenen Strafraum zu Alaba; 13. Minute: Neuer langweilte sich so sehr, dass er minutenlang und regungslos im Anstoßkreis stand; 32. Minute: Neuer stoppte einen Ball im Anstoßkreis; 42. Minute: Neuer schoss hoch und lang, diesmal aus dem eigenen Strafraum; 54: Neuer fing einen Ball, natürlich im eigenen Strafraum. 86. Minute: Neuer dehnte sich und hüpfte im Anstoßkreis. 90. Minute: Neuer schlurfte in den Feierabend. (Archivbild) | Lewandowski hübscht seine Statistik auf, Goretzka bereitet per Lattenschuss ein Tor vor. Und ist auf den ersten 20 Metern irgendwer schneller als Gnabry? Der FC Bayern in der Einzelkritik. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-einzelkritik-nuernberg-1.4245082 | FC Bayern gegen Nürnberg in der Einzelkritik. | 00/12/2018 |
All die Spiele zwischen Schalkern und Dortmundern, die noch kommen, müssen sich an jenem wirbelsturmhaften 4:4 aus dem November 2017 messen lassen, als die Gesetzmäßigkeiten jeder normalen Fußballpartie mit Füßen getreten wurden. 4:4 nach 4:0, das letzte Tor in der vierten Minute der Nachspielzeit - verglichen damit war das Aufeinandertreffen der Pottklubs an diesem Samstagnachmittag eine Enttäuschung: Diesmal fielen keine acht Tore, sondern nur drei. Diesmal kam auch kein später Naldo angerauscht. Eine Enttäuschung war es vor allem für Schalke, das 1:2 (0:1) im eigenen Stadion verlor und in der Tabelle immer weiter abrutscht. Es war natürlich keine Enttäuschung für den BVB, dem der knappe Sieg an diesem Tag absolut genügte, um ungeschlagener Tabellenführer zu bleiben. Thomas Delaney (7.) hatte die frühe Führung besorgt, nach dem Ausgleich durch Daniel Caligiuri (61., Elfmeter) war Jadon Sancho der gefeierte Dortmunder Siegtorschütze (74.). Für den BVB war es der erste Sieg auf Schalke seit 2013. "Es ist schon geil", sagte Delaney bei Sky: "Ein hartes Spiel, nicht so schön, aber mit viel Intensität." Schalkes Caligiuri klagte: "Nach dem 1:1 waren wir am Drücker, aber dass Dortmund gut kontern kann, haben sie bewiesen." Sané lässt Delaney laufen und schimpft Die Voraussetzungen waren aber auch ganz anders als vor fast genau einem Jahr. Die Dortmunder rückten nicht als flatterhaftes Peter-Bosz-Team an, sondern als echte Spitzenmannschaft, merklich stabilisiert vom neuen Trainer Lucien Favre. Die Schalker dieser Spielzeit haben ebenso wenig mit den Schalkern der vergangenen Runde gemein: Obwohl der Trainer geblieben ist, Domenico Tedesco, sind die Abstiegsplätze gerade näher als die Europapokalränge. Beim BVB begann Paco Alcácer als Startstürmer, der zuletzt oft nur eingewechselt wurde, weil die Luft nicht für 90 Minuten reichte, was ihn trotzdem nicht davon abhielt, bislang zehn Saisontore zu erzielen (neun davon als Joker). Beim frühen Führungstreffer des BVB verzichteten seine Mitspieler aber auf die Mithilfe des Spaniers: Freistoßflanke von Marco Reus, Kopfball Delaney, das 1:0 für Dortmund (7.). Schalke schaute zu, insbesondere Abwehrspieler Salif Sané, der zwar mit den Mitspielern schimpfte, aber selbst ausdrücklich aufs Verteidigen verzichtet hatte. Kurz darauf forderte ganz Gelsenkirchen Elfmeter, weil Axel Witsel der Ball an den Arm gesprungen war, bekam ihn aber nicht, obwohl Schiedsrichter Daniel Siebert sogar bei den Assistenten in Köln nachfragte. Die Derby-Stimmung schwoll an; dazu trug auch Lukasz Piszczek bei, der Schalkes Amine Harit umsenste und früh Gelb sah (13.). Es blieb für längere Zeit die einzige Dortmunder Unbeherrschtheit, denn der BVB kontrollierte ziemlich locker die Partie. Alcácer verzog von der Strafraumgrenze und vergab das mögliche 2:0, seine fabelhafte Quote - zuletzt ein Treffer alle 28 Minute - litt an diesem Nachmittag. Bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute traf er gar nicht. | Erstmals seit 2013 gewinnt Borussia Dortmund beim ungeliebten Nachbarn: Delaney und Sancho treffen, Schalke ist am Ende chancenlos. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-schalke-bvb-derby-1.4245083 | Revierderby: Der BVB erobert Gelsenkirchen | 00/12/2018 |
Auf der Tribüne des Münchner Stadions saßen Daniel van Buyten, Luca Toni und Giovane Elber und sie sahen, dass es gut war. Luca Toni, der beim FC Bayern 58 Tore schoss und sich dabei 58 Mal am Ohr schraubte, zückte sogar sein Smartphone, um die Stimmung nach dem Treffer von Robert Lewandowski zu filmen. Giovane Elber registrierte den Treffer fachmännisch nüchtern, dabei war es kein so schlechtes Tor, das er da sah. Simpel, aber effektiv. Joshua Kimmich trat eine Ecke, wie er in dieser Saison schon so viele Ecken getreten hatte (er ist offiziell der eifrigste Flankengeber der Liga). Kimmich brachte sie zielgenau und hoch an den kurzen Pfosten, Nürnbergs Torwart Fabian Bredlow, der eigentlich Nürnbergs Ersatztorwart hinter dem derzeit verletzten Christian Mathenia ist, verlor die Orientierung, Lewandowski sprang sehr hoch und köpfte in der 9. Minute am kurzen Pfosten ein. Es war das erste Tor in einem Spiel, in dem der FC Bayern mehr Tore hätte schießen müssen, als die drei Treffer, die es am Ende wurden. Das 2:0 (27.) fiel nach einem Lattenkracher von Leon Goretzka. Lewandowski reagierte sehr viel schneller als die Nürnberg Abwehr und schob den Abpraller ins Tor. In der zweiten Halbzeit traf Franck Ribéry zum 3:0-Endstand (56.), nachdem er vor der Pause noch einen Schuss gegen den Pfosten setzte. Lewandowski versemmelte zudem noch einen freien Ball aus elf Metern und Thomas Müller ließ auch noch ein paar Chancen liegen. "Wir haben über 90 Minuten so gut wie gar nichts zugelassen haben, wir selbst hatten viele Möglichkeiten. Mit der Leistung bin ich zufrieden, wichtig war, dass wir endlich auch mal zu null gespielt haben und eine Führung nicht abgegeben haben oder durch einen Gegentreffer unruhig geworden sind", sagte Kovac nach dem Spiel. Sein Fazit: "Ich bin sehr zufrieden, es ist keiner verletzt." Der 1. FC Nürnberg, der in dieser Saison schon 0:7 in Dortmund, 0:6 in Leipzig und 2:5 auf Schalke verlor, hätte sich hier die nächste Klatsche abholen müssen. Das Team von Trainer Michael Köllner schaffte es zu keiner Sekunde, so etwas wie eine Verteidigung gegen den FC Bayern aufzubauen. Und Torwart Bredlow bewies, dass die sogenannte Strafraumbeherrschung - also hauptsächlich das Abfangen von Flanken - nicht zu seinen Stärken zählt. Unmittelbar vor dem 3:0 spielte Bredlow auch noch einen Befreiungsschlag in die Füße von Serge Gnabry. Der FC Bayern nahm dieses Geschenk von einem Heimspiel jedenfalls dankbar an und renkt sich nach dem 2:1-Sieg gegen Bremen am vergangenen Wochenende so langsam wieder ein. Das Besondere daran: Vor Kurzem waren sie mit der Aufgabe, Abstiegskandidaten in der eigenen Arena zu schlagen, noch überfordert. Stichwort: Heimspiele gegen Augsburg (1:1), Freiburg (1:1) und Düsseldorf (3:3). Gegen passive Nürnberger kombinierten die Münchner dennoch einen Tick schneller und präziser als in den Krisenwochen. Auf den Außen setzten sich Ribéry und Gnabry ohne größere Probleme gegen die Nürnberger durch - und falls sie es nicht schafften, kam eben eine Flanke für den unsicheren Bredlow. Niko Kovac, der unter der Woche die Rotation offiziell beendete, schickte konsequenterweise die gleiche Elf auf den Rasen wie gegen Bremen. Die wiedergenesenen Mats Hummels, Thiago und Kingsley Coman saßen auf der Bank, ebenso Javi Martinez, der seinen Stammplatz nun erst einmal dauerhaft an die neue Doppelsechs Kimmich/Goretzka verloren zu haben scheint. Überhaupt saß auf dieser Bank ausnahmsweise mal kein Spieler der zweiten Mannschaft. Neben dem langzeitverletzten Tolisso fehlten nur noch James Rodriguez und Arjen Robben leicht angeschlagen. Niko Kovac hat nun wieder mehr Alternativen - aber da er ja nun das ständige Durchwechseln nicht mehr durchführen will, kann das ja nur bedeuten, dass er nun wieder als Trainer-Moderator gefragt ist. Interessant wird das vor allem bei den Personalien Hummels, Thiago und Coman. Bei Hummels, weil er natürlich einen Stammplatzanspruch hat. Bei Coman, weil er augenscheinlich der schnellere Außenspieler ist als Franck Ribéry. Und bei Thiago, weil er vor seiner Verletzung klar der beste Bayern-Spieler war. Nach 60 Minuten kamen dann Coman für Ribéry und Thiago für Goretzka - vielleicht ein Hinweis, wie sich Kovac das in Zukunft vorstellt. Die entscheidende Frage in diesen Tagen ist aber: Hat der FC Bayern seine Krise überstanden? Die Antwort darauf: vielleicht. Denn für seriöse Urteile waren Benfica Lissabon (5:1) und Nürnberg zu schwach und der Sieg in Bremen zu wackelig. Aber unterm Strich standen heute kein Gegentor und ein souveräner Sieg. Und es gab wirklich viele Spieltage in dieser Saison, da lief es für Bayern und Kovac deutlich schlechter. | Gegen einen schwachen Gegner schießen sich die Münchner zu einem souveränen Sieg. Allerdings: Vor Kurzem waren sie mit so einer Aufgabe noch überfordert. Trainer Kovac setzt nun konsequent auf seine neue Stammformation. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bayern-nuernberg-lewandowski-kovac-1.4245102 | Bayern schlägt Nürnberg: Geschenke muss man annehmen | 00/12/2018 |
Fußball, Fürth: Der FC Erzgebirge Aue hat den Abwärtstrend der SpVgg Greuther Fürth in der 2. Fußball-Bundesliga beschleunigt. Die Sachsen fügten den Franken am Samstag die erste Heimniederlage der Saison zu - und das mit einem deftigen 5:0 (1:0). Vor 9305 Zuschauern im Fürther Ronhof sorgten Florian Krüger (28. Minute), Pascal Testroet (47.), Jan Hochscheidt (69.), Emmanuel Iyoha (85.) und Robert Herrmann im zweiten Versuch mit einem Kopfball nach einem zuvor abgewehrten Foulelfmeter (88.). Aue begann überlegen, verzeichnete einige Abschlüsse. Dann mangelte es beiden Teams zunächst an Ideen. Es passte, dass die Gäste nach einem ruhenden Ball in Führung gingen. Eine Ecke von Robert Herrmann landete bei Angreifer Krüger, der aus wenigen Metern erfolgreich war. Beim 0:2 köpfte Testroet den Flankenball nach einer kurz ausgeführten Ecke ins Fürther Gehäuse. Beim dritten Treffer zirkelte Hochscheidt einen Freistoß vom linken Flügel hoch in die lange Ecke. Fürth bewegte nach vorne wenig. In der Endphase brach das Team von Trainer Damir Buric auseinander; Iyoha und Herrmann legten noch zweimal nach. Fußball, Uerdingen: Bereits vor dem Anpfiff des Fußball-Drittligaspiels KFC Uerdingen gegen FC Hansa Rostock ist es am Samstag vor dem Grotenburg-Stadion zu einer Schlägerei mit etwa 160 Beteiligten gekommen. Ein Bus mit 80 Rostock-Fans sei falsch abgebogen und am Eingang der Krefelder gelandet, sagte ein Sprecher der Polizei. Die beiden Fan-Gruppen gingen direkt aufeinander los und wurden von der Polizei mit dem Einsatz von Reizgas getrennt. Dabei wurden mehrere Personen leicht verletzt. Die Polizei leitete ein Strafverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs gegen alle Beteiligten ein. Da sich 60 Rostock-Fans weigerten, ihre Personalien anzugeben, wurden sie zum Polizeipräsidium gebracht. Mehrere hundert Fans wollten daraufhin das Stadion verlassen, um ihren Freunden zur Hilfe zu eilen. Biathlon, Sprint: Biathletin Franziska Preuß hat auch im zweiten Weltcup-Rennen einen Podestplatz nur knapp verpasst. Im Sprint über 7,5 Kilometer leistete sich die 24-Jährige am Samstag in Pokljuka eine Strafrunde und wurde als beste Deutsche Neunte. Am Ende hatte sie 59,9 Sekunden Rückstand auf die überragende Siegerin Kaisa Mäkäräinen aus Finnland, die fehlerfrei geblieben war. Bei einem perfekten Schießen hätte Preuß den Sprung auf Rang drei geschafft. Platz zwei mit einem Rückstand von 14,8 Sekunden sicherte sich die ebenfalls fehlerfreie Italienerin Dorothea Wierer. Ohne Fehlschuss lief die Französin Justine Braisaz auf Position drei (42,1 Sekunden). Für eine große Überraschung sorgte die Weltcup-Debütantin Anna Weidel. Die 22-Jährige wurde nach einer Strafrunde starke Zehnte und geht nun mit einem Rückstand von 1:00,7 Minuten am Sonntag in die Verfolgung. Die angeschlagene Denise Herrmann verpasste als 62. die Qualifikation für den Verfolger. Von den sieben deutschen Starterinnen schaffte es nur noch Vanessa Hinz als 24. in die Top 30. Ski alpin, Neureuther: Die deutschen Skirennfahrer haben sich beim Riesenslalom von Val d'Isère sehr schwer getan und die Spitzenplätze klar verpasst. Bester Deutscher war unerwartet Alexander Schmid auf Rang 15. Damit erfüllte der 24-Jährige am Samstag die halbe Norm für die WM im Februar. Felix Neureuther kam bei seinem Comeback nach mehr als einem Jahr Weltcup-Pause mit einer Spezialschiene am verletzten Daumen auf Rang 21. Fritz Dopfer wurde beim 60. Weltcup-Sieg von Marcel Hirscher aus Österreich 22. Stefan Luitz verpatzte den zweiten Durchgang und landet mit großem Zeitrückstand auf Platz 30. Tags zuvor waren sein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln des Skiweltverbands FIS und der drohenden Verlust seines ersten Weltcup-Siegs vom vergangenen Sonntag bekanntgeworden. Hirscher holte seinen Sieg mit 1,18 Sekunden Vorsprung auf Henrik Kristoffersen aus Norwegen und stand zum 17. Mal in Folge bei einem Riesenslalom auf dem Podest. Dritter wurde der Schwede Matts Olsson. Fußball, PSG: Frankreichs Fußball-Meister Paris Saint-Germain hat neue Spekulationen über einen bevorstehenden Verkauf von Neymar oder Weltmeister Kylian Mbappe zur Verhinderung von Sanktionen wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play des Europa-Verbandes Uefa scharf zurückgewiesen. Die französische Fachzeitung L'Equipe hatte zuvor auf ihrer Internetseite und in ihrer Samstag-Ausgabe über entsprechende Informationen berichtet. "L'Equipe wagt zu behaupten, dass PSG kurz davor sei, Kylian Mbappe oder Neymar zu verlieren. PSG dementiert diese völlig abwegigen und lächerlichen Unterstellungen mit größter Entschlossenheit", teilte der Verein des deutschen Trainers Thomas Tuchel mit. Der vom Emirat Katar kontrollierte Topklub ging zur Unterstreichung seiner Haltung auf Konfrontationskurs zu dem angesehen Blatt: Die Mitteilung ist auf der Vereinshomepage mit L'Equipe - Medium der Desinformation überschrieben, während im Text "einmal mehr die geistige Anständigkeit" der Zeitung infrage gestellt und "Hintergedanken" bei der Berichterstattung über PSG unterstellt werden. PSG steht wegen seines Finanzgebarens seit geraumer Zeit schon unter kritischer Beobachtung. Der Verein, bei dem unter Tuchel auch die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Thilo Kehrer arbeiten, soll bei Financial-Fair-Play-Prüfungen unrealistisch hohe Sponsorenverträge vorgelegt und damit die Legitimierung seiner exorbitanten Transferausgaben wie für Neymar (2017 für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris) und Mbappe (für 160 Millionen Euro vom AS Monaco verpflichtet) versucht haben. PSG muss nach zwischenzeitlich eingestellten Ermittlungen der UEFA eine Wiederaufnahme von Untersuchungen der Geldflüsse zwischen Katar und dem Klub fürchten. Als Höchststrafe ist der Ausschluss von PSG aus den Europacup-Wettbewerben möglich. Ski alpin, Rebensburg: Viktoria Rebensburg hat beim Super-G in St. Moritz ihr drittes Top-10-Resultat im WM-Winter eingefahren. Deutschlands beste Skirennfahrerin kam im Engadin am Samstag auf Rang acht. Eine Woche nach ihrem dritten Platz im Super-G von Lake Louise fehlten ihr in der Schweiz 1,16 Sekunden auf die Podestplätze. Damit war die Sportlerin vom SC Kreuth nicht zufrieden. "Es ist für mich etwas schwer zu sagen, was das Problem heute war", sagte sie der ARD. "Ich habe mich eigentlich gut gefühlt. Ich bin eigentlich gut gestartet, habe aber oben schon sechs Zehntel verloren. Das ist mir ein Rätsel." Den Sieg holte sich erneut Mikaela Shiffrin aus den USA. Die 23-Jährige war 0,28 Sekunden schneller als Lara Gut-Behrami aus der Schweiz. Rang drei belegte Tina Weirather aus Liechtenstein. "Ich habe das nicht erwartet, aber ich freue mich sehr", sagte Shiffrin nach dem 47. Weltcup-Sieg ihrer Karriere. Damit steht sie nun alleine auf Rang drei der ewigen Bestenliste bei den Damen. | In der zweiten Liga werden die Franken zu Hause gedemütigt. 160 Fans prügeln sich beim Drittliga-Spiel Uerdingen gegen Rostock. PSG dementiert Berichte über einen angeblich bevorstehenden Verkauf von Neymar und Mbappé. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/zweite-liga-fuerth-kassiert-ein-0-5-gegen-aue-1.4245071 | Zweite Liga - Fürth kassiert ein 0:5 gegen Aue | 00/12/2018 |
Ski alpin, Neureuther: Die deutschen Skirennfahrer haben sich beim Riesenslalom von Val d'Isère sehr schwer getan und die Spitzenplätze klar verpasst. Bester Deutscher war unerwartet Alexander Schmid auf Rang 15. Damit erfüllte der 24-Jährige am Samstag die halbe Norm für die WM im Februar. Felix Neureuther kam bei seinem Comeback nach mehr als einem Jahr Weltcup-Pause mit einer Spezialschiene am verletzten Daumen auf Rang 21. Fritz Dopfer wurde beim 60. Weltcup-Sieg von Marcel Hirscher aus Österreich 22. Stefan Luitz verpatzte den zweiten Durchgang und landet mit großem Zeitrückstand auf Platz 30. Tags zuvor waren sein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln des Skiweltverbands FIS und der drohenden Verlust seines ersten Weltcup-Siegs vom vergangenen Sonntag bekanntgeworden. Hirscher holte seinen Sieg mit 1,18 Sekunden Vorsprung auf Henrik Kristoffersen aus Norwegen und stand zum 17. Mal in Folge bei einem Riesenslalom auf dem Podest. Dritter wurde der Schwede Matts Olsson. Fußball, PSG: Frankreichs Fußball-Meister Paris Saint-Germain hat neue Spekulationen über einen bevorstehenden Verkauf von Neymar oder Weltmeister Kylian Mbappe zur Verhinderung von Sanktionen wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play des Europa-Verbandes Uefa scharf zurückgewiesen. Die französische Fachzeitung L'Equipe hatte zuvor auf ihrer Internetseite und in ihrer Samstag-Ausgabe über entsprechende Informationen berichtet. "L'Equipe wagt zu behaupten, dass PSG kurz davor sei, Kylian Mbappe oder Neymar zu verlieren. PSG dementiert diese völlig abwegigen und lächerlichen Unterstellungen mit größter Entschlossenheit", teilte der Verein des deutschen Trainers Thomas Tuchel mit. Der vom Emirat Katar kontrollierte Topklub ging zur Unterstreichung seiner Haltung auf Konfrontationskurs zu dem angesehen Blatt: Die Mitteilung ist auf der Vereinshomepage mit L'Equipe - Medium der Desinformation überschrieben, während im Text "einmal mehr die geistige Anständigkeit" der Zeitung infrage gestellt und "Hintergedanken" bei der Berichterstattung über PSG unterstellt werden. PSG steht wegen seines Finanzgebarens seit geraumer Zeit schon unter kritischer Beobachtung. Der Verein, bei dem unter Tuchel auch die deutschen Nationalspieler Julian Draxler und Thilo Kehrer arbeiten, soll bei Financial-Fair-Play-Prüfungen unrealistisch hohe Sponsorenverträge vorgelegt und damit die Legitimierung seiner exorbitanten Transferausgaben wie für Neymar (2017 für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris) und Mbappe (für 160 Millionen Euro vom AS Monaco verpflichtet) versucht haben. PSG muss nach zwischenzeitlich eingestellten Ermittlungen der UEFA eine Wiederaufnahme von Untersuchungen der Geldflüsse zwischen Katar und dem Klub fürchten. Als Höchststrafe ist der Ausschluss von PSG aus den Europacup-Wettbewerben möglich. Ski alpin, Rebensburg: Viktoria Rebensburg hat beim Super-G in St. Moritz ihr drittes Top-10-Resultat im WM-Winter eingefahren. Deutschlands beste Skirennfahrerin kam im Engadin am Samstag auf Rang acht. Eine Woche nach ihrem dritten Platz im Super-G von Lake Louise fehlten ihr in der Schweiz 1,16 Sekunden auf die Podestplätze. Damit war die Sportlerin vom SC Kreuth nicht zufrieden. "Es ist für mich etwas schwer zu sagen, was das Problem heute war", sagte sie der ARD. "Ich habe mich eigentlich gut gefühlt. Ich bin eigentlich gut gestartet, habe aber oben schon sechs Zehntel verloren. Das ist mir ein Rätsel." Den Sieg holte sich erneut Mikaela Shiffrin aus den USA. Die 23-Jährige war 0,28 Sekunden schneller als Lara Gut-Behrami aus der Schweiz. Rang drei belegte Tina Weirather aus Liechtenstein. "Ich habe das nicht erwartet, aber ich freue mich sehr", sagte Shiffrin nach dem 47. Weltcup-Sieg ihrer Karriere. Damit steht sie nun alleine auf Rang drei der ewigen Bestenliste bei den Damen. | Marcel Hirscher gewinnt den Riesenslalom in Val-d'Isère. Paris Saint-Germain dementiert Berichte über einen angeblich bevorstehenden Verkauf von Neymar und Mbappé. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-neureuther-bei-comeback-abgeschlagen-1.4245014 | Neureuther bei Comeback abgeschlagen | 00/12/2018 |
"Er bleibt unser Trainer. Wir sind in den nächsten Jahren darauf angewiesen, Spieler weiterzuentwickeln. Darin ist er hervorragend": Michael Köllner hat von Vorstand Andreas Bornemann eine Jobgarantie ausgesprochen bekommen. Fuchs und Mühl ergeben Fuchsmühl. Das würde kein Schwein interessieren, wenn sich nicht Folgendes zugetragen hätte: Neulich, in Augsburg, schossen Alexander Fuchs und Lukas Mühl die Tore für den 1. FC Nürnberg. Trainer Michael Köllner sagte, es freue ihn, "dass es mein Heimatort Fuchsmühl in die Torschützenliste geschafft hat". Köllner ist pfiffig und extrovertiert, er ist der Aufstiegstrainer und vom Vorstand mit einem Bleiberecht ausgestattet, selbst wenn Nürnberg absteigen sollte. Er ist ein Typ. Manchmal auch ein Kauz. Franz Beckenbauer hat zum Freiburger Christian Streich gesagt, als er ihn erstmals traf: "Ich dachte, du bist ein Wahnsinniger, aber du bist ja ganz nett." Michael Köllner gewinnt auch, wenn man ihm begegnet, und er hat etwas von Streich: die Eigenwilligkeit, die Geradlinigkeit - und den Willen, Dialekt zu sprechen. Köllner ist Oberpfälzer. Um ihn zu verstehen (in diesem Fall ist sein Charakter gemeint), muss man in dieses Fuchsmühl zurückblenden, in einen kleinen Ort im Landkreis Tirschenreuth. Köllner, 48, wuchs in den 1970er Jahren auf, seine Tante hatte eine Metzgerei und die größte Wirtschaft in Fuchsmühl. Es gab fünf Wirtshäuser für 1500 Einwohner, das kulturelle Leben bestand aus Schützenverein, Fußballverein, Feuerwehr. Köllner war natürlich Fußballer, natürlich Ministrant und nach eigenen Angaben auch ein großer Lausbub. Gläubiger Christ ist er heute noch. Es gibt auch Menschen, die ihn nicht mögen Als er zehn war, ging er ins Klosterinternat nach Weiden. Das ist bloß 30 Kilometer von Fuchsmühl entfernt, aber es war eine andere Welt, in der dem Lausbuben Grenzen aufgezeigt wurden. Köllner musste mit 20 Buben in einem Zimmer schlafen, jede Nacht habe "gefühlt einer geweint, weil er Heimweh hatte", erzählte er einmal. Das Waschbecken war auf dem Gang. Es lief bloß kaltes Wasser. Die Älteren bestimmten über die Jüngeren, und wer nicht spurte, wurde auf den hohen Spind gehoben oder in den Papierkorb gesteckt. Das prägt. "Die Bundeswehr danach war ein Ferienlager", sagte er. Dort machte er eine Ausbildung zum Zahnarzthelfer, weil ein Bundeswehr-Zahnarzt gefragt hatte, ob er bei ihm arbeiten wolle. Die Abschlussprüfung schrieb er mit 300 Mädchen, und auf dem Zeugnis strichen sie das "in" von Zahnarzthelferin mit dem Filzstift durch. Später wurde er Sportfachwirt und Fußball-Lehrer, er schrieb Fußball-Bücher und trainierte Jugendmannschaften, sehr lange jene des DFB. In Nürnberg wurde er Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums, dann im Frühjahr 2017 Trainer der Profis. Von Anfang an hat er polarisiert. Da gibt es Spieler, Funktionäre und Journalisten, die ihn als empathisch und fürsorglich beschreiben. Als einen, der mehr im Kopf hat als Fußball. "Bildung hat noch keinem geschadet", sagte er einmal. Er geht mit den Spielern ins Kloster, gibt Lesetipps und diskutiert mit ihnen über Politik. Er selbst liest Bücher über den 1. FC Nürnberg und besucht die Stammtische der Meister-Elf von 1968. Köllner will, dass was zusammenwächst, er spricht oft von der "großen Club-Familie". Köllner ermuntert seine Spieler auch, gemeinsam etwas zu unternehmen. Aber es gibt auch Menschen, die ihn anfangs nicht mochten (und heute vielleicht immer noch nicht mögen). Journalisten und Leute aus dem Verein, die von den Journalisten als "Leute aus dem Verein" zitiert wurden. Köllner, sagten die einen und schrieben die anderen, sei "schwer zugänglich" und ein "Besserwisser". Er halte sich für einen "Allesköllner". | Bevor Michael Köllner Trainer des 1. FC Nürnberg wurde, war er Messdiener, Klosterschüler und Zahnarzthelfer. Seine Erfahrungen haben ihn geprägt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-nuernberg-koellner-bayern-1.4243623 | Köllner beim 1. FC Nürnberg: Fürsorglicher Besserwisser | 00/12/2018 |
Die Laune von Niko Kovac lässt sich immer ganz gut daran messen, wie viel Weisheit er der Menschheit mitgibt. Wenn Kovac schlecht gelaunt ist, und das kommt sogar bei ihm, der so gerne lacht und mit den Augen zwinkert, mitunter vor, dann gibt er auf Fragen knappe Antworten, aus denen wenig zu lernen ist. Wenn er aber gut gelaunt ist, dann klärt Kovac all die Unwissenden über ein paar Geheimnisse des Lebens auf, und dabei muss es nicht ausschließlich um Fußball gehen. Wenn er gut gelaunt ist, dann menschelt er vielmehr. Am Freitagmittag war Niko Kovac ausgezeichnet gelaunt. So hat der Trainer des FC Bayern erzählt, wie es ihm in den vergangenen Wochen ergangen ist, in denen er mit der Mannschaft in die schwerste Krise des Vereins in jüngerer Zeit geraten war. Nach zwei Siegen ist von dieser Krise an der Säbener Straße schon wieder erstaunlich wenig zu spüren, wenngleich nicht ganz sicher ist, ob sie denn auch schon tatsächlich überstanden ist. Kovac jedenfalls ist gestärkt aus diesen Wochen herausgekommen, er hat öffentliche Treuebekenntnisse von Präsident Uli Hoeneß und Klubboss Karl-Heinz Rummenigge gehört, und das Spiel an diesem Samstagnachmittag gegen den 1. FC Nürnberg ist tatsächlich eines, für das der Trainer kein Ultimatum gesetzt bekommen hat. Daher also: ein gut gelaunter Kovac. Und also: ein Kovac, der seine Weisheit teilt. "Nicht in jedem Schlechten", hat er am Freitagmittag gesagt, "ist immer etwas Schlechtes drin"; es stecke, auch das teilte er mit, sogar in manchem Schlechten "etwas Gutes" drin. Das war die erste Weisheit. Die zweite: "Ein Mensch, wenn er denn willens ist, lernt, bis er stirbt." Und so hat der Trainer auch in der jüngsten Krise etwas Gutes gefunden. Er sagte: "Ich wäre dumm, wenn ich daraus nichts mitnehmen würde", es folgte eine kurze Kunstpause. "Ich will nicht dumm sein." In der Krise steckt etwas Gutes für Boateng Mitgenommen hat der Trainer zum Beispiel, dass seine Mannschaft weniger konteranfällig ist, wenn er vor die Abwehr zwei Spieler auf die sogenannte Doppelsechs stellt. Mitgenommen hat er auch, dass die Rotation, wie er sie praktiziert hatte, nicht funktioniert hat. Am Freitag verkündete er daher, dass er ab sofort nicht mehr so viel durchwechseln will (nachdem er vor wenigen Wochen noch in unverwüstbarer Treue an seinen Wechseleien festgehalten hat). "Ich habe gesagt, okay, die Rotation wird stattfinden, aber nur dann, wenn einer verletzt ist beziehungsweise wenn wirklich jemand total am Boden ist." In der jüngsten Krise steckt also etwas Gutes für den Innenverteidiger Jérôme Boateng, der in den vergangenen Wochen bei einigen Gegentoren unglücklich aussah. Er darf sich weiterhin als Stammspieler fühlen. Das bedeutet allerdings auch, dass in der jüngsten Krise wenig Gutes für Mats Hummels steckt. Der Innenverteidiger war zuletzt an keinem Gegentor der Hauptschuldige, das liegt aber unter anderem auch daran, dass er krank war und auf der Bank saß. Und dort wird er auch weiterhin sitzen. Mitgenommen hat Kovac aus der Krise außerdem, dass es der Mannschaft und auch ihm hilft, wenn er nicht immer nur lächelt und mit den Augen zwinkert. Seine Ansprachen, sagt er, seien "klarer und deutlicher" geworden. Und da er nicht dumm sein will, wird Kovac daran erst einmal nichts ändern. | "Ich will nicht dumm sein": Der Bayern-Trainer zieht seine Lehren aus der jüngsten Krise - manchen Spielern stehen ungemütliche Wochen bevor. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-kovac-bundesliga-rotation-1.4244606 | FC Bayern: Niko Kovac teilt seine Weisheit | 00/12/2018 |
Die Montagsspiele werden abgeschafft - das werten die aktiven Fans mit Recht als Erfolg. Sie haben erkannt, welche Sprache bei den Verbänden ankommt. Kurz abgerissen, eine phänotypische Kulturgeschichte der Fußballstadionbesucher im Wandel der Zeit: In den Siebzigerjahren trugen sie zu langen Haaren Schals, die bis zum Boden reichten, zweifarbig gestrickt; in den Achtzigern hatten sie schmutzige Jeanskutten an, mit Aufnähern voller schmutziger Witze, und so benahmen sie sich auch. In den Neunzigern kauften sie Polyestertrikots und beflockten diese mit Spitznamen, die zu Schnurrbärten passten: Borsti, Waldi, Kalle aus Malle. In den Nullerjahren begannen manche von ihnen, sich wie Demonstranten zu vermummen. Was man über den Phänotyp des Stadiongängers (und, selbstverständlich, der Stadiongängerin) der Zehnerjahre einmal sagen wird? Nun, zunächst lässt sich festhalten, dass es ihn noch gibt. Er ist doch noch nicht überflüssig geworden. In dieser Woche haben nach den Klubs der ersten auch jene der zweiten Liga beschlossen, Spiele am Montagabend von der Saison 2020/21 an abzuschaffen. Das ist zwar bedauerlich für viele Menschen, die sich zu Wochenbeginn an einen Fernsehabend unter Beteiligung des VfL Bochum, Fürth oder St. Pauli gewöhnt hatten. Der Montagabend war eine Marke. Aber es sei erinnert an den für alle Zeit schönsten Satz über das Dasein als Fan, aufgeschrieben von Nick Hornby: "Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden." Er meinte damit so wenig das Fußballgucken im TV wie das Verlieben über Tinder. Niemand prägt das Bild des Stadiongängers so sehr wie die Ultras Nun ist die Frage, ob die Klubs allein auf die Renaissance der Fußballromantik abzielten, wohl eher mit Nein zu beantworten. Zwar haben sie ihre Entscheidung mit Fannähe erklärt. Doch so richtig erfolgreich, also maßgeblich bei der Sponsorensuche, war die Plattform am Montag offenbar zuletzt ohnehin nicht mehr, seit die Rechte dem Pay-TV-Sender Sky gehören. Trotzdem war der Beschluss bemerkenswert, weil er den sogenannten aktiven Fans zugute kommt. Jenen weit reisenden Akteuren der Fußballszene also, die in Zeiten internationaler Fernsehverträge immer irrelevanter zu werden drohen - und die zudem unter Beobachtung stehen. Die Innenminister der Länder haben ja gerade tatsächlich darüber diskutiert, ob es künftig Gefängnisstrafen geben soll für Fans, die im Stadion Pyrotechnik zünden. Niemand prägt das Bild des Stadiongängers so sehr wie die Ultras, die für Stimmung und Transparente zuständigen Anhänger in den vorderen Reihen der Fankurven. Für ihr schlechtes Image in der Öffentlichkeit sind sie oft selbst verantwortlich, wenn aus ihrer Mitte Randalierer kommen. Doch sie haben auch unnachgiebig und friedlich gegen die Zerstückelung der Spieltage protestiert, die den Fernsehzuschauer zum wichtigsten Fan macht. Sie hatten dabei die Unterstützung der ganzen Kurve. Die Abfuhr für den Montag werten sie also durchaus mit Recht als Erfolg ihres Engagements. Wie geht es nun weiter? Zu Beginn der Saison haben die Ultras den Dialog mit den Verbänden abgebrochen, sie fühlten sich mit ihren Anliegen nicht ernstgenommen. Nun werden sie den Dialog wohl eher nicht wieder aufnehmen, im Gegenteil. Die Interpretation geht eher so, dass der Protest nun erst richtig losgeht, da dies die Sprache zu sein scheint, die bei den Entscheidern ankommt. Wenn man irgendwann auf den phänotypischen Stadiongänger im Jahr 2018 zurückblickt, dann vielleicht auf jemanden, der für Stadionwurst und Bierbecher keine Hand mehr frei hat. Er muss ja das Transparent hochhalten, auf dem er gegen den eigenen Bedeutungsverlust demonstriert. | Die Montagsspiele werden abgeschafft - das werten die aktiven Fans mit Recht als Erfolg. Sie haben erkannt, welche Sprache bei den Verbänden ankommt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-montagsspiele-fans-proteste-1.4243619 | Bundesliga: Der Protest geht nun erst richtig los | 00/12/2018 |
Jhon Cordoba schickte einen Pass in den Strafraum. Und nach 28 Minuten schien es wieder so weit zu sein: Vor dem Regensburger Tor sortierte der Kölner Angreifer Simon Terodde noch schnell seine Füße, schoss dann mit seinem rechten. In Gedanken legte er in diesem Moment vermutlich schon seine flache Hand auf die Stirn - doch er traf nicht. Kurz nach der Pause wiederholte sich die Szene: Terodde schoss da im Strafraum aus der Drehung daneben. Alles gelingt ihm also doch nicht. Was in diesen Tagen in der zweiten Fußball-Bundesliga ja fast eher eine Nachricht ist als das Gegenteil. Denn auch beim SSV Jahn Regensburg grüßte Terodde, 30, wieder einmal mit seiner Hand auf der Stirn. Bereits nach zehn Minuten zeigte er seinen markanten, auffallend introvertierten Torjubel, den er macht, seit er einmal seine Eltern nach einem Treffer auf der Tribüne suchte. Mit seinem 20. Saisontor nach nur 16 Spieltagen ebnete Terodde früh den Weg zum 3:1 (2:0) gegen die zuvor zehnmal unbesiegten Regensburger. Er ist der erste Spieler in der zweiten Liga, der in drei Spielzeiten 20 Tore erzielt. Seine gute Form habe er natürlich selbst registriert, sagte er danach und grinste, aber "dass die Mannschaft dann noch gewinnt, ist umso schöner. Wir haben uns oben festgebissen". Der 1. FC Köln spaziert weiter vorneweg in der Tabelle, liegt einen Punkt hinter dem Hamburger SV und sechs vor dem Rest. Die Bundesliga-Rückkehr der beiden Absteiger rückt schon kurz vor der Winterpause näher, weshalb die Kölner Fans bereits früh ihr "Denn wenn et Trömmelche jeht" anstimmten - und so einen Hauch von Karneval verbreiteten in der staden Zeit in der Oberpfalz. Es ist ja sowieso jedes Mal wieder eine Herausforderung, die formidable Kölner Offensive zu stoppen, die Regensburgs Trainer Achim Beierlorzer "ein Brett" nennt, die aber doch mehr an ein Ballett erinnert und eigentlich zu gut ist für diese Liga: Dominick Drexler schickte vor dem 1:0 einen Traumpass aus dem Mittelfeld auf Terodde, der damit schon allen Regensburgern entwischt war. Er ließ SSV-Torwart Philipp Pentke mit seinem Schuss ins kurze Eck keine Chance. Treffer waren ohnehin programmiert. Mit einem Torverhältnis von 15:1 aus drei Spielen gegen Dresden, Darmstadt und Fürth reiste Köln schon an. Und das Team erhöhte die Führung noch vor der Pause durch das Zusammenspiel zweier Spieler, die der Trainer Markus Anfang zu Beginn der Saison aus Kiel mitbrachte: Verteidiger Rafael Czichos chippte den Ball zu Drexler, der aus wenigen Metern ebenfalls ins kurze Eck traf (41. Minute). Doch Regensburg hat eine Mannschaft, "die sich nie aufgibt", wie Anfang schon vor dem Spiel sagte. Das bewies das Team, das sich erst geschlossen den Ball erkämpfte und dann durch Sargis Adamyans Flachschuss das 1:2 erzielte (54.). "Solche Spiele können dann kippen", sagte Anfang. "Aber wir haben direkt im Gegenzug das 3:1 gemacht, das war für uns sehr, sehr wichtig." Vom Anstoß weg passten die Kölner gleich wieder in den Strafraum, Cordoba traf erst die Unterkante der Latte, den Abpraller schoss Drexler ins Tor - die Aufholjagd hatte der FC gestoppt. Später sah der Jahn-Abwehrchef Marcel Correia noch die rote Karte (89.). Terodde wollte kein Tor mehr gelingen. Aber wenn er nur ansatzweise weiter so trifft, dürfte er in dieser Saison dem Zweitligarekord von Horst Hrubesch nahe kommen (41 Treffer in der Saison 1977/78). Wenn da nicht die Kölner Sturmauswahl wäre: Jüngst hatte der FC ja seinen früheren Bundesliga-Torgaranten Anthony Modeste zurückgeholt. Derzeit fehlt noch die Spielgenehmigung für ihn, aber spätestens in der Rückrunde dürfte der Klub den Franzosen wieder einsetzen können. Die Kölner Gegner können nur hoffen, dass sich die beiden Torjäger dann einfach im Weg stehen. | Der Kölner Simon Terodde erzielt sein 20. Saisontor nach nur 16 Spieltagen. Sein Treffer ebnet dem 1. FC Köln den Weg zum 3:1 gegen Jahn Regensburg. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/zweite-liga-ballett-in-der-oberpfalz-1.4243630 | Zweite Liga - Ballett in der Oberpfalz | 00/12/2018 |
Der FSV Mainz 05 ist in seiner 13. Bundesliga-Saison dabei, sich im Mittelfeld der Bundesliga festzusetzen. Doch bei seinen Fans stößt der Klub an Grenzen der Begeisterung. An seine allererste Partie als Trainer in der Bundesliga hat Sandro Schwarz keine gute Erinnerung: Im Sommer 2017 setzte es gegen Aufsteiger Hannover eine 0:1-Heimniederlage für Mainz 05 und den gerade vom Nachwuchs- zum Proficoach beförderten Schwarz. Danach verlor sein Team auch gegen den anderen Aufsteiger VfB Stuttgart 0:1, und von diesen beiden Enttäuschungen zum Start erholten sich die Mainzer in der vergangenen Saison nur schwer. Erst am Ende schafften sie durch einen Kraftakt den Klassenverbleib. Nun tritt an diesem Sonntag erneut Hannover 96 zum Auswärtsspiel in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt an. Dabei könnten die Mainzer sogar Tuchfühlung zu den Europapokal-Plätzen herstellen, denn nach drei Siegen in den jüngsten vier Spielen geht der Blick derzeit eher nach oben. Das von Kapitän Stefan Bell ausgerufene Ziel, "mit 20 + x Punkten in die Winterpause zu gehen", könnte schon gegen den Tabellenvorletzten Hannover erreicht werden. In Düsseldorf spielten die Mainzer zuletzt zwar nicht gut, gewannen aber 1:0. Dieser "dreckige Sieg" zeige, dass seine Elf mittlerweile eine gewisse Konstanz an den Tag lege, findet Schwarz: "Wir machen eine gute Phase durch. Unsere Entwicklung stimmt. Die Leute sind zufrieden mit der Art und Weise, wie wir Fußball spielen." Diese Erkenntnis gewann der 40 Jahre junge Trainer am Donnerstag, als er am Mainzer Weihnachtsmarkt mit Sportvorstand Rouven Schröder und Teammanager Darius Salbert Glühwein für einen guten Zweck verkaufte. Der Zuspruch an der Glühweintheke zeigt sich allerdings nicht am Ticketschalter. Für die Begegnung gegen Hannover waren am Freitag erst 23 000 Karten verkauft. Neu ist das Thema Zuschauerrückgang in Mainz nicht, seit drei Jahren geht es kontinuierlich abwärts. In der Saison 2015/16 kamen noch durchschnittlich 31 049 Zuschauer zu den 17 Heimspielen. In der aktuellen Runde sind es nach sieben Partien 26 261, wobei die einzigen beiden ausverkaufen (33 305) Spiele gegen die Branchengrößen FC Bayern und Borussia Dortmund schon in der Statistik stehen. Dass regelmäßig Plätze leer bleiben, hat viele Gründe. Im zehnten Jahr Bundesliga in Serie ist ein Spiel von Mainz gegen Hannover eben kein Abenteuer mehr, für das jeder in der Stadt alles andere sausen ließe. Zudem kosteten die jahrelange Führungskrise bei 05 und die Umstrukturierung nach dem Abschied der alten Riege um den jahrzehntelangen Vereinschef Harald Strutz Sympathien. Die neue Leitung um Präsident Stefan Hofmann, die hauptamtlichen Vorstände Schröder (Sport), Jan Lehmann (kaufmännisch) und Marketingchef Michael Welling probiert vieles, um die Leute zurück ins Stadion zu holen. Geholfen hat bis jetzt: nichts. Dabei gab es viele Angebote an Besucher, von Verbesserung der Infrastruktur bis zu selbstironischen Videos zum Ankurbeln des Dauerkartenverkaufs. Aus Sorge, im Derby gegen Eintracht Frankfurt in der Vorweihnachtswoche im eigenen Stadion ein Auswärtsspiel erleben zu müssen, bietet der Klub nun Dauerabo-Inhabern und Mitgliedern, die schon ein Ticket für dieses Spiel besitzen, sogar zusätzlich zwei weitere Karten zum halben Preis an. Die Mainzer wollen so wenige Karten wie möglich in den freien Verkauf lassen aus Sorge, die Eintracht-Anhänger könnten dann die meisten dieser Tickets wegschnappen. In Frankfurt herrscht wegen des Höhenfluges der Eintracht gerade eine Begeisterung, wie sie in Mainz zuletzt zu Zeiten der Trainer Jürgen Klopp und Thomas Tuchel herrschte. Vielleicht ist der Fußballhunger in der kleinen Stadt mit rund 210 000 Einwohner einfach auch gesättigt, vielleicht sind die Grenzen der Begeisterung am Karnevals-Standort erreicht. Dabei zeigen die Erfolge, dass Klub und Mannschaft auf einem guten Weg sind. Trainer Schwarz hat deutlich an Profil gewonnen. Im Abstiegskampf der Vorsaison stellte er sich bei zwei Treffen den skeptischen Fans - und überzeugte. Die Rolle als Chefcoach und erster Öffentlichkeitsarbeiter nimmt Schwarz mittlerweile aktiver und selbstverständlicher an. Und zuletzt wurde er von Dortmunds Trainer Favre gelobt, weil Mainz mit einer überraschenden Grundordnung den BVB bei dessen umkämpftem 2:1-Sieg gefordert hatte. Kreativ bauten Schwarz und Sportchef Schröder den Kader im Sommer um. Fünf Zugänge erwiesen sich als Verstärkung, allein der junge französische Stürmer Jean-Philippe Mateta, 21, traf zuletzt dreimal in vier Spielen. Ein kluger Zug war es auch, Jean-Philippe Gbamin, 23, trotz eines "Mondangebots" (Zitat Schröder) aus England, angeblich 35 Millionen Euro Ablöse, nicht ziehen zu lassen. Die Mainzer konnten sich das bei einem ohnehin erzielten Transferüberschuss von 25 Millionen Euro leisten. Nun wollen sie gegen Hannover den Abstand nach unten weiter ausbauen, um noch entspannter nach oben zu blicken. Die Hoffnung ist: Je größer der Erfolg, desto voller auch wieder das Stadion. | Der FSV Mainz 05 ist in seiner 13. Bundesliga-Saison dabei, sich im Mittelfeld der Bundesliga festzusetzen. Doch bei seinen Fans stößt der Klub an Grenzen der Begeisterung. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/mainz-hannover-15-30-uhr-zuspruch-am-gluehweinstand-1.4243632 | Mainz - Hannover (15.30 Uhr) - Zuspruch am Glühweinstand | 00/12/2018 |
Dafür, dass die Fans von Werder Bremen seit zwei Monaten keinen Heimsieg mehr erlebt hatten, machten sie am Freitagabend im nasskalten Weserstadion einen ganz schön erwärmenden Eindruck. Nach zuvor drei Heimniederlagen war auch das Spiel gegen den Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf lange eine zähe Angelegenheit, die Rheinländer sind ja uneitel genug, der Bundesliga nicht in spektakulärer Hinsicht gefallen zu wollen. Die Bremer benötigten in der 71. und 78. Minute die Hilfe zweier erst kurz zuvor eingewechselter Spieler, als zunächst Martin Harnik das 2:1 und dann der 18 Jahre junge US-Amerikaner Joshua Sargent nach seinen allerersten beiden Bundesliga-Minuten das Tor zum 3:1 (1:1)-Sieg erzielte. Werder beendete damit eine Negativserie von fünf sieglosen Spielen mit nur einem Punkt und 14 Gegentreffern. Die Zuversicht der Fans wurde belohnt. Bei Werder waren vor dem Spiel noch Erinnerungen an die Blamage gegen Leverkusen aufgekommen - dem ersten Spiel dieser Serie von fünf nicht gewonnenen Partien. Bei jenem 2:6 damals hieß, genau wie diesmal, der Schiedsrichter Marco Fritz, und damals spielten, genau wie diesmal, in der Startelf Sebastian Langkamp und Marco Friedl nebeneinander in der Innenverteidigung. Trainer Florian Kohfeldt hatte aber keine Wahl: Milos Veljkovic war verletzt, Niklas Moisander gesperrt - und weil Angreifer Yuya Osako krank war, durfte der 40 Jahre alte Claudio Pizarro zum zweiten Mal in dieser Saison von Beginn an ran. Düsseldorf spielte mit jener Startelf, die auch beim 3:3 in München aufgelaufen war, mit Dodi Lukebakio als Spitze. Die Bremer wussten also, worauf sie zu achten haben, leisteten sich anfangs aber schmerzliche Ballverluste im Spielaufbau. Mehrere solche unterliefen ausgerechnet dem erstmals in der Startelf stehenden Kevin Möhwald, den Kohfeldt auch auf Empfehlung des Mittelfeldspielers Nuri Sahin an dessen Stelle aufgeboten hatte. Dies hatte Kohfeldt vor dem Spiel mit großem Respekt vor Sahin erzählt, und noch mehr wunderte sich Werders Trainer, als just dieser vormalige Nürnberger Möhwald in der 20. Minute auf Vorlage von Max Kruse mit seinem ersten Werder-Tor die 1:0-Führung erzielte. Anders als die Düsseldorfer hatten die Bremer keine gute Erinnerung an ihr Bayernspiel, nach der 1:2-Heimpleite vor einer Woche war Kohfeldt wütend. Die Konsequenz gegen Düsseldorf war ein seriöser Auftritt mit großem Aufwand, aber überschaubaren Chancen, so dass den unterlegenen Düsseldorfern eine Szene genügte, um kurz vor der Pause den überraschenden Ausgleich zu erzielen. Langkamp hob im Luftduell den Arm und berührte den Ball, was Referee Fritz aber erst beim Blick auf den Monitor erkannte. Den Elfmeter verwandelte in der 43. Minute Lukebakio zu seinem sechsten Saisontor und provozierte eine Bremer Rudelbildung, weil er den Ball nicht mehr hergeben wollte. Es gab Gelb für ihn und für Bremens Theodor Gebre Selassie. Die Gastgeber waren auch verbittert, weil ihnen nach einem Handspiel von Fortunas Marcin Kaminski in der 25. Minute ein Elfmeter verweigert worden war. Zu Beginn der zweiten Hälfte witzelte Max Kruse trotzdem noch mit dem Schiedsrichter. Vielleicht hatte Werders Kapitän ja eine Vorahnung. Kohfeldts Einwechslungen entschieden die Partie. Bremen kann den Sieg recht gut gebrauchen, denn die weiteren Gegner noch vor Weihnachten heißen Dortmund, Hoffenheim und Leipzig. | Werder Bremen beendet gegen den Tabellenletzten eine sieglose Serie von fünf Spielen. Trainer Florian Kohfeldt beweist ein feines Gespür bei der Einwechslung eines 18-Jährigen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/werder-bremen-fortuna-duesseldorf-3-1-bundesliga-1.4244936 | Bremen besiegt Düsseldorf - Zwei Minuten bis zum Glück | 00/12/2018 |
Immer noch sind sie präsent, die Szenen von Sotschi 2014. Die Wutausbrüche der Bob-Piloten im Ziel. Die Tränen, etwa von Sandra Kiriasis, deren Karriereende vermasselt war. Das böse Wort Trabi, mit dem die deutschen Bobfahrer ihren Schlitten bezeichnet hatten, schon bevor feststand, dass sie von diesen Olympischen Spielen mit leeren Händen heimkommen werden. Und die Erkenntnis, dass grundsätzlich etwas nicht stimmte, worüber viel nachgedacht wurde, wodurch dann das Heilmittel gefunden wurde: der Konkurrenzkampf. | Die Bobfahrer setzen nach dem Olympiaerfolg ihren Konkurrenzkampf in diesem Winter fort. Mit dabei ist auch ein neuer Schlittenbauer. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/start-der-bob-saison-jeder-gegen-jeden-1.4243625 | Start der Bob-Saison - Jeder gegen jeden | 00/12/2018 |
Selten ist ein Mann so sehnsüchtig erwartet worden in Bremerhaven wie zuletzt Dan Panaggio, 63. Vor einer Woche ist der ehemalige amerikanische Basketball-Trainer, der einst mit Spieler-Größen wie Kobe Bryant und Scottie Pippen gearbeitet hat und zwei NBA-Meisterringe besitzt, eingeschwebt aus Florida. Panaggio ist seit September Sportdirektor beim Basketballklub Eisbären Bremerhaven. Das ist jener Klub an der Nordsee, der seit Jahren darum kämpft, in der Bundesliga nicht unterzugehen und der zuletzt den Abstieg mit viel Dusel vermied. | Bremerhavens Basketballer setzen ganz auf Sportdirektor Dan Panaggio. Der ist erfahren und Amerikaner. Nur: Er hat noch einen anderen Job. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bremerhaven-basketball-1.4243628 | Hilfe von den Erfindern | 00/12/2018 |
Der FC Augsburg hat neulich nach eigenen Angaben "den Höhepunkt" seiner Feierlichkeiten zu 111 Jahren Vereinsgeschichte erreicht. Ende November gehörten die Spieler der Bundesligamannschaft zu den Premierengästen eines ( nur in Augsburg ausgestrahlten) Kinofilms über die Klubhistorie. Der Titel: "Mehr als nur 90 Minuten". "War ganz interessant", sagte der Abwehrspieler Felix Götze, der von den 111 Jahren bislang nur rund fünf Monate mitbekommen hat. "Da kriegt man schon irgendwann mal Gänsehaut", sagte Trainer Manuel Baum. | Kein einziger Sieg gelang Augsburg im November, Trainer Manuel Baum spricht vom Abstiegskampf. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-augsburg-ab-in-die-box-1.4243937 | Ab in die Box | 00/12/2018 |
Julian Gressel, geboren in Neustadt an der Aisch, lebt seinen persönlichen amerikanischen Traum. Der 24-jährige Fußballprofi steht mit Atlanta United im Finale der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS). Als erster Deutscher könnte er mit einem Sieg am Samstag (Ortszeit) gegen die Portland Timbers den MLS-Titel gewinnen. Die Bundesliga hat er trotz seines steilen Aufstiegs in den USA aber weiterhin auf dem Radar. Für Gressel war der Schritt über in die USA im Grunde nur Mittel zum Zweck. Schließlich war seine Fußballkarriere in Deutschland schon früh ins Stocken geraten. "Greuther Fürth hat mich im Alter von 15 Jahren nicht mehr übernommen", erinnert sich Gressel (). "Dann habe ich bis zum Abi bei unterklassigen Vereinen gespielt und bin anschließend auf ein College in den USA gegangen. Das war für mich die einzige Chance, ein Studium mit professionellem Fußball zu verbinden." Ein unorthodoxer Weg, der sich am Ende aber noch als Glücksfall erweisen könnte. Vor seinem Wechsel in die USA hatte Gressel für Eintracht Bamberg in der Regionalliga Bayern gespielt. Am Providence College im US-Bundesstaat Rhode Island hingegen entwickelte er sich in vier Spielzeiten (2013-2016) zu einem Erstrunden-Draftpick. Der Club Atlanta United, der erst in der vergangenen Saison sein Debüt in der MLS gegeben hatte, sicherte sich 2017 die Dienste des Deutschen mit dem achten Pick im MLS-Superdraft. Und der Mittelfeldakteur überzeugte gleich in seiner ersten Profi-Saison mit fünf Toren und neun Vorlagen in 32 Einsätzen. Das Resultat war die Auszeichnung als "Rookie of the Year" - als bester Nachwuchsspieler der MLS. In der laufenden Saison verbuchte Gressel vier Tore und 14 Assists während der Hauptrunde. Mit einem Sieg am Samstag gegen Portland würde der Profi auch in die Fußstapfen von Franz Beckenbauer treten. Als bislang letzter deutscher Fußballer hatte der einen Meistertitel in den USA gewinnen können. | Der frühere Regionalliga-Spieler Julian Gressel steht mit Atlanta United im Finale der nordamerikanischen Fußball-Liga. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/major-league-soccer-auf-den-spuren-von-franz-beckenbauer-1.4244010 | Major League Soccer - Auf den Spuren von Franz Beckenbauer | 00/12/2018 |
Immer wieder Derrick Williams: Der ehemalige NBA-Profi (rotes Trikot) erkämpfte sich in den Schlussminuten mit wuchtigen Abwehraktionen und zwei eminent wichtigen Rebounds maßgeblichen Anteil am Erfolg der Münchner. Die Bayern-Basketballer beweisen in der Euroleague, dass sie sich von heftigen Niederlagen nicht länger verunsichern lassen und einen strukturierten Reifeprozess durchmachen. Ein dreckiger Sieg? So weit wollte Maodo Lo dann doch nicht gehen. Sicher, die Partie gegen Khimki Moskau war kein Leckerbissen, aber dreckig? "Wir hatten keinen Rhythmus, das Spiel wurde andauernd gestoppt durch Fouls und Schiedsrichterentscheidungen", fand der Point Guard, der Schluss seiner Einlassung führte aber doch zum abgegriffenen Klischee zurück: "Wichtig war, dass wir gewonnen haben." | Die Bayern-Basketballer beweisen in der Euroleague, dass sie sich von heftigen Niederlagen nicht länger verunsichern lassen und einen strukturierten Reifeprozess durchmachen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-wuchtig-und-dreckig-1.4244007 | Wuchtig und dreckig | 00/12/2018 |
Stefan Luitz droht wegen eines Regelverstoßes die nachträgliche Disqualifikation für den Riesenslalom in Beaver Creek und damit auch der Verlust seines ersten Weltcupsieges. Der 26 Jahre alte deutsche Skirennfahrer hatte zwischen den beiden Läufen des Rennens am vergangenen Sonntag Sauerstoff durch eine Maske eingeatmet und damit gegen das Reglement des Skiweltverbandes (Fis) verstoßen. Die Fis bestätigte am Freitagabend eine Untersuchung, machte zu möglichen Konsequenzen aber keine Angaben. Der betroffene Fahrer dürfe bis zu einer Entscheidung an allen Wettkämpfen teilnehmen, sagte Rennchef Markus Waldner. Einem Start von Luitz im Riesenslalom am Samstag in Val d'Isère steht damit nichts im Wege. In den Anti-Doping-Regeln der Fis mit Stand Juli 2016 ist festgehalten, dass ein Verstoß gegen diese Regeln automatisch eine Disqualifikation zur Folge hat. Allerdings erlaubt die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) in ihrer Liste der verbotenen Substanzen und Methoden von 2018 das Einatmen von Sauerstoff. "Wir haben einen Fehler gemacht, dazu stehen wir auch. Weil wir nicht wussten, dass die Fis ihr Reglement an den internationalen Wada-Code nicht angepasst hat", sagte der DSV-Alpinchef Wolfgang Maier: "Wir akzeptieren, wenn man sagt, wir haben einen Regelverstoß gemacht. Aber nicht, dass wir gedopt haben. Wir betrügen nicht." | Wegen eines Regelverstoßes droht Stefan Luitz die nachträgliche Disqualifikation für den Riesenslalom in Beaver Creek. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-luitz-sieg-in-gefahr-1.4243953 | Luitz' Sieg in Gefahr | 00/12/2018 |
Fünf Aufsteiger, aber nur drei Absteiger? Die Interessen im Streit um die Neuregelung des Drittligaaufstiegs gehen weit auseinander. Der DFB reagiert allmählich gereizt und setzt eine Frist: bis 15. April soll das Thema endlich entschieden sein. Reinhard Grindel, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, hat die Drittligisten für deren Proteste gegen die Regionalliga-Reform kritisiert: "Ich rate allen Beteiligten, sich um Sachlichkeit zu bemühen", sagte Grindel der Neuen Osnabrücker Zeitung: "Überhaupt nicht einverstanden bin ich mit der Aktion der Drittligisten. Wir stehen am Anfang der Diskussionen, es ist überhaupt nichts entschieden. Man kann nicht immer nur sagen, was alles nicht geht." Unter dem Motto "Stillstehen gegen den Stillstand" hatten die Drittligisten am Wochenende zuvor eine Minute auf dem Platz gegen die Reformpläne protestiert. In der Diskussion ist noch keine Lösung in Sicht. "Die Regionalligen fordern, dass der Meister aufsteigt, wollen aber an fünf Regionalligen festhalten. Das gilt insbesondere für den Norden und Nordosten", so Grindel, "die Drittligisten möchten am liebsten nur drei Absteiger. Das passt nicht zusammen. Für einen Kompromiss müssen sich alle bewegen." Der DFB will bis zum 15. April 2019 Klarheit über die künftige Aufstiegsregelung. Die Landes- und Regionalverbände wurden nun beauftragt, gemeinsam mit allen Vereinen der dritten und vierten Liga bis zum Stichtag einen Vorschlag zu erarbeiten. Verabschiedet werden soll die neue Regelung beim DFB-Bundestag Ende September 2019. Unter Beibehaltung der eingleisigen dritten Liga bleibt das vorrangige Ziel die Reduzierung der Regionalliga auf vier Staffeln, aus denen alle Meister aufsteigen. | Fünf Aufsteiger, aber nur drei Absteiger? Die Interessen im Streit um die Neuregelung des Drittligaaufstiegs gehen weit auseinander. Der DFB reagiert allmählich gereizt und setzt eine Frist: bis 15. April soll das Thema endlich entschieden sein. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/drittligaaufstieg-klarheit-bis-april-1.4243934 | Drittligaaufstieg - Klarheit bis April | 00/12/2018 |
Mancher Vertreter des Profifußballs äußerte im Sommer - diskret, vertraulich und nicht ohne vorauseilende Schadenfreude - Skepsis, ob der Plan mit dem doppelten Matthias Sammer funktionieren könne: Die Honorar-Tätigkeiten als überparteilicher Fernsehexperte und als Chefberater von Borussia Dortmund werde ihn geradewegs in Interessenkollision und Erklärungsnot treiben, hieß es. Nun ist es fast Winter, und Sammer versieht immer noch ungeniert seine Doppelrolle: Als Fachmann im Dienst des Senders Eurosport und als ständiger Gutachter im Auftrag der BVB-Führung. Kritik an der Borussia hat Sammer in seinen Analysen zwar auffallend unterlassen. Das lag aber nicht an Parteinahme, sondern daran, dass es nicht viel zu kritisieren gab beim Tabellenführer. Tatsächlich hätte der TV-Guru Sammer sogar guten Grund, die Verdienste des BVB-Sachverständigen Sammer zu preisen, denn dieser ist eindeutig mitverantwortlich für den Aufschwung. Im Laufe der Woche hat Eurosport seinen Mitarbeiter wieder zu Wort kommen lassen, verdienstvollerweise im originalen und stets originellen Sammer-Ton. In Erwartung des Revierderbys an diesem Samstag äußerte sich der Kenner sowohl zur Lage beim BVB als auch bei Schalke 04. Dort durfte man, nach Enträtselung der eigensinnigen Sammer-Satzbauten, erfreut sein über eine wohlwollende Meinung. Er habe "großen Respekt für die Situation" in Gelsenkirchen, sagte Sammer: "Der Fehlstart in der Bundesliga ist eine Hypothek, die sich trägt. Die Klubführung stützt und stärkt den Trainer, aber gleichzeitig ist es keine Mitleidstour als Dankbarkeit des letzten Jahres." Denn Domenico Tedesco, Schalkes schwer geprüfter junger Trainer, sei "kein Spinner oder Typ, der sich wegen des Erfolges ins Schaufenster stellt. Dafür wirkt er viel zu geerdet, zu fein, zu sauber", findet Sammer. Zumindest in Dortmund haben sie gelernt, Sammers manchmal mysteriös formulierte Thesen zu verstehen. "Seine Analysen sind Weltklasse", stellt Hans-Joachim Watzke kategorisch fest. Im vorigen Winter war der Ober-Borusse mit Sportchef Michael Zorc zur Überzeugung gelangt, dass der Verein mehr Sachverstand, "mehr Manpower" brauche, um den neuen Herausforderungen des Transfermarktes und einer zunehmend komplexen Mannschaftsführung standzuhalten und die angestaute sportliche Fehlentwicklung grundlegend zu korrigieren. "Wir waren zu klein geraten, zu sehr auf Ballbesitz und Fußball fixiert, man muss sich wehren können, das Spiel hat sich seit 2014 elementar verändert", sagt Watzke heute. So entstand die Idee, den höchst ambitionierten früheren Borussia-Teamleader Sebastian Kehl ins Management aufzunehmen und mit ihm eine Art Exekutivausschuss zu gründen, in dem Matthias Sammer als externer Experte fungiert. Es sei "ein Zeichen von Größe", dass Watzke und Zorc "diesen Neustart ausgerufen und entschieden haben, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen", findet Kehl. Offenbar ging es in der neuen Konstellation auch darum, die Machtbalance zu wahren. Watzke deutet an, dass es nicht immer einfach war, die Zuständigkeiten zu definieren: "Fachwissen zu bündeln, ist nicht so schwierig - man muss aber auch die Entscheidungsstruktur einhalten." Der Sportchef Zorc sollte nicht als Verlierer aus der neuen Ordnung hervorgehen. Außerdem galt es, ein paar Ressentiments aus alten Zeiten zu überwinden und das gelegentlich überschießende Sendungsbewusstsein im Kabinett auszugleichen. So ist Watzke in dieser Runde weniger Vorsitzender als Moderator. Als Zorc während der WM in Russland verkündete, es gebe eventuell eine Chance, Axel Witsel zu verpflichten, bestand allerdings sofort Einigkeit: "Alle waren komplett elektrisiert", berichtet Watzke. Schon lange hatte man das Profil des Wunschspielers fürs zentrale Mittelfeld skizziert: Er sollte groß, zweikampfstark und ballsicher sein, also ein Spieler wie Witsel. Doch dass der Belgier bereit wäre, seinen überirdisch dotierten, angeblich 16 Millionen Euro Jahresgehalt schweren Vertrag in China aufzugeben, das hatte man nicht geglaubt. Abgesehen davon, dass man nicht wusste, dass es da auch noch eine finanzierbare Ausstiegsklausel gab. Zorc erhielt das Mandat, alle nötigen Hebel zu bewegen. Immer noch können die Borussen ihr Glück kaum fassen. Witsels Wirkung aufs Dortmunder Spiel? "Außergewöhnlich!", ruft Watzke dreimal hintereinander aus: "eine Naturautorität, einfach ein Leader", ein Mann mit "extrem positiver Ausstrahlung, der die Atmosphäre verändert, wenn er den Raum betritt". Nebenan in Gelsenkirchen könnte man neidisch werden. Weniger wegen Witsel, den Schalke kaum hätte bezahlen können, sondern weil der BVB außer Witsel noch eine Reihe weiterer Transfers verwirklichte, die einem höheren Plan entsprachen. Auch Schalke 04 hatte trotz der Verluste von Leon Goretzka, Max Meyer und Thilo Kehrer im Sommer die Möglichkeit, die Mannschaft aufzuwerten und die Grundlage für eine zukunftsfähige Spielweise zu schaffen. Manager Christian Heidel gab mehr als 50 Millionen Euro aus - aber worin bestand der Plan, außer mit Spielern wie Omar Mascarell, Sebastian Rudy und Suat Serdar die Weggänge zu kompensieren? | Der Transfer von Axel Witsel zeigt, wie sich der BVB mit Matthias Sammer und Sebastian Kehl auf der Führungsebene neu aufgestellt hat. Und warum Schalke 04 gerade in diesem Bereich Nachholbedarf hat. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-schalke-revierderby-witsel-sammer-kehl-1.4243621 | Witsel beim BVB: Die Naturautorität | 00/12/2018 |
Helmut Fischer muss in diesen Tagen etwas moderieren. Den Schützenmeister der HSG München erwartet am Wochenende eine ungewohnte Aufgabe: Er betreut die Bundesliga-Mannschaft der Pistolenschützen beim Wettkampf in Waldenburg, sozusagen als Trainer. Dabei hat die HSG eigentlich gerade einen neuen Trainer bekommen. Einen neuen alten Trainer: Detlef Polter. Polter war jahrelang für das Bundesliga-Team zuständig und durchaus erfolgreich, auch wenn es nie für eine Meisterschaft reichte. Vor dieser Saison wurde Polter dann überraschend durch den Schützen Arben Kucana abgelöst, der die zweite Mannschaft trainiert hatte und sich nun für größere Aufgaben beweisen sollte. Nach nur sieben Wettkämpfen wechseln die Münchner aber jetzt wieder zurück zu Polter. Und der kann nicht beim ersten Wettkampf dabei sein, weil er noch die Jugendmannschaft betreut. Es ist kompliziert. Offiziell begründen die Münchner den Trainerwechsel mit der "schwierigen Doppelbelastung" für Kucana. Er hatte teilweise selbst weiterhin am Schießstand gestanden und eher nebenbei die Mannschaft gecoacht. "Das hat nicht funktioniert", sagt Fischer. Die Ergebnisse des Schützen Kucana waren schlechter als sonst und der Trainer Kucana konnte sich nicht zu 100 Prozent um die Teambelange kümmern. So ging der ein oder andere Wettkampf unglücklich verloren. Das erklärte Ziel Finalrunde, wofür die HSG einen Platz unter den ersten Vier in der Gruppe Süd erreichen müsste, ist in Gefahr. Momentan steht sie auf Platz sechs. Da der Albaner Kucana, ein ehemaliger Olympia-Teilnehmer, zu den Spitzenschützen der HSG gehört, soll er sich wieder ganz auf seine sportliche Leistung konzentrieren und das Team so verstärken. Allerdings - und jetzt wird es paradox - ist er bei den kommenden Duellen gegen Ludwigsburg (8. Dezember, 16 Uhr) und Fürth (9. Dezember, 11.30 Uhr) gar nicht aufgestellt. Obwohl er nach eigener Aussage bereit stünde, hat ihn Trainer Polter nicht berücksichtigt. Weder Polter noch Kucana wollen sich zu dem Fall äußern. Fischer sagt trocken: "Das ist die Entscheidung des Trainers." Also des neuen Trainers Polter. Dass die beiden Mitarbeiter der HSG, Polter und Kucana, nicht die besten Freunde sind, kann man sich denken. Auch ihr Führungsstil unterscheidet sich. Kucana hatte vor der Saison noch von "mehr und besserer Kommunikation" gesprochen, die er davor vermisst hatte. Während Polter ein ruhiger, introvertierter Typ ist, der lieber schweigt, redet Kucana gerne drauflos. In der Mannschaft kam das wohl nicht so gut an. Einige Schützen waren nicht zufrieden, hört man aus dem Umfeld. Zudem habe sich Kucana selbst häufiger als Schütze eingeteilt als geplant. Das ist dann also der inoffizielle Teil für den Wechsel. Dass die HSG München so noch das Bundesliga-Finale erreicht, erscheint unwahrscheinlich. Man müsste dafür wohl alle vier ausstehenden Wettkämpfe gewinnen, was schwer genug ist. Und gerade an den hinteren Positionen vier und fünf fehlen die Leistungsträger. Deswegen war Kucana ja immer wieder selbst an den Stand gegangen. Der neu in den Kader gerückte Florentin Kunzlmann hat weiterhin Probleme, sich an das Bundesliga-Niveau zu gewöhnen. "Im Training schießt er stark, im Wettkampf zeigt er Nerven", erläutert Fischer. Zuletzt schoss er sogar unter 360 Ringe, ein guter Hobbyschütze trifft normalerweise besser. Immerhin die anderen drei Deutschen, Michael Heise, Aleksandar Todorov und Andreas Martin, haben sich stabilisiert. Ganz vorne tritt in Olena Kostevych eine der besten Sportlerinnen der Liga an, die trotz Babypause sofort wieder auf Weltklasse-Niveau schießt. Fischer spricht dann aktuell auch lieber über andere Themen als die Bundesliga. Am Telefon erzählt er lachend von einer kuriosen Zeitungsgeschichte ("Die dachten, uns gehört der Hauptbahnhof") und von den bald neu aufgelegten Vereins-Jahrhundertscheiben: "Eine große Tradition seit 1719." Der Stimmung ist das sicher nicht abträglich. | Ein Streit zwischen neuem und altem Trainer bringt das Saisonziel der Pistolenschützen der HSG München in Gefahr. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/sportschiessen-schuetzen-scharmuetzel-1.4243753 | Schützen-Scharmützel | 00/12/2018 |
So richtig glücklich ist Menelik Chaka Ngu' Ewodo bislang eigentlich nur bei einem Verein geworden: Das war zwischen Sommer 2015 und dem Jahreswechsel 2016/17, damals ging der mittlerweile 23 Jahre alte Fußballer für den SV Pullach auf Torejagd - und traf in 46 Bayernligaspielen sage und schreibe 28 Mal. Nun könnte der Mittelstürmer, den alle "Chaka" rufen, ein weiteres Erfolgskapitel im Isartal schreiben: Denn er kehrt nach zwei Jahren zurück an die Gistlstraße, nachdem er seinen Vertrag beim Bayernliga-Tabellenführer SV Türkgücü-Ataspor nach nur einem Einsatz zu Saisonbeginn (ausgerechnet beim 0:2 gegen Pullach) mittlerweile aufgelöst hat. "Ich hatte noch nie so viel Spaß am Fußball", rief Ngu'Ewodo im August 2016 nach einem Doppelpack beim 4:3-Sieg gegen Sonthofen aus, er schwärmte damals von der Zusammenarbeit mit Trainer Frank Schmöller, der selbst in seiner aktiven Zeit Stürmer war: "Herr Schmöller ist eine total coole, aber sehr strenge Respektsperson." Er käme gar nicht auf die Idee, dessen Anweisungen zu hinterfragen, sagte er beinahe ehrfurchtsvoll. Obwohl er beim Sportverein seine sportliche Heimat gefunden hatte, trennten sich die Wege: Ewodo wagte den Sprung in den bezahlten Fußball, er versuchte es vergeblich beim Drittligisten Hansa Rostock und bei seinem Jugendklub TSV 1860 München, wo er nur neunmal in der Reserve zum Zug kam. Über Türkgücü geht es nun also zurück zum SV Pullach, wo man sich auf den Rückkehrer freut: "Wir wollten eine zusätzliche Option für die Offensive und ich bin sehr dankbar, dass Theo Liedl das möglich gemacht hat vor dem Hintergrund der Nachrichten der letzten Tage", sagt Coach Frank Schmöller und spielt damit auf seine Ankündigung an, sein Traineramt am Saisonende zur Verfügung zu stellen. Schmöller will sein Werk in Pullach unbedingt gebührend mit einem Spitzenplatz in der Abschlusstabelle zu Ende führen, Manager Liedl spricht gar von "mindestens Platz zwei" - und dabei könnte ihnen Ngu'Ewodo durchaus eine Hilfe sein. "Chaka braucht einen Trainer, der auf ihn setzt, und er muss absolut fit sein, um seine Leistung zu bringen", sagt der Coach, der seinen Rückkehrer deshalb gleich mal mit einem üppigen Trainingsplan für die Winterpause ausgestattet hat. "Er hat länger nicht gespielt, deshalb müssen wir ihn erst körperlich auf ein entsprechendes Niveau bringen. Wenn das klappt, werden wir viel Spaß an ihm haben. | Der SV Pullach holt seinen ehemaligen Torjäger Menelik Chaka Ngu'Ewodo zurück, der sonst nirgends so richtig glücklich wurde. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fussball-bayernliga-wieder-vereint-1.4243755 | Sport in der Region | 00/12/2018 |
Im kommenden Jahr kehrt das Oktoberfest 7s ins Olympiastadion zurück. München wird das Rugby-Turnier bis 2022 jeweils am ersten Wiesn-Wochenende ausrichten und bezuschusst das Spektakel mit 200000 Euro. Der Flitzer hätte natürlich nicht unbedingt sein müssen, dieser nur mit einer Darth-Vader-Maske bekleidete und ansonsten splitterfasernackte Mann, der da beim Finale zwischen den Fidschi-Inseln und Australien über den Rasen des Münchner Olympiastadions sprintete. Aber auch er trug seinen Teil dazu bei, dass sich das Publikum köstlich amüsierte, als er sich den Rugbyball schnappte, ausrutschte und dann doch den Ordnern immer wieder davonlief. Bis sie ihn nach einer gefühlten Ewigkeit schnappten und in die Katakomben trugen. Familientauglich sind Flitzer nie gewesen, schon klar, aber er hatte bei den allermeisten Rugbyfans schon auch für blanke Belustigung gesorgt. Das Finale des erstmals ausgetragenen Oktoberfest 7s gewann damals vor zwei Jahren, am letzten Wiesn-Samstag, übrigens Australien gegen den Olympiasieger Fidschi. Nachdem das hochkarätige Einladungsturnier in diesem Jahr aus organisatorischen und finanziellen Gründen ausfallen musste, ist eine Neuauflage des Turniers der weltbesten 7er-Rugby-Mannschaften im kommenden Jahr nach SZ-Informationen im Olympiastadion gesichert. Demnach stehen auch schon zwei Teilnehmer fest, neben der deutschen Nationalmannschaft als Gastgeber reist England an. Die zweite Auflage soll am 21. und 22. September stattfinden, dem Eröffnungswochenende des Oktoberfestes 2019. Am Samstag sind die Vorrundenspiele geplant, am Sonntag sollen im K.o.-System der Turniersieger und die weiteren Platzierungen ermittelt werden. Hintergrund für die Verschiebung vom dritten auf das erste Wiesn-Wochenende sind auch die teuren Hotelpreise in München zu dieser Zeit. Vor Beginn des weltgrößten Volksfestes - wenn also die Rugbymannschaften schon zur Vorbereitung anreisen - sind diese noch deutlich moderater und entsprechend verträglicher fürs kalkulierte Budget. Der Plan ist es, das Turnier bis 2022 am ersten Wiesn-Wochenende zu etablieren. Der Etat soll zehn bis zwanzig Prozent unter den zwei Millionen Euro der Premiere 2017 liegen, bei der die Oktoberfest 7s GmbH als Veranstalter in der Endabrechnung sechsstellige Verluste hinnehmen musste. Um diese abzufedern, schießt die Stadt München - anders als noch im vergangenen Jahr, als sie kaum Geld beisteuerte - 200 000 Euro für das Turnier im kommenden Jahr zu. Das ist auch nötig, denn laut Finanzplan der Oktoberfest 7s GmbH, so heißt es im Stadtratsbeschluss vom 10. Oktober, entstehe dem Veranstalter bis 2022 ohne Zuschüsse ein jährliches Defizit von 379 000 bis 519 000 Euro. ‹ › Ein paar Flügel hätte Tim Lichtenberg ganz gut gebrauchen können, als er im Spiel Deutschland gegen Argentinien die Balance verlor. Bild: imago/Eibner ‹ › Doch die gab es beim Oktoberfest 7s vor zwei Jahren nur fürs Publikum. Bild: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images ‹ › Unter das Publikum hatten sich damals auch einige Schlümpfe gemischt. Bild: imago Wird geladen ... Weiterhin heißt es im Stadtratsbeschluss vom 10. Oktober: "Der Veranstalter verspricht sich eine kontinuierliche Steigerung der Zuschauerzahl bis zu circa 50 000 Fans im Jahr 2022." Bei der Premiere im Jahr 2017 hatten sich noch insgesamt 21 000 zumeist bunt verkleidete und feierfreudige Fans aus aller Welt die Spiele im Olympiastadion angeschaut, im kommenden Jahr soll ihre Zahl nach den Wünschen des Veranstalters und des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) als seinem Kooperationspartner schon auf 32 000 anwachsen. Umrahmt werden soll das Turnier, für das der Ticketverkauf bereits an diesem Samstag startet (www.oktoberfest7s.com) wieder vom traditionsreichen Amateurturnier, das künftig " Oktoberfest 7s Classics" heißt. Außerdem soll das Unterhaltungsprogramm im Olympiastadion stark ausgeweitet werden und Festivalcharakter bekommen. Von 2021 an soll parallel zum Profi-Event der Männer zusätzlich ein hochklassiges Frauenturnier mit den acht besten Teams der Olympischen Spiele 2020 in Tokio in München stattfinden. All diese Planungen sind aus einer schlechten Nachricht heraus geboren: Ursprünglich wollten die Oktoberfest 7s GmbH und der DRV von 2019 an die so populäre wie lukrative World Series nach Deutschland holen, das Heimturnier hätte sich als Munich Sevens in so traditionsreiche Formate wie das Hongkong Sevens, Singapure Sevens oder London Sevens eingereiht. Nach SZ-Informationen scheiterte München im Weltverband aber mit dem Versuch, in den illustren Zirkel der zehn Austragungsorte aufgenommen zu werden - wohl auch deshalb, weil die Funktionäre keinen neuen Standort wollten. Zugleich erlebt Rugby hierzulande seit Jahren einen enormen Popularitätsschub, nicht zuletzt, weil es 2016 sein Olympia-Comeback feierte. Allein in Bayern ist die Zahl der Vereine in den vergangenen fünf Jahren von 19 auf 27 gestiegen, in München gibt es in StuSta München, dem München RFC und dem RC Unterföhring inzwischen drei Zweitligisten. Und die Stadt verspricht sich vom neuerlichen Oktoberfest 7s einiges: So sind 2019 Besuche mehrerer Rugby-Nationalteams an Münchner Schulen geplant, der Imagegewinn durch TV-Vermarktungen ist ein weiterer Aspekt. Als wichtigsten "Meilenstein" sieht München die nachhaltige sportliche Nutzung des Olympiastadions, das sich lediglich für die drei olympischen Sportarten Fußball, Leichtathletik und Rugby eigne. "Nachdem Fußball an anderer Stelle inszeniert wird und große Leichtathletikereignisse mit deutlich höheren Kosten verbunden sind, stellt Rugby eine sinnvolle Alternative dar", besagt der Stadtratsbeschluss. Eine Alternative, die bunt und schrill und laut werden dürfte - und ohnehin ein großes sportliches Spektakel auf dem Rasen bietet. Auch ganz ohne Flitzer mit Darth-Vader-Maske. | Im kommenden Jahr kehrt das Oktoberfest 7s ins Olympiastadion zurück. München wird das Rugby-Turnier bis 2022 jeweils am ersten Wiesn-Wochenende ausrichten und bezuschusst das Spektakel mit 200000 Euro. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/rugby-sie-flitzen-wieder-1.4243751 | Sie flitzen wieder | 00/12/2018 |
Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer und der amtierende Sprint-Weltmeister Benedikt Doll haben beim Biathlon-Weltcup in Pokljuka in ihrer stärksten Disziplin das Podest verpasst. Während es für Peiffer über 10 Kilometer nach zwei Schießfehlern nur zu Rang 30 reichte, belegte Doll nach einem Schießfehler den fünften Platz. "Es hat irgendwie nicht geklappt, das Liegendschießen war ein bisschen frustrierend, das hat mir mein Ergebnis verhagelt", sagte Peiffer der ARD. Doll meinte: "Wenn man auf die Laufzeiten schaut, war es wohl okay. Es ging allerdings vom Gefühl her noch ein bisschen schwer und ich denke, dass mehr möglich gewesen wäre." Der Sieg ging trotz einer Strafrunde an den Norweger Johannes Thingnes Bö, der in der vergangenen Saison im Gesamtweltcup knapp hinter Martin Fourcade (Frankreich, diesmal 23.) gelandet war. Bö lag im Ziel vor den fehlerfreien Antonin Guigonnat (Frankreich/+16,1 Sekunden) und Alexander Loginow (Russland/16,4). Doll fehlten 16,4 Sekunden zu Platz drei. Die weiteren Deutschen landeten weit abgeschlagen noch hinter Peiffer. Simon Schempp (40.), Erik Lesser (44.), Philipp Horn (46.) und Johannes Kühn (48.) nehmen viel Rückstand mit in das Verfolgungsrennen. Der erste Weltcup dieser Saison wird am Samstag mit dem Sprint der Frauen fortgesetzt, ehe zum Abschluss am Sonntag noch die Verfolgungsrennen anstehen. | In Pokljuka läuft der Biathlet aus Norwegen allen davon, Martin Fourcade patzt. Auch die deutschen Athleten machen viele Fehler - mit einer Ausnahme. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-sprint-pokljuka-1.4244146 | Biathlon - Bö gewinnt Sprint von Pokljuka | 00/12/2018 |
Die Fußballer von Fortuna Düsseldorf, obwohl Tabellenletzter der Bundesliga, sind am Montag zu den "Düsseldorfern des Jahres" ernannt worden. So schwer sie sich fußballerisch auch tun, ihre Reputation in der Stadt ist ungebrochen. Die Fortuna trägt sogar zur kommunalen Kultur bei. Im Boulevardtheater 'Komödie' haben sie den Fußballern ein lustiges Stück gewidmet, Titel: "Die Abseitsfalle." Auch die aktuelle Lage im Verein gleicht einer Falle: mit den drittwenigsten Toren und den zweitmeisten Gegentoren der Liga verteilen sich die Schwächen quer durch alle Mannschaftsteile, was die Frage nach Verstärkungen im Winter ebenso aufwirft wie die Frage nach deren Sinn. Wie viele Spieler bräuchte man, um dieses Team erstligafest zu machen? 1,6 Millionen Euro hat die Fortuna aus der vergangenen Zweitliga-Saison übrig behalten, was dem Aufsichtsratsboss Reinhold Ernst jüngst bei der Mitgliederversammlung zu der euphorischen Nachricht verhalf: "Wir haben Finanzreserven!" Geschäftsführer Robert Schäfer schränkte aber gleich ein, man hole nur Spieler, wenn sie dem Team auch wirklich weiterhelfen. Einen Anthony Modeste hätte er gern geholt, sagte der Trainer Friedhelm Funkel, aber dessen Rückholaktion aus China haben bekanntlich die Nachbarn vom 1. FC Köln initiiert. Was ist mit Sebastian Rode? Oder Josip Drmic? Mit Köln verbinden Düsseldorfer Fußballfans nur ein schönes Erlebnis: am 11. Juni 1933 hat die Fortuna im Müngersdorfer Stadion gegen Schalke ihren einzigen deutschen Meistertitel gewonnen. Weil der Klub von dieser Trophäe bislang keine Kopie besaß, hat er jetzt eine in Auftrag gegeben, genauso wie vom DFB-Pokal, den man 1979 und 1980 gewann. "Wir wollen die beiden Pokale endlich zeigen können", sagt Schäfer. Die Vergangenheit des Düsseldorfer Fußballs hat der Gegenwart immer noch einiges voraus. Die Fortuna ist bislang auch der einzige deutsche Klub, der einen so genannten "Erinnerungskoffer" für Demenzkranke anbietet. Mit alten rot-weißen Devotionalien soll hier dem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen werden. Für den Rest der Saison hilft das aber alles nicht. Trainer Funkel und der ehrenamtliche Sportdirektor Erich Rutemöller müssen jetzt gut überlegen, ob sie noch Spieler hinzuholen, und wenn ja, wen. Würde sich ein in Dortmund nicht zum Einsatz kommender Mittelfeldmann wie Sebastian Rode nach Düsseldorf ausleihen lassen oder ein in Mönchengladbach zum Bankdrücker verdonnerter Stürmer Josip Drmic? In der vergangenen Saison hatte Düsseldorf mit Leihspielern wie Florian Neuhaus (jetzt Gladbach) oder Genki Haraguchi (jetzt Hannover) gute Erfahrungen gemacht, "aber ob uns Bundesliga-Konkurrenten jetzt auch wieder Spieler ausleihen würden, ist die Frage", sagt Funkel. Der neue hauptamtliche Sportdirektor, den der Klub bald einstellen will und der nach Medienspekulationen Lutz Pfannenstiel heißen könnte, wird bei der Akquise neuer Spieler kaum helfen können. Im Moment scoutet Pfannenstiel noch für die TSG Hoffenheim. Würde er Fortunas neuer Mann, wäre er ja aber immerhin schon im Thema. An diesem Freitagabend gastieren die Düsseldorfer bei Werder Bremen. Sie werden darauf setzen, wieder ihr geliebtes Auswärtskonterspiel mit dem schnellen Dodi Lukebakio am Ende der Verwertungskette aufziehen zu können. Das hat beim 1:1 in Leipzig und beim 3:3 in München verblüffend gut funktioniert. Der Trainer Funkel hat das Team meist gut einstellen können, das liegt an seiner enormen Erfahrung, an der in dieser Woche auch Finnlands größtes Sportmagazin Urheilulehti interessiert war. Man schickte aus Helsinki eigens einen Reporter nach Düsseldorf, um Funkel auszufragen. Urheilulethi ist nach der italienischen Gazzetta dello Sport angeblich das zweitälteste Sportmagazin der Welt, es erschien erstmals 1898. Damit ist es sogar noch ein bisschen älter als Friedhelm Funkel, der derzeit ältesten Bundesliga-Trainer. Er wird am kommenden Sonntag 65 Jahre alt. | Beim Tabellenletzten ziehen sich die Schwächen durch alle Mannschaftsteile. Im Winter soll ein neuer Sportdirektor aus Hoffenheim kommen - außerdem fallen Namen wie Drmic oder Rode. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-fortuna-duesseldorf-letzter-1.4242840 | Bundesliga: Fortuna Düsseldorf in der Falle | 00/12/2018 |
Er hatte schon eine Zeit lang gesprochen über das Spiel und über die gerade nicht so leichten Wochen beim Tabellenletzten der zweiten Fußball-Bundesliga, dem FC Ingolstadt, der seit neun Spielen auf einen Sieg wartet. Aber dann, plötzlich, sagte er: "Ich fühle mich wie ein Gewinner." Oder hatte man sich da verhört? Seine Mannschaft hatte gerade 1:1 (0:0) gespielt gegen Arminia Bielefeld und einen verdienten Sieg noch aus der Hand gegeben. Doch das Ergebnis meinte Almog Cohen gar nicht. Er fühle sich wie ein Gewinner, "weil ich jetzt keine Schmerzen mehr habe". Ein Jahr lang plagte er sich. Er spielte die vergangene Saison mit Problemen am Knie, dann am Fuß, nun ist Cohen wieder gesund. Das ist ja die gute Nachricht, die der FCI in dieser ansonsten harten Zeit erhielt, in denen mangels Erfolg erst der Trainer Stefan Leitl gehen musste, dann der Sportdirektor Angelo Vier. Langsam tastet sich Cohen nach seinem Syndesmosebandriss wieder aufs Feld, am Sonntag spielte er erstmals von Beginn an und traf nach einer flachen Flanke im Rücken der Abwehr zur Führung. Die hatte auch noch Bestand, als Cohen nach einer Stunde vom Platz ging. "Er war noch nicht so weit, dass er durchspielen konnte", sagte Trainer Alexander Nouri. "Er hat ein Zeichen gegeben, und dann haben wir ihn ausgewechselt." Dass er dann aber komplett abschaltet, so weit ist Cohen nie. Ab der 65. Minute standen so immer wieder zwei Trainer in der Ingolstädter Coaching Zone: links Motivator Nouri, der das Spiel im Stehen und meist klatschend begleitete, rechts Motivator Cohen, der von außen versuchte, den Takt vorzugeben. Nur auf dem Feld fehlte nun die ordnende Hand: Der FCI kassierte das Gegentor. Nouris System funktioniert mittlerweile. "Alle fühlen sich jetzt auf ihrer Position wohl", sagte Cohens Nebenmann im zentralen Mittelfeld, Konstantin Kerschbaumer. Aber zu beobachten war in diesem Spiel auch: Dieses System hängt schon auch von einem erfahrenen Stabilisator wie dem 1,70-Meter-Mann Cohen ab. Bereits vor dem 0:4 in Sandhausen, in dem es einen wie den Israeli gebraucht hätte, der unauffällig ein Loch in der Defensive flickt, fragte Nouri Cohen, ob er sich einen Einsatz zutraue: "Ich habe ihm gesagt, in dem Spiel noch nicht. Aber gegen Bielefeld vor der Länderspielpause will ich dabei sein." 2010 verlegte Cohen seinen Wohnsitz von Netanya nach Bayern. Erst stand er drei Jahre lang beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag, seit 2013 kickt der 30-Jährige in Ingolstadt. Von wo aus er sich allerdings nun schnell wieder verabschiedete nach seinem ersten Startelf-Einsatz der Saison: Er reiste zur israelischen Nationalmannschaft, die am Donnerstag ein Testspiel und am 20. November "ein großes Spiel für uns" (Cohen) in der Nations League bestreitet. Es geht gegen Schottland um den Gruppensieg und damit den Aufstieg in die zweithöchste Liga, wo künftig auch Deutschland spielen könnte. In Ingolstadt werden sie diese Partien mit bangem Blick verfolgen. Denn verletzen darf sich Cohen nicht. Er ist ja nicht nur ein Gewinn als Kämpfer auf dem Platz, sondern auch ein Stimmungsaufheller für die Mannschaft. "Sein Spirit hat uns heute gut getan", fand Nouri. Wie wichtig er für ihn ist, verriet eine Geste in der ersten Halbzeit. In einer Behandlungspause kam das Team vor Nouri zusammen. Der Coach klatschte mit fast allen ab. Cohen umarmte er. | Almog Cohen ist nach langer Verletzung zurück auf dem Platz. Dem Team von Trainer Nouri wird er in der Zweiten Fußball-Bundesliga helfen: als Stabilisator. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-ingolstadt-der-zweite-trainer-1.4207340 | FC Ingolstadt - Der zweite Trainer | 00/12/2018 |
Der deutsche Skifahrer soll Sauerstoff durch eine Maske eingeatmet haben - ein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln. Die deutschen Handballerinnen starten furios in die EM-Hauptrunde. Niko Kovac schafft die Rotation beim FC Bayern komplett ab. Ski alpin, Luitz: Stefan Luitz droht wegen eines Regelverstoßes die nachträgliche Disqualifikation für den Riesenslalom in Beaver Creek und damit auch der Verlust seines ersten Weltcupsieges. Der 26 Jahre alte Skirennfahrer hatte zwischen den beiden Durchgängen am vergangenen Sonntag Sauerstoff durch eine Maske eingeatmet und damit gegen das Reglement des Skiweltverbandes Fisverstoßen. Die Fis bestätigte am Freitagabend beim Treffen der Trainer vor dem Weltcup-Rennen im französischen Val d'Isère eine Untersuchung, machte zu möglichen Konsequenzen aber keine Angaben. Der betroffene Fahrer dürfe bis zu einer Entscheidung an allen Wettkämpfen teilnehmen, sagte Fis-Rennchef Markus Waldner. Einem Start von Luitz im Riesenslalom am Samstag (10.00/13.00 Uhr) steht damit nichts im Wege. In den Anti-Doping-Regeln der Fis mit Stand Juli 2016 steht auf Seite 13, dass ein Verstoß gegen diese Regeln automatisch eine Disqualifikation zur Folge hat. Allerdings erlaubt die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada in ihrer Liste der verbotenen Substanzen und Methoden aus diesem Jahr das Einatmen von Sauerstoff. Denkbar ist daher wohl auch nur eine Verwarnung. Ob eine Entscheidung noch am Wochenende fallen wird, war am Freitagabend unklar. "Wir haben einen Fehler gemacht, da stehen wir auch dazu. Weil wir nicht wussten, dass die Fis ihr Reglement an den internationalen Wada-Code nicht angepasst hat", sagte der deutsche Alpinchef Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur. "Wir akzeptieren, wenn man sagt, wir haben einen Regelverstoß gemacht. Aber nicht, dass wir gedopt haben. Wir betrügen nicht." Beim Riesenslalom am Samstag will auch Felix Neureuther antreten. Der 34-Jährige musste sein Comeback nach überstandenem Kreuzbandriss zuletzt zwei Mal verschieben. Zuletzt brach er sich den Daumen. In Frankreich fährt er mit einer Spezialschiene. Handball, EM: Mit einem furiosen Start in die Hauptrunde haben Deutschlands Handball-Frauen bei der Europameisterschaft zarte Medaillenhoffnungen geweckt. Die DHB-Auswahl feierte am Freitagabend in Nancy einen klaren 29:23 (17:8)-Sieg gegen Spanien und erhielt sich mit nunmehr 4:2 Punkten die Chance auf die erste Halbfinalteilnahme seit zehn Jahren. Beste Werferinnen für die vor allem in der ersten Halbzeit groß auftrumpfende deutsche Mannschaft waren Emily Bölk, Meike Schmelzer und Angie Geschke mit jeweils vier Toren. Zudem glänzte Torfrau Dinah Eckerle mit 15 Paraden. FC Bayern, Lewandowski: Bayern Münchens Trainer Niko Kovac hat beim deutschen Fußball-Rekordmeister zunächst einmal die Rotation abgeschafft. Stars wie Mats Hummels oder Javi Martinez droht deshalb in den nächsten Wochen die Bank. "Rotation wird es in der Form nicht mehr geben, weil es nicht so funktioniert hat. Rotation wird stattfinden, aber nur dann, wenn einer verletzt oder total am Boden ist. Für die, die hinten dran stehen, ist das nicht angenehm, aber jeder muss damit klar kommen. Es ist egal, wer es ist", sagte Kovac vor dem bayerisch-fränkischen Derby am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den 1. FC Nürnberg in aller Deutlichkeit. Der 48-Jährige kündigte vor der brisanten Partie gegen den Club erstmals schon am Tag vorher an, dass er bei seiner ersten Elf im Gegensatz zum 2:1 in Bremen keine Wechsel plant. Hummels und Martinez saßen gegen Werder nur auf der Bank. Hummels sei zuletzt ja auch "krank gewesen. Die Mannschaft hat es gegen Benfica und Bremen sehr gut gemacht, deshalb werde ich da auch nicht wechseln", betonte Kovac. Auch der angeschlagene Arjen Robben, dessen Einsatz gegen den FCN offen ist, müsste sich demnach gedulden. Kingsley Coman und Thiago sind nach längeren Verletzungspausen noch nicht bei 100 Prozent. James und Corentin Tolisso fehlen weiterhin. Er habe allen Profis zu Saisonbeginn "die nötigen Minuten gegeben", so Kovac. Nun gebe es eben Situationen, "in denen es nicht so läuft und als Trainer umdenkt". Schalke, Tedesco: Wenige Tage vor dem Revierderby zollt Schalke 04-Trainer Domenico Tedesco dem Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund Respekt. "Die Dortmunder machen das richtig gut. Man muss neidlos anerkennen, dass ihre Transfers top funktioniert haben. Sie haben einen tollen Saisonstart hingelegt, sind stark geblieben, finden in vielen Situationen die richtigen Lösungen", sagte Tedesco in einem Interview der Funke Mediengruppe. Einen Favoriten sieht Tedesco trotz eines 19-Punkte-Rückstands auf den Erzrivalen nicht. "Im Derby ist immer alles möglich, und dafür müssen wir sorgen. Wir freuen uns auf das Derby." Auch im Falle einer Niederlage mache er sich keine Gedanken, dass die Stimmung im Umfeld der Königsblauen kippen könne. Der Thematik Abstiegskampf geht der 33 Jahre alte Übungsleiter des Bundesliga-Zwölften aus dem Weg. "Ich bin kein Freund solcher Begriffe. Im letzten Jahr habe ich auch nicht reagiert, wenn andere von uns als Bayern-Jäger sprachen. Unser Plan ist immer, das nächste Spiel gut zu gestalten. Aber es stimmt natürlich, dass unser schlechter Saisonstart eine Last ist, die wir tabellarisch spüren." 3. Liga, Braunschweig: Der frühere Fußball-Nationalspieler Tobias Rau ist in den Aufsichtsrat des Drittligisten Eintracht Braunschweig gewählt worden. Der 36-Jährige erhielt am Donnerstagabend bei der Mitgliederversammlung des Vereins bei 274 abgegebenen Stimmen 234 Ja-Stimmen. "Das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich habe das Gefühl: Ich kann helfen", sagte Rau. Der gebürtige Braunschweiger begann 1999 seine Profikarriere bei der Eintracht. Danach wechselte er zum VfL Wolfsburg, FC Bayern München und zu Arminia Bielefeld. 2003 bestritt er sieben Länderspiele für Deutschland. Seit dem Ende seines Studiums und seines Referendariats arbeitet er als Lehrer in Ostwestfalen. Handball, Heuberger: Der ehemalige Bundestrainer Martin Heuberger kehrt zum Deutschen Handballbund (DHB) zurück. Der 54-Jährige übernimmt die U20/U21-Auswahl und erhält einen Vertrag bis 2023. "Gemeinsam mit Wolfgang Sommerfeld hat er im Nachwuchsleistungssport Strukturen aufgebaut und vieles entwickelt, das wir heute als alltäglich empfinden. Mit seiner Arbeit hat er auch die aktuelle Nationalmannschaft geprägt. Mit Martin Heuberger möchten wir wieder Kontinuität in diese zentrale Position unseres Trainerteams bringen", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Heuberger hatte die Nationalmannschaft als Nachfolger von Heiner Brand von 2011 bis 2014 betreut. Nachdem unter seiner Regie die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2012, die EM 2014 und die WM 2015 verpasst wurde, wurde sein Vertrag nicht verlängert. Mit den Junioren holte er 2009 und 2011 WM-Gold, 2004 und 2006 führte er den DHB-Nachwuchs zum EM-Titel. | Der deutsche Skifahrer soll Sauerstoff durch eine Maske eingeatmet haben - ein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln. Die deutschen Handballerinnen starten furios in die EM-Hauptrunde. Niko Kovac schafft die Rotation beim FC Bayern komplett ab. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-luitz-droht-disqualifikation-nach-weltcup-sieg-1.4243877 | Ski alpin - Luitz droht Disqualifikation nach Weltcup-Sieg | 00/12/2018 |
Was tut sich im Biathlon, im Jahr eins nach dem Langzeit-Präsidenten Anders Besseberg? Der Norweger hatte sich, wie das so ist in modernen Weltsportverbänden, sein eigenes kleines Reich erschaffen, samt Hofstaat und Netzwerk, das sich Richtung Russland auswuchs und dabei flott so blickdicht verfilzte, dass nun Strafermittler den Verhau aus kleinen und großen (Doping-)Betrügereien lichten müssen. Besseberg und seine Engsten mussten gehen, als das Ganze im Frühjahr aufflog, seither wird intensiv ermittelt. Und auch die Nachfolger unter dem Schweden Olle Dahlin haben jede Menge Aufklärungsarbeit vor sich. Darunter fällt, neben vielen Doping-Verdachtsfällen, die Frage, wie das Herrschaftssystem Besseberg im Detail funktioniert hat. Hier deuten sich Frivolitäten an, die über die gängigen Hinterzimmerdeals mit Kreml-Funktionären hinausreichen. Die laufenden Strafermittlungen basieren auf einem vertraulichen Dossier, das die Daten-Forensiker der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada erstellt haben. In diesem Report heißt es, die Russen hätten sich Besseberg gefügig gemacht - und es wird auch präzisiert, wie diese Gefälligkeiten ausgesehen haben sollen. „Zehn weitere Proben“: Im Biathlon drohen noch mehr Dopingfälle Zum Auftakt der Biathlon-Saison befürchten Experten neues Doping-Ungemach: Sie rechnen mit bis zu zehn weiteren Fällen, die aus den noch nicht abgearbeiteten Teilen der Staatsdoping-Affäre um russische Athleten erwachsen sollen. Das erklärte Jim Carrabre, Chef der Medizinkommission im Internationalen Biathlon-Verband IBU, in der WDR-Sendung "Sport Inside". Befragt, wie viele russische Dopingfälle er noch erwarte, sagte der Kanadier: "Zehn Proben könnten es womöglich sein, da bin ich mir sicher. Sehr sicher." Auch andere Nationen sind wieder in den Fokus von Betrugsverdächtigungen gerückt: Vor kurzem wurde neun Biathleten aus Kasachstan suspendiert. Eine detaillierte Begründung der IBU liegt noch nicht vor, spekuliert wird, dass der Vorgang in Zusammenhang mit einer Razzia im kasachischen Teamhotel im Februar 2017 zu sehen ist. Damals waren kurz vor Eröffnung der Biathlon-WM in Hochfilzen Medikamente und Utensilien sichergestellt und alle Sportler der Nationalmannschaft Blut- und Urin-Kontrollen unterzogen worden. Ob es nun neue Verdachtsmomente gibt oder warum es so lange dauerte, bis Konsequenzen aus den damaligen Funden gezogen wurden, ist noch unklar. SZ Besseberg hatte den Skijäger-Sport insofern trefflich verkörpert, als er selbst ein passionierter Jäger ist. Jedoch mehr einer aus der Gattung Wildschütz, er war gern unterwegs in den Wäldern Osteuropas, auch im Umfeld von IBU-Terminen. Und wenn es dunkel wurde, soll der leidenschaftliche Waidmann auch andere Pirsch-Routen gesucht haben, so steht es jedenfalls im Wada-Dossier: Im Zuge der Erörterung präsidialer Privatpassionen findet sich das Wörtchen "Prostituierte". Besseberg selbst wies stets sämtliche Vorwürfe strikt von sich. IBU-Vizepräsident Hamza spricht von Drohungen und Einschüchterungen Das hakt nun insofern, als sich ein neues Detail in die Verdachtskette fügt: Der langjährige Kommunikationschef des Weltverbandes betrieb, dies verrät das Handelsregister, nebenbei über Jahre einen Escort-Service. Das findet sich nicht mal in den Sumpflandschaften des Weltsports alle Tage: Dass der Verbandssprecher im Nebenjob einen Callgirl-Betrieb unterhält! Dass hinter dieser Konstellation zielstrebige Personalplanung stehen könnte, bestritt der Erotik-Unternehmer nun aber vehement gegenüber der ARD: Der IBU-Boss habe nie die Dienste der Erotikdamen in Anspruch genommen. Wobei das immerhin schon eine Annäherung ans schlüpfrige Thema ist. Noch im April hatte der Mann auf SZ-Anfrage glattweg jede Kenntnis von erotischen Umtrieben im IBU-Umfeld abgestritten. Er habe da mal Gerüchte gehört. Das sei aber schon alles. Ob der IBU-Boss also ein glückliches Händchen bei der Kabinettsbildung hatte, ob die Nebengeschäfte des damaligen Pressechefs eine Rolle spielten und aus welchen Ländern das Servicepersonal stammte, das wird nun von der Staatsanwaltschaft untersucht: Die Ermittlungen seien in "vollem Gange", teilt die Behörde mit. Wobei die Frage, wie privat die Einflussnahmen russischer Sportfunktionäre auf manche Kollegen ausfallen, soeben eine neue Facette erhielt. Jiri Hamza wirft russischen Offiziellen vor, ihn im Zuge der Dopingaffäre massiv bedroht und eingeschüchtert zu haben. "Einige russische Offizielle haben uns bedroht, auch meine Familie. Sie wollten uns zum Schweigen bringen", sagte der tschechische IBU-Vizepräsident seiner Heimatzeitung Lidove Noviny. Hamza gehörte schon vor Bessebergs Sturz zu den schärfsten Kritikern Russlands und des IBU-Patrons. Anders übrigens als die meisten deutschen Biathlon-Vertreter. | Hat sich Russland den früheren Biathlon-Präsidenten gefügig gemacht? Es deuten sich Frivolitäten an, die die übliche Korruptionspraxis im Sport noch übertreffen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-skandal-russland-callgirl-nebenjob-1.4242821 | Biathlon-Skandal: Callgirlvermittlung im Nebenjob | 00/12/2018 |
Falls sie müde ist, oder gar bewegt, sieht man es ihr nicht an. Sie blinzelt im Licht, das ihr auf dem Podium grell entgegen scheint, die blonden Haare glänzen noch ein wenig blonder. Sie lächelt. Dann redet Ines Geipel über den Anlass an diesem Tag, "an dem wir ehren, feiern, anfangen, verabschieden". Nur zwei Mal merkt man, wie bewegt sie tatsächlich ist. Einmal, als sie den unerwarteten Tod des Mediziners Harald Freyberger verkündet, der viele Dopingopfer begutachtet hat. Und dann, als es um ihre Rolle an diesem Tag geht: der sich Verabschiedenden. Wobei Geipel lieber von einem "Tag des Umbruchs" spricht und sagt: "Es ist die letzten Wochen ja ein bisschen bunt zugegangen." Das ist ein kleines bisschen untertrieben. Der Doping-Opfer-Hilfe-Verein (DOH) verleiht jedes Jahr Anfang Dezember in Berlin seinen Anti-Doping-Preis, die teils renommierten Mitglieder sitzen im Publikum, man zeigt, dass man gemeinsam für die Sache kämpft. Dieses Mal? Sind manche Stammgäste abwesend, der Molekularbiologe Werner Franke etwa, eine der dröhnendsten Stimmen im deutschen Anti-Doping-Kampf. Und Geipel erzählt mit jetzt doch brüchiger Stimme von den zähen Anfängen des DOH, von "unwürdigen" Debatten zuletzt, weshalb sie nach langen Jahren im Verein, fünf davon an der Spitze, ihren Posten abgibt. Ihr Nachfolger, der Sportrechtsanwalt Michael Lehner, spricht später von Wogen, die zu glätten seien, als säßen sie auf einem taumelnden Tanker, der durch eine raue See schlingert. Was ja auch irgendwie stimmt, jetzt, da einstige Mitstreiter sich seit Wochen bekämpfen, Dopingopfer gegen Dopingopfer. Wie konnte es so weit kommen? Eigentlich sind es ja auch jetzt noch gute Tage für den DOH, ein wenig Sonnenschein auf stürmischer See. Die Bundesregierung hat die Frist des zweiten Dopingopfer-Hilfegesetzes nun bis Ende 2019 verlängert, 13,6 Millionen Euro vom Staat stehen bereit. Es ist ein großer Erfolg, vor allem für Geipel, die immer wieder betont hatte, dass die bisherigen Zuwendungen nicht ausreichen würden. Viele Schäden der DDR-Chemiezucht seien erst jetzt sichtbar; man könne das auch an den neuen Anträgen ablesen: mehr als 900 bis jetzt, wie Geipel am Donnerstag betont. Dass ist in der Tat unbestritten: dass die DDR längst versunken ist und mit ihr der Staatsplan 14.25, mit dem sie mehr als 10 000 Athleten flächendeckend mit Doping fütterte - dass viele Opfer aber im Jetzt leiden; Traumata kennen nun mal keine Frist. Kritiker finden: Der DOH schaue nicht so genau hin Aber über die Marschroute des Vereins, über manch große und viele kleine Fragen, gab es schon länger Differenzen im DOH. Und so bedurfte es zuletzt nicht mehr viel, um diese freizulegen. Anfang August schilderten der Tagesspiegel und die FAZ den Fall eines minderjährigen Kugelstoßers, der von seinem Trainer Dieter Kollark in der DDR gedopt worden sein soll. Der 73-Jährige hat nie bestritten, dass er tief ins DDR-Doping verstrickt war, aber Minderjährige, die habe er in dem betreffenden Zeitraum weder betreut noch gedopt (der Fall beschäftigt mittlerweile Staatsanwaltschaft und LKA). Im Nordkurier, einer Lokalzeitung in Neubrandenburg, vermutete Kollark, ein Trittbrettfahrer denke sich da wohl eine Geschichte aus, um die Einmalzahlung für Dopingopfer abzustauben, 10 500 Euro. Und weil dieses Thema auch Geipels Kritiker beschäftigt, wagten diese sich nun aus der Deckung. Der DOH schaue nicht so genau hin, hieß es, treibe die Zahlen der DDR-Opfer in die Höhe, übertreibe bei den Spätfolgen. Geipel, die in den 1980er-Jahren in der DDR-Sprinterin war und stets beteuert, unwissend gedopt worden zu sein, wehrte sich teils sachlich, teils feurig. Die Kritiker würden weder die akute Arbeit des DOH noch den Stand der Forschung kennen. Der Nordkurier betreibe "Verwahrlosungsjournalismus". Und sie sei nun mal den Hunderten von wahrhaftigen Opfern verpflichtet, rechtfertigte sie ihre harschen Worte, was aber auch dazu führte, dass andere Zwiste im Hintergrund weiter befeuert wurden und es irgendwann um vieles ging, nur nicht mehr oft um die Sache. Zuletzt legten vier DOH-Kritiker nach, in einem Brief an den Sportausschuss des Bundestags: Franke, die frühere Leichtathletin Claudia Lepping, der Langlauftrainer Henner Misersky und der Sportpädagoge Gerhard Treutlein. Das Opfer-Hilfegesetz? Werde von früheren Athleten wie dem einstigen Zehnkämpfer Christian Schenk missbraucht, der trotz wissentlichen Dopings über einen Antrag sinniere. Außerdem war es "immer schon eine Einladung zum fortwährenden Betrug durch damals dopende Sportler, die heute behaupten, nichts gewusst zu haben". Die Gutachten? Von Ärzten verfasst, die eng mit dem DOH verbandelt seien und "subjektive Psycho-Gefühle" (Franke) diagnostizieren. Staatliche Behörden? Stünden dem DOH auch zu nahe, was man schon daran sehe, dass Anne Drescher, die Landesbeauftragte in Mecklenburg-Vorpommern für die DDR-Aufarbeitung, nun mit dem Anti-Doping-Preis des DOH ausgezeichnet werde. Am Donnerstag legten die Kritiker in einem Papier nach, das sie vor dem Versammlungssaal verteilten: Der Verein müsse endlich "zur Wahrheit zurückkehren". | Ines Geipel legt das Amt der Vorsitzenden des Doping-Opfer-Hilfe-Vereins nieder. Im Verein bekämpfen sich einstige Mitstreiter seit Wochen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/doping-hilfe-ddr-1.4242814 | Dopingopfer gegen Dopingopfer | 00/12/2018 |
Fans von Boca Juniors feiern ihr Team auf dessen Weg im Bus zum internationalen Flughafen in Buenos Aires, von wo es nach Madrid aufbrach. Die beiden Fußballmannschaften sind nun tatsächlich in Spanien angekommen, das ist schon mal gut. Nach zwölf Stunden Flug erreichte am Mittwochnachmittag zuerst der "Club Atlético Boca Juniors" den Aeropuerto Barajas, am Donnerstagmorgen landete dann der "Club Atlético River Plate". Beide haben Hotels in Stadionnähe bezogen, trainieren aber dreißig Kilometer voneinander entfernt: River auf dem Gelände von Real Madrid im Vorort Valdebebas im Osten, Boca auf der Anlage des spanischen Fußballverbandes in der Gemeinde Las Rozas im Nordwesten. Was in Buenos Aires misslang, soll am Sonntagabend (20.30 Uhr) in 10 000 Kilometern Entfernung endlich glücken: das Finale der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, abzuschließen, in dem sich erstmals Argentiniens Erzfeinde gegenüberstehen. Zur Erinnerung: Nach dem 2:2 im Hinspiel in der Bombonera (Pralinenschachtel) genannten Arena im Viertel "la Boca" von Buenos Aires sollte das Rückspiel am vorvergangenen Samstag in Rivers Estádio Monumental steigen. Doch als Fanatiker den Boca-Bus mit Steinen bewarfen, brach Chaos aus. Scheibensplitter und Tränengas verletzten Spieler, zwei mussten ins Krankenhaus. Nach stundenlangem Durcheinander wurde die Partie verschoben, tags darauf dann abgesagt. Schon jetzt das "längste Finale der Welt" Dann zauberte der südamerikanische Fußballverband Conmebol das Estádio Santiago Bernabéu aus dem Hut. Spanien sei bereit und in der Lage, das Endspiel sicher auszurichten, twitterte Regierungschef Pedro Sanchez ausgerechnet auf der Reise nach Buenos Aires, wo der G20-Gipfel dann reibungslos verlief. Das von Spöttern so getaufte "längste Finale der Welt" (ein Unwetter verzögerte schon das Hinspiel um 24 Stunden) muss zu einem Ende gebracht werden. Der neue Titelträger soll schon in anderthalb Wochen in den Vereinigten Arabischen Emiraten bei der Klub-WM antreten - der Weltverband Fifa macht entsprechend Druck. Conmebol-Boss Alejandro Dominguez aus Paraguay versuchte den Argentiniern das Derby im Exil mit dem Hinweis schmackhaft zu machen, dass 250 000 Landsleute in Spanien die größte Kolonie außerhalb des Heimatlandes bilden. Doch ganz Lateinamerika schrie Zeter und Mordio. Diego Maradona dachte im Schock an das eigene Portemonnaie: "Um ein Boca - River zu sehen, muss ich mit meiner Familie nach Madrid reisen? Wisst Ihr, was das kostet?", schimpfte Argentiniens Nationalheld und schloss gewohnt differenziert: "Hurensöhne!" Die Sportzeitung Olé berichtete im Internet tagelang unter der Kopfzeile "Copa Libertadores/el escandolo". Der Skandal. Boca würde am liebsten gar nicht mehr spielen, River nur im eigenen Stadion. | Der von Argentinien nach Spanien verlegte Superclásico zwischen Boca Juniors und River Plate wird für die Polizei zur Jahrhundertaufgabe. Die Fans wittern eine Verschwörung - auch Diego Maradona zürnt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/superclasico-madrid-boca-river-1.4242836 | Superclásico in Madrid: Sogar Diego Maradona zürnt | 00/12/2018 |
FC Bayern, Lewandowski: Bayern-Angreifer Robert Lewandowski sieht in der ungewohnten Rollenverteilung in der Fußball-Bundesliga auch eine Chance. "Manchmal ist es gar nicht schlecht, wenn du aus der zweiten Reihe attackierst. Wir sind jetzt gerne auch einmal der Jäger", sagte Lewandowski in einem Interview der Bild-Zeitung. Vor dem 14. Spieltag führt Borussia Dortmund die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung auf Borussia Mönchengladbach an. Der deutsche Rekordmeister FC Bayern München hat als Vierter vor der Partie gegen den 1. FC Nürnberg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) schon neun Zähler Rückstand. "Wir haben in den letzten Jahren immer nach hinten geschaut. Wenn du siehst, jemand ist vor dir - das bedeutet, dass du mehr unter Spannung bist. Du willst es dann umso mehr schaffen, dieses Team einzuholen", sagte der polnische Nationalspieler. Es sei als "Jäger einfacher, von hinten zu attackieren, als wenn du als Erster auf die Attacken von hinten schauen musst. Gerade wenn du die Erfahrung nicht hast", betonte Lewandowski. Auf die Frage, ob die Jäger-Rolle eventuell noch von Vorteil sein könne, weil die Spannung höher bleibt, antwortete der 30-Jährige: "Natürlich! Da ist sehr vieles Kopfsache. Wenn du weißt, dass du sowohl in Bundesliga, Pokal als auch in der Champions League richtig kämpfen musst, dann ist das etwas anderes, als wenn du 20 Punkte Vorsprung hast und dich nur auf die Champions League fokussierst. Ich wünsche mir das sogar, dass die Spannung hoch bleibt." Schalke, Tedesco: Wenige Tage vor dem Revierderby zollt Schalke 04-Trainer Domenico Tedesco dem Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Dortmund Respekt. "Die Dortmunder machen das richtig gut. Man muss neidlos anerkennen, dass ihre Transfers top funktioniert haben. Sie haben einen tollen Saisonstart hingelegt, sind stark geblieben, finden in vielen Situationen die richtigen Lösungen", sagte Tedesco in einem Interview der Funke Mediengruppe. Einen Favoriten sieht Tedesco trotz eines 19-Punkte-Rückstands auf den Erzrivalen nicht. "Im Derby ist immer alles möglich, und dafür müssen wir sorgen. Wir freuen uns auf das Derby." Auch im Falle einer Niederlage mache er sich keine Gedanken, dass die Stimmung im Umfeld der Königsblauen kippen könne. Der Thematik Abstiegskampf geht der 33 Jahre alte Übungsleiter des Bundesliga-Zwölften aus dem Weg. "Ich bin kein Freund solcher Begriffe. Im letzten Jahr habe ich auch nicht reagiert, wenn andere von uns als Bayern-Jäger sprachen. Unser Plan ist immer, das nächste Spiel gut zu gestalten. Aber es stimmt natürlich, dass unser schlechter Saisonstart eine Last ist, die wir tabellarisch spüren." 3. Liga, Braunschweig: Der frühere Fußball-Nationalspieler Tobias Rau ist in den Aufsichtsrat des Drittligisten Eintracht Braunschweig gewählt worden. Der 36-Jährige erhielt am Donnerstagabend bei der Mitgliederversammlung des Vereins bei 274 abgegebenen Stimmen 234 Ja-Stimmen. "Das ist für mich eine Herzensangelegenheit. Ich habe das Gefühl: Ich kann helfen", sagte Rau. Der gebürtige Braunschweiger begann 1999 seine Profikarriere bei der Eintracht. Danach wechselte er zum VfL Wolfsburg, FC Bayern München und zu Arminia Bielefeld. 2003 bestritt er sieben Länderspiele für Deutschland. Seit dem Ende seines Studiums und seines Referendariats arbeitet er als Lehrer in Ostwestfalen. Handball, HBL: Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen hat dem SC Magdeburg im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga eine Lehrstunde erteilt. Am 16. Spieltag setzte sich der Tabellenvierte dank einer in der ersten Halbzeit überragenden Leistung 28:22 (18:8) gegen den Liga-Dritten durch und rückte in der Tabelle mit 25:5 Punkten bei zwei Spielen weniger auf dem Konto an Magdeburg (26:8) heran. "Die erste Halbzeit war unsere Beste in dieser Saison", sagte Löwen-Keeper Andreas Palicka bei Sky. Magdeburgs Rückraumspieler Michael Damgaard klagte dagegen: "Die erste Halbzeit heute war überhaupt nicht zu akzeptieren. Wir haben viel verworfen, aber das war nicht unsere einzige Unsicherheit." Unangefochtener Spitzenreiter bleibt die SG Flensburg-Handewitt. Der Titelverteidiger setzte sich in einer von den starken Abwehrreihen geprägten Partie beim ersatzgeschwächten Tabellensechsten MT Melsungen 24:18 (12:10) durch und feierte im 16. Saisonspiel den 16. Sieg. Keine Blöße gab sich beim 32:19 (17:11) gegen den TVB 1898 Stuttgart auch der erste Verfolger THW Kiel (30:4 Punkte). Die Füchse Berlin schoben sich mit einem 29:20 (19:10) beim Traditionsklub Gummersbach an Melsungen vorbei auf Platz fünf (20:12). | Bayern-Angreifer Robert Lewandowski warnt den Tabellenführer aus Dortmund. Schalkes Trainer Tedesco ist dagegen voll des Lobes über den BVB. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/robert-lewandowski-wir-sind-jetzt-gerne-auch-einmal-der-jaeger-1.4243296 | "Robert Lewandowski - ""Wir sind jetzt gerne auch einmal der Jäger""" | 00/12/2018 |
Die Basketballer des FC Bayern haben vor 4517 Zuschauern im Audi Dome einen wichtigen Sieg in der Euroleague gelandet: Nach dem 72:65 gegen Khimki Moskau bleiben die Münchner bei 5:6 Siegen aussichtsreich im Rennen um die K.o.-Runde. Den Bayern war nach der doch überraschend hohen 71:95-Niederlage in Tel Aviv vor Wochenfrist die Nervosität anzumerken, zumal diese Partie eine gewisse Bedeutung hatte. Beide Mannschaften lagen mit einer Bilanz von 4:6 einen Sieg hinter dem achten Platz zurück, Heimspiele gegen vermeintlich gleichwertige Kontrahenten sollten also gewonnen werden, um die Runde der letzten Acht nicht vorzeitig aus den Augen zu verlieren. So waren es die Guards der Münchner, die den Takt vorgaben. Maodo Lo (im Bild links) brachte mit feinen Dribblings Struktur und Punkte, auch Stefan Jovic wusste zu überzeugen. Khimki verteidigte sehr aggressiv, was vor allem den Distanzschützen Probleme bereitete. Moskau traf besser, obwohl Alexej Shved verletzt fehlte, der beste Punktesammler der Euroleague. Dennoch gelang es den Bayern in einer sehr intensiven Partie, trotz vieler Ballverluste und vergebener Chancen, mit einem 31:28-Vorsprung in die Pause zu gehen. Auch nach dem Wechsel bestimmten die Gastgeber das Spiel, erkämpften sich immer wieder Vorteile, die sie aber immer wieder hergaben. Khimki holte einen zweistelligen Rückstand (32:43, 25. Minute) auf, und war vor dem abschließenden Viertel beim 50:54 wieder dran. Somit war klar, dass die letzten zehn Minuten zur Nervenschlacht würden, in denen die Bayern, angeführt von Lo, Jovic (je 9 Punkte), Derek Williams (10), Vladimir Lucic (13) und Nihad Djedovic (14) bewiesen, dass sie aus Niederlagen lernen können. | Bayerns Basketballer halten dank des 72:65-Sieges gegen Moskau Anschluss an die Runde der letzten Acht. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-euroleague-nervenspiel-mit-gutem-ende-1.4242428 | Nervenspiel mit gutem Ende | 00/12/2018 |
Hart anpacken: Unter dem neuen Trainer Jens Keller soll es bei Ingolstadt wieder rauer zugehen, so wie es Tobias Schröck (links) gegen Robert Leipertz vormacht. Der neue Trainer Jens Keller muss beim Zweitliga-Letzten Ingolstadt ein von Zweifeln und Überheblichkeit zerrissene Mannschaft einen - und sich selbst dabei neu erfinden. Wenn Jens Keller dieser Tage einen Raum betritt, dann macht er das mit der Haltung eines Cowboys. Die Knie nach außen gedrückt, der Rücken gerade, die Hände an den Hüften. So gehen Westernhelden, die sich nach langem Ritt vom Pferderücken geschwungen haben. Oder frühere Fußballer, die wissen, dass sie jetzt keine Schwächen zeigen dürfen. | Der neue Trainer Jens Keller muss beim Zweitliga-Letzten Ingolstadt ein von Zweifeln und Überheblichkeit zerrissene Mannschaft einen - und sich selbst dabei neu erfinden. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-ingolstadt-jens-keller-1.4242426 | FC Ingolstadt - Sehnsucht nach Autorität | 00/12/2018 |
Detailansicht öffnen Günter Schwarz, 64. (Foto: Michael Nagy) Der Münchner Sportamtsleiter Günter Schwarz (Porträt unten) ist eine der entscheidenden Figuren, wenn es um die Frage geht, wann, wie und wo sich erwiesenermaßen rund eine Million Münchner Bürger bewegen, spielen, joggen, oder wann was wo gebaut wird. Von Actionsport bis Zumba, von SAP-Arena bis Audi Dome, Schwarz weiß über (fast) alles Bescheid. Am Ende seiner beinahe 50-jährigen Laufbahn bei der Stadt hat er die SZ auf einen Streifzug mitgenommen: über Rasen und Asche, zu Arenen und Löwen, in die Vergangenheit und Zukunft. Familienrettung "Der wichtigste Haken, auch wenn er sperrig klingt: Wir haben gerade 21 Sportvorbehaltsflächen gesichert. Also Flächen, die nur für Sportbauten reserviert sind. Das ist deshalb so wichtig, weil uns die Flächen ausgehen in München. Der zweite Haken: Wir hatten für die Bezirkssportanlagen lange die Sechs-Tage-Woche und im Sommer die 54-Stunden-Woche für den Platzwart. Das muss man sich mal vorstellen! Die hatten nur montags frei und waren jedes Wochenende im Einsatz. Viele haben mir gesagt, ihre Ehen und Familien gehen kaputt. Jetzt sind wir bei einer Fünf-Tage-Woche mit 39 Stunden und Zwei-Schicht-Betrieb. Mit verlängerten Öffnungszeiten. Der dritte Haken: die Schwimmoffensive. In den letzten drei Wochen der Sommerferien hatten wir 27 Schwimmbäder geöffnet, 39 Schulen, 140 Klassen, 2800 Schüler im Wasser. Zusammen mit der DLRG und der Wasserwacht haben wir über 800 Abzeichen geschafft. Da bin ich stolz drauf." Fehler der Vergangenheit "In den 50ern, 60ern, 70ern hat München von der Substanz gelebt, nur wenig saniert, da ist alles vor sich hingebröckelt. Da hat man eher überlegt, wie man die Bezirkssportanlagen an die Vereine abgeben kann, damit die Stadt sie nicht mehr betreiben muss. Es gab noch vor zehn, 15 Jahren auch in der Stadtspitze die Ansage: Ihr müsst jetzt soundsoviel hunderttausend Euro im Jahr sparen, welche Anlage macht ihr zu? Das Grünwalder Stadion sollte in ein Einkaufszentrum umgebaut werden, anstelle des Landesleistungszentrums für Rudern und Kanu wollten manche Stadträte den ,Trog' zuschütten und stattdessen lieber eine Driving Range. Eine Schande wäre es gewesen. Der Audi Dome sollte plattgemacht werden, weil man das Geld für den Brandschutz nicht in die Hand nehmen wollte. Jetzt ist er hierzulande eine der besten Basketballhallen. Für solche Dinge ist das Bewusstsein erst wieder entstanden in letzter Zeit, nach dem Motto: Lasst uns diese Juwele sichern!" Déjà-vu im Grünwalder Stadion Detailansicht öffnen Wo vor Jahren noch ein Einkaufszentrum geplant war, wird wieder Fußball gespielt – das Grünwalder Stadion stößt an seine Kapazitätsgrenzen. (Foto: Claus Schunk) "Seit 1994 betreue ich dieses Dauerthema. Inzwischen haben wir ein drittligataugliches Stadion für die Münchner Fußballer ausgebaut. Ziel war, Sechzig II, Bayern II und die Bayern-Frauen dort unterzubringen. Und plötzlich hatten wir die erste Mannschaft von 1860 München drin. Obwohl wir vor einigen Jahren kurz vor dem Abriss waren. Und jetzt will auch Türkgücü hinein, wenn sie in die Regionalliga aufsteigen. Da kommen wir an die Kapazitätsgrenze. Die einen Anwohner sagen, super, wieder was los in Giesing, die Kneipen sind voll, die anderen sagen, ich habe die Wildpinkler vor dem Gartenzaun, so geht's nimmer. Dann hast du wie kürzlich beim Spiel gegen Halle Randale in der U-Bahn. Das ist der Spagat, der uns zu schaffen macht. Und nun wollen die Sechziger am liebsten statt 15 000 ein Stadion zwischen 25 000 und 30 000 Zuschauerplätzen. Und VIP-Räume. Wir wissen ganz genau, was wirklich geht an Zuschauern im Stadion, um den Bestandschutz nicht zu gefährden. Voraussichtlich im Januar gibt es den Stadtratsbeschluss. Aber eins ist klar: Es geht nicht mehr viel. Für 20 000 Zuschauer brauchst du 2000 Stellplätze. Wo kriegst du die in Giesing her? Die Quadratur des Kreises. Und eine Lösung habe ich nicht." Schmuckstück SAP-Arena Detailansicht öffnen Die SAP-Arena (der Siegerentwurf im Architektenwettbewerb) soll bald den Olympiapark bereichern. (Foto: Red Bull/oh) "Die beiden Architektenvorschläge sind nun bekannt, Bauherr Red Bull sagt jetzt A oder B, dann geht es los, Mitte 2019. Wir haben das Raum- und Funktionsprogramm entwickelt, gesagt, wie viele Eisstunden wir für Vereins-, Breiten- und Schulsport brauchen. Wir kaufen über 7200 Eisstunden pro Jahr ein! Es gibt eine Spielfläche für die Profis und drei Trainingsflächen, schön eingebettet ins Gesamtensemble, die werden von außen gar nicht so sehr sichtbar sein - eine tolle städtebauliche Geschichte. Die Halle ist ein großer Schritt nach vorne und dem Olympiapark würdig. Das Lichtkonzept wird fantastisch. Und die Umbauzeit von Basketball- zu Eishockeyspielen ist marginal. Deckel drauf, Deckel runter. Mit Schubsystem und mobilen Elementen wird das Eis abgedeckt. Red Bull wird uns noch überraschen." Eier legende Wollmilchsäue "Für die Vereine ist es komplizierter geworden. Ein ehrenamtlicher Vorstand soll bei einer Baumaßnahme Fachplaner sein, Architekt, er soll die Datenschutzgrundverordnung beherrschen, Personal führen,interkulturell ausgebildet sein: Das ist die Eier legende Wollmilchsau. Aus meiner Sicht geht es in München nur dann, wenn sich größere Einheiten bilden, wenn die Vereine fusionieren. Mit dem Fachanwalt im Vorstand, dem EDV-Spezialisten. Der 4000 Mitglieder starke Verein mit hauptamtlichem Geschäftsführer, Kindersportschule und Angebot von früh bis spät für alle Altersgruppen ist die Zukunft. Der Einsparten-Verein mit 100 Mitgliedern gehört aus meiner Sicht der Vergangenheit an." Die mittelgroße Halle "Was der Olympiapark gut vertragen könnte, wäre eine Halle mit 4000 bis 6000 Zuschauern. Wir brauchen auch noch eine 1500-Zuschauer-Halle. Die könnte beim Hockeyklub Münchner SC gebaut werden. Seine alte, marode Halle müsste weg, dann könnte man dort Tischtennis, Hockey und anderes unterbringen. Es gibt konkrete Pläne vom Tischtennisverband. Der Volleyball müsste in die 4000er-Halle rein. Die Herrschinger warten ja nur, dass sie Münchner Verein werden und Spitzenvolleyball anbieten. Die wandern ja durch den Landkreis Starnberg und jeder sagt ihnen, was alles nicht geht. Das Potenzial für Spitzenvolleyball in München ist da. Du brauchst ein Jahr, um das hochzuziehen." Olympiaregatta-Strecke Detailansicht öffnen Auch die Olympia- Regattastrecke soll wieder mit mehr Leben gefüllt werden (Foto: Claus Schunk) "Wir sind in der Abstimmung mit dem Baureferat und werden im Frühjahr 2019 den Vereinen und Nutzern unsere Planungen vorstellen. Uns schwebt eine Kombi-Nutzung mit einem starken Sportschullandheim mit über 100 Plätzen vor. Integriert in die Tribüne. Dort sollen auch Funktions- und Aufenthaltsräume rein, Wettkampfbüros, das Pressezentrum. Es wird sich viel unter dem Tribünendach abspielen. Eine Doppelhalle mit Kraftraum ist geplant, das Schwimmbad ist noch in der Schwebe. Und in Sachen Leistungssport bei Rudern und Kanu hoffe ich sehr, dass die European Championships 2022 nach München kommen. Wenn sie kämen, würde auch die Sanierung der Regattastrecke Fahrt aufnehmen, weil wir mit Bund und Land kooperieren könnten. Einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag wird das aber kosten." Asche zu Asche "Wir legen Kunstrasen auf unsere Sportplätze, wo es nur geht. Asche zu Asche, die roten Plätze müssen weg. Pflegeleichter, im Winter bespielbarer Kunstrasen ist die Zukunft. Er ist jetzt in der vierten Generation, Granulat, sandverfüllt, ganz was Feines. Wenn einer bei der ersten Generation hingefallen ist, hat er sich alles aufgeschürft, war mit Pusteln übersät. Und jetzt? Kürzlich hat mal ein kleiner Steppke bei der Einweihung eines Kunstrasen-Platzes auf die Frage der Sport-Bürgermeisterin geantwortet, wie der Rasen denn sei: "Der ist Scheiße." Die Bürgermeisterin: Warum? Der Steppke: "Ich bin Torwart. Und wenn ich mich da schmeiße, möchte ich gar nicht mehr aufstehen, so schön weich ist der." Länger, höher, tiefer "Wir verwalten immer noch einen Mangel. Es kann auch nicht mehr sein, dass hier eine Schule steht, dort ein Kindergarten und da ein Sportplatz. Das Schachteldenken ist passé. Eine reine Schulsportanlage? Eine reine Schulturnhalle? Ein reines Schulschwimmbad? Warum? Die sind für jeden da. Es kann auch nicht sein, dass eine Halle um 20 Uhr zugesperrt wird, weil der Hausmeister sagt, wenn da Basketball gespielt wird, knallt der Ball an die Wand seiner Wohnung nebenan und stört seine kleinen Kinder beim Schlafen. Haben wir alles schon gehabt. Wir brauchen eine durchgehende Öffnung, von acht bis 23 Uhr, an Wochenenden, in den Ferien. Und wir müssen in die Höhe und Tiefe denken. Volleyball- oder Basketballplätze auf Flachdächern: Warum nicht? 50-Meter-Schwimmbecken im Kellergeschoss mit toller Beleuchtung? Gibt es alles. Wir müssen nur umdenken." | Zum Abschied des Münchner Sportamtsleiters Günter Schwarz: Ein Gespräch über Sport auf Flachdächern, unsichtbare Eishallen, Tribünenheime und andere Wollmilchsäue. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/sportpolitik-schachteldenken-ist-passe-1.4241784 | """Schachteldenken ist passé""" | 00/12/2018 |
Wenn die Nürnberg Ice Tigers an diesem Freitag (19.30 Uhr) den deutschen Meister EHC Red Bull München empfangen, dann ist dieses Spiel, anders als in den vergangenen Jahren, nicht das Spitzenspiel der Deutschen Eishockey Liga. Was, vorsichtig formuliert, nicht am Tabellenzweiten München liegt. Es sind die Nürnberger, die aktuell schwere Zeiten durchmachen. Dreimal nacheinander erreichten die Franken das Halbfinale der DEL, doch in dieser Saison dümpeln sie auf dem drittletzten Platz herum, elf Punkte hinter den Playoff-Rängen; zuletzt verlor die Mannschaft von Martin Jiranek sechs von sieben Spielen. Da kann es nicht schaden, sich an glorreiche Zeiten zu erinnern. Vor dem Duell mit München wird Steven Reinprecht (im Bild vorne) geehrt. 337 Mal hat der ehemalige NHL-Profi seit 2013 für Nürnberg in der DEL gespielt, 117 Tore geschossen und 229 vorbereitet, die meisten für seine Reihenkollegen Yasin Ehliz und Patrick Reimer (v. l.). Nach der vergangenen Saison hat "Reino", wie ihn Fans und Teamkollegen nennen, seine Karriere dann beendet, 42 Jahre ist er mittlerweile alt. Am Freitag wird Reinprechts Trikot unters Hallendach gezogen, seine Nummer 28 soll nicht mehr vergeben werden. Auch für Ehliz ist das fränkisch-oberbayerische Derby eine Begegnung mit der Vergangenheit. Zum ersten Mal seit seinem gescheiterten NHL-Abenteuer kehrt der Nationalspieler nach Nürnberg zurück - als Gegner. Die Fans der Ice Tigers nahmen ihm seinen Wechsel nach München Anfang November übel, der Verein machte in einer Stellungnahme einen vermeintlichen Wortbruch des 25-Jährigen öffentlich. Ehliz hat acht Jahre für die Ice Tigers gespielt, in 386 Partien hat er 93 Tore geschossen und 165 vorbereitet. Dankbarkeit sollte er dafür nicht erwarten. | Nürnberg ehrt Steven Reinprecht. Weniger Freundlichkeit sollte Yasin Ehliz erwarten. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-abschied-und-wiedersehen-1.4242423 | Abschied und Wiedersehen | 00/12/2018 |
Wenn Günter Schwarz an diesem Freitag ein letztes Mal aus dem Fenster seines Büros an der Münchner Bayerstraße auf den Hauptbahnhof blickt, sieht er sie wieder, die qualmende Dampflok. Sie ist ein Teil seines Arbeitsalltags im dritten Stock des Referats für Bildung und Sport an der Bayerstraße geworden. Im vergangenen Sommer, erzählt Schwarz, konnte er das Fenster kaum öffnen, weil ständig der Dampf hochstieg. Und bei geschlossenem Fenster bekam er Schweißausbrüche. Ansonsten liebt Schwarz aber sein Büro, die Arbeit. Er wollte immer eines: den Sport voranbringen in München. Schwarz arbeitete fast 50 Jahre bei der Stadt. Eigentlich sollte er Leiter eines der fünf Standesämter werden, doch dann wechselte er 1990 ins Sportamt, in den letzten zweieinhalb Jahren führte er dort 200 Mitarbeiter. Am Freitag geht er - glücklich - in Ruhestand. "Bei 90 Prozent von dem, was ich mir vorgenommen habe, kann ich einen Haken machen." Der Leiter des Münchner Sportamtes hat inzwischen mehr als 700 Vereine und rund eine Million Sporttreibende in München unter seiner Obhut, er muss um Sportflächen in der am dichtesten besiedelten Großstadt Deutschlands kämpfen, Bezirkssportanlagen erneuern, Hallen sanieren, Initiativen für den Breiten- und Freizeitsport auf den Weg bringen. Er ist involviert in die Planungen zur neuen SAP-Arena im Olympiapark oder zur Sanierung der Ruderregattastrecke in Oberschleißheim. Man kann sagen: Neben der Sportbürgermeisterin Christine Strobl (SPD), Referatsleiterin Beatrix Zurek und Olympiapark-Chefin Marion Schöne ist Schwarz der wichtigste Manager des Münchner Sports. "Am Ende müssen Sie ein Ergebnis erzielen, das der Stadtrat absegnet - die große Kunst", sagt Schwarz, der seine Mitarbeiter "lauter Sportverrückte" nennt. An die 60-Stunden-Woche hat er sich längst gewöhnt, er besuchte Vereine, Festivals im Olympiapark oder auf dem Königsplatz, traf sich mit Verbänden oder der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Mit dem damaligen Oberbürgermeister Christian Ude startete Schwarz in Kiew die Städtepartnerschaft, er war Delegationsleiter in Münchens japanischer Partnerstadt Sapporo. "Das erlebst du als Verwaltungsbeamter normalerweise nicht", sagt Schwarz. Seine Frau fragte ihn zugleich mal, ob es denn möglich sei, dass er wenigstens an einem Tag pro Woche vor 20 Uhr nach Hause komme. 2015 kam der Zusammenbruch. In einer Zeit, in der sein Vorgänger Thomas Urban erst kündigte, kurz darauf wiederkam, um doch wieder zu gehen. Schwarz war zeitweise Sportamtsleiter, Stellvertreter und Geschäftsstellenleiter in einem. "Der Aktenberg wurde immer größer, und du siehst irgendwann nicht mehr darüber", erzählt Schwarz. Er pausierte, erholte sich, bald wurde er zum Sportamtsleiter befördert. "Es waren die besten Jahre meines Berufslebens." Schwarz geht nun in einer Zeit der Großbaustellen und -projekte. Die Stadt gibt viele Millionen für die Sanierung ihrer Bezirkssportanlagen und den Bau neuer Kunstrasenplätze aus. Ein neues Actionsportzentrum ist geplant, das Dantestadion wird renoviert, im Olympiapark wird von Mitte 2019 an die SAP-Arena für Basketball und Eishockey gebaut und die Olympia-Regattaanlage soll endlich saniert werden. Das wird Schwarz von Gilching aus verfolgen, wo er mit seiner Familie und dem Hund wohnt. Im Winter möchte er Langlaufen, im Sommer Rennrad oder Mountainbike fahren. Sein Nachfolger? Stellvertreter Jürgen Sonneck leitet kommissarisch die Geschäfte, 80 Bewerbungen gibt es schon für Schwarz' Stelle. "Vielleicht wird es ja eine Frau", sagt Schwarz. Der Teamplayer hat einen Rat: "Der Typ Sonnenkönig scheitert hier." | Günter Schwarz, 64, wollte stets den Sport in München voranbringen. Eine Bilanz nach fast 50 Jahren im Dienst der Stadt. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/abschied-aus-dem-rathaus-haken-bei-90-prozent-1.4242935 | Abschied aus dem Rathaus - Haken bei 90 Prozent | 00/12/2018 |
Vorfreude auf seine Trainertätigkeit beim FC Southampton ließ sich Ralph Hasenhüttl zunächst nicht anmerken. Mit konzentriertem Gesichtsausdruck verfolgte Hasenhüttl im Sakko neben den Klubbossen die Auswärtsniederlage seiner neuen Mannschaft gegen Tottenham Hotspur auf der Ehrentribüne des Wembley. Frohsinn stellte sich bei ihm am Mittwochabend erst ein, als das Spiel nach drei Gegentoren und einem quasi mit Abpfiff erzielten Treffer für Southampton vorüber war. Denn Hasenhüttl dürfte während des Spiels die Erkenntnis gewonnen haben, dass er dem in Abstiegsnot geratenen Verein tatsächlich weiterhelfen kann. Nach nur einem Erfolg aus 15 Ligaspielen, der mittlerweile schon drei Monate her ist, sehnen sich die Spieler bei Southampton nach Energie - und davon besitzt Hasenhüttl wahrlich genug. Als erster österreichischer Trainer in der Premier League erschien der in Graz geborene Hasenhüttl, 51, dann am Donnerstag um 13.25 Uhr Ortszeit zu seiner Vorstellung. Mit einem schwungvollen "Hello" begann der Steirer im schwarzen Pullover seine Ausführungen am klubeigenen Staplewood Campus. "Für mich ist es eine Freude, hier zu sitzen vor zehn Kameras und so vielen Medien. Ich bin stolz, dass der Klub sich für mich entschieden hat und habe keine Angst vor der Herausforderung. Mein Ziel ist es, mir einen Namen in der Premier League zu machen", sagte Hasenhüttl. Detailansicht öffnen Überzeugte bei seiner Vorstellung in Southampton mit Selbstironie: Ralph Hasenhüttl. (Foto: Julian Finney/Getty Images) Dieses Ziel hatte er schon erreicht, bevor er sich zum ersten Mal in der Hafenstadt am Ärmelkanal präsentierte. Allerdings auf eine Weise, die ihm nicht so recht gefiel. Zu Wochenbeginn sorgte nämlich Jürgen Klopp in Liverpool dafür, dass sein Trainerkollege in aller Munde ist. Auf Nachfrage brachte Klopp den österreichischen Nachnamen seines Kollegen der englischen Öffentlichkeit näher: "Hase is the rabbit and Hüttl means nothing." Diese kleine Gemeinheit, dass "Hüttl" nichts weiter bedeute, ließ Hasenhüttl nicht auf sich sitzen: Mit einem lässigen Seitenhieb an Klopp gewann er gleich mal die Empathie seiner Zuhörer. "Ich habe über seine Erklärung gelacht, weil sie ja nicht stimmt. Sein Deutsch scheint nicht mehr so gut zu sein, mittlerweile spricht er besser Englisch", sagte Hasenhüttl. Mit "Hüttl" sei schließlich "hut" gemeint, Hütte, entsprechend laute die Übersetzung seines Namens: "a small hut for a rabbit". Die Anleitung zur Aussprache lieferte Hasenhüttl mit, indem er die Silben in einer Deutlichkeit betonte, dass einem das Ha-sen-hü-ttl nicht mehr aus dem Kopf geht. Spätestens jetzt war Ralph Hasenhüttl reif für die Insel. Wenn die englische Fußballszene bis hierhin nämlich auf ihn zu sprechen kam, ging er aufgrund seines ähnlichen Spielstils und Auftretens als "Alpen-Klopp" durch. "Seine Art hat mich beeinflusst, aber den Vergleich mag ich nicht so sehr. Ich habe einen eigenen Namen und eine eigene Persönlichkeit", sagte Hasenhüttl. Während seiner Karriere als Stürmer bot sich ihm in Probetrainings beim FC Chelsea und den Bolton Wanderers zweimal die Möglichkeit zu einem Wechsel, aber das Niveau sei zu hoch gewesen. „Wie Bowling“: Liverpools Trainer Jürgen Klopp beklagt Härte in England Liverpools Teammanager Jürgen Klopp hat sich nach dem 3:1-Erfolg in der Premier League beim FC Burnley über die harte Gangart des Gegners beschwert. "Burnley hatte den spezifischen Plan, wirklich körperlich gegen uns zu spielen", sagte der ehemalige Meistertrainer von Borussia Dortmund: "Das ist wie Bowling. Man bekommt den Ball, aber man trifft auch den Spieler. Das ist vier- oder fünfmal passiert." Opfer der harten Spielweise war Joe Gomez, der nach einem Tackling bereits nach 23 Minuten ausgewechselt werden musste. Eine Diagnose steht noch aus. "Joe ist verletzt - und womöglich nicht nur ein bisschen." Die Zeiten, in denen man meterlang rutschte, um den Ball zu gewinnen, "seien vorbei", sagte Klopp, der als Spieler nie zimperlich war: "Man kann aggressiv sein, das ist in Ordnung, das ist Teil des Fußballs. Aber man muss vorsichtig sein." Liverpool bleibt mit dem hart erkämpften Auswärtssieg erster Verfolger von Manchester City. Die Reds liegen mit 39 Zählern zwei Punkte hinter dem Tabellenführer zurück. sid Nach seinem Abschied im Sommer bei RB Leipzig hatte Hasenhüttl den Schritt in die Premier League anvisiert. Im Gegensatz zu unwahren Gerüchten um eine Tätigkeit beim FC Arsenal beobachtete ihn Southampton seit seinem Aufstieg mit Ingolstadt in die Bundesliga vor drei Jahren. "Die Geschichte und die Vorgehensweise des Klubs passt zu mir", sagte Hasenhüttl, "für die besten sechs Vereine in England bin ich nicht bekannt genug. Ich kann nicht sagen, dass ich die Champions League gewonnen habe, und die Zweitligameisterschaft mit Ingolstadt gilt bei diesen Klubs nicht als Qualitätsmerkmal." Der drittletzte Tabellenplatz mit den viertwenigsten Toren und den viertmeisten Gegentreffern bietet Hasenhüttl die Chance, den Klub zu revitalisieren. Lediglich eine Trainingseinheit am Freitag bleibt ihm vor dem Kellerduell bei Cardiff City. Im Gegensatz zu manchem Konkurrenzklub steht ihm ein Team zur Verfügung, dessen Stärke im Spiel mit dem Ball liegt. In der Offensive verfügt Southampton über handlungsschnelle Spieler, die es Hasenhüttl ermöglichen sollten, das frühe Attackieren umzusetzen. "Wir wollen niemanden überladen mit Informationen, aber so schnell wie möglich unten rauskommen. Mir ist es wichtig, die Spieler mitzunehmen. Wenn einem das jedoch zu viel Arbeit ist, wird er hinten herunterfallen." Über Unterhaching, Aalen, Ingolstadt und Leipzig hat sich Hasenhüttl durch die deutschen Profiligen gearbeitet. In Southampton erhält er nun die Chance, sich in der Premier League zu beweisen. "Bei der ersten Kontaktaufnahme habe ich an die Titanic gedacht, die von hier aus losfuhr. Ich hoffe, dass ich nicht auf einen Eisberg pralle." | Der FC Southampton? Als ihn die Anfrage des Premier-League-Klubs erreichte, hat Ralph Hasenhüttl als erstes an die "Titanic" gedacht. Nun punktet er mit Humor. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/southamptons-neuer-coach-huette-fuer-den-hasen-1.4242838 | Southamptons neuer Coach - Hütte für den Hasen | 00/12/2018 |
Weil der 1878 gegründete Augsburger EV der älteste Eissportverein Deutschlands ist; weil dieser AEV 1969 dem FC Bayern die Eishockeymannschaft abkaufte (Ausrüstung inklusive), für läppische 135 000 Mark; weil die Panther, wie das Team seit 1994 offiziell heißt, zu den sechs verbliebenen Gründungsmitgliedern der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gehören: Doch, mit ein bisschen gutem Willen kommt man durchaus auf "111 Gründe, die Augsburger Panther zu lieben". So heißt der mittlerweile achte Band aus der Reihe 111 Gründe..., der sich mit einem deutschen Eishockeyverein beschäftigt. Der Autor Milan Sako begleitet die Panther seit Jahrzehnten journalistisch, er weiß, wovon er spricht: In den Achtzigern war er selbst Profi beim AEV, als der Klub bei rauem Wellengang durch die Ligenlandschaft ritt, rauf und runter, runter und rauf. Bis der Gastwirt Lothar Sigl den Laden 1987 übernahm und in ruhigere Gewässer steuerte. Auch Sigl ist ein Kapitel gewidmet. Sako erzählt Anekdoten, die sonst hinter der Kabinentür verborgen bleiben, von Kanadiern, die in geschlossenen Räumen grillten und andere anrüchige Dinge anstellten. Aber auch er entgeht nicht dem Chronistenschicksal, dass die Zeit über sein Werk hinweg fegt wie die Panther neulich über die bedauernswerten Wolfsburger (5:0 nach dem ersten Drittel): Obwohl gerade erst erschienen, ist die Stoffsammlung schon überholt. Denn die Panther liefern derzeit Gründe für eine erweiterte Zweitauflage. Grund 112: Weil sie auf Platz drei der DEL stehen. Noch nie hatten sie zu diesem Zeitpunkt so viele Punkte wie jetzt. Sollten sie am Freitag in Ingolstadt gewinnen, wären es nach der Hälfte der Vorrunde 50 Zähler. Grund 113: Weil die letzten drei Hattricks alle von Augsburgern erzielt wurden, in den jüngsten vier Spielen. Zwei der drei besten DEL-Scorer spielen in Augsburg. Grund 114: Weil Torhüter Olivier Roy bereits viermal ohne Gegentreffer geblieben ist - Platz eins in der DEL (gemeinsam mit Münchens Danny aus den Birken). Detailansicht öffnen Der Mann mit dem Plan: Trainer Mike Stewart versorgt seine Spieler mit taktischen Anweisungen. (Foto: Jan Huebner/imago) Wer nach Gründen sucht, warum die 25. DEL-Saison die bislang beste der Augsburger ist, kommt am Trainer nicht vorbei: Mike Stewart, 46, in Calgary geborener Kanadier. Nach zehn Jahren als Profi in Nordamerika wechselte der Verteidiger nach Europa, erst nach Frankfurt, dann weiter nach Villach, wo er elf Jahre blieb, die beiden letzten als Trainer. Stewart besitzt einen österreichischen Pass. Viele, die ihn sprechen hören, glauben Arnold Schwarzenegger zu hören. Beide sind 1,89 Meter groß. Aber Schwarzenegger kommt aus der Steiermark. Stewart identifiziert sich mit Kärnten. Etwa, wenn er davon spricht, dass er seinen Nachbarn Martin Hinteregger, den österreichischen Verteidiger beim FC Augsburg, mal auf eine "Brettljause" einladen müsse. Überhaupt, die Sprache: "Die Kärntner sprechen die schönste Sprache der Welt", hat Stewart einem lokalen Fernsehsender mitgeteilt. Und erst die Männer: "unglaublich schön", sagte Stewart. "Wir sehen alle gut aus." Seit 2015 ist Stewart Trainer der Panther. Zuvor war er in Bremerhaven, wurde 2014 Meister der DEL2 und "Trainer des Jahres" und führte Bremerhaven im Jahr darauf wieder ins Finale. In Augsburg erlöste er Interimscoach Greg Thomson, der nach der Trennung von Larry Mitchell dessen Erbe mehr schlecht als recht verwaltete. In sieben Jahren unter Mitchell hatten die Augsburger ihren sportlichen Höhepunkt erlebt: das DEL-Finale 2010. Zwar unterlagen sie Hannover in der Serie 0:3, aber die Erinnerung an diese Zeit strahlte Stewart entgegen wie die Silbermedaille von Pyeongchang dem noch zu findenden neuen Bundestrainer. Stewart brauchte eine Saison, um das Team nach seinen Vorstellungen zu formen. Dann legten die Panther unter ihm ihre bis dato beste Vorrunde hin: Platz sechs, die direkte Qualifikation fürs Viertelfinale. 2017 war das. Die Erwartungen stiegen, zumal das Team - ungewöhnlich für den Geberverein Augsburg - nahezu unverändert blieb. Doch die Saison 2017/18 schloss Augsburg auf Rang zwölf ab. Weitab von den Playoffs. Mal Zweiter, mal Letzter 2009 Platz 10 Aus in der ersten Playoff-Runde 2010 Finale 0:3 gegen Hannover 2011 Platz 14 Playoffs verpasst 2012 Platz 8 Aus in der ersten Playoff-Runde 2013 Platz 8 Aus in der ersten Playoff-Runde 2014 Platz 11 Playoffs verpasst 2015 Platz 12 Playoffs verpasst 2016 Platz 12 Playoffs verpasst 2017 Viertelfinale 3:4 gegen Nürnberg 2018 Platz 12 Playoffs verpasst "Vergangen ist vergangen", sagt Stewart. Wenn er beschreiben soll, worin er die Gründe für den unglaublichen Aufschwung sieht - von den ersten sieben Spielen der Saison gewannen die Panther nur zwei, danach 13 von 18 Begegnungen - fängt er bei den Torhütern an. Weil die Torhüter die wichtigsten Spieler im Eishockey sind und weil Olivier Roy und Rückkehrer Markus Keller beide unter den Top 10 der Liga stehen. Dann - Stewart sagt: "Ich gehe einfach mal die Abteilungen durch." - lobt er die Abwehr ("Wir wollten robuster werden, aber trotzdem schnell bleiben."), geht über zu den Stürmern. Und als er mit den Spielern durch ist, macht er mit dem Trainer- und Betreuerstab weiter. Jeden einzelnen Namen würdigt Stewart, zum Beispiel Spielmacher LeBlanc oder Verteidiger Patrick McNeill, den Mann mit der meisten Eiszeit: "Sie sind von ihrem Stoffwechsel so gebaut, die brauchen keine Pause." So hat sich Augsburg vom Team mit dem besten Powerplay der Liga (2017/18) zur Mannschaft mit den wenigsten Gegentoren pro Spiel (2,32) verwandelt. "Ich glaube, wir machen einen ganz anständigen Job", sagt Stewart. "Wir sind lernwillig." Ein Trainer, der schnelles, erfolgreiches Eishockey spielen lässt, perfektes Kärntnerdeutsch spricht und Spieler motivieren kann: Das entspricht ziemlich genau dem Anforderungsprofil, das DEB-Präsident Franz Reindl für einen Nachfolger von Bundestrainer Marco Sturm gemalt hat. Aber Stewart winkt ab. Nicht, weil ihn die Aufgabe nicht reizen würde. Er habe "in Augsburg noch genug zu tun." Manchmal erinnert Stewart an seinen Vorvorgänger Larry Mitchell. Der Deutschkanadier wäre gerne Bundestrainer geworden. Wie aus DEB-Kreisen zu hören ist, spielt Stewart in den aktuellen Überlegungen aber ebenso wenig eine Rolle wie damals Mitchell. Beide haben sogar dasselbe Sternzeichen. Wie einst Mitchell, heute Sportdirektor beim aktuellen Gegner Ingolstadt, muss Stewart also davon ausgehen, dass er in der nächsten Saison wieder mal einen neuen Kader in Augsburg aufbauen darf - die Konkurrenz verschickt bereits ihre Angebote. Aber: "Wir haben einen Plan. Es wäre auch schlimm, wenn wir keinen hätten." Stewart klingt jetzt wie John "Hannibal" Smith, Zigarre rauchender Chef des A-Teams in der Achtziger-Jahre-Serie. Dieser Hannibal Smith sagte stets: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert." Das Bild gefällt Stewart. In der Tat gibt es Aufnahmen von ihm nach dem DEL-2-Titel, lässig mit Zigarre im Mundwinkel ins Publikum winkend. Stewart sagt: "Wir haben immer einen Plan. Das habe ich von Lothar Sigl gelernt." Sollte dieser Plan funktionieren, hätten die AEV-Fans mindestens 115 Gründe, ihre Panther zu lieben. | Vom besten Powerplay zu den wenigsten Gegentoren: Trainer Mike Stewart hat aus den Augsburger Panthern einen soliden Tabellendritten geformt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/del-klub-augsburg-panther-hannibal-statt-arnold-1.4242825 | DEL-Klub Augsburg Panther | 00/12/2018 |
"Wenn's gut läuft, werden wir Europameister, wenn's schlecht läuft, sind wir nach der Vorrunde draußen" - so hatte es der neue Bundestrainer Henk Groener vor der EM gesagt. Schlecht lief es bisher nicht, denn die deutschen Handballerinnen ziehen mit zwei Punkten in die Zwischenrunde in Nancy ein - aber darauf, dass sie am 16. Dezember in Paris Europameister werden, deutet bisher auch nichts hin. Nach einem überragenden Sieg zum Auftakt gegen Titelverteidiger Norwegen und einer enttäuschend deutlichen Niederlage gegen den späteren Gruppensieger Rumänien besiegten sie im finalen Gruppenspiel Tschechien mit einiger Mühe (und einer beunruhigenden Phase in der ersten Halbzeit) 30:28. Jetzt benötigen sie gegen Spanien an diesem Freitag (18 Uhr), gegen Ungarn am Sonntag und gegen die Niederlande (Mittwoch) mindestens zwei weitere Siege, um ins Halbfinale einzuziehen - das erste in einem großen Turniers seit 2008. | Deutschlands Handballerinnen haben in der Gruppenphase der Europameisterschaft Schwankungen gezeigt und unnötig Punkte verloren. Nun benötigen sie in der Hauptrunde eine deutliche Steigerung. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-em-brest-1.4242829 | Handball-EM in Brest - Von Nervosität durchzogen | 00/12/2018 |
Wer Hannes Kronthalers Mittwochabend nachfühlen möchte, versetze sich in die Zeit ohne Live-Übertragungen zurück. Als man gebannt vor dem Videotext saß und bunte Zahlen dabei beobachtete, wie sie mit leichter Verzögerung das Abschneiden des Lieblingsvereins dokumentierten. Im Fußball ist das längst Geschichte, auch in der Volleyball-Bundesliga gibt es aus allen Hallen bewegte Bilder. Für den CEV-Cup, den zweithöchsten europäischen Volleyball-Wettbewerb, gibt es diesen Service dagegen nur für ausgewählte Spiele. Ausgewählt werden sie vom europäischen Verband, und ausgewählt wurde in der Runde der letzten 32 nicht: Vojvodina Novi Sad gegen die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching. So blieb dem nicht mit nach Serbien gereisten Alpenvolleys-Manager nur der Ticker. Dort verfolgte er das hart erkämpfte 3:1 (30:28, 25:22, 19:25, 25:23) seines Teams, das diesem in der Addition mit dem 3:2 aus dem Hinspiel die Qualifikation fürs Achtelfinale brachte, wo aller Voraussicht nach der italienische Spitzenclub Trentino warten wird (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) "Es war ein intensives Spiel, ein Sieg des Willens", sagte Kronthaler, und fügte zufrieden hinzu: "Wir bestätigen, dass wir auf hohem Niveau spielen und kämpfen können." Tatsächlich war die Partie ausgeglichener als das Hinspiel gewesen. In Unterhaching hatten die Alpenvolleys das Geschehen zwei Sätze lang klar bestimmt, ehe sie den Gegner vorübergehend zurück ins Spiel ließen. Vor den eigenen Zuschauern habe Novi Sad nun stärker dagegengehalten, sagte Coach Stefan Chrtiansky. "Wir haben nicht nachgelassen, sondern die anderen haben im dritten Satz unglaublich gespielt." Sein Team habe "eigentlich alles richtig gemacht, aber die haben plötzlich Kopf, Bein oder Fuß dazwischen gehalten - es kam einfach alles zurück". Den Unterschied machte am Ende die mentale Stärke der Alpenvolleys. Nachdem das transalpine Bündnis aus Unterhaching und Innsbruck zwei Sätze lang vorn lag, brachte es auch der deutlich verlorene dritte Durchgang nicht aus dem Tritt. "Wir mussten gewinnen", sagte Libero Florian Ringseis, "aber wir wussten auch: Wenn wir zwei Sätze haben, ist die Zeit auf unserer Seite." Als Novi Sad im vierten Satz auf 18:13 davonzog, "sind wir mit dem Risiko ein bisschen hochgegangen", so Ringseis. Außenangreifer Pawel Halaba brachte die Alpenvolleys mit drei Assen auf 16:18 heran und versenkte später den Matchball. Fünf Punkte gegen Ende eines Satzes sind auf dem Niveau, auf dem sich die beiden Tabellenführer ihrer jeweiligen Ligen duellierten, kein Abstand, den man ohne Weiteres aufholt. Dass es den Alpenvolleys gelang, zeugte von einiger Coolness, die Ringseis so erklärte: "Wir waren taktisch gut eingestellt. Darauf haben wir vertraut und auf unsere Chance gewartet." Selbstvertrauen war und ist ein zentrales Thema, für das exemplarisch der junge russische Diagonalmann Kirill Klets steht, der nach einem Holperstart seit ein paar Wochen kaum wiederzuerkennen ist. In den jüngsten beiden Ligaspielen in Giesen und gegen Berlin war er ebenso Topscorer wie nun im Rückspiel in Novi Sad, lediglich im Hinspiel wurde er in der internen Hierarchie nur Zweiter. "Er bestätigt jetzt, wovon wir gewusst haben, dass es sein Potential ist", sagte Kronthaler, "er braucht als junger Spieler ein bisschen mehr Betreuung. Dem Trainer gebührt ein Riesenkompliment, dass er genau das erkannt hat." Chrtiansky hatte dem 20-Jährigen immer wieder vertraut, zudem erhält Klets seit einer Weile zweimal wöchentlich Englisch-Unterricht, weil laut Kronthaler "schon zu sehen war, dass er ein bisschen isoliert ist, wenn die anderen alle Englisch reden". Dass die Alpenvolleys die Bodenhaftung verlieren, steht nicht zu befürchten. Im Hotel wurde artig angestoßen, am Samstag steht bereits das Bundesliga-Derby in Herrsching auf dem Programm. "Ganz gefährlich", sagte Ringseis, "wir sind Profis und werden den Körper nicht unnötig noch müder machen - eskaliert wird später." Er verwies darauf, dass die Tabellenführung eine schöne, aber womöglich trügerische Momentaufnahme sei. "Wir haben schon gegen viele Gegner vom Tabellenende gespielt, jetzt kommt ein Brocken nach dem nächsten", sagte er. Immerhin: Dem Selbstvertrauen kann der Platz ganz oben nur nützen. | Die Alpenvolleys Haching bezwingen Novi Sad im Rückspiel des CEV-Pokals in 3:1 Sätzen und kommen damit weiter - dank einer starken Willensleistung. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-eskaliert-wird-spaeter-1.4241786 | Eskaliert wird später | 00/12/2018 |
Als Johannes Kühn plötzlich im Schnee lag, wäre auch ein Schimpfwort denkbar gewesen, vielleicht sogar ein Wutausbruch. Der Mann aus Altötting hat eigentlich ein ausgeglichenes Gemüt, aber als ihm nun der Norweger Vetle Christiansen in die Quere gekommen und Kühn auf die Strecke gestürzt war, da hätte er für einen Moment die Fassung verlieren können. Denn Kühn war gerade vom ersten Schießen aufgebrochen, alle Scheiben hatte er getroffen, endlich mal. Kühn war also in bester Form, und nun lag er im Schnee. Aber natürlich geht in diesen Sekunden alles viel zu schnell, um sich groß aufzuregen, auch Johannes Kühn ist schon lange genug dabei, um in jeder Lage professionell zu reagieren. Er rappelte sich also auf und setzte sein Rennen fort, das das Rennen seines bisherigen Biathletenlebens werden sollte. Null Fehler im ersten Schießen, null Fehler in den folgenden drei. Weder liegend noch stehend zielte er daneben. Kühn verrechnete sich weder mit dem Wind, noch mit dem eigenen Pulsschlag, noch vertat er sich beim gleichmäßigen Ein- und Ausatmen. Er nutzte die längere Konzentrationszeit aus, die im Einzelrennen wegen der langen Strecken zur Verfügung steht, und er ließ sich nicht von der Versuchung verführen, vor dem letzten von insgesamt 20 Schuss plötzlich über die irre Chance dieses Augenblicks nachzudenken. Das lässt dann wieder Zweifel aufploppen, wie am Nachmittag bei der zehntplatzierten Franziska Preuß (Haag), die im Frauen-Einzel beim letzten Schuss wohl den Sieg vergab. Die letzte Scheibe wird im Einzel besonders klein, aber Kühn traf auch sie. Dass er dann nicht gewonnen hatte, sondern Zweiter wurde bei diesem Saisonauftakt in Pokljuka in Slowenien, lag daran, dass ihn Martin Fourcade, der französische Biathlon-Primus dieses Jahrzehnts, 4,2 Sekunden schneller war und noch abfing. 4,2 Sekunden - so viel Zeit geht locker durch einen Sturz verloren, Kühn hätte unter normalen Umständen also gewonnen, er blieb aber später gelassen und fokussiert wie bei seinen 20 Schüssen. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er: "Es war ein Unfall. Er hat sich entschuldigt, alles okay." Thema erledigt also, nur nicht für das große Publikum, das sich fragt: Johannes Kühn, wer ist das? Die deutsche Biathlon-Mannschaft, Abteilung Männer, schien in den vergangenen Jahren zu einem Quartett geschrumpft zu sein. Ob hinter den vier Musketieren Simon Schempp, Arnd Peiffer, Erik Lesser und Benedikt Doll, mittlerweile allesamt Weltmeister und Olympiamedaillengewinner, gleichrangiger Ersatz oder gar Nachfolger warten, erschien zuletzt immer unwahrscheinlicher. Die Jüngeren wie Philipp Horn, 24, Roman Rees, 25, oder David Zobel, 22, sind noch zu unerfahren. Und Johannes Kühn, der ehemalige Langläufer, war zwar immer sehr schnell, hatte aber diese hohe Schießfehlerquote, seine Auftritte in der ersten Biathlonklasse wurden immer seltener. Kühn galt schon vor acht Jahren als große Verheißung Angefangen hatte alles mit einem für diesen Sport gewöhnlichen Karriere-Einstieg. Die Spitzenbiathleten kommen ja oft gar nicht aus angestammten Milieus. Auch der zwölfjährige Kühn, der mit seiner Familie zum Langlauf-Urlaub im Chiemgau war, kam dazu nach dem Prinzip Zuschauen, Auch-Wollen, Ausprobieren. Er blieb dann dabei, entwickelte schnell seine Laufstärke, jedoch nicht im selben Tempo das Schießen. Dennoch zählte er schon vor acht Jahren zu den großen Verheißungen wie zum Beispiel auch Benedikt Doll, an dessen Seite er 2010 Junioren-Weltmeister mit der Staffel wurde. Kühns Karriere schien den gewünschten Verlauf zu nehmen, weitere Juniorenerfolge sammelte er, aber dann, bei der Europameisterschaft 2013, stürzte er im Zielsprint und brach sich die rechte Schulter. Kühn arbeitete an seiner Rückkehr, erreichte Ende des Winters 2014/2015 Platz zehn im Weltcup, brach sich aber 2016 erneut die Schulter. Dass Bundestrainer Mark Kirchner weiterhin an Kühns Karriere glaubte, lag wohl auch daran, dass der sich von allen Rückschlägen recht schnell erholte. Er gilt als lernfähig, als einer, der die Vorschläge des Trainers schnell und effektiv umsetzen kann, womit er nun möglicherweise die zweite Disziplin, das Schießen, auch sicher beherrscht. Ein Einzelrennen, mit der Minutenstrafe für einen Schießfehler, fast zu gewinnen, das schafft ein instabiler Schütze höchstens mit großem Glück. Weil Kühn aber an seinem Erfolg schon zehn Jahre lang intensiv arbeitet, war dies wohl mehr als nur Glück. Und weil dem deutschen Top-Quartett, das naturgemäß altersbedingt immer öfter von Blessuren geschwächt sein wird (oder nun schon dadurch, dass plötzliche Heimreisen in den Kreißsaal anstehen und einer Vater wird, wie der Olympiasieger Arnd Peiffer dieser Tage) wird Johannes Kühn, der einst beim Urlaub im Chiemgau von der Biathlonkarriere träumte, womöglich endlich eine tragende Rolle spielen. | Dem 27-Jährigen glückt in Pokljuka das Rennen seines Lebens, nur Martin Fourcade ist schneller. Kühn zeigt, dass er im deutschen Team eine tragende Rolle einnehmen kann. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/kuehn-biathlon-pokljuka-1.4242816 | Kühn rüttelt an der Biathlon-Ordnung | 00/12/2018 |
Auch für Ihr Smartphone optimiert: Alle Tore, Ergebnisse und Live-Statistiken im Live-Ticker von Süddeutsche.de zu allen Spielen der 1. Fußball-Bundesliga. Für einen ausführlichen Live-Spielbericht zu den Spielen des aktuellen Spieltag der Fußball-Bundesliga rufen Sie den jeweiligen Bundesliga-Live Ticker aus der obigen Auswahl auf. >> zum aktuellen Spiel >> Bundesliga Tabelle Die Fußball-Bundesliga geht in ihre 54. Saison. Mit dem Bundesliga Live-Ticker bleiben Sie immer am Ball und können alle Spiele der Vereine um die Meisterschft verfolgen. Egal ob Liga-Veteran Hamburger SV, Rekordmeister FC Bayern München oder Herausforderer Borussia Dortmund - mit dem Süddeutsche.de Live-Ticker verpassen Sie kein Tor und haben Ergebnisse, Tabellen, Aufstellungen und Spielpläne immer im Blick. Sollten Sie eine Partie verpasst haben, lässt sich jedes Spiel im Bundesliga-Ticker mit allen Informationen nachlesen. Im Live-Ticker von Süddeutsche.de finden Sie auch Live-Statistiken zu jedem Spiel. Bereits vor Anpfiff sehen Sie bei uns, wie die beiden Mannschaften ihre letzten Spiele absolviert haben und wie die letzten Duelle der beiden Teams endeten. Schon während des Spiels können Sie sich auf einer Heatmap den Bewegungsradius der Teams und der einzelnen Spieler anzeigen lassen. Auf der Taktiktafel können Sie das Spielgeschehen verfolgen. Ergänzt wird der Bundesliga Live-Ticker durch einen laufend aktualisierten Mannschaftsvergleich und einen ausführlichen Spielervergleich beider Teams. | Auch für Ihr Smartphone optimiert: Alle Tore, Ergebnisse und Live-Statistiken im Live-Ticker von Süddeutsche.de zu allen Spielen der 1. Fußball-Bundesliga. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-liveticker-live-1.1604913 | Bundesliga Live - Alle Bundesliga-Spiele im Liveticker | 00/12/2018 |
Biathlet Johannes Kühn (Reit im Winkl) hat den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere nur um 4,2 Sekunden verpasst. Im slowenischen Pokljuka lag der 27-Jährige im Einzel über 20 km bis kurz vor Schluss an der Spitze - ehe ihn der siebenmalige Gesamtweltcupsieger Martin Fourcade (Frankreich) noch auf den zweiten Platz verdrängte. "Es ist schade, da es so eng war. Aber dennoch bin ich superhappy", sagte Kühn nach dem besten Ergebnis seiner Karriere in der ARD: "Dass es mit dem Schießen gleich so gut funktioniert, ist super. Es wäre schön, wenn es immer so bleibt." Kühn blieb wie Fourcade fehlerfrei, der Dominator der vergangenen Jahre feierte bereits den 71. Weltcup-Sieg seiner Karriere. Rang drei sicherte sich der Österreicher Simon Eder (+19,7), der ebenfalls alle 20 Schüsse im Ziel unterbrachte. Kühn, dem erst in der vergangenen Saison der Durchbruch in der ersten Liga der Skijäger gelungen war, hatte zuvor nie das Podest erobert. Die vor dem Einzel am Donnerstag beste Platzierung des Bayers war ein fünfter Rang im Massenstart, den er im Januar in Antholz erreichte. Neben Kühn zeigte nur Simon Schempp (Uhingen) eine ansprechende Leistung. Der 30-Jährige hatte sich im Frühjahr bei einem Radunfall an der Schulter verletzt und konnte mehrere Wochen lang nicht schießen - dass er sich nur einen Fehlschuss erlaubte und letztlich Rang fünf belegte, zeugte von seiner Klasse. Erik Lesser (Frankenhain/2) belegte Platz 23, der frisch gebackene Vater Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld/3) lief nur auf den 52. Rang. Benedikt Doll (Breitnau/5) wurde 58., Weltcup-Neuling Philipp Horn (Frankenhain/5) landete auf Platz 77. Um 14.15 Uhr (ARD und Eurosport) bestreiten die Frauen über 15 km ihr Einzel-Rennen. Der erste Weltcup dieser Saison wird am Freitag und Samstag mit den Sprints (beide 14.15 Uhr) fortgesetzt, ehe zum Abschluss am Sonntag noch die Verfolgungsrennen (ab 11.45 Uhr) anstehen. Franziska Preuß vergibt den Sieg mit dem letzten Schuss Franziska Preuß hat mit dem letzten Schuss den ersten Sieg ihrer Karriere vergeben. Die 24-Jährige lag im Einzel über 15 Kilometer auf Erfolgskurs, ehe sie nach 19 Treffern das Ziel verfehlte und sich eine Strafminute einhandelte. Deshalb musste sie sich am Ende mit dem zehnten Platz begnügen. "Beim letzten Schuss war ich vielleicht einen Zacken zu aggressiv. Das ist im Nachhinein zwar ärgerlich, im Großen und Ganzen bin ich aber zufrieden", sagte Preuß der ARD. Sie lag im Ziel 59,1 Sekunden hinter der fehlerfreien Ukrainerin Julija Dschyma, die sich vor der Polin Monika Hojnisz (+5,9 Sekunden/eine Strafminute) und der Tschechin Marketa Davidova (+16,5/1) durchsetzte. In Abwesenheit von Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier, die nach einer krankheitsbedingten Zwangspause an ihrer Form feilt und wohl erst im neuen Jahr zurückkehrt, war Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld/2) als 22. die zweitbeste Deutsche. Direkt dahinter landete Nadine Horchler (Willingen/1). Denise Herrmann (Oberwiesenthal/4) belegte Platz 29, Vanessa Hinz (Schliersee/4) landete auf dem 32. Rang. Karolin Horchler (Clausthal-Zellerfeld/2) lief auf den 37. Platz, Anna Weidel (Kiefersfelden/4) auf Platz 66. Fortgesetzt wird der Weltcup mit dem Sprint der Männer am Freitag und dem der Frauen am Samstag (beide 14.15 Uhr/ARD und Eurosport). Am Sonntag beenden die Verfolgungsrennen (ab 11.45 Uhr) den Auftakt in die neue Saison. Im Dezember stehen noch Weltcups in Hochfilzen/Österreich (ab 13. Dezember) und in Nove Mesto/Tschechien (ab 20. Dezember) an. | Der deutsche Biathlet wird in Pokljuka Zweiter, nur Martin Fourcade ist minimal schneller. Im Rennen der Frauen vergibt Franziska Preuß den Sieg mit dem letzten Schuss. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-kuehn-podest-1.4241963 | Biathlon - Johannes Kühn läuft aufs Podest | 00/12/2018 |
Drinnen quietschen die Schuhe über den Belag, draußen auf dem Gang gibt Paul Drux, 23, eine Führung wie durchs eigene Wohnzimmer. Große Fotoleinwände hängen dort, auf einigen sind Meisterschaftsbilder der A-Jugendmannschaften aus den vergangenen Jahren abgebildet, Drux findet sich selber im Vorbeigehen. Ein Mal Tippen, fast ohne hinzuschauen, zack: Meisterschafts-Paul 2014. Auf der Wand gegenüber dehnt sich die Galerie der Profis aus, mit dem EHF-Pokal etwa, Drux geht von einem Bild zum anderen. Hinter der Wand zischen die Bälle Richtung Tor. Paul Drux macht Reha. Sportforum Berlin, es ist einer der ersten richtig kalten Tage in der Hauptstadt, das Grau hat sich über die Straßen gelegt, das Grau bleibt jetzt da. Neben der Trainingshalle ragt eine Brauerei in den dunstigen Himmel, zahllose Kästen türmen sich daneben. "Wenn die ihre Tanks aufmachen, stinkt es hier ziemlich nach Hopfen", sagt Drux, er kennt diese Tage, er kennt viele Tage in Berlin. Seit sieben Jahren ist er hier. Seit er als 16-Jähriger ans Sport-Internat gekommen ist, vom VfL Gummersbach, um Profi-Handballer zu werden. Mit 17 gab er seine Bundesliga-Premiere, mit 19 absolvierte er sein erstes Spiel im Nationaltrikot. Seit er 16 ist, steht Paul Drux in Berlin für ein Versprechen Doch Paul Drux zu sein heißt eben auch: Als großes Talent in einem Sport erwachsen geworden zu sein, dessen Strapazen ihn allzu oft ausbremsten auf seinem Weg in die Weltspitze. Nach seiner WM-Premiere 2015 hat er in den vergangenen vier Jahren nur ein Turnier gesund beginnen und beenden können: Olympia 2016, Bronzemedaille. "Hoffentlich war das nicht alles", sagt Drux. Kommende Woche startet ein Länderspiellehrgang, Paul Drux ist noch nicht wieder im Nationalteam dabei. Noch fünf Wochen bis zur Handball-WM. Seit er 16 ist, steht Paul Drux in Berlin für ein Versprechen. Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning hat ihn nach Berlin gelotst und dann recht früh einen Satz gesagt, der bis heute an dem Sportler klebt. Damals war Drux gerade 19 Jahre alt, als Hanning prognostizierte: "Er kann der neue Nikola Karabatic werden". Der König auf der Königsposition, Rückraummitte, Dirigent im Vollkontaktsport. Was Drux dafür mitbringt: eine massive Statur, um sich durch die Abwehr zu wuchten, und die Übersicht, um das Spiel zu leiten. Wie geht man damit um, mit 19 die schönsten Zukunftsprognosen zu bekommen - und dann ständig verletzt zu sein? Während die Mannschaftskollegen in der Halle die Spielzüge durchgehen, schwitzt Drux einen Raum weiter, Gerätetraining, Aufbau-Übungen. "Ich versuche, mir den Tag so zu legen, dass ich die anderen noch sehen kann", sagt er. Anfang Oktober musste er am linken Sprunggelenk operiert werden, Überbleibsel alter Verletzungen, Narbengewebe wurde entfernt, "jetzt habe ich da zwei schöne Schrauben drin", sagt er. Schon im Sommer 2015 hatte ihn eine komplizierte Schulter-OP viele Monate Rehabilitation gekostet - und die Teilnahme an der EM 2016 in Polen, von der die Nationalmannschaftskollegen mit der Goldmedaille heimkehrten. "Ein gemischtes Gefühl" hätte er damals gehabt, auf der einen Seite die Freude für die anderen, auf der anderen "war ich natürlich auch ein bisschen traurig", sagt er. Als ginge es dabei nur um eine verpasste Geburtstagsfeier und nicht um EM-Gold, eine der wertvollsten Medaillen im Handball. Bei der WM 2017 musste er mit einer Knöchelverletzung ein Spiel pausieren, das war noch eine Kleinigkeit im Vergleich zu anderen Turnieren. Im anschließenden Sommer zog er sich einen Meniskusriss zu, wieder monatelang Pause. Bei der EM 2018 erneuter Meniskusriss, im März Bänderrisse im Sprunggelenk. "Dieses und letztes Jahr waren sehr bitter", sagt Drux, "immer wenn ich zurückkam, wurde ich erneut aus dem Tritt gebracht." Leicht frustrierend, nennt er es noch. Und wirkt doch so positiv. | Doch der deutsche Nationalspieler Paul Drux ist immer wieder verletzt. Gerade kämpft er erneut um den Anschluss - es geht um die WM im eigenen Land im Januar. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/drux-handball-wm-dhb-1.4240731 | Paul Drux bei der Handball-WM | 00/12/2018 |
Pioniere Am Anfang, sagt Olaf Schröder, war der Anpfiff nie pünktlich. Bis 2017 der Sender Sky die Rechte kaufte, lief das Montagsspiel im Deutschen Sport-Fernsehen (DSF), später Sport1. Vom Sender stammte überhaupt erst die Idee. Und die, erzählt Schröder, Sport1-Geschäftsführer und damals verantwortlicher Redakteur, sei recht spontan umgesetzt wurden, "kurzfristig". Deshalb fand das erste Montagsspiel nicht am ersten, sondern am 12. Spieltag statt: St. Pauli gegen Bochum. Schröder erzählt, wie vor dem Spiel Trainerinterviews geführt wurden, wie sich deshalb der Anstoß verzögerte. Er sah in den Jahren danach spätere Nationalspieler erstmals auf der großen Bühne, Michael Ballack, Gerald Asamoah. Lukas Podolski lupfte am Montagabend gegen Saarbrücken das Tor des Monats. "Es wurde eine echte Fußball-Marke geschaffen, die der zweiten Liga auch finanziell geholfen hat", sagt Schröder. Und als er von der Entscheidung hörte, die Marke abzuschaffen? "War ich fassungslos." Sebastian Fischer | In der 2. Bundesliga wird es bald keine Montagsspiele mehr geben. Für die einen ist das überfällig, für andere geht ein Stück Tradition verloren. Ein Rückblick mit Willi Landgraf, dem DSF - und einem Gespenst am Tivoli. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/montagsspiele-zweite-bundesliga-1.4240886 | Erinnerung an 25 Jahre Montagsspiele | 00/12/2018 |
25 Jahre nach dem ersten und bisher einzigen gesamtdeutschen WM-Titel haben Deutschlands Handball-Frauen mit dem Einzug in die Hauptrunde ihr erstes EM-Ziel erreicht. Durch ein 30:28 (16:16) gegen Tschechien im letzten Vorrundenspiel der Gruppe D buchte die Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener am Mittwochabend in Brest das Ticket für die nächste EM-Phase. Nach dem 33:32-Sensationssieg gegen Titelverteidiger Norwegen und der 24:29-Niederlage gegen Rumänien nimmt die DHB-Auswahl 2:2 Punkte mit. Im Kampf um den Einzug in die Medaillenrunde trifft das deutsche Team in Nancy auf den WM-Dritten Niederlande, Spanien sowie Ungarn. Die jeweils beiden besten Teams der zwei Hauptrundengruppen ziehen ins Halbfinale am 14. Dezember in Paris ein, die Drittplatzierten spielen am gleichen Tag um Platz fünf. Beste DHB-Werferin gegen Tschechien war Meike Schmelzer mit sieben Toren. Daneben zeigte Torfrau Dinah Eckerle ihre mit Abstand beste Turnierleistung. Im Nervenduell mit Tschechien ging die junge deutsche Equipe in der ersten Hälfte durch ein Wechselbad der Gefühle. Nach einem passablen Start ging nach der 6:5-Führung für fast zehn Minuten nichts mehr, die Tschechinnen zogen auf 12:7 davon. Die DHB-Frauen bekamen vor allem Iveta Luzumova vom Thüringer HC nicht in den Griff. Erst als Torfrau Eckerle sich steigerte, drehte sich das Blatt. | Die deutschen Handballerinnen haben durch ein hart erarbeitetes 30:28 gegen Tschechien im französischen Brest die WM-Hauptrunde erreicht. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-wm-der-frauen-knapp-weiter-1.4241645 | Handball: WM der Frauen - Knapp weiter | 00/12/2018 |
Sogenannte Netzreaktionen muss man nicht überbewerten. Aber die Empörung war schon massiv, als der Vorstand von Hannover 96 am Montag eine außerordentliche Mitgliederversammlung ablehnte, obwohl die Interessengemeinschaft "ProVerein 1896" mit 1310 Stimmen (notwendig wären 1145 gewesen) das größte Votum der Vereinsgeschichte abgehalten hatte. 1310 Stimmen für "mehr Demokratie", wie es der oppositionelle Aufsichtsrat Ralf Nestler ausdrückte. Einer schrieb, die Verweigerung dieser Versammlung sei eine "Vorstands-Diktatur", ein anderer, der Vorstandschef Martin Kind brächte "das Fass zum Überlaufen" und würde der Eskalation am Ende "nicht standhalten". Natürlich gab es auch jene, die Kinds Verdienste hervorhoben. Einer hat den Gegnern vorgehalten, nicht zu erkennen, dass dieser aus einem "hoch verschuldeten Chaos-Verein" einen "etablierten Bundesligaverein" gemacht habe. Sonst würde 96 in der Regionalliga spielen. Dort, wo Kind den Klub 1997 übernommen hatte. Doch Kinds unerbittlicher Versuch, für Hannover die 50+1-Regel außer Kraft zu setzen (nach der im deutschen Fußball die Stammvereine die Mehrheit gegenüber Geldgebern behalten müssen) und Mehrheitseigner bei 96 zu werden, hat zu großer interner Opposition geführt. Derzeit ist kein Profiklub so zerstritten wie der Tabellenletzte. Der Umgang untereinander ist alles andere als herzlich. Der Aufsichtsrat Nestler, Anwalt für Steuer- und Insolvenzrecht, hat nicht das Gutachten des Kölner Kollegen Paul Lambertz studieren können, das der Vorstand ein "unabhängiges Rechtsgutachten" nannte und das die außerordentliche Versammlung als "nicht statthaft" taxierte. Auch sonst ist Nestler von etlichen Informationen ausgeschlossen. Dass die Versammlung mit dem Argument abgelehnt wurde, sie koste den Klub 80 000 Euro, hält die Opposition für überzogen. Sie beziffert die Belastung auf wenige tausend Euro, darunter 100 Euro für Stimmzettel. Wie sehr das vereinsinterne Klima gelitten hat, haben nicht nur Kind und Manager Horst Heldt beklagt. Nestler wirft Kind vor, die Einigkeit aufs Spiel zu setzen und mit seiner Sturheit "die Mannschaft im Stich zu lassen". Also ein klassisches Abstiegsszenario anzuzetteln, nur um irgendwann unabhängig von den Mitgliedern wichtige Entscheidungen treffen zu können. Die Profis könnten solche Auseinandersetzungen nicht völlig ausblenden. Es erschwere zudem, im Winter Verstärkungen zu holen. Die Gefahr für Kind, den mächtigen Geschäftsführer mehrerer 96-Töchter, den Einfluss zu verlieren, ist tatsächlich so groß wie nie. | Die Opposition gegen die Pläne von Vorstandschef Martin Kind wird immer stärker - nun droht bei Hannover 96 der Verlust seiner Unterstützer im Aufsichtsrat. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/hannover-96-zumindest-die-ultras-singen-wieder-1.4240727 | Hannover 96 - Zumindest die Ultras singen wieder | 00/12/2018 |
„Manche sagen, wir sollen wieder auf Amateurfußball umstellen. Das ist doch dummes Geschwätz.“ – Schweinfurts Trainer Timo Wenzel. Schweinfurts Trainer Timo Wenzel erklärt vor dem vermeintlichen Spitzenspiel beim FC Bayern II die Krise. Ins Zweifeln gerät er nicht. Interview von Sebastian Leisgang Nach einem langen Arbeitstag hat Timo Wenzel am Mittwochabend ein bisschen Fitnesstraining gemacht und sich in der Sauna entspannt. "Da kann ich gut abschalten", sagt der Trainer des Fußball-Regionalligisten FC Schweinfurt 05. Vor dem Abendprogramm ist Wenzel in die Videoanalyse des FC Bayern München II eingestiegen. Die am Freitagabend (19 Uhr) anstehende letzte Ligapartie dieses Jahres und die angespannte sportliche Lage erfordern eine besondere Gewissenhaftigkeit. Schweinfurt ist seit sechs Spielen sieglos. Da die ambitionierten Unterfranken in der Tabelle sechs Punkte hinter den Bayern zurückliegen und bereits zwei Partien mehr absolviert haben, stehen sie im Grünwalder Stadion gehörig unter Druck. Timo Wenzel, steht das M-Wort nach sechs Spielen ohne Sieg auf dem Index? Das M-Wort? M wie Meisterschaft. Dieses Wort habe ich noch nie in den Mund genommen, und das werde ich jetzt natürlich auch nicht tun. Wir haben ein Ziel: Wir wollen in den DFB-Pokal. Wir haben in dieser Saison zwar schon einige Rückschläge verkraften müssen, aber wir sind nach wie vor von unserer Arbeit überzeugt. Sie haben also keinerlei Zweifel an der Mannschaft oder an sich selbst? Nein. Es ist ja so: Ich bin als Trainer nach Schweinfurt gekommen, zu einer Mannschaft, die seit Jahren nahezu unverändert ist und die immer gleichen Abläufe hatte. Es braucht dann eben Zeit, wenn es auf einmal eine Umstellung gibt. Können Sie ein Beispiel nennen? Es gibt Spieler, die noch nie im Mannschaftskreis kritisiert worden sind. Wenn ich bei der Videoanalyse Fehler anspreche, dann kann ich auch deutlich werden. Muss der ein oder andere Akteur dann mal schlucken? Natürlich. Aber die Spieler wissen, dass ich kein Unmensch bin. Ich habe ein respektvolles Verhältnis zu ihnen. Man kann auch Spaß mit mir haben. Letzte Woche habe ich die Mannschaft zum Beispiel zu meinem Geburtstag zum Weißwurstessen eingeladen. Wir waren auch schon zusammen im Kino. So führt man 22 Charaktere zusammen, und die Spieler merken: Hey, der Trainer ist ja einer von uns. Aber das geht eben nicht von heute auf morgen. Ist Ihre harte Art manchmal ein Problem für die Spieler? Ich bin zwar manchmal streng und lache beim Training nicht in einer Tour, dafür müsste der Verein eher einen Clown einstellen - aber es geht eben um den Erfolg. Da müssen sich alle unterordnen. Und diesen Weg werde ich auch in der Zukunft gehen. Ist es diese Gier, diese Mentalität, die ihren Spielern noch abgeht? Ja. Manche denken, es wird schon irgendwie funktionieren, aber du gewinnst kein Spiel, nur weil du auf dem Papier besser bist. Gerade das Umfeld erwartet aber einen Sieg nach dem anderen. Diese Erwartungshaltung ist unfassbar. Hier musst du jedes Spiel 5:0 gewinnen. Und wenn das mal gelingt, fragen sich die Leute: Warum haben die nicht noch ein sechstes und siebtes Tor geschossen? Diese Menschen leiden doch an einem Realitätsverlust. Manche sagen jetzt nach sechs Spielen ohne Sieg, wir sollten wieder auf Amateurfußball umstellen - das ist doch dummes Geschwätz. Ist es auch der Druck, der Ihrer Mannschaft zu schaffen macht? Oder wie erklären Sie sich die derzeitige Durststrecke? Manche Spieler haben noch nie in einer Mannschaft gespielt, von der jede Woche ein Sieg erwartet wird. Natürlich spielt das eine Rolle. Wir haben momentan aber auch kein Glück. Machen Sie es sich damit nicht zu einfach? Wir hatten oft Pech, aber das ist sicher nicht der einzige Punkt. Wir leisten uns zu oft individuelle Fehler oder verteidigen Standards nicht gut. Da fehlt uns die Einstellung, das Tor mit aller Gewalt verhindern zu wollen. Das alles hat inzwischen eine Eigendynamik entwickelt. Jetzt ist wieder in den Köpfen, dass es schon 2017 gegen Ende des Jahres nicht gut gelaufen ist. Wie lässt sich das austreiben? Das müsste man einen Mentalcoach fragen. Man muss aber auch sagen: In den letzten drei Wochen haben wir gut gespielt, bloß nicht gewonnen. Am Anfang der Saison haben wir auch mal nicht so gut gespielt, dann aber gewonnen. Das ist einfach Fußball. Es fällt auf, dass der Negativlauf mit einem 0:5 in Pipinsried begonnen hat. War dieses Spiel vielleicht mehr als ein einmaliger Fehltritt? Wir haben in diesem Spiel keine gute Leistung gebracht. Und Pipinsried hat mit jedem Schuss getroffen. So ein Spiel kann ein- oder zweimal in der Karriere vorkommen. Aber ich finde nicht, dass das etwas hinterlassen hat. Wir haben eine gute Reaktion gezeigt - auch wenn die Ergebnisse nicht gepasst haben. Zuletzt hat Ihre Mannschaft trotz 80-minütiger Unterzahl 1:1 in Aschaffenburg gespielt. Auf diese Leistung müssen wir stolz sein. Ich habe das Gefühl, dass die Mannschaft durch dieses Spiel noch näher zusammengerückt ist. Jetzt steht das Duell mit den Bayern an. Ist das ein Endspiel? Nein. Es ist noch nichts verloren - auch nicht bei einer Niederlage. Aber ich gehe nicht davon aus, dass wir verlieren. Gegen große Gegner haben wir immer gut gespielt, und ich weiß, dass Bayern nicht unschlagbar ist. Wir fahren nach München, um dort zu gewinnen. Ein Tag später ist Weihnachtsfeier, und dann ist Urlaub. Was gibt es Schöneres? | Schweinfurts Trainer Timo Wenzel erklärt vor dem vermeintlichen Spitzenspiel beim FC Bayern II die Krise. Ins Zweifeln gerät er nicht. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-regionalliga-hat-eine-eigendynamik-entwickelt-1.4240746 | """Hat eine Eigendynamik entwickelt""" | 00/12/2018 |
Beim ersten oder vielleicht auch beim zweiten Glas Champagner am Frankfurter Flughafen fragte Michael Müller, der Sportdirektor des Deutschen Boxsport-Verbandes, die Weltmeisterin, was sie als nächstes vorhabe. Party? Urlaub? Nein, nein, sagte Ornella Wahner. Ausruhen wolle sie sich, das schon, aber sie erwarte vor allem gespannt einen Termin. Bei einer MRT-Untersuchung wolle sie schauen, wie ihre Hände die Strapazen mitgemacht haben, ob kleine Haarrisse oder ähnliches ausgeheilt werden müssen. Oder ob sie, die erste deutsche Weltmeisterin im Amateurboxen, wieder voll ins Training einsteigen kann. Auch knapp eineinhalb Wochen nach dem Titelgewinn der 25 Jahre alten Wahner sind sie beim DBV ganz angetan von ihrer neuen Vorzeigeathletin. Müller schwärmt noch einmal, wie prächtig sich Wahner entwickelt habe. Von einem Talent, das U19-Europameisterin geworden war, zu einer Athletin, die zunächst mit den Erwartungen nicht zurecht kam, die unter permanenten Trainerwechseln litt - die aber immer weiter an sich arbeitete. So habe Wahner, sagt Müller, "sehr klug" seine Empfehlung aufgenommen, von Berlin nach Schwerin zu ziehen, um dort bei Michael Timm zu trainieren. "Wie sie durch Täler geschritten ist, ohne ans Aufgeben zu denken, das macht sie für alle deutschen Boxerinner zu einem Vorbild", sagt Müller, übrigens auch für alle deutschen Boxer. "Was sie nach oben gebracht hat, ist ihre seltene Eigenschaft, alles aus eigenem Antrieb zu machen", sagt Müller, siehe die freiwillige Untersuchung ihrer Hände. Nach oben gebracht haben Wahner, so sieht das Müller, auch Maßnahmen des Verbandes. Der DBV habe dem Deutschen Olympischen Sport (DOSB) "vorgeführt, wie erfolgreiche Förderung aussehen kann". Vor diesem Jahr habe der Verband 45 Prozent der Gelder aus dem Budget der Männer "zu den Frauen rübergeschoben", dadurch konnten die Athletinnen Lehrgänge besuchen, auf Turniere reisen und sich vor der WM in Neu-Delhi vier Tage lang akklimatisieren. "Ich denke, dass wir mit diesem Programm viele gute Argumente geliefert haben." Verbänden, die keine Medaillen vorzeigen können, kürzt der DOSB im Zweifel die Fördergelder, wer weniger Gelder bekommt, hat noch weniger Chancen auf Medaillen. Kurz nach Wahners WM-Sieg war Müller in der DOSB-Zentrale, was er dort gehört habe, sei jedoch "sehr ernüchternd" gewesen. Am Samstag entscheidet der DOSB, welcher Verband welche Gelder erhält - Müller hofft, dass dem Boxen nichts gestrichen wird; auch für das nächste Jahr wäre dadurch eine knappe Million Euro gesichert. Dabei wären die Gelder so wichtig. Ornella Wahner zum Beispiel dürfte in ihrer Gewichtsklasse 57 Kilogramm wiegen, kommt aber oft nur auf 55 Kilogramm. "Mit gezieltem Training durch Experten könnte sie noch Muskelpakete zulegen, ohne an Beweglichkeit zu verlieren", sagt Müller, "käme Schlagkraft zu ihrer Intelligenz und ihrer Technik, wäre für sie viel möglich." Müller macht eine Pause, er korrigiert sich: "nicht viel, alles!" Er meint: einen Olympiasieg 2020 in Tokio. | Die 25-jährige Ornella Wahner ist die erste deutsche Amateur-Boxweltmeisterin. Ihr Aufstieg soll dem Verband helfen, weiter Geld vom DOSB für die Förderung zu bekommen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/boxen-gold-und-geld-1.4240777 | Gold und Geld | 00/12/2018 |
Der deutsche Nationalstürmer Leroy Sané ist für Manchester City derzeit so wertvoll wie noch nie: Er trifft mit links, er trifft mit rechts - und jetzt sogar mit der Brust. Mit seinem nächsten Kunststück, dem Treffer zur 1:0-Führung, brachte der 22-Jährige City am Dienstagabend beim 2:1-Liga-Auswärtssieg in Watford auf die Siegerstraße. Sané drückte den Ball nach Flanke von Riyad Mahrez hoch in der Luft stehend aus fünf Metern zielgerichtet mit dem Oberkörper durch die Beine von Torhüter Ben Foster. Die Fans aus Manchester feierten ihn mit "Leroy"-Sprechchören, die Sun lobte sein Tor als Ausdruck "individueller Brillanz" und schrieb: "Pep Guardiola traute seinen Augen nicht, als er das sah." Dabei weiß der City-Trainer genau, was er an seinem deutschen Flügelstürmer hat: "Wegen seines Alters und Potenzials kann er hoffentlich noch viele, viele Jahre bleiben", hatte Guardiola vor dem Spiel gesagt; Sanés Vertrag läuft bis 2021. In den jüngsten vier Begegnungen, in denen er über 90 Minuten ran durfte, erzielte der ehemalige Schalker vier Tore und legte weitere vier auf. Dem Treffer in Watford (40.) folgte seine Mitarbeit an der Vorlage zum 2:0 von Mahrez (51.). "Zurück nach Manchester mit drei Punkten in der Tasche", schrieb er selbst im Internet. Als Tabellenführer ist Manchester City schon seit 21 Begegnungen in der Premier League (seit April!) ungeschlagen. | Vier Tore, vier Vorlagen in den vergangenen vier Spielen: Die englische Presse feiert Leroy Sané, sein Trainer Pep Guardiola zeigt sich entzückt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/premier-league-sanes-brust-tor-1.4240750 | Sanés Brust-Tor | 00/12/2018 |
Am Dienstag bekam der FC Bayern Besuch von einem Weltmeister. Dominik Klein, der im Sommer seine Handballkarriere beendet hat, besuchte im Anschluss an das Vormittagstraining der Münchner Basketballer den Audi Dome für einen Werbedreh. Klein befindet sich auf PR-Tour für die Anfang 2019 unter anderem in München stattfindende Handball-WM. Für den Film traf er sich deshalb mit Bayerns Basketballer Alex King. Gerade noch, könnte man sagen, denn der FCB ist bald nur noch im Rahmen seiner Spiele in der eigenen Arena anzutreffen. Das vergangene Länderspiel-Wochenende gewährte den Münchnern eine letzte Verschnaufpause vor einer strapaziösen Winterzeit, die an diesem Donnerstag (20.30 Uhr) mit der Euroleague-Partie gegen Khimki Moskau beginnt. "Wenn ich mir den Dezember anschaue, graut es mir ein bisschen", sagt Kapitän Danilo Barthel. Alle drei Tage sieht der Spielplan Begegnungen mit Topgegnern vor. In die kommenden Wochen fallen die wichtigen Bundesliga-Duelle mit Bamberg und Berlin (gegen Alba geht es zudem noch im Pokal), zwischendurch stehen auf europäischer Ebene anspruchsvolle Aufgaben an - unter anderem gegen Real Madrid oder eben am Donnerstag gegen Khimki. Die vielen Spiele seien für ihn eine neue Erfahrung, sagt Barthel, der zwar schon im Eurocup gespielt hat, noch nicht aber in der Königsklasse, allein in der Punkterunde der Euroleague sind 30 Spiele zu absolvieren. Eins hat Barthel bereits gelernt: "Man achtet darauf, schneller zu regenerieren, und trainiert weniger." Beim FCB fragt sich nicht nur der Kapitän, ob ein Pensum von fünf Spielen in zehn Tagen in einem anderen Sport akzeptiert werden würde. Der Wettkampf sei zwar das beste Training, findet Barthel, "dafür kann man nicht detailliert an etwas Spezifischem arbeiten". Dabei hat der FCB durchaus Verbesserungsbedarf, das offenbarte nicht zuletzt die herbe 71:95-Niederlage vor einer Woche in Tel Aviv. Die Länderspielpause bot nun die letzte Chance, um für die kommenden Monate noch einmal Korrekturen vorzunehmen. Immerhin reisten nur Stefan Jovic und Petteri Koponen zu ihren Nationalteams, so dass Trainer Dejan Radonjic inklusive Vladimir Lucic, den mal wieder die altbekannten Schulterprobleme plagten, nur drei Akteure fehlten. Zu verdanken war das auch Bundestrainer Hendrik Rödl, der angesichts der bereits sicheren WM-Qualifikation auf Barthel und Maodo Lo verzichtete. Laut Radonjic habe man die letzten Tage hauptsächlich zur Erholung genutzt: "Es ist immer ein Zwiespalt zwischen Regeneration und Training." An einer Sache jedoch haben die Bayern gleich am Sonntag - nach 48 dringend benötigten Erholungsstunden - gearbeitet: dem Rebound. Gerade international werden den Münchnern die Abpraller vom Brett oft vor der Nase wegschnappt. In Israel wurde das besonders deutlich, als der FCB 22 Rebounds weniger einsammelte als der Gegner (21:43). "Wir geben zu viele Offensivrebounds ab", sagt Radonjic vor dem Spiel gegen Moskau. Dass sie "oft einen schweren Wurf erzwingen, dann aber den Rebound abgeben", findet Barthel "echt bitter". Sich aktiver auf die Abpraller vorzubereiten, das soll Gewohnheit werden. Nicht nur die großen Jungs seien dabei gefragt, betont der mit 2,07 Metern zweitlängste Münchner. Die ganze Mannschaft müsse einen besseren Job machen: "Das ist nicht immer nur auf die großen Spieler abzuwälzen." Sein Trainer pflichtet ihm bei. Gleichzeitig fordert Radonjic von seinen "Big Men", nicht mehr so "weich" zu agieren. Barthel weiß um seine Verantwortung, im Training habe man gezielt daran gearbeitet, "die Rebounds zum Automatismus werden zu lassen", sagt der 27-Jährige. Ob das gelungen ist, können die Bayern gleich am Donnerstag gegen Moskau abfragen, die Russen haben nämlich selbst so ihre Probleme beim Einkassieren zweiter Bälle. "Ich hoffe, wir nutzen das", sagt Radonjic. Der Montenegriner erwartet zudem mehr Fehlwürfe der Gäste, da Euroleague-Topscorer Alexey Shved infolge eines Fingerbruchs wohl noch nicht einsatzbereit ist. Aber auch ohne Shved gelangen Khimki international zuletzt drei Siege. Dass die Moskauer ohne ihren besten Offensivspieler vielleicht sogar besser sind, wie Vladimir Lucic mutmaßt, sei aber übertrieben, findet Radonjic: Shved sei "einer der besten Spieler in Europa". Vielleicht sind sie ohne ihn ein wenig unberechenbarer. Nach dem Training am Dienstagvormittag wurde Danilo Barthel dann noch gefragt, ob er denn nun wenigstens den Abend frei habe. "Schön wär's", seufzte der Nationalspieler. Der Kapitän weiß: Freizeit werden das Team und er in den nächsten Wochen kaum haben. | Mit der Partie gegen Khimki Moskau brechen für die Basketballer des FC Bayern anstrengende Wochen an: Sie ist der Auftakt zu fünf Spielen in zehn Tagen. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/euroleague-weiter-immer-weiter-1.4240228 | Weiter, immer weiter | 00/12/2018 |
Es war ein Luxusproblem, natürlich. Aber auch Luxusprobleme sind Probleme. "Die Leute haben schon gelacht", erzählt Karl Thumbs, der Vorsitzende des FC Moosinning. Im Laufe der Vorrunde habe sein Landesliga-Team manchmal mehr Fußballer auf der Auswechselbank gehabt als auf dem Platz. "Zehn bis zwölf Leute sind da draußen gesessen", erinnert sich Thumbs. Die Kaderplanung sei wohl ein bisschen schief gelaufen im Sommer, findet er. Es war hektisch damals, nach der Relegation habe man nur gut eine Woche Pause gehabt. "Aber wenn im Training 26, 27 Spieler rumturnen, sind automatisch immer zehn unzufrieden und laufen zum Vorstand." Weil selbiger in diesem und ein paar anderen Punkten nicht ganz der gleichen Meinung gewesen sei wie der Aufstiegstrainer Xhevat Muriqi, hat sich der Verein dann vor knapp drei Wochen von dem 44-Jährigen getrennt. Für Muriqi, der sich im Anschluss über fehlende Rückendeckung beschwerte, heißt das nun vor allem: Er ist gerade recht interessant für jene Klubs, die einen neuen Trainer suchen. Beim Ligarivalen VfB Hallbergmoos zum Beispiel zählt er zum engeren Kandidatenkreis. Für den Rest der Liga heißt es: Aufgepasst, hier sind Spieler zu haben! Vorzugsweise für solche Vereine, bei denen auf der Bank zuletzt mehr Trainer und Masseure saßen als Fußballer. Thumbs nennt das Ziel, den Kader im Winter auf "18, 19 Leute" zu schrumpfen, und das schließe nicht mal aus, "dass wir vielleicht den einen oder anderen dazu holen". Nils Ehret, der während der Hinrunde aus Ismaning kam, werde sicher gehen, ebenso Michael Ott. Der Verbleib von Kerim Cetinkaya sei ungewiss. "Mit einigen werden wir in den nächsten Tagen reden." Gut möglich also, dass beim FC Moosinning nun ähnliches passiert wie beim SV Kirchanschöring, der zurzeit die Bayernliga aufwirbelt: Neun Weggänge hat er für die Winterpause vermeldet, großteils ohne konkretes Ziel. Das erinnert an einen Winterbasar. Moosinning verfällt aber keineswegs in wilden Aktionismus. Thumbs hatte schon vor der Saison einen "zähen Abstiegskampf" erwartet, die sportliche Situation mit Tabellenplatz 16 sei daher gar nicht der Grund gewesen, zu handeln. Es seien vielmehr vor allem "die Einheimischen" im Kader, die unzufrieden waren, erklärt er, "und die sind uns wichtig". Denn externe Zugänge seien schnell weg, wenn es mal eine Liga nach unten gehe; diejenigen, die seit Jahren treu sind, müsse man wertschätzen. In Helmut Luksch glaubt er, dass der Verein den richtigen Nachfolger für Muriqi gefunden hat. "Er sieht alles sehr realistisch", ist Thumbs' Eindruck. Luksch, 49, hat gerade die U19 des TSV 1860 München verlassen, einst hatte er die U19 der SpVgg Unterhaching in der Bundesliga gecoacht und zuletzt jene des FC Deisenhofen beinahe in die Bundesliga gebracht. Es ist übrigens kurios, in welchem Gleichschritt die Landesligisten Moosinning im Südosten und TuS Geretsried in der Gruppe Südwest unterwegs sind. Auch die Geretsrieder sind Sechzehnte; auch sie haben die Abstiegsrelegation zu fürchten, nicht aber den Direktabstieg, weil in ihrer Gruppe der SC Oberweikertshofen ähnlich abgeschlagen am Tabellenende steht wie im Südosten der TSV Neuried; und auch sie haben vor der Winterpause den Trainer gewechselt: Auf Florian Beham (der die Rückendeckung des Vereins vermisste) folgte Martin Grelics. Der Unterschied: Beham, der in Geretsried zu den Einheimischen zählte, trat selbst zurück, drei Tage vor Muriqis Rauswurf in Moosinning. Nachfolger Grelics (der dann zwei Tage vor Luksch feststand) ist 32 und kommt ebenfalls aus dem Jugendfußball. Er hat bis zum Winter die U17 der SpVgg Unterhaching in der Bayernliga trainiert, hat Erfahrungen als Trainer in Tansania und als Scout in China. Auch hier stand für Abteilungsleiter Ibro Filan im Vordergrund, dass der Neue gut mit den vorhandenen Spielern klarkommt, was in Geretsried vor allem heißt: Grelics muss junge Spieler fördern. Denn der TuS setzt traditionell auf die eigene Jugend. Dass die Geretsrieder im Winter ihren Kader runderneuern werden, ist also nicht zu erwarten. Von wegen Basar: Bislang, sagt Filan, zeichne sich kein Wechsel ab. Und zwölf Auswechselspieler wird es hier so bald auch nicht geben. | Sie spielen in verschiedenen Staffeln, Ost und West, und doch gibt es erstaunliche Parallelen: Wie sich FC Moosinning und TuS Geretsried neu ausrichten. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fussball-landesliga-fast-im-gleichschritt-1.4240234 | Fast im Gleichschritt | 00/12/2018 |
Das Drama gehört gewissermaßen zur Familie: Marie Theres Kroetz Relin, 52, ist die Tochter der Schauspielerin Maria Schell und des Regisseurs Veit Relin; von 1992 bis 2006 war sie mit dem Schriftsteller Franz Xaver Kroetz verheiratet, gemeinsam haben sie drei Kinder. 2008 erschien ihr erstes Kinderbuch „Der kleine Dichter“. An diesem Sonntag (20.15 Uhr) ist sie im ZDF zu sehen: „Rosamunde Pilcher. Das Geheimnis der Blumeninsel“ (Foto: Tobias Hase/dpa) | Der Tanz ist ihre Leidenschaft: die Schauspielerin und Autorin Marie Theres Kroetz Relin. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/formsache-hueftschwung-ohne-hoehenangst-1.4240232 | Formsache - Hüftschwung ohne Höhenangst | 00/12/2018 |
Seit Trainer Raoul Korner bekannt gegeben hat, dass er sein Personal für unfähig hält, reiht Bayreuth Sieg an Sieg. Fast noch mehr als über die spielerische Genesung freut Korner die psychische Entwicklung. Als examinierter Jurist ist Raoul Korner jederzeit in der Lage, Emotionen so einsetzen zu können, dass sie ihm nützlich sind. Bricht der Cheftrainer des Basketball-Bundesligisten Medi Bayreuth dann also mal aus wie ein Vulkan, geschieht das nicht ohne Hinterlist. Die Lava seines Zorns traf seine Spieler vor gut vier Wochen nach der 79:88-Heimniederlage gegen Ratiopharm Ulm mit voller Wucht. "Ich bin es Leid, jede Woche den gleichen Bullshit zu erzählen. Fakt ist, es reicht nicht", schimpfte der Österreicher damals, um seine Ausführungen mit einem ungewöhnlich offenherzigen Ultimatum zu beenden: "Mit diesem Personal sind wir nicht fähig zu gewinnen." | Seit Trainer Raoul Korner bekannt gegeben hat, dass er sein Personal für unfähig hält, reiht Bayreuth Sieg an Sieg. Fast noch mehr als über die spielerische Genesung freut Korner die psychische Entwicklung. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-bayreuth-1.4240744 | Listiger Wutausbruch | 00/12/2018 |
Mit der Akklimatisierung hatte die deutsche Mannschaft bei dieser WM anfangs ihre Schwierigkeiten. Und das lag nicht am Wetter, trotz Temperaturen um 30 Grad Celsius im indischen Bundesstaat Odisha im Dezember. Mit Militäreskorte werden die Spieler zu den Partien kutschiert, Schaulustige stehen am Straßenrand und winken. Und dann ist da noch dieses Stadion in Bhubaneswar: die Kalinga-Arena, eine Art Hockey-Tempel in dem hockeyverrückten Land, der 15 000 Besucher fasst. Schon der Geräuschpegel sei ungewohnt, findet Mats Grambusch, 25, von Rot-Weiß Köln: Wie die anderen Akteure des Nationalteams spielt Grambusch in der Bundesliga meist nur vor ein paar hundert Zuschauern. Man verstehe die Rufe von den Tribünen zwar nicht, sagte er dem Sportinformationsdienst, "aber irgendwie pusht es dich". | Das deutsche Hockey-Team bezwingt die Niederlande und hat beste Chancen, sich für das Viertelfinale zu qualifizieren. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/hockey-wm-deutschland-1.4240733 | Hockey-WM - Beflügelt in Bhubaneswar | 00/12/2018 |
Nach dem 2:1 gegen die Malmö Redhawks steht der deutsche Meister EHC München erstmals vor dem Einzug ins Halbfinale. Schlüsselszene ist ein einstudierter Spielzug. Ryan Button war nicht mehr an der Scheibe, und doch hatte der Verteidiger des EHC Red Bull München, der aktuell kein Verteidiger mehr ist, alles richtig gemacht. Er hatte seine 185 Zentimeter und 88 Kilogramm so vor Cristopher Nihlstorp verteilt, dass der Torhüter der Malmö Redhawks nichts mehr sah. So konnte die Scheibe von Verteidiger Derek Joslin, der immer noch Verteidiger ist, unter der Querlatte einschlagen. Im Eishockey machen oft die sogenannten Kleinigkeiten den Unterschied aus, dieser Satz gehört zum Standardrepertoire von Trainern und Spielern. Da Button seine Kleinigkeit sehr gut machte und Joslin genau zielte, gelang dem EHC am Dienstagabend in einem besonderen Spiel der Ausgleich. Und weil Frank Mauer in der Schlussphase auch noch traf, gewannen die Münchner die Partie sogar: 2:1 endete das erste Viertelfinalspiel der Münchner Klub-Geschichte in der Champions Hockey League (CHL). Der EHC hat gute Karten, am 11. Dezember im Rückspiel in Malmö den Halbfinaleinzug perfekt zu machen. "Es war ein sehr gutes Spiel von uns", sagte Mauer, der nach einem überragenden Pass von Maximilian Kastner im Alleingang den Siegtreffer markierte, nachdem er kurz zuvor noch an Nihlstorp gescheitert war. "Es sind zwei Mannschaften auf Augenhöhe, die sich nicht viel schenken. Da gibt es nicht viele Chancen, wir haben unsere aber zum richtigen Zeitpunkt genutzt", sagte der Nationalspieler. Bis zur 46. Minute waren vor allem zwei Männer dafür verantwortlich, dass die Chancen nur Chancen blieben: Nihlstorp drüben und Danny aus den Birken hüben hielten alles, was auf ihre Tore kam. Langweilig war das Spiel indes nicht. Die schlittschuhläuferisch beeindruckenden Schweden überzeugten mit ihrem schnörkellosen, technisch feinen Spiel. Und der EHC hielt robust dagegen. Stellvertretend dafür beförderte John Mitchell im Mitteldrittel Carl-Johan Lerby regelkonform über die Bande. Nicht nur der Check erfolgte mit hoher Geschwindigkeit. "Jeder, der das Spiel gesehen hat, weiß, dass das ein ganz anderes Tempo ist", sagte Nationalverteidiger Konrad Abeltshauser. "Aber das ist genau die Herausforderung, die wir suchen." Detailansicht öffnen Unter Europas Top-Teams: Verteidiger Ryan Button (rechts, gegen Nichlas Torp) leistete als Aushilfsstürmer wertvolle Dienste beim Münchner Champions-League-Erfolg gegen Malmö. (Foto: Amir Beganovic/imago) Dass die beiden Torhüter doch noch überwunden wurden, lag daran, dass Malmös Frederik Storm die Scheibe durch aus den Birkens Beine drückte (46.) und Button Nihlstorp beim Schuss von Joslin die Sicht nahm (48.). "Wenn der Torwart nichts sieht, ist es extrem schwer für ihn, die Scheibe zu halten", erklärte Abeltshauser. Joslins Treffer war kein Zufall. "Wir haben das so trainiert", sagte EHC-Trainer Don Jackson. "Die größte Herausforderung ist es, die Scheibe in solchen Fällen überhaupt aufs Tor zu bekommen." Button, der wie schon in der DEL gegen Wolfsburg Teil der vierten Angriffsreihe um die Eder-Brüder Andreas und Tobias war, sei beim 1:1 ein "großer Faktor" gewesen, sagte Jackson. Die Leistung des gelernten Verteidigers als Stürmer sei eine "schöne Überraschung", fand Jackson: "Er ist mit großer Begeisterung an diese Herausforderung herangegangen und hat das Team positiv beeinflusst." Laut Abeltshauser hilft Button seine Erfahrung als Abwehrspieler, wenn es darum geht, sich vor dem gegnerischen Torhüter zu positionieren. "Ryan weiß einfach, was für einen Verteidiger unangenehm ist", sagte Abeltshauser. Button nimmt diese Rolle im Training öfters ein, weil er über eine "super Hand-Auge-Koordination" verfüge, so Abeltshauser. Diese hilft ihm beim Abfälschen oder Nachstochern, was in diesem Fall aber nicht nötig war. "Die größte Herausforderung ist es, die Scheibe überhaupt aufs Tor zu bekommen." EHC-Trainer Don Jackson beschreibt das 1:1 gegen Malmö durch Derek Joslin Dass die Verteidiger immer wieder mal vor dem gegnerischen Tor aufkreuzen, ist Teil von Jacksons Spielsystem. Deshalb lässt er im Training öfters mal die Rollen tauschen: Die Angreifer verteidigen und die Abwehrspieler stürmen dann. "Solche Sachen zahlen sich aus, weil jeder ein gewisses Verständnis dafür hat, was er auf welcher Position zu tun hat", erklärte Abeltshauser. Direkt nach dem Spiel radelten sich die Münchner Spieler auf dem Ergometer das reichlich vorhandene Laktat aus den Muskeln, am Mittwoch stand ein freiwilliges Training auf dem Programm. "Jeder kann das machen, was er braucht", sagte Abeltshauser. Maximilian Daubner war nicht dabei. Der 21-Jährige fällt laut Pressemitteilung des Klubs wegen einer "Oberkörperverletzung" mindestens fünf Wochen aus. Zusammen auf dem Eis steht die Mannschaft wieder am Donnerstag, wenn es daran geht, fünf aufregende Tage vorzubereiten. Am Freitag reist der EHC nach Nürnberg. Zwei Tage später ist Tabellenführer Mannheim zum absoluten Spitzenspiel in der Deutschen Eishockey Liga zu Gast in München, und am Montag fliegt das Team von Don Jackson nach Schweden, um tags darauf in Malmö den Halbfinaleinzug in der Champions League perfekt zu machen. Eine Erkenntnis, die bei all diesen Aufgaben helfen könnte, zog Abeltshauser bereits aus dem Hinspiel: Solche Partien, sagte er, "machen uns nur stärker." | Nach dem 2:1 gegen die Malmö Redhawks steht der deutsche Meister EHC München erstmals vor dem Einzug ins Halbfinale. Schlüsselszene ist ein einstudierter Spielzug. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/champions-hockey-league-wie-im-training-1.4240224 | Wie im Training | 00/12/2018 |
Geld ist plötzlich kein Problem mehr in Seattle. Die Stadt im Nordwesten der Vereinigten Staaten ist mal die Heimat von Arbeitern und Holzfällern gewesen, und Grunge-Bands wie Soundgarden, Pearl Jam und Nirvana haben melancholische oder wütende Lieder darüber gesungen, wie öde das Leben doch sein kann. Mittlerweile ist Seattle eine der am rasantesten wachsenden Metropolen der Welt, auch wegen Unternehmen wie Amazon, Microsoft oder Starbucks. Und nun wird eine Investorengruppe um den Milliardär David Bonderman und den Filmproduzenten Jerry Bruckheimer 650 Millionen Dollar an die Nordamerikanische Eishockeyliga NHL bezahlen, um ein Franchise-Team nach Seattle zu locken. Die Kosten für den Umbau der Arena, etwa 800 Millionen Dollar, übernimmt beinahe komplett die Firma ArenaCo.; die Halle liegt gleich neben dem Stadtwahrzeichen Space Needle. | Seattle vermisst bis heute sein legendäres Basketball-Team. Nun kommt immerhin wieder Eishockey in die Stadt. Einen Namen sucht das Team noch. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/sport-in-seattle-die-supersonics-bringt-niemand-zurueck-1.4240729 | Sport in Seattle - Die Supersonics bringt niemand zurück | 00/12/2018 |
Nach der ersten wird auch die zweite Bundesliga in Zukunft ihre Spiele nur noch von Freitag bis Sonntag austragen. Doch damit geht auch ein Kulturgut verloren. Ein Streifzug durch 25 Jahre Fußball zum Wochenbeginn. ‹ › Protagonisten eines Stücks Fernseh- und Fußballgeschichte: Ein Gespenst am Aachener Tivoli beim ersten Geisterspiel im deutschen Profi-Fußball. ‹ › In Sektlaune: Willi Landgraf (re.) und Dariusz Wosz begießen 2006 den Bundesliga-Aufstieg von Bochum und Aachen, das Spiel gewann Bochum mit 2:0. Bild: Kai Pfaffenbach/Reuters ‹ › Nüchtern sehen es die unzufrieden Fans in Magdeburg, wo Anfang Dezember der VfL Bochum zu Gast ist. Bild: Jan Huebner/imago ‹ › Immer wieder Montags: Peter Neururer feierte als Trainer von LR Ahlen den größten Tag der Vereinsgeschichte am ersten Arbeitstag der Woche. Bild: imago ‹ › Hatte auch Montags Lust auf schöne Tore: der junge Lukas Podolski (Mitte) gegen Fürth in der Saison 2004/2005. Wird geladen ... Die Klubs der zweiten Liga haben sich am Montag darauf geeinigt und am Dienstag bekanntgegeben, dass es von der Saison 2021/22 an keine Montagsspiele mehr geben wird. Das Topspiel findet demnächst am Samstagabend statt. Der Montagstermin war bei den Fans schon unbeliebt, als er 1993 geschaffen wurde. "Montags gehört Vati mir", titelte 1997 der Übersteiger, das Fanmagazin des FC St. Pauli. "Das ist ein Erfolg, der uns beflügeln wird", sagte Sig Zelt, der Sprecher von Pro-Fans, dem Sportinformationsdienst. Was bleibt, sind Geschichten. Pioniere Am Anfang, sagt Olaf Schröder, war der Anpfiff nie pünktlich. Bis 2017 der Sender Sky die Rechte kaufte, lief das Montagsspiel im Deutschen Sport-Fernsehen (DSF), später Sport1. Vom Sender stammte überhaupt erst die Idee. Und die, erzählt Schröder, Sport1-Geschäftsführer und damals verantwortlicher Redakteur, sei recht spontan umgesetzt wurden, "kurzfristig". Deshalb fand das erste Montagsspiel nicht am ersten, sondern am 12. Spieltag statt: St. Pauli gegen Bochum. Schröder erzählt, wie vor dem Spiel Trainerinterviews geführt wurden, wie sich deshalb der Anstoß verzögerte. Er sah in den Jahren danach spätere Nationalspieler erstmals auf der großen Bühne, Michael Ballack, Gerald Asamoah. Lukas Podolski lupfte am Montagabend gegen Saarbrücken das Tor des Monats. "Es wurde eine echte Fußball-Marke geschaffen, die der zweiten Liga auch finanziell geholfen hat", sagt Schröder. Und als er von der Entscheidung hörte, die Marke abzuschaffen? "War ich fassungslos." Große Bühne Willi Landgraf, 50, hat 508 Spiele in der zweiten Liga bestritten, so viele wie kein Zweiter. Die Kündigung des Montagsspieltags hat er, inzwischen Nachwuchstrainer beim FC Schalke, mit Wehmut vernommen: "Die lange Trainingswoche war zwar immer nervig, aber ich habe immer gern am Montag gespielt. Sich mal im Fernsehen zu zeigen, das fand' ich interessant. Da hatte man das Gefühl: Uns gehört die ganze Bühne." Am liebsten unter Flutlicht auf dem Tivoli in Aachen. Einmal hat er für Alemannia gegen den MSV Duisburg eines seiner seltenen Tore geschossen, "aus 25 Metern, das vergisst man nicht". 1993 gehörte er als Profi des FC Homburg sozusagen zum Gründungspersonal des TV-Events, das Stadion war zwar weitgehend leer, 3500 Zuschauer, "aber für den ersten Testlauf war es nicht schlecht, und heute gibt es ja Spiele wie HSV gegen Köln. Da guckt man doch gern zu, weil man am Montagabend sowieso nicht viel zu tun hat." Keine Bühne Der auffälligste Zuschauer dieses Spiels, das offiziell keine Zuschauer hatte, posierte gleich auf mehreren Fotos. Mal hielt er auf der Tribüne den linken Daumen hoch, mal einen von zwei Schals, mal riss er beide Hände hoch, während hinter ihm das Spiel lief. Der auffällige Zuschauer trug eine weiße Mütze mit Löchern für die Augen, ein weißes Gewand, von den Ärmeln baumelten weiße Fetzen. Er war ein Gespenst mit Alemannia-Aachen-Schals. An jenem 26. Januar 2004 erlebte der deutsche Profifußball sein erstes Geisterspiel, Alemannia Aachen gegen den 1. FC Nürnberg, am alten Tivoli. Ein aus dem Aachener Block kommendes Wurfgeschoss hatte im November zuvor den Nürnberger Trainer Wolfgang Wolf am Kopf getroffen. Das Spiel, das die Alemannia 1:0 gewonnen hatte, wurde annulliert und nachgeholt. Neben dem Gespenst schafften es Journalisten, Techniker, Stadionpersonal und Delegationsmitglieder ins Stadion. Sie sahen ein 3:2 der Alemannia. Schönster Schuss Vielleicht, meint Alexander Voigt, sei es auch mal ganz gut, wenn es einen Tag ohne Fußball gebe: "Dann kann man wenigstens einmal in der Woche etwas Anderes machen." Er selbst verdankt einem dieser Abende allerdings eine Woche, die er nie vergessen wird. An jenem Montag im Mai 2000 spielte der Verteidiger Voigt, damals 22, mit dem 1. FC Köln bei Hannover 96. Der FC hatte mit seinem gestrengen Trainer Ewald Lienen eine sehr gelungene Saison hingelegt, vor Erfolg sei "die Zeit wie im Flug vergangen". In Hannover stand am 30. Spieltag das erste Finale um den ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte an. "Es lief erst mal suboptimal, wir waren schnell 0:2 hinten, im Hinterkopf dachte man: Jetzt musst du noch eine Woche warten." Aber der FC kam zweimal zurück, und in der 81. Minute kam dann Voigt - mit einem Gewaltschuss zur 4:3-Führung. Das 5:3 folgte, bevor in Hannover "der Bär abging", wie ein Polizeisprecher die Feier der FC-Fans beschrieb. Bis zum Wochenende wurde durchgefeiert. Voigt sagt: "Selbst der Trainer hat alles abfallen lassen und sich hingegeben." Und der hatte vorher "den korrekten Lebenswandel total vorgelebt". Schönste Stimme Jürgen Klopp, damals noch Trainer von Mainz 05, konnte ihn nicht mehr hören. Zweite Liga am Montagabend, das klang stets nach Jörg Dahlmann, Thomas Herrmann oder Markus Höhner. Letzterer kommentierte 2003 fürs DSF ein Spiel von Mainz 05 in Ahlen, Mainz führte kurz vor Schluss 3:2. Als Höhner sagte, es liege ein Tor in der Luft, fiel der Ausgleich (90.). Und als er vorhersagte, Ahlen könne nun noch gewinnen, da fiel das 4:3 (90.+2). Mainz verlor, verpasste später den Aufstieg. Klopp, erzählt Höhner, habe das Spiel in der Zusammenfassung gesehen. Und er habe ihm noch Jahre später gesagt: "Für dieses Spiel hasse ich dich!" Montagsmuffel Peter Neururer kennt seine Einsatzbilanz als Cheftrainer im Profifußball sehr genau - "619 Pflichtspiele!" -, aber wie oft er dazu am Montag ausrücken musste, das weiß er nicht. Was er weiß: "Ich bin froh, wenn's vorbei ist. Der Montagabend war immer unangenehm, man musste immer dem Rest der Liga hinterherspielen." Da spricht nicht nur der Trainer ("von der Periodisierung her eine Katastrophe"), sondern auch der Traditionalist: "Samstag 15:30 Uhr und dazu ein Spiel am Freitag, das fände ich ideal, aber das geht ja nicht mehr." Einmal immerhin war der Montag ein richtiger Festtag, sowohl für ihn als Trainer, wie auch für seinen Arbeitgeber. LR Ahlen live im deutschen Fernsehen anno 2000, "das war für den Verein die unglaubliche Geschichte schlechthin", erzählt Neururer, "der Präsident Helmut Spikker ließ sich live aus seinem Haus auf Mallorca dazuschalten. Größter Tag der Vereinsgeschichte." Wie es ausging, weiß Neururer nicht mehr, "aber ich bin sicher, wir haben gewonnen - weil ich alles gewonnen habe damals". Stimmt: Neururers Ahlener siegten 2:1 auf dem Mönchengladbacher Bökelberg. Montagsheld Weshalb das DSF sich Schweinfurt gegen Ahlen als Topspiel aussuchte, blieb ein Geheimnis. Am 26. November 2001 erschienen nur 3250 Zuschauer bei Starkregen im Schweinfurter Stadion. Doch dann kam Ermin, genannt "Erwin" Melunovic - und erlebte den Höhepunkt seiner Karriere. Beim 4:2 erzielte er alle vier Tore. Sein schlammbeflecktes Trikot von jenem Abend hing 15 Jahre lang im Regieraum der Sportschau. Neulich gab der WDR es bei der DFB-Pokal-Auslosung zurück. Montagswunsch Eigentlich hätte der SV Sandhausen schon ganz gerne öfters montags mitgespielt. "Wir kamen ja relativ selten in den Genuss", sagt Dag Heydecker, er erinnert sich an höchstens zwei Spiele mit Beteiligung des SV Sandhausen am Montagabend, allerdings ist er auch erst seit dieser Saison Marketinggeschäftsführer des Klubs. Was er jedoch mit Bestimmtheit sagen kann: dass sich die Spiele für Sponsoren ohnehin nicht mehr lohnen, seit sie nicht mehr im Free-TV übertragen werden. Seit 2017, findet er, ist es "Jacke wie Hose", ob Sandhausen, der oftmals als Provinzklub verschmähte Zweitligist, nun sonntags oder montags spiele, jedenfalls aus Vermarktersicht. Aus Sicht des Fans, sagt Heydecker, "finde ich die Entscheidung komplett richtig. Ich bin prinzipiell gegen Montagsspiele". | Nach der ersten wird auch die zweite Bundesliga in Zukunft ihre Spiele nur noch von Freitag bis Sonntag austragen. Doch damit geht auch ein Kulturgut verloren. Ein Streifzug durch 25 Jahre Fußball zum Wochenbeginn. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/montagsspiele-es-geschah-an-einem-montag-1.4240722 | Es geschah an einem Montag | 00/12/2018 |
Die Geschichte der deutschen Trainer in der Premier League, sie beginnt mit einem Stück Käse. Als Brede Hangeland, Verteidiger des FC Fulham, wegen Oberschenkelproblemen ausfiel, wollte ihn der Vereinsarzt mit einem konservativen Programm behandeln, Massagen, dazu viel Ruhe. Der Trainer dagegen empfahl Hangeland, sich ein Stück Käse auf den Oberschenkel zu halten, einen Nachmittag lang. Der Spieler hielt es mit dem Käse nicht lange aus, auch in Fulham nicht mehr. Und auch der deutsche Trainer blieb nicht lange. Fulham stieg 2014 unter einem gewissen Felix Magath ab, rutschte auf den letzten Platz der zweiten Liga, wenig später wurde der Trainer entlassen. Danach häuften sich die wildesten Geschichten über Magaths Monate in Fulham, die schönste ist die mit dem Käse; wenngleich bedauerlich ist, dass nicht überliefert wurde, ob es sich um einen englischen Blauschimmelkäse oder einen gewöhnlichen Gouda gehandelt hat. Magath hat sich jedenfalls von diesem Engagement noch nicht erholt. Kurzzeitig durfte er in China arbeiten, außerdem wurde er beim Hamburger SV gehandelt; aber das war selbst dem HSV zu abenteuerlich. Es spricht für die Premier League, dass sie sich von Magath gut erholt hat. Am Mittwoch verkündete der FC Southampton, dass Ralph Hasenhüttl Trainer des Klubs wird - was zwei Trends bestätigte. Erstens kaufen die englischen Klubs mit ihrem Geld nicht nur die besten Beine der Bundesliga (zum Beispiel Leroy Sané bei Manchester City), sondern auch das größte Know-how. Jürgen Klopp hat den FC Liverpool ins Finale der Champions League geführt, David Wagner hat Huddersfield Town immerhin in der Liga gehalten. Der Bundesligatrainer als Exportschlager - was zum zweiten Trend führt. Warteten vereinslose Trainer vor wenigen Jahren in Deutschland auf einen Anruf aus, zum Beispiel, Stuttgart oder Schalke, genügt das inzwischen vielen nicht mehr. Nicht nur die Bundesliga-Trainer werden für das Ausland reizvoller, auch das Ausland wird für die Trainer reizvoller. Thomas Tuchel sagte lieber in Paris zu, statt auf den FC Bayern zu warten. Hasenhüttl lehnte eine Anfrage aus Leverkusen ab, um in England gegen den Abstieg zu coachen. Sollte er nun in Southampton ähnlich erfolgreich arbeiten wie Klopp in Liverpool oder Tuchel in den ersten Monaten in Paris, dürfte die Attraktivität deutscher Trainer weiter steigen - und die von mittelklassigen Bundesligaklubs bei ambitionierten Trainern abnehmen. Zerstört werden diese Trends übrigens auch nicht dadurch, dass Hasenhüttl in Graz geboren ist - in Österreich hat er als Trainer bislang nicht gearbeitet. Dabei machen sie in seiner Heimat, der Steiermark, den ganz ausgezeichneten Ennstaler Steirerkas aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch, bevorzugt verzehrt in zerbröselter Form. Das mit dem Käse, wehrte sich übrigens Magath, sei, genau: "Käse". Er habe Hangeland nur empfohlen, es "mit dem alten Hausrezept Quark" zu versuchen. | Tuchel in Paris, Klopp in Liverpool, Hasenhüttl in Southampton: Bundesliga-Trainer sind neuerdings Exportschlager - ihr Knowhow wird immer gefragter. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/trainer-tuchel-klopp-hasenhuettl-ausland-1.4240724 | Weshalb deutsche Trainer lieber ins Ausland gehen | 00/12/2018 |
Der frühere Sportvorstand ist nicht überrascht über die Außendarstellung der Bayern. Felix Neureuther gibt sein Comeback in Val d'Isere, das Biathlon-Einzelrennen in Pokljuka wird abgesagt. FC Bayern, Sammer: Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Matthias Sammer (51) zeigt sich nicht überrascht, wie sich Meister Bayern München zuletzt präsentiert hat. "Ich bin nicht erschrocken über die Außendarstellung. Das, was entstanden ist, hat gewisse Ursachen - dementsprechend wundere ich mich überhaupt nicht", sagte der Eurosport-Experte. Hinter den Bayern liegt eine turbulente Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag. Er kenne verschiedenste Inhalte ganz gut, betonte der Europameister von 1996 und langjährige Sportvorstand des FC Bayern, "kann sowohl den Klub als auch das Mediale einschätzen und weiß, dass man sich jahrelang sehr gut beäugt hat und auf Momente gewartet hat, um das Beäugen irgendwann in Wort und Tat unterzubringen". Das, was jetzt passiere, sei logisch gewesen. Sammer: "Wenn du sehr erfolgreich bist, gibt es wenig Kritisches zu berichten. Und wenn du das als Verein registrierst, gibst du ja die Schlagzahl vor - dann verändern sich die Situation, die Denkweise und auch Menschen. Das passiert gerade." Zur Person von Bayern-Präsident Uli Hoeneß meinte Europas Fußballer des Jahres von 1996: "Wenn Uli von mir etwas wissen möchte, dann telefonieren wir. Ich bin der Meinung, dass Lebensleistungen - unabhängig davon, dass es auch mal ein bisschen schwieriger oder kritischer ist - nicht zerstört werden können." Ski alpin, Neureuther: Skirennläufer Felix Neureuther wird am Wochenende beim Weltcup im französischen Val d'Isere wie erwartet sein Comeback geben - zumindest im Riesenslalom. "Nachdem in Sölden das Wetter meinem Comeback im Weg stand und in Levi der Daumen sein Veto einlegte, hoffe ich nun, dass Versuch Nummer drei klappt und ich endlich einsteigen kann", sagte Neureuther am Mittwoch. Hoffen deshalb, weil letzte Zweifel bestehen. Eine Spezialschiene soll die rechte Hand schützen, in der sich Neureuther Mitte November den Mittelhandknochen am Daumen gebrochen hatte. "Die Schiene hilft mir gerade beim Riesenslalom sehr", sagte er, "Stand heute kann ich damit Rennen fahren." In seiner Spezialdisziplin Slalom sei die Lage jedoch "etwas schwieriger". Neureuther sucht daher noch "Wege und Techniken", die es ihm ermöglichen, die Stangen wie gewohnt aus dem Weg zu räumen. "Ob es mir gelingt, bis zum Rennen ein konkurrenzfähiges System zu finden, lässt sich leider noch nicht sagen", meinte er. Biathlon, Absage: Das erste Einzelrennen der Männer beim Biathlon-Weltcup-Auftakt im slowenischen Pokljuka ist wegen Nebels abgesagt worden. Dichter Nebel zog am Mittwochnachmittag ins Schießstadion auf der 1300 Meter hohen alpinen Hochebene im Nationalpark Triglav und machte einen Wettkampf der 110 Starter unter regulären Bedingungen unmöglich. "Leider war schon das Einschießen qualitativ sehr schlecht, man konnte die Scheiben kaum sehen", sagte Borut Nunar, der Renndirektor des Weltverbands IBU. Das Rennen über 20 Kilometer soll nun am Donnerstagvormittag ab 10.15 Uhr vor dem Damen-Einzel nachgeholt werden. Bundesliga, RB Leipzig: Fußball-Bundesligist RB Leipzig plant im Januar eine Offensive auf dem Transfermarkt. "Wir haben einen kleinen, feinen Kader. Im Sommer haben manche Verpflichtungen nicht geklappt, die wir gerne realisiert hätten. Das mussten wir akzeptieren und waren uns dieser Situation auch bewusst", sagte RB-Boss Oliver Mintzlaff der Sport Bild: "Im Winter werden wir das nun nachholen und uns definitiv verstärken. Wir sind handlungsfähig." Angeblich stehen bis zu 35 Millionen Euro für neue Profis bei den Sachsen zur Verfügung. Die Mittelfeldspieler Tyler Adams (19/ablösefrei aus New York) und Amadou Haidara (20/15 Millionen von RB Salzburg) stehen bereits als Zugänge fest, weitere sollen folgen. VfB Stuttgart, Buchwald: Der frühere Fußball-Weltmeister Guido Buchwald hat sich für seine kritischen Aussagen über Sportvorstand Michael Reschke entschuldigt und bleibt dem Aufsichtsrat des VfB Stuttgart erhalten. Das teilte der Bundesligist nach einer turnusmäßigen Sitzung des Kontrollgremiums am Dienstagabend mit. "Ich habe mit dem Präsidenten, dem Präsidium und dem Vorstand intensive Gespräche geführt und erklärt, dass meine aus einer Emotion heraus getätigten medialen Äußerungen ein Fehler waren, den ich sehr bedauere", sagte Buchwald. "Ich habe nach wie vor vollstes Vertrauen in die Arbeit von Michael Reschke, seinen Vorstandskollegen und der Vereinsführung." Der 57-jährige Buchwald hatte in einem Anfang November bei Sport1 veröffentlichten Interview Manager Reschke unter anderem für die verlängerten Verträge mit Ex-Trainer Tayfun Korkut und Abwehrspieler Holger Badstuber kritisiert. Zudem hatte er sich für eine breitere sportliche Kompetenz im Verein ausgesprochen. Mit seinen Aussagen war Buchwald damals bei VfB-Präsident Wolfgang Dietrich und auch bei Reschke auf Unverständnis gestoßen. "Dennoch nehme ich die Entschuldigung unseres verdienstvollen VfB-Ehrenspielführers an und vertraue wieder auf eine gute Zusammenarbeit", sagte Reschke. | Der frühere Sportvorstand ist nicht überrascht über die Außendarstellung der Bayern. Felix Neureuther gibt sein Comeback in Val d'Isere, das Biathlon-Einzelrennen in Pokljuka wird abgesagt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/sammer-ueber-den-fc-bayern-das-was-entstanden-ist-hat-gewisse-ursachen-1.4240767 | "Sammer über den FC Bayern - ""Das, was entstanden ist, hat gewisse Ursachen""" | 00/12/2018 |
Gregg Berhalter! 100 Prozent all jener, die sich mit Fußball in den Vereinigten Staaten beschäftigen, nannten nach dem Rücktritt von Bruce Arena im Oktober 2017 aufgrund der verpassten Qualifikation für die WM in Russland diesen Namen als neuen Trainer der Nationalelf. Der US-Fußballverband jedoch kündigte eine intensive Suche an, eine umfassende Prüfung aller Kandidaten (deren Verfügbarkeit womöglich erst nach dem Ende der Saison in Europa und der WM in Russland bekannt war). Man wählte erst einmal einen neuen Verbandspräsidenten, Carlos Cordeiro, und verpflichtete einen Teammanager, Earnie Stewart. Und jetzt, nach einer 412 Tage dauernden und teils an Klamauk erinnernden Suche, lautet der Name des neuen Trainers: Gregg Berhalter! Berhalter, ältere Fans in Deutschland werden sich erinnern, war jener US-amerikanische Verteidiger im WM-Viertelfinale 2002, der den Ball aus fünf Metern aufs deutsche Tor drückte, an die Hand von Torsten Frings. Noch immer fühlen sich daher die Amerikaner um den womöglich größten Triumph ihrer Verbandsgeschichte betrogen. Berhalter war, daran werden sich die treuen Fans in München und Cottbus erinnern, zudem ein umsichtiger Innenverteidiger, ein zuverlässiger Organisator und Anführer, er war jeweils Kapitän bei Energie Cottbus und beim TSV 1860. In den vergangenen Jahren, das dürfte in Deutschland allerdings kaum jemand wissen, war er in Doppelfunktion als Trainer und Sportdirektor bei der MLS-Franchise Columbus Crew tätig. Es ist eine nachvollziehbare Wahl, weil Berhalter, 45, einen Haken hinter sämtliche Anforderungen setzen darf, die der US-Verband ausgerufen hatte: vertraut mit den Sportstrukturen dieses Landes, in dem Fußball noch immer nur eine Randsportart ist (Berhalter ist im Schul- und Collegesystem der USA ausgebildet worden); dazu Kenntnis des europäischen Marktes durch 13 Jahre als Profi bei Vereinen in Deutschland, England und den Niederlanden sowie eine Trainerstation in Schweden; dazu Stallgeruch durch 44 Länderspiele und seine Zeit als Spieler und Trainer in der nordamerikanischen Profiliga MLS. Und: Berhalter ist kein Mitglied der Trainergeneration Bruce Arena/Bob Bradley. Und er ist nicht Jürgen Klinsmann. Sein Bruder ist einer der mächtigsten Männer im amerikanischen Fußball Die Wahl wirft dennoch Fragen auf: Warum hat die Suche 14 Monate gedauert, wenn am Ende doch der erste Kandidat eingestellt und mehr als ein Jahr der möglichen Entwicklung verschleudert wurde? Wollte der Verband nicht mit international bekannten Trainern verhandeln, mit Gerardo Martino (ehemals FC Barcelona und argentinische Nationalelf) oder Julen Lopetegui (FC Porto und Spanien, zuletzt Real Madrid)? Und warum luden die Verantwortlichen letztlich nur zwei Leute zum Vorstellungsgespräch ein, Berhalter und Oscar Pareja (FC Dallas, nun Club Tijuana)? Die Spurensuche führt zu Jay Berhalter, Bruder von Gregg und einer der mächtigsten Männer im amerikanischen Fußball. Er arbeitet seit mehr als 25 Jahren im Verband, er war an der Organisation der Weltmeisterschaften 1994 (Männer) und 2003 (Frauen) beteiligt, seit 2000 hat er das Tagesgeschäft von US Soccer geführt, seit April ist er für die kommerzielle Seite verantwortlich und gilt als möglicher Geschäftsführer, wenn Dan Flynn aufhören wird. Jay Berhalter ist der Strippenzieher im Hintergrund, der Königsmacher. Auch wenn er offiziell nichts mit der Anstellung seines Bruders zu tun hatte, so hat er immerhin den Teammanager Stewart als Verantwortlichen für die Trainersuche installiert - eine Trainersuche, die letztlich keine gewesen ist. Es war ein Warten auf Berhalter, der vertraglich bis vor Kurzem an Columbus gebunden war. Der amerikanische Männerfußball ist nun in den Händen der Berhalter-Brüder. Das muss keine schlechte Sache sein, beide sind hoch angesehen, das Ergebnis ist deshalb nicht überraschend. Der Weg dorthin war aber eine unwürdige Posse, sportlich nicht nachvollziehbar und mit Spott aus In- und Ausland begleitet. In einer Videobotschaft an die Fans sagt Berhalter nun: "Wir werden ein Team aufbauen, auf das ihr stolz sein könnt." Das ist ein hoher Anspruch, und er könnte zum Problem werden: Statt sich 14 Monate einarbeiten zu können, muss Berhalter sofort loslegen und liefern. | Der frühere Cottbus- und 1860-Fußballer Gregg Berhalter übernimmt das Amt des US-Nationaltrainers, viel später als eigentlich nötig. Das wirft Fragen auf. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/fussball-usa-berhalter-1.4239031 | Fußball: Gregg Berhalter wird US-Nationaltrainer | 00/12/2018 |
"Stand heute kann ich fahren", sagt Neureuther, allerdings nur im Riesenslalom. Das Biathlon-Einzelrennen in Pokljuka wird abgesagt. Leipzig-Boss Mintzlaff kündigt Transferoffensive im Winter an. Ski alpin, Neureuther: Skirennläufer Felix Neureuther wird am Wochenende beim Weltcup im französischen Val d'Isere wie erwartet sein Comeback geben - zumindest im Riesenslalom. "Nachdem in Sölden das Wetter meinem Comeback im Weg stand und in Levi der Daumen sein Veto einlegte, hoffe ich nun, dass Versuch Nummer drei klappt und ich endlich einsteigen kann", sagte Neureuther am Mittwoch. Hoffen deshalb, weil letzte Zweifel bestehen. Eine Spezialschiene soll die rechte Hand schützen, in der sich Neureuther Mitte November den Mittelhandknochen am Daumen gebrochen hatte. "Die Schiene hilft mir gerade beim Riesenslalom sehr", sagte er, "Stand heute kann ich damit Rennen fahren." In seiner Spezialdisziplin Slalom sei die Lage jedoch "etwas schwieriger". Neureuther sucht daher noch "Wege und Techniken", die es ihm ermöglichen, die Stangen wie gewohnt aus dem Weg zu räumen. "Ob es mir gelingt, bis zum Rennen ein konkurrenzfähiges System zu finden, lässt sich leider noch nicht sagen", meinte er. Biathlon, Absage: Das erste Einzelrennen der Männer beim Biathlon-Weltcup-Auftakt im slowenischen Pokljuka ist wegen Nebels abgesagt worden. Dichter Nebel zog am Mittwochnachmittag ins Schießstadion auf der 1300 Meter hohen alpinen Hochebene im Nationalpark Triglav und machte einen Wettkampf der 110 Starter unter regulären Bedingungen unmöglich. "Leider war schon das Einschießen qualitativ sehr schlecht, man konnte die Scheiben kaum sehen", sagte Borut Nunar, der Renndirektor des Weltverbands IBU. Das Rennen über 20 Kilometer soll nun am Donnerstagvormittag ab 10.15 Uhr vor dem Damen-Einzel nachgeholt werden. Bundesliga, RB Leipzig: Fußball-Bundesligist RB Leipzig plant im Januar eine Offensive auf dem Transfermarkt. "Wir haben einen kleinen, feinen Kader. Im Sommer haben manche Verpflichtungen nicht geklappt, die wir gerne realisiert hätten. Das mussten wir akzeptieren und waren uns dieser Situation auch bewusst", sagte RB-Boss Oliver Mintzlaff der Sport Bild: "Im Winter werden wir das nun nachholen und uns definitiv verstärken. Wir sind handlungsfähig." Angeblich stehen bis zu 35 Millionen Euro für neue Profis bei den Sachsen zur Verfügung. Die Mittelfeldspieler Tyler Adams (19/ablösefrei aus New York) und Amadou Haidara (20/15 Millionen von RB Salzburg) stehen bereits als Zugänge fest, weitere sollen folgen. VfB Stuttgart, Buchwald: Der frühere Fußball-Weltmeister Guido Buchwald hat sich für seine kritischen Aussagen über Sportvorstand Michael Reschke entschuldigt und bleibt dem Aufsichtsrat des VfB Stuttgart erhalten. Das teilte der Bundesligist nach einer turnusmäßigen Sitzung des Kontrollgremiums am Dienstagabend mit. "Ich habe mit dem Präsidenten, dem Präsidium und dem Vorstand intensive Gespräche geführt und erklärt, dass meine aus einer Emotion heraus getätigten medialen Äußerungen ein Fehler waren, den ich sehr bedauere", sagte Buchwald. "Ich habe nach wie vor vollstes Vertrauen in die Arbeit von Michael Reschke, seinen Vorstandskollegen und der Vereinsführung." Der 57-jährige Buchwald hatte in einem Anfang November bei Sport1 veröffentlichten Interview Manager Reschke unter anderem für die verlängerten Verträge mit Ex-Trainer Tayfun Korkut und Abwehrspieler Holger Badstuber kritisiert. Zudem hatte er sich für eine breitere sportliche Kompetenz im Verein ausgesprochen. Mit seinen Aussagen war Buchwald damals bei VfB-Präsident Wolfgang Dietrich und auch bei Reschke auf Unverständnis gestoßen. "Dennoch nehme ich die Entschuldigung unseres verdienstvollen VfB-Ehrenspielführers an und vertraue wieder auf eine gute Zusammenarbeit", sagte Reschke. 2. Bundesliga, Montagsspiele: Auch in der 2. Fußball-Bundesliga gehören Montagsspiele ab der Saison 2021/2022 der Geschichte an. Darauf einigten sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) die betroffenen Klubs "mit großer Mehrheit". Stattdessen soll künftig eine Partie am Samstagabend ab 20.15 Uhr ausgetragen werden. Die bei Fans ungeliebten Montagsspiele gibt es in der 2. Bundesliga seit 1993. Vorausgegangen waren Diskussionen um die Ausschreibung der nationalen Medienrechte ab der Saison 2021/2022. Laut DFL fiel die Entscheidung am Montag bei "einem intensiven Gespräch und Meinungsaustausch über diverse Themen" in Frankfurt. Der Dialog über strukturelle und inhaltliche Fragen soll im Januar fortgesetzt werden.Erst Ende November hatte auch die Bundesliga eine Abschaffung der ungeliebten Montagsspiele beschlossen. Die fünf Partien pro Spielzeit sollen dann auf Sonntage verteilt werden. Die Zweitligisten beschlossen in Frankfurt für die Saison 2018/2019 zudem die Einrichtung eines Solidaritätsfonds von 1,8 Millionen (bei drei Absteigern) bzw. 1,2 Millionen Euro (bei zwei Absteigern). Dazu wird jeder Verein einen pauschalen Beitrag in Höhe von 100.000 Euro (bei drei Absteigern) bzw. 66.667 Euro (bei zwei Absteigern) beitragen. | "Stand heute kann ich fahren", sagt Neureuther, allerdings nur im Riesenslalom. Das Biathlon-Einzelrennen in Pokljuka wird abgesagt. Leipzig-Boss Mintzlaff kündigt Transferoffensive im Winter an. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-neureuther-gibt-sein-comeback-in-val-d-isere-1.4240663 | Bundesliga - Neureuther gibt sein Comeback in Val d'Isere | 00/12/2018 |
Zlatan Ibrahimovic ist bei der Jagd. Nicht in Schweden, wo er vor ein paar Jahren einen 500-Kilo-Elch abgeschossen hatte, was die Tierschützer dort auf die Fichte brachte. Auch nicht in Italien, wo Jäger sich unter Berufung auf vorsteinzeitliche Vorrechte sogar in privaten Gärten tummeln dürfen, was nicht nur für die Spezies Gallus domesticus lebensgefährlich sein kann - weil so mancher im Eifer des Gefechts den Fasan mit dem normalen Haushuhn verwechselt. Ibrahimovic aber jagt fernab von allen Hühnern in Anatolien, wo es angeblich besonders fette Wildschweine gibt. Sein Handy, behauptete die Gazzetta dello Sport, habe er bei der Sauenhatz brav eingeschaltet, "denn er wartet auf Nachrichten von Leonardo", dem brasilianischen Manager des AC Mailand. Seit Wochen wird der schwedische Sturm-Routinier, der noch bei Los Angeles Galaxy unter Vertrag ist, von der italienischen Fachpresse herbeigeschrieben. Täglich gibt es neue Gerüchte, zum Beispiel, dass seine Ehefrau Helena ganz unbedingt zurück nach Mailand will, wo Zlatan bereits zwischen 2010 und 2012 gespielt hatte. Das ist verständlich, weil die Stadt natürlich viel angesagter ist als das fürchterlich abgelegene L. A., wo es weder anständigen Fußball gibt noch eine weltberühmte Oper und nur prollige Shoppingmalls anstatt der edlen Via Montenapoleone mit ihren schicken Läden. Richtig Fleisch an die Geschichte kam, um mal im Jägerjargon zu bleiben, als am ersten Adventssonntag Paolo Maldini die Tore für "Ibra" himmelweit öffnete. Die Milan-Legende Maldini, 50, ist inzwischen im Management des AC tätig, mit dem hochtrabenden Titel "Direktor der strategischen Entwicklung der Abteilung Sport". Kraft dieses Amtes sprach Maldini also: "Wenn das mit Ibrahimovic möglich wäre, ständen wir bereit." Einstweilen habe er allerdings einen gewissen Paquetà verpflichtet, aus dem offensiven Mittelfeld des brasilianischen Klubs Flamengo. Milan will mit der Uefa ein sattes Bußgeld herunterhandeln Paquetà ist 21 Jahre alt, Ibrahimovic ist bereits 37. Der schillernde Schwede hat gerade schon seine zweite Autobiografie veröffentlicht, diesmal mit dem bescheidenen Titel: "Ich bin Fußball". L'État, c'est moi! Weil daran zwischen Anatolien und L. A. nun wirklich niemand zweifelt, käme der Rücktransfer des Sonnenkönigs nach Mailand verdammt teuer. Zu teuer womöglich - angesichts der Tatsache, dass Milan gerade mit der Uefa ein sattes Bußgeld wegen des Verstoßes gegen die Regeln des Financial Fairplay herunterhandeln möchte. 20 Millionen Euro will der europäische Dachverband eintreiben, zuvor war bereits eine zweijährige Sperre des AC Mailand in den Uefa-Wettbewerben revidiert worden. Dies alles, weil die Mailänder im Sommer 2017 knapp 200 Millionen Euro auf dem Transfermarkt gelassen hatten - eine Summe, die ihre Einnahmen bei Weitem überstieg. Damals gehörte der Klub dem dubiosen chinesischen Unternehmer Li Yonghong, der Milan im Juli an seinen Hauptgläubiger, den USA-Hedgefonds Elliott, abgeben musste. Elliott aber hat genau das vor, was die Amerikaner auch von anderen Unternehmen, zum Beispiel von Thyssenkrupp wollen: möglichst rasch möglichst viel Kohle herauspressen. Damit das klappt, hat an diesem Montag Ivan Gazidis als neuer Geschäftsführer des Klubs seinen Dienst angetreten. Zuletzt war der Südafrikaner nach Jahren als Kommissar der Major League Soccer Manager beim FC Arsenal, dessen Mehrheitseigner ebenfalls aus den USA kommen. Gazidis hat den Auftrag, aus dem einstigen Familienunternehmen AC Milan, dessen alter Mäzen Berlusconi inzwischen den Drittligisten Monza übernommen hat, einen Konzern zu konstruieren. | Kehrt der Sonnenkönig zurück? Zlatan Ibrahimovic wäre genau der Name, der dem AC Mailand fehlt. Allerdings müsste die Uefa dem Transfer zustimmen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/zlatan-ibrahimovic-milan-1.4239022 | Kommt Zlatan Ibrahimovic zurück zum AC Mailand? | 00/12/2018 |
In der Premier League ließ sich in der laufenden Saison der Eindruck gewinnen, dass es sich die Vereine mehr oder weniger gemütlich gemacht haben auf ihren jeweiligen Tabellenplätzen. Jeder der Klubs findet sich bisher in etwa auf einer Position wieder, die seinem Leistungsvermögen entspricht. Im Vergleich zur Vorsaison, in der zehn Vereine ihre Trainer bis Weihnachten entließen, dauerte es daher nun bis in den November hinein, ehe sich der FC Fulham als erster Verein entschied, das Traineramt neu zu besetzen: Mit dem 67 Jahre alten Claudio Ranieri, dem Meistercoach 2016 von Leicester City, vertraute sich Fulham einer in England bewährten Fachkraft an. Auf der Insel werden die Abstiegskandidaten vorwiegend von den erfahrensten Trainern der Liga geführt: vom 65 Jahre alten Manuel Pellegrini (West Ham United), dem 70 Jahre alten Neil Warnock (Cardiff City) und dem 71 Jahre alten Roy Hodgson (Crystal Palace). Das Durchschnittsalter aller derzeit tätigen Cheftrainer lag am Wochenende in der Premier League bei knapp über 53 Jahren - das ist der Höchstwert im Vergleich zu den restlichen europäischen Topligen. Der FC Southampton widersetzt sich nun als erster Klub diesem Trend, um den Abstieg aus der ersten Liga zu verhindern. Mit der Verpflichtung des bislang nur in Deutschland tätigen Trainers Ralph Hasenhüttl präsentiert Southampton keinen jener altgedienten Soforthelfer, die darauf spezialisiert sind, in die Abstiegszone geratene Teams zu retten. Nach der Entlassung des walisischen Trainers und Ex-FC-Bayern-Profis Mark Hughes, dessen Siegesquote mit 13,6 Prozent die mieseste aller länger tätigen Trainer in Southampton war, steht Hasenhüttl vor der Aufgabe, den Klub aus dem Schlamassel zu führen - und ihm wieder eine Identität zu geben. Southampton wirtschaftete lange seriös - bis der Substanzverlust zu groß wurde Wie der Klub am Mittwoch mitteilte, erhält Hasenhüttl einen Vertrag bis Sommer 2021 und wird schon am Samstag das für Southampton wegweisende Duell im Tabellenkeller gegen Cardiff leiten. Das Auswärtsspiel bei Tottenham Hotspur am Mittwochabend übernimmt noch Interimscoach Kelvin Davis, der Hasenhüttl dann künftig assistieren wird. Genauso wie Torwarttrainer Dave Watson und der Sportwissenschaftler Alek Gross. Entgegen den Gerüchten um eine mögliche Tätigkeit beim FC Bayern hatte Hasenhüttl nach seinem Abschied aus Leipzig ein Engagement in England anvisiert. Sein lebhafter Spielstil und seine mitreißende Art brachten ihm in Deutschland den Rufnamen "Alpen-Klopp" ein, in Anlehnung an den Liverpool-Coach. | Der Premier-League-Klub wirtschaftet seriös und kompensiert Weggänge stets mit besseren Zugängen. Weil das in diesem Jahr nicht funktioniert, soll jetzt Ralph Hasenhüttl den Verein retten. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/hasenhuettl-southampton-premier-league-1.4239730 | Premier League: Hasenhüttl kommt nach Southampton | 00/12/2018 |
Bundesliga, RB Leipzig: Fußball-Bundesligist RB Leipzig plant im Januar eine Offensive auf dem Transfermarkt. "Wir haben einen kleinen, feinen Kader. Im Sommer haben manche Verpflichtungen nicht geklappt, die wir gerne realisiert hätten. Das mussten wir akzeptieren und waren uns dieser Situation auch bewusst", sagte RB-Boss Oliver Mintzlaff der Sport Bild: "Im Winter werden wir das nun nachholen und uns definitiv verstärken. Wir sind handlungsfähig." Angeblich stehen bis zu 35 Millionen Euro für neue Profis bei den Sachsen zur Verfügung. Die Mittelfeldspieler Tyler Adams (19/ablösefrei aus New York) und Amadou Haidara (20/15 Millionen von RB Salzburg) stehen bereits als Zugänge fest, weitere sollen folgen. VfB Stuttgart, Buchwald: Der frühere Fußball-Weltmeister Guido Buchwald hat sich für seine kritischen Aussagen über Sportvorstand Michael Reschke entschuldigt und bleibt dem Aufsichtsrat des VfB Stuttgart erhalten. Das teilte der Bundesligist nach einer turnusmäßigen Sitzung des Kontrollgremiums am Dienstagabend mit. "Ich habe mit dem Präsidenten, dem Präsidium und dem Vorstand intensive Gespräche geführt und erklärt, dass meine aus einer Emotion heraus getätigten medialen Äußerungen ein Fehler waren, den ich sehr bedauere", sagte Buchwald. "Ich habe nach wie vor vollstes Vertrauen in die Arbeit von Michael Reschke, seinen Vorstandskollegen und der Vereinsführung." Der 57-jährige Buchwald hatte in einem Anfang November bei Sport1 veröffentlichten Interview Manager Reschke unter anderem für die verlängerten Verträge mit Ex-Trainer Tayfun Korkut und Abwehrspieler Holger Badstuber kritisiert. Zudem hatte er sich für eine breitere sportliche Kompetenz im Verein ausgesprochen. Mit seinen Aussagen war Buchwald damals bei VfB-Präsident Wolfgang Dietrich und auch bei Reschke auf Unverständnis gestoßen. "Dennoch nehme ich die Entschuldigung unseres verdienstvollen VfB-Ehrenspielführers an und vertraue wieder auf eine gute Zusammenarbeit", sagte Reschke. 2. Bundesliga, Montagsspiele: Auch in der 2. Fußball-Bundesliga gehören Montagsspiele ab der Saison 2021/2022 der Geschichte an. Darauf einigten sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) die betroffenen Klubs "mit großer Mehrheit". Stattdessen soll künftig eine Partie am Samstagabend ab 20.15 Uhr ausgetragen werden. Die bei Fans ungeliebten Montagsspiele gibt es in der 2. Bundesliga seit 1993. Vorausgegangen waren Diskussionen um die Ausschreibung der nationalen Medienrechte ab der Saison 2021/2022. Laut DFL fiel die Entscheidung am Montag bei "einem intensiven Gespräch und Meinungsaustausch über diverse Themen" in Frankfurt. Der Dialog über strukturelle und inhaltliche Fragen soll im Januar fortgesetzt werden.Erst Ende November hatte auch die Bundesliga eine Abschaffung der ungeliebten Montagsspiele beschlossen. Die fünf Partien pro Spielzeit sollen dann auf Sonntage verteilt werden. Die Zweitligisten beschlossen in Frankfurt für die Saison 2018/2019 zudem die Einrichtung eines Solidaritätsfonds von 1,8 Millionen (bei drei Absteigern) bzw. 1,2 Millionen Euro (bei zwei Absteigern). Dazu wird jeder Verein einen pauschalen Beitrag in Höhe von 100.000 Euro (bei drei Absteigern) bzw. 66.667 Euro (bei zwei Absteigern) beitragen. | Man werde die Mannschaft "definitiv verstärken", kündigt Mintzlaff an. Die Zweitligaklubs schaffen die Montagsspiele ab, Guido Buchwald entschuldigt sich beim VfB Stuttgart. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-leipzig-boss-kuendigt-wintertransfers-an-1.4239860 | Leipzig-Boss kündigt Wintertransfers an | 00/12/2018 |
Er wolle in seiner ersten Amtshandlung zunächst einmal mit Hasan Ismaik reden, hat Peter Cassalette angekündigt am Tag seiner Wahl zum Löwenpräsidenten im November 2015. Drei Jahre später muss er mit Ismaik nicht mehr reden. Dafür kennt sich Cassalette nun ganz gut aus mit Rücktritten. Und im Vergleich zu seinem ersten Rücktritt beim TSV 1860 München fällt sein jüngster Rücktritt vor allem dadurch auf, dass er vergleichsweise geräuschlos über die Bühne ging. Als Cassalette zum ersten Mal ein Amt niederlegte, das des Vereinspräsidenten bei 1860, da rumorte es gerade so sehr im Klub, dass der Betrachter ein wenig den Überblick verlieren konnte angesichts der Vielzahl von Rücktritten und Abschieden. In der Nacht nach der verlorenen Relegation gegen Regensburg Ende Mai 2017 schmissen alle gleichzeitig hin: Trainer Vitor Pereira, Geschäftsführer Ian Ayre. Und eben auch Cassalette, der Präsident, der mit der Agenda eines Kupplers angetreten war. Er wollte die alte Dame Sechzig mit ihrem rätselhaften Investor Ismaik verschmelzen. Sie kamen nie zusammen. Als Cassalette Anfang des Jahres in anderer Funktion zurückkehrte zu 1860, da erkannten viele Beobachter im Handeln Ismaiks zum ersten Mal ein kluges Konzept: Gemeinsam mit MAN-Betriebsrat Saki Stimoniaris rückte Cassalette anstelle von Hasan Ismaik und dessen Bruder Abdelrahman in Sechzigs Aufsichtsrat. Die Idee war: Die seit 2011, dem Jahr von Ismaiks Einstieg bei 1860, verfeindeten Gesellschafter sollten endlich zielgerichtet zusammenarbeiten. Auch in dieser Funktion ist Cassalette nun zurückgetreten. Offenkundig, weil er (sehr spät) erkannt hat, dass keine verlässliche Zusammenarbeit bei 1860 möglich ist. Cassalette ist erst als Ismaiks Partner gescheitert, nun auch als sein Stellvertreter. Geldstrafen und Punktabzug drohten Ob sich Cassalette nun mit Ismaik überworfen hat, nur mit seinem Stellvertreterkollegen Stimoniaris, gleich mit beiden, oder er einfach nur mit der Gesamtsituation unzufrieden war, das ist unerheblich. Es ist jedenfalls mal wieder alles hochgradig kompliziert bei Sechzig. Es fehlte Geld. Und es gibt selbstgeschaffene Probleme. Bis zu diesem Freitag hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) 1860 noch Zeit eingeräumt, nachzuweisen, dass es tatsächlich über die Gelder verfügt, die es im Zuge der vom DFB erteilten Spiellizenz versprochen hatte. Es fehlten 1,2 bis 1,5 Millionen Euro zusätzliche Liquidität. Ein im Sommer unterschriebener Darlehensvertrag von Ismaik über zwei Millionen Euro, die der Klub im Zuge von Spielertransfers im Sommer längst verplant hatte, genügte dem DFB nicht als Garantie. Der Verband, der einen unfallfreien Spielbetrieb in der dritten Liga sicherstellen möchte, fordert von 1860 seit Wochen den Nachweis eines Zahlungseingangs auf dem Konto - oder aber die Bürgschaft eines deutschen Bankinstituts. Hätte Ismaik bis diesen Freitag nicht überwiesen, davon gehen sie intern zumindest aus, hätten Geldstrafen und Punktabzug gedroht. Die Strafe, dass 1860 in diesem Winter keine Transfers tätigen darf, soll der DFB dem Klub für den Fall eines ausstehenden Liquiditätsnachweises schriftlich verkündet haben. Erst am Dienstagabend verschickte Saki Stimoniaris eine Pressemitteilung, die neben einigen Höflichkeiten in Richtung des zurückgetretenen Cassalette die sehnsüchtig erwartete Botschaft enthielt. "Desweiteren geben wir bekannt, dass wir am heutigen Dienstag das von Geschäftsführer Michael Scharold avisierte Geld rechtzeitig überwiesen haben", hieß es darin. Hätte Ismaik, der traditionell oft auf den letzten Drücker zahlt, bis Freitag das Geld nicht zur Verfügung gestellt, hätte Geschäftsführer Scharold jene Liquidität auf anderem Wege herstellen müssen. Auf einem Wege, den Ismaik nicht gerne beschritten hätte. Scharold hätte auf ein Darlehen über zwei Millionen Euro zurückgreifen können, das der Hauptsponsor "Die Bayerische" eingeräumt hat - um die zweijährige Fortführungsprognose sicherzustellen, die Scharolds Vorgänger Markus Fauser erstellt hat. Verzinst worden wäre das Darlehen mit fünf Prozent - das wäre nicht einmal das größte Problem gewesen. Streng genommen hätte "Die Bayrische" ihr Darlehen gar nicht zweckentfremdet zur Verfügung stellen dürfen. Würde der Versicherer eine Lücke stopfen, die Ismaik mit seiner Nichtüberweisung gerissen hätte, würde das Geld an jener Stelle fehlen, für die "Die Bayerische" einstehen wollte: zur Absicherung vor einer Insolvenz. In diesem Szenario hätte der Klub sofort sparen müssen, um die Fortführungsprognose dennoch zu sichern. Die naheliegendste Stelle wäre der Kader gewesen. Ist das Geld nun tatsächlich überwiesen worden, dann wäre dieses Szenario noch einmal abgewendet. Auf den allerletzten Drücker. Mal wieder. | Erst als Geldstrafen und Punktabzug drohen, tätigt Investor Hasan Ismaik die nötige Millionen-Überweisung. Trotzdem ist die Lage bei Sechzig hochgradig kompliziert. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ismaik-1860-muenchen-ueberweisung-1.4239556 | 1860 München: Ismaik überweist auf den letzten Drücker | 00/12/2018 |
Als Ada Hegerberg zum ersten Mal in ihrem Leben einen goldenen Ball überreicht bekam, waren sich alle der besonderen Bedeutung bewusst. 2015, Hegerberg war gerade 20 Jahre alt, wurde sie mit dem Gullballen ausgezeichnet, dem Preis für die Spielerin oder den Spieler des Jahres in Norwegen, einem Pokal für Fußballerinnen und Fußballer. Hegerberg gewann ihn als erste Frau vor lauter Männern. 2016 kürte die Jury sie erneut. Am Montagabend gewann Hegerberg wieder einen goldenen Ball, diesmal den prestigeträchtigsten im Weltfußball. Der Ballon d'Or wird seit 1956 von der französischen Fußballzeitschrift France Football vergeben, in diesem Jahr erstmals als Ballon d'Or féminin auch an eine Frau. Es war also ein Moment von besonderer Bedeutung, als sie die Bühne im Grand Palais in Paris betrat. Aber einer war sich dessen offenbar nicht bewusst. Moderator Martin Solveig, als DJ bekannt, fragte Hegerberg, ob sie "twerken" könne, also tief in der Hocke mit Hintern und Hüfte wackeln. Ada Hegerberg sagte "Nein" und ging von der Bühne. Sie dachte gar nicht daran, die Erinnerung an diesen Abend einem schlechten Männerwitz zu überlassen. Sie sagte: "Das ist ein fantastischer Tag für den Frauenfußball." Einen Sport, den sie vor allem mit großer Professionalität verkörpert. Hegerberg, 23, war schon als Jugendliche eine der besten Fußballerinnen ihres Landes, als Angreiferin athletisch, beidfüßig, kopfballstark. Mit 17 wechselte sie nach Deutschland zum 1. FFC Turbine Potsdam und erreichte mit der Nationalmannschaft das Finale der Europameisterschaft 2013. Im Jahr 2016, zwei Jahre nach ihrem Transfer zu Olympique Lyon, gewann sie mit dem französischen Verein Champions League, Pokal und Meisterschaft, führte die Torschützinnenliste in Frankreich mit 33 Toren in 21 Spielen an und wurde zu Europas Fußballerin des Jahres gewählt. Vergangene Saison traf sie 46 Mal in Liga und Champions League. Anders als es das Stereotyp besagt, beschäftigt sie sich nicht nur mit Fußball: Ihr früherer Spielerberater erzählte mal die Geschichte, wie er Hegerberg bei der WM 2015 in Kanada besuchte. Im Hotel hing ein Bild von Winston Churchill, und Hegerberg berichtete ihm, wie viel sie über den britischen Staatsmann wisse. Nun ist es einerseits immer noch typisch, dass Menschen wie DJ Solveig sich öffentlich derart verirren. Dass ein Fußballpreis erst im Jahr 2018 an Männer und Frauen vergeben wird. Oder dass in Talkshows jemand wie der frühere Fußballer Mario Basler sitzt und über Frauenfußball lästert. Es sind andererseits Karrieren wie jene Hegerbergs, die solche Wortmeldungen als lächerlich entlarven. Spitzenfußballerinen sind, wie ihre männlichen Kollegen, zielstrebig und meist vorbildlich, wenn es darum geht, ihren Sport zu fördern. Und doch gibt es im Fall von Hegerberg zwei ungewöhnliche Beispiele dafür. In jeder Sommerpause legt sie daheim in Norwegen ein Trainingscamp mit ihrem Vater ein; auch ihre Schwester Andrine, 25, ist im Übrigen Profi. Aus Protest gegen die Verhältnisse im Verband hat Ada Hegerberg ihre Laufbahn im Nationalteam 2017 beendet. "Es geht um Respekt für den Frauenfußball. Ich finde, der Respekt war nicht da", sagte sie am Montag. "Manchmal musst du schwere Entscheidungen treffen, um ehrlich zu dir selbst zu sein." Nun als erste Frau mit dem goldenen Ball ausgezeichnet zu werden, sei ihr größter Erfolg, sagte sie. "Manchmal denkt man sich schon: Verdammt, wir leben in einer Männerwelt." Es gebe viel zu streiten als Frau im Jahr 2018. "Frauenfußballerin zu sein und heute den Ballon d'Or zu gewinnen, ist mein persönlicher Beitrag." DJ Solveig, der im Internet als sexistisch kritisiert wurde, hat sich später entschuldigt. Was Ada Hegerberg von seinem blöden Spruch auf der Bühne hielt? "Ganz ehrlich", sagte sie, "ich habe in dem Moment eigentlich nicht darüber nachgedacht." | Bei der Weltfußballer-Ehrung muss sich die Norwegerin einen sexistischen Spruch anhören. Die dreifache Champions-League-Siegerin sagt: Es gibt viel zu streiten als Frau im Jahr 2018. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/ballond-or-hegerberg-dj-moderator-spruch-1.4238648 | Ada Hegerberg: Erhaben über schlechte Männerwitze | 00/12/2018 |
Köllnerwetter statt Kaiserwetter: Beim 1:1 gegen Leverkusen profitiert der 1. FC Nürnberg vom Wetter - aber auch von den Korrekturen, die Trainer Michael Köllner im eigenen System vornimmt. Nach dem Spiel wollte Rudi Völler noch etwas loswerden. Er tat das mit intakter Frisur und trockenen Füßen, was bemerkenswert war an diesem Abend, an dem der Regen nicht nur vom Himmel, sondern auch aus dem Boden zu fallen schien. "Die Leute haben etwas Besseres verdient", sagte Völler, die Partie dürfe man "nie und nimmer anpfeifen". Der Chefgrummler der Leverkusener bedauerte den Zuschauer, der sich am Montagabend im Nürnberger Dauerregen aufhielt. Und er bedauerte besonders seine Mannschaft. | Köllnerwetter statt Kaiserwetter: Beim 1:1 gegen Leverkusen profitiert der 1. FC Nürnberg vom Wetter - aber auch von den Korrekturen, die Trainer Michael Köllner im eigenen System vornimmt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/nuernberg-leverkusen-der-regen-faellt-allen-in-die-beine-1.4239707 | Nürnberg - Leverkusen - Der Regen fällt allen in die Beine | 00/12/2018 |
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft startet ohne ihren Kapitän Uwe Gensheimer in die heiße Phase der Vorbereitung auf die Heim-WM im Januar 2019. Der Linksaußen ist für seinen Verein Paris Saint-Germain im Einsatz, während seine DHB-Teamkollegen im Rahmen eines Lehrgangs am 12. Dezember auf Polen treffen. "Wir wollen in der gemeinsamen Zeit unser Profil schärfen. Die Konturen des WM-Teams werden klarer", sagte Bundestrainer Christian Prokop, der 16 Spieler plus fünf Reservisten nominierte. Am kommenden Montag muss Prokop dem Weltverband bereits einen erweiterten Kader von 28 Spielern melden. Aus diesem Kreis kann er später das 16 Spieler zählende WM-Team zusammenstellen. Vor dem WM-Auftakt am 10. Januar in Berlin gegen eine gemeinsame Mannschaft aus Süd- und Nordkorea absolviert die DHB-Auswahl noch einen Kurzlehrgang (28. bis 30. Dezember) in Barsinghausen. Es folgen Länderspiele gegen Tschechien (4. Januar in Hannover) und Argentinien (6. Januar in Kiel). Tor: Wolff (Kiel), Heinevetter (Berlin). - Linksaußen: Musche (Magdeburg), Schiller (Göppingen). - Rückraum: Böhm (Hannover-B.), Lemke (Melsungen), Fäth (Rhein-Neckar Löwen), Strobel (Balingen-W.), Wiede (Berlin), Weinhold (Kiel), Semper (Leipzig). - Rechtsaußen: Reichmann (Melsungen), Groetzki (Löwen). - Kreis: Pekeler, Wiencek (bd. Kiel), Kohlbacher (Löwen). - Reserve: Quenstedt (Magdeburg), Drux (Berlin), Suton (Lemgo), Häfner (Hannover), Hornke (Lemgo). | Die deutsche Handball-Nationalmannschaft muss bei der Vorbereitung auf die Heim-WM im Januar 2019 auf Kapitän Uwe Gensheimer verzichten. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/handballer-ohne-gensheimer-1.4239037 | Handballer - Ohne Gensheimer | 00/12/2018 |
Sie schwebten am Dienstag immer noch, zwei Tage nach ihrem fulminanten 3:0-Erfolg über den deutschen Volleyball-Meister Berlin. Zumindest über den wolkenverhangenen Alpen im Flugzeug auf dem Weg von Innsbruck via Wien nach Belgrad. Dort wurde der Tross der Hypo Tirol Alpenvolleys Haching von einem Reisebus in die 80 Kilometer entfernte Donaustadt Novi Sad gebracht. Zeit für eine Besichtigung der Festung Petrovaradin oder der Altstadt hat der Bundesliga-Tabellenführer aber kaum. Dienstag und Mittwochmorgen waren noch Trainings angesetzt, bevor die Alpenvolleys sich am Abend im Rückspiel des CEV-Cup-Sechzehntelfinales mit Vojvodina Novi Sad messen. Die Serben waren am Donnerstag im Hinspiel in Unterhaching, das sie nur mit 2:3 verloren, ein absolut ebenbürtiger Gegner. Allerdings erst, nachdem die Hachinger die ersten beiden Sätze recht deutlich gewonnen und dann im Angesicht des vermeintlichen Sieges an Spannung verloren hatten. Dieser Fehler passierte ihnen im Spitzenspiel der Bundesliga gegen Berlin am Sonntag nicht, nach dem überraschenden Sieg lief die Mannschaft der Stunde geschlossen im Vip-Raum der Innsbrucker Olympiaworld ein, wo der starke Diagonalspieler Kirill Klets und seine Kollegen von überschäumendem Applaus begrüßt wurden. Apropos überschäumend: Ein paar Tropfen Alkohol sollen auch geflossen sein, aber diesen konnten die Profis am Montag beim verordneten Saunagang schnell wieder herausschwitzen. "Wir haben das erste Mal drei Sätze auf hohem Niveau gespielt", sagte Trainer Chrtiansky noch am Montag vor der Abreise nach Serbien, und: "Die Motivation stimmt." Anderes wäre auch fahrlässig, denn das Spiel beim aktuellen Tabellenführer der serbischen Liga wird eine Herausforderung. Die Mannschaft um ihren kubanischen Topscorer Lázaro Raydel Fundora Travieso hat in Unterhaching gezeigt, dass sie über einigen Kampfgeist verfügt, in eigener Halle vor ihren heißblütigen Fans dürfte dieser zusätzlich angefacht werden. Und auch die rechnerische Ausgangslage ist verzwickt; jedenfalls hilft der 3:2-Erfolg im Hinspiel den Alpenvolleys nur bedingt. Verlieren sie 0:3 oder 1:3, sind sie nach der CEV-Cup-Arithmetik ausgeschieden, verlieren sie 2:3, gibt es direkt im Anschluss einen entscheidenden "golden set". Nur bei einem Sieg sind sie direkt im Achtelfinale, wo wahrscheinlich Klub-Weltmeister Trentino Volley wartet. Auch deshalb hofft nicht nur Alpenvolleys-Sportdirektor Mihai Paduretu auf einen Erfolg. Der Einzug in die nächste Runde würde das Budget - 40 000 Euro sind fürs Zuschussgeschäft CEV-Cup hinterlegt - übrigens nicht sprengen. Ihr Ziel war ohnehin der Viertelfinal-Einzug. Auf Livebilder auf dem Weg dorthin müssen Daheimgebliebene aber verzichten. Die CEV hält die Rechte, zeigt aber nur ausgewählte Spiele. Und den Wunsch, die Partie auf Youtube oder woanders zu zeigen, untersagte der europäische Volleyball-Verband den Alpenvolleys. | Die Alpenvolleys Haching Tirol treffen nach dem 3:0-Sieg gegen Berlin im CEV-Cup-Rückspiel auf Novi Sad. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/volleyball-ausschwitzen-achtelfinale-1.4238709 | Ausschwitzen, Achtelfinale! | 00/12/2018 |
Beim FC Pipinsried ist immer was los, allein das Jahr 2018 bietet zahllose Beispiele: Da war der Präsident Konrad Höß, der nach 50 Jahren zurücktrat, eigentlich sogar freiwillig, nach seiner Abwahl dann aber bei Freunden und Förderern anrief und auf den Verein schimpfte. Im Frühjahr gab es eine Acker-Tribüne für 5000 Fans von 1860 München. Und kurz vor Saisonende gab es wie aus dem Nichts ein Verbandsgerichtsverfahren, weil der Verein Nicht-Mitglieder als Spieler eingesetzt haben soll - dann die Entlastung, gleichbedeutend mit dem Ligaverbleib. Dann wurde nach anhaltender Erfolglosigkeit in der neuen Saison mal eben der ehemalige Profi Manfred Bender verpflichtet. Dieser fuhr prompt ein paar Punkte ein, unter anderem beim ersten Heimsieg der Saison am 17. Spieltag: mit einem furiosen 5:0 gegen das Spitzenteam aus Schweinfurt. | Trainer Manfred Bender verlässt nach elf Wochen den FC Pipinsried. Er wollte die Mannschaft radikal umbauen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/regionalliga-kaum-da-schon-wieder-weg-1.4239561 | Kaum da, schon wieder weg | 00/12/2018 |
Von der Saison 2021/2022 an wird in der zweiten Bundesliga nicht mehr am Montag gespielt. Darauf einigten sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) die betroffenen Klubs "mit großer Mehrheit". Stattdessen soll künftig eine Partie am Samstag um 20.15 Uhr angepfiffen werden. Die bei Fans ungeliebten Montagsspiele gibt es in der zweiten Bundesliga seit 1993. Ende November hatte auch die Bundesliga eine Abschaffung ihrer Montagsspiele beschlossen; die fünf Partien pro Spielzeit sollen auf Sonntage verteilt werden. Bei der Sitzung am Montag wurde zudem die Einrichtung eines Solidaritätsfonds für die Absteiger in die dritte Liga in Höhe von 1,8 Millionen (bei drei Absteigern) bzw. 1,2 Millionen Euro (bei zwei Absteigern) für die Saison 2018/2019 vereinbart. Dazu wird jeder Klub einen pauschalen Beitrag in Höhe von 100 000 Euro (bei drei Absteigern) bzw. 66 667 Euro (bei zwei Absteigern) leisten. Im Vorjahr hatten die Zweitligisten erstmals einen solchen Solidarfonds eingerichtet und die Absteiger Kaiserslautern und Braunschweig mit je 600 000 Euro unterstützt. | Die Zweitligisten verständigen sich auf die Abschaffung der Montagsspiele von der Saison 2021/2022 an. Auch ein Solidaritätsfond wird aufgelegt. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/zweite-liga-montagsspiele-werden-abgeschafft-1.4239725 | Zweite Liga - Montagsspiele werden abgeschafft | 00/12/2018 |
Angie Geschke wird gerufen, wenn dringend Hilfe benötigt wird. Die 33-Jährige ist seit sieben Wochen Kommissarin im Streifendienst. Tagsüber fährt sie im Polizeiwagen durch das Städtchen Varel nahe der Nordsee, abends trainiert sie beim Handballklub VfL Oldenburg. Auf Varels Straßen ahnen die wenigsten, dass die freundliche Polizistin eine Bundesliga- und Nationalspielerin ist. Momentan nimmt sie mit der deutschen Auswahl an der Europameisterschaft in Frankreich teil. Die Ganovenjagd in Friesland müssen so lange andere übernehmen. | Angie Geschke kam bislang kaum zum Zug. Im wichtigen Spiel gegen Tschechien könnte sich das ändern. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-europameisterschaft-zeit-fuer-einen-mutausbruch-1.4239058 | Handball-Europameisterschaft | 00/12/2018 |
Der jüngste Streit rund um den Dopingopfer-Hilfeverein hat mal wieder vieles zerstört. Die Beteiligten sollten dies zum Anlass nehmen, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren: wichtige Veränderungen für die Zukunft. Mehr als fünf Jahre stand Ines Geipel an der Spitze des Doping-Opfer-Hilfevereins (DOH), nun zieht sich die frühere DDR-Leichtathletin zurück. Sie empfinde es als "unwürdig", was zuletzt rund um den Verein passiert sei, der harte Streit, die persönlichen Anschuldigungen - und das, wo der DOH doch eigentlich nur ein wichtiges Ziel hat: den vielen Opfern des DDR-Staatsdopingsystems zu helfen. Es ist auch deswegen ein so unfassbarer Streit gewesen, weil er sich um ein so unfassbares Thema dreht. In der deutschen Sportgeschichte gab es wohl kein dunkleres Kapitel als den Staatsplan 14.25, ein kriminelles System, das Politiker, Mediziner und Funktionäre in der DDR ausheckten und praktizierten. Mehr als 10 000 Leistungssportler erhielten Dopingmittel, darunter viele Minderjährige, die nicht wussten, was in den angeblichen Vitaminpillen steckte. Und Aufklärung über die immensen gesundheitlichen Risiken gab es schon gar nicht. Viele der damaligen Athleten leiden heute an schrecklichen Krankheiten, an Tumoren, an Herz- oder auch an psychischen Problemen, und es gab auch erwiesenermaßen Todesfälle, die auf den Gebrauch der Mittel zurückgingen. Es gehört zu den unbestrittenen Verdiensten dieses ehrenamtlich geführten DOH-Vereins, dass er sich um diese Opfer kümmert und ihnen mehr Aufmerksamkeit verschafft hat - insbesondere in den vergangenen fünf Jahren mit Geipel an der Spitze. Erst vor Kurzem ist die Frist verlängert worden, innerhalb derer damalige Sportler beim Bundesverwaltungsamt Anträge stellen und 10 500 Euro Entschädigung erhalten können. Zudem wurde der Fonds auf insgesamt 13,6 Millionen Euro aufgestockt. Viel mehr Sportler als früher trauen sich jetzt, über ihre Vergangenheit im DDR-System zu sprechen. Aber es gab in den vergangenen Monaten eben auch diesen sehr heftigen Streit rund um den DOH, zwischen Geipel und einigen Unterstützern sowie verschiedenen ehemaligen Mitgliedern. Es ging dabei einerseits um einen durchaus interessanten inhaltlichen Strang, nämlich um die Frage, wer eigentlich als "Dopingopfer" zu gelten habe. Ob zum Beispiel auch derjenige, der zu DDR-Zeiten als Erwachsener wissentlich dopte, zu den Opfern zu zählen sei - oder nicht eher zu den Tätern, weil er bewusst Sportkonkurrenten betrog. Oder vielleicht zu beidem. Aber vor allem gab es sehr hässliche persönliche Auseinandersetzungen. Die erfolgten zwar in einer bisher nicht bekannten Intensität, aber grundsätzlich nicht zum ersten Mal rund um den DOH. Und das wirkt durchaus paradox: Es gibt nur eine überschaubare Zahl von Menschen, die sich um das Opfer-Thema und die Opfer kümmern, und es sind viele Widerstände in der Politik und noch mehr im Sport zu überwinden. Doch anstatt an einem Strang zu ziehen, gibt es innerhalb dieser Gruppe oft Streit. Vielleicht ist das auch zwangsläufig der Fall, wenn es um ein so emotionales Thema und so viel persönliche Betroffenheit geht. Viel hat dieser Streit um den DOH kaputt gemacht, wünschenswert wäre, wenn er wenigstens etwas Gutes hätte: dass es zu Veränderungen kommt. Geipel moniert zu Recht die Konstellation, dass Betroffene oft Betroffene betreuen. Ob der Dramatik dieses Themas bräuchte es andere, professionellere Strukturen. Die Politik ist hier gefordert, das umzusetzen. Die Opfer dieses schrecklichen DDR-Verbrechens, sie haben es verdient. | Der jüngste Streit rund um den Dopingopfer-Hilfeverein hat mal wieder vieles zerstört. Die Beteiligten sollten dies zum Anlass nehmen, sich auf ihre eigentliche Aufgabe zu konzentrieren: wichtige Veränderungen für die Zukunft. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-das-recht-der-opfer-1.4239060 | Kommentar - Das Recht der Opfer | 00/12/2018 |
Es war eine kleine Lawine, die Nicola Werdenigg lostrat, als die ehemalige Skirennläuferin aus Österreich im November 2017 erstmals über sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch im Skisport sprach. In der Folge meldeten sich weitere mutmaßliche Opfer, die von Übergriffen an Internaten und im Österreichischen Skiverband (ÖSV) in den 1960er und 70er-Jahren sprachen, worüber auch die Süddeutsche Zeitung berichtete. Das Bundesland Tirol setzte damals eine Kommission ein, um jene 13 gemeldeten Vorfälle zu untersuchen, die sich am Skigymnasium Stams und in der Skihauptschule Neustift ereignet haben sollen. In dem finalen Bericht, den die Kommission jetzt vorlegte, wurden diese Vorwürfe nun bestätigt. Andrea Wibmer-Stern leitete das unabhängige Gremium, dem Experten aus Justiz, Bildung und Sport angehörten. Sie steht dem Bezirksgericht Kufstein vor, arbeitet seit mehr als 30 Jahren als Familienrichterin und hat über viele Missbrauchsfälle geurteilt. "Wir sind bei unserer Arbeit auf eine doppelte Abhängigkeit der Schüler gestoßen", sagt Wibmer-Stern auf Anfrage. Da manche Lehrer damals auch Trainer waren, sei die Abhängigkeit damals noch intensiver gewesen. Ansonsten habe es zwischen beiden Systemen, dem Sport und der Schule, nur eine geringe Kooperation gegeben. "Ich muss aber auch betonen, dass das mittlerweile ganz anders ist. In der Gegenwart gibt es seit Jahren einen regen Austausch", so Wibmer-Stern. Ob in den untersuchten Fällen weiter ermittelt wird, entscheiden nun Staatsanwaltschaft und Justizministerium. Im Fall der ehemaligen Skihauptschule Neustift stehen zwei einstige Lehrkräfte im Fokus. Ein ehemaliger Heimleiter soll in den 1970er-Jahren Jungen sexuell missbraucht haben. Bei einer Sitzung, in der ein Vorfall damals offenbar thematisiert wurde, war laut einem Protokoll auch ein hochrangiger ÖSV-Funktionär anwesend (was der Betroffene abstreitet). Das hatte der Standard berichtet, der auch Werdeniggs Aussagen veröffentlicht hatte. Ein zweiter Lehrer machte nach Übergriffen Ende der 1990er-Jahre weiter Karriere im Schuldienst. In Stams kam es damals zu Vorfällen unter Schülern. Der ÖSV, der sich gerne für die Nachwuchsarbeit an den Schulen gerühmt hatte, stritt eine "institutionelle Mitverantwortung" stets ab. Eine Schnittmenge habe es aber natürlich schon gegeben, sagt Wibmer-Stern, "der Verband kooperiert ja mit den Skischulen." | Im österreichischen Skisport ist es laut einer offiziellen Untersuchung zu Missbrauch gekommen. Eine Kommission unter dem Vorsitz einer Familienrichterin bestätigt 13 Fälle, unter anderem auch am Skigymnasium Stams. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/missbrauch-im-sport-13-vorfaelle-1.4239064 | Missbrauch im Sport | 00/12/2018 |
Seit Jahren versucht der deutsche Langlaufsport an die Erfolge der Nullerjahre anzuknüpfen. Mit dem Sieg als Tagesschnellster in Lillehammer deutet der junge Janosch Brugger nun an, dass die Arbeit langsam greift. Am Anfang war Janosch Brugger nur ein Punkt unter vielen, die kein Zuschauer mehr so richtig wahrnahm. Bei seinem Start ins Verfolgungsrennen von Lillehammer, als er rund zweieinhalb Minuten nach den Favoriten ins Rennen ging, war Janosch Brugger nur einer von vielen anderen aussichtslosen Langläufern. Jenen eben, die im Rennen tags zuvor schlecht ausgesehen hatten und jetzt mit entsprechendem Rückstand loslaufen mussten. Ein Langlaufrennen wie alle anderen der vergangenen Jahre schien hier anzubrechen, mit norwegischen, schwedischen oder russischen Siegern - und mit den Deutschen, die irgendwann mal später im Ziel eintreffen. Dann aber wurde aus dem Punkt plötzlich eine Nummer, jedenfalls im Bewusstsein derer, die Brugger und dessen Zwischenzeit auf einem Monitor oder im Internet verfolgten: Startnummer 45. Einer der Beobachter war Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter Langlauf im Deutschen Skiverband. Er hatte sich an der Strecke mit seinem mobilen Zeitnahmegerät postiert und erkannt: Brugger ist schnell, verdammt schnell. Um genau zu sein, war er, dachte man sich die Rückstände beim Start weg, sogar der Schnellste. Schlütter hatte seit Jahren - seit die Reform des deutschen Langlaufs angegangen, dann gebremst und dann wieder neu versucht wurde - auf diesem Moment gewartet. Den Moment, in dem die Saat eines neuen Systems ein bisschen aufgeht. Deshalb feuerte er nun wie die anderen Betreuer Janosch Brugger an, er brüllte ihm die weiteren Zwischenzeiten zu, während aus der Nummer 45 in den Augen aller Beobachter nun ein leibhaftiger Athlet wurde, nämlicher dieser 21-Jährige aus Schluchsee im Schwarzwald, der nun einfach nicht einbrechen wollte, sondern auch den letzten Anstieg hinauf hopste und am Ende von Platz 45 auf Platz 17 vorgelaufen war, mit der besten Laufzeit von allen. Detailansicht öffnen Hoffnungsläufer: Janosch Brugger, 21, hier beim 15-Kilometer-Rennen von Lillehammer, zählt zu den besten Talenten des Deutschen Skiverbands. (Foto: Mario Buehner/imago) Ja gut, könnte man sagen, da hat halt einer schnelles Wachs erwischt, außerdem haben die späteren Verfolgungssieger aus Norwegen wegen ihres Vorsprungs auch zwischendurch gebummelt, also was soll jetzt die Aufregung? Auch Schlütter gibt dies zu bedenken, und doch sagt er: "Was Besseres als dieser Auftritt von Janosch hätte uns nicht passieren können." Denn diese etwas versteckte Wertung des Tagesschnellsten, dieses Rennen im Rennen, gilt in Wirklichkeit allen als wichtiger Maßstab. Es wird vom Weltverband Fis als Weltcup geführt, Brugger bekam 50 Punkte plus grob 4500 Euro Siegergeld. Und weil dabei noch der Gaißacher Lucas Bögl und Jonas Dobler (Traunstein) Sechster und Achter wurden, war es ein Hinweis darauf, dass Schlütter, der neue Cheftrainer Peter Schlickenrieder und der ganze deutsche Langlauf womöglich endlich auf dem richtigen Weg sind. Neue Konzepte im Sport klingen immer erst mal nach großem Wurf. Das Training werde nun internationalem Standard angepasst, die Zeit effizienter genutzt, die Entwicklung an den Standorten synchronisiert, die Trainingsmethodik verfeinert. Wird dies noch in einem Powerpoint-Frontalvortrag dargebracht, dann kann ein junger Sportler schon mal gedanklich in die Ferne schweifen, vielleicht auf einer frisch gespurten Loipe. Was dem DSV, Abteilung Nordisch, Unterabteilung Langlauf, wohl bislang fehlte, war einer, der den Sinn all dieser Pläne auch rüberbringt. Peter Schlickenrieder, Silbergewinner bei den Spielen 2002 in Salt Lake City, ist seit einem Dreivierteljahr im Amt, er kann überzeugen, durchaus wie ein Motivator, und er hat selber viele Vorschläge beigesteuert. Beschreibt er das, was er vorhat, dann fallen neben abstrakten Begriffen auch Worte wie "Sturmphase", "Lagerfeuer" oder auch der "Schlüssel zum Glück". Mit der Sturmphase sind jene Wochen im Herbst gemeint, in denen Schlickenrieder und die Langläufer stritten und diskutierten. Der neue Chef versuchte die Mannschaft aus ihren Gewohnheiten herauszureißen, ihnen klar zu machen, dass sie nicht länger die Analysen und Trainingsvorgaben von oben abarbeiten sollen, sondern sich um den eigenen Körper kümmern. Und dass sie Vertrauen in einen langfristigen Plan haben und sich locker machen sollen. "Wenn ich mich täglich sekundengenau damit beschäftige, wie ich Platz eins erreiche, werde ich ihn nie erreichen", sagt Schlickenrieder. Ein Sieg sei vielmehr "das automatische Produkt einer ganzheitlichen Herangehensweise." Dazu gehöre neben dem Training auch Selbstbewusstsein, das sich nicht von Rivalität und Abschottung, sondern vom Teamgeist nähre. Detailansicht öffnen Verlangt mehr Selbstbewusstsein und Eigeninitiative von seinen Athleten: Peter Schlickenrieder, neuer Teamchef der Langläufer. (Foto: Daniel Karmann/dpa) Was nun ans Lagerfeuer führt. Etwas Abenteuerstimmung, sagt Schlickenrieder, könne helfen, die Nachwuchsläufer bei den Sichtungsrennen abends zusammenzubringen, sie für den Sport im Freien zu faszinieren, ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Übertragen gedacht, könnte so ein alle verbindendes Lagerfeuer auch einem Weltcupteam Energie spenden, und zwar allen, auch den Älteren. Die holen vielleicht keine Medaillen mehr, "sind aber ein wichtiger Teil des Ganzen", sagt der Cheftrainer. Denn sie erzählen später den Talenten, dass ihr Sport die Basis fürs spätere Berufsleben sein kann, also vielleicht "der Schlüssel zum Glück". Dies sind Idealvorstellungen, aber damit fängt ein Neustart nun mal an. Der Plan ist auf drei Jahre angelegt. Bei der WM 2021 in Oberstdorf, so glaubt die neue Langlauf-Führung, könnten die Deutschen wie vor 15 Jahren wieder um Podestplätze mitfahren. Das ist zumindest nicht unrealistisch: Janosch Brugger, die zunächst unscheinbare Nummer 45 von Lillehammer, hat es bestätigt. | Seit Jahren versucht der deutsche Langlaufsport an die Erfolge der Nullerjahre anzuknüpfen. Mit dem Sieg als Tagesschnellster in Lillehammer deutet der junge Janosch Brugger nun an, dass die Arbeit langsam greift. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/langlauf-talent-janosch-brugger-nummer-45-lebt-1.4239056 | Langlauf-Talent Janosch Brugger - Nummer 45 lebt | 00/12/2018 |
Bei der WM in Deutschland setzt sich Kakande Muzamiru aus Uganda von seinem Team ab. Weil er nur ein Boxer sein will - aber kein Kämpfer. Das größte Abenteuer seines Lebens beginnt für Kakande Muzamiru mit einer Lüge. Monatelang hat er versucht, diese Lüge zu vermeiden, er hat argumentiert, er hat gewütet, er hat geschmeichelt. Es half nichts. Also nimmt er im Sommer 2017 seine Großmutter, bei der er seit eineinhalb Jahrzehnten lebt, in den Arm. Fest und lange, aber nicht zu fest und zu lange, sie soll ja nichts ahnen. Muzamiru sagt: "Bis bald!" Dann steigt er ins Flugzeug. Muzamiru blickt nach unten auf den Flughafen von Kampala, er sieht, wie sein Heimatland Uganda kleiner und ferner wird. Er weint. Er sieht sein Land, das fast alles ist, was er bisher gesehen hat, und er weiß, dass er nicht bald zurückkehren wird. Nicht zu seiner Oma, nicht in seine Heimat. Kakande Muzamiru verlässt im Sommer 2017 seine Heimat, um in Hamburg bei der Weltmeisterschaft im Olympischen Boxen der Elite anzutreten. Das Boxen ist seine große Leidenschaft, er steigt als afrikanischer Meister im Weltergewicht ins Flugzeug. Er verlässt Uganda aber auch, weil er, der Boxer, nicht kämpfen will. Knapp eineinhalb Jahre nach seinem Abflug aus Kampala tänzelt Muzamiru durch einen Ring in einem Kellergeschoss in der Münchner Maxvorstadt, seine Füße tippen nur kurz auf den Ringboden. Es sieht aus, als würde er auf einer kleinen Wolke schweben. Seine Fäuste fliegen durch die Kellerluft, linker Haken, rechte Gerade, rechter Aufwärtshaken, er wirft die Fäuste wie Dartpfeile, mit kleinen, ansatzlosen Bewegungen. Dabei schaut Muzamiru in einen großen Spiegel, er sieht, wie er schwebt, wie seine Fäuste fliegen. Er sieht sich selbst als den jungen Mann, der er immer werden wollte. Er sieht einen Boxer. An diesem Mittwoch beginnen in Mühlhausen/Thüringen die deutschen Meisterschaften, im Weltergewicht bis 69 Kilogramm nehmen zwei bayerische Athleten teil, Magomat Schachidov vom TSV 1860 München, der Titelverteidiger. Und Muzamiru vom Boxwerk München/Faustzweikampf e.V, der Mann aus Uganda. Muzamiru, 24, will sich Schachidovs Titel schnappen, doch ihm geht es nicht allein um die Meisterschaft. Er hofft, dass er bei den Wettkämpfen so positiv auffällt, dass ihn der Deutsche Boxsport-Verband in sein Förderprogramm aufnimmt, dass er einen deutschen Pass bekommt, dass er nicht nach Uganda zurückkehren muss. Er sagt: "Ich boxe, weil ich nur so das Leben leben kann, das ich leben will." Boxer werden oft beschrieben als Männer, die für Kraft, Stärke und Härte stehen, manche auch für Brutalität. Hinter diesem Bild verschwindet, dass auch Boxer Männer sind, die Ängste haben, Sorgen, Abneigungen. Und die Überzeugungen haben, die im Zweifel nicht zum Bild eines Boxers passen. Bei Kakande Muzamiru ist es die Überzeugung, dass er ein Boxer sein will, aber kein Kämpfer. Muzamiru wächst in Kawaala auf, einem armen Stadtteil von Ugandas Hauptstadt Kampala. Er ist ein kleines Kind, als sich seine Eltern trennen. Er ist vier Jahre alt, als seine Mutter einen neuen Mann kennenlernt. Der neue Mann hat auch kein Geld, und er sagt, dass er den kleinen Kakande nicht ernähren will. Die Mutter entscheidet sich für ihren neuen Mann. "In Uganda bedeutet das, dass für dich kein Platz mehr bei deiner Mutter ist", sagt Muzamiru. Er zieht zu seiner Großmutter. Eines Tages geht er zu dem Mitschüler, der ihn verprügelte - und bedankt sich bei ihm Die Oma liebt ihren Enkel, aber sie ist streng, sie will, dass er es einmal besser haben wird als seine Verwandten. Er muss jeden Tag in die Schule gehen, er muss jeden Tag die Hausaufgaben machen. Er muss aber auch jeden Tag am Marktstand der Oma helfen. Sie verkauft die Bananen, er schleppt die Kisten. Abends ist Muzamiru so erschöpft, dass er sofort einschläft, auch das war ein Ziel der Oma. Sie will ihn fernhalten von den Verlockungen der Straße, sie will nicht, dass er einer dieser Männer wird, die hart, stark und manchmal brutal sind. Als Muzamiru 16 Jahre alt ist, streitet er sich auf einer Schulfeier. Er lässt sich provozieren. Er attackiert den anderen Jungen. Er wird verprügelt. Muzamiru schämt sich. Um nicht erneut so blamiert zu werden, geht er in ein Boxgym. "Dort habe ich gesagt, dass ich nie wieder eine Schlägerei verlieren will. Der Trainer hat gefragt, ob ich mich verteidigen will. Oder ob ich ein richtiger Boxer werden will." An diesem Tag beschließt Muzamiru, ein richtiger Boxer zu werden. Er trainiert täglich. Der Oma verheimlicht er es, er sagt, dass er Unterricht habe. Er gewinnt erste Kämpfe, auf seine Gegner rollt er zu wie ein Schneeball, der immer größer wird. "Boxen war für mich damals nichts als die volle Attacke." Als er erste Turniere gewinnt, erfährt auch die Oma von seiner Leidenschaft. Wieder schämt sich Muzamiru, er fühlt sich als Lügner ertappt. Doch die Oma schimpft ihn nicht. Solange seine Noten nicht schlechter werden, darf er boxen. Die Noten bleiben gut, seine Wettkämpfe werden besser. Irgendwann geht er zu dem Jungen, der ihn damals verprügelt hat. Muzamiru bedankt sich. Detailansicht öffnen „Ich messe mich im Ring gerne mit anderen, aber will niemals einen anderen Menschen töten müssen“: Kakande Muzamiru im Münchner Boxwerk. (Foto: Robert Haas) Dann meldet sich das Militär bei ihm. Ob er für die Armee boxen wolle? Er sagt: Boxen - ja. Kämpfen - nein. Als Athlet des Militärs darf er an großen Turnieren teilnehmen, auch bei der afrikanischen Meisterschaft. Er gewinnt. Er qualifiziert sich für die WM 2017 in Hamburg. Doch wenige Wochen zuvor teilt ihm das Militär mit, dass er anschließend eingezogen wird. Muzamiru wehrt sich, er argumentiert, er wütet, er schmeichelt. Er sagt, dass er boxen wollte, nicht kämpfen. Beim Militär fragen sie, was das soll: ein Boxer, der nicht kämpfen will? "Ich messe mich im Ring gerne mit anderen Menschen", sagt Muzamiru, "aber will niemals einen anderen Menschen töten müssen." In den nächsten Wochen bleibt er äußerlich unverändert. Innerlich plant er die Flucht, ohne etwas zu verraten. Vor dem Abflug umarmt er seine Oma. Dann lügt er sie an. Er sagt: "Bis bald!" In Hamburg verliert er gegen den Amerikaner Randall Quinton, aber er ist nicht traurig. Er hat ein größeres Ziel. Er verlässt das Mannschaftshotel, nur mit einem Rucksack. Er irrt durch Hamburg. Irgendwann steht er an einem Bahnhof. Er fragt einen Mann, wo es, außerhalb von Hamburg, in Deutschland am sichersten sei. Der Mann empfiehlt: München. Muzamiru kauft sich ein Ticket, steigt in einen Zug. In München will er die Leute fragen, wo ein Flüchtling übernachten kann. Die Menschen am Bahnhof ignorieren ihn. Also geht er zur Polizei. Dort empfehlen sie eine Unterkunft. Dort wiederum empfiehlt ihm einer das Boxwerk in der Maxvorstadt. "Er hat gelernt, dass die Attacke im Boxen nicht alles ist", sagt sein Trainer Andreas Selak Seit einem Jahr ist Muzamiru nun das, was er sein will, ein Boxer, kein Kämpfer. Boxwerk-Inhaber Nick Trachte und Trainer Andreas Selak erkennen in ihm den guten Boxer, aber auch den guten Menschen. "Er hat gelernt, dass die Attacke im Boxen nicht alles ist", sagt Selak, der jedes Duell im Ring wie eine Partie Schach angeht. Er bringt ihm bei, dass es erst um die Beinarbeit geht, darum, mit diesen den Ring zu dominieren. Dann geht es darum, nicht getroffen zu werden. Erst dann geht es darum, den anderen zu treffen. Muzamiru hört zu. Er konzentriert sich ganz auf das Boxen und auf seine Ausbildung zum Fitnesskaufmann. Bei den bayerischen Meisterschaften gewinnt er den Titel, dazu die Auszeichnung als bester Techniker - auch dank ihm ist der gerade einmal sieben Jahre alte Boxwerk München/Faustzweikampf e.V. die beste Mannschaft Bayerns. Muzamiru hatte nicht einmal abgelenkt, dass zwei Wochen zuvor seine Mutter gestorben war. Im Verein sammelten sie Geld für die Beerdigung, anreisen konnte er nicht. Das Militär hätte ihn am Flughafen abgefangen und eingezogen. Das Leben in Deutschland stellt sich Muzamiru nun so vor: Er überzeugt bei den Meisterschaften, gewinnt vielleicht sogar den Titel, kommt in den Förderkader, wird deutscher Staatsbürger, muss nicht zurück nach Uganda, beendet seine Ausbildung, findet einen Job, darf zu Olympischen Spielen, gewinnt die Goldmedaille. Selak sagt: "Wir gehen in die deutschen Meisterschaften mit einer guten Außenseiterchance. Alles danach wäre ein langer, schwerer Weg." Muzamiru sagt: "Alles, was ich bisher machen wollte, hat geklappt." Einmal in der Woche, sagt er, telefoniert er mit seiner Oma, die Verbindung ist teuer, er nutzt dafür fast all sein Erspartes. Er sagt, sie sei stolz auf seinen Weg. | Bei der WM in Deutschland setzt sich Kakande Muzamiru aus Uganda von seinem Team ab. Weil er nur ein Boxer sein will - aber kein Kämpfer. | muenchen | https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/boxen-schwebender-schneeball-1.4238705 | Schwebender Schneeball | 00/12/2018 |
Detailansicht öffnen Familienfoto mit dem "Ballon d'Or": Luka Modric mit Ehefrau und Kindern bei der Gala in Paris. (Foto: Franck Fife/AFP) Man verliert leicht den Überblick bei all diesen persönlichen Auszeichnungen, die der globale Fußball für seine besten Kicker ausgeheckt hat. Insofern können sich Luka Modric und mit ihm alle Fußballbeobachter freuen, dass auch in diesem Jahr niemand lange rätseln muss, wer eigentlich mit welchem Individualpreis ausgezeichnet worden ist. Denn praktischerweise hat der kroatische Mittelfeldspieler einfach alle drei wichtigen gewonnen (so wie in den beiden Vorjahren jeweils Cristiano Ronaldo). Zu "Europas Fußballer des Jahres" war er schon gekürt worden, zum "Weltfußballer des Jahres" ebenfalls, und seit Montagabend darf er noch den "Ballon d'Or" sein Eigen nennen, den goldenen Ball. Das ist zwar nicht die formal höchste Auszeichnung, weil sie nicht (mehr) der Weltverband verleiht, sondern wieder wie früher alleine die französische Fachzeitung France Football. Aber erstens ist sie sehr prestigeträchtig, und zweitens trägt sie sicher den klangvollsten Namen. Und es ist auch eine ziemlich unumstrittene Wahl nach einem Jahr, in dem Modric, 33, sehr erheblichen Anteil daran hatte, dass Kroatien ins WM-Finale kam und Real Madrid den dritten Champions-League-Titel nacheinander holte. Direkt hinter ihm landete Cristiano Ronaldo (Juventus Turin), danach kamen die französischen Weltmeister Antoine Griezmann (Atletico Madrid) und Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain). Außerdem passte die Wahl noch zu einer anderen für Modric erfreulichen Nachricht, die er am Montag erhielt. Er muss nun keine Verurteilung wegen Meineides mehr fürchten. Im Sommer 2017 hatte er im Rahmen des Korruptionsprozesses gegen den kroatischen "Fußball-Paten" Zdravko Mamic als Zeuge ausgesagt und nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht in allen Punkten die Wahrheit geäußert. Doch das Gericht folgte dem nicht. In der U 21-Kategorie wiederum triumphierte bei der Wahl zum "Ballon d'Or" erwartungsgemäß Mbappé, der Amerikaner Christian Pulisic von Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund kam auf Platz zwei. Bei der Premiere des "Goldenen Balls" für Frauen erreichte die deutsche Nationalelf-Kapitänin Dzsenifer Marozsan (Olympique Lyon) Rang drei. Mehr Stimmen sammelten nur ihre siegreiche Klubkollegin Ada Hegerberg aus Norwegen und die dänische Europa-Fußballerin Pernille Harder vom deutschen Double-Gewinner VfL Wolfsburg. Dabei kam es allerdings bei der Preisverleihung zu einem Eklat, als der Moderator Martin Solveig die Siegerin fragte, ob sie "twerken" wolle, also tief in der Hocke mit dem Po wackeln. Die Empörung darüber war immens. Er habe doch nur einen Witz machen wollen, und Hegerberg habe das auch als Witz begriffen, verteidigte sich Solveig hinterher - entschuldigte sich aber gleichwohl. | Der Kroate gewinnt nach diversen Auszeichnungen nun auch den "Ballon d'Or". Bei der Ehrung der Frauen kommt es zu einem Eklat. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/luka-modric-hattrick-und-eklat-1.4239025 | Hattrick und Eklat | 00/12/2018 |
Magnus Carlsen und Fabiano Caruana spielten in London vom 9. bis 26. November um die Schach-Weltmeisterschaft. Magnus Carlsen bleibt Schachweltmeister. In einem engen Duell mit Herausforderer Fabiano Caruana setzte sich der Norweger im Tiebreak erneut die WM-Krone auf. Es war ein Duell auf Augenhöhe: Schachweltmeister Magnus Carlsen und Herausforderer Fabiano Caruana spielten in London um den WM-Titel 2018. Caruana zeigte sich in den letzten Monaten vor der WM in starker Form und sollte dem Norweger ernsthaft gefährlich werden. Und es wurde historisch: Zwölf Partien wurden angesetzt, zwölfmal trennten sich beide Kontrahenten mit einem Unentschieden. Das gab es in der Geschichte der Schach-Weltmeisterschaft noch nie. Es ging in den Tiebreak und hier zeigte Carlsen seine ganze Klasse. Im Schnellschach setzte er Caruana von Anfang an unter Druck und gewann schließlich die Verlängerung deutlich mit 3:0 - damit bleibt Magnus Carlsen Schachweltmeister. Die Schach-WM zum Nachspielen Sie möchten die Partien der Schach-WM noch einmal nachspielen? Kein Problem. In den von Schach-Großmeister Stefan Kindermann kommentierten Livetickern können Sie alle Partien auf einem interaktiven Schachbrett nachverfolgen. Sämtliche Partien im Überblick: Video-Analysen von Stefan Kindermann Wenn Sie die Partien noch einmal aus Expertensicht geschildert bekommen möchten, dann schauen Sie in die Video-Analysen zur Schach-WM von Stefan Kindermann rein. Er spielt die wichtigsten Passagen der einzelnen Partien noch einmal nach und erklärt Züge und Stellungen. | Magnus Carlsen bleibt Schachweltmeister. In einem engen Duell mit Herausforderer Fabiano Caruana setzte sich der Norweger im Tiebreak erneut die WM-Krone auf. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/schach-wm-carlsen-caruana-1.4204038 | Schach-WM 2018 - alle Partien zum Nachspielen | 00/12/2018 |
Um nicht gleich den Unmut der führenden Spieler auf sich zu ziehen, stellte Unai Emery nach seiner Ankunft beim FC Arsenal die Hierarchie im Team erst mal nicht infrage. Als Kapitän bestätigte er im Sommer den an der Achillessehne verletzten Laurent Koscielny in seinem Amt. Dahinter formierte der Trainer in Petr Cech, Mesut Özil, Aaron Ramsey und Granit Xhaka ein Quartett an Vertretern. Aus diesem Pool an Alternativen hat sich allerdings ein Spieler nach dem anderen entbehrlich gemacht. Während Cech das Torwartduell der Generationen mit Bernd Leno verlor, war bei Özil und Ramsey schnell klar, dass die defensive Stabilität des Teams bloß einen der zwei Freigeister in der Startelf vertragen kann. Im Stadtduell gegen Tottenham Hotspur am Sonntag war nun sogar für keinen mehr Platz. Kurzfristig hatte sich Özil fürs Spiel zum zweiten Mal in dieser Saison mit Rückenschmerzen abgemeldet, bei seinem dritten Ausfall in 14 Ligaspielen soll ihn eine Krankheit am Mitwirken gehindert haben. Die Daily Mail attestierte Özil dagegen als Befund, dass seine Tage bei Arsenal gezählt zu sein scheinen. Und so führte die Gunners erstmals in einer prestigeträchtigen Partie ein Spieler aufs Feld, der nicht zu den langjährigen Weggefährten von Emerys Vorgänger Arsène Wenger gehört: der frühere Gladbacher Xhaka. "Das bedeutet mir sehr viel, weil ich oft untendurch musste in England", sagte Xhaka. "Mit uns ist zu rechnen in der Saison", sagt Torwart Leno Der denkwürdige Erfolg über Tottenham bringt Arsenal den Beweis, dass sich die Mannschaft mit Emery als neuem Anführer emanzipiert hat von Wengers 22 Jahre dauernder Amtszeit. Der Debüterfolg im Duell mit einem direkten Konkurrenten um einen der ersten vier Plätze, die Arsenal nach zwei Jahren wieder zur Teilnahme an der Champions League berechtigen würden, lässt die Rivalen aufhorchen. Nach 19 Pflichtspielen ohne Niederlage hintereinander hat Arsenal mit dem vierten Platz vor den Spurs seine beste Saisonplatzierung erreicht: acht Punkte hinter Tabellenführer Manchester City, aber dafür mittendrin im Verfolgerfeld. Mit Chelsea, Arsenal und Tottenham haben sich die drei führenden Klubs in London jeweils gegenseitig geschlagen. "Mit uns ist zu rechnen in der Saison, das Ziel ist das Erreichen der Champions League", sagte Torwart Leno: "Die Atmosphäre im Stadion war schon sehr speziell. Etwas Vergleichbares habe ich noch nicht erlebt. Bei Siegen drehen alle durch in England." Beim 4:2 gegen die Spurs am Sonntag stellte Emery sein Portfolio als Trainer zur Schau, als er mit seinen Umstellungen die Kontrolle über ein Spiel gewann, das 33 Torschüsse zu bieten hatte, 32 Fouls, genauso viele Tore wie Formationswechsel (drei auf jeder Seite), mehrere Handgemenge, einen Platzverweis (für Tottenhams Jan Vertonghen, 85.) - und einen Eklat. Mit einem Salto bejubelte Pierre-Emerick Aubameyang seinen Führungstreffer nach Elfmeter (10.) unmittelbar vor den gegnerischen Fans. Aus dem Pulk bewarf ein Zuschauer wohl aus rassistischen Gründen den gabunischen Nationalspieler mit einer Bananenschale. Der englische Fußballverband hat den Übeltäter ermittelt und ihm ein Stadionverbot erteilt; die Polizei nahm den Mann vorübergehend fest. | Der FC Arsenal spielt unter dem neuen Trainer erfolgreich und emanzipiert sich von der Ära Wenger. Fraglich ist, ob Mesut Özil noch gebraucht wird. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/arsenal-emery-oezil-1.4237419 | FC Arsenal: Unai Emery tritt aus Wengers Schatten | 00/12/2018 |
Markus Beyer wurde Box-Weltmeister in einer Zeit, in der nicht nur Freaks und Dampfplauderer im Ring standen. Nun starb er mit gerade 47 Jahren. In der Mitte der 1990er-Jahre war das deutsche Profiboxen auf dem Höhepunkt seiner Popularität, die Kämpfe hatten regelmäßig Einschaltquoten von mehr als zehn Millionen. Die Menschen wollten nicht nur Freaks und Dampfplauderer sehen, sie interessierten sich auch für: gute Boxer. Es war die Zeit, in der eine Karriere wie die von Markus Beyer möglich war. Im November 1996, bei der Veranstaltung, bei der Henry Maske (vorübergehend) seine Karriere beendete, debütierte Beyer. Er hatte zuvor 274 Mal bei den Amateuren geboxt, 235 Mal hatte er gewonnen; er hatte zweimal an Olympischen Spielen teilgenommen, er hatte bei der WM das Halbfinale erreicht und bei der EM das Finale. Es debütierte ein Boxer, der alle Tricks schon gesehen hatte, der jeden Schlag aus jedem Winkel schon kassiert hatte. Es debütierte einer, der wusste, dass saubere Schläge und eine sichere Deckung im Ring mehr bedeuten als Muskelpakete und flotte Sprüche vor dem Fight. Zweimal verlor er seinen Titel - und holte ihn zurück Seinen ersten Kampf gewann Beyer durch einen technischen Knockout in der sechsten Runde. Knapp drei Jahre später gewann er in England die WM nach Version des Verbandes WBC im Supermittelgewicht gegen den Briten Richie Woodhall. Nach Max Schmeling und Ralf Rocchigiani war er der dritte Deutsche, der im Ausland Weltmeister wurde. Zweimal verlor Beyer seinen Titel, zweimal gewann er ihn zurück. In seinem größten Kampf, der Titelvereinigung im Oktober 2006 gegen den Dänen Mikkel Kessler, ging er in der dritten Runde k. o. 2008 boxte er zum 39. und letzten Mal, zum 35. Mal gewann er. Beyer, sagte sein Trainer Ulli Wegner dem Sportinformationsdienst, sei sein "Lieblingsboxer" gewesen: "Er war taktisch sehr vielseitig, ein kompletter Boxer." Nach Beyers Rücktritt zählte genau das, die Technik, in Deutschland immer weniger. Mit Beyer endete die Zeit, in der auch gute Boxer, die keine Lust auf die große Show hatten, berühmt werden konnten. Am Montag ist Beyer, der 47 Jahre alt wurde, nach kurzer schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus gestorben. | Markus Beyer wurde Box-Weltmeister in einer Zeit, in der nicht nur Freaks und Dampfplauderer im Ring standen. Nun starb er mit gerade 47 Jahren. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/boxen-markus-beyer-tod-1.4239033 | Nachruf auf Markus Beyer: Einfach ein guter Boxer | 00/12/2018 |
"Mit großer Mehrheit" sprechen sich die Zweitligisten gegen die ungeliebten Partien zum Wochenstart aus. Jürgen Klopp erhält eine Geldstrafe, Russlands Leichtathleten bleiben suspendiert. 2. Bundesliga, Montagsspiele: Auch in der 2. Fußball-Bundesliga gehören Montagsspiele ab der Saison 2021/2022 der Geschichte an. Darauf einigten sich nach Angaben der Deutschen Fußball Liga (DFL) die betroffenen Klubs "mit großer Mehrheit". Stattdessen soll künftig eine Partie am Samstagabend ab 20.15 Uhr ausgetragen werden. Die bei Fans ungeliebten Montagsspiele gibt es in der 2. Bundesliga seit 1993. Vorausgegangen waren Diskussionen um die Ausschreibung der nationalen Medienrechte ab der Saison 2021/2022. Laut DFL fiel die Entscheidung am Montag bei "einem intensiven Gespräch und Meinungsaustausch über diverse Themen" in Frankfurt. Der Dialog über strukturelle und inhaltliche Fragen soll im Januar fortgesetzt werden.Erst Ende November hatte auch die Bundesliga eine Abschaffung der ungeliebten Montagsspiele beschlossen. Die fünf Partien pro Spielzeit sollen dann auf Sonntage verteilt werden. Die Zweitligisten beschlossen in Frankfurt für die Saison 2018/2019 zudem die Einrichtung eines Solidaritätsfonds von 1,8 Millionen (bei drei Absteigern) bzw. 1,2 Millionen Euro (bei zwei Absteigern). Dazu wird jeder Verein einen pauschalen Beitrag in Höhe von 100.000 Euro (bei drei Absteigern) bzw. 66.667 Euro (bei zwei Absteigern) beitragen. England, Klopp: Jürgen Klopp hat eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet gut 9000 Euro für seinen aufsehenerregenden Jubellauf nach dem Last-Minute-Siegtor im Merseyside-Derby akzeptiert. Das berichtet die BBC. Der englische Fußball-Verband FA hatte zuvor wegen unsportlichen Verhaltens gegen den Teammanager des FC Liverpool ermittelt, sogar eine Sperre drohte. Der 51-Jährige erhielt von der FA zudem eine Verwarnung. Klopp war am Sonntag nach dem 1:0-Siegtreffer der Reds gegen den Stadtrivalen FC Everton in der sechsten Minute der Nachspielzeit über das halbe Feld gestürmt. Diese Reaktion wurde ihm teilweise als Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner ausgelegt. Der frühere englische Nationalspieler Danny Mills etwa kritisierte den Trainer für sein Verhalten: "Es ist absolut schockierend, was Klopp da tut. Wenn andere Manager so etwas machen, würden sie ernsthafte Probleme bekommen", sagte der 41-Jährige der BBC: "Aber Klopp ist Medienfreund, jeder mag ihn und es scheint, als könne er nichts falsch machen." Leichtathletik, IAAF: Russlands Leichtathleten bleiben weiter suspendiert. Wie der Weltverband IAAF nach seiner Council-Sitzung am Dienstag mitteilte, werde der russische Verband Rusaf, der wegen des Dopingskandals seit November 2015 ausgeschlossen ist, vorerst nicht wieder aufgenommen. "Das Council hat heute dem Antrag der Task Force entsprochen, die Suspendierung Russlands aufrechtzuerhalten", sagte Rune Andersen, Leiter der Task Force. Die nächste Council-Sitzung findet im kommenden März statt, daher wird Russland als Nation aller Voraussicht nach auch nicht an der Hallen-EM in Glasgow (1. bis 3. März) teilnehmen. Die IAAF setzt damit ihren harten Kurs gegenüber Russland trotz der Wiederaufnahme der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) fort. Dies war nur eine zentrale Voraussetzung der IAAF, um Russland wieder einzugliedern. Zwei weitere Forderungen sind dagegen noch nicht erfüllt worden: Russland muss der unabhängigen Integritätskommission AIU Zugriff auf die Dopingtests russischer Leichtathleten aus den Jahren 2011 bis 2015 ermöglichen. Dies ist bisher noch nicht geschehen. "Ich hoffe, dass sie die Daten bis zum Ende des Jahres liefern", sagte Andersen, allerdings sei die Frage "schwierig zu beantworten", ob dies auch geschehe. Fußball, Frankreich: Das für Samstag geplante Spitzenspiel der französischen Ligue 1 zwischen Double-Gewinner Paris Saint-Germain und dem Tabellenzweiten HSC Montpellier ist abgesagt worden. Der französische Profiliga-Verband LFP teilte am Dienstag mit, dass die Partie "auf Ersuchen des Polizeipräsidiums" verschoben wird. "Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob das gut ist oder nicht", sagte PSG-Trainer Thomas Tuchel am Dienstag auf die Frage, ob seine Mannschaft von der Absage profitiere: "Für mich ist es absolut klar, dass die Sicherheit an erster Stelle stehen muss." Ein Grund für die Verschiebung wurde nicht angegeben. Paris war am vergangenen Samstag Schauplatz mehrerer Vorfälle im Zusammenhang von Demonstrationen der "Gelben Westen", einer Bewegung von Franzosen, die gegen die Steuer- und Sozialpolitik der Regierung protestieren. Für Samstag wurde ein erneuter Demonstrationstag in der französischen Hauptstadt ausgerufen. | "Mit großer Mehrheit" sprechen sich die Zweitligisten gegen die ungeliebten Partien zum Wochenstart aus. Jürgen Klopp erhält eine Geldstrafe, Russlands Leichtathleten bleiben suspendiert. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/2-bundesliga-auch-die-2-liga-schafft-die-montagsspiele-ab-1.4239334 | Auch die 2. Liga schafft die Montagsspiele ab | 00/12/2018 |
Der Leichtathletik-Weltverband nimmt die Russen nach dem Dopingskandal 2015 vorerst nicht wieder auf. Jürgen Klopp erhält eine Geldstrafe für seinen Jubellauf und akzeptiert. Leichtathletik, IAAF: Russlands Leichtathleten bleiben weiter suspendiert. Wie der Weltverband IAAF nach seiner Council-Sitzung am Dienstag mitteilte, werde der russische Verband Rusaf, der wegen des Dopingskandals seit November 2015 ausgeschlossen ist, vorerst nicht wieder aufgenommen. "Das Council hat heute dem Antrag der Task Force entsprochen, die Suspendierung Russlands aufrechtzuerhalten", sagte Rune Andersen, Leiter der Task Force. Die nächste Council-Sitzung findet im kommenden März statt, daher wird Russland als Nation aller Voraussicht nach auch nicht an der Hallen-EM in Glasgow (1. bis 3. März) teilnehmen. Die IAAF setzt damit ihren harten Kurs gegenüber Russland trotz der Wiederaufnahme der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) fort. Dies war nur eine zentrale Voraussetzung der IAAF, um Russland wieder einzugliedern. Zwei weitere Forderungen sind dagegen noch nicht erfüllt worden: Russland muss der unabhängigen Integritätskommission AIU Zugriff auf die Dopingtests russischer Leichtathleten aus den Jahren 2011 bis 2015 ermöglichen. Dies ist bisher noch nicht geschehen. "Ich hoffe, dass sie die Daten bis zum Ende des Jahres liefern", sagte Andersen, allerdings sei die Frage "schwierig zu beantworten", ob dies auch geschehe. England, Klopp: Jürgen Klopp hat eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet gut 9000 Euro für seinen aufsehenerregenden Jubellauf nach dem Last-Minute-Siegtor im Merseyside-Derby akzeptiert. Das berichtet die BBC. Der englische Fußball-Verband FA hatte zuvor wegen unsportlichen Verhaltens gegen den Teammanager des FC Liverpool ermittelt, sogar eine Sperre drohte. Der 51-Jährige erhielt von der FA zudem eine Verwarnung. Klopp war am Sonntag nach dem 1:0-Siegtreffer der Reds gegen den Stadtrivalen FC Everton in der sechsten Minute der Nachspielzeit über das halbe Feld gestürmt. Diese Reaktion wurde ihm teilweise als Respektlosigkeit gegenüber dem Gegner ausgelegt. Der frühere englische Nationalspieler Danny Mills etwa kritisierte den Trainer für sein Verhalten: "Es ist absolut schockierend, was Klopp da tut. Wenn andere Manager so etwas machen, würden sie ernsthafte Probleme bekommen", sagte der 41-Jährige der BBC: "Aber Klopp ist Medienfreund, jeder mag ihn und es scheint, als könne er nichts falsch machen." Fußball, Frankreich: Das für Samstag geplante Spitzenspiel der französischen Ligue 1 zwischen Double-Gewinner Paris Saint-Germain und dem Tabellenzweiten HSC Montpellier ist abgesagt worden. Der französische Profiliga-Verband LFP teilte am Dienstag mit, dass die Partie "auf Ersuchen des Polizeipräsidiums" verschoben wird. "Ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob das gut ist oder nicht", sagte PSG-Trainer Thomas Tuchel am Dienstag auf die Frage, ob seine Mannschaft von der Absage profitiere: "Für mich ist es absolut klar, dass die Sicherheit an erster Stelle stehen muss." Ein Grund für die Verschiebung wurde nicht angegeben. Paris war am vergangenen Samstag Schauplatz mehrerer Vorfälle im Zusammenhang von Demonstrationen der "Gelben Westen", einer Bewegung von Franzosen, die gegen die Steuer- und Sozialpolitik der Regierung protestieren. Für Samstag wurde ein erneuter Demonstrationstag in der französischen Hauptstadt ausgerufen. Basketball, Nationalteam: Die deutschen Basketballer haben den Knacks von Patras bestens verdaut und nehmen den Gruppensieg in der WM-Qualifikation wieder entschlossen ins Visier. Drei Tage nach der Niederlage im Spitzenspiel in Griechenland schlug das Team von Trainer Henrik Rödl ohne Dennis Schröder und Co. den Außenseiter Estland in Ludwigsburg problemlos mit 87:70 (41:27). Johannes Thiemann (18) und Andreas Seiferth (14) waren die besten Werfer für Rödls Team, das bereits im September das Ticket für das Turnier 2019 in China gelöst hatte. Mit dem neunten Sieg im zehnten Spiel bleibt Deutschland Tabellenführer Griechenland dicht auf den Fersen. Die Entscheidung über den Gruppensieg fällt in den letzten beiden Quali-Spielen am 21. Februar in Israel und drei Tage später in Bamberg gegen die Griechen, die am Freitag (84:92) etwas cleverer waren. | Der Leichtathletik-Weltverband nimmt die Russen nach dem Dopingskandal 2015 vorerst nicht wieder auf. Jürgen Klopp erhält eine Geldstrafe für seinen Jubellauf und akzeptiert. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/iaaf-entscheidung-russlands-leichtathleten-bleiben-suspendiert-1.4238930 | IAAF-Entscheidung - Russlands Leichtathleten bleiben suspendiert | 00/12/2018 |
Das Leben von John Bryant ist leichter geworden, seit er für die Gießen 46ers aufläuft. Das liegt nicht nur daran, dass der Berufsbasketballer abgenommen hat und er auch nicht mehr den erniedrigenden Gang auf die Waage gehen muss. Als Bryant sich noch das Trikot des FC Bayern überstreifte, soll der damalige Trainer Svetislav Pesic, so wurde kolportiert, täglich dessen aktuelle Leibesfülle überprüft haben. Stimmt nicht, stellt Bryant nun mit einem Lächeln klar. "Es war wöchentlich, und nicht nur ich musste das tun, sondern alle Spieler." Es gab Zeiten in seiner Karriere, da konnte er solche Dinge nicht mit Humor nehmen. Er hatte sich zu viele Gedanken über das gemacht, was andere über ihn gesagt oder vermeintlich gedacht haben. "Das lenkte mich ab und zog mich nach unten", erzählt Bryant. Er verfüge aber nun über die nötige Lebenserfahrung, "damit mich die Meinungen der Anderen nicht mehr so massiv treffen können." Der gebürtige Kalifornier ist ein feinfühliger Mensch, empfindsam und verletzlich, ganz anders als seine imposante Erscheinung von 2,11 Metern und sein Spitzname "Big John" vermuten lassen. Er fühlt sich dann am wohlsten und kann seine Stärken voll entfalten, wenn sich das Trikot ein bisschen wölbt. Pesic wollte aus ihm einen Modellathleten formen, aber das ist Bryant nicht, wenn er zu viele Kilos verlor, verlor er auch sich. Er braucht einen Trainer, der Verständnis hat, ihm vertraut und ihm das Gefühl gibt, sich nicht ändern zu müssen. "Ingo Freyer lässt mich so sein, wie ich bin", lobt er den Gießener Cheftrainer. Valencia trennt sich von ihm, weil er 14 Kilo Übergewicht hat Bryant fühlt sich in Hessen sogar so verstanden, dass er sich zum besten Spieler in der Basketball-Bundesliga (BBL) aufgeschwungen hat, zumindest sammelt er durchschnittlich die meisten Punkte (19,7) und Rebounds (10,9). "Ich bin der stärkste John, den es je gab", findet er. Die Rückkehr zur alten, stilprägenden Form, die ihn einst zweimal (2012, 2013) zum wertvollsten Spieler der BBL machte, ist eine der erstaunlichsten Geschichten in dieser Saison. Bryant war vom Radar verschwunden, er tauchte in keinem Notizbuch der Klubscouts mehr auf, nachdem ihn der spanische Erstligist Valencia im Herbst 2016 nach nur zwei Spielen hinausgeworfen hatte, weil er 14 Kilo Übergewicht mit sich schleppte. Bryant war plötzlich schwer vermittelbar, weil ihn das Stigma des fehlenden Arbeitsethos kennzeichnete. Also kehrte er nach München zurück, es war mehr eine Flucht nach Hause zu seinen Liebsten, zu seiner Freundin und seinem Sohn, beim damaligen Fünftligisten BC Hellenen trainierte er mit, weil er einen Spieler kannte. Es war das vorzeitige Ende einer Karriere, die bis dahin nur eine Richtung kannte: nach oben. 2014 gewann er mit dem FC Bayern die Meisterschaft und spielte in der höchsten Basketballliga in Europa, der Euroleague. Und nun plötzlich Amateurklasse. Gespielt hat er für die Hellenen nie, "ich hatte immer daran geglaubt, dass ich wieder eine Chance bei einem Profiklub bekomme", sagt Bryant heute. Doch nachdem ein neuerliches Engagement beim AS Monaco nach zwei Monaten wieder vorzeitig geendet hatte, blieben für ihn noch zwei Optionen: Er hört auf - oder er schindet sich für seine letzte Chance. Er entschied sich für die zweite Variante, "weil ich für den Ruhestand noch nicht bereit war". Mit einem Fitnesstrainer arbeitete er daran, dass er sich wieder den 130 Kilogramm annäherte, seinem Wohlfühlgewicht. | In Gießen findet der Basketballer John Bryant zu früherer Stärke. Derzeit ist er der beste Werfer und Rebounder der Bundesliga. Über einen verletzlichen Spieler, der sich nicht aufgegeben hat. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/basketball-john-bryant-giessen-1.4237429 | John Bryant: Der Topscorer der BBL | 00/12/2018 |
Der frühere Box-Weltmeister gewann 1999 den Titel im Supermittelgewicht und arbeitete zuletzt als Experte. Beyer starb in einem Berliner Krankenhaus. Der frühere Boxweltmeister Markus Beyer ist tot. Er starb am Montag im Alter von 47 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit in einem Berliner Krankenhaus, wie der Sender MDR auf seiner Homepage bestätigt. Beyers Familie habe den MDR gebeten, die Nachricht zu veröffentlichen. Beyer wurde bekannt, als er 1999 mit einem Sieg über den Briten Richie Woodhall den Weltmeister-Titel im Supermittelgewicht gewann. Nach Max Schmeling und Ralf Rocchigiani war der gebürtige Sachse erst der dritte deutsche Boxer, dem diese Ehre im Ausland zuteilwurde. Sein langjähriger Trainer war Ulli Wegner, der Beyer schon zu Amateurzeiten betreute. "Jeder weiß, dass er mein Lieblingssportler war", sagt Wegner "Ich kann meine Gefühle mit Worten nicht beschreiben", sagte Wegner nun dem MDR: "Jeder weiß, dass er mein Lieblingssportler war - und das hatte vor allem eine menschliche Komponente. Markus Beyer war ein durch und durch feiner Mensch. Im Moment fühle ich mich, als hätte mir jemand in die Magengrube geschlagen. Ich muss das alles erst verarbeiten." Seit 2015 arbeitete Beyer als Box-Experte für die Sendung "Sport im Osten". "Wir sind bestürzt und trauern um einen großartigen Sportler und wunderbaren Kollegen. Mit seinem Box-Sachverstand hat er als Mitarbeiter des MDR 'Sport im Osten' in den vergangenen Jahren geprägt. In Gedanken sind wir bei seiner Familie", kommentierte MDR-Programmdirektor Wolf-Dieter Jacobi. | Der frühere Box-Weltmeister gewann 1999 den Titel im Supermittelgewicht und arbeitete zuletzt als Experte. Beyer starb in einem Berliner Krankenhaus. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/boxen-markus-beyer-tot-1.4238896 | Boxen: Markus Beyer stirbt mit 47 Jahren | 00/12/2018 |
Lara Gut war 16 Jahre alt, als sie als Dritte der Abfahrt von St. Moritz auf die große Bühne des alpinen Skiweltcups stürmte. Die Erwartungen an die junge Schweizerin wuchsen bald in schwindelerregende Höhen, und Gut benötigte eine Weile, ehe sie damit zurechtkam. Vor zwei Jahren gewann sie zum ersten Mal den Gesamtweltcup, bei der WM 2017 in St. Moritz holte sie Bronze im Super-G, stürzte dann während der Kombination und erlitt einen Kreuzbandriss. Seitdem kämpft die mittlerweile 27-Jährige um den Anschluss an die Weltspitze - in der Abfahrt in Lake Louise am Freitag wurde sie 14, in der zweiten Abfahrt am Samstag reichte es nicht für eine Platzierung unter den besten Zwanzig. Ärgerlich? Sicher. Schlimm? Vermutlich nicht wirklich. Ihr Blick auf den Rummel um ihre Person hat sich enstpannt, sagt sie. Auch, weil sie im Sommer den Fußballer Valon Behrami geheiratet hat und als Lara Gut-Behrami in den Winter gestartet ist. | Die Schweizerin Lara Gut-Behrami, Gesamtweltcupsiegerin von 2016, kennt sich bestens aus im Ski-Zirkus. Ein Gespräch über eine Rolle, die sie nie wollte, Hassbriefe und ihren neuen Namen. | sport | https://www.sueddeutsche.de/sport/lara-gut-ski-interview-1.4235350 | Lara Gut-Behrami im Interview | 00/12/2018 |