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Der TC Großhesselohe setzt auch nach dem Aufstieg in die erste Tennis-Bundesliga auf Spieler aus der Region - und kann ein Weltklasseteam aufbieten, das mehr als den Klassenerhalt verspricht. Eine bayerische Nationalmannschaft? Ein Gedanke, der wohl nicht nur unverbesserlichen Royalisten im Freistaat durch die Gehirnwindungen wabert. "Eine nette Idee", sagt Bernard Eßmann, klar, "aber mir fallen da noch Maxi Marterer und Philipp Kohlschreiber ein." Bis auf den Nürnberger Marterer und den Augsburger Kohlschreiber hat der Mannschaftsverantwortliche aber alle bayrischen Topspieler beim Tennisclub Großhesselohe versammelt. Teammanager Christopher Kas würde der Auswahl gerne noch einen Weltklassespieler hinzufügen, wobei man präzisieren muss: einen weiteren. Denn was der Aufsteiger in die erste Bundesliga für die kommende Saison auf die Beine gestellt hat, ist schon jetzt bemerkenswert. Ein guter Zeitpunkt, findet Eßmann, zukünftig etwas kürzer zu treten. Der Präsident hat sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Eßmann wird dem Klub weiterhin in beratender sowie verantwortlicher Funktion für die Profis erhalten bleiben, worüber der Verein nur froh sein könne, wie sein Nachfolger Roland Benedikt betont. Eßmann geht nach acht Jahren "mit einem sehr guten Gefühl" von der Kommandobrücke. Der Klub sei da, "wo ich ihn mir vorgestellt habe". Zudem weiß der 53-Jährige sein Werk bei Benedikt "in sehr, sehr guten Händen". Benedikt war in den vergangenen 14 Jahren Finanzvorstand des TCG, ist folglich auf Eßmanns Linie sowie mit Fein- und Eigenheiten des Klubs vertraut. Eßmann selbst will sich "aus dem Tagesgeschäft rausziehen", er hinterlässt den Verein in blendendem Zustand. Eßmann nennt die Gastronomie, die Jugendarbeit, die Geschäftsstelle nebst Personal, die beiden neuen Traglufthallen; zuletzt habe man die sanitären Anlagen für eine halbe Million Euro saniert. Der Klub sei nach acht Jahren seiner Amtszeit "auf höchstem Stand". Es habe ein bisschen gedauert, so Eßmann, aber "wir stehen auch finanziell gesund da". Was den Klub nun in die Lage versetze, Turniere wie die Isar Open zu stemmen - oder eben die Bundesliga. Besonders im sportlichen Bereich hat Eßmann das nötige Gespür bewiesen. Zum einen, weil er selbst Tennis auf hohem Niveau spielt - wofür er sich fortan mehr Zeit nehmen will. In der Altersklasse Herren 50 steht er in Deutschland an Position 23, was es zu verbessern gelte. Zum anderen, weil er sich die richtigen Leute ins Boot geholt hat, wie eben Kas. Der ist als Aktiver jahrelang um den Erdball gejettet, nun als Trainer von Topspielerin Mona Barthel Teil des Tennisuniversums - und somit bestens vernetzt. Derzeit bereitet sich das Duo mit einem Trainingslager nebst Turnier in Dubai auf die Australian Open im Januar vor. Dort wird es auch eine kleine Zusammenkunft der bayrischen Nationalmannschaft geben. Denn neben Kas wird auch Eßmann in Melbourne zugegen sein, wo er auf das Gros der Großhesseloher Mannschaft trifft. Neben dem in der Bundesliga an Nummer eins gemeldeten georgischen Shootingstar Nikoloz Basilashvili, der in der Weltrangliste auf Position 21 steht, haben in Peter Gojowczyk (Nummer 59), Matthias Bachinger (130), Daniel Brands (174) und Kevin Krawietz (Nummer 71 im Doppel) sämtliche Großhesseloher ATP-Potenzial. Was man getrost auch dem Esten Jürgen Zopp (148) sowie den Talenten Kamil Majchrzak aus Polen (184) und Mate Valkusz, 20, aus Ungarn (184) zugestehen darf. Komplettiert wird der Kader vom österreichischen Trio Dennis Novak (143), Sebastian Ofner (187) und Lucas Miedler (212) sowie Altmeister Florian Mayer (296), der seine internationale Karriere zwar beendet hat, nach dem Aufstieg mit dem TCG aber noch eine Saison dranhängt. In Melbourne wollen Eßmann und Kas weitere Gespräche führen, um den bisher zwölfköpfigen Kader um zwei Spieler auf die möglichen 14 Meldungen zu komplettieren. "Es kann sein, dass es ein Weltklassespieler wird", sagt Kas, oder ein weiterer Hochtalentierter, der an die Weltelite heranzuführen ist, oder ein Doppelspezialist. Kas hat , wie er sagt, einige Namen im Kopf - und natürlich längst seine Fühler ausgestreckt. Man dürfe sich getrost überraschen lassen. Sicher ist bereits jetzt, dass die Zuschauer "absolutes Spitzentennis" auf der schmucken Anlage am Isarhochufer zu sehen bekommen werden, wie der Teamverantwortliche Eßmann verspricht. Dabei erinnert er an Gegner wie den aktuellen deutschen Mannschaftsmeister Mannheim, der in der vergangenen Saison Top-Ten-Spieler Dominik Thiem aufbot. Auf etwa 180 000 Euro beziffert er den Etat, eine Summe, die einem Fußball-Bayernligisten gerade zum Überleben reichen würde. In Großhesselohe sollte sie reichen, um in der kommenden Saison die Klasse bequem halten zu können - zwei, drei Jahre später könne man über mehr reden. Oder um Spieler wie Peter Gojowczyk vom Meister Mannheim zurück "in die Heimat" zu locken. Der 29-Jährige, der in diesem Jahr im Finale der ATP-Turniere von Delray Beach und Genf stand, hatte von 2006 bis 2012 für den Pullacher Klub in der zweiten Bundesliga gespielt, ehe seine internationale Karriere so richtig Fahrt aufnahm. Momentan bereitet sich der Münchner ebenfalls auf die Australian Open vor, wird die Turniere in Doha und Auckland spielen, ehe es nach Melbourne geht. Großhesselohe habe er im Übrigen nie aus den Augen verloren, erzählt er, "umso schöner, dass es jetzt klappt". Auch Gojowczyk kann dem bayerischen Gedanken einiges abgewinnen: "Das ist eine richtige Mia-san-mia-Mannschaft, wir Spieler kennen uns ja lange", gerade mit Bachinger und Brands verbinde ihn eine Freundschaft. "Und die Österreicher gehören ja praktisch auch dazu", fügt er lachend an. Noch gibt es viele Unbekannte, etwa welcher Spieler wann zur Verfügung steht, aber Kas verspricht dem Publikum, dass es jeden Spieler zu Gesicht bekommen wird. Auch er sei begeistert, wie sich alles entwickelt hat. "Ich erstelle ein Konzept, habe Ideen, und Bernard Eßmann sieht zu, dass wir es umsetzen können. Da kann man nur dankbar sein." Dann erzählt Kas noch von seinem Traum: "Dass wir nächste Saison einmal alle bayerischen Spieler gleichzeitig präsentieren können." Dann könnte er sie präsentieren, die bayerische Nationalmannschaft.
Der TC Großhesselohe setzt auch nach dem Aufstieg in die erste Tennis-Bundesliga auf Spieler aus der Region - und kann ein Weltklasseteam aufbieten, das mehr als den Klassenerhalt verspricht.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/tennis-weiss-blaue-offensive-1.4249826
Weiß-blaue Offensive
00/12/2018
In den zehn Jahren ihres Bestehens hat die Malmö Arena einiges über sich ergehen lassen müssen. Rammstein haben dort gewütet, The Killers waren da, auch Lady Gaga hatte ihren Auftritt. Alljährlich findet in der 15 000 Zuschauer fassenden Halle das Halbfinale des Melodifestivalen statt, der kreischbunte Vorentscheid zum Eurovision Song Contest, der seit dem Sieg von Abba 1974 zum schwedischen Kalender gehört wie Mittsommar und der Besuch des Königsschlosses am Nationalfeiertag. Sogar die Darbietungen von Samantha Fox, Scooter und David Hasselhoff hat die Arena überstanden, ohne sich zu verbiegen. Am Dienstag aber erzitterte das Stadion, als hätten Abba gerade ein Gratis-Reunion-Konzert angekündigt. Nach einem Match, das hin und her wogte wie die Wellen im Spaßbad, trennten sich die Malmö Redhawks und der EHC Red Bull München im Viertelfinale der Champions Hockey League (CHL) nach Verlängerung 5:5, was nach Addition mit dem Hinspiel (2:1 für München) bedeutet: Zum ersten Mal steht eine deutsche Eishockeymannschaft im Halbfinale dieses Wettbewerbs. Und das soll nicht das Ende sein. "Wir sind jetzt wieder einen Schritt näher am Finale", sagte Stürmer Trevor Parkes. Der 27-Jährige war mit drei Treffern der Mann des Abends. Nachdem der deutsche Meister den Tabellendritten der schwedischen Liga in den ersten zweieinhalb Minuten in dessen Drittel eingeschnürt hatte, waren die Redhawks mit ihrem ersten Angriff in Führung gegangen (3.). In der zwölften Minute lagen sie 2:0 vorn, alles schien sich zu entwickeln wie in der Gruppenphase, als München zu Hause 3:2 gewonnen und in Malmö 1:6 verloren hatte. Aber da war ja noch Parkes. Zehn Sekunden vor der ersten Pause musste Malmös Henrik Hetta auf die Strafbank. Der TV-Kommentator fragte: "Reicht das noch für eine Chance?", da lag der Puck im Tor. Parkes hatte nach einem Bullygewinn von John Mitchell einfach von der Grundlinie aus Malmös Keeper Oscar Alsenfelt angeschossen. Der Anschlusstreffer, vier Sekunden vor der Pause. "Sonst wäre es schwer geworden", sagte Parkes, der die psychologische Bedeutung des Treffers betonte. Nach Olympia-Silber erfüllt sich nun auf Klubebene ein Märchen Nach dem Seitenwechsel dauerte es abermals nur Sekunden, bis Mitchell nach einem Scheibengewinn von Nationalspieler Yasin Ehliz erneut für Parkes auflegte (22.). Mit diesem 2:2 wäre München im Halbfinale gewesen. Doch nun wechselte die Führung ständig. Justin Shugg traf für München (25.). Johan Olofsson egalisierte zum 3:3 (35.), Verteidiger Konrad Abeltshauser war noch vergeblich bäuchlings in die Passbahn gerodelt. Jens Olsson brachte Malmö wieder nach vorn (39.), doch abermals gelang dem EHC ein später Treffer. Daryl Boyle stellte 17 Sekunden vor der Sirene den Gleichstand wieder her. Das 2:1 hatten die schwedischen Zuschauer noch hingenommen wie einst Björn Borg, der alte Eisborg, ein Break: Was sollte passieren gegen diese Deutschen, die ohne fünf verletzte Stürmer angetreten waren? Hatten die Redhawks das Gruppen-Heimspiel nicht 6:1 gewonnen? Nach dem 2:3 schauten sie irritiert, nach dem 4:3 jubelten sie, nach dem 4:4 verstummten sie. Als Lars Bryggmann früh im letzten Drittel den Puck ins Tor schoss, holten sie schon zum Torschrei Luft, doch zu früh: Die Partie war unterbrochen (ebenfalls zu früh, die Scheibe war noch spielbar). Nach Frederik Storms famosem Solo zum 5:4 (54.) hielt es dann selbst die kühlsten Schweden nicht mehr auf den Sitzen. Einige klatschten sogar. Verlängerung. Dann kam wieder Mitchell an den Puck, legte auf für Parkes (65.), und München stand im Halbfinale. Nach der Silbermedaille bei Olympia hat das deutsche Eishockey nun also auch auf Vereinsebene seine kleine "Cinderella-Story", von der CHL-Geschäftsführer Martin Baumann so oft taggeträumt hat. Ein deutsches Team im Halbfinale wäre "gut für unser Produkt", hatte der Schweizer vor jeder Saison gepredigt. Mit dem Einzug in die Vorschlussrunde hat München sich zumindest den ersten gläsernen Schuh verdient. Aber zum Tanzen braucht es zwei. Im Halbfinale (Hinspiel 8./9. Januar, Rückspiel eine Woche später) kommt es nun wie in der Fußball-Europa-League zum Red-Bull-Duell, diesmal München gegen Salzburg, das die Finnen aus Oulu ausschaltete. Im anderen Halbfinale stehen sich Frölunda und Pilsen gegenüber. Ein schwedischer, ein tschechischer, ein deutscher und ein österreichischer Klub unter den letzten Vier: Für die CHL, ohne russische Beteiligung nur die Prinzenklasse im kontinentalen Eishockey, ist das ein Imagegewinn. In der Premierensaison 2014/15 standen sich im Viertelfinale noch vier schwedische und vier finnische Teams gegenüber. Dass nun zwei aus demselben Haus kommen, stört die CHL-Verantwortlichen nicht; beide seien auf operativer Ebene hinreichend voneinander getrennt. Für die Profis ist das Duell angeblich sogar "genau das, was sich jeder gewünscht" hat, wie der Münchner Maximilian Kastner sagte: "Wir wollen zeigen, dass wir die besseren Redbuller sind." Noch mal hingehört - doch, Kastner sagte "Redbuller", nicht Köttbullar. "Das wird ein Riesenspaß", sagte Parkes.
Der EHC München steht als erster deutscher Klub im Halbfinale der Champions League. Nach Silber bei Olympia könnte sich nun auch auf Klubebene ein Märchen erfüllen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-ein-glaeserner-schuh-fuer-cinderella-1.4250539
Ein gläserner Schuh für Cinderella
00/12/2018
Immer wieder hielt sich Jürgen Klopp seine Hand ans Ohr. Ihm konnte der Lärm nicht laut genug sein. Mit den Armen versuchte er, die Fans zu animieren, den Pegel bis zum Anschlag zu treiben. Am wohlsten fühlt er sich ja, wenn alle an der Anfield Road hörbar außer sich sind. An das Gebrüll der Leute haben sich Jürgen Klopp und seine Spieler dermaßen gewöhnt, dass sie in anderen Stadien bisweilen ihr Charisma verlieren. In der Vorsaison diente die heimische Kulisse dem FC Liverpool oft als Inspiration, um gegen stärkere Gegner über sich hinauszuwachsen. Heute muss die Mannschaft nicht mehr über sich hinauswachsen: weil sie schlicht zu den besten gehört. Statt aus Not bittet Klopp die Zuschauer jetzt aus Lust um Hilfe. Er weiß, dass die Fans darin aufgehen, in seinen Matchplan eingebunden zu sein - und nachher für ihre Leistung vergütet zu werden. Zum Dank formte Klopp, 51, diesmal seine Hände zu einem Herz. Für jeden sichtbar, vor der Haupttribüne. Der Gruß richtete sich an alle, die - anders ließ sich das am Dienstag nicht sagen - mit Herz dabei waren. Ohne das Zusammenspiel zwischen seiner Mannschaft und den Fans hätte das rasante Aufeinandertreffen mit dem SSC Neapel nur halb so viel Freude gemacht. "Ich möchte mich bei Anfield bedanken. Unglaublich, was die Leute geleistet haben", sagte Klopp: "Die Atmosphäre war speziell, ich könnte nicht stolzer sein." "Ich möchte mich bei Anfield bedanken. Unglaublich, was die Leute geleistet haben" - Jürgen Klopp über die Anhänger im Stadion Sogar im Medienraum, kurz bevor die Pressekonferenz begann, gab der deutsche Trainer aus Erleichterung einen Freudenschrei von sich: "YYYEEESSSSSSSSS." Sein Team hatte die Nervenprobe bestanden und getan, was es tun musste: ein Tor schießen, keines kassieren. Es hätte ein zweites, drittes oder viertes Tor erzielen können bei insgesamt 22 Torschüssen. Allerdings war ein Spektakel nicht gefragt. Das ist die Nonchalance, mit der Liverpool in dieser Saison seine Pflichten abarbeitet. Mit dem knappsten aller Ergebnisse, die fürs Weiterkommen gereicht hätten, hat sich Liverpool beim 1:0 über Neapel nach drei Auswärtsniederlagen auf den letzten Drücker ins Achtelfinale der Champions League gerettet. Durch das parallele 4:1 des Gruppensiegers Paris Saint-Germain (elf Punkte) bei Roter Stern Belgrad (vier) kam es zwischen Liverpool und Neapel (beide neun) bei identischem direkten Vergleich (je ein 1:0) sowie derselben Differenz im Torverhältnis (+2) letztlich auf die Anzahl der mehr geschossenen Tore an (neun für Liverpool, sieben für Neapel). Neapel muss als Gruppendritter deshalb in der Europa League weiterspielen. Das Aus nahm Carlo Ancelotti - unter den Trainern mit drei Titeln neben Zinédine Zidane der Rekordgewinner der Champions League - in der ihm eigenen Gemütsruhe entgegen, mit der er seine Mannschaft zuvor auch durch den Lautstärkeorkan zu führen versucht hatte: "Wir müssen das Resultat akzeptieren. Wir haben bis zum Schluss um die Qualifikation mitgekämpft, und das ist für uns wie ein Sieg." Ein Unentschieden oder eine knappe Niederlage bei eigenem Torerfolg hätten für den zweiten Rang gereicht, aber Neapel gelang halt dieses eine Tor nicht. Selbst dann nicht, als der Ball in der Nachspielzeit für den eingewechselten Arkadiusz Milik am Fünfmeterraum zum Einschuss bereitlag. In dieser Szene schien Liverpool bestraft zu werden für den laxen Umgang mit den eigenen Chancen; doch Milik scheiterte am geistesgegenwärtig entgegenspringenden Alisson Becker. "Ein Vorwurf an Milik? Er hat den Ball gut gestoppt. Bei den Spielern gibt es nichts, was ich kritisieren kann", sagte Ancelotti. Für rund 60 Millionen Euro hatte Liverpool, der Vorjahresfinalist der Champions League, den brasilianischen Nationaltorwart im Sommer aus seinem Vertrag beim AS Rom herausgekauft - seine Rettungstat war nun sportlich ähnlich viel wert. "Das war lebenswichtig. Unglaublich, ich habe noch nie etwas Ähnliches gesehen", sagte Klopp: "Wenn ich gewusst hätte, dass er so gut ist, hätte ich auch den doppelten Preis bezahlt." Um die Kontrolle über dieses Entscheidungsspiel der Vorrunde zu gewinnen, verausgabte sich Liverpool ein weiteres Mal. Mit dem Saisonbestwert von knapp 119 Kilometern liefen die Reds ihre Gegenspieler in Grund und Boden. Im Gegensatz zur vergangenen Spielzeit, in der Liverpool in der Champions League meistens versuchte, ein Chaos zu verursachen, in dem der Gegner dann die Übersicht verlieren sollte, basierte die Rennerei jedoch auf dem Plan, den Neapolitanern ihre Spielstärke zu nehmen. In der Schlussphase konnte James Milner, der Antreiber, keinen Meter mehr laufen, mit Krämpfen in beiden Beinen musste er sich auswechseln lassen. Zuvor hatte er mit seinem neunten Assist in der Königsklasse seit Beginn der Vorsaison (mehr als jeder andere Spieler) den Siegtreffer durch Mohamed Salah eingeleitet (34.). Neben Milner schleppte sich Trent Alexander-Arnold bei Liverpool mit einer Fußverletzung vom Platz, Joël Matip musste nach einem Zusammenprall mit einem Schlüsselbeinbruch ins Krankenhaus. Das eigene Tempo hatte Liverpool selbst zu schaffen gemacht. Das Zittern am Ende stand aber letztlich nur wieder stellvertretend für viele heiße Tänze, die Liverpool schon durchlebt hat im Europapokal. Der Erfolg über Neapel macht klar, dass an der Anfield Road weiterhin nach eigenen Regeln gespielt wird. Seit 19 Heimspielen sind die Reds in internationalen Wettbewerben unbesiegt, zuletzt gab es im Oktober 2014 beim 0:3 gegen Real Madrid eine Niederlage. In den darauffolgenden Partien blitzten unter anderem Louis van Gaal (Manchester United), Pep Guardiola (Manchester City), Thomas Tuchel (Paris) und nun Carlo Ancelotti (Neapel) beim Versuch ab, in Anfield gegen den von Jürgen Klopp trainierten FC Liverpool zu gewinnen. Bei der Auslosung am Montagmittag in Nyon wartet auf die Reds mit einem der Gruppenersten der nächste Topgegner. "Wir haben da nichts zu sagen. Wie könnte ich hier sitzen und um ein Team bitten?", sagte Klopp. Mit welchem Gegner auch immer der FC Liverpool es im Achtelfinale zu tun bekommt, Spaß machen wird es garantiert, Hand aufs Herz.
Seit 19 Heimspielen ist der FC Liverpool im Europapokal nun unbesiegt: Trainer Jürgen Klopp versteht es auch beim 1:0 gegen den SSC Neapel brillant, die Stimmung in Anfield zu nutzen.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/champions-league-nach-eigenem-pegel-1.4250553
Nach eigenem Pegel
00/12/2018
Die Sängerin Claudia Koreck, 32, betreibt mit ihrem Mann ein Münchner Plattenlabel. Zurzeit ist sie mit zwei Weihnachtsplatten auf Tour. Am Mittwoch tritt sie im Prinzregententheater auf. Die Sängerin Claudia Koreck produziert Treibstoff für Olympiasiegerinnen - und tritt im Prinzregententheater auf. SZ: Sport ist... Claudia Koreck: ...Ausgleich, Gesundheits- und Wohlfühlfaktor Nummer eins. Es geht mir einfach besser, wenn ich Sport mache. Ihr aktueller Fitnesszustand? Ich war von Mai bis Oktober jeden Tag zwei Kilometer kraulen, gehe einmal die Woche Nordic Walken. Derzeit bin ich allerdings auf Tour, da bleibt keine Zeit für Sport. Felgaufschwung oder Einkehrschwung? Felgaufschwung mochte ich schon beim Leistungsturnen als Kind nicht. Einkehrschwung klingt da verlockender. Sportunterricht war für Sie? Austoben und Spaß! Ihr persönlicher Rekord? Drei Kilometer am Stück zu kraulen. Stadion oder Fernsehsportler? Ich liebe die Stimmung im Stadion! Da bekomme ich richtig Gänsehaut. Aber Wintersport schaue ich viel lieber von daheim aus, gemütlich eingemummelt, während es draußen winterlich kalt ist. Bayern oder Sechzig? Einmal Löwe, immer Löwe. Ihr ewiges Sport-Idol? Magdalena Neuner. Ein prägendes Erlebnis? Als Magdalena Neuner mir gesagt hat, dass sie mein Lied "Fliang" immer zum Trainieren hört. Und als sie bei den Olympischen Spielen so viele Medaillen gewonnen hat, musste ich immer heulen vor Glück. In welcher Disziplin wären Sie Olympiasieger? In "Hotelzimmerchaotik". Dies gelingt mir in weniger als einer Minute. Mit welcher Sportlerin/welchem Sportler würden Sie gerne das Trikot tauschen? Eigentlich mit keinem. Ich wäre nie so diszipliniert und könnte jeden Tag so viel trainieren. Ich bewundere das, aber könnte es nie. Außerdem esse ich viel zu gern und würde mich ungern an Diätpläne halten wollen. Also wenn, dann wäre Sumoringer eine leise Option :-) Unter der Rubrik "Formsache" fragt die SZ jede Woche Menschen nach ihrer Affinität zum Sport. Künstler, Politiker, Wirtschaftskapitäne - bloß keine Sportler. Wäre ja langweilig.
Die Sängerin Claudia Koreck produziert Treibstoff für Olympiasiegerinnen - und tritt im Prinzregententheater auf.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/formsache-kilometer-kraulen-statt-kilos-zaehlen-1.4249830
Formsache - Kilometer kraulen statt Kilos zählen
00/12/2018
"Die Spieler wollen ja, aber das spielt sich im Unterbewusstsein ab": Fürth bricht nach furiosem Start ein - weil das Team doch keine Spitzenmannschaft ist. Man muss sich in diesen Tagen ein wenig Sorgen um den Rücken von Sascha Burchert machen. Hechten, bücken, den Ball aus dem Tor fischen. Hechten, bücken, den Ball aus dem Tor fischen. Abnutzungserscheinungen drohen: 21 Mal musste Fürths Torhüter in den vergangenen sieben Spielen hinter sich greifen. Fünf Mal zuletzt gegen den FC Erzgebirge Aue, der sonst spektakulär harmlos auftritt. Vielleicht waren es die Siegtore in letzter Minute, die dem Team den Kopf verdreht haben Die Kennzahlen der jüngsten Vergangenheit sind alarmierend: 0:4, 0:4, 0:5, dazwischen ein Sieg gegen Aufsteiger Magdeburg, den der schwedische Verteidiger Richard Magyar in letzter Sekunde rettete. Regelmäßig bricht die SpVgg auseinander, nur Schlusslicht Ingolstadt hat noch mehr Gegentore kassiert. Dabei sah es im Herbst nach einer märchenhaften Saison aus. Irgendetwas ist verloren gegangen, als der Winter kam. Und was das sein könnte, das sprach Mario Maloca nach der Enttäuschung gegen Aue aus: "Wir hatten mehr Hunger in den ersten Spielen und haben immer mit allen elf Spielern verteidigt", sagte er der Nürnberger Zeitung. "Jetzt treten wir nicht mehr als Team auf." Dabei ist es nicht lange her, da jubelte Torwart Sascha Burchert Ende September: "Menschlich sind wir schon spitze." Tatsächlich ging es in diesen Wochen auch oft darum, ob Fürth nun an die Tabellenspitze klettern könnte. Eine Entwicklung, die viele überrascht hatte - auch in Fürth. Der küchenpsychologische Erkläransatz für die plötzliche Verwandlung geht ja so: Der Schrecken der Vorsaison habe sich tief in das Bewusstsein der Mannschaft eingegraben. Bis zur letzten Sekunde mussten die Fürther vor den Abstieg zittern, erst ein Unentschieden am 34. Spieltag in Heidenheim erlöste sie. Dieser Druck und das Leid formten eine eingeschworene Mannschaft, die in dieser Spielzeit bereit war, mehr zu geben als andere. Und die damit plötzlich auf einer Welle des Erfolgs ritt. Doch nun scheint der Mannschaft das Wissen um die eigene Schwächen abhanden gekommen zu sein. Sie scheint sich selbst mit einer Spitzenmannschaft zu verwechseln. Fürths Manager Rachid Azzouzi drückt es so aus: "Wenn wir plötzlich Zweiter sind, dann spielen sich eben Dinge im Kopf ab." Vorne würden sich die Angreifer darauf verlassen, dass "die da hinten" schon alles regeln würden, die anderen verlassen sich dann auf die Angreifer wie Keita-Ruel. Vielleicht haben die Siegtore in letzter Minute dem Team den Kopf verdreht. "Die Spieler wollen ja, aber das spielt sich im Unterbewusstsein ab", sagt Azzouzi. Wellen können einen nicht nur tragen - sondern auch unter sich begraben. Müsste nicht jetzt ihre Stunde schlagen? Die des ehemaligen Nationalspielers Roberto Hilbert, 34, und die des Anführers der Mannschaft, Kapitän Marco Caligiuri, auch er schon 34 Jahre. "Jeder kann sich im Training aufdrängen", sagt Azzouzi dazu nur. Die 34-jährigen Hilbert und Caligiuri sollten die Mannschaft führen, sitzen aber auf der Bank Bislang schmorten Hilbert und Caligiuri auf der Bank. Und wenn sie spielten, konnten die beiden nicht nachweisen, dass sie die Mannschaft noch tragen können. Beide waren schon als junge Spieler hier, Hilbert kam aus dem eigenen Nachwuchs, Caligiuri reifte in Fürth zum Profi. Jetzt, am Ende ihrer Karriere, müssen sie nun hoffnungsvollen 20-Jährigen zusehen, die sie selbst einmal waren. "Wenn wir immer nach Erfahrung rufen würden, würden wir nicht weiterkommen", sagt Azzouzi. Und trotzdem hat Roberto Hilbert schon öffentlich Beschwerde eingelegt. "Wenn einer besser ist als ich, geht das in Ordnung. Aus meiner Sicht ist das aber nicht der Fall", hat er schon vor vier Wochen gesagt. Und er warb in eigener Sache: "Ich kann Dinge tun, die andere im Team oder in der zweiten Liga nicht können". Was er damit meinte, konnte er noch nicht zeigen. Denn gefruchtet hat seine Trainerschelte nicht, im Gegenteil. Seit dem zweiten Spieltag findet er in den Plänen von Damir Buric keine Rolle mehr, längst hat ihm der zehn Jahre jüngere Maximilian Sauer den Platz im Team stibitzt. Hilbert, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, sitzt mal auf der Tribüne, mal auf der Bank. Zu wenig für seine Ansprüche, Fürth hatte ihn als Stabilisator und Identifikationsfigur zurückgeholt. Seinen letzten Einsatz hatte Hilbert am Montag, in einem Wohnzimmer: Dort schmückte er bei einer PR-Aktion für Dauerkartenbesitzer den Weihnachtsbaum.
"Die Spieler wollen ja, aber das spielt sich im Unterbewusstsein ab": Fürth bricht nach furiosem Start ein - weil das Team doch keine Spitzenmannschaft ist.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/spvgg-greuther-fuerth-von-der-welle-ueberrollt-1.4250678
Von der Welle überrollt
00/12/2018
Legte man lediglich die aktuelle Tabelle der Volleyball-Bundesliga zugrunde, könnte man das niederbayerische Derby zwischen den Volleyballerinnen aus Vilsbiburg und Straubing am Samstag (19 Uhr) als Duell auf Augenhöhe missverstehen. Denn Gastgeber Vilsbiburg ist mit sechs Punkten Neunter, Straubing mit lediglich einem Zähler weniger Elfter und damit Vorletzter der Liga. Doch die Momentaufnahme täuscht: Vilsbiburg geht als klarer Favorit in das erste Derby seit dem Straubinger Abstieg 2016. Die Roten Raben peilen einen Platz unter den ersten Vier oder Fünf an, während Straubing mit der Zielsetzung in die Saison startete, nicht abzusteigen.
Vilsbiburgs Volleyballerinnen empfangen Straubing zum Derby - und brauchen Punkte.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/rote-raben-vilsbiburg-1.4250680
Feuerwehrübungen in Niederbayern
00/12/2018
Der Plot, wie das bei Filmen heißt, hätte vielleicht noch etwas überzeugender sein können. Hollywood hat das ja schon zigfach ganz gut hinbekommen: mit rüstigen Astronauten, die noch einmal ins All geschossen werden, weil es die Jungen nicht draufhaben; mit Rentnern, die ein letztes Mal eine Bank überfallen; mit kurzsichtigen, zittrigen Revolverhelden; mit pensionierten CIA-Agenten, die auf ihre alten Tage plötzlich wieder Killerkommandos gegen sich haben. So ähnlich hätte auch die Geschichte über die Rückkehr der Turner des USC München in die dritte Liga aufgebaut sein können - wären da nicht ein paar störende Protagonisten im Drehbuch aufgetaucht. Wie Paul und David Huber, die gerade mal Anfang 20 sind. Oder der erst 15-jährige Joschua Buchner. Vor gut einem Jahr war der USC aus der dritten Etage der Deutschen Turnliga abgestiegen, zurückgefallen auf die Ebene des Landesverbandes. In seinem vierten Jahr war er zum dritten Mal Tabellenletzter gewesen, für den rettenden vorletzten Platz hatten ihm nur 0,05 Punkte am Barren gefehlt. Und erstmals hatte es danach auch im Abstiegsfinale nicht gereicht, um 0,65 Punkte, ebenfalls eine Winzigkeit. Bis dahin war die USC-Riege stets ein Sonderling in der Deutschen Turn-Liga gewesen, mit dem weitaus höchsten Altersschnitt ihrer Liga, dazu ohne bezahlte Ausländer und mit einer recht kuriosen Entstehungsgeschichte: Die Mannschaft setzte sich nämlich weitgehend aus Turnern zusammen, die als Studenten bereits jahrelang gemeinsam im Münchner Hochschulsport trainiert hatten, die von überallher kamen und in der Liga entweder noch für ihre Heimatvereine oder eben überhaupt nicht mehr antraten - bis spät die Idee reifte, gemeinsam eine Mannschaft zu gründen. Mit ein paar erst- und vielen zweitligaerfahrenen Turnern, deren Studienzeit zum Teil schon länger zurücklag, die bereits im Berufsleben standen und ihre trainingsintensive Wettkampfsportart mit vergleichsweise geringem Aufwand betrieben. Am vergangenen Wochenende stand die Riege des Universitäts-Sport-Clubs München nun also im Aufstiegsfinale, und nichts wäre naheliegender gewesen, als wenn der Chipentwickler Christian Sendner, 38, oder der Sportlehrer Florian Bau, 32, noch einmal ins Magnesiatöpfchen gegriffen hätten, um es all den Jungen noch einmal zu zeigen. Doch ganz so war es dann nicht. Obwohl: ein bisschen schon. Detailansicht öffnen Die jungen und alten Herren des USC nach dem Aufstiegsfinale: Frank Grob (unten von links), David Huber, Paul Huber, Joschua Buchner, Mauno Schelb, Benjamin Kowala, Stephan Trattnig, Stephan Merkle, Benedikt Bleimhofer und Fabian Schmidt. (Foto: privat) Denn natürlich hatten die Münchner für den Wettkampf in Monheim einiges zusammengekratzt, auch wenn die ehemaligen Erstligaturner Sendner und Bau fehlten. Mauno Schelb zum Beispiel, 37, hatte zuvor in der Regionalliga Bayern gar nicht geturnt, auch nicht Benedikt Bleimhofer, 32. Beim Finale waren sie nun wieder dabei, ebenso wie der Österreicher Stephan Trattnig, der erst 23 ist, aber seit Jahren der Leistungsträger des Teams. Dass sie den Wiederaufstieg geschafft haben und nun also zurück sind in der dritten Liga, bedarf allerdings noch einer kurzen Randbemerkung: Es war nämlich keineswegs so, dass die Absteiger in der Zwischenzeit die Regionalliga Bayern in Grund und Boden geturnt hätten, im Gegenteil: Sie wurden Letzte. Sportlich sind sie damit abgestiegen. "Wir haben uns da nicht mit Ruhm bekleckert", weiß Teammanager Thomas Ottnad. Auch in der Regionalliga Bayern, erklärt er, seien richtig gute Turner gewesen, viele aus Nachwuchsleistungszentren, sogar ein, zwei Ausländer. Und sein eigenes Team habe Terminprobleme gehabt. Denn anders als in der dritten Liga, in der im Herbst an jedem Wochenende eine Wettkampfpaarung stattfindet, treffen sich die Regional- und Bayernligisten nur an vier Tagen zwischen Juni und November, an denen dann je zwölf Mannschaften durch eine Halle wuseln. "Für die alten Herrschaften hatte das nicht mehr so den Stellenwert", sagt Ottnad, "da kamen andere Termine dazwischen, Urlaub, Krankheit, so wahnsinnig ernst hat das keiner genommen." Am ersten Wettkampftag traten nur zwei USC-Turner an, Stephan Merkle und Paul Huber. "Ich persönlich habe gedacht, das wird gar nichts mehr", gesteht Ottnad. Die Kehrtwende brachte dann die Entwicklung in der ersten Liga. Der deutsche Meister KTV Obere Lahn zog sein Team zurück, ebenso der MTV Stuttgart, auch in der dritten Liga war ein weiterer Platz frei. Nun wurden im Aufstiegsfinale plötzlich fünf Drittligisten gesucht statt wie üblich zwei. "Wir dachten uns: So einfach wird es vielleicht nie wieder werden, in die dritte Liga zurückzukehren", sagt Ottnad. Was man wissen muss: Für dieses Aufstiegsfinalturnier muss man sich nur anmelden, nicht sportlich qualifizieren. "Du kannst auch einen Verein gründen und da mitmachen", erläutert Ottnad, "der Deutschen Turnliga ist das völlig egal." Nur die Anforderungen an künftige Drittligisten müsse man erfüllen, also Geräte und Startgebühr stellen können. Also turnten sie. Trattnig war mal wieder einer der Besten im ganzen Feld, obwohl nur fünf seiner sechs Geräte gewertet wurden. Am Ende waren sie Vierte - Rang eins belegte die zweite Mannschaft aus Straubenhardt. "Wir haben keine großen Fehler gemacht", sagt Ottnad, man sei "schon noch konkurrenzfähig", wenn das Team zusammen ist. Detailansicht öffnen Der Österreicher Stephan Trattnig (oben) war mal wieder der Beste. (Foto: Claus Schunk) Gründlich nachgedacht haben sie durchaus über den Sinn ihrer Rückkehr. Nach ihrem Abstieg hatte sich im Sommer kurz vor Start der neuen Saison die Mannschaft aus Ulm aufgelöst, damals war dem USC kurzfristig doch ein Drittliga-Startplatz angeboten worden. "Wir haben uns entschlossen, ihn nicht anzunehmen", erläutert der Teammanager. Urlaub, Auslandsaufenthalte, es waren schon wieder zu viele Termine im Weg. Und jetzt? "Im September geht es wieder los", sagt er, "im Prinzip sind jetzt alle motiviert." Etwas Vorsicht klingt da schon mit. Aber sie haben ja nun einige Junge im Team, die nicht mehr der alten studentischen Verbindung entspringen, sondern der Nachwuchsarbeit des USC. Und für die sich der Aufstieg lohnt. Ob Frank Grob mit in die dritte Liga gehen wird, ist noch nicht klar. Er ist das letzte Kuriosum, das der USC in der vergangenen Saison zu bieten hatte. Grob ist vielfacher deutscher Seniorenmeister, er zeugt von der glorreichen Vergangenheit der USC-Turner, deren Abteilungsleiter er ist. Nach dem Abstieg war er zur Mannschaft gestoßen, er turnte in der Regionalliga mit, auch beim Aufstiegsfinale in Monheim punktete er an drei Geräten. "Er ist topfit. Wie das geht, weiß ich auch nicht", staunt Ottnad, der mit 36 selbst wegen schmerzender Knochen längst nicht mehr an Geräte geht. Frank Grob dagegen hat den Altersschnitt des USC ganz alleine im Lot gehalten. Er ist 58.
Der USC München ist nach einem Jahr zurück: Weil es ihm gelungen ist, gleichzeitig aus der Regionalliga ab- und in die dritte Liga aufzusteigen.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/turnen-altherrenriege-reloaded-1.4249828
Altherrenriege reloaded
00/12/2018
Im Männerfußball wird die Nachwuchsförderung immer mehr zum Millionengeschäft. Um hohe Transfersummen zu vermeiden, fördern Vereine immer jüngere Talente. Was macht das mit den Spielern? Weil die Transfersummen im Männerfußball immer weiter steigen, investieren die Fußballclubs auch immer mehr Geld in die Nachwuchsarbeit. Die großen Talente sollen selber entdeckt und gefördert werden, anstatt sie teuer einzukaufen. Gute Spieler werden inzwischen schon mit elf oder zwölf Jahren von Talent-Scouts gesucht und in speziellen Leistungszentren ausgebildet. Sie werden optimal betreut - aber bekommen auch schon früh den Druck des Profi-Geschäfts zu spüren. Und was ist, wenn es dann nicht mit der großen Karriere? Thomas Hummel hat recherchiert, wie mit dem Traum vieler Jungs, Fußball-Profi zu werden, Geschäfte gemacht werden. So können Sie den SZ-Podcast abonnieren "Das Thema" erscheint immer mittwochs um 17 Uhr. In der halbstündigen Audiosendung sprechen Redakteure der Süddeutschen Zeitung über ihre Themen und Recherchen. Alle Folgen von "Das Thema" finden Sie unter sz.de/podcast, sobald sie erscheinen. Verpassen Sie keine Folge und abonnieren Sie unser Audio-Angebot, etwa bei: iTunes Spotify Deezer oder in Ihrer Lieblings-Podcast-App. (Zum XML-Feed geht es hier lang.) Alle Folgen finden Sie auch auf Soundcloud. Sie haben Fragen oder Anregungen? Dann schreiben Sie uns: podcast@sz.de. Die Reportage von Thomas Hummel über Ritzy Hülsmann und den FC Bayern Campus ist im August in der SZ erschienen. Lesen Sie jetzt die Reportage mit SZ Plus:
Im Männerfußball wird die Nachwuchsförderung immer mehr zum Millionengeschäft. Um hohe Transfersummen zu vermeiden, fördern Vereine immer jüngere Talente. Was macht das mit den Spielern?
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FC Bayern-Campus: Der Traum vom Profifußball
00/12/2018
Stefan Kretzschmar, 45, ist neben dem früheren Bundestrainer Heiner Brand, 66, der bekannteste Handballer des Landes. Der 218-malige Nationalspieler blieb auch nach seiner Laufbahn präsent als Fernsehexperte, Aufsichtsrat des Bundesligisten SC DHfK Leipzig, Botschafter für die WM 2019, die Deutschland und Dänemark im Januar gemeinsam ausrichten. Jüngst hat Kretzschmar seine Erlebnisse in einem Buch veröffentlicht, der Titel "Hölleluja!" verrät, dass es nicht nur um schöne Erfolge geht. Von denen hat der Linksaußen freilich viele gefeiert: Mit dem SC Magdeburg gewann er 2001 die deutsche Meisterschaft und 2002 die Champions League, mit der Nationalmannschaft Silber bei der EM 2002, der WM 2003 und bei Olympia 2004. In die Bundestrainer-Ära Brand fallen zudem deutsche Triumphe bei der EM 2004 und der WM 2007. "Dazu werde ich auch häufig beglückwünscht", sagt Kretzschmar - dabei hat er bei beiden Titelgewinnen gefehlt. Ein Gespräch über Verletzungsausfälle, Spielertypen sowie Stärken und Schwächen des deutschen WM-Kaders, den der aktuelle Bundestrainer Christian Prokop am Montag präsentiert hat.
Stefan Kretzschmar, Olympia-Zweiter von 2004, spricht über das anstehende Turnier, eine deutsche Mannschaft auf Bewährung und was er aus seiner aktiven Zeit bereut.
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"Stefan Kretzschmar: ""Bei der WM müssen alle liefern"""
00/12/2018
Heiko Westermann, das sollte man wissen, hat in seiner Karriere mit einigen sehr begabten Menschen zusammen Fußball gespielt. Ivan Rakitic und Mesut Özil waren dabei, damals auf Schalke, Son Heung-min und Hakan Calhanoglu beim Hamburger SV. Gute Spieler sind das, keine Frage, aber wenn man den früheren Innenverteidiger Westermann nach einem anderen ehemaligen Mitspieler fragt, dann sagt er: "Er ist einer der besten jungen Spieler, mit denen ich je trainiert habe - wenn nicht sogar der beste." Dieser frühere Mitspieler ist Frenkie de Jong, und er ist gerade für die Summe von 75 Millionen Euro von Ajax Amsterdam zum FC Barcelona gewechselt. De Jong, 21, ist - neben seinem 19 Jahre alten Teamkollegen Matthijs de Ligt - der Fußballspieler, über den eine Zeit lang alle redeten. Das liegt nicht nur daran, dass er ein ziemlich guter zentraler Mittelfeldspieler ist. Es lag vor allem daran, dass quasi jeder Top-Klub an ihm interessiert gewesen sein soll. Der FC Barcelona bekam nun den Zuschlag, aber es hieß, auch Manchester City, Paris Saint-Germain und der FC Bayern seien interessiert gewesen. Ein guter Spieler sei dieser de Jong, einer, den er "schon lange" kenne - so hat es Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der Hinrunde gesagt. Das Erstaunliche: Vor ein paar Monaten wäre der Name Frenkie de Jong noch als absolutes Nerd-Wissen durchgegangen. Hat ein paar Mal in der Eredivisie gekickt, ist eines dieser vielen Ajax-Talente und war übrigens nie bei Gladbach - so viel wusste man höchstens. Und ist da der Transfer nach Barcelona: 75 Millionen Euro. Westermann: De Jong ist "charakterlich einwandfrei" Wer verstehen will, was de Jong so wertvoll macht, spricht am besten mit Leuten, die mit ihm auf dem Platz standen oder ihn regelmäßig spielen sehen. Westermann, 35, derzeit in der Trainerausbildung, spielte in der Saison 2016/17 für Ajax. De Jong pendelte seinerzeit noch zwischen Amateuren und Profis, trainiert hat er laut Westermann aber mit der ersten Mannschaft. De Jong habe "alles, was ein guter Spieler haben muss", sagt Westermann. Er beschreibt einen schnellen, technisch begabten, filigranen Fußballer, der das Spiel gut lesen könne, der Situationen antizipiere, der überdies "charakterlich einwandfrei" sei. Anfangs sei er noch etwas verspielt gewesen, aber "man sieht, dass er immer cleverer wird". Frank Wormuth, der lange die Fußballlehrerausbildung des DFB geleitet hat und nun den niederländischen Erstligisten Heracles Almelo trainiert, nennt de Jong "eine spielintelligente Passmaschine". Dortmunds Julian Weigl fällt Wormuth auf die Frage nach einem vergleichbaren Spieler ein. "Beide sind sich sehr ähnlich in ihrer Spielweise", schreibt Wormuth per E-Mail, "wobei Frenkie de Jong zusätzlich noch sehr gut im Dribbling ist. Er ist kaum vom Ball zu trennen. Und daher sucht er auch sehr gerne das Dribbling über den ganzen Platz." Wobei sich darin auch manchmal Schwächen offenbarten: dass er schon mal in Regionen dribbelt, in denen ein Ballverlust schmerzvoll sein kann. Das 4:1 von Ajax gegen PEC Zwolle in der Eredivisie lieferte gute Beispiele für seinen Stil. Da dribbelte de Jong erst an drei, vier Gegnern vorbei, um dann wuchtig vom Sechzehner ins Eck zu treffen. Das 2:0, sein drittes Saisontor. Dass er kurz darauf mit einem allzu riskanten Dribbling im Mittelfeld eine Ecke und in letzter Instanz ein Gegentor provozierte - das stand allerdings ebenfalls in seiner Bilanz an diesem Abend.
Frenkie de Jong wechselt für 75 Millionen Euro plus Bonuszahlungen zum FC Barcelona. Was macht diesen Spieler so besonders?
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Frenkie de Jong: Die Passmaschine von Amsterdam
00/12/2018
Es ging an diesem Abend an der Anfield Road sehr viel ums Herz. Jürgen Klopp formte nach dem Spiel seine Hände zu einem solchen, vor dem Spiel legte er sich vor den Fans mit der Bitte um Unterstützung die rechte Hand aufs Vereinswappen. Seine Anerkennung richtete sich an alle, die, anders lässt sich das nach einem solchen Abend nicht sagen, mit Herz bei der Sache waren. Denn ohne das Zusammenwirken der Spieler, Mitarbeiter und Fans hätte Liverpool eher keinen Weg aus der sogenannten Todesvorrundengruppe der Champions League gefunden. "Ich möchte mich bei Anfield bedanken. Unglaublich, was die Leute geleistet haben", sagte Klopp: "Die Atmosphäre war einfach speziell, ich könnte nicht stolzer sein. Thank you." Bevor die Pressekonferenz mit ihm begonnen hatte, ließ er im Medienraum aus Erleichterung über die bestandene Nervenprobe einen Freudenschrei los: "YYYEEESSSSSS." Gerade noch so hat sich der FC Liverpool am Dienstag mit einem 1:0 über den SSC Neapel ins Achtelfinale der Champions League gerettet. Durch das parallele 4:1 des Gruppensiegers Paris Saint-Germain (elf Punkte) bei Roter Stern Belgrad (vier Punkte) entschied zwischen Liverpool und Neapel (beide neun Punkte) bei identischem direkten Vergleich sowie derselben Differenz im Torverhältnis letztlich die Anzahl an mehr geschossenen Toren über das Weiterkommen. Im neuen Jahr muss Neapel deshalb in der Europa League weiterspielen. Das Aus nahm Carlo Ancelotti, mit drei Titeln neben Zinédine Zidane der Rekordsiegertrainer in der Champions League, in einer wohl nur ihm vorbehaltenen Souveränität entgegen. "Wir müssen das Urteil akzeptieren. Wir haben bis zur letzten Minute im letzten Spiel gekämpft und das ist für uns schon wie ein Sieg. Ich habe nichts zu bedauern." Vom Spielfeldrand aus versuchte Ancelotti seine Erfahrung auf seine im Europapokal unerfahrene Mannschaft zu übertragen. Nach dem 1:0 im Hinspiel hätte Napoli ein Unentschieden oder eine um lediglich einen Treffer ausfallende Niederlage gereicht, sofern halt ein eigenes Tor gelungen wäre. Wie knapp die Auseinandersetzung zwischen den beiden Vereinen war, verdeutlichte eine Rettungstat in der Nachspielzeit. Am Fünfmeterraum bekam der bei Neapel eingewechselte Angreifer Arkadiusz Milik freistehend eine Flanke kontrolliert. Bei seiner Ballannahme schien Liverpool schon als Verlierer dazustehen, aber Milik scheiterte bei seinem Torschuss am ihm geistesgegenwertig entgegenspringenden Alisson Becker, dem zweitteuersten Torwart auf der Welt. "Milik? Er hat den Ball gut gestoppt. Da gibt es nichts, was ich meinen Spielern sagen kann. Ganz ehrlich, wir haben getan, was wir konnten", sagte Ancelotti. Für etwa 60 Millionen Euro kaufte Liverpool im Sommer den brasilianischen Nationalkeeper aus seinem Vertrag beim AS Rom heraus - seine Parade war jetzt sportlich gefühlt genauso viel wert. "Ich habe keine Worte dafür. Das war lebenswichtig. Etwas Vergleichbares habe ich bisher nicht gesehen", sagte Klopp. "Wenn ich gewusst hätte, dass er so gut ist, hätte ich auch den doppelten Preis bezahlt." Wieder einmal hat sich Liverpool in Anfield verausgabt. Mit dem Saisonbestwert von 118,775 Kilometern liefen die Reds ihre Gegenspieler in Grund und Boden. Der Spielstärke der Neapolitaner setzte Liverpool einen Angriff entgegen, der am gegnerischen Strafraum begann und nie nachließ. Um diesem dauerhaften Zustand der Bedrängnis zu entkommen, ordnete Ancelotti an, den Ball in der Spieleröffnung stets hoch auf Nikola Maksimovic zu passen. Der 1,93 Meter große Außenverteidiger sollte seine Überlegenheit beim Kopfball gegen James Milner, den 1,75 Meter großen Antreiber der Reds, ausspielen. Aber Maksimovic gewann kaum ein Duell für sich, egal wie viel Anlauf er jeweils nahm. In der Schlussphase konnte Milner keinen Meter mehr laufen, mit Krämpfen in beiden Beinen musste er sich auswechseln lassen. Das angeschlagene Tempo machte selbst Liverpool zu schaffen. Abgesehen vom Treffer durch Mohamed Salah (34.) vergab der ungeschlagene Tabellenführer der Premier League eine Reihe an Torchancen, bei denen es leichter gewesen wäre, den Ball im Tor unterzubringen als vorbeizuschießen. Vor allem Sadio Mané fiel in dieser Disziplin auf. Aber einen kühlen Kopf bewahrten die Reds diesmal bloß in der Abwehr. Abgesehen von einer Szene in der ersten Halbzeit, als Virgil van Dijk mit offener Sohle zwar den Ball, aber auch heftig das Bein von Dries Mertens traf. Eine rote Karte wäre möglich gewesen. Durch den Erfolg lässt Liverpool die Konkurrenz wissen, dass an der Anfield Road weiterhin nach eigenen Regeln gespielt wird. Seit 19 Heimspielen sind die Reds im Europapokal unbesiegt, die letzte Niederlage gab es im Oktober 2014 beim 0:3 gegen Real Madrid. In den darauffolgenden Partien blitzten unter anderem Louis van Gaal (Manchester United), Pep Guardiola (Manchester City), Thomas Tuchel (Paris) und jetzt Carlo Ancelotti (Neapel) beim Versuch ab, an der Anfield Road gegen das von Jürgen Klopp trainierte Liverpool zu gewinnen. Bei der Auslosung am Montagmittag in Nyon wartet auf die Reds mit einem der Gruppenersten der nächste Topgegner in der Champions League. "Wir haben da nichts zu sagen. Wie könnte ich hier sitzen und um ein Team bitten? Bis 7:55pm war ich nicht mal sicher, ob wir überhaupt weiter vertreten sind", sagte Klopp.
In einem mitreißenden Spiel gegen den SSC Neapel zieht der FC Liverpool ins Achtelfinale der Champions League ein. Jürgen Klopp feiert Torwart Alisson und die Fans.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/klopp-liverpool-alisson-neapel-champions-league-1.4249959
"Klopp siegt mit Liverpool: ""Danke Anfield"""
00/12/2018
Da es jetzt ums Ganze geht, holt Jürgen Klopp beim FC Liverpool den bewährten Trumpf hervor. Man möge Anfield aktivieren, bittet er: "Weil es uns helfen muss!" Denn im Gegensatz zu Mohamed Salah, Klopps bestem Angreifer, kann The Kop, die berühmte Stadiontribüne an der Anfield Road, zwar keine Tore schießen, aber als Antriebskraft ist sie eine Instanz. Wenn The Kop tobt, kommt Liverpool fast immer ins Laufen. Klopps Vertrauen in die sehr spezielle Anfield-Atmosphäre basiert auf der Historie. Häufig ging es irgendwie gut, wenn der Trainer sich vor einem wegweisenden Europacup-Duell direkt an die Fans wandte. Seit Amtsbeginn im Oktober 2015 hat Klopp mit den Reds, den Knallroten, aus 15 Heimspielen im internationalen Wettbewerb zwölf Siege und drei Unentschieden bei einem Torverhältnis von 44:13 geholt. Die Times sieht in ihm deswegen den perfekten Motivator, der ein Stadion erhitzen kann. Und heiß hergehen muss es jetzt wieder, wenn Liverpool bei den Topvereinen in Europa dabeibleiben möchte. Am sechsten und letzten Spieltag in der Gruppenphase der Champions League steht Liverpool an diesem Dienstag gegen den SSC Neapel vor dem Aus. In der kniffligen Gruppe C mit Napoli, Paris Saint-Germain und Roter Stern Belgrad muss der Vorjahresfinalist unbedingt gewinnen, um noch den Einzug ins Achtelfinale zu schaffen. Auf dem dritten Platz liegt Liverpool (sechs Punkte) hinter Neapel (neun Punkte) und Paris (acht Punkte) zurück. Sofern Paris das Gastspiel in Belgrad gewinnt, würde Liverpool nach dem 0:1 im Hinspiel fürs Weiterkommen ein 1:0 über Neapel benötigen oder einen Erfolg, der höher ausfällt als um ein Tor. Bei Punktgleichheit zählt der direkte Vergleich zwischen den Klubs, bei je einem Sieg hat der Verein mit den weniger geschossenen Auswärtstoren das Nachsehen. Erst dann kommt das Torverhältnis in die Wertung. Für den Fall, dass sowohl Liverpool als auch Paris und Neapel mit neun Punkten ins Ziel einlaufen, wäre die Bildung einer Mini-Tabelle zwischen den drei Vereinen die Folge. In dieser Konstellation würde sich Liverpool als Gruppenerster durchsetzen. Ob sich dahinter Paris oder Neapel qualifiziert, hinge vom Ergebnis der Italiener in Liverpool ab. In Belgrad irritierte Klopp mit seiner Aufstellung Der Wettstreit zwischen den einstigen Bundesligatrainern Jürgen Klopp (Mainz, Dortmund; heute Liverpool), Thomas Tuchel (Mainz, Dortmund; heute Paris) und Carlo Ancelotti (FC Bayern; heute Neapel) entschädigt für die bisherige Ereignisarmut in der Champions League. Bislang schon stehen zwölf der 16 Achtelfinalisten fest, darunter die Bundesligisten FC Bayern, Dortmund, Schalke. Nur der vierte deutsche Kandidat, 1899 Hoffenheim von Trainer Julian Nagelsmann, blieb trotz couragierten Spiels auf der Strecke. Abgesehen von Ajax Amsterdam und FC Porto setzten sich bislang nur Vereine aus den vier europäischen Spitzenligen (Spanien, England, Italien, Deutschland) durch. Dieser Verlauf war schon nach der Auslosung zu erahnen; auch, dass die Gruppe C zur einzigen "Todesgruppe" ausgerufen wird. Durch drei Auswärtsniederlagen in der Königsklasse hat sich der Spitzenreiter der Premier League in Zugzwang gebracht. Nach dem Aussetzer in Neapel, bei dem Liverpool keinen Schuss aufs gegnerische Tor zustande brachte, irritierte Klopp mit seiner Aufstellung fürs unangenehme Gastspiel bei Roter Stern Belgrad (0:2). Auf vier Positionen änderte er nach dem deutlichen Sieg im Hinspiel seine Formation; so kamen Joêl Matip, Adam Lallana und Daniel Sturridge zum Einsatz, drei Profis, die in der Saison kaum eine Rolle gespielt hatten. Dabei wäre das darauffolgende Ligaheimspiel gegen den Abstiegskandidaten FC Fulham geradezu prädestiniert gewesen, den Stammspielern dort eine Schaffenspause zu verordnen. Aus diesem Grund interpretierten die englischen Medien die Personalwahl dahingehend, dass bei Liverpool in dieser Saison das Abschneiden in der heimischen Liga über dem in der Champions League stehen könnte. Dieser Verdacht, wenngleich das natürlich nicht bestätigt wird, ist keinesfalls abwegig, weil Liverpool - ebenso wie Neapel in der italienischen Serie A - seit der Saison 1989/'90 auf den Gewinn der Meisterschaft wartet. Mit dem ersten Titel in der Premier League, der insgesamt 19. Meisterschaft für den Verein, würde sich Klopp bei den Reds ein Denkmal für die Ewigkeit setzen. Den Status des englischen Rekordmeisters hat Liverpool an Manchester United (nunmehr 20 Ligagewinne) vor sieben Jahren abgeben müssen. Die Übernahme der Tabellenführung am Wochenende verstärkte den Eindruck, dass Liverpool tatsächlich dem Meister Manchester City auf der Insel den Rang ablaufen kann. Dieses Zwischenergebnis in der Liga befreit Liverpool ein wenig von der Last, dass die Saisonbilanz ausschließlich vom Showdown in der Champions League abhängt. Das Finale 2018 hatte der Klub in Kiew mit 1:3 gegen Real Madrid verloren. Die Umstände waren denkwürdig - der inzwischen nach Istanbul umgezogene Torwart Loris Karius patzte, der ägyptische Stürmer Mo Salah musste verletzt ausgewechselt werden. Liverpool hat also noch viel aufzuarbeiten in diesem Wettbewerb. Um diese Chance zu erhalten, muss nun erneut das Stadion funktionieren.
Die Trainer Tuchel, Ancelotti und Klopp stehen vor einem dramatischen Gruppenfinale in der Champions League. Klopps Liverpool droht das frühe Aus - oder ist den Reds die Premier League ohnehin wichtiger?
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https://www.sueddeutsche.de/sport/liverpool-neapel-champions-league-1.4247262
Liverpool in der Champions League: Anfield muss helfen
00/12/2018
Kurz vor Mitternacht postete Borussia Dortmund Fotos, auf denen die Fußballer jubelnd in der Kabine zu sehen sind. Mittendrin im Trubel: Tennisspieler Alexander Zverev, der seinen Lebensmittelpunkt in Monaco hat, sich bislang aber noch nicht geoutet hat, an welchen Fußballverein er sein Herz verschenkt hat. Nun ist es also raus: Der 21-jährige Weltmeister hat ein Faible für Schwarz-Gelb. Nach der kurzen Siegesfeier verließ er im Kreise der Mannschaft die Katakomben des Stade Louis II oberhalb des mondänen Hafens von Monaco und schlenderte mit den Spielern zum Mannschaftsbus. Es war ein Abend, der für den BVB, der ja ohnehin schon seit Saisonbeginn in großen Höhen schwebt, einen überraschend erfreulichen Verlauf genommen hatte. Obwohl die Borussia mit ihrer Zweitbesetzung antrat - im Vergleich zum Derbysieg auf Schalke wechselte Trainer Lucien Favre seine Mannschaft auf neun Positionen - bestanden die Dortmunder die Prüfung und gewannen mit 2:0. Allerdings gegen einen erschreckend schwachen Gegner, der sich in einer epochalen sportlichen Krise befindet. In der französischen Liga kämpfen die Monegassen als Vorletzter des Zwanzigerfeldes ums sportliche Überleben, in der Königsklasse schieden sie chancenlos aus. Den Dortmundern konnte das weitgehend stümperhafte Auftreten ihres Gegners egal sein. Sie genossen den Augenblick, der dadurch erheblich versüßt wurde, dass Atletico Madrid in Brügge nicht über ein torloses Remis hinauskam, sodass sich der achtmalige Deutsche Meister auf der Zielgeraden den Gruppensieg schnappte. Entsprechend gelöst war die Stimmung im Dortmunder Tross. Vereinschef Hans-Joachim Watzke sprach für alle, als er betonte, wie wichtig es sei, "dass wir nach dem erbärmlichen letzten Jahr mit zwei Punkten wieder eine sehr gute Visitenkarte abgeben". Es war geradezu sinnbildlich, dass sich für den BVB in Monaco der Kreis schloss. Schließlich fand das Bombenattentat auf den Mannschaftsbus, der den Verein in ein veritables Trauma taumeln ließ, vor einem Heimspiel gegen den Klub aus dem Fürstentum statt. Eine zweite Reihe, die zu beneiden ist Watzke erinnerte daran, als er betonte, "dass es zwar momentan traumhaft für uns läuft, aber wir haben nach dem Anschlag auch lange gelitten". Diese Phase soll nun endgültig beendet sein. "Wir sollten das jetzt langsam mal abhaken", forderte Linksverteidiger Marcel Schmelzer mit Nachdruck, "und uns einfach nur freuen, dass es so gut läuft." Und das ist auch deshalb so, weil die Borussia über eine zweite Reihe verfügt, für die sie nicht nur in der Bundesliga von einigen Konkurrenten beneidet werden dürfte. "Es ist unsere große Stärke, dass wir über diese Breite verfügen", sagte Watzke. Weil das Weiterkommen in der Königsklasse gesichert war und in der Liga bis Weihnachten gegen Bremen, in Düsseldorf und gegen Gladbach noch drei anspruchsvolle Aufgaben warten, unterzog Trainer Lucien Favre sein Team in Monaco einer Brachial-Rotation, die andere Klubs mit großer Wahrscheinlichkeit hätte straucheln lassen. Leistungsträger wie Axel Witsel, Marco Reus, Thomas Delaney, Jadon Sancho und Jacob Bruun Larsen traten die Dienstreise in den Süden Frankreichs gar nicht erst an und dürften am Samstag im heimischen Stadion entsprechend tatendurstig sein. Vor dem Abflug nach Monaco sprach Sebastian Kehl, Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung, davon, dieses Spiel sei "für Einige die riesige Chance, auf sich aufmerksam zu machen". Nutzen konnten diese Bewerbungschance vor allem der zweifache Torschütze Raphael Guerreiro und der enorm agile Rückkehrer Marcel Schmelzer.
Der BVB feiert in Monaco den Gruppensieg. Trainer Lucien Favre kann es sich leisten, Ersatzspieler aufzustellen - dazu zählen zum Bedauern von Joachim Löw auch die meisten deutschen Spieler der Borussia.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/bvb-borussia-dortmund-champions-league-1.4249751
BVB - Dortmund gewinnt mühelos gegen Monaco
00/12/2018
Radsport, Tour de France: Die Ära des britischen Radsport-Teams Sky geht nach der Saison 2019 zu Ende. Der Medienkonzern wird nach dem kommenden Jahr aus dem Sponsoring aussteigen, wie das Unternehmen am Mittwochmorgen auf seiner Homepage verkündete. Das Team soll unter einem anderen Namen auch in der Saison 2020 an den Start gehen, wenn ein neuer Geldgeber gefunden wird. Sky engagiert sich seit 2008 im Radsport und startete damals mit einer Kooperation mit dem Verband British Cycling. Das Team Sky, das mit Geraint Thomas, Christopher Froome und Bradley Wiggins in den vergangenen Jahren mehrere Tour-de-France-Sieger stellte, war im Februar 2009 gegründet worden. "Das Team tritt während der gesamten Straßensaison 2019 zum letzten Mal als Team Sky an", hieß es in der überraschenden Mitteilung vom Mittwoch. Noch in der Nacht hatte das Team auf seiner Twitter-Seite sämtliche interne Gewinner für das vergangene Radsport-Jahr genannt. So wurde Thomas als Sieger der Frankreich-Rundfahrt zum Fahrer des Jahres gekürt, Froome gelang mit seinem Ritt beim Giro d'Italia der "Sieg des Jahres". Am Morgen danach verschickte das Team einen offenen Brief an seine Fans. "Es ist der Beginn eines neuen Kapitels für das Unternehmen, und manchmal ist es unvermeidlich, dass Veränderungen weitere Veränderungen mit sich bringen. Das ist hier passiert", schrieb das britische Team mit Sitz in Manchester. Die Mannschaft befindet sich derzeit im Trainingslager auf Mallorca. "Seien sie versichert, dass wir noch nicht fertig sind", hieß es in dem Brief an die Anhänger. Fußball, FC Bayern: Franck Ribery hat sich offenbar noch nicht mit seinem Ende bei Bayern München abgefunden. Am Dienstag hatte Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic bekräftigt, dass der Franzose den Fußball-Rekordmeister im Sommer wahrscheinlich verlassen werde. "Schauen wir mal", sagte Ribery, als er von der Bild-Zeitung darauf angesprochen wurde. "Ich fühle mich gut, spiele gut, habe keine Probleme. Es ist für mich wichtig, dass ich Spaß habe. Das andere ist kein Thema. Kein Stress", sagte der 35-Jährige, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. Tags zuvor hatte Salihamidzic über den Abschied zum Saisonende gemeint: "Der Präsident hat davon gesprochen. Ich denke, so wird es auch sein", sagte Salihamidzic. "Es ist ein Jahr der Veränderungen. Aber ich freue mich, dass Franck noch so gut spielt aktuell. Er ist einer unserer Leistungsträger." Ribery spielt seit 2007 für den FC Bayern. Für 2019 wollen sich die Bayern neu aufstellen. Dabei könnten die Niederländer Matthijs de Ligt und Frenkie de Jong von Bayerns Champions-League-Gegner Ajax Amsterdam (Mittwoch, 21.00 Uhr/Sky) eine Rolle spielen. Salihamidzic bestätigte das zwar nicht, er nannte die beiden aber "gute Spieler". Fußball, Barcelona: Der spanische Fußball-Meister FC Barcelona hat durch das 1:1 (1:0) gegen Tottenham Hotspur einen 16 Jahre alten Champions-League-Rekord von Bayern München egalisiert. Die Katalanen sind nun in 29 Heimspielen in Folge ungeschlagen. Eine solche Serie hatte zuvor nur der deutsche Rekordmeister zwischen 1998 und 2002 geschafft. Seine letzte Heimniederlage in der Königsklasse hatte Barcelona 2013 kassiert - beim 0:3 im Halbfinale gegen die Bayern.
Der Sponsor des Teams, das die vergangenen vier Tour-de-France-Sieger stellte, kündigt seinen Rückzug an. Franck Ribéry hat sich noch nicht mit seinem Ende beim FC Bayern abgefunden.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/tour-de-france-medienkonzern-sky-steigt-ueberraschend-aus-radsport-aus-1.4249764
"Tour de France - Medienkonzern ""Sky"" steigt überraschend aus Radsport aus"
00/12/2018
In den vergangenen Tagen konnte man Hasan Salihamidzic nicht entkommen. Vor der Abreise des FC Bayern nach Amsterdam meinte Salihamidzic zum Beispiel, dass sie beim FC Bayern "große Stücke" auf den Spieler Coman hielten, der "am Anfang einer langen Karriere" stehe. Coman habe sich nach seiner Verletzung "wieder herangekämpft", sagte Salihamidzic, er habe "hervorragend gearbeitet" und sei überhaupt "ein guter Junge". Tadellose Sätze waren das, das kann man alles so senden. Dennoch sind diese paar harmlosen Sätze aus aktuellem Anlass mehr als nur ein paar harmlose Sätze. Sie sind Teil einer größeren Debatte, die sich zuletzt unter anderem darum drehte, ob Salihamidzic zum Beispiel überhaupt sprechen kann. Wo denn in der Krise die Stimme des Bayern-Sportdirektors sei und was der den ganzen Tag eigentlich so mache, solche Fragen wurden gestellt, und es spricht zunächst mal überhaupt nicht gegen Salihamidzic, dass solche Fragen zum Beispiel von Stefan Effenberg gestellt wurden, von dem man auch nicht mehr genau weiß, was er so macht, seit er vor Jahren das Mittelfeldzentrum verlassen hat. Was schon eher gegen Salihamidzic zu verwenden war: dass ihm Karl-Heinz Rummenigge bei jener legendären Pressekonferenz vor versammelter Presse über den Mund gefahren war. Dass der Chef des Hauses schnurstracks das Wort ergriff, als eine etwas kompliziertere Frage an Salihamidzic erging. Und als Uli Hoeneß kürzlich nach einem Spiel sagte, man habe beschlossen, dass "heute mal der Hasan sprechen" solle, trug das auch nicht zur Profilschärfung des jungen Sportdirektors bei. Es klang eher wie: Hasan hat sich wieder herangekämpft, er hat hervorragend gearbeitet und ist überhaupt ein guter Junge. Mit auffällig vielen Salihamidzic-Sätzen sind die Münchner nach Amsterdam gereist, es sind in jedem Fall zu viele Sätze, um das für Zufall zu halten. Am Wochenende hatte der Sportdirektor in einem Interview mit der Welt am Sonntag aufhorchen lassen, etwa mit dem Satz, er habe in seiner "bisherigen Arbeit wahrscheinlich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern". Und weil er schon mal dabei war, schloss er auch gleich aus, sich einem noch zu findenden Sportvorstand unterzuordnen. "Für mich kommt es überhaupt nicht infrage, unter einem Sportvorstand zu arbeiten", sagte er - aber klar, mit Oliver Kahn könne er sich eine Zusammenarbeit vorstellen. Salihamidzic, 41, war ein sehr guter Fußballer, und er konnte unermüdlich von hier nach dort rennen. In dieser Fußballerlogik ist Salihamidzic aber eher etwas komisch rum gerannt in den vergangenen Tagen, er hat ein paar Angriffe gestartet und ist dann auf halbem Weg wieder umgedreht und hat den Ball brav nach hinten gespielt. Ich arbeite unter keinem Sportvorstand (Angriff)! Okay: Unter Kahn vielleicht schon (Umkehr). Ich habe mehr erreicht als meine Vorgänger (Angriff)! Und dann wieder der brave Rückpass: Er habe "auf gar keinen Fall jemanden persönlich angreifen wollen", sagte Salihamidzic vor dem Flug nach Amsterdam, "das ist nicht meine Absicht gewesen, weil ich sie sehr schätze". Sie, das sind seine Vorgänger Christian Nerlinger und Matthias Sammer, von denen der eine das sog. Finale dahoam erreichte und der andere das sog. Triple.
Wie der FC Bayern auf rührende, aber auch arg gönnerhafte und durchschaubare Art und Weise versucht, dem Sportdirektor Hasan Salihamidzic zu mehr Profil zu verhelfen.
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FC Bayern München: Brazzo heißt jetzt Hasan
00/12/2018
Die Verpflichtung von Trevor Parkes hat den Verantwortlichen des EHC Red Bull München schon im Sommer ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Sie wussten, dass der 27-Jährige, der aus Augsburg kam, ein besonderer Stürmer ist. Dass er aber auf internationaler Ebene gleich so einschlagen würde, dürfte auch sie überrascht haben. Parkes erzielte am Dienstagabend im Viertelfinal-Rückspiel der Champions Hockey League (CHL) bei den Malmö Redhawks drei Treffer, darunter das entscheidende Tor zum 5:5 in der Verlängerung. Nach dem Münchner 2:1-Hinspielsieg und Malmös 5:4 nach 60 Minuten war das Spiel in die Verlängerung gegangen. Münchens Stürmer Maximilian Kastner sprach von einem "sehr verrückten" Spiel, in dem der Wille ausschlaggebend gewesen sei: "Wir wollten es von Anfang an mehr als die anderen." Damit steht erstmals eine deutsche Mannschaft im CHL-Halbfinale. In der Runde der letzten Vier kommt es nun zum "Bruder"-Duell: Die Münchner treffen auf Red Bull Salzburg, das im Viertelfinale überraschend den finnischen Spitzenklub Kärpät Oulu eliminierte. Die beiden Spiele finden am 8./9. bzw. 15./16. Januar statt. Malmö ging als Dritter der starken schwedischen Elite-Liga SHL und mit einer beeindruckenden Heimstatistik in die Partie: In den vorangegangenen zehn Partien zuhause waren die Redhawks ungeschlagen geblieben. Darunter war auch ein Spiel, an das sich die Münchner nicht gerne erinnerten. Am letzten CHL-Gruppenspieltag im Oktober hatten sie sich mit 1:6 geschlagen geben müssen. Diesmal starteten die Münchner stark in die Partie und drängten Malmö in in deren Drittel. Die Schweden brauchten knapp drei Minuten, um erstmals ins EHC-Drittel zu kommen - waren damit aber gleich erfolgreich: Emil Sylvegard hatte etwas zu viel Platz und überwand Danny aus den Birken mit einem platzierten Schuss. Als die Münchner erstmals in Unterzahl waren, kassierten sie auf unglückliche Art und Weise das 0:2. Johan Olofsson brachte die Scheibe von der linken Seite vor das EHC-Tor, wo sie von Konrad Abeltshausers Knie ins Tor sprang (12.). "Die Schweden spielen es sehr clever", sagte Münchens verletzter Stürmer Maximilian Daubner. Gegen Ende des Startdrittels bekam der deutsche Meister drei Überzahlspiele in Serie. Die ersten zwei nutzte er nicht, im dritten hatte er das Glück auf seiner Seite: Vier Sekunden vor der Drittelpause schoss Parkes Malmös Torhüter Alsenfelt so an, dass die Scheibe über die Linie trudelte. Für Parkes war es im sechsten CHL-Spiel der siebte Treffer. "Jetzt ist das Momentum wieder auf unserer Seite", sagte Daubner. Das zeigte sich gleich zu Beginn des Mitteldrittels. Frank Mauer vergab nach 25 Sekunden zwar die große Chance zum Ausgleich, doch nur vier Minuten später führte der EHC plötzlich: Parkes vollendete einen Zwei-auf-Eins-Konter zum 2:2 (22.), Justin Shugg traf freistehend zum 3:2 (25.). Die defensive Grundordnung der Schweden passte in dieser Phase überhaupt nicht. Die Münchner ließen danach lange relativ wenig zu, dank eines schnellen Konters glich Olofsson in Minute 35 aber zum 3:3 aus. Der Treffer leitete erneut eine wilde Drittel-Schlussphase ein. Jens Olsson, der in der Saison 2011/12 für München gespielt hatte, brachte Malmö aus spitzem Winkel wieder in Führung (39.), 17 Sekunden vor Ende des Mitteldrittels glich Münchens Nationalspieler Daryl Boyle mit einem harten Schuss zum 4:4 aus. Das Duell zwischen Malmö und München war auch das Aufeinandertreffen zweier Eishockey-Kulturen. Auf der einen Seite das technische, feine Spiel der Skandinavier, auf der anderen der durch Trainer Don Jackson und die zahlreichen Importspieler aus Übersee nordamerikanische, eher physische Stil des EHC. Malmös Torhüter Cristopher Nihlstorp hatte daher bereits nach dem Hinspiel darauf verwiesen, dass seine Mannschaft gegen die "an der Bande starken" Münchner ein noch schnelleres Umschaltspiel brauche. "Wir müssen noch schneller spielen und noch mehr Schlittschuhlaufen", sagte er. Genau das tat Frederik Storm in Minute 54: Der dänische Stürmer der Schweden, der bereits im Hinspiel getroffen hatte, startete im eigenen Drittel ein Solo und vollendete es auch. Weil beide Teams in der letzten Minute je eine große Chance ungenutzt ließen, ging es mit dem 5:4 in die Verlängerung. Dort sorgte Parkes mit einem Schuss ins rechte Kreuzeck für die Entscheidung. Münchens verletzter Kapitän Michael Wolf hatte im August gesagt, dass es nach drei Meistertiteln in Serie "nun auch unser Ziel ist, die Champions Hockey League zu gewinnen". Zusammen mit seinen Teamkollegen kann er weiter davon träumen.
Durch ein dramatisches 5:5 nach Verlängerung in Malmö erreicht München das Champions-League-Halbfinale - eine Premiere fürs deutsche Eishockey.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-wir-wollten-es-mehr-als-die-anderen-1.4249103
"""Wir wollten es mehr als die anderen"""
00/12/2018
Benedikt Höwedes wischte sich die Tränen aus den Augen, als er alleine vor der Nordkurve stand und von den Schalker Fans gefeiert wurde. Dann ging der Weltmeister von 2014 in seiner alten Heimat ein letztes Mal auf eine Ehrenrunde. Nur ein Sieg war dem Verteidiger von Lokomotive Moskau beim 0:1 (0:0) im fast bedeutungslosen Gruppenspiel der Champions League am Dienstag beim FC Schalke 04 nicht vergönnt. "Es war sehr emotional. Ich hatte Tränen in den Augen. Ich habe so viele schöne Momente in diesem Stadion erlebt. Es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich hier auf dem Platz stand. Das tut schon weh", sagte Höwedes bewegt. Vergessen haben die Schalker ihren langjährigen Kapitän jedenfalls nicht. "Die Fans wissen das Ganze zu würdigen. Das hat er sich verdient", sagte Schalkes Trainer Domenico Tedesco über seinen ehemaligen Spieler, der vor einem Jahr den Klub verlassen hatte, nachdem ihn sein Trainer auf die Ersatzbank gesetzt hatte. Nun die Rückkehr, wenngleich ohne Erfolgserlebnis: Ein Tor von Alessandro Schöpf in der Nachspielzeit besiegelte den Erfolg der Königsblauen in einer über weite Strecken trostlosen Partie. "Es war wichtig, dass wir nach der Derby-Niederlage ein Erfolgserlebnis gefeiert haben", sagte Torschütze Schöpf beim TV-Sender Sky. Trainer Domenico Tedesco äußerte sich angetan: "Wir sind sehr froh über diesen Sieg. Den wollten wir unbedingt, und das tat verdammt gut." Doch ein Glanzauftritt war es nicht, wie auch Höwedes meinte: "Es war kein berauschendes Spiel. Es wurde kein Feuerwerk abgefackelt." Das Schalker Tor fiel unmittelbar vor dem Schlusspfiff, als Schöpf nachsetzte und aus kurzer Entfernung traf. Weniger der biedere Auftritt vor 48 833 Zuschauern als vielmehr die Verletzung von Hamza Mendyl dürfte Trainer Domenico Tedesco geärgert haben. Der schnelle marokkanische Zugang musste bereits nach gut einer Viertelstunde vom Feld, nachdem er vom Russen Dimitri Barinow übel von den Beinen geholt worden war. Damit haben sich die Personalprobleme der Schalker, denen weiterhin fünf Stürmer fehlten, weiter verschärft. Scheinbar wie von selbst läuft es derweil beim Rivalen Borussia Dortmund. Auch ohne etliche Stars wurde das Ziel erreicht. Der BVB hat sogar mit seiner B-Elf den Höhenflug fortgesetzt und sich doch noch den Gruppensieg gesichert. Dank des 2:0 (1:0)-Erfolgs bei AS Monaco zog der Bundesliga-Primus noch an Atlético Madrid vorbei, das in Brügge nicht über ein 0:0 hinaus kam. "Wenn wir das ganze Spiel betrachten, war der Sieg verdient. Und mit dem Gruppensieg ist es noch schöner. Wir haben ein bisschen darauf spekuliert, dass Atlético nicht gewinnt", sagte Ersatzkapitän Mario Götze.
Die Schalker Fans feiern ihren ehemaligen Kapitän Benedikt Höwedes nach einem 1:0-Sieg bei der Champions-League-Partie gegen Moskau. Der BVB wird Gruppensieger.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/siege-fuer-schalke-und-den-bvb-hoewedes-weint-1.4249596
Siege für Schalke und den BVB - Höwedes weint
00/12/2018
Mohamed Salah jubelte kaum. Er riss nicht die Arme hoch, er stand nur da und schaute in all die Gesichter vor ihm, in denen sich nun Ekstase abzeichnete. Salah, Liverpools überragender Stürmer, hatte gerade das 1:0 für seine Mannschaft gegen Neapel geschossen. Es war ein Tor, das den Weg ins Achtelfinale der Champions League ebnen sollte. Und er schien in diesem Moment, den die Kameras um die Welt übertrugen, zu fragen: Habt Ihr etwa etwas anderes erwartet? Ehrlicherweise hätte die Antwort ein paar Stunden vorher Ja gelautet. Denn Ekstase an der Anfield Road, das hat in den vergangenen Jahren stets einen Haken gehabt. Das Potenzial für erfolgreichen Fußball ist groß, seit 2015 Trainer Jürgen Klopp den Klub übernahm, die Stimmung in der Stadt deshalb immer latent euphorisch. Doch Titel, die letztgültigen Belege für erfolgreichen Fußball auf höchstem Niveau, fehlen bislang, weil die Reds mit Klopp bislang jedes Finale verloren. Das 1:0 gegen Neapel war ein Indiz, dass es im Sommer 2019 soweit sein könnte. Denn es war das erste Finale der Saison. Liverpool musste gewinnen, um nicht schon in der Gruppenphase hinter Paris Saint-Germain und dem SSC Neapel auszuscheiden. Paris gewann mit 4:1 in Belgrad, die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel zieht damit als Gruppenerster ins Achtelfinale ein. Und die Reds ließen keine Zweifel zu, dass sie es sein würden, die als Zweiter in die K.o.-Phase folgen. Das Publikum tat seinen Teil, das war schon während der Champions-League-Hymne vor dem Spiel zu hören. Die nämlich war kaum zu vernehmen, so laut sangen die Fans ihr "You'll never walk alone". Und schon nach sieben Minuten hätte Salah, am vergangenen Wochenende gegen Bournemouth dreimaliger Torschütze, das 1:0 erzielen müssen. Es hat auch mit diesen drei Salah-Toren zu tun, dass die Stimmung in Liverpool gerade so besonders ist. Sie trugen bei zum 4:0-Auswärtssieg, der dem Klub nach vielen Wochen wieder die Tabellenführung vor Manchester City einbrachte. Die erste Meisterschaft in der Premier League, die große Sehnsucht des Klubs, scheint womöglich eine echte Perspektive zu sein. Es wurde deshalb auf der Insel bereits gemutmaßt, dass Klopp die Liga priorisiert und womöglich auch deshalb drei Auswärtsspiele in der Gruppenphase der Champions League verloren gingen. Doch vielleicht ist die Erklärung eher eine spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft, die sich auch am Dienstag andeutete. Der SSC Neapel, trainiert vom früheren Münchner Coach Carlo Ancelotti, begann ausgesprochen passiv. Liverpool musste also Dominanz ausstrahlen, was bislang nie die große Spezialität von Klopp-Mannschaften war. Doch Liverpool kontrollierte das Spiel. Das zeigte sich weniger in den Ballbesitzzahlen. Es zeigte sich in den Torschussstatistik: 22:8. "Wir haben nicht oft genug getroffen, aber das ist jetzt völlig wurscht", sagte Jürgen Klopp später. Es zeigte sich in schnellen Angriffen, die vom gegnerischen Tor wie magnetisch angezogen zu werden schienen. Beispielhaft: In besagter siebter Minute brauchte es nur einen Seitenwechsel von Georginio Wijnaldum und eine Flanke von Roberto Firmino, um Salah freizuspielen. "So ein Spaß, so eine Werbung für leidenschaftlichen Fußball", sagte Klopp. Beim Tor (34. Minute) hatte Liverpool dann Glück, dass sich Neapels Verteidiger Mario Rui von Salah aus dem Weg schieben ließ - und Torwart David Ospina beim Schuss aus spitzem Winkel auf eine Flanke spekulierte. Der Ball flog ihm gar durch die Beine. Klopp hatte gewusst, dass er auch die Fans brauchen würde. Immer wieder animierte er auch während der Begegnung die Zuschauer. Vielleicht war es auch das laute Stadion, das den Reds in der zweiten Halbzeit über eine komplizierte Phase hinweghalf. Neapel ist ja immerhin Zweiter in der Serie A, dort für geduldiges Spiel berüchtigt. Und in der zweiten Minute der Nachspielzeit hatte Neapels Arkadiusz Milik plötzlich ganz allein vorm Tor die Chance zum Ausgleich, der das Aus für Liverpool bedeutet hätte. Doch auch diese Szene wurde zum Beweis der Stärke der Reds. Sie haben ja nicht nur laute Fans und einen euphorischen Trainer. Sie haben im Sommer auch für mehr als 60 Millionen Euro einen Torwart namens Alisson Becker aus Rom verpflichtet. Und der Brasilianer war der gefeierte Mann des Abends - für eine Parade, wie sie Torhüter von Titelgewinnern zeigen.
Der FC Liverpool gewinnt in einem furiosen Spiel dank eines Tores von Mo Salah und einer spektakulären Tat von Torhüter Alisson Becker gegen den SSC Neapel und schrammt hauchzart am Ausscheiden vorbei.
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Liverpool im Champions-League-Achtelfinale - Eine Parade in letzter Sekunde rettet Jürgen Klopp
00/12/2018
Paris gewinnt in Belgrad 4:1 und folgt Liverpool ins Achtelfinale. Inter Mailand patzt gegen Eindhoven - dafür zieht Tottenham dank eines Unentschieden gegen Barcelona in die nächste Runde ein. Paris Saint-Germain ist mit Trainer Thomas Tuchel durch einen überzeugenden Sieg bei Roter Stern Belgrad ins Achtelfinale der Champions League eingezogen und steht an der Spitze von Gruppe C. Edinson Cavani (9.) mit einem frühen Tor und Neymar (40.) mit einem schönen Dribbling sorgten schon in der ersten Halbzeit für klare Verhältnisse. Daran änderte auch der zwischenzeitliche Anschlusstreffer durch Marko Gobeljic (56.) nichts, denn Marquinhos (74.) und Kylian Mbappé (90.+2) trafen noch für PSG. Der Ex-Schalker Thilo Kehrer gehörte im Gegensatz zum später eingewechselten Nationalmannschaftskollegen Julian Draxler der Startelf an. Als Gruppensieger geht die Tuchel-Elf bei der Auslosung am Montag in Nyon Top-Gegnern wie dem FC Barcelona oder Titelverteidiger Real Madrid im Achtelfinale aus dem Weg. In Gruppe B sicherte sich Tottenham Hotspur das noch offene Ticket für die K.o.-Runde. Die Engländer erkämpften sich ein 1:1 (0:1) beim Gruppenersten FC Barcelona und profitierten zugleich davon, dass Inter Mailand nicht über ein 1:1 (0:1) gegen die PSV Eindhoven hinauskam. Barcelona ging durch den Treffer des früheren Dortmunders Ousmane Dembélé (7.) in Führung, doch Tottenham glich durch Lucas aus (85.). In Mailand traf Mauro Icardi (73.) zum Ausgleich, nachdem Hirving Lozano (12.) die auf Platz vier abgeschlagenen Niederländer in Führung gebracht hatte.
Paris gewinnt in Belgrad 4:1 und folgt Liverpool ins Achtelfinale. Inter Mailand patzt gegen Eindhoven - dafür zieht Tottenham dank eines Unentschieden gegen Barcelona in die nächste Runde ein.
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Neymar und Mbappé zaubern Tuchel ins Achtelfinale
00/12/2018
Als Benedikt Höwedes nach Spielende vor der Schalker Nordkurve stand und mit den Tränen kämpfte, war der späte Sieg des deutschen Vizemeisters gegen Lokomotive Moskau schon in den Hintergrund gerückt. "Irgendwie bin ich froh, dass das Spiel 'rum ist. Es war schon merkwürdig, in die andere Kabine zu gehen", sagte der langjährige S04-Kapitän nach dem 1:0 (0:0)-Sieg seines Ex-Teams und nahm einen großen Schluck aus der Wasserflasche. 577 Tage nach seinem Abschied kehrte Höwedes mit Moskau zum sportlich bedeutungslosen letzten Champions-League-Gruppenspiel in sein altes Wohnzimmer zurück. Dort wurde er Teil einer mäßigen Partie. "Ich fand nicht, dass es ein berauschendes Spiel war. Es wurde kein Feuerwerk abgefackelt. Schalke ist nicht viel eingefallen, um uns gefährlich zu werden. Dann passen wir einmal nicht auf und werden bestraft", sagte Höwedes zum späten Siegtreffer durch Alessandro Schöpf (90.+1), der zudem aus abseitsverdächtiger Position fiel. Das erhoffte Selbstvertrauen tankte der kriselnde Vizemeister Schalke 04 so jedenfalls nicht. Drei Tage nach der 1:2-Pleite im Revierderby gegen Borussia Dortmund boten die Königsblauen, die schon zuvor als Tabellenzweiter der Gruppe D und damit als Achtelfinalteilnehmer festgestanden hatten, über weite Strecken eine schwache Leistung. Immerhin: Dank des Tores holten sich die Schalker eine Siegprämie von 2,7 Millionen Euro. Bei einem Unentschieden wären es 900 000 Euro Prämie gewesen. Ernst wird es für die Mannschaft von Trainer Domenico Tedesco am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim FC Augsburg, der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt nur noch drei Punkte. Vor dem Anpfiff war Höwedes zusammen mit dem Ex-Schalker Jefferson Farfan vom Schalker Vorstand und dem Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies mit einem Blumenstrauß und Foto-Collage mit Verspätung offiziell verabschiedet worden. Szenen seiner 16 Jahre in Königsblau wurden auf dem Videowürfel eingespielt. "Du bleibst ein Schalker Junge", sagte Tönnies unter tosendem Beifall. "Benni-Höwedes"-Sprechchöre schallten durch die Arena. Mit Moskau steht der 30-Jährige als Tabellenfünfter in Russland deutlich besser da als sein Ex-Klub, der auf Rang 13 in der Bundesliga abgestürzt ist. Weil der Einzug in die K.o.-Runde bereits feststand, wechselte Tedesco fast das komplette Team aus. Nur Torhüter Ralf Fährmann, Abwehrspieler Matija Nastasic und Mittelfeldspieler Alessandro Schöpf blieben von der Derby-Startelf übrig. Sein Debüt bei den Profis gab der 19-jährige Benjamin Goller. Die nur 48.883 Zuschauer sahen aber eine schwache erste Halbzeit. Die umgekrempelte Heimmannschaft tat sich schwer, gegen den defensiv stabilen russischen Meister in den Strafraum vorzudringen. Nach 16 Minuten musste zudem Hamza Mendyl verletzt vom Platz, für ihn kam Abdul Rahman Baba. Auch die Gäste begannen sehr verhalten, hatten aber die einzige Torchance der ersten Hälfte durch Igor Denissow (45.+3). Auch nach der Pause hatte Moskau die erste nennenswerte Möglichkeit: Alexej Mirantschuk scheiterte an Fährmann (53.). Erst nach gut einer Stunde prüfte Konopljanka erstmals Keeper Guilherme (61.). Für die Schlussphase wechselte Tedesco das 18-jährige Sturmtalent Ahmed Kutucu ein (72.). Die beste Schalker Gelegenheit bot sich in der 75. Minute, als sowohl Suat Serdar als auch Nastasic bei einer scharfen Hereingabe zu spät kamen. Schöpf sorgte in der Nachspielzeit aus spitzem Winkel doch noch für den Sieg.
Weil Alessandro Schöpf in der Nachspielzeit gegen Moskau noch ein Tor schießt, kassiert Schalke die volle Champions-League-Siegprämie von 2,7 Millionen Euro. Die Fans verabschieden Ex-Kapitän Benedikt Höwedes emotional.
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Sieg gegen Lokomotive Moskau - Schalkes Millionen-Tor in der 91. Minute
00/12/2018
Borussia Dortmund hat dank eines Doppelpacks von Raphael Guerreiro doch noch den begehrten Gruppensieg in der Champions League gefeiert. Der Bundesliga-Tabellenführer kam bei AS Monaco mit einer B-Elf zu einem verdienten 2:0 (1:0)-Erfolg. Da zudem der FC Brügge gegen Atletico Madrid Schützenhilfe leistete, dürfen die Westfalen bei der Achtelfinal-Auslosung am Montag auf eine leichtere Aufgabe hoffen. Der BVB geht europäischen Schwergewichten wie Titelverteidiger Real Madrid oder dem FC Barcelona aus dem Weg. Raphael Guerreiro schoss mit seinen Toren in der 15. und 88. Minute den achtmaligen deutschen Meister zum Sieg beim abstiegsbedrohten französischen Vizemeister. Dabei mussten die Gäste im Fürstentum auf zahlreiche Stars wie Kapitän Marco Reus (Oberschenkelprobleme), Axel Witsel (Schonung) und Jadon Sancho (Sonderurlaub nach Trauerfall) verzichten. Dafür feierte Ex-Kapitän Marcel Schmelzer nach längerer Verletzungspause ein gelungenes Comeback. Trainer Lucien Favre warf daher im Stade Louis II die Rotationsmaschine an. In Abdou Diallo und Achraf Hakimi standen lediglich noch zwei Spieler in der Startelf, die auch der Anfangsformation im Revierderby beim Erzrivalen Schalke 04 (2:1) angehört hatten. Der BVB übernahm vor nur 8731 Zuschauern gegen schwache Gastgeber, die in der Ligue 1 auf dem vorletzten Platz stehen, von Beginn an das Kommando. Ersatz-Kapitän Mario Götze vergab in der dritten Minute die erste Chance zur Führung. Die Gäste blieben gegen einen tief stehenden Gegner spielbestimmend. Nach einer gelungenen Kombination über Christian Pulisic und Maximilian Philipp schob Guerreiro den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Nach der Führung schlichen sich aber einige Ungenauigkeiten ins Spiel der Westfalen ein. Der Ball lief nicht mehr so flüssig durch die eigenen Reihen, die Fehlpässe häuften sich. Dennoch hätte die Pausenführung deutlicher ausfallen können. Philipp (16.), Diallo (33.) und Schmelzer (37.) brachten das Tor des ehemaligen Wolfsburgers Diego Benaglio in Gefahr. Die Mannschaft des Ex-Weltmeisters Thierry Henry fand in der Offensive fast überhaupt nicht statt. Glück hatte die Borussia allerdings, dass der englische Schiedsrichter Craig Pawson bei seiner Champions-League-Premiere nach einem Handspiel des Innenverteidigers Diallo nicht auf Elfmeter entschied (27.). Nach dem Wechsel wäre der BVB beinahe kalt erwischt worden. Nach einer Ecke von Youri Tielemans köpfte Kamil Glik aus kurzer Distanz aber freistehend drüber (47.). Die Gastgeber, bei denen der Ex-Leverkusener Benjamin Henrichs in der Startelf stand, attackierten nun früher und agierten etwas mutiger. Technische und spielerische Defizite waren aber weiterhin nicht zu übersehen. Dortmund verwaltete den knappen Vorsprung in dieser Phase nur noch, offensiv taten sich die Gäste mit zunehmender Spieldauer immer schwerer. Das Niveau der Begegnung war daher überschaubar.
Dank eines Sieges in Monaco und eines Patzers von Atlético Madrid beendet der BVB die Gruppe noch auf Platz eins. Schalke siegt ebenfalls und verabschiedet Ex-Kapitän Benedikt Höwedes emotional.
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Doppelpack Guerreiro: Dortmund ist Gruppensieger
00/12/2018
Benjamin Werndl sitzt auf einer Bank in der Reithalle und führt Selbstgespräche. Er ist in eine dicke Decke gehüllt. Im Viereck bemühen sich vier Pferde und Reiter, trotz der Kälte konzentriert zu arbeiten. "Kopf nach oben, bei einer Rede schau' ich auch nicht auf den Zettel", sagt er. Der Reitlehrer ist per Kopfhörer mit seiner Schülerin verbunden. Er weist das junge Mädchen an, zwischen den Ohren des Pferdes durchzuschauen. Die Haltung ist bei der Dressur sehr wichtig. Benjamin Werndl ist einer der erfolgreichsten Dressurreiter Deutschlands. Seit diesem Jahr gehört der 34-Jährige dem deutschen Perspektivkader an. Mit Bundestrainerin Monica Theodorescu ist Werndl auch darüber hinaus über eine Trainer-Patenschaft verbunden. "Das Jahr 2018 läuft sehr gut für mich", sagt Werndl. Ende September gewann er mit Daily Mirror, neben Famoso sein zweites Pferd, die Weltcup-Kür (78,025 Prozent) in Budapest, am vergangenen Wochenende den Grand Prix (74.783 Prozent) und die Kür (80,790 Prozent) beim Weltcup in Salzburg. Damit führt er gemeinsam mit Dorothee Schneider den Gesamt-Weltcup an. Von Freitag bis Sonntag startet er mit seinem Wallach Famoso beim Louisdor Finale in Frankfurt - dem wichtigsten Wettbewerb für Nachwuchspferde im Alter von acht bis zehn Jahren im Grand Prix. Werndl lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Aubenhausen, einem kleinen Ort zwischen München und Rosenheim. Die Reitanlage im Ort ist ein Familienprojekt, vor 25 Jahren bauten die Eltern Micaela und Klaus Werndl den Reiterhof auf. Benjamin und seine Schwester Jessica von Bredow-Werndl, Mannschafts-Weltmeisterin in der Dressur, übernahmen den Hof 15 Jahre später. Mittlerweile beschäftigen sie 18 Mitarbeiter, drei davon sind Grand-Prix-Bereiter. 25 der 50 Pferde auf dem Hof gehören den Geschwistern. Die Eltern sind noch als persönliche Berater eingebunden. Benjamin Werndl trägt braune Jodhpurreithosen mit Volllederbesatz. An den Schenkeln sitzt die Hose etwas lockerer. Eine dunkelblaue Strickmütze mit grasgrünem Rand verleiht dem 34-jährigen Profireiter etwas Jugendliches. Die Reitstunden nehmen zehn bis 20 Prozent seines Alltages ein, erfolgreich ist Werndl aber nicht nur als Reiter sondern auch als Ausbilder. Bei den Asian Games in Jakarta holte das von ihm trainierte südkoreanische Team Silber in der Dressur. Seine Schwester Jessica von Bredow-Werndl tritt ein, eigentlich in Vollzeit Profireiterin. Aktuell jedoch bestimmt ihr kleiner Sohn den Alltag. Sie habe nur noch Auslauf, wenn er schlafe, sagt sie mit einem Blick auf ihre Uhr. Sie lehnt an der Bande und beobachtet die Reitschülerin ihres Bruders. "Umsitzen", sagt sie, ohne zu wissen, ob das Mädchen sie hören kann. Immerhin ist sie durch die Kopfhörer auf Benjamin fixiert, der dann auch reagiert. Das Wort der großen Schwester hat Gewicht. Dass er professioneller Sportler werden wollte, wusste Werndl schon immer. Aber dass er ausgerechnet Dressurreiter werden würde, war eher Fügung. Zur Auswahl standen: Skifahren, Fußball oder Tennis. Dann Springreiten. Da seine Mutter und Schwester sich aber schon für die Dressur entschieden hatten, war sein Weg vorgezeichnet. "In dem Alter hat man da nicht viel entgegenzusetzen", sagt Werndl lachend. Heute bedeutet ihm der Sport viel mehr als damals als Kind. "Mit den Pferden lebe ich meinen Traum", sagt er. Die lange Fensterfront der Reithalle gibt den Blick auf das Voralpenland frei. An den Wänden hängt Weihnachtsdeko, in der Mitte ein riesiger Kronleuchter. Fast wirkt die Halle wie ein Festsaal, nur dass ein Staatsbankett wohl ohne Stallgeruch auskäme. Werndl redet mit ruhiger Stimme auf die junge Frau ein. Unter seine Worte mischt sich immer wieder Lob. Positive Verstärkung nennt er das. Anstatt zu bestrafen, belohnt er gute Leistung. So arbeitet er auch mit seinen Pferden. "Das richtige Pferd zu finden, ist in unserem Job das Schwierigste überhaupt", sagt Werndl wenig später in einer kleinen Küche mit Fensterblick in die Reithalle. Der einzig ehrliche Weg sei es, sich ein junges Pferd zu holen und es über Jahre auszubilden. "So sind wir aufgewachsen", sagt er. Famoso ist ein Glücksgriff. Werndl trainiert den dunkelbraunen Oldenburger seit zweieinhalb Jahren. Was Famoso auszeichnet, ist sein großes Bewegungspotential - und seine hohe Motivation, gute Leistungen zu erbringen. Das Pferd gehört Flora Keller, einer Mäzenin, die Werndl ihr Pferd zum Training zur Verfügung stellt, ohne es selbst zu beanspruchen. Das sei sehr selten, sagt Werndl - und für ihn ideal, zumal das Vertrauensverhältnis ohne Vertrag auskommt. Famoso bleibt ihm auf unbestimmte Zeit erhalten. "Ich fühle mich aber immer noch am Anfang", sagt Werndl. In kleinen Schritten will er sich mit Famoso an den internationalen Grand-Prix-Sport herantasten. Der Wettbewerb in Frankfurt wird eine nächste Herausforderung für ein Team sein, das jetzt schon tadellos funktioniert. Draußen ist es mittlerweile dunkel geworden. An den Bäumen hängen Lichterketten, die auf dem Vorplatz der Reithalle weihnachtliche Stimmung verbreiten. Mittendrin stehen drei gesattelte Pferde, auf einem sitzt eine junge Frau. Eine Tupperdose mit Marmorkuchen wird herumgereicht. Einmal wöchentlich lädt Micaela Werndl, seine Mutter, eine Behindertgruppe aus Rosenheim zum Reiten ein, um ihnen "etwas von unserem Glück zurückzugeben", wie Benjamin Werndl sagt. Dann geht er zurück in die Halle, setzt sich die Kopfhörer wieder auf und redet geduldig auf die zweite Reitschülerin des Abends ein.
Dressurreiter Benjamin Werndl will sich mit Famoso in kleinen Schritten an den internationalen Grand-Prix-Sport herantasten - in Frankfurt wartet die nächste Herausforderung.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/dressur-der-traum-auf-dem-reiterhof-1.4249101
Dressur - Der Traum auf dem Reiterhof
00/12/2018
Präsident Reisinger tritt aus dem Aufsichtsrat ab - und spricht per 50+1 eine klare Weisung des e.V. an die Geschäftsführung aus: Investor Ismaik darf sich nur noch als Sponsor engagieren. Am Dienstag verschickte der Fußball-Drittligist TSV 1860 München eine knappe Pressemitteilung. Unter dem Titel "DFB bestätigt Löwen wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" war zu lesen, dass der Deutsche Fußball-Bund den Löwen im Rahmen der so genannten Zwischenlizenzierung die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bestätigt hatte. Das war einerseits erfreulich - und andererseits bemerkenswert, da diese Pressemitteilung schon mindestens vier Wochen früher hätte erscheinen sollen (oder eben, wie bei Klubs üblich, an deren Fähigkeiten nicht zu zweifeln ist: gar nicht). Der offizielle Termin für die Abgabe der nötigen Unterlagen war nämlich am 31. Oktober und mithin längst verstrichen, ehe Investor Hasan Ismaik vor rund einer Woche die zugesagte und benötigte Summe von 1,2 bis 1,5 Millionen Euro, gegen die er Genussscheine erhält, nach Giesing überwies. Der DFB hatte sich allerdings geduldig gezeigt, zu einer Geldstrafe oder einem Punktabzug kam es nicht. 1860-Sportchef Günther Gorenzel, dessen Mehrgehalt nach Beförderung zum Geschäftsführer Sport künftig von Ismaik übernommen wird, bilanzierte unlängst gar bei Telekom Sport, es gebe aus seiner Sicht "eine klare Verlässlichkeit" der Investorenseite: "Bisher wurde jede Zahlung geleistet." Präsident Robert Reisinger definiert Verlässlichkeit offenbar anders. Er trat jedenfalls am Dienstagnachmittag von seinem Posten im Aufsichtsrat der Profifußball-KGaA zurück. "Die Umstände, der zeitliche Verlauf und die Pressemitteilung um die Auszahlung der versprochenen finanziellen Mittel zur Stärkung des Etats" hätten ihn dazu bewogen, schrieb Reisinger. Seinen Platz als e.V.-Vertreter im Aufsichtsrat wird der Verwaltungsrats-Vorsitzende Sebastian Seeböck übernehmen, der Ismaik gegenüber wie sein ganzes Gremium äußerst kritisch eingestellt ist. "Zunächst bin ich erleichtert, dass die Zahlung der von HAM International Limited lange versprochenen Gelder in einer ersten Tranche doch noch erfolgt ist, ehe (...) schwerwiegende Konsequenzen erwachsen wären. Für diese Maßnahme danke ich der Familie Ismaik ausdrücklich", erklärte Reisinger. "Niemand hat unseren Mitgesellschafter jedoch gezwungen, ein ,zusätzliches Budget' für die Saison auszurufen. Er hat dies freiwillig getan, um selbst wieder Teil der Erfolgsgeschichte des TSV 1860 München sein zu können. Das konnte ich im vergangenen Sommer gut nachvollziehen." Nicht nachvollziehen könne er hingegen "die Form der Umsetzung dieser Maßnahme und das erneute Zögern bis auf den letzten Drücker". Reisinger ließ auch keinen Zweifel daran, welchen Kurs der e.V. künftig fahren wird: Nachdem er bereits vor Langem erklärt hatte, keine Darlehen von Ismaik an die KGaA mehr zuzulassen, soll sich auch das Modell Genussscheine nicht mehr wiederholen. Es sei Geschäftsführer Michael Scharold "nicht mehr zumutbar, einen wirtschaftlichen Balanceakt mit persönlichem Risiko zu vollführen, weil ein Gesellschafter hoch pokert", erklärte Reisinger. "Wir haben deshalb in unserer Eigenschaft als alleiniger Gesellschafter der Geschäftsführungs-GmbH und unter Verweis auf die 50+1-Regelung der Geschäftsleitung (...) die Weisung erteilt, Planungen für den Profifußball nur noch mit nachgewiesenen und tatsächlich eingegangenen Mitteln zu führen. Genussscheine, Darlehen und vergleichbare Finanzierungsformen können auf Grund der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens künftig nicht mehr akzeptiert werden." Oft haben sich Ismaiks Genussscheine für die Löwen als Verdrussscheine erwiesen - bis spätestens 31. Dezember müssen erneut Darlehen in Höhe von 3,8 Millionen Euro in Genussscheine umgewandelt werden, und die Verantwortlichen befürchten, auch diesmal lange auf den Vollzug warten zu müssen. Seeböck dürfte aus vollster Überzeugung hinter der neuen, noch konsequenteren Linie des e.V. stehen - sonst würde der Reisinger-Seeböck-Tausch ja auch keinen Sinn ergeben. Und zahlenmäßig nennenswerter Widerstand aus den Reihen der Mitglieder, wenn Reisinger 2019 auf einer Versammlung als Präsident wiedergewählt werden soll, ist allen Erfahrungen nach auch nicht zu erwarten. Ismaik könne die Löwen selbstredend auch künftig unterstützen, betonte Reisinger: "Wir freuen uns über jede Art des Sponsorings." Ob sich Ismaik über dieses Angebot freut, ist allerdings anzuzweifeln. Will er kein Sponsor sein, wird das Budget für die Drittliga-Mannschaft deutlich sinken; über eine Abmeldung der U21 aus Kostengründen wird ohnehin schon lange nachgedacht. Gorenzel und Scharold brauchen jedenfalls erst einmal keine neuen Spieler suchen, sondern Einsparpotenziale.
Präsident Reisinger tritt aus dem Aufsichtsrat ab - und spricht per 50+1 eine klare Weisung des e.V. an die Geschäftsführung aus: Investor Ismaik darf sich nur noch als Sponsor engagieren.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/1860-keine-lust-mehr-auf-verdrussscheine-1.4249099
1860 - Keine Lust mehr auf Verdrussscheine
00/12/2018
Karl-Heinz Rummenigge hat Außenstürmer Kingsley Coman nach dessen Aussagen in Schutz genommen. "Ich würde ihm nicht empfehlen zu überdrehen und schon über ein mögliches Karriereende nachzudenken", sagte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern am Dienstag am Rande einer Presseveranstaltung in der Arena. Coman, 22, hatte in der französischen Fernsehsendung Telefoot über ein frühzeitiges Karriereende im Falle einer weiteren Verletzung gesprochen. "Vielleicht ist mein Fuß nicht für das hohe Niveau gemacht", sagte Coman, der zuletzt zweimal hintereinander mit einem Syndesmosebandriss für längere Zeit ausgefallen war. Im Jahr 2018 bestritt er bisher nur 14 Spiele, die WM in Russland verpasste er. "Wenn ich eine dritte Operation brauche, glaube ich nicht, dass ich es machen würde", kündigte der Franzose an. Rummenigge äußerte sich verständnisvoll: "Ohne die erste Verletzung wäre er vermutlich heute Weltmeister, deshalb muss man Verständnis haben", sagte er, ergänzte aber: Es sei nicht zu verhindern, dass man "beim heutigen Fußball, der sehr schnell und zum Teil aggressiv" sei, auch mal verletzt pausieren müsse. Wichtig sei, "mit neuem Spirit" zurückzukommen: "Wenn er demnächst mal wieder drei, vier Spiele gemacht hat, wird er auch wieder über den angenehmen Part des Fußballspiels nachdenken", sagte Rummenigge.
Nachdem der oft verletzte Franzose Kingsley Coman finstere Gedanken über ein Karriereende äußert, spricht Münchens Vorstandvorsitzender Rummenigge ihm Mut zu.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/kingsley-coman-nicht-ueberdrehen-1.4249051
"""Nicht überdrehen"""
00/12/2018
Dieses Mal sind es also einige Schwimmer, die den Aufstand proben, und es sind durchaus prominente Namen dabei. Die dreifache ungarische Olympiasiegerin Katinka Hosszu sowie die beiden US-Amerikaner Michael Andrew und Tom Shields haben beim Bezirksgericht in San Francisco eine Sammelklage gegen den Schwimm-Weltverband Fina eingereicht. Ihr Ziel: die Macht der Fina zu brechen - und mehr Geld und mehr Rechte für die Athleten. Der Anlass für die Klage ist der Umgang des Weltverbandes mit einem Event, an dem einige der besten Schwimmer teilnehmen wollten. Seit geraumer Zeit treibt der ukrainische Oligarch Konstantin Grigorischin eine Wettkampfreihe namens International Swimming League (ISL) voran, am 20. Dezember sollte sie in Turin beginnen. Für viele Athleten klingt sie lukrativ, weil die ISL eine üppige finanzielle Beteiligung verspricht. Doch die Fina untersagte einen Start, Hosszu & Co. zogen vor Gericht - und in einem weiteren Verfahren übrigens auch die ISL. Und so geht es jetzt formal um die Frage, ob der Weltverband Athleten verbieten kann, an solchen unabhängigen Wettkämpfen teilzunehmen. Es ist die Eskalation einer schon länger schwelenden Entwicklung, und es ist keine Überraschung, dass die Ungarin Hosszu an der Spitze einer solchen Klage steht. Sie hat zwar nicht schlecht profitiert vom jetzigen System, zur ersten Preisgeld-Millionärin des Schwimmsports war sie aufgestiegen. Aber sie hat sich in den vergangenen Jahren schon oft mit Funktionären angelegt: Im Vorjahr verfasste sie Brandbriefe gegen die Fina-Führung und organisierte die Gründung einer Schwimmer-Gewerkschaft; nun erfolgt der nächste Schritt. Doch zugleich bettet sich der Vorgang in einen größeren Kontext ein. Proteste von Sportlern gegen Verbände mag es immer schon gegeben haben, aber es ist auffallend, wie geballt das derzeit in der olympischen Welt passiert. 2017 etwa hat die EU-Kommission zwei niederländischen Eisschnellläufern recht gegeben, die sich von ihrem Weltverband ISU nicht die Teilnahme an einem Privatrennen in Dubai verbieten lassen wollten. In Deutschland führt das Bundeskartellamt ein Verfahren gegen den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und das Internationalen Olympische Komitee (IOC) - wegen zu restriktiver olympischer Werbe-richtlinien. Und Athleten-Organisationen diverser Länder drängen auf mehr Beteiligung an den Gewinnen des IOC. Es ist ein nachvollziehbarer Trend. Unzählige Milliarden generiert die olympische Unterhaltungsindustrie, aber ein vergleichsweise überschaubarer Teil landet bei den Sportlern, die doch eigentlich im Mittelpunkt des Ganzen stehen sollten. Von den Athleten als "Nutzobjekten" sprach der deutsche Skirennfahrer Felix Neureuther einmal treffend. Und wenn das IOC und seine befreundeten Spitzenverbände das nicht von selbst aus ändern, wird es eben Zeit, dass sich verstärkt Gerichte und andere staatliche Stellen damit beschäftigen.
Eine Gruppe von Schwimmern probt den Aufstand gegen den Weltverband - und folgt damit einem Trend im Spitzensport.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/kommentar-athleten-gegen-funktionaere-1.4249043
Kommentar - Athleten gegen Funktionäre
00/12/2018
Geht nach Berlin, behält aber vorerst das Startrecht für die SG München: Johanna Roas, zweimalige deutsche Meisterin über 50 Meter Rücken und EM-Teilnehmerin, sieht in der Hauptstadt größere Chancen auf eine Olympiateilnahme 2020 in Tokio. Sheela Schult empfängt auf der Baustelle. Der Haupteingang der Olympia-Schwimmhalle ist verriegelt, es geht also nach rechts, einen schmalen, von Bauzäunen eingefassten Pfad entlang, durch den provisorischen Eingang. Dann eine karge Treppe hinunter und hinein in die Schwimmhalle, die nach jahrelanger Sanierung von Mitte März an mit frischem Antlitz wieder Münchens Prunksaal für Schwimmer und Springer werden soll. Allein, man fragt sich, wie das funktionieren soll binnen drei Monaten. Der Blick in die Halle zeigt: Da ist noch sehr viel Baustelle für sehr wenig Zeit. Schult, die neue Cheftrainerin der SG-Stadtwerke-Schwimmer, hat sich mit der Baustelle arrangiert. Aus der Not haben die Stadtwerke und die Schwimmstartgemeinschaft ohnehin eine Tugend gemacht. Denn die SG-Athleten, die von Donnerstag an bei der deutschen Kurzbahn-Meisterschaft in Berlin starten, können im bereits sanierten 50-Meter-Becken unter der Tribüne trainieren. Dort strahlt schon alles im und ums Wasser herum. Kleinere Kinderkrankheiten gebe es noch mit dem Hubboden und anderen Dingen, sagt Schult. Ansonsten ist sie aber durchaus zufrieden mit der Zwischennutzung, die das große Becken in der Halle ersetzt, das noch immer ein monströses Betonloch ist. Schult, 33, blonde Haare, bunter Schal, ist seit dem 1. September Nachfolgerin des Stützpunkttrainers Olaf Bünde, der in den vergangenen Jahren eine Ära geprägt hat. Es ist kein leichtes Erbe, das sie nun antritt. Bünde hatte die SG ja auch in Richtung Regensburg verlassen, weil seine gesamte Trainingsgruppe auseinandergefallen war. Zuerst hatte der hoch veranlagte Freistilexperte Florian Vogel im Juni 2017 sein Karriereende verkündet - mit 22 Jahren. Ihm folgte nur ein paar Monate später in Philipp Wolf, 25, der nächste Münchner Olympia-Teilnehmer. Beide hatten keine Motivation mehr, unter schwierigen Trainingsbedingungen und ohne große Einnahmen ihren trainingsintensiven Hochleistungssport weiter auszuüben. Die dritte Olympia-Fahrerin und das wohl größte Aushängeschild des Vereins, Alexandra Wenk, ist wie Andreas Wiesner und Max Nowosad inzwischen aus München weggezogen. Das Trio startet seit dieser Saison für die SG Neukölln in Berlin, wo es am Bundesstützpunkt beste Bedingungen gibt. Für die SG ist das durchaus ein Problem, weil ihr dadurch auch Fördergelder für ihre (nun fehlenden) Kaderathleten wegbrechen. Johanna Roas, Münchens derzeit letzte Spitzenschwimmerin auf internationalem Niveau, wird übrigens denselben Weg gehen. Wie die anderen Schwimmer auch sieht sie am Bundesstützpunkt in Berlin bessere Bedingungen für ihr Ziel, die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2020 in Tokio. "Johanna behält aber das Startrecht vorerst bei uns", sagt Schult, die nun den Komplettumbruch managen muss: "Es wird sicher einen Neuanfang in München geben. Der Schwerpunkt wird noch mehr auf den Nachwuchs fallen." Das sieht man alleine schon an der Meldeliste für die Kurzbahn-DM, die generell an Stellenwert eingebüßt hat. Neben Roas, 25, startet als ältester SG-Schwimmer Felix Richtsfeld, 22, in Berlin, daneben nur noch drei weitere Athleten: Henning Dörries, Jahrgang 1998, Sebastian Wenk, der seiner erfolgreichen Schwester nacheifert, Jahrgang 2000, und Julia Titze, Jahrgang 2001. Die jüngeren Jahrgänge, immerhin 33 Talente, einige davon sehr vielversprechend, schwimmen parallel einen Einladungswettkampf in Magdeburg. Schult baut künftig auf eine noch weitaus intensivere Zusammenarbeit mit der Eliteschule des Sports, dem Olympiastützpunkt und auch den anderen Vereinen, von denen manche nach wie vor große Vorbehalte haben, ihre Talente an die SG und den dortigen Stützpunkt abzugeben. "Noch weht leider großer Gegenwind", sagt Schult, die sich zugleich den Ruf einer hervorragenden Trainerin erarbeitet hat. Die gebürtige Bambergerin, die in München ihr Abitur machte und dort auch ihr Magisterstudium in Kunstgeschichte abschloss, ist seit drei Jahren Trainerin bei der SG. Hauptamtlich, wie drei weitere Übungsleiter auch, mit denen sie ein eingespieltes Quartett bildet. Sie wollte eigentlich promovieren, nachdem sie in ihrer Magisterarbeit bayerische Himmelfahrtsaltäre analysiert hatte, doch dann kam das Schwimmen dazwischen. "Bereut habe ich es bislang nicht", sagt Schult - auch wenn ihr Trainergehalt in einer Stadt wie München gerade so zum Leben reiche. Und das, obwohl "wir alle hier eine Sieben-Tage-Woche haben". Ein Büro fehle auch, wo die Übungsleiter sich zu Sitzungen treffen und Organisatorisches erledigen könnten. Es bleibt also viel zu tun, auch für Schult, die neue, starke Frau am Trainerruder der SG. Dann verlässt sie ihre Dauer-Baustelle und macht sich auf den Weg in ein Café. Zum zweiten Frühstück, aber vor allem zur nächsten Trainerbesprechung zwischen Brot und Semmeln.
Sheela Schult tritt als Nachfolgerin von Münchens Stützpunktleiter Olaf Bünde, ein schweres Erbe an - und baut auf einen Neustart.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/schwimmen-capo-auf-der-baustelle-1.4249209
Capo auf der Baustelle
00/12/2018
Laura Tiefenbrunner saß am Flughafen. Eigentlich hätte sie an ihrem 17. Geburtstag ein Punktspiel gehabt, das Spitzenspiel ihres TSV Schwabhausen in der zweiten Tischtennis-Bundesliga gegen den TuS Uentrop. Stattdessen hockte sie nun hier im Kreise des Jugend-Nationalteams, mit Bundestrainerin Dana Weber, bei einem Frühstück, das so feierlich war, wie es an einem Flughafen eben nur sein kann. Aber auch das wird eine bleibende Erinnerung sein, genauso wie die Jugend-Weltmeisterschaft in Bendigo, Australien, zu der die Reisegruppe gerade aufbrach. Die Feier ist nun schon ein paar Tage her, die WM ist für Tiefenbrunner inzwischen zu Ende gegangen. Viel bewegt hat sie nicht in Bendigo, eher Erfahrungen gesammelt. Sie verpasste die Hauptrunde mit Niederlagen in der Gruppenphase gegen Tania Plaian (Rumänien) und Marharyta Baltushite (Weißrussland). Vor allem beim 3:4 gegen Plaian war ein Sieg greifbar. "Laura hat ganz gute Spiele gemacht, aber gegen Plaian hat sie in den entscheidenden Momenten ihre Führungen nicht genutzt", urteilte Bundestrainerin Weber. Zwei Sätze hatte sie in der Verlängerung verloren. Besser lief es im Doppel, in dem sie mit Franziska Schreiner (Busenbach) in der Runde der letzten 32 eine französische Paarung bezwang, ehe sie in einem knappen Achtelfinale einem Duo aus Serbien unterlag; der erste Satz endete 18:20. Weber lobte "eine starke Leistung" der beiden. Daniel Rinderer vom Regionalligisten FC Bayern München wird seine erste WM-Teilnahme wohl in guter Erinnerung behalten. Das Abschneiden im Teamwettbewerb in Bendigo (für den die deutschen Mädchen nicht qualifiziert waren) war mit Rang zwölf eher mäßig, im Einzel lief es besser - auch wenn er ebenfalls nicht aus der Gruppe kam. Seine Siege gegen den französischen Team-Europameister Leo de Nordrest (4:1) und den Hongkong-Chinesen Chong Marice Kai Ning (4:0) kamen überraschend. "Ein sehr gutes Ergebnis für ihn", fand Sportdirektor Richard Prause. Im Doppel mit Fang Bo Meng (Maberzell) war Rinderer in Runde eins gegen zwei Japaner chancenlos. Für Rinderer ist es das erste Jugendjahr, seinen 17. Geburtstag hat er noch vor sich. Vielleicht feiert er ihn ja auch am Flughafen. Ein Punktspiel hat er an diesem Tag jedenfalls nicht.
Laura Tiefenbrunner vom TSV Schwabhausen und Daniel Rinderer vom FC Bayern haben bei der Jugend-Weltmeisterschaft in Australien Achtungserfolge erzielt.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/tischtennis-wm-erfahrung-1.4249211
Sport in der Region
00/12/2018
Der FC St. Pauli wahrt als Vierter der zweiten Bundesliga die Chance, auf dem Relegationsrang zu überwintern. Viele Spieler kämpfen nicht nur um einen Spitzenplatz in der Tabelle - sondern auch um einen neuen Vertrag. Auch wenn es am Hamburger SV und dem 1. FC Köln kaum ein Vorbeikommen geben dürfte: Union Berlin, der FC St. Pauli und der VfL Bochum wollen raus aus der zweiten Liga - und zwar oben durch die enge Dachluke. Die drei sind zurzeit die am längsten durchgängig in der zweiten Liga spielenden Vereine: Union seit 2009, Bochum seit 2010, St. Pauli seit 2011. Da kann man mal die Geduld verlieren - und alle drei Klubs verlieren die Geduld in dieser Saison bislang recht erfolgreich. Union ist Dritter, St. Pauli Vierter, Bochum Siebter. Am Montagabend haben die Bochumer gegen St. Pauli 1:3 verloren. Das war für sie umso ärgerlicher, als sie auf 22:17 Torschüsse, 7:4 Ecken und 68 Prozent Ballbesitz kamen. Ihre Serie von sieben Spielen ohne Niederlage mussten sie dann aber trotzdem beenden. Doch die Chance zur Wiedergutmachung kommt schnell. Nächsten Samstag spielen die Bochumer bei Union Berlin in der Alten Försterei. St. Paulis Sieg in Bochum wurde durch eine Fehlentscheidung auf den Weg gebracht, die korrigiert worden wäre, wenn es in der zweiten Liga den Videobeweis gäbe. Weil das nicht so ist, hat das Fehlurteil bei den Bochumern irgendwie auch kaum Ärger hervorgerufen. Nachdem der Bochumer Torwart Manuel Riemann einen Elfmeter von Sami Allagui pariert hatte, lief St. Paulis Henk Veerman viel zu früh in den Strafraum; er hatte durch dieses Vergehen einen Vorteil, den er zum Nachschuss nutzte. Es war das 2:1 in der 42. Minute. Danach erhöhten die Bochumer das Risiko, was ihnen in der 85. Minute das 1:3 durch einen von Mats Möller Daehli vollendeten Konter einbrachte. "Wir waren nach hinten nicht gut genug abgesichert", befand Bochums Trainer Robin Dutt hinterher halbwegs gelassen. Das müsse man besser machen nächsten Samstag in Berlin und übernächsten Freitag in Köln. Für Bochum geht es noch vor Weihnachten vorentscheidend darum, den Kontakt zur Zweitliga-Spitzengruppe zu wahren. Eine bessere Ausgangslage mit dem besseren Adventsprogramm haben die Hamburger, die an den kommenden beiden Samstagen am Millerntor gegen Greuther Fürth und gegen Magdeburg spielen und die Chance wittern, auf dem Relegationsplatz zu überwintern. Für St. Paulis Trainer Markus Kauczinski wäre dies aber offenbar noch keine große Errungenschaft. "Auf dem Relegationsplatz beginnt in dieser Saison das Mittelfeld", erklärte er angesichts der qualitativen Enge all jener Mannschaften, die sich dahinter drängeln. "Mit Köln und dem HSV kann sich keiner messen", sagte Kauczinski: "Auch wir nicht." Kühne Gedanken an eine gemeinsame Aufstiegsfeier mit dem HSV im kommenden Frühjahr hält Kauczinski für "Käse". Diese Missbilligung resultiert weniger aus der Rivalität der beiden Hamburger Teams als vielmehr aus St. Paulis Strategie, sich nicht zum Favoriten im Rennen um Platz drei erklärten zu lassen. "Unser Ziel bleibt ein Platz unter den ersten Sechs", sagt Kauczinski trocken, wenn die Sprache auf Ambitionen und Träume kommt, "und da sieht es zurzeit ja ganz gut aus." Der Tunesier Allagui, 32, und der Niederländer Veerman, 27, waren in Bochum St. Paulis symbolische Siegertypen, weil beide je einen Treffer selbst erzielten sowie einen weiteren vorbereiteten. Veerman, im Sommer vom SC Heerenveen aus der Eredivisie gekommen, verbuchte bereits das sechste Zweitligator und die vierte Vorlage, womit er in der Scorer-Liste der Liga auf Platz elf bester Spieler seiner Mannschaft ist. Sein Vertrag endet 2021, womit er im Kader zu den wenigen längerfristig gebundenen Profis gehört. Von den 14, die am Montagabend in Bochum gespielt haben, besitzen acht einen Vertrag bis lediglich zum Ende dieser Saison, und auch bei sechs weiteren Spielern läuft der Vertrag am 30. Juni 2019 aus. Auch Allagui kämpft um eine Verlängerung. Bislang drei Tore und zwei Vorlagen sind ein gutes Argument, aber es gibt noch eine andere, ganz sichere Methode, um zunächst ein Jahr länger beim Klub zu verbleiben: den Aufstieg. "Auch deshalb", sagt er, "ist es mein Ziel, mit St. Pauli oben mitzuspielen und am Ende den Lucky Punch zu setzten." Die Option darauf halten sie sich momentan noch ziemlich warm.
Der FC St. Pauli wahrt als Vierter der zweiten Bundesliga die Chance, auf dem Relegationsrang zu überwintern. Viele Spieler kämpfen nicht nur um einen Spitzenplatz in der Tabelle - sondern auch um einen neuen Vertrag.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/2-liga-flucht-durch-die-dachluke-1.4249041
2. Liga - Flucht durch die Dachluke
00/12/2018
Steven Zhang ist jetzt der neue Boss bei Inter Mailand - die Fans müssen sich daran erst noch gewöhnen. Die Globalisierung hat mittlerweile auch den einstigen Lieblingstreffpunkt für die mächtigen und einflussreichen Männer in Italien erfasst: den Fußball. Silvio Berlusconi, ehemals Ministerpräsident und Besitzer des AC Mailand, und Massimo Moratti, Ölmagnat und Familienerbe von Lokalrivale Internazionale - einfach weggespült vom Fußballkapitalismus. Wo sie wirkten, wirken längst andere. Gehalten haben sich auf den Ehrentribünen der Stadien Italiens noch die Industriellenfamilie Agnelli in Turin, Filmmogul Aurelio De Laurentiis in Neapel oder Enrico Preziosi, Chef des gleichnamigen Spielwarenherstellers, beim CFC Genua. Doch die Zeitenwende im Calcio ist eingeläutet, neuerdings versinnbildlicht sie ein junger Chinese, der inzwischen neben den übriggebliebenen Herren auf den Logenplätzen sitzt: Steven Zhang, 27, seit Ende Oktober offiziell Präsident bei den "Nerazzurri" von Inter Mailand. Inoffiziell ist er sogar schon ein bisschen länger federführend, weil sein Vorgänger Erick Thohir sich schon lange nicht mehr in Mailand hat blicken lassen. Neben Milan ist auch Inter längst ein Spielzeug von Investoren. Um das Geschäftliche zu vertiefen, wurde Steven von seinem Vater Zhang Jindong nach Mailand geschickt, als dieser mit seiner Einzelhandelsfirma im Sommer 2016 die Mehrheitsanteile an Inter erworben hatte. Der Filius sollte zunächst repräsentative Aufgaben übernehmen, den Dialog mit den skeptischen Tifosi und Medien suchen. Denn die Vorbehalte gegenüber dem unbekannten Jungmanager aus Fernost sind groß: ein Neuling in der Fußballbranche, der kein Italienisch spricht und noch weniger über die Eigenarten im Calcio weiß. Also mühte er sich, Zugehörigkeit zu demonstrieren, vor allem über die sozialen Netzwerke. Sein neuer Sportwagen? Glänzt in den Vereinsfarben Schwarz-Blau. Die neuerliche Jubel-Provokation von Ex-Inter-Trainer José Mourinho im Stadion des Erzrivalen Juventus? Gefällt ihm. Emotional aufgeladene Sätze, die seine tiefe Verbundenheit zum Klub zeigen sollen: "Wenn ich die Augen schließe", sagt er etwa in einem Vereinsvideo, "dann sehe ich eine Stadt voller Geschichte, die fortgeschrieben werden muss. Ich bin bereit. Seid ihr es auch?" Inter hat Jahre des Durchschnitts hinter sich und befindet sich seit dem größten Erfolg der Klubgeschichte, dem Triple-Sieg 2010, in einer permanenten Krise. Missmanagement, finanzielle Probleme, personelle Querelen, blamable Auftritte auf dem Rasen - die To-Do-Liste von Steven Zhang war lang, sie ist es eigentlich immer noch. Ein paar Punkte konnte er aber inzwischen abarbeiten. Sportlich läuft es inzwischen wieder besser, in der Liga steht der Klub trotz eines 0:1 gegen Juve am vergangenen Freitag noch auf Platz drei, zum ersten Mal seit 2012 konnte man sich in der vergangenen Spielzeit für die Champions League qualifizieren. Und wenn an diesem Abend im Heimspiel gegen PSV Eindhoven ein Punktgewinn steht und Tottenham beim FC Barcelona verliert, dann reicht es in Gruppe B sogar noch fürs Achtelfinale. Die Rückkehr zu den Großen des Kontinents wird dem Klub aber ausgerechnet von der Uefa erschwert. Inter unterliegt einem sogenannten Settlement Agreement mit dem europäischen Fußballverband, weil man gegen die Regularien des Financial Fairplay (FFP) verstoßen hatte. Mit diesem dürfen die Mailänder zwar weiter in europäischen Wettbewerben mitspielen, sie müssen dafür aber Auflagen erfüllen. Spielberechtigungen darf der Klub etwa nur an 22 statt 25 Profis verteilen, das große Problem ist aber ein anderes: Inter konnte seinen Jahresumsatz massiv steigern, um fast 100 Millionen Euro seit 2016. Doch obwohl man deutlich mehr Geld zur Verfügung hat und die Regularien des FFP (eine schwarze Null in den Bilanzen) inzwischen erfüllt, darf der Traditionsklub nicht mehr Geld für Spieler ausgeben als noch vor zwei Jahren. Heißt: Inter musste eine Vereinbarung der sportlichen Stagnation eingehen und kann diese trotz eines Milliardenunternehmens im Rücken nur mit Tricks umgehen.
Ein 27-jähriger Chinese als Präsident? Die Tifosi finden das seltsam. Nach einigen Krisenjahren aber bleibt Inter nichts anderes übrig, als sich mit Steven Zhang zu arrangieren.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/inter-mailand-zhang-praesident-1.4247668
Steven Zhang als Präsident bei Inter Mailand
00/12/2018
2. Liga, Köln: Weiter Verwirrung um Anthony Modeste und den Wechsel zum Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln: Der Weltverband Fifahält die Kündigung des Franzosen beim chinesischen Klub Tianjin Quanjian trotz ausstehender Gehaltszahlungen nicht für gerechtfertigt. Einen entsprechenden Bericht der Kölner Zeitung Express bestätigte die Fifa auf sid-Anfrage. "Die Fifa-Kammer zur Beilegung von Streitigkeiten hat am 6. Dezember 2018 eine Entscheidung über den arbeitsrechtlichen Streit zwischen Tianjin Quanjian FC und dem Spieler Anthony Modeste gefällt", heißt es in der FIFA-Stellungnahme: "Dem Beschluss zufolge muss Tianjin Quanjian FC dem Spieler eine ausstehende Vergütung zahlen. Es wurde jedoch festgestellt, dass dieser das Arbeitsverhältnis mit Tianjin Quanjian FC ohne triftigen Grund gekündigt hat." In das Verfahren sind nur Modeste und Tianjin involviert, es hat dennoch auch Auswirkungen auf die Pläne der Kölner. "Wir sind nicht Verfahrensbeteiligte. Es gibt für uns keinen neuen Sachstand", sagte Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle als Reaktion auf das Fifa-Statement am Dienstag: "Wir werden, wie am Freitag mitgeteilt, die Urteilsbegründung abwarten." Bis dahin wird der Fall intern weiter geprüft. Bereits am vergangenen Freitag hatte der FC mitgeteilt, dass das Verfahren zur Folge hat, dass "die Fifa das Registrierungsverfahren für eine Spielgenehmigung von Anthony Modeste für den 1. FC Köln zuletzt ausgesetzt" hat. Der erste Bundesliga-Meister hatte Rückkehrer Modeste mit einem Vertrag bis 30. Juni 2023 ausgestattet. Bundesliga, Schalke: Für Schalke-Angreifer Guido Burgstaller ist die Hinrunde der Fußball-Bundesliga beendet. Der 29 Jahre alte Österreicher hat sich im Spiel am Samstag gegen Tabellenführer Borussia Dortmund (1:2) eine Verletzung am Übergang von Wadenmuskel und Achillessehne zugezogen. Das ergab die Auswertung einer MRT-Untersuchung, wie der Tabellen-13. am Dienstag mitteilte. Weil bei Burgstaller zudem eine Sehnenplatte in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist auch sein Einsatz beim Rückrundenstart gegen den VfL Wolfsburg am 20. Januar gefährdet. Burgstaller war in der Partie gegen den BVB wegen der Verletzung, die er sich bei einer Grätsche zugezogen hatte, in der 37. Minute ausgewechselt worden. Für das Champions-League-Spiel am Abend gegen Lokomotive Moskau stand Burgstaller Trainer Domenico Tedesco ohnehin nicht zur Verfügung. Bundesliga, Hannover: Das Ständige Schiedsgericht hat die Verhandlung über den Antrag von Hannover 96 und Klubpräsident Martin Kind (74) auf Bewilligung einer Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel vertagt. "Beide Seiten haben ihre Argumente ausführlich dargelegt. Das Verfahren wird im kommenden Jahr fortgesetzt", teilte die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Dienstag mit. Damit bleibt Kind, der die Mehrheit der Geschäftsanteile des Fußball-Klubs übernehmen will, vorerst im Wartestand. "Das Gericht hat die Verhandlung professionell und lösungsorientiert geführt", sagte Kind. Im Juli war der Unternehmer am Votum des DFL-Präsidiums gescheitert, dass nicht alle Kriterien für eine Ausnahmegenehmigung als erfüllt angesehen hatte. Die 50+1-Regel besagt im Grundsatz, dass Investoren in Deutschland nur die Mehrheit an einem Verein halten dürfen, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre "ununterbrochen" und "erheblich" gefördert haben. In den anderen europäischen Top-Ligen gilt diese Regel nicht. Nach Angaben von Hannover 96 erwägt das Schiedsgericht, "Anfang kommenden Jahres ein Sachverständigen-Gutachten zur Frage der Erheblichkeit der Förderung des Fußballsports bei Hannover 96 in Auftrag zu geben". Kind hatte für den Fall einer Niederlage vor dem unabhängigen Ständigen Schiedsgericht bereits angekündigt, vor das Landgericht in Frankfurt/Main zu ziehen. Der 74-Jährige will alle sich bietenden rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, bis hin "zum EU-Recht, da bin ich kompromisslos", hatte er gesagt. Champions League, FC Bayern: Bayern München geht das Unternehmen Gruppensieg in der Champions League ohne Arjen Robben an. Der 34-Jährige fehlt wegen anhaltenden Knieproblemen beim Trip in seine Heimat zum niederländischen Fußball-Meister Ajax Amsterdam, wo dem deutschen Rekordchampion im letzten Vorrundenspiel am Mittwoch (21.00 Uhr) ein Unentschieden zu Platz eins in Gruppe E reicht. Neben Robben stehen Trainer Niko Kovac nur die langzeitverletzten James und Corentin Tolisso nicht zur Verfügung. Auch die wiedergenesenen Thiago und Kingsley Coman, die zuletzt bereits Kurzeinsätze hatten, sind mit an Bord. Schwimmen, Kurzbahn: Die Schwimmerinnen der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel haben zum Auftakt der Kurzbahn-WM in Hangzhou den 21 Jahre alten deutschen Rekord auf dieser Strecke gebrochen. Annika Bruhn, Reva Foos, Jessica Steiger und Marie Pietruschka schlugen am Dienstag nach 3:34,31 Minuten an und waren damit 38 Hundertstelsekunden schneller als die Mannschaft des Deutschen Schwimmverbands (DSV) bei der WM 1997 in Göteborg. Mit der neuen Bestmarke qualifizierte sich das DSV-Team in China für das Finale am Mittag. Basketball, NBA: Beim Saisondebüt des deutschen Nationalspielers Daniel Theis in der Startformation haben die Boston Celtics auch stark ersatzgeschwächt ihre Erfolgsserie fortgesetzt. Der Rekordmeister gewann gegen die New Orleans Pelicans 113:100 und feierte damit seinen sechsten Sieg in Folge. Auch Dennis Schröder mit Oklahoma City Thunder und Maxi Kleber mit den Dallas Mavericks fuhren Siege ein. Center Theis, der erstmals seit Februar und in seinem 78. NBA-Spiel zum vierten Mal überhaupt von Beginn an ran durfte, kam auf sechs Punkte und fünf Rebounds. Am Samstag hatte Theis beim 133:77 in Chicago, dem höchsten Sieg in Bostons Team-Historie, den Karrierebestwert von 22 Punkten erzielt. Boston musste gegen New Orleans unter anderem auf die verletzten Stars Kyrie Irving, Gordon Hayward und Al Horford verzichten. Stark präsentierte sich Schröder, der bei Oklahoma Citys 122:113 gegen Utah Jazz von der Bank 23 Punkte auflegte und damit Topstar Russell Westbrook ausstach. Radsport, Unfall: Der junge italienische Radprofi Samuele Manfredi liegt nach einem schweren Verkehrsunfall im Training im künstlichen Koma. Wie sein Team Groupama-FDJ am Montag mitteilte, wurde der 18-Jährige von einem Auto erfasst und in seiner Heimat Pietra Ligure in ein Krankenhaus eingeliefert. Manfredi hatte im April im Junioren-Rennen beim Klassiker Paris-Roubaix den zweiten Platz belegt.
Der Stürmer will zum 1. FC Köln, hat aber laut Fifa "ohne triftigen Grund" in China gekündigt. Das Schiedsgericht vertagt die Verhandlung um den 50+1-Antrag von Martin Kind.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-koeln-neue-verwirrung-um-modeste-1.4249311
1. FC Köln - Neue Verwirrung um Modeste
00/12/2018
Bundesliga, Schalke: Für Schalke-Angreifer Guido Burgstaller ist die Hinrunde der Fußball-Bundesliga beendet. Der 29 Jahre alte Österreicher hat sich im Spiel am Samstag gegen Tabellenführer Borussia Dortmund (1:2) eine Verletzung am Übergang von Wadenmuskel und Achillessehne zugezogen. Das ergab die Auswertung einer MRT-Untersuchung, wie der Tabellen-13. am Dienstag mitteilte. Weil bei Burgstaller zudem eine Sehnenplatte in Mitleidenschaft gezogen wurde, ist auch sein Einsatz beim Rückrundenstart gegen den VfL Wolfsburg am 20. Januar gefährdet. Burgstaller war in der Partie gegen den BVB wegen der Verletzung, die er sich bei einer Grätsche zugezogen hatte, in der 37. Minute ausgewechselt worden. Für das Champions-League-Spiel am Abend gegen Lokomotive Moskau stand Burgstaller Trainer Domenico Tedesco ohnehin nicht zur Verfügung. Bundesliga, Hannover: Das Ständige Schiedsgericht hat die Verhandlung über den Antrag von Hannover 96 und Klubpräsident Martin Kind (74) auf Bewilligung einer Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel vertagt. "Beide Seiten haben ihre Argumente ausführlich dargelegt. Das Verfahren wird im kommenden Jahr fortgesetzt", teilte die Deutsche Fußball Liga (DFL) am Dienstag mit. Damit bleibt Kind, der die Mehrheit der Geschäftsanteile des Fußball-Klubs übernehmen will, vorerst im Wartestand. "Das Gericht hat die Verhandlung professionell und lösungsorientiert geführt", sagte Kind. Im Juli war der Unternehmer am Votum des DFL-Präsidiums gescheitert, dass nicht alle Kriterien für eine Ausnahmegenehmigung als erfüllt angesehen hatte. Die 50+1-Regel besagt im Grundsatz, dass Investoren in Deutschland nur die Mehrheit an einem Verein halten dürfen, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre "ununterbrochen" und "erheblich" gefördert haben. In den anderen europäischen Top-Ligen gilt diese Regel nicht. Nach Angaben von Hannover 96 erwägt das Schiedsgericht, "Anfang kommenden Jahres ein Sachverständigen-Gutachten zur Frage der Erheblichkeit der Förderung des Fußballsports bei Hannover 96 in Auftrag zu geben". Kind hatte für den Fall einer Niederlage vor dem unabhängigen Ständigen Schiedsgericht bereits angekündigt, vor das Landgericht in Frankfurt/Main zu ziehen. Der 74-Jährige will alle sich bietenden rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, bis hin "zum EU-Recht, da bin ich kompromisslos", hatte er gesagt. Champions League, FC Bayern: Bayern München geht das Unternehmen Gruppensieg in der Champions League ohne Arjen Robben an. Der 34-Jährige fehlt wegen anhaltenden Knieproblemen beim Trip in seine Heimat zum niederländischen Fußball-Meister Ajax Amsterdam, wo dem deutschen Rekordchampion im letzten Vorrundenspiel am Mittwoch (21.00 Uhr) ein Unentschieden zu Platz eins in Gruppe E reicht. Neben Robben stehen Trainer Niko Kovac nur die langzeitverletzten James und Corentin Tolisso nicht zur Verfügung. Auch die wiedergenesenen Thiago und Kingsley Coman, die zuletzt bereits Kurzeinsätze hatten, sind mit an Bord. Schwimmen, Kurzbahn: Die Schwimmerinnen der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel haben zum Auftakt der Kurzbahn-WM in Hangzhou den 21 Jahre alten deutschen Rekord auf dieser Strecke gebrochen. Annika Bruhn, Reva Foos, Jessica Steiger und Marie Pietruschka schlugen am Dienstag nach 3:34,31 Minuten an und waren damit 38 Hundertstelsekunden schneller als die Mannschaft des Deutschen Schwimmverbands (DSV) bei der WM 1997 in Göteborg. Mit der neuen Bestmarke qualifizierte sich das DSV-Team in China für das Finale am Mittag. Basketball, NBA: Beim Saisondebüt des deutschen Nationalspielers Daniel Theis in der Startformation haben die Boston Celtics auch stark ersatzgeschwächt ihre Erfolgsserie fortgesetzt. Der Rekordmeister gewann gegen die New Orleans Pelicans 113:100 und feierte damit seinen sechsten Sieg in Folge. Auch Dennis Schröder mit Oklahoma City Thunder und Maxi Kleber mit den Dallas Mavericks fuhren Siege ein. Center Theis, der erstmals seit Februar und in seinem 78. NBA-Spiel zum vierten Mal überhaupt von Beginn an ran durfte, kam auf sechs Punkte und fünf Rebounds. Am Samstag hatte Theis beim 133:77 in Chicago, dem höchsten Sieg in Bostons Team-Historie, den Karrierebestwert von 22 Punkten erzielt. Boston musste gegen New Orleans unter anderem auf die verletzten Stars Kyrie Irving, Gordon Hayward und Al Horford verzichten. Stark präsentierte sich Schröder, der bei Oklahoma Citys 122:113 gegen Utah Jazz von der Bank 23 Punkte auflegte und damit Topstar Russell Westbrook ausstach. Radsport, Unfall: Der junge italienische Radprofi Samuele Manfredi liegt nach einem schweren Verkehrsunfall im Training im künstlichen Koma. Wie sein Team Groupama-FDJ am Montag mitteilte, wurde der 18-Jährige von einem Auto erfasst und in seiner Heimat Pietra Ligure in ein Krankenhaus eingeliefert. Manfredi hatte im April im Junioren-Rennen beim Klassiker Paris-Roubaix den zweiten Platz belegt.
Der Schalke-Stürmer fällt länger aus. Arjen Robben fehlt dem FC Bayern in Amsterdam. Das Schiedsgericht vertagt die Verhandlung um den 50+1-Antrag von Martin Kind.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/schalke-04-fuer-burgstaller-ist-die-hinrunde-beendet-1.4248884
Schalke 04 - Für Burgstaller ist die Hinrunde beendet
00/12/2018
Der Handball-Bundestrainer Christian Prokop hat am Montag seinen erweiterten Kader für die bevorstehende Weltmeisterschaft bekanntgegeben und damit die entscheidende Phase der Vorbereitung auf das Turnier eingeleitet, das im Januar von Deutschland und Dänemark gemeinsam ausgerichtet wird. 28 Spieler hat Prokop dem Weltverband IHF gemeldet, mit 16 Akteuren darf er am 10. Januar in Berlin gegen eine gesamtkoreanische Auswahl in die WM starten. Der Kreis der Auserwählten zeichnet sich freilich schon jetzt ab: Für das Länderspiel gegen Polen am Mittwoch in Rostock, den ersten von nur noch drei Tests vor der WM, hat Prokop 17 Spieler eingeladen. Und die, so verriet er, haben "einen kleinen Vorsprung gegenüber den anderen" aus dem 28er-Kader: "Die WM-Mannschaft nimmt klare Züge und klare Konturen an." Wobei natürlich auch Kapitän Uwe Gensheimer noch zu berücksichtigen ist. Der fehlt in Rostock, weil ihm sein Klub Paris Saint-Germain die Freigabe für das Freundschaftsspiel verweigert hat. Aber auf den derzeit wohl besten Linksaußen der Welt wird Prokop kaum verzichten bei der Heim-WM. Der 39-Jährige ist ja sowieso kaum ein Risiko eingegangen bei der Kader-Zusammenstellung, ganz anders als noch bei seinem Turnier-Debüt als Bundestrainer im vergangenen Januar. Kurz vor der Europameisterschaft in Kroatien hatte Prokop den Abwehrchef Finn Lemke aus dem Aufgebot gestrichen, den 2,10-Meter-Mann, der beim EM-Triumph zwei Jahre vorher die Defensive zusammengehalten hatte. Dafür hatte er zwei seiner früheren Spieler vom SC DHfK Leipzig mitgenommen, den Kreisläufer Bastian Roschek und den Rückraumspieler Maximilian Janke, beides Länderspiel-Neulinge. Die Folge war eine sichtbare Verunsicherung innerhalb der Mannschaft und der Absturz des Titelverteidigers auf Platz neun. Aus diesen Turbulenzen hat Prokop offensichtlich gelernt. Roschek und Janke gehören nun jedenfalls nicht einmal mehr zum erweiterten Kader; Lemke hatte der Coach ja noch während der EM zurückgeholt, als es leider schon zu spät war. Diesmal ist die einzige Überraschung, dass sich unter den 28 nominierten Spielern tatsächlich noch ein Weltmeister von 2007 befindet, als das globale Championat zuletzt in Deutschland ausgetragen wurde. Damals war Johannes Bitter einer der drei WM-Torhüter, diesmal ist der mittlerweile 36 Jahre alte Profi nur die Nummer vier im Aufgebot. Er dient als letzte Absicherung für den schlimmsten Fall, nämlich den, dass sich die drei anderen berufenen Torhüter allesamt noch Verletzungen zuziehen sollten, erklärte Prokop seine Überlegungen: "Jogi ist ein Spieler, der über ganz starke Akzeptanz und Erfahrung verfügt. Er ist zu 100 Prozent motiviert." Mit der Berufung von Johannes "Jogi" Bitter war auch deshalb nicht zu rechnen gewesen, weil der Schlussmann das bislang letzte seiner 144 Länderspiele vor viereinhalb Jahren bestritten und sich dann zugunsten seiner Familie von der internationalen Bühne zurückgezogen hat. In der Szene war eher über ein Comeback von Michael "Mimi" Kraus spekuliert worden, Bitters Klubkollege beim TBV Stuttgart und ein ebenfalls noch aktives Mitglied der Weltmeisterschaft-Mannschaft von 2007.
Bundestrainer Christian Prokop hat aus der missglückten EM gelernt: Bei der Zusammenstellung seines erweiterten WM-Kaders überrascht er lediglich auf der Torwartposition.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-wm-kader-deutschland-1.4247282
Handball-WM: Der deutsche Kader steht fast
00/12/2018
Bayern Münchens Sportdirektor Hasan Salihamidzic hat Aussagen über seine Amtsvorgänger relativiert. Er habe lediglich ein Bewusstsein dafür wecken wollen, "dass die Leistung eines Managers nicht nur nach der Anzahl der Worte, die er nach außen sagt, bemessen werden soll. Sondern daran, wie er nach innen arbeitet", sagte Salihamidzic: "Ich wollte auf gar keinen Fall jemanden persönlich angreifen. Das ist nicht meine Absicht gewesen, weil ich sie sehr schätze." Im Interview mit der Welt am Sonntag hatte Salihamidzic einen Vergleich mit seinen Vorgängern Matthias Sammer und Christian Nerlinger gezogen und gesagt: "In meiner bisherigen Arbeit habe ich wahrscheinlich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern." Vor dem Abflug zum letzten Gruppenspiel bei Ajax Amsterdam führte der 41-Jährige am Dienstag an, dass seine Aufgaben "viel umfangreicher" seien als die seiner Vorgänger. Daher sollte die Arbeit eines Managers daran bemessen werden, "was er im Verein macht, wie viele Verträge er verhandelt", sagte Salihamidzic: "Wie viele Spieler oder Trainer er verpflichtet und wie viele Strukturen er schafft, die der Mannschaft oder dem Verein helfen." "Unser Sportdirektor arbeitet mit Volldampf an der Zukunft des FC Bayern" Zudem bekräftigte er, dass Franck Ribéry die Münchner im Sommer höchstwahrscheinlich verlassen wird. "Der Präsident hat davon gesprochen. Ich denke, so wird es auch sein", sagte Salihamidzic: "Es ist ein Jahr der Veränderungen. Aber ich freue mich, dass Franck noch so gut spielt aktuell. Er ist einer unserer Leistungsträger." Bayer-Präsident Uli Hoeneß hatte kürzlich bereits betont, dass Ribéry (im Klub seit 2007) und Mitspieler Arjen Robben (im Klub seit 2009) "sehr wahrscheinlich ihr letztes Jahr beim FC Bayern" absolvieren. Für 2019 wollen sich die Bayern neu aufstellen. Dabei könnten die beiden Niederländer Matthijs de Ligt und Frenkie de Jong von Bayerns Champions-League-Gegner Ajax Amsterdam (Mittwoch, 21.00 Uhr/Sky) eine Rolle spielen. Salihamidzic bestätigte das zwar nicht, er nannte die beiden aber "gute Spieler". Karl-Heinz Rummenigge betonte: "Unser Sportdirektor arbeitet mit Volldampf an der Zukunft des FC Bayern. Und ich weiß, dass er auch den ein oder anderen Spieler von Ajax im Blickfeld hat. Aber es ist noch ein bisschen zu früh."
Der Bayern-Sportdirektor hatte in einem Interview gesagt, er habe mehr bewegt als seine Vorgänger. Nun relativiert er die Aussagen - und bekräftigt den Abschied von Ribéry.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/salihamidzic-bayern-sammer-nerlinger-1.4248633
Salihamidzic relativiert Aussagen über seine Vorgänger
00/12/2018
Platz zwei: Alina Sagitowa ist um sieben Zentimeter gewachsen, in Vancouver unterlag sie nun der Japanerin Rika Kihira, die auch erst 16 Jahre alt ist. Sieben Zentimeter Unterschied: Ein enormes Stück hat Alina Sagitowa laut Maßband binnen weniger Monate an Länge zugelegt. Denn auch ein Olympiasieg verhindert das Wachstum nicht, jedenfalls nicht, wenn eine Eiskunstläuferin bei ihrer Goldkür erst 15 Jahre alt ist. Sie habe sich an ihren "neuen Körper" erst gewöhnen müssen, erzählte Sagitowa zu Beginn des Winters, besonders beim ersten großen Schub unmittelbar nach den wunderbaren Tagen von Pyeongchang. Denn sieben Zentimeter Unterschied bedeuten für eine Kufenkünstlerin nicht nur, dass die Ärmel des Paillettenkleidchens nicht mehr passen. Die Beine werden länger, die Schlittschuhe größer und schwerer, und es vergehen ein paar Millisekunden mehr, ehe die längeren Arme geschlossen sind und der Körper bei den Luftrotationen um die eigene Achse spindelt. Auch was nach großer Anmut aussieht, folgt schlichten physikalischen Gesetzen. Und diese führten dazu, dass die russische Olympiasiegerin Alina Sagitowa ihr Sprungrepertoire neu lernen musste. Selbstverständlich hat sie auch das gemeistert, sie hat in ihrer noch jungen Karriere ganz anderen Widrigkeiten getrotzt, Arm- und Beinbrüchen etwa bei Trainingsstürzen auf spiegelglattem Untergrund schon im Kindesalter. Und dennoch kann die Biomechanik möglicherweise helfen zu erklären, warum sich Alina Sagitowa, inzwischen 16 Jahre alt, beim Finale der Grand-Prix-Serie in Vancouver am Wochenende einer Besseren hat geschlagen geben müssen. Den ersten Saisonhöhepunkt des nacholympischen Winters entschied die Japanerin Rika Kihira für sich, ebenfalls 16 Jahre alt, weil sie in der Kür sogar noch spektakulärer sprang. Die russischen Eiskinder werden kaum einzuholen sein Rika Kihira, voriges Jahr noch Juniorin, setzte einen Dreifach-Axel auf das Eis - das ist der mit Abstand schwerste Sprung, weil dabei nach vorn abgehoben wird und er deshalb, genau genommen, dreieinhalb Umdrehungen erfordert. Beim ersten Versuch touchierte sie bei der Landung mit den Händen das Eis; dann wiederholte sie das Kunststück und hängte noch einen zweifachen Toeloop an. Kihira hält das Patent bei den Frauen auf diese Kombination: Vor einem Jahr beim Junioren-Grand-Prix hatte sie die Verbindung von Dreifach-Axel und Dreifach-Toeloop zur Uraufführung gebracht. Spätestens jetzt dürfte diese Kombi-Nummer endgültig im Wettbewerb der Erwachsenen angekommen sein. Denn tatsächlich ist die Evolution der Sprünge kaum aufzuhalten, wie Viola Striegler, die Bundestrainerin vom Stützpunkt Berlin, bestätigt: "Die Mädchen haben tüchtig nachgelegt." Dreifache Axel, sagt sie, beherrschen heute viele Läuferinnen, "auch die Vierfachen wird man bald häufiger sehen". Wie zum Beweis hat in Vancouver beim dort ebenfalls ausgetragenen Junioren-Finale die erst 14 Jahre alte Alexandra Trussowa einen vierfachen Lutz und vierfachen Toeloop hingezaubert; sie wurde Zweite, weil Alena Kostornaia, 15, aus derselben Moskauer Eislaufschule ihre Dreifachen sauberer landete. Die russischen Eiskinder, die die ersten fünf von sechs Plätzen unter sich ausmachten, werden kaum einzuholen sein, glaubt Viola Striegler, weil, anders als hierzulande, das Schulsystem dem Training untergeordnet ist: "Wir können da nur versuchen mitzuhalten." Allerdings, sagt sie, hätten auch die besten deutschen Juniorinnen inzwischen "die Palette der Dreifachen" im Programm. Das Dumme ist, dass man sie nach jedem Wachstumsschub meist neu lernen muss.
Sieben Zentimeter in wenigen Monaten: Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Alina Sagitowa muss einen Wachstumsschub meistern - und ihr Sprungrepertoire neu erlernen.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/eiskunstlauf-sagitowa-wachstumsschub-1.4247286
Eiskunstlauf: Wachstumsschub bei der Olympiasiegerin
00/12/2018
Champions League, FC Bayern: Bayern München geht das Unternehmen Gruppensieg in der Champions League ohne Arjen Robben an. Der 34-Jährige fehlt wegen anhaltenden Knieproblemen beim Trip in seine Heimat zum niederländischen Fußball-Meister Ajax Amsterdam, wo dem deutschen Rekordchampion im letzten Vorrundenspiel am Mittwoch (21.00 Uhr) ein Unentschieden zu Platz eins in Gruppe E reicht. Neben Robben stehen Trainer Niko Kovac nur die langzeitverletzten James und Corentin Tolisso nicht zur Verfügung. Auch die wiedergenesenen Thiago und Kingsley Coman, die zuletzt bereits Kurzeinsätze hatten, sind mit an Bord. Schwimmen, Kurzbahn: Die Schwimmerinnen der 4 x 100 Meter Freistil-Staffel haben zum Auftakt der Kurzbahn-WM in Hangzhou den 21 Jahre alten deutschen Rekord auf dieser Strecke gebrochen. Annika Bruhn, Reva Foos, Jessica Steiger und Marie Pietruschka schlugen am Dienstag nach 3:34,31 Minuten an und waren damit 38 Hundertstelsekunden schneller als die Mannschaft des Deutschen Schwimmverbands (DSV) bei der WM 1997 in Göteborg. Mit der neuen Bestmarke qualifizierte sich das DSV-Team in China für das Finale am Mittag. Basketball, NBA: Beim Saisondebüt des deutschen Nationalspielers Daniel Theis in der Startformation haben die Boston Celtics auch stark ersatzgeschwächt ihre Erfolgsserie fortgesetzt. Der Rekordmeister gewann gegen die New Orleans Pelicans 113:100 und feierte damit seinen sechsten Sieg in Folge. Auch Dennis Schröder mit Oklahoma City Thunder und Maxi Kleber mit den Dallas Mavericks fuhren Siege ein. Center Theis, der erstmals seit Februar und in seinem 78. NBA-Spiel zum vierten Mal überhaupt von Beginn an ran durfte, kam auf sechs Punkte und fünf Rebounds. Am Samstag hatte Theis beim 133:77 in Chicago, dem höchsten Sieg in Bostons Team-Historie, den Karrierebestwert von 22 Punkten erzielt. Boston musste gegen New Orleans unter anderem auf die verletzten Stars Kyrie Irving, Gordon Hayward und Al Horford verzichten. Stark präsentierte sich Schröder, der bei Oklahoma Citys 122:113 gegen Utah Jazz von der Bank 23 Punkte auflegte und damit Topstar Russell Westbrook ausstach. Radsport, Unfall: Der junge italienische Radprofi Samuele Manfredi liegt nach einem schweren Verkehrsunfall im Training im künstlichen Koma. Wie sein Team Groupama-FDJ am Montag mitteilte, wurde der 18-Jährige von einem Auto erfasst und in seiner Heimat Pietra Ligure in ein Krankenhaus eingeliefert. Manfredi hatte im April im Junioren-Rennen beim Klassiker Paris-Roubaix den zweiten Platz belegt. Bundesliga, Hannover 96: Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes wird gleich in zwei Fällen gegen Bundesligist Hannover 96 ermitteln. Ins Visier geraten sind die Fans für das Abbrennen von Pyrotechnik und Manager Horst Heldt für harsche Aussagen in einem Fernsehinterview nach dem 1:1 beim FSV Mainz 05, wie die Niedersachsen am Montag bestätigten. Zuvor hatte der Sportbuzzer darüber berichtet. Über den Videoreferee hatte Heldt angemerkt, dieser "soll die Klappe halten". Nach einem umstrittenen Elfmeter für Mainz sagte er zudem, "der ganze Scheiß" sei "wirklich nicht mehr akzeptabel". Der Manager ist aus diesem Grund schriftlich um eine Stellungnahme gebeten worden. 2. Liga, Bielefeld: Achter Trainerwechsel in dieser Saison in der 2. Fußball-Bundesliga: Arminia Bielefeld hat sich von Coach Jeff Saibene getrennt. Dies gaben die Ostwestfalen am Montag bekannt. Der 50 Jahre alte Luxemburger musste nach zehn Pflichtspielen in Folge ohne Sieg gehen. Am Sonntag war die Arminia über ein 1:1 gegen den Tabellenvorletzten SV Sandhausen nicht hinausgekommen. Saibene war 20 Monate auf der Alm tätig gewesen. Er bewahrte in seiner ersten Zeit in der Spielzeit 2016/17 als Retter die Arminia vor dem Abstieg und führte das Team in der vergangenen Saison überraschend auf den vierten Tabellenplatz, die Teilnahme an der Relegation zur Bundesliga wurde knapp verpasst. In dieser Saison scheint hingegen wieder Abstiegskampf angesagt zu sein. Zurzeit belegt Bielefeld mit 15 Punkten den 14. Tabellenplatz.
Die Bayern reisen ohne Robben in die Niederlande. Deutsche Schwimmerinnen brechen einen 21 Jahre alten Rekord, ein Radsprofi stürzt schwer. Dennis Schröder glänzt in der NBA.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/fc-bayern-ohne-robben-nach-amsterdam-1.4248197
FC Bayern - Ohne Robben nach Amsterdam
00/12/2018
Am Sonntagabend stand Ronnie O'Sullivan plötzlich zwischen all den Zuschauern im Barbican Centre in York. Posierte mit dem Pokal für Selfies, klatschte mit jubelnden Fans ab nach seinem 10:6 im Finale der UK Championship gegen Mark Allen, den einen oder anderen umarmte er sogar. Das war ein ungewöhnlicher Vorgang im Snookersport, wo sehr viel Wert auf Ernsthaftigkeit und Etikette gelegt wird; noch ungewöhnlicher, dass O'Sullivan dies klatschnass tat: Es tröpfelte aus seinem Haar, sein schwarzes Hemd klebte an der Brust. Der beste Snookerspieler des Planeten hatte sich kurz nach seinem Triumph mit einer halben Flasche Wasser übergossen. Es war aber auch ein besonderer Moment, denn obwohl O'Sullivan, 43, schon viele Snooker-Rekorde eingeheimst hat, kamen am Sonntagabend zwei weitere hinzu: Es war sein siebter Titel bei der UK Championship, dem ersten Höhepunkt der Saison, er hat nun einen mehr als der große Steve Davis. Dem noch etwas größeren Stephen Hendry hat er zudem die Bestmarke für Siege bei den Triple-Crown-Events abgeluchst, den drei wichtigsten Turnieren, vergleichbar mit dem Grand Slam im Tennis. 19 hat O'Sullivan nun gewonnen, Hendry steht bei 18. All dies sei unwirklich, sagte O'Sullivan. Hendry, der seine Karriere 2012 beendet hat, sei für ihn ein "Held", gar "der ultimative Spieler". Doch dürfte bald ein weiterer Rekord von Hendry fallen. Noch zwei Turniersiege, und O'Sullivan würde auch mit dessen 36 Siegen bei Ranglistenturnieren gleichziehen. Hendry, mittlerweile 49, reagiert indes gönnerhaft. Er taufte seinen Rekorde-Rivalen nach dem locker erspielten Finalsieg über Allen kurzerhand den "Benjamin Button des Snookers", der Grund: "Er ist in seinen Vierzigern, doch er wird besser und besser." Trump sagt, O'Sullivan lebe "auf einem anderen Planeten" O'Sullivan jubilierte auch deshalb so ausgelassen, weil der Triumph zur bestmöglichen Zeit kam. Am Tisch fehlen ihm scheinbar die Gegner, er hat sich deshalb mit Barry Hearn angelegt, dem mächtigen Chef des Snooker-Weltverbands, der mit seiner Firma Matchroom die meisten großen Turniere veranstaltet. Hearn war O'Sullivans erster Manager, doch die Wege haben sich längst getrennt. Er wirft Hearn heute vor, dieser nutze die Spieler aus. Weil Hearn sie dazu verpflichte, lästige Qualifikationsrunden bei immer mehr Turnieren zu absolvieren, seien die besten Profis gar nicht mehr in der Lage, ihr bestes Snooker abzurufen. Der aktuelle Modus sei "offensichtlich unfair", Hearn schütze die Spieler nicht, im Gegenteil: Die Tour sei mittlerweile "eine Diktatur, verkleidet als Demokratie". Und: "Barry geht es nicht um Snooker, es geht ihm nur ums Geld." Neulich, nach den English Open, klagte O'Sullivan, es habe in der Halle nach Urin gestunken, er habe keine Lust mehr, in diesen "Höllenlöchern" anzutreten. Offen drohte er, noch stärker für die Belange der besten Spieler einzutreten, man könne ja eine eigene Snooker-Tour ins Leben rufen, eine Art "Champions League", vermarktet vorbei an Hearn und Matchroom. Die Schlagzeilen gehörten ihm. Hearn zürnte, niemand sei größer als der Sport: "Nicht ich, nicht Ronnie, aber wir brauchen unsere Stars." Auf Sanktionen hat er verzichtet, denn was sollte er auch tun? O'Sullivan verbannen? Der genoss in York das Bad in der Menge, sagte später, er sei "the people's player", der Spieler des Volkes. Ein Satz, der nichts anderes aussagte als: Lieber Barry, du kannst mir gar nichts. Einige Spieler unterstützen O'Sullivans Begehr, doch längst nicht alle finden gut, was er da treibt. "Wir sollten das professionell diskutieren", sagte Shaun Murphy, der Vorsitzende der Spielerkommission. Auch Judd Trump, mit dem O'Sullivan schon in der Vergangenheit aneinandergeraten ist, war die Diskussion eine Spur zu abgehoben. O'Sullivan lebe "auf einem anderen Planeten", kommentierte Trump. Doch wer im Snooker-Kosmos würde das eigentlich bestreiten?
Ronnie O'Sullivan sichert sich zwei weitere Snooker-Rekorde. Den Streit des besten Spielers mit dem Verbandschef finden aber nicht alle Kollegen gut.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/o-sullivan-snooker-uk-championship-1.4247288
Ronnie O'Sullivan: Revoluzzer vom anderen Planeten
00/12/2018
Ein sogenanntes Joker-Tor ist ein Treffer durch einen eingewechselten Spieler. Für Borussia Mönchengladbach haben die Spieler Raffael und Florian Neuhaus beim 3:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart ligaweit die Joker-Tore Nummer 69 und 70 in dieser Saison geschossen. So viele hat es in der Bundesliga noch nicht gegeben. Beim VfB Stuttgart, dem mit neun Treffern angriffsschwächsten Team, würden sie in schwierigen Zeiten auch gerne mal so ein Joker-Tor bejubeln, doch stattdessen sind ihnen in Mönchengladbach gleich zwei irgendwie gegenteilige Schicksale widerfahren: erst ein Platzverweis für den eingewechselten, durchaus Joker-tauglichen Erik Thommy - und dann auch noch ein Eigentor durch einen kurz danach verletzt ausgewechselten Spieler. Bei diesem Spieler handelt sich ausgerechnet um den Weltmeister Benjamin Pavard. Er fällt mit einem Muskelbündelriss im Oberschenkel für mehrere Wochen aus. Der 22-jährige Franzose zog sich in der zweiten Halbzeit offenbar zunächst einen Faserriss im Oberschenkel zu, wollte aber tapfer durchhalten, weil sein VfB bereits dreimal gewechselt hatte und nach dem Platzverweis für Thommy ohnehin schon Unterzahl war. In der 84. Minute unterlief ihm dann mit einem schmerzhaften Ausfallschritt das Eigentor zum 0:3, und danach war an Weiterspielen endgültig nicht mehr zu denken. Stuttgart beendete die Partie zu neunt. Andreas Beck und Dennis Aogo waren bereits verletzt ausgewechselt worden. Drei Punkte und vier Spieler haben die Stuttgarter folglich verloren - jetzt ist die Frage, wie wohl die Elf aussieht, die am kommenden Samstag daheim gegen Hertha BSC unbedingt gewinnen soll. Die kurz- und längerfristigen Ausfälle nehmen beim VfB allmählich das Ausmaß einer schlagkräftigen Mannschaft an: in der Abwehrkette Pablo Maffeo, Holger Badstuber, Benjamin Pavard und Borna Sosa, im Mittelfeld Erik Thommy, Dennis Aogo, Andreas Beck, Berkay Özcan und der kaum zu ersetzende Daniel Didavi. Körperlich unbeschadet ist allenfalls der Sturm, in dem Mario Gomez und Anastasios Donis in Gladbach allerdings Wirkungslosigkeit demonstrierten; was wiederum daran liegt, dass Donis ebenfalls eine längere Verletzungspause hinter sich hat und erkennbar noch nicht in bester Verfassung ist. Gomez hat seit zwei Monaten nicht mehr getroffen Sportvorstand Michael Reschke, der gerade die Nachteile seines Konzepts "kleiner Kader" erfahren muss, berichtet von einem ausgiebigen Gespräch, das er gerade mit Mario Gomez geführt habe, weshalb er alle Skeptiker erst mal beruhigt: "Mario ist unglaublich klar und fokussiert - wir werden vor Weihnachten noch ein wichtiges Tor von ihm erleben." In Stuttgart rätselt man nun, ob auch ein Tor im Abschlusstraining gemeint sein könnte. Die personellen Möglichkeiten für Trainer Markus Weinzierl sind in den verbleibenden Spielen gegen Berlin, in Wolfsburg und gegen Schalke begrenzt, umso offensichtlicher ist, dass der Verein das Transferfenster im Januar für Verpflichtungen nutzen wird. "In dieser Saison werden viele Spiele über die Bank entschieden", sagte Weinzierl über die beiden Gladbacher Joker-Tore - "aber wir sind für so was viel zu dünn besetzt." Das war noch einmal eine nicht allzu subtile Ansage an den Vorstand. Bei Mönchengladbach saß am Sonntag ein Spieler auf der Bank, der dort zurzeit nicht einmal zweiter oder dritter Einwechselkandidat ist: Patrick Hermann. Der 27-Jährige galt mal als eines der größten Talente auf den Angriffsflügeln, doch als die Gladbacher am Sonntag neue Offensivimpulse benötigten, kamen Raffael, Neuhaus und Johnson ins Spiel. Herrmann ist eine Verkaufsposition, und als interessiert an dem Ergänzungsspieler gilt: der VfB. Mit neun Toren und elf Punkten ist Stuttgart Drittletzter. Neun Spieler sind verletzt, Gomez hat seit zwei Monaten nicht mehr getroffen. Die Lage ist dramatisch, aber Sportchef Reschke demonstriert Zuversicht. Die personelle Situation bereite ihm durchaus "Bauchschmerzen", sagt er, aber durch die Niederlage in Gladbach habe sich an der tabellarischen Konstellation wenig geändert. "Die Lage bleibt herausfordernd, mit solchen Rückschlägen müssen wir klarkommen." Welche elf Spieler damit klarkommen sollen am Samstag, ist allerdings die große Frage.
Beim VfB Stuttgart wird die Lage dramatisch: Neun Spieler sind verletzt, auch Weltmeister Pavard fehlt mehrere Wochen. Trainer Weinzierl macht eine klare Ansage an den Vorstand.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/bundesliga-vfb-stuttgart-pavard-1.4247270
VfB Stuttgart: Drei Punkte und vier Spieler verloren
00/12/2018
Es ist längst sein Verein, sein Publikum, seine zweite Heimat, auch wenn Mizuki Oikawa 9000 Kilometer östlich von hier geboren wurde, in Ohira-mura, Japan. Oikawa kennt diese "Mi-Zu-Ki!"-Sprechchöre, die ihn in Bad Königshofen schon durch manches Match getragen haben. Am vergangenen Sonntag erklangen sie jedoch früher und euphorischer als sonst, noch vor dem ersten Ballwechsel der Tischtennis-Erstligapartie gegen den TTC Grenzau. Sie begleiteten den 21-Jährigen bei seinen zwei 3:0-Siegen gegen Anders Lind und Kirill Gerassimenko. Und gut zwei Stunden später, da brachte er das Publikum noch einmal richtig zum Toben, mit einem Satz, der an John F. Kennedy erinnerte: "Ich bin ein Königshöfer."
"Ich bin ein Königshöfer": Mizuki Oikawa verlängert seinen Vertrag in Unterfranken. Dabei hatte der 21-jährige Japaner gute Angebote anderer Erstligisten.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/tischtennis-der-sohn-wird-gross-1.4247076
Der Sohn wird groß
00/12/2018
Mit Übermenschlichkeit wollte Dennis Endras nicht in Verbindung gebracht werden, einem ungeschriebenen Gesetz wollte er sich in diesem Fall allerdings entziehen. Der Torwart der Mannheimer Adler sah es nicht ein, dass er seinen Mannschaftskollegen einen auszugeben habe, wie es für Torhüter nach Zu-Null-Spielen oft üblich ist. "Heute ist es definitiv andersrum", sagte der 33-Jährige lachend. Dass die Mannheimer Adler mit ihren zahlreich mitgereisten Fans am Sonntag in München ausgelassen zu "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Chören tanzen konnten, lag zu großen Teilen an ihrem Torhüter. Endras war beim 1:0-Sieg nach Penaltyschießen gegen den EHC Red Bull München nicht zu überwinden, weder in den 60 regulären Spielminuten noch in der fünfminütigen Verlängerung noch im Penaltyschießen. Endras war der Spieler des Spitzenspiels der Deutschen Eishockey Liga (DEL).
"Intensiv", "aufregend", "brutal": Das flirrende 0:1 gegen Mannheim verschafft dem deutschen Meister eine Ahnung vom Champions-League-Rückspiel am Dienstag in Malmö.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/ehc-red-bull-muenchen-fingerzeige-bis-ins-fruehjahr-1.4247292
EHC Red Bull München - Fingerzeige bis ins Frühjahr
00/12/2018
Auf dem Transatlantik-Flug war die familiäre Ordnung noch gegeben, doch kaum hatte die Familie Reinprecht Nürnberger Boden betreten, war sie verflogen. Henning Reinprecht, der neun Jahre alte Sohn von Steven Reinprecht, war in der vergangenen Woche schneller weg, als sein Vater schauen konnte. Zwei Tage lang bekam Reinprecht senior den Reinprecht junior nicht mehr zu sehen, Sorgen musste man sich aber nicht um ihn machen. Henning wurde von Freunden abgeholt, besuchte seine alte Schule und übernachtete bei Freunden. Für die Reinprechts war die Reise nach Nürnberg schließlich nicht nur eine Rückkehr in eine Stadt, in der das Familienoberhaupt sechs Jahre lang seinen Beruf ausgeübt hatte. Es war ein Ausflug in ein sehr vertrautes Umfeld. Oder um es in den Worten von Mette, Reinprechts Tochter, zu sagen: in die Heimat. Sie war erst wenige Monate alt, als es die Reinprechts 2012 nach Nürnberg kamen. Steven Reinprecht war auch wegen Geschichten wie diesen so emotional berührt, als er am Freitag in einem Trikot der Nürnberg Ice Tigers und Anzughose auf ein Pult im Mittelkreis der Eisfläche zuschritt, das nur seinetwegen da stand. "Es ist viel leichter, in einer ausverkauften Halle Eishockey zu spielen, als eine Rede zu halten", sagte er. Knapp 8000 Menschen lauschten den Worten des 42-jährigen Kanadiers, der seit Mai kein Eishockeyprofi mehr ist. Dann blickten sie gemeinsam mit ihm und seiner Familie, die er ganz eng an sich drückte, nach oben und verfolgten, wie seine Trikotnummer 28 unter das Hallendach der Nürnberger Arena gezogen wurde. Der Freitagabend war ein hochemotionaler für das Nürnberger Eishockey. Ice-Tigers-Geschäftsführer Wolfgang Gastner nannte ihn "historisch", als er Reinprechts Verdienste aufzählte. 313 Mal hatte der Stürmer das Trikot der Franken getragen, 330 Scorerpunkte gelangen ihm. Nicht nur in Nürnberg war sein Name ein Synonym für Eleganz, Spielkultur und Sportsgeist. "Keine Frage", sagte Münchens Coach Don Jackson, der erfolgreichste Trainer der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL), "er war einer der Elitärsten. Ich ziehe meinen Hut vor ihm." Nürnbergs Kapitän Patrick Reimer, der jahrelang mit Reinprecht in einer Angriffsreihe auf dem Eis stand, nannte ihn einen "stillen Leader, tollen Menschen und ein Vorbild". Die Reinprecht-Zeremonie trieb die kriselnden Ice Tigers zu einer Spitzenleistung, 4:1 bezwangen sie im Anschluss den amtierenden Meister EHC München. "Wir haben seinen Geist gespürt", sagte Reimer hinterher zwinkernd. "Wenn wir so spielen", betonte der Kapitän, "können wir jeden in der Liga schlagen." Reimer hoffte, dass der emotionale Sieg einen Wendepunkt markieren würde - wies aber auch darauf hin, dass "wir leider schon öfters hier gestanden und gesagt haben, das war vielleicht der entscheidende Sieg, den wir brauchten". Am Sonntag war der Reinprecht-Effekt dann tatsächlich schon wieder verpufft. Die Nürnberger führten im Auswärtsspiel gegen die Straubing Tigers zwar 4:2 und 5:3, verloren das Derby aber 5:6 nach Penaltyschießen. Tim Bender machte die Niederlage an zu vielen Strafzeiten und fehlender Konstanz fest. "Es sind immer diese fünf, sechs, sieben Minuten, in denen wir wieder Gegentore kassieren", sagte er, "das bringt uns einfach um." Erst einmal ist es den Franken in dieser Saison gelungen, auf einen Sieg einen weiteren Sieg folgen zu lassen. Das erklärt, warum der Rückstand auf den letzten Playoff-Rang neun Punkte beträgt. Reinprecht hatte seinen früheren Teamkollegen noch Mut gemacht: "Die Saison ist erst zur Hälfte rum, es ist noch nicht vorbei." Am Montag kehrte er samt Familie in die USA zurück, wo er bei der Eishockey-Mannschaft der Universität von Denver seine ersten Schritte in der Trainerwelt macht. Wohin ihn diese führen werden, weiß er noch nicht. Er verriet aber, dass er auch nach Europa blicke, wenn es um zukünftige Trainer-Engagements gehe. Und dass er eine "sehr starke Verbindung" zu Nürnberg habe. "Wir werden sehen, was passiert. Ich glaube, dass sie (Nürnbergs Vereinsführung, Anm. d. Red.) im Moment auf diese Saison fokussiert sind." Martin Jiranek, neben dessen Nummer zwölf Reinprechts 28 nun unter dem Hallendach verewigt ist, bestätigte diesen Eindruck. Momentan denke er nicht an das nächste Jahr, sagte Trainer Jiranek, der auch Nürnbergs Sportdirektor ist. Das seien Fragen, die zu einem späteren Zeitpunkt der Saison zu beantworten seien. Reinprechts Interesse dürfte aber auch er erahnen.
Der frühere Stürmer Steven Reinprecht, 42, kehrt nach Nürnberg zurück - um sich zu verabschieden.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/eishockey-die-28-unter-dem-dach-1.4247078
Die 28 unter dem Dach
00/12/2018
"Wir stecken in einer ganz schwierigen Phase", sagt Martin Wild, womit er nicht einmal die jüngste Niederlage in Haßloch meint. Dort haben seine Drittliga-Handballer mit 26:27 Toren verloren, was aus mehreren Gründen nicht zu erwarten war. Zum einen der Tabellenstand: Die Pfälzer befanden sich in bedrohlicher Nähe zur Abstiegszone, der TuS hingegen durfte sich nach oben orientieren. Zudem lichtet sich sukzessive das Lazarett der Brucker. In Haßloch war Matthias Hild wieder dabei, der zusammen mit dem in der Vorwoche zurückgekehrten Max Horner ein starkes Linkshänder-Duo im Rückraum bildet. Auch Yannick Engelmann und Falk Kolodziej sind seit kurzem zurück, was den Kader deutlich verstärkt. Außerdem war Haßloch ein Gegner, "gegen den wir immer gut ausgesehen haben", erklärt der Coach, doch es half alles nichts: "Wir haben die bisher schlechteste Leistung der ganzen Saison gezeigt." Schön für Haßloch, das sich ein kleines Polster nach hinten verschafft hat. Blöd für den TuS, der den Anschluss an die Spitze vorerst verpasst hat. Womit man bei der kitzligen Phase wäre: "Wir haben drei ganz schwere Auswärtsspiele vor der Brust", sagt Wild, zwischendrin gastiert Zweitligaabsteiger Saarlouis in der Wittelsbacher Halle. Die rote Zone ist zwar beruhigende zwölf Zähler entfernt, aber drei, vier Niederlagen könnten alle gesetzten Ziele schnell in Gefahr bringen, Platz sechs etwa, der die DHB-Pokalteilnahme bringt. Der Trainer jedenfalls war reichlich angefressen, denn er musste den Eindruck gewinnen, dass sein Team "nicht zu 100 Prozent bei der Sache" war - früh lagen die Brucker 3:7 zurück. "Wir haben nicht am Limit gespielt", so Wild, was sich angesichts der spielerischen Klasse "bei uns nach wie vor rächt". Der TuS ist dann am stärksten, wenn die Mannschaft kämpft, vor allem in der Defensive. Haßloch ist mit seinen wuchtigen Rückraumwerfern eigentlich ein dankbarer Kontrahent der offensiven TuS-Deckung, zur Halbzeit (11:13) war Bruck wieder dran. Es blieb knapp, Hild traf zum 26:27, den letzten Angriff hatten die Gäste. Aber er verpuffte eigenartig emotionslos, bezeichnend für den gesamten Auftritt, fand Wild. Entsprechend fiel sein Fazit zur Schlussphase aus: "So ein Gekrampfe." Der TuS ist zum Abschluss der Hinrunde Siebter, vier Punkte fehlen auf Rang zwei. "Damit kann ich leben", sagt Wild, wäre da nicht "der Makel vieler verpasster Chancen".
Der Handball-Drittligist enttäuscht bei der unnötigen 26:27-Niederlage in Haßloch und verliert den Anschluss zur Spitze.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/tus-fuerstenfeldbruck-so-ein-gekrampfe-1.4247294
"""So ein Gekrampfe"""
00/12/2018
Der Trainer fassungslos, der Manager Horst Heldt in Rage: Nach dem Unentschieden in Mainz fühlen sich die Hannoveraner bei mehreren Szenen benachteiligt. Nun ermittelt der DFB-Kontrollausschuss - gegen Horst Heldt. Dass ein schnödes 1:1 zwischen Mainz 05 und Hannover 96 so viele Geschichten lieferte, lag nicht am Sport. Das hatte Hannovers Trainer André Breitenreiter sofort nach dem Abpfiff gewusst und fand das: "schade". Denn immerhin, so Breitenreiter, habe seine Mannschaft in Mainz "gemeinsam gefightet" und "diszipliniert den Plan ungesetzt". Zwar bleibt die Lage weiter prekär für den Tabellenvorletzten, aber Breitenreiter wollte zumindest darauf hingewiesen haben, dass seine Elf eine klare Leistungssteigerung zeigte. Doch selbst Breitenreiter redete nur kurz über das Sportliche, das an diesem bizarren Abend tatsächlich zu einer Randnotiz verkam. Die Auslegung des Videobeweises stand im Mittelpunkt der Debatte. Erst getestet und dann eingeführt, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, wird er immer noch zuweilen zum Ärgernis für alle Beteiligten. Am Wochenende ließ er beide Mannschaften emotional verwirrt zurück. Die abstiegsgefährdeten Hannoveraner ärgerten sich vor allem über jene Szene in der 86. Minute, als Schiedsrichter Robert Hartmann auf Elfmeter für Mainz entschied. Dabei hatte sich der Mainzer Stürmer Jean-Philippe Mateta beim Vordringen in den Strafraum, bedrängt von Hannovers Ostrzolek, schlicht fallen lassen. Der Videoassistent in Köln, "in Patrick Ittrich immerhin ein Bundesliga-Schiedsrichter", wie 96-Trainer Breitenreiter fassungslos bemerkte, meldete sich aber nicht; Brosinski verwandelte den Strafstoß zum 1:1. Direkt nach dem Abpfiff wetterte 96-Manager Horst Heldt in die Sky-Kamera: "Das ist eine Schwalbe! Das ist Wahnsinn, das nicht zu sehen. Das ist nicht mehr akzeptabel, der ganze Scheiß." Nachdem Heldt mit dem Schiedsrichter in der Kabine gesprochen hatte, erklärte er dann: "Der Schiri ist genau so niedergeschlagen wie wir. Der Schiedsrichter auf dem Feld darf Fehler machen. Was aber einfach nicht funktioniert, ist der Ablauf der Korrektur." Was die Hannoveraner zusätzlich aufregte, war, dass Hartmann in der ersten Halbzeit vom Videoassistenten aufgefordert wurde, das Spiel zu unterbrechen und sich Bilder eines vermeintlichen Handspiels von Hannovers Abwehrspieler Kevin Wimmer anzusehen. Dabei hatte sich Wimmer den Ball unabsichtlich an die Hand geköpft, ein aussichtsreicher Konter von Hannover wurde unterbrochen. "Da soll er die Klappe halten", sagte Heldt, gegen den der DFB-Kontrollausschuss wegen seiner zahlreichen harschen Aussagen am Montag ein Ermittlungsverfahren einleitete. Immerhin einmal aber meldete sich Videoassistent Ittrich zu Recht: Beim vermeintlichen 2:1-Siegtreffer stand der eingewechselte Torschütze Anthony Ujah in der vierten Minute der Nachspielzeit tatsächlich im Abseits. Die Mainzer feierten aber bereits wie nach einem Pokalsieg, Torschütze Ujah feuerte sein Trikot im Rausch der Gefühle auf den Boden - und bekam eine gelbe Karte. Wohlgemerkt: Eine gelbe Karte für einen sanktionierten Jubel nach einem Tor, das dann gar nicht zählte. Dieser Abend trieb wirklich absurde Blüten. Referee Hartmann hatte zehn Minuten nachspielen lassen, weil er die Partie kurz nach der Halbzeit für einige Minuten hatte unterbrechen müssen. Anhänger von Hannover hatten Rauchfackeln gezündet. Die eigenwillige Deeskalationsstrategie des Mainzer Stadionsprechers Klaus Hafner darf dabei nicht unerwähnt bleiben. Er nannte die Zündler "armselige Kreaturen" und empfahl "den Vernünftigen im Block", den Pyromanen die "Fackeln abzunehmen und denen diese in den Hals zu schieben". In Mainz erzählte Hannovers Profi Matthias Ostrzolek hinterher, Mateta habe auf dem Platz zugegeben, dass es kein Foul gewesen sei in der Situation, die zum Elfmeter führte. Allerdings verschickte Mainz 05 hinterher eine Pressemitteilung mit einem Zitat Matetas, in dem der Franzose erklärte: "Es war keine Schwalbe - es gab einen Rempler, und ich war im Lauf. Ich habe mich nach dem Spiel von den gegnerischen Spielern per Handschlag verabschieden wollen - ich kann mich nicht für eine Schwalbe entschuldigen, die keine war." Diese Sicht auf die Situation hat Mateta mit Videoschiedsrichter Ittrich exklusiv. Die TV-Bilder zeigen: Wenn es überhaupt einen Kontakt gegeben hat, fiel Mateta leicht und spät. Breitenreiter sagte: "Wenn wir diese Situation im Keller in Köln nicht als Schwalbe bewerten, dann ist das nicht mehr gerecht, dann müssen wir den Videobeweis abschaffen."
Der Trainer fassungslos, der Manager Horst Heldt in Rage: Nach dem Unentschieden in Mainz fühlen sich die Hannoveraner bei mehreren Szenen benachteiligt. Nun ermittelt der DFB-Kontrollausschuss - gegen Horst Heldt.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/hannover-96-schwalbe-wahnsinn-1.4247266
"""Schwalbe! Wahnsinn!"""
00/12/2018
Man muss nicht immer brüllen, um gut verstanden zu werden. So leidenschaftlich Hendrik Pleines während eines Spiels seiner Mannschaft an der Seitenlinie werden kann, so ruhig und reflektiert äußert sich der Trainer der Gröbenzeller Handballerinnen für gewöhnlich in kleinerem Kreise. Auch nach der 27:29-Niederlage des HCD bei der Zweitligareserve der TSG Ketsch war kein Gebrüll aus der Kabine zu vernehmen, vielmehr teilte Pleines seinem Team mit, dass er wenig Lust verspüre, fortan mit Spielerinnen zu arbeiten, deren Arbeitsethos zu wünschen übrig lasse. Zum Wortlaut wollte er nichts sagen, es war aber so deutlich, dass sein Appell auf Verständnis stoßen werde. In den vergangenen Wochen habe er eine arg nachlässige Herangehensweise im Training feststellen müssen, was sich nun erstmals auf dem Spielfeld fortgesetzt habe. "Das waren die ersten beiden komplett unnötigen Minuspunkte", stellte Pleines erbost fest, die Niederlagen in Freiburg und zu Hause gegen Allensbach waren knapp und seien gegen Spitzenteams passiert, die jüngste beim Vorletzten Ketsch II dagegen war das Resultat eines pomadigen Auftritts, so Pleines: "Wir waren überheblich und nicht in der Lage, den Kampf anzunehmen." Besonders ärgerte es den Coach, weil er sein Personal explizit vor einem bissigen Gegner gewarnt hatte. "Die haben um jeden Zentimeter gekämpft und wir dachten, das wird eine lockere Kiste." Auch dass in Verena Oßwald, die aus Gröbenzell nach Ketsch gewechselt ist, und Elena Fabritz zwei Spielerinnen im Kader waren, die dem Zweitligakader entstammen, kam nicht überraschend: "Beide haben schon in den vergangenen Spielen in der Reserve gespielt", so Pleines, in den Griff bekam seine Mannschaft das Duo dennoch nicht: Oßwald traf sieben Mal, Fabritz gelangen gar neun Treffer. Ketsch ging schnell 3:0 in Führung, Gröbenzell kam zwar immer wieder auf, lag zur Halbzeit (11:12) nur ein Tor im Rückstand und hatte drei Minuten vor dem Ende durch Beatrice Mazzuccos fünften Treffer zum 26:27 aufgeschlossen. Aber Ketsch zeigte sich entschlossener, willensstärker und gewann verdient. Pleines beklagte hernach das Fehlen von kampfstarken Spielerinnen wie eben Oßwald, Katrin Friedrich, die zum Zweitligisten Herrenberg wechselte, Svenja Jaenicke, die ihre Karriere beendet hat, oder die verletzte Verena Obermeier. Auch dass Sina Fischer nicht eingesetzt werden konnte, habe sich negativ auf das Spiel ausgewirkt. So wollte Pleines lediglich die unermüdlich rackernde siebfache Torschützin Vera Bassel von seiner Kritik ausnehmen, sowie Amelie Bayerl (3 Tore), die sich nach Kräften mühte, Struktur ins Spiel zu bringen. Der Anschluss an die Spitzenteams Freiburg und Allensbach (je 17:3 Punkte) ist vorerst dahin, freilich ist mit der dritten Niederlage des HCD (14:6) kaum ernsthafter Schaden entstanden. Pleines erwartet schon im nächsten Training "maximalen Einsatz". Der erkennbaren Einsicht "müssen nun Taten folgen", fordert der Coach unmissverständlich, der seinen Spielerinnen indes einen Aussetzer zugesteht: "Ich möchte jetzt auch nicht den Stab über die Mannschaft brechen."
Hendrik Pleines, Trainer der Drittliga-Handballerinnen, übt nach der Niederlage bei Ketsch II deutliche Kritik an der Einstellung seines Teams.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/hcd-groebenzell-bedrohliche-stille-1.4247296
Sport in der Region
00/12/2018
Die deutsche Auswahl ist scheinbar locker durch die Vorrunde gekommen - wäre da nicht die Schlussphase gegen Malaysia. Für das Viertelfinale muss das Team sich steigern. Bhubaneswar- Die Vorrunde verlief wie geplant, die deutsche Hockey-Nationalmannschaft ist auf dem direkten Weg ins Viertelfinale der Weltmeisterschaft eingezogen. Drei Spiele, drei Siege in Bhubaneswar in Indien - und alle drei ungefährdet, sieht man von der Fahrlässigkeit ab, die das Team von Bundestrainer Stefan Kermas am Ende doch noch überkam. 3:0 hatte die Auswahl gegen Malaysia im letzten Gruppenspiel schon geführt, die Konzentration ließ nach, Anschlusstreffer fielen, aber es reichte noch für einen 5:3-Sieg. Dass Kermas dennoch entspannt in das Achtelfinale gegen Belgien oder Pakistan (Do., 14.30 Uhr MEZ/Dazn) gehen kann, liegt nicht nur an der insgesamt stabilen Abwehr um Martin Häner und Tobias Hauke, sondern auch am Sturm mit seinen äußerst schnellen Flügelspielern Niklas Wellen und Christopher Rühr. Und mit Marco Miltkau, der die ideale Ergänzung für die beiden darstellt, obwohl er doch eigentlich im Mittelpunkt steht, vor dem gegnerischen Tor. In Indien hat Miltkau bereits vier Tore erzielt, davon zuletzt zwei gegen Malaysia und Torwart Kumar Subramiam. Die Szenen ähneln sich. Miltkau, 28, ist Strafraumstürmer. Der frühere Welthockeyspieler Moritz Fürste urteilt über ihn: "Er hat den Torriecher, den es heute nicht mehr so häufig gibt." Miltkau selbst sagt: "Mein Bereich ist der Kreis, ich versuche, da 'rumzuwirbeln." Zwei Tore fielen auf diese Art gegen Malaysia, auch gegen Pakistan und die Niederlande traf er je einmal. In der K.-o.-Runde müssen sich dennoch alle steigern. Stellungsfehler beim gegnerischen Konter oder Fehlpässe beim eigenen Gegenstoß wie gegen Malaysia "werden im Viertelfinale noch stärker bestraft", sagt Kermas. Und Hauke, der gegen Malaysia sein 300. Länderspiel absolviert hatte, fordert, die Mannschaft dürfe nicht einfach den Faden verlieren und "so viele Konter und Ecken zulassen". Als gutes Zeichen wertete er, dass sein Team sich aus der kritischen Lage befreit hat: "Wir haben uns wieder Ecken erarbeitet und noch zwei weitere Tore gemacht."
Die deutsche Auswahl ist scheinbar locker durch die Vorrunde gekommen - wäre da nicht die Schlussphase gegen Malaysia. Für das Viertelfinale muss das Team sich steigern.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/hockey-wm-in-indien-mit-denkzettel-weiter-1.4247284
Hockey-WM in Indien - Mit Denkzettel weiter
00/12/2018
Alles nicht so einfach: Dass der MSC in dieser Wintersaison von Halle zu Halle ziehen muss wie ein Nomadenstamm, könne man „auf professioneller Ebene ehrlich niemandem vermitteln“, sagt MSC-Trainer Patrick Fritsche. Nach anderthalb gespielten Minuten neigte sich die Hochsprungmatte neben dem Tor der Frankfurter Gäste zunächst bedenklich nach vorn und klatschte dann laut auf den Parkettboden. Helfer stellten sie routiniert an ihren Platz zurück, die Erstliga-Partie zwischen den Männern des Münchner Sportclubs und Frankfurt konnte weitergehen. Doch die Matte hatte zuvor für einen Moment den Blick auf ein faustgroßes Loch in der Holzverkleidung freigegeben. Loch und Matte stehen exemplarisch dafür, was das hinlänglich bekannte Münchner Hallenproblem derzeit für die beiden Bundesliga-Hockeyteams des MSC bedeutet: Sie müssen improvisieren, so gut es geht. Sportlich betrachtet verlief der zweite Doppelspieltag der Hallenserie für den MSC grundsolide: Männer wie Frauen holten mit je einem Sieg und einem Remis vier Punkte und müssen sich wohl nicht mehr mit dem Abstieg beschäftigen. Weniger Sorglosigkeit ist beim Thema Heimspielstätte geboten, denn Sanierungsmaßnahmen in Allach - jener Halle, in der der MSC während der Wintermonate seit Jahren Dauergast ist - verschärfen die ohnehin angespannte Situation. Etwa einen Monat vor Saisonbeginn habe der MSC vom erforderlichen Umzug in die Halle am Bauhausplatz erfahren, sagte Hockey-Abteilungsleiter Frank Ommert, wo die Teams aber lediglich eine von zwei Trainingseinheiten absolvieren könnten. Der Heimvorteil sei damit nur noch ein halber. Es gibt noch ein paar andere Minuspunkte wie den Umstand, dass keine regulären Parkplätze zur Verfügung stehen. Das Spiel am Samstag hatte noch nicht begonnen, als an den Autos der ersten MSC-Spieler bereits Strafzettel klebten. Zudem fasst die Halle lediglich 199 Zuschauer. "Wenn wirklich eine Mannschaft das Viertelfinale erreichen sollte und wir das zu Hause austragen dürften, wäre eine Halle mit dieser Kapazität eine Katastrophe", sagte Ommert und dämpfte zugleich die Hoffnungen auf eine planmäßige Rückkehr nach Allach zum Saisonende: "Wir wissen noch gar nicht, ob Allach im Januar bespielbar ist, weil es Informationen über Verzögerungen bei der Baustelle gibt." Für die Männer ist das Viertelfinale derzeit kein unrealistisches Szenario, sie führen ihre Sechserstaffel nach vier von zehn Spielen mit acht Punkten an, obgleich sie bereits drei Spiele gegen potenzielle Abstiegskämpfer absolviert haben. Nach dem 5:5 (3:2) gegen Frankfurt und dem 9:2 (4:1) gegen Stuttgart sagte Trainer Patrick Fritsche: "Wir sind sehr froh, dass wir dieses Jahr keinen Krimi vorbereiten müssen. Das kommende Wochenende wird jetzt entscheiden, ob es eine Cocktailsaison wird oder noch mehr geht." Der Spielplan weist für das Wochenende zwei Heimspiele für Fritsches Team aus, wo diese stattfinden werden, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Die Samstagspartie gegen den TSV Mannheim wird sicher im Gymnasium Nord gespielt. Die Sonntagspartie gegen Nürnberg könnte ebenfalls dorthin verlegt werden, ist aber bislang am Bauhausplatz angesetzt. Grund für die Überlegungen ist besagtes Loch hinter der Hochsprungmatte, das nicht die einzige Blessur ist, die die harten Hockeybälle der Schulturnhalle bislang verpasst haben. Denn die Halle wurde zwar als hockeytauglich abgenommen, hat aber keine Ballfangnetze. Der MSC hat Netze bestellt, allerdings müssten dafür Stahlseile unter der Hallendecke gespannt werden - nichts, was die Teambetreuer vor dem Anpfiff mal eben mit dem Akkuschrauber erledigen könnten. "Die Schule will uns hier wegen der Schäden eigentlich nicht drin haben", sagte Ommert, "aber die Stadt hat keine Alternative, weil Allach nicht fertig ist." Unabhängig davon, wo am kommenden Wochenende gespielt wird, findet Fritsche, dass man das diesjährige Hallen-Nomadentum "auf professioneller Ebene ehrlich niemandem vermitteln kann". Wechselnde Spielorte seien mehr als ärgerlich, "weil sie es uns erschweren, bei Sponsoren einen Fuß in die Tür zu bekommen". Er habe Verständnis für die allgemeine Knappheit. "Wir wollen mit der Stadt Hand in Hand gehen", sagte er, "aber manchmal fehlt uns so ein bisschen die andere Hand." Die MSC-Frauen, die dank des 4:0 (3:0) gegen den Tabellenletzten Feudenheim und ein 4:4 (1:2) in Nürnberg auf Platz drei stehen, nehmen sich am kommenden Wochenende eine Auszeit vom Hallenthema: Sie spielen in Rüsselsheim und beim Mannheimer HC.
Die Hockey-Teams des Münchner SC sind ihre Abstiegssorgen nun los, die Hallensituation bleibt aber weiter kritisch.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/hockey-sportlich-solide-baulich-instabil-1.4247298
Sportlich solide, baulich instabil
00/12/2018
Uwe Neuhaus wird als Cheftrainer bei Armina Bielefeld Nachfolger des beurlaubten Jeff Saibene. Er erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2020, wie der Fußball-Zweitligist am Montagabend mitteilte. Zuletzt stand der 59-jährige Neuhaus bis zum August beim Ligakonkurrenten Dynamo Dresden unter Vertrag. Zuvor hatte er sieben Jahre lang beim 1. FC Union Berlin gearbeitet. In der Zweiten Liga ist es bereits der achte Trainerwechsel der Saison. Die Arminia hatte Saibene am Montag beurlaubt. Einen Tag nach dem enttäuschenden 1:1 im Kellerduell gegen den SV Sandhausen musste der 50 Jahre alte Luxemburger, der den Verein in der vergangenen Saison auf Platz vier geführt hatte, gehen. "Ich bedanke mich bei der Mannschaft, dem Klub und den Fans von Arminia Bielefeld für eine wunderschöne und erfolgreiche Zeit", sagte Saibene. Es sei schade, dass "es hier jetzt zu Ende geht. Ich bedauere das sehr, weil ich überzeugt davon bin, dass wir unsere Ziele erreicht hätten." Der Verein war anderer Ansicht: "Wir sehen das Erreichen unserer Ziele als gefährdet an", sagte Sportchef Samir Arabi nach zehn Pflichtspielen ohne Sieg. Das neue Trainerteam mit Neuhaus und seinem Assistenten Peter Németh wird bereits an diesem Dienstag das Mannschaftstraining in Bielefeld leiten.
Der achte Trainerwechsel in der laufenden Spielzeit: Arminia Bielefeld, Tabellenplatz 14, beurlaubt Jeff Saibene.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/zweite-liga-bielefeld-entlaesst-trainer-saibene-1.4247273
Zweite Liga - Bielefeld entlässt Trainer Saibene
00/12/2018
Spielte für 25 Vereine in 13 Ländern und soll jetzt in Düsseldorf als Sportchef sein Wissen einbringen: Lutz Pfannenstiel. Lutz Pfannenstiel wurde einst im Amazonas von einem Delfin gebissen. Er hat mit Ureinwohnern Maden gegessen, saß in Singapur im Gefängnis und wurde in Albanien von Fans mit Steinen beworfen. Der 45-Jährige - ewiger Dienstname: "Weltenbummler" - hat auf allen Kontinenten als Torwart Fußball gespielt, unter anderem in Finnland, Namibia, Neuseeland und Brasilien. Jetzt folgt seine nächste Herausforderung - in einem Kulturkreis, in dem man zu dunklem obergärigem Bier gebratene Blutwurst isst: Pfannenstiel wird Sportvorstand bei Fortuna Düsseldorf. Nachdem der gebürtige Niederbayer aus Zwiesel seine ereignisreiche Laufbahn 2010 beendet hatte, arbeitete er als Experte beim ZDF, als Assistenztrainer der namibischen Nationalelf, als Sachverständiger für Entwicklungsländer beim Deutschen Fußball-Bund sowie hauptsächlich als Scout bei der TSG Hoffenheim. Sein offizieller Titel dort lautete: Leiter Internationale Beziehungen. "Fortuna Düsseldorf ist ein spannender Verein, bei dem sich viel bewegen lässt", sagt Pfannenstiel nun über den Tabellenletzten der Bundesliga, der vom kommenden Sommer an womöglich wieder in der zweiten Liga spielt. Der Posten im Klub war zuletzt zweieinhalb Jahre lang nur ehrenamtlich besetzt, durch den früheren DFB-Trainerausbilder Erich Rutemöller, 73. Mit Wolf Werners Nachfolgern Helmut Schulte und Rachid Azzouzi war Düsseldorf seit dem Bundesliga-Abstieg 2013 nicht recht glücklich geworden, der Verein glaubte, auf einen hauptamtlichen Sportdirektor erst einmal verzichten zu können. Jetzt sieht man aber doch wieder die Notwendigkeit für eine zusätzliche Kraft. Pfannenstiel bildet künftig zusammen mit dem Vorstandschef Robert Schäfer, dem für Organisation und Spielbetrieb zuständigen Sven Mühlenbeck sowie mit Rutemöller einen Vier-Mann-Vorstand. "Wir sind gut aufgestellt, wollen uns aber strukturell weiterentwickeln", sagt der Düsseldorfer Aufsichtsratsvorsitzende Reinhold Ernst. "Wir haben in den vergangenen Monaten viele Gespräche mit Kandidaten geführt. Lutz Pfannenstiel hat uns mit seiner Fachkompetenz und Persönlichkeit überzeugt." Pfannenstiels Dienstantritt erfolgt an diesem Sonntag - nach dem kommenden Fortuna-Spiel gegen den SC Freiburg. Sein Vertrag gilt zunächst für drei Jahre. Es gibt nicht allzu viele Experten in der Branche, die weltweit so gut vernetzt sind wie er. Pfannenstiel hat in 13 Ländern für 25 Vereine gespielt. Von seinen Erlebnissen erzählte er in dem Buch: "Unhaltbar - Meine Abenteuer als Welttorhüter". In Singapur saß er wegen angeblicher Beteiligung an Spielmanipulationen 101 Tage im Gefängnis. Der Internationale Gerichtshof, beteuert Pfannenstiel, habe den Fall geprüft und das Urteil nicht anerkannt: "Mein polizeiliches Führungszeugnis ist einwandfrei." Gut zu wissen für die Verantwortlichen bei Fortuna Düsseldorf. Sie benötigen Pfannenstiels Expertise - bereits bei geplanten Wintertransfers.
Er spielte für 25 Vereine in 13 Ländern, nun wird Lutz Pfannenstiel Sportvorstand beim Tabellenletzten der Bundesliga.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/fortuna-duesseldorf-weltenbummler-1.4247275
Fortuna Düsseldorf
00/12/2018
Ob Argentinien eine Lehre aus den Vorfällen der letzten Woche ziehen werde? "Hoffentlich - aber vielleicht sind wir unverbesserlich", sagte danach der Trainer der Verlierer, Guillermo Barros Schelotto. Zum Hass-Gipfel wurde das Spiel hochgeschrieben, doch auf dem Platz ging es meist friedlich zu - auch wenn Boca Juniors' 1:0-Schütze Dario Benedetto seinem Gegenüber Gonzalo Montiel die Zunge rausstreckte. Eigentlich sollte das Rückspiel in Buenos Aires stattfinden, doch es wurde nach Madrid verlegt. Die Anhänger des "Club Atlético River Plate" versammelten sich trotzdem um den Obelisken im Zentrum der Stadt. "Als würde man uns den Tango rauben": Die Verlegung des Superclásico nach Madrid war für Argentinien ein schwerer Schlag. Doch nach River Plates Triumph über Erzfeind Boca Juniors zeigen sich gute Sieger und gute Verlierer. Am Dienstag reisen die Sieger von Spanien direkt nach Abu Dhabi weiter, Weltmeister können sie jetzt ja auch noch werden. Die Fans zu Hause müssen sich also noch etwas gedulden. Eigentlich hätte der Club Atlético River Plate den Triumph in der südamerikanischen Champions League gegen den Erzfeind Boca Juniors vor zwei Wochen mit 60 000 Verbündeten im eigenen Estadio Monumental in Buenos Aires landen und bejubeln wollen, aber dann lief es anders. "Wir kommen schon noch", versprach der glückliche Kapitän Leonardo Ponzio, frisch geduscht und mit der Goldmedaille um den Hals, weit nach Mitternacht in 10 000 Kilometern Entfernung in der Mixed Zone des Estadio Santiago Bernabéu, wo sonst Toni Kroos oder Sergio Ramos Rede und Antwort steht. Während sich die Verlierer mit verweinten Augen auf den weiten Heimweg machten, erlebt River die Odyssee als Spazierfahrt, da machen die paar Tage in den Emiraten, wo der Champion jetzt für das Halbfinale der Klub-WM gesetzt ist, auch nichts mehr aus. Davon wird Ponzio, bald 37, noch den Enkeln erzählen: Wie River nach über hundert Jahren Rivalität zum ersten Mal im Endspiel der Copa Libertadores auf Boca traf. Und wie die Weiß-Roten den Pokal dann fernab vom eigenen Erdteil erobern mussten, auch das war neu in 58 Jahren Wettbewerbsgeschichte. 5:3 in Addition aus Hin- und Rückspiel (2:2/3:1), ein Finale so episch und pompös wie eine Seifenoper. In Buenos Aires: Erst tropische Regenfälle und ein Tag Verzögerung im Stadion La Bombonera (Pralinenschachtel), die rasante Partie endete 2:2. Zwei Wochen später der Angriff Radikaler auf den Boca-Bus am Monumental, dem am grünen Tisch der Beschluss folgte, Argentinien das Spiel zu nehmen, was Lateinamerika als Entmündigung empfand. "Ein Schlag in die Volksseele", kommentierte zum Beispiel der Trainer des Klubs Huracán, es sei, als würde man Argentinien den Tango rauben. In Madrid: Etwa 4000 Sicherheitskräfte, Leibesvisite jedes Zuschauers, und dann eine Show auf den Rängen, wie sie das Bernabéu noch nie erlebte und Argentinien seit Jahren nicht. Weil dort seit 2013 Gästefans in den Arenen verboten sind, waren zum ersten Mal beide Gruppen wieder zusammen beim Fußball. Die Blau-Gelben (Boca) im Süden des Stadions lieferten sich ohrenbetäubende Gesangsduelle mit den Weiß-Roten (River) im Norden. Nach Rivers Sieg brannte dann ein einziges rotes bengalisches Feuer im zweiten Stock der Kurve. Mehr Zwischenfälle gab es in Madrid nicht. Pure südamerikanische Leidenschaft, die keine weiteren Leiden schuf. Im globalen Schaufenster Bernabéu, in das aus aller Welt rund 200 Millionen Fernsehzuschauer blickten, gelang auch auf dem Rasen eine Hommage an das Fußballland Argentinien, das Künstler wie Di Stéfano, Maradona oder den nun in Madrid mitfiebernden Messi hervorbrachte, sowie Philosophen wie Menotti oder Valdano. Es war kein feiner Trainerfußball auf höchstem Niveau, aber was beide an Herzblut vergossen, reicht in Europa für eine halbe Saison. Und natürlich brauchte das letzte Kapitel dieses mehr als einen Monat währenden Doppel-Endspiels am Schluss eine Verlängerung. Boca war per Konter in Führung gegangen (Benedetto, 43.), River hatte nach einer Pass-Stafette zum 1:1 ausgeglichen (Pratto, 67.). Mit der Auswärtstorregel hätte River nach dem 2:2 bei Boca damit triumphiert. Aber die Regel war in Madrid außer Kraft, was eine dramatische extra halbe Stunde ermöglichte. Zwei Kolumbianer übernahmen Hauptrollen. Bocas Wílmar Barrios sah zu Recht Gelb-Rot (92.), River besann sich, angeführt vom 25-jährigen Juan Fernando Quintero, seiner spielerischen Vorteile. Der begnadete Linksfüßer, nach einer Stunde eingewechselt, hatte bereits den Ausgleich vorbereitet, erzielte dann das 2:1 selbst (108.) und lancierte schließlich Pity Martínez beim 3:1 (120.+2). Boca hatte Sekunden zuvor den Pfosten getroffen und fast ein Elfmeterschießen erzwungen. Zu neunt. Beim eingewechselten früheren Real-Madrid-Akteur Fernando Gago war erneut die Achillessehne gerissen (117.). Der 32-Jährige humpelte vom Rasen und feuerte die Kapitänsbinde zu Boden. Wechseln konnte Boca nicht mehr. Torwart Andrada war in den letzten Minuten Stürmer, so konnte Martínez alleine auf das leere Tor zulaufen. River war ein guter Sieger und Boca ein guter Verlierer, kein böses Wort fiel über den Rivalen. Die Juniors hatten ja versucht, das Rückspiel zu verhindern. Als Guillermo Barros Schelotto nun gefragt wurde, ob weitere Schritte beim Internationalen Sportgerichtshof geplant seien, bewies der Trainer Größe: "Für mich ist es vorbei", sagte er leise, aber bestimmt, "River hat gewonnen." Ob Argentinien eine Lehre aus den Vorfällen ziehen werde? "Hoffentlich - aber vielleicht sind wir unverbesserlich." Was Siegercoach Marcelo Gallardo dachte, blieb in Madrid ein Geheimnis. Für das Finale gesperrt, musste der 42-Jährige auf die Tribüne - und verweigerte Südamerikas Verband Conmebol im Gegenzug den Gefallen, der Presse auch nur ein Wort zu schenken. In einen dicken Anorak gehüllt, sah man ihn nur beim Gratulieren der Spieler. Und der Assistenztrainer war auch keine Hilfe. Was er und Gallardo nach dem Schlusspfiff als Erstes besprochen hätten, wollte ein Reporter wissen. "Nichts, wir verstehen uns blind", war Matias Biscays Antwort, "es war eine lange Umarmung, wir haben zusammen geweint." Für den 1,69 Meter kleinen Gallardo, Spitznamen: Muñeco (Puppe) und Napoleon, ist es die dritte Copa Libertadores mit River Plate, eine gewann er als Spieler, nun zwei in vier Jahren als Coach. Kenner trauen ihm den Sprung nach Europa zu. Erst einmal aber wird er in Abu Dhabi zwei gute Partien zeigen wollen, eine davon womöglich im Finale gegen Real Madrid. Kapitän Ponzio findet, dieses Abenteuer solle man nun vor allem genießen. Und sich anschließend zu Hause am Rio de la Plata von den Fans hochleben lassen: "An Weihnachten oder Silvester, keine Ahnung, aber wir werden mit euch feiern, versprochen!"
"Als würde man uns den Tango rauben": Die Verlegung des Superclásico nach Madrid war für Argentinien ein schwerer Schlag. Doch nach River Plates Triumph über Erzfeind Boca Juniors zeigen sich gute Sieger und gute Verlierer.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/copa-libertadores-monumentaler-tanz-1.4247258
Copa Libertadores
00/12/2018
Das also soll das mit allen Superlativen überfrachtete Finale gewesen sein? Das längste Endspiel der Welt, der ultimative Superclásico zwischen River Plate und Boca Juniors, der aus Südamerika nach Madrid verpflanzt worden war und durch Verschiebungen und Suspendierungen 28 Tage dauerte? Nimmt man die reine Qualität der 120 Minuten, die mit Rivers 3:1-Sieg endeten, so ließe sich leicht die Nase rümpfen: Auf der Bühne namens Estadio Santiago Bernabéu wirkten die Aktionen mitunter so deplatziert wie Auftritte autodidaktischer U-Bahn-Musiker in der Scala. Nur: Was hatte man erwartet? Lateinamerika, vor allem Argentinien und Brasilien, war einst für den Weltfußball das, was Potosí für die spanischen Kolonisatoren war. Ein Ort, wo aus unerschöpflichen Minen scheinbar unendlich viel Silber zu schürfen war. In Potosí, Bolivien, ist heute kaum mehr als Zinn zu holen - ein Sinnbild dafür, dass Lateinamerika ein Kontinent mit offenen Adern ist. Auch im Fußball: Zurzeit verdienen rund 2000 argentinische Profis ihr Geld im Ausland. Diejenigen, die im Lande blieben, auch bei Kultklubs wie den Libertadores-Finalisten, sind weit davon entfernt, zu den besten Interpreten des Landes zu zählen. Es waren Kicker von der Resterampe, die in Madrid aufspielten; gelähmt von der Angst zu verlieren. Und voilà: Wegen ihres Reichtums an Nervosität, Ungenauigkeit, Fehlern erinnerte das Megafinale an zweitklassige Partien, mit Vintage-Elementen wie dem hierzulande vergessenen indirekten Freistoß im Strafraum. Und doch war es ein historisches Finale. Weil es ein komplett entwurzeltes Endspiel war. Dass das Libertadores-Finale über den Atlantik verschoben wurde, war den Gewalttätigkeiten vor dem ersten (von dann zwei abgeblasenen) Rückspielterminen geschuldet. Logische Reaktionen des Verbandes wären gewesen, das Finale abzusagen und Boca wegen der Angriffe von (angeblich) River-Fans zum Sieger zu erklären. Oder hinter verschlossenen Türen zu spielen. Doch die TV-Sender drohten, bei Absage die Gelder zu sperren. Ausländische Großsponsoren lockten den Verband Conmebol in ihre jeweiligen Heimatländer, wegen der angeblichen Unfähigkeit der Argentinier, die Sicherheit zu garantieren. Nun klopft Spaniens Innenminister seiner Polizei auf die Schulter, weil Ausschreitungen ausblieben. Das freilich war kein Wunder: Auch Randale bedarf eines gesellschaftlichen Kontexts, und Spanien ist nun mal nicht das krisengeplagte Argentinien. Spanien erhielt den Zuschlag nicht wegen seines Organisationstalents. Sondern vor allem, weil die Großbank Santander ein wichtiger Libertadores-Sponsor ist, und weil Florentino Pérez als Präsident von Real Madrid das Bernabéu gratis zur Verfügung stellte. Wobei Pérez' Altruismus weniger beeindruckend wirkt, wenn man um die millionenschweren Geschäftsinteressen seiner Baufirma ACS in Argentinien weiß. Oder um seine engen Beziehungen zum früheren Boca-Präsidenten und heutigen Staatschef Mauricio Macri, der wiederum - welch Zufall! - just am Tag des Zuschlags für Madrid ein Dekret veröffentlichte, das eine ACS-Tochter gegen die Abwertung des argentinischen Peso panzert. Ein Privileg, von dem argentinische Fans nur träumen können. Die gleichen Fans, die ohnmächtig zusehen müssen, wie nicht nur Fußballer exportiert werden, sondern ganze Wettbewerbe. Ein Sündenfall - mit dem fatalen Segen der Fifa von Gianni Infantino.
Das Endspiel der Copa Libertadores in Madrid zeigt: Nicht nur Fußballer, auch ganze Wettbewerbe werden nun aus Südamerika auf andere Kontinente exportiert.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/finale-madrid-river-plate-boca-juniors-1.4247260
Copa Libertadores: Sündenfall River vs Boca
00/12/2018
In der vergangenen Saison war der FC Schalke 04 noch die zweitbeste Bundesliga-Mannschaft. Wieso kämpft der Verein jetzt gegen den Abstieg? In der vergangenen Saison war der FC Schalke 04 noch die zweitbeste Bundesliga-Mannschaft - und die beste ihm Ruhrgebiet. Nach der 1:2-Niederlage im Revierderby gegen Borussia Dortmund wirken diese Erfolge wie eine ferne Erinnerung. Schalke kämpft drei Spieltage vor der Winterpause vorerst gegen den Abstieg, der BVB ist souveräner Tabellenführer. Was ist passiert? Was sind die Versäumnisse von Trainer Domenico Tedesco? Und was erklärt die Dortmunder Stärke? In der aktuellen Folge "Und nun zum Sport" erklären Martin Schneider, Philipp Selldorf und Sebastian Fischer, warum die sportliche Kompetenz in der Führungsetage bei Schwarz-Gelb gerade höher ist als bei Blau-Weiß, warum Schalke gerade keine Tore schießt, Dortmund auch in der Defensive so gut funktioniert - und wohin das in dieser Saison noch führen wird. In der weiten Welt des Sports braucht es manchmal einen tieferen Einblick - den bietet "Und nun zum Sport", der neue Podcast der Süddeutschen Zeitung. SZ-Sportredakteure bieten Einschätzungen, die über den reinen Ergebnisbericht hinausgehen. Sie finden den Sport-Podcast auf iTunes, Spotify, Deezer, Soundcloud und allen anderen gängigen Podcast-Apps. Alle Informationen finden Sie unter sz.de/podcast. Sie erreichen die Redaktion dieses Podcasts via podcast@sz.de.
In der vergangenen Saison war der FC Schalke 04 noch die zweitbeste Bundesliga-Mannschaft. Wieso kämpft der Verein jetzt gegen den Abstieg?
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/schalke-dortmund-bundesliga-1.4247632
Schalke im Keller, Dortmund obenauf - der Sport-Podcast
00/12/2018
Die Sauerstoffeinnahme von Stefan Luitz war nach Lage der Dinge eine grobe Fahrlässigkeit des Deutschen Skiverbandes und kein Doping. Dennoch sollte nicht zu viel Nachsicht gezeigt werden. Groß ist die Zerknirschung bei den deutschen Alpinen wegen der Sauerstoff-Causa, beim Weltverband Fis sind sie am Grübeln. Dabei ist der Sachverhalt klar, lässt man die Emotion beiseite. Die DSV-Rennläufer haben mit Sauerstoff regeneriert, übrigens anders als die anderen. Das verbieten die Fis-Regeln, sie sind für alle Fis-Athleten bindend. Dass sich DSV-Offizielle nun auf Sichtweisen der Welt-Anti-Doping-Agentur berufen, ist verständlich, aber nicht hilfreich. Zwei Kernpunkte sprechen gegen eine Bagatellisierung dieses Falles. Da ist zum einen die Frage, ob so eine Sauerstoffzufuhr in beträchtlicher Höhenlage wirklich keine physiologischen Effekte erzielt - in einem Sport, in dem Zehntelsekunden über den Sieg entscheiden. Experten und Expertisen beurteilen das unterschiedlich; dreht man die Sache aber um, zeigt sich, dass die Spitzensportbranche selbst sehr viel auf diese Maßnahme hält: Es geht um Prophylaxe, Regeneration - und auch das sind Effekte, die dem Leistungsvermögen zuträglich sind. "Studien zufolge kann Sauerstoff leistungssteigernd sein", sagt der Pharmakologe Fritz Sörgel, mit Hinweis auf eine Publikation von 2016, "auch wenn mich diese Studien nicht vollends überzeugen." Und zwar, "weil die individuelle Reaktion sehr unterschiedlich sein kann". Das macht die Sache eher komplizierter. Umso rätselhafter wirkt, wie die DSV-Verantwortlichen in der Sache verfahren sind - statt einfach kurz ins gültige Fis-Regelwerk zu schauen. Es ist ja nicht so, dass sich hier plötzlich altvertraute Bedingungen geändert haben und man dies verpasst hat. Nein, der DSV hat auf Optimierungswünsche seiner Athleten reagiert - und einen Schritt hinein in jene Grauzone getan, wo sich Erlaubtes und Verbotenes mischen. Diesen Schritt tat er wissentlich, wie der Alpin-Chef einräumt: Wolfgang Maier hat sich bezüglich der Sauerstoffnutzung sogar bei drei Dopingexperten erkundigt. Dass das Trio offenbar den Status quo nicht kannte, verstärkt nur die Fahrlässigkeit des Gesamtvorganges. Wäre die Zeit, die es zur Befragung dreier Fachleute brauchte, nicht besser zum Nachblättern im zuständigen Regelwerk genutzt worden - in dem der Fis? Und selbst, wer nur den Wada-Code studiert, findet dort den Hinweis auf mögliche Sonderregelungen der Fachverbände, und sollte halt dann zum Fis-Heft greifen. Zumal in einem Sport, in dem der Sauerstoffhaushalt große Bedeutung hat. Und zumal in einem Verband, der nichts unversucht lässt, was den Athleten winzige, zur Not nur psychologische Vorteile verschafft - Maier sagt, Schübe fürs Selbstvertrauen seien die Motivation gewesen. Heißt umso mehr: Wer alles vermeintlich Legitime so aktiv erprobt und eine Hochkultur der Körperoptimierung pflegt, muss auch die Grenzen gewissenhaft ausloten. Zumal in einer Körper-Branche. Der Vorfall ist auch ärgerlich aus Sicht einer effektiven Dopingbekämpfung. Wo eine so rigorose Beweislast-Umkehr gilt, ist es schwer genug, den wenigen echten Opfern eine faire Chance zu ermöglichen, mögliche Fehler oder Irrtümer nachzuweisen. Umso weniger darf dieser Prozess aufgeweicht werden. Etwa durch zu viel Nachsicht bei grober Fahrlässigkeit.
Die Sauerstoffeinnahme von Stefan Luitz war nach Lage der Dinge eine grobe Fahrlässigkeit des Deutschen Skiverbandes und kein Doping. Dennoch sollte nicht zu viel Nachsicht gezeigt werden.
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Ski alpin: Nicht zu viel Nachsicht mit Stefan Luitz
00/12/2018
Dass das schnöde 1:1 zwischen Mainz 05 und Hannover 96 am Sonntagabend so viele Geschichten lieferte, lag nicht am Sport. Das hatte Hannovers Trainer André Breitenreiter sofort nach dem Abpfiff gewusst und fand das: "schade". Denn immerhin, so Breitenreiter, habe seine Mannschaft in Mainz "gemeinsam gefightet" und "diszipliniert den Plan ungesetzt". Zwar bleibt die Lage weiter prekär für den Tabellenvorletzten, aber Breitenreiter wollte zumindest darauf hingewiesen haben, dass seine Elf eine klare Leistungssteigerung zeigte. Doch selbst Breitenreiter redete nur kurz über das Sportliche, das an diesem bizarren Abend tatsächlich zu einer Randnotiz verkam. Die Auslegung des Videobeweises stand im Mittelpunkt der Debatte. Erst getestet und dann eingeführt, um für mehr Gerechtigkeit zu sorgen, wird er immer noch zuweilen zum Ärgernis für alle Beteiligten. Am Samstag ließ die Kombination Robert Hartmann auf dem Feld und Patrick Ittrich vor dem Bildschirm beide Mannschaften emotional verwirrt zurück. Die abstiegsgefährdeten Hannoveraner ärgerten sich vor allem über jene Szene in der 86. Minute, als Schiedsrichter Hartmann auf Elfmeter für Mainz entschied. Dabei hatte sich der Mainzer Stürmer Jean-Philippe Mateta beim Eindringen in den Strafraum, bedrängt von Hannovers Matthias Ostrzolek, schlicht fallen lassen. Der Videoassistent in Köln, "in Patrick Ittrich immerhin ein Bundesligaschiedsrichter", wie 96-Trainer Breitentreiter fassungslos bemerkte, meldete sich aber nicht; Daniel Brosinski verwandelte den Strafstoß zum 1:1 für Mainz. Für 96 war der Ausgleich ganz bitter, sie bleiben so auch im 19. Auswärtsspiel in Serie ohne Sieg und die Lage bleibt mit nur zehn Punkten weiter angespannt. Direkt nach dem Abpfiff wetterte 96-Manager Horst Heldt in die Sky-Kamera: "Das ist eine Schwalbe! Das ist Wahnsinn, das nicht zu sehen. Das ist nicht mehr akzeptabel, der ganze Scheiß." Nachdem Heldt mit dem Schiedsrichter in der Kabine gesprochen hatte, erklärte er dann: "Der Schiri ist genau so niedergeschlagen wie wir. Der Schiedsrichter auf dem Feld darf Fehler machen. Was aber einfach nicht funktioniert, ist der Ablauf der Korrektur." Was die Hannoveraner zusätzlich auf die Palme brachte, war, dass Hartmann in der ersten Halbzeit vom Videoassistenten aufgefordert wurde, das Spiel zu unterbrechen und sich Bilder eines vermeintlichen Handspiels von 96-Abwehrspieler Kevin Wimmer anzusehen. Dabei hatte sich Wimmer beim Abwehrversuch den Ball unabsichtlich an die Hand geköpft, ein aussichtsreicher Konter von Hannover wurde unterbrochen. "Da soll er die Klappe halten", wetterte Heldt über den Videoassistenten. Immerhin einmal aber meldete sich Videoassistent Ittrich an diesem irren Abend zu Recht: Beim vermeintlichen 2:1-Siegtreffer stand der eingewechselte Torschütze Anthony Ujah (90. + 4) tatsächlich im Abseits. Die Mainzer feierten aber bereits wie nach einem Pokalsieg, Torschütze Ujah feuerte sein Trikot im Rausch der Gefühle auf den Boden - und bekam eine gelbe Karte. Wohlgemerkt: Eine gelbe Karte für einen sanktionierten Jubel nach einem Tor, das dann gar nicht zählte. Dieser Abend trieb wirklich absurde Blüten. Schiedsrichter Hartmann hatte zudem zehn Minuten nachspielen lassen, weil er die Partie kurz nach der Halbzeit für einige Minuten hatte unterbrechen müssen. Anhänger von Hannover hatten Rauchfackeln gezündet und die Sicht im Stadion so eingeschränkt. Die eigenwillige Deeskalationsstrategie des Mainzer Stadionsprechers Klaus Hafner darf dabei nicht unerwähnt bleiben. Hafner nannte die Zündler "armselige Kreaturen" und empfahl "den Vernünftigen im Block", den Pyromanen die "Fackeln abzunehmen und denen diese in den Hals zu schieben". Doch das nur am Rande. Die Verwirrung durch den Videoassistenten war in diesem Spiel jedenfalls gefühlt größer, als ohne ihn. In Mainz erzählte 96-Profi Matthias Ostrzolek hinterher, Mateta habe auf dem Platz zugegeben, dass es kein Foul gewesen sei in der Situation, die zum Elfmeter führte. Allerdings verschickte Mainz 05 hinterher eine Pressemitteilung mit einem Zitat Matetas, in dem der Franzose erklärte: "Es war keine Schwalbe - es gab einen Rempler und ich war im Lauf. Ich habe mich nach dem Spiel von den gegnerischen Spielern per Handschlag verabschieden wollen - ich kann mich nicht für eine Schwalbe entschuldigen, die keine war." Diese Sicht auf die Situation hat Mateta allerdings mit Videoschiedsrichter Ittrich exklusiv. Die TV-Bilder zeigen: Wenn es überhaupt einen Kontakt gegeben hat, dann fiel Mateta sehr, sehr leicht und sehr, sehr spät. Selbst der Mainzer Trainer Sandro Schwarz konnte den Ärger der Hannoveraner verstehen, betonte aber auch: Im Zeitalter der Videotechnik könne nicht der Spieler derjenige sein, der für vermeintliche Gerechtigkeit sorgt. Das müssten die Herren Unparteiischen dann schon selber hinbekommen. Kollege Breitenreiter klagte scharf: "Wenn wir diese Situation im Keller in Köln nicht als Schwalbe bewerten, dann ist das nicht mehr gerecht, dann müssen wir den Videobeweis abschaffen."
Nach dem späten Mainzer Ausgleich wüten Hannovers Verantwortliche gegen den Videoschiedsrichter. Auch der Mainzer Trainer kann den Ärger verstehen, nur der angeklagte Stürmer Mateta sieht die Dinge anders.
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Hannover 96 ärgert sich in Mainz über Videobeweis
00/12/2018
Bundesliga, VfB: Stuttgart muss mindestens bis zum Rückrundenstart auf Weltmeister Benjamin Pavard verzichten. Der französische Nationalspieler hat sich am Sonntag im Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (0:3) einen Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel zugezogen. Der 22-Jährige, der alle 14 Ligaspiele in dieser Saison bestritten hat, werde mehrere Wochen ausfallen und vor der Winterpause nicht mehr zum Einsatz kommen können, teilte der VfB am Montag mit. Pavard hatte sich laut Sportvorstand Michael Reschke bereits bei einem Sprint vor dem 0:1 durch Raffael (69.) verletzt. Dennoch blieb er zunächst auf dem Platz und wurde erst nach seinem Eigentor zum 0:3 (84.) ausgewechselt. Pavard wird seit Monaten mit einem Wechsel zu Bayern München in Verbindung gebracht. Sein Vertrag in Schwaben läuft bis 2021, er hat aber eine Ausstiegsklausel für den Fall, dass ein Verein die festgeschriebene Ablösesumme von 35 Millionen Euro bezahlt. "Wir fahren gehandicapt nach Hause", sagte Trainer Markus Weinzierl angesichts gleich mehrerer Verletzungen und der Gelb-Roten-Karte für Erik Thommy. Dennis Aogo, der bereits in der 26. Minute das Feld verlassen musste, zog sich eine Muskelverhärtung in der Wade zu. Bundesliga, Hannover 96: Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes wird gleich in zwei Fällen gegen Bundesligist Hannover 96 ermitteln. Ins Visier geraten sind die Fans für das Abbrennen von Pyrotechnik und Manager Horst Heldt für harsche Aussagen in einem Fernsehinterview nach dem 1:1 beim FSV Mainz 05, wie die Niedersachsen am Montag bestätigten. Zuvor hatte der Sportbuzzer darüber berichtet. Über den Videoreferee hatte Heldt angemerkt, dieser "soll die Klappe halten". Nach einem umstrittenen Elfmeter für Mainz sagte er zudem, "der ganze Scheiß" sei "wirklich nicht mehr akzeptabel". Der Manager ist aus diesem Grund schriftlich um eine Stellungnahme gebeten worden. 2. Liga, Bielefeld: Achter Trainerwechsel in dieser Saison in der 2. Fußball-Bundesliga: Arminia Bielefeld hat sich von Coach Jeff Saibene getrennt. Dies gaben die Ostwestfalen am Montag bekannt. Der 50 Jahre alte Luxemburger musste nach zehn Pflichtspielen in Folge ohne Sieg gehen. Am Sonntag war die Arminia über ein 1:1 gegen den Tabellenvorletzten SV Sandhausen nicht hinausgekommen. Saibene war 20 Monate auf der Alm tätig gewesen. Er bewahrte in seiner ersten Zeit in der Spielzeit 2016/17 als Retter die Arminia vor dem Abstieg und führte das Team in der vergangenen Saison überraschend auf den vierten Tabellenplatz, die Teilnahme an der Relegation zur Bundesliga wurde knapp verpasst. In dieser Saison scheint hingegen wieder Abstiegskampf angesagt zu sein. Zurzeit belegt Bielefeld mit 15 Punkten den 14. Tabellenplatz. Basketball, Bundesliga: Der FC Bayern bleib in der BBL weiterhin ungeschlagen an der Spitze. Durch das souveräne 82:66 am Sonntag bei Science City Jena hat der Titelverteidiger mit 20:0-Punkten die Tabellenführung vor Verfolger ALBA Berlin (16:2) erneut verteidigt. Mit einem starken zweiten Viertel (26:13) sorgten die Bayern in Jena schnell für klare Verhältnisse. Auch wenn die Gastgeber den Rückstand nach dem Seitenwechsel noch einmal auf neun Punkte verkürzen konnten, war der Sieg des deutschen Meisters nie in Gefahr. Der Serbe Vladimir Lucic war für die Münchner mit 14 Punkten bester Scorer. Ein überragender Rickey Paulding hat die EWE Baskets Oldenburg zu einem 98:78 bei den Telekom Baskets Bonn geführt. Der US-Amerikaner erzielte 32 Punkte, 20 davon im dritten Viertel. Oldenburg (14:4) bleibt durch den Auswärtserfolg in der Spitzengruppe. Fußball, Holland: Ajax Amsterdam hat eine erfolgreiche Generalprobe für das Champions-League-Duell mit Bayern München absolviert. Der niederländische Fußball-Rekordmeister gewann das Duell in der Eredivisie beim PEC Zwolle am Samstagabend mit 4:1 (2:1). Nur mit einem Heimsieg gegen die Bayern kann sich Ajax am kommenden Mittwoch noch den Sieg in der Champions-League-Gruppe E sichern.
Der von den Bayern umworbene Abwehrmann verletzt sich beim VfB Stuttgart. Bielefeld entlässt in der 2. Liga den Trainer. Horst Heldt droht nach seinem TV-Ausraster Ärger.
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VfB Stuttgart - Pavard fällt wochenlang aus
00/12/2018
Um das Ende zu erklären, ist es mitunter hilfreich, an den Anfang zu erinnern. "Sie hat eine schwere Aufgabe übernommen", sagte der Weltrekordler Paul Biedermann einmal über die Chefin der deutschen Schwimmer, Gabi Dörries. Biedermann gehörte wie die ebenfalls zurückgetretene Olympiasiegerin Britta Steffen zu den Wahlhelfern, als die Elmshorner Unternehmerin sich vor zwei Jahren um das Präsidentenamt bewarb. Dörries war bis dahin Vorsitzende der Fachsparte Schwimmen im DSV, sie wollte die Strukturveränderung in dem Verband beschleunigen, der zuletzt bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio weit unter seinen Möglichkeiten geblieben war. Sie hatte dabei den Rückhalt der Aktiven. Am Samstag ist sie entnervt zurückgetreten. Auf einem außerordentlichen Verbandstag in Bonn hat Dörries nach elfstündiger Sitzung aufgegeben. Nach den Beschlüssen, so sagte sie, sehe sie "keine Basis für eine weitere Arbeit in dieser Position". Ihr Präsidium hatte den Delegierten eine neue Satzung vorgelegt, wollte zudem über eine Beitragserhöhung abstimmen lassen. Auf die Satzung, die Entscheidungskompetenzen vereinfachen soll, konnten sich die Landesverbände verständigen, beim Geld endete die Einigkeit. Zu einer Abstimmung über die Anhebung der Abgabe um 60 Cent auf jährlich 1,40 Euro pro Mitglied kam es gar nicht. Die Landesverbände Baden und Württemberg stellten einen Antrag auf "Nichtbefassung und Vertagung" des Themas, der eine Mehrheit fand. Dörries sah ihr Wahlprogramm gescheitert. Auch die für Finanzen verantwortliche Vizepräsidentin Andrea Thielenhaus trat zurück. Nachfolger können erst beim Verbandstag 2019 gewählt werden, und so steht der Schwimm-Verband mit seinen rund 600 000 Mitgliedern plötzlich ohne Präsidentin da. "Eine unschöne Situation", sagte der Präsident des Sächsischen Schwimm-Verbandes, Wolfram Sperling, am Sonntag. Die Eskalation der Debatte um 60 Cent fand er bedauerlich, vor allem angesichts der Dimension des Betrags: "Das Geld hat man mit dem Pfand von drei Bierflaschen zusammen." Der sächsische Verband habe die von Dörries vorgeschlagene Beitragserhöhung als unproblematisch angesehen. Zumal es die erste seit dreißig Jahren war. Allerdings räumte Sperling ein, dass andere Landesverbände möglicherweise Finanzierungsprobleme sehen, wenn sie den Betrag nicht auf ihre Mitglieder umlegen können. So werteten die Delegierten aus Nordrhein-Westfalen die Lage nach einer Umfrage in ihren Vereinen kritischer: Zu befürchten sei, dass eine Anhebung des DSV-Beitrags "bei uns zwischen 15 und 20 Prozent Mitgliederrückgang bedeutet", schreibt der Schwimmverband NRW auf seiner Homepage. Der Schwund würde die Etatprobleme verschärfen, weil die Fördergelder an die Mitgliederzahlen gekoppelt seien. Die Verbände Baden und Württemberg wiederum erinnerten daran, dass erst kürzlich die Lizenzgebühren für Wettkampfschwimmer erhöht wurden. Ihre Verweigerungshaltung begründeten sie deshalb mit dem Hinweis, dass der DSV für 2018 und 2019 mit diesen Mehreinnahmen "ausreichend solide finanziert" sein sollte. Gabi Dörries hatte wohl geahnt, dass beim Thema Geld mit Widerstand zu rechnen ist. Vor den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften in Berlin, die in dieser Woche beginnen, hatte sie in einem Brief an die Vereine auf die Nöte des Verbandes hingewiesen: Schon das letzte Präsidium ihrer Vorgängerin Christa Thiel habe gewusst, dass der DSV unterfinanziert sei, schreibt sie und skizziert die Aufgaben des Verbands, von der Wettkampforganisation über Schiedsrichterausbildung bis zum Gesundheitssport. Die Mitglieder sollten abwägen, ob ihnen die Verbesserungen im DSV "nicht fünf Cent im Monat wert sind". Nach den Entscheidungen vom Samstag hat die frühere Athletensprecherin Dorothea Brandt den Landesverbänden nun vorgeworfen, sie hätten "den Grundstein für das Ende des Leistungssports im DSV gelegt". Dörries kam beim Abschied die Vorgängerin Thiel in den Sinn: "Jetzt sehe ich, was es für eine Leistung war, diesen Verband 16 Jahre geführt zu haben."
600 000 Mitglieder haben keine Präsidentin mehr: Gabi Dörries tritt wegen eines unerbittlichen Streits über die erste Beitragserhöhung des DSV seit dreißig Jahren zurück. Es ging um fünf Cent pro Monat.
sport
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Deutscher Schwimmverband: Eskalation wegen 60 Cent
00/12/2018
Die Akteure der amerikanischen Fußball-Franchise Atlanta United waren dann doch ein bisschen verblüfft über den Laufweg ihres deutschen Kollegen Julian Gressel. Sie standen den taktischen Vorgaben der Profiliga MLS gemäß in einer geschlossenen Formation auf dem Spielfeld in der derzeit wohl prächtigsten Sportarena der Welt, doch Gressel, dieser Schlingel, stibitze den Pokal für die Meisterschaft und schlich sich einfach davon. Er flitzte über den Rasen seines Heimstadions, ganz allein, zu den Fans des erst vor zwei Jahren gegründeten Vereins, dann stellte er diese Trophäe ab, als Geschenk für Leute dieser Stadt, die seit mehr als 20 Jahren auf einen Titel in einer bedeutsamen Sportart warten mussten. Gressel, 24, ist der erste Deutsche, der diesen Titel gewinnen konnte. Es haben sich schon andere versucht, Lothar Matthäus bei den New York MetroStars, die mittlerweile Red Bulls heißen, Torsten Frings (Toronto FC), Arne Friedrich (Chicago Fire), Frank Rost (Red Bulls). Bastian Schweinsteiger wird es in der kommenden Spielzeit noch einmal mit Chicago probieren. Klangvolle Namen, die in der Nationalelf gespielt und in Europa Titel gewonnen haben - und dann gewinnt da einer den MLS Cup, dessen höchste Spielklasse in Deutschland die Regionalliga Bayern gewesen ist? Vielleicht musste es so kommen. Vor 15 Jahren haben sie einen deutschen Fußballer noch milde belächelt, wenn er an eine amerikanische Uni gewechselt ist. Klar, gibt ein Stipendium, vielleicht sogar an einer Elite-Uni, kann man schon machen - aber fußballerisch wurde das Abenteuer als fragwürdig angesehen. "Ich wollte schon Profi werden, aber ich glaube, dass ich damals nicht so weit gewesen bin", sagt Gressel. Er stammt aus Neustadt an der Aisch, hat den Nachwuchs der SpVgg Greuther Fürth durchlaufen und danach beim FC Bamberg und TSV Neustadt/Aisch gespielt. Vor fünf Jahren ging er in die USA, an das Providence College: "Ich wusste, dass ich dort drei oder vier Jahre sein würde. Das hat den Druck ein bisschen genommen, ich bin schließlich schon immer ein Spätzünder gewesen." Detailansicht öffnen "Ich glaube, dass ich damals nicht so weit gewesen bin": Julian Gressel (li.), früher Regionalligaspieler und College-Fußballer, im MLS-Finale. (Foto: Mark J. Rebilas/USA TODAY Sports) Um zu verstehen, warum das nun bedeutsam ist, dass Gressel der erste deutsche Fußballer mit dem MLS-Pokal im Arm ist, sollte man die Geschichte dieser Fußballfranchise in Atlanta kennen. Nur der Baseballverein Braves (1914, 1957, 1995) hat bislang Titel gewonnen, in den Sportarten Eishockey (Thrashers, bis 2001) und Basketball (Hawks) hat es bislang noch nicht einmal für eine Finalteilnahme gereicht, die Falcons (Football) verloren den Super Bowl vor zwei Jahren auf dramatische Weise nach Verlängerung gegen die New England Patriots.
Julian Gressel gewinnt mit Atlanta als erster Deutscher die US-Fußballliga. Vor fünf Jahren spielte er noch beim TSV in Neustadt an der Aisch.
sport
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Atlanta United - Aus der Regionalliga Bayern zum US-Champ
00/12/2018
Im Blick von Mats Hummels steckte all die Sehnsucht, die ein Fußballer aufbringen kann. Geruhsam war er die halbe Spielfeldhälfte entlang geschlendert, die Augen hafteten aufmerksam auf dem Geschehen, erst vor den letzten Schritten senkte er den Blick. Dann drehte er sich noch einmal um, hob den Kopf, blickte zum Strafraum, der ganze Körper schien sich zu verbiegen unter der nervösen Sehnsucht, er wirkte wie eine Wildkatze, die seit Tagen vergeblich auf Beute lauert. Hummels drehte sich wieder um, sein Körper entspannte sich. Er setzte sich auf die Ersatzbank und sah zu, wie Sandro Wagner eingewechselt wurde, nicht er. Die Sehnsucht, die Hummels am Samstagnachmittag empfand, war die eines Fußballers, der miterleben muss, wie sich eine Mannschaft findet. Eine Mannschaft, die zurzeit ganz gut auskommt ohne Hummels, 29 Jahre alt, 70 Länderspiele, Weltmeister von 2014, zwei Jahre lang Kapitän in Dortmund. Und so bündelten sich in Hummels' Blick mehrere Wahrheiten darüber, warum der FC Bayern wieder erstarkt ist. Die Mannschaft hat am Samstag selbstverständlich nicht deshalb 3:0 (2:0) gegen den 1. FC Nürnberg gewonnen, weil Hummels nicht mitgespielt hat. Sie hätte auch mit dem Innenverteidiger Hummels gewonnen, wobei zu den Wahrheiten über die wiedergewonnene Stärke auch die gehört, dass der FC Bayern selbst ohne Innenverteidigung gegen diesen bestürzend harmlosen Gegner gewonnen hätte. Dass Hummels nicht gespielt hat, lag jedoch daran, dass der Trainer Niko Kovac gerade sein Profil schärft. Nachdem er vor zwei Wochen von Präsident Uli Hoeneß noch ein mehr oder weniger kaschiertes Ultimatum für das folgende Spiel in der Champions League gegen Lissabon erhalten hatte, geht er nun gefestigt in das letzte Gruppenspiel am Mittwoch in Amsterdam. Gegen Nürnberg spielte erstmals unter Kovac die Startelf aus der vergangenen Partie (also eine ohne Hummels), das Ende der Rotation war die auffälligste Wahrheit, warum der FC Bayern wiedererstarkt ist. "Ich sehe, dass die Mannschaft immer mehr Strukturen hat, dass sie immer mehr Abläufe verinnerlicht", sagte Kovac. Gelungen ist ihm diese Kehrtwende, indem er sich als Meister der einfachen Dinge erwiesen hat, indem er also auf Kniffe zurückgekniffen hat, mit denen in der vergangenen Saison der zurückgeholte Altmeister Jupp Heynckes das Team stabilisiert hatte. Seit dem 5:1 gegen Lissabon spielt die Mannschaft in einem 4-2-3-1, in der Formation also, in der sie unter Heynckes 2013 die Champions League gewonnen hatte. Davor hatte Kovac stur auf ein 4-3-3 gesetzt, das den Flügelstürmern die alleinige Verantwortung für die Offensive gab. Durch die Doppelsechs vor der Abwehr, das Duo Joshua Kimmich/Leon Goretzka, verfügt das Team im Spielaufbau nun über mehr Optionen. Die Außenverteidiger können die Flügelstürmer besser unterstützen, weil sie durch die Doppelsechs abgesichert werden. Thomas Müller als Querdenker davor entlastet zudem die Sturmspitze, Robert Lewandowski. "Ich habe mehr Platz und muss mich nicht mehr gegen zwei oder drei Gegenspieler im Strafraum durchsetzen. Wir sind dadurch flexibler, kreativer und schwerer auszurechnen", sagte Lewandowski. Bei seinen Toren profitierte er jedoch einmal von einer kollektiven Umnachtung in der Nürnberger Defensive (9.) sowie von einem Lattenabpraller nach einem Schuss von Goretzka; der Angreifer musste den Ball nur noch ins Tor schieben (27.). Das dritte Tor leitete Club-Torwart Fabian Bredlow mit einem Fehlpass auf Serge Gnabry ein - nach einer flinken Kombination traf Franck Ribéry (56.). Die Königspersonalie der Umstellung ist jedoch Kimmich. Nach dem 3:3 gegen Düsseldorf, das Kovac das Ultimatum beschert hatte, hatte der Trainer intern kritisiert, dass sich der Rechtsverteidiger seinen Anordnungen widersetzt hatte; indem er Kimmich ins Mittelfeld versetzte, übertrug er ihm mehr Verantwortung. Diese übernimmt Kimmich dank seiner Ballsicherheit und seinem Gespür für die Läufe der Mitspieler mit Leichtigkeit. Gegen Nürnberg hatte er die meisten Ballkontakte (130), 94 Prozent seiner Pässe kamen an, einer davon führte zum 1:0. Der Mann vor der Abwehr war auch für Heynckes der wichtigste, 2013 und in der vergangenen Saison war dies jeweils Javier Martínez (der zurzeit nur auf der Bank sitzt). Die Mannschaft, die sich nun gefunden hat, ist also eine, die forscher spielt - die aber, alte Heynckes-Weisheit, auch eine Hierarchie hat. Zuletzt wackelte vor allem Jérôme Boateng - mit einer Stammplatzgarantie versehen, war er gegen Nürnberg einer der Besten. Kovac verzichtet nun zudem darauf, durch Wechsel während des Spiels zu viel am System zu verändern. Gegen Nürnberg tauschte er zweimal positionsgetreu; Thiago (kam für Goretzka) und Kingsley Coman (für Ribéry) sind wohl die Spieler, die am ehesten auf eine dauerhafte Rückkehr in die Startelf hoffen dürfen. (Beim dritten Wechsel, Wagner für Gnabry, war die Partie bereits entschieden.) Und Hummels? Der lief nach dem Abpfiff zu jedem Mitspieler, klatschte ab. Er weiß, dass er, der sich als Führungsfigur sieht, jetzt erst einmal als Diener der Stimmung gebraucht wird. Wie erfolgreich er diese Rolle ausüben kann, auch davon wird abhängen, wie widerstandsfähig die zurückgekehrte Stärke des FC Bayern ist.
Kovac setzt beim FC Bayern nun auf Grundsätze seines Vorgängers in Sachen Stabilität und Hierarchie. Ob die Strategie langfristig funktioniert, wird sich an der Personalie Hummels zeigen.
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FC Bayern - Kovac verzichtet auf Rotation
00/12/2018
Der argentinische Traditionsklub River Plate hat sich nach einigen Querelen, mit reichlich Verspätung und 10 000 Kilometer fernab der Heimat die Fußballkrone Südamerikas aufgesetzt. 15 Tage nach dem ursprünglich in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires angesetzten Final-Rückspiel um die Copa Libertadores triumphierte River Plate im Estadio Santiago Bernabeu von Madrid nach Verlängerung mit 3:1 (1:1, 0:1) über den Stadt- und Erzrivalen Boca Juniors. Für die Entscheidung im 236. Superclasico, dessen geräuschvolle Verlegung aufgrund von Gewaltexzessen den Weltfußball mehr als zwei Wochen lang beschäftigt hatte, sorgten in der Verlängerung der Kolumbianer Juan Quintero in der 109. Minute mit einem fulminanten Schuss unter die Latte (im Bild) und Gonzalo Martinez (120.+2). Dario Benedetto (44.) hatte Boca in Führung gebracht, Lucas Pratto (68.) den Ausgleich erzielt. Boca-Verteidiger Wilmar Barrios sah in der 92. Minute Gelb-Rot. Das Hinspiel war 2:2 ausgegangen. Das Spiel wurde zwar wie erwartet heißblütig geführt, die befürchteten Gewaltexzesse außerhalb des Rasens blieben aber bis zum Schlusspfiff aus - Madrid erlebte stattdessen eine südamerikanische Fußballparty mit Tausenden mitgereisten Fans. River Plate gewann das südamerikanische Pendant zur Uefa Champions League zum vierten Mal, Rekordsieger ist Stadtrivale CA Independiente mit sieben Titeln. Das Rückspiel zwischen den Erzrivalen hätte eigentlich am 24. November im Stadion von River Plate stattfinden sollen. Bei der Anfahrt wurde der Boca-Mannschaftsbus allerdings von River-Anhängern attackiert und unter anderem mit Steinen beworfen, Scheiben gingen zu Bruch. Mehrere Boca-Profis, darunter Kapitän Pablo Perez, wurden verletzt. Doch die Entscheidung des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol, das Derby zwischen Boca, dem Klub der Arbeiterklasse, und "Los Millonarios" in die Stadt mit der größten argentinischen Gemeinde außerhalb Argentiniens zu verlegen, sorgte für Empörung: Der Begriff "Copa Conquistadores" (Pokal der Eroberer) geisterte durch Argentinien - eine Anlehnung an die spanischen Eroberer aus dem 16. Jahrhundert. Boca setzte zudem juristisch alle Hebel in Bewegung, den Copa-Sieg am Grünen Tisch zugesprochen zu bekommen. Ein Verfahren am Internationalen Sportgerichtshof Cas läuft noch. Für die Sicherheitskräfte in Madrid war der Klassiker schlicht "das Aufeinandertreffen mit dem größten Risiko in der Geschichte der Stadt", wie die Zeitung El Pais kommentierte. Deshalb waren mit 5000 Polizisten fast doppelt so viele Kräfte im Einsatz wie beim spanischen Clasico zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona. Boca begann im Stadion von Champions-League-Sieger Real gegen den favorisierten Erzrivalen überaus couragiert. River Plate mit dem Ex-Nürnberger Javier Pinola in der Innenverteidigung hatte zwar mehr Spielanteile, entwickelte aber lange zu wenig Torgefahr. Kurz vor der Halbzeitpause ging Boca nach einem Traumpass von Nahitan Nandez auf Benedetto in einem rustikal geführten Spiel in Führung. Nach dem Seitenwechsel drehte River Plate auf. Nachdem der uruguayische Schiedsrichter den Weiß-Roten in der 59. Minute einen Strafstoß versagte, glich Pratto neun Minuten später verdient aus. In Überzahl waren die weiteren Treffer für River Plate fast nur eine Frage der Zeit.
River Plate gewinnt den Superclasico gegen den Erzrivalen Boca Juniors im Finale der Copa Libertadores nach Verlängerung 3:1.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/superclasico-kroenung-in-madrid-1.4246549
Superclasico - Krönung in Madrid
00/12/2018
Eine Szene bekamen sie noch, die Blaugelben, die wackeren Männer von den Boca Juniors, deren Träume sich in diesen Augeblicken zu zerschlagen drohten. Also legte Leonardo Jara alles hinein in diesen einen, allerletzten Schuss. Ein Volley nach einer Kopfballkerze im Sechzehner, der Ball verließ seinen rechten Fuß - und klatschte an den Außenpfosten. Es war der Moment sterbender Hoffnung für Boca, den einen großen Klub aus Buenos Aires, der das Finale der Copa Libertadores letztlich mit 1:3 verlor. Der andere übergroße Verein aus Buenos Aires ist nun der Sieger: River Plate, die Mannschaft in Rot und Weiß, bei denen der alte Stahlarbeiter Javier Pinola auf seine ewigen Tage noch einmal ein Highlight feiern durfte - den Triumph in Südamerikas wichtigstem Klub-Wettbewerb. "Superclasico" nennen sie in Argentinien dieses Stadtduell, das Derby aller Derbys in Südamerika, dessen höchst umstrittene Verlegung aufgrund von Gewaltausbrüchen den Weltfußball mehr als zwei Wochen lang beschäftigt hatte. Und in der 36. Auflage dieses Emotionsspiels der Gauchos sorgte in der Verlängerung ausgerechnet ein Kolumbianer für die Entscheidung zugunsten Rivers: Juan Quintero, der in der 109. Minute einen fulminanten Schuss unter die Latte des Boca-Tores jagte, als alle schon mit dem Penaltyschießen gerechnet hatten. Er und Gonzalo Martinez (120.+2, der ins leere Tor traf) waren es letztlich, die Rivers Fans endgültig beschenkten, als das Bernabeu-Stadion in Madrid in Rot und Weiß versankt. Dario Benedetto (44.) hatte Boca in Führung gebracht, Lucas Pratto (68.) den Ausgleich erzielt. Boca-Verteidiger Wilmar Barrios, ein verblüffend unsubtiler Allesgrätscher, hatte in der 92. Minute Gelb-Rot gesehen, es half ja alles nichts für die Juniors, die im Hinspiel am 10. November immerhin ein 2:2 erreicht hatten. Auch jenes Rückspiel wurde nun zwar wie erwartet geführt wie ein Streetfight in den ärmeren Vierteln der argentinischen Hauptstadt, die befürchtete Randale außerhalb des Rasens blieb aber bis zum Schlusspfiff aus - Madrid erlebte stattdessen eine südamerikanische Invasion mit Tausenden mitgereisten "hinchas", wie die Fans am Rio de la Plata heißen. River Plate gewann das südamerikanische Pendant zur Champions League zum vierten Mal, Rekordsieger ist Stadtrivale CA Independiente mit sieben Titeln. Das Rückspiel zwischen den Erzrivalen Boca und River hätte eigentlich am 24. November im Stadion von River stattfinden sollen. Doch damals ging einiges - wenn nicht sogar alles - schief. Bei der Anfahrt attackierten gegnerische Anhänger den Boca-Mannschaftsbus, es flogen Steine, Scheiben gingen zu Bruch. Mehrere Boca-Profis, darunter Kapitän Pablo Perez, verletzten sich, das Volk war beschämt und aufgewühlt zugleich. Argentinien erlebte eine Schande wie selten zuvor, weil alle Welt sah, dass das Land Fußball als Spiel um Leben und Tot interpretiert. Buenos Aires, ja, ein ganzes Land, war wegen seiner übertriebenen Leidenschaft für den Fußball diesem Duell nicht gewachsen.
Selten gab es solch ein Drama um ein Finale: Im nach Madrid verlegten Libertadores-Endspiel jubelt River Plate gegen Boca Juniors - doch es bleiben tiefe Wunden.
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River Plate gewinnt Copa Libertadores gegen Boca
00/12/2018
Die Spieluhr war noch nicht vollends abgelaufen, es waren noch gut drei Sekunden am Sonntagabend in Jena zu spielen, als Dejan Radonjic schon zu Björn Harmsen hinüber eilte, um die Glückwünsche entgegenzunehmen. Für Radonjic, den Cheftrainer des FC Bayern, ist das ja schon ein ritualisierender Vorgang in dieser Spielzeit der Basketball-Bundesliga (BBL) geworden, nach jedem Spiel bekommt er beim Händeschütteln noch ein kurzes Lob seines Gegenübers zu hören. Am Sonntag bedeutete der 82:66-Sieg bei Science City Jena sogar ein kleines Jubiläum, Radonjic feierte mit den Münchnern bereits den zehnten Sieg im zehnten Ligaspiel, mit ihrer makellosen Bilanz bauten die Bayern nicht nur ihren eigenen Startrekord weiter aus, sondern auch ihre Tabellenführung vor Alba Berlin (16:2 Punkte), als einzige Mannschaft sind sie in der BBL noch unbesiegt. "So wird sie auch niemand schlagen können", legte sich Jenas Julius Wolf nach dem Spiel fest. Während seine Mannschaft zwei Wochen Zeit blieb, um sich für diese Partie zu präparieren, musste die Münchner erst noch das Euroleague-Spiel gegen Khimki Moskau (72:65) in Kopf und Gliedern verarbeiten. Die Begegnung gegen die Russen war für die Münchner der Beginn eines intensiven Dezembers mit zehn Spielen vor dem Jahreswechsel. Aber unschlagbar? Dem widersprach Bayern-Kapitän Danilo Barthel mit Vehemenz: "Wir können jedes Spiel verlieren, gegen jeden Gegner." Als Beleg für seine These zog er das dritte Viertel in Jena heran, das die Heimmannschaft mit fünf Punkten Vorsprung gewann (15:10). "Es darf nicht passieren, dass wir da unsere Energie und Konzentration verlieren", fügte Barthel aber im ruhigen Tonfall hinzu. Eine eindringlichere und sogar verärgerte Betrachtung ließ der Auftritt nicht zu. Zu souverän, zu schnörkellos war die Darbietung der Münchner, bei der sich Vladimir Lucic mit 14 Punkten als bester Werfer hervortat, auch Barthel (13) und Nihad Djedovic (12) trafen zweistellig. Barthel gefiel besonders, das Radonjic die Minuten vor den anstehenden strapaziösen Wochen verteilte. "Jeder hat seinen Teil heute beigetragen", hob der 27-Jährige hervor, "alle haben gepunktet und gut gespielt."Bis auf die kleine Schwächephase im dritten Viertel. Radonjic hatte in der Startformation am zweiten Advent eine kleine Überraschung parat: Der Montenegriner ließ Marvin Ogunsipe auflaufen, der 22-Jährige musste als Power Forward aushelfen, weil Radonjic Barthel direkt unterm Korb als Center brauchte. Die kleinen Umbauten waren erforderlich geworden, da Devin Booker einige Wochen fehlen wird, wie die Münchner vor dem Spiel in einem Kommuniqué mitteilten. Die genaue Diagnose behielten sie für sich, dem Amerikaner war am vergangenen Donnerstag beim Sieg gegen Moskau ein Gegenspieler unglücklich auf den Fuß gefallen, nun sei der Bandapparat seines linken Sprunggelenks beschädigt, übermittelte der Klub. Für die Münchner ist das eine unerfreuliche Nachricht im Hinblick auf die Spiele in dieser Woche gegen Kaunas (Freitag) und Berlin (Sonntag). Booker gehört zu den prägendsten Spielern im Kader, weil er seiner Mannschaft sowohl im Angriff mit leichten Punkten als auch in der Verteidigung mit Blocks und Rebounds zu helfen vermag. Gegen Jena war Bookers Absenz aber nicht entscheidend, die Münchner haben genügend Spieler von gehobener Qualität, um solche Ausfälle locker kompensieren zu können. Ogunsipe zum Beispiel. Oder Leon Radosevic, auch der NBA-erprobte Derrick Williams und Vladimir Lucic sind würdige Vertreter. In der ersten Hälfte verblüfften die Bayern aber eher mit ihren Distanzwürfen. Jenas Trainer Harmsen hatte sich taktisch etwas Hübsches überlegt, in dem er die großen Bayern-Spieler mit einer Doppeldeckung vom Korb fernhalten wollte. Aber sein Plan ging nicht auf, weil die Gäste so gut von draußen trafen, dass sie schon früh enteilten konnten. Zur Pause führten die Gäste bereits mit 51:35 - vor allem weil sie acht Dreier verwandelten. Jena stellt ja durchaus eine interessante Mannschaft, mit älteren, aber hochdekorierten Spielern wie zum Beispiel Julius Jenkins, 37, und Immanuel McElroy, 38, die in der BBL schon mehrere Meisterschaften erringen konnten, aber noch keine Lust auf den Ruhestand verspüren. Gegen die Bayern sahen sie dann aber am Ende doch ziemlich alt aus.
Die Bayern-Basketballer feiern mit dem Sieg gegen Science City Jena bereits den zehnten Sieg im zehnten Ligaspiel. Damit bauen sie nicht nur ihren Startrekord weiter aus, sondern auch ihre Tabellenführung gegenüber Alba Berlin.
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FC Bayern Basketball
00/12/2018
Fußball wird allzu oft religiös überhöht, aber seit Borussia Mönchengladbach seine Heimspiele vier Mal nacheinander nur sonntags austrug, nahmen die spektakulären Spiele im Borussia-Park tatsächlich gewisse Formen eines feierlichen Hochamts an. 4:0 gegen Mainz, 3:0 gegen Düsseldorf und 4:1 gegen Hannover hatten die Gladbacher die vorherigen Heimspiele immer sonntags für sich entschieden, da wollten Borussias Fans verständlicherweise auch im vierten Spiel dieser Serie am Sonntagabend gegen den VfB Stuttgart wiederholte Lobpreisungen auf ihre Fußballer ausstoßen. Und das taten sie dann auch wirklich wieder bei einem 3:0 (0:0)-Sieg, den nach lange mühevollem Spiel erst die eingewechselte Raffael (69.) und Florian Neuhaus (76.) sowie Stuttgarts Benjamin Pavard per Eigentor (84.) relativ spät klar machten. Pavard humpelte nach der Szene vom Platz, doch schon sehr viel früher, bei einem Sprint vor dem 0:1, hatte er sich einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zugezogen - und wird nun eine Weile ausfallen beim VfB. "Er hatte das Gefühl, dass er der Mannschaft noch helfen kann. Das muss man anerkennen", sagte Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke. Dass die Gladbacher auch nach ihrem vierten Sonntagsheimsieg weiter Tabellenzweiter sind, überrascht zwar niemanden mehr, aber die sechs Punkte Vorsprung vor Platz fünf nähren dort so langsam gewisse Hoffnungen auf die erste Champions-League-Qualifikation seit 2016. In der ersten Viertelstunde hielten die Gladbacher Fans den Atem an, was aber erstens keinem Protest geschuldet war und zweitens auch nur eine Metapher ist. Fünf frühe Gegentore nämlich hatte Gladbach in dieser Saison bereits zugelassen: in Augsburg nach zwölf, gegen Leverkusen nach fünf, in Leipzig nach zwei Minuten, in Freiburg nach einer Minute und gegen Hannover gar nach 22 Sekunden. Allerdings hatten sich die Stuttgarter mit ihren neun Toren in 13 Spielen zuvor nicht gerade einer Killermentalität verdächtig gemacht und stürzten die diesmal explizit um Anfangskonzentration bemühten Gladbacher entsprechend auch nicht in die Bredouille. Der VfB hatte in der ersten halben Stunde nur eine einzige (harmlose) Szene im Gladbacher Strafraum und machte allenfalls dadurch von sich reden, dass Dennis Aogo verletzungsbedingt raus musste, Gonzalo Castro aber noch nicht zur Einwechslung bereit war, weshalb sich Aogo einen Meter vor der Seitenlinie theatralisch zu Boden fallen ließ und dafür Gelb sah vom Schiedsrichter Deniz Aytekin. Erst trifft Raffael, dann Neuhaus - beide wurden eingewechselt: gutes Händchen von Hecking Danach kam endlich Würze ins Spiel. Erst klaute Gladbachs Alassane Plea seinem Mitspieler Michael Lang und damit seiner Mannschaft in Abseitsposition unnötigerweise ein sonst wohl gültiges Tor (27.), dann tauchte Stuttgarts konternder Stürmer Mario Gomez aussichtsreich vorm Tor auf, schob Yann Sommer den Ball aber bloß in die Arme (30.). Das Nullzunull zur Pause war Ausdruck mangelnder Präzisionsarbeit auf beiden Seiten. Zwei der vergangenen drei Spiele hatten die Stuttgarter ohne Gegentor beendet - eine Stabilität, die auch diesmal lange erkennbar war. Aber auch deshalb, weil die Gladbacher diesmal zunächst ungewohnt fahrig wirkten. In der 54. Minute vergab Christian Gentner nach einer Castro-Ecke die nächste Stuttgarter Chance, überhaupt drohte die Borussia, ganz kurz tatsächlich die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Raffael kam nach einer Stunde für den glücklosen Plea ins Spiel. Der Brasilianer hatte in der 68. Minute aus spitzem Winkel die beste Chance, verzog aber grob und zog deshalb eine schuldvolle Miene. Eine Minute später entschuldigte sich Raffael in Form des Führungstors, das er nach einer gefühlvollen Flanke von Florian Neuhaus ungestört einköpfelte. Neuhaus traf kurz daraus auch noch sehenswert selbst. Weil beide Spieler eingewechselt waren, durfte sich Trainer Dieter Hecking hinterher das richtige Händchen nachsagen lassen.
Und wieder überholt die Borussia den FC Bayern: Mönchengladbach setzt beim 3:0 gegen den VfB Stuttgart seine beeindruckende Serie fort - entscheidend sind auch Kniffe des Trainers.
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Gladbach wieder auf Platz zwei der Bundesliga
00/12/2018
Basketball, Bundesliga: Der FC Bayern bleib in der BBL weiterhin ungeschlagen an der Spitze. Durch das souveräne 82:66 am Sonntag bei Science City Jena hat der Titelverteidiger mit 20:0-Punkten die Tabellenführung vor Verfolger ALBA Berlin (16:2) erneut verteidigt. Mit einem starken zweiten Viertel (26:13) sorgten die Bayern in Jena schnell für klare Verhältnisse. Auch wenn die Gastgeber den Rückstand nach dem Seitenwechsel noch einmal auf neun Punkte verkürzen konnten, war der Sieg des deutschen Meisters nie in Gefahr. Der Serbe Vladimir Lucic war für die Münchner mit 14 Punkten bester Scorer. Ein überragender Rickey Paulding hat die EWE Baskets Oldenburg zu einem 98:78 bei den Telekom Baskets Bonn geführt. Der US-Amerikaner erzielte 32 Punkte, 20 davon im dritten Viertel. Oldenburg (14:4) bleibt durch den Auswärtserfolg in der Spitzengruppe. Fußball, Holland: Ajax Amsterdam hat eine erfolgreiche Generalprobe für das Champions-League-Duell mit Bayern München absolviert. Der niederländische Fußball-Rekordmeister gewann das Duell in der Eredivisie beim PEC Zwolle am Samstagabend mit 4:1 (2:1). Nur mit einem Heimsieg gegen die Bayern kann sich Ajax am kommenden Mittwoch noch den Sieg in der Champions-League-Gruppe E sichern. Nationalmannschaft, Neuer: Die Verjüngungskur in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft macht vor Manuel Neuer halt. Neuer-Rivale Marc-Andre ter Stegen sei zwar "genauso Weltklasse mittlerweile", sagte Bundestrainer Joachim Löw im Aktuellen Sportstudio des ZDF, aber "falls nichts Außergewöhnliches passiert, sollte Manuel Neuer unsere Nummer eins sein bis zur EM, absolut". Ter Stegen (26) werde "sicher im nächsten Jahr in Spielen seine Chance bekommen, er ist auf einem sehr, sehr guten Niveau, hat herausragend gespielt", sagte Löw. Neuer (32) aber "ist unser Kapitän und wahnsinnig wichtig für unsere Spieler und die Mannschaft. Ich möchte die Leistung von Marc nicht schmälern, aber Manu wird bis 2020 eingeplant sein als Nummer eins." Das Tischtuch zwischen Löw (58) und Mesut Özil (30) dagegen scheint zerschnitten. "Ich war wahnsinnig enttäuscht, dass er mich nicht persönlich informiert hat", sagte Löw erneut über Özils Rücktritt aus der DFB-Auswahl, "jeder weiß, dass ich immer gesprächsbereit bin, da gehören aber zwei dazu." Bisher habe es "kein Signal" von Özil gegeben. "Ich hätte es mir anders gewünscht, aber wenn es jetzt so sein muss, dann ist es so", meinte Löw. Den Umbruch in seiner Elf will er nicht um jeden Preis durchziehen. "Ich plane mit allen, die gut sind", sagte Löw über eine mögliche Rückkehr von ehemaligen Stützen wie Jerome Boateng, machte den Stars aber Druck. "Nach wie vor ist es so, dass sie für Deutschland spielen können, wenn sie die Form haben", sagte er über Boateng, Mats Hummels oder Thomas Müller, "zuletzt hatten sie sie nicht". Fußball, MLS: Die Fußball-Profis Julian Gressel und Kevin Kratz haben mit Atlanta United als erste Deutsche den Meistertitel in der nordamerikanischen Profiliga MLS gewonnen. Atlanta setzte sich im Finale 2:0 (1:0) gegen Portland Timbers durch und gewann bereits im zweiten Jahr des Bestehens erstmals den MLS-Cup. "Ich bin in den letzten zwei Jahren eine bessere Person und ein viel besserer Spieler geworden. Wenn ich später mal zurückschaue, waren das vielleicht die beiden wichtigsten Jahre meiner Fußballkarriere", sagte Mittelfeldspieler Gressel (24). Die Tore vor der MLS-Rekordkulisse von 73.019 Zuschauern im Mercedes Benz Stadium in Atlanta erzielten Rekordtorjäger Josef Martinez (39.) und Franco Escobar (54.). "Das ist für die Stadt, für die Fans. Es war eine außergewöhnliche Stimmung. Es ist unglaublich", sagte Gressel. "In erster Linie ist es enorm für die Stadt", sagte United-Torwart Brad Guzan nach dem ersten großen Profisport-Titel für die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia seit die Baseballer der Atlanta Braves 1995 die World Series gewannen. Gressel spielte gegen Portland 90 Minuten durch, Kratz (31) saß die gesamte Spieldauer über auf der Bank. Der Mittelfranke ist der erste Deutsche, der in einem MLS-Meisterschaftsfinale zum Einsatz kam. Der Nachfolger der American Soccer League (NASL), die Franz Beckenbauer mit New York Cosmos dreimal (1977, 1978, 1980) gewinnen konnte, wurde 1994 erstmals ausgetragen. 3. Liga, Krawalle: Nach dem Fußball-Drittligaspiel zwischen dem KFC Uerdingen und Hansa Rostock (2:1) ist es zu schweren Krawallen bei der Abreise der Gäste-Anhänger am Duisburger Hauptbahnhof gekommen, der Zugverkehr musste eingestellt werden. Erst gegen 18.30 Uhr konnte der Fahrbetrieb wieder aufgenommen werden. Bei den Auseinandersetzungen am Hauptbahnhof in Duisburg gab es einen Schwerverletzten. Dieser wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, es bestehe jedoch "derzeit keine Lebensgefahr", hieß es vonseiten der Polizei. Die Duisburger Polizei entsandte eine Hundertschaft zur Unterstützung der Bundespolizei. "Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft hat die Duisburger Polizei eine Ermittlungskommission eingesetzt, die klären soll, was genau sich auf dem Bahnsteig zugetragen hat und wie es zu dem Verletzten kam", teilte die Polizei mit. Dazu sollten die Personalien aller auf dem Bahnsteig anwesenden Personen festgestellt und Zeugen befragt werden. Bereits vor Spielbeginn hatte es Auseinandersetzungen von 80 Rostocker und 80 Krefelder Fans gegeben. Zwei Busse mit Rostockern waren offenbar falsch abgebogen und im Eingangsbereich der Heimfans gelandet. Massiver Polizeieinsatz beendete die Krawalle, die Busse wurden zum Gästeeingang gebracht. Es gab mehrere Leichtverletzte, darunter zwei Polizisten. Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen schweren Landfriedensbruchs sollten die Personalien der Beteiligten an der Schlägerei festgestellt werden. Die etwa 60 Fahrgäste eines Busses waren damit nicht einverstanden. Sie mussten mit zum Polizeipräsidium, um dort die Identitäten festzustellen. Das nahmen etwa 300 Rostocker zum Anlass, das Stadion wieder zu verlassen. Vorher zündeten sie im Gästeblock noch Mülleimer in zwei Toiletten an. Der KFC trägt seine Heimspiele in dieser Saison im Stadion des Zweitligisten MSV Duisburg aus, da die Grotenburg-Arena in Krefeld nicht den Anforderungen genügt.
Die Münchner setzen eine erstaunliche Serie fort. Bundestrainer Löw erklärt seine Pläne auf der Torwart-Position. Ajax ist stark in Form vor dem Duell mit Bayern.
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Bundesliga - Zehn Spiele, zehn Siege - Bayern dominiert im Basketball
00/12/2018
In der ersten Halbzeit kein einziger Schuss auf das gegnerische Tor, in der zweiten gerade mal ein Lattentreffer aus dem Rückraum; dazu ein ausgewechselter Spielmacher, weil der Schädel brummte - und trotzdem war Claus Schromm nach dem Spiel hochzufrieden. Denn der Trainer der SpVgg Unterhaching konnte einem im Wortsinn verhagelten Drittliga-Nachmittag bei den Sportfreunden Lotte eine Menge Gutes abgewinnen. "Wir wollten auswärts ungeschlagen bleiben in diesem Jahr", sagte der Coach nach dem 0:0, "und das ist jetzt eine unfassbare Geschichte für uns." Sowieso hat Unterhaching bislang nur ein einziges Spiel in dieser Saison verloren. "Viel weggerutscht, nur lange Bälle nach vorne", so lautete das Halbzeit-Fazit von Luca Marseiler Ein Teil seiner Zufriedenheit rührte auch daher, dass er ein schweres Spiel prophezeit hatte. Seit dem sechsten Spieltag, das hatte Schromm selbst recherchiert, hatten die Sportfreunde sogar einen Punkt mehr geholt (20) als die vor der Partie auf Platz vier stehenden Hachinger. Man könnte auch sagen: Seitdem Nils Drube Trainer in Lotte ist. Ihn lobte Schromm vor dem Spiel in höchsten Tönen, zumal die Westfalen in der aktuellen Saison erst fünf Gegentore im eigenen Stadion kassiert hatten. In der ersten Halbzeit wurde klar, warum. "Nach einer halben Stunde habe ich von uns mal eine Stafette über drei, vier Stationen gesehen. Das haben wir normalerweise in der ersten Minute", sagte Schromm. "Viel weggerutscht, nur lange Bälle nach vorne", so die knappe Analyse von Luca Marseiler. Es hatte heftig geregnet, auch Eiskörner, der Wind war böig. Die einzige Hachinger Chance vor der Pause hatte Stefan Schimmer, und das auch erst in der 45. Minute: Nach einer Ecke faustete Lottes Torwart Steve Kroll vorbei, Schimmer konnte aber den Ball mit dem Kopf nicht mehr drücken und setzte diesen auf das Netz. Dass nach 16 erzielten Toren in den vergangenen drei Spielen das Kombinationsspiel diesmal fast komplett ausfiel, störte den Trainer aber kaum: "Wir haben Dezember. Und da muss man die Bedingungen auch mal annehmen." Schromm fand umgekehrt, dass seine spielstarke Mannschaft diesbezüglich eher "den nächsten Schritt" in einer Entwicklung genommen habe. Dass Haching aber nicht in Rückstand geriet, war auch nur der Nervenschwäche eines Gegenspielers zu verdanken: Maximilian Oesterhelweg, der vor anderthalb Jahren mit der SV Elversberg in den Regionalliga-Aufstiegsspielen an Haching gescheitert war, stand in der 22. Minute völlig frei vor Keeper Lukas Königshofer, weil Markus Schwabl einen aufgesetzten Flankenball unterlaufen hatte. Doch Oesterhelweg verzog und traf nur das Außennetz. Mit Beginn der zweiten Halbzeit musste man sich Sorgen machen, ob das Hachinger Kombinationsspiel nicht gänzlich zum Erliegen kommt: Sascha Bigalke saß jetzt nämlich nur noch auf der Bank. Der Kreativspieler hatte vor dem Pausenpfiff einen Ellenbogen von Alexander Langlitz ins Gesicht bekommen. Sofort hatten sich Schromm und Präsident Manfred Schwabl besorgt unterhalten, was zu tun sei. Für Bigalke, der laut erster Diagnose nur einen Brummschädel davontrug, kam Verteidiger Alexander Winkler ins Spiel, dafür agierte nun Lucas Hufnagel deutlich offensiver in der Spielmacher-Position. Am Donnerstag sollen die Profis in eine KGaA ausgegliedert werden - ohne knappes Ergebnis Als es dann richtig düster wurde im Stadion, kam sie noch, die eine große Hachinger Chance zum Sieg. Nach zwei Haken auf engstem Raum gegen drei Gegenspieler zog Marseiler vom Strafraumrand ab, Torwart Kroll stand zu weit vor dem Kasten, doch der Ball klatschte wie eine zusätzliche Hagelkugel an die Latte (70.). Schromm dazu: "Ein Sieg wäre ein bisschen zu viel des Guten gewesen", vor allem aufgrund der ersten Hälfte. Dass der Trainer zufrieden war, zeigte auch: In Unterhaching hat die Geduld bis jetzt noch die Aufstiegshektik im Griff. Die Ansprüche müsste man wohl nur dann anpassen, wenn man in den beiden Heimspielen vor der Winterpause sowohl den Dritten Uerdingen als auch Spitzenreiter Osnabrück schlägt. Ein anderer Termin ist dem Verein deutlich wichtiger, wenn es um die mögliche Zukunft in der zweiten Liga geht. Am kommenden Donnerstag soll im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung der Profibereich in eine KGaA ausgliedert werden. Und in diesem Fall wird alles andere als ein knappes Ergebnis erwartet.
Unterhaching bleibt nach einem zähen 0:0 bei den Sportfreunden Lotte auswärts ungeschlagen. Trainer Claus Schromm schwärmt vom "nächsten Schritt".
muenchen
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Fußball 3. Liga - Weiße Weste in Westfalen
00/12/2018
Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, doch David Wolf und Keith Aulie wussten genau, was gleich passieren würde. Beide schauten einander kurz, aber tief in die Augen - und weg waren die Handschuhe. Dann versuchten Wolf, 1,89 Meter groß und 98 Kilogramm schwer, und Aulie, 1,98 Meter und 103 Kilogramm, die Sache mit den Fäusten zu regeln. Schon seit Wochen war klar, dass das Duell zwischen dem EHC München und den Mannheimer Adlern ein besonders intensives werden würde. Genau so kam es am Sonntagnachmittag auch. 65 Minuten lang beackerten sich die zwei Hauptanwärter auf den diesjährigen Titel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in einer rassigen, intensiven und schnellen Partie. Da beide Torhüter großartig spielten, blieben sie 65 Minuten lang ohne Tor, drei Drittel plus Verlängerung. Im Penaltyschießen traf Luke Adam dann als einziger und sicherte den Mannheimern so den 1:0-Sieg am 26. Spieltag. Dadurch verteidigten die Adler die Tabellenführung, sie haben nun vier Punkte Vorsprung auf den EHC. "Ich hätte für dieses Spiel auch Eintritt bezahlt", sagte Mannheims Trainer Pavel Gross. Wolf und Aulie waren im Startdrittel aneinander geraten, da Aulie Brent Raedeke mit einem harten Check so aufs Eis befördert hatte, dass der Adler-Angreifer nicht mehr weiterspielen konnte. Raedeke war im Moment des Checks in leichter Schieflage, wodurch er unglücklich in die Bande krachte. Der Stürmer musste in München ins Krankenhaus, eine erste Diagnose gab es bis zum Abend noch nicht. "Ob der Check ganz fair war oder nicht, darüber lässt sich streiten", sagte Mannheims Verteidiger Janik Möser nach dem Startdrittel. "Als Teamkamerad muss man seinen Kollegen unterstützen, das hat David gemacht." Münchens Trainer Don Jackson bezeichnete den Check als "sauber", Gross wollte sich die Bilder noch einmal ansehen. Das Spiel war von Beginn an auf sehr hohem Niveau. Mit großer Intensität ging es rauf und runter, und im Mittelpunkt standen zwei Spieler, die sich schon lange aus der Nationalmannschaft kennen: Danny aus den Birken und Dennis Endras. Die beiden Torhüter vereitelten reihenweise beste Torchancen, und wenn sie mal nicht zur Stelle waren, rettete sie die Latte oder ein Pfosten, wie bei den Schüssen von John Mitchell (17.) und Yasin Ehliz (23.). Derek Joslin (11.), Trevor Parkes (38.) und Maximilian Kastner (48.) verzweifelten an Endras, aus den Birken glänzte gegen Andrew Desjardins (31.) sowie Chad Kolarik (37. und 59.). Die Torhüter-Show nahm 65 Minuten lang kein Ende - in Endras' Fall sogar darüber hinaus. "Die Goalies waren unglaublich", sagte Gross. Beide Teams gehen angeschlagen in diese Partie, doch das ist ihnen keineswegs anzumerken Keiner Mannschaft war anzumerken, dass sie etwas angeschlagen in die Partie gegangenen war. Der EHC hatte nur vier seiner acht Ligaspiele seit der Deutschland-Cup-Pause gewonnen, Mannheim reiste mit vier Niederlagen in Serie nach München an. Am Freitag hatten die Münchner (1:4 in Nürnberg) und die Adler (2:5 gegen Düsseldorf) deutlich verloren. Durch die Niederlagenserie war der Mannheimer Vorsprung auf den EHC in der Tabelle von acht auf drei Punkte geschrumpft. "Man kann nicht jedes Spiel gewinnen, allerdings müssen wir wieder mehr investieren", sagte Mannheims Garrett Festerling vor dem Spitzenspiel. Sein Kapitän Marcus Kink hatte mehrere Gründe für die Niederlagen ausgemacht. "Im Moment gucken wir auf dem Eis alle ein bisschen zu viel zu", sagte er. "Wir müssen mehr laufen, die Zweikämpfe annehmen und diese auch gewinnen. Das hat uns vorher ausgezeichnet, und das fehlt uns gerade ein bisschen." Am Sonntag fehlte es keinem Team an Zweikampf-Bereitschaft. Der Münchner Respekt, den Nationalspieler Frank Mauer ausformuliert hatte ("Die Adler spielen eine überragende Saison. Sie sind die Mannschaft, die es zu schlagen gilt"), war mehr als berechtigt. Für den EHC war die Partie ein Vorgeschmack darauf, was ihn in Sachen Tempo und Intensität auch am Dienstag erwarten wird. Dann spielt er in Malmö um den Einzug ins Halbfinale der Champions Hockey League (CHL). Jackson rechnet mit dem "exakt selben Spiel wie im Hinspiel". Dieses hatten die Münchner 2:1 gewonnen.
65 Minuten lang lassen im DEL-Spitzenspiel zwischen München und Mannheim weder Danny aus den Birken noch Dennis Endras eine Scheibe ins Tor. Das Penaltyschießen gewinnen die Adler.
muenchen
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Duell der Unüberwindbaren
00/12/2018
57 Minuten waren gespielt, da rief Leverkusens Kapitänin, Henrietta Csiszar, ihre Kolleginnen noch einmal zusammen. Sie klatschte in die Hände, versuchte die Frauen im Kreis zu motivieren, wollte retten, was noch zu retten war. Währenddessen lief Sara Däbritz jubelnd an ihnen vorbei. Ihr Tor zum 4:0 war der Grund für diesen Kreis. Er half aber nicht. Schon vor dem Spiel hätten die Vorzeichen nicht unterschiedlicher sein können. Der FC Bayern, souveräner Tabellenzweiter, seit September ungeschlagen - Bayer Leverkusen, mitten im Abstiegskampf, fünf Pleiten in Serie. Das Hinspiel in Leverkusen endete 10:1 für die Bayern-Frauen. "Wir wissen, dass wir gegen Bayern 90 Minuten wach sein müssen", hatte Leverkusens Trainerin Verena Hagedorn gesagt. "Nee, den Spielball hab ich nicht": Dreifach-Torschützin Mandy Islacker weist die Schuld von sich Dass das nicht genug sein würde, zeigte schon die Anfangsphase. Bayern war klar überlegen, egal wie wach Leverkusen war, egal wie viele Verteidigerinnen sie aufstellten - fünf waren nominell auf dem Feld, aber die Werkself verteidigte zu zehnt. Und trotzdem schafften es Däbritz und Co. mit nur drei, vier Pässen, gefährliche Chancen zu kreieren. Besonders die rechte Seite der Gäste wirkte von Däbritz, Lina Magull und der weit aufrückenden Außenverteidigerin Verena Schweers vollkommen überfordert. Nach fünf Minuten hatte dieses Trio schon zwei gefährliche Situationen herausgespielt, doch Magull und Mandy Islacker verpassten knapp. Danach verflachte die Partie. Die Bayern-Frauen waren noch immer drückend überlegen, doch Ungenauigkeiten ließen ihr Spiel erlahmen, bis ein Lattenkracher von Melanie Leupolz die Mannschaft weckte (26.). Zwei Minuten später startete Leverkusen einen seiner wenigen Angriffe. Doch Bayern presste früh: Ballgewinn, Überzahl, Leupolz' Pass überspielte die Verteidigung und fand perfekt den Fuß von Islacker. Links lief Däbritz mit, doch Islacker schlenzte den Ball an Torfrau Anna Klink vorbei ins Netz - das überfällige 1:0. Sechs Minuten später landete eine abgefälschte Flanke vor Islackers Füßen, die eiskalt auf 2:0 erhöhte (34.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte die Stürmerin die Chance auf einen Hattrick, scheiterte mit ihrem Schuss aber an der Latte. "Leverkusen stand sehr tief, hat sehr engmaschig verteidigt. Wir haben dann unsere Außenverteidigerinnen nach vorne gezogen, um vorne eine Gleichzahl zu schaffen. Wir haben das heute sehr gut gemacht", sagte Bayerntrainer Thomas Wörle nach dem Spiel. In der Pause wechselte Hagedorn die Torhüterinnen. Für Klink kam Laura Sieger, die schon vier Minuten nach Wiederanpfiff von der starken Magull überwunden wurde. Da war das Spiel entschieden. Acht Minuten später folgte das Tor von Däbritz und der Kreis, der nicht half. In der 60. Minute schlenzte Islacker den Ball von der Strafraumkante unhaltbar ins lange Eck. Ihr drittes Tor war das schönste des Tages. Schweers erhöhte auf 6:0 (65.), Lineth Beerensteyn auf 7:0 (77.). Kurz vor Schluss dann die auffälligste Aktion der Leverkusenerinnen: Beerensteyn war erneut auf dem Weg zum Strafraum, als Madeline Gier sie mit einem hässlichen Foul stoppte. Mit einer eingesprungenen Grätsche erwischte sie die Niederländerin am Knöchel - Platzverweis. Und die Bayern waren noch nicht fertig: In der Nachspielzeit machte Fridolina Rolfö das 8:0. Ein Feuerwerk zum Jahresabschluss im Grünwalder Stadion. Nach dem Abpfiff kam beim FC Bayern dann doch noch einmal so etwas wie Anspannung auf: Im Ballnetz waren nur zehn Bälle, der Spielball fehlte. Dreifachtorschützin Islacker wies jede Schuld lachend von sich: "Nee, den Spielball habe ich nicht. Der bleibt natürlich hier. Ich bin einfach froh, dass wir gewonnen haben." Ein Spiel muss der FC Bayern im Jahr 2018 noch bestreiten. Kommende Woche reist die Mannschaft zum MSV Duisburg. "Zu dieser Jahreszeit in Duisburg zu spielen ist nicht ohne. Sie werden sehr robust verteidigen, aber wir hoffen natürlich auf drei Punkte", sagte Wörle. Bei der aktuellen Verfassung sind das durchaus realistische Vorstellungen.
Klarer Sieg: die Bayern-Fußballerinnen düpieren Bayer Leverkusen im Grünwalder Stadion mit 8:0.
muenchen
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FC-Bayern-Frauen - Feuerwerk zum Abschluss
00/12/2018
Nach dem Spiel wurde es festlich, ein großer Geburtstagskuchen schwebte auf Händen in die Nikolaushalle hinein, 30 Kerzen brannten darauf, sie brannten für: Ferdinand Tille. Der Libero der WWK Volleys Herrsching hatte am Samstag seinen runden Geburtstag, und er legte dann alle Kraft hinein in seinen Atem, um die Kerzen auf einmal auszupusten. Es gelang auf Anhieb, die 1000 Zuschauer sangen ihm ein Ständchen, und man fragte sich: War es nur Kraft oder auch richtige Wut, die in Tilles Puste steckte? Denn wütend war er ein paar Minuten vorher ohne Zweifel noch gewesen. Das Spiel gegen die Hypo Tirol Alpenvolleys Haching hatte Tille in diesen Aggregatszustand versetzt, der seinem Tage eigentlich gar nicht angemessenen war. Die Herrschinger, nunmehr Tabellensiebter der Volleyball-Bundesliga, hatten das Derby ja auch recht klar mit 0:3 (19:25, 23:25, 22:25) gegen die Alpenvolleys verloren, die nun weiter ungeschlagener Spitzenreiter sind. Im ersten Satz hatte Herrsching trotz seiner Heimstärke noch wie das sprichwörtliche Kaninchen vor der Schlange gewirkt und den Respekt vor dem hohen Block der Gäste nicht ablegen können. Danach lief es etwas besser für die Mannschaft von Max Hauser, aber doch nie so, dass sie sich mal hätte absetzen können in diesem durchaus ansprechenden Duell. "Wir waren im Block oft zur falschen Zeit am falschen Ort und haben im Angriff die einfachen Bälle nicht gemacht", sagte Tille. Der 165-malige Nationalspieler selbst musste sich keine Vorwürfe machen, denn er hielt dem erwarteten Aufschlag- und Angriffsfeuerwerk der Alpenvolleys noch am ehesten stand. Aber auch Tille musste einsehen, dass die Gäste an diesem Abend zu stark waren. Allein neun Asse schlugen sie, vor allem die Außenangreifer Hugo da Silva und Pawel Halaba zeigten dort ihre gewaltigen Fähigkeiten. Sie überlisteten zudem den TSV-Block im Angriff viel zu oft nach Hausers Geschmack. Herrschings Außenangreifer Tim Peter konnte noch einigermaßen dagegenhalten, sein Kollege Bryan Fraser sah aber auf dieser Position kein Land gegen den starken Alpenvolleys-Block, der neunmal direkt punktete. Zwei weitere Unterschiede, die ihren Teil zur Niederlage Herrschings beitrugen: Hachings Diagonalmann Kirill Klets nähert sich nach großen Anlaufschwierigkeiten seiner Topform, mit 20 Punkten war der Russe mit Abstand bester Scorer auf dem Feld. Sein Herrschinger Pendant Nicholas West kam auf sieben Zähler - für seine Position eine viel zu geringe Ausbeute. Und auch im Zuspiel war das Leistungsgefälle deutlich: Danilo Gelinski zeigte bei den Alpenvolleys einmal mehr, dass er mit seiner starken Passverteilung zu den besten seiner Zunft in der Liga gehört. Die Streuung der Pässe bei Herrschings Johannes Tille war stärker, die Präzision fehlte mitunter, was auch der schwankenden Annahme geschuldet war. Und so klang der Satz von Gästecoach Stefan Chrtiansky, "wir waren heute ein bisschen besser", ein bisschen wie höfliches Understatement eines slowakischen Gentlemans. Im zweiten und dritten Satz fehlten Herrsching zwar nur Nuancen zum Erfolg, aber auch dort behielten am Ende nicht sie, sondern die Profis der Alpenvolleys die Nerven. Als der TSV beim 21:20 im zweiten Satz zum ersten Mal überhaupt in Führung ging, lobte Fraser kurze Zeit später den Ball ins Netz - den Satzball verwandelte Halaba mit einem so trockenen wie für den Gegner ernüchternden Ass. Im dritten Satz war Herrsching ebenfalls auf Augenhöhe, führte mit 20:19, doch dann schlug der wieder starke Mittelblocker Alpar Szabo den Ball erstmals in den Einerblock von Douglas Duarte da Silva. Man spürte förmlich, wie Herrschings Kampfgeist daraufhin erlosch. Nicholas Wests Sprungaufschlag ins Aus besiegelte die Niederlage. Das Ende passte zu diesem Abend, den Hauser so zusammenfasste: "Dort stehen halt eineinhalb Millionen Euro auf dem Feld, und bei uns 200 000." Die Alpenvolleys frohlocken nun schon vor dem Spitzenspiel gegen den Tabellenzweiten Friedrichshafen am kommenden Sonntag (17 Uhr) in Unterhaching. "Die Mannschaft spürt, sie ist stark. Warum sollte sie also nicht auch eine Chance haben, Friedrichshafen zu schlagen", sagte ihr Manager Hannes Kronthaler. Bei einem 3:0 oder 3:1 wären die Alpenvolleys dem Pokalsieger vom Bodensee schon vier Punkte enteilt, obwohl sie ein Spiel weniger absolviert haben. Herrsching hingegen hat am Sonntag das schwere Spiel in Frankfurt vor sich, und kurz vor Weihnachten ein Schlüsselduell gegen den direkten Playoff-Platz-Konkurrenten Königs Wusterhausen. Angreifer Artem Sushko ist aus Südkorea zurück - und schaute sich das Spiel in der Halle an Vielleicht ist dann schon ein neuer, alter Name im Kader zu finden. Denn in der Halle wurde am Samstag ein gewisser Artem Sushko gesichtet, eigentlich Herrschings wichtigster Zugang, der dann kurz vor Saisonbeginn von einem südkoreanischen Klub weggekauft wurde. Bei Suwon steht er aber nicht mehr im Kader. Die Herrschinger haben zugleich offenbar ihren immer noch heißen Draht zu Sushko, dessen Familie sich ohnehin am Ammersee sehr wohl gefühlt hatte, genutzt. Das Transferfenster ist offen, Sushko wäre die dringend notwendige Verstärkung im Angriff, den Trainer Hauser als zu wenig durchschlagskräftig empfindet. Wobei noch unklar ist, wann der Russe spielberechtigt ist, offenbar gibt es noch einige Formalia zu klären. Jedenfalls war Sushko auch Teil der Party, die Ferdinand Tille abends noch in seiner Wohnung in München feierte. Neben rund 50 weiteren Gästen - auf 80 Quadratmetern. Der 2,02-Meter-Mann wird übrigens an Heiligabend 25. Es wäre eine fast zu kitschige Weihnachtsgeschichte, wenn Sushko einen Tag vorher im Heimspiel gegen Königs Wusterhausen doch noch seinen Einstand geben würde.
Herrsching ist gegen die Alpenvolleys chancenlos. Während sich der Tabellenführer auf Friedrichshafen freut, bahnt sich am Ammersee ein Transfercoup an.
muenchen
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0:3 zum 30. Geburtstag
00/12/2018
Ein bisschen ging es auch darum, dass die anderen nicht auf dumme Gedanken kommen. "Wenn wir heute verlieren und die gehen als Erster in die Winterpause, dann kommt da vielleicht ein Sponsor an und sagt, komm, wir reichen jetzt mal die Lizenz ein", mutmaßte Maximilian Welzmüller über den VfB Eichstätt. Denn bei dem Amateurklub hat man erklärt, gar kein Geld für die dritte Liga zu haben. Der FC Bayern II hat aber eben auch nicht verloren am Freitagabend, im Gegenteil. Mit einem 4:0 hat er den Verfolger FC Schweinfurt 05 nach Hause geschickt. Und damit ein "Signal gesendet" (Welzmüller) an den Rest der Liga: Ihr braucht euch keine Hoffnungen zu machen, der Favorit wird sich durchsetzen. Außerdem, sagte der defensive Mittelfeldspieler, sei die Winterpause so lange, dass es schon gut sei, all die Wochen draufzuschauen auf die Tabelle und zu sehen, dass man Erster ist. Die Fans sangen Weihnachtslieder, das Spiel war gut anzusehen, auch Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic sah zufrieden aus. Wenige Sekunden vor dem 4:0 durch Wooyeong Jeong (89.) hatten einige Fans ein Feuerwerk aus roten Raketen außerhalb des Stadions in den Himmel gejagt, ein vorgezogenes Silvester, pünktlich zum fußballerischen Jahresabschluss. Dass es gegen Schweinfurt so gut lief, hatte auch damit zu tun, dass endlich einmal wieder eine Mannschaft im Grünwalder Stadion zu Gast war, die nicht nur auf Defensive setzte und auf Konter lauerte. "Das kommt uns natürlich entgegen", wusste Welzmüller. Doch es lief in diesem Schlagabtausch zu Beginn der Partie auch nicht alles gut. Die Gäste hätten in Führung gehen können, Bayerns Trainer Holger Seitz meinte später, dass es auch diesmal Kontersituationen gab, die man gerne verhindert hätte. Aber letztlich sei der Sieg hochverdient gewesen, nicht nur dank der guten Chancenauswertung durch die Treffer von Franck Evina (24.), Jeong (32., 89.) und Kwasi Wriedt (54.), sondern auch, weil die Münchner den Gegner, immerhin ein semiprofessionelles Team mit hohen Ambitionen, nach der Pause dominiert hatten. So war das Spiel auch ein Signal an sich selbst. "Die Richtung stimmt", sagte Seitz, nach der Pressekonferenz zufrieden im Stuhl zurückgelehnt. Dann kam er noch mal auf die Schwächephase zu sprechen, jene Zeit von Mitte September bis Mitte November, in der die so souverän gestarteten Bayern fünf Remis und zwei Niederlagen kassierten. Ein "kleiner Hänger", sagte Seitz, bei manchem Profiklub wäre längst von einer Krise die Rede gewesen. "Am Anfang wurde ich immer ausgelacht, wenn ich gesagt habe, dass so etwas kommen wird", sagte der 44-Jährige, "du kommst nicht in den Herrenbereich ohne ein Leistungstief, hundertprozentig." Viele seiner Spieler könnten noch in der U19 auflaufen. Letztlich sei diese Phase sogar besonders wertvoll, denn sie hätte dazu geführt, dass die Spieler dazugelernt hätten. Schweinfurts Trainer Timo Wenzel sprach in seiner Analyse davon, dass ein "unheimlicher Druck von außen" auf seiner Mannschaft liege, viele seien das nicht gewohnt. In München haben selbst viele der Jüngeren den Vorteil, dass sie schon mit U17 und U19 um die deutsche Meisterschaft spielten. Psychologisch wertvoll war nun auch dieser klare Sieg vor der Winterpause. Die Bayern, die immer noch zwei Spiele weniger ausgetragen haben als Co-Spitzenreiter Eichstätt, werden aller Voraussicht nach auch den Auftakt nach der Winterpause bestreiten, am 23. Februar gegen Ingolstadt II. So fällt die überaus lange Pause (Wenzel: "Da verlernt man ja das Fußballspielen!") für den Favoriten deutlich kürzer aus. Außerdem wird sie alles andere als langweilig verlaufen: Viele Spieler werden noch bis unmittelbar vor Weihachten mit den Profis trainieren. In der kommenden Woche sowie Ende Januar stehen dann im Rahmen des Einladungsturniers "Premier League International Cup" drei Spiele an, am Mittwoch trifft das Team auf die U23 des FC Everton. Und zum Ende der ligafreien Zeit reist die Mannschaft in die USA und wird dort ein Spiel gegen die MLS-Mannschaft des FC Dallas bestreiten. "Wir freuen uns drauf", sagt Seitz über die bevorstehenden Aufgaben, denn: "Da geht's um Fußball. Und das ist ja auch irgendwo unsere Leidenschaft." Wer braucht schon eine Pause.
Das Regionalligateam des FC Bayern lässt mit einem fulminanten 4:0-Sieg seinen Verfolger FC Schweinfurt stehen.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/fussball-regionalliga-signal-nach-innen-und-aussen-1.4245737
Signal nach innen und außen
00/12/2018
Die Banane ist eine der vielseitigsten Früchte. Das sollte man rechtzeitig würdigen, ehe sie von den Pilzsporen der Panama-Krankheit dahingerafft wird. Dem Osten Deutschlands galt sie als Symbol für Freiheit und Überfluss des Westens; gleichzeitig charakterisierte sie als eine Art Vorsilbe ganze Republiken als von Korruption durchzogen. (Wieso sich der Begriff Bananenorganisation für internationale Sportverbände nie durchgesetzt hat, ist unklar.) Schon früheste Komiker rutschten auf ihren Schalen durchs Schwarz-Weiß-Bild, und der Ausdruck, etwas oder jemand sei "völlig Banane", kann von schlecht über durchgeknallt bis cholerisch alles bedeuten. Im Tischtennis ist die Banane ein eigener Schlag, der nur auf der Rückhandseite existiert, weil man sich für ihr Pendant auf der Vorhand das Handgelenk brechen müsste. Und im Fußball ist sie als Flanke patentrechtlich durch Manni Kaltz geschützt. Fast immer geht es aber um: krumme Dinger. So gesehen passt Anna Bergmoser vom TSV Eching gar nicht recht in diesen Kontext. Die 26-Jährige steht für den Bayern-Treffer des Monats zur Wahl, mit einem wuchtigen Distanzschuss aus knapp 30 Metern, wie man ihn im Frauenfußball selten sieht. Wieso sie beim Bayerischen Fußball-Verband "Änna Banäna" als Spitznamen angibt, erschließt sich also nicht. Ihr Schuss schlägt schnurgerade neben dem Pfosten ein.
Anna Bergmoser vom TSV Eching steht für den Bayern-Treffer des Monats zur Wahl - mit einem wuchtigen, schnurgeraden Distanzschuss aus knapp 30 Metern. Der Spitzname der 16-Jährigen: Änna Banäna.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/kurze-ecke-alles-banane-1.4245725
Kurze Ecke - Alles Banane!
00/12/2018
Kakande Muzamiru hatte sich alles schon so schön zurechtgelegt: Der Boxer des Münchner Faustzweikampf e.V. wollte bei den deutschen Meisterschaften in der vergangenen Woche in Mühlhausen überzeugen, am besten gewinnen, dadurch wollte er sich für die deutsche Auswahl qualifizieren, und dann hätte er, selbstverständlich, an Olympischen Spielen teilgenommen. Und ja, warum hätte er diese dann nicht auch gleich noch gewinnen sollen? Der 24 Jahre alte Boxer, der aus Uganda geflüchtet war und seit einem Jahr im Münchner Boxwerk trainiert, musste dann jedoch bei den am Wochenende zu Ende gegangenen Meisterschaften feststellen, dass es ganz so einfach doch nicht geht. Das Achtelfinale hatte er souverän gewonnen, im Viertelfinale boxte er gegen Nick Bier, der seit Freitag 19 Jahre alt ist. Muzamiru dominierte das Duell, er war mit einem klaren Vorhaben in den Ring gestiegen: Er wollte boxen. Das Problem bei diesem Vorhaben: Bier wollte nicht boxen. Das Talent wich Muzamirus Attacken aus, unterband diese durch Umklammerungen. Ganz selten nur konterte er, gelegentlich traf er dabei auch. Die Punktrichter sahen in einem umstrittenen Urteil Bier mit 4:1 Stimmen vorne. Der Bayerische Amateur-Box-Verband (BABV) bezeichnete dies auf seiner Homepage als "krasses Fehlurteil". Andreas Selak, Muzamirus Trainer, sagt dagegen: "Für uns war das dennoch ein Riesenerfolg. Jeder hat gesehen, wie stark wir sind." Die großen Pläne des Münchner Weltergewichtlers, sie sind jetzt eben erst einmal aufgeschoben. Zum besten Boxer des Turniers wurde dennoch ein BABV-Boxer gewählt, der 36 Jahre alte Sharafa Raman vom BC Eichstätt. Der Routinier im Bantamgewicht gewann all seine Kämpfe mit den Stimmen aller Punktrichter, nur einen nicht. Den gewann er vorzeitig.
Der Münchner Boxer Kakande Muzamiru, der einst aus Uganda nach Deutschland flüchtete, verliert unglücklich im DM-Viertelfinale. Der Bayerische Amateur-Box-Verband spricht auf seiner Homepage von einem "krassen Fehlurteil".
muenchen
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Aufgeschobene Träume
00/12/2018
Ganze vier Bundesligaspiele hat Franz Michelberger zwischen 1974 und 1976 für den FC Bayern München bestritten. 105 Einsatzminuten in zwei Jahren seines Berufslebens. Mit solchen Zahlen wird man üblicherweise nicht berühmt, doch Michelberger hat es geschafft - als ihn während eines Trainingslagers in Israel ein Kamel gegen den Teambus schubste. Einer wie Neymar hätte sich einfach so lange schreiend über den Wüstensand gerollt, bis das Tier mit Rot des Landes verwiesen oder gegrillt worden wäre, um dann unversehrt wieder aufzustehen. Einer wie Michelberger schrie nicht, dafür zog er sich diese Knieverletzung zu, über die der 63-Jährige bis heute immer wieder lesen muss. Nur fürs Protokoll: Michelberger war gerade 20. Letzteres ist schon deshalb gut zu wissen, weil der FC Bayern auch in diesem Winter wieder ein Quartier in der Wüste aufschlagen wird, in Katar, wo es von Kamelen und Teambussen nur so wimmelt. Und weil zu seinem Kader ja ein paar ältere Herrschaften zählen, denen erhöhtes Verletzungsrisiko nachgesagt wird. Waldorf und Statler? Man sollte die zwei Alten nie unterschätzen Zur Beruhigung kann man also festhalten: Auch viel Jüngere sind gefährdet. Siehe Kingsley Coman, 22, der sich, anstatt Robbéry allmählich abzulösen, zuletzt mehrmals ein Dings namens Syndesmose riss. Das war noch nicht mal erfunden, als Robben, 34, und Ribéry, 35, ihre Karrieren begannen. Übrigens sollte kein Kamel, das klar bei Verstand ist, die beiden Alten unterschätzen. Von wegen Waldorf und Statler: Robben würde einem angreifenden Trampeltier vermutlich mittels Hochgeschwindigkeitshaken (nach links, nicht zu verteidigen) ausweichen, und Ribéry ihm, während es ungebremst gegen den Teambus prallt, einen Ellbogen ins Gesicht oder einen Finger ins Auge rammen. Er würde Gelb sehen, klar, keine Tätlichkeit, aber das arme Kamel würde sich fühlen, als wäre es ein Wildschwein und soeben Asterix und Obelix begegnet. Trotz gelegentlicher Blessürchen: Man muss sich keine Sorgen machen um Robben und Ribéry. Erst recht nicht, seit Zlatan Ibrahimovic mit 37 in der Serie A gehandelt wird. Dumme Verletzungen sind immer drin, auf wie neben dem Platz, völlig altersunabhängig. Jérôme Boateng hat sich auf einem Flug (nicht nach Katar) mal das Knie vom Getränkewagen der Stewardess zertrümmern lassen. Trainer Ewald Lienen brach der Unterarm, als er an der Seitenlinie ausrutschte. Torwart Markus Pröll (Frankfurt) zog sich eine Schultereckgelenksprengung zu, als er auf der Flucht vor Autogrammjägern über ein Mädchen stolperte. Kasey Keller (Gladbach) schlug sich beim Ausladen seiner Golftasche aus dem Kofferraum die Vorderzähne aus. Charles Akonnor (VfL Wolfsburg) rammte sich eine Autoantenne in die Nase. Ein gewisser Svein Grondalen (Rosenborg) stieß in den Siebzigern beim Joggen mal mit einem Elch zusammen. Na und? Kommt eben vor. In den Katakomben zieht sich Matejka einen Beinbruch zu Das alles sollte Michael Matejka vom SV Heimstetten nun aber wirklich etwas getröstet haben. Sein Verein ist als Tabellenletzter der Regionalliga ohnehin gebeutelt, und dann hat er sich am Rande des unglücklich verlorenen letzten Spiels vor der Winterpause (1:2-Niederlage in Augsburg) auch noch eine schwere, nun ja: Sportverletzung zugezogen. Was bei Teammanagern in Ausübung ihrer Pflichten eher selten vorkommt. Ausgerutscht war er in den Katakomben des Rosenaustadions, an einer Treppe umgeknickt und gestürzt. Das Wadenbein gebrochen und dieses neumodische Syndesmosedings auch gleich gerissen. Also ab ins Krankenhaus, Gips, diese Woche OP. Fürs Protokoll: Matejka ist gerade 41. Kaum älter als Ibrahimovic. Wahrscheinlich wäre er sogar noch fit genug, um in der Serie A zu managen. Und nein: Es war auch nicht etwa so, dass er seinem ehemaligen Spieler Sebastiano Nappo nachgestellt hätte, um ihm einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen, zur Strafe, dass der 23-Jährige gegen sie schon wieder den Siegtreffer erzielt hatte (worauf dieser mit einem schwer zu verteidigenden Robben-Haken nach links...) Nein, das Malheur geschah noch vor dem Anpfiff. Und nicht mal ein Kamel war in der Nähe. Manchmal hat man einfach Pech.
Heimstettens Manager Michael Matejka bricht sich in den Katakomben des Augsburger Stadions das Bein. Ein Einzelfall? Mitnichten. Es wimmelt nur so von kuriosen Sportunfällen.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/linksaussen-und-jaehrlich-gruesst-das-trampeltier-1.4245723
Und jährlich grüßt das Trampeltier
00/12/2018
Wieso einfach, wenn es kompliziert geht? Frei nach diesem Motto laufen die Wettkämpfe dieser Saison für die Pistolenschützen der HSG München. Die Ergebnisse sind bislang durchwachsen, mehrmals hatte man Pech und verlor im Stechen. Trotzdem sind die Münchner im Rennen um die Bundesliga-Finalrunde in der Gruppe Süd noch dabei. Nach diesem Wochenende, mit zwei Siegen gegen Ludwigsburg (3:2 Punkte) und Fürth (3:2), umso mehr. "Man sollte uns nicht abschreiben", sagt Schützenmeister Helmut Fischer. Jetzt habe man also auch endlich mal Glück gehabt. Zwei knappe Erfolge, dazu ein hervorragendes Teamergebnis von insgesamt 1891 Ringen am Samstag. "Die Burschen haben diesmal gezeigt, was sie können", sagte Fischer - und setzte die Betonung bewusst auf "Burschen". Denn die Einzige, die in diesem Jahr konstant ihre Leistung abruft, ist die Spitzenschützin Olena Kostevych. Nach ihrer Babypause hat sie sieben von acht ihrer Duelle gewonnen, auch an diesem Wochenende wieder beide, sie führt mit einem überragenden Durchschnittsergebnis von fast 390 Ringen die Einzel-Schützenwertung an. Fischer spricht deshalb schon davon, "dass wir auf Position eins sowieso immer gewinnen". Das Problem liegt auf den hinteren Positionen vier und fünf. Da in der Bundesliga jeweils fünf Sportler für eine Mannschaft antreten, reicht ein Top-Ergebnis alleine nicht. Auch zwei weitere Schützen müssen punkten, damit das Team gewinnt. Und da fehlte bei der HSG eben allzu oft die Konstanz. Glück hatten die Münchner dann zum Beispiel, als der Ludwigsburger Rene Pollock (369 Ringe), ehemals HSG-Schütze, am Samstag mit einer 9,9 ausschoss, was zwar näher an zehn Ringen ist, aber nur für neun zählt. Genau dieser eine Ring reichte dem Münchner Florentin Kunzlmann (370) und in der Endabrechnung dann auch der ganzen Mannschaft zum Sieg. Kunzlmann war zuletzt das Sorgenkind im Kader, erreichte nicht mal die 360-Ringe-Marke, die ein Hobbysportler normalerweise problemlos abliefert. Jetzt hat er also sein bestes Saisonergebnis und den entscheidenden Punkt erschossen. Fischer hofft deshalb, "dass der Knoten jetzt geplatzt ist". Gerade für Bundesliga-Neulinge wie Kunzlmann spielt die Psyche im Schießsport eine große Rolle. "Von der Schießtechnik her hat er eigentlich alles, was man braucht", meint Fischer. Gebrauchen könnten die Münchner trotzdem noch einen Athleten auf internationalem Topniveau, so wie zum Beispiel den Albaner Arben Kucana, der langjähriges HSG-Mitglied und ehemaliger Olympia-Teilnehmer ist. Allerdings wurde Kucana, der bis vor kurzem noch Trainer der Mannschaft war und jetzt von seinem Vorgänger und Nachfolger Detlef Polter abgelöst wurde, nicht aufgestellt. Das Verhältnis zwischen Kucana und Polter ist schwierig, bei der Mannschaft kam Kucanas Führungsstil nicht gut an, weshalb der alte neue Trainer Polter wieder übernahm - und Kucana vorerst ausbootete. Ob Kucana in dieser Saison noch einmal starten wird, ist sehr zweifelhaft. Seine Fähigkeiten würden dem Team jedenfalls gut zu Gesicht stehen, findet selbst Schützenmeister Fischer, der sich in die Personalie aber nicht einmischen will und nur sagt: "Schießen kann der Arben richtig gut!" Weder Kucana noch Polter wollen sich momentan in der Sache äußern, auch zwischen den beiden herrscht Funkstille. Zumindest den Rest des Teams tangiere die Streitigkeit aber nicht, versichert Fischer. "Die Laune war diesmal gut", meint er. Am letzten Wettkampfwochenende im Januar entscheidet sich nun, ob die HSG München noch einen Platz unter den besten Vier erreicht. Momentan sind die Münchner als Sechster punktgleich mit dem Dritten. Da auch ein direktes Duell mit dem Fünften Weil am Rhein (12. Januar, 16 Uhr) ansteht, hat man die Qualifikation zur Endrunde in Paderborn (2./3. Februar) in der eigenen Hand, müsste aber beide ausstehenden Hauptrunden-Wettkämpfe gewinnen. Fischer spricht von "zwei Duellen auf Augenhöhe". Es wird also sicher wieder knapp und auch ein bisschen kompliziert bei der HSG, so wie schon das ganze Jahr: Acht von neun Wettkämpfen endeten bislang mit dem knappstmöglichen Ergebnis 3:2 bzw. 2:3 - zumindest den Titel des "Spannungsmeisters" hält man also momentan in der Bundesliga. Einen Meistertitel haben die Münchner dagegen noch nie gewonnen. Davon sind sie auch noch ein gutes Stück entfernt.
Nach ihrem Trainerwechsel halten die Pistolenschützen der HSG München den Weg in die Finalrunde mit Siegen offen.
muenchen
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/sport/sportschiessen-bis-zum-letzten-ring-1.4245731
Bis zum letzten Ring
00/12/2018
Erik Zabel kehrt nach mehr als fünf Jahren Zwangspause wegen seiner Doping-Sünden in den Radsport zurück. Der ehemalige Sprint-Spezialist des Telekom-Teams wird in der kommenden Saison "Performance Manager" bei Katusha-Alpecin, jenem Rennstall, bei dem er 2013 im Zuge seines zweiten Doping-Geständnisses den Posten des Sportdirektors abgeben musste. "Im besten Fall hilft ein Performance-Direktor den fitten Athleten, ihre beste Leistung zu bringen, und sorgt dafür, die besten Teams zu den Rennen zu bringen", sagte Zabel über seine neue Tätigkeit, die zunächst auf ein Jahr ausgelegt ist. Der 48-Jährige soll mit seinem Know-how vor allem dem erfolgreichsten deutschen Tour-Etappensieger Marcel Kittel helfen, der zuletzt arg schwächelte. Zabel zeigte sich bei seinem ersten Auftritt, der Teampräsentation in Koblenz, am Freitag gut gelaunt, will aber lieber im Hintergrund arbeiten. "Ich hätte die Runde hier nicht gebraucht. Der Fokus soll auf den Sportlern wie Marcel Kittel liegen. Um mich wird es hoffentlich ein bisschen weniger gehen", sagte Zabel. 2013 hatte der einstige Topsprinter - sechsmal Gewinner des Grünen Trikots bei der Tour de France - ein weiteres Doping-Geständnis ablegen müssen, nachdem er im Zuge eines Berichts des französischen Senats als Epo-Sünder bei der Tour 1998 aufgeflogen war. Danach verlor Zabel seine Jobs im Radsport und trat nur noch als Privatier und Vater seines Sohnes Rick auf, der ebenfalls für Katusha fährt. "Ich bin ein wenig nervös deswegen", sagte der 24-Jährige über die künftige Zusammenarbeit mit seinem Vater: "Wir sind zwei starke Persönlichkeiten, die auch mal aneinander geraten. Dem Team wird er sportlich weiterhelfen. Für mich wird es einen Tick schwerer." Kittel, der sich im Anti-Doping-Kampf mit einer klaren Meinung profiliert hat, zeigte sich offen: "Ich denke, wir können von Eriks Rennerfahrung profitieren. Seine Tipps sind eine große Hilfe." Die kann Kittel nach der Saison 2018 gebrauchen. Der 30-Jährige, den sie in Frankreich nach insgesamt 14 Etappensiegen bei der Tour ehrfürchtig "Le Kaiser" nannten, blickt auf ein schwieriges erstes Jahr bei seinem neuen Team zurück. Selbst bei kleineren Rundfahrten war er bei Sprintetappen weit abgeschlagen, bei der Tour wurde er sogar wegen Zeitüberschreitung vorzeitig aus dem Rennen genommen. "Mein Ansporn ist, dass wir es 2019 besser machen. Auch darum bin ich bei Katusha geblieben. Ich will nicht so gehen", betonte Kittel. Seine Karriere verlief zuletzt wellenförmig. Nach triumphalen Jahren 2013 und 2014 lief 2015 nichts zusammen, ehe er beim Quick-Step-Rennstall zu alter Stärke zurückfand. Im Herbst hatte Kittel längere Zeit pausiert, in Asien testete er sich zuletzt wieder heran. Im neuen Jahr sollen dann erneut Siege folgen.
Nach seinem zweiten Doping-Geständnis trat Erik Zabel 2013 beim Katusha-Team zurück. Nun wird er dort "Performance Manager", betreut Top-Sprinter Marcel Kittel - und seinen eigenen Sohn Rick.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/zabel-radsport-doping-katusha-1.4245719
Zabel zurück bei Katusha-Alpecin
00/12/2018
Die Bremer Variante eines klassischen Fußballmärchens: Josh Sargent (rechts) hat mit seiner ersten Ballberührung in der Bundesliga ein Tor erzielt – und wird von seinem Kapitän Max Kruse gefeiert. Zum ersten Mal in dieser Saison sei es ein "Druck-Spiel" gewesen, sagte Bremens Trainer Florian Kohfeldt. Nicht ganz so wie in Zeiten des Abstiegskampfs der vergangenen Jahre, aber nach fünf sieglosen Partien mit nur einem Zähler wollte Werder Bremen beweisen, dass es trotzdem noch in die obere Tabellenhälfte gehört. Und so gingen die Norddeutschen die Partie gegen Schlusslicht Fortuna Düsseldorf auch an: hart und direkt. Sehr bald schon gab es robust geführte Zweikämpfe, Rudelbildungen, große Nervosität. "Tiki Taka geht in so einem Spiel nicht", räumte Werders Mittelfeldspieler Davy Klaassen hinterher ein. Das Ergebnis dieser bodenständigen Einstellung war ein wenig ansehnlicher, aber trotzdem von den Fans im ausverkauften Weserstadion ausgiebig bejubelter 3:1-Sieg. Der soll nun die "Leichtigkeit" zurückbringen, welche die Bremer zu Saisonbeginn ausgezeichnet hatte. Zumindest erhofft sich das der Werder-Coach. Gleich auf fünf Positionen hatte Kohfeldt das Team verändert. Teilweise aus freien Stücken, aber auch weil Abwehrchef Niklas Moisander (gesperrt) und sein Adjutant Milos Veljkovic (Muskelfaserriss) verhindert waren - weshalb die Innenverteidigung mit Sebastian Langkamp und Marco Friedl besetzt war. Das ist jenes Duo, das kürzlich beim 2:6 gegen Leverkusen mehr als einmal patzte. Sie wollten "Wiedergutmachung" betreiben, sagte Langkamp vorher. Das gelang über weite Strecken, nur kurz vor der Pause nicht. Da hatte Langkamp, nicht übermäßig hart bedrängt, die Hand unnötig am Ball. Schiedsrichter Marco Fritz hatte es nicht gesehen, dafür aber der Video-Assistent, der eine Phase, in der sich ausgiebig Fritz die Nase schnäuzte, zur Revision nutzte, bevor auf Elfmeter entschieden wurde. So durfte sich Düsseldorfs Dodi Lukebakio den Ball schnappen und in der 43. Minute das 1:1 erzielen. Kohfeldt durfte mit seinen personellen Entscheidungen dennoch zufrieden sein, seine Joker entschieden das Spiel. Tor Nummer eins erzielte in der 20. Minute Kevin Möhwald, dessen Jokertum darin bestand, dass es sein erstes Bundesligaspiel von Beginn an war. Es war zudem ein sehr schöner Treffer aus 16 Metern, nachdem der agile Milot Rashica auf Kapitän Max Kruse gespielt und dieser den Ball Möhwald in den Lauf legte. Der "Pizarro-Effekt" hilft Bremen - auch als Pizarro längst ausgewechselt ist Der frühere Nürnberger hatte den Vorzug vor Routinier Nuri Sahin auf der Sechs erhalten, weil eine seiner Stärken Fernschüsse sind. Die seien, wie Kohfeldt anmerkte, ein Mittel gegen die tief verteidigende Fortuna. Möhwald hat auch sonst seinen Job gut gemacht. Tor Nummer zwei war in der 71. Minute schon der "Pizarro-Effekt", wie es der Trainer nannte - also ein Produkt der Endphase in einem Spiel, das bis dahin trotz 63 Prozent Ballbesitz nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hatte. Nur war es nicht Pizarro selbst (der diesmal zu Beginn 60 Minuten spielen durfte, anstatt wie sonst in der Schlussphase eingewechselt zu werden), sondern Martin Harnik, der für Pizarro gekommen war. Der Stürmer reagierte blitzschnell, als Fortuna-Keeper Michael Rensing einen satten Außenrist-Schuss von Maximilian Eggestein nur abklatschen konnte. Und sieben Minuten später gab es dann noch eines dieser Fußball-Märchen. Der 18-jährige Amerikaner Josh Sargent, der für Rashica aufs Feld gekommen war, erzielte mit seinem ersten Bundesliga-Ballkontakt per Kopf das 3:1. Er stürmte heran, als Johannes Eggestein (noch ein Kohfeldt-Joker) den erneut nicht souverän agierenden Rensing fast schon bezwungen hatte. Eine Geschichte, welche den Kollegen den Glauben an das Romantische am Fußball zurückgab, zumal er "ein guter Junge ist", wie Langkamp hervorhob. Für Werder war dieser Sieg auch deshalb wichtig, weil die letzten drei Aufgaben in diesem Jahr vermutlich nicht drei Siege bringen werden. Die Gegner heißen Borussia Dortmund (auswärts), Hoffenheim (daheim) und Leipzig (auswärts). Alles Teams also, die derzeit höher einzuschätzen sind als die sich gerade erholenden Bremer. Die Fortuna, die vielleicht nur den 16. Tabellenplatz anstrebt, hat bis auf Dortmund zwei Gegner, die eher ihrer Kragenweite entsprechen: erst daheim den SC Freiburg, dann vor Heiligabend auswärts den Tabellennachbarn Hannover 96. Vor allem diese letzte Partie dürfte wieder Abstiegskampf pur werden - vermutlich mit Rudelbildungen, harten Zweikämpfen und viel Nervosität.
Bremen stoppt seine Talfahrt. Werder-Trainer Kohfeldt gelingen beim 3:1 über Düsseldorf drei Glücksgriffe.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/werder-bremen-nacht-der-joker-1.4246147
Werder Bremen - Nacht der Joker
00/12/2018
Wahrscheinlich gibt es niemanden, der ihn besser einschätzen kann. Tarjej Bö betreibt den selben Sport, nämlich Biathlon, er ist fünf Jahre älter, er trainiert mit ihm seit sechs, sieben Jahren, und außerdem kennt er ihn ein Leben lang, weil er der Bruder ist von Johannes Thingnes Bö. Nach dessen 35. Weltcupsieg sagte der ältere über den jüngeren Bö im norwegischen Sender NRK: "Johannes ist nie gut im Training. Aber im Wettkampf erwacht das Tier in ihm." Detailansicht öffnen Stark gestartet, nachlässig im Zielsprint: Johannes Thingnes Bö nimmt im Verfolgungsrennen von Pokljuka zu früh das Tempo heraus, rettet aber noch eine Zehntelsekunde Vorsprung vor dem Russen Alexander Loginow. (Foto: Darko Bandic/AP) Damit hat der 30-jährige Bö über den 25-jährigen Bö fast alles gesagt. Er tadelt - typisch älterer Bruder - Johannes ein bisschen, und deutet aber zugleich an, dass dieser die Fähigkeiten zur ganz großen Karriere hat, wenn er seinen Ehrgeiz doch nur öfter in sich erwachen ließe. Dieser Biathlon-Saisonauftakt in Pokljuka, bei dem die Deutschen bis auf wenige Ausnahmen nicht mithalten konnten, hat die großen Qualitäten des Norwegers unterstrichen. Johannes Thingnes Bö hat mit seinen Siegen in Sprint und Verfolgung Martin Fourcade aus Frankreich erst einmal distanziert. Bö liegt im Weltcup-Klassement auf Platz eins, der siebenmalige Weltmeister und fünfmalige Olympiasieger dagegen auf elf - 79 Punkte hinter Bö. Einzig Benedikt Doll hatte noch Chancen, vergab sie aber schon im ersten Schießen Vorerst bleibt der Konkurrenz nur die Hoffnung, dass Bö anders als Fourcade oder sein großer Biathlon-Landsmann Ole Einar Björndalen so schnell kein Perfektionist wird. Dass das Stehendschießen von Bö noch eine Weile so windanfällig bleibt wie in Pokljuka. Da war er auf der vorletzten Runde wie schon öfter im vergangenen Winter alleine durch den Wald in Richtung Sieg geskatet. Womöglich hatte er sich dabei dann wie im Training gefühlt, jedenfalls erwachte der Schlendrian in ihm, und beim abschließenden Stehendschießen verzog er die letzten beiden Schüsse - fand sich aus der Strafrunde kommend in einer Dreiergruppe wieder, setzte sich kurz vor dem Ziel eigentlich schon wieder ab, entspannte sich aber zu früh, erschrak beim Blick zurück und rettete seinen Vorsprung im letzten Moment auf der Ziellinie. Trainer raufen sich da die Haare. Detailansicht öffnen Nur ein Schießfehler: Die noch unerfahrene Anna Weidel aus Oberbayern belegt in ihrem zweiten und dritten Weltcup-Rennen die Plätze neun und elf. (Foto: Darko Bandic/dpa) Die Trainer der deutschen Männer hatten so einen Wechsel zwischen Glück und Schrecken am Schlusswochenende von Pokljuka nicht erlebt. Benedikt Doll, der von Platz fünf aus gestartet war, hätte noch einen Podestplatz in der Verfolgung erreichen können, doch er verabschiedete sich aus dem Vorderfeld schon nach den Liegend-Einlagen - drei Fehler hatte er da geschossen. "Das Tempo war anfangs wohl zu hoch, da war konzentriertes Schießen nicht mehr möglich", sagte er in der ARD. Bei den Frauen des Deutschen Skiverbandes verlief es nicht viel besser. Sie schossen zwar präziser als ihre Teamkollegen, konnten sich aber im Vergleich zum Sprint auch nicht verbessern. Gegen die fehlerfreien und laufstärkeren Weltcup-Besten holten sie nichts auf: Kaisa Makarainen aus Finnland gewann vor Dorothea Wierer (Italien) und der Slowakin Paulina Fialkova. Stabil als Neunte blieb Franziska Preuß (Haag) dennoch. Und weil sie sich, falls nicht länger krank, im Laufe eines Winters oft gesteigert hatte, ruhen nun die Hoffnungen auf ihr, jedenfalls so lange, bis Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier aus ihrer Erholungspause zurückkehrt, frühestens Anfang Januar in Oberhof. Mit Platz zehn im Sprint und elf in der Verfolgung kann sich auch die 22-jährige Anna Weidel Hoffnungen auf mehr Einsätze machen. In ihrem zweiten und dritten Weltcup-Rennen hat sie sich bereits für die WM in Schweden qualifiziert. In Pokljuka hielt sie nun mit den Besten mit und leistete sich im Laufe des gesamten Wochenendes nur einen Schießfehler.
Der Norweger Johannes Thingnes Bö zeigt mit seinem knappen Sieg bei der Verfolgung, dass er bald zum überragenden Biathlet aufsteigen könnte.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/biathlon-das-tier-in-ihm-1.4246178
Das Tier in ihm
00/12/2018
Der Römer an sich ist wahrscheinlich der geduldigste Mensch der Welt (von der Römerin reden wir ein andermal). Wenn man in einer Stadt lebt, die ewiger ist als alle Cäsaren und Päpste, dann weiß man, dass alles Menschliche eitel und vergänglich ist - auch und besonders jene Irren, die neuerdings urbi et orbi regieren. Als lebenskluges Subjekt der Weltgeschichte lässt sich der Römer prinzipiell nicht aus der Ruhe bringen, außer im Straßenverkehr und im Stadion. Was an diesem Spieltag in den Arenen zu Cagliari und Rom geschah, löste tatsächlich ein großes Haareraufen aus - in seltener Eintracht zelebriert vom stadtrömischen Anhang der AS Roma und deren stets ein wenig belächelten "Vettern", den angeblichen "burini" (Bauern) von Lazio. Zuerst machte sich die Roma im Stadion von Cagliari zum Gespött, indem sie gegen die Sarden nicht nur einen 2:0-Vorsprung verspielte, sondern das Ausgleichstor auch noch in der 100. Spielminute kassierte, als Cagliari dank zweier Platzverweise nur noch neun Mann auf dem Rasen hatte - und den Trainer auf der Tribüne. Das 2:2 erzielte ein gewisser Marco Sau, aber Cagliari hatte nicht einfach nur Schwein gehabt, sondern die Römer gekonnt ausgetrickst. Peinlich, peinlich, bruttissima figura. Eine Schande, wie der Klubpräsident aus Amerika dröhnte, schlimmer noch: "Ein Witz!" Schwacher Trost, dass die Vettern von Lazio nachzogen, mit ihrem 2:2 im heimischen Olympiastadion gegen Sampdoria Genua. Der gegnerische Ausgleichstreffer kam in Minute 99, mit Sampdoria in Unterzahl. Brutta figura, auch hier. Das Leben ist zu kurz und manche Fußballspiele sind einfach zu lang. Angeblich wackeln jetzt die Trainerposten bei beiden römischen Klubs. Dabei ist die Roma immerhin schon für's Achtelfinale in der Champions League qualifiziert. Okay, Marco Sau wird in der Ewigen Stadt kein Ehrenbürger werden. Aber schon am Tag nach dem Desaster erinnerte sich Rom an einen seiner schönsten Sprüche. Der da lautet: Ein großes Gelächter wird uns eines Tages beerdigen.
Das Leben ist kurz und manche Fußballspiele sind einfach zu lang: Beide Klubs aus Rom vergeben ihre Siege in der sehr, sehr späten Nachspielzeit.
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Hängende Spitze - Das Leben zu kurz, die Spiele zu lang
00/12/2018
Waren es 100 oder doch 200 Kilometer pro Stunde, mit denen der Ball auf Hoffenheims Innenverteidiger Ermin Bicakcic in der 28. Minute zusauste? Der Flankengeber Daniel Ginczek war bescheiden, entschied sich für die 100. Sein "Opfer" machte die Hereingabe von der rechten Seite dagegen mit der Zahl 200 noch gefährlicher. Wie auch immer: Bicakcic beförderte die Vorlage des Wolfsburgers mit Karacho per Kopf ins eigene Netz zum 1:1. Und weil er gerade "in der Form meines Lebens ist", wie er unlängst mitteilte, kommentierte er dieses Ungeschick mit der Süffisanz eines Selbstbewussten: "Geiles Ding!" Er habe "rangehen" müssen, weil hinter ihm ein Gegner "völlig blank" stand, und dann sei er ein bisschen weggerutscht. So wurde es zum vielleicht schönsten Eigentor des Jahres, was ja in gewisser Weise zur Form des Lebens passt. Es war nicht der einzige Höhepunkt beim 2:2 der Wolfsburger gegen die Gäste aus dem Kraichgau. Es war eine Partie der besseren Art, denn es wurde nach vorne gespielt. Hoffenheim bemühte am Ende sogar fünf Stürmer, wie Coach Julian Nagelsmann hervorhob. Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia befand: "Man muss beiden Teams ein Kompliment machen, wie sie Fußball gespielt haben." Es wirkte zeitweise fast, als würde da so etwas wie eine Wolfsburger Spitzenmannschaft in der Volkswagen-Arena spielen. Aus den Kräftemessen mit den Europapokal-Teilnehmern Leipzig, Frankfurt und Hoffenheim hat man zuletzt sieben Punkte ergattert, nun kommen bis zum Jahresende Nürnberg, Stuttgart und Augsburg, also drei schwächere Kaliber. Nur das Publikum scheut derzeit den Besuch, als ob man wegen der VW-Skandale auch keinen VW-Fußball mehr mag. Nur 20 602 Zuschauer kamen, das war der zweitschlechteste Besuch in dieser Saison nach den 19 205, die im September zur Begegnung Mainz gegen Wolfsburg kamen. Dabei sah man nicht nur das hübscheste Eigentor des Jahres. Das 0:1 schon nach vier Minuten, als Ishak Belfodil eine Flanke von Andrej Kramaric volley zum 0:1 ins Tor schmetterte, war ebenfalls sehenswert. Als Schiedsrichter Felix Zwayer den Fernseher auf Anweisung des Video-Assistenten bemühte, war es still im Stadion. Der Unparteiische gab dann trotz des Handspiels des Wolfsburgers Felix Uduokhai keinen Strafstoß, weil der Weg vom Schuss zur Hand sehr kurz war. Und als statt des 0:2 das glückliche 1:1 fiel, übernahmen die Gastgeber (vorerst) das Kommando. Drei Minuten später profitierten die Wolfsburger vom Traumpaar des Nachmittags, den Stürmern Admir Mehmedi und Ginczek. Mehmedi hatte gesehen, wie sich sein "Bruder im Geiste" (so bestätigte er das innige Verhältnis zum Kollegen) im Rücken des Gegners fortschlich und überraschte mit einem Zuspiel, das die Abwehr der Hoffenheimer ein weiteres Mal schlecht aussehen ließ. Ginczek nahm Maß und beförderte den Ball zum 2:1 ins Netz - wieder mit Hilfe seines Freundes Bicakcic. Den traf er mal zufällig im Urlaub, seitdem sind sie Kumpel. Bicakcic gab der Kugel mit seinem Rücken eine Kurve, die Keeper Oliver Baumann erneut zum staunenden Zuschauer degradierte. Nur: Mehmedi, der wie Ginczek wohl sein bestes Spiel im VfL-Dress absolvierte, musste nach 66 Minuten vom Rasen. Die "Hüfte blockierte", wie er erläuterte. Und so brach das Umschaltspiel der Wolfsburger zusammen. "Wenn Admir auf dem Platz geblieben wäre, hätten wir gewonnen", sagte Labbadia. Diesen Satz bezeichnete er zwar als Spaß, aber abwegig war das nicht. Nach Mehmedis Auswechslung gewannen die Hoffenheimer vor allem mit Hilfe der Brasilianer Joelington und Nelson (der in der 59. Minute kam), die Überhand. Bald darauf fiel der Ausgleich durch Kramaric zum gerechten Remis. Blieb noch die Rückkehr zweier Langzeit-Verletzter zu bestaunen. VfL-Kapitän Josuah Guilavogui dirigierte nur drei Monate nach seinem Kreuzbandriss erstmals wieder das Spiel vor der Abwehr. Hoffenheims Benjamin Hübner, vier Monate mit den Auswirkungen einer Gehirnerschütterung außer Gefecht, durfte in der Innenverteidigung mitmachen. Manche unsichere Aktion war noch dabei. Auch am Mittwoch wird es sehr schwer für die TSG. Man muss im letzten Champions-League-Spiel bei Manchester City antreten. Bicakcic, der Mann mit der Form seines Lebens, will trotz des feststehenden Ausscheidens "nicht nur antreten, um das Stadion anzuschauen".
Der VfL Wolfsburg erfreut sich beim 2:2 gegen Hoffenheim an der herausragenden Form von Daniel Ginczek und Admir Mehmedi, zwei "Brüdern im Geiste". Der VW-Fußball scheint sich langsam von der Krise zu erholen.
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Wolfsburger Traumpaar
00/12/2018
Man weiß eine Menge über Martin Petersen. Es ist bekannt, dass er von Beruf Immobilienkaufmann ist, dass er in seiner Freizeit gerne Fitnesstraining macht und Volleyball spielt, und dass er Fußballspiele im Namen eines Stuttgarter Vereins leitet, der nicht VfB, sondern VfL heißt. Was allerdings nicht überliefert ist: ob Petersen ein gutmütiger und empathischer Mann ist - oder ob er an diesem Samstagnachmittag bloß noch einen privaten Termin und es deshalb etwas eilig hatte. Als die 90 Minuten im Ronhof vergangen waren, pfiff Schiedsrichter Petersen jedenfalls ab, ohne auch nur eine einzige Sekunde nachspielen zu lassen. Und so durfte die SpVgg Greuther Fürth froh sein, dass es endlich vorbei war. Sie verlor 0:5 (0:1) gegen den FC Erzgebirge Aue - nie in ihrem Dasein in der zweiten Fußball-Bundesliga hat sie höher verloren.
"Es lag nicht am Wollen": Fürth verliert 0:5 gegen Erzgebirge Aue, Trainer Damir Buric entschuldigt sich bei den Zuschauern.
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Grätschen ins Leere
00/12/2018
Nürnbergs Trainer Michael Köllner hatte vor der Partie gegen FC Bayern München einen Gedanken ausgesprochen, den er im Nachhinein vielleicht lieber für sich behalten hätte. Die Reise ins rund 150 Kilometer entfernte München erwies sich bei der 3:0 Niederlage des 1. FCN tatsächlich als eine in eine andere Galaxie, und obwohl diese Bestandsanalyse über die Kräfteverhältnisse beider Mannschaften ja nicht jeglicher Grundlage entbehrt, so hatte sich Köllner dennoch etwas mehr Mut von seinen Spielern erhofft. Mit dem Glauben an eine Überraschung war es aber spätestens nach dem 1:0-Kopfballtreffer von Robert Lewandowski (9. Minute) dahin, die Franken ergaben sich der Münchner Dominanz und kamen mit dem 3:0-Endstand noch gut davon. Dass die Nürnberger von einer weiteren hohen Auswärtspleite wie schon in Dortmund (0:7) oder in Leipzig (0:6) verschont blieben, war letztlich nur der Bodenhaftung des FC Bayern zu verdanken, der nach den beiden Toren von Lewandowski (27.) und Ribéry (56.) wohlwollend darauf verzichtete, an einem kalten Samstagnachmittag für sich selbst galaktische Maßstäbe anzusetzen. Fremde Bühnen sind für den Club auch anderswo zu groß: Erst zwei Punkte konnte er auswärts holen Dabei hatte das Spiel der Nürnberger so schlecht nicht ausgesehen, ehe sie nach einem von Joshua Kimmich getretenen Eckball in Rückstand gerieten. "Jeder hatte seine Räume zu verteidigen", sagte Verteidiger Lukas Mühl, "bis zum Gegentreffer waren wir eigentlich ganz stabil." Nur: Der fiel ja bereits in der 9. Minute. Und die Nürnberger verteidigten ihren Strafraum danach einfach weiter, mit zwei dicht gestaffelten Viererketten, erst tief in der eigenen Hälfte interessierten sie sich für den ballführenden Gegenspieler. Ernstgemeinte Offensivbemühungen unternahm die Mannschaft keine. Man habe nach dem Gegentor "mehr agiert als reagiert", analysierte Angreifer Sebastian Kerk, der wohl das Gegenteil gemeint haben dürfte. Vor allem war den Nürnbergern nun aber jede Körperlichkeit abhandengekommen, sie spielten ab der 10. Minute genau so, wie man gegen auswärts gegen den FC Bayern nicht spielen darf. "Jetzt muss man halt die Aussagen tätigen, die man nach so einem Spiel immer tätigen muss", sagte Mühl: "Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen." Das war natürlich auch Trainer Köllner aufgefallen. Er attestierte seiner Mannschaft ebenfalls, dass ihr "Mut", "Entschlossenheit" und die "nötige Wucht im Zweikampf" gefehlt habe. Für den Oberpfälzer war nach der Partie aber auch klar: Wenn es für den Club eine kleine Chance gegeben hat, dann hatte man sich dieser Chance mit dem frühen Gegentreffer selbst beraubt. "In solche Spiele muss man sich reinbeißen, von Minute zu Minute selbstbewusster werden", sagte Köllner. Das sei "gerade für so eine junge Mannschaft wichtig". Auch Kapitän Georg Margreitter schloss sich dem Tenor seines Trainers an: "Unsere Mannschaft ist da vielleicht auch ein Stück weit zu unerfahren, um auf so einer Bühne zu spielen." Tatsache für die Nürnberger ist aber auch, dass sich fremde Bühnen für sie auch dann als zu groß erweisen, wenn der Gegner nicht FC Bayern heißt. Erst zwei Punkte konnte der Club auswärts holen, für den angestrebten Klassenverbleib ist das zu wenig. "Zuhause machen wir weniger Fehler", sagte Verteidiger Mühl, "woran das genau liegt, weiß ich leider auch nicht." Der 21-Jährige hatte womöglich auch sich selbst gemeint, vor dem Treffer zum 2:0 stocherte er Bayerns Leon Goretzka vor die Füße. Und beim 1:0 hatte Torwart Fabian Bredlow keine gute Figur gemacht. Die Nürnberger konnten sich mit der Niederlage in München insgesamt aber ganz gut arrangieren, immerhin dürfen sie ja schon bald wieder Zuhause ran, am Freitag gegen den VfL Wolfsburg. Und solange die Konkurrenz im Abstiegskampf ebenfalls patzt, ist sowieso alles halb so wild. "Fortuna Düsseldorf holt zwar in München einen Punkt, gegen uns verlieren die dann aber", sagte Verteidiger Mühl. "So ist mir das deutlich lieber als andersrum."
Beim 0:3 in München macht der Club viel zu viele Fehler, um sich in einer anderen Galaxie zurechtzufinden. Zudem vermisst Trainer Michael Köllner die Entschlossenheit.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/1-fc-nuernberg-neun-minuten-stabil-1.4245673
Neun Minuten stabil
00/12/2018
Der französische Meister Paris Saint-Germain weist Medienberichte über die bevorstehenden Verkäufe der Spieler Neymar oder Kylian Mbappé brüskiert zurück - und setzt zum Gegenangriff gegen die renommierte Fachzeitung "L'Equipe" an. Frankreichs Meister Paris St. Germain hat neue Spekulationen über einen bevorstehenden Verkauf von Neymar oder Kylian Mbappe zur Verhinderung von Sanktionen wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play des Europa-Verbandes Uefa scharf zurückgewiesen. Die französische Fachzeitung L'Équipe hatte zuvor über entsprechende Informationen berichtet. "L'Équipe wagt zu behaupten, dass PSG kurz davor sei, Kylian Mbappé oder Neymar zu verlieren. PSG dementiert diese völlig abwegigen und lächerlichen Unterstellungen mit größter Entschlossenheit", teilte der Verein des deutschen Trainers Thomas Tuchel mit. Der vom Emirat Katar kontrollierte Topklub ging zur Unterstreichung seiner Haltung auf Konfrontationskurs zu dem angesehen Blatt: Die Mitteilung ist auf der Vereinshomepage mit "L'Équipe - Medium der Desinformation" überschrieben, während im Text "einmal mehr die geistige Anständigkeit" der Zeitung infrage gestellt und "Hintergedanken" bei der Berichterstattung über PSG unterstellt werden. PSG steht wegen seines Finanzgebarens seit geraumer Zeit schon unter kritischer Beobachtung. Der Verein soll bei Financial-Fair-Play-Prüfungen unrealistisch hohe Sponsorenverträge vorgelegt und damit die Legitimierung seiner exorbitanten Transferausgaben wie für Neymar (2017 für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris) und Mbappé (für 160 Millionen Euro vom AS Monaco verpflichtet) versucht haben. PSG muss nach zwischenzeitlich eingestellten Ermittlungen der Uefa eine Wiederaufnahme von Untersuchungen der Geldflüsse zwischen Katar und dem Klub fürchten. Als Höchststrafe ist der Ausschluss von PSG aus den Europacup-Wettbewerben möglich.
Der französische Meister Paris Saint-Germain weist Medienberichte über die bevorstehenden Verkäufe der Spieler Neymar oder Kylian Mbappé brüskiert zurück - und setzt zum Gegenangriff gegen die renommierte Fachzeitung "L'Equipe" an.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/frankreich-pariser-medienschelte-1.4246165
Pariser Medienschelte
00/12/2018
Hochgradig exaltierte Stimmung herrschte in Dortmund, als die Derbysieger am Samstagabend nach Hause kamen. Hunderte von Fans empfingen Borussia Mannschaft und ihren staunenden Trainer Lucien Favre mit Leuchtfeuern und pyrotechnischem Zauber, der ausnahmsweise von keinem Sicherheitsbeauftragten beanstandet wurde. Das alles sah aus, als ob der BVB auf Schalke einen legendären Triumph errungen hätte, der den ganzen Klub in Glücksgefühle versetzt hätte. Doch so war es nicht. Selbst Mitarbeiter des Hauses beschrieben eine "seltsam emotionslose Atmosphäre" nach dem Wiedersehen mit den ungeliebten Nachbarn, die dem BVB in der vorigen Saison zweimal einen schweren Schlag versetzt hatten. Marco Reus findet, Schalke hätte "einen komischen Fußball" gespielt Selbstredend wurde vorschriftsmäßig gefeiert und getanzt vor der Kurve, doch Triumph- oder gar Revanchegefühle blieben der Fankurve vorbehalten. Dass sich die Freude ansonsten eher in Grenzen hielt, lag einerseits daran, dass die Schalker, wie Marco Reus sagte, "einen komischen Fußball" gespielt hatten - nämlich quasi keinen Fußball. Und andererseits daran, dass sich der BVB damit begnügte, einen Arbeitssieg zu sichern. Dieses 2:1 sah aus wie einer der vielen namenlosen Erfolge, die Ottmar Hitzfeld einst beim FC Bayern aneinanderzureihen pflegte. Man ist kampfbereit, geht aber weitgehend ökonomisch vor. Man schießt möglichst früh ein Tor - wie Thomas Delaney am Samstag in der siebten Minute - und lässt dann die anderen machen. Im Falle eines Notfalls legt man noch ein Tor nach. So wie am Samstag der BVB, der nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich sofort die Fahrtrichtung änderte und wieder den Schalker Strafraum ansteuerte. Jadon Sanchos 2:1 in der 74. Minute war die logische Folge des Spielgeschehens. "Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert", stellte Sportchef Michael Zorc zufrieden fest. Ein Lob für den Torschützen gab es auch noch: Er ziehe "den Hut vor einer Ausnahmeleistung". Abgesehen von der cool und gekonnt genutzten Chance zum 2:1, als er im Zusammenspiel mit Guerreiro die halbe gegnerische Abwehr stehen ließ, hat Sancho schon bessere Partien für den BVB bestritten. Aber dass der junge Angreifer überhaupt auf dem Platz stand, das verschaffte ihm schon eine Menge Anerkennung in den eigenen Reihen. Am Donnerstag hatte der 18-Jährige beim Training gefehlt, weil er in die Heimat nach England gereist war. Ein Trauerfall in der Familie, hieß es. Am Samstagabend teilte Sancho per Twitter mit: "Dieses Tor widme ich meiner Großmutter, sie ist kürzlich gestorben. Ich werde sie immer lieben, und ich weiß, dass sie mit einem Lachen auf mich blicken wird." Sancho habe trotzdem "unbedingt" spielen wollen, sagte Trainer Lucien Favre. Mit seinem fünften Saisontreffer bescherte der Nationalspieler den Dortmundern den ersten Sieg auf Schalke seit fünf Jahren. Sein Jubel war eine Geste: Er blickte hinauf in den Himmel über der Schalker Sporthalle.
Cool und gekonnt: Borussia Dortmund gewinnt das Revierderby mit möglichst ökonomischem Fußball. Protagonist ist einmal mehr der junge Jadon Sancho.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/dortmund-kontrollierte-emotionen-1.4246136
Kontrollierte Emotionen
00/12/2018
Pal Dardai hat in seinem Berufsleben viele großartige Mittelfeldspieler erlebt. Dardai, selbst ein passabler Mittelfeldmann, spielte zum Beispiel an der Seite von Andreas Neuendorf, der sich, nachdem er einmal Opfer eines Zeckenbisses geworden war, den Künstlernamen Zecke in den Personalausweis eintragen ließ. Dardai sicherte auch den genialen Brasilianer Marcelinho ab, wenn dieser seine hohe Kunst aufführte. Aber ein großartiger Mittelfeldspieler überragt aus Dardais Sich alle bisher Dagewesenen. Dieser eine Spieler sei "mit Abstand" der beste der neueren Vereinsgeschichte, behauptete der Berliner Trainer am Samstagabend. Niemand in den vergangenen 20 Jahren sei so begabt gewesen wie: Marko Grujic, 22 Jahre, sieben Bundesligaspiele. Dieser Grujic hatte am Samstag beim 1:0 gegen Eintracht Frankfurt das einzige Tor erzielt. Er war nach einer Ecke genau im richtigen Moment losgelaufen, hatte den Frankfurter Verteidiger Makoto Hasebe überrumpelt und den Ball mit einem präzisen Kopfstoß ins Tor gedrückt (40. Minute). Es war Grujics erster Treffer in der Bundesliga. Doch selbst wenn der junge Serbe keine Tore schießt, ist er für die Hertha von spielentscheidender Bedeutung. Grob gesagt gilt: Wenn Grujic spielt, ist Berlin erfolgreich. Das war so zu Saisonbeginn, als die Berliner (mit Grujic) in den ersten vier Partien zehn Punkte sammelten. Das bestätigte sich, als Grujic aufgrund einer Verletzung am Sprunggelenk die nächsten sieben Spiele verpasste - von denen nur eines gewonnen werden konnte. Und das belegen auch die vergangenen drei Wochen. Seit Grujic wieder gesund ist, lautet die Bilanz: zwei Siege und ein 3:3 gegen Hoffenheim, das die meisten in positiver Erinnerung haben, weil die Berliner einen doppelten Zwei-Tore-Rückstand aufholen konnten. Nach vorübergehender Herbstdepression ist die Stimmung in Berlin wieder zuversichtlich. Dass Grujic diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst hat, bestreitet keiner. Was zeichnet ihn aus? "Alles", findet Verteidiger Fabian Lustenberger: "Offensive Qualität, defensive Stabilität, Kopfballspiel, fußballerische Elemente." Man rede ja oft über komplette Spieler - er sei so einer. Mit 1,91 Meter Körpergröße ist Grujic eine wuchtige Erscheinung, bewegt sich aber elegant, und er spielt dazu feine Pässe. Grujic verbindet Abwehr und Sturm wie ein Kleber. Es war beeindruckend, wie die Berliner am Samstag den Laden hinten zusammen hielten. Die Eintracht verfügt in Luka Jovic (zehn Tore), Sebastien Haller (neun) und Ante Rebic (fünf) über eine der besten Angriffsreihen der Liga. Wenn es Platz gibt, kann das Trio eine Verteidigung auseinander nehmen. Aber die Berliner spannen unter Beteiligung der Mittelfeldspieler Grujic und Arne Maier sowie der Innenverteidiger Lustenberger und Jordan Torunarigha ein dichtes Netz, in dem sich die Frankfurter immer wieder verhedderten. "Hertha hat das gut verteidigt", gab Frankfurts Trainer Adi Hütter zu. Dardai lobte die Leidenschaft, mit der sich seine Spieler in die Schüsse warfen. Und Grujic sagte: "Wir haben uns darauf konzentriert, im Zentrum kompakt zu bleiben." Er war in der Regel auch beteiligt, wenn die Berliner gefährlich vors Frankfurter Tor kamen, was recht selten passierte. Grujic gab vier der sieben Berliner Torschüsse ab. Die beste Chance durch Davie Selke bereitete er vor (50.). Und natürlich köpfte er das entscheidende Tor. Ein "wirklich spezieller Moment" sei das gewesen, sagte Grujic. Zuletzt habe er ja mit den Abschlüssen oft Pech gehabt. Diesmal hatte er Glück. Vor allem in jener 87. Minute, als er Jovic im Strafraum zu Boden riss - und dafür nicht bestraft wurde. "Wenn ich hier keinen Elfmeter gebe, dann weiß ich nicht, wann", klagte Hütter. Der Beschuldigte gab zwar "einen leichten Kontakt" zu, fand aber, dass das nicht ausreiche für einen Elfmeter. Es passte irgendwie zu diesem Spiel, dass Grujic Recht bekam, obwohl er eigentlich falsch lag. Ihm fliegt gerade viel zu, auch Anerkennung von allen Seiten. Grujic hat registriert, dass ihn sein Trainer gerade regelmäßig und öffentlich (und vielleicht nicht ohne Hintergedanken) lobt. Denn ein kleines Problem gibt es schon mit dem besten Berliner Mittelfeldspieler der neueren Geschichte: Er gehört offiziell dem FC Liverpool, die Berliner haben Grujic nur ausgeliehen. Sie würden ihn aber gerne behalten.
Wenn Marko Grujic spielt, ist Hertha BSC erfolgreich. Das 1:0 gegen Eintracht Frankfurt ist der nächste Beweis der Stärke des Mittelfeldspielers.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/hertha-bsc-berliner-klebstoff-1.4246143
Hertha BSC - Berliner Klebstoff
00/12/2018
Bei der Weltmeisterschaft in Indien machen sich die deutschen Männer selbst das Leben schwer. Das 5:3 gegen Außenseiter Malaysia reicht trotzdem zum Gruppensieg - und zum Einzug ins Viertelfinale. Die Männer-Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) hat bei der WM in Indien ihre Pflichtaufgabe gegen Malaysia erfüllt und das Viertelfinale erreicht. Die Mannschaft von Bundestrainer Stefan Kermas besiegte den Außenseiter am Sonntag 5:3 (3:2) und qualifizierte sich als Gruppensieger direkt für die Runde der letzten Acht. Die Tore für den Olympiasieger von 2012 erzielten Timm Herzbruch (2./Strafecke, 59.), Christopher Rühr (14.) und Marco Miltkau (18./39.). Die Gegentreffer durch Rahim Razie (26./42.) und Nabil Noor (28.) fielen jeweils nach Strafecken. Die Deutschen treffen am Donnerstag (14.30 Uhr, MEZ) auf den Sieger der Partie zwischen Belgien und Pakistan. "Ich bin sehr glücklich über das Ergebnis, aber nicht über unsere Leistung. Wir haben es dem Gegner leicht gemacht", resümierte Kermas. "Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht, haben defensiv nicht gut gearbeitet", sagte Christopher Rühr. Dabei war das DHB-Team in Bhubaneshwar ideal gestartet. Bereits in der ersten Minute gab es die erste Strafecke, Herzbruch erzielte im Nachgang seinen ersten Turniertreffer. Malaysia wirkte überfordert, doch nach dem 3:0 leistete sich die DHB-Auswahl eine Schwächephase und machte die Begegnung unnötig spannend. Malaysia verwandelte gleich zwei Strafecken binnen zwei Minuten zum 2:3. Nach der Pause zog sich Deutschland zurück und setzte auf Konter. Malaysia gab sich nicht auf und blieb unbequem. Erst kurz vor Schluss schloss Herzbruch einen Konter zum 5:3-Endstand ab. Durch den Erfolg vermied Deutschland den Umweg über die erste K.-o.-Runde und verdiente sich vier Tage zur Regeneration. Der kommende Gegner muss zunächst am Dienstag antreten. Bundestrainer Kermas stuft die längere Pause durchaus als Vorteil ein; es bleibe somit genug Zeit, die Schwächen in der Defensive abzustellen.
Bei der Weltmeisterschaft in Indien machen sich die deutschen Männer selbst das Leben schwer. Das 5:3 gegen Außenseiter Malaysia reicht trotzdem zum Gruppensieg - und zum Einzug ins Viertelfinale.
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Vier Tage Pause als Lohn
00/12/2018
Das "Critérium de la Première Neige" machte seinem Namen alle Ehre. "Kriterium des ersten Schnees", so nennt sich jene prestigeträchtige alpine Weltcup-Veranstaltung, die stets Anfang Dezember im französischen Val d'Isère stattfindet, zur Zeit des ersten Schneefalls, der am Wochenende dann tatsächlich mit aller Wucht kam und zur Absage des Slaloms am Sonntag führte. Und an jedem gewöhnlichen Wochenende wären die äußeren Umstände auch für das deutsche Ski-Alpin-Team die Hauptthemen gewesen, doch was war schon normal in diesen Tagen, in denen es um Sauerstoffflaschen, Anti-Doping-Paragrafen und das möglicherweise fahrlässige Verhalten des DSV geht? Am Freitag machte die Meldung die Runde, dass der Weltskiverband (Fis) gegen das deutsche Team ermittelt. Im Nachgang des Riesentorlauf-Rennens der vergangenen Woche in Beaver Creek waren Aufnahmen aufgetaucht, die zeigen, dass der spätere Sieger Stefan Luitz zwischen den zwei Läufen Sauerstoff aus einer Flasche einatmete. Ein Vorgang, den DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier bestätigte, gegenüber der SZ die Geschehnisse dann noch einmal aus seiner Sicht darlegte. Auf Wunsch einiger Athleten sei im Teambereich eine Flasche Sauerstoff besorgt worden, wie es im Training und vor sowie nach den Rennen durchaus üblich ist - weil, "manch einem dieses Inhalieren vor dem Lauf noch ein wenig Selbstvertrauen gibt", sagte Maier. Als Maier die Flasche sah, habe er, um sich zu versichern, drei Experten angerufen, die ihm bestätigt hätten, dass die Einnahme von Sauerstoff gemäß den aktuellen Anti-Doping-Regeln erlaubt sei. Erst danach habe Maier die Flasche zugelassen. Die Mediziner, die Grünes Licht gegeben hatten, will man künftig nicht mehr um Rat fragen Tatsächlich schreibt die Wada in Artikel M1, Punkt 2 der sogenannten "Prohibited List", dass das Einatmen von Sauerstoff erlaubt sei, seit dem 1. Januar 2010 bereits. Die Wada verweist in einem weiteren Dokument aber darauf, dass Sportler sich bei ihren entsprechenden Verbänden erkundigen müssen, diese könnten nämlich eigene Regeln vorschreiben. Die Fis tut dies in der Tat. In einem Dokument von 2016, dem aktuellsten des Skiverbands, steht, dass es verboten sei, Sauerstoffgeräte zu Rennen mitzubringen und/oder im Rennen Sauerstoff zu konsumieren. Dass der DSV dagegen verstoßen hat, ist unstrittig. "Das gestehen wir auch offen so ein", sagt Maier, betont jedoch, "dass es sich um einen Regelverstoß und nicht um ein Dopingvergehen handelt". Ein Regelverstoß wäre gleichbedeutend mit einer Disqualifikation für Luitz, eine Klassifizierung als Dopingvergehen hätte weitreichendere Konsequenzen. Am Samstag sagte Maier dazu: "Sollte man uns Doping vorwerfen, werden wir jeden Rechtsweg durchstreiten. Ich möchte nicht mit Doping in Verbindung gebracht werden, weil Sauerstoff kein Doping ist." Viele Teams setzen Sauerstoff zur Verletzungsprophylaxe ein, wie der DSV auf Anfrage bestätigte. Laut aktuellen Studien der Wada ist der Effekt aber umstritten. Dass ihm die Situation zu schaffen machte, konnte man Luitz jedenfalls deutlich ansehen, am Samstag im Riesenslalom. Nach einem Fahrfehler im zweiten Durchgang trieb es ihn im Klassement weit zurück, im Zielraum ließ er sich enttäuscht in den Schnee sinken - Bilder, die einen scharfen Kontrast darstellen zu jenem Luitz, der in der vergangenen Woche noch den bislang größten Sieg seiner Karriere gefeiert hatte. Der 26-Jährige äußerte sich später nur kurz: "Auf keinen Fall wollten wir irgendetwas Verbotenes machen." Aus sportlicher Sicht bot der Riesentorlauf für den DSV dennoch einen Hoffnungsschimmer: Felix Neureuther. "Es tut unheimlich gut, wieder zurück zu sein", sagte der Garmisch-Partenkirchner, der sich vor etwas mehr als einem Jahr das Kreuzband gerissen hatte und sein in Levi geplantes Comeback wegen eines gebrochenen Daumens erneut hatte verschieben müssen. Die Freude, wieder im Weltcup unterwegs zu sein, war Neureuther anzusehen, er wirkte fast gelöst: "Einfach die Gewissheit zu haben, nach so einer schweren Verletzung wieder auf diesem Level Skifahren zu können, tut unheimlich gut", sagte er. Ein 21. Rang stand am Ende als Ergebnis in den Büchern, für mehr fehlte es dem 34-Jährigen noch an Routine. Der große Sieger von Val d'Isère war, wieder einmal, der Österreicher Marcel Hirscher. Auf der berüchtigt steilen "Face de Bellevarde", einem von Hirschers Lieblingshängen, gewann der siebenmalige Gesamtweltcupsieger sein 60. Weltcuprennen mit einem Vorsprung von über einer Sekunde vor dem Norweger Henrik Kristoffersen und dem Schweden Matts Olsson. Doch auch Hirscher wurde später nicht lange nach seinen Rekorden befragt, sondern nach seiner Sicht auf den Fall Luitz. Er sprang seinem Kollegen zur Seite, wie überhaupt die große Mehrheit der Athleten: "Wir Fahrer müssen uns auf unser Team verlassen können. Auch wenn Leute von Eigenverantwortung sprechen, kann man kaum erwarten, dass man sich als Athlet 90 Seiten Anti-Doping-Bericht durchliest. Mir tut es unheimlich leid für Stefan", sagte Hirscher. Neureuther meinte: "Als Athlet bist du in dem Fall leider der Vollidiot." Und das betroffene Team, das in dem Fall in der Verantwortung stand? "Ich kenne die Regeln nicht alle, daher muss ich mich drauf verlassen, von Anti-Doping-Ärzten richtig beraten zu werden", behauptete Maier. Er schloss aus, mit diesen (unabhängigen) Ärzten weiter zusammenzuarbeiten. Ansonsten wolle er das Ergebnis der Wada-Untersuchung abwarten, das in den nächsten Tagen folgen soll.
Stefan Luitz' unerlaubte Sauerstoff-Einnahme beschäftigt die deutsche Ski-alpin-Führung weiterhin. Sie streitet einerseits zwar nichts ab - betont aber, dass kein Dopingvergehen vorliege.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-aerger-eingeatmet-1.4246180
Ärger eingeatmet
00/12/2018
Gleich zu Beginn wollte Jens Keller nicht mehr hinschauen. Dabei war es ja losgegangen wie erträumt für den neuen Trainer des FC Ingolstadt. Gerade einmal 19 Sekunden waren gespielt in Darmstadt beim Debüt Kellers, als Schiedsrichter Alexander Sather zum ersten Mal auf Strafstoß entschied an diesem Tag. Sonny Kittel war im Strafraum zu Fall gekommen, Darmstadts Torwart Daniel Heuer Fernandes hatte aber zuerst den Ball getroffen und erst dann leicht den Ingolstädter Offensivspieler. Die Entscheidung war sehr umstritten. Jens Keller konnte nicht hinsehen, als Dario Lezcano provozierend langsam anlief - und schließlich souverän zum 1:0 verwandelte. Keller stand mit dem Rücken zur Szene vor der Ersatzbank, am Jubel erkannte er, dass alles gut gegangen war und stimmte schließlich ein, klatschte die Ersatzspieler und seine Assistenten ab.
Das 1:1 in Darmstadt im 4-5-1-System wird als Schritt nach vorne gewertet: Bei der Premiere von Jens Keller zeigt sich, dass Ingolstadt bescheiden geworden ist.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/ingolstadt-fuereinander-da-1.4245668
Füreinander da
00/12/2018
Wenn Mannschaften wie Frankfurt, Berlin und Leipzig in Zukunft die Dominanz von Dortmund und Bayern gefährden wollen, zählt jedes Detail. Gut, wenn der Videobeweis funktioniert wie am 14. Spieltag. Hätte man das auch in Israel erkennen müssen? Jedenfalls hat Fredi Bobic dies in Berlin in verständlicher Erregung behauptet. "Ob man in Köln sitzt oder Jerusalem", zürnte der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt: "Das muss man sehen!" Was? Dass kurz vor dem Abpfiff Marko Grujic, 22, seinen serbischen Landsmann und Jugendfreund Luka Jovic, 20, von hinten zu Boden riss, weshalb es einen Elfmeter für Eintracht Frankfurt hätte geben müssen. Doch Daniel Schlager sah dies anders - und auch ein fernmündliches Veto seiner Videoassistentin Bibiana Steinhaus aus dem Schiedsrichter-Zentrum in Köln blieb aus. Die Eintracht verlor 0:1, auch sie liegt jetzt schon diese kleine Ewigkeit von 13 Punkten hinter Dortmund. Wer dem BVB und Bayern folgen will, braucht den präzisen Pfiff Nicht, dass es die jüngst so erstaunlichen Frankfurter hätten sein können, die die Renaissance des BVB, dessen sich abzeichnendes Solo zum Titel, momentan hätten stoppen können. Trotzdem ist ihnen endlich wieder einiges zuzutrauen. Der Sturm (Rebic, Haller, Jovic), den Bobic zusammenstellte, zählt zu den Attraktionen der Liga. Die Gruppenphase in der Europa League gestaltete die Eintracht gerade als Triumphmarsch, und, was auch bedeutsam werden könnte für Zukunft und Unterhaltungswert der Bundesliga: Die Hessen wissen heute schon sehr gut, wie man Dortmund quälen (1:2 im DFB-Pokalfinale 2017) und die Bayern bezwingen kann (3:1 im DFB-Pokalfinale 2018). Sollte daraus mehr werden, sollte sich die Eintracht dauerhaft oben in der Tabelle einmischen wollen, braucht sie vieles - auch den präzisen Pfiff. Dass der ausblieb in Berlin, war zunächst eine Momentaufnahme, zumal an einem Samstag, an dem man das oft kritisierte Zusammenwirken von Schiedsrichtern im Stadion und Schiedsrichtern im Kölner Keller anfangs eigentlich hätte beklatschen müssen. Denn in den ersten sieben der neun Duelle des 14. Spieltages waren drei Elfmeter (für Düsseldorf, für Freiburg, für Schalke) verhängt worden - alle erst nach korrekter Intervention aus der Kölner Tiefe. Darunter sogar ein Königsentscheid im Revierderby, in dem deutlich wurde, warum der Videoassistent als externe Sehhilfe auf dem Weg zu mehr Gerechtigkeit so wichtig sein könnte. 53. Spielminute: Im Zweikampf von Dortmunds Reus mit Harit fällt der Schalker, Schiedsrichter Siebert lässt weiterlaufen, bekommt aber dann die Kölner Botschaft: Bitte am Bildschirm prüfen! Drei Minuten dauert es, bis Siebert den Elfmeter verhängt, der Schalke das kurzzeitige 1:1 einbringt. Reus hatte Harit auf den Knöchel getreten, was kaum in der Stadion-Hektik, wohl aber in Zeitlupe zweifelsfrei zu erkennen war. Doch auch dieser Pfiff brachte den BVB nicht aus der Spur. Und so sind es solche Szenen aus der Mitte der Saison, die eine Ahnung davon aufkommen lassen, was der Liga blühen dürfte: Die Rückkehr zur alten Ordnung. Nicht jener, die seit der Saison 2012/13 herrschte mit sechs Sololäufen des FC Bayern in Serie zum Titel. Sondern zu jenem Dualismus aus der Zeit davor. Als der BVB-Express des Trainers Jürgen Klopp 2011 und 2012 den Münchnern letztmals den Meistertitel raubte. Damals fürchtete Fußball-Deutschland dauerhaft "spanische Verhältnisse", da sich dort immer nur Madrid und Barcelona die Titel teilen. Doch es wurde noch monotoner. Sicher, der FC Bayern bündelt jetzt seine Rest-Energie, liegt aber schon neun Punkte zurück und muss eine tyrannische Siegesserie entwickeln, um den BVB in dieser Saison noch einzuholen. Aber er plant heute für die Zeit danach, und falls sich da ein Dritter einmischen will, aus Leipzig, Frankfurt, Sonstwo und Berlin, so muss er auch darauf hoffen, dass allerorts in einer einheitlichen Tonlage entschieden wird. Denn wem die Kellerkinder ihre Gunst versagen, der kommt bei Dortmund gegen die Bayern, jenem Retro-Duell, das wieder Fahrt aufnimmt, garantiert nicht mit.
Wenn Mannschaften wie Frankfurt, Berlin und Leipzig in Zukunft die Dominanz von Dortmund und Bayern gefährden wollen, zählt jedes Detail. Gut, wenn der Videobeweis funktioniert wie am 14. Spieltag.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/videobeweis-bundesliga-schalke-1.4246141
Bundesliga: Wieder Debatten um den Videobeweis
00/12/2018
Hannover 96 und Trainer André Breitenreiter haben nach einem fragwürdigen Elfmeter den erhofften Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpasst. Die Niedersachsen kamen am Sonntag beim FSV Mainz 05 nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Hendrik Weydandt (12. Minute) sorgte für den Führungstreffer der Gäste. Doch Daniel Brosinski gelang mit einem umstrittenen Strafstoß noch der Ausgleich (86.). Jean-Philippe Mateta war im Strafraum zu Boden gegangen, obwohl ihn Hannovers Matthias Ostrzolek kaum oder gar nicht berührt hatte. Dennoch entschied Schiedsrichter Robert Hartmann ohne das Einschreiten des Videoassistenten auf Elfmeter. "Das ist ja ein Witz, das war der Wahnsinn an Schwalbe", schimpfte 96-Sportchef Horst Heldt und sprach von einer "glasklaren Fehlentscheidung". "Wieso mischt er sich da nicht ein und sagt, das ist eine klare Schwalbe? Ich verstehe es nicht mehr. Es ist nicht mehr akzeptabel, der ganze Scheiß", schimpfte Heldt in Richtung des Videoreferees in Köln. Ostrzolek beteuerte, Mateta nicht berührt zu haben und meinte, dass der Franzose nach dem Spiel selber zugegeben habe, dass es eine Schwalbe war. "Ich weiß nicht, wer da in Köln gesessen hat heute, das war eine ganz klare Fehlentscheidung", sagte Ostrzolek nach der turbulenten Partie. In der vierten Minute der Nachspielzeit köpfte Anthony Ujah den Ball ins Netz - doch der Mainzer Stürmer stand dabei im Abseits. Hannovers Oliver Sorg sah in der Schlussphase die gelb-rote Karte (90.+7). Weil die Partie kurz nach dem Wiederanpfiff wegen des Zündens von Pyrotechnik und großer Rauchentwicklung für mehrere Minuten unterbrochen werden musste, ließ Hartmann acht Minuten nachspielen. 96-Trainer Breitenreiter überraschte im ersten Spiel nach dem 0:2 gegen Hertha BSC mit einer umfassenden Rotation und einer auf sieben Positionen veränderten Startformation. Er bot die bislang enttäuschenden Zugänge Kevin Wimmer, Genki Haraguchi und Takuma Asano auf und gab Henrik Weydandt den Vorzug vor Bobby Wood. Das Wagnis, den 23-jährigen Weydandt aufzubieten, zahlte sich aus. Der noch bis 2014 für den Kreisliga-Club TSV Groß Munzel spielende Angreifer erzielte nach einer vom Mainzer Aaron Martin abgefälschten Flanke von Genki Haruchi volley aus kurzer Distanz die Führung. Danach konnten die elanvoll gestarteten Gäste keine weiteren Chancen bis zur Pause mehr herausspielen. Die Mainzer hatten in der 8. Minute durch einen Kopfball von Mateta, den 96-Torwart Michael Esser noch aus dem Torwinkel fischte, und Pierre Malong Kunde (14.) ihre besten Möglichkeiten. Der Kameruner schoss fast vom Elfmeterpunkt unbedrängt den Ball in den Himmel. Nach dem Rückstand erhöhten die Gastgeber zwar den Druck, konnten aber bis zur Halbzeit kaum noch in den gegnerischen Strafraum eindringen und die organisierte Abwehr der Hannoveraner in Not bringen. Auch der Videobeweis half den Mainzern nicht. Sie hatten in der 23. Minute ein Handspiel von Kevin Wimmer reklamiert, doch Schiedsrichter Hartmann ließ ohne Elfmeterpfiff weiterspielen.
Hannover 96 spielt nach einem umstrittenen Elfmeter nur 1:1 in Mainz. Sportchef Horst Heldt kritisiert den Videoassistenten.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/mainz-wahnsinn-an-schwalbe-1.4246152
"""Wahnsinn an Schwalbe"""
00/12/2018
0:7, 0:6, 0:0, 0:3 - und nun wieder 0:0: Seit fünf Ligaspielen hat Fortuna Köln mittlerweile kein Tor mehr geschossen, und nicht einmal im zwischenzeitlichen Mittelrheinpokalspiel beim Regionalliga-Letzten TV Herkenrath gelang ein Treffer in der regulären Spielzeit (5:3 n.E.). In der Nachspielzeit der Partie gegen den TSV 1860 München wäre es allerdings fast so weit gewesen. Sechzigs Torhüter Marco Hiller wollte einen Flachpass auf Adriano Grimaldi spielen; sein Kollege rechnete allerdings nicht damit, und so lag der Ball verwaist da. Zum Glück für die Münchner erkannten diese Situation zwei Kölner zugleich, Nico Brandenburger und Michael Eberwein rauschten beide heran und behinderten sich gegenseitig beim Versuch, das Spielgerät ins verwaiste Tor zu lupfen. "Das hätte noch gefehlt", meinte Trainer Daniel Bierofka, als er sich die Szene bei Telekom Sport noch einmal ansah. Und auch hinterher bei der Pressekonferenz zeigte sich Bierofka alles andere als angetan vom Auftritt seiner Mannschaft und dem torlosen Remis. "Das Spiel kann man unter die Überschrift ,Fehlende Konsequenz' setzen", meinte er, "trotzdem hatten wir noch gute Torchancen oder hätten sie haben können, wenn wir die letzte Konsequenz gehabt hätten, einfach mal präsent zu sein im Strafraum, gerade bei den Flanken." Die beste Szene der ersten Hälfte entsprang dementsprechend einem Schuss aus der Distanz, Philipp Steinhart verfehlte das Tor aus 25 Metern nur knapp (25.). Tim Lorenz schoss über den Querbalken (30.), Nico Kargers gefährliche Hereingabe verpassten die Mitspieler knapp (32.). Die gelb-rote Karte gegen Kölns Maik Kegel (55.) kam den Löwen eher nicht gelegen, denn danach verlegte sich die Fortuna noch stärker darauf, mit Mann und Maus zu verteidigen. Bis auf einen schwachen Kopfball von Stefan Lex (64.) passierte lange nichts, und auch die Schlussoffensive mit den eingewechselten Benjamin Kindsvater und Grimaldi brachte nichts mehr ein. Die Löwen stehen weiter auf dem neunten Tabellenplatz, allerdings trennen sie nur vier Zähler von den Abstiegsrängen. Das Heimspiel gegen den Drittletzten Carl Zeiss Jena am Sonntag (13 Uhr) sollten sie also gewinnen, und bis dahin will Bierofka "die Bissigkeit vor dem Tor im Training reinprügeln".
Sechzig schafft nur ein 0:0 bei Fortuna Köln. Bis zum Heimspiel gegen Jena will Trainer Bierofka "die Bissigkeit vor dem Tor im Training reinprügeln".
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/tsv-1860-muenchen-keine-konsequenz-1.4245677
TSV 1860 München
00/12/2018
Pep Guardiola hatte gerade zum ersten Mal in dieser Saison verloren, zum ersten Mal seit acht Monaten und einem Tag, aber darüber wollte er nicht sprechen. Er war ausgekontert worden, aber davon wollte er nichts wissen. Er hatte gerade auch die Tabellenführung an den FC Liverpool verloren, aber darüber wollte er wahrscheinlich erst recht nicht sprechen. Pep Guardiola unterlag am Samstagabend mit Manchester City 0:2 dem FC Chelsea. Und er sagte: "Wir haben bis auf wenige Minuten unglaublich gespielt. Ich bereue nichts." Der Spieltag in der Premier League hatte mittags damit begonnen, dass der FC Liverpool seine Absicht unterstrich, in dieser Saison den Titel zu gewinnen. Mit dem höchsten Auswärtssieg der Saison schlugen die Reds Bournemouth mit 4:0, dabei gelangen dem besten Stürmer der Vorsaison drei Tore. "Genialer Mohamed Salah macht eine donnernde Ansage im Titelkampf", schrieb das Liverpool Echo. Denn tatsächlich hatten die Reds mit dem Sieg in Bournemouth am Abend die Tabellenführung übernommen, die davor neun Spieltage lang Manchester City gehört hatte. Das 0:2 gegen Chelsea nach Toren von N'Golo Kanté (45.) und David Luiz (78.) nahm City die Unversehrtheit. Nun muss man wissen, dass die Vereine in der Premier League nach Manchesters Rekordsaison mit 100 Punkten und 106 Toren nach einem Anhaltspunkten suchen, wie sich der englische Meister von seinem Pfad des Dominanzfußballs abbringen lässt. Und Chelseas Trainer Maurizio Sarri hatte da so eine Idee. Er legte die Offensivstrategie des FC Chelsea so an, dass Fabian Delph in die Bredouille geriet, ein Mittelfeldspieler, der gerade bei ManCity als Linksverteidiger aushelfen muss und schon kürzlich beim Erfolg in Watford patzte. Chelsea, unter Sarri eigentlich einen anspruchsvollen Angriffsstil pflegend, lockte die Gäste mit einer Defensivtaktik aus der Deckung und konterte. 61 Prozent Ballbesitz hatte City am Ende, 14 Torschüsse und 13 Ecken. In der Regel möchte City entweder durch Passfolgen die zwei Spielmacher vor der gegnerischen Abwehr freispielen oder die Flügelstürmer in Position für Dribblings bringen. Beide Varianten deckte Chelsea durch die dichte Ansammlung an Spielern in der Mitte sowie die doppelte Besetzung der Außenseiten ab. Mit jeder torlosen Minute nahm Guardiolas Ungeduld zu, einen Spieler nach dem anderen beorderte er nach vorne. Und darauf hatte Chelsea gewartet. Verteidiger Luiz schlug am eigenen Strafraum einen 70 Meter weiten diagonalen Pass in den Fuß des Außenstürmers Pedro. Der Ball flog über acht City-Spieler hinweg. Im Duell mit Außenstürmer Pedro verlor eben jener Delph die Orientierung. Eden Hazard legte brillant für den nachrückenden Kanté auf - und der traf. Der Angriff glich der perfekten Umsetzung einer in der Theorie erdachten Kombination. Für Chelsea war es der erste Torschuss in der Partie. "Ich bin sehr glücklich über den Sieg, weil es nie einfach ist, gegen Guardiola zu gewinnen", sagte Sarri. Den zweiten Treffer besorgte Luiz nach einem Eckball mit dem Kopf. Bei seinem Jubellauf zu den Fans kamen ihm einige entgegen, indem sie auf die Tribünenbrüstung stiegen. Durch den Erfolg ist Chelsea auf sieben Punkte an City herangerückt. Gegen keinen anderen Klub in England hat Guardiola jetzt drei Ligaspiele verloren. Bisher schaffte es in der Premier League lediglich der FC Arsenal, eine Spielzeit ohne Niederlage zu absolvieren. Dieses Kunststück kann jetzt in dieser Spielzeit bloß noch Liverpool gelingen - City nicht mehr. "Jeder fragt mich zu diesem Thema. Wir sind nicht hier, um ungeschlagen zu bleiben, sondern um den Titel zu gewinnen. Wir wollen einen Punkt mehr haben als unsere Gegner", sagte Guardiola. In keinem Sport auf der Welt, führte er aus, gebe es ein Team, das ausschließlich gewinne: "Wenn Leute das behaupten, verkaufen sie eine Illusion." City hat im Vergleich zur Vorsaison fünf Punkte weniger geholt Die englische Öffentlichkeit hatte City indirekt schon zum Sieger im Titelrennen ausgerufen, obwohl das Teilnehmerfeld an der Spitze zusammengerückt ist. Kurz vor dem Ende der Hinrunde hat City im Vergleich zum Zeitpunkt der Vorsaison nun aber fünf Punkte weniger geholt - und die eigene Ausnahmestellung eingebüßt. Ob es ein Pechtag für City gewesen sei, wurde Guardiola gefragt. "Wer so denkt, hat das Spiel nicht gesehen. Normalerweise hat Chelsea etwa 75 Prozent an Ballbesitz, aber gegen uns haben sie das nicht geschafft." Man durfte sich schon wundern, wenn man ihm zuhörte. Denn er sprach immer noch über eine Niederlage, deren Art und Weise sich in der Premier League herumsprechen dürfte.
Trainer Pep Guardiola verliert mit Manchester City beim FC Chelsea erstmals in dieser Saison - und ist nicht mehr Tabellenführer.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/premier-league-ende-der-unantastbarkeit-1.4246167
Ende der Unantastbarkeit
00/12/2018
Mit drei spanischen und zwei deutschen Wörtern fassten Leverkusens Fußballer ihren Erfolg zusammen: "Tres puntes importante", bejubelte der argentinische Torschütze Lucas Alario nach dem mauen 1:0 über den FC Augsburg - "drei wichtige Punkte". Der neue Sportdirektor Simon Rolfes fand: "Glück gehabt." Spielerische und rhetorische Mangelverwaltung prägen aktuell den herbstlich tristen Fußball von Bayer 04. Da sind drei Punkte im Kampf um den Anschluss an die obere Tabellenhälfte fast schon zu viel des Lohns. "Wir haben etwas nachzuholen", sagte Trainer Heiko Herrlich über die bislang trübe Hinrunde. Er hat die Ansage des Sportmanagers Rudi Völler verinnerlicht: "Acht, neun Punkte aus den vier Spielen bis Weihnachten." Die Restforderung aus den Spielen in Frankfurt, auf Schalke und gegen Berlin lautet folglich: mindestens fünf Punkte. Die große Frage bei dem auf die Champions League erpichten Klub bleibt, was bloß mit den Stürmern Alario, Leon Bailey und Julian Brandt los ist? In der vergangenen Saison hat jeder von ihnen neun Tore in der Bundesliga geschossen, damit hatten sie einen Anteil von 46 Prozent an den 58 Leverkusener Bundesliga-Treffern. Nach 14 Spieltagen dieser Saison haben die drei bloß noch einen Anteil von 15 Prozent an den zwanzig Leverkusener Bundesliga-Toren. Brandt traf in 14 Spielen: einmal. Bailey traf in 13 Spielen: einmal. Alario traf in elf Spielen: einmal. Erbärmliche Quoten. "Ich versuche immer, der vorderste Verteidiger zu sein", sagte der Mittelstürmer Alario kürzlich zu seiner taktischen Rolle auf dem Feld. Liegt's etwa daran? Werden die Stürmer bei Bayer zu sehr aufs Verteidigen gepolt? Alario war bei seinen elf Einsätzen 583 Minuten im Spiel, in dieser Zeit schossen die Leverkusener neun Tore, kassierten aber zehn. Im Eishockey ist das die sogenannte Plus-Minus-Bilanz. Alarios Plus-Minus-Bilanz ist also: minus eins. So viel zu seiner Effektivität als Verteidiger. Gegen die sehr auf Torverhinderung erpichten Augsburger taten sich die Leverkusener 72 Minuten lang schwer. Dann kam Alario, der in dieser Saison zuvor 565 Minuten lang kein einziges Tor geschossen hatte - und traf nach 134 Sekunden zum Sieg. "Ich bin erleichtert", sagte der 26-Jährige, der sich nach einer Rückkehr in die argentinische Auswahl sehnt. Dreimal hat er im Nationaltrikot spielen dürfen, sein letzter Einsatz ist fast eineinhalb Jahre her. Der bislang beste Leverkusener Torschütze ist Kevin Volland, aber das einzige, was der gegen Augsburg traf, war der Kopf des Torwarts Andreas Luthe. In der 30. Minute stießen die beiden zusammen, Volland mit dem Knie voran. Luthe verknackste sich dabei den Hals und biss sich ein Stück von der Zunge ab. Er konnte aber weiterspielen und bewies nach der Partie seine gedankliche Klarheit mit der Pointe, er wisse, wo er sei und wie das Ergebnis laute. Letztgenanntes war freilich ein weiterer schmerzlicher Hieb. Das 0:1 bedeutete die vierte Niederlage nacheinander sowie das fünfte sieglose Spiel. "Das ist mittlerweile so, als spielte man die immer selbe Kassette ab", sagte Luthe. Der Torwart hat seinen Humor nicht verloren, weil er die Qualität im Kader für angemessen hält: "Wir arbeiten hart, und in der Mannschaft steckt mehr als wir bisher gezeigt haben." "Langsam müssen wir aufpassen", findet Augsburgs Stürmer Hahn Diese Ansicht teilt der Trainer Manuel Baum, der gern daran erinnert, dass der FC Augsburg in seiner siebeneinhalbjährigen Bundesligazeit schon häufig in solch schwierige Situationen geraten ist und sich jedes Mal daraus befreien konnte. "Ich bin hundertprozentig sicher, dass die Qualität in unserem Kader groß genug ist", sagt Baum. Die Zahl der ausfallenden Spieler reduziert sich sukzessive, die letzten drei Spiele vor Weihnachten bestreiten die Augsburger gegen Schalke, in Berlin und gegen Wolfsburg. "Wir müssen weiter arbeiten", sagt Baum, "das klingt wie eine Floskel - und ist auch eine." Womit der Trainer nicht sagen wollte, man nehme die Situation nicht ernst. Sein Angreifer André Hahn sagt stellvertretend: "Langsam müssen wir aufpassen, langsam wird es brisant." Das Heimspiel gegen Schalke am kommenden Samstag ist wegweisend: Bei einer Niederlage verlieren die Augsburger den Kontakt zum Mittelfeld, im Falle eines Sieges aber könnten sie Schalke überholen und nach vorn rücken. "Bis jetzt haben wir nicht gezeigt, was wir zeigen müssen", sagt Hahn, "wenn wir unsere Torchancen nicht nutzen, gewinnen wir auch keine Spiele." Wie schnell man sich aus dem Keller der engen Tabelle mit ein paar Punkten befreien kann, haben ihnen die Leverkusener vorgeführt. Mit sieben Punkten aus drei Spielen haben sie nicht nur Augsburg locker überholt, sondern sind bis auf fünf Punkte an die Europapokalplätze herangerückt. So schnell können aus Ängsten Ambitionen werden.
Bayer 04 Leverkusen leidet ebenso wie der FC Augsburg unter einer akuten Angriffsschwäche.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/leverkusen-immer-dieselbe-kassette-1.4246150
Immer dieselbe Kassette
00/12/2018
Die deutschen Handballerinnen haben bei der Europameisterschaft in Frankreich einen Rückschlag im Kampf um die Medaillen hinnehmen müssen. Die Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener verlor ihr zweites Hauptrundenspiel gegen den EM-Zwölften Ungarn 25:26 (10:12), kann mit nun 4:4 Punkten aber nach wie vor auf die erste Teilnahme an einem EM-Halbfinale seit zehn Jahren hoffen. Voraussetzung dafür ist ein Sieg im abschließenden Spiel gegen die Niederlande am Mittwoch (21 Uhr/sportdeutschland.tv); zudem ist die junge deutsche Mannschaft auf Schützenhilfe angewiesen. Die besten Torschützinnen in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Sonntag in Nancy waren Alicia Stolle mit neun Treffern und Xenia Smits mit sechs. Die bis dato beste deutsche Werferin, Emily Bölk, hatten die Ungarinnen hingegen im Griff; der 20-Jährigen gelang nur ein Tor. Zum Auftakt in die zweite Turnierphase hatte sich Deutschland am Freitag gegen Spanien (29:23) durchgesetzt, in der Vorrunde hatte es zudem ein unerwartetes 33:32 gegen Titelverteidiger Norwegen gegeben. Die erste Niederlage im Turnier hatte die DHB-Auswahl gegen Rumänien (24:29) hinnehmen müssen.
Die deutschen Frauen erleiden bei der EM in Frankreich gegen Ungarn einen Rückschlag. Der Halbfinaleinzug ist aber noch möglich.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/handball-kein-durchkommen-1.4245721
Kein Durchkommen
00/12/2018
Hannover 96 und Trainer André Breitenreiter haben nach einem fragwürdigen Elfmeter den erhofften Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpasst. Die Niedersachsen kamen am Sonntag beim FSV Mainz 05 nicht über ein 1:1 (1:0) hinaus. Vor 23 305 Zuschauern sorgte Hendrik Weydandt (12. Minute) für den Führungstreffer der Gäste. Doch Daniel Brosinski gelang mit einem umstrittenen Strafstoß noch der Ausgleich (86.). Jean-Philippe Mateta war im Strafraum zu Boden gegangen, obwohl ihn Hannovers Matthias Ostrzolek kaum oder gar nicht berührt hatte. Dennoch entschied Schiedsrichter Robert Hartmann ohne das Einschreiten des Videoassistenten auf Elfmeter. "Das ist ja ein Witz, das war der Wahnsinn an Schwalbe", schimpfte 96-Sportchef Horst Heldt und sprach im TV-Sender Sky von einer "glasklaren Fehlentscheidung". "Wieso mischt er sich da nicht ein und sagt, das ist eine klare Schwalbe? Ich verstehe es nicht mehr. Es ist nicht mehr akzeptabel, der ganze Scheiß", wetterte Heldt in Richtung des Videoreferees in Köln. Ostrzolek beteuerte, Mateta nicht berührt zu haben und meinte, dass der Franzose nach dem Spiel selber zugegeben habe, dass es eine Schwalbe war. "Ich weiß nicht, wer da in Köln gesessen hat heute, das war eine ganz klare Fehlentscheidung", sagte Ostrzolek nach der packenden und turbulenten Partie. In der vierten Minute der Nachspielzeit köpfte Anthony Ujah den Ball ins Netz - doch der Mainzer Stürmer stand dabei im Abseits. Hannovers Oliver Sorg sah in der Schlussphase die Gelb-Rote Karte (90.+7). Weil die Partie kurz nach dem Wiederanpfiff wegen des Zündens von Pyrotechnik und großer Rauchentwicklung für mehrere Minuten unterbrochen werden musste, ließ Hartmann acht Minuten nachspielen. 96-Trainer Breitenreiter überraschte im Spiel eins nach der blamablen 0:2-Heimpleite gegen Hertha BSC mit einer umfassenden Rotation und einer auf sieben Positionen veränderten Startformation. Er bot die bislang enttäuschenden Neuzugänge Kevin Wimmer, Genki Haraguchi und Takuma Asano auf und gab Henrik Weydandt den Vorzug vor Bobby Wood. Das Wagnis, den 23-jährigen Weydandt aufzubieten, zahlte sich aus. Der noch bis 2014 für den Kreisliga-Club TSV Groß Munzel spielende Angreifer erzielte nach einer vom Mainzer Aaron Martin abgefälschten Flanke von Genki Haruchi volley aus kurzer Distanz die Führung. Danach konnten die elanvoll gestarteten Gäste keine weiteren Chancen bis zur Pause mehr herausspielen, offenbarten aber nach dem 1:0 auch kaum Lücken in der Abwehr. Die Mainzer hatten in der 8. Minute durch einen Kopfball von Mateta, den 96-Torwart Michael Esser noch aus dem Torwinkel fischte, und Pierre Malong Kunde (14.) ihre besten Möglichkeiten. Der Kameruner schoss fast vom Elfmeterpunkt unbedrängt den Ball in den Himmel statt ins Gehäuse. Nach dem Rückstand erhöhten die Gastgeber zwar den Druck, konnten aber bis zur Halbzeit kaum noch in den gegnerischen Strafraum eindringen und die gute organisierte Abwehr der Hannoveraner in Not bringen. Auch der Videobeweis half den Mainzern nicht. Sie hatten in der 23. Minute ein Handspiel von Kevin Wimmer reklamiert, doch Schiedsrichter Hartmann ließ ohne Elfmeterpfiff weiterspielen. Nach der Unterbrechung nach der Pause setzten die Platzherren das Power Play fort - und hatten in der 61. Minute Pech, als Danny Latza mit einem Schuss aus 22 Metern nur den linken Pfosten traf. Erst der umstrittene Elfmeterpfiff bescherte den Mainzern den Ausgleich.
Wieviele Aufreger passen in ein Fußballspiel? Das 1:1 zwischen Mainz und Hannover bietet kuriose Tore, zwei umstrittene Videobeweise und einen Platzverweis - Horst Heldt regt sich mächtig auf.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/mainz-hannover-videobeweis-1.4246233
Mainz und Hannover bieten 98 Minuten Bundesliga-Irrsinn
00/12/2018
Naldo hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen, doch die Enttäuschung war ihm trotzdem anzusehen, als die letzte Chance auf seine Einwechslung dahin war. An seiner Stelle hatte Yewgen Konopljanka das Zeichen zur Einwechslung erhalten. Mit dem Kollegen Stambouli sammelte Naldo noch die bunten Plastikhütchen zum Warmlaufen des Ersatzpersonals ein, dann begab er sich mit trägen Schritten zur Bank, um die letzten 17, 18 Minuten des Spiels zu schauen. Außer einem Pfostentreffer der Gegenseite (Guerreiro, 85.) bekam er nicht mehr viel geboten. Borussia Dortmund brachte den 2:1-Vorsprung ungefährdet ins Ziel, eine Schlussoffensive der Hausherren fand nicht statt, lediglich bei einem Frei- und einem Eckstoß in der Nachspielzeit näherte sich Schalke 04 noch mal dem gegnerischen Tor. Dies wären womöglich die Momente für Naldo gewesen. Über Ein- und Auswechslungen wird nach Fußballspielen oft zu viel diskutiert. Die meisten Wechsel haben auf das Spielgeschehen keinen großen Einfluss. Manchmal aber geht vom Austausch einzelner Akteure eine ansteckende Wirkung aus, die sich gar nicht überschätzen lässt. So wie am Samstag, als Domenico Tedesco in der 36. Minute den Linksverteidiger Hamza Mendyl für den verletzten Mittelstürmer Guido Burgstaller einsetzte, um dann in der 76. Minute anstelle des Kopfballspezialisten Naldo den Flügel- und Konterstürmer Konopljanka zu bringen. Mangels reeller Torchance darf es als Kunst gelten, dass trotzdem der Ausgleich glückte Tedesco wurde später befragt, was er sich dabei gedacht hatte, den ungelernten Mendyl ins ungewohnte Einsatzgebiet zu entsenden, zumal dieser dort einen weiteren Ungelernten antraf: den defensiven Mittelfeldspieler Weston McKennie, der infolge der Schalker Stürmerkrankheit (Guido Burgstaller ist der vierte verletzte Angreifer) ebenfalls umgezogen war. "Hamza ist der Schnellste in der Truppe", erklärte der Trainer, "davon haben wir nicht viele - leider." Ein Satz, der tief blicken lässt: In die Verzweiflung des Trainers - und in die Nöte, die ihm sein unterversorgter Kader aufzwingt. Tedesco spekulierte darauf, dass Mendyls Tempo all die Defizite übertreffen würde, die der 20-Jährige seit dem Sommer regelmäßig nachgewiesen hatte. Mendyl mag seine Begabungen haben, aber bisher hält er sie gut verborgen: Die Bundesliga ist für ihn eine Welt, in der er sich noch nicht zurechtgefunden hat. Tedesco wusste das - und hat ihn trotzdem eingewechselt. Man kann aus diesem strategischen Gedanken Kühnheit lesen, man kann ihn aber auch als Ausdruck der Überforderung interpretieren. Das Derby legt nahe, dass der junge Trainer Gefahr läuft, sich in seinen eigenen Theorien zu verstricken und zu verlieren. Nächstes Indiz: dass Tedesco in Reaktion auf den erneuten Dortmunder Führungstreffer nicht den turmlangen Naldo - den doppelten Derbyhelden der Vorsaison - in die Offensive schickte, sondern den Flügelmann Konopljanka, den er zuletzt aus guten Gründen (u.a. Mangel an Pferdestärken) ignoriert hatte. Tedesco hätte mit Naldo sowohl ein Signal der Ermutigung an Team und Publikum senden, als auch eine seriöse Sturmoption eröffnen können, jeder Trainer überall auf der Welt hätte das getan, weil es ein obligatorischer Schachzug war. Tedesco aber tat es nicht.
Die Auswechslungen und die Taktik von Domenico Tedesco beim 1:2 im Derby gegen Dortmund lassen tief blicken: in die Verzweiflung des Schalker Trainers - und die Nöte, die ihm sein Kader aufzwingt.
sport
https://www.sueddeutsche.de/sport/schalke-04-nach-dem-revierderby-zeichen-von-ueberforderung-1.4246138
Tedesco bei Schalke 04: Überfordert im Derby gegen BVB
00/12/2018
Großmäuligkeit kann man den Angestellten des SC Freiburg in der Regel eher nicht vorwerfen. Selbst vor DFB-Pokal-Erstrundenspielen in der Provinz warnt Trainer Christian Streich mit viel Emphase vor dem Gegner. Wer dem Mann über Jahre zuhört, bekommt schnell den Eindruck, dass es ihm noch heute, sieben Jahre nach seiner Amtsübernahme, wie ein Wunder vorkommt, dass er mit seinem Herzensverein überhaupt in der Bundesliga mitspielen darf. Es war deshalb auch nicht überraschend, was Streich nach dem starken 3:0-Sieg über Leipzig sagte, als er auf die kommenden Partien gegen Düsseldorf, Hannover und Nürnberg angesprochen wurde. Die Gefahr, dass seine Spieler die vermeintlich lösbaren Aufgaben lockerer angehen, sehe er nicht: "Dann hätte derjenige in den letzten Jahren ja auch gar nichts mitbekommen." "Wir haben heute wenige direkte Duelle gewonnen", räumt RB-Trainer Ralf Rangnick ein Einiges mitbekommen haben dafür am Samstag die Leipziger Spieler. Drei Gegentore und eine Lektion, die manchen Leipziger zu bescheidenen Aussagen trieb: "Freiburg war gut", lobte Marcel Sabitzer "Wir haben es nicht geschafft, Fußball zu spielen." Besser konnte man das Geschehen im Freiburger Winterregen nicht zusammenfassen, zumal der SC auch kämpferisch dominierte. "Der Schlüssel war heute, dass wir die Zweikämpfe gewonnen haben", bilanzierte deren Kapitän Mike Frantz, der das 3:0 geköpft hatte (52.). Zuvor hatten Nils Petersen (12.) und Luca Waldschmidt per Elfmeter (45.) getroffen. Petersen gelang dabei sein 37. Bundesligatreffer für Freiburg, damit hat er zum bisherigen Rekordhalter Papiss Demba Cissé aufgeschlossen. Doch der zweimalige Nationalspieler, der sich - sollte er gegen Mitternacht noch wach gewesen sein - via "Aktuelles Sportstudio" noch ein paar nette Wort vom Bundestrainer anhören durfte, war an diesem Tag nicht der Mann des Tages. Ganz einfach, weil diese Ehre keinem einzelnen gebührte. Der SC erbrachte wie beim 1:1 in München den Beweis, dass es möglich ist, im Kollektiv Mannschaften vor unlösbare Probleme zu stellen, die individuell haushoch überlegen sind. Zum Beispiel durch enorme Laufbereitschaft (mal wieder 119 Kilometer). Oder durch taktische Rochaden wie den Wechsel von 5-2-3-1 auf 4-4-2. Oder durch das Kunststück, dass die Außenverteidiger, Lukas Kübler und Christian Günter, die Seiten abdeckten, immer wieder aber auch einrückten, um das Zentrum zu verdichten. Die Räume, die die an diesem Tag auch trantütigen Leipziger für ihr Umschaltspiel brauchten, entstanden so einfach nicht. "Wir haben heute relativ wenige direkte Duelle gewonnen", sagte RB-Trainer Ralf Rangnick, dessen Team mit nur acht Punkten in der Fremde signifikant schlechter abschneidet als zu Hause. "Das lag aber auch am Gegner." Also an Spielern wie ebenjenem Günter, den die Redaktion der Stadionzeitung aufs Cover der aktuellen Ausgabe gesetzt hatte. Der Mann aus Tennenbronn im Schwarzwald zählte als Kind nicht zu den Hochbegabten in der Fußballschule. Doch mit viel Fleiß und Willen hat er es zu einem der besten Linksverteidiger der Liga gebracht - ein Freiburger Phänomen wie Robin Koch, den SC-Scouts in Lautern auftaten und der von Monat zu Monat besser wird. Am Samstag war er mit seiner Spielintelligenz und seinem Kopfballspiel auf der Sechser-Position einer der Besten auf dem Platz - und das als gelernter Innenverteidiger. Ein weiterer Grund, warum der SC, der sich in der letzten Saison gerade mal so eben über die Ziellinie geschleppt hat, in dieser Spielzeit ein ganz anderes Bild abgibt, sind die Sommer-Transfers wie Waldschmidt, der als gescheitertes Versprechen vom HSV kam und immer stärker wird. Vor allem aber hat man in dieser Saison Alternativen auf der Bank. Statt 13, 14 potenziellen Erstligakandidaten sind es heuer eher 17, 18. Streich, vom Naturell her durchaus ein Skeptiker, wirkte dann nach dem Spiel auch fast schon beschwingt, als er zugab, dass es "ein extremer Unterschied" sei, "ob man jetzt 14 oder 17 Punkte hat. Das beruhigt nicht, hilft aber extrem." Zumal dann, wenn man Spieler hat, die sich nicht über einen gelungenen Nachmittag freuen können. Frantz schüttelte jedenfalls energisch den Kopf, als er auf mögliche positive Prognosen fürs kommende Auswärtsspiel in Düsseldorf angesprochen wurde. Optimistisch? Ein entsetzter Blick des Profis: "Wenn wir nur ein paar Prozent weniger investieren, verlieren wir da." Auch das war ein Satz, den man in Freiburg so oft hört, dass ihn schon kein Journalist mehr notiert. Aber vielleicht verrät er eine Einstellung, die das eigentliche Erfolgsgeheimnis dieser Mannschaft ausmacht.
Freiburg schlägt die individuell besseren Leipziger, weil sie taktisch intelligent und mit hoher Laufbereitschaft spielen. Selbst der dauerskeptische Trainer Christian Streich wirkt fast schon beschwingt.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/freiburg-leipzig-3-0-streich-1.4246030
Freiburg gegen Leipzig: Mit der Kraft des Kollektivs
00/12/2018
Die deutschen Männer laufen bei der Verfolgung in Pokljuka trotz guter Ausgangspositionen hinterher. Benedikt Doll wird auf Rang 18 bester Deutscher. Bei den Frauen wird Franziska Preuß Neunte. Sprint-Weltmeister Benedikt Doll (Breitnau) hat zum Abschluss des Biathlon-Weltcups in Pokljuka trotz vielversprechender Ausgangslage einen Tag zum Vergessen erlebt. Im Verfolgungsrennen über 12,5 Kilometer lief der an Position fünf gestartete Doll nach sechs Schießfehlern nur auf den 18. Rang - und war damit immer noch der beste Deutsche. "Die ersten beiden Runden waren richtig scharf, da war das Tempo wohl einen Tick zu hoch. Da war dann kein konzentriertes Schießen mehr möglich, und ich habe die Fehler eingebaut", sagte Doll der ARD. Wie im Sprint gewann auch am Sonntag der Norweger Johannes Thingnes Bö. Der 25-Jährige setzte sich trotz dreier Strafrunden mit einer Zehntelsekunde Vorsprung vor dem fehlerfreien Quentin Fillon Maillet (Frankreich) durch. Dritter wurde der Russe Alexander Loginow (+1,9 Sekunden/ein Schießfehler). Loginow war von 2014 bis 2016 wegen Epo-Dopings zwei Jahre lang gesperrt. Im Gegensatz zu Doll hatten die anderen deutschen Skijäger ihre Chancen auf eine Top-Platzierung bereits im Sprint verspielt. Mit mehr als einer Minute Rückstand war Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld) in das Verfolgungsrennen gegangen, er landete direkt vor Simon Schempp (Uhingen) auf Platz 25. Weltcup-Debütant Philipp Horn (Frankenhain) lief auf Rang 28 und lag damit noch klar vor Johannes Kühn (Reit im Winkl/47.) und Erik Lesser (Frankenhain/54.). Doll fiel durch zwei Fehlschüsse schon im ersten Anschlag zurück, beim zweiten Schießen unterlief ihm ein weiterer. Zur Halbzeit betrug der Rückstand zur Spitze daher schon 1:22 Minuten, die Lücke wuchs mit zunehmender Renndauer aufgrund der schwachen Schießleistung weiter an. Das Jagdrennen der Frauen über 10 Kilometer (14.45 Uhr/ARD und Eurosport) beendet den Saisonauftakt. Im Dezember stehen noch Weltcups in Hochfilzen/Österreich (ab 13. Dezember) und in Nove Mesto/Tschechien (ab 20. Dezember) an. Die WM findet im März 2019 in Östersund/Schweden statt. Preuß Neunte Die deutschen Biathletinnen müssen weiter auf den ersten Podestplatz der Saison warten. Zum Abschluss des Weltcups in Pokljuka lief erneut Franziska Preuß (Haag) als beste DSV-Athletin im Verfolgungsrennen über 10 Kilometer auf den neunten Platz. Preuß leistete sich bei 20 Schüssen nur einen Fehler. Nach ihrem Erfolg im Sprint am Samstag setzte sich die Finnin Kaisa Mäkäräinen auch am Sonntag im Jagdrennen durch. Die laufstarke Gesamtweltcup-Siegerin aus dem Vorjahr leistete sich am Schießstand keinen Fehler und setzte sich vor der ebenfalls tadellosen Italienerin Dorothea Wierer (+41,3 Sekunden) durch. Rang drei ging an die Slowakin Paulina Fialkova (+59,2). Auch bei den kommenden zwei Weltcups in Hochfilzen/Österreich (ab 13. Dezember) und in Nove Mesto/Tschechien werden die deutschen Biathletinnen wohl noch ohne Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier auskommen müssen. Die 25-Jährige befindet sich nach ihrer krankheitsbedingten Pause im Aufbautraining.
Die deutschen Männer laufen bei der Verfolgung in Pokljuka trotz guter Ausgangspositionen hinterher. Benedikt Doll wird auf Rang 18 bester Deutscher. Bei den Frauen wird Franziska Preuß Neunte.
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Wintersport - Deutsche Biathleten abgeschlagen - Bö und Mäkäräinen siegen erneut
00/12/2018
Hasan Salihamidzic sieht sich in seiner Rolle als Sportdirektor beim deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München verkannt und größten Herausforderungen gewachsen. "In meiner bisherigen Arbeit habe ich wahrscheinlich mehr bewegt als meine Vorgänger in ihrer gesamten Amtszeit beim FC Bayern", sagte Salihamidzic der Welt am Sonntag. Der direkte Vorgänger des 41-Jährigen war Matthias Sammer, der die Münchner Ende April 2016 aus gesundheitlichen Gründen verließ. Vor Sammer war Christian Nerlinger Sportchef der Bayern (bis 2012). Salihamidzic übernahm den Posten am 31. Juli 2017. Er schloss auch aus, beim FC Bayern womöglich ins zweite Glied zu rücken. Zwar könne er sich vorstellen, mit Oliver Kahn zusammenzuarbeiten, "aber für mich kommt es überhaupt nicht infrage, unter einem Sportvorstand zu arbeiten.", sagte Salihamidzic. Wenn überhaupt, werde Kahn als Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge als neuer Vorstandschef kommen. Zwar gehe er in München durch "ein Stahlbad", betonte Salihamidzic, seine Autorität werde dabei aber intern nicht infrage gestellt. Auch gegenüber den Bossen spreche er Klartext. "Im Verein weiß jeder, dass ich nichts verschenke und mich durchsetzen kann", sagte er. Zu seinen Aufgabengebieten sagte Salihamidzic, er kümmere sich nicht nur um die Profis, sondern gestalte auch die Kaderentwicklung, ein dazu passendes Scoutingsystem sowie die Nachwuchsausbildung - auch im Bereich Ärzte, Physiotherapie und Videoanalyse. Zudem habe er entschieden, Miroslav Klose als Trainer der U17 einzustellen. Das, sagte er, "war im Übrigen sehr gut". Salihamidzic denkt auch durchaus an Transferaktivitäten in der Winterpause. "Wir sind an einigen Sachen dran und werden versuchen, etwas zu machen", sagte er am Samstagabend nach dem 3:0-Heimsieg des deutschen Rekordmeisters in der Fußball-Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg. Man halte die Augen offen. "Wir werden schauen, ob etwas möglich ist. In dem Wintertransferfenster ist das schon schwer", schränkte er ein. Salihamidzic wurde auch konkret angesprochen auf Frenkie de Jong. Der 21 Jahre alte niederländische Mittelfeldspieler wird allerdings schon für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag als Neuzugang bei Paris Saint-Germain gehandelt. "Das ist ein guter Spieler, keine Frage. Dann wäre Paris noch stärker", kommentierte Salihamidzic. "Ich kenne ihn schon lange. Er hat sich sehr gut entwickelt. Er spielt in der Nationalmannschaft, er spielt bei Ajax hervorragend", sagte der Sportdirektor. Am Mittwoch spielen die Bayern in Amsterdam gegen Ajax und de Jong um den Gruppensieg in der Champions League. Hasan Salihamidzic unterstützte auf der Weihnachtsfeier die neuen Maßnahmen von Niko Kovac: Rotationsstopp, neue Doppelsechs und Thomas Müller auf der Zehnerposition. "Das sieht gut aus, ist erfolgreich, das unterstütze ich. Die Mannschaft hat sich gefunden", erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Prominente Bankdrücker wie Mats Hummels oder Javi Martínez als Verlierer der Münchner Wendewochen gehören dazu. Dort richtete auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Worte an die Mannschaft: "Hört gut zu, Burschen! Vier Spiele, idealerweise gewinnt ihr alle vier! Dann haben wir schöne Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr - und dann schauen wir mal, was im nächsten Jahr noch alles möglich ist auf dem Platz."
Der Sportdirektor verteidigt seine Arbeit und schließt Wintertransfers nicht aus. Er spricht nach dem Spiel gegen Nürnberg konkret über Frenkie de Jong von Ajax Amsterdam.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/salihamidzic-fc-bayern-transfer-frenkie-de-jong-ajax-1.4245454
"Salihamidzic über de Jong: ""Kenne ihn schon lange"""
00/12/2018
Nationalmannschaft, Neuer: Die Verjüngungskur in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft macht vor Manuel Neuer halt. Neuer-Rivale Marc-Andre ter Stegen sei zwar "genauso Weltklasse mittlerweile", sagte Bundestrainer Joachim Löw im Aktuellen Sportstudio des ZDF, aber "falls nichts Außergewöhnliches passiert, sollte Manuel Neuer unsere Nummer eins sein bis zur EM, absolut". Ter Stegen (26) werde "sicher im nächsten Jahr in Spielen seine Chance bekommen, er ist auf einem sehr, sehr guten Niveau, hat herausragend gespielt", sagte Löw. Neuer (32) aber "ist unser Kapitän und wahnsinnig wichtig für unsere Spieler und die Mannschaft. Ich möchte die Leistung von Marc nicht schmälern, aber Manu wird bis 2020 eingeplant sein als Nummer eins." Das Tischtuch zwischen Löw (58) und Mesut Özil (30) dagegen scheint zerschnitten. "Ich war wahnsinnig enttäuscht, dass er mich nicht persönlich informiert hat", sagte Löw erneut über Özils Rücktritt aus der DFB-Auswahl, "jeder weiß, dass ich immer gesprächsbereit bin, da gehören aber zwei dazu." Bisher habe es "kein Signal" von Özil gegeben. "Ich hätte es mir anders gewünscht, aber wenn es jetzt so sein muss, dann ist es so", meinte Löw. Den Umbruch in seiner Elf will er nicht um jeden Preis durchziehen. "Ich plane mit allen, die gut sind", sagte Löw über eine mögliche Rückkehr von ehemaligen Stützen wie Jerome Boateng, machte den Stars aber Druck. "Nach wie vor ist es so, dass sie für Deutschland spielen können, wenn sie die Form haben", sagte er über Boateng, Mats Hummels oder Thomas Müller, "zuletzt hatten sie sie nicht". Fußball, MLS: Die Fußball-Profis Julian Gressel und Kevin Kratz haben mit Atlanta United als erste Deutsche den Meistertitel in der nordamerikanischen Profiliga MLS gewonnen. Atlanta setzte sich im Finale 2:0 (1:0) gegen Portland Timbers durch und gewann bereits im zweiten Jahr des Bestehens erstmals den MLS-Cup. "Ich bin in den letzten zwei Jahren eine bessere Person und ein viel besserer Spieler geworden. Wenn ich später mal zurückschaue, waren das vielleicht die beiden wichtigsten Jahre meiner Fußballkarriere", sagte Mittelfeldspieler Gressel (24). Die Tore vor der MLS-Rekordkulisse von 73.019 Zuschauern im Mercedes Benz Stadium in Atlanta erzielten Rekordtorjäger Josef Martinez (39.) und Franco Escobar (54.). "Das ist für die Stadt, für die Fans. Es war eine außergewöhnliche Stimmung. Es ist unglaublich", sagte Gressel. "In erster Linie ist es enorm für die Stadt", sagte United-Torwart Brad Guzan nach dem ersten großen Profisport-Titel für die Hauptstadt des US-Bundesstaates Georgia seit die Baseballer der Atlanta Braves 1995 die World Series gewannen. Gressel spielte gegen Portland 90 Minuten durch, Kratz (31) saß die gesamte Spieldauer über auf der Bank. Der Mittelfranke ist der erste Deutsche, der in einem MLS-Meisterschaftsfinale zum Einsatz kam. Der Nachfolger der American Soccer League (NASL), die Franz Beckenbauer mit New York Cosmos dreimal (1977, 1978, 1980) gewinnen konnte, wurde 1994 erstmals ausgetragen. 3. Liga, Krawalle: Nach dem Fußball-Drittligaspiel zwischen dem KFC Uerdingen und Hansa Rostock (2:1) ist es zu schweren Krawallen bei der Abreise der Gäste-Anhänger am Duisburger Hauptbahnhof gekommen, der Zugverkehr musste eingestellt werden. Erst gegen 18.30 Uhr konnte der Fahrbetrieb wieder aufgenommen werden. Bei den Auseinandersetzungen am Hauptbahnhof in Duisburg gab es einen Schwerverletzten. Dieser wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, es bestehe jedoch "derzeit keine Lebensgefahr", hieß es vonseiten der Polizei. Die Duisburger Polizei entsandte eine Hundertschaft zur Unterstützung der Bundespolizei. "Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft hat die Duisburger Polizei eine Ermittlungskommission eingesetzt, die klären soll, was genau sich auf dem Bahnsteig zugetragen hat und wie es zu dem Verletzten kam", teilte die Polizei mit. Dazu sollten die Personalien aller auf dem Bahnsteig anwesenden Personen festgestellt und Zeugen befragt werden. Bereits vor Spielbeginn hatte es Auseinandersetzungen von 80 Rostocker und 80 Krefelder Fans gegeben. Zwei Busse mit Rostockern waren offenbar falsch abgebogen und im Eingangsbereich der Heimfans gelandet. Massiver Polizeieinsatz beendete die Krawalle, die Busse wurden zum Gästeeingang gebracht. Es gab mehrere Leichtverletzte, darunter zwei Polizisten. Im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens wegen schweren Landfriedensbruchs sollten die Personalien der Beteiligten an der Schlägerei festgestellt werden. Die etwa 60 Fahrgäste eines Busses waren damit nicht einverstanden. Sie mussten mit zum Polizeipräsidium, um dort die Identitäten festzustellen. Das nahmen etwa 300 Rostocker zum Anlass, das Stadion wieder zu verlassen. Vorher zündeten sie im Gästeblock noch Mülleimer in zwei Toiletten an. Der KFC trägt seine Heimspiele in dieser Saison im Stadion des Zweitligisten MSV Duisburg aus, da die Grotenburg-Arena in Krefeld nicht den Anforderungen genügt.
Der Bundestrainer denkt nicht an einen Torwart-Wechsel zu Marc-André ter Stegen. Zwei deutsche Fußballer gewinnen mit Atlanta United in den USA die MLS. In Uerdingen kommt es zu schweren Krawallen.
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Löw: Neuer bis 2020 Nummer eins
00/12/2018
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen hat sich bei der EM vom Außenseiter zum Medaillenkandidat entwickelt. Und ihr Trainer glaubt: Sie wissen gar nicht, wie gut sie sind. Ein Trainer kann viel tun, um seine Mannschaft voranzubringen, aber irgendwann sind seine Möglichkeiten begrenzt. Henk Groener weiß das und vielleicht sagte er vor ein paar Tagen beinahe beiläufig diesen Satz. "Vielleicht merken die Mädels noch, wie gut sie eigentlich sind", merkte der Niederländer an, der mit den deutschen Handballfrauen gerade in Frankreich weilt. Er meinte: Die Überzeugung, auch mit den Besten mithalten zu können, muss sich im Inneren eines Teams entwickeln. Bei der Europameisterschaft startete die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) vor gut einer Woche als Außenseiter ins Turnier, und weil die Schützlinge von Groener zuletzt den Eindruck hinterließen, dass sie gerade dabei sind, sich der eigenen Möglichkeiten bewusst zu werden, ist aus dem Außenseiter inzwischen ein Anwärter aufs Halbfinale geworden. Sollten die Deutschen am Sonntagnachmittag (15 Uhr) in Nancy gegen Ungarn gewinnen, können sie mit einem weiteren Erfolg am Mittwoch gegen die Niederlande tatsächlich in die Medaillenrunde einziehen. Natürlich beinhalten die Sätze, die die deutschen Frauen und eine Medaille zusammenführen, noch den Konjunktiv, aber vor Beginn des Turniers wurden solche Sätze noch gar nicht gebildet. Seit Freitagabend und dem imponierenden 29:23-Sieg der DHB-Auswahl zum Beginn der Hauptrunde gegen Spanien sind Gedanken in Richtung des Halbfinales zulässig. Das liegt nicht daran, dass die Deutschen die Mannschaft aus Südeuropa schlug, sondern an der Selbstverständlichkeit, mit der sie es tat. Nach 30 Minuten war die Begegnung entschieden, weil die Deutschen zu diesem Zeitpunkt 17:9 führten und ihren Gegenüber schlicht überrannt hatten. "Die Mädels haben sich in einen Rausch gespielt", lobte Groener später. Der Bundestrainer stand am Spielfeldrand, applaudierte seinen Spielerinnen und hatte beinahe nichts mehr zu tun - Groener erlebte den Idealzustand in seinem Job, denn seine Mannschaft funktionierte ohne sein Eingreifen. Die Mannschaft zeigt eine Qualität, mit der die Männer 2016 Gold gewannen Dieser Zustand stellt für die deutschen Handballfrauen keinen Automatismus dar, schon gegen die körperlich robusten Ungarinnen ist eine Leistungsschwankung möglich. Groener, der die niederländischen Frauen zwischen 2009 und 2016 trainierte und in die Weltspitze führte, nahm seine Arbeit beim DHB erst im Januar auf. Die deutschen Frauen sind die zweitjüngste Mannschaft der EM. Wellentäler wären also nicht überraschend, sondern logisch. Unerwartet sind allerdings die Höhen, die eine neu formierte Mannschaft schon bei dieser Europameisterschaft erlebt. Beim 33:32-Auftaktsieg gegen den Titelverteidiger Norwegen wuchsen die Deutschen über sich hinaus, gegen Spanien beherrschten sie ihren Gegner und haben deshalb vier Punkte auf der Habenseite. Vor fast vier Jahren stürmten die deutschen Männer bei der Europameisterschaft in Polen völlig unerwartet zum Titel, weil sie innerhalb des Turnieres ein Niveau erreichten, das vorher nicht absehbar war. Es wird den Frauen nicht gerecht, jetzt eine ähnliche Erwartungshaltung abzuleiten, aber die Mannschaft von Henk Groener zeigt eine Qualität, mit der die deutschen Männer 2016 die Goldmedaille gewannen: In jedem Spiel wird eine neue Heldin geboren. Gegen Spanien ragte Dinah Eckerle heraus. Die Torhüterin hielt, was zu halten war, und ab und an noch einen Ball mehr. Die 23-Jährige steht sinnbildlich für die Potenziale, die in der deutschen Mannschaft schlummern. Seit Jahren gilt die Leonbergerin als großes Talent, in Frankreich steht sie zum ersten Mal bei einem großen Turnier als Nummer eins zwischen den Pfosten - und wächst an den Aufgaben. Die Deutschen sind aber eben nicht nur auf die Topform von Eckerle angewiesen. In den vorherigen Partien gab es in Riesentalent Emily Bölk, 20, Julia Behnke, 25, und Meike Schmelzer, 25, andere Matchwinner, die ihre individuellen Entwicklungen noch gar nicht abgeschlossen haben. "Das Turnier macht Spaß und wir werden bis zum Ende kämpfen", sagte Eckerle nach ihrer Galavorstellung zum Beginn der Hauptrunde. In Richtung von Ungarn und der Niederlande kann dieser Satz auch als Drohung verstanden werden.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Frauen hat sich bei der EM vom Außenseiter zum Medaillenkandidat entwickelt. Und ihr Trainer glaubt: Sie wissen gar nicht, wie gut sie sind.
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Täglich neue Gewinnerinnen
00/12/2018
Enttäuscht und offensichtlich fertig mit den Nerven ließ sich Stefan Luitz im Zielraum der Strecke von Val d'Isère auf den Boden sinken. Wütend öffnete er seine Skischuhe und saß dann frustriert im dichten Schneefall. Felix Neureuther trat heran und klopfte ihm aufmunternd auf den Helm, DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier redete ihm gut zu. So traurig Luitz in diesem Moment ob der Geschehnisse der letzten zwei Tage wirkte, auf und neben der Strecke, immerhin zeigte sich der Zusammenhalt im deutschen Team, das sich seit Freitagmittag mit einer Debatte auseinandersetzen muss, die man lieber vermieden hätte. Es geht um Sauerstoffflaschen, Anti-Doping-Gesetzgebungen zweier unterschiedlicher Verbände und die möglicherweise fehlerhafte Beratung des DSV. Doch der Reihe nach. Ziemlich genau sechs Tage, bevor sich Stefan Luitz in den frisch gefallenen Schnee von Val d'Isere fallen ließ, hatte er beim Riesenslalom in Beaver Creek den bedeutendsten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Bei seinem ersten Weltcupsieg schien der ewig vom Pech verfolgte Luitz - einst bei Olympia kurz vor dem Medaillengewinn gescheitert und zuletzt ein Jahr mit einem Kreuzbandriss ausgefallen - endlich ganz oben angekommen zu sein. Doch der Höhenflug sollte nicht allzu lange dauern. Am Freitagvormittag machte die Meldung die Runde, dass der Ski-Weltverband Fis gegen das Deutsche Skiteam ermittelt. Begründung: Es sei Foto- und Videomaterial aufgetaucht, das zeige, wie Luitz zwischen den Durchgängen in Beaver Creek Sauerstoff aus einer Flasche zu sich genommen habe. Sauerstoff aus Flaschen wird im alpinen Skisport durchaus verwendet, vor allem beim Training in höheren Lagen. Er soll der Regeneration dienen und Verletzungen vorbeugen. In Beaver Creek, wo der Start auf 3152 Metern liegt, könnte das zu einem Vorteil geführt haben, so zumindest der Vorwurf derjenigen, die den Einsatz illegitim finden. Der Weltverband verbietet Sauerstoffflaschen beim Wettkampf laut Dokument von 2016 DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier erklärte am Samstagabend nun seine Sicht der Geschehnisse vom Rennen in der vergangenen Woche. Auf Wunsch einiger Athleten sei im Teambereich eine Flasche Sauerstoff besorgt worden, weil, "manch einem dieses Inhalieren vor dem Lauf noch ein wenig Selbstvertrauen gibt", sagte Maier der SZ. Der DSV habe jedoch niemandem irgendetwas verabreicht, sondern lediglich den Läufern einen Wunsch erfüllt. Als Maier die Flasche sah, habe er aus Rückversicherung drei Experten angerufen, die ihm bestätigt hätten, dass die Einnahme von Sauerstoff gemäß den aktuellen Anti-Doping-Regeln erlaubt sei. Erst danach habe Maier die Flasche zugelassen, "dabei wäre es ein Leichtes gewesen, die innerhalb kürzester Zeit wieder zu entfernen", wenn die Experten ihn auf die Unsicherheit in den Regelungen hingewiesen hätten. Fakt ist jedoch, dass der DSV einen Fehler begangen hat. "Das gestehen wir auch offen so ein", sagt Maier, betont jedoch, "dass es sich um einen Regelverstoß und nicht um ein Dopingvergehen handelt". Diese Unterscheidung ist in mehrerlei Hinsicht wichtig. Ein Regelverstoß wäre gleichbedeutend mit einer Disqualifikation für Luitz, ein Ahnden des Vorgangs als Dopingvergehen hätte wesentlich weitreichendere Konsequenzen. Dass die Einnahme von Sauerstoff jedoch als letzteres gewertet wird, ist unwahrscheinlich - der erhöhte Sauerstoffgehalt im Blut ist nicht nachweisbar, es gäbe nicht einmal Proben.Die größere Frage, die die Debatte um das DSV-Team nun begleitet, handelt von der Gesetzgebung im Skisport. Die Wada schreibt in Artikel M1 2. der sogenannten "Prohibited List" zu Sauerstoff, dass das Einatmen erlaubt sei, verweist allerdings in einem Q&A darauf, dass Sportler sich bei ihren entsprechenden Verbänden erkundigen müssten, diese könnten nämlich eigene Regeln vorschreiben. Die Fis tut dies in der Tat. Es steht in einem Dokument mit dem Stand von 2016, dem aktuellsten des Skiverbands, dass es verboten sei, Sauerstoffgeräte zu Rennen mitzubringen und/oder Sauerstoff zu konsumieren. Die Untersuchung der Wada in Zusammenarbeit mit einem Panel der FIS dauere noch an, sagte Fis-Renndirektor Markus Waldner. "Man kann man kaum erwarten, dass man sich als Fahrer 90 Seiten Anti-Doping-Bericht durchliest", sagt Marcel Hirscher Am Samstagabend sagte Maier dazu, man werde auch dann überlegen, gegen die Strafe anzugehen, sollte es sich um einen Regelverstoß handeln, fügte allerdings deutlich hinzu: "Sollte man uns Doping vorwerfen, werden wir jeden Rechtsweg durchstreiten. Ich möchte nicht mit Doping in Verbindung gebracht werden, weil Sauerstoff kein Doping ist." Vorwürfe richtet Maier an diejenigen Experten, die er am vergangenen Samstagabend konsultiert hatte: "Ich kenne die Regeln nicht alle, daher muss ich mich drauf verlassen, von Anti-Doping-Ärzten richtig beraten zu werden." Eine weitere Zusammenarbeit mit diesen unabhängigen Experten schließt Maier aus. Die Haltung zu Stefan Luitz unter den Fahrern ist überaus solidarisch. "Stefan war einfach der schnellste Fahrer an dem Tag", sagte Henrik Kristoffersen. Auch Marcel Hirscher, Sieger im Riesenslalom am Samstag, zeigte Mitgefühl. Er verwies darauf, wie wichtig es sei, sich auf sein Team verlassen zu können: "Auch wenn Leute von Eigenverantwortung sprechen, kann man kaum erwarten, dass man sich als Fahrer dann 90 Seiten Anti-Doping-Bericht durchliest. Mir tut es unheimlich leid für Stefan." Luitz, am Samstag im Riesenslalom nach einem Fahrfehler im zweiten Lauf weit zurückgefallen, äußerte sich nur kurz. Auch er betonte, auf das Urteil der Experten vertraut zu haben: "Auf keinen Fall wollten wir irgendetwas Verbotenes machen." Zudem wolle er das Thema nicht als Ausrede nutzen, um seine sportliche Leistung zu erklären. Kollege Felix Neureuther, in Beaver Creek nicht dabei, versuchte sich an einer Aufheiterung: "Als Athlet bist du leider der Vollidiot. Ich hoffe, es geht gut aus." Das Ergebnis der Untersuchung wird in den nächsten Tagen erwartet.
Stefan Luitz atmete bei seinem Riesenslalom-Sieg in Beaver Creek zusätzlichen Sauerstoff ein und muss nun nachträglich mit einer Disqualifikation rechnen. Der Deutsche Skiverband gesteht Fehler ein.
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Stefan Luitz: Der Fall mit der Sauerstoffflasche
00/12/2018
Steven Reinprecht hatte so seine Probleme mit den Zetteln, die vor ihm auf dem Pult lagen. Immer wieder drohten sie ihm wegzuflattern, er musste sie einfangen wie eine trudelnde Scheibe, die partout nicht am Schlägerblatt kleben will. Reinprecht lächelte, während er versuchte, die Zettel im Zaum zu halten. "Es ist viel leichter, in einer ausverkauften Halle Eishockey zu spielen, als eine Rede zu halten", sagte er, als er eine ganz besondere Rede hielt. Knapp 8.000 Menschen lauschten den Worten des 42-jährigen Kanadiers, der seit Mai kein Eishockeyprofi mehr ist. Dann blickten sie gemeinsam mit ihm und seiner Familie, die er ganz eng an sich drückte, nach oben und verfolgten, wie seine Trikotnummer 28 unter das Hallendach gezogen wurde. Der Freitagabend war ein hochemotionaler für das Nürnberger Eishockey. Ice-Tigers-Geschäftsführer Wolfgang Gastner nannte ihn "historisch", als er Reinprechts Verdienste aufzählte. 313-mal hatte der Stürmer das Trikot der Franken getragen, 330 Scorerpunkte gelangen ihm zwischen 2012 und 2018 darin. Nicht nur in Nürnberg war sein Name ein Synonym für Eleganz, Spielkultur und Sportsgeist. "Keine Frage", sagte Don Jackson, der erfolgreichste Trainer der Geschichte der Deutschen Eishockey Liga (DEL), "er war einer der Elite. Ich ziehe meinen Hut vor ihm." Auf den Rängen verdrückten einige ein paar Tränchen, als Reinprecht seine Zeit in Nürnberg Revue passieren ließ. Besonders emotional wurde es, als er erzählte, was sich am Tag ihrer Rückkehr nach Nürnberg im Auto abgespielt hatte. Seine Ehefrau Sarah sagte dort, wieder in Nürnberg zu sein, fühle sich wie zuhause an. Tochter Mette korrigierte sie prompt: Mama, sagte sie, das ist Zuhause. Nur einmal gab es während Reinprechts Rede Pfiffe - und das hing mit der zweiten Person zusammen, die diesen Nürnberger Eishockeyabend noch emotionaler machte, als er eh schon war. Reinprecht bedankte sich bei seiner Familie, bei Thomas Sabo, bei Patrick Reimer - und bei Yasin Ehliz. Dieser stand nur wenige Meter entfernt, allerdings nicht in einem Ice-Tigers-Trikot, sondern im Dress des EHC Red Bull München. Nach seinem Wechsel zum deutschen Meister kehrte er am Freitag erstmals als Gegner nach Nürnberg zurück - und bekam die volle Ladung Unmut ab. Oliver Mebus brachte es auf den Punkt: "Das war eine sehr, sehr emotionale Kiste heute", sagte der Nürnberger Verteidiger, "und wir konnten unsere Emotionen richtig kanalisieren." 4:1 siegten die seit Saisonbeginn schwächelnden Ice Tigers, obwohl sie 0:1 zurückgelegen hatten. "Da muss Yasin jetzt leider durch", sagt Nürnbergs Kapitän Reimer Für Ehliz war der Abend ein Spießrutenlauf. Als Reinprecht vor dem Spiel mit seiner Familie vom Eis ging, winkte Ehliz den zwei Kindern zu. Er lächelte dabei, so wie wenige Minuten zuvor, als sich Reinprecht in seiner Dankesrede auch bei Ehliz und Reimer bedankt hatte, die jahrelang seine Reihenkollegen gewesen waren. Diese zwei Momente sollten die einzigen schönen des Abends für Ehliz bleiben. Jedes Mal, wenn er aufs Eis kam, wurde er gnadenlos ausgepfiffen. Am Ende hatte er nicht nur zusammen mit seinen EHC-Kollegen das Spiel verloren, sondern war in jener Halle, in der er knapp acht Jahre lange gespielt hatte, auch in seinem achten DEL-Spiel für München ohne Scorerpunkt geblieben. Die Nürnberger Kurve beschimpfte ihn mit Sprechchören, das ging für Patrick Reimer zu weit. Nürnbergs Kapitän konnte die Emotionen und Enttäuschung der Fans nachvollziehen, jene Gesänge verurteilte er aber. "Das muss nicht sein", sagte er. Im Schlussdrittel, als sich der Nürnberger Sieg immer mehr abzeichnete, hallten "Ohne Reino kann der Ehliz nix"-Chöre durch die Arena. Reino ist Reinprechts Spitzname. Nach Spielschluss entrollten die Nürnberger Fans ein letztes von vielen Transparenten, "charakterloser Söldner" war darauf zu lesen. Von einigen seiner Ex-Teamkollegen wurde er aufgemuntert, dann winkte er den Münchner Fans zu und huschte in die Gäste-Kabine. Das Letzte, das er auf dem Eis zu sehen bekam, war ein Klatschkarton aus Pappe, der ihm von der Tribüne entgegenflog und ihn nur knapp verfehlte. "Da muss Yasin jetzt leider durch", sagte Reimer, der ihn bei der Verabschiedung auf dem Eis herzlich umarmte hatte. "Aber das wird ihn auch nur stärker machen." Kurz nachdem Ehliz in die Katakomben verschwunden war, kehrten die Ice-Tigers-Spieler für die Ehrenrunde zurück aufs Eis. Mitten unter ihnen im eleganten Maßanzug: Steven Reinprecht. Zusammen mit seinen Ex-Teamkameraden kniete er vor der Kurve nieder und feierte mit den Fans, die sein Trikot nun bei jedem Heimspiel betrachten können. Bei der Rückkehr in die Kabine sagte Reimer lächelnd: "Wir haben den Geist von Reino gespürt."
Welche Emotionen Vereinstreue bei Eishockey-Fans auslösen kann: Die Nürnberg Ice Tigers ehren Rekordspieler Steven Reinprecht - und empfangen Yasin Ehliz, der nun für München aufläuft.
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Einer geliebt, einer gehasst
00/12/2018
Pep Guardiola hatte gerade zum ersten Mal in dieser Saison verloren, aber darüber wollte er nicht sprechen. Er war ausgekontert worden, aber darüber wollte er auch nicht sprechen. Er hatte gerade auch die Tabellenführung an den FC Liverpool verloren, aber darüber wollte er wahrscheinlich erst recht nicht sprechen. Pep Guardiola hat am Samstagabend mit Manchester City 0:2 gegen den FC Chelsea verloren. Und er sagte: "Wir haben bis auf wenige Minuten unglaublich gespielt. Ich bereue nichts." Der Spieltag in der Premier League hatte mittags damit begonnen, dass der FC Liverpool seine Absicht unterstrich, in dieser Saison den Titel zu gewinnen. Mit dem höchsten Auswärtssieg der Saison schlugen die Reds Bournemouth mit 4:0, dabei gelang Mohamed Salah sein erster Dreierpack in dieser Spielzeit. Liverpool zog mit einem Punkt an der Tabellenspitze an Manchester City vorbei. Der Vorjahresmeister hätte nun im Spitzenspiel an der Stamford Bridge zurückschlagen können. Beim Versuch das Ergebnis des Rivalen aus Liverpool zu kontern, ist Manchester City jedoch selbst ausgekontert worden. Durch die erste Saisonniederlage in der Premier League ist City aus dem Fußballhimmel zumindest zeitweise wieder auf die Erde herabgestiegen. Oder war es gar ein Aufprall? War es vielleicht ein Indiz, dass City seine Ausnahmestellung auf der Insel eingebüßt hat? Chelsea trift mit dem ersten Torschuss Chelsea lockte City mit einer feinen Defensivtaktik in die eigene Hälfte. Im Gegensatz zum sonst eher ästhetisch anspruchsvollen Angriffsstil verordnete der italienische Trainerfuchs Maurizio Sarri seiner Mannschaft eine Kontertaktik, die vorsah, das Mittelfeld personell zu verstopfen und die beiden Seiten des Platzes mit je zwei Spielern abzudecken. Damit verhinderte Sarri, dass die Spielgestalter bei City vor der eigenen Abwehr an den Ball kamen. 61 Prozent Ballbesitz hatte City am Ende, 14 Torschüsse und 13 Ecken. Doch mit jeder torlosen Minute nahm Guardiolas Ungeduld zu, einen Spieler nach dem anderen beorderte er nach vorne. Und darauf hatte Chelsea gewartet. Chelseas Verteidiger David Luiz schlug am eigenen Strafraum einen 70 Meter weiten diagonalen Pass in den Fuß des Außenstürmers Pedro. Der Ball flog über acht City-Spieler hinweg. Und das zurückgebliebene Abwehrduo aus John Stones und Aymeric Laporte verlor die Orientierung. Eden Hazard legte brillant für den nachrückenden N'Golo Kante auf - und der traf (45.). Der Angriff glich der perfekten Umsetzung einer in der Theorie ideal ausgedachten Kombination. Für Chelsea war es der erste Torschuss in der Partie. "Ich bin sehr glücklich über den Sieg, weil es nie einfach ist, gegen Guardiola zu gewinnen", sagte Sarri. Den zweiten Treffer besorgte Luiz nach einem Eckball mit dem Kopf. Bei seinem Jubellauf zu den Fans kamen ihm einige entgegen, indem sie auf die Tribünenbrüstung stiegen. Durch den Erfolg ist Chelsea auf sieben Punkte an City herangerückt. Ob es ein Pechtag für Manchester City gewesen sei, wurde Pep Guardiola gefragt. "Wer so denkt, hat das Spiel nicht gesehen. Normalerweise hat Chelsea etwa 75 Prozent an Ballbesitz, aber gegen uns haben sie das nicht geschafft." Was Chelsea allerdings geschafft hat: ManCity die erste Niederlage in der Liga seit acht Monaten und einem Tag beizubringen.
Pep Guardiola verliert gegen den FC Chelsea erstmals in dieser Saison mit Manchester City - und ist nur noch Zweiter. Hinterher überrascht der Trainer mit seiner Analyse.
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"Pep Guardiola über Citys 0:2 - ""Ich bereue nichts"""
00/12/2018
Im Zielraum herrschte helle Aufregung, doch Felix Neureuther musste gar nicht allzu genau hinsehen, als der letzte Läufer im zweiten Durchgang des Riesenslaloms von Val d'Isere durch die finalen Tore fuhr. Neureuther hat jenen Rennfahrer mit dem schwarz-roten Helm schon so oft gesehen, er wusste, dass im Normalfall nichts mehr passieren würde, er gab also einfach in Ruhe weiter sein Interview. Der letzte Fahrer in Val d'Isere hieß Marcel Hirscher, er gilt unter vielen seiner Kollegen als bester Skisportler der Geschichte. Und diejenigen, die ihm diesen Titel nicht andichten würden, geben immerhin zu, dass er so gut wie nie Fehler macht. Folgerichtig machte er auch am Samstag keine und gewann sein 60. Weltcuprennen mit 1,18 Sekunden Vorsprung vor dem Norweger Henrik Kristoffersen und 1,31 Sekunden vor dem Drittplatzierten Schweden Matts Olsson. Und damit zurück zu Neureuther. So schön der Tag für Hirscher gewesen sein mag, für Neureuther war er mindestens genauso besonders. "Es tut unheimlich gut, wieder zurück zu sein", sagte der Garmisch-Partenkirchner, der sich vor etwas mehr als einem Jahr das Kreuzband gerissen hatte und sein in Levi geplantes Comeback wegen eines gebrochenen Daumens erneut hatte verschieben müssen. Die Freude, wieder im Weltcup unterwegs zu sein, war Neureuther anzusehen, er wirkte fast gelöst: "Einfach das Gewissen zu haben, nach so einer schweren Verletzung wieder auf diesem Level Skifahren zu können, tut unheimlich gut", sagte er. Dass es am Ende nur zu Rang 22 reichte? Geschenkt. Für mehr fehlt es dem 34-Jährigen noch an Trainingsroutine, zum ersten Mal fuhr er in einem Rennen auf den neuen Weltcupskiern, die in dieser Saison erneut etwas engere Radien erlauben. Darüber hinaus war Neureuther mit eingegipster Hand und daran angepasstem Spezialstock unterwegs. "Drei Zehntelsekunden hätte ich noch gebraucht, dann wäre ich komplett zufrieden gewesen", lachte der 34-Jährige. Dann nämlich hätte im Ziel die Zeitanzeige grün aufgeleuchtet und er wäre zumindest vorübergehend in Führung gegangen. "Ich habe alles, was ich wollte, erreicht und dafür muss man dankbar sein", sagtr Hirscher Ob Marcel Hirscher überhaupt noch weiß, dass die Anzeigen nicht immer grün aufleuchten? In Val d'Isere jedenfalls überragte der siebenmalige Gesamtweltcupsieger in einer Art und Weise, die vermuten lässt, dass er mindestens im Riesenslalom auch weiterhin das Maß aller Dinge bleiben wird. Auf wenigen Pisten im Weltcup fühlt Hirscher sich so wohl wie auf der "La face de Bellevarde" in Savoyen, hier feierte er 2009 seinen ersten Weltcupsieg, auf den in den letzten neun Jahren fünf weitere folgten. Üblicherweise ist der Steilhang vereist und technisch hoch anspruchsvoll, was Hirscher entgegenkommt, doch selbst die aufgrund des heftigen Schneefalls "überraschend griffige" (Kristoffersen) Version wurde einmal mehr zur Bühne für den Österreicher. Mit Startnummer Eins enteilte der 29-Jährige bereits im ersten Lauf der Konkurrenz, sieben Zehntelsekunden betrug der Abstand zu Platz zwei. Somit konnte sich Hirscher einen für seine Verhältnisse fast schon verhaltenen zweiten Lauf leisten, ohne den Sieg zu gefährden. Auch wenn der Salzburger nach eigener Aussage kein Freund von Statistiken ist ("die kann ich mir anschauen, wenn ich irgendwann einmal mit einem Glas Rotwein am Kamin sitze"), führte die 60-Siege-Marke, die im Herren-Skisport vor ihm nur Ingemar Stenmark überschreiten konnte, doch zu ein wenig Selbstreflexion. "Jubiläumssiege geben schon immer einen Anlass zum Nachdenken. Neun Jahre lang fahre ich hier ohne Verletzungen her, ich habe alles, was ich wollte, erreicht und dafür muss man dankbar sein", sagte ein entspannt wirkender Hirscher, seit kurzem Vater und daher auch in Val d'Isere darauf bedacht, die Botschaft zu übermitteln, dass Skifahren für ihn nicht mehr das Wichtigste im Leben ist: "Es gibt auch etwas anderes als blaue und rote Tore".
Felix Neureuther kehrt in Val d'Isere mit eingegipster Hand auf Rang 22 in den Riesenslalom-Weltcup zurück. Dauersieger Marcel Hirscher fährt weiter in seiner eigenen Liga.
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https://www.sueddeutsche.de/sport/ski-alpin-zurueck-auf-level-zwei-1.4245068
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00/12/2018