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Tim123
http://www.neon.de/user/Tim123
„die ärzte“ verfolgen mich
Wenn man von einer Band, die man nicht mag, nicht loskommt
Kindisch sind sie. Albern. Die Melodien geklaut und einfach. Eine Band, für deren Musik ich mich schon mit 13 für zu alt hielt. Aber warum verfolgt sie mich trotzdem und machen immer wieder Spaß ? Ein Rätsel. Mit 13-20 ..rannte ich nicht in Düsseldorf rum. Stattdessen traf Robert Smith mit jedem Wort und mit jeder Zeile genau meine Stimmung. Die Welt war schlecht und gemein. Roberts Frisur hingegen war genial. „Wir tauschten stets tief enttäuschte Blicke aus und immer, wenn wir traurig warn (und traurig warn wir ziemlich oft) gingen wir zu dir nach Hause und da hörten wir The Smith". Gute Laune war für Streber. Nur "The Clash" rockten erlaubt böse. Die ärzte sahen dagegen aus, als hätte die Praktikantin im Friseurladen Herne-Süd nach einem verwackelten Foto versucht, die Frisur von Robert zu imitieren. Und das schlecht. Dazu „Du willst mich küssen“. Das war hitparadentauglich. Ein größeres Killerkriterium gab es für uns nicht. „zu spät“ traf zwar dann doch ein bisschen die Stimmung, über solche kitschigen Empfindungen waren wir aber selbstverständlich längst hinweg. Da waren wir uns einig. Nicht mit uns selbst, aber im Gespräch mit anderen. „Geschwisterliebe“ und „Schlaflied“ hingegen – pure Rebellion. Das ging. Bei einer Gruppe, die so was singt, darf man auch „Westerland“ mitgrölen. Alleine. Wenn´s keiner sieht. Ich überspielte es also auf Kassette. Mit 20 - 25. „Schrei nach Liebe“. Autsch. Jetzt versuchen sie es auch noch politisch. Mit der Baseballkeule gegen rechts. Was für ein Unsinn. Wie anbiedernd. Dann diese albernen Tattoos von Bela, frei nach dem Motto „ich bin ein Rocker und trinke Müllermilch“. Dave Gahan – das war echt. Heroinschlank und am Rande von allem. So muss ein wahrer Rock´n Roller sein. Stattdessen auch noch ein Konzeptalbum von den "die ärzte". Das passt nun wirklich nicht zusammen. Hatte ich da aber ein „...ich werde dich wohl nie mehr fisten...“ aus „Mein Baby war beim Friseur“ herausgehört? Eine weitere Anbiederung an den S/M Zeitgeist? Oder Zeichen dafür, dass man solche Lieder auch mit Ironie schreiben kann? Egal. Die Musik ist doch ganz cool. Ich brenne mir das Album auf eine goldene CD-ROM. Und verstecken muss ich sie nicht. Offen rumliegen lassen aber auch nicht. Mit 25-30 „Männer sind Schweine“. Ihr Kommerzidioten. Volksfestliedmitgröhler. Verräter am Rock´n Roll. Das ist nicht euer Ernst. Braucht ihr so dringend Geld? "½ Lovesong" ist wenigstens gut getextet. Sehr gut sogar. Das kann nicht von "die ärzte" sein. Wer „Männer...“ singt, kann so was nicht fühlen. Also nur die halbe CD auf eine (jetzt silberne) CD-ROM gebrannt. Da kommt Farin mit „Sumisu“. Woher weiß der, wie es mir mit 13-20 ging? Volltreffer. 10 Zeilen Text geben mein ganzes Lebensgefühl als Teenager wieder. Hut ab. Napster hilft mir, die CD auf den PC zu bekommen. Winamp starten und los. Und das darf man dann doch auch mal auf einer Party hören – natürlich nur mit einem ironischen Grinsen im Gesicht. Mit 30-35 „Rock´n Roll Realschule“. Mit Kinderchor und unplugged. Alles schon mal bei anderen Bands gesehen, aber trotzdem gut. Selbstironisch und witzig. Mit Spaß an der Sache. Macht einfach gute Laune und die brauche ich dringend. DVD bei eBay erstanden. Auch wenn die Freundin die Augen verdreht. Aber dann „Dinge von denen“! Das ist einfach nur kindisch. Schlecht getextet. Gewollt komisch. Was für Lehrlinge auf dem Weg zu Arbeit. Für Leute, die auch ein „Bück Dich, Fee“ –T-Shirt witzig finden. Wenigstens geht „unrockbar“ ab. Und kennt man diese „unrockbare“ Freundin nicht selbst? Die Freundin, die die eigens für sie gefertigten MixCDs nicht mochte? Also schnell vom Freund eine kleine Auswahl auf meinen Creative Jukebox MP3 Player überspielt. Vor ein paar Tagen Am Morgen höre ich die neue Single „Junge“ im Radio. Ach bitte. Die sind über 40 und multimillionäre. Und dann ein Text wie mit 16. Haben die sich gar nicht fortentwickelt? Oh Gott, ist das schon wieder anbiedernd. Ich wusste, warum ich "die ärzte" eigentlich nicht mag. Weil sie doch nur Pop sind. Zeitgeistgeil. Auch wenn die Musik sich ganz gut anhört. Mittags treffe ich die stellvertretende Leiterin der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf einer Veranstaltung. Was fällt mir sofort ein ? (a) sie ist eindeutig jünger als ich. Shit, ich werde alt, (b) "die ärzte" und ihre in den 80er indizierte Musik. Welterfahren und erwachsen wie ich jetzt bin, halte ich ihr einen ausschweifenden Vortrag darüber, dass ich die Texte von Bushido auch unmöglich finde, aber gönnerhaft darüber hinwegsehe, weil es nur die gleiche pubertierende wir-ärgern-unsere-Eltern-Musik ist, wie "die ärzte" sie damals gemacht haben. Nur sind wir jetzt die Erwachsenen. Sie entgegnet, dass sie „ganz privat“ Karten für das legendären "die ärzte"-Sylvesterkonzert hatte und wie „geil“ das war. Todesstoß für "die ärzte". Selbst die BPjM nimmt sie nicht mehr ernst. Ich kann sehr erwachsen über sie schwadronieren. Ich bin nun endlich über "die ärzte" hinweg. Dachte ich. Noch am selben Abend lese ich ein Interview mit "die ärzte" in meiner Lieblings-Besserwisser-Zeitschrift. An dessen Ende sagt Farin: „Damit sind wir wieder bei den Nachteilen des Älterwerdens. Mit 18 oder 20 ist dir die Komplexität der Welt egal, weil du sie noch nicht erfahren hast. Deswegen sind deine Texte, wenn sie unschuldig sind, auch glaubwürdig unschuldig. Wenn ich jetzt einen unschuldigen Text schreibe, dann schwingt all das mit, worüber wir uns in den vergangenen zehn Minuten zu fünft echauffiert haben. Das macht es für mich tatsächlich schwieriger, einen ausschließlich fröhlichen Text zu schreiben“. Das will ich die ganze Zeit auf Neon sagen, finde aber nicht die richtigen Worte. Mist, "die ärzte" haben mich wieder. Also - „Junge“ auf den iPod und den ganzen Rest der letzten 20 Jahre auch. Ich werde "die ärzte" wohl nie mehr los.
http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/musik/die-aerzte-verfolgen-mich/654067
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Im Schongang
Sie steht auf, winkt mir zu und drückt den Knopf. Game over.
Das letzte was ich noch sehe, ist wie Marga den Kerzenständer vom Mauerparkflohmarkt nimmt, den ich ihr mal aus Verlegenheit zum Geburtstag geschenkt habe. Sie nimmt ihn in die Hand, das Ding sieht schwer aus, ihre Sehnen am Arm spannen sich. Dann schaut sie mich kurz an, nimmt Maß, Arm, Hand und der etwa drei Kilogramm schwere Gusseisenständer vollführen eine schwungvolle Bewegung in meine Richtung, wie ich sie seit Steffi Grafs Vorhand nicht mehr gesehen habe. Ich weiß, was gleich passiert, aber mein Leben zieht nicht an mir vorüber. Das beruhigt mich, denn ich weiß, dass ich das hier wohl überleben werde. Interessant finde ich auch, dass ich weder die Arme hochreiße, noch mich ducke oder ausweiche. Ich schaffe es gerade noch, einen fragenden Blick aufzusetzen. So sehr vertraue ich Marga. Sie wird doch wohl nicht. Doch. Der Kerzenständer pustet mir die Lichter aus. Steffi Graf wäre stolz auf sie gewesen. Aus der Dunkelheit meiner Bewusstlosigkeit taucht plötzlich Angelina Jolie auf. Yeah, denke ich noch. Wir sitzen zusammen in einer Bar und sie erzählt mir von ihren Problemen mit Brad und den Kindern, stundenlang. Ich sitze da, trinke Kaffee und höre zu. Und frage mich ernsthaft, was das jetzt für meine Beziehung bedeutet. Am Ende umarmt sie mich kurz und dankt mir für meine Hilfe, bevor sie draußen von einer Stretchlimo abgeholt wird. Sie, Brad und die Kinder winken mir aus dem Auto zu. Danke Gehirn, vielen Dank. Wozu trage ich eigentlich diese acht Kilo mit mir rum, nur damit sie mich im Stich lassen, wenn ich sie am meisten brauche? Befreundet mit Angelina Jolie, die gerade Eheprobleme hat, wie arm ist das eigentlich. Ich dachte immer, ich hätte Fantasie. Man man man. Ich komme langsam wieder zu mir. Ach ja, der Kerzenständer. Angelina verschwindet mit ihrer Limousine langsam in einem weißen Licht. Ich habe Kopfschmerzen. Drei Kilogramm schwere Kopfschmerzen, vor allem an der Schläfe links. Ich sehe nichts, um mich herum ist alles dunkel. Aber ich merke, dass ich mich bewege und ich höre einen Motor arbeiten, irgendwo weit weg. Vielleicht träume ich noch und die Jolie hat mich heimlich in den Kofferraum ihrer Limo gepackt? Unwahrscheinlich. Und selbst wenn, würde sie mich in ihrem Schlafzimmer höchstens nach meiner Meinung zu den neuen Gardinen fragen. Versager. Vorsichtig bewege ich meine Hände, ich bin nicht gefesselt, schon mal gut. Ich klopfe mit der Hand ins Dunkle, aha, ja ein Kofferraum. Hier ist auch der Sanikasten, der seit über einem Jahr abgelaufen ist, fällt mir da wieder ein. Den muss ich dringend…Moment. Meine Freundin hat mich ausgeknockt. Warum eigentlich? Und wieso liege ich jetzt in einem verdammten Kofferraum? Hab ich ihren Geburtstag vergessen? Ach nee, der Kerzenständer. Ich hab keine andere geküsst, hab ihrer Mutter nicht die tote Katze geschickt wie geplant, verdammt, ich komm nicht drauf. Aber ich habe nichts getan, was ein Versenken im Fluss rechtfertigen würde. Oder doch? Gerade als sich meine Angst in Richtung meiner Unterhose auf den Weg macht, hält das Auto mit einem fiesen Ruck an. Ich höre, wie eine Tür aufgeht und zugeht. Ich bin aufgeregt, nein, ich habe eine Scheißangst. Ich höre, wie die Klappe geöffnet wird, frische Luft, erst jetzt merke ich, dass ich eine Augenbinde auf dem Kopf habe, es bleibt stockduster. Krass, was geht denn jetzt ab. Ich höre mein Mädchen sagen: „Los, raus. Und stell bloß keine Fragen.“ Wie in einem Gangsterfilm. Sie hilft mir beim Aussteigen, ich bin total perplex, so perplex, dass ich glatt vergesse, dass ich sprechen kann und jetzt eigentlich der richtige Moment wäre, eine Frage zu stellen. Sie packt mich fest am Arm, ich höre noch, wie sie die Alarmanlage am Auto scharf stellt. Um mich herum tönt Berlin wie eh und jeh. Scheinbar sind wir mitten in der Stadt. Ich höre, wie zwei Mädchen sich fragen, warum ich eine Augenbinde um den Kopf habe. Tjaha, Mädels, gute Frage, irgendwie will ich noch nicht glauben, dass es wirklich so ist, wie es sich gerade anfühlt. Ein Hund bellt, eine Tür wird aufgemacht. Ich höre einen Mann in arabischem Berlindeutsch sagen: „Aaah, da sind sie ja. Alles vorbereitet.“ Was hat der Bastard denn vorbereitet? „Hallo, ja, lassen sie uns schnell reingehen, damit keiner was merkt“, sagt meine Freundin. Und dann noch: „Haben sie die große Maschine rechtzeitig fertig bekommen?“ Bitte lass ihn die Maschine nicht fertig bekommen haben. „Ja, alles ist vorbereitet“ ist die knappe beängstigende Antwort. Schade. Jetzt wird es ernst, jetzt endlich finde ich meine Sprache wieder: „Hey Marga, was soll der Scheiß? Was ziehst du hier für eine Nummer mit mir ab?“ Ich reiße mich los von ihrem Arm. Für einen Moment fühle ich mich souverän und stark, bis mir einfällt, dass ich noch eine Augenbinde um den Kopf habe und mitten in einem Raum stehe, den ich überhaupt nicht kenne. Gerade, als meine Hand zum Kopf geht, werden meine beiden Arme in zwei Schraubstöcke eingeklemmt und ich kann mich nicht mehr bewegen, ich heule vor Schmerz. „Hey, lasst mich los, Marga? Was soll das? Was habt ihr mit mir vor?“ Gerade den letzten Satz sage ich etwas zu weinerlich, denke ich noch. „Los jetzt, ab mit ihm in die Maschine“, sagt Marga. Okay, in Gedanken sehe ich mich den Roundhousekick von Chuck Norris machen, durch die Fensterscheibe springen, mich mit einer Vorwärtsrolle abfangen und dann blind über die Straße laufen, ohne dass mich dabei ein Auto anfährt. Die Realität sieht anders aus: Ich winde mich wie ein vertrockneter Regenwurm im Griff der beiden Schraubstöcke und werde durch den Raum gezerrt. Jemand macht einen Deckel auf, ich höre es genau, jetzt ist auch der Moment gekommen, wo man schreien sollte. Also schreie ich, aber ich komme nicht weit, denn plötzlich werde ich übel von hinten gestoßen und lande in einem Metallraumkäfigding. Jemand schlägt eine Tür oder sowas hinter mir zu und mein Schrei wird einfach abgeschnitten. Ich reiße mir die Augenbinde vom Kopf, das Licht blendet, ich versuche, meine Gliedmaßen sinnvoll zu ordnen und dann verstehe ich, wo ich bin: Ich liege kopfüber in einer riesigen Waschtrommel. Ich schaue durch ein gigantisches Bullauge nach draußen, direkt in die Augen meiner grinsenden Freundin. Ein Waschsalon. Wer hier landet ist irgendwo im Leben falsch abgebogen. Neben ihr stehen zwei gigantische Türken, so groß, dass sie damals über die Wiener Stadtmauer hätten locker springen können. Daneben stehen alte Waschmaschinen und da riesige Pakete mit Waschmittel. Was zur Hölle wird das hier? Ich weiß nicht genau, wie ich aussehe, aber es muss relativ lustig sein. Jedenfalls lachen alle drei nach ein paar Sekunden herzlich los. Als ich dann noch anfange, an die Scheibe zu klopfen, schlägt sich der eine Riese vor Lachen auf die Jogginghose und Marga kommen die Tränen. Ich kann es nicht fassen, haben die mich wirklich in eine Waschmaschine gesperrt? Marga kramt in ihrer Tasche, sie holt eine Packung Waschpulver heraus. Dann kommt sie auf die Trommel zu und zeigt mir, was darauf steht: Macht alte Wäsche wie neu. Sie tippt mit dem Finger darauf, wirft mir einen Luftkuss zu und füllt die ganze verdammte Packung in den Schlitz neben der Tür. Ich höre wie das Pulver in den Speicher rieselt. Ich schaue Marga flehend an, aber die kramt schon wieder in ihrer Tasche, diesmal holt sie eine Flasche Weichspüler heraus. Wieder kommt sie auf die Trommel zu und zeigt mir, was auf der Flasche steht: So weich, sie werden es lieben. Ich glaube mir fällt das Gesicht vom Hals, während Marga die komplette Flasche in die Maschine füllt. Ich schreie jetzt, so laut, das muss sogar draußen zu hören sein. Aber Marga interessiert das nicht, die kramt schon wieder in ihrer verdammten Tasche und die Türken kann ich auch nicht mehr sehen. Jetzt holt sie ihr Telefon raus. Sie kniet sich vor die Trommel, unsere Gesichter sind nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt, getrennt von fischglasdicker Plastik. Sie küsst die Scheibe, ich kann ihren Lippenstiftabdruck sehen. Dann macht sie ein Foto von mir. Mit Blitz. Sie schaut kurz auf das Display, lacht, dann dreht sie das Telefon herum. Ich blicke in mein eigenes kreidebleiches Gesicht, mit zerzausten Haaren in einer riesigen Waschtrommel. Sie steht auf, winkt mir zu und drückt den Knopf. Game over. Erst rauscht es kurz, dann zischt es, dann fängt das verdammte Ding an sich zu drehen. Die ersten Minuten strampele ich durchweg, trete gegen die Tür, also wenn ich gerade richtig herum liege und die Tür treffe. Ich schreie, doch das Waschwasser schießt mir immer wieder in den Mund, sodass ich schließlich aufgebe und immer nur dann atme, wenn die Trommel sich gerade nicht dreht. Ich muss an mein Schwimmtraining in der Schule denken, an all die sinnlosen Übungen, die mir jetzt nicht weiter helfen und dass einen niemals jemand auf so eine Situation vorbereitet. Ich beginne mich mit meiner Lage abzufinden, so gut das eben geht. Der Mensch ist ja sehr anpassungsfähig, seit heute weiß ich, dass das auch für den Innenraum von Waschmaschinen gilt. Die Trommel ist riesig, ich hab erstaunlicherweise genug Platz, nur die Kanten, an denen sich sonst die Wäsche fangen soll, die tun weh, vor allem am Steißbein. Aber mit etwas Geschick und nach ein paar Umdrehungen hab ich es so raus, dass ich diese Teile kaum noch treffe. Es ist jetzt nicht bequem, aber es ist auszuhalten mit ein wenig Körperspannung. Immer, wenn ich zum Bullauge blicke beziehungsweise wenn das Bullauge sich an mir vorbei dreht sehe ich meine verzückt drein schauende Freundin vor der Waschmaschine, sie dreht sich, oder ich dreh mich, je nachdem, wie man das sehen will. Sie hat sich mittlerweile auf den Boden gesetzt, im Schneidersitz, und raucht eine Zigarette. Manchmal macht sie sich den Spaß und dreht ihren Kopf ein Stück mit, als wäre sie selbst in einer Waschmaschine. Manchmal holt sie ihr Telefon raus und macht ein Bild. Ich überlege kurz, wie lang so ein Waschgang wohl dauert, aber so richtig denken kann ich dann doch nicht, ich muss mich ja konzentrieren, aufs Atmen und auf die Metallkanten. Nach einer gefühlten Ewigkeit stoppt die Maschine, zischt, rauscht, pumpt, es kommt kein Wasser mehr, kein Weichspüler, ich habe bereits alles einmal geschluckt und in den Haaren kleben. Meine Fresse, es ist vorbei. Oder? Schleudern die Dinger nicht am Ende immer noch? Fuck! Draußen herrscht bereits helle Aufregung, die beiden Türken sind wieder da, Marga und die beiden anatolischen Riesen haben sich so vor meiner Maschine positioniert, dass sie alle einen guten Blick haben. So muss sich ein Goldfisch fühlen, in einem Mixer. Dann beginnt die Fahrt. Es ist so schnell, es tut nicht mal richtig weh. Der helle Fleck des Bullauges ist in den nächsten paar Minuten nicht mehr oft zu sehen, aber ich merke, wie sich mein Gehirn ganz eng an meine äußere innere Schädeldecke schmiegt. Ich muss an Angelina denken und dass ihre Probleme mit Brad ein Scheiß sind gegen das, was ich hier gerade durchmache. Irgendwann hab ich auch das Schleudern überstanden. Ich klatsche mit einem dumpfen Knall von der Oberseite der Waschtrommel einen halben Meter nach unten. Dann geht die Tür der Waschtrommel auf. Ich krieche an Land, so wie damals das erste Säugetier, hänge meinen Kopf und meine Arme aus der Trommel. Ich bin erstaunlich gut getrocknet schießt es mir durch den Kopf. So, und jetzt bitte die Auflösung für das ganze. Marga steht auf und kommt ein Stück näher. Sie hockt sich vor mich, lächelt süß, strubbelt mir durch die nassen Haare, schnuppert an mir und sagt: „So Süßer, jetzt bist du fast wie neu. So hab ich mir dich immer gewünscht: weich und duftend. War doch gar nicht so schlimm, oder?“ Ich schaue sie nur fassungslos aus weichgespülten Augen an. Marga legt den Kopf schief: „Ich dachte das hier wäre vielleicht besser zum Auffrischen unserer Beziehung, als wenn ich fremdgehen würde. Oder?“ In meinem Mund schäumt der Weichspüler, in meiner Nase hängt frischer Lavendelduft, aus meinen Ohren tropft Waschwasser. Aber so gern ich ihr auch eine runterhauen würde, so sehr muss ich ihr doch rechtgeben. Gutes Mädchen.
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fuehlen
liebe
878,917
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Kokomiko
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Bücher haben eine Seele...
...und manchmal sind sie böse...
"Dieses verdammte Buch will mich nicht!" Kennen Sie das? Es gibt Bücher, die wollen einen nicht. Ich bekam schon häufiger Bücher geschenkt oder empfohlen, die wollten mich nicht. Lehnten mich als Leser schlichtweg ab. Machten ihre Klappe zu und weigerten sich, mir einen Zugang zu eröffnen. Wollten mit mir nichts zu tun haben. Insofern sind Bücher wie Menschen. Findest Du den Eingang nicht, gehst Du mit einer falschen Erwartung oder Vorurteil an sie heran...Bumms! Klappe zu-Affe tot. "Das musst Du lesen! Sowas von genial! Du wirst es nicht mehr weglegen können, bevor Du durch bist! Ich habe es verschlungen!" trompetete mir die Schenkerin mit weit aufgerissenen Augen, mindestens 120 Puls und erhöhtem Blutdruck entgegen. "Das ist sowas von gut, also ich bin begeistert!" "Merke ich.." Meine Zurückhaltung war wohl offensichtlich und rief angemessene Enttäuschung bei der Angefixten hervor. "Nawas..?!..willst Du nicht wenigstens den Klappentext lesen?" Ihr zuliebe tat ich es. Das war überflüssig denn ich kannte ihn. Man konnte sich derzeit gegen dieses Buch überhaupt nicht wehren, wenn einem Bücher am Herzen lagen und man die entsprechenden Portale, Kultursendungen und Feuilletons verfolgte. Ich kannte den Plot. Ich hatte einige Rezensionen gelesen. Dieses Buch war ein Star, das wusste ich. 2 Millionen Exemplare sollten in den Jahren nach Erscheinen verkauft werden. Der Autor sollte einer der Sterne am Belletristikhimmel werden, konnte später schreiben, was er wollte, alles ging wie geschnitten Brot. 3 Jahre nach der Erstausgabe wurde es verfilmt. Wie gesagt, dieses Buch war ein Star. Und so benahm es sich auch sofort, als ich es mit der gebotenen Ehrfurcht vorsichtig aus dem schönen Geschenkpapier der Buchhandlung meines Vertrauens auspackte. Gebundene Ausgabe, über 1000 Seiten, Einband in schönem Design. Herausgeputzt, geschminkt, fertig für die Performance. Eigentlich hätten im Raum auf einmal Scheinwerfer angehen müssen. Ich wartete auf die Stimme aus dem Off: "Ladies and Gentlemen! We proudly present..!" Roter Teppich, Blitzlichtgewitter..." "Hey! Cool! Du wirst es lieben!..! Das war nicht die Stimme aus dem Off, sondern mein angetrunkener Schwager, der ausgesprochen `On`, nach dem 8. Bier mit roten Backen und leicht glasigem Blick die Hand vom Hintern seiner neuen Freundin losschraubte und nun gestenreich seine Stellungnahme verkündete. "Irre!, sag´ ich Dir" "Seit wann liestn Du?" fragte ich ehrlich irritiert. In seiner Wohnung lagen die üblichen Repräsentationsbände im Regal. Bertelsmanns Irrtümer, die er vergessen hatte zu remittieren, als er neue BlueRays und CDs bestellt hatte und diese Sünden zur Ansicht mitbekam. Uta Danella und Konsalik. "Der Arzt von Stalingrad und "Die Rollbahn" waren sein Horizont zum Nationalsozialismus und 2.Weltkrieg. Dazu Readers Digest Schmuckausgaben, erhaben geprägter Einband. Die hatte er mal bekommen, als es vom Verlag ein Gewinnspiel gab. Das verhieß ihm, er sei in "der engeren Wahl" für den Gewinn eines Mercedes E-Klasse-Coupe´. Wie sich später herausstellen sollte, hatte er die AGB nicht gelesen und ein Abo gekauft. Den Mercedes hat wohl ein anderer Glückspilz gewonnen. Auf seinem Klo lagen ADAC Motorwelt und FHM. Soviel zu seiner Bibliophilie. "Das muss man gelesen haben." Er machte sein 9.Bier auf und gab seiner Hand den Hintern seiner Freundin wieder. Ich gehe bis heute davon aus, er kannte den Inhalt wohl nur aus Tischgesprächen. "Wie alt bist Du denn geworden?" "27, wie jedes Jahr, Cherie." Sie lächelte schüchtern. Das war meine Lieblingsnichte. Ein Bücherwurm. Sie zog mich zum Sofa. Nachdem wir uns gesetzt hatten, hielt sie mir verlegen feierlich ihr kleines Päckchen hin. "Ich habs vom Flohmarkt. Ich dachte, es gefällt Dir vielleicht." "Wann lernst Du es endlich? Alles, was von Dir kommt, gefällt mir, weils von Dir ist." "Hast Du das Papier wieder selbst gemacht?" "Hmhm" Sie bastelte für ihre Geschenke das Einpackpapier immer selbst. Schöne Collagen, deren Teile sie aus den bunten Glamourmagazinen ausschnitt, die ihre Mutter zu Dutzenden "las" und dann der Altpapiertonne zum Fraß vorwarf. "Wunderbar! Danke. Du bist ein Schatz. Das Papier alleine ist schon ein schönes Geschenk. Du bist eine Künstlerin."Sie wurde ein wenig rot, blickte unter sich und fing an, die Nagelhaut des kleinen Fingers mit dem Daumen abzupolken, wie sie es immer tat, wenn ihr etwas unangenehm war. "Nu packs schon aus." Ich nestelte das Bändchen auf, mit dem das Päckchen verschnürt war und legte behutsam die schmucke Collage zur Seite. " Hoffentlich hast Du das noch nicht." Ihr kleiner Finger blutete. Ein kleines abgegriffenes Exemplar der ´Bremer Stadtmusikanten´, Pappeinband, wunderschön illustriert. Dieses Buch gehörte sofort mir, zu mir. Es sprang mich förmlich an, wie man einen vermissten Freund anspringt, den man lange nicht gesehen hat. "Es ist eine kleine Widmung drin. In Sütterlin." Ich fummelte ein zerknäultes Tempo aus der Hosentasche und gab es ihr. "Du vergießt Dein Blut für mich, Schatz. Brauchst Du ein Pflaster?" "Lies endlich." Sie nuckelte an ihrem kleinen Finger. Ich klappte das Büchlein auf. Das vergilbte Papier roch, wie alte Bücher riechen müssen. ""Etwas besseres als den Tod finde ich überall. Elisabeth ich werde Dich immer lieben. Franz"" "Und..?" fragte sie ungeduldig in meine Pause "Unglückliche Liebe?" "Seems so." Ich nahm sie in den Arm und drückte sie. "Hey, Du schenkst mir wieder einen ganzen Kosmos. Ich liebe Dich. Danke. Das ist ein wunderbares Geschenk. Ich lese es heute Abend. Und jetzt hol Dir endlich ein Pflaster. Und iss was, Du tapezierte Fahrradspeiche.Und nächste Woche Stadtbibliothek? Date?" Sie zwinkerte. "Date!" "Ich ruf Dich an." Sie trollte sich zum Buffet.."Cooles Stück.." Da lagen sie nun. Die Gunstbeweise meiner Nächsten. Bestandsaufnahme. 2 CDs, 1 DVD, ein Schlüsselanhänger mit blauem LED, ein Sweatshirt mit der provokanten Aufschrift ´Wat? Wer bist Du denn?´, Gutschein für die Waschanlage, 1 Flasche Schnaps, Pullover mit Querstreifen...und die 2 Bücher. "Ich habse ja alle lieb, aber wann verdammt checken die Menschen, dass ich gemusterte Klamotten hasse..und sie sollen mir bitte Bücher schenken?" Ich nahm den Hochglanzbestseller in die Hand. Ein gutes Kilo Papier. Genug um Bizepsworkout damit zu machen. Lag schlecht in der Hand. Ich fleetzte mich in die Sofaecke. Bestseller. Ich hatte schon immer gewisse Schwierigkeiten mit Bestsellern. Bücher sollten eine gewisse Exklusivität ausstrahlen. Bestseller haben so etwas Nuttiges, Gewöhnliches. Glänzend und aufgetakelt kommen sie daher. Wie die Huren am Boulevard. "Komm lies mich, ich lass Dich rein. Ich machs Dir gut." Vielleicht war es aber auch einfach mein Hang zum Elitären, meine bockige Haltung zum Mainstream, zum "manipulierten Konsum". "So nun fang endlich an. 100.000 Leser können sich nicht irren. Der Satz "Esst mehr Scheiße. Milliarden Fliegen können sich nicht irren" kam mir dazwischen. Ich öffnete den frisch geschenkten Schnaps, goss mir ein und trank. "Muss ich mich erst betäuben, um ein Buch zu lesen?" Dieses Buch wollte mich nicht. Vielleicht hatte es das Katastrophenszenario, das ihm seine Tagesaktualität verlieh, selbst heraufbeschworen? Quatsch! Fang endlich an zu lesen, du Narr!" Die ersten 50 Seiten waren eine Qual. Ich lernte die Protagonisten kennen, fand sie platt, 1-dimensional und überhaupt trieften sie Klischee um Klischee aus den Seiten in meinen Kopf. Ich kämpfte mich tapfer durch die 5 angezeichneten Parallelhandlungen, die mich eine wie die andere einfach nur nervten. "Pulp Fiction" dachte ich, trank den 6. Cognac aus und schmiss den Schinken in die Ecke. Das Buch ließ mich nicht rein. Es roch wie ein Buch, sah aus wie ein Buch, fühlte sich auch an, wie ein Buch. Aber, zum Teufel!, es benahm sich nicht wie ein Buch. "Verwöhnte Diva, biste beleidigt, oder was. Zickst rum. Alle lässte ran, nur mich nicht?!" Ich beschloss, um den Abend nicht vollends zu vergeuden, meinen Geburtstag mit der Lektüre der ´Bremer Stadtmusikanten´ ausklingen zu lassen. Was für eine Wohltat!! dachte ich noch und fiel seelig in traumlosen Schlaf. Das Buch, ein richtiges Buch, schlief auf meiner Brust mit mir ein. Der nächste Morgen bescherte mir einen veritablen Kater und den faden Nachgeschmack vertaner Zeit und verschwendeter Energie beim Versuch, mir Zugang zu erlesen, wo so viele vor mir "von der ersten Seite an gefesselt gewesen" waren, wie die Schenkerin mir im Verlauf des gestrigen Abends noch mehrfach eindringlich versichert hatte. Da lag es. Auf dem Bauch, sozusagen. Aufgebrochen, sodass mich quasi strafend das Hochglanzcover mit seinem schicken Design als papierne Anklage vom Fußboden herauf angiftete. "Hör zu, Schätzchen, Du bringst es nicht." Ich gab ihm einen leichten Kick, nahm es und stellte es mit verächtlicher Absicht zwischen 2 seiner Kollegen der Starsquad ins Regal. Auch Bestseller, auch ehedem Geschenke. Hier hatte ich mir seinerzeit die Mühe gemacht, mich hindurch zu beißen, mied aber seit jener Zeit die Autoren wie der Teufel das Weihwasser. Weitere Gedanken hatte ich mir nicht gemacht. Allerdings rezensierte ich kritisch, nein, ich veriss die "Machwerke" in literarischer Diskussion und den einschlägigen Internetforen. Das ich meine Meinung dabei weitgehend exklusiv hatte, störte mich nicht im Geringsten. Die Anfeindungen der Fans im Forum konterte ich elegant und gelassen. Ich vertrödelte den Vormittag im Café, spendierte mir ein ausgiebiges und gutes Frühstück und studierte währenddessen die ausliegenden Tageszeitungen. Da war es wieder. "Meisterwerk der Erzählkunst", "Es wird sie nicht mehr loslassen", "Thriller der Extraklasse". Meine Missbilligung des Vorabends hatte sich gelegt. Ich schrieb die respektlose Überreaktion, ein Buch weggeworfen zu haben, meinem gestrigen Alkoholkonsum zu und machte mich auf den Weg zu meinem Book-Dealer. Er konnte meine Enttäuschung nicht verstehen. "Du kennst doch die Regel. Lies die ersten 100 Seiten, bevor Du Dir eine Meinung bildest. Ich fand es toll." Diese Wertung verwirrte mich noch mehr. Ich ließ mich jedoch überreden und beschloss, und sei es nur aus Höflichkeit der Schenkerin gegenüber, des Abends einen zweiten Anlauf zu nehmen. Außerdem hasste ich es, ein Buch zu beginnen und wegzulegen, bevor ich es durchgelesen hatte. Ich empfand das als ausgesprochen respektlos gegenüber dem Buch als solches. Daneben als persönliche Niederlage, eine angefangene Sache nicht zuende gebracht zu haben. Zuhause angelangt ging ich zunächst meinen allabendlichen Verrichtungen nach. Für den späteren Abend hatte ich mir vorgenommen, es mir auf dem Sofa mit einem guten Glas Rotwein gemütlich zu machen. Ich wollte es nochmal versuchen. "Jeder hat eine zweite Chance verdient, Du armseliges Stück Presszellulose, hähä." und "ja warte nur, heute gehts Dir an den Kragen, Du Pamphletus Maximus. Bestseller, dass ich nicht lache,ha." So und ähnlich höhnte ich mehrfach im Vorübergehen Richtung meines Bücherregals und kam mir überlegen vor. Ich bereitete mir ein schmackhaftes Nachtmahl, begab mich sodann ins Bad, wo ich mir eine lange heiße Dusche gönnte, mich rasierte , um mich anschließend zur Nacht umzukleiden. Den Wein hatte ich vorher geöffnet, dass er eine Weile atmen möge. So vorbereitet, stellte ich mir noch mein Lieblingsknabberzeug in Griffweite des Leselagers zurecht, goß mir ein Glas Wein ein und steuerte auf die Bücherwand zu. "So Du Buch. Komm raus, Du bist umstellt. Jetzt wirst Du geknackt. Dann zeig mal, was Du drauf hast." "Beziehungsweise drin, hihi.." Ich amüsierte mich königlich über meinen eigenen Wortwitz. Ich zog das Buch aus dem Regal. Was auch gelang. Was nicht gelang war, es auch vernünftig in die Hand zu bekommen. "Komm her, Du Klotz" konnte ich noch denken, da rutschte mir der Wälzer aus dem Cover und landete satt auf meinem lediglich dünn besockten Mittelfußknochen. 1 Kilo aus der Höhe von einem Meter 50 durch die Erdanziehung beschleunigt schlugen auf meinem linken Fuß auf. "Fuck!! Du Luder! Willst Du die harte Tour, oder was?!" schrie ich. "Eat this!" Das hätte ich lassen sollen. Mein bis zu diesem Moment intakter rechter führte den kräftigen Spontantritt aus. Dummerweise traf der große Zeh just genau zwischen Zehenbett und Fußnagel mit voller Wucht auf die spitze Ecke des Hardcovers auf. Der Schmerz raste augenblicklich durch meinen Körper und nahm mir sofort die Luft und halb die Besinnung. Ich kippte weg, landete auf meinen 4 Buchstaben und schlug im Abrollen nach hinten stumpf mit dem Kopf auf die Kante der marmornen Platte meines Couchtischs. Das letzte, was ich neben den pochenden Schmerzen in beiden Füßen und meinem Hinterkopf spürte, war ein warmes Rieseln in den Haaren, offenbar verursacht durch austretendes Blut aus einer hässlichen Wunde am Hinterkopf, die später mit 8 Stichen genäht werden musste. Dann wurde mir schwarz vor Augen. Wie sich hinterher herausstellte, war mein linker Mittelfuß angebrochen, der Nagel meines rechten großen Zehs hing nur noch an einem dünnen Faden. Das Nagelbett hatte eine ordentliche Riefe abgekriegt. Dazu trug mir dieser Vorfall eine schwere Gehirnerschütterung ein, in deren Folge mich tagelang böse Kopfschmerzen malträtierten. Dazu kamen tiefe Schnittwunden, verursacht durch das zerbrochene Weinglas, welches durch die Erschütterung des harten Aufschlag meines Kopfes auf den Tisch herunterfiel und durch mich, bereits im Zustand der Abwesenheit mit dem linken Arm zerdrückt wurde. Als Sachschaden stand außerdem ein durch das viele, im Laufe meiner Bewusstlosigkeit ausgelaufene Blut, ruinierter Teppich im Wert von 300 Euro zu Buche. Die oben genannten Einzelheiten wurden mir später in der Chirurgischen Notaufnahme berichtet. Hier erwachte ich, nachdem meine Nachbarin, von den dumpfen Schlägen aus meiner Wohnung beunruhigt noch mehr beunruhigt wurde, als ich auf Schellen, Rufen und Klopfen an der Türe nicht reagierte. Der daraufhin alarmierte Notarzt drang durch die mittlerweile, in Ermangelung eines verfügbaren Zweitschlüssels durch den herbeigerufenen Schlüsselnotdienst geöffneten Wohnungstüre zu mir vor und übernahm sogleich Erstversorgung und Abtransport. Die Rechnung für den Schlüsselmeister belief sich auf die marginale Kleinigkeit von 197 Euro. Aufgrund meines Zustandes wurde stationäre Aufnahme angeordnet. Ich kam auf ein schönes 4-Bett-Zimmer. Meine Verletzungen wurden famos versorgt und außer, dass mir im Laufe des 3-tägigen Aufenthaltes mein Geldbeutel mit Barschaft im Werte von 65 Euro und allem, was Menschen so an wichtigem Plastik mit sich führen aus dem Krankenzimmer entwendet wurde, konnte ich mich über die Unterbringung rückblickend nicht beschweren. Am zweiten Tag im Krankenhaus klopfte es an der Tür. "Herein" Es war meine Chefin. "Na?..Sie machen ja Sachen. Wie geht es Ihnen denn?" "So weit schon wieder ganz gut, danke der Nachfrage" Jedes Wort warf den Presslufthammer, der meine Schädelinnenwand bearbeitete von Neuem an. "Das ganze Büro wünscht Ihnen gute Besserung. Wir haben überlegt, was wir Ihnen mitbringen könnten, damit Ihnen hier nicht zu langweilig wird. Und da dachten wir: Sie lesen doch so gerne." Sie griff in die mitgebrachte Plastiktüte. Mit einiger Mühe zog sie ES hervor. "Das Buch ist der Wahnsinn...müssen Sie lesen." "Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!".....
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on.the.road.again
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Der Tod und Das Mädchen
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Links und rechts von der Strasse über welche unser Mini- Van rumpelt erstreckt sich scheinbar endlos eine Landschaft aus Rapsfeldern, zusammengebrochenen Häusern, frisch gebrannten Ziegelsteinen und staubigen Feldwegen. Hier und dort läuft ein Straßenhund über durch die Trümmer auf der Suche nach Futter, alte Leute spielen im Schatten Mahjong. Vor bald einem Jahr hat das Wenchuan Erdbeben hier fast 70.000 Menschen das Leben gekostet , über 5 Millionen Häuser zerstört und mehrere Millionen Menschen verletzt, von dem psychischem Trauma ganz zu schweigen. Nach drei Monaten Deutschland bin ich nun wieder zurück im Erdbebengebiet, unterwegs mit einem kleinen internationalen NGO, Sichuan Quake Relief (SQR), welchen ich mit anderen Expats und einigen Chinesen seit letztem Mai aufgebaut habe. Während der Wiederaufbau der meisten Städte von der Regierung und den größeren NGOs (Nicht- Regierungsorganisationen) gut geregelt ist, sieht die Situation auf dem Land wesentlich schlechter aus. Neben dem Fahrer, Herr Tang, sitzt Peter der Direktor von SQR, in der Reihe dahinter versuchen sich unsere Chinesische Assistentin Xiao Yang, zwei Architekten einigermaßen bequem in dem begrenzten Raum zu arrangieren. In der letzten Reihe schließlich James, der australische ABC Radio Journalist und ich. Unser Ziel ist ein privater Kindergarten, welcher während des Erdbebens wie durch ein Wunder nur schwer beschädigt aber nicht zusammengebrochen wurde. Unser Ziel ist, den Kindergarten nach neuen Standards wieder aufzubauen und einen großen Gemeinschaftsraum hinzuzufügen, welcher dann kostenlos von anderen NGOs für Workshops und Gemeinschaftsprojekte genutzt werden kann. Doch bis tatsächlich mit dem Bau begonnen werden kann müssen wir uns durch den scheinbar undurchdringlichen Bürokratiedschungel lokaler Behörden, profitgeiler Architekten und der in China allgegenwärtigen Angst vor Gesichtsverlust kämpfen. Im Kindergarten angekommen sind die meisten froh nach zwei Stunden Fahr ihre Beine strecken zu können. Wir werden von der Direktorin und einigen Lehrern begrüßt und in die von der Regierung finanzierten Notunterkünfte gebracht. Angeblich ist dieses „temporary housing“ nur für ein maximal Jahre gedacht, doch die meisten hier stellen sich auf mindestens fünf Jahre in den dünnwändigen Fertigbauten ein. Unsere Ankunft wird von den Kindern, im Alter von zwei bis sieben Jahren, mit großen Augen und plötzlicher Ruhe im Klassenraum begrüßt. Langsam erholen sich die Kleinen von dem Schock so viele Ausländer auf einem Haufen zu sehen und fangen and zu flüstern und kichern. „Laowai!“ (Ausländer). Nach kurzer Unruhe singen beziehungsweise krähen an die hundert kleine Kinder das Lied „little birdie“ auf Chinesisch für uns. Die Direktorin teilt den Kindern mit das „die ausländischen Freunde“ den Kindergarten ganz bald und wunderschön wieder aufbauen werden, es bricht ein von den Lehrern animiertes Klatschen aus- Mist, jetzt müssen wir uns wirklich beeilen den Bau zu beginnen und mehr Spenden zu bekommen. Nach dieser kleinen Show begleiten wir die beiden Architekten aus Australien und Polen zu den zwei nun leerstehenden Schulgebäuden. In fast jedem Raum ziehen sich breite Risse durch die Wände, einige sind bei dem Nachbeben letzte Woche dazugekommen. Niemand hier möchte die Kinder in das Gebäude zurück lassen, zu viele Schulen sind zusammen gebrochen, zu viele Kinder unter ihren Trümmern begraben worden. Zahlen gibt es nicht, aus anonymen Quellen weiß man, dass versucht wird das Schweigen der Eltern zu erkaufen. Am 12. Mai 2009 jährt sich die Tragödie zum ersten mal und ich frage mich wie viele Eltern ihr Schweigen brechen werden und welche Nachrichten die Chinesische Regierung zulassen wird. Als wir einen Regierungsbeamten in Luoshui nach einigen leichten Einstiegsfragen fragen warum die Schule im Stadtzentrum komplett zusammengebrochen ist und nur ca. 20 Schüler das Gebäude unversehrt verlassen konnten, die umstehenden Gebäude jedoch alle keine größeren Schäden haben, gibt er uns zwar eine Antwort, beendet das Meeting danach jedoch recht abrupt. Seine Erklärung: Experten aus Beijing haben bestätigt das alle Gebäude in Luoshui durch das Erdbeben zusammen gebrochen sind. Als wir nachhaken fügt er hinzu die Schulen wären zusammen gebrochen, da die Schulräume größer seien als andere Räume. Wir sind versucht nachzufragen ob in den Schulen wegen dieser Erkenntnis nun nur noch mit zehn Personen Klassenräumen nachgebaut werden, wollen unsere Übersetzerin jedoch nicht noch mehr ins Schwitzen bringen. Eine wirkliche Antwort wird es sowieso nicht geben, wer zugibt, dass in der eigenen Administration Korruption herrschte der muss mit hohen Strafen, oder Hinrichtung rechnen. Die zwei Architekten pikieren sich über die Bauweise der Schule, beide sind das erste Mal im Bebengebiet. Sie versprechen kostenlos ein für fundraising Zwecke sehr hilfreiches 3D Modell zu entwerfen und Designpläne zu zeichnen. Nachdem das gesamte Gelände besichtigt ist fahren wir mit der Direktorin zu einer ihrer Schülerinnen. Ihr Name ist Li Xiaomei, sie ist sieben Jahre alt und vor zehn Tagen mit Leukämie diagnostiziert worden. Wir erreichen ihr Zuhause über einen schmalen Feldweg welcher die wahren Fahrkünste unseres Fahrer, Herrn Tang zum Vorschein bringt. Die Architekten und der Journalist ohen und ahen während Herr Tang den Mini- Van in Zentimeter Arbeit über eine Lehmbrücke fährt. Das Haus in dem Li Xiaomei, ihr Vater, ihre Stiefmutter und die Großeltern gewohnt haben ist bei dem Erdbeben komplett zusammengebrochen. Beide Eltern haben auf den Feldern der lokalen Bauern gearbeitet und sind nun arbeitslos. Die Regierung hat ihnen keinerlei Kompensation für das zusammengebrochene Haus gezahlt, als wir in die selbstgezimmerte Hütte treten erzählen sie uns, dass sie seit drei Tagen nur Reis gegessen haben. Das kleine Mädchen hat Fieber und reagiert auf ihre Besucher nur mit einem traurigen Blick aus ihren dunklen Kinderaugen. Als der Vater uns erzählt, dass sie das lokale Krankenhaus nicht bezahlen können und natürlich auch keinerlei zukünftige Behandlung finanzieren können fängt er an zu weinen, die zierliche Direktorin brach bereits auf dem Weg zur Familie in Tränen aus. Die Nachbarn starren schweigend auf die Szene gespannt was die Ausländer machen werden. Wir stehen hilflos in der selbstgezimmerten Unterkunft. Das einzige Licht dringt durch den offenen Eingang und ich starre auf den Lehmboden unfähig zu helfen nur darauf bedacht nicht auch zu weinen. Die Luft steht so still wie die Zeit. 520.000 RMB allein für die Behandlung, damit ist das Haus der Familie noch nicht wieder aufgebaut und auch kein Lebensunterhalt mit eingerechnet. Peter schaut mich an und fragt: „sollen wir ihnen erstmal etwas Bargeld geben damit sie Essen kaufen können!“, ich nicke zu vehement, möchte mehr zustimmen, einen Ausweg finden nicht nur nutzlos herum stehen „ja, ja auf alle Fälle!“. Er kramt nach seinem Portemonnaie und ich renne zum Minivan um mein Geld zu holen. Ein Glück das ich gestern erst meine letzten Euros umgetauscht habe. Insgesamt geben wir der Familie 2900 RMB das sind umgerechnet ca. 310 Euro, viel Geld im ländlichen China, aber in diesem Fall weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Vater weint noch mehr und fällt vor uns auf die Knie, ein frischer Strom von Tränen wäscht über die wettergegerbte Haut der alten Großmutter. Wir versuchen den Vater, Li Shifu vom Boden zu bewegen, er sagt unter Schluchzen, dass er alles geben würde wenn seine Tochter ins Krankenhaus könnte. Die Familie hätte versucht die Medien zu informieren und die Regierung, doch niemand konnte oder wollte helfen. Wir verlassen die Familie mit dem Versprechen alle Journalisten mit denen wir gearbeitet haben zu kontaktieren und die erste Blutuntersuchung im Krankenhaus der Provinzhauptstadt zu bezahlen. Mehr Dank, mehr Tränen. Schweigend schleichen wir zum Auto, gold gelbe Rapsblüten regnen durch das Fenster auf meinen Arm herab als wir uns über den kleinen Pfad auf die Rückfahrt nach Chengdu begeben. "Wichtige Links zu diesem Text" Sichuan Quake Relief
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Bla und Blub
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„Morgen kommt das Sofa weg“, sagte die Mama. „Das Sofa soll weg?“, plärrten die Kinder. „Ja es hat ausgedient, es ist reif für den Sperrmüll, leider, es hat viel mit uns erlebt, aber gemütlich ist es nicht mehr, hier und da drückt eine Feder ins Sitzfleisch und an manchen Stellen hängt es durch. Ihr könnt aber gerne noch mal darauf herumtollen, bevor es abgeholt wird“, sprach sie zu ihren Rabauken und grinste leicht schelmisch. Das taten die Jungs auch. Sie hüpften und sprangen mit einem enormen Spaß. Sie tobten sich in eine regelrechte Ekstase, bis sie plötzlich mit dem Sofa durch den Boden in einen kunterbunten Abgrund stürzten. Die Kinder schrien laut auf. Es fühlte sich an, als würden sie eine Achterbahn hinuntersausen, und ihre Umgebung nahmen sie nur noch als vorbeirauschende Streifen wahr. Das Sofa hielt glücklicherweise die beiden Jungs fest. Als sie unten ankamen, schlitterten sie wie von einem Magneten angezogen über den lehmigen Grund und legten eine quietschende Vollbremsung hin. Vor einer alten blau bemalten Holztüre kamen sie zum Stehen. Dann spuckte das Sofa die beiden aus und sprach mit einer betagten Stimme zu ihnen. „Öffnet die Tür!“ Bla und Blub sahen sich ungläubig um. Das Sofa stellte sich mit einer ganz eigenen Stimme vor: „Ich bin Sofi Sofa, und bevor ich mich für immer von euch verabschiede, wollte ich euch meine Welt zeigen.“ Die beiden starrten sich erschrocken an und trauten ihren Augen und Ohren nicht. ­„Haaat dddas Sssooofffa gggesprochheeen?“, stotterte Bla. Blub, sein Bruder, nickte nur und sah mit bleichem Gesicht und aufgerissenen Lidern und offenem Mund auf das Sofa. Sofi entgegnete ganz trocken, er könne ruhig den Mund schließen und er solle die Glupscher nicht so weit aufreißen, sonst würden ihm noch die Augäpfel aus den Höhlen springen. Das Sofa drängte die Jungs nach vorne, und gemeinsam durchschritten sie die azurblaue Tür. „Was riecht hier so übel“, fragte Blub. „Dies sind die Furze der vergangenen 15 Jahre, von allen Menschen, die in mich hineingepupst haben“, sprach Sofi. Die Kinder rümpften ihre Nasen, roch doch eine Jauchegrube im Vergleich dazu fast lieblich. Unverhofft wurden Bla und Blub von überdimensionalen Käsefüßen zu Boden gedrückt. Außerdem war diese widerliche Geruchsvermischung kaum auszuhalten. Ihre Gesichter zeichneten gequälte Züge, sie wussten immer noch nicht, was mit ihnen geschah, als sie mit vielen Kissen eins auf die Rübe bekamen. Dann wurden sie von mehreren schweren Wolldecken bedeckt, sodass es ein Kampf war, darunter hervorzukriechen. Als sich die Jungs mühevoll auf allen vieren krabbelnd befreit hatten, bemerkten sie, wie ihre Handflächen am Fußboden an etwas Sirupartigem festklebten und ihre Knie knackend etwas zu Bröseln zermalmten. Nur mit größter Anstrengung gelang es ihnen, ihre Hände von dem klebrigen Schleim zu lösen. „Eklig“, sagte Bla und starrte entsetzt hinunter auf einen Speisereste-Teppich, auf dem nur Chips, Keks und Brotkrümel, eingetrocknete Wurstenden, angelutschte Bonbons und sonst so Undefinierbares zu erkennen waren. Sofi schob die Kinder weiter nach vorne und sie versanken beide in dieser Masse aus verschütteten Getränken und Essensbrocken. Sie schafften es nur mit enormer Mühe, durch diese übel riechende Substanz zu schreiten, begleitet von all diesen ätzenden Gerüchen. Einer der Jungs schrie, der Verzweiflung nahe: „Was soll das, warum tust du uns das an? Hilfe!“ Das Sofa begann ein wenig hämisch zu schmunzeln und erzählte ihnen mit seiner in die Jahre gekommenen Stimme, dass dies alles nur die Summe des Ganzen sei, von jeglichen Substanzen und Begebenheiten, die in den vergangenen Jahren auf sie eingerieselt waren, von dem, wie sie es lange, viel zu lange hinnehmen musste … „So sieht nun mal ein treues ergebenes Leben als Sofa aus.“ Angewidert würgend schafften es Bla und Blub nur mit vereinten Kräften aus diesem Sumpf. „Aaaua“, stießen sie auf einmal schmerzlich aus, „mir hat etwas in den Po gepickt.“ „Ich will nicht mehr“, weinte und jammerte einer der Jungs. „Tja“, sagte Sofi, „eure Mama hat ja gerne auf mir gesessen und ihren Kram genäht und auch mir so manches Mal eine Nadel in den Po oder den Bauch gesteckt …“ Die Jungs sahen sich an und kämpften um ihre Fassung. Dabei liefen ihnen die Tränen runter. Sie hatten schon längst einiges begriffen und wollten nur noch nach Hause. Da hörten sie ein sehr lautes Geräusch. Es war ein fieses knatterndes Schnarchen. Als sie das erkannten, wurden sie auch schon von einem Schwall klarer gelartiger und nach Mauldampf riechender Flüssigkeit durchnässt. Das war zu viel für Blub. Sein Magen zog sich zusammen. Er merkte, wie in seiner Kehle etwas nicht in Ordnung war und er sich übergeben musste. Er hielt sich noch die Hand vor dem Mund. Doch er musste speien und sein Erbrochenes quetschte sich durch seine kleinen Finger in die Freiheit. „Und was war das jetzt?“, brüllte der heulende Bla. „Das war der Speichel, der euch Menschen sabbernd aus dem Mund lief, wenn ihr auf mir eingeschlafen seid“, gab das Sofa mit ironischem Unterton kund. Die Kinder waren am Ende ihrer Kräfte. Sie wünschten sich nur noch, von Sofi wieder in ihr Wohnzimmer zurückgebracht zu werden, ohne all den Ekelspuk. „Natürlich“, sagte das Sofa, „ich denke, ihr habt verstanden.“ Und mit einem Schwups schnappte sich Sofi die Jungs und beförderte sie wieder auf denselben Weg nach oben, in ihre vertraute Umgebung. „Morgen komme ich in die Möbelpresse und sollte ich wiedergeboren werden, dann haltet mir die Daumen, dass ich eine Vitrine werde“, grummelte Sofi. „Das werden wir“, sagten die Kinder kleinlaut und berührten ihre Sofi ganz sanft.
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J-to-the-ulia
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Mein Freund, der Italiener
Oder: Auf Neid ist mehr Verlass als auf Solidarität
„Der braucht doch mindestens genauso lange im Bad wie du.“ Sie sagt der, obwohl sie seinen Namen kennt. Affektiert schaut sie mich von oben bis unten an, und verdreht die Augen. Ich kenne diese Reaktion gut. Jedes Mal, nachdem ich meinen Freund Francesco einer Freundin vorgestellt habe, bin ich ihr ausgesetzt. Ein lautes Ciao seinerseits, ein schwaches Händeschütteln von ihr. Auf sein „nett, Dich kennen zu lernen“ reagiert sie mit einem gespielten Lächeln, so künstlich wie die Fruchtstückchen im Joghurt. Er dreht sich mir zu, küsst mich auf die Wange und sagt: „Ciao bella, wir sehen uns später.“ Lange schaut sie ihm hinterher, mustert seinen Gang, sein Winken, wir er ins Auto einsteigt und wegfährt. Und dann kommt ihr Einsatz: „Der braucht doch mindestens genauso lange im Bad wie du.“ Und jedes Mal zucke ich scheinbar desinteressiert mit den Schultern. Doch innerlich ballt sich die Wut und in Gedanken schreie ich meine Freundin an: „Frag dich doch lieber mal, wieso du Single bist!“ Aber das wäre gemein. Deswegen bleiben meine Gedanken heiß ersehnte Fiktion. Um die Stille zu brechen, frage ich sie, wie sie ihn findet. „Ganz nett, nicht mein Geschmack. Ich kann nicht verstehen, wieso du mit dem zusammen bist. Aber ist deine Sache, du musst glücklich sein, nicht ich. Südländer sind sowieso nichts für mich.“ Der nächste verbale Schlag in mein dumm aus der Wäsche schauendes Gesicht. „Und der wurde zum heißesten Typen deines Abi-Jahrgangs gewählt? Naja.“ Das zweite A zieht sie unendlich in die Länge. Mein Freund ist Italiener. Das sieht man auf den ersten Blick. Dunkle Haare, dunkle Augen, dunkle Haut. Er achtet sehr auf sein Äußeres. Gepflegt, gut angezogen, immer perfekt gestylt. Nur Markenkleidung, ja, bevorzugt Hugo Boss. Das mag daran liegen, dass seine Mutter bei einem Herrenausstatter arbeitet und somit teure Kleidung günstig kauft. Aber ich suche keine Ausflüchte. Mir ist selbst klar, wieso oft Ausdrücke wie „Trendschwuchtel“ und „metrosexuell“ fallen. Er trägt weiße Lackschuhe zu absichtlich zerlöcherter blauer Jeans und rosafarbenem Hemd. Seine Augen verbergen sich grundsätzlich hinter einer großen, schwarzen Sonnenbrille, die für Gesprächspartner problemlos als Ganzkörperspiegel dienen kann. Jeden Tag eine Tube Gel im Haar ist normal, der Abdeckstift fehlt – wie der Tampon bei der Frau – nie in der Tasche. Er sieht gut aus. Zu gut für einen Mann. Für einen heterosexuellen Mann. Mag ja alles stimmen. Aber die Frage, die nun aufkommt, ist: Wieso ist das schlimm? Wieso scheint es ein gesellschaftliches Falschhandeln zu sein, wodurch man sich angeblich lächerlich macht, und über das die Menschen tuscheln und kichern? Als sein Auto an der Kreuzung abbiegt und aus unserem Blickfeld verschwindet, hakt sich meine Freundin bei mir unter. Wir schlendern den Jungerfernstieg entlang und reden über die Neue aus O.C., California („Man, ist die fies, will die doch echt der Marissa den Ryan ausspannen!“). Mir fällt auf, wie sie sich nach Männern umdreht, die nicht weniger südeuropäisch aussehen als meiner, und grinse in mich hinein. Am Eisstand flirtet sie mit dem Verkäufer. Er heißt Marcello, das verrät sein Namensschild. Vielleicht war ihre Aussage über Francesco gar nicht böse gemeint. Wir bleiben an Schaufenstern stehen, albern in der Umkleidekabine rum, und probieren Klamotten an, die wir im Alltag niemals anziehen würden. Plötzlich ruft sie aus der gegenüber liegenden Kabine: „Hoffentlich betrügt er dich nicht.“ Mir bleibt der Mund offen stehen, ein Ton will aber nicht rauskommen. „Hoffentlich betrügt er dich nicht“, wiederholt sie, „er ist ja Italiener.“ Es gibt sie eben, diese Klischées über die Männer, die irgendwo zwischen Süd-Tirol und Kalabrien ihre Heimat haben. Dunkle Sonnenbrille, gebräunte Haut, breite Schultern und ein magnetischer Blick, der die Frauen schwach werden lässt. Frauen. Plural. Notorische Fremdgeher. Das ist das deutsche Bild vom italienischen Mann, vom Latin-Lover (Italians do it better!), ein Mythos, der nie untergeht. „Versteh mich nicht falsch. Aber dein Freund ist ein Südländer, bei denen ist das so.“ Ruckartig reiße ich den Vorhang zur Seite. Okay, das ist zuviel Oberflächlichkeit. Als wäre das Schubladendenken noch nicht genug, wird sie nun rassistisch. Plötzlich höre ich mich brüllen: „Südländer? Wer oder was soll das sein? Da kannst du deinen Globus tausendmal drehen, Südland wird dir leider verborgen bleiben!“ Überrascht kommt sie aus ihrer Kabine hervor und erschreckt über mein feuerrotes Gesicht. „Seit wann bist du denn so pingelig politisch korrekt?“ Das weiß ich auch nicht und wundere mich über meine Erbsenzählerei. „Seitdem du mir mein Glück nicht gönnst und mit diesen dämlichen Sprüchen über meinen Freund, den du innerhalb von zwei Minuten durchschaut haben willst, tierisch auf die Nerven gehst.“ Sie zieht ihre Augenbrauen gen Haaransatz, nimmt die Kleider vom Haken und sagt schnippisch: „Ich meine es nur gut.“ Weg ist sie. Abends treffe ich mich mit Francesco und erzähle ihm von der Auseinandersetzung. Er lacht laut. „La dolce vita, bella“, sagt er, schaut mich mitleidig an und legt seine Hand auf meine. „Dolce? Was ist daran dolce?“ „Deutsche, ich sagte deutsche, Bella.“ Das deutsche Leben. Ja. Er hat Recht. Der Neid, denke ich, der deutsche Neid ist schon fast sprichwörtlich.
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fuehlen
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phaenomenal_89
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Sein...
Es sieht heute nach dem größten aus,
macht dich noch in dieser Nacht unsterblich. Hinterfrage es nicht! Erwarte nicht mehr. Nimm es hin. Nähre es. Sei unsterblich, lebe. Es gibt keinen Garantieschein, ihr selbst seid die besten Garanten. Verwirklicht eure Träume, vergesst nicht Ausschau zu halten, nach allen Seiten, aber vergesst die Angst vor der Zukunft, weil man selbst auch immer Teil der Lösung sein muss. Geht gemeinsam durch die Welt und trotzt den Stolpersteinen die in eurem Weg liegen.
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fuehlen
liebe
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unnuetzeswissen
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Seit seiner Errichtung 1889 hat der Eiffelturm 17 neue Anstriche bekommen.
Mit einem einfachen Trick lassen Maler die Stahlkonstruktion größer wirken.
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kaufen
produkte
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maribelskywalker
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Love someone
If you're leaving, why don't you leave me? Why do you stay on my mind?
Es ist ja nicht so, dass ich nicht weiter gemacht habe. Dass ich aufgehört habe zu leben. Bloß weil mein Herz kurz aufgehört hat zu schlagen. Es ist nur so, dass ich immer wenn ich alleine bin, daran denke, wie sie jetzt in deinen Armen liegt. Wie ihr zusammen aufwacht. Und einschlaft. Wie du sie festhältst. So, wie du mich gehalten hast. Nur fester. Vielleicht. Es ist ja nicht so, dass ich nicht glücklich bin. Dass ich an nichts mehr Freude habe. Nur weil mir nicht mehr aus dem Kopf geht, wie du von mir gegangen bist. Dich ein letztes Mal umgedreht hast. Es ist nur so, dass ich mich frage, ob du ihr die gleichen Worte sagst. Ob du sie ansiehst und alles in ihr siehst. Mehr. Mehr als in mir. Nein, ich habe weiter gemacht. Und ich bin glücklich. Wirklich! Es ist nur so, dass ich unheimlich gerne wissen möchte wie es dir geht. Und ob du mir jetzt endlich von ihr erzählen würdest. Ob du mir endlich die Wahrheit sagen würdest. Nach all dieser Zeit. Es ist nur so, dass ich wissen möchte, ob ich immer noch einen Platz in deinem Leben habe. In eurem Leben.
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liebe
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Feuerteufelchen
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Ich bin behindert, ich darf das!
Es ist Dienstag, 7:45 Uhr. Ich sitze in der Bahn Richtung Stadt. Wie jeden Morgen, 365 Tage im Jahr, abzüglich Wochenenden, Feiertagen und Urlaub.
An besagtem Dienstag war der Zug besonders voll. Messebesucher, die alle in die Stadt drängeln. Ich habe Glück und ergattere noch einen Sitzplatz in einer Vierergruppe. Mp3-Player an, Buch raus, noch ein bisschen entspannen. Da wird mir ein grüner Behindertenausweis unter die Nase gehalten und eine quäkende Stimme dringt an mein Ohr, nur leicht gedämpft von der Musik aus meinen Kopfhörern. „Ich bin behindert, ich hab ein Anrecht auf einen Sitzplatz. “ näselt mich ein ungepflegter, abgestanden riechender, von geschätzten Mitte Fünfzig an. Ich guck ihn nur groß an. „Bitte?!“ „Ich bin behindert, steh auf!“ Ich glaube mich verhört zu haben . „Entschuldigung, Sie haben was? Ein Anrecht auf einen Sitzplatz???“ Eine andere Mitfahrerin guckt mich schon schief an. Der Typ wird ungeduldig . „Was ist denn nun? Stehst du auf?“ Meine Mitfahrerin mischt sich ein. „Nun lassen Sie den Mann sich doch setzen.“ verlangt sie von mir. Ich ignoriere sie und spreche den nicht erkennbar Behinderten an: „Darf ich Ihren Ausweis noch mal sehen?“ Im Gegensatz zu ihm duze ich ihn nicht ungefragt. Er rollt mit den Augen und gibt mir grummelnd den Ausweis. Grad der Behinderung 50, keine Zusatzzeichen wie B (für Begleitperson notwendig) oder G (erheblich gehbehindert), aG (außergewöhnlich gehbehindert) oder sonst was. Einfach nur GdB 50. Und nur, damit wir hier klar kommen, niemand hat ein Anrecht auf einen Sitzplatz. Jeder hat sehr wohl ein Recht auf Beförderung, aber das beinhaltet keinen Sitzplatz. Bestimmte Personengruppen von behinderten Menschen haben einen Nachteilsausgleich in Form einer unentgeltlichen Beförderung im öffentlichen Nahverkehr, wenn sie eine Wertmarke mit ihrem Ausweis erhalten haben. Zum Beispiel, wenn man bestimmte Merkzeichen hat wie B, Bl, G oder aG. Aber immer noch kein Recht auf einen Sitzplatz. „Sie wissen aber schon, dass Sie hier gerade versuchen, sich zu Unrecht einen Sitzplatz zu organisieren?“ Bevor der Mann was sagen kann, mischt sich schon wieder die andere ein: „Nun seien Sie doch nicht so verbohrt“ , meckert sie, „der Mann wird schon wissen, was er darf.“ Ich meckere zurück: „Dann bieten Sie ihm doch Ihren Platz an!“ „Wenn du mich nicht setzen lässt, dann ruf ich den Schaffner!“ schaltet sich nun auch wieder Behindi ein. „Moment mal, nur damit ich das richtig verstehe: Sie haben 50% in ihrem Ausweis stehen, keine Zusatzzeichen. Sie haben keine Krücken, sind offensichtlich weder gehandicapt noch gehbehindert. Und Sie wollen mir weis machen, dass man durch einen Behindertenausweis automatisch ein Anrecht auf einen Sitzplatz hat???“ frage ich noch mal ganz genau nach. „Ja, so ist es. Und jetzt steh auf, ich muss mich setzen.“ Meine Nachbarin fängt an, mit einem andern Mitfahrer über meine Ignoranz zu diskutieren. Ich grinse. In meinem Portemonnaie ist ebenfalls ein grüner Ausweis. Ich beuge mich vor, nehme meine Tasche vom Boden auf und fange an zu kramen. Als Frau findet man nie auf Anhieb, was man sucht. Dann ziehe ich meinen Geldbeutel aus der Tasche und zücke meinen Behindertenausweis. Da stehen zwar auch keine Merkzeichen drauf, aber immerhin ein GdB von 80. Ich halte den Ausweis dem Mitfuffziger unter die Nase „Noch irgendwelche Fragen?!“ Der Typ wird rot, dann blass. Meine Mitfahrer schweigen und sehen mich aus großen runden Augen an. Dann dreht sich der Möchtegern-Platzinhaber weg und verschwindet fluchend den Gang runter. Ich habe kein Problem damit, meinen Platz zu räumen, wenn jemand mit Krücken, eine Hochschwangere oder eine Frau mit Baby einsteigt. Oder ein (älterer) Mensch, der offensichtlich nicht so gut auf den Beinen ist. Aber eingedenk des Liedes der Hosen bin auch ich der Meinung, dass auch Behinderte ätzend sein können.
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/ich-bin-behindert-ich-darf-das/875479
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LifeIsBeautiful
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Liebeslüge
Liebe geschieht. Richtig.Aber nicht inmitten einer idealen Welt.Nicht immer nur dem waschbrettbäuchigen Supermann und seiner kurvig-heißen Traumfrau.
Beim Lesen so vieler Liebesbekundungen – auch eigener – frage ich mich manchmal, warum man schreibt, als wäre man in einem Märchen, als wäre man losgelöst von der realen Welt. Weit weg von Klischees, Schönheitsidealen und Menschen, die beides verwirklichen wollen. Abseits vorgefestigter Meinungen und abgenutzter Tagesabläufe. Liebe geschieht. Richtig. Aber nicht inmitten einer idealen Welt. Nicht immer nur dem waschbrettbäuchigen Supermann und seiner kurvig-heißen Traumfrau. Nicht bloß in den Ferien, wenn jeder entspannt ist und frei hat. Sie passiert hier, in Schlabberklamotten und Kater-Gesicht, zwischen dem Ich-leb-erstmal-heute-Studenten, der lieber einen Wohlfühl- als einen Waschbrettbauch hat, und der Gut-gelaunt-geht-alles-besser-Studentin, die noch nie so recht ins Muster gepasst hat. Die eigentlich garkeine Zeit für sowas haben, weil sie gerade jetzt aus nahmsweise mal lernen müssten . Sie passiert dem vierzig-jährigen Junggesellen, der schon fast damit abgeschlossen hat, und der Mutter zweier Kinder, die beim REWE an der Kasse sitzt und sich bis jetzt ganz gut durchgeschlagen hat. Eingebettet in ein Umfeld aus zu vielen Fragen von Freunden und Un terhaltstreits. Liebe findet zwischen dem Otto-Normalerverbraucher und seinem 0815-Gegenüber statt, ohne dass dieser Durchschnitt gleich schlecht sein muss. Denn irgendwo sind wir ja alle bloß Durschschnitt. Selbst der Spitzen-Geschäftsmann, der extra einen Armani-Anzug trägt, ein absolut seltenes Auto fährt und immer nur BIO isst, gehört mit seiner Durschnitts-Frisur und seinem Durschnitts-Lächeln eben genau dort hin: Zum Durchschnitt. Es existiert weder dieser eine, tolle und waschbrettbäuchige Mann, noch diese eine, sexy, kurvig-heiße Frau. Warum dann immer über Liebe schreiben, als würde sie nur Menschen passieren, die es eigentlich nicht gibt? Eben weil sich Liebe genau dann ereignet, wenn eigentlich garnichts passt und man noch durchschnittlicher ist als sonst, ist sie eines der wundervollsten Dingen der Welt. Weil man in exakt diesem Moment für genau diese eine Person aus dem Schatten des Trotts herausstrahlt, während man für andere einfach in der Masse verschwindet. Die Liebe gehört zu den echtesten und realsten Momenten im Leben, weil sie genau dann aufrtritt, wenn man das pure Leben erfährt. Weil sie subjektiv ist. Und weil einfach nicht jeder auf Waschbrettbäuche steht.
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Und da sagt nochmal einer, Sehnsucht sei ein schönes Gefühl.
Wie ein kleines Monster mit messerscharfen Zähnen frisst du dich durch meinen Körper.
Erst durch meinen Bauch. Bis in meinen Magen. So lang, bis mir schlecht wird. Finger, die kribbeln. Ein Kopf, der taub wird. Bohrende Gedanken. Kraftlosigkeit. Das Gefühl der Unvollständigkeit wird unaushaltbar. Es zerreißt. Es macht ohnmächtig. Es macht stumpf. Ich lasse mich fallen. Alles wird schwarz. Das Licht geht aus.
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Julieh
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Arachnophobia
Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt...
Sonntag. Der Tag in der Woche, an dem man sich guten Gewissens darauf verlassen kann, dass nichts aufregenderes passiert, als die Ausstrahlung des Tatorts in der ARD um 20:15 Uhr. Der Tag, an dem du ungestraft ein nachmittägliches Nickerchen halten kannst, denn schon der liebe Gott hat an diesem Tag getrost die Füße hochgelegt. Die Bürgersteige bleiben hochgeklappt, die Geschäfte haben geschlossen und selbst Aktivitäten, die ich via Internet abwickele, werden erst am nächsten Tag bearbeitet, es sei denn, ich erhalte aus irgendeinem glückseligen Grunde Geld zurück, dann kann es auch schon mal eine Woche dauern. Ein ganz normaler Sonntag ist also relativ berechenbar. Auch der vergangene Sonntag schien sich zunächst als ein solcher zu entpuppen, bis ich gegen Nachmittag aus meinem wohlverdienten Schläfchen erwachte, die Augen öffnete, mein Blick sich gen Decke an einen schwarzen Punkt mit acht Beinen heftete und der typische Sonntag, wie ich ihn kannte, mit einem Schlag vorbei war. Spinnenalarm. Es ist, als hätte sie sich während meines Nickerchens genau so an meiner Zimmerdecke positioniert, dass ich nicht einmal den Kopf drehen muss, um direkt in ihr verstörendes Antlitz zu blicken. Ein paar Minuten bleibe ich noch regungslos liegen, um meinem neuen Feind entgegen zu glotzen, in der Hoffnung, er würde nur dadurch einfach tot von der Decke fallen. Und irgendwie werde ich während dieser Minuten das Gefühl nicht los, dass er zurück glotzt und mich geräuschlos auslacht ob meiner lächerlichen Gedankengänge und der immer währenden Hoffnung, einer Spinne wäre es zu anstrengend, eine Wohnung im vierten Stock aufzusuchen. Nun ist sie aber da. In ihrer vollen Pracht, die mir an sämtlichen Körperstellen die Haare zu Berge stehen lässt, selbst an solchen, die ich am Abend zuvor erst höchst penibel rasiert habe. Obwohl mein ganzer Körper schlagartig auf Ekel, Panik und Flucht eingestellt ist, richte ich mich nur langsam in eine sitzende Position auf – natürlich ohne SIE dabei aus den Augen zu lassen -, um dann allen Ernstes die Frage „Was willst DU denn hier?“ an meinen neuen ungebetenen Gast zu stellen. Die Antwort bleibt sie mir schuldig, doch die Selbstverständlichkeit, mit der dieses Geschöpf der Unterwelt stumm an meiner weiß gestrichenen Decke hocken bleibt, spricht für sich. Also was tun? Die erstbeste Lösung des Problems, die mir in den Kopf kommt: Liquidierung. Es wäre ja nicht mal ein Mord, sondern vielmehr Notwehr, denn schließlich hat das Biest ungefragt mein Territorium besetzt und ich fühle mich ernsthaft bedroht. Nun ist es aber so, dass bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ich den Mut aufbringe, Notwehr an einer Spinne zu verüben: sie darf die Größe eines 1-Euro-Stückes nicht überschreiten – das ist zum Glück nicht der Fall – und die Vorgehensweise muss den sicheren Tod der Bestie zur Folge haben. Und genau an dieser Voraussetzung scheitert mein Vorhaben. Klugerweise hat sich der kleine Achtbeiner außerhalb meiner Reichweite positioniert, um ihn zu erreichen, würde ich auf einen Stuhl steigen und mit meinem Tatinstrument oberhalb meines Kopfes zuschlagen müssen. Die Gefahr jedoch ist relativ hoch, dass ich mich bei dieser Aktion so ungeschickt anstelle, dass mir das Vieh womöglich noch – unversehrt – auf den Kopf oder in den Ausschnitt fällt, um dann dort Zuflucht zu suchen. Eine Katastrophe, die ich mir nicht ausmalen möchte und die mich selbst von dem Versuch abhält, ihr auf diese Weise auf den haarigen Leib zu rücken. Eine Alternative muss her. Es will mir nichts einfallen, während das Miststück immer noch an der Decke klebt und über meine Hilflosigkeit auch noch hämisch zu grinsen scheint. Plötzlich kommt mir die Idee mit dem Staubsauger. Das Rohr dürfte lang genug sein, um den Dr. Jackyll der Krabbeltiere gefahrlos einzusaugen. Der Sieg wäre garantiert mein. Nun muss ich dazu sagen, dass ich grundsätzlich ein sehr großer Tierfreund bin und gelernt habe, selbst Spinnen zu tolerieren, solange sie nicht in den selben Gefilden verkehren, wie ich. Und wo Toleranz ist, ist Empathie ja oftmals nicht sehr weit, was mich bezüglich der Staubsaugeraktion auch prompt in einen Gewissenskonflikt stürzt. Einen schnellen Tod kann ich mir ja für „Amanda“ noch vorstellen, aber einen langsamen Erstickungs- oder Hungertod in meinem Staubsauger, der sich möglicherweise über Tage hinwegziehen würde? Das kommt mir plötzlich ziemlich grausam vor und somit bleiben Staubsauger und Spinne vorerst, wo sie sind. Nach einiger Zeit des Grübelns muss ich einsehen, dass ich ziemlich schnell an die Grenzen meiner Möglichkeiten der Problemlösung gerate. Also tue ich etwas, das mir eigentlich zutiefst widerstrebt, mich verunsichert und an mir selbst zweifeln lässt. Etwas, das hundert mal mehr Mut und Willensstärke fordert, als den Tod des Ungeheuers herbeizuführen... ich schließe Frieden mit ihm. Um mir die Überwindung dieses mich schüttelnden Ekels zu erleichtern, beschließe ich, der Spinne einen Namen zu geben. Ich muss nicht lange überlegen, von nun an heißt der sonntägliche Hausbesetzer „Erwin“. Warum ich intuitiv einen männlichen Namen wähle, weiß ich selbst nicht so genau, schließlich heißt es ja auch „die“ Spinne. Vielleicht liegt es daran, dass die niedlichsten Trickfilmfiguren männlich sind oder dass Männern nachgesagt wird, sie seien durchschaubarer und somit auch berechenbarer als Frauen, was mir bezüglich „Erwin“ nicht gerade unwichtig ist. Vielleicht ist es aber auch einfach die Tatsache, dass ich den Umgang mit Männern in der Regel unkomplizierter empfinde, als den mit Frauen. Wie auch immer: Erwin is born. Nachdem wir uns nun auf einer mehr oder minder neutralen Ebene begegnen, quasi auf Augenhöhe – obwohl Erwin noch immer circa einen Meter fünfzig über mir hängt – ist es an der Zeit, unseren weiteren gemeinsamen Lebensweg zu definieren und vor allen Dingen Grenzen abzustecken. Ohne ein paar grundlegende Regeln ist ein – ungewolltes – Zusammenleben auf 45 m² von vornherein zum Scheitern verurteilt. Vor allem, wenn so unterschiedliche Vorstellungen von Schönheit und Ästhetik herrschen, wie es bei uns der Fall ist. So entscheide ich ein wenig widerwillig, dass Erwin vorerst bleiben darf, solange, bis er etwas anderes gefunden hat. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass er den gebührenden Abstand zu mir, den er gewählt hat, auch weiterhin einhält. Ohne persönlichen Freiraum funktioniert es zwischen uns nicht. Ein Bruch dieser Regel würde das sofortige Aus unseres kleinen Abkommens und wahrscheinlich auch Erwins Tod bedeuten. Gleiches gilt für das Betreten des Schlafzimmers, dort gibt es nur Raum für zwei bis maximal vier Beine. Auch das heimliche Abseilen von der Decke ist eine heikle Angelegenheit, denn das könnte wiederum meinen persönlichen Freiraum beeinträchtigen, die Konsequenzen daraus sind bekannt. Erwins stummen Blick habe ich in der Aufstellung dieser Regeln als Zustimmung gedeutet. Alles in Allem weiß ich nicht, wie lange diese Zweckgemeinschaft in Harmonie bestehen bleibt, um ehrlich zu sein wäre ich nicht traurig darüber, wenn Erwin schon morgen vom Hof reiten und sich eine neue WG suchen würde. Andererseits hat er sich bislang an alle Regeln gehalten und auch jetzt, während ich mit dem Laptop auf dem Schoß auf meiner Couch sitze und diesen Text schreibe, sitzt er in gebührendem Abstand an seinem Platz an der Decke. Und für einen ganz kurzen Augenblick denke ich darüber nach, wie es wäre, eine Spinne zu mögen.
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wissen
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Frau_Irma
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Mindestens haltbar bis: siehe Herzinnenseite.
Ein kleiner Roman über die geplante Vergänglichkeit der Liebe.
Sie wusste, dass der Moment kommen würde. Der Moment, in dem man sich entscheiden musste. In dem es nicht mehr reichte nur eine Handvoll Gefühle zu setzen, sondern in dem man entschlossen das Herz auf den Tisch knallt und nur hoffen kann, dass der Einsatz sich lohnt. Er sah zu gut für sie aus. Da war sie sich sicher. Auf einer Skala von eins bis zehn wäre er definitiv eine Neun. Sie war eine Sieben. An manchen Tagen, wenn die Haare mitmachten, vielleicht eine gut frisierte Acht. Er sprach sie damals trotzdem an. Souverän lächelnd. Sie ließ sich bereitwillig auf das altbekannte Spiel ein: Ein bisschen reden, einen Drink ausgeben lassen, die Eckdaten des eigenen Lebens erzählen. Doch trotz seines sauber auf lässig getrimmten Drei-Tage-Barts, der perfekt sitzenden Jeans (W32/L34) und den markanten Unterarmen, war sie sich unsicher gewesen. Es war damals gerade zwei Männer her, dass sie richtig verliebt gewesen war. Und keine vier Monate waren vergangen, seit sie ihre Zahnbürste und ihr Herz wieder aus seiner Wohnung mitgenommen hatte. Doch eine Sieben konnte einer Neun nicht ohne Weiteres widerstehen. Und so traf man sich wieder. Und wieder. Und da sie nicht mehr dreizehn waren und sich nicht solange zwanglos treffen konnten, bis man auf den Schulhof jemand anderen gefunden hatte, mit dem man sein Pausenbrot teilte, kam dieser Moment. Dieser Moment, in dem sie entscheiden mussten, ob das was zwischen der Sieben und der Neun lag, mehr war als nur eine Acht. "Ich will eine richtige Beziehung", die Neun lächelte (natürlich souverän). "Ich glaube, ich nicht". Die Sieben war ein Spielverderber. "Warum?" Er sah sie ruhig an. Sie holte tief Luft und ihr Herz räusperte sich: "Ich habe keine Lust mehr. Ich kann dir sagen, wie das laufen wird: Wir verlieben uns, finden alles ganz toll miteinander, verbringen Zeit zusammen. Ich lerne dich kennen, du lernst mich kennen. Wir finden uns gut. Sagen uns verschworen liebevolle Sachen. Kritzeln uns kleine Botschaften auf abgerissene Zettelchen. Machen Abendessen mit Freunden. Und so etwa in zwei Jahren, wenn wir nicht mehr viel Neues aneinander entdecken und gelangweilt sind, weil Apple uns beigebracht hat, dass alljährlich ein neues, verbessertes Modell auf den Markt kommt mit dem wir spielen können, sagt plötzlich einer sowas wie Ich denke mir fehlt was und Ende." "Klingt ziemlich desillusioniert. Und wenn es so wäre?" Sie zuckte mit den Schultern. "Ich will das einfach nicht mehr. Ich bin dafür nicht gemacht. Ich bin ein Konstruktionsfehler. Mein Herz regeneriert sich nicht so gut wie alle anderen. Ich kann es nicht beliebig oft verschenken, dann in Kur schicken und von Neuem beginnen. Ich muss wissen, auf was ich mich einlasse. Wie ich meine Gefühle dosieren muss." "Na gut. Ist doch perfekt." Die Neun schien entschlossen. "Dann machen wir jetzt hier und heute fest, dass wir zwei Jahre zusammenbleiben werden. Auf den Tag genau. Eine Beziehung mit Ablaufdatum. Ein Mindestens-haltbar-bis . Du weißt, wie du deine Gefühle dosieren musst und ich weiß, dass ich mir keine Gedanken darüber machen brauche, ob du nun die Frau meines Lebens bist oder nicht. In diesen zwei Jahren werden wir uns bedingungslos zur Seite stehen, egal was kommt. Und nicht darauf warten, dass eine verbesserte Version vom anderen auftaucht. Wir werden uns lieben und ehren, bis dass das Ablaufdatum uns scheidet." Sie brauchte einen kurzen Moment, um zu entscheiden, ob es das Dümmste war, was je ein Mann zu ihr gesagt hatte oder einfach nur das Genialste, das ihr je vorgeschlagen wurde. Und sie wusste nicht, ob es aus einer Laune heraus passierte oder aus Frustration oder aus Angst oder aus einer nicht zu erklärenden Neugier - aber sie streckte ihm die Hand entgegen und lächelte: "Gebongt." Und es war perfekt. Es war genau das richtige Beziehungsmodell für sie. Es passte wie angegossen. Sie wusste, dass sie ihn mochte, aber nicht lieben musste. Dass sie ihn lieben konnte, aber nicht heiraten brauchte. Sie war frei und gebunden zugleich. Ihr Herz verteilte seine Gefühle regelmäßig und bedacht. Nie zuviel, nie zu wenig. Es gab Zeiten, da war sie sich sicher, dass die zwei Jahre mit ihm niemals reichen würden und Zeiten, in denen sie sich das Ende der zwei Jahre herbeisehnte. Sie musste sich keine Gedanken machen, ob er eines Nachmittages vor ihr stehen würde und sie verlassen wollte, oder ob er sie heute mehr lieben würde als morgen. Wenn sie Streit hatten, hatte keiner Angst, der andere würde plötzlich verschwinden. Sie mussten sich mehr Mühe geben, den anderen zu verstehen - das erforderte das Experiment. Mal war sie die gut frisierte Acht, mal die zickige Sieben, hin und wieder sogar eine unausstehliche Sechs. Sie hatte kein Problem damit ihr Gesicht und ihre Seele ungeschminkt zu zeigen, weil sie wusste er würde zu ihr stehen. Zwei ganze Jahre lang. Ohne Wenn und Aber. Der Tag X kam dann genauso schnell, wie die Entscheidung, die sie damals getroffen hatten. Es war das Datum, das sie sich auf ihre Herzinnenseiten geschrieben hatten, um zu verhindern, dass ihre Beziehung schlecht wurde, abgelaufen war und beiden einfach nicht mehr schmeckte. Sie fühlte sich enstpannt. Fast schon gut gelaunt. Gestern hatte sie ihre Sachen bei ihm feinsäuberlich in einen kleinen Karton gepackt. Er hatte ihr stillschweigend dabei zu gesehen. Sie verspürte keinen richtigen Trennungsschmerz, obwohl sie wusste, dass er ihr fehlen würde. Ihr Herz hatte die Gefühle gut dosiert. In den letzten Monaten hatte es fast unmerklich die Dosierung an Zärtlichkeiten runtergeschraubt, sich leise und heimlich auf den Weg gemacht und sich Stück für Stück von ihm entfernt. Es gab keine Schuldzuweisungen, keine Vorwürfe, keine Verletzungen. Keine Diskussionen, kein Betteln, kein Verzweifeln. "Was sollen wir eigentlich unseren Freunden erzählen? Der Familie?" Er dachte immer pragmatischer als sie. "Das, was alle Pärchen bei einer Trennung erzählen - es hat einfach nicht geklappt. Wir haben uns auseinander gelebt. Keine Ahnung, such dir was aus." Sie lächelten sich an. "Es war eine gute Zeit mit uns", er streichelte ihr über den Arm. "Ja, war es." "Tun wir das Richtige?" Die Neun schien unsicher zu sein. "Tun wir denn das Richtige, wenn wir zusammenbleiben ?" Die Sieben lächelte souverän. Das hatte sie in den letzten zwei Jahren von ihm gelernt. Sie umarmten sich, er gab ihr einen Kuss auf die Wange und sie ihm keine Gelegenheit noch mal etwas sagen zu können. Und dann saß sie im Auto und fuhr in ihr eigenes Leben zurück. Sie hatte keinen Liebeskummer. Ihr Herz war ganz geblieben. Sie musste sich nicht fragen, ob es an ihr gelegen hatte oder an ihm. Sie musste sich nicht darüber Gedanken machen, ob er verletzt oder enttäuscht war. Ob man alles hätte früher vorhersehen können oder ob sie zu viel oder zu wenig investiert hatte. Sie fragte sich nicht, was sie in der nächsten Beziehung anders machen könnte, und wer besser zu ihr passte. Sie schmeckte nicht den bitter-süßen, fahlen Geschmack der Melancholie und der Sehnsucht, wenn sie an ihn dachte. Und sie spürte nicht die kalte Umarmung der Einsamkeit oder das fiese Zwicken des Verlassenwerdens. Nicht ihr aufgebrachtes Herz. Oder die aufgewühlte Seele. Sie fragte sich nicht, was er wohl gerade machte oder ob er an sie dachte. Sie bildete sich nicht ein, dass sein Geruch noch an ihrer Haut und in ihren Haaren hing. Sie war nicht stärker oder schwächer geworden in den letzten zwei Jahren. Nicht gebrochen. Nicht bestärkt. Sie hatte alles richtig gemacht. Und als ihr das bewusst wurde, fing sie laut an zu weinen. Nie hatte sie die Liebe mehr vermisst.
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Himbeerklumpen
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Immer höher
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DER MANN STEIGT AUF DEN SESSEL der mann steht auf dem sessel DER SESSEL STEIGT AUF DEN TISCH der mann steht auf dem sessel der sessel steht auf dem tisch DER TISCH STEIGT AUF DAS HAUS der mann steht auf dem sessel der sessel steht auf dem tisch der tisch steht auf dem haus DAS HAUS STEIGT AUF DEN BERG der mann steht auf dem sessel der sessel steht auf dem tisch der tisch steht auf dem haus das haus steht auf dem berg DER BERG STEIGT AUF DEN MOND der mann steht auf dem sessel der sessel steht auf dem tisch der tisch steht auf dem haus das haus steht auf dem berg der berg steht auf dem mond DER MOND STEIGT AUF DIE NACHT der mann steht auf dem sessel der sessel steht auf dem tisch der tisch steht auf dem haus das haus steht auf dem berg der berg steht auf dem mond der mond steht auf der nacht -- Ernst Jandl
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Ich, Es und mein Über-Ich – Teil I
Im Zwiegespräch zu dritt auf dem Weg zur S-Bahnhaltestelle.
Ich laufe durch die Straßen seiner Stadt zum Bahnsteig. Ich balle die Fäuste und hoffe, dass es die Passanten nicht sehen. In meinem Kopf tobt ein Sturm aus Wut, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Gedankenfetzen. Ich kann keine zwei Gedanken geradeaus denken. Erster Teil eines fiktiven Gesprächs im Zwiespalt; zwei Gedankenfronten gegeneinander, aus denen die drei vom Siggi Freud werden: Ich: „Das bin ich nicht gewesen gerade.“ Es: „Was soll der Pseudo-Psychologische Scheißdreck. Du wolltest Sex, das ist alles. Und was ist schlimm daran?“ Ich: „Vielleicht, dass ich nicht mit ihm zusammen bin? Und dass ich eigentlich annehme, nicht auf Jungs zu stehen?“ Es (lacht): „Na, das sah vorhin aber anders aus. Komm schon, denk nicht so viel nach.“ Ich: „Aber ich muss doch wissen was ich will.“ Es: „Ja, Sex mit diesem Typen!“ Ich: „Aber wenn ich mich danach so scheiße fühle wie gerade? Was soll das?“ Es: „Das ist deine Erziehung, die hat dir geschadet. Die Nachwirkungen einer schizophrenen Teenager-Erfahrung: Auf der einen Seite Sex-Industrie und Pornos. Auf der anderen: christliche Beziehungsvorstellungen inklusive Blümchensex. Deine Erzeuger meinten es gut mit dir, aber was sie produziert haben, ist Chaos und einen beziehungsunfähigen Menschen. Für dich hat Sex, richtig hemmungsloser Sex nichts mit der Liebe zwischen zwei Menschen zu tun.“ Ich: „Hm. Du könntest recht haben...“ Es: „Ja, natürlich habe ich recht. Immer wenn du und er über eure Gefühle für einander geredet hattet, konntest du hinterher nicht voll abgehen und ihn ... Ich: „Jaja, ich weiß auch was war, danke.“ Es: „Herrje, bist du verklemmt.“ Ich: „Wie auch immer. Ich kann nicht Sex mit ihm haben und ihn lieben.“ Es: „Also gut, dann fick ihn nur.“ Ich: „Nein! Der Sex ist doch nur ein vergleichsweise kleiner Teil in unserem seltsamen Verhältnis zueinander.“ Es: „Äh, aber ein sehr wichtiger.“ Pause. „ Bitte sag mir jetzt nicht, dass du das nicht so siehst.“ Ich: „Was heißt schon wichtig. Vor einigen Monaten hatten wir auch keinen Sex und waren tolle Freunde.“ Es: „Aah ja, der nächste Schwachsinn.“ Ich: „Bitte was?“ Es: „Dein naiver, seltsamerweise alles überlebender Glaube an eine Mann-Mädchen-Freundschaft. Das hast du schon zwei Mal in deinem eher kurzen Leben ausprobiert und...“ Ich: „... zwei Mal ist es schief gegangen. Ja. Aber nicht wegen mir. Wenn die Gefühle für mich entwickeln...“ Es: „Fakt ist, es IST schief gegangen. Und trotzdem hast du nun wieder in eine Freundschaft zwischen den Geschlechtern investiert und vor Eltern und Freunden proklamiert: Wir sind nur Freunde, mehr nicht. Du hast dir insgeheim geschworen, wenn diesmal diese Freundschaft wegen Der Liebe kaputt geht, egal von wem sie ausgeht, dich nie wieder zum Lager der Verfechter von Männer-Frauen-Freundschaften zu zählen. Und was ist jetzt?“ Ich: „Jetzt müsste ich mich eigentlich der gängigen Meinung anschließen, dass Freundschaften zwischen Jungs und Mädels nicht klappen. Aber warum eigentlich nicht?“ Fortsetzung: Ich, Es und mein Über-Ich – Teil II
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batida.de.coco
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Fickrig zu sein hat wirklich was witziges
Ist es normal, wenn man den ganzen Tag nur an Sex denkt? Und: öhm... SEX???
Ich wache auf und denke mir „Hey... so ein Kerl neben, beziehungsweise auf, beziehungsweise unter dir wäre jetzt nicht schlecht...“ Ich dusche und denke mir„Hey, so ein Kerl, der dich einseift wäre jetzt nich schlecht...“ Ich sitze in der Schule, sehe den Lehrerpult und denke „Hey, wie es wohl is, da heimlich mit dem süßen Referenten zu f****n?“ Ich sehe auf dem Heimweg Autos und denke mir „Hey, da drin lässt es sich sicher gut v***ln...“ Ich komme nach Hause und denke mir beim Anblick des Küchentisches das selbe wie bei dem Lehrerpult. Ich sehe unsere Couch im Wohnzimmer und denke an den Sex mit meinem Exfreund auf genau dieser. Ich esse eine Banana... was ich denke, muss ich sicher nicht erwähnen. Ich lege Muse ein, Absolution, denn es ist eine Sex-CD. Wie gut der Sex war, den ich dabei schon hatte... und meine Fantasie spielt weiter verrückt. Ich verabrede mich mit einer Freundin. Nein, dabei denke ich nicht an Sex. Aber auf dem Hinweg zu unserem Treffpunkt begegnen mir einige Männer und Jungs. Und ich denke an Sex. An wilden Sex. Hemmungslos. Animalisch. Und alles, was dazu gehört. Und so geht es den ganzen Tag!!! Bis ich abends, nach tausend Gedanken an Sex ermattet, einschlafe, am nächsten Morgen aufwache und mir denke, was am Tag vorher bloß los mit mir war. Welches Tier sich da in mein Kopf beziehungsweise in meinen Unterleib gesetzt hat. Und ich muss darüber lachen. Denn es ist eine Art Ausnahmezustand. Fickrig zu sein hat wirklich was witziges. Wenn jemand die Gedanken von mir lesen könnte, was nun der Fall ist, dann wäre das schon peinlich... ups. Naja, wurscht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht die einzige bin, der es an manchen Tagen so ergeht. Nach fast 11 Monaten unfreiwilliger Abstinenz spielen meine Hormone verrückt. Öhm... SEX? "Wichtige Links zu diesem Text" einfach geil...
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Dollylein
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Vermissen.
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Mir fehlen deine dunkel blauen Augen, dein Grinsen, bei dem deine weißen Zähne zum vorscheinen kommen. Mir fehlt es dir durch deine kurzen schwarzen Haare zu wuscheln, deinen Körper zu streicheln. Mir fehlt der Klang deiner Stimme. Mir fehlt dein Blick beim Sex. Mir fehlt dein Geruch nach dem Sex. Mir fehlt der Geruch deines Deos. Mir fehlt es neben dir im Bett zu liegen, mich an dich zu kuscheln,dich im Schlaf zu beobachten und über dein Bart zu streicheln. Mir fehlt es zu sehen wie kitzlig du dann aufeinmal bist und ich deswegen grinse. Mir fehlt es mit dir zu duschen, zu lachen, zu reden, zu schweigen. Mir fehlt sogar deine dämliche Sonnenbrille, die dir absolut nicht steht. Mir fehlt es mit dir durch die Straßen zu laufen und dabei das Gefühl zu haben, dass alles auf der Welt egal ist solange du neben mir bist. Du fehlst mir.
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Pusteblumenelfe
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Angekommen.
Doch es ist so ein Augenblick, in dem es unnötig ist etwas zu sagen, und ausnahmsweise sind wir sogar fähig das zu erkennen.
Samstagnachmittag, Anfang Herbst. Es ist gerade noch warm genug um draußen zu sitzen, und das tue ich auch. Ich sitze da, auf dem Balkon der nicht meiner ist, rauche Gras, das nicht meines ist, mit einem Kumpel aus der Klasse, die nicht mehr meine ist. SMS von dir: „Hast du Lust vorbeizukommen? Dann rauchen wir entspannt was und machen uns nen netten Abend“ Klar habe ich Lust. Aber so schreibe ich das nicht direkt. Ich schreibe mehr so etwas in die Richtung „Mal schauen, falls ich nichts Besseres finde komm ich vorbei, ich schreib dir nochmal.“ Eine halbe Stunde halte ich für eine angemessene Zeitspanne dich warten zu lassen, bis ich dir endgültig zusage und losfahre. Inzwischen ist es dunkel geworden. Die kalte Luft lichtet den Nebel in meinem Kopf etwas, und bis ich bei dir ankomme, bin ich schon fast wieder klar. Als ich die Wohnung betrete, die du immer noch mit deiner Mutter teilst, weil ihr euch so bewundernswert gut versteht, schaust du mich mit diesem Lächeln an, das typisch für dich ist. Dieses Lächeln, das nichts anderes als pure Lebensfreude, gemischt mit ein wenig Abenteuerlust, ausdrückt. Während wir da sitzen, reden, lachen, Musik hören, rauchen, bist du so unheimlich doll du selber, dass es mich beinahe umhaut. Es überrascht mich, wie unverfälscht du Du bist wenn wir alleine sind, obwohl es doch erst ein Jahr her ist, dass wir uns getrennt haben. Oder ich mich getrennt habe. Von dir. Weil ich nicht gesehen habe, dass nicht du es warst, mit dem ich nicht klar kam, sondern ich selber. Darauf folgte ein Jahr mit wenig Kontakt, und keinem einzigen Treffen zu zweit. Außer im Bett, waren wir kaum je alleine. Und im Bett sind wir immer wieder gelandet. Nie nüchtern. Aber immer wieder. Schließlich sitze ich auf deinem Bett und lese, bis du zu mir kommst, dich neben mir aufs Bett legst und mich fragst ob ich dir vorlese. Das tue ich, lange. Du schlingst deine Arme um meinen Oberkörper, schmiegst dich an mich und ich bin kurz davor zu vergessen, das es auch noch eine Welt außerhalb deines Zimmers gibt. Die Geschichte erfüllt solange den Raum, bis meine Augen drohen zuzufallen. Ich drehe mir eine Zigarette, und auf deine Bitte hin, dir gleich eine mit. Solange wir rauchen, sagen wir beide kein Wort, was für sich genommen schon außergewöhnlich für uns ist, wo wir doch sonst kaum jemals schweigen. Doch es ist so ein Augenblick, in dem es unnötig ist etwas zu sagen, und ausnahmsweise sind wir sogar fähig das zu erkennen. Nachdem die Zigarettenstummel beide im Aschenbecher gelandet sind, stehe ich auf um das Licht auszumachen, den PC herunterzufahren und das Fenster zu öffnen. Während ich durch das Zimmer laufe, folgt dein Blick, der auf eine unbestimmte Art und Weise zufrieden wirkt, mir die ganze Zeit. Ob es dieser Blick oder das Gras ist, was mir ein Gefühl von Leichtigkeit gibt, ist mir nicht klar. Vermutlich eine Mischung aus beidem. Als ich zurück zum Bett komme, sehe ich im Halbdunkel, wie du die Decke leicht anhebst, damit ich herunter kriechen kann. Unwillkürlich fällt mir auf, dass du früher wenn ich bei dir übernachtet habe, immer eine zweite Decke rausgesucht hast. Heute nicht. Ich lege mich also zu dir, und als wären sie nur dafür gemacht, passen sich unsere Körper einander an. Deine Hand streichelt meinen Rücken, mein Kopf liegt in deiner Halsbeuge, meine Finger fahren durch dein Haar. Es erscheint mir wie eine Ewigkeit, die wir so da liegen, bis wir uns küssen. Erst vorsichtig, forschend, dann wilder, lustvoller. Ich hatte vergessen, wie verführerisch sich deine Lippen auf meinen anfühlen. Nachdem wir miteinander geschlafen haben, bleibe ich auf dir liegen, umarme dich und wir küssen uns, immer und immer wieder. Zärtlich, gefühlvoll, vertraut. In diesem Moment fühle ich mehr für dich, als ich es je getan habe als wir ein Paar waren. Am nächsten Morgen fahre ich mit einer Verwirrung nach Hause, die ich schon lange nicht mehr gefühlt habe. Ich hatte Sex erwartet, aber nicht diese Gefühl von angekommen sein. Tags: Ankommen, Trennung, Neuanfang, Zuhause, du
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ellelavie
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Ich war ganz allein - und das war gut so
Lyrik, prosaisch oder Prosa, lyrisch
Es war eine laue Sommernacht. Ich saß auf dem Balkon und rauchte genüßlich. Auf dem Tisch stand ein Glas mit kühlem Weißwein. Die Turmuhr schlug Mitternacht. Sterne funkelten. Der Mond tauchte gerade über der Skyline der Stadt auf. Von irgendwo her wehten sanfte Jazztöne herüber. Ich war ganz allein - und das war gut so. C 2/17 by Elle Lavie, a.d.: vl63 Tags: nachts
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Marc_Schuermann
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Der geborene Lügner
Wie fandest du den Artikel über einen falschen Arzt?
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Mrs.Rocknroll
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Dabei war ich doch schon über dich hinweg.
So viele tausend Mal.
Ich steh' wieder hier. Genau hier. Hier sahn wir uns zum ersten mal. Hier küssten wir uns zum ersten mal. Ganz schüchtern. Und noch ganz fremd. Hier legte ich meine Hand in deine und das Kribbeln in meinem Bauch lies mich fast umfallen, vor Glück. Die Mütze und das Skateboard auf deinem Rücken, dass jetzt zerbrochen ist, beides habe ich noch. Und du hast die Gitarrenkette, die ich um den Hals hatte. Ich legte meine Hand in deine und ich wusste, ich werde sie dort nie wieder rausziehn wollen. Jetzt steh' ich hier. Alleine. Es ist windig. Ich hole tief Luft. Ich war doch über dich hinweg. Schon so viele tausend Mal. Ich sehe dein Gesicht vor mir. Wie du gegrinst hast. Damals hast du mir eine Zigarette angeboten. Jetzt ziehe ich eine eigene aus meiner Tasche heraus. Ich zünde sie an und es tut mir ein bisschen weh, denn anstatt deiner Hand sehe ich meine vor mir, die das Feuerzeug umschließt. Ich erinnere mich daran, wie sehr ich gezittert habe. Vor Aufregung, vor Schmetterlingen. Jetzt bin ich ruhig. Da sind keine Schmetterlinge mehr. Du hast sie mitgenommen. Mir weggenommen. Ich war doch über dich hinweg. Schon so viele tausend Mal. Ich sehe Millionen Bilder in meinem Kopf. Von dir. Von uns. Von dieser Perfektion. Ein Güterzug fährt an mir vorbei und der Wind zerrt so stark an meinen Haaren, wie du an meinem Herz. Es war schön mit dir. Ich will das du das weißt. Aber ich fürchte, das alles interessiert dich kein bisschen mehr. Ob du noch an mich denkst? Ich denk jeden Tag an dich. Mehr als nur einmal. Du bist noch immer überall. Und ich weine schon wieder um dich. Ich gehöre immernoch irgendwie zu dir. Ich gehöre immernoch irgendwie dir. Dabei war ich doch schon über dich hinweg. Schon so viele tausend Mal. Heute Nacht hab ich von dir geträumt. Im Traum hast du mich zweimal verlassen. Einmal so, wie es wirklich war und einmal warst du tot. Im Traum. Das lässt mich jetzt den ganzen Tag nicht los. Für mich ist das irgendwie ein Zeichen. Dich zu fragen. Meinen ganzen Mut zusammen zu nehmen und dir nochmal mein Herz vor die Füße zu legen. Dich zu fragen. Nach einem neuen Versuch. Nach einer neuen Chance für uns zwei. Aber du glaubst nicht an Schicksal. Das nimmt mir den Mut. Und ich bleib' einfach hier stehn und weine um dich. Dabei war ich doch schon über dich hinweg. So viele tausend Mal.
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MarekKlippendichter
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Pappkarton Villa
Eine Straße zwischen Gut und Böse. Dualität. Gewaltenteilung.
Eine Straße zwischen Gut und Böse. Dualität. Gewaltenteilung. Auf der einen Seite die Dekadenz, das schnelle leichte Leben - jemand anderes muss dafür geben. Ein Casino, lichterloh prunkvoll. Leuchtender als der Sternenhimmel über dem Gebäude. Ein vornehmer Herr ganz in schwarz gekleidet, tanzt freudig auf und ab, seine Lackschuhe klappern auf dem Bürgersteig - der Takt hallt bis in die mit Marmor ausgelegte Eingangshalle. Schwarz - Weisse Karees geben schon beim Betreten den Hinweis ja den richtigen Schritt zu tun. Dieser Tänzer auf dem Drahtseil liebt die Wette. Und er macht sich verlieren, du wirst unachtsam wirst dich letzlich verlieren, er letztlich gewinnen. Eine Straße zwischen Gut und Böse. Dualität. Gewaltenteilung. Auf der anderen Seite stoischer Hedonismus. Genügsamkeit und der Reichtum durch Verzicht. Oder die Erkenntnis dass es verarmt gut zu leben. Was hat wer, wenn er nichts mehr vermag zu geben ? Gute Worte machen beizeiten noch nicht satt. Ein Obdachloser Hirte der seine Schäfchen verloren hat, lässt die Knöpfe in der Kollekte klimpern. In der Hoffnung auf ein wenig Kupfer. Er hat alles gegeben, nun bedient er nur noch gelegentlich seinen eigenen Hunger. Der Regen weicht so langsam das Dach auf, dieses provisorischen Pappkartonbaus. Gott, Prophet - irrelevant, es gibt niemandem der das von einem Penner glaubt. Da klimpert und klappert es auf dem Beton der durch den Regen ein wenig den Sternenhimmel reflektiert. Der Herr in Schwarz nähert sich dem Obadchlosen und seiner durchweichten Bleibe. Sagt der Elegante Herr: "Fürwahr sei du froh, ich hab was übrig für arme, veraltete Greise"! Lächelt absondert dabei kalten Hass, mit jedem Winkelzug des Angesichtes. Da wirft er vor den Obdachlosen ein paar der Kupfer Pennys. Sagt:"Nimm du armer alter Greis, erloschener Geist"! Da erwidert der Obdachlose, in einer Atmosphäre aus Urin, billigem Dope und verendeten Ratten: "All dein Prunk ist nur von kurzer Dauer, spar dir deine scheinbar guten Dienste, denn nichts tust du allein zum Fremdzweck!" "Die glückliche Göttlichkeit liegt im Teilen, und das macht uns Menschlichsein." mischt sich dort eine zweite Stimme aus dem Pappkarton ein. Jevus, lass den Bonzen, Bonzen sein, Ich bau noch einen! sagte da der Obdachlose zu seinem Gefährten. Der Herr in Schwarz will doch ein Verführer sein. Doch diese Nacht verführt er keinen.. Kehrt Heim, zurück zum Prunk und schließt sich deprimiert in einen Pappkarton ein.
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sehen
gesellschaft
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cba.321
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Borderline. Monolog.
Du bist gewillt, dich zu zerstören und reißt mich mit in deinen Abgrund.
Höre auf zu hoffen, Du machst mich krank. Du machst mich kaputt. Höre auf, immer und immer wieder zu vertrauen. Du weißt genau, es ist nicht richtig. Du weißt genau, warum du das tust. Du bist so naiv, so selbstlos. Du stolperst auf dich zu, in dich hinein. Du verlierst dich immer wieder, immer mehr in deinem Wahn. Wie lange schon ist dir egal. Dein Zeitgefühl ist dir in einem deiner endlosen Gänge abhanden gekommen. Und du wirst einen Teufel tun, danach zu suchen. Stillstand. Dein Zerbrechen. Deine erbärmliche Sichereit. Es war ein seltsames Gefühl, nicht wahr? Zu erwachen, aufzustehen und dich nicht mehr von der Stelle, sondern nur noch innerhalb deiner selbst zu bewegen. Plötzlich warst du gefangen in deiner eigenen Gestalt und gehst seit dem bei jedem Schritt ein Stück weiter verloren. Als dir klar wurde, dass du den Ausgang sowieso niemals finden würdest, hast du dich im Stillstand eingerichtet. Wo gehörst du hin? Wo kommst du her? Ist es das, was dir wichtig ist? Weißt du überhaupt, wonach du suchst? Du suchst die Nähe, weil du es hasst, allein zu sein. Du stößt alles von dir, weil das Wort "gemeinsam" nicht mehr in deinem Wortschatz zu finden ist. Du trinkst zu viel und denkst zu wenig. Du suchst nach dieser Tür, die sich dir öffnet. Du suchst nach der reichenden Hand, die du zu ergreifen so gewollt warst. Doch tust du nichts anderes, als um dich zu schlagen und alle Hände von dir zu weisen. Du bist wie ein kleines Kind, welches du damals nicht sein durftest. Höre auf, zurückzublicken. Sieh` gefälligst nach vorn. Greife nach der Veränderung, tu es endlich! Höre auf, deinem Selbstzerstörungstrieb zu verfallen. Reiß dich endlich zusammen und mach dir das Leben nicht so schwer. Du bist die, die sich die Steine in den Weg legt. Aber das weißt du natürlich. Du weißt, dass du immer schon ein schlechtes Kind warst. Du weißt, dass so vieles nicht der Wahrheit entspricht. Aber es muss deine Wahrheit sein, um damit Leben zu können. Doch du machst es mir unerträglich, mit dir zu leben. Ich will dich nicht aufgeben. Du bist alles, was ich noch habe. Mach` es mir bitte nicht mehr so schwer. Hilft mir doch, ein Teil deines Lebens zu sein. Lasse zu, was da ist. So viel Wut, so viel Trauer. Ewige Verzweiflung. Höre auf, nach den falschen Gründen zu suchen. Verlange nicht von dir, deine Schwächen zu verstecken. Diese machen dich nicht zu einem schlechten Menschen. Aber womöglich ist das dein Problem, mh? Verbiete es dir nicht, glücklich zu sein. Du musst nicht existieren. Du darfst leben, wenn du es dir erlaubst. Tags: Borderline, Selbsthass, Hoffnung, Verzweiflung, Depression
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marina_knol
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Einhundert Kilometer bis zum Meer
Meer ist das, was jeder mag. Meer verlockt zum Träumen. Meer glättet die Wogen. Meer ist, was ich liebe.
Das Wochenende startet für mich meist erst am Samstag. Das ist der Tag, an dem alle Verpflichtungen beiseite geschoben werden können und man auch mal abschalten darf. Samstags ist alles erlaubt. Samstags ist alles schöner. Und jeder Samstagmorgen sollte mit einem ausgiebigen Frühstück beginnen: denn Frühstück ist nach Mittag- und Abendessen die wichtigste Mahlzeit, pflege ich immer zu sagen. Ein Samstagsfrühstück, an dem man alles essen darf, wofür an Wochentagen und in der Arbeitseile keine Zeit bleibt. Mein Lieblingsfrühstück: Ei - gerührt, gekocht, gebraten oder gespiegelt. Am liebsten in Zweisamkeit, romantisch im Gegenübermodus. Dieses Wochenende ist ein besonderes. Du hast es dir zur Aufgabe gemacht, mich in vollen Zügen zu überraschen. Ein lange vor sich hingeschobener Ausflug wird nun endlich beginnen. Die Stecknadel ist gesetzt. Es geht tiefer in den Norden - Richtung Wasser, Richtung Strand. Erster Halt... Ich weiß noch immer nicht, wohin genau es gehen wird, deshalb fällt das Taschepacken etwas schwerer als sonst. Das Wichtigste habe ich dabei - Kamera, Kaffee und dich. Mit dir ist Reisen immer etwas Besonderes. Tür zu. Schlüssel umgedreht. Stufe für Stufe runter gesprungen. 49 Stufen näher am Ziel. Wir stehen unten vor unserem Mobil. Das ist er: unser Wochenend-Porsche. 58 PS-Mittelleistungsmotor. Reines Sexappeal auf vier Rädern verpackt in einer königsblauen Kiste. Er klingt sogar genauso - fährt nur etwas langsamer. Und dann geht es endlich los. Ein erstes Mal Lübeck. Ein weiteres Abenteuer mit dir. Wunderschöne Aussicht. Doch leider noch zu wenig Meer für mein stürmisches Gemüht. Mein Herz schreit nach der hohen See, nach einem kitschigen und bunten Sonnenuntergang, nach einer kühlen Frühlingsbrise am Wasser. Bilderbuch- und Fotoalbengeschichten. Nächstes Ziel - Travemünde. Einen Schritt näher an der See. Einen Schritt näher am geliebten, nassen Blau. Nur 100 Kilometer von Zuhause. Und jeder Meter ist es wert, erkundet zu werden. Schiffe, Wasser, Fähren, wir. Man sieht hin und sieht sich nicht satt an dieser Kulisse. Maritime Stimmung. Maritimer Duft. Maritime Wärme. Animiert vom maritimen Flair, suchen wir die nächste Herausforderung. Wir beginnen die Jagd nach vergangenen Momenten, nach Erinnerungen, die wir uns vor acht Jahren machten. Weiter oben und auf der anderen Seite dieser Bucht, starteten wir unseren ersten Ausflug. Am Timmendorfer Strand erbaute ich mein erstes Schloss mit dir. Du zeigtest mir das weite Meer, wie keiner vor dir es tat. Wir erkundeten den Strand, sammelten klischeehaft Muscheln, Steine und Ostseesand in Flaschen. Genossen die Ferne und das Weite. Meer. Jeder Meter bis hier hin, war es wert. Und auch heute noch ist jeder Schritt den wir erneut bis hier hin machten, es wert gegangen zu werden. Ein weiteres Mal passieren wir den Steg und laufen auf das blaue, ruhige Meer zu. Kurz bleiben wir stehen und genießen die Farben des Himmels und die Stille, die sich um uns schmiegt. Genug Zeit, um Erinnerungen wachzurufen und zu genießen. Die Sonne geht unter. Wir sind gerührt. Es ist wie damals. Nur diesmal erwachsener, größer, später. Schöner.
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“AFTER ALL THIS TIME? ALWAYS.”
… oder: 5 Gründe, wieso ich ein Potterhead bin und mich auch mit meinen 23 Jahren nicht dafür schämen muss.
Mein heutige Post dreht sich um meine absolute Lieblingsbuchreihe seit ich in der Lage bin selbstständig lange Bücher zu lesen: Harry Potter. Ich denke jeder, der auch ein Kind der 90er Jahre ist und Geschichten mit einer Menge Fantasieeeeee liebte, wird dem Jungen, der überlebte, und seinen Abenteuern verfallen sein. Der erste Band bzw die deutsche Übersetzung erschien im Juli 1998. Da war ich 6. Zunächst ging die Harry Potter – Welle irgendwie an uns vorbei. Doch sobald man es im Freundeskreis – und nein, nicht nur in meinem, sondern auch dem meines Vaters – flüstern hörte, wie toll diese Geschichte doch sei, landete das Buch natürlich auch bei uns Zuhause… Das war also in der Grundschulzeit. Ich konnte schon lesen, doch viel schöner fand ich es, dass mein Papa es mir abends vor dem schlafen gehen vorlas. Heute weiß ich: Oft hat er auch lange nachdem ich eingeschlafen war schon weitergelesen und musste am nächsten Tag die Seiten wiederholen. Doch das ist bei der Geschichte kein Problem. Ich kann wirklich nicht zählen, wie oft ich das Buch bzw die Buchreihe schon gelesen habe, es sind unendliche Male. Auch im Urlaub war der junge Zauberer und seine Freunde immer dabei und manchmal las auch ich meinem Papa vor. Denke ich an die Geschichten, sehe ich die Bücher in den Regalen stehen oder auch die DVDs, so habe ich Schmetterlinge im Bauch. Das ist ein Gefühl, was nur jemand nachempfinden kann, der eben diese EINE Sache in der Kindheit hatte, die einen süchtig machte. Warum? Das erzähle ich euch jetzt. (Spoiler Alert!) Grund Eins: Harry, Ron und Hermine wurden mit mir erwachsen. Wie bereits erwähnt, las ich den ersten Band in der Grundschule. Der letzte erschien 2007. Der erste Film wurde ebenfalls irgendwann in der Grundschulzeit ausgestrahlt. Ich war dreimal drin, das weiß ich noch genau. Mit der Schulklasse, mit meinem Vater und einer Freundin & mit meinem Vater und meinen Großeltern. Das war das einzige Mal, dass ich mit meinen Großeltern im Kino war und es ist und bleibt eine wunderschöne Erinnerung. Der letzte Film erschien im Juli 2011. 14 Jahre nachdem das erste Buch erschien. In anderen Zahlen ausgedrückt: Ich war ungefäht 7, als ich die Zauberwelt rund um Hogwarts kennenlernte und auf meinen eigenen Brief wartete und 19, als der letzte Film im Kino lief und mit ihm meine Tränen, da damit eine Phase abgeschlossen war. Meine Helden waren erwachsen geworden und ich auch. Grund Zwei: Flucht in eine andere Welt. Ich war und bin noch heute oft ein sehr schüchterner und in sich gekehrter Mensch. Ich brauche Zeit, um aufzutauen und lebte sehr lange mehr in meinen Traumwelten, als in der Realität. Das hat sich inzwischen geändert, doch trotzdem bleiben die Harry Potter – Bücher ein Ort der Zuflucht. Als mein Opa starb, war eine meiner ersten Reaktionen mir den ersten Band von Harry Potter zu schnappen und einfach drauf loszulesen. Bin ich krank, mache ich mir die Filme an. Kann ich nicht einschlafen, weil meine bessere Hälfte unterwegs ist, ein Hörbuch. In der Welt von Harry Potter bin ich Zuhause. Das mag für viele albern klingen, mir hat es oft meinen Arsch gerettet, dass ich so einen Zufluchtsort hatte. Grund Drei: Es stärkt den Charakter. Erinnert ihr euch an Hermine, die einen großen Teil des ersten Bands von Harry und Ron gehänselt wurde? Doch dann rettet sie ihnen das Leben und sie werden gute Freunde. Hermine hat sich nicht unterkriegen lassen und ist ein Charakter, der immer an das Gute im Menschen glaubt. Sie ist die einzige, die auch Professor Snape nicht als Bösewicht abstempelt, wie die anderen es tun. Am Ende behält sie schließlich Recht. Wer glaubt, Harry Potter ist ein Kinderbuch, in dem es ausschließlich um Zauberei geht, der täuscht sich. Es geht um die Liebe, um den Glauben an sich selbst und daran alles schaffen zu können. Es geht darum, Mut zu beweisen und Freundschaften zu erhalten, egal wie schwierig es wird. Durch die unterschiedlichen Charaktere wird sich jeder in diesem Buch wiederfinden können und schließlich für sich selbst etwas lernen. Grund Vier: Es ist etwas fürs Herz, die Seele und wie ein Tagebuch. Egal wie oft ich die Szene sehe in welcher Sirius ins Reich der Toten fällt, Dumbledore vom Turm stürzt, Dobby in Harrys Armen stirbt oder Snape seine letzten Worte ausspricht. Es bringt mich jedes Mal zum Weinen. Jedes. Mal. Doch auch die schönen Momente in den Büchern bringen mich zum Schmunzeln, Lachen, treiben mir Schmetterlinge in den Bauch und das Gefühl von “dieses Gefühl kenne ich doch.” Dann erinnere ich mich, dass ich diese Szene auch mal gelesen habe, als ich in Dänemark auf der Terrasse in der Sonne lag oder als ich im Wohnzimmer auf dem Sofa lag und den Tod meines Hundes verarbeitet habe. Ich bin sowieso der Meinung, dass Bücher Erinnerungen aufheben. An ihren Seiten kleben sie, so fest, dass sie dort nicht mehr fortgehen – auch in hundert Jahren nicht. Ein Buch, welches man hunderte von Malen gelesen hat, hält tausende von Erinnerungen fest. Der perfekte Tagesbuch-Ersatz. Grund Fünf: Es gibt 100 Gründe, “Harry Potter” zu lieben. Ich könnte diese Liste endlos weiterführen. Begonnen bei der grandiosen Schreibweise, der tollen Fantasie und den perfekten, zahlreiche Charaktern. Die vielen mystischen Wesen, die Zaubersprüche, die Tatsache, dass Hogwarts Harrys Zuhause ist. Dem Süchtigkeitsfaktor, der auch nach 17 Jahren nicht nachgelassen hat. Der Zuneigung, die ich für die Autorin empfinde, weil sie dieses Werk geschaffen hat. Die Aufregung den Abend bevor ein neuer Band erscheinen wird und die Vorfreude, wenn ein neuer Kinofilm herauskam. Der Kloß im Hals, als die letzten Seiten des letzten Bands ausgelesen waren, als der letzte Film geguckt war und die Leere, die dann erstmal herrschte. Die vorherigen vier Gründe, waren sehr persönliche Gründe, von denen ich aber garantiere, dass sie mit mir Millionen von Menschen teilen. Nun bin ich erwachsen, doch trotzdem ist die Geschichte über Harry Potter ein Teil von mir, ein wichtiger Teil, denn durch Harry Potter habe ich die Liebe zur Literatur entdeckt und den Willen selbst eine Fantasiewelt zu schaffen, in der sich eines Tages vielleicht auch Kinder und Jugendliche verstecken können. Ich freue mich schon darauf, wenn ich meinen eigenen Kinder später mal die Bücher vorlesen kann und hoffe, sie mit meiner Begeisterung für die Zaubererwelt anstecken zu können. Und wenn nicht, dann lese ich die Bücher eben für mich alleine, wieder und wieder und wieder. Tags: Harry Potter, Potterhead, Nerdlife, Snape, 90s, Bücher, Zauberer, Kinder, Kindheitserinnerung
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Fiona
Er lächelte auch noch, als er das Gespräch annahm. Und dann war es fort, das Lächeln. Es entglitt ihm, sowie das Telefon aus der Hand.
Fiona war klein, rundlich und liebenswert. Sie lächelte immer, sogar mit ihren großen, grünen Augen. Luca kannte kaum jemanden, bei dem sich das Lächeln auf die Augen erstreckte. Das faszinierte ihn sofort an ihr. Fiona war glücklich, ganz ohne Maskerade und aufgesetztem Gesicht. Sie lachte laut, wenn ihr danach war und außerdem war sie immer ehrlich. Luca wusste nie, ob ihr bewusst war, dass das manchmal zu unangenehm für die Menschen in ihrer Umgebung wurde, gar peinlich. Luca kichert noch heute, wenn er daran denkt. Wahrscheinlich wäre ihr das sowieso egal gewesen. Was andere Leute dachten war ihr selten wichtig. Er war da schon eine Ausnahme. Auf dem Sommerfest der Schule, da sah er sie zum ersten Mal. Süß sah sie aus, mit den blonden Locken, die unter ihrem roten, viel zu großem Hut hervorquillten. Dazu trug sie ein blaues Sommerkleid und rannte Barfuß und lachend vor einem Freund davon, der sie mit einer Wasserpistole verfolgte. Das war der Augenblick, in dem er sich verliebte. Rettungslos. Restlos. Er starrte sie an und sie sah ihn dabei. "Warum guckst du denn immer?", rief sie von Weitem. Luca erschrak als er merkte, dass sie ihn meinte. Peinlich berührt stand er nun da, die Blicke der anderen Schüler auf sich spürend und die Frage in der Luft schwebend. Unentschlossen, was er machen sollte zog er die Schultern ein und machte sich klein, bevor er zögernd einen Schritt auf sie zuging. Dann machte er einen Zweiten und einen Dritten, bis er vor ihr stand und ihre Augen lächeln sah. Nach Sommer und frischem Wind roch sie. Später dachte Luca oft an das Kennenlernen zurück. Wenn sie neben ihm im Bett lag und schlief, wenn sie von schlimmen Träumen geplagt wurde. Das waren die einzigen Stunden, in denen sie sich zu quälen schien. Er traute sich aber niemals, nach ihren Träumen zu fragen. Weil Fiona unbeschwert war. Er liebte sie sehr. Und sie liebte ihn. Jeden Tag aufs Neue beschloss sie bei ihm zu sein und er bei ihr. Einmal fragte er sie, wie sie es nur schaffe immer glücklich und zufrieden zu sein. Dann antwortete sie: "Manchmal muss man erkennen, dass man besser sein kann. Besser als seine Gedanken, seine Taten. Besser, als man es sich je hätte erträumen können. Und dann? Dann lebt man, dann kommt Glück." Was genau Fiona damit meinte verstand Luca niemals ganz, aber er fragte nicht nach. Was er aber wusste war, dass Fiona besser war als er. Also war er glücklich, wenn sie glücklich war. Glücklich, dass sie bei ihm war. Als an jenem morgen das Telefon klingelte war Luca dabei sich pfeifend und lächelnd ein T-shirt anzuziehen. Er lächelte auch noch, als er das Gespräch annahm. Und dann war es fort, das Lächeln. Es entglitt ihm, sowie das Telefon aus der Hand. Die Stimme von Fionas Mutter klang so verzweifelt, als sie ihm sagte, was passiert war. Als sie ihm sagte, dass er vorbeikommen solle. Es konnte nicht wahr sein! Doch kaum dass er an der Türe zu Fionas Wohnung klingelte und ihre Mutter ihn in ihre Arme zog wusste er, dass es kein Zurück gab. Er hätte sie verdammtnochmal nach den blöden Träumen fragen sollen! Es lag ein Brief für ihn in ihrem Zimmer. Genauer genommen hatte der Notarzt den Brief in Fionas schlaffen Hand gefunden. "Manchmal muss man erkennen, dass man besser sein kann. Besser als seine Gedanken, seine Taten. Besser, als man es sich je hätte erträumen können. Und dann? Dann lebt man, dann kommt Glück. Luca, bitte sei besser als ich. "
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einweggedanken
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Diese seltsame Leere
Ich sehne mich nach einer Melodie, die diese Stille flutet und mich ein paar Schritte begleitet. Oder einer Stimme aus dem Off.
Schaue ich abends in den Spiegel, so erkenne ich immer wieder diese seltsame Leere. Sie zu beschreiben fällt mir schwer - schließlich ist da nichts in jenen Momenten. Sie stülpt sich ungefragt nach außen. Zeigt, was da nicht ist. Was fehlt. Verdrängt jede Mimik. Ein kalter ruhiger Blick bohrt sich gerade durch. Ich bleibe standhaft und erwidere ihn. Frage nach seinem Wunsch. Nach seinem Verlangen, das er mir mitteilen möchte. An manchen Tage mag ich diese Leere. Brauche diese Leere. Doch heute überfordert sie mich. Unerwartet bringt sie Abläufe aus ihrer Bahn. Bewegungen aus dem Takt. Ich sehne mich nach einer Melodie, die diese Stille flutet und mich ein paar Schritte begleitet. Oder einer Stimme aus dem Off. Sie gibt mir Anweisungen in klarem Ton. Verrät den nächsten Schritt, die nächste Bewegung und den richtigen Augenblick, der dich mir näher bringt. „Weshalb schaust du immer so traurig?“ fragen mich lachende Gesichter zwischen Zigarettenrauch und Erdnüssen auf dem Boden. Sie verstehen nicht. Es ist keine Traurigkeit. Es ist kein Schmerz und keine Verzweiflung. Da ist einfach nichts in diesem Moment. Und das ist schön, denn das heißt Platz. Raum für Neues. Raum für kleine und große Wünsche. Denn auch die sind wichtig. Sie schubsen mich. Lassen Worte und Tränen fließen. Lassen mich meinen Weg zurücklegen. Abstand gewinnen. Entdecken. Du sitzt neben mir. Hast dich in deinem Lieblingspullover verschanzt. Meine Hand liegt auf deinem Knie und ich erzähle dir von meinen Träumen. Du hast danach gefragt. Aber nicht nach den großen Träumen mit Familie, Haus und Hund. Sondern den kleinen Groben. Die Nachts zu Besuch kommen. Gegen die Tür schlagen und sich hineindrängen. Ich erzähle dir davon und du hörst zu. Mehr brauche ich nicht. Lange Sätze, in denen ich manchmal zu Atmen vergesse. Dann zuckt es in deinen Augen. Und ich höre auf zu erzählen, weil ich dir kein schlechtes Gewissen geben möchte. Gehst du nach Hause, gehe ich nach Hause. Kopfhörer in den Ohren, die Musik aber schon aus. Mir ist kalt. Meine Tür einen Spalt geöffnet verrät den erneuten Besuch. Ich gehe ins Bad. Stehe vor dem großen Spiegel und blicke ziellos mir selbst entgegen. Da ist sie. Diese seltsame Leere. Ich akzeptiere sie. Sie und ihren Raum, den sie in mir schafft. Den sie sich ungefragt nimmt und eigensinnig verteilt. Für Ängste und Sorgen. Für Freude, Glück und Strahlen. Wünsche mir, dass auch du sie irgendwann akzeptierst. Diese seltsame Leere. Und die sich ändernden Gäste.
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Umziehen
Warum ich von heute auf morgen mein Leben wegwarf.
Ich fand schon immer, dass Umziehen mit weniger als nichts am einfachsten ist. Ich habe vier Umzüge in fünf Jahren hinter mich gebracht und jedes Mal habe ich nichts mitgenommen, kein Sofa, keine Decke, kein Schmusekissenund keinen Strumpf. Ich habe ein halbes Jahr lang Kleidungsstücke aus einem Müllsack geklaubt, weil ich einen Kleiderschrank so unnötig fand. Besitz fand ich lästig. Lästig und schwer. Als ich vor fünf Jahren von einem auf den anderen Tag mein altes Leben weggeworfen habe wie ein Kleidungsstück, das noch intakt, aber nicht mehr schick ist, da haben mich ziemlich viele Leute für ziemlich verrückt erklärt. Am Donnerstag bin ich umgezogen, am Freitag wurde ich gefragt: "Kommste auf die Party?" Ich so: "Nee, ich wohne jetzt in einer anderen Stadt." Ich fand das cool. Und mutig. Die verwegene Abenteurerin, die mit weniger als nichts in die Welt hinaus geht und von vorne anfängt, nichts aus ihrem alten Leben mitnimmt. Nicht einmal den zerfledderten Schuhkarton, in dem sie Liebesbriefe aus Teeniezeiten gesammelt hat. Und einige Zeit habe ich mich mit dieser Anekdote ausgeschmückt, mir den Stempel des lustigen Freaks aufgedrückt. Aber die Wahrheit ist, dass ich glaubte, zerbrechen zu müssen, wenn ich noch einen Tag länger in unserer Heimat bleibe. Ich wusste nicht, wie ich das hätte schaffen können. So viele Orte, die mich an dich erinnerten und die Menschen, die nach dir fragten. Nach dem Warum. Ich hätte darauf nicht mehr als ein Schulterzucken gewusst, ein sehr müdes Schulterzucken. Ich fand es eine Million mal einfacher, einen Rücksack mit einer Zahnbürste, ein Paar Unterhosen, zwei Paar Strümpfen und einer Wechseljeans voll zu packen und in die nächst beste Stadt zu fahren, um niemals einen Blick zurück zu werfen, als mich diesem Schmerz zu stellen, den du verursacht hast, als du von heute auf morgen in dein Schweigen zurück gefallen bist. Und tatsächlich ist genau das auch sehr viel einfacher gewesen, mit dem Schmerz lebe ich nämlich noch heute. Da hilft es auch nichts, dass du mich vor zwei Jahren morgens um 3 angerufen hast, um mir zu sagen, dass ich die einzige Frau sein werde, die du je geliebt hast. Und je lieben wirst. Dass du schon so viele Frauen angesehen, aber niemals mich in ihrem Gesicht, in ihren Augen, gesehen hast. Es hilft auch kein bisschen, dass du mich ein anderes mal anriefst, um mich durch das Telefon hinweg anzubrüllen. "Bist du glücklich?", hast du gebrüllt. "Ja? Bist du glücklich?" Ich kann mich erinnern, wie meine Fingernägel sich in das Holz eines Zauns gebohrt haben, wie die Knöchel weiß hervor traten und wie ich mir auf die Lippe gebissen habe. Ich erinnere mich, wie ich die Träne mit dem Handrücken aus dem Augen wischte und das Schluchzen wieder runterschluckte und stattdessen eine Zigarette rauchte, obwohl ich nie rauche, das Rauchen verabscheue. Und wie ich später unter einem mit Sternen übersäten Himmel nach Hause ging, die Arme ausbreitete, die Augen schloss und schrie: "Ich bin frei! Ich bin frei! Ich werde immer frei sein!" Ich kann mich an den Wind erinnern, der meine Stimme über die Felder trug, wie ich hoffte, hin zu dir, dass sie wie ein Echo durch deinen Kopf und dein Herz hallt. Ja, der Schmerz, der ist heute ein bisschen wie so eine Operationsnarbe, bei denen Patienten über Feinfühligkeit klagen, über Schmerzen bei schlechtem Wetter. Ich habe mir tatsächlich ein neues Leben aufgebaut, ich bin fast ein anderer Mensch geworden. Der Sonnenaufgang, den wir in deinem Auto auf einem verdreckten Parkplatz beobachtet haben und bei dem du mir ein halbes Croissant in den Mund gestopft hast, der ist so weit weg, dass ich in meiner Erinnerung wie in einem Geschichtsbuch zum vorherigen Jahrhundert blättere. Es ist wie nie geschehen, nie gewesen. Aber mein Herz. Junge, mein Herz. Und meine Träume. Vor allem die. Manchmal sitzen wir in diesen Träumen in deinem Auto und ich verspreche dir mit erstickter Stimme: "Ich komme zurück, eines Tages komme ich zurück zu dir. Das kann ein paar Jahre dauern, vielleicht sogar Jahrzehnte. Aber eines Tages bin ich wieder da." Wenn mir ein Mädchen diese Geschichte erzählen würde, ich würde milde lächelnd abwinken: "Teeniescheiße". Und so denke ich auch darüber. Jugendliebe. Die erste große Liebe. Ich meine, es ist acht Jahre her, das mit uns. Das ist wie ein halbes Leben und ich weiß, wovon ich rede. Ich habe mir ein neues innheralb von vier Jahren ein neues aufgebaut. Und in diesem bin ich auch sehr glücklich. Es ist nur so, dass ich manchmal über deine Fotos stolpere und mir dann der Atem stockt, dass ich die Postkarte berühre, auf der du mir in deiner Handschrift schriebst und ich mir vorstelle, wie du am Strand sitzt, einer Frau auf den nackten Arsch glotzt und mir die liebsten Grüße wünscht. Ich glaube nicht, dass wir zusammen sein sollten, auch nicht, dass es ein Fehler war, vor dem Schmerz zu flüchten. Alles war gut und richtig so. Aber wozu dann? Wozu die Gedanken, die Träume, Erinnerungen? Wozu hoffe ich manchmal am Abend, vor dem Einschlafen, dass ich dich noch einmal wiedersehen darf? Ich möchte ja gar nicht viel, dich nicht küssen, nicht einmal umarmen. Nur einmal ansehen, das kohleschwarze Glühen in deinen Augen, das verschmitzte Grinsen. Weißt du, ich war damals schon glücklich, wenn wir beide im selben Raum voller Menschen gewesen sind und uns angesehen haben. Mehr brauchte es nicht, um mein Herz auszufüllen. Ich wollte dir das nur einmal sagen. Also dass ich damals nicht gegangen bin, weil ich unbedingt diese eine Sache machen wollte, sondern weil ich den Schmerz nicht ausgehalten habe. Mittlerweile stehe ich mit beiden Beinen fest im neuen Leben, ich bin glücklich, ich atme, lebe, arbeite und all das Zeug, das man so macht, und weißt du was? Es ist jetzt fünf Jahre her, dass ich dich zuletzt gesehen habe, zwei, dass wir miteinander telefonierten und ein halbes, dass wir miteinander sprachen. Ein Gespräch, das ich mit "Schlaf schön, du komischer Mensch" beendet habe. Die Wahrheit ist, ich glaube, wir werden uns niemals trennen. Niemals, auch wenn wir niemals zusammen sein werden.
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liebe
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nyx_nyx
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Blind für sie
Des Rätsels Puzzleteile
Auf dem Nachhauseweg durch den buntblühenden Stadtpark, versuche ich mir genau in Erinnerung zu rufen, wie sie damals war; versuche die fehlenden Puzzlestücke einzusetzen, die sie mir heute, nach Jahren der Unwissenheit, endlich überreicht hat. Ich wusste nie viel über sie, wir kamen gut miteinander aus, das reichte. Keiner von uns sprach je von Freundschaft. Sie ging in meine Klasse und wir waren nett zueinander, obwohl meine Freunde sie nicht mochten. Das störte uns beide nicht – so kann man es beschreiben. Sie sprach wenig, aber wenn, dann waren es kluge Sätze mit viel Gehalt. Sie gehörte zu den Außenseitern und wenn sie lachte, tat sie das nur sehr leise und hinter vorgehaltener Hand. Die meiste Zeit jedoch wirkte sie traurig, blickte leer durch Menschen hindurch oder lief, den Blick auf den Boden des Pausenhofs gerichtet, mit hängenden Schultern und Mundwinkeln ziellos umher. Sie war sehr dünn, praktisch nur Haut und Knochen. Ihr schütteres Haar sah aus, als würde sie es sich büschelweise selbst ausreißen und die vielen Hämatome und Schürfwunden erweckten den Eindruck eines sehr schusseligen Menschen. Ich setze mich auf eine freie Parkbank direkt am See, beobachte die Enten, die sich um mich herum scharen, wohl in der Hoffnung, von mir gefüttert zu werden. Ich habe nichts bei mir, außer meiner schweren Gedanken. Ich erinnere mich noch genau daran, was sie damals wie beiläufig und doch sehr ernst zu mir sagte: „Irgendwann ertrinke ich, ich weiß es und ich habe Angst davor! Ich will, dass es endlich aufhört zu regnen.“ Das war am helllichten Tag bei Sonnenschein und ich wusste nicht, was sie damit meinte. Sie machte keine Anstalten, es mir zu erklären. Denke ich genau über diese Zeit nach, wirkte sie in der geduckten Haltung und ihrer Zerbrechlichkeit immer so, als fürchte sie sich vor allem und jedem, vor dem Leben. Die regelmäßigen, dummen Sprüche der witzelnden Mitschüler schienen an ihr abzuprallen. Sie versuchte nicht ein einziges Mal zu kontern, als würde sie ihre Umgebung kaum wahrnehmen. Obwohl ich sie respektierte, wollte ich nie so werden. Sie war sozusagen mein persönlicher Antiheld. Damals – vor circa 15 Jahren – konnte ich mir nicht erklären, was ich mit „so“ meinte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es heute weiß. In meinen Augen war sie ein nettes und kluges Mädchen, für das es keinen Grund gab, Mitleid zu empfinden. Das sehe ich auch heute noch so. Nach der Schulzeit sahen wir uns alle paar Jahre, meist zufällig. Manchmal rief sie mich an, so wie letzte Woche, als sie fragte, ob ich mich mit ihr treffen wolle. Sie sei zurück in der Stadt. Ich hatte keine Ahnung, dass sie weg war. Unsere Treffen waren immer ein bisschen spannend für mich, da ich nie wusste, was mich diesmal erwarten würde. Vor ungefähr zehn Jahren begegnete ich ihr zufällig und hätte sie beinahe nicht erkannt, so kaputt sah sie aus. Sie war völlig im Diätwahn, obwohl ich sie bis dato nur abgemagert kannte; warf sich diverse Pillen ein und konnte kaum klare Gedanken fassen. Sie war betrunken, lallte wirres Zeug vor sich hin und entleerte die viele Flüssigkeit auf meinem Badezimmerboden, als ich sie mit zu mir nahm. Während ich ihre strähnigen Haare aus dem Gesicht strich, sprach sie davon, dass sich Menschen gerne in ihrem Leid suhlen würden und es irgendwann die anderen seien, die ertrinken, während sie sich längst einen sicheren Anker besorgt hat. Ob ich auch ein Anker sei, fragte sie, bevor sie einschlief. Am nächsten Morgen war sie spurlos verschwunden und ließ mich ratlos zurück. Als wir uns zuletzt sahen, war sie recht rundlich, zeigte selbstbewusst ihre ungewohnt üppigen Kurven und ihr ebenso ungewohnt volles und gesundes Haar. Das war vor fünf Jahren. Zu dieser Zeit schlitterte sie von einer Affäre in die nächste, wechselte munter zwischen Männern und Frauen ab – doch niemand war ihr wichtig genug, um zu bleiben. Sie berichtete von vielen abenteuerlichen Ausflügen, davon, dass sie nun Steilwandklettern für sich entdeckt habe, von Konzerten und anderen ihrer Erlebnisse, die ich kaum glauben konnte. Das ängstliche Mädchen von früher war wie aufgelöst oder weggesperrt - ich war mir nicht sicher. Sie schien das Leben aufzusaugen, als hätte sie vieles nachzuholen. Sie hatte einen Job, reiste viel umher, machte einen glücklichen Eindruck und sah nie so gut aus, wie zu diesem Zeitpunkt. Sie war wie ausgewechselt und ließ mich erneut mit Worten zurück, die ich mir zwar merken, aber wohl nie verstehen würde. „Wenn alles ausgetrocknet ist, panieren sich so manche mit deinem Staub ein. Dann glaubst du fälschlicherweise, sie seien dir ähnlich. Kannst du sie zum Schwitzen bringen, bröckelt die äußere Schicht krümelig ab und du erkennst, dass eine Hülle ohne Gewicht übrig bleibt. Schaffst du es nicht, stoße sie einfach zurück ins Wasser.“, hallt es in meinen Gedanken nach, als wäre es gestern gewesen. Bei jedem Treffen hoffte ich ein bisschen, die Antwort auf sie -das Rätsel- zu erhalten. Als ich heute das Café betrat, in welches wir uns verabredet hatten, winkte sie mich direkt an ihren Tisch. Ich war dankbar dafür, da ich sie vermutlich nicht auf Anhieb erkannt hätte. Sie hat deutlich sichtbar abgenommen, sieht fahl aus und trug ein Kopftuch. Unsere Begrüßung fiel wie immer recht neutral aus, als seien wir es gewohnt, uns regelmäßig zu sehen. Wir freuen uns, sind jedoch nie überschwänglich. In den ganzen Jahren sah ich sie nie überschwänglich. Ebenso neutral und ohne Umschweife begann unser Gespräch. Aus meinem Leben sollte ich ihr erzählen, doch gibt es nicht viel Interessantes. Dann erzählte sie reuelos von den vergangenen Jahren, der turbulentesten Zeit ihres Lebens. Nun sei sie ruhiger geworden. So wie ganz früher, dachte ich im Stillen bei mir. Eine kleine Wohnung habe sie in der Stadt gemietet und fragte, ob wir uns nun häufiger sehen würden. Das Wasser sei wieder angestiegen und sie brauche vielleicht gelegentlich jemanden, der ihr den nötigen Halt gibt, damit sie den Kopf an der Oberfläche halten kann. Ich verstand nicht und forderte diesmal eine Erklärung. Sie zögerte, nahm das Tuch ab, entblößte ihre nackte Kopfhaut und holte zum ersten Mal aus. Sie sei mir über die Jahre hinweg dankbar gewesen, keine Fragen gestellt zu haben und wolle nun ehrlich sein. Ich sei die Einzige, die sie immer akzeptiert habe und sie kennt - ich jedoch habe das Gefühl, nichts über sie zu wissen. Mit ruhiger Stimme erzählte sie von ihrer Chemo, von den quälenden Jahren, von der aufkeimenden Hoffnung, dass nun alles gut werden würde und dem darauf folgenden Absturz. Mir blieb nichts, als mit trockenem Mund und feuchten Augen zuzuhören. Sie sagte, sie habe geglaubt, dass alles was nicht tötet, sie nur härter machen würde. Sie habe sich getäuscht. Jetzt sitze ich hier, in der untergehenden Sonne, die sich in schönen Mustern auf der Wasseroberfläche spiegelt. Ein Angler, der in seinem Boot auf dem Wasser treibt, wartet in aller Ruhe, ob sich etwas bei einer seiner Ruten tut. Die Enten sind längst zur nächsten Parkbank gewatschelt. Es ist sehr ruhig hier, kaum ein Vogel zwitschert. Am anderen Ende des Sees eine Frau mit ihrem Hund, ein Fahrradfahrer der ohne Helm an ihr vorbei fährt. Ohne Ausnahme belanglos und doch versuche ich alles zu sehen, was mir der Park bietet und frage mich, warum ich die ganzen Jahre über so blind war. Blind für die Details, die nun so offensichtlich scheinen, dass ich sie eigentlich hätte sehen müssen. Heute sah ich es zum ersten Mal in ihren Augen. All die Angst spiegelte sich darin, welche sie die ganzen Jahre über ertragen hatte. Doch sie sagte, die größte Angst habe sie nicht vor dem Tod, sondern davor, das Leben selbst zu verpassen.
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fuehlen
freundschaft
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sing
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Konkavität
Liebe und Mathematik
wäre mein Leben eine Kurve, dann wärst du der Tangentialpunkt meiner global, konkaven Funktion./
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fuehlen
liebe
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Bembelbabe
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Wenn du gehen musst, darfst du gehen.
Halte nicht fest, weil du dir um uns Sorgen machst.
Wir sind fertige Menschen. Mein Bruder und ich. Du hast uns so weit begleitet, wie es nötig und möglich war. Es fällt dir schwer zu atmen. Die Metastasen in der Lunge nehmen dir die Luft. Du sagst, es fühlt sich an, als hätte dir jemand ein Band um die Lunge gelegt, welches sich immer fester zuzieht. Jeder Atemzug scheint Schwerstarbeit. Ein Kampf. Ich würde dir gerne das Atmen erleichtern. Aber ich kann nichts tun außer dich im Arm zu halten. Mein Arm spürt kaum dein Gewicht. Du bist dünn geworden. Früher hättest du dich gefreut über diese Topfigur. Früher, als du immer mit deinem Gewicht zu kämpfen hattest. Nun freut sich niemand darüber. Auch du nicht. Es macht nur sichtbar, wie krank und schwach du bist. Deine dünnen Beine vermögen kaum dich von einem zum anderen Zimmer zu tragen. Ich streichle über deine gelbe Haut. Deine Leber ist mit ihrer Arbeit überfordert. Langsam verklingt dein Wimmern. Das Morphium scheint endlich zu wirken. Du entschuldigst dich am laufenden Band, dass du nicht bei uns bleiben kannst. Dass du gehen musst. Und du darfst. Wenn Papa erfährt, dass ich dir die Erlaubnis gab, wird er ausrasten. Als ob dich festzuhalten den Krebs stoppen würde. Ich frage dich, wie du dir deine Beerdigung wünschst. Nein, ich habe dich nicht aufgegeben, ich möchte nur für den Fall des Falles vorbereitet sein und alles richtig machen. Es erleichtert dich, dass du mit jemand über dieses Thema sprechen darfst. Wir flüstern, damit Papa uns nicht hört. Wie es in deinem ganzen Leben der Fall war, scheint es nur wichtig zu sein, dass wir es einfach haben. Als ob es auf irgendeine Weise einfach sein könnte. Du sagst mir, dass du dir wünschst in dieser Nacht sterben zu können. Dass du einschläfst und alles vorbei ist. Ich streichle dich noch eine Weile und dann fahre ich nach Hause. Am nächsten Morgen höre ich deine schwache Stimme am Telefon. Schwach und dennoch unendlich wütend, dass "es immer noch nicht geklappt hat". Ich muss fast lachen und verspreche nach der Arbeit vorbei zu schauen. Als ich dich besuchen möchte, bist du nicht mehr zu Hause. Die Schmerzen waren zu groß. Das Atmen zu schwer. Ich fahre ins Krankenhaus. Klein siehst du aus, als du da im Bett liegst. Wie ein Kind. Wir reden ein wenig über meinen Tag. Wir lachen über meine bescheuerten Kollegen. Du diktierst mir eine Liste, was ich für deinen Krankenhausaufenthalt besorgen soll. Weiche, warme Socken, eine neue weiche Zahnbürste. Deine eigene schmerzt im Mund. Die gelbe Schlafanzughose, denn die hellblaue ist dir zu weit geworden. Das grüne langärmlige Oberteil. Du möchtest wenigstens einigermaßen gut angezogen sein. Als ich zu Hause bei euch ankomme, um die Sachen zu holen, bist du bereits gestorben. Mein Bruder nahm das Telefonat entgegen. Du hast dich einfach so davongeschlichen, als keiner von uns bei dir war. Ich auf dem Weg alles zu besorgen, Papa auf dem Weg zu dir. Du hast die Minute genutzt als du alleine warst. Das sieht dir ähnlich. Ich muss trotz des Schmerzes kurz lächeln. Dich tot zu betrachten ist leichter, als ich mir das vorstellte. Der Schmerz ist aus deinem Gesicht gewichen. Es sind keine röchelnden Atemgeräusche zu hören. Trotzdem spielt mir meine Wahrnehmung einen Streich und ich habe das Gefühl, ich könnte dich atmen sehen. Du siehst friedlich aus. Erleichtert. Du hast es geschafft.
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JohnnyBravo
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Stramme Freunde
Eine Ehrerbietung an die Freundschaft.
Johnny suchte einen stillen Raum, damit er mit seinem Freund in Ruhe reden könnte. Eigentlich ist er eines seiner besten Freunde. Johnny kannte ihn schon seitdem er denken konnte. Eng verbündete, durch dick und dünn waren sie gegangen. Viel schönes hatten sie durchlebt, besonders dann, wenn sie bei aufregenden Erkundungstouren neue Geheimnisse gelüftet hatten, aber auch viel peinliches, bei denen sie manchmal im Boden hätten versinken können, prägten ihre Zweisamkeit. Sie begrüßten aneinander mit der gleichen Gestikulation, welche sie schon vor Jahren im Geheimen vereinbart hatten. “Was geht Digga?! Alles fresh in da Hood?!“ rief er, den Blick nach unten zu ihm gerichtet. Wie üblich winkt er nur zu dieser billigen Phrase seines Freundes. “Schön dich zu sehen. Wir müssen reden und zwar dringend! Das Ding was du gerade bei meiner Freundin abgezogen hast, ging gar nicht klar und das weißt du!“ Wie immer kam keine Antwort zurück, seine Miene blieb steif, wenn man ihn kritisierte, ihm die Meinung sagte, eigentlich nur ehrlich zu ihm war. Er, sein bester Freund hatte ihm eigens einmal erklärt: „Nichts ist härter als die Wahrheit“ und Johnny solle zu seinem Worte wie straff gespannt stehen. Doch auf welche Art entgegnete ihm jetzt sein Freund? Zusammen gekrümmt wie ein elendiger Wurm, stand er da, sein schwarzes, krauses Haar ungekämmt. “Wenn ich dich nicht so lieb hätte, mir nicht wie ein Blutsbruder wärst, angebunden wie ein Glied, dann hättest du schon lange bei mir verschissen“ Wie immer keine Regung. “Wir müssen echt irgendetwas dagegen tun. Weißt du wie ich mir vorkomme?“ Am liebsten hätte er seinen Hals gepackt und ihn so stranguliert bis er blau werden würde, doch er beließ es darauf. Er kam sich einfach blöd dabei vor. Denn es war auch so als würde sein bester Freund ihm gar nicht zuhören, als würde er eine Konversation mit totem, laschem Fleisch führen, welches vor kurzem noch lebte, bevor man ihm den ganzen Lebenssaft aussaugte. Resignierend schüttelte er ab, zog seine Unterhose wieder hoch und drückte die Klospülung. Tags: Bro, Johnny Junior, Unzertrennlich
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Vogel_frei
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Verrückterweise die Prinzessin - Entscheidung
Kopf oder Herz - Du oder ich - Wir oder nicht
Wie schön, dass jeder so philosophisch an das Wohl der Meisten denkt. Kann man ja auch gut, wenn man es nicht selbst entscheiden muss. Ich habe durchaus ermessen, welches Ausmaß welche Entscheidung hätte. Es wäre tatsächlich nicht nötig gewesen, dass es mir jeder nocheinmal sagt. Wie schlecht es für alle Beteiligten wäre, wie weit es ist, wie schwer es ist, dass ich es nicht schaffen kann, wie viel ich kaputt mache. Besten Dank für die lieb gemeinte wahrheitsgetreue Unterstützung. Am Taktgefühl wird dann hoffentlich noch gefeilt. Prinzessinen setzt man nicht unter Druck. Ich hätte dir so gern die Zeit gegeben. Hätte dem Druck gern länger stand gehalten. Und im Nachhinen ist es auch nicht besser. ich bin nicht erleichtert, weil ich nun weiß wo ich dran bin. Ganz im Gegenteil. Ich frage mich, was gewesen wäre, wenn ich stärker und geduldiger gewesen wäre. Ich esse noch weniger, schlafe noch schlechter und streite noch mehr. Es war die völlig falsche Entscheidung. Und es tut mir leid. Könnt ichs nochmal entscheiden wäre es anders. Prinzessin ich hoffe zumindest du wirst mit all dem glücklich. Es würde mich ein wenig trösten.
http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/verrueckterweise-die-prinzessin-entscheidung/980020
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Gehauen und gestochen
Der Teufel ist kein Eichhörnchen, sondern eine Rothaarige.
Jedesmal falle ich drauf rein.Und ich kann mich einfach nicht erinnern, wie es anfing. Ich bin unterwegs zum **** meines Vertrauens. Der Kühlschrank ist nämlich volle Kanne leer. Ich muss mich ernsthaft beeilen. Sie hat versprochen, heute Abend nur für mich da zu sein. Nur sie und ich. Nur wir beide. Deshalb werde ich mich mit der Erledigung meiner Aufgaben beeilen müssen. Das macht sie besonders glücklich. Und wenn sie richtig glücklich ist, macht sie mich sehr sehr geil. Quartier Latin. Da luschere ich auf meinem Weg gerne mal rein, Eine sitzt oft am Flügel und unterhält die Leute, die meistens nur durchhasten. Manche bleiben auch und trinken sich ihren Tag hier schön. Ich bin jetzt eine der Manchen. Und kann augenblicklich nicht wiederstehen. Manhattan. Mit Kirsche am Spießchen drin. Der erste Schluck ist so gut, ich nehme erst genau in diesem Augenblick wahr, wie trocken es in meinem Mund ist. Mit dem Glas in der Hand setzte ich mich neben das Podest, auf dem die Pianistin sich der Tastenmusik hingibt… Am polierten schwarzglänzenden Flügel sitzt sie. Ihre Fingernägel sind knallrot lackiert. Und lang. Ich frage mich, wie die das schafft, so heftig und hämmernd die Tasten zu strapazieren, ohne sich einen von denen abzubrechen! Der Takt ist ja aufmüpfig wie ein wilder Tanz! Sie trägt ihre Haare- wie immer- hüftlang. Rotblond mit grünlichem Schimmer; so, als wäre es Kupfer mit einer von der Zeit gemachten Patina. Ihr Kleid ist soweit am Rücken ausgeschnitten, dass der Schlitz zwischen ihren herrlich geformten Pobacken nur zu erahnen ist, aber das durchscheinende Weiß des Stoffes gibt der Ahnung genug Spielraum. Die Beine sind nicht zu sehen, lediglich die nackten puren Zehen ihrer wunderschönen Füße bedienen ab und zu eines der Pedale. Sie spielt grundsätzlich mit geschlossenen Augen. Deshalb ist es mir nie möglich, die Farbe ihrer Fenster zur Seele zu ergründen. Vermutlich leuchten sie blau. Himmelblau. Mit kleinen roten Sprenkeln darin. Das würde passen. Manchmal, wenn sie so selbstvergessen spielt, glaube ich an ihrem Oberkopf, ganz dicht über dem Haaransatz, nebeneinanderliegend, kreisrunde kurze schwarze Stümpfe von zwei Hörnern zu erkennen. Aber, das ist Unsinn. Und ich bilde mir das nur ein, das weiß ich. Das Kleid ist bis unters Kinn hochgeschlossen; ohne Anzeichen von Verschlüssen und Nähten liegt es ihr wie eine Haut an. In Ermangelung des fehlenden Ausschnittes freue ich mich jedesmal darauf, mir ihre kleinen runden festen Brüste mit den sich abzeichnenden Nippeln vorzustellen. Die rechte Brustwarze ist gepierct. Was mich am meisten irritiert- und so langsam dürfte es das nicht mehr- ist die Beschaffenheit ihrer Haut. Jedesmal aufs Neue bin ich überrascht, wie das Milchkaffeebraune sich je nach Takt und Tonlage verändert: bläulich bei melancholischen Tönen. Violett bis hin zu einem neonfarbigen Pink, wenn ihr die Tränen über die Wangen rollen. Tiefgelb, wie das von vollerblühten Sonnenblumen sieht sie aus, wenn die Melodie wie ein Kinderlied fröhlich erklingt. Saftig orange erscheint sie, wenn die Frau am Flügel fast sphärische Töne hervorbringt. Imgrunde ist es ihr möglich, jede Farbnuance anzunehmen. Ich stehe oder sitze für gewöhnlich nur einige Meter rechts neben ihr, mit Blick in das Innere des Instruments. Dorthin, wo die Saiten straff gespannt sind und kleine filzummantelte Hämmerchen sie zum Klingen bringen sollten. Deshalb entgeht mir auch nie, dass diese zarten Hände lediglich nur auf den Tasten ruhen, ohne sie anzuschlagen. Trotzdem bewegen die Hämmerchen im Inneren sich. Bringen sie die Saiten zum Schwingen. Erstaunlich, dass sie dem Instrument nicht das Geringste antun muss, um es zum Klingen zu bringen. Und ich weiß auch stets, was gleich zu hören sein wird. Sämtliche Abfolgen kann ich vorhersagen. Nur ich allein bin anwesend. Sie ist nur noch für mich allein hier. Gleich wird sie ihren Kopf zu mir drehen und mich ansehen. Dann darf ich endlich in ihre Augen schauen. Und darin schwimmen. Mich an ihrem Glanz laben. Darin versinken. Für immer und jetzt. Aua! Pass doch auf, ey! Der Kellner zuckt zusammen. Ich habe ihn wohl zu laut angeherrscht, als er mein Cocktailglas aus der Hand  nimmt. Dabei piekst mir dieser Spieß von der Kirsche in den Finger…und die Welt, aus der ich nicht wegwollte- jetzt noch nicht- ist weg. Die Realität haut mir meine Rolle in diesem Leben um die Ohren, ordentlich links und rechts. Zack. Sie sitzt hier, wird gefeiert. Wird angehimmelt. Bekommt ungefragt Telefonnummern zugesteckt. Ergattert ein Date nach dem anderen. Wird vom Publikum geliebt. Eine erfolgreiche Pianistin wie sie im Buche steht. Bleibt manchmal Nächte einfach weg. Ohne sich zu melden. Mist. Ich muss nach dem Einkauf auf dem schnellsten Weg nach Hause. Der Geschirrspüler ist noch nicht ausgeräumt. Ich glaube mich zu erinnern, dass der Küchentisch noch nicht abgewischt ist und Spuren des letzten Ereignisses vom Morgen trägt. Und sie mag es gar nicht, wenn ich auf Krümeln der letzten Mahlzeit festgeschnallt liege. Ich muss mich beeilen. Sie hasst das, wenn ich meine Aufträge nicht erfüllt habe. Weil ich nur an mich dachte. Weil ich eine Egoistin bin. Und ihr meine Liebe nicht ausreichend zeige. Sie. Die nur mich liebt. Mit allen Gürteln und Schnallen, Stöcken und Peitschen, Nadeln und Kerzen, Messern und Schnüren, die unser gemütlicher Haushalt hergibt. Ich schäme mich jetzt für meinen Gedanken, ihr blaue Augen geben zu wollen. Weil ich weiß, dass ihre Augenfarbe schwarz ist.
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musikimherzen
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Eine Liebeserklärung an den Norden
Manchmal weiß man erst, wo man Zuhause ist, wenn man sein Zuhause verlassen hat...
Du bist meine Heimat, mein Zuhause, und ich vermisse Dich. Ich vermisse einfach alles an Dir. Die roten Backsteinhäuser, die flache Landschaft und die Weitsicht, die Häfen, die Schiffe, den Wind, die frische Luft, mit der sich meine Lungen füllen und ich fühle mich frei. Das klare, weiche Wasser, durch das der Tee so gut schmeckt und das Geschrei der Möwen. Die Menschen, die so normal reden, so vertraut, die die I's langziehen und Wörter wie "wohl" und "joa, ne?" sagen. Das hört sich in meinen Ohren wie Musik an und zieht meine Mundwinkel nach oben. Und mein Herz ist glücklich. Manchmal fühlt es sich so an, als hätte man mir Dich einfach weggenommen und ich weiß nicht, wann ich endlich wieder zurückkehren kann. Wann ich endlich wieder nach Hause kommen kann. Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach mal für ein paar Minuten am Hafen entlang spazieren, auf dem feuchten Holz, in die Schiffe hineinsehen, ich wünschte, ich könnte auf der Brücke stehen und auf das Wasser hinabschauen. Mein lieber geliebter Norden, ich vermisse Dich schrecklich und Du wirst immer meine Heimat bleiben. Irgendwann komme ich zurück zu Dir und baue mir ein rotes Backsteinhaus, das Meer nicht weit entfernt, nie wieder werde ich Dich verlassen, bei Dir werden meine Kinder groß und ich alt. Bei Dir fühle ich mich wohl, geborgen und frei. Bis dann, auf Wiedersehen, bis ich endlich wieder da bin und nur noch Moin sage statt guten Tag. Tags: #heimat #sehnsucht #norden
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Lexypepsi
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Unvorstellbar
Die dritte Nacht, in der ich Hunderte Fotos durchforste, nur um einmal dein Lächeln zu sehen. Auf der Seite irgendeines Clubs, in dem ich nie war,
von dem ich aber weiß, dass du da gewesen sein musst. Du hast es doch mal erwähnt. Wann du da warst weiß ich nicht. Dein bester Freund lächelt mir entgegen. Aufgeregt klicke ich auf das nächste Bild und das Nächste und das Nächste. Dein Gesicht erscheint nicht. Sex und Liebe unterscheiden sich wesentlich. Das wusste ich, wahrscheinlich schon bevor ich im Juni tanzte und du neben mir. Dass so eine intime, zärtliche Freundschaft und Verliebtheit sich ebenfalls nicht bedingen, davon wusste ich nichts. Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst .doch ich merke, dass ich dem nicht gewachsen sein werde. Dass ich einer Freundschaft wie wir sie führen nicht gewachsen bin. Ich sehne mich nach deinem Geruch. So eine Geborgenheit und Wärme, so ein Zuhause wie bei dir, das suchte ich lange. In dieser Länge gab es Freunde, sehr gute, doch niemand hat ja meine Sehnsucht erkannt und mich glücklich gemacht. Wenn da nicht mehr ist, dann bist du der perfekte gute Freund. Dieser Gedanke lässt mich darüber nachdenken, ob doch nicht alles gut wäre, wenn ich es dabei belassen hätte. Ob ich zu fordernd war. Sex und Liebe unterscheiden sich wesentlich. Das dachte ich mir, als gestern ein Freund auf die Idee kam, dass wir die Nacht gemeinsam verbringen könnten. Drei Stunden lang stellte ich mir vor, dass du es bist, in dessen Armen ich liege. Es fühlte sich so ähnlich an. Die einzigartigen Kleinigkeiten fantasierte ich hinzu. Seine Stimme überhörte ich. Auf seinen Geruch achtete ich nicht. Seit meiner Kindheit hatte ich keine so riesige Vorstellungskraft. Ich weiß nicht, was dieses Bild zerstörte. Vielleicht der aufdringliche Herzschlag in seiner Brust, der so gar nicht deiner war. Als guter Freund wollte er mich von deinem Bild befreien. Wohl auch damit ich die verbliebene Sperre auflöse. „Christoph hält dich gerade nicht im Arm, du liegst in meinem Arm.“ In dieser Umarmung lag viel Geborgenheit. „Christoph streicht dir nicht übers Haar, ich mache das. Schau.“ Eine großes Gefühl der Sicherheit breitete sich aus. „Nicht Christoph streichelt dein Gesicht, sondern ich.“ Ich öffnete die Augen und er hatte Recht. Es fühlte sich schön an. „Ich küsse dich Sarah, nicht er“ Dieser Kuss war so sanft, dass ich den Rest meines Körpers für 20 Sekunden nicht mehr spürte. In diesem Moment erkannte ich, dass auch er mir das Gefühl geben könnte, es wäre mehr als Sex. Ob ich mich dann in ihn verlieben würde, kann ich nicht sagen. In diesem Moment verstand ich das, was du mir nicht erklären konntest. Zumindest ein wenig. Innerlich dankte ich ihm für diesen Augenblick. Ich war mir sicher, dass alles besser wäre, wenn ich es bei dem, was wir waren, belassen hätte. Sein Mitbewohner kam und weckte ihn durch das Geräusch, dass der Schlüssel auf den Fliesen von sich gab. 10 Minuten später in der Toilette, als ich mir die Hose anzog hörte ich sie lachen. Sobald ich den Raum wieder betrat herrschte eine demütigende Stille. Ich ahnte, dass der vergangene Augenblick eine Fälschung war. Dss es ihm an etwas Anderem gelegen hatte als daran, dass es mir gut geht. Dass er, anders als du, nicht auf seinen Spass verzichten würde, um mir das Gefühl zu vermitteln, dass es mehr sei als Sex. „Ich bin nicht hier um mit dir zu schlafen. Ich will dich glücklich machen. Komm ein bisschen näher Dicke, du riechst so gut.“ Und dann hast du mein Gesicht und meine Arme gestreichelt und mich die ganze Nacht nicht aus den Armen verloren. Ich finde dich nicht. Das einzige Foto von uns beiden entstand am ersten Abend. Dein Gesicht ganz nah an meinem, aber dein Körper zu weit entfernt. Es zeigt nicht dich, wie ich dich jetzt sehe; es zeigt uns, bevor wir miteinander redeten. Es reicht nicht aus, um dich zu fühlen. Vor einer Woche auf meiner Einweihungsparty haben wir uns zuletzt gesehen. Nach über einem Monat. Du warst wunderschön. Du warst ein Teil von uns. Mit dir geschlafen habe ich nicht. Doch als wir später nebeneinander liegen und du meinen Hals beschnupperst da fragst du mich: „Als wir uns begegneten, da dachtest du doch wahrscheinlich auch, dass das mit uns nur Sex werden würde.“ „Ist es das denn nicht?“ frage ich mich innerlich. Mein Herz flattert los, die Hoffnung macht sich breit. „Ja, son Netter ausm Zuhouse halt.“, antworte ich. Es klingt ehrlich. Als wir uns begegneten war ich fasziniert von deiner Ausstrahlung, war ich begeistert von deinem Lächeln, wurde mir schlecht vor Lachen, als ich deinen...na ja...enthusiastischen Tanzstil bemerkte, war ich erfasst von deiner Stimme, als du mich nach meiner Nummer fragtest. Als wir uns trafen und nach 9 Stunden Gespräch wieder verabschiedeten, war ich sicher, dass du ein wundervoller Mensch bist, war dein Gesicht schon mit dem Vermerk „Freund, potenzieller fester Freund“ in mein Gedächtnis eingebrannt, war ich voller Vorfreude auf das, was kommen würde. War ich naiv.
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das gespräch
und seine folgen
als ich einmal in ein gespräch verwickelt wurde, konnte ich vor lauter worten das gesprochene nicht verstehen. ich versuchte, diesen umstand zum ausdruck zu bringen, verwickelte mich aber immer tiefer in das gespräch. zu guter letzt gelang es, die verwicklung auf wundersame weise zu lösen, indem sich die zwei ins gespräch verwickelten lippenpaare lautlos und sacht berührten. daraus wiederum entwickelten sich verwicklungen gänzlich anderer natur, die ihrerseits zu gesprächen führten, während derer ich vor lauter worten das gesprochene nicht verstand. aus diesem umstand entwickelte sich mir ein tiefes verständnis von endloser verwicklung, das ich hiermit zum ausdruck zu bringen versuche. ich bin mir der folgen bewußt.
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Freulein_Taktlos
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Die Lüge
Dunkelheit umgibt mich… legt sich um meinen Körper und wiegt mich in vertrautem Schatten. Nur die weit entfernten Lichter der Stadt werfen ihren schüchternen Glanz auf mein blasses Gesicht. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin. Die Zeit verlor in dem Moment, in dem ich mich entschied, an diesem Ort anzuhalten, gänzlich ihre Bedeutung. Die kühle Nachtluft lässt mich frösteln…. legt einen eisigen Hauch auf meine Wangen und Stirn. Kalt. Kalt und doch angenehm. Kein Grund für mich, weiter zu gehen. Der Abend ist noch nicht sehr alt. Fußgänger, die mich hier stehen sehen, müssen denken, ich betrachte die funkelnde Skyline. Glauben vielleicht, ich sei romantisch veranlagt oder würde aus Langeweile die eigene Wohnung im Lichtermeer suchen. Woher sollen sie auch wissen, dass mein Blick ins Leere geht? Dass ich mich auf das Durcheinander konzentriere, das in meinem Kopf herrscht? Ich sortiere. Lege zurecht. Ungesagte Worte. Fehlende Antworten. Ich formuliere Sätze und stelle mir vor, ich hätte die Möglichkeit, sie Dir ins Gesicht zu sagen. Ohne Blatt vor dem Mund. Ohne Wenn und Aber. Mit Mut. Ich bin überzeugt, es beim nächsten Mal zu schaffen. Nicht schwach zu werden, Dich anzusehen und Dir zu sagen, dass es so nicht geht. Dass es auch nicht anders geht. Dass es nicht gut für mich ist. Dass Du es nicht bist. Dann, plötzlich, bist Du da. Legst überraschend Deine Hände von hinten um meine Taille und drückst Dich an mich. Unerwartet. Vertraut. Ich atme langsam aus. Ein „Endlich“ verlässt ungewollt meine Lippen. Wütend auf mich, presse ich sie aufeinander. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein „Endlich“ ist, weil ich nun mit Dir reden kann. Es fühlt sich mehr an wie ein „Endlich bist Du da. Du hast mir gefehlt.“. Verdammt, sei doch stark! Durch meine Jacke spüre ich die Wärme Deines Körpers. Ich möchte mich umdrehen. Und tue es dann doch nicht. Gelähmt schaue ich auf die Stadt, die Umrisse der grauen Gebäude, die Lichter in den entfernten Fenstern. Fremde Leben. Andere Probleme. Ich frage mich, ob ich die ganze Zeit auf Dich gewartet habe. Ob meine Gedanken nur ein Vorwand waren, um mich selbst zu täuschen. Stehen zu bleiben. Hier in Deiner Nähe. Darauf zu hoffen, dass Du kommst und mich findest. Mit Deinem Geruch in der Nase und Deinem Körper so nah an meinem, kommen alle Erinnerungen zurück. Wie ein Schlag ins Gesicht. Brutal. Eine Welle an Emotionen, die in mir tobt und mich beinah in die Knie zwingt. Ich muss insgeheim darüber lachen, tatsächlich geglaubt zu haben, ich könnte dem hier widerstehen. Uns mit Abstand betrachten. Objektiv. Eiskalt. Ha! Die Berührung wirft mich aus der Bahn und um Tage zurück. Löscht alle Formulierungen in meinem Kopf. Alles war umsonst. Du legst den Kopf an meinen Nacken. „Ich … ich… kann nicht…“ schaffe ich noch zu flüstern. „Dann belüge mich…“. Dein Atem an meinem Ohr. Es wird mich zerreißen. Von innen. Es wird mich zerreißen. Ganz sicher. Während Deine Hände zu meinen Beckenknochen wandern, Dein Mund meinen Hals vorsichtig berührt, glaube ich, es nicht über mich bringen zu können. Ist es eine Lüge, wenn beide wissen, dass es nicht stimmt? Worte können verletzen. Zerstören. Alles, was mühsam aufgebaut wurde. Alles, was war. Mich. Uns. „Ich verschwende keinen einzigen Gedanken an Dich.“, sage ich. „Seit Du weg bist, ist alles einfacher.“ Die Lüge tut im Herzen weh, reißt Wunden, tiefer denn je. „Du fehlst nicht.“ und jeder Atemzug schmerzt.
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zeitgold
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einfach so.
und ihr beiden wusstet, dass mein herz bluten wuerde. trotzdem bist du mit ihr gegangen. einfach so.
und ihr beiden wusstet, dass mein herz bluten wuerde. trotzdem bist du mit ihr gegangen. einfach so. "ich glaube, ich habe mich verliebt", hast du gesagt. was das aus deinem mund bedeutet, ist ganz gross. gestern war ich noch deine heimat. heute hast du uns aufgegeben. einfach so. du wolltest es gar nicht retten. da warst du und da war ich. das sollte doch fuer immer so sein. aus minuten wurden sekunden. weil wir uns hatten. mehr brauchten wir nicht. ruhepol. du . der letzte kuss am flughafen. das letzte mal umdrehen und dein umwerfendes laecheln sehen. dann wieder nach vorn blicken und in traenen ausbrechen. jetzt bist du so weit. es ist nicht nur das meer, das uns trennt. es ist mehr. wo bist du jetzt? in mir toben tausend stuerme. ich bin unruhig. mein leben ist ein chaos, seitdem du nicht mehr da bist. und ich kann nicht anders als dich dafuer hauptverantwortlich zu machen. mein herz, es klebt unter deinen schuhen. es ist eine tortur. ich bitte dich, fuer den rest deines lebens barfuss zu laufen damit mein herz wieder huepfen kann. ich habe mein glueck verloren, in dem moment als du mit ihr gingst. und wenn du wiederkommst, bringst du es mir dann wieder? einfach so? Tags: Vermissen
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Corinna_Teresa_Brix
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Atemerfrischende Hundekekse
Wie im Weihnachtsbeihefter versprochen: Ein Rezept für leckere Hundekuchen
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Taschina
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Du und das mit der Liebe
Du sagst du liebst mich. Nicht nur heute, sagst du, und lächelst.
Du sagst du liebst mich. Nicht nur heute, sagst du, und lächelst. Sagst, du kannst mich glücklich machen und dass ich wegen dir niemals traurige Texte schreiben müsste. Du sagst, manchmal wartet man so verzweifelt auf etwas, dass einem so viele andere geöffnete Türen unbemerkt bleiben. Und du sagst, du findest, ich hätte genug gewartet, und dass sich die Tür manchmal melden müsste. Laut und deutlich. Damit sie nicht übersehen bleibt. Und so stehst du nun also vor mir, so laut und deutlich und lächelst, während ich still auf den Boden starre, und kleine Kieselsteine mit den Füßen hin- und herrolle. Als wäre es das einzige was es jetzt zu tun gäbe, das einzige, was jetzt wichtig wäre. "Liebst du mich auch, wenn ich nicht gut gelaunt bin?" , frage ich, ohne den Kopf zu heben, "Wenn ich dich niemals an mich heranlasse, dich von mir stoße, an dir reiße, vor dir weglaufe. Wenn ich kalt bin, tagelang verschwinde, wenn ich auf deine Anrufe nicht reagiere und deine lieben SMS nicht beantworten würde? Würdest du mich dann immer noch lieben? Wenn ich deine Nähe nicht ertragen könnte, und ich dir niemals versprechen könnte, dass du der einzige für mich sein wirst, willst du dann immer noch bei mir sein?" Ohne den Kopf zu heben weiß ich, dass du gerade deine Finger gegeneinander drückst, dass du auf deiner Unterlippe kaust, und dir die Haarsträhnen hinters Ohr klemmst, die dir ins Gesicht gefallen sind. "Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt, nicht wahr?" sagst du, und ich höre das Kratzen in deiner Stimme. Höre das Kratzen, spüre das Stechen in meiner Brust, sodass mir die Stimme versagt bleibt, und ich nur den Kopf schüttle und mit dem Fuß kleine Spuren in den Sand male. "Dann werde ich dich wohl weiterhin lieben, so wie du ihn immer noch liebst. Auch wenn du mich traurig machst, so wie er dich traurig macht", sagst du, und lächelst schon wieder. Ich höre wie du aufstehst, möchte nicht nach oben schauen, nicht, nachdem ich das Kratzen in deiner Stimme gehört habe. Bis ich deine Hand auf meiner Schulter spüre. "Irgendwann sieht man die neuen Türen", sagst du, streichst dir die Haare hinters Ohr, küsst mich auf die Stirn und gehst zurück zu den anderen. "Irgendwann sieht man die neuen Türen und schließt die alten ab."
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Frau_Irma
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Einsvierzigmalzweimeter.
Der schönste Ort der Welt.
Ich habe dieses Buch gelesen. Von der Frau, die ein Jahr lang um die Welt gereist ist. Es hat mich beeindruckt. Ein bisschen den Geschmack von Fernweh in meinem Herzen hinterlassen, die Neugier nach dem Unbekanntem auf meiner Haut. Gerade reden so viele über das Reisen und die Welt. Gestern saß ich mit einem Freund zusammen, und er erzählte mir von seinem Thailandurlaub. Ich habe mir nickend die vielen Fotos angesehen, die farbenfrohen Geschichten angehört. "Und wohin würdest du gerne mal reisen?" fragte er mich. "In die USA, San Francisco, die Westküste eben." Der Klassiker. Ich denke, das muss man mal gemacht haben. Aber um ehrlich zu sein, mir fiel einfach nichts Besseres ein. In Wahrheit will ich nämlich gerade nirgendwo hinreisen. Nicht nach Amerika, nicht nach Asien oder Grönland. Ich will gerade nicht den Angkor Wat Tempel in Kambodscha sehen oder die Aussicht vom Burj Khalifa bewundern . Der einzige Ort auf der Welt, an dem ich gerade sein möchte ist genau einsvierzigmalzweimeter groß und liegt zwischen einer kleinen Straße mit Kopfsteinpflaster und einem verwildertem Hinterhof. Genauer gesagt in einem fünfundzwanzig Quadratmeter großen Zimmer. Mit Ikea-Matratze und Baumwoll-Bettwäsche. Und ich will dort nicht alleine hinreisen - sondern mit dir. Denn das ist der schönste Ort der Welt. Dort lagen wir, kichernd, küssend, schweigend. Eingehüllt in unseren Armen, Decken, Gesprächen. Erzählten uns von der Welt, zeigten uns unsere Narben auf Haut und Seele und hörten dazu selbstgebrannte CDs, die alte Erinnerungen spielten, während sie neue Erinnerungen schufen. Wir brauchten dort keine fremde Währung, wir haben mit unseren Worten bezahlt: ein Geben und Nehmen von Geschichten. Draußen tobte die Welt vor sich hin, mit all ihren großen und kleinen Problemen. Aber wir waren geschützt. Auf diesen Einsvierzigmalzweimetern. In deinen Armen wurde mein Herz leise, mein Fernweh verstummte, die vielen Gedanken und Grübeleien zogen einfach an mir vorbei. Ich wünschte, ich hätte ein Fotoalbum davon machen können. Damit ich jetzt, wo die Realität mich eingeholt hat, nicht vergesse, dass es diesen Ort wirklich einmal gab. Wir haben ihn durch Zufall entdeckt. Naja, nicht ganz. Ein bisschen hatten wir auch danach gesucht. Und doch war eines klar: wenn wir ihn finden würden, könnten wir nicht lange dort bleiben. Nur für eine Nacht und einen halben Tag. Sonst verliert ein solcher Orte seinen Zauber. In Zeiten, in denen das Leben um sich schlägt, ist es unglaublich tröstend zu wissen, dass es solche Orte geben kann. Und manchmal lässt es einen verzweifeln, weil man nicht weiß, ob man jemals wieder dahin zurückkehren wird. Und so erzähle auch ich, dass ich eigentlich gerne verreisen würde, wie aufregend fremde Länder sind und wie wichtig es ist, seinen Horizont dadurch zu erweitern. Dabei hoffe ich nur eines: dass wir uns irgendwann wiedersehen - am schönsten Ort der Welt.
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anneliseSchmidt
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TRUCKER- STAY ASIDE
richtig geiles lied,wahrscheinlich auch ne richtig geile band, nur leider unauffindbar....
.....ich habe mich jetzt stundenlnag durch das internet gekämpft, auf der suche nach einem hinweis auf diese band. habe das lied stay aside von trucker geshcickt bekommne,der absender weiß leider auch nichts über die band. sie ist einfach unauffindbar, aber leider viel zu gut um sie links liegen zu lassen. vielleicht wieß ja einer von euch was über die band? auf www.truckerrocks.de war ich schon, das ist die falsche band........naja,vielleicht habe ich ja glück und einer von euch hat zufällig was von denen auf dem pc oder so...ich wäre wirklich dankbar!!! lg kathi
http://www.neon.de/artikel/freie-zeit/musik/trucker-stay-aside/644110
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cloudless_sky
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Teil 1: Ohne Ende
Es fühlt sich an als ob wir schweben, doch irgendwann wird die Zeit die kleinen Risse und Lücken zwischen uns mit Problemen füllen und sie sprengen.
Ich weiß, dass wir stark wirken nach außen. So als könnte uns nichts etwas anhaben. Schließlich haben wir doch so Einiges gemeistert, es hat so Einiges an uns gezerrt und immer war einer von uns beiden Schuld. Ich mehr als du. Der Sturm hat Wellen geschlagen und sie treffen immer wieder auf die Klippen, bilden eine gefährliche Brandung. Ich glaube, wir sind zerbrechlich. Ich glaube, jede dieser Wellen könnte einen Teil von uns abtragen, der alles stützt. Es knirscht und es knartscht und du hältst mich, hältst mich fest. Wir haben nicht gesagt, dass wir uns lieben, weil das hier auf Zeit ist und das ist uns beiden mehr als klar. Also vielleicht reicht es gerade deshalb, wenn unsere Festung so lange hält bis die Zeit sowieso vorbei ist. 3 Monate und 3 Tage sind es noch bis wir wieder nach Hause fliegen und in unser altes Leben zurücktreten. Unsere Wohnungen liegen nicht in der selben Stadt, nicht einmal im selben Land. Als ich dich getroffen habe, hast du alles mitgenommen. Wir existieren im luftleeren Raum. Es fühlt sich an als ob wir schweben, doch irgendwann wird die Realität wieder einsetzen, wird die Zeit die kleinen Risse und Lücken zwischen uns mit Problemen füllen und sie sprengen. Ich weiß, dass das passiert. Es wird passieren, irgendwann. Wir sprechen nicht über die Zukunft, über ein danach. Dafür ist es noch zu früh und jede unserer Antworten würde nur noch mehr aufzeigen, wie sehr wir verschiedene Leben führen und nur an einem Ort zufällig aufeinander getroffen sind. Ich weiß, dass du eine andere Vorstellung von der Zukunft hast, ohne dich fragen zu müssen, und das reicht für den Moment. Wir müssen es nicht aussprechen, denn die Welle wäre ein Tsunami und unsere Mauern zu marode um zu überstehen. Ich sollte mich nicht in dich verlieben. Ich will mich nicht in dich verlieben. Als ich dich getroffen hab, haben wir viel diskutiert und geredet und jedes Wort aus deinem Mund hat mir gezeigt, wonach ich in den vergangenen Jahren vergeblich gesucht habe. Manchmal fragst du mich, was ich denke und ich antworte nicht, weil ich es nicht in Worte fassen kann. Weil dieser Text das Epitom unserer Welt ist, chaotisch, durcheinander und ohne Ende.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/teil-1-ohne-ende/1451239
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robert_suydam
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steinkreis 2012
...
das er schrieb, um sich zu erinnern, niemand konnte es wissen. nichteinmal er selbst. dann, auf einem seiner schreibzüge, fand er sich, staunend, in friedhofserde gebettet, weit fort im fernen amerika. bedauerlicher weise war er bereits vor einhundertundelf jahren verstorben. tot, verschriftlichte steinfurche lediglich, ein name, dem nichts verwandt, eine lüge. davon konnte er nun halten, was er mochte - aha vielleicht, oder: was für ein blödsinn. oder auch: unmöglich, verbunden mit schreck und gänsehaut. aber all das gefiel ihm nicht. stattdessen vergaß er lieber den stein und sein staubiges ruhen dort, wandte sich ab und ging, um eine neue erinnerung zu suchen, und um zu schreiben, weil auch buchstaben eine leere zu füllen vermögen. aber das konnte niemand wissen. nichteinmal er selbst. Tags: Robert, Suydam
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gedankenpunk
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Eine Frage der Perspektive
Manchmal lohnt es sich, die Dinge anders zu betrachten
Ganz am Rande der Rocky Mountains erhebt sich der Mount Assiniboine in den blauen Himmel von Kanada. Nicht ganz so hoch und stattlich wie seine felsigen Brüder im Gebirgsinneren, aber doch hoch genug um der Welt ringherum zu zeigen: "Schaut her, wie beeindruckend und elegant ich bin." Seine Erscheinung ist grau und kahl. Pflanzen wachsen nur sehr wenige auf ihm. Dennoch findet an ihm ganz viel Leben statt. Und in den Wäldern um ihn herum. Wie viele Menschen mögen versucht ... haben, ihn zu besteigen? Und für wie viele Wanderer mag er wohl der Fixpunkt zu ihrer Orientierung gewesen sein? Vielleicht war er mal das Ziel einer langen Reise, der ersehnte Ankunftsort für müde Füße, die rastlos ihren Weg gegangen sind auf der Suche nach sich selbst. Manchmal braucht es die Entfernung um wieder zu sich zu finden. Manchmal ist es die Entfernung, die uns wieder ein Stück näher zu uns führt. An besonderen Tagen, wenn man den Blick hoch auf den Mount Assiniboine richtet, kann man über ihm die zarte Sichel des Mondes sehen, des Mondes, der ebenso karg und leblos und gleichermaßen beeindruckend und elegant ist. Und obwohl zwischen dem Berg und dem Mond eine unüberbrückbare Distanz liegt sieht es ein bisschen so aus, als würde sich der Mond einen Moment im Haupte des Berges ausruhen, bevor er seine weitere Reise an den für ihn vorgesehenen Platz fortsetzt. Möglicherweise sind sich die Dinge näher als es scheint. Entfernung ist nur eine Frage der Perspektive. Tags: perspektivwechsel
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MarcLippuner
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Natalie Imbruglia oder Die Definition von 'endgeil'
Die Australierin meldet sich - schön wie nie - mit 'Counting Down The Days' endlich auch musikalisch zurück.
'Endgeil' nannte die pubertierende und vielleicht auch noch postpubertäre Generation männlicher VIVA-Gucker Frauen wie Natalie Imbruglia damals - im Spätherbst 1997. Eine Bezeichnung, die, wenn sie nicht ebenso schnell aus der Mode war, wie diese Jungs Natalie zugunsten von Britney oder Christina vergessen haben, heute allenfalls auf Destiny's Child Beyoncé Knowles gemünzt werden würde. Wo mittlerweile nur noch Farrah-Fawcett-Fönwellen auf blondierten, geglätteten schwarzen Locken und bis zum Schambein dekolletierte Kleider mit einem Gewicht von unter zwanzig Gramm die Kaufkraft und erotische Phantasie künftiger Männer zu wecken scheinen, genügte damals ein pflegeleichter Kurzhaarschnitt und eine sorglos über die Schulter fallende Trainingsjacke, die den Blick auf ein schlichtes, ärmelloses Trägerhemd freigab, um ein Lied wie 'Torn' monatelang in den Verkaufscharts zu halten. Zugegeben: Das durchchoreographierte Wackeln nahezu freigelegter Brüste und Hintern zu perfekt abgemischtem und durchaus geilem High-Speed-Luxus-R'n'B lässt sich nur schwer mit dem simplen, und doch nicht weniger geilen Gitarrensolo vergleichen, zu dem Natalie Imbruglia vor acht Jahren sexy um sich selbst herumhüpfte. Und zugegeben: Man sollte Verkaufserfolge vielleicht mehr an der musikalischen Qualität einer Platte messen als an der erotischen Qualität der dazugehörigen Videos. Und überhaupt: Lassen sich Natalie Imbruglia und Beyoncé Knowles angesichts ihrer musikalischen Divergenz überhaupt in einem Gedankengang unterbringen? Selbstverständlich: Denn 'endgeil' - und hier ist die Verknüpfung - sind sie irgendwie beide. Fünf bis zehn Jahre älter als der Durchschnitt ihrer Fans spielten oder spielen sie die Hauptrolle in unzähligen feuchten Träumen der Jungs, waren und sind die modische und moralische Vorbilder für die Mädchen und Frauen. Und noch mehr haben Natalie Imbruglia und Beyoncé Knowles gemeinsam: Beide unterschrieben einen Werbevertrag mit dem französischen Kosmetikkonzern L'oreal, beide waren schmuckes Beiwerk unfähiger James-Bond-Epigonen (Beyoncé in 'Austin Powers 3', Natalie in 'Johnny English'), und beide haben leider nach ihrem ersten und einzigen Smash-Hit scheinbar wenig Aussicht, ihren musikalischen Erfolg zu wiederholen. Während Beyoncé jedoch nach nur einer Solo-CD vorerst die Rückkehr von und mit Destiny's Child bekannt gab, legte Natalie Imbruglia jetzt ihr drittes Album vor, das wohl wenig Chancen haben wird, auch nur annähernd an den Erfolg des ersten anzuknüpfen. 'Counting Down The Days' enthält wie schon die beiden Vorgänger 'White Lilies Island' (2001) und 'Left Of The Middle' (1997) zwölf solide Trommelfellschmeichler, die auf von Gitarre und Schlagzeug bestimmten Klangteppichen an einem vorbeirauschen, einen mitsummen lassen und einlullen: Behagliche, nette Popmusik eben, überhaupt nicht schlecht und auch gar nicht langweilig, jedoch eine Spur zu beliebig, um groß aufzufallen. Obwohl die heute 30jährige Australierin schon mit ihrem Debutalbum 'Left Of The Middle' die Rock- und Popmusik nicht neu erfand, ließen 'Torn' und die zwei nachfolgenden Auskopplungen 'Big Mistake' und vor allem 'Wishing I Was There' einen ganz eigenen, leicht rotzigen Imbruglia-Sound erkennen, der im zweiten Album nur noch hier und da aufschimmerte, und auch jetzt kaum noch zu finden ist. Wenngleich der Opener 'Starting Today' mit seinen gefälligen Gitarrenklängen noch auf eine ebenbürtige Fortsetzung des Debuts hoffen lässt, wird schnell deutlich, dass 'Counting Down The Days' weniger eigenständig wirkt als die beiden Vorgänger. Der Einfluss von Natalies Ehemann und Produzenten Daniel Johns, dem einstigen Frontmann von Silverchair, ist überraschend unauffällig, die gitarrenlastigen Pophymnen erinnern stattdessen ein wenig an R.E.M. ('Satisfied') oder Coldplay ('Shiver'), winzige Momente sogar an U2 ('Sanctuary'), die langweiligste Ballade ('I Wont Be Lost') plätschert vor sich hin wie die Musik von The Corrs, und während das Glockenspiel des Titelsongs auf nicht ganz ernst gemeinte Weise den Bombast amerikanischer Weihnachtslieder zitiert, enthält das überraschend experimentell anmutende finale 'Honeycomb Child' Reminiszenzen an Tori Amos' 1999er Album 'To Venus And Back'. Lässt man sich trotz oder gerade wegen aller Assoziationen bereitwillig auf die zwölf Songs ein, braucht es nur wenige Durchläufe, bis sich die gefälligen Arrangements für lange Zeit im Ohr festsetzen, Stimmlich überzeugt Natalie Imbruglia allemal, beim sparsam instrumentierten, brillanten 'On The Run' vielleicht mehr als je zuvor. Selbst wenn klare, unumstrittene Höhepunkte wie 'Torn' fehlen, ist 'Counting Down The Days' ein lohnenswertes Album, mit dem Natalie Imbruglia die Chance verdient, in der Beliebigkeit des Pophimmels ein wenig heller strahlen zu dürfen als die geklonten Beyoncé-Sternchen, die heutzutage neben Klingeltönen das Bild der Musiksender bestimmen, und von ihrer musikalischen Durchschnittlichkeit einzig mit elektronisch verzerrten Stimmen, transparenten Klamotten und wackelnden Hinterteilen abzulenken versuchen. Womit sich der Bogen zu der visuellen Präsentation von Musik wieder schließt, die manchmal wichtiger ist als die Musik selbst: Beyoncé und ihre Epigoninnen sind zweifelsohne 'sexy', falls diese eigentlich zeitlose Definition im Slang heutiger BRAVO-Leser nicht auch schon als völlig antiquiert ad acta gelegt wurde. Und Natalie Imbruglia? Im Video zu 'Shiver', der ersten Single ihres neuen Albums, erinnert wenig an das zerrissene Mädchen von damals. Die Haare sind nicht mehr kurz, dafür wehen sie wild im Wind, und die Trainingsjacke von einst ist einem schwarzen, langen Mantel gewichen. Das süße Ding mit den großen blauen Kulleraugen ist erwachsen geworden. Eine Reife, die Mrs. Imbruglia verdammt gut steht. Wenngleich es hingegen kein Zeichen von Reife ist, auf den verstaubten (prä)adolszenten Sprachschatz der 90er Jahre zurückzugreifen, bleibt abschließend jedoch einzig und allein zu konstatieren, dass Natalie Imbruglia nach wie vor 'endgeil' ist. Und es wohl auch ewig bleiben wird!
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Stick meet BASF MC60
Und wenn du mal etwas Gescheites hören willst, dann nimm den Stick mit meiner Playlist.
Oh, eine Playlist auf einem Stick. So ein kleines unscheinbares Metallkästchen, in dem die neusten Charthits gespeichert sind. Ich schaute meine Tochter an und grinste, steckte das Ding in den Rechner und startete dem Musikplayer. Natürlich das gleiche Gedudel, war aus ihrem Rechner kommt, welches in den Channel von Spotyfify aus dem Kinderzimmer dröhnt. Angefangen von Mruno Mars, Jon Newmann, Cro, DJ Antoine, Darft Punk und nicht zu vergessen X feats Y die hundertste. Alles Namen, die mir kaum etwas sagen und nebenher daherplätschern. Für sie, meine Tochter, jedoch die aktuellen Stars, die sie alle kennt und deren Songs sie mitsingen kann. Auf mp3 mitgeschnitten und auf einen Stick gezogen oder auf CD gebrannt. Ich erinnere mich noch gut an meine Anfänge. Wie stolz war ich auf meinen ersten eigenen Kassettenrekorder. Jeden Mittwoch saß ich vor dem Radio und hatte WDR eingeschaltet, hörte Mel Sondocks Hitparade . Die geilste Musiksendung in dieser Zeit! Jeden Hit wollte ich mitschneiden, auch wenn Mel immerzu in die Titel sprach. Nur manchmal schaffte er es einen Titel in voller Länge auszuspielen ohne gleich etwas dazwischen zu babbeln. Natürlich dann mit Vorankündigung. Oft musste ich die Aufnahme abbrechen, da einer die Zimmertür öffnete. „Abendbrot ist fertig oder kannst du mal...“ Man war ich dann sauer! Samstags trafen wir uns in einen Plattenladen und besorgten uns die neusten Maxisingels, die soeben aus Holland eintrafen. Manchmal gehe ich in den Keller und wühle in meine Schatztruhe mit über 100 Musikkassetten. Darin meine alten Lieblinge Bacley James Harvest, ELO, Queen, Helen Schneider, Smoky, Bay City Rollers, die unsterbliche Tina Turner und viele mehr. Nicht Repro mit Bass als neuste Fassung! Ich habe das Original als Neuerscheinung mitgeschnitten. Alles Namen, die mir etwas sagen und sich in mir unsterblich eingeprägt haben, zu denen ich getanzt habe, ausgeflippt bin. Lege ich jedoch diese Bänder ein, dann schüttelt meine Tochter nur mit dem Kopf. Könnt ihr euch noch an eure Anfänge erinnern? Was ist euch als unvergessen in Ohr geblieben? Tags: NEON User täglich
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Haennah.
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Nachtleben
Seine Küsse sind angenehm, aber eben nicht notwendig.
Der Boden unter meinen Füßen vibriert, der Bass ist so stark, dass ich ihn in meinem gesamten Körper spüre. Die Musik dröhnt laut aus den Boxen neben dem DJ-Pult, die Tanzfläche ist voll mit Menschen, betrunkenen, verschwitzten Nachtmenschen. Und ich mittendrin. Die halbleere Bierflasche in der Hand, gedankenverloren zu dem Beat gegen den Schwindel antanzen. Ich drehe mich um als meine Füße anfangen wehzutun, mir ist danach mich hinzusetzen. Und da steht er, etwas weiter hinten in der Ecke, ist mir vorher gar nicht aufgefallen, trotz Scan-Blicks durch den Club zwischendurch. Er ist schön, braune wuschelige Haare, markantes, attraktives und trotzdem etwas jungenhaftes Gesicht, schöne volle Lippen, guter Kleidungsstil. Er steht an der Wand gelehnt, ein Freund neben ihm, ein Glas in der Hand. Schade, dass ich nicht rauche, das würde alles erleichtern. Dann könnte ich einfach so zu ihm gehen, nach Feuer fragen und ein Gespräch anfangen. Obwohl Reden gerade das Letzte ist, das ich will. Ich stelle mich in seine Nähe, sodass er mich sehen muss, versuche unauffällig seinen Blick einzufangen, zu lächeln und den Augenkontakt zu halten. Eine echte Mutprobe, offensives Flirten fällt mir schwer, vor allem wenn der Kerl mir so gut gefällt. Aber der Alkohol trägt seinen Teil Selbstbewusstsein dazu, selbst ein Korb wäre mir im Moment egal. Fast egal. Noch ein Schluck Bier, noch ein kurzer Blick. Er grinst, bewegt sich in meine Richtung, bleibt vor mir stehen, beugt sich zu mir herunter. „Hey, hast du vielleicht Feuer?“ Lässig hält er eine Zigarette in der Hand, ich schüttle meinen Kopf. Leider nicht. Aus der Nähe sieht er noch viel schöner aus, ein kleines Grübchen in der linken Wange, braune Rehaugen mit dichten, langen Wimpern. Eindeutig ein Frauenheld. Es müssen nicht viele Worte fallen, er kommt mir von Anfang an ein bisschen zu nahe, wir wissen beide was wir wollen und was noch passieren wird. Seine Lippen sind so weich, wie sie aussehen. Er küsst wirklich gut, hat dabei seine Hände an meinen Hals gelegt, das mag ich. Die Musik erfüllt alles, mir ist immer noch schwindelig. Er schmeckt nach Jägermeister und Rauch, ich versuche mich zu konzentrieren, aber meine Gedanken schweifen immer wieder ab. Der Bass ist das einzige, was ich in meinem Bauch spüre. Seine Küsse sind angenehm, aber eben nicht notwendig. Er nimmt mich an die Hand und sagt mir, dass seine Wohnung hier ganz in der Nähe sei. Wie praktisch. Die Sonne scheint durch das Fenster, genau in mein Gesicht. Ich mag es nicht, wenn weder Rollos noch Vorhänge das Zimmer verdunkeln und man morgens viel zu früh wach wird. Ich liege nackt auf einer fremden Matratze, halb unter einer fremden Decke. Unter der anderen Hälfte liegt Max, so heißt er, glaube ich. Falls ich ihn gestern bei der lauten Musik nicht falsch verstanden habe. Sein Gesicht ist mir zugewandt, die Augen fest geschlossen, das Haar durcheinander. Selbst jetzt sieht er noch unheimlich gut aus. Ich möchte nicht, dass er wach wird. Der Sex letzte Nacht war super, ich bin sogar fast auf meine Kosten gekommen, obwohl er nicht weiß, was ich mag, wo man mich wie berühren muss. Schade, dass er das niemals wissen wird. Was er wohl gerne zum Frühstück isst? Was wohl seine geheimen Angewohnheiten sind? Schade, dass ich das niemals herausfinden werde. Ich weiß nicht einmal, was er beruflich macht. Nur die harten Fakten, Alter und Name. Ein bisschen traurig ist es schon, Dinge, die so beginnen, werden niemals einen Schritt weitergehen. Das drogenverseuchte Nachtleben hat keine Zukunft, es wird niemals ein Wir geben. Nur kurz gemeinsam einsam sein. Obwohl es das komplette Gegenteil von dem ist, was ich gerade möchte. Die ganze Rumfickerei kotzt mich an, bringt mich nicht voran, stellt nur eine kurze unbefriedigende Flucht aus dem Alleinesein dar. Ich will neben der Person aufwachen, die mich ein klein bisschen besser kennt, als ich mich selbst. Oder wenigstens ein wenig länger, als ein paar gemeinsam verbrachte Nächte. Ich möchte das volle Programm: Kuscheln, Vertrautheit, gemeinsamer Alltag, bedeutungsvolle Küsse, Spießer-Pärchenleben. Schade, dass es fast unmöglich ist, sowas zu finden. Es fühlt sich falsch an, neben ihm zu liegen. Falsch, falsch, falsch. Vielleicht sollte ich mich heimlich aus seiner Wohnung schleichen. Jetzt, im nüchternen Zustand und mit klarem Blick, widert mich die Situation einfach nur noch an. Ich widere mich an. Ich sollte fliehen, um uns die peinliche Situation am Morgen danach zu ersparen. Wenn er sich Ausreden ausdenkt um mich so angenehm wie möglich rauszuschmeißen. Vielleicht würde zu seiner Sicherheit noch ein „Aber das war nur Sex, eine Beziehung möchte ich momentan nicht“ folgen. Obwohl das ja klar ist. Ich taste nach meinen Klamotten, an denen die Feierei ihre Spuren hinterlassen hat. Qualmgeruch, Laufmaschen, Flecken. Ich will nur noch weg. Zu mir nach Hause, duschen, bis all der Dreck von mir gewaschen ist. Bis ich wieder etwas fühle. Ich schleiche mich aus dem Zimmer, eine Nachricht hinterlasse ich nicht. Keine Handynummer, kein Dankeschön für den super Fick. Die Nacht war gut, aber eben nicht notwendig.
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egal was passiert
Du bist mein bester Freund, mein Seelenverwandter und meine große Liebe
Wirklich einfach hatten wir es nie. Am Anfang vielleicht. Als wäre es nicht schon genug dass du jetzt so viele Kilometer weg bist. Wieso muss es immer Menschen geben die sich in Sachen einmischen, die sie einfach überhaupt nichts angehen? Ich kann es dir nicht sagen weil ich weiß dass du sie nicht mehr in deinem Leben haben möchtest, für dich ist es eine abgeschlossene Geschichte und das ist auch gut so. Aber  ich zerbreche daran. Es passt einfach nicht in mein Weltbild wie ein Mensch so sein kann wie sie. Ich hoffe, dass sie eines Tages unsere Liebe zu einander akzeptiert und wir endlich so glücklich sein können wie wir es verdient haben. Aber bis dahin haben wir trotzdem uns.
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bratapfel-suess-sauer
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Eigen-Urin
dank an helmut k.
hab eine von Moritz` geschichten ganz vergessen, über zwei seiner bekannten, die seit jahren ihren eigenen morgenurin trinken. Und über V., der, als er bei denjenigen zu besuch war, die urinfläschchen im kühlschrank entdeckte. Am nächsten tag tranken sie daraus, auf den fläschchen stand, zur vermeidung von verwechslungen, M. bzw. N. Drin war in beiden fällen V.
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Italyprayer
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Drei Bilder
P.S. ich weiß, dass wir nur 16 sind, aber das hat noch keinen Menschen davon abgehalten Emotionen zu spüren und sie aufzuschreiben.
“Du hast mal gesagt, dass Gefühle erwidert werden müssen um erst echte Emotionen zu werden.”, sie lag da und ich fragte mich die ganze Zeit wieso ich eigentlich diese Frau liebte. Mein Körper lag neben ihrem, während sie langsam über meinen Arm strich. Liebe als Sinn des Lebens ist eine der gewagtesten Theorien, die je aufgestellt wurden. So lag ich also da neben einer Frau, die ich liebte und nicht einmal wusste weshalb. Um es kurz zu fassen erging es mir beinahe jeden Morgen so und jeden verdammten Morgen, den ich erwachte war eine andere Frau neben mir. Mal jünger, mal älter. Eigentlich war es mir auch egal. Meine Gefühle oder wie diese Frau, dessen Namen ich nicht einmal mehr wusste, sagte meine “echten Emotionen” waren vor langer Zeit einfach gestorben. Ich hatte aufgehört zu fühlen und mir stellte sich die Frage wieso hatte ich überhaupt angefangen zu fühlen, wenn es mich sowieso nur verletzte. Also habe ich aufgehört und mich vollkommen auf meine Sexualität konzentriert. An diesem Zeitpunkt war ich 16 und hatte keine Ahnung vom Leben. Das ist genau 2 Jahre her. In diesen zwei Jahren habe ich mehr Erfahrungen gesammelt als in meinem bisherigen vorherigen Leben. Aber es war mir einfach egal. Wieso sollte es mich auch interessieren. Ihr Atem streichelte meine Haut. Die Sonne schien durch das Fenster auf das Bett. Langsam strich über ihre perfekt geformten Brüste. Ihre Haut weich und mit ganz sanften Härchen versehen , die mit dem Auge nicht sichtbar waren, sondern nur spürbar waren. Meine Augen trafen ihre Augen und ich erinnerte mich an sie. Meine einzige Liebe. Drei Bilder hatte ich von ihr in meinem Kopf. Drei verdammte Bilder. Ich war gerade 16 geworden. Die Wirtschaftskrise hatte einige unserer Generation angepisst und angekotzt. Wir hatten einfach kein Bock Schulden zu zahlen, die wir nicht hatten, sondern die Generation vor uns zu begleichen hatte. Doch jedem, der nachdachte, was zu der Zeit nicht gerade viele waren, war klar, dass diese Gerechtigkeit nicht geschehen werde. Und wir hatten einfach nur Wut in unseren Bäuchen und wir wusste nicht wie wir sie rauslassen sollten ohne jemanden zu verletzen. Das Bildungssystem, die Politiker, die Bullen, die Zeit, unsere Generation war für den Arsch. Wir lebten im 21. Jahrhundert und ließen es uns immer noch gefallen was die Großen mit uns taten. Die Generation der stillen Akzeptanz war geboren und wir fragten uns alle, wann wir endlich platzen würden. Eine Explosion musste mit dieser ganzen Wut im Bauch einfach stattfinden, denn wenn sie nicht stattfand wären wir einfach geplatzt. Also stellten wir uns die Frage: “Was können wir tun gegen diese Wut?” Es gab verschiedene Antworten. Wir konnten es akzeptieren, wir konnten demonstrieren oder wir konnten… Ich habe keine Ahnung was der dritte Punkt war, aber ich weiß noch ganz genau, dass er verdammt scheiße war. Also entschieden wir uns für Plan B. Es wurde eine Demonstration geplant. Flyer wurden verteilt sowohl an der Uni als auch an Gymnasien und Hochschulen. Es wurden Flugblätter gedruckt. Wir glaubten die 68er wieder aufleben zu können. Doch im Inneren war uns doch vollkommen klar, dass das was damals geschehen ist, nicht wiederholbar war. Niemand konnte so eine Bewegung wieder auferwecken. In der Schule wurde uns über eine Menschen erzählt der nach drei Tagen von den Toten wieder auferstanden sein soll, doch mit einer Bewegung ging das nicht so leicht. Und ich bezweifle, dass die 68er Bewegung gern mit einer Parallele zu Jesus wieder auferstanden wäre. Plötzlich fiel mir ein, dass ich vor kurzem ein Artikel über Rainer Werner Langhans gelesen hatte. Der letzte Mann, der die freie Liebe noch auslebt. Ein Mann und acht Frauen. Ich musste lächeln. Sie war wieder eingeschlafen. Langsam strich mit meiner rechten Hand durch ihre braunen Haare. “Yo non hablo espaniol”, sagte ich leise. “Das wirst du schon noch lernen.”, flüsterte sie und ich erschrak, denn ich hatte geglaubt, dass sie schlief. Ihr Kopf lag auf meiner Brust und sie schaute mir ins Gesicht. Man erkannte sofort, dass sie Ausländerin war, genauso wie ich. Sie war Spanierin, die kein Wort Deutsch sprach, aber dennoch nach Deutschland gerreist war um diesen jungen Mann zu treffen, den sie vor einiger Zeit in London hatte kennen gelernt. Das war ich. Ich, der in Augsburg geboren wurde, als Sohn zweier ausländischer Einwanderer. Beider Italiener. Ja, ich bin ein Drecksspaghettifresser, doch ich fragte mich schon seit langer Zeit, was diese verdammten Krauts eigentlich gegen uns hatten. England hatte schon ab dem ersten Mal, als ich dort war, etwas auf mich abgefärbt. Denn England akzeptierte mich ob ich nun ein buddhistischer an Allah-glaubender liberaler sozialistischer römisch-katholischer Christ war. In England war es einfach egal, denn es zählte nicht wer du bist, sondern was du machst. Es ist klar, dass du nicht so willkommen warst, wenn du versuchen wolltest irgendwas in die Luft zu jagen. Aber ich glaube nun einmal, dass das in allen Ländern nicht so gern gesehen wurde und wird. Dagegen war man hier in Deutschland von Anfang an Terrorist, wenn man einen zu langen Bart trug oder was noch besser war, dass ein Junge ausländischer Einwanderer nur zwei Bildungsmöglichkeiten haben konnte. Ich erinnere mich gut an die Frage von einem unbekannten Herren, der nur meine Eltern kannte: “ Hey, Junge bist du in der Haupt- oder in der Realschule ?” Meine Erinnerung ist so gut, dass ich sogar noch weiß was mein erster Gedanke war: “Da fehlt doch eine ?” Erst dann verstand ich es und für ein paar Sekunden habe ich nachgedacht ihm den mittleren der fünf Finger zu zeigen, aber ich habe mich damals anders entschieden, ich habe ihm sachlich ohne Umschweife geantwortet: “Nein, ich geh aufs Gymnasium.” Und in diesem Augenblick sah ich seine ganze Welt hinter seinen Augen zusammenfallen. Sein Leben hatte jeden Sinn verloren, dadurch dass ein ausländischer Junge eine bessere Bildung erhielt als er selbst. Sie küsste meinen Bauch und küsste sich immer weiter hoch zu meinem Mund. Die Sonne schien von der Seite auf ihr Gesicht und ließ sie wie ein Engel erscheinen. Dieser Typ damals war schon ein dreckiger Wichser. Wir waren bereit für die Demonstration. Wir wollten nicht mehr die Menschen sein, die zuschauen und einfach alles mit sich lassen. Die meisten von uns waren eher linksgerichtet, was nicht hieß, dass wir mindestens einmal in die Kirche gingen. Die Kirche störte uns wenig, denn wir waren im 21. Jahrhundert und nicht mehr im 20. Jahrhundert. Die Trennung von Religion und Politik war eine unserer Grundsätze, dennoch ließen wir uns oft genug in Diskussionen über das Bild der Homosexualität in der Kirche ein, was uns genügende Male keine Freunde machte. Es erscheint dumm, dass wir für die Rechte von Homosexuellen eintraten, obwohl doch keiner von uns auch nur ein wenig homoerotisch angehaucht war. Es ging uns mehr um die Gleichberechtigung aller Menschen. Jeder Mensch sollte gleich behandelt werden ob nun hetero oder homo. Und wieso sollte sich also nicht ein Hetero- für einen Homosexuellen einsetzen. Der Mensch an sich selbst war unser Hauptziel. Denn der Mensch konnte, unserer Ansicht nach nur als Mensch bezeichnet werden, wenn er sein Individualismus vollkommen ausleben kann. Also waren wir bereit für die Demo. Augsburg unsicher machen. Um 8 Uhr waren wir da. Wir standen ca. eine Stunde lang da und haben uns die Reden angehört die gehalten wurden. Wir fühlten uns als würden wir die Welt verändern. Grundschüler, Gymnasiasten, Hochschüler und Studenten auf einem Haufen. Alle das selbe Ziel: Die Menschenfabrik zu vernichten. Denn wir sahen uns nur als Menschen, die funktionieren mussten und uns erst gar nicht wehren konnten. Es wurde uns seit der Grundschule eingetrichtert: Maul halten, denn der Lehrer hat eh Recht und du nicht. Ein weiterer Punkt war die Verkürzung des Gymnasiums von G9 auf G8. Wir standen also da mit leeren Pizzaschachteln auf denen folgende Parolen standen: G(ebt) 8!; Pizza Bologna bitte vom Menü streichen; Kurz und bündig! Hoch lebe das G8; Für ein gutes Studium schick einfach eine SMS mit dem Wort “Fantasie” an die 8888* (drunter stand noch: *Semester-Abo nur 500 Euro/Semester) Also waren wir gewappnet für die Demonstration. Langsam gingen wir durch Augsburg, an allen Schulen vorbei. Manche sperrten ihr Schulgebäude zu , was sowohl Lehrer als auch Schüler zu Kletteraktionen aus Fenstern zwang. Nur eine einzige Schule zeigte Solidarität. Und inmitten dieser Demonstration sah ich sie. Ihre Beine waren in weite Hosen, ihre Haare unter einem Tuch, das sie sich um die Stirn gebunden hatte, ihre Arme und ihr Oberkörper wurden durch diesen Pullover bedeckt, doch jede freie Stelle war wie ein Heiligtum. Sie stand mitten in der Menge und hob jedes Mal ihre rechte Faust zum Himmel. Sie war es die die gesamte Internationale mitsang. Sie war es die einstimmte als sie mich Bella Ciao singen hörte. Sie war es die dann dastand und einfach nur noch die Parolen der Demonstration schrie: Hoch mit der Bildung, runter mit der Rüstung. Dieses Bild blieb in meinem Kopf , wie sie da stand mit einem Pappkarton und in einem besonderen Rhythmus auf diesen schlug und dabei tanzend rumsprang. Für sie war die Demonstration das , was sie für alle eigentlich sein sollte. Ein Happening. Sie war es die es verstand. Ich spürte ihren Atem auf meiner Stirn und auf meiner Brust ihren Bauch, der beim Einatmen sich ausweitete und beim Ausatmen wieder einzog. Ihre Rippen strichen über meinen ganzen Körper und es gefiel mir, wie sie mich berührte und wie sie es verstand mich nach mehr sehnen zu lassen. Ruhig führte sie ihren Zeigefinger über meinen Körper, Formen bildend. Eine Form wiederholte sich stetig. Ein Herz. Ich liebte sie obwohl ich wusste, dass das gelogen war. Okay, seit einem Monat hatte ich mit keiner anderen Frau geschlafen, aber das hieß nichts. Es war einfach nicht möglich ,denn ich hatte meine Gefühle schon vor langer Zeit weggeworfen. Die einzige Person, die diese Gefühle wieder holen konnte, hatte ich seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Sie stand auf und machte das Fenster auf und ich sah wie der Wind ihr braunes Haar verwehte. Sie stand nackt vor dem Fenster und schloss die Vorhänge so, dass das Licht gedämpft in den Raum drang und nicht alles ausleuchtete. Und in diesem schwachen Licht schlich sie sich an mich heran und verschlang mich. Wie eine Schlange eine Ratte verschlingt. Ich sprach sie damals auf der Demonstration nur kurz an und fragte sie nach ihrer Nummer. Sie lächelte, aber nicht so schüchtern, sondern sie lächelte einfach. Sie war glücklich, doch das wusste ich noch nicht. Unsere Wege trennten sich an dem Tag. Ich ging mit die Augsburger Uni besetzen und sie ging woanders hin, ich weiß bis heute nicht wohin. Wir besetzten den Hörsaal auf die alte Manier durch einen klassischen Go-In. So war der Plan. Um 15 treffen wir uns alle an der Uni. Warum genau zu der Zeit ein Polizeiwagen an einem Straßenübergang nicht mehr weiterfahren konnte war fraglich, hielt uns paar Demonstranten und die Studenten nicht auf. Wir erreichten die Uni pünktlich und besetzten den Hörsaal 1. Das war meine einzige Unibesetzung und es war auch der erste und letzte Tag, dass ich an der Besetzung teilnahm. Im ersten Plenum, das ich live miterlebte, wurden grundsätzliche Regeln bestimmt. Jedes Mal wurde demokratisch entschieden. Kein Rauchen im Hörsaal, natürlich nur wegen der Feuermelder. Diese Regelung führte dann auch zu vollen Ausgängen in den Pausen. Ich wurde Zeuge einer Sache von der ich immer geträumt hatte. Endlich war ich Teil einer Bewegung und nicht nur Zuschauer. Doch dieser Traum war schnell aus, als meine Mutter anrief um mir zu sagen, wieder nach Hause zu kommen, denn es wurde langsam spät. Also fuhr ich wieder nach Hause. Ich fuhr zurück in die Monotonie und dort sollte ich auch bleiben. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich meine Eltern nicht geliebt habe und immer noch liebe, aber ich war einfach ein ganz normaler Teenager, der das machen wollte wovon er träumte. Revolution betreiben. Natürlich nur im kleinen Maße, aber das reichte mir vollkommen. Eine Woche später rief ich an. Sie ging nicht ran. Das hier ist die Mailbox von Claire. Fuck. Ich war schon ein wenig angepisst. Mir gingen verschiedene Gedanken durch den Kopf. Ich stellte mir vor , wie sie mich einfach vergaß. Was mir gar nicht so schwer erschien, denn wir hatten kein Wort gewechselt. Ich wusste ihren Namen nur durch ihre Mailbox. Wenn ich heute zurück schaue, merke ich erst wie kindisch ich doch war. Doch ich war verliebt. Zum letzten Mal. Alles war mir einfach egal. Ich fing an Gedichte über dieses Mädchen zu schreiben. Wie beknackt war ich eigentlich ? Eines Tages klingelte dann mein Handy. Es war 4 Uhr morgens. “Hi, ich hab gesehen, dass Sie angerufen haben, wer auch immer Sie sind.” “Hi.” “Ich fänds schon sehr nett, wenn Sie sich vorstellen würden.” “Tschuldigung.”, verdammt war ich verschlafen. Es war vier Uhr morgens. “Ich bin der Typ von der Demo.” “Welcher ?” Oh sie hatte also mehreren ihre Nummer gegeben. “Der Singende.” “Keine Ahnung. Kann ich dich duzen ?” “Na klar.” “ Ja kein Peil. Ich habe keine Ahnung wer du eigentlich bist, aber wir können uns treffen, wenn du willst, damit ich dich wieder erkenne, weil ich bezweifle, dass ich jemanden Bösen meine Nummer gebe.” Sie lachte kurz. Mir verschlug es die Sprache. Sie hatte vergessen wer ich war, aber das war ihr vollkommen egal und sie wollte sich mit mir treffen. “Okay, hast du Morgen Zeit ? Pow wow Cafe in der City-Galerie ?Passt das?” “Klar, wann?” “Morgen.” “Wann?” “Morgen halt.” “Scheiße, um wie viel Uhr ?” Ich wurde rot und sie sah es nicht einmal. Ich dachte mir nur wie blöd ich doch sein kann. “Ja geht’s um drei Uhr nachmittags?” “Klar. Dann bis dann Unbekannter.” “Bis dann Claire.” “Woher kennst du meinen Namen ?”, ihre Stimme klang plötzlich erschreckt. “Stalkst du mich etwa? Verfolgst du mich etwa ?” “Deine Mailbox. Da sagst du deinen Namen. Aber nur deinen Vornamen. Deinen Nachnamen weiß ich nicht.” “Ahh, okay. Bis morgen.” Sie legte auf. Nach diesem Gespräch konnte ich keine einzige Sekunde mehr schlafen. Ich saß auf dem Bett. Sie saß hinter mir und massierte mein Rücken. Alles knackste, alles tat weh. Alles kam wieder hoch. Jede Erinnerung kam wieder zurück. Doch dadurch wurde mir immer klarer , dass ich nicht verliebt sein konnte in diese Frau aus Spanien, die ich ehemals kennen gelernt hatte, als ich noch sehr jung war und sie ebenso jung. Die Zeit war vergangen. Ihre Brüste strichen über meinen Rücken. Plötzlich spürte ich einen Kuss auf meinem Hals und ich ließ mein Kopf langsam nach hinten fallen, was mir erlaubte ihr Gesicht von unten zu sehen. Liebevoll küsste sie mir auf die Lippen. Sie zog mich sanft nach hinten so, dass ich auf ihren Schoss landete. Ihre Schenkel liebkosten nur durch ihre Anwesenheit meinen Hals. Sie küsste mich von oben herab. Es war immer noch so gedämpft. Wir lagen erst seit einer Stunde wach und hatten wieder angefangen uns zu liebkosen. “Como estas?” Ich musste lachen. “Bien y tu ?” “Mucho bien.” Sie hatte so ein schönes Lächeln. Wir saßen also in diesem Cafe und hatten keine Ahnung wie wir zu einander finden sollten. Doch irgendwie funktionierte es trotzdem. Die Themen waren ein wenig gewagt für ein erstes Date, aber sie brachten das Gespräch und den Dialog weiter. “Du behauptest also, dass der Mensch nur als Individuum existieren kann und nicht als Gemeinschaft in der , das eigene Bedürfnis dem Kollektiv unterstellt ist. Somit widerlegst du aber deine eigene Ideale als sozialistisch angehauchter Mensch.” “Du stellst es so dar als wäre der Sozialismus , der Aufbau des Kommunismus doch ist der Sozialismus nur die Bewegung , die aus Unzufriedenheit und Ausbeutung entsteht. Denn Sozialismus richtet nicht wie es ein Richter tut, sondern richtet wie ein Mensch, der denken und fühlen kann und nicht objektiv bleibt. Vielleicht liegt genau darin die Problematik des Sozialismus, doch muss der Mensch nicht nur die Rationalität gelenkt werden, sondern auch durch die Emotion.” “ Die Emotion ist aber nichts wert und führt dich zu Fehlentscheidungen, die nicht dem politischen Sinn entsprechen. Du kannst nicht einfach so Marx stürzen.” “Das will ich auch nicht. Marx bleibt Marx. Doch muss eine Idee sich weiterentwickeln und nicht an einer Stelle in der Zeit stehen bleiben und ewig als heiliges Gesetz gelten. Denn die Aktualität einer Idee ist das wichtigste an einer politischen Aktion. Denn egal ob nun emotional oder rational gesehen kann ein System, das vor 100 Jahren entwickelt wurde nicht zu einer Zeit funktionieren, die nicht mehr der entspricht in der die Idee entwickelt wurde.” “ Du willst also eine neue Grundidee einsetzen um die alte zu ersetzen. Eine gute Idee, doch wer soll die Grundidee und die Grundideale definieren. Denn genau in dem Moment in dem du die Ideen und Ideale festsetzt handelst du nicht anders als der Richter der rational richtet.” “Die Ideen und Ideale liegen nicht bei mir, dem armen Ausländer, sondern bei jedem Menschen individuell. Alles was wir haben ist ein Nachtwächterstaat, der nur darauf achtet, dass die Rechte des einzelnen Individuums nicht durch andere eingeschränkt werden.” “Das ist ein schöner Traum. Mehr aber nicht.” Stille legte sich für einige Minuten über unseren Tisch. Ich schaute sie an. Ihr blondes Haar. Ihren Hals. Ihre blauen Augen. Sie war wundervoll. Da sagte sie plötzlich mit ihren wunderschönen roten Lippen: “Ein verdammt schöner Traum.” An diesem Tag machten wir zum ersten Mal Liebe. Ich erinnere mich noch gut, wie wir voller Begierde uns wie Tiere befielen. Wir rissen uns gegenseitig wortwörtlich die Kleider vom Leib. Da stand sie nun nackt vor mir und ich konnte es nicht zurückhalten. Ich packte sie und küsste sie, als würde ich sie verschlingen wollen und sie antwortete den Kuss mit genauso großer Begierde und Sehnsucht. Wir lagen locker einige Stunden im Bett. Für immer wird mir das Bild in Erinnerung bleiben, wie sie aufstand zum Fenster ging. Der Mond schien auf ihren Körper und ihr Schatten fiel auf die Wand neben ihr. Vollkommen nackt wie Gott sie erschaffen hatte stand sie da und schaute den Mond an und sagte: “Ist er nicht schön? Doch er ist genauso irreal wie ein verdammt schöner Traum, obwohl der Mensch weiß, dass der Mond existiert.” Sie stand vom Bett auf. “Willst du ein Kaffee ? Ich mach mir jetzt einen.” Ich musste lachen wie sie da stand. Vollkommen nackt und mich fragte ob ich ein Kaffee wollte. Eigentlich hatte ich keine Lust auf einen Kaffee. “Spanische Art ?” “Deutsche kann ich leider nicht. Denn ich hab keine Lederhose an.” “Ja, aber du hast auch kein Tangokleid an.” Sie kam langsam zu mir zurück ins Bett und krabbelte mir genüsslich auf allen vieren entgegen. “Warum gefall ich dir nackt etwa nicht mehr?” Ich küsste sie auf ihre Lippen. “ Das hast du noch nie.”, und küsste sie noch einmal. “Dann kannst du dir dein Kaffee auch selber kochen.” Sie ging in die Küche. Nach dieser ersten Nacht ging es drei Monate so weiter. Wir unterhielten uns über Politik, begehrten uns gegenseitig und liebten uns. Doch je näher wir uns kamen, entfernten wir uns doch umso mehr von einander. Die Erwartungen an den anderen waren stets zu hoch und entsprachen nicht mehr der Realität. Eines Tages wachte ich dann in einem leeren Zimmer auf. Sie war weg. Sie war einfach gegangen. Da war nur dieser Brief auf meiner Kommode. “ Marco, Ich bitte dich mir zu verzeihen. Ich kann nicht mehr diesen schönen Traum leben, der mir doch nur eine schöne Welt vorgaukelt. Diese Welt in der wir leben ist weder schön noch gerecht. Und wenn wir nicht aufhören zu reden und endlich Taten für uns sprechen lassen, wird sich auch nichts ändern. Wir können noch so viel diskutieren doch müssen wir diesen Traum leben, und nicht unser leben träumen, wie wir es bisher getan haben. Ich bitte dich verwirkliche deinen Traum. Ich stehe dir nur im weg. Deine Liebe zu mir hält dich nur von der politischen Aktion ab. Sie ist vollkommen und voller Begierde. Meine Versprechen an dich ist, dass ich niemals aufhören werde an dich zu denken. Was auch immer geschehen wird, du bist in meinen Gedanken. Noch so sehr ich dich darum bitten werde mich nicht mehr zu suchen, weiß ich doch, dass du meiner Bitte nicht folgen wirst. Ich freue mich auf diese letzte Begegnung. Doch bin ich mir einer Sache sicher. Sie wird die letzte sein, denn es ist vorbei. Denn ich muss, weil ich dich liebe dich verlassen. In Liebe Deine Claire P.S. ich weiß, dass wir nur 16 sind, aber das hat noch keinen Menschen davon abgehalten Emotionen zu spüren und sie aufzuschreiben.” Ich saß auf dem Bett. Fassungslos. Es war vorbei bevor es überhaupt angefangen hatte. In genau diesem Moment habe ich meine Emotionen weggeworfen. Sie waren ohne sie nichts mehr wert. Wertlos und nur schmerzvoll. Zum Glück hatte ich noch die Tassen von Oma da. Paula und ich saßen auf dem Bett und tranken unseren Kaffee. Ich war noch vollkommen nackt, aber unter der Decke. Sie dagegen hatte sich meinen Bademantel übergezogen. “Was würdest du eigentlich machen, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich liebe?” Ich lachte über ihre Frage und antwortete lächelnd: “Weglaufen. Wie immer.” “Oh tolle Aussicht. Ich verkneif’s mir also lieber.” Einen kurzen Moment lang war es still, dann sagte sie ruhig und gelassen: “Ich liebe dich.” Meine Augen schauten sie an. Sie war ernst und sie hatte es ebenso ernst gemeint. “Ich liebe dich auch.” Es war einfach draußen. Genau in diesem Moment wusste ich ,dass ich die Wahrheit sagte. Ich war über sie hinweg. Die letzte Begegnung ist mir immer noch am besten in Erinnerung. Das letzte Bild von ihr. Das letzte Bild, das ich mit den anderen beiden immer in meinem Kopf behalten werde. Ich habe sie im Arm und sie weint. Eine Träne nach der anderen. Sie sagte ihr täte es leid, doch ich hatte meine Gefühle bereits weggeworfen. Für mich war alles vorbei. Sie sprach von einem Neuanfang, doch ich war weg. Ihre Tränen flossen meinen Rücken runter und es ließ mich kalt. Ich hatte aufgehört zu fühlen , als ich diesen Brief in der Hand hielt. Es war die letzte Begegnung, wie sie gesagt hatte. Doch ich war es der nicht antwortete. Ich war es, der sie aufgegeben hatte und nicht anders herum. Ich hatte mich selbst aufgegeben. Doch ich sehe sie immer noch vor mir: Kämpferisch, melancholisch, zerbrechlich. Drei Bilder und doch nur ein Gefühl: Leere.
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Love Affair.
Ich war auf einer langen Reise. Mein erstes Date war New York und ich habe mich verknallt. Aber es hat leider nicht gehalten.
Es war von Anfang an klar, dass das mit uns keine Zukunft haben würde. Ich sitze auf meinem Hostelfeldbett und drücke meinen Rücken an die warme Backsteinmauer. Meine letzte Nacht mit New York. Kratzige Filzdecke statt Satin. Wir hatten eine atemlose Affäre, die Stadt und ich. Erschöpfend. Fordernd. “Alle wirklich guten Dinge sind anstrengend, weil sie leidenschaftlich sind”, hat mal jemand zu mir gesagt. Genauso ist New York. Anfangs gab es kleine Kommunikationsprobleme zwischen uns. Natürlich ist es sinnlos, eine Wochenkarte für 29 Dollar zu kaufen, wenn die Fahrt mit den wenigen post-hurrikanisch laufenden U-Bahnen kostenlos ist. Aber das hätte mir New York echt mal früher sagen können. “It’s free today, Miss”, höre ich die Polizistin, die noch automatenwarme Metrocard in meiner Hand. Mein “It’s like rain on your wedding day…” versinkt im kreischenden Rattern des einfahrenden Zuges. Der übrigens genauso aussieht, als würde gleich Gary Sinise auf Verbrecherjagd herausspringen. Von diesen Déjà-Vu-Momenten erlebe ich viele in New York; aber Filmkulisse ist ja auch offizieller Nebenjob, gleich nach Projektionsfläche für jede Art von Traum. Die U-Bahnfahrt über die Williamsburg Bridge gewährt mir einen Blick auf die Skyline Manhattans und ich beiße mir staunend auf die Unterlippe. Regungslose Gesichter der anderen Menschen, man wird wohl immun gegen diese Art von Zauber. Delancey Street. Ein Typ steigt ein, vielleicht 15, 16. Er trägt Baggypants und eine Pappschachtel voller Snickers. Kids in New York verticken keine Drogen, sondern Schokolade. Darauf fußt auch ihr Marketingkonzept: “… to stay away from the streets, to earn money in a good way”, deklamiert er mit rauer Stimme. It works. Eine ältere Dame mit Hispanisch-Hintergrund schräg gegenüber kramt aus ihrer abgewetzten Fake-Vuittontasche einen Dollar, ein Jungdynamiker zieht mit glatter Geste seine Geldklammer aus der Hemdtasche. New York ist nicht die abgestumpfte Kaltschnauze, die ich vermutet habe. Aber unverfroren charmant. Wie der maximal 12-Jährige mit der schrägsitzenden Käppi, der verbotenerweise zwischen den Waggons durchgeht, mich anzwinkert und mir dann eine Kusshand zuwirft. Ich bin mikrosekundenlang perplex und muss dann so laut lachen, dass mich die Mitfahrenden anglotzen. Aber nur kurz. Das ist New York, man hat hier schon alles gesehen. Im Zweifel hier, in der U-Bahn. Denn wie verschieden die New Yorker auch sein mögen – dies ist der Ort, an dem sie sich zwangsläufig begegnen. Adipositaspatienten in fleckigen XXXL-Pullis, die mit glänzenden Lippen Chickenwings ablutschen, neben hauchdünnen Models mit albernen Pudelmützen und teuren Taschen; grimmige LL Cool J Lookalikes in Kapuzenhoodies neben schnauzbärtigen Gay-Hipstern in Skinnyjeans; abgearbeitete alte Ladys mit sorgsam onduliertem Haar neben kaugummischmatzenden Latinas in fuchsiafarbenen Nicki-Jogginganzügen; nervös ihre Tablets befingernde Businessboys in braunen Anzügen neben orthodoxen Juden mit Locken, Hut und Taschenuhr – jede Nuance des menschlichen Seins und alle vorstellbaren Schnittmengen. Und weil eben fast jeder irgendwann mal hier angekommen ist und auf Unterstützung angewiesen war, sind die New Yorker hilfsbereit as fuck. Wie mein Airbnb-Gastgeber Ben, der mich nach Tagen ohne Strom und Heizung in der Wohnung einer Freundin heiß duschen lässt. Oder Eugene mit dem fleecedeckesanften Blick, der mich an meinem dritten Tag auf der Suche nach dem Shuttlebus durch Manhattan irrend aufliest, mich persönlich zum gesuchten Umsteigebahnhof auf der Brooklynseite bringt und winkt, als ich in den Waggon steige. Wie die Frau bei Starbucks, die mein iPhone an ihrem Kabel laden lässt; wie Tahni, die mir in der zweiten Couchsurfing-Nacht ihr dauniges Bett anbietet und zu Lucy ausweicht, weil ich so erschöpft bin. Wie die alte Inderin, die ihre Metrcocard zückt, als ich kein passendes Kleingeld für den Bus dabei habe; der Quarterback-Typ, der einfach so seine Metrocard für mich swiped, weil es am Bahnhof Morgan Ave keinen Fahrkartenautomaten gibt; die dominikanische Hotelangestellte, die mir im A-Train auf Spanisch den Weg zum Flughafen erklärt und mich sicherheitshalber gleich bis zur Bushaltestelle begleitet; der Saxophonist, der mir ein Taschentuch reicht, als sein Lied mich vor Rührung weinen lässt und überhaupt wie all die Menschen, die mich freundlich ansprechen, wenn ich länger als zwei Minuten über meinem Stadtplan rätselnd rumstehe. So herzenswarm kann New York sein. Das ist die eine Seite. Ich ziehe meine harte Hosteldecke fester um mich, als ich an die Wallstreet denke. Dort ist es gefühlt 1 Grad kälter als im Rest der Stadt, und das liegt nur zum Teil an den sonneschluckenden Skyscrapern. Das Zentrum der Finanzmacht ist öde, unbelebt. Kein Glamour, kein Kitzel. Ein bisschen City Nord, nur kleiner. “Es ist alles viel unspektakulärer als ich gedacht habe”, konstatiert die charmante Österreicherin beim Hostelfrühstück. “Ja, so als käme man in Erwartung eines riesigen Fegefeuers in die Hölle und dann steht da Satan am Kugelgrill und dreht Würstchen um.” In Echt steht Satan vor dem Eingang der New Yorker Börse und telefoniert, eine Mischung aus Robert Downey Jr. und Hugh Grant und kein Stück Al Pacino. Er hat den Kragen seines dunkelblauen Anzugs hochgeklappt – ein erbärmlicher Versuch, die schneidenden Böen abzuschirmen. Als Zugeständnis an den Casual Friday trägt der moderne Mephisto schwarze Sneakers. SO  sehen also diese Typen aus, die mit ihrer Gier das weltweite Wirtschaftssystem zerfressen. Ich lege alle Vorwurfskraft in meinen Blick. Als er merkt, dass ich ihn beobachte, zwinkert er mir zu. “You can’t buy everything”, rotze ich ihm entgegen und wende mich angewidert ab. Mitten im noblen Chelsea komme ich an den “Fulton Houses” vorbei. Sozialer Wohnungsbau. Vor graubraunen Hochhäusern mit kleinen Fenstern und Softdrinkbecherhaufen auf den welken Grasflächen stehen Gestalten in einer Schlange für Essenspakete an; im Schaufenster eines Kiosks steht in krakeliger Schrift auf gelber Pappe “We accept food stamps”. Und keine 200 Meter Luftlinie weiter, im “The Lobster Place” im Chelsea Market, häufen Grüppchen heiterer Geschäftsleute schwindelerregende Hummerschalenberge auf Silberplatten an. So läuft das. New York küsst dich sachte auf den Mund und boxt dich dann in den Bauch. Ambivalenz an der Grenze zum Bipolaren. Doch egal ob arm oder reich – eine Kleinigkeit ist allen New Yorkern gemein: Ihre Kühnheit im Straßenverkehr. Rot gilt für Fußgänger maximal als unaufdringliche Empfehlung. Der New Yorker ignoriert Ampeln, sie halten nur auf. Das geht sogar so weit, dass Passanten im Pulk bei Rot die Straße überqueren und Autos zum Anhalten zwingen. Es ist aber nicht so, dass New Yorker rote Ampeln vor den Augen von Kindern überqueren. Oh, nein. Sie überqueren sie MIT den Kindern. Wer also bei Rot stehenbleibt, outet sich als Fremder – eins der wenigen unmittelbaren Erkennungskriterien für Nicht-New-Yorker. Optisch nämlich lässt sich niemand diesem Schmelztiegel zuordnen. Schon gar nicht der Hipster. Auch, wenn er das gern hätte. Die uniformierten Individualisten pilgern aus aller Welt nach New York, wie Katholiken nach Lourdes. Genauer gesagt nach Williamsburg, dem Kreißsaal des Hipstertums. Hier ist auch mein Hostel. Beim Einkaufen im Lebensmittelmarkt nebenan zerbrechen sich Mädchen in senffarbenen Oma-Strickjacken mit Steve-Urkel-Brillen und samtenen Leopardenleggins die bezopfkranzten Köpfe darüber, welche der 27 veganen Eissorten sie in ihren Jutebeutel legen wollen. Ich greife mit meinem Funktionsjackenarm an ihnen vorbei zur Becksflasche und grinse wehmütig. Noch ist es cool hier an der Grenze zu Bushwick, aber nicht mehr lange. Der Gentrifizierungsprozess läuft. Und  ist abgeschlossen, wenn die Leute das Gefühl haben, der Stadtteil wäre sicher genug zum Nestbau. Das Böse kommt mit den Biomärkten und triumphiert mit den Spielzeugläden. Wenn Starbucks auftaucht, ist der Ort längst verbrannt und von den Hipstern mit den kunstvoll auf Bandshirts arrangierten Flecken und akkurat gesetzten Laufmaschen zeugt nur noch das vegane Café. So lief es im East Village, in Dumbo, überall. Ich gähne mit brennenden Augen, diese Erschöpfung ist mir inzwischen vertraut. New York ist ein inspirierender Krafträuber, ein unersättlicher, narzisstischer, manischer Liebhaber mit ADHS und Neurosentattoo. Absolut mitreißend für ein paar Tage, aber kein Typ für immer. Unser Abschied ist so cool wie das Loft, in dem ich seit einer Woche schlafe. Ich drehe mich zur Seite. Durch meine Ohropax kratzt von rechts dumpf der Klang experimenteller E-Gitarrenmusik, von links piercen Piepsstimmen asiatischer Teenager mein Trommelfell, jemand schnarcht die Baseline. Gute Nacht, New York, es war schön mit dir. Noch ein letzter kühler Kuss. Als wir einschlafen, löffeln wir nicht. Tags: New York, Affäre, Reise
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Der Hausmeister - Kriegsheld und Gartenzwerge
Zwischen seinem krausen Brusthaar blinzelt eine Goldkette hervor. Schon holt er mit seiner Orang-Utan-Prange aus und zeigt bebend auf mich.
Der Hausmeister – Kriegsheld und Gartenzwerge Er rückt seinen Gartenstuhl zurecht. Die schwere Stahlkette, an die er seine Gartenmöbel gesichert hat, kratzt über den Holzboden der Terrasse. Seine Frau zündet sich die nächste Pennymarkt Zigarrette an. Er blickt zu ihr rüber. Sieht die blauen Adern, die aus ihrer straffen Lederhaut hervorpressen. Die kleinen braunen Punkte. Diese braunen Flecken, die mehr und mehr ihren Körper bedecken. Die Hände, die Arme, ihren Hals und auch an der Schläfe beginnen sie sich breit zu machen. Seit unglaublich langer Zeit hat er sie nicht mehr richtig angeschaut. Er sieht nur noch die Flecken, die Adern, die langen schwarzen Haare, die überall aus ihrem Körper herraussprießen,  wo nicht diese verdammten braunen Flecken sind. Ihr Haaransatz, der jeden Monat aufs Neue ergraut, wenn das 4-Euro-Haarfärbemittel auf chemischer Basis herausgewachsen ist. Wann hat er das letzte Mal mit ihr gesprochen? Hat er ihr überhaupt einen „Guten Morgen“ gewünscht? Aber was ist auch schon gut an diesem Morgen? Der neue Nachbar parkt wieder 30cm zu nah an seiner Einfahrt. Die drei Straßenpoller, die er errichtet hat, zeigen nicht die erwünscht abschreckende Wirkung. Auch seine pathetische Sammlung an wachsamen Gartenzwergen hindert die Nachbarschaft nicht daran, sein Grundstück mit den angemessenen 5 Meter Abstand zu umgehen. Dabei hat er ihnen extra böse Augenbrauen gemalt. Nach dem Schnitt seiner Rhododendron Hecke kann man die Uhr stellen.  Gegen 9 müsste der Neue das Haus verlassen und für 4,23 Stunden arbeiten, dann kommt er kurz wieder, isst zu Mittag und ist für die nächsten 4,815 Stunden nochmal weg. Auf seiner Hecke steht es kurz vor 9. Er wird ihm gleich die Meinung sagen können. In seinem Körper breitet sich ein leichtes kribbeln aus. Der kleine Adrenalinkick, der der Erwartungshaltung entspringt, gleich jemanden anschnauzen zu können, ist eine der wenigen Regungen die ihm in seinem Körper geblieben sind. Sonst hat er nur noch Prostata und Hämorriden, die ihn daran erinnern ein lebendes Wesen zu sein. Ein Stuhlgang dauert bei ihm eine Stunde. Ehe er aus seinem bis hoch zu den Eiern zusammengeschrumpften Schwanz drei Tröpfchen geschüttelt hat vergehen quälende Minuten voller Flüche und Blasendruck. Sein Körper verzweifelt, und versucht den Blaseninhalt über die Schweißdrüsen abzusondern. Vergebens. Er kommt oft Klitschnass vom Klo zurück und hat dabei die falsche Körperflüssigkeit verloren. Aber das ist nicht das größte Problem. Viel schlimmer ist, dass in dieser Zeit die Nachbarschaft tun und lassen kann, was sie will. Natürlich hält seine Frau solange für ihn Wache, aber ihre Personen, Zeit und Orts Angaben sind absolut unpräzise. Erst seitdem sie alle Aktivitäten unmittelbar in ein kleines braunes Notizbuch schreibt funktioniert die Nachbarschaftskontrolle auch in seiner Pinkeltröpfchenpause. Seine Frau wird generell immer nachlässiger. Manchmal vergisst sie sein Hämorridenkissen von dem Hocker am Schlafzimmerfenster mit runter auf den Gartenstuhl zu nehmen und quälende Minuten vergehen, ohne in der perfekten Beobachterposition auf der Terrasse zu sitzen. In diesen Zeiten könnte ALLES passieren. ALLES! Negroide könnten seinen Rhododendron verwüsten. Russen in seinen Keller eindringen. Die alleinstehende Frau von schräggegenüber könnte ihre Freier holen. Der neue Nachbar könnte schreiende Kinder zeugen. Seine Kinder und Enkelkinder könnten zu Besuch kommen. Der letzte Gedanke versetzt ihm einen Stich aus dem Magen, durchs Herz, ins Hirn. Er schüttelt sich und fokussiert die Haustür des neuen Nachbarn an... Ich gehe zu Tür heraus und werde sofort von seinem Blick getroffen. Der beschissene Hausmeister unserer Straße. Seine Haut schält sich aus seinem blassgelblichen Unterhemd. Zwischen seinem krausen Brusthaar blinzelt eine Goldkette hervor. Schon holt er mit seiner Orang-Utan-Prange aus und zeigt bebend auf mich. Ich kenne das Prozedere was mir nun bevorsteht und kalkuliere schnell im Kopf ob ich es nicht doch bis zu meinem Wagen schaffe, bevor er sich aus seinem wackligen Holzstuhl erhoben hat und wild im Hämoridengang geifernd auf mich zugestampft kommt. Mein Zeitmanagement geht nicht auf.Er hat sich mir bereits auf Hörweite genähert. Ich versuche ihn mit flacher Hand abzuwehren und gehe schnellen Schrittes zu meinem Auto, dass 10 Meter von seiner Einfahrt entfernt steht. Sein keuchender Duktus verursacht bei mir eine Gänsehaut. Ich halte den Atem an, weil ich Angst habe, eines seiner Rückenhaare könnte in meine Luftröhre gesogen werden. Obwohl ich konzentriert versuche nicht zuzuhören findet trotzdem eine kleine binaurale Tonaufnahme in meinem Gehirn statt. Im Stakkatostil werden dort die Flutwellen des verbalen Brechdurchfalls verarbeitet. Ich schnappe Begriffe auf wie „Unverschämtheit! Belästigung! Negroid! Rhododendron! Meine Frau! Prostata und Hämoriden! Gerichtsbeschluss! Mein Anwalt! Die Polizei! Hitler! Wettervorhersage! Schwerkrank! 60-Minuten-Stuhlgang! Die Zeitung! Prostata und Hämorriden! Prostata und Hämorriden! Prostata und Hämorriden! Kriegsheld! Und Gartenzwerge.“ Wo vorher in meinem Kopf alles wohlgeordnet und bereitgestellt für den Tag war, herrscht nun ein aggressiver Mahlstrom. Den Hausmeister zu sehen, ist wie einen Popel am Finger zu entdecken, obwohl man sich absolut sicher ist, diesen nicht in der Nase gehabt zu haben. Und wenn man versucht diesen fremden Nasenstein vom Finger zu schnipsen, klebt er nur am nächsten fest. Dieser verdammte Trockennasenaffe wird mir jetzt die ganze Woche am Finger kleben. Als ich losfahre sehe ich im Rückspiegel, wie er seine haarigen Arme vor seinem Affenkörper verschränkt und ich kämpfe gegen den Impuls an ihn mit dem Rückwärtsgang zu überfahren... Als der neue Nachbar um die Ecke gebogen ist schnauft er durch, tupft das Schweißrinnsal von seiner Oberlippe und humpelt langsam wieder Richtung Terrasse. Ihm tut der Arsch weh. Seine Frau hat ihm bereits ein Kühlkissen unter das Hämorridenkissen gelegt. In 4,23 Stunden kommt der Neue wieder. Zeit um pinkeln zu gehen. Tags: Nachbarschaftsstreit, Hausmeister, Stasi, Hämorriden, Prostata, alte Menschen, junge Menschen, Haus
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BILD_Leser
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Was bin ich?
Wo komm' ich her, wo gehe ich hin und wieviel Zeit werd' ich noch haben? (Die Ärzte, Langweilig)
Irgendwie… kam ich in diese Welt, als zufällig geplantes Produkt zweier sich liebender Menschen. Ich erinnere sie an sich, fast ist es, als ob der Zweck meiner Existenz jener ist, der Freude und Liebe anderer zu dienen. Anfangs wurde ich verhätschelt, zart angefasst, sorgsam verschönert, mit Duft und Farbe zu einem realen Produkt einer Phantasie veredelt. Als etwas, das übrig bleiben sollte nach dem langen Abschied zweier mich erschaffender Leben, fast, als wäre ich das Beste aus ihnen. Doch plötzlich, auf dem Gipfel meiner Schönheit wurde ich aus dem eigenen Brutkasten verstoßen, abgestempelt, meine Zeit in diesem Haus war abgelaufen. Der Mantel reichte nicht als Tarnung, es erwartete mich die Schublade vollständiger Dunkelheit, zusammen mit all den anderen, die ins Ungewisse abtransportiert werden sollten durch das fade Rauschen der Nacht. Wir alle, die Verhüllten, die Einsamkeit und ich, wir würden unsere Heimat vielleicht niemals wieder sehen. Doch plötzlich, etwas zog mich hinaus in die grelle Wärme des Tages, ein Lichtschein, gebrochen durch glitzernden Tränen zweier Kinderaugen im Kopf eines Erwachsenen, der mich sehnsüchtig und hungrig verschlang. Nur kurz war mir der Tag vergönnt, ehe ich wieder gefesselt, weggesperrt und vergessen wurde. Vorerst aussortiert nach Erfüllung meines Zwecks, der Nachricht meines Schöpfers. Aber, ich werde wiederkommen, als blasser Sepiaschein deines blitzartig aufleuchtenden Gedankens, als Spiegel deiner einst jungen Seele, in deine faltigen Lippen die Liebe meines Daseins dankbar küssen. Alt bist du geworden. Ich bin dein Liebesbrief und du warst meine Heimat.
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Ein Liebeslied ist nicht genug
„you give me the kind of feeling people write songs about“
it may be over but it won't stop there, I am here for you if you'd only care. you touched my heart you touched my soul. you changed my life and all my goals. and love is blind and that I knew when, my heart was blinded by you. I've kissed your lips and held your head. shared your dreams and shared your bed. I know you well, I know your smell. I've been addicted to you. “Goodbye, My Lover” – James Blunt Für dich ist es hier, an dieser Stelle vorbei, aber ich will dich nicht aufgeben. Du hast mit deinen Küssen nicht meine Lippen, sondern mein Herz berührt. Du hast mein Leben mit all meinen Prioritäten und Zielen über den Haufen geworfen. Ich dachte nie, dass Liebe so blind machen könnte, doch du hast mir das Gegenteil gezeigt. Dich zu küssen und neben dir einzuschlafen, dich zu  trösten und dir nah zu sein. Verdammt, du  kannst das nicht einfach alles hinschmeißen. Ich bin süchtig nach dir. Y ou used to be my everything, my every thought and word, But then there were the secrets that everybody heard, And, lady, I don´t know what to do. I thought we were unbreakable. I thought that we were more. I thought we were unbreakable and worth fighting for. "Unbreakable" - James Cottrial Du warst mein Norden, mein Osten, mein Süden sowie Westen. Dein Name war mein Lieblingswort und dein Gesicht mein liebstes Bild. Und plötzlich erfahre ich mehr als ich je wissen wollte – ratlos und verwirrt bleibe ich zurück. Ich dachte wir wären unzerstörbar, ich dachte, das mit uns zwei wäre mehr als wir es uns jemals erträumen könnten. Ich dachte, dass du es wert bist. It's not always rainbows and butterflies It's compromise that moves us along, yeah My heart is full and my door's always open You can come anytime you want "She will be loved" - Maroon 5 Es ist nicht immer alles schön gewesen, wir müssten sowohl Geben als auch Nehmen. Mein Herz ist voll, fast überfüllt, aber meine Tür, die steht dir offen. Ich bin noch immer jederzeit für dich da. please don't let this turn into something it's not I can only give you everything I've got I can't be as sorry as you think I should, but I still love you more than anyone else could “Make This Go On Forever” – Snow Patrol Bitte lass das alles nicht einfach so zu Ende gehen. Ich bat dich auf Knien um Vergebung, doch was geschehen ist, kann ich  nicht rückgängig machen. Du willst das einfach nicht verstehen, oder? Ich würde dir die Welt zu Füßen legen, selbst die Sterne vom Himmel holen, wenn es nur ginge. Ich hätte alles für dich gegeben – und ich würde es noch immer tun. Du hast mein Herz, so sehr wie noch keiner zuvor. Ich... ich liebe dich. Anything that's worth having Sure enough worth fighting for Quittings out of the question When it gets tough gotta fight somemore We gotta fight, fight, fight, fight "Fight for this love" - Cheryl Cole Was es wert ist zu haben, ist es wert darum zu kämpfen. Sei mir nicht böse, aber aufgeben ist für mich keine Option. Wir sollten darum kämpfen, verdammt.
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OP
Wenn die Schaufel in die Erde stieß, atmete er aus. Wenn er sie anhob, holte er Luft. Wenn er Erde zur Seite schmiss, überlegte er sich seine Frage.
Die Schaufel in seinem Rucksack drückte bei jedem Schritt dumpf gegen Johnnys Rücken. Aber es war nicht mehr weit, nur noch einmal rechts, den schmalen Trampelpfad am Urnenfeld II vorbei und dann noch einmal links an der Hecke entlang. Obwohl es stockdunkel war, fand er sich gut zurecht. Bei seinem letzten Versuch vor einer Woche war er noch ohne Schaufel hergekommen, in der festen Annahme, dass sich schon eine auf dem Gelände des Friedhofs finden würde. Wo wenn nicht hier würden Schaufeln gebraucht. Aber kein Schuppen war offen gewesen und niemand hatte eine herum liegen lassen. Heute war er besser vorbereitet: Er hatte eine Schaufel im Baumarkt gekauft, eine Taschenlampe dazu und das Foto steckte in seiner Jackentasche. Johnny hatte als Kind immer Angst vor Friedhöfen gehabt, wegen den Geistern. Aber das war lange her, mittlerweile ging er absichtlich dorthin, wenn er mal seinen Geist entspannen wollte oder das Gefühl brauchte, dass es okay war, mit niemandem zu reden. Die Toten machten ihm keine Angst mehr, im Gegenteil, er hatte mit einem von ihnen noch eine Rechnung offen. Unter seinen Schuhen knirschte der Kies, in den Bäumen über ihm rauschte dunkles Blut. Johnny hatte es eilig, die Lebenden hatten es immer eilig, die Zeit hatte lange Beine. Ein paar Meter weiter vor ihm stand etwas auf dem Weg, es war flach, eckig, etwas heller als Schwarz. Johnny fiel ein Herzschlag aus. Mit der Taschenlampe leuchtete er die Dunkelheit an. Es war eine Schubkarre mit einem großen Haufen Erde darin. Er ging näher heran, der Lichtkegel fiel in ein frisch ausgehobenes Grab ein paar Schritte weiter. Es war noch nicht fertig, nur etwa einen Meter tief. Auf dem weichen Boden daneben hatte sich Regenwasser in den Baggerspuren gesammelt. Für wen das wohl war? Machten sie die Gräber nur bei Bedarf? Oder arbeitete der Friedhofsgärtner auch mal vor, zum Beispiel vor seinem Urlaub? Johnny machte die Lampe aus und wollte weiter gehen, als er mit dem Fuß an einen Gegenstand stieß. Er leuchtete mit der Taschenlampe vor seine Füße: Es war eine Schaufel. Das Grab seines Vaters lag in einer Art Seitenflügel des Geländes, das passte sich gut in sein Leben ein. Er hatte seinen Vater nur am Rande der Zeit kennengelernt und da lag er jetzt auch für alle Zeit. Er war seit acht Jahren tot, seit 26 Jahren war er ihm egal und seit einer Woche kannte er dieses Foto. Auf dem Bild war Johnny als Baby zu sehen, nicht älter als sechs Monate, gehalten von einem jungen schnauzbärtigen Mann. Beide schauten in die Kamera und Johnny fand, dass er recht zufrieden aussah, während das Gesicht seines Vaters unentschlossen in seine Einzelteile zerfiel. Das Bild war bei einer Aufräumaktion aufgetaucht, in einem alten Buch, das er von seiner Mutter geschenkt bekommen hatte. Johnny hatte das kleine schwarz-weiße Rechteck eine Weile angestarrt, es weggelegt, es wieder angestarrt und war dann sehr wütend geworden. Bisher hatte er immer vermutet, dass sein Vater ihn nach seiner Geburt nie wirklich gesehen hatte, nie auf dem Arm gehalten. Das war in gewisser Weise ein Trost für ihn gewesen, etwas das man nicht kannte, konnte man auch nicht absichtlich verletzen. Aber jetzt hatte er den Beweis, dass seine Hände ihn berührt hatten, rechts und links an der Hüfte. Johnny glaubte die Druckstellen noch zu spüren, sogar jetzt hier in diesem Moment. Er musste wissen, wieso er ihn trotzdem allein gelassen hatte, er musste ihn fragen. Deshalb war er hier. Er fand den Grabstein schnell. Mit der Lampe leuchtete er auf die goldene Inschrift, der Name seine Vaters glitzerte. Johnny hatte das Bedürfnis, ihn mit einem Messer heraus zu kratzen. Er legte die Taschenlampe auf den Boden, setzte seinen Rucksack ab und holte die Schaufel heraus. Wie tief so ein Sarg wohl lag? Er nahm seine Arbeitshandschuhe aus der Jackentasche, zog sie über seine zitternden Hände und stieß die Schaufel in die Erde. Dieses Geräusch, wenn das schmale Metall nach unten in die dunkle Unbeschwertheit der Verwesung fuhr, ein metallisches Zischen. Johnny kippte die Schaufel an und hob etwas Erde nach oben. Sie fühlte sich schwer an, seine Muskeln spannten sich unter der Jacke. Mit einem großen Schwung warf er sie zur Seite weg. Im Gebüsch hörte man ein paar erschrockene Ratten mit ihren nackten Schwänzen klatschen. Johnny kam schnell voran, obwohl die Schaufel nicht sehr groß war, seine Wut hob locker ein paar Kilo mit. Er machte ein Spiel für sich daraus, um sich zu beruhigen: Wenn er die Schaufel in die Erde stieß, atmete er aus, wenn er die Schaufel anhob, holte er Luft, wenn er die Erde zur Seite schmiss überlegte er sich seine Frage. Schon bald stieß er auf das verrottete Holz des Sarges. Es hatte einen dumpfen Kontakt zwischen Schaufel und Vater gegeben, nicht so klar wie in den Filmen, wenn die Piraten die Schatztruhe fanden, sondern dreckig, nass und ohne Hoffnung. Der Kopf der Leichen lag stets zum Grabstein hin, Johnny musste also nicht den gesamten Sarg freilegen, sondern nur den oberen Bereich. Eine Frage stellte man ja den Leuten am besten direkt ins Gesicht. Da sein Vater nie eines besessen hatte, war es Johnny auch egal, wie es jetzt nach all der Zeit in der Erde aussah. Hauptsache er hörte ihm zu. Als er den größten Teil des Kopfbereiches freigelegt hatte, machte er eine Pause. Er setzte sich neben den verwelkten Blumenstrauß des Nachbarsgrabes, holte aus seinem Rucksack das Brecheisen, eine Zigarette und das Foto. Während er rauchte, starrte er das Bild an. Beim Betrachten von alten Fotos auf denen er zu sehen war, schaffte Johnny es nie ganz, den Bezug zu seinem eigenen Leben herzustellen. Er blieb sich selbst immer fremd, als wäre der erstarrte Johnny auf dem Bild ein anderer. Ein Verräter, der sich getraut hatte, vor ihm da zu sein und etwas zu erleben, das er nie wieder erleben konnte. Der Chancen verstreichen und ihm heute nur die Konsequenzen seiner Fehler übrig ließ. Bei diesem Bild war das anders. Er schaute es an und spürte die großen Hände seines Vaters an seinen Hüften, er spürte das Kratzen seines Schnurrbartes an der Wange, er fühlte die Unsicherheit in den grauen Augen auf sich. Jetzt wusste er auch seine Frage. „Was habe ich falsch gemacht?“ Johnny atmete den letzten Zug der Zigarette tief in sein Herz und schnippte die Kippe in einem hohen Bogen ins Gebüsch. Eine brennende Motte auf der Suche nach einem Platz für den finalen Absturz. Das freigelegte Stück des Sarges in der aufgewühlten Erde erinnerte ihn an eine Operation am offenen Herzen. Das grüne Tuch mit dem Loch in der Mitte, rote Flecken an den Rändern, das zuckende Stück Fleisch mit den gelben Fetträndern im Zentrum, daneben ein Arzt mit zitternden Händen und einem scharfen Stück Metall in der Hand. Johnny nahm das Brecheisen, setzte es an der Seitenkante des Sarges an, holte tief Luft und stemmte sich dagegen. Das morsche Holz gab schnell nach, viel zu schnell. Johnny rutschte vom Eisen ab, verlor das Gleichgewicht und fiel kopfüber in das Loch hinein. Der Aufprall war weich, die Erde hier wusste, wie man mit Körpern umgehen musste. Als er die Augen öffnete, lag er in der Hüfte verdreht direkt auf dem Sarg. Seine Knie waren in das Holz eingedrungen, ein paar Zentimeter vor seinen Augen war es gesplittert, wenn es nicht so dunkel gewesen wäre, hätte er hineinsehen können. Johnny drückte sich hoch, kroch aus dem Loch, holte die Taschenlampe, klemmte das Licht zwischen seine Zähne, sprang wieder hinein und drückte schließlich den oberen Teil des Sarges auf. Die welke Vergangenheit floss in die Breite. Der Sarg war leer. Johnny hämmerte mit dem Brecheisen das Loch größer, so groß wie das Loch, das er gegraben hatte. Aber er fand nichts, nicht mal einen Knochen. Der ehemals weiße Stoff, mit dem der Sarg innen ausgekleidet war, erinnerte Johnny an seine Haut im Winter. Ihm blieb die Luft weg vor Anstrengung. Er setzte sich an den Rand des Grabes, zündete sich eine Zigarette an und atmete blau. Neben ihm lagen die Schaufel und das Foto, aus Versehen hatte er sich auf den verwelkten Blumenstraußes des Nachbarn gesetzt. Der bunte Tod knisterte um Vergebung. Johnny war enttäuscht. Aber weniger darüber, dass sein Vater nicht im Sarg lag, sondern dass er wirklich geglaubt hatte, dass er diesmal da sein würde. Die Zigarette knisterte, die Taschenlampe verlor allmählich ihren Saft und flackerte ein paar Schatten. Er rauchte auf, nahm das Foto zwischen die dreckigen Finger und stand auf. Dann schmiss er es in den leeren Sarg und griff sich die Schaufel. Die Batterien der Taschenlampe gaben ihren Geist auf, in den Büschen lachten sich die Ratten tot. Johnny ging derweil ruhig seiner Arbeit nach, unter seinen Augen spiegelte sich ein Rest Mondlicht. Wenn er die Schaufel in die Erde stieß, atmete er aus, wenn er sie anhob holte er Luft, wenn er die Erde in das Loch warf ließ der Schmerz langsam nach.
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La.
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Gelähmt
Stille. Leere. Lust. Verlangen. Schrei nach Haut, Hände, Lippen, Haare, Atem.
Sehe Bilder von Körpern, Körperteilen, visuell emotionale Eindrücke, Bedürfnisse, die sich in mein Gehirn gebrannt haben. Gebrannt haben, da nicht gestillt. Seit Ewigkeit nicht gestillt. Noch nie gestillt. Gefangen im eigens geschaffenen Gefängnis. Dem Gefängnis der Keuschheit. Dem Gefängnis der Reinheit. Der sauberen Ordnung. Alles nur Fassade. Alles nur Parade für die. Und die, die gibt es nicht. Zurückgeworfen auf sich. Den Drahtzieher der ganzen Welt. Den Übeltäter des Unsinns. Des Wahnsinns. Und nun steh ich hier. Mit mir. Alleine. Und schreie. Schreie nach Lust. Nach Sex. Nach Schwanz. Nach Dreck. Will mich hingeben. Mich nehmen lassen. Hände, in denen mein Hintern versinkt. Zunge, die meine Brüste zerleckt. Lippen, die mein Inneres auffressen. Haare, die mich kratzen. Atem, der mit mir ringt und nicht aufhört zu atmen. Augen, die neugierig und urteilend beobachten. Augen, die ich beobachte, wie sie mich beobachten. Mich anfassen. Ausziehen. Ficken. Nehmen. Ficken. Ein Ritt auf einem pulsierend warmen Etwas zwischen meinen Schenkeln. Hitze. Feuchte. Schwüle. Nass. Verdammte scheiße. Ich fasse mich an und fühle nichts. Es fehlt hier was. Und ich weiß nicht wie.
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michael_nast
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Vom Suchen und Finden der Liebe
Es gibt diese Fehler, aus denen ich nicht lerne. Einer dieser Fehler ist die naive Annahme, im Nachtleben die Frau meines Lebens zu finden.
Es gibt diese Fehler, aus denen ich nicht lerne. Fehler, die ich trotz umfangreicher Erfahrungswerte immer wieder mache. Einer dieser Fehler ist beispielsweise die Annahme, dass es nicht unwahrscheinlich ist, im Berliner Nachtleben die Frau meines Lebens zu finden. Es ist eine naive Annahme, ich weiß. Natürlich finde ich sie nicht. Perfekte Frauen haben andere Dinge zu tun, als sich um sechs Uhr morgens in irgendwelchen Bars oder Clubs aufzuhalten und den nächsten Gin Tonic zu bestellen. Bessere Dinge. Und – um mich an dieser Stelle auch mal selbstkritisch zu hinterfragen – perfekten Männer geht es da sicherlich ähnlich. Ich kenne einen Mann in meinem Alter, der mir, als ich ihm mein Problem schilderte, in einem langen Gespräch erläuterte, dass man der perfekten Frau ausschließlich in Alltagssituationen begegnet. In der Straßenbahn, in Kaufhäusern oder der Schlange beim Bäcker. Ich nickte zustimmend. Die Ausführungen meines Bekannten klangen schlüssig. So schlüssig, dass ich seit unserem Gespräch in alltäglichen Situationen darauf achte, ob meine potentielle große Liebe in ihnen vorkommt. Und was soll ich sagen, mein Bekannter hat recht. Neulich stand vor mir in der Schlange beim Bio-Markt eine Frau, die in mein Bild einer perfekten Frau passte, und auch als ich kürzlich eine gute Freundin besuchte, entdeckte ich eine der perfekten Frauen in der vollbesetzten Straßenbahn. Ich war beeindruckt. Es gab sie, die Chancen waren da. Ich musste sie nur ergreifen. Leider, muss man wohl sagen, denn ich werde sie wohl nie nutzen. Offen gestanden bin ich zu schüchtern, um in Alltagsmomenten spontan Frauen anzusprechen. Ich bin irgendwie nicht der Typ, der in vollbesetzten Straßenbahnen souverän zu schönen Frauen geht, um mit ihnen auf natürliche Art ins Gespräch zu kommen, während uns die anderen Fahrgäste beobachten, als wären sie Rentner, die anderen beim Einparken zusehen. Es ist ein Publikum, das auf einen Unfall hofft. Und das erhöht den Druck schon sehr. Den vollständigen Text findet ihr hier: http://www.michaelnast.com/texte/großstadtkolumne-vom-suchen-und-finden-der-liebe-1 Tags: Nachtleben, Party, Liebe, Sex
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herzscheisse
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So eine Chance kommt nie wieder.
Der Unterschied zwischen dir und mir.
„ Die Chance muss ich einfach nutzen. Es tut mir leid. “ sagst du. Ohne mich als eine Chance für dich zu interpretieren. Als eine Chance, im Leben weiterzukommen und als einen Grund, stolz zu sein; als einen Beweis dafür, dass man etwas erreicht hat. Etwas, das vielleicht keine Relevanz im CV, aber im Lebenslauf hat. Eigentlich müsste ich Mitleid mit dir haben. Komischerweise geht es mir gar nicht richtig schlecht. Vielleicht war die gemeinsame Zeit nicht lang genug, um eine Lücke zu hinterlassen, die wirklich schmerzt. Es ist so, als würde ich hier seit Montag mit offenem Mund und schüttelndem Kopf sitzen und das alles nicht fassen können. Erinnerst du dich daran, dass ich dir von der Mutter erzählt habe, die ich beim Einkaufen beobachtete? Die, die zu ihrem Kind sagte: „ Wenn du aufhörst zu weinen, dann darfst du auf meinen Arm! “ und es dann doch hat weiter laufen lassen? Ich glaube, ich fühle mich ein bisschen so wie dieses Kind. Fast freue ich mich über diese unglaubliche Wut in mir. Ich will dich anbrüllen und dir eine reinfenstern. Ich will, dass du barfuß in einen Haufen von Legosteinen trittst. Ich will dich so lange schütteln, bis all' das raus kommt, was ich dir jemals gegeben habe. Ich will, dass du morgen früh wach wirst und merkst, dass etwas ganz gehörig falsch läuft in deinem Leben. Und erzähl‘ mir bitte nicht, dass das ein Altersding ist. Das ist ein verdammtes Persönlichkeits-, ein Charakterding und wahrscheinlich genau der Unterschied zwischen dir und mir. Der, der von Anfang an da war. Dass du über Leichen gehst, um beruflich weiter zu kommen. Und dass ich über Anzugträger und Mercedesfahrer lache. Wie kommst du darauf, dass das ein Altersding ist? Warst du mit 23 anders als jetzt? Hast du auch über diese Menschen gelacht? Was hat dich bloß so ruiniert? Hat dich jemand so verletzt, dass du nun so handelst? Warum bist du nun so ein verdammter karrieregeiler Luschi? Warum glaubst du zu wissen, dass du mich dauerhaft unglücklich machst? Warum lässt du mich das nicht selbst entscheiden? Bist du glücklich? Bist du da, wo du mit 16 dachtest, dass du mit 30 bist? Das macht doch so alles überhaupt keinen Sinn! Das sind die Fragen, die seit Montag in meinem Kopf rennen, gegen die Schädeldecke laufen und raus wollen. Und wenn du meinst, dass das wirklich ein Altersding ist, dann möchte ich nie die Sachen erleben, die du erlebt hast; die dich so haben werden lassen. Ich werde nicht aufzählen, wozu ich bereit gewesen wäre. Eine der traurigsten Dinge, die ich jemals gesehen habe, war das erniedrigende, entwürdigende Verhalten verlassener Menschen. Dafür bin ich mir selbst zu wertvoll. Aber was soll ich da nun draus lernen? Kein Sex mit Wirtschaftshoschies? Hör‘ auf deine verdammten Vorurteile? Dass ich mir all das hätte sparen können, weil ich es von Anfang an wusste? Oder bin ich einfach zur falschen Zeit in dein Leben gekommen? Und warum zur Hölle konntest du das nicht vorher wissen? Wie verdammt unfair das einfach ist. Und nun sitze ich hier mit dieser Herzscheiße und du sagst, dass es dir leid tut und du mir das alles gerne abnehmen würdest. Aber willst du das wirklich? Oder ziehst du nicht gerade grandios den Schwanz ein? Wie kurz unsere gemeinsame Zeit eigentlich war. Wie kurz der Tag her ist, an dem wir uns das erste Mal gesehen haben und wie lange es mir vorkommt. Ich erinnere mich an unser Kennenlernen und muss wirklich lachen, wenn ich daran denke. Ich erinnere mich an all' das, was mich an dir genervt hat, was mich so aufgeregt hat und welche großartigen Gespräche über weltbewegende Themen sich aus unseren unterschiedlichen Ansichten ergeben haben. Ist es nicht absurd, dass es an genau dieser Spannung scheitert? Ich erinnere mich daran, dass ich begann, dich schön zu finden. Daran, wie bemüht du um mich warst. Und ich erinnere mich an etwas, an das ich mich noch nie bei jemandem so genau erinnert habe: An den Moment, an dem ich mich in dich verliebt habe. Es war, als würde etwas in mir Anlauf nehmen und springen. Ich erinnere mich an unseren ersten Kuss und daran, dass du mich zum Abschied auf die Stirn geküsst hast. Daran, dass wir mein Mixtape zusammen im Auto gehört haben und ich die Bright Eyes - Zeile „ I’m glad I didn’t die before I met you! “ gerne laut mitgesungen hätte. Daran, dass du mich angerufen hast, nur um mir zu sagen, wie gerne du mit mir telefonierst. Daran, dass du meiner besten Freundin gesagt hast, dass du gerade einfach nur dein Leben genießt und mich dabei angeschaut hast. Daran, dass ich dich wirklich kennen wollte und dir gesagt habe, dass ich mich auf alles freue, was kommt. Bei „alles“ hat die Fußnote gefehlt. Daran, dass du mir erzählt hast, dass deine Kumpels dir empfohlen haben, es nicht mit mir zu versauen. Wie hätte man es phänomenaler versauen können als so? Ich muss dir doch noch so viel erzählen! Jeden Tag passieren Geschichten, die es zu erzählen gilt und ich kann sie nicht loswerden, weil nur du als Empfänger Sinn machst. Und wie soll es mich bitteschön trösten, wenn du mir erzählst, dass ich nicht traurig sein soll, weil du der Idiot bist, der mich gehen lässt? Und dass ich so eine tolle und liebe Person sei? Lieb sind Kaninchen, Omis und meinetwegen auch der Papst. Aber allein dieses Adjektiv zeigt mir, dass du dich nie intensiv mit mir beschäftigt hast, wenn lieb das einzige Wort ist, mit dem du mich beschreiben kannst. Ich wollte immer eine für dich sein, die ich nie war. Und am Ende bin ich nur ich selbst. Und ich komme nicht drum herum, zu denken, dass das nicht gereicht hat. Dass ich die Sache sein muss, die du schmeißt, die du aussortierst und dass es nicht etwas anderes sein kann. Dass du die Karrierechance nutzen musst und mich nicht auch als Chance für dich interpretierst. Und dass ich nicht so großartig bin, als dass ich es hätte wert sein können. Wert, dass du mutig genug bist, um mich nicht für so einen beschissenen Kackscheißgrund; für eine vorübergehende Phase, die man aussitzen könnte, aufzugeben.
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/job/so-eine-chance-kommt-nie-wieder/892959
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forst
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Sirenen
und Server
„Irgendwie süß“, dachte ich am Freitag, „jetzt kann man auch noch Playlists für NEON machen“. Mensch, was man da alles machen darf, in was man da alles Arbeit reinstecken könnte, um es den anderen Usern dann vorzustellen. Schon irgendwie gut. Voll nett, dass die das anbieten. Und dann musste ich an was ähnliches denken. An Jaron Lanier, dessen sehr empfehlenswertes Buch ‚You are not a Gadget‘ ich gerade lese, und für den NEON wahrscheinlich ein gelegenes Beispiel wäre, eine der wichtigsten Problematiken des Internets zu erklären: Dass die einzigen, die im Netz wirklich Geld verdienen, diejenigen sind, die Daten sammeln und zugänglich machen und nicht diejenigen, die sie erstellen*. Instagram, Twitter, Facebook und Co. verdienen Unsummen an den Bildern, Beiträgen und Informationen, die deren Nutzer bereitstellen, und sonst eigentlich niemand. Lanier nennt diese Seiten ‚Siren Servers‘, in Anlehnung an die Sirenen der griechischen Mythologie. Seiten, die mit Vorwänden locken (Drück dich aus! Stell dich dar! Vernetz dich!), aber den finanziellen Mehrwert für sich beanspruchen. Was bei NEON und seinen Usern noch verhältnismäßig scheinen mag (Was ist ein NeonUserTäglich schon wert?), hat bei Facebook und Google eine ganz eigene, konkrete Dimension. Okay, zugegeben. Das klingt ein bisschen übertrieben. Aber wo man NEON User eher belächeln würde, wenn sie für ihre Texte vergütet werden möchten, weil sie sich ja irgendwo freiwillig auf den Deal einlassen, ist das zum Beispiel bei Musikern im Netz noch mal was ganz anderes. Ich kenne keinen Musiker, der im Netz für seine Stücke mit etwas anderem entlohnt wird als ‚Promotion‘*. Konzepte wie Spotify werfen für die Künstler nur marginale Streaming-Erlöse ab. Über Bandcamp ist noch keiner reich geworden, wenn man davor nicht auch schon berühmt war. Unsere Denkweise ist nämlich eine andere: Solange du dein kulturelles Gut nicht irgendwie physisch weitergibst (eine CD, ein Konzert, ein Buch), kannst du dafür auch nichts verlangen. Digitale Kultur wird zur Selbstvermarktung und das Kulturgut zu einem wertlosen Fragment. Hm… aber ich sollte hier besser nicht zu weit ausholen. Um was es mir geht: Wie stellt ihr euch die Zukunft digitaler Kulturgüter vor? Wie können Musiker/Autoren/Künstler im Netz sinnvoll entlohnt werden? Oder muss man das gar nicht? Zahlt ihr für Mp3s und eBooks, die es mit etwas Glück auch umsonst gibt? Und müsste NEON euch eigentlich für eure Texte, Bilder, NUTs, Playlists und Wortschatz-Beiträge entlohnen? UserBeiträge wie diesen darf man übrigens weiterhin unvergütet hier schreiben. *Einige wenige Erfolgsgeschichten ausgenommen.
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HerrWolke
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Fahrerflucht
Geschichten aus dem Abfluss und zugleich Werbung für ein Projekt bei dem Ihr gern Unterstützer sein dürft ;) https://100fans.de/projects/358
5.40 Uhr. Ein ebenso schrilles wie gewohntes Pfeifen durchschneidet die kühle Morgenluft und klingelt P. aus einem unruhigen Halbschlaf. Heute ist der Tag. Der Tag. Es ist ein einziger Gedanke, der P. die gesamte letzte Woche, die fast-schlaflose Nacht und auch jetzt, während er sich bei noch nicht ganz klarem Kopf einen viel zu starken Kaffee macht, beschäftigt. Endlich ist er da, der verdammte Tag. Zwei Jahre ist es her, dass sie sich getroffen haben, und das aus schon fast irrwitzigem Zufall. P. hatte, in einer Mischung aus Post-Festival-Restalkohol, Schlafmangel und unterbewusster Motivationslosigkeit für die kommenden Monate in vollkommener Normalität, seine Mitfahrgelelegenheit verpasst und stand nun irgendwo im Nirgendwo an einem Gleis, in der Hoffnung irgendwie wieder in die Heimat zu kommen. Sie, von ihrem Vater ganz im Süden kommend, zu ihrer Mutter ganz im Norden zurück nach Hause reisend, musste genau hier umsteigen. Und so standen sie beide wortlos am Bahnsteig. P. rauchte eine nach der anderen und starrte verkatert in diese deprimierende Einöde. Sie las ein Buch, irgend so einen uralten Philosophieunterrichtschmöker, genau so einen, den man sich ins Regal stellt und ihn einmal im Jahr abstaubt um den vielseitig interessierten Gastgeber mit Tiefgang für irgendein Mädchen, oder sonstigen Besuch, den man zu beeindrucken versucht war, zu geben. "Hey du....hast du auch mal eine für mich?" war der erste Satz zwischen Ihnen, und viele, sehr viele sollten in den zwei vergangenen Jahren folgen. 6:30 Uhr. Im stillen aber erbitterten Kampf mit dieser für ihn sehr ungewöhnlichen Aufstehzeit taucht P. in eine dieser typischen Großstadtbahnhofsatmosphären ein, die er früher so geliebt hat. Damals, als Kind, war er oft nach der Schule hergekommen, hatte die Menschen und die Züge begutachtet, hatte mit sich gewettet, wohin sie wohl allefuhren und sich exotische Zielorte ausgemalt. Einmal ist er einfach eingestiegen, verzaubert vom glänzenden Weiss eines Schnellzugs und der Verlockung an einen dieser schönen unbekannten Orte zu gelangen. Der einzige Ort, an den er jedoch an diesem Tag gelang, war das Büro des Bahnhofspersonals im nächsten Ort und anschließend für den Rest des Tages auf sein Zimmer. Ohne Abendbrot. Immer noch geht P. gern an diesen Ort, aber nicht mehr einfach so. Die Romantik eines Bahnhofs mitsamt den kleinen Läden an denen sich viele wichtig dreinschauende Gesichter entlangschlängelten, war für ihn immer so etwas wie der Puls dieses alten Gebäudes gewesen. Mittlerweile jedoch, so schien es P., wollte niemand mehr Reisen, alle wollten nur ankommen, um dann gleich wieder aufzubrechen. Niemand wollte mehr bitte zurückbleiben, alle wollten nach ganz vorne. Das war nichts für ihn. Nur heute, heute wollte er auch ankommen. Um jeden Preis. Seit ihrem ersten Treffen hatten sie sich nicht mehr gesehen. Viele hundert Briefe und Emails hatten sie sich geschickt, oft telefoniert, aber ein Wiedersehen, das hatte es bisher nicht gegeben. Vieles hatte sich geändert in dieser Zeit. Beide hatten das Gymnasium beendet, er studierte so vor sich hin und sie jobbte in kleinen Läden und Cafes in ihrer Heimatstadt, um mit dem Ersparten irgendwann nach Asien zu reisen, ein wenig die Welt zu erkunden. Sie lasen die Bücher, die ihr gefielen, hörten Musik, die er empfahl, und das Rauchen hatten sie gemeinsam aufgegeben. 6:45 Uhr. P. lässt sich auf einen Platz direkt am Fenster fallen, natürlich in Fahrtrichtung. Am Kiosk hat er sich noch schnell eine neue Packung Nikotinpflaster geholt, denn das mit dem Rauchen war immer noch so eine Sache. Dazu eine Ausgabe irgendeiner Zeitung. Er holte sich vor langen Bahnfahrten immer irgendeine Zeitung, denn acht Stunden Fahrt sind eine Menge Zeit, die es zu vertreiben gilt, aber irgendwie konnte er sich nicht erinnern, jemals auch nur einen Absatz einer solchen Zeitung gelesen zu haben. Die Menschen, hinter, vor und neben ihm sahen alle gleich aus. Nicht, dass sie die gleichen Gesichter, Klamotten, oder andere besonders ähneliche Merkmale gehabt hätten. Nein, sie ähnelten sich einfach in ihren Blicken, die aus dem Fenster, in ein Buch oder eine Zeitung oder auf ihre Telefone gingen. Sie ähnelten sich in der Art, wie sie ihre halbvollen Kaffeebecher hielten und wie sie dem Schaffner ihre Tickets zeigten. P. kramte seine Kopfhörer hervor, und begann zu Frankie Stubbs heiserer Engelsstimme den Blick auf die vorbeirauschende Landschaft zu richten. Langsam zerlief die Stadt. Die Häuser wurden kleiner, weniger, die Straßen dünner und die Bäume breiter. Er fragte sich, wie es sein würde, sie endlich wieder zu sehen. Dürfte er sie gleich zur Begrüßung umarmen? Ob sie wohl im gleichen Raum schliefen? Würden zwei Tage reichen um all das nachzuholen, was sie sich in den letzten Jahren gemeinsam vorgenommen hatten? Würden sie über die Entfernung überhaupt was zustande bekommen, und wie klang eigentlich nochmal ihre Stimme? Er hatte etwas Angst, was passieren würde. Angst, dass alles was er sich in ihr erträumte auf einen Schlag platzen könnte, wie ein Ballon, mit dem man zu sehr herumblödelte. Aber er wollte sie. Wollte sie sehen, ihre Stimme hören, sie berühren, das routinierte Leben aus Unistress, bis in die Nacht TV schauen, und Wg-Partys, die mittlerweile wie schales Bier schmeckten, hinter sich lassen und einfach zu ihr. Als er aufwachte, bemerkte P., dass die Landschaft nun weiter und flacher war, die Sonne weitaus höher am Himmel stand, und, dass er sich besabbert hatte. Drei Stunden hatte er geschlafen. Auf der Zugtoilette wusch er sich das Gesicht, wechselte das Nikotinpflaster, von dessen Wirkung er noch nicht so ganz überzeugt war, und schaute sich lange im Spiegel an. Hatte er sich in zwei Jahren verändert? Klar, er war irgendwie erwachsen geworden, hatte seine lange Mähne gegen einen modernen Kurzhaarschnitt eingetauscht und seine Hosen waren auch nicht mehr allzu zerrissen, aber ansonsten? Würde sie ihn wiedererkennen? War er noch der Mensch, dem sie nach langer Zeit und vielen Gesprächen gestanden hatte, sich irgendwie schon ein wenig in Ihn verliebt zu haben? "Mh.." machte P. und ging zurück zu seinem Platz. Sie mussten bald da sein. Der Zug fuhr eine lange Trasse genau am Meer entlang, das sich in hellstem Blau leicht dem Wind hingab. In einiger Entfernung sah P. ein Fischerboot auf der ruhigen See liegen, das von dutzenden, nur als weisse Schemen erkennbaren Möwen umkreist wurde. "Fahrerflucht", dachte er. Eine süße Fahrerflucht, die er jetzt gerade beging. Er dachte an all die Unfälle und Baustellen, die er gerade zurückließ. An alle Dinge die ihn Zuhause aus dem Gleichgewicht brachten. An den Ärger der vergangen war, oder bevorstand und daran, dass das alles gerade ganz weit weg von ihm war. Der Zug fuhr eine langgezogene Kurve und entfernte sich wieder vom Meer. P.s Telefon verriet ihm, dass es nicht mehr weit war, und dass sie ihm als er schlief eine Mitteilung geschrieben hat. "Ich freue mich auf dich." P. stand mit wackeligen Beinen auf dem Bahnsteig. Das Nikotinpflaster und die ungelesene Zeitung landeten im Mülleimer. Der Ort war klein und direkt am Meer. Den Zettel mit ihrer Adresse in der Hand, lief er die Wiese zum Strand hinunter und setzte sich ans Wasser. Er beobachtete den immer gleichen Rhythmus der Wellen, die zwei kleineren Kähne am Horizont, und das zum Überlaufen mit charakteristischem Klischee gefüllte Kreischen der Möwen. Eine ganze Weile lang saß er so da und starrte in die Ferne. Als er wieder am Bahnhof ankam trat die Sonne, ihren Zenit lange überschritten, bereits den Weg nach Westen an. Als der Zug zum Stehen kam, drückte er seine Zigarette am Geländer des Bahnsteiges aus und Stieg ein. Und als dieser sich in Bewegung Richtung Heimat setzte, hatte P. schon wieder Frankie Stubbs und seine Rumpeltruppe im Ohr. "Fahrerflucht",dachte er sich, "Fahrerflucht".
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/fahrerflucht/1566240
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liebe
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blinderfleck
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Schicksal? Zufall?
Glaubst du oder meint du zu wissen?
Ich habe neulich etwas gelesen, was in etwa so klang: "Time decides who you meet in your life. Your heart decides who you want in your life. Your behaviour decides who stays in your life." Klingt beim ersten Lesen total einleuchtend. Aber denkt mal darüber nach. Glaubt ihr ans Schicksal oder an den Zufall? "Time decides who you meet in your life" Stell dir vor du willst das Haus verlassen, bist quasi schon aus der Tür raus und da bemerkst du, dass du deinen Schlüssel noch nicht eingepackt hast. Du machst dich auf die Suche, Minuten verstreichen bis du ihn schließlich findest. Dadurch hast du die Bahn die du ursprünglich nehmen wolltest verpasst. Aber macht ja nichts, die fahren ja sowieso alle zehn Minuten. Die Besetzung der Bahn ist jetzt aber eine komplett andere. Ist es also Zufall oder Schicksal wenn du diesen einen Menschen dadurch verpasst, der in der früheren Bahn gesessen hätte? Oder andersrum, du triffst den einen Menschen gerade weil du die eine Bahn verpasst hast. Ist es dann Schicksal oder Zufall? Die Wissenschaftler, Zyniker und Pessimisten unter euch glauben vielleicht nicht an das Schicksal. Die hoffnungslosen Romantiker und lebensbejahenden Optimisten glauben sicher nicht an den Zufall. Ist wahrscheinlich wie mit der Glaubensfrage. Entweder man glaubt an Gott, an eine höhere Macht auf die der Mensch keinen Einfluss hat, oder eben nicht. Natürlich ist es die logische Konsequenz dass man die nächste Bahn nimmt wenn man die vorherige verpasst hat. Blöder Zufall. Aber was, wenn man dadurch wirklich die Liebe seines Lebens trifft? Macht diese Variable, dieses lebensverändernde Ereignis, aus dem Zufall Schicksal? "Everything happens for a reason". "Your heart decides who you want in your life" Eigentlich kann man dem nicht widersprechen. Schließlich sind diese Herzenswünsche die Versinnbildlichung unserer menschlichen Triebe."Das Herz will, was das Herz will". Oft reichen uns Sekunden, ja sogar Augenblicke, um zu entscheiden ob wir eine bestimmte Person in unserem Leben haben wollen. Jeder kennt diese Szene auf die Hollywood immer wieder gerne zurückgreift. Der fremdvögelnde Womanizer mit perfektem Haar trinkt seinen Whiskey in der Bar, die Tür geht auf und ein auf den ersten Blick unscheinbares, dennoch wunderschönes Mädchen betritt den Raum. Der Womanizer verschluckt sich, kann seine Augen nicht von ihr lösen, tippt seinen Freund an und sagt: "Das ist die Frau, die ich mal heiraten werde." Wir wissen also relativ schnell wen wir an unserer Seite haben wollen und ist dieser Entschluss erstmal gefasst, halten wir daran fest, auch wenn andere uns warnen. Denn manchmal werden wir getäuscht. Manchmal händigt dir dieser eine Mensch, dem du dein Herz anvertraut hast, mit einem Kopfschütteln die Einzelteile aus. Dein Herz kann dir sagen wen du in deinem Leben haben willst, aber nicht ob derjenige das gleiche Ziel verfolgt. "Love is blind". Rationalität und Gefühle sind noch nie Hand in Hand gegangen, oft herrscht Krieg. Manchmal fliegen Bomben zwischen Herz und Verstand. Manchmal gewinnt niemand. "Your behaviour decides who stays in your life" Klar, tue Gutes und dir wird Gutes widerfahren. Wenn ich hundert Leute fragen ob das wahr ist werden hundert Leute das verneinen und dir direkt eine passende Geschichte dazu erzählen können. Die loyalsten Menschen der Welt müssen Dreck fressen und die Betrüger profitieren vom Leid und Verlust der Betrogenen. Das Leben war noch nie fair, das weiß jeder. Außer vielleicht die Betrüger. Aber vielleicht wird man auch zu einem Betrüger wenn man zu viel Dreck fressen musste. Vielleicht ist Skrupellosigkeit die daraus resultierende Konsequenz. Jedenfalls bestimmt das eigene Verhalten nicht ausschließlich wer in deinem Leben bleibt. Du kannst der netteste Mensch der Welt sein, deine Bedürfnisse hinten anstellen und reinen Herzens sein. Es wird jemand kommen und einen riesigen Haufen Scheiße drauf setzen. Man wird von den Menschen am meisten enttäuscht, die einem am wichtigsten sind. Gerade weil wir sie in den Himmel loben, weil wir in ihnen Ideale sehen, ist die Enttäuschung so groß. Manchmal lösen sich solche Konflikte, weil der eine sich eingesteht einen Fehler gemacht zu haben und der andere nicht nachtragend ist. Manchmal lösen sich solche Konflikte nicht weil einer einfach ein Arschloch ist. Dann ist es aber sein Verhalten was dazu führt dass ihr getrennte Wege geht. Denn das Schicksal bestimmt nicht nur dass ein besonderer Mensch in dein Leben tritt. Manchmal sorgt es auch dafür dass sich falsche Menschen wieder aus deinem Leben verpissen. Oder glaubst du etwa immer noch an den Zufall?
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M.
Das Leben ist 'ne Kokosnuss.
Endlich wieder Januar... Das Leben ist 'ne Kokonuss. Und du fehlst mir! Lachend stehst du an der Laterne, wartend an der Ecke. So wie jeden Tag. 18 Jahre lang derselbe Beat, das gleiche Gefühl, der beste Mensch. Ich teil mit dir meine Kokosnuss. Du hast das Werkzeug, du bist mein Glück, der Beat im Ton der Melodie. Endlich wieder Januar... scheiß Kokosnuss. Das Licht der Laterne ist aus, die Lampe kaputt. Es ist dunkel und du bleibst der beste Mensch. Unser Traum vom Steuerrad und Segelboot. Von mehr am Meer und weg vom Weg. Die Melodie im Klang verfangen und mein Kopf steht Kopf.
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Fuck Up The Weddinghood
Wenn man doch die einlädt, vor denen die Eltern immer gewarnt haben.
Ich friere mir gerade fürchterlich den Arsch ab, weil ich nur ein langärmliges Hemd trage und mein Sakko etwa zwanzig Meter entfernt, durch einen Vorhang und eine dicke Terrassentür getrennt, auf einem Stuhl baumelt. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, meinen Kippenstummel in die Nacht hinauszuschnipsen und noch weitere Punkte auf meiner Coolnesstabelle bei Yvette zu sammeln, doch hängt hier bestimmt eine versteckte Kamera von Gudrun, der Braut, die mich dann verklagt. Mann, piss die Wand an, vor der Silberhochzeit lädt die uns eh nicht mehr ein; also katapultiere ich meinen Kippenrest gekonnt und in einer parabelförmigen Laufbahn in Richtung Vogeltränke, denn die Glut verlischt abrupt mit einem Zischen. Yvette guckt ziemlich beeindruckt und versucht es ebenfalls, nur stellt sie sich wie die meisten Frauen untauglich an. Das erinnert mich an den Sportunterricht in der Grundschule und wie blöd sich die Mädchen damals schon anstellten beim Weitwurf. Nie fanden sie den richtigen Punkt zum Abwurf und so landeten ihre Bälle höchsten zehn Meter weiter entfernt, während wir Jungs alle im Einserbereich landeten und somit noch mehr Gründe hatten, unser Frauenbild zu festigen. Ob man vom verpassten Trennungspunkt von Hand und Ball in Mädchenjahren gleich auf die Klammerei vieler Frauen schließen kann, wenn die Beziehung schon längst nicht mehr läuft? Ein interessanter Gedankengang und ich beschließe, dass ich das gleich drinnen weiter mit einem meiner Kompagnons diskutieren werde. Yvette hat natürlich total versagt und kam nicht mal bis zur Brüstung und ist dadurch gezwungen, den Stummel aufzuheben und in den Ascher zu entsorgen. Ich öffne die Tür und schiebe lässig den Vorhang auf und lasse sie hindurchschreiten. Sie bedankt sich mit einem Lächeln und einem Gesichtsausdruck, den die Frauen immer machen, wenn sie in Gedanken, den Endlich ein Mann mit Anstand -Punkt auf ihrer von Cosmopolitan inspirierten What the real Gentleman must do -Liste abhaken können. Das wiederum ringt mir ein siegessicheres Grinsen ab, weil ich den Vorhang ohne tiefere Beweggründe aufgehalten habe, sondern einfach nur, weil ich es kann. Ich teile ihr mit, dass ich kurz zwei Drinks holen gehe und erhasche noch einen Blick auf ihren Hintern, während sie zu unseren Stühlen watschelt. Beim Weg zur Bar lasse ich meinen Blick über die Hochzeitsgesellschaft eines Kumpels aus gemeinsamen Jugendjahren schweifen. Es tummeln sich hier norddeutsche CDU-Wähler (Anhang der Braut) und Ostberliner Mittelschicht (Anhang des Bräutigams) plus Dunstkreis aus Arbeitskollegen und sonstigen Bekannten. Zusätzlich hat die Braut auch noch die Lesbentruppe ihres ehemaligen Handballvereins angekarrt, bei denen eine hässlicher als die andere ist. Wir, seine Freunde, mit denen er die Prüfungen der Mannwerdung - Kotzpremiere, Schlägereipremiere, Notaufnahmenpremiere, dazu noch das erste Mal vor den Bullen stiften gehen und vieles mehr - bewältigt hat, sind nicht eingeladen gewesen. Unser früherer Mitstreiter hatte sich, wie so viele Berliner vor ihm, irgendwann dazu entschieden, sein berufliches Glück im wilden Westen zu versuchen und so landete er in Flensburg und traf Gudrun auf einem Fest zur deutschen Einheit am Zuckerwattestand. Vor ein paar Tagen rief mich ein entfernter Bekannter an, dass er zur Hochzeit eingeladen sei und seine Familie der Meinung war, wir sollten nach dem Ja-Wort einen kleinen Überraschungsauftritt haben. Blöderweise hatte sich das Paar entschieden an einem Freitagnachmittag zu heiraten und das auch noch in Oranienburg. Wir standen unschlüssig vor dem Ort der Zeremonie und überlegten was wir Besonderes machen könnten. Unser Fahrer zögerte nicht lange und holte zwei Molotov-Kannen aus dem Kofferraum und meinte, dass wir einfach einen Spruch an die Wand für das Paar rocken und mit unseren alten Kindergangnamen signieren. Die Idee traf auf breite Zustimmung und auch der Spruch "Alles Gute & viel Glück" schien hinzuhauen, bis ich Einspruch einlegte und fragte, ob nicht "Nur das Beste für Euch" positiver klänge, denn bei viel Glück, insistiere man ja Zweifel daran, dass die Ehe lange hält. Ich gab als Beweis ein paar Frauen an, die so paranoid dachten und das traf auf verständnisvolles Schweigen. Dann vibrierte mein Handy und der Informant meldete per SMS, dass das junge Glück gleich herauskommen und das Tuch zerschneiden würde. Also sprühten wir doch schnell "Alles Gute & Viel Glück" an die Wand vor dem Ausgang und hauten unsere Kürzel dazu. Dann kam das Paar und Stresser-Mike verballerte zwei miese Polenböller, um unseren Auftritt würdig zu untermalen. Unser verlorener Kamerad stürmte, versuchend seine Tränen zurückzuhalten, in unsere Arme und seine Angetraute funkelte böse zu uns herüber. Widerwillig kam sie dann doch die Treppen heruntergestöckelt, um unsere aufrichtigen Glückwünsche entgegen zu nehmen. Der männliche Anhang vom Bräutigam hatte gleich die Gunst der Stunde genutzt, um für unsere Runde ein Dankesbier zu ordern und selbst endlich das erste kühle Blonde mit einem Grund zu kippen, denn die Veranstaltung sei so was von trocken gewesen, klärte man uns auf. Als uns der Fotograf zu einem Foto mit dem Brautpaar vor der Scheunenwand mit dem Spruch nötigte, musste Gudrun wohl oder übel über ihren Schatten springen und uns zumindest auf den Tanzabend einladen, wenn sie vor uns und ihrem Mann nicht als undankbare Ziege da stehen wollte. Wie unser Kumpel auf diese Frau gekommen ist, war schon öfters Bestandteil vieler Stammtischdebatten unsererseits. Wahrscheinlich musste Liebe wirklich blöd machen; welcher solide Mann mit Hellersdorf-Background würde das genaue Gegenteil ehelichen; denn Gudrun versprühte so viel Charme wie ein Eisbär, war im Schützenverein und seit Jahren in der örtlichen CDU-Zentrale aktiv. Wenn jemals die Rolle der Brünhild im nächsten Nibelungen-Verriss vergeben werden sollte; an ihr dürfte meiner Meinung kein Weg vorbeiführen. Misstrauisch nahmen wir die Einladung an, unter der Voraussetzung, dass wir einen Anzug tragen mussten. Sie hatte wohl die Hoffnung, dass wir keine besäßen. Während wir hier und da mit ein paar bekannten Nasen plauderten und das Bier tranken, nahm ich die anwesenden Bräute unter die Lupe und horchte meinen Gesprächspartner über potentielle Kandidatinnen aus, an die man sich heute Abend ranhustlen könnte. Um nicht länger lästig zu sein, verließen wir wirklich nach dem einen Bier den Ort des Geschehens. Gegen acht Uhr abends schlenderte ich, genauso fein gekleidet in meinem Abiballanzug wie meine Kumpels, zur Tanzrunde, deren musikalische Leitung in den Händen eines peinlichen Arbeitskollegen aus Schleswig-Holstein lag, denn es vergewaltigte dröhnende Ballermannmusik mein Ohr und zur Krönung hatte sich dieses fette, schwitzende Schwein ein Mikro besorgt und laberte die ganze Zeit gequirlte Kacke zu dieser Drecksmusik. Ich sendete einen Blick zu meinen Mitstreitern und erntete ein verstehendes Nicken, dass wir diese Party retten mussten, sonst gäbe es ein bis zwei Amokläufe in den nächsten zwei Stunden. Doch zunächst sollte etwas Konversation betrieben werden, denn die Eltern des Bräutigams winkten mich zu sich heran. Wir plauderten über die letzten Entwicklungen unserer Lebensläufe, lästerten über die Westverwandtschaft der Braut (verklemmte spießbürgerliche Fotzen) und dass sie spürten, dass die Familien nicht warm miteinander wurden. Der Ostanhang okkupierte den Tresen, während die Mischpoke der Braut die Tische nahe der Tanzfläche besetzte, auf der ein Haufen schlechtfrisierter Weiber am Tanzen war. Der Vater klärte mich auf, dass es die Handballfrauenmannschaft von Gudrun war, mit der sie ihren Abschied feierte, während mein Kumpel mit den Verlierertypen seiner Arbeit diese Peinlichkeitstortour durchziehen musste. Diese Nullen hingen ebenfalls am Rande der Tanzfläche und versuchten die Handballergräten abzuchecken. Ich fragte, ob die Beiden wieder nach Berlin ziehen würden, doch die Mutter antwortete traurig, dass sie sich dort oben neben Gudruns Eltern ein Haus bauen würden, aber sie würden noch in Treptow wohnen und Jennifer würde ebenfalls noch zu Hause leben. Jennifer? In meinen Gedanken spukte ein Bild auf und dann fiel mir die kleine, pummelige Schwester meines Kumpels ein, die vier Jahre jünger und in mich damals unsterblich verliebt war. Jedes Mal, wenn wir bei ihm abhingen, kam sie unter irgendwelchen Vorwänden in sein Zimmer geschissen und hing mir daraufhin an den Lippen. Nachdem ich durch Zufall ihr Tagebuch fand und beim Durchblättern zu zwei Dritteln meinen Namen lesen durfte, machte ich ihr auf harte, aber ehrliche Weise klar, dass in meinen Mikrokosmos kein Platz für Pummelchen sei. Wenn man vom Teufel spricht, denn wenig später kam ein Hammerschuss in einem knappen schwarzen Kleid an und begrüßte mich freundlich mit Umarmung und Küsschen links und rechts. Ich nahm eine Nase von ihrem Parfüm und merkte, wie etwas unter der Gürtellinie zu Leben erwachte. Die kleine, pummelige Jenny ist wohl aus ihrem Babyspeckkokon entschlüpft und zu einer Schönheit herangewachsen. Ich ahnte, dass ich meine Aussage von damals schnellstmöglich revidieren sollte. Doch für heute Abend verwarf ich diese Herausforderung, denn in ihrem Blick flackerte nicht nur Wiedersehensfreude auf, sondern auch Verletztheit und Wut. Ich hatte ja quasi schon den Segen der Eltern für einen Besuch demnächst. Ich spazierte kurz danach zum Tresen, um Bier und Wein für die Eltern zu holen. Mir gönnte ich einen White Russian, den ich gleich einatmete und einen zweiten für den Tisch bestellte. Aus dem Klo kamen gerade zwei meiner Kompagnons und sahen aus, als ob sie eben ein paar Lines weggerattert hatten. Ich pfiff sie heran und sie lamentierten über die ganzen Leute, die mit Stock im Arsch herumsaßen und die DJ-Fotze, die keinerlei Gespür für gute Musik hatte, und die Weiber wären nicht in Sauflaune und überhaupt wollte man so schnell wie möglich zurück in die Stadt. Ich musste mir etwas einfallen lassen, denn ich wollte hier noch einen drauf machen; bei so vielen unbedarften, an das Gute im Menschen glaubenden Wessis lag etwas in der Luft. „Es fehlt einfach unser Einfluss auf der Party. Was habt ihr denn erwartet, wenn Wessis eine Party organisieren? Nutten, dicke Kokssteine und eine zünftige Schlägerei? Nein! Öder RTL-Dreck wie hier.“ Ich drückte ihnen den Auftrag rein, Stresser-Mike heranzuholen, denn der hatte sein Drogenarsenal hoffentlich dabei. Danach sollten sie mit Hilfe von Charlie, den Bräutigam auf die gute Seite der Macht zurückholen, während ich die Braut in ein Gespräch verwickeln würde. Stresser-Mike hatte sich wohl auf einen Dreitagesrave eingestellt, dachte ich, als wir den Inhalt seiner Taschen inspizierten. Damit konnten wir unsern Kumpel auf unseren Level bringen und für das Valium fanden wir im DJ einen geeigneten Abnehmer. Eigentlich hatte ich auf GHB spekuliert, doch Stresser-Mike schaute mich bei der Erwähnung nur an, als ob ich ihm unterstellt hätte, in Gelsenkirchen geboren zu sein. Jeder trug nun seinen Teil zur Mission "Rettet die Party und verpasst unserm Kumpel einen anständigen Abschied vom Leben" bei. Ich schaffte es irgendwie, zehn Minuten mit der Braut zu quatschen, wovon die Hälfte betretendes Schweigen war, wenn sie sich nicht über die Unmöglichkeit der Ostfamilie beschwerte, deren Mitglieder es nicht unterlassen konnten, darauf hinzuweisen, dass ja heute am Geburtstag der DDR geheiratet worden wäre und das Mittagsbankett mehrmals mit selbstbeweihräuchernden Reden auf Bräutigam, dessen Familie und somit auch auf die DDR unterbrachen. Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen, als plötzlich drei Perlen im gleichen Kleid zu uns stießen - die Brautjungfern Cordula, Anna-Maria und Yvette. Bei genauerer Betrachtung erwies sich nur Yvette als Bringer, denn es war auf der Hochzeit wie auf dem Abiball; Kleider machen Leute und so sahen auch die größten Gräten machbar aus, dank massiver Investition von zeitlichen, finanziellen und kosmetischen Ressourcen. Ich brauchte nicht lange, um das zu durchschauen. Gudrun wurde dann von den anderen zwei zur Tanzfläche gezerrt und Yvette blieb mit der Ausrede bei mir stehen, dass sie einen Kaffee vertragen könnte. Ich sah meine zwei Kompagnons mit dem Bräutigam zähnefletschend aus dem Klo stürmen und da Yvette den Eindruck erweckte, nicht ganz jungfräulich in Sachen Koks zu sein, zog ich sie mit ins Klo, wo Stresser-Mike in der Kabine am Austeilen war. Während die beiden ein paar Lines wegzogen, stand ich Schmiere, um nicht das Weltbild von ein paar Spießbürgern einstürzen zu lassen. Wieder am Tresen beobachtete ich grimmig die Tanzfläche, wo die Handballerlesben mit den Nullen den Pizza-Hut-Song von DJ Ötzi performten. Yvette laberte mich von der Seite mit unnützen Informationen ihres Liebesleben zu und wie qualitativ mies die Männerwelt in ihrer Heimat wäre. Bei mir jedoch hätte sie das Gefühl, endlich einen Mann auf ihrem Niveau gefunden zu haben. Mich schüttelte es leicht bei dieser Beleidigung, doch bedankte ich mich mit einem lüsternen Grinsen. Sie lief dann betont arschwackelnd zu ihrer Jacke, um Zigaretten zu holen und ich fing einen bejahenden Blick von einem meiner Freunde auf, der schon in einem Gespräch mit einer norddeutschen Blondine war, die vorher die ganze Zeit gelangweilt herumsaß und nun seine Zoten mit affektierten Gekicher begleitete, während er sie mit Sekt gefügig machte. Ich war mir sicher, dass wir nachher mit einem Mann weniger im Taxi saßen. Yvette winkte mit ihrer Schachtel in Richtung Terrasse und ich deutete an, dass ich gleich folgen würde. Schnell orderte ich zweimal Goldkrone-Cola und kippte in das letzte Glas das Valium und steuerte zum DJ-Pult, wo ich die Dj-Fotze zu dieser tollen Musikauswahl beglückwünschte und ihm als Verbrüderung den Schlafcocktail anbot, den er dankend annahm und einen großen Schluck tätigte. Seine Beschränktheit ausnutzend, exte ich meinen Drink und er nahm die Herausforderung an. Den Sieg würde ich später einfahren und verabschiedete mich Richtung Terrasse und Yvette, die mir dann innerhalb von zwei Zigaretten weitere Sinnlosigkeiten ihres Lebens erzählte und sich somit in mir der Eindruck verfestigte, dass diese aufklärte, abenteuerlustige Indie-Tour bei 30-Jährigen Weibern auch nur Masche ist, nicht mit Manfred aus der Buchhaltung vor dem Altar zu enden, sondern einen jungen, verwegenen Kerl anzulocken und dann mit Komplexen zu belegen, bis der sich hoffentlich schnell seiner eigenen Spießigkeit bewusst wird und das alles in der Alltagsroutine endet, obwohl sie ja vorher flexibel und unangepasst sein wollte. Aber dafür wusste ich nun allerhand Unnützes von Yvette, z.B. wo sie tätowiert und gepierct ist, dass sie schon einige Male lesbische Erfahrungen gemacht hat und seit vier Monaten keinen Sex mehr hatte. Nun sitze ich also mit einem Drink wieder am Tisch und halte auf Autopilot das Gespräch mit Yvette am Laufen, während ich die Stadien des Absturzes analysiere, die die DJ-Fotze gerade durchläuft. Als Yvette gerade davon anfängt, dass sie heute Nacht nicht alleine im Gästebett des Hotels schlafen will, das zu dem ehemaligen LPG-Zentrum gehört, wo gefeiert wird, steuere ich zielsicher zum DJ-Pult und fange den Fetten auf, der schneller als angenommen abklappt, und bette ihn auf die Couch, die dahinter steht. Ich checke das Soundsystem und entdecke, dass die Pappnase nur sein Netbook angeschlossen hat und eine Liste mit diesem musikalischen Dreck im Mediaplayer ablaufen lässt. Sofort liegen drei Sticks mit Musik von meinen Kumpels vor mir. Doch ich wähle meinen, weil ich zunächst die Ostler mit ins Boot holen will und gute Laune unabdingbar für eine Party ist. Ich schnappe mir das Mikro und verscheuche die Handballergräten von der Tanzfläche und lasse die Tanznacht mit dem Eröffnungstanz des Paares, einem lockeren Spruch und "A Whiter Shade Of Pale" beginnen. So schunkeln die beiden - sich dabei verliebt in die Augen schauend - übers Parkett und ich ernte Dankbarkeit von allen, als "And I love her" von den Beatles anläuft und die Pärchen sich dazu gesellen. Da ich zurzeit eh eine Beatlesphase habe, knalle ich danach noch ein paar Beatleslieder hinterher und die Stimmung wird ausgelassener, was auch daran liegt, dass ich großzügig im Namen des Paares zwei Saalrunden Kurze ausrufe. In den nächsten zwei, drei Stunden ist die Fete endlich am Laufen; die Ostler füllen die Westverwandten ab, sodass diese sich zu politisch unkorrekten Witzen hinreißen lassen (z.B. Warum haben Juden so große Nasen?). Meine Kompagnons belagern dann meine DJ-Kanzel und knallen sich ihre Lines mittlerweile hinten auf der Couch von einem Silbertablett rein, das sie vom Gabentisch entliehen haben und benutzen den schlafenden Ex-DJ als Getränkehalter und treiben ein paar Späße auf seine Kosten. Stresser-Mike steht mit wildem Blick unten vor dem Pult und feuert mich immer mit "Stereo, Stereo"-Rufen an, während ich für die Ostler das Puhdys-Medley spiele, welches von Karat oder Karussell abgelöst wird. Yvette ist dann irgendwann oben und ich lasse einen anderen ein paar Lieder spielen, während wir auf der Couch am Fummeln und Küssen sind. Die ist durch den Alk, das Koks und die Stimmung so aufgegeilt, dass ich immer wieder ihre Hand wegschieben muss, denn sie wandert dauernd Richtung Hose, um mir die Eier zu kraulen. Ich vertröste sie auf nachher, doch sie will mich am Liebsten sofort und für immer. Hat sie gerade "für immer" gesagt? Ich schaue sie befremdlich an und dann plätschert es aus ihr heraus: Sie hat den Brautstrauß gefangen und irgendeine dumme Schicksalsregel lautet wohl, dass man dann als nächstes vor den Traualtar schreitet. Und dadurch, dass Gudrun als Braut mich ihr vorgestellt hat, ist es eindeutig, dass ich der Mann und sie die Frau sei. Das ist ein Zeichen, denn eine Hochzeit zieht immer eine Hochzeit nach sich. Mir wird flau im Magen, als ich erkenne wie durchgeknallt verzweifelt die Alte ist, denn sie fängt schon an von unser gemeinsamen Zukunft zu reden, von Kindern, Pärchenurlaub in der Karibik. Und ja, sie würde zu mir nach Berlin ziehen, am liebsten nach Charlottenburg. Ich sage "Jaja" und muss erstmal pinkeln. Ich stehe vor dem Pissbecken und durch den halbsteifen Zustand meines Gliedes dauert es, bis sich der Urin aus meiner Blase befreit. Gleich werde ich Entlastung verspüren und kann darüber nachdenken, wie ich das mit Yvette lösen kann, ohne auf die Nummer zu verzichten und die Taxifahrt zu mir nach Hause (45€) löhnen zu müssen, doch werde ich von klatschenden Geräuschen und leisem Gestöhne á la "Ohja, das machst du gut." aus einer der Kabinen abgehalten. Ich verstaue ihn wieder in der Hose und klettere auf die Schüssel der Nachbarkabine um zu sehen, ob ich mit meiner Vermutung richtig liege. Es ist mein Kumpel und auf ihm drauf sitzt die vorhin noch unterkühlte und zugeknöpfte Blondine und reitet sich um den Verstand. Er vergräbt sein Gesicht in ihren Titten und feuert sie mit „Weiter, Mäuschen!“ an. Ich denke mir, Hut ab vor dieser Leistung und er schaut hoch zu mir, grinst mich an und ich kann nicht anders als ihm High-Five zu geben, was er noch breiter grinsend erwidert. Ich lasse mich leise zurück gleiten und gehe in den Vorraum, pisse ins Waschbecken und schaue mir dabei im Spiegel zu. Als ich mir die Hände am Waschbecken daneben wasche, fliegt die Tür auf und so ein Hüne schleppt den saftlosen und vollgekotzten Körper des DJs ins Bad. Ich helfe ihm halbherzig dabei, den DJ halbwegs fit zu machen, wenn kaltes Wasser ins Gesicht spritzen dazu zählt. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus; er ist der Cousin der Braut, der beste Freund vom DJ und auch angeblich vom Bräutigam. Außerdem ist er der Bruder von Yvette, was bedeutet, dass wir hier so schnell wie möglich einen Abgang machen müssen, denn sonst bin ich verloren und habe die gesamte Sippe am Arsch. Die fette DJ-Fotze kotzt erneut und da er immer noch von dem Riesen gehalten wird, droht sein Mageninhalt den Anzug des Riesen zu verunreinigen. Der Riese lässt ihn fluchend los und der DJ geht k.o., weil er mit dem Kopf gegen das Waschbecken knallt. Was übrigens noch mehr Sauerei bedeutet, denn er blutet aus der Nase und einem Augenbrauencut wie ein abgestochenes Schwein. Ich fühle mich ein bisschen von der Situation überrumpelt und dann geht die Tür von der Kabine auf und die Blondine kommt mit meinem Kumpel heraus. Die Beiden hatte ich glatt vergessen. Ich versuche ihm zu signalisieren, dass er sich wieder in die Kabine verpissen soll, aber er hat nur Augen für die Blondine und das ist unser Verhängnis, denn der Hüne hat sie entdeckt: "Was zum Geier? Sabine!" Die Blonde schaut her und macht „Oh!“, so wie ich, denn ich habe entdeckt, dass die beiden die gleichen goldenen Eheringe tragen. Der Hüne setzt zu einem Schwinger an und mein Kumpel weicht hinter die Blonde zurück, so dass der Hüne stattdessen seine Frau erwischt, die mit einem Heulen zu Boden geht. Ich schalte schnell und boxe ihm auf ein Ohr, was ihn zumindest zusammen zucken lässt und er sich mir zuwendet. Die Chance hat mein Kumpel genutzt und zieht ihm sein Weizenglas, was er im Vorraum abgestellt hatte, über den Schädel. Er geht in die Knie und sofort stiefeln wir ihn zusammen. Er hat keine Nehmerqualitäten und liegt wimmernd am Boden bis er ohnmächtig wird. Mein Kumpel kniet neben der heulenden Sabine und tröstet sie damit, dass es einer seiner besten Ficks war, worauf sie lächeln muss, aber gleich wieder losheult, weil ihr Gesicht vom Schlag weh tut. Ich informiere per SMS den Rest, dass wir in spätesten fünf Minuten verschwinden müssen. Mein Kumpel und die Blonde verdrücken sich mit etwas zeitlichen Abstand voneinander aus dem Klo. Der DJ ist weggetreten, also durchforste ich kurz seine Taschen und stoße auf eine dekadente Geldscheinklammer, deren Scheine in meine Tasche wandern. Eigentlich müsste ich den beiden Wichsern noch so eine Cowboy-Ansage machen á la „Komm nach Westberlin und ich zerstückel deine Crew!“, aber die haben schon genug an den Ereignissen dieses Abends zu knabbern. Dafür kann ich mir jetzt das Taxi ohne Gewissensbisse nach Hause leisten, also raus aus dem Klo und eine etwas eilige Verabschiedung vollzogen. Mittlerweile steht der Bräutigam wie Graf Koks am Rockern an der Anlage – läuft also alles in geordneten Bahnen. Yvette kann ich nicht sehen und so verdufte ich zu meinen Jungs, die auf dem Parkplatz am Rumalbern sind. Lediglich Stresser-Mike will noch ein paar Bonzenautos abfackeln, begnügt sich aber nach meinem Veto damit, deren Reifen zu zerstechen. Das Zischen von knapp zwanzig Reifen bleibt nicht unbemerkt und ausgerechnet Yvette rennt keifend auf uns zu. Wir lassen sie links liegen und sie wirft wütend ihre Stöckelschuhe nach uns, was aber bedenkenlos ignoriert werden kann: Ihre nicht vorhandenen Weitwurfskills hatte sie schon auf der Terrasse offenbart und ich rufe lachend: „Lass es sein, nicht mal mit fünf Meter Abstand würdest du treffen.“ Als emanzipierte Frau darf sie das nicht auf sich sitzen lassen, rennt mir hinter her und zerrt an meiner Schulter. Das hätte sie nicht machen sollen, denn mein Kneipenschlägerreflex aktiviert sich und ich haue ihr aus der Drehung auf die Fresse. Die Kumpels jubilieren und lachen dreckig, als ihr Geheule losgeht und Stresser-Mike rappt: „Nach fünf oder sechs Mollen, da schlag ich schon mal Ollen.“ Ich vollende: „Mein Ego erlaubt es einfach nicht, jemandem Respekt zu zollen.“ Auf das Nachspiel bin ich gespannt.
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Freie Geister
Ich ließ dich gewähren, wissend, dass diese Süße bald sehr viel bitterer schmecken würde. Es war in Ordnung, solange du einer derer warst, die atmen.
Du machst mir Angst, wenn du mir, auf dem Heimweg vom Supermarkt, mit deinem Motorrad entgegen kommst. Ich schrecke zusammen, verreiße den Lenker, verliere beinahe das Gleichgewicht. Mein linker Fuß rutscht kurz ab. Dann fange ich mich wieder, du sollst nichts bemerken. Stur sehe ich weiter gerade aus, so wie ich es bis vor wenigen Sekunden, eine Melodie summend, getan hatte, trete in die Pedale und lasse mir den kalten Wind ins Gesicht peitschen. Ich brauche Luft, ich glaube zu ersticken an Erinnerungen. Irgendwann sagte ich dir, du sollest auf dich aufpassen, als du gingst. Als er starb, warst du still, vorsichtiger, und schon damals hatte ich keine Worte mehr für dich. Ich wollte mich nur versichern, dass du es nicht warst. Davon abgesehen hatten wir alles gesagt. Böse Worte gab es keine, wir gaben alles Gute, alles Liebe, alles Glück dieser Welt. Es war in Ordnung, solange du einer derer warst, die noch atmen. Du wusstest, ich würde tun, was ich tun will und dasselbe weiß ich von dir. Manchmal glaube ich deine Musik zu hören. Eine auditive Fata Morgana. Das Beste, was du mir gabst, war unsere Zeit und schließlich dein Schweigen. Du brauchtest einige Anläufe, einige Diskussionen, langes Bitten und Flehen, Einbrechen. Wache Nächte, in denen wir nebeneinander lagen, erst wenig, dann viel, als wollten wir Jahre, Monate binnen Minuten nachholen, und am Ende kaum noch sprachen und erst gegen Morgen nahmst du beharrlich meine Hand und zogst du mich schließlich an dich, weil du wusstest, es war mein Wunsch. Immer ließ ich dich gewähren, wissend, dass diese Süße bald sehr viel bitterer schmecken würde. Doch ich tat es mit Freuden, mit dir zu verweilen glich größtem Genuss. Am Ende war es ganz still, bis die Vögel zu singen begannen und wir wussten, wir müssten wieder auseinander gehen. Wenn unsere Blicke sich nun treffen, inmitten bunter Lichter, umringt von Wind und Regen, beschallt von Musik, hast du dieselben Bilder vor Augen wie ich. Wir teilen dieses Geheimnis, ich hüte es milde lächelnd. Vielleicht können freie Geister einander nur lieben, und am Morgen sagen sie Lebwohl.
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fuehlen
liebe
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Binalala
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Wie definiert man Liebe?
Jemanden zu lieben,der dich nicht ebenfalls liebt ,ist wie auf ein Schiff warten . Am Flughafen.
Eine Liebe, die doch nur Verlangen war. Ich mein ..Liebe ist doch , wenn einem das Wohl des anderen wichtiger ist , als dein eigenes . Wenn man jede kleine Macke des anderen kennt ,und ihn doch mit jedem Fehler mehr liebt . Wenn man stets im Hinterkopf an den anderen denkt ..was er macht , wies ihm geht .. Und sich dabei ganz sicher sein kann ,dass der andere auch in seinen Gedanken gerade bei dir ist . Wenn man wirklich alles für den anderen tun würde. Und man nicht nur sagt ,dass man sich für denjenigen ein Bein ausreißen würde ,sondern schon dabei wäre ,es aus zureißen ,wenn überhaupt das Thema fällt . Wenn man sich dem anderen komplett und ganz öffnen kann , zu jedem Teil seiner Vergangenheit , Gegenwart und Zukunft stehen kann und weiß , dass man sich bei dem anderen für nichts zu schämen braucht . Wenn man vielleicht weiß, dass es durchaus perfektere und bessere Menschen auf dieser Welt gibt ..und man doch niemals jemanden anderen an seiner Seite haben möchte , weil der andere diese Art von Glück in einem hervorruft ,das einen in den stillen ,besonderen Momenten von einem bis zum anderen Ohr grinsen lässt,weil es einfach zu schön ist um wahr zu sein . Lieben,das heißt auch ,geliebt werden . Ein Geben und Nehmen und doch der perfekte Ausgleich . Weil ..Jemanden zu lieben,der dich nicht ebenfalls liebt ,ist wie auf ein Schiff warten . Am Flughafen.
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fuehlen
liebe
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MaBelle
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Bitte, lass mich endlich los.
Seitdem ich gemerkt habe, dass ich in einem Sumpf feststecke, versuche ich mich daraus zu befreien, doch du lässt mich nicht. Du lässt mich nicht.
Hätte ich nur einen Wunsch frei. Hätte ich nur einen Wunsch frei, ich wünschte mir, dass du die gleichen Gefühle für mich hast, wie ich für dich. Und dass du deine Zeit mit mir verbringen willst, dass du mich deine Freundin nennen willst. Das war damals, vor ziemlich genau 13 Monaten. Da begann unsere Geschichte. Eine Geschichte voller Hin und Her. Voller Heiß und Kalt. Voller Ja und Nein. Hätte ich nur einen Wunsch frei. Hätte ich heute nur einen Wunsch frei, ich wünschte mir, dass du mich loslässt, mich endlich loslässt. Denn die Hoffnung, dass du eines Tages aufwachst und siehst, was du an mir hast und was wir zusammen haben könnten, dass du dir deine Gefühle für mich eingestehst und alle Ängste hinter dir lässt, habe ich aufgegeben. Zumindest sagt mein Verstand meinem Herz, dass es endlich aufhören soll zu hoffen. Und dass er ein Arschloch ist, das mich gar nicht verdient hat. Verstand und Herz haben sich schon mal besser verstanden, momentan streiten sie nur noch. Mir geht es besser inzwischen, fast gut sogar. Ich habe andere Männer kennengelernt und dich und uns fast ein bisschen vergessen. Ich habe mich aufgerafft und mir in mühsamer Arbeit mein Türmchen aus Legosteinen wieder aufgebaut. Und dann kommst du. Gerade dann kommst du, als hättest du es geahnt. Als hättest du einen Sensor, der dir sagt, wenn es mir wieder gut geht - damit du dann wieder eingreifen und alles kaputt machen kannst. Du scheinst eine wahre Freude daran zu haben, mein hochgebautes Türmchen, auf das ich doch so stolz bin, wieder lautstark zu Boden fallen zu lassen. Am Tag als wir uns kennenlernten - wie hätte ich auch wissen können, was auf mich zu kommt, wie hätte ich wissen können, wie gefährlich du sein würdest - war ich einen Moment, nur einen Moment, unachtsam. Ich war so damit beschäftigt, mit dir zu lachen, zu trinken und zu tanzen, dass ich nichts um uns herum sah. Auch nicht den tiefen, dunklen, gefährlichen Sumpf, der sich uns annäherte. Ich hatte Spaß, ich war glücklich in dem Moment, und dann fiel ich. Du bist der ängstliche von uns, du hast Angst davor, jemand in dein Leben zu lassen, du hast Angst davor, wieder zu lieben und wieder verletzt zu werden. Deshalb lief ich vor. Und deshalb war ich diejenige von uns beiden, die fiel. Die tief fiel und nicht mehr herauskam. Du standest weiterhin auf festem Boden, dir konnte nichts passieren. Ich hingegen saß fest. In einem Sumpf aus Zuneigung und Hoffnung. Der Schlamm verdeckte mir die Sicht, ich konnte lange nicht sehen, dass ich alleine war, alleine im Sumpf. Ich konnte nicht sehen, dass deine Gefühle für mich nicht so stark und ehrlich waren wie meine für dich. Als ich das endlich sah, bekann mein Kampf um mich und um mein Überleben. Ich musste mich befreien. Aus dem Sumpf heraus kommen, heim, duschen und weitermachen. Es begann ein langer und anstrengender Kampf. Ich versuchte oftmals vergeblich mich loszureißen und mich gegen die Kraft des Sumpfes zu wehren. Aber meine Kraft hatte ich verloren, irgendwann, irgendwo. Und jedes Mal, wenn ich kurz davor bin, es doch zu schaffen mich von dir zu befreien, meldest du dich ganz unerwartet wieder bei mir. Und so falle ich wieder hinein. Ich falle wieder und wieder hinein. Und jedes Mal, wenn ich kurz davor bin, es doch zu schaffen mich aus dem Sumpf zu befreien, stehst du oben und gibst mir einen Schubs, und so falle ich wieder hinein. Ich falle wieder und wieder hinein. Ich habe keine Kraft mehr. Ich bitte dich, höre auf mit mir zu spielen. Ich bitte dich, lass mich endlich los. Lass mich gehen. Hätte ich nur einen Wunsch frei. Hätte ich heute nur einen Wunsch frei, ich wünschte mir, dass du mich loslässt, mich endlich loslässt. Unsere Geschichte. Sie ist zuende bevor sie überhaupt beginnen konnte. Die Seiten des Buches, das unsere Geschichte erzählt, sind voll. Es gibt keinen Platz mehr für eine überraschende Wendung, für ein Happy End.
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liebe
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init-admin
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Meine Stadt: Stockholm
Die schwedische Hauptstadt ist derzeit DIE Modemetropole. Wenn im Frühling auch die Hormone hochkochen, hilft nur: Hinfliegen, shoppen, ausgehen!
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reise
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Glen
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Das Wort zum Sonntag
Als ich J. das erste Mal gesehen habe, war es irgendein Wochentag, mitten im Frühling. Als er gegangen ist, war es ein Sonntag, dunkel und kalt.
Als ich J. das erste Mal sah, stand ich mit Freunden zusammen an der Straße. Wir feierten einen Geburtstag, und J. fuhr mit dem Rad an uns vorbei. Zwei meiner Freunde grüßten ihn, er hat knapp genickt und ist weiter die Straße herunter gefahren. Schließlich ist er hinter einer Kurve verschwunden. Ich wunderte mich warum er eine dicke Winterjacke bei diesem warmen Wetter trug, mitten in Frühling. Gedankenverloren gesellte ich mich zu anderen zurück an den Tisch. Abends fragte ich dann einen Freund wer er war. Er antwortete: „Das war J. Er ist in meiner Stufe und wohnt nur 4 Kilometer von hier entfernt.“ Mein Freund merkte mein Interesse, und scherzte herum wie es Jungs in diesem Alter so machen. Wir waren 14 Jahre alt. Mein guter Freund arrangierte unser erstes Treffen. Im Nachhinein erzählte er mir, er wäre am nächsten Tag zu J. gegangen und habe ihm erzählt, ein Mädchen würde ihn toll finden. J. fragte: „Die mit dem grünen Pullover?“ Die mit dem grünen Pullover war ich. Ich bin ihm tatsächlich aufgefallen, als ich dort am Straßenrand stand, ihm hinterher geschaut habe mich über seine Winterjacke gewundert hatte. Unser erstes Date hatten wir am 1. Mai. Bei uns in den Dörfern wird der 1. Mai sehr groß gefeiert und begossen. Leute schmücken ihre Bollerwagen mit buntem Papier und frischen Grün. In den fertig geschmückten Bollerwagen wird dann viel Alkohol und etwas zu Essen gestellt und dann geht es los durch Feld und Flur. So auch an diesem ersten Mai. Die Sonne schien, und unser Trupp wartete auf der Straße auf die Leute die noch fehlten. Zu diesem Trupp gehörte J. Ich sah ihn schon von weiten. J. war riesig, deswegen wunderte sich niemand dass er Basketball spielte. Als ich ihn sah, kam ich mir dämlich vor, wie ich inmitten der Leute, mit einem riesigen Pott Nudelsalat in den Armen, stand. Wir beide wussten genau, dass das der Tag sein sollte, an dem wir uns kennen lernten. Weil wir beide es wollten. Weil wir beide uns an der Straße einige Wochen vorher kurz angeschaut hatten. Der Tag verlief positiv. Wir lernten uns kennen und ich machte eine Menge Fotos von J. Nicht von uns gemeinsam, sondern von ihn alleine oder zusammen mit Freunden. Der Tag ging viel zu schnell um, und als ich schließlich vor meiner Haustür stand, wurden wir beide sehr schüchtern. Wir beide mochten uns, und als wir da so standen ging uns beiden genau dieser Gedanke durch den Kopf. Wir verabschiedeten uns schließlich und nach 4 Tage lag ein Brief von J. im Briefkasten. Und so fing alles richtig an. Von nun an schrieben wir uns regelmäßig. Briefe, keine E-Mails. Das freute mich umso mehr. Wir hätten uns eigentlich treffen können, 4 Kilometer mit dem Fahrrad sind kein Hindernis, doch die Briefe machten uns interessanter. Wir schrieben uns jede Woche und die Jahre gingen ins Land. Ich hatte einige Monate nach dem Beginn der Briefwechsel meinen ersten Freund. Dies musste J. zutiefst gekränkt haben, doch er erwähnte es nie. Warum J. nicht mein erster Freund wurde, ich weiß es nicht. Ich blieb lange mit diesem Freund zusammen, über ein Jahr, doch in dieser Zeit schrieben J. und Ich uns jede Woche. Mein Freund lernte J. kennen und mögen. Wer sollte J. schon nicht mögen. J. war einige Male bei mir zu Hause, immer an meinen Geburtstagen. Ich werde nie vergessen, wie er die Treppe zu mir hoch kam. Er trug seine alte Lederjacke und das Geschenk für mich in der linken Hand. Als er oben endlich ankam, umarmte er mich ganz feste. Meine Mutter mochte ihn sehr. Die Eltern von J. lernte ich es nachher kennen. Mit J. ging ich zu meinem ersten Konzert. Ich war 14. Die Band nannte sich Terrorgruppe. Es war ein großartiger Abend. Es war sehr heiß, und der Qualm der Zigaretten nahm uns die Luft zum atmen. Und da sah ich J. wieder. Am pogen inmitten der anderen Leute. In mitten dieser Hitze trug er seine Lederjacke. Ich musste wieder an dem Tag im Frühling denken. J. und ich tauschten immer unsere Bücher und CDs aus. So erfuhren wir eine Menge über den Geschmack des anderen und lernten neue Dinge und Ansichten kennen. Als J. mit seiner Basketballmannschaft in Prag war, vermisste ich ihn sehr. Mit meinem Freund war ich zwar noch zusammen, und J. hatte mir von einem Mädchen aus seiner Klasse erzählt, doch waren dies ganz andere Dinge. J. und Ich waren anders. Aus Prag schrieb er mir einen Brief. In diesem Brief erzählte J. mir, dass er die Karlsbrücke gesehen habe, und gerne mit mir darauf stehen würde. Ebenso schrieb er, dass er von den Toten Hosen das Lied ‚Wort zum Sonntag’ immer wieder höre, und dabei nur an mich denken muss. Ich trennte mich von meinem Freund, kam aber nicht mit J. zusammen. Es muss uns beide sehr gewundert haben. Doch standen wir uns sehr nahe und erzählten uns in unseren Briefen alles. Wenn wir uns trafen, lachten wir viel und alberten herum. Nach einen dieser Treffen fiel mir einmal auf, dass unserer Briefe immer einen sehr ernsten Ton hatten. J. und Ich waren nicht nur beste Freunde. Es war Liebe. Das wussten wir beide, und wir beide waren sehr froh dass wir einander hatten. Abends war ich immer am PC und telefonierte ab und an mit J. Wenn nicht checkte ich sehr oft meine Mails, da es am Wochenende vor kam das er mir schrieb. J. wusste dass ich auf seine Mails wartete. Nur an diesem einem Sonntag nicht. Ich saß am PC, schaute aber nicht einmal in mein Postfach nach E-Mails nach. Um circa 23 Uhr ging ich ins Bett. Als ich am Montag nach der Schule aus dem Bus stieg, sah ich einen Freund an der Straße stehen. Es war der Freund, der mir damals gesagt hat: „Das ist J.“ Dies Mal sagte er nichts und schaute mich nur groß an. Ich schaute zurück. Schließlich sagte er mir, dass J. sich vergangenen Abend erhängt habe. Bei sich zu Hause im Zimmer. Ich sagte erst mal nichts. Dann erwiderte ich, dass das nicht sein könne. Die 200 Meter nach Hause ging ich stumm. Im Haus und in den Armen meine Mutter fing ich an den Namen von J. zu schreien. Warum er das gemacht hat, kann keiner richtig beantworten. Durch die Briefe und sein Tagebuch, was man später fand, schätzt man schwere Depressionen. J. war 17 Jahre und ich war 16 Jahre alt. J. hatte mir am Sonntagabend eine E-Mail geschrieben. Bis heute frage ich mich, warum ich gerade an dem Abend meine gewohnten Tätigkeiten nicht nachgegangen bin. Ich hätte es ändern können. Vielleicht.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/das-wort-zum-sonntag/663910
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freundschaft
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lalina
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Keine Liebeserklärung
Und was der Kopf will, muss das Herz begreifen können. Aber so läuft es nicht, weil das Herz stets den Ton angibt, wenn es um die Liebe geht.
Über einen Menschen zu schreiben, den man kaum kennt, ist schwer. Noch schwerer ist es, sich vor sich selbst zu rechtfertigen, wenn man sich genau in diesen Menschen verliebt hat. Wann es Klick, Peng oder Zoom gemacht hat, kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht nach unserem ersten Treffen, als mir klar wurde, dass ich ihn gerne wiedersehen würde. Oder aber bei unserem zweiten Treffen, als wir im Fahrstuhl, nachdem er mich zum Essen im Restaurant eingeladen hatte, nach unten gefahren sind und ich nichts anderes wollte, als ihn zu küssen. Vielleicht aber auch erst bei unserem dritten Treffen, weil ich wusste, dass dieses unser Letztes sein wird. Er hat sich in eine andere verliebt. Während sich mein Gefühl mit jeder Nachricht, mit jedem Zeichen von ihm stetig weiterentwickelt hat, aß er noch immer ein unschuldiges Eis mit mir im Park, machte mir ohne Hintergedanken Komplimente und fantasierte ohne Absichten über eine mögliche Zukunft mit mir. Er stellte sich vor, wie ich seine Freunde kennenlerne, mit denen ich mich gut verstanden hätte, oder seine Eltern. „Mit Sicherheit hätten sie dich gemocht.“ sagt er, während wir zum ersten und letzten Mal auf meinem Bett liegen, Musik hören, die mich für immer an ihn erinnern wird und noch viel länger jede einzelne Sekunde dieses letzten Abends zurückholen kann. Ich denke an meine Eltern und sage: „Sie, meine Eltern, hätten dich geliebt.“ Ich erzähle ihm nicht, dass mein Vater es jedem Mann an meiner Seite erst einmal schwermacht und schauen möchte, wie ernst er es mit mir meint, während meine Mutter schon die Hochzeitsglocken läuten hört und im Kopf Blumenarrangements für die Hochzeitsfeier plant. Er redet davon, dass wir gemeinsam in den Urlaub gefahren wären. Ich stelle mir vor, wie er es nun mit ihr tun könnte. Diese gesichtslose Sie, mit der er soviel gemeinsam hat. Wir stellen uns ein letztes Mal gemeinsam vor, wie wir seine neue Wohnung in der Stadt, in der er wohnt, suchen. Und das ist auch schon der Haken an unserer Geschichte. „Hätten wir doch nur die Möglichkeit auf einen gemeinsamen Alltag gehabt.“ sagt er. Denn dann hätte er sich in mich verliebt, weil er mir so gerne zuschaut, wenn ich Kaffee koche. Oder ihm erkläre, dass diese Blume, dort in meiner Vase, eine Pfingstrose ist und zu meinen Lieblingsblumen gehört. Ich kann sehen, wie sein Kopf arbeitet und diese Information abspeichert – mit Hintergedanken. Generell sei ich so lustig, das mag er, und meinen Geruch, und dass jede meiner Berührungen direkt in seine Hose geht. All das würde für mich sprechen und wenn er seinem Herz Befehle erteilen könnte, würde er mich lieben. Aber rosarot sieht er seit ein paar Wochen wegen einer Anderen. Und was der Kopf will, muss das Herz begreifen können. Aber so läuft es nicht, weil das Herz stets den Ton angibt, wenn es um die Liebe geht. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, dass er keine gemeinsame Zukunft mit ihr, der Anderen, der für mich gesichtslosen Sie haben wird, weil sie nichts für ihn empfindet. Ich denke darüber nach, dass es Selbstschutz sein könnte, sich in aussichtlose Beziehungen zu retten, um nicht zu fühlen, enttäuscht zu werden. Ich sage es laut und er nickt. Und das ist nun das Ende. Er verlässt meine Wohnung, mich und mein Leben. Denn ich habe Lust zu lieben und möchte mich nicht in Hoffnungen verlieren, wenn ich ihn weiterhin sehe. Was bleibt, ist die Musik, die mich an ihn erinnern wird, der Name einer Stadt, der mich an ihn denken lässt und der Wunsch nach mehr, wenn der Richtige vor mir steht.
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liebe
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mama_kind
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8 Monate überfällig
Ich würde höchstens ein bisschen knutschen, anzüglich tanzen & zeigen, dass ich tun & lassen kann, was ich will.
..& so sind wir nach 1 Jahr & 8 Monaten da angekommen, worauf ich schon 8 Monate warte. Das wir-müssen-reden-Gespräch auf meine Art & Weise, denn länger als 1 Jahr hab ich es mit keinem meiner Exfreunde ausgehalten. 1 Jahr & 19 Tage, 1 Jahr & 21 Tage - keine Ahnung warum, aber nach einem Jahr, war immer Schluss & ich habe eigentlich auch diesmal nichts anderes erwartet & ängstlich auf den Tag gewartet. Denn ich bin schlecht im Schluss-machen. Zu sensibel, um einfach weiter zu machen. Frage immer noch 2 Monate später bei seinen Freunden, wie es ihm denn geht & ob er damit klar kommt. & sogar meine Mama hatte ihn schon darauf vorbereitet. Er sagte damals, dass er anders wäre & dass es bei ihm nicht so laufen wird. Ist es auch nicht - das Gespräch hat 8 Monate auf sich warten lassen & doch ist es gekommen. Ich weiß noch als ich ihn kennen gelernt habe. Er ist 5 Jahre älter ich & war damals kurz vor Beginn seines Studiums, welches ihm eine gesicherte Zukunft versprach. Er war anders, als meine Exfreunde. Er war älter, reifer, erwachsener & wusste, wie man mit Frauen umzugehen hatte. Das Studium hat er abgebrochen, er hat gejobbt & ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht. Er hat 3 Jahre seines Lebens verschwendet, während ich nie stehen geblieben bin. Jetzt macht er eine Ausbildung - Erzieher. & ich hoffe, dass die Eigenschaften, von denen ich damals dachte, er hätte sie schon längst, jetzt endlich einzutreffen beginnen. Ich hoffe, er wird reifer & erwachsen & kommt jetzt endlich an, wo er hingehört - im Leben. Aber genug von belanglosem Gequatsche. Unsere Beziehung ist, wie jede andere, an einem Punkt angekommen, wo man selbst erkennt, ob man mit dieser Person ein Leben aufbauen kann oder nicht. Wir sind von aufregend, unendlich verliebt & immer unterwegs bei verflogenen Schmetterlingen & dem Alltag einer Beziehung angekommen. Wir haben beide unsere Eigenarten & haben gelernt sie zu lieben & zu hassen. So bin ich eine Person, die ihr Leben ziemlich durchgeplant hat. Ich weiß, was ich will & wann ich es will & bin bereit alles dafür zu tun. Ich weiß nicht, ob er weiß, was er will. Ich weiß nicht, ob er seine Ziele genauso verfolgen kann, wie ich & ob er überhaupt die Möglichkeiten dazu hat. Dass wir irgendwann auf die gleich Ziele hinarbeiten - da bin ich mir jedoch sicher & doch zweifle ich. Ich bin jung, muss mich noch nicht binden & diese Einsicht kam bei mir schon ziemlich früh. Ich bin rücksichtsvoll & selbstlos & doch kann ich manchmal nicht anders, als nur an mich selbst zu denken. & so bin ich jetzt an dem Punkt angekommen, an dem ich darüber nachdenke, ob ich diese Beziehung noch möchte. -Nein falsch! - Ob ich eine Beziehung noch möchte. Denn, dass in unserer Beziehung nichts falsch läuft, davon bin ich eigentlich überzeugt. Ich bin der springende Punkt & das weiß ich auch. Ich bin von Beziehung zu Beziehung geschlittert, hatte nie Zeit mich auszutoben, einfach mal Spaß zu haben, ohne Verpflichtungen. Ich würde höchstens ein bisschen knutschen, anzüglich tanzen & zeigen, dass ich tun & lassen kann, was ich will. Ich würde niemanden mit nach Hause nehmen & auch mit niemandem mit nach Hause gehen. Nur ein bisschen genießen. Aber möchte ich das überhaupt? Möchte ich als Single die Clubs abklappern, feiern, bis es hell wird um.. Ja, um was? Um mit einem wildfremden Typen zu knutschen? Feiern, bis es hell, wird, das kann ich auch jetzt & knutschen, kann ich auch mit ihm. Wir führen beide unser eigenes & doch ein gemeinsames Leben. Wir haben jeder eine eigene Wohnung, wir schränken uns gegenseitig, so gut, wie nie ein. Wenn er feiern gehen will, geht er feiern. Wenn ich feiern will, geh ich feiern & wenn wir gemeinsam feiern gehen wollen, dann machen wir’s. Wir geben uns gegenseitig alle Freiheiten, die man haben kann & Eifersucht, war eigentlich nie ein ernst gemeintes Thema in unserer Beziehung. & das wäre der Preis, für ein Leben in „Freiheit“: Ich verliere meinen Freund & nicht nur das, ich verliere meinen besten Freund. Den Mann, dem ich alles anvertrauen kann; den Mann, der mich immer zum Lachen bringt; den Mann, der mir das Gefühl gibt etwas Besonderes zu sein. Ein Mann, der nicht perfekt & doch so vollkommen ist; ein Mann, der wunderschön ist & von dem ich weiß, er liebt mich genauso, wie ich ihn liebe. Also, ich denke, wir werden das Gespräch doch noch, auf unbestimmte Zeit, vertagen.
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Mrs.McH
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Sorgen einer Kalbsleberwurst
Etwas in mir ist zerbrochen.
Mein Zuhause ist der Naturdarm, dort fühle ich mich am wohlsten. Das Leben im Kunstdarm ist mir persönlich zu kalt, doch auch das muss es geben. Ich kenne Kollegen, die fristen ihr Dasein in Dosen oder Gläsern. Mich gibt es in grob und in fein. Geräuchert, vorzugsweise über Buchenholz, oder ungeräuchert. Manchmal bin ich sahnig oder mit Schnittlauch gestreuselt. Ach, es gibt mich in so vielen Varianten. Man mag mich oder man sagt mir nach, ekelhaft zu sein. Dazwischen gibt es kaum etwas. Wenn ich einen Nachgeschmack habe, dann nur, weil der Metzger es zu gut meinte, und mein Leberanteil zu hoch ist. Ich leide darunter, verwechselt zu werden: es gibt leider zu viele Trittbrettfahrer, die sich gerne Kalbsleberwurst schimpfen. Daher dieser Text! Es ist mir ein Anliegen, richtig zu stellen, dass eine Wurst aus Schweineleber niemals nie eine Kalbsleberwurst ist. Erklärt sich das nicht von selbst? Ich hatte sogar gegen diesen Missbrauch geklagt, das Ergebnis ist jedoch mehr als bedauerlich; das Urteil ein Hohn und eine Beleidigung meiner Intelligenz. Diese elendigen Nachahmer dürfen sich "Kalbfleischleberwurst" nennen. In was für einer Welt leben wir eigentlich? Tags: the one and only, KALBSLEBERWURST
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/sorgen-einer-kalbsleberwurst/937630
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nurluftundluegen
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Vielleicht, vielleicht, vielleicht
Ich möchte deine guten Seiten vor mir sehen, aber deine Schlechten nicht vergessen.
Weißt du, ich will mich an die guten Tage erinnern. An die schönen Zeiten mit dir, in denen wir uns geliebt haben und uns nie vorstellen konnten, jemals getrennte Wege zu gehen. Möchte mich an dich erinnern, an dein Lächeln, an deinen Duft, an deine Küsse, an deine leuchtenden Augen, an die Nacht, in der ich dir zum ersten Mal gesagt habe, dass ich dich liebe. Ich möchte mich daran erinnern ohne in Tränen auszubrechen. Ich möchte deine guten Seiten vor mir sehen, aber deine Schlechten nicht vergessen. Vielleicht hast du ja recht. Vielleicht hast du es gewusst. Vielleicht war zwischen dem vielen guten, zu viel schlechtes. Vielleicht war es einfach nicht genug. Vielleicht habe ich es zu sehr gewollt. Vielleicht zu sehr gehofft dir würde es ebenso gehen. Vielleicht wirst du irgendwann verstehen, dass ich bereit dazu war, mein ganzes Leben in deine Hände zu legen, dass ich tatsächlich noch davon geträumt habe, mit dir in das Flugzeug zu steigen und dir in Las Vegas für immer die Liebe zu schwören. Vielleicht wirst du irgendwann begreifen, dass du mich verloren hast. Das es kein Zurück mehr gibt. Was weiß ich wie du deine Optionen abgewogen hast, deine Gefühle waren jeden Tag andere, deine Wut war immer die gleiche, deine Träume hast du schon vor langer Zeit weggeworfen. Deine Worte einzige Widersprüche. Wer weiß, vielleicht wirst du irgendwann begreifen, dass ich dir überall hin gefolgt wäre. Vielleicht wird es eines Tages weh tun, zu wissen, wie du mich zerbrochen hast. Und vielleicht denkst du daran, wie ich dich glücklich gemacht habe. Denn ich weiß, dass ich es habe. Weißt du, ich will an manchen Tagen so viel zurück, von dem was ich vor dir nie kannte. Eine unendliche Leere erfüllt mich, beim Gedanken es nie mehr zu spüren, es nie mehr zu erleben. Vielleicht wird es eines Tages wieder zu einem ganzen werden, dieses Stück Fleisch, dieses Teil in meiner Brust, das wie versteinert ganz langsam vor sich hin schlägt. Vielleicht wird es irgendwann wieder auftauen, bevor es erneut zu Boden fällt und endgültig zerbricht. Vielleicht kommt jemand vorbei und hat Freude am Puzzeln. Vielleicht lernst du zu lieben, in den Jahren die vor dir liegen, vielleicht lernst du zu verlieren. Vielleicht lernst du zu Schweigen, an den richtigen Stellen. Vielleicht lernst du, wie man Beziehungen aufrecht erhält und vielleicht wird dir bewusst, dass man perfektes verzweifelt suchen kann, aber niemals findet. Vielleicht werden wir uns irgendwann in die Augen sehen und alles wissen. Wissen das es die richtige Liebe war, aber nicht die richtige Zeit. Wir nicht die richtigen Menschen. Wissen, dass wir Idioten waren, dass wir aufgegeben haben, dass wir zu große Ängste haben und vor uns selbst nie ehrlich waren. Vielleicht sind wir nie für diese Welt geboren worden.
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liebe
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lara_fritzsche
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Identität 2.0
Wann hast du zuletzt etwas gepostet, nur weil es sich gut anhörte?
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freie-zeit
computer-internet
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Boahmaschine
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Still inquisition
While I'm talking to you.
I still hear inquisition in my head once I lost my religion now I'm nearly dead I can see nothing but hell around while I'm talking to you, princess sitting on your cloud I've been the fire to the water of those words I 'm nullified and sanctified by my own unsacred sword I challenged my maker the one with endless breath I still hear inquisition ... in my head
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/job/still-inquisition/895942
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wissen
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stummekoenigin.
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+1
Billiges Bier hat schon immer geholfen!
Zwei Mal hast du mich bereits versetzt. Keine Ahnung warum, was dein Problem war. Aber kopflos zu Hause sitzen war nicht meine Art. Also raus. Das Leben genießen. Die Gedanken in billigem Bier vom Späti ertrinken. Mich betrinken. Hat schon immer geholfen. Der einzige Unterschied: deine Freunde waren dieses Mal dabei. Natürlich nicht geplant. Sonst könnte ich ja direkt den Selbstzerstörungsknopf drücken, den ich schon oft vergeblich gesucht habe. Man kennt sich halt. Nette Leute, denke ich. Könnten glatt meine Freunde sein. Aber warum zur Hölle finden die dich so toll? Gibt es denn kein anderes Gesprächthema als deine abgefahrene Wohnung und deine super Musik? „Wir wollen noch in diesen einen Club.. ein Kumpel von uns legt auf, kommst du mit?“ „Ich habe eigentlich kein Geld und bin auch nicht in so einer Feierlaune.. Sorry“ „Wir stehen alle auf der Gästeliste.. Paul kommt doch eh nicht, hat aber ne +1, sag das doch einfach!“ Eine Stunde zuvor hast du mir geschrieben, dass das Ganze für dich nicht funktioniert. Ich bin klasse und die Zeit war toll, aber mehr ist da nicht. Ich wollte in diesem Moment nicht mehr, als diese Sätze vergessen und mein Pilsator zu meinem neuen Begleiter machen. Lass dir nichts anmerken, denke ich. War doch alles nicht so ernst. Aber doch verdammt. Für mich war es das. Es war dieses wunderbare Gefühl, dass man irgendwie im selben Boot sitzt, dass das Herz im gleichen Takt schlägt, man irgendwie zueinander gehört. Du warst anders als die anderen. Keiner der schönsten, aber besonders. Besonders toll. Und für mich wunderschön. Keine Ahnung, was das für ein Spiel war, was du gespielt hast. Ich bin jedenfalls der Verlierer. Und das war ich noch nie gern. Deshalb mag ich auch keine Gesellschaftspiele. Sobald ich merke, ich könnte verlieren, spiel ich nicht mehr mit. Wie ein kleines 5-jähriges Mädchen.Dieses Mal kannte ich offensichtlich die Regeln nicht gut genug, sonst hätte ich vielleicht frühzeitig aussteigen können. Wie auch immer. Es ist, wie es ist. Und für wen auch immer diese +1 auf der Gästeliste bestimmt war. Ich war sie an diesem Abend. Ein allerletztes Mal. Deine +1! Tags: verliebt sein ist kacke, was ist los mit den männern?, liebe, herzbruch, fuck off
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Gods_mistake
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Alter Ego
„Versteh ich dich richtig, du willst deine Persönlichkeit spalten?“
„Ich erschaffe mir ein Alter Ego.“ Ein Rauchwölkchen durchtrennt den Schleier, den der blaue Dunst zuvor schon, knapp unter der Zimmerdecke, platziert hat. „Ach ja? Und was macht der dann?“ Hände wedeln. Ob der Wärme oder der stickigen Luft im Zimmer, bleibt ungeklärt. „Na Sachen die ich sonst mache.“ Gläser klirren. „Wozu brauchst du dann ein Alter Ego? Oder machst du dann was anderes?“ Seufzen. „Nein, ich mache nichts Neues.“ Stirnrunzeln. „Also, du brauchst ein Alter Ego, damit sich nichts verändert? Das soll einer verstehen...“ Alkohol wird eingeschenkt. „Ja genau. Das Alter Ego versteht das. Dem bräuchte ich nichts erklären.“ Hochprozentiges findet seinen Weg in die Kehle. „Erklärst du es mir trotzdem?“ Beim Zurechtsetzen wird ein Kissen zu Boden geworfen. „Na sowas wie Aufgabenteilung zwischen den Persönlichkeitsanteilen.“ Das Kissen wird auf der Sofa lehne platziert. „Versteh ich dich richtig, du willst deine Persönlichkeit spalten?“ „Ja. Gewissermaßen.“ Ein letzter starker Zug an der Zigarette, lässt die Glut hellrot aufleuchten. „So wie Voldemort mit den Horkruxen, oder so, wie nach einem Trauma?“ Die Zigarette findet ihr Ende im übervollen Kristallaschenbecher, raucht aber noch ein paar Sekunden weiter. „Na ich bringe sicher keinen um dafür.“ Gelächter. „Soll ich den Fernseher an machen?“ Prophylaktischer Griff nach der Fernbedienung. „Ist mir egal.“ Im Hintergrund hört man leise wie sich die Gäste einer Talkshow zerfetzen. „Kannst du das ausmachen?“ Der Ton im Hintergrund erstirbt. „Hast du nicht gesagt, dir ist das egal? Oder war das jetzt dein Alter Ego?“ Der Fernseher wird ausgeschaltet. „Dass du das nicht weißt, spricht für sich.“ „Und wozu brauchst du das? Das Alter Ego mein' ich.“ „Damit ich nicht mehr mit dir diskutieren muss.“ „Na Dankeschön, das hab ich jetzt auch verstanden.“ „Bezweifle ich. Ich hab einfach keine Lust mehr, alles zehn Mal durchzukauen. Dann wird nicht diskutiert, sondern einer macht's dann eben einfach.“ „Du findest also auch diese Diskussion überflüssig?!“ „Genau, wenn du dann endlich mal ruhig bist, kann ich vielleicht auch wieder schlafen usw.“ „Es liegt also an mir, dass du nicht schlafen kannst? ...Ich diskutiere ja nicht mit mir alleine.“ „Wenn einfach jeder das macht, was er kann, dann braucht man nicht mehr zu diskutieren.“ „Du bringst also doch jemanden um.“ „Nein, ich mache dich nur mundtot.“ „Achso.“ Und so löste sich auch die letzte Zigarette in Luft auf, versiegte der letzte Tropfen, ohne dass einer ein Wort sprach.
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kippchen
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halb zerteilte katzen
er hat neulich wolken gesehen, die aussahen wie halb zerteilte katzen
Die Wolken sehen schön aus. Er hätte neulich Wolken gesehen, die aussahen wie halb zerteilte Katzen. „Das Hinterteil hat gefehlt“, meinte er. Ich stellte mir vor wie er dabei lächelte, als er sich kurz durchs Haar fuhr. Natürlich hat er sich dabei etwas mitgenommen, was ihm eigentlich gar nicht gehörte. Vielleicht mein Herz, vielleicht eins meiner Lächeln. Bei mir ist zumindest nichts mehr. Aber das weiß er gar nicht, nie ihm ist etwas bewusst, nie ist ihm etwas wichtig. Glaubte ich. „Das klingt schön“, sagte ich. Ich hätte auch gern eine Katze gehabt. Eine Dicke, Warme mit orangefarbenem Fell. Oder weiß. Aber das sagte ich nicht. Natürlich nicht. Er tut mir weh, wenn er so etwas erzählt, solche Dinge wie mit den Wolken und den halb zerteilten Katzen. Aber was spielt das schon für eine Rolle. Ich weiß, dass er dunkles Haar hat und davon träumt, Honigbier zu trinken. Manchmal lächelt er mir zu, wenn ich ihn kurz anschaue... manchmal nicht. Manchmal schaut er nur betreten weg und sein Gesicht ist stumm ... aber das ist okay. Ich will nicht, dass mich jemand anlächelt, nur weil er das gerade muss. Ich mag es, wenn er sich Zigaretten dreht und es nicht kann – seine Hände sind schön dabei. Habe ich das schon erzählt? Weißt du, er ist der Einzige, der mit mir darüber spricht, dass es Labyrinthe gibt, dass das Licht gerade schön zwischen den Bäumen hängt, dass Eltern manchmal weh taten. Dass wir vielleicht gar nicht wirklich existieren und nur die Gedanken eines Anderen sind... bin ich je da gewesen… Gestern musste ich den halben Tag wieder weinen. Nur innerlich, ich weine ja eigentlich gar nicht mehr. Innerliches Weinen ist da aber viel schlimmer. Weil man etwas fühlt, etwas Schlimmes, aber dann irgendwie doch nichts. Man ist nur da und starrt. Dann habe ich mir wieder eine Zigarette angezündet und anschließend gleich drei hintereinander geraucht. Oben auf der Treppe vor dem Spielplatz. Die Mütter der Kinder dort haben mich böse angesehen, während sie vor ihren Kinderwägen wachten. Ich hätte gerne richtig geweint, aber ich konnte nicht. Ich hätte ihnen gerne hinterher geschrien, dass es mir Leid tut, dass ich so bin, dass ich hier sitze und rauche, aber wahrscheinlich wäre es nur gelogen. Es tat mir doch gar nicht Leid. Ich hätte ihnen alle gerne hinterhergeschrien, warum sie denn alle lebten und lebten und lebten, aber das traute ich mich nicht. Sie hätten ja keine richtige Antwort für mich. Ich hab mir nur eine vierte Zigarette angezündet. Der Rauch war sehr schön in meiner Welt ... drum herum. Wenn ich rauchte, hatte ich das Gefühl, am Leben zu sein. Heute sagte er, heute sehen die Wolken schön aus. Wir liefen nebeneinander her, angefangener Sommertag, die Luft war schwer. Ich schaute ihn an und versuchte ein schwaches Lächeln. Jemand musste die Katzen beerdigt haben. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, tut es wieder ein bisschen weh. Das, was geschehen ist. „Ist dir eigentlich nie etwas wichtig?“, fragte ich ihn. „Du wirkst zumindest so, als ob...“ – „Ich Angst vor allem habe?“ „Nein, das meinte ich nicht.“ „So ist es aber“, sagte er. Und dann: „Ich habe Angst, nie anzukommen.“ Ich nickte... langsam. Murmelte leise: „Ich bin schon angekommen.“ Und ging weg. Die Wolken sahen schön aus.
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SisterofEvil
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Keine Schokolade mehr???
Es gibt fast genauso viele Betroffene wie Diabetiker, dennoch ist Milchzuckerunverträglichkeit eine kaum be- und erkannte Krankheit.
Schon seit einiger Zeit habe ich ab und an Bauchschmerzen, Blähungen und Völlegefühle. Deswegen war ich schon beim Arzt, doch außer mir Sauerkraut und probiotische Joghurts zu empfehlen, konnte er mich nicht helfen. Ich hätte einfach einen empfindlichen Magen. Irgendwie ging es dann auch wieder und ich machte mir keine großen Gedanken mehr darüber. Doch in den letzten Wochen wurde es immer schlimmer, zumindest fiel es mir das erste Mal wieder richtig auf. Jeden Morgen aß ich Weetabix mit Milch und wenn ich dann bei der Arbeit war, hatte ich erstmal den Rest des Vormittages Bauchschmerzen. Deshalb hab ich auch jeden Tag einen probiotischen Drink getrunken. Erst verdächtigte ich den Weizen, aber nach Stullen war es nicht so schlimm. Schließlich erzählte mir meine Mutter, dass sie im Moment auf Laktoseintoleranz getestet wird. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Die Milch machts. Umgangssprachlich wird gerne mal erzählt, man sei gegen Milch allergisch, das stimmt allerdings nicht. Es handelt sich um eine Unverträglichkeit gegenüber dem Milchzucker, der Laktose (Zucker = Ose). Solange man ein Baby ist, bildet der Körper ein Enzym, die Laktase (Enzym = Ase), die dafür verantwortlich ist, Laktose abzubauen und es dem Körper ermöglicht, den Zucker zu nutzen. Danach jedoch verliert man diese Fähigkeit langsam, dieser Prozess ist allerdings von Mensch zu Mensch verschieden und muss auch nicht dazu führen, dass man keinerlei Laktase mehr produziert. Warum nun werden trotzdem in Deutschland täglich tausende Liter Milch getrunken? Während ca. 90% der Weltbevölkerung (besonders in Asien) laktoseintolerant sind, liegt der Anteil in Europa nur bei ca. 10 bis 20%. Es handelt sich dabei eigentlich um einen Gendefekt, der den hellhäutigen Menschen wahrscheinlich hilft, Vitamin D in ausreichenden Mengen zu sich zu nehmen. Die möglichen Symptome sind vielfältig, beruhen aber darauf, dass Laktose nicht in Glucose und Galaktose gespalten wird, sondern von Bakterien in Milchsäure, Essigsäure, Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff umgewandelt wird. Unverdaute Laktose bindet Wasser im Darm und bildet mit dem entstehenden Gas die Grundlage für diverse Beschwerden z.B: Blähungen, Völlegefühl, Erbrechen, Durchfall und darauf folgende sekundäre Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, trockene Haut oder Heißhungerattacken. Laktoseintoleranz tritt ferner als eine Nebenerscheinung von Zölilakie und anderen Krankheiten auf, ist aber, sofern die auslösende Krankheit heilbar ist, temporär. Schließlich gibt es sehr seltene Fälle, bei denen schon im Säuglingsalter keine Laktase mehr gebildet wird. Dann stellt sich die Frage, wo findet man den Milchzucker noch? Natürlich in Milch und Milchprodukten, aber in Joghurt, Quark und Käse ist die Laktose schon teilweise von Bakterien zersetzt. Weiterhin wird Laktose in einer Reihe von Produkten wie z.B. Desserts, Schokolade, Backwaren, Brotaufstrichen, Eis, Fertigsaucen (auch Salatsaucen),Fertigsuppen, Fleisch- und Wurstwaren verwendet. Aber auch bestimmte Medikamente können Laktose enthalten. Gestern abend hab ich Schokoladeneis gegessen. Später hatte ich Bauchschmerzen. Noch kann ich mir ein Leben ohne Schokolade nicht vorstellen. Aber eine Freundin hatte bereits einen entzündeten Darm, als endlich die Laktoseintoleranz festgestellt wurde. Soweit will ich es nicht kommen lassen. So schön Schokoladeneis und Milchshakes auch sind, meine Gesundheit ist mir wichtiger. "Wichtige Links zu diesem Text" http://www.libase.de/ http://www.gesundheit.de/ernaehrung/krankheit-ernaehrung/laktoseintoleranz-und-ernaehrung/ http://www.ernaehrung.de/tipps/laktoseintoleranz/index.htm
http://www.neon.de:80/artikel/wissen/gesundheit/keine-schokolade-mehr/636653
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DoctorGonzo
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Samstagmorgenmedley
In der Kanne ein kleiner Rest Kaffee. Wegschütten? Niemals.
Auf dem Weg in die Küche stolperte ich über allerlei herumliegende Gegenstände. Pizzakartons, Colaflaschen, schmutziges Besteck aus Kunststoff. Ich ließ meinen Blick durch die Küche schweifen. Nicht viel besser. Von Kaffeepulver keine Spur. Scheiße. Ich hatte die Kaffeemaschine nach der letzten Benutzung nicht sauber gemacht. Besah mir den Kaffeesatz im Filter. Kein Schimmel. Immerhin. Geht nochmal. In der Kanne ein kleiner Rest Kaffee. Wegschütten? Niemals. Vielleicht ist es mit Kaffee wie mit Whiskey – je älter, desto besser. Der Wasserhahn in der Spüle war vor lauter Geschirr nur noch zu erahnen. Dann eben nicht. Aus einem der Schränke angelte ich eine Flasche. Klappte den Deckel des Wasserbehälters der Kaffeemaschine nach oben und goss einen guten halben Liter Rotwein hinein. Schnelle Problemlösung war schon immer meine Stärke. Während die Maschine gluckste, plätscherte und einen absonderlichen Geruch verströmte, riss ich mir mein Pflaster vom Oberarm, zerknüllte es und warf es auf den Stapel schmutzigen Geschirrs. Auf dem Fensterbrett lag die Schachtel und ich fummelte ein neues Pflaster heraus. Wie immer hatte ich mit der Schutzfolie zu kämpfen. Meine Finger waren zu unruhig, zitterten zu sehr. Welcher Ex-Raucher besitzt schon die nötige Feinmotorik, am frühen Morgen dieses widerspenstige Papier von der Rückseite eines Nikotinpflasters zu pfriemeln? In Amerika könnte ich dagegen wahrscheinlich klagen. Passiv-aggressives Mobbing an Minderheiten oder so. Nach einigem Fluchen gelang es mir endlich und ich klebte mir das Teil auf den Arm. Auf den Erfolg jetzt erstmal 'ne Kippe. Gitanes. Filterlos. Ich ließ die Zündung des Gasherdes knacken und beugte mich nach vorn. Die Zigarette zündete und ich zog den ersten Rauch tief in meine Lungenflügel. Die Kaffeemaschine gab ein letztes verzweifeltes Gurgeln von sich. Endlich. Ich fand einen alten Pappbecher. Wollte ihn gerade vollgießen, erblickte dann aber eine angebrochene Flasche Vodka auf dem Boden. Jippie-ja-yeah, Schweinebacke. Also den Becher nur halb voll mit Kaffee. Von wegen, Kaffee und Zigaretten allein sind das Frühstück der Helden. Das können sich diese milchgesichtigen Hipster ruhig einreden. Ich bin vielleicht kein Held. Aber immerhin trage ich auch keine Röhrenjeans. Ich habe Selbstachtung und ich habe die Kontrolle über mein Leben. Und was ist schon schöner als das Geräusch plätschernder Spirituosen am Morgen? Ich füllte den Becher großzügig mit Vodka auf und nahm einen kräftigen Schluck. Aus der Flasche. Rülpste. Zog an meiner Kippe. Während ich darauf wartete, dass der Kaffee auf eine trinkbare Temperatur abgekühlt sein würde, griff ich nach meinem Blackberry. Drei ungelesene Nachrichten. Die ersten beiden von meiner Tochter. Sie fragt, wann ich aus Tokio zurück sein würde. Ach ja. Tokio. Geschäftsreise. Na ja, so ganz gelogen war das ja nicht. Die dritte Nachricht war von meinem Auftraggeber. Teilte mir mit, wann und wo er mich treffen wolle. Na endlich. Ich erhob mich, griff nach meinem Becher, nippte vorsichtig daran und ging in das Nebenzimmer. Es ging um viel Geld, also musste ich angemessen gekleidet sein. Entschied, dass ich einen meiner Brioni -Anzüge tragen würde. Ich hatte noch zwei Stunden Zeit. Schrieb meinem Lieferanten eine SMS, dass ich ihn abends kontaktieren würde. Meine Aufträge erforderten, nun ja, sehr spezielles Werkzeug. Der Kaffee in meinem Becher schmeckte beschissen. Ich verdünnte ihn mit noch mehr Vodka. Zündete mir noch eine Zigarette an und ließ mich auf dem Sofa nieder. Im Vormittagsprogramm lief eine alte Zeichentrickserie für Kinder. Ich konnte der Handlung nicht so richtig folgen, aber die Titelmusik gefiel mir. Wippte sogar mit meinem Fuß mit. Mit einem letzten großen Schluck trank ich mein lethales Gemisch aus und lehnte mich zurück. Griff nach meinem Telefon und schrieb meiner Tochter, dass ich morgen noch ein wichtiges Meeting hätte und dann sofort nach Hause käme. Schrieb ihr, dass ich sie vermisse. Benutzte sogar einen dieser dämlichen Smileys. Ich belüge meine Tochter ungern. Verschweige nur manchmal einige Umstände. Zum Beispiel, dass mein Meeting für Gerechtigkeit sorgen würde. Schallgedämpfte, großkalibrige, vollautomatische Gerechtigkeit mit hoher Durchschlagskraft.
http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/samstagmorgenmedley/1461600
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Arasbacho
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Ein Flüchtling: Liebeserklärung an Claudia Roth!
Eine Liebeserklärung an die Bundestagvizepräsidentin Claudia Roth von den Grünen
Liebe Frau Claudia Roth, Sie sind eine großartige Frau, eine Kämpferin, und ein guter Mensch! Deshalb liebe ich Sie vom ganzen Herzen. Ihre Schönheit lässt die Sonne blenden, lässt den Mond heller strahlen und führt die Menschen dazu, sich zu lieben, deswegen haben viele Menschen, vor allem Rechte. Hass auf Sie, die sind neidisch auf Ihre Schönheit und Intelligenz, die sie nicht haben. Ich liebe Ihre Art Menschen zu helfen, vor allem Flüchtlinge, Frauen mit Kopftuch und Muslime. Sie zeigen den wahren Grund einer humanen Welt. Wenn bloß nur alle Politiker wie Sie intelligent und schön wären, dann wäre due Welt vielleicht eine bessere Welt. Wenn ich morgens aufwache, sehe ich Ihren Lächeln durch das Fenster herab mit Sonnenlicht in mein Zimmer kommen. Das ist ihre Weisheit und Ihre Liebe zu uns Flüchtlingen. Ich kann mir vorstellen, bei Ihnen zu wohnen, mit Ihnen zu Leben, mit Ihnen zu Lachen. Sie sind die wahre Schönheit, Intelligenz und Liebe. Viele Flüchtlinge und ich verehren Sie! Liebe Grüße Folgt mir auf Twitter: @ArasBacho
http://www.neon.de/artikel/sehen/politik/ein-fluechtling-liebeserklaerung-an-claudia-roth/1714705
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mitelundupsilon
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Stell dir vor...
Stelle dir vor, du hast bei einem Wettbewerb folgenden Preis gewonnen:
Jeden Morgen, stellt dir die Bank 86400 Euro auf deinem Bankkonto zur Verfügung. Doch dieses Spiel hat auch Regeln, so wie jedes Spiel bestimmte Regeln hat. Die erste Regel ist: Alles was du im Laufe des Tages nicht ausgegeben hast, wird dir wieder weggenommen, du kannst das Geld nicht einfach auf ein anderes Konto überweisen, du kannst es nur ausgeben. Aber jeden Morgen, wenn du erwachst, eröffnet dir die Bank eine neues Konto mit neuen 86400 Euro für den kommenden Tag. Zweite Regel: Die Bank kann das Spiel ohne Vorwarnung beenden, zu jeder Zeit kann sie sagen: Es ist vorbei. Das Spiel ist aus. Sie kann das Konto schließen und du bekommst kein neues mehr. Was würdest du tun? Du würdest dir alles kaufen was du möchtest? Nicht nur für dich selbst, auch für alle Menschen die du liebst.Du vielleicht sogar für Menschen die du nicht kennst, da du das nie alles nur für dich alleine ausgeben könntest.würdest du versuchen, jeden Cent auszugeben und ihn zu nutzen oder? Aber eigentlich ist dieses Spiel die Realität: Jeder von uns hat so eine "magische Bank".Wir sehen das nur nicht.Die magische Bank ist die Zeit. Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, bekommen wir 86400 Sekunden Leben für den Tag geschenkt und wenn wir am Abend einschlafen, wird uns die übrige Zeit nicht gut geschrieben. Was wir an diesem Tag nicht gelebt haben, ist verloren, für immer verloren, Gestern ist vergangen. Jeden Morgen beginnt sich das Konto neu zu füllen, aber die Bank kann das Konto jederzeit auflösen, ohne Vorwarnung. Was machst du also mit deinen täglichen 86400 Sekunden? Ist Zeit nicht genau soviel oder sogar mehr wert wie Geld? Tags: Zeit, Geld, Alltag, Gedanken, Job
http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/stell-dir-vor/1501033
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PureInHeart
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Glitzer.
Steigst du ein, oder steigst du aus?
Keine Reaktion ist auch keine Lösung. Rastlos liege ich nun hier und mein Gedankenkarussell dreht sich unermüdlich um dich, um mich, um uns. Oder besser gesagt, was davon geblieben ist. Momente, von denen ich dachte, du würdest sie auch so fühlen und wahrnehmen wie ich, doch dein Zug fährt in eine andere Richtung. Ein anderes Gleis, eine andere Welt. Nicht, weil du so bist - nein, weil du dich so machst. Nun, wo das lang ersehnte Ticket vor dir liegt, überkommen dich deine beißenden Zweifel und du stehst zwischen den Stühlen. Registrierst nicht wie kalt alles um dich geworden ist und wie wenig dein Herz noch geben kann. Siehst nicht, wie dunkel die Kammer hinter der Tür ist, vor der du dich im Neonlicht badest. Das nächste Ticket, der nächste Trip, nur eine Elle entfernt - steigst du ein, oder steigst du aus? Glitzer war gestern. Tags: Drogen
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Zug Fahren
Vom Zug Fahren und Teleportieren
Die Tage glitten dahin, die Wochen glitten dahin. Mit ihnen glitten die Erfahrungen dahin, Erfahrungen die ich nie machte. Alle fuhren schon mit dem Zug Richtung Erlebnisse, Jugend, Pubertät, Sommer, Liebe, Erwachsensein. Ich verstand nicht, dass dieser Zug abfahren wird, dass er synchron mit der Zeit fährt, dass diese Zugreise vielleicht die wichtigste und schönste Verbindung der ganzen Reise seien könnte. Doch ich verpasste den Anschluss. Immer wieder. Immer wieder zerriss ich die angebotenen Tickets anderer, die mich in ihrem Abteil mitnehmen wollten aus Angst vor Veränderung. Aus Angst davor das Steuer abgeben zu müssen. Heute verstehe ich dass das Steuer, welches ich in der Hand hielt nur eine Attrappe war. Wie auf einem Kinderspielplatz. Es lies sich leicht drehen weil es nichts steuerte. Ich verstand nicht, dass der Zug von selbst gefahren wäre, ich hätte nur mit fahren müssen. Gegeißelt von der eigenen Unsicherheit war ich gefangen in meiner eigenen Welt, einer Welt, die mein Kopf war. Die Wände meiner Welt tapezierte ich abwechselnd mit verschiedenen technischen Themen. Themen, die ich anfing zu lieben, Themen, die mich nie weiter brachten. Ich interessierte mich nicht für die anderen, die anderen interessierten sich nicht für mich. Ich interessierte mich nicht für mich. Ich saß in einem brennenden Haus und es war okay für mich. Die Jahre sind ins Land gezogen und mich interessierte es nicht, wie mein Leben einfach dahin schlitterte und doch stillstand. Doch auf einmal warst Du da, hast nicht gefragt, ob du rein kommen darfst, bist einfach reingefahren, durch die Wand, direkt in meinen Kopf. Und Du hast es nicht mal gewusst. Du hast mich mit genommen zu all den magischen Dingen, die ich nur aus Filmen kannte. Ich konnte Dir nicht sagen, wie dankbar ich dir bin ohne meinen eigenen Stolz zu verlieren, es ist mir peinlich all diese Stationen verpasst zu haben. Du hast mich reanimiert. Du hast mich aus meiner eigenen Zelle befreit. Du hast mich ins jetzt teleportiert. Danke dafür, F.
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Das Leben in Kisten
Ich sitze inmitten 25 Jahre Leben, dass ich auf dem Boden verstereut habe und werde mal wieder sentimental.
Zunächst einmal: ich bin ein Mann. Genetisch bedingt bin ich daher ohne jeglichen Zweifel ein Jäger und Sammler. Ich kann da nicht anders. Doch jetzt wird es ernst. Ich ziehe um, von Stuttgart nach Hamburg und ich ziehe jetzt richtig aus, weil das Zimmer, das ich bei meinen Eltern im Untergeschoss bewohne, soll das neue Refugium meiner Schwester werden. Es ist jetzt nicht so, dass ich das erste Mal von daheim ausziehe, habe in Stuttgart, Frankfurt und München schon gewohnt, aber immer befristet - die Sicherheit nach Hause zu kommen und mich in die Sicherheit meines Jugendzimmers mit dem alten Mercedes-Kalender an der Wand, dem Lumibär in der Ecke und der Freiheitsstatue aus Plastik auf dem Schrank zurückzuziehen, war immer gegeben. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit alles nach Hamburg mitzunehmen, es ist also an der Zeit auszusortieren und vor allen Dingen auch noch wegzuschmeißen. Damit tue ich mir ja mal so richtig schwer. Weil man sich nun auch endgültig von seinem alten Leben verabschieden muss. Bis jetzt war das ja einfach, man zieht aus für eine Zeit, kommt zurück und stellt neue Kisten und voll bepackte Tüten in das Zimmer. Dieses Chaos hat meiner Mutter schon Schweißperlen auf der Stirn beschert und die vorsichtige Frage, ob ich denn ein Messie sei, weil ich alles sammle. Natürlich nicht, das kann man alles vielleicht noch brauchen ... Nachdem ich die ersten Tage wie ein Chirurg mit größter Präzision aussortiert habe - sprich nur einen kleinen Bruchteil meiner gigantischen Sammlung aus Zeitschriften, Zeitungsausschnitten, Studiumsunterlagen und sonstigen Papieren - habe ich mich nun am Wochenende entschieden per Rasenmäherprinzip "alles muss raus" wegzuschmeißen. Die Papiertonne ist jetzt voll und mir kommt der Verdacht, dass der kleine Laubwald hinter dem Haus meiner Eltern nicht ausreichen würde um die Papiermassen aus meinem Zimmer herzustellen. Dieser Schritt war jetzt schon mal befreiend, wenn auch noch relativ einfach. Kniffliger wird es, wenn es beispielsweise an meine Modellauto-Sammlung geht, die ich als Heranwachsender im Stimmbruch eifrig erweitert hatte. Was tun damit? Was mache ich mit meinen acht Briefmarkenalben inklusive 5l-Kiste mit noch nicht einsortierten Briefmarken? Ich muss feststellen, ich habe zuviel. Aber ich kann das doch nicht alles aussortieren, weggeben oder gar wegschmeißen. Da steckt doch Herzblut drin! Bücher wirft man ja ohnehein nicht weg. Die nehme ich auch mit, muss mir zwar noch was einfallen lassen, wohin damit, aber das wird sich finden. Und dann beginne ich zu realisieren, während ich inmitten 25 Jahre Leben sitze und mich meine zerknautschte Stoffrobbe mit trüben Augen anblickt, dass ich hier etwas kappe - die Verbindung zu meinem Jugendzimmer, zu meiner Jugend und Kindheit. Ich ziehe aus aus meinem alten Leben und beginne endgültig mein eigenes. Ich lächle und stopfe meine Schulhefte aus der 9. Klasse in die Tonne.
http://www.neon.de/artikel/wissen/alltag/das-leben-in-kisten/637392
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Das Böse gegendert
Über 7000 sexuelle Gewaltverbrechen haben TäterInnen letztes Jahr in Deutschland verübt. Und das ist noch längst nicht die ganze Wahrheit.
Denn VergewaltigerInnen sind zumindest numerisch sicher nicht das größte Problem in Deutschland. VandalInnen zerstörten über 570.000 Mal fremdes Eigentum. RäuberInnen schlugen knapp 45.000 Mal zu. DiebInnen sogar über zwei Millionen Mal. Fast eine Millionen Fälle gehen auf das Konto von BetrügerInnen. Und da ist die Cyberkriminalität mit ihren Angriffen durch HackerInnen noch nicht mal eingerechnet. Dazu kommen ungezählte DrogendealerInnen, brutale SchlägerInnen, WaffenschieberInnen und MenschenhändlerInnen. Insgesamt kommen so über sechs Millionen Straftaten zusammen, die von TäterInnen in Deutschland verübt wurden. Aber keiner spricht das so aus. Tags: Kriminalität, Gender, Gleichstellung, Feminismus
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/das-boese-gegendert/1622608
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herz.ist.trumpf.
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In der Hoffnung, das Zeiten sich ändern
Die Möglichkeit Gefühle zu teilen, ist ein Privileg. Dein Recht dazu würde ich dir niemals absprechen. Selbst wenn es mit ihr ist.
Du öffnest das Marmeladenglas, du isst morgens nie süß, aber anders muss man es mal machen und du hast es schließlich versprochen. Dann denkst du an mich, an mein Lieblingsnachthemd, welches ich in den Nächten trage, in denen ich gemütlich bin, zu früh einschlafe. Wenn du dann die Augen schließt und lächelst, betrete ich die Küche, schaue auf die frischen Semmeln, dann direkt in dein Gesicht, suche den Tisch ab. Ich suche nach den Resten der letzten Nacht, nach den dreckigen Rotweingläsern, nach Kerzenwachs und vollen Aschenbechern. Du leckst den Löffel mit der restlichen Marillenmarmlade ab, wartest auf Worte. Ich gebe dir keine. Ich kann dir keine geben, sie sind verschwunden, mein Kopf nur voll mit Bildern, mit Bildern von letzter Nacht, von den vollen Gläsern, meiner Balkontür, die beim Öffnen so laut knarrt, immer wenn jemand rauchen geht. Es ist dir nicht egal, das merke ich, du schiebst einen Stuhl zurück, damit ich mich setzten kann, ich bezweifle dass ich das will, setzte mich dennoch. Es geht dir nicht gut, dass sehe ich an den Ringen unter deinen Augen, deinen Blick, der in die Leere geht, sich um mich bemüht. Während ich aufstehe, mir Müsli mache, fängst du an zu reden. Du hast das nicht gewollt, es ist passiert, ja, aber Dinge passieren eben, so ist das, verzeih mir. Ich lecke den Löffel ab, mit dem ich eben Joghurt aus dem viel zu großen Glas holte, drehe mich zu dir um, ich mustere dich, du bist wunderschön. Deine Haare, von der Nacht verspielt, deine grünen Augen, so hoffend. Ich bin die letzte, die etwas gegen Gefühle hat, denke ich, mit der Müslischüssel in der Hand setzte ich mich auf den Balkon, du lässt mich. Einen Sommer lang teilten wir ein Geheimnis, trafen uns an Ampeln, ich begrüßte dich an Straßenbahnen. An heißen Tagen mit zuviel Wärme verbrachten wir unsere Minuten im Bett, du küsstest oft genug meine Stirn, zu oft, für die Tatsache, dass du auch mit anderen Mädchen schläfst. Deine Worte – für mich nur die Ehrlichsten von allen –, dein Blick der mir zusieht, wie ich mit anderen rede, dein Blick der Bände spricht, wenn du Menschen von mir erzählst. Die Möglichkeit Gefühle zu teilen, ist ein Privileg, dass jedem gegeben ist und keiner richtig nutzt. Dein Recht dazu würde ich dir niemals absprechen, beharre ich doch selber darauf. Selbst wenn es mit ihr ist. Ich Spüre immer noch die Küsse auf meiner Stirn, immer noch deine Hand, die meine Wange streichelt, die vielen Umarmungen, die du einforderst, immer dann, wenn du nicht glauben kannst, dass das alles geschieht. Mit dir und mir. Deine Stimme, die sich so verletzlich anhört, sobald du mir sagst, wie schön ich für dich bin, das Vanilleeis, welches du mitbrachtest für warme Tage, die Fotos die du von mir gemacht hast, dein Buch, das ich nicht mochte. Wenn ich wieder rein gehe, werden deine Sachen gepackt sein, in deiner viel zu teuren Tasche, dein Gesicht gewaschen, die Zähne geputzt. Du wirst nur die Hand heben, wie am Ende unserer ersten Nacht, in der ich mich auf selbe Weise von dir verabschiedete, um dann durch die frühen Stunden des Tages nach Hause zu laufen. Ich stehe mitten im Raum, in meinem Lieblingsnachthemd, welches nach dir duftet. Ich liebte immer deinen Geruch. Du schließt die Tür hinter dir, ich atme tief durch und nehme das Foto von uns vom Kühlschrank. Ich weiß, wir werden uns wiedersehen. In der Hoffnung, dass Zeiten sich ändern.
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jeanmidinuit
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FAUST AUF AUGE
Weimarer klassischer Beitrag zur Lösung der aktuellen und zukünftigen Problematik der Finanzierung staatlicher Altersbezüge (im Volksmund: "Renten").
Frei nach Johann Wolfgang von Goethe. Vom Greise befreit sind Staat und Gesellschaft durch neo-mortale Politik: vom Grabe grünet Hoffnungsglück; die leeren Kassen soll´n sich nun füllen, das Land darf von Greisen nicht überquillen. Entlastung heißt jetzt das Zauberwort, es gibt Alte zu viel! Was zu viel ist, muss fort! Überall mehr´n sich die Greise rigide, verkehrt sich die Alterspyramide, doch an Jungen fehlt es in unserem Land, darum riestern die Renten vergeblich auf Sand. Kehre dich um von dieser Malaise, schau auf die zeitgemäße Depesche: Hinfort mit dem lästigen Überfluss, der uns zu unsrem Überdruss schon bald Genick und Hals brechen muss! Alte reden doch nur Stuss, sind umständlich mühsame sture Demente versabbern, versiechen uns unsere Rente, stinken, verschrumpeln, verrunzeln, sind krank und ziehen das Land in den Untergang! Sie gehören beizeiten ins Grab, sonst schafft sich Deutschland wirklich ab! Denn sie leisten nichts mehr, kommandieren und meckern beklagen sich lauthals in forderndem Ton, sie schmatzen und rülpsen und furzen und kleckern, und schmälern uns Leistungsträgern den Lohn. Du Greis hast Deine Schuldigkeit getan, Du Greis kannst gehen! Es lohnt nur der Greis, der sich selbst finanziert, der groß investiert wie auch viel konsumiert, den Geld interessiert, der Gewinn maximiert. Wer das nicht kann, hat sich angeschmiert und wird in Kürze halt abserviert. Drum müssen wir erneut bewerben das sozial verträgliche Frühabsterben; wir werden, um Kostenfaktoren zu minimieren die Altersarmut per Gesetz elimieren: Nur, wer sich´s leisten kann, darf leben, die anderen beißen ins Gras mal eben, geschrieben steht dann auf ihrem Stein: Mensch, bin ich tot! Hier darf ich sein!
http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/faust-auf-auge/802094
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sehen
gesellschaft
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NEON
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Warmhalte Liebe
Warum es schwer fällt, fair mit Menschen umzugehen, die unglücklich in uns verliebt sind.
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NinaNichtsNutz
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Sprachlos … und doch ein Liebesbrief
Seit ich denken kann gab es nur den einen für mich.
Ich sah dich so oft, immer wieder, immer zufällig. Du hattest Freunde, die Freunde meiner Freunde waren. Wenn wir uns sahen gab es nur dich für mich, niemand anderes. Wir sprachen nie ein Wort. Immer nur ein Lächeln verband uns. Immer nur dieses Lächeln, das mir den Boden unter den Füßen entzog. Meine weichen Knie waren ein Anzeichen deiner Gegenwart. Ich war nicht schüchtern, ich konnte Jungs ansprechen. Konnte kleine Witze machen und alle um den Finger wickeln. Ich hatte Beziehungen, war verliebt. Ich habe keinen jemals betrogen, nie jemanden verarscht. Ja, den einen oder anderen liebte ich sogar. Es gab einige andere, aber immer stand die Welt still wenn ich dich sah. Ich wusste genau, wir würden uns gut verstehen. Ich sah deinen Blick und dachte dass du vielleicht auch so fühlst wie ich. Aber niemals traute ich mich nur ein Wort zu sagen. Du warst der Mann, der in meinen Träumen auftaucht und den ich auf ein kleines Podest der Anbetung gestellt hatte. Wenn ich dich ansprechen würde, fällt mein kleines Kartenhaus doch nur zusammen. Nein, das wollte ich nicht riskieren. Ich sah dich weiter an. Schmachtete dir hinterher und dachte so oft an dich. Bis letztes Jahr. Der Tag wird sich in genau einem Monat jähren. An diesem Tag fanden wir zueinander. Ein Zufall, und eines kam zum anderen. Du warst auf einmal nicht mehr nur ein Traum. Du warst Wirklichkeit. Du standest vor mir, so groß und schön und lächelst mich an wie du es immer getan hast. Aber anders als früher redest du jetzt sogar mit mir. Die Sache mit den weichen Knien habe ich bis heute nicht ablegen können. Es war genauso wie ich es mir immer erträumt hab, und doch noch viel schöner. Das erste Treffen, das meine Welt komplett auf den Kopf gestellt hat. Dieser Mann der mein ganzes Leben zum rotieren bringt. Ich habe viele dieser unsagbar kitschigen Liebesromane gelesen, aber ich dachte nie dass es mir auch mal so gehen kann. Diese Liebe die ich bis dahin noch nicht in der Form für jemand empfunden habe. Du bist mein bester Freund, mein Fels in der Brandung. Mit den Worten von Sportfreunde Stiller bist du meine Chillout Area. Meine Feiertage in jedem Jahr. Meine Süßwarenabteilung im Supermarkt. Mein Liebhaber und mein treuer Gefährte. Du bist alles was die anderen nicht sind und genau das was ich brauche. Silbermonds „Das Beste“ fand ich immer zu kitschig, aber jetzt muss ich auch sagen „Ich habe einen Schatz gefunden und er trägt deinen Namen…Du bist das Beste was mir je passiert ist“. Du bist für mich da, jedes einzelne Mal wenn ich dich brauche. Jedes Mal wenn ich deine Nummer wähle, gehst du mit einem Lächeln auf den Lippen ran. Jede Nacht streichelst du mir über den Kopf und flüsterst mir leise zu wie dankbar du für jeden Augenblick mit mir bist. Du öffnest die Tür für mich und hältst den Regenschirm, damit ich nicht nass werde. Du küsst mich auf die Stirn und gibst mir damit das Gefühl geliebt zu werden. Ich sitze da und kann es immer noch nicht fassen was für ein Glück ich habe. 3 Jahre Schwärmen, 1 Jahr zusammen und immer noch sprachlos vor Liebe.
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derHerrMitDemPixel
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Pixel hasst...heute nicht. Stuttgart 21, eine Betrachtung des ganzen Dramas.
Wie man Durchgangsbahnhöfe zu Einbahnstraßen verbaut, warum ich mich jetzt doch nicht aufrege und warum uns das eigentlich nichts angeht.
Hoppla. Da haben sich Landes- und Bundespolitiker aber ein lustiges Ei gelegt. Sicherlich hat man daran lange gebrütet und es lag auch schon so lange im Nest, dass man jetzt eigentlich nicht so wirklich verwundert schauen muss, wenn das Ding plötzlich zum Himmel stinkt. Dennoch darf man sicherlich überrascht sein, um die Metapher zum Einstieg noch ein bisschen weiter zu strapazieren, dass es nicht die strahlenden Eier der Atommeiler oder die faulen HartzIV-Gelege ist, bei denen das Bundesländle die Nase rümpft. Nein, plötzlich rückt eine ganz andere Baustelle in den Mittelpunkt und die Volksvertreter des Ländles, vulgo : "Lügenpack", machen auf einmal den Eindruck, dass sie ihr eigenes Volk nicht mehr verstehen können, wähnt man sich doch offenbar vollends demokratisch legitimiert und im Recht. Nun ist das mit Rechten und Gesetzen immer so eine Sache. Formaljuristisch mag dies auch alles so richtig sein...nur muss man dies alles auch irgendwann seinen Bürgern glaubhaft verkaufen. Und auch, wenn man über Jahre Pläne von geplanten Löchern gezeigt hat, ist der Mensch kein mechanischer Lochkartenleser, sondern ein denkendes, fühlendes und erinnerndes Wesen. Das mag dem gewählten Volksvertreter zunehmend zum Nachteil gereichen, denn an Stuttgart21 kristallisiert sich nun eine jahrelange Unzufriedenheit vieler Bürger mit ihren Vertretern aus, für die man den Verlauf des S21-Projektes durchaus als vereinfachtes Modell einer bundesweiten Entwicklung nehmen könnte und an dessen vorläufigem Ende sich mancher Bürger ohnmächtig der parlamentarischen Demokratie ausgeliefert sieht. Die ja eigentlich, so scheint´s in den Tagen unserer Einheit, das alternativlos Beste ist, was die Welt zu bieten hat. Im Falle von Stuttgart ist es nur allzu nachvollziehbar, wenn viele Menschen vor Ort einer Regierung misstrauen, die sie zuerst nachprüfbar über´s Ohr gehauen hat und dann Recht, Gesetz und Anstand von seinen eigenen Bürgern einfordert und schließlich auch durchsetzt. Sicherlich hat "alles seine alternativlos beste Ordnung" - nur : Wem ist denn geholfen, wenn diese "Ordnung" nicht mehr vermittelbar ist und sich auch dem gesunden Menschenverstand und jedem Sinn für Maß und Anstand nicht mehr erschließen kann ? In einem Land, in dem sich ohnehin schon -vorsichtig ausgedrückt- der diffuse Verdacht manifestiert hat, dass man mit seinem demokratischen Kreuzchen ohnehin nur noch entscheidet welches Ohr man welcher Lobby zuschanzt und man dies doch gefälligst zu akzeptieren habe - in so einem Land ist es vielleicht nicht sonderlich verwunderlich, wenn sich Protest genau da niederschlägt, wo die Prozesse die man hinter den Kulissen wähnt überdeutlich zu Tage treten : Wenn 1997 in einer "offenen Bürgerbefragung" zum Thema einem gut ge- bis überfüllten Raum von kritischen Bürgern die Verantwortlichen sehr deutlich sagen, dass -sinngemäß- Bürgerbeteiligung nur nach den Spielregeln der S21-Befürworter stattzufinden habe und dies eine Haltung ist, die sich bis zu diesem Tag fortsetzt...dann muss ich mich fragen, mit welchem Recht sich diese Leute überhaupt "Politiker" nennen, setzt man voraus, dass dieser Begriff nun mehr implizieren soll als eine reine Tätigkeitsbeschreibung und das enthaltene „Polis“ eben nicht städteplanerisch zu verstehen ist. Wenn ein Bürgermeister einräumt eine Volksabstimmung durchführen zu wollen, wenn sich signifikante Kostensteigerungen ergeben und am nächsten Tag einen Vertrag unterzeichnet, der Rechtsgrundlage für die spätere Ablehnung eben dieses Volksbegehren sein wird...dann ist das formaljuristisch korrekt. Aber das war dann auch alles. Und da kann man danna auch noch so sehr seien ausgetreckte Hand hinhalten. Meine Oma hätte gesagt : „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht...“ Stuttgarter Omas sagen, wie ich gesehen habe, dasselbe. Und Stuttgarter Omas wähl(t)en mit hoher Wahrscheinlichkeit eine wertekonservative Partei wie die CDU. Es ist schon irgendwie merkwürdig wo sie eigentlich sind...die Werte. Vor diesem Hintergrund ist es dann nicht merkwürdig, wenn irgendwann gefragt wird : Wo ist sie denn, die Partei, die diese Werte vertritt ? Diese Kritik ließe sich nun noch länger fortführen und, wie man feststellen kann, ist die sachliche und formale Kritik ist -unabhängig von der eigenen Einstellung zum Projekt- überaus stichhaltig und nachvollziehbar. Aber darüber kann sich jeder auch selbst sein Bild machen, denn mir geht es hier weniger um Argumente für oder gegen S21. Genaugenommen ist mir persönlich der Bahnhof auch ziemlich egal. Die Bäume eigentlich auch. Was mir aber nicht egal ist, ist die Art und Weise wie Politik gemacht wird... Und hier hat sich die Landespolitik des Ländles, stellvertretend für die Bundespolitik über einen vergleichbaren Zeitraum, so sehr auf eine Einbahnstraße begeben, dass die Umkehr wohl schwierig werden könnte. Wähler und Gewählte haben sich, alles deutet daraufhin, so sehr auseinandergelebt, dass sie mitunter wie Bewohner unterschiedlicher Welten wirken, die weder über dieselbe Wahrnehmung noch über dieselbe Sprache verfügen. Mit den Bildern vom 30.09 im Hinterkopf ist wohl die Frage berechtigt, was ZUR HÖLLE den Verantwortlichen da eigentlich eingefallen ist ? Wie können es gewählte Vertreter der Bürger eigentlich auch nur wagen sich bei derart erdrückenden Bildern gegen ihre Sicht der Dinge trotzig hinzustellen und zu sagen : "Die haben Steine geworfen – Die sind schuld" - Nur um sich später wieder zurücknehmen zu müssen. Wie kann man von, wieder einmal formaljuristischer "Gewalt", reden, wenn hierzu jegliche maßhaltigen Beweise fehlen ? Gut. Das geht, wenn man „Gewalt“ anders definiert als landläufig üblich. Das geht aber leider trotzdem nicht, wenn man mal so sprechen sollte, dass man es auch landläufig richtig interpretieren kann. Wie wenig Sinn für Diplomatie muss man haben um in einem Atemzug Eltern sinngemäß das "Mitführen ihrer Kinder" zum Zwecke des Einsatzes als Schutzschild zu unterstellen und damit den Einsatz von "unmittelbarem Zwang" gegen diese "Schutzschilder" zu rechtfertigen ? Da KÖNNTE ich mich aufregen. Warum ich es nicht tue ist...es ist normal. Stinknormal. Ich kann mich sogar einer sehr abstrahierten Häme nicht entziehen. Hier bekommen jetzt die Menschen, die NIE geglaubt haben, dass DAS passieren kann mal einen übergezogen. Und jetzt schauen sie plötzlich ganz erschrocken, weil es ihnen -solange es sie nicht betroffen hat- ziemlich egal war, dass genau dasselbe schon passiert ist und weiterhin überall da passiert, wo sich Widerstand gegen die Regierenden formiert und festigt. Hier werden letztlich dieselben Strategien angewandt, wie sie seit den 68´ern - und eigentlich in jedem Konflikt seit...immer- genutzt werden : Das "Übernehmen" der "Wahrheit" und "Deutungshoheit". Das ist an für sich nichts Dämonisches, da der S21-Protest dies selbstverständlich ebenso tut...das Bedenkliche bei S21 ist der Umstand ist eher, dass Verantwortliche von Bund und Länder sich allen Ernstes hinstellen und so tun als hätten sie ja EIGENTLICH damit gar nichts zu tun. Das machen sie -wie gesagt- schon immer. 68´er-Proteste,Startbahn West, Wackersdorf, Gorleben...es ist schon erstaunlich, wie schnell aus anständigen Bürgern Quasikriminelle werden können. Das ist über die Jahre natürlich wenig präsent gewesen. Kritische Presse und Fernsehen haben bei weitem nicht die Qualität und Geschwindigkeit des Internet und der Strukturen von "SocialMedia". Und dies wird den Regierenden hier erstmalig zum offensichtlichen Verhängnis : Wo sie früher ihre Experten und Bilder ersteinmal unkommentiert positionieren konnten, steht ihnen heute "das Netz" gegenüber, dass sehr schnell Aussagen prüfen und ggf. widerlegen kann und direkten Kontakt ermöglicht. Youtube & Co. liefert einen stetigen Strom von Material und über "embedded Reporters" ;) , wie zB flügel-tv oder cams21, kann man Stimmungen und Meinungen ggf. auch halbwegs ungefiltert und live aufnehmen. Freilich kann man nun nicht davon ausgehen, dass youtube, twitter, facebook und co. eine korrektere Abbildung der "Wahrheit" liefern...aber sie liefern Anhaltspunkte und zeichnen gewisse Wahrscheinlichkeiten. Wenn die Regierung sagt : Die sind aber gewalttätig gewesen...dann wird es absurd, wenn sich dafür schlicht keine Bildbeweise finden lassen. Vollends irrsinnig wird es, wenn unterstellt wird, dass das Bildmaterial der Demonstranten so geschnitten und „ideologisch aufbereitet“ wäre, dass es nur zeigt was es soll. Natürlich tut es das...man denke an einen gewissen Polizisten, der gerade zum PolPot von Stuttgart stilisiert wird...aber da gibt es so viel mehr Bildmaterial. Und das spricht eben eine noch viel deutlichere Sprache. Es passt zwar in den Kram einer Regierung Widerstand als terrorgleiche, wohlorganisierte Organisationseinheit darzustellen...aber wer daran glaubt, der müsste eigentlich auch der Meinung sein, dass man aus einem Sack Wasserflöhe einen Sack Synchronschwimmer machen kann. Sehr, sehr unwahrscheinlich... Und so ziemlich jede Aussage der Landersregierung über den 30.09 ist in der ex- oder impliziten Aussage ebenfalls sehr, sehr unwahrscheinlich. Spätestens dann, wenn auf einer Pressekonferenz Beweise für die Schuld der Demonstranten an der Eskalation vorgelegt werden, die zeitlich schlicht NACH dem Beginn der Eskalation liegen...dann stellt sich mir die Frage, ob man an dieser Stelle schlicht dumm ist, oder Kalkül dahintersteht. Oder ob sie die eingestellten PR-Berater und PR-Agenturen nicht allesamt wegen völliger Unfähigkeit feuern sollten. Aber, wie gesagt : Ein alter Hut. Die versuchte Kriminalisierung und Diskreditierung des politischen Gegners gehört zum Spiel und dieses Spiel ist nun wirklich nicht gerade neu oder ein speziell deutsches oder per se „diktatorisches“ Phänomen. Richtet man den Blick nach Gorleben, so findet man dort frische Vorladungen der Polizei gegen Organisatoren des dortigen Widerstandes zur sog. "erkennungsdienstlichen Behandlung", also zur Nahme von Fingerabdrücken und sonstigen Merkmalen - wie man eben Straftäten so behandelt. Grundlage dafür ist die "hohe Rückfallwahrscheinlichkeit" der Vorgeladenen...vor dem Hintergrund, dass die Vorgeladenen allerdings gar nie rechtskräftig verurteilt wurden ist dies schon merkwürdig und man fragt sich, wohin die Vorgeladenen denn nun „zurückfallen“ sollen. Eigentlich ist es ein großes Armutszeugnis für ein Land, dass von "Einigkeit", "Recht" und "Freiheit" redet. Selbstverständlich generiert das keinen empörten Aufschrei, denn zum Einen gilt : „Repression is China“ und zum Anderen „Nicht sein kann, was nicht sein darf“. Also geht uns das eigentlich gar nichts an. Zumindest scheint dies oft die Grundhaltung zu sein. Das ist -für mich- soweit in Ordnung, wenn man das so sehen will. Trotzdem passieren diese Dinge. Es ist nicht so, dass Gorleben oder Stuttgart und das Agieren des Staates in irgendeinem Land stattffinden, auf das man nachher mit dem Finger zeigen könnte. Und auch wenn wir -trotz allem- nicht China, Nordkorea oder die Weiterführung der DDR unter Anderem Namen sind, so sind grundlegende Mechanismen eines repressiven Staatsgebarens dennoch vorhanden. Ich denke, dass das in Staaten tendenziell "eingebaut" ist und bis zu einem gewissen Maß auch vertretbar, wenn kontrollierbar, ist. Hier sind die Dinge aber wieder aus dem Ruder gelaufen. Und hier ging es zunächst um einen verdammten Bahnhof. Und die bisherige Haltung der Regierenden kann man mal kurz und knapp mit : "Dumm gelaufen, aber wir waren im Recht" zusammenzufassen. Die ganzen "ausgestrecken Hände" sind dazu so offensichtliche PR-Taktik, dass man, ob der unglaublich schlechten Inszenierung, fast schon Lachen könnte. Schade, dass es hier keine Mediensatire ist, sondern Alltag. Wieviel Wert hat eine Aussage, die ich mal mit „Hey, wir senden euch ein Signal des Friedens indem wir einen Bau nicht einreissen, den wir jetzt sowieso nicht einreissen wollten, weil andere Dinge für den Baufortschritt sowieso gerade viel wichtiger sind“. Muss man darüber noch ERNSTHAFT reden ? Und, auf Bundesebene übertragen : Wenn, dem Grunde nach, dieser Einsatz in dieser Form gerechtfertigt war...wie mögen die Einsätze dann wohl aussehen, wenn einmal wirklich viele Menschen bei noch viel relevanteren Themen auf die Straße gehen ? Man bedenke, dass „die Wirtschaft“ irgendwie nicht so gesund darstellt, wie es momentan in den Zeitungen steht. Ein Blick auf die Schuldenuhr ist einigermaßen verstörend...und DAS soll bitte WIE in Ordnung kommen ? ICH weiss es nicht. Vielleicht erklärt´s mir jemand. Aber alle die das tun sagen dann Sachen, die Leute verärgern werden, weil´s dann an die eigene Befindlichkeit geht. Aber nun sind die Orte, wo sich "unsere" Demokratie in einem nicht so vorteilhaften und eher verdrehtem Gewand präsentiert eben nur vereinzelte Orte, wo in der Regel eigentlich lokale Interessen vertreten werden - höre ich häufiger. Schön...ich find´s trotzdem merkwürdig, wenn "Recht, Gesetz und Gesetzgeber" an unterschiedlichen Orten vergleichbar agieren und normale Bürger mit berechtigen Interessen als "Kriminelle" darstellen. Wenn das hier wie dort Usus ist, dann muss es systemisch sein und blüht dann jedem Menschen, der sich ausserhalb des, ihm zugestandenen Bereichs, äussern will. Die stete Gebetsmühle angeblich unbeachteter demokratischer Prozesse seitens unserer Gesetzgeber kann dabei leider auch nicht übertünchen, dass diese Prozesse sperrig, unzugänglich und intransparent sind. Es ist nun ziemlich offensichtlich, dass der Mensch im Staate nicht mehr weiss, was der Staat so genau eigentlich macht und ihm diesbezüglich auch nicht mehr so recht über den Weg traut. Eben WEIL er nicht weiss, was da eigentlich passiert. Und WENN er mal hinterhakt, dann karrt der Gesetzgeber seine Gesetze wie Sandsäcke heran, verschanzt sich hinter Formalien, dem Schutz von Vertragspartnern und natürlich "der Demokratie" höchstselbst. Dann sind Dinge auf einmal unabwendbar. Dann kann man auf einmal nicht aus einem Bahnhofsbau aussteigen, während man aber problemlos aus Atomausstiegen austeigen kann. Hierbei ist es völlig unerheblich, dass da sicherlich bei beiden Vorgängen alles so halbwegs rechtens ist - was nicht passt, kann man vielleicht auch hinbiegen. Aber : Irgendwie muss man das auch dem Volk vermitteln. Im Ländle, auf dem flachen Land oder sonstwo wohnen keine Gremien, keine Ausschüsse und bei weitem nicht so viele treue Parteigänger, wie es der Politik wohl lieb wäre. Und da wohnen auch keine Menschen, die immer und überall buchstabentreu und rational alles abnicken. Nein - jenseits der Anzugssbunker unserer Regierungen sitzen eben normale Leute, die in aller Regel weder völlig verblödet sind, noch uninteressiert an dem, was ihr Leben prägt. Wer es lange genug versäumt mit Ihnen zu reden, verliert den Kontakt und offenbar auch irgendwann Fähigkeit und Willen eben das zu tun. Und dann sind es irgendwann eben nicht mehr bloß "irgendwelche Minderheiten", die auf den Straßen stehen...irgendwann kristallisiert allgemeine Unzufriedenheit an den offensichtlichen Widersprüchen und Ungereimtheiten eines entfremdeten Systems aus. Und dann wird ein Bahnhof plötzlich zu den Anfängen einer bürgerlich vorgetragenen Systemkritik. Und wer da als Politiker nicht aufhorcht und sensibel reagiert handelt, meiner Meinung nach, fahrlässig. "Demokratie" passiert nicht ohne die Bürger. Und es wird nicht helfen den Menschen Demokratie und Rechtsstaat mit der Polizei nahezubringen. "Mappus gibt schweres Kommunikationsproblem zu" titelt die Welt. Das ist richtig - nur stellt sich vielleicht auch die weitergehende Frage, ob Ländle wie Bundesländle , generell "der Staat" möglicherweise ein schwerwiegenderes ideologisches Problem haben könnte, dass in einer schnell agierenden Informationsgesellschaft viel offensichtlicher als zuvor zu Tage tritt. Und das ist auch nicht allein die Schuld einer abgehobenen Politikerclique... Bevor die zu dem werden konnten, was man heute als vom Volke getrennt wahrnimmt, waren sie ebenfalls Volk. Es ist schließlich und endlich dann doch zu einfach erstmal nur nach oben zu deuten und „die da“ zu sagen. Das ist für den Moment zwar sicherlich so richtig wie auch nötig. Dennoch geht „alle Gewalt vom Volke aus“ - und wenn wir die Lesart bestimmen wollen, die dann nicht im Bedarfsfall ist „Alle Gewalttäter sind im Volke zu finden“, dann ist das unser Job. Augen auf beim Eierkauf... Oder so. Und ein Prosit der Gemütlichkeit, ne ?
http://www.neon.de:80/artikel/sehen/politik/pixel-hasst-heute-nicht-stuttgart-21-eine-betrachtung-des-ganzen-dramas/676239
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Mia und Sam
Wenn man merkt, dass da Freundschaft ist...
Mia Und da steht er, in ihrer Küche. Am Valentienstag. Keine drei Monate nachdem er es beendet hatte. Groß und unnahbar. Sie backt Kuchen und versteht nicht, wie er auf einmal wieder da stehen kann. Sie war doch schon so weit, so stolz auf sich selbst, dass sie nicht in das erwartete Loch gefallen ist, dass sie klar kommt ohne ihn. Aber jetzt. Jetzt steht er da und sie backt. Er redet, sie redet, mal miteinander, mal voreinander hin. Es fällt ihr leichter als gedacht. Es sind noch nicht mal Tränen da. Bei ihr nicht. Denn als sie sich umdreht und ihn anguckt, merkt sie, dass da was nicht stimmt. Groß ist er immer noch aber wo ist das unnahbare? Wo ist der Mann, der nichts an sich ran lässt? Immer cool, immer gefasst. Er redet und redet. ,,Was bedrückt dich‘‘ unterbricht sie ihn, er schluckt und da sind sie, die Tränen. Bei ihm, nicht bei ihr. Und dann erzählt er. Wie es ihm wirklich geht, was ihn bedrückt, was sich verändert hat in den letzten drei Monaten. Und sie umarmt ihn, weil er das braucht, auch wenn das noch etwas zu viel ist für sie. So lange hatte sie nicht mit ihm geredet. Gehört hatte sie von ihm. Dass es ihm gut geht und dass er sie nicht vermisst und dass er seine Freiheit genießt. Und weh hats getan am Anfang. Dann irgendwann nicht mehr so sehr. So lange hatte sie nicht mit ihm geredet. Bis gestern. Da hatte er geschrieben. Wie aus dem nichts. Den ganzen Tag und abends hatten sie telefoniert. Das war gut. Ihn zu hören, zu quatschen und auch er hat sich gefreut, glaubt sie. Heute Morgen dann die Sms, dass er her kommt. In diese Stadt. Mit dem Zug. In fünf Stunden sei er da. Und jetzt steht sie dort in ihrer Küche und weiß nicht weiter mit ihren Gefühlen und mit ihm, wie er vor ihr steht, auf einmal nicht mehr so groß, nicht mehr so unnahbar. Und innerlich weinte sie. Nicht weil sie seine Nähe nicht ertragen kann, nicht weil sie grade realisiert, dass das vorbei ist und da keine Gefühle mehr sind. Sie ist traurig, weil sie es nicht mit ansehen kann, dass es ihm so schlecht geht. Er ist ihr noch immer so wichtig. Er war ihr bester Freund. Er ist ihr bester Freund. Als ihr das klar wird lächelt sie kurz, erleichtert. Wir kriegen das schon hin, sagt sie und er guckt sie an und sie glaubt zu erkennen, dass er dankbar ist. Es wird nicht leicht für ihn gewesen sein zu ihr zu kommen, nach allem was passiert ist. Aber er hats gemacht. Und auf einmal gibt es wieder ein Wir. Sam Und als sie ihn umarmt, ist er erleichtert. Weil das so unendlich gut tut. Weil er sein kann wie er ist und sich kurz fallen lassen kann, weil sie da ist um ihn zu halten. Es hätte auch anders laufen können. Sie hätte ihn rausschmeißen können in dem Moment als er ihr sagte wie es ihm geht. Dass eigentlich im Moment nichts geht, dass er nicht mehr kann. Es wäre ihr Recht gewesen. Angst hatte er, als er sich gestern bei ihr gemeldet hatte. Angst vor ihrer Reaktion, Angst, dass es zu früh ist, keine drei Monate nachdem er ihr so wehgetan hatte. Aber sie war nicht sauer gewesen, sie hatte keine Vorwürfe gemacht, es tat gut mit ihr zu telefonieren. Er hatte das vermisst. Und heute Morgen, ist er in den Zug gestiegen und zu ihr gefahren. In die Stadt, wo all das ist, was er braucht. All diejenigen, die ihm fehlen. Viel zu lange ist er nicht mehr hier gewesen. Viel zu lange hatte er sich alleine gefühlt in der anderen Stadt. Nicht, dass er keine Freunde hatte dort und er mochte sie alle, die eine vielleicht ein bisschen zu sehr. Er musste einfach raus und heute Morgen war es soweit. Zurück dahin wo seine Heimat ist. Wo alles gut ist. Und jetzt steht er in ihrer Küche, sie backt Kuchen, das heißt jetzt grade umarmt sie ihn, weil sie die Einzige ist, die weiß wie es ihm geht. Vor ihr kann er das nicht verstecken und das will er auch nicht. So viel hat sich verändert in den letzten drei Monaten. Er hat viel gelernt, viele Erfahrungen gemacht, die ihm neu waren. Und es tut gut, dass sie ihn nicht verurteilt. Sie nimmt ihn so wie er ist, obwohl er nicht mehr so groß und stark ist, wie er immer gedacht hat. Aber er glaubt, dass sie ihm das sowieso nie ganz abgenommen hat. Er bewundert sie ein bisschen, dafür, dass sie das so gut hinkriegt. Er weiß, dass ihr das nicht leicht fällt, schließlich kennt er sie. Aber sie weint gar nicht, dabei hat sie das sonst immer gemacht. Vielleicht hatte sich auch bei ihr viel verändert in letzter Zeit. Er guckt sie an. Sie lächelt kurz. Sie ist seine beste Freundin. Als ihm klar wird, dass sie das wahrscheinlich genauso sieht, geht’s ihm ein wenig besser. Wir kriegen das schon hin, sagt sie und er glaubt ihr. Er hat ihr immer vertraut. Und wenn sie das sagt, dann stimmt das.
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Warum hat unsere Generation solche Probleme, Dingen Namen zu geben?
Warum hat unsere Generation solche Probleme, Dingen Namen zu geben? Früher war das einfach: Man mochte sich, man hat sich geküsst, man war zusammen. Heute muss sich alles entwickeln, man will sich nicht binden, nicht festlegen, man ist sich nicht sicher, man will lieber abwarten, alles in einem Schwebezustand halten. Ich verstehe das nicht. Warum ist das so? Und: Ich meine nicht, dass es früher besser war. Nur heute wehren sich viele Menschen mit Händen und Füßen gegen eine Bezeichnung einer zwischenmenschlichen Beziehung. Obwohl klar ist, dass man sich mag.
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Kleinstadtbahnhof
Die Wartenden waren ihm schon immer etwas lieber gewesen, denn Warten war ihm vertraut.
Seit vielen Jahrzehnten fuhren tagein tagaus die Züge auf den Gleisen an ihm vorbei. Einige hatten es sehr eilig und rasten ohne Halt vorbei, andere hielten an und ließen Menschen ein- und aussteigen. Der kleine Bahnhof hatte schon viel gesehen und gehört. Nicht immer verstand er alles, was die Menschen hier vor seinen Augen trieben, aber er war ein guter Beobachter und Zuhörer und bewahrte die Momente in seinen Erinnerungen. Da war der Mann mit dem schwarzen Aktenkoffer und diesem braunen Mantel, dem man deutlich ansehen konnte, dass er die besten Tage schon hinter sich hatte. Er kam jeden Tag zur gleichen Zeit mit dem gleichen Koffer in der Hand, dem gleichen braunen Mantel über den hängenden Schultern und dem gleichen ausdruckslosen Gesicht. Der kleine Bahnhof wusste nicht viel von dem Mann mit dem Aktenkoffer und dem Mantel, obwohl sie sich schon lange kannten. Der Mantel und der Koffer des Mannes mussten sehr schwer sein, denn die Schultern des Mannes hingen von Woche zu Woche tiefer. Der Mann mit dem Mantel war nicht wie die anderen Menschen, er kam und ging immer allein. Und was der kleine Bahnhof noch viel weniger verstand: er sprach nicht. Obwohl er vielen Menschen begegnete kam nie ein Wort über seine Lippen. Es schien beinahe so, als wäre er für die Anderen unsichtbar. Der kleine Bahnhof konnte das nicht verstehen, gab es doch keinen größeren Wunsch für ihn, als sich einmal mit anderen Bahnhöfen zu unterhalten. Er hatte schon von alten und sehr großen Bahnhöfen gehört, die in großen Städten zu Hause waren und viel gesehen haben sollen. Es soll Bahnhöfe mit mehr als 10 Gleisen geben und bei einigen fahren die Züge angeblich mitten durch den Bauch des Bahnhofs! Die Vorstellung beeindruckte den kleinen Bahnhof und er hätte gerne gehört, welche Geschichten ein so großer Bahnhof zu erzählen hat. Deshalb erstaunte es ihn sehr, dass der Mann mit dem Mantel schwieg. Er fragte sich oft, was ihm die Sprache verschlagen haben mochte. Ein sprachloser Mensch war ihm noch nie zuvor begegnet. Es gab Menschen die es sehr eilig hatten und nur schnell an ihm vorbei liefen und andere, die blieben und warteten. Die Wartenden waren ihm schon immer etwas lieber gewesen, denn Warten war ihm vertraut. Er mochte die Vorfreude der Wartenden, die andere abholen wollten. In Erwartung bald einen lieben Menschen wieder in die Arme schließen zu können steigert sie sich, bis sie beim Einfahren des Zuges ihren Höhepunkt erreicht. Manchmal versuchte er zu erraten, welcher der Reisenden der Ersehnte ist und oft konnte er es am Leuchten in ihren Augen erkennen. Die Momente in denen sich die Vorfreude in Glück verwandelt gehörten zu den Schönsten und auch wenn er schon viele gesehen hatte, besaß jeder Glücksmoment seinen eigenen, einzigartigen Zauber. Jeder Einzelne bekam seinen Platz in den Erinnerungen des kleinen Bahnhofs. Es gab aber auch die sehnsuchtsvollen und traurigen Momente von Menschen, deren Warten auch immer einen Schimmer Hoffnung in sich trägt, dass der Moment des Abschieds vielleicht doch nicht kommen wird. Für die das Warten zur Summe kostbarer Augenblicke wird, die es zu nutzen gilt, weil jeder der Letzte sein könnte. Wenn er die leuchtenden Augen und offenen Münder der Kinder sah, deren erste Zugfahrt ein großes, aufregendes Abenteuer ist, erinnerte er sich daran zurück, als vor vielen, vielen Jahren die erste Dampflok schnaufend vor ihm zum stehen kam. Er hat noch endlos viele Lokomotiven und Züge gesehen, aber keine war so schön und beeindruckend wie seine erste Dampflok. Sie hat einen ganz besonderen Platz in seinen Erinnerungen. Er hatte schon fast beschlossen, den Mann mit dem Mantel nicht weiter zu beachten, da kam an einem sonnigen Nachmittag ein kleines Mädchen mit zwei Zöpfen zum Bahnhof. Es setzte sich auf eine Bank und beobachtete die Züge und die Menschen die ein- und ausstiegen. Der kleine Bahnhof war verwundert, noch nie hatte er jemanden gesehen, der nicht auf einen Zug oder einen Reisenden gewartet hätte. Das Mädchen mit den Zöpfen kam nun jeden Nachmittag, setzte sich auf die alte Holzbank vor dem Bahnhof und sah dem Treiben der Menschen und den Zügen zu. Und wenn der Mann mit dem Mantel an der Bank vorbei ging, lächelte sie ihn an. Kein Mensch hatte zuvor Notiz von dem Mann mit dem Mantel genommen, doch dieses kleine Mädchen sah ihn. Und es lächelte ihn an. Der Mann ging mit hängenden Schultern an ihr vorbei, als hätte er das Lächeln gar nicht bemerkt. Tagein tagaus setzte sich das Mädchen auf die Bank und schenkte dem Mann mit dem Mantel ihr Lächeln. Der kleine Bahnhof dachte, dass sie vielleicht doch auf etwas wartete. An einem Nachmittag fiel ihm auf, wie der Mann mit dem Mantel den Kopf hob und das Mädchen mit den Zöpfen ansah. Wie jeden Tag schenkte das Mädchen ihm sein strahlendes Lächeln und sah ihm nach, als er an ihr vorbei ging. Der Mantel und der Aktenkoffer des Mannes schienen nun mit jedem Tag etwas leichter zu werden und eines Tages entdeckte der kleine Bahnhof sogar ein neues Gesicht bei dem Mann mit dem Mantel. War das ein Leuchten gewesen, das er da in seinen Augen gesehen hatte? Ja, am nächsten Tag war sich der kleine Bahnhof sicher, die Augen des Mannes begannen zu leuchten! Es schien als würde er bereits beim Verlassen des Zuges zu der Bank hinüber schielen um zu sehen, ob das Mädchen mit den Zöpfen dort auf ihn wartete. Inzwischen war der kleine Bahnhof davon überzeugt, dass das kleine Mädchen genau das tat. Es wartete auf den Mann mit dem Mantel, um ihm sein Lächeln zu schenken. Mit jedem Tag wurde das Leuchten in den Augen des Mannes ein bisschen heller und strahlender, fast konnte man ein Lächeln in seinen Augen erahnen. Der kleine Bahnhof bemerkte, wie die Begegnungen und das Lächeln des Mädchens zu einem kleinen Glücksmoment für den Mann mit dem Mantel wurde. Bereits morgens streifte sein Blick die Bank, auf der am Nachmittag wieder das Mädchen mit den Zöpfen mit einem Lächeln auf ihn warten würde. Seine Augen strahlten und zögerlich versuchten seine Lippen ein kleines, zaghaftes Lächeln. Als der Mann nachmittags aus dem Zug stieg und auf das Mädchen zu lief, lächelte er es schon von weitem an. Und das Mädchen mit den Zöpfen lächelte zurück.
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Erbogest
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Herbstzeitlos
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Ich sehe dich Im weißen Kleid Ähnlich dem von gestern Auf dunklem Haar Ein Sonnenhut Mit Seidenblumennestern Deine Haut im Sonnenschein Erstrahlt im Licht Von hellem Glanz Reflektionen glitzern silbern Auf des Staubes Trägem Tanz Schmetterlinge Schwirren unruhig Über Wellen leichter Luft Wilden Rosen An dem Bach’ Entweicht ein lieblich feiner Duft Auf den Lippen sanftes Lächeln Augen hinter Glänzend’ Glas An der Hand ein altes Armband Ringsherum blüht Grünes Gras Vögel singens Von den Bäumen Sommerliebe, herbstzeitlos Blühend wogen Tiefe Träume Worin sucht so mancher Trost So weile noch an Ort und Stelle Ich bei deiner Silhouett’ Verharre bis zur Flüchtigkeit Im Abendrot- Nachtviolett Und wenn du einst Zum Garten kehrst Dein Herz aus Sehnsucht oder Schmerz Dann setz’ dich zu mir Bleibe hier Wo ich einst saß Dicht neben dir
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Marc_Schuermann
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Der Geistermann
Ein totes Kind spukt durch Alexander Rossas Wohnung. Es zieht Stecker aus der Dose und kuschelt sich nachts an ihn. Doch er fürchtet sich nicht.
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meerisch
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Bedauern.
"Tut mir leid." "Ja, mir tut es auch leid." Das waren die letzten Worte, die wir gewechselt haben. Ich hätte noch so viel mehr zu sagen gehabt.
Mir tut es leid, dass du uns so schnell aufgegeben hast. Mir tut es leid, dass du nicht versucht hast, eine Lösung zu finden. Mir tut es leid, dass ich nicht die sein konnte, die du gesucht hast. Mir tut es leid, dass ich wie immer nicht gut genug war. Dass ich dir zu laut war. Dass es dir zu schnell ging, obwohl du als erstes gesagt hast. dass du dich verliebt hast. Mir tut es leid, dass ich dir nicht mal einen Anruf wert war. Mir tut es leid, dass du unserer Geschichte nur zwei Monate gegeben hast, bevor ich dir zu viel wurde. Ich habe das mit uns gesehen, wirklich gesehen. Natürlich ging es schnell. Aber ich verstehe nicht, wohin die ganzen Gefühle sind. Das „Hach, ach“, dass ich in jeder deiner Nachrichten las. Der Blick, den du mir schenktest, wenn du mein Haar aus dem Gesicht gestrichen hast. Wie stolz du meine Hand genommen hast, wenn wir draußen waren. An jeder roten Ampel denke ich an dich, versuche zu verstehen, wo wir falsch abgebogen sind. Wo ich anscheinend falsch abgebogen bin. Ich bin wütend. Ich bin traurig und verletzt und enttäuscht. Ich will nicht weinen, weil es so lächerlich ist, einer so kurzen Geschichte hinterher zu trauern. Aber ich habe einen Anfang gesehen. Ich glaube, dass ich dir gut getan hätte. Und du mir. Mir tut es leid, dass ich dich nicht mehr sehen kann um zu gucken, wohin es mit uns führen würde. Mir tut es leid, aber vor allem tut es mir weh. Tags: mimimi, Liebesaus, Trennung, Gejammer
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childofnature
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I own the pain
how can someone get an higher pitch of perception accept from this
some songs are get me there some times when i'm lonely with my opinion some tears some thoughts and I arrive I reach my soul it whisperes welcome and at least I want to stay its terrible souls were caught I here them crie "RUUUUUN and get out, don't let fall all your will" I see their faces their creepy pain runs out of their eyes but I don't mind how come? I'm one of them they're childs of me and my sisters but I'm quiet Just enjoy the look of my lifeless body to be empty is to be clean so pure and innocent beautiful its beautiful the only thing I feel is me my steady, born form my healthy and unabused spirit
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