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wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,090 | — Ich meynte, ich wollte in einem fort umher phantaſieren, und mein volles Herz in Kunſtwerken auslaſſen, — aber wie fremd und herbe kamen mir gleich die erſten Lehrjahre an! | — Ich meinte, ich wollte in einem fort umherphantasieren, und mein volles Herz in Kunstwerken auslassen, — aber wie fremd und herbe kamen mir gleich die ersten Lehrjahre an! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,091 | Wie war mir zu Muth, als ich hinter den Vorhang trat! | Wie war mir zumute, als ich hinter den Vorhang trat! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,092 | Daß alle Melodieen, (hatten ſie auch die heterogenſten und oft die wunderbarſten Empfindungen in mir erzeugt,) alle ſich nun auf einem einzigen, zwingenden mathematiſchen Geſetze gründeten! | Dass alle Melodien, (hatten sie auch die heterogensten und oft die wunderbarsten Empfindungen in mir erzeugt,) alle sich nun auf einem einzigen, zwingenden mathematischen Gesetze gründeten! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,093 | Daß ich, ſtatt frey zu fliegen, erſt lernen mußte, in dem unbehülflichen Gerüſt und Käfig der Kunſtgrammatik herum zu klettern! | Dass ich, statt frei zu fliegen, erst lernen musste, in dem unbehilflichen Gerüst und Käfig der Kunstgrammatik herumzuklettern! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,094 | Wie ich mich quälen mußte, erſt mit dem gemeinen Wiſſenſchaftlichen Maſchinen-Verſtande ein regelrechtes Ding heraus zu bringen, eh' ich dran denken konnte, mein Gefühl mit den Tönen zu handhaben! | Wie ich mich quälen musste, erst mit dem gemeinen Wissenschaftlichen Maschinenverstande ein regelrechtes Ding herauszubringen, ehe ich dran denken konnte, mein Gefühl mit den Tönen zu handhaben! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,095 | — Es war eine mühſelige Mechanik. | — Es war eine mühselige Mechanik. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,096 | — Doch wenn auch! | — Doch wenn auch! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,097 | ich hatte noch jugendliche Spannkraft, und hoffte und hoffte auf die herrliche Zukunft! | Ich hatte noch jugendliche Spannkraft, und hoffte und hoffte auf die herrliche Zukunft! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,098 | Und nun? | Und nun? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,099 | — | — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,100 | Die prächtige Zukunft iſt eine jämmerliche Gegenwart geworden. | Die prächtige Zukunft ist eine jämmerliche Gegenwart geworden. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,101 | « — | « — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,102 | »Was ich als Knabe in dem großen Concertſaal für glückliche Stunden genoß! | »Was ich als Knabe in dem großen Konzertsaal für glückliche Stunden genoss! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,103 | Wenn ich ſtill und unbemerkt im Winkel ſaß, und all' die Pracht und Herrlichkeit mich bezauberte, und ich ſo ſehnlich wünſchte, daß ſich doch einſt um meiner Werke willen dieſe Zuhörer verſammeln, ihr Gefühl mir hingeben möchten! | Wenn ich still und unbemerkt im Winkel saß, und alle die Pracht und Herrlichkeit mich bezauberte, und ich so sehnlich wünschte, dass sich doch einst um meiner Werke willen diese Zuhörer versammeln, ihr Gefühl mir hingeben möchten! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,104 | — Nun ſitz' ich gar oft in eben dieſem Saal, und führe auch meine Werke auf; aber es iſt mir wahrlich ſehr anders zu Muthe. | — Nun sitze ich gar oft in ebendiesem Saal, und führe auch meine Werke auf; aber es ist mir wahrlich sehr anders zumute. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,105 | — Daß ich mir einbilden konnte, dieſe in Gold und Seide ſtolzierende Zuhörerſchaft käme zuſammen, um ein Kunſtwerk zu genießen, um ihr Herz zu erwärmen, ihre Empfindung dem Künſtler darzubringen! | — Dass ich mir einbilden konnte, diese in Gold und Seide stolzierende Zuhörerschaft käme zusammen, um ein Kunstwerk zu genießen, um ihr Herz zu erwärmen, ihre Empfindung dem Künstler darzubringen! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,106 | Können doch dieſe Seelen ſelbſt in dem majeſtätiſchen Dom, am heiligſten Feyertage, indem alles Große und Schöne, was Kunſt und Religion nur hat, mit Gewalt auf ſie eindringt, können ſie dann nicht einmal erhitzt werden, und ſie ſollten's im Concertſaal? | Können doch diese Seelen selbst in dem majestätischen Dom, am heiligsten Feiertage, indem alles Große und Schöne, was Kunst und Religion nur hat, mit Gewalt auf sie eindringt, können sie dann nicht einmal erhitzt werden, und sie sollten es im Konzertsaal? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,107 | — Die Empfindung und der Sinn für Kunſt ſind aus der Mode gekommen und unanſtändig geworden; — bey einem Kunſtwerk zu empfinden, wäre grade eben ſo fremd und lächerlich, als in einer Geſellſchaft auf einmal in Verſen und Reimen zu reden, wenn man ſich ſonſt im ganzen Leben mit vernünftiger und gemein-verſtändlicher Proſa behilft. | — Die Empfindung und der Sinn für Kunst sind aus der Mode gekommen und unanständig geworden; — bei einem Kunstwerk zu empfinden, wäre gerade ebenso fremd und lächerlich, als in einer Gesellschaft auf einmal in Versen und Reimen zu reden, wenn man sich sonst im ganzen Leben mit vernünftiger und gemeinverständlicher Prosa behilft. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,108 | Und für dieſe Seelen arbeit' ich meinen Geiſt ab! | Und für diese Seelen arbeite ich meinen Geist ab! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,109 | Für dieſe erhitz' ich mich, es ſo zu machen, daß man dabey was ſoll empfinden können! | Für diese erhitz ich mich, es so zu machen, dass man dabei was soll empfinden können! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,110 | Das iſt die hohe Beſtimmung, wozu ich geboren zu ſeyn glaubte!« | Das ist die hohe Bestimmung, wozu ich geboren zu sein glaubte!« |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,111 | »Und wenn mich einmal irgend einer, der eine Art von halber Empfindung hat, loben will, und kritiſch rühmt, und mir kritiſche Fragen vorlegt, — ſo möcht' ich ihn immer bitten, daß er ſich doch nicht ſo viel Mühe geben möchte, das Empfinden aus den Büchern zu lernen. | »Und wenn mich einmal irgendeiner, der eine Art von halber Empfindung hat, loben will, und kritisch rühmt, und mir kritische Fragen vorlegt, — so möchte ich ihn immer bitten, dass er sich doch nicht soviel Mühe geben möchte, das Empfinden aus den Büchern zu lernen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,112 | Der Himmel weiß wie es iſt, — wenn ich eben eine Muſik, oder ſonſt irgend ein Kunſtwerk, das mich entzückt, genoſſen habe, und mein ganzes Weſen voll davon iſt, da möcht' ich mein Gefühl gern mit einem Striche auf eine Tafel hinmahlen, wenn's eine Farbe nur ausdrücken könnte. | Der Himmel weiß wie es ist, — wenn ich eben eine Musik, oder sonst irgendein Kunstwerk, das mich entzückt, genossen habe, und mein ganzes Wesen voll davon ist, da möchte ich mein Gefühl gern mit einem Striche auf eine Tafel hinmalen, wenn es eine Farbe nur ausdrücken könnte. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,113 | — Es iſt mir nicht möglich mit künſtlichen Worten zu rühmen, ich kann nichts kluges herausbringen. | — Es ist mir nicht möglich mit künstlichen Worten zu rühmen, ich kann nichts Kluges herausbringen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,114 | « — | « — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,115 | »Freilich iſt der Gedanke ein wenig tröſtend, daß vielleicht in irgend einem kleinen Winkel von Deutſchland, wohin dies oder jenes von meiner Hand, wenn auch lange nach meinem Tode, einmal hinkommt, ein oder der andre Menſch lebt, in den der Himmel eine ſolche Sympathie zu meiner Seele gelegt hat, daß er aus meinen Melodieen grade das herausfühlt, was ich beym Niederſchreiben empfand, und was ich ſo gern hineinlegen wollte. | »Freilich ist der Gedanke ein wenig tröstend, dass vielleicht in irgendeinem kleinen Winkel von Deutschland, wohin dies oder jenes von meiner Hand, wenn auch lange nach meinem Tode, einmal hinkommt, ein oder der andere Mensch lebt, in den der Himmel eine solche Sympathie zu meiner Seele gelegt hat, dass er aus meinen Melodien gerade das herausfühlt, was ich beim Niederschreiben empfand, und was ich so gern hineinlegen wollte. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,116 | Eine ſchöne Idee, womit man ſich eine Zeitlang wohl angenehm täuſchen kann!« — | Eine schöne Idee, womit man sich eine Zeitlang wohl angenehm täuschen kann!« — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,117 | »Allein das allerabſcheulichſte ſind noch alle die andern Verhältniſſe, worin der Künſtler eingeſtrickt wird. | »Allein das Allerabscheulichste sind noch alle die anderen Verhältnisse, worin der Künstler eingestrickt wird. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,118 | Von allen dem ekelhaften Neid und hämiſchen Weſen, von allen den widrig-kleinlichen Sitten und Begegnungen, von aller der Subordination der Kunſt unter den Willen des Hofes; — es widerſteht mir ein Wort davon zu reden, — es iſt alles ſo unwürdig und die menſchliche Seele ſo erniedrigend, daß ich nicht eine Sylbe davon über die Zunge bringen kann. | Von allen dem ekelhaften Neid und hämischen Wesen, von allen den widrig-kleinlichen Sitten und Begegnungen, von aller der Subordination der Kunst unter den Willen des Hofes; — es widersteht mir ein Wort davon zu reden, — es ist alles so unwürdig und die menschliche Seele so erniedrigend, dass ich nicht eine Silbe davon über die Zunge bringen kann. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,119 | Ein dreyfaches Unglück für die Muſik, daß bey dieſer Kunſt grade ſo eine Menge Hände nöthig ſind, damit das Werk nur exiſtirt! | Ein dreifaches Unglück für die Musik, dass bei dieser Kunst gerade so eine Menge Hände nötig sind, damit das Werk nur existiert! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,120 | Ich ſammle und erhebe meine ganze Seele, um ein großes Werk zu Stande zu bringen; — und hundert empfindungsloſe und leere Köpfe reden mit ein, und verlangen dieſes und jenes. | Ich sammle und erhebe meine ganze Seele, um ein großes Werk zustande zu bringen; — und hundert empfindungslose und leere Köpfe reden mit ein, und verlangen dieses und jenes. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,121 | « | « |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,122 | »Ich gedachte in meiner Jugend dem irdiſchen Jammer zu entfliehen, und bin nun erſt recht in den Schlamm hineingerathen. | »Ich gedachte in meiner Jugend dem irdischen Jammer zu entfliehen, und bin nun erst recht in den Schlamm hineingeraten. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,123 | Es iſt wohl leider gewiß; man kann mit aller Anſtrengung unſrer geiſtigen Fittige der Erde nicht entkommen; ſie zieht uns mit Gewalt zurück, und wir fallen wieder unter den gemeinſten Haufen der Menſchen. | Es ist wohl leider gewiss; man kann mit aller Anstrengung unserer geistigen Fittiche der Erde nicht entkommen; sie zieht uns mit Gewalt zurück, und wir fallen wieder unter den gemeinsten Haufen der Menschen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,124 | « — | « — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,125 | »Es ſind bedauernswürdige Künſtler, die ich um mich herum ſehe. | »Es sind bedauernswürdige Künstler, die ich um mich herum sehe. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,126 | Auch die edelſten ſo kleinlich, daß ſie ſich für Aufgeblaſenheit nicht zu laſſen wiſſen, wenn ihr Werk einmal ein allgemeines Lieblingsſtück geworden iſt. | Auch die edelsten so kleinlich, dass sie sich für Aufgeblasenheit nicht zu lassen wissen, wenn ihr Werk einmal ein allgemeines Lieblingsstück geworden ist. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,127 | — Lieber Himmel! | — Lieber Himmel! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,128 | ſind wir denn nicht die eine Hälfte unſers Verdienſtes der Göttlichkeit der Kunſt, der ewigen Harmonie der Natur, und die andre Hälfte dem gütigen Schöpfer, der uns dieſen Schatz anzuwenden Fähigkeit gab, ſchuldig? | sind wir denn nicht die eine Hälfte unseres Verdienstes der Göttlichkeit der Kunst, der ewigen Harmonie der Natur, und die andere Hälfte dem gütigen Schöpfer, der uns diesen Schatz anzuwenden Fähigkeit gab, schuldig? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,129 | Alle tauſendfältigen lieblichen Melodieen, welche die mannigfachſten Regungen in uns hervorbringen, ſind ſie nicht aus dem einzigen wundervollen Dreyklang entſproſſen, den die Natur von Ewigkeit her gegründet hat? | Alle tausendfältigen lieblichen Melodien, welche die mannigfachsten Regungen in uns hervorbringen, sind sie nicht aus dem einzigen wundervollen Dreiklang entsprossen, den die Natur von Ewigkeit her gegründet hat? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,130 | Die wehmuthsvollen, halb ſüßen und halb ſchmerzlichen Empfindungen, die die Muſik uns einftößt, wir wiſſen nicht wie, was ſind ſie denn anders, als die geheimnißvolle Wirkung des wechſelnden Dur und Moll? | Die wehmutsvollen, halb süßen und halb schmerzlichen Empfindungen, die die Musik uns einflößt, wir wissen nicht wie, was sind sie denn anders, als die geheimnisvolle Wirkung des wechselnden Dur und Moll? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,131 | Und müſſen wir's nicht dem Schöpfer danken, wenn er uns nun grade das Geſchick gegeben hat, dieſe Töne, denen von Anfang her eine Sympathie zur menſchlichen Seele verliehen iſt, ſo zuſammenzuſetzen, daß ſie das Herz rühren? | Und müssen wir es nicht dem Schöpfer danken, wenn er uns nun gerade das Geschick gegeben hat, diese Töne, denen von Anfang her eine Sympathie zur menschlichen Seele verliehen ist, so zusammenzusetzen, dass sie das Herz rühren? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,132 | — Wahrhaftig, die Kunſt iſt es, was man verehren muß, nicht den Künſtler; — der iſt nichts mehr als ein ſchwaches Werkzeug. | — Wahrhaftig, die Kunst ist es, was man verehren muss, nicht den Künstler; — der ist nichts mehr als ein schwaches Werkzeug. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,133 | « | « |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,134 | »Ihr ſeht, daß mein Eifer und meine Liebe für die Muſik nicht ſchwächer iſt als ſonſt. | »Ihr seht, dass mein Eifer und meine Liebe für die Musik nicht schwächer ist als sonst. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,135 | Nur eben darum bin ich ſo unglücklich in dieſem — — doch ich will's laſſen, und Euch mit der Beſchreibung von all' dem widrigen Weſen um mich herum, nicht verdrießlich machen. | Nur eben darum bin ich so unglücklich in diesem — — doch ich will es lassen, und Euch mit der Beschreibung von alledem widrigen Wesen um mich herum, nicht verdrießlich machen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,136 | Genug, ich lebe in einer ſehr unreinen Luft. | Genug, ich lebe in einer sehr unreinen Luft. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,137 | Wie weit idealiſcher lebte ich damals, da ich in unbefangener Jugend und ſtiller Einſamkeit die Kunſt noch bloß genoß; als itzt, da ich ſie im blendendſten Glanze der Welt, und von lauter ſeidenen Kleidern, lauter Sternen und Kreuzen, lauter kultivirten und geſchmackvollen Menſchen umgeben, ausübe! | Wie weit idealischer lebte ich damals, da ich in unbefangener Jugend und stiller Einsamkeit die Kunst noch bloß genoss; als jetzt, da ich sie im blendendsten Glanze der Welt, und von lauter seidenen Kleidern, lauter Sternen und Kreuzen, lauter kultivierten und geschmackvollen Menschen umgeben, ausübe! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,138 | — Was ich möchte? | — Was ich möchte? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,139 | — Ich möchte all' dieſe Kultur im Stiche laſſen, und mich zu den, ſimplen Schweizerhirten ins Gebirge hinflüchten, und ſeine Alpenlieder, wonach er überall das Heimweh bekömmt, mit ihm ſpielen. | — Ich möchte alle diese Kultur im Stiche lassen, und mich zu den, simplen Schweizerhirten ins Gebirge hinflüchten, und seine Alpenlieder, wonach er überall das Heimweh bekommt, mit ihm spielen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,140 | « — — — | « — — — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,141 | Aus dieſem fragmentariſch-geſchriebenen Briefe iſt der Zuſtand, worin Joſeph ſich in ſeiner Lage befand, zum Theil zu erſehen. | Aus diesem fragmentarisch Briefe ist der Zustand, worin Joseph sich in seiner Lage befand, zum Teil zu ersehen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,142 | Er fühlte ſich verlaſſen und einſam unter dem Geſumme ſo vieler unharmoniſchen Seelen um ihn her; — ſeine Kunſt ward tief entwürdigt dadurch, daß ſie auf keinen einzigen, ſo viel er wußte, einen lebhaften Eindruck machte, da ſie ihm doch nur dazu gemacht ſchien, das menſchliche Herz zu rühren. | Er fühlte sich verlassen und einsam unter dem Gesumme so vieler unharmonischen Seelen um ihn her; — seine Kunst wurde tief entwürdigt dadurch, dass sie auf keinen einzigen, soviel er wusste, einen lebhaften Eindruck machte, da sie ihm doch nur dazu gemacht schien, das menschliche Herz zu rühren. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,143 | In manchen trüben Stunden verzweifelte er ganz, und dachte: »Was iſt die Kunſt ſo ſeltſam und ſonderbar! | In manchen trüben Stunden verzweifelte er ganz, und dachte: »Was ist die Kunst so seltsam und sonderbar! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,144 | Hat ſie denn nur für mich allein ſo geheimnißvolle Kraft, und iſt für alle andre Menſchen nur Beluſtigung der Sinne und angenehmer Zeitvertreib? | Hat sie denn nur für mich allein so geheimnisvolle Kraft, und ist für alle andere Menschen nur Belustigung der Sinne und angenehmer Zeitvertreib? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,145 | Was iſt ſie denn wirklich und in der That, wenn ſie für alle Menſchen Nichts iſt, und für mich allein nur Etwas? | Was ist sie denn wirklich und in der Tat, wenn sie für alle Menschen nichts ist, und für mich allein nur Etwas? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,146 | Iſt es nicht die unglückſeligſte Idee, dieſe Kunſt zu ſeinem ganzen Zweck und Hauptgeſchäft zu machen, und ſich von ihren großen Wirkungen auf die menſchlichen Gemüther tauſend ſchöne Dinge einzubilden? | Ist es nicht die unglückseligste Idee, diese Kunst zu seinem ganzen Zweck und Hauptgeschäft zu machen, und sich von ihren großen Wirkungen auf die menschlichen Gemüter tausend schöne Dinge einzubilden? |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,147 | von dieſer Kunſt, die im wirklichen irdiſchen Leben keine andre Rolle ſpielt, als Kartenſpiel oder jeder andre Zeitvertreib?« | von dieser Kunst, die im wirklichen irdischen Leben keine andere Rolle spielt, als Kartenspiel oder jeder andere Zeitvertreib?« |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,148 | Wenn er auf ſolche Gedanken kam, ſo dünkte er ſich der größte Phantaſt geweſen zu ſeyn, daß er ſo ſehr geſtrebt hatte, ein ausübender Künſtler für die Welt zu werden. | Wenn er auf solche Gedanken kam, so dünkte er sich der größte Phantast gewesen zu sein, dass er so sehr gestrebt hatte, ein ausübender Künstler für die Welt zu werden. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,149 | Er gerieth auf die Idee, ein Künſtler müſſe nur für ſich allein, zu ſeiner eignen Herzenserhebung, und für einen oder ein paar Menſchen, die ihn verſtehen, Künſtler ſeyn. | Er geriet auf die Idee, ein Künstler müsse nur für sich allein, zu seiner eigenen Herzenserhebung, und für einen oder ein paar Menschen, die ihn verstehen, Künstler sein. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,150 | Und ich kann dieſe Idee nicht ganz unrecht nennen. | Und ich kann diese Idee nicht ganz Unrecht nennen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,151 | — | — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,152 | Aber ich will das Übrige von meines Joſephs Leben kurz zuſammen faſſen, denn die Erinnerungen daran werden mir ſehr traurig. | Aber ich will das Übrige von meines Josephs Leben kurz zusammenfassen, denn die Erinnerungen daran werden mir sehr traurig. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,153 | Mehrere Jahre lebte er als Kapellmeiſter ſo fort, und ſeine Mißmüthigkeit, und das unbehagliche Bewußtſeyn, daß er mit allem ſeinen tiefen Gefühl und ſeinem innigen Kunſtſinn für die Welt nichts nütze, und weit weniger wirkſam ſey, als jeder Handwerksmann, — nahm immer mehr zu. | Mehrere Jahre lebte er als Kapellmeister so fort, und seine Missmutigkeit, und das unbehagliche Bewusstsein, dass er mit allem seinen tiefen Gefühl und seinem innigen Kunstsinn für die Welt nichts nütze, und weit weniger wirksam sei, als jeder Handwerksmann, — nahm immer mehr zu. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,154 | Oft dachte er mit Wehmuth an den reinen, idealiſchen Enthuſiasmus ſeiner Knabenzeit zurück, und daneben an ſeinen Vater, wie er ſich Mühe gegeben hatte, ihn zu einem Arzte zu erziehen, daß er das Elend der Menſchen mindern, Unglückliche heilen, und ſo der Welt nützen ſollte. | Oft dachte er mit Wehmut an den reinen, idealischen Enthusiasmus seiner Knabenzeit zurück, und daneben an seinen Vater, wie er sich Mühe gegeben hatte, ihn zu einem Arzte zu erziehen, dass er das Elend der Menschen mindern, Unglückliche heilen, und so der Welt nützen sollte. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,155 | Vielleicht wär's beſſer geweſen! | Vielleicht wäre es besser gewesen! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,156 | dachte er in manchen Stunden. | dachte er in manchen Stunden. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,157 | Sein Vater war indeß bey ſeinem Alter ſehr ſchwach geworden. | Sein Vater war indes bei seinem Alter sehr schwach geworden. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,158 | Joſeph ſchrieb immer ſeiner älteſten Schweſter, und ſchickte ihr zum Unterhalt für den Vater. | Joseph schrieb immer seiner ältesten Schwester, und schickte ihr zum Unterhalt für den Vater. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,159 | Ihn ſelber zu beſuchen konnte er nicht übers Herz bringen; er fühlte, daß es ihm unmöglich war. | Ihn selber zu besuchen konnte er nicht übers Herz bringen; er fühlte, dass es ihm unmöglich war. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,160 | Er ward trübſinniger; — ſein Leben neigte ſich hinunter. | Er wurde trübsinniger; — sein Leben neigte sich hinunter. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,161 | Einſt hatte er eine neue ſchöne Muſik von ſeiner Hand im Concertſaal aufgeführt: es ſchien das erſtemal, daß er auf die Herzen der Zuhörer etwas gewirkt hatte. | Einst hatte er eine neue schöne Musik von seiner Hand im Konzertsaal aufgeführt: Es schien das erste Mal, dass er auf die Herzen der Zuhörer etwas gewirkt hatte. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,162 | Ein allgemeines Erſtaunen, ein ſtiller Beyfall, welcher weit ſchöner, als ein lauter iſt, erfreute ihn mit der Idee, daß er vielleicht diesmal ſeine Kunſt würdig ausgeübt hätte; er faßte wieder Muth zu neuer Arbeit. | Ein allgemeines Erstaunen, ein stiller Beifall, welcher weit schöner, als ein lauter ist, erfreute ihn mit der Idee, dass er vielleicht diesmal seine Kunst würdig ausgeübt hätte; er fasste wieder Mut zu neuer Arbeit. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,163 | Als er hinaus auf die Straße kam, ſchlich ein ſehr armſelig gekleidetes Mädchen an ihn heran, und wollte ihn ſprechen. | Als er hinaus auf die Straße kam, schlich ein sehr armselig gekleidetes Mädchen an ihn heran, und wollte ihn sprechen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,164 | Er wußte nicht, was er ſagen ſollte; er ſah ſie an, — Gott! | Er wusste nicht, was er sagen sollte; er sah sie an, — Gott! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,165 | rief er: — es war ſeine jüngſte Schweſter im elendeſten Aufzuge. | rief er: — es war seine jüngste Schwester im elendesten Aufzug. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,166 | Sie war von Hauſe zu Fuß hergelaufen, um ihm die Nachricht zu bringen, daß ſein Vater todtkrank niederliege, und ihn vor ſeinem Ende ſehr dringend noch einmal zu ſprechen verlange. | Sie war von Hause zu Fuß hergelaufen, um ihm die Nachricht zu bringen, dass sein Vater todkrank niederliege, und ihn vor seinem Ende sehr dringend noch einmal zu sprechen verlange. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,167 | Da war wieder aller Geſang in ſeinem Buſen zerriſſen; in dumpfer Betäubung machte er ſich fertig, und reiſte eilig nach ſeiner Vaterſtadt. | Da war wieder aller Gesang in seinem Busen zerrissen; in dumpfer Betäubung machte er sich fertig, und reiste eilig nach seiner Vaterstadt. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,168 | Die Scenen, die am Todbette ſeines Vaters vorfielen, will ich nicht ſchildern. | Die Szenen, die am Todbette seines Vaters vorfielen, will ich nicht schildern. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,169 | Man glaube nicht, daß es zu weitläuftigen und wehmüthigen gegenſeitigen Erörterungen kam; ſie verſtanden ſich ohne viele Worte ſehr inniglich; — wie denn darin überhaupt die Natur unſerer recht zu ſpotten ſcheinet, daß die Menſchen ſich erſt in ſolchen kritiſchen letzten Augenblicken recht verſtehen. | Man glaube nicht, dass es zu weitläufigen und wehmütigen gegenseitigen Erörterungen kam; sie verstanden sich ohne viele Worte sehr inniglich; — wie denn darin überhaupt die Natur unserer recht zu spotten scheinet, dass die Menschen sich erst in solchen kritischen letzten Augenblicken recht verstehen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,170 | Dennoch ward Joſeph von Allem bis ins Innerſte zerriſſen. | Dennoch wurde Joseph von allem bis ins Innerste zerrissen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,171 | Seine Geſchwiſter waren im betrübteſten Zuſtande; zwey davon hatten ſchlecht gelebt, und waren entlaufen; die älteſte, der er immer Geld ſchickte, hatte das meiſte verthan, und den Vater darben laſſen; dieſen ſah er endlich vor ſeinen Augen elendiglich ſterben: — ach! | Seine Geschwister waren im betrübtesten Zustande; zwei davon hatten schlecht gelebt, und waren entlaufen; die älteste, der er immer Geld schickte, hatte das meiste vertan, und den Vater darben lassen; diesen sah er endlich vor seinen Augen elendiglich sterben: — ach! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,172 | es war entſetzlich, wie ſein armes Herz durch und durch verwundet und zerſtochen ward. | es war entsetzlich, wie sein armes Herz durch und durch verwundet und zerstochen wurde. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,173 | Er ſorgte für ſeine Geſchwiſter ſo gut er konnte, und kehrte zurück, weil ihn Geſchäfte abriefen. | Er sorgte für seine Geschwister so gut er konnte, und kehrte zurück, weil ihn Geschäfte abriefen. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,174 | Er ſollte zu dem bevorſtehenden Oſterfeſt eine neue Paſſionsmuſik machen, auf welche ſeine neidiſchen Nebenbuhler ſehr begierig waren. | Er sollte zu dem bevorstehenden Osterfest eine neue Passionsmusik machen, auf welche seine neidischen Nebenbuhler sehr begierig waren. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,175 | Helle Ströhme von Thränen brachen ihm aber hervor, ſo oft er ſich zur Arbeit niederſetzen wollte; er konnte ſich vor ſeinem zerriſſenen Herzen nicht erretten. | Helle Ströme von Tränen brachen ihm aber hervor, sooft er sich zur Arbeit niedersetzen wollte; er konnte sich vor seinem zerrissenen Herzen nicht erretten. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,176 | Er lag tief daniedergedrückt und vergraben unter den | Er lag tief niedergedrückt und vergraben unter den |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,177 | Schlacken dieſer Erde. | Schlacken dieser Erde. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,178 | Endlich riß er ſich mit Gewalt auf, und ſtreckte mit dem heißeſten Verlangen die Arme zum Himmel empor; er füllte ſeinen Geiſt mit der höchſten Poeſie, mit lautem, jauchzendem Geſange an, und ſchrieb in einer wunderbaren Begeiſterung, aber immer unter heftigen Ge-lb xml: id ="x6782"/> müthsbewegungen, eine Paſſionsmuſik nieder, die mit ihren durchdringenden, und alle Schmerzen des Leidens in ſich faſſenden Melodieen, ewig ein Meiſterſtück bleiben wird. | Endlich riss er sich mit Gewalt auf, und streckte mit dem heißesten Verlangen die Arme zum Himmel empor; er füllte seinen Geist mit der höchsten Poesie, mit lautem, jauchzendem Gesange an, und schrieb in einer wunderbaren Begeisterung, aber immer unter heftigen Ge-lb xml: id ="x6782"/> müthsbewegungen, eine Passionsmusik nieder, die mit ihren durchdringenden, und alle Schmerzen des Leidens in sich fassenden Melodien, ewig ein Meisterstück bleiben wird. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,179 | Seine Seele war wie ein Kranker, der in einem wunderbaren Paroxismus größere Stärke als ein Geſunder zeigt. | Seine Seele war wie ein Kranker, der in einem wunderbaren Paroxysmus größere Stärke als ein Gesunder zeigt. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,180 | Aber nachdem er das Oratorium am heiligen Tage im Dom mit der heftigſten Anſpannung und Erhitzung aufgeführt hatte, fühlte er ſich ganz matt und erſchlafft. | Aber nachdem er das Oratorium am heiligen Tage im Dom mit der heftigsten Anspannung und Erhitzung aufgeführt hatte, fühlte er sich ganz matt und erschlafft. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,181 | Eine Nervenſchwäche befiel, gleich einem böſen Thau, alle ſeine Fibern; — er kränkelte eine Zeitlang hin, und ſtarb nicht lange darauf, in der Blüthe ſeiner Jahre. | Eine Nervenschwäche befiel, gleich einem bösen Tau, alle seine Fibern; — er kränkelte eine Zeitlang hin, und starb nicht lange darauf, in der Blüte seiner Jahre. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,182 | — — | — — |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,183 | Manche Thräne hab' ich ihm geſchenkt, und es iſt mir ſeltſam zu Muth, wenn ich ſein Leben überſehe. | Manche Träne habe ich ihm geschenkt, und es ist mir seltsam zumute, wenn ich sein Leben übersehe. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,184 | Warum wollte der Himmel, daß ſein ganzes Leben hindurch der Kampf zwiſchen ſeinem ätheriſchen Enthuſiasmus und dem niedrigen Elend dieſer Erde, ihn ſo unglücklich machen, und endlich ſein doppeltes Weſen von Geiſt und Leib ganz von einanderreißen ſollte! | Warum wollte der Himmel, dass sein ganzes Leben hindurch der Kampf zwischen seinem ätherischen Enthusiasmus und dem niedrigen Elend dieser Erde, ihn so unglücklich machen, und endlich sein doppeltes Wesen von Geist und Leib ganz voneinanderreißen sollte! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,185 | Wir begreifen die Wege des Himmels nicht. | Wir begreifen die Wege des Himmels nicht. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,186 | — Aber laßt uns wiederum die Mannigfaltigkeit der erhabenen Geiſter bewundern, welche der Himmel zum Dienſte der Kunſt auf die Welt geſetzt hat. | — Aber lasst uns wiederum die Mannigfaltigkeit der erhabenen Geister bewundern, welche der Himmel zum Dienste der Kunst auf die Welt gesetzt hat. |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,187 | Ein Raphael brachte in aller Unſchuld und Unbefangenheit die allergeiſtreichſten Werke hervor, worin wir den ganzen Himmel ſehn; — ein Guido Reni, der ein ſo wildes Spielerleben führte, ſchuf die ſanfteſten und heiligſten Bilder; — ein Albrecht Dürer, ein ſchlichter nürnbergiſcher Bürgersmann, verfertigte in eben der Zelle, worin ſein böſes Weib täglich mit ihm zankte, mit ämſigem mechaniſchem Fleiße, gar ſeelenvolle Kunſtwerke; — und Joſeph, in deſſen harmoniſchen Werken ſo geheimnißvolle Schönheit liegt, war verſchieden von dieſen allen! | Ein Raphael brachte in aller Unschuld und Unbefangenheit die allergeistreichsten Werke hervor, worin wir den ganzen Himmel sehen; — ein Guido Reni, der ein so wildes Spielerleben führte, schuf die sanftesten und heiligsten Bilder; — ein Albrecht Dürer, ein schlichter Nürnberger Bürgersmann, verfertigte in eben der Zelle, worin sein böses Weib täglich mit ihm zankte, mit emsigem mechanischem Fleiße, gar seelenvolle Kunstwerke; — und Joseph, in dessen harmonischen Werken so geheimnisvolle Schönheit liegt, war verschieden von diesen allen! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,188 | Ach! | Ach! |
wackenroder_herzensergiessungen_1797 | 1,189 | daß eben ſeine hohe Phantaſie es ſeyn mußte, die ihn aufrieb? | dass eben seine hohe Phantasie es sein musste, die ihn aufrieb? |